Vom Wolf und der Schlange von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 10: Yule Ball --------------------- Hogwarts hatte etwas Neues entdeckt, und stürzte sich mit Begeisterung auf die Neuentdeckung: Bälle. Der Yule Ball stand an, eigentlich für das Trimagische Turnier entworfen, jedoch von den Schüler(inne)n so begeistert angenommen, dass man ihn zu einem festen Bestandteil des Schuljahres gemacht hatte. Ein Ball zum Abschluss des ersten Schulhalbjahres. Festroben und Musik, feierliche Lichter und Ansprachen, und die Tische bogen sich unter der Menge an Pasteten, Kuchen, Braten und anderen Köstlichkeiten, welche sich ständig von selbst nachfüllten. Remus konnte solchen Festlichkeiten nicht viel abgewinnen, aber sie waren gemeinhin besonders unter den Mädchen sehr beliebt. Die Mädchen, die schon einen Monat vorher bei Sirius Schlange standen. Sirius, der Mädchenschwarm. Es war schon fast zum Lachen. Noch letzter Jahr war auch James sehr beliebt gewesen, aber nun wussten alle (eine Art stillschweigendes Übereinkommen), dass er mit Lily Evans hingehen würde. Remus hatte nicht vor, irgendwen zu fragen. Er würde sich heuchlerisch vorkommen. Selbst auf die Gefahr hin, als unheilbar schüchtern zu gelten - er würde sich nicht der Maskerade aussetzen, ein Mädchen einzuladen, und sie dann für den Rest des Abends am Hals zu haben. Er war nicht ganz so skrupellos wie Sirius, was Mädchen anging. Sirius lud sie ein, um nicht alleine zu erscheinen, forderte sie zu einem Tanz auf, und ließ sie dann an ihrem Tisch sitzen, während er sich mit Remus über das Buffet hermachte. Die meisten Mädchen waren erst enttäuscht, und gingen dann zu ihren schon erwartungsvoll tuschelnden und kichernden Freundinnen, um ihnen jedes kleinste Detail zu berichten. Remus fragte sich, warum die Mädchen jedes Jahr (seit dem vierten Jahr, um genau zu sein) darauf reinfielen, und Sirius trotzdem umschwärmten wie Motten das Licht. Sirius wusste es offenbar selbst nicht, aber er genoss es, im Mittelpunkt zu stehen. Remus war in letzter Zeit immer öfter aufgefallen, dass das, was Sirius mit den armen Mädchen machte, moralisch nicht unbedingt fraglos hingenommen werden konnte. Aber es hatte keinen Sinn, Sirius darauf anzusprechen. Er würde Remus nur groß angucken und ihn fragen: "Wirklich?!" Sirius sah nur, was er sehen wollte. Und manchmal nicht mal das. So kam die Nacht des Balls ganz schnell unter all der Arbeit. Sirius ging vor ihm, irgendein blondes Mädchen am Arm, mit ihr fröhlich plaudernd, und Remus trottete hinterher, allein. Er hatte überhaupt keine Lust auf diesen Ball. Menschen würden da sein. Severus würde da sein. Wahrscheinlich mit einem Mädchen. Er würde so tun, als wäre nie etwas passiert. Er würde Remus wieder ansehen wie jeder andere Slytherin auch. Als hätte er ihn nie anders angesehen. Aber Remus wusste, dass es anders war. Nur mit einem halben Ohr hörte er den Gesprächen an dem Tisch zu, an dem er mit James, Lilly, Peter, Sirius und diesem Mädchen (irgendwas mit T...). Seine Augen wanderten durch den Raum. Leider konnte er Severus nirgendwo entdecken. Oder sollte er sich eher darüber freuen...? Dafür hatte Severus Remus entdeckt. in einer ruhigen Ecke saß er mit anderen Slytherins und ja, auch ein Mädchen an seiner Seite. Er hatte es fast als Verpflichtung, ums sich selbst zu beweisen, dass das mit Remus... nichts Ernstes war. Ein Ausrutscher. Aber dieses Mädchen... Severus stützt das Kinn auf die Hand und sah vor sich hin, während sie sein Ohr zulallte. Wenn alle Mädchen so waren, konnte er nicht verstehen, warum die Jungen so scharf darauf waren, mit ihnen auszugehen. Dieses Exemplar war eine PLAGE! Sie redete, und zwar ohne Unterlass, über Dinge, die keinen vernünftigen Mensch interessierten ("Blau ist ABSOLUT Narcissas Farbe!"). Er konzentrierte sich währenddessen auf diesen Punkt hellbraunen Haares. Eine schwarze Festrobe, schwarz wie seine eigene. Sie schmiegte sich um die schmalen Schultern. Fiel weiter über diesen Brustkorb, so unerwartet muskulös, und so übersät von Narben, alten und neuen. Und auf die Hände gestützt dieses Gesicht von elfenbeinfarbener Haut und diese Lippen. Severus erhob sich schlagartig und verließ den Festsaal. Mit offenem Mund schaute ihm das Mädchen hinterher (Gut, so redete sie wenigstens nicht mehr). Er kämpfte sich an den tanzenden Paaren vorbei, ignorierte die Stöße, die er abbekam und floh nach draußen. Vor dem Schloss atmete er tief ein und genoss die kühle und klare Luft, die seine Lungen bis zum Bersten zu füllen schien. Sie half ihm, wieder einigermaßen klare Gedanken zu bekommen. Das war die Stelle, wo er Remus so schroff abgewiesen hatte... Severus knirschte mit den Zähnen. Sogar seine "klaren Gedanken" wurden von Remus dominiert. Musste der Kerl nur überall sein?! Remus wandte seinen Blick schon fast angewidert ab und bedauerte, dass er selbst aus den Augenwinkeln noch Schemen von Sirius und dem Mädchen mit "T" wahrnehmen konnten, die gerade öffentlich und ausgiebig ihre Heterosexualität demonstrierten. Ein kleines Seufzen später erhob er sich dann - das war ja nicht zum aushalten - und steuerte auf den Ausgang der Halle zu. Er stapfte nach draußen in den Schnee. Es war kalt, aber das ignorierte er einfach und sog stattdessen die frische Luft tief ein. Er schlang beide Arme um den Körper und fing an, um das Schloss zu stapfen. War es unfair, Sirius einen Vorwurf daraus zu machen, dass er in dieses Mädchen verliebt war? Aber war es nicht auch unfair, so einfach vor ihm rumzuknutschen, als es kein Morgen gäbe? Aber Sirius konnte ja nicht wissen... aber trotzdem.. er grummelt leise vor sich hin, während sein Atem in kleinen Wölkchen seinen Mund verließ. Er bemerkte niemanden um sich herum, auch nicht die Figur im Dunkeln, an der er fast vorbei stapfte. "Hey.." klang ihm auf einmal dieses einzelne Wörtchen entgegen, etwas verloren und einsam. Remus blieb abrupt stehen und versuchte, den Kloß, der sich auf einmal in seiner Kehle gebildet hatte, hinunter zu schlucken. Severus traute sich kaum, etwas näher an Remus heran zu treten, als diese weder reagierte noch etwas sagte. Er wusste auch nicht genau, aber er fühlte sich plötzlich so beklommen und ängstlich. Er schluckte noch einmal. Er führte sich ja auf, als hätte er ein schlechtes Gewissen. Das musste er ja nicht, er hatte doch etwas vollkommen Vernünftiges getan. Oder..? "Hey." erwiderte Remus so knapp es nur eben ging und starrte vor sich in den Schnee. Es entstand eine unangenehme Stille zwischen den beiden. Severus fragte sich, warum er die Stile überhaupt als unangenehm empfand Sie hatten sich doch vorher auch schon angeschwiegen. Und überhaupt - woher kam dieser unerklärliche Drang, Remus' Hand zu halten? Wieso fühlte er sich wie der letzte Versager? Er hatte einen Fehler gemacht, klar, aber es war doch gut, dass er Abstand genommen hatte zu Remus. Diese Sache in der Bibliothek, das war einfach... ein Missverständnis. Ein Ausrutscher halt. Er hatte ja auch nicht mehr so viel an Remus gedacht. Es war doch alles in Ordnung. Er brauchte sich ja auch nicht mehr zu fragen.... Severus atmete tief aus und rieb sich die Stirn. Warum machte ihm das nur solche Kopfschmerzen? Ein kleiner Gedanke flitzte durch sein Gehirn. Remus schlang die Arme um den Oberkörper und gab sich alle Mühe, sich selbst zum Weitergehen zum Bewegen. Leider verweigerten seine Füße offenbare jegliche Befehlsaufnahme. Dennoch wäre er fast gesprungen, als Severus ihn nach einer ewig scheinenden Stille wieder ansprach: "Machen wir einen kleinen... Spaziergang?" Er klang, als hätte er sich an irgendetwas verschluckt. Remus stutzte einen Moment und erlebte dann wieder mal seine eigene Unzurechnungsfähigkeit: "...warum nicht.." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)