Festival of Blood von nataschl91 ================================================================================ Kapitel 10: 10 -------------- In einem dichten Gebüsch kauernd blickte Samantha auf die kleine Lichtung, welche vor ihr in völliger Stille lag. Es hatte sich ein leichter Nebel über den Waldboden gebildet, die Horrorfilm Szene war perfekt inszeniert worden. Ein Schauer durchfuhr ihren Körper und es schüttelte die junge Frau, als sie daran dachte, wie nah sie vorhin dem Tier mit den roten Augen tatsächlich gewesen war. Wilma...sie war es die ganze Zeit über gewesen. Erst jetzt registrierte Samantha, wie oft die Wicca eigentlich die Chance gehabt hätte, sich zu verwandeln, um sie zu töten. So viele Möglichkeiten hatte sie verstreichen lassen, nur um Hunter auf Tommys Fährte zu locken. Samantha seufzte traurig und wischte sich die aufsteigenden Tränen schnell wieder weg. Armer Hunter. Zwanzig Jahre lang hatte er den falschen gejagt, seine Wut und Trauer auf Unschuldige abgewälzt. Tommys Eltern hatten sich damals nur in ihrer Werwolfform gezeigt, weil sie Wilmas Tiergestalt so vertreiben wollten, doch da es war bereits zu spät gewesen… Hunter hatte dann natürlich nur noch die beiden Werwölfe gesehen, nachdem sich Wilma heimlich aus dem Staub gemacht hatte. Samantha seufzte erneut. Ein Knacken ertönte zu ihrer Linken und die junge Frau zuckte heftig zusammen. Ihr Kopf schnellte in die Richtung und sie blickte tief in zwei rot leuchtende Augen, welche sie genau wie vor wenigen Tagen fixiert hatten. Die Pupillen waren klein wie Stecknadelköpfe, das schwarze Fell war mit seiner dunklen Umgebung verschmolzen. Wilma hatte sie gefunden. „Hallo, Wilma“, raunte Samantha in die Nacht hinein und bekam als Antwort ein gefährlich tiefes Knurren. Dann sprang die junge Frau aus ihrem Gebüsch, rannte direkt auf die Lichtung, während sie hinter sich sofort ihren Verfolger hören konnte. Samantha presste ihre Hand gegen ihre Rippen, der Schmerz war beinahe unerträglich und sie keuchte bereits nach dieser kurzen Strecke laut auf. Blitzschnell wurde sie von Wilmas Tiergestalt überholt, welche ihr durch gefährliches fletschen ihrer Zähne den Weg nun versperrte. Samantha konnte gerade noch abbremsen, ruderte heftig mit ihren Armen, erlangte zum Glück wieder die Kontrolle. Sie starrte die Bestie sich gegenüber stehend hasserfüllt an, jene gab knurrende Geräusche von sich. „Du durchtriebenes Miststück…“, entgegnete Samantha zynisch, „du hättest mich töten sollen, als du die Chance dazu gehabt hast! Jetzt werde ich all die Menschen rächen, welchen du Leid zugefügt hast!“ Wilmas Tiergestalt gab ein verächtliches Schnauben von sich, was einem Lachen hätte ähneln können. Samantha spürte, wie ihre Angst erneut in ihre Glieder kroch, sie umfasste den Griff des Colts, zog ihn aus ihrem Hosenbund und richtete ihn auf das Tier mit den roten Augen. Erneut schnaubte dieses verächtlich, während Samantha den Hahn mit zittrigen Händen spannte, tief durchatmete und das Ende des Laufes schließlich gegen ihre eigene Schläfe hielt. „Ich kann dich vielleicht nicht damit töten...dafür mich! Und wenn ich bereits tot bin und mein Herz nicht mehr schlägt, dann bin ich völlig unbrauchbar für dich.“ Wilmas Tiergestalt hielt für den Bruchteil einer Sekunde inne, dann knurrte es gefährlich tief. „Ach? Du glaubst mir nicht, dass ich dazu in der Lage bin?“ Wahrscheinlich wusste die Wicca, wie richtig sie damit lag, Samanthas Hände zitterten dermaßen, dass sie große Mühe hatte, den Colt weiterhin gegen ihre Schläfe zu halten. Das Tier mit den roten Augen pirschte sich in einem ausgedehnten Halbkreis an Samantha heran, diese ließ Wilma keinen einzigen Augenblick aus ihrem Sichtfeld verschwinden. Verdammt!, dachte sie verzweifelt, ich möchte weder von dieser Hexe gefressen werden noch Suizid begehen! Doch so wie es aussah, waren das ihre einzigen Optionen für diese Nacht... In diesem Moment der Unachtsamkeit schlug das Tier mit den roten Augen einen kleinen Harken und setzte zum Sprung an, und als es sich mitten im Sprung in der Luft befand konnte es Samantha seine langen weißen Zähne präsentieren, während es wie in Zeitlupe sein Maul weit aufriss. Die junge Frau riss vor Schreck die Augen weit auf und blickte ihrem Ende bereits entgegen, als Wilmas Tiergestalt von links einen mächtigen Seitenhieb verpasst bekam, durch die Luft geschleudert wurde und mit einem schmerzverzerrtem Heuler auf dem Waldboden aufkam. Samanthas erschrockener Blick wanderte von der einen zu der anderen Kreatur, welche wie aus dem Nichts neben ihr erschienen war, sie war riesig, ging aber trotzdem in leicht gebeugter Haltung auf zwei Beinen. Zum ersten Mal konnte Samantha Tommys wahre Gestalt direkt neben sich beobachten, nicht, dass sie das jemals gewollt hätte. Tommys Wolfsgestalt war, würde er sich auf seinen Hinterläufen aufrichten mindestens doppelt so groß sein, wie seine menschliche Form, seine gräulich braune Haut war beinahe kahl, er hatte kein richtiges Fell, lediglich nur einzelne Büschel schwarzer Haare, aus seinem Maul quoll sein Atem in Form weißer Dunstwölkchen, seine gelben Augen leuchteten in die Dunkelheit der Nacht. Schnell wich sie automatisch einen Schritt zur Seite, der Werwolf knurrte zwar tief wie ein V8 Motor, ließ es allerdings aus irgendeinem Grund nicht bedrohlich klingen. Samantha bildete sich ein, dass dieses Geräusch stark dem Schnurren einer Katze glich. Für sie zumindest... Wilmas Tiergestalt stemmte mittlerweile wieder gefährlich keifend alle vier Pfoten gegen die feuchte Erde, schüttelte ihr pechschwarzes Fell und ging dann zähnefletschend auf ihren neuen Gegner zu. Der Werwolf sah völlig unbeeindruckt zu ihr rüber, selbst wenn er ebenfalls auf allen Vieren gehen würde, dann wäre er immer noch größer, wie das Tier mit den roten Augen und mindestens genauso schnell und wendig. Wilma musste ihren nächsten Zug also genaustens planen, wenn sie von Tommy nicht nochmal so einen Hieb bekommen wollte. „Gib endlich auf!“, rief Samantha plötzlich wie aus dem Nichts, beide Kreaturen der Nacht wandten ihr augenblicklich den Kopf zu, „du hattest von Anfang an keine Chance gegen Tommy! Du wirst ihn niemals besiegen können, hörst du?!“ Wilmas Tiergestalt verzog ärgerlich die Lefzen noch höher und knurrte Samantha nun so böse an, dass diese weiche Knie bekam. Der Werwolf schräg neben ihr ging auf alle Viere und so ein paar Schritte nach vorne, versperrte Wilma somit den direkten Weg zu ihrer Beute und begab sich in Angriffsposition. Das Tier mit den roten Augen setzte erneut zum Sprung an, biss dem Werwolf kurz zweimal in den Unterarm, bevor es schnell an ihm vorbei huschen und zu Samantha rennen wollte, doch Tommy schaffte es erneut auszuholen und sie mit einem weiteren Hieb wieder wegzuschleudern. Wilma landete wie eine Katze flink auf allen Vieren, spurtete sobald sie den Boden vollständig unter sich spüren konnte wieder auf die beiden zu. Schnell wandte sich der Werwolf zu seinem Schützling um, holte tief Luft und brüllte sie aus vollem Halse an. Samantha starrte ihn für eine Sekunde geschockt mit weit aufgerissenen Augen an. Scheiße! Er wollte sie jetzt doch nicht etwa beißen und Wilma damit ihre Chance auf ihren Snack nehmen, doch dann bemerkte sie einen großen Unterschied in seinem Brüllen. Es war keineswegs so bedrohlich wie gegenüber Wilma gewesen, nein. Es klang besorgt und auffordernd zugleich. Samantha verstand. Tommys Brüllen hatte „LAUF!“ bedeutet, und somit rannte die junge Frau erneut in den dunklen Wald hinein. Sie wusste, dass wenn Tommy ernst gegen Wilma machen würde sie nur eine Last für ihn wäre, da er ständig aufpassen müsste, wo sie war, um sie nicht zu gefährden. Außerdem...Was sollte Samantha in diesem Wald jetzt noch gefährlich werden? Ein großer schwarzer Hund mit Zottelfell und ein verdammter Werwolf kämpften gegeneinander, sie würde im Moment nirgends woanders sicherer sein, als hier in diesem Wald. Natürlich scheuchte Samantha genau in diesem Moment einen Keiler auf, welcher ihr mit hellem Aufschrei einen gewaltigen Schwingerer mit seinem mächtigen Kopf mitgab, und die junge Frau so einige Meter durch die Luft schleuderte. Unsanft landete sie auf dem Waldboden, rollte noch einige Meter weiter, bis sie schließlich auf dem Bauch liegen blieb. Der Schmerz raubte ihr den Atem, für wenige Sekunden starrte die junge mit weit aufgerissenen Augen und Mund zu Boden, ihre Rippen pulsierten schnell und heftig. Nur sehr langsam stemmte sich die junge Frau gegen das Laub und sah sich prüfend um. Der Keiler rannte bereits laut protestierend in die andere Richtung davon, sie würde sich also in Ruhe auf weitere Verletzungen untersuchen können. Tatsächlich fühlte sich außer ihren schmerzenden Rippen, welche der Keiler natürlich mit seinem Kopf direkt getroffen hatte nur noch mehr verletzt an, tiefere Atemzüge fügten ihr beträchtliche Schmerzen zu. Ächzend hob sie ihr Shirt hoch, an der schmerzenden Stelle bildete sich bereits ein dunkel violetter Fleck. Keuchend verdrehte die junge Frau die Augen und als sie den zu Boden gefallenen Colt aufheben wollte bemerkte sie, wie ihr rechter Oberschenkel jetzt ebenfalls schmerzte. Sie fuhr sich vorsichtig mit der Hand über besagte Stelle und musste feststellen, dass die Innenseite ihrer Handfläche jetzt klebrig nass war. „Scheiße!“, fluchte Samantha, das hatte ihr gerade noch gefehlt! Der Keiler musste sie anscheinend zusätzlich noch mit einem seiner Hauer erwischt haben. Wilde Kampfschreie waren immer noch in ihrer unmittelbaren Nähe zu hören, Samantha würde noch mehr Abstand zwischen sich und die beiden Kreaturen der Nacht bringen müssen. Sie zog sich ächzend an einem größeren Stein nach oben, hielt sich die schmerzenden Rippen und humpelte von dem lauten Schreien und Knurren davon. Nach nur wenigen Metern musste sie feststellen, wie etwas ihr rechtes Bein herunterlief und sie stieß leise Flüche von sich. „Scheiße!“ Samantha blieb schwer keuchend an einen Baum angelehnt stehen und öffnete ihren Gürtel, bevor sie sich die Hose herunterzog. Die Wunde blutete zum Glück nicht all zu stark, musste jedoch so schnell wie nur möglich versorgt werden. Samantha hielt einen Moment lang inne und überlegte, wer ihr nach Wilmas Ableben Erste Hilfe leisten könnte. Natürlich hatte jeder der Dorfbewohner eine kleine Hausapotheke, allerdings würden ihre derzeitigen Wunden im Vergleich zu Wilmas Heilkünsten ewig brauchen. Ein lauter Tierschrei ließ Samantha augenblicklich zusammenfahren, kurz darauf konnte sie hören, wie etwas großes direkt auf die zurannte. Sie vergaß sofort jeden Schmerz, der in diesem Moment durch ihren Körper ging und rannte wie von der Tarantel gestochen los. Die Luft, welche sie nur in kurzen Zügen ein und ausatmen konnte begann schon nach nur wenigen Metern in ihrer Lunge zu brennen, der kalte Nachtwind peitschte ihr ins Gesicht und trieb ihr die Tränen in die Augen. Hinter sich konnte sie wie schon damals die heftigen Vibrationen ihres Verfolgers über den Boden rennen spüren, und diesmal knurrte und keifte Wilma noch wilder als damals. Allmählich kam Samantha in dem kleinen Gefälle an, welches direkt runter zu Wilmas Hütte und dann zum Dorf Wolfsburrow führen würde. Wenn ihre Beine nur noch ein wenig schneller rennen könnten… Augenblicklich ertönten direkt hinter ihr wie aus dem Nichts Pfotengeräusche, welche über das Laub hetzten. „Miststück!“, keuchte Samantha und trieb sich an, noch schneller zu rennen. Hinter ihr ertönte ein siegreiches Knurren, welches gleich fette Beute machen würde, doch dann verwandelte sich dieses triumphierende Knurren in fürchterlich schmerzverzerrtes Wimmern, ein warnendes Brüllen ertönte und dann rannte kurz darauf eine riesige schwarze Gestalt mit drei Metern Abstand neben Samantha durch die Nacht. Rennt da gerade tatsächlich ein Werwolf an meiner Seite? Ohne mich fressen zu wollen?! Krasser Scheiß! Die junge Frau hielt an einer kleinen Lichtung schwer keuchend an, sie stemmte ihre Hände auf ihre zittrigen Knie, ihr Atem erschien in kleinen Wolken vor ihrem Gesicht, während die Vibrationen zu ihren Füßen sich allmählich entfernten. Als Samantha keuchend aufblickte starrten sie zwei leuchtend gelbe Augen herausfordernd an, weiße spitze Zähne blitzten auf, während der Werwolf sie gleichmäßig wie ein V8 Motor anknurrte. Es klang in ihren Ohren nicht bedrohlich aber woher sollte sie denn auch wissen, wann das Knurren eines Werwolfes gefährlich klang und wann nicht. „Glaub ja nicht“, schnaufte sie immer noch schwerfällig, begab ihren Oberkörper jedoch wieder in eine aufrechte Position, „dass ich jetzt Angst vor dir habe, nur weil du im Augenblick eine wutentbrannte Bestie bist...du bist immer noch Tommy…mein Tommy.“ Der Werwolf knurrte kurz lauter auf, seine Ohren legten sich nach hinten an und er erhob sich ebenfalls in eine aufrechte Position. Samantha schrie sofort kreischend auf, wandte sich von ihm ab und wollte wieder losrennen, doch mit einem einzigen Sprung stand der Werwolf erneut knurrend vor ihr. „Tommy!“, rief sie ihn wütend an und ihr Gegenüber hielt sofort inne. Sie starrten sich gegenseitig tief in die Augen, während die Geräusche der Nacht um sie herum wirkten. Samantha warf einen hastigen Blick über ihre Schulter, sie wusste, dass Tommy Wilma bei seinem letzten Angriff nicht getötet hatte, dafür waren ihre Zauberkünste zu mächtig gewesen... Genau in diesem Augenblick drückte sich etwas raues gegen ihre herabhängende Hand, Samantha erstarrte zu einer Salzsäule, als sie die Vibrationen des tiefen Knurrens durch ihren ganzen Körper spüren konnte, während sich der massive Kopf des Werwolfs beinahe schon gegen sie schmiegte. Nur sehr langsam blickte sie ehrfürchtig nach unten, ihre Hand ruhte genau auf seinem kahlen Schädel und sie begann vorsichtig aus einem Reflex heraus genau diese Stelle zu kraulen, woraufhin der Werwolf erneut wie ein V8 Motor klang und sich nur noch mehr gegen sie drängte. Es war für Samantha nicht einfach sich gegen sein Gewicht zu stemmen, ohne dabei das Gleichgewicht zu verlieren, doch in diesem Moment musste sie trotz anfänglicher Furcht sich selber eingestehen, dass sie sich vorher noch nie so geborgen gefühlt hatte. Sie streichelte den Kopf des Tieres, welches sich gegen sie lehnte und musste dermaßen breit grinsen, dass ihr zuerst gar nicht auffiel, wie sämtliche Tiere panisch aus dem Wald heraus rannten. Erst als sich der Werwolf mit einem genervten Brummen ein Stück von der jungen Frau entfernte und den flüchtenden Tieren argwöhnisch nachsah bemerkte es auch seine Begleitung. Es war unheimlich, wie Rehe, Wildschweine, Hasen und andere Waldbewohner wie gehetzt an ihnen vorbei rannten, so als stünden da nicht eine menschliche Frau und ein riesiger Werwolf. „Das ist nicht gut…“, raunte Samantha und blickte in die Richtung, aus welcher die Tiere kamen. Auf dem Waldboden machte sich langsam ein lilafarbener Nebel breit, als Tommy ihn ebenfalls bemerkte knurrte er bedrohlich und stellte sich auf seine Hinterbeine, bereit zum Angriff. ~*~ Der lilafarbene Nebel erreichte Samanthas Füße, genau in dem Augenblick spürte die junge Frau einen stechenden Schmerz in beiden Knöcheln und sie schrie erschrocken auf. Noch bevor sie oder Tommys Wolfsgestalt reagieren konnten zog etwas der jungen Frau die Füße weg und zerrte sie schnell über den feuchten Waldboden, achtete dabei nicht sonderlich drauf, ob Samantha mit Bäumen oder Steinen zusammen stieß. Ihr Körper schmerzte mittlerweile überall, und als dieses Etwas endlich von ihr abgelassen hatte und sie regungslos auf dem Boden lag pulsierte einfach alles an und in ihr. Den Kopf in Richtung des schwarzen Nachthimmels gerichtet und auf die Sterne starrend liefen Samantha dicke Tränen über die Schläfen, dann beugte sich wie aus dem Nichts Wilmas Gesicht breit grinsend über sie. „Du hast doch nicht wirklich gedacht, dass du mir heute Nacht entkommen könntest?“, raunte die Wicca honigsüß. Die schwarze Klinge ihres Dolches fuhr Samantha am Hals entlang und verweilte direkt über ihrem wild pochenden Herzen. „Weißt du…“, hauchte Samantha und schluckte schwer, „für einen kurzen Moment...da hatte ich tatsächlich einen Hoffnungsschimmer.“ „Und wann soll dieser Moment gewesen sein?“ Die Stille der Nacht wurde durch vier ohrenbetäubende Schüsse unterbrochen, welche Samantha Wilma durch Hunters Colt aus nächster Nähe verpasste. Die rothaarige Frau schrie hysterisch auf, sprang von ihrem Opfer weg und wurde just im nächsten Augenblick von dem Werwolf zu Boden gerissen. Schrille Schreie erreichten Samanthas Ohren, während sie immer noch in den sternenreichen Himmel starrte, den rauchenden Colt in ihrer Hand haltend. „Genau jetzt…ist dieser Moment...“, murmelte sie erschöpft, „hast du das etwa nicht in einer deiner Visionen kommen sehen?“ Mit einem dumpfen Geräusch ließ sie die Schusswaffe zu Boden fallen, schloss ihre Augen und horchte dann noch einem Moment den Schreien und Knurren aus unmittelbarer Nähe. Erst, als es wieder mucksmäuschenstill um sie herum geworden war rollte Samantha sich mit letzter Kraft auf den Bauch und kroch über den Waldboden zu Wilma hinüber. Tommy, welcher sich ebenfalls wieder in seine menschliche Form zurückverwandelt hatte kniete neben ihr, aus seinem Mund floss eine gewaltige Menge Blut, welche sich allerdings bei Wilmas Anblick leicht erklären ließ. Er hatte ihr die Kehle aufgebissen, mehrere tiefe Wunden über ihren ganzen Körper verteilt, ihr Anblick glich dem, welchen Hunter damals auf seine Familie gehabt haben musste. Ein einziges Massaker. Tommy half Samantha in eine aufrechte Sitzposition und reichte ihr etwas. Es war Wilmas schwarzer Dolch. „Glaubt...ja...nicht, dass es...hier...und jetzt...zu Ende...ist...“, gurgelte die Wicca, während immer mehr Blut aus ihrem Mund und Hals lief. „Du hast verloren…“, entgegnete Samantha und nahm den Dolch aus Tommys Händen. Sie erschrak, als sie feststellen musste, wie kalt sein Körper in dem Moment gewesen war. Als sie ihm ins Gesicht blickte erkannte sie dunkle Schatten unter seinen Augen, seine Haut, welche sonst eine gesunde Bräune gehabt hatte sah jetzt im hellen Mondlicht leichenblass aus. Der Kampf gegen Wilma musste Tommy unheimlich viel Kraft gekostet haben… „Mag...sein, dass ich...heute hier...sterben werde…“, raunte Wilma unter ihnen, dennoch verformte sich ihr blutverschmierter Mund zu einem gehässig triumphierenden Grinsen, „aber...dafür werde...ich den Köter...mit...mir nehmen...!“ Als sich Tommy und Samanthas Blicke diesmal trafen durchflutete beide die bittere Erkenntnis, dass die Wicca tatsächlich ein letztes Ass in der Hinterhand gehabt hatte. Die rothaarige Frau versuchte bei diesem Anblick zu lachen, hustete jedoch mehr und mehr Blut aus ihren Lungen. „Aber...aber wie?“, wollte Samantha hysterisch wissen, fasste Tommy mit einer Hand an die blasse Wange, „er hat keinerlei schwerwiegende Wunden von dir! Und selbst wenn, sein Wolfsgen würde alles heilen!“ „Während du von Hunter geflohen und zu dem Köter gerannt bist habe ich Vorkehrungen getroffen und meinen kompletten Körper mit einer Creme aus hochkonzentrierten Eisenhut eingeschmiert. Es zerfrisst ihn in diesem Augenblick von innen heraus. Kannst du spüren, wie dein ganzer Körper sich langsam immer schwerer und tauber anfühlt?“ „DU MISTSTÜCK!!“, schrie Samantha sie an und rammte den schwarzen Dolch mit aller Wucht in Wilmas Herz. Diese keuchte unter dem schrecklichen Schmerz ein letztes Mal auf, ihr ganzer Körper zuckte zusammen, dann sah sie zu Samantha auf und lächelte zufrieden: „Du hast doch nicht ernsthaft geglaubt, dass ich kampflos abtreten werde…?“ Dann fiel ihr Kopf mit einem letzten Ruck zur Seite und sie blieb regungslos liegen, der rötliche Glanz aus ihren Augen verschwand nun endgültig. ~*~ Samanthas Schluchzen war alles, was im Moment zu hören war. Ihr Körper bebte unter den heftigen Weinkrämpfen, während sie zusammen mit Tommy, welcher einen Arm um sie gelegt hatte aus dem Wald hinaus humpelten. Seine Haut fühlte sich eisig kalt an, dünne lilafarbene Linien schlängelten sich über seinen gesamten Körper, seine Augen wirkten müde und glanzlos. „Wir flicken dich schon wieder zusammen“, versprach Samantha ihm und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, „aber vorher müssen wir dich zu deinem Onkel bringen, der weiß schon, was zu tun ist.“ „Ich bin so müde…“, murmelte Tommy leise, sein Körper wurde zunehmend schwerer. „Nicht einschlafen, hörst du?“ „Lass mich kurz hinsetzen...nur kurz…“, bat er. Samantha half ihm auf die Knie, er stöhne schwerfällig und lehnte sich gegen den Felsen, an welchem sie gerade angekommen waren. Sie wischte ihm fürsorglich den kalten Schweiß von der blassen Stirn, drückte einen sanften Kuss gegen seine Schläfe und setzte sich neben ihn. Tommy legte seinen schweren Kopf gegen den ihren und seufzte zufrieden. „Wir haben sie besiegt“, sagte er ruhig und Samantha konnte hören, das er lächelte. „Ja...das haben wir…“ „Wie geht es dir?“ „Hör auf, dich um mich zu sorgen!“, tadelte sie ihn, „du bist viel schlimmer verletzt! Wir müssen dich zu deinem Onkel bringen!“ „Der wird noch schlafen…“ „Gleich nicht mehr!“ „Lass...lass uns zusammen...den Sonnenaufgang...ansehen, okay?“ „Tommy, wir müssen weiter.“ „Bitte…“, raunte er und warf Samantha einen traurig flehenden Blick zu, „danach gehen wir gleich weiter, versprochen.“ Erneut bebten ihre Lippen, doch sie nickte und legte sich seinen Arm um ihren Nacken. Der Horizont vor ihnen begann langsam, sich rötlich einzufärben, Tommys Atem ging zunehmend schwerfälliger. „Rede mit mir“, bat Samantha und stieß ihn leicht an, „wir müssen beide wach bleiben.“ „Okay…“ „Das ist zu wenig! Tommy! Rede weiter!“ „Du wolltest mir zum Morgen hin die Namen verraten, welche du dir für unsere Kinder ausgesucht hast.“ Samantha unterdrückte ein weiteres Schluchzen und nahm seine Hand in die ihre, streichelte sie zärtlich. „Nach deinen Eltern…“, sagte sie mit bebender Stimme, „Henry und Louise.“ Tommys Körper zuckte, als er versuchte zu lachen, allerdings nur ein Röcheln hervor brachte. „Das...das finde ich eine gute Idee…“, gestand er. In diesem Moment erschien der erste Sonnenstrahl, augenblicklich spürte Samantha, wie es allmählich wärmer wurde. „Ich liebe dich…“, murmelte er und streichelte mit seinem Daumen über ihre Handfläche, „ich wollte es dir schon viel früher sagen…“ „Warum hast du es denn nicht…?“ „Weil du mich dann sicherlich ausgelacht hättest.“ Sie grunzte und nahm seine Hand fester in ihre. Wahrscheinlich hätte sie das getan… „Und wann sollte das bitte gewesen sein?“, erkundigte sie sich. Stille. Sofort stieß Samantha Tommy mehrmals an, er öffnete wieder seine Augen und blinzelte mehrmals. „Nicht einschlafen…“, tadelte sie ihn. „Ich bin wach“, versprach er ihr und lehnte seinen Kopf gegen den Felsen. „Du wolltest mir sagen, wann du mir das erste mal deine Liebe gestehen wolltest…“ Tommy gab ein klägliches Kichern von sich, sein Körper zuckte erneut. „Na was ist? Hat dich plötzlich der Mut verloren?“, grinste sie müde. Er schwieg erneut, und als Samantha abermals zu ihm aufsah blickte er sie direkt an, ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen. Als sie dann in seine Augen sah bemerkte die Frau, dass jeglicher Glanz aus ihnen verschwunden war. Sie leuchteten nicht mehr in diesem intensiven Bernstein, jetzt waren sie matt, seine Pupillen geweitet. Und doch lächelte er sie an… Die Sonne war mittlerweile zur Hälfte aufgegangen, als Samantha ihre Lippen feste aufeinander presste, heiße Tränen liefen ihr übers Gesicht. Sie lehnte ihren Kopf gegen seine Schulter, griff in ihren Hosenbund und holte Hunters Colt hervor. Dann spannte sie den Hahn. „Ich liebe dich auch…“, flüsterte sie und küsste Tommy ein letztes Mal. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)