Das Kind in mir von Umi ================================================================================ Prolog: Kerker -------------- Viele sprechen von einer aufgesetzten Maske, wenn es um das Thema Verdrängung geht. Dabei war eine solche Maske nichts im Vergleich zu einem Kerker. Ja, ein Kerker. Ihn würde niemand so schnell finden, geschweige denn öffnen können. Wie das funktionierte? Ganz einfach! Den Teil seines Ichs, dem nach Weinen zumute war, musste man sich nur bildlich vorstellen - je verheulter und je lauter er war, wenn man ihn vor sein inneres Auge holte, desto besser. Man schnappte sich dieses flennende Etwas und warf es in den bereits erwähnten Kerker. Dann musste nur noch ein Riegel vorgeschoben und zugeschlossen werden. Das war's. Danach sollte man es natürlich vermeiden, an diesen eingesperrten Teil zu denken, denn wenn man es tat, würde in der ersten Zeit das Herz etwas schneller schlagen als gewohnt. Später würde der Gedanke nur noch ein müdes Lächeln hervor rufen. Natürlich funktionierte das alles auch mit fast jedem anderen Gefühlausbruch, der sich einem aufdrängte, doch falls man es übertrieb und allzu viele von ihnen einkerkerte, konnte es passieren, dass sie sich zusammenschlossen und einen ohne Vorwarnung eines Tages überwältigten. Passte man jedoch auf und behielt die Kontrolle, so war diese Methode des Einsperrens die ideale Methode, sein Leben im Griff zu behalten. Es war freilich nicht verkehrt, dem einen oder anderen Gefangenen ab und zu "Freigang" zu gewähren - natürlich nur dann, wenn man allein war. Wie bereits erwähnt: Besser, als sich mit einer Maske zu begnügen. Masken konnten unter Umständen irgendwann aufhören zu passen oder sogar für immer festkleben. Zu gefährlich und auch zu leicht zu durchschauen. Nein, ein Kerker würde immer die sicherere Alternative sein. Und das Material, aus dem seine Mauern sein müssten... ... war Stolz. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)