No Reproaches von grmblmonster ================================================================================ Kapitel 7: Halluzinationen -------------------------- Es war dunkel um Saki. Dann fiel etwas weiches und nasses auf ihre Nase. 'Eine Schneeflocke?' dachte sie verwirrt. Dann sah sie, dass sie auf einer riesigen weißen Schneefläche stand. Der Himmel über ihr war schwarz und dicke Schneeflocken fielen leise auf den Boden. 'Was ist hier los?' Sie drehte sich im Kreis. Nirgendwo etwas zu sehen, außer dem unendlichen Weiß des Schnees. Sie lief ein Stück in eine unbestimmte Richtung. Als sie an ihre Seite fasste, bemerkte sie, das Yakusoku nicht da war. 'Was zu Hölle war hier los?' Sie beschleunigte ihre Schritte und begann dann zu rennen. Es mußte einen Ausgang geben. Erschöpft hielt sie an. Wie lange war sie jetzt schon gerannt? 2 Stunden oder einen ganzen Tag? Saki wußte es nicht. Sie hörte Schritte neben sich. Als sie sich umdrehte, sah sie Sesshoumaru, Rin, Jaken und eine weitere Frau wortlos an ihr vorbei gehen. Die Frau hatte sich bei Sesshoumaru eingehakt. Ihre Haare waren ebenso weiß wie seine. "Senpai?" fragte Saki vorsichtig. Sesshoumaru ging wortlos weiter. Saki lief ihnen ein Stück nach, da drehte sich Rin um. "Tut mir leid, Saki-sama!" rief sie der Dämonin zu. "Aber ich habe jetzt eine andere Okaa-san!" Rin nahm die Hand der fremden Dämonin und drehte sich wieder um. Dann wandte Sesshoumaru ihr den Kopf zu. "Kohai! Ich habe keine Verwendung mehr für dich! Verschwinde!" Saki blieb entsetzt stehen. Die Gruppe ging ohne sie weiter. Als sie fast verschwunden waren, hörte Saki Jakens hämisches Lachen. Saki lief eine Träne über die Wange. "RIN! SESSHOUMARU-SAMA!" schrie sie. Dann wurde es wieder dunkel um sie. --------------- Im Hause Sesshoumaru war die Hölle los. Diener hetzten mit Wasser und Tüchern in einen Raum, während andere rausrannten. Jounetsu, Sesshoumarus Mutter, beugte sich über den fiebrigen Körper einer rothaarigen Dämonin. Vorsichtig wechselte sie das Tuch auf der Stirn. Saki zuckte und stöhnte gequält auf. Ihre Hände krallten sich in die Matte auf der sie lag, zerrissen sie und hinterließen tiefe Rillen im Boden. Jounetsu richtete sich auf. Sie winkte einem Diener. "Geh und holt mir Jinenji!" Hinter der weißhaarigen Dämonin lugte ein kleiner Kopf hervor. "Okaa-san?" flüsterte Rin. --------------- Saki spürte einen Stich in ihrem Bein. Sie öffnete sie Augen. 'Nein! Das kann nicht sein!' dachte sie, als sie sich umsah. Es war der Raum. Nichts hatte sich verändert, weder der Schimmel an den Wänden, noch der Geruch nach verbranntem Fleisch, frischem Blut und Angst. Es war der Raum, in dem sie hundert Jahre lang gefangen gewesen war. Jetzt beugte sich das dunkle Gesicht mit den schrägen roten Augen über sie. "Du willst es immer noch nicht verraten?" zischte ihr Foltermeister leise. Saki starrte ihn erschrocken an. Dann spürte sie den Schmerz an ihren Wanden, als ein weißglühender Dorn hineingestoßen wurde. Saki schrie. ------------- Die Personen um das Krankenlager sprangen erschrocken zurück, als die todkranke Dämonen unfassbar laut aufschrie und für einen kurzen Moment in ihre wahre Form mutierte. Sekunden später lag wieder ihre normale Gestalt da, die Zähne gefletscht. Die Decke an ihren Beinen färbte sich rot. Sesshoumarus Augen wurden zu Schlitzen. Sakis Schrei hallte im Tal der Stadt nach. ------------ "Du willst immer noch nicht reden?" zischte es an ihrem Ohr. Saki biss sich auf die Unterlippe. 'War meine Flucht ein Traum gewesen?' dachte sie. 'Habe ich alles nur geträumt?' Sie spürte, wie ihr Körper herumgehievt wurde. Dann fing es an, nach verätztem Fleisch zu riechen. Und der Schmerz kehrte wieder. Ihr Rücken brannte. Der Folterknecht brachte sein Gesicht vor ihre Augen und flüsterte leise: "Okaa-san!" ----------- Saki hatte sich auf ihrem Bett ruckartig gedreht. In dem kleinen Raum stank es nach verbranntem Fleisch. Jounetsu hob die Decke von der Dämonin und erschrocken sahen alle auf Sakis Rücken, über dem sich der Stoff ihrer Kleidung langsam zusammenkräuselte. Jounetsu nahm ein feuchtes Tuch und legte es auf den Rücken von Saki. In diesem Moment stürzte Rin auf Saki zu und schrie. "Okaa-san!" ----------- Saki sah ihren Folterknecht erstaunt an. Was hatte er da gerade gesagt? Und warum spürte sie im Moment keine Schmerzen? Einen Augenblick flackerte ihr das Bild vor den Augen, dann spürte sie wieder den Schmerz. Und es wurde schlimmer. Ihr Körper wurde wieder gedreht. Sie sah dem Dämon ins Gesicht, den sie am meisten auf der Welt fürchtete. "Nein!" flüsterte sie matt. Als er das tat, was er schon so viele Male getan hatte, schrie sie verzweifelt auf. ----------- Sakis Körper bäumte sich auf ihrem Lager auf. Diesmal war ihr Schrei noch viel schlimmer als sonst. Eine Woche kämpfte die Dämonin nun schon mit dem Gift, das ihren Körper heimsuchte. Als sie dieses Mal schrie saß Sesshoumaru neben ihr. Er schloss die Augen. Wo blieb nur dieses Halbblut? "Saki!" flüsterte er leise und sah auf ihren gequälten Körper. ---------- Wieder und wieder kam dieser Teufel zu ihr. Saki spürte, das sie es nicht mehr schaffte. "Ihr Götter, bitte, lasst mich sterben!" flehte sie. In diesem Moment flackerte kurz wieder das Bild vor ihren Augen. Für eine Sekunde sah sie Sesshoumaru in einer Ecke knien. "Saki!" flüsterte er und sah zu ihr herüber. Dann war er wieder verschwunden. Stattdessen stand dort ihr Folterknecht. Er hielt ein magisches Siegel auf einem Kissen vor sich. "Nein!" keuchte Saki. Dann spürte sie das Brennen auf ihrer Haut, als das Papier sie berührte. Sie stand in Flammen. Wieder schrie sie auf. ---------- Jinenji und seine Mutter saßen an Sakis Bett. Die Alte drückte Sakis Körper wieder zurück auf den Boden, als sie sich aufbäumte und ohrenbetäubend schrie. Jinenji saß etwas abseits und zerschnitt Kräuter. Seine Mutter wandte sich nun an einen Diener. "Geh und hol mir das kleine Menschenmädchen!" Der Diener sah fragend zu seinem Herrn, der an die Tür gelehnt das Ganze beobachtete. Er nickte. Der Diener eilte los. "Was soll Rin hier?" fragte Sesshoumaru. Die Alte sah ihn an. An ihrer Stlle antwortete der Hanyou von der anderen Seite des Zimmers. "Sie braucht eine Person, die sie wieder her bringt!" Die alte Frau erklärte weiter. "Wenn sie die Kleine wirklich als ihr Junges ansieht, wie ihr sagt, dann wird es klappen." --------- Saki öffnete langsam ihre Augen, als sie eine leise Stimme hörte, die durch den Nebel des Schmerzes durch ihren Kopf drang. "Saki! Okaa-san! Komm doch wieder zu mir!" Schwach drehte Saki den Kopf. Rin kniete in einer Ecke des Raumes. Sie weinte. "Rin! Bitte, wein doch nicht!" flüsterte Saki mit letzter Kraft. Jetzt sah Rin sie mit verweinten Augen wütend an. "Du hast es versprochen!" rief sie. --------- Rin hatte stundenlang an Sakis Bett gesessen und sie angesprochen. Irgendwann spät in der Nacht hatte Saki schwach die Lippen bewegt. Sesshoumaru hatte das als gutes Zeichen gedeutet. Jetzt schlief Rin an Saki gekuschelt. Sesshoumaru ging zu Sakis Bett und strich ihr die feuchten Haare von der Stirn. Sie stöhnte leise. Seit Jinenji da gewesen war, ging es Saki leicht besser. Der Hundedämon sah auf ihr verschwitztes Gesicht. Es war schmerzhaft verzogen und sie warf immer wieder den Kopf hin und her. Er legte seine Hand an ihre Wange. Sie brannte glühend heiß. "Kohai! Was machst du nur?" sagte er leise. ' --------- Saki spürte eine Hand an ihrer Wange. Sie strengte sich an und versuchte ein Auge zu öffnen. "...was machst du nur?" Saki erinnerte sich schwach. Die Stimme kannte sie irgendwoher. Ihr Auge öffnete sich langsam. Sesshoumaru. Er stand neben ihrer Folterbank und berührte ihr Gesicht. "Senpai!" stöhnte sie. --------- "Senpai!" Ein leises Stöhnen. Sesshoumaru zuckte zusammen. War sie wach? Nein, ihre Augen waren geschlossen. Aber sie war noch nie so nah an der wirklichen Welt gewesen wie jetzt. Er weckte Rin. "Los! Sprich mit ihr!" Rin riebt sich die Augen, dann nahm sie Sakis heiße Hand. "Okaa-san! Bleib bei uns! Wach auf! Ich brauch dich doch!" Ein Diener hatte die Geräusche gehört und brachte Licht. Als es heller in dem Raum wurde, konnte Sesshoumaru sehen, dass Saki verzweifelt versuchte, ihre Augen zuöffnen. "Weiter Rin!" Er nahm Sakis Kopf und hob ihn leicht an. "Kohai! Aufwachen!" --------- Sakis Kopf wurde angehoben. Jemand hielt ihre Hand. Rin. "Okaa-san!" Warum war ihre Stimme so leise? "Rin! Ist ja gut, Kleines!" murmelte sie. Dann sah sie hoch und erkannte, dass Sesshoumaru ihren Kopf hielt. "Kohai! Aufwachen!" sagte er deutlich. Aufwachen? War das hier nur ein Traum? Wenn Ihr Herr und Rin nur ein Traum waren, dann wollte sie nicht aufwachen. "Kohai! Aufwachen!" Aber was war, wenn ihre Flucht wirklich geschehen war, dann war vielleicht das Ganze hier ein Traum? Sie mußte es ausprobieren. --------- Die Augenlider der Dämonin zitterten. "Ja, komm zurück zu uns, Kohai!" versuchte Sesshoumaru sie zu bestärken. Rin starrte aufgeregt in das Gesicht ihrer Ersatzmutter. Ganz langsam öffnete sich Sakis rechtes Augenlid. "...Traum?" kam es rauh über ihre trockenen Lippen. "Kohai!" sagte Sesshoumaru. --------- Als sie ihr Auge angestrengt öffnete, war das Bild vor ihren Augen verschwommen. Doch sie konnte eine verschwommene Gestalt mit weißen Haaren erkennen. "Ist das ein Traum?" fragte sie. Die Gestalt antwortete ihr. "Kohai!" Saki strengte sich mehr an. Sie öffnete auch das andere Auge. Das Bild wurde klarer. Rin saß neben ihr und sah sie verheult an. Dieser Raum, das war nicht die Folterkammer, das hier war ein geschmackvoll eingerichtetes Zimmer. Langsam drehte Saki den Kopf. Es standen noch andere Leute im Zimmer. Alle sahen sie an. Sie blickte zurück zu der weißhaarigen Gestalt. Es war Sesshoumaru. "Senpai." Ihre Stimme war rauh und es schmerzte beim Sprechen. "Ist das hier wirklich?" Sesshoumaru nickte. Etwas Schweres drückte auf ihre Brust. Sie drehte den Kopf. Rin. Sie weinte. "Rin!" stöhnte Saki leise. "Rin, es tut mir leid!" Rin sah sie aus verweinten großen Augen an. "Was tut dir leid, Okaa-san?" fragte Rin. Saki versuchte zu lächeln. "Na, das ich so spät dran bin. Ich hatte dir doch versprochen, das ich pünktlich wieder bei dir bin." Rin schaute saki erstaunt an, dann weinte sie wieder. Saki schloß erschöpft die Augen. Sesshoumaru war erleichtert. Sie hatte es geschafft. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)