Geheime Gedanken von abgemeldet (Kai x Rei) ================================================================================ Kapitel 2: Sommergewitter ------------------------- Das ganze Dorf lag im Dunkeln. Der Wind rüttelte an den Fensterläden der wenigen Häuser und der Regen setzte die sonst so friedlich aussehenden Straßen teilweise unter Wasser. Man möchte meinen, das kein normaler Mensch bei einem solch stürmischen Wetter auf die Idee kommen würde, in aller "Ruhe" ein Buch zu lesen, doch Kai Hiwatari war noch nie unter der Rubrik "normal" einzuordnen gewesen. Genannter saß immer noch, obwohl die Uhr gerade ein Uhr Nachts schlug, in jenem kleinen Badezimmer am Rande jeglicher Zivilisation und hielt auch noch immer jenes kleine Buch fest in seinen Händen - als würde es ihm jemand sonst aus der Hand reißen können. Doch es sollte ihm nicht vergönnt sein fortzufahren. "Och nö, das ist doch nicht wahr!" Das einzige Licht, welches noch vor einer Sekunde das Fenster der Gaststätte "Zum Mondsee" erhellt hatte, erlosch - Stromausfall. Kai knallte wütend das Buch zu. Warum musste so etwas immer ihm passieren? "Das ist doch Mist jetzt, ehrlich." Wütend schaute er hinüber zu dem kleinen Badezimmerfenster, hinter welchem der Himmel immer dunkler wurde. Doch er bekam keine Antwort. Resignierend klappte der Russe das Buch zu und starrte minutenlang Löcher in die Luft. Er wollte verdammt noch mal weiter lesen! Er benahm sich kindisch und diesmal nicht nur ein bisschen. Das war ja nicht zum Aushalten! "Mist." Was passierte hier mit ihm? Mal wieder ärgerlich über sich selbst stand Kai schwerfällig auf und tapste im Dunkeln voran zum Badezimmerschrank. "Hier war doch irgendwo mal eine Taschenlampe..." Gerade als er sie gefunden hatte, hörte er vom Flur her eine gedämpfte Stimme nach ihm rufen - Rei hatte also gemerkt, dass er nicht mehr im Bett lag. In Windeseile packte der Russe dessen Tagebuch in den besagten Badezimmerschrank und holte gleichzeitig die dort gefundene Taschenlampe hervor. Danach schloss er die Tür auf und schaltete die sie an. Rei, der keinen Meter von ihm entfernt im Flur stand, schirmte seine Augen sogleich mit seiner rechten Hand ab, als Kais Lichtstrahl in kurz blendete. "Was machst du denn im Badezimmer, Kai?" Kai versuchte fieberhaft wieder seine eiskalte Stimme aufzusetzen. "Na was wohl?" Das kam gut. Seine Stimme klang herrlich sarkastisch. Er war also noch nicht ganz verloren. Innerlich atmete Kai auf. "Über eine Stunde?" Skeptisch sah Rei Kai an, der gedanklich gerade ein Grab für seinen bemitleidenswerten Stolz schaufelte. "Kai?" "Ähm ja. Ach nichts. Vergiss es." Verlegen kratzte sich Kai am Kinn. "Sag mir lieber, warum du wach bist." Dieser Satz war ein kläglicher Versuch seine Fassung wieder zu gewinnen - und das hörte man leider auch. Jetzt wo Rei vor ihm stand, konnte er einfach nicht kalt und abweisend sein, wie er es doch sonst meistens war. Irgendwie wollte er "nett und freundlich" zu dem Chinesen sein - Aber wieso? Unsicher musterte Kai Rei. Er sah blass und irgendwie nervös aus. Kai verspürte das seltsame Bedürfnis den Schwarzhaarigen in den Arm zu nehmen und ihn zu fragen, was los ist. Das war nicht gut... Das war überhaupt nicht gut! "Was ist eigentlich los mit dir?" Kai versuchte die Frage möglichst desinteressiert klingen zu lassen, was ihm nicht so ganz gelang. Wurde er jetzt etwa weich? Er schluckte. Seine Kehle war irgendwie trocken. Rei wirkte durch diese Frage ein wenig verdutzt, setzte aber nach kurzem Zögern dann doch zu einer Antwort an. "Ähm... Nichts. Es ist nur so..." Rei brach seinen Satz ab, es war ihm deutlich anzusehen, dass die Begründung für seinen Zustand ihm unangenehm war. Kais Drang ihn in den Arm nehmen zu wollen vergrößerte sich. "Nun rede schon." Das klang doch schon ganz gut. Nicht mehr so ungewohnt "nett"; schon fast wieder so gleichgültig wie früher. Rei wandte seinen Blick dem Boden zu. "Na ja..." Seine Stimme war heiser und er hustete kurz. "Ich habe etwas, nun ja, etwas Angst vor Gewitter." Der Anblick, der sich Kai bot, war in jeder Hinsicht einfach nur niedlich. Rei traute sich anscheinend nicht ihm in die Augen zu sehen und Kai meinte in der Dunkelheit einen leichten Rotschimmer auf den Wangen des Chinesen zu erkennen. Trotzdem behagte es ihm nicht sonderlich, dass er dies eben niedlich und nicht einfach peinlich fand, wie es sich für einen Hiwatari hätte gehören sollen. Resigniert seufzte er. Diese Gedanken mussten ein Ende haben! Ohne weiter zu überlegen griff Kai nach Reis Handgelenk und zog ihn mit sich in den Wohnraum. Vom Nebenzimmer her hörte man Takaos Schnarchen - ihm machte das Gewitter anscheinend überhaupt nichts aus. Rei setzte sich etwas verunsichert von Kais Reaktion auf sein Geständnis auf das Sofa vor dem Kamin und zog die Beine darauf, dicht an seinen Oberkörper. Das Gewitter machte ihm wirklich Angst und ihm war kalt. Warum er diese kindische Panik vor solch einem Unwetter hatte, wusste der Chinese selbst nicht. Kai indessen breitete über den Beinen des nun noch mehr verunsicherten Chinesen eine Wolldecke aus und begann damit ein Feuer im Steinkamin des Wohnraums zu entfachen. Zusätzlich zündete er dann noch alle Kerzen an, die er finden konnte und machte sich anschließend am Kühlschrank in der offenen Küche zu schaffen. Rei runzelte die Stirn. Das war mehr als ungewöhnlich... Als Kai gefunden hatte, was er suchte, machte er es sich neben Rei auf dem Sofa bequem und hielt diesem eine Schale mit Erdbeeren unter die Nase, die sich noch von einem vorangegangenen Picknick im Kühlschrank befunden hatten. Rei brachte nur ein leises "Danke" heraus. Zu mehr war er einfach nicht im Stande. Gab es für diesen Russen irgendwo eine Gebrauchsanweisung? Schweigend saßen die Beiden nun nebeneinander auf dem Sofa und aßen Erdbeeren. Um halb zwei Uhr Nachts. "Rei?" "Ja?" "Hattest du eigentlich schon mal eine... Beziehung?" Beinahe hätte sich der Schwarzhaarige an einer Erdbeere verschluckt. Wie kam Kai denn jetzt auf die Frage? Ein Gedanke, der nicht nur Rei durch den Kopf schoss... Kai machte seinen Kopf gedanklich mit der Tischplatte des Wohnzimmertisches bekannt - wie kam er jetzt wieder auf diesen Mist?!? Rei vergaß für kurze Zeit vor Verlegenheit sogar das Gewitter. Warum fragte Kai ihn so etwas? Ihm war es ja doch schon etwas peinlich als Junge mit 17 immer noch "ungeküsst" zu sein. Nicht, dass Mao damals abgeneigt gewesen wäre... Nur hatte Rei nie Gefühle, die über brüderliche hinausgingen, für sie gehabt. "Ähm. Nein. Nicht wirklich." Kai stutzte. Das hörte sich unsicher an. War ihm das etwa peinlich? Rei fing sich langsam wieder. Er musste irgendetwas erwidern! "Und du?" Etwas Besseres fiel ihm nicht ein. "Ein paar. Nichts Interessantes. Hielt nie lange." Kai musterte Rei heimlich aus den Augenwinkeln. Dieser senkte den Kopf. Rei wollte ja auch nicht irgendwen - er wollte Kai. Aber das konnte dieser ja nicht wissen. Auf einmal hörte man von draußen her ein ohrenbetäubendes Krachen - In der Nähe musste irgendwo ein Blitz eingeschlagen haben. Danach fühlte Kai nur noch die Wärme, die von Reis Körper ausging, da sich dieser vor Schreck an ihn geklammert hatte. Die Schale mit den Erdbeeren war auf den Boden gefallen und Rei hatte seinen Kopf in Kais Shirt vergraben. Dieser wiederum konnte nicht verhindern, dass sein Herz einen Tick schnell schlug und ein wohlig warmes Gefühl sich in seinem Körper breit machte. Eine Gänsehaut durchzog jedes seiner Glieder und wie automatisch legte er beruhigend seine Arme um Reis Rücken. Wo sollte das denn noch hinführen? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)