Close Distance von cu123 ================================================================================ Kapitel 54: "Rückblicke XII - Mir ist es lieber, wenn man es mir freiwillig gibt" --------------------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 54) Titel: Close Distance Teil: 54/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Wie versprochen heute wieder ein Vergangenheitskapitel. Ich glaube, zurzeit habe ich mehr davon vorgeschrieben, als in der Gegenwart *am Kopf kratz* Disclaimer: not my boys, no money make... Greetings: @Andromeda: Oh, ne BV, was für eine Freude *gg* Schön, dass Brads Traum so gut bei dir ankam ^___^ Und japp, ich hab's endlich geschafft, dass Omi und Nagi aufeinander stoßen, aber erstmal bleibt's da friedlich ^^ Irgendwie hab ich mir schon gedacht, dass dir der Songtext bei Kapitel 52 gefällt *zwinka* [Hab grad "Give me Novacaine" laufen] Was sagste zum heutigen? Die meisten Prüfungsergebnisse habe ich inzwischen. In Statistik ne 2,3 *erleichtert guck* Hab gehört, dass wieder ungefähr die Hälfte durchgerasselt sein soll o__o In Englisch, Info, VWL, Mathe, Recht und Bilanzierung ist es ne 1,0 *breitgrins* Frag mich bei letzterem nicht, wie das passiert ist o.O'' Viel Spaß mit deinem Cousin ^__^ Und ich bezweifle, dass du mich zum Eminem-Fan konvertieren kannst *lach* @nai-chan: Ich muss zugeben, dass ich von Wortwiederholungen auch nicht besonders viel halte und in der Regel versuche sie zu vermeiden ^^° Okay, in Zukunft versuche ich mich mit "Talent" etwas zurückzuhalten, auch wenn ich es auf jeden Fall öfter verwenden werde als andere Bezeichnungen *Kompromiss anbiet* ^.~ Cliffhanger? *verwirrt guck* Ist mir überhaupt nicht aufgefallen *lach* ^_________^ Ein bissl musste dich noch gedulden, ehe diese Szene fortgesetzt wird *Kopf einzieh* Ich musste mir nämlich selbst erst überlegen, wie ich Nagi reagieren lasse... *ehe* @Furia: Zu den Kirchenglocken (was ich letztes Mal vergessen hab ^^#): Japp, in meiner Story wurde Brad als Christ erzogen, auch wenn das nicht mehr bedeutet, als dass er die obligatorischen Messen über sich ergehen lassen musste. ^^ Mit seinen Erfahrungen und vor allem seinen Talent ist die Bibel sicher nicht das Buch der Bücher für ihn. Übrigens denke selbst ich beim Klang von Glocken als erstes an einen Kirchturm und ich kann dir versichern, dass ich bisher nur als Tourist in einer Kirche war *die Konfirmation meines Cousins nicht mitgezählt* *grins* @kohaku_san: *Mitgliedsausweis mit einer großen #2 rüberschieb* *lach* Im letzten Chapter habe ich wirklich etwas oft die Perspektive gewechselt ^^° Aber die einzelnen Szenen ließen sich meiner Meinung nach nicht weiter ausdehnen und sie passten zu den jeweiligen Personen imho so am besten *nod* Was soll ich zu Ran sagen, ich hoffe auch, dass Crawford zum Schluss mehr als ein Werkzeug in ihm sieht - nur dummerweise sind es wie du sagtest schon so viele Kapitel und bisher sieht es eher trübe aus *dumm guck* *das so nicht geplant hatte* Wird schon werden... hoffe ich *ehe* Das mit Nagi und Omi haste dir richtig gemerkt *nod* Und nein, wie du sicher schon bemerkt hast, geht es heute in der Vergangenheit weiter - wenn ich mich recht erinnere, wolltest du im letzten Commi genau das *lach* @Xell: Wo haste dein Praktikum gemacht? Ich fand meine beiden eigentlich ganz interessant, die Leute haben sich da allerdings auch nicht sowas wie bei dir geleistet o.O Ist ja wohl ein Zeichen schlechter Planung, wenn die euch nicht mal übereinstimmende Termine geben können *Kopf schüttel* *dir als Antifrustmittel Gummibärchen reich* Ganz genau, Brad ist alles andere als über den Verlust hinweggekommen, vor allem seit er noch ein bissl mehr über die Sache erfahren hat (kommt in der Story in einem zukünftigen Vergangenheitskapitel) ^^ Ich denke, dass Rosenkreuz Brad auf jeden Fall geschnappt hätte, so dass selbst ohne den Tod seines Bruders, Brads bisheriges Leben nicht sehr viel anders gewesen wäre - im Gegensatz zu seiner Persönlichkeit *nod* Übrigens kann Omi Nagi nicht als Mitglied von Schwarz enttarnen, da er keinen blassen Schimmer hat, wie er aussieht *gg* Wurde in... *überleg* ...Kapitel 49 erwähnt *grins* Alles andere wäre auch etwas ungünstig für meine Storyentwicklung ^.~ Teil 54 "Rückblicke XII - Mir ist es lieber, wenn man es mir freiwillig gibt" Du musst dahin, wo's weh tut Dahin, wo es schmerzt Und du musst immer denken du bist allein und wirst es immer sein Du musst dahin, wo's weh tut Wo alles zerfällt Wo die Menschen fallen und wo die Willkür siegt weil der Glaube lügt Du musst dahin, wo's weh tut Durch Feuer und Eis Du musst am Abgrund stehen und du musst runter sehen einfach runtersehen Du musst dahin, wo's weh tut Da wo ich schon bin Denn du musst jetzt riskieren alles, alles zu verlieren (Ausschnitte aus "Du musst dahin, wo's weh tut" von Virginia Jetzt) Hinkaru hatte sich einen Platz gesucht, saß unbeachtet da, den Kopf in beide Hände gestützt. Nach einem flüchtigen Seitenblick konzentrierte er sich wieder auf das Überwachungsvideo, das der Doktor ihnen eingelegt hatte. Der Raum war klein, quadratisch und steril. Alles in Weiß, selbst das kahle Bett, das aus nicht mehr als dem Gestell und einer Matratze bestand. Sebastian schritt die paar Quadratmeter ab, unermüdlich, immer wieder. Nichts wies darauf hin, dass er jemand anderes als einen ganz normalen Jungen vor sich hatte. Und doch war der Orangehaarige ein Telepath, würde einmal zu seinem Team gehören. Sein eigenes Team... Ein Gedanke, den er noch nicht ganz verarbeitet hatte. Das widersprach wirklich allen Regeln, aber er hatte keinen Grund sich zu beschweren. Ein kühles Lächeln umspielte seine Lippen, während der Junge auf dem Monitor weiterlief, wie ein Uhrwerk. Eine Hand legte sich auf seine Schulter und er blickte hoch, in Schneiders eisblaue Augen. Sie spiegelten sein Lächeln wider. "Es stellt vielleicht eine kleine Unbequemlichkeit dar, aber wenigstens haben wir die Anschrift von Herrn Steiner. Wir werden Sebastian holen müssen. Da sein Talent zurzeit blockiert ist, wird er uns kaum Schwierigkeiten bereiten können." Und selbst wenn, fügte der ruhige Blick hinzu, werden wir uns kaum davon aufhalten lassen. Er nickte und stand in einer flüssigen Bewegung auf. Gemeinsam mit Schneider verließ er den Überwachungsraum, der Arzt blieb sitzen, die Gestalt sank erleichtert noch ein weiteres Stück in sich zusammen. Der Wagen hatte auf sie gewartet, zusammen nahmen sie auf den Rücksitzen Platz. Der Deutsche lehnte sich mit einem leisen Seufzen zurück. Wahrscheinlich ärgerte er sich immer noch über die Inkompetenz des Arztes. Die Klimaanlage sorgte für angenehme Kühle und Schneider entspannte sich schließlich. Aber er hatte nicht länger Zeit auf die kaum erkennbare Körpersprache des Älteren zu achten, denn abrupt meldete sich eine Erinnerung zu Wort. Bilder stiegen empor, fühlten sich so real an, als hätte er alles eben erst erlebt. Für ein paar Sekunden wurden braune Augen glasig, dann gelang es ihm die Bilder abzuschütteln. "Etwas Wichtiges?" Schneider wusste natürlich, was gerade passiert war. "Vielleicht...", antwortete er zögernd, sortierte das neue Wissen. "Auf jeden Fall hat sich die Frage erledigt, wie wir Sebastian unbemerkt in unsere Hände bekommen können." Zufrieden sandte er die Erkenntnisse an den Deutschen. "Ja, das erleichtert einiges." Eisblaue Augen begegneten braunen, während weitere Worte telepathisch ausgetauscht wurden. Da ihnen noch etwas Zeit blieb, kehrten sie zunächst ins Hotel zurück. Schließlich wollten sie nicht ausgerechnet dann bei den Steiners auftauchen, wenn die Polizei da war. Was für ein glücklicher Zufall, dass Sebastian heute im wahrsten Sinne des Wortes über Bord gegangen war. Natürlich wäre es ihnen sehr ungelegen gekommen Sebastian tatsächlich zu verlieren, aber er wusste wie die Geschichte ausgehen würde und machte sich daher keine Sorgen. Genauso wenig machte er sich gerade die Mühe einen Block aufrechtzuerhalten, wie er es in Rosenkreuz fast durchgängig tat. So konnte Schneider seinen oberflächlichen Gedankengängen einigermaßen folgen. Der Ältere hatte sich an den Schreibtisch gesetzt und dort angefangen sich um Sebastians Ausreise zu kümmern, verließ sich dabei vollkommen auf seine Voraussage. Jetzt drehte sich der Deutsche zu ihm um, strich sich eine sandblonde Strähne aus der Stirn. "Manchmal passt eben alles zusammen", wurden seine Überlegungen kommentiert, begleitet von einem Lächeln. Die Verärgerung war eindeutig verschwunden. Langsam näherte er sich Schneider. "Und selbst wenn uns Sebastian nicht so einfach in den Schoß fallen würde, hätten Sie ihn sich sowieso genommen." Das Lächeln verbreiterte sich um ein paar Millimeter. "Es gibt viele, die sich einfach nehmen, was sie haben wollen. Mir ist es lieber, wenn man es mir freiwillig gibt." Eine Hand griff nach seiner Krawatte und unwillkürlich erinnerte er sich an seine Vision, als er sich damals zum ersten Mal in Schneiders Büro befand. Kein Wunder, dass alles so unklar gewesen war, es hatte einfach zu weit in der Zukunft gelegen. Doch in dieser Sekunde war es deutlich, so dass sich ihre Lippen gleich zweimal zu treffen schienen. Er lächelte in den Kuss hinein, der hart und fast ungeduldig ausfiel. Das störte ihn nicht, genauso wenig wie die dagegen sanfte Berührung in seinem Geist. Der Himmel war nicht mehr makellos blau, auch wenn die Wärme immer noch wie ein schwerer Mantel auf ihnen lastete. Unbewusst rückte er seine Krawatte zurecht, die das überhaupt nicht nötig hatte. Belustigung schwappte kurz über ihn hinweg, ohne dass er wusste, ob sie von ihm oder Schneider ausgegangen war. Letzteres wahrscheinlich, entschied er nach einem Blick in die eisblauen Augen des Deutschen. Dieser lehnte am leeren Wagen, den Chauffeur hatten sie zurückgelassen. Etwas in seinem Körper spannte sich an um gleich darauf wieder in den ursprünglichen Zustand zurückzukehren. Irritiert rieb er über seine Stirn, doch das seltsame Gefühl hatte nichts mit seiner Gabe zu tun gehabt. Er schob es beiseite, wandte seinen Blick an Schneider vorbei wieder dem Himmel zu. Die Sonne stand tief, begann die heraufgezogenen Wolken zu entflammen, ein rotes Glühen. Dann drehte er sich um, sah in die entgegengesetzte Richtung zum Haus der Steiners. Nichts hatte sich dort gerührt, seitdem sie angekommen waren. Schneider bewegte sich plötzlich, er fühlte wie der Mann hinter ihn trat. "Es ist soweit." Ein Finger wies ihm die Richtung und dann sah er ebenfalls die orangehaarige Gestalt. Der Junge bewegte sich fast wie ein Schlafwandler, als wäre er in einem finsteren Traum gefangen. Eine Hand legte sich warnend auf seine Schulter, die Stimme des Deutschen erklang dicht an seinem Ohr. "Bau deinen Block auf, er ist nicht mehr taub." Von diesem Detail hatte er nichts gewusst und augenblicklich schottete er sich ab. Er spürte wie sich Finger im gleichen Moment in seine Schulter verkrampften. Anscheinend war das Gefühl für den Telepathen nicht ganz angenehm. Sie blieben beide wie sie waren während sie warteten. Und nebenbei erzählte ihm Schneider, was genau Sebastian heute erlebt hatte, Informationen, die der Ältere aus den Köpfen der Familie und des Jungen bezog. Sein Talent schaltete sich ebenfalls ein, nur flüchtig, aber Erwartung auf das Kommende hinterlassend. Sebastian tat gerade etwas aus Unwissenheit heraus, als Telepath hätte ihm das nicht passieren dürfen. Aber der Junge war zu sehr von dem Gedanken besessen, dass seine Familie ihn hatte loswerden wollen und hatte sich vollkommen von ihnen abgeschnitten. Es dauerte nicht allzu lange, bis der Orangehaarige sein Elternhaus wieder verließ. Und plötzlich stand nicht mehr nur in seinem Rücken der Himmel in Flammen. Gierig züngelten sie an dem Gebäude entlang und er sah einfach nur zu, verstand genau was vorging, weil Schneider es ihm erklärte. Eine ruhige Stimme im Hintergrund. Falsche Entscheidung, sprach er wortlos zu dem Jungen, der abrupt in die Knie ging, genau das realisierend. Asche schneite vom Himmel, mischte sich mit dem langsam einsetzenden Regen. Und dann spaltete ein Schrei das prasselnde Knacken des Feuers. "Er hat gerade erfahren, dass es wirklich nur ein Unfall war. Zum Schluss konnte er ihre Gedanken nicht mehr abblocken." Schneiders Stimme war so emotionslos, dass er beinahe fröstelte. Der Ältere musste die ganze Zeit den Sterbenden zugehört haben. Dann verpasste er sich innerlich selbst eine Ohrfeige. Er sollte sich von Sebastians Schicksal nicht berühren lassen. Der Junge würde Rosenkreuz gehören und später ihm. Ruhe hüllte ihn ein, als er langsam auf die zusammengebrochene Gestalt zuging. Es gab ihn also noch, diesen Punkt in ihm. Er war überraschend leicht, auch wenn die steife Kleidung bereits begann sich mit Regen vollzusaugen. Leblos wie ein Sack Kartoffeln hing der Junge in seinen Armen, Tränenspuren bahnten sich ihren Weg durch das rußige Gesicht. Helle Streifen in der Dunkelheit. Es war unglaublich warm hier, noch hatte es der Regen nicht geschafft das Feuer zu löschen, zu groß war dessen Gewalt. Fasziniert beobachtete er ein paar Atemzüge lang das Spiel der Flammen, die Alternation von Licht und Schatten in den orangefarbenen Haaren. Du hast es auch getan... Deine Familie hinter dir zurückgelassen. Wirst du dafür auch bezahlen, so wie ich? Deine Entscheidung bereuen? Oder wirst du die Gelegenheit willkommen heißen, die Rosenkreuz dir bietet? Er ertappte sich dabei in Gedanken mit dem Bewusstlosen zu sprechen und ein ironisches Lächeln zerrte kurz an seinen Mundwinkeln. Zusammen mit seiner menschlichen Last begab er sich zum Wagen, wo Schneider auf ihn wartete. Der Regen verstärkte sich, setzte sich auf seine Brillengläser. Aber er dachte nur daran, dass auf diese Weise alle Spuren ihrer Anwesenheit verschwinden würden. Der schlaksige Körper rührte sich langsam. Minuten verstrichen jedoch noch, ehe die Augen geöffnet wurden. Katzenhaftes Grün, zunächst unfokussiert, sah sich um, blieb an ihm hängen und nutzte die Gelegenheit sich zu konzentrieren. Ein Stirnrunzeln folgte, dann versuchte etwas über seinen Geist hinwegzutasten, wurde von seinem Block davon abgehalten. Verwirrung hielt in den grünen Augen Einzug, dann war das Tasten wieder da und Schuldig entspannte sich in einen natürlichen Schlaf hinein. Schneider hatte das Zwischenspiel mit konzentrierter Miene verfolgt, zuckte mit den Schultern, als wollte er etwas abschütteln. "Ist alles in Ordnung mit ihm?", wandte er sich vom Bett ab und dem Älteren zu. Der Deutsche nickte, wenn auch etwas zögerlich. "Er hat beschlossen sich Schuldig zu nennen." Soweit nichts Neues, aber er verstand nicht gleich das amüsierte schmale Lächeln, bis Schneider weitersprach. "Schuldig hat einen starken Schock erlitten und die letzten Minuten des Vorfalls vollkommen vergessen." Blaue Augen, kalt und doch Zufriedenheit ausstrahlend, hefteten sich auf den Jungen. "Sein Zustand - er ist perfekt für unsere Zwecke." Damit trat der Deutsche neben das Bett, Fingerspitzen legten sich an schweißnasse Schläfen, nachdem sie das störende Haar beiseite gestrichen hatten. Mit einem gesammelten Gesichtsausdruck stand Schneider für einige Zeit da, den Blick ins Leere gerichtet. Anschließend zeichnete Erschöpfung die Züge des Älteren. "Jetzt wird es auch dabei bleiben, dass er sich nicht an die Wahrheit erinnert." Das war gut. So würde ihnen der Junge weniger Probleme bereiten. Ihre Blicke trafen sich in Übereinstimmung und sie lächelten sich an. "Er wird eine ganze Weile schlafen", teilte er Schneider mit, Gewissheit grundierte seine Stimme. Das Lächeln des Anderen blieb in den blauen Augen hängen, vertrieb einen Teil der Kälte, auch nachdem das Gesicht zur gewohnten Indifferenz zurückgekehrt war. Sie verließen das Zimmer, schlossen die Tür und nur zur Sicherheit schloss er ab. Er kam nicht dazu einen weiteren Schritt zu machen, die Hand auf seiner Schulter hielt ihn davon ab, ohne Kraft einsetzen zu müssen. Dann strichen Finger seinen Hals entlang, nach oben, griffen nach seiner Brille um sie abzunehmen. Er blinzelte, etwas überrascht. Schneider betrachtete einfach nur sein entblößt wirkendes Gesicht. "Warum trägst du sie eigentlich immer noch?" Blaue Augen bohrten sich in braune, die den Blick ohne Probleme erwiderten. Für einen Sekundenbruchteil dachte er an die Operation, seit der die Gläser seiner Brille nur noch aus simplen Glas bestanden hatten. Schneider hatte dafür gesorgt, dass seine Sehkraft so schnell wie möglich vollkommen wiederhergestellt worden war. Die Begründung hatte eingeleuchtet, schließlich konnte er später allzu schnell in eine Situation kommen, in der er besser nicht von einer Brille abhängig war. Er lehnte sich gegen die Tür, ließ zu, dass der Andere weiter in seinen persönlichen Raum eindrang. Warum er die Brille nicht endgültig aufgegeben hatte? Die Antwort war einfach und schaffte es ihn einen Hauch von Verlegenheit verspüren zu lassen. Es blieb unausgesprochen, aber er ließ Schneider den Gedanken auffangen. Für einen Moment war dieser tatsächlich verblüfft, dann erfüllte Lachen das Zimmer. ****** Er schwamm in Dunkelheit, glücklich darüber nichts denken zu müssen. Wärme umgab ihn, hüllte ihn in eine Decke aus Wohlbehagen. Nichts störte sein leises Dahintreiben und auf den Lippen des schlafenden Jungen erschien ein entspanntes Lächeln. Doch die Ruhe konnte nicht ewig verweilen, schon zu nah war der Geist am Erwachen, tastete sich der Wirklichkeit entgegen. Gewichte, traumschwer, widersetzten sich dem ersten zaghaften Flattern der Augenlider und ein flüchtiges Seufzen durchdrang die Stille des Raumes. Er wollte nicht aufwachen. Der Grund entzog sich ihm, aber der Vorsatz war nichtsdestotrotz da. Fetzen von Bildern - Erinnerungen? Träume? - wehten durch sein Bewusstsein, gesellten sich zu ihm, unwillkommene Gäste. Dahintreiben... Nein, nicht treiben, schwimmen! Durch eiskaltes Wasser, das nach Tränen schmeckte, gegen den Sog ankämpfend. Nach oben, wo die Sonne auf der Oberfläche verheißungsvoll funkelte. Gierig atmete der Junge, sog Sauerstoff in seine Lungen, noch gefangen in der Illusion keinen zur Verfügung zu haben. Aber etwas in ihm registrierte, dass er nicht mehr zu ertrinken drohte und die Bilder wechselten. Blau verlor seine Kühle, changierte über Grün zu Gelb und schließlich zu orangerotem Lodern. Hitze. Flammen. Ascheflocken, ein grauer Schneesturm mit ihm als ruhendem Pol. Grimmige Befriedigung dämpfte das Zittern, das den Körper des Jungen plötzlich geschüttelt hatte und die fast unerträgliche Hitze verwandelte sich in ein zufriedenes Glühen. Er hatte sich gerächt. Sie hatten es nicht geschafft ihn zu töten und jetzt waren sie keine Gefahr mehr für ihn. Ihn? Wer war er? Schuldig... Der Name schälte sich aus der ihn nun wieder umgebenden Leere heraus und er akzeptierte ihn, wissend, dass Sebastian zusammen mit seinen Eltern gestorben war. Sein Verstand klärte sich weiter, eine undeutliche Erinnerung meldete sich. Er war vorhin schon einmal wach gewesen. Ja... Sein Kopf hatte so sehr geschmerzt, dass er zu keinem klaren Gedanken in der Lage gewesen war. Die Anwesenheit einer anderen Person hatte seine Aufmerksamkeit erregt. Braune Augen mit Stille dahinter. Verwirrung hatte ihn einen Moment zurückweichen lassen, doch dann wagte er sich wieder heraus, tastete nach der lautlosen Schwärze und versank in ihr. Genau so war es gewesen, oder? Grüne Augen wurden aufgeschlagen, starrten zu einer unbekannten Decke empor. Die letzte Schläfrigkeit war übergangslos gewichen, hellwach lag er da und sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Er hatte ihn nicht hören können? Hatte er seine Gabe letztendlich doch verloren? Vielleicht war es nur ein Traum... Das Geräusch eines Schlüssels, der langsam umgedreht wurde, ließ ihn den Kopf wenden. Und dann sah er ihn im Türrahmen stehen. Braune Augen. Stille. Kein Traum. ~TBC~ Der Songtext ist meiner Meinung auf Schuldigs Situation zugeschnitten. Natürlich ist er noch ein bissl länger, aber ich wollte nicht, dass ihr ihn einfach nur überspringt und hoffte das durch die Kürzung zu erreichen ^^° Im Allgemeinen gilt der Song aber auch für Brad ^^ Hope to cya, cu ^-^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)