Spielwiese von Hupfdohle (Wie groß das Herz eines Menschen ist, erkennen wir daran, wie er mit Tieren umgeht.) ================================================================================ Kapitel 1: I ------------ Ein Schnaufen erklang durch den sterilen Raum. Der junge Mann ließ seinen Gegner nicht aus den Augen. Mit einem eleganten Sprung nach vorn versuchte der Grünhaarige seinen Gegner zu ergreifen, jedoch bekam er einen Schlag gegen die Stirn. Knurrend richtete sich Zorro auf und fixierte sein Gegenüber. Es war so klein und niedlich und doch der Teufel in Person. Diesmal stieß er einen Kampfschrei aus, bevor er sich auf das kleine Fellbüschel warf. Das kleine Tier erstarrte vor Schreck und wurde von zwei großen Händen gepackt. „Hab ich dich!“ Triumphierend hob der Mann das kleine schwarze Kaninchen hoch und setzte es vorsichtig auf den Behandlungstisch. Er würde es vor seinen Freunden nicht an die große Glocke hängen, aber die Arbeit mit den Tieren ließ sein Herz aufgehen – zumindest, wenn es nicht ums Krallen schneiden ging. Angestrengt versuchte Zorro, das kleine Kaninchen mit einer Hand festzuhalten, während er mit der anderen die Krallen schnitt. Zwei von vier Pfoten hatte er bereits bearbeitet, als das Telefon vorn an der Rezeption klingelte. Seine Kollegen waren beschäftigt oder nicht im Dienst. Er war also der Einzige, der den Anruf entgegennehmen konnte. Seufzend schaute der Mann auf das Kaninchen herab und nahm es wieder auf seinen Arm. Er marschierte in den Eingangsbereich zur Empfangstheke, setzte Karlchen auf den Tresen und stülpte ihm kurzerhand ein Körbchen aus Rattan über. Danach widmete er sich dem Anruf. „Tierheim Spielwiese, was kann ich für Sie tun?“ Statt einer Antwort erntete er nur das Kichern einer Frau. „Pffft!“ Stirnrunzelnd blickte er auf den Telefonhörer hinab. Normalerweise riefen viele Frauen hier an und wollten ständig mit ihm reden. Daher nannte er schon gar nicht mehr seinen Namen bei der Begrüßung. Aber so einen Anruf hatte er noch nicht gehabt. Das Lachen verklang so langsam und Zorro erwachte aus seinen Gedanken. „Ich bin nicht zum Scherzen aufgelegt. Wenn es keinen triftigen Grund für diesen Anruf gibt, würde ich mich gern wieder meiner Arbeit widmen.“ Er hörte ein Räuspern. „Tschuldigung, aber das war gerade zu lustig. Ich habe lediglich angerufen, weil die Tür hier zugeschlossen ist, obwohl das Tierheim gerade für Besucher geöffnet haben sollte.“ Zorro starrte irritiert auf das Telefon und konnte den Inhalt der Sätze einfach nicht nachvollziehen, bis sich die Frau noch einmal lautstark meldete. „Meine Güte, ich stehe vor der Tür!“ Erst als ein Klopfen an der Eingangstür ertönte, ließ der Mann seinen Blick schweifen und entdeckte eine Orangehaarige davor, welche mit ihrem Handy wedelte. Auf den ersten Blick wirkte sie lässig. Sie trug Boots, eine Jeansshorts und einen dünnen, weißen Oversize-Pullover. Ihre orangenen, schulterlangen Haare wirkten etwas verstrubbelt, als wäre sie eben erst aufgestanden. Dieses Gesicht schien ihm irgendwie bekannt vorzukommen, aber ihm wollte nicht einfallen, wo er sie schon mal gesehen hatte. Erst das freche Grinsen auf ihren Lippen und der Schalk in ihren Augen ließen ihn aus seinen Gedanken schrecken. Diese Frau ging ihm schon jetzt auf den Zeiger. Knurrend drückte er den Anruf weg, versicherte sich, dass Karlchen nach wie vor unter dem Korb saß und marschierte zur Tür. Der Grünhaarige malmte mit seinen Zähnen und schloss widerwillig die Tür auf. Den Kundenkontakt trat er meist an andere ab, da sich zu oft Frauen an seinen Hals warfen und ihn von der Arbeit abhielten. Aber Franky war weit und breit nicht zu sehen und einen schlechten Eindruck wollte er dem Tierheim zuliebe nicht hinterlassen. „Na endlich. Danke auch.“ Schon diese vier Worte ließen Falten auf die Stirn des jungen Mannes treten. Er musste Ruhe bewahren, sicher würde sie gleich wieder gehen. „Jederzeit wieder. Was führt Sie hierher?“ Mit einem höchst aufgesetzten Lächeln betrachtete er die Frau vor sich und gab sich keine Mühe, seinen Missmut ihr gegenüber zu verbergen. Mit gehobenen Augenbrauen blickte Nami einmal durch den Laden und blieb an dem Mann vor sich hängen. „Sehe ich so alt aus, als müsste ich gesiezt werden?“ Es war keine wirkliche Frage, denn die Frau sprach direkt weiter. „Bevor ich mein Anliegen schildere, sollte ich dir wahrscheinlich erst mal helfen.“ Zorro wollte sich über ihre Aussage schon lustig machen, denn sie sah nicht danach aus, als würde sie sich die Finger schmutzig machen, aber eine Bewegung in seinem Augenwinkel ließ ihn sofort innehalten. Der Rattenkorb kullerte über den Boden vor der Rezeption. Ein Fellbüschel flitzte in hoher Geschwindigkeit auf die beiden zu. Dem Grünhaarigen brach direkt der Schweiß aus, Karlchen durfte nicht ausbüxen! Mit einem nicht so eleganten Hechtsprung warf er sich auf den kleinen, welcher das scheinbar schon kommen sah und mit einem Haken geschickt auswich. Zorro drehte sich am Boden und blickte flehend zu der Frau. „Schnell, schließ die verdammte Tür! Er darf nicht entwischen!“ Die Orangehaarige fand das Schauspiel nach wie vor der amüsant, aber der ernste Blick, der ihr zugeworfen wurde, ließ sie schnell handeln. Statt die Tür zu schließen, schnappte sie im passenden Moment nach dem Hasen. Ihre Hand griff das Fell im Genick und Karlchen saß im Nu auf ihrem Arm. Zorro atmete geschafft seine angehaltene Luft aus und ließ sich auf den Boden sinken. „Puh.. das war knapp. Wieso hast du die Tür nicht geschlossen -“ Er wusste ihren Namen nicht, doch sie verstand den Wink. „Nami. Gern geschehen. Der Hase wäre doch umgedreht, wenn ich seinen Fluchtweg verschlossen hätte.“ Die Frau vor ihm hatte scheinbar mehr Geschick als er ihr anfangs zutraute. Ihr Name sagte ihm nichts, daher verwarf er den Gedanken sie zu kennen schnell wieder. Er rappelte sich auf und wies sie wortlos an, ihm in den angrenzenden Raum zu folgen. Der Grünhaarige schnappte sich die Krallenschere und bearbeitete still die letzten zwei fehlenden Pfoten von Karlchen, während Nami ihn festhielt. Bevor er die letzte Kralle zu fassen bekam, drehte sich das Kaninchen weg und streckte sich zu der Schulter der Orangehaarigen hoch. Zorro trat hinter sie und zückte die Schere. Dabei stieg ihm ein angenehm frischer Zitrusduft in die Nase. Als sie so dicht beieinander standen, sagte keiner ein Wort. Erst Zorros „Geschafft“ brachte wieder Leben in die beiden. „Komm, wir bringen Karlchen zurück und dann hoffe ich, dass ich dir weiterhelfen kann.“ Da sie ihm aus dieser brenzligen Situation geholfen hatte, wollte er sich nun doch dankbar zeigen. Nami setzte das Kaninchen in das großräumige Innengehege, welches auch einen Ausgang nach draußen aufwies. Zufrieden betrachtete die junge Frau die Hasen und den Käfig, bis sie der Mann hinter ihr aus den Gedanken riss. „So. Und nun zu dir.“ Erschrocken wandte sich Nami schnell um und stolperte einen Schritt zurück, als sie den Grünhaarigen so nah hinter sich wahrnahm. „Vorsicht!“ Zorro griff nach ihrer Taille, da sie sonst in den Käfig gestürzt wäre, ließ sie aber direkt danach wieder los und gewann etwas Abstand. Sein Herz stolperte etwas und er kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Verlegen räusperte sich Nami. „Ja also – ähm danke. Ich möchte gern eine Katze adoptieren.“ Dankbar, dass Zorro eine Ablenkung bekam, ging er direkt darauf ein. Tierübergaben hatte er bereits gemacht, das war ein sicheres Pflaster. „Alles klar, dann komm mal mit ins Katzenhaus.“ Die Orangehaarige folgte ihm still und atmete tief durch. Eine Tür wurde geöffnet und schon standen die beiden in einem Raum voller kleiner Kitten. „Schau dich ruhig um. Die meisten sind bereits vermittelbar. Die Standardimpfungen wurden schon gemacht.“ Nami machte keine Anstalten, auf die Katzen zuzugehen. Normalerweise waren die Frauen ganz entzückt von den Babykatzen. „Stimmt was nicht? Hattest du schon mal eine Katze als Haustier?“ Die Angesprochene wandte sich um. „Naja, ich suche nicht nach einer jungen Katze. Und nein, ich hatte bisher kein Tier zuhause.“ Stirnrunzelnd betrachtete der Tierheimmitarbeiter sie und wies auf eine weitere Tür. Im angrenzenden Raum hielten sich die älteren Katzen auf und schon hellte sich das Gesicht Namis auf. Zielstrebig visierte sie einen älteren, weißen Kater an. Zorro ging ihr rasch nach und grinste. „Bei dem hast du keine Chance. Er mag nur mi-“ Das letzte Wort blieb ihm im Halse stecken, als er sah, wie sein eigens ernannter Kumpel aufsprang und nicht, wie erwartet zu ihm, sondern zu dieser Tussi lief. Zorros Blick verfinsterte sich. Ja, diese Frau hatte ihm vorhin sehr geholfen, aber das hier ging eindeutig zu weit. Nami ging in die Hocke und streichelte den weißen Kater vor sich ausgiebig. Er schnurrte und warf sich ihr direkt vor die Füße. Schmunzelnd strich sie ihm genießerisch durchs Fell und kraulte ihn unter seinem Kinn. Es bedurfte nur drei Wörter ihrerseits und Zorros Sicherungen brannten durch. „Den nehme ich.“ Harsch griff er an ihr vorbei zu dem Kater und nahm ihn auf den Arm. „Tut mir leid, Henry steht nicht zur Vermittlung frei.“ Mit verkniffenem Gesichtsausdruck erhob sich Nami und betrachtete ihr Gegenüber. „Und wieso? Auf der Website war er nicht auf der Liste.“ Diese Frau überraschte ihn immer wieder aufs Neue. Sie war scheinbar mit allen Wassern gewaschen. „Henry bedarf einiger Medikamente, er ist auf einem Auge bereits blind. In nicht allzu naher Zukunft kann er auch auf dem anderen Auge erblinden. Man braucht also einen erfahrenen Besitzer.“ Die Orangehaarige stemmte ihre Hände in die Hüfte. Innerlich war sie wütend. Dieser Kerl gab ihr das Gefühl, als würde er sie unterschätzen. Aber sie roch den Braten förmlich. Er war auf der Hut. Sie musste einen Weg finden, um ihn von ihren Qualitäten zu überzeugen. Sie rief sich mental zur Ruhe und ging einen Schritt auf ihn zu. Ihr Blick war auf Henry gerichtet und wieder strich sie ihm scheinbar vertraut über den Kopf. „Gut, dann werde ich dich überzeugen. Gib mir Aufgaben, welche dich überzeugen, dass ich den Anforderungen Henrys gewachsen bin.“ Ein arrogantes Lächeln schlich sich auf Zorros Lippen. Er hatte noch jede Menge unliebsame Aufgaben zu tun. Hier konnte er gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Nami würde niemals alle dieser Aufgaben zu seiner Zufriedenheit erledigen können, denn das bedurfte wirklich einer enormen Erfahrung. Er setzte Henry auf den Boden ab und wies der Orangehaarigen stumm an, ihm zu folgen. Der jungen Frau entging sein gehässiges Lächeln nicht, aber es interessierte sie nicht. Denn schließlich war er nicht der Einzige, der ein Spielchen spielte. Kapitel 2: II ------------- Der Tierheimmitarbeiter schritt in den Behandlungsraum, in welchem sie vorhin Karlchens Krallen geschnitten hatten. „Ich hole schnell Bruno. Bleib du hier.“ Der Grünhaarige konnte sein schadenfrohes Grinsen nicht verbergen und schritt schnell aus dem Raum Richtung Hundezwinger. Die Frau schaute sich im Raum um und verschaffte sich einen Überblick. Die Ärmel ihres Pullovers krempelte sie hoch und holte einen Haargummi hervor. Sie band sich einen hohen Zopf, nur wenige Strähnen fielen ihr ins Gesicht. Unter dem Behandlungstisch fand sie eine Packung Einweghandschuhe und sie zog sich ein paar heraus. Zorros Grinsen ließ sie nur erahnen, was auf sie zukam, aber für diesen Kater würde sie einiges auf sich nehmen. Kurz darauf ging die Tür auf und der grünhaarige Mann kam mit einem großen, massigen Hund wieder, welcher sich direkt losriss und auf die junge Frau zustürmte. Statt wie erwartet loszukreischen, hielt sie ihm wortlos die Handfläche vor die Schnauze, worauf er sich gemütlich hinsetzte und abwartete. Mit einer Gelassenheit ließ sich Nami vor ihm nieder und hielt ihm die Hand zum Schnuppern hin. Nur mit Mühe konnte sie ein Prusten unterdrücken, da Zorros Gesichtsausdruck einmalig war. Der Mann hatte den Mund geöffnet und starrte sprachlos zu den beiden hin. Er hatte sich so schön ausgemalt, wie sie vor Bruno wegrannte und Angst hatte, aber er kam nicht umhin, etwas Bewunderung für sie zu empfinden. Zorro selbst hatte sich bei der ersten Begegnung mit Bruno zurückgehalten und fand sein sabberndes Erscheinungsbild nicht unbedingt zuträglich. „Da hast du mit dem Mastiff eine gute Wahl getroffen, aber er schreckt mich leider nicht ab. Her mit der Aufgabe!“ Nami erhob sich und warf Zorro einen herausfordernden Blick zu. Verdammt. Wütend ballte er seine Hände zu Fäusten. Sie hatte direkt ins Schwarze getroffen. Er rief sich zur Besinnung und trat an den Tisch heran. Mit einem kleinen Kraftakt half er Bruno darauf und wies Nami an, eine Zahnbürste aus der Schublade unter dem Behandlungstisch hervorzuholen. Selbstsicher griff sie sich erst ein Tuch und hielt Brunos Maul fest, um den ständig fließenden Speichelfluss etwas zu entfernen. Danach nahm sich die Orangehaarige eine Bürste und putzte souverän nach Anleitung das Gebiss des Hundes. Nami wusste um die Blähungen der Rasse und verzog unter Aufbringung all ihrer Selbstbeherrschung keine Miene, als sich der straffe Geruch vom Hinterteil des Mastiffs ausbreitete. Würde Zorro hier nicht um die Ehre seines Katers kämpfen, hätte er sie bereits jetzt nach einem Date gefragt. Scheinbar unbeirrt brach die Frau die Stille, während sie konzentriert weiterputzte. „Und du arbeitest richtig fest hier?“ Aus seinen Gedanken gerissen, benötigte der Angesprochene drei Sekunden, bis er die an ihm gerichtete Frage erfasste. Er räusperte sich und ließ Bruno weiterhin nicht aus den Augen. „Ich studiere Sports Engineering und bin hier seit vier Monaten als Aushilfe angestellt. Aber wenn ich keine Vorlesungen oder Training habe, bin ich eigentlich hier anzufinden. Der Job war reiner Zufall, aber die Tiere haben es mir unerwartet angetan.“ Lächelnd strich Zorro dabei gedankenverloren über den Kopf des Hundes. Nami hielt in ihrer Arbeit inne und starrte den Grünhaarigen neben sich an. War ihm bewusst, wie anziehend er gerade wirkte? Ihr Herz schlug einen Takt schneller, als sich ihre Blicke trafen und Zorros Wangen sich röteten. Schnell drehte er sich um. „Gut, ich denke, die Zähne sind sauber. Ich bringe Bruno zurück und du kannst inzwischen den Tisch säubern.“ Zorro hatte das Gefühl, dass er ihr nicht die einzelnen Arbeitsschritte dafür erklären musste. Er wusste nur, dass er schnell Abstand gewinnen musste, um seine Beherrschung wiederzuerlangen. Nami hatte gerade ihre Säuberung beendet, als die Tür erneut aufging. „Das ist Strubbel.“ Zynisch bedachte die Frau ihn mit einem Blick. „Lustig. Der Name passt ja überhaupt nicht.“ Neben Zorro stand ein kleiner, heller Havaneser mit verstrubbeltem Fell. Schon von weitem waren Verfilzungen erkennbar und die Orangehaarige kam nicht umhin, dem Mann vor sich einen vorwurfsvollen Blick zuzuwerfen. Dieser hob direkt seine Hände. „Schau nicht so. Ich habe ihn gestern erst gekämmt. Keine Ahnung, wie der das immer hin bekommt. Die Bürsten sind im Korb auf der Ablage drüben.“ Die Orangehaarige machte keine Anstalten, die genannten Gegenstände zu holen und Zorro holte die Hoffnung ein, dass diese Aufgabe doch zu aufwendig für sie war. Aber sie überraschte ihn wieder. „Ich glaube, hier ist ein Bad angebrachter.“ Mit offenen Mund starrte der Grünhaarige auf den Hund. Er hasste es, diesen zu waschen, aber vielleicht würde es zu zweit besser klappen. Der Vorschlag war definitiv berechtigt und er fragte sich wieder, woher die Frau ständig das richtige Händchen im Umgang mit den Tieren hatte. Zorro nahm Strubbel am Halsband und ging voraus in das Bad. Strubbel tänzelte bereits aufgeregt vor der Wanne hin und her, während Nami das Wasser einließ und sich das Angebot an Hygieneartikel besah. „Ist Strubbel das Baden gewöhnt?“ Der Mann hustete etwas, um sein Prusten zu unterdrücken. „Sagen wir es so, auch das ist eine unliebsame Aufgabe der Mitarbeiter. Strubbel ist erst seit drei Wochen bei uns und hat arge Probleme, sich in der Wanne zu benehmen.“ Unschuldig zuckte er mit den Schultern und begab sich zu der Wanne, um den Havaneser hineinzuheben. Beide knieten sich davor und bekamen direkt eine Ladung Wasser ab, als der Hund wild durch die Wanne sprang. Anstatt sich zurückzuziehen, begann Nami die verfilzten Stellen zu untersuchen, während sie Zorro anwies, den Hund so gut es ging festzuhalten. „Ihr müsst ihn wirklich öfter baden. Dann verfilzt sich das Fell nicht so. Hier können auch schnell Entzündungen entstehen und für Pilze ist er auch anfälliger.“ Zorro nahm den Hinweis nickend zur Kenntnis und betrachtete Namis sichere Handgriffe, um das Fell Strubbels mit Shampoo und Conditioner zu waschen. Danach nahm sie sich eine Schere und schnitt die Haare um seine Augen vorsichtig etwas zurück. Trotz der Versuche des Grünhaarigen den Hund an Ort und Stelle zu halten, waren beide am Oberkörper sehr durchnässt. Nami hob den kleinen Havaneser aus der Wanne, welcher sich direkt danach abschüttelte. Kichernd kämmte sie ihm das Fell und föhnte es dann etwas an. Zorro musterte Strubbel und strich ihm durchs Fell. „Wow. Respekt. So glänzend und seidig habe ich es bisher nicht hinbekommen.“ Er blickte zu Nami auf und kniff sich plötzlich die Augen zusammen. Seine Ohrenspitzen verfärbten sich rot und Nami kam nicht umhin, sich Sorgen zu machen. Sie beugte sich zu ihm hinunter. „Alles in Ordnung, ist dir schwindelig?“ Der junge Mann erhob sich und stand etwas steif vor ihr. Er hatte das Gesicht abgewandt und knete sich nervös sein Genick. „Wir sollten uns etwas Trockenes anziehen. Komm mal mit, ich habe sicher noch ein Mitarbeitershirt.“ Die Angesprochene blickte an sich herunter und hielt sich automatisch ihre Hände vor den Brustkorb. Der weiße Pullover war nass und ließ alles andere gut durchblicken. „Äh ja. Gute Idee.“ Sie nahm kommentarlos Strubbels Halsband und legte die Leine, welche Zorro ihr etwas unbeholfen hinhielt, an. Gemeinsam gingen sie zu den Spinden der Mitarbeiter. Zorro holte erst ein Shirt für Nami und ging dann zu seinem Spind, um sich seinen Ersatz anzuziehen. Die Orangehaarige ließ die Leine auf den Boden sinken und stieg mit einem Fuß darauf. Danach zog sie sich den Pullover aus und betrachtete gedankenverloren das dunkelgrüne Shirt. Zorro schloss seinen Spind und erhaschte so einen Blick auf den Rücken Namis. Er entdeckte nur einen sehr schlichten grauen BH-Verschluss und trotzdem wirkte es auf ihn wie die reinste Sünde. Er schluckte hart und rief sich wieder zur Besinnung. Strubbel blieb ruhig sitzen, doch als er merkte, dass sein Frauchen nicht auf ihn Acht gab, schaute er sich im Raum um. In der Ecke lag ein beliebtes Hundespielzeug und so sprang er auf seine vier Beine und rannte los. Dabei riss er seine Leine unter Namis Fuß los. Diese war so in Gedanken, dass sie rückwärts stolperte und schon mit dem harten Boden in ihrem Rücken rechnete. Doch der Aufprall blieb aus. Stattdessen schoben sich große, warme Hände um ihre Taille und sie prallte lediglich gegen einen muskulösen Oberkörper. Die Hitze schoss ihr nicht nur ins Gesicht, als ihr die Situation bewusst wurde und auch der Grünhaarige löste sich schnell, als sie ihren sicheren Stand wiedererlangte. Er wollte sich schon für sein Verhalten entschuldigen, als sie sich schnell das Shirt überzog und sich umdrehte. „Danke. Ich war in Gedanken und habe nicht auf ihn geachtet.“ Strubbel saß derweil glücklich in der Ecke des Raumes und kaute auf dem Hundespielzeug herum. Zorro ließ seinen Blick über Nami schweifen und kam erneut ins Grübeln. Wieso kam sie ihm plötzlich wieder bekannt vor? Bevor er jedoch weiter nachdenken konnte, wurde er unterbrochen. „So, kann ich Henry jetzt mitnehmen oder hast du noch eine Aufgabe für mich?“ Der Angesprochene zog seine Augenbrauen zusammen. Jetzt war nicht der Zeitpunkt, sich von einer Frau um den Finger wickeln zu lassen! Immerhin wollte sie ihm seinen Henry wegnehmen und das musste er verhindern. Leider hatte sie bisher jede Aufgabe problemlos gemeistert, mit denen selbst erfahrene Mitarbeiter teilweise Probleme hatten. Er hatte jetzt nur noch eine Aufgabe für heute, welche sich als sehr schwierig gestaltete. Aber wollte er das wirklich? Seufzend nahm er die Leine des Havanesers. „Ich hole den letzten Patienten für heute.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)