Close Distance von cu123 ================================================================================ Kapitel 1: "Alltag" ------------------- Close Distance (Teil 1) Titel: Close Distance Teil: 1/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Sodele, da wären wir mal wieder ^^# Ich hoffe die folgende Geschichte kommt nicht zu langweilig rüber o.O Jedenfalls kehren wir diesmal in die normalen Gefilde von Weiß kreuz zurück, auch wenn ich es nicht lassen konnte, ein paar Änderungen vorzunehmen... Ich werde später auch auf die Serie zurückgreifen ^^ Also zum Teil Spoiler-Gefahr, falls noch irgendjemand übrig ist, der sie nicht kennt *lach* Disclaimer: not my boys, no money make... Greetings: @Andromeda: *knuffz* Tatsächlich, du musst wieder gesund sein ^_____~ Deine Commi-Zeit haut mich mal wieder glatt um *gg* Eigentlich kann ich offene Enden ja nicht ausstehen ^^# es sei denn, ich schreibe sie selbst *räusper* Aber wie du sagtest, ich habe ja bestimmte Entwicklungen immerhin angedeutet ^^ Miyamoto musste von meiner Seite einfach sein - damit ich Ran auf ihn loslassen kann *grins* Er war _so_ gar nicht geplant gewesen, hat sich aber ganz gut gemacht ^^ Freut mich jedenfalls riesig, dass dir die Story so gefallen hatte *strahl* Die neue braucht aber noch ein bisschen um düster zu werden ^^y @Arigata: Aha, da haben wir es mal wieder... erst beschwerste dich bei mir, dass du so eine merkwürdige Zeitplanung hast (denn darauf lief es letztendlich hinaus *grins*) und dann haste es doch noch geschafft, das Kapitel immerhin zu lesen ^^ *auch ganz stolz auf dich bin* *lol* Bleibt nur noch die Frage, ob du tatsächlich zusätzlich einen ausführlichen Commi schreibst - und das sogar noch heute o.O Allerdings haste ja genügend Zeit *zwinka* @Tulpenmolch: Schön dass du wieder zurück bist ^_______^ Deine Zwischen-Commis waren vielleicht lustig *gg* Mal kurz reingesummt und dann wieder raus, man konnte direkt deine Spur verfolgen ^.~ Da Farf mir eigentlich gar nicht liegt, freue ich mich besonders, dass dir seine Darstellung gefallen hat ^^ Du hast Recht... eigentlich liegt die Welt meiner Charas wirklich in Trümmern... Aber ich bin der Meinung, dass es immer noch etwas Hoffnung gibt, auch wenn ich bei dieser Geschichte nicht bis zu einem glücklicheren Ende hingeschrieben hab *nod* Es bleibt jedem Leser selbst überlassen, wie es denn für die Verbliebenen weitergehen könnte... weitergehen kann. @Maike: Du bist lustig - so hat sich Schu nicht das Ende vorgestellt... o.O' So hatte ich es mir ja nicht einmal vorgestellt, wenn ich ehrlich sein soll ^^° Eigentlich hatte ich was anderes für ihn geplant (das ihm sicher auch nicht lieber gewesen wäre *räusper*) aber Gata-chan hatte interveniert... *mich frag ob sie das überhaupt noch weiß* *grins* Ich fand es irgendwie passend, dass Schu sich indirekt selbst zerstört, so etwas birgt viel mehr Hoffnungslosigkeit in sich, als wenn ein Anderer ihm ein Ende bereitet hätte... Und Nagi und Omi haben jetzt zumindest die Chance ein bisschen Glück zu finden ^^ @Shatielthefirst: Argh, bitte nicht jetzt noch mal von vorne lesen ^^° Da bin ich nämlich grade dabei - um Fehler auszubügeln, die ich jetzt erst sehe *drop* Ich weiß zwar nicht ob ich alles finde, aber einen Versuch ist es wert *nick* Ich bezweifle, dass ich immer FFs schreiben werde, aber zur Zeit macht es mir noch genug Spaß ^.~ Übrigens hat - wer auch immer dir die vierte DVD ausgeliehen hat - wohl verpennt, dass man die umtauschen konnte o.O'' Ich hatte zuerst auch die mit den versetzten Untertiteln und kann daher nachempfinden wie viel ,Spaß' man beim Gucken hat *ähem* ^^# @Devil: *lol* So wie du es formuliert hast klingt es, als hätte ich die zehn Monate über genau auf diesen Schluss hingearbeitet ^^ Was nicht wirklich der Fall ist *grins* Bin aber trotzdem froh zu hören, dass er die Wartezeit wert war *Verbeugung mach* ^.~ Die jeweiligen Kapitelenden musste ich einigermaßen offen halten, schließlich will ich doch, dass ihr Leser mir nicht einfach abhaut ^^° Und da ich immerhin wöchentlich weitergeschrieben hab, kann keiner behaupten, dass ich ihn damit gequält hätte *grins* Nu ja, ich hoffe bei der neuen Story bleibt ihr auch dabei *lieb guck* @Wakabayashi: Hey, da wagt es ein bisher stiller Leser ins Licht der Öffentlichkeit zu treten *breit grins* *dir Gummibärchen für den ersten Commi reich* Ach, hast du vielleicht auf ein Happy End bei dieser Story gehofft? Hätte ich an deiner Stelle wahrscheinlich getan *gg* aber ich kann die nicht so gut schreiben o.O' Und glaub bloß nicht, dass ich diese ganzen Ebenen geplant hätte - wäre froh wenn ich so etwas könnte... ist einfach Glücksache, dass sich alles so gut zusammengefügt hat *erleichtert guck* Die Sache mit dem ,immer sonntags die Fortsetzung hochladen' habe ich eigentlich fast von Anfang an so gehalten und es ist einfach am besten so *nick* Teil 1 "Alltag" "Ran, das Frühstück ist fertig!" Die Stimme seiner Schwester dröhnte durch das ganze Haus und mit verkniffener Miene zog er sich die Decke über den Kopf. "Ich bin nicht taub..." Ein Murmeln in die stickige Dunkelheit hinein, dann ein herzhaftes Gähnen. "Nur müde..." Das konnte er ruhig zugeben, schließlich hörte ihn hier niemand. Er hätte gestern vielleicht doch etwas früher nach Hause kommen sollen, aber wofür war das Wochenende da, wenn nicht um etwas Spaß zu haben? Behaglich drehte er sich auf die Seite, fest entschlossen noch eine Runde zu schlafen. Dieser Entschluss geriet allerdings in Wanken, als irgendjemand - er wollte den Begriff ,Vollidiot' nicht benutzen - begann einen Trommelwirbel an seiner Tür zu üben. "Schone deine Hände", knurrte er missmutig, schlug nichtsdestotrotz die Bettdecke beiseite. Mit der Ruhe war es ohnehin vorbei. "Jetzt mach hin!" Das Trommeln hatte ausgesetzt, dafür hörte er Aya umso deutlicher. Er fuhr sich durch den roten Haarschopf ohne seine Frisur dadurch glätten zu können. Auch egal. Noch etwas schlaftrunken tappte er zur Tür, blickte kurz darauf in die dunkelblauen Augen seiner Schwester. "Bin schon da." "Schon nennst du das?" Mit einem spöttischen Grinsen wurde er gemustert, dann wandte Aya sich um. "Zieh dich richtig an bevor du runterkommst, Mama mag es nicht, wenn du nur in Boxershorts rumläufst." Mit diesen Worten ging sie. Er seufzte. "Ran tu dies, Ran tu das... als ob eine Mutter nicht schon genug wäre..." "Möchtest du dich beschweren?" Mist, sie hatte es gehört. Er schnitt eine Grimasse. "Aber nicht doch, herzallerliebstes Schwesterchen!", rief er ihr mit honigsüßer Stimme nach. Dann zog er sich rasch etwas über. Er wusste, wann er verloren hatte. "Morgen..." Als er die Küche betrat war die ganze Familie versammelt. Sein Vater versteckte sich wie immer hinter der Zeitung und las sicher die Wirtschaftsnachrichten. Innerlich schüttelte er den Kopf. Warum bitte sehr sollte man sonntags früher aufstehen, bloß um sich eine Zeitung zu kaufen? Aber der alte Herr war schon immer so draufgewesen. Er ging zu seinem Platz, wuschelte Aya zufällig durch die Haare, als er vorbeikam. "Hör auf deine Schwester zu ärgern." "Ja, ja..." Er rückte seinen Stuhl zurecht. "Sie ist ja so klein und wehrlos..." Unter dem Tisch wurde ihm ein Tritt gegen das Schienbein verpasst, der ihn zusammenzucken ließ. Seine Mutter lächelte wissend, während Aya ihm mit engelsgleicher Unschuldsmiene den Brotkorb reichte. "Bitte sehr." "Hmpf...", grummelte er, griff dann nach einem Brötchen. "Wie bitte?" Eine fein geschwungene Augenbraue wurde in die Höhe gezogen, dunkelblaue Augen funkelten in stiller Belustigung. "Bist du taub geworden?" Mit gespielter Besorgnis erwiderte er den Blick. "Ich habe _danke_ gesagt." Seine Mundwinkel bogen sich unwillkürlich nach oben, während seine Lippen mit übertriebener Sorgfalt die Worte formten. Aya grinste nun auch, gestand mit einem kaum merklichen Nicken ihre Niederlage ein. Eins zu eins. Unentschieden. Nicht schlecht für den frühen Morgen. Papier raschelte und unwillkürlich blickte er zu seinem Vater hinüber. Dunkelbraune Haare, an den Schläfen ein erster silberner Schimmer. Blaue Augen, wie die seiner Schwester. "Hört auf herumzualbern..." Eine Stimme die weicher klang, als es die scharf geschnittenen Gesichtszüge vermuten ließen. Sein Vater hielt seinen Blick noch für einen Moment gefangen, griff dann nach der Kaffeetasse und wandte sich wieder der Zeitung zu. Spielverderber... Er traute sich nicht das laut auszusprechen, doch sein Gesicht verfinsterte sich. Das restliche Frühstück verlief in Schweigen. Am Nachmittag hatte er die ganze Angelegenheit schon fast vergessen. Sollte der alte Herr doch rummosern, der hatte sicher nur schlechte Laune. Ganz im Gegensatz zu ihm selbst. Mit einem breiten Lächeln trat er ins Freie, schloss die Augen vor der blendenden Sonne. Es war Frühling und ein warmer noch dazu. Sonnenstrahlen streichelten über seine Wangen, versuchten die Blässe zu vertreiben. Seine Hand hob sich, schirmte das Licht ab und gab ihm so den Blick auf den Vorgarten frei, wo die ersten Blumen blühten und das Gras frisches Grün zeigte. Aya-chan würde sich freuen... "Ich bin dann weg", rief er ins Haus hinein, zog danach die Tür zu. Eigentlich war es fast zu schön um arbeiten zu gehen, andererseits wollte er aber auch nicht auf das Geld verzichten. Es würde noch eine Weile dauern, aber irgendwann hatte er genug zusammen. Mit einem Pfeifen auf den Lippen machte er sich auf den Weg. ****** "Was wünschen Sie bitte?" Er blickte von seinen Unterlagen auf und direkt in ein paar violette Augen, die ihn freundlich anzulächeln schienen. "Einen Kaffee bitte." "In Ordnung, auch ein Stück Kuchen?" Jetzt konnte er sich endlich von den Augen trennen, gewann einen Eindruck vom ganzen Gesicht. Schmal war es, vielleicht etwas zu blass, doch das war bei Rothaarigen nichts Ungewöhnliches. Keine Sommersprossen. Und tatsächlich ein ungezwungenes Lächeln, das die Lippen umspielte. "Ja gerne, kannst du etwas empfehlen?" Was hatte er da gerade gesagt? Er mochte doch überhaupt keinen Süßkram. "Der Apfelstrudel ist heute besonders gelungen. Ich werde ihnen Stück mit Vanilleeis bringen." Er nickte nur, beobachtete dann, wie die schlanke Gestalt in Richtung Theke verschwand. Irritiert nahm er die Brille ab, putzte sie unnötigerweise. Als er sie wieder aufsetzte hatte er ganz zu sich zurückgefunden. Ein netter Junge, aber ein wenig ging ihm seine Fröhlichkeit auf die Nerven. Seine Unterlagen forderten ihr Recht und Konzentration erschien in den braunen Augen, als er sich über sie beugte. Die Zeit verging wie im Fluge und als er das nächste Mal aufsah, dampfte heißer Kaffee vor ihm, auf dem Teller schmolz langsam das Eis neben dem warmen Strudel. Ein Stirnrunzeln. Wann war das denn gebracht worden? "Ich wollte sie nicht stören." Der Junge kam gerade an seinem Tisch vorbei, lächelte, brachte anderen Gästen ihre Bestellung. Er seufzte fast lautlos. Manieren hatte er auch. Wenn er das nur von seinen Mitbewohnern behaupten könnte... Dann müsste er jetzt nicht hier sitzen um seine Arbeit in Ruhe erledigen zu können. Sie konnten es sich zurzeit nicht leisten negativ aufzufallen, Takatori musste zufrieden gestellt werden. Selbst wenn er dafür die entwürdigende Stellung eines besseres Privatsekretärs einnehmen musste. Das würde vorüber gehen. Alles zu seiner Zeit. Das kalte Glitzern in den dunklen Augen versprach nichts Gutes für die Zukunft des Mannes, an den er gerade dachte. ****** Diese verflixte Krawatte! Er starrte auf sein Spiegelbild, das genauso hilflos wie er sich gerade fühlte zurückstarrte. Obwohl er inzwischen genug Zeit zum Üben gehabt hatte, bekam er den Knoten immer noch nicht richtig hin. Und das war vor allem dann der Fall, wenn er es besonders eilig hatte. Fast trauerte er seiner Mittelschuluniform nach - aber eben nur fast. Der steife Kragen hatte ihn schon immer gestört und mit nur schlecht verborgenem Neid hatte er dann die Oberschüler beobachtet, die im Hemd mit einem normalen Jackett drüber rumlaufen durften. Er war jetzt allerdings nicht mehr so sicher, ob die neue Uniform es wert war, diese Krawatte in Kauf zu nehmen. Ein Lächeln huschte über seine Lippen, während er nach seiner Tasche griff. Sobald er den Dreh raushatte auf jeden Fall. "Morgen!" Seine Schwester hatte gerade ihren Toast fertig und ohne zu zögern griff er danach, verzehrte die Scheibe mit wenigen Bissen. "Guten Morgen. Und Finger weg!" Ein Klaps auf die Hand hielt ihn davon ab, sich auch noch ihr Glas zu schnappen. Er grinste nur und Aya reagierte mit einem resignierten Kopfschütteln. "Mama muss bei deiner Erziehung irgendetwas falsch gemacht haben", meinte sie dann. Das Bento verschwand in seiner Tasche. "Welche Erziehung denn, Aya-chan? Du behauptest doch immer, dass sie bei mir nur geübt hat." "Daher weiß Aya im Gegensatz zu dir auch, wie man sich benimmt." Seine Schwester lachte auf, als er überrascht zusammenfuhr, sich dann seiner Mutter zuwandte. "Ich habe dich gar nicht gehört." Sie schüttelte mit genau der gleichen Geste wie Aya eben den Kopf. "Ich bekomme fast den Eindruck, dass _du_ etwas an den Ohren hast. Außerdem solltest du mal einen Blick auf die Uhr werfen. Wenn ich mir vorstelle, dass dein Vater schon seit einer Stunde in der Bank ist, während du..." Ihre Stimme verklang, als sie mit dem Wäschekorb in den Keller verschwand. Er folgte ihrem Rat und stellte fest, dass es wirklich höchste Zeit war aufzubrechen. "Aya?" "Ja, komm her." Sie zog ihn an der Krawatte zu sich heran, löste den schief sitzenden Knoten um ihn dann neu zu binden. Danach glättete sie ihm überflüssigerweise noch den Kragen, doch er hielt lieber still, da er sonst das nächste Mal alleine dastehen würde. "Fertig, du kannst los." Von einem leichten Schubs unterstützt ging er zur Tür, verabschiedete sich mit einem dankenden Lächeln und zog dann hastig seine Schuhe an. Mit dem Jackett über dem Arm war er wenig später auf dem Weg. Es war viel kühler als er erwartet hatte und fröstelnd zog er sich richtig an, ohne allerdings seine Schritte zu verlangsamen. Zum Glück hatte er es nicht weit bis zur Schule. Aya hatte es gut, die musste montags erst zur zweiten Stunde da sein. "Ran-kun, jetzt ras doch nicht so!" Schuhe schlugen laut auf den Bürgersteig auf, dann hatte ihn Yunshiro auch schon eingeholt. "Hast du Mathe fertig?" "Soll das heißen, du hast deine Hausaufgaben schon wieder nicht gemacht?" Sein tadelnder Unterton wurde durch das Aufblitzen von Erheiterung in den violetten Augen zunichte gemacht. Sein Freund grinste. "Ich weiß doch, dass du es viel besser kannst. Fühl dich lieber geehrt, statt mich zur Arbeit antreiben zu wollen." "Nun gut... das ist sowieso nur vergebliche Liebesmühe..." Er seufzte tief und inbrünstig. "Ein wahres Wort zur frühen Stund." Der Andere war überhaupt nicht beleidigt. "Von wem ist das?" "Von mir natürlich, hört man das nicht?" Sie lachten beide, legten dann einen Zahn zu, als das Vorklingeln ihnen ins Bewusstsein rief, dass das Schultor jeden Moment geschlossen werden würde. "Das war knapp." Mit dem Stundenklingeln betraten sie das Klassenzimmer, sahen mit Erleichterung, dass der Lehrer noch nicht da war. Schnell gingen sie zu ihren Plätzen und packten aus, ordneten alles fein säuberlich vor sich an. Er blickte erst von seinem Tun auf, als Yunshiro ihm einen Rippenstoß versetzte. "Was ist denn, Yun-kun?" Der Andere deutete nach vorne und lenkte seine Aufmerksamkeit auf die Tafel. Und ihren Klassensprecher, der davor stand, etwas angeschrieben hatte. "Sento-sensei ist nicht da und wir bekommen Aufgaben." Er kam nicht dazu zu reagieren, da jetzt die üblichen Belehrungen von wegen Ruhe bewahren und brav auf den Sitzen bleiben folgten, denen alle mit gut verborgener Begeisterung lauschten. Irgendwann aber war auch das vorbei und bis auf ein gelegentliches Flüstern nur noch das Rascheln von Papier und das Kratzen von Stiften zu hören. "Wir hätten uns gar nicht so abhetzen müssen." Yunshiro strich sich eine hellbraune Strähne aus dem Gesicht. "Besser so als andersherum", zuckte er zur Antwort mit den Schultern. "Eigentlich könntest du mir jetzt mal deine Matheaufgaben rüberschieben, ganz unauffällig versteht sich." In den überraschend dunklen Augen funkelte es. "Hm..." Rasch las er durch was sie von Sento-sensei aufbekommen hatten. Kein Problem, das konnte er auch schnell zu Hause erledigen. Mit Japanisch hatte er noch nie besonders viele Schwierigkeiten gehabt. "Ich hätte da einen sehr viel besseren Vorschlag", meinte er dann. "Du versuchst die Lösung alleine zu finden und ich helfe dir, wenn du stecken bleibst." Yunshiro seufzte und verdrehte die Augen. "Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht..." Doch er widersprach nicht und holte seinen Hefter heraus. Sein Blick schweifte über den verlassenen Schulhof, während die immer noch laue Frühlingsluft ihm durch die roten Haare fuhr. Die Dämmerung senkte sich allmählich über die Stadt herab, ließ die Schatten verblassen und den Himmel stumpf werden. Für einen Moment zitterte er obwohl es gar nicht kalt war, berührt von einem Gefühl der Einsamkeit, das ihm sonst fremd war. Schließlich fasste er sich, schüttelte den Kopf um ihn wieder freizubekommen, lächelte über sich selbst. Zeit nach Hause zu gehen. Das Training hatte länger als erwartet gedauert und seine Mutter würde sicher schon mit dem Abendbrot warten. Sein Magen knurrte bei diesem Gedanken zustimmend und mit langen Schritten setzte er sich wieder in Bewegung. Er hatte gerade das Tor durchschritten, als ein gellender Schrei ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ. Hastig blickte er nach links, die Richtung, aus welcher der Schrei gekommen war, konnte jedoch niemanden sehen. Wie von alleine rannte sein Körper los, bevor er sich bewusst dafür entscheiden konnte. Es musste gleich da vorne um die Ecke sein. Ohne langsamer zu werden bog er herum, stieß mit jemandem zusammen und landete unsanft auf dem Hosenboden. Ein dumpfer Laut war zu hören und es dauerte einen Moment bis er registrierte, dass er selbst ihn ausgestoßen hatte. Er konnte sich nicht rühren während der Andere - ein Mittelschüler, er erkannte die vertraute Schuluniform - sich aufrappelte, gewann nur einen flüchtigen Eindruck verärgerter dunkelblauer Augen und feiner brauner Haare, die ihn streiften. Die Schritte verklangen irgendwo hinter ihm, ehe es ihm gelang aufzustehen und unsicher stolperte er vorwärts zu der zusammengesunkenen Gestalt, die regungslos wie ein Bündel alter Sachen an der Mauer lag. Was war hier geschehen? TBC Na? Wie gesagt, nicht besonders viel passiert ^^# Ich will - wie schon gegenüber einer bestimmten Person erwähnt *Shati zuzwinker* - versuchen, mich einfach auf die Charas zu konzentrieren und nicht so sehr auf ein ,Geschehen' im engeren Sinne... o.O Keine Ahnung ob das was wird *räusper* Hoffe jedenfalls, dass ihr nächste Woche wieder dabei seit *lieb guck* cya ^-^ *winkz* Kapitel 2: "Schock" ------------------- Close Distance (Teil 2) Titel: Close Distance Teil: 2/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Wie ihr mit diesem Teil merken werdet, führe ich dieses Mal ziemlich schnell alle Charas ein ^^ Jedenfalls dauert es nicht mehr lange, bis alle ihren ersten Auftritt hatten *nod* Disclaimer: not my boys, no money make... Greetings: @Andromeda: Stimmt, dieses Mal bleibe ich einfach sitzen *lach und reknuddel* Und so sehr der Anfang dieser Story vielleicht auch fröhlich klingt, dabei bleibt es bei mir auf keinem Fall ^^° Ich könnte das nämlich nicht durchhalten *räusper* Es hat schon seinen Grund, warum ich eher düstere FFs schreibe: ich kann leichter die Stimmung halten *grins* Außerdem wäre das doch ziemlich unrealistisch - Weiß kreuz ohne Tote *ehe* @Maike: *zuwink* Dauert zwar noch eine Weile ehe du das hier liest, aber ich kann dich ja trotzdem grüßen *gg* Hoffentlich biste heil aus dem Urlaub zurück gekommen und hast dich gut erholt - dafür ist so was doch da, ne? ^^ @Glorry: Mia, ich hoffe wir haben die Sache mit den Mails jetzt endlich hinbekommen o.O Das war ja ein Wirrwarr *Kopf schüttel* Ich warte jetzt einfach mal ab, wie lange du brauchst um hier anzugelangen *lach* Weißt du eigentlich, wann Jen-chan wieder on ist? @Arigata: *breit grins* Das mit dem nichts ist immer relativ, immerhin ist im ersten Teil mehr als ein Tag vergangen ^.~ Musste dir mal vorstellen, diesmal brauche ich keine 10 Monate um eine Woche in der Story hinter mich zu bringen *mich weglach* Ich glaube die Freischaltung braucht diesmal nicht so lange, da es ja nur ein neuer Teil, aber nicht eine neue FF ist ^^ *zuversichtlich sag* Und ehe ich dazu komme, den Anime ein bissl mehr einzubeziehen, musste dich leider noch ein wenig gedulden *knuffz* @Tulpenmolch: Hey, das nehme ich doch glatt mal als Kompliment *grins* Mal gucken ob sich diese Story in Teilen auch noch spannend entwickelt - oder in welche Richtung es überhaupt geht ^^ Und so ungewohnt ist die Situation doch nicht ^^ Man kann sich ziemlich einfach vorstellen, dass es noch spielt, bevor Manga/Anime einsetzen... lustig *ähem* ^^° wird es erst, wenn ich wirklich anfange den Anime einzubauen und die Sache verwurste (<- so beliebte Gata-chan es auszudrücken *snicker*) @Devil: Ja, aber weißt du... nur weil Rans Familie noch lebt, muss das nicht unbedingt so bleiben... ^^y *vor mich hinbrabbel* Ich glaube ich habe insgesamt betrachtet mal wieder nix nettes vor *mein Gebrabbel immer leiser wird* ^^°°° Aber bis es soweit ist, hast du hoffentlich was anderes gefunden, an das du dein Herz hängen kannst *zuversichtlich guck* Und keine Sorge, Mexx war diesmal bestimmt schneller mit dem Freischalten ^^ @Shatielthefirst: *Gummibärchen reich* Guck mal, du hast mir den allerersten Commi zu der FF geschrieben ^_________________^ Das kann jetzt keiner mehr ändern *grins* (es sei denn ich lösch ihn, aber so was mache ich ganz sicher nicht *lach*) Vielen Dank für das in mich gesetzte Vertrauen, bin selber gespannt ob die Geschichte was wird ^^# Teil 2 "Schock" Er sollte es nicht tun. Auf gar keinen Fall. Doch so sehr er sich wünschte einfach weglaufen zu können, tat er es dennoch nicht. Ob es Pflichtgefühl oder Neugier war konnte er gar nicht genau sagen, vielleicht einfach beides zusammen, irgendwo in dem unentwirrbares Knäuel aus Gefühlen, die gerade in ihm tobten. Von außen war ihm dieser Aufruhr nicht anzusehen, höchstens, dass sein Gesicht noch einen Hauch blasser wirkte. Es war in dem einsetzenden Zwielicht sowieso nicht zu erkennen. Die paar Schritte schienen eine Ewigkeit zu beanspruchen und gleichzeitig gelangte er viel zu schnell bei dem Bündel an, das sich als ein etwas älterer Junge entpuppte. Das Kinn war ihm auf die Brust gesunken, die Beine vom Körper weggestreckt, die Arme hingen kraftlos herunter. "Kann ich dir irgendwie helfen?" Seine eigene Stimme klang fremd in seinen Ohren und er hoffte vergebens auf eine Antwort, von der er gleichzeitig wusste, dass sie niemals kommen würde. Es gab keinen Aufschub mehr, es sei denn, er würde doch noch wegrennen, alles hinter sich zurücklassen. Aber er hatte sich bereits dagegen entschieden. Und so tat er den letzten Schritt, kniete neben dem Anderen nieder. Ihm wurde heiß, dann eiskalt. Innerhalb weniger Atemzüge war sein Hemd von Schweiß durchtränkt. Die Augen... er konnte jetzt erkennen, dass sie blicklos ins Nichts starrten. Kein Zwinkern, keine Regung. Sein Magen wollte sich umstülpen und etwas Bitteres brannte in seiner Kehle. Zum Glück hatte er eine Weile nichts gegessen. Ein klarer Gedanke, fern vom Geschehen. Mit ruckartigen Bewegungen zog er sein Jackett aus, breitete es über die Gestalt, die einmal ein lebendiger, atmender Mensch gewesen war. So wie er selbst. Eben noch hatte er die Zukunft vor sich gehabt, wahrscheinlich ohne einen einzigen Gedanken daran zu verschwenden. Kalt, es war so kalt. Er zitterte, schlang die Arme um seinen Oberkörper und begann sich vor und zurück zu wiegen, ohne es wirklich zu registrieren. Zeitalter vergingen auf diese Weise, bis ihn das Piepen seiner Uhr wenige Minuten später zurückriss. Sieben Uhr, er sollte längst zu Hause sein. Er wäre so gerne dort. Eine Hand wanderte suchend in seine Tasche, griff nach dem Handy. Er wählte den Notruf, gab mit deutlicher Stimme wieder, wo er sich befand und warum er Hilfe brauchte. Woher er die Kraft dafür nahm wusste er nicht, eigentlich konnte er überhaupt nicht klar denken. Sein Kopf, er fühlte sich so leicht an. Eine neue Welle von Übelkeit schwappte über ihn hinweg und er lehnte sich zurück an die Mauer, deren Steine kühl durch den Stoff seines Hemdes zu spüren waren. Erst als Sirenen zu hören waren, rührte er sich wieder. ****** Im Haus schien alles dunkel zu sein, als er von Takatori zurückkehrte. Dieser Kerl hatte ihn mal wieder eine halbe Ewigkeit aufgehalten. Aber er musste aufpassen, noch hielten sie zu große Stücke auf diesen Mann, als dass er sich dessen Unzufriedenheit zuziehen durfte. Die Zeit würde kommen, dann würden sie endlich frei sein. Solange er jetzt nicht nachlässig wurde. Aber genug davon, auch wenn er seine Gedanken für sicher hielt, konnte er doch nie wissen, ob ein Telepath auf sie angesetzt war, der zufällig etwas aufschnappte. Er zog seine Schuhe aus und brachte die Aktentasche in sein Büro. Erst dort verließ ihn ein Teil seiner Anspannung. Als würde er sich nur in diesem Raum sicher fühlen. Seine Schultermuskulatur lockerte sich und mit einer Hand fuhr er sich durch die schwarzen Haare, richtete einige Strähnen. Dann verließ er das Zimmer wieder, auf der Suche nach den Anderen. Es brannte tatsächlich nirgendwo eine Lampe, trotzdem konnte er Stimmen aus dem Wohnzimmer hören. Nagi hatte schon immer die Dunkelheit bevorzugt, man konnte sich darin besser verstecken und Schuldig störte sich nicht daran. "Da hast du dir ja mal wieder etwas geleistet..." Letzterer klang nicht wirklich vorwurfsvoll. Nagi reagierte dennoch trotzig. "Ich konnte nichts dafür! Warum hat der Kerl nicht einfach erledigt, was ihm aufgetragen worden war..." Die Stimme ihres Jüngsten ging in ein Murmeln über. Neugierig geworden blieb er im Türrahmen stehen, ein regloser Schatten. "Und warum hast du den Anderen am Leben gelassen? Ein Zeuge ist das Letzte, was du jetzt noch gebrauchen kannst. Was diesen unzuverlässigen Idioten betrifft, so geschieht es ihm ganz recht." Eiskalt. "Du weißt doch was Crawford dazu gesagt hätte..." "Wenn er davon wüsste." Nagi zögerte - und das wollte er sich auch erbeten haben. Schuldig setzte dem Jungen nur wieder Flausen in den Kopf. Diesmal leider mit Erfolg. "Ich kenne denjenigen der mit mir zusammen gestoßen ist nicht. Könntest du vielleicht..." "...ein bisschen Ausschau halten?" Das Grinsen war eher zu hören, als dass man es sehen konnte. "Mach ich doch gerne für dich, wenn du nächste Woche den Abwasch für mich übernimmst." Gut, das reichte jetzt. Er betrat das Zimmer und spürte, wie sich sofort zwei Augenpaare auf ihn richteten. "Schuldig, du wirst Nagi nicht deine Aufgaben aufdrücken und du Nagi, erzählst mir sofort was passiert ist." Er verlieh seinen Worten auch ohne laut zu werden Nachdruck. Der Orangehaarige war über seine Einmischung überhaupt nicht begeistert. "Er muss selber wissen, was er tut!" "Soweit ich das mitbekommen habe, weiß er das anscheinend nicht." Immer noch ruhig, fast ausdruckslos jetzt. Nagi sprang von dem Sessel auf, auf dessen rechter Armlehne Schuldig sich niedergelassen hatte. "Hört auf über mich zu reden, als ob ich nicht mit im Zimmer wäre! Und du hast mir überhaupt nichts vorzuschreiben!" Dunkelblaue Augen funkelten ihn an, dann rannte der Braunhaarige hinaus. Fußtritte waren auf der Treppe zu hören, kurz darauf ein Krachen, als oben die Tür zugeschmissen wurde. Ein leises Lachen richtete seine Aufmerksamkeit zurück auf den Telepathen. "Schlechte Erziehung, würde ich sagen..." Er ignorierte den Kommentar, trat an Schuldig heran, so dass er vor ihm aufragte. "Was ist passiert? Nagi hatte doch nur einen simplen Überwachungsauftrag." Der Andere zuckte mit den Schultern, wurde dann ernst. "Er hat jemanden gegen die Wand geklatscht." So lapidar es klang, schwang doch Sorge in den Worten mit - um Nagi. "Tot?" "Vermutlich. Und dummerweise hat ihn jemand gesehen. Vielleicht sollten wir den wirklich unauffällig verschwinden lassen. Es dürfte für mich kein Problem sein ihn zu finden." Er seufzte, trat einen Schritt zurück und ließ sich auf die Couch sinken, während er seine Krawatte lockerte. "Weißt du weshalb Nagi das getan hat?" Grüne Augen suchten im Schein der Straßenlaternen seinen Blick, hielten ihn fest. "Er hat es nicht gesagt, aber ich glaube nicht, dass es ein simpler pubertärer Wutausbruch war." "So wie eben?" Er sah wie Schuldig auf diese Frage hin grinste, doch dieses Grinsen verschwand wieder, als der Orangehaarige weitersprach. "Ich befürchte, es ist die alte Geschichte." Ein finsteres Feuer glomm im Hintergrund der Augen auf. "Nicht gut..." Für einen Moment blieben sie beide stumm. "Ich werde zu ihm hochgehen..." "Und soll ich nun nach dem Zeugen suchen?" "Das ist nicht nötig. Morgen wird die ganze Schule wissen, wer es ist. Dann können wir uns immer noch überlegen was wir machen." Schuldig schien etwas skeptisch zu sein. "Und wenn er Nagi wiedererkennt?" "Das ist unwahrscheinlich. Schließlich hat Nagi selbst gesagt, dass er den Anderen noch nie zuvor gesehen hat und in Schuluniform gleichen sich diese Kinder sowieso wie ein Ei dem anderen." "Gut, da hast du Recht. Außerdem muss ich mich jetzt sowieso um Farf kümmern." Mit diesen Worten stand Schuldig von seiner improvisierten Sitzgelegenheit auf und verschwand dann in Richtung Keller. Es wurde still in dem großen Raum. Er schloss die Augen und ließ sich die Neuigkeiten noch einmal durch den Kopf gehen. Nichts davon hatte er vorhergesehen, womit auch nicht unbedingt zu rechnen gewesen war. Leider meldete sich seine Fähigkeit nicht immer dann, wenn er sie auch brauchte oder der Ansicht war sie zu brauchen. Um den Jungen, den Nagi auf dem Gewissen hatte, machte er sich keine Gedanken. Das war dieser nicht wert. Er hatte sich sein Bett bereitet - für alle Ewigkeit. "Nagi?" Wie gewohnt war es stockfinster, nur durch den Türspalt fiel vom Flur her Licht ins Zimmer, so dass er den braunen Haarschopf erkennen konnte, der als einziges unter der Bettdecke hervorlugte. "Verschwinde..." Es fehlte der Nachdruck und so ignorierte er die Abweisung, setzte sich auf die Bettkante. Mit einem kaum hörbaren Quietschen gab die Matratze etwas nach und in Folge dessen rutschte Nagi unfreiwillig ein Stück näher an ihn heran. Sanft strich er über die dünne Decke, sicher, dass der Jüngere es an dem ihm zugewandten Rücken spüren würde. "Ist alles in Ordnung mit dir?" Es kam keine Antwort, aber er hatte andererseits auch keine erwartet. Und so sprach er einfach weiter. "Du musst dir keine Sorgen machen. Ich bin mir sicher, dass dich niemand wiedererkennen wird. Und Schuldig kann wenn du willst ein bisschen aufpassen." "Ich brauche keinen Aufpasser. Ich habe keine Angst. Ist mir doch völlig egal, wenn er mich erkennt. Ich werde schon mit ihm fertig." Daran hegte er keinerlei Zweifel, allerdings wollte er auf keinen Fall, dass Nagi wirklich noch Aufmerksamkeit auf sich zog. Er hatte geglaubt es wäre eine gute Idee ihn auf die Schule zu schicken, der Junge brauchte ein Stück Normalität in seinem Leben. Jetzt kamen ihm allerdings erste Zweifel. Doch was war die Alternative? Im Haus eingesperrt würde Nagi bald die Wände hochgehen - oder sie buchstäblich einreißen. Bei diesem Gedanken glitzerte etwas in den braunen Augen auf. "Gut, dann eben nicht. Aber ich möchte dich darum bitten, dass du dich zurückhältst. Sperr einfach nur die Ohren auf und erzähl mir dann morgen, wer den Toten gefunden hat. Das wird sich bestimmt schnell herumsprechen. Das tust du doch für mich, ja?" Er stand auf und wie zufällig glitten seine Fingerspitzen durch seidige Haare. Kurz bevor er die Tür hinter sich schloss, hörte er kaum wahrnehmbar das leise Ja, auf das er gewartet hatte. Manchmal erreichte man auf diesem Weg einfach mehr. Mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck ging er in sein Büro zurück. ****** Man konnte sich immer dann am besten an etwas erinnern, wenn man es gar nicht wollte. Eine Erfahrung, auf die er gut und gerne hätte verzichten können. Er sah die Augen des Toten vor sich, wann immer er die eigenen schloss, wusste einfach nicht, wie er dieses Bild ausradieren konnte. Im Moment starrte er auf seine ineinander gekrampften Hände, deren Knöchel bleich unter der dünnen Haut hervorstachen. Die Geräusche des Straßenverkehrs umfluteten ihn, ohne dass er sie hörte. Seine Gedanken waren nicht hier im Auto seines Vaters, sondern blieben beharrlich bei der Polizei, die sie eben verlassen hatten. Immer noch wärmte ihn heißer Tee von innen und etwas Erleichterung ging mit der Gewissheit einher, alles richtig gemacht zu haben. Ja, das hatten sie ihm gesagt. Freundliche graue Augen hatten ihn gemustert, während er seine Aussage machte. Von dem Mittelschüler erzählte, der ihn umgerannt hatte, wahrscheinlich voller Angst, da dieser auch dem Toten begegnet war. In diesem Alter konnte man nicht erwarten, dass der Junge dablieb und die Polizei rief. Der Polizist hatte zustimmend genickt, sein Vater wie schon die ganze Zeit keine Regung gezeigt. Und obwohl es ihm inzwischen besser ging, war er doch froh endlich nach Hause zu kommen. Er blickte auf, da der Motor verstummte und somit plötzlich etwas fehlte. Das Auto stand bereits in der Garage, ihm war völlig entgangen, wie sein Vater es hineinmanövriert hatte. Ein paar Atemzüge lang blieb er einfach sitzen, dann fiel ihm ein, dass er aussteigen müsste. Er tat es, griff nach seiner Tasche, die er vorhin auf den Rücksitz gelegt haben musste. Erst als sich eine Hand auf seine Schulter legte merkte er, dass er neben dem Wagen stehen geblieben war, als wüsste er nicht wohin als nächstes. "Komm, Ran." Die Stimme seines Vaters klang so sanft. Leichte Verwunderung, dann verschwand der Eindruck und er setzte sich - halb geschoben - in Bewegung. "Ob Mutter böse ist, dass wir jetzt erst zum Essen kommen?" Ein Kopfschütteln und der Druck der Hand auf seiner Schulter verstärkte sich. "Heute gibt es Sushi, da kann nichts kalt werden." Die blauen Augen musterten ihn undeutbar. "Sehr schön." Er hatte merkwürdigerweise überhaupt keinen Hunger mehr. Vielleicht hätte er nicht soviel von dem Tee trinken sollen... Aber es hatte ihm geholfen, sich an der Tasse festhalten zu können. Immer wenn ihm das Wort im Halse stecken bleiben wollte, hatte er einen Schluck genommen und konnte weitersprechen. Sein Vater schloss gerade die Haustür auf, als ihm auch schon der Knauf aus der Hand gerissen wurde und sie wie von allein aufschwang. "Ran!" In der nächsten Sekunde hing ihm Aya am Hals und schien ihm die Luft aus den Lungen quetschen zu wollen, während sie ihm gleichzeitig kaum die Chance ließ weiterzuatmen. Unbeholfen strich er ihr über den Rücken, woraufhin der Griff etwas gelockert wurde. "Ist alles in Ordnung mit dir?" Schon wieder blaue Augen, die ihn musterten. Und da er das Gefühl jetzt um ein vielfaches verstärkt sah, konnte er es endlich identifizieren. Besorgnis. "Du bist bestimmt müde." Seine Schwester wartete keine Antwort ab, sondern zog ihn hinter sich her ins Haus. "Wo hast du denn dein Jackett gelassen?" Widerstandslos ließ er sich seine Tasche abnehmen, dachte über ihre Frage nach. Er wusste es nicht. Hatten sie es bei - er unterbrach sich selbst mitten im Gedanken. Seine Mutter trug ein unsicheres Lächeln im Gesicht, als er die Küche betrat. Sie sah aus, als wollte sie ihn etwas fragen, doch es blieb unausgesprochen. Ohne wirklich darauf zu achten was er tat, griff er nach den Stäbchen und begann zu essen. Es war genug da, das restliche Geschirr stand noch auf dem Tisch, als wäre das Abendbrot abgebrochen worden. Er hielt mitten im Kauen inne. Genau das war bestimmt geschehen. Der Anruf von der Polizei musste es gewesen sein. Sie hatten ohne ihn angefangen, wahrscheinlich hatte sein Vater nicht länger warten wollen. Er hatte nach dem Training schon öfter alleine gegessen. Jetzt war er nicht allein. Seine Schwester stand bei der Tür, traute sich nicht näher zu kommen. Langsam kaute er weiter, schluckte mühsam. Was tat er hier eigentlich? Er starrte auf seinen Teller, schloss dann die Augen. Und prompt war das Bild wieder da. Der Stuhl kippte nach hinten, als er hastig aufstand. Wie konnte er jetzt nur einfach etwas essen, als ob nichts geschehen wäre? Ihm wurde schlecht und auf wackligen Beinen drängte er sich an Aya vorbei. Er schaffte es gerade noch rechtzeitig bis ins Bad. TBC ^^° Also ich weiß nicht, was ich diesmal dazu sagen soll... Hoffe, dass ihr nächste Woche wieder dabei seid *lieb guck* cya, cu ^-^ *winkz* Kapitel 3: "Ein neuer Tag beginnt" ---------------------------------- Close Distance (Teil 3) Titel: Close Distance Teil: 3/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: So, jetzt ist Weiß da und alle sind somit versammelt ^^ Bin ich nicht richtig schnell gewesen? *grins* Disclaimer: not my boys, no money make... Greetings: @Andromeda: *knuffel* Tote inspirieren dich? Na was für ein Glück, dass dieser Junge nicht der letzte war ^^# Ich glaube Brad würde sich gegen die Bezeichnung ,liebender Papa' verwehren *gg* aber ich gebe schon zu, dass es so rüberkam ^^ Deine Frage, ob Nagi und Omi dieselbe Schule besuchen, wird im heutigen Kapitel beantwortet und wenn ich mich recht erinnere, sagte ich, dass ich relativ nah an der Vorlage bleiben werden... Also kannste dir vorstellen, das es für Ran nicht sehr viel besser weitergehen wird... ^^° @Arigata: *zöger* *überleg* Hm... okay, ich gebe zu, dass mir dein Last-Minute-Commi gefehlt hatte *lach* Die nächsten beiden Wochenende werde ich persönlich aufpassen, dass du es auch nicht vergisst *breitgrins* *mir schon mal Ayas Katana ausleih und in die Tasche pack* ^^ Du machst doch Scherze wenn du sagst, dass du vergessen hattest was genau passiert war, oder?!? Mädel, es gab erst einen vorherigen Teil, wie kann man da den Inhalt vergessen? o.O Wer der Tote war wird noch... irgendwann... aufgelöst ^^ Und dann erfährst du natürlich auch, weshalb Nagi es getan hat *grins* @Shatielthefirst: Ich finde es ganz interessant, mal ein bissl mehr über Rans Family zu schreiben *zugeb* aber auf Dauer würde das sicher auch langweilig werden... o.O Und du brauchst mir nicht sagen, dass es schwer wird die Charas zu beschreiben, das habe ich nämlich schon selbst gemerkt ^^° Das mit den Gummibärchen ist gern geschehen *lach* Was glaubst du denn, ab wie vielen Teilen du etwas zu der Story selbst sagen kannst? *gg* Ich glaube ja, das dauert noch ne Weile... @Maike: Bevor ich es vergesse, folgt hier auch wieder ein Gruß an dich *zuwink* Kommst du eigentlich nächstes Weekend wieder? Ich habe das schon wieder ganz vergessen *zugeb* ^^# @Jennifer-sama: Mal gucken wer von euch beiden jetzt schnell ist ^^ Ich nehme aber mal an, dass Glorry wieder im Stress stehen wird, wenn ihr Urlaub vorbei ist *sigh* *sie an dieser Stelle auch gleich mal grüß* @Tulpenmolch: Was die Verhältnisse bei Schwarz betrifft: ich glaube sie sind nicht ganz so, wie sie bisher erscheinen ^^ Aber ich freue mich, dass es genau so rübergekommen ist *lach* Das Prob wird jetzt für mich sein, die Charas nach und nach so darzustellen wie ich es mir vorstelle, indem ich euch mehr Informationen gebe ^^# *keine Ahnung hab ob das klappt* Ich freue mich übrigens riesig, dass du die Sache mit Brad bemerkt hast *knuffel* *dir daher auch Gummibärchen rüberschieb* Ich hoffe dein PC erholt sich bald wieder o.O *Daumen drück* @Devil: Japp, NOCH laufen sie alle fröhlich in der Weltgeschichte rum ^^° Aber ich kann ja laut Vorlage gar nicht anders, als das mal zu ändern... und wie ich schon weiter oben sagte glaube ich auch, dass Ran mit familiären Anhang auf Dauer nicht wirklich interessant sein kann ^^ Heb dir die Frage nach dem Warum eine Weile auf o.O ich hoffe du denkst noch daran, dass du es mal wissen wolltest, wenn aufgelöst wird weshalb Nagi den Jungen getötet hat *ehe* *dir Gummibärchen für den ersten Commi reich* ^-^ Teil 3 "Ein neuer Tag beginnt" Ein entnervendes Piepen. Zuerst noch langsam, hatte es sich in seine Träume geschlichen, wurde ohne Probleme integriert und daher ignoriert. Doch leider tat es ihm nicht den Gefallen brav mitzuspielen, sondern wurde schneller und lauter. Er schlug die Augen auf, als nächstes auf den Wecker. "Ich bin wach, es reicht!" Sich die schweren Lider reibend setzte er sich auf, fröstelte leicht als die Decke herunter rutschte. Das war ganz einfach nicht fair! Warum musste er noch zur Schule gehen, wenn er sowieso oft genug zu müde zum Zuhören war? Wenigstens ließen es ihm die Lehrer durchgehen, sie wussten schließlich, dass er auch zu arbeiten hatte. Immer noch müde schlurfte er durch das kleine Zimmer, verschwand im winzigen Bad. Als erstes kaltes Wasser ins Gesicht, damit er nicht wieder einschlief, bevor er überhaupt unter der Dusche stand. Er sah auf, begegnete dem Blick blauer Augen. Dunkle Schatten lagen darunter, dafür zeigten die Wangen zu wenig Farbe. Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem schiefen Lächeln. Ja, sie dachten wirklich, dass sie Bescheid wüssten. Aber niemand kannte ihn wirklich, nicht einmal er selbst. Er betrachtete sich, die wirren blonden Haare, die ihm in die Stirn hingen, die vertrauten und doch fremden Züge. "Verdammt!" Seine Faust stoppte kurz vor dem Spiegel, bevor wieder glitzernde Scherben auf ihn nieder regnen konnten. Seine Finger umkrampften den Waschbeckenrand und er ließ den Kopf hängen. Warum nur konnte er sich nicht erinnern? Schließlich aber verschwand die Anspannung aus seinem Körper und er lachte leise. Was brachte das schon, er sollte sich lieber etwas beeilen. Und als er unter die Dusche trat, war nichts mehr von den Fragen zu erkennen, die ihn mehr alles andere beschäftigten. Bevor er sich auf den Weg in die Schule machte, klopfte er noch an die Tür seines Nachbarn. "Ken-kun, aufstehen! Ihr müsst den Laden bald aufmachen!" Nichts rührte sich. Er seufzte, hieb dann noch ein bisschen stärker gegen das dünne Holz. Das konnte man doch gar nicht überhören. Er hielt für einen Moment inne. Korrektur, Ken war dazu sehr wohl in der Lage. Bei Yohji hatte ihn das nicht gewundert, der trieb sich schließlich auch dann nachts draußen rum, wenn sie gar keinen Auftrag hatten. Aber der Braunhaarige schien schon aus Prinzip wie ein Baby zu schlafen, egal ob sie nun lange wachgehalten worden waren oder nicht. Bei dieser Überlegung musste er grinsen. Ken war noch nicht lange in ihrer Gruppe, doch er kannte ihn bereits gut genug um das beurteilen zu können. Er wiederholte sein Klopfen, trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. Endlich hörte er drinnen etwas rumpeln, kurz darauf öffnete sich die Tür und ein verschlafenes Gesicht erschien. "Was willst du?", brummte es ihm entgegen. Er lächelte breit. "Die Blumen warten. Und sicher auch ein paar Mädchen." Braune Augen blinzelten. "Du musst mich verwechseln, ich will nichts von irgendwelchen Mädchen..." Und die Tür schlug zu. "Ken, hör mit diesen Scherzen auf, ich muss jetzt los!" "Schon gut, kannst abhauen. Aber vergiss Yohji nicht", klang es dumpf zu ihm nach draußen. Sein Lächeln wurde zu einem Grinsen. "Sicher doch, du musst nicht alleine leiden." Dann machte er sich auf zum Zimmer seines Partners, sicher, dass Ken nicht wieder einschlafen würde. Das war das Positive bei ihm. Man bekam ihn zwar schwer wach, aber wenn er erst einmal auf den Beinen war, wurde er schnell putzmunter. Anderenfalls würde Ken wohl kaum sein häufiges morgendliches Training durchhalten. Bei Yohji konnte er sich das Anklopfen sparen, das wäre sowieso nicht von Erfolg gekrönt gewesen. Doch aus Erfahrung wurde man irgendwann klug und so zog er einfach den Zweitschlüssel aus der Schultasche, ging nonchalant hinein. Auf dem Tisch stand ein überquellender Aschenbecher und der Gestank nach kaltem Zigarettenqualm schwängerte die für ihn kaum atembare Luft. Vorsichtig - um sich in keinen der auf den Boden verstreuten Klamotten zu verfangen - stakste er durch das Zimmer zum Bad hinüber. Schnell fand er einen Lappen, der Sekunden später mit kaltem Wasser durchtränkt war. Nichts ging über einen erfrischenden Morgengruß. In blauen Augen funkelte es boshaft, als er in das Zimmer zurückkehrte und sich zum Bett begab. Yohji schlief noch selig, völlig verschwunden unter der Decke, bis auf sein Gesicht, das passenderweise genau ihm zugewandt war. "Aufwachen!" Immerhin war er so nett und gab dem Älteren noch eine Chance. Die dieser wie zu erwarten war nicht nutzte. Und so landete der Lappen mit einem Klatschen in genau diesem Gesicht. Die folgenden Flüche waren auf Grund des Hindernisses nicht ganz verständlich, aber er bestand auch nicht darauf sie zu hören. "Ken-kun ist schon wach. Vergiss nicht, dass ihr in einer Stunde im Laden stehen müsst. Wir sehen uns." Und damit war er auch schon verschwunden, ehe Yohji sich dazu aufraffen konnte Rache zu nehmen. Ein Blick auf die Uhr versicherte ihm, dass er heute zur Abwechslung nicht zu spät kommen würde und damit auch nicht das nervige Geplapper seiner Mitschüler ertragen musste. Ansonsten waren sie ja ganz nett, aber was glaubten sie denn, wie oft er mitanhören wollte, dass er es doch ach so schwer hatte. Sie brauchten nichts zu sagen, er wusste selbst ganz gut, wie es ihm ging. Ein Seufzen entkam ihm, dann aber setzte er wieder sein Lächeln auf. Es war doch nur nett gemeint. Irgendetwas war anders. Argwöhnisch sah er sich inmitten der Schüler um, die sich zu kleinen Grüppchen zusammen gefunden hatten. Das war soweit nichts neues, aber... Der Ausdruck der Gesichter, die unterbewussten Gesten wirkten anders als sonst. Ungläubigkeit und Erschrecken, aber auch Neugier konnte er erkennen. Was konnte nur passiert sein, dass es für alle interessant war? Er ging weiter, hielt nach Leuten Ausschau, die er kannte um zu erfahren, was hier eigentlich los war. Plötzlich begannen sich ein paar Köpfe dem Schultor zuzuwenden, Oberstufler. Andere folgten und dann starrte die versammelte Schülerschaft auf den einen Jugendlichen, der gerade hindurchgetreten war, jetzt wie erstarrt da stand. Das feuerrote Haar hob ihn heraus, ließ ihm keine Möglichkeit irgendwo Zuflucht zu finden. Aber der Unbekannte startete nicht einmal einen entsprechenden Versuch. In dem blasser gewordenen Gesicht arbeitete es, dann beschloss er anscheinend die auf ihn gerichtete Aufmerksamkeit zu ignorieren und ging ohne nach links oder rechts zu sehen auf das Schulgebäude zu. ****** Er begann seine Zimmerdecke zu hassen. Das war auch kein Wunder, nachdem er die ganze Nacht Gelegenheit gehabt hatte, diese zu betrachten. Anfangs hatte er geglaubt, dass er einfach nur ein bisschen zur Ruhe kommen musste um einschlafen zu können. Dann hatte er es auf seinen leeren Magen geschoben - dummerweise wurde ihm aber schon allein bei dem Gedanken an Essen wieder schlecht. Und schließlich musste er sich eingestehen, dass es nur an dem Bild dieses Jungen lag, das ihm immer noch durch den Kopf geisterte. Er hatte zur Decke gestarrt bis ihm die Augen tränten, aus Angst sie zu schließen und wieder zu dem Moment zurückzukehren als er realisierte, dass der Andere tot war. Nein, er weinte nicht. Als endlich der Morgen herandämmerte, war er viel zu müde um es gleich zu bemerken, schließlich aber fiel ihm der rosafarbene Schimmer auf, der sich auf die Tapete gelegt hatte. Endlich war es vorbei. Er stand auf, auch wenn es noch zu früh dafür war, aber immerhin konnte er sich sagen, dass es nicht länger Nacht war. Seine Augen wollten ihm immer wieder zufallen, während er sich seinen Weg zum Bad suchte und sein Kopf fühlte sich an, als wäre der übliche Inhalt einem Ballen von Watte gewichen. Die Dusche vertrieb einen Teil des Nebels, doch er war immer noch nicht ganz da, als er nach unten in die Küche ging. Sein Vater saß bereits am Küchentisch, nippte an einer Tasse Kaffee. Und obwohl er das Zeug sonst nicht ausstehen konnte, griff er nach der Kanne und goss sich selbst etwas ein. Mit noch einmal so viel Milch dazu verschwand der bittere Geschmack fast und der Zucker tat sein Übriges, das Getränk genießbar zu machen. Hoffentlich stimmte es und Kaffee machte wirklich munter. "Ran? Vielleicht solltest du heute besser zu Hause bleiben." Mit der Tasse in der Hand schob er einen Stuhl zurück, nahm seinem Vater gegenüber Platz. "Nein, das möchte ich lieber nicht." Erst als er schon geantwortet hatte ging ihm auf, wie ungewöhnlich dieser Vorschlag war. An das Pflichtbewusstsein seines Vaters reichte einfach nichts und niemand heran. Er hatte noch nicht erlebt, dass er auch nur einen Tag nicht zur Arbeit gegangen wäre. Und ohne dass es ihm bewusst geworden war, hatte er angefangen diese Einstellung zu übernehmen, automatisch abgelehnt. Wenn er jetzt näher darüber nachdachte, musste er sich allerdings eingestehen, dass er es wohl nicht aushalten könnte, den ganzen Tag zu Hause mit seiner Mutter zu verbringen. "Gut, dann frühstücke heute aber vernünftig, du hast schon gestern Abend nichts in den Magen bekommen." Dankbarerweise blieb sein Vater bei dieser etwas gekürzten Version. Als er von seinem Kaffee hochsah, begegnete er dem Blick blauer Augen, die ihn für einen Moment einfach nicht loslassen wollten. Dann aber stand sein Gegenüber auf, griff nach der Aktentasche, die neben ihm auf dem Stuhl gestanden hatte. "Ich muss dann los." Er nickte nur zum Abschied, beugte sich dann wieder über seine Tasse. Schluck für Schluck trank er sie leer. Danach musste er eine andere Beschäftigung finden und so stand er auf und holte sich Ayas Müsli aus dem Küchenschrank, füllte etwas davon in eine Schale und goss die restliche Milch aus der Packung darüber. Der leere Karton blieb unbeachtet zurück, als er nach oben in sein Zimmer ging. Erst als er dort angekommen war, fiel ihm auf, dass er seinen Löffel vergessen hatte. Wenig später saß er an seinem Schreibtisch und holte die Japanischaufgaben hervor, die er eigentlich schon gestern hatte erledigen wollen. Und während er sich damit beschäftigte, leerte sich die Müslischale wie von allein. Als er schließlich auf dem Weg zur Schule war, hatte ihn dieses dumpfe Gefühl im Kopf endlich verlassen, die frische Luft half dabei, es erst einmal auch weiterhin fernzuhalten. Seine Gedanken schweiften umher, ängstlich darauf bedacht, nicht zum gestrigen Abend zurückzukehren. Wer würde schon behaupten, dass Verdrängung einem nicht weiterhalf? Schließlich gab es für ihn doch gar keinen Grund, sich so viele Gedanken über das Geschehene zu machen. Gott, er kannte den Jungen nicht einmal! Ohne es zu merken war er bereits bei der Schule angekommen. Das übliche Schwirren von Stimmen begrüßte ihn, bis plötzlich jeder zu verstummen schien. Er fror mitten in der Bewegung ein, als er ungezählte Blicke auf sich gerichtet sah und spürte seltsam unbeteiligt, wie ihm das Blut aus dem Gesicht wich. Warum mussten sie ihm das antun? Seine Züge wurden kantiger, als er die Zähne zusammenbiss und ohne die ihm gezeigte Aufmerksamkeit zu erwidern ging er schnurstracks auf die Rettung versprechende Schule zu. ****** Und ein weiterer vergeudeter Tag, den er hinter sich gebracht hatte. Wenigstens gab es diesmal etwas Ablenkung von dieser Ansammlung von Stupidität, die Takatori in höchster Vollendung verkörperte. Auch eine Kunst für sich. Der Mann besaß ohne Zweifel eine gewisse Schläue, die ihn in Verbindung mit seiner Grausamkeit und dem absoluten Mangel eines Gewissens weit genug gebracht hatte, die Aufmerksamkeit seiner ,Arbeitgeber' zu wecken. Doch er war einfach zu dumm um zu wissen, wann er aufhören musste. Wer hoch steigt, kann auch tief fallen. Und sogar noch ein Stück tiefer, wenn man ihm eine Schaufel in die Hand drückte, mit der er sich sein eigenes Grab grub. Ein hungriges Beinahegrinsen verzog bei diesem Gedanken seine Lippen. Dann aber wandte er sich dem Thema zu, das ihn heute am meisten beschäftigt hatte: Nagi. Hoffentlich hatte der Junge auf ihn gehört und keine Dummheiten angestellt. Wie gewohnt wandte er sich als erstes seinem Büro zu um dort die Aktentasche abzustellen. Nicht, dass er wichtige Dokumente darin aufbewahrte, die er in Sicherheit wissen wollte, es war ganz einfach Teil seiner Routine, die sich bei ihm eingeschliffen hatte. Er ließ sich einen Moment Zeit um für diesen Abend die letzte Erinnerung an Takatori abzuschütteln, dann wurde es Zeit nach Nagi zu sehen. Ihr Jüngster befand sich in seinem Zimmer, vor ihm der Computer, Schuldig hinter sich. Der Orangehaarige blickte nicht auf als er eintrat, schien mit dem beschäftigt zu sein, was auf dem Monitor zu sehen war. Und Nagi ließ sich sowieso durch nichts mehr ablenken, wenn er sich in der Welt aus Bits und Bytes verlor. "Das ist er." Nagi machte eine deutende Kopfbewegung ohne die Finger von der Tastatur zu nehmen und Schuldig beugte sich etwas näher. "Du weißt also, wer dich gestern gesehen hat." Keine Frage, sondern eine Feststellung. Nachdem er das gesagt hatte, wurde er nicht länger ignoriert, zwei Paar Augen wandten sich ihm simultan zu. Er nickte begrüßend, durchschritt dann den Raum um selbst einen Blick auf den Zeugen zu werfen. Flüchtig stellte er fest, dass sich Nagi auf der Homepage seiner Schule befand und gerade das Bild einer Klasse der Oberstufe vor sich hatte. Ein Teil des Fotos war vergrößert worden, ließ ganz klar eine geschmeidige Gestalt erkennen, rote Haare mit längeren Strähnen, die dem Jungen etwas ins Gesicht hingen, welches schmal und etwas blass wirkte. Tatsächlich keine Sommersprossen. Er traf diese Feststellung, noch ehe er den jungen Kellner wiedererkannte, den er am Sonntag im Cafe gesehen hatte. Schuldig grinste ihn an. "Und, bist du immer noch der Ansicht, dass wir uns nicht weiter um ihn kümmern müssen?" TBC Man, heute habe ich mal viele Charas in einem Teil untergebracht o.O Fehlte eigentlich nur einer, dann wären alle Hauptpersonen versammelt gewesen ^^ Bis hoffentlich nächste Woche, cu ^-^ *winkz* Kapitel 4: "Einblicke" ---------------------- Close Distance (Teil 4) Titel: Close Distance Teil: 4/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Ich habe den Teil dieses Mal ein bissl später hochgeladen, also nicht auf Mexx schimpfen wenn es eine Weile mit der Freischaltung dauert ^^ Disclaimer: not my boys, no money make... Greetings: @Tulpenmolch: Na ich will doch hoffen, dass du hinschreibst, was du auch denkst! *lach* Anderenfalls würde mir dein Commi doch nicht viel nutzen *zwinka* Es freut mich zu hören, dass du irgendwie zuversichtlicher bist als ich, was die Charaentwicklung betrifft o.O aber das schadet wohl nix *gg* Hm... ich habe nicht viele Möglichkeiten, noch auf Rans Beziehung zu seinen Eltern einzugehen, aber die zu seinem Vater ist schon ein bisschen distanzierter, vor allem weil dieser sehr viel arbeitet ^^ Der Rest lag eher an der Situation *nod* Deinem Compi wünsche ich weiterhin baldige Genesung ^^° @Andromeda: Guck mal, da du sooo früh dran warst, hat dich noch jemand geschlagen ^^ *knuffz* Na wenn sich Omi nicht um Weiß kümmert, wer soll die Rolle sonst übernehmen? Ist schließlich auch das älteste Mitglied ^^ rein von der Dauer betrachtet *zwinka* Ich hoffe du hattest viel Spaß in Frankfurt, der Besuch der Börse war jedenfalls ein Erfolg *auf meine sechs Weiß kreuz Poster schiel* Und 2 Mal ja ^^ Es wird auch mindestens ein Pairing geben und der Hase war zu erkennen *ihn sehr schnuffig finde* @Arigata: *grins* Um dir Yotans Zimmer vorzustellen, brauchtest du dich ja nur in deinem eigenen umsehen *mich weglach* daher glaube ich dir unbesehen, dass du keine Probs damit hattest *nod* ^^ *schnell in Deckung geh* Auf die ersten Einflüsse des Animes musst du nicht einmal mehr lange warten, aber bis etwas mehr vorkommt schon... o.O Aber das weißt du ja inzwischen *grins* @Maike: Und ein weiterer Gruß an dich ^________________^ Bin ich nicht gut, dass ich jedes Mal dran gedacht habe? *stolz guck* Wenn ich mich recht entsinne, müsstest du sogar dieses Weekend wieder nach Hause kommen, ne? On verra... ^^ @Shatielthefirst: Du hast tatsächlich wieder den ersten Commi verfasst *dir gratulier und gleich wieder Gummibärchen rüberschieb* ^^ So langsam scheint das eine regelrechte Angewohnheit von dir zu werden - wenn auch keine schlechte *lach* Deine Motivationsschub-Maschine ist übrigens große Klasse *nod* Vielleicht solltest du mal ein Patent drauf anmelden *zwinka* Teil 4 "Einblicke" Es gab eine Vorwarnung, wie immer bei den seltenen, umfassenderen ,Visionen', auch wenn sie ihm diesmal zuwenig Zeit ließ. Er hatte noch nie gewusst, wie er sie in Worte fassen, beschreiben sollte. Kurz bevor es geschah, fühlte er es irgendwie und so konnte er jetzt rechtzeitig nach der Stuhllehne greifen. Immer öfter gelang es ihm diese Überfälle zurückzuhalten, doch dieses eine Mal gab er unbewusst gleich nach. Sein Blick richtete sich starr ins Nichts, während Wissen auf ihn herabstürzte - eine Lücke füllte, die eben noch gar nicht bestanden hatte - und dann einfach da war. Ein seltsames Gefühl. Kein Traum, auch wenn er das früher gedacht hatte, als... Er schüttelte den Gedanken ab. Das Schwindelgefühl verschwand genauso schnell wie es gekommen war und unwillkürlich versteifte er sich, als ihm bewusst wurde, dass er zwei Beobachter hatte. Innerlich bleckte er die Zähne, ließ sich aber ansonsten nicht anmerken, wie zuwider ihm diese Situation war. Normalerweise waren seine ,Visionen' so kurz, dass er nicht länger dadurch abgelenkt wurde als ein Blinzeln dauerte, aber eben war er völlig hilflos gewesen. Warum hatte er sie nicht zurückgehalten? Schuldig musterte ihn mit einem spekulierenden Gesichtsausdruck. "Soll das jetzt die Antwort gewesen sein?" Das war nicht besonders witzig und der Deutsche bemerkte es selbst, seinem unsicheren Grinsen nach zu urteilen, das rasch verschwand. Stattdessen furchte jetzt ein Stirnrunzeln die Haut des Orangehaarigen. "Was hast du gesehen?" Die Frage war nicht korrekt gestellt. Er hatte noch nie verstanden, warum alle annahmen, dass er die Zukunft _sah_, als würde er sich einen Film ansehen. Wie sollte er sich das vorstellen? Gott hatte irgendwo seinen ich-weiß-und-sehe-alles-Sender und durch eine Antenne in seinem Gehirn empfing er einen Teil dieses Programms? Das war doch einfach nur lachhaft. Und doch, er selbst hatte schließlich auch keine Erklärung für das was geschah. Braune Augen erwiderten den Blick grüner. "Es bleibt bei meiner Entscheidung, dass er nicht angerührt wird." Seine Stimme klang so selbstsicher wie immer, aber er war es nicht. Wenn wirklich eintraf, was geschehen musste um seinem neuen Wissen zu entsprechen, würde es einige unschöne Szenen geben. Er stoppte sich selbst als ihm aufging, wie wirr dieser Gedanke für jeden klingen musste, der nicht seine Fähigkeit besaß. Reflexartig prüfte er seinen Block, vergewisserte sich, dass Schuldig keinen Zugriff hatte. Orakel war wirklich ein passender Codename für ihn. Durch den Unsicherheitsfaktor wusste nicht einmal er selbst, ob eine seiner längerfristigen Vorhersagen eintreffen würde. Er könnte genauso gut eines dieser altertümlichen Orakel sein, die den Menschen viel sagten aber nichts verrieten. Aber er war besser geworden. Und damit stellte sich die Frage, ob er auch diesmal Recht hatte. Wenn ja: durfte er es zulassen? Es wäre ihre Chance endlich freizukommen, sein einziger Wunsch, dem er alles unterstellte. Doch bisher hatte er noch nie einen so weitreichenden Einblick in die Zukunft erhalten. Hatte es ihn deshalb so überwältigt? Wie konnte er sicher sein, dass es eintraf? Keine Erfahrungswerte. Wenn er falsch lag, riskierte er vielleicht ihre Gruppe. Vielleicht... Aber wenn er Schritt für Schritt diesem Pfad in die Zukunft folgte, müsste er rechtzeitig wissen, ob es Abweichungen gab. Nur den letzten Schritt müsste er blind tun. Eine Entscheidung, die er später zu treffen hatte. Erst einmal kam der erste. "Nagi, weißt du wie der Junge heißt?" Der Braunhaarige trennte sich nur mühsam vom Computer, der schon wieder im Mittelpunkt seines Interesses stand. "Inzwischen kennt sicher jeder an der Schule seinen Namen, genau wie du es erwartet hattest", kam es in einem herablassenden Tonfall. Normalerweise verbat er sich dieses Verhalten, doch heute hatte er besseres zu tun als sich mit Nagi herumzuärgern. Und so sah er ihn nur scharf an. "Fujimiya... Fujimiya Ran heißt er." Der Braunhaarige machte einen Rückzieher. Der Name wollte irgendwie nur langsam eine Reaktion bei ihm auslösen. Hatte er etwa gehofft, dass sich alles als Hirngespinst herausstellen würde? Und wenn ja - warum sollte er? Mitleid gehörte nun wirklich nicht zu den Gefühlen, die er hegte und pflegte. Bei diesem Gedanken verzog ein schmales Lächeln seine Lippen. Dann würde es wohl geschehen. Dank seiner derzeitigen Beschäftigung wusste er nur zu gut, wie Takatori seinen Wahlkampf zum Teil finanzierte. Und wer ihm dabei half das Geld vom Dreck der Gosse zu befreien. Aber vielleicht war es nur eine Namensgleichheit. Der Ansatz eines selbstironischen Lächelns. Ja, sicher doch... "Nagi, bitte rufe die Fotos der Jubiläumsfeier auf. Sie müssten auf der Seite der Takatori Group zu finden sein." Der Angesprochene legte den Kopf schief und sah ihn an, als würde er an seinem Verstand zweifeln. Nichtsdestotrotz wandte sich Nagi danach dem Computer zu und suchte die Homepage auf. Es dauerte nicht lange bis die Bilder gefunden waren. Er konnte sich noch an die Gästeliste erinnern, war für sie sogar mitverantwortlich gewesen und ein gewisser Bankmitarbeiter hatte auch darauf gestanden. "Die Fotos vom Bankett." Nagi gehorchte und Sekunden später hörte er Schuldig überrascht einatmen. "Deshalb also, sein Vater arbeitet für den Koala!", rief der Orangehaarige aus. "Pass auf was du sagst!" Schuldig fuhr bei dem scharfen Tonfall zusammen, hatte diese Zurechtweisung anscheinend nicht erwartet. Wie oft musste er dem Kerl noch sagen, dass er sich zusammenreißen sollte? Gleichzeitig wusste er, dass ein Teil seiner Reaktion überhaupt nichts mit Schuldig zu tun hatte. Grüne Augen musterten ihn irritiert. "Also wenn du etwas angespannt bist geh aus und hab Spaß, aber hör auf das an mir auszulassen. Ich verabschiede mich hiermit." Und ohne sich weiter um sie zu kümmern, verließ Schuldig das Zimmer. Wenig später hörte er Schritte, die die Treppe herunterstampften. Sehr weit nach unten - sicher bis in den Keller. "Ist Fujimiya-san wichtig?" Nagi ignorierte den Vorfall und stieß aufs Wesentliche vor. Er strich eine schwarze Strähne zurück und dachte darüber nach. "Nicht unersetzbar - aber wichtig, ja." Vor allem in den nächsten Tagen. "Er hat früher ein Stipendium der Takatori Group erhalten und nach dem Studium in einem Bankhaus angefangen, das schon seit Ewigkeiten die Firmengruppe und die Familie betreut. Schon bald wurde Fujimiya-san für die etwas... sagen wir mal... heikleren Transaktionen zuständig." Nagi überdachte das Gehörte, nickte dann verstehend. Der Junge war klüger als die meisten dachten, er ließ es sich eben nicht gerne anmerken. "Und das weißt du, weil...?" "Takatori zu dumm ist seinen Hintern mit beiden Händen zu finden und ich daher bei den Treffen mit Fujimaya-san oft genug dabei war." "Er ist ein Idiot. Warum müssen wir uns mit ihm abgeben?" Blaue Augen verdunkelten sich und unwillkürlich beugte er sich vor, musterte ihn ernst. "Das ist nun mal unser Job. Du weißt was geschieht, wenn wir uns gegen ihre Entscheidungen stellen." Es war als hätte sie ein kalter Luftzug gestreift und Nagi zuckte sichtbar zusammen. Ein Nicken war die einzige Antwort, die er heraus bekam. Er beugte sich noch etwas näher, brachte seinen Mund an das Ohr des Jüngeren. "Aber es wird nicht immer dabei bleiben." "Freiheit..." "Ja, am Ende." Dann räusperte er sich und kehrte zum ursprünglichen Thema zurück. "Du wirst dich also vorläufig nicht weiter um ihn kümmern." "Warum sollte ich?", zuckte Nagi mit den Schultern. "Da jetzt alles geklärt ist, hast du sicher etwas anderes zu tun." Fast hätte er gegrinst. Nagi konnte wirklich subtil sein wenn er wollte, aber etwas zu durchsichtig war diese Andeutung, dass er sich doch möglichst schnell verziehen sollte, schon geraten. "Gut, aber vergiss das Abendessen nicht..." Mit einem schon nicht mehr beachteten Nicken verabschiedete er sich. Merkwürdigerweise rumorte es in der Küche, obwohl sich in diesem Haushalt noch nie jemand mehr als belegte Brote oder irgendwelche Fertiggerichte zubereitet hatte. Und dafür brauchte man ganz sicher keinen Handmixer. Neugierig lenkte er seine Schritte am Arbeitszimmer vorbei und fand Farfarello vor, der es sich im Schneidersitz auf dem Küchentisch bequem gemacht hatte. Zur Abwechslung kein Messer in den Händen, sondern benanntes Gerät. Die Steckdose war weit genug entfernt, dass das Kabel straff gespannt war, leider aber nicht weit genug um ein Anschließen zu verhindern. Ein bernsteinfarbenes Auge wandte sich ihm zu als er eintrat, verlor aber schnell wieder das Interesse. "Wo ist Schuldig?" Der Ire zuckte nur mit den Schultern, griff dann nach einer Tomate und probierte aus, wie diese auf Kontakt mit den sich auf höchster Stufe drehenden Rührbesen reagierte. Das Ergebnis war - nicht ganz Ketchup. Resignierend seufzte er. Seit Farfarello die neuentwickelten Medikamente nahm, mussten sie ihn nicht mehr die ganze Zeit in die Zwangsjacke gewickelt einsperren, ein Grund, warum er überhaupt hier bleiben durfte. Zudem passte Schuldig normalerweise auf, nur leider in diesem Moment nicht. Er wollte gerade versuchen dem Anderen sein neues Spielzeug abzunehmen, als der Orangehaarige auch schon in die Küche gestürmt kam. "Farfie, was hast du jetzt schon wieder angestellt? Man darf dich echt keine Minute allein lassen." "Warum tust du es dann?" Das eine Auge konzentrierte sich jetzt voll und ganz auf den Telepathen. Dieser stand einen Sekundenbruchteil gebannt da, verfiel dann in hektische Bewegung. Als erstes nahm er Farfarello den Handmixer ab, griff dann nach Küchentüchern um die roten Flecken zu beseitigen. "Wenigstens ist es diesmal kein Blut..." Ein leises Murmeln, während Schuldig nacheinander die Hände des Anderen ergriff und sie abwischte. "Ich habe doch nur die Pizza bestellt, die _du_ haben wolltest." Er ließ die beiden allein, mit einem Kopfschütteln und einem nicht sichtbaren Lächeln. Manchmal waren sie schlimmer als Nagi. ****** "Das hättest du heute erleben müssen. Egal wohin du kamst, alle hatten nur ein Gesprächsthema." Sie saßen in dem zu einer Küche umgebauten Raum hinterm Blumenladen. Heute hatte allerdings niemand gekocht. Yohji war gleich nach Ladenschluss verschwunden, nicht ohne irgendetwas von einer Verabredung zu murmeln und Ken konnte noch schlechter kochen als der Älteste, was nur für sich betrachtet auch eine Leistung war. Daher hatten sie sich telefonisch etwas bestellt und beugten sich nun zufrieden über ihre gebratenen Nudeln mit Hühnerfleisch. Ken löste sich für einen Moment von seinem Essen und braune Augen richteten sich auf ihn. "Und was hatten sie so Interessantes am Wickel?" "Die Frage müsste vielmehr _wen_ lauten", runzelte er die Stirn. "Dieser Fujimiya kann einem direkt Leid tun. Ich wette, bisher hat er noch nie soviel Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Und er ist anscheinend nicht der Typ, der darunter aufblüht." Flüchtige Eindrücke blitzten vor seinem inneren Auge auf. In der großen Pause waren sie wie immer nach draußen gescheucht worden und er hatte nur auf die anderen Schüler - deren Blicke - achten müssen, um rasch auf die rothaarige Gestalt zu stoßen, die scheinbar ungerührt an einen Baum gelehnt gestanden hatte. Nur ein einziger Oberschüler mit hellbraunem Haar hatte Fujimiya Gesellschaft geleistet. Bis sich der erste ein Herz gefasst hatte und näher getreten war. Dies löste einen regelrechten Ansturm aus und bald waren die beiden rettungslos umzingelt gewesen. Kens linke Augenbraue war fragend nach oben gewandert und ihm wurde bewusst, dass der Andere mit seiner Aussage allein nicht sehr viel anfangen konnte. "Gestern ist ein Schüler tot gefunden worden - von eben diesem Fujimiya. Laut Gerüchteküche hat die Polizei bisher noch keine Ahnung, was da genau passiert ist." Jetzt hatte er endgültig Kens volle Aufmerksamkeit. "Glaubst du, es könnte ein Fall für uns dahinter stecken?" Er schüttelte den Kopf, strich dann einige blonde Strähnen zurück, die ihm ins Gesicht gefallen waren. "Bisher haben sie noch keine Botschaft geschickt. Zudem kann ich mir nicht vorstellen, dass etwas hinter so einem einzelnen Todesfall stecken könnte. Wahrscheinlich war es nur eine Schlägerei. Du weißt, wie gefährlich so etwas werden kann." Sie beide hatten als Mitglieder von Weiß genügend Erfahrungen mit der Waffe Mensch machen können und so nickte Ken in Anerkennung dieses Punktes. Trotzdem blieb ein Rest von Zweifel in den braunen Augen zurück. Und er konnte das verstehen. Sie hatten wirklich schon zu viel erlebt, gingen eher vom Schlimmsten aus, als einen Unfall in Erwägung zu ziehen. Erinnerungen an Einsätze die hinter ihm lagen meldeten sich und er spürte, wie sich seine Gesichtszüge verhärteten. Das waren die falschen Erinnerungen - das was ihm wirklich wichtig war schien für alle Zeit verloren zu sein. Besorgnis zeichnete sich bei Ken ab und hastig setzte er sein gewohntes Lächeln auf. Er musste besser aufpassen, schließlich wollte er nicht irgendwelche Probleme bereiten. Rasch suchte er nach einem Mittel um den Anderen abzulenken und fand es, indem er ihre Unterhaltung wieder aufnahm. "Jedenfalls gab es heute sicher keinen Schüler, der am Ende des Tages nichts von dem Vorfall gehört hatte. Und in der Pause haben sich die Älteren natürlich auf Fujimiya gestürzt um jedes Detail aus ihm herauszuquetschen. Als wäre das was er erlebt hat ein tolles Ereignis." Wieder sah er das blasse Gesicht vor sich, die immer gehetzter wirkenden violetten Augen, deren Ausdruck ganz allmählich zu unterdrückter Wut gewechselt war. "Man hatte fast das Gefühl, ein Teenie-Idol wäre plötzlich aus dem Nichts erschienen." Ken verzog seine Miene in bitterer Belustigung und wollte gerade etwas dazu sagen, als ein Klopfen an den Rollläden sie zusammenzucken ließ. Gleichzeitig sprangen sie auf um diese für ihren einzig möglichen späten Besucher hochzuziehen. "Manx." TBC Also irgendwie klingt es für mich diesmal ziemlich merkwürdig, kann aber auch daran liegen, dass ich den Teil inzwischen zu oft gelesen habe *sigh* Ich hoffe ihr empfindet das anders oder lasst euch einfach nicht davon abschrecken ^^° cya, cu ^-^ Kapitel 5: "Zweite Begegnung" ----------------------------- Close Distance (Teil 5) Titel: Close Distance Teil: 5/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Mia, ein ganzes Kapitel nur aus der Sicht von Ran ^^ *selbst überrascht bin* Übrigens ist das hier mein neunzigstes FF-Kapitel überhaupt! *stolz guck* *mich umschau und bemerk, dass mir mal wieder niemand zuhört* *grmpf* ^^# Disclaimer: not my boys, no money make... Greetings: @Andromeda: Diesmal hat es niemand geschafft, dich von deinem Stammplatz zu verdrängen *grins* Ist auch ein bissl schwierig, wenn du erst gegen drei Uhr einen Commi verfasst ^^° Hab heute übrigens auch noch ne längere Zugfahrt vor mir o.o Ob die Sache mit Brads Visionen nun wirklich logisch klingt, weiß ich nicht so recht, aber anders ist es auf jeden Fall ^^ Richtig geraten! Koala = Takatori *gg* Und in diesem Teil bin ich eigentlich ganz nett zu Ran *nod* ^^ @Furia: Ich würde vom Nick doch niemals auf irgendwelche Eigenschaften schließen *gg* sonst wäre ich ja selbst laufend am Verabschieden *zwinka* Freut mich riesig, dass dir meine Storys gefallen und du dich auch mal zu Wort gemeldet hast *Begrüßungsgummibärchen rüberwerf* *grins* ^^ Früher oder später wird sich schon noch herauskristallisieren, wen du in dieser FF am meisten magst - und wenn nicht, ist es eigentlich auch egal ^.~ Ja, ich möchte schon über den gesamten Animezeitraum erzählen, ich weiß nur noch nicht, wie viele Folgen ich überhaupt einbaue ^^ Hope to cya ^-^ @Tulpenmolch: Es scheint mir so, als wäre dein Compi immer noch nicht genesen o.O Irgendwie schade, aber es klappt schon noch *zuversichtlich sag* Ich hoffe, dass dich deine Mutter oft genug an den Compi lässt, dass du die Story weiter verfolgen kannst *lieb guck* ^^ @Arigata: Japp, ich bin auch ganz stolz auf dich *grins* Allerdings frage ich mich gerade, ob du auch daran gedacht hättest, wenn ich nicht mit dem Zaunpfahl vorbeigewunken hätte *gg* ^^ Bei Brad sind wir ganz einer Meinung ^^ Ich wollte einfach mal, dass er die Zukunft etwas anders ,sieht' Es stellt sich nur noch die Frage, ob ich auch immer daran denke bei dieser Version zu bleiben ^^° Wie du sehen wirst, geht es Ran-chan inzwischen besser *grins* und was den Anime betrifft: abwarten... ^^# @Maike: Es wäre wirklich überraschend gewesen, wenn du es nicht rechtzeitig geschafft hättest *nod* ^^ Freut mich auf jeden Fall, dich wieder dabei zu haben. So wie du es beschreibst, war es wirklich ganz günstig, dass du jetzt zwei Wochen im Urlaub warst ^^ Mir geht es bei Bücher auch so, dass ich manchmal Probs habe mich gleich auf ein neues einzustellen - aber zum Glück nur, wenn das vorherige wirklich gut war ^-^ Ach ja, eigentlich hat Brad doch Schus Frage in Teil vier schon beantwortet... oder habe ich jetzt falsch verstanden, was du meintest? o.O @Jennifer_sama: Ich schiebe einfach mal wieder einen Gruß an dich dazwischen *schieb schieb* ^^ *lach* Freut mich zu hören, dass du es inzwischen durch ,Bright Nights' geschafft hast und ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass du irgendwann auch hier ankommst *knuffel* ^^ @Shatielthefirst: Na ich hoffe einfach mal, das du dich noch nicht an den Gummibärchen übergessen hast *grins* *dir wieder welche reich* ---^_____~ Übrigens nutzt so ein Hundeblick überhaupt nix, das neue Kapitel kommt halt immer sonntags ^^ Ich hoffe dieser Teil gefällt dir auch wieder und erhole dich mal ein bissl vom Fahne schwenken *zwinka* *mich auf jeden Fall wieder angefeuert fühl und beschließe nächste Woche fleißig weiterzuschreiben* *diese Woche ausgesprochen faul war* ^^°°° Teil 5 "Zweite Begegnung" Das Erwachen konnte sich ausgesprochen schwierig gestalten, wenn man zuviel Schlaf nachzuholen hatte und das Defizit immer noch nicht ausgeglichen war. Als er auf Anraten seines Weckers versuchte die Augen aufzubekommen, wollte ihm das nicht so richtig gelingen. Es hatte gestern zu lange gedauert, bis er endlich einbeschlafen war und nun fehlte ihm die Ruhe, gezählt in endlosen Minuten, die sich zu Stunden zusammenfanden. Nichtsdestotrotz hatte es dieses Mal zumindest für etwas Erholung gereicht und er konnte letztendlich ausreichend Motivation ansammeln um seinen Weg ins Badezimmer zu finden. Kaltes Wasser war in dieser Situation wirklich hilfreich. Ganz langsam wurde die Müdigkeit zurückgedrängt und seine Lebensgeister begannen ebenfalls munter zu werden. Dummerweise schaltete sich damit auch sein Gehirn ein, brachte Erinnerungen zurück, die er überhaupt nicht gebrauchen konnte. Er hatte sich mit dem was geschehen war arrangiert - frei nach dem Motto: ,ich denke nicht mehr daran, also muss ich auch nicht darüber _nach_denken'. So etwas geschah nun einmal, deswegen musste er nicht sein eigenes Leben durcheinander bringen lassen. Doch das war leider bereits geschehen. Ein Blick in den Spiegel zeigte ihm immer noch dunkle Ringe unter den Augen und mit einem rasch wieder verschwindenden Zähnefletschen wandte er sich ab. Er war nun wirklich nicht ungesellig, aber der Ansturm auf seine Person gestern führte ihn fast in Versuchung, zukünftig andere Leute eher zu meiden. Was dachten die sich bloß dabei? Dass es ein cooles Erlebnis ist einen Toten zu finden, eine neue Freizeitbeschäftigung, sich von der Polizei ausfragen zu lassen? Dass er vielleicht Spaß daran haben könnte, ihnen davon zu erzählen? Abscheu verdunkelte die violetten Augen, während er seine Sachen zusammensuchte. In Gedanken noch ganz woanders gelang es ihm gleich beim ersten Anlauf seine Krawatte richtig zu binden und ein flüchtiges Lächeln hellte sein Gesicht auf, als es ihm bewusst wurde. Schluss mit den trüben Gedanken, es konnte schließlich nur noch besser werden. In der Schule gab es bald das nächste Klatschthema und alles würde zu seiner alten Routine zurückkehren. Vielleicht würde ihn dieses Bild noch hin und wieder überfallen, wenn er gar nicht darauf vorbereitet war, aber im Laufe der Zeit würde es verblassen. Diese war auf seiner Seite. "Hallo Aya-chan." Er erwiderte den vorsichtigen Blick seiner Schwester, die ihn erst abschätzend musterte, sich dann sichtlich entspannte. "Du wirst kaum glauben, wie viele meiner Freundinnen sich plötzlich für einen gewissen großen Bruder von mir interessieren." Sie schob ihm einen Teller zu, auf dem bereits fertiger Toast lag. Dankend nahm er ihn an, verdrängte den Grund, aus dem sie plötzlich so fürsorglich war. Das Gesprächsthema war auch nicht gerade unverfänglich wenn man bedachte, woher dieses Interesse höchstwahrscheinlich rührte, aber es war immerhin ein Gespräch - ein Zeichen von Normalität. Fragend hob sich eine seiner Augenbrauen. "Gibt es da ein Familienmitglied, von dem ich vielleicht noch nichts weiß?" Aya grinste, wenn auch etwas schief. "Ich glaube dir ist entgangen, dass ich von dir gesprochen habe", kam es dann trocken zurück. "Tatsächlich..." Die zweite Augenbraue gesellte sich in gespieltem Erstaunen zur ersten. Aya hielt seinem Blick regungslos stand, bis sie es beide nicht mehr aushielten und loslachten. Suchend blickte er sich um, aber anscheinend hatte Yunshiro es heute nicht rechtzeitig aus dem Bett geschafft. Aya hatte sich schon kurz nachdem sie losgegangen waren von ihm getrennt, da sie noch eine Freundin abholen wollte. Leider konnte er das mit Yunshiro nicht genauso halten, da er selbst zwar auf dessen Weg wohnte, umgekehrt die Sache aber nicht aufging. Na ja, vielleicht holte Yunshiro ihn noch ein. Und da er noch etwas Zeit hatte, verlangsamte er seinen gewohnten Laufschritt zu einem Bummeln. Er hatte die Schule noch nicht erreicht, als sich von hinten nähernde Schritte seine Aufmerksamkeit weckten. Mit einem begrüßenden Lächeln drehte er sich um und wollte etwas sagen, verschluckte die Worte aber sofort wieder. Das war überhaupt nicht sein Freund. Normalerweise hätte er sich abgewandt und seinen Weg fortgesetzt, doch der Blick des Anderen bannte ihn. Der etwa ein Jahr ältere Oberschüler baute sich vor ihm auf, musterte ihn scharf. Eine ängstliche Stimme meldete sich in seinem Kopf und versuchte ihn zum Weglaufen zu überreden - oder diese Möglichkeit wenigstens in Erwägung zu ziehen. Aber so einfach ging das nicht, schließlich gab es keinen Grund sich bedroht zu fühlen. Warum nur richteten sich dann seine Nackenhärchen auf? Er verbannte das ungute Gefühl, strich sich nervös durch die roten Haare. "Willst du etwas Bestimmtes von mir?" Der Ältere schien einen Moment überrascht zu sein, dann kräuselte ein nichts Gutes versprechendes Lächeln dessen Lippen. "Ja, so könnte man es ausdrücken." Die dunklen Augen wurden zu schmalen Schlitzen zusammen gekniffen. "Ich hätte gerne eine Antwort auf die Frage, was mit Mizuki wirklich passiert ist. Irgendwie bezweifle ich doch, dass er sich selbst gegen die Mauer geworfen hat. Und wenn du ihn wirklich hast schreien hören, hättest du jemanden sehen müssen. Fang mir aber bloß nicht mit der Geschichte an, dir wäre nur eine dieser kleinen Ratten über den Weg gelaufen!" Unwillkürlich war er einen Schritt zurückgewichen, als hätten ihn die immer lauter hervorgestoßenen Worte körperlich getroffen. So etwas wie Angst begann sich in ihm auszubreiten, denn sein Gegenüber sah um einiges kräftiger aus als er selbst und nicht einmal sein Übungskatana hatte er gerade dabei. Der Gedanke erschreckte ihn und er schüttelte den Kopf um die Vorstellung loszuwerden. Er käme doch niemals auf die Idee, ernsthaft eine Waffe auf einen Menschen zu richten, nicht einmal wenn sie relativ ungefährlich war. Trotzdem, er würde sich von diesem Typen hier doch nicht dumm anmachen lassen. Sein Kinn hob sich ruckartig und in violetten Augen blitze es auf. "Es ist alles genauso geschehen, wie ich es erzählt habe. Wenn dieser Mizuki nicht auf sich selbst aufpassen kann, ist das sein Pech und nicht meine Schuld." Der zweite Satz rutschte ihm heraus, ohne dass er es wollte, doch jetzt war es gesagt und konnte nicht mehr zurückgenommen werden. Trotzig erwiderte er den starren Blick des Älteren, der sichtlich überlegte, wie er darauf reagieren sollte. Ein tiefer Atemzug, dann schoss völlig unerwartet eine Faust auf ihn zu. Es geschah zu schnell, als dass er noch hätte rechtzeitig ausweichen können, doch glücklicherweise erwies sich das auch nicht als erforderlich. Jemand hatte den Schlag abgefangen und überrascht sah er zu dem Fremden hoch, der ihm so etwas wie ein kühles Lächeln schenkte. "Wie es aussieht, hast du ein kleines Problem." Braune Augen glitten über seine Züge, wandten sich dann dem personifizierten ,Problem' zu. Welches tatsächlich prompt um ein paar Zentimeter schrumpfte. Hastig entwand der Oberschüler, dessen Namen er immer noch nicht kannte, seine gefangene Hand. Die dunklen Augen huschten zwischen ihm und dem Fremden hin und her, als suchten sie nach einer Verbindung. Dann wurde der Ausdruck des Älteren plötzlich starr und feine Schweißtropfen erschienen auf dessen Stirn. Was war denn mit dem los? Eine nicht an ihn gerichtete verabschiedende Verbeugung folgte, bevor der Andere etwas schneller als normal wegging. Er konnte die Anspannung erkennen, die den Älteren weiterhin gefangen hielt. Der Hals war so steif, dass das ganz sicher schmerzhaft enden würde. "Was wollte er von dir?" Er zuckte zusammen als der Fremde ihn ansprach und so seine Aufmerksamkeit zurückgewann. Zum ersten Mal hörte er einen leichten Akzent heraus und als er den Ausländer daraufhin näher musterte, kam ihm dieser irgendwie bekannt vor. "Bist du stumm geworden?" Da er immer noch nicht geantwortet hatte, ergriff der Schwarzhaarige wieder das Wort und hinter der Brille blitzen braune Augen spöttisch auf. Was er allerdings nicht wirklich registrierte, da sich der Anzug, die Haarfarbe sowie die Brille zu einer Erinnerung zusammen fügten. Ein Lächeln löste sein Stirnrunzeln ab. "Danke, dass Sie mir geholfen haben. Wollten Sie sich für den Apfelstrudel revanchieren?" Er wusste nicht was ihn in diesem Moment ritt, vielleicht war es die Erleichterung, einer Schlägerei entronnen zu sein. "Fujimiya Ran." Mit einer leichten Verbeugung holte er dann die Vorstellung nach." "Crawford." Er lauschte dem unvertrauten Namen nach, konnte ihn dank Englischunterrichts sogar in etwa zuordnen. "Sind Sie Engländer?" Sein Gegenüber verzog die Mundwinkel nach oben. "Nicht ganz getroffen, ich komme aus den USA." Unbewusst hatten sie sich in Bewegung gesetzt, weiter in Richtung Schule. "Machen Sie hier Urlaub? Sie können wirklich gut Japanisch sprechen." Etwas bemüht ließ er ihr Gespräch in ungefährlichen Bahnen weiterlaufen, bevor sich der Amerikaner an seine ursprüngliche Frage erinnerte. Denn er wollte jetzt ganz sicher nicht über den Grund der eben stattgefundenen Szene sprechen. Zum Glück ging der Andere darauf ein. "Ich lebe schon einige Jahre hier. Hast du mal was von Takatori Reiji gehört? Das ist ein ziemlich bekannter Politiker. Ich arbeite für ihn." Ihm war plötzlich, als stünde in den braunen Augen Berechnung, aber das bildete er sich bestimmt nur ein. Den Namen kannte er auf jeden Fall, schließlich wusste er, was sein Vater machte. Dann hatte er hier also einen entfernten Arbeitskollegen vor sich, ohne dass dieser es wusste. Das war nun wirklich mal ein Zufall. "Was ist denn so lustig?" Sein Grinsen schwächte sich etwas ab, doch in seinen Augen funkelte immer noch Belustigung, als er Crawford-san davon erzählte. Überraschung zeichnete sich daraufhin auf den scharf geschnittenen Gesichtszügen ab. "Dann bist du also Fujimiya-sans Sohn." "Sie kennen meinen Vater?" Nun war es ihm überrascht zu sein. "Ja, ich war schon bei einigen Besprechungen zwischen ihm und Takatori-san dabei." "Dann werde ich Vater erzählen, dass ich Sie heute getroffen habe." Irrte er sich, oder zögerte der Amerikaner einen Moment, bevor er wieder dieses schmale Lächeln zeigte? Mit einem innerlichen Schulterzucken schüttelte er den Eindruck gleich wieder ab. "Du kannst ihm Grüße von mir ausrichten. Wir werden sicher bald wieder aufeinander treffen." Er nickte bestätigend, merkte dann, dass sie inzwischen das Schultor erreicht hatten. "Ich muss dann wohl..." Mit einer leichten Grimasse unterstrich er, dass er sich wirklich etwas Besseres vorstellen konnte als jetzt in die Schule zu gehen. "Freut mich Sie kennen gelernt zu haben." "Die Freude ist ganz auf meiner Seite", gab der Ältere in einer übertrieben höflichen Wendung zurück. Als sie sich schließlich verabschiedet hatten, war ihm um einiges leichter ums Herz als noch vor kurzem, als er das Haus verlassen hatte. "Ran-kun, wer war das denn eben?" Er war erst wenige Meter weiter gekommen, als er Yunshiro rufen hörte. Sobald er sich umdrehte, blieb dieser nach Luft schnappend vor ihm stehen, die Hände auf die Oberschenkel gestützt, den Kopf nach unten hängen lassend. "Na na, erst einmal tief durchatmen." Er tätschelte ihm die Schulter. "Bist du von zu Hause bis hierher gerannt?" Noch ein paar tiefe Atemzüge, dann richtete sich sein Freund auf, strich sich durch die etwas verschwitzten Haare. "Nicht ganz, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass die Zeit knapp wird." Die Schulklingel schrillte. "Und wie man hört, hatte ich Recht", wurde grinsend hinzugefügt. Zusammen gingen sie rein, wobei er feststellen konnte, dass er heute beträchtlich weniger Interesse hervorrief als gestern noch, auch wenn er immer wieder neugierige Blicke auf sich ruhen fühlte. "Hey, bekomme ich auch noch ne Antwort?" Mit einem Rippenstoß rief sich Yunshiro in Erinnerung. "Sei nicht so brutal." Er rieb sich die Seite und schenkte dem Anderen ein warnendes Blitzen, das den allerdings völlig kalt ließ. "Funkel, funkel...", lachte sein Freund stattdessen. "Also, wer war es?" "Ach, nur ein entfernter Bekannter meines Vaters. Sie hatten geschäftlich miteinander zu tun gehabt." Genauere Ausführungen wollte er sich sparen und an Yunshiros Reaktion konnte er ablesen, dass er genau die richtige Antwort gefunden hatte. Und sie war nicht einmal erlogen. Sein Freund verdrehte gelangweilt die Augen. "Na da verzichte ich doch freiwillig auf weitere Informationen. Dein Vater arbeitet doch in einer Bank, ne?" Die Frage wurde durch eine wegwerfende Handbewegung begleitet. "Du hast es erfasst." "Wirklich schade..." Dunkle Augen bohrten sich in seine. "Ich hatte schon auf eine interessante Story gehofft." "Wie meinen?" Fragend und etwas verständnislos erwiderte er den Blick. Sie hatten ihre Fächer erreicht und blieben stehen. "Also wie soll ich es sagen... Groß, gut gebaut, in Anzug mit Krawatte und ein ausdrucksvoll geschnittenes Gesicht..." Sein Freund lachte in sich hinein. "Hör auf zu spinnen! Willst du mir eigentlich gerade einen Lover oder nicht ganz saubere Verbindungen andichten?" TBC Ich denke mal, dieser Teil ist schon etwas munterer als der vorherige geworden. ^^ Ich hoffe ihr seid nächstes Mal wieder dabei *lieb guck* cya, cu ^-^ *winkz* Kapitel 6: "Spiele" ------------------- Close Distance (Teil 6) Titel: Close Distance Teil: 6/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Sodele, heute gibt es auch wieder ein bissl was Neues von Weiß ^^ Disclaimer: not my boys, no money make... Greetings: @Andromeda: *lach* Da ich grade niemandem bei einer Facharbeit helfen muss, geht es bei mir weniger schön zu als bei dir ^^ *zwinka* Komischer Freund? *Kopf schief leg* Redest du von Yun-kun? Eigentlich finde ich nicht, dass er besonders komisch ist *gg* Ich dachte einfach, dass ich Ran doch nicht die ganze Zeit alleine rumlaufen lassen könnte, so als würde er niemanden kennen... _Das_ wäre merkwürdig ^^ Und zu Omi und Nagi sage ich nix ^_____^y Ich bin echt noch nicht so weit, dass ich dir eine klare Antwort geben könnte ^^ @Tulpenmolch: Ach, wie du siehst, bist du nicht mal so spät dran gewesen wie Andylein *grins* Hm... charakternah... ich würde sagen so allgemein ist das nicht schlimm, oder? o.O Dieser Einbau der eher laxen (oder so) Gedanken sollte den Teil etwas lockerer halten, habe gar nicht dran gedacht, dass auch die Empfindungen dadurch stärker eingebracht werden *zugeb* Ich bin übrigens nie davon ausgegangen, dass Brad zu diesen Menschen gehört, die tatsächlich keine/kaum Gefühle haben - was er zeigt ist eher eine Frage der Situation und des Gegenübers ^.~ @Arigata: Ich hätte nicht wirklich erwartet, dass das mal passiert... aber diesmal hast du es tatsächlich nicht rechtzeitig geschafft *sniff* Ich habe dir doch gesagt, dass du von dem Job als Stammkommentatorin nicht zurücktreten kannst! Dir sei nur verziehen, da du gerade für Chemie büffeln musst *nick* ^^ Übrigens wirst du sehen, dass in diesem Teil wenigstens ein bissl was vom Anime eingebaut ist ^^ @Maike: Sag mal, habt ihr euch abgesprochen, oder wie? o.O *dich und Gata-chan argwöhnisch muster* Nun ja, dann werde ich dich nachher in der ENS ganz dezent daran erinnern, dass du den letzten FF-Teil noch nicht gelesen bzw. kommentiert hast *grins* ^________^ @Furia: *grins* Ich gehöre zu den Glücklichen, die tatsächlich nur einen Wecker brauchen um aus dem Bett zu kommen ^^ Übrigens finde ich es nett von dir, dass du darüber nachgedacht hast, ob Ran wirklich drüber weg sein könnte... Das ist auch mein Prob gewesen - ob das nicht vielleicht ein bissl unglaubwürdig gerät ^^ Danke, dass du mit mir konform gehst *knuffz* Oh, das ist fies... nur weil Yun-kun ein bissl häufiger auftaucht, gehst du davon aus, dass ich ihn killen lasse ^^# *lach* Ich werde drüber nachdenken ^.~ Wir lesen uns im GB ^^ @nai-chan: Na, haste diesen Teil hier eingeholt? *snicker* Freut mich zu hören, dass du die Story weiterverfolgst, auch wenn es schleichender Weise geschieht ^.~ Hoffe, du hast wieder deinen Spaß beim Lesen *lieb sag* @Shatielthefirst: Apropos outtakes: das neue ist ja mal wieder zum wegschmeißen! *rofl* Den Commi bekommste noch, aber ich sage dir schon mal, dass ich es einfach großartig finde ^_____________^ Inzwischen haben sich ja auch neue Leser eingefunden, ich gehe also einfach davon aus, dass noch ein paar die Story lesen *grins* Vielleicht musst du deinen Hundeblick noch ein bissl üben? *mal vorschlag* *gg* Teil 6 "Spiele" "Warum nur eins von beiden? Der Typ würde sich nicht nur als persönlicher Bodyguard gut machen..." Yunshiros Grinsen wurde eindeutig anzüglich. "Aber leider hast du nicht die entsprechenden familiären Strukturen, die so jemanden erforderlich machen." "Sauerstoffmangel, eindeutig", diagnostizierte er. "Dir ist der Lauf vorhin nicht bekommen und jetzt läuft dein Gehirn nur noch auf Sparflamme." Er beschloss das Gequatsche zu ignorieren bevor es noch richtig peinlich wurde und öffnete sein Fach um ein Buch herauszuholen. Allerdings fand er nicht nur das gesuchte Buch vor, sondern auch einen weißen Umschlag, auf den lauter kleine Herzchen gemalt waren. "Oh nein..." "Was hast du da?" Das bis eben noch ,interessante' Gesprächsthema vergessend, spähte ihm Yunshiro neugierig über die Schulter. "Ach wie süß, ich glaube du hast eine Verehrerin. Dann brauchst du den Kerl ja doch nicht..." Also doch noch nicht vergessen. Wäre auch zu schön gewesen. Er schnappte sich beides, warf die Tür seines Faches dann wieder zu. "Komm, die Stunde fängt gleich an." "Willst du den Brief denn nicht aufmachen?" Sein Freund versuchte danach zu greifen, allerdings erfolglos. Sie erreichten das Klassenzimmer und kämpften sich zu ihren Plätzen durch. "Na los doch!" Sein entnervtes Seufzen half überhaupt nicht und schließlich gab er dem flehenden Blick nach. "Wie kann man nur so neugierig sein?" Das Papier war schnell auseinander gefaltet, ein kleines Amulett freigebend, das mit Klebeband daran befestigt war. Rasch las er sich die wenigen Zeilen durch. "Nun, ich möchte doch wissen, ob ich ernsthafte Konkurrenz bekomme." Seine Frage war eigentlich nur rhetorischer Natur gewesen, doch er erhielt trotzdem eine Antwort. "Du und deine merkwürdigen Scherze..." Irritiert sah er seinen Freund an, konnte das Glitzern in dessen Augen nur zu gut erkennen. Der machte sich mal wieder lustig über ihn. Na warte, das ging auch anders herum. "Du musst dir keine Sorgen machen, ich bleibe dir weiterhin erhalten." Er schenkte seinem Freund sein nettestes Lächeln, dessen Wangen sich zu seiner Überraschung daraufhin leicht röteten. Ha, erwischt! Sein Lächeln wurde zu einem ausgesprochen breiten Grinsen. Leider klingelte es in diesem Moment zum Unterricht, so dass sein Banknachbar sich wieder sammeln konnte. "Tja, das Mädchen tut mir zwar Leid, aber gegen mich kommt eben keine an. Da hilft nicht einmal so etwas." Ein Finger deutete auf das Amulett. Bevor ihm die passende Antwort auf solche Großspurigkeit einfallen konnte, mischte sich jemand drittes mit einem dezenten Räuspern in ihre Unterhaltung ein. "Fujimiya, Miyato, ich wäre euch wirklich sehr verbunden, wenn ihr jetzt meinem Unterricht folgen würdet." Sento-sensei, der eindeutig wieder gesund war. "Ich bin mir sicher, dass einer von euch beiden die Ergebnisse der Aufgaben vortragen möchte, die ihr Montag aufbekommen habt." Sie erwiderten das schmale Lächeln etwas wacklig. ****** Er gähnte, starrte dann mit abwesendem Blick wieder zur Tafel. Konnte sich wirklich jemand ein so abartiges Spiel ausdenken? Und warum nur gab es Menschen, die sich dieses Blutvergießen ansehen wollten? Allein der Gedanke drehte ihm schon den Magen um und man konnte von ihm wirklich nicht behaupten, dass er sehr empfindlich war. Ein bitterer Zug erschien um den Mund des Blondschopfes, ließ das Gesicht des Jungen um Jahre altern. Doch dieser Eindruck verschwand rasch wieder, als stattdessen ein fast natürlich wirkendes Lächeln aufgesetzt wurde. Eine Maske über der Maske über der Maske... wer war er wirklich? Hastig lenkte er seine Gedanken zurück auf den gestrigen Abend. *flashback* "Es gibt einen neuen Auftrag." Manx nickte ihnen zu, blickte sich dann suchend um. "Wo ist Yohji?" Ken kehrte in die Küche zurück um sich wieder auf sein Essen zu stürzen, wandte sich kurz Manx zu. "Der hat sich mal wieder in ein anderes Bett verabschiedet." In den braunen Augen stand keine Missbilligung sondern Gleichgültigkeit. Er unterdrückte ein Zusammenzucken. Eben noch hatten sie hier wie Freunde zusammen gegessen, doch jetzt war die Stimmung umgeschlagen und der Braunhaarige kam ihm fast wie ein Fremder vor. Und war er das nicht auch? Kannte er ihn, nur weil sie gemeinsam im Laden arbeiteten, weil sie gemeinsam töteten? Das konnte er vergessen... So sehr er sich auch eine Familie wünschte, er würde sie sicher nicht bei Weiß finden. Aber solange er nicht darüber nachdachte, konnte er heile - oder wenigstens nicht allzu zerbrochene - Welt spielen. "Ich werde ihn anrufen", bot er an und Manx nickte zustimmend. "In Zukunft werde ich mein Handy ausschalten...", grummelte Yohji ihn zur Begrüßung an. "Und stell dieses Grinsen ab, Omi!" "Was immer der Herr wünschen", mit einer Verbeugung winkte er dem Älteren vorzugehen - die Treppe hinunter in den Besprechungsraum. "Deine Freundin im Hintergrund klang übrigens wirklich nett." Grüne Augen funkelten ihn an. "Ja, ihre Reaktion zeugte tatsächlich von überschwänglicher Begeisterung als sie hörte, dass ich weg muss. Die ist sicher zum letzten Mal mit mir ausgegangen." "Mein herzlichstes Beileid", kam es von Ken, der unten gegen die Wand gelehnt auf sie gewartet hatte. Yohji ignorierte den Kommentar, lächelte stattdessen Manx an. "Ah, da ist sie ja schon, die Rettung dieses Abends." Manx musterte ihn nur kühl, um sich dann dem Abspielgerät zuzuwenden. Ein kurzes Schneegestöber, danach erschien eine nicht zu identifizierende Silhouette auf dem Bildschirm. "Weiß, Schrecken des Dunkels! Jagt den schwarzen Schwarm!" Das Bild erlosch und mit blassem Gesicht wandte er sich Ken zu. "Menschliches Schach... was für ein kaputtes Spiel." Der Braunhaarige hatte sich von der Wand gelöst und ein düsteres Lächeln zerrte an dessen Lippen. Nur die Augen erreichte es nicht, die blieben kalt. "Damit hat dieser Hikage Masaya sein Leben verspielt." "Ihr beide macht also mit?" "Ja." Unisono. "Und was ist mit dir, Yohji?" Eine dunkelblonde Haarsträhne wurde zurückgestrichen. Selbst hier unten trug der Ältere seine Sonnenbrille, als wollte er etwas dahinter verbergen. "Ich passe. Keine volljährige Frau dabei, also ist der Job nichts für mich." *flashback end* Was wohl Yohji-kuns wahres Motiv war, diesen Auftrag abzulehnen? Er wusste es einfach nicht. Solange die Mission trotzdem erfolgreich durchgeführt werden konnte, stand jedem von ihnen eine Ablehnung frei. Ihr Glück, dass sie sich bisher nie alle geweigert hatten. Die Organisation würde das nicht durchgehen lassen, das war ihnen schon am ersten ,Arbeitstag' klar gemacht worden. Nachdem nur noch Ken und er selbst im Besprechungsraum zurückgeblieben waren, hatten sie bis in die Nacht hinein die Unterlagen ausgewertet. Und so hatte er mal wieder zu wenig Schlaf bekommen. Was sich in den nächsten Tagen - oder vielmehr Nächten - auch nicht bessern würde, da er im Keller-Casino arbeiten würde um die örtlichen Gegebenheiten auszukundschaften. Wieder ein Gähnen bevor er sich auf den Unterricht zu konzentrieren versuchte. ****** "Willst du heute wirklich noch zum Training gehen?" Yunshiro saß neben ihm auf der niedrigen Mauer, die den Schulhof unterteilte und ließ die Beine baumeln. Er hielt sein Gesicht in die Sonne, zuckte dann mit den Schultern. "Es gibt keinen Grund zu schwänzen und nicht nur einen hinzugehen. Dort hatte ich gestern sogar Ruhe vor den neugierigen Fragen gehabt. Selbst wenn es anders wäre, würde ich nicht weglaufen." Sein Blick schweifte über die Ansammlung von Schülern, die aufgrund der Uniformen zu einer einheitlichen Masse verschwammen. Er war zutiefst dankbar, dass er nicht wieder bestürmt wurde doch zu erzählen, was passiert war. Zufällig hatten sich heute nämlich die anderen Jungs vom Katana-Club in seiner Nähe positioniert und demotivierten die paar Neugierigen, die ihn immer noch für _das_ Thema des Tages hielten. Ein Grinsen grüßte seine Freunde, die es mit einer Daumen-hoch-Geste erwiderten. "Stimmt, du würdest das sicher nicht tun..." "Hm?" Yunshiro riss ihn aus seinen Überlegungen und verwirrt sah er den Braunhaarigen an, bis es ,klick' machte und ihm aufging, dass dieser sich auf seine Äußerung bezog. "Du meinst, weil ich eh zu langsam wäre?" In gespielten Misstrauen stellte er den Kommentar in Frage. Ein breites Grinsen. "Du hast es mal wieder erfasst. Allerdings wollte ich es nicht so deutlich sagen." Sie lachten. "Du hast aber auch Glück gehabt, dass sich die beiden haben erwischen lassen. Damit hat der Klatsch neue Opfer gefunden." Dunkle Augen musterten ihn. "Du meinst dieses Pärchen, das in der Abstellkammer vom Hausmeister aufgescheucht wurde?" Er schüttelte den Kopf, nicht verneinend, sondern über die Dummheit dieser zwei. "Klingt wie aus nem schlechten Manga." Er streckte sich. "Aber ich will mich mal nicht beschweren." "Manchmal bist du eben doch ganz vernünftig", nickte sein Freund. "Doch um auf meine ursprüngliche Frage zurückzukommen... Eigentlich wollte ich wissen, ob du nicht lieber mit mir ins Kino gehen würdest statt zum Training." "Aha... drück dich doch gleich deutlicher aus." Neckend funkelte es in violetten Augen. "_Lieber_ würde ich natürlich ins Kino gehen, aber Freitagnachmittag ist doch der Wettkampf..." "Schade, da wirst du wohl noch ein bisschen üben müssen. Aber wehe du gewinnst dann nicht auch!" "Hey ihr beiden, seit wann seid ihr denn taub? Auf zum Unterricht!" Mizawa-san stand plötzlich vor ihnen und sah ungeduldig zu ihnen hoch. Überrascht bemerkten sie, dass der Hof sich schon fast vollständig geleert hatte. "Danke, wir kommen schon." Er lächelte sie an, sah ihr dann hinterher, wie sie sich wieder ihren wartenden Freundinnen anschloss. Danach ließ er sich von der Mauer gleiten. Yunshiro folgte ihm. "Na, würdest du einen Brief von ihr auch so einfach abtun?" Zu seiner Verlegenheit röteten sich seine Wangen leicht und unbehaglich winkte er ab. "Du weißt genau, dass sie schon einen Freund hat..." "Das muss nicht unbedingt ein Hindernis sein." Das Zwinkern verriet ihm, dass der Andere ihn nur aufziehen wollte. "Du bist mal wieder unmöglich!" Lachend hielt er seinem Freund die Tür auf. Erneut trat er in den lauen Frühlingsabend hinaus, erschöpft vom Training und gleichzeitig entspannt. Gestern war er ohne nach links oder rechts zu sehen nach Hause geeilt, doch jetzt hatte er mit seiner Angst abgeschlossen. Man konnte einfach so wie immer weitermachen, das hatte er heute sich selbst und allen anderen bewiesen. Er atmete mit geschlossenen Augen durch und die noch etwas Wärme in sich bergende Luft drang tief in seine Lungen vor. Sein Lachen war nicht mit einem Donnerschlag bestraft worden, niemand verbat ihm in Zukunft glücklich zu sein. Es war einfach... Pech, dass ausgerechnet er hier gewesen war. Zur falschen Zeit am falschen Ort. Ein schmales Lächeln folgte diesem Gedanken, dann ließ er die Sporthalle hinter sich zurück. Bisher hatte es ihn nie gestört, doch in diesem Moment bedauerte er, dass keiner der anderen den gleichen Heimweg hatte. Die Schatten streckten sich lang aus, gingen in den Winkeln und Gassen in pure Dunkelheit über. Undurchdringlich. Irgendwo am durch die Häuser versperrten Horizont glomm die Abendsonne, färbte den Himmel mit einem Rot, das nach oben hin immer mehr verblasste und in gräuliches Blau überging. Er hatte ungefähr die Hälfte der Strecke zurückgelegt, als sich Gestalten aus den Schatten lösten und sein Herz losrasen ließen. Äußerlich blieb er ruhig, achtete darauf, wenigstens im Rücken eine Mauer zu haben, als er sich umzingelt sah. "Na, diesmal ganz alleine?" Trotz des spöttischen Tonfalls erkannte er die Stimme sofort, wenn auch nicht die Person, da das Zwielicht dies verhinderte. "Du glaubtest wohl ihr könntet mich einschüchtern... Ich habe genau gesehen, wie ihr euch über mich lustig gemacht habt!" Die Worte wurden jetzt von Wut durchtränkt. Gut so, wer wütend ist, denkt nicht nach. Also ließ er es darauf ankommen. "Glaubst du etwa, ich wäre so dumm hier alleine herumzulaufen?" Durch halbgeschlossene Lider beobachtete er, wie die drei näher traten. Vielleicht, wenn er sich keine Furcht anmerken ließ... Das waren sowieso ein paar Idioten, wenn sie tatsächlich glaubten, dass er etwas mit dem Tod ihres Freundes zu tun hatte. Ausgerechnet in diesem Augenblick fiel ihm auf, dass er den Namen des Toten nicht wusste. Er hatte ihn öfter als einmal gehört, aber irgendetwas ihn ihm hatte sich geweigert ihn im Gedächtnis zu behalten. Unwillkürlich biss er sich auf die Unterlippe. "Der Typ scheint ziemlich nervös zu sein..." Jemand, den er noch nicht kannte, mischte sich ein. "Du weißt also doch, was am Montag passiert ist. Also, was ist schiefgegangen?" Schiefgegangen? Wovon sprachen die bitte schön? Hinter der Sache steckte womöglich mehr, als er zunächst angenommen hatte... "Genug geredet, ich weiß schon wie wir ihn dazu bringen den Mund aufzumachen!" Der Dritte im Bunde meldete sich auch zu Wort. Und wie auf ein vereinbartes Zeichen hin traten alle gleichzeitig auf ihn zu. Seine klaren Überlegungen schalteten sich ab, während er sich so gut es ging gegen die Übermacht wehrte. Da sie sich gegenseitig behinderten und durch den Vorteil seines Trainings teilte er mehr Schläge aus, als er einsteckte - jedenfalls anfangs. Dann aber spürte er wie seine Kräfte nachließen, die er heute schon im Club zu sehr strapaziert hatte. "Gleich haben wir ihn." Verbissen landete er eine Faust im Magen seines Gegenübers, erhielt gleichzeitig einen Schlag in die Rippen. Und dann sackten alle drei plötzlich in die Knie, pressten die Hände an ihre Schläfen. "Wollt ihr mich nicht mitspielen lassen?" Er riss den Kopf zu dem Neuankömmling herum. ~TBC~ Langsam habe ich ja den Eindruck, dass es sehr unglaubwürdig wird... aber rein von der Überlegung her ist es gar nicht so ungewöhnlich, dass man mit etwas Verstärkung wiederkommt, oder? o.O Wer der Neuankömmling ist könnt ihr euch sicher denken ^^ cya, cu ^-^ Kapitel 7: "Unbeantwortete Fragen" ---------------------------------- Close Distance (Teil 7) Titel: Close Distance Teil: 7/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: ^___________^ Wie ich gesehen habe, war es für euch überhaupt kein Problem herauszufinden, wer sich in die kleine Prügelei eingemischt hat *grins* *ganz stolz auf euch bin und allen Gummibärchen reich* ^^ Disclaimer: not my boys, no money make... Greetings: @Andromeda: Ich und in Ran vernarrt? Wie kommst du denn darauf? *unschuldig guck* ^^ Das mit Weiß hast du ganz richtig gemerkt, allerdings muss ich selber sehen, wie sich die Beziehungen innerhalb dieser Gruppe noch entwickeln. Hm... da Ran noch zu Schule geht, sind natürlich auch Omi und Nagi noch ein bissl jünger *nod* und irgendwie vermeine ich mich zu erinnern, dass ich mich das Pairing betreffend etwas anders ausgedrückt habe und nicht ganz so, wie du es aufgefasst hast *grins* Warum Crawfu sich überhaupt für Rans Wohlergehen interessiert, wird erst im Laufe der Story erklärt ^^ @Arigata: *bewundernd guck* Du hast es tatsächlich geschafft ^^ Deine ,dämliche' Aussage kann ich schon verstehen *lach* Mir fällt es auch schwer mir vorzustellen, dass Ran einen Liebesbrief bekommt - andererseits: warum denn nicht? *grins* Dass ein gewisser Deutscher mit orangefarbenen Haaren unserem Ran aus der Patsche hilft, hat wohl jeder Leser bemerkt ^^ *dir trotzdem auf die Schulter patt* *lach* Dann übertreib es mal nicht mit der Lernerei und ich hoffe du findest genug Zeit um auch den nächsten Teil zu lesen *knuffel* @Furia: Du hast noch einige Versuche früher einen Commi zu schreiben, denn allzu kurz scheint diese FF nicht zu werden *grins* ^.~ Mir war gar nicht aufgefallen, dass Ran im letzten Kapitel nicht namentlich erwähnt wurde o.O Das ändert sich diesmal ^^ Ich bin schon so sehr an diesen Namen gewöhnt (hab ihn ja in meinen letzten FFs überwiegend verwendet), dass mich Aya inzwischen ein bisschen ins Stolpern bringt ^^° Wegrationalisiert wurden die Altersunterschiede nicht, nur ein bissl aufgeweicht ^^ *zugeb* Das macht bei Nagi die meisten Probleme, denn _zu_ jung soll er nun auch wieder nicht sein *sigh* @Senui: Wie schön mal wieder einen neuen Leser zu haben *dir Begrüßungsgummibärchen reich* ^^ Ich hoffe, du hast den Boden noch nicht durchgelaufen (so etwas kann ungesund enden ^.~) und kannst jetzt in Ruhe den neuen Teil lesen *dich nicht weiter auf die Folter spannen will* *lach* @Maike: Freut mich doch zu hören, dass ihr es ganz logisch findet, dass dieser Typ wieder aufgetaucht ist. Beim Schreiben kam es mir auch nicht weiter merkwürdig vor, aber dann beim Abtippen dachte ich plötzlich, dass es vielleicht zu viel auf einmal ist *drop* Ich sollte das denken sein lassen ^^# Hm... Schu der Ran aus eigenem Interesse verfolgt, das hätte auch was für sich. An diese Möglichkeit hatte ich überhaupt nicht gedacht (siehste, manchmal klappt es *lach*) Aber in diesem Fall war es wirklich eine Anweisung von Crawfu ^^ @Shatielthefirst: *am Boden lieg weil ich mir vorstelle wie du so einen Tanz wie Omi aufführst* ^_______________^ Dank deiner Zeichnung habe ich das Bild so richtig vor Augen ^.~ Nette Fahne übrigens *grins* Erinnert mich daran, dass ich mir mal ein Mexx-Fähnchen kaufen will, wenn man jetzt schon so hübsche Karo-Taler hat ^^ Sorry, dass ich deine ENS noch nicht beantwortet habe ^^° aber irgendwie finde ich grade so wenig Gelegenheit dazu ^^y Ich versuche es aber morgen *nod* *dir noch mal Gummibärchen geb* ^^ Teil 7 "Unbeantwortete Fragen" Er war noch auf den Beinen, wenn auch etwas wacklig. Misstrauisch beäugte er den Anderen. Gegner Nummer vier. Oder Retter Nummer eins, wer konnte das schon sagen. Sein Schutzengel ohne Flügel und mit - seine Augen weiteten sich, aber es änderte sich nichts - orangefarbenen Haaren. Merkwürdig. Plötzlich fühlte er sich gar nicht gut, das Bild verrutschte und unaufhaltsam kam der Boden näher. "Hoppla, nicht so hastig..." Er wurde aufgefangen, bevor er mit den Platten allzu schmerzhafte Bekanntschaft schließen konnte und ordnete den Fremden vorläufig als Retter ein. "Na, geht's noch?" Unfreiwillig hielt er sich an dem Größeren fest und konnte so wenigstens aufrecht bleiben. Seine letzte Kraft schien ihn verlassen zu haben, nachdem die Anspannung wegen des nicht erfolgten Angriffs von ihm abgefallen war. Er biss sich auf die Unterlippe um sich besser konzentrieren zu können. "Wer bist du?" Und warum liefen ihm heute laufend Fremde über den Weg, die ihn entweder verprügeln oder helfen wollten?" Die zweite Frage blieb ungestellt. "Etwas Pech gehabt, ne?" Ein Grinsen begleitete diese Worte, das nicht bis in die grünen Augen vordrang. "Kannst mich Schuldig nennen." Mit einer angedeuteten Verbeugung stellte sich der Andere vor. "Und jetzt versuch mal ein Stück zu gehen..." Er folgte der Aufforderung und legte immer noch gestützt ein paar vorsichtige Schritte zurück. Außer seinen Rippen schien alles in Ordnung zu sein. Oder der Schmerz strahlte einfach so stark aus, dass er nichts anderes mehr spüren konnte. Der Orangehaarige hatte ihn aufmerksam beobachtet, tastete nun seine Rippen ab, ignorierte sein erstes unbehagliches Zusammenzucken. "Also gebrochen sind sie nicht. Du müsstest bald wieder in Ordnung sein." "Gut..." Er lachte ohne Grund, etwas kurzatmig. Das war knapp gewesen, beinahe hätte dieser Vorfall seine Teilnahme am Wettkampf verhindert. Ein leises Stöhnen richtete seine Aufmerksamkeit auf seine drei Gegner. "Was ist eigentlich mit denen passiert?" Schuldig folgte seinem Blick, zuckte dann mit den Schultern. "Die sehen ziemlich fertig aus, wird wohl nichts mehr mit dem Mitspielen..." So etwas wie Bedauern klang durch, aber er war sich nicht sicher, ob der Andere einfach nur scherzte. "Du hast wie mir scheint gar keine Hilfe gebraucht." Er runzelte die Stirn. Irgendwie hatte er die Situation anders in Erinnerung, doch er konnte es nicht mit Gewissheit sagen. Alles wurde plötzlich so schwammig. Ohne dass es ihm bewusst geworden war, hatten sie sich wieder in Bewegung gesetzt und waren jetzt bei einem Cabrio angelangt. Schuldig - der Name fühlte sich selbst gedacht seltsam an, wie ihm zum ersten Mal auffiel - öffnete die Beifahrertür. "Rein mit dir, Ran. Ich fahre dich nach Hause." Er gehorchte und der Andere saß bereits neben ihm, bevor er endlich darauf kam, was an der Aufforderung so merkwürdig gewesen war. "Woher kennst du meinen Namen?" Violette Augen verdunkelten sich, als neue Befürchtungen in ihm aufstiegen. War das alles inszeniert worden, nur damit er freiwillig folgte? Ein amüsiertes Lachen war zu hören, über das Starten des Motors hinweg. "Keine Angst, das ist keine Falle. Crawford wollte nur, dass ich ein Auge auf dich habe." Ein Blinzeln unterstrich die Aussage. Verwirrt sackte er zusammen, kam erst dann dazu den Orangehaarigen ausführlich zu betrachten. Sowohl das Gesicht als auch die Größe deuteten auf einen Ausländer hin. Ganz abgesehen von dem Akzent, der einige lustige Ecken und Kanten aufwies. Das Alter konnte er schlecht abschätzen, aber sein eigenes wurde sicher übertrumpft - sonst dürfte Schuldig ja gar nicht Auto fahren. Unwillkürlich hielt er sich fest, als sie etwas zu scharf in die nächste Straße einbogen. Allerdings konnte einem bei diesem Fahrstil auch der Gedanke kommen, dass der Andere gar keinen Führerschein hatte. Schuldig grinste plötzlich breit, sagte aber nichts weiter. "Crawford-san hat dich geschickt? Warum eigentlich?" Für einen Moment sah er die braunen Augen des Amerikaners vor sich, die direkt in sein Inneres blicken zu können schienen. Das fiel ihm erst jetzt im Nachhinein auf. Ein seltsames Gefühl, aber ... man konnte sich sicher sein wirklich wahrgenommen zu werden. Anders als bei den anderen Erwachsenen, die meistens durch einen hindurchsahen, in Gedanken ganz woanders. Ihm ging noch eine Frage durch den Kopf, die er gleich stellte, noch bevor Schuldig überhaupt auf die erste reagiert hatte. "Woher kennst du ihn?" Schon wieder ein Lachen. "Neugierig bist du aber überhaupt nicht, ne? Wir arbeiten beide mehr oder weniger zusammen... Und warum er mich hinter dir hergeschickt hat?" Ein Schulterzucken. "Crawfords Wege sind unergründlich... Er war mal wieder wenig mitteilsam. Aber genug jetzt, wir sind da." Überrascht löste er seinen Blick von dem Ausländer um festzustellen, dass er zu Hause war. "Danke sehr." Er stieg aus - spürte ein von den Rippen ausgehendes Ziehen und ignorierte es -, wusste nicht, ob er noch etwas sagen sollte. Bevor ein peinliches Schweigen entstehen konnte, grinste Schuldig noch mal, gab dann Gas. "Man sieht sich." Seine Hand hob sich halb um zu winken, dann wurde ihm die Unsinnigkeit dieser Geste bewusst und einen Hauch zu hastig riss er sie wieder nach unten. Nichtsdestotrotz blieb er noch eine Weile - die sich wahrscheinlich nur in Sekunden maß - stehen um sich schließlich dem Haus zuzuwenden. Aya stand vor der geöffneten Tür, wartete bis er sie erreichte. "Ist das ein Freund von dir? Der sah vielleicht gut aus." Ein schwärmerisches Lächeln legte sich auf die Lippen seiner Schwester. Er wich ihrem neugierigen Blick aus, ging an ihr vorbei in den Flur. "Ich habe ihn vorhin erst getroffen." Sein Jackett landete an der Garderobe, dann sah er das Gegenstück, das auf dem Schuhschrank lag. "Und dann nimmt er dich so -" Aya war ihm gefolgt, schnitt sich selbst das Wort ab, räusperte sich dann. "Sie haben es heute vorbeigebracht. Der eine Polizist meinte, sie brauchen es nicht mehr." Eine rote Haarsträhne störte ihn plötzlich und so strich er sie zurück. "Hat er dir auch verraten, was mit ihm passiert ist?" Wie beiläufig. Und doch schlug sein Herz viel zu schnell. "Sie vermuten, dass eine Schlägerei unglücklich ausgegangen ist, bevor sie überhaupt richtig begann. Sie haben nicht viel Hoffnung den Unglücksknaben zu finden, auf dessen Konto das geht. Es war ein Unfall..." Die Stimme seiner Schwester verklang. Erleichterung? Er war sich nicht sicher, auf jeden Fall lächelte er flüchtig. Dann griff er nach dem zusammengelegten Kleidungsstück und ging hoch in sein Zimmer. "Essen ist gleich fertig!", rief Aya ihm nach. Er schloss seine Tür, ließ sich dagegen sinken, rutschte zu Boden. Es musste Erleichterung sein, was sonst? Ein Lachen stieg in ihm auf, das sich gar nicht wie ein Lachen anfühlte. Er unterdrückte es, spürte, wie seine Rippen schmerzten. Das hatte er schon wieder fast vergessen gehabt. Sein Kopf fiel nach vorne, bis seine Stirn an den Knien ruhte. Dieser Tag war irgendwie zuviel für ihn gewesen. Für einige Zeit blieb er einfach nur dort sitzen, bis er sich schließlich hochstemmte um gleich darauf auf sein Bett zu fallen. Und dann schlief er. ****** "Und?" Eine Augenbraue hob sich. Er antwortete nicht sofort, plumpste erst einmal in den unbesetzten Sessel. Zu seiner Überraschung hatte sich Farfarello auf der Couch ausgestreckt, verfolgte das Geschehen im Fernsehen - Wetterbericht, wie er sich vergewisserte. Als sein Blick zu dem Iren zurückkehrte, hatte sich das bernsteinfarbene Auge auf ihn gerichtet. Eine Frage stand in ihm, doch kein Wort kam über die Lippen des Anderen. Leichte Nervosität ließ ihn lächeln - nicht sein übliches Grinsen, sondern etwas sanfteres, das die Kühle in ihm aufweichte. Es wurde registriert aber nicht erwidert. Und dann räusperte sich Crawford und wollte endlich eine Antwort haben. "Ihm ist nichts passiert. Übrigens kann er sich ganz gut selbst wehren. Was sollte diese Aktion eigentlich?" Er musterte den Älteren und gleichzeitig auf einer anderen Ebene das schwarze Loch, das dieser darstellte. Eine ewige Verlockung. Sagte man nicht, dass ein Sekundenbruchteil zur Ewigkeit wurde, wenn man die Grenze überschritt? Wäre das nicht den Versuch wert? Er wusste, dass Crawford manchmal befürchtete, dass seine Gedanken nicht geschützt waren. Nicht weil er es telepathisch erfahren, sondern aus bestimmten Gesten abgelesen hatte. Und da ihm diese Schwäche gefiel - Crawford hatte viel zu wenige, wenn man davon absah, dass er ein ziemlicher Bastard sein konnte - verriet er ihm die Wahrheit nicht: Solange ihr Leader es nicht wollte, empfing niemand etwas. Er konnte das beurteilen, es gab kaum einen Telepathen, der ihn an Stärke gleichkam geschweige denn übertraf. Nein, dieses bisschen Unsicherheit würde er Crawford lassen. Dieser runzelte gerade die Stirn. "Das muss dich nicht interessieren. Vielleicht wollte ich, dass er dich kennen lernt..." Ein schmales Nicht-Lächeln folgte dieser Aussage. Von Farfarellos Seite fühlte er ein aufgebrachtes Aufleuchten. Er schickte ihm einen beruhigenden Gedanken, hoffte, dass er gehört wurde. Bastard, wie gesagt. Irgendwann würde er Crawford vielleicht verstehen lernen... Er erhob sich, winkte dem Iren zu. "Los, hoch mit dir. Es ist Zeit ins Bett zu gehen." Farfarello folgte seiner Aufforderung, verließ mit katzenhaften Bewegungen das Wohnzimmer. "Der Rothaarige hat ein hübsches Gesicht, meinst du nicht auch?" Grinsend wandte er sich von Crawfords jetzt versteinerter Miene ab. So etwas machte doch immer wieder Spaß. Nur zu schade, dass der Amerikaner einfach keine Beziehungen zu haben schien. Farfarello wartete draußen auf ihn, das Raubtierauge funkelte im Dämmerlicht. "Du fandest ihn hübsch?" "Dir kann niemand das Wasser reichen..." Mit einem Finger fuhr er eine der vielen Narben nach. Zu viele waren es, aber kaum mehr, als er selbst trug - in seinem Inneren. Besitzergreifend wurde sein Handgelenk gepackt. "Komm." ****** Er wachte auf und war übergangslos munter. Wie schnell konnte man sich an die bleierne Schwere der Müdigkeit gewöhnen, er fühlte sich um so vieles leichter, jetzt, da sie endlich von ihm genommen war. Es war noch genug Zeit sich einmal herumzudrehen, aber er benötigte keinen Schlaf mehr. Zudem riefen sich seine Sachen unangenehm in Erinnerung, die er immer noch am Körper trug. Langsam setzte er sich auf, ließ die Beine über die Bettkante rutschen. Und dann wartete er ab. Das Haus atmete Stille, anscheinend war er als erster wach geworden. Seine Bestandsaufnahme richtete sich wieder auf ihn selbst. Sein Magen war über das Gefühl des Hungers hinaus und ein leichtes Unwohlsein mischte sich in die Streifen von Schmerz, der irgendwo von seinen Rippen ausgehend durch seine Nerven pulste. Aber es war schon besser als gestern, mit ein bisschen Mühe konnte er ihn ignorieren. Eigentlich könnte er jetzt aufstehen, es brachte nichts hier nur dumm rumzusitzen. Leichter Muskelkater machte seine Bewegungen anfangs etwas ungelenk, doch sobald er unter der heißen Dusche stand, kehrte die gewohnte Geschmeidigkeit zurück. In ein Handtuch gewickelt ging er anschließend wieder in sein Zimmer zurück, suchte sich frische Sachen aus dem Schrank heraus. Beim Ankleiden hörte er die Schlafzimmertür, sein Vater musste aufgestanden sein. Trotzdem, diesmal war er selbst schneller gewesen. Nicht dass er großen Wert darauf legte so früh wach zu sein, aber es war schon ein gutes Gefühl, einmal besser gewesen zu sein als sein Vater. Ein selbstironisches Grinsen huschte über sein Gesicht. Er wollte ihn begrüßen, doch bevor er den Raum verlassen konnte, blieb sein Blick am Jackett hängen, das dort auf dem Boden lag, wo er es gestern hatte fallen lassen. Warum hatte er es vorhin nicht schon bemerkt? Sehr vorsichtig hob er es auf. Der Stoff fühlte sich etwas steifer an, als er es gewohnt war. Sauber, rein bis in die letzte Faser. Er würde weder von sich selbst eine Spur daran finden, noch von -. Nein, keinen weiteren Gedanken in diese Richtung. Das plötzlich fremd erscheinende Kleidungsstück wurde ordentlich in den Schrank gehängt, dann ging er nach unten in die Küche. Irgendetwas in seinem Inneren war taub. "Guten Morgen, Ran. Du bist gestern gar nicht zum Abendbrot gekommen..." Eine Frage schwang in den Worten mit, deutlicher als die Besorgnis, die sich immer noch in den blauen Augen versteckte. Seine Lippen verzogen sich zu einem beruhigenden Lächeln und ein Teil der Taubheit verschwand, gewärmt durch die Anteilnahme seines Vaters. "Ich war bloß zu müde, aber das hat sich jetzt erledigt." Die Züge des älteren Mannes entspannten sich. "Möchtest du auch Kaffee haben?" "Nein danke, ich bin wach genug." Stattdessen schob er zwei Scheiben in den Toaster und holte sich Saft aus dem Kühlschrank. Und dann frühstückten sie gemeinsam, in vollkommener Ruhe, nicht in angespannter Stille. Danach hatte er sogar noch Zeit für seine Hausaufgaben, die er gestern vor dem Training nicht ganz fertig bekommen hatte. Als er schließlich den Block zuschlug, musste er feststellen, dass es schon wieder viel zu spät war. Er seufzte. Wenn nicht mal das frühe Aufstehen half ohne Hetzerei in die Schule zu kommen, was sollte er dann noch machen? Vielleicht gleich dort übernachten? Nun, er könnte auch seine Uhr genauer im Auge behalten. Mit einem ironischen Schnauben packte er seine Schulsachen zusammen. "Tschüss!" Im Laufschritt war er an seiner Mutter vorbei, die deutlich überrascht schien, dass er noch zu Hause war. "Pass auf und renn nicht so!", hörte er sie ihm nachrufen, als er schon draußen war. Lachend drehte er sich um, winkte ihr noch mal zu. Ihren Ratschlag gedachte er allerdings nicht zu befolgen, weil er sonst zu spät kommen würde. Ein Hupen ließ ihn innehalten, bevor er richtig loslaufen konnte. "Na, soll ich dich wieder mitnehmen?" Schuldig? Tatsächlich, da stand das Cabrio. "Was machst du denn hier?" Nachdem er die Frage gestellt hatte, wurde ihm zum ersten Mal bewusst, dass er den Älteren einfach duzte und Verlegenheit ließ seine Wangen aufbrennen. "Spring rein." Die Beifahrertür wurde geöffnet. Die grünen Augen schienen amüsiert zu funkeln, als er der Aufforderung nachkam. Kaum saß er drin, startete der Motor mit einem aufheulenden Geräusch und die Räder drehten quietschend durch. Das nannte man dann wohl einen Kavaliersstart. "Haben Sie eigentlich keine Angst, dass der Wagen davon kaputt geht, Schuldig-san?" Ein Grinsen ließ die Zähne des Orangehaarigen aufblitzen. "Spar dir diese Höflichkeitsfloskeln ruhig. Ich fühle mich immer wie ein Opa, wenn mich jemand so anspricht. Soviel älter bin ich nun auch wieder nicht." Der Fahrtwind wehte ihm die Haare aus seinem Gesicht aber unbewusst wollte er trotzdem ein paar Strähnen zurückstreichen. "Nun gut, Schuldig..." Er lächelte, der Name war sicher nicht ganz richtig ausgesprochen. "Aber warum spielst du schon wieder Chauffeur für mich?" "Ach, mir war nur etwas langweilig..." TBC Hm, mal wieder ein Stück weiter ^^ Jetzt kennt Ran schon Brad und Schu *grins* Es gibt in diesem Teil einen Satz, der mir wirklich gut gefällt... ist eine Bemerkung von Schu - mal sehen ob sie jemand findet ^^° cya, cu ^-^ *winkz* Kapitel 8: "Sieg und Niederlage" -------------------------------- Close Distance (Teil 8) Titel: Close Distance Teil: 8/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Die Sache mit dem Lieblingssatz hat interessante Ergebnisse gezeitigt *grins* Jeder scheint einen anderen Favoriten zu haben und meinen hat keiner erwischt *lach* ^_______________^ Disclaimer: not my boys, no money make... Greetings: @Arigata: *knuffel* Guck mal, du stehst ganz oben *lach* Stimmt ganz genau, dass dein Lieblingssatz zu Schu passt. Ich brauche nur die Wörter ,Spiel' oder ,Langeweile' zu hören und denke prompt an ihn *gg* Was die Variante betrifft: einen Versuch ist es ja Wert ^^ Thanx für das Nougatei *dir einen Schokohasen reich* @Maike: Wie schlecht war Hertha denn diesmal? Oder waren sie für eine Überraschung gut? *lach* Freut mich jedenfalls, dass du noch die Zeit gefunden hast das Kapitel zu lesen *nick* Stimmt, Nagi zähle ich noch nicht zu Rans Bekanntschaften, den muss er genauso wie Farf erst noch kennen lernen. Und ja: das Gespräch wurde richtig gedeutet *lach* @Furia: Japp, den GB-Eintrag habe ich schon gesehen o.O Bitte etwas Geduld, die Antwort kommt, nachdem ich mich vom Schock erholt habe ^^ Einen hauseigenen Chauffeur hätte ich auch gerne *schwärmerisch guck* aber bitte nicht Schu *schauder* *zu den Leuten gehöre die an ihrem Leben hängen* Ich glaube Crawford beabsichtigt überhaupt nicht verstanden zu werden ^.~ @Jennifer_sama: Jetzt bin ich ja gespannt, ob du deine gute Form weiterhin hältst und mit der FF gleichauf bleibst *grins* Danke für deine fleißigen Kommentierungen im GB (und wie du siehst, habe ich mich ,gerächt' *snicker*) Übrigens haben auch ein paar Andere versucht meinen Lieblingssatz zu finden und es nicht geschafft *zwinka* Ich hoffe, beim Ostereier-Suchen seid ihr erfolgreicher *lach* @Andromeda: Ich hoffe dein kleiner Ausflug hat dir gefallen ^^ Dass die Story in die Gänge kommt, ist wohl eher ein subjektiver Eindruck o.O Oder es passiert halt mal in einem Kapitel ein bissl mehr - wobei man nicht auf die folgenden schließen darf ^^° Na ein Glück, dass ich deinen letzten GB-Eintrag schon beantwortet habe, dann kannste dich ja bald betreffs Commi melden *lol* *knuffel* @Shatielthefirst: Was machst du denn für Sachen, du stehst gar nicht ganz unten?!? *dir trotzdem neue Gummibärchen reich* (inzwischen müsstest du ja süchtig danach sein *gg* Die Variante wäre jedenfalls besser als eine Sucht nach meinen FFs, da ich ja nicht ewig weiterschreiben kann o.O) Und weiter geht es hiermit wieder, obwohl wir Ostersonntag haben. Ob überhaupt jemand Zeit zum freischalten hat? ^^# @nai-chan: Nicht so hetzen, ich schreibe doch weiter *lach* Eine Woche musste dich bei mir halt immer gedulden ^^ Und bloß nicht süchtig werden, das kann böse Folgen haben *snicker* Wenn du nicht jede Woche lesen kannst, hast du den Vorteil, dass du einfach mehr auf einmal hast ^.~ *mich über jede Wortmeldung von dir freue* @Senui: Tatsächlich erste, du hast Shati-chan wirklich geschlagen *überrascht bin* *dir Gummibärchen reich* (gibt es eigentlich jemanden, der die nicht mag?!? *lach* Immer schön als Erste einen Commi schreiben, dann gibt es welche *gg*) Danke für dein Lob, ich hoffe du bleibst weiterhin bei deiner positiven Meinung ^^ @candy-chan: Auch wenn der Commi zum vorletzten Teil war, stehste erst jetzt in den Greetings, da ich letztes Mal den neuen Teil schon hochgeladen hatte ^^# Japp, ich lade immer sonntags einen neuen Teil hoch, die Frage ist nur, wie schnell Mexx ihn dann auch freischaltet ^^ Freut mich, dass dir mein Schreibstil gefällt *grins* und ich hoffe, dass du weiterhin dabei bist. ^^ *dir Begrüßungsgummibärchen reich* @Xell: Bei dir war es genauso wie bei candy-chan ^^ Fühle dich also hiermit ganz lieb gegrüßt ^.~ Danke für deine netten Worte und natürlich schreibe ich weiter, wie du hiermit sicher gemerkt hast. *lach* *dir auch Begrüßungsgummibärchen reich* ^-^ Teil 8 "Sieg und Niederlage" Er hatte nicht viel Zeit gehabt über seine neue Bekanntschaft nachzudenken. Und er wusste auch nicht, weshalb er eigentlich immer auf dessen Angebote einging, aber inzwischen hatte er schon dreimal in diesem Cabrio gesessen. Was wollte Schuldig von ihm? Bis auf ein paar Worte, die während der kurzen Fahrten zwischen ihnen gefallen waren, hatten sie keine großartigen Gespräche geführt, so dass er weiterhin im Dunkeln tappte. Er streckte sich, spürte der Entspannung nach, die Stück für Stück von seinem Körper Besitz ergriff. Seine Rippen protestierten schon gar nicht mehr. Trotzdem wurde so langsam selbst ihm das Training zuviel, aber morgen nach dem Wettkampf konnte er es wieder zurückschrauben. Seine Gedanken wanderten weiter. Vorhin, als Schuldig ihn abgesetzt hatte, war sein Vater gerade nach Hause gekommen. Er musste lange gearbeitet haben. Tiefe Linien der Erschöpfung hatten sich in das Gesicht eingegraben und ein etwas gehetzter Ausdruck lag in den blauen Augen. Er hatte gerade fragen wollen, ob etwas passiert ist, da schob sich so etwas wie eine Maske über alles und sein Vater ging einfach an ihm vorbei. Schuldig war schon außer Sicht, als eine Hand sich auf seine Schulter legte. *flashback* "Ran, wer war das?" Er drehte sich nicht um, blickte weiterhin auf die Straße, die sich leer und etwas einsam seinem Blick darbot. Warum wollte sein Vater das wissen? Er interessierte sich doch sonst nicht dafür, mit wem er sich herumtrieb. Unter dem Gewicht der Hand sackte er ein Stück in sich zusammen. "Ich habe gestern Morgen einen Bekannten von dir getroffen und soll dir schöne Grüße ausrichten." Die Frage beantwortete er damit nicht, doch sein Vater schien das überhaupt nicht zu registrieren. "Von wem?" Der Eindruck, dass Anspannung die beiden Worte unterlegte, sorgte dafür sich umdrehen zu wollen, vielleicht um einen Blick in das Gesicht des älteren Mannes werfen zu können. Doch sein Körper gehorchte ihm nicht. "Er sagte, sein Name sei Crawford. Kennst du Crawford-san? Weißt du, was er macht?" Vielleicht konnte er durch seinen Vater mehr erfahren, der Gedanke war ihm noch gar nicht gekommen. Die Finger verkrampften sich plötzlich fast schmerzhaft in seine Schulter, doch er konnte ein Zusammenzucken unterdrücken. Vater? Seine stumme Frage wurde wohl gehört, denn die Hand rutschte herunter. Er wartete immer noch darauf, dass sein Vater etwas sagte, als sich in seinem Rücken die Haustür schloss. *flashback end* Was war da bloß losgewesen? Aber er hatte nicht gewagt nachzuhaken. Weder beim Abendbrot noch später. Sein Vater war gewohnt schweigsam gewesen, Aya hatte munter von ihrem Tag erzählt, seine Mutter zugehört, ab und zu einen besorgten Seitenblick auf ihren Mann werfend. Mit einem Seufzen zog er die Decke höher. Wenn er seine Gedanken nicht bald zur Ruhe brachte, würde das mit dem Schlaf vorläufig nichts werden. Sein Blick streifte die Zimmerdecke entlang, dann weiter durch den Raum, zog Schatten und andere Umrisse nach. Morgen... Ob er gewinnen würde? Die Überlegung lockte ein in der Dunkelheit verloren gehendes Lächeln hervor und er gestand sich ein, dass er einfach nur nervös war. Nachdem er den Grund für seine Unruhe gefunden hatte, legte sich diese endlich. Seine Gedanken wurden wirrer, verloren an Schärfe und Logik. Bis er überhaupt nicht mehr dachte sondern zu träumen begann. Die Nervosität war ihm auf den Magen geschlagen, trotzdem hatte er das Essen zu Mittag in sich hineingequält, ab und zu von Yunshiro mitleidig belächelt. Jetzt war er froh darüber, sicher, dass ihm ansonsten sichtbar die Knie schlottern würden. Ein Freund aus dem Team half ihm den Brustpanzer und den Hüftschutz anzulegen, danach zog er sich noch die Handschuhe über. Den Helm bekam er in die Hände gedrückt. "Du bist der Letzte von uns, also musst du ihn noch nicht aufsetzen." Er nickte etwas abwesend, begab sich dann mit den Anderen in die Halle. Auf den sonst unbesetzten Rängen hatten sich schon viele Schüler in verschiedenen Uniformen eingefunden, auch wenn noch einige Lücken zu füllen waren. Irgendwo dort oben musste Aya sitzen. Suchend sah er sich um, bis eine winkende Gestalt seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Er grinste und entspannte sich etwas, als sie ihm die Daumen-hoch-Geste zeigte. "Na komm, hier ist noch Platz." Auf der Bank saßen die anderen aus seinem Team, auch solche, die heute nicht kämpfen durften. Pro Schule waren nur vier zugelassen und es ging darum die meisten Siege zu erringen. Hauptsächlich jedenfalls. Er setzte sich zu ihnen. Natürlich wurde auch der beste Einzelkämpfer ermittelt, der später auf jeden Fall zu den Meisterschaften durfte. Sein Blick fiel auf die Tafel, an der die ausgelosten Paare der ersten Runde standen. Sie waren so gewählt, dass Mitglieder desselben Teams erst später aufeinander treffen würden. Wenn sie überhaupt so weit kämen, schon eine Niederlage hatte das Ausscheiden zur Folge. Seine Augen schlossen sich und durch Atemübungen fand er innere Ruhe und Konzentration, bis der Ruf eines Kampfrichters den Beginn des Wettkampes verkündete. Und dann stand er zum ersten Mal heute ebenfalls einem Gegner gegenüber. Bisher hatten sie Glück gehabt, nur einer aus seinem Team war in der ersten Runde ausgeschieden. Wenn er jetzt siegte, waren sie zu dritt eine Runde weiter. Anders als bei der Schule seines Gegenübers, der deren letzte Hoffnung darstellte. Er lächelte hinter seiner Maske, wog das Shinai in der Hand. Natürlich trainierten und kämpften sie nur mit diesem viel leichteren Übungsschwert aus Bambus, aber es hatte den Vorteil, dass man mit rascher Geschwindigkeit schlagen konnte. Es erschien ihm inzwischen wie eine Verlängerung seines Armes. Auf bestimmte Art gefährlich, aber auf keinen Fall tödlich. Erst einmal hatte er bisher ein richtiges Katana in den Händen gehalten. Ihr Trainer hatte es mitgebracht, ein Meisterstück alter Schmiedekunst, wunderbar ausbalanciert, mit winzigen Schrammen die von Gebrauch und wirklichem Kampf sprachen. Keine Spiele, so wie hier. Die Verlockung von Macht, sofern man es richtig zu führen verstand, kühl und elegant, unberührt. Eines Tages... Er schüttelte die Reminiszenzen ab, plötzlich von Sicherheit erfüllte. Ja, gegen diese Waffe war das hier wirklich nur ein Spiel. Sein Lächeln verschwand ungesehen und sein Gesicht wurde ausdruckslos. Das Signal. Es ging los. Adrenalin schoss durch seine Adern. Atemlos riss er sich nach dem letzten Kampf den Kopfschutz herunter, strich sich durch die verschwitzten Haare. Ihm war heiß und am liebsten hätte er sich die Rüstung genauso vom Leib gerissen, aber dafür war noch nicht die Zeit. "Du hast es geschafft!" Aya schmiss ihn fast um, als sie sich in seine Arme warf und um Gleichgewicht bemüht, trat er mit einem Fuß zurück - allerdings nicht auf den Boden. Ein unterdrückter Schmerzenslaut folgte. "Sorry, Yun-kun. Ich habe dich nicht gesehen." Dieser lächelte etwas bemüht, wollte vor Aya aber auch keine Schwäche zeigen. Seine Schwester ließ ihn endlich los und wandte sich seinem Freund zu. "Hallo Yunshiro-kun. War Ran nicht einfach großartig?" "Das schon, aber er sieht so aus, als könnte er jetzt eine Pause vertragen." Ein neckendes Funkeln in dunklen Augen. "Was soll das?", protestierte er. "Ich bin doch kein Schwächling." "Doch ohne Energie bringt das auch nichts. Du musst ja bald umkommen vor Hunger, so wenig wie du heute herunter bekommen hast." Diesmal konnte er nicht widersprechen, da ihn sein eigener Magen hinterging und zustimmend knurrte. Leichte Röte zeichnete sich auf seinen Wangen ab, ganz sicher nicht von der Anstrengung des Kampfes. Aya musterte ihn prüfend, nickte dann. "Ich gehe schon mal nach Hause vor und sorge zur Feier des Tages für ein Festessen." "Aber wir wollten doch zusammen-" "Ach was, Mama und Papa werden so schnell wie möglich hören wollen, dass du gewonnen hast", wurde ihm das Wort abgeschnitten. "Wir sehen uns dann." Noch ein Winken und sie war weg. "Was für ein Energiebündel..." "Vielleicht hat sie für dich mitgegessen." Yunshiro lachte. "Aber jetzt los, sonst verpasst du noch die Siegerehrung." In ihm glühte noch die Zufriedenheit des Erfolges nach, als er endlich wieder in den eigenen Klamotten aus dem Gebäude trat. Sein Freund hatte sich bereits verabschiedet und er freute sich jetzt auf ein gutes Abendessen sowie ein freies Wochenende. "Ein guter Kampf im Finale..." Die Stimme, das war doch - "Crawford-san, Sie haben zugesehen?" Er blickte zu dem Ausländer auf, bis er dessen Augen begegnete. "Dein Vater hatte mal erwähnt, dass du im Kendo-Club bist. Ich habe früher geboxt und war neugierig, wie hier ein Wettkampf abläuft." Leichte Überraschung ließ ihn für einige Atemzüge stumm bleiben. Nach der Reaktion seines Vaters gestern hätte er nicht erwartet, dass die beiden mal so über ihn gesprochen haben. Dann sickerte auch die zweite Information durch und er reagierte endlich. "Ist es sehr verschieden?" "Nun, auf jeden Fall... ruhiger." Die Aussage wurde nicht weiter ausgeführt, die braunen Augen ruhten aber weiterhin auf ihm. "Ich muss jetzt nach Hause." Mit einer willentlichen Anstrengung verhinderte er, dass er den Kopf einzog, er fühlte sich nicht ganz wohl unter diesem Blick. Ein flüchtiges Anzeichen von Amüsement streifte die Züge des älteren Mannes, er zeigte aber kein Lächeln. "Gut, dann haben wir ja den gleichen Weg." Mit diesen Worten setzte sich Crawford in Bewegung. Für einen Moment blieb er noch am gleichen Fleck stehen, holte den Amerikaner dann mit ein paar schnellen Schritten ein. "Warum?" "Takatori-san hat mich gebeten mit deinem Vater zu sprechen. Es geht nur um etwas Geschäftliches." Diesmal klang die gleiche untergründige Gelangweiltheit mit, die er selbst Yunshiro gegenüber zum Ausdruck gebracht hatte. Er quittierte das mit einem säuerlichen Gesichtsausdruck. "Ah, reicht dir die Erklärung nicht?" Ein kaum vernehmbares in sich hinein Lachen folgte. Er zuckte mit den Schultern, wusste selbst nicht so richtig, was er eigentlich wollte. Und er hatte auch keine Lust darüber nachzudenken. Insgeheim froh über die Begleitung, vor allem da Schuldig zu seiner heimlichen Überraschung nicht aufgetaucht war, verwickelte er den Älteren in ein Gespräch über sein liebstes Hobby. Er stellte fest, dass Crawford-san sich ziemlich gut auskannte. Blaulicht zitterte an den Wänden der Häuser entlang, als sie in seine Straße einbogen. Ansonsten war es still. Er konnte Schattengestalten sehen, die zwischen Polizeiautos umherliefen, einer der Krankenwagen wartete darauf, jemanden auf einer Trage aufzunehmen. Immer noch Stille. Und blaues Licht, in beständiger Nervosität. Sein Mund war plötzlich so trocken, dass er nicht mehr schlucken konnte. Dabei fiel ihm gerade nichts anderes ein um die aufsteigende Panik zurückzudrängen. Eine Hand legte sich schwer auf seine Schulter. Sein Körper erbebte, ansonsten rührte er sich nicht, wie festgewurzelt stand er da. "Ran..." Er konnte den Blick nicht abwenden, beobachtete weiterhin den Stummfilm, der sich vor seinen Augen abspielte. Und als hätte dieses eine Wort einen Schalter in seinem Kopf umgelegt, drangen auch andere Geräusche zu ihm durch. Stimmen, die sich unterhielten. Schritte. Das Knistern von Funkgeräten. Quietschende Räder des Gestells, auf dem eben eine weitere Person aus dem Haus gebracht wurde. Vollkommen zugedeckt. Ein heiseres Keuchen drang an seine Ohren, er selbst hatte es ausgestoßen. Hin und her gerissen zwischen dem Drang vorwärts zu stürmen und wegzulaufen, sank er auf die Knie. Seine Sinne waren geschärft, er hörte immer noch dieses Quietschen. Oder bildete er sich das nur ein? Die große Gestalt neben ihm schien zu zögern, entfernte sich dann von ihm, näherte sich den anderen, ließ ihn allein zurück. Er verlor sein Zeitgefühl, die Luft um ihn herum wurde zähflüssig wie Sirup. Es fiel ihm immer schwerer zu atmen. Allmählich verlief alles zu grauen Schlieren, von hellen Funken durchsetzt. Die Sterne erloschen als sich mehr und mehr Schwärze in das Grau mischte. Luft, er brauchte mehr Luft. Schritte hallten auf der Straße. "Schnell, er hyperventiliert!" Er kannte die Stimme nicht, aber dank des Dings, das ihm über Mund und Nase gedrückt wurde, konnte sich sein Atem endlich beruhigen. "Kennen Sie den Jungen -" "Crawford." "Crawford-san?" "Sein Name ist Fujimiya Ran. Er wohnt dort." Sie unterhielten sich über ihn. Er selbst hatte nicht genug Kraft etwas zu sagen. "Wissen sie, ob er Verwandte hat? Wir müssen ansonsten die Jugendfürsorge rufen, bis jemand gefunden wurde." "Nein, darüber weiß ich nichts. Ich arbeite nur für Takatori-san, genauso wie Fujimiya-san. Kann Ran für die Nacht mit zu mir kommen? Er kennt mich." "Ich weiß nicht, ob... der Taktori?" Überraschung. "Ich werde nachfragen, ob das möglich ist." Mehr Menschen um ihn herum, noch jemand kniete sich neben ihm nieder. "Ran?" Er blickte auf, in braune Augen. Das Ding wurde entfernt. "Möchtest du erst einmal mit zu mir kommen oder lieber mit der Polizei mitgehen?" Auf einer bestimmten Ebene wusste er was passiert sein musste, wenn auch nicht warum, aber er verweigerte sich dieser Einsicht. Aufschub, das brauchte er - und bei der Polizei würde er diesen nicht finden. "Ich will nicht zu denen." "Crawford-san? Wenn Sie ihre Anschrift hinterlegen, können Sie ihn mitnehmen. Bitte kommen Sie dann morgen mit ihm zum Revier." "Ja, natürlich." Das Kratzen eines Stiftes über Papier. "Gegen Mittag?" "Das geht in Ordnung. Passen Sie gut auf den Jungen auf. Auf Wiedersehen." "Auf Wiedersehen." TBC Kommt es mir nur so vor oder raste der letzte Abschnitt wirklich so vorwärts? o.O' Für alle, denen der Zeitablauf dieses Teils nicht ganz schlüssig war: es ging spät am Donnerstagabend los, dann gab es einen Rückblick auf den späten Nachmittag bzw. frühen Abend und dann geht es am Freitagnachmittag weiter ^^ Was ich so über den Wettkampf geschrieben habe, habe ich mir nur aus den Fingern gesogen. ^^° Allen ein schönes Osterfest! ..(\_/) .=^.^= Mach einfach ..( Y ) mal Pause ^-^ .(Ö)(Ö) ......(),,(),,()... Ich hoffe, dass das Bild einigermaßen erkennbar ist *es vorher nicht ausprobieren konnte* Wer von den Commi-Schreibern ein GB hat, findet es auch in einer etwas anderen Version dort vor ^.~ Bis zum nächsten Mal, cu ^-^ *winkz* Kapitel 9: "Leere" ------------------ Close Distance (Teil 9) Titel: Close Distance Teil: 9/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Ihr lest alle fleißig mit, wie ich merke ^^ Jedenfalls haben viele von euch gleich geahnt, dass der Tag für Ran nicht allzu glücklich enden würde... ^^° Disclaimer: not my boys, no money make... Greetings: @Andromeda: *ächz* *erst mal Luft holen muss* ^___~ Dann mal viel Spaß in England - obwohl, wenn du das hier liest, liegt es ja schon hinter dir ^^ Ganz richtig, _zufällig_ war Crawford ganz bestimmt nicht da um Ran nach Hause zu begleiten. Und du hast genau die Stelle erwischt, die vorher schon darauf hinweisen sollte, dass etwas geschehen würde (wo Aya halt sagt, dass sie nach Hause vorgeht) *mich drüber freu* *knuffel* Wegen dem Pairing musste noch nicht alle Hoffnung aufgeben, ich weiß es immer noch nicht, wie das wird ^^ @Maike: Brad und von einem so wichtigen Ereignis überrascht? Na das wäre doch mal ein Ding *grins* Du hast ganz Recht, ein paar Fragen werden beantwortet - sogar in diesem Kapitel - aber ganz sicher noch nicht alle ^^ *euch einen Grund gebe weiterzulesen* *snicker* Und bloß nicht den Kopf heißlaufen lassen, sonst kannst du vor lauter Qualm gar nicht den Monitor sehen ^.~ @Arigata: Ich habe zwar gesagt, dass ich mich an dem Anime orientieren möchte, aber in diesem Fall habe ich mich nicht ganz dran gehalten ^^ *dich aber nicht verwirren wollte* *lieb sag* Japp, Ran hat seine Eltern verloren, ich erwähnte ja bei Gelegenheit, dass das passieren würde ^^° Aber eine Stelle mit einem davonfahrenden Auto wird es dieses Mal nicht geben, da ich die Sache mit Aya ein bissl anders gelöst habe. Zudem möchte ich aus Ran diesmal nicht gleich einen Racheengel machen ^^ @candy-chan: Hey, du brauchst dich doch für einen verspäteten Commi nicht entschuldigen, ich bin froh überhaupt einen zu bekommen! *nachdrücklich sag* ^___~ Und ich dachte eigentlich immer, ich hätte keine sadistische Ader ^^° Wenn ich mir aber angucke, was ich so mit einigen Charas anstelle, muss ich noch mal genauer über diese Meinung nachdenken *ehe* Haste inzwischen einen Lebenszweck gefunden? *lach* @Furia: Ja, war doch ne Leistung, alle so zu versammeln, dass ich sie mit einem Schlag erledigen konnte ^-^°°° Bei dem Wettkampf war es nicht so, dass er mir zu unwichtig erschien um ihn weiter auszuführen, sondern dass ich wie gesagt keine Ahnung habe wie das abläuft. Zum Recherchieren blieb mir keine Zeit und da ich keinen Stuss schreiben wollte... wurde es halt kurz und bündig *ehe* Und mit dem GB-Eintrag brauchste dich wirklich nicht zu beeilen *dir versicher* ^^ @nai-chan: Na solange die Anfälle von Sucht nur dann auftreten, wenn du sowieso ein neues Chap vor der Nase hast, ist es wirklich nicht so schlimm *lach* Dann haste hiermit ja wieder deine neue Dosis *grins* Freut mich, dass dir das Turnier gefallen hat, auch wenn es ziemlich knapp ausgefallen ist. Dafür weiß jetzt aber jeder, dass Ran wenigstens schon einige Grundlagen intus hat ^^ @Shatielthefirst: Ha, ich lese doch grade wieder AS und dort ist mir deine Namensgeberin vor die Augen gekommen - wusste gar nicht mehr, dass dieser Abschnitt so fies war *sigh* (das nur mal loswerden wollte ^^°). Überraschend, dass sich jemand wirklich zu Ostern die Zeit genommen hat was freizuschalten, ne? *grins* Aber so bekommste immerhin wieder deine Gummibärchen *dir rüberreich* *snicker* Na mal schauen, ob du dieses Mal auch wieder die Erste bist ^^ Teil 9 "Leere" Ran saß neben ihm auf der Rückbank des Taxis und schlief, in sich zusammen gesunken. Das Beruhigungsmittel hatte schnell gewirkt. Schneller als erwartet, denn jetzt stand er vor dem Problem, den Jungen nachher ins Haus zu bekommen. Er seufzte nicht, war sich der Augen des Fahrers bewusst, der sie ab und zu neugierig im Rückspiegel musterte. Kein Wunder, schließlich hatten die Polizeiwagen immer noch vor dem Haus der Fujimiyas gestanden, als der schon ältere Mann sie eingesammelt hatte. Aber besser so, als von der Polizei gebracht zu werden. Das wäre nun wirklich zuviel des Guten gewesen. Seine linke Augenbraue zuckte, das einzige Zeichen für seine innerliche Belustigung. Warum tat er sich das eigentlich an? Wieder ein Blick auf den Rothaarigen. Er hatte schon genug damit zu tun seine Gruppe zusammenzuhalten, dann musste er sich doch nicht noch jemanden aufhalsen. Aber es war nur für eine Nacht und er konnte sich noch zu gut daran erinnern, selbst so vor seinen Elternhaus gestanden zu haben. Gut, nicht ganz so. Wieder ein Zucken der Augenbraue. Und da gab es noch einen Grund, sein Wissen, an dem er nur so selten wie möglich rührte. Das Taxi hielt an und der Motor verstummte. Er reichte dem Fahrer das Geld nach vorne durch, stieg dann aus und ging um den Wagen herum um die Tür auf Rans Seite zu öffnen. Entweder rief er jetzt Nagi heraus und Schuldig dazu, um für ein bisschen Ablenkung zu sorgen oder... Zunächst hängte er sich die Tasche über einen Arm, beugte sich danach vor und hob den Jungen aus dem Sitz, atmete nicht einmal tiefer dabei. Die Wagentür fiel glücklicherweise schon durch einen leichten Stoß zu und gleich darauf fuhr das Auto davon. Ran war leichter, als er erwartet hatte. >Schuldig!< Er verzichtete auf eine umständliche Variante des Anklopfens und wartete, bis der Orangehaarige mit einem etwas mürrischen Gesichtsausdruck, der schnell Überraschung wich, öffnete. Die Frage in den grünen Augen ignorierend ging er hinein, legte seine Last auf der Couch im Wohnzimmer ab. Die unbesetzt war, da Farfarello zur Abwechslung auf dem Boden hockte, die Nasenspitze fast an der Mattscheibe. Musste wohl etwas Interessantes laufen. Eine Kochsendung? Schuldig schüttelte den Kopf. "Wenn ich gewusst hätte, dass du ein neues Haustier anschleppst, hätte ich ein Katzenkörbchen und etwas Futter besorgt." Der Jüngere hatte seine Überraschung eindeutig überwunden und grinste auf Ran herunter. "Warum schläft er eigentlich?" Soviel auf einen Anderen gerichtetes Interesse weckte auch Farfarellos Aufmerksamkeit, der sich gemächlich erhob und mit einem Glühen in dem bernsteinfarbenen Auge zu ihnen herüber kam. "Du lässt ihn in Ruhe." Fest musterte er den Iren, der mit einer Antwort noch zögerte. "Ist das der hübsche Junge?", verlangte er dann von Schuldig zu wissen, der mit einem etwas hilflosen Grinsen reagierte. "Ich habe dir doch gesagt, dass das nur ein dummer Spruch war." Selten, dass der Deutsche einen Rückzieher machte, vor allem wenn er selbst anwesend war. Er mischte sich in das Gespräch ein. "Schuldig, Ran wird heute in deinem Bett schlafen." Und bevor einer der beiden protestieren konnte, fügte er noch hinzu: "Du kannst Farfarello Gesellschaft leisten." Das bernsteinfarbene Glühen beruhigte sich daraufhin, wurde von abwesender Nachdenklichkeit abgelöst. "Was ist mit ihm? Hat Gott ihn verletzt?" Schuldig begann bei dieser Frage auf seiner Unterlippe zu kauen. Noch konnten sie hoffen, dass diese Fixierung nachlassen würde, durch die Medikamente gab es schon einige Fortschritte. Andererseits war sie ihnen auch nützlich, solange sie ihre Aufträge zu erfüllen hatten. Er nickte dem Orangehaarigen ausdruckslos zu, der Farfarello daraufhin am Arm packte. "Es wird etwas Ähnliches sein. Aber jetzt lass uns gehen." Der Ire warf noch einen Blick auf Ran, folgte dann zaudernd. "Wollen wir dafür ein bisschen Gott verletzen?" Ein leises Lachen, Schritte auf der Kellertreppe. Schuldigs Antwort verstand er schon nicht mehr, da die Stimmen schnell verklangen. Er stieß die Luft aus, nicht ganz ein Seufzen. Die sich entwickelnde Beziehung zwischen den beiden hatte sogar ihn überrascht und er verstand sie immer noch nicht so ganz. Aber das zeigte er ihnen nicht. Schließlich verließen sie sich darauf, dass er immer wusste, was geschah und wie es weitergehen sollte. Ein bitterer Zug ließ sein Gesicht härter als sonst erscheinen, bis er den Gedanken von sich geschoben hatte. Da Ran kaum davonlaufen würde, ging er zurück in den Flur, zog seine Schuhe aus und stellte sie ordentlich weg. So unsicher er gewesen war, diesmal hatte er gewusst, was passieren würde. In gewisser Hinsicht verstand er auch Fujimiyas Handlungen - nicht, weil er selbst das Gleiche getan hätte, sondern weil er schon vor langer Zeit gelernt hatte, andere Menschen einzuschätzen. Genauso wie die Fluchtmittel, zu denen sie greifen würden. Was für eine noble Geste, Takatori-san nicht mit hineinzuziehen, ihn im Gegenteil sogar völlig reinzuwaschen. Was für eine nutzlose Geste... Fujimiya würde Ran damit noch mehr wehtun. Aber wahrscheinlich besser das als tot zu sein. Hätte er ihren Heimweg nicht so hinausgezögert, wäre Ran zusammen mit seinen Eltern gestorben. So aber waren die Ermittlungsbehörden schneller gewesen und Fujimiya hatte die Nerven verloren. Ein Überlebender - Aya zählte er nicht dazu, auch wenn sie in ihrem jetzigen Zustand noch nicht als tot bezeichnet werden konnte. "Deine Schwester wird uns helfen, genauso wie du..." Unbewusst kamen ihm seine Gedanken über die Lippen, wurden zu ungehörten Worten. Dann nahm er den Rothaarigen zum zweiten Mal auf seine Arme und brachte ihn nach oben in Schuldigs Zimmer. Es gestaltete sich gar nicht so einfach, einen Weg durch den auf dem Boden liegenden Kram zu finden, doch er wusste immer rechtzeitig, worüber er in dem unsicheren Halbdunkel stolpern konnte. Rasch befreite er Ran von einigen Kleidungsstücken, deckte ihn anschließend ordentlich zu. Wortlos wandte er sich danach ab, schloss die Tür hinter sich. ****** Warum war es so schwierig aufzuwachen? Träge wälzte sich die Frage durch seinen Kopf, ohne zu einer Antwort zu führen. Seine Augen schienen wie zugeklebt, er bekam sie einfach nicht auf. Unsicher setzte er sich auf, brachte es zu einem schwachen Blinzeln. Kaltes Wasser müsste helfen. Zum Glück gehorchten seine Muskeln den wenn auch nicht sehr nachdrücklich ausgesandten Befehlen und ließen ihn aufstehen. Kurz erhaschte er einen verschwommenen Blick auf die Tür, musste die Lider aber gleich wieder zusammen kneifen, da das helle Licht ihm Tränen in die Augen trieb. Er stolperte über irgendetwas, fluchte leise. Hatte er nicht aufgeräumt? Dann hielt er endlich die Türklinke in der Hand, drückte sie nach unten. Im Flur war es um einiges dunkler, so dass er einen zweiten Versuch wagen konnte. Hastig holte er Luft, fing an zu husten, so heftig, dass ihm wieder Tränen in die Augen stiegen. Doch egal wie unscharf dadurch alles wurde, konnte er doch eindeutig erkennen, dass er nicht zu Hause war. "Was ist hier los?" Immer noch hustend tastete er sich an der Wand entlang, hielt inne, als Schritte auf der Treppe laut wurden. Er beruhigte sich etwas, als er den Anderen erkannte, auch das Husten ließ endlich nach, genauso wie der rasende Herzschlag. Allerdings führte Schuldigs Anblick gleichzeitig zu dem Gedanken an Crawford-san und damit geradewegs zu dem gestrigen Abend. Ihm wurde schwarz vor Augen. "Nicht schon wieder..." Schuldig, der ihn auch dieses Mal rechtzeitig stützte. Er achtete gar nicht darauf, war ganz und gar mit den rasenden Bildern in seinem Kopf beschäftigt. Selbst das leise Aufstöhnen des Orangehaarigen registrierte er nur unterbewusst. "Ran, hör auf damit!" Er wurde durchgeschüttelt, vergaß darüber für einen Moment, was ihn so sehr beschäftigte und blickte in grüne Augen, in denen für einen Sekundenbruchteil so etwas wie Erleichterung schimmerte. Dann fiel eine Mauer und Schuldig war wie gewohnt, nur ernster. Was bloß neue Befürchtungen in ihm weckte. "Was ist gestern passiert?" Mit brennendem Blick suchte er nach der Antwort, verlangte nach ihr, doch der Ältere wich aus. "Du kannst mit Crawford reden. Aber jetzt gibt es erst mal Frühstück." Er ließ sich mitziehen, fröstelte, als er unten die kalten Fliesen betrat. Erst da wurde ihm bewusst, dass er weder Socken noch Hemd anhatte. Verwunderte betrachtete er seine bloßen Arme, nachdem er auf einen Stuhl gedrückt worden war. "Du hast die Wahl zwischen Nagis Cornflakes und frischen Brötchen. Sind heute Morgen erst geliefert worden." Er hatte das unbestimmte Gefühl nicht viel kauen zu können. "Cornflakes bitte...", murmelte er. Wer war Nagi? Eine Schale wurde vor ihm abgestellt und automatisch griff er nach dem angebotenen Löffel. Er war hungrig, stellte er nach dem ersten Bissen fest. "Ich gehe Crawford holen, bin gleich wieder da." Sein Nicken wurde gar nicht abgewartet und etwas verloren glitt sein Blick über den Tisch, blieb an der Tageszeitung hängen. Eine Idee reifte in ihm heran, doch die Schale war schon zur Hälfte geleert, ehe er endlich wagte nach den unschuldigen Blättern zu greifen. Schon auf der Titelseite fand er den gesuchten Verweis, suchte sich mit angehaltenem Atem die richtige Seite heraus. Seine Augen huschten über die Zeilen, nahmen Information für Information in sich auf. Aber noch weigerte er sich diese wirklich zu verarbeiten. Familienvater begeht Selbstmord und versucht sowohl seine Frau als auch die Tochter mitzunehmen. Der Sohn blieb verschont, da er gerade an einem Wettkampf teilgenommen hatte und noch nicht zu Hause war. Aya, die Tochter, wurde mit einer gefährlichen Schussverletzung ins Krankenhaus eingeliefert. Ein hastig niedergeschriebener Abschiedsbrief gab Aufschluss über das Motiv. Fujimiya-san, Angestellter bei einem bekannten Bankhaus, war ins Visier der Ermittler geraten, die verschiedenen Fällen von Geldwäsche auf der Spur waren. Insbesondere das weitläufige und durch Fujimiya-san betreute Privatvermögen der bekannten Takatori Familie schien in diese Geschäfte verwickelt zu sein. Laut dem Brief waren die Takatoris ahnungslos, vertrautem blind ihrem Berater. Fujimiya-san nahm alle Schuld auf sich. Die ebenfalls gegen die Takatoris eingeleiteten Ermittlungen wurden eingestellt. Takatori Reiji, der sich zu einem Interview bereit erklärte, machte deutlich, dass er Fujimiya-san nichts nachtrüge und dessen Tod bedauere. Die Druckerschwärze wurde unleserlich, als die ersten Tränen auf die Zeitung zu tropfen begannen. Er war wie erstarrt, gab keinen Laut von sich. Zorn flammte ihn ihm empor - wie konnte sein Vater nur so etwas unglaublich Dummes tun? Von einem Moment zum nächsten glaubte er ihn niemals gekannt zu haben. Und dann wurde das Feuer durch eiskalte Angst erstickt, sein Magen zu einem kleinen pulsierenden Knoten reduziert. Aya, wie ging es ihr jetzt? Der Löffel glitt aus seinen Fingern und unbewusst versuchte er das Brennen von seinen Wangen zu wischen. Seine andere Hand hielt immer noch das dünne Papier umkrampft. Er hörte, wie neben ihm ein Stuhl zurückgezogen wurde und sich jemand hinsetzte, brachte aber nicht die Kraft auf den Kopf zu wenden. Irgendwie erwartete er, dass jetzt etwas geschehen müsste, doch der Andere sagte oder tat überhaupt nichts. Keine Bewegung mehr ihm Raum, Stille. Weißes Rausches, als wären seine Sinne auf den falschen Kanal eingestellt. Er wusste nicht, was er denken sollte, sein Kopf schien heiß zu laufen. Und allmählich begann er um etwas zu flehen, von dem er selbst nicht wusste, was es war. Dann, endlich, fasste jemand nach seiner Hand, löste Finger für Finger von der Zeitung, die zerknittert und eingerissen auf der Tischplatte liegen blieb. Danach wollte sich der Andere wieder zurückziehen, was er aber nicht zuließ. Er umfasste die warme, trockene Hand, hielt sich daran fest wie ein Ertrinkender. Mit einer unbehaglichen Bewegung sollte sie ihm wieder entzogen werden, er ließ auch das nicht zu. Jetzt endlich schaffte er es den Kopf zu bewegen, folgte ihren Händen weiter den hemdbedeckten Ärmel hinauf und noch ein Stück weiter. Crawford-san. Eindringlich zeichnete er mit den Augen jede Linie des kantigen Gesichtes nach, versuchte etwas in dem hinter der Brille liegenden Braun zu erkennen. Wonach suchte er? Vielleicht nach Hilfe... Bei einem Fremden? Wer blieb ihm sonst... Die Haut spannte dort wo Tränen getrocknet waren und seine Wangenknochen traten hervor, als er die Zähne zusammenbiss. Er war zu alt dafür. Seine Kehle war wie zugeschnürt und dann kam ihm der Gedanke, dass er noch nicht alt genug war um ohne seine Eltern zu leben. Was sollte er jetzt tun? Gleichzeitig kam er sich vor, als würde er sie verraten. Wie konnte er nur an sich selbst denken? Der Amerikaner zeigte keine Emotion, erwiderte einfach seinen Blick. Und dann war er zu schwach und fiel ihm einfach entgegen. Endlich konnte er richtig weinen, aber das half nicht. Er wusste nicht wie viel Zeit verging, der Ausbruch ließ ihn leer und ausgehöhlt zurück, ohne dass der Schmerz oder die Furcht nachgelassen hätten. Als würde er nur noch daraus bestehen. Ein Geräusch an der Tür. Schuldig und noch jemand, den er nicht kannte. Ein Paar grüner Augen, voller Überraschung, die sich aber nicht auf ihn bezog, sondern auf Crawford-san. Der Zweite starrte ihn gebannt an und er selbst nicht weniger gebannt zurück. Narben... Er hatte noch nie jemanden mit so vielen Narben gesehen. Nur ein Auge, wie von einem Raubtier in seiner Intensität, das andere hinter einer schwarzen Augenklappe verborgen. Unbehaglich wurde ihm bewusst, dass er sich wie ein kleines Kind an Crawford-san klammerte. Verlegen zog er sich ein Stück zurück, hielt aber immer noch die eine Hand fest. "Wir kommen später wieder." Schuldig klang einen Tick zu fröhlich, verschwand, den Anderen mit sich zerrend. Er biss sich auf die Unterlippe. Er wollte seinen derzeitigen Platz nicht wirklich aufgeben, aber er musste es doch, nicht wahr? Trotzdem wurde ihm allein bei der Vorstellung kalt und er fing an zu zittern. Ein fester Griff um seinen Oberarm brachte ihn dazu wieder aufzuhören und so etwas wie Ruhe überkam ihn. Er folge der wortlosen Aufforderung und stand auf, bekam den Blick auf das jetzt feuchte Oberhemd frei. Wie hatte er sich nur so gehen lassen können? Crawford-san erhob sich ebenfalls, richtete einhändig die Kleidung so gut es ging. "Ich werde mich wohl umziehen müssen, bevor wir losfahren." "Wo-" Seine Stimme war rau, kaum verständlich. Er räusperte sich in der Hoffnung deutlicher sprechen zu können. "Wohin denn?" "Zum Polizeirevier." Gezwungenermaßen folgte er dem Älteren nach oben, zu dessen Zimmer, wie es schien. Dann endlich gab er die Hand frei, auf die hochgezogene Augenbraue des Amerikaners hin. Crawford-san nahm sich ein frisches Hemd aus dem Schrank. Mit den Augen des Kampfsportlers schätzte er die Muskeln des Anderen ab. Was für nutzlose Überlegungen. Leer, er fühlte sich so leer. TBC Irgendwie wirkt dieses Kapitel trauriger als das vorherige auf mich o.O Ich hoffe, ich habe es mit Ran nicht übertrieben, schließlich soll keine Heulsuse aus ihm werden ._. Wie auch immer, nächste Woche geht es jedenfalls weiter und ich würde mich über euer Erscheinen freuen ^.~ cya, cu ^-^ *winkz* Kapitel 10: "Rückblicke I - Kinderträume" ----------------------------------------- Close Distance (Teil 10) Titel: Close Distance Teil: 10/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Wie ihr sicher schon am Titel dieses Kapitels merken werdet, geht es nicht mit der aktuellen Timeline weiter sondern wir machen einen Sprung in die Vergangenheit ^^° Ich kann es einfach nicht lassen *sigh* Disclaimer: not my boys, no money make... Greetings: @kohaku_san: Schön, dass du dich auch mal hier meldest *freu* *dir Begrüßungsgummibärchen reich* ^^ Ab jetzt kannste keine Story mehr in einem Zug durchlesen, es sei denn, du wartest jeweils bis ich sie beendet habe *gg* aber irgendwie glaube ich, dass das ein bissl lang werden würde. Was die Pairings betrifft mache ich diesmal wirklich keine Versprechungen, sie tauchen halt auf oder sie tuns nicht ^^# Ich muss aber sagen, dass ich Ran und Brad schon immer gerne zusammen gesehen habe *mich fragend umguck ob nicht jemand eine FF über die beiden schreiben möchte* @Furia: Also das mit dem nicht viel passiert kannste dir schon mal als Standardanfang für deine Commis merken, das passt so gut wie immer *grins* ^-^ Oh, Aya durfte ganz bestimmt nicht sterben, dass sie weiterlebt ist wirklich wichtig für Crawford, allerdings nicht, damit Ran bei Weiß einsteigt. Aber du erwartest doch nicht, dass ich dir gleich den wahren Grund verrate? *snicker* Ich hoffe mal, dass es deinem Handgelenkt inzwischen wieder besser geht *lieb sag* *dir Genesungsgummibärchen reich* ^.~ @Jennifer_sama: Brad hat Ran nicht wirklich aufgenommen ^^ Er hat ihn nur erst mal für diese eine Nacht mitgenommen *grins* Ist doch ein kleiner Unterschied, ne? Wenn du so sehr auf dem Schu und Farf Tripp bist, versuche ich sie auch mal ab und zu auftauchen zu lassen. Aber im Vordergrund dieser Story stehen sie nicht. o.O' Und mir gefällt Brad hier auch besser als in BN, hier ist er einfach mehr er selbst *lach* Das mit Schus Auffangerei ist nen halber Running Gag geworden ^^° Viel Glück bei deinen Vorprüfungen! ^^ @Shatielthefirst: Du wirst aber ganz schön beschäftigt o.O Ich hoffe, deine Arbeiten sind gut gelaufen *nick* Haste jetzt wieder ein bissl mehr Freizeit? Na ich werde ja sehen, wann du dich dieses Mal meldest *grins* Übrigens viel Spaß mit den ENS' *unschuldig guck* *gg* In diesem Kapitel wirste nicht so sehr erfahren wie es weitergeht, weil es ja einen Rückblick darstellt. Aber ab nächstem Weekend sind wir wieder bei Ran und Co. ^^ @nai-chan: Hm... vielleicht in der Hinsicht übertrieben, dass man Ran eher als den beherrschten Aya im Hinterkopf hat und es deshalb ein bissl merkwürdig rüberkommt. Aber wie es ausschaut, seid ihr ja alle bei dem Ran aus meiner FF angelangt *grins* Dann mal wieder fröhliches Grinsen und viel Spaß mit diesem Teil - wenn so was denn nach deinem Geschmack ist o.O @Xell: Das wäre auch mal ne interessante Variante... einen der Jungs in ne andere Gruppe zu stecken *Kopf schief leg* Ha, stell dir vor, ich weiß gar nicht genau, ob man das was ich mit Ran vorhabe so bezeichnen kann ^^# Ich glaube, ich muss erst mal abwarten wie sich die Geschichte weiter entwickelt *grins* Und besonders lustig wird es ehrlich gesagt in Zukunft auch nicht. Ich schreibe liebe eher traurige FFs, so als Ausgleich ^^ @Arigata: Hm... *dich nachdenklich muster* ... Nee, irgendwie fällt mir grade nix ein, dass dich so sehr beschäftigt haben könnte, dass du keine Zeit gehabt hättest mir einen Commi zu schreiben o.Ò Also, welche Entschuldigung hast du? Na? ... *grins* Ich verzeihe dir nur wegen dem Gedicht *zwinka* *knuddel* Und was soll hier heißen, dir ist die Interpretation erst im Nachhinein aufgefallen?!? x_x *umkipp* Du bist einfach unmöglich! ^^ @Maike: Was diesen Satz mit Fujimiya und Ran angeht: Der Name stimmt *grins* Ich meinte Rans Vater ^^ Das "-san" fehlte, da Crawford nur an ihn denkt und sollte einen gewissen Mangel an Respekt darstellen ^^ Wollte dich aber nicht verwirren ^^° Ha, verunsichern macht Spaß *lach* Wäre doch schade, wenn ihr von Anfang an wüsstet was ich mir so ausgedacht habe ^^ Dass mit dem Reinwaschen die Sache mit der Geldwäsche gemeint war, haste ja sicher mitbekommen (und die Wortwahl war nicht zufällig, ist aber sicher kaum aufgefallen, da es zu weit auseinander war o.o) @candy-chan: Wow, Shati-chan um Längen geschlagen... O.O *dir Gummibärchen reich* ^^ *dir auch auf die Schulter klopf damit du dich nichts nur selbst loben musst* *lach* ^_____^ Crawford wird schon einen Grund dafür gehabt haben, dass sich Ran bei ihm ausweinen durfte. Und ich weiß, dass diese Vorstellung ein bissl schräg rüberkam ^^ *gg* Danke für die Neonreklame *mich gleich ermuntert fühl weiterzuschreiben* Teil 10 "Rückblicke I - Kinderträume" "Komm, Brauner." Leise lockte er das Pferd zu sich, das ihn aus einigen Metern Entfernung noch überlegend beobachtete. Er hatte ihm nie selbst einen Namen geben dürfen, obwohl es doch eigentlich sein Geburtstagsgeschenk gewesen sein sollte. Mit kindlichem Trotz ignorierte er daher die Bezeichnung, die - wie er sehr wohl wusste - auf der Plakette im Stall stand. Brauner würde auch so auf ihn hören und sein Vater käme niemals auf die Idee, darin einen Namen zu sehen. "Komm, mein Hübscher, ich habe was für dich." Er schwang sich auf den Weidezaun, blieb oben sitzen. Ruhig holte er einen Apfel aus seiner Jackentasche, weiterhin lockende Laute von sich gebend. Brauner legte den Kopf leicht schräg und unwillkürlich musste er lächeln. Es folgten ein paar zögernde Schritte, dann war der Fuchs endlich bei ihm. "Braver Junge." Zufrieden zermalmten die Zähne den Apfel, dann ließ das Pferd sich widerstandslos das Reithalfter anlegen. "Stimmts, du bist nicht zu groß für mich..." Kosend fuhr er über das warme Fell. Den Sattel hatte er nicht mitnehmen können, da das aufgefallen wäre und sie ihn nicht alleine hätten reiten lassen. Doch nicht den ach so wertvollen Stammhalter. Sein Lachen klang hell und doch etwas bemüht und Brauner zuckte mit den Ohren, blieb aber stehen. Er hatte sie ausgetrickst. Seine Mundwinkel verzogen die Lippen zu seinem Grinsen. Mit den Zügeln in der Hand öffnete er das Gatter, führte sein Pferd nach draußen, verschloss dann alles wieder ordentlich. Der Zaun half ihm auf den Rücken zu gelangen, was ihm ohne die Steigbügel ansonsten schwierig gewesen wäre. "Und los!" Er schnalzte mit der Zunge, trieb Brauner so gut es ging mit den Fersen an. Dieser fragte sich einen Moment noch, was das eigentlich werden sollte, fiel dann wie zur Probe in einen langsamen Zottelschritt. "Schneller!" Er beugte sich vor und als hätte der Fuchs endlich verstanden, wurde der Schritt zu einem kurzen Trab, der sofort in Galopp überging. Wie eine Klette klammerte er sich fest, konnte kaum erkennen, in welche Richtung sie eigentlich unterwegs waren. Doch das war ihm egal. Der Wind peitschte ihm die Mähne ins Gesicht, jedoch ohne ihm ernsthaft wehzutun. Wieder lachte er und augenblicklich wurden die Laute von den Lippen gerissen und davon geweht. Frei, jetzt war er frei, egal wie viel er später dafür würde zahlen müssen. Brauner hatte an der freien Bewegung genauso viel Spaß wie er selbst, suchte sicher und ungehindert seinen Weg durch das weitläufige Gelände, trug seinen Reiter mit sich. Bis ihn der Geruch von frischem Wasser in die Nüstern stieg. Sein Lauf verlor an Geschwindigkeit und schnaubend folgte er der Witterung, blieb schließlich mit gesenktem Kopf an einer Quelle stehen. Zunächst war er noch im Rausch der Geschwindigkeit gefangen, doch schließlich rutschte der Junge vom Rücken seines Pferdes und tätschelte die sich hebende und senkende Flanke. Brauner prustete ins Wasser, wandte sich dann ihm zu um ihn bettelnd anzustupsen. "Hey, nicht so gierig." Er hatte zwar keinen Apfel mehr, dafür aber ein Stück Würfelzucker. "Aber nur ganz ausnahmsweise." Die Folgen von zuviel Süßigkeiten waren ihm bereits eingebläut worden. Da ihm warm geworden war und die Herbstsonne weiter fleißig zu ihnen herunterstrahlte, zog er die dünne Jacke aus. Aus der mitgeführten Tasche, bis eben gut unter dem Kleidungsstück verborgen, holte er eine Flasche hervor und trank einen Schluck. Brauner beobachtete ihn, trottete dann ein Stück weiter als er sah, dass für ihn nichts zu holen war. Grinsend blickte er seinem Pferd nach, ließ sich schließlich ins Gras fallen. Brauner würde ihm schon nicht weglaufen. Zu Hause hatte er manchmal das Gefühl zu ersticken, vor allem seit er auch die Schule besuchen musste. Hier draußen aber hatte er seine Ruhe. Seine Augen schlossen sich und sich immer mehr entspannend genoss er die Sonnenstrahlen, die ihn sanft streichelten. Er wünschte sich für alle Ewigkeit hier liegen zu können. Ein Lächeln entspannte die Lippen des Jungen, dann war er eingeschlafen. Ein kühler Wind strich über seine bloßen Arme, ließ ihn frösteln, weckte ihn so. Blinzelnd sah er in den endlos erscheinenden Himmel hinauf, suchte nach der jetzt tiefer stehenden Sonne. Ein Schatten schob sich in sein Blickfeld und für einen Moment raste sein Herz erschrocken los, dann erkannte er den Fuchs. "Na Brauner, möchtest du wieder zurück?" Ein Schnauben, das alles oder nichts bedeuten konnte. "In Ordnung, überredet." Er rappelte sich auf, streckte sich gähnend. Selbst wollte er ganz sicher nicht nach Hause, aber bald würden sie nach ihm suchen und der Ärger nur noch viel größer werden. Mit den Zügeln in der Hand sah er sich nach einer geeigneten Aufstiegshilfe um, entdeckte schließlich einen Gesteinsbrocken. "Komm, mein Hübscher, da rüber." Folgsam ließ sich das Pferd hinführen, wartete geduldig, bis er wieder auf dessen Rücken gekraxelt war. "Na dann, bring uns heim." Das waren Worte, die Brauner nur zu gut verstand und widerspruchslos setzte er sich in Bewegung, ermuntert von den kaum spürbaren Fersen des Jungen. Während des Rittes vergaß er wohin es ging, freute sich einfach über die kräftigen Bewegungen des Fuchses, die weitausgreifenden Schritte. Erst als sie die Koppel erreichten, sank seine Stimmung und nur widerstrebend band er Brauner am Zaun fest, holte vom Unterstand ein Tuch um ihn abzureiben. Anschließend führte er ihn in das umzäunte Gelände, verabschiedete sich dann. "Morgen bringe ich dir wieder was mit, ja?" Brauner schnoberte über seine leeren Handflächen um sich zu vergewissern, dass wirklich nichts da war und ging dann zu seinen Freunden, die schon neugierig herüber schauten. Mit zögernden Schritten ging er zum Stall um das Zaumzeug wegzuräumen, brachte die Aktion unbeobachtet hinter sich. Jetzt musste er nur noch ungesehen auf sein Zimmer gelangen um sich umzuziehen. Was leider schief ging. Er biss die Zähne zusammen, als er das versteinerte Gesicht seines Vaters sah. Und wie als Reaktion darauf verloren auch die jungen Kinderzüge jeden Ausdruck. "Brad, wo bist du gewesen?" Warum fragte er, wenn er das schon genau wusste? Er spürte die Blicke seines Vaters über die verschmutzten Sachen gleiten. Die verräterischen Pferdehaare wurden besonders intensiv gemustert. "Habe ich dir nicht gesagt, dass es zu gefährlich ist allein auszureiten?" Er nickte stumm, es abzustreiten hätte sowieso nichts gebracht. "Was glaubst du, wie deine Mutter sich fühlen würde, wenn dir etwas passiert?" Eine große Hand packte ihn am Oberarm, schleifte ihn mit sich. Warum sollte sich seine Mutter Sorgen machen? Wenn er ihr wirklich wichtig wäre, würde sie verhindern, was gleich passieren sollte. Im Arbeitszimmer seines Vaters wurde er losgelassen und mit Widerwillen sog er den Geruch nach Leder und Büchern ein. Letztere standen überwiegend zur Dekoration in den hohen Regalen, er bezweifelte, dass sie außer von der Putzfrau noch von jemandem angerührt wurden. Sie sahen einfach nicht danach aus. "Los!" Er kaute von innen an seinen Wangen, wusste genau was diese Aufforderung bedeutete. Mit einem zittrigen Luftholen ging er zum Schreibtisch herüber, beugte sich vor. "Stirn auf die Hände. Und kein Laut." Er gehorchte, hörte das vorwarnende Sirren bevor die Gerte zum ersten Mal traf. Er zuckte zusammen, schaffte es aber still zu bleiben. Noch ein Schlag. Und noch einer, vom Sirren zerschnittener Luft unterlegt. Schließlich hörte es auf und sein Vater verließ ohne ein weiteres Wort den Raum. Seine Knie begannen zu zittern, dann sein ganzer Körper. Er wusste nicht, wie lange er so verharrte, doch irgendwann löste er sich von dem Halt bietendem Tisch. Das Zimmer verschwamm, als doch noch Tränen in seine Augen stiegen und mit einer ungeduldigen Geste wischte er sie weg. Er schniefte, begann dann durch den Raum zu laufen, das Brennen nicht beachtend. Zuerst musste er sich beruhigen. Tiefes Durchatmen. Der Ausflug schien plötzlich unglaublich fern. War er wirklich mit Brauner einfach losgeritten? Eng an dieses warme, lebende Wesen geschmiegt, das ihm niemals absichtlich wehtun würde? Anders als sein Vater. Er war stehen geblieben, ertappte sich dabei mit gesenktem Kopf auf den Teppich zu starren, wirren Mustern folgend. Die Tür öffnete sich, aber er weigerte sich der eintretenden Person Beachtung zu schenken. "Brad?" Er schluckte, blickte jedoch immer noch nicht auf. "Du weißt doch, dass er es nicht böse gemeint hat. Er möchte nur, dass du auf uns hörst und nicht immer solche Dummheiten anstellst. Lass ihn doch stolz auf dich sein, du wirst sehen, wie schnell er dir dann alle deine Wünsche erfüllt." Schmale Finger glitten durch seine schwarzen Haare und dann hielt er es nicht mehr aus, warf sich schluchzend in die Arme seiner Mutter. Sie kniete sich zu ihm herunter, drückte ihn an sich. "Wir haben dich wirklich lieb." Eine kurze Pause, dann wurde Stimme munterer. "Dein Vater hat sich überlegt, dass wir einen Privatlehrer für dich einstellen könnten. Er würde dir am Wochenende ein paar Zusatzstunden geben. Dadurch wirst du sicher einer der besten Schüler deiner Schule werden. Das wäre doch schön, nicht wahr? Tust das, für mich?" Wieder spürte er, wie sie durch sein Haar streichelte und nickte. "Gut so. Und jetzt geh auf dein Zimmer. Nimm ein Bad und zieh dir andere Sachen an." Sie richtete sich wieder auf, lächelte zu ihm herunter. "Das vorhin war eine gerechtfertigte Strafe, also wirst du nicht mehr weinen und dich auch bei niemanden beklagen. Dein Vater wird auch nicht mehr auf diesen Vorfall zurückkommen. Du musst wissen, ihm tut es noch viel mehr weh als dir, wenn er dich schlagen muss. Und jetzt geh." Gehorsam ließ er sie im Arbeitszimmer zurück, stakste mehr als dass er ging die Treppe hoch. Oben angelangt suchte er zunächst das Bad auf, drehte die Wasserhähne auf. Nach kurzer Überlegung kippte er viel zu viel Schaumbad hinzu, doch das war eine Trotzreaktion, die ihm keine Strafe einbringen würde. Das Wasser brannte in den Striemen und er biss die Zähne zusammen um nicht aufzuschreien. Nach einer Weile legte sich der Schmerz, wurde zu so etwas wie einem Hintergrundrauschen. Vorhanden, aber nicht wirklich störend, wie betäubt. Er ließ sich tief in die Wärme sinken, bis auch seine Ohren vom Wasser bedeckt waren. Und dann wurde es still. Unbewusst lächelte er. Sein Kopf schien sich zu leeren, in ihm drin wurde es genauso still wie um ihn herum. Er stieg erst aus der Wanne, als das Wasser zu kühl geworden war um noch angenehm zu sein. Vorsichtig trocknete er sich ab, ging durch die Verbindungstür in sein anliegendes Zimmer. Jemand hatte ihm bereits saubere Sachen aufs Bett gelegt. So rasch es ihm möglich war, zog er sie an, stellte dabei fest, dass er ziemlich hungrig war. Sollte er nach unten gehen? Wieder kaute er auf den Innenseiten seiner Wangen. Dann wurde ihm die Entscheidung durch ein leises Klopfen an der Tür abgenommen. "Ja?" "Ich bringe dir dein Abendessen." Eines der Hausmädchen. Er öffnete und mit einem Lächeln trat sie ein, ging zu dem Tisch herüber um das Tablett dort abzustellen. Danach ordnete sie noch das Besteck an. "Guten Appetit. Deine Mutter hat gesagt, dass du eine extragroße Portion Schokoladeneis haben darfst." Mit einem weiteren Lächeln ging sie. Neugierig musterte er sein Essen und sein Magen reagierte mit einem verlangenden Knurren. Pommes bekam er nur selten, angeblich waren sie zu ungesund. Erfreut wollte er sich hinsetzen, aber gerade noch rechtzeitig fiel ihm ein, dass er das besser bleiben lassen sollte. Und so begann er im Stehen zu essen bis sein Teller leer und nur noch die Schale mit dem Eis übrig war. Er liebte Schokoladeneis, das wusste sie. Warum hatte sie ihm soviel bringen lassen? Sollte das eine Bestechung sein? Nachdem sie ihm erklärt hat, dass sowieso alles nur zu seinem Besten war? Wie passte das zusammen? Das Eis schmolz langsam, während er es einfach nur anstarrte. Wer hatte etwas falsch gemacht? Das Essen in seinem Magen verwandelte sich in einen schweren Klumpen. Er wollte nicht mehr geschlagen werden. Warum merkten sie nicht, dass er trotzdem nicht auf sie hörte? Warum konnte er nicht frei sein? Die Erschöpfung holte ihn ein und mit einem müden Blinzeln stolperte er zu seinem Bett. Die Matratze gab etwas unter seinem Gewicht nach. Er würde auf dem Bauch schlafen müssen. Der Schlaf ließ auf sich warten, umso schlimmer, da er sich nicht einmal viel bewegen konnte, ohne dass das Brennen wieder einsetzte. Gleichzeitig fühlte er sich zu schwach um noch in seinen Schlafanzug zu wechseln. Wieder gingen ihm die Worte seiner Mutter durch den Kopf. Wie viel Mühe würde es ihn kosten, immer zu tun was sie verlangten? Wie schwer würde es ihm fallen? War es denn schwierig? Vielleicht sollte er es einfach versuchen. Auf diese Weise konnte er möglicherweise wirklich bekommen, was er wollte. Als Belohnung. Das Bild des einen Jungen aus seiner Klasse stieg ihn ihm auf. Die Anderen ärgerten ihn häufig, weil er einen auf Musterschüler machte. Aber das könnte man umgehen... Die Gedanken flossen träger und träger, gingen in Träume über. Am nächsten Morgen weckte ihn die Sonne, die durch die Fenster hereinschien. Die Vorhänge waren nicht zugezogen worden, also war keiner mehr in sein Zimmer gekommen. Als er aufstand, riefen sich die Striemen wieder in Erinnerung und er gab sich selbst das Versprechen, dass das zum letzten Mal geschehen war. Das Eis hatte sich in eine unansehnliche braune Soße verwandelt, an den Rändern der Schale angetrocknet. Er schüttelte sich. Kein Schokoladeneis mehr, keine Bestechungen. Ohne dass ihn jemand dazu aufgefordert hätte, holte er sich neue Sachen aus dem Schrank, da die jetzigen während der Nacht einige Falten bekommen hatten. Damit verschwand er ins Bad, kam später ordentlich angezogen und gekämmt wieder zum Vorschein. Schließlich holte er noch seine Brille aus der Nachttischschublade, die er sonst gerne vergaß. Gestern hatte er sich ein Stück Freiheit gestohlen, eine schmerzhafte Erfahrung, sie tat immer noch weh. Wenn er sich anpasste würde es bestimmt nicht mehr wehtun. Vielleicht fand er aber auch so ein Stück Freiheit. Sie mussten ihm vertrauen und dann, eines Tages... In braunen Augen blitzte es auf, als ein kleiner Junge beschloss schnellstmöglich erwachsen zu werden. ~ TBC ~ Sodele... mit Pferden kenne ich mich fast genauso wenig aus wie mit Kendowettbewerben, daher verzeiht mir meine Oberflächlichkeit ^^# *hoff keinen Schnitzer eingebaut zu haben* Und, wie schnell seid ihr drauf gekommen, wer der Junge ist? *neugierig frag* ^^ Bis zum nächsten Mal, cu ^-^ *winkz* Kapitel 11: "Krankenbesuch" --------------------------- Close Distance (Teil 11) Titel: Close Distance Teil: 11/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Ich weiß nicht ob ich es mir nur einbilde, aber irgendwie kommt mir dieses Kapitel länger als sonst vor. Also bitte durchhalten... ^^° Disclaimer: not my boys, no money make... Greetings: @Andromeda: Ha, kaum biste wieder da, haste auch deinen Stammplatz eingenommen *lach* *knuffz* Das mit den Büchern und dem Ledergeruch ist einfach so, dass er das in diesem bestimmten Zimmer nicht mochte ^^ Warum, kann man sich bestimmt denken. Ansonsten hat sich die Abneigung nicht zu tief eingeprägt, wie man ja an seinem späteren Werdegang sieht ^^ Na sicher haben Brads Eltern große Ziele für ihn - welche Eltern haben so etwas denn nicht? Sie haben halt auch die Mittel sie durchzusetzen... @Maike: Ich habe mir auch extra Mühe gegeben, die Person von der ich schreibe nicht zu beschreiben *grins* Somit konntet ihr euch anfangs auch nicht wirklich sicher sein ^.~ Aber dein Ausschlussverfahren ist gut *lach* Für Ken hätte ich wohl ne Fußball einbauen müssen, damit du ihn nicht gleich ausschließt, oder? *gg* Erklären, warum Brad später ein Mörder wird? Es würde wohl reichen zu zeigen, wie er bei der Organisation landet, die schafft es sicher aus jedem einen zu machen ^^° @Arigata: Hallo Denubia! *grins* *es einfach nicht lassen kann* Stimmt, du warst diesmal überraschend pünktlich dran *stolz auf dich bin* ^^ Tja, Braddy ist halt auch als Junge süß gewesen (ich bin persönlich ja der Ansicht, dass er es immer noch ist, sage das aber lieber nicht laut ^.~) Ich glaube, wenn du in einem Zimmer, in dem es nach Leder riecht Prügel beziehen würdest, wärst du zukünftig auch nicht ganz so begeistert von diesem Geruch... Aber Brad hat sich ja angepasst. @Furia: *lol* Du bist sprachlos? Dafür haste aber immer noch ziemlich viel geschrieben ^____~ Das mit dem Stammhalter war meiner Meinung nach wirklich der erste Hinweis auf die beschriebene Person, bevor tatsächlich Brads Name fiel. Haste also gut aufgepasst *lobend sag* Braddy im Cowboykostüm wäre sicher schnuffig *_* Gibt es hier nicht jemanden der das zeichnen möchte? Geht dein Praktikum eigentlich noch sehr lange? Besonders interessant ist so was ja meistens nicht... ^^° @nai-chan: Du musst doch zugeben, dass ich nicht wirklich sehr viel außergewöhnliches im letzten Kapitel geschrieben habe ^.~ Das einzige was aus der Reihe fiel war der Ausritt und da ich früher mal viele Pferdebücher gelesen habe (lang, lang ist's her), kannte ich wenigstens ein paar Begriffe *snicker* Die Frage ist dann immer nur, ob man sie auch richtig anwendet. Aber da ich nicht unbedingt erwarte, dass ausgerechnet ein Reitfreak die Story liest, riskiere ich das halt... ^^ @candy-chan: *snicker* Das Wörtchen ,aufschlussreich' macht sich vielleicht gut, allerdings solltest du berücksichtigen, dass in Schulaufsätzen danach sicher sehr viele Ausführungen erwartet werden, was schnell in Arbeit ausarten kann ^.~ Ob das immer so gut ist... *grins* Hey, immerhin haste das mit dem Namen des Pferdes kapiert ^^ Heißt dann wohl, dass ich es nicht allzu blöd geschrieben hab *freu* Und noch ne Idee für Chibi-Braddy *lach* Ich wünschte echt ich könnte so was zeichnen *sigh* @Senui: Es freut mich doch sehr, dass ich dir irgendwie helfen kann die Woche zu überstehen ^.~ Und da ich mir sicher bin, dass ich die Story nicht allzu schnell beenden werde, kannste das noch ein paar Mal so machen *grins* Bezog sich deine Bemerkung mit dem Traum auf Braddy? Wenn ja, dann gratuliere ich, denn direkt erwähnt hatte ich es ja nicht ^^ Obwohl ich mir noch nicht mal sicher bin, ob er wirklich einen Traum hatte ^^# Ist einfach nur eine Variante im Hinterkopf... sozusagen... *anfange Stuss zu reden* ^^° @Shatielthefirst: Na ob du den nächsten Rückblick auch magst, weiß ich nicht so recht ^^° Dauert zwar noch ne Weile, aber meiner Meinung nach passiert nicht sehr viel Interessantes drin *seufz* Trotzdem aber musste ich ihn schreiben um die Lücke zu dem noch folgenden zu schließen ^^# Na ich hoffe mal, es hat auch ohne wirksames Naruto-Stirnband mit dem Lernen geklappt ^.~ Möchte dich doch nicht mit meiner FF davon abhalten ^^° @kohaku_san: *gg* Ich nehme eigentlich jeden in die Greetingsliste auf, der einen Commi schreibt ^^ Wenn ich jemanden übersehe, müsste er sich einfach nur melden *grins* *dir erst mal Gummibärchen für den ersten Commi des Kapitels reich* ^^ Hach, ich freue mich doch immer wieder, wenn ich jemanden dazu bringen kann, einen meiner Lieblingscharas zu mögen *lach* Brad ist eben einfach klasse *grins* Und mich spornt in der Regel auch ein kurzer Commi an - solange er halt nicht negativ ist *zwinka* Teil 11 "Krankenbesuch" Eine Augenbraue stieg in die Höhe, als Crawford-san fertig war und sich zu ihm umwandte. "Möchtest du vielleicht so mit?" Für ein paar Sekunden erwiderte er den Blick verständnislos, sah dann an sich herab. Ach ja, er war noch gar nicht richtig angezogen. Aber er reagierte nicht weiter. Eigentlich wollte er nirgendwohin, sondern einfach bewegungslos verharren ohne Gefahr zu laufen verletzt zu werden. Der Amerikaner wartete einen Moment ab, runzelte dann leicht die Stirn. "Du darfst dich jetzt nicht gehen lassen." Er trat näher, legte eine Hand auf seine bloße Schulter. Die gleiche Geste, die sein Vater immer gezeigt hatte. Das Gesicht des Älteren kam näher, braune Augen musterten ihn hart. "Zeit erwachsen zu werden." Kein Widerspruch kam über seine Lippen, auch wenn er am liebsten aufbegehrt hätte. Keine Kraft. Crawford-san schüttelte den Kopf, übte leichten Druck aus und brachte ihn ohne großen Kraftaufwand dazu sich in Bewegung zu setzen. Er wurde ins Bad geführt, dort mit einer noch verpackten Zahnbürste in der Hand stehen gelassen. "Ich bin gleich zurück, mach dich so lange fertig." Mit einem schwachen Lächeln ließ er sich auf den Wannenrand sinken. Die Cornflakes in seinem Magen machten sich unangenehm bemerkbar, doch immerhin wurde ihm nicht schlecht. Er sollte also erwachsen werden, tolle Anregung. Etwas kratzte in seiner Kehle und so suchte und fand er darin Ablenkung, die Zahnbürste aus Pappe und Plastik herauszuschälen. Auf der Ablage zwischen einer Dose Tabletten und einem Becher fand er Zahnpasta. Na also, wieder ein Stück weiter. Und dann würde sich etwas anderes ergeben. Er fuhr sich gerade mit den Fingern als Kammersatz durch die Haare, als Crawford-san die Badezimmertür öffnete. Der Amerikaner nahm den freigewordenen Platz auf dem Wannenrand ein. Zwischen seinen Schulterblättern fing es an zu kribbeln und unbehaglich wandte er sich von seinem Spiegelbild ab um den braunen Augen direkt zu begegnen. Ein Paar Socken sowie ein Hemd wurden ihm entgegen gehalten. Mit einem dankenden Nicken nahm er sie an und zog sich richtig an. Beständig fühlte er dabei den Blick des Amerikaners auf sich ruhen. Das Hemd war etwas zu groß, dafür aber frisch gewaschen und gebügelt. "Es gehört Schuldig. Er wird es sicher nicht vermissen", wurde seine unausgesprochene Frage beantwortet. "Komm her." Gehorchend trat er näher heran, war zum ersten Mal größer als der Schwarzhaarige, da dieser weiterhin sitzen geblieben war. Crawford-san schlang ihm die Schulkrawatte um den Hals, band rasch einen ordentlichen Knoten. Anschließend richtete er ihm den Kragen. Ein Kloß saß plötzlich in seinem Hals und mühsam schluckte er. Das Ganze erinnerte ihn viel zu sehr an seine Schwester. Bei diesem Gedanken wurde ihm siedendheiß bewusst, dass er sich noch nicht einmal nach ihr erkundigt hatte. "Wie geht es Aya?", stieß er hastig hervor. Die Augen seines Gegenübers verschmälerten sich zu Schlitzen, zwischen denen es braun aufblitzte. "Es hat keinen Anruf gegeben und ich bin mir sicher, dass dich jemand informiert hätte, falls sich Verschlechterungen gezeigt hätten. Du wirst dich heute bestimmt noch selbst von ihrem Zustand überzeugen können - nachdem du auf dem Revier warst." Er wusste nicht so recht, ob er sich nach dieser Auskunft beruhigt fühlen durfte, beließ es aber dabei. "Ja, natürlich..." Ein leises, zustimmendes Murmeln. Die Hitze in ihm legte sich wieder und er fröstelte leicht. "Gut, dann können wir jetzt los, es ist bald Mittag." "Onkel Rimoto!" "Ran, da bist du ja..." Erleichterung ließ die Schultern des Mannes nach unten sacken und die Züge entspannten sich zu einem schwachen Lächeln. "Deine Tante ist zu Hause bei den Jungs. Ich habe schon mit der Dame von der Jugendfürsorge gesprochen und du kannst erst einmal bei uns wohnen." Er fühlte sich etwas überrannt und nickte daher nur stumm. Sein Onkel hatte inzwischen seinen Begleiter entdeckt. "Guten Tag, Sie müssen Crawford-san sein. Vielen Dank, dass Sie sich um Ran gekümmert haben." Eine höfliche Verbeugung wurde ausgetauscht. Danach wandte sich sein Onkel wieder an ihn. "Weißt du schon genau, was passiert ist?" Er schluckte, schon wieder. "Ich habe es in der Zeitung gelesen. Warum hat er das getan?!" Der heftige Tonfall ließ sein Gegenüber zusammenzucken. Sein Onkel hatte noch nie eine wirklich durchsetzungsfähige Persönlichkeit besessen. Ein wenig farblos und kleiner als der Durchschnitt ging er Konflikten lieber aus dem Weg. Im Vergleich dazu war er immer stolz auf seinen Vater gewesen, doch jetzt fragte er sich, wer wirklich der Schwächere war. "Ich..." Ein tiefes Durchatmen. "Ich habe vorhin mit einem der Beamten geredet... Dein Vater muss sehr verzweifelt gewesen sein... Ich kann es dir auch nicht erklären..." Seine letzte Hoffnung, dass im Zeitungsartikel eine Lüge gestanden hatte, jemand Anderer die Schuld trug, erlosch. Oh Vater, ich hasse dich! Kalt, es wurde kalt in seinem Inneren. "Lass uns nach Hause fahren." Die grauen Augen flehten ihn fast an. Als hätte sein Onkel Angst, er würde jeden Moment anfangen die Möbel zu zerlegen. Heftig schüttelte er den Kopf. "Ich muss zuerst zu Aya!" Noch einmal würde er sie nicht vergessen. Nie wieder, sie war ihm als einzige geblieben. "Ran, deine Schwester... sie ist nicht ansprechbar. Du kannst sie auch morgen noch besuchen. Deine Tante wartet auf uns. Ich muss sie nachher noch mit den Kleinen zum Kinderarzt fahren." Er wollte gerade etwas nicht sehr Höfliches erwidern, als ihn ein leises Räuspern und eine Hand auf seiner Schulter zurückhielten. "Ich könnte ihn zum Krankenhaus bringen und danach zu Ihnen fahren." Crawford-san, völlig ruhig. Ein Teil dieser Ruhe floss auf ihn über und sein Atmen verlor an Hektik. "Aber das kann ich doch nicht... Wir können Ihnen doch nicht noch mehr Umstände machen." Sein Onkel blickte zwischen ihm und dem Amerikaner hin und her, zögerte sichtlich. Ihm war anzusehen, dass ihm diese Lösung zwar recht war, gleichzeitig jedoch unangenehm. "Es bereitet mir keine Umstände", versicherte Crawford-san und erhielt nach einem weiteren Zögern den Namen des Krankenhauses genannt. Irgendwie wäre es für ihn auch unvorstellbar, dass dem Schwarzhaarigen jemand widersprechen würde. Dankbar lächelte er den Amerikaner an, dessen braune Augen völlig ungerührt blieben. Doch das machte ihm nichts aus. "Onkel Rimoto... danke, dass ich zu euch darf." Der Angesprochene nickte, schien erleichtert, das alles vorläufig hinter sich gebracht zu haben. "Der Beamte wollte dir noch ein paar Fragen stellen, das geht sicher ganz schnell." Sie waren wirklich schnell mit dem Gespräch fertig, da er dem Polizist nicht viel hatte sagen können. Nein, er wusste nicht, dass sein Vater Schwierigkeiten gehabt hatte. Und nein, er hatte auch keine Anzeichen für diese Verzweiflungstat gesehen. Was glaubten die denn? Dass er es dann einfach hätte geschehen lassen?! Mit einer bewussten Anstrengung riss er sich von den Gedanken los, richtete seine Aufmerksamkeit auf seinen Onkel, der sich gerade verabschiedete. "Wir sehen uns später. Auf Wiedersehen, Crawford-san." Er wandte sich ab, ging etwas gebeugt auf den Ausgang zu. "Das ist also dein Onkel..." "Ja, er ist mit der Schwester meiner Mutter verheiratet. Sie haben zwei kleine Jungs, Zwillinge." Für ein paar Sekunden schwieg er. "An sie hatte ich nicht mehr gedacht... Ich... ich hatte Angst in ein Heim zu kommen... Kühl und nachdenklich wurde er gemustert. "Ich verstehe." Mehr sagte Crawford-san nicht. Es war schwierig sich auf irgendetwas zu konzentrieren. Der Motor des Autos lieferte ein beständiges Hintergrundrauschen, das ihn einzulullen versuchte, doch seine Gedanken sprangen hin und her, konnten nirgendwo verhaaren. Langsam begann es hinter seiner Stirn zu pochen, noch eher dumpf, als wollte der Schmerz sich nur vorsichtig näher tasten. Trotzdem konnte er nicht aufhören. Immer wieder die gleichen Bilder, das gleiche Ende. Bis auf die Kopfschmerzen fühlte er aber nichts, war er innerlich wie betäubt. Und er konnte sich nicht vorstellen, dass das auf das Beruhigungsmittel zurückzuführen war, von dem er inzwischen wusste, dass sie es ihm gestern gespritzt hatten. Bei diesem Gedanken begann der Einstichpunkt zu jucken und durch das Hemd hindurch kratzte er sich. Nicht sein Hemd, sondern Schuldigs. Hände, die ihn auffingen. Ein Grinsen auf den Lippen, aber kühle grüne Augen. Nicht so kalt und unbeteiligt wie die von Crawford-san. Und trotzdem, die beiden hatten etwas gemeinsam, das er nicht näher definieren konnte. Wenn er eingehender darüber nachdachte, konnte er es fast greifen, dann aber entzog sich ihm alles wieder und er gab für diesen Moment auf. "Ran, wir sind da." Einige Sekunden lang starrte er einfach durch die Windschutzscheibe auf einen grauen Betonpfeiler. Dann fiel sein Blick auf andere parkende Autos und schließlich brachte er seine Umgebung mit der Aussage des Amerikaners in Übereinstimmung. Sie mussten im Parkhaus des Krankenhauses sein. Seine Überlegungen waren zähflüssig, als könnten sie jeden Augenblick zum Erliegen kommen. Er hörte ein paar Geräusche, konnte sie aber nicht gleich einordnen. Seit wann war er so langsam? Die Beifahrertür wurde geöffnet und er stieg aus, einfach weil ihm das als das Richtige erschien. Braune Augen ruhten nachdenklich auf ihm, dann wurde Tür zugeschlagen und die Zentralverriegelung klickte. Crawford-san steckte die Schlüssel ein, wandte sich ohne ein Wort zu sagen ab und wohl oder übel folgte er ihm, obwohl er es plötzlich nicht mehr so eilig hatte Aya zu sehen. Die Fahrstuhlkabine war nicht sehr groß, aber unberührt von irgendwelchen Schmierereien, die Spiegel blank geputzt. Er stand neben dem Amerikaner, der ihm trotzdem unglaublich fern erschien. Mit einem leichten Gefühl des Unbehagens sah er auf die Seitenwand der Kabine, begegnete seinem Spiegelbild. Und dem Spiegel auf der gegenüberliegenden Seite. Sah sich selbst, wie er sich beobachtete. Bilder in Bildern in Bildern. Die Unendlichkeit eingefangen auf wenigen Quadratmetern. Eigentlich ein kleines Wunder, doch wer würde es als solches betrachten? Ihm wurde kalt, als ihm die Wirklichkeit zu entgleiten begann. War er das wirklich? Ein leises Pling erlöste ihn, die Tür glitt zur Seite, faltete sich in sich selbst zusammen. Ein Gewicht ruhte auf seiner Schulter, führte ihn auf den hellen Gang hinaus. Zuviel Helligkeit, falsche Helligkeit. Leuchtstoffröhre an Leuchtstoffröhre gereiht. Seine Kopfschmerzen verstärkten sich bei diesem Licht, gewannen an Schärfe. Erleichtert ließ er den Flur hinter sich, betrat mit einem innerlichen Aufatmen den weitläufigen Eingangsbereich und etwas entspannter ließ er sich weiterleiten, zu der Rezeption, wo eine Schwester gerade mit einem freundlichen Lächeln einem älteren Ehepaar weiterhalf. Es dauerte nicht lange, dann richtete sich das Lächeln auf ihn und mit leiser Stimme erkundigte er sich, wo seine Schwester lag. Als er daraufhin seinen Ausweis vorlegen musste, wusste er endlich, warum Crawford-san bevor sie losfuhren darauf bestanden hatte, dass er seine Brieftasche in die Hose steckte. Sonst befand diese sich in der Regel in seiner Schultasche, die gerade auf dem Rücksitz des Autos lag. Nachdem die Schwester seine Angaben überprüft hatte, bekam er die Zimmernummer genannt und den Weg beschrieben. "Warum wollten sie den Ausweis sehen?" Da sie nur ein Stockwerk höher mussten, verzichteten sie auf die Benutzung des Fahrstuhls und nahmen die Treppe. "Ich nehme an, das ist eine Sicherheitsmaßnahme, damit nicht irgendwelche Reporter zu deiner Schwester vordringen." Sein Fuß verharrte einen Moment über der nächsten Stufe, als ihn die Implikationen dieser so beteiligungslos vorgebrachten Erklärung überfielen. Warum hatte er nicht selbst daran gedacht? Schließlich hatte es bereits einen Zeitungsartikel gegeben und sicher waren Aya und er jetzt ein gefundenes Fressen für die Presse. Sein Gesichtsausdruck wurde blank und mit erzwungener Ruhe führte er den Schritt zu Ende, ging ohne weiteres Stocken die Treppe hoch. Er würde ihnen nicht die Möglichkeit geben das Geschehene breitzuwalzen, niemals! Ohne weitere Worte zu wechseln erreichten sie das Zimmer und er traute sich plötzlich nicht mehr weiter. Erst jetzt nahm er den Geruch nach Medikamenten und Desinfektionsmitteln wahr, der unüberdeckbar in der Luft hing. Sein Magen schien sich leicht anzuheben, dann wurde ihm die Entscheidung, ob er nun endlich hineingehen sollte, abgenommen. Mit so etwas wie Erleichterung musterte er den Arzt, der gerade aus Ayas Zimmer treten wollte. Der Blick des Anderen streifte über ihn hinweg und blieb an Crawford-san hängen. Ungerührt erwiderte dieser ihn, bis das Stirnrunzeln des Arztes verschwand und einem sichtlichen Unbehagen wich. Er verkniff sich ein unwillkürliches Grinsen, bewunderte aber die Macht, welche der Amerikaner über andere hatte. Wenn er das auch könnte, würde ihn sicher kein Reporter belästigen. Die Belustigung verflüchtigte sich, als hätte er sie nie empfunden und zurück blieb nur ein bitterer Geschmack in seinem Mund. Zeit, die Sache hinter sich zu bringen. "Guten Tag, ich bin Fujimiya Ran, Ayas Bruder." Der Arzt lächelte ihn erleichtert an, als die Stille endlich gebrochen wurde, erwiderte die Verbeugung und beschloss den Amerikaner mehr oder weniger zu ignorieren. "Du bist zur richtigen Zeit gekommen. Deine Schwester wurde gerade erst von der Intensivstation hierher verlegt. Dort hätte sich ein Besuch etwas schwierig gestaltet." Das Gesicht wurde abrupt vollkommen ernst und zurückhaltend. "Sie ist immer noch an ein Beatmungsgerät angeschlossen. Wir können noch nicht abschätzen, ab wann sie die Atmung alleine aufrechterhalten kann." Eine kurze Pause. "Der Schuss hat den linken Lungenflügel verletzt, das Herz aber glücklicherweise verfehlt", wurde dann hinzugefügt. Es war wie heute Vormittag, als er den Artikel las. Er verstand, was ihm gesagt wurde, die Worte brannten sich ihm regelrecht ein, aber er konnte die aufgenommenen Informationen nicht richtig verarbeiten. Es fiel ihm unendlich schwer, auch nur bestätigend zu nicken. Die Worte seines Onkels schossen ihm durch den Kopf und er biss sich auf die Unterlippe, konzentrierte sich auf den scharfen Schmerz, der problemlos durch das Pochen hinter seiner Stirn schnitt, bevor er die Frage stellte. "Ist sie noch betäubt? Wann wird sie aufwachen?" Dieses Zögern, bevor sein Onkel sagte, sie wäre nicht ansprechbar, ließ ihn die Antwort fürchten. Mit fast fiebriger Intensität hielt er den Blick des Arztes gefangen, der jetzt genauso wie sein Onkel zögerte. "Die Operation ist bereits gestern Abend erfolgt. Die Narkose ist abgeklungen und sie erhält nur noch schmerzstillende Mittel. Das EEG zeigt, dass sie nicht einfach nur schläft." Ein tieferer Atemzug. "Es tut mir Leid, mein Junge... aber... sie liegt im Koma, ohne dass wir die Ursache dafür feststellen konnten. Der Schmerz verstärkte sich und dann schmeckte er Blut, süßlich-metallisch. Aber er weinte nicht. ~ TBC ~ Mia, irgendwie tut mir Ran wirklich Leid... o.o Warum ich das Vergangenheitskapitel mit Brad ausgerechnet vor diesem hier reingebracht habe, wird hoffentlich durch seine Bemerkung zu Ran ganz am Anfang des Kapitels geklärt. Ich wollte halt deutlich machen, dass für den Amerikaner ein bissl mehr dahinter steht ^^ Jetzt lasst euch aber nicht weiter aufhalten und geht mir brav einen Commi schreiben *ganz lieb guck* *snicker* cya, cu ^-^ *winkz* Kapitel 12: "Herzschlag aus Eis" -------------------------------- Close Distance (Teil 12) Titel: Close Distance Teil: 12/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Bevor hier jemand sagt, der Titel des heutigen Kapitels käme ihm bekannt vor *grins*: Es gibt eine FF gleichen Namens, die ich jedem ans Herz lege ^^ Disclaimer: not my boys, no money make... Greetings: @Andromeda: Na ich hoffe mal, du hast die Leutz alle einigermaßen gut ins Bett bekommen ^^# Muss ja voll der Traumjob sein *ehe* Hm... also ein paar Blicke auf Rans ,neue Familie' kannst du schon in diesem Kapitel erhaschen *nicht vorhab euch allzu sehr mit ihnen zu langweilen* aber wie bitte schön kommst du auf die Idee, dass ich die auch noch über den Jordan gehen lasse?!? Du kannst doch keine sooo schlechte Meinung von mir haben... *gg* Ich glaube, diesmal geht es Ran auch noch nicht besser... @Arigata: Natürlich freue ich mich *knuffel* ^^ Ist doch immer wieder mit Spannung beladen, wenn ich sonntags den Compi einschalte und gucke, ob du wirklich dran gedacht hast *lach* Also ich muss dir zustimmen, es wäre sicher ziemlich auffällig, wenn Ran häufiger für einen kleinen Job verschwinden würde - aber andererseits: woher sollte die Motivation dazu kommen? ^.~ @Maike: Wirklich spät warste ja nicht dran, die meisten waren es einfach ziemlich früh *zwinka* Und ich bin froh, dass du nicht auch von mir glaubst, dass ich noch was gegen Rans weitere Verwandtschaft unternehme ^^ (jedenfalls hast du es nicht laut geäußert *lach*) Dass der Onkel nicht unbedingt mit Ran ins Krankenhaus wollte lag einfach daran, dass er ja schon wusste, dass Aya im Koma liegt und ein bissl Angst vor Rans Reaktion hatte ^^° *das sehr gut verstehen kann* @Xell: Wow, da haben wir mal jemanden, der sich tatsächlich Sorgen um Aya-chan macht ^^ Es gibt auch Leutz, die überhaupt nix dagegen hätten, wenn sie aus der FF verschwinden würde ^^° Aber ich kann dich beruhigen, Aya-chan wird noch gebraucht und daher wird ihr vorläufig auch nichts passieren *lieb sag* Sie hat ja auch erstmal genug abbekommen o.o @Furia: ^^°°° Also ich glaube, Ran ist - was seine Gedanken betrifft - immer noch nicht sehr viel schneller geworden... aber es ist ja erst einen Tag her und daher darf er noch unter Schock stehen *nod* Und natürlich hatte Ran noch seine Hose an *gg* Ich wollte doch nicht, dass Brad ihm zu sehr an die Wäsche geht ^^# Das Bild das du da entwirfst ist aber wirklich gut *rofl* Freut mich, dass dir die Sache mit den Spiegeln gefallen hat ^^ Übrigens war Ran nicht das letzte Mal bei Schwarz ^.~ und wenn du ein bissl über den Anime nachdenkst, weißt du auch, wofür wir Aya-chan noch brauchen ^^ @kohaku-san: Hey, wage es ja nicht Brad plötzlich nicht mehr zu mögen! *auffordernd guck* *lach* Der Typ ist einfach zu gut ^^ Und ganz richtig, direkt einziehen lasse ich Ran nicht bei Schwarz, das könnte früher oder später doch ein bissl gefährlich werden ^^# Wer hat übrigens behauptet, dass Ran sich Weiß anschließen wird? *neugierig frag* ^.~ Weißt du aus welchem Grund er beim Original bei ihnen gelandet ist? Wenn ja, siehst du sicher, dass dieser Grund diesmal entfallen ist - dank meiner Umschreibung der Geschichte *händereibend sag* *gg* @nai-chan: Also das heutige Kapitel ist nicht wirklich sehr viel munterer als das davor... teilweise hatte ich sogar das Gefühl, dass Ran etwas die Wirklichkeit entgleitet o.O'' Da du dich ja ein bissl mit Pferden auskennst und nicht an irgendetwas, das ich geschrieben habe, rumgemeckert hast ^^ *grins* gehe ich einfach mal davon aus, dass ich nicht allzu weit daneben gelegen habe ^^ @Jennifer_sama: Also irgendetwas muss Brad ja früher mal gemacht habe, er ist schließlich nicht als Erwachsener aus dem Ei gekrochen *gg* (obwohl man sich das gut bei ihm vorstellen könnte *lach*). Und ich fand Reiten wäre gar nicht mal so schlecht ^^ Ich glaube, Schus Sachen passen Ran immer noch am besten - also rein von der praktischen Seite... ^.~ Ehrlich gesagt bin ich so selten in einem Krankenhaus gewesen, dass ich mich kaum dran erinnern kann o.O Daher bin ich froh, dass du die Beschreibung für in Ordnung hältst ^^ Dir ebenfalls einen guten Start in die Woche *knuffz* @candy-chan: Ha, ich hätte ja schon bei deinem Nick ahnen müssen, dass du hinter den Gummibärchen her bist ^________~ *dir welche für den ersten Commi reich* *grins* Versuch doch mal einen Hattrick, musst nur noch die nächsten beiden Male Erste sein ^^ Und deine paar Worte haben auf jeden Fall in aller Kürze deutlich gemacht, dass dir das letzte Kapitel gefallen hat *lach* Teil 12 "Herzschlag aus Eis" Der Arzt war nach einer hastigen Verabschiedung gegangen, fast so, als wollte er weiteren unbequemen Fragen entrinnen. Doch an ihn verschwendete er keinen Gedanken mehr, ging endlich durch die noch geöffnete Tür. Sein Blick fokussierte sich sofort auf das einzelne Bett, die Person, die darin lag. Ohne es zu merken, war er wieder stehen geblieben und sein erster Schritt auf das Bett zu geriet jetzt etwas wacklig. Aya? Ihr Gesicht verschwand fast unter der Atemmaske und unter der dünnen Bettdecke hob und senkte sich ihr Brustkorb mit maschinenhafter Regelmäßigkeit. Ein beständiges leises Piepen unterlegte die ansonsten den Raum beherrschende Stille, betonte sie auf nervenzermürbende Art und Weise. Sein eigener Herzschlag geriet für einen Moment aus dem Takt, dann stürzte er zu Aya hin, wagte es jedoch nicht sie zu berühren. Wie zerbrechlich sie aussah... Er schluckte, konnte den Kloß in seiner Kehle aber nicht vertreiben. Seine Knie gaben nach, denn nun konnte er sich nicht mehr vor der Wahrheit verstecken. Der Verlust all dessen, was bisher sein Leben gewesen war, war wie ein tiefer Stich in ihm - und trotzdem sickerte die Wirklichkeit nur langsam ein. Sein Kopf war gesenkt, die Stirn ruhte am kühlen Metall des Bettrahmens. Von dort aus breitete sich Kälte in seinem Körper aus, wurde mit jedem Herzschlag weiter vorangetrieben. Sie betäubte den Schmerz, hüllte ihn in einen Panzer aus Eis. Er würde seine Eltern niemals wieder sehen. Und seine Schwester... Vor seinem inneren Auge spielte sich die Szene nach dem Wettkampf noch einmal ab. Er hätte sie nicht gehen lassen dürfen. Der Gedanke war kühl und messerscharf, schnitt durch ihn hindurch und vertrieb sogar die Kopfschmerzen. Er war schuld daran, dass sie jetzt hilflos hier lag, er hätte sie beschützen müssen. Vor seinem Vater? Ein bitteres, ungesehenes Lächeln verzerrte seine Lippen und wieder schmeckte er Blut. Das bedeutete er dann wohl, dass er eindeutig noch am Leben war, allein zurückgeblieben. Seine Augen brannten vor Trockenheit, in ihm waren keine Tränen mehr, zu Eis gefroren. Mit einer ruckartigen Bewegung kam er auf die Beine. Nicht einmal Rache war ihm geblieben, selbst das hatte ihm sein Vater genommen. Dieser verdammte Feigling! Sein Blick fiel auf den kleinen Nachttisch, der bis auf eine Schale leer war. Er hätte ihr Blumen mitbringen sollen... In der Schale lagen die Ohrringe, die er ihr zu ihrem letzten Geburtstag geschenkt hatte. Er griff nach ihnen, betrachtete sie gedankenverloren. Ach Aya, warum hatte das geschehen müssen... Er suchte nach ihren Zügen. Wirst du wieder zu mir zurückkehren? Ich werde dich nicht noch einmal im Stich lassen. Für dich atmen. Für dich leben. Bis diese Blässe aus deinem Gesicht weicht, sich deine Augen wieder öffnen und du mich anlächelst. "Aya..." Ihr Name kam wie ein Hauch über seine Lippen, ungewollt, vertraut und gleichzeitig fremd. Er durfte ihn niemals in Vergessenheit geraten lassen. Seine Faust hielt die Ohrringe umschlossen und ein verrückter Gedanke schoss ihm plötzlich durch den Kopf. Was, wenn er... Seine Finger entkrampften sich und ein Sonnenstrahl fiel auf den Schmuck. Wie in Trance ergriff er mit der rechten Hand einen der langen Ohrstecker. Golden blitzte er auf. Er hatte nie welche getragen, aber da Aya sich damals nicht alleine hatte Löcher stechen lassen wollen, konnte er ihn jetzt problemlos an seinem linken Ohrläppchen befestigen. Ein ungewohntes Gewicht. "Weißt du was, Aya?" Sanft ergriff er ihre Hand, spürte ihre Wärme, ohne dass diese wirklich zu ihm durchdringen konnte. "Ich werde für dich aus diesem Zimmer gehen, in deinem Namen weitermachen..." Denn für ihn selbst gab es keinen Grund mehr, den er erkennen könnte. "Ich an deiner Stelle würde das nicht riskieren." Eine ruhige Stimme hinter ihm. Crawford-san. Wie hatte er dessen Anwesenheit nur vergessen können? "Was, wenn du einen Fehler machst? Oder etwas, das deine Schwester niemals tun würde? Willst du wirklich ihren Namen dabei tragen?" Die Worte bohrten sich in ihn, der Amerikaner schien genau zu wissen, was er vorhatte. Vorgehabt hatte... denn der Andere hatte mit seinem Einwand Recht. Er wollte doch nur sich selbst, der eigenen Schuld entfliehen. Es war falsch, niemals würde er so ein Feigling wie sein Vater werden. Er atmete tief durch. "Nein", beantwortete er endlich die Frage. Aber eins blieb noch. Er legte den verbliebenen Ohrring in Ayas Hand, schloss ihre Finger darum. "Das ist unsere Verbindung", flüsterte er nur zu ihr. "Damit bist du immer bei mir. Bitte, wach bald wieder auf..." Mit einem Kuss auf die Stirn verabschiedete er sich von ihr, stellte sich dann den braunen Augen, deren Blick wie er jetzt wusste die ganze Zeit auf ihm geruht hatte. "Bereit zu gehen?" "Ja..." Schritt für Schritt konnte er es schaffen. Gerade als er das Zimmer verließ, rollte ein gelber Ball vor seine Füße. Überrascht bückte er sich danach, hörte eine helle Mädchenstimme. "Onii-chan?" Er blickte den Flur entlang, sah das Kind auf sich zukommen, die Hände an der Wand, als wäre sie zu schwach alleine zu stehen. Oder... Scharf sog er die Luft ein. Sie musste sich ihren Weg ertasten. Mit ein paar schnellen Schritten erreichte er sie. "Bist du das, Brüderchen?" Blinde Augen sahen sich suchend um. Er schluckte und seine Worte kratzten in der Kehle, als er endlich antworten konnte. "Nein, aber ich habe deinen Ball." Er hielt ihn so hin, dass sie ihn berührte. "Danke sehr." Mit einem Lächeln hob sie ihr Gesicht in die Richtung, aus der seine Stimme gekommen war, strahlte ihn an. Das tat weh. Erleichtert sah er eine Schwester auf sie zueilen, die eindeutig auf der Suche nach dem Kind war. "Ich muss jetzt gehen..." Unwillkürlich strich er ihr kurz übers Haar, wandte sich dann fluchtartig ab. "Auf Wiedersehen!", hörte er sie ihm nachrufen, gefolgt von den besorgten Worten der Schwester. "Da bist du ja, Miyu. Du sollst doch nicht alleine aus dem Zimmer laufen. Hat der nette Junge ein bisschen mit dir gespielt?" Die Unterhaltung wurde unverständlich, als er sich der Tür zum Treppenhaus näherte, wo Crawford-san mit einem unergründlichen Gesichtsausdruck auf ihn wartete. Schweigend setzten sie ihren Weg gemeinsam fort, zurück durch die Eingangshalle und den Gang mit dem falschen Licht. Wenigstens hatte er keine Kopfschmerzen mehr, die sich dadurch verstärken konnten. Immer noch war er wie taub im Inneren und er störte sich nicht einmal daran. Im Fahrstuhl blieb sein Blick fest auf die Türen gerichtet um den Spiegeln auszuweichen und damit sich selbst. Die Fahrt war schnell vorbei und er folgte dem Amerikaner durch ein Labyrinth aus Autos zu dessen Wagen. Und jetzt nach Hause. Er lehnte sich zurück, schloss die Augen, riss sie fast sofort wieder auf. Er konnte nicht nach Hause. Dort würde niemand sein. Verlassenheit und Kälte. Stille. Die Vorstellung, stattdessen zu seinem Onkel zu fahren, in ein belebtes Haus, bewohnt von einer Familie wie er sie gestern noch gehabt hatte, ließ ihn im Sitz zusammensacken. Kälte und Stille in ihm. Er fröstelte. Nein, er wollte nicht dorthin, aber was blieb ihm anderes übrig? Es war alles so sinnlos geworden... Wenn er wenigstens mit Aya reden könnte, doch sie hatte sich zurückgezogen vor dem Schrecken der Wirklichkeit. Warum war ihm das nicht möglich? "Möchtest du vielleicht etwas essen, bevor ich dich zu deinem Onkel fahre?" Es dauerte ein paar Sekunden, ehe die Worte wirklich zu ihm durchgedrungen waren. Dann betrachtete er den Vorschlag, unfähig sofort eine Entscheidung zu treffen. Essen? Das Müsli war schon vergessen und sein Magen hätte sicher zugestimmt, wenn dort nicht dieselbe Taubheit geherrscht hätte wie überall. Aber es würde auf jeden Fall einen Aufschub bedeuten, bevor er besorgten und mitleidigen Blicken ausgesetzt sein würde, den Tränen seiner Tante, der Hilflosigkeit seines Onkels, der Unwissenheit der Zwillinge. Und so fiel die Entscheidung. "Ja, gerne." Der Motor wurde gestartet und er schloss wieder die Augen, die restliche Welt verbannend. Er musste sich nicht mehr vor dem Bild des toten Jungen fürchten. Es war ausgebrannt worden, als er vorhin bei seiner Schwester kniete. Durch Eis, so kalt, das es alles vernichten konnte. Auch ihn selbst, wenn er nicht aufpasste. Würde er die Kraft dazu haben? Kühles Metall berührte seinen Hals. Der Ohrring. Aya... für dich. Wenig später saßen sie in einer kleinen Gaststätte, aber er verspürte überhaupt keinen Hunger. Unkonzentriert rührte er in seiner Schale, beobachtete die herumwirbelnden Nudeln. Gegenüber hatte Crawford-san Platz genommen, nahm gerade die beschlagene Brille ab um sie blankzuputzen. Obwohl er nicht hinsah, spürte er doch dabei den Blick des Älteren auf sich ruhen, der nichts von seiner Intensität verloren hatte. So unter Beobachtung stehend fing er nun doch an zu essen und ein Teil seines Unbehagens verschwand. Nach den ersten Bissen wurde ihm klar, dass er sehr wohl Hunger hatte, trotzdem fiel es ihm schwer fortzufahren. Das Essen war seltsam geschmacklos, doch er bezweifelte, dass es an der Zubereitung lag. Mechanisch kaute und schluckte er weiter, bis sein Magen sich voll anfühlte und die Schale leer war. "Ich brauche noch die Anschrift." Die ruhige Stimme ließ ihn aufschrecken und machte ihm bewusst, dass er die ganze Zeit nur noch auf die Schale gestarrt hatte, reglos. Ein paar Sekunden lang war er ratlos, dann verstand er endlich, was der Andere wollte. Und nach einem Moment des Nachdenkens erklärte er ihm, wo sein Onkel wohnte. Danach wollte er seine Brieftasche hervorholen um sein Essen zu bezahlen, doch Crawford-san winkte ab. "Das habe ich bereits erledigt. Komm, lass uns gehen." Mit diesen Worten stand der Schwarzhaarige auf, richtete seine Kleidung und wartete anschließend darauf, dass er es ihm gleichtat. Die restliche Fahrt flog an seiner Aufmerksamkeit vorbei, die jetzt darauf gerichtet war, sich auf das Kommende einzustellen. Widerstreben breitete sich in ihm aus, er wollte nicht ankommen. Das hatte so ein Gefühl des Abgeschlossenseins, er würde endgültig akzeptieren müssen, was passiert war. Und das konnte er einfach nicht. Selbst nachdem er seine Schwester dort im Bett gesehen hatte und _wusste_, dass seine Eltern tot waren, weigerte sich immer noch etwas in ihm wirklich daran zu glauben. Wenn doch alles nur ein Traum wäre. Er könnte einfach aufwachen und sich von Aya ärgern lassen, während seine Mutter lächelnd zusah und sein Vater sie zur Ordnung rief. Doch er konnte sich nichts vormachen, der Schmerz war viel zu real gewesen, auch wenn jetzt nur noch Taubheit übrig war. Und Kälte. Immer noch. Es war unwirklich, als sie schließlich vor dem geduckten Haus anhielten, er mit ungelenken Bewegungen ausstieg, nach seiner Tasche griff. Crawford-san ging neben ihm, brachte ihn bis zur Tür. Vielleicht befürchtete der Ältere, dass er sonst davonlaufen würde, er wusste es nicht, doch der Gedanke ließ seine Mundwinkel zucken. Eine Hand legte sich wieder auf seine Schulter und diesmal hätte er fast aufgeschrien. Vater, warum stehst du nicht neben mir? Warum hast du das nur getan? Er blieb stumm, seine Augen trocken. Sie hatten ihm das Gästezimmer gegeben. Es wirkte fremd und unbewohnt. Keine persönlichen Dinge lagen herum, nur der Koffer passte nicht so recht in Bild, der neben dem Bett auf ihn gewartet hatte. Er erinnerte sich noch gut an die Erklärung seines Onkels. Nach dem Besuch beim Kinderarzt waren sie an seinem Elternhaus vorbeigefahren, das die Polizei inzwischen freigegeben hatte. Dort hatte ihm seine Tante ein paar Sachen zusammengepackt. Sie wollten ihm nicht zumuten das selbst zu tun. Unruhig wälzte er sich von einer Seite auf die andere. Beim Abendbrot hatte er kaum etwas heruntergebracht, es war noch zu früh, das Mittagessen hatte wie Blei in seinem Magen gelegen. Seine Cousins, die sich wie Ei dem anderen glichen, hatten laufend Unfug getrieben und ihre Mutter auf Trab gehalten. Ihre Fröhlichkeit schnitt wie Messer in ihn. Zum Glück waren sie kurz darauf ins Bett gebracht worden und er selbst hatte sich auch bald entschuldigt. Allerdings konnte er einfach nicht einschlafen - wie auch um diese Zeit. Samstags war er meistens lange unterwegs, doch so etwas erschien ihm jetzt unmöglich. Und im Wohnzimmer hatte er es einfach nicht mehr ausgehalten. Seine Tante war kurz davor loszuweinen, wurde nur durch seine Anwesenheit davon abgehalten. Diese Atmosphäre uneingestandener Sprachlosigkeit hatte er nicht lange ausgehalten und war ihr hierher entflohen. Doch seinen eigenen Gedanken entkam er dadurch nicht. Mit einem Seufzen schlug er die Augen auf, erhob sich schließlich. Er würde sich ein Glas Wasser holen. Leise öffnete er seine Tür, lauschte in den Flur hinein. Von den Jungs war nichts zu hören, diese schliefen sicherlich schon. Aus dem Wohnzimmer drangen gedämpfte Laute einer Unterhaltung zu ihm vor. Ohne ein Geräusch zu verursachen, schlich er sich in die Küche, kam sich dabei etwas albern vor. Das Wasser gurgelte in das Glas und da er das Licht nicht eingeschaltet hatte, verpasste er fast den Moment, als es voll war. In einem Zug trank er alles aus, fühlte sich danach aber nicht wirklich sehr viel ruhiger. Und müde war er natürlich auch nicht. Niedergeschlagen machte er sich auf den Weg zurück, hielt allerdings bei der Wohnzimmertür inne. Unwillkürlich hörte er ein paar Worte mit ohne wirklich lauschen zu wollen, dann jedoch wollte er genau wissen, was los war. "Wie sollen wir das bezahlen?" Seine Tante. "Die Krankenversicherung deckt kein Einzelzimmer ab und auch keine Spezialisten, die Aya vielleicht helfen könnten." "Dann wird sie eben in ein anderes Zimmer verlegt, das ist doch nicht weiter schlimm. Und sie haben gesagt, dass es keinen physiologischen Grund für ihr Koma gibt, da können sicher auch irgendwelche Spezialisten nichts machen." Die Antwort kam vollkommen ruhig. "Wir kommen schon klar." Seine Tante blieb zunächst stumm, lachte dann leise auf, ein Laut, der eher nach einem Schluchzen klang. "Das sind nur die Nerven... Weißt du schon, wann die Beerdigung stattfinden soll?" Er floh nach dieser Frage regelrecht, lag kurz darauf zitternd unter seiner Bettdecke. Warum hatte er daran bis jetzt noch nicht gedacht? Er kaute auf seiner Unterlippe herum. Für seine Tante stellten Aya und er eine zusätzliche Belastung dar, sie hatten nur das Einkommen von Onkel Rimoto, mit dem sie bisher ganz gut ausgekommen waren. Aber jetzt sah die Sache ganz anders aus, plötzlich mussten sie ihn mitversorgen und Ayas Behandlung... Keine Spezialisten? Sie musste doch so schnell wie möglich zu ihm zurückkehren. Eine Hand glitt zu dem Ohrring, als könnte er so etwas Halt finden. Ob seine Eltern Ersparnisse hatten? Sein Vater hatte mal einen Fonds erwähnt, den er für ihr Studium angelegt hatte. Nervös strich er eine Strähne aus der Stirn. Morgen musste er unbedingt wieder im Cafe auftauchen, er hatte heute schon ohne Nachricht gefehlt. Das Geld würde er sicher noch gebrauchen können. Aya-chan... TBC Argh, irgendwann gelingt es mir noch, mich mit meiner eigenen FF runterzuziehen... ich müsste mal was Fröhlicheres schreiben, wenn ich nur wüsste, wie o.O' *am Kopf kratz* Euch allen nichtsdestotrotz eine schöne Woche ^^ cya, cu ^-^ *winkz* Kapitel 13: "Orientierungslos" ------------------------------ Close Distance (Teil 13) Titel: Close Distance Teil: 13/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Endlich taucht Schu auch mal wieder auf ^^ Disclaimer: not my boys, no money make... Greetings: @Andromeda: Ach du meine Güte, du hattest ja wirklich wenig Schlaf gehabt. Sowas wie Rücksichtsnahme gab es da wohl nicht ^^° Wie sollte Ran denn Hilfe bei Weiß suchen, wenn er die gar nicht kennt? *neugierig frag* *gg* Und ich muss sagen, in diesem Teil tut er mir auch wieder Leid... ich hoffe, ich habe ihn bald aus dem Tief raus. Wenigstens muntert Schu ihn wieder ein bissl auf ^^ Argh... Crawfu auf Rans verbliebene Verwandtschaft loslassen? Ich glaube das würde der Rotschopf nicht so toll aufnehmen ^^° @nai-chan: Ja, mir ist auch schon aufgefallen, dass es zurzeit ziemlich traurig zugeht... Ich meine, sonst ist bei meinen FFs ja in der Regel auch nicht viel Positives passiert ^^# aber da wirkte es nicht so sehr auf mich... Muss an Ran-chan liegen *ihn knuddel* Und ehrlich gesagt will ich hoffen, dass es auch mal weniger deprimierend zugeht ^^ @Maike: Ich habe vorhin was im Radio über Straßenfeste in Berlin gehört und dass es daher zu Straßensperrungen kommt. Ist das so was, wo du auch bist? ^^ Bist sicher froh, wenn das Weekend vorbei ist, soviel wie du diesmal zu tun hast. ^^° Ich hoffe du kommst bald zum Lesen *lieb sag* @Arigata: Biddu du auch fleißig oder haste es einfach nur vergessen, den letzten Teil zu lesen? *grins* Nu ja, immerhin kann ich mir sicher sein, dass du es noch nachholst *knuffel* @Furia: Nope, die Zwillinge bleiben nicht namenlos *lach* Ich glaube im *am Kopf kratz* 20. Teil ^^°°° werden ihre Namen mal erwähnt *dir versicher* Ich fand es halt nicht ganz so wichtig, muss ich mal zugeben. Du sagtest doch selbst, dass Ran sich bestimmt anders entwickelt, wie sollte ich ihn dann zu Weiß rüberschleusen? ^^ Und Yotan ist ganz sicher nicht Weiß' Anführer! *Kopf schüttel* Es gibt für mich genau eine logische Wahl und genau die habe ich getroffen ^___________^ @Xell: Ich muss dir gestehen, dass ich es auch viel interessanter fände, wenn Ran bei Schwarz wohnen würde ^.~ Allerdings möchte ich ihn nicht zu schnell an die Gruppe annähern (ganz abgesehen davon, dass es Probs mit den ,Jobs' geben könnte ^^) und auch wenn er bei seinem Onkel wohnt, wird er oft genug mit Schwarz zu tun haben *versprech* *dir Gummibärchen für den ersten Commi bei dem Teil rüberschieb* Teil 13 "Orientierungslos" Nachdenklich betrachtete er seine Finger, bewegte sie, einen nach dem anderen. Das ging ohne Probleme und doch hatte er nach dem Aufwachen befürchtet, zu schwach zu sein um auch nur irgendetwas zu tun. Ein fremdes Zimmer. Schon wieder. Doch dieses Mal war da keine Verwirrung sondern sofortige Klarheit. Sonnenstrahlen fielen in einem ungewohnten Winkel durch das Fenster, zeichneten Muster, Streifen aus Licht. Er blinzelte, nahm die Hand wieder herunter, so dass die Wärme wieder sein Gesicht erreichen konnte. Deutlich fühlte er sie auf seiner Haut, sanft, wie eine Berührung. Aber sie blieb nur an der Oberfläche, konnte nicht weiter in ihn vordringen. So stark war der Panzer in seiner eisigen Unnachgiebigkeit, angewachsen mit jedem Atemzug. Violette Augen schlossen sich, während er in sich hineinlauschte. Irgendwo fand er Trauer, untrennbar mit Furcht gemischt, doch beides war in einen Winkel seines Selbst verdrängt worden, der keine Stimme hatte um sich ihm mitteilen zu können. Viel stärker war da dieses Gefühl von Verlorenheit, doch selbst das wurde von Zorn überdeckt, der so kalt war, dass er ihn fast verbrannte. Es gab keinen Weg ihn freizulassen, niemand, auf den er gerichtet werden konnte. Und so fraß er sich in ihn hinein, tiefer und tiefer. Tief atmete er durch, nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte. Augenblicklich umfing ihn Vertrautheit und doch spürte er einen Stich der Stille durch sich hindurchrasen. Nichts bleibt wie es war. Die Wahrheit in diesen Worten wurde ihm erst hier und jetzt bewusst. Hier, zu Hause. Jetzt, da auf sein stummes Flehen niemand antwortete. Was hatte er auch erwartet? Dass er plötzlich doch wie aus einem bösen Traum aufwachen würde? Ein bitteres Auflachen kämpfte gegen die Stille an ohne gewinnen zu können. Fast erschrocken durch den Klang verstummte er wieder, ging dann in sein Zimmer. Natürlich hatte seine Tante nicht daran gedacht, ihm auch seine Kellneruniform einzupacken. Ihr erschrockener Blick als er heute Morgen beim Frühstück erwähnte, dass er hierher musste, stand ihm wieder deutlich vor Augen. Zuerst hatten sie ihn gar nicht gehen lassen wollen, dann nahmen sie ihm das Versprechen ab, auf gar keinen Fall die Küche zu betreten. Warum hatte er nicht das Angebot seines Onkels angenommen, dass dieser ihm die Sachen holen könnte? Zögernd hielt er inne, den Arm mitten in der Bewegung eingefroren, erhoben um den Schrank zu öffnen. Seine Motive - wie lauteten sie? Zum Teil hatte er sich einfach davon überzeugen müssen, dass wirklich niemand mehr hier war. Ja, ein Stück Wahrheit. Endlich schaffte er es, seine Aufgabe zu Ende zu führen und sich die Uniform herauszusuchen. Aber das war nicht alles, was er hier wollte. Er musste es sehen. Egal ob er es danach bereuen würde oder nicht. Unbeabsichtigt hatten sie ihm verraten, wo er nachsehen musste und auch wenn er vorhin noch seine Schritte an der Küche vorbeigelenkt hatte, tat er es jetzt nicht. Was zählte schon ein gebrochenes Versprechen in einer Welt, in der sowieso nichts Bestand hatte... Die Schiebetür ließ sich ohne jeden Widerstand öffnen, glitt geräuschlos zur Seite. Und dann sah er es. Die Bilder drängten sich ihm unbarmherzig auf, ohne dass er den Blick abwenden konnte. Aber das wollte er auch nicht. Er trank alles regelrecht in sich hinein. Die Unordnung. Überreste der Notversorgung. Nicht zu identifizierende Flecken, Blut wahrscheinlich. Doch sein Durst wurde dadurch nicht gestillt, seine Frage blieb unbeantwortet: Warum nur, Vater... Man konnte erkennen, dass hier jemand oberflächlich zu Gange gewesen war, aber es reichte nicht. Ohne darüber nachzudenken stellte er die Stühle richtig hin, war danach aber noch nicht zufrieden. Ruhelos irrte sein Blick durch den Raum, blieb an der Spüle hängen. Nachher wusste er nicht zu sagen, wie viel Zeit vergangen war, doch schließlich hatte er es geschafft die letzten Spuren des Geschehenen wegzuwischen, als könnte er dadurch auch alles aus der Wirklichkeit tilgen, ungeschehen machen. Mutter wäre stolz auf mich, ich habe noch nie freiwillig beim Putzen geholfen... Unbehaglich kaute er auf seiner Unterlippe. Das war so sinnlos, sie würde niemals erfahren, was er getan hatte! Mit einem Laut, der nicht ganz ein Aufschrei war, schmiss er den Lappen zu Boden. Und wieder blieben seine Augen trocken. Er war vollkommen allein, während er sich durch die Menge schob, die das herrliche Wetter aus dem Haus gelockt hatte. Niemand rempelte ihn an oder berührte ihn auch nur. Wohin auch immer ihn seine Füße trugen, immer schien alles zurückzuweichen. Keine bewusste Entscheidung, sie gingen ihm einfach aus dem Weg, als würde allein seine Anwesenheit schon eine Bedrohung sein. Vielleicht müssten sie ja aufhören zu lächeln, sobald sie seine Existenz eingestanden. Wie konnten sie nur so glücklich aussehen, wenn ringsum laufend Menschen starben? Bei diesem Gedanken stoppte er abrupt, um ihn herum wogte es weiter. War er selbst nicht genauso gewesen? Wen kümmerte schon ein Unglück, solange man nicht selbst betroffen war... Vielleicht gab es da einen flüchtigen Moment des Mitleids, dann aber konnte man wieder zur Tagesordnung zurückkehren. Schlussendlich lebte doch jeder nur für sich allein. Ein seltsames Lächeln huschte über sein Gesicht, dann ging er weiter. Das würde er sich merken müssen. Als er das nächste Mal stehen blieb, hatte er das Cafe erreicht und seine Umgebung wurde um eine Nuance heller. Er hatte das Gefühl, aus irgendeiner Tiefe aufgetaucht zu sein. Wie zu erwarten war jeder Platz besetzt und obwohl die Mittagszeit noch nicht lange vorbei war - ein kurzer Blick auf die Uhr verriet ihm das - löffelten die meisten bereits an Eisbechern oder führten sich ein großes Stück Kuchen zu Gemüte. Wie lange war er nur umhergeirrt? Er schob die Frage zurück in den Winkel, aus dem sie herausgekrochen war, fest entschlossen, sie keiner näheren Betrachtung zu unterziehen. Stattdessen trat er durch die einladend geöffnete Tür, wurde fast augenblicklich von seinem Chef begrüßt. "Da bist du ja Ran. Und keine Minute zu früh." Ein Lächeln ließ weiße Zähne aufblitzen, dann wich der freundliche Gesichtsausdruck plötzlich und ließ nur Vorsicht zurück. Und einen Hauch von Unbehagen. "Es tut mir sehr Leid, was passiert ist. Bist du dir sicher, dass du nicht frei nehmen möchtest?" Er schüttelte nur den Kopf. "Ich kann euch doch nicht allein die ganze Arbeit machen lassen." Seine ruhige Haltung ließ den Anderen die meiste Anspannung verlieren. "Gut, dann zieh dich schnell um." Und im nächsten Moment war sein Chef schon wieder in der Küche verschwunden. Für einige Sekunden blickte er ihm noch hinterher, begab sich schließlich in den kleinen Umkleideraum. Die frischgewaschenen Sachen hatte er die ganze Zeit in einer Tüte bei sich getragen, auch wenn er sich überhaupt nicht erinnern konnte, sie mitgenommen zu haben. Es musste automatisch geschehen sein. Immer noch leicht verwirrt wechselte er in die Kellnerkleidung, faltete sein normales Hemd und die Hose ordentlich zusammen, um sie dann in seinem Schrank zu verstauen. Der Anblick des Hemdes rührte etwas in ihm an, aber er hatte keine Zeit näher darüber nachzudenken. Rasch verließ er den Raum wieder um sich in die Arbeit zu stürzen. Und davon gab es mehr als genug. "Ran-kun? Ich hatte gehofft dich hier zu finden." Erst als er die vertraute Stimme hörte, nahm er den neuen Gast wirklich wahr, blickte vom Bestellblock aufsehend direkt in die besorgten Augen seines Freundes. "Yun-kun..." Er fühlte, wie ihm das Blut aus dem Gesicht wich. Bitte, jetzt kein Mitleid, das könnte er nicht ertragen. "Geht es dir nicht gut?" Hastig sprang der Braunhaarige auf, griff nach seinem rechten Unterarm um ihn zu stützen. "Ist schon in Ordnung, ich hatte bloß keine Zeit Mittag zu essen." Dass er sowieso nichts herunterbekommen hätte, brauchte er ja nicht zu erwähnen. Misstrauisch wurde er gemustert, dann wieder freigelassen. "Ich habe..." Ein Räuspern und mit einem neuen Anlauf: "Ich habe gestern in der Zeitung gelesen, was passiert ist. Ich wusste nicht, wie ich dich erreichen sollte! Ran, ich... kann ich dir irgendwie helfen?" Die Worte wurden nur geflüstert, besaßen aber soviel Nachdruck, dass trotz des herrschenden Lärms jedes einzelne zu ihm durchdrang. Die dann folgende Stille zwischen ihnen beiden machte alles nur noch schlimmer. Ein Knirschen lenkte ihn dankbarerweise ab und er lockerte den Griff um seinen Stift, ehe dieser zerbrechen konnte. Helfen? Wie sollte das möglich sein? Niemand konnte den Tod seiner Eltern ungeschehen machen. Das Bild seines Vaters stieg flüchtig in ihm auf, so klar, als würde dieser vor ihm stehen. Er erstickte fast an der Frage nach dem Warum, bevor er sich endlich zusammenriss. "Ich wohne jetzt bei meiner Tante und meinem Onkel. Hier hast du die Telefonnummer..." Er kritzelte sie auf einen Zettel seines Blocks, gab ihn an Yunshiro weiter. Zum Glück war sie so einfach, dass er sie von Anfang an im Kopf behalten hatte. Dunkle Augen hielten ihn weiterhin gefangen. "Ich hatte auch versucht dich übers Handy anzurufen." Das Handy? In diesem Moment wusste er nicht, wo es abgeblieben war. Nachdenklich furchte sich seine Stirn. Am Freitagabend - ein schmerzhafter Stich - hatte er es noch beigehabt, er kontrollierte so etwas immer nach dem Umziehen. Und danach... Er fröstelte. "Es wird noch irgendwo herumliegen..." Am Ausdruck seines Freundes konnte er deutlich ablesen, dass dieser sein ,irgendwo' mit ,zu Hause' übersetzte und daher lieber schwieg. Und das Thema wechselte. "Warum bist du heute arbeiten gegangen?" Das Unverständnis wurde fast erfolgreich unterdrückt. Fast. "Das Geld... ich möchte ihnen nicht zu sehr auf der Tasche liegen." Die Sache mit der Behandlung seiner Schwester blieb unerwähnt, da konnte ihm dieses bessere Taschengeld, welches er hier verdiente, auch nicht weiterhelfen. Und seinen anderen Grund wollte er auch nicht diskutieren. Er brauchte einfach etwas, das ihn beschäftigt hielt. "Ja... ich verstehe... Du kannst zu mir kommen, wenn..." Yunshiro schloss den Mund ohne den Satz zu beenden, weigerte sich, den Augenkontakt weiter aufrechtzuerhalten. "Wir sehen uns morgen in der Schule, ja?" Überrascht nickte er einfach nur. "Danke", fügte er schließlich hinzu. Sein Freund lächelte daraufhin fast natürlich. "Ich will dich nicht weiter stören, sonst wird dein Chef noch böse." Ein Schulterdruck folgte. "Bis morgen." "Bis morgen..." Yunshiro konnte die Erwiderung nicht mehr hören, war bereits auf dem Weg nach draußen. Ein seltsames Zwischenspiel. Er schüttelte den Eindruck ab, dass sein Freund ihm noch etwas ganz anderes hatte sagen wollen und wandte sich dem nächsten Tisch zu. "Hey, Fujimiya!" Er zuckte zusammen, als er schon wieder persönlich angesprochen wurde. Es waren zwei Jugendliche, etwas älter als er selbst und auch wenn sie ihm wage bekannt vorkamen, konnte er sie nicht einordnen. Dass sie seinen Namen wussten wunderte ihn überhaupt nicht nach dem Vorfall am Anfang dieser Woche. "Wollt ihr etwas bestellen?" "Ja, das auch. Aber ich habe eben zufällig mitbekommen, dass du ein bisschen Geld verdienen willst. Ich hätte da einen kleinen Tipp, wo du 10 Millionen Yen Preisgeld gewinnen kannst." Ein halb verstecktes Grinsen begleitete diese Worte. Abgestoßen und wider Willen interessiert legte er den Kopf leicht schräg. Die genannte Summe war so hoch, dass er sie kaum verarbeiten konnte, für Aya-chan würde es bestimmt reichen. Der Andere nahm die Geste als Aufforderung und sprach weiter. "Du kannst doch gut kämpfen. Hab gehört, dass du Freitag den Wettkampf gewonnen hast. Hier", ein Zettel wurde ihm zugeschoben. "Brauchst einfach nur hingehen und sagen, dass du teilnehmen willst." "Gibt es irgendwelche Bedingungen?" Mit heiserer Stimme hakte er nach. "Du musst nur gewinnen." Ein breites Lächeln, der Begleiter gluckste hinter vorgehaltener Hand. "Aber jetzt bring uns bitte zwei Früchteeisbecher." Ohne weitere Fragen gehorchte er und den Rest des Nachmittags nahm er alles nur noch durch einen Schleier wahr. ****** Was für ein Lärm... Schnell zog er die Mauer wieder hoch und schaffte es so, alles auf ein erträgliches Niveau zu reduzieren. Jedenfalls für eine Weile. Sein lässiges Grinsen zeigte nichts von dem was er dachte, als er das überfüllte Cafe betrat. Er musste sich wohl darauf verlassen, dass Crawford Recht hatte und Ran hier war, auch wenn dieser es mal wieder nicht für nötig gehalten hatte ihm zu verraten, was an diesem Jungen eigentlich so interessant war. Seine Sonnenbrille verbarg die grünen Augen, während er sich suchend umsah, doch seine Konzentration wurde durchbrochen, als plötzlich jemand von hinten in ihn hineinrannte. Gedanken überfluteten ihn uneindämmbar und Schweiß trat auf seine Stirn, die hastig gemurmelte Entschuldigung hörte er kaum. Was war das denn? Ran? Er fuhr herum, sah tatsächlich den Rothaarigen mit gesenktem Kopf vor sich stehen. Was für eine Energie... Selbst jetzt, da der Körperkontakt unterbrochen worden war, blendete ihn die Mischung aus tiefreichendem Zorn, durchmischt mit schwarzen Blitzen aus Trauer, mental fast. Er wandte alle Kraft auf um sich so gut es ging davon abzuschotten. "Schon in Ordnung, Ran." Er selbst hörte den Stress aus seiner Stimme heraus, bezweifelte aber, dass es jemandem gelingen könnte, der ihn nicht sehr gut kannte. "Schuldig?" Violette Augen hefteten sich auf sein Gesicht und mit leichter Überraschung sah er, dass Ran äußerlich vollkommen ruhig wirkte. "Arbeitest du hier?", stellte er sich dumm. "Crawford hatte mir mal dieses Cafe empfohlen, aber ich glaube, ich bin irgendwie im falschen Moment gekommen." Eine weitschweifende Geste umfasste die besetzten Tische. Sein Gegenüber nickte, seine Frage bestätigend. "Ich habe jetzt Schluss, die Abendschicht übernehmen andere. Muss am Wetter liegen, dass alles so überrannt ist. Normalerweise geht es nicht ganz so schlimm zu." "Na da musst du jetzt ziemlich k.o. sein, ne? Brauchst du eine Mitfahrgelegenheit? Irgendwie verspüre ich gerade keine große Lust, mich hier irgendwo dazwischen zu quetschen." Ran zog das Angebot in Erwägung, genauso wie eine sofortige Ablehnung, nickte dann kaum merklich. "Danke, ich bin gleich wieder da..." Er sah ihn hinter einer ,Zutritt verboten'-Tür verschwinden, stieß mit einem leisen Pfeifen die Luft aus. Selbst in seinem abgeschotteten Zustand hatte er die oberflächlichen Gedanken lesen können und dabei war eine interessante Information zu Tage gefördert worden. Unterlegt von dem jetzt nur noch als Rauschen wahrnehmbaren Gefühlsaufruhr war für einen Moment die Überlegung aufgetaucht, einen bestimmten Club aufzusuchen. Woher kannte Ran das Keller-Casino? Er wusste, das Crawford den Koala manchmal dorthin begleitete und der Junge hatte dort ganz sicher nichts zu suchen. Durch dunkles Glas ungesehen, blitzte es in grünen Augen spekulierend auf. Herr ,eiskalter Bastard steht in meiner Jobbeschreibung' hatte doch nicht etwa eine Vision gehabt und machte sich jetzt um Ran-chan Sorgen? Was für eine entzückende Vorstellung... Seine Mundwinkel zuckten. Allerdings... vielleicht brauchte Crawford den Rothaarigen wirklich für irgendetwas und wollte einfach nur nicht, dass ihm seine Pläne verdorben wurden. Was auch immer dieser alles andere als mitteilsame Kerl wieder ausgebrütet hatte. Ein Teil seiner Belustigung verschwand. Die zweite Variante war eindeutig die wahrscheinlichste, aber die erste versprach viel mehr Spaß. Ein Blitz - tiefschwarz - am Rande seiner Wahrnehmung durchbrach seine Überlegungen. "Da bist du ja wieder. Dann nichts wie los, bevor diese einsamen Mädchen noch über mich herfallen." Ran stutzte, lachte dann auf. ~ TBC ~ Wie ihr sicher zum Ende gemerkt habt, nähern wir uns endlich der ersten Anime-Folge, die ich richtig doll eingebaut habe ^^ cya, cu ^-^ *winkz* Kapitel 14: "Pläne und Gegenpläne" ---------------------------------- Close Distance (Teil 14) Titel: Close Distance Teil: 14/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Mia, ich komme grade mit dem Schreiben so was von gar nicht vorwärts *drop* Disclaimer: not my boys, no money make... Greetings: @Andromeda: Na was sollte man wohl machen, wenn man soviel frei hat: faulenzen natürlich *grins* Okay, gestern habe ich mit ein paar Freunden gegrillt und vorgestern war ich bei meiner Oma, aber ansonsten ist nicht viel passiert ^^ Ich muss zugeben, dass ich selbst noch nicht so genau weiß, wie Ran am Ende FF sein wird. Eine ungefähre Vorstellung habe ich schon, aber erst mal abwarten, ob ich da auch hinkomme *gg* Jupp, Weiß wird sich auch mal wieder zu Wort melden (kann dir aber nicht genau den Teil sagen ^^°) Ich weiß ja, dass ich die ein bissl vernachlässige... ^^# @Maike: *grins* Es ist eben alles nur geklaut ^.~ Und natürlich muss ich die Szenen ein bissl abändern, weil es für die Leute, die den Anime kennen, sonst noch langweilig wird ^^° Und du hast Recht, es war wirklich die Folge mit dem Keller-Casino, in der Aya auf Takatori traf. Wenn diesmal Ran auf ihn treffen sollte, wird er bestimmt nicht mit dem Katana auf den ,armen' Politiker losgehen - womit wir mal wieder bei ner Abänderung wären. Die nächste Folge, die ich einzubauen gedenke, wird dann näher an der Vorlage sein ^^ @Arigata: Für Alzheimer bist du doch aber noch ein bissl zu jung, ne? o.O' Aber besser, du hattest wirklich noch keinen Commi geschrieben, als wenn Mexx ihn geklaut hat ^^ Das ist nämlich auch schon vorgekommen *ehe* Ach, es _könnte_ an Schus Auftritt gelegen haben? *lach* Dann dürfte dir dieser Teil auch gefallen, da er über eine Seite lang dran ist *zwinka* Damit kannst du ja anfangen zu verifizieren, ob aus dem Konjunktiv was anderes wird ^^ Und Schu wird noch öfter auftauchen, der Hauptchara ist er aber net *Kopf schüttel* @Furia: Genau, wer auch sonst *lach* ^^ Es _kann_ einfach nur Omi sein. Hm... das mit dem Hemd von Schu war es nicht ganz... das hat er immer noch zu Hause (und ich frage mich, wann er das eigentlich zurückgeben wird o.O). Wirst in diesem Teil ja sehen, welches gemeint war ^^ Ach je, du kennst echt nicht die ersten vier Folgen? Dann ist dir ja die Vorlage zu den folgenden Teilen meiner FF unbekannt ^^# Aber vielleicht ist es so eh interessanter für dich ^^ Das mit dem ,eiskalten Bastard' kenne ich von mehreren Seiten - es ist nicht unwahrscheinlich, dass ich auch von dir dazu inspiriert wurde *lach* @kohaku_san: Solange du insgesamt betrachtet bei der Story bleibst, ist es ja nicht so schlimm, wenn du mal vergisst einen Commi zu schreiben *lieb sag* Es ist einfach so, dass ich gerne die Rückmeldungen lese *grins* und da geht es sicher jedem so ^^ Du suchst nach Brad? Dann lies mal diesen Teil *nach unten deut* Der Mann lässt doch gar nicht zu, nicht mehr erwähnt zu werden *snicker* ^^ Und nein, du hattest nix Negatives über ihn geschrieben, nur gesagt, dass du ihn ,immer noch magst' oder so ähnlich ^^ Und ich wollte nur, dass es auch weiterhin so bleibt *lach* @candy-chan: Ich glaube beim letzten Kapitel hat euch Mexx einfach dazwischen gefunkt. Ich konnte es nämlich erst relativ spät hochladen und da ihr meinem Eindruck nach immer sehr früh die FF lest, habt ihr es wahrscheinlich nicht vorgefunden gehabt... *alle Schuld auf Mexx schieb* ^.~ Und ich bin ja dafür, dass dir niemand den Kopf gegen die Wand haut, das wirkt sich eher negativ auf die armen Gehirnzellen aus *snicker* *froh bin dass du es nicht alleine machst* ^^ @Xell: Nun... sagen wir es mal so: ich möchte, dass Ran-chan bis zum Ende meiner FF überlebt. Wenn wir nun berücksichtigen, dass er bestimmt nicht ordentlich mit einem Katana kämpfen kann, kannst du dir sicher ausrechnen, ob ich ihn an dem Wettkampf teilnehmen lasse, ne? ^^ In diesem Kapitel wirst ein bissl mehr über die Entwicklung erfahren ^^ @Jennifer_sama: Jaaa... *gedehnt sag* Ein positives Zeichen ist es schon, wenn ich ein trauriges Ereignis in der entsprechenden Stimmung rüberbringe, aber ich hätte nix dagegen, wenn ich es mal schaffen würde, etwas Fröhlicheres zu schreiben ^^° Und Crawfu käme nie und nimmer auf die Idee, sich aus reiner Nächstenliebe um Ran zu kümmern *dir zustimm* *lach* In diesem Teil wird eigentlich verraten, warum er es macht. Die Frage ist nur, ob ihr es seht ^^ Und japp, ihr habt alle richtig gelegen mit dem menschlichen Schachspiel ^^ Vielleicht erinnerst du dich ja daran, dass Weiß in Teil 6 meiner FF den Auftrag bekommen hat sich darum zu kümmern *zwinka* @nai-chan: Na solange es nicht negativ gesehen ,anders' war, ist ja alles in Ordnung ^^ Ich habe schließlich niemals garantiert, dass ich Stil, Stimmung oder auch Tiefe der Story von Kapitel zu Kapitel halte *grins* Das einzige was ich vielleicht hinbekomme, ist ein Roter Faden. Genau aus diesem Grund können sich die Themen der beiden Teile ja nicht allzu sehr unterschieden haben ^^ Und bleib ruhig bei deiner eigenen Philosophie - wenn sie keiner versteht, umso besser *snicker* @Shatielthefirst: Da haste ja nen regelrechten Commi-Marathon hingelegt o.O *lach* Und dir prompt wieder deine Gummibärchen verdient *rüberschieb* ^^ Der Titel des 12. Kapitels stammt wie dort im Kommentar erwähnt nicht von mir, sondern von einer FF, die auch hier auf Mexx zu finden ist. Und er war mir halt im Gedächtnis haften geblieben *ihn ebenfalls richtig toll fand* Fehlte nur noch ein Kapitel, wo es passte und schon habe ich ihn verwendet *ehe* Stimmt, ich hatte schon gar nicht mehr an ,Broken Memory' gedacht, aber dort war Ran echt schnell bei Schwarz gelandet. Nur dass er gar nicht wusste, wer er eigentlich ist *snicker* Teil 14 "Pläne und Gegenpläne" "Was für ein Chaos..." Mit einem Seufzen ließ er sich in den Sessel sinken, rieb sich die Stirn, hinter der es dumpf pochte. Ran hatte er zuvor in der Küche zurückgelassen, mit einer der angelieferten Mahlzeiten vor der Nase. Nicht wirklich unerwartet waren es fünf Portionen gewesen. Nagi leistete dem Rotschopf nach einer kurzen Vorstellungsrunde Gesellschaft und die Erinnerung an dessen aufblitzende Panik linderte seine Kopfschmerzen wenigstens für einen Augenblick. Er grinste. Natürlich hatte Ran Nagi nicht erkannt, eigentlich nicht einmal einer näheren Betrachtung unterzogen. Er war viel zu sehr mit sich selbst - und dem Versuch seine angewachsene Verzweiflung zu verdrängen - beschäftigt gewesen. "Ihr wart im Krankenhaus?" Nur widerwillig ließ er das Bild verblassen, öffnete die grünen Augen um Crawfords Blick zu begegnen - in dem _keine_ Frage stand. Warum musste der Kerl immer so tun, als hätte er keine Ahnung? Er gähnte den Älteren an und sah mit gewisser Genugtuung, wie dieser sich etwas versteifte. Die Augenbrauen näherten sich, warnten ihn, dass Crawfords Geduld heute nicht besonders ausgeprägt war. Und so bequemte er sich endlich zu einer Antwort. "Ja, kaum saßen wir im Auto, äußerte er den Wunsch hingefahren zu werden. Und falls er nicht von selbst darauf gekommen wäre, hätte ich nachgeholfen. Ganz wie der Herr es wünschte." Letzteres konnte er sich nicht verkneifen, dieses Pochen machte ihn unvorsichtig. Unwillkürlich streckte er seine mentalen Fühler aus, ließ sich von der tiefschwarzen Kälte betäuben, die Crawfords Geist darstellte. Er musste nur aufpassen nicht vollständig hineingesaugt zu werden. Seine Kopfschmerzen taten ihm zwar nicht den Gefallen ganz zu verschwinden, verloren aber wenigstens an Intensität. Dann fuhr er mit seinem Bericht fort, da der Amerikaner einfach nur abwartete. Seine Augen schlossen sich wieder und er lehnte sich zurück. "Seine Schwester, Aya, sie ist noch da... Hat sich irgendwo in ihrem Kopf verkrochen und weigert sich herauszukommen. Ich denke, am liebsten würde sie ihrer Mutter folgen, aber..." Er runzelte die Stirn, versuchte die gewonnenen Eindrücke zu sortieren. "Sie hört Ran, nicht wahr?" Die Unterbrechung rückte etwas in ihm zurecht und er nickte. "Ich weiß nicht, ob man es als ,hören' bezeichnen kann, aber auf jeden Fall nimmt sie ihn irgendwie wahr." Jetzt musterte er den Schwarzhaarigen mit erwachter Neugier. "Ist das von Interesse?" "Vielleicht. Falls es für dich von Interesse sein sollte, werde ich dich rechtzeitig informieren." "Zuvorkommend wie immer", lächelte er zuckersüß, während ihm so etwas wie ,undurchsichtiger Bastard' durch den Kopf schoss. "Ich nehme an, du brauchst mich nicht mehr." Ohne eine Antwort abzuwarten stand er auf und verließ das Wohnzimmer. Als erstes vergewisserte er sich, dass Ran sich immer noch in der Küche befand. Nagi war immer noch bei ihm und beide aßen in stiller Zufriedenheit. Nicht einmal von Nagi ging noch Anspannung aus und im Kopf des Rothaarigen war vorerst Ruhe eingekehrt. Mit einem kaum merklichen Kopfschütteln wandte er sich ab. Merkwürdiger Junge. Voller Zorn und Unverständnis, Liebe, als er Aya besuchte. Und äußerlich so unberührt, alles durch einen Mantel von Eis umschlossen, eingehüllt. Ob es bei Crawford vielleicht auch so war? In seinem Raum im Keller wartete Farfarello auf ihn. In einer Ecke hockend, mit abwesendem Blick. Die Schmerzen hatten sich mit einem verstärkten Pochen zurückgemeldet, sobald er Crawfords unmittelbare Nähe verlassen hatte und jetzt waren sie kaum noch auszuhalten. Er ließ sich neben dem Iren zu Boden sinken, sein Kopf kam an dessen Schulter zu ruhen. Erst jetzt zeigte der Andere eine Reaktion. "Tut es weh?" Eine kühle Hand legte sich auf seine Stirn. Langsam ließ er den Atem entweichen. Der direkte Kontakt verlinkte ihn direkt mit Farfarello, ließ alle anderen Stimmen zurückweichen, völlig verstummen. Sogar das nicht durch ihn selbst abzuschaltende Hintergrundrauschen verschwand, was ihm eine Erleichterung verschaffte, die er sonst nur in Crawfords Nähe fand. Allerdings wurde er hier nicht ausgeschlossen. Die Gedanken des Jüngeren stellten einen wirren Strudel dar - immer noch, trotz der neuen Medikamente - doch sie waren so auf sich selbst, auf eine innere Welt bezogen, dass sie einfach nicht auf ihn eindrangen. Und dafür war er zutiefst dankbar. Sanft griff er nach Farfarellos Hand, umschloss sie mit der eigenen. "Sind die Stimmen weg?" Interesse schwang in der Frage mit, aber die Antwort wurde nicht abgewartet. "Wenn du genau aufpasst, kannst du dann auch Ihn hören?" Waren sie mal wieder bei diesem Thema angelangt. Wenigstens verletzte Farf sich nicht selbst, wenn er seine philosophische Ader hatte. "Nein, ich glaube nicht... Jedenfalls hat er sich nicht namentlich vorgestellt." Erheiterung, so schwach eingewebt, dass der Andere sie nicht bemerken würde. Prüfend streifte er den einen Ärmel noch, entdeckte prompt frisches Rot. "Du hast versprochen damit aufzuhören." Farfarello entzog ihm zwar nicht den Arm, wandte aber den Kopf von ihm weg und starrte die Wand an. "Und du, dass du mich nicht allein lässt." Vorsichtig zeichnete er alte Narben nach, umkreiste neue Wunden. Eine leichte Gänsehaut bildete sich unter seinen Berührungen und wieder kam die Frage auf, die ihn schon eine ganze Weile beschäftigte. Wenn Farf das hier spüren konnte, warum dann keine Schmerzen? Er frage auch diesmal nicht. "Du wusstest doch, dass ich wiederkommen würde." "Weiß ich das?" Verlorenheit. Dann, weniger flach. "Glaubst du, Er kann mich hören?" Farfarello nach einem Kampf erschien vor seinem inneren Auge. Blutverschmiert, mit abwesendem Blick und einem fast sanft zu nennenden Lächeln. Er grinste in sich hinein. "Oh, ganz gewiss. Die Anderen schreien laut genug für dich." Der Ire sah ihn mit einer ruckartigen Bewegung an, so dass sein Kopf von dessen Schulter glitt. Tief in dem bernsteinfarbenen Auge glitzerte es. "Wusstest du, dass Seine Tränen blutrot sind?" Er ließ sich das kurz durch den Kopf gehen, nickte dann langsam. "Ich sehe was du meinst." Sein Daumen strich über einen Schnitt hinweg. Zu seiner Überraschung schüttelte der Jüngere sich, legte die Stirn in Falten. "Das kann nicht sein..." Was da nicht sein konnte wurde nicht weiter ausgeführt, stattdessen fand er sich plötzlich unter dem Iren wieder, Lippen pressten sich hart auf seinen Mund. "Lass uns dafür sorgen, dass Er weitere Tränen vergießt." Er grinste wieder, in den Kuss hinein. "Aber gerne doch." ****** "Pass mir gut auf deine Schwester auf, Ran", murmelte er vor sich hin, kaum dass Schuldig den Raum verlassen hatte. "Das wird für uns beide von Vorteil sein." Lider schlossen sich über braunen Augen und wieder waren da kleine Bröckchen von Informationen, die in ihm einrasteten. Sie würden es bald herausfinden, es prüfen und nochmals überprüfen. Aber schlussendlich würden sie überzeugt sein. Es war nicht ganz ein Lächeln, was seine Mundwinkel nach oben zog. Doch weiter im Text. Er musste verhindern, dass Ran an diesem Wettkampf teilnahm. Natürlich könnte diese Vision falsch gewesen sein, aber man musste ja kein Risiko eingehen. Mit lautlosen Schritten ging er nach oben, holte das Hemd des Rothaarigen sowie dessen Handy. Letzteres hatte er wohlweislich abgeschaltet gehabt, als Ran noch unter Einfluss des Beruhigungsmittels stand und es so weggelegt, dass dieser es einfach übersehen musste. Der Rotschopf sollte keine andere Bezugperson haben, nachdem er erfahren hatte, was mit seiner Familie passiert ist und dieser Schulfreund wäre ihm da vielleicht in die Quere gekommen. Aber es verlief alles nach Plan. Wieder im Erdgeschoss ging er in die Küche, wo Ran und Nagi gerade ihr Essen beendeten. Ihr Jüngster nickte auf seinen unauffälligen Wink hin kaum merklich. "Danke für deine Gesellschaft, Fujimiya-sempai", verabschiedete er sich dann höflich. Ran blickte von seinem leeren Teller auf, mit einem Lächeln, das die violetten Augen nicht erreichte, nur eine automatische Erwiderung der Höflichkeit war. "Du kannst ruhig meinen Vornamen verwenden." "Dann noch einen guten Abend, Ran-kun." Und damit ging Nagi an ihm vorbei, wahrscheinlich in sein Zimmer. Rans Blick war Nagi gefolgt und so auf ihn gefallen. "Crawford-san..." Dann bemerkte er die Sachen. "Mein Handy war also wirklich noch hier." Das erleichterte Lächeln war um einiges aufrichtiger als das von eben. "Schuldig war sich nicht ganz sicher, aber ich musste ja sowieso noch mein Hemd holen, das ich hier liegen gelassen hatte und er hatte nichts dagegen mich mitzunehmen. Ich..." Für einen Moment hatte er schon gedacht, Ran würde ins Plappern geraten, doch dieser verstummte abrupt, strich sich eine Strähne zurück. Wahrscheinlich eine Verlegenheitsgeste. Fast war er versucht zu lächeln. Er zog einen Stuhl zurück, setzte sich neben Ran an den Küchentisch. Violette Augen beobachteten ihn dabei, das Gesicht jetzt verschlossen. Was für ein Unterschied zu letztem Sonntag - aber seitdem war auch einiges geschehen. Er musste mit Schuldig reden um zu erfahren, was eigentlich zurzeit hinter der Stirn des Rotschopfes vorging. Chaos? Hm... falls der Telepath sich damit wirklich auf Ran bezogen hatte, konnte dieser sich sehr gut kontrollieren. Interessant. Und ein Schritt in die richtige Richtung. "Wie geht es dir heute?" Eine Frage, die nicht wirklicher Besorgnis entsprang, sondern in dieser Situation einfach angemessen war, erwartet wurde. Ein Schleier legte sich wie eine neuerwachte Erinnerung über die Züge des Jüngeren, ließ die Augen stumpf werden. "Es ist... schwierig..." Eine längere Pause folgte. Dann ein neuer Gedanke, begleitet von einem leichten Erröten. "Wegen gestern... ich hätte mich nicht so gehen lassen dürfen... Danke für Ihre Hilfe." Er machte eine abwehrende Geste, implizierend, dass das nicht der Rede wert gewesen war. Ran verstand und entspannte sich wieder etwas. Unbewusst fuhr eine Hand in die Hosentasche, umschloss dort knisternd den Zettel, von dem er eigentlich nichts wissen dürfte. "Was hast du da?", fragte er mit vorgetäuschter Neugier. Ein Stirnrunzeln war die Reaktion, da der Rothaarige einen Augenblick brauchte um die Frage einzuordnen, dann holte er die Hand wieder hervor, öffnete die zu einer Faust geballten Finger. Und wusste danach nicht so recht, was er sagen sollte. Nun gut, anscheinend wollte Ran nicht darüber reden, aber er würde ihn nicht ins offene Messer laufen lassen - im wahrsten Sinne des Wortes. Ohne zu fragen griff er nach dem zerknitterten Stück Papier, faltete es auseinander und strich es auf der Tischplatte glatt. Nachdem er seine Vermutung bestätigt sah, suchte er wieder Rans Blick, eine Augenbraue wanderte in die Höhe. "Weißt du, was das ist?" "Ein Casino... Das auch Wettkämpfe veranstaltet." Violette Augen huschten zur Seite, fixierten etwas, das sich irgendwo hinter seiner rechten Schulter befinden musste. "Man kann viel Geld dabei gewinnen." "Und noch sehr viel mehr dabei verlieren..." Er schüttelte den Kopf, missbilligend. "Hast du dir auch schon Gedanken gemacht, _warum_ sie eine so hohe Siegerprämie ausschreiben?" Nun war es an Ran den Kopf zu schütteln. "Du wolltest also einfach so reinmarschieren und dein Glück versuchen." Ein Anklang von Ironie färbte die Schlussfolgerung. "Nein!" Abwehrend, gefolgt von einem Zögern. "Ja... ich... ich weiß nicht..." Ran lief langsam aber sicher knallrot an, als hätte sein Gesicht beschlossen mit der Farbe seiner Haare zu konkurrieren. Ein Wangenmuskel zuckte, zog seinen linken Mundwinkel kurz nach oben. "Ich bin erleichtert zu hören, dass du dir vorher gut überlegst, was du so machst." Dann wurde er ernst, beugte sich zu Ran vor um dessen Kinn anzuheben, so dass dieser gezwungen wurde ihn anzusehen. "Ich habe Freitag gesehen, dass du mit einem Shinai umzugehen weißt, aber das war nur ein Spiel." Ran wollte etwas einwenden, doch ein scharfer Blick ließ ihn stumm bleiben. "Das dort ist kein normaler Wettkampf, du setzt dein Leben aufs Spiel." Violette Augen weiteten sich und der Jüngere wurde plötzlich blass. "Du hast bisher nur gekämpft um zu gewinnen, den Gegner höchstens in seinem Stolz zu verletzten. Die Angriffe werden nie konsequent zu Ende geführt, ich bezweifle, dass du das mit einem Katana überhaupt könntest. Spielerei, wie ich sagte..." Stille folgte, tiefgreifend, so dass er nur noch ihr beider Atmen hören konnte. Er ließ seine Hand nach unten sinken, beobachtete, wie Ran alles zu verarbeiten versuchte. Er sah aus, als hätte er ziemlich daran zu kauen. Und jetzt zeigte er ein geisterhaftes Lächeln. "Das kann überhaupt nicht sein... So etwas ist nicht erlaubt... Sie können sich doch nicht gegenseitig umbringen!" Violette Augen funkelten ihn aufgebracht und etwas verletzt an. Auch wenn es nicht ausgesprochen wurde, konnte er ablesen, dass Ran das Ganze als Lüge abgestempelt hatte. So nicht, mein Junge... Seine braunen Augen verrieten nichts, doch nach Rans heftiger Reaktion fragte er sich, ob dieser so einen Wettkampf überhaupt durchhalten konnte - und das bezog sich jetzt nicht auf die kämpferischen Fähigkeiten des Jüngeren. Die Teilnahme selbst wäre sicher kein Problem. Er kannte die Rekrutierungsgewohnheiten des Keller-Casinos für diese Art von ,Unterhaltung' nicht, wusste nur, dass sie überwiegend verzweifelte Schuldner kämpfen ließen. Aber auch jeder Irre konnte mitmachen, denn allein dass er wusste, was dort vorging, war eine ausreichende Legitimation. Und gerade deswegen musste er Ran zeigen, wie unsinnig sein Vorhaben war. "Was hast du morgen Abend vor?" Mit einem verwirrten Blinzeln erhielt er seine Antwort. "Hausaufgaben, nehme ich an. Nach dem Training." "Dann setz einen Punkt mehr auf deinen Plan. Um deinem Vater einen Gefallen zu tun, werde ich dir Gelegenheit geben, das Casino morgen näher kennen zu lernen." ~TBC~ Irgendwie kam mir der Dialog zwischen Schu und Farf ein bissl steif vor ^^° und bei Ran und Crawford wurde es noch schlimmer -_- Aber besser bekomme ich das jetzt eh nicht mehr hin, also müsst ihr es so aushalten ^^°°° cya, cu ^-^ *winkz* Kapitel 15: "Shoppen" --------------------- Close Distance (Teil 15) Titel: Close Distance Teil: 15/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Sodele, das hier ist jetzt mein 100. FANFIC-KAPITEL! ^_________________________^ Und Weiß gibt sich in Form von Omi auch mal wieder die Ehre. *gg* Disclaimer: not my boys, no money make... Greetings: @Andromeda: Hm, zurzeit bringt es noch nix, wenn Crawford Ran und den Koala zusammenbringt, schließlich ist für Ran ja kein Grund gegeben auf letzteren loszugehen... Unser Bishonen wird aber auf jeden Fall mitbekommen, dass der Chef seines Vaters so sauber nicht sein kann. Jetzt fängt das wieder an ^^° Aber ich kann dir aufrichtig sagen, dass ich selbst noch nicht weiß, ob noch ein Pairing kommt... ich würde ja gerne... wenn es klappt ^^ Freut mich übrigens riesig, dass dir die Szene mit Schu und Farf so gefallen hat ^________^ *knuffel* *mich jetzt gleich ganz energiegeladen fühl* ^^ @nai-chan: Jetzt bin ich ja beruhigt - aber pass bloß auf, dass ich nicht auszuprobieren anfange, was du so alles aushältst *lach* Vielleicht sollte ich aufhören mich selbst zu kritisieren, damit ihr auch noch was zu tun habt ^.~ Okay, dann hoffe ich einfach mal, dass es diesmal weniger steif wirkt, jedenfalls hat sich bei mir diesmal nicht der Eindruck aufgedrängt ^^ @Maike: *snicker* Dann bin ich ja direkt froh, dass du noch mal nachgeschaut hast. Und bei dem ganzen Kram, den du in letzter Zeit erledigen musstest, ist es ja kein Wunder, wenn du nicht zum Commi-schreiben kommst ^^ Nun, du kennst ja Crawford. Den interessiert es doch die Bohne, ob sich dort im Keller-Casino ein paar Verrückte gegenseitig abschlachten. Mit dem Zoo hast du eigentlich ganz Recht, was anderes ist es für ihn sicher nicht. *mir der Vergleich gefällt* ^^ Rans Reaktion wird bestimmt nicht ganz so gleichgültig ausfallen ^^# @Arigata: Ich glaube die beiden würden sich bei dir bedanken, wenn sie hören würden, dass du sie als knuffig bezeichnest *grins* *dir zwar zustimme aber es lieber nicht laut äußere* ^.~ Ach, dir war zur Abwechslung tatsächlich mal langweilig? Wie liebenswürdig von dir, die Zeit zum Schreiben eines Commis zu nutzen *knuffz* Überraschenderweise ist Schu in diesem Teil auch wieder dabei und du wirst ja genug Zeit haben, dieses Kapitel kommende Woche zu lesen ^^ Hm... hoffentlich kommt dein Zug heute pünktlich *mir das grade einfällt* Ich werde so schon lange genug am Bahnhof rumsitzen müssen ^^° @Furia: *dir zuwink* Da du so nett warst dich extra abzumelden, grüße ich dich hiermit auch ganz lieb ^_____________^ @candy-chan: Hach, das hört meinereiner doch gerne *lach* Vielleicht fand ich die Dialoge auch deshalb so komisch, weil ich sie einmal zu oft gelesen hatte ^^°°° Ich will euch ja nicht mit zu vielen Tippfehlern belästigen, aber nach dem dritten Mal lesen oder so kommt dir das, was du geschrieben hast, immer dämlicher vor *dröppel* Von Schu und Farf zusammen gibt es in ein paar Teilen erst wieder was, aber sie werden nicht vergessen *nod* @Shatielthefirst: Das Weekend ist ja schon wieder ran und dann auch noch so ein schön langes. Ich finde es wirklich praktisch, dass diese kirchlichen Feiertage oft auf nen Freitag oder Montag fallen *grins* Och, ich denke du hast es nicht gelesen, weil es oben im Header stand und da schauen die meisten sowieso nicht rauf *lach* Ist doch nicht weiter schlimm *knuffel* Inzwischen habe ich deine ENS ja im Kasten, es kann aber sein, dass diesmal du ne Weile auf die Antwort musst... so ne Woche ^^# Ich hoffe das geht okay *lieb sag* @Xell: *Gummibärchen rüberschieb* Da hat es ja mal wieder jemand geschafft, Shati von ihrem ersten Platz zu verdrängen *gg* Sie hat aber auch den Nachteil, zurzeit schlecht ins Net zu kommen ^^ Und es scheint nicht nur so, Farf und Schu mögen sich tatsächlich *mich wegschmeiß* ^________________^ Ist dir das erst im letzten Teil aufgefallen? Es gab nämlich schon vorher Szenen, die in diese Richtung deuteten *snicker* Und ob du es glaubst oder nicht, es gibt Leute, denen ich damit einen Gefallen tue *grins* Übrigens antworte ich gerne auf eure Posts *immer viel Spaß dabei hab* ^.~ Teil 15 "Shoppen" Heute Abend... Vor seinem inneren Auge breiteten sich die Räumlichkeiten aus, die er im Laufe mehrerer Nächte erkundet hatte. Deutlich sah er die Arena, die Menschen, welche darin starben, bloß um die anwesenden Gäste zu unterhalten. Und mehr war es für diese auch nicht: einfach nur Unterhaltung, während sie an ihrem Champagner nippten und sich an Kanapees gütlich taten. Er versuchte seine Aufmerksamkeit zurück auf den Unterricht zu lenken, schaffte dies aber nicht. Etwas träge sah er sich um und erkannte, dass es ihm nicht allein so ging. Musste an der einschläfernden Stimme des Lehrers liegen, der vorne ohne Unterbrechung seinen monotonen Singsang vortrug. Kazuma-kun, der eine Bankreihe weiter rechts saß, hatte den Kopf auf die Tischplatte gelegt und schien vor sich hinzudösen und zwei, drei andere starrten mit glasigem Blick ins Nichts, ihre Gesichter wirkten eingefallen. Vielleicht breitete sich ja auch eine Grippe aus. Seine Gedanken schweiften weiter. Sie mussten dem Treiben im Keller-Casino unbedingt ein Ende setzen, indem sie die Organisation von oben her zerstörten. Wie bereits aus den Unterlagen hervorgegangen war, hatte sich Hikage Masaya nicht blicken lassen, jedenfalls hatte niemand ihn bemerkt. Es gab da nämlich ein kleines Problem mit Hikages Identität. Sie war niemandem bekannt, nicht einmal Kritiker hatte etwas gefunden, das aktueller als fünf Jahre war. Doch eine Chance hatte er. Den Gerüchten nach sollte er heute Abend da sein. Dieser Gedanke entlockte ihm ein gar nicht freundliches Lächeln, das mit lang geübter Geschmeidigkeit in Sekundenschnelle in seine gewohnte Maske überging. Er _musste_ einfach da sein und sie hatten einen Anhaltspunkt: Wenn Hikage sich aufregte, erschien ein rotes Mal auf dessen Stirn. Und dieses Kainsmal würde ihm im Notfall verraten, wer sein Opfer ist - wenn nicht schon Plan A zum Erfolg führte. In Vorwegnahme des Angriffes verkrampften sich seine Finger um unsichtbare Pfeile. Er würde die Chance zu nutzen wissen. Flink glitten blaue Augen über die Schüler hinweg, versuchten einen Eindruck der allgemeinen Stimmung zu erhaschen. Wie er erwartet hatte, war der Tod des Schülers vom letzten Montag kaum noch ein Thema. Auch war die Polizei nicht durch die Schule geschlichen um irgendwelche mutmaßlichen Täter zu vernehmen, so dass es schlussendlich sicher wirklich nur ein Unglück gewesen war. Kein Fall für Weiß, keine Ablenkung. Er entspannte sich, ließ die milde Luft und die warmen Sonnenstrahlen auf sich einwirken. Nebenbei hielt er eine Unterhaltung mit ein paar anderen aus seiner Klasse aufrecht, ohne sich dadurch von seinen eigentlichen Überlegungen ablenken zu lassen. Natürlich hatte er am Samstag in der Zeitung gelesen, was mit Fujimiyas Familie geschehen war und auch andere Schüler mussten das mitbekommen haben, denn um den Rothaarigen herum herrschte ein Kreis der Stille. Was für ein mieser Zug des Schicksals. Aber immerhin hatte Fujimiya jetzt seine Ruhe, niemand wagte es ihm zu nahe zu kommen. Der Gedanke schmeckte nach schaler Ironie und er schob ihn rasch beiseite. Damit sollte man keine Scherze treiben. Als sie am Ende der Pause zurück ins Schulgebäude gingen, geriet er zufällig in die Nähe des Oberschülers, so nah, dass er die Farbe seiner Augen erkennen konnte. Violett, das trüb durch kaltes Eis schimmerte. Fast musste er frösteln. Er war sich sicher, dass die Anderen es nicht sahen, sondern Fujimiya aus vorgeschobenen Erwägungen aus dem Weg gingen, doch ganz tief in sich mussten sie diese Kälte spüren. Wie nur schaffte der Rothaarige es gleichzeitig seinen Freund beruhigend anzulächeln? ****** Überstanden. Ob man nach einer Weile einfach abstumpfte? Es war ihm nicht so schwer gefallen, den heutigen Tag hinter sich zu bringen, wie er noch heute Morgen geglaubt hatte. Aber trotzdem fühlte er eine Form der Erschöpfung in sich, die ihm völlig neu war. Yunshiro war so besorgt gewesen und gleichzeitig erleichtert, dass er wirklich gekommen war, dass es kaum zum aushalten gewesen war. Zum Glück war von Seiten seiner Freunde aus dem Club und anderen nach einigen Beileidsbekundungen Ruhe gewesen und auch wenn sie noch wie auf Zehenspitzen um ihn herumzugehen schienen, würde sich das bestimmt bald normalisieren. Und alle anderen waren ihm sowieso egal. Gut für sie, dass diesmal niemand ihn bestürmte und ihr Gerede würde er einfach nicht beachten. "Guck nicht so grimmig, Ran! Du erschreckst noch jemanden." "Schuldig?" Verwirrt sah er den Orangehaarigen an. Wo war der denn so plötzlich hergekommen? Dann lächelte er begrüßend, sich an seine Manieren erinnernd. "Schon besser so. Crawford meinte, du willst heute noch ausgehen und brauchst die passende Kleidung dafür." Grüne Augen musterten ihn amüsiert. "Da ich grade nichts zu tun habe, habe ich mich freiwillig gemeldet. Ich hoffe, du weißt das zu schätzen. Also der Herr, Ihr Wagen ist vorgefahren." Eine lockere Verbeugung folgte, begleitet von dem einladenden Schwenken einer nicht vorhandenen Chauffeursmütze. Er konnte nicht anders als lachend den Kopf zu schütteln, folgte dann dem Älteren zu dessen Auto. Warum er das machte war ihm selbst nicht ganz klar, vielleicht, weil er nichts mit sich anzufangen wusste, jetzt da Schule und Training vorbei waren. Mitten im Schritt stockte er. Gar nichts? Und was ist mit Aya-chan? In diesem Moment hätte er sich selbst ohrfeigen können. "Wir haben noch ein bisschen Zeit. Möchtest du vorher vielleicht wieder deine Schwester besuchen?" Schuldig sah sein Zusammenzucken nicht, als die Frage so unerwartet mit seinen Gedanken korrespondierte. Dann verspürte er Erleichterung. "Ja, gerne." Schuldig hatte es nicht vergessen. Seine linke Hand fuhr zu dem Ohrring, strich daran entlang. Inzwischen hatte er sich an das Gewicht gewöhnt, mehr als ihm lieb war. Aya hatte auf seine Anwesenheit nicht reagiert. Vielleicht wollte sie ganz einfach nicht mehr aufwachen... Aber er selbst hatte bei ihr etwas Ruhe gefunden, auch wenn er diese durch die Kälte erlangte, die langsam durch seine Adern kroch. Auf dem Flur war er wieder dem kleinen Mädchen mit ihrem Ball begegnet, ein Erlebnis, auf das er lieber verzichtet hätte. Denn die Kleine war plötzlich zusammengebrochen. Für einen Augenblick hatte er tatsächlich gedacht, sie wäre tot, konnte sich nicht rühren. Zu stark war das Bild von Aya, das in ihm aufstieg. Dafür war Schuldig blitzschnell bei ihr gewesen, hatte das Mädchen in ihr Zimmer getragen, begleitet von einer Krankenschwester, die ihnen ein bisschen mehr über sie erzählte. Er selbst hatte dann draußen gewartet, konnte den Anblick des geschwächten Kindes nicht ertragen. Warum ihr Bruder sie wohl in den letzten Tagen nicht mehr besucht hatte? Er runzelte die Stirn, als er neben Schuldig ins Auto einstieg. Niemals würde er selbst Aya im Stich lassen. Niemals! Fingernägel bohrten sich in weiche Handflächen. Der Wagen setzte sich in Bewegung und draußen blinzelte er gegen die tiefstehende Sonne an. Rot hing sie am Himmel und er war froh, dass das Training zurückgeschraubt worden und es daher noch nicht allzu spät war. Seine Tante machte sich bestimmt noch keine Sorgen, aber langsam wurde es Zeit sie anzurufen. Kaum war dieser Gedanke beendet, zog er sein Handy hervor. Als er es wieder wegsteckte, konnte er sehen, dass Schuldigs linke Augenbraue in die Höhe gewandert war. "Was ist denn?", hakte er nach. "Du übernachtest also bei Yunshiro, ja?" Seine Wangen wurden spürbar wärmer. "Irgendetwas musste ich ihnen doch erzählen. Und sie haben Yun-kuns Nummer nicht." Ein Grinsen flog über das Gesicht des Orangehaarigen. "Gar nicht mal so dumm. Aus dir kann glatt noch mal was werden." "Wie?" "Vergiss es, wir sind da." Schuldig bog auf einen großzügigen Kundenparkplatz ein. "Jetzt wollen wir mal sehen, was Crawford für dich ausgesucht hat." Bisher war ihm alles etwas unwirklich erschienen, wie ein Spiel, über das er die Kontrolle verloren hatte. Er ließ sich von den Ereignissen einfach vorwärts treiben. Irgendwie erwartete er immer noch, dass sich alles als ein Scherz entpuppen würde, wollte nicht glauben, was Crawford-san ihm erzählt hatte. Und wenn es wirklich so gefährlich war, warum ließ er sich dann darauf ein? War er verrückt geworden ohne es zu merken? Kaum dass sie das Geschäft betreten hatten und ihm ein erster Rundblick ermöglicht worden war, schnappte ein Stück Realität ein. Dieser Laden war einfach zu teuer um ihn in ein kleines Verwirrspiel einzubauen. Zudem hatte der Amerikaner keinen Grund dies zu tun. Seine Gedanken rasten immer schneller und nur unbewusst nahm er wahr, dass Schuldigs Gesicht sich verzerrte. Um seinem Vater einen Gefallen zu tun? Er erinnerte sich genau an diese Aussage, an braune Augen, die ihn aufmerksam musterten. Dumm, so dumm, dass sein Vater so etwas getan hatte. Vielleicht wollte Crawford-san ihn vor ähnlichen Dummheiten bewahren... "Sie wurden bereits erwartet", durchschnitt eine höfliche Stimme seinen Gedankengang. Schuldig stieß aufgestauten Atem zischend zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, was er überrascht registrierte. Grüne Augen erwiderten seinen prüfenden Blick mit einem Nachhall von Schmerz, ehe sie sich der Verkäuferin zuwandten. "Gut, hier haben sie ihr Opfer..." Der Orangehaarige hatte sich wieder völlig im Griff und schob ihn grinsend auf die junge Frau zu. Diese ging mit einem unerschütterlichen Lächeln über den Kommentar hinweg und nickte ihm freundlich zu. "Folgen Sie mir bitte." Er schob seine Überlegungen Crawford-sans Motive betreffend beiseite. Plötzlich schoss ihm Schuldigs Bemerkung bei ihrer ersten Begegnung durch den Kopf. ,Crawfords Wege sind unergründlich.' Damals hatte er das nicht näher beachtet, doch jetzt verstand er, wie viel Wahrheit darin steckte. Wenn er sich weiter den Kopf darüber zerbrach, würde das eh nichts bringen, fruchtlose Bemühungen. Lieber konzentrierte er sich auf das Hier und Jetzt, folgte der Verkäuferin zu einem Umkleideraum. Dabei kamen sie an Smokings und anderer Abendgarderobe vorbei, alles Einzelstücke, wie es aussah. Und nirgendwo war ein Preisschild zu sehen. Er runzelte die Stirn. Wer hierher kam, hatte es wohl nicht nötig über Geld zu sprechen. Und er selbst gehörte ganz sicher nicht zu diesen Personen. Der Drang zur Flucht erfüllte ihn, doch die Tür hatte sich bereits hinter ihm geschlossen und er blieb allein zurück. Allein mit einem Anzug und seinem Spiegelbild. Er schloss die Augen und atmete tief durch. Wenigstens befanden sich die Spiegel hier nicht einander gegenüber. Sein Herzschlag beruhigte sich allmählich. Mit erwachender Neugier öffnete sich Violett wieder der Umgebung und vorsichtig tastete er den Anzug ab. Der Stoff fühlte sich glatt und kühl an, angenehm. Ohne weitere innere Widerstände begann er sich umzuziehen. Alles saß wie angegossen, als hätte man ihm die Stücke auf den Leib geschneidert. Auch das weiße Hemd, das er vorgefunden hatte. Woher kannte Crawford-san seine Maße so gut? Und wie hatte er es geschafft, die Sachen so schnell anfertigen zu lassen? Aber er hatte ja beschlossen, sich über den Amerikaner nicht mehr zu viele Gedanken zu machen. Er konnte einfach alles auf sich zukommen lassen. Für ihn verlor das Geschehen sowieso immer mehr an Realitätsbezug. Vielleicht träumte er es nur. Aufmerksam betrachtete er die Person, die ihm aus dem Spiegel entgegen blickte und so anders als er selbst war. Anfangs hatte er gedacht der Anzug sei schwarz, doch bei einigen Falten fiel das Licht so, dass es ein tiefblaues Violett hervorlockte. So dunkel, dass man es kaum bemerken würde. Ein Lächeln erschien auf den Lippen seines Gegenübers und er konnte es nur zuordnen, da er spürte, wie seine eigene Gesichtsmuskulatur arbeitete. Diese Sachen gefielen ihm, nur... Er blickte an sich herunter und wackelte mit den Zehen. Etwas fehlte. Unmöglich, dass Crawford-san es vergessen haben konnte. Also sah er sich noch einmal um und entdeckte tatsächlich ein Paar Schuhe. Schwarzes Leder, blank geputzt. Schuldig pfiff anerkennend, als er zurück in den Verkaufsraum kam, seine Sachen unter dem Arm. "Nicht schlecht", wurde er angegrinst. "Man kann von Crawford vieles behaupten, aber nicht, dass er keinen Geschmack hätte." "Sie sind zufrieden?" Die junge Frau war wieder aufgetaucht. "Ja, ausgezeichnet." Der Ältere nickte, legte eine Hand auf seine Schulter. "Vielen Dank für die schnelle Arbeit." "Das war doch selbstverständlich. Auf Wiedersehen, die Herren." Eine höfliche Verbeugung entzog das hübsche Gesicht seinem Blick. "Auf Wiedersehen." Sie erwiderten die Geste und verließen dann das Geschäft. Draußen war es inzwischen fast dunkel geworden, doch etwas anderes ging ihm durch den Kopf. "Wir haben gar nicht bezahlt." "Darüber würde ich mir an deiner Stelle keine Sorgen machen. Soweit ich weiß, kauft Crawford hier generell seine Klamotten. Zum Glück zwingt er uns nicht laufend, auch so etwas anzuziehen. Es sieht zwar nicht übel aus, aber irgendwie bevorzuge ich doch etwas legerere Kleidung." Sein Blick glitt über Schuldigs eng sitzenden, tailliertes Hemd und die lockere Hose. Auch wenn er die Farben nicht mehr erkennen konnte, war klar, was der Orangehaarige meinte. Dieser grinste schon wieder. "Wir sollten langsam losfahren, sonst verpasst du noch die Veranstaltung." Mit einem Gefühl der Irrealität nickte er, stieg dann ins Auto ein. Konnte das alles wirklich wahr sein? Die Kleidung, die sich sanft wie eine zweite Haut an ihn schmiegte, fühlte sich echt genug an, aber alles andere... Er verbat sich weitere Überlegungen in diese Richtung, bevor er wieder davon gefangen genommen werden konnte. Ob Crawford-san auch da sein würde? Aber warum sollte er... Es ging doch nur darum ihm eine Lektion zu erteilen. Auch wenn das alles eine ziemlich merkwürdige Art und Weise war dies zu tun. "In der Regel ist es am klügsten gleich auf Crawford zu hören. Hatte er dich nicht überzeugt?" "Doch...", antwortete er nachdenklich bevor ihm wirklich bewusst wurde, dass es die Wahrheit war. Aber warum fragte Schuldig ausgerechnet in diesem Moment danach? "Dann wird er wohl einen anderen Grund haben. Wenn du Glück hast, findest du ihn eines Tages sogar heraus." Ein Lachen erfüllte den Raum zwischen ihnen. ~TBC~ Ha, irgendwie wird die Story immer um einiges lockerer, wenn Schu dabei ist ^^ Ran jedenfalls blüht in seiner Nähe doch regelrecht auf, ne? Auch wenn er dem armen Telepathen ab und zu ziemliche Kopfschmerzen verursacht ^^ So, ich krieche jetzt wieder ins Bett ^^° Schönes Pfingsten noch! ^_________^ cya, cu ^-^ *winkz* Kapitel 16: "Keller-Casino" --------------------------- Close Distance (Teil 16) Titel: Close Distance Teil: 16/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Unglaublich aber wahr: Ich habe es jetzt endlich zu der Animefolge geschafft *gg* Disclaimer: not my boys, no money make... Greetings: @Andromeda: Hach, endlich mal was Aufmunterndes geschrieben *lach* Gibt's ja relativ selten bei mir ^.~ Omi ist halt ein helles Köpfchen, kein Wunder also, dass er sich in der Schule nicht wirklich ausgelastet fühlt ^^ Hm... ich konnte es einfach nicht übers Herz bringen, aus Ran gleich so einen Eisklotz zu machen. Ich denke, im Anime haben auch das Wissen um den Schuldigen sowie die bereits hinter Ran liegenden Morde ihn deutlich gezeichnet... Das Casino-Kapitel beginnt, endet aber nicht hiermit *nach unten deut* ^.~ Danke für die Glückwünsche ^^ @Arigata: Tatsächlich geschafft *lach* Nicht, dass ich irgendwie an dir gezweifelt hätte, aber gleichzeitig war da doch eine gewisse Unsicherheit *zwinka* Kann ich mir vorstellen, dass du nix dagegen hättest, dir die Kreditkarte von Crawfu auszuleihen *snicker* (ich denke einfach mal, dass Schu kein allzu großer Zugriff gewährt wird *gg*). Der Orangehaarige lässt sich diesmal nicht blicken, dafür hast du aber die Auswahl zwischen drei anderen Charas ^^ @Maike: Ist auch besser so, dass du dich nur noch dunkel an die entsprechende Folge erinnerst - sonst könnte ja das Lesen noch etwas langweilig ausfallen o.O Ich denke schon, dass ich die Sache mit dem Bruder auflösen werde ^^ Aber bisher weiß Ran ja noch gar nicht, wie er aussieht. Wenn du dich erinnerst, war er im Krankenhaus nicht mit im Zimmer des Mädchens. *nod* @Furia: Wenn ich die Szene mit Rans und Nagis Zusammentreffen spektakulär gestaltet hätte, würde das bedeuten, dass Ran ihn wiedererkennt - und das hätte sich überhaupt nicht günstig auf den Fortgang der Story oder auch nur auf das Fortleben Rans ausgewirkt *ehe* Nope, Brad würde sicher niemanden anmachen *schon bei der Vorstellung ins Schwitzen komme* ^^° Hübsches Konfetti übrigens *lach* Der Ohrring fällt schon auf - aber Yun-kun kennt ihn von Aya und fragt ganz sicher nicht nach und die Anderen gehen bei Ran ja zurzeit lieber auf Abstand ^^ @kohaku_san: *ausrutsch und mich grade so noch an der Schreibtischkante festklammern kann* Hübsche Schleimspur *snicker* ^.~ Freut mich natürlich, dass dir so sehr gefällt, was ich schreibenderweise so von mir gebe *knuffz* ^^ Ich glaube shoppen mit Schu wäre mir etwas zu anstrengend, da biste ja schon mittendrin k.o., während er noch munter weiter stöbert ^^# Aber gegen Ran hätte ich natürlich nichts einzuwenden *breit grins* @Xell: Gerechterweise muss man ja anführen, dass diese Einkaufstour unter etwas ungewöhnliches Umständen stattfand. Kein Wunder, dass Ran sich nicht so sehr dafür erwärmen konnte. Aber immerhin haben ihm die Klamotten ja gefallen *grins* Zudem konnte er etwas Aufmunterung vertragen, so dass das Zusammensein mit Schu auch was gebracht hat ^^ @candy-chan: Tja, Ran würde natürlich niemals auf die Idee kommen, dass Schu Gedanken lesen kann *gg* Aber etwas unvorsichtig ist unser Telepath doch, ne? ^^ Stell dir mal vor, er würde so was bei jemandem machen, der Storys liest, in denen auch Telepathen vorkommen *zwinka* ^^ Aber Ran gehört ja nicht zu diesen Leuten und bleibt daher weiterhin ahnungslos - und kann so zu deinem Amüsement beitragen *gg* @nai-chan: *unschuldig guck* Mit Absicht - moi? Nie und nimmer! *lach* Aber mal im Ernst: es ist wirklich nicht meine Absicht euch im Unklaren darüber zu lassen, aus wessen Sicht ich schreibe. In der Regel weist sogar der erste Absatz mehr oder minder deutlich darauf hin, wer eigentlich gerade dran ist (aber nicht immer *zugeb* ^^°). Doch ich denke mal, dass es beim Weiterlesen auf jeden Fall klar wird. Wie ist es dir bei diesem Kapitel gegangen? Immerhin gab es gleich drei Personen, aus deren Sicht ich geschrieben hab ^^°°° @Shatielthefirst: Ha, diesmal haste es wieder geschafft! *dir deine Gummibärchen rüberschieb* Wirklich nett von dir, dass du darüber hinwegsiehst, dass ich eine ganze Woche brauchte um die ENS zu beantworten ^^y Ich hoffe, dir hat das letzte Kapitel gefallen und dass es mit diesem hier ebenso sein wird *grins* Teil 16 "Keller-Casino" Einen Schritt hinter Takatori betrat er das großzügige Büro. Diese Reihenfolge war zwar nicht besonders intelligent gewählt, aber Takatori würde es niemals zulassen, dass ein Untergebener vor ihm eintreten würde. Wenigstens hatte er diese gewisse Gabe, die ihm hoffentlich rechtzeitig verraten würde, wann es an der Zeit war, sich über dieses widersinnige Gebot hinwegzusetzen. Unauffällig prüfte er den Raum, fand aber wie erwartet keine Bedrohung vor. Es würde sich wirklich schlecht machen, wenn Takatori durch seine Unaufmerksamkeit etwas zustoßen sollte. Beim Couchtisch erwartete sie der Gastgeber, erhob sich augenblicklich. "Vielen Dank, dass Sie uns mit ihrer Anwesenheit beehren." Takatori gab ein zufriedenes Lachen von sich. "Sie beschämen mich, Hikage-san." Der Angesprochene war selbst für einen Japaner ein kleiner Mann, mit zuviel Gewicht und einem zu großen Schnurrbart. Die Brille mit den winzigen schwarzen Gläsern ließ ihn noch unvorteilhafter aussehen, wie einen kurzsichtigen Maulwurf. Die Frau an Hikages Seite war ebenfalls aufgestanden und irgendetwas in ihm schrie Alarm, so dass er die entsprechende Bewegung noch mal vor seinem inneren Auge abspielte. Ja, jetzt sah er es deutlich. Nur ein Wangenmuskel zuckte, ansonsten blieb sein Gesicht vollkommen ausdruckslos, wie es von ihm erwartet wurde. Diese ,Frau' war gar keine. Auch wenn einiges Können in der Verkleidung lag und die Art sich zu bewegen viel Übung verriet, hatte er die Maskierung durchschaut. Wofür dieses Spielchen? Takatori war zu der riesigen Glaswand gegangen, die die gesamte Seite des Zimmers ausmachte. Anscheinend ahnte sein derzeitiger Arbeitgeber überhaupt nichts. Dem war nur wichtig, dass Hikage geholfen hatte, die Parteikasse für seinen Wahlkampf aufzufüllen. Im Gegenzug konnte dieser ungestört seinem etwas seltsamen Hobby frönen. Er schloss wieder zu Takatori auf, erhielt durch das blanke Glas einen umfassenden Blick auf das überdimensionierte Schachfeld. "Wir haben heute einen besonderen Favoriten", meldete sich die vorgebliche Sekretärin zu Wort. "Ich werde hoffentlich einen Platz ganz nah dran bekommen?" "Natürlich, Takatori-san", beeilte sich Hikage zu versichern und beide Männer lachten. Sie begaben sich zusammen zur Tür, als plötzlich ein neuer Brocken Wissen Gestalt annahm. Nur ein Blinzeln, eine weitergehende Reaktion erlaubte er sich nicht. Wie interessant, er hatte nicht erwartet, hier zum ersten Mal auf Weiß zu treffen. Er würde noch den Helikopter herbeordern müssen. ****** Los, zeig dich endlich! Mit einem Lächeln trug er sein Tablett durch die Menge, suchte sein Ziel, ohne wirklich eine Chance zu haben Hikage so zu finden. Unruhe und Erwartung knisterten in der Luft und ihm stellen sich die Nackenhärchen auf, wenn er daran dachte, warum diese Leute hier waren. Es war warm und doch fröstelte er. Sein aufmerksamer Blick erspähte eine Tür, von der er nur wusste, dass sie nach unten führte. Anders als sonst war sie heute unbewacht. Die Gelegenheit nutzend schlängelte er sich an einigen Hindernissen vorbei, schlüpfte hindurch und ging vorsichtig die schmale Treppe herunter. Und dann sah er sie. Die Opfer des heutigen Abends. Spielfiguren der Reichen und Mächtigen, die sich oben vergnügten. Angst zeichnete die meisten Gesichter, bei einigen konnte er auch finstere Entschlossenheit erkennen. "Ich halte das nicht aus!" Ein lauter Schrei lenkte seine Aufmerksamkeit auf einen jungen Mann, der mit gehetzten Augen von seinem Platz stolperte und davonlaufen wollte. Schüsse ließen ihn leicht zusammenzucken, der Andere brach zusammen. Rote Flecken waren auf dem Hemd des Leblosen erblüht. "Schwächlinge können wir hier nicht gebrauchen. Schafft ihn fort!" Eine Frau in Kostüm, mit befehlsgewohnter Stimme. Sie ließ ihre Waffe wieder verschwinden, ließ die schreckerstarrten verbliebenen Spieler hinter sich zurück, ohne sie weiter zu beachten. Er machte eine unbehagliche Bewegung, wurde zum ersten Mal von einem der Aufpasser bemerkt. "Was hast du hier zu suchen?" Argwöhnische Augen musterten ihn. Mit einem unschuldigen Lächeln rückte er sein Tablett etwas in den Vordergrund. "Entschuldigen Sie bitte, ich bin neu hier." "Dann verschwinde wo du hergekommen bist, hier unten darfst du dich nicht aufhalten." Der Mann wandte sich ab, überwachte die Arbeit der zwei Anderen, die gerade den Erschossenen wegzerrten. "Jetzt lassen sie schon Kinder hier arbeiten...", war noch mit einem verächtlichen Knurren zu hören. Er reagierte natürlich nicht darauf sondern kehrte zurück in den großen Saal des Casinos, bevor es sich der Aufseher anders überlegte. In seinem Ohr knisterte es plötzlich. "Hast du ihn?" "Noch nicht, Siberian." Nachdem er eine ruhige Ecke gefunden hatte, antwortete er. "Brauchst du Hilfe?" "Nein, ich habe schon etwas um Hikage hervorzulocken. Du bleibst draußen, falls er entwischen sollte." Inzwischen war er in die Hocke gegangen und tat so, als müsste er seinen Schnürsenkel neu binden. "Ich gebe dir Bescheid, wenn es eng wird. Bombay out." "Siberian out." Wieder ein kurzes Knistern, dann war es still. "Also dann, starten wir Plan A." Die leisen Worte waren nur für ihn selbst bestimmt. ****** Von außen sah das Casino sehr exklusiv aus, anders als der Name vermuten ließ. Das Gebäude war hoch, sein Nacken begann zu schmerzen, als er dem Verlauf folgte. Rechts und links des Eingangs standen zwei elegant gekleidete Männer, die gerade überaus höflich ein Pärchen abwiesen, das sich daraufhin verwirrt zurückzog. "Ist wohl ein Club, in den nicht jeder reindarf." "Ich verstehe das auch nicht, aber wir werden schon etwas anderes finden." Sie gingen an ihm vorbei ohne ihn zu beachten, ihre Stimmen schwächten sich mit zunehmender Entfernung ab. Sollte er wirklich versuchen reinzukommen? Vielleicht schickten sie ihn ja auch weg. Er biss sich auf die Unterlippe, machte einen zögernden Schritt nach vorne. ,Du musst einfach nur deinen Namen sagen...' Schuldigs Worte klangen in seiner Erinnerung auf und etwas mehr Mut fassend setzte er seinen Weg fort. Einer der Männer musterte ihn von oben bis unten, lächelte dann. Er fühlte sich nicht ganz wohl, als er das Glitzern in den dunklen Augen sah. "Fujimiya", kam es trotzdem fest über seine Lippen. Der Andere holte einen Palm hervor, suchte in dessen Speicher nach etwas. Es dauerte nicht lange. "Das geht in Ordnung, er ist aufgeführt." Mit einem höflichen Nicken wurde ihm die Tür geöffnet und ohne seine Unsicherheit zu zeigen ging er hinein. Ein weitläufiges Foyer breitete sich vor ihm aus, in dem auch eine Garderobe untergebracht war. Aber er hatte ja nichts abzugeben. Nur wenige Personen hielten sich hier auf, waren wahrscheinlich auch gerade erst gekommen. Mit leiser Bewunderung glitt sein Blick über die ausgewählten Kleider der Frauen, die teuren Anzüge ihrer Begleiter. Overdressed war er ganz bestimmt nicht. Wenigstens eine Befürchtung, die er streichen konnte. Er folgte einem Paar, das zielsicher zu der großen Doppeltür schlenderte, jede Hast vermeidend. Die Flügel schwangen auf als sie davor ankamen und er schluckte, die plötzlich feuchten Hände zu Fäusten geballt. Der Anfall von Nervosität verschwand so schnell wie er gekommen war. Und mit einem fast ironisch zu nennenden Lächeln betrat er den Casinosaal. Die Atmosphäre war - nahezu überwältigend. Dunkel, aber doch zu erkennen: Roulett- und Kartentische sowie andere Möglichkeiten sein Geld zu verlieren, gutgekleidete Gäste, Tänzerinnen. Mit einer gewissen Faszination beobachtete er eine der letzteren, bis seine Aufmerksamkeit abschweifte. Er erinnerte sich, warum er eigentlich hier war und diese Erinnerung war wie ein Guss kalten Wassers. Konzentrierter diesmal sah er sich erneut um. Die Größe des Raumes konnte er nicht erfassen, er schien sich vor ihm auszustrecken, im immer unsicherer werdenden Zwielicht verloren gehend. Irgendwo über ihm musste die Decke sein, doch er konnte nur viele Lichter erkennen, kleine weiße Kreise, die der Schwärze kaum etwas zu entreißen vermochten. Etwas ziellos ließ er sich treiben, hörte Jubel und Flüche, sah Männer, die sich mit verzerrten Gesichtern über Tische beugten, angestachelt von Begleiterinnen, die man höflich ausgedrückt vielleicht als Animatorinnen bezeichnen konnte. Doch das alles war nicht was er suchte und während er es auf sich einwirken ließ, fühlte er sich allmählich sogar abgestoßen. Die angebotenen Erfrischungen ignorierend, ging er wieder weiter, entdeckte einen neuen Bereich, der durch zunehmende Helligkeit verraten wurde. Schnell hatte er den Weg zu dem türlosen Bogen zurückgelegt, durchschritt ihn mit einer Selbstsicherheit, die er irgendwann während seines Umherirrens gefunden haben musste. Der Blick auf eine riesige Arena eröffnete sich ihm. Er schluckte, trat einen weiteren Schritt nach vorne. Zwei Etagen hoch, durch schmuckvolle Trennwände unterteilt. Anders als im Theater gab es aber keine Sitzplätze, sondern man konnte einfach bis an die Brüstung herantreten. Wie magisch angezogen tat er genau das, spähte nach unten. Ein Schachbrett? Was für ein Wettkampf sollte das werden? Gänsehaut kroch langsam seine Arme entlang. Den Leuten um ihn herum schien nichts daran ungewöhnlich vorzukommen. Im Gegenteil, sie verharrten eher in gespannter Erwartung, führten angeregte Gespräche mit gedämpften Stimmen, nippten hin und wieder am Champagner. Er selbst rührte lieber keinen Alkohol an. Nicht, weil es ihm verboten war - irgendwelche Verbote schienen hier niemanden zu kümmern - sondern weil er einen klaren Kopf behalten wollte. Vielleicht wäre es besser, wenn er sogar gehen würde, bevor er erfuhr, was sich hier normalerweise abspielte. Ihm war jetzt schon klar, dass er auf keinen Fall hier kämpfen wollte, bereits Crawford-sans entsprechender Rat hatte vollkommen ausgereicht, diese Entscheidung zu fällen. Da machte er sich nichts vor, nur gestern Abend wäre er zu stur gewesen das zuzugeben. Seine Mundwinkel zuckten bei diesem Gedanken. Egal woran es lag, irgendetwas sagte ihm, dass er dem Urteil des Amerikaners vertrauen konnte. Vielleicht war er deshalb hierher gekommen. Würde er eben die Lektion lernen. Und fast schon fatalistisch gestimmt wartete er, die linke Hand unbewusst an dem Ohrstecker, der ihn ab und zu kühl berührte. Links, die Seite des Herzens. Als es schließlich losging, war es, als würde er aus einem Traum erwachen. Oder als würde der Traum jetzt erst anfangen. Scheinwerfer flammten auf, verwandelten die Arena in einen lichtdurchfluteten Raum. Die ersten Spieler nahmen ihren Platz ein, in seltsamen, halben Kapseln ähnelnden Gebilden. "Ich setze auf dich, Schwarz." Zu seiner Überraschung tat sich eine Lücke auf und dort wo vorher ein schwarzes Schachbrettfeld gewesen war, fuhr eine neue Platte von irgendwo darunter nach oben - mit einer menschlichen Last. Er leckte sich über seine plötzlich trocken gewordenen Lippen. Der Andere war nicht älter als er selbst und hielt ein Katana in der Hand. Schon an dessen Haltung erkannte er, dass der Braunhaarige keine Erfahrung hatte. Warum nur ging er dieses Risiko ein?! Weiß war am Zug und der Kontrahent des Jugendlichen erschien auf dem Spielfeld, lediglich mit einem Messer bewaffnet. Vielleicht hatte der Braunhaarige ja doch eine Chance... Eine rote Strähne fiel ihm ins Gesicht, als er sich weiter vorbeugte. Ungeduldig strich er sie zurück. Violette Augen blitzten auf, als der etwa Gleichaltrige jetzt mit einem verzweifelten Aufschrei auf seinen Gegner zustürmte. Er schüttelte den Kopf. Falsch, völlig falsch. Der erste Hieb wurde mit dem Messer abgefangen, die Klingen glitten mit einem nervenzermürbenden Geräusch aneinander entlang, bis sie jeweils vom Heft des anderen aufgehalten wurden. Atemlos verfolgte er das Ringen um die Oberhand, seine Finger zuckten in Anteilnahme. In seinen Ohren rauschte das Blut, das heiß durch seinen Körper schoss und vom Kampf sang. Und mit einem Schlag war das adrenalininduzierte Hochgefühl verschwunden, wie ausgelöscht. Immer noch hallten die Schüsse in seinem Kopf nach und er schloss die Augen, um so vielleicht etwas Ruhe zu finden. Stattdessen sah er wieder, wie der weiße Gegner plötzlich eine Pistole hervorzerrte und auf den Braunhaarigen schoss. Nicht nur einmal, sondern zweimal, dreimal - immer wieder, bis das Magazin leer war, die Augen verdreht in Panik. Seine Knie begannen zu zittern und schwer musste er sich auf der Brüstung abstützen. Blut begann sich um den Erschossenen herum auszubreiten, verließ dessen Körper, so dass er regelrecht zusehen konnte, wie der andere immer blasser wurde, die Sommersprossen im Gesicht hervortraten. Da unten könnte er jetzt selbst liegen, falls er wirklich so wahnsinnig gewesen wäre sich auf einen Kampf einzulassen, nicht wissend, was ihn erwartete. Und vielleicht hätte er es ohne Crawford-san sogar getan - für Aya. "Das ist nicht fair!" Die empörte Stimme riss ihn aus seinen düsteren Überlegungen heraus und verständnislos starrte er auf den Mann, der Schwarz spielte. Auch der Schiedsrichter war aufmerksam geworden. "Alles was tötet ist zulässig, das wissen Sie." Eine Handbewegung unterstrich die ruhig gesprochenen Worte. Der Andere schien das nicht ganz einsehen zu wollen. "Aber... dann kann man ja gleich eine Atombombe einsetzen." "Na ja...", mischte sich jetzt der gegnerische ,Schachspieler' ein. "Dann würde uns ja der Champagner verdampfen." Und in einer spielerischen Geste hob er sein Glas, prostete seinem Kontrahenten zu und nahm einen Schluck von der perlenden Flüssigkeit. Gelächter erklang. Was waren das nur für Menschen? Er rieb sich die pochende Stirn. ~TBC~ Tja, natürlich war Crawfu der einzige, der die Verkleidung durchschaut *grins* Alle Leute, die den Anime kennen, wird das folgende Geschehen wohl kaum überraschen, aber ich hoffe, ihr bleibt trotzdem am Ball *lieb guck* cya, cu ^-^ *winkz* Kapitel 17: "Mission erfüllt" ----------------------------- Close Distance (Teil 17) Titel: Close Distance Teil: 17/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: So, hiermit hätten wir diese Animefolge hinter uns ^-^ Disclaimer: not my boys, no money make... Greetings: @Andromeda: *lach* Gestern war die erste Hälfte des Skripts dran, heute die zweite - also ja, ich bin fleißig am Lernen ^^ Du hast Recht, es wäre wirklich ausgesprochen ungünstig, wenn Omi im Casino Ran treffen würde, aber dazu besteht ja kein Anlass *grins* Bombay hat seine Mission und wird sich voll und ganz darauf konzentrieren. Crawfu hat ja schon um einiges weiter in die Zukunft gesehen und da Ran da noch lebte, macht er sich wegen dem Casino nicht so große Sorgen ^^ Und japp, ich war vorgestern in HP III *nod* @Arigata: *mich wegschmeiß* Das kann auch nur dir passieren, zu vergessen, dass du schon was von dem Kapitel gelesen hast ^^ Da du mal wieder ganz alleine an den Commi gedacht hast, vertraue ich darauf, dass du es in Zukunft auch wieder schaffst... ^.~ Hm... ich glaube in diesem Kapitel passiert ein bissl mehr, aber ich kann es immer so schlecht unterscheiden ^^° So lange die Geschichte vorwärtsgeht, ist es ja für mich Handlung *snicker* @Maike: Okay, also doch keine Verschwörung *grins* Denn wie du siehst, hat sich Gata-chan diesmal nicht angeschlossen und mir doch einen Commi geschrieben ^^ Na dann hoffe ich mal, dass du bald Zeit zum Lesen findest *lieb sag* ^^ @candy-chan: Hey, jetzt wo du es sagst, fällt mir das auch auf ^^° Aber das einzige was an Potterschach erinnert, ist ja wohl, dass sich zwei Menschen auf dem Feld befinden... ansonsten fehlen alle anderen Figuren und wirkliche Züge werden auch nicht gemacht ^^ Wenn du wissen willst, wie es weitergeht, guck dir die Animefolge an oder lies unten weiter *snicker* ^.~ @Furia: Es ist wirklich schön auch jemanden dabei zu haben, der die Folge noch nicht kennt *grins* Und bis auf Ayas Positionswechsel in der Handlung, habe ich mich so ziemlich an die Vorlage gehalten, so dass wenigstens ein kleiner Wiedererkennungseffekt eintreten müsste, wenn du sie schlussendlich mal anguckst ^^ Was es mit der falschen Sekretärin auf sich hat, erfährst du in diesem Kapitel ^^ Hoffentlich funzt dein I-Net bald wieder o.O @Shatielthefirst: Hey, ich meinte das ganz und gar unironisch *lach* Wie mir scheinen will, habe ich schon wieder ne ENS von dir im Kasten - seit wann bist du denn so schnell? *Kopf schief leg* Antwort gibt es dann morgen *heute noch lernen muss* o.o Dann mal guten Appetit bei diesem Teil! *gg* @Xell: Also ich weiß nicht, ob du es warst, aber das mit dem Süchtigsein habe ich irgendwo schon mal gehört *lach* Schneller schreiben geht leider nicht, weil da eine Zielantinomie zwischen guter Klausurnote und mehr FF-Kapiteln vorliegt *snicker* *mal ein bissl Anwendung von Gelerntem betreib* Aber ein Kapitel pro Woche müsste ich weiterhin hinbekommen *nod* @kohaku_san: Japp, eindeutig die Erste ^^ Also bekommst du diesmal Gummibärchen *rüberschieb* *grins* Ach, ne Crawfupuppe bringt doch nicht so viel, ich hätte lieber einen echten ^.~ Ha, die zweite von dir genannte Möglichkeit ist es... alles andere würde die Folge sehr durcheinander schmeißen *gg* Da ich immer noch nicht sehe, wie Ran bei Weiß landen könnte, halte ich das für eher unwahrscheinlich bei meiner Story, ansonsten muss ich selbst mal schauen, wie sich das entwickelt ^^ Ich bin also unberechenbar? - Das gefällt mir ^^ *snicker* Teil 17 "Mission erfüllt" Ihm war schlecht. Und trotzdem konnte er den Blick nicht abwenden. Seine Knie hatten aufgehört zu zittern, aber seine Hände umklammerten die Brüstung weiterhin so fest, dass die Fingerknöchel ganz weiß hervortraten. Schließ die Augen! Eine leise Stimme in ihm meldete sich zu Wort. Er konnte es einfach nicht. Ein neuer Spieler war auf dem Schachbrett erschienen, ein zuversichtliches Lächeln weichte die brutalen Züge etwas auf. Töte ihn! Er ertappte sich bei diesem Gedanken und sein Gesicht wurde eine Nuance blasser. Wollte er den braunhaarigen Jungen gerächt sehen, der eben herausgebracht worden war, als wäre er einfach nur ein kaputtes Spielzeug? Ja... genau das... Der Mörder starrte entsetzt den Neuankömmling an, versuchte seine Waffe nachzuladen. Viel zu hektisch und daher ohne Erfolg. So etwas wie ein Speer zischte im nächsten Augenblick durch die Luft, bohrte sich in den keinen Widerstand leisten könnenden Körper. Noch ein ungläubiges Blinzeln, dann brach der Mörder zusammen. Tot. Der nächste, einfach weggestrichen. Gesamtbevölkerung minus zwei, innerhalb weniger Minuten auf ein paar Quadratmetern, nur für die Unterhaltung der Leute um ihn herum. Das Pochen hinter seiner Stirn verstärkte sich. Und ein neuer Mörder auf dem Spielfeld. Wollte er jetzt auch, dass dieser wiederum umkam? Wo würde das enden? Nein, das war sinnlos, alles hier. Reichtum, der zu Langeweile und blutigen Vergnügungen führte. Jemand sollte es beenden, aber nicht, indem die Spielfiguren eine nach der anderen abgeschlachtet wurden. Jemand musste doch hierfür verantwortlich sein! Sein Gehirn versuchte krampfhaft ihn mit etwas anderem zu beschäftigen, während es weiterhin gezwungen wurde, die Eindrücke zu verarbeiten, welche die beharrlich auf das schwarz-weiße Feld gerichteten Augen aufnahmen. Aber waren nicht alle verantwortlich? Alle, die hier zusahen? Er selbst auch. Dieser Gedanke versetzte ihm einen Stich, ein Gefühl, das er am Krankenbett seiner Schwester gespürt hatte. Doch diesmal wurde das Messer noch ein Stück tiefer geschoben. Er sah es. Den toten Schüler. Seine Familie. Aya. Diesen Braunhaarigen. Das Spiel auf Leben und Tod, das in der Arena weiterlief. Es würde immer jemand sterben. Warum versuchen es zu verhindern... Lass diese Verrückten sich doch gegenseitig umbringen und kümmere dich nur um deine eigenen Angelegenheiten. Ein eiskalter, ruhiger Gedanke, der so gar nicht zu ihm passte. Früher nicht zu ihm gepasst hätte. Wer war er jetzt? Lärm. Was war das? Hastig sah er sich um. Explosionen. Die Kopfschmerzen waren verschwunden, genau wie die dunkle Wolke, die ihn eben noch eingehüllt hatte. Frauen klammerten sich in Panik an ihre Begleiter, die selbst auch nicht mehr so überlegen gelangweilt wirkten. Ein paar Schritte von seinem Platz weg verschafften ihm einen besseren Überblick. Im anschließenden Saal konnte er umgestürzte Spieltische sehen, teilweise zerschmettert. Qualm hing hier und dort in der Luft, Menschen husteten und schrien. Niemand in seiner Nähe schien verletzt zu sein, höchstens etwas lädiert. Er atmete erst einmal tief durch. Geschah ihnen ganz recht. Dann suchte er nach dem Grund der Explosionen. Ob vielleicht nur irgendein technischer Defekt vorlag? Nichts geschah mehr und das war auch gut so, denn die meisten sahen so aus, als würden sie jeden Augenblick wie eine verängstigte Herde lostrampeln. Seine Mundwinkel zuckten bei dieser Feststellung. Ein wenig zu seiner eigenen Überraschung hatte er in diesem Moment überhaupt keine Angst. Lautsprecher traten in Aktion, eine tiefe Männerstimme. Sicher eine beruhigende Durchsage. Aber mit dieser Annahme hatte sich getäuscht. "Wir wollen nur Hikage Masaya. Los, zeig dich! Ansonsten jagen wir das ganze Casino in die Luft!" Ein Knistern und die Lautsprecher verstummten. Sein Blick schweifte über die Anwesenden. Alle schienen den Atem anzuhalten, kurz davor wieder in Panik auszubrechen. Dann durchschnitt ein Ruf die entstandene Stille. "Ich bin hier! Was wollen Sie?" Er riss seinen Kopf herum, entdeckte einen kleinen, dicklichen Mann, der in die Höhe starrte, auf eine Antwort aus den Lautsprechern wartend. Aber das interessierte ihn in diesem Moment überhaupt nicht, denn in der Nähe dieses Mannes standen noch andere Leute. Seine Beine trugen ihn wie von alleine vorwärts. Takatori-san, eine Frau mit einem großen weißen Hut, das rote Hutband von der gleichen Farbe wie ihr Lippenstift. Noch ein paar Schritte. Aber es änderte sich nichts. Er war auch hier. Cremefarbener Anzug, weißes Hemd und passende Krawatte. Rabenschwarze Haare. Hoch gewachsen. Crawford-san. Gegen eine der Trennwände gestützt erstarrte er. ****** Applaus. Wirklich ein netter Auftritt. Doch aus den Lautsprechern kam keine Reaktion. Wahrscheinlich nur eine Bandaufnahme, die ihre Schuldigkeit getan hatte. Und nun, kleiner Weiß, wie sollte es weitergehen? Hikage schien etwas nervös zu werden und warf einen Blick zurück, als wollte er sich Anweisungen von jemandem einholen. Die Sekretärin machte prompt ein paar Schritte nach von und auch wenn er es nicht seiner Gabe verdankte, wusste er jetzt, wofür diese Verkleidung gut war. "Ich kann es bezeugen. Er ist wirklich Hikage Masaya." Die Stimme der angeblichen Frau trug weit in den Saal hinein und führte dort zu etwas Beruhigung. Takatori-san schien ziemlich ungerührt, verließ sich wahrscheinlich auf seinen Bodyguard. Und so tat er seinen Job und behielt aufmerksam die Umgebung im Auge. Um die Bombendrohung brauchte er sich keine Sorgen zu machen, die war nur ein Bluff. Weiß war viel zu ,gut' um so viele unschuldige Menschen zu töten. Soweit man bei diesen Schwächlingen hier von Unschuld sprechen konnte. Sorgfältig musterte er die Umgebung. Hm, kein freies Schussfeld, die Kugel auf zwei Beinen wurde zu sehr von anderen Gästen abgeschirmt, natürlich nur zufällig. Aber auf jeden Fall ein kleines Problem für Weiß. Sein linker Mundwinkel wurde kurz in die Höhe gezogen. Dann knallte es erneut und der Strom fiel aus. Und das sollte wohl die Lösung des Problems sein. "Keine Sorge, die Notstromaggregate springen gleich an." ,Hikage' rief die Worte in die lärmende Dunkelheit hinein, erreichte kaum etwas. Und sobald sich tatsächlich schwaches Dämmerlicht auszubreiten begann, stürmten endgültig alle auf die Ausgänge zu. "Tja, das Spiel ist wohl bald aus, Hikage." Takatori warf dem Mann, den er immer noch für seinen Gastgeber hielt, einen ironischen Blick zu. "Sie meinen, aus dem Schachspiel wird nichts mehr?" Innerlich verdrehte er die Augen. Einen etwas intelligenteren Handlanger hätte man für die Rolle des Hikage wirklich wählen können. Ein Pfeil zischte durch die Luft, verfehlte den kleinen Mann um Haaresbreite. "Wir sollten gehen. Langsam wird es hier zu gefährlich", wandte er sich an Takatori. Dieser nickte, drehte sich dann auf seine Geste hin in Richtung Treppenhaus. Oben wurden sie erwartet. Als Kellner verkleidete Bodyguards versammelten sich um ihren Boss ohne zu wissen, dass sie den falschen zu schützen versuchten. Die kleine Scharade begann sich allmählich ungünstig für den echten Hikage auszuwirken. Schneller als ein Blinzeln wurde ihm eine Information vermittelt, die Erinnerung an etwas, das noch nicht geschehen war. Er lächelte fast, als er einen Pfeil mitten im Flug abfing, der sonst Takatori getroffen hätte. Auch zielen wollte gelernt sein. Er blickte zu der Öffnung des Lüftungsschachtes, erhaschte den Schimmer blonden Haares. Wie schade, dass die Begegnung so kurz gewesen war, aber sie würden sich wiedersehen. Die ,Sekretärin' sah sich das ganze Chaos an, Wut begann in den geweiteten Augen zu glitzern. "Nun schnappt euch den Kerl endlich, ihr Idioten!" Eine Hand deutete dorthin, wo sich der Schütze befinden musste. Die Bodyguards gehorchten natürlich nicht, einer nach dem anderen bekam einen Pfeil ab, sank zu Boden ohne noch nützlich zu sein. Die rechte Hand unter seinem Jackett führte er Takatori weiter, den Griff seiner Waffe fest umschlossen. Kurz bevor er hinter dem älteren Mann durch die Tür trat, warf er noch einen Blick zurück. Auf der Stirn der ,Sekretärin', die sich gerade wild im Kreis drehte um jemanden zu finden der ihr gehorchte, prangte jetzt ein rotes Mal, das Gesicht war wutverzerrt. "Damit hast du dich selbst verraten." Die Worte waren nur ein Flüstern, ehe er alles hinter sich zurückließ. Der Helikopter wartete. ******* "Bombay?" "Auftrag erledigt, ich komme raus." "Gut." Sachlich, aber trotzdem eckte das Wort an etwas an. Dann kam nur noch Stille. Ach Ken... Die Lippen zu einem schmalen Strich zusammengepresst packte er seine Sachen zusammen. Doch bevor er den Laptop endgültig ausschaltete, hinterließ er noch ein kleines Andenken. Sein finsterer Gesichtsausdruck verschwand, als seine Gedanken auf neue Bahnen schwenkten. Er erlaubte sich so etwas wie Zufriedenheit zu empfinden. Hikage war tot. Diese Verkleidung war wirklich eine Überraschung gewesen und beinahe hätte er das Zeichen auf der Stirn übersehen. Aber diese angebliche Sekretärin hatte ja laut genug herumgebrüllt, dass sie auf seinen Fall über_hört_ werden konnte. Er hatte sie wiedererkannt, das war die ,Frau', die unten einfach einen der Spieler erschossen hatte. Dieser Tote ging also auch direkt auf Hikages Konto. Ein Funkeln stand jetzt in den blauen Augen, die das Leuchten des Displays widerspiegelten. Zum Schluss war es fast zu einfach gewesen. Keine Hindernisse, Bodyguards umringten den falschen Mann. Ein Schuss und er hatte die Meldung an Siberian geben können. Und die Daten der Überwachungskameras würden bald sicher in ihrer Hand sein. Vielleicht konnte man sie noch mal gebrauchen... Er trennte die Verbindung, sicher, dass sein Zugriff später nicht mehr nachvollziehbar war. Der Laptop verschwand in der Tasche und er verließ den Wartungsschacht des Lüftungssystems. Dafür, dass für die Restaurierung des Gebäudes soviel Geld rausgeschmissen worden war, war das Sicherheitssystem wirklich armselig geraten. Sich hier reinzuhacken war fast schon unter seiner Würde gewesen. Und eine moderne Klimaanlage hatten sie auch nicht für notwendig erachtet, so dass er auch noch den perfekten Standort für die Ausführung der Mission gehabt hatte. Die Dunkelheit der Nacht umfing ihn, als er durch den Notausgang trat. Gleich am ersten Tag waren ihnen diese gezeigt worden. Er lachte unterdrückt auf angesichts dieser Tatsache. "Was ist?" Ken löste sich aus dem Schatten und braune Augen ruhten schwer auf ihm, suchten ihn automatisch nach Verletzungen ab. Er erzählte dem Älteren, was ihm gerade durch den Kopf gegangen war. Ken lächelte, wandte sich dann um. "Lass uns gehen. Sonst kommst du morgen wieder nicht aus dem Bett." "Da musst du mich mit jemandem verwechseln." Keine Antwort, nur ein leises Lachen. Eine Weile liefen sie stumm nebeneinander her, dann ergriff Ken wieder das Wort. "Vielleicht solltest du noch ein bisschen an deiner Unauffälligkeit arbeiten." "Hm?" "Die Leute kamen total kopflos aus dem Casino gestürmt, haben sich ohne einen Blick zurück in alle Winde verstreut. Du musst sie ziemlich erschreckt haben." Er grinste ungesehen, zuckte dann mit den Schultern. "Sie haben mich aber nicht gesehen, das ist unauffällig genug. Und niemand dürfte zu Schaden gekommen sein. Die Minibomben waren entsprechend platziert gewesen." "Niemand außer Hikage..." Befriedigung schwang in den Worten mit. "Ja", stimmte er leise zu. "Niemand außer dem Ziel." Und den paar Bodyguards, die sich den falschen Boss ausgesucht hatten. Das ließ er allerdings unausgesprochen. Es war eben nicht zu vermeiden gewesen, auch wenn es der Ausführung dadurch an Effizienz mangelte. Sie erreichten ihre Motorräder, als sich ein anderes Detail in den Vordergrund schob. Ein Mann, der für einen normalen Bodyguard fast zu gut gekleidet gewesen war. Ein Ausländer, der Größe und dem Aussehen nach. Aber das war es nicht, was ihn beschäftigte, sondern dass der Schwarzhaarige einen seiner als Warnung gedachten Pfeile einfach hatte abfangen könne. Seine Stirn legte sich in nachdenkliche Falten. Wie war das nur möglich gewesen? Und dann war da noch dieser Blick gewesen, als wüsste der Andere genau, wo er sich versteckt hatte. Augen, die sich in seine zu bohren schienen. Er sollte sich darum kümmern. Wenigstens einen Anhaltspunkt hatte er - die Person an der Seite des Ausländers war ein bekannter Politiker gewesen. Zwei Motoren liefen an und schnell ließen sie ihren nächtlichen Einsatzort hinter sich zurück. ****** Die blonde Perücke war verrutscht, enthüllte kurze graue Haare. Ein Mann. Ein toter Mann, um genau zu sein. Sein Blick irrte furch den fast leeren Saal, nur ein paar der Kellner scharrten sich jetzt um den Toten. Was war nur passiert? Er erinnerte sich noch genau an den Moment, in dem er Crawford-san erkannte und danach war alles nur noch eine chaotische Mischung von Bildern. Unwillkürlich war er ein paar Schritte rückwärts gegangen, bis er gegen die Brüstung stieß. Violette Augen rissen sich für einen Moment von den schwarzgekleideten Männern los, fanden aber kaum noch jemanden vor. Die Arena war verlassen, lediglich das Blut verriet, was sich hier abgespielt hatte. Die Leute waren verschwunden, nur hier und dort konnte er jemanden am Boden sitzen oder liegen sehen, zurückgeblieben nach dem sie gestolpert waren. Er spürte kein Verlangen sich um sie zu kümmern, sondern setzte sich abwesend wieder in Bewegung. Er musste hier raus. Der Ausgang war nicht zu übersehen, so sperrangelweit wie die Türen offen standen. Dort war sein Ziel. Ein Gedanke, an dem er sich festhalten konnte, der ihn leitete. Seine Umgebung, die kaputten Spieltische, das leise Stöhnen von Verletzten ignorierte er. Andere Bilder hielten seine Aufmerksamkeit gefesselt. Crawford-san und Takatori-san. Dass er letzteren gesehen hatte, wurde ihm jetzt erst wirklich bewusst. Ob der Amerikaner sein Bodyguard war? Es hatte so gewirkt. Wie sicher Crawford-san den Pfeil abgefangen hatte. Noch nie hatte er jemanden so schnell reagieren sehen. Ein bewunderndes Lächeln legte sich bei diesem Gedanken auf seine Lippen. Doch es wurde von einem Stirnrunzeln abgelöst, als ihm noch etwas anderes einfiel. Als der Schwarzhaarige Takatori-san hinausbegleitet hatte, war die rechte Hand unter seinem Jackett verschwunden. Ob er eine Waffe trug? Es würde passen und doch erschien ihm die Vorstellung etwas seltsam. Gleichzeitig beruhigte es ihn auch irgendwie. Der Ältere würde sich zu wehren wissen. Unwillkürlich wurden seine Schritte sicherer. Er ließ den Alptraum hinter sich zurück, als er durch die letzte Tür in die Nacht hinaustrat. Das heute Erlebte hatte ihm gezeigt, dass er niemals dem äußeren Schein vertrauen durfte. Es gab keine heile Welt und als sein Vater durchdrehte, war nicht nur ein kleines Stück Irrsinn in ein sonst gesundes System eingebrochen. Oh nein, ganz im Gegenteil. Dieser Wahnsinn herrschte einfach überall, lauerte in jedem Menschen und wartete nur darauf freigelassen zu werden. Die meisten verschlossen wie kleine Kinder ihre Augen davor, doch er konnte das nicht mehr. Sein Traum war bereits vor drei Tagen zerstört worden, das hier schnitt einfach nur noch tiefer. Aber er würde diesem Wahnsinn nicht nachgeben, keine Schwäche zeigen. Er hob den Kopf, als er jemanden auf sich zukommen hörte. "Schuldig?" Die grünen Augen glitzerten im Schein der Straßenbeleuchtung. "Wie war es?" "Lehrreich." Fast lächelte er, als er sich das sagen hörte. ~TBC~ War das jetzt so durcheinander, wie es mir vorkommt? *Kopf schief leg* Ich hoffe doch, dass diejenigen von euch, die die Animefolge noch nicht kannten, die Sache mit Hikage verstanden haben ^^# cya, cu ^-^ *winkz* Kapitel 18: "Die Suche nach Ruhe" --------------------------------- Close Distance (Teil 18) Titel: Close Distance Teil: 18/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Ich brauche eine Kapiteltitelerfindungsmaschine... hat jemand so etwas vielleicht über? ^^y Disclaimer: not my boys, no money make... Greetings: @Andromeda: Nee, diese Süßkartoffeln kenne ich nicht *Kopf schüttel* Ehrlich gesagt habe ich immer nur das normale Sushi gegessen ^^ Bei Omi und Ken lag es glaube ich in diesem Moment eher an der Situation als ihnen, dass sie so stumm blieben: Ken war nicht wirklich in der Stimmung und Omi hatte was anderes im Kopf, wie du ja erkannt hast ^^ Also nein, Crawfu darf kann sicher nicht zusehen, wie der Koala einfach mal über den Jordan geschickt wird, das wäre viel zu gefährlich... @Maike: Kann mir vorstellen, dass du gestern nicht zu den Muntersten gehört hast ^^° Ich hoffe, diese Nachtwache hat wenigstens etwas Geld gebracht o.O Und noch war ich nicht soweit anzunehmen, dass du meine FF nicht mehr magst *dich beruhigen kann* *lach* Die Integration von Weiß wird anfangs nicht so schwierig sein, da sie ja auch Fälle haben, in denen sie nicht auf Schwarz treffen... aber wie es dann wird, wenn wirklich alles zusammenläuft, weiß ich selber noch nicht, da ich es noch nicht geschrieben habe ^^ @Arigata: Na, bald kann ich ja anfangen mir die Uhr nach dir zu stellen *gg* Übrigens kann ich Ran nur zustimmen, wenn er meint, dass diese Veranstaltung lehrreich war - was hast du dagegen einzuwenden? ^^ Okay, sie war auch voll daneben, menschenverachtend etc., aber davon abgesehen... ^.~ Nur mal so als Frage: da du mir ja laufend den Commi am Samstag schreibst, liest du dann auch erst den neuen Teil? Dann würde es nämlich keinen Sinn machen, wenn du dich jeweils schon auf den nächsten Tag freust *grins* @candy-chan: In diesem engen Rahmen betrachtet hast du natürlich vollkommen Recht ^^# Ja, das ist man von dem Rotschopf überhaupt nicht gewohnt, mal sowenig eingebunden zu sein *gg* Aber ich hätte ihn dort nun wirklich nicht doll drauflos agieren lassen können, ich weiß nicht, ob ihm das bekommen wäre o.o Freut mich, dass ihr anscheinend alle mitgekommen seid ^^ Manchmal sind meine Perspektivwechsel nämlich nicht so gut nachvollziehbar ^^# @Furia: Hm... in den Teilen mit Schwarz ja - ansonsten habe ich grade einer der nächsten Folgen am Wickel, wo Crawford überhaupt nicht auftaucht ^^ Muss mal gucken, ob ich die Teile dazu unterbreche oder hintereinander bringe... Rans Trennwand war übrigens richtig fest installiert, die wäre nicht weggekippt *lach* Das mit Ken war im Anime auch so, er war wohl einfach nur als Rückendeckung da und weil Omi es auch bei mir ganz gut alleine geschafft hat, brauchte ich ihn nicht mehr einzubinden ^^ Rans letzter Kommentar... nun ja, er ist nicht wirklich so kaltschnäuzig wie er rüberkam. Sagen wir einfach mal, dass Ran so ziemlich fertig war... @kohaku_san: *gg* Vielleicht hast du da den Grund angesprochen, aus dem es bei meinen Storys so langsam voran geht - ich beschreibe einfach zu viel die Emotionen der Charas (oder versuche es jedenfalls o.O). Plan für die Pairings? Sowas mache ich nicht im Voraus, weil ich nicht weiß ob es nachher wirklich reinpasst - aber Omi und Ken?!? Da glaube ich jetzt schon zu wissen, dass es nix wird ^^# Mia, da kannst du nach Tokyo und findest es schlimm, für diese Zeit nicht meine FF lesen zu können. Jetzt weiß ich nicht, ob ich mich geehrt fühlen oder dich für verrückt halten soll *zwinka* Viel Spaß dort! @Shatielthefirst: *lach* Na solange du mir nicht meine kostbaren Seiten verschlingst, bevor ich sie abgetippt habe, geht das ja noch in Ordnung ^.~ Aber ich denke, die Gummibärchen sind bekömmlicher *rüberschieb* ^^ *mich noch ein bissl an der hübschen Fahne erfreu* ^___^ Für mich wird kommende Woche auch schnell vergehen und die darauf folgenden sowieso... Nur wegen diesen doofen Klausuren. Will mir hier nicht jemand ein paar davon abnehmen? Hab zehn Stück im Angebot ^^°°° Teil 18 "Die Suche nach Ruhe" "Bist du müde?" Er saß mit geschlossenen Augen im Beifahrersitz, dessen Leder bereitwillig seinem Gewicht nachgab. Die Frage floss beinahe an ihm vorbei, doch im letzten Moment konnte er noch danach greifen. Trotzdem blieb er erst einmal stumm, dachte ernsthaft über die Antwort nach, die er zu geben hatte. Er war nicht - wirklich - müde, obwohl der Tag bereits seinem Ende zuging. Das Adrenalin war fast abgebaut, ließ ihm nur noch Erschöpfung zurück. Seine Muskeln zitterten leicht, als hätte er sie überbeansprucht. Und doch fühlte er sich nicht bereit, sich dem Schlaf zu ergeben. "Ich glaube nicht." Er warf dem Anderen einen unsicheren Blick zu. Schuldigs linker Mundwinkel zuckte, als würde der Ältere sich ein Lachen verkneifen müssen. "Du hast vorhin sehr blass ausgesehen. Hat dir wohl nicht gefallen, was du im Casino gesehen hast..." Das war keine richtige Frage und so reagierte er nicht darauf. "Warst... du schon einmal dort?" Wenn Crawford-san als Bodyguard arbeitete, dann sicher auch Schuldig. Und falls Taktatori-san öfter- "Nein", wurde sein Gedankengang unterbrochen. "Meistens begleitet nur Crawford unseren Auftraggeber zu solchen Veranstaltungen. Er setzt wohl nicht allzu viel Vertrauen in meine Umgangsformen." Schuldig wandte den Blick für einen Moment von der Straße ab und grinste ihn an. Dann wurden die grünen Augen wieder nach vorne gerichtet. Er fühlte sich seltsam erleichtert. Der Orangehaarige hatte mit seinem unernsten Gebaren einen Teil der Finsternis vertrieben, die sich im Laufe des Abends in seinem Inneren angestaut hatte. Entspannung ließ das Zittern seiner Muskeln verstummen. "Na, na... nicht einschlafen, wenn wir fast da sind. "Nein, natürlich nicht." Mit leichter Verwunderung stellte er fest, dass sich seine Augen wieder geschlossen hatten und er hatte einfach nicht genug Kraft sie zu öffnen. Es wäre viel leichter, die Realität jetzt einfach verschwinden zu lassen, sie dünnte sowieso immer mehr aus. Was er heute gesehen hatte, erschien ihm unmöglich. Wie verdreht musste die Welt sein, dass so etwas geschehen konnte? Es war alles Wahnsinn. Und es gab so wenig, was ihn noch in der Normalität hielt. Aya, warum nur musste alles so kommen? Er sah ihr Gesicht vor sich, wie sie ihn beglückwünschte und sagte, dass sie nach Hause vorgehen würde. Er wollte sie zurückhalten, doch es gelang ihm nicht. "Aya!" Mit ihrem Namen auf den Lippen wachte er auf, kaum das er eingeschlafen war. ****** Er spürte und sah, wie Ran gleich wieder aufschreckte, obwohl er doch versucht hatte, die Gedanken des Jüngeren in andere Bahnen zu lenken. Ein Seufzen wurde unterdrückt. Das war deutlich daneben gegangen. Leider hatte Crawford ihm verboten, zu sehr in Rans Kopf "herumzuspielen". Andererseits hatte er heute sowieso schon genug psychische Energie verbraucht, vor allem um sich vom Geschehen im Casino abzuschotten. So wenig ihm auch die Verzweiflung der ,Schachfiguren' berührt hatte, so sehr missfielen ihm die Gedanken der anwesenden Gäste. Ein gewisses Maß an Grausamkeit wusste er zu schätzen, aber nicht diese feigen Spielchen. Alles was er jetzt brauchte war Ruhe, doch leider verhinderte der Rothaarige links von ihm das mit - wenn auch unbeabsichtigter - Bravour. Wenigstens war es wirklich nicht mehr weit bis zum Haus und sobald Ran richtig schlief, würde endlich dieser Strudel aus Verwirrung, Hass, Angst und dann wiederum Gleichgültigkeit aufhören an seinen Nerven zu zerren. Der Jüngere starrte einfach nur noch gerade aus durch die Windschutzscheibe, wahrscheinlich ohne wirklich etwas wahrzunehmen. Eine Unterhaltung hätte das unangenehmer werdende Schweigen wohl aufgelockert, aber ihnen beiden fehlte in diesem Moment die Kraft dazu. Doch dann, ganz plötzlich, sprudelte es aus Ran heraus und er erzählte, warum er überhaupt in Erwägung gezogen hatte mitzukämpfen. Als wollte er sich rechtfertigen. Daraufhin kehrte die Stille zurück, denn er wusste nicht, wie er auf die Sorgen des Rothaarigen reagieren sollte und Ran wollte ganz sicher keine Mitleidsbekundungen hören. Mit nicht unwesentlicher Erleichterung fuhr er in die Garage hinein, stellte den Motor ab und lehnte sich in der fast alles beherrschenden Dunkelheit für einen Moment zurück. Der Sensor, der sonst automatisch bei Bewegung die Lampe aktivierte, musste einen Defekt haben... Eine beiläufige Überlegung, die nicht nach sich zog, dass sich vielleicht jemand darum kümmern sollte. "Ist es eigentlich normal, dass es hier drin stockduster ist?" Ran war augenscheinlich wieder im Hier und Jetzt angelangt. "Vielleicht solltest du mal nachsehen, was kaputt ist", folgte es gleich darauf. Sein nicht sichtbares Grinsen geriet etwas schief. "Sei nicht so praktisch, das wird schon noch erledigt werden." Und er hatte ganz sicher nicht vor, derjenige welcher zu sein. Ran schien das herauszuhören und gab zu seiner Überraschung ein leises Lachen von sich. Wie es aussah, hatte der Jüngere sein Tief vorläufig überwunden. "Lass uns reingehen, wir können schließlich nicht die ganze Nacht hier verbringen." Ran zögerte einen Moment, selbst nicht wissend warum, öffnete dann die Autotür. Er tat es ihm gleich und da durch das offene Tor das Licht der Straßenbeleuchtung schimmerte, konnte er die schmale Gestalt seines Begleiters als Schatten wahrnehmen. Zu mehr reichte es nicht, auch wenn sich seine Augen inzwischen an die mangelnde Helligkeit gewöhnt hatten. Nachdem die Zentralverriegelung eingerastet war, ging er vorsichtig nach draußen, fast unhörbar gefolgt von Ran. Keiner von ihnen stolperte oder eckte irgendwo an und schnell standen sie unter dem freien Sternenhimmel. Mit einem surrenden Geräusch schloss sich das Garagentor hinter ihnen, während sie schon auf dem Weg zum Haus waren. Automatisch tastete er über die Bewohner hinweg. Von Nagi kam nur graues Unbewusstsein, der Junge schlief bereits, ohne dabei zu träumen. Crawford war einfach nur eine Präsenz, die schwarz in der geistigen Landschaft hervorstach, strahlte keinen Gedanken aus. Wenigstens gelang es ihm ihren Anführer in dessen Arbeitszimmer zu lokalisieren. Er konnte noch nicht lange zurück sein. Farfarello war - wach und wartete auf ihn. Er lächelte die Haustür an, die sie gerade erreicht hatten und berührte den Geist des anderen flüchtig, bevor er sich wieder zurückzog. Unbeabsichtigt streifte er dabei auch Ran, schreckte vor dem dumpfen Brodeln zurück, der Kälte, die sich wie ein Panzer aus Eis darum gelegt hatte. In der realen Welt zuckte sein Körper kurz zusammen, doch er übertuschte es, indem er so tat, als würde ihm der Schlüssel aus der Hand fallen. Er spürte, wie sich daraufhin ein Paar violetter Augen auf ihn richtete, ignorierte das jedoch souverän und hob den Schlüssel auf um dann innerlich leise vor sich hinfluchend endlich aufzuschließen. Er ließ sich ganz und gar nicht gerne auf diese Weise überraschen. "Stört es denn auch nicht, wenn ich schon wieder hier übernachte?" "Ach was", winkte er den Jüngeren hinein. "Schließlich war es Crawfords Idee dich dorthin zu schicken und jetzt kannst du schwerlich zu deiner Tante oder deinem Freund. Ein bisschen zu spät dafür, ne?" Hier im Licht des Zimmers wirkte Ran in seinem Anzug irgendwie deplaziert, unterstrichen dadurch, dass die Tasche in der rechten Hand überhaupt nicht zu dem Outfit passte. Er beendete seine Musterung, da von Ran eindeutig Unbehagen auszustrahlen begann und nickte ihm ermunternd zu. "Du kannst wieder mein Bett nehmen. Den Weg kennst du ja inzwischen." "Aber-" "Nichts aber, du bist der Gast und ich habe noch eine andere Schlafgelegenheit." Ran kaute noch einen Moment auf dem Angebot herum, nahm es dann aber an und ging nach einem kurzen Gute-Nacht-Gruß die Treppe hoch. Er wartete noch bis sich oben die Tür schloss, drehte sich dann um. "Du hast mich gehört?" "Nein, aber ich wusste, dass du da bist." Seine rechte Hand suchte unwillkürlich Körperkontakt und augenblicklich beruhigte das so gar nicht invasive Wirbeln der Gedanken des Iren seine abgespannten Sinne. Jetzt hatte er auch die Gelegenheit mehr auf die Bedürfnisse seines Körpers zu hören und er spürte, wie hungrig er war. "Ich habe dir etwas zu essen gemacht." Farfarello war näher an ihn herangetreten, in dem bernsteinfarbenen Auge stand eine ganz andere Art von Hunger. Irgendwie erwartete er, dass nun ein Kommentar wegen Ran folgen würde, aber der Andere beschloss dieses Thema zu ignorieren und zog ihn stattdessen mit sich in die Küche. Immer noch so nah, dass er die ausstrahlende Körperwärme spüren konnte. Die Küche war zu seiner Überraschung nicht verwüstet und tatsächlich stand ein Teller mit Sandwichs auf dem Tisch. Allerdings fragte er sich, wofür in aller Welt der Jüngere schon wieder den Handmixer gebraucht hatte. Ein Glück, dass wenigstens die Tomaten alle gewesen waren. Er ließ sich auf einen der Stühle fallen ohne Farfarello loszulassen, der der Einfachheit halber neben ihm Platz nahm. Gerade wollte er nach dem ersten Sandwich greifen, als sein Blick auf die Spüle fiel, wo eines der großen Küchenmesser lag. Ganz langsam wandte er sich dem Iren zu, der - wenn schon nicht nervös - doch etwas schuldbewusst den fragenden Blick erwiderte. "Was hast du gemacht, Farf?" Keine Antwort. Ein paar Atemzüge lang war nichts als Stille im Raum und eine tiefe Erschöpfung umfing ihn. Seine Schultern sackten etwas nach vorne und seine Stirn pochte schmerzhaft. Schließlich schob er den Ärmel des Shirts hoch, fand wie erwartet neue Schnitte in der blassen, fast weißen Haut vor. Sein Seufzen ließ den Anderen zusammenzucken und mit einem weiteren zog er den Jüngeren auf seinen Schoß, drückte ihn fest an sich. Es schmerzte, tief in ihm drin. Vielleicht würde er ihn eines Tages dadurch verlieren. Er würde nichtsahnend nach Hause kommen ohne den vertrauten Geist vorzufinden, ihn suchen und dann in einer Lache aus Blut liegen sehen. Oh Gott, bitte lass es nicht geschehen... Er wusste, dass Gebete sinnlos waren und doch schrie er die Worte fast hinaus. Aber er hatte genug Kontrolle um das nicht zu tun, vergrub sein Gesicht in Farfarellos Halsbeuge und gab nur einen erstickten Laut von sich, der nicht zu verstehen war und doch alles in sich trug, seine ganze Verzweiflung. Seine Finger woben sich in bleiches Haar, sanft. Die neuen Medikamente sollten eigentlich verhindern, dass der Ire sich weiterhin etwas antat, sie waren die Voraussetzung dafür, dass er überhaupt hier wohnen durfte und nicht in der Anstalt bleiben musste. Wenn die anderen - selbst in Gedanken nannte er die Organisation nicht bei ihrem Namen - merkten, dass sie Farfarello nur durch eine Zwangsjacke unter Kontrolle halten konnten, würden sie ihn ihm wegnehmen, das wusste er, genauso wie Farfarello selbst. "Warum...?" Die gleiche sinnlose Frage. "Ich weiß es nicht." Ein schwerer Akzent haftete den auf Deutsch gesprochenen Worten an, dann fiel der Andere wieder ins Japanische zurück. "Es musste einfach sein... Ich musste sehen, dass ich noch lebe... Du warst nicht da um es mir zu sagen." "Ach Farf..." Du Dummkopf... Er drückte ihn noch einmal fest, löste sich dann von ihm. "Jetzt bin ich da - du hättest nur noch etwas warten müssen. Ich werde Crawford fragen, ob wir bald einen vernünftigen Auftrag bekommen. Vergieß das Blut anderer Leute, nicht dein eigenes." Farfarello schien die Aussicht auf eine Jagd zu gefallen und nickte ohne Vorbehalte. Er lächelte, wieder ruhiger werdend. Dann fiel ihm das Essen ein und obwohl er keinen Appetit mehr hatte, griff er nach einem Sandwich. Er musste seine Energie wieder auffüllen oder er würde bald zu nichts mehr zu gebrauchen sein. Während er nach und nach alles aufaß, konzentrierte er sich auf Farfarellos Wärme, ließ sich von ihr einhüllen. ***** "Aufwachen!" Jemand klopfte an seine Zimmertür und brummelnd drehte er sich auf die andere Seite. Dass Aya aber auch wieder so einen Aufruhr veranstalten musste. Er würde es schon noch rechtzeitig in die Schule schaffen - und wenn nicht, war das nicht ihre Sorge... Die vertrauten Gedanken wollten ihn zurück in die tieferen Gefilde des Schlafes führen, als ihm abrupt durch den Kopf schoss, dass irgendetwas nicht stimmte. Sein Herz raste los und ein plötzlicher Adrenalinstoß ließ ihn sich aufsetzen. Ein Traum? Hatte er einen Alptraum gehabt? Woher kam dieses Gefühl des Verlustes? Und dann war schließlich richtig wach und wusste es wieder. Am liebsten wäre er zurück aufs Kissen gesunken um im Nichtsein des Schlafes vergessen zu finden, aber das konnte er nicht. Er durfte nicht aufgeben, egal was geschah, schließlich hatte er sich um seine Schwester zu kümmern. Haut spannte sich über Wangenknochen, als er verzweifelt die Zähne zusammenbiss. Mühsam ummantelte er das Feuer in sich mit der Erinnerung an den gestrigen Abend, ersetzte die fast geschmolzene Mauer durch einen noch viel stärkeren Schutzwall aus Eis, durchsetzt von dem Wissen, dass es immer noch schlimmer kommen konnte. Auf nichts durfte er sich verlassen, nur auf sich selbst. Niemals wieder dürfte er von jemandem oder etwas abhängig sein, weil es ihm viel zu leicht genommen werden konnte. Nur bei einer Person war es anders. "Aya-chan..." Sie war sein Anker. Er stand auf, sah sich in Schuldigs Zimmer um. Gestern war er viel zu müde dazu gewesen, doch jetzt brauchte er etwas Ablenkung. Neugierig musterte er das Bücherregal. Irgendwie hatte er nicht erwartet, dass der Orangehaarige gerne las. Die Titel sagten ihm nichts, er war schon froh, dass er die Sprache als Deutsch identifizieren konnte. Schließlich aber löste er sich von seinen Betrachtungen, da sich eine leise Stimme in seinem Kopf meldete und ihn an die Schule erinnerte. Sein Gesicht verzog sich zu einer Grimasse. Egal was geschehen war, sein Pflichtbewusstsein hatte sich leider noch nicht verabschiedet. Also griff er nach seiner Tasche und verschwand mit ihr ins Bad um wenig später in seiner Schuluniform wieder aufzutauchen. Seine eigenen Sachen packt er ordentlich zusammen, doch er wusste nicht, was er mit dem Anzug und den restlichen Überbleibseln von gestern machen sollte. So ließ er sie erst einmal über dem Stuhl hängen, wo sie sich seit gestern Nacht befanden. In der Küche fand er alle bis auf den merkwürdigen Typen mit den Narben versammelt vor. Nagi mit frisch geschrubbtem Gesicht, einige braune Strähnen noch feucht vom Duschen, die Uniform makellos. Schuldig, der ihn mit einem lässigen Lächeln begrüßte und sich dann wieder um sein Frühstück kümmerte. Und schließlich Crawford-san. Etwas in ihm krampfte sich zusammen und nur unterbewusst sah er, wie Schuldig sich fast an seinem Brötchen verschluckte. Im Stillen ohrfeigte er sich dafür, dass ihn der Anblick so berührte. Der Amerikaner sah von seiner Zeitung auf, nahm einen Schluck vom Kaffee, bevor er ihm zunickte. Er lächelte etwas gezwungen und versuchte zu ignorieren, dass die Wirtschaftsseiten aufgeschlagen waren, als er sich hinsetzte. Jeder der drei hatte etwas anderes vor sich stehen und er entschied sich für etwas von dem Reis auf Nagis Platte. Dieser gab ihm auf seine leise gestellte Frage gerne etwas ab und für ein paar unglaublich langsam dahintickende Sekunden wurde er von dem tiefen Blau der Augen des Jüngeren festgehalten. Warum nur hatte er den Eindruck, sie mit etwas in Zusammenhang bringen zu müssen? ~TBC~ Mia, das war doch mal wieder ne Rekordleistung - viel erzählt und nix passiert ^^# Und glaubt bloß nicht, dass ich Besserung geloben werde, das würde eh nicht klappen *ehe* Allen einen schönen Start in die Woche cya, cu ^-^ *winkz* Kapitel 19: "Rückblicke II - Eine Frage der Kontrolle" ------------------------------------------------------ Close Distance (Teil 19) Titel: Close Distance Teil: 19/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Das ist nach einiger Zeit wieder ein Vergangenheitskapitel ^^ Disclaimer: not my boys, no money make... Greetings: @Andromeda: *snicker* Ehrlich gesagt kommt der wirkliche Stress erst noch ^^ Hm... Altstadtfest mit Sushi-Stand klingt gut *grins* Schon mal ein Grund hinzugehen, ne? ^.~ Ich weiß gar nicht, wie ich das folgende Kapitel einordnen soll... besonders viel passiert schon wieder nicht, dafür geht es aber mit der Crawford-Linie weiter... ich sollte die man schneller einbauen, sonst werde ich nie fertig ^^° aber es klappt nicht so wirklich *räusper* Langsam fang ich auch an Farf etwas zu sehr zu mögen, wenn er so mit Schu zusammen ist ^^°°° @Arigata: Ha, halb so gut ist noch völlig übertrieben *lach* Und pass auf, wenn du es wirklich verpeilst den Commi zu schreiben, geht es _dir_ noch viel schlechter *zwinka* Haste in deinem Vertrag schon mal unter Vertragsstrafen geguckt? *gg* Argh, du darfst doch nicht sagen, dass dir mein geliebter Ran egal ist! Andererseits.... bleib ruhig an Schu kleben *grins* Ich habe dir doch schon gesagt, dass ich ihn und Farf einbaue, wo es halt passt - öfter geht nicht ^^# @Maike: Na bei dir ist der Abstand immerhin kürzer als bei Gata-chan. Bei ihr frage ich mich, wie sie es schafft, den Inhalt eine Woche lang im Kopf zu behalten *misstrauisch guck* Hm... vielleicht stelle ich die Beziehung zwischen Schu und Farf nicht ganz richtig dar, aber irgendwie passt für mich vom Gefühl her so - jedenfalls in meiner Story. Und es geht bei ihnen nicht immer so ruhig zu, am Anfang gab es da schon mehr Probs ^^ Ganz so wie im Anime wird Ran glaube ich nicht (genau weiß ich es erst, wenn ich soweit bin), aber ein bissl ändern wird er sich schon noch ^^ @kohaku_san: So, das ist mal ein Gruß in die Ferne *grins* Aber sicher wirst du ihn erst lesen, wenn du wieder sicher zu Hause bist. Ich hoffe, du hast/hattest viel Spaß *lieb sag* @Shatielthefirst: *lach* Meine Matheklausur will ich auch gar nicht abgeben und Info sowie VWL mache ich ebenfalls gerne allein. Damit hast du die Wahl zwischen BWL II, Rewe I und II, Franz, Englisch und SoWi ^.~ BWL I ist nicht mehr im Angebot, da bereits geschrieben *grins* ... Also das ist jetzt verlockend, aber ich glaube ich kann gar nicht anders als wie immer schreiben - ansonsten würde ich doch gerne wissen, ob du wirklich alles lesen würdest, egal was ich mache *gg* @nai-chan: Wie sage ich immer: je seltener man liest, desto mehr Kapitel hat man auf einmal, bei denen man nicht immer auf die nächste Woche warten muss *zwinka* Wenn nix passiert, merkste das nicht? Hey, das gefällt mir *grins* Ich mache mir zukünftig dann mal weniger Sorgen ^-^ Und ja, Hikage ist wirklich ein Mann, der sich nur als Frau verkleidet hat *lach* Guck noch mal den Anime - an der Stelle, wo Hikage dann tot am Boden liegt, kann man es erkennen *lieb sag* @Furia: Och, sooo oft hat Ran nun auch wieder nicht dort übernachtet ^^° *gg* Aber es häuft sich langsam (oh Überraschung *lach*) ^^ Genau, solange Schu mit am Frühstückstisch sitzt, kann ich mir nicht vorstellen, dass es zu irgendwelchen unpassenden Szenen kommen wird *nod* Aber wirklich erfahren wirst du es erst nächste Woche ; ) Hm... in Ordnung, ich werde versuchen bei Gelegenheit auch mal Farfs Unterkunft zu beschreiben *versprech* Könnte aber ein bissl dauern ^^# *dir noch Gummibärchen für den ersten Commi reich* ^___^ Teil 19 "Rückblicke II - Eine Frage der Kontrolle" "Sensei." Mit einer Verbeugung bedankte er sich für den Unterricht, die von seinem Lehrer mit großem Ernst erwidert wurde. Er hatte diese Art der Höflichkeit zu schätzen gelernt. Es war wie ein Kodex, ein Regelwerk, das tief in die japanische Gesellschaft verankert war. Es lag keine Falschheit in dieser Form des Umgangs miteinander, auch wenn sie die Möglichkeit bot, gewisse Ressentiments zu verbergen. Vielleicht erschien es manchen zu förmlich, vor allem wenn man den eher lockeren Umgang in seiner Heimat gewöhnt war. Doch auf eine gewisse Weise steckte mehr Ehrlichkeit dahinter. Der Japaner verließ den Raum und erst jetzt erlaubte er sich ein leichtes Lächeln, entließ die Spannung aus seinen Muskeln. Auch dieser Privatlehrer war von seinem Vater engagiert worden, schon vor Jahren und widerspruchslos wie immer hatte er gehorcht. Noch heute erinnerte er sich an diesen Morgen, an dem er beschlossen hatte den Spielregeln der Erwachsenen zu folgen. Im Nachhinein wunderte es ihn, dass er überhaupt auf diese Idee gekommen war, aber vielleicht hatte er auf einer bestimmten Ebene gewusst, dass es nötig war. Egal wie jung er gewesen war. Mit einem kaum hörbaren Seufzen strich er sich eine verschwitzte Strähne aus der Stirn. Warum sein Vater wollte, dass er Kendo lernte, hatte dieser nie für mitteilenswert befunden. Vielleicht, weil es zu der Zeit ,in' gewesen war und er damit angeben wollte, was er alles für seinen Sohn tat. Kendounterricht war da bei weitem nicht alles. Sein Vater hatte schon immer eine Schwäche für öffentliche Auftritte gehabt. Und damit dieser auf den Empfängen - Party war ein viel zu profaner Begriff dafür - auch seinen Sohn präsentieren konnte, hatte er beispielsweise einen weiteren Teil seiner schon so knapp bemessenen Freizeit opfern müssen um perfekte Manieren eingebläut zu bekommen. Inzwischen hatte er sein Zimmer erreicht, ging gleich weiter ins Bad. Kurz darauf prasselte das Wasser auf ihn herab, wusch den Schweiß hinfort und ließ ihn ansonsten weiter seinen Erinnerungen nachhängen. Dieser Kendounterricht hatte ihm anfangs nicht so behagt, das Training erforderte viel Konzentration und Disziplin und auch wenn er seinen Eltern gehorchen wollte, hatte er es eher als lästige zusätzliche Pflicht empfunden. Bis er plötzlich, von einem Tag auf den anderen, begriffen hatte, wie sehr es ihm auch im Alltag half. Oft war bis dahin sein alter Ungehorsam aufgeflammt, nur mühsam im Zaum gehalten von seinem Entschluss, der tief in ihn eingebrannt war, dem Wissen, so handeln zu müssen. Doch auf einmal fiel es ihm viel leichter alles hinzunehmen. Es glitt an ihm ab ohne wirklich zu ihm vorzudringen. Und seitdem hatte er begonnen seinem Sensei genau zuzuhören, wollte mehr über dessen Land erfahren. Das Training wurde nicht mehr nur auf das Kendo beschränkt, sondern erweiterte sich zu einer kulturellen Reise. Nach und nach begann er sogar die Sprache zu lernen. Zunächst um sich auf japanisch mit dem Lehrer unterhalten, später auch um bestimmte Bücher lesen zu können. Von der perfekten Beherrschung war er immer noch weit entfernt, aber er lernte täglich mehr. Und eines war klar - je mehr er wusste, desto mehr gewann er an Überlegenheit und Kontrolle. Er drehte die Dusche ab und blieb für einige Atemzüge einfach in der entstehenden Stille gefangen, völlig entspannt. Wieder lächelte er, ohne Wärme in den braunen Augen. Wenn sein Vater wüsste, dass Sensei ihm sogar das wohlbehütete Familienschwert gezeigt hatte, würde er ihren Kontakt sicher unterbinden. Denn auch wenn dieser wollte, dass sein Sohn sich zu wehren wusste, durfte er sich doch nicht in Gefahr bringen. Als ob er so dumm wäre diese Waffe als Spielzeug zu betrachten. Es hatte ihn einiges an Überzeugungskunst gekostet, aber schließlich hatte er den älteren Japaner dazu gebracht ihm den Kampf mit einem Katana zu zeigen. Er wusste, dass auch in Japan Kinder Kendo erlernten ohne mehr als das typische Shinai zu Gesicht zu bekommen, doch er selbst wollte eine echte Klinge in den Händen halten, nicht nur ein Bambusschwert. Er bewunderte die kunstvolle Schmiedearbeit genauso wie die Tödlichkeit des Katanas und kaum hatte er eins gesehen, wollte er es kontrollieren können. Nachdem er sich abgetrocknet hatte, ging er zurück in sein Zimmer und holte sich seine Reitsachen aus dem Schrank. Bedächtig begann er sich anzuziehen. Er hatte noch Zeit für einen kleinen Ausritt, bevor die Pflicht wieder ihren Anteil verlangte. Brauner war älter geworden, begrüßte ihn aber freudig, kaum dass er sich der Kuppel näherte. "Na mein Hübscher, Lust auf ein bisschen Bewegung?" Unwillkürlich fiel er in die alten Kosenamen zurück, während er den Fuchs sattelte. Diesmal lachte er nicht, als er sich hinaufschwang, aber seine Züge wurden weich. "Auf geht's!" Geübt trieb er das Pferd an, das schnell in einen ausgreifenden Galopp verfiel. Der Wind vertrieb alle Gedanken, die Landschaft flog nur so an ihm vorüber. Erst als sie die vertraute Quelle erreichten, zog er die Zügel an, brachte Brauner zum Halten. Wortlos glitt er vom Rücken des Pferdes, tätschelte dessen Flanke. Prompt wandte Brauner ihm den Kopf zu, drehte sich dann auf der Stelle bis er bequem in den Jackentaschen schnobern konnte. "Nicht so stürmisch, ich habe ja was für dich." Er griff nach dem eingesteckten Apfel und präsentierte ihn Brauner. Danach fuhr er ihm sanft über die Blesse. "Nur eine kurze Pause, wir müssen bald wieder zurück..." Brauner schnaubte als wollte er zustimmen, begann dann ein paar grüne Grashalme aus dem Boden zu rupfen. Er selbst suchte sich einen schattigen Platz unter einem Baum, lehnte sich gegen den festen Stamm. Und prompt war er wieder bei seinen alten Überlegungen. Kontrolle... ja, das war wichtig. Er hatte seine Eltern zu kontrollieren gelernt, indem er ihnen gehorchte. Eine wirklich überraschende Erkenntnis, damals. Er war fleißig in der Schule gewesen und hatte gute Noten nach Hause gebracht. Er war nicht mehr heimlich ausgeritten, sondern hatte vorher gefragt. Und weil er dies tat, hatten sie ihn auch für vernünftig und alt genug gehalten und ihm tatsächlich die Erlaubnis erteilt. Das erste Mal hatte er es kaum glauben können. Bald waren die Privatlehrer nicht nur dafür da, den Schulstoff zu vertiefen, sondern er lernte mehr, was die Schule fast zu einem Kinderspiel werden ließ. Der Ort, an dem er die meisten Freiheiten genoss. Wo er mit den Anderen reden konnte wie er wollte und nicht auf seinen Ausdruck achten musste. Und da er sich nicht anders als sie gab, ihnen bei den Hausaufgaben half oder sie auch mal abschreiben ließ wenn sie wollten, kontrollierte er auch bald diesen Teil seines Lebens. Er lehnte seinen Kopf in den Nacken, blickte in das grüne Blätterdach hinauf. Die Farbe wirkte beruhigend auf ihn, schwang mit der Stille in seinem Inneren. Diese begleitete ihn schon lange, er wusste selbst nicht genau zu sagen, wann er sie entdeckt hatte. Vielleicht in dem Moment, als ihm seine besondere Gabe bewusst wurde. *flashback* "Hi Brad, hast du schon die Neue gesehen? Die würde bestimmt niemand von der Bettkante stoßen." Stan - eigentlich Charles Stanley der Dritte - hatte sich neben ihn gesetzt, das Tablett mit dem Mittagessen schnell abstellend, bevor ihm noch etwas herunterrutschte. Fragend hob er eine Augenbraue, lächelte den Anderen an. "Würdest du deine Angaben vielleicht etwas präzisieren?" "Aber gerne doch." Ein Grinsen folgte. "Groß, lange blonde Haare, schlank, gut ausgestattet - und sie steht gerade dort vorne an der Kasse." Er folgte dem Fingerzeig und musterte das Mädchen. Dann wandte er sich wieder dem Gleichaltrigen zu. "Ganz zufällig ist sie in meinem Französischkurs. Und irgendwie bezweifle ich, dass Kathy dir überhaupt die Möglichkeit geben würde, sie von der Bettkante zu schubsen." Braune Augen funkelten mit feinem Spott. "Raub mir doch nicht immer meine Illusionen", seufzte der Andere. "Warum nur habe ich nicht Französisch gewählt?" "Weil du schon mit Englisch genug zu tun hast?", stellte er mit unbewegter Miene in den Raum. Stan erschütterte das überhaupt nicht, die blauen Augen schweiften wieder zu dem Mädchen hinüber. "Vielleicht kann ich sie ja mit meinen Muskeln beeindrucken." Er lachte leise. "Natürlich, sie wird begeistert sein." Argwöhnisch legte der Blondschopf den Kopf schief. "Gib's zu, du hast schon längst beschlossen sie dir zu angeln und willst die Konkurrenz vorher entmutigen." Diesmal wanderten beide Augenbrauen nach oben. "So etwas würdest du mir zutrauen?" "Dir würde ich alles zutrauen! Aber glaub bloß nicht, dass ich sie dir so einfach überlassen würde. Doch jetzt essen wir lieber, sonst wird es noch kalt." Damit beugte sich der Andere über seinen Teller. Kopfschüttelnd lächelte er in sich hinein, tat es ihm dann gleich. Wenig später standen sie vor ihren Schließfächern und suchten die Bücher für die nächste Stunde hervor. "Kommst du nun eigentlich richtig in den Club?" Er wusste genau, was Stan meinte. Gegen den Widerstand seines Vaters war er ein paar Mal beim Boxtraining gewesen. Dieser Sport war etwas, das er für sich selbst tun wollte, aus Spaß, nicht weil es ihm jemand vorschrieb. Es war simpler als Kendo, erforderte mehr Kraft und eine andere Art von Durchsetzungsvermögen. Er mochte es zu boxen. Der Blondhaarige bemerkte sein Zögern. "Du willst dir doch nicht etwa von deinem Vater reinreden lassen. Warum lässt du zu, dass sie dich so am Gängelband führen?" Ehrliche Empörung rief einen Hauch von Rot auf die Wangen seines Freundes. Sein beruhigendes Lächeln spiegelte sich nicht in den braunen Augen wider. "Probier es einfach mal aus, du wirst überrascht sein, wer eigentlich wen führt." Das Lächeln verschwand. "Außerdem habe ich längst beschlossen dem Club beizutreten." Hier würde er sich auf jeden Fall durchsetzen. Sein Vater würde es als einen der seltenen sturen Anfälle verbuchen und sich nicht querstellen. So einfach war das. "Warum sagst du das nicht gleich? Ich habe doch gewusst, dass dich nichts aufhalten kann." Stan klopfte ihm lobend auf die Schulter. "Jetzt lernst du wie ein Gentleman zu kämpfen." "Beim Boxen? Ich glaube da gibt es noch ein paar andere Illusionen, die ich dir rauben muss." Sie lachten beide. Die restlichen Unterrichtsstunden waren schnell vergangen und wie immer hatte er aufmerksam und mit nicht wirklich viel Interesse zugehört. Der Stoff war in der Regel zu simpel um ihn fesseln zu können und doch genoss er die Zeit auf eine bestimmte Weise. Bei dieser Überlegung glitt ein Lächeln über sein Gesicht, dann verließ er den Umkleideraum. Jetzt wollte er etwas für seinen Körper tun. Er gab Stan ein Zeichen, der schon ungeduldig auf ihn gewartet hatte. Nach dem Aufwärmtraining standen sie sich endlich im Ring gegenüber. Bisher war Stan ihm immer überlegen gewesen, doch er hatte ihren Abstand schon um ein gutes Stück verringern können. Die Chance den Anderen zu schlagen bekam er sicher erst, sobald er anfing regelmäßig zu trainieren. Der Trainer gab sie frei. Die Boxhandschuhe trafen mit einem scharfen Klatschen aufeinander. Zunächst eher ruhig, wie ein Abtasten bevor es ernst wird. Dann wuchs das Tempo und Stan schloss die Deckung. Abfolgen von Haken wurden ausgetauscht, links, rechts, der letzte traf in der Regel. Ihn selbst öfter als seinen Gegner. Und dann kam plötzlich eine Gerade und ließ ihn zu Boden gehen. Er schüttelte sich wie ein nassgewordener Hund und kam wieder auf die Beine. In seinem Kopf fühlte sich etwas merkwürdig an, aber er beschloss das zu ignorieren und konzentrierte sich auf den Fortgang des Kampfes. Um den Schutz in seinem Mund herum lächelte er und ein Funkeln blitzte in den braunen Augen auf. Das machte wirklich Spaß. Sie umtänzelten einander, gaben die Distanz schließlich auf und wieder erfüllte ein scharfes Klatschen die Luft. Ganz unerwartet schoss wieder eine rechte Gerade auf ihn zu und ohne nachzudenken tauchte er unter Handschuh hinweg. Überraschung weitete für einen Sekundenbruchteil Stans blaue Augen, doch das verlangsamte sein Gegenüber nicht. Die nächste Minute verging und er bekam einen schmerzhaften Schlag auf den Oberarm ab. Er registrierte die Tatsache, aber ihn beschäftigte etwas anderes. Stan würde es gleich mit einem linken Haken versuchen, er war sich dessen ganz sicher. Und so wich er aus, noch bevor der Andere sich durch ein Muskelzucken verraten konnte. Ab diesem Moment wendete sich das Glück ihm zu und auf seine Eingebungen vertrauend kämpfte er wie nie zuvor in seinem Leben, innerlich völlig ruhig, die Stille umarmend. *flashback end* Mit einem leichten Seufzen löste er sich von seinen Erinnerungen und sah sich nach Brauner um. Der Fuchs stand an dem Bach, welcher der Quelle entsprang und schnaubte gerade in das klare Wasser. Eines der selten gewordenen echten Lächeln umspielte seinen Mund, dann stand er auf. Es wurde Zeit zurückzureiten, sein Vater hatte für heute Abend noch einen Empfang geplant. Und natürlich wollte er seinen Stammhalter dabei an seiner Seite wissen. Er streckte sich und für einen Moment zeichneten sich Muskeln unter dem feinen Stoff seines Hemdes ab. Brauner hatte ihm neugierig den Kopf zugewandt, kam auf seine lockenden Worte hin näher. "So ist es brav, mein Hübscher. Es geht wieder heimwärts." Der Fuchs stupste ihn spielerisch an und unwillkürlich entkam ihm ein leises Auflachen. "Soll das heißen, du bist einverstanden?" Er fuhr mit einer Hand durch die gepflegte Mähne, schwang sich schließlich in den Sattel. "Na dann zeig mir mal, wie schnell du noch bist!" Brauner wieherte, strebte dann in ausgedehntem Galopp nach Hause. "Da bist du ja, Brad", begrüßte ihn seine Mutter, als er aus dem Stall zurückkam, wohin er Sattel und Zaumzeug gebracht hatte. "Guten Tag, Mutter. Ich hoffe, es ist noch nicht zu spät." Sie lächelte und schüttelte dann den Kopf. "Keine Sorge, du bist pünktlich wie immer. Ich wollte dir nur mitteilen, dass Kathy angerufen hat. Sie wollte ein bisschen früher kommen, damit ihr auch ein bisschen Zeit für euch habt." Er neigte bestätigend den Kopf. "Das Mädchen ist wirklich nett und dein Vater meinte, dass sie aus einer guten Familie kommt." Gut bedeutete in diesem Fall reich, ein Gedanke, den er nicht äußerte. Seine Mutter fuhr fort. "Hast du schon an eine Verlobung gedacht?" Seine Augen schlossen sich einen Herzschlag lang und als er sie wieder öffnete erwiderte er das erwartungsvolle Lächeln seiner Mutter ohne jede Regung in dem Braun. "Ich werde es in Erwägung ziehen." ~TBC~ Ich weiß nicht voran es liegt, aber ich mag Brad einfach ^_______________^ *grins* Und ich weiß, insbesondere die erste Hälfte dieses Teils war ziemlich trocken ^^# Hope to cya, cu ^-^ *winkz* Kapitel 20: "Sicherheit" ------------------------ Close Distance (Teil 20) Titel: Close Distance Teil: 20/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Diesmal meine ich es wirklich ernst: hat nicht mal jemand nen Tipp, wie man ganz einfach ein paar Kapitel-Namen aus dem Ärmel schütteln kann??? ^^°°° Disclaimer: not my boys, no money make... Greetings: @Andromeda: Jupp, die Klausur ist ganz gut gelaufen, allerdings kann ich jetzt schon wieder für die nächsten beiden lernen ^^# Die Sache mit der Kontrolle fing bei Crawford ja erst ein bisschen später an, nicht als er noch so jung wie im ersten Rückblick war ^^ Aber irgendwann muss er ja damit angefangen haben, ne? *gg* Hm... seine Fähigkeiten sind ihm beim Boxkampf zum ersten Mal _bewusst_ geworden, das heißt nicht, dass dieser der Auslöser war *zwinka* Und das mit den 50% ist einfach nur ne Schätzung, ich habe keine Ahnung, wie lang die Story wirklich wird ^^# @Maike: *lach* Na die Vorzüge des Mädels sind doch eindeutig erkennbar ^.~ Kein Wunder, dass seine Eltern so angetan von dieser Idee sind. Zudem wollen sie ganz sicher nicht, dass ihr Sohn sich in zu vielen fremden Betten rumtreibt *snicker* und halten ne Hochzeit für ne gute Möglichkeit, ihn weiterhin an der ,Leine' zu führen ^^ Und ich denke mal, dass Brad sich schon zu wehren weiß, wenn ihm die Sache zu weit geht ^___^ @Arigata: Kein Freund von Rückblenden? Also in dieser FF werden noch einige kommen ^^° Aber da die dann auch Schu und Farf einbeziehen sollen - irgendwann einmal - wirste ja nicht allzu viel dagegen haben, ne? In nächster Zeit sieht es eher mau aus, was Schwarz im Allgemeinen und die beiden genannten im Speziellen betrifft, weil Weiß dran ist. ^^# @kohaku_san: *winkz und lieb grüß* @Furia: Als nee, ich wollte es ja nicht gleich übertreiben und Stan ist mit seinem Vornamen schon gestraft genug ^^ Und ja, im Prinzip stellt er so etwas wie ein Gegenstück zu Yun-kun dar, allerdings ist letzterer näher an Ran dran, als er an Brad ^^ Ach komm, ich konnte aus Kathy doch keine Rothaarige machen, das wäre zuviel des Zufalls *lach* Brads Fähigkeiten wurden von dem Boxschlag weder hervorgerufen noch geweckt ^^ _Das_ war ein Zufall ^.~ *euch alle ein bissl aufs Glatteis führen wollte* @Shatielthefirst: BWL II habe ich gestern geschrieben, aber für Englisch kannste Dienstag und Samstag gerne herkommen *breit grins* ^___~ *knuffel* Lass dir mit der ENS ruhig Zeit, mit fehlt es eh an letzterer, so das ich dir nicht allzu schnell antworten würde ^^° Dann mal wieder viel Spaß mit dem neuen Teil und beim Ausdrucken *grins* Hoffentlich versagt dein Drucker nicht irgendwann... @nai-chan: *dir erst mal die Gummibärchen rüberschieb* Wie nannte es Furia noch? Innere Monologe *grins* Also ich fand das ja wie gesagt eher trocken, aber wenn es euch da anders geht, werde ich mich ganz sicher nicht beschweren ^^ Ich mag Brad zwar schon ne ganze Weile, aber jetzt immer mehr und freue mich über jeden, den ich mitziehen kann ^.~ Teil 20 "Sicherheit" Er schüttelte den Kopf, rieb sich dann die Stirn, hinter der ein leises Pochen eingesetzt hatte. Woran hatte er eben gedacht? Er würde doch nicht anfangen, irgendwelchen Tagträumen nachzuhängen... Immer noch etwas verwirrt sah er sich in der Runde um, aber niemandem schien sein Moment der Abwesenheit aufgefallen zu sein. Mit einem kaum merklichen Schulterzucken kümmerte er sich wieder um sein Frühstück. War ja auch egal... Während sich seine Schale leerte, fühlte er, wie ihn langsam Ruhe umfing. Eine Anspannung, die er die ganze Zeit mit sich herumgetragen und daher schon gar nicht mehr registriert hatte, fiel von ihm ab. Aus dem Pool der Stille heraus beobachtete er die Anderen. Eigentlich waren sie ihm fremd und doch fühlte er sich geradezu wohl bei ihnen, als würde ein Teil ihrer Gelassenheit auf ihn übergehen. Schuldig hob plötzlich den Kopf und sah ihm direkt in die Augen. In dem Grün stand eindeutig eine gewisse Erheiterung, gleichzeitig aber immer noch die abschätzende Kühle, die er bisher noch nie hatte vollständig verschwinden sehen. Unsicher werdend unterbrach er den Blickkontakt, sah daher nicht mehr das halbe Grinsen, das jetzt die Mundwinkel des Orangehaarigen nach oben zog. In Schweigen wurde das Frühstück beendet, nur Crawford-sans Zeitung raschelte ab und zu, wenn dieser eine Seite umblätterte. Und dann ergriff Schuldig plötzlich das Wort. "Ich bringe dich zur Schule, Nagi." Der Mittelschüler hob eine Augenbraue und er hatte den Eindruck, dass Nagi sich diese Reaktion beim Amerikaner abgeschaut hatte. "Seit wann bist du so fürsorglich?" Die helle Jungenstimme wollte so gar nicht zu dem unbewegten Gesichtsausdruck passen. Schuldig schien sich von der Miene überhaupt nicht beeindrucken zu lassen und grinste breit. "Ich möchte Ran-chan doch nicht zumuten, seine Tasche bis zur Schule schleppen zu müssen. Und nett wie ich bin, habe ich mir gedacht, dass ich dich gleich mitnehmen könnte." Eine Hand wurde ausgestreckt und wuschelte durch Nagis braune Haare. Dieser entzog sich schnellstens, indem er aufstand. "Und wie bitte sehr möchtest du mich in deinem Cabrio unterbringen?" Die dunkelblauen Augen funkelten - ganz und gar nicht amüsiert. Er selbst knabberte noch zu sehr an dem ,Ran-chan' um wirklich genießen zu können, dass Schuldig plötzlich die Worte fehlten. "Ähm...", kam es von dem Älteren. Nun musste er doch lachen, aber immerhin schaffte er es noch die Hand vor den Mund zu halten und das Ganze in ein nicht sehr echt klingendes Husten umzuwandeln. Schuldig musterte ihn daraufhin etwas misstrauisch, meinte dann aber nur: "Verschluck dich nicht." Die Zeitung wurde mit einem die Aufmerksamkeit aller auf sich ziehenden Rascheln zusammen gefaltet und von Crawford-san vor sich auf den Tisch gelegt. Dort war genug Platz, da lediglich die Kaffeetasse welchen beanspruchte. "Ich werde die beiden dort absetzen, bevor ich zu Taktori-san fahre." Ein Sonnenstrahl blitzte über das Glas der Brille, dann fühlte er sich für eine Ewigkeit von dem Blick der braunen Augen durchdrungen. Die Zeit wurde zähflüssig, so dass sich eine Sekunde immer weiter dehnen konnte, er hatte keine Möglichkeit sich zu rühren. So etwas wie Panik wollte schon in ihm aufsteigen, als auf einen Schlag alles wieder normal war. Und nur weil sein Herz plötzlich schneller schlug, als müsste es etwas nachholen, war er sich sicher, sich den Vorfall nicht nur eingebildet zu haben. Crawford-san war irgendwo anders gewesen, aber ihm war völlig unverständlich, wie er sich das erklären sollte. Der Amerikaner tat so, als ob nichts geschehen wäre und stellte seine Tasse in den Geschirrspüler. Da seine ganze Aufmerksamkeit weiter auf den hochgewachsenen Mann gerichtet war, entging ihm völlig der Blick, den Schuldig und Nagi austauschten. Nagi war bereits ausgestiegen und ging auf das Schulgebäude zu, während er selbst noch einen Moment lang sitzen blieb. "Was war das vorhin?" Er hatte sich die ganze Zeit den Kopf darüber zerbrochen, glaubte immer noch zu spüren, wie sich seine Nackenhärchen sträubten. Und jetzt hatte er endlich genug Mut zusammengekratzt um zu fragen, wenn auch nur sehr, sehr leise. Er wusste nicht einmal, warum es ihm überhaupt wichtig war. Vielleicht, weil ihm zuwenig geblieben war... Mit geschlossenen Augen wartete er auf die Antwort, obwohl er sich gleichzeitig sicher war, dass er keine erhalten würde. "Schuldig hat mir erzählt du bräuchtest Geld?" Hitze zog in seine Wangen und er wünschte sich, dass er sich gestern mehr zusammengerissen hätte. Sein Seufzen war nur innerlich zu hören. "Es ist wegen Aya, fürs Krankenhaus..." Er sprach in die dunkle Röte hinein, weigerte sich die Augen zu öffnen. "Ich könnte mir eure Unterlagen ansehen. Dein Vater hat sicherlich vorgesorgt - für Notfälle." Ruckartig setzte er sich richtig auf und Violett bohrte sich tief in ruhiges Braun. "Notfall, ja?!" Bevor er noch etwas Dummes hinzufügen konnte, biss er sich auf die Zunge, streich sich dann fahrig durch die roten Haare. "Danke für das Angebot, es könnte vielleicht wirklich helfen." Sein Lächeln war schwach, aber immerhin ehrlich gemeint. Er konnte doch nicht anfangen auf Crawford-san loszugehen, bloß weil sein Vater... Der Gedanke trübte das Violett ein und der Ältere machte eine Bewegung, als wollte er darauf reagieren. Doch sie wurde einen Herzschlag später wieder zurückgenommen. "Gut, ich werde mit deinem Onkel darüber sprechen. Aber jetzt solltest du langsam los, nicht wahr?" Der Amerikaner hatte plötzlich umgeschaltet, das inzwischen fast gewohnte Amüsement war in die braunen Augen zurückgekehrt. Er hatte dann immer das Gefühl, als wüsste Crawford-san irgendetwas, das kein anderer wusste und teilte den Scherz nur mit sich selbst. Das störte ihn allerdings nicht. Vielmehr war es ein Teil der Überlegenheit, die der Andere ausstrahlte und die diesen so wohltuend von seinem Vater abgrenzte. Überlegenheit versprach Sicherheit, schloss Versagen aus. Er lächelte wieder und dieses Mal drang es bis in seine Augen vor. "Ja, besser wäre es", antwortete er dann endlich. "Vielen Dank und auf Wiedersehen." Mit diesen Worten stieg er aus und war weg, ehe der Schwarzhaarige noch etwas sagen konnte. In ihm drin war es ein kleines bisschen wärmer geworden. Noch keine Gefahr für den Panzer, aber doch ein erster kleiner Riss. Vielleicht hatte er sich geirrt und es gab doch etwas, auf das er sich verlassen konnte - oder vielmehr jemanden. Vielleicht konnte Crawford-san ihm wirklich helfen. "Hallo Ran-kun." Yunshiro war bereits da und er setzte sich neben ihn. Die dunklen Augen musterten ihn vorsichtig, fast etwas unsicher und Schuldbewusstsein traf ihn wie ein Stich. Er wusste, dass sein Freund etwas anderes als ein abwesendes Lächeln und seine Schweigsamkeit verdient hatte, aber zu mehr war er hier einfach nicht imstande. Und jetzt sowieso nicht mehr. Egal wen er ansah, immer wieder blickte ihm das Gesicht des Jungen entgegen, der gestern gestorben war. Einfach ausgelöscht. Und keiner hier wusste Bescheid. Sie lachten, machten sich Sorgen wegen irgendeiner Arbeit oder weil sie die Hausaufgaben vergessen hatten. Während um sie herum die Welt schon zerbrochen war, ohne dass sie es auch nur ahnten. Ahnungslose Kinder... Bei Crawford-san und den Anderen fühlte er sich viel wohler. Sie wussten Bescheid und kamen trotzdem klar. Anders als er selbst. Er schaffte es bloß sich zu verkriechen. Der Unterricht fing an und den Kopf auf den verschränkten Armen hörte er zu, ließ sich von der dozierenden Stimme des Lehrers einhüllen und trieb einfach nur dahin. Und niemand verlangte mehr von ihm. Später in der großen Pause saß er mit Yunshiro wieder auf der Mauer, die zu so etwas wie ihrem Stammplatz geworden war. Die Sonne schien warm auf sie herunter und das Jackett war schon längst zur Seite gelegt worden, die Ärmel hochgekrempelt. Er gähnte schläfrig, die Nacht war einfach zu kurz gewesen und die Wärme tat ihr Übriges um dumpfe Müdigkeit hervorzurufen. "Pech, dass wir Warmblüter sind. Sonst würden wir jetzt sicher regelrecht aufblühen." Yun-kun spielte auf ihre heutige Biologiestunde an. Unwillkürlich lächelte er. "Dafür erstarren wir aber auch nicht bei Kälte. So hat alles seine Vor- und Nachteile." Sie grinsten sich an, sein Freund mit offenkundiger Erleichterung. Er selbst musste aufpassen, dass sein Gesichtsausdruck nicht gefror, als er das realisierte. Der unbestimmte Eindruck etwas Verbotenes getan zu haben, ließ ihn beinahe frösteln, doch auch das konnte er unterdrücken. Langsam lernte er sich besser zu kontrollieren und als er jetzt seine Unterhaltung mit Yunshiro fortsetzte, bemerkte sein Freund nicht die Aufgesetztheit dahinter. Es war fast wie früher. Er konnte also einfach spielen, dass sich nichts geändert hat und alle Anderen würden ohne zu wissen mitspielen. Ihm wurde bewusst, dass sich Ahnungslosigkeit leichter kontrollieren ließ als Wissen. Das Training konnte er heute alles andere als kaum erwarten und er war froh, dass es jetzt nur noch dreimal die Woche stattfand. Der leichte Gi, den sie beim Training häufiger trugen als die schwerere Rüstung, umgab ihn voller Vertrautheit und doch war alles anders. Er begrüßte seine Freunde und begann mit ihnen zusammen sich aufzuwärmen. Konzentration baute sich auf, Schritt für Schritt und damit verblasste alles was er mit sich herumtrug, war plötzlich weit entfernt, fast wie im Traum. Erst der erste richtige Trainingskampf zerrte ihn mit brutaler Abruptheit in die Wirklichkeit zurück. Es war so einfach, die Angriffe seines Gegners abzuwehren und er riskierte immer mehr, ohne auch nur einmal getroffen zu werden. Und selbst wenn - es würde vielleicht wehtun, aber das war auch schon alles. Nichts als ein Spiel, Crawford-san hatte vollkommen Recht gehabt. "Gut gemacht, Fujimiya." "Sensei." Er machte eine leichte Verbeugung, sah aus den Augenwinkeln, wie sich sein Kampfpartner mit sichtlichen Zeichen von Erschöpfung auf den Hallenboden setzte und tief durchatmete. "Allerdings darfst du deine Deckung nicht so sehr vernachlässigen. Wärst du nicht so schnell gewesen, hätte Kiraro das ausnützen können, vor allem da du heute schon mehr Kämpfe hinter dir hattest und somit erschöpfter warst. Verlass dich nicht darauf, dass du immer damit durchkommst. "Ja, Sensei." Ihm war, als würde er ihren Trainer nur durch einen Schleier sehen. Seine Muskeln waren angespannt, zitterten fast vor Verlangen. Was es allerdings war, das er so dringend tun wollte, wusste er nicht. "In Ordnung, Schluss für heute." Der Mann hatte sich schon abgewandt, hatte nichts von dem gemerkt, was in ihm vorging. Und so etwas wie Enttäuschung floss kühl durch seine Adern. "Was machst du denn noch hier?" Seine Frage war zu leise gestellt um den Anderen zu erreichen. Yunshiro winkte ihm zu, kam dann nähergelaufen. "Der Computer-Club hat auch erst vor ner Viertelstunde aufgehört und da dachte ich, ich könnte ein bisschen auf dich warten", erhielt er zur Begrüßung dennoch seine Antwort. Aber warum hatte Yun-kun gewartet? Sie mussten doch sowieso in unterschiedliche Richtungen. "Ich bringe dich ein Stück, ja? Meine Eltern kommen heute sowieso erst spät." Er wandte sich von den dunklen Augen ab. Womöglich hatte sein Freund doch gemerkt, dass es ihm nicht so gut ging wie er tat. Arme legten sich plötzlich um ihn und er fühlte, wie Yun-kun ihn kurz an sich drückte. "Es wird schon alles wieder in Ordnung kommen..." Eine leise Stimme an seinem Ohr. So leise, dass sie ihm erlaubte die Worte als nie gesagt in der Nacht verschwinden zu lassen. Der Andere löste sich rasch wieder von ihm und tat so, als ob nichts geschehen war. Er war ihm für beides dankbar, den Trost und das Schweigen. "Ran, Ran!" Kaum dass er die Haustür aufgeschlossen hatte, stürmten ihm die Zwillinge entgegen und gleich hatte er an jedem Bein einen von ihnen hängen. Mühsam setzte er einen Fuß vor den anderen, während die Kleinen fröhlich vor sich hinplapperten. Diese Spiele waren nicht neu für ihn, immer wenn sie hier zu Besuch gewesen waren, hatten ihn Sasaki und Maruko mit Beschlag belegt. Damals hatte ihm das auch nicht viel ausgemacht, aber jetzt löste die Vorstellung so etwas wie kleine Brüder zu haben ein mulmiges Gefühl in ihm aus. Und ohne sich bewusst dafür zu entscheiden blieb er innerlich auf Distanz. Er stellte seine Tasche ab, schnappte sich dann einen der kleinen Quälgeister. "Lass mich vorher doch wenigstens meine Schuhe ausziehen, Saki-chan." Er lächelte abwesend, erstarrte, als sein Blick auf ein Paar Schuhe fiel, das viel zu groß war um jemandem in diesem Haus zu passen. Die menschliche Last absetzend sah er sich nach weiteren Hinweisen um. "Besuch!" "Ja, ich weiß, Maru-chan." Er pflückte auch noch seinen zweiten Cousin ab und ging aufs Wohnzimmer zu. Ihm war auch schon klar, wen er dort vorfinden würde. Seine Hand ruhte bereits auf der Klinke, als diese von der anderen Seite heruntergedrückt wurde und gleich darauf sah ihn seine Tante überrascht an. "Oh, hallo Ran. Ich habe dich gar nicht nach Hause kommen gehört. War es gestern schön bei deinem Freund?" Er nickte, gab vor ihre Unsicherheit nicht zu bemerken. "Crawford-san ist zu Besuch. Er bespricht gerade mit deinem Onkel, wie er ihm bei ein paar Sachen helfen kann. Möchtest du nicht hineingehen und ihn begrüßen? Ich werde uns Tee machen." Und damit war sie auch schon an ihm vorbei. Mit einem leichten Zögern betrat er das Zimmer, sah den Amerikaner neben seinem Onkel auf der Couch sitzen, beide beugten sich über einige Papiere, deren weitaus größerer Teil sich auf dem Tisch vor ihnen befand. Crawford-san blickte auf und die inzwischen so bekannten braunen Augen ruhten wieder alles durchdringend auf ihm. Wie nur hatte er sich so schnell daran gewöhnen können? Verwirrung und Ruhe umschlangen einander und ließen ihn tief durchatmen, doch die Erkenntnis ließ nicht lange auf sich warten. Sicherheit. Dieser hochgewachsene Mann, den er kaum eine Woche kannte, bedeutete ein Stück Sicherheit für ihn. Die Mundwinkel des Anderen glitten für eine Sekunde nach oben, dann wurde das Gesicht wieder ausdruckslos. "Guten Abend, Ran. Wie geht es deiner Schwester?" Etwas blitzte in dem Braun auf und eine Welle von Schuldbewusstsein überspülte ihn. Er hatte ihr doch versprochen, sich um sie zu kümmern. Und jetzt hatte er es nicht geschafft sie zu besuchen... ~TBC~ Für alle, die auf ein Lebenszeichen von Weiß gewartet haben: in den nächsten Teilen werdet ihr wieder mehr von ihnen hören ^^ Vor allem von Yotan ^^°°° cya, cu ^-^ *winkz* Kapitel 21: "Alleine aufwachen" ------------------------------- Close Distance (Teil 21) Titel: Close Distance Teil: 21/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Das ist hier mehr ein... Zwischenkapitel ^^° bevor es ab dem nächsten Mal mit einer neuen Folge des Animes losgeht ^^ Ach vielleicht noch als Hinweis: Zeitlich befinden wir uns am Dienstagmorgen ^^ Ist also ein kleiner Sprung zurück... Disclaimer: not my boys, no money make... Greetings: @Andromeda: Da noch sechs Klausuren vor mir liegen, ist die Lernerei nicht wirklich vorbei ^^# Und nein, am Ende des Semesters bekommt man normalerweise nichts. Also du kannst dir gewiss sein, dass Crawfords Wohltätigkeit einen Grund hat und irgendwie hängt das letztendlich auch mit Takatori zusammen... aber eher als Nebeneffekt ^.~ Ich wünsche dir viel Erfolg beim Lernen *knuffel* Hoffe du hast genug Zeit für diese Masse... o.o Übrigens habe ich bisher _nicht_ vor den Zwillingen was geschehen zu lassen!!! @Arigata: Ja ich weiß *sigh* Aber diese Story bezieht nun mal auch Weiß mit ein, da ist nix zu machen ^^# Hm... ich weiß, welches Bild du da von Brad hast *lach* aber das hatte ich eher bei Rans Vater im Kopf. Und Rans Tante/Onkel wissen, dass Crawford ein Kollege von Rans Vater war (und sich daher bestimmt mit dem Kram auskennt) und sich auch schon um Ran gekümmert hat. Daher sind sie nicht weiter misstrauisch ^^ @Maike: Na, was war es diesmal? Best oder dein Vater? *lach* Nu ja, ich hoffe einfach mal, dass du bald wieder Zeit hast *knuffz* @kohaku_san: Och, solange ich dran denke, grüße ich auch die Abwesenden ^.~ Das ,never' in Bezug auf Crawfus Verlobte würde ich an deiner Stelle erstmal streichen *snicker* Aber keine Sorge, es wird schon alles gut *lach* Ich gestehe ja zu, dass die Szene am Frühstückstisch nicht wirklich erhellend war ^^° daher: Es war ganz einfach so, dass Brad in diesem Moment eine ,Vision' gehabt hat und Ran hat das irgendwie mitbekommen, obwohl das Normalsterblichen normalerweise nicht auffällt. Und davon waren Schu und Nagi doch etwas überrascht ^^ @Furia: Ich finde es zwar irgendwie unfair, dass du jetzt machen kannst was du willst, während ich noch an meine Unterlagen gefesselt bin, wünsche dir aber trotzdem viel Spaß ^____~ @Shatielthefirst: Na dann hoffen wir mal, dass du in Englisch gute Arbeit geleistet hast *zwinka* *lach* Im verstehenden Hören hätte ich echt gerne nen anderen da sitzen gehabt ^^# Lass deinen Bruder lieber weiterhin am Leben, man weiß nie, wofür er noch nützlich sein kann *snicker* Ich hoffe, der Drucker funzt jetzt wieder *lieb sag* aber auch wenn nicht: viel Spaß mit dem Kapitel ^^ @nai-chan: Öhm... eigentlich bedeutet das Auftauchen von Weiß, dass es wieder in Richtung einer neuer Folge des Animes geht ^^ Ob das dann auch spannend wird, ist eine ganz andere Frage *ehe* ^^y Übrigens will mir scheinen, dass du keinem anderem mehr die Gummibärchen gönnst *lach* *dir wieder welche rüberschieb* Teil 21 "Alleine aufwachen" Seine Hand tastete automatisch nach links, noch bevor er überhaupt richtig erwachte. Leer. Er seufzte, vergrub das Gesicht im Kissen. Sein Kopf dröhnte und ein schaler Geschmack lag in seinem Mund. Für eine Weile blieb er so liegen, doch schließlich streckte er sich und setzte sich dann auf. Müde grüne Augen versteckten sich hinter dunkelblonden Strähnen, bis diese nachlässig zur Seite gestrichen wurden. Er fröstelte als die Decke herunterrutschte und vom Fenster her ein kühler Luftzug über seinen Oberkörper strich. Der gestrige Abend war nicht besonders gut gelaufen, aber immerhin konnte er sich noch daran erinnern. Mit einem ironischen Lächeln angelte er nach seiner Hose und streifte sie über. Danach war er endlich so weit sich bis zum Tisch vorzukämpfen um den hartnäckig piependen Wecker auszuschalten. Augenblicklich ließ das Hämmern hinter seine Stirn etwas nach. Er konnte diese nervigen Dinger nicht ausstehen, doch da er gestern nicht an der Mission teilgenommen hatte, musste er die Frühschicht im Laden übernehmen. Er seufzte erneut, schlich dann in Richtung Bad. Er würde nachher nach Aspirin suchen müssen, seine eigenen waren alle. Beinahe stolperte er über eine am Boden liegende Flasche. Er hob sie auf, betrachtete den verbliebenen Rest der bräunlichen Flüssigkeit. Einen Moment zögerte er, dann schraubte er den Deckel ab und trank den letzten Schluck. Schlimmer konnte es schließlich kaum noch werden. Und wenigstens wurde das pelzige Gefühl von seiner Zunge gebrannt. Das heiße Wasser massierte einen Großteil der Verspannungen hinweg und langsam fühlte er sich wieder wie ein richtiger Mensch. Mit einem um die Hüfte geschlungenen Handtuch trat er vor das Waschbecken und griff nach seiner Zahnbürste. Nachdem er sich den Mund ausgespült hatte, warf er einen genaueren Blick auf sein Gesicht, sah die leichten Schatten unter seinen Augen. Die Sonnenbrille würde sie verstecken... Sein Blick irrte weiter, blieb an der vertrauten Tätowierung auf seinem linken Oberarm hängen. Sünde... Mit der rechten Hand strich er darüber und Bitterkeit trübte das Grün. Sein selbst zugefügtes Kainsmal - nicht für den Mord an einem Bruder, sondern für den Tod der einzigen Frau, die ihm jemals wirklich etwas bedeutet hatte. Er war schuld und egal wie er Vergessen suchte, nichts half. Immer und immer wieder sah er sie in seinen Träumen. "Asuka..." Ohne dass er es wollte, sprach er ihren Namen aus und wie ein Vorwurf füllte er den kleinen Raum, blieb in der Luft hängen um ihn zu erdrücken. Seine Schultern sanken nach unten, dann fing er sich wieder. Er schüttelte sich als wollte er eine Last abwerfen, fletschte die Zähne, als sich das Hämmern in seinem Kopf daraufhin mit neu erwachter Kraft zu Wort meldete. Er musste hier raus -und zwar schnellstens. Die Badezimmertür schlug laut ins Schloss, während er schon dabei war sich ein paar Sachen aus dem Schrank herauszusuchen. Er brauchte nicht lange dazu, dieses Ritual war ihm bereits in Fleisch und Blut übergegangen. Nachdem er mit seinem Aussehen zufrieden war, richtete er noch seine Haare, schob sich die Sonnenbrille auf die Nase. Zeit, in den Laden zu kommen. Dort würde er auch etwas zu Essen im Kühlschrank vorfinden. Hatte er jedenfalls gehofft. Mit knurrendem Magen starrte er den wenig versprechenden Inhalt an. Immerhin war Milch da und Omi sorgte stets für ausreichend Cornflakes. Mit der Schale in der einen und dem Löffel in der anderen Hand, ging er in den Laden um dort zuerst einmal das Licht anzuschalten. Alles war ordentlich aufgeräumt - wie auch nicht anders zu erwarten war, da ihr Jüngster gestern die letzte Schicht gehabt hatte. "Na dann..." Das spartanische Frühstück war schnell beendet und er zog einen der Rollläden hoch, da jederzeit die Blumenlieferung eintreffen musste. Danach stellte er die Eimer zurecht, füllte sie mit ausreichend Wasser. Kaum dass er damit fertig war, hörte er auch schon einen Motor näherkommen, der vor ihrem Laden abgestellt wurde. Eine Schiebetür scharrte die Schiene entlang, rastete ein. Schritte folgten, dann spähte ein bekanntes Gesicht herein. "Guten Morgen, Kudou-san. Kann ich sie reinbringen?" "Morgen, pünktlich wie immer, ne? Klar doch, her damit." Als schließlich alles dort war, wo es hingehörte und er noch ein paar Minuten hatte bevor er öffnen musste, fiel ihm endlich ein, hier mal nach Aspirin zu gucken. Diese Kopfschmerzen waren wirklich nicht dazu geeignet sein Denkvermögen zu steigern. Er erlaubte sich ein Stirnrunzeln, ging nach unten in den Besprechungsraum, an den ein kleines Bad angeschlossen war und wo sich auch ihre Notapotheke befand. Volltreffer! Er grinste zufrieden und ließ Wasser in ein Glas laufen. Bald würde es ihm besser gehen. Egal wie oft er das durchmachte, daran gewöhnte er sich leider nicht. Er schloss die Augen, lehnte sich gegen die kühlen Fliesen. Wahrscheinlich sollte er einfach nur die Finger vom Alkohol lassen, doch manchmal erschien es ihm wie eine Form der Selbstbestrafung, der er nicht widerstehen konnte. Ein Geräusch ließ ihn aufschrecken und als er diesmal den Kopf schüttelte um ihn von seinen Überlegungen zu klären, war nur noch das dumpfe Gefühl von abwesendem Schmerz übrig. Wofür er ausgesprochen dankbar war. Kein Laut war von ihm zu hören, als er die schmale Treppe nach oben ging. Er tat dies nicht bewusst, sondern weil sein Körper von ganz allein auf eine mögliche Gefahr so reagierte. "Yohji, bist du hier?" Es war nur Ken. Er entspannte sich und verließ den lautlos-Modus. Oben angekommen stand er dem Braunhaarigen gegenüber. Einige verschwitzte Strähnen klebten an der Stirn und Bewegung hatte für eine leichte Röte der Haut gesorgt. Trotzdem atmete Ken nicht schwer, obwohl er sicher wieder einen ausgedehnten Dauerlauf hinter sich hatte. Die braunen Augen wirkten düster, als er jetzt gemustert wurde. "Du solltest den Laden nicht unbeaufsichtigt lassen." "Guten Morgen erst einmal", entgegnete er, grinste dann unbeeindruckt. "Danke, dass du so an mich denkst, aber ich glaube kaum, dass ich eine interessante Kundin verpasst habe. Um diese Zeit schauen eh nur Schulmädchen vorbei." In Kens Gesicht arbeitete es und er musste sich ein Auflachen verkneifen. Es machte ihm einfach Spaß den Anderen aufzuziehen. Ken war noch nicht allzu lange in ihrem Team und ihm gefiel nicht diese Aura des Misstrauens, die der Fußballspieler anderen Leuten die meiste Zeit entgegenbrachte. Im Laden war es ihm kaum anzumerken - denn merkwürdigerweise war das Misstrauen Fremden gegenüber am wenigstens ausgeprägt -, aber nur Kindern gegenüber verlor er es vollständig. Er fragte sich, ob Ken bewusst so handelte oder es selbst überhaupt nicht mitbekam. Anscheinend hatte Ken beschlossen nicht auf seine vorgebliche Begriffsstutzigkeit einzugehen und ging mit unbewegter Miene in die Küche. Er folgte ihm. "War die Mission gestern erfolgreich?" "Lebst du noch?" Ken drehte sich zu ihm um, reagierte mit einer Gegenfrage. Und lächelte ein Lächeln, das ihm überhaupt nicht gefiel. Eine Antwort darauf wurde nicht wirklich erwartet und er gab auch keine. Im Prinzip hatte Ken Recht. Wenn sie versagten wären sie nicht mehr nützlich und sie wussten zuviel um einfach laufen gelassen zu werden. Er kannte die Bedingungen, trotzdem konnte er sich nicht vorstellen, dass man ihnen keine zweite Chance einräumen würde. Mörder fand man heutzutage schnell, aber Killer waren etwas rarer gesät. "Deiner eher gemäßigten Laune nach hat Omi wohl den Job alleine erledigt?" Sein Tonfall war eindeutig scherzend, trotzdem steckte Ernst dahinter, auch wenn er bezweifelte, dass Ken ihn bemerken würde. "Hm, es war etwas langweilig die ganze Zeit nur draußen abzuwarten." Kens Lächeln geriet jetzt schon natürlicher. Dann stand der Andere wieder von dem Stuhl auf, auf dem er sich eben erst niedergelassen hatte, streckte sich. "Ich glaube, ich brauche ne Dusche. Viel Spaß im Laden." Mit diesen Worten schob Ken sich an ihm vorbei und verschwand nach draußen. Nicht ohne ein spöttisches Aufblitzen in den braunen Augen erkennen zu lassen. Fehlte nur noch, dass er ihm die Zunge rausstreckte. Er seufzte mal wieder. Das sollte dann wohl die Rache gewesen sein. Aus dem Geschäft hörte er die ersten Stimmen und beschloss sich seiner Aufgabe zuzuwenden. "Einen wunderschönen guten Morgen, die Damen." "Hallo Yohji-kun, ich mache uns gleich Essen, ja?" Er nickte Omi zu, der hastig durch den Raum lief, bevor die aufmerksam werdenden Mädchen sich auf ihn stürzen konnten. Danach warf er einen Blick auf die Uhr und bemerkte, dass es tatsächlich schon Mittag war. Omi hatte seinen Unterricht wohl sausen lassen oder aber Ausfall gehabt. Ein Blumenstrauß und Bargeld wechselten den Besitzer, dann konnte er seinen Gedankengang fortführen. Wohl eher letzteres, der Blondschopf war schließlich viel zu pflichtbewusst um einfach blau zu machen. Ein Lächeln huschte über seine Lippen, das eine ganz andere Qualität annahm, als er die nächste Kundin sah. Ganz sicher kein Schulmädchen. Er schaltete auf seinen Flirtmodus um, ohne dass dies einer bewussten Entscheidung bedurft hätte. Eine Telefonnummer und ein paar Blumen später, ließ sich auch Ken endlich blicken, gerade rechzeitig zum Schichtwechsel. Ken sah entspannter aus als heute morgen. Wahrscheinlich hatte er mit dieser Bande von kleinen Jungen trainiert, die wie Kletten an ihm hingen. Kens Leben schien sowieso aus nichts anderem außer Training, der Arbeit im Blumenladen und den nächtlichen Einsätzen zu bestehen. Jedenfalls hatte er noch nichts von einer Freundin bemerkt. Er brach die Überlegungen ab und überließ Ken die Kasse. Der Knabe musste selber wissen, was er wollte. Aus der Küche trieb ihm ein Magenknurren erregender Geruch entgegen und seine Schritte wurden ausgreifender. Omi hatte bereits den Tisch gedeckt und so ließ er sich gleich auf einen Stuhl fallen. Ein kurzes Kramen folgte, dann flammte das Feuerzeug auf und er inhalierte tief. Im Laden herrschte auf Omis Anweisung hin Rauchverbot und daran hielt er sich lieber. Der Jüngere entließ die Pfanne für einen Moment aus seiner Aufsicht und wandte sich zu ihm um. Ruhig erwiderte er den Blick der blauen Augen, die plötzlich amüsiert aufblitzten. "Warum verbrennst du eigentlich nicht gleich Geldscheine? Das würde dir den Weg zum Automaten sparen." Er nahm einen weiteren Zug, lächelte, bevor er antwortete. "Ich bin eben so freundlich und helfe die Wirtschaft in Schwung zu halten." "Wie sozial von dir", kam es trocken zurück. "Ich tue eben was ich kann." Prompt folgten zwei weitere Züge. Omi schüttelte den Kopf. "Überanstrenge dich bloß nicht dabei." Danach wurde der Herd abgeschaltet und der Reis aus dem Kocher genommen. Kurz darauf stand das Essen in Griffweite auf dem Tisch und er bekam endlich was Ordentliches in den Magen. Die Cornflakes vom Frühstück hatten nämlich nicht lange vorgehalten. Nachdem der erste Hunger gestillt war, sah er zum ersten Mal von seinem Teller auf. Omi hatte ihm gegenüber Platz genommen und aß konzentriert, als wäre selbst so etwas Simples wie die Nahrungsaufnahme eine Aufgabe, der man volle Aufmerksamkeit schenken sollte. Er bemerkte Schatten unter den Augen des Anderen, die ihm vorhin nicht aufgefallen waren. Omi hatte ein Talent dafür, den fröhlichen Jungen zu spielen, doch manchmal gelang es ihm diese Maske zu durchschauen. Wenn es denn eine war. Vielleicht war es wirklich Omis Natur und die seltenen düsteren Augenblicke einfach auf den Job zurückzuführen, der ab und zu seinen Tribut erforderte. Er konnte es einfach nicht mit Gewissheit sagen, obwohl sie schon so lange zusammenarbeiten. "Was ist?" Omi war nicht entgangen, dass er beobachtet wurde, sah ihn jetzt fragend an. "Ich wollte nur mal wissen, wie der Auftrag gestern gelaufen ist. Ken war leider nicht besonders gesprächig." Zum Glück war er um eine Antwort nicht verlegen. "Hm..." Die Stäbchen wurden beiseite gelegt und der Blondhaarige griff nach seinem Glas um etwas zu trinken. "Es gab keine großen Überraschungen, außer dass Hikage sich als Frau verkleidet hatte." Unwillkürlich pfiff er, grinste dann. "Ein Crossdresser? Was für eine Vorstellung." Ein Bild stieg vor seinem inneren Auge auf und er lachte. Das war nur wirklich zu schräg. "Wie hast du ihn dann erkannt?" "Nun ja, eigentlich gar nicht." Omis Gesicht rötete sich leicht bei diesem Eingeständnis und mit erkennbarer Verlegenheit rieb sich sein Gegenüber an der Nase. "Auf die Bandansage hin war einer vorgetreten und ehrlich gesagt habe ich nicht weiter daran gezweifelt, den Richtigen gefunden zu haben und nahm ihn gleich ins Visier. Glücklicherweise regte sich der echte Hikage so sehr über das entstehende Chaos auf, dass dieses merkwürdige Mal auf seiner Stirn erschien. Er sah wirklich wie eine Sekretärin aus - in Kostüm und geschminkt war er auch!" Omis Gesicht nahm bei der Erinnerung einen verblüfften Ausdruck an und er lachte erneut, beugte sich dann ernst werdend vor. "Aber du hast ihn erledigt, ja?" "Ja, natürlich." Etwas krampfte sich bei dieser Antwort in ihm zusammen, aber er erlaubte sich nicht das zu zeigen. "Dann ist ja alles in Ordnung", meinte er stattdessen mit einem leichtfertigen Tonfall. "Nun..." "Nun was? Noch eine Überraschung?" Unbewusst kniff er die Augen zusammen. "Hikage schien einen Gast zu haben und als einer meiner Pfeile den zu treffen drohte, hat dessen Bodyguard ihn mitten im Flug abgefangen." Eine Gänsehaut rieselte bei diesen Worten langsam seinen Rücken herunter. Was war das für ein Typ, dass ihm so etwas gelingen konnte? "Das nenne ich Reaktionsvermögen..." Omi schnaufte. "Der muss Reflexe haben, die mit Überlichtgeschwindigkeit arbeiten. Ich werde versuchen mehr über ihn herauszufinden. Inzwischen ist mir eingefallen, warum mir dieser Gast so bekannt vorkam. Ich kenne ihn aus dem Fernsehen, er ist Politiker. Zum Glück haben wir so jemanden wie seinen Bodyguard nicht zum Gegner." "Ja... zum Glück." Stille breitete sich aus und schweigend aßen sie zu Ende. Omi verabschiedete sich danach, er wollte noch zu seinem Computer-Club. Und er selbst musste jetzt die Zeit bis zum Abend totschlagen. ~TBC~ Nun ja, ich hoffe Yotan kommt so okay rüber, denn für ein paar Teile müsst ihr ihn noch ertragen ^^# cya, cu ^-^ *winkz* Kapitel 22: "Paradies" ---------------------- Close Distance (Teil 22) Titel: Close Distance Teil: 22/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Hab diesmal den Titel der Anime-Folge übernommen. Wirklich passend, nicht wahr? ^^ Disclaimer: not my boys, no money make... Greetings: @Arigata: Guck mal, du bist dieses Mal ganz oben auf der Liste gelandet *lach* ^^ Beinahe wäre das gar kein Samstagscommi mehr geworden *zwinka* Ach, mit Yotan geht es mir ja nicht anders, aber laut Anime ist er jetzt nun mal an der Reihe und daher wirst du ihn noch... tja... zwei? weitere Teile lang ertragen müssen ^^# Ich beeile mich mit dem Zeugs ja so gut es geht, aber irgendwie war es zum Schluss doch ein bissl mehr geworden als erwartet ^^° @Andromeda: Ist ja wirklich nen seltenes Ereignis, dass du dich schon so früh meldest *gg* Und, wie war dein Fest gestern? Mit Büffeln ist bei mir nicht mehr so viel, ich übe jetzt mehr... so für Rewe, Mathe und Franz ^^# Schreib in den nächsten vier Tagen fünf Klausuren und hab es dann hinter mir *mit einem lachenden und einem weinenden Auge sag* ^^# Ich versuche, meine eher zwiespältigen Gefühle Yotan gegenüber nicht in die FF einfließen zu lassen *lach* und hoffe es weiterhin durchzuhalten ^.~ @Maike: Also nachdem was du letzte Woche alles machen musstest, bist du eindeutig entschuldigt o.O Ich kann nur sagen, da habe ich ja lieber gelernt ^^°°° Dann mal viel Erfolg mit dem erneuten Start in die Ferien - auf dass es wirklich welche werden mögen ^^ @Shatielthefirst: Ich sage dir dann wie Englisch bei mir ausgegangen ist ^^ Weiß bloß noch nicht, wann es die Noten gibt. Ich hoffe du holst dir keinen Muskelkater, wenn du immer so eifrig die Fahne schwenkst *snicker* Oder biste so gut im Training? ^^ Hatte gar nicht mitbekommen, dass die FFs weg waren, aber solange sie auch unbeschadet wieder auftauchen, geht es ja. @Yune: Danke für die lustige ENS! *lach* ^^ @kohaku_san: Hm... ich überlege gerade... hatte Brad seit dem Moment am Frühstückstisch eigentlich überhaupt das Wort gehabt - in dem Sinne, dass ich aus seiner Sicht geschrieben habe? Wenn nicht, kann er ja gar nicht gesagt haben, was passiert ist, es sei denn eine andere Person hätte mit ihm darüber geredet. Was Ran ja versuchte und womit dieser nicht wirklich Erfolg hatte ^^ Aufs Ende der Geschichte wirste echt noch ne Weile warten müssen... Langsam frage ich mich, ob sie vor Ende dieses Jahres fertig wird ^^°°° @Furia: Nächsten Sonntag kann ich sagen, dass ich auch endlich frei habe ^__________^ Allerdings werde ich mich kaum soviel rumtreiben wie du *gg* @Xell: Ha, du lebst ja auch noch *freu* Mannometer, wenn bei dir was schief geht, dann aber so richtig, ne? o.O Schön, dass du letztendlich wieder zurück ins Netz gefunden hast *knuffz* Freut mich, dass dir meine FF auch mit einigem zeitlichen Abstand noch gefällt *lach* *dir Gummibärchen rüberschieb* ^^ Teil 22 "Paradies" "Nicht heute auch wieder, ich wollte doch gerade weg!" Leise fluchte er vor sich hin, bevor er die Rollläden hochzog. Und als hätte er es nicht geahnt, stand tatsächlich Manx vor ihm. Die Verabredung konnte er wohl erst einmal vergessen. Aber die Telefonnummer hatte er immerhin noch, so dass er nicht jede Hoffnung fahren lassen musste. "Ah, die Sonne geht auf - und das am Abend", setzte er sein Playboylächeln auf, das von Manx wie immer mit Missachtung gestraft wurde. Die rothaarige Frau bückte sich unter dem Hindernis hindurch, nickte ihm zu. "Auftrag. Bitte hole die anderen." "Ja natürlich", seufzte er. Dann ging er in die Küche, wo Omi und Ken gerade zu Abend aßen, nachdem sie ihre Schicht hinter sich gebracht hatten. Sie blickten ihm bereits entgegen, leicht besorgte blaue Augen und unbeteiligte braune. Bilder flackerten auf, beschienen ihre im Dunkeln befindlichen Gestalten. Die Leiche einer Frau wurde aus dem Wasser geborgen. "Das ist am Yamisawa-Kai. Ein weiteres Opfer des Lyot-Clubs, der Frauen wie Sklavinnen behandelt. Sie wurde schwer misshandelt, bevor sie schließlich am Blutverlust und Schock gestorben ist. Laut Gerichtsmedizin wurden ihr die Verletzungen mit einer Kettensäge zugefügt." Manx Stimme war wie ein Raunen, das seine Ohren nicht aufzufangen vermochten. "Lyot...", zischte er zwischen den Zähnen hervor, bemerkte den nachdenklichen Blick nicht, der einen Moment auf ihm ruhte. Das konnte doch nicht wahr sein - nicht dieser Club! Hinter dem dunklen Glas seiner Brille schlossen sich grüne Augen und ein schmerzhaftes Ziehen meldete sich hinter seiner Stirn. Ein Mann mittleren Alters erschien auf dem Bildschirm. Das kräftige Kinn ließ den kleinen Schnurrbart deplaziert wirken, doch die etwas bullige Gestalt strahlte dessen ungeachtet Selbstbewusstsein und Überlegenheit aus. Das Haar war noch von einem undurchbrochenen Braun, ging aber bereits leicht zurück und der Ansatz von Geheimratsecken war erkennbar. Ein Mann in den besten Jahren, wie man so schön zu sagen pflegte. "Das ist Kusunoki Masatada, Präsident des Clubs. Ständig an seiner Seite Vizepräsidentin Tamani, seine rechte Hand." Das Bild wechselte zu einer Frau mit relativ kurzen, rötlich-violett gefärbten Haaren. Für seinen Geschmack war sie zu stark geschminkt und ihr Kinn war so spitz, dass sie eigentlich einen Waffenschein dafür bräuchte. Ihre Wangen wirkten eingefallen, als würde sie zu selten einen vollen Teller zu Gesicht bekommen. Ein Blick reichte vollkommen aus um zu wissen, dass diese Frau ganz und gar nicht sein Fall war. "Euer drittes Ziel ist Hiroshi, Geschäftsleiter und Club-Manager." Jünger als Kusunoki, mit langen dunklen Haaren. Die Augen hinter einer übermäßig großen Sonnenbrille versteckt, ein grimmiger Gesichtsausdruck. "Kusunoki und Tamani passen auf, sie sind ständig unterwegs. Es wird daher nicht so einfach sein sie anzutreffen. Wir müssen zunächst einen Überblick über ihren Terminplan gewinnen. Das ist der erste Teil eures Auftrages. Heute Abend geht es los." Manx sah von einem zum anderen, erhielt ein Nicken. Einen Moment noch zögerte er, dann lockerten sich seine zu Fäusten geballten Hände. "Ich werde die Agenda besorgen." Seine Stimme klang in seinen eigenen Ohren gepresst. Doch Manx wirkte - im Gegensatz zu Ken und Omi - kaum überrascht. Er rührte sich vorsichtig, hörte die beiden Frauen links und rechts von sich atmen, leise und regelmäßig. Sie würden noch eine Weile weiterschlafen. Er streckte sich, riss dann seinen künstlichen Schnurrbart herunter. Omi hatte noch darüber gescherzt, dass er damit älter wirkte, als sie das Foto für den Ausweis gemacht hatten. Doch jetzt war er im Club und niemand würde bezweifeln, dass er hierher gehörte. Der Klebstoff hatte gejuckt wie verrückt. Er ließ das Bett hinter sich zurück, das eher einer Spielwiese als eine Schlafgelegenheit war und ging ins Bad, das nicht weniger dekadent ausgestattet war. Man bekam hier einiges für sein Geld geboten, es gab keine Grenze, solange du bezahlen konntest. Wieviel war ein Menschenleben wert? Fünf Millionen Yen reichten. Eine kalte Dusche spülte die Gedanken weg, seine Erinnerungen hatte er schon selbst weggeschlossen, so gut es eben ging. Der großzügig geschnittene Bademantel verbarg die flach um seine Hüfte gebundene Tasche, in der sich seine Ausrüstung befand. Fehlte nur noch der "CD-Player" und schon konnte er ohne aufzufallen draußen herumschlendern. Nur wenige Gäste waren um diese Zeit noch hier, der Swimming Pool lag glatt und still in dem wärmenden Strahlen der Lampen, die das fehlende Sonnenlicht ersetzten. Er begab sich zu einem anderen Teil des weitläufigen Club-Gebäudes, wo er dank Omis schneller Recherche den Verwaltungstrakt wusste. Falls ihn jemand ansprechen sollte, hatte er sich eben einfach verlaufen. Doch dies geschah nicht. Unbehelligt erreichte er sein Ziel, verschwand dort hinter einer Staff-Only-Tür. Lange Flure mit vielen Türen, der nüchterne Anblick eines Bürogebäudes. Hier war es nicht mehr erforderlich, viel Geld in die Ausstattung zu stecken. Er suchte und fand eine Abstellkammer, schlüpfte dort in den eng anliegenden schwarzen Anzug, streifte sich die gleichfarbigen Handschuhe über. Prompt fühlte er sich wohler in seiner Haut, da er endlich ausreichend Bewegungsfreiheit hatte. Nach einem sichernden Blick verließ er den beengten Raum. Er rief sich den Plan in Erinnerung, war noch nicht sehr weit gekommen, als er von weiter vorne Stimmen hörte. Wahrscheinlich würde er mit ihnen fertig werden, aber er durfte keine Aufmerksamkeit erregen. Lautlos wie eine Katze probierte er die Türklinken, fand einen offenen Raum, der verlassen schien, da das Licht nicht angeschaltet war. Rasch schloss er die Tür hinter sich, lauschte nach draußen. Es waren anscheinend nur zwei Bedienstete, sie hatten ihn nicht bemerkt. Ein erwürgter Laut ließ ihn zusammenzucken und herumfahren. Sein Herz schlug ihm für einen Augenblick bis zum Halse und wollte sich nur langsam beruhigen. Dabei fürchtete er weniger einen Angriff als vielmehr einen Anblick wie damals. Doch es konnte nicht ganz so schlimm sein. Die junge Frau war eindeutig noch am Leben, schließlich hatte sie sich trotz des Knebels bemerkbar machen können. Ihr Kleid war eingerissen, sah sowieso so aus, als könnte es sich nicht entscheiden, ob es wirklich ein Kleid oder eher doch Reizwäsche darstellen sollte. Augen hingen an ihm, zuerst voller Panik, dann mit der Bitte um Hilfe. Er dachte überhaupt darüber nach, wie dumm das war was er zu tun im Begriff war, sondern unterstützte ihre verzweifelter werdenden Befreiungsversuche, indem er ohne große Mühe die Handschellen öffnete, die sie bisher in der Luft hängend gehalten hatten. Zunächst blieb sie einfach nur auf dem Boden hocken, rieb sich mit gesenktem Kopf die schmerzenden Arme und Schultern. Er wollte sich gar nicht erst vorstellen, wie sehr es wehgetan haben musste so dazuhängen. "Bist du in Ordnung?" Als sie aufsah, lächelte sie zu seiner Überraschung. Sie wirkte plötzlich viel jünger und verletzlicher. Er fühlte, wie er einer aufmerksamen Musterung unterzogen wurde. "Bist du ein Einbrecher?" "Wolltest du von hier abhauen?" Er wich ihrer Frage aus. Bitter lachte sie auf. "Ich war schon draußen, aber dann haben mich die Bullen geschnappt." "Die Polizei?" Seine Ungläubigkeit war deutlich hörbar und sie schüttelte den Kopf. Nicht um etwas zu verneinen, sondern über seine Naivität. "Die sind hier alle geschmiert. Falls es mal einer von uns gelingt zu entkommen, wird sie von einem Bullen geschnappt und hierher zurückgebracht. Mit den besten Wünschen." Erbitterung stieg in ihm hoch, brannte in seinem Inneren. Es wurde alles immer schlimmer. Doch wenigstens hier konnte er eingreifen, für das Ende dieses verfluchten Clubs sorgen. Sofern er es schaffte an die Agenda ranzukommen. Sein Gesicht zeigte nichts von diesen Gedanken. "Ich muss jetzt weiter. Viel Glück noch." Damit wollte er sich abwenden, aber sie ergriff sein Handgelenk. Zum ersten Mal fielen ihm die Spuren auf, welche die Handschellen bei ihr hinterlassen hatten. "Nimm mich mit!" "Was?" Er riss sich vom Anblick der Wunden los, befreite sich gleichzeitig aus ihrem Griff. "Das ist unmöglich", fügte er dann etwas lahm hinzu. Für einige Herzschläge reagierte sie nicht auf seine Ablehnung. Ihre Züge wurden ausdruckslos, zwei längere Strähnen der grünlich schimmernden Haare hingen ihr rechts und links ins Gesicht. Dann kam plötzlich wieder Leben in sie. "Entweder du nimmst mich mit oder ich schreie!" Oh man, was hatte er sich nun wieder eingehandelt. "Ich kann dich-" Das ,nicht mitnehmen' schloss sich nicht mehr an, da sie tief Luft holte und den Mund öffnete. Hastig legte er eine Hand auf selbigen. "Schon gut, schon gut", knurrte er fast. "Beeile dich aber und sei um Himmels Willen leise!" Heimlich bewunderte er ihre Hartnäckigkeit, aber das würde er ihr ganz sicher nicht auf die hübsche Nase binden. Unbehelligt erreichte er den Raum des Managers, gefolgt von tapsenden nackten Füßen. Dem Generalschlüssel hatte das Schloss nichts entgegenzusetzen und wie ihm ein prüfender Blick in den dunklen Raum hinein versicherte, war Hiroshi nicht da. Etwas anderes hatte er auch nicht erwartet gehabt. Er ging richtig in das Büro hinein, versuchte seine Augen an das Dämmerlicht anzupassen. Was sich als völlig sinnlos erwies, da die junge Frau, die nach ihm eingetreten war, einfach das Licht einschaltete. Er verkniff sich einen bissigen Kommentar, genauso wie einen Stoßseufzer. Vollkommen ignoriert blieb er noch einen tiefen Atemzug lang stehen, während seine Begleiterin bereits die in Vitrinen befindlichen Kunstwerke bewunderte. "Da hast du aber einen guten Fang gemacht", eilte sie zum nächsten Stück. Er beschloss, dass es besser für sie alle und den Auftrag war, wenn er hier schnellstens fertig werden würde. Der Computer tat ihm den Gefallen und startete schnell. Nicht minder schnell war der vorgebliche CD-Player angeschlossen und half ihm durch die Passwortabfrage zu kommen. Hiroshi war nicht besonders vorsichtig gewesen, jedenfalls musste man kein großes Genie sein um die richtige Datei zu finden, die auch noch mit dem Namen ,Agenda' bezeichnet war. "Ich wette du bist Steuerfahnder." Kurz spürte er warmen Atem, dann war sie auch schon wieder weg. Die Datenübertragung startete, so dass er Gelegenheit hatte sich umzudrehen, gerade rechtzeitig um zu sehen, dass seine Begleiterin gerade Interesse an einer merkwürdigen Statue gefunden hatte. "Ist die süß!" Und bevor er irgendwie eingreifen konnte, hob sie auch schon das Glas hoch und griff nach dieser Mischung aus Buddha und Frosch. Ein Alarm ging los und ihm war nur noch zum Heulen zumute. Dummerweise waren noch nicht alle benötigten Daten heruntergezogen, so dass er nicht wegkonnte. Sie mussten nicht lange warten, bis auch schon rennende Leute zu hören waren - den Schritten nach zu urteilen nur zwei für den Anfang. Er sprang auf, als der erste der Blauuniformierten bereits von einem sauberen Kick in den Magen getroffen und postwendend wieder nach draußen befördert wurde. "Nicht schlecht...." Er nickte der jungen Frau zu, während er sich ähnlich effizient um den Kollegen kümmerte. Danach hatten sie einen Moment Luft und endlich hatte er auch alle Daten auf der DVD. Er entfernte den portablen Brenner, hielt sich nicht lange mit dem Herunterfahren auf und schaltete einfach den Computer aus. Mit etwas Glück würde niemand merken, was sein wahres Ziel gewesen war. Er ging voran, lautlos und dunkel wie ein Schatten, konzentrierte sich vollkommen auf den vor ihm liegenden Gang. Dieser blieb nicht lange leer. Die Wachmänner erwarteten nur einen Einbrecher, ganz sicher nicht die tödliche Präzision, mit der er an ihnen vorbeikam ohne eine größere Verzögerung in Kauf nehmen zu müssen. Sie starben, bevor sie die Gefahr erkannten. Ein Fahrstuhl kam in sein Blickfeld und eine Idee ließ ihn innehalten. Laut den Plänen lag die Tiefgarage unten und nicht ganz zufällig hatte er sich ganz in der Nähe einen Parkplatz gesucht. Man wusste schließlich nie, was alles schief gehen konnte - die Wirklichkeit hatte es sogar geschafft, seine pessimistischsten Erwartungen zu übertreffen. "Willst du den Fahrstuhl benutzen? Das wäre der schnellste Weg." Grüne Augen hefteten sich auf seine Begleiterin. "Ja", lächelte er sie an. Mit den hier unten versammelten Wagen hätte man ein Luxus-Autohaus betreiben und sich eine goldene Nasen verdienen können. Leider hätten die Eigentümer so etwas bestimmt nicht gerne gesehen und so gab es natürlich auch hier unten Wachpersonal, damit die Gäste ganz unbesorgt ihren Vergnügungen nachgehen konnten. Doch es waren keine Wachleute, die in der Tiefgarage mit gezückten Waffen darauf warteten, dass sich der Fahrstuhl öffnete. Sie trugen schwarze Anzüge und Sonnenbrillen, wirkten selbstsicher. Und sie wussten, welche Gefahr auf sie zukam. Mündungsfeuer blitzte in dem Moment auf, als ein leises Pling die Ankunft verkündete und sich die Türen nach rechts und links wegschoben. Wie durch ein Gewitter wurden die harten Gesichtszüge der Wartenden erhellt, im Rhythmus der Schüsse der Maschinengewehre, die an den Betonwänden widerhallten. Niemand der sich in der kleinen Kabine befand hatte eine Chance das zu überleben. Zu diesem Schluss waren auch die Männer in Schwarz gekommen, die jetzt die Waffen senkten. Rauch lag in der Luft und verwehrte ihnen den Blick ins Innere. Sie warteten darauf, dass er sich verzog, doch selbst als dies geschehen war, sahen sie immer noch niemanden. Überraschte Rufe wurden laut und er grinste in sich hinein. Es war ein von Adrenalin getriebenen Grinsen, das er nicht offen zeigen wollte, da es vielleicht etwas falsch geraten wäre. Köpfe wandten sich ihnen zu, als das Quietschen durchdrehender Räder ihre Aufmerksamkeit forderte und er konnte es nicht lassen ihnen zuzuwinken, bevor er richtig Gas gab und auf die Ausfahrt zuhielt. Leider brauchten diese Möchtergern-Killer nicht lange um sich von der Überraschung zu erholen, denn schnell waren ihm zwei Motorradfahrer auf den Fersen. Wenigstens war die Sache mit dem Fahrstuhl erfolgreich gelaufen. Es hatte schon sein Gutes, wenn man ein paar technische Spielereien mit sich trug. Er hatte nur dafür gesorgt, dass der Fahrstuhl ihnen genug Vorsprung ließ, um rechtzeitig über die noch nicht gesicherte Treppe nach unten zu gelangen. Doch jetzt half ihm kein solcher Trick mehr. Eines der Motorräder streifte ihn, schlidderte den harten Asphalt entlang. Kein Grund zu frohlocken, denn schon war Ersatz in Form eines Autos da. Schüsse wurden auf sie abgegeben ohne ihnen zu nahe zu kommen. Und dann traf ihn irgendetwas. ~ TBC ~ So, falls sich jemand fragen sollte, was eigentlich dieser komische Schnurrbart sollte und wie das mit dem Fahrstuhl funzte: fragt denjenigen, der die Folge geschrieben hat und nicht mich ^^# Ich wollte es nur so originalgetreu wie möglich übernehmen, aber das war teilweise überhaupt nicht so einfach... cya, cu ^-^ *winkz* Kapitel 23: "Schmerzhafte Erinnerungen" --------------------------------------- Close Distance (Teil 23) Titel: Close Distance Teil: 23/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Und noch ein weiterer Teil mit Yotan ^^ Eigentlich gefällt er mir wirklich gut ^^°°° Der letzte Abschnitt ist zwar sehr gedrängt, aber ich wollte darüber jetzt nicht auch noch ausschweifend werden ^^# Disclaimer: not my boys, no money make... Greetings: @Andromeda: Ich drück dir für deine Prüfungen ganz fest die Daumen *knuffel* ^^ Und lass dir mit dem Eintrag ruhig Zeit, hab ja meine zu beantwortenden noch nicht mal aufgeholt ^^# Jupp, meine Klausuren habe ich hinter mir *freu freu* die Ergebnisse dauern aber noch ein bissl... Hm, ich gebe mir größte Mühe etwas mehr Substanz in diese Anime-Folge reinzubringen, denn teilweise fand ich die etwas seltsam o.O Was deine Fragen betrifft: Ouka - keine Ahnung, Omis Brüder tauchen auf, die Frage ist nur, ob so wie im Anime ^^° und Ken: japp, ich denke schon ^^ @Arigata: Du willst mich ärgern, ne? Auch wenn ich grade gar nicht weiß warum... Hm... nu ja, vielleicht bist du ja auch fleißig am Lernen *snicker* Aber wehe du vernachlässigst deswegen länger meine FF! *dich daran erinnere dass du meine Stammkommentatorin bist* ^.~ @Maike: Nun das wundert mich ja überhaupt nicht... Ich glaube du hast dich doch mit Gata-chan abgesprochen und nur um mich zu verwirren gibt es ab und zu keine konzertierte Aktion von euch ^^ @kohaku_san: Man hat von Maki mehr erfahren, daher war es wahrscheinlich leichter sie ein bissl mehr ins Herz zu schließen. ^^ Ansonsten ziehe ich eigentlich keine der Beiden vor... Ich glaube einen weiteren Teil musst du zu der Anime-Folge noch überstehen, dann geht es mit Ran weiter und auch mal wieder mit Brad in der Vergangenheit ehe ich wieder hierher zurückkehre ^^°°° *ziemliches Durcheinander veranstalte* *räusper* @Shatielthefirst: *mich umschau* Wo ist denn meine Fahne? Kein Wunder, dass ich mit dem Schreiben nicht aus dem Knick komme, obwohl ich jetzt frei habe... ^^# @Furia: Ich hab's dir ja gesagt: Jetzt habe ich auch endlich frei! ^_______________________^ *lach* @Xell: Darf ich deinen Worten entnehmen, dass du den Anime nicht kennst? Würde mich nämlich echt freuen ^^ weil es dann wirklich ein bissl spannender für dich wäre. Ich habe zwar vor was an dem Ablauf im Anime zu ändern, aber erst später ^^ Übrigens bekomme ich langsam das Gefühl, dass du jetzt immer die Gummibärchen abfassen willst *snicker* *sie dir wieder rüberschieb* ^^ Teil 23 "Schmerzhafte Erinnerungen" Es tat weh. Ein scharfer Schmerz, dann Wärme, die langsam an seiner Seite herabsickerte. Seine Beifahrerin starrte ihn aus schreckgeweiteten Augen an, hatte sein Zusammenzucken gesehen. Ein kurzer Blick in den Rückspiegel versicherte ihm, dass der schwarze Wagen immer noch an ihnen dran war. Er zwinkerte, versuchte das Schwindelgefühl zu vertreiben, das langsam in ihm aufstieg und seine Konzentration mit sich nahm. "Halt dich fest!" Es war ein gequetschter Laut, zwischen den Zähnen hervorgepresst und kaum zu verstehen, aber sie reagierte. Er riss das Lenkrad herum, schlidderte in eine Seitenstraße, gleich darauf in die nächste. Plötzlich wurde ihm schwarz vor Augen, vielleicht nur einen Sekundenbruchteil lang, doch als er wieder etwas erkennen konnte, war da eine breite Schaufensterscheibe vor ihm. Er konnte nicht mehr ausweichen oder auch nur bremsen. Glas gab nach, zersplitterte um sie herum, regnete auf sie herunter. Und dann wurde es wieder dunkel um ihn herum. "Hey, wach auf!" Jemand schüttelte ihn und abwehrend hob er eine Hand. Er war so müde. Warum ließen sie ihn nicht einfach schlafen? "Wir müssen weg von hier!" Zunehmende Verzweiflung färbte die Stimme, die er inzwischen als weiblich identifiziert hatte. Vielleicht sollte er doch mal prüfen, was sie wollte. Seine Lider schienen Tonnen zu wiegen, aber schließlich bekam er die Augen doch auf - und erkannte das Gesicht, das besorgt über ihm hing. Er atmete tief durch und setzte ein Lächeln auf, das die junge Frau beruhigen sollte. "Alles in Ordnung, ich bin schon wieder da..." Für ein paar Atemzüge wurde er gemustert, dann öffnete sie die Autotür und unterstützte seinen etwas hilflos geratenden Versuch herauszugelangen. "Ich weiß wo wir lang können. Hier in der Nähe ist ein Eingang zu einem verlassenen U-Bahnbereich, dort finden sie uns hoffentlich nicht so schnell." Er hatte keine Kraft zu widersprechen und abgesehen davon auch keine bessere Idee. Mühsam schleppte sie ihn mit sich und ungesehen gelangten sie an ihr vorläufiges Ziel. Eine U-Bahn ratterte an ihnen vorbei und der Lärm hämmerte auf den Rest des ihm noch verbliebenen Bewusstseins ein. Er konnte gerade noch erkennen, dass nirgendwo in der Nähe eine Station war, dann drifteten seine Gedanken ab, zerfledderten ins Nichts. "Du musst mich zurücklassen..." Zu sprechen tat noch mehr weh als nur zu atmen und so schloss er den Satz mit einem heiseren Keuchen ab und verstummte wieder. Es kostete ihn schon genug Konzentration auch nur einen Schritt vor den anderen zu setzen. Sie kamen nicht mehr sehr viel weiter, bis seine Beine endgültig nachgaben und sie ihn vorsichtig zu Boden gleiten lassen musste. Gestützt gegen die kalte Wand des Gebäudes versuchte er seine letzten Kraftreserven zu sammeln und den grauen Schleier vor seinen Augen zu vertreiben. Asuka beugte sich über ihn und der Anblick ihres vertrauten Gesichts half ihm bei Bewusstsein zu bleiben. Er lächelte, voller Wärme, zog sie näher zu sich heran um sie zu küssen. Schließlich zog sie sich zurück. "Wir müssen weiter", flüsterte sie mit leiser Verzweiflung in der durch ein zurückgehaltenes Schluchzen rauen Stimme. Trotzdem schaffte sie es sein Lächeln zu erwidern. Er blickte ihr in die Augen, als wollte er sich deren Farbe für immer einprägen, erhaschte einen Blick auf eine Zukunft, die er nun niemals haben würde. Kein Warten mehr auf _den_ großen Fall, der ihr Durchbruch sein würde, kein eigenen Haus, keine Kinder, kein Hund. Gar nichts. Er verabschiedete sich innerlich davon. "Du musst gehen", wiederholte er seine Aufforderung. Widerstand versteifte ihre Gestalt und er überlegte, wie er sie überzeugen konnte. "So schaffen wir es nicht... Lauf und hol Hilfe." Asuka schien einen Moment nachzudenken, versuchte sich dann in einem zuversichtlichen Nicken. "Ich bin bald wieder zurück." Sie lächelte wieder, ihre Hand streifte seine Wange als sie aufstand. Wer belog hier eigentlich wen? Sie warf ihm einen letzten Blick zu, rannte dann los. Erleichtert sackte er in sich zusammen. Sie würde es ganz bestimmt schaffen. Der Gedanke vertrieb einen Teil des Schmerzes, während grüne Augen den Fortschritt der schlanken Frau verfolgen. Schüsse rüttelten ihn aus seiner zunehmenden Schwäche auf. Asuka? Die Zeit dehnte sich und wie in Zeitlupe konnte er sehen, wie ihr Körper getroffen, unter der Wucht der Kugeln herumgeschleudert wurde. Sie brach zusammen und im gleichen Augenblick zerbrach etwas tief in seinem Inneren. "Asuka!" Eine Hand nach ihr ausgestreckt stürzte er selbst und Schwärze auf ihn herab, zog ihn mit sich in gnädiges Vergessen. Seinen eigenen Schrei hörte er schon nicht mehr. "Asuka!" Mit ihrem Namen auf den Lippen schreckte er auf. Seine Brust schmerzte, genauso wie seine Seite. "Da bist du ja wieder..." Ihr Gesicht schwebte über ihm und ein paar Herzschläge lang glaubte er alles nur geträumt zu haben. Dann verschwammen die Züge und ordneten sich neu, die Gegenwart löste die Erinnerung ab. Mit geübter Gründlichkeit suchte er rasch ihre Umgebung ab. Beton. Sie mussten noch irgendwo im U-Bahnbereich sein. "Es hat erst mal aufgehört zu bluten. Du solltest aber trotzdem schnellstens zu einem Arzt." Unbekümmert lächelte sie ihn an, doch er erkannte, dass das zum Großteil nur gespielt war. Aber das hinderte ihn nicht daran, ebenfalls sein altbekanntes Lächeln aufzusetzen. Er schaltete schon automatisch in diesen Modus um. "Du hast mir noch gar nicht verraten, wie du heißt." Er zwinkerte und sah leichte Röte in ihre Wangen ziehen. Trotzdem blieb in seinem Inneren ein taubes Gefühl, zu sehr eingebrannt war die Erinnerung. "Ich bin Maki." "Was für ein schöner Name für eine schöne Frau." Sein Lächeln verbreiterte sich. "Mein Name ist Yohji." Weiße Zähne blitzten auf und er deute in seiner sitzenden Position eine Verbeugung an, zuckte als nächstes zusammen. "Autsch, das war keine gute Idee." Auf ihre zunehmende Besorgnis hin schnitt er absichtlich eine Grimasse und brachte sie so zum Lachen. Auch wenn es nur ein kurzes Auflachen war. Vorsichtig zog er dann den Saum seines Oberteils hoch, entdeckte einen Verband, dessen Farbe ihm bekannt vorkam. Sein Kopf zuckte zu Maki und erst jetzt bemerkte er, dass sie den unteren Teil ihres Kleides geopfert hatte um dieses Provisorium anzufertigen. Einen Moment blieb er stumm. "Danke", sagte er dann schlicht und einfach. Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. "Ach was, das Kleid war sowieso schon eingerissen." Ihre Augen verdunkelten sich und sie wandte den Blick ab. Er musste sie irgendwie aufmuntern. "Du hast wirklich Talent dafür." Leicht strichen seine Finger über den ordentlich angelegten Verband. "Sicher würdest du eine gute Krankenschwester abgeben." Sie sah wieder zu ihm herüber. "Meinst du?" Ein kleines Lächeln wagte sich kurz hervor, verschwand aber ebenso schnell wieder. "Ich könnte keine Krankenschwester werden, niemand würde mich haben wollen." Ihre Körpersprache verriet mehr über ihren Zustand als ihr Gesicht, aus dem Maki alles verbannt hatte. Sie saß jetzt gegen eine graue Wand gelehnt, die Beine an den Körper gezogen, die Arme darum geschlungen. "Ich habe nicht einmal einen Schulabschluss..." Wieder schaute sie zur Seite, als könnte sie seinem Blick nicht standhalten. Dann verkrampfte sie sich plötzlich und Bitterkeit ätzte scharfe Linien in ihr Gesicht. "Dort", die Betonung des Wortes hinterließ keinerlei Zweifel, wovon sie sprach, "hatte ich ausreichend Gelegenheit zu lernen, wie man mit Verbandszeug umgeht... Wir waren nichts als Spielzeuge, Puppen, für die man bezahlte und die man wegwarf, wenn sie kaputt gegangen waren." Die zum Schluss immer lauter hervorgestoßenen Worte brachen ab, lagen wie ein unsichtbarer Wall zwischen ihnen. Doch davon ließ er sich nicht aufhalten, genauso wenig wie von dem Schmerz, der beständig von seiner Wunde ausstrahlte. Mit vorsichtigen Bewegungen schob er sich zu ihr herüber, bedächtig, als hätte er ein wildes Tier vor sich, das jeden Augenblick die Flucht ergreifen konnte. Schließlich saß er direkt neben ihr, nur wenige Zentimeter hinderten ihre Schultern daran sich zu berühren. Er lehnte sich zurück, an kalten, rauen Beton und versuchte das neu aufgestiegene Schwindelgefühl wieder zu vertreiben. Ein paar ruhige Atemzüge ließen es abebben, es floss in gleichem Maße aus seinem Körper heraus, wie er sich entspannte. "Wie bist du dort gelandet?", wagte er schließlich zu fragen. Maki antwortete nicht gleich, als müsste sie vorher genau darüber nachdenken. "Mir blieb nichts anderes mehr... Es fing mit einer Dummheit an und dann ging alles den Bach runter." Ihr Kopf ruhte auf ihren Knien, völlig bewegungslos hockte sie da. Froh darüber, dass sie reagiert hatte, hakte er nach. "Hast du etwas verbrochen?" Ihre Augen weiteten sich einen Herzschlag lang. "Alles außer Mord", kam es dann von ihr, begleitet von einem kleinen Lächeln. Er lächelte zurück, bevor sie auf die Idee kommen konnte, sie hätte ihn abgeschreckt. Die simple Antwort hingegen kreiste weiter in seinem Kopf, erinnerte ihn an die vielen Menschen, die durch seine Hand ums Leben gekommen waren. Aber er tat doch das Richtige, nicht wahr? Er ging gegen Verbrecher vor, Leute, die Unschuldige wie Asuka - und wie Maki - zerstörten. Ein weiteres Opfer des Clubs. "Ich hatte geglaubt, Geishas würden wie Prinzessinnen leben..." Ihre Stimme war undeutlich, da sie jetzt ihn ihre Knie hineinsprach. "Ich bin so ein Dummkopf gewesen, nur noch als Hure nütze." Etwas in ihr war zerbrochen und Gott allein wusste, vor wie langer Zeit das schon geschehen war. Ihre Haltung, ihre Art über sich selbst zu sprechen, schrien das regelrecht heraus. Doch bevor er etwas erwidern konnte, sprach Maki auch schon weiter. "Du kannst ruhig über mich lachen, spuck auf mich, wie alle anderen. Ich bin der letzte Dreck!" Ein metallischer Geschmack lag plötzlich auf seiner Zunge und mit leichter Überraschung stellte er fest, dass er sich etwas zu heftig auf die Lippe gebissen haben musst. Blut... wann eigentlich war ihm der Geruch, der Geschmack von Blut so vertraut geworden, dass er nichts mehr dabei empfand? Er stoppte sich selbst, versuchte sich wieder auf Maki zu konzentrieren, auch wenn es ihm schwer fiel. Seine Gedanken schienen immer häufiger zu zerfasern und sich in alle Richtungen auf einmal zu bewegen. Sie durfte so nicht reden, so nicht denken. Er hatte als letzter das Recht sie zu verurteilen. Und ehe er überhaupt den entsprechenden Entschluss dazu fassen konnte, sprach er diesen Gedanken auch schon aus. "Du bist viel besser als diese Leute... Ich darf nicht über dich lachen, du weißt nicht, wer ich bin..." Ihre Augen wirkten in dem herrschenden Zwielicht farblos, aber immerhin konnte er den Anklang von Dankbarkeit in ihnen erkennen. Die Gesichtszüge wurden weicher, während sie sich ein Stück näherte, seine Sonnenbrille hochschob, die er trotz des ganzen Durcheinanders noch immer nicht verloren hatte. "Du bist ein guter Mensch." Es war nur ein Flüstern, warmer Atem, der sanft seine Wange streichelte. "Ich kann es in deinen Augen sehen." Damit zog sie sich wieder etwas zurück und mit ihr ging die Wärme, die ihn für einen kurzen Moment erfüllt hatte. Er unterdrückte ein Frösteln. Bestimmt lag es nur am Blutverlust. Seine Hand bewegte sich von ganz alleine, legte sich federleicht an ihre Wange. Er konnte ihr jetzt nicht widersprechen, auch wenn er zu genau wusste, welche Sünde auf seiner Seele lastete. Sein Gehirn schickte ihm die Erinnerung an die Stiche, als eine winzige Nadel die Tätowierung schuf, die jetzt auf seinem linken Oberarm zu brennen anfing. Nichts auf seinem Gesicht zeigte diesen Vorgang, dort lag nur das für in typische Lächeln, vielleicht etwas ehrlicher als sonst, wenn er es gegenüber Frauen einsetzte. "Und du bist alles andere als der letzte Dreck", reagierte er auf ihre Worte. Das daraufhin entstehende Schweigen enthielt keinerlei Anspannung mehr, sondern einfach Ruhe. Sie lehnten sich innerlich zurück und taten so, als wären sie nicht hier, sondern in einem ganz gewöhnlichen Leben, an einem ganz gewöhnlichen Ort. Ihm gefiel die Vorstellung. "...Asuka?" Er musste weggedöst sein, aber der Name riss ihn zurück in den Wachzustand, wie ein Adrenalinstoß. "Hm?" "Wer ist eigentlich Asuka?", wiederholte Maki ihre Frage. Seine Kopfschmerzen kehrten zurück. "Woher...?" "Du hast vorhin ihren Namen gerufen. Ist sie deine Freundin?" Vorsicht lag in ihrer Stimme, als fürchtete sie eine Enttäuschung. Und er konnte nicht anders als ihr alles zu erzählen. Von dem Auftrag, der alles änderte. Bilder zogen an seinem inneren Auge vorbei, während er sprach. Sie hatten den Auftrag ein ausgerissenes Mädchen zu finden - er und seine Partnerin, Asuka. Der Vater glaubte nicht, dass die Polizei etwas ausrichten konnte oder wollte und hatte sie daher als Privatdetektive angeheuert. Sie waren jung und dumm genug gewesen zu glauben, sich dadurch profilieren zu können. Und als die Spur sie zu dem damals noch kleinen Lyot-Club führte, waren sie eines Nachts dort eingedrungen ohne zu ahnen, in welches Wespennest sie stechen würden. Das Mädchen war bereits tot gewesen, sie hätten nur ihre Leiche ,retten' können. Aber selbst dazu kam es nicht. Wachpersonal entdeckte sie und hetzte sie wie Wild, das sie zur Strecke bringen wollten. Er fing eine Kugel ab, die sonst Asuka getroffen hätte und schickte sie schließlich alleine weiter um wenigstens sie zu retten. Sie lief in ihren Tod. Er verstummte, immer noch in seine Erinnerungen verstrickt. Maki war die ganze Zeit still geblieben und wagte auch jetzt noch nicht etwas zu sagen. Asukas Bild schob sich vor ihr Gesicht und er lächelte traurig. "Wenn ich dich so ansehe, erinnerst du mich an sie..." "Sehe ich ihr denn so ähnlich?" Asukas Bild zerfloss, an Makis Konturen entlang, bis nur noch diese übrig waren. "Nein, eigentlich nicht." Nicht äußerlich... Sie versuchten sich beide in einem etwas verkrampften Lachen. ~TBC~ Na, haltet ihr noch einen weiteren Teil aus? ^^° Ich hatte ne Weile überlegt, ob ich Yotans Erinnerungen von dem jetzigen Geschehen erkennbar abgrenze, aber da der Übergang auch im Anime ziemlich abrupt war, habe ich nur einen Absatz gelassen... Ich hoffe, es kam dabei zu keinen Verwirrungen *lieb guck* Es ist echt klasse mal wieder mehr Zeit zu haben, nur dummerweise nutze ich sie gerade eher zum Lesen als zum FF schreiben ^^ Aber keine Sorge, die Story wird trotzdem pünktlich fortgesetzt *nod* cya, cu ^-^ *winkz* Kapitel 24: "Rettung?" ---------------------- Close Distance (Teil 24) Titel: Close Distance Teil: 24/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Nach diesem Teil wechseln wir endlich mal wieder in anderes Geschehen ^^# Disclaimer: not my boys, no money make... Greetings: @Maike: *lach* Ich war zwar verwundert, dass _dein_ Commi um die Zeit geschrieben wurde, aber für verrückt halte ich das nicht *inzwischen durch Andy abgehärtet bin* *snicker* Die DVD haste dir natürlich geholt, weil ich erstens nicht alles davon niederschreibe *grins*, zweitens die Story auch abändere und du drittens natürlich auch die Wirtschaft im Schwung halten möchtest (ob das nun die Reihenfolge der Wichtigkeit wiedergibt, überlasse ich dir zu beurteilen ^.~) Freu mich auf jeden Fall, dass du es geschafft hast vorbeizulesen ^^ @Arigata: Mal überlegen... der erste Teil des Auftrages ist mit dem vorliegenden Teil abgeschlossen *nod* Und wenn ich mich jetzt richtig erinnere geht es erst ab Teil 29 damit weiter *am Kopf kratz* *keine Garantie geben kann* Dazwischen wird sich bestimmt auch ne Möglichkeit finden lassen Schu zu erwähnen ^^ Übrigens habe ich dir schon gesagt, dass ich dir nicht böse bin *knuffel* @Furia: Ha, ein Glück dass ich diesen Commi schon beantwortet habe, sonst säße ich jetzt noch Ewigkeiten vor dem Compi *grins* Was die U-Bahn betrifft: ich weiß nicht, ob es beim letzten Mal schon deutlich wurde, aber da wo sie sind, hält die leider nicht mehr... (was für ein Zufall *snicker*) Guck dir sobald du rankommst die Anime-Folge an. Irgendwo rattert da ne U-Bahn oder so im Hintergrund entlang und ich hatte mich auch gefragt, warum sie nicht mit der fliehen... daher ist es bei mir eben ne aufgegebene Station (du weißt schon, die Löcher im Anime *sigh*) @Shatielthefirst: Du wirst es kaum glauben *lach* aber dein Fahneschwenken hat echt geholfen, dass ich wieder mehr geschrieben habe ^^ *knuffz* Ja, ich kann mir sehr gut denken, warum du am Weekend keine Zeit hattest ^^ und ich wünsche mir auch, dass ich Zeit dafür gehabt hätte... Wie haben sich die WK-Gruppen so gemacht? Ich werde deine ENS glaub ich am Dienstag beantworten ^^# @nai-chan: Hm... wenn ich alles genau in den Folgen schreiben würde, müsste man die Story ja nicht mehr lesen ^^ Deshalb klaue ich nur ab und zu und nur teilweise *gg* Das kann dann nämlich ganz interessant werden, wie ich bei anderen FFs gemerkt habe ^^ Die Ergänzungen sind notwendig, da du erst gelesen merkst, was für Lücken die Anime-Story öfter aufweist ^^° Übrigens fasst inzwischen jemand anderer die Gummibärchen ab *ganz nach unten deut* @kohaku_san: Oje, ich habe mich letztes Mal missverständlich ausgedrückt *drop* Mit einem weiteren Teil meinte ich diesen hier ^^# und danach wechselt die Story erst. Ich hoffe du überlebst den auch noch *ganz lieb guck* Voll der Brad-Fan ja? Ich habe gestern mal ner Bekannten die Leute von WK im Schnelldurchlauf vorgestellt und sie fand bei Weiß Aya und bei Schwarz Brad am besten *breit grins* *ganz ihrer Meinung war* ^^ @Xell: Hey, jetzt hast du glatt nen Hattrick hingelegt ^^ Danke für dreimal den schnellsten Commi ^.~ *dir extra große Gummibärchentüte rüberschieb* Ich habe auch ne Storyzusammenfassung, anhand derer ich mir vorher überlege, was ich so in die Story aufnehme, aber dann geht's ans Folgengucken, damit ich schön dicht dran bleibe... Ich nehme an, dass man vom Anime etwas enttäuscht ist, wenn man nur die Darstellungen aus den FFs kennt o.O Aber reinschauen würde ich an deiner Stelle trotzdem mal (jedoch erst, wenn die Teile in meiner FF schon drankamen, damit du dich nicht langweilst *lach*) Teil 24 "Rettung?" Erst als er aufwachte, wurde ihm bewusst, dass er eingeschlafen war. Ein sinnloser Gedanke und fast lachte er über sich selbst. Aber es war weder die richtige Zeit noch der richtige Ort dafür. Wieder ratterte nicht weit entfernt eine U-Bahn an ihnen vorbei, der Lärm inzwischen so vertraut, dass er nicht einmal bewusst die hell erleuchteten Scheiben registrierte. Nur ein kurzes Bedauern durchzog ihn, dass ihnen dieses Fluchtmittel verwehrt blieb. Gestern hätte er nicht die Kraft gehabt sich bis zu nächsten Station zu schleppen und heute - ein Blick auf die Uhr hatte ihm verraten, dass die Sonne gerade dabei sein musste über den Horizont zu steigen - war er erst recht nicht mehr zu solchem Kraftakt in der Lage. Ohne sich zu rühren checkte er seinen Zustand durch. Der Blutverlust hatte ihn durstig gemacht, seine Zunge schien regelrecht am Gaumen zu kleben. Eigentlich müsste er hungrig sein, aber er fühlte nur eine Taubheit und allein der Gedanke an Essen verstärkte das Schwindelgefühl, das mit ihm zusammen erwacht war. Vorsichtig drehte er den Kopf nach rechts und links, sah nichts neues, nur kalten, grauen Beton und flirrendes Zwielicht. Anscheinend herrschte hier nicht besonders viel Publikumsverkehr oder sie waren nur für ein paar Obdachlose gehalten und nicht weiter beachtet worden. Einfach einzuschlafen war wirklich leichtsinnig gewesen, sie hätten völlig unvorbereitet geschnappt werden können. Wenn er genauer darüber nachdachte, war es direkt ein Wunder, dass dies nicht geschehen war. Sein Schädel schien irgendeinen Verrückten zu beherbergen, der frustriert von innen dagegen hämmerte. Jedenfalls fühlte es sich genauso an, als er sich noch einmal umsah und dieses Mal nicht nur auf Oberflächlichkeiten achtete. Ihm fiel auf, dass es kaum Abfalleimer gab und die wenigen seit Ewigkeiten nicht mehr geleert worden waren. Die Beleuchtung flackerte eher als regelmäßiges Licht zu spenden und die letzte Wartung war sicher schon in die Analen eingegangen. Es gab keine Hinweisschilder oder diese waren mit Graffiti übermalt, nichts als dunkles Gekrakel. Dieser Abschnitt musste schon vor einer Weile aufgegeben worden sein und die Stromversorgung war entweder aus Nachlässigkeit noch vorhanden oder weil man vielleicht hoffte, so eher Gesindel fernhalten zu können. Woher auch immer Maki diesen Ort kannte, ihren Verfolgern war er glücklicherweise nicht in den Sinn gekommen. Der Gedanke an die junge Frau ließ ihn die Wärme ihres Körpers spüren, der an ihm lehnte, ruhige Atemzüge verrieten ihm, dass Maki immer noch schlief. Ihr Gesicht wirkte entspannt und erst Minuten später ertappte er sich dabei, sie die ganze Zeit angestarrt zu haben. Was war das nur? Lag es daran, dass sie ihn so sehr an Asuka erinnerte? Es war wirklich keine Ähnlichkeit im Aussehen, aber die Gleichartigkeit der Ereignisse hatte die Anfänge gesetzt, Makis oft so unbekümmertes Verhalten den Eindruck weiter verstärkt. Wieder verlor er sich in ihrem Gesicht, wünschte sich nichts mehr als mit ihr bereits in Sicherheit zu sein, um sich über alles wirklich klar werden zu können. Sanft legte er eine Hand auf ihre Schulter. Sie durften hier nicht mehr länger bleiben. "Maki, aufwachen..." Er schüttelte sie leicht, bemüht, sich selbst dabei nicht zu sehr zu bewegen. Seine Schusswunde meldete sich nämlich mit einem schmerzhaften Pochen zu Wort. "Hm, was ist denn?" Maki fing an aus den Tiefen des Schlafes aufzutauchen, als müsste sie sich aus tiefem Wasser nach oben kämpfen. Dann schlug sie plötzlich die Augen auf, rückte mit dem nächsten Herzschlag erschrocken von ihm weg. So etwas wie Panik flackerte in ihrem Blick auf, versickerte erst, als sie ihn endlich erkannte. "Yohji?", fragte sie trotzdem, als wollte sie sicher gehen. Er lächelte, beruhigend, wie er hoffte. "Ganz genau. Es wird Zeit von hier wegzukommen, besonders freundlich ist die Umgebung nun wirklich nicht." Das konnte man auf zweierlei Art und Weise verstehen und Maki nickte, beidem zustimmend. Als nächstes stand sie auf und streckte sich um die Reste der Spannungen zu vertreiben, die die nicht ganz gesunde Schlafhaltung hervorgerufen hatte. Überlegend wurde er von oben herab gemustert, Ernst und Sorge schlecht versteckt. "Schaffst du es noch ein Stück?" "Nach der Nachtruhe ganz bestimmt", versicherte er ihr. "Vielleicht wäre es dennoch besser, wenn du versuchst in einen belebteren Bereich zu kommen und Hilfe zu holen. Ich gebe dir die Telefonnummer von jemandem." Maki kniff die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen und schüttelte heftig den Kopf - als hätte sein Vorschlag eine Beleidigung beinhaltet. "Vergiss es! Ich lasse dich doch nicht einfach hier liegen, nachdem du mich aus dem Club rausgeholt hast. Und", fuhr sie fort, abwehrend eine Hand hebend bevor er etwas einwenden konnte, "außerdem kommt man von hier aus zu keiner U-Bahn. Wir können nur zurück nach oben. Vielleicht haben sie ja die Suche aufgegeben." Maki verstummte, lächelte jetzt fast verlegen. Dann streckte sie die Hand aus um ihm aufzuhelfen und den Moment zu überspielen. Er musste ebenfalls lächeln, wenn auch wider Willen. Es wäre ihm lieber gewesen, sie hätte sich nicht mit ihm belastet. Wenn wenigstens sein Handy den Unfall überstanden hätte... Aber es brachte nichts vernichteten Chancen nachzuweinen. Stattdessen ergriff er ihre Hand, lehnte sich im nächsten Moment schwer an sie. Schwarze Punkte trübten sein Gesichtsfeld, umgeben von einer Korona aus hellen Blitzen. Er musste sich an Maki festklammern um nicht wieder zu Boden zu sacken, seine Beine schienen sein Gewicht kaum tragen zu können. Wenigstens gelang es ihm die aufsteigende Übelkeit zurückzudrängen - andererseits war sein Magen sowieso so leer, dass er sich nur noch zusammenkrampfen konnte, ohne damit etwas auszurichten. Nach den ersten zögernden Schritten erholte er sich etwas. In seinem Alter war er nicht an Kreislaufprobleme gewöhnt, doch in diesem Fall wer die Reaktion seines Körpers verständlich. Etwas Flüssigkeit und Bettruhe würden reichen, sobald die Wunde richtig versorgt worden war. Er konnte dankbar sein, dass es sich lediglich um einen Streifschuss handelte. Die Sonnenbrille schützte seine Augen vor den Strahlen der noch tiefstehenden Sonne, als sie sich endlich die Treppe heraufgequält hatten. Obwohl die Quälerei eher auf seiner Seite lag, Maki schien es nicht allzu viel auszumachen als Krücke herhalten zu müssen. Und er selbst... trotz der Schmerzen war ein Teil von ihm froh über das Geschehene, da er dadurch jetzt in ihrer Nähe sein konnte. Wärme legte sich auf sein Gesicht als er innehielt um den Sonnenaufgang zu betrachten. Vielleicht zum letzten Mal. Oh man, jetzt wurde er auch noch pathetisch. Sie gelangten in eine schmale Gasse, wurden von kühlen Schatten eingehüllt. Erleichtert ließ er sich zu Boden sinken, k.o., als hätte er einen Marathonlauf hinter sich. Auf der Straße war ihnen niemand begegnet, alles lag verlassen im Licht des jungen Tages. Vielleicht konnten sie wirklich hoffen davonzukommen. Maki kniete wieder neben ihm. "Wen soll ich anrufen?" Omi, keine Frage. Aber wie war noch mal die Nummer? Es fiel ihm schwer sich daran zu erinnern und die Anstrengung half nicht wirklich dabei seine Kopfschmerzen zu besänftigen. Dann waren die Zahlen plötzlich da und schnell teilte er sie Maki mit, bevor sie sich in Wohlgefallen auflösen konnten. "Wir brauchen noch Geld..." Er musste sie nicht fragen, ob sie irgendwo noch ein paar Yen hatte, die Überreste ihres Kleides ließen keinerlei Zweifel daran, dass es nicht so war. Und er selbst hatte nur das Bündel aus Geldscheinen, das als Vorrat fürs Trinkgeld und sonstige Aufwendungen gedacht gewesen war und jetzt in der Tasche flach an seinen Körper gepresst wurde. Leider konnte man die Scheine schlecht ans Telefon verfüttern und zum Wechseln war auch niemand da. Ganz abgesehen davon, dass sie in diesem Zustand niemandem unter die Augen kommen durften, da dies sicher unangenehme Fragen zur Folge hätte. Er seufzte. Wirklich dumm gelaufen. "Du hast also auch nichts?" "Nein", schüttelte er den Kopf, sehr vorsichtig. Dabei kam ein Getränkeautomat in sein Blickfeld und seine Miene hellte sich. "Hilf mir mal bitte hoch." Maki setzte zu einem Protest an, doch etwas in seinem Blick musste ihr verraten, dass er es ernst meinte und ohne etwas zu sagen zog sie ihn sanft auf die Beine. "Und wohin gedenken der Herr jetzt zu wandern?" Er lachte leise auf, deutete dann auf den Automaten. "Nur ein paar Schritte, dann haben wir das nötige Kleingeld." Gesagt, getan und wenig später beobachtete er, wie die junge Frau mit erhobenem Haupt ein Stück die Straße hinunterging. Aus einiger Entfernung würde man ihr Aussehen nicht bemerken und sie gab eindeutig den Anschein, mit vollem Recht genau dort zu sein, wo sie sich gerade befand. Nicht eine Spur von dem unsicheren Gebaren eines Flüchtigen. Sie schaffte es bis zum Telefon, ohne dass irgendjemand auftauchte und endlich erlaubte er sich etwas Erleichterung. Sein Blick schweifte wieder zur aufgehenden Sonne. Omi war sicher noch im Bett, aber er würde trotzdem rangehen. Ganz bestimmt. Sein Kopf sank nach hinten gegen die kühle Mauer und er schloss die Augen, an seinen Lidern schienen auf einmal tonnenschwere Gewichte befestigt zu sein. Ruhe, nur einen Augenblick lang. Eine Hand auf seiner Schulter holte ihn wieder zurück. Makis Wangen waren gerötet, als wäre sie gerannt und er konnte die Angst erkennen, welche die vorherige Sicherheit abgelöst hatte. "Sie sind da. ich weiß nicht, ob sie mich gesehen haben." Ein heiseres Flüstern. Beruhigend strich er ihr über die bloßen Arme. "Hast du meinen Freund erreicht?" Sie holte erst einmal tief Luft, ließ diese dann langsam entweichen. "Ja, er wird hierher kommen." "Dann musst du jetzt gehen. Es hat keinen Sinn, mit mir hier rumzuhocken, das bringt einfach nichts." Er legte ihr einen Finger auf die Lippen, als sie daraufhin etwas erwidern wollte. "Es ist zu riskant, du hast bessere Chancen ohne mich. Ich komme hier nicht weg, du schon. Und alleine werde ich bestimmt auch nicht so schnell auffallen", fügte er dann noch hinzu. Maki zögerte sichtbar, schüttelte sich dann kaum merklich. Aber sie begehrte nicht auf. "Wir werden uns wiedersehen?" Es war nicht ganz eine Frage. "Ja, bestimmt." Er lächelte zuversichtlich, trotz des unguten Gefühls, das sich in ihm zusammenbraute. Sie lächelte zurück, mit versteckter Wehmut im Hintergrund ihrer Augen. Dann beugte sie sich vor und küsste ihn. In diesem Moment hätte er sie am liebsten an sich gezogen und nicht mehr losgelassen, doch das durfte er nicht. So lächelte er schließlich nur wieder und erhielt das Lächeln aufrecht, bis sie aus der Gasse verschwunden war. Er schob sich gegen die Mauer gestützt voran, wollte sehen, dass sie es in Sicherheit schaffte. "Da ist sie!" Der Ruf ließ sein Blut in den Adern gefrieren und er löste sich von der Wand, versuchte schneller voranzukommen, nur unbewusst registrierend, wie dumm er sich gerade verhielt. Ein Schuss zerriss die morgendliche Ruhe und er schrie ihren Namen. "Maki!" Er konnte nicht erkennen, was wirklich vor sich ging, aber deutlich hatte er Asukas Bild vor Augen, projizierte es auf die junge Frau, die er erst seit wenigen Stunden kannte. "Maki..." Diesmal bedeutend leiser, da Schwärze nach ihm griff und verlockenden Trost versprach. Mit ausgestreckter Hand fiel er hinein ins Nichts und spürte schon nicht mehr, dass er auf dem Boden aufschlug. ****** "Moshi, moshi?" Müde gähnte er den Telefonhörer an, froh darüber, dass der andere Teilnehmer ihn nicht sehen konnte. Andererseits konnte ihm das auch egal sein, schließlich war es nicht seine Idee gewesen zu dieser frühen Stunde angerufen zu werden. "Bist du Yohjis Freund?" Eine gehetzt klingende Frauenstimme sprach hastig und so leise, dass er sie kaum verstehen konnte. Von einem Atemzug zum nächsten war er hellwach, sein Körper reagierte auf den plötzlichen Energieschub mit einem angespannten Zittern. "Ja, was ist passiert?" Knapp und sachlich jetzt. "Du musst herkommen, er ist verletzt." Rasch folge die Angabe einer Adresse und bevor er noch etwas fragen konnte, hängte die Frau auch schon auf. Leise fluchte er, was er sich sonst nicht erlaubte. Beim Auftrag musste etwas schiefgelaufen sein, hoffentlich nicht so schief, dass Kritiker informiert werden musste. An eine Falle glaubte er nicht, aber sie würden auf Nummer sicher gehen. Seine Hand strich ein paar verirrte Strähnen aus der Stirn. Er kannte die Adresse von seinen Nachforschungen her, sie lag nicht allzu weit entfernt vom Club. Im Unterbewusstsein rief er den Plan noch einmal ab, während er sich auf einer anderen Ebene rasch anzog. Damit fertig hämmerte er an Kens Tür, der nur einen Blick in sein Gesicht werfen musste um seine Beschwerde zu schlucken und stattdessen zu nicken. "Ich bin gleich unten." Etwas blitzte in den braunen Augen auf, bevor sich die Tür wieder schloss und das war nichts Gutes. Yohji war verletzt, sie mussten ihn sicher transportieren. Das Auto stand ihnen nicht zu Verfügung und die Motorräder waren dafür nicht zu gebrauchen. Es blieb also nur der Lieferwagen. Den brauchten sie zwar nur selten, aber trotzdem hatte er zur Grundausstattung gehört und war regelmäßig gewartet worden. Gut, das war entschieden. Dann blieb nur noch eines. Er kam gerade mit ihren Waffen aus dem Missionsraum, als Ken ebenfalls fertig war. Dieser griff nach seinen Bugnuks und streifte sie über. "Werden wir sie brauchen?" "Wahrscheinlich nicht, aber wir werden kein Risiko eingehen. Yohji ist in Schwierigkeiten." Die Lippen seines Gegenübers waren nur noch ein schmaler blasser Strich. "Wir sollten uns beeilen." Damit wandte der Braunhaarige sich ab, bevor die Besorgnis in seinem Gesicht erkennbar werden konnte. "Ja..." ~ TBC ~ Mia, ich bin froh diesen Handlungsstrang erstmal verlassen zu können o.o cya, cu ^-^ *winkz* Kapitel 25: "Rückblicke III - Ein Ende" --------------------------------------- Close Distance (Teil 25) Titel: Close Distance Teil: 25/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: So, die Story um Yotan habt ihr erst mal überstanden. Ein Teil folgt später noch. Als nächstes müsste Ken drankommen, ne? Mal schauen ^^ Disclaimer: not my boys, no money make... Greetings: @Andromeda: Pass auf, die letzte Woche vor dem Urlaub überstehste auch noch ^^ Bist ja schon nah dran *grins* Japp, ich habe frei ^____^ Und noch mal ja, ich bin mir sicher, dass ich Yotan immer noch nicht so sehr mag ^^ Da ich von diesem Strang heute weggehe, wird es nix mit einem Einsatz von Ken und Oma, aber das folgt auch noch... Inwieweit ich Omis Story mit einbeziehe, habe ich noch nicht entschieden *gg* Werde ich sehen, wenn ich soweit bin. @Arigata: In dieser Folge ist erstmal Brad dran ^^# Wie wäre es, wenn du mal wieder selber ne FF schreibst? Da kannste dann massenhaft Schu reinpacken *grins* Ich bin ehrlich erleichtert, dass dir schlussendlich noch einfiel, dass Ran nix mit Weiß zu tun hat - und das bereits seit 24 Teilen ^^°°° Und keine Sorge, ich werde mich einer Zustimmung zu deiner Selbsterkenntnis enthalten *ganz lieb sag* @Maike: Freut mich, dass du es noch vor der Abreise geschafft hast nen Commi zu hinterlassen ^___^ Wenn du dich nicht mehr an das Ende der Folge erinnern kannst, guck bitte auch nicht nach ^^ es dauert nämlich noch ein paar Teile, ehe es bei der FF kommt. Ich wollte ja die Leute, die mit Yotan nicht so viel anfangen können *gg* nicht zu lange am Stück mit ihm quälen ^^ @kohaku_san: Liest du auch englische FFs? Dann könnte ich dir welche mit Brad drin empfehlen, die echt toll sind ^^ Aber ich kann dich voll verstehen *gg* Kaum dass ich wirklich angefangen hatte richtige Schwarz-FFs zu lesen, war ich auch hin und weg ^^ Bei mir stand Brad allerdings gleich an allererster Stelle... okay, mit Schu ^-^ Von meiner Seite aus bekommste heute ein ganzes Kapitel mit Brad *grins* @nai-chan: Hm, sei froh dass du nicht mitbekommst, wie schlimm einige meiner Sätze anfangs manchmal geraten. In der Regel kann ich das noch ausbügeln, da frage ich mich dann, was mich geritten hat, dass ich das anfangs so schrieb *schauder* Bin froh, dass es bei euch schlussendlich gut rüberkommt ^^ Ach, du hast auch auf Aya gewartet? *snicker* Dann steht Gata-chan wenigstens nicht als Einzige da *lach* Übrigens nimmt sie dir gerne was von deinen Giotto ab ^.~ @Xell: Wow, ich glaube du hast die längste Reihe von ersten Commis hingelegt, die ich bisher bekommen hab ^^ *wieder Gummibärchen rüberschieb* Ist ja ein Ding, dass mal die Älteren den ganzen Lärm machen - und auch noch die Anlage so spät anschalten *kopfschüttelnd sag* o.O Bei uns machen das immer meine Schwestern, wodurch die Sache auch nicht angenehmer ist *snicks* Ich hoffe, der neue Teil gefällt dir auch wieder, wenn du dich schon drauf gefreut hast *lieb sag* ^^ Teil 25 "Rückblicke III - Ein Ende" Stan klopfte ihm begeistert auf die Schulter, nutzte dann die Gelegenheit sich an ihm abzustützen. "Tolle Leistung, Bra~ad." Die Zunge seines Freundes war bereits so schwer, dass dieser Probleme bekam seinen Namen richtig auszusprechen. Er nahm ihm das Glas aus der Hand. "Ich denke, du hast genug für heute Abend." Leicht getrübte Augen musterten ihn. "Aber wir müssen doch den Sieg feiern. Guck dich um, alle haben ihren Spaß, nur du stehst hier ganz steif rum. Dabei warst du der Beste von allen!" Diesmal war der Blondhaarige besser zu verstehen, trotzdem wich er der nach dem Glas verlangenden Hand aus, setzte ein schmales Lächeln auf und trank den Inhalt dann in einem Zug selbst aus. Und prompt schien Feuer seine Kehle herunterzurinnen, breitete sich heiß in seinem Magen aus. Fast hätte er gehustet. "Was war das für ein Zeug?" "Spezialmischung, nur für dich", grinste Stan, der plötzlich wieder ohne Stütze stehen konnte. Das war sein erstes Glas diese Nacht und auf einmal schien die Musik an Nachdruck zu gewinnen, die Leute um ihn herum traten deutlicher hervor. Er griff nach seiner Brille, rieb sich über die Augen um anschließend dem amüsierten Blick Stans zu begegnen. "Das haut rein, nicht wahr? Möchtest du noch etwas?" Eigentlich wollte er den Kopf schütteln, aber eine faszinierende Entdeckung ließ ihn erstarren. Die Augenfarbe stimmte nicht... Aus dem Blau war ein Braun geworden, das ihn an seinen Vater denken ließ, dann verschwammen auch noch die Gesichtszüge seines Gegenübers. Ein anderes Gesicht wollte sich darüber schieben, jünger, fremd und trotzdem vertraut. Wie eine Erinnerung, die er nicht vollständig dem Vergessen entreißen konnte. Lippen formten Worte, die er nicht verstand und - "Brad, alles okay?" Abrupt kehrte er in die Wirklichkeit zurück. Stan hatte ihn am Oberarm gepackt, so fest, dass es fast schmerzte. Jetzt wurde der Griff erst gelockert, dann vollständig gelöst. Ein erleichtertes Auflachen war zu hören. "Ich dachte echt, du kippst gleich um. Du warst einfach ganz steif geworden und schienst nur noch durch mich hindurchzustarren. Verträgst du etwa keinen Alkohol?" Während des Wortschwalls hatte er genug Zeit wieder zu sich selbst zurückzufinden. "Alles in Ordnung, ich habe bloß noch nichts gegessen", wiegelte er ab. "Gar nichts? Seit dem Wettkampf? Na dann bist du selber schuld. Aber dem lässt sich ja abhelfen." Mit diesen Worten packte Stan ihn am Ärmel und zog ihn zum anderen Ende des Raumes, wo ein kleines Buffet aufgebaut war. Gestiftet von der Frau ihres Trainers. Dass sie auf ihrem Weg dorthin in niemanden hineinrannten, war kaum sein Verdienst. "Warum ist Kathy eigentlich nicht da?" Sie hatten eine etwas ruhigere Ecke gefunden und blaue Augen sahen ihn jetzt neugierig an. Er selbst hatte das Gespräch in der Mensa noch nicht vergessen, auch wenn es eine halbe Ewigkeit her zu sein schien. Ob Stan gerade daran dachte? "Sie mag es nicht, dass ich boxe. Leider hat Vater in ihr eine Verbündete gefunden und alles was damit in Verbindung steht, boykottieren sie." Wider Willen klangen diese Worte leicht säuerlich. Der Andere lachte. "Da weißt du ja, warum dein Alter so große Stücke auf sie hält. Drängelt er eigentlich immer noch so?" Die Augen verließen sein Gesicht und wanderten zu seiner Hand, wo er einen schmalen goldenen Ring trug. Braune Augen folgten dem Blick zögernd, unsicher, welche Emotion sie zeigen sollten. Ihm wurde wärmer. "Die Verlobung hat ihm anscheinend erst einmal ausgereicht. Schließlich gab es ihm die Gelegenheit zu einer ausschweifenden Feier und einen neuen Golfpartner hat er jetzt auch." Für einen Moment stieg vor seinem inneren Auge ein Bild auf: Er selbst in einigen Jahrzehnten, oberflächlich wie sein Vater, mit einem Golfschläger in der Hand. Ein Schauder durchlief seinen Körper. Niemals! "Er hat eingesehen, dass ich zuerst studieren möchte. Später habe ich immer noch genug Zeit zum Heiraten." Sein Freund grinste. "Eigentlich bin ich ganz froh, dass du dir Kathy geangelt hast. Bei so einer guten Partie hätte _mein Vater_ ansonsten noch drauf bestanden, dass ich sie nicht entkommen lasse. Schreckliche Vorstellung... Du bist ein wahrer Freund!" Eine Hand wurde ausgestreckt und klatschte auf seine Schulter. "Wirklich schade um dich. Dass du dich nachdem du dich dann an der Uni abgeplackt hast, nur noch um Job und Familie kümmern kannst... Oder hast du vor euer Geld für dich arbeiten zu lassen?" Einige blonde Strähnen rutschten seinem Gegenüber in die Stirn, als dieser fragend den Kopf schief legte. Er lächelte und es fühlte sich seltsam an - kalt. "Nur Herumzusitzen wäre nichts für mich. Ich bin mir sicher, dass ich eine interessante Beschäftigung finden werde." Kontrolle, vollständige Kontrolle wollte er. Und irgendetwas in ihm schien sich sicher zu sein, dass es eines Tages soweit sein würde. Alles was er brauchte war Geduld. Und geduldig zu sein hatte er in den letzten Jahren zu genüge gelernt. Nur eins beunruhigte ihn: Diese merkwürdigen Bilder, die Aussetzer, die zu haben er nicht mehr vor sich leugnen konnte. Aber das ließ er sich nicht anmerken. "Doch zuerst müssen wir beide noch die Abschlussprüfungen hinter uns bringen." Ein maliziöses Lächeln umspielte seine Lippen und Stan sackte in sich zusammen. "Danke, genau das habe ich jetzt gebraucht." Der Rest des Abends flog wie ein Film an ihm vorbei. "Nein!" Er schrie, wachte davon auf. Schweiß bedeckte seine Stirn, Strähnen klebten schwarz daran. Sein Herz raste und er atmete viel zu schnell, bis er endlich merkte, dass er nichts zu befürchten hatte. Er war in seinem Zimmer, saß aufrecht auf seinem Bett, um ihn herum nur Dunkelheit. Alles in Ordnung. Die Angst ließ nach und im gleichen Maße beruhigte er sich. Ein Luftzug kam durch das geöffnete Fenster, streifte kühlend über seine Haut. Mit einer Hand strich er sich das Haar zurück, die andere tastete nach der Brille auf dem Nachttisch, bis ihm einfiel, dass er sie nicht brauchte. Für einen Moment blieb er noch sitzen, dann rutschte er vom Bett, ging ins Badezimmer, ohne das Licht anzuschalten. Nachdem er sich kaltes Wasser ins Gesicht gespritzt hatte, begegnete er im Spiegel dem dunklen Schatten seiner selbst. Was war das gewesen? Ein Albtraum? Prüfungsstress? Er seufzte. Er war jetzt zu wach um noch schlafen zu können. Und da er sich schon mal im Bad befand, nahm er als nächstes eine Dusche. Es war gerade mal drei Uhr, als er in sein Zimmer zurückkehrte. Natürlich war er jetzt noch weniger bereit sich wieder hinzuliegen und so ließ er sich auf seinen Sessel sinken, ein dunkler Umriss nur. Untätigkeit passte nicht zu ihm, dafür stand bei ihm immer zuviel auf dem Plan, doch in diesen ruhigen Stunden bis zum Morgen war er völlig allein mit sich und seinen Gedanken. Nur noch eine Prüfung, morgen - nein heute. Dann würde er studieren gehen. Nicht hier, überall, bloß nicht hier. Er hatte sich seinen Platz aussuchen können, selbst ohne seinen Vater im Hintergrund. Das hatte er ganz allein geschafft, so wie er alles schaffen konnte, alles bekommen, was er wollte. Und er würde sich keine Sorgen machen, nicht wegen dieser Albträume und erst recht nicht wegen dieser merkwürdigen Vorahnungen. Trotz allem verwirrt strich er sich durch die schwarzen Haare. Mit dieser Unsicherheit kam er einfach nicht klar und daher verschloss er sie tief in seinem Innern. "Geschafft, geschafft, GESCHAFFT!" Stan führte einen halben Indianertanz um ihn herum auf, während er selbst sich umsah, ob es nicht zu viele Zeugen dafür gab. Aber die Anderen hatten genug mit sich selbst zu tun und achteten nicht auf sie. Trotzdem reichte es allmählich und als sein Freund gerade zu einer neuen Runde ansetzen wollte, langte er nach ihm und hielt ihn fest. "Du hast also bestanden, ja?" "Genau - und jetzt haben wir frei." Blaue Augen funkelten ihn unbekümmert an. Stan fragte nicht mal, ob er denn ebenfalls durch war, das setzte dieser einfach voraus. Nicht wirklich unbegründet. Er lächelte. "Gratuliere. Und möchtest du jetzt-" Er stockte mitten im Satz, als wieder diese merkwürdige Veränderung eintrat. Blau verdunkelte sich zu braun, bekannte Gesichtszüge überlagert von welchen, die noch viel vertrauter erschienen. Er musste sich nur daran erinnern. Sein Griff um Stans Arm wurde zu einer Suche nach Halt, als Trauer ihn überschwemmte und danach Wut. Was war das? Sein Umfeld verschwamm und als er wieder etwas erkennen konnte, war alles wieder normal. Alles, bis auf die Gewissheit, dass es zu spät war. Er ließ Stan los. "Ich muss nach Hause." Die Worte kamen ruhig, klangen so wie immer. Nur er selbst wusste, wie erzwungen diese Ruhe war. Sein Freund musterte ihn unsicher, seufzte dann. "Gut, ich werde dich aber fahren." Er nickte nur, drehte sich gleich darauf weg um in Richtung Parkplatz zu gehen. Sein Chauffeur war sowieso noch nicht da. Und leider hielt sein Vater einen solchen aus Prestigegründen für unerlässlich. Wenigstens musste er sich nur zur Schule fahren lassen und hatte ansonsten seinen eigenen Wagen. Die ersten paar Meter rührte sich Stan nicht, dann hörte er schnelle Schritte und sein Freund schloss zu ihm auf. Die ganze Fahrt über hatte er geschwiegen. Dafür arbeitete es in seinem Kopf umso mehr. Ihm war klar, dass er es einfach nur zulassen musste um Bescheid zu wissen, aber er wollte nicht. Und statt Gewissheit hatte er nur dumpfes Unbehagen, eine Ahnung von dem was passiert war, wie eine verdrängte Erinnerung. "Wir sind da..." Stans Stimme klang seltsam atemlos. Er zögerte noch einen Moment, gab sich dann selbst einen Ruck und öffnete die Augen. Sie standen vor dem großen Tor, das sonst immer verschlossen war, jetzt jedoch weit geöffnet. Und in der Auffahrt standen Polizeiwagen sowie gleich zwei Krankenwagen. Ihm wurde flau und mit ein paar tiefen Atemzügen drängte er das Gefühl zurück. Er hatte es doch gewusst, nicht wahr? Auch wenn er es nicht wahrhaben wollte, hatte er es die ganze Zeit gewusst - und überhaupt nichts getan. "Was ist bloß passiert? Brad? Geht es dir nicht gut?" "Doch... Ich muss..." Er öffnete die Tür und stieg aus, Stan tat es ihm gleich. Er fühlte blaue Augen auf sich ruhen, voller Sorge, doch er beachtete das nicht. Mit gewohnter Sicherheit ging er auf das Tor zu, dann hindurch. Der Weg zum Haus erschien ihm unendlich lang und doch fraß jeder Schritt etwas mehr von der Strecke. Nicht ein Mal stockte er, denn warum sollte er das Unvermeidliche noch hinauszögern? Es war zu spät. Es war schon in der Schule zu spät gewesen. Und als er schließlich Schock verspürte, war es nicht, weil er seine Eltern nicht wiedersehen würde, sondern weil er überhaupt keine Trauer deswegen empfand. Woher war dann aber dieses Gefühl der Trauer und Wut vorhin gekommen? Ein Polizist in Uniform kam ihm entgegen, kurz bevor sie den ausgedehnten Eingangsbereich erreichten. Bis eben noch hatte er gelangweilt gegen einen der Streifenwagen gelehnt dagestanden und war sichtlich froh jemanden gefunden zu haben, an dem er seinen Frust über die nicht besonders interessante Aufgabe ablassen konnte. "Du darfst hier nicht durch. Also geh, sonst-" Seine Handbewegung schnitt den Satz ab. Einer seiner Mundwinkel rutschte von ganz allein nach oben und seine Augen wurden hart wie Stein. "Sparen Sie sich das. Ich wohne hier und werde mich von Ihnen ganz bestimmt nicht aufhalten lassen." Seine Überlegungen lenkten ihn innerlich zu sehr ab, um auf seine üblichen höflichen Umgangsformen zu achten. Zudem war er jetzt nicht in der Stimmung für Spielchen. Er schob sein Kinn vor und unwillkürlich wich der Andere ein Stück zurück, plötzlich etwas blass werdend. "Sie sind der Sohn von-?" Der Satz wurde nicht zu Ende geführt, wieder. "Bitte bleiben Sie im Nebengebäude, bis ich meinen Vorgesetzten informiert habe. Die Spurensicherung ist gerade drin." Er nickte bestätigend, sah für einen Moment dem älteren Mann nach, der ins Hause eilte, dann wandte er sich zu Stan um, dessen Schritte er hinter sich hatte näherkommen hören, während er noch mit dem Polizisten sprach. Zurückhaltung stand im Gesicht seines Freundes geschrieben und Unsicherheit. Auch wenn der Ausdruck gleich wieder verschwand, bemerkte er ihn. Der Gleichaltrige hatte ihn bisher noch nicht so sprechen hören, nicht mit diesem kalten Tonfall. Jetzt hatte er ein Stück des wahren Brad gesehen und er war sich sicher, dass diese Person Stan nicht gefiel. Noch etwas, das ihm jetzt egal war. Und sicher würde Stan das wieder vergessen, sobald dieser erfuhr, was hier passiert war. Trotzdem bestand kein Grund ihn noch weiter zu beunruhigen und so entspannte er seine Gesichtszüge. "Er hat mir nicht gesagt, was hier los ist. Würdest du vielleicht mit reinkommen?" "Ja, natürlich." Augenblicklich wurde Stan lockerer, zeigte stattdessen einen Ausdruck vorsichtigen Mitleids. Er musste zumindest ahnen, was das Aufgebot hier bedeutete. Sie warteten nicht lange, bis ein Mann auf sie zukam. Randlose Brille, stechende graue Augen, volle, dunkelbraune Haare. Nur einige feine Falten verrieten, dass er nicht mehr zu den Jüngsten gehörte. Eine Aura der Autorität umgab den Mann. Ohne Zweifel ein kompetenter Inspektor - der Mordkommission. Er war versucht zu lächeln, sah dem sich Nähernden aber mit scheinbarer Besorgnis entgegen. "Mister Crawford?" "Ja." Er stand auf. "Wer sind sie? Was ist hier passiert?" Seine Fähigkeiten ließen ihn nicht im Stich und so spielte er ganz passabel den nichts ahnenden Sohn. "Bitte setzen Sie sich doch wieder." Ein kurzer Seitenblick zu Stan folgte, dann sprach der Mann weiter. "Mein Name ist Kensington. Ich bedaure ihnen mitteilen zu müssen, dass Ihre Eltern tot sind." Er sank in sich zusammen, bedeckte das Gesicht mit seinen Händen. Aber keine einzige Träne verließ seine Augen. Er hatte sich also nicht getäuscht. Nach ein paar tiefen Atemzügen ließ er die Hände wieder sinken, fragte mit unsicherer Stimme: "Wie?" ~TBC~ Ging das einigermaßen? Auf jeden Fall sollte klar werden, dass Brad nicht _genau_ wusste, was geschehen würde, es aber ahnte. Ich habe ehrlich gesagt nicht so richtig gewusst, wie ich ihn reagieren lassen sollte o.O cya, cu ^-^ Kapitel 26: "Einsicht" ---------------------- Close Distance (Teil 26) Titel: Close Distance Teil: 26/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Endlich zurück zu Ran ^^ Beim letzten Mal waren wir bei dem Abend stehen geblieben, an dem Crawford-san bei Rans Onkel und Tante zu Besuch ist... *das selbst kaum noch wusste* ^^°°° Übrigens wollte mir schon wieder kein Titel für dieses Kapitel einfallen *ächz* Disclaimer: not my boys, no money make... Greetings: @Andromeda: Gewöhn dich nicht zu sehr an den Urlaub, der ist schnell vorbei ^^# Klar bekommste auch noch zu GimaV deinen Commi *nick* - morgen früh, denke ich mal ^^ Nun ja, Brad mochte seine Eltern nicht wirklich und hat früh angefangen sich von ihnen zu distanzieren, daher reagiert er jetzt so kalt. Aber weinen wird er auch noch, musst selbst entscheiden, ob es in der Situation passt ^^° Und natürlich hängt alles mit der Gegenwart zusammen, sonst bräuchte ich nichts drüber schreiben ^.~ Stan steht (noch) nicht auf der Abschussliste - aber es ließe sich einrichten *snicker* @Arigata: *Kopf schief leg* Keine ENS _und_ keinen Commi? Das ist ja sogar bei dir was Neues - immer wieder für ne Überraschung gut, ne? *lach* Aber lieb wie ich bin werde ich dir das nicht übel nehmen *grins* ^^ Außerdem habe ich ja irgendwie schon erwartet gehabt, dass du mal wieder ganz mit Maike konform gehen würdest ^^ Übrigens hat sich Schu entschlossen, in diesem Kapitel auch mal aufzutauchen ^.~ @Maike: Haste zufällig gelesen, was ich bei Gata-chan geschrieben hab? Wie du siehst, ist mein Verdacht, dass ihr Beiden euch absprecht gar nicht mal so unbegründet *zwinka* Dann hoffe ich mal, dass du bald ein bissl Freizeit findest, in der du auch die FF lesen kannst. Wie wäre es denn, wenn du mal deinen Eltern den Sinn von Ferien erklären würdest? *lieb guck* @kohaku_san: Weitergeschrieben habe ich - aber bis es in Brads Vergangenheit weitergeht, vergehen noch ein paar Teile ^^ Ran bei Schwarz übernachten lassen? Hm... vielleicht von Samstag auf Sonntag, da könnte es reinpassen *grins* Also eine coole FF ist von Yuki Scorpio. Die besteht aus drei Teilen... zuerst solltest du First of January, Year Two Thousand von ihr lesen, dann Epitaph und dann Blinded ^^ (der letzte Handlungsabschnitt ist der längste und meiner Meinung nach auch der Beste, noch nicht beendet) und Gunning Down Romance von Mami-san ist auch genial. Falls dir die Storys gefallen und du durch bist, kann ich dir noch weitere geben. Letztere ist aber im Prinzip ohne Brad. Mehr von ihm findest du in Temporary Peace / Peace's Struggle (gehören zusammen und sind meine absoluten Favoriten ^^) Sind alle auf fanfiction.net ^^ Falls du Probs hast sie zu finden, gebe ich dir die richtigen Links, weil ich das dumme Gefühl habe, dass das an dieser Stelle nicht so wirklich klappt... o.O @Furia: Ich glaube, ich hätte meinen Compi schon irgendwie weiter beschädigt, wenn er mir laufend abstürzen würde... ^^# Aber das ist der Grund, aus dem ich sogar Commis in Word vorschreibe und dort laufend abspeichere... ich hasse es etwas doppelt und dreifach schreiben zu müssen o.o Hoffentlich funzt deine Kiste bald wieder *knuffel* und danke, dass du es versucht hast ^^ @nai-chan: *lach* Also das gefällt mir jetzt ^__________ ^ Ich glaube nicht, dass dir Brad jetzt schon Leid tun muss, der kommt mit der Situation ganz gut klar - oder vielleicht sollte er einem Leid tun, weil er sich so verhält? o.O Okay, ich bin auch ratlos ^.~ Ich denke mal, im nächsten Vergangenheitskapitel kannste dir dann ziemlich sicher sein, was eher zutrifft ^^ @Xell: Hm... ich gebe zu, dass ich den letzten Teil ein bissl später hochgeladen habe ^^# War erst spät ins Bett gekommen... Brad hatte eine sogenannte Vision gehabt *nod* aber er hatte beschlossen sie im Unterbewusstsein zu lassen. Natürlich wusste er dadurch trotzdem, was passieren würde. Mit dem Anime hat das gar nichts zu tun. Bisher habe ich nur die Handlung um Yotan daraus übernommen und ein bissl beim Schachspiel. Alles andere dazu gedichtet *dich aber nicht absichtlich in die Irre führen wollte* Wenn ich daran denke, schreibe ich es jetzt immer hin, wenn ich wieder auf eine Animefolge zugreife ^.~ *Gummibärchen rüberschieb* Teil 26 "Einsicht" Er wäre gerne noch etwas länger im Wohnzimmer geblieben, aber irgendwie hatte ihn der Anblick seines Onkels zusammen mit Crawford-san nervös gemacht. Letzten Samstag, als die beiden zum ersten Mal zusammengetroffen waren, hatte er noch nicht einmal in Erwägung gezogen so etwas zu denken, doch jetzt erschien es ihm wie das Aufeinanderprallen zweier Welten - mit ihm selbst mittendrin. Daher hatte er die Rückkehr seiner Tante mit dem versprochenen Tee genutzt um sich zu verabschieden. Mit einem leisen Seufzen ließ er sich auf sein Bett fallen, starrte gegen die weiße Decke. Kein Unterschied... Wenn er alles andere ausblendete, könnte er direkt zu Hause sein. Aber das war er nicht. Es war vorbei, lag hinter ihm, genauso gut hätte inzwischen ein Zeitalter vergehen können. Nur Erinnerungen blieben. Lider schlossen sich über violetten Augen und es wurde dunkel um ihn herum. Die Bilder wurden deutlicher, egal ob er sie zu verdrängen versuchte, mit aller ihm zur Verfügung stehenden Kraft. Tot, Blut und Chaos. Menschen schreien, während alle Anderen ihrem Alltag nachgehen. Unbekümmert. Unwissend. Die Bilder bewegten sich in rascher Abfolge, erwachten zu Leben. Er träumte. Mitten in der Nacht schreckte er hoch, von keinem Geräusch geweckt. Trotzdem voller Angst. Und so saß er in der Dunkelheit, suchte nach Verstehen in diesen Momenten zwischen schlafen und wachen, gab in dem Moment auf, als er sich bewusst wurde, wo er sich befand, wer er war, wann er war. Sein rechter Arm hob sich, damit er sich einige Strähnen aus dem Gesicht streichen konnte. Dann rieb er sich die Augen, versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. Er musste eingeschlafen sein. Erst jetzt begann er auch zu bemerken, wie unbequem die Sachen waren, begann sich gleich darauf auszuziehen. Sobald er in den Schlafanzug gewechselt hatte, suchte er das Badezimmer auf. Alles vollzog sich in fast vollständiger Lautlosigkeit. Crawford-san musste schon vor Stunden gegangen sein, alle außer ihm schliefen den Schlaf der Gerechten. Bei diesem Gedanken verzog sich sein Mund, als würde er etwas Widerwärtiges schmecken. Er kehrte in sein Zimmer zurück um sich wieder hinzulegen, aber er fand keine Ruhe. Sein Verstand war jetzt hellwach, ohne dass er wirklich in der Lage gewesen wäre einen richtigen Gedankengang zu verfolgen. Sprunghaft wechselte er zwischen seiner Schwester im Krankenhaus, der Schule, seinen neuen Bekanntschaften und dem Training hin und her. Dann wieder zurück zu Aya, wo er schließlich hängen blieb. Der Griff zu dem Ohrring geschah schon so automatisch, dass er ihn erst registrierte, als er das von seinem Körper gewärmte Metall zwischen seinen Fingerspitzen spürte. Er biss sich auf die Unterlippe um die Tränen zurückzudrängen, die ihm in die Augen steigen wollten. Nein, er würde nicht weinen. Tränen änderten nichts. Er hatte schon genug von ihnen verschwendet. Stattdessen gefroren sie in der Kälte, die sein Inneres zum Zittern brachte, verstärkten den schützenden Panzer, auf das nichts mehr ihn berühren konnte. Morgen, gleich nach der Schule, würde er zu ihr gehen. Vielleicht konnte er gute Nachrichten mitbringen, schließlich hatte Crawford-san gesagt, er würde ihnen helfen. Ein Sekundenbruchteil der Wärme und ein im fehlenden Licht nicht sichtbares Lächeln, das sich kurz hervorwagte. Ein Gedanke, in dem genug Gewissheit lag um die Ruhe herbeizulocken, die er brauchte um wieder einschlafen zu können. Dieses Mal störten ihn keine Träume mehr und erst das Klingeln seines Weckers holte ihn am nächsten Morgen zurück in die Realität. "Wenn du dich beeilst, kann ich dich nachher an der Schule absetzen." Sein Onkel lächelte ihn an und unwillkürlich musste er auch lächeln, was allerdings eher daran lag, dass er an die Szene vom gestrigen Morgen zurückdachte. Schuldigs Sprachlosigkeit auf Nagis Bemerkung hin... Er fasste sich rasch wieder, beugte sich über sein Frühstück, mit einem Anflug von Schuld. Aus den Augenwinkeln heraus beobachtete er zwischen den einzelnen Bissen den älteren Mann. Er sah bedeutend entspannter aus als in den letzten Tagen. Das konnte doch nur bedeuten, dass - "Hat Crawford-san gestern helfen können? Mit diesen Unterlagen, meine ich." Der letzte Schluck Kaffee wurde getrunken, die Tasse zurück auf den Tisch gestellt. "Ja, das hat er. Deine Schwester kann weiterhin ihr Einzelzimmer behalten. Und ich werde mich auch mit den Ärzten unterhalten, ob sie uns einen Spezialisten empfehlen können." Danach schob sein Onkel seinen Stuhl zurück und stand auf. "Du wirst heute Abend mehr erfahren, jetzt habe ich keine Zeit mehr. Möchtest du nun mit?" Sein Appetit war mit einem Mal um ein beträchtliches Maß gestiegen und so schüttelte er den Kopf. "Nein danke, ich nehme nachher die U-Bahn." Wieder lächelte er und der Andere verabschiedete sich mit einem Nicken. "Bis heute Abend." Als er allein in der Küche war, stürzte er sich auf den Rest seines Frühstücks. Endlich hatte er mal wieder Hunger. Den Rest des Tages schien er einen Schritt neben der Wirklichkeit zu verbringen. Selbst Yunshiro schaffte es nicht, ihn wirklich bei der Stange zu halten, wunderte sich über seine geistige Abwesenheit. Aber sein Freund bedrängte ihn nicht weiter und ließ ihn schließlich weitertreiben. In diesen paar Stunden rückte die Verzweiflung von ihm ab, wurde durch die Hoffnung ersetzt, wenigstens Aya bald zurückzuhaben. Erst als er bereits auf dem Weg ins Krankenhaus war, ließ er den Gedanken an sich heran, dass vielleicht nicht einmal ein Spezialist seiner Schwester helfen konnte. Sein Gesicht verfinsterte sich und seine Stimmung sackte nach unten. "Bist du Fujimiya Ran?" Wenige Meter vor seinem Ziel wurde er abgefangen und ohne dass sich seine Miene änderte, blickte er sich nach dem Unbekannten um, antwortete aber nicht. Der Andere schien auch keine Bestätigung zu brauchen. "Ich bin vom Tokyo Express. Kann ich dir ein paar Fragen stellen? Du bekommst auch Geld dafür, wenn der Artikel gedruckt wird." Er wurde eine Nuance blasser. Bisher war er nicht ein Mal von Reportern angesprochen worden und hatte daher gedacht, dass seine Seite der Geschichte überhaupt nicht von Interesse war. Der Name Takatori verhalf zu viel größerem Absatz und dessen Reaktion war schon ausreichend durchgekaut worden. Dass fast eine ganze Familie ausgelöscht worden war, reichte für eine Schlagzeile, ansonsten wurde die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit nur von richtigen Katastrophen gefesselt. "Nein danke, kein Interesse.", antwortete er knapp, nachdem ihm das durch den Kopf geschossen war. Er hatte es nicht mehr nötig jedem Yen hinterher zu rennen. Zudem keimte in ihm der Verdacht, dass es sich bei dieser Zeitung um kein sehr seriöses Blatt handeln konnte. Er setzte sich wieder in Bewegung, fand im nächsten Moment seinen Arm im festen Griff des Mannes gefangen. "Nun hab dich doch nicht so, mein Junge." Mit einem Ruck riss er sich los, wollte gerade etwas nicht sehr Höfliches erwidern, als ihn ein Ruf innehalten ließ. "Hallo Ran, da bist du ja!" Der unterschwellige Akzent war unverkennbar und mit leichter Überraschung sah er Schuldig entgegen. Dessen orangefarbenes Haar flammte in der Sonne auf, aber schon seine Größe verriet ihn als Ausländer. Dem Reporter wurde es in diesem Augenblick offensichtlich zu ungemütlich, denn er verabschiedete sich kaum und verschwand mit schnellen Schritten. Erleichtert lächelte er den Älteren an. "Langsam wird das aber zur Gewohnheit, ne?" Schuldig grinste breit. "Du weißt doch, dass ich Bodyguard bin." Nun ja, direkt _gewusst_ hatte er es nicht, aber seine Annahme war soeben bestätigt worden. "Warum passt du dann nicht auf die Person auf, die dich auch dafür bezahlt?" Ohne zu wissen warum, hellte sich seine Stimmung wieder auf und er begann den Anderen zu necken. Der ging allerdings überhaupt nicht darauf ein. "Willst du deine Schwester besuchen?" "Hm...", nickte er und das Funkeln verschwand aus den violetten Augen. "Dann werde ich dich begleiten. Hat den Vorteil, dass du nicht mehr von irgendwelchen schrägen Typen angequatscht wirst. Was wollte der Kerl eigentlich von dir?" Neugierig wurde er gemustert. "Der war von irgendeiner Zeitung." Auf der anderen Straßenseite wurde ein Fenster geöffnet, die Scheibe spiegelte und geblendet kniff er die Augen zusammen. "Lass uns reingehen, mir wird es hier langsam zu warm." In diesem Moment wollte er einfach allen Menschen um sich herum entkommen, Leute die gebannt die Nachrichten verfolgten, vielleicht ein paar Herzschläge lang Mitleid verspürten und dann ihr eigenes Leben fortsetzten ohne noch einen weiteren Gedanken an das Unglück anderer zu verschwenden. "Gute Idee." Schuldig zögerte kurz, packte ihn dann am Handgelenk und zog ihn mit sich in das Gebäude, dessen kühle Luft ihn wohltuend umfing. "Besser so?" Bekannter Krankenhausgeruch stürzte auf ihn herein, fokussierte sein Denken auf Aya und erinnerte ihn gleichzeitig an seine neue Hoffnung. Ihm wurde leichter ums Herz, so dass er Schuldigs Frage ehrlich bejahen konnte. Der scharfe Zug um den Mund des Anderen verschwand daraufhin. "Wir holen Blumen für sie, ja?" Bevor er ablehnen konnte, ging Schuldig auch schon auf den kleinen Laden zu, der hier in der Vorhalle neben Zeitungen, Büchern und anderen Kleinigkeiten auch ein paar Sträuße verkaufte. Er selbst war nur bei seinem ersten Besuch nachträglich auf die Idee gekommen welche mitzubringen, aber da war es auch schon zu spät. Und ansonsten... Blumen waren ziemlich teuer. Doch der Orangehaarige suchte ohne zu zögern eine bunte Zusammenstellung aus, griff dann noch nach einer Zeitschrift, bezahlte und kam schließlich wieder zu ihm zurück. "Die sind von mir für Aya. Dafür musst du deiner Schwester aber auch erlauben mit mir auszugehen, wenn sie aufgewacht ist." Er merkte gleich, dass Schuldig nur scherzte und schüttelte lächelnd den Kopf. "Du bist viel zu alt für sie." Schuldig verzog das Gesicht. "Das trifft mich hart", grinste er aber danach. "Dann wollen wir sie mal nicht länger warten lassen." Aya wirkte viel zu klein in dem Bett, als hätte sie in den letzten Tagen zusammen mit ihrem Bewusstsein auch einen Teil ihres Körpers verloren. Er schluckte, plötzlich von der Angst befallen, dass sie sich völlig auflösen könnte. Dann erkannte er wie irrational dieser Gedanke war. Trotzdem dauerte es einige Minuten, bis der schneller gewordene Rhythmus seines Herzschlags zu seiner üblichen Geschwindigkeit zurückgefunden hatte. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn, kurz bevor Schuldig zurückkehrte, mit einer Vase für die Blumen. "Im Schwesternzimmer haben sie mir eine gegeben." Der Orangehaarige trat neben ihn ans Bett, blickte auf Aya herunter. Irgendetwas arbeitete im Gesicht des Älteren, es sah aus, als würde er die Zähne zusammenbeißen und ein trüber Schatten legte sich über die grünen Augen. Er erkannte die Mischung aus Enttäuschung und tief gärender Wut, weil er damit inzwischen selbst viel zu vertraut war. Aber warum bei Schuldig? Und wieso rief der Anblick seiner Schwester das hervor? Das Beatmungsgerät arbeitete immer noch mit monotoner Beständigkeit, ließ seine Schwester fast wie einen Teil einer Maschinerie erscheinen, unwirklich, befremdlich. Dieser Eindruck war noch viel schlimmer als die Angst eben und rasch konzentrierte er sich wieder auf Schuldig. Dieser wandte ihm im selben Augenblick den Kopf zu. "Ja?" "Warum..." Er biss sich nervös auf die Unterlippe, sich bewusst werdend, dass der Andere eigentlich immer noch nicht mehr als ein Fremder war. Doch er stellte seine Frage trotzdem, wenn auch etwas anders. "Woran hast du gerade gedacht?" Schuldigs Mundwinkel zuckten, als hätte er eben einen Scherz gemacht, die grünen Augen hingegen ruhten kühl und überlegend auf ihm. Für einen Moment glaubte er zu weit gegangen zu sein und er wollte schon einen Rückzieher machen, setzte gerade zu einer ablenkenden Bemerkung an, als der Orangehaarige antwortete. "Ich hatte auch eine Schwester, sie ist schon seit Jahren tot." Das Blut wich ihm aus dem Gesicht. Irgendwie hatte er sich mit seinem Unglück ziemlich allein gefühlt, auch nach dem, was er vorgestern im Casino gesehen hatte. Doch damit war er kaum weniger blind gewesen als die Leute, denen er bei seinem Umherirren am Sonntag begegnet war, kaum weniger unwissend als seine Mitschüler, denen er das im Geheimen vorgeworfen hatte. Was wusste er denn schon, wie schlimm es andere getroffen hatte? Selbst nachdem er wachgerüttelt worden war, hatte er die Augen in Wahrheit weiter verschlossen gehabt. Zerknirscht sah er zu Boden. "Es tut mir Leid..." So etwas wie leichte Belustigung, wenn auch mit einem bitteren Unterton schien auf einmal in der Luft zu schwingen, lautlos wie eine Melodie, an die man sich kaum erinnern kann und deren letzte Fetzten einem durch den Kopf schwirren. "Ist schon in Ordnung. Wie gesagt ist viel Zeit vergangen." Er sah wieder auf, fand in den Augen des Älteren einen Nachhall der Belustigung, die er eben noch von irgendwoher gespürt hatte. Sie schwiegen, während die Sonnenstrahlen, die durch das Fenster fielen, ein Stück weiter wanderten. Es war Schuldig, der schließlich die entstandene Ruhe durchbrach. "Wenn du denkst, dass du die Realität erkannt hast, wirst du anfangen glauben, dass niemand außer dir wirklich zu begreifen scheint, was auf der Welt geschieht. Dass alle sich die Augen zuhalten und heile Welt spielen. Aber dann hast du erst die Hälfte des Weges zurückgelegt." Ein schmales Lächeln ließ weiße Zähne hervorblitzen. Immer noch wurde er von den grünen Augen an Ort und Stelle festgehalten, wagte sich kaum zu rühren, während die Worte langsam in ihn hineinsickerten, viel zu sehr seinen Gedanken ähnelten um ihm seine zurückgewonnene Ruhe zu lassen. Sein Herz schlug wieder viel zu schnell. "Der Scherz an der Sache ist, dass die Anderen der Wahrheit viel näher sind als du, denn das alles ist wirklich nur ein Spiel." ~TBC~ Japp, ich konnte es nicht lassen ^^ Bei mir mag Schu nun mal Spiele und das wird sich wohl auch nicht ändern ^^°°° Bis zum nächsten Teil, cu ^-^ *winkz* Kapitel 27: "Wie das Leben so spielt" ------------------------------------- Close Distance (Teil 27) Titel: Close Distance Teil: 27/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Hat eigentlich noch jemand den Überblick, welchen Wochentag wir hier haben? *am Kopf kratz* Und das passiert mir bei meiner eigenen FF, wie dumm... o.o Disclaimer: not my boys, no money make... Greetings: @Andromeda: o.O Ich wünsche dir mal etwas mehr Erfolg bei der Fortsetzung deines Urlaubes... vielleicht entwickelt sich die Sache ja noch in die richtige Richtung *knuffel* Ran weiß selbst nicht, wie es ihm geht, denke ich mal ^^ Aber besonders gut wirklich nicht *dir zustimm* Der letzte Satz? *mit dem Kopf auf den Tisch hau* Warum messt ihr dem eigentlich alle soviel Bedeutung bei??? *dumm aus der Wäsche guck* Mal überlegen... er hat etwas mit Schus Lebenseinstellung zu tun *nod* ^^ Übrigens dauert es bis Takatori auftritt noch ne ganze Weile ^^°°° @Arigata: Hey, dieses Mal hast du es ja geschafft! *lach* Ich weiß schon, das machste nur, damit ich Side B mitbringe, ne? ^.~ Also heute ist Schu auch wieder mit dabei, so ein bissl... und in den nächsten Teilen taucht er auch ab und zu auf, wenn ich mich richtig erinnere ^^# Eigentlich bin ich bei dem Handlungsstrang (in meinem Block meine ich) schon zu weit und müsste mal wieder zu Weiß umschalten, aber bisher konnte ich mich nicht dazu aufraffen *sigh* Ran ist was Schus Aussage anbelangt auch so ziemlich ratlos, also befindest du dich in bester Gesellschaft *kopfschüttelnd sag* @Maike: *weiterhin zuversichtlich bin, dass du auch mal wieder vorbeischaust* ^-^ @kohaku_san: Hm, keine Ahnung, ob du das schon einmal erwähnt hast, aber so was freut einen doch immer wieder zu hören *gg* *knuffz* Auch wenn ich für mich selbst noch nicht rausgefunden habe, was so toll daran sein soll ^^°°° *das Gefühl hab viel zu sehr auf der Stelle zu treten* *drop* Viel Spaß mit den englischen FFs - haste schon in eine reingelesen? Und ich weiß nicht so recht, ob ich Schus Aussage erklären soll, weil es damit zusammenhängt, wie _ich_ ihn sehe - und das muss ja nicht auf jeden Leser zutreffen ^^ Zudem kannst du auch davon ausgehen, dass er Ran-chan ein bissl verwirren wollte *gg* @Furia: Ich drücke dir fest die Daumen, dass dein Compi bald wieder mit dir spricht ^^ Man merkt deinem GB-Eintrag schon an, dass du auf Entzug bist ^.~ Das mit der Zahnpasta ist gut *lach* - du hast vielleicht Ideen ^^ Darauf wäre ich überhaupt nicht gekommen. Sprichst du aus eigener Erfahrung? Das mit der spiegelnden Scheibe ist sozusagen auf Vorrat geschrieben *zugeb* Entweder ich werde es später noch brauchen oder nicht, das weiß ich selbst noch nicht ^^ @nai-chan: Es ist Schus Job alle zu verwirren *grins* Das gehört für ihn zum Spiel dazu ^^ Hast du schon mal überlegt, wie einem Telepathen die Welt erscheinen muss, in der alle Leute laufend um den heißen Brei reden und sich hinter höflichen Lügen verstecken? Während er gleichzeitig weiß, was hinter der ,Bühne' vor sich geht? ^^ Übrigens finde ich es nett, dass du deine Verwirrtheit als positiven Zug der FF siehst *lach* @Xell: *erstmal wieder Gummibärchen rüberschieb* Ich hoffe, die sind dir nicht langsam über *gg* Und danke, dass ich wenigstens dich nicht mit diesem letzten Satz völlig im Dunkeln sitzen gelassen hab. Ich habe zwar keine Ahnung, ob du die gleiche Erklärung im Hinterkopf hast wie ich, aber darum geht es mir hierbei auch gar nicht... Es ist einfach nicht wichtig für die Story, was _genau_ Schuldig damit meinte, es ging eher um einen Denkanstoß für Ran ^^ Teil 27 "Wie das Leben so spielt" Immer noch glaubte er den warmen Atem an seinem Ohr zu spüren, aber Schuldig hatte sich schon längst wieder zurückgezogen. Doch noch viel stärker war der Nachhall der gehörten Worte. Das darauf folgende Grinsen des Orangehaarigen hätte ihn alles als Spaß ansehen lassen können - dem stand jedoch der Blick aus diesen grünen kühlen Augen entgegen. Verwirrt strich er sich durch die Haare. Er brauchte eine kurze Auszeit. "Ich bin gleich wieder da." Sein Murmeln war kaum hörbar und bevor der Ältere reagieren konnte, war er auch schon aus dem Zimmer raus und hatte die Tür hinter sich geschlossen. Der Flur war leer und mit deutlicher Erleichterung sackte er gegen die weiße Wand, rutschte kraftlos nach unten, bis er schließlich den Boden berührte. Mit angezogenen Knien blieb er so hocken, die heiße Stirn gegen den rauen Stoff der Jeans gepresst. Was war nur los mit ihm? Er fühlte sich, als hätte er Fieber. Etwas durchlief ihn, ließ ihn zittern und gleichzeitig brennen. Am liebsten hätte er sich in seinem Bett verkrochen und gewartet bis es vorbei war, doch diese Option stand ihm jetzt nicht offen. Keine Wahl, er musste durchhalten. Tief atmete er ein und aus, vollkommen darauf konzentriert zu sich selbst zurückzufinden. Ein Spiel sollte das alles nur sein? Was wollte Schuldig damit sagen? Dass es richtig war, heile Welt zu spielen, so zu tun, als ob alles in Ordnung wäre? Oder dass sie alle nur Spielfiguren waren, die eh nicht über ihr Leben bestimmen konnten? Er seufzte. So oder so, vielleicht sollte er einfach nur mitspielen... Eine Hand berührte vorsichtig seine Schulter und er zuckte darunter zusammen. "Hallo, wer bist du?" Die Stimme kam ihm bekannt vor, es war das blinde Mädchen, das hier in der Nähe ihr Zimmer hatte. Ihr Name war - "Miyu, wie geht es dir?" Ein Lächeln erstrahlte auf dem jungen Gesicht, während blinde Augen nach ihm suchten. Die Hand rutschte weg, gesellte sich zu der anderen an der Wand. "Spielst du ein bisschen mit mir? Wir müssen nur meinen Ball finden, der ist mir leider weggerollt." Er sah sich danach um, während alte Erinnerungen wach wurden. Früher, es war Ewigkeiten her, hatte er auch mit Aya so gespielt. Das Lächeln des Mädchens wurde vom Gesicht seiner Schwester überdeckt. Mit verschwimmendem Blick entdeckte er den Ball, er war nicht weit von ihnen und mit mehr Mühe als es ihn hätte kosten dürfen, stand er auf und hatte ihn nach wenigen Schritten erreicht. "Hast du ihn?" "Ja, Miyu-chan. Pass auf, gleich kommt er." Er ging in die Hocke und ließ den Ball auf sie zurollen. Miyu lauschte aufmerksam auf das leise Geräusch, das dabei entstand und bückte sich genau im richtigen Moment. Lachend hielt sie ihre Trophäe in die Höhe, warf den Ball dann in die Richtung, wo sie ihn zu Recht immer noch vermutete. Und er ließ sich darauf ein einfach nur ein simples Spiel zu spielen und alles andere für diese wenigen gestohlenen Minuten zu vergessen. "Miyu, wo bist du?" Es war wie das Erwachen aus einer Trance und unsicher blickte er der Krankenschwester entgegen. Sie erkannte ihn wieder und grüßte ihn, bevor sie sich dem Mädchen zuwandte. "Wie oft soll ich dir eigentlich noch sagen, dass du nicht alleine dein Zimmer verlassen darfst?" Eine schmale Kinderhand griff nach seinem Hosenbein, hielt sich daran fest. "Wir wollten nur ein bisschen Ball spielen. Ran hat aufgepasst, dass mir nichts passiert, stimmst?" Unwillkürlich lächelte er. "Ganz genau. Aber jetzt solltest du dafür brav sein und zurück auf dein Zimmer gehen." Kurz spiegelte das Mädchengesicht Enttäuschung wider, dann aber kehrte ihre Fröhlichkeit zurück. "Aber nur wenn du mitkommst!", forderte Miyu dann bestimmt. Fragend sah er zu der Schwester, die hilflos mit den Schultern zuckte, einen amüsierten Zug um die Mundwinkel. "So kräftig wie du mich hier festhältst, bleibt mir ja überhaupt nichts anderes übrig." Und so kam es, dass er kurz darauf zum ersten Mal in Miyus Zimmer stand. Es ähnelte dem von Aya und dieser Gedanke rief ihm in Erinnerung, dass er Schuldig allein mit ihr gelassen hatte. Was war er nur für ein Bruder, dass er seinen Krankenbesuch einem anderen überließ... Schuldbewusst musterte er das kleine Mädchen, das bereitwillig ins Bett gekrabbelt war, den Ball am Fußende. Natürlich bemerkte sie seinen Blick nicht und während die Schwester die Decke zurecht zog, wanderten unruhige violette Augen weiter. Und blieben an einem Foto hängen, das auf dem Nachttisch stand, ungehindert der Tatsache, dass Miyu es niemals würde betrachten können. Sommersprossen und dunkelbraune Augen. Ein Junge in seinem Alter. Er starrte darauf, als würde er einen Geist sehen und etwas in seinem Kopf addierte Blutspritzer dazu. Er musste nicht überlegen, woher er das Gesicht kannte. Wie hätte er es auch vergessen können? Jetzt wusste er auch, warum Miyu keinen Besuch mehr von ihrem Bruder erhalten hatte. "Kennst du ihren Bruder?" "Nur vom Sehen", antwortete er automatisch, bevor ihm klar wurde, was er tat. Dann verstummte er, blass geworden. Die Schwester bemerkte nichts, ging auf die Tür zu. "Komm, Miyu muss sich jetzt ausruhen." Wie von fremder Hand gelenkt strich er dem Mädchen verabschiedend über die Wange, das daraufhin lächelte. "Kommst du mich wieder besuchen?" "Hm...", murmelte er nur, keine Antwort geben könnend und floh dann regelrecht aus dem Zimmer. "Jun ist wirklich ein netter Junge. Die Eltern haben selten Zeit, aber er kam fast jeden Tag her. Er hat mir erzählt, dass er das Geld für die Operation besorgen wollte. Natürlich ist das unmöglich..." Die junge Frau seufzte. "Vielleicht hat er das selbst eingesehen und traut sich nicht mehr her. Als würde er Vorwürfe befürchten." Er hatte kaum etwas von dem Gesagten mitbekommen, aber ein Wort ließ ihn aufhorchen. "Operation?" "Ja, Miyu hat einen Gehirntumor." Die Aussage traf ihn wie ein Faustschlag in den Magen und er wurde noch eine Nuance blasser. "Davon ist die Kleine auch erblindet. Leider deckt die Krankenversicherung nicht die OP-Kosten und die Eltern haben trotz der vielen Arbeit nicht genug Geld das aus eigener Tasche zu bezahlen." Sie hielt endlich inne, dunkle Augen blickten ihn besorgt an. "Alles in Ordnung mit dir?" "Ja", nickte er, versuchte sich in einem schwachen Lächeln. "Ich muss jetzt aber los." Er deutete eine Verbeugung an. "Auf Wiedersehen" Danach wandte er sich zum Gehen. "Auf Wiedersehen. Und wenn du Yamada-kun siehst, sag ihm bitte, er möchte doch bald wieder vorbeischauen." "Natürlich." Und weg war er. Schuldig blickte von der Zeitschrift auf, als er Ayas Zimmertür hinter sich schloss, stand im nächsten Augenblick vor ihm und hielt ihn fest. "Du siehst überhaupt nicht gut aus, weißt du das?" Er verzog sein Gesicht zu einem bitteren Lächeln, erwiderte aber nichts. Froh über die Stütze ließ er sich zum Stuhl geleiten und sackte darauf zusammen. "Was ist los?" Grüne Augen ließen ihn nicht los, verhinderten, dass er sich einfach in sich selbst zurückzog. Und so erzählte er dem Deutschen, was er eben erfahren hatte. "Scheiß Spiel, ne? Aber so läuft es nun mal. Ich dachte, das hättest du inzwischen verstanden..." Er schluckte bei so viel Kaltblütigkeit, dann aber dämmerte ihm, dass Schuldig Recht hatte. Und in diesem Moment war er einfach nur froh, dass jemand anderer in dieser Arena gestorben war, egal wen dieser Junge dadurch zurückgelassen hatte. Seine Hand zitterte leicht, als er sie auf Ayas geballte Faust legte, diese dann sanft umschloss. Irgendwo unter diesen zwei Schichten lebenden Fleisches wusste er das Gegenstück zu dem Schmückstück, das nun kaum noch wahrnehmbar an seinem linken Ohrläppchen befestigt war. Ihre Verbindung, immer noch vorhanden. "Ich muss jetzt gehen, Aya-chan...", flüsterte er ihr zu. Dann wartete er, irgendwie hoffend, dass sie ihn zurückhalten würde. Doch das war vergebens, kein Laut kam über ihre blassen Lippen, die durch die Atemmaske kaum erkennbar waren. Nichts als Stille und dem Piepen der Geräte, die mit unermüdlichem Fleiß grüne Linien zeichneten, Luft in ihre Lungen pumpten. Ohne ein weiteres Wort erhob er sich aus seiner knienden Position und ging zu Schuldig, der geduldig bei der Tür gewartet hatte. Er nahm den Anblick des Älteren in sich auf, als würde er ihn zum ersten Mal sehen. Die lässige Körperhaltung, als könnte ihn nichts berühren, kühle grüne Augen, die davor warnten ihm zu nahe zu kommen. Und dann dieses Dauergrinsen, das Schuldig in einigen Abstufungen ständig aufsetzte, außer in den kurzen Momenten, wenn er so etwas wie Kopfschmerzen zu haben schien. Ob von daher diese feinen Linien stammten, die sich in die Stirn eingegraben hatten? Unwillkürlich wollte er eine Hand ausstrecken und sie nachzeichnen, doch gerade noch rechtzeitig wurde ihm sein Vorhaben bewusst und verlegen lächelnd vergrub er beide Hände in den Hosentaschen. Schuldig grinste erwidernd, ehrlich amüsiert, als hätte er irgendwie mitbekommen, was in ihm vorgegangen war, sagte aber glücklicherweise nichts dazu. "Können wir?" Er nickte stumm und folgte dem Orangehaarigen, bis sie wieder vor dem großen Gebäude standen. Ihm ging erneut durch den Kopf, was Schuldig vorhin gesagt hatte. Auch er hatte seine Schwester verloren, sogar endgültig. Was wohl mit dem Rest seiner Familie war? Er wusste gar nicht über ihn, genauso wenig wie über Crawford-san oder Nagi. Und erst Recht hatte er keine Ahnung, wer eigentlich der Vierte war, der noch in diesem Haus wohnte. Ein Haus, das ihm merkwürdigerweise mehr als Zuhause erschien, als das seiner Tante. Er war verwirrt. Erst als sie ihr Ziel erreichten, wurde ihm bewusst, dass Schuldig ihn nicht zurück gefahren hatte und fragend wandte er sich ihm zu. Nur um wieder dem allgegenwärtigen Grinsen zu begegnen. "Crawford wollte mit dir über irgendetwas reden und ich dachte mir, du hättest nichts dagegen mitzukommen." "Überhaupt nicht." Er lachte fast, tief in seinem Inneren erleichtert. Auch wenn er es nicht zugeben wollte - nicht einmal vor sich selbst - fühlte er sich bei seinen Verwandten immer noch etwas unwohl, wie ein Fremdkörper, der in diese Familie eingedrungen war. "Na dann, immer hereinspaziert. Auf Crawford wirst du sicher noch eine Weile warten müssen, er hat immer massig zu arbeiten." Hinter dem Orangehaarigen betrat er das Haus, zog die Schuhe aus, wobei ihm auffiel, dass Schuldig das nicht tat. Während dieser direkt in die Küche verschwand, dachte er noch einen Moment über das eben Gehörte nach. Es stimmte, Crawford-san musste wirklich viel arbeiten, seinen Vater hatte er schließlich auch kaum zu Gesicht bekommen. Warum hatte er dann aber den Eindruck, dass der Amerikaner laufend da war, wenn er sich nur umblickte? Braune Augen, die tief in ihn hinein blicken konnten und selbst nicht mehr verrieten, als ihr Besitzer wollte. Der Gedanke brachte ihn wieder zum Lächeln. Er überlegte, was er in der Wartezeit machen könnte und blieb schließlich bei den Hausaufgaben hängen. Nicht seine bevorzugte Beschäftigung, aber immerhin würde es ihn ablenken. Und so ging er ebenfalls in Richtung Küche. Diese war nicht wie erwartet nur von Schuldig belegt, sondern auch von diesem Unbekannten mit der Augenklappe. Unsicher musterte er den etwa Gleichaltrigen. Alles verriet den Ausländer; die Gestalt, die Haarfarbe, der Schnitt des Gesichtes. Doch am Auffälligsten war das unverdeckte Auge. Goldgelb, mit der Intensität eines Raubtieres - und auch dessen Wildheit. Alleine mit ihm in einem Raum hätte er sicher Angst bekommen, aber auch so fühlte er sich nicht besonders wohl. Ganz im Gegensatz zu Schuldig. Dieser hatte auf einem Stuhl Platz genommen und sah entspannter als sonst aus. Ruhe umgab den Deutschen wie tiefes Wasser, doch unter dieser Oberfläche spürte er Strömungen, die dafür umso stärker waren. Es gab eine Verbindung zwischen den beiden, von der er vollkommen ausgeschlossen war. Irgendetwas in seinem Kopf schmerzte und er kniff die Augen zusammen, als hätte er in zu helles Licht geblickt. Als er sie wieder öffnete, war alles normal und nur noch ein seltsames Gefühl blieb zurück. Wie eine Berührung, die kurz vor dem wirklichen Kontakt doch nicht erfolgte, ein Kribbeln unter der Haut. Er schüttelte sich als könnte er alles dadurch vertreiben, dann forderte Schuldigs Stimme seine Aufmerksamkeit. "Ihr seid euch noch nicht vorgestellt worden, nicht wahr? Ran, das ist Farfarello. Er kommt ursprünglich aus Irland." Automatisch trat er vor und verbeugte sich. "Freut mich dich kennen zu lernen. Mein Name ist Fujimiya Ran." Es gab keine Reaktion, nur das eine Auge war weiterhin unbeirrbar auf ihn gerichtet. Als suche der Andere nach der Antwort auf eine Frage, die nicht laut gestellt worden war. Unbehaglich suchte er Rat bei Schuldig, der Farfarello daraufhin nicht gerade sanft in die Seite stieß. "Vergiss deine Manieren nicht." Zähne wurden gebleckt, doch im nächsten Moment ging ihm auf, dass es einfach nur ein Lächeln sein sollte. Der Ire verließ seinen Platz neben Schuldig und kam mit geschmeidigen Bewegungen auf ihn zu, baute sich so dicht vor ihm auf, dass er den Atem des Anderen spüren konnte. Immer noch spielte dieses seltsame Lächeln um Farfarellos Lippen, doch in dem gelben Auge stand eher so etwas wie Erwartung. "Ich glaube, du wirst Ihm noch viele Sorgen bereiten." Das war alles und dann war der Andere auch schon an ihm vorbei und ging die Treppe herunter, die wohl in den Keller führte. "Was...?" Verwirrt wandte er sich wieder zu Schuldig um, der leise auflachte und wusste, dass er keine Antwort darauf bekommen würde, was Farfarello gemeint hatte. "Zerbrich dir nicht den Kopf darüber. Du darfst dich geehrt fühlen, dass er überhaupt mit dir gesprochen hat. Nur ein kleiner Tipp: Versuche Begegnungen mit ihm allein zu vermeiden." Er verstand gar nichts mehr. ~TBC~ Also im Anime hatte Miyu eine andere Krankheit, wenn ich mich richtig erinnere und ihre Eltern waren tot... das konnte ich der Kleinen aber nun wirklich nicht antun ^^# Und der arme Ran-chan wird von einer Verwirrung in die nächste gestürzt *lach* *das überhaupt nicht absichtlich mache* ^^° cya, cu ^-^ Kapitel 28: "Neuigkeiten" ------------------------- Close Distance (Teil 28) Titel: Close Distance Teil: 28/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Ich glaube wir haben gerade Mittwoch in der Geschichte o.O Bei Gelegenheit muss ich echt mal die Sache durchgehen und das Ganze nachtragen, selbst wenn es nur für mich eine Hilfe ist *am Kopf kratz* Disclaimer: not my boys, no money make... Greetings: @Andromeda: *grins* Ist dir eigentlich schon aufgefallen, dass Ran nicht immer so verpeilt ist? Aber ich mag ihn auch so *Ran-chan knuddel* Um zu Farf zu kommen: er hat weder seherische Kräfte (jedenfalls keine, von denen ich wüsste ^.~) noch hat er das einfach so gesagt - Möglichkeit drei kommt in diesem Teil als Erklärung. Ist eigentlich ganz simpel *nod* Und ich genieße natürlich weiterhin meinen Urlaub. Der Lesestoff geht mir nicht aus, weil ich immer rechtzeitig neuen bestelle *lach* @Maike: Au ja, so was kenne ich auch. Da setzt man sich an eine FF und kommt einfach nicht mehr davon los ^^ Dass Brads Eltern auch in ihrem Haus umgekommen sind, wurde schon in Teil 9 mal angedeutet und ich wollte diese Ähnlichkeit haben um zu zeigen, wie unterschiedlich die beiden darauf reagieren ^^ Das mit der Handlung hast du auch schon gemerkt? ^^° Mia, bin ich froh, dass es dir trotzdem nicht zu langatmig vorkommt *erleichtert sag* Und was Farfs Kräfte angeht: es gibt wirklich ne ganz einfache Erklärung für die Bemerkung *gg* @Arigata: Toll, mal eine richtige Entschuldigung und sogar vorneweg *baff sag* ^^ *lach* Du kannst ja nun wirklich nichts dafür, dass Ubbo dich nicht an den PC lässt (böser Bruder *snicker*), also hol es einfach nach, wenn sich die Gelegenheit ergibt *knuffel* @Furia: Der Ire scheint hier immer beliebter zu werden o.O Ich glaube der Trick ist ganz einfach, Farf nicht zu oft zu erwähnen *snicker* ^^# Ich konnte es der Kleinen nicht antun auch ihre Eltern verloren zu haben, weil sonst Ran vielleicht noch auf die Idee gekommen wäre, sich um sie kümmern zu müssen *räusper* Das mit dem Vorankommen beinhaltet das kleine Problem, dass es mir in der Story weniger um eine richtige Handlung geht (auch wenn es da einen roten Faden gibt), als viel mehr um die Charaktere o.O Irgendwie ist es schwierig, da ein Gleichgewicht zu bewahren *sigh* @kohaku_san: Dieses Mal lässt sich Crawford wieder blicken und im nächsten Teil taucht er auch kurz auf *versprech* ^^ Außerdem kannste ja bei Yuki Scorpio sehr viel über den Ami lesen *zwinka* Und nein, ich lasse Ran nicht bei Schwarz einziehen, auf keinen Fall in dieser Phase der Entwicklung. *mir der Kopf schon bei der Vorstellung heißläuft* Die ganzen möglichen Komplikationen... ^^# Farf ist so cool, weil er den Dreh raushat, genauso undurchsichtige Kommentare wie Brad abzugeben *lach* ^.~ @nai-chan: Also wenn du merkst, dass irgendwelche Fragen nicht beantwortet werden, die dir noch im Kopf rumschwirren, musst du sie einfach äußern. Entweder sage ich dann, dass dazu später noch was kommt oder ich habe es völlig vergessen und baue es noch ein ^^° *ehe* Ich will niemanden absichtlich im Dunkeln lassen - jedenfalls nicht mehr, wenn die Story vorbei ist *lach* @Xell: Langsam müssteste die Gummibärchen echt über sein, ne? ^^° *dir wieder welche rüberschieb* Soll ich vielleicht zu was anderem wechseln? *lach* Hm, kaltherzig ist Ran wirklich nicht und ich möchte ihn das auch nicht werden lassen. Aber dafür doch um einiges gleichgültiger, so wenig nett das klingt... Was die Vergangenheit der Schwarzmitglieder angeht - das kommt der Reihe nach, aber ich werde mich auf Brad konzentrieren ^^ und es dauert noch eine Weile, bis dieser (in der Vergangenheitslinie) auf Schu trifft... Teil 28 "Neuigkeiten" Schuldig war Farfarello gefolgt und hatte ihn in der Küche allein zurückgelassen. Was ihm in diesem Moment nicht sehr viel ausmachte, er war froh über die Ruhe, die jetzt in dem hellen Raum Einzug hielt. Mit einem Glas Saft setzte er sich an den Tisch, begann dann seine Schulsachen auszupacken. Er fühlte sich etwas flau, aber das kam nicht so sehr von Hunger, als vielmehr von dem, was er heute erlebt hatte. Es war alles so merkwürdig gewesen. Der Reporter, Schuldig, dieser Farfarello. Er seufzte und schob dann den ganzen Ballast von sich. Er hatte auch später noch Zeit genug darüber nachzudenken - wenn er das überhaupt wollte. Das etwas selbstironische Lächeln blieb auf seinen Lippen, als er sich über seine Unterlagen beugte. ****** Weiße Wände, er wusste schon gar nicht mehr, wie oft sie die gestrichen hatten. Kahl, keine Bilder, keine Regale, nichts. Farfarello interessierte sich nur für die Bilder in seinem Kopf und er besaß nichts, das er in Regale hätte stellen können. Vor kurzem hatten sie ihm einen Schrank aufgestellt, in dem wenigstens seine Kleidung untergebracht war. Die Messer überließen sie ihm nicht, auch wenn der Ire es oft genug schaffte eins mitgehen zu lassen - aus dem Trainingsraum, wo er sich unter Aufsicht austoben konnte. Er liebte Farfarellos Anblick danach. Der wilde Ausdruck in dem bernsteinfarbenen Auge kaum besänftigt, das Haar noch mehr durcheinander als gewöhnlich, ein dünner Schweißfilm, der die Haut bedeckte. Doch auch in diesem Augenblick fand er ihn wieder unwiderstehlich. Mit einem Lächeln sah er auf den Jüngeren herunter, der sich auf der Matratze ausgestreckt hatte und ihn unter einem halb geschlossenen Lid hervor musterte. Dann wurde ein Arm nach ihm ausgestreckt und als sich ihre Hände trafen, verschwand auch der letzte Rest von Rans Präsenz aus seinem Kopf. Er ging auf die Knie, streichelte kaum merklich über die blasse Haut, die immer wieder von Narben durchbrochen wurde. "Weißt du, dass du den armen Jungen ziemlich verwirrt hast?", flüsterte er, woraufhin Farfarello fast träge grinste. "Aber ich habe Recht. Du hast es mir schließlich selbst gezeigt." Etwas blitzte in dem Auge auf. "Er hat Schmerzen und deshalb wird er anderen welche bereiten. Er wird Ihn damit zum Weinen bringen." Die Worte des Iren trafen ihn, auch wenn er sie nachvollziehen konnte. Trotzdem wünschte er, Farfarello könnte irgendwann dieses Stück Wahnsinn verlieren. Selbst wenn es einen Gott geben sollte, würde dieser wohl kaum die Zeit haben, ständig Farfs persönlichen Gegner zu spielen. Ein Bild stieg in seiner Vorstellung auf, wie die beiden sich gegenüber standen und unwillkürlich musste er grinsen. Das Grinsen verblasste aber schnell wieder. "Er ist verletzt worden...", reagierte er endlich auf die Aussage des Anderen. Seine rechte Hand war immer noch fest umschlossen und jetzt wurde er näher an den Iren herangezogen, bis er schließlich neben ihm lag. Etwas unwillig wurde der Griff dann gelöst, damit sich die schlanken Finger in seine orangefarbenen Haare graben konnten. Ihre Gesichter waren nur noch durch wenige Zentimeter getrennt. "Von seinem Vater?" Es war nicht ganz eine Frage. Er nickte stumm. "So wie du..." Farfarello überwand diese letzten Zentimeter und küsste ihn. Sanft im ersten Moment, dann mit wildem Verlangen. ****** Irgendwann hatte sich Nagi zu ihm gesellt, zuerst überrascht, hatte er aber doch kein Wort über seine Anwesenheit verloren. In den blauen Augen hatte in dem Moment des Erkennens etwas nicht zu identifizierendes gestanden, doch dieser Funke hatte genügt um ihm eine Gänsehaut den Rücken herunterrieseln zu lassen. Etwas an diesem Jungen war seltsam und der Eindruck rührte nicht nur von der Zurückhaltung her, die Nagi an den Tag legte. Der derzeitige Mittelpunkt seiner Überlegungen schien überhaupt nichts von der auf ihn gerichteten Aufmerksamkeit mitzubekommen. Den Kopf über seinen Hefter gebeugt, löste er ruhig eine Matheaufgabe nach der nächsten, überwiegend ohne den Taschenrechner zu benutzen. Ihm selbst lief der Schädel allein schon von der Vorstellung heiß. Er beschloss sich um seine eigenen Angelegenheiten zu kümmern und setzte die Analyse fort, die sie in Japanisch aufbekommen hatten. Die Küchenuhr in seinem Rücken tickte unaufdringlich dahin, maß Sekunden und Minuten, versammelte sie zu einer Stunde und fing wieder von vorne an. Unermüdlich teilte sie die Zeit in fassbare Einheiten. Erst ein Geräusch von der Haustür her durchbrach seine Konzentration und aufblickend erhaschte er den Eindruck eines Lächelns, das flüchtig über Nagis Gesicht huschte, es ein paar Herzschläge lang aufhellte. Dann kehrte die Verschlossenheit zurück, wie ein dunkler Schleier, der sich über den Jungen legte. Sein eigenes Lächeln verschwand nicht, er wusste wer gekommen sein musste und freute sich darüber. Schuhe wurden ausgezogen und weggestellt, Schritte folgten, dann erschien die hochgewachsene Gestalt des Amerikaners in der Tür. "Guten Abend", wurde er gegrüßt, Nagi erhielt ein Nicken. Der Jüngere war schon dabei seine Sachen zusammenzuräumen. "Hallo Crawford. Ich mache sofort das Essen warm." Damit schob er sich an dem Schwarzhaarigen vorbei und war gleich darauf verschwunden. Er wunderte sich über das etwas kühle Verhalten, vergaß es aber, als er braune Augen auf sich ruhen fühlte. Seine Aufmerksamkeit kehrte zu Crawford-san zurück. "Guten Abend..." Ein kurzes Zögern, doch der Andere wartete einfach nur ab. "Schuldig meinte, Sie wollten mit mir sprechen..." Innerlich wand er sich fast vor Verlegenheit. Er hatte schon wieder das Gefühl, dass der Ältere irgendetwas ausgesprochen amüsant fand, das ihm selbst völlig entging. Wenigstens gelang es ihm nach außen hin ruhig zu bleiben. "Eigentlich war es die Idee deines Onkels. Er meinte, ich könnte dir vielleicht einige Fragen besser beantworten." Dem subtilen Unterton nach zu urteilen, war Crawford-san anderer Ansicht, was die Gründe betraf. Und er stimmte ihm zu. Sein Onkel schien nicht gerne über das zu reden, was am Freitag passiert war. Die Erinnerung durchschnitt eiskalt seinen ganzen Körper, doch diese Art von Schmerz war ihm inzwischen vertraut genug, dass er nur die Stirn runzelte und sich das Violett seiner Augen kurz trübte. Er selbst spürte auch keinerlei Verlangen sich mit dem Geschehenen auseinander zu setzen, also konnte er seinem Onkel keinen Vorwurf daraus machen. Zudem war er dankbar, wieder hier sein zu können. "Danke..." Er wusste selbst nicht genau, worauf er sich gerade bezog und er sprach so leise, dass das Wort kaum zu hören war, doch der Andere verstand. Die Verlegenheit meldete sich zurück und er versuchte normal zu lächeln. "Kann ich Nagi irgendwie helfen?" Schritte auf der Treppe verrieten ihm, dass der Mittelschüler gerade wieder herunter kam. "Das ist nicht notwendig. Er muss das Essen wirklich nur aufwärmen, es ist schon mittags geliefert worden. Er nickte, packte dann seine eigenen Schulsachen in die Tasche, so dass der Tisch wieder frei war. Dann folgte er unaufgefordert dem Amerikaner, der ihn ins Wohnzimmer führte. "Du isst doch mit?" "Ja, gerne." Für einen Moment noch hielten ihn die braunen Augen fest, dann verließ Crawford-san das Zimmer. Wenig später saßen sie zu viert am Küchentisch, diesmal war es Nagi, der fehlte. Suchend sah er in Richtung Tür, Schuldig, der den Blick bemerkte, zuckte mit den Schultern. "Er meinte, dass er keinen Hunger hat." Daraufhin zog Crawford-san eine Augenbraue hoch, sagte aber nichts weiter dazu und begann ruhig zu essen. Er selbst stocherte in seinem mehr herum als alles andere. Hungrig war er zwar immer noch, aber auch nervös. Was wollte der Amerikaner ihm sagen? Er wusste doch, dass sie jetzt genug Geld für Aya hatten. Nachdenklich nahm er einen weiteren Bissen, gab dann vor sich selbst zu, dass er sehr wohl wissen wollte, woher es eigentlich kam. Das Eingeständnis brachte etwas Erleichterung mit sich und mit mehr Appetit als zuvor wandte er sich endgültig seinem Teller zu. So verging die Zeit in Schweigen, nur vom Klappern des Bestecks durchbrochen oder dem dumpfen Laut, wenn ein Glas abgestellt wurde. Plötzlich fühlte er sich beobachtet und er wusste sofort, dass es nicht Crawford-san sein konnte. Erstens saß dieser neben ihm und zweitens warf er selbst ihm oft genug versteckte Blicke zu. Zudem war die Intensität eine andere. Gänsehaut prickelte auf seinen Armen, dann sah er endlich auf und Violett begegnete dem Starren eines bernsteinfarbenen Auges. Farfarello schien nicht viel Interesse für sein Essen aufzubringen, stattdessen stand er selbst gerade im Brennpunkt selbigen. Er ergriff die Flucht nach vorn und musterte seinerseits den etwa Gleichaltrigen. Wieder fielen ihm die Narben auf. Ob sie von einem Unfall stammten, bei dem der Ire auch sein Auge verloren hatte? Aber was machte er eigentlich hier? Für einen Bodyguard war er doch reichlich jung. Ob er einen anderen Job bei Takatori-san hatte? Oder sollte das hier nur so eine Art von WG darstellen? Wie passte dann Nagi in die Sache - ein Mittelschüler? Wo waren seine Eltern? Als er erst einmal angefangen hatte, tauchte eine Frage nach der anderen auf und es kostete ihn ein beträchtliches Maß an Mühe, um die Flut zu unterbrechen. Der abwesende Ausdruck verschwand aus seinen Augen. Er bezweifelte, dass er allzu bald Antworten erhalten würde - vor allem da er sich nicht traute, jemandem diese Fragen laut zu stellen. Sein Gegenüber rückte wieder in den Fokus seiner Aufmerksamkeit und erst jetzt bemerkte er, dass Farfarello irgendwie... derangiert aussah. Der Ire zog die Mundwinkel etwas nach oben und plötzlich weniger mutig ließ er seinen Blick zu Schuldig weiterwandern. Der auch nicht ordentlicher angezogen aussah als Farfarello. Zudem fehlte ihm das Bandana, so dass der Orangehaarige häufiger einige Strähnen zurückstreichen musste. Er blickte zwischen den Beiden hin und her, ein breites Grinsen erschien auf Schuldigs Gesicht. Auf einmal war ungebeten ein Bild in seinem Kopf und alles ergab einen Sinn. Wie sich der Deutsche heute Nachmittag entspannte, sobald er mit Farfarello zusammen war, diese merkwürdige Verbindung zwischen den Beiden - und die unordentlichen Sachen. Er spürte wie seine Ohren heiß wurden und senkte hastig den Kopf um sicherzugehen, dass niemand sein Erröten bemerkte. Wie kam er nur auf so eine Idee? Zwischen roten Strähnen hindurch sah er kurz zu Schuldig hinüber, dessen grüne Augen gar nicht mehr kühl waren sondern funkelten, als würde er jeden Moment loslachen. Er musste ihm seine Überlegungen doch vom Gesicht abgelesen haben. Die Röte vertiefte sich, seine Ohren schienen regelrecht zu brennen. Und bis zum Ende des Essens sah er kein weiteres Mal auf. Wieder war er im Wohnzimmer, jedoch nicht allein. Crawford-san hatte in dem Sessel Platz genommen, während er selbst sich in die äußerste Ecke der Couch drückte. Nachdem das Abendessen es geschafft hatte, ihn schlussendlich vollkommen vom Bevorstehenden abzulenken, schien jetzt ein umso größeres Gewicht auf ihm zu lasten. Ihm war nicht klar, woran das lag und allmählich war er diese Stimmungsschwankungen wirklich leid. Dummerweise hatte er absolut keine Ahnung, was er dagegen tun sollte. Das absurde Bild von Farfarello und Schuldig stieg unerwartet erneut in ihm auf und einen Herzschlag lang beneidete er sie. Darum, dass sie einander hatten. Ein Räuspern ließ ihn aufschrecken und unvermittelt begann Crawford-san zu sprechen. "Euer Vater hat gut vorgesorgt. Wir haben die Policen gestern bei der Durchsicht seiner Unterlagen gefunden. Sowohl für dich als auch deine Schwester wird nach Abschluss eurer Schulausbildung eine Summe fällig, die ausreicht euer Studium zu finanzieren." Er sog jedes Wort in sich auf, während braune Augen ihn gefangen hielten. Sogar das Atmen wollte ihm schwer fallen. Er rührte sich nicht, während in seiner Erinnerung Teile von Gesprächen wach wurden, Bemerkungen seines Vaters. Dann hatte er damit Recht gehabt. Er war sich nicht sicher gewesen - bis eben nicht. Doch ein Studium lag noch zu weit in der Zukunft, als dass ihm das Trost spenden konnte. Vielleicht war es ja möglich... "Können wir das Geld auch schon vorher bekommen? Nehmen wir es für Aya?" Er würde später auch alleine klarkommen, irgendwie. Der Amerikaner lächelte fast. "Eine vorzeitige Auflösung kann natürlich arrangiert werden, aber das ist nicht erforderlich. Ich habe schon mit deinem Onkel darüber gesprochen, Ran. Das Geld der Lebensversicherung reicht vollkommen aus." Er hatte sich jetzt doch bewegt, sich weiter nach vorne gebeugt. Als könnten die Wörter ansonsten auf den paar Metern zu ihm einfach zu Boden fallen, ihn nicht erreichen. "Lebensversicherung?" "Ja, dein Vater hatte eine zu Gunsten deiner Mutter abgeschlossen." Crawford-san hielt einen Moment inne, nahm die Brille ab und massierte seine Nasenwurzel. Als der Blick der braunen Augen wieder zu ihm zurückkehrte, war er genauso scharf wie zuvor. "Die Versicherungssumme steht jetzt euch zu." "Aber..." Unsicher strich er eine Strähne aus der Stirn, nicht weil sie störte, sondern weil er irgendetwas tun musste. "Warum bekommen wir das Geld, wenn er..." Er konnte es nicht aussprechen, doch der Amerikaner hatte weniger Probleme damit. "Sich selbst umgebracht hat?", beendete Crawford-san seine Frage. "Dein Vater hat die Versicherung bereits nach der Geburt deiner Schwester abgeschlossen. Nach so vielen Jahren ist Selbstmord kein Grund mehr für einen Leistungsausschluss." Völlig gleichmäßig, ohne jedes Zögern. Er verstand jetzt noch besser, warum sein Onkel das Crawford-san überlassen hatte. In diesem Augenblick glühte etwas Dankbarkeit gegenüber seinem Vater auf, er hatte sie nicht völlig im Stich gelassen. Aber es reichte bei weitem nicht aus, um den Panzer zu zerstören. Erleichterung vermengte sich mit Vorwürfen und ließ ihn unglaublich müde werden. ~TBC~ Ich gebe zu, ich habe keine Ahnung wie das mit den Lebensversicherungen in Japan ist, aber in Deutschland funktioniert das tatsächlich so ^^ Hope to cya next week, cu ^-^ Kapitel 29: "Heimwärts" ----------------------- Close Distance (Teil 29) Titel: Close Distance Teil: 29/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Sodele, ich hoffe ihr wisst noch, wie das letztes Mal mit Yohji endete: wir waren soweit gekommen, dass Omi den Anruf von Maki bekommen hatte und sich mit Ken auf den Weg machte ^^ Disclaimer: not my boys, no money make... Greetings: @Andromeda: Ich wollte dich nicht absichtlich daran erinnern, dass es Montag vorbei ist mit dem schönen Leben ^^° *knuffel* Ob man den Grund nun einen besonderen nennen kann, weiß ich nicht, aber ja, Nagi hat schon einen ^^ Und ihm passt tatsächlich etwas nicht *lach* Ist sicher nicht schwer herauszufinden, was es ist *gg* Heute muss ich mal wieder den Handlungsstrang um Yotan fortsetzen ^^# @Arigata: Na, so spät kam der doch auch wieder nicht *grins* Schu nutzt halt mal wieder jede Möglichkeit, jemanden zu ärgern ^^ Er darf es bloß nicht übertreiben, da Crawford ansonsten sicher Einwände hätte *snicker* Und was das Pairing Schu/Farf betrifft: so ungewöhnlich ist das überhaupt nicht - du musst nur die richtigen FFs lesen *zwinka* @Shatielthefirst: *lach* Action am Stück ist gut. Ich frage mich manchmal, ob in dieser Story überhaupt welche auftaucht ^^° Okay, außer bei den Einsätzen von Weiß *ehe* Mal schauen ob mich das Fahneschwenken dazu bringt fleißig weiterzuschreiben, obwohl ich wegfahre... arg, ich wette, es wird schwierig sich dazu aufzuraffen. *mich aber schon mal angefeuert fühl* ^.~ @nai-chan: Also ich nehme an, dass die Regelungen in Österreich ähnlich sind, garantieren kann ich es dir aber nicht ^^ Aber ich weiß nicht, warum das so interessant sein sollte, schließlich kann ich mir nicht vorstellen, dass jemand drei Jahre (ich glaube das war die Frist) vor seinem Selbstmord schon weiß was er vorhat und daher die Versicherung abschließt ^^°°° Au ja, das mit Ran musste ich einfach schreiben *gg* Er _hätte_ ja auch anders reagieren können, aber... *lach* @Xell: Ich war auch überrascht, dass Mexx sich dieses Mal soviel Zeit gelassen hat o.O Hey, daran habe ich noch gar nicht gedacht... aber wenn dann mache ich den Vertrag mit Haribo und werde zum Großeinkäufer *snicker* Übrigens habe ich _sechs_ Poster mit den WK-Jungs und die hängen bei mir alle an der Wand - warum solltest du das dann nicht mit einem machen... *zwinka* Könnteste mir das Pic näher beschreiben? *neugierig bin* Hm... Schwarz als Family - wer übernimmt da welche Rolle? *grins* ^^ @Kizuna01: Mia, da hast du nach einer wochenlangen Serie von ersten Commis doch glatt Xell von diesem Platz verdrängt *lach* Dafür hat sie jetzt aber immerhin ne Pause von den Gummibärchen *gg* *dir dafür welche reich* Freut mich riesig, dass du hier auch einen Commi hinterlassen hast. Die Antwort auf die ENS haste ja schon lange im Kasten (und noch mal danke für diese eine Frage ^^) Da ich jetzt schon zwei Bestätigungen habe (und eh nicht anders kann), werde ich garantiert beim eher langsamen Fortschreiten der FF bleiben *nod* Teil 29 "Heimwärts" Halbwegs schlafwandelnd ging er in die Küche, suchte dort als erstes nach der Kaffeemaschine. Ohne seinen Energieschub durch das Koffein, war er nicht nur ein halber Mensch, sondern einer, dem die geistige Anwesenheit vollkommen abging. Was ihn selbst weniger störte als die Leute um ihn herum. Grüne Augen blinzelten, öffneten sich dann zum ersten Mal an diesem Tag richtig. Der bittere Geschmack des ungesüßten Kaffees war wie immer eine Wohltat. Eines der wenigen Dinge, nach denen er nahezu süchtig war - heutzutage. Das flüchtige Stirnrunzeln verschwand, als er den Gedanken als nicht mehr relevant beiseite schob. Er konnte sich glücklich schätzen, dass Crawford immer als Erster aufstand und die Kaffeemaschine in Gang setzte. Apropos... Langsam schlenderte er aus der Küche in Richtung Badezimmer, die Tasse in einer Hand. Sich gegen den Türrahmen lehnend nippte er daran, während er durch die halbgeöffnete Tür ihren Anführer beobachtete. Crawford hatte nur seine Hose an, war gerade dabei sich zu rasieren. Nicht mit einem elektrischen Rasierer, im Gegenteil. Es war ein echtes altmodisches Messer, so scharf, dass er es ungern in der Nähe seiner eigenen Kehle gehabt hätte. Crawford hingegen war die Ruhe in Person, schien sich bei dieser Tätigkeit sogar zu entspannen, trotz der Möglichkeit, dass eine plötzliche Vision sehr schnell zu einem unangenehmen Ergebnis führen könnte. Er lächelte. Wahrscheinlich war der Amerikaner viel zu kontrolliert, als dass ihm so etwas passieren konnte. Er wartete, bis der Schaum weggewaschen war und Crawford sich das Gesicht abtrocknete. "Gibt es heute etwas für mich zu tun?" Braune Augen hefteten sich im Spiegel auf ihn, ungerührt wie immer. Zu gerne würde er einmal erleben, dass ihr mich-kann-nichts-überraschen-und-alle-anderen-reichen-sowieso-nicht-an-mich-heran-Leader wie ein normaler Mensch reagierte. Vielleicht konnte er das aber auch nicht. Schließlich war er schon immer so gewesen, selbst damals... Er schüttelte die aufkeimenden Erinnerungen ab. Vielleicht, vielleicht hatte er jetzt endlich einen Hebel gefunden. Er musste ihn nur noch richtig ansetzen, aber das brauchte Zeit. "Takatori hat einen kleinen Job für dich, nichts Schwieriges." Zurück zum Thema. Er konzentrierte sich. Das klang schon mal gut. "Könnte Farf die Sache übernehmen?" Dieser wurde langsam unruhig, trotz der Medikamente. Eine kleine Jagd würde helfen, die überschüssige Energie abzubauen. Wenn sich das mit einem bezahlten Auftrag verbinden ließ, umso besser. Ansonsten musste er so mit ihm losziehen und das würde wiederum Crawford weniger gefallen. Der Amerikaner drehte sich zu ihm um, um so richtig in sein Gesicht sehen zu können. Nachdenklichkeit war in das Braun getreten. "Ich sehe keine Probleme, solange du auf ihn aufpasst." Zufrieden nahm er einen weiteren Schluck Kaffee, die Tasse war inzwischen fast geleert. Er blickte auf, als Crawford weitersprach. "Was war das gestern eigentlich beim Abendessen?" Es war ihm also nicht entgangen. Nicht wirklich überraschend. Ein Grinsen zerrte an seinen Mundwinkeln, aber er wollte Crawford nicht vorwarnen. Als er Rans Überlegungen verfolgt hatte, hatte er einfach nicht anders gekonnte als ihm ein nettes Bild zu schicken. Dessen Verlegenheit war einfach zu amüsant gewesen. Und was etwas tiefer verborgen in ihm vorging sogar ausgesprochen interessant. Wie gesagt, er hatte seinen Hebel gefunden. Doch das würde er ganz sicher nicht Crawford auf die Nase binden. "Ach nichts Wichtiges", machte er eine wegwerfende Handbewegung. "Ran war bloß wegen des anstehenden Gespräches etwas aufgeregt. Er sah gar nicht gut aus... als ihr fertig wart", lenkte er ab. Der Ältere merkte nichts und ging darauf ein. "Es gab nicht nur gute Nachrichten. Ich habe ihm erzählt, dass am Freitag die Einäscherung seiner Eltern stattfindet." Er dachte an die seiner eigenen Eltern, an der er mehr oder weniger auch teilgenommen hatte. Grüne Augen verschmälerten sich zu Schlitzen und abrupt gab er seine bequeme Haltung auf. "Ich verstehe." Crawford verstand auch, nickte leicht. "Bevor ich gehe, gebe ich dir die Daten für den Auftrag." Er machte eine zustimmende Geste, ging dann, dem wissenden Blick entkommend. Alte Wut schwelte heiß in ihm und in diesem Augenblick wünschte er nichts mehr als den Auftrag selbst erledigen zu können um sich abzureagieren. ****** Es war noch nicht viel los auf der Straße, an diesem Donnerstagmorgen. Bald würde der Berufsverkehr einsetzen und er sollte eigentlich zu Hause sein und seine Schulsachen zusammenpacken, eventuell noch ein paar aufgeschobene Hausaufgaben hastig herunterkritzeln. Stattdessen saß er neben Siberian in einem kaum genutzten Lieferwagen, der so unvertraut war, dass er seine Nervosität noch steigerte. Ein weiterer Blick zu demjenigen, der neben ihm saß. Nicht mehr Ken, nicht, seit er sich umgezogen und die Bugnuks angelegt hatte. Kein Misstrauen mehr, auch kein Lächeln, wie er es den Kindern gegenüber zeigte. Nur noch Konzentration und Erwartung. Er mochte Siberian nicht so sehr wie Ken, aber er vertraute ihm mehr. Mit leiser Stimme sagte er ihm, wo er abbiegen musste. Die Fahrt dauerte nicht lange, aber für ihn persönlich war jeder Meter zuviel, jede verstreichende Sekunde eine Ewigkeit. Yohji war etwas passiert. Sein Magen krampfte sich zusammen vor Sorge und vielleicht wäre ihm schlecht geworden, wenn er heute die Zeit gefunden hätte zu frühstücken. Was konnte Yohji daran gehindert haben selbst anzurufen? Wer war diese Frau gewesen? Ihre gehetzte Stimme klang immer noch in seinen Ohren nach. Unterschwellige Todesangst, er hatte das zu oft gehört um es nicht zu bemerken. Er selbst hatte auch Angst. Angst, seinen Freund nicht wiederzusehen. Es schnürte ihm die Luft ab, wie die Albträume, die ihn viel zu oft nachts aus dem Schlaf rissen. Doch hier konnte er nicht die Arme um sich selbst schlingen, sondern zeigte lediglich ein ernstes Gesicht. Selbst die blauen Augen weigerten sich etwas preiszugeben. "Wir sind da." Siberian nickte. Hielt beim nächsten freien Parkplatz an. Stille, sobald der Motor ausgeschaltet war. Er atmete einmal tief durch. Siberian hatte die Umgebung aufmerksam gemustert. "Es ist niemand zu sehen." Er machte eine bestätigende Geste, warf automatisch selbst einen prüfenden Blick nach draußen. "Bereit?" Es schien wirklich keine Falle zu sein, Siberian war zu dem gleichen Schluss gekommen. Ein schmales Lächeln war die einzige Antwort. Gemeinsam stiegen sie aus, schlossen die Wagentüren mit einem kaum hörbaren Laut. Ihre Bewegungen waren rasch und effizient, ein Blick genügte, um sich zu verständigen. Sie trennten sich, liefen jeder in eine andere Richtung. Eine Telefonzelle. Vorsichtig näherte er sich ihr. Wahrscheinlich war von hier der Anruf erfolgt, es lagen sogar noch einige Münzen herum. Niemand, der nicht in großer Eile war, würde sein Geld zurücklassen. Er scannte das nähere Umfeld regelrecht nach Spuren ab. Und fand etwas, das ihn für ein paar hoffnungslose Herzschläge die Augen schließen ließ. Aber noch war nicht der Zeitpunkt zum Aufgeben gekommen. Der Asphalt schluckte die Schritte seiner Turnschuhe, als er zu den Blutspritzern ging. Er konnte und wollte nicht rennen. Warum freiwillig die unvermeidliche Wahrheit früher erfahren? Yohji? Die Frage blieb unbeantwortet, nichts gab darüber Aufschluss, wessen Blut er da vor sich hatte. Er musste weitersuchen, etwas anderes blieb ihm nicht. Niemand, an dem er seinen Schmerz abreagieren konnte. Der Funke der Hoffnung wurde schwächer und schwächer. Aber vielleicht... wenn es nicht Yohji sondern die Frau gewesen war... Eine schmale Seitenstraße, sie lag im Dunkeln, lange Schatten verschluckten alles. Und trotzdem begann sein Herz schneller zu schlagen. Diese Frau hatte seine Nummer gehabt - konnte sie nur von einer Person erfahren haben. Vielleicht... schon wieder ein Vielleicht. Diesmal rannte er und wollte schon enttäuscht aufschreien, als er einen Schatten im Schatten sah. Der Umriss verschwamm einen Moment, wurde deutlicher, nachdem er sich über die Augen gewischt hatte. Die letzten Schritte überwand er ohne es bewusst wahrzunehmen, war erst wieder vollkommen bei sich, als er neben der reglosen Gestalt zu Boden sank. Seine Beine hatten ihn plötzlich nicht mehr tragen wollen. Eine Ewigkeit verging ehe die Schwäche wich und er eine Hand ausstrecken konnte. Der Puls war stetig, wenn auch etwas schwächer als normal. Dankbarkeit durchflutete ihn. Er aktivierte sein Headset. "Ich habe ihn." Siberian braucht nicht lange um sie zu erreichen und in den braunen Augen begegnete er der gleichen Erleichterung. Sie lächelten sich kurz an, dann hob der Braunhaarige Yohji vorsichtig hoch. Man sah ihm nicht an, ob es ihn viel Mühe kostete. Er selbst zog die mitgeführte Ampulle hervor und sorgte dafür, dass die Blutspuren nicht mehr verwendbar waren. Dann verfuhr er mit denen, die er zuerst entdeckt hatte, genauso. Sicher war sicher. Niemals mehr Spuren hinterlassen als notwendig und hier hatten sie genug Zeit um hinter sich aufzuräumen. Aber nicht zuviel Zeit. Er musste sich beeilen, damit sie sich um Yohji kümmern konnten. Sie hatten ihn schlafend in seinem Zimmer zurückgelassen. Die Wunde war ordentlich versorgt worden und müsste verheilen, ohne mehr als eine kleine Narbe zu hinterlassen. Er hatte sich über den provisorischen Verband gewundert, den Yohji getragen hatte, dann aber ging ihm auf, dass diese Frau sich darum gekümmert haben musste. Ob sie dafür mit ihrem Leben bezahlt hatte? Yohji zu fragen war unmöglich gewesen, dieser war nur kurz zu sich gekommen ohne wirklich richtig bei Bewusstsein zu sein, hatte das hingehaltene Wasser getrunken und war danach wieder weggesackt. Er strich sich ein paar blonde Strähnen aus der Stirn, während er darauf wartete, dass der Computer hochfuhr. Sie wussten immer noch nicht was schiefgegangen war, aber immerhin hatten sie bei Yohji die Disk gefunden. Jetzt musste er nur noch prüfen, ob die erforderlichen Daten drauf waren. Ein Geräusch ließ ihn sich umdrehen. Es war Ken, der sich bereits umgezogen hatte. Richtig so, um diese Zeit konnten sie eh nicht ihren Auftrag zu Ende führen und der Laden wartete darauf geöffnet zu werden. "Hat er es geschafft?" Braune Augen, nicht ausdruckslos, aber er konnte die in ihnen liegende Emotion nicht identifizieren. "Kleinen Moment." Er wandte sich wieder dem Computer zu, steckte die DVD ins Laufwerk - und atmete erleichtert aus. "Wir haben sie." Ein kleines Symbol mit der Bezeichnung ,Agenda' war auf dem Bildschirm erschienen. Leise Schritte verrieten ihm, dass Ken näherkam. Doch der Andere stellte keine weitere Frage sondern wartete still ab. Ruhig werdend klickte er sich durch die Daten, die nicht einmal verschlüsselt waren. Jetzt war alles in Ordnung. Yohji war in Sicherheit, hatte seinen Auftrag erfüllt. Es war keine Meldung an Kritiker erforderlich. Ein sanftes Lächeln erschien auf seinem Gesicht, das sich zu etwas Gefährlichem verwandelte, als er fand, wonach er gesucht hatte. Ken musste das irgendwie gemerkt haben. Etwas Hungriges lag in seiner Stimme. "Wann?" "Heute Abend." Die zwei Worte sangen regelrecht in seinem Inneren. Wer auch immer Yohji in die Quere gekommen war, würde das bald bereuen. Solange er noch lebendig genug dafür war. Dunkelheit vernebelte das klare Blau seiner Augen sekundenlang. Dann war er wieder der normale fröhliche Junge. "Ich muss jetzt zur Schule", drehte er sich zu Ken um. Die Sonne strahlte bereits fast heiß vom Himmel, man merkte, dass es bald Sommer werden würde. Ein kurzer Blick auf die Uhr ließ ihn noch einen Schritt zulegen, vielleicht würde er es sogar pünktlich schaffen... so zum letzten Klingeln. Als das Tor in Sicht kam, winkte ihm jemand zu. Kurz wunderte er sich, als er sah, dass es ein Oberschüler war, dann aber fiel es ihm wieder ein. "Miyato-sempai, guten Morgen." Der Braunhaarige lächelte ihn begrüßend an, auch wenn in den dunklen Augen Sorge stand, die sich allerdings nicht auf ihn bezog. "Hast du das Programm dabei?" Sie hatten sich am Dienstag kennen gelernt, da nur ein Computerraum frei gewesen war, den sich beide Clubs hatten teilen müssen. Nicht ganz zufällig war er mit Miyato ins Gespräch gekommen, schließlich wusste er, wer das war. Dann hatte sich herausgestellt, dass der Ältere ohne größere Probleme mit seinem Wissen mithalten konnte und er hatte ihm versprochen, ihm heute etwas mitzubringen - eine kleine Knobelaufgabe sozusagen. Zum Glück hatte er die CD schon gestern Abend eingesteckt gehabt, sonst hätte er es in der Hektik heute Morgen sicher vergessen. "Natürlich", antwortete er und holte die Hülle aus seiner Tasche. "Ich bin gespannt, ob du es knacken kannst." "Ich auch", lachte Miyato, bedankte sich dann. "Wir sehen uns." "Bis dann." Er sah dem Anderen nach, konnte beobachten, wie er auf Fujimiya zuging. Der Rothaarige sah heute besonders blass aus. Er biss sich auf die Unterlippe. Es war nicht einfach... ****** Crawford hatte ihm einmal erzählt, dass Weiß seine Aufträge fast nur nachts erledigten, als müssten sie ihre Taten verstecken. Was für eine Ironie, sie nutzen die Dunkelheit - Schwarz - als Deckung. Dabei waren Weiß doch angeblich die "Guten". Jedenfalls sahen sie sich selbst so. Das hatte er herausgefunden, als er mal aus Langeweile durch ihre Köpfe gestöbert hatte. Eigentlich sollte er das nicht tun, Crawford hielt es für Energieverschwendung. Er sollte sie nur oberflächlich im Auge behalten, damit sie sich nicht in die Quere kamen. Deshalb hatte er auch kein Problem gehabt, den kleinen Job heute erfolgreich hinter sich zu bringen, ehe es zu irgendwelchen Störungen kam. Seiner Ansicht nach sollten sie einfach kurzen Prozess mit den Blumenkindern machen, aber wen interessierte schon seine Meinung. Er grinste, etwas schief. Farfarello bemerkte es und sah ihn fragend an. "Ich habe nur gerade an ein paar Kätzchen gedacht", erläuterte er seinem Freund, der nicht verstand was er meinte. Aber Farfs Interesse war sowieso schon wieder abgeflaut. "Nichts da!" Rasch nahm er dem Iren das Messer ab, bevor der es unauffällig verschwinden lassen konnte. "Das brauchst du nicht mehr." "Alles wie geplant gelaufen?" Crawford hatte hinter ihnen das Haus betreten. "Natürlich", meinte er nur, begann Farfarello in Richtung Bad zu schieben. "Du hast sicher nichts anderes erwartet." Spöttisch funkelte es in grünen Augen, dann machte er sich an die Aufgabe, Farfarello wieder in einen passablen Zustand zu bringen. ~TBC~ So, es folgt nur noch der Abschluss der Mission und dann ist es endgültig mit diesem Handlungsstrang vorbei ^^°°° cya, cu ^-^ Kapitel 30: "Vengeance" ----------------------- Close Distance (Teil 30) Titel: Close Distance Teil: 30/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Okay, hiermit hätten wir endlich den Abschluss dieses Handlungsabschnitts. Ich habe mich so einigermaßen am Anime orientiert, auch wenn nicht besonders viel rauszuholen war ^^° Disclaimer: not my boys, no money make... Greetings: @Arigata: Hm... was für einen Auftrag Schu gehabt hat, kann man aus diesem Teil wahrscheinlich herauslesen, wenn auch nicht den Grund dafür *grins* Und japp, durch die nächste Mission von Weiß wirst du wohl oder übel auch wieder durchmüssen *lach* Dafür dauert es aber noch ein bissl, bis die dran ist *zwinka* @kohaku_san: Leider konnte ich Brad dieses Mal beim besten Willen nicht mehr unterbringen, da diese Mission ansonsten immer noch nicht ihren Abschluss gefunden hätte und das wollte ich niemandem antun ^^# Im nächsten Teil ist er wieder dabei *versprech* *schließlich auch Brad-süchtig bin* *gg* Die FF von Yuki Scorpio lohnt sich wirklich ^^ Was das Bild betrifft: ich bezweifle, dass Schu es noch an andere Personen sendet ^.~ @nai-chan: Na wenigstens eine, die ich mit diesem Kapitel um Yotan nicht gelangweilt habe *erleichtert sag* Dann kann ich ja direkt hoffen, dass dir das hier *nach unten deut* auch gefallen wird *lach* Na komm, ich wette es gibt niemanden, der das Bild nicht auch gerne gesehen hätte *snicker* Also gib ruhig zu, dass es dir nicht anders geht *grins* @Kizuna01: Dich hat Kens Verhalten gewundert? Okay, dann mal aus meiner Sicht ^^ Zum einen ist Ken in meiner FF nicht so ganz der sanftmütige Typ (ich gebe zu, die Rolle als Tollpatsch ging mir bei ihm langsam auf den Keks) ^^° Und dann muss man noch berücksichtigen, dass sie bei diesem Auftrag hinter jemandem her sind, der Yohji verletzt hat. Auch wenn die beiden sich nicht immer ganz grün sind, gefällt diese Tatsache Ken ganz bestimmt nicht ^^ Auf den Rest gehe ich in der ENS ein, die ich irgendwann noch zu schreiben gedenke ^^°°° @Xell: Hey, du hast es ja ziemlich schnell geschafft, deinen Platz zurückzuerobern *grins* Dann magst du sicher wieder Gummibärchen, ne? *welche anbiet* Hätte aber auch noch Schokolinsen da *lieb guck* Ist dir bei deiner Familienzusammenstellung aufgefallen, dass Farf und Schu ne weibliche Rolle haben? *lol* ^^ Hm... das Pic von deinem Poster kommt mir bekannt vor, ist aber auf keinem von meinen drauf. Und den neuen Manga habe ich schon gelesen - drei Mal bis jetzt *lach* Teil 30 "Vengeance" "Was machen wir mit Yohji?" Ken hatte ihm geholfen die letzten Kunden heraus zu komplimentieren und danach den Laden aufzuräumen. Es war ein anstrengender Tag gewesen, doch Yohji würde bald wieder seine Schicht übernehmen können. Einige der Mädchen hatten ihn heute vermisst und wissen wollen, wo er denn sei. Sie hatten nicht besonders erfindungsreich aber wirksam eine leichte Grippe vorgeschoben und sogar ihren Umsatz gesteigert, da viele ein paar Blumen kauften, nur um sie gleich darauf wieder bei ihnen abzugeben. Vorhin hatte er sie in Yohjis Wohnung hochgebracht und in ein paar Vasen arrangiert. Der Ältere hatte schon wieder geschlafen. Wenigstens war es ihm gelungen, Yohji nach der Schule etwas Leichtes zu Essen zu sich nehmen zu lassen. Er war nur geschwächt, nichts, was etwas Ruhe nicht beseitigen konnte. "Wir werden ihn schlafen lassen", beantwortete er Kens Frage. Es war besser so. Der Braunhaarige lächelte kurz. "Solange du ihm später sagst, dass es deine Idee war ihn nicht mitzunehmen, habe ich nichts dagegen." "Feigling!", war sein einziger Kommentar. Innerlich grinste er. Ken schien langsam aufzutauen. Die Sonne war bereits untergegangen, als sie ihren Einsatzort erreichten. Der Himmel hatte die Farbe von samtigen Dunkelblau angenommen, von schlierigen Wolken durchzogen, noch nicht bereit der Schwärze der Nacht zu weichen. Er und Siberian tauschten einen Blick aus. Sie würden über die Tiefgarage eindringen. Wahrscheinlich hatte Yohji es gar nicht mitbekommen, aber als er die Daten aus Hiroshis Computer holte, hatte er gleichzeitig ein kleines Präsent hinterlassen. Mit dessen Hilfe war es nicht schwer gewesen sich in das Sicherheitssystem zu hacken und dafür zu sorgen, dass es - er schaute kurz auf die Uhr - in drei Minuten zu ein paar interessanten Problemen kommen würde. In blauen Augen blitzte es erwartungsvoll auf und Siberian nickte. Es war an der Zeit loszulegen. Aber - Zeitgleich mit Siberian wandte er sich um. Seine Ohren hatten ihn nicht getrogen. Es war Yohji. Im Schein des elektrischen Lichtes, richtig dunkel wurde es hier wohl nie, konnte er das schmerzverzerrte Gesicht seines Freundes sehen. Du Dummkopf. Er sprach den Gedanken nicht laut aus. Wie hatte es Yohji nur geschafft in die Sachen zu kommen? Und dann auch noch bis hierher? Ob er den Lieferwagen benutzt hatte? Keine der Fragen stellte er, denn mehr als zuvor war es nun wichtig, den Auftrag schnell durchzuziehen. Bereits jetzt standen Schweißperlen auf Yohjis Stirn und er wusste nicht, wie lange der Andere durchhalten würde. ****** "Balinese." Er konnte erkennen, wie es hinter Omis Stirn arbeitete, aber das einzigste, was dieser schließlich von sich gab, war diese kurze Begrüßung. Er versuchte zu lächeln, glaubte aber nicht, dass es überzeugend geriet. Zu seiner nicht gering ausfallenden Erleichterung folgten auch nachdem sich die beiden Anderen erholt hatten keine Fragen. Für ihn gab es einen Grund hier zu sein und egal wie sein körperlicher Zustand war, nichts hätte ihn davon abhalten können. Sie hatten keine Probleme ins Innere des Gebäudes zu gelangen. Kaum eine Wache lief ihnen über den Weg und wenn es geschah, wurde sie rasch durch Omis Pfeile ausgeschaltet. "Wo sind die denn alle?" Omi warf ihm einen warnenden Blick zu. "Sie sind anderweitig beschäftigt. Wir trennen uns jetzt. Funkstille bis auf Notfälle." Die knappen Anweisungen genügten vollauf. Jeder kannte nach der raschen Neuverteilung draußen seine Aufgabe. Unbehelligt ging er den Flur entlang. Der wahrscheinlichste Aufenthaltsort von Kusunoki war um diese Zeit dessen privates Apartment. Seine Zielperson, niemals würde er jemand anderem den Vortritt lassen. Für einen Moment stellte er sich die Kehle des Präsidenten zwischen seinen zudrückenden Fingern vor. Aber dieser Tagtraum war nur flüchtig und kühle Professionalität meldete sich zurück. Die Wunde an seiner Seite pochte im Rhythmus seiner Schritte, doch der Schmerz war dumpf, als würde er nicht wirklich zu ihm gehören. Die Tabletten wirkten in der Hinsicht Wunder, wenn auch nur ein kurzfristiges und er würde nachher mit zusätzlichen Tagen Bettruhe bezahlen müssen. Egal, in diesem Moment wäre ihm kein Preis zu hoch. Er stockte neben einer Tür, die nur einen Spalt breit geöffnet war, selbst nicht wissend weshalb. Die Härchen in seinem Nacken hatten sich aufgerichtet. Was war das? Zögernd warf er einen Blick in das Zimmer, nachdem er sich vergewissert hatte, dass niemand in der Nähe war. Und dann sah er sie. Sein Herz setzte einen Schlag aus, fand dann in einen fast normalen Takt zurück. Es gab keine Entscheidung zu treffen. Lautlos glitt er durch den Spalt, schloss die Tür hinter sich. "Maki..." Ein atemloses Flüstern, der Name ging ungehört in dem Schmerz unter, der ihn erfüllte und so ganz anders war, als der von seiner Verletzung. Er hatte sie gemieden, seit dem Tag, an dem er Asuka verloren hatte. Diese Möglichkeiten sich an jemanden zu binden. Weil am Ende immer nur der Verlust blieb. Seine Augen brannten, als er näher trat, aber er wandte den Blick nicht ab. Sie war gefesselt, Ketten schnitten in ungeschütztes Fleisch. Vollkommen reglos hing sie da, fast ein Spiegelbild ihrer ersten Begegnung. Doch dieses Mal konnte er sie nicht retten. Wie im Traum löste er die Fesseln, fing sanft den leblosen Körper auf, ließ ihn zu Boden gleiten. Keine tödliche Schusswunde, sie war nur gestreift worden. Was er zu sehen geglaubt hatte, war nur eine Erinnerung gewesen. Stattdessen fand er blaue Flecke von Schlägen. Und jemand hatte eine Zigarette auf ihr ausgedrückt. Zorn gesellte sich zu der Trauer, brannte sie hinweg, wie er seine Tränen wegwischte. Ihre Worte stiegen in seiner Erinnerung auf. Spielzeuge, die man wegwarf. Maki hatte es ihm gesagt, ohne dass er wirklich verstanden hatte. Jetzt verstand er. Ein bitteres Auflachen folgte, doch leise, selbst in diesem Augenblick fiel er nicht aus seiner Rolle, nicht vollständig. Wertlose Ware... Etwas anderes war Maki für die hier nicht mehr. Er streichelte ihre Wange, fühlte ihre noch warme Haut. Dann stand er in einer kontrollierten Bewegung auf. Jede Zelle in ihm schien nur noch eine Bestimmung zu haben. Niemand kam ihm in die Quere, nichts half ihm sich abzureagieren. Und so konzentrierte sich alles auf sein Opfer. Das er passenderweise mit Tamami im Bett vorfand. Kusunoki schien sich wirklich _nie_ von seiner rechten Hand zu trennen. Nun konnten die Beiden auch ihren letzten Schritt gemeinsam tun. Die Frau starrte ihn aus schreckgeweiteten Augen an, kaltes Grün sah ungerührt zurück. Und blieb ausdruckslos, als er sie tötete. Kusunoki hatte nicht einmal genug Zeit zu schreien. Erst als der kalte Blick den Präsidenten fixierte, unternahm dieser einen Versuch zu entkommen, der erbärmlich fehlschlug. Ohne etwas zu fühlen beobachtete er, wie der ältere Mann sich in dem Bettzeug verhedderte, kopfüber aus dem Bett fiel und sich dann aufrappelte. Ein Lächeln, das seine Augen nicht erreichte, umspielte seine Lippen, bevor ein kaum hörbares Sirren ertönte. Der Draht schlang sich durch das stabile Gerüst, das die Beleuchtung einrahmte, legte sich dann um Kusunokis Hals. Ein Ruck und sein Opfer verlor den Boden unter den Füßen, hing in der Luft, wie Maki vorhin. Augen quollen hervor, verzweifelte Finger versuchten den Draht zu lösen, doch der schnitt ungerührt tiefer und tiefer. "Hilfe..." Ein ersticktes Röcheln. "Hilfe? Das war auch das letzte Wort all deiner Opfer, nicht wahr?" Er zog noch fester und gewährte dem Tod noch etwas mehr zu tun. Rache gab einem nicht viel, aber das wenige nahm er aus vollem Herzen an. Die Schmerzmittel verloren an Wirkung, als er sich zum vereinbarten Treffpunkt begab. Die Anstrengung eben hatte der Wunde nicht gut getan und auch wenn er es nicht überprüfte, war er sich doch sicher, dass sie wieder bluten begonnen hatte. Hiroshis Büro, erst gestern war er hier gewesen, als Maki noch lebte. Ken war noch da, vielleicht hatte er absichtlich auf ihn gewartet. Dabei konnte Ken doch gar nicht wissen, was passiert war. Er musste es zumindest ahnen. Jetzt öffnete der Braunhaarige die Tür, warf ihm einen einladenden Blick zu. Langsam trat er näher, lehnte sich gegen den Rahmen, als bräuchte er eine Stütze, während Ken ihm zunickte und dann ohne jedes Geräusch ins Zimmer vorstieß. Hiroshi saß an seinem Computer und tippte hastig, manchmal einen leisen Fluch von sich gebend. Was hatte der Typ nur Wichtiges zu tun, dass er sich überhaupt nicht um das Chaos kümmerte? Er musste doch längst informiert sein, dass es Probleme gab - wenn auch nicht ausgerechnet mit Eindringlingen. Kusunoki war eindeutig zu weit oben in der Hierarchie um belästigt zu werden, doch der Geschäftsführer... Achselzuckend verwarf er die Überlegungen. Sie hatten einfach mal Glück gehabt. Wer war er, sich darüber zu beschweren. Er konzentrierte sich wieder auf Ken, der jetzt direkt hinter dem Mann stand. "Na, schon errechnet wie viel Lebenszeit dir noch bleibt?" Die Frage war ruhig, fast sanft gestellt worden. Unwillkürlich musste er lächeln, wenn auch freudlos. Wie eine Katze, die noch mit ihrer Beute spielte. Doch der Braunhaarige ließ seiner Maus nicht einmal die Chance loszulaufen, sondern schlug gleich darauf zu. Klingen glitten mit einem satten Laut durch Hiroshis Körper. So viel Wucht steckte dahinter, dass der Manager mit dem Kopf gegen den Monitor stieß. Und da der Klügere bekanntlich nachgab, zersplitterte das Glas. Hiroshi war leider schon zu tot um noch etwas von den Kopfschmerzen zu haben. Mitleidslos wischte er das Blut weg, das bis zu ihm gespritzt war. "Nicht ganz saubere Arbeit, Siberian." Ken drehte sich zu ihm um, hatte bis eben regungslos dagestanden, als wollte er sein Werk begutachten. "Dafür effektiv." Mit einem kalten Grinsen kam die Antwort und sie beide lachten kurz. Omi wartete auf sie, ernste blaue Augen sahen ihnen entgegen. Das Gesicht ihres Jüngsten entspannte sich, als er ihre bestätigenden Gesten sah. Alles erledigt, hieß das. Zeit zu gehen. Die kühle Nachtluft ließ den Schweiß auf seiner Stirn trocknen, doch in immer neuen Wellen gleißte jetzt Schmerz durch seinen Körper. Verflucht, seine Beine fingen an zu zittern! "Die Schlüssel." Abwartend hielt Omi ihm die ausgestreckte Hand hin. Und ein wenig überrascht kramte er die Autoschlüssel heraus. Ohne Protest, er wusste schließlich selbst, dass er nicht in der Lage war zu fahren. Ken schüttelte nur den Kopf, leicht amüsiert. Ob nun über seine Dummheit oder Omis Verhalten, konnte er nicht beurteilen. ****** Er hatte beschlossen Yohji nach Hause zu fahren. Siberian hätte ihm sowieso ungern sein Motorrad anvertraut, auf dem sie gemeinsam hergekommen waren. Ihm hatte der Ausdruck in den braunen Augen überhaupt nicht gefallen, genauso wenig wie die Zufriedenheit, die er trotz der Spannungen und Schmerzen bei Yohji wahrgenommen hatte. Sie mochten aus persönlichen Motiven Weiß beigetreten sein, aber das durfte keinen Einfluss auf ihre Einsätze haben. Yohji hatte die Augen geschlossen, war im Beifahrersitz zusammen gesunken. Um den Älteren nicht zu stören, fuhr er so vorsichtig wie möglich, zudem wollte er nicht riskieren von der Polizei angehalten zu werden. Es wäre doch etwas schwierig zu erklären, warum er in seinem Alter mitten in der Nacht durch die Weltgeschichte fuhr und auch noch einen Verwundeten bei sich hatte. Seine Gedanken wandten sich der hinter ihnen liegenden Mission zu. Etwas war heute seltsam gewesen. Das Sicherheitssystem hatte die geplante Funktionsstörung gehabt, so dass die sonst eingesperrten Mädchen die Chance hatten zu entkommen. Das Ganze war von einem Feueralarm unterstützt worden, der sich nur auf deren Gebäude bezog. Er hoffte ehrlich, dass ein paar von ihnen in der folgenden Verwirrung wirklich die Flucht gelingen war. Denn auch wenn sie die Köpfe des Clubs ausgeschaltet hatten, bestand die Möglichkeit, dass der Laden jetzt einfach von einem der Untergebenen weitergeführt wurde. Doch das war es nicht, was ihm Kopfzerbrechen bereitete. Ihren Auftrag hatten sie schließlich erfüllt. Seine Aufgabe war es gewesen, für Kritiker noch ein paar Daten zu besorgen, an die er trotz des kleinen Hilfsprogramms von außen nicht rankgekommen war. Er wusste nicht, wonach Kritiker suchte und es stand ihm nicht zu danach zu fragen. So hatte er sich von einem der Wachräume aus ins System gehackt und alles übertragen, was er finden konnte. Davor hatte er ein paar der Männer belauschen können, die sich über einen Vorfall unterhielten, der sie ziemlich aufzuregen schien. Zuerst hatte er gedacht, es ginge um seine Inszenierung, aber an dem war es nicht. Anscheinend hatte der Riot-Club heute schon einmal Besuch gehabt, was nicht unblutig ausgegangen war. Außer einigen verstreuten Leichen hatte man keine Spur gefunden und das Ziel des Angriffs war vollkommen unklar. Nichts fehlte. Kusunoki und Tamami hielten das für ein Konkurrenzgeplänkel, aber der eine Wachmann wusste zu berichten, dass der Manager ganz bleich geworden und danach in seinem Büro verschwunden war, ohne sich wieder blicken zu lassen. Nachdenklich rieb er sich die Stirn. Siberian musste ihn dort noch vorgefunden haben, also schien es zu stimmen, was er gehört hatte. Wenn er mehr Zeit gehabt hätte, wäre es ihm vielleicht gelungen noch mehr herauszufinden, aber die war ihm nicht geblieben und so hatte er die Wachleute erledigt und sich dann an seine eigentliche Aufgabe gemacht. Er würde das Gehörte in seinem Bericht erwähnen, vielleicht wusste Kritiker mehr. Ein Donnerschlag ließ ihn zusammenzucken, Yohji rührte sich nicht. Er hatte die Blitze vorhin schon bemerkt aber ignoriert. Doch jetzt war das Unwetter über ihnen, es war schneller aufgezogen, als erwartet. Noch einmal ohrenbetäubendes Donnern, dann setzte der Regen ein. Es war als würde jemand das Wasser direkt über ihnen ausschütten, die Scheibenwischer wurden kaum fertig mit den Massen. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Er nahm mehr Gas weg und kroch das letzte Stück fast nach Hause. Wenigstens war es nicht mehr weit. Siberian war vor ihnen angekommen, wartete bei der Garage auf der Rückseite des Gebäudes. Er stand im Trockenen, das Motorrad neben seinem zurückgebliebenen in Sicherheit. Es war nicht schwierig den größeren Lieferwagen einzuparken, er hatte viel Platz, da Yohjis Auto fehlte. Er wusste nicht, wo der Ältere es gelassen hatte, war noch nicht dazu gekommen ihn danach zu fragen. Wahrscheinlich konnten sie es aber abschreiben. Falls jemand die Zulassung prüfte, würde er schnell ins Leere laufen, insofern war das nicht weiter schlimm, aber ein Ersatz würde ein ziemliches Loch in sein Budget reißen. Er runzelte die Stirn, schob die Überlegung dann beiseite. Hauptsache Yohji war heil aus der Sache rausgekommen, alles andere war nebensächlich. Der Dunkelblonde war ohnmächtig, als Siberian ihm half den Verwundeten vom Beifahrersitz zu bekommen. Yohji konnte so ein Dummkopf sein... Warum hatte er ihnen nicht den Job überlassen? Gemeinsam trugen beziehungsweise schleiften sie Yohji nach draußen, wo er dank des kalten Regens zu sich kam und als erstes vor sich hinfluchte. In Sekundenschnelle waren sie alle durchgeweicht, doch sie ignorierten es und brachten den Dunkelblonden - jetzt mit dessen Unterstützung - in die Wohnung. Sie hatten es geschafft. ~TBC~ Ganz genau, geschafft *grins* Bin ich froh, dass diese Mission endlich ihr Ende gefunden hat - sie hat sich ganz einfach viel zu sehr um Yotan gedreht ^^# Es kann aus meiner Sicht also nur noch besser werden *gg* Ach ja, falls sich jemand wundert, warum der Teil später oben war: aufgrund der Connichi hatte sich das Hochladen etwas verzögert gehabt ^^° cya, cu ^-^ Kapitel 31: "Ein Abschied" -------------------------- Close Distance (Teil 31) Titel: Close Distance Teil: 31/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Zur besseren Orientierung ^^ Dieses Mal geht es mit Ran weiter und zwar am Freitag. Das letzte Mal hatte er einen Auftritt am Mittwochabend, als Crawford ihn darüber informierte, woher das Geld für Ayas Behandlung kommt. Disclaimer: not my boys, no money make... Greetings: @all: Ein herzliches Dankeschön an alle fleißigen Commischreiber. Denn wie Furia ganz richtig bemerkt hat, wurde jetzt die 200er Schwelle durchbrochen ^______________^ *zur Abwechslung mal Schokolinsen verteil* ^^ @Furia: *lol* Warum nur bin ich von dieser Klassensprecherwahl nicht überrascht?! ^^ Die Sache mit den 30 Kapiteln war mir gar nicht aufgefallen und irgendwie befürchte ich, dass es wirklich noch mal so viele werden könnten ^^°°° *es noch nicht sicher weiß* Übrigens ist dieser eine Satz, den du da am besten findest, auch mein Lieblingssatz im letzten Kapitel gewesen *knuffel* ^-^ Bei Ken werde ich versuchen das Image zu halten - mal schauen wie das wird, wenn _sein_ Kapitel dran ist o.O @Arigata: Wie ich sehe, biste auch gut zu Hause angekommen ^^ Was Yotan betrifft geht es mir kaum anders als dir und hier haben sicher noch ein paar andere Leute aufgeatmet *gg* Mehr Schu? Nu ja, ,mehr' ist relativ... ^^# Natürlich wird er weiterhin auftauchen, aber in diesem Teil beispielsweise nur sehr kurz. Und natürlich habe ich den Anime auch ein bissl geändert, ist ja schon allein deswegen nötig gewesen, weil Aya fehlt *grins* @nai-chan: Nun, beim letzten Kapitel konnte man in der Regel nach dem Ausschlussprinzip vorgehen um herauszufinden, aus wessen Sicht ich schreibe ^.~ Beim ersten Abschnitt war beispielsweise Yotan nicht anwesend (über den haben sie geredet) und Ken wurde gleich als Mithelfer im Laden erwähnt - somit bleibt nur noch Omi übrig... im zweiten Abschnitt wurde Yohji sogar gleich als Balinese angesprochen *gg* Möglich ist es also drauf zu kommen ^^ Ich geb mir wirklich Mühe ^^° @Maike: Wahrscheinlich haste wieder mehr Zeit, wenn dein Studium weitergeht - jedenfalls bekomme ich allmählich das Gefühl *lach* Jupp, Maki wurde von den bösen Männern aus dem Club geschnappt, wo dann später ganz zufällig auch Farf und Schu einen kleinen Auftrag zu erledigen hatten. Die beiden waren an der Geschichte um Maki aber nicht beteiligt, sondern standen vor einer ganz anderen Aufgabe ^^ *grins* @Xell: Letztes Mal war Mexx wirklich nicht schuld gewesen, aber verspäteten Erscheinen der FF. Ich hatte sie nämlich erst abends nach zwanzig Uhr hochgeladen ^^y Heute mache ich es mal vor sechs morgens und da wird sie bestimmt schneller freigeschaltet ^^ Viel Spaß in der Schule, ich muss in einer Woche auch wieder zur Uni o.o'' Übrigens taucht in diesem Chappi auch Ran wieder auf *grins* *ihn auch vermisst hab* *lach* @kohaku_san: Kannst aufhören rumzuhüpfen *gg* Jupp, es waren Farf und Schu, die im Club für ein wenig Unordnung gesorgt haben, haste richtig herausgefunden ^^ Biste bei ,Blinded' wieder ein paar Kapitel weiter gekommen? Ich hab zwar noch ein paar andere FFs, die ich bis zur Fortsetzung lesen kann, aber trotzdem... Wie versprochen, ist Brad dieses Mal wieder mit von der Partie *grins* Mir würde ja sonst selbst etwas fehlen ^.~ @Kizuna01: Heute gehen die Gummibärchen wieder an dich *grins* *rüberreich* ^^ Nicht jedermanns Liebling ist gut *lach* Hier gibt es wirklich sehr viele Leute, die diese Ansicht bezüglich Yotan teilen ^^ Meine Einstellung zu Ken ist übrigens nicht dauerhaft, ich denke mal, ich würde es gar nicht durchhalten, ihn immer so darzustellen - ist halt ein Versuch *nod* Wenn ich mich nicht verzählt habe, hast du mir den 200. Commi geschrieben - thx dafür, auch wenn noch ein paar andere mitgeholfen haben *lach* Teil 31 "Ein Abschied" Er wachte auf und wünschte sich, er hätte es nicht getan. Wie oft hatte er in den letzten Tagen die Augen aufgeschlagen, bloß damit das Wissen zu ihm zurückkehren konnte, dass er alles verloren hatte? Eine Woche war vergangen, viel zu wenig Tage, um die klaffende Lücke aus Ewigkeit zu füllen, die zwischen letzten Freitag und heute zu liegen schien. Die Einäscherung... Ihm wurde schlecht als er daran dachte, welche Pflicht auf ihn wartete. Kein Wunder, dass sein Onkel ihm das nicht hatte sagen wollen, alles andere verlief daneben zur Nebensächlichkeit. Wie betäubt war er gewesen, als Crawford-san ihn am Mittwoch zum Haus seiner Tante gefahren hatte. Dabei hatte er ihn soviel fragen wollen, über seine Arbeit, über Schuldig, die Anderen. Aber jeder Gedanke daran war wie ausgelöscht, nie gedacht, gewesen. In diesem Moment hätte er gerne geweint, doch diese Fähigkeit schien er sich selbst genommen zu haben. Die Tränen blieben verschlossen in seinem Inneren, gefroren zu Eis, Teil seines Panzers. Er konnte sich kaum erinnern, wie er den gestrigen Tag überstanden hatte. Zu seinem Glück war Yunshiro selbst völlig abgelenkt gewesen. Hatte ihm von jemandem erzählt, den er im Computer-Club kennen gelernt hatte. Anscheinend hatte sein Freund endlich jemand gefunden, der ihn verstand. Er war noch nie mitgekommen, wenn dieser ihm von irgendwelchen technischen Spielereien oder Programmen erzählt hatte. Das lag einfach jenseits seiner Interessen - und Fähigkeiten, wenn er ehrlich war. Langsam setzte er sich auf, ruhiger geworden. Er würde es überstehen. So dumm es sich anhören mochte, dieser Spruch behielt dennoch seine Gültigkeit: Heute Abend würde es hinter ihm liegen, egal wie viel Angst er jetzt auch hatte. Die Zeit würde ganz einfach vergehen. ****** Routine. Hilfreich, wenn jedes Abweichen dazu führen konnte, dass zu viele Alternativen wachgerufen wurden. Zu viele Möglichkeiten, zu viel Wissen, das sein Kopf manchmal bis zum Bersten anfüllte. Erinnerungen, denen er nicht immer trauen durfte, die ihn aber ständig begleiteten, ein Teil seiner selbst waren. Braune Augen begegneten ihm im Spiegel, während er die kühle Klinge sicher wie immer über seine Haut führt. Diese ruhigen Minuten am Morgen gehörten ihm, er nutzte sie dafür die Wirklichkeit von der Möglichkeit zu trennen. Es erforderte viel Konzentration, doch sie hatten es ihm früh beigebracht, so dass es ihm scheinen wollte, er hätte es schon immer gekonnt. Das stimmte nicht, da machte er sich nichts vor. Seine Lippen wollten sich zu etwas verziehen, das einem spöttischen Lächeln nahe kam. Damals war sein Talent nicht so ausgebildet gewesen, er hatte es instinktiv benutzt, ohne wirklich darüber nachzudenken. Es war ausreichend gewesen - beim Boxen. Jedoch nicht um zu verhindern, dass er _ihn_ verlor. Immer noch war eine Lücke in ihm, die früher mit Stille gefüllt war, die ihn an seinen Verlust erinnerte, seinen Wunsch nach endgültiger Rache nährte. Vielleicht hätte er ohne dieses eine aufschlussreiche Gespräch auf seine Freiheit verzichtet. Er musste zugeben, dass es sich so wie es war nicht schlecht lebte, aber seit er wusste, was damals wirklich geschehen war, hatte er niemals zu wirklicher Ruhe zurück gefunden. Sie hatten ihn manipuliert, als er glaubte endlich vollständige Kontrolle über sein Leben gewonnen zu haben, hatten ihn gelenkt wie eine Marionette. Doch sie selbst hatten ihm beigebracht seine Fähigkeiten bis zum Äußersten zu nutzen und er gedachte sie das bereuen zu lassen. Seine Augen zeigten nicht mehr Ausdruck als kalte Kieselsteine, als seine Zunge kurz über seine Lippen fuhr. Die Rache würde süßer sein als der Geschmack des Blutes, das ihn damals zum ersten Mal befleckt hatte. Er spülte sein Rasiermesser unter fließendem Wasser ab und seine Mundwinkel zuckten leicht, als er sich bei diesen Gedanken ertappte. Es war ineffizient ihnen nachzuhängen, eine Verschwendung von Energie. Normalerweise hatte er sich selbst zu sehr im Griff um das zuzulassen, doch heute Nacht hatte ihn wieder dieser Traum heimgesucht, der stets an seiner Fassung nagte. Er hasste ihn, die Unabänderlichkeit der Vergangenheit, die ihm da vor Augen geführt wurde. Als würde etwas in ihm ihn damit verspotten wollen. Das Braun wurde zu heißem Stahl, bevor er den Blick abwandte. Genug davon. "Schlechte Laune?" Schuldig schon wieder. Hatte der eigentlich nichts Besseres zu tun, als seinen Kaffee wegzutrinken? Sein Blick kehrte von der Tasse in den Händen des Orangehaarigen zurück zu dessen Gesicht. Und seit wann fiel er eigentlich so früh aus Bett? Ob es Probleme mit Farfarello gab? Er hatte nichts in der Richtung gesehen. Der Telepath lehnte wie gestern am Türrahmen, grinste ihn an und etwas, das ihm überhaupt nicht gefiel, glitzerte in den grünen Augen. "Das geht dich nichts an." Abrupt kehrte er ihm den Rücken zu, in der Hoffnung, dass Schuldig sich jemand anderen zum Zeitvertreib suchen würde. "Ich dachte nur, dass ich dich vielleicht ein bisschen aufheitern könnte." Auch wenn er es nicht sah, konnte er regelrecht spüren, wie sich das Grinsen vertiefte. "Ich habe diese andere Sache erledigt. Keine Probleme." "Gut." Was anderes gab es dazu nicht zu sagen. Er hörte, wie Schuldig sich bewegte, plötzlich direkt hinter ihm stand. "Gehst du heute zur Trauerfeier? Ran-chan würde dich sonst bestimmt vermissen." Seine Schultermuskulatur verkrampfte sich, er mochte es nicht, wenn ihm jemand zu nahe kam. Wenigstens vermied Schuldig es ihn direkt zu berühren - eher zu seiner eigenen Sicherheit als aus anderen Erwägungen heraus. Er trat zur Seite und griff nach dem Bügel, über dem sein Hemd hing. "Als Vertreter von Takatori werde ich dort sein, ja." Den Rotschopf ließ er unerwähnt. Er hatte dem Telepathen nicht gesagt, welche Rolle der Junge spielte und er hatte auch nicht vor das in absehbarer Zukunft zu tun. "Er hat gerade an dich gedacht." Schuldig ließ nicht locker. Worauf war er bloß aus? "Wirklich?" Eine Augenbraue wanderte nach oben, als er in der Muttersprache des Deutschen antwortete. Inzwischen hatte er sich wieder dem Orangehaarigen zugewandt, sein Hemd zuknöpfend. Dieser schien kurz irritiert, wischte das aber augenblicklich beiseite. "Nun, um genau zu sein, warst du es nicht exklusiv. Mich und den Rest unserer WG hat er mit eingeschlossen." Das Grinsen wurde selbstgefällig. "Ran scheint sich nicht mehr nur für das was ihm und seiner Familie zugestoßen ist zu interessieren, sondern blickt inzwischen etwas weiter." Woran Schuldig garantiert nicht ganz unschuldig war. Bei dem unbeabsichtigten Wortspiel geisterte flüchtiges Amüsement durch den Hintergrund seiner Augen. Der Andere bemerkte es nicht oder beschloss diese Reaktion zu ignorieren. "Glaubst du nicht, dass er etwas zu neugierig werden könnte?" Sein Verstand verarbeitete das Gehörte, brachte es mit seinen eigenen Beobachtungen in Einklang. Ran war dabei das Geschehene zu überwinden, gut es auch von anderer Seite bestätigt zu bekommen. Schließlich durfte der Junge nicht zerbrechen, das würde Aya wertlos machen. "Nein", beantwortete er danach knapp die Frage, band sich dann die Krawatte um. Schuldig verdrehte die Augen. "Du könntest ruhig mal informativer werden. Und sei nicht immer so steif. Vielleicht würde etwas Entspannung helfen." Der Unterton ließ ihn aufhorchen, aber der Andere sagte nichts weiter sondern verließ endlich das Bad. ****** Sein Zimmer. Er saß tatsächlich in seinem Zimmer. Der schwarze Anzug schmiegte sich sanft an ihn, konnte ihm aber keinen Trost bieten. Er hatte ihn als er aus der Schule kam von seiner Tante bekommen und im ersten Moment gedacht, dass es derselbe wäre, den er schon am Montag getragen hatte. Dann aber hatte er gemerkt, dass das Schwarz diesmal echt war, das Licht verschluckend, ohne einen Schimmer von Violett. Nur der Schnitt ließ ihn vermuten, dass Crawford-san wieder seine Finger im Spiel hatte. So wie er war ließ er sich zurückfallen, spürte wie das Bettzeug nachgab. Seine Tante war unten und kümmerte sich um die Trauergäste und eigentlich sollte er auch da sein. Eigentlich, aber er schaffte es nicht. Die Bilder des Nachmittags zogen an ihm vorbei, ließen ihn alles erneut erleben. Sein Onkel, seine Tante und er selbst, wie sie die Knochen aus der Asche nahmen, sie von Stäbchen zu Stäbchen weiterreichten. Der Geruch der grauen Flocken - nicht nur Asche, sondern mehr. Ihm wurde schlecht und er rollte sich auf seinem Bett zusammen, hoffte, dass sich sein Magen wieder beruhigen würde. Der schwere Duft von Räucherstäbchen zog jetzt durch das Haus, vertrieb die Erinnerung nicht ganz, drängte sie aber zurück. Das konnten sie nicht gewesen sein. Es war unmöglich, dass nichts anderes mehr von seinen Eltern übrig war, als das, was sich unten in den Urnen befand. Er sah sie vor sich, genauso wie die Fotos, deren Rahmen mit einem schwarzen Band verziert waren. Jemand klopfte, aber er antwortete nicht. Sicher sein Onkel oder seine Tante, die ihn holen wollten. Er wollte aber nicht. Die Tür wurde geöffnet, dann hörte er, wie sich jemand näherte, sich zu ihm aufs Bett setzte. ****** Er betrachtete den Jungen, der mit keiner Regung zu verstehen gab, dass er sich seiner Anwesenheit bewusst war. In dieser Haltung wirkte er wie ein Kind, zerbrechlich und zu jung für das, was er gerade durchstehen musste. Verwundert bemerkte er den Anflug von Mitleid, das ihm sonst vollkommen fremd war. Er verspürte den Impuls ihn zu trösten, dachte einen Moment darüber nach und strich ihm dann kurz übers Haar. Rans Trauer war seiner eigenen zu fremd, als dass er sie wirklich nachvollziehen konnte. Der einzige Mensch, um den er selbst je getrauert hatte, war nie wirklich am Leben gewesen. Er hatte gemerkt wohin ihn das geführt hatte und er wusste, wohin es Ran führen konnte. Dieses Mal war er es, der die Fäden in der Hand hielt und ihm missfiel die Vorstellung, dass er ihnen dadurch viel zu ähnlich war. Seine Hand hatte sich bei der Schlussfolgerung in Rans Schulter verkrampft, nur kurz, doch der Jüngere fuhr herum, starrte ihn aus geweiteten Augen an. Ran hatte jemand anderen erwartet und lief rot an als er sah, wen er wirklich vor sich hatte. "Crawford-san..." Das Violett schien sich aufzuhellen und er musste an Schuldigs Worte heute Morgen denken. Es verlief alles wie er es geplant hatte, doch zum ersten Mal fühlte es sich falsch an. Er verdrängte das Gefühl. Für ihn gab es nur ein Ziel und alles andere - jeden anderen - würde er dem unterordnen. Er hatte sich doch noch nie darum gekümmert, welche Folgen sein Handeln für andere haben könnte. Ran hatte den Blick zur Seite gewandt, die Wangen immer noch gerötet. Es war ihm sichtlich peinlich so von ihm gefunden zu werden, auch wenn er diesmal nicht weinte. "Ich wusste nicht, dass Sie auch hier sind..." Der zögerliche Anfang eines Gesprächs. "Takatori-san hatte keine Zeit herzukommen." Das brachte ihm ungeteilte Aufmerksamkeit, unterlegt mit Verwirrung. "Er wäre es? Nachdem mein Vater..." Ran brach ab, jetzt blass werdend. Eltern waren nicht immer das, was man von ihnen erwartete. Er hatte das schon früh gelernt, doch für den Rothaarigen war es eine späte und umso härtere Erfahrung gewesen. "Dein Vater war viele Jahre lang ein zuverlässiger Mitarbeiter." Das war allerdings nicht der Grund, warum Takatori ihn hier haben wollte, dem ging es nur um sein Prestige. Und er selbst hatte noch mal einen völlig anderen Grund. Sich innerlich distanzierend konnte er beobachten, wie der Andere sich anspannte, Wut auszustrahlen begann. "Warum konnte das nicht so bleiben? Weshalb hat er diese Sachen gemacht? Ich verstehe es einfach nicht!" Es hätte ein Schrei sein sollen, blieb aber ein heiseres Flüstern, das den Jungen fast erstickte. "Er muss dir viel bedeutet haben." Ansonsten hätte er ihm nicht so wehtun können. Vor diesem Schmerz war er gefeit gewesen. Sein trockenes Lächeln erreichte nie die Lippen. "Er war mein Vater." Als würde das alles sagen - und das sollte es wohl auch. Ran lehnte sich gegen die Wand, den Kopf nach hinten gelegt sah er zur Decke hinauf. "Er war alles was er sein sollte... Und dann macht er illegale Geschäfte, tötet meine Mutter, versucht es bei meiner Schwester. Es ist, als hätte ich ihn nie gekannt. Woher soll ich wissen, dass nicht alles nur eine einzige große Lüge war - mein ganzes Leben? Und ich kann ihn nicht einmal fragen." Die Wut war zu Verzweiflung geworden. Nach dem Ausbruch schwiegen sie beide. Immerhin konnte Ran darüber sprechen, statt alles weiter in sich hineinzufressen, er hatte das Schlimmste überstanden. Ob er es nun selbst bemerkte oder nicht. Sein Mitleid hinderte ihn nicht daran, die Situation zu analysieren. Ran war stark genug das Geschehene zu verkraften und er würde Aya am Leben halten. Es reichte, aber er würde ihm trotzdem weiter helfen. Damit er später der Wahrheit ins Gesicht sehen und Rache nehmen konnte - wenn er es wollte. Er wusste, dass er das nicht wirklich für Ran tat, sondern für sich selbst. Und denjenigen, den er verloren hatte. Ran strich sich durch die Haare, rief sich selbst zur Ordnung. "Entschuldigung..." Ein schmales Lächeln, Eis schimmerte jetzt durch das Violett hindurch. Seine Mundwinkel rutschten unwillkürlich nach oben. Der Junge war wirklich gut, auch wenn er ab und zu die Selbstbeherrschung verlor. "Möchtest du jetzt mit nach unten kommen?" "Ja. Ich muss wohl." Der Rotschopf setzte sich ganz auf, rutschte vor zur Bettkante. "Was bringt das alles? Egal wie viele Räucherstäbchen wir anzünden, sie bekommen es sowieso nicht mit. Sie sind weg, für immer." "Vielleicht hilft es den Leuten richtig Abschied nehmen zu können", bot er als Antwort an, auch wenn er Rans Ansicht war. Dieser lächelte, etwas verschmitzt diesmal. "Sie klingen, als würden Sie es selbst nicht glauben. Er lachte beinahe, aber da er sich das nicht erlaubte, blitzte nur etwas in seinen braunen Augen auf. Menschen waren bedeutungslos, wenn sie nicht seinen Zwecken dienten. Es brachte nur Ärger sich zu sehr an jemanden zu binden. Verwandtschaft durch Blut bedeutete ihm grundsätzlich nichts, die des Geistes war wichtiger. Aber er selbst war auch nur ein Mensch und hatte schon Schwäche gezeigt. Weswegen er in dieser Situation gelandet war, Lakai einer Organisation, die genauso wenig Skrupel hätte ihn zu töten, wie er selbst andere. Er verscheuchte die in ihm neu entflammte Wut. Es musste an dem Traum liegen, dass seine Gedanken sich weigerten in geordneten Bahnen zu laufen. Zurück zu Ran. "Darauf werde ich nicht antworten." Ran hielt sein Lachen nicht zurück und trotz des Ortes und des Zeitpunktes kam es ihnen beiden nicht falsch vor. "Aber so solltest du dich nicht blicken lassen", kehrte er zum ursprünglichen Thema zurück. Eine Hand legte sich unter Rans Kinn, hob es durch leichten Druck an, so dass Ran gezwungen war ihm voll ins Gesicht zu blicken. "Zeig ihnen, was du kannst." Ran nickte nur. Er strich ihm einige Strähnen zurück, band ihm die Krawatte neu. Anschließend ordnete er den Kragen und zog das Jackett zurecht. Ran wurde schon wieder rot. ****** Als wäre er ein kleines Kind, das sich nicht allein richtig anziehen konnte. Mit dem Gedanken fühlte er erneut Blut in seine Wangen steigen. Trotzdem hielt er still, ließ den Anderen sein Werk beenden. Ja, er würde es ihnen zeigen. Er wollte nicht, dass sie merkten, wie er sich fühlte. Die Übelkeit war verschwunden, die Wut verraucht. Der Nachmittag war um so vieles schlimmer gewesen, dass er auch jetzt alles durchstehen konnte. Seine Miene würde nicht verrutschen, er nicht noch einmal die Flucht ergreifen. Seine Tante und sein Onkel waren ihm nicht nah genug, als dass er sie sehen lassen wollte, was in ihm vorging. Er verstand es noch nicht, aber er begann andere wegzustoßen, aus Angst, wieder verletzt zu werden. Crawford-san schien auf irgendetwas zu warten, zog ihn dann hoch. Wieder wurde ihm bewusst, wie groß der Ältere war. Es war einschüchternd. Der Gedanke an seinen Vater war wieder da, ehe er es verhindern konnte. Sein Blick tastete die linke Seite des Amerikaners ab. "Sie tragen sie heute nicht, oder?" Der Andere folgte seinem Blick und zeigte wieder dieses Beinahe-Lächeln. "Nein, hier brauche ich sie nicht." Keinen Moment bestand ein Zweifel, worüber sie redeten. Er hätte die Waffe gerne einmal gesehen, im Hinterkopf das nagende Wissen darum, wie seine Eltern gestorben war. Es stieß ihn ab und faszinierte ihn nichtsdestotrotz. Nicht heute, aber ganz gewiss an einem anderen Tag würde er Crawford-san fragen. ~TBC~ Aufgrund der Hauptpersonen kann ich gar nicht anders, als dieses Kapitel zu mögen. ^^ Ich hoffe es finden sich ein paar Leute, die sich meiner Meinung anschließen *zwinka* Da ich keine ausführlichen Infos über so eine Zeremonie gefunden habe, wurde nur ein kurzer Rückblick auf die Einäscherung eingebaut... das mit den Knochen, die aus der Asche geholt werden, scheint dort wirklich so abzulaufen *schauder* cya, cu ^-^ *winkz* Kapitel 32: "Rückblicke IV - Böse Überraschung" ----------------------------------------------- Close Distance (Teil 32) Titel: Close Distance Teil: 32/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Dieses Mal gibt es wieder ein Kapitel über Brads Vergangenheit. Schließt unmittelbar an das letzte an, nachdem der Inspektor ihm gesagt hat, dass seine Eltern tot sind ^^ Disclaimer: not my boys, no money make... Greetings: @Andromeda: Natürlich habe ich meine letzten freien Tage genossen, schließlich ist bis Weihnachten erst mal Schluss damit ^^° Und ich glaube kaum, dass dir jemand deinen Platz hier oben streitig machen wird ^.~ Mir ist schon ganz klar, wie du das meinst, dass man meiner Art zu schreiben meine Sympathien anmerken kann *lach* Schließlich bemerke ich den Unterschied selbst während ich die entsprechenden Szenen schreibe *nod* Wie die Geschichte mit Ran und Crawford ausgeht, wird sich ja noch zeigen *gg* @Arigata: *knuffz* Okay, ich werde ja sehen, ob du ihn nachholst. Allerdings hege ich keine großen Zweifel daran, weil du es bisher immer getan hast. ^^ Es ist nur eher selten, dass du schon vorher Bescheid gibst, dass du es nicht schaffst einen Commi zu schreiben *das sehr nett von dir finde* ^.~ @kohaku_san: *lol* Klingt irgendwie ganz so, als hätte ich dich mit einigem was ich im letzten Teil geschrieben habe, ein wenig überrascht ^^ Deinem Kiefergelenk geht es doch gut, oder? *snicker* Ich hoffe du bist jetzt wieder ein bissl mehr in meiner Story drin, denn im heutigen Teil geht es wieder in Brads Vergangenheit *grins* und dort gibt es auch die Auflösung zu einigen seiner Gedanken vom letzten Mal... Brad und Ran zusammen? *gg* On verra, wie der Franzose so schön sagt ^^ @Furia: Das mit den Kaffee steht in mehr als nur in der einen FF von Mami-san und ich weiß nur, dass ich es nicht speziell daraus übernommen hab ^^ Ich glaube es lohnt sich nicht, sich darüber den Kopf zu zerbrechen *gg* Die Sache mit der Einäscherung schlug mir auch auf den Magen, daher hatte ich nicht vor mehr darüber zu schreiben *schauder* Natürlich ist Ran für Brads Rache da - wir reden hier von _Crawford_ *lach* Der Scherz ist, dass SZ sich im Prinzip selbst in den Abgrund stürzt, aber ehe der ganze Hintergrund aufgerollt ist vergeht noch ein bissl Zeit ^^ @nai-chan: Hm... wir können diese Personenwechsel ja einfach als Herausforderung zum aufmerksamen Lesen ansehen ^.~ Dieses Mal ist es allerdings noch leichter als beim letzten Teil, weil es keinen Wechsel gibt *snicker* Habe ich bisher noch nie bei einem Vergangenheitskapitel gemacht und eine Weile wird es dabei noch bleiben ^^ Mit Ran und Crawford wird auch bald wieder was kommen und ich hoffe, die Kapitel gefallen dir dann ebenfalls *lieb sag* @LoneLobo_01: Ha, eine neue Leserin ^^ *Begrüßungsgummibärchen reich* Ich freue mich sehr, dass du es auf dich genommen hast die ganze Story von Anfang an zu lesen ^___^ Dass du sie danach nicht satt hattest, ist ein gutes Zeichen *lach* Schnell weiterschreiben? So schnell wie immer *grins* Einen Teil pro Woche gibt es, nicht mehr und nicht weniger ^.~ Übrigens hat die Internetseite, die Xell da erwähnte, prima gefunzt als ich drauf war. Vielleicht hatteste nen falschen Zeitpunkt erwischt... @Xell: Crawford führt immer was im Schilde ^^ Und ich habe von Anfang an keinen Zweifel daran gelassen. Wäre auch was, wenn Braddy mal was aus uneigennützigen Motiven machen würde *kicha* Hm... Rans Panzer wird früher oder später bestimmt Risse bekomme, jedenfalls hoffe ich das. Sofern mir die Story nicht aus dem Ruder läuft... Die Site - insbesondere die Fragestunde - hab ich mir mal angeschaut. Mir tun ja ehrlich gesagt die Leutz leid, die sich die Antworten aus den Fingern saugen müssen *lach* @Kizuna01: Thanx für die ENS *knuffel* Es geschieht nicht so häufig, dass jemand darauf ausweicht wenn Mexx mal wieder sein Macken hat ^^ Aber trotz allem hast du es mal wieder geschafft die Gummibärchen abzufassen *rüberreich* ^____~ Übrigens bin ich nicht weniger gespannt als du, wie weit die Änderungen bei Brad gehen werden. Genau werde ich es nämlich erst wissen, wenn alles auf dem Papier steht ^^ Teil 32 "Rückblicke IV - Böse Überraschung" Kensington antwortete nicht gleich, vielleicht wollte er ihm etwas ersparen. Möglicherweise lag es aber auch an Stans Anwesenheit. Dieser war bleich geworden, seine Augen geweitet. "Hey, alles in Ordnung?" Mit einem geisterhaften Lächeln wurde er angesehen. "Sorry, ich glaube mir geht's nicht so gut..." Er war überrascht von der Reaktion seines Freundes, schließlich waren es nicht dessen Eltern, aber vielleicht war es normal. Er musste aufpassen, selbst nicht aus der Rolle zu fallen. "Da drüben ist das Bad", meinte er, Sorge in seiner Stimme. Stan nickte dankbar, stand dann hastig auf und verschwand hinter der gewiesenen Tür. "Kannte ihr Freund sie?" Der Inspektor war Stan mit den Augen gefolgt bis die Tür sich schloss, wandte sich jetzt ihm zu. Die grauen Augen verrieten überhaupt nichts. Damit konnte er leben, er wusste, dass dieser Mann ihm nicht gefährlich werden konnte, auch wenn er nicht an dessen Intellekt zweifelte. Er war schließlich vollkommen unschuldig, der arme Sohn, der auf einen Schlag Vater und Mutter verloren hatte. Und so behielt er seine gefasste Miene bei, ließ Erschütterung durch das fahrige Spiel seiner Hände erkennen, die unsicher durch schwarze Strähnen fuhren. "Ja, er kennt -" Er unterbrach sich selbst. "Er kannte sie. Unsere Eltern waren schon seit Jahren befreundet", beantwortete er die Frage des Anderen. Er fügte noch in knappen Sätzen - als würde ihm zu mehr die Kraft fehlen - hinzu, wer genau Stan war und wurde mit Wiedererkennen belohnt. Sein zufriedenes Lächeln war nur innerlich, er zeigte es nicht. Das würde Stan alle unnötigen Fragen ersparen. Nun war es an ihm selbst solche zu stellen. "Was ist denn nun überhaupt passiert?" Kensington räusperte sich. "Es war nach unseren bisherigen Erkenntnissen ein missglückter Einbruch. Ihre Eltern müssen den Einbrecher überrascht haben." Als er sich diesmal durchs Haar strich, war es keine gewollte Geste. Seit er damals bei dem Boxkampf gemerkt hatte, dass er Vorahnungen hatte und ihnen vertrauen durfte, hatte er die Fähigkeit beobachtet, wachsam. Selten hatte er sich getäuscht, aber bisher war dieses Wissen um die Zukunft nur wie flüchtige Einblicke gewesen, die daraus gewonnen Erkenntnisse eher unwichtig. Boxkämpfe hatte er so gewonnen, gewusst, was er für die nächste Klausur lernen sollte. Das hier war etwas vollkommen anderes. Er hatte die Ahnungen verdrängt, als wären es bloß schlechte Träume - und tief in seinem Innern hatte er gleichzeitig gewünscht, dass es wahr werden würde - gewusst, dass es wahr werden konnte. Warum war er dann in diesem Moment trotzdem überrascht? Echter Verlust überwältigte ihn ein paar Herzschläge lang, in denen sich seine Finger so sehr ineinander krampften, dass der Schmerz ihn wieder in die Wirklichkeit zurückholte. Was war das bloß? Dieses Gefühl hatte überhaupt nichts mit seinen Eltern zu tun. Es war eine völlig neue Erfahrung für ihn so im Dunkeln zu tappen. "Sie müssten später helfen herauszufinden, was alles fehlt." Sein Kopf bewegte sich von alleine, Zustimmung bekundend. "Ja..." Er fasste sich wieder, in dem Moment als er merkte, dass seine Stimme viel zu flach klang. "Wie genau sind sie gestorben?" Kontrolle. Er biss die Zähne zusammen. "Wir können es noch nicht mit Sicherheit sagen, aber es scheint ein Messer gewesen zu sein. Wir müssen die Ergebnisse abwarten." Das Wort Autopsie fiel nicht. "Wissen Sie, ob außer Ihren Eltern noch jemand im Haus gewesen sein müsste?" Er schloss die Augen, dachte ernsthaft darüber nach. "Sie wollten heute verreisen. Die Sachen waren bereits gestern weggebracht worden. Demnach werden sie dem Personal freigegeben haben. Der Chauffeur und eines der Hausmädchen könnten noch da gewesen sein." Der Inspektor machte sich ein paar Notizen. "Das stimmt soweit überein", hörte er ihn murmeln, dann kehrte der Mann zu normaler Lautstärke zurück. "Wir haben sie bereits befragt, aber laut ihren Aussagen, hat niemand etwas von dem Eindringling bemerkt." Was auch kein Wunder war, bei dem weitläufigen Gelände. Er fügte den Kommentar nur in seinen Gedanken hinzu. Der Wachdienst versah seinen Job nur die Nacht über, niemand hatte erwartet, dass sich ein Einbrecher am Tage hier hinein wagen würde. Er wurde von Kensington von diesen Überlegungen abgelenkt. "Was mich wundert ist, dass _Sie_ kein Personal benötigen." Seine linke Augenbraue wollte nach oben wandern und er unterdrückte diese Reaktion. Was bezweckte er mit dieser Aussage? "Ich hatte vor die Ferien mit Stan zu verbringen", erklärte er ohne seine Irritation deutlich werden zu lassen. "Dann würde ich vorschlagen, dass Sie diese Pläne beibehalten. Damit die Spurensicherung in Ruhe ihre Arbeit beenden kann." Er sah keinen Grund dem zu widersprechen. Gerade als er zustimmen wollte, erhaschte er aus den Augenwinkeln eine Bewegung. Die Badezimmertür war geöffnet worden. Stans blonde Haare waren feucht, etwas dunkler als sonst und in das Gesicht war Farbe zurückgekehrt. Sein Freund schien den ersten Schreck überwunden zu haben. Der Inspektor hatte sie bald darauf gehen lassen. Nachdem er bestätigt hatte, dass soweit er es überblicken konnte nichts fehlte. Und darauf hingewiesen, dass eine Befragung der Bediensteten in der Hinsicht eventuell auch helfen konnte. Unter Aufsicht hatte er noch ein paar Sachen zusammengepackt und dann seinen Wagen aus der Garage geholt. Inzwischen war auch der Anwalt der Familie eingetroffen, dem er es überließ sich vorläufig um alles weitere zu kümmern. Gerade verabschiedete er sich von dem älteren Mann, der in Gedanken schon ganz woanders war. Vor dem Anwalt lag jetzt viel Arbeit, um die er ihn nicht beneidete. Aber ganz sicher würde er nicht vergessen, alles im Auge zu behalten. "Komm, wir gehen. Es macht dir doch nichts aus, wenn ich trotzdem mit zu dir komme?" Unter dem sanften Druck seiner Hand setzte Stan sich in Bewegung. "Nein, natürlich nicht!", wehrte dieser ab. "Aber glaubst du das ist... richtig so?" Ein beruhigendes Lächeln ließ den Gleichaltrigen etwas Anspannung verlieren. "Der Inspektor hat es sogar vorgeschlagen. Die sind doch froh mich loszusein." "Ich verstehe." Ein etwas gezwungenes Lachen. Dann blieb Stan abrupt stehen, legte ihm die Hände auf die Schultern und sah ihn ernst an. "Ist alles in Ordnung?" Er spürte die Besorgnis und einem Teil von ihm tat es Leid, dass er der Grund dafür war, war gleichzeitig aber auch dankbar. Ein anderer - größerer - Teil behielt jedoch die Kontrolle und spielte weiter die Rolle, die von ihm erwartet wurde. Er sah zur Seite als müsste er sich sammeln und als er wieder den blauen Augen begegnete, zeigte seine Miene Unsicherheit und den festen Entschluss keine Schwäche zu offenbaren. "Mir geht es gut, mach dir keine Sorgen." Die Worte waren nicht so fest wie gewohnt und sein schwaches Lächeln auf andere Weise falsch, als Stan gerade annahm. Der glaubte zu verstehen was in ihm vorging und drückte aufmunternd seine Schultern. Ohne weitere Worte zu wechseln fuhren sie dann los. Die Tage verstrichen und er trauerte für die Öffentlichkeit, stets Fassung bewahrend. Die Beileidsbekundungen ließ er über sich ergehen, diese Leute waren ihm gleichgültig, Freunde seiner Eltern, Geschäftspartner die sichtlich überlegten, wen sie jetzt über den Tisch ziehen konnten. Gemeinsam mit dem Anwalt plante er die Beerdigung. Mr. Brown arbeitete schon seit Jahren für sie und er vertraute dessen Entscheidungen. Alles lief seinen unaufhaltsamen Gang, an dessen Ende er endlich die Freiheit haben würde alles zu tun was er wollte. Am schlimmsten waren Kathys Besuche, aber noch wollte er nicht mit ihr brechen. Stan war anders. Nach diesem einen Mal hatte er ihn nicht mehr auf den Tod seiner Eltern angesprochen, sondern wann immer es möglich war so getan, als würden sie wirklich nur ganz normale Ferien verleben. Er lächelte, als Stan mit großem Schwung in den Swimming Pool eintauchte und kurz darauf prustend wieder an die Oberfläche kam. Der Blondhaarige winkte ihm zu. "Komm doch rein! Wie kann man bei diesem schönen Wetter nur lesen?" Immer noch lächelnd schüttelte er den Kopf. "Das Buch ist nun mal interessant." Zudem konnte er unbehelligt seinen Gedanken nachhängen. Stan gab auf und begann mit kräftigen Zügen das große Becken zu durchmessen. Er selbst bereitete sich innerlich auf das noch vor ihm liegende Gespräch mit Kensington vor. Es sollte das letzte sein, es sei denn, die Ermittlungen würden weitere Anhaltspunkte aufzeigen. Ihre bisherigen Treffen hatte ihm deutlich gezeigt, dass dieser Mann wirklich so intelligent war, wie er anfangs vermutet hatte. Und er war misstrauisch. Die grauen Augen wurden durchdringend, wenn der Inspektor ihn ansah und er war sich sicher, dass Kensington ihn irgendwie verdächtigte die Finger im Spiel zu haben. Wahrscheinlich hatte er gemerkt, dass etwas in seinem Verhalten, seinen Reaktionen, nicht stimmte. Doch das Einzige, dessen er sich schuldig gemacht hatte war, dass er nicht versucht hatte das Ganze zu verhindern. Und dafür konnte ihn niemand verurteilen. Sein Lächeln nahm eine ganz andere Qualität an. Schließlich konnte niemand von ihm verlangen, hellseherische Fähigkeiten zu besitzen. Kensingtons Büro war das genaue Gegenteil vom Arbeitszimmer seines Vaters. Modern eingerichtet, mit einem elektrisierenden Unterton der Aktivität. Gesetzeswerke und andere Bücher mit deutlichen Gebrauchsspuren, der offensichtliche Eindruck von Kompetenz, allein schon durch die Anordnung der Akten auf dem Schreibtisch, aber vor allem ausgedrückt durch den Mann, der dahinter saß. "Die Ergebnisse des Gerichtsmediziners liegen jetzt vor." Graue Augen musterten ihn sezierend. Der Inspektor hatte es für unnötig gehalten sie mit langem Vorgeplänkel aufzuhalten und kam gleich zur Sache. Was ihm ganz recht war. "Es hat sich bestätigt, dass Ihre Eltern durch Messerstiche getötet wurden. Da diese nicht gezielt tödlich waren, gehen wir davon aus, dass der Einbrecher keinen Mord geplant hatte." "Es war nur ein Täter?" Kensington schlug eine Akte auf, tat so, als wollte er sich noch einmal versichern. "Eine Tatwaffe. Die Zahl der Eindringlinge kann nicht mit absoluter Sicherheit bestimmt werden. Die Spurensicherung hat weder Fingerabdrücke noch andere brauchbare Spuren gefunden. Ein Profi, wenn da nicht der dilettantische Angriff mit dem Messer gewesen wäre." Um es zusammenzufassen: Die Polizei hatte überhaupt nichts, außer den Leichen. Kein Motiv, keinen mutmaßlichen Täter, nicht einmal einen Ansatz, nach wem sie suchen sollten. Gut, er hatte kein Problem damit. Schließlich hatte ihm der Kerl - wenn es denn einer war - einen Gefallen getan. Ob er nun dafür auf dem elektrischen Stuhl landete, war ihm gleichgültig. Er runzelte die Stirn um Unzufriedenheit anzudeuten, ging aber nicht weiter auf das Gehörte ein. "Sind sie freigegeben - für die Beerdigung?" Sein Gegenüber klappte die Akte zu, nickte. Dann stand in den grauen Augen mit einem Mal etwas Abwartendes und wider Willen spürte er Unbehagen in sich aufsteigen, umso schlimmer durch die damit einhergehende Unsicherheit. Es passte ihm nicht, passte nicht zu der Person, die er war, doch er konnte es nicht verhindern. Spannung lag plötzlich in der Luft und er fragte sich, ob jetzt etwas Wichtiges passieren würde. Und wenn ja - warum war er dann völlig ahnungslos? Überraschungen gehörten nicht mehr in sein Leben. "Wussten Sie eigentlich, dass Ihre Mutter schwanger war?" Nein, natürlich hatte er es nicht gewusst... Er wusste genauso wenig, wie er es geschafft hatte die Frage zu verneinen und dabei ruhig zu bleiben und anschließend ohne einen Unfall zu bauen nach Hause zu kommen. Er war tatsächlich zu Hause, erst jetzt wurde ihm das bewusst. Ohne jede Kraft ließ er sich auf seine Couch fallen. Die Hände bedeckten sein Gesicht, ohne dass es einen Unterschied machte. Schon vorher hatte sich alles um ihn herum verdunkelt. Er konnte es nicht glauben, aber es half nichts es zu leugnen. Sein Bruder, er war schuld am Tod seines Bruder. Ihm wurde kalt, obwohl das Zimmer perfekt temperiert war und ein Frösteln durchlief seinen Körper. Warum nur war ihm nicht klargeworden, was diese Bilder zu bedeuten hatten? Diese Momente, als er das Gesicht vor sich gesehen hatte, so vertraut, die Augen seines Vaters. Er zitterte immer noch, spürte, wie heiße Tränen seine Wangen und Handflächen benetzten. Er weinte und konnte nicht mehr aufhören. Wann hatte er sich zum letzten Mal so schwach gefühlt? Es musste der Tag gewesen sein, an dem ihn sein Vater zum allerletzten Mal geschlagen hatte. Es schienen Ewigkeiten zu vergehen, bis er keine Tränen mehr übrig hatte. Er fühlte sich vollkommen ausgetrocknet und hatte einen unglaublichen Durst. Mit unsicheren Schritten ging er ins Bad, schöpfte Wasser mit der hohlen Hand. Anschließend wusch er sich das Gesicht, trocknete sich mit mechanischen Bewegungen ab. Er war kalkweiß, nur seine Augen stachen heraus. Hastig wandte er sich von seinem Spiegelbild ab. Trauer hatte die Dunkelheit vertrieben, trotzdem oder vielleicht gerade deswegen fühlte er sich vollkommen leer. Sein Selbstvertrauen schien ausgelöscht und er fragte sich, wie er jemals so selbstsicher hatte sein können. Zurück in seinem Zimmer zog er die Vorhänge zu, so dass nur noch Zwielicht in den großen Raum sickern konnte. Dann saß er wieder auf der Couch, starrte blicklos ins Nichts. Warum nur? Warum hatte ihn seine Fähigkeit so sehr in Stich gelassen? Diese mögliche Zukunft, in die er viel zu flüchtige Einblicke erhalten hatte, war ausradiert. Diesen Bruder würde es niemals geben. Seine Eltern, sie verdienten nicht, dass er auch nur einen Gedanken an sie verschwendete. Sie hatten ihn wie einen Gegenstand behandelt, etwas, das eine Rolle ausfüllte. Und da sie kurz davor standen ihre Puppe zu verlieren, an ein Leben, das sie nicht mehr kontrollieren konnten, hatten sie für Nachschub gesorgt. Er wählte absichtlich diese Bezeichnung, Nachwuchs wäre viel zu menschlich, zu individuell. Er hätte seinen Bruder vor ihnen beschützen können. Seit er ihn zum ersten Mal ,gesehen' hatte, war er eine lebende Person für ihn gewesen, ohne dass mehr als sein Unterbewusstsein es gewusst hatte. Er hätte ihm geholfen, ihm gezeigt wie es ist, sein Leben selbst zu bestimmen. Niemals hätte er zugelassen, dass sein Vater ihn schlagen würde. Zu spät, es war zu spät... Fingernägel bohrten sich in nachgiebige Handballen, doch er spürte den Schmerz nicht. Die Kälte verschwand und Wut, so heiß, dass sie ihn zu verbrennen drohte, fraß die Leere auf, verzehrte die Unsicherheit. So gleichgültig es ihm vorher gewesen war, so sehr verlangte es ihn jetzt nach Rache. Wer auch immer es getan hatte, er musste ihn finden. Ein kleiner Funke in ihm flüsterte, dass das irrational war, dass sein Bruder niemals wirklich gelebt hatte, doch er erstickte ihn. Mit einer bewussten Anstrengung öffnete er seine Hände, sah das Blut, das aus den sichelförmigen Wunden ausgetreten war. Er leckte es ab, schmeckte metallische Süße. Niemand hatte das Recht so in sein Leben einzugreifen. Er hatte sich selbst wieder unter Kontrolle - und er würde auch alles andere wieder unter seine Kontrolle bringen. Nichts würde ihn davon abhalten, den Mörder seines Bruders zu töten. ~TBC~ Okay, damit ist wenigstens eine der im letzten Kapitel aufgetauchten Fragen geklärt ^^ Natürlich fehlt noch einiges um die Lücke zu schließen *grins* Aber früher oder später kommen auch die restlichen Infos ^^ cya, cu ^-^ Kapitel 33: "Verwirrung" ------------------------ Close Distance (Teil 33) Titel: Close Distance Teil: 33/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Samstagmorgen, nach der Trauerfeier ^^ Und entschuldigt bitte das verspätete Hochladen, mir stand am Weekend leider kein Internet-Anschluss zur Verfügung *schon unter Entzugserscheinungen litt* ^.~ Disclaimer: not my boys, no money make... Greetings: @Arigata: O.O Du hast gegen Mitternacht nen Commi geschrieben? Willst du gegen Andy antreten? Okay, unfairer Vorteil auf deiner Seite, weil du einen Tag später geschrieben hast *snicker* War nur noch rechtzeitig, da ich bis heute mit dem Hochladen warten musste o.o Tja, Brad macht sich als Schauspieler gar nicht so schlecht, ne? *grins* Aber auf ner Bühne stelle ich ihn mir lieber doch nicht vor ^^ @Andromeda: Leider hat dir Gata-chan heute die Pole-Position geklaut ^^° Falls du es noch nicht gemerkt hast: ich liebe es die Leser hinters Licht zu führen *auf Stan deut* es gelingt mir bloß nicht allzu häufig *lach* Ich denke auch, dass Brad seine Eltern nicht so sehr Hass entgegenbringt als vielmehr Gleichgültigkeit, weil er sich von ihnen bereits seit langer Zeit abgenabelt hat ^^ *nod* Ist deine praktische Prüfung gut gelaufen? *lieb frag* @Furia: Och, ich mag nun mal keine Wortwiederholungen ^^ Und sobald sie mir auffallen, tausche ich die Wörter einfach aus *gg* Bei ,kompetent' mir das aber nicht so bewusst gewesen ^^° Herzlichen Glückwunsch nachträglich *knuddel* Ich hoffe, dass deine Klausur gut gelaufen ist *nod* Übrigens weiß doch jeder, dass Crawford zumindest ein Übermensch ist *breitgrins* Und bei näherer Überlegung glaube ich nicht wirklich, dass Brad Ran als kleinen Bruder sieht... denke ich... *unsicher guck* @LoneLobo_01: *grins* Ich werde sicherlich noch ne ganze Weile weiterschreiben und dank deiner freundlichen Aufforderung sogar mit etwas mehr Elan ^.~ Wenn du das Rezept für die Gummibärchen wissen willst, musste bei Haribo anfragen *snicker* Übrigens kann man das mit dem wöchentlichen Kapitel schaffen, indem man es nicht allzu lang macht ^^ @kohaku_san: *lach* Mich stört es nicht weiter, wenn jemand mir in die Story reinredet, er kann mich schließlich nicht zur Umsetzung zwingen ^.~ Die Sache mit Ran und Brad ist einfach die, dass ich selbst noch nicht weiß, was draus wird - daher abwarten *gg* Ich kann mich an Yukis Story nicht mehr so genau erinnern, aber ich dachte, dass Brad seine Eltern umgebracht hätte ^^# Nu ja, vielleicht bringe ich was durcheinander... Und das mit Brads Bruder _sollte_ schließlich ne Überraschung sein, wäre ja dumm gelaufen, wenn du es erwartet hättest ^^ @nai-chan: Ich glaube die Vergangenheitskapitel kommen jetzt häufiger, so dass du beim nächsten Mal nicht halbwegs vergessen haben wirst, was so geschah (ging mir bei übrigens ähnlich wie dir und ich _schreibe_ diese Story ^^°) Heute geht es bei Ran weiter, ein bisschen wirst du also noch warten müssen, bis du erfährst, was Brad als nächstes unternimmt ^^ @Kizuna01: Ich habe die ganze Zeit abgewartet, ob jemand die Hinweise zum richtigen Bild zusammenfügt. Da ich es aber zugegeben gar nicht wollte, habe ich sie sehr spärlich gehalten ^^# Vielleicht hätte auch schon ein Verdacht aufkommen können, als Brad diese Vision von seinem Bruder hatte... ^.~ *froh bin dass ich euch überrascht habe* Übrigens nervt das nicht, ich bin ja auch gespannt, wie das mit Ran und Brad enden wird *lach* Ich hoffe wir hören vor November voneinander ^^ @Xell: Ha, du wolltest wieder Gummibärchen haben, ne? *dir welche rüberschieb* Dieses Mal konnte ich leider sonntags nicht ins Net, daher ist der Teil erst so spät on *sigh* Letzten Sonntag ging das Freischalten wirklich schnell *dir zustimm* Hm... ein bissl tut mir Brad auch Leid ^^ Der Verlust seines Bruders ist indirekt wirklich der Grund dafür, dass er Ran nett behandelt, aber nicht ganz so, wie du denkst *grins* Teil 33 "Verwirrung" Er war die ganze Nacht über wach geblieben und hatte vor dem kleinen Altar gekniet, auf dem die Urnen seiner Eltern standen. Abschied nehmen... Wenn das dahinter steckte, hatte er es schon längst getan - oder würde es niemals wirklich schaffen. Während der langen ruhigen Stunden hatte er genug Zeit gehabt zu realisieren, dass es wirklich seine Mutter und sein Vater gewesen waren, die gestern verbrannt wurden. Und dennoch hatte er das Gefühl, sich nur umdrehen zu müssen, um sie zu sehen. Die Vertrautheit des Hauses zehrte an seinen Nerven, er hatte nicht geahnt, dass es so schlimm sein könnte wieder hier zu sein. Zum ersten Mal seit Sonntag - und an diesem Tag war er nicht wirklich bei sich gewesen. Kaum mehr als eine Woche war vergangen und er hatte seine Eltern verloren, seine Schwester lag im Krankenhaus, er hatte miterlebt, wie Menschen sich einfach so töteten, zum Zeitvertreib anderer. Wenn er das zusammenzählte, konnte es unmöglich passiert sein, nicht alles auf einmal und trotzdem war es Wirklichkeit. Ein Spiel hatte Schuldig es genannt. Wenn, dann ein ziemlich merkwürdiges, jedenfalls konnte er keinen Sinn darin entdecken, keine Regeln. Vielleicht war er einfach am falschen Ende, woher sollte eine Spielfigur auch wissen, wie das Feld aussah. Er fletschte die Zähne bei diesem Gedanken. Es wäre besser, wenn er selbst die Regeln bestimmen könnte. Schritte in seinem Rücken ließen seine Miene blank werden. Das musste sein Onkel sein, der ihm Gesellschaft leistete. Seine Tante war schon gestern Abend zurückgefahren, schließlich konnte der Babysitter sich nicht ewig um die Zwillinge kümmern. "Ran, es ist bereits Morgen. Lass uns nach Hause gehen." Er sah auf, direkt auf die Fotos seiner Eltern und verstand im ersten Augenblick nicht - wollte nicht verstehen. Er war doch schon zu Hause... Dann wurde ihm klar, wovon sein Onkel gesprochen hatte. Wie dumm er doch war. Seine Beine protestierten, als er etwas schwerfällig aufstand, fingen dann an zu kribbeln. Nadelstiche, die unter seiner Haut entlang tanzten. Er ignorierte das unangenehme Gefühl und griff nach weiteren Räucherstäbchen, die den Tag über weiterbrennen würden, entzündete sie und wandte sich erst dann zu seinem Onkel um. Dieser sah so erschöpft aus wie er selbst sich fühlte, doch seltsamerweise war er überhaupt nicht müde. Der Andere versuchte ihn ermunternd anzulächeln, was gründlich misslang. Es war ihm egal, seine Gesichtszüge waren wie eingefroren. Das Frühstück wartete auf sie, als sie ankamen. Sasaki und Maruko liefen ihnen entgegen, wurden aber merklich stiller, als ihnen bewusst wurde, dass die Älteren heute anders waren. Zu jung um zu begreifen was wirklich los war, spürten sie doch die niedergedrückte Stimmung. Er sah ihre Verwirrung und hatte Mitleid mit ihnen. Mit einem nicht ganz echten Lächeln griff er sich einen der Jungen und hob ihn hoch. "Na Maru-chan, hast du schon gegessen?" Der Kleine strahlte ihn prompt an, begann an seinen roten Strähnen zu zupfen, vergaß darüber völlig zu antworten. "Auch hoch!" Sasaki zerrte an seinem Hosenbein, wurde dann zum Glück von seinem Vater auf den Arm genommen. "Aber, aber, mein Sohn. Du schmeißt den armen Ran noch um." Er biss sich auf die Unterlippe um nicht zusammenzuzucken. Ihn würde niemand mehr so nennen. Kälte brannte in seinem Inneren, doch er ließ sich nichts anmerken. Kurz darauf saßen sie am Küchentisch, er selbst mit Maruko auf dem Schoß, sein Onkel mit Sasaki. Es wurde ein Frühstück, das ihm später schwer im Magen lag. Der Vormittag danach schien einfach nicht vergehen zu wollen. Die Zeit kroch bestenfalls voran und er hatte keine Ahnung, was er mit sich anfangen sollte. Nicht einmal der Besuch bei seiner Schwester hatte ihm weitergeholfen. Er hatte neben ihrem Bett gesessen, ihre Hand haltend und ihr erzählt, was gestern alles geschehen war. Sie konnte ihn nicht hören, es erschien ihm so sinnlos. Wenigstens konnte sie jetzt ohne Unterstützung atmen. Es hatte ihn erschreckt, wie schmal ihr Gesicht wirkte, so anders. Als wäre sie ihm in dieser kurzen Zeit fremd geworden. Und wieder hatte er es vermieden Miyu über den Weg zu laufen. Seine linke Hand berührte den Ohrring. Wenn er doch nur eine echte Verbindung zu Aya herstellen könnte, sie zu sich zurückholen. Seine Beine trugen ihn von alleine vorwärts, während er vollkommen in Gedanken versunken war. Vielleicht holte ihn allmählich doch sein Schlafbedürfnis ein, aber müde war er immer noch nicht. Ob alles anders wäre, wenn Aya das mit ihm zusammen durchstehen würde? Er versuchte sich vorzustellen, sie an seiner Seite zu haben, sie zu trösten, doch es wollte ihm nicht richtig gelingen. Er stieg in die U-Bahn ein ohne auf die Linie zu achten oder auch nur auf die Richtung, in die er fuhr. Was hatte er eigentlich sonst am Wochenende gemacht? Er konnte sich nicht daran erinnern, jemals wirklich Langeweile gehabt zu haben. Seine Vergangenheit starrte ihn über eine unüberwindbare Kluft hinweg an. Er konnte den Blick nicht erwidern, er hatte Angst, dass es zu sehr wehtun würde. Irgendwann stieg er aus, lief noch ein Stück, um schlussendlich an seinem Ziel anzukommen. Von dem er bis eben nicht gewusst hatte, dass er hierher wollte. Er kam nicht mehr dazu seine Motive zu hinterfragen, denn die Tür wurde geöffnet, bevor er überhaupt angeklopft hatte - wozu er wahrscheinlich sowieso nicht den Mut aufgebracht hätte. Er hätte gar nicht erst herkommen sollen, wusste nicht einmal, was er hier eigentlich wollte. Am liebsten hätte er eine Kehrtwendung gemacht, doch es war zu spät um wegzulaufen. "Hallo Ran, möchtest du nicht hereinkommen?" Schuldig schien von seiner Anwesenheit weniger überrascht zu sein als er selbst. Der Orangehaarige hatte sich bereits abgewandt und war in Richtung Küche gegangen, dabei weitersprechend. "Du kannst mit uns Mittagessen. Ist gerade gebracht worden." Der Ältere war wohl der festen Überzeugung, dass er ihm folgte. Und so ließ er alle Bedenken fahren, trat ein und schloss die Tür hinter sich. Der Essensgeruch war verlockend und auch wenn er das Frühstück heute nicht in bester Erinnerung hatte, gab sein Magen ein verlangendes Knurren von sich. Nachdem er sich die Schuhe ausgezogen hatte, begab er sich ebenfalls in die Küche, wo Schuldig gerade die Paletten verteilte. "Ich bring Nagi seine nur schnell hoch, er kann sich gerade nicht von seinem Computer trennen." Und schon blieb er alleine mit Farfarello in einem Raum zurück. Er schluckte trocken. Zu seinem Glück war der Ire gerade dabei sich mit einem - er schaute genauer hin, aber es blieb dabei - Handmixer zu beschäftigen und schien ihn überhaupt nicht zu bemerken. Was zum Teufel machte der damit? Farfarello schien nach irgendetwas zu suchen, an dem er das Küchengerät ausprobieren konnte und plötzlich blieb das bernsteinfarbene Auge an ihm haften. Er fühlte sich unter dem sezierenden Blick alles andere als wohl und unwillkürlich trat er einen Schritt zurück. Er stieß mit Schuldig zusammen, der eben eingetreten sein musste. Dieser überschaute die Situation sofort, grinste ihn etwas spöttisch an und ging dann zu seinem Freund hinüber. "Leg das weg, du willst doch nicht unseren Gast verschrecken. Zudem habe ich keine Lust, wieder solche Sauerei saubermachen zu müssen." Er fragte sich, was Schuldig damit wohl meinte - natürlich nicht laut. Farfarello warf ihm einen indifferenten Blick zu. "Ich glaube nicht, dass er davor wirklich Angst hat." Ein wildes Glitzern, dann setzte sich der Ire an den Tisch und griff nach seinem Essen, als ob nichts vorgefallen wäre. Dieser Typ konnte genauso undurchsichtig sein wie Crawford-san, schoss es ihm durch den Kopf. Das Unbehagen war plötzlich vollkommen verschwunden. Aus einem ihm unerfindlichen Grund lachte Schuldig auf, begann dann ebenfalls zu essen. Er sollte sich besser nicht den Kopf darüber zerbrechen. Stattdessen landeten seine Gedanken beim gestrigen Abend, schweiften weiter zu seinen anderen Begegnungen mit Crawford-san. Ober der Amerikaner noch ein Kind in ihm sah? Er fühlte sich teilweise so behandelt. Laufend schien der Ältere seine Entscheidungen in Frage zu stellen und er wusste nicht, ob ihm das gefiel. Dummerweise hatte Crawford-san bisher immer Recht gehabt, ob es nun um den Moment in Ayas Krankenzimmer ging oder das Keller-Casino. Das war irgendwie deprimierend. Schließlich hatte er sich doch vorgenommen, von niemandem mehr abhängig zu sein. Und was hatte er getan? Sich den Erstbesten ausgesucht, an den er sich hängen konnte. Ihm wurde wärmer bei diesem Gedanken. Kein Wunder, dass Crawford-san sogar anfing dafür zu sorgen, dass er ordentlich angezogen war, wenn er in dessen Gegenwart regelmäßig auf hilflos oder nicht ganz helle umschaltete. ****** Ran machte es ihm wirklich nicht leicht, sich auf sein Essen zu konzentrieren. Ob Crawford wusste, welchen Eindruck er auf den armen Kerl machte? Seiner Meinung nach hatte Ran sich die falscheste Person überhaupt ausgesucht, aber sicher war das kein Zufall. Nicht, wenn Kontrollfreak Nummer Eins seine Finger im Spiel hatte. Er betrachtete den Rotschopf, der mit den Kopf über den Teller gebeugt da saß und über lauter Nachdenken kaum zum Essen kam. Beruhigend strich er über seinen Geist hinweg, woraufhin Ran wieder ins Hier und Jetzt zurückkehrte. Was wollte Crawford bloß von ihm? Es musste mit Aya zu tun haben, wobei allerdings die Frage blieb, was für Pläne er mit diesem Mädchen hatte. Er mochte es überhaupt nicht so im Unklaren gelassen zu werden, auch wenn er sich inzwischen daran gewöhnt haben sollte. Dieses Mal aber hatte er die Gelegenheit es Crawford heimzuzahlen. Er würde zur Abwechslung auch etwas für sich behalten. Innerlich den Kopf schüttelnd versuchte er sich vorzustellen, wie ihr Leader Ran die Kleidung richtete und scheiterte beinahe. Das war einfach... Er schickte das Bild an Farfarello, der prompt zu Ran hinübersah, dann zu ihm. Eine Frage formte sich in den Gedanken, die er mit einem Nicken bejahte. Ein schmales Lächeln war die Reaktion darauf. "Wo ist Crawford-san eigentlich?" Ran hatte sich endlich dazu durchgerungen zu fragen, nachdem er eine ganze Weile die letzten Bissen hin und her geschoben hatte. "Der hat heute seinen freien Tag und ist gleich nach dem Frühstück verschwunden." Er grinste den Rothaarigen an, während dieser versuchte das Konzept von Crawford und freihaben unter einen Hut zu bringen. Ihm war also auch schon aufgefallen, dass der Amerikaner ziemlich arbeitswütig war. In Ran war jetzt die Neugier erwacht. "Was macht er denn in seiner Freizeit?" Interessante Frage - die hatte er sich auch schon gestellt, da Crawford es bereits als Freizeit ansah, mit seinen Unterlagen aus dem Haus zu wandern und sie woanders durchzusehen. Oder auch seine Zeit auf dem Schießstand beziehungsweise mit dem alten Meister zu verbringen, der bereit gewesen war, einen Ausländer weiter im Umgang mit einem Katana zu unterrichten. Und dann gab es da noch den Sack im Trainingsraum, auf den der Amerikaner regelmäßig einboxte, als hätte er dabei jemanden vor Augen, den er ganz und gar nicht leiden konnte. Aus diesem Grund hatte er auch nicht widerstehen können herauszufinden, wohin Crawford fuhr, wenn er manchmal einen ganzen Tag lang verschwand. Damals hatte er erwartet eine Freundin vorzufinden, aber die Wirklichkeit war viel bizarrer gewesen. Eigentlich konnte er es immer noch nicht so richtig glauben. "Wenn du willst, zeige ich es dir", bot er Ran an. Das konnte lustig werden. ****** Von den grünen Augen konnte er überhaupt nichts ablesen. Und er war sich auch nicht sicher, was an Schuldigs Tonfall ihn eben irritiert hatte. Sollte er auf den Vorschlag eingehen? Warum sollte er? Er konnte doch Crawford-san nicht laufend auf die Nerven gehen... In ihm stieg wieder die Frage auf, warum er überhaupt hierher gekommen war. Hatte er zu dem Amerikaner gewollt? Warum? Er verstand sich selbst nicht mehr, wusste nur, dass er sich in dessen Nähe sicher fühlte. Wie überhaupt bei diesen Leuten hier, ohne dass er sagen konnte, warum. Sie waren keine Fremden mehr für ihn, nicht seit er mit Nagi an einem Tisch gesessen und in Ruhe Hausaufgaben gemacht, Schuldigs Reaktion auf seine Schwester, ihn zusammen mit Farfarello gesehen hatte. Und dann war da noch Crawford-san, der ihn an jenem Abend mit zu sich genommen hatte, bei dem er das erste und einzige Mal weinte, der mit ihm zu Aya ins Krankenhaus gefahren war, als sein Onkel keine Zeit gehabt hatte. Der laufend für ihn dazusein schien, noch ehe er selbst wusste, dass er ihn brauchte. Schuldig hob eine Augenbraue und die Kühle wich für einen Moment aus dem Grün. Ihm wurde bewusst, dass er immer noch nicht geantwortet hatte und spürte, wie er schon wieder errötete. Langsam wurde das zu einer dummen Angewohnheit. "Ja, bitte", brachte er endlich heraus, erleichtert zugestimmt zu haben, bevor ihn seine Zweifel davon abhalten konnten. "Ich bin bald wieder zurück." Schuldig hatte sich Farfarello zugewandt. Dieser wollte aufbegehren und warf ihm einen Blick zu, in dem so etwas wie eine Anschuldigung stand. Er wich dem Raubtierauge aus, indem er den Kopf senkte. Zwischen roten Strähnen hindurch konnte er sehen, dass Schuldig das Gesicht des Iren mit beiden Händen umfing, sich dann nach vorne beugte, bis sie sich Stirn an Stirn berührten. Beide schlossen die Augen und es dauerte nicht lange, bis Farfarello sich sichtlich entspannte. Erst dann trennte sich Schuldig von ihm und stand auf. "Ich werde Nagi Bescheid geben. Wenn du willst, kannst du ja solange hiermit weiterspielen, versprich mir aber bitte, keine Tomaten zu benutzen." Er reichte dem Iren das Küchengerät, der daraufhin das Auge leicht zusammenkniff. "Lass dir nicht zuviel Zeit." Eine leise Warnung klang in den Worten mit. Schuldig sah ein paar Herzschläge lang unsicher aus, verletzlich, was zu dem Orangehaarigen überhaupt nicht passen wollte. Dann kehrte die übliche Überlegenheit zurück. "Ich werde die Bremse so selten wie möglich benutzen", kam es staubtrocken. Er zuckte bei diesen Aussichten zusammen, wagte aber nicht Einwände zu erheben, vor allem da Farfarello jetzt ausgesprochen zufrieden wirkte. Er saß bereits neben Schuldig im Cabrio, als ihm endlich aufging, von was für einer Sauerei der Andere vorhin gesprochen haben musste. "Warum besorgst du ihm eigentlich keinen richtigen Mixer, den man auch schließen kann?", brach es aus ihm heraus. Schuldig starrte ihn verblüfft an, lachte dann. "Damit hast du dir die Fahrt wirklich verdient, Ran." Er lächelte, als sich der Wagen in Bewegung setzte. ~TBC~ Farfarello und ein richtiger Mixer gehören für mich seit Mami-sans Fanfics einfach zusammen *grins* cya, cu ^-^ Kapitel 34: "Freizeitgestaltung" -------------------------------- Close Distance (Teil 34) Titel: Close Distance Teil: 34/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Es geht geradewegs Samstagnachmittag mit Schu und Ran weiter ^^ Übrigens muss ich zugeben, dass ich irgendwas an diesem Teil merkwürdig finde, aber ich kann den Finger nicht darauf legen o.O Vielleicht ist es ja Crawfords Verhalten ^^° Ich schiebe es ganz einfach darauf, dass er in den letzten Nächten aufgrund störender Träume nicht so gut geschlafen hatte ^^°° Und Ran ist eh nicht so ganz auf der Höhe ^^°°° Disclaimer: not my boys, no money make... Greetings: @Andromeda: Jupp, dieses Mal biste wieder ganz oben *grins* Ich bezweifle auch stark, dass dir jemand auf Dauer diesen Platz streitig machen kann ^.~ Hm, in Richtung Sport geht Brads Hobby schon *lach* und es ist eigentlich nicht schwer zu erraten, was er macht ^^ Rans fehlender Gefühlsausbruch ist vor allem auf Erschöpfung zurückzuführen und damit meine ich nicht nur körperliche. Zudem hatte er ja schon ne Woche Zeit sich an den Tod seiner Eltern zu ,gewöhnen' ^^°°° @Xell: Spät nenne ich die Meldungen von Andy, aber deine doch nicht *zwinka* Du bist also auch noch nicht darauf gekommen, was Crawford in seiner Freizeit treibt? *grins* Ich hoffe ihr seid von der wirklich einfachen Auflösung nicht enttäuscht *Kopf einzieh* Übrigens muss ich zugeben, dass ich vor Farf wahrscheinlich auch ohne den Mixer Angst hätte *ehe* @Furia: Gehen wir einfach mal davon aus, dass Farf noch nicht lange mit diesem Handmixer spielt und Schu zu sehr mit Saubermachen beschäftigt war, um auf die Idee zu kommen, ihm einen richtigen zu kaufen *snicker* Ob Ran von Schu gelenkt wurde oder nicht, bleibt vorläufig offen... Hab mich ehrlich gesagt noch nicht entschieden ^^°°° Viel Erfolg bei deiner Klausur morgen! (auch wenn das jetzt sicher etwas zu spät kam *dröppel*) @Arigata: ^^# Ja, Schu hat auch in diesem Teil wieder einen kleinen Auftritt... Gott, Brad in karierter Badehose?!? Ich glaube dir bekommt das Lernen für Physik nicht. Ich bin echt überrascht, dass hier niemand ahnt, wo Brad sich rumtreibt *irritiert in die Gegend schau* Brauchst jetzt nicht länger neugierig zu sein, sondern musst einfach nur den neuen Teil lesen, um es zu erfahren ^^ *lach* @Maike: *vor dir auf die Knie fall* Bitte sag, dass du die richtige Ahnung hattest *flehend guck* Dann habe ich wenigstens einen, der nicht enttäuscht ist von der Auflösung, weil er sich schon längst drauf vorbereiten konnte ^^° Ich war froh, nachdem ich den Teil mit Brads Bruder endlich hinter mich gebracht hatte. Jetzt geht die Story in der Vergangenheit nämlich endlich weiter und entwickelt sich etwas mehr auf die gegenwärtige Situation hin zu ^^ @nai-chan: Ha, mal wieder jemand Anderes, der die Gummibärchen bekommt *welche rüberschieb* Ich glaube ich war bei dem letzten Teil nicht wirklich in der Stimmung für etwas Trauriges - und es fällt mir zugegeben auch schwer, es ein wenig deprimierend zu halten, wenn Schu einen Auftritt hat (was dir auch aufgefallen ist ^^#) Ich denke, dieses Mal geht es auch nicht besonders traurig zu. ^^ Teil 34 "Freizeitgestaltung" Die durchwachte Nacht forderte schließlich ihren Tribut und ganz allmählich ließ das gleichmäßige Brummen des Motors im Hintergrund ihn wegnicken. Er wehrte sich nicht dagegen. Sein letzter Gedanke war, dass Schuldig wider Erwarten doch nicht wie ein Irrer fuhr. Er wusste nicht, wie lange er geschlafen hatte, als er hochschreckte. Eindeutig nicht lange genug. Es hatte nur dafür gereicht, seinem Körper die Ruhe schmackhaft zu machen, so dass sich dieser jetzt weigerte zu sofortiger Aktivität zurückzukehren. Seine Arme und Beine fühlten sich schwer an und er streckte sich erst einmal um das Gefühl so gut es ging zu vertreiben. "Na, wieder unter den Lebenden? Bist du sicher, dass wir nicht lieber umkehren sollten, damit du ins Bett kannst?" Er blickte zu Schuldig hinüber, dessen linker Mundwinkel zu einem halben Grinsen nach oben gezogen war. Danach schenkte er zunächst seiner Umgebung mehr Aufmerksamkeit. Zu seiner Überraschung hatten sie Tokio hinter sich gelassen und waren im weniger bebauten Umland unterwegs, er hatte keine Ahnung, wo genau. Der Himmel schien sich in die Unendlichkeit auszudehnen, unbehindert von Wolkenkratzern und anderen Zeichen der Zivilisation, ein ungewohnter Anblick. Es konnte noch nicht allzu spät sein, die Sonne stand relativ hoch und strahlte ohne durch Wolken gefiltert zu werden auf sie herab. Er konnte sich absolut nicht vorstellen, was Crawford-san hier draußen wollte. Seine Neugier wuchs noch um ein paar Grad an. Um nichts in der Welt wollte er jetzt wieder zurück. Und so schüttelte er den Kopf. "Ich bin nicht mehr müde." Sein darauf folgendes Gähnen widersprach der Aussage zwar, aber es stimmte. Der Gedanke an den Amerikaner hatte die tief in seinen Körper eingegrabene Schläfrigkeit vorläufig vertrieben, auch wenn er immer noch das Gefühl hatte, dass sich Watte zwischen seine Gedanken geschoben hatte. Schuldig lachte, sagte jedoch nichts dazu. "Wir sind gleich da", kam es stattdessen. "Und versuch Crawford nicht zu sehr zu ärgern, schließlich muss er dich nachher mit nach Hause nehmen." Daran hatte er noch gar nicht gedacht und plötzlich erschien ihm die ganze Idee nur noch halb so gut - wenn das Attribut ,gut' überhaupt zutraf. "Keine Angst, er beißt schon nicht." Schuldig schien sein Gesichtsausdruck sehr zu amüsieren. "Außerdem kannst du ihm sagen, dass es mein Vorschlag war." Er entspannte sich. Wenn Schuldig das so auf die leichte Schulter nahm, musste er sich sicher sein, dass Crawford-san nicht sauer sein würde. Das war beruhigend. Dachte er jedenfalls, bis der Orangehaarige noch etwas hinzufügte. "Aber bitte verrate ihm das erst, wenn ich bereits einen ausreichenden Vorsprung habe." Das war langsam nicht mehr lustig. Er schlug die Hände vors Gesicht, wusste nicht, ob er weinen oder lachen sollte. Das Auto hielt an und der Motor verstummte. Gleich darauf wurde ein Arm um ihn gelegt. "Das war nur ein Scherz, Ran-chan." Er begehrte gegen die Anrede schon gar nicht mehr auf, sondern befreite sich einfach nur aus der halben Umarmung. Ohne aufgehalten zu werden stieg er aus. "Du kannst wirklich nervtötend sein!", meinte er, bevor er die Tür zuschlug. Schuldig grinste bloß, verabschiedete sich mit dem Winken einer imaginären Chauffeursmütze. "Immer wieder gerne." Dann quietschten die Reifen auf und schneller als das Tempolimit erlaubte, war das Cabrio auch schon verschwunden. Er konnte nicht anders als zu lachen. Ein langes, flaches Gebäude nahm sein Blickfeld ein. Er wusste nicht, was er davon halten sollte und da niemand zu sehen war, beschloss er einfach drauflos zu gehen. Ein strenger Geruch lag in der Luft und irritiert umrundete er das Bauwerk, bis er die Stirnseite erreichte. Dort fand er ein zweiflügliges Tor aus solidem Holz vor, das ihm einen Blick in das dämmrige Dunkel im Innern ermöglichte. Hier sollte Crawford-san sein? Er drehte sich einmal um die eigene Achse, entdeckte aber nicht mehr als ein weitläufiges Gelände, das teilweise durch Zäune in kleinere Einheiten unterteilt war. Ein paar hundert Meter entfernt befand sich etwas, das einem Clubhaus ähnelte und dahinter konnte er Teile eines Wohnhauses sehen. Nur nichts von dem Amerikaner. Schließlich blickte er wieder in Richtung Tor, nahm jetzt erst Geräusche wahr, die er zwar nicht zuordnen konnte, die aber eindeutig von Lebewesen erzeugt wurden. Ein paar Schritte brachten ihn nach drinnen, noch ehe er wusste, was er da eigentlich tat. Er sollte lernen seine Impulse besser zu beherrschen... Seine Augen brauchten einen Moment, dann aber passten sie sich den neuen Lichtverhältnissen an. Es war gar nicht so dunkel, wie es von draußen gewirkt hatte, dafür überraschend angenehm temperiert. Links von ihm ertönte plötzlich ein Schnauben und hastig wich er zur anderen Seite aus. Ein Pferd? Nicht nur eins. Violette Augen weiteten sich, während der Rest seines Körpers vor Überraschung nahezu erstarrte. In seinem Kopf klickte es fast hörbar, als ihm aufging, was Crawford-sans Hobby sein musste. Es erschien ihm... ungewöhnlich... aber da seine Neugier siegte, verschob er ein genaueres Nachdenken darüber auf einen späteren Zeitpunkt. Vorsichtig näherte er sich dem Tier, das ihm nicht minder neugierig entgegen sah. Er war einem Pferd noch nie so nahe gewesen. Die waren ja viel größer, als er es sich vorgestellt hatte... Das Pferd senkte den Kopf über das Gatter seiner Box und schnoberte an seiner Kleidung, als würde es etwas suchen. Diesmal erstarrte er wirklich, doch als nichts weiter passierte, entspannte er sich langsam wieder. "Suchst du jemanden?" Er zuckte zusammen und fuhr hastig herum, woraufhin er das Pferd hinter sich nervös trampeln hörte. Schräg gegenüber stand in einer leeren Box ein schon älterer Mann in Arbeitskleidung, der jetzt seine Mistgabel aufrecht stellte und sich darauf abstützte. Er fühlte, wie er von oben bis unten gemustert wurde, brachte aber keinen Ton heraus. "Keine hastigen Bewegungen, wenn ein Pferd in der Nähe ist. Das könnte böse ausgehen." Der Mann verwandelte seine ernste Miene in ein Lächeln. "Aber möchtest du mir nicht endlich verraten, was du hier eigentlich suchst?" Das Fehlen von irgendwelchen Feindseligkeiten half ihm sich endlich zusammen zu reißen. Trotzdem fiel seine Antwort ausgesprochen knapp aus. "Ich suche Crawford-san." Erst als er es gesagt hatte, kam ihm der gar nicht angenehme Gedanke, dass Schuldig sich gerade einen Scherz mit ihm erlauben könnte. Zum Glück wurde diese Befürchtung augenblicklich jeder Grundlage beraubt. "Hm..." Wieder ein abschätzender Blick. "Der ist schon seit einer ganzen Weile los. Du wirst wohl warten müssen, bis er von seinem Ausritt zurück ist. Wenn du dich draußen etwas rechts hältst, kommst du zum Freigelände. Dort dürftest du ihn nicht verpassen." Eine kurze Pause folgte, dann wurde das Lächeln breiter. "Es sei denn, du möchtest hier bleiben und mir ein bisschen helfen." Diesen nicht wirklich ernst gemeinten Vorschlag lehnte er mit aller Höflichkeit ab und bedankte sich anschließend für die Auskunft. Als er den Stall verließ, tat er dies ohne unnötig hastige Bewegungen. Die Sonne schien nun um einiges heller zu sein und geblendet schloss er die Augen. Nachdem er wieder etwas sehen konnte, ging er den gewiesenen Weg, bis er auf das Ende des eingezäunten Bereichs stieß, wohinter sich freie Landschaft erstreckte. Crawford-san war wie zu erwarten war nicht in der Nähe, aber in einiger Entfernung entdeckte er eine winzige Gestalt. Vielleicht war er das ja... Ihm blieb wirklich nichts anderes übrig als zu warten. Und vorzugsweise im Schatten. Erfreulicherweise standen gleich in der Nähe des Gatters ein paar Bäume, zu denen er langsam hinüberschlenderte. Dort angekommen ließ er sich im Gras nieder und lehnte sich gegen einen der kräftigen Stämme. Hier war es richtig angenehm. Eine kühlende Brise strich über seine bloßen Arme und schließlich überwältigte ihn wieder die Müdigkeit. Dieses Mal holte ihn das Wiehern eines Pferdes zurück. Es folgten beruhigende Worte, so leise, dass er sie nicht verstehen konnte. Er rieb sich die Augen, schlug sie dann erst auf und suchte nach der Quelle der Geräusche. Ein Sattel ruhte auf dem Zaun, der vorhin noch nicht da gewesen war. Und gleich daneben stand ein riesig wirkendes Pferd. Glänzendes braunes Fell, die Mähne dunkler und etwas durcheinander geraten. Es sah zu ihm herüber als er aufstand und schnaubte in seine Richtung. "Was hast du denn?" Crawford-sans Stimme. Am liebsten wäre er jetzt doch noch weggelaufen, aber dieser Impuls war einfach nur lächerlich. So verharrte er an Ort und Stelle. Bis eben hatte er von dem Amerikaner selbst kaum etwas erkennen können, doch nun umrundete dieser sein Pferd, um nachzuschauen, worauf es aufmerksam geworden war. Natürlich blieb es nicht aus, dass gleich darauf braune Augen seine Gestalt einfingen. Nervös lächelte er den Älteren an, begann dann auf ihn zuzugehen. "Ran..." Es klang nicht wirklich überrascht. "Lass mich raten - Schuldig hat dich hergebracht." Was sich daran anschloss, hörte sich fast wie ein Seufzen an. Mehr als ein Nicken brachte er nicht zustande. Crawford-san sah irgendwie verändert aus. Er hätte ihn sich nicht anders als in Anzug vorstellen können und selbst jetzt fiel es seinen Augen schwer, die Reithosen und Stiefel zu akzeptieren. Dazu trug der Amerikaner ein weiter geschnittenes Hemd, das durch den leichten Wind bewegt wurde. Er hatte immer geglaubt, dass man beim Reiten so etwas wie einen Helm tragen sollte, aber Crawford-san hatte weder einen auf, noch war in der Nähe einer zu sehen. Die schwarzen Haare waren leicht verschwitzt und hatten ihren üblichen perfekten Sitz eingebüßt. Sein Lächeln verlor an Nervosität. Ihm gefiel der Anblick. Crawford-sans Blick wurde freundlicher, auch wenn er nicht lächelte. "Komm ruhig näher, Brauner tut dir nichts." Nein, natürlich nicht. Das Pferd tänzelte etwas auf der Stelle, wich aber nicht zurück, als er durch das Tor kam und neben dem Tier stehen blieb. Als er nichts weiter tat, griff Crawford-san nach seinem Handgelenk und führte seine Handfläche an die Flanke des Pferdes. Es war warm, weich und trotzdem ein fester Widerstand. Lebendig. Ihm wurde bewusst, dass der Ältere ihn immer noch festhielt, ganz nah hinter ihm stand. In seinem Bauch begann es zu kribbeln und von seiner eigenen Reaktion irritiert suchte er nach einem Gesprächsthema. "Warum heißt er eigentlich Brauner?" Er hatte das englische Wort sehr wohl verstanden und wunderte sich, wie man so ein großes Wesen so nennen konnte. Der Griff verstärkte sich einen Sekundenbruchteil lang. "Ich hatte als Kind ein Pferd mit diesem Namen", kam dann eine leise Erklärung. Die Stimme klang ungewohnt flach. Doch das bekam er nur unterbewusst mit. Crawford-san als kleiner Junge? Noch so eine schwierige Vorstellung. Er versuchte es und vor seinem inneren Auge stieg ein Bild auf. Ein Junge mit zerzausten schwarzen Haaren und einer zu großen Brille auf der Nase. Süß. Das Kichern, das nach draußen drängen wollte, unterdrückte er sicherheitshalber. Crawford-san musste es trotzdem gemerkt haben und lenkte von dem Thema ab. "Bist du eigentlich schon mal geritten?" "Nein..." Er war noch nicht einmal in die Nähe eines Pferdes gekommen, geschweige denn auf die Idee zu reiten. Der Amerikaner trat einen Schritt zurück und schien kurz so etwas wie ein Zwiegespräch mit seinem Pferd zu führen. Als er ihn fragend ansah, stand ein Funkeln in den braunen Augen, das ihn nichts Gutes ahnen ließ. "Oh nein... danke...", lehnte er ab, noch ehe Crawford-san etwas sagen konnte. Dieser ließ sich davon natürlich nicht aufhalten. "Du hast doch nicht etwa Angst?" In der ruhigen Stimme lag keinerlei Spott, aber immer noch war da dieses amüsierte Funkeln in den Augen des Anderen. Was sollte er darauf antworten? Ein bisschen? Nein, das würde er niemals zugeben, nicht vor ihm. Und so ließ er sich auf Brauners Rücken helfen. Das Pferd blieb vollkommen ruhig, von seinem Besitzer am Zügel gehalten. So schlimm war die Angelegenheit ja gar nicht. Aufmerksam sah er sich um, die erhöhte Position ausnutzend. Dann ruckte es plötzlich und sein Sitz fühlte sich gar nicht mehr so sicher an. Unwillkürlich verkrampften sich seine Beine auf der Suche nach Halt. "Locker lassen... Die Beine einfach locker an den Seiten herunterhängen lassen." Einfach? Der machte wohl Witze. Doch er zwang sich dazu sich zu entspannen und Crawford-sans Anweisungen zu befolgen. "Gut so. Merkst du den Unterschied?" Zuerst hatte er bei jedem Schritt Angst abzurutschen, dann veränderte sich etwas und er wurde ruhiger. Unter sich spürte er, wie sich die Muskeln des Pferdes bewegten und er sich mit ihm. "Ja, es funktioniert." Er hörte sich selbst - überrascht und ein wenig atemlos - und lachte. Brauner zuckte mit den Ohren, scheute zum Glück aber nicht. Trotzdem beschloss er solche Ausbrüche in Zukunft lieber zu lassen. Sie waren wieder beim Gatter angekommen und er verspürte gleichzeitig Enttäuschung und Erleichterung, weil der kurze Ritt vorbei war. Crawford-san sah in genau diesem Moment zu ihm hoch, las ihm vom Gesicht ab, was er dachte. "Das war ein guter Anfang. Mal sehen wie du dich hältst, wenn es etwas schneller vorangeht." Er kam gar nicht dazu die Bedeutung des Satzes zu begreifen, als der Ältere auch schon hinter ihm saß. Brauner tänzelte wieder, preschte dann auf ein Schnalzen hin los. "Was...?" Die Geschwindigkeit raubte ihm den Atem, doch bevor er Angst bekommen konnte, wurde ein Arm sichernd um seine Hüfte geschlungen. Dem sanften Druck nachgebend beugte er sich weiter nach vorne während Crawford-san in seinem Rücken das Gleiche tat und prompt schien Brauner noch etwas schneller zu laufen. Der Wind peitschte ihm ins Gesicht, schob seine Haare nach hinten. Er wusste nicht, wie der Amerikaner Brauner kontrollierte, schließlich hielt er die Zügel nur locker in einer Hand. Aber irgendwie brachte er das Pferd dazu, einen weiten Bogen zu schlagen und dann zum Ausgangspunkt zurückzukehren. Brauner lief noch ein paar Schritte, blieb dann zufrieden schnaubend stehen. Sein Herz allerdings raste immer noch, wollte sich nur langsam beruhigen. Er schloss die Augen während er tief durchatmete, lehnte sich unbewusst zurück. "So muss es sich anfühlen, wenn man fliegt..." Es war nur ein Flüstern, an niemanden gerichtet. "Da habe ich früher auch immer gedacht..." Crawford-sans Gegenwart wurde ihm auf einen Schlag wieder vollkommen bewusst und sofort rang das Gefühl von Sicherheit mit Verlegenheit. Er beschloss letztere zu ignorieren, schaltete sein bewusstes Denken ab. Dabei half ihm, dass der Adrenalinschub inzwischen am Abklingen war und die Erschöpfung mit verstärkter Kraft zurückkehrte. In diesem Moment hätte ihn ein weitaus unbequemerer Platz zum Schlafen genügt und ohne es zu wollen sank er etwas in sich zusammen. "So k.o.?" Crawford-san hielt ihn immer noch fest, hatte das Nachgeben seines Körpers daher gleich bemerkt. Er riss sich zusammen, zwang sich dazu richtig wach zu bleiben. Auch wenn es ihm immer schwerer fiel. "Ich habe gestern Nacht nicht geschlafen..." Das klang wie eine Rechtfertigung, aber er konnte die Worte nicht mehr zurücknehmen. "Ich verstehe." Der Ältere stieg ab, half ihm dann herunter. "Dann ist es wohl besser dich nach Hause zu bringen." Das war nicht wirklich das, was er wollte, aber er wusste auch nicht, was es sonst war. ~TBC~ Das mit Brauners Namen ist mir gar nicht bewusst gewesen, als ich ihn ursprünglich einführte, aber auf Englisch müsste das in etwa als Browny/Brownie rüberkommen ^^# Übrigens hoffe ich ab der nächsten Woche die neuen Teile wieder pünktlich hochladen zu können *Kopf einzieh* cya, cu ^-^ Kapitel 35: "Rückblicke V - Stumm bleiben wenn man schreien will" ----------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 35) Titel: Close Distance Teil: 35/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Mal wieder ein Ausflug in Brads Vergangenheit ^^ Die Teile werden jetzt wahrscheinlich ein bisschen häufiger kommen als sonst *nod* Disclaimer: not my boys, no money make... Greetings: @Andromeda: Hm, im Vergleich zum heutigen war das letzte Kapitel wahrscheinlich wirklich süß ^^ Falls sich zwischen Brad und Ran tatsächlich was entwickeln sollte, wird das auf jeden Fall ne Weile dauern *nod* Schließlich müssen sich beide dafür noch etwas ändern ^^ Und die erwartest ein schlimmes Ende? *kicha* Bisher habe ich mich noch nicht entschieden, ob ich Hauptcharas sterben lasse, aber wenigstens für die ,Feindseite' wird es blutig ausgehen - was sicher niemanden stören wird ^^ @Arigata: Argh, das Bild habe ich jetzt gebraucht o.o Ich war die ganze Zeit dabei, genau diese Conan-Vorstellung zu bekämpfen *dröppel* Und was machst du?!? Jetzt schaffe ich es sicher auch nicht mehr, das los zu werden... Als Reitstunde würde ich diese Vorstellung übrigens nicht bezeichnen, denn ich bezweifle, dass Ran was dabei gelernt hat ^^ Ich brauchte die Szene für später *grins* und zwar in zweifacher Hinsicht *nod* @Furia: Sicher hat Schu auf dem Heimweg extra Gas gegeben - und wahrscheinlich noch an alle Leute die Illusion geschickt, dass da die Polizei durch die Gegend rast, damit sie Platz machen ^.~ Da Crawford das Pferd führte, sollte Ran ihm einfach nicht dazwischen funken, daher hatte ich das so geschrieben ^^ Übrigens plädiere ich für keinen allzu starken Muskelkater bei Ran, weil... ähm... mir nicht gefallen würde wie das aussieht, wenn er durch die Gegend stakst ^^°°° Das mit der Geburtstagsüberraschung ist deinen Freunden übrigens wirklich prima gelungen *lach* @kohaku_san: Dieses Mal besteht keine Gefahr, dass du mir vielleicht wegen Blutmangels vom Stuhl kippst o.O Deine Fantasie muss beim letzten Teil ja Überstunden geschoben haben *gg* Von Brad bekommste wieder viel zu lesen, allerdings ohne Ran, da es wieder in die Vergangenheit geht ^^ Ich bin der Ansicht, dass Ran noch mehr über Crawford erfahren muss, ehe er wirklich eine Entscheidung treffen kann und Brad denkt bisher überhaupt nicht in diese Richtung *grins* Vielleicht kann Ran da ja nachhelfen... @nai-chan: Hier gibt es einige, die das süß fanden *snicker* Ich glaube nächstes Mal verteile ich zusätzlich Zahnbürsten, damit ihr mir nicht irgendwann beim Zahnarzt hockt, während ihr meine FF lesen solltet ^.~ Die weitere Entwicklung folgt ab nächstem Sonntag, heute gibt es mehr zu Crawford *nod* Und das wird ganz sicher nicht süß *Kopf schüttel* @Maike: Ha! *erleichtert ausatme* Schließlich denke ich mir die Vergangenheitskapitel nicht umsonst aus, die sollen auch ne Verbindung zur Gegenwart haben. Ansonsten könnte ich gleich zwei separate Storys schreiben *gg* Also, vielen Dank für deine richtige Schlussfolgerung *knuffz* Tja, der Sattel war halt schon runter und ich denke mal, ohne Sattel fühlt man sich unsicherer auf einem Pferd - gleich zwei Gründe für Crawford, Ran so aufs Pferd zu lassen *snicker* @Xell: Warum wird es hier plötzlich so hell? *verwundert umschau* *lach* ^.~ Jupp, das war ne Verknüpfung mit der Vergangenheit und es wird immer mal wieder eine weitere geben ^^ Was Rans Gefühle angeht: Wie ist das, wenn man etwas will, aber es selbst nicht weiß? Ich denke, er nähert sich dem langsam an *nod* Wobei er aber erst noch einige Sachen aussortieren muss *grins* Übrigens scheinst du dich ja auf Dauer gesehen wirklich an dieser Stelle einquartiert zu haben ^^ *dir wieder Gummibärchen rüberschieb* Teil 35 "Rückblicke V - Stumm bleiben wenn man schreien will" Die Zeit heilt keine Wunden. Sie vergrößert lediglich die Distanz zum Schmerz. Zunächst nur Sekunden, dann Stunden, dann Tage - und immer weiter, bis alle um dich herum darin übereinstimmen, dass genug getrauert worden ist. Narben durften zurückbleiben, aber sie waren nicht so wichtig wie das Leben, das immer weiterging. Er glaubte nicht daran, jemals vergessen zu können, wen er verloren hatte. Er hoffte auch nicht darauf. Dieses Gefühl des Verlustes war tief ihn eingebrannt worden, umso schlimmer, da er keine schönen Erinnerungen hatte, an denen er sich festhalten konnte. Ihm blieb nur ein Gesicht, das er noch nicht einmal in Wirklichkeit gesehen hatte. Eine Woche war seit Kensingtons Eröffnung vergangen und das Feuer in seinem Inneren brannte nicht weniger stark als an jenem Tag. Doch er konnte bei der Polizei nicht plötzlich anfangen mehr Druck zu machen als bisher und das war sehr wenig gewesen. Eine Veränderung seines Verhaltens würde nur noch mehr Misstrauen in Kensington sähen und wenn dieser ihn im Auge behielt, sanken seine Chancen den Mörder in die Hände zu bekommen nur noch mehr. Er gab ein frustriertes Knurren von sich. Als ob die nicht sowieso schon im Keller waren. Weder seine Fähigkeiten noch sein Geld halfen ihm wirklich bei seiner Suche weiter. Er war froh, wenigstens die Beerdigung hinter sich zu haben, doch der Beginn seines Studiums rückte immer näher, unausweichlich, ohne dass er eine Spur des Täters fand. Ein leises Klopfen riss ihn aus seinen Überlegungen heraus. "Herein." Er faltete die Zeitung, die er hatte lesen wollen, ordentlich zusammen, legte sie auf den flachen Wohnzimmertisch. Bisher hatte er sich noch nicht dazu überwinden können, das Arbeitszimmer seines Vaters zu übernehmen, er assoziierte einige nicht sehr angenehme Erfahrungen damit. Eines der Hausmädchen trat ein, auf einem Tablett die heutige Post mit sich führend. Mit einem kühl geratenen Nicken erwiderte er ihr unsicheres Lächeln, wies sie an, die Briefe auf dem Tisch zu lassen. Erst als sie die Tür wieder hinter sich geschlossen hatte, griff er danach. Den ersten las er, lächelte zufrieden ohne es zu bemerken und zerriss ihn dann. Anschließend stand er auf um die Überreste in den Kamin zu legen und zu verbrennen. Er wartete, bis nur noch schwarze Flocken auf dem ansonsten unberührten Holz übrig waren. Das Feuerzeug wegsteckend ging er zurück zu seinem Sessel, nahm den nächsten Brief zur Hand. Unfrankiert. Er runzelte die Stirn. Nicht mehr als sein Name stand darauf. Neugierig geworden griff er nach dem Brieföffner, achtete darauf, nichts von dessen Inhalt zu beschädigen. Ein Blatt Papier, zweifach gefaltet. Sorgfältig glättete er es. Es stand nur eine Adresse versehen mit Datum und Uhrzeit darauf, sowie eine Frage: ,Brauchst du Hilfe?' Erst als seine Augen zu schmerzen begannen, legte er das Blatt beiseite, ließ sich nach hinten in den Sessel sinken. Was sollte das bedeuten? Eigentlich hatte er gedacht, seine Nachforschungen mit ausreichender Vorsicht durchgeführt zu haben, aber mit diesem Brief hielt er den Beweis in den Händen, dass er sich darin getäuscht hatte. Seine linke Hand fuhr durch schwarze Haare, griff dann nach der Brille, legte sie weg. Er schloss die Augen, atmete tief durch. Das Ausatmen klang fast nach einem Seufzen. Was sollte er jetzt tun? Sich mit diesem selbsternannten Informanten treffen? Es wäre unklug diese ,Einladung' anzunehmen. Andererseits war das vielleicht die langersehnte Chance den Mörder zu finden. Unwillkürlich ballte sich seine Rechte zu einer Faust, Muskeln spannten sich an. Die Augen aufschlagend nahm er den Brief wieder zur Hand. Gefährlich oder nicht, er musste hingehen. Das war er seinem Bruder schuldig. Wenn er es doch nur gewusst hätte! In diesem Moment verfluchte er seine Gabe, zum einen, weil sie ihm nicht alles verraten hatte, zum anderen, weil er nicht wusste, wer oder was ihn heute Abend dort erwarten würde. Er versuchte sich zu entspannen, sich seinem Unterbewusstsein zu öffnen, in der Hoffnung, doch noch irgendwelche Informationen zu finden. Aber da war nichts, nur ein Loch klaffte dort, wo sich normalerweise diese Erinnerungen an die Zukunft befanden. So hatte er sie selbst einmal genannt, bei dem Versuch sich selbst diese Gabe zu erklären. Ausgerechnet jetzt, da er sie am meisten brauchte, versagte sie. Es blieb ihm nichts anderes übrig als aufzugeben, bevor die Kopfschmerzen richtig einsetzten, die sich bereits mit einem leisen Pochen ankündigten. Erzwingen ließ sich überhaupt nichts. Langsam stand er auf, mit vorsichten Bewegungen, als vertraute er seinem Körper nicht mehr. Die Brille wieder aufsetzend sah er sich noch einmal die Adresse an, prägte sie sich ein. Und aus einem Impuls heraus, den er sich später nicht mehr erklären konnte, verbrannte er auch diesen Brief. Den Rest der Post ließ er liegen, als er den Raum verließ. Vorher hatte er noch seine Haare und Kleidung geordnet, so gut das ohne Spiegel möglich war. Es war ihm nicht anzusehen, dass etwas Ungewöhnliches vorgefallen war. Seine Schritte lenkte er zum Arbeitszimmer, stockte vor der Tür, wieder in alte Erinnerungen verstrickt. Doch sie lagen schon zu weit zurück, als dass er sich wirklich davon hätte aufhalten lassen. Etwas zu kräftig riss er sie endlich auf, trat schnell ein, um die Tür dann ins Schloss fallen zu lassen. Er lehnte sich gegen das unnachgiebige Holz, während sein Blick alles auf einmal zu erfassen versuchte. Riesige Bücherregale, die bereits nachgedunkelt waren, der vertraute Geruch nach Holz und Leder. Schwere Vorhänge rahmten die Fenster ein und der Sessel hinter dem Schreibtisch wirkte fast wie ein Thron. Seine Hände begannen zu zittern, als er die Wände in Augenschein nahm. Altertümliche Waffen waren dort befestigt, gefolgt von Reitgerten und dann einem vollverglasten Waffenschrank, der modernere Schusswaffen präsentierte. Sein Vater hatte keine besonders beeindruckende Persönlichkeit besessen, genauso wenig wie besonders guten Geschmack und um das zu kompensieren, hatte er dieses Zimmer so einrichten lassen, dass es einen regelrecht erschlug. Gefahr und Reichtum ausstrahlend, eine begehrte Mischung, die jeder in seinen Händen halten wollte. Doch diese Überlegungen waren nebensächlich, hundert Mal gedacht um den Albtraum eines Kindes zu ersticken, das von diesem Raum nahezu erdrückt worden war. Analysieren um zu verstehen, um Abstand und einen Überblick zu gewinnen. Um Kontrolle zu erhalten. Mehr wissen als die Anderen, ihnen allen einen Schritt voraus sein. Das war der Grund gewesen, weshalb er alles in sich aufgesogen, keiner zusätzlichen Unterrichtsstunde widersprochen hatte. Analyse seiner selbst, seiner Motive. Als Junge hatte er diesen Antrieb nicht wirklich verstanden, passte sich einfach an die Erwartungen an, ohne sich formen zu lassen. Heute verstand er es besser. Eines Tages war er ihnen wirklich einen Schritt voraus gewesen, als hätte sein Gehirn einen Weg gefunden, seine verzweifelte Suche zu unterstützen, bevor ihn sein Verlangen nach Überlegenheit in einen Abgrund stürzen konnte. Damals hatte er die neuerwachte Fähigkeit willkommen geheißen, so vorsichtig er auch damit umging, so misstrauisch er blieb. Sie hatte ihn trotzdem verführt, so wie jede Form von Macht letztendlich korrumpiert. Er hatte begonnen sich sicher zu fühlen und in dem Moment, als er alles gewonnen zu haben glaubte, hatte er in Wirklichkeit das Wichtigste verloren. Die eine Person, die ihm endlich etwas bedeutet hätte. Er wäre nicht länger allein gewesen. Und nun war er es mehr als zuvor, da er einen kurzen Blick auf das erhascht hatte, was er hätte haben können. Diese vertrauten Augen, das lächelnde Jungengesicht. Er sich unter einem Schmerz, der keine körperlichen Ursachen hatte, was ihm aber nicht die Schärfe nahm. Beinahe wären die Tränen zurückgekehrt, doch das erlaubte er nicht. Selbstkontrolle. Er zwang sich aufzuhören darüber nachzudenken, indem er anfing Vokabeln zu finden. Japanisch, Französisch, Deutsch - für alles worauf sein Auge fiel. Es war ein alter Trick und eine gute Übung. Ein Spiel von früher. Die daraus resultierende Ruhe in seinem Inneren, der etwas abwesende Blick, hatte andere Leute halb in den Wahnsinn treiben können. Erwachsene hassten es sich ignoriert zu fühlen. Ein Lächeln verzog seine Lippen, als er schließlich zur Ruhe kam. Es funktionierte immer. Nur das leichte Zittern seiner Hände war geblieben. Ohne es zu beachten löste er sich endlich von der Halt versprechenden Tür und ging auf die Gerten zu. Seine Schritte wurden von dem weichen Teppich gedämpft, aber er hörte sie trotzdem. Anders als vor all den Jahren, als er nur die seines Vaters hatte hören können. Er leckte sich über plötzlich trocken gewordene Lippen. Fest umschlossen seine Finger die eine bestimmte Gerte, das Zittern hinter sich lassend. Manche Albträume zerbrachen einen, andere konnte man überwinden, indem man sie selbst zerbrach. Und genau das tat er, so sinnlos diese Geste auf jeden Außenstehenden auch wirken musste. Es ging letztendlich nur um die Bedeutung für einen selbst. Nachdem das erledigt war, fokussierte er sich vollkommen auf die Sache, die heute Abend vor ihm lag. Der Waffenschrank war sein nächstes Ziel und der eigentlich Grund seines Herkommens. Seine eigene Pistole wollte er nicht mitnehmen. Er wusste nicht, ob er sie überhaupt brauchen würde und falls wirklich, wollte er keine registrierte Waffe in den Händen halten. Die jetzt vor ihm liegenden hatte sein Vater von überall zusammengekauft, legal oder nicht, er war immer damit durchgekommen. Und nirgendwo gab es eine Aufstellung, sie waren nicht einmal versichert. Dessen war er sich sicher. Geld und was man damit erreichen konnte, Vermögen und wie man es absicherte, früh hatte man ihm darüber beigebracht, was zu verstehen er in der Lage war. Schließlich sollte er später den Status der Familie erhalten und wenn möglich verbessern. Und woran hätte er besser üben können, als an dem, was sie bereits hatten? Er konnte alles darauf setzen, dass er einen besseren Überblick hatte als jemals sein Vater. Nachdem er sich sorgfältig eine der Pistolen ausgewählt hatte, ordnete er die verbliebenen so an, dass ihr Fehlen niemandem auffallen würde. Zum ersten Mal war er seinem Vater für dessen Unkenntnis und sein ungezieltes Zusammenraffen dankbar. Und kein normales Hausmädchen, das hier drin selten genug saubermachen musste, würde irgendetwas merken. Er lächelte wieder, zufrieden. Das hier war keine teure Gegend, eher im Gegenteil. Er hatte sich entsprechend gekleidet und spürte das beruhigende Gewicht der Waffe, die unter der dünnen Jacke verborgen in seinem Gürtel steckte. Wenigstens war die Nacht kühl genug um das Kleidungsstück zu rechtfertigen. Bis er aufgebrochen war, hatte er versucht der Zukunft doch noch ein Bröckchen Information zu entreißen, aber es hatte ihm einfach nicht gelingen wollen. Und so blieb ihm nichts anderes übrig, als sich auf seine übrigen Fähigkeiten zu verlassen. Sein Auto hatte er in der Garage stehen lassen und nur für einen Teil der Strecke Taxi benutzt, die Baseballkappe tief in die Stirn gezogen. Das Outfit erschien ihm etwas lächerlich, aber er war genügend anderen Jugendlichen begegnet, die ähnlich gekleidet zu waren, so dass er richtig gewählt haben musste. Was für ein Glück, dass es Second-Hand-Shops gab, in denen man einfach alles bekommen konnte. Dafür würde er, sobald er zurück war, eine gründliche Dusche brauchen. Eine auffällige Neonreklame bewarb die Bar, die es ansonsten wohl schwer hätte irgendjemanden anzulocken. Durch die verschmierten Fenster war nichts zu erkennen, als er an ihnen vorbeiging und mit einem Gefühl der Unsicherheit, das er sich nicht eingestehen wollte, ging er hinein - und rannte in eine Mauer aus Zigarettenqualm, Alkohol, Schweiß und anderen menschlichen Ausdünstungen. Das stoppte ihn für nahezu eine Minute, doch dann riss er sich zusammen und drängte sich zu einer unbesetzten Ecke durch. Der äußere Eindruck hatte gründlich getäuscht, hier drinnen war es so voll, dass man kaum einen Fuß vor den anderen setzen konnte, ohne jemandem auf selbigen zu treten. Was bitte sehr gefiel den Leuten an diesem Gedränge? Mit kaum verhohlener Abscheu streifte sein Blick die klägliche Entschuldigung für eine Bühne, wo drei Frauen zu der hämmernden Musik ihr Bestes gaben, die Menge weiter anzuheißen. Es gab keine Tanzfläche, jeder passable Raum wurde als solche genutzt. Körper wogten, miteinander, gegeneinander. Ihm drehte sich der Magen dabei um. Hier drin hätte er kaum eine Chance den Absender des Briefes zu finden, selbst wenn er gewusst hätte, nach wem er Ausschau halten sollte. Also musste der Unbekannte ihn finden. Während er wartete, wuchs die Unsicherheit, bis er sie nicht mehr ignorieren konnte. Was hatte er sich nur dabei gedacht hierher zu kommen. Hatte er denn vollkommen den Verstand verloren? Er hatte im Prinzip gar keine Kontrolle über das, was hier geschehen würde und das war eine völlig neue Erfahrung für ihn - auf die er gerne verzichtet hätte. Ein Glas wurde vor ihm abgestellt. Er sah es an, als wüsste er nichts damit anzufangen, blickte dann auf, in die verschleierten Augen eines Mannes, der kaum noch gerade stehen konnte. "Ich hoffe du hast nichts dagegen, dass mein Kumpel und ich uns zu dir setzen?" Das war es jedenfalls, was er sich aus dem Gelalle zusammenreimte. Eine Antwort wurde nicht abgewartet, die zwei machten es sich einfach auf der anderen Bank so bequem wie möglich. Sie achteten nicht weiter auf ihn und tranken abwechselnd aus einer Flasche, deren Etikett er nicht erkennen konnte. War einer von ihnen derjenige, auf den er gewartet hatte? Irgendetwas an dem einen Mann hatte seine Aufmerksamkeit geweckt und bei näherer Betrachtung wurde ihm klar, dass dieser nicht mehr tat als sich die Lippen zu benetzen, während der Andere immer betrunkener wurde. Er wollte etwas fragen, doch ein warnender Blick aus eisblauen Augen hielt ihn ab. Und wie gelähmt lauschte er der sich entwickelnden schwerfälligen Unterhaltung. Der Betrunkene begann sich über seinen letzten Einbruch zu beklagen, immer wieder von dem Anderen verständnisvoll ermuntert. Wie er den Tipp bekommen hatte, dass ein paar reiche Hirnis verreisen wollten, kein Personal zu Hause. Wie er ohne Probleme in den Palast hineingekommen war und da plötzlich dieser Mann war. Er war in Panik geraten und hatte auf ihn eingestochen, genauso wie auf die Frau, die hinzukam. Nichts, rein gar nichts, hatte er erbeutet. Er schloss die Augen, atmete tief durch, sein Herz raste und seine Finger zitterten wieder, dieses Mal vor Verlangen den Kerl zu töten. Nur nebenbei bekam er mit, wie die zwei aufstanden und wie in Trance verfolgte er die beiden Gestalten. In die kalte Nachtluft, immer weiter und weiter. Ein Teil von ihm dachte daran die Handschuhe überzustreifen, die bis eben in der Hosentasche gesteckt hatten. Sie erreichten ein verlassen aussehendes Gebäude, das er ebenfalls betrat. Der Mann mit den kalten Augen lächelte ihm zu, ließ ihn vorbei. Der Mörder war schon weitergegangen, blieb jetzt zögernd stehen. "Wo sind denn die Bräute?" Mehr brachte er nicht heraus, bevor eine Faust mitten in seinem Gesicht landete. Es wurde ein ungleicher Kampf. Er überließ sich der Wut und dem Schmerz, die durch seine Adern pulsten, bis der Andere nicht mehr als ein blutendes Häuflein Elend war. Augen, durch den Kampf nüchtern geworden, sahen ihn schreckgeweitet an, als er ohne jede Gefühlsregung die Pistole zog, sie mit einem deutlich hörbaren Klicken entsicherte. Es gab vieles was er sagen wollte, aber letztendlich blieb er stumm. Der Schuss hallte durch den leeren Raum und eine rote Wunde erblühte auf der Stirn des Mörders seines Bruders. "Bitte lächeln." Er fuhr herum, wurde von einem Blitzlicht geblendet. ~TBC~ Nu ja, ich hoffe dieser Teil war nicht zu langweilig o.O Jedenfalls ging mit diesem Schuss für Crawford ein Lebensabschnitt zu Ende und wir nähern uns zukünftig mehr seinem jetzigen Leben an *nod* cya, cu ^-^ Kapitel 36: "Neugier" --------------------- Close Distance (Teil 36) Titel: Close Distance Teil: 36/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Ran kommt heute auf ziemlich dumme Gedanken und stellt seltsame Fragen ^^# Disclaimer: not my boys, no money make... Greetings: @Andromeda: Brads Gefühlsausbruch musste sein - zum einen, weil der Tod seines Bruders das erste war, dass ihn seit einer Ewigkeit wirklich aufgerüttelt hat und zum anderen, weil es für den Fortgang der Story wichtig ist ^^ Mit der Erpressung liegst du nämlich gar nicht mal so falsch ^.~ Mich wundert aber, dass du dich immer noch nicht von Stan trennen kannst *gg* Und nein, von meiner Seite aus ist bisher noch kein Ende der FF in sich, ein paar Teile wirst du also noch durchhalten müssen *lach* @Arigata: Ich will mal wetten, dass du nicht allein auf Schu getippt hättest. Aber der wäre zu diesem Zeitpunkt noch reichlich jung, ne? Selbst vor Erwähnung der Augenfarbe hätte bereits die Beschreibung ,Mann' ihn disqualifiziert *grins* Übrigens sind ein paar Leute der Ansicht, dass Schu nicht grüne sondern blaue Augen hat. Ich muss bei Gelegenheit wirklich mal drauf achten im Anime ^^ @Maike: Jetzt sag bloß du hattest auch Schu im Sinn? *lach* Nee, so einfach mache ich es euch dieses Mal nicht *Kopf schüttel* ^.~ Brad muss echt leicht neben sich gestanden haben, dass er so einfach in diese Falle getappt ist, aber jetzt ist das Foto da und wird eindeutig seine zukünftigen Entscheidungen beeinflussen *nod* Mal sehen, ob ich schon nächstes Weekend ein Kapitel hochlade, das seine Geschichte fortsetzt ^^ @Furia: Wie du sehen wirst, habe ich Ran doch einen leicht o-beinigen Gang verpasst, aber nur kurzfristig. Erstens habe ich keine Ahnung, wie lange so ein Muskelkater eigentlich anhält und zum zweiten würde ich in späteren Teilen eh vergessen, dass er einen hat ^^° Daher dieses Wundermittel ^.~ @kohaku_san: Stimmt, als Fotograf wäre Schu noch möglich, aber wie ich schon weiter oben schrieb, ist er mir zu dem Zeitpunkt zu jung ^^ Mit Eszett liegste aber goldrichtig *nick* Man muss ja nur überlegen, für wen Crawford in der Gegenwart arbeitet. Ich glaube, wenn Brad wirklich einen Bruder gehabt hätte, wäre er nicht ganz so gefühlskalt geblieben, aber bei ihm kann man das wirklich nicht genau wissen ^^ @nai-chan: *lach* Gähnen würde ich auch noch verkraften, solange du mir beim Lesen nicht vom Stuhl kippst und einschläfst *zwinka* Wie die Sache mit dem Foto weitergeht, werde ich wohl wirklich schon nächstes Mal auflösen, wenn ihr alle so gespannt drauf seid ^^ *euch ja ungern hinhalten will* Übrigens schreibe ich _immer_ im gleichen Tempo weiter *gg* @Xell: Was soll hier heißen, dass der Gefühlsausbruch nicht zu dem sonst gefühllosen Killer passt? Brad war bis zu diesem Augenblick doch überhaupt kein Killer *zwinka* Das ,gefühllos' muss ich allerdings gelten lassen, doch es hatte sich ja bereits gezeigt, dass der Tod seines Bruders diese Barriere durchbrochen hat. Im Gegensatz zum Tod seiner Eltern hat er da ja doch ein paar Tränen vergossen ^^ Was Brad nachträglich über seinen Ausbruch denkt, ist natürlich etwas völlig anderen *grins* *dir noch Gummibärchen rüberschieb* Teil 36 "Neugier" Er haderte immer noch mit sich selbst, als sie das Gebäude erreichten, das er vorhin als Clubhaus eingeordnet hatte. Wahrscheinlich lag er gar nicht so falsch damit, denn hier befanden sich nicht nur Umkleidemöglichkeiten, sondern er hatte auch einen kurzen Blick in einen gemütlichen Raum werfen können, der mit seinen Sesseln regelrecht zum geselligen Zusammensein einlud. Seine Gedanken hielten sich daran fest und beschäftigten sich weiter mit Crawford-sans Freizeitbeschäftigung. Wenn er näher darüber nachdachte, erschien es ihm nicht mehr so merkwürdig, jedenfalls solange es bei dem Bild des Amerikaners allein mit seinem Pferd auf einem weiten Feld blieb. Er hatte nämlich nicht den Eindruck, dass Crawford-san sich für Massenveranstaltungen interessierte, selbst auf kleinere Gruppen heruntergebrochen. Dazu war er einfach zu... Ach, was wusste er schon! Frustriert gab er es auf seinen Eindruck in Gedanken ausformulieren zu wollen. Sein Begleiter hatte inzwischen einen der Schränke geöffnet und holte etwas heraus, das wie eine Cremedose aussah. Automatisch fing er sie auf, als die Dose plötzlich auf ihn zugeflogen kam. Irritiert betrachtete er das Ding, fand aber kein Etikett. Was sollte er damit anfangen? Sein Blick hob sich zu dem Älteren, fragend. "Zum Eincremen." Crawford-san kümmerte sich nicht weiter um ihn und begann sein Hemd aufzuknöpfen. Nicht wirklich schlauer runzelte er die Stirn und beschloss lieber gar nichts zu tun, als etwas Falsches. Er kam sich ausgesprochen begriffsstutzig vor. Der Andere hatte sich seines Oberteils entledigt, wandte sich jetzt wieder ihm zu. Eine Augenbraue wanderte in die Höhe. "Du musst natürlich nicht. Beschwer dich aber später nicht bei mir, wenn du einen netten Muskelkater bekommst." Amüsement blitzte in den braunen Augen auf, bevor sich der Schwarzhaarige daran machte sich weiter umzuziehen. Er hatte es bereits gespürt, als sie gemeinsam hierher gelaufen waren - er selbst ein bisschen o-beinig - das Unbehagen aber ignoriert. Nachdem er endlich wusste, wovon der Amerikaner sprach, gelang das Ignorieren nicht mehr halb so gut und er beschloss Crawford-sans Ratschlag zu befolgen. Die Creme roch nach irgendwelchen Blüten, nichts das er wirklich identifizieren konnte. Als er das nächste Mal zu ihm aufsah, war der Amerikaner fast fertig und er beobachtete, wie der Ältere in aller Ruhe seine Weste schloss, bevor er ein Holster aus dem Spind nahm. Seine Muskeln schienen augenblicklich zu erstarren und sein Mund wurde trocken. Er versuchte zu schlucken, hatte aber schon genug damit zu tun regelmäßig weiterzuatmen. Warum eigentlich war ihm auf einmal so kalt? Er kam nicht mehr dazu sich zu fragen, warum es dunkel um ihn herum wurde. Desorientiert schlug er die Augen auf. Irgendetwas stimmte nicht. Er versuchte sich zu erinnern, was er als letztes getan hatte, denn eine Stimme in seinem Innern sagte ihm, dass er nicht aus einem normalen Schlaf erwachte. Er lag auf etwas Hartem, dem Boden, wie ihm sein zurückkehrender Tastsinn erklärte. Nur sein Kopf nicht. Als er soweit war, fokussierte sich sein Blick und er erkannte Crawford-sans Gesicht, in dem zu seiner Überraschung leichte Überraschung stand. "Das kam etwas unerwartet", hörte er ihn sagen. "Was ist passiert?" Er setzte sich von kräftigen Händen gestützt auf und bemerkte dann, was ihm als Kopfkissen gedient hatte. Und prompt spürte er wieder Hitze in seine Wangen steigen. "Das müsstest du besser wissen als ich." Der Amerikaner half ihm aufzustehen, vertraute ihm aber nicht genug um ihn auch loszulassen. Die Erinnerung kam in einem Schub zurück, doch er konnte sich selbst nicht erklären, was ihn so hatte reagieren lassen. Er wusste noch zu gut, wie sehr ihn der Gedanke an diese Waffe fasziniert hatte, seit er sie zum ersten Mal bemerkt hatte. Er hatte sie doch sogar sehen wollen, berühren, als könnte ihn das seinem Vater näher bringen. Doch vorhin, als Crawford-san das Holster in der Hand hatte, konnte er nur noch daran denken, wie sein Vater eine Waffe genommen haben musste, sie auf seine Mutter, Aya und sich selbst richtete. Die Vorstellung war zu intensiv gewesen, als dass er sie hätte ertragen können. Vielleicht hatte in diesem Moment ein Teil von ihm beschlossen einfach abzuschalten. Seine Miene verfinsterte sich. Er wollte nicht so schwach sein, verdammt noch mal! "Es ist in Ordnung, ich kann alleine stehen..." Sein Lächeln geriet etwas gezwungen, doch Crawford-san schien ihn zu verstehen. "Gut." Der Griff wurde gelöst und ohne nachzuhaken setzte der Amerikaner seine unterbrochene Beschäftigung fort. Er zitterte innerlich, wollte seinen Albtraum endlich hinter sich zurücklassen. Seine Beine trugen ihn von ganz alleine zu dem Anderen und verlangend streckte er eine Hand aus. Ihm war schon wieder so kalt. Braune Augen suchten irgendetwas in seinen, kühl, als würde von ihnen ausgehend eine Verbindung mit der Kälte in ihm drin bestehen. "Findest du das nicht etwas unklug, Ran?" Er schüttelte stumm den Kopf, vertraute seiner Stimme nicht. Crawford-sans Miene blieb ausdruckslos, als dieser nach seiner Waffe griff, sie aus dem Holster zog. Die Bewegung war geschmeidig, oft geübt. Nur für den Bruchteil einer Sekunde wünschte er sich, der Ältere würde den Ablauf zu Ende führen und er hätte endlich seine Ruhe. So kurz der Moment auch war, bereitete er ihm doch Übelkeit und etwas in seinen Augen musste es Crawford-san verraten haben. Dieser hielt inne. "Das wäre zu einfach." Betonungslos und voller Verachtung, ließen ihn die Worte zusammenzucken. "Komm nicht noch einmal auf diese Idee." Er hörte eine unterschwellige Drohung mit und fragte sich, was genau den Anderen so wütend gemacht hatte. Denn egal wie ausdruckslos Stimme und Gesicht waren, spürte er diese Wut, erkannte sie als Teil des wilden Strudels, der sein Inneres nie verlassen hatte. In Gedanken kehrte er zu dem Moment mit Schuldig im Krankenzimmer seiner Schwester zurück und wieder war da die Mahnung, dass er viel zu wenig über Crawford-san und die Anderen wusste. Etwas klickte und er konzentrierte sich auf die Waffe. Der Amerikaner hatte das Magazin entfernt, reichte ihm mit dem Griff nach oben die matt-schwarze Pistole. Sie war - schwer. Sein Arm sackte nach unten, bevor er daran dachte seine Muskeln anzuspannen. In den braunen Augen stand jetzt nur noch feiner Spott und auch wenn es ihn ärgerte, war er gleichzeitig unglaublich erleichtert. Eine dunkle Wolke löste sich um ihn herum auf, ließ ihn freier atmen. Er lächelte, aufrichtig diesmal, ohne zu wissen warum. "Gute 1700 Gramm, ungeladen", informierte ihn Crawford-san, um dessen Mundwinkel es zuckte. Er umschloss fest den Griff, ließ das Gewicht auf sich wirken. Sie erschien ihm zu groß um wirklich praktikabel zu sein, andererseits lag sie dem Amerikaner bestimmt gut in der Hand. Die Waffe näher betrachtend, entdeckte er unterhalb des Laufs eine Gravur. Das war kein Japanisch, sondern Englisch. "Desert Eagle Pistol. Made in USA", entzifferte er. In seinem Gedächtnis kramte er nach den Vokabeln und runzelte die Stirn, als er schließlich fündig wurde. "Frag gar nicht erst, ich habe keine Ahnung, warum sie so heißt." Er schloss den erst halb geöffneten Mund wieder, mit dem unbehaglichen Gefühl, dass der Ältere etwas zu oft seine Gedanken erriet. Doch es ging ihm sowieso um etwas ganz anderes, er hatte die Frage bloß herausschieben wollen. Jetzt jedoch konnte er es nicht mehr. "Und mein Vater...?" "Hatte ganz sicher ein kleineres Kaliber zu Hause. Diese Waffe hier ist nicht - die akkurate Wahl zur Selbstverteidigung in unerfahrenen Händen." Die Sachlichkeit, mit der Crawford-san sprach, half ihm innerlich ausreichend auf Abstand zu bleiben. Was hatte ihn überhaupt dazu getrieben, diese Frage zu stellen? Violett verdunkelte sich, von Entschlossenheit erfüllt, die nichts Leichtfertiges in sich hatte sondern nur düstere Bestimmtheit. "Ich möchte es lernen..." Erst als er die Worte ausgesprochen hatte, wusste er, dass er diesen Wunsch schon die ganze Zeit gehegt hatte. "Ich möchte lernen mit so einer Waffe umzugehen." Dieses Mal klang seine Stimme fester. ****** Er war sich nicht sicher, was er von dem heutigen Tag halten sollte. Dass Ran hier auftauchen würde, hatte er schon heute Morgen beim Aufwachen gewusst, aber einige Entwicklungen waren wirklich überraschend gekommen. Ihr kurzer Ausritt war noch lebendig in seiner Erinnerung, Rans Reaktion darauf - es hatte ihn in seine eigene Kindheit zurückgeworfen gehabt. Noch vor seinen Entschluss, der im Prinzip ihr Ende bedeutet hatte. Seine ersten Reitstunden, als er kaum auf den eigenen Beinen sicher laufen konnte. Dieses Gefühl... zu fliegen. Schon Ewigkeiten hatte er nicht mehr daran gedacht, geglaubt, das alles hinter sich gelassen zu haben. Er wollte nicht daran denken. Es war nicht Teil seiner jetzigen Persönlichkeit. Mit innerlichem Missmut wischte er die Gedanken beiseite. So sehr sich bisher alles entwickelte wie es sollte, hatte ihm die Präkognition doch nur einen roten Faden geliefert, einen geraden Schnitt durch das was kommen konnte. Ihm blieb nicht anderes übrig als nach Gehör zu spielen und es gab nicht viel Platz für Überraschungen dabei. Nur hatte Ran das Talent, genau solche zu verursachen. Erst einen Augenblick bevor der Rothaarige ohnmächtig geworden war, hatte er eine Vorwarnung erhalten. Und das war vielleicht kein Ärgernis, dafür aber ein Grund zur Besorgnis. Er brauchte Ran, kaum etwas in seinen Plänen war so determiniert wie das. Und wie schnell hätte es geschehen können, dass er ihn nicht rechtzeitig auffing und Ran unglücklich fallen würde. Es waren schon bei weitem dümmere Unfälle passiert. Was ihn wirklich für einen Moment wütend gemacht hatte, war der Todeswunsch, den er in den violetten Augen hatte aufblitzen sehen. Er kannte diesen Funken und verabscheute ihn. Er war Ausdruck des ultimativen Versagens, der vollständigen Aufgabe von Kontrolle. Am liebsten hätte er Ran gepackt und diese Idee aus ihm herausgeschüttelt gehabt, doch das hatte sich letztendlich als unnötig erwiesen. Und dann dieser plötzliche Stimmungsumschwung. Ran war der Erste seit Schuldig, der ihn so sehr aus dem Konzept bringen konnte. In ihm keimte langsam die Vermutung, dass Ran dem Orangehaarigen manchmal ziemliche Kopfschmerzen verpassen musste und dieser ihn aus Rache hierher gebracht hatte. Leider lieferte ihm sein Wissen um die Zukunft nicht gleichzeitig die Motive und Motivationen der Handlungsträger. Die erhielt er nur durch eine retrograde Betrachtung, wobei er genauso gut daneben wie richtig liegen konnte. Schließlich war nicht _er_ der Telepath. Genug davon. Sein Verstand liebte es die Dinge solange zu analysieren, bis er alles fein säuberlich einordnen konnte, aber manchmal konnte er es wirklich übertreiben. Wenn er ein gesprächiger Mensch wäre, würde er bald nur noch am Babbeln sein und insgeheim dankte er allen Mächten, die es ja möglicherweise doch gab, dass sie ihm das ersparten. Wenigstens war sein Verstand ausgesprochen schnell, bei dem was er tat. Eine Frage der Übung wahrscheinlich. "Dann werde ich dir zeigen, wie es geht", reagierte er auf Rans nicht ganz überraschend gekommene Eröffnung. Ob der Jüngere überhaupt wusste, warum er das wollte? Er war neugierig, fragte ihn aber nicht. Er hatte da so eine Vermutung... Rans ernsthafter Gesichtsausdruck löste sich in ein weiteres Lächeln auf. Er konnte sich nicht erinnern, in den letzten Jahren so häufig von derselben Person angelächelt worden zu sein. Die meisten Leute hatten Angst vor ihm, ob nun offen oder nur im Verborgenen und wenn es das nicht war, weil sein Gegenüber ihn nicht kannte, dann begegnete man ihm zumindest mit Vorsicht. Er zählte die ich-bin-Japaner-also-lächle-ich-höflich Varianten nicht mit, da sie einer völlig anderen Kategorie angehörten. Ran schien sich mit solchen Erwägungen nicht aufzuhalten und auch wenn er das sich weiter ausbildende Eis unter der Oberfläche spürte, hatte es sich noch nicht einmal gegen ihn gerichtet. Der Rothaarige hatte eine offensichtliche Lücke in seiner Verteidigung - nicht anders als es sein sollte - aber das beinhaltete das Risiko, dass alles im ungünstigsten Moment zusammenbrechen konnte. Und immer wenn er dieses Lächeln sah, wurde er deswegen etwas unsicher. Er schüttelte das Unbehagen ab und ließ das Magazin in eine Hosentasche gleiten. Anschließend zog er endlich sein Jackett über, schloss den Schrank ab. Ran war halb in eine weitere Untersuchung der Waffe versunken, schenkte ihm aber noch genug Aufmerksamkeit, um ihm erst nach draußen, dann bis hin zu seinem Auto zu folgen. Als sie dabei am Stall vorbeikamen, spürte er kurz Gewissensbisse, weil er Brauner nicht selbst versorgt sondern das dem einen Gehilfen überlassen hatte. Das geschah nur selten, Brauner verdiente etwas Besseres. Er ließ Ran einsteigen, ging um den Wagen herum um hinter dem Steuer Platz zu nehmen. Den Motor hatte er noch nicht gestartet, als er sich plötzlich beobachtet fühlte und den Kopf wendend sah er direkt in Rans violette Augen. Seine Mundwinkel wanderten um ein paar Millimeter nach oben. "Ja?" Ran runzelte die Stirn, schien noch zu überlegen, was er eigentlich fragen wollte. Er beschloss ihm genug Zeit zu geben und fuhr sanft an. "Warum reiten Sie?" Die ersten Kilometer hatten sie bereits hinter sich gebracht, als der Rothaarige endlich etwas sagte. Er hatte den unbestimmten Eindruck, dass die Frage eigentlich anders hatte lauten sollen. "Ich mag Pferde", antwortete er dennoch, ohne auf den Jüngeren einzudringen. Wieder wandten sich ihm diese violetten Augen zu. Ein kurzer Seitenblick ließ ihn nur Ernst und Nachdenklichkeit erkennen. "Das klang nach einem: im Gegensatz zu Menschen." Ran sah hastig weg, aus dem Fenster, als wäre ihm erst nachträglich aufgegangen, was er da gesagt hatte. Das geriet jetzt doch etwas seltsam. Schien so, als würde der Junge versuchen ihn zu analysieren. Interessantes Unterfangen. Er lachte in sich hinein, ohne nach außen mehr als ein unbewegtes Gesicht zu zeigen. Lediglich in braunen Augen glitzerte es. "Vielleicht ist es ja so." Eine Minute verging in Schweigen, dann eine weitere. Er wartete geduldig. "Warum?" Ohne nähere Bestimmungen. Schlanke Finger verkrampften sich um harten Stahl. Ran merkte sicher nicht einmal, dass er noch die Waffe hatte. "Pferde hintergehen dich nicht." Sollte er daran ein bisschen kauen. "Und Menschen?", kam es schließlich. "Sind selten die Mühe wert, die man mit ihnen hat." Er hielt es für unnötig irgendwelche beschönigende Worte zu finden. Wieder fuhren sie nur mit dem Motorgeräusch im Hintergrund weiter. Ran war etwas zusammengesunken, die Augen geschlossen. Er sah aus, als wäre er eingeschlafen. Doch an dem war nicht. "Dann würden Sie Ihre Waffe eher auf einen Menschen als auf ein Pferd richten?" Was für eine Schlussfolgerung... Er lächelte darüber ohne es zu zeigen. "Natürlich, warum sollte ich ein Pferd töten wollen?" Er war sich vollkommen bewusst, was er damit gleichzeitig über die andere Wahl aussagte. Ran lächelte schläfrig, die Augen immer noch geschlossen. "Ich wusste, dass Sie das sagen würden." Und dann war er wirklich eingeschlafen, die Pistole auf seinem Schoß locker mit beiden Händen umschlossen. Wortlos schüttelte er den Kopf. Ran war ein seltsamer Mensch. ~TBC~ Hm... vielleicht ein paar Ergänzungen dieses Mal: Ich weiß selbst, dass Ran etwas merkwürdig drauf ist, aber ich wollte aufzeigen, dass er nicht wirklich so gefasst ist, wie er nach außen hin darzustellen versucht. o.O Die Fragen, die er zum Schluss an Crawford richtet, würde er sicher nicht stellen, wenn er etwas munterer und weniger benommen wäre, aber er will wirklich rausfinden, was er von dem Amerikaner eigentlich zu halten hat. ^^ Die Waffe: nun, sie gefällt mir einfach. Und sie ist wirklich etwas groß geraten, aber gerade deswegen wollte ich, dass Brad eine DEP hat *grins* Gehen wir einfach davon aus, dass er nur das .357 Kaliber aufgesetzt hat ^^ cya, cu ^-^ Kapitel 37: "Rückblicke VI - Umschwung" --------------------------------------- Close Distance (Teil 37) Titel: Close Distance Teil: 37/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Es geht mal wieder in Brads Vergangenheit weiter ^^ Disclaimer: not my boys, no money make... Greetings: @Andromeda: Da du Stan ja so gern zu haben scheinst, wird es dich sicher zu hören freuen, dass er auch mal wieder in der FF auftaucht *grins* Aber bald wirst du dich wohl von ihm verabschieden müssen... denke ich mal ^^ @Furia: *grins* Das mit dem Eincremen habe ich absichtlich ausgelassen, damit sich jeder seine eigenen Gedanken drüber machen kann ^.~ Übrigens lag ich bei deiner Beschreibung von Ran als männlicher Heldin fast am Boden vor Lachen ^^ Was die DEP angeht: die wird mit nem anderen Kaliber und geladen noch schwerer ^^° Und ich weiß selbst noch nicht so recht, wie Ran sich beim Schießen machen wird *zugeb* Danke für diesen ausführlichen Commi *knuffelz* @Arigata: Ich muss zugeben, dass du dieses Mal wirklich nicht die Gelegenheit hattest, noch nen Commi zu schreiben *grins* (schließlich kommst du dafür einfach nicht früh genug aus dem Bett ^^) Aus diesem Grunde werde ich einfach mal abwarten, ob du dran denkst es nachzuholen *nod* @kohaku_san: Wie du in diesem Kapitel sicher bemerken wirst, spielt der Fotograf wirklich nur eine nebensächliche Rolle. Ehe Schu auftauchen wird (ich meine jetzt in der Vergangenheitsebene) wird noch ein bissl Zeit vergehen ^^ @nai-chan: Nun, ich würde sagen, es liegt an einer gewissen Selbstdisziplin, die ich beim FF-Schreiben überraschenderweise habe ^^° (leider lässt sich das nicht so gut aufs Lernen übertragen *räusper*) Mein Tipp: schreib einfach fast jeden Tag ne Seite oder so und am Ende der Woche haste das Kapitel zusammen ^^ Ich hoffe das neue Kapitel gefällt dir auch wieder *lieb sag* @Xell: *mal wieder Gummibärchen rüberschieb* Hm... ich interessiere mich nicht _so_ sehr für Waffen, sondern weiß einfach gerne, worüber ich gerade lese. Und da einer der Charas in nem Buch mit ner DEP rumschoss, musste ich einfach herausfinden, was das für eine Waffe ist *grins* Und dann dachte ich, dass die sich für Braddy doch ganz gut machen würde *lach* ^^ Ran... der hängt zurzeit sozusagen etwas in der Luft und muss wieder die Füße auf den Boden bekommen... Teil 37 "Rückblicke VI - Umschwung" Als er seine Augen wieder öffnete, störte immer noch das grelle Viereck des Blitzlichtes sein Blickfeld. Ein leuchtender Punkt, der einfach nicht verschwinden wollte, sondern in der Luft hängend weiterglühte. Blut... es roch nach Blut und als er über seine trockenen Lippen leckte, schmeckte er dessen metallische Süße. Es ließ ihn einen Moment des Friedens empfinden, so kurz er auch war. Bruder, hast du das gesehen? Dann war es an der Zeit sich um das Hier und Jetzt zu kümmern. Er steckte die Pistole vorläufig zurück in seinen Gürtel, später hatte er noch ausreichend Gelegenheit sich ihrer zu entledigen. Mit Widerwillen betrachtete er seine beschmierten Handschuhe, die befleckte Kleidung. Er mochte es überhaupt nicht schmutzig zu sein, doch das ließ sich gerade nicht ändern. Seine Fingerknöchel schmerzten etwas, nichts, das er nicht einfach ignorieren konnte. Trotzdem war so ein Kampf nicht nach seinem Geschmack. Es ging ihm dabei nicht so sehr um die Gefahr, in die er sich selbst gebracht hatte. Vielmehr war es einfach nicht besonders elegant, von der Effizienz ganz zu schweigen. Das ihm vor allem seine Unbeherrschtheit Unbehagen bereitete, gestand er sich nicht ein, folgte einfach nur diesem einen Gedankenfaden. In Zukunft würde er es bei einem einfachen Schuss belassen. Er runzelte die Stirn. Wie kam er eigentlich auf die Idee, dass das erforderlich sein könnte? "Zufrieden?" Der Mann aus der Bar trat näher, die eisblauen Augen schienen ihn sezieren zu wollen. Nervosität meldete sich, zupfte am Rande seines Bewusstseins, nachdem das Feuer in seinem Inneren abgekühlt war. Aber nichts davon zeigte sich auf seinem verschlossenen Gesicht. Fast schon reflexartig versuchte er einen Blick auf das zukünftige Geschehen zu erhaschen, vergeblich. "Wer sind Sie?", reagierte er mit einer Gegenfrage, sein Blick nicht weniger kalt als der seines Gegenübers. "Ein Freund." Das Lächeln war nicht echt und sollte das auch nicht vorgeben. "Nun gut. Dann danke schön." Sein linker Mundwinkel zuckte, als er ganz einfach an dem Mann vorbeiging. "Einen Moment, bitte." Eine Hand wurde auf seine Schulter gelegt. Er erstarrte, Abscheu ließ seine Haut prickeln, obwohl sie durch die Kleidung vor einer direkten Berührung geschützt war. Zwei weitere Personen traten aus dem Schatten neben der Tür. Ein Mann, vielleicht Anfang zwanzig, hielt die Kamera in der Hand. Er beachtete ihn überhaupt nicht, sondern schien nur auf einen Befehl zu warten. Der Andere war noch ein Junge, sorgfältig gekleidet, aber mit den ungelenken Bewegungen einer Puppe. Seine Augen waren vollkommen leer, kein Leben stand in ihnen. Die Hand auf seiner Schulter verstärkte kurz ihren Druck, unterband seine Betrachtung der Neuankömmlinge. Er wandte sich wieder diesen eisblauen Augen zu. "Mein Name ist Schneider. Ich denke wir sollten uns unterhalten." Es dämmerte bereits, als er wieder nach Hause kam. Schneider hatte ihm frische Sachen angeboten gehabt und er hatte nicht abgelehnt. Das wäre sowieso sinnlos gewesen. Genauso hatte er die Pistole bei dem Deutschen gelassen. Sie hatten schließlich schon einen ausreichenden Beweis, der ihn mit dem Mord in Verbindung brachte und so war er wenigstens ohne aufzufallen hierher zurück gekommen. In seinem Kopf liefen die Gedanken Amok und erschöpft ließ er sich auf sein Bett fallen. Er fühlte sich überhaupt nicht gut, eine Folge des mangelnden Schlafes sowie dessen, was er heute erfahren hatte. Die Tatsache, dass er zum ersten Mal in seinem Leben jemanden eigenhändig umgebracht hatte, berührte ihn hingegen überhaupt nicht. Dieser Bastard hatte es einfach nicht anders verdient und durch dessen Schuld hatte er jetzt noch mehr Ärger am Hals. Er seufzte, rollte sich auf den Rücken, die Augen mit einem angewinkelten Arm verdeckt. Wenn sein Wunsch nach Rache bloß nicht seinen Verstand völlig vernebelt hätte. Er war sehenden Auges in diese Falle gerannt. Konnte es wahr sein? Konnte es wirklich eine solche Organisation geben? Er musste Schneider glauben, schließlich wusste er ja, dass es Menschen mit parapsychischen Fähigkeiten gab. Naheliegendes Beispiel er selbst. "Verflucht!" Niemand hörte ihn, seine Stimme verlor sich in dem Zimmer. Seine Freiheit hatte er sich in dem Moment selbst genommen, als er abdrückte. Ihm blieb keine andere Wahl als mit Schneider zu gehen, es sei denn, er wollte den Rest seines Lebens hinter Gittern verbringen, wobei die Frage offen blieb, ob das allzu lange wäre. Selbstjustiz wurde in diesem Land nicht gerne gesehen. Und dann gab es in ihm noch die leiste Stimme, die beharrlich behauptete, dass die Entwicklung gar nicht so schlimm war. Endlich würde er auf gleichwertige Menschen treffen. Mit ihnen konnte er sich wirklich messen. Vielleicht würde das einen Teil der Leere in ihm füllen. Außerdem müsste er nicht mehr aufpassen seine Fähigkeit nicht zu verraten - im Gegenteil, er konnte lernen besser damit umzugehen. Diese Vorstellung löste ein erwartungsvolles Kribbeln aus. Er würde alles verlieren, egal ob er blieb oder mitging, aber letzteres würde ihm eine Tür zu neuen Möglichkeiten öffnen. Ihm blieb nicht wirklich Wahl und so nahm er es hin in dem Bewusstsein, dass die Zukunft ihm sehr wohl noch eine eröffnen würde. "Wir lassen dich verschwinden und niemand wird nach dir suchen." "Wie das?" Aufrichtig interessiert neigte er den Kopf um ein paar Grad, auch wenn er schon eine leise Ahnung hatte, was als nächstes kommen würde. Dabei konnte er aus den Augenwinkeln wieder diesen merkwürdigen Jungen mit den toten Augen erkennen. Irgendwie jagte dieser ihm jedes Mal einen eiskalten Schauer den Rücken herunter. Schneider lächelte ein unaufrichtiges Lächeln. "Ganz einfach, du wirst sterben." Nicht wirklich schockiert lächelte er zurück, erntete einen anerkennenden Blick. Auch wenn er dem Deutschen bisher nicht viel abgewinnen konnte, lag er doch auf einer Wellenlänge mit ihm. "Und bei welcher Gelegenheit?" "Ihr Studium beginnt bald, nicht wahr?" Schneider schien abzuschweifen, aber er war sich sicher, dass das nur eine Hinführung darstellen sollte. "Ja", nickte er daher knapp, ohne ungeduldig zu werden. Das Lächeln seines Gegenübers wurde ehrlicher. Der Mann nahm einen Schluck von seinem Kaffee, dann richteten sich wieder eisblaue Augen auf ihn. "Ich bin mir sicher, deine Freundin - Kathy - wird vorher noch ein bisschen Zeit mit dir verbringen wollen. Und auf dem Weg zu ihr wirst du einen kleinen Unfall haben. Eine Explosion, das Auto -beziehungsweise was davon übrig ist - versucht sich in alle Winde zu verstreuen und die Überreste der Leiche sind unidentifizierbar. Was niemanden stören wird, da jeder zu wissen glaubt, dass du drin gesessen hast." Er überdachte das Ganze. "Klingt durchführbar. Nur wer wird statt mir in dem Auto sitzen?" Er nippe ebenfalls an seinem Kaffee, als würden sie sich gerade über das Wetter unterhalten. Das nebenbei bemerkt wirklich alles hielt, was man sich von einem Sommer versprach. Es war ein Wunder, dass sie in dem Café eine so ruhige Ecke gefunden hatten. "Das lass mal unsere Sorge sein. Wir kümmern uns in jeder Hinsicht um unsere Leute." Ein amüsierter Zug ließ seine Lippen um ein paar Millimeter nach oben wandern. Nur seine braunen Augen blieben so kühl wie zuvor. "Was wird aus meinem Geld?" Mit einem Schulterzucken wurde die Frage beiseite gewischt. "Darüber werden sich deine Erben freuen. Gib dir Mühe und du wirst bei uns einmal mehr als genug verdienen. Soweit ich weiß, hattest du sowieso nicht vor, auf der faulen Haut zu liegen." Das Heben einer Augenbraue war seine einzige Reaktion darauf. Natürlich hatten sie vorher Erkundigungen über ihn eingeholt, seit dem Einbruch war ausreichend Zeit dafür gewesen. Und zudem hatten sie nicht nur die nötigen Mittel sondern auch die richtigen Leute dafür. Überlegend musterte er Schneider. Ob dieser Mann auch ein Talent hatte? Er fragte nicht. Der Deutsche schob die leere Tasse von sich. "Genieß die verbleibende Zeit hier. Wir werden uns wieder mit dir in Verbindung setzen. Fühl dich eingeladen." Schneider stand auf, legte ein paar Dollarscheine auf den Tisch. Auf sein Nicken hin erhob sich auch der Junge und beide verließen das Café, ohne noch einmal zurückzublicken. "Brad? Wo bist du die letzten Tage gewesen?" Er war kaum nach draußen getreten, noch geblendet von der gleißenden Sonne, als sich von hinten eine Hand auf seine Schulter legte. Seit Schneider das getan hatte, war ihm der besitzergreifende Aspekt dieser Geste bewusst geworden und er musste sich zurückhalten um nicht handgreiflich zu werden. Mit einem tiefen Atemzug vertrieb er das wütende Stirnrunzeln, glättete seine Gesichtszüge, um anschließend ein überraschtes Lächeln hervorzuzaubern. "Hallo Stan", drehte er sich zu seinem Freund um. "Ich..." Sein Lächeln flackerte und kurz musste er den Blick abwenden. "Ich habe etwas Zeit für mich selbst gebraucht", meinte er dann leise. Sofort und wie beabsichtigt trat ein mitleidiger Schimmer in die blauen Augen. Stan schüttelte leicht den Kopf. "Du weißt, dass du das nicht alles alleine durchstehen musst - warum bist du nur so stur?" "Ich kann eben nicht aus meiner Haut." Er erlaubte seinem Lächeln eine um Verzeihung bittende Ecke anzunehmen. Der Blondschopf rieb sich etwas unbehaglich die Nase, grinste ihn dann übermäßig fröhlich an. "Aber wenigstens aus deinen Sachen. Du gehst jetzt mit mir schwimmen und ich akzeptiere keine Ausrede!" Natürlich wäre es ihm ohne große Mühe gelungen Stan abzuwimmeln, dieser war viel zu rücksichtsvoll um sich aufzudrängen, aber er akzeptierte den Vorschlag. Und sei es nur um von seinem Freund Abschied zu nehmen... Der Pool lag ruhig und verlassen vor ihnen und unwillkürlich musste er zurückdenken an den Tag, als er hier saß und noch nicht ahnte, welche Folge seine Entscheidung gegen seine Eltern gehabt hatte. Er war es nicht gewohnt falsche Entscheidungen zu treffen und nicht nur sein Stolz hatte darunter gelitten. Der Verlust seines Bruders brodelte immer noch als dumpfer Schmerz in seinem Inneren, nur der heiße Zorn war ausgelöscht worden, besänftigt durch Blut, das er immer noch zu schmecken glaubte. Doch es war zu spät gewesen, etwas in ihm war vorher zu Asche verbrannt, hatte ein schwarzes Loch zurückgelassen. Vielleicht lag darin der Grund, dass er überhaupt nicht gegen Schneider ankämpfte. Er konnte ihm nicht verübeln, dass er die Gunst der Stunde genutzt, seinen Wunsch nach Rache ausgenutzt hatte um zu bekommen was er wollte. Und was der Deutsche ihm erzählt hatte, war verheißungsvoll - er würde kein langweiliges Leben führen müssen, sondern konnte sich Herausforderungen stellen, die er sich noch nicht einmal hatte vorstellen können. Ihm war klar, dass er manipuliert, sogar - nicht besonders subtil - erpresst wurde, doch er selbst wäre an Schneiders Stelle nicht anders vorgegangen. Manchmal war man einfach am falschen Ende der Schnur, man musste es bloß erkennen und ändern. Er lächelte, in Gedenken an seinen Bruder mit einem traurigen Unterton. Für ihn konnte er nichts mehr tun, nichts mehr ändern. "Träumst du?" Sein Blick richtete sich wieder nach außen, strich über das funkelnde Wasser hinweg. Es schien die Sonnenstrahlen einzufangen und zum eigenen Schmuck wie glitzernde Diamanten an die Oberfläche zurückzuschicken. "Dein Swimming Pool hat versucht mich zu hypnotisieren", antwortete er trocken. Stan lachte. "Dann zahl es ihm heim." Und damit lief der Andere mit ein paar schnellen Schritten zum Rand des Beckens, sprang mit einem sauberen Bogen hinein. Das Wasser umschloss den trainierten Körper, nur ein paar Spritzer nach oben werfend. Er zögerte nicht lange und sprang hinterher, ließ sich von der so anderen Stille in der Tiefe umfangen, bis er schließlich mit schmerzenden Lungen auftauchen musste. Er wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, aber irgendwann hingen sie beide erschöpft am Beckenrand, während das Wasser sanft gegen sie schwappte. "Ich glaube, das letzte Wettschwimmen hätten wir lieber bleiben lassen sollen." Stan legte den Kopf müde auf seine Arme, lächelte nichtsdestotrotz. Seine Muskeln waren warm von der Betätigung und er fühlte sich angenehm schläfrig. "Das sagst du doch nur, weil du verloren hast", stichelte er. Der Blondhaarige streckte ihm die Zunge raus, wurde dann aber ernst. "Kathy hatte mich angerufen... Sie meinte, sie könne dich nicht erreichen, aber ich konnte ihr da auch nicht weiterhelfen. Trotzdem sollte ich dir etwas ausrichten, falls du mir über den Weg läufst." Das klang ganz so, als hätte Schneider Recht gehabt. Schuldbewusst erwiderte er das vorsichtige Lächeln, das Stan nach dieser Eröffnung aufgesetzt hatte. "Ich hoffe, sie ist nicht sauer auf mich." "Wie könnte sie..." Stan grinste kurz, aber eindeutig anzüglich. "Sie hat nur ziemlich deutlich gemacht, dass sie dich vor Ende der Ferien noch zu sehen erwartet. Du sollst ihr versprochen haben, sie auf dem Landsitz ihrer Eltern zu besuchen." Blaue Augen funkelten amüsiert. "Wenn du meine Meinung hören willst: setz dich besser so schnell wie möglich in ein Auto, ja?" Er nickte. "Mir bleibt wohl nichts anderes übrig." Das darauf folgende Seufzen war eindeutig nicht echt. "Pantoffelheld!" Sein Freund war zu schnell aus dem Becken heraus, als dass er ihn noch hätte erwischen können. Stan hatte als Friedensangebot ein umfangreiches Abendessen versprochen und da sein Magen knurrte, ehe er etwas Ablehnendes erwidern konnte - was er sowieso nicht vorhatte -, hatte er es angenommen. Jetzt saßen sie beide in dem holzgetäfelten Salon und waren voller Energie dabei, das vor ihnen liegende Steak seiner Bestimmung zuzuführen. Es passte alles zusammen. Langsam kaute er auf dem Fleisch, während seine Gedanken sich wieder einmal einer Situationsanalyse zuwandten. Seinem eigenen Verstand konnte man eben nicht entkommen. Er würde es nicht länger hinauszögern, das hieße bloß Schwäche zu zeigen und sei es auch nur vor sich selbst. Dieses Leben war vorbei. Am besten wäre es, bereits morgen alles zum Abschluss zu bringen. Die Frage war nur, ob Schneider soweit war. Seine Gabel schob ein paar Pommes hin und her, bevor einen Bissen davon nahm. Wahrscheinlich hatte der Deutsche schon alles vorbereitet, ehe er ihm überhaupt diesen Brief geschickt hatte. "Ich werde morgen zu ihr fahren", verkündete er seinen Entschluss. Stan sah von seinem Teller auf. "Soll das heißen, du hast meine Gesellschaft satt?" "Nein, nur dass ich mich der höheren Gewalt beuge", ging er auf den Scherz ein. Der Andere lächelte. "Du hast mit ihr wirklich einen Glücksgriff getan, das weißt du hoffentlich." Das Lächeln erreichte die blauen Augen nicht ganz. Es war merkwürdig, Stan auf diese Weise ernst zu sehen. Ob ihm Kathy doch mehr bedeutete, als er immer angenommen hatte? Über seine eigenen Gefühle ihr gegenüber war er sich nicht ganz im Klaren. Sie war nett und hatte ihm andere Mädchen vom Hals gehalten. Seinen Eltern hatte sie gefallen und er hatte nichts dagegen gehabt, auch ein paar private Stunden mit ihr verbringen zu können. Sie war die perfekte Wahl, aber das bestimmt nicht die Art von Gefühlen, die er ihr entgegenbringen sollte. Wahrscheinlich war es für sie besser, wenn er weg war. "Natürlich weiß ich das." Nicht minder ernst antwortete er. "Falls irgendetwas passiert, würdest du dich doch um sie kümmern, nicht?" Stan sah ihn verwirrt an. "Ja, aber...?" Er lächelte wieder. "Und um unsere Kinder natürlich auch?" Der Andere lachte auf, alles als Scherz auffassend, deutlich erleichtert. "Ist es denn schon soweit, dass ich den Taufpaten spielen kann?" "Nein, aber es schadet nie etwas vorauszuplanen." Sie grinsten sich an in dem Wissen, dass Stan ihn schon oft wegen dieses Charakterzuges aufgezogen hatte. ~TBC~ Okay, damit hätten wir mal wieder einen neuen Charakter eingeführt, der euch auch noch in anderen Teilen über den Weg laufen wird ^^ cya, cu ^-^ Kapitel 38: "Zwischen Traum und Wirklichkeit" --------------------------------------------- Close Distance (Teil 38) Titel: Close Distance Teil: 38/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Setzt direkt Teil 36 fort ^^ Womit wir mal wieder in der Gegenwart bei Ran und Brad wären *nod* Disclaimer: not my boys, no money make... Greetings: @Andromeda: *lach* Die Heilmethoden deiner Mutter sind zwar fies, aber wirksam, wie es aussieht ^^° Freut mich, dass du wieder so gut wie gesund bist *nod* Dieser Vergleich mit dem Kaffeekränzchen gefällt mir ^.~ und japp, deine Vermutung betreffs Rosenkreuz etc. ist vollkommen richtig *knuffz* Stan könnte später noch mal drankommen, das ist aber nicht sicher ^^ Ich verstehe jetzt, warum du ihn so magst. Und lass dir mit dem GB-Eintrag ruhig Zeit *ganz lieb guck* @Arigata: Ich glaube Brad hat für noch mehr Schießunterricht keine Zeit *zwinka* Ich würde aber auch gerne mal ne Stunde bei ihm nehmen *grins* Schneider ist natürlich von Rosenkreuz (schlaues Kind *patt patt* ^^). Brad ist zurzeit 18, höchstens 19, da die Schulzeit in den USA 12 Jahre umfasst ^^ Früher oder später wird er logischerweise auf Nagi treffen, in diesem Fall aber wohl eher erst später ^^ @Maike: Hm... die Betonung sollte wohl auf _langsam_ gelegt werden, denn in diesem Tempo entwickelt sich hier alles ^^# Und dadurch passiert es, dass mir laufend noch neue Verknüpfungen einfallen, die ich unterbringen muss, so dass es im Prinzip noch langsamer vorangeht *dröppel* Ein Beispiel für so eine Verknüpfung ist Schneider, der anfangs überhaupt nicht für diese Story vorgesehen war *sigh* Übrigens will ich doch hoffen, dass deutlich wird, wie Brad zu seiner heutigen Persönlichkeit gelangt ist ^^ @Furia: Dieses Mal wird Ran den armen Brad auch wieder überraschen und ich glaube, dieser ist nicht besonders angetan davon *lach* Ich muss echt aufpassen Crawfords Charakter beizubehalten, wenn ich Szenen mit den beiden schreibe ^^°°° Zum besseren Verständnis habe ich das Holster in diesem Teil in ein Halfter umbenannt (mir ist aufgefallen, dass ersteres der englische Begriff ist, auch wenn er teilweise im Deutschen gebraucht wird ^^#) @nai-chan: *neugierig guck* Jetzt musst du mir aber erzählen, wer deiner Meinung nach Schneider sein könnte ^^ Ich will doch wissen, was so im Kopf meiner Leser vor sich geht *gg* Da es noch ein Vergangenheitskapitel geben wird, musste noch ein bissl warten, bis du wirklich sagen kannst, welches dir am besten gefiel ^.~ Ähm... ich sehe jetzt deine Schwierigkeiten mit dem Schreiben *ehe* Übrigens klingt das so, als würden deine FFs gar nicht das Licht der Öffentlichkeit erblicken o.O Viel Erfolg bei deiner Geschichte ^^ @Xell: Noch jemand, der was von Vermutungen murmelt und mit selbigen nicht rausrückt ^^ Möchtest du mir nicht verraten, wen du im Kopf hast? *lieb guck* Trotz der Hindernisse, die dein PC dir in den Weg legte, hast du es ja wieder geschafft, den ersten Commi zu schreiben *grins* Demnach darfst du ihm nicht böse sein ^.~ *Gummibärchen rüberreich bevor ich es vergesse* Teil 38 "Zwischen Traum und Wirklichkeit" Reality In the real world As in dreams, Nothing is quite What it seems. In the dream world Or the real, We can't know what We can't feel. (The Book of Counted Sorrows - Dean Koontz) Das musste ein Traum sein... Die Erkenntnis war wie ein Blitz, der durch die sich aufbauende Landschaft zuckte, sofort wieder verschwunden. Trotzdem blieb sie irgendwie an ihm haften, so dass er sich über gar nichts wunderte, sondern einfach nur zusah. Ein endloser Himmel schoss voraus, Blau, so tief, dass es ihm den Atem raubte. Irgendwo am Horizont leuchtete ein heller Strich auf, kam auf ihn zugerast und brachte eine Welle von Grün mit sich, als würde ein Teppich ausgerollte werde. Und dann Stillstand. Er atmete tief durch, endlich in der Lage dazu. Wind kam auf, strich über die Wiese hinweg, durch seine roten Haare, über seine bloßen Arme, wo sich eine Gänsehaut bildete. Ein leises Schnauben ließ ihn sich umdrehen, er wusste bereits vorher, welcher Anblick ihn erwartete. "Hallo Brauner..." Lächelnd tätschelte er den Hals des Pferdes. Er hatte keine Angst, weil er wusste, ihm würde hier nichts passieren. Im nächsten Moment schwang er sich ohne Probleme auf den Rücken des Tieres. Ein Schnalzen mit der Zunge und prompt setzte Brauner sich in Bewegung. Er beugte sich vor, ihn zu noch höherer Geschwindigkeit antreibend, passte sich an die Bewegung der Muskeln an, das gleichmäßige Wiegen. Es war wie ein Rausch, der schärfer werdende Wind trieb ihm Tränen in die Augen, die sofort wieder weggerissen wurden. Die Landschaft verschwamm zu Schlieren. Irgendwann ließ das Tempo nach, Brauner fiel in einen gemütlichen Schritt und seine unwillkürlich angespannten Armmuskeln lockerten sich, die in die Mähne verkrampften Finger gaben den festen Griff auf. Er war nicht länger allein, lehnte sich zurück, in Sicherheit. ****** Er schaltete die Klimaanlage aus, als er bemerkte, dass Ran fröstelte, ließ stattdessen die Fensterscheibe mit einem kaum hörbaren Summen ein paar Zentimeter nach unten fahren. Der Fahrtwind strich kühl über seine Stirn, traf aber den Rotschopf kaum, der im Beifahrersitz zusammengesackt war. Er musste sehr erschöpft sein. Ihm waren gleich die dunklen Schatten unter Rans Augen aufgefallen, auch wenn er nichts dazu gesagt hatte. Es war kein Wunder, dass der Körper jetzt sein Recht verlangte und den Schlaf nachholte, der ihm letzte Nacht verweigert worden war. Immer noch hielt Ran die Pistole, als würde sie ihm Halt geben und allmählich fragte er sich, ob er sie jemals wieder loslassen wollte. Sie erreichten Tokio, der Straßenverkehr wurde störend und mit einem leichten Seufzen schloss er das Fenster wieder. Er musste sich entscheiden, ob er Ran nach Hause bringen oder ihn mitnehmen sollte. ,Ich wusste, dass Sie das sagen würden.' Der Satz ging ihm wieder durch den Kopf und Belustigung blitzte in braunen Augen auf. Diese Aussage war überraschend gekommen. Ran musste ein Teil von der Person gesehen haben, die er wirklich war, obwohl er sie dem Jüngeren gegenüber eigentlich nicht gezeigt hatte. Sein Verhalten war ein Spiel gewesen, er konnte in viele Rollen schlüpfen, wenn er es wollte, den Anderen sehen lassen, was dieser erwartete. Er hatte das schließlich von Kindesbeinen an gemacht. Manchmal war er sich gar nicht mehr sicher, wer er denn eigentlich war, doch daran störte er sich nicht, solange eine Definition auf ihn zutraf: solange die Kontrolle in seinen Händen lag. Und SZ sei verflucht für das, was sie getan hatten. Ran bewegte sich, zog seine Aufmerksamkeit wieder wie ein Magnet Metallspäne an. Die Hände lagen jetzt nur noch entspannt auf der Waffe, der Junge schmiegte sich mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck in die Rückenlehne des Sitzes. Das schläfrige Lächeln war wieder für einen Moment zu sehen, ließ nichts als Ruhe zurück. Unwillkürlich musste er an Stan denken, dessen Erschrecken, als er damals vor seinem Elternhaus dem Polizisten gegenüber zum ersten Mal aus der Rolle gefallen war. Ran hingegen hatte nur gelächelt. Und das war noch unerwarteter als dessen Entgegnung gewesen. Darüber musste er noch nachdenken... Die Entscheidung war ihm von seinem Unterbewusstsein abgenommen worden und seine Mundwinkel zuckten in Selbstironie, als er in die Garage fuhr und dann den Motor abstellte. Jetzt fing er schon an sich selbst zu überraschen. Nachdenklich lehnte er sich zurück, musterte den Jungen neben sich, der weiterhin tief und fest schlief. "Und was soll ich nun mit dir anfangen?" Natürlich erhielt er keine Antwort. Er wartete noch ein paar sinnlose Atemzüge lang, stieg schließlich aus und schloss leise die Tür. Dann ging er um den Wagen herum zur anderen Seite, beugte sich über den Schlafenden und hob ihn vorsichtig heraus. Ran runzelte flüchtig die Stirn, umfasste die Waffe wieder fester. Er bewegte sich in diesem Moment nicht, ging erst los, als sich das Gesicht des Jüngeren wieder geglättet hatte. Die Autotür fiel durch einen sanften Stoß mit einem Klacken ins Schloss. Vor dem Haus angekommen, stand er vor der Schwierigkeit hineinzugelangen, doch er musste dieses Mal nicht nach Schuldig rufen, der öffnete von ganz allein und grinste ihn breit an. Er ignorierte den Deutschen und schob sich an ihm vorbei, nur flüchtig streifte Kleidung aneinander, da Schuldig automatisch auswich. In grünen Augen stand ein Hauch von Unsicherheit und er verkniff sich ein spöttisches Lächeln. Sollte Schuldig ruhig ein bisschen länger darüber nachdenken, ob er ihm seine heutige Aktion übel nahm. Dieser fand schnell in sein übliches nervtötendes Verhalten zurück, holte ihn mit ein paar zügigen Schritten ein und lehnte sich lässig gegen die Wand. "Hast du beschlossen dir endgültig ein Haustier zuzulegen?" Eine Kopfbewegung in Rans Richtung folgte. "Wie ich sehe, hast du ihm sogar schon ein Spielzeug gegeben." Schuldig beugte sich nun über den Rothaarigen, musterte dann übertrieben aufmerksam die Waffe. Eine Augenbraue stieg in die Höhe. "Aber bist du dir sicher, dass es das Richtige ist? Erscheint mir ein bisschen... makaber." Echte Neugier blitzte in dem Grün auf, nahm dem Tonfall einen Teil der Leichtfertigkeit. Doch Schuldig stellte die Frage nicht, die ihm gerade auf der Zunge zu brennen schien, sondern schenkte wieder Ran seine Aufmerksamkeit. "Darf man ihn streicheln oder muss er noch gezähmt werden?", kam es dann - wieder begleitet von einem Grinsen - und eine Hand näherte sich dem blassen Gesicht. "_Das_ würde ich an deiner Stelle lieber lassen", wandte er ruhig ein. "Was denn, eifersüchtig?" Nun war es an ihm eine Augenbraue hochzuziehen, sie bewegte sich kaum zwei Millimeter. Darauf zu antworten war eindeutig unter seiner Würde, stattdessen richtete sich sein Blick auf einen Punkt hinter Schuldig. Der folgte etwas verwirrt, zuckte zusammen, als er Farfarello sah, der ihn aus einem halbgeschlossenen Auge anstarrte. "Hände weg, bevor dich scharfe Krallen treffen." Der Ire murmelte die Worte vor sich hin, ohne Schuldig aus dem Blickkontakt zu entlassen. "Das Kätzchen weiß sich zu wehren und es ist durstig. Es wird herausfinden, dass rotes Blut am süßesten schmeckt." Farfarello zeigte ein seltsames Lächeln, als er nun den schlafenden Ran und die Waffe betrachtete, die dieser festhielt. Seine Nackenmuskulatur spannte sich an, ohne dass er es wollte. Wenn der Ire so reagierte, fühlte selbst er sich nicht ganz wohl in seiner Haut, auch wenn er es niemals zeigen würde. Es war ganz einfach so, dass Farfarello nicht ganz in dieser Welt zu leben schien und sich damit jeder tiefergehenden Analyse entzog. Seine Gabe versicherte ihm, dass keine Gefahr bestand und so ignorierte er den Neuankömmling und wandte sich Schuldig zu. "Ich glaube, es gibt da etwas, um das du dich zu kümmern hast", sagte er kalt. Und halte dich aus meinen Angelegenheiten heraus, fügten braune Augen hinzu. Schuldig schien einen Moment zu zögern, gab dann aber nach, wie er es ihm gegenüber letztendlich immer tat. Sie kannten sich zu lange und zu gut, als dass der Deutsche es gewagt hätte ihn ernsthaft herauszufordern. "Komm wieder in die Küche, Farf. Dort hast du doch etwas sehr viel Interessanteres." Schuldig packte seinen Freund am Handgelenk, zog ihn mit sich, ohne sich von dem fortgesetzten, nicht mehr zu verstehendenden Gemurmel stören zu lassen. Er blieb allein mit Ran im Flur zurück. Jedenfalls für ein paar Augenblicke. "Mein Bett gehört heute Nacht mir!" Schuldig, der gleich darauf zurück in die Küche gezerrt wurde. Farfarello sagte irgendetwas, lauter als von ihm gewohnt, dennoch unverständlich für ihn, dann startete ein sirrendes Geräusch, das er nicht identifizieren konnte. Wenigstens verstummte der Ire und Schuldig ließ sich auch nicht mehr blicken. Der Tag konnte einfach nicht mehr schlimmer werden. Seine Mundwinkel zuckten und er entließ einen Teil der Anspannung aus seinem Körper. Ran, immer noch in seinen Armen, erschauderte, riss plötzlich die Augen auf. Verschleiertes Violett starrte ihn an, ohne ihn wirklich zu erkennen. "Vater?" Rans Züge verloren an Ausdruck, die Augen fielen ihm wieder zu. Und eine Sekunde später ruhte der Rotschopf an seiner Schulter und ein zufriedenes Lächeln umspielte die Lippen des Jüngeren. Er seufzte, versuchte das Unbehagen zu vertreiben, das ihm schwer im Magen lag. Er hatte sich geirrt, es konnte sehr wohl noch schlimmer werden. ****** Die Bewegung hatte gestoppt, Brauner stand still da, er konnte sehen, wie die braunen Ohren zuckten. Er lehnte sich vor um den Hals zu tätscheln. "Was ist denn los? Bist du müde?" Brauner schnaubte nur, aber er hatte auch nicht wirklich erwartet eine Antwort zu erhalten. Völlig grundlos fing sein Herz an schneller zu schlagen, pochte gegen seine Rippen, als wären sie ein Käfig, aus dem es auszubrechen gedachte. Da war doch noch etwas gewesen... Vorsichtig drehte er sich um, aber niemand saß hinter ihm. Wie war das möglich? Die Umgebung verlor an Schärfe und er zwinkerte verwirrt. Alles um ihn herum begann sich aufzulösen. Ganz anders als vorhin, als sie sich blitzartig aufgebaut hatte, vollzog sich dieser Prozess so langsam, dass er jeden Aspekt beobachten konnte. Die Farben sickerten aus dem Bild heraus, nahmen Konturen und Festigkeit mit sich. Die Wiese verschwand, der Himmel, Brauner. Und dann schwebte er einfach nur noch im Nichts. Das war ein seltsames Gefühl, jeglicher Sinneseindruck fehlte. Nichts belastete ihn in diesem Zustand, keine Trauer, keine Wut, keine Angst. Seine Hände schlossen sich um etwas, das sich in derselben Sekunde materialisierte. Eine Waffe? Die Erinnerung kehrte mit einem Schub zurück. Statt zu schweben begann er zu fallen. Er wusste es ganz genau, dabei gab es um ihn herum überhaupt nichts, dem gegenüber er sich bewegen konnte. Die Augen zu schließen half überhaupt nichts und von Panik überfallen wollte er anfangen zu schreien, doch bevor ein Laut über seine Lippen kam, wurde er aufgefangen. Vorsichtig schlug er die Augen auf. "Vater?" Er blinzelte die Tränen weg, das Gesicht des Anderen wurde deutlicher. Nein, es war nicht Vater. Alles in Ordnung. Erleichtert schloss er die Augen wieder, alles um ihn herum wurde dunkel. Er war so müde... ****** Ohne Ran dabei aufzuwecken, hatte er es geschafft sich seines Jacketts zu entledigen und langsam bezweifelte er, dass der Rothaarige sich vor morgen wieder rühren würde. Mit gerunzelter Stirn blickte er auf den Jüngeren herunter, dessen Kopf in seinem Schoß ruhte. Es war ungewohnt, er erlaubte normalerweise niemandem ihm so nahe zu sein. Doch gerade wollte er Ran auch nicht alleine lassen. Vater? Er lehnte sich zurück. Sie waren beide von ihren Vätern enttäuscht worden und so bezeichnet zu werden, missfiel ihm, Verwechslung hin oder her. Er hatte die Wohnzimmertür geschlossen, so dass er aus der Küche kaum noch etwas hörte. Seine linke Hand ruhte auf dem Leder der Couch, die rechte nahm gerade seine Brille ab, legte sie auf den Zeitungsständer. Zwischen Daumen und Zeigefinger massierte er seine Nasenwurzel. Es bedurfte keines Blickes in die Zukunft um zu wissen, dass er bald Kopfschmerzen haben würde. Sie deuteten sich bereits gründlich genug an. Er sollte Ran besser ins Bett bringen und sich dann auf die Suche nach Aspirin machen - sofern Schuldig sie nicht wieder alle verbraucht hatte. Erschöpft rieb er sich die Augen. Der Traum hatte letzte Nacht verhindert, dass er allzu viel Schlaf fand und auch wenn er normalerweise nicht viel brauchte, war er heute einfach nur fertig. Nicht, dass er vorhatte, das irgendwie deutlich werden zu lassen. Nur einen Moment Ruhe, mehr benötigte er nicht... ****** Es war dunkel um ihn herum und er war sich nicht sicher, ob er noch träumte. Anders als sonst wusste er noch, was er geträumt hatte und das machte es ihm schwer jetzt in die Realität zurückzufinden. Träge suchte er sein Gedächtnis nach seinem Aufenthaltsort ab. Das letzte was er fand war, dass er in Crawford-sans Auto einstieg. Und dann dieses kurze Gespräch... Hatten sie das wirklich geführt? Von Körperwärme aufgeheiztes Metall berührte seine Hände und er schloss sie wieder darum. Es musste wirklich gewesen sein und es stimmte, genau diese Antwort hatte er von dem Amerikaner erwartet gehabt. Das war ein Teil von dessen Stärke, die er von Anfang an gespürt hatte. Er versuchte seine Gedanken zu klären. War er nach Hause gebracht worden? Doch sicher nicht mit der Waffe. Er lag weich, anders als heute Nachmittag, als er auf dem Boden zu sich gekommen war. Nur sein Kopf - das Gefühl war das Gleiche. Er begann mehr zu erkennen, Möbel schälten sich aus der Dunkelheit, Fenster hoben sich einen Tick heller ab, graue Vierecke. Das Zimmer kam ihm bekannt vor, wenn auch nicht vertraut. Es dauerte noch einen Moment, dann wusste er endlich, wo er sich befand. Und ihm wurde auch bewusst, wo genau. Heiß durchfuhr es ihn und zunächst erstarrte er für ein paar Sekunden, ehe er sich langsam aufsetzte. Ihm wurde trotz allem schwindlig von dieser Bewegung. Mühsam sammelte er sich, drehte sich dann Millimeterweise zu der anderen Person um, die sich außer ihm in dem Zimmer befand. Crawford-san. Der Ältere schien zu schlafen, trotz der sitzenden Position. Soweit er es erkennen konnte, trug er noch dieselben Sachen, sogar das Halfter. Er senkte den Kopf. Was hatte er dieses Mal wieder angestellt? Warum schaffte er es einfach nicht alleine klarzukommen, sondern ging laufend Crawford-san und den Anderen auf die Nerven? Er sehnte sich danach, mit Aya darüber zu sprechen, doch seine Schwester würde ihn sowieso nicht hören können. Nachdenklich drehte er die Pistole hin und her. Konnte er wirklich zulassen, dass der Amerikaner noch mehr seiner Zeit opferte, nur weil er plötzlich die fixe Idee hatte, das Schießen zu erlernen? Aber er wollte es, so sehr, dass es fast schmerzte. Wenn er wenigstens den Grund kennen würde... Sie war so schwer, sicher schwierig zu beherrschen. Sein Vater muss eine andere gehabt haben, hatte Crawford-san gesagt. Das beruhigte ihn irgendwie. Schließlich hatte er genug Mut gesammelt um sich wieder dem Älteren zuzuwenden. Vielleicht wäre es besser, wenn er gehen würde, die U-Bahn fuhr schließlich auch jetzt. Auf seiner Unterlippe kauend, nervös, beugte er sich vor. Es war wahrscheinlich nicht besonders intelligent das zu tun, schließlich konnte er die Waffe ganz einfach auf dem Tisch zurücklassen. Aber eine leise Stimme in seinem Kopf verlangte, dass er sie in das Halfter schob und er war immer noch zu müde, um gegen sich selbst zu kämpfen. Der Lauf hatte kaum das Leder berührt, als Crawford-san die Augen aufschlug. Was als nächstes geschah, lief ganz einfach zu schnell ab, als dass er es genau registrieren konnte. Er schaffte es gerade mal den dumpfen Laut zu hören, mit dem er auf dem Boden landete. Er stöhnte vor Schmerz auf, erstarrte dann. Sein Verstand schien nur in Zeitlupe zu arbeiten, aber schließlich erfasste er seine Situation. Er lag auf dem Rücken, von Crawford-san, der auf ihm saß, unten gehalten. Mit einer Hand wurden seine Arme oberhalb seines Kopfes gegen den Boden gepinnt, die andere hielt die Pistole, deren Mündung an seiner Schläfe ruhte. Zitternd holte er Luft. Bei den Lichtverhältnissen sollte es unmöglich sein, aber trotzdem sah er direkt in die braunen Augen, die eiskalt seinen Blick erwiderten. ~TBC~ Nun ja, mir gefällt der Teil, weil so gut wie alle Schwarzmitglieder einen Auftritt haben und Ran natürlich auch *grins* Ich glaube beim nächsten Teil müsste ich mal wieder ein bissl zu Weiß rüberschalten o.O Und bevor jemand fragt: nein, von Dean Koontz habe ich noch nix gelesen, nur mal zufällig ein paar Auszüge entdeckt ^^ Hope to cya, cu ^-^ Kapitel 39: "Begegnung mit der Vergangenheit" --------------------------------------------- Close Distance (Teil 39) Titel: Close Distance Teil: 39/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Dieses Mal geht es bei Weiß weiter, wie schon angekündigt. Es ist Samstag, gegen Mittag und ich beziehe mich auf die vierte Anime-Folge ^^ Disclaimer: not my boys, no money make... Greetings: @Andromeda: Schnee?!? Hat sich bei uns noch nicht blicken lassen *Kopf schüttel* Genau, bei Crawford warten wir mal alle gemeinsam die weitere Entwicklung ab ^^° und absichtlich habe ich seine Perspektive nicht witzig geschrieben o.O Was soll's, Lachen ist gesund *grins* Das Intro klingt wirklich danach, als würde der Song gute BGM abgeben und auch wenn er nicht wirklich zu Stan passt, bin ich schon überrascht, seinen Namen da zu lesen ^.~ @Arigata: Na, immer noch nicht gesund? *knuffel* Immerhin bin ich aufgrund dieser Zwangsschreibpause zwischen uns endlich dazu gekommen, andere Korrespondenz zu erledigen *es mal wieder positiv seh* ^^ Leider musst du in diesem Kapitel ohne Schu auskommen ^^° @Furia: Gratuliere zur bestandenen Prüfung! ^^ Übrigens würde ich Brad nicht direkt als Heuchler bezeichnen, eher als... ähm... Schauspieler? ^^° Und was den Taufpaten angeht: In Amiland gibt es einige Kirchgänger und Brad muss ja nicht viel davon halten, um brav hinzugehen, ne? ^.~ Der Traum... für mich ist er natürlich vollkommen klar, aber ich glaube es macht nix, wenn man ihn nicht ganz versteht ^^ Träume sind eh selten besonders rational ^^ Hey, es wäre mir viel zu viel Arbeit, jedes Mal nen Zitat am Anfang einzufügen *gg* Ich mache das nur selten, wenn mir eins über den Weg läuft ^^ Genauso wie bei Songtexten *nod* Schuldig als Stimme im Kopf? Könnte natürlich sein... *nichts weiter dazu sag* *grins* @Maike: ^_______^ Crawford musste einfach gute Reflexe haben, sonst hätte die ganze Szene ja nicht hingehauen ^.~ Und aufgrund seines Trainings ist es schließlich nicht mal abwegig ^^ Übrigens habe ich nicht behauptet, dass alle Schwarzmitglieder auftauchen, sondern nur _so gut wie alle_ *breit grins* Ganz allgemein muss ich aber sagen, dass Nagi wirklich ein bissl von mir vernachlässigt wird ^^# @kohaku_san: Schön, dass du mal wieder Zeit gefunden hast vorbeizuschauen *knuffel* ^^ Du brauchst mich von Brad und Ran nicht zu überzeigen, das ist eh mein Lieblingspairing *lach* Trotzdem muss sich erst zeigen, wie es mit ihnen weitergeht... ich bin noch arg am Überlegen, wie ich Ran das kleine Detail vermitteln soll, dass Crawford mehr über den Tod seines Vaters weiß als er denkt ^^# Der Trick bei Farf ist immer, ihn nicht zuviel sagen zu lassen ^.~ Und Weiß muss sein, weil sie nun mal zur Geschichte gehören *nod* @Xell: Hm, jetzt muss ich selbst erst mal nachlesen, was ich überhaupt in den letzten Zeilen geschrieben hab ^^° *dir für die Wartezeit Gummibärchen reich* ^.~ Ah so... also: Ran will bevor er geht Brad die Waffe zurückgeben, indem er sie ihm ins Halfter schiebt. Daraufhin wacht Crawford auf und denkt natürlich nicht besonders viel, sondern nur, dass er angegriffen wird. Als nächstes sieht sich Ran auf dem Boden wieder, mit eben selbiger Waffe an seiner Schläfe, die ihm Crawford natürlich abgenommen hat ^^ Selbstmordgedanken gab es da keine ^^ Ältere FF ist übrigens gut, ich habe "Bright Nights" soweit ich weiß genau vor CD geschrieben *lach* Viel Spaß noch damit, falls du noch nicht alle Kapitel durch hast ^^ Teil 39 "Begegnung mit der Vergangenheit" Sie hatten wohl lange genug ihre Ruhe gehabt. Ein schmales Lächeln zeigte sich flüchtig auf seinen Lippen, er sich von seinem verzerrten Spiegelbild in der Tasse abwandte. Durch die Tür konnte er hören, wie Omi Manx begrüßte und er fragte sich kurz, warum sie eigentlich jetzt schon auftauchte. Ein Blick aus dem Fenster bestätigte ihm nämlich, dass es noch hellichter Tag war, sich der Samstag gerade erst daran machte, den Nachmittag hinter sich zu bringen. Nur zwei Tage waren seit ihrem letzten Auftrag vergangen, genug Zeit, damit sich Yohji einigermaßen erholen konnte, aber nicht genug um richtig gesund zu werden. Trotzdem würde dieser sich nichts anmerken lassen. Wahrscheinlich sollte er ihm Bescheid sagen gehen... Den nicht ganz ausgetrunkenen Tee stehen lassend, verließ er die Küche durch den Hintereingang und stieg hoch zu den Apartments. Was wirklich eine höfliche Umschreibung für die die paar Quadratmeter war. Nicht, dass es ihm was ausmachte, er brauchte kaum Platz. Ihm reichte ein Fußballplatz und die Freiheit der Nacht. In diesem Moment leugnete er die Fesseln, die ihn banden, doch braune Augen verdüsterten sich. Zurückhaltend klopfte er an, wartete ruhig ab, bis hinter der Tür Schritte zu hören waren. Der Schatten verschwand erst, als Yohji öffnete, ließ keine Spur zurück. "Was willst du?" Der Ältere lehnte sich an den Türrahmen, lässig, und doch wirkte es auf ihn, als bräuchte er eine Stütze. "Manx ist da." Er glaubte in den grünen Augen etwas aufflackern sehen, das viel zu sehr Resignation ähnelte, als dass er Recht haben konnte. Und so ging er davon aus, sich geirrt zu haben. Im Missionsraum war es dunkel, nur der Bildschirm schickte farbige Helligkeit hinaus, die über ernste Gesichter streifte. Eine Hochzeitsgesellschaft beherrschte die Szene und mit einem Gefühl des Unbehagens drückte er sich ein Stück weiter in die Ecke der Couch. Er wusste bereits was geschehen würde, ehe die Männer auftauchten und begannen alles niederzuschießen, was sich rührte. Niemand wurde verschont. Sein Blick blieb unbeirrbar auf den Bildschirm fixiert. Schon zu oft hatte er so etwas gesehen, diesen Wahnsinn, dem niemand entfliehen konnte. Er gewöhnte sich nicht daran, nicht wirklich, aber ihn überraschte auch kaum noch etwas. "Ein Terroranschlag, der einem Politiker galt", klang Manx Stimme auf. "Creeper agieren schon seit einigen Jahren hier und im Umland. In letzter Zeit halten sie sich weniger bedeckt und vergrößern ihren Einflussbereich durch Bandenkriege landesweit." Die Kamera blieb beim toten Brautpaar hängen, das Bild fror kurz ein, ehe der Wechsel zu einer völlig anderen Szene folgte. "Anführer von Creeper ist Koga Kenji, euer erstes Ziel. Unterstützt wird er von seinem angeblichen Sekretär. Koga ist Vorstand in der Bau AG und hat viel Einfluss in Politik und Wirtschaft. Es gibt keine Möglichkeit offen an ihn heranzukommen." Die Limousine im Fernseher hatte angehalten und ein hochgewachsener junger Mann hielt die hintere Wagentür auf. Jemand mit grauen Haaren und einem schmalen Schnurrbart stieg aus. "Das ist Koga. Bei demjenigen, der die Tür aufhält, handelt es sich um Kase Koichirô, seine rechte Hand." Der Name hallte in seinem Inneren nach, während sich seine Augen am Gesicht des jüngeren Mannes festsaugten. Der jetzt in Richtung Kamera blickte. Ein glattes Gesicht, dunkle Haare, deren Farbe ins Bläuliche schimmerte. Auch wenn Kase eine relativ große Sonnenbrille trug, wusste er, dass die Augen dahinter hellbraun waren. Sein Körper erstarrte, als Gewissheit den letzten Zweifel hinwegfegte. Anspannung ließ seine Muskeln hart wie Stein werden und er zitterte kaum merklich. Das war unmöglich. Und trotzdem sah er ihn da - lebendig. "Kase..." Wie fremdgesteuert griff er nach dem Umschlag, der ihm von Manx hingehalten wurde, während diese ihre Erläuterungen beendete. "Macht ihr alle mit?" Diese wohl eher rhetorisch gemeinte Frage rüttelte ihn auf. "Seid ihr euch sicher - wegen Kase?" Die Worte blieben ihm fast in der Kehle stecken, als eine Erinnerung auf ihn herabstürzte, die er tief vergraben geglaubt hatte. *flashback* Eine Lagerhalle erhebt sich um ihn herum, Wände, die sich ihm entgegenzuneigen scheinen. Adrenalin wird mit jedem Herzschlag durch seine Adern gepumpt, peitscht seine Sinne zu äußerster Leistung hoch. Der Geschmack von Blut lieg in seinem Mund, breitet sich von der kleinen Wunde aus, wo er sich eben auf die Zunge gebissen hat. Kase ist nicht mehr als ein an die Wand geworfener Schatten, er kann ihn nicht sehen. Sie sind nicht allein. Sein Atmen klingt laut in seinen Ohren, wird abgehackt, als sich ein zweiter Schatten zu dem von Kase gesellt. Er will ihn warnen, doch seine Kehle ist wie zugeschnürt. Hilflos muss er mit ansehen, wie sein Freund mit einem Schläger getroffen wird und zu Boden geht. Und im nächsten Augenblick trifft auch ihn etwas. Funkelnde Sterne tanzen vor seinen Augen und sein Schädel dröhnt, als wollte sich ein Bohrer bis ins Zentrum seines Gehirns vorarbeiten. Der Schmerz ist von schneidender Schärfe, aber trotzdem schafft er es den Kopf etwas anzuheben, als er ein Geräusch hört. Es ist Kase, der weggeschleppt wird. Verzweiflung zeichnet die Züge seines Freundes. "Ken!" Sein Name trifft ihn wie ein Vorwurf. Er hat versagt. Mit starrem Blick sieht er zu, wie ein Feuerzeug aufschnappt und zu Boden geworfen wird. Flammen züngeln auf, auf der Suche nach Nahrung. Hitze breitet sich aus und um ihn herum beginnt die Luft zu wabern. *flashback end* Er schüttelte den Kopf - um die Bilder zu vertreiben und gleichzeitig wie als Antwort auf Manx' Frage. "Kase kann unmöglich ein Mitglied von Creeper sein", stieß er hervor. Kalter Schweiß stand auf seiner Stirn, als in ihm neuerwachte Hoffnung und Verzweiflung rangen. "Da muss jemandem ein Fehler unterlaufen sein." Die Anderen waren inzwischen auf sein merkwürdiges Verhalten aufmerksam geworden. "Weißt du, was du da sagst, Ken?" Omi meldete sich als Stimme der Vernunft, Yohji musterte ihn einfach nur nachdenklich. Etwas rührte sich in dem Grün, von dem er sich fast durchschaut fühlte, doch mit bewusster Anstrengung schaffte er es die Beiden zu ignorieren. Mit nur ein paar Schritten war er bei Manx, die sich wieder zu ihm umgewandt hatte. Die Selbstbeherrschung verlierend griff er nach ihren Schultern, die Akte nichtsdestotrotz weiter fest umklammernd. Seine Finger begannen bereits zu schmerzen, so verkrampft waren sie und die Knöchel seiner rechten Hand stachen weiß hervor. "Der Auftrag muss verschoben werden!" Er wusste selbst nicht, ob es Aufforderung oder Flehen war. "Gebt mir etwas Zeit. Drei, nein zwei Tage reichen!" Eine Antwort wartete er nicht ab, er wollte kein Nein hören. Bevor jemand etwas sagen konnte, rannte er aus dem Raum, die Akte mit sich nehmend. In seinen Rücken bohrten sich Blicke, denen er sich in diesem Moment nicht stellen konnte. Nur ein einziger Gedanke beherrschte ihn. Er musste dieses Missverständnis aufklären. ******* Ken stürmte hinaus, ohne sich noch einmal umzusehen. Die grünen Augen von der ihn leer angähnenden Türöffnung abwendend, ließ er sich mit einem stummen Seufzen gegen die nachgebende Lehne des Sessels sinken. Der Braunhaarige hatte ausgesehen, als wäre er einem Geist begegnet. Und wahrscheinlich war genau das passiert, ein Geist aus der Vergangenheit. Unbewusst strich eine Hand über seine Seite, wo bei jeder unvorsichtigen Bewegung immer noch die Wunde schmerzte. Wenn er an Götter glauben würde, hätte er jetzt den Verdacht, dass einer von ihnen sich Weiß ausgewählt hatte um seine fiesen Spielchen zu spielen. Da es aber nicht so war, musste er von einer simplen Pechsträhne ausgehen. Als wäre das Leben nicht schon beschissen genug. Er musterte Omi, dessen blaue Augen kaum verborgene Besorgnis ausstrahlten. Wenn hier jemand wusste, dass man Kritikers Entscheidungen nicht in Frage stellen durfte, dann war das ihr Jüngster. Sie tauschten ein kaum merkliches Nicken aus, wussten, was sie zu tun hatten. "Wir kümmern uns darum." Omi wandte sich Manx zu, deren Stirnrunzeln nichts Gutes für Ken versprach. Dann aber glättete sich ihr Gesicht und sie nickte ruckartig. Seine Halsmuskulatur zuckte in Sympathie, als er das sah. "Gut, ich hoffe ihr bringt ihn zur Vernunft." Es lag keine Drohung in diesen Worten, nur das nüchterne Wissen darum, was passieren würde, wenn Ken den Auftrag sabotierte. Manx verabschiedete sich von ihnen und verschwand, die Tür hinter sich schließend. Ohne sich zu rühren lauschten sie ihren Schritten, warteten bis sie ganz gegangen war. Dann erst ließ Omi ein Seufzen hören, strich sich durch den blonden Haarschopf, was wirre Strähnen zurückließ. "Ich bin gleich wieder da", hörte er ihn sagen. Und schon war er allein im Raum, nur das weiß-graue Rauschen des Fernsehers leistete ihm Gesellschaft. "Ken ist nicht mehr da, aber wenigstens hat er die Akte in seiner Wohnung gelassen." Omi hatte nicht lange gebraucht, setzte sich zu ihm auf die Armlehne und begann aufmerksam durch die Unterlagen zu blättern. Geduldig wartete er ab, während seine Gedanken bei Ken weilten. Dieser Kase musste ein alter Freund von ihm sein... Er versuchte die Vorstellung zu verdrängen, wie er selbst in dieser Situation reagieren würde, versagte jedoch. Diese Furcht saß wohl in jedem von ihnen, so selten sie auch darüber nachdachten. Und gerade lag sie wie ein schwerer Klumpen in seinem Magen, drückte ihn tiefer in den Sessel. Angeblich hatten sie ihr altes Leben hinter sich gelassen, als sie Weiß beitraten, doch in Wirklichkeit fürchteten sie mit jedem neuen Auftrag, dass es sie einholen und mit einem Totenkopfgrinsen ansehen könnte. In solchen Fällen zählten Wahrscheinlichkeiten nicht, Angst konnte so irrational sein. Ja, er würde an Kens Stelle nicht anders handeln und daher war es ihm jetzt unmöglich ihn zu verurteilen. Er schreckte auf, als Omi zu sprechen anfing. "Koga ist zunächst am Wichtigsten. Ich werde die Information über seinen Aufenthaltsort prüfen. Angeblich geht er sonntags immer in sein Fitness-Studio. Vielleicht können wir die Angelegenheit morgen schon erledigen. Und dieser Kase..." Die ruhigen Worte versiegten, in blauen Augen lag der Keim zu einem Sturm, der nichts als zerstörte Hoffnung zurücklassen würde. Er lächelte, schwach und traurig. "Vielleicht hat Ken Recht." Er glaubte nicht daran. Und Omi auch nicht. "Weißt du, wo er hin ist?" Omi nickte stumm, reichte ihm eines der Blätter. Mit gefurchter Stirn las er die Angaben durch. "Das könnte stimmen..." Das leise Murmeln sollte lediglich die Stille durchbrechen, die in ihm herrschte. Ihm wurde klar, dass er Kens Sache bereits jetzt für hoffnungslos hielt. Aber er würde ihm eine Chance geben. Der Schmerz der Erkenntnis gehörte Ken allein, er hatte kein Recht ihm das zu nehmen. Es war ein sonniger Nachmittag. Die Art von Wetter, bei dem es im Park nur so von frisch verliebten Pärchen und jungen Müttern mit ihren Kindern wimmeln würde. Hier im Geschäftsviertel war es anders. Die Straßen wirkten fast wie ausgestorben. Doch eine Person war da und nur auf die kam es ihm an. Ken stand am unteren Ende der Treppe, die zu einem Firmengebäude der Bau AG empor führte. Heller Stein, von blendender Reinheit. Der Braunhaarige schien gefangen zwischen niedergehaltener Hoffnung und abgrundtiefen Zweifeln. Ihn zu beobachten lenkte ihn von seinen Gedanken an Asuka ab und den viel zu frischen Erinnerungen an Maki. Daumen und Finger rieben unwillkürlich aneinander, als würden sie die Struktur eines Stoffstückes erforschen wollen. Er unterband die Bewegung, indem er die Finger zur Faust ballte. Plötzlich riss Ken den Kopf hoch und sein Blick folgte dem des Braunhaarigen, erspähte zwei Personen, die gerade das Gebäude verließen. Ken sah für einen Moment aus, als wüsste er nicht, was er als nächstes tun sollte. So verloren. In der Zeit waren die zwei Männer Ken näher gekommen und nicht nur er erkannte Kase. "Kase?" Zunächst klang es noch wie eine Frage, dann aber war Ken sich sicher, setzte sich etwas ungelenk in Bewegung. "Kase, ich bin's! Erkennst du mich nicht?" Der Ältere hielt seinen Begleiter zurück, als dieser unter sein Jackett greifen wollte, winkte ihn fort. Dann breitete sich ein ungläubiges Lächeln auf Kases Gesicht aus. "Ken, bist du das?" Der nickte nur und im nächsten Augenblick lagen sich die beiden in den Armen. Er wandte sich ab, gönnte ihnen ihre Privatsphäre. Doch der Zweifel wich nicht aus den grünen Augen. Irgendetwas an Kases erster Reaktion war merkwürdig - falsch - gewesen. Überraschung, ja, aber keine Wiedersehensfreude, keine Erleichterung. Er nahm seine Observation wieder auf. Die beiden waren auseinander getreten, doch Kases Hand ruhte auf Kens Schulter. Nicht als Versicherung, dass dieser wirklich da war. Es wirkte eher so, als wollte er verhindern, dass Ken ihm wieder entwischen konnte. Sie sprachen aufeinander ein, ungeordnet, mit aufblitzenden Zähnen, wenn Lippen zu einem Lächeln verzogen wurden. Ach Ken, das konnte nicht gut gehen. Aber er spürte die Verlockung dahinter. Wie gerne hätte auch er ein Stück seiner Vergangenheit wieder in seinen Händen. Doch alles war zu Asche geworden und zwischen seinen Fingern hindurchgeronnen. Unrettbar. Unumkehrbar. Er wünschte Ken aus vollem Herzen Glück. Seine Mundwinkel zuckten bitter. Wünsche... sie verdorrten wie Blumen in der Wüste, damals. In ihrem jetzigen Leben war kein Platz mehr dafür. Ken und sein alter Freund hatten vorläufig genug Worte gewechselt, gingen nun die Treppe hinunter und auf Kases Wagen zu. Zeit, ebenfalls das Auto aufzusuchen um ihnen zu folgen. Drinnen griff er nach dem Handy und informierte Omi über die Entwicklungen. Aus dessen knappen Antworten hörte er heraus, dass dessen Meinung über Kase sich nach dem Studium der Unterlagen bloß gefestigt hatte. Es gab nur eine gute Nachricht: Koga wurde tatsächlich morgen wieder im Fitness-Studio erwartet. Sobald sie diesen Teil des Auftrages erledigt hatten, würden sie weiter sehen. ~TBC~ Hm... als ich angefangen hatte dieses Kapitel zu schreiben, war mir erst aufgefallen, wie wenig ich eigentlich vom Anime noch im Kopf hatte ^^# In dem wird Ken übrigens von Aya verfolgt, aber das ließ sich hier ja schlecht realisieren ^^ Ich bitte auch sonstige Abweichungen zu übersehen, die zum Anpassen an meine FF notwendig waren *lieb guck* cya, cu ^-^ Kapitel 40: "Rückblicke VII - Ankunft" -------------------------------------- Close Distance (Teil 40) Titel: Close Distance Teil: 40/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Ich weiß, es ist nicht besonders nett von mir hier ein Vergangenheitskapitel einzuschieben, aber ich glaube einfach, dass ihr euch merken könnt, was in der Haupthandlung passiert ^^# Und immerhin gibt es so ein bissl Abwechslung... *räusper* Disclaimer: not my boys, no money make... Greetings: @Andromeda: Nu ja, ich gebe zu, inzwischen sind ein paar Flocken gefallen, aber ne Schneedecke hatten wir noch nicht ^^ In Berlin wird es nicht nur einen Weihnachtsmarkt geben sondern ziemlich viele *lach* Zur Story: Ich versuche Omis Geschichte ein bissl mehr in die gesamte Handlung zu integrieren, anders als bei Yotan und Ken mit ihren separaten Kapiteln (ob es klappt, ist ne andere Frage ^^#) Ich nähere mich allmählich den Takatoris, ein wenig dauert es aber noch ^^ Und danke, dass dir meine Version besser als der Anime gefällt *gg* Ich hoffe, es bleibt auch weiterhin so ^^ @Arigata: Hm... so kann man es natürlich auch machen und ein Kapitel hinterherhinken *grins* Übrigens freut es mich riesig, mal wieder ein Lebenszeichen von dir zu erhalten *die Gelegenheit nutz und dich abknuddel* Also um das zu klären: Crawford hat nicht angenommen, dass _Ran_ ihn töten, sondern dass _irgendjemand_ ihm an den Kragen wollte ^^ Demnach eher die ,übliche Wachsamkeit' *grins* Übrigens habe ich nicht vor, Schu und Farf jetzt schon ne Beziehungskrise aufzuhalsen ^^ @Furia: Ich muss ja eingestehen, dass ich diese Folge um Ken und Kase nie besonders prickelnd fand (zuwenig Aya drin ^.~) Vielleicht hab mich deshalb ein wenig näher mit befasst ^^ Du hast Recht, bei Weiß straffe ich mehr, weil ich den Lesern entgegenkommen will, die halt den Anime kennen und nicht allzu erpicht darauf sind, mehr darüber zu lesen ^^° Mit Ran und Crawford geht es nächsten Sonntag weiter *versprech* Ich hoffe, das Volleyballspiel hat dir gefallen und viel Spaß mit deinem verlängerten Weekend *knuffz* @Maike: Tja, das hatten wir uns ja schon gedacht, dass du es nicht mehr schaffst rechtzeitig hier vorbeizuschauen ^^ Weißte was? Ich habe vorgestern dieses eine Original um Bren und Sascha gelesen - coole Story. Nur schade, dass erst 58 oder so Teile on sind ^^°°° Jedenfalls bin ich aus diesem Grunde zu rein gar nix anderem gekommen *mich nicht vom Compi losreißen konnte* @kohaku_san: *lach* Mir ging es genauso wie dir, wenn ich andere FFs las, in denen Anime-Folgen eingebaut wurden ^^ Da aber mein Entschluss dies betreffend feststeht, bleibt es dabei *nod* Wenigstens halse ich euch jetzt nicht mehr so viele von den Kapiteln hintereinander auf, wie ich es bei Yotan gemacht hatte ^^# Daher gibt es heute mal wieder eins aus Brads Vergangenheit und nächste Woche eins mit Ran und Brad ^^ Und danach geht es erst wieder zu Ken ^^ @nai-chan: Also das kann ich mir gut vorstellen. Es ist ja schon schwierig, sich alleine immer aufzuraffen um ne Story zu schreiben. Wenn du das noch mit jemanden koordinieren willst, kann es nur noch schlimmer werden ^^# Allerdings habe ich mal ne FF gelesen, die von zwei Leuten zusammen geschrieben wurde und die nicht nur wirklich toll ist, sondern auch schnell voranschritt ^^ Ich beteuere hoch und heilig, dass Cliffhanger nie in meiner Absicht liegen, sie passieren nur ab und zu von ganz alleine *räusper* ^^°°° @Xell: *knuffel* Freut mich, dass hier auch jemand Weiß vermisst hat *lach* Ich werde sie dieses Mal nicht allzu lange außen vor lassen, sondern in zwei Wochen wieder ins Rennen schicken ^^ Wie ist denn der Manga in der Schule angekommen? Hast dir ja genau den Richtigen ausgesucht *grins* Nicht nur ne tolle Story, sondern auch noch ein paar hübsche Artworks drin ^^ *Gummibärchen reich* Teil 40 "Rückblicke VII - Ankunft" Er wurde in den Sitz gepresst, als das Flugzeug sich schwerfällig gegen den hartnäckigen Widerstand der Gravitation in die Luft erhob. Unter sich ließ er Amerika zurück. Immerhin in der First Class. Sein flüchtiges Grinsen hatte eindeutig einen selbstironischen Zug, aber die braunen Augen blieben kühl, als er aus dem Fenster blickte. Der Himmel war bedeckt gewesen, doch in diesem Moment durchbrachen sie die Wolkenschicht und die Sonne gleißte mit ungewohnter Helligkeit über die weiß-graue Decke. Es sah schön aus. "Du weißt, dass du in Zukunft dafür arbeiten müssen wirst?" Schneider lenkte seine Aufmerksamkeit auf sich, ein schmales Lächeln umspielte die Lippen des Mannes und die entspannte Körperhaltung drückte Zufriedenheit aus. Der Deutsche sonnte sich in dem Bewusstsein gewonnen zu haben und den Preis nach Hause zu bringen. Er versuchte dem entgegenzusehen, doch seine Gabe verweigerte weiter ihren Dienst. Was natürlich keinerlei Selbstzweifel in ihm auslöste. Schließlich hatte er bisher nie gewusst, wann sie sich meldete. Umso größer würde die Überraschung sein. Sein linker Mundwinkel zuckte. Dabei konnte er Überraschungen gar nicht ausstehen. Der Andere nahm das als Antwort, hielt ihm eine Zeitung hin. "Hast du das schon gelesen?" Er griff danach und starrte auf die aufgeschlagene Seite, rückte seine Brille zurecht. Eine unnötige Geste, die ihm half sich zu sammeln. Ein Wrack, in Farbe und Großaufnahme. Und dann las er den Artikel, der über seinen eigenen Tod berichtete - etwas verfrüht, wie er fand. "Die Tochter eines Senators, wie bist du an die rangekommen?" Die eisblauen Augen hielten das Interesse nicht zurück, doch er war sich nicht ganz sicher, ob es echt war. Schneider stand eher auf der undurchschaubaren Seite der Menschheit, etwas, das sie beide verband. "Sie ging mit mir auf eine Schule", antwortete er nonchalant. Er wurde plötzlich eindringlich gemustert, als versuchte der Andere in sein Inneres zu blicken. "Ich muss sagen, dass du außerordentlich gefasst bist. Wirst du nichts vermissen, von dem, was du zurückgelassen hast?" Ungerufen tauchte das Bild seines bisherigen Zuhauses an die Oberfläche seiner Gedanken empor, sah er die Gesichter seiner Eltern vor sich. Ungerührt schob er die Erinnerung beiseite, streifte weiter, über Stan und Kathy hinweg, noch weiter, zu Freunden aus dem Boxclub, der High School. Er hatte sich bereits von diesem Teil seines Lebens abgeschnitten. Mochte die zurückbleibende Wunde auch noch nicht ganz verheilt sein, war doch schon eine Distanz entstanden, die alles eher wie den Rückblick auf einen Film wirken ließ. Ein letztes Gesicht verweilte vor seinem inneren Auge. Bruder... Von ihm würde er sich wohl niemals lösen können, auch wenn er seinen Tod gerächt hatte. Er sollte ihn immer begleiten - als Warnung. Nichts von diesen Reflexionen gedachte er Schneider gegenüber zu offenbaren. "Brauner wird mir fehlen." Der Deutsche schüttelte den Kopf, als wäre er zu einer Erkenntnis gelangt, die ihm zwar nicht missfiel, trotzdem aber etwas überraschend kam. "Brad, kann es sein, dass dir jeder außer dir selbst egal ist?" Seine Gesichtszüge gefroren einen Herzschlag lang, dann zog sich die Kälte zurück, sammelte sich in seinen Augen, während seine Lippen lächelten. "Crawford, bitte sehr. Brad ist eindeutig tot." Er gab die Zeigung zurück. "Und um auf Ihre Frage zurückzukommen: Ist das etwas schlimm?" Die gezeigte Arroganz brachte Schneider zum Lachen. "Ganz im Gegenteil, das sind schon mal gute Voraussetzungen, Crawford." Sein Name wurde besonders betont. Er sah die Unterhaltung damit als beendet an, wandte sich wieder dem Fenster zu. Nichts als eine unendliche Wolkendecke und fast gleißendes Blau. Eigentlich hatte er dem Jungen diesen Platz angeboten gehabt, aber der hatte wieder nicht reagiert. Er reagierte um genau zu sein auf rein gar nichts, außer Schneiders Anweisungen. Der Deutsche hatte abgewinkt und gemeint, dass das Verschwendung wäre und den Jungen auf den dritten Platz gesetzt. Mit geschlossenen Augen und den Kopfhörern über den Ohren, wirkte er jetzt ganz normal. Er schloss ebenfalls die Augen. Nicht, weil er müde war, sondern um über seine Reaktion auf Schneiders Frage nachzudenken. Sie hatte ihn selbst überrascht, trotzdem war seine Antwort in gewisser Weise ehrlich gewesen. Jemand anderer sollte ihm wichtig sein? So wie in "jemanden lieben"? Was für ein absurdes Konzept. Schlussendlich beruhte alles nur auf gegenseitigem Vorteil und körperlichen Bedürfnissen. Freundschaft war das Einzige, dem er die Möglichkeit der Existenz einräumte, aber auch das lag jetzt hinter ihm. Seinen Vornamen zu hören hatte ihm einen unerwarteten Stich versetzt und im gleichen Moment war der Entschluss da gewesen, dem in Zukunft aus dem Weg zu gehen. Es war eigentlich ganz einfach: Brad war auf der Fahrt zu seiner Verlobten gestorben, nachdem sein bester Freund ihm versprochen hatte, sich im Notfall um sie zu kümmern. Die beiden würden auch ohne ihn klarkommen. "Einen schönen Aufenthalt in Deutschland." Die Frau hinter dem Schalter gab ihm mit einem freundlichen Lächeln seinen Pass zurück. Seinen neuen Pass, um genau zu sein, auch wenn das Dokument schon einige Gebrauchsspuren aufwies. Sein Name war das einzige, was geblieben war. Ansonsten hatte er jetzt einen neuen Geburtstag und einen neuen Geburtsort - er stammt sogar aus einem anderen Bundesstaat. Falls die Daten jemals überprüft werden sollten, würde nichts Auffälliges zum Vorschein kommen. Ein Waisenjunge, der nach dem Schulabschluss daran gegangen war die Welt zu entdecken. Ein Durchschnittsmensch unter Millionen von anderen. Schneider hatte ihm sogar eine Geburtsurkunde und ein Abschlusszeugnis gegeben, wofür auch immer das gut sein sollte. Vielleicht zu seiner Beruhigung. Als wäre er sich nicht schon längst sicher, dass diese Organisation niemanden mehr aus ihren Fängen ließ. Die ungewohnte Sprache machte es ihm anfangs schwer zu verstehen, was um ihn herum vor sich ging. Während er Schneider und dem Jungen folgte, stellte er sich allmählich darauf ein. Es war anders, obwohl sein Lehrer Muttersprachler gewesen war, doch sobald er sich nicht mehr aktiv darauf konzentrierte, wurden die Gesprächsfetzen die auffing verständlicher. Zum Glück hatte er schon sehr früh ein Faible für Fremdsprachen entwickelt. Es half dabei andere besser zu verstehen, im wörtlichen wie im übertragenen Sinne. Wie behauptete die Wissenschaft so schön: wie wir denken und was wir verstehen, hängt von der Sprache ab. Kennst du nicht das Wort für etwas, fehlt dir das Konzept um es zu begreifen. Jemand rempelte ihn an und riss ihn aus seinen Gedanken heraus. Augenblicklich war er vollkommen auf den Jugendlichen konzentriert, packte ihn am Handgelenk. Erst dann stellte er ruhig seinen kleinen Koffer ab, griff auch mit der freigewordenen Hand zu, ehe der Andere eine Chance hatte sich freizukämpfen. Seine Muskeln spannten sich kaum unter dem teuren Hemd an. "Such dir dein Opfer das nächste Mal etwas sorgfältiger aus." Mit kalten Augen hielt er den Blick des Möchtegern-Diebes gefangen, sein Deutsch zwar akzentuiert, aber verständlich. Seine Rechte drückte etwas fester zu, das Gesicht vor ihm verzog sich vor Schmerz. "Sei froh, dass ich jetzt keine Zeit habe dir eine Lektion zu erteilen." Damit stieß er den Anderen von sich, nahm seinen Koffer wieder auf und ging mit etwas mehr Eile als zuvor auf Schneider zu, der ein Stück voraus das Schauspiel ungerührt beobachtet hatte und nun auf ihn wartete. "Sehr zurückhaltend gewesen, nicht?", wurde er empfangen. "Ich habe heute meinen freundlichen Tag." Sie lächelten beide, als sei den Flughafen verließen und in ein Taxi einstiegen. Der Junge folgte ihnen wie ein Hund. Der Jetlag holte ihn ein, nachdem sie gegessen hatten und in ein anderes Auto umgestiegen waren. Eigentlich hatte er vorgehabt wach zu bleiben, aber bereits nach einigen Kilometern war er weggenickt - wie abgeschaltet. Sie fuhren durch bergiges Gelände, außer der Straße und Bäumen schien es hier nichts zu geben. Das war nicht wirklich verwunderlich, wenn man bedachte, zu welcher Art von "Schule" sie unterwegs waren. Je abgelegener desto besser, nahm er an. Er fröstelte leicht. Auch wenn hier ebenfalls Sommer war, kam es ihm kühler vor. "Wir sind bald da." Schneider hatte ihn unter halbgeschlossenen Lidern hervor beobachtet. "Und keine Sorge, es wird nicht so schlimm, wie es aussieht." Er strich eine in die Stirn gefallene Strähne zurück. Darum machte er sich gerade keine Sorgen. Alles was er wollte, war eine heiße Dusche und ein richtiges Bett. Entsprechend antwortete er dem Deutschen. In dessen blauen Augen stand ein amüsiertes Funkeln. "Das dürfte kein Problem sein. Aber ist es nicht ein merkwürdiges Gefühl wieder auf die Schule zu gehen, nachdem du glaubtest, sie hinter dir gelassen zu haben?" Darüber wollte er lieber nicht allzu genau nachdenken, sonst müsste er sich noch eingestehen, ein nervöses Kribbeln im Magen zu verspüren. "Es kann nicht viel anders als das College sein - nur dass ich eben etwas anderes lernen werde." "Hm... vielleicht. Aber wir werden deine Talente sicher zu würdigen wissen." "Da bin ich mir sicher." Das kam trockener als beabsichtigt, doch Schneider lächelte nur. "Du wolltest doch nie ein normales Leben führen. Nun hast du deine >interessanten Zeiten<." Er erkannte den chinesischen Fluch und erwiderte das Lächeln flüchtig. "Dann muss ich sie nur noch nutzen." Ein entschlossener Zug ließ sein Gesicht hart und kantig werden und der Deutsche nickte zustimmend. Ihm entging das Glimmen in den blauen Augen, als er den Schriftzug über dem Tor las, das sie gerade durchfuhren. "Rosenkreuz - ein ungewöhnlicher Name." "Nicht ungewöhnlicher als das Internat - oder die Schüler." Schweigend fuhren sie noch einige Minuten weiter, passierten mehr oder weniger subtile Sicherheitseinrichtungen, die er mit einem Stirnrunzeln registrierte. "Lassen Sie mich raten: Falls irgendwann durch irgendeinen dummen Zufall mal eine Behörde auf diese Einrichtung aufmerksam werden sollte, dient das alles nur zum Schutz der armen reichen Kinder." "Gut erkannt." Schneider amüsierte sich eindeutig wieder. "Weißt du, Crawford, das gute an der Bürokratie hier ist, dass man sie mit ihren eigenen Mitteln schlagen kann. Uns wird so schnell niemand zu nahe kommen." Sie passierten einen Tennisplatz, dann ein riesiges Schwimmbad, einen Sportplatz. Seine linke Augenbraue wanderte in die Höhe. Schneider lehnte sich zurück, musterte ihn ernst. "Versteh das was du hier siehst nicht falsch. Du wirst nicht viel Freizeit haben, ihr sollt eben auf _alles_ vorbereitet sein. Und dazu zählt vielleicht auch einmal, eine ordentliche Runde Tennis zu spielen." "Und ganz nebenbei ist es noch eine passende Tarnung für das Internat." Schneider widersprach nicht. Der Wagen hielt in der Auffahrt, weiße Kieselsteine knirschten als er ausstieg. Unwillkürlich musste er lächeln. Das sah einfach zu sehr nach dem typischen gepflegten Backsteingebäude aus, das er sich im Geheimen vorgestellt hatte. Einschließlich der rötlich-braunen Farbe. Den Umfang der Anlage konnte er auf den ersten Blick nicht erfassen. Wie viele Kinder es wohl gab, die diese besonderen Fähigkeiten aufwiesen? Und wie viele davon fanden sie, brachten sie unter ihre Kontrolle? Fragen, die er nicht laut stellte. Es war später Nachmittag, als sie das Hauptgebäude betraten. Und als sich die schwere Tür hinter ihm schloss, blieb ihm für einen Augenblick die Luft weg, aber er überwand den Anfall, ehe die Panik zum Ausbruch kommen konnte. Er hatte gewählt, für einen Rückzieher war es jetzt bei weitem zu spät. "Herr Schneider, Sie sind wieder zurück?" Ein Mann in Anzug eilte auf sie zu, er hatte keine Ahnung, ob es ein Lehrer, Bediensteter oder Verwalter war. "Bringen Sie den Jungen weg, ich brauche ihn nicht mehr. Wo ist der Belegungsplan?" "Vollständig aktualisiert auf Ihrem Schreibtisch. Wir haben Sie noch nicht zurück erwartet, die Abgänger sind noch nicht ganz bereit." "Schon gut." Schneider wirkte plötzlich ungeduldig. "Das hat schließlich noch Zeit. Sorgen Sie dafür, dass die Verbindung gekappt wird. Alles weitere später." Der Andere nickte bestätigend, streifte ihn mit einem neugierigen Blick und packte dann den Jungen am Arm, der ihm wie ein Schlafwandler folgte. Sein Gehirn versuchte noch die eben gehörte Unterhaltung nachzuvollziehen, während er Schneider folgte. Alles hatte er nicht mitbekommen, das Meiste aber schon. Und dem nach zu urteilen, war der Deutsche nicht gerade auf den unteren Rängen einzuordnen. "Wie gut kannst du Deutsch?" Der Ältere hatte auf seine Muttersprache umgeschaltet, schloss gerade eine Tür auf, die vermutlich in sein Büro führte. "Ich kann mich verständigen", antwortete er in derselben Sprache. "Gut. Der Unterricht hier wird in der Regel auf Deutsch oder Englisch gehalten. Du wirst also genug Gelegenheit haben, deine Kenntnisse aufzufrischen und zu verbessern. Dieses Wochenende bist du von allem freigestellt um dich einzugewöhnen, ab Montag wirst du verschiedenen Einstufungstests unterzogen und den jeweiligen Gruppen zugeteilt." Schneider sprach langsam und deutlich, so dass er alles verstand. Es würde noch eine Weile dauern, ehe er alles ohne Probleme aufnehmen konnte, aber er bezweifelte nicht, dass es ihm gelingen würde. Sie betraten den Raum, der sich tatsächlich als Büro herausstellte. Schneider ließ sich in den Stuhl hinter dem Schreibtisch sinken, griff nach einer Mappe. Geduldig wartete er ab, bis der Deutsche gefunden hatte, wonach er suchte. "Gut, ich weiß wo ich dich unterbringe." Schneider stützte die Ellbogen auf der Tischplatte ab, verschränkte seine Finger und sah ihn darüber hinweg an. "Alexander Schmidt. Deutscher. In deinem Alter. Beginnt jetzt sein voraussichtlich letztes Jahr. Er ist Empath. Du weißt, was das bedeutet?" "Ja." Er hatte einige Bücher über parapsychische Fähigkeiten gelesen. "Irgendwelche Einwände?" Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem nicht sehr humorvollen Grinsen und er unterband es schnellstmöglich. "Dürfte ich denn welche haben?" Eisblaue Augen glitzerten. "Deine letzte Gelegenheit, um ehrlich zu sein." "Dann fange ich besser an mich daran zu gewöhnen." Ruhig, immer noch, erwiderte er den Blick. "Natürlich habe ich keine Einwände." "Gut, dann komm mit." Sie schienen eine halbe Ewigkeit durch lange Flure zu laufen, hinter einigen Türen hörte er Stimmen, hinter anderen Geräusche, als würde etwas Schweres zu Boden fallen. Ab und zu schien er durch ein elektrostatisches Feld zu laufen, das dafür sorgte, dass sich die Härchen auf seinen Armen aufrichteten. Schneider sah ihn dann nur wissend an, kommentierte es aber nicht. Schließlich blieb der Ältere vor einer Tür stehen, hinter der sich ihm der Blick auf ein ordentlich eingerichtetes Zimmer mit zwei Betten eröffnete. "Das rechte ist deins. Alexander müsste bald von seinem Unterricht zurück sein. Lass dir von ihm das Wichtigste erklären. Ich erwarte dich nach dem Abendessen in meinem Büro. Das Bad befindet sich hinter der Tür." Schneider wandte sich zum Gehen, sah sich noch einmal kurz um. "Viel Glück, Crawford. Und bitte, versuche keine Dummheiten." Die Tür wurde geschlossen und so freundlich die Worte gewesen waren, hatte er die eisige Warnung in ihnen herausgehört. ~TBC~ Mia, endlich habe ich Crawford bis hierher gebracht *erleichtert aufatme* Und bevor hier jemand Einwände gegen den Standort erhebt: ich weißt, dass RK in der Regel in Österreich steht, aber da ich außer anderen FFs eh keine Quellen drüber habe, werde ich einfach mal schreiben, was ich möchte ^^ Und aus diesem Grunde geht es bei mir auch nicht ganz so tödlich dort zu... ^^° cya, cu ^-^ Kapitel 41: "Faszination" ------------------------- Close Distance (Teil 41) Titel: Close Distance Teil: 41/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Wie versprochen geht es mit Ran und Crawford weiter ^^ Nur zur Erinnerung: es ist immer noch die Nacht von Samstag auf Sonntag... allerdings ist sie fast vorbei *nod* Disclaimer: not my boys, no money make... Greetings: @Andromeda: Ich war noch nicht auf einem Weihnachtsmarkt, bin auch nicht besonders Glühwein begeistert *snicks* ^^ Aber es wird sich schon noch ergeben *nod* Mit Alex hast du Recht, erstens ist er zu alt und zweitens auch noch Empath, was Schuldig ja nicht ist ^^ Doch keine Sorge, früher oder später taucht Schu auch noch in den Vergangenheitskapiteln auf *grins* Und natürlich ist nicht alles auf Rosenkreuz wunderschön *gg* aber als finsteres Kellerloch wollte ich es halt nicht haben ^^ @Furia: Ich glaube ich hatte total vergessen, auf die Frage mit den grünen Augen zu antworten: In so gut wie allen (deutschen) FFs die ich bisher las, haben Schus Augen die Farbe...*am Kopf kratz* Ich hatte mich dann total daran gewöhnt und fand es schwierig mich umzustellen, als in englischen Storys plötzlich was von blauen stand *drop* Nu ja, laut meinen Beobachtungen im Anime sind sie wirklich blau, aber was soll's ^^°°° @Maike: Ha, ich habe mir gerade die nächsten Teile von der Original-Story runtergeholt ^^ Ich hoffe ich bekomme es hin sie zu lesen, ohne einzuschlafen *gähn* *leider nicht genug Schlaf diese Nacht hatte* ^^# @Arigata: Leider bin ich gerade nicht munter genug um hier etwas Intelligentes hinzuschreiben *gg* *dich einfach nur ne Runde abknuddel* @kohaku_san: *grinsend den Kopf schüttel* Du glaubst doch nicht etwa, dass ich Ran und Crawford jetzt übereinander herfallen lasse? ^^ Übrigens ist es ausgesprochen nett von dir, dass du meine Weiß-Szenen akzeptierst *snicker* Schließlich könntest du dich ja auch fürs Nichtlesen selbiger entscheiden *zwinka* Nope, Alexander ist ganz eindeutig nicht Schu *dir versicher* @nai-chan: Eigentümliche Atmosphäre? *Kopf schief leg* Na ja, wahrscheinlich bekomme ich so was gar nicht mit, aber solange es dir gefällt, ist das auch nicht weiter schlimm *lach* Da du aus Österreich kommst, verstehe ich, warum du es cool findest, dass RK dort stehen soll *gg* ^^ Wie gesagt habe ich darüber aber nichts in der ,offiziellen' WK-Story erfahren, sondern nur in FFs - da sind sich die Schreiber so ziemlich einig ^^ @Xell: Na, Mangas wieder sicher und unbeschädigt in deinen Händen? Ist ja ein Ding, dass sie so begeistert davon waren *grins* Vielleicht findet WK so ein paar neue Anhänger ^^ Hab den Manga grad auch mal wieder gelesen und muss sagen, dass ich den Stil einfach süß finde - vor allem bei Brad *ihn knuddeln will* ^^ Zu dem Pferd: welche Antwort hätte man von Crawford auf diese Frage auch erwarten sollen ^.~ Ich nehme an, deine Gedanken Alexander betreffend gehen in kohaku_sans Richtung, oder? Teil 41 "Faszination" Seine Reflexe hatten die Arbeit übernommen, noch ehe er richtig wach war und wenige Herzschläge später lag der Andere unter ihm, keine Bedrohung mehr. Kalt starrte er sein Opfer an, das reglos mit geweiteten Augen zu ihm aufsah. Wie ein hypnotisiertes Kaninchen. Eine Sekunde später kam das Erkennen. "Ran..." Du Idiot! Der Nachsatz blieb unausgesprochen. Und eine weitere Sekunde später war sein Verstand wach genug, um ihm mitteilen zu können, wo er sich befand. Er war im Wohnzimmer eingeschlafen. Fassungslos biss er die Zähne zusammen. Wie hatte ihm das nur passieren können? Die braunen Augen waren noch kälter geworden, während er versuchte eine Erklärung zu finden. Der Körper unter ihm begann zu zittern und an Rans Handgelenken spürte er dessen Puls rasen. Der Jüngere atmete so flach, dass sich sein Brustkorb nur kaum merklich hob und senkte, als hätte er Angst vor jeder auffälligeren Bewegung. Sein Blick fiel auf die Waffe. Die brauchte er nicht. In einer nutzlosen Geste sicherte er sie wieder, obwohl sie sowieso nicht geladen war. Das Magazin befand sich immer noch in seiner Hosentasche, er konnte das Gewicht deutlich wahrnehmen mit seinen geschärften Sinnen. Tief durchatmend löste er seinen Griff um die vertraute Pistole, legte sie beiseite. Es war, als würde er sich von einem Teil seiner selbst trennen. Ran zitterte immer noch, als er schließlich aufstand, die Hände des Rothaarigen freilassend. Seine innere Ruhe wiederfindend, ließ er sich auf der Couch nieder, die noch warm war, griff nach seiner Brille und setzte sie auf. Er brauchte kein Licht einzuschalten, das des Mondes genügte vollauf. Abwartend musterte er Rans Silhouette. Er lag noch da, wie er ihn verlassen hatte. Wahrscheinlich hatte er ihm einen ziemlichen Schreck eingejagt, aber der Junge würde es überleben. Genauso gut hätte er tot sein können. Seine Augen verschmälerten sich zu Schlitzen. Nicht Ran, er selbst war der Idiot. Das hätte nicht passieren dürfen. Wann hatte er sich zum letzten Mal so einen Schnitzer erlaubt? Verwirrt und ganz und gar nicht mit sich selbst zufrieden strich er sich einige durcheinander geratene Strähnen aus der Stirn. "Möchtest du dort noch länger liegen bleiben?", wandte er sich schließlich an Ran. Dieser zuckte zusammen. Dann folgte eine ganze Weile überhaupt nichts, schlussendlich setzte sich der Rothaarige auf - sehr langsam. Er spürte wie die violetten Augen nach ihm suchten, sich an seine Gestalt hefteten. "Und du, möchtest du nicht noch einmal versuchen mich umzubringen?" Ran klang überhaupt nicht ängstlich, eher sauer. Er ertappte sich bei einem amüsierten Lächeln, das in der Dunkelheit unterging. Ran hatte den Kopf bereits wieder gesenkt, rieb sich die anscheinend schmerzenden Handgelenke. Mit einer geschmeidigen Bewegung ging er neben dem Jüngeren in die Hocke, ein Knie am Boden. Ran beschloss ihn zu ignorieren, auch wenn er bei der plötzlichen Bewegung wieder leicht zusammengezuckt war. "Soll ich pusten?" Das Amüsement färbte jetzt seine Stimme und gleich darauf funkelte ihn ein Augenpaar an, dem es an jeder sonst gezeigten Zurückhaltung fehlte. "Das ist nicht lustig, also lassen Sie das!" Der Junge hatte immerhin halbwegs zu seinen Manieren zurück gefunden, den Schreck überwunden. Trotzdem überraschte es ihn, dass Ran so aufmüpfig war, während dieser sonst in seiner Gegenwart sich ihm immer unterordnete. Vielleicht hatte Farfarello ja schon mehr von dieser Seite in Ran erkannte, als er Schuldig gestern warnte. Es würde interessant sein zu sehen, was man daraus machen konnte. Ran saß nun im Schneidersitz da, starrte auf seine Füße, als hätte ihn die Verlegenheit doch noch eingeholt. Die Lichtverhältnisse waren nicht wirklich gut genug, aber er konnte schwören, dass der Andere gerade rot angelaufen war. Wider Willen zogen sich seine Mundwinkel nach oben. Rans Verstand hatte sich wohl eingeschaltet und meldete ernsthafte Bedenken sein Verhalten betreffend an. Er legte zwei Finger unter Rans Kinn, zwang den Jüngeren ihn wieder anzusehen. "Alles in Ordnung?" Der Blick zuckte zur Seite, wich dem seinen aus, Hitze strahlte auf seine Hand ab. "Ja, natürlich", kam dann leise die Antwort. Er checkte seine innere Uhr. Es lohnte sich nicht mehr, noch schlafen zu gehen und Ran wirkte auch nicht besonders müde. "Du kannst das obere Bad benutzen - oder möchtest du lieber weiterschlafen?", fragte er dennoch. Ran sah kurz zum Fenster hinüber, wo kaum die Anfänge der Dämmerung zu erkennen waren, schüttelte den Kopf. "Gut, dann komm." Er erhob sich und Ran tat folgsam das Gleiche. ****** Stumm kaute er auf seiner Unterlippe, als Crawford-san die Treppe hinaufging und er hinterher trottete. Seine Gedanken rasten in seinem Schädel hin und her, schienen aber zu keinem Ergebnis zu kommen. Wie hatte er nur so patzig sein können? Himmel, er hatte Crawford-san sogar geduzt! Verlegenheit brannte auf seinen Wangen, denn auch wenn er hoffte, dass der Amerikaner das überhört hatte, glaubte er nicht wirklich daran. Was war das überhaupt für eine Aktion gewesen? Ihm war ja klar, dass Crawford-san ein Bodyguard war und daher wusste, wie man jemanden schnell überwältigte, aber das war irgendwie anders gewesen. Er hatte das Gefühl gehabt, dass der Ältere kurz davor stand ihn zu töten. Ein Frösteln überlief ihn bei der Erinnerung an den eiskalten Blick. Trotz der Dunkelheit hatte er den regelrecht körperlich gespürt. Er war wie gelähmt gewesen, selbst dann noch, als die Waffe längst nicht mehr da, Crawford-san schon aufgestanden war. Er hatte total vergessen gehabt, dass der Ältere heute Nachmittag die Munition entfernt hatte. Erst die tiefe Stimme hatte ihn aus seiner Erinnerung gerissen und Crawford-sans Amüsiertheit hatte ihn in dem Moment zu wütend gemacht um nachdenken zu können. Oben kamen sie an einer verschlossenen Tür vorbei, die in Nagis Zimmer führen musste. Die nächste Tür stand offen. Er kannte den Raum, hier hatte er schon geschlafen. Unwillkürlich blieb er stehen und spähte hinein. Schuldig lag in seinem Bett, Farfarello fest an sich gezogen. Sie trugen beide nicht mehr als ihre Shorts, die Decke lag zurückgestrampelt am Bettende. Licht fiel aus dem Flur auf die Beiden und er konnte Narben erkennen, die den ganzen Körper des Iren überzogen. Was war nur mit ihm passiert? Was lag in seiner und Schuldigs Vergangenheit verborgen, von dem er nicht die leiseste Ahnung hatte? Sein Magen schien sich zusammenzuziehen und er stützte sich am Türrahmen ab, bis das merkwürdige Gefühl vorübergegangen war. Sein Blick klärte sich und jetzt wurde er erwidert. Weder Schuldig noch sein Freund rührten sich, sahen ihn einfach nur an. Eine Hand legte sich auf seine Schulter, unterbrach die stille gegenseitige Musterung. "Lass sie..." Crawford-sans Stimme. Ein schmales Lächeln legte sich auf die Lippen des Orangehaarigen, ehe dieser wieder die Augen schloss. Farfarello tat es ihm eine Sekunde später nach und im nächsten Moment schienen beide wieder zu schlafen. Er drehte sich zu dem Amerikaner um, die braunen Augen musterten ihn nachdenklich. Dann verstärkte sich der Druck und er wurde in Richtung Bad gedrängt. Erst als sie es erreichte, sagte er etwas. "Sie sind aufgewacht... Ich wollte sie nicht stören." Es war eine Entschuldigung. Crawford-san schüttelte den Kopf, sah eher amüsiert als verärgert aus. "Ich hätte ihnen Beine gemacht, wenn sie einfach weitergeschlafen hätten." Er überdachte die Antwort, glaubte zu verstehen. Und doch passte das nicht ganz zusammen. Er beschloss, nicht nachzuhaken. Der Ältere holte aus dem Schrank unterhalb des Waschbeckens ein Handtuch, drückte es ihm in die Hände. "Deine Zahnbürste steht dort im Becher." Das ließ ihn seine Überlegungen völlig vergessen. Was für eine Vorstellung, er hatte hier schon seine eigenen Zahnbürste. Mit einem kaum sichtbaren Lächeln strich er sich durch die Haare, legte das Handtuch dann über den Wannenrand um sich anschließend das Shirt über den Kopf zu ziehen. Das Wasser prasselte hart auf ihn herunter, trennte ihn vollkommen von der äußeren Welt - eine rauschende Wand. Seine Arme hingen locker an der Seite herunter, das Gesicht hatte er dem Duschkopf entgegen gehoben. Er entspannte sich, sich gegen die kühlen Fliesen lehnend. Seine Gedanken schwammen unterhalb der Oberfläche bewusster Formulierung, vielleicht weil er gar nicht nachdenken wollte. Nicht über seine eigenen Worte gestern zu Crawford-san, nicht über dessen Reaktion vorhin. Denn das Bild, das sich dabei ergab, war zu unwahrscheinlich. Das konnte er nicht glauben. Braune Augen, kälter als die Tiefe zwischen den Sternen. Das hatte er einmal gelesen, aber erst jetzt begriff er diese Beschreibung. Der Amerikaner hätte ihn ohne mit der Wimper zu zucken töten können, dessen war er sich so sicher, wie er seinen eigenen Namen kannte. Und noch etwas war da, das unterschwellige Gefühl, dass Crawford-san in einer anderen Situation schon abgedrückt hatte. Er kniff die Augen fester zusammen, bis helle Flecken auf dem Hintergrund seiner Lider zu tanzen begannen, zwang sich alles auszulöschen. Irgendwann dachte er daran, warum er eigentlich unter der Dusche stand, griff nach dem Duschgel und begann sich einzuseifen. Sein Blick blieb an seinen Handgelenken hängen. Im Wohnzimmer war es zu dunkel gewesen, doch jetzt sah er die roten Druckstellen deutlich, die später sicher zu blauen Flecken werden würden. Unruhig rieb er darüber, glaubte den festen Griff wieder zu spüren, das Gewicht des Älteren, seine völlige Hilflosigkeit. Wahrscheinlich hatte ihn das Letztere noch wütender gemacht als Crawford-sans Worte. Der Schaum war inzwischen heruntergespült worden und so drehte er das Wasser ab. Er fröstelte, als er aus der Kabine kam, trocknete sich so schnell wie möglich ab. Dann zog er seine Sachen wieder an. Ein Blick auf die Armbanduhr ließ ihn zischend Luft holen. Er hatte gar nicht gemerkt, dass soviel Zeit vergangen war. Hastig putzte er sich noch die Zähne, verließ danach endlich das Badezimmer, nicht ohne hinter sich aufgeräumt zu haben. Im Haus war es immer noch still, nur aus einem Zimmer am Ende des Flurs sah er einen Schatten fallen. Die Sonne sandte erst die ersten zaghaften Strahlen in den neuen Tag. Seine Schritte waren nicht zu hören, trotzdem drehte sich Crawford-san augenblicklich zu ihm um. Die schwarzen Haare glänzten, waren feucht wie seine eigenen. Der Ältere war gerade dabei seine Krawatte zu binden, erledigte das mit raschen, effizienten Bewegungen. Zum ersten Mal betrachtete er den Raum eingehend. Er war groß, viel größer als der von Schuldig. Ein breites Bett stand an der Fensterfront, ordentlich gemacht, selbst die Falten schienen wie mit dem Lineal gezogen. Die Möbel waren aus hellem Holz, die Couch in der anderen Hälfte des Zimmer mit cremefarbenen Leder überzogen. Davor stand ein flacher Glastisch, an der Wand zum nächsten Raum ein Bücherregal. Holz, Chrom und Stahl, das war der überwältigende Eindruck. Teuer, aber auch irgendwie kalt. Es passte zu Crawford-san. Dieser schloss die Tür des Kleiderschrankes, zog die daraus genommene Weste an und knöpfte sie zu. Das Deckenlicht fing sich in den Brillengläsern, machte es für einen Moment unmöglich die Augen zu erkennen. Der Ältere sah wieder aus wie einem Katalog entstiegen und er fragte sich, ob er so etwas wie Freizeitkleidung überhaupt kannte - Reitsachen ausgenommen. Nicht einmal sein Vater hatte am Wochenende so ausgesehen und dieser war ihm immer wie der Inbegriff eines Arbeitswütigen erschienen. Er sollte wohl besser aufhören die Beiden zu vergleichen... Ihm fiel auf, dass weder von dem Schulterhalfter noch von der Waffe etwas zu sehen war und zog unwillkürlich eine Grimasse. Ob Crawford-san jetzt überhaupt noch bereit war ihm den Umgang damit zu zeigen? Der Schwarzhaarige winkte ihm näher zu kommen und zögernd betrat er das Zimmer. Ein leichter Hauch von Eau de Cologne hing in der Luft, er kannte ihn bereits, doch nun fiel es ihm das erste Mal bewusst auf. Seine Aufmerksamkeit wurde aber sofort von etwas völlig anderem gefesselt. Die Augen starr darauf gerichtet, ging er auf das Gestell zu, das an einer für ihn bis eben noch nicht einsehbaren Stelle stand. Fasziniert ließ er sich auf die Knie sinken, fragte sich, ob er das wirklich sah. Es war - so echt. Eine zaghafte Hand streckte sich danach aus, ohne dass er sich erinnern konnte seinem Körper den Befehl erteilt zu haben. Warum hatte Crawford-san so etwas? Eigentlich dürfte es überhaupt nicht zu dieser Einrichtung passen, aber trotzdem sah es aus, als wäre hier schon immer sein angestammter Platz gewesen. Kurz vor dem Kontakt verharrte seine Hand, seine Fingerspitzen kribbelten in Erwartung der Berührung. Jemand war plötzlich neben ihm, tat das, was er sich selbst nicht traute. Das Katana wurde von dem Gestell genommen und als würde sein Blick daran haften, folgte er ihm, den Kopf hebend. Crawford-san stand einfach nur da und sah auf ihn herunter. Das Katana in der Linken und ein nicht interpretierbares Glimmen in den braunen Augen. Für einen Herzschlag hätte er schwören können ein Lächeln zu sehen, aber das konnte nicht sein, Crawford-san lächelte einfach nicht so. In einem flüssigen Zug wurde das Schwert aus seiner Hülle befreit, befand sich jetzt in der rechten Hand des Amerikaners, als wäre es eine Verlängerung seines Armes. Der Ältere hatte ihm einmal erzählt, dass er früher geboxt hätte, aber woher wusste er, wie man ein Katana führt? Denn dass er es konnte, war schon aus der Haltung des Schwarzhaarigen abzulesen. Diese Waffe war nicht minder tödlich als die Pistole, doch er fühlte sich nicht im Geringsten bedroht. Auch wenn er selbst nur einmal ein richtiges Katana in den Händen gehalten hatte, war es ihm zu vertraut, die Vorstellung eines Schwertkampfes zu sehr mit sportlicher Betätigung verbunden. Erst Juns Schicksal hatte ihm deutlich vor Augen geführt, was es wirklich bedeutete mit einem Katana zu kämpfen. Zerschnittene Luft, zerschnittenes Fleisch. Lautloser Tod. Kein Sieg nach Punkten, sondern nach Überleben. Violette Augen funkelten, während sie den Anblick des blankgezogenen Stahls in sich hineintranken, ohne dass sein Durst gelöscht werden konnte. Feine Kratzer waren in das Metall eingegraben. Gebrauchsspuren. Fast widerwillig hob er den Blick zurück zu Crawford-sans Gesicht. Hatte er damit gekämpft? Auf eine auffordernde Kopfbewegung hin stand er endlich auf. Was für ein seltsames Bild. Ein Ausländer, gekleidet wie ein Geschäftsmann, mit dem Schwert eines Samurai. In seiner Erinnerung tauchte ein ähnliches Bild auf: Craword-san mit seiner Desert Eagle. Das fühlte sich richtig an. "Möchtest du es mal haben?" Das Katana wurde ihm angeboten und mit einem verträumten Lächeln nahm er es. Die anderen aus dem Kendo-Club würden ihn für verrückt erklären, wenn er ihnen das erzählte. Aber das hatte er sowieso nicht. Crawford-san, Schuldig und die anderen - sie gehörten ihm, waren kein Teil der normalen Welt. Überrascht hörte er sich auflachen, bevor er begann einige Kata mit einem echten, realen Katana auszuprobieren. Es war ein aufregendes Gefühl. ~TBC~ Alle Fehler (die über das gewöhnliche Maß hinausgehen ^^#) sind meinem nicht wirklich wach zu nennenden Zustand zuzuschreiben *dröppel* cya, cu ^-^ Kapitel 42: "Nur ein Job" ------------------------- Close Distance (Teil 42) Titel: Close Distance Teil: 42/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Da ich Nagi doch arg vernachlässigt habe, dreht sich dieser Teil zur Abwechslung mehr um ihn. Er setzt am Samstag ein, als Schuldig ihm das Mittagessen hochbringt, bevor er später Ran zu dem Reiterhof fährt. Ich weiß, das ist ne Weile her... o.O Übrigens ist der Titel dieses Mal besonders uninspiriert, aber mir fiel absolut nix ein *sigh* Disclaimer: not my boys, no money make... Greetings: @Andromeda: Zählt einen Weihnachtsmarkt kurz überqueren auch? *ehe* Also es stimmt, Crawford hätte Ran wirklich nicht gerne umgebracht - er braucht ihn nämlich noch *lach* Ansonsten hätte er wahrscheinlich nicht allzu viele Hemmungen. Ich fand die Vorstellung von Ran, wie er da auf dem Boden hockt, auch süß, deswegen hab ich es ja geschrieben ^.~ und die Szene mit Farf und Schu war nun wirklich harmlos *grins* Hm... vielleicht werde ich Crawford und Ran wirklich mal gegeneinander mit dem Katana antreten lassen ^^ Und ich war sehr wohl schon im Bett, als du den Commi geschrieben hast, sonst könnte ich nicht morgens um sechs an den Greetings sitzen *zwinka* @Arigata: Ich wette es wird so laufen, dass ich keine Zeit mehr habe, sobald du wieder welche hast o.O Wenn das so weitergeht, verlerne ich noch schnell zu tippen *grins* Nu ja, aber ich hoffe, dass du es trotz allem schaffst hier vorbeizulesen *knuffel* @Maike: Also bei so einer ellenlangen ENS muss ich mich ja nicht wundern, dass du es nicht schaffst noch nen Commi zu schreiben ^^° Ich hoffe, ich bekomme das Ding nachher noch beantwortet... Auf jeden Fall fühle dich auf diesem Wege ganz lieb gegrüßt ^^ @Furia: Tja, das hat man von Namensgleichheiten ^^°°° Yun(shiro), Rans Freund, ist natürlich nichts passiert, aber dieser braunhaarige Junge beim Schachspiel (Jun) ist draufgegangen ^^ Danke, dass dir mein RK gefällt und dieser Vergleich mit nem Ferienlager *am Boden lieg* *lach* ^^ Mit der Augenfarbe hast du wohl Recht, aber sagen wir es mal so: Ran bezog sich nur auf die Formulierung an sich und nicht, dass es unbedingt braune Augen waren ^.~ Und natürlich fühlt sich Crawford nicht zurückgesetzt, wenn sich Ran so sehr für das Katana interessiert. Man muss ja nur bedenken, dass Ran-chan lediglich bei ihm echtes in die Hände bekommen kann *snicker* @kohaku_san: Eure Vorstellungskraft scheint um einiges besser als meine zu funktionieren *grins* Und ich würde niemals wollen, dass du an Blutverlust stirbst, weil ich ja sonst einen eifrigen Commi-Schreiber verlieren würde *zwinka* Nun, dass Crawford in Besitz eines Katanas ist, erscheint mir nicht sehr unwahrscheinlich, da er bereits in seiner Jugend mit einem trainiert hat ^^ (hey, gerade weil das Ran und Brad so schön verbindet, habe ich das überhaupt reingebracht *snicker*) Und natürlich werden die beiden vorläufig nicht übereinander herfallen, weil ich dich sonst doch noch aus Blutmangel verlieren würde ^^ @nai-chan: Na das höre ich doch gerne, dass ich dir ein bissl Angst einjagen konnte. Aber ich werde der Hauptfigur doch nicht mitten in der Handlung etwas zustoßen lassen ^^ Das hat nichts mit fehlender Gemeinheit zu tun, sondern nur mit handlungsspezifischen Erwägungen *zwinker* @Xell: *zur Abwechslung mal Schokolade rüberschieb* (die hat man um diese Zeit ja im Überfluss ^^) Mia, von nem Unfall mit einem Rollerfahrer habe ich auch noch nichts gehört o.O Ich bin froh, dass es so glimpflich ausgegangen ist *knuffz* Deine Lehrerin kam mit der Leserichtung nicht zurecht? Weia, so schwer ist das doch nun wirklich nicht - aber vielleicht ist man in dem Alter nicht mehr so flexibel ^^# Ran soll Crawfords Beschützerinstinkt wecken? *lach* Das gefällt mir ^^ Zurzeit würde ich das eher noch als Kalkül bezeichnen ^^ Teil 42 "Nur ein Job" Verärgert strich er sich glättend über seine Haare, die Schuldig eben durcheinander gebracht hatte. Warum musste der immer so verdammt kindisch sein? Braune Augen verloren das Blitzen, als er seine Aufmerksamkeit der Palette mit dem Essen zuwandte. Zugegeben, manchmal konnte Schuldig auch ganz nett sein. >Ganz genau!< Mit einem mentalen Grinsen meldete sich ebendieser zu Wort und sofort verpasste er ihm einen Tritt - nicht in Gedanken, sondern telekinetisch - und baute dann einen Block auf, bevor die Antwort zu ihm durchdringen konnte. Er hörte sich kichern und unterband das schnellstens. Daran war der Telepath selbst Schuld gewesen. Ohne ihre Verbindung wäre es ihm schwer gefallen, den Anderen so genau zu lokalisieren, dass er ihn akkurat hätte treffen können. Ein schmales Lächeln verblieb auf seinen Lippen, während er seine Nachforschungen fortsetzte, nebenbei das Mittagessen dezimierend. Dass Weiß seine Finger auch nie dort lassen konnte, wo sie hingehörten... Mit einem kaum sichtbaren Kopfschütteln analysierte er die Spuren, die der Hacker nicht hatte beseitigen können. Eindeutig Bombays Werk. Nicht schlecht, aber auch nicht gut genug, um sich vor ihm zu verstecken. Irgendwann würde er gerne direkt gegen den Leader von Weiß antreten, aber er bezweifelte, dass Crawford von dieser Idee besonders angetan wäre. Finger huschten souverän über die Tastatur, als sich seine Gedanken auf den Amerikaner konzentrierten. Heute war sein freier Tag, also war er bestimmt reiten gegangen. Schuldig mochte diese Vorstellung vielleicht lächerlich finden, aber er selbst dachte anders darüber. Crawford ließ sich nie anmerken, wenn er erschöpft war, doch er war kein Übermensch und brauchte auch einmal eine Auszeit. Jetzt wahrscheinlich mehr als sonst, denn er wusste, dass etwas Wichtiges im Gange war. Wenn er auch nicht verstand, was dieser Fujimiya Ran damit zu tun hatte. Ein Stirnrunzeln verfinsterte das junge Gesicht plötzlich. Es war kaum zwei Wochen her, dass sie sich zum ersten Mal begegnet waren. *flashback* Das hier war nicht einfach nur unvorsichtig, das war dämlich. Doch darüber sollte er sich nicht wundern, solange er es mit Mizuki und dessen Kumpanen zu tun hatte. Neben der Schule zu dealen... Blaue Augen waren zu schmalen Schlitzen zusammengekniffen, seine Schultern verkrampften sich allmählich, während er mit verschränkten Armen gegen die Mauer gelehnt stand. Kälte strahlte von den Steinen ab, kroch langsam aber sicher durch den Stoff seiner Schuluniform. Ohne sich zu rühren beobachtete er, denn das war seine Aufgabe. Beobachten und Bericht erstatten, welche Auswirkungen diese so harmlos aussehenden Pillen hatten. Das Geschäft war abgeschlossen, alle machten sich auf, ihre eigenen Wege zu gehen. Es waren vorwiegend Mittelschüler, aber älter als er selbst. Ein Beweis dafür, dass mit dem Alter nicht unbedingt die Weisheit zunahm. Mizuki zählte das Geld, bevor er es einem seiner Freunde gab, die sich dann verabschiedeten. Ihn jedoch hielt er mit einer ungeduldigen Geste zurück, ehe er den anderen folgen konnte. Abwartend verharrte er wenige Schritte von der Mauer entfernt, fluchte in sich hinein, als er seine Ziele verschwinden sah. Er blieb alleine mit dem Oberschüler zurück. "Was ist los?", fuhr er ihn an, sich kaum Zurückhaltung auferlegend. "Na Kleiner, nicht frech werden. Immerhin habe ich dir einen Sonderpreis gemacht, dafür solltest du ein wenig Dankbarkeit zeigen." Die Pillen befanden sich unangerührt in seiner Hosentasche. Er hatte sie nur zur Tarnung gekauft und ganz sicher nicht vor, sie zu schlucken. Mizuki baute sich vor ihm auf, in dessen Augen stand jetzt etwas, das ihm überhaupt nicht gefiel. Der Ältere beugte sich zu ihm herunter, eine Hand streifte warm seine Wange. "Keine Sorge, das wird dir bestimmt gefallen." Heißer Atem. Sein Körper erstarrte, als er abrupt in die Vergangenheit zurückversetzt wurde. Hände, überall auf seinem Körper. Schmerz, als würde ihn etwas lebendigen Leibes auseinanderreißen. "Nein", keuchte er, in der Erinnerung gefangen. Und dann schaltete sich ein Teil von ihm ein, den er sonst immer unter Kontrolle hielt. Er griff zu, nicht mit seinen Händen, sondern mit seinem Geist. Ein gellender Schrei, Angst vor dem Unfassbaren, durchschnitt die Dämmerung, verstummte, als der Oberschüler mit einem dumpfen, fleischigen Laut gegen die Mauer gerammt wurde. Stille. Er zwinkerte. Dann sah er das, was einmal Mizuki gewesen war heruntersacken. Sein Puls pochte mit ungesunder Geschwindigkeit, während er versuchte, seine Gedanken zu klären. Ein tiefes Durchatmen, kühle Luft strömte in seine Lungen. Dann rannte er los. Das nächste was er mitbekam war, dass er gegen jemanden prallte, mit dem Anderen zusammen zu Boden ging. Rotes Haar, erschrockene violette Augen. Automatisch hielt er den Oberschüler unten, rappelte sich auf und rannte weiter, ehe dieser sich von der Überraschung erholen konnte. In diesen Sekunden kam er gar nicht auf die Idee, dass er möglicherweise einen Zeugen hinter sich zurückließ - er dachte überhaupt nichts, wollte nur noch nach Hause und seinen Kopfschmerzen entfliehen. Sein hastiges Atmen beruhigte sich, sobald er die Haustür hinter sich geschlossen hatte. Von innen lehnte er sich dagegen, erschlaffte, während sein Verstand begann, wieder wie gewohnt zu arbeiten. Er rutschte an dem Holz entlang nach unten, ließ den Kopf hängen, bis seine Stirn an den Knien zu ruhen kam. Der Unfall spielte sich vor seinem inneren Auge erneut ab, dumpf pochte es in seinem Schädel wie als Hintergrundmusik. Was hatte er nur getan? Panikreaktion. Er glaubte Crawfords ruhige Stimme zu hören, hielt sich daran fest, auch wenn er gleichzeitig wusste, dass der Amerikaner nicht da war. Was sollte er jetzt machen? Wenn jemand herausbekam, was er getan hatte, würde das Ärger bedeuten, Aufmerksamkeit, die Schwarz nicht gebrauchen konnte. "Nagi?" Er hob den Kopf nicht, lauschte einfach nur darauf, wie Schuldig sich näherte. "Hey, Kleiner, was ist los?" Der Andere ließ das Licht aus, genau wissend, dass es ihm lieber war. Normalerweise hätte er sich gegen die Anrede gewehrt, doch er war zu sehr damit beschäftigt einen Ausweg zu finden. Schuldig seufzte, als er bei dem Versuch zu ihm durchzudringen gegen eine Mauer prallte, setzte sich dann neben ihn. Ein Arm wurde um ihn gelegt und unwillkürlich lehnte er sich gegen den Älteren, begann ihm mit leiser Stimme zu erzählen, was passiert war. Nur einmal wurde er von einem wütenden Knurren unterbrochen, doch es bezog sich auf Mizuki, nicht auf ihn. Nachdem er fertig war, blieb nichts als Stille zurück. Er bereute bereits soviel Schwäche gezeigt zu haben und begann sich unbehaglich aus der halben Umarmung zu befreien. Schuldig verstand, erhob sich augenblicklich, sein so typisches Grinsen aufsetzend. Ohne ein Wort zu sagen zog Schuldig ihn mit ins Wohnzimmer, drückte ihn in den Sessel. "So ist es besser, sonst holst du dir noch eine Erkältung." Der Andere setzte sich auf die Armlehne. grüne Augen musterten ihn, dann erschien so etwas wie Belustigung in ihnen. "Da hast du dir ja mal wieder etwas geleistet..." Die Worte beinhalteten keinerlei Vorwurf und er entspannte sich, fand zu seiner inneren Ruhe zurück und reagierte aufgrund seiner langsam erwachenden Verlegenheit trotzig. Er hatte sich von Schuldig trösten lassen... "Ich konnte nichts dafür!" Das sich daraufhin entwickelnde Gespräch hatte etwas Irreales, unterstützt durch die Kopfschmerzen, die sich weiter verstärkten. Und Schuldigs Preis dafür, den Zeugen zu finden, setzte dem ganzen die Krone auf. Der Deutsche nahm den ganzen Vorfall nicht besonders ernst, sonst hätte er so etwas nicht gesagt. Schließlich war es in der Regel sowieso er selbst, der sich um den Geschirrspüler kümmerte. Abwaschen, also wirklich... Ihm kam plötzlich die Erkenntnis, dass Schuldig ihm einfach nur helfen wollte. Fast hätte er dankbar gelächelt und ihm gesagt, dass er ihn durchschaute, doch in diesem Moment betrat Crawford das Zimmer und abrupt war da wieder der Gedanke an die Konsequenzen seiner Unbeherrschtheit. Er wollte ihm doch keine Probleme bereiten... Von dem kurzen Wortwechsel zwischen Schuldig und Crawford bekam er kaum etwas mit. Die Schuldgefühle übermannten ihn und fassungslos beobachtete er aus einem Winkel seines Verstandes heraus, wie er die beiden anschrie um anschließend hinauf in sein Zimmer zu rennen. Crawford kam später zu ihm, als er bereits Zeit gefunden hatte sich im Bett zu verkriechen. Doch keiner der erwarteten Vorwürfe folgte. Als sich der Ältere zu ihm setzte, wünschte er sich wieder jünger zu sein und sich ihm in die Arme werfen zu können. Aber das hatte er hinter sich gelassen. Er war ein vollwertiges Mitglied von Schwarz und kam alleine klar. Niemand musste ihn mehr beschützen. Warum hätte er dann am liebsten aufgeschrieen, als Finger allzu flüchtig durch sein Haar strichen? Und nur ein leises ,Ja' verließ seine Lippen. *flashback end* Seine Ohren fühlten sich wärmer als normal an, als er es schließlich schaffte sich von den Erinnerungen zu lösen. Rasch konzentrierte er sich auf den Computer, es gelang ihm aber nicht, bei der Sache zu bleiben. Und schließlich gab er auf und beschloss sein Geschirr wegzubringen, eine willkommene Ablenkung. Es war sehr ruhig im Haus, nichts zu hören. Ihm fiel ein, dass Schuldig vorhin gesagt hatte, er müsse kurz weg. Vielleicht sollte er doch mal nach dem Iren sehen. Mit einem Stirnrunzeln ging er in die Küche und räumte auf, bevor er sich auf die Suche begab. Sie endete bereits im Wohnzimmer. Farfarello hatte sich auf der Couch ausgestreckt, ein nachdenklicher Ausdruck lag auf dem Gesicht des Älteren, verschwand, sobald er bemerkt wurde. Sofort richtete sich das bernsteinfarbene Auge auf ihn, das ihn nach all der Zeit immer noch an das eines Raubtiers erinnerte. Farfarello war wahrscheinlich der Gefährlichste von ihnen, obwohl er keine konkreten parapsychischen Kräfte zu besitzen schien. Nein, es lag an seiner Unberechenbarkeit. "Wo ist Schuldig eigentlich hin?" Sicherheitshalber blieb er bei der Tür stehen. Farfarello lächelte ihn auf eine Weise an, bei der sich ihm die Nackenhärchen aufstellten. Dabei musste er von dem Iren doch gar nichts befürchten, er könnte ihn jederzeit aufhalten. Er unterdrückte ein Schaudern. "Er ist mit Ran unterwegs." Diese Antwort hatte er nun wirklich nicht erwartet. Schon wieder Ran, als würde ihm der nicht oft genug über den Weg laufen. Mit regloser Miene wandte er sich ab, sah daher nicht mehr, wie Farfarello den Kopf schüttelte. Warum nur musste Crawford sich laufend um den Kerl kümmern? Und Schuldig war auch nicht besser. Aber er hatte Crawford ja versprochen, ihn in Ruhe zu lassen und wie dieser vorausgesagt hatte, war er von Ran nicht erkannt worden. Er erinnerte sich noch, wie er letzten Samstag in Schuldigs Zimmer kam um diesen zu wecken und stattdessen den Rothaarigen vorfand. Der hatte zu fest geschlafen um ihn zu bemerken und Schuldig, dem er dann auf dem Flur begegnete, hatte ihm gesagt, dass er Ran schlafen lassen sollte und erzählt, warum der Oberschüler überhaupt da war. Irgendwie tat ihm der Ältere ja auch Leid, schließlich hatte er seine Familie verloren. Deswegen musste Crawford ihn aber nicht mit nach Hause bringen. Zurück in seinem Zimmer ließ er sich aufs Bett fallen. Und was hatte die Aktion mit dem Keller-Casino eigentlich gesollt? Statt Ran einfach zu sagen, dass er dort nichts zu suchen hatte - und er war sich sicher, dass Crawford überzeugend genug gewesen wäre - hatte er ihn dort als Gast zugelassen. Das ergab einfach keinen Sinn! Wieder zog sich seine Stirn zu einem Runzeln zusammen. Am Morgen danach, hätte Ran sich beinahe an ihn erinnert, das hatte er genau in dessen Blick gesehen. Doch viel erschreckender war gewesen, dass der Rothaarige völlig weggetreten schien, als Crawford die Vision hatte. Ihm selbst wäre ohne diese Reaktion wahrscheinlich nicht einmal die kurze Abwesenheit des Amerikaners aufgefallen. Nein, er mochte Ran nicht. Punktum. Schließlich hatte er sich doch wieder an den Computer gesetzt. Warum sollte er seine Zeit auch damit verschwenden über Ran nachzudenken. Immerhin _hatte_ der lange eine Familie gehabt. Er war alt genug um alleine klar zu kommen und sollte sie endlich in Ruhe lassen. Zufrieden überflog er seine Notizen. Dahinter war Bombay also her gewesen. Er musste Crawford davon erzählen. Vielleicht gab es bald wieder etwas anderes zu tun als nur diese Kopfarbeit. Ein Blick aus dem Fenster verriet ihm, dass der Abend nicht mehr lange auf sich warten lassen würde. Sicher war Crawford schon zurück. Überlegend strich er sich ein paar Strähnen aus dem Gesicht. Schuldig hatte er zwischendurch nach Hause kommen hören, den Amerikaner jedoch nicht. Andererseits verbreitete der auch nie solche Unruhe wie Schuldig. Er grinste, machte sich dann auf den Weg nach unten. Aus der Küche waren merkwürdige Geräusche zu hören und neugierig werdend warf er einen Blick hinein. "Wird das nicht langsam langweilig?" Schuldig saß am Tisch, die Ellenbogen darauf abgestützt, das Kinn ruhte auf den verschränkten Händen. Er sah eher amüsiert als gelangweilt zu Farfarello, der auf dem Fußboden hockte und - selbst ein mehrmaliges Zwinkern änderte nichts an dem Bild. "Wo hat er das Ding her?" Er unterdrückte ein Lachen, das so zu einem merkwürdig klingenden Drucksen wurde. Grüne Augen wandten sich ihm zu. "Von mir natürlich", brüstete sich der Ältere, ausgesprochen zufrieden mit sich selbst. "Du bist genauso schräg wie er", war sein einziger Kommentar. Inzwischen hatte er sich wieder gefangen und sein gewohnt ernstes Gesicht aufgesetzt. Schuldig stand auf und streckte sich. "Ach was, du bist einfach bloß langweilig und weißt ein bisschen Spaß nicht zu schätzen." Der Ältere wuschelte ihm seine Grimasse ignorierend durch die Haare und ging zu Farfarello hinüber, ließ sich neben diesem nieder. "Wie wäre es mit ein paar Einswürfeln dazu?", versuchte er die Aufmerksamkeit des Iren auf sich zu ziehen. Er glättete - wieder - seine Frisur und beschloss die beiden sich selbst zu überlassen. Crawford würde er sicher im Arbeitszimmer finden. "Knapp daneben..." Es dauerte einen Moment, ehe er begriff, dass Schuldig mit ihm gesprochen hatte. "Was meinst du damit?" >Crawford ist nicht im Arbeitszimmer, sondern im Wohnzimmer.< Der Telepath nutzte den gerade nicht errichteten Block und antwortete lautlos. Er wusste nicht, ob es an der Art ihrer Verbindung lag, aber irgendetwas an diesen Worten fühlte sich seltsam an. Schuldig reagierte überhaupt nicht auf seine stumme Frage. >Du solltest ihn jetzt besser nicht stören, er schläft.< Und dann wurde die Verbindung gekappt. Er war wieder allein in seinem Kopf. Schlafen? Um diese Zeit? Das war ganz einfach unmöglich. Die Unterlagen zerknitterten in seiner Hand. Crawford schlief nicht einfach am Nachmittag ein und schon gar nicht im Wohnzimmer, wo jeder über ihn stolpern konnte. Seine Beine trugen ihn von ganz allein zu dem entsprechenden Raum und mit nur einem winzigen Zögern drückte er die Klinke nach unten, ging dann einen Schritt hinein. Weiter kam er nicht. Finger ballten sich zu Fäusten und Hitze schoss durch seinen Körper. Ran schon wieder. Der Rothaarige schlief seelenruhig, den Kopf in auf Crawfords Schoß gebettet. Warum ließ er das zu? Crawford würde nicht schlafen, wenn jemand ihm so nah war, dessen war er sich sicher... Er wusste nicht genau, was er fühlte und wollte darüber auch nicht nachdenken. Er sah auf die Blätter. Was sollte er jetzt damit tun? ~TBC~ Nun ist endlich auch aufgeklärt, was Nagi eigentlich an dem Abend getan hatte, als Ran den Toten fand ^^ Nächste Woche geht es bei Ken weiter *nod* cya, cu ^-^ Kapitel 43: "Schuld" -------------------- Close Distance (Teil 43) Titel: Close Distance Teil: 43/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Dieser Teil schließt direkt an den 39. an ^^ Womit wir wieder zum Anime (4. Folge) und somit zu Ken und Kase wechseln. Nur zur Erinnerung: Teil 39 endete damit, dass sich die beiden auf der Treppe vor der Firma getroffen haben und dann gemeinsam wegfuhren (und Yotan war ihnen auf den Fersen ^^) Von der Zeit her ist es am Anfang Samstag, später Nachmittag *nod* Disclaimer: not my boys, no money make... Greetings: @Andromeda: Hm, vielleicht schaffe ich es Dienstag ja auf den Weihnachtsmarkt o.O Also Brad sieht sich weder so richtig als Nagis Vater noch dessen Bruder, weil Nagi in erster Linie ein Teammitglied ist ^^ Andererseits steht er seinem Team schon näher, als er früher einmal vorhatte. Und japp, natürlich ist Omi der Leader von Weiß *grins* Was ihn und Nagi betrifft: die Geschichte geht ja noch ne Weile weiter, mal sehen... Tja, ich habe auch schon gemerkt, dass ich Farf und Schu in der Regel dazu benutze, die Stimmung in den positiven Bereich zu treiben ^___^ Dir auch einen schönen 3. Advent *knuffz* @Maike: Ich glaube immer noch fest daran, dich hier eines Tages wiederzulesen *grins* Aber immerhin klappt es noch regelmäßig mit der ENS (die ich ganz fest vorhabe gleich hiernach zu beantworten *räusper*) @Arigata: *virtuellen Schneeball nach dir werf* *snicker* @Furia: Also ich verwende sicher auch nicht nur neu erfundene Wendungen - wir sprechen dieselbe Sprache, da bleiben Ähnlichkeiten nicht aus ^.~ Was Nagi und Ran betrifft: es wird in der Folge auch ein bissl mehr auf die Dynamik zwischen den beiden eingegangen *nod* Und danke für den Zaunpfahl *mich wegduck bevor ich am Kopf getroffen werde und nicht weiterschreiben kann* Es ist ja nicht so, als ob ich nicht bereits bestimmte Pläne hätte ^^# es schreitet alles nur ein bissl langsam voran... Genau, der Mixer, Farf und Schu sind ein ganz normales Trio *snicker* Ach so, warum Nagi nicht von der Bande verdächtigt wurde: als ganz normaler japanischer Schüler war er ihnen kaum aufgefallen und zudem hatten die Freunde des Toten ja nicht einmal angenommen, dass Ran allein etwas mit der Sache zu tun hatte. Und wenn sie es nicht mal jemandem zutrauen, der Kendo macht, wie dann einem schwachen kleinen Mittelschüler? ^.~ @kohaku_san: Nun ja, Nagi ist eben nicht besonders begeistert davon, dass jemand so einfach in seine Welt eindringt ^^ Zudem ist er im Umgang mit Menschen nicht so geschickt, was Rans Anwesenheit einen weiteren negativen Anstrich verleiht *gg* Ich weiß nicht, ob man direkt sagen kann, dass er eifersüchtig ist... vielleicht auf eine gewisse Weise, aber nicht so, dass er Crawford als ihm gehörend ansieht... Wie aus den ,bösen' Jungs süße werden können? Das ist ganz einfach: dafür schreibt man schließlich FFs, nicht wahr? *lach* @Xell: Ich glaube, ich hatte im Radio irgendwas über das Erdbeben gehört, aber mehr oder weniger nur nebenbei und dachte dann, das müsste irgendwo im Ausland gewesen sein o.O Aber das zu verschlafen - ich weiß nicht, ob das besser ist oder man enttäuscht sein sollte, so was verpasst zu haben *ehe* Vielleicht ist Nagi ja auch nicht so sehr eifersüchtig, als vielmehr neidisch *am Kopf kratz* Ich habe es selbst noch nicht so ganz raus *zugeb* @nai-chan: Wow, du hast es tatsächlich geschafft, Xell nach einigen Wochen von diesem Platz zu verdrängen O.O *dir Gummibärchen reich* Nope, ein Flashback war das nicht wirklich, sondern wie ich oben im Kommentar geschrieben hatte, sollte der Teil einfach mal auf Nagis Sicht eingehen und deswegen war ich in der Zeit noch mal ein Stück zurückgegangen ^^ Weiß hinkt auch ein wenig hinterher, was heute aber bereinigt wird ^^ Übrigens gibt es ,hatte gesollt' wirklich *lach* Ist das Plusquamperfekt von ,sollen' *nod* Konjugieren kann ich, die Frage ist eher, ob ich es richtig anwende ^^# Teil 43 "Schuld" Die Bar war gut besucht, obwohl es erst später Nachmittag war. Das stetige Raunen im Hintergrund wirkte wie ein Beruhigungsmittel auf ihn. Realität, das war alles wirklich. Kein Traum, dazu gab es einfach zu viele Details. Sein Blick huschte zu Kase hinüber, der etwas trübsinnig in sein bereits zum zweiten Mal gefülltes Glas starrte. Nach dem ersten Wortschwall vorhin vor dem Firmengebäude, hatten sie beide irgendwie alle Worte verloren. Und so kam es, dass sie einfach nur zusammen hier am Tresen saßen und sich an ihren Getränken festhielten. Warum nur fiel es ihm so schwer ein Gespräch anzufangen? Weil ein Totgeglaubter neben ihm saß... Wieder prüften seine Augen den Anderen, die vertrauten Züge, die Haare, deren Schnitt jetzt etwas anders war. Es gab keinen Zweifel, es war Kase. Und der sagte plötzlich etwas, ohne aufzuschauen. "Ich dachte, du wärst tot... damals in der Halle. Dachte, du wärst nicht mehr rausgekommen." Das Glas wurde geschwenkt, so dass die bräunliche Flüssigkeit hin und her schwappte. Kase trank einen Schluck, atmete anschließend tief durch. "Als ich zurückkam, war das Gebäude bereits zusammengestürzt. Ich konnte dir nicht helfen. Ich habe Japan dann einfach verlassen. Es tut mir leid!" Ruckartig hob sein Freund den Kopf und hellbraune Augen hefteten sich auf ihn. Er unterdrückte ein Zusammenzucken, erwiderte den Blick mit soviel Ruhe, wie er zusammenkratzen konnte. "Das war nicht deine Schuld. Außerdem geht es mir doch gut, wie du siehst." Sein Lächeln fühlte sich merkwürdig an, als hätten die Muskeln auf einmal verlernt, wie sie sich richtig zu verhalten hatten. In seinem Kopf wirbelten die Erinnerungen durcheinander und das Gemurmel wurde zu Jubel. *flashback* "Tor!" Der Aufschrei lief wie eine Welle durch das gefüllte Stadium, riss einige von den Plätzen. Nur dort wo die Fans der Heimmannschaft saßen, blieb es still - jedenfalls einen enttäuschten Augenblick lang. Dann machten sie mit lauten Rufen ihrer Empörung Luft, die ihn nahezu körperlich traf. Er schwankte ein wenig, als er nach dem Ball griff, der hinter ihm am Netz entlang nach unten geglitten war. Was war nur los mit ihm? Vor der Halbzeit war es doch viel besser gelaufen, auch wenn sie es noch nicht geschafft hatten ein Tor zu schießen. Wenigstens hatte er ihr eigenes sauber halten können. Aber jetzt... Verzweifelt wischte er sich den Schweiß von der Stirn, schoss dann den Ball auf einen der Mittelfeldspieler zu. Konzentriert verfolgte er den Fortgang des Spiels, hatte aber das Gefühl, dass keine noch so starke Konzentration ihm noch helfen konnte. Das grüne Feld kippte für eine Sekunde in seine Richtung und mit einem wackligen Schritt suchte er nach Balance. Zu seiner Erleichterung kehrte gleich darauf alles in seine natürliche Lage zurück, dafür begannen ihm seine Augen jetzt andere Streiche zu spielen. Die Zahl der Spieler verdoppelte sich und nachdem er verwirrt geblinzelt hatte, standen jedem einzelnen sogar zwei weitere Personen zur Seite. Nicht wirklich körperlich, waren sie nur Schatten der Wirklichkeit, doch es reichte um ihn soweit abzulenken, dass das nächste Tor fallen konnte, ohne ihm eine Chance zu lassen, darauf zu reagieren. Und am nächsten Tag schien sich die Welt endgültig auf den Kopf zu stellen. Die Zeitungen überschlugen sich mit ihrer Berichtserstattung regelrecht, fanden ihr gemeinsames Ziel in ihm und hämmerten sein bisheriges Leben in Stücke. Jede Schlagzeile zertrümmerte es noch ein bisschen weiter, bis nichts mehr als feiner Staub übrig blieb, der in alle Himmelsrichtungen verweht wurde. Niemals würde er diese fettgedruckten Überschriften vergessen können, die nichts als Lügen verbreiteten. >>Torwart-Talent Hidaka Ken tief in den Wettskandal verwickelt!<< So oder so ähnlich lauteten sie. Und so sehr er sich auch verteidigte, ihm glaubte niemand. *flashback end* "Doch, das war es", bestand Kase, trank in einem Zug aus. "_Ich_ habe dir schließlich die Flasche gegeben, in der Halbzeitpause..." Er wollte etwas einwerfen, doch sein Freund begann gerade erst sich warmzureden. "Ich hätte wissen müssen, dass da Drogen drin sind!" Eine Faust landete hart auf dem Tresen, ließ das Glas ein Stück in die Luft hüpfen. "Wir müssen die Schuldigen finden und deinen Ruf endlich reinigen." Kases Stimme hatte einen festen Klang, doch sein Blick blieb starr auf das Holz vor sich gerichtet. Er musterte ihn, wie er so dasaß, die Schultern nach unten gesackt, ohne Kraft, und Traurigkeit stieg in ihm auf. Das Gleiche hatte Kase damals auch gesagt und was hatte es ihm gebracht? Das Geräusch von Klingen, die durch Fleisch fuhren, tiefe Spuren zurücklassend, als wäre er ein wildes Tier, dessen Krallen Wunden rissen. Tod und den Geruch von Blut. Starre Augen, die ihn mit der Leere des Nichts ansahen. Träume. Und Erinnerungen, die er nicht mehr loswurde. *flashback* "Du wirst sehen, wir bekommen das wieder hin. Ich habe gehört, dass sich bei der Lagerhalle ein paar Typen treffen wollen, die damit zu tun haben. Wir werden die Schuldigen finden und du bekommst deinen Platz in der Mannschaft zurück." Kase umarmte ihn in seiner Begeisterung halbwegs und unwillkürlich erwiderte er das Lächeln, auch wenn er in dieser Situation eigentlich überhaupt keinen Grund mehr hatte zu lächeln. "Ja und ich werde versuchen bei den Wettbüros Informationen zu bekommen." Vielleicht durfte er doch noch hoffen - Kase schien das jedenfalls zu glauben. Kurz darauf erreichten sie die Lagerhalle und alles versank in einem einzigen Albtraum. Es waren tatsächlich Männer dort, die mit dem Wettskandal zu tun haben schienen, aber sie hatten keine Chance gegen sie. Kase wurde fortgeschleppt und er selbst erhielt ein kaltes Lächeln zum Abschied. Diesen schwarzgekleideten Mann würde er niemals vergessen. Glatzköpfig, die Augen hinter einer dunklen Sonnenbrille versteckt. Hände, die mit einem Griff Knochen brechen konnten, jedoch nur ein Feuerzeug aufschnappen und es zu Boden fallen ließen. Feuer. Und dann gar nichts mehr. *flashback end* Es war bereits dunkel, als sie die Bar verließen. Die kühle Nachtluft strich beschwichtigend über seine heiße Stirn, ließ ihn etwas frösteln. Kase war nicht mehr ganz sicher auf den Beinen, hatte einen Arm um ihn gelegt und ein Teil von ihm war froh über das Gewicht, das ihn in der Gegenwart verankerte. Diese Bilder in seinem Kopf hatten ihn erschöpft und verwirrt zurückgelassen, alten Schmerz neu ans Licht gezerrt. Kase schien das nicht zu merken. "Jedenfalls wollte ich wieder nach Hause zurück, ich hatte Japan sehr vermisst. Darum war ich wirklich froh, den Job bei der Bau AG bekommen zu haben. Koga-san ist ein guter Vorgesetzter und ich komme viel herum. Das Geld stimmt natürlich auch." Sein Freund war nicht mehr so niedergeschlagen, in den hellbraunen Augen stand jetzt sogar ein Funkeln. Für einen Augenblick hatte er es fast vergessen gehabt, doch bei diesen Worten war die Angst wieder da. Sein Herz stolperte und er hustete, um diesen kalten Klumpen aus seiner Brust zu vertreiben. Sein Auftrag war Kase umzubringen. Der Gedanke war betäubend und etwas in ihm setzte aus. Ohne es zu merken war stehen geblieben, wie abgeschaltet. Kase sah ihn besorgt an und ohne über die Konsequenzen nachzudenken, beschloss er seinen Freund zu warnen. Es gab Opfer, die er einfach nicht bringen konnte. Fest legten sich seine Hände auf Kases Schultern und ernst fing er dessen Blick ein. "Du musst da weg, Koga ist gefährlich." "Was redest du da?" Kase lachte unsicher. "Du hast wohl zuviel intus. Vielleicht solltest du dich hinsetzen und tief durchatmen. Ich habe dir doch gesagt, dass Koga-san in Ordnung ist." Er musste zur Seite blicken, konnte es nicht mehr ertragen, in die Augen des Anderen zu sehen. "Ich... Ich kann nicht darüber reden, aber bitte, hör auf mich und gehe weg von ihm - so weit du nur kannst." Blutgeruch schien plötzlich wie eine Vorwarnung in der Luft zu hängen, breitete sich als ein feiner Nebel zwischen ihm und Kase aus. Und er glaubte zu spüren, wie sich Blicke in seinen Rücken bohrten. ****** Kopfschüttelnd beobachtete er die Szene. Er konnte aufgrund der Dunkelheit kaum etwas erkennen und die Stimmen drangen auch nicht bis zu ihm vor. Dennoch konnte er aus der Art wie Ken sich bewegte ablesen, welche Entscheidung dieser getroffen haben musste. Wenigstens überschritt er die letzte Grenze nicht, aber er stoppte nur kurz davor. Sie würden abwarten müssen, wie die Sache endete. Eines wusste er bereits: Er selbst würde sie nicht beenden können, nicht, wenn es um Ken ging. Nur was würde Omi tun? Abwarten, ja, erst einmal bis morgen. Aber der Sonntag brachte keine Besserungen in diese vertrackte Lage ein. "Er war nicht da. Koga ist sonst pünktlich wie ein Uhrwerk dort erschienen, aber heute tauchte er nicht im Fitness-Studio auf." Omis Stimme blieb sachlich, als er von seinem Misserfolg berichtete, doch ein eisiger Unterton klirrte als leise Warnung mit, ihm jetzt nicht zu nahe zu kommen. Kein vorwurfsvoller Blick traf Ken, der sich im Sessel zusammengerollt hatte und eherne Abwehr ausstrahlte. Jeder im Raum wusste, was geschehen sein musste. Außer vielleicht Manx. Er hatte ihr nichts von der gestrigen Überwachung erzählt und bezweifelte, dass Omi es getan hatte. Noch gestand ihr Jüngster Ken etwas Freiraum zu, doch dessen Geduld würde bald erschöpft sein. Es lohnte sich nicht um Kase zu kämpfen. Manx hatte in aller Ruhe zugehört, der Ausdruck ihres Gesichts immer ernster werdend, bis es nur noch eine Maske war, die gar nichts mehr zeigte. "Wir werden eine andere Gelegenheit finden", schloss Omi seine Ausführungen an Manx gewandt ab. Diese nickte zuerst nur stumm, räusperte sich dann. "Ich hoffe es." Sie stand auf, wandte sich erst an der Tür noch einmal um. "Vielleicht solltet ihr euch als erstes um diesen Kase Koîshiro kümmern." Er verpasste den nächsten Atemzug, wusste plötzlich mit Sicherheit, dass Manx Bescheid wusste. Ken war in seinem Sessel erstarrt, zu geschockt von dem Vorschlag um reagieren zu können. Dann aber sprang er auf und stürmte Manx hinterher. Es war fast so wie gestern und wieder tauschte er einen langen Blick mit Omi aus. ****** Das konnten sie nicht tun... Das _durften_ sie nicht tun! Draußen holte er Manx ein, hielt sich selbst gerade noch davon ab, sie am Arm zu packen und zurückzuhalten. "Warten Sie!" Manx blieb tatsächlich stehen und musterte ihn kalt. "Was willst du noch?" Er durfte keine Nachgiebigkeit erwarten, das teilte ihm jedes einzelne Wort mit und trotzdem musste er es versuchen. "Bitte reden Sie mit Perser. Er muss den Auftrag zurücknehmen. Kase hat nichts damit zu tun." "Mäßige deine Lautstärke, bevor uns noch jemand hört." Augen waren zu schmalen Schlitzen zusammengekniffen worden und die Temperatur um sie herum schien um ein paar Grad abzusacken. "Und nur zu deiner Information: Perser _muss_ überhaupt nichts tun und dir steht es nicht zu, seine Entscheidungen anzuzweifeln." Sie sprach leise und doch drang alles mit niederschlagender Klarheit zu ihm durch, schlug auf ihn ein und zerschmetterte dieses Stück Hoffnung. Ihre letzten Worte bekam er kaum noch mit. "Wage es nie wieder, mich auf so etwas anzusprechen." Damit drehte sich die rothaarige Frau um und ließ ihn alleine stehen. Allein mit seiner Verzweiflung um die herum Wut zu vibrieren begann, die Hände zu Fäusten geballt, traf er eine Entscheidung. Er würde Kase nicht im Stich lassen. Damals hatte Kase ihm helfen wollen und das beinahe mit seinem Leben bezahlt. Es war an der Zeit sich dieser Schuld zu entledigen und das gleiche Risiko auf sich zu nehmen. Was hatte er schon zu verlieren? Unter Schwierigkeiten gelang es ihm seine verkrampften Finger zu lockern und in seine Hosentasche zu greifen, wo ein er ein knisterndes Stück Papier umschloss. Er musste mit Kase reden. Der Fahrtwind peitschte ihm entgegen, schaffte es einen Teil des bedrückenden Gewichtes hinwegzufegen. Er liebte es mit seinem Motorrad zu fahren, das Stückchen Freiheit, das ihm dabei zum Greifen nah war. Er konnte sie zwar nie wirklich einholen, aber es reichte schon sie vor Augen zu haben. Er lächelte fast bei diesem wirren Gedanken, doch dann kehrten die Bilder wieder zurück. Kase, wie er zusammengeschlagen und weggeschleppt wurde... Quietschende Reifen halfen ihm die Erinnerungen abzuschütteln und sein Körper begann Adrenalin zu liefern, sobald er erkannte, dass ein Auto ihn verfolgte. Sich tiefer über den Lenker beugend, gab er mehr Gas, aber die Anderen hielten ohne Probleme mit und versuchten ihn von der Straße zu drängen. Er zögerte nur kurz, gab ihnen dann, was sie haben wollten und fuhr freiwillig in das Feld hinein. Schüsse klangen auf, doch er hatte Glück. Die Zähne bleckend entkam er seinen Verfolgern - nur um wenig später kehrt zu machen. Es mochte gefährlich sein, aber vielleicht bekam er heraus, wer da eigentlich hinter ihm her war. Leise meldete sich eine Stimme in seinem Kopf und tat ihre Zweifel kund. Es dürfte nur eine Person geben, die ihn gerade tot sehen wollte und das war Koga. Und dieser wiederum konnte nur von Kase wissen, auf wen er die Waffe richten musste. Er befahl dieser Stimme den Mund zu halten und vergaß sie völlig, als er auf den Wagen der Gesuchten stieß. Schnellstens suchte er Deckung, wo er für einen Moment nichts anderes tun konnte als tief durchzuatmen. Das war unmöglich, solche Zufälle gab es nicht... Und doch war es wahr. Es gab keine Verwechslungsgefahr, dieses Gesicht hatte sich ihm zu tief eingeprägt. Ein Feuerzeug flackerte in seiner Erinnerung auf, beleuchtete Züge, die er jetzt nicht weit von sich bei dem Mann im Auto sah. Und alles schien zusammenzupassen. Da hast du es! Koga musste hinter allem stecken, auch dem Wettskandal damals und jetzt, da er dumm genug gewesen war in dessen Nähe aufzutauchen... Die Stimme in seinem Kopf blieb stumm. ~TBC~ Noch ein weiteres Kapitel, denke ich, dann ist dieser Handlungsabschnitt beendet ^^ In der nächsten Woche ist mal wieder ein Vergangenheitskapitel mit Brad dran *nod* cya, cu ^-^ Kapitel 44: "Rückblicke VIII - Willkommen" ------------------------------------------ Close Distance (Teil 44) Titel: Close Distance Teil: 44/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: So, der heutige Teil spielt in Rosenkreuz uns schließt an den 40. an ^^ Übrigens fällt mir gerade auf, dass diese Story jetzt so lang ist wie "Bright Nights" ^^° Disclaimer: not my boys, no money make... Greetings: @Andromeda: *lach* Jetzt war ich auch mal auf einem Weihnachtsmarkt ^^ Und bei dem einen Crepes-Stand haben sie welche mit Bolognese und Käse angeboten gehabt *schauder* Freut mich, dass du bei meiner Story mit Ken besser mitleiden kannst, der Kerl ist auch ziemlich arm dran ^^# Tja, mit Crawford und anderen Personen ist das halt ne schwierige Sache. Schließlich ist der Kerl ja der Ansicht, dass er auch sehr gut allein zurecht kommt. Aber ab und zu lässt sich Brad ja auch blicken ^^ @Furia: Da ich es letztes Mal vergessen hab zu erwähnen: lass dir mit dem GB-Eintrag ruhig Zeit *eifrig nick* ^^ Und ich weiß jetzt endlich, wann in der Storyline Omi zum ersten Mal auf Nagi treffen wird *grins* So von Angesicht zu Angesicht, meine ich... Da ich aber noch nicht raus habe, welche Vergangenheitskapitel bis dahin untergebracht werden, kann ich dir nicht das Kapitel verraten ^^°°° @Arigata: Hm... wie wäre es dieses Mal mit einer heißen Schokolade mit Schuss? *grins* Damit du dich nach dem Schneeball wieder aufwärmen kannst *freundlich guck* @Maike: Ich habe das Weihnachts-/Geburtstagsgeschenk im Kellerkühlschrank verstaut *nod* Und nur so zur Sicherheit noch einen großen A4-Zettel drüber gefaltet und raufgeschrieben, dass der Rest der Family seine Hände von lassen soll *lach* ^^ @Xell: Langsam bekomme ich den Eindruck, du möchtest nai-chan deinen Platz überlassen... Hast du zuviel von Gummibärchen? o.O Ich kann dir auch ein paar Sachen aus meinem Adventskalender anbieten *gg* @nai-chan: Guck mal, du bekommst schon wieder Gummibärchen *rüberschieb* ^^ Wenn du noch einmal an dieser Stelle landest, hast du einen Hattrick geschafft *nick* Übrigens versuche ich daran zu denken, oben im Kommentar das jeweilige Kapitel in die Handlung einzuordnen. Und flashbacks werden bei mir immer ausdrücklich als solche gekennzeichnet - nur so zur Orientierung ^^ Teil 44 "Rückblicke VIII - Willkommen" Für einige Minuten stand er einfach nur in dem fremden Zimmer, ließ diese kaum fassbare Wirklichkeit in sich einrasten. Innerlich war er tief erschöpft und es fiel ihm schwer, auch nur bis unter die Dusche zu kommen. Das heiße Wasser half nicht dabei, die Benommenheit hinfort zu spülen, doch immerhin fühlte er sich nach der Dusche besser. Er wechselte in eine bequeme Hose und ein Shirt, anschließend ließ er sich auf das Bett fallen. Seine Sachen lagen ordentlich gefaltet auf dem Stuhl, eine müde Hand legte die Brille obenauf. Und dann wehrte er sich nicht mehr gegen den Schlaf. "Spürst du das auch?" Ein Geräusch, als würde die Tür geöffnet, dann wurde die Stimme deutlicher. "Die haben mir doch nicht etwa einen verdammten Screamer ins Zimmer gegeben." "Das ist unmöglich, mon cher. Du weißt genau, dass die separat untergebracht sind." Eine zweite Person antwortete und er konnte ihre Schritte hören, während sich sein Bewusstsein aus dem Nebel herauskämpfte. Keine sehr einfache Aufgabe. "Und wer soll das hier dann sein?" Langsam setzte er sich auf, blinzelte, erkannte aber noch nicht sehr viel. Erst als er sich die Brille aufgesetzt hatte, wurden verschwommene Konturen zu zwei Jugendlichen. Einer von ihnen kräftig gebaut, dunkelblond, mit braunen Augen, die ihn ungerührt anstarrten. Der Andere etwas zierlicher und kleiner, weiche Gesichtszüge, die von hellem Braun eingerahmt wurden. Und der war es, der nun antwortete. "Auf keinen Fall ein Schreihals." Der französische Akzent ließ das letzte Wort etwas merkwürdig klingen. "Und er ist zu alt, um ein Neuer zu sein. Kennst du ihn?" "Sehe ich so aus, Stephan?" Genervt wurden braune Augen verdreht. "Der Typ ist mir noch nie über den Weg gelaufen. Hier muss jemand etwas vermasselt haben." Mit regungsloser Miene ließ er die Begutachtung über sich ergehen. Der Blonde musste Alexander sein. Er versuchte die Beiden einzuschätzen. Sie schienen sich schon lange zu kennen, ihre Körperhaltung verriet ihm das trotz der spürbaren Anspannung. Irgendetwas war aber ungewöhnlich, anders, als er es von Jugendlichen seines Alters kannte. Er konzentrierte sich darauf, doch es entglitt ihm immer wieder. Etwas fehlte... und andererseits war da auch mehr, ein dunkler Schatten, wie eine latente Gefahr. Davon ließ er sich nicht beeindrucken. Und sein schmales Lächeln sagte genau das. Dabei spürte er die Gewissheit, dass die Anderen bald noch etwas überraschter sein würden, als jetzt über seine bloße Anwesenheit. Er unterdrückte ein perplexes Zwinkern. Was war das denn? Muskeln, von denen er bis eben nicht gewusst hatte, wie verkrampft sie waren, entspannten sich. Seine Gabe, sie war wieder da. Wie ausgesprochen praktisch. "Sei lieber froh, dass du dich nicht um eine der Rotznasen kümmern musst." Stephan meldete sich wieder zu Wort, wandte sich dann direkt an ihn. "Würdest du vielleicht auch mal einen Beitrag leisten, wir können nämlich keine Gedanken lesen." Egal ob er etwas schwächlich aussah, Zurückhaltung erlegte sich der Franzose deswegen ganz sicher nicht auf. "Mein Name ist Crawford. Und ich bin nicht irrtümlich hier." Sein Blick richtete sich auf den Blondhaarigen. "Alexander Schmidt?" "Ja." Etwas barsch. "Na also, dann hat alles seine Richtigkeit." Da er keine große Lust auf eine weiterführende Unterhaltung hatte, legte er sich wieder hin, die Arme unterm Kopf verschränkt und schloss die Augen. Ein wirksames Mittel um Anderen zu sagen, dass sie hiermit ignoriert wurden. Alexander wollte aber nicht ignoriert werden. "Bist du Engländer? Und wie lautet der Rest deines Namens? Zudem wüsste ich wirklich gerne, aus welchem Loch du gekrochen bist!" "Na, na, nicht so unhöflich. Außerdem würde ich bei diesem Akzent eher auf einen Ami tippen." Stephan war eindeutig belustigt von der Situation, allerdings hatte auch nicht er einen Fremden vor die Nase gesetzt bekommen. Der Andere wurde ungeduldig, er hörte, wie dieser neben sein Bett trat. "Wie wäre es mit ein paar Antworten, Schlafmütze?" Der Luftzug einer Bewegung streifte ihn, doch er wusste schon, was passieren würde und wartete in aller Gemütsruhe den richtigen Augenblick ab. Er musste nur aufpassen, dass ihn kein Verziehen der Mundwinkel verriet. Einen Herzschlag bevor Alexander ihn am Shirt packte, griff er selbst zu, richtete sich auf, während er den Gleichaltrigen gleichzeitig zurückstieß um nicht mit ihm zu kollidieren. Und noch ein paar Herzschläge später lag dieser unter ihm auf dem Boden, die Faust im Magen, die andere Hand am Hals, ganz allmählich die Luftzufuhr drosselnd. "Fass mich nicht an", zischte er, kalte braune Augen starrten in ihr geweitetes Gegenstück. Es folgte nicht einmal der Versuch von Gegenwehr. "Ähm... bitte keine zu langwierigen Verletzungen wie Knochenbrüche, das würde die Lektionen unterbrechen." Stephan rief sich in Erinnerung und dessen hellblaue Augen erwiderten ruhig und etwas beschwichtigend seinen Blick. "Du kannst ihn loslassen. Ich denke, er hat verstanden, was du meinst." Unwillkürlich schlich sich wieder ein Lächeln auf seine Lippen und ohne weiter auf den am Boden Liegenden zu achten, stand er auf. "Darf ich deinen Worten entnehmen, dass ein paar blaue Flecke nicht weiter schlimm sind?" Die Antwort wartete er nicht ab und begann aus seinem Koffer eine frische Hose herauszusuchen. Bald würde er neue Kleidung brauchen. Sich anziehend wandte er sich wieder dem Braunhaarigen zu. "Richtig." Die Aussage wurde von einem kühlen Grinsen begleitet. "Keine Toten, das würdest du bereuen. Und falls wegen dir jemand nicht zum Unterricht erscheint, wäre das auch etwas unangenehm. Aber keine Sorge, man ist hier zwangsläufig ziemlich abgehärtet." Alexander bewies das, indem er sich aufrappelte ohne das Gesicht zu verziehen. Nur die Hand über dem Magen und ein blasser Schimmer auf den Wangen verriet ein leichtes Unwohlsein. "Du bist wirklich neu hier." Eine Feststellung. "Wie-" "Kein Kommentar." Er würde jetzt ganz sicher nicht anfangen seine Lebensgeschichte vor denen auszubreiten. Ihm kam ein anderer Gedanke. "Und wenn es keinen Zeugen gibt?", wandte er sich an Stephan, der genau wusste, worauf er sich bezog. Ein sehr, sehr schmales Lächeln war die einzige Antwort. Er erwiderte es, bevor sein Shirt einem Hemd wich, nahm sich dann die Zeit die beiden unter diesem Gesichtspunkt zu mustern. Nichts, das einer Schuluniform ähnelte. Dunkelblaue Hosen. Der Braunhaarige trug wie er selbst ein Hemd, während Alexander lediglich ein Muskelshirt übergezogen hatte. Und dann waren da noch die Armbänder, die ihm bis eben nicht bewusst aufgefallen waren. Der Deutsche hatte sich wieder gefasst, nachdem ihm einfach das Wort abgeschnitten worden war, schwankte zwischen einem Wutausbruch und dem Wunsch, ihn einfach links liegen zu lassen hin und her. "Guck jemand anderen an", kam es schließlich nur etwas lahm. Er hatte den unbestimmten Eindruck, dass er den Anderen verwirrte. "Du bist ein Precog, nicht wahr, Ami? Daher hattest du Alex vorhin so schnell am Boden." Stephan hatte eine von Stoff umhüllte Hand beruhigend auf den Oberarm seines Freundes gelegt, bevor er ihm die Frage stellte. Ganz sicher konnte er sich nicht sein, ob er die Abkürzung richtig deutete, Schneider hatte sie nie verwendet. Aber die Wahrscheinlichkeit sprach dafür. Warum ging der Stephan eigentlich nicht davon aus, dass er ein Telepath war? Vielleicht stellte er dafür zu viele Fragen. "Ja." Damit bestätigte er gleichzeitig, dass der Braunhaarige mit seinem Herkunftsland richtig lag. Dieser lächelte zufrieden, Vorsicht in den blauen Augen, die er sehr wohl entdeckte, bevor der Blick abgewandt wurde. "Siehst du, mon cher, da ist es kein Wunder, dass du verloren hast." Alexander wurde lockerer, doch die Verwirrung wich nicht ganz. "Bist du eigentlich auf Droge oder so etwas?" Er runzelte die Stirn. Wenn die Frage nicht offensichtlich ernst gemeint gewesen wäre und nicht als Provokation, würde der Blonde schon nicht mehr stehen. "Wie kommst du darauf?" "Es ist nur so-" Eine dumpfe aber nicht zu überhörende Glocke unterbrach den Ansatz zu einer Erklärung. "Abendessen", kam es Unisono von seinen beiden neuen Bekanntschaften. "Wir haben genau fünf Minuten Zeit hinzugelangen. Oder hast du keinen Hunger?" Nun da das Thema aufgebracht worden war, meldete sich sein Magen - wenigstens nur im Stillen. "Ganz im Gegenteil. Wo geht's lang?" Zum ersten Mal hörte er sie lachen und irgendwie erleichterte ihn das. Egal was Schneider gesagt hatte, so schlimm konnte es hier überhaupt nicht sein. Im Speisesaal lag ein beständiges Summen in der Luft, begleitet vom Stühlescharren sowie dem Klirren von Besteck gegen Geschirr. Trotzdem war die Lautstärke gedrosselt, was wahrscheinlich an den Aufsichtspersonen - Lehrern? - lag, die am einen Ende des Raumes separat ihre Tische hatten. Die der Schüler standen wie mit dem Lineal gezogen in ordentlichen Reihen, so dass jeder genug Platz hatte dazwischen hindurchzugehen. Acht Schüler pro Tisch, niemand saß an den Stirnseiten. Und die Mehrheit war in Blau gekleidet, in unterschiedlichen Abstufungen. Lange Hosen, T-Shirts, deren rechter Ärmel jeweils einen farbigen Streifen aufwies. Gleichartige Cluster - von Altersgruppen vermutlich - saßen zusammen. Nur wenige, wie seine Begleiter und er selbst waren individuell gekleidet. Und noch etwas anderes sah er: kaum jemand war älter als er. Kein Wunder, dass die Zwei nicht so recht gewusst hatten, wie sie ihn einordnen sollten. Er konnte sich auch nicht vorstellen, dass normalerweise jemand in seinem Alter für Rosenkreuz rekrutiert wurde. So jemand würde schwer zu beeinflussen sein und auch er hatte nicht vor, es diesen Leuten hier zu leicht zu machen. Letztendlich war er nicht freiwillig hier. Die Frage war nur, wie offen er Widerstand leisten durfte. Unwillkürlich richtete sich sein Körper noch etwas mehr auf. Besser war es in die alte Rolle zurückzufallen, der er sich bereits entwachsen geglaubt hatte. Zu früh. Es war noch zu früh. "Plötzlich nervös?" Stephan zog eine Augenbraue hoch. "Komm mit uns." Er nickte und zusammen folgten sie Alexander, der bereits zielsicher auf einen fast besetzten Tisch zustrebte. Um genau zu sein, waren nur noch zwei Plätze frei. Der Deutsche ließ sich auf einen der Stühle plumpsen und begann augenblicklich damit, sich eine Scheibe Brot zu belegen. Abwartend blieb er stehen, ignorierte die auf ihn gerichteten Blicke. Stephan grinste flüchtig und nicht allzu freundlich in die Runde. Sofort stand er im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. "Daniel, mach dich vom Acker, ich brauche deinen Platz." Der Angesprochene zuckte zusammen, stand widerspruchslos auf und suchte einen anderen Tisch auf. Den Kopf hielt er dabei gesenkt. "Das wäre erledigt." Der Franzose setzte sich neben Alexander, deutete auf den nun freien Stuhl rechts von sich. "Bitte, Crawford." Er tat wie aufgefordert, während sein schmales Lächeln das von Stephan widerspiegelte. Also hatte er ihn ganz richtig eingeschätzt gehabt. Für die Anderen hatte er nicht mehr als ein kühles Nicken übrig, ehe er sich dem Essen zuwandte. Zehn Minuten lang wollte kein Gespräch aufkommen und außer ihm belustigte diese Situation nur den Franzosen. Alexander war ohne Frage so desinteressiert, wie man nur sein konnte und wäre er nicht schon ein paar Jährchen darüber hinaus, hätte man ihn für einen kleinen, schmollenden Jungen halten können, der nicht bekommen hatte, was er haben wollte. Die anderen waren nervös, auch wenn er den Grund dafür nicht ausmachen konnte. Ab und zu wurde er vorsichtig gemusterte, doch bevor er ihn erwidern konnte, wurde der Blick wieder niedergeschlagen. Stephan richtete - nicht unerwartet - als erster das Wort an ihn. "Und, möchtest du weiter den Geheimnisvollen spielen? Wie bist du hier gelandet?" Seine linke Augenbraue zuckte kurz nach oben. "Nun, wahrscheinlich nicht anders als ihr." Ihre Unterhaltung hatte bereits nach dem kurzen Austausch die ungeteilte Aufmerksamkeit aller gewonnen und er konnte beobachten, wie sich die Atmosphäre kaum merklich veränderte. Ein Wechsel in der Haltung, der Neigung des Kopfes. Interesse in verschiedenen Augenpaaren. Erwachte Selbstsicherheit. Das war es, was er vorhin auch schon Alexander und Stephan bemerkt hatte, wurde ihm klar. Als wäre irgendeine Barriere durchbrochen worden. Und er vermutete jetzt, dass die Nervosität vor allem auf Stephans Konto gegangen war. "Das ist eher unwahrscheinlich", erwiderte dieser gerade, hellblaue Augen fest auf ihn geheftet. "Wie bereits erwähnt, bist du zu alt." Das Nicken von fünf Köpfen bekräftigte die Aussage, Alexander blieb unbeteiligt. Er stellte seine Tasse ab, lehnte sich die Arme vor der Brust verschränkend zurück. Distanz schön und gut, aber es brachte sicher nichts, sie völlig vor den Kopf zu stoßen. Vor allem mit Stephan sollte er sich besser gut stellen. Er begann zu ahnen, warum Schneider ihn ausgerechnet mit Alexander auf ein Zimmer gelegt hatte. Eindeutig ein Gefallen, der ihm damit erwiesen wurde. "Nun gut. Ich bin - nachdrücklich -", ein schmales Lächeln begleitete dieses Wort, "darauf hingewiesen worden, dass es nur zu meinem Besten wäre mitzukommen." Seine Augen glitten von einem zum anderen, abschätzend. "Was mir von hier erzählt wurde klang zudem wirklich", dieses Mal ließ er eine kurze Pause folgen, "interessant." Das war die volle Wahrheit. "Und sie hatten einen sehr überzeugenden Mann vorgeschickt." Als solchen konnte man Schneider guten Gewissens bezeichnen. Sein Lächeln wurde um etwa einen Millimeter breiter. Der Deutsche gefiel ihm immer mehr, auch wenn ihn anfangs dessen Vorgehen das nicht hatte zugeben lassen. Zudem wusste er zu schätzen, dass Schneider ihn sofort in die Nähe von Stephan gebracht hatte. "Du wurdest darüber informiert, welchem Zweck Rosenkreuz dient?", platzte es aus seinem namenlosen Gegenüber heraus. Offensichtlich widersprach dieses Vorgehen den Gepflogenheiten und er konnte diese Vorsichtsmaßnahme nachvollziehen. Doch Schneider hätte ihn notfalls jederzeit erledigen können, dessen war er sich sicher. Es blieb nur die Frage, warum ihm dieser soweit getraut hatte, ihn zwischendurch sozusagen auf freien Fuß zu setzen. Natürlich war diese ganze Aktion mit seiner Kooperation leichter, aber er bezweifelte, dass Schneider sich von Widerstand hätte aufhalten lassen. "Sogar ausgesprochen freundlich", erwiderte er aus einem ihm selbst nicht ersichtlichen Grund. Stephan runzelte die Stirn, schien angestrengt nachzudenken, während die Anderen noch an der Aussage kauten. Er nutzte die Pause, um sich etwas umzusehen, vor allem bei den Lehrern. Der Deutsche befand sich allerdings nicht unter ihnen. Wie sollte er bitte schön dessen Büro wiederfinden? Sein Blick kehrte zu Stephan zurück. "Könntest du mir bitte nach dem Essen den Weg zu Schneiders Büro zeigen? Er wollte noch was mit mir besprechen." Stille, bis auf das Klappern eines Messers, das jemandem aus der Hand gerutscht war. Hellblaue Augen starrten ihn geweitet an und zum ersten Mal glaubte er bei dem Franzosen einen Hauch von Furcht wahrzunehmen. Bei den Restlichen war es schlicht und einfach Angst. Hatte er etwas Falsches gesagt, eine Vokabel verwechselt? Seine Augenbrauen näherten sich einander, als er die Stirn runzelte. "Irgendein Problem, von dem ich nichts weiß?" Stephan fing sich wieder, atmete tief durch und schüttelte dann den Kopf, als wollte er etwas vertreiben. "Du willst mir doch nicht erzählen, dass du dich ganz freundlich mit Herrn Schneider unterhalten hast." Seine Stirn glättete sich wieder und Kälte trat in braune Augen. "Also überwiegend hat er wohl geredet, aber ansonsten - ja." "Wer zum Teufel..." Das kaum verständliche Murmeln versandete, dann fuhr der Franzose in normaler Lautstärke fort. "Du bist ganz zufällig vom Direktor dieser außergewöhnlichen Einrichtung rekrutiert worden und ich kann dir versichern, dass Herr Schneider bisher ganz sicher keine ,freundlichen Worte' mit einem der Schüler gewechselt hat." Der Andere verstummte kurz, unsicher ob er fortfahren sollte. "In der Regel bist du so ziemlich im Arsch, wenn er dir zuviel Aufmerksamkeit schenkt und oft genug endet man dann als Screamer." Da war es wieder, dieses Wort. Er konnte es zwar verstehen, wusste aber nicht, was dahinter steckte. Aber gerade war sein Kopf sowieso damit beschäftigt, die neuen Informationen zu verarbeiten. ~TBC~ Falls sich jemand gefragt haben sollte, warum Crawford plötzlich so gut mit Deutsch klarkommt: Auf Dauer würde ich es gar nicht durchhalten, immer darauf hinzuweisen, dass er Schwierigkeiten damit hat. Und da er die Sprache sowieso schon von kleinauf gelernt hat und sich jetzt auch noch sein Talent zurückgemeldet hat, geht einfach davon aus, dass ihn sozusagen sein zukünftiges Wissen zusätzlich unterstützt ^^ Allen ein schönes Weihnachtsfest! cya, cu ^-^ Kapitel 45: "Umdenken" ---------------------- Close Distance (Teil 45) Titel: Close Distance Teil: 45/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Japp, wir landen mal wieder bei Ran ^^ Weiß noch jeder, wo wir stehen geblieben waren? ^^° Am Sonntagmorgen, als Ran mal ein bissl mit Crawfords Katana üben durfte ^^ Anschluss also an Teil 41 und im Prinzip auch 42 *nod* Disclaimer: not my boys, no money make... Greetings: @all: Ein erfolgreiches Jahr 2005! ^______________^ Sorry, dass letztes Weekend kein Teil on war, aber die Feiertage waren mir dazwischen gekommen ^^° *an alle Gummibärchen verteil* @Andromeda: Wirklich lieb von dir, dass du mit dem GB-Eintrag noch ein bissl wartest ^.~ Nope, in Berlin war ich nicht - und solange ich es verhindern kann, würde ich es mir auch niemals antun, am Brandenburger Tor auf den Jahreswechsel zu warten. Haben mal ein paar Freundinnen von mir gemacht und die fanden es nicht besonders berauschend ^^# @nai-chan: *gg* Doch, doch, heute gibt es ja Gummibärchen für alle ^___^ Wir werden ja sehen, ob du dieses Mal wieder ganz unten auf der Liste landest *grins* Ich muss zugeben, dass ich die Teile aus Brads Vergangenheit auch mit am meisten mag ^^° Daher wird es auch einige mehr geben, als ich ursprünglich geplant hatte. Ich hoffe nur, dass ich zum Ausgleich auch ausreichend Gegenwartshandlung zusammenkratzen kann ^^y @Arigata: Ich finde es immer noch unfair, dass du eine Woche länger frei hast als ich *grummel* Na ja, ich hoffe du nutzt sie wenigstens, um dich vom Praktikum zu erholen *knuffz* @Xell: Wieso kommste jetzt nicht mehr so oft ins Net? Ich würde da sicher bald unter Entzugserscheinungen leiden ^^° Wenn du mehr über Rosenkreuz wissen willst, werden dir die Animes gar nicht weiterhelfen. Soweit ich weiß, soll Rosenkreuz in einem der Dramen erwähnt worden sein - und zwar in dem Zusammenhang, dass Schuldig auf dieser "Schule für Begabte" war. Inwieweit das nun hinhaut - keine Ahnung... Soll heißen, alles was in meiner Story über RK steht, habe ich mir nur aus den Fingern gesogen *ehe* Kenn die Schule auch nur aus ein paar englischen FFs, wo sie jedes Mal anders dargestellt wird ^^ @Maike: Jupp, bin gut ins neue Jahr reingerutscht ^^ Ich musste laufend Pascha trösten, der sowas von gar nicht begeistert von der Knallerei war, die mal wieder relativ früh einsetzte ^^# @Furia: Ich hoffe, du hattest Silvester viel Spaß ^^ (und hast jetzt auch wieder Zeit, bei meiner FF vorbeizulesen *grins*) @Kizuna01: *erstmal ne extra Portion Gummibärchen rüberschieb* Dein Commi hat mich fast aus den Socken gehauen ^^ Ich glaube, den beantworte ich besser im GB, sonst werden die Greetings etwas lang ^^° Du magst Schneider nicht, weil er den Crawford-Charakterzügen zu ähnlich ist, die dir nicht gefallen? Freut mich zu hören *lach* Weil ich Schneider genau so darstellen wollte und du mir hiermit bestätigt hast, dass man es merkt *grins* Übrigens mag ich im Gegenteil zu dir Schneider schon ^____^ Teil 45 "Umdenken" Seine Armmuskeln zitterten leicht, als er das Katana schließlich nach unten sinken ließ. Er war erschöpft, aber nicht müde, zufrieden. Sein Lächeln zeigte das offen, als er sich zu Crawford-san umwandte. Der Amerikaner hatte auf der Couch Platz genommen, ihn von dort aus während seiner Übungen beobachtet. "Das war gar nicht mal so schlecht..." Braune Augen sahen ihn nachdenklich an. Dann wurde das oft so ausdruckslose Gesicht irgendwie weicher. "Ist doch interessanter, als nur ein Shinai in der Hand zu haben, nicht wahr?" Der seltsame Unterton entging ihm nicht, doch da er ihn nicht einordnen konnte, beschloss er ihn zu ignorieren. "Ja." Sein Lächeln verwandelte sich in ein Grinsen. Er war wie in einem Rausch gewesen, hatte nicht ein Mal befürchtet, sich dabei zu verletzen. Das Schwert lag schwerer in der Hand, seine Abläufe kamen langsamer als gewohnt. Doch dafür hatte er die dahinter liegende Macht gespürt, elegant und gefährlich. Crawford-sans Mundwinkel krümmten sich nach oben, als dieser seine Begeisterung wahrnahm. Dann stand der Ältere auf, kam langsam auf ihn zu, um ihm dann das Katana abzunehmen, von dem er sich kaum trennen wollte. Augenblicklich fühlte er sich wie beraubt. Seufzend sah er zu, wie die blanke Klinge in seiner Hülle verschwand und das Schwert zurück auf das Gestell gelegt wurde. Sonnenstrahlen fielen durch die Fenster, kringelten sich warm auf seiner Haut. An ihm war völlig vorbeigegangen, dass der Tag angebrochen war. "Komm, lass uns frühstücken gehen." Eine Hand auf seiner Schulter holte ihn zurück und er lächelte wieder - zu dem Älteren hinauf. Es ging ihm um so vieles besser als gestern Morgen, dass genauso gut eine halbe Ewigkeit seitdem hätte vergangen sein können. Als sie an Schuldigs Zimmer vorbeikamen, sah er, dass dessen Bett jetzt leer war. Dafür hörte er von unten etwas. In der Küche trafen sie auf die Beiden. Er blieb in der Tür stehen, grinste unwillkürlich bei dem sich ihm bietenden Anblick. Schuldig hatte also auf seinen Vorschlag gehört, den er eigentlich mehr im Scherz gemacht hatte. Der Orangehaarige drehte sich ihm gleichen Moment zu ihm um, als ihm das durch den Kopf schoss. "Ich habe dir doch gesagt, dass du dir die Fahrt verdient hast." Grüne Augen funkelten ihn an, wanderten dann zu der Person, die hinter ihm stand. Das Funkeln wurde durch leisen Spott abgelöst, doch Schuldig sagte nichts. Fragend wandte er sich zu Crawford-san um, dessen Augenbrauen sich zusammen gezogen hatten, gereizt. Was ging zwischen den beiden vor? Bevor er den Mund aufmachen konnte, legte sich wieder die Hand des Schwarzhaarigen auf seine Schulter, hieß ihm zu schweigen. Und das tat er. Anscheinend würde er hier niemals seine Fragen beantwortet bekommen. Er überließ sie sich selbst und ihrem stummen Zwiegespräch, ging zu Farfarello hinüber, setzte sich zu ihm auf den Fußboden. Solange Schuldig dabei war, hatte er von ihm sicher nichts zu befürchten. Und im Notfall war da immer noch Crawford-san. Es gab jetzt einen Punkt in ihm, der Sicherheit versprach. Und genau den berührte er kurz um dem Blick des Iren ruhig zu begegnen. "Hier." Er reichte Farfarello eine der Tomaten, die neben dem Mixer lagen und wurde mit einem seltsamen Lächeln belohnt. "Einen Cappuccino bitte." Mit einem freundlichen Nicken notierte er die Bestellung, wandte sich dann den nächsten Gästen zu. Das hier war genau das, was er gebraucht hatte. Der vertraute Trubel hüllte ihn ein, während er seinen gewohnten Aufgaben nachging. Crawford-san hatte ihn nach dem Frühstück nach Hause gebracht, wo er von seinen Cousins mit einem fröhlichen Kreischen begrüßt worden war. Sie hatten den gestrigen Morgen schon wieder vergessen gehabt. Er selbst konnte das nicht so schnell, aber dafür schaffte er es, den Gedanken an seine Eltern tief in sich zu vergraben. Weder seine Tante noch sein Onkel hatten sich über sein langes Fernbleiben gewundert, auch nicht über seinen Begleiter. Onkel Rimoto war mit dem Amerikaner sogar im Wohnzimmer verschwunden um gemeinsam eine Tasse Tee zu trinken. Wieder hatte er es nicht über sich gebracht, bei ihnen zu bleiben, hatte lieber mit den Kleinen ein wenig gespielt, ohne dazu aufgefordert worden zu sein. Danach war er auf sein Zimmer gegangen, die Hausaufgaben erledigten sich leider nicht von alleine und er wollte in der Schule keinen Ärger bekommen. Erst zum Mittagessen hatte er sich unten wieder blicken lassen, mit einem Stich der Enttäuschung registrierend, dass der Amerikaner nicht mehr da war - aber was hatte er denn auch anderes erwarten können... Stirnrunzelnd schalt er sich selbst, als die Enttäuschung noch einmal aufflammte. Schnell konzentrierte er sich auf sein voll beladenes Tablett, begann Tassen und mit Kuchen gefüllte Teller zu verteilen. Kein warmer Apfelstrudel dieses Mal. Das auf seinen Lippen erwachende Lächeln war an eine Erinnerung gerichtet, nicht an das Mädchen, welches es erwiderte. Sein Besuch bei Aya war heute nicht so schmerzhaft gewesen. Vielleicht glaubte er allmählich daran, dass sie bald wieder gesund werden würde. Es musste so kommen, sie durfte ihn einfach nicht allein lassen. Der Nachmittag ging in Bestellungen, Gästen, eiligem hin und her Hasten und warmen Sonnenschein vorbei und ehe er es sich versah, war seine Schicht auch schon vorüber. Fast wie früher, doch dorthin konnte er nicht mehr zurückkehren. Er musste es schaffen, sich von seinen Eltern - seinem Vater - zu lösen. Als er abends ins Bett fiel, schlief er ein, sobald sein Kopf das Kissen berührte. "Du siehst so zufrieden aus." Yunshiro sah grinsend von seinem Block auf, wo er noch schnell einige Matheaufgaben beendete. "Ich habe dir doch von Tsukiyono erzählt, weißt du noch?" Er nickte, sich an einen ziemlich verwirrenden Bericht über ein Programm oder sowas Ähnliches erinnernd. "Dieser Mittelschüler, mit dem du Dienstag im Computer-Club zusammengetroffen bist, ne?" "Genau der. Ich habe es geschafft seine Aufgabe zu lösen, auch wenn es mich massenhaft Zeit gekostet hat." Kopfschüttelnd lächelte er. "Und das macht dir Spaß?" "Natürlich, außerdem hatte ich dieses Wochenende ja nichts Besseres zu tun." Dunkle Augen hefteten sich plötzlich mit einer Intensität auf ihn, die ihn beinahe zurückweichen ließ. "Geht es dir gut, Ran? Ich meine, Freitag war doch..." Der Satz wurde nicht zu Ende geführt, Yunshiros Stimmer versickerte irgendwo zwischen ihnen. Die Antwort, das war sie. Dunkel war da die Erinnerung, dass er sich am Samstag gewundert hatte, was er früher mit den beiden freien Tagen angefangen hatte. Dieses Mal wich er ihr nicht aus. Meistens war er mit Yunshiro oder anderen Freunden unterwegs gewesen, selten auf die Zeit achtend. Die Bilder waren undeutlich, so weit weg, die von Schuldig, Farfarello und Crawford-san um so vieles lebendiger, als wären sie die einzige Wirklichkeit und alles davor nur ein Traum gewesen. Selbst Nagi, den er kaum getroffen hatte, schien mehr zu seinem Leben zu gehören. Schuldbewusstsein begann an ihm zu nagen. Eine Hand umschloss die seine, richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf seinen Freund. Ruhig musterte er dessen vertraute Züge, lächelte schließlich schwach. Er schaffte es einfach nicht, ihm von Crawford-san zu erzählen. Nicht von diesem Ausritt und auch nicht von dem Katana, das gestern fest in seinen Händen gelegen hatte. Wann war das geschehen? Wann hatte er sich von seinem Freund so weit entfernt? Ein Gefühl des Verlustes zehrte an ihm und darunter saß die Schuld und wetzte weiter ihr Messer, das scharf in seine Seele schnitt. Yunshiros Blick wurde noch besorgter. "Du brauchst nichts zu sagen. Entschuldigung..." Verstummend wurde seine Hand gedrückt, sein Freund sah nach unten. Und dann erschien ein verwirrtes Stirnrunzeln. "Was ist das?" "Was meinst du?" Selbst verwirrt über die abrupte Änderung, folgte er dem Blick seines Freundes - zu seinem Handgelenk und den blauen Flecken, die sich allzu deutlich von der blassen Haut abhoben. Blut schoss ihm in die Wangen, als ob er bei etwas Verbotenen erwischt worden wäre. Er sah wieder in diese kalten, braunen Augen, spürte wie Crawford-sans Gewicht ihn nach unten drückte, seine Hände gefangen in dem unnachgiebigen Griff des Älteren. Mit einem Blinzeln vertrieb er die irritierenden Bilder. "Das war nur ein kleiner Unfall", brachte er schließlich lahm heraus. Yunshiro akzeptierte die Antwort, doch den Rest des Tages wurde er immer wieder misstrauisch beobachtet. Und wieder ein Tag geschafft. Er atmete tief durch, angenehm müde von dem hinter ihm liegenden Training. Es war seltsam gewesen, wieder zum Shinai zurückzukehren, aber natürlich hatte er den Umgang damit nicht verlernt. Sein Trainingspartner tat ihm nachträglich etwas leid - ein Lächeln umspielte bei diesem Gedanken seine Lippen - wahrscheinlich hätte er sich etwas mehr zurückhalten sollen. Doch das war ihm einfach nicht möglich gewesen. Er hatte diese ganzen verwirrenden Überlegungen loswerden müssen und nichts half ihm so sehr dabei seinen Kopf zu leeren, wie ein Kampf. Er suchte nach der Sonne, die höher stand als letzte Woche um diese Zeit. Das war der Abend gewesen, an dem Schuldig ihn zum Keller-Casino gebracht hatte. Die Aufregung lebte kurz auf, fand aber keinen Grund zu verweilen. Wie dumm er da noch gewesen war. Er schüttelte in leiser Belustigung über sich selbst den Kopf. Wie konnte eine Woche so einen großen Unterschied machen? Sein Schnauben war kaum wahrnehmbar. Wie konnte es nicht so sein, wenn es bereits ein Abend geschafft hatte, sein Leben vollkommen umzukrempeln... Unwillkürlich hob er etwas die Arme, die eben noch schlaff an seiner Seite gehangen hatten, während er reglos vor dem Schultor stand. Mit einer Mischung aus Faszination und Betäubung betrachtete er die Beweise dafür, dass er das alles in den letzten beiden Tagen wirklich erlebt hatte. Es war alles so anders. Er schüttelte sich. Wenn er hier noch lange herumstand, wurde es zu spät, um noch bei Aya vorbeizusehen. Energisch setzte er sich in Bewegung, wurde jedoch von einem gedämpften Aufschrei fast augenblicklich wieder gestoppt. Violette Augen schlossen sich, als unerwartet Panik auf ihn herabstürzte, Übelkeit mit sich bringend. Es fiel ihm schwer zu atmen, seine Lungen arbeiteten wie wild. Luft, er brauchte mehr Luft. Schwankend stützte er sich an der Mauer ab, die das Schulgelände einrahmte. Die Panik schwächte sich zu Furcht ab, die sich schließlich auch auflöste, als seine Vernunft zurückkehrte. Das war alles nur ein dämlicher Zufall, dieses Mal würde er keine zusammengesunkene Gestalt vorfinden, wenn er um die Ecke bog. Anfangs stolperte er mehr als zu gehen, dann aber gewann sein Schritt an Festigkeit. Erst im Nachhinein sollte ihm auffallen, dass er es nicht einmal in Erwägung gezogen hatte, einfach wegzulaufen. Es war nur eine Schlägerei. Seine uneingestandene Erleichterung wich unmittelbar Zorn, sobald er erkannte, wie unfair die Kräfteverteilung war. Eine sehr, sehr leise Stimme erinnerte ihn daran, wie er selbst vor kurzem in dieser Situation gewesen war - an dem Tag, als er Schuldig kennen lernte. Er verscheuchte die Erinnerung. "Lasst ihn in Ruhe!" Seine Stimme durchschnitt die Geräusche des Kampfes mühelos, Eis klirrte in ihr, so dass er sie kaum wieder erkannte. Drei Köpfe ruckten zu ihm herum, junge Gesichter, Mittelschüler. "Das ist Fujimiya-sempai." In der entstandenen Stille konnte er das Flüstern ohne Probleme verstehen, auch wenn es ganz sicher nicht für ihn bestimmt gewesen war. Er lächelte bitter. Seine traurige Berühmtheit brachte anscheinend auch mal was Positives mit sich. Dabei hatte er doch gehofft, schon längst wieder vergessen worden zu sein. Als sein Name fiel, drehte sich endlich auch der vierte der Schüler um und violette Augen weiteten sich, als Erkennen ihn traf. "Ran-kun." Nagi klang - ungläubig, der Blick des Jüngeren offenbarte keinerlei Emotion. "Was machst du denn hier?" Das hörte sich fast nach einem Vorwurf an, stellte er säuerlich fest. "Verschwindet!", fauchte er die drei an, die ihn immer noch wie einen Geist anstarrten. Und als hätten sie nur auf diese Aufforderung gewartet, gaben sie augenblicklich Fersengeld. Erst als sie ganz allein zurückgeblieben waren, schloss er zu Nagi auf. Dieser straffte sich sofort, beobachtete ihn reglos dabei, wie er näher kam. Automatisch suchte er den Jüngeren nach sichtbaren Verletzungen ab, war erleichtert, als er keine vorfand. Nur von Nagis linkem Mundwinkel aus bahnte sich ein dünner roter Faden seinen Weg nach unten. Er holte ein Taschentusch aus seiner Tasche, tupfte das Blut ab. Dunkelblaue Augen verengten sich, doch der Braunhaarige hielt still. "Warum bist du dazwischen gegangen?", verlangte Nagi erst danach zu wissen. Die ganze Angelegenheit entwickelte sich in eine unerwartete Richtung. "Soll das heißen, du wolltest gegen drei auf einmal antreten?" Der ironische Unterton war nicht wirklich beabsichtigt gewesen, überraschte aber keinen von ihnen. Es kam keine Antwort, nur ein mürrisches Schulterzucken. Er ging los in Richtung U-Bahn, Nagi folgte ihm, ohne darüber nachzudenken. "Worum ging es eigentlich?" Nachdem sie einige Minuten nur geschwiegen hatten, stellte er eine neue Frage. "Die wollten bloß ein bisschen Frust ablassen..." Diesmal blieb Nagi nicht stumm. Er verkniff sich ein Lächeln, während sie sich einen Platz suchten. Wenigstens war um diese Zeit der schlimmste Ansturm vorbei. Bei Büroschluss konnte man froh sein, wenn man es überhaupt schaffte, sich in einen der Wagons zu quetschen. "Im Gegenteil zu dir, hm?", reagierte er auf die Aussage. In den dunkelblauen Augen glomm ein Funken auf, über den er lieber nicht zu genau nachdenken wollte. "Warum hast du dich von ihnen abfangen lassen?", schob er daher schnell nach. Er konnte sich nicht vorstellen, was Nagi in der Seitenstraße zu suchen gehabt hatte - es sein denn, er _wollte_ dort sein. Ein amüsierter Zug erschien um Nagis Lippen und etwas, das nahe an Verachtung grenzte, färbte die folgenden Worte. "Ich laufe doch nicht vor solchen Idioten davon. Wenn sie Prügel haben wollen, können sie sich diese gerne abholen." Unter mangelndem Selbstvertrauen litt Nagi offensichtlich nicht. Er musterte den Jüngeren aufmerksam. Auch wenn er schon vorher gespürt hatte, dass etwas an dem Braunhaarigen seltsam war, hatte er ihn doch unterschätzt. Das bewiesen bereits die fehlenden Verletzungen. Der Junge hatte sich anscheinend ohne Schwierigkeiten alleine gegen drei andere durchgesetzt. Er überdachte noch einmal Nagis Reaktionen und lachte leise auf, als er endlich verstand. "Du hast sie benutzt um dich abzureagieren, stimmt's?" Nagi wirkte aufgeschreckt, als ob der Jüngere ihn bis eben auch falsch eingeschätzt hatte. Dann aber senkte sich wieder dieses Schild, das die dunkelblauen Augen abschirmte. Er reagierte mit unerwarteter Besorgnis darauf, ohne dies allerdings sichtbar werden zu lassen. Nagi war doch viel zu jung, um bereits eine solche Abwehr zu besitzen. Er fragte sich, welche Erlebnisse sie hatten notwendig werden lassen und wollte es gleichzeitig gar nicht erfahren. "Du musst wissen, dass ich heute im Kendo-Club etwas Ähnliches gemacht habe", fügte er seinem plötzlichen Ausbruch mit scheinbarer Unbekümmertheit hinzu. "Aber verrate das bloß nicht meinem Trainer." Sein verschwörerisches Blinzeln erwischte Nagi auf dem falschen Fuß. Dieser sah ihn zuerst an, als hätte er den Verstand verloren. Dann aber erblühte ein zögerliches Grinsen. ~TBC~ Zur Abwechslung auch mal ein bissl Handlung (oder wie auch immer man das bezeichnen soll ^^#) mit Ran und Nagi zusammen ^^ Mit diesem Teil ist das jetzt meine längste FF *grins* Bin echt gespannt, wo das enden wird ^^°°° Bis zum nächsten Mal, cu ^-^ Kapitel 46: "Niemand hat mir das Drehbuch zukommen lassen" ---------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 46) Titel: Close Distance Teil: 46/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Ich glaube es ist für niemanden eine große Überraschung, dass es bei Ken weitergeht ^^ Disclaimer: not my boys, no money make... Greetings: @Xell: *neidisch guck* Ich hätte auch gerne DSL *nod* Bei hundert Stunden kannste wirklich lange ins Net - oder macht dir in der Family jemand anderer die Zeit streitig? ^^ Mit Ken geht es heute weiter ^^ Und die Handlung um ihn und Kase wird auch zu Ende gebracht (wurde langsam Zeit, ne? *ehe*) Bin ja froh, dass das auch jemand lesen will ^^° @nai-chan: Gar nicht enden? Na ich weiß nicht, wäre wohl kaum durchzuhalten. Zurzeit sieht es so aus, als würde die FF aber wirklich noch ne Weile weitergehen, weil so viele Vergangenheitskapitel dazukommen ^^°°° *das eigentlich nicht geplant hatte* Freut mich, dass dir das letzte Kapitel gefallen hat *grins* Wäre auch schlimm, wenn du dir was von mir Geschriebenes nur unter Qualen antun könntest ^^# @Furia: *lach* Zu der Sache mit der hübschen Kette von Nagi über ein paar andere zu Omi kommen wir noch... später... ^^ Und natürlich ist mein Ran _grundanständig_ *gg* Aber sieh es von der Seite: er hat einen Grund Schuldgefühle zu bekommen - so ganz richtig hat er also doch nicht immer gehandelt ^.~ Zu Nagis Wortwahl (oder auch meiner *grins*): Ich glaube Nagi ist ein Typ dafür, überlegt zu sprechen ^^ Ich werde trotzdem versuchen mehr darauf zu achten, aber versprechen kann ich nix... ^^# Tja, für Kens Selbsttäuschung kann ich nichts, so lief es nun mal und solange er schlussendlich merkt was abläuft, geht es ja noch ^^ Siehste ja im heutigen Teil *nick* Yeah, du magst Schneider auch *knuffz* *freu* ^____^ Aber ich weiß nicht, ob ich solchen Typen als Lehrer haben wollte *ehe* Natürlich wird Schneider noch öfter auftauchen, ich bin schließlich ganz deiner Ansicht, dass er und Brad sich wirklich gut zusammen machen *grins* Wenn Schu ein Screamer wäre, gäbe es nix mehr zu retten ^^° @Kizuna01: *erstmal Gummibärchen reich* ^^ Hm... ich würde sagen, du hast den Nagel auf den Kopf getroffen *gg* Die Jungs sollten genau so (freundlich/unfreundlich) rüberkommen ^_____^ Japp, das letzte Kapitel war eindeutig der Anfang einer besseren Beziehung zwischen Ran und Nagi ^^ In zwei Wochen geht es dann bei den beiden weiter *nod* Und nein, ich glaube Ran hat nicht so wirklich mitbekommen, warum Nagi sich abreagieren musste. Wäre auch ein bissl schwierig für ihn, da er mit Nagi ja kaum Kontakt hatte ^^ Wünsch dir viel Erfolg beim Weiterschreiben ^-^ Teil 46 "Niemand hat mir das Drehbuch zukommen lassen" Für eine ganze Weile stand er einfach nur da, ließ die Atmosphäre auf sich wirken. In der einen Ecke wurde jemand dazu angefeuert irgendeinen Rekord zu brechen, was ein Lächeln auf seine Lippen lockte. Früher hatte er kaum Zeit gehabt, in eine Spielhalle zu gehen und vielleicht hatte ein nostalgischer Anflug ihn dazu getrieben, diesen Treffpunkt zu wählen. Es hatte sich nicht viel verändert. Sein Blick schweifte weiter, blieb an der bekannten Gestalt hängen und sein nächstes Ausatmen klang fast nach einem erleichterten Seufzen. Sie hatten ihn noch nicht erwischt... Er verstand nicht was Koga mit Kase vorhatte, warum er ihn eingestellt hatte. Möglicherweise war er auf der Suche nach einem Sündenbock gewesen, falls mal etwas schief ging und hatte die Vorstellung witzig gefunden, aus Kases Niedergang auch noch einen Vorteil zu ziehen. Das würde zu diesem Mann passen, eher als ein simpler Mord an einem weiteren Unschuldigen. Er kaute auf seiner Unterlippe herum, während er diese Überlegungen hin und her wälzte, nach Verständnis suchend. Wenn er richtig lag, war alles seine schuld. Koga musste ihn für tot gehalten haben, bis er wie ein Vollidiot freiwillig vor dessen Firma auftauchte. Damit hatte er nicht nur sich selbst in Gefahr gebracht, sondern auch Kases relative Sicherheit gefährdet. Es sollte wohl so sein, dass alles in seinen Händen zu Asche wurde. Ein tiefer Atemzug erlöste ihn von den Bildern in seinem Kopf und die imaginären Bugnuks verschwanden. Er starrte nur noch auf seine nackten Hände. Es wurde Zeit sich zusammenzureißen, er durfte nicht einfach herumstehen und verlorenen Gelegenheiten nachtrauern. Seine Gestalt straffte sich, ehe er auf Kase zutrat und eine Hand auf dessen Schulter legte. Dieser zuckte unter dem überraschenden Gewicht etwas zusammen und prompt blinkten Schriftzüge auf dem Bildschirm auf, verkündeten das Ende des Spieles. Kase gab ein leises Fluchen von sich, drehte sich dann zu ihm um. "Gib's zu, das hast du mit Absicht gemacht!" Hellbraune Augen musterten ihn mit gespieltem Ärger. Kase musste sofort klar gewesen sein, wer ihn da störte, denn schon bevor dieser ihn richtig im Blickfeld hatte, war die Anklage ausgesprochen worden. Automatisch ließ er sich auf das Spiel ein, entspannte sich in der altbekannten Rolle. "Warum sollte ich so etwas tun?" Es gelang ihm völlig unschuldig dreinzuschauen. Kase lachte, schüttelte den Kopf, so dass ein paar Strähnchen in Unordnung gerieten. "Ganz einfach: Weil du es noch nie ertragen konntest, dass ich hier immer gewonnen habe." Er grinste bloß und machte eine Geste, die als Eingeständnis gedeutet werden konnte. Im nächsten Augenblick verschwand die Belustigung, wurde von Sorge hinweg gespült. Schuldgefühle zupften an ihm, als er Kase am Ärmel packte und zu einer ruhigeren Ecke führte. Dort angekommen stellte er sich dem irritierten Blick, suchte nach den richtigen Worten. "Koga steckt hinter dem Wettskandal!", brach es schließlich aus ihm heraus. Kase starrte ihn baff an, den Mund halb geöffnet, als wollte er sofort widersprechen. Stattdessen schloss er ihn, so dass die Lippen nur noch einen schmalen Strich bildeten. Die hellbraunen Augen wurden ausdruckslos. Er nahm das nur am Rande war, berichtete hastig davon, wie er heute angegriffen worden war, dass er sich sicher sei, Kogas Männer vor sich gehabt zu haben. Den Grund für diese Gewissheit verschwieg er allerdings. Koga musste erfahren haben, dass er in Gefahr schwebte und von wem sie ausging. Er hatte bestimmt Nachforschungen angestellt, vielleicht sogar gestern Abend sein Gespräch mit Kase belauscht. Ja, so musste es gewesen sein. Kase stand ganz bestimmt unter ständiger Beobachtung. Die leise Stimme blieb weiterhin stumm. "Und einer dieser Männer war damals auch in der Lagerhalle gewesen", schloss er seine Ausführungen ab. Schweigen... Wer hatte einmal behauptet, dass Schweigen viel sagend sein konnte? Hier traf das nicht zu. Die Stille zwischen ihnen gewann an Substanz, verdichtete sich, bis sie ihn zu ersticken drohte. Kase war wie erstarrt, die Augen leer. Er spürte, wie die Gedanken hinter der Stirn seines Freundes rasten, aber es kam keine Reaktion. Warum sagte er nichts? "Du musst mir verraten, wo Koga ist!" Er hatte nicht länger warten können und seine Forderung schien Kase endlich wachzurütteln. Zu seiner Überraschung sackte der Ältere in sich zusammen und unwillkürlich griff er nach ihm, hielt ihn fest. Kase sah zu Boden, wich seinem besorgten Blick aus. "Ich... ich habe es doch die ganze Zeit gewusst..." Das Flüstern schaffte es ohne Probleme durch die Hintergrundgeräusche zu schneiden, bohrte sich in sein Gehirn und - verpuffte wirkungslos, als er sich weigerte das Gehörte zu verarbeiten. "Was...?" Kases Arme hingen nach unten, als würden Gewichte an seinen Handgelenken zerren. "Nachdem ich damals entkommen war, habe ich weiter nach dem Schuldigen gesucht und herausbekommen, dass Koga seine Finger im Spiel hatte. Aber..." Jetzt sahen ihn die braunen Augen endlich an, suchten nach Verständnis. "Die Beweise haben nicht gereicht und ich hoffte welche in die Hände zu bekommen, indem ich für ihn zu arbeiten anfing." Immer noch strahlte die Gestalt seines Freundes Schwäche aus, doch in seinen Augen entzündete sich ein heißer Funken. "Er ist ein Verbrecher und gehört ins Gefängnis! Und ich werde dafür sorgen. Er wird bereuen, was er dir angetan hat!" Jetzt war es an ihm, regungslos dazustehen. Kase hatte Bescheid gewusst? Das Konzept wollte nur ganz langsam seine bisherigen Vorstellungen ablösen, schließlich aber rastete alles ein. Du hast schon wieder verloren, meldete sich die leise Stimme zurück. Er hatte sie schon fast vermisst gehabt. "Ich... Ich danke dir dafür." Er wusste nicht, was er sonst hätte sagen sollen. Und vielleicht hatte er ja doch allen Grund dafür dankbar zu sein. "Aber du musst mir glauben, in Kogas Nähe ist es zu gefährlich. Bitte sag mir, wo ich ihn finden kann. Ich werde das jetzt übernehmen, du hast schon zuviel getan." Für einen Moment verstärkte er seinen Griff um Kases Oberarme. Um seine Bitte zu unterstreichen, nicht weil dieser noch eine Stütze nötig zu haben schien. Und schließlich hatte er die Adresse bekommen. Aber bevor er sich auf den Weg machte, musste er noch mit Omi reden. Bei Manx hatte er verspielt, sie würde ihm nicht einmal zuhören. Omi jedoch konnte die Ausführung des Auftrags noch etwas hinauszögern. Er durfte Kase nichts tun und Koga gehörte nur ihm, ihm ganz allein... Finger verkrampften sich um den Lenker und das Vibrieren des Fahrzeuges schwang im Einklang mit der Hitze in seinem Inneren. Es war tatsächlich eine Villa. Anders konnte man das große Gebäude einfach nicht bezeichnen. Der Tag neigte sich dem Ende zu, als er sich dem Eingang näherte, ständig nach Wachen Ausschau haltend. Die Sonne glühte tiefrot in seinem Rücken und ein langer schwarzer Schatten, der keine Ähnlichkeit mit seiner eigenen Gestalt hatte, streckte sich vor ihm aus. Niemand zu sehen. Sollte Koga etwa ganz allein hier sein? Seine Hände ballten sich bei dem Gedanken an diesen Mann zu Fäusten. Doch er hatte sich genug unter Kontrolle um nicht unbeabsichtigt die scharfen Klingen auszufahren. Die Tür stand einen Spalt breit offen, wie eine an ihn persönlich gerichtete Einladung. Er musste vorsichtig sein, aber das Misstrauen hielt ihn nicht davon ab, das Haus zu betreten. Sein Ziel war klar definiert und nichts würde ihn davon abbringen können. Nichts, außer vielleicht dem kleinen Detail, dass Koga bereits tot war. Er hatte endlich das Büro gefunden, aber er kam zu spät. Jemand hatte ihn seiner Rache beraubt. Näher tretend bekam er einen besseren Blick auf den Toten. Graue Haare, in die sich Rot mischte. Die Augen weit aufgerissen. Sie starrten ihn an, als wollten sie einen stummen Vorwurf ausdrücken. Ihm wurde kalt, so kalt, als kein Leugnen mehr half. Ein Frösteln durchlief seinen Körper, noch ehe er Kases Stimme hörte. Ja, er hatte schon wieder verloren... Warum nur konnte das immer noch so verdammt wehtun? "Guten Abend, Ken." Braune Strähnen wurden vom Wind bewegt, als er sich der halboffenen Terrassentür zuwandte. Er öffnete sie ganz und trat nach draußen, wo Kase ihn mit einem leichten Lächeln erwartete. Die Sonne flutete alles mit ihren roten Strahlen, als wollte sie vorwegnehmen, was hier gleich geschehen sollte. Würde Blut in diesem Licht anders wirken? Neutraler? Er verscheuchte diesen Gedanken und wandte sich dem Mann zu, den er für seinen Freund gehalten hatte. Dieser erhob sich geschmeidig von dem weißen Stuhl, griff nach dem Rotweinglas, das vor ihm auf dem kleinen Tisch stand und prostete ihm zu, bevor er einen Schluck von dem Wein trank. Das Glas wieder abstellend trat Kase auf ihn zu, ohne das Überlegenheit widerspiegelnde Lächeln zu verlieren. Er rührte sich nicht. Er war nicht verängstigt oder wirklich überrascht, nur tief enttäuscht. Und vielleicht war er noch nicht bereit dazu Kase, die geteilte Vergangenheit, hinter sich zu lassen. Daher wartete er einfach nur ab, wartete auf den ersten Zug, damit er bloß zu reagieren hatte. "Du bist wirklich noch ein kleiner Junge, Ken." Warum hörte er nicht damit auf? Er wollte seinen Namen nicht hören, nicht in diesem Moment, nicht aus diesem Mund. Und trotzdem tat er nichts anderes als zuzuhören. Kase missverstand sein Verhalten völlig. "Was ist? Hat es dir die Sprache verschlagen?" Belustigung färbte die tiefe Stimme. "Zweimal auf den gleichen Trick reinzufallen..." Kopfschüttelnd strich ihm Kase eine Haarsträhne aus der Stirn. Die Berührung ließ ihn oberflächlich erzittern, aber im Inneren blieb er kalt, ruhig und konzentriert. Kase kehrte zum Tisch zurück, hatte kein Problem damit, ihm dabei den Rücken zuzuwenden. Ein weiterer Schluck aus dem Glas, dann musterten ihn wieder hellbraune Augen. "Willst du wissen, warum ich ihn umgebracht habe?" Stumm schüttelte er den Kopf, aber Kase beachtete das gar nicht. "Weil ich lange genug die zweite Geige gespielt habe. Es begann damals, mit der Fußballwette. Davor war ich kaum mehr als ein beliebiger Handlanger, aber dank dir begann ich aufzusteigen. Du hattest keine Ahnung, stimmt's? Eigentlich solltest du in der Lagerhalle sterben, doch leider hast du dich nicht an deine Rolle gehalten..." "Niemand hat mir das Drehbuch zukommen lassen." Zu seiner eigenen Überraschung hörte er sich das sagen und seine Stimme klang merkwürdig in seinen Ohren. Kase musste auch gespürt haben, dass etwas anders war, schüttelte den Eindruck jedoch mit einem nachlässigen Schulterzucken ab. Er lachte kurz, aufrichtig amüsiert. "Ich wusste gar nicht, dass du so schlagfertig sein kannst. Aber kommen wir langsam zum Ende der Geschichte. Da du von den Toten auferstanden bist, gedenke ich die Chance zu nutzen, die du mir damit bietest." Plötzlich hielt Kase eine Waffe in der Hand, richtete sie mit ruhiger Hand auf ihn. Gleichzeitig näherten sich ihnen ein paar Gestalten, als wären sie herbefohlen worden. Was vielleicht sogar der Fall war. Er brauchte ihnen keinen zweiten Blick zuzuwerfen um zu wissen, dass es dieselben wie heute Nachmittag waren. Alte Bekannte. Jetzt musste er sich nicht die Mühe machen sie extra zu suchen. Sein linker Mundwinkel zuckte in etwas, das ganz sicher kein Lächeln war. Sein Gegenüber runzelte die Stirn, lächelte dann wieder. Schließlich drohte ihm ja keine Gefahr. "Da ich dank deiner - wenn auch unfreiwilligen Mithilfe - der Anführer von Creeper bin, werde ich dich selbst töten. Du darfst dich geschmeichelt fühlen." Die Sicherung klickte. "Ich würde wirklich zu gerne wissen, was du in der Zwischenzeit gemacht hast", ein Blick streifte seine Handschuhe, "aber die Gelegenheit ergibt sich leider nicht mehr. Ich werde aber wenigstens dafür sorgen, dass Kogas Tod dir zugerechnet wird. Darüber freust du dich sicher, ne? Dieses Mal auf kein Wiedersehen, Ken. Viel Spaß in der Hölle." Kase lächelte immer noch während er abdrückte. Dunkelheit hatte Einzug gehalten, der Abend war in die Nacht übergegangen. Aber der Vollmond spendete genug Helligkeit, um das Geschehen verfolgen zu können. "Das gehört jetzt auch mir..." Ein Mann stand am Anfang der Treppe, blickte zu dem Firmengebäude hoch. Nur wenige Lichter waren zu sehen, dort wo der Wachschutz seine Räume hatte. Eine zweite Gestalt löste sich oben aus den Schatten, kam ein paar Stufen herab, auf den anderen zu. Und wurde zu einer bekannten Person. "Die Hölle gefiel mir nicht." Zwei Leibwächter sahen sich mit weißen Gesichtern an, denn sie _wussten_, dass der Braunhaarige tot war. Ohne sich absprechen zu müssen, setzten sie sich beide ab. Dafür wurden sie nicht bezahlt. Mit ausdrucksloser Miene sah er Kases Begleiter die Flucht ergreifen, nahm aber nicht als gegeben hin, dass sie auch wegbleiben würden. Trotzdem konnte er sich ganz auf Kase konzentrieren, jemand anderer würde sich um die beiden kümmern. Kases Gesicht wirkte im Licht des Mondes grau und mit Abscheu sah er ihn in die Knie gehen. Er brachte die letzten Stufen hinter sich, bis er das Gestammel verstehen konnte, das aus dem Mund seines ehemaligen Freundes kam. "Es tut mir Leid... Du musst das verstehen... Ich war doch nur eifersüchtig auf dein Talent... Bitte lass mich am Leben..." Über diese nutzlosen Worte hinweg hörte er das vertraute Sirren von Omis Pfeilen, sah im Hintergrund jemanden zusammenbrechen. Auf sie konnte er sich verlassen. Omi und Yohji hatten auch bei Kogas Villa kurzen Prozess mit Kases Schergen gemacht - mit denen jedenfalls, die er übrig gelassen hatte. Sein Fokus richtete sich mit unbarmherziger Schärfe wieder zurück auf Kase. Es tat immer noch weh ihn zu sehen. Ein wahnsinniger Funke stand in den hellbraunen Augen, als Kase seine Waffe zog. "Du hier, Bruder Ken?" Ein Schuss fiel, ließ ihn etwas zurücktaumeln. Er ignorierte den dumpfen Schmerz. Warum brannten seine Augen so? Mit einer Hand zog er seine Jacke etwas beiseite, zeigte seine kugelsichere Weste, die er auch schon in Kogas Villa getragen hatte. Die Stimme hatte gesiegt gehabt. Kases Augen weiteten sich. "Ich hätte wissen müssen, dass du mich reinlegst." Wie konnte er so etwas sagen? Der Schmerz drang tiefer vor. "Das war der letzte Zweifel, den ich mir an dir erlaubt habe..." Er wusste selbst nicht, ob das Flüstern an Kase oder Perser gerichtet war. Der Andere verzog das Gesicht, als hätte er auf eine Zitrone gebissen. "Du machst mich krank, weißt du das? Wir sehen uns in der Hölle!" Bevor Kase ein weiteres Mal abdrücken konnte, versenkte er seine Klingen in dessen Körper. "Die Hölle...", ein bitteres Auflachen folgte, "ist hier..." Tränen liefen heiß über seine Wangen und das Licht des Vollmondes verfing sich in ihnen. In seinem Rücken spürte er die Blicke von Omi und Yohji. ~TBC~ Also ich bin ja der Ansicht, dass Kase sich selten dusslig angestellt hat *kopfschüttelnd sag* Sich nicht mal zu vergewissern, ob Ken wirklich tot ist, ist einfach dumm o.O Aber ich konnte die Story an dieser Stelle schlecht abändern, weil Weiß ja sonst den Blumenladen zu zweit hätte schmeißen müssen *ehe* ^.~ cya, cu ^-^ Kapitel 47: "Rückblicke IX - Werkzeuge" --------------------------------------- Close Distance (Teil 47) Titel: Close Distance Teil: 47/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Mal wieder ein Kapitel aus Brad Vergangenheit ^^ Japp, Furia, du hattest vollkommen Recht mit der Annahme *lach* Disclaimer: not my boys, no money make... Greetings: @Andromeda: Ich bin froh, dass du es gesund nach Hause geschafft hast *grins* Ehrlich gesagt halte ich es für wahrscheinlicher, dass Ken nicht auf seine Siberian-Persona umgeschaltet hatte, als er die Sache mit Kase hinter sich brachte. Dazu war Kase einfach zu sehr mit seiner Vergangenheit verbunden. Freut mich, dass dir die letzte Kapitelüberschrift gefallen hat *grins* In der Regel will ich durch sie den Kernpunkt des Kapitels hervorheben bzw. auf etwas Bestimmtes aufmerksam machen - und Kens Satz passte da wie die Faust aufs Auge ^^ Und natürlich hatte ich noch nicht vor Ken loszuwerden ^______________~ @Furia: Stimmt, nur der Gedanke an die Ken-Fans hat mich zurückgehalten *snicker* Kase musste einfach soviel quasseln, weil das die Bösewichte in der Regel immer tun, ehe sie abgemurkst werden ^.~ Ich glaube auf der Weiß-Schiene geht es wirklich mit Omi weiter - und Ken. ^^ Was die Kapitelüberschrift angeht: Nope, im Anime hat Ken das nicht gesagt, mir fiel der Satz einfach nur ein und er _gefiel_ mir auch ^^ Über die Sache mit Bruder Ken bin ich auch gestolpert, beschloss dann aber es zu übernehmen, weil es verdeutlicht, wie nahe sich die beiden (jedenfalls aus Kens Sicht) gestanden hatten. Du hast Zensurenschluss o.O'' Ich schreibe Dienstag meine erste Klausur .____. Natürlich bin ich neidisch!!! ^^° Und thanx, dass du mir Glück wünschst ^^ @nai-chan: *lach* Ob du es glaubst oder nicht, als ich den letzten Teil abtippte, ging mir genau das Problem durch den Kopf. Hatte nämlich gemerkt, dass man kaum aus den ersten Zeilen nicht rauslesen kann, um wen es geht. Dafür hatte ich es aber im Kommentar hingeschrieben und etwas später löste es sich eh auf ^^ Heute ist es ähnlich, aber da ich die Vergangenheitskapitel bis jetzt eh nur aus Brads Sicht schreibe... *grins* @Xell: Ha, du hast dir wieder deinen Stammplatz erobert ^^ *Gummibärchen reich* Wieso musst du denn deinen PC formatieren? o.O Ich an deiner Stelle würde die Anime-Bilder einfach auf CD-Rom brennen, dann belasten sie deine Kiste nicht länger *grins* (hm, vielleicht sollte ich mal meinen eigenen Ratschlag befolgen und das auch tun ^^°°°) Teil 47 "Rückblicke IX - Werkzeuge" "So ist das also." Nichts in seinem Gesicht deutete auf Überraschung hin, auch wenn genau diese wie ein großes leuchtendes Fragezeichen seine Gedanken beherrschte. Einige Puzzleteile fügten sich zusammen, beantworteten ihm aber nicht die Frage, aus welchem Grund Schneider bei ihm aufgetaucht war. Das gehörte ganz sicher nicht zu dessen Pflichten. Er dachte noch ein Stück weiter. Damit hatte der Deutsche ihm bereits am ersten Tag eine nicht zu verachtende Position hier in Rosenkreuz verschafft. Jeder würde es sich zweimal überlegen, ehe er sich mit ihm anlegte. Seine Lippen verzogen sich zu einem nicht sehr freundlichen Lächeln. "In dem Fall darf ich mich wohl geehrt fühlen", fügte er dann seinen ersten Worten hinzu. Die Blicke der Anderen beinhalteten nun eine Vorsicht, die anders, vollkommen anders, als die anfängliche Zurückhaltung war. Sie hatten auch einen Teil der Arroganz verloren, die ihnen sicher nicht bewusst war, die er aber von Anfang an gespürt hatte. Sein Lächeln richtete sich - etwas verändert - an Stephan. "Hat Schneider eigentlich auch ein Talent?" Das hatte er schon die ganze Zeit wissen wollen und merkwürdigerweise interessierte es ihn mehr als die Frage nach der speziellen Behandlung, die ihm der Deutsche zukommen ließ. Der Franzose hatte seine Ruhe wiedergefunden. "Hast du es noch nicht gesehen, Precog? Er ist ein Telepath, der Stärkste, den es hier gibt." Hm, dann war es kein Wunder, dass sie soviel Respekt vor ihm hatten. Er versuchte sich vorzustellen, wie es sein musste, in die Köpfe anderer eindringen zu können. Keine unbeantworteten Fragen mehr. Was für ein Kick... Daher hatte Schneider sich auch sicher sein können, dass er keine Dummheiten anstellte. "Ein Precog also, die sind selten..." Das Murmeln kam von seinem Gegenüber, der bereits vorhin einmal das Wort an ihn gerichtet hatte. "Wirst du mit uns am Unterricht teilnehmen?" "So weit ich weiß schon. Nach irgendwelchen Einstufungstests", antwortete er bereitwillig. "Irgendwie verstehe ich trotzdem nicht, was sie mit dir anfangen wollen. Eh du alles durchhast, bist du ja uralt. Welche Spezialisierung würdest du denn am liebsten machen? Nicht, dass man immer die Wahl hat, aber..." Das klang fast so, als wäre er doch noch an einem College gelandet. Nur waren die anderen um ihn herum eindeutig im Vorteil. Sie wussten, was sie zukünftig erwartete und sie sprachen darüber, als wäre es die normalste Sache der Welt. "Spezialisierung?", hakte er nach. "Na beispielsweise kannst du in ein Feldteam kommen oder du wirst ein Sucher. Manche bleiben auch hier um als Lehrer zu arbeiten. Es gibt noch ein paar andere Möglichkeiten, zum Beispiel die Ex." Der Blick flackerte zu Stephan. Er folgte ihm. Es fiel ihm nicht schwer sich vorzustellen, was sich hinter dieser Abkürzung verbarg. "Was qualifiziert dich dafür?" Sein Lächeln erhielt er weiterhin aufrecht. Er sah keine Gefahr. "Er ist ein Bluthund, perfekt für den Job." Alexander sagte zum ersten Mal, seit sie in den Speisesaal gekommen waren, auch etwas. Die Schmollphase war wohl vorüber. "Mon cher, das ist kein nettes Wort." Stephan grinste, drückte kurz den Oberschenkel seines Freundes. Dann richteten sich diese hellblauen Augen wieder auf ihn. "Ich kann die Handlungen anderer nachvollziehen, man muss mich nur auf die Spur ansetzen. Am besten funktioniert es, wenn ich etwas von der Person berühren kann. In gewissem Umfang extrapoliere ich auch zukünftige Aktionen. Man nennt mich einen Tracer. Und wer immer beschließen sollte unserer netten Gemeinschaft entrinnen zu wollen, wird das dann schnell bereuen." Das Grinsen verwandelte sich in etwas Hungriges und das Blau wurde zu unnachgiebigen Eis. Einige erschauerten und Alexander rieb sich den Nacken, als spürte er dort den roten Punkt eines Ziellasers. "Ein Executioner jagt also nur jemanden, der abtrünnig geworden ist." Seine Feststellung wurde mit einem Nicken bestätigt. "Uns auf einen Expendable anzusetzen wäre Ressourcenverschwendung." Einen Moment reagierte er nicht, sondern war vollauf damit beschäftigt das Gehörte zu verarbeiten. Ob Stephan überhaupt bewusst war, wie hart er damit urteilte? Andererseits verstand er ihn auf einer gewissen Ebene und er hatte Effizienz schon immer zu schätzen gewusst. Ganz langsam schlich sich ein zustimmendes Funkeln in braune Augen. Er bereute es immer weniger in die Falle gegangen zu sein. So sehr er seine endgültige Selbständigkeit seit Ewigkeiten herbeisehnte, gab es auch etwas, das gewisse Einschränkungen selbiger wert war. Und vielleicht hatte er das hier gefunden. Es wurde wieder still am Tisch, während jeder seinen eigenen Gedanken nachhing. Anschließend erbot sich Stephan, ihn zum Büro von Schneider zu bringen. Dankend nahm er an. Zunächst noch inmitten anderer Schüler, gelangten sie bald in einen Bereich, wo sich kaum jemand aufzuhalten schien. Erst hier durchbrach sein Begleiter das Schweigen. "Das ist der Verwaltungstrakt. Sofern man keinen guten Grund dafür hat, sollte man sich hier nicht aufhalten." "Gibt es dafür eigentlich irgendein Regelwerk oder hat man das einfach zu wissen?", erkundigte er sich, neugierig geworden. Stephan lachte leise. "Du meinst so etwas wie eine Hausordnung? Nein, nichts. Entweder du lernst es von alleine oder du erhältst äußerst wirksame Unterstützung. Auf die du aber gerne verzichtest, das kannst du mir glauben." "Wirksam und schmerzhaft also", schnaubte er. Er kam sich abrupt in seine Kindheit versetzt vor. "Was für ein Glück, dass ich schon immer ein schneller Lerner war." Das war sogar untertrieben. Es schien ihm der richtige Zeitpunkt zu sein, um auf ein anderes Thema zurückzukommen. "Was ist ein Screamer?" Der Andere zuckte kaum merklich zusammen. "Das Ende", kam dann leise die Antwort. "Hier wirst du nicht getötet, wenn du die Erwartungen nicht erfüllst, sondern ganz einfach zu einem Werkzeug umgeformt. Nichts wird verschwendet." Jetzt wusste er immer noch nicht viel mehr, auch wenn eine erste Ahnung aufkeimte. Doch sie hatten bereits ihr Ziel erreicht. Stephan wurde steif und eine Nuance blasser. Keine Zeit mehr für weitere Fragen. Die hastige Verabschiedung war kaum ausformuliert, da verschwand der Franzose auch schon um die nächste Ecke. So plötzlich allein gelassen runzelte er die Stirn, ging dann mit einem Achselzucken über das sonderbare Verhalten hinweg. Er hatte Besseres zu tun, als sich den Kopf darüber zu zerbrechen. Unwillkürlich straffte sich seine Gestalt, ehe er an die Tür klopfte. Das Holz reagierte mit einem dumpfen Laut. "Herein." Schneiders klare Stimme drang zu ihm durch und mit einem uneingestandenen Zögern drückte er die Klinke herunter, trat ein, schloss die Tür lautlos hinter sich. Dann blieb er abwartend stehen, musterte den Deutschen mit den neuen Informationen im Hinterkopf. Er erschien ihm dadurch nicht wirklich verändert, aber er nahm die Autorität jetzt deutlicher wahr, die von dem anderen Mann ausstrahlte. Vielleicht, weil Schneider sie vorher nicht hatte zeigen wollen. Mit einer wortlosen Geste wurde er gebeten Platz zu nehmen. Es war nicht ganz ein Sessel, aber der Stuhl wies eine nachgiebige Polsterung sowie Armlehnen auf. Überraschend bequem, aber Schneider konnte auf solche Dominanzspielchen ohne Zweifel verzichten. Er lächelte nicht als Erster, erwiderte das seines Gegenübers jedoch augenblicklich. Schneider hatte sich zurückgelehnt, die Hände ruhten locker in seinem Schoß, die Finger ineinander verschränkt. "Wie ist dein erster Eindruck, Crawford?" Sein Lächeln verbreiterte sich um einen Millimeter, ehe er antwortete. "Müssen Sie denn danach fragen?" "Ah..." Die eine Silbe hing sekundenlang zwischen ihnen. "Du hast schon einige Dinge erfahren." Konzentration in eisblauen Augen, die für diesen Moment überhaupt nicht kalt wirkten. "So ruhig wie du ist mir schon lange niemand mehr gegenüber getreten." Schneider sah zufrieden aus, als hätte er eine in ihn gesetzte Erwartung erfüllt ohne sie überhaupt zu kennen. "Sollte ich mich vor Ihnen fürchten?" Nur sein Herz schlug etwas schneller, seine ganze Körpersprache drückte nichts als Indifferenz aus. Sein Gegenüber lachte in sich hinein, offensichtlich amüsiert. "Vielleicht wäre das sicherer... Und um deine Frage zu beantworten: Ja, dieser Junge war ein so genannter Screamer, auch wenn das keine offizielle Bezeichnung ist." Er erinnerte sich noch zu gut an die toten Augen, hinter denen ein genauso toter Geist zu stecken schien. Bevor er es verhindern konnte, fröstelte er. "Halten Sie diese Kinder dadurch unter Kontrolle?" Schneider ließ die Belustigung aus sich herausfließen. "Glaubst du das ist etwas, das ich mit dir diskutieren würde?" Plötzlich lastete der Druck der Persönlichkeit des Deutschen auf ihm, ohne dass dieser sich gerührt hätte. Er biss die Zähne zusammen, kämpfte gegen das Gefühl der Unterlegenheit an, verlor den Kampf. Und gab schließlich nach, indem er die Augen niederschlug. Seine Finger hatten Halt ineinander gesucht und willentlich zwang er sie sich zu entkrampfen. Das Blut kehrte unter die blass gewordene Haut zurück. Völlig unerwartet war da die Erinnerung an eine andere Begegnung zwischen ihnen, Schneider so nah, dass er sekundenlang Panik spürte, nur war dies bisher noch nicht geschehen. Seine Gabe hatte sich gemeldet und er wusste nicht, ob er das als Vorwarnung einstufen sollte. "Du hast dich also bereits erholt, das ging schnell." Verwirrt sah er auf, das Lächeln des Deutschen war zurückgekehrt. Der Mann war der Erste, der ihn so aus dem Konzept bringen konnte. Hatte Schneider etwa gewusst, dass er keine Visionen mehr hatte? Als nächstes gab er sich innerlich selbst einen Tritt. Natürlich, als Telepath hatte ihm das kaum entgehen können. Aber trotzdem hatte er ihn mit nach Rosenkreuz genommen. "Warum? Was ist an mir so Besonderes?" Alles steckte in diesem einen Satz. "Hier sind doch alle etwas Besonderes. Du bist ein Precog." "Und die sind anscheinend selten, ich weiß. Aber das ist nicht das was ich meine, das wissen Sie." Braune Augen blickten jetzt wieder fest sein Gegenüber an. "Doch dafür ist es die einzige Antwort, die du bekommen wirst." Nun war auch das Amüsement wieder da. Schneider rückte unnötigerweise den Knoten seiner Krawatte zurecht, strich sich glättend über die Weste, nachdem er aufgestanden war. "Doch nun genug davon. Soweit ich weiß, braucht du noch etwas anzuziehen." Er erhob sich ebenfalls, befand sich danach fast in Augenhöhe mit dem Anderen. Das Gespräch - wenn man es denn als solches bezeichnen wollte - war eindeutig beendet. Gemeinsam verließen sie das Büro, liefen schweigend nebeneinander her. Sicher fiel es wieder völlig aus dem Rahmen, dass er gerade vom Schulleiter begleitet wurde. Dennoch kehrte seine Selbstsicherheit zurück, als er akzeptierte, vorläufig ohne Antwort auskommen zu müssen. "Wonach wird hier eigentlich bestimmt, ob man eine dieser Schuluniformen anziehen muss oder nicht?" Ihm gingen seine Beobachtungen durch den Kopf und die Vorstellung, selbst in so etwas zu stecken, missfiel ihm außerordentlich. Sein Verstand begann sich automatisch mit dem Problem auseinanderzusetzen, eine solche Einrichtung zu versorgen und kam zu dem Schluss, dass eine Schuluniform vieles vereinfachte. Und trotzdem mochte er die Vorstellung nicht. Schneider blieb plötzlich stehen, lachte kurz auf. "Du kannst wohl nicht anders. Aber ich kann dich beruhigen, ich möchte dich auch nicht in so einer Uniform sehen." Sie setzten ihren Weg fort und der Deutsche lieferte ihm die Antwort auf seine Frage. "Die Uniformen sind bis zum letzten Jahr Pflicht. Dann beginnen die ersten Außeneinsätze und die Schüler dürfen die Sachen auch hier anziehen." "Ein kleiner Ansporn für die jüngeren Semester, nehme ich an." Zudem hatte bis dahin eine einheitliche Uniform den netten Nebeneffekt, alle besser zusammenzuschmelzen. Sie von der ,Expendables' da draußen zu unterscheiden. Diese Form der Gehirnwäsche war sicher nicht mehr erforderlich, nachdem sie lange genug hier waren. Er versuchte seine letzten Überlegungen so schnell es ging zu verbergen. Schneider nickte nur, so dass er nicht wusste, was genau der Deutsche mitbekommen hatte. Bald erreichten sie so etwas wie eine Kleiderkammer, die ihn sehr an einen Lagerraum erinnerte. Ungehindert sah er sich etwas um. Reihen um Reihen mit sich ähnelnden Uniformen, nur durch diese Streifen erhielten sie etwas Abwechslung. Wahrscheinlich wurden die Schüler im letzten Jahr nach Bedarf ausgestattet, teilweise vielleicht außerhalb dieser Einrichtung. Eine Hand legte sich auf seine Schulter, ohne dass er dieses Mal Abwehr empfand. Er wandte sich von dem Regal ab, dem Blick der eisblauen Augen zu. "Wenn du einverstanden bist, sorge ich für deine Ausstattung." Ein verschmitztes Lächeln begleitete das Angebot und in diesem Moment konnte er den Mann vor sich überhaupt nicht mit dem Herrn Schneider in Verbindung bringen, den die Anderen fürchteten. "Danke", war das Einzige was er sagen konnte. Kurz darauf wurden seine Maße genommen, eine altgewohnte Prozedur, während Schneider mit einem undurchdringlichen Gesicht wartete, die Arme vor der Brust verschränkt. "Lass dir morgen zeigen, wo sich alles Wichtige befindet. Wie schon gesagt hast du zwei Tage Zeit dich gründlich umzusehen. Falls du an irgendeinem Kurs zur Probe teilnehmen möchtest, ist das kein Problem. Sprich einfach mit dem jeweiligen Leiter." Der Deutsche hatte beschlossen ihn zu seinem Zimmer zu begleiten. "Beabsichtigen Sie eigentlich, dass ich mich gleich am Anfang unbeliebt mache?" Er konnte sich nicht vorstellen, dass diese Leiter sein Eindringen begrüßen würden. Schneider schüttelte den Kopf. "Tu nicht so, als würde dir das viel ausmachen. Davon abgesehen werden sie nicht dagegen haben dir weiterzuhelfen." Der Ältere war sich dessen vollkommen sicher, das belegte sein Tonfall. Und das führte dazu, dass er immer weniger daran glaubte nur hier zu sein, weil er zufälligerweise ab und zu etwas in die Zukunft sehen konnte. Doch er hatte gemerkt, dass Schneider darüber nicht zu sprechen wünschte und hakte daher auch nicht nach. Geduld. "Da wären wir, Crawford." Sie waren keiner Menschenseele begegnet und auch hier ließ sich niemand blicken, obwohl mehrere belegte Zimmer sich auf beiden Seiten des Flures aneinander reihten. Kurz schloss er die Augen, spürte einem noch unbestimmten Eindruck von... Anwesenheit... hinterher. Er blinzelte. Schneider, er war das. Flüchtig strich er sich über die Stirn. Ein sonderbares Gefühl. "Du wirst noch lernen einen Block zu errichten. Dann liegt es an dir, wie weit ein Telepath zu dir durchdringen kann." Das war doch mal eine gute Nachricht. "Ich gehe jedoch davon aus, dass man Sie nicht so einfach abblocken kann." Deshalb waren sie niemandem begegnet, sie spürten Schneiders Anwesenheit. Ein schmales, sehr kaltes Lächeln war die Antwort. Nach einem Augenblick intensiver Musterung verschwand es. "Vielleicht würdest du es ja schaffen." Der Deutsche öffnete die Tür, ehe er über diesen Satz nachdenken konnte. "Crawford, bist du in Ordnung?" Kaum war er eingetreten und hatte die Tür hinter sich geschlossen, ruhten zwei Augenpaare auf ihm. Zu seiner Überraschung war es Alexander, der ihn angesprochen hatte. Der gerade nicht sehr gesund aussah. Unterhalb der Sonnenbräune hatte sich Blässe eingeschlichen und ein feiner Schweißfilm bedeckte die Stirn des Anderen. Stephan, der neben seinem Freund auf dessen Bett saß, zeigte keine Regung, doch die hellblauen Augen wirkten etwas glasig. "Natürlich", runzelte er die Stirn. "Die Frage sollte ich eher euch beiden stellen. Was ist denn los?" Sie tauschten einen langen Blick aus, an dessen Ende Alexander hilflos mit den Schultern zuckte. "Herr Schneider war doch eben noch bei dir, nicht wahr? Hattest du es nicht gespürt?" Der Empath war sichtlich verwirrt. "Nicht viel, nur einen Hauch seiner Anwesenheit." Er wollte wissen, was hier vorging, keine merkwürdigen Fragen beantworten. "Zudem müsstest _du_ doch meine Antwort schon vorher gekannt haben oder ist deine Fähigkeit zu sehr begrenzt dafür?" "Das nicht." Nun runzelte Alexander die Stirn. "Aber von dir empfange ich nichts... daher dachte ich anfangs auch du wärst ein Screamer." Das war interessant. Und sicher von Vorteil. Vielleicht hatte Schneider das bereits gewusst und deswegen... Er schnitt den Gedanken ab, er sollte sich um das Hier und Jetzt kümmern und so fragte er nach, was er denn hätte spüren sollen. Diesmal antwortete Stephan. "Gerade eben, bevor du reingekommen bist, hat Herr Schneider einen kleinen Gruß ausgestrahlt. Es war, als frören einem alle Gedanken ein." Alexander nickte zustimmend, immer noch blass. Und er war froh, nichts von diesem Gruß mitbekommen zu haben. ~TBC~ Also irgendwie finde ich diese Kapitel um Rosenkreuz ein bissl schwerfällig o.O Aber viel Handlung soll hier auch nicht stattfinden, sondern ich will euch nur etwas mehr Hintergrundeinflüsse für Schwarz geben - aus meiner Sicht natürlich ^^ Die Szenen mit Schneider und Crawford mag ich *grins* cya, cu ^-^ expendable - entbehrlich, sich verbrauchend executioner - Henker, Scharfrichter Kapitel 48: "Ich habe gesehen, dass er fallen würde. Ich habe ihn festgehalten." -------------------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 48) Titel: Close Distance Teil: 48/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Weiter geht es mit Nagi ^^ jedenfalls am Anfang - nur damit sich niemand fragt, aus wessen Sicht das geschrieben ist *grins* Anschluss an Kapitel 45 Disclaimer: not my boys, no money make... Greetings: @Andromeda: Du tust mir echt Leid - aber ich schreibe nächste Woche drei Klausuren, demnach bin ich auch nicht besser dran ^^°°° Nope, bis auf ein paar Flöckchen hat der Schnee mal wieder einen Umweg um uns gemacht, aber was nicht ist... ^.~ Besonders viel Fantasie habe ich ehrlich gesagt nicht, ich bin nur... hm... sagen wir mal genau ^^y Wenn mir also ein Handlungsstrang einfällt und ich genug Zeit habe, fallen mir immer mehr Punkte ein, die ergänzt werden müssen, damit es ein wenig echt wirkt - oder damit es zu späteren Ereignissen passt ^^ Bis zu Schus Auftritt sind es glaub ich noch zwei Kapitel in der Vergangenheit *nicht ganz sicher bin* Und ich glaube auch nicht, dass Brad wieder so einen Freund wie Stan findet, vor allem weil er sich dafür zu sehr verändert hat *nick* @Xell: Früher hat mich mein ISDN nicht gestört, aber nachdem ich an der Uni sah, wie schnell DSL ist... nu ja... o.o Das Opening zu Glühen? Ich weiß nicht, als ich es das erste Mal hörte, dachte ich, dass da ein Sprung in der Platte ist - übertragen gesagt ^^ Ich werde nach den Klausuren mal auf der Site vorbeigucken, zurzeit versuche ich meine Internetaufenthalte so kurz wie möglich zu halten... zu viel Ablenkung *sigh* Zu Schneider: Hat nicht jeder was zu verbergen? *lach* Und natürlich haben die Schüler einen Grund ihn zu fürchten, ob das für Crawford auch gilt, ist allerdings eine andere Frage *zwinka* @Furia: Wie du heute sehen wirst, habe ich die Gegenwartshandlung noch nicht aus den Augen verloren *gg* Allerdings muss ich zugeben, da gerade ein wenig auf dem Schlauch zu stehen... Ich weiß zwar, wie es weitergehen soll, aber die Lernerei schlägt irgendwie aufs Schreiben durch - soll heißen, ich kann mich kaum dazu aufraffen... @nai-chan: Teils nicht so ausgekannt? *am Kopf kratz* Liegt wohl daran, dass die Vergangenheitskapitel (zurzeit) nur alle drei Wochen rauskommen und da sie keinen richtigen Bezug zur normalen WK-Welt haben, ist es sicher nicht so einfach sich alles zu merken o.O Am besten wäre es sicher, alle hintereinander zu lesen, aber das wäre für die Haupthandlung ein wenig störend ^^# Freut mich, dass dir das Kapitel gefallen hat, vor allem da ich es ja ein bissl lahm fand ^^ @kohaku_san: *Gummibärchen reich* Ich stelle mir grade vor, wie du Nagi wirklich mit einem ,patt patt' bedenkst *snicker* Ich bezweifle irgendwie, dass er sich darüber freuen würde ^^ Hm... da es dir so gefallen hat, freut es dich sicher zu hören, dass es heute auch was über Ran und Nagi gibt... und sogar eine kurze Szene mit Ran und Farf *grins* Ha, ich bin so froh, dass du Stephan und vor allem Schneider magst *knuffz* Letzterer scheint bei vielen nämlich eher Misstrauen hervorzurufen ^___^ Schön, dass der Stress bei dir jetzt vorbei ist ^^ Bei mir dauert es leider noch zwei Wochen... o.o Teil 48 "Ich habe gesehen, dass er fallen würde. Ich habe ihn festgehalten." "Jetzt habe ich meine Station verpasst..." Ran runzelte die Stirn, starrte dem verschwindenden Licht hinterher, das sich immer weiter entfernte, bis nur noch dunkle Wände übrig blieben. Dabei waren sie selbst es, die sich davon wegbewegten. Für einen Augenblick stand in seinem Kopf die U-Bahn still und alles andere zog am Fenster vorbei, als würde dort eine Kulisse entlang geschoben werden. Was für ein Unsinn... Er schüttelte die Vorstellung ab, ohne dass seine Miene etwas von dem Vorgang widerspiegelte. Und er blieb stumm. Was sollte er auch dazu sagen? Zu seiner eigenen Überraschung hatte ihn Rans Anwesenheit nicht gestört und als dieser ihm vom Kendo-Training erzählte, war sogar Interesse aufgeflammt. Ein kleines Licht. Er wusste, dass Crawford ein Katana besaß und damit trainierte, auch wenn er es nie gesehen hatte. Ob es so ablief wie bei Ran? Der war zurück auf seinen Platz gesunken und obwohl er sich nicht rührte, spürte er potenzielle Bewegung wie ein leichtes Vibrieren um ihn herum. Bis Ran seine Entscheidung getroffen hatte und auch dieses Stück Anspannung aus ihm heraussickerte. Die meisten Menschen um ihn herum schienen ständig Energie auszubluten, schafften es nie völlig still zu sein, zupften an seinem telekinetischen Sinn, als bräuchten sie das zur Bestätigung ihrer selbst. Crawford war anders, seine Bewegungen so effizient wie die Ausführung seiner Aufgaben. Und Ran... ruhte in diesem Moment völlig in sich selbst. Woher hatte er diese Kontrolle? Sie fuhren an der nächsten Station vorbei und damit wusste er, dass Ran nicht vorhatte einfach umzukehren. Wollte er ihn etwa begleiten? Er wurde nicht sauer. Eigentlich war es ihm egal, oder? Sie fanden zu keinem Gespräch zurück, aber die Stille zwischen ihnen war nicht unangenehm. Kaum hatten sie den Untergrund verlassen, waren sie bis auf die Haut durchnässt. Sonst musste er sich um Regen nicht weiter kümmern, doch sein Begleiter hätte es unzweifelhaft bemerkt, wenn jeder Tropfen ihn auf wundersame Weise meiden würde. Er sah hinauf zu grauen Wolken und Schnüren aus Wasser, die sein Gesicht trafen und dann in seinen Kragen rannen. Kalt kroch es weiter und unwillkürlich fröstelte er. Ran war ebenfalls stehen geblieben, sah auf seine Handflächen, von denen der Regen abprallte. Tropfen für Tropfen eine winzige Explosion. Woran er wohl gerade dachte? Eine Neonreklame flackerte auf und rotes Licht fing sich in der klaren Flüssigkeit. Der Eindruck war... nicht ganz der von Blut. Wie auf Kommando setzten sie sich beide gleichzeitig wieder in Bewegung. Ran schien plötzlich darauf erpicht zu sein, erneut eine Unterhaltung zu beginnen, doch etwas bereitete ihm Schwierigkeiten. Ein Schatten war über die violetten Augen gefallen, zog das Schweigen wie ein schwarzes Loch an. War das was er fühlte Mitleid? Es war seltsam, aber er gab sich große Mühe seine Antworten nicht zu knapp ausfallen zu lassen. "Warum bist eigentlich in keinem Club?" Zum Glück war er gerade dabei seinen Schlüssel herauszuholen, der ihm im Inneren der Tasche geradewegs in die Hand flog. Dadurch konnte er seine wenig schmeichelhafte Erwiderung noch rechtzeitig durch eine andere ersetzen, ohne dass Ran die Verzögerung auffiel. "Ich interessiere mich einfach nicht für solche Sachen..." Das Schulterzucken schwang in den Worten mit, während er eintrat. Ran folgte ihm. "Aber sie haben auch einen Computer-Club. Ein Freund von mir macht dort mit. Das könnte dir doch gefallen." Er wurde ernsthaft gemustert, bis sich plötzlich jemand anderes zu Wort meldete. "Ich denke, er hat Recht." Crawford. Er war schon zu Hause? "Guten Abend", grüßte er seinen Anführer. Der Ältere nickte ihm zu, ließ seinen Blick dann zu Ran weiterwandern. Dieser begrüßte Crawford ebenfalls, lächelte anschließend kaum merklich. Etwas an diesem Lächeln wirkte merkwürdig, aber vielleicht lag es nur daran, dass Ran bis eben in einer düsteren Stimmung gewesen war und ihn nun der Gegensatz irritierte. Mit leicht zusammengezogenen Augenbrauen betrachtete er die beiden. Crawford wirkte wie immer, vielleicht ein wenig selbstzufrieden. Ob etwas geschehen war? Und was sollte eigentlich diese Bemerkung eben? Das war doch hoffentlich ein Scherz gewesen. Und dann erst wurde ihm wirklich klar, dass er es gewesen war, der Ran dieses Mal mehr oder weniger angeschleppt hatte. ****** Nagi schien nicht besonders begeistert darüber zu sein, dass Crawford-san ihm zugestimmt hatte. Das Gesicht des Jungen verschloss sich zu Ausdruckslosigkeit, ehe er mit einer gemurmelten Verabschiedung die Treppe hinauf verschwand, hinter sich eine feuchte Spur zurücklassend. "Ich werde mit ihm darüber reden." Crawford-san kam näher und reichte ihm ein Handtuch. "Jetzt solltest du aber besser aus den nassen Sachen heraus, bevor du dir eine Erkältung einfängst." Mit einer Hand wies der Ältere Badezimmertür. Er nickte gehorsam, trocknete sich oberflächlich ab um nicht den Boden weiter vollzutropfen und ging dann in das angenehm warme Zimmer. Für einen Moment fühlte er sich wohl, doch das war viel zu schnell vorbei. Warum war er eigentlich hier? Warum saß er jetzt nicht an Ayas Bett? Gewissensbisse überfielen ihn, lähmten ihn. Seine Arme sanken herab, das Handtuch entglitt seinen Fingern und fiel zu Boden. Von einem Atemzug zum nächsten gähnte ein endloser Abgrund vor ihm, rief so laut seinen Namen, dass er in seinen Ohren nachzuhallen schien. "Ran." Er schreckte auf, wandte sich hastig zur Tür um, wo jemand stand, den er nicht erwartet hatte. Ein bernsteinfarbenes Auge starrte ihn an, sah in ihn hinein. Ein unkontrollierbarer Schauer überlief ihn, äußerte sich in einem leichten Zittern. "Du solltest nicht darauf hören." Farfarello legte den Kopf etwas schief, als hätte er einen interessanten Gegenstand vor sich, den er genau analysieren wollte. Er fühlte sich gar nicht wohl in seiner Haut, was sein unsicheres Lächeln dem Anderen bestimmt verriet. Und als der Ire auf ihn zukam, trat er unwillkürlich einen Schritt zurück. Dann einen weiteren. Und dann stieß er gegen das Waschbecken, das ihm Einhalt gebot. Farfarello erwiderte das Lächeln und heute sah es fast natürlich aus. Der Andere stand jetzt genau vor ihm, ließ achtlos die Sachen fallen, die er bei sich gehabt hatte. "Du darfst nicht darauf hören... Sie machen falsche Versprechungen." Die Eindringlichkeit in der Stimme des Gleichaltrigen kam unerwartet und etwas daran schmerzte mehr, als der feste Griff, der plötzlich seine Handgelenke gefangen hielt "Spürst du das?" Die Eindringlichkeit war abrupt Neugier gewichen. "Ja." Ein atemloses Flüstern war die einzige Antwort, die er zustande bringen konnte. Der Ire lächelte wieder, ließ ihn los. "Nur das ist echt, glaube mir." Mit einem Mal lag ein Messer in Farfarellos rechter Hand. Doch bevor er Angst bekommen konnte, berührte es schon den linken Unterarm des Anderen und zeichnete eine feine rote Linie auf blasse Haut. Er biss sich auf die Unterlippe um nicht aufzuschreien, wusste nicht, ob was er da sah wirklich passierte. Denn Farfarello zeigte keine Anzeichen von Schmerz, leckte einfach das Blut weg, als wäre es nichts, bedeutungslos. War es das? Er stellte die Frage und Farfarello schüttelte den Kopf. "Das kannst du dir nur selbst beantworten, immer wieder aufs Neue." Er öffnete den Mund - um etwas zu sagen, etwas zu fragen, er wusste es selbst nicht. Aber kein Wort kam über seine Lippen, weil Schuldig wie ein Wirbelwind hereinplatzte und jeden Gedanken wegwischte. "Farf, was soll das?!" Der Orangehaarige schien wütend zu sein, aber diese Emotion wich aus ihm, sobald er den Schnitt entdeckte. Die Gesichtszüge des Älteren verhärteten sich zu einer starren Maske und ohne noch etwas zu sagen, packte er Farfarello am Arm, zog ihn mit sich aus dem Bad. Die ganze Zeit blieb das eine Auge auf ihn fixiert und blutrote Lippen lächelten ihn an. Als er wieder allein war, sackte er in sich zusammen, das Waschbecken diesmal als Hilfe willkommen heißend um auf den Beinen zu bleiben. Seine Knie waren irgendwie nicht mehr so stabil wie sonst. Immerhin hatte ihn Farfarellos Auftritt von dem Gedanken abgelenkt, der ihn vorhin urplötzlich überfallen hatte und jetzt war nur noch ein seltsames Gefühl zurückgeblieben. Es war nicht ganz Furcht und auch nicht ganz Verzweiflung, beinhaltete aber beides und führte dazu, dass ihm das Atmen schwer fiel. Warum diese Reaktion? Er wusste doch schon die ganze Zeit, dass er sie verloren hatte... Er war allein - oder? Die kalte Keramik loslassend betrachtete er seine Handgelenke, wo nun neue Abdrücke über alten lagen. Sanft strichen seine Fingerspitzen darüber hinweg. Es tat nicht wirklich weh, es war einfach nur die Erinnerung an eine Berührung und damit willkommen. Was hatte Farfarello gemeint? Welche Bedeutung hatte das Blut gehabt - welche sollte er ihm verleihen? Er schüttelte heftig den Kopf, als er nicht weiterkam. Feuchte Haare blieben an seiner Wange kleben, erinnerten ihn daran, warum er hier war. Und prompt fing er an in der klammen Kleidung zu frieren. Mit einer bewussten Entscheidung schob er das Geschehene von sich, begann sich mit raschen, effizienten Bewegungen umzuziehen. Die Sachen mussten von Farfarello stammen, denn sie passten wie angegossen. Blaue Jeans, ein grauer, bequemer Pullover und merkwürdigerweise noch eine Weste. Mit einem Schulterzucken zog er auch die über. Anschließend hängte er das Handtuch zum Trocknen auf und machte sich dann auf die Suche nach Crawford-san. Er sollte sich bedanken und dann schleunigst nach Hause verschwinden. Was auch immer heutzutage sein Zuhause war. Der Gedanke schmeckte bitter. Weit brauchte er nicht zu gehen. Das Klappern von Geschirr führte ihn in die Küche, wo eine dampfende Tasse Tee auf dem Tisch stand. Crawford-san stand an der Kaffeemaschine und nickte in Richtung Stuhl. Sich über den Tee beugend vermied er es dem Blick der braunen Augen zu begegnen, den er schwer auf sich ruhen fühlte. "Sieht so aus, als hätte Schuldig sich dieses Mal selbst geschlagen bei seinem Spiel..." Mit dieser kryptischen Aussage setzte sich der Ältere ebenfalls, ihm gegenüber, stellte die Kaffeetasse vor sich ab. Er verlangte keine Erklärung und so saßen sie beide eine ganze Weile einfach da, in gemeinsamem Schweigen, jeder an seinem Getränk nippend. Wärme füllte allmählich seinen Magen, strahlte durch seinen Körper und verscheuchte vorläufig das merkwürdige Gefühl. Er entspannte sich. ****** Es war seine eigene Schuld. Er zog Farfarello mit sich, bis sie sein Zimmer erreichten. Erst dort ließ er den Anderen los um abschließen zu können. Farfarello blieb stehen, wehrte sich auch nicht, als er ihm das Messer abnahm. Wo zum Teufel hatte er das wieder mitgehen lassen? Die leise auf Deutsch hervorgestoßenen Flüche lockten bei seinem Freund ein weiteres blutverschmiertes Lächeln hervor. Das einzige was ihn daran störte war, dass es sich Farfarellos Blut handelte. Er küsste ihn heftig, bis alles weg war, sich stattdessen in seinem Mund ausbreitete. Dieser Geschmack war so vertraut, verband sie, auch wenn er manchmal glaubte daran ersticken zu müssen. Das Messer fiel klirrend nach unten, doch Farfarello zuckte nicht einmal. Aus Nagis Zimmer dröhnten dumpfe Bässe zu ihnen herüber, vibrierten in ihnen nach. Etwas musste den Jungen verärgert haben, sonst nahm er mehr Rücksicht. Farfarello biss auf seine Unterlippe und mit einem Laut, der mehr Überraschung als alles andere beinhaltete, stieß er ihn ein Stück zurück. In dem bernsteinfarbenen Auge stand ein leichter Vorwurf, den er nicht gleich verstand. Dann lachte er auf. Farfarello hatte gemerkt, dass seine Gedanken nicht mehr ganz bei der Sache gewesen waren. Der Ire hob jetzt den linken Unterarm zum Mund, begann an dem Schnitt zu saugen, zufrieden. Die Geste erinnerte ihn daran, dass er die Wunde eigentlich hatte desinfizieren wollen. "Komm her." Er griff wieder nach dem Jüngeren, drückte ihn auf sein Bett. Abwartend blieb Farfarello dort sitzen, beobachtete ihn dabei, wie er den Verbandskasten aus dem Schrank holte. Er hatte schon vor langer Zeit gelernt, ihn besser in der Nähe zu haben. Farfarello hingegen hatte die Notwendigkeit nie eingesehen. "Es tut nicht weh..." Das Seufzen sparte er sich. "Ich weiß, trotzdem kann sich die Wunde entzünden, wenn du Pech hast." Der Alkohol rötete die Haut. Irgendetwas in Farfarello musste den Schmerz fühlen, aber es war, als würde dieser Teil es dem Bewusstsein nicht verraten wollen. Schnell war er fertig, pappte zu guter Letzt ein Pflaster drauf und schob den Kasten zur vorläufigen Aufbewahrung unters Bett. Er wollte Farfarello nicht loslassen. Sein Geist streifte die Schicht schweren, grauen Wassers, unter der wie immer ein Wirbelsturm tobte. Es erstaunte ihn immer wieder, dass er niemals davon eingesaugt worden war. Ruhe umschloss ihn, als Farfarello ihn zu sich aufs Bett zog, wischte den Aufruhr hinweg, der ihn von Rans Gedanken ausgehend vorhin ins Badezimmer gerufen hatte. Eigentlich hatte Farfarello ihm nur die Sachen bringen sollen. Ran ein bisschen erschrecken vielleicht, damit Crawford eingreift. Und natürlich wollte er Ran in Farfarellos Kleidung sehen. Nur so aus Spaß. Er grinste bei der Vorstellung. Zwei Arme schlangen sich um ihn. "Ich wollte ihm nur helfen." "Wolltest du das..." Das Grinsen verschwand und er runzelte die Stirn. "Wie bitte schön?" Er konnte gerade nichts von dem lesen, was im Kopf des Iren vor sich ging. "Ich habe gesehen, dass er fallen würde. Ich habe ihn festgehalten." Diese Erklärung half ihm nicht wirklich weiter. Er schaute mental kurz bei Ran vorbei, der noch viel verwirrter war und in diesem Moment versuchte alles in heißem Tee zu ertränken. Na toll, Crawford hatte auf den neuen Look überhaupt nicht reagiert. Er schnitt eine Grimasse, als er auf die Erinnerung an den Kommentar des Amerikaners stieß. Farfarello pustete in seinen Nacken, biss dann leicht zu. Er hatte keine Zeit sich weiter um die beiden in der Küche zu kümmern. Es stand eh nicht zu erwarten, dass noch etwas Interessantes passieren würde. Wahrscheinlich war Crawford viel zu sehr damit beschäftigt, seine Pläne weiter voranzutreiben. Irgendetwas musste heute geschehen sein, dass Mr. Perfekt mal wieder in seinem Überlegenheitsgefühl bestätigt hatte. Crawford hatte seit er nach Hause gekommen war nichts anderes als ,alles läuft wie ich es will' ausgestrahlt. Zu seiner Verärgerung hatte er immer noch nicht herausgefunden, worum es eigentlich ging. "Autsch!" Finger hatten sich unter sein Hemd geschlichen und Nägel bohrten sich in seine Haut. Farfarello gab ein Geräusch von sich, das wie eine Mischung aus Knurren und Lachen klang. Und dann hörte er ihn noch etwas wie "Strafe muss sein" murmeln. ~TBC~ Ran und Crawford und dann auch noch Schu und Farf in einem Kapitel *gg* Ich glaube daher mag ich es *nod* Ich denke, dass ich nächste Woche mal wieder ein bissl bei Omi weiterschreibe *am Kopf kratz* cya, cu ^-^ Kapitel 49: "Dann bin ich lieber hässlich und unglücklich." ----------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 49) Titel: Close Distance Teil: 49/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Teilweiser Bezug auf Folge 5 "Schicksal" ^^ Ach ja, der Spruch am Anfang... ich dachte das passt zu Omi an diesem Morgen *grins* Disclaimer: not my boys, no money make... Greetings: @Furia: Wow, da steht tatsächlich mal jemand anderes als Andy ganz oben O_O *lach* Also _ich_ brauche Schlaf, sonst könnte ich kaum für meine Klausuren lernen ^^° Deine Ideen zu Schneiders Motiven sind genial *am Boden lieg* ^^ Mit Stephan und Alex liegste ganz richtig *nod* Zu Nagi: ich glaube er würde sich nicht gerne vor Rans Augen von Crawford bemuttern lassen *snicker* und lange wird er auf den Ami auch nicht sauer sein *versprech* Denn wie immer weiß Crawford was, was Nagi nicht weiß *lach* Der Pullover sollte zum Warmwerden sein, die Weste - nu ja, es kam von Farf, was soll man mehr sagen ^^ Farf als Kolumnist wäre interessant *grins* Vielleicht hätte er betreffs des Hundes aber auch darauf aufmerksam gemacht, dass ein Teppich sehr unpraktisch ist (bei sich im Keller hat er sicher keinen ^.~) @Andromeda: Mensch, du feierst Partys und ich lerne bis mir der Kopf qualmt - irgendwie unfair o.O Vier Klausuren sinds noch, dann habe ich Zeit deinen GB-Eintrag zu beantworten und schreib dir mehr drüber ^^ Natürlich hält Farf unseren Schuldig auf Trab, wenn er schon nicht mehr die ganze Zeit gegen Gott kämpft, braucht er ja ein anderes Hobby *zwinka* Und Ran ist wie du sagst wirklich ein wenig naiver. Man darf schließlich nicht vergessen, dass er im Anime schon regelmäßig als Auftragskiller unterwegs war ^^ Und ja, Farf hatte erkannt, was in etwa in Ran vorging. Erinnerst du dich, ein wenig ähnelt sich die Vergangenheit der beiden ^.~ Kannst mir noch eine Woche und einen Tag die Daumen drücken, dann habe ich es überstanden *lieb guck* @Xell: Jupp, bei uns ging es auch ganz plötzlich mit dem Schnee los - und jetzt will er gar nicht mehr verschwinden o.O'' Ich hege laufend die Befürchtung, dass ich mich hinpacke und das vielleicht noch vor ner Klausur .___. Hm... sein Gewissen ist es glaub ich nicht, das Ran so sehr im Bad runtergezogen hat - damit fing es eher an ^^ Wie schon mal gesagt, der Junge ist gerade nicht ganz stabil ^^# Und das ist ein Zustand, den Farf am ehesten von allen anderen nachempfinden kann *räusper* Schu und Farf zusammen haben bisher eigentlich immer die Stimmung aufgeheitert, aber es wird auch noch andere Szenen geben ^^ @kohaku_san: *lach* *dir wieder Gummibärchen reich* Noch einmal und du hast einen Hattrick hingelegt ^^ Leider tauchen im heutigen Kapitel keine der Charas auf, die die Story so einigermaßen interessant machen ^^° (und das sage ich als Schreiberin der FF ^^°°°) Ich würde Nagi und Ran so gerne mal in Schuluniformen nebeneinander sehen *sigh* Sich das nur vorzustellen bringt es irgendwie nicht... Und keine Sorge, deren Beziehung ist wirklich auf dem Wege der Besserung, Nagi war eher auf Crawford sauer gewesen ^^ Ich steh auch auf die bösen Jungs, allerdings sehen sie bei mir nach ner Weile gar nicht mehr so böse aus... oder wie war das noch mit Schwarz, diesen Bösewichten...? *lach* Teil 49 "Dann bin ich lieber hässlich und unglücklich." The amount of sleep required by the average person is five minutes more. (Wilson Mizner) Montage sollten verboten werden... Er gähnte, quälte sich dann aus dem Bett, in das er gerade erst gefallen war. Vielleicht würde er weniger müde sein, wenn er gleich wach geblieben wäre. Das nächste Gähnen renkte ihm fast den Kiefer aus. Sein Blick fiel auf den Stuhl, wo seine Sachen ordentlich zusammengefaltet lagen. Der Anblick ernüchterte ihn und vertrieb die Schleier der Müdigkeit. Er hatte es nicht einmal geschafft die Waschmaschine anzuwerfen und jetzt waren die Blutflecke eingetrocknet. Verkrustetes Braun. Nichts erinnerte mehr daran, dass es gestern noch einen Menschen am Leben gehalten hatte. Er wischte sich ein paar Strähnen aus dem Gesicht und gleichzeitig diese Gedanken hinweg. Oder besser gesagt wollte er das tun, doch es gelang ihm nicht besonders gut. Während er die Badezimmertür schloss, tauchte Kens Bild vor seinem inneren Auge auf. Es ließ seinen Magen zu einem kleinen, kalten Knoten werden. Ihr Auftrag war erfüllt, Kritiker würde zufrieden sein, aber welchen Peis hatten sie dieses Mal dafür zahlen müssen? Nichts hatte ihn in dieser Nacht an Siberian erinnert, die schon fast kalte Distanziertheit war nicht da gewesen, die so schnell in Hitze umschlagen konnte. Dort auf der Treppe hatte Ken gestanden, mit Tränen in den Augen. Was war nur los? Sie schienen still zu stehen, während alles um sie herum in Stücke zerbrach. Und wenn sie von den Trümmern getroffen wurden, fragten sie sich, warum es so wehtat. Yohji war seit dem Auftrag im Riot-Club nicht mehr der alte und das lag sicher nicht daran, dass er sich noch von dem Streifschuss erholen musste. Und wer konnte schon sagen, wie es mit Ken weitergehen würde. Er trocknete sich ab und zog sich rasch an. Es blieb sogar noch Zeit seine Mails zu kontrollieren. Der Computer schien eine halbe Ewigkeit zu brauchen um endlich hochzufahren. Was hätte er an Kens Stelle getan? Hätte er es über sich gebracht einen alten Freund zu töten? Die sonst so freundlichen Gesichtszüge verhärteten sich zu einer glatten, undurchdringlichen Maske. In diese Situation würde er niemals geraten. Wie auch, ohne alte Freunde. Er wusste selbst nicht, ob das Schnauben ein unterdrücktes Lachen oder etwas vollkommen anderes war. Zum Glück ploppte in diesem Moment ein Fenster auf und kündigte neue Mails an. Als er die Absender überflog, ließ ihn ein bestimmter Name lächeln. Mizuki-sempai hatte es also geschafft das Rätsel zu lösen. Er könnte ihm bei einigen Jobs sicher ganz nützlich sein, aber von denen durfte der Oberschüler ja niemals etwas erfahren. Vielleicht konnten sie auch ganz normale Freunde werden. Was ist das? Seine Augen weiteten sich, als er das Klassenzimmer betrat. Auf einem Platz lagen Blumen und die Schüler waren ungewohnt ruhig. Jemand beantwortete seine ungestellte Frage. "Die sind für Ouka. Sie ist vor genau einem Jahr gestorben. Du kanntest sie nicht, weil du noch nicht solange in dieser Klasse bist." Er nickte dankend, begab sich dann zu seinem Tisch. Stimmt, letztes Jahr war er noch auf eine andere Schule gegangen. Kritiker hielt es für besser, wenn er sich nicht zu lange an einem Ort aufhielt. Vielleicht würde der Blumenladen das endlich ändern. Bisher hatte sich diese Tarnung als wirklich praktisch erwiesen. Vielleicht... Je länger ihn jemand kannte, desto größer wurde die Gefahr, dass jemand hinter sein Geheimnis kam. Oder dass er selbst sich jemandem anvertraute. Da gab er sich keinen Illusionen hin. So dachten sie, auch wenn sie es ihm gegenüber nicht erwähnten. Sein Blick schweifte durch den Raum. Vor allem die Mädchen waren sehr still, einige schienen sogar geweint zu haben, obwohl es schon solange her war. Midori-san bemerkte seinen Blick, schenkte ihm ein schwaches Lächeln. Kurz darauf hatte sie sich einen Stuhl herangezogen. "Es tut mir Leid wegen Ouka. War sie eine Freundin von dir?" Midori-san nickte. "Hast du schon gehört, was damals passiert ist?" Stumm schüttelte er den Kopf. "Würdest du es mir erzählen?" Sie lächelte wieder, mit etwas mehr Energie. "Sie war zusammen mit ihrem Vater auf einer Feier der Jigen-Partei." Der Name der Partei tönte wie ein Glockenschlag in ihm, verband sich mit den Ergebnissen seiner Recherchen und ließ ihn ahnen, was er als nächstes zu hören bekommen würde. "Du hast sicher schon von Takatori-san gehört. In den letzten Tagen stand viel über ihn in der Zeitung." Sein "Ja..." war tonlos und Midori-san fuhr fort, ohne darauf zu achten. "Es gab einen Attentatsversuch auf ihn, aber der Schuss verfehlte Takatori-san und traf stattdessen Ouka." Sie verstummte abrupt und in ihren Augen schimmerten Tränen. Zu seiner Erleichterung klingelte es in diesem Moment zum Unterricht und Midori-san ging schnell zu ihrem Platz. Wieder allein und zufrieden damit wandten sich seine Gedanken den neu gewonnen Informationen zu. Dieser Mord musste für Takatori-san der Anlass gewesen sein, sich neue Bodyguards zu suchen, denn wenig später waren die Ausländer plötzlich aufgetaucht. Laut seinen Quellen hatte niemand zuvor von ihnen gehört gehabt, aber die gesamte Unterwelt schien schnell einen Heidenrespekt zu entwickeln. Jedenfalls war niemand Takatori seitdem in die Quere gekommen. Einige Indizien sprachen dafür, dass der Politiker keine ganz so reine Weste hatte, wie er vorgab, doch es war nicht seine Aufgabe dem nachzugehen. Ihn interessierte nur der Mann, der mühelos seinen Pfeil hatte abfangen können. Brad Crawford, ein Amerikaner. Er arbeitete mit drei Kollegen in einem Team, das ausschließlich Takatori-san zur Verfügung stand. Ein Deutscher sollte darunter sein. Es gab keine Fotos, außer von dem Amerikaner, der in der Regel seinen Arbeitgeber begleitete. Es war nicht ausgeblieben, dass auch er deshalb ab und zu von Reportern abgelichtet worden war. Wer hätte gedacht, dass es bei dieser Geschichte eine Verbindung zu seiner Klasse gab... Er schüttelte seinen Kopf, wie um ihn zu klären, versuchte sich auf den Unterricht zu konzentrieren. Aber es wollte ihm nicht richtig gelingen. Ihm fiel auf, dass immer noch ein paar Leute fehlten. Vielleicht lief das noch eine Weile so weiter, falls sie sich gegenseitig ansteckten. Zum Glück war er selbst nicht besonders anfällig. Er kaute auf seiner Unterlippe, sah wieder nach vorne. Die monotone Stimme des Lehrers wirkte einschläfernd und schnell schweifte sein Blick weiter, blieb am blauen Himmel hängen, wo ein Vogel allein seine einsamen Kreise drehte. Ohne Ziel, rundherum. Immer wieder der gleiche Trott, gefangen in einer Endlosschleife. Schule, töten, schlafen... Ein scharfer Schmerz ließ ihn zusammenzucken und Blut färbte seine Lippen etwas röter. Wie war er bloß plötzlich da angelangt? Er saugte an der kleinen Wunde, nutzte den Schmerz um seine Gedanken auf etwas anderes zu lenken. Sollte er versuchen mehr über Takatori-sans Bodyguard herauszufinden? Bis vor einem Jahr schien er überhaupt nicht existiert zu haben, nichts wies darauf hin, woher dieser Crawford sein Training hatte. Eindringlich betrachtete er seine Hände, ohne wirklich etwas zu sehen. Es wäre wahrscheinlich sinnlos. Und nur hinter ihm herzuschnüffeln, weil er sich in seiner Ehre verletzt fühlte, war nicht nur Zeitverschwendung sondern konnte auch unnötig gefährlich werden. Er wusste jetzt, vor wem er sich in Acht nehmen musste und diese Information würde in seinem Computer ruhen, bis er sie vielleicht eines Tages wirklich brauchen sollte. Was wahrscheinlich niemals sein würde. ****** Früher hatte ihm das Motorradfahren ein Stück Freiheit geboten, heute war er ganz einfach auf der Flucht. Nicht vor einer Gefahr, nicht vor einer Person, sondern vor seinen eigenen Erinnerungen. Kein Wunder, dass ihm kein Erfolg beschieden war. Er fuhr weiter und weiter, ohne Halt und entkam dennoch nicht. Die Straße verwandelte sich sekundenlang in ein Fußballfeld. Der Ball rollte darüber hinweg und dann wurde das Bild abgelöst. Kase legte einen Arm um seine Schulter, war fassungslos ihn wiederzusehen. Nicht vor Freude, wie er jetzt wusste. Sein Blick verschwamm kurz und er konnte das nicht einmal auf den Fahrtwind schieben, da ihn die Brille davor schützte. Am liebsten hätte er den Kopf geschüttelt um die Erinnerungen zu vertreiben, genau wissend, was als nächstes kommen musste. Doch bei dieser Geschwindigkeit wäre das viel zu gefährlich... Vielleicht... vielleicht sollte er es trotzdem tun. Der Film lief weiter, nichts konnte diese Vorstellung stoppen. Wieder Kase, wieder auf der Treppe vor der Firma. Dieses Mal jedoch nicht bei ihrem Wiedersehen, sondern ihrer letzten Begegnung. Nacht. Nicht vollkommen dunkel, aber trotz des Vollmondes von einer Düsterheit erfüllt, die ihn immer noch nicht verlassen hatte. Würde er ihr jemals entrinnen können? Er sah erneut Kases geweitete Augen, als er auf ihn zusprang, silbriges Licht auf den Krallen. Ein Heiligenschein, der keiner war. In diesem Moment stand keine Lüge mehr zwischen ihnen und die Wahrheit konnte er Kase nicht verzeihen. Dem Älteren blieben noch ein paar Sekunden, die sein Körper brauchte um zu begreifen, dass es vorbei war. Und während die hellbraunen Augen brachen, hatte er seinen eigenen Tod in ihnen gesehen. Ein weiterer Teil von ihm war zusammen mit seinem ehemaligen Freund gestorben und er frage sich, was von ihm überhaupt noch übrig war. Weder Omi noch Yohji hatten es anschließend gewagt ihn anzusprechen. Er war ihnen dankbar dafür, irgendwo in ihm war diese Empfindung, und dennoch konnte er es ihnen nicht zeigen. Vielleicht lief er auch vor ihnen davon. Omi war wenigstens in die Schule gegangen, aber mit Yohji hätte er jetzt eine Schicht teilen müssen. Für einen Moment lächelte er beinahe bei der Vorstellung, wie der Ältere fluchend alleine im Laden stand. Und dann kehrte er abrupt ins Hier und Jetzt zurück, als er sich nicht mehr allein auf der Straße befand. Ohne große Anstrengung überholte er die Yamaha, deren Fahrer es sich zur Aufgabe machte, nun seinerseits ihn zu überholen. Jeder andere Gedanke verschwand, während sie ein Wettrennen hinlegten, bei dem keiner die Oberhand gewann. Kopf an Kopf bogen sie in die nächste Kurve ein. Und er sah sich einem Laster gegenüber. In Sekundenbruchteilen reagierte er, die Maschine rutschte unter ihm hinweg, er selbst flog über die Straßenbegrenzung. Er drehte sich, die Welt drehte sich. Blau, grün, blau, grün. Bis sein Körper inmitten einer Wiese endlich zur Ruhe kam. Sein Kopf schlug gegen den Boden und auch wenn der Helm die Wucht abdämpfte, wurde ihm schwarz vor Augen. Nicht für lange. Vorsichtig setzte er sich auf und nahm den Helm ab. Sich den brummenden Schädel haltend zwinkerte er, wartete darauf, dass sich sein Blick klärte, die auseinander wabernden Bilder zu einem einzigen wurden. "Geht es dir gut?" Die Stimme klang gedämpft und kaum verständlich durch den geschlossenen Helm. Eine in rot-weiß gekleidete Gestalt kam näher, bis er sich im Visier widerspiegeln sah. Sein Kopf machte eine zustimmende Bewegung, sehr langsam. "Was für ein Glück." Der Helm wurde abgenommen, lange hellbraune Haare fielen in geglätteten Wellen nach unten. "Ich habe dein Motorrad durchgesehen. Außer ein paar Kratzern scheint es in Ordnung zu sein." Sie lächelte ihn an, die Augen strahlten in einem tiefen Blau, das den ersten Schrecken bereits überwunden hatte. Natürlich erwiderte er ihr Lächeln. Sie war hübsch, wahrscheinlich in seinem Alter. Dann holte ihn Verlegenheit ein und er senkte den Blick um seine Jeans nach Beschädigungen und Grasflecken abzusuchen. Sie setzte sich neben ihn ins Gras, strich mit schlanken Fingern über die blauen Blüten hinweg. "Wie schön sie sind..." Bevor er sich zurückhalten konnte, hatte er ihr den Namen genannt, wurde mit einem überraschten Lachen belohnt. Warum fühlte er sich auf einmal so leicht? "Woher weißt du das?" "Ich bin Blumenhändler..." Sie lachte ihn nicht aus. "Das ist bestimmt ein schöner Job - anders als bei mir. Immer nur Kaffee kochen, kopieren, tippen..." Sie warf mit einer geübt wirkenden Bewegung des Kopfes die Haare zurück. "Mein Name ist übrigens Asakawa Yuriko." "Hidaka. Ken...", stellte er sich ebenfalls vor. "Nun dann." Sie zog eine Flasche aus ihrem Rucksack, nahm einen Schluck daraus und reichte sie an ihn weiter. "Freut mich deine Bekanntschaft zu machen." Sie tauschten ein erneutes Lächeln aus, bevor er ebenfalls aus der Flasche trank. Im nächsten Augenblick hustete er sich fast die Lunge heraus, weil der Versuch zu schlucken und gleichzeitig das Zeug auszuspucken nicht gut ging. Yuriko lachte laut auf, schlug sich dann die Hand vor den Mund. "Sorry", quetschte sie hervor, ein weiteres Lachen unterdrückend. "Das zieht rein, nicht?" "So könnte man es auch bezeichnen... Was ist das?" Misstrauisch beäugte er die wie Wasser aussehende Flüssigkeit. "Das Allerneuste. Macht schön, fit und glücklich." Als er das hörte, verzogen sich seine Lippen zu etwas, das eher ein Zähnefletschen als ein Lächeln war. "Dann bin ich lieber hässlich und unglücklich." Erst als er das bereits gesagt hatte, durchfuhr ihn ein Stich des Unbehagens. Yuriko schüttelte nur den Kopf. "Du bist Blumenhändler... Gut, dann weiß ich etwas, das dir gefallen wird." Neues Thema. Gut. Das Gewächshaus war wirklich interessant gewesen und Yuriko hatte ihn sofort als Führer eingespannt gehabt. Von dem gemeinsam verbrachten Nachmittag war der Eindruck von bunten Blüten geblieben, fast betäubenden Gerüchen, Sonnenstrahlen, die warm durch das Glas fielen und über seine Haut tanzten. Und dann natürlich Yuriko, fröhlich, ein Lächeln auf den Lippen und in den blauen Augen. Es war alles so... normal gewesen und nicht ein Mal hatte er an Kase denken müssen. Jetzt war die Sonne verschwunden, aber Yuriko immer noch da. Sie kam aus dem Bad, setzte sich auf das Bett. Die Hütte war eher spärlich ausgestattet, dafür preiswert und Yuriko war schon öfter hier gewesen, hatte sie empfohlen. Er wusste selbst nicht, warum er auf ihren Vorschlag hierher zu fahren eingegangen war, jedenfalls erschien ihm die Idee jetzt immer schlechter. Regen pladderte gegen das Fenster und zurück in trübseliger Stimmung beobachtete er die sich bildenden Tropfen, die langsam am Glas herunterrannen. Wie Tränen, nur um so viel kälter. "Dort ist das Wetter bestimmt besser..." "Hm?" Er legte den Kopf schief, sich Yuriko zuwendend, die verträumt zum Fenster sah. "In Australien... Dort möchte ich einmal hin. Einfach Japan und meinem Job den Rücken zukehren..." "Das klingt gut..." Seine Erwiderung geriet ungewollt zu einem erstickten Flüstern. Es klang nach dem, was er sich selbst wünschte. Weg von hier, weg von Weiß, weg von dem Blut an seinen Händen. Seine Kehle schmerzte. "Ja, das ist mein Traum." Yuriko ließ sich nach hinten fallen. Ihr Traum. Sein Traum. "Ich sollte jetzt besser gehen." Das kam kühler heraus als beabsichtigt und er konnte sie nicht ansehen. Er stand auf um seine Jacke zu holen, aber Yuriko hielt ihn mit einer abwehrenden Handbewegung zurück. "Ich kann dich bei diesem Wetter doch nicht gehen lassen. Du bleibst gefälligst hier." "Fein." Die Richtung ändernd ging er zum Schrank und holte sich eine Decke heraus um anschließend wieder zu seinem Platz am Fenster zu gehen. Yuriko sah ihm dabei zu. "Was wird das denn? Willst du etwa auf dem Boden schlafen?" Was denn sonst? Er spürte wie seine Ohren heiß wurden, während er sich hinlegte. "Ich kann das ohne Probleme. Gute Nacht." Die Verlegenheit ließ ihn fast schroff werden. Aber Yuriko verstand. "Gute Nacht." Er hörte das Lächeln heraus. ~TBC~ Ha, ich habe das Ouka-Problem aus dem Weg geschafft, ohne dass Schu dafür Prügel beziehen muss ^___^y Omi ist in diesem Teil nicht besonders gut drauf, was man ihm nach den letzten Ereignissen nicht verdenken kann. Er macht sich eben Sorgen um seine Freunde. Wenigstens bei Ken scheint sich ein Schimmer am Horizont zu zeigen ^^ Geez, nächste Woche habe ich das halbe Hundert voll ^^°°° cya, cu ^-^ Kapitel 50: "Rückblicke X - Das Verbot zu atmen hätte wahrscheinlich die gleichen Erfolgschancen." -------------------------------------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 50) Titel: Close Distance Teil: 50/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: ^____^ Okay, damit liegt mein 50. Kapitel vor *es selbst kaum fassen kann* Disclaimer: not my boys, no money make... Greetings: @Furia: Geht mir mit den weiblichen Charas genauso *gg* daher bin ich schon mal Ouka losgeworden - aber Yuriko brauche ich eventuell noch ^^ Ach ja... The Day of Revolution *lach* Nette Story ^^ Ich werde die Zitate weiterhin einsetzen, wenn es passt. Das erspart nämlich das Nachdenken über einen halbwegs passenden Titel *snicker* Und ich habe keine Ahnung, warum du erst so spät an das Chap rankommst, es war zumindest schon am Montag freigeschaltet o.O *grins* Auch wenn es noch viele Folgen der TV-Serie gibt, werde ich kaum alle verwenden. Sooo lang wird die Story also auch wieder nicht ^^ Übrigens weiß ich noch nicht, ob der nächste Teil mit Ken im üblichen Rhythmus kommen wird *am Kopf kratz* @Andromeda: Na, dieses Mal keine Zeit gehabt? Oder biste nicht auf die Site gekommen? So ging es mir jedenfalls gestern *brummel* Und heute Morgen bin ich von meinem Steckbrief aus plötzlich nicht mehr an meine FFs rangekommen *dumm guck* Auf deinen GB-Eintrag musste weiterhin noch ein bissl warten ^^° Vor deinem habe ich nämlich noch anderen Kram zu beantworten ^^°°° @nai-chan: *lach* Was den Folgenumbau anbetrifft, habe ich selbst noch keine Ahnung, was ich da machen werde *zugeb* Höchstwahrscheinlich werde ich weitere Teile davon übernehmen, den Schluss aber erstmal offen lassen - für spätere Verwendung ^^ Freut mich, dass dir auch das Kapitel davor gefallen hat *grins* Bei Farf fragt man sich doch immer, was er eigentlich vorhat, ne? ^^ @kohaku_san: Nu ja, immerhin hätte es beinahe geklappt ^^ Ich gebe mir Mühe, den Anime nicht zu oft einzubauen, aber eigentlich sind einige Handlungsstränge ganz nützlich - und sobald man versucht hat die Lücken zu füllen, auch nicht so übel ^^ Heute geht es eindeutig nicht mit dem Anime weiter, frühestens in zwei Wochen... Nach der ganzen Lernerei für die Klausuren bin ich völlig aus meiner Story raus *sigh* @Xell: Ha, da haste dir deinen alten Platz dieses Mal zurückerobert *Gummibärchen reich* ^^ Ich kenne ne FF-Autorin, die ständig ihre Kapitel mit Zitaten aus selbigen überschreibt und bin auch jedes Mal neugierig, an welcher Stelle die dann auftauchen. Daher - und aus Gründen der Arbeitserleichterung *snicker* - habe ich beschlossen, dass auch ab und zu auf die Art zu machen ^-^ Japp, auch im Anime wurde Ouka erschossen, allerdings erst später in der Handlung - von Farf. Bis dahin hatte sie sich ständig an Omi geklammert, der keine Ahnung hatte, dass sie seine Cousine ist und sich auch in sie verknallte *schauder* Bei meiner FF wird es keine Rückblende geben, aber eventuell gelangen die Vergangenheitskapitel an diese Stelle ^^ Okay, das wäre dann auch so ne Art Rückblende *gg* Teil 50 "Rückblicke X - Das Verbot zu atmen hätte wahrscheinlich die gleichen Erfolgschancen." Froh oder nicht - warum aber hatte er es nicht bemerkt? Er ignorierte die Seitenblicke von Alexander und Stephan und begann die wenigen Sachen aus seinem Koffer in den Schrank zu räumen, hielt seine Hände beschäftigt. Ob mit ihm etwas nicht stimmte? Und wenn ja, was sollte er davon halten? Sein Stirnrunzeln verschwand als er sich zu den beiden umwandte. "Fang!" Stephan reagierte automatisch, fing den Füller auf, der ihm zugeworfen wurde. Eines der wenigen Andenken, die er mit nach Rosenkreuz genommen hatte. Seit seinem zehnten Geburtstag besaß er ihn, ein Geschenk seiner Großmutter, die kurz darauf gestorben war. Der Franzose betrachtete verwirrt den Gegenstand, sah dann fragend zu ihm auf. "Was soll ich damit?" Hellblaue Augen musterten ihn. Eine Mischung aus Belustigung und Erwartung kräuselte seine Oberlippe. "Ich möchte eine Kostprobe deines Talents haben." "Möchtest du das..." Stephan tauschte einen kurzen Blick mit seinem Freund aus, nickte dann. "Gut, aber nur, weil ich selbst neugierig bin." Ein Grinsen flog in seine Richtung, bevor der Andere einen seiner Handschuhe auszog. Konzentration ließ die weichen Gesichtszüge zu einer ausdruckslosen Maske werden. Der Füller in der rechten Hand wurde fest umschlossen und dann geschah eine ganze Weile gar nichts. Geduldig wartete er ab, beobachtete Stephan, richtete seine Aufmerksamkeit danach auf den Deutschen. Alexander hatte sich zurückgelehnt, die Beine lang von sich gestreckt und erwiderte seinen Blick unter halbgeschlossenen Lidern hervor. Die Irritation war verschwunden, genauso wie die Nachwirkungen von Schneiders ,Gruß'. Zurück blieben Erschöpfung und eine gewisse Unsicherheit ihm gegenüber. Hm... Alexanders Gabe funktionierte bei ihm also nicht. Aber immun gegenüber parapsychischen Fähigkeiten war er auch nicht. Er wusste schließlich mit Bestimmtheit, dass Schneider seine Gedanken hatte lesen können. Jedoch hatte er nichts von dieser Kälte - was auch immer sie damit meinten - mitbekommen. Was natürlich nicht viel zu sagen hatte, falls Schneider ihn ganz einfach ausgenommen hatte. Allmählich begannen sich seine Überlegungen ineinander zu verwickeln und er drohte den Überblick zu verlieren. Vielleicht würde ihm Stephans Erfolg oder Misserfolg weiterhelfen. Dieser erwachte in diesem Moment aus seiner Starre, schüttelte sich, wie um seine Gedanken neu zu sortieren. "Nichts als Nebel...", folgte dann mit noch etwas unsicherer Stimme das Ergebnis. "Kurz habe ich eine ältere Frau gesehen, doch die Spuren waren sehr schwach. Vermutlich zu alt um etwas erkennen zu können." Hellblaue Augen fixierten ihn. "_Du_ hast nichts hinterlassen." Mit einem schmalen Lächeln reagierte er auf das plötzlich erwachte Misstrauen, genau wissend, woran Stephan dachte. Dafür musste er kein Telepath sein. "Keine Sorge, ich habe in nächster Zeit nicht vor abzuhauen, schließlich bin gerade erst eingetroffen." Stephans Wangen verdunkelten sich etwas durch aufsteigendes Blut. "Das habe ich nicht angenommen." "Aber in Erwägung gezogen, nicht wahr?" Er fühlte sich nicht beleidigt und ließ das durchklingen, während seine Gedanken schon weiterwanderten. Stephan kam also auch nicht zu ihm durch, obwohl er wirklich gut sein musste, wenn er sogar seine Großmutter gesehen hatte. Das alles verwirrte ihn eher als ihn weiterzubringen. "Vielleicht ist deine Einstufung zu hoch." Alexander meldete sich plötzlich zu Wort. Stephan schien sofort zu wissen, worauf sein Freund anspielte. "Aber trotzdem ist es seltsam, dass er so sehr abblockt, vor allem, wenn er nicht trainiert ist." Der Braunhaarige wandte sich wieder ihm zu. "Du hattest doch keins, oder?" "Nein", bestätigte er leise. "Schneider hat mir gesagt, ich würde noch lernen einen Block aufzubauen." Bei der Erwähnung des Direktors zuckten die anderen etwas zusammen. Nach einem Augenblick der Erholung beschwerte sich Alexander. "Bitte unterlasse es in Zukunft seinen Namen einfach so zu erwähnen. Erstens heißt es ,Herr' Schneider, zweitens ist er kein Thema, über das wir reden sollten und drittens weckst du seine Aufmerksamkeit damit, sofern er sich nicht gerade abgeschottet hat." Stephan lauschte dem Wortschwall mit Zustimmung im Gesicht, nutzte die Gelegenheit sich wieder seinen Handschuh überzustreifen. Dieser Gedanke war ihm noch gar nicht gekommen. Doch es störte ihn nicht besonders. Wenn Schneider wirklich etwas wissen wollte, würde er es sowieso erfahren und zudem hatte die Aufmerksamkeit des Deutschen ihm bisher keine Nachteile gebracht - eher im Gegenteil. Er sprach den Gedanken nicht aus. Stattdessen reagierte er mit einem weiteren schmalen Lächeln, an dessen Ecken Überlegenheit hervorlugte. Es war ein seltsam befriedigendes Gefühl dieses unterschwellige Selbstvertrauen, das er beständig bei den beiden wahrnahm, erschüttert zu sehen. Sie hielten sich den ,normalen' Menschen gegenüber für ach so besser, doch innerhalb ihrer kleinen Welt gab es eine eigene Hackordnung, an deren Spitze unangefochten Schneider zu stehen schien. "Fassen wir also kurz zusammen: Ich kann euch irgendwie abblocken und habe noch dazu die Aussicht, besser zu werden." Es war ganz simpel - und eindeutig von Vorteil für ihn. Stephan nickte, streckte sich ausgiebig. "Du hast wirklich mehr Glück als Verstand. Nicht nur Precog, sondern auch noch relativ immun gegenüber anderen Talenten." Das Grinsen nahm den Worten den neidischen Stachel, sie waren stärker akzentuiert als bisher. Der Franzose schien müde zu werden. Er beobachtete wie der Andere sich auf den Bauch rollte um so besser unter das Bett spähen zu können. Ein Pappkarton wurde hervorgeholt und ein Riegel daraus entnommen, dessen Namen er nicht entziffern konnte. Es war still im Zimmer geworden, so dass die Verpackung mit einem deutlich hörbaren Knistern entfernt wurde. Als wären ihnen die Worte ausgegangen schwiegen sie, während Stephan mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck die Schokolade verzehrte. Alexanders braune Augen ruhten ohne Nachdruck oder Herausforderung weiterhin auf ihm, als wollte er sich in einer abschließenden Einschätzung versuchen. Dem war kein Erfolg beschieden, wie ihm das frustrierte Stirnrunzeln des Deutschen verriet, ehe dieser resignierend aufgab. Für einen Empathen musste es schwierig sein mit einem Menschen konfrontiert zu werden, dem gegenüber er auf einer bestimmten Ebene blind war. Er verstand das Verhalten des Braunhaarigen jetzt besser, dessen Frustration, und trug es ihm nicht nach. Sein linker Mundwinkel zuckte in flüchtiger Belustigung. Wenn er anfing sich darüber Gedanken zu machen, musste er wirklich erschöpft sein. Es wurde Zeit etwas Schlaf zu bekommen, der nicht allzu schnell wieder unterbrochen wurde. Mit etwas Glück wären morgen die Nachwirkungen des Jetlags überstanden und sein Verstand soweit all die neuen Eindrücke fein säuberlich zu ordnen und abzulegen. Um anschließend mit ein paar klaren Fragen aufzuwarten, die ihm bisher durch die Finger geschlüpft waren. Mit dem Schlafbedürfnis stand er nicht alleine da, Stephan war mit seinem Snack fertig und hatte sich aufgesetzt. Über den hellblauen Augen lag ein Nebel der Müdigkeit. "Ich gehe jetzt besser in mein Zimmer." Damit stand der Franzose auf, streckte sich ein weiteres Mal. Prompt stand Alexander ebenfalls auf, gesellte sich zu seinem Freund. "Wir sehen uns morgen", verabschiedete sich Stephan von ihm. "Bon nuit." Und damit blieb er erst einmal allein zurück. Aufseufzend ließ er sich zurückfallen, starrte die Decke an, die seinem Blick ungerührt standhielt. Sein Körper entspannte sich unwillkürlich, als nicht länger die Anwesenheit der anderen auf ihm lastete. Er war es einfach nicht gewohnt ständig von Menschen umgeben zu sein und vor allem in den letzten Wochen hatte er sich an ein gewisses Maß von Zurückgezogenheit gewöhnt. Leises Entsetzen - augenblicklich zurückgedrängt - hallte in seinem Inneren nach. Hier würde er keinen Rückzugsort haben, nicht einmal sein Zimmer hatte er für sich allein. Braune Augen wurden geschlossen, er zog sich in die Dunkelheit hinter seinen Lidern zurück. Auch in seinem Kopf konnte er sich nicht völlig sicher fühlen. Er musste so schnell wie möglich lernen einen Block aufzubauen. Mit diesem Entschluss schob er die stumme Furcht endgültig von sich und ging ins Bad. Durch das Rauschen des laufenden Wassers hörte er die Zimmertür und war daher nicht überrascht, dass er Alexander vorfand, als er das Bad verließ. "Geht er eigentlich auch einen Schritt ohne dich?" Er hatte plötzlich den Wunsch verspürt den Anderen zu necken und gab dem nach. Erst als die Worte gesagt waren, fügten sich seine Beobachtungen wirklich zusammen, wurden Schlussfolgerungen ausgelöst. "Du spielst den Bodyguard für ihn, nicht wahr?", schob er seine Mutmaßung sofort hinterher, ehe der Deutsche überhaupt auf seine erste Frage reagieren konnte Der Ausdruck von Alexanders Augen geriet auf die kühle Seite der Indifferenz. "Ja, er kann es und nein, ich spiele ihn nicht." Damit wurde er links liegen gelassen und vor Überraschung lachte er leise auf. Damit hatte er wohl so etwas wie einen wunden Punkt getroffen. In seinem früheren Leben hatte es niemand gewagt ihm die kalte Schulter zu zeigen und die Situation hatte etwas Erfrischendes an sich. Nichtsdestotrotz würde er auch jetzt niemandem erlauben ihn so zu behandeln. Sein Lächeln war hart, als er dem Blondhaarigen zusah, wie dieser nun ins Bad verschwand. Der tiefe, vibrierende Klang von Kirchenglocken schien jede einzelne seiner Körperzellen in Schwingung zu versetzen. Seit wann wohnte er in der Nähe einer Kirche? Träge wälzte sich der Gedanke durch seinen Kopf, ohne einen Widerhall zu finden. Irgendetwas daran stimmte nicht... Sein Bewusstsein klammerte sich an dieser Überlegung fest und hangelte sich ein Stück weiter nach oben. Und dann war er endlich wach genug um die Augen aufzuschlagen. Natürlich waren es keine Kirchenglocken gewesen, sein schlaftrunkenes Gehirn hatte lediglich nach der ersten einfachen Erklärung für das enervierende Geräusch gegriffen. "Wenn du zu spät kommst, gibt es kein Frühstück für dich." Alexander schien seinen Groll überwunden zu haben und grinste ihn unerträglich munter an. Er setzte sich auf, spürte augenblicklich dumpfe Kopfschmerzen einsetzen. Mit leicht geneigtem Kopf lauschte er in sich hinein. Nein, seit dem Aufwachen war das Pochen bereits da gewesen, doch erst jetzt nahm er es wirklich wahr. Ohne hinzusehen tastete er nach seine Brille. Sein Blickfeld klärte sich sofort, ohne dass sich seine stille Hoffnung, die Kopfschmerzen dadurch zu vertreiben, erfüllte. Seine Stirn glättete sich, bevor Alexander etwas von seinem Zustand merken konnte. Er hatte den Jetlag wohl doch noch nicht ganz überwunden. "Das werde ich zu vermeiden wissen", antwortete er trocken auf den Kommentar des Deutschen, der daraufhin auf die Uhr schaute. "Dann beeile dich besser. Ich geh schon mal." Und damit verließ der Andere das Zimmer. Er nutzte die entstandene Privatsphäre um sich die Stirn zu massieren. Willkommen im neuen Leben. Es konnte nur noch besser werden. Den Tag verbrachte er damit das weitläufige Gebäude zu erkunden. Die anderen waren nach dem Frühstück zum Unterricht verschwunden, so dass er kaum jemandem auf den stillen Fluren begegnete. Wie Schneider es vorgeschlagen hatte, nahm er sich die Freiheit in einige Räume hineinzuschauen. Es war, als wäre er letztendlich doch noch auf dem College gelandet, nur dass die Vorlesungen teilweise einen sehr ungewöhnlichen Inhalt hatten. ,Weapons and Marksmanship' schien ihm interessant genug um etwas länger zu verweilen und nur der - Dozent? - warf ihm ab und zu ein paar abschätzende Blicke zu. Alle anderen ignorierten ihn, vollkommen auf den Vortrag konzentriert, auch wenn er ihre Neugier wie unterschwellige Energiestöße spürte. Selbst in den Pausen wurde es kaum laut, wie brave Schüler eilten alle einfach nur zum nächsten Raum oder machten sich noch ein paar Notizen, falls ersteres nicht erforderlich war. Keiner der Lehrer hier hatte es nötig seine Autorität durchzusetzen, es gab ganz einfach keine Störenfriede. Das erschien ihm etwas merkwürdig - bis er sich wieder vor Augen rief, wo er sich befand. Er hatte bereits gestern bemerkt, dass es hier eine Hierarchie gab und offensichtlich nicht nur unter den Schülern. Die Trainer, Lehrer, was auch immer, standen entweder außerhalb davon oder einfach zu weit oben, um angerührt werden zu dürfen. Er fragte sich nur, wie sie es schafften die Talente unter Kontrolle zu halten. Wie in Beantwortung dieser Frage hallte ein Schrei durch die Gänge und er hielt auf seinem Weg zum Speisesaal inne. Um ihn herum stockte niemand auch nur, auch wenn er aus den Augenwinkeln einige zusammenzucken sah. Ein Flüstern erhob sich, der hastige Austausch gemurmelter Worte, erstarb gleich darauf wieder. Aber ihm reichte das Wenige, was er verstanden hatte. Unwillkürlich blass geworden setzte er seinen Weg fort. Zum Mittagessen hatte sich dieselbe Runde wie schon am Morgen eingefunden gehabt, nur war sie noch schweigsamer gewesen. Alexander sah aus, als würde ihm allein das Wort ,Essen' den Magen umdrehen, nichtsdestotrotz zwang er sich genauso wie die anderen seinen Teller zu leeren. Seine vorsichtige an Stephan gerichtete Frage war mit nur einem kurzen Satz beantwortet worden: "Er ist Empath." Das hatte ausgereicht um zu verstehen und jetzt saß er draußen in der Nähe des Tennisplatzes und dachte darüber nach, während im Hintergrund das regelmäßige Plopp-Plopp der Bälle zu hören war. Er hatte sich von seinem ersten Eindruck täuschen lassen. Egal wie annähernd normal die Schüler hier wirkten, kämpften sie die ganze Zeit ums Überleben. "Hast du etwas anderes erwartet?" Schneider sah auf ihn herunter, die eisblauen Augen ausdruckslos. Er ließ sich keine Überraschung anmerken, irgendwie hatte er sein Erscheinen vorausgeahnt. "Ich weiß es nicht", antwortete er, die Stirn runzelnd. Und das war die Wahrheit. Es fiel ihm schwer sich nicht auf die Eindrücke seines Talents verlassen zu können und dessen Fehlen hatte ihn unvorsichtig gemachte. Wenn er keine Gefahr _sah_, erwartete er sie auch nicht. Im Nachhinein betrachtet war das unglaublich dumm von ihm gewesen. Das sah er so klar, als wäre sein Verstand bis jetzt umnebelt gewesen. "Nun, ich vertraue darauf, dass du schnell genug lernst überhaupt nichts zu erwarten, sondern zu _wissen_, was auf dich zukommt." Ein Lächeln bildete sich um die Mundwinkel des Deutschen ohne dessen Augen zu erreichen. Er erwiderte den Blick ruhig, gab nicht einmal vor sich selbst zu, dass irgendwo in seinem Innern etwas nicht aufhören konnte zu zittern. Reue lag ihm fern, nur einmal hatte er ihr erlaubt ihn zu überwältigen - und dabei sollte es bleiben. Jeden Anklang eines Gedankens an seinen Bruder verdrängte er mit aller Gewalt. Er hatte seine Rache gehabt - und würde nun den Preis dafür zahlen müssen. Schneider begleitete ihn zu seinem Zimmer, befragte ihn über seine Eindrücke und wenn er ehrlich war, genoss er das Gespräch. Kurz bevor er die Tür öffnete, blitzte etwas in seinem Geist auf und er erinnerte sich daran, was er sehen würde, sobald er den Raum betrat. Augenblicklich machte er seinen Entschluss rückgängig, sah Schneider fragend an. "Ist das erlaubt?" Ein Hauch von Verwirrung mischte sich unbeabsichtigt in seine Worte. Der Deutsche reagierte amüsiert. "Natürlich. Das Verbot zu atmen hätte wahrscheinlich die gleichen Erfolgschancen." Das Lächeln wirkte diesmal echt. "Solange keine wichtigen Aufgaben darunter leiden, können sie ins Bett gehen, mit wem sie wollen. Irgendwelche Verbote wären nicht nur sinnlos sondern würden der Sache auch noch Bedeutung verleihen. Du dürftest doch keine Zweifel daran hegen, dass es sowieso nicht mehr als eine nette Entspannungsmöglichkeit ist." Er erinnerte sich an Schneiders Frage im Flugzeug und seine Antwort darauf. Und er verstand. Mit einem langsamen Nicken stimmte er zu. ~TBC~ Sodele, da morgen (Montag) meine letzte Klausur vorbei ist, habe ich endlich wieder Zeit an der FF weiterzuschreiben... *die letzten Kapitel schon vor ner Weile vorgeschrieben hatte* Ich hoffe, ich finde wieder in die Handlung rein *Kopf schief leg* cya, cu ^-^ Kapitel 51: "Pluspunkte" ------------------------ Close Distance (Teil 51) Titel: Close Distance Teil: 51/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Zurück zu Ran und Schwarz. Wenn mich nicht alles täuscht, ist es gerade Montagabend in der Story ^^ Disclaimer: not my boys, no money make... Greetings: @Andromeda: Bisher habe ich erst zwei Noten, mehr dann im GB ^^ Thanx für die Glückwünsche, ich weiß selbst nicht, wie ich soviele Chapter hinbekommen habe o.O'' Muss daran liegen, dass ich die Handlung zu lang ziehe ^^°°° Otherland ist wirklich genial *dir zustimm* man muss aber einiges an Zeit für mitbringen *nod* Brads ,natürliche Abschirmung' habe ich so stark gemacht, weil er sie erstens braucht und weil zweitens Schuldig später als wirklich guter Telepath nicht durchkommt. Da dürfte ein einfacher erlernter Block nicht reichen ^.~ Was Alex und Stephan betrifft: nu ja, RK ist nun mal nicht der sicherste Ort, vor allem wenn du soweit oben stehst wie die Beiden. Da muss man eben aufeinander aufpassen *lach* Und bei Brad und Schneider kannste wirklich nur abwarten *gg* @nai-chan: Ich verwirre dich nicht absichtlich *dröppel* Ich hoffe, dass zweite Mal Lesen hat ein bissl Licht ins Dunkel gebracht. Wie immer stehe ich als Schreiber der Story vor dem Problem, nicht zu wissen, wie verständlich oder unverständlich das Ganze rüberkommt. Denn natürlicherweise habe _ich_ damit keine Schwierigkeiten ^^# Das heutige Kapitel ist meiner Meinung nach nicht kompliziert... erst Ran mit ein paar schwarzen Gedanken und dann der Rest von Schwarz... *hier kein Wortspiel schreiben wollte* Vielleicht bleibt zwischen Crawford und Nagi auch ein Teil unausgesprochen, aber es müsste rüberkommen, worum es geht... hoffe ich o.o @Kizuna01: Mia, danke für den ausführlichen Commi *knuffz* Ich glaube, da muss ich noch separat drauf antworten ^^ Natürlich ist es Stephan nicht wirklich recht, dass er Brad mit seinem Talent nicht nahe kommt *lach* Hm... ich denke auf RK könnte jeder Schüler einen Bodyguard gebrauchen - die Frage ist nur, ob es welche schaffen sich zusammenzuschließen. In allererster Linie wird dort schließlich der Egoismus gefördert. Und es gibt einige _endgültige_ Wege sich seiner Konkurrenten zu erledigen (wie gesagt, man darf sich halt nur nicht erwischen lassen ^^) Und da Stephan körperlich nicht der Stärkste dafür aber auch nicht dumm ist, hat er sich mit Alex zusammengetan. Dieser kann als Empath ja schnell spüren, wenn jemand was Böses vorhat ^.~ Jupp, ich weiß, eigentlich sollte ich so was auch direkt in der Story erwähnen, aber dann wird mir das zuviel Erklärerei *dröppel* @Xell: *Gummibärchen rüberschmeiß* ^^ Danke für den Link *knuffel* Das Pic mit Schu und Farf mag ich auch *grins* Da ist es doch kein Wunder, dass ich aus den Beiden ein Paar mache *zwinka* Es waren auch welche bei, die ich noch nicht hatte. Zum Beispiel das sechste mit Schwarz in schwarz-weiß *gg* Das habe ich nur als Wallpaper aufbereitet *das Hintergrundbild auf meinem Notebook habe und wirklich liebe* ^^ Und danke auch für die Glückwünsche ^___^ Solange ihr als Leser dabei bleibt, hoffe ich, noch ein paar Kapitel mehr hinzubekommen ^^ Teil 51 "Pluspunkte" Crawford-san hatte seine Brille abgenommen, polierte die Gläser ohne hinzusehen. Stattdessen waren die braunen Augen auf ihn gerichtet, fokussiert, ohne jedes Zeichen von Schwäche. Die Ruhe erzitterte, doch er ließ nicht zu, dass sie sich zurückzog, klammerte sich an ihr fest, wie jemand kurz vor dem Ertrinken an einem Rettungsring. Denn genau das war es, was ihn bedrohte. Dunkelheit wollte über ihn hinwegschwappen, ihn in die Tiefe ziehen, kalt und hartnäckig. Kälte, wie er sie in Crawford-sans Augen gesehen hatte, vorletzte Nacht. Die gleiche Unerbittlichkeit. Ruhe... er musste sie festhalten. Er erwiderte den Blick des Amerikaners, konnte nichts herauslesen. Es gab keine Mauer die ihn zurückstieß, lediglich unendliche Nachgiebigkeit. Man tauchte tiefer und tiefer und ehe man es mitbekam, hatte man keine Kraft mehr um zurückzukehren. Es war alles so irreal. Nicht dieser Moment, sondern wirklich alles, was er in den letzten zwei Wochen erlebt hatte. Irgendwie hatte er es geschafft darüber hinwegzugehen und jetzt fragte er sich, wie ihm das gelungen war. Er unterbrach den Blickkontakt und starrte auf seine Handgelenke. Die Abdrücke erinnerten ihn daran, wie er unten gehalten wurde, während der Tod in Form einer kühlen metallenen Waffenmündung an seiner Schläfe lauerte und noch viel mehr in Crawford-sans Augen. Ersteres war eine leere Drohung gewesen, so leer wie das Magazin, aber... Ja, aber... Warum hatte er die Angst so schnell verdrängen können? Warum fürchtete er sich mehr vor dem diffusen Schatten, der ihn in unachtsamen Momenten überfiel? Vielleicht war ihm eine direkte Bedrohung einfach lieber, weil er ihr eher entgegentreten konnte. Mit einer Waffe in der Hand. Blaue Flecken, dort wo er gehalten worden war. So formuliert klang das doch schon ganz anders, nicht wahr? Gerötete Haut, da wo Farfarellos Finger ihn vorhin umschlossen hatten. Das war eine völlig andere Situation gewesen. Aber Farfarello hatte Recht, das war echt. Er sollte sich nicht vor Schatten fürchten. Er sollte nicht auf diese Stimmen hören, die ihn zu sich zu locken versuchten. Er durfte der Verzweiflung nicht nachgeben, weil es da etwas gab, das ihn festhielt. Das realer war. Er sehnte sich nach der Stärke, die sein Gegenüber hatte. Crawford-san würde allem gegenübertreten und dafür sorgen, dass es sich ihm kein zweites Mal in den Weg stellte. Er sah ihn wieder vor sich, in dem Casino, wo er ungerührt Takatori-san in Sicherheit gebracht hatte, während unterdrückte Panik in der Luft vibrierte. Er erinnerte sich auch daran, wie er auf dieses "Schachspiel" reagiert hatte, etwas, das dem Amerikaner auch nicht näher ging als eine beliebige Freizeitbeschäftigung. Der hatte dort seinen Job erledigt, augenscheinlich kein Problem damit gehabt, dass ein paar Meter weiter Leute starben. Alles wäre soviel leichter, wenn es ihm gelänge auch so zu sein. Gleichgültig. Besser und tödlicher als alle anderen. Er griff unwillkürlich nach seiner Tasse um sie fest zu umklammern. Ja, in Wirklichkeit hatte er die ganze Zeit gewusst, warum er schießen lernen wollte. Ihn würde kein Verrückter niederschießen können, er hatte vor schneller zu sein. Also doch nicht wirklich gleichgültig, nicht wahr? Zielbewusst. Das stimmte eher. Und wenn er ganz einfach seine eigenen Ziele verfolgte, würde die Unsicherheit vielleicht verschwinden. Auch wenn er sein Zuhause, das Leben von früher verloren hatte, konnte ihn nichts daran hindern etwas Neues aufzubauen. Es war falsch Angst zu haben es wieder zu verlieren. Denn ohne den Versuch würde er weiterhin mit leeren Händen dastehen. Das erste Mal hatte er keine Wahl gehabt, alles wie selbstverständlich hingenommen. Es war sein Leben gewesen. Und es hätte ewig so weitergehen können. War es aber nicht. Jetzt war nichts mehr selbstverständlich. Dafür wusste er, was er wählen konnte. Wenn er es schaffte... ****** Er beobachtete Ran dabei, wie dieser ihn beobachtete. Der Rothaarige rang mit irgendetwas und er hatte nur eine leise Ahnung, was das sein könnte. Schließlich wandte Ran den Blick ab und sah auf seine Handgelenke. Er runzelte die Stirn. Was Farfarello da gemacht hatte, gefiel ihm nicht besonders, aber nicht einzugreifen war die richtige Entscheidung gewesen. Denn er hatte das Gleiche in den violetten Augen bemerkt, was auch der Ire gesehen hatte. Dass Schuldig von der Aktion auch nicht besonders angetan gewesen war, war einfach nur ein Pluspunkt. In Rans Gesicht arbeitete es und wenn er nicht schon ein paar Sekunden vorher gewusst hätte, dass dieser nach seiner Tasse greifen würde, hätte ihn die plötzliche Bewegung vielleicht überrascht zusammenzucken lassen. Bis zu diesem Augenblick war Ran nämlich so angespannt gewesen, dass eine Bewegung unmöglich erschien. So etwas wie Wut zuckte über das blasse Gesicht, rasch gefolgt von leichter Verwunderung, die über Entschlossenheit zu Ungewissheit wechselte. Ran schien in letzter Zeit eher zurückhaltend zu sein, doch dieses Mienenspiel widersprach diesem Eindruck. Amüsiert lehnte er sich etwas zurück und nahm einen Schluck Kaffee. Sein Gegenüber fing die Veränderung in seiner Körperhaltung auf und sah abrupt hoch. Die violetten Augen hefteten sich auf ihn mit einem Glitzern, das er bisher nur bei Schuldig gesehen hatte. Und als er das seltsame Lächeln bemerkte, verschluckte er sich beinahe. Er hasste Überraschungen. Wirklich. ***** "Ach du je..." Er lachte auf und scherte sich nicht darum, dass Farfarello ihn irritiert musterte. Viel zu sehr genoss er das Bild, das sich ihm regelrecht aufgedrängt hatte. Crawford war noch nie so nahe daran gewesen die Fassung zu verlieren. Auch wenn Ran selbst es nicht erkannt hatte, war er mit dem Amerikaner vertraut genug um zu wissen, dass diese Reaktion bei jedem Anderen wie ein deutliches Entgleisen der Gesichtszüge ausgesehen hätte. Er hatte sich etwas zusammengerollt, hielt sich regelrecht den Bauch vor Lachen. Ran war es tatsächlich gelungen Mr. Unüberraschbar für einen Moment aus der Bahn zu werfen und so wie es im Kopf des Rotschopfs aussah, würde es nicht das letzte Mal gewesen sein. Farfarello packte ihn und rollte ihn auf den Rücken, um ihm in die Augen sehen zu können. Er lachte noch ein paar Sekunden lang, dann legte sich ein Lächeln auf seine Lippen. Eine stumme Frage zupfte am Rande seines Bewusstseins, die er mühelos verstand. Mit einem Nicken bejahte er sie und in Bernstein glomm Zufriedenheit. Die wiederum verstand er nicht so ganz, aber er wollte sich nicht den Kopf darüber zerbrechen. Er hatte etwas zu feiern. Und dass Ran sich endlich nicht mehr selbst quälte - wenigstens für diesen unschätzbaren Moment - und damit nicht mehr wie ein Irrer Kopfschmerzen verbreitete, war ein wirklich angenehmer Pluspunkt. Seine Hände streckten sich nach Farfarello aus, fuhren über alte und neue Narben. Schließlich über den Verband, unter dem sich ein frischer Schnitt verbarg. Vielleicht, ganz vielleicht steckte wirklich ein Sinn dahinter, denn Ran hatte es geholfen. Es war kein Angriff gewesen. Nicht gegen Gott, nicht gegen ihn, nicht gegen Farfarello selbst. Er hatte keinen Fehler gemacht, als er den Iren ins Bad schickte. Alles war in Ordnung. Er zog Farfarello zu sich herunter, setzte ihre unterbrochene Beschäftigung fort. Nicht nur in Ordnung, sondern perfekt. Farfarello spürte das zufriedene Glühen und schenkte ihm ein fast manisches Grinsen. Er grinste zurück. ****** Jetzt ging das schon wieder los! Er fluchte, drehte dann die Anlage noch weiter auf. Natürlich half das rein gar nichts gegen die Wellen, die seine telekinetischen Sinne aus Schuldigs Zimmer auffingen. Aber er trug sich mit der Hoffnung, den Beiden wenigstens ein bisschen damit auf die Nerven zu gehen. Vielleicht sollte er einfach in den Keller ziehen... Er warf ohne seine Hände zu benutzen das Kopfkissen gegen die Wand, welches mit einem dumpfen Pluff protestierte und dann nach unten rutschte. Dummerweise war im Keller Farfarellos Zimmer und somit bestand eine sehr große Wahrscheinlichkeit, dass er dort auch nicht mehr Ruhe finden würde. Mit einem entnervten Seufzen schaltete er seinen Computer an. Würde er morgen eben nicht ganz ausgeschlafen sein, soweit nichts Neues. Er checkte ein paar Seiten, die er immer im Auge behielt, doch Bombay hatte seine Schnüffelei wohl aufgegeben. Schade eigentlich. Ob Crawford überhaupt die Unterlagen gelesen hatte? Oder war er zu sehr mit Fujimiya beschäftigt? Ein unterdrücktes Schnauben, das im Hämmern der Musik unterging. Wie hatte es nur geschehen können, dass er den Rothaarigen mit hierher brachte? Verflucht, dieser Typ ging ihm so was von auf die Nerven. Seine Finger huschten noch schneller über die Tasten. Warum tat er so, als würde er ihn verstehen? Warum machte er sich Gedanken darüber, was oder was er nicht in seiner Freizeit anstellte? Und Crawford hatte auch noch den Nerv Fujimiyas Vorschlag zu unterstützen. Braune Strähnen flatterten, als eine Hand rücksichtslos über die Stirn glitt. Er gab es auf irgendetwas Nützliches tun zu wollen und startete einen Egoshooter. Je mehr Gegner er erledigte, desto unfreundlicher wurde das Lächeln, das sich irgendwann auf seine Lippen geschlichen hatte. "Du bist noch wach." Mit ruhiger Stimme wurde die Feststellung getroffen, dann folgte abwartendes Schweigen. Das umso schwerer wog, da gerade seine Anlage ausgeschaltet worden war. Er zuckte nicht zusammen, da er irgendwo in seinem Unterbewusstsein mitbekommen hatte, wie jemand das Zimmer betrat. Vertraute Bewegungsabläufe, augenblicklich als nicht feindlich eingestuft. "Crawford", wandte er sich von seinem Spiel ab. Er machte sich nicht die Mühe zu speichern, schließlich würde er ohne Probleme wieder bis zu dieser Stelle kommen. Der Ältere nickte ihm zu und dieses Mal war er sich sicher, den Ansatz zu einem selbstzufriedenen Lächeln zu sehen. Unwillkürlich verschränkte er die Arme vor der Brust. "Hast du weitere Spuren von Weiß gefunden?" Der Amerikaner ignorierte seine ablehnende Haltung, stand ungerührt mitten im Raum. Also hatte er die Unterlagen gelesen. Irgendwie ging Erleichterung mit diesem Gedanken einher. Das war Crawford, wie er ihn kannte. "Nein, Bombay hat entweder aufgegeben oder ist nicht weiter interessiert." Crawfords linker Mundwinkel zuckte kurz nach oben. Anscheinend ging das mit seinen Plänen konform. "Gut, noch ist es zu früh", wurde seine Vermutung gleich darauf bestätigt. "Weiß hat Koga erledigt, wie Takatori heute erfahren hat. Er war heute sehr aufgebracht." In braunen Augen blitzte es auf und Genugtuung zuckte durch seinen Körper. Er brauchte nicht zu sagen, dass er das gerne hörte. Sein Lächeln verriet es, das keinen Hauch von Freundlichkeit enthielt und das Crawford sich nicht zu zeigen erlaubte. "Wirklich schade für Takatori-sama, dass Creeper sich dadurch aufgelöst hat." Diese Information war in bestimmten Kreisen schnell bekannt geworden und ihm natürlich auch zugegangen - vorhin erst. Weder ihn noch Crawford interessierte, dass diese Gruppe erst vor kurzem eine ganze Hochzeitsgesellschaft abgeschlachtet hatte, nur um einen politischen Gegner von Takatori "unauffällig" loszuwerden. Von ihm aus konnten sich diese Leute gegenseitig ausrotten. Es war einfach schön zu hören, dass Takatori getroffen worden war, ohne dass Schwarz die Verantwortung aufgehalst wurde. Seit sie Takatori zugeteilt worden waren, mussten sie eine schützende Hand über diesen Idioten halten und hinter ihm saubermachen. Creeper jedoch war dessen Privatvergnügen, von dem sie eigentlich gar nichts wissen sollten. Wenn sie schon nicht an SZ rankamen, sollte wenigstens deren verwöhntes Baby ein paar Schläge auf die Finger bekommen. Crawford konnte ihm vom Gesicht ablesen, was in ihm vorging, da er seine sonst stets unter Kontrolle gehaltene gleichgültige Miene für den Moment aufgegeben hatte. Seine gesamte Energie floss nämlich in seinen Gedankenblock ein, den er automatisch verstärkt hatte. Eine Reaktion, die ihm Crawford schon früh eingebläut hatte, wenn es um so sensible Informationen ging. Der Ältere lächelte fast, während die braunen Augen plötzlich heiß wie glühender Stahl wurden. Er hörte sich selbst überrascht tief Luft holen. Es musste noch etwas anderes passiert sein. Etwas sehr viel wichtigeres. Die Gedankenblockade wurde so intensiv, dass er Schuldig jetzt wie ein schwarzes Loch erscheinen musste. "Dr. Stephenson hat Aya heute untersucht." Dunkelblaue Augen wurden aufgerissen, ohne dass er die Reaktion unterdrücken konnte. Und ohne sein Zutun begann sein Herz zu rasen. Energie lief wie Wasser prickelnd über seine Haut und mit einem irritierten Summen schaltete sich der Computer aus. Hastig brachte er sein Talent wieder unter Kontrolle. Crawford sprach weiter, bestätigte das Bild, das aus den Puzzleteilen hervorgegangen war, die sich in seinem Kopf eben zusammengefügt hatten. "Er meinte, sie ist die Richtige. Er hat mir gratuliert." Fast tonlos kam der letzte Satz, während es in dem Braun immer noch glühte, dass selbst Stein unter diesem Blick geschmolzen wäre. "Er wird die erfreuliche Botschaft weiterleiten und dann..." "Und dann werden sie kommen", schloss er heiser. Es war unglaublich. "Ja, ihnen bleibt nichts anderes übrig, wenn sie nicht das Risiko eingehen wollen Aya beim Transport zu verlieren." Crawford trat auf ihn zu, legte eine Hand auf seine Schulter. "Ich habe es dir versprochen." Er konnte nur stumm nicken. Angst mischte sich mit fiebriger Erwartung, ließ ihn erzittern. Es war ihm schwer gefallen daran zu glauben, auch wenn das implizierte Crawford nicht zu vertrauen. Doch jetzt hatte er Gewissheit, dass es schließlich doch enden würde. Er sackte ein Stück in sich zusammen und bedauerte, dass der Ältere daraufhin die Hand von seiner Schulter nahm. "Es wird noch etwas dauern, bis sie alles vorbereitet haben. Wir haben Zeit und ich werde sie nutzen. Denk noch mal über Rans Idee nach. Aber jetzt ist es Zeit schlafen zu gehen." Und dann war er wieder allein in seinem Zimmer. Wie ein Schlafwandler ging er zu seinem Bett, ließ sich hineinfallen. Deswegen also war Ran so wichtig - wegen seiner Schwester. Zum ersten Mal verspürte er ehrliches uneingeschränktes Mitleid mit dem Älteren. Crawford würde dafür sorgen, dass Aya am Leben blieb und er wusste von Schuldig, dass Ran dafür nötig war. Aber was würde geschehen, wenn alles vorbei war? Freiheit... Er schloss die Augen, versuchte das Konzept zu begreifen. Vielleicht sollte er wirklich zu dem Computer-Club gehen, als Übung für sein zukünftiges Leben... Er lächelte über sich selbst. Die Vorstellung - es war einfach unmöglich sich das vorzustellen. Mit einer willentlichen Anstrengung verdrängte er die plötzlich neu aufkeimende Angst. Er musste nur Vertrauen in Crawford haben. Sein Lächeln hatte eine müde Ecke, als er sich schläfrig die Augen rieb. Er musste sich noch umziehen... Sein telekinetisches Talent half ihm dabei das schnell hinter sich zu bringen. Sie würden wirklich herkommen... Dass bei Schuldig und Farfarello endlich Ruhe eingekehrt war, war dagegen zwar unwesentlich, aber trotzdem ein Pluspunkt. ~TBC~ Sodele, das war es mal wieder. Ich dachte anfangs, das würde das Kapitel mit der wenigsten wörtlichen Rede werden, aber immerhin haben es Crawford und Nagi geschafft, so was wie eine Unterhaltung anzufangen *ehe* cya, cu ^-^ Kapitel 52: "Rückblicke XI - Willkommen im Netz der Spinne" ----------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 52) Titel: Close Distance Teil: 52/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Mal wieder ein Vergangenheitskapitel ^^ Hab leider ein paar zuviel davon ^^° Disclaimer: not my boys, no money make... Greetings: @Andromeda: *gg* Mit dem Lesen liegste ganz richtig - ich mach es stundenlang und es wird trotzdem nicht langweilig ^^ Nope, alle Otherland-Romane hab ich nicht gelesen, aber dieser Sammelschuber ist so einigermaßen preisgünstig... *noch überleg ihn zu kaufen* Thx, dass dir die Szene mit Brad gefallen hat *sie auch mochte* ^^ Wie es mit SZ und Co. weitergeht, wird sich noch zeigen *nod* Genau, Nagi und Omi würden sich bestimmt prima verstehen, so gut wie sie beide mit Computern umgehen können ^^ Und dann noch die ähnlichen Jobs *gg* Ich glaube so schwer wird es nicht sein Weiß mit ins Spiel zu bringen ^.~ @Xell: Geez, Chinesisch scheint für Geburtstagsessen wirklich beliebt zu sein - da gehen wir auch oft hin ^^ Allerdings traue ich mich nur zu Hause mit Stäbchen zu essen, in der Öffentlichkeit wäre mir das doch zu gefährlich *lach* Was die Szene mit Brad und Ran angeht: ich glaube da ist was falsch bei dir angekommen. Es war Schuldig, der die Sache so lustig fand (er hat sie über Rans Gedanken aufgeschnappt ^^). Ich glaube, ,mein' Crawford würde niemals so aus sich herausgehen *gg* Warum Ran für Aya-chans Überleben so wichtig ist, wurde schon mal ganz nebenbei in einem der vorherigen Kapitel erwähnt. Es ist einfach so, dass Aya schon längst ,losgelassen' hätte, wenn sie nicht die Anwesenheit ihres Bruders spüren würde *nod* @Kizuna01: Och, Crawford ist in der Regel eher kalt, nicht nur wegen seines inneren Aufruhrs. Bei Ran hält er sich nur ein bissl mehr zurück ^^ Was Ran wählen kann (wenigstens aus seiner Sicht), werde ich _nicht_ ausdrücklich sagen *grins* Das ergibt sich so halbwegs... Ich glaube ich will nicht, dass Ran irre wird, daher wird es kaum passieren. Auch wenn er öfter kurz davor steht ^^° Glaubst du wirklich, dass Brad einen bestimmten Grund braucht, den Koala nicht zu mögen? *grins* Da ich mich am Anime orientiere, kannst du dir denken, warum sie Aya brauchen. Nagi geht es nicht so sehr um Rache, als vielmehr darum, endlich von SZ freizukommen (wie auch im letzten Kapitel erwähnt) ^^ Und Nagi hat Mitleid mit Ran, da er weiß, was Crawford mit Personen macht, die er nicht mehr braucht *grins* @kohaku_san: *lach* Zurzeit machen mir Schneider und Crawford auch am meisten Spaß. Es freut dich sicher zu hören, dass es im heutigen Kapitel wieder um die beiden geht ^^ Mit ,sie' war SZ gemeint... nur ja... nicht ganz SZ, sondern ein paar ganz bestimmte Personen *gg* Nope, bisher habe ich noch nicht erwähnt, dass Schwarz gegen SZ arbeiten würde, schließlich tun sie es noch nicht direkt *lach* Wie es in Zukunft aussieht, klang im letzten Kapitel am deutlichsten durch, wie du sehr richtig bemerkt hast ^^ Ich liebe Crawford auch, inzwischen hat er glatt Ran/Aya auf meiner Favoriten-Liste überholt *snicker* *ihn am liebsten knuddeln würde aber zuviel Angst vor der Reaktion habe* ^^° Teil 52 "Rückblicke XI - Willkommen im Netz der Spinne" Here comes the rain again falling from the stars drenched in my pain again becoming who we are as my memory rests but never forgets what I lost wake me up when September ends (Green Day - Wake me up when September ends) Die Zeit war schnell vergangen. Und anders als in seinen kaum eingestandenen Befürchtungen, war ihm in diesem neuen Leben keine Bedrohung gegenüber getreten, mit der er nicht klargekommen wäre. Er hatte gelernt sich an die fehlende Privatsphäre zu gewöhnen, wusste was er riskieren konnte und wo die Grenzen lagen. Es gab kein Entkommen. Punktum. Langsam ging er durch den leeren Gang, außer seinen eigenen Schritten war nichts zu hören. Wenn er nicht schon so oft hier gewesen wäre, hätte er vielleicht einen Anflug von déjà vu verspürt, so aber war es einfach nur vertraut. Das Büro betrat er ohne anzuklopfen. Schließlich erwartete Schneider ihn und auch wenn er seinen Block aktiviert hatte, war er nicht überzeugt davon, seinen Kopf für sich allein zu haben. Der Deutsche sah von seinen Unterlagen auf und lächelte ihn begrüßend an. "Guten Morgen, Crawford." Er erwiderte das Lächeln, bevor sein Gesicht zu gewohnter Ausdruckslosigkeit zurückkehrte. Ohne sich zu rühren beobachtete er, wie Schneider seine Arbeit beendete. Der Ältere hatte sich in dem knappen Jahr nicht verändert, strahlte immer noch diese bezwingende Autorität aus. Inzwischen hatte er genug miterlebt um zu wissen, dass es einen sehr guten Grund gab den Telepathen zu fürchten, doch zu seiner Überraschung war Schneider ihm gegenüber nie anders aufgetreten als bei ihrem Kennenlernen. Ein ironisches Funkeln schlich sich in braune Augen, wurde fast sofort wieder zum Erlöschen gebracht. Gut, ganz stimmte das nicht, aber die Veränderung war zumindest nicht zum Schlechteren gewesen. In einer nervös wirkenden Geste rückte er seine Krawatte zurecht, zog damit wieder Schneiders Blick auf sich. Der klappte die vor ihm liegende Akte endgültig zu, deutete ihm mit einem Nicken Platz zu nehmen. "Wolltest du nicht schon immer einmal nach Japan?" Die Frage kam unerwartet und Überraschung zeigte sich offen auf seinem Gesicht. "Ist es nicht zu früh für einen Außeneinsatz?", platzte es aus ihm heraus, ehe er sich zurückhalten konnte. Natürlich waren die meisten seines Alters schon längst von Rosenkreuz graduiert oder zumindest im letzten Jahr, wo Außeneinsätze nichts Außergewöhnliches waren, aber die waren auch viel länger ,trainiert' worden - um es mal neutral auszudrücken. Andererseits würde die Indoktrination bei ihm sowieso nicht mehr anschlagen, es sei denn sie würden beschließen ihn vollkommen zu brechen und etwas ganz Neues aus den Resten zu formen. Diese Person hätte dann rein gar nichts mehr mit ihm zu tun und ihm war klar, dass er nicht den Hauch einer Chance hätte zu widerstehen. Doch Schneider schien es egal zu sein, ob er den Versprechungen von Macht und Überlegenheit erlag, solange er eine gesunde Portion Furcht vor den Konsequenzen von Ungehorsam zeigte. Und da Schneider eine schützende Hand über ihn hielt, wagte niemand hier ihn anzurühren. Dabei half ihm, dass ihn Stephans Gruppe sozusagen adoptiert hatte. Ha, die Hackordnung funktionierte eben. Schneider lachte leise in sich hinein, Belustigung in den eisblauen Augen, die genauso gut eine Kälte ausstrahlen konnten, die einen in Angst gefangen erstarren ließ. "Es wird kein eigenständiger Einsatz sein, sondern du wirst jemanden begleiten." Die Miene des anderen Mannes wurde wieder ernst. "Oder bist du noch nicht soweit?" Er schwieg, nicht lange, aber merklich. Die Frage bezog sich nicht auf seine Fähigkeiten, sondern es ging darum, ob er der Freiheit widerstehen konnte. Das erste Mal würde er das Gelände von Rosenkreuz verlassen und damit die Möglichkeit zur Flucht haben. Schneider wusste so wie er, dass es kein endgültiges Entkommen gab und wollte ihn vor einer nicht mehr wiedergutzumachenden Dummheit bewahren. Schließlich, mit einer kaum zu bemerkenden Unsicherheit, lächelte er. "Ich werde Sie nicht enttäuschen." Schlicht, einfach - und wahr, wie ihm in der nächsten Sekunde bewusst wurde. Sein Körper schwanke leicht, als ihn sein Talent überraschte, doch ein kleiner ausbalancierender Schritt brachte ihn schnell wieder ins Gleichgewicht. Diese Reise musste bald stattfinden, ansonsten hätte er jetzt nicht schon diese Gewissheit. Auch wenn ihm sein Training ermöglichte Eindrücke von einer immer weiter voraus liegenden Zukunft zu erhalten, war es insgesamt betrachtet kein allzu großer Zeitraum. Schneider wusste genau, was gerade vorgefallen war. Ruhige Zufriedenheit strahlte zu ihm herüber und eine leise Stimme sprach in seinem Kopf zu ihm. Er hatte seinen Block vernachlässigt, doch das war vollkommen egal. Er lächelte zum dritten Mal innerhalb weniger Minuten. "Du hast es gut..." Stephan ließ sich auf das Bett seines Freundes fallen, wie immer bedeckte dünner Stoff die schmalen Hände. "Wir müssen noch bis zum Ende des Sommers warten, nicht wahr, mon cher?" Alexander nickte, Erwartung blitzte in braunen Augen auf. "Dann kommen wir endlich wieder aus diesem Kasten raus." Ein breites Grinsen huschte über die Lippen des Franzosen. "Und wir werden vernünftige Arbeit bekommen." "Ganz zu schweigen von Geld. Ich weiß schon gar nicht mehr, wie das aussieht." Die beiden lachten und amüsiert schüttelte er den Kopf. "Ihr habt gar keinen Grund mich zu beneiden. Immerhin habt ihr schon ein paar Einsätze hinter euch", stellte er fest. "Weißt du inzwischen in welches Team du kommst?" Fragend musterte er Alexander, der sich an die Wand gelehnt hatte, die Beine lang auf dem Bett ausgestreckt. "Nein, nicht genau. Ich werde hier in Deutschland bleiben, mehr ist noch nicht raus." Braune Augen flackerten kurz zu Stephan hinüber, der nur mit den Schultern zuckte. Es war klar, dass der Franzose dort sein würde, wo man ihn benötigte. Unwillkürlich erfüllte ihn Kälte bei dem Gedanken, dass Stephan andere wie sie jagen würde. Andererseits waren solche Flüchtlinge wahrscheinlich sowieso zu dumm zum Leben. Wie konnte man sich gegen Rosenkreuz stellen? Und damit gleichzeitig gegen SZ, die ihre Leute von hier rekrutierten? Allein darüber nachzudenken war leichtsinnig und er war für seinen natürlichen Schutz gegen schwächere Talente erneut zutiefst dankbar. "Wann geht es eigentlich los?" Der Deutsche streckte sich, wohldefinierte Muskeln zeichneten sich unter seinem Shirt ab. "Morgen schon..." Er freute sich wirklich darauf, vor allem seit er wusste, _wen_ er begleiten würde. Alexander legte den Kopf leicht schief. "Warum bist du dann noch nicht am Packen?" Seine Mundwinkel zuckten, unentschlossen ob er lächeln sollte oder nicht. "Schneider kümmert sich um alles." Er wusste schon vorher, wie die Reaktion der beiden ausfallen würde und auch wenn er sie jetzt verstand, fand er das Erblassen und die nervösen Blicke immer noch amüsant. "Du willst doch nicht behaupten, dass du mit dem Direktor verreist?" Wie immer in solchen Momenten trat der französische Akzent deutlicher hervor. Auf sein wortloses Nicken hin schlug sich Stephan in einer übertriebenen Geste die Hand vor die Augen. "Ich wusste schon immer, dass du nicht ganz normal bist..." "Damit befinde ich mich ja in bester Gesellschaft." Alexander grinste schwach, war über die Neuigkeit aber noch nicht ganz hinweg. Keiner von ihnen wäre auf die Idee gekommen, sich über die Aussicht zu freuen, Schneider auf längere Zeit in der Nähe zu haben. Er selbst hingegen konnte die Gelegenheit, endlich etwas anderes zu sehen als die inzwischen viel zu vertrauten Mauern, kaum noch erwarten. Und auch wenn man es ihm nicht ansah, wuchs seine Ungeduld von Sekunde zu Sekunde. Der Start des Flugzeugs warf ihn in die Vergangenheit zurück. Vor nicht ganz einem Jahr hatte er schon einmal so neben Schneider gesessen, ohne zu wissen, was ihn erwartete. Er ignorierte den Andruck indem er in ein erlerntes Entspannungsschema fiel, das ihm jetzt so natürlich wie das Atmen erschien. Augenblicklich wurde sein Geist ruhig, öffnete sich den Möglichkeiten und ganz langsam sickerte die größte Wahrscheinlichkeit in sein Gedächtnis. Es funktionierte nicht immer, doch heute ließ ihn sein Talent nicht im Stich. Was durch das Fehlen des sonst bei solchen Einsätzen oft obligatorischen Screamers sicher erleichtert wurde. "Warum haben Sie gerade mich mitgenommen?", wandte er sich an Schneider, sobald sie in der Luft waren. Er wüsste auch gerne, warum sich der Direktor um diese Rekrutierung kümmerte - denn um eine solche handelte es sich, wie er bereits herausgefunden hatte - doch diese Frage stand ihm nicht zu. Eigentlich hatte er überhaupt keine Fragen zu stellen, sondern einfach nur zu gehorchen. Sein Blick wurde düster bei diesem Gedanken. Schneider erlaubte ihm jedoch einige Freiheiten. Ein halbes Lächeln löste die Dunkelheit ab. Eisblaue Augen registrierten sein Mienenspiel und sanfte unsichtbare Finger tasteten flüchtig über seinen Geist hinweg. Dann verzog ein amüsiertes Lächeln die Lippen des Deutschen. "Du weißt, dass es nicht viel bringt zu schweigen, solange du deine Gedanken nicht blockierst..." Rasch prüfte er seinen Block und stellte mit leichter Besorgnis fest, dass er ihn wirklich wieder vernachlässigt hatte. Manchmal verließ er sich einfach zu sehr auf seine natürliche Immunität. "Um aber auf deine Frage zurückzukommen", erlangte Schneider erneut seine ungeteilte Aufmerksamkeit", wen außer dir hätte ich wählen sollen? Schließlich soll Sebastian Steiner einmal zu deinem Team gehören." Überraschtes Schweigen, zu einer anderen Reaktion war er anfangs einfach nicht fähig. Warum erzählte Schneider ihm das? Bei Rosenkreuz erfuhr man erst wo genau man landete, kurz bevor man die Einrichtung endgültig verließ. Zudem wurde man stets einem bestehenden Team zugeteilt, sofern man für diese Aufgabe vorgesehen war. Auf diese Weise wurde verhindert, dass zu enge Bindungen zwischen den Schülern entstehen konnten. Erst als seine Gedanken an der Stelle angelangt waren, wurde ihm abrupt bewusst, dass die Entscheidung über seine Zukunft bereits gefällt worden war. Unwillkürlich beschleunigte sich sein Herzschlag. Eine Hand, reale Finger, strichen kurz über seine Wange. Geweitete braune Augen begegneten blauen. "Ja, du wirst dein eigenes Team bekommen", wurde seine unterdrückte Hoffnung bestätigt. Die Worte hallten in seinem Inneren nach, lösten ein warmes, zufriedenes Kribbeln aus. Das war eine außergewöhnliche Auszeichnung. Ein selbstzufriedenes Lächeln legte sich auf seine Lippen, auch wenn er seinen Gesichtsausdruck im Übrigen wieder unter Kontrolle brachte. Die Hotelsuite sah teuer aus, aber ihnen blieb nicht viel Zeit sich umzusehen. Nachdem sie sich frischgemacht und die leicht zerknitterte Kleidung gewechselt hatten, brachen sie auch schon zu ihrem ersten Ziel auf. Schneider hatte ihm erzählt, dass es sich dabei um eine Nervenheilanstalt handelte, die zu SZ gehörte. "Herr Steiner - ein wichtiger Mitarbeiter - war gestern mit seinem Sohn hier. Wir sind sofort informiert worden." Ein Bild, vom Blickwinkel her von einer Überwachungskamera aufgenommen, wurde ihm gereicht. Doch er brauchte es sich nicht anzusehen, er wusste bereits, wie der Junge aussah. Ein schlaksiger Teenager, die Haare eine wirre orange Mähne, ohne wirklich lang zu sein. Die Augen grün und trüb. In seiner Erinnerung rührte sich etwas, weitere Bilder kamen hinzu. Das Grün spiegelte Verwirrung wider, Kälte, ein selbstgefälliges Glimmen. Und dann war da noch ein Name... Ja, er gehörte in seine Zukunft - kaum etwas hatte er bisher so deutlich wahrgenommen. Nur woher hatte Schneider gewusst, dass Sebastian wichtig für ihn sein könnte? Warum diese schnelle Reaktion? Auch wenn Telepathen für Rosenkreuz interessant waren, hätte man doch einfach einen Hunter herschicken können. Verständnislos runzelte er die Stirn, merkte dann erst, dass er die ganze Zeit auf das Foto gestarrt hatte. Mit einiger Mühe riss er sich zusammen, gab es Schneider zurück. Eisblaue Augen musterten ihn mit Erwartung, fast schon Hunger. Ihm wurde klar, dass der Deutsche nicht nur einiges mehr wusste, sondern irgendwie persönlich in dieser wirren Entwicklung involviert war. Der Gedanke wurde tief in seinem Bewusstsein vergraben, zeigte sich nicht auf seinem Gesicht. Und Schneider schien ihn zum Glück nicht aufgefangen zu haben. Im Austausch für das Foto erhielt er eine Zeitung. Im ersten Augenblick fiel es ihm schwer die ungewohnten Schriftzeichen zu entziffern, dann aber verstand er die Meldung: Bande Jugendlicher unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen. "Er war das..." Es war nicht wirklich eine Frage, Schneider nickte nichtsdestotrotz. "Deswegen hatte sein Vater ihn zur Anstalt mitgenommen", schlussfolgerte er. "Ja." Die Stimme des Älteren blieb indifferent, auch wenn er unter der ruhigen Oberfläche immer noch diese vibrierende Erwartung zu spüren glaubte. "Herr Steiner tat es, obwohl er wusste, dass wir dadurch auf seinen Sohn aufmerksam werden würden. Andererseits wusste er nicht, was genau hinter dieser Einrichtung steht, für die er arbeitet." Das diese Aussage begleitende Lächeln war schmal und kalt. Er stieß einen Laut zwischen Seufzen und Amüsement aus. Willkommen im Netz der Spinne namens SZ. Je mehr man strampelte um sich daraus zu befreien, desto enger wickelte es sich um einen. Sie erreichten ihr Ziel in Schweigen, das alles andere als ungemütlich war. Kaum dass sie aus dem Wagen stiegen, umfing sie heiße Sommersonne und sie beeilten sich in das wuchtig aufragende Gebäude zu gelangen. Im Innern war es ziemlich üppig ausgestattet und dieses Mal zeigte sich eindeutig ein belustigtes Lächeln auf seinen Lippen, als ihm aufging, mit welcher Art von Tarnung er es hier zu tun hatte. Wie unkreativ. Dafür aber sehr effektiv. Schneider wurde von einem Arzt begrüßt, dessen graue Augen dem Blick der eisblauen so gut es ging auszuweichen versuchten, ohne dass es unhöflich wirkte. Allzu viele Worte wurden nicht gewechselt, dann ging es zum Fahrstuhl, der mit einem klaren ,Pling' aufsprang. Innerhalb der relativ kleinen Kabine wurde der Mann, der sich als Dr. Hinkaru vorgestellt hatte, noch nervöser. Er liebte es zu beobachten, wie sich andere in der Anwesenheit von Schneider wanden. Dieser Gedanke wurde von ihm nicht zurückgehalten und der Deutsche schüttelte kaum merklich den Kopf. Ihrer beider Miene blieb ausdruckslos und dennoch teilten sie ein inneres Auflachen. "Sie haben ihn gehen lassen?" Die Worte schienen vor Frost zu klirren und die Temperatur in dem Überwachungsraum fiel augenblicklich unter Null. Der Doktor zuckte zusammen, das Gesicht bleich mit feinen Schweißtropfen am Haaransatz. So ein Idiot. Er bezweifelte, dass der Telepath sich jetzt noch zurückhalten würde und als er Schmerz in den grauen Augen aufblitzen sah, wurde seine Vermutung bestätigt. Trotzdem blieb er ruhig. Schließlich _wusste_ er, dass der Junge in seinen Händen enden würde. ~TBC~ Tja, wem es bisher nicht aufgefallen ist: ich habe Sebastians Hintergrundgeschichte aus "Bright Nights" übernommen, jedenfalls insoweit sie dort in den Kapiteln 32-34 erzählt wird. ^^ Ist nicht _unbedingt_ wichtig, aber wer sie noch nicht kennt, sollte sie vielleicht nachlesen. Hilft ein wenig dem Verständnis *grins* Der Songausschnitt am Anfang des Kapitels... es ist sicher deutlich geworden, dass die Grundstimmung eine ganz andere ist als in diesem Chapter. Sagen wir es mal so: der Ausschnitt zeigt einen Teil von Brad, während das Kapitel von Crawford handelt ^.~ cya, cu ^-^ Kapitel 53: "Sweet Dreams are made of this" ------------------------------------------- Close Distance (Teil 53) Titel: Close Distance Teil: 53/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Weiter geht's mit Ran und Co. ^^ Wenn ich mich nicht stark irre, müsste es gerade Montagabend, im späteren Verlauf Dienstag sein... Mia, gerade mal gute zwei Wochen vergangen ^^°°° Disclaimer: not my boys, no money make... Greetings: @Furia: *lach und dich hochzerr* Du musst dich doch nicht entschuldigen - ich freue mich halt immer, wenn du Zeit zum kommentieren findest *knuffz* ^^ Ich hoffe, du bist bald wieder gesund *nod* Japp, ich baue gerne Voraussagen in den Vergangenheitskapiteln ein *gg* Ich liebe es nämlich, wenn sich so bestimmte Kreise schließen ^.~ Diesen T-Shirt Aufdruck kenne ich nicht, finde ihn aber echt genial ^^ Nu ja, ich war einfach zu faul, mir für Schu was anderes einfallen zu lassen *grins* Bin froh, dass du es nicht zu eng siehst. Brad wird ihn nicht am Strand auflesen sondern ein wenig später. Ich glaube, das Kapitel gibt es nächste Woche ^^ Hinkaru hat nen blöden Namen, weil er erstens nur kurz auftaucht und ich zweitens den Typ nicht mag - seine Inkompetenz in dem Fall *gg* Ich denke auch, dass die Leute eher Angst vor Schneider als vor Brad haben, aber beide zusammen sind besonders schlimm *lach* ^___^ @Andromeda: Na, hat dich Mexx wieder geärgert? Ich find's echt cool, dass wir endlich ne Band gefunden haben, die wir beide mögen *breit grins* "Give me Novacaine" ist mein dritter Lieblingssong ^^ Was hältst du von dem? Hab mir die CD gestern beim Autofahren auch wieder reingezogen. Einziger Nachteil ist, dass ich beim Hören immer mehr aufs Gaspedal treten wollte, während die Wetterverhältnisse das überhaupt nicht gestatteten ^^°°° @kohaku_san: Cliffhanger? *lol* Okay, dann gibt es einen kleinen, denn heute gibt es wirklich ein Gegenwartskapitel ^^ In der Vergangenheit geht's aber schon nächste Woche weiter und ein bissl Schwarz ist heute schon drin *tröst* ^.~ Schneider und Brad haben wirklich so ihre Fans - aber ich bin Mitglied Nummer eins im Fanclub ^_____^ *lach* Ich gebe zu, dass ich es einfach nicht mehr aushalten konnte, die Vergangenheitskapitel ohne Schu zu schreiben. Vor allem habe ich jetzt damit auch die Möglichkeit, mal einen anderen Blickwinkel als nur den von Brad zu wählen *grins* @nai-chan: Hm, irritieren wollte ich dich damit nicht *Kopf schüttel* Talent ist sozusagen auf Rosenkreuz die "offizielle" Bezeichnung für diese Fähigkeiten, daher habe ich in den Vergangenheitskapiteln überwiegend dieses Wort gebraucht ^^ Freut mich, dass es dir aufgefallen ist, wenn auch nicht gerade positiv ^^°°° Jupp, jetzt ist es wirklich Schuldig, der auftaucht, wurde auch langsam Zeit *grins* @Kizuna01: Hätte immerhin fast geklappt *dir Abschiedsgummibärchen reich* Und auch wenn ein "gut war's" vielleicht abgedroschen klingt, ist es immerhin besser als eine negative Bewertung *lach* Daher nichts dagegen. ^^ Schu war nicht mehr in der Klinik, weil sein Vater es nicht gewollt hatte - steht in "Bright Nights" ^^ Anders wäre was im Folgenden geschieht nicht möglich gewesen, daher habe ich es dabei belassen - auch wenn der Doktor dadurch als ziemlicher Volltrottel dasteht ^^# Dann bis hoffentlich Mitte März *knuffel* @Xell: Ha, haste wieder deinen Stammplatz erobert? *lach und Gummibärchen rüberreich* Ich bin immer noch dankbar, dass sich unser Compi bisher gegenüber Viren recht resistent zeigt *dreimal auf Holz klopf* ^^ Du musst ja nicht ganz BN lesen, sondern wenn du dich für Sebastians Geschichte interessierst nur die angegebenen drei Kapitel. Sie stehen wirklich für sich allein ^.~ Die Beziehungen zwischen den Charas übernehme ich nicht aus der alten Story. Währe erstens langweilig und zweitens würde es auch nicht passen ^^ Stimmt, der Grundstein für Schwarz ist in der Vergangenheit gelegt. Ich frage mich bloß gerade, wie lange ich brauchen werde, um alle vier zusammenzubekommen *drop* Teil 53 "Sweet Dreams are made of this" Und so beginnt es. Alles lief aufeinander zu, Faden für Faden, nach Vereinigung strebend. Er fühlte es regelrecht, wusste es tief in seinem Innern, auch wenn er sich selbst nicht zu glauben traute. Egal was er eben zu Nagi gesagt hatte. Wenigstens schlief der Junge jetzt und würde morgen nicht mit dunklen Schatten unter den Augen rumlaufen. Selbst müde setzte er sich auf sein Bett, nahm die Brille ab und legte sie auf den Nachttisch. Unwillkürlich musste er an Schneider denken und ein bitteres Lächeln ätzte sich in seine Gesichtszüge. Konnte es zuviel Wissen geben? Früher hatte er geglaubt, dass es Macht verlieh, doch jetzt hatte es Macht über ihn gewonnen, bestimmte sein Handeln und führte ihn auf diesen Weg, an dessen Ende die Freiheit oder der Tod warten würde. Manchmal hasste er Schneider beinahe für das, was er ihm enthüllt hatte, dann wiederum war er dankbar. In dieser Sekunde der Schwäche gestand er sich ein, dass er den Älteren vermisste. Für einen Moment bedeckte er sein Gesicht mit beiden Händen, als wollte er sich dahinter verstecken. Er trug die Verantwortung für sein Team, es war zu spät um das von sich zu weisen. Und genau diese Verantwortung lastete schwer auf ihm, umso schlimmer, da sich die Last so ungewohnt anfühlte. Schließlich straffte sich die Gestalt und Bestimmtheit hielt Einzug in braunen Augen. Er hatte seinen Weg gewählt und damit hatte es sich. Heute war einfach zuviel auf einmal geschehen. Erwartetes und Unerwartetes. Am Wichtigsten war Stephensons Urteil über Aya gewesen, das die zukünftige Entwicklung determiniert hatte. Am nebensächlichsten Ran. Aber warum ging ihm dessen sonderbares Verhalten nicht mehr aus dem Kopf? Etwas zupfte an seinem Bewusstsein, eine blasse Erinnerung, noch nicht sicher genug um an Stofflichkeit zu gewinnen. Seltsam. Aber es war ihm bis eben noch nicht in den Sinn gekommen, dass er nicht nur darüber nachdenken sollte, was mit Nagi geschah, wenn sie die ganze Sache überlebten. Um Schuldig und Farfarello machte er sich keine allzu großen Sorgen. Ein Problem gab es noch, doch er hatte im Gefühl, dass sie es lösen würden. Aber was war mit ihm selbst? Seine Stirn legte sich in Falten, während er sich für die Nacht umzog, glättete sich, als er über sich selbst lächelte, ohne bitteren Unterton. Was waren das bloß für Überlegungen... Schuldig würde sich bestimmt halb tot lachen. Der Schlaf ließ nicht lange auf sich warten und leider auch nicht der Traum, der ihn in den letzten Nächten immer und immer wieder verfolgte. ~*~*~ Ein süßliches Lied dudelte über den Platz hinweg, Karussellmusik, so klebrig wie die Zuckerwatte, die er in der linken Hand hielt. Der Himmel strahlte in einem fast unnatürlichen Blau und keine Wolke trübte die Stimmung oder das Leuchten der Sonne. Licht durchflutete alles, Wärme lag angenehm auf der Haut. Es war nicht zu heiß und nicht zu kalt. Ein Tag, der geschaffen worden war, um perfekt zu sein. Er war glücklich ohne zu wissen warum, genoss es hier zu sein. Jemand zog an seiner rechten Hand und mit einem Lächeln blickte er auf seinen Bruder herunter. "Was ist, noch mehr Zuckerwatte?" Braune Augen strahlten ihn an, ein Kopfschütteln war die Antwort. "Ich möchte ein Eis!" Fordernd schloss sich eine zweite Kinderhand um seine Rechte und begann ihn in Richtung des nächsten Kiosks zu zerren. Ein Lachen stieg in ihm auf und er folgte ohne Widerstreben. "Du weißt, dass du dir damit die Zähne verdirbst?" Mit einem Grinsen, das weiße perfekte Zähne aufblitzen ließ, wurde seine Warnung abgetan. Die Verkäuferin reichte seinem Bruder das Schokoeis und schenkte ihm noch einen Lutscher dazu. Mit einem gespielten Seufzen zahlte er, wurde gleich darauf weitergezogen. Dieses Mal zur Achterbahn. Und so ging der Tag weiter, über die Geisterbahn, wo sich eine kleine Gestalt an ihn klammerte während sie behauptete keine Angst zu haben, zum Riesenrad und den anderen Attraktionen. Nur der Lauf der Sonnenscheibe war ein Zeichen für die vergehende Zeit, ansonsten schien alles in einer sich wiederholenden Schleife gefangen zu sein. Bis abrupt ein Riss das Geschehen störte. Die Musik war verstummt, Grau die vorherrschende Farbe. Allein stand er vor einer Art Bühne, ohne zu wissen, wie er hierher gelangt war. Wind kam auf, zersauste schwarze Haare, seine rechte Hand war kalt, ohne die Wärme der Kinderhand. Sein Bruder, wo war er? Ein lautloser Ruf ließ ihn die Bühne absuchen, wo jetzt eine vertraute schmale Gestalt stand. Angst überfiel ihn ohne Vorwarnung, denn in diesem Augenblick wusste er, was geschehen würde. Das Gesicht seines Bruders blieb seltsam ausdruckslos, während Blut daran herunterzuströmen begann. Und dann war er wirklich allein. Er fiel auf die Knie, rührte sich nicht, während Zeitalter an ihm vorüberzogen. Nichts fühlend, nichts sehend, erstarrt im Bewusstsein seines Verlustes. Du kannst es doch verhindern... < Der Hauch einer Stimme, unausgesprochene Worte, trotzdem eine Erinnerung anrührend, sie zum Leben erweckend. Sein Talent. Ja. Als wäre dieser Gedanke alles gewesen, dessen es bedurfte, begann die ganze Szenerie im Rückwärtslauf zu ihrem Anfang zurückzukehren. Atemberaubend schnell, bis er schließlich wieder dastand, die strahlende Sonne über sich, Karussellmusik im Ohr. Alles war wie vorher, nur dass nun die Panik in seinem Inneren vibrierte und ein regenbogenfarbener Faden aus Licht vor ihm in der Luft hing, sich die Wege entlang wand, die er vorhin gemeinsam mit seinem Bruder abgeschritten hatte. Er konnte nicht klar denken, kannte in diesen Minuten nur ein Ziel: Dieses Licht auszulöschen, das Geschehene damit auszutilgen. Und ohne das Wissen um das ,Wie' zu brauchen, tat er es einfach. Seine Hände schienen den zitternden Faden zu zerfasern, bis nur noch bunte Funken übrig waren, die restlos verglühten. Es war nie passiert. Sein Bruder war nie verschwunden. Zeit hatte keine Bedeutung mehr. Es hätten Jahre oder nur Sekunden vergehen können, aber irgendwann stand er wieder vor der Bühne, sah hoffnungsvoll hinauf. Er war da. Erleichterung, so tief empfunden, das sie schmerzte. Sein Mund öffnete sich um nach seinem Bruder zu rufen, aber ein sich entwickelndes Leuchten ließ ihn innehalten. Eine Korona aus Licht hüllte seinen Bruder ein, stieg spiralförmig in den Himmel. Lächelnd wurde sein fassungsloser Blick erwidert und zwei Worte drangen zu ihm vor, ehe das Gleißen ihn dazu zwang sich abzuwenden. Zu spät... Verzweiflung riss ihn entzwei, wehrlos ließ er es über sich ergehen. Es war zu spät. ~*~*~ "Nein!" Mit einem heiseren Keuchen setzte er sich in der Dunkelheit seines Zimmers auf, starrte blicklos gegen die Wand. Übergangslos war er hellwach, beruhigte seinen rasenden Herzschlag. Lider wurden über braunen Augen geschlossen, während er noch gegen die Verzweiflung ankämpfte. Schließlich schlug er die Bettdecke beiseite, ging ins Bad und versuchte sich die gräuliche Farbe aus dem Gesicht zu waschen. Schon wieder dieser Traum. So vertraut und doch in jeder Nacht neu. Neue Hoffnung, gefolgt von alter Verzweiflung. Als wollte er sich selbst, seine Unfähigkeit, verhöhnen. Früher hatte ihn der Traum selten heimgesucht, in den letzten Nächten jedoch kaum eine Gelegenheit ausgelassen. Es musste die Anspannung sein. Wenn erst einmal alles hinter ihnen lag... Ja, wenn. ****** Diese Nacht hatte er ohne Probleme Schlaf gefunden, wachte erholt und ohne das bekannte Gefühl der Verlorenheit auf. Die Erinnerung an das Gespräch mit Crawford-san war wie ein warmes Glühen in seinem Inneren. Endlich war ein Spezialist bei Aya-chan gewesen. Diese Eröffnung im Auto hatte jeden anderen Gedanken verdrängt und noch jetzt glaubte er diese ruhigen braunen Augen auf sich ruhen zu fühlen, obwohl der Amerikaner ihm auf seinen Laut der Überraschung hin nur einen kurzen Seitenblick zugeworfen hatte. "Guten Morgen." Er bemerkte gar nicht, dass er lächelte, als er die Küche betrat. Und kein Stich durchfuhr ich bei dem Anblick der Zwillinge, die augenblicklich auf ihn zugestürmt kamen und an seinen Hosenbeinen zu zerren begannen. Aya, sicher würde er sie bald wiederhaben. "Hallo, Ran-kun!" Yunshiros dunkle Augen musterten ihn nur für einen Sekundenbruchteil, dann lockerte irgendetwas die Züge seines Freundes auf. "Du hast einen neuen Pullover?" Aufgrund des Regens war es heute ein wenig kühler als die vergangenen Tage und ohne darüber nachzudenken hatte er ihn übergezogen, bevor er das Haus verließ. "Nein, der..." Überraschenderweise rötete Verlegenheit seine Wangen etwas und unwillkürlich wanderte sein Blick zu seinen verdeckten Handgelenken. "Der gehört einem Bekannten", beendete er dann endlich seinen Satz, in Gedanken bei Farfarello und Crawford-san. "Ist das so... Und warum lächelst du eigentlich so komisch?" "Was mache ich?" Irritiert sah er Yunshiro an, der plötzlich loslachte. "Vergiss es, wir kommen zu spät zum Unterricht. Und vergiss nicht den Pullover auszuziehen, sonst gibt es noch Ärger." Widerstandslos ließ er sich von seinem Freund mitzerren. ****** Die Sonne erschien ihm einen Tick heller als sonst, der Himmel blauer, die Luft frischer. Auch wenn sein Gesichtsausdruck nichts davon widerspiegelte, fühlte er sich erleichtert, als hätte ihn ein Stück der zukünftigen Freiheit gestreift. Es war nur ein Versprechen, jedoch eines, das Crawford ihm gegeben hatte. Blaue Augen funkelten, als würden Sterne den nächtlichen Himmel durchsetzen. Ungesehen hinter halb geschlossenen Lidern. "Nagi..." Er blickte von dem Lehrbuch auf, öffnete die Augen ganz, nun da die weißen Seiten nicht mehr so blendeten. Der Lärm der auf dem Schulhof herrschte holte ihn ein, in dem Maße, wie seine Konzentration schwand. Ein schmales Lächeln erwiderte seinen fragenden Blick. "Fujimiya-sempai." Überrascht fiel er in die distanzierte Anredeform zurück. Ran schien kurz die Augen zu verdrehen, aber in dem Violett zeigte sich auch Verständnis. Ruhe überkam ihn, als er den Älteren betrachtete, die gemischten Gefühle waren verschwunden. Dieses neue Wissen - das Gespräch mit Crawford - hatte die Ebenen verschoben und ließ ihn in der Luft hängend zurück. Er musste eine neue Basis finden. Ein Beginn war, dass seine Mundwinkel sich jetzt ebenfalls nach oben bogen. Ran biss sich flüchtig auf die Unterlippe, zögernd, abschätzend. Dann endlich rückte er mit seinem Anliegen heraus. "Hast du noch einmal über meinen Vorschlag nachgedacht? Ich habe es ernst gemeint." Der Blick der violetten Augen richtete sich für einen Moment nach innen und er wusste ohne jeden Zweifel, an wen Ran gerade dachte. Er blieb weiterhin ruhig, das Lächeln wich nicht. "Ja, habe ich." "Und?" "Zeit müsste ich dafür übrig haben", beantwortete er die Frage indirekt, froh, den Schritt, getan zu haben. Als wollte er sich selbst beweisen, dass er an das Versprechen glaubte. Sein Blick fiel auf Rans Handgelenke, fuhr die Spuren nach, die Farfarello dort hinterlassen hatte. Schuldig hatte ihm heute Morgen beim Frühstück davon erzählt. Natürlich nicht, weil der Telepath glaubte dies könnte ihn interessieren. Dem war es einzig und allein darum gegangen, Crawford aus der Reserve zu locken. Der hatte nicht reagiert, sondern in aller Ruhe seine Zeitung gelesen. Irgendwie war da plötzlich der Eindruck gewesen, dass etwas unausgesprochen blieb. Etwas, das Schuldig amüsierte. Er selbst hingegen hatte nur mit leichter Besorgnis die gut verborgene Müdigkeit wahrgenommen, die feine Linien in Crawfords Züge zeichnete. Ran richtete sich aus der Hocke auf, holte ihn mit der Bewegung in die Gegenwart zurück. "Gut, dann möchte ich dir jemanden vorstellen." So etwas wie Verlegenheit zeigte sich in einer fahrigen Handbewegung und für einen Augenblick fragte er sich, woher diese Reaktion kam. Bis ihm bewusst wurde, dass er immer noch auf die farbigen Flecke starrte. Hastig stand er ebenfalls auf, tat so, als wäre nichts gewesen. Und Ran beließ es dabei. Stattdessen winkte er einen anderen Oberschüler herbei. Das musste sein Freund sein, dieser Miyato Yunshiro. Einzelkind. Eltern oft auf Dienstreise. Natürlich hatte er schon vor einiger Zeit über Rans Umfeld nachgeforscht. Denn wie sagte dieses alte Sprichwort: Halte dir deine Freunde nah, deine Feinde näher. Und Ran hatte vielleicht nicht zu zweiten Kategorie gehört - dazu war er zu ungefährlich - doch Informationen konnten einem immer nützlich sein. Der folgende Austausch von Namen bestätigte seine erste Vermutung. "Yunshiro ist im Computer-Club der Oberstufe. Er hat mir erzählt, dass beide Kurse heute wieder zusammengelegt werden, da der eine Lehrer einen Rückfall hatte. Vielleicht möchtest du ja mit ihm zusammen hingehen." Miyato lächelte offen und dunkle Augen ruhten neugierig auf ihm. Offensichtlich fragte er sich, woher Ran einen Mittelschüler kannte. Ihm wurde bewusst, dass der Rothaarige wahrscheinlich noch niemandem von seinen neuen Bekanntschaften erzählt hatte, wenn nicht einmal sein bester Freund Bescheid wusste. Als wären sie Rans Geheimnis. Als er den Älteren in diesem Licht betrachtete, fiel ihm auf, dass er viel verschlossener wirkte. Nicht schüchtern, sondern abgeschottet. Warum hatte er das nicht schon eher bemerkt? Eine unsichtbare Mauer, vertraut, weil diese ihn selbst auch oft genug umgab. Und Eis in dem Violett, unberührt von der oberflächlichen Wärme. Ein Puzzlestück rutschte an die richtige Stelle. Und er verstand ihn besser. "Vielen Dank, Sempai", wandte er sich mit einem höflichen Lächeln an Miyato, nichts zeigte die blitzschnellen Gedanken, die hinter seiner Stirn arbeiteten. Der Nachmittag war schneller heran als erwartet und ein kleines bisschen begann er seine Entscheidung zu bereuen. Was nur hatte ihn dazu getrieben, hier länger als erforderlich Zeit zu verbringen? Die Antwort meldete sich zaghaft und mit einer Mischung aus Ironie und Resignation befahl er ihr den Mund zu halten. Irgendwie hatte diese ganze Idee gestern noch besser ausgesehen, kurz vor dem Einschlafen. "Hallo Naoe-kun, ich dachte schon, du hättest es dir anders überlegt." Miyato lächelte schon wieder und unwillkürlich entspannte er sich etwas. "Wir beeilen uns besser, damit wir nicht die langsamsten Kisten bekommen." Mit diesen Worten setzte sich der Ältere in Bewegung, in Richtung Computerkabinett. Und er folgte ihm ohne zu zögern. Der Raum war erst halb voll, Miyato sah sich um, als suchte er jemand bestimmten, nickte sich dann selbst zu. "Nicht so schüchtern. Tsukiyono ist auch schon da. Sicher werdet ihr euch gut verstehen." Der Blondschopf hörte seinen Namen und himmelblaue Augen wandten sich ihnen zu. Bombay? ~TBC~ Ein bissl tut mir Crawford in diesem Teil leid. Und bei den derzeitigen Entwicklungen sollte er wirklich ausgeschlafen sein *räusper* Endlich habe ich es geschafft eine weitere Verbindung zu knüpfen *grins* ^^ Es ist echt der Wahnsinn, wie lahm ich bin ^^°°° Ich hoffe, ihr habt mit der Story weiterhin Geduld und lauft mir nicht weg ^^# Die heutige Kapitelüberschrift ist übrigens geklaut *lach* In dem Fall von Manson, weil mir seine Version des Songs besser gefällt *nod* cya, cu ^-^ Kapitel 54: "Rückblicke XII - Mir ist es lieber, wenn man es mir freiwillig gibt" --------------------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 54) Titel: Close Distance Teil: 54/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Wie versprochen heute wieder ein Vergangenheitskapitel. Ich glaube, zurzeit habe ich mehr davon vorgeschrieben, als in der Gegenwart *am Kopf kratz* Disclaimer: not my boys, no money make... Greetings: @Andromeda: Oh, ne BV, was für eine Freude *gg* Schön, dass Brads Traum so gut bei dir ankam ^___^ Und japp, ich hab's endlich geschafft, dass Omi und Nagi aufeinander stoßen, aber erstmal bleibt's da friedlich ^^ Irgendwie hab ich mir schon gedacht, dass dir der Songtext bei Kapitel 52 gefällt *zwinka* [Hab grad "Give me Novacaine" laufen] Was sagste zum heutigen? Die meisten Prüfungsergebnisse habe ich inzwischen. In Statistik ne 2,3 *erleichtert guck* Hab gehört, dass wieder ungefähr die Hälfte durchgerasselt sein soll o__o In Englisch, Info, VWL, Mathe, Recht und Bilanzierung ist es ne 1,0 *breitgrins* Frag mich bei letzterem nicht, wie das passiert ist o.O'' Viel Spaß mit deinem Cousin ^__^ Und ich bezweifle, dass du mich zum Eminem-Fan konvertieren kannst *lach* @nai-chan: Ich muss zugeben, dass ich von Wortwiederholungen auch nicht besonders viel halte und in der Regel versuche sie zu vermeiden ^^° Okay, in Zukunft versuche ich mich mit "Talent" etwas zurückzuhalten, auch wenn ich es auf jeden Fall öfter verwenden werde als andere Bezeichnungen *Kompromiss anbiet* ^.~ Cliffhanger? *verwirrt guck* Ist mir überhaupt nicht aufgefallen *lach* ^_________^ Ein bissl musste dich noch gedulden, ehe diese Szene fortgesetzt wird *Kopf einzieh* Ich musste mir nämlich selbst erst überlegen, wie ich Nagi reagieren lasse... *ehe* @Furia: Zu den Kirchenglocken (was ich letztes Mal vergessen hab ^^#): Japp, in meiner Story wurde Brad als Christ erzogen, auch wenn das nicht mehr bedeutet, als dass er die obligatorischen Messen über sich ergehen lassen musste. ^^ Mit seinen Erfahrungen und vor allem seinen Talent ist die Bibel sicher nicht das Buch der Bücher für ihn. Übrigens denke selbst ich beim Klang von Glocken als erstes an einen Kirchturm und ich kann dir versichern, dass ich bisher nur als Tourist in einer Kirche war *die Konfirmation meines Cousins nicht mitgezählt* *grins* @kohaku_san: *Mitgliedsausweis mit einer großen #2 rüberschieb* *lach* Im letzten Chapter habe ich wirklich etwas oft die Perspektive gewechselt ^^° Aber die einzelnen Szenen ließen sich meiner Meinung nach nicht weiter ausdehnen und sie passten zu den jeweiligen Personen imho so am besten *nod* Was soll ich zu Ran sagen, ich hoffe auch, dass Crawford zum Schluss mehr als ein Werkzeug in ihm sieht - nur dummerweise sind es wie du sagtest schon so viele Kapitel und bisher sieht es eher trübe aus *dumm guck* *das so nicht geplant hatte* Wird schon werden... hoffe ich *ehe* Das mit Nagi und Omi haste dir richtig gemerkt *nod* Und nein, wie du sicher schon bemerkt hast, geht es heute in der Vergangenheit weiter - wenn ich mich recht erinnere, wolltest du im letzten Commi genau das *lach* @Xell: Wo haste dein Praktikum gemacht? Ich fand meine beiden eigentlich ganz interessant, die Leute haben sich da allerdings auch nicht sowas wie bei dir geleistet o.O Ist ja wohl ein Zeichen schlechter Planung, wenn die euch nicht mal übereinstimmende Termine geben können *Kopf schüttel* *dir als Antifrustmittel Gummibärchen reich* Ganz genau, Brad ist alles andere als über den Verlust hinweggekommen, vor allem seit er noch ein bissl mehr über die Sache erfahren hat (kommt in der Story in einem zukünftigen Vergangenheitskapitel) ^^ Ich denke, dass Rosenkreuz Brad auf jeden Fall geschnappt hätte, so dass selbst ohne den Tod seines Bruders, Brads bisheriges Leben nicht sehr viel anders gewesen wäre - im Gegensatz zu seiner Persönlichkeit *nod* Übrigens kann Omi Nagi nicht als Mitglied von Schwarz enttarnen, da er keinen blassen Schimmer hat, wie er aussieht *gg* Wurde in... *überleg* ...Kapitel 49 erwähnt *grins* Alles andere wäre auch etwas ungünstig für meine Storyentwicklung ^.~ Teil 54 "Rückblicke XII - Mir ist es lieber, wenn man es mir freiwillig gibt" Du musst dahin, wo's weh tut Dahin, wo es schmerzt Und du musst immer denken du bist allein und wirst es immer sein Du musst dahin, wo's weh tut Wo alles zerfällt Wo die Menschen fallen und wo die Willkür siegt weil der Glaube lügt Du musst dahin, wo's weh tut Durch Feuer und Eis Du musst am Abgrund stehen und du musst runter sehen einfach runtersehen Du musst dahin, wo's weh tut Da wo ich schon bin Denn du musst jetzt riskieren alles, alles zu verlieren (Ausschnitte aus "Du musst dahin, wo's weh tut" von Virginia Jetzt) Hinkaru hatte sich einen Platz gesucht, saß unbeachtet da, den Kopf in beide Hände gestützt. Nach einem flüchtigen Seitenblick konzentrierte er sich wieder auf das Überwachungsvideo, das der Doktor ihnen eingelegt hatte. Der Raum war klein, quadratisch und steril. Alles in Weiß, selbst das kahle Bett, das aus nicht mehr als dem Gestell und einer Matratze bestand. Sebastian schritt die paar Quadratmeter ab, unermüdlich, immer wieder. Nichts wies darauf hin, dass er jemand anderes als einen ganz normalen Jungen vor sich hatte. Und doch war der Orangehaarige ein Telepath, würde einmal zu seinem Team gehören. Sein eigenes Team... Ein Gedanke, den er noch nicht ganz verarbeitet hatte. Das widersprach wirklich allen Regeln, aber er hatte keinen Grund sich zu beschweren. Ein kühles Lächeln umspielte seine Lippen, während der Junge auf dem Monitor weiterlief, wie ein Uhrwerk. Eine Hand legte sich auf seine Schulter und er blickte hoch, in Schneiders eisblaue Augen. Sie spiegelten sein Lächeln wider. "Es stellt vielleicht eine kleine Unbequemlichkeit dar, aber wenigstens haben wir die Anschrift von Herrn Steiner. Wir werden Sebastian holen müssen. Da sein Talent zurzeit blockiert ist, wird er uns kaum Schwierigkeiten bereiten können." Und selbst wenn, fügte der ruhige Blick hinzu, werden wir uns kaum davon aufhalten lassen. Er nickte und stand in einer flüssigen Bewegung auf. Gemeinsam mit Schneider verließ er den Überwachungsraum, der Arzt blieb sitzen, die Gestalt sank erleichtert noch ein weiteres Stück in sich zusammen. Der Wagen hatte auf sie gewartet, zusammen nahmen sie auf den Rücksitzen Platz. Der Deutsche lehnte sich mit einem leisen Seufzen zurück. Wahrscheinlich ärgerte er sich immer noch über die Inkompetenz des Arztes. Die Klimaanlage sorgte für angenehme Kühle und Schneider entspannte sich schließlich. Aber er hatte nicht länger Zeit auf die kaum erkennbare Körpersprache des Älteren zu achten, denn abrupt meldete sich eine Erinnerung zu Wort. Bilder stiegen empor, fühlten sich so real an, als hätte er alles eben erst erlebt. Für ein paar Sekunden wurden braune Augen glasig, dann gelang es ihm die Bilder abzuschütteln. "Etwas Wichtiges?" Schneider wusste natürlich, was gerade passiert war. "Vielleicht...", antwortete er zögernd, sortierte das neue Wissen. "Auf jeden Fall hat sich die Frage erledigt, wie wir Sebastian unbemerkt in unsere Hände bekommen können." Zufrieden sandte er die Erkenntnisse an den Deutschen. "Ja, das erleichtert einiges." Eisblaue Augen begegneten braunen, während weitere Worte telepathisch ausgetauscht wurden. Da ihnen noch etwas Zeit blieb, kehrten sie zunächst ins Hotel zurück. Schließlich wollten sie nicht ausgerechnet dann bei den Steiners auftauchen, wenn die Polizei da war. Was für ein glücklicher Zufall, dass Sebastian heute im wahrsten Sinne des Wortes über Bord gegangen war. Natürlich wäre es ihnen sehr ungelegen gekommen Sebastian tatsächlich zu verlieren, aber er wusste wie die Geschichte ausgehen würde und machte sich daher keine Sorgen. Genauso wenig machte er sich gerade die Mühe einen Block aufrechtzuerhalten, wie er es in Rosenkreuz fast durchgängig tat. So konnte Schneider seinen oberflächlichen Gedankengängen einigermaßen folgen. Der Ältere hatte sich an den Schreibtisch gesetzt und dort angefangen sich um Sebastians Ausreise zu kümmern, verließ sich dabei vollkommen auf seine Voraussage. Jetzt drehte sich der Deutsche zu ihm um, strich sich eine sandblonde Strähne aus der Stirn. "Manchmal passt eben alles zusammen", wurden seine Überlegungen kommentiert, begleitet von einem Lächeln. Die Verärgerung war eindeutig verschwunden. Langsam näherte er sich Schneider. "Und selbst wenn uns Sebastian nicht so einfach in den Schoß fallen würde, hätten Sie ihn sich sowieso genommen." Das Lächeln verbreiterte sich um ein paar Millimeter. "Es gibt viele, die sich einfach nehmen, was sie haben wollen. Mir ist es lieber, wenn man es mir freiwillig gibt." Eine Hand griff nach seiner Krawatte und unwillkürlich erinnerte er sich an seine Vision, als er sich damals zum ersten Mal in Schneiders Büro befand. Kein Wunder, dass alles so unklar gewesen war, es hatte einfach zu weit in der Zukunft gelegen. Doch in dieser Sekunde war es deutlich, so dass sich ihre Lippen gleich zweimal zu treffen schienen. Er lächelte in den Kuss hinein, der hart und fast ungeduldig ausfiel. Das störte ihn nicht, genauso wenig wie die dagegen sanfte Berührung in seinem Geist. Der Himmel war nicht mehr makellos blau, auch wenn die Wärme immer noch wie ein schwerer Mantel auf ihnen lastete. Unbewusst rückte er seine Krawatte zurecht, die das überhaupt nicht nötig hatte. Belustigung schwappte kurz über ihn hinweg, ohne dass er wusste, ob sie von ihm oder Schneider ausgegangen war. Letzteres wahrscheinlich, entschied er nach einem Blick in die eisblauen Augen des Deutschen. Dieser lehnte am leeren Wagen, den Chauffeur hatten sie zurückgelassen. Etwas in seinem Körper spannte sich an um gleich darauf wieder in den ursprünglichen Zustand zurückzukehren. Irritiert rieb er über seine Stirn, doch das seltsame Gefühl hatte nichts mit seiner Gabe zu tun gehabt. Er schob es beiseite, wandte seinen Blick an Schneider vorbei wieder dem Himmel zu. Die Sonne stand tief, begann die heraufgezogenen Wolken zu entflammen, ein rotes Glühen. Dann drehte er sich um, sah in die entgegengesetzte Richtung zum Haus der Steiners. Nichts hatte sich dort gerührt, seitdem sie angekommen waren. Schneider bewegte sich plötzlich, er fühlte wie der Mann hinter ihn trat. "Es ist soweit." Ein Finger wies ihm die Richtung und dann sah er ebenfalls die orangehaarige Gestalt. Der Junge bewegte sich fast wie ein Schlafwandler, als wäre er in einem finsteren Traum gefangen. Eine Hand legte sich warnend auf seine Schulter, die Stimme des Deutschen erklang dicht an seinem Ohr. "Bau deinen Block auf, er ist nicht mehr taub." Von diesem Detail hatte er nichts gewusst und augenblicklich schottete er sich ab. Er spürte wie sich Finger im gleichen Moment in seine Schulter verkrampften. Anscheinend war das Gefühl für den Telepathen nicht ganz angenehm. Sie blieben beide wie sie waren während sie warteten. Und nebenbei erzählte ihm Schneider, was genau Sebastian heute erlebt hatte, Informationen, die der Ältere aus den Köpfen der Familie und des Jungen bezog. Sein Talent schaltete sich ebenfalls ein, nur flüchtig, aber Erwartung auf das Kommende hinterlassend. Sebastian tat gerade etwas aus Unwissenheit heraus, als Telepath hätte ihm das nicht passieren dürfen. Aber der Junge war zu sehr von dem Gedanken besessen, dass seine Familie ihn hatte loswerden wollen und hatte sich vollkommen von ihnen abgeschnitten. Es dauerte nicht allzu lange, bis der Orangehaarige sein Elternhaus wieder verließ. Und plötzlich stand nicht mehr nur in seinem Rücken der Himmel in Flammen. Gierig züngelten sie an dem Gebäude entlang und er sah einfach nur zu, verstand genau was vorging, weil Schneider es ihm erklärte. Eine ruhige Stimme im Hintergrund. Falsche Entscheidung, sprach er wortlos zu dem Jungen, der abrupt in die Knie ging, genau das realisierend. Asche schneite vom Himmel, mischte sich mit dem langsam einsetzenden Regen. Und dann spaltete ein Schrei das prasselnde Knacken des Feuers. "Er hat gerade erfahren, dass es wirklich nur ein Unfall war. Zum Schluss konnte er ihre Gedanken nicht mehr abblocken." Schneiders Stimme war so emotionslos, dass er beinahe fröstelte. Der Ältere musste die ganze Zeit den Sterbenden zugehört haben. Dann verpasste er sich innerlich selbst eine Ohrfeige. Er sollte sich von Sebastians Schicksal nicht berühren lassen. Der Junge würde Rosenkreuz gehören und später ihm. Ruhe hüllte ihn ein, als er langsam auf die zusammengebrochene Gestalt zuging. Es gab ihn also noch, diesen Punkt in ihm. Er war überraschend leicht, auch wenn die steife Kleidung bereits begann sich mit Regen vollzusaugen. Leblos wie ein Sack Kartoffeln hing der Junge in seinen Armen, Tränenspuren bahnten sich ihren Weg durch das rußige Gesicht. Helle Streifen in der Dunkelheit. Es war unglaublich warm hier, noch hatte es der Regen nicht geschafft das Feuer zu löschen, zu groß war dessen Gewalt. Fasziniert beobachtete er ein paar Atemzüge lang das Spiel der Flammen, die Alternation von Licht und Schatten in den orangefarbenen Haaren. Du hast es auch getan... Deine Familie hinter dir zurückgelassen. Wirst du dafür auch bezahlen, so wie ich? Deine Entscheidung bereuen? Oder wirst du die Gelegenheit willkommen heißen, die Rosenkreuz dir bietet? Er ertappte sich dabei in Gedanken mit dem Bewusstlosen zu sprechen und ein ironisches Lächeln zerrte kurz an seinen Mundwinkeln. Zusammen mit seiner menschlichen Last begab er sich zum Wagen, wo Schneider auf ihn wartete. Der Regen verstärkte sich, setzte sich auf seine Brillengläser. Aber er dachte nur daran, dass auf diese Weise alle Spuren ihrer Anwesenheit verschwinden würden. Der schlaksige Körper rührte sich langsam. Minuten verstrichen jedoch noch, ehe die Augen geöffnet wurden. Katzenhaftes Grün, zunächst unfokussiert, sah sich um, blieb an ihm hängen und nutzte die Gelegenheit sich zu konzentrieren. Ein Stirnrunzeln folgte, dann versuchte etwas über seinen Geist hinwegzutasten, wurde von seinem Block davon abgehalten. Verwirrung hielt in den grünen Augen Einzug, dann war das Tasten wieder da und Schuldig entspannte sich in einen natürlichen Schlaf hinein. Schneider hatte das Zwischenspiel mit konzentrierter Miene verfolgt, zuckte mit den Schultern, als wollte er etwas abschütteln. "Ist alles in Ordnung mit ihm?", wandte er sich vom Bett ab und dem Älteren zu. Der Deutsche nickte, wenn auch etwas zögerlich. "Er hat beschlossen sich Schuldig zu nennen." Soweit nichts Neues, aber er verstand nicht gleich das amüsierte schmale Lächeln, bis Schneider weitersprach. "Schuldig hat einen starken Schock erlitten und die letzten Minuten des Vorfalls vollkommen vergessen." Blaue Augen, kalt und doch Zufriedenheit ausstrahlend, hefteten sich auf den Jungen. "Sein Zustand - er ist perfekt für unsere Zwecke." Damit trat der Deutsche neben das Bett, Fingerspitzen legten sich an schweißnasse Schläfen, nachdem sie das störende Haar beiseite gestrichen hatten. Mit einem gesammelten Gesichtsausdruck stand Schneider für einige Zeit da, den Blick ins Leere gerichtet. Anschließend zeichnete Erschöpfung die Züge des Älteren. "Jetzt wird es auch dabei bleiben, dass er sich nicht an die Wahrheit erinnert." Das war gut. So würde ihnen der Junge weniger Probleme bereiten. Ihre Blicke trafen sich in Übereinstimmung und sie lächelten sich an. "Er wird eine ganze Weile schlafen", teilte er Schneider mit, Gewissheit grundierte seine Stimme. Das Lächeln des Anderen blieb in den blauen Augen hängen, vertrieb einen Teil der Kälte, auch nachdem das Gesicht zur gewohnten Indifferenz zurückgekehrt war. Sie verließen das Zimmer, schlossen die Tür und nur zur Sicherheit schloss er ab. Er kam nicht dazu einen weiteren Schritt zu machen, die Hand auf seiner Schulter hielt ihn davon ab, ohne Kraft einsetzen zu müssen. Dann strichen Finger seinen Hals entlang, nach oben, griffen nach seiner Brille um sie abzunehmen. Er blinzelte, etwas überrascht. Schneider betrachtete einfach nur sein entblößt wirkendes Gesicht. "Warum trägst du sie eigentlich immer noch?" Blaue Augen bohrten sich in braune, die den Blick ohne Probleme erwiderten. Für einen Sekundenbruchteil dachte er an die Operation, seit der die Gläser seiner Brille nur noch aus simplen Glas bestanden hatten. Schneider hatte dafür gesorgt, dass seine Sehkraft so schnell wie möglich vollkommen wiederhergestellt worden war. Die Begründung hatte eingeleuchtet, schließlich konnte er später allzu schnell in eine Situation kommen, in der er besser nicht von einer Brille abhängig war. Er lehnte sich gegen die Tür, ließ zu, dass der Andere weiter in seinen persönlichen Raum eindrang. Warum er die Brille nicht endgültig aufgegeben hatte? Die Antwort war einfach und schaffte es ihn einen Hauch von Verlegenheit verspüren zu lassen. Es blieb unausgesprochen, aber er ließ Schneider den Gedanken auffangen. Für einen Moment war dieser tatsächlich verblüfft, dann erfüllte Lachen das Zimmer. ****** Er schwamm in Dunkelheit, glücklich darüber nichts denken zu müssen. Wärme umgab ihn, hüllte ihn in eine Decke aus Wohlbehagen. Nichts störte sein leises Dahintreiben und auf den Lippen des schlafenden Jungen erschien ein entspanntes Lächeln. Doch die Ruhe konnte nicht ewig verweilen, schon zu nah war der Geist am Erwachen, tastete sich der Wirklichkeit entgegen. Gewichte, traumschwer, widersetzten sich dem ersten zaghaften Flattern der Augenlider und ein flüchtiges Seufzen durchdrang die Stille des Raumes. Er wollte nicht aufwachen. Der Grund entzog sich ihm, aber der Vorsatz war nichtsdestotrotz da. Fetzen von Bildern - Erinnerungen? Träume? - wehten durch sein Bewusstsein, gesellten sich zu ihm, unwillkommene Gäste. Dahintreiben... Nein, nicht treiben, schwimmen! Durch eiskaltes Wasser, das nach Tränen schmeckte, gegen den Sog ankämpfend. Nach oben, wo die Sonne auf der Oberfläche verheißungsvoll funkelte. Gierig atmete der Junge, sog Sauerstoff in seine Lungen, noch gefangen in der Illusion keinen zur Verfügung zu haben. Aber etwas in ihm registrierte, dass er nicht mehr zu ertrinken drohte und die Bilder wechselten. Blau verlor seine Kühle, changierte über Grün zu Gelb und schließlich zu orangerotem Lodern. Hitze. Flammen. Ascheflocken, ein grauer Schneesturm mit ihm als ruhendem Pol. Grimmige Befriedigung dämpfte das Zittern, das den Körper des Jungen plötzlich geschüttelt hatte und die fast unerträgliche Hitze verwandelte sich in ein zufriedenes Glühen. Er hatte sich gerächt. Sie hatten es nicht geschafft ihn zu töten und jetzt waren sie keine Gefahr mehr für ihn. Ihn? Wer war er? Schuldig... Der Name schälte sich aus der ihn nun wieder umgebenden Leere heraus und er akzeptierte ihn, wissend, dass Sebastian zusammen mit seinen Eltern gestorben war. Sein Verstand klärte sich weiter, eine undeutliche Erinnerung meldete sich. Er war vorhin schon einmal wach gewesen. Ja... Sein Kopf hatte so sehr geschmerzt, dass er zu keinem klaren Gedanken in der Lage gewesen war. Die Anwesenheit einer anderen Person hatte seine Aufmerksamkeit erregt. Braune Augen mit Stille dahinter. Verwirrung hatte ihn einen Moment zurückweichen lassen, doch dann wagte er sich wieder heraus, tastete nach der lautlosen Schwärze und versank in ihr. Genau so war es gewesen, oder? Grüne Augen wurden aufgeschlagen, starrten zu einer unbekannten Decke empor. Die letzte Schläfrigkeit war übergangslos gewichen, hellwach lag er da und sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Er hatte ihn nicht hören können? Hatte er seine Gabe letztendlich doch verloren? Vielleicht war es nur ein Traum... Das Geräusch eines Schlüssels, der langsam umgedreht wurde, ließ ihn den Kopf wenden. Und dann sah er ihn im Türrahmen stehen. Braune Augen. Stille. Kein Traum. ~TBC~ Der Songtext ist meiner Meinung auf Schuldigs Situation zugeschnitten. Natürlich ist er noch ein bissl länger, aber ich wollte nicht, dass ihr ihn einfach nur überspringt und hoffte das durch die Kürzung zu erreichen ^^° Im Allgemeinen gilt der Song aber auch für Brad ^^ Hope to cya, cu ^-^ Kapitel 55: "Er hatte ja schon immer gewusst, dass Farfarello eine künstlerische Ader hat." ------------------------------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 55) Titel: Close Distance Teil: 55/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Wir starten noch mal Dienstagmorgen, allerdings aus Schuldigs Sicht ^^ Disclaimer: not my boys, no money make... Greetings: @Andromeda: Thanx *knuffz* ^^ So ist das eben mit der lieben Verwandtschaft *mitleidig sag* ^.~ Ich glaube diese Rap-Musik würde mich in den Wahnsinn treiben ^^° Mir scheint, als seien Brad und Schneider genau richtig bei dir angekommen, sowohl was die geschäftliche als auch was die zwischenmenschliche Beziehung angeht *freu* Auf Omi und Nagi wirste leider noch ein bissl warten müssen ^^# ,From Hell' habe ich mir aufgenommen und werde es heute im Laufe des Tages gucken *grins* Die Musik zum letzten Chappi klingt für ihren Inhalt fast ein bissl zu munter... aber trotzdem war sie mir sofort beim Schreiben in den Sinn gekommen ^^ @Furia: Mia, ich muss gestehen, den GB-Eintrag völlig vergessen zu haben *drop* Werde ihn schnellstmöglich beantworten. Wie haste es denn geschafft dir Net-Verbot einzuhandeln?! ^^° Ich hoffe das ist bald wieder vorbei *lieb sag* Viel Erfolg bei deinen Klausuren ^___^ Gut, Crawford mit Alpträumen ist ein bissl schräg, aber er trägt es halt immer noch mit sich herm ^^ Ich bin ganz stolz auf mich, dass ich es bei Nagi und Omi wenigstens zum ersten Treffen gebracht habe *ehe* Mal sehen, wie es von dort aus weitergehen wird ^^# @nai-chan: *lach* Was für ein Glück, dass du dich für die Vergangenheitskapitel so sehr begeistern kannst - in nächster Zeit wird es nämlich häufig welche geben ^^ Zum Beispiel nächste Woche ^.~ Vielleicht hätte ich das ganze in zwei FFs teilen sollen, jetzt habe ich das Prob, dass die Gegenwartskapitel nicht schnell genug voranschreiten ^^y @kohaku_san: Mit dieser Frage stehst du nicht alleine da ^^# Die 80% waren mal ne Schätzung gewesen, die nicht mehr hinhaut... dann käme man ja auf nicht mal 70 Kapitel und ich kann jetzt schon sagen, dass es mehr werden müssen ^^°°° Mit dem Teufelskreis triffste den Nagel auf den Kopf *nod* Genau das ist von Rosenkreuz ja beabsichtigt. Solange die Schüler dort vor Augen haben, dass sie in Zukunft auf anderen herumtrampeln können, sind sie eher bereit die Behandlung über sich ergehen zu lassen. Ganz abgesehen von der Gehirnwäsche, die ihnen verpasst wird ^^ @Xell: Ich bin auch ganz für Büro-Jobs ^^ Hatte meine Praktika bei der AOK gemacht - und das war Büroarbeit. Mia, bei uns ist der Blumenladen etwa 10-15 min mit dem Fahrrad entfernt. Zum Glück hat es sich eingebürgert, dass nur mein Vater was meiner Mutter zum Frauentag schenkt *grins* Auch wenn du es nicht so recht glauben magst ist Schneider am Tod von Sebastians Familie mal völlig unschuldig *snicker* Die hat Sebastian nämlich ganz allein umgebracht ^^# Da habe ich zu der Version in BN keine Änderungen vorgenommen ^^ *wieder Gummibärchen reich* Teil 55 "Er hatte ja schon immer gewusst, dass Farfarello eine künstlerische Ader hat." "Vergiss den Termin heute nicht, Schuldig. Und bitte keine Abstecher." Letzteres war vor allem auf Farfarello gemünzt, dessen Freizeitgestaltungen besser vor den Augen der Öffentlichkeit verborgen blieben. Mit einem Grinsen erinnerte er sich daran, was Farfarello das letzte Mal getan hatte, glaubte wieder das Blut zu schmecken. Ja, das Aufräumen hinterher war kein zu hoher Preis für den Spaß gewesen. Braune Augen musterten ihn missbilligend, genau wissend, woran er dachte. "Außerdem wirst du Ran nach dem Training abholen und prüfen, wie es seiner Schwester geht." Damit wandte sich Crawford auch schon ab, sein abfälliges Schnauben ignorierend. "Kannst du dich um dein Haustier nicht selbst kümmern?" Schultermuskeln schienen sich kurz zu verkrampfen und ungesehen verbreiterte sich sein Grinsen. Mal sehen, was er dazu sagen würde. Gar nichts. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren verließ der Amerikaner sein Zimmer. Enttäuscht ließ er sich nach hinten zurückfallen, auf die weiche Matratze seines Bettes. Wann endlich würde diese Fassade zerbröckeln? Gestern Abend hatte er gehofft, dass Ran endlich ein Vorstoß gelungen war, doch leider hatte Crawford allzu schnell zu seiner gewohnten Undurchdringlichkeit zurückgefunden. Er runzelte die Stirn. Ihr furchtloser Anführer hatte beim Frühstück müde gewirkt, obwohl es in letzter Zeit keine nächtlichen Aufträge gegeben hatte. Wirklich merkwürdig... Verstehe einer diese Amerikaner... Doch trotz seines leicht angeschlagenen Zustandes hatte Crawfords Abwehr nicht ein Mal versagt, war er auf keine seiner spöttischen Vorstöße eingegangen, die Barrieren fast schmerzhaft fest verschlossen. Hm... Crawford ohne Fehl und Tadel - oder so ähnlich. Er grinste schon wieder, raffte sich dann endlich dazu auf, sich fertig umzuziehen. Wenig später stand auch schon Farfarello vor der Tür, ungewöhnlich normal gekleidet. Er hatte dafür in den Keller gehen müssen. Diese Sachen zog er so selten an, dass noch nichts seinen Weg in Schuldigs Schrank gefunden hatte. Ein bernsteinfarbenes Auge heftete sich mit atemberaubender Intensität auf seinen Körper und er genoss den kühlen Schauer, den der Blick seinen Rücken herunterrieseln ließ. Mit wenigen Schritten war Farfarello genau vor ihm, nahm ihm das Bandana aus den Händen. Schlanke Finger glitten durch orangefarbenes Haar, befestigten den Stoff, so dass nicht länger störende Strähnen in sein Gesicht hingen. "Danke sehr." Zur Hälfte waren die Worte sogar ernst gemeint. Ein Lächeln schlich sich in grüne Augen, vertrieb die Kühle darin für einen Moment. Dann lehnte er sich ein kleines Stückchen nach vorne und küsste seinen Freund. Nur kurz, mehr hatte er nicht beabsichtigt, doch Farfarello packte ihn besitzergreifend und vertiefte den Kuss. Ein Schleier der Ruhe senkte sich über ihn, nur das vertraute graue Wirbeln blieb zurück. Und nicht einmal der Biss in seine Unterlippe riss ihn aus dieser Ruhe heraus. Farfarello leckte zufrieden das Blut weg, ließ ihn erst dann frei. Einen Atemzug lang musste er seine Schilde neu justieren, akzeptierte danach erst die fehlende Verbindung mit seinem üblichen sorglosen Grinsen. "Komm, der Onkel Doktor wartet schon auf dich..." Das Flüstern ließ warmen Atem über blasse Haut streichen. Farfarello bleckte die Zähne, ein Funkeln in seinem Auge, das plötzlich dem eines Raubtieres glich. Rot stand zwischen ihnen, abrupt und klar. Der Ire dachte daran, was sie nach dem letzten Arztbesuch gemacht hatten und teilte mit ihm die Erinnerung an den heißen Rausch des Tötens. Kurz ließ er sich mittragen, besann sich jedoch auf Crawfords Worte. "Heute kein Spielen danach." Besser jetzt damit herausrücken als später, wenn sich noch mehr Erwartung aufgebaut haben würde. Enttäuschung überquerte Farfarellos Gesicht, aber es folgte kein Ausbruch. Glück gehabt. Er atmete tief durch, hatte bis eben gar nicht gewusst, dass er den Atem angehalten hatte. "Sie werden bereits erwartet." Die Sekretärin bemühte sich ihn nicht anzustarren. Was natürlich überhaupt nichts half, da ihr Gehirn laut genug herausschrie, wie seltsam sie die beiden Gaijins fand. Er schenkte ihr ein enervierendes Lächeln, das die junge Frau davon ablenkte, dass Farfarello sich ihren Kugelschreiber schnappte. Mit einem lässigen Winken verabschiedete er sich von ihr, ging mit dem Jüngeren zu der Reihe von Fahrstühlen, ihren irritierten Blick ignorierend. Sie waren inzwischen so oft hier gewesen, dass er den Weg im Schlaf finden könnte. Im Inneren der Kabine lehnte er sich gegen eine der verspiegelten Wände und streckte eine auffordernde Hand aus. Widerspruchslos reichte Farfarello ihm das Schreibutensil. Was wollte er bloß damit? Nun ja, es war handlich, glänzte silbern und hatte eine hübsche Spitze. Nur das eingeritzte Wort ,Korin' störte die Ebenmäßigkeit. Ein Hoch auf das Corporate Design. Farfarello merkte, wie er das Interesse an dem Kugelschreiber verlor und holte sich seine neueste Errungenschaft zurück. Er überließ dem Iren sein Spielzeug. Vielleicht würde es ihn beschäftigt halten. In einem der Sublevels verließen sie den Fahrstuhl, fast augenblicklich umfangen von der steril wirkenden Reinheit eines Labortraktes. Farfarello versteifte sich merklich, ließ die Anspannung mit einiger Mühe wieder aus sich heraussickern. Mit gerunzelter Stirn sah er zu, wie der Andere den Stift dazu benutzte seinen Unterarm aufzukratzen. Beruhigt beobachtete der Ire das hervorquellende Blut. Unwillkürlich biss er auf seine Unterlippe, sog selbst Blut aus der kleinen Wunde dort. Normalerweise hätte er verhindert, was Farfarello sich gerade angetan hatte, aber nicht jetzt, nicht bei den Erinnerungen, die bekämpft werden mussten. Farfarello wurde verkabelt wie ein Versuchskaninchen, bekam dann die gewohnte Spritze. Sie wussten nicht, was es für ein Mittel war, aber es half den Iren in der Wirklichkeit zu verankern. Sie ignorierten die Möglichkeit, dass es vielleicht einmal seine Wirkung verlieren könnte. Besänftigend strich er durch den kurzgeschnittenen Haarschopf, als die Nebenwirkungen einsetzten. Niemals war er so dankbar dafür gewesen, dass Farfarello keine Schmerzen empfinden konnte. Natürlich war er nicht sicher ob es welche zu fühlen gab, aber die Krämpfe, die durch den schlanken Körper liefen, deuteten genau darauf hin. Anschließend war Farfarello erschöpft, doch Gewalt strahlte von ihm aus. Er musste sich abreagieren. Bloß wie, schließlich hatte Crawford ihnen irgendwelche Ausflüge untersagt. Nachdenklich wandte er sich an den Arzt, der zufrieden die Aufzeichnungen betrachtete. Neues Rohmaterial. Wie schön für ihn. Er verkniff es sich auf den aufgefangenen Gedanken hin eine Grimasse zu schneiden. "Haben Sie jemanden hier, den Sie nicht mehr brauchen?" Der Arzt verstand sofort, keine Emotion stand in den dunklen Augen. "Kommen Sie mit." Danach ging er auch schon los, sicher, dass sie folgen würden. Rasch griff er nach dem Kleiderbündel, packte mit der noch freien Hand Farfarello am Unterarm und zerrte ihn hinter sich her. In seinem Flatterhemdchen hätte der Jüngere albern wirken können, wenn da nicht der Gesichtsausdruck gewesen wäre. Erwartung glomm wie ein beginnendes Feuer in dem Auge. Das war hässlich... Mit einem maskenhaft starren Grinsen auf den Lippen sah er Farfarello zu. Der hatte es geschafft den Kugelschreiber in den gefliesten Raum mit hineinzunehmen. Wirklich hässlich... Blutspritzer bedeckten die weißen Wände, hoben sich geradezu grell davon ab. Sein Freund ließ das Opfer für einen Moment blind auf dem Boden herumkriechen und verschmierte stattdessen einen Teil der roten Flüssigkeit zu krummen Kreuzen. Er hatte ja schon immer gewusst, dass Farfarello eine künstlerische Ader hat. Dieser verlor schnell wieder das Interesse an der Malerei und kümmerte sich lieber weiter um den Mann, der in der Zwischenzeit Zuflucht in einer Ecke gesucht hatte. Ohne sie dort zu finden. Ungerührt beobachtete er, wie Farfarello sein Werk vollendete, sich anschließend zu ihm umdrehte und genau in die Augen sah. Sie lächelten sich an. Durch die Glasscheibe, die auf Farfarellos Seite verspiegelt war. Nach einer Dusche und zurück in seinen Sachen sah der Ire aus, als ob nichts geschehen wäre. Er lockerte den Griff um seine Schilde und strich versuchsweise über Farfarellos Geist hinweg. Zu seiner Überraschung streckte sich etwas seiner Berührung entgegen, ohne Drohung. Und dann erlebte er alles noch einmal mit, seltsam flach, zweidimensional. Trotzdem war es berauschend, soviel klarer, jedes Detail erfassend. Er genoss es. "Du wirst dich nachher für eine Weile selbst beschäftigen müssen." Farfarellos Kopf ruhte seitwärts an der Kopfstütze, ohne sich zu rühren sah er zu, wie die Straßenzüge an ihnen vorbeihuschten. Das konnte den Jüngeren stundenlang beschäftigt halten. Als würde er in der Zwischenzeit ganz einfach abschalten, woanders hingehen. "Hast du mich verstanden?" "Ja." Farfarello klang nicht besonders begeistert. Seufzend bog er auf den Parkplatz des nächsten Convenience-Stores ein. Was tat man nicht alles, um den Hausfrieden aufrecht zu erhalten... "Du wartest kurz hier." Ohne eine Antwort abzuwarten stieg er aus und schlug die Tür kräftig zu. Das erregte Farfarellos Aufmerksamkeit und neugierig wurde er gemustert. Ein Grinsen war seine einzige Reaktion, dann machte er sich auf in den Laden. Schnell fand er wonach er suchte, bezahlte wie ein braver spießiger Bürger an der Kasse. Der Verkäufer bekam gar nicht mit, dass er mehr Wechselgeld herausgab, als ihm überhaupt gereicht worden war. Immer noch grinsend ging er zurück zum Wagen. Diese Normalos konnten soviel Spaß bedeuten. Idioten. Die Plastiktüte verschwand im Kofferraum, dann ging es endlich nach Hause. "Geez, du hast das Ding ja immer noch." Wahrscheinlich in Ermangelung eine Messers nuckelte Farfarello am Kugelschreiber herum. Er dachte lieber nicht darüber nach, was der Ire damit noch alles anstellen konnte. Schließlich hatte er vorhin schon eine eindrucksvolle Vorführung gesehen. Besser, er nahm ihm das Ding nachher ab. Farfarello grinste um den Stift herum als hätte dieser seine Gedanken gelesen. Wie zu erwarten gewesen war es still im Haus. Farfarello verschwand augenblicklich in seinem Zimmer um eine seiner geliebten Westen anzuziehen. Erst im Nachhinein fiel ihm ein, dass das auch die perfekte Gelegenheit gewesen wäre, das neue Spielzeug zu verstecken, doch in dem Moment kam der Jüngere auch schon zurück - mitsamt Kugelschreiber. Mit verborgener Erleichterung drehte er sich wieder zum Kühlschrank um, nahm gerade Eiswürfel aus dem Gefrierfach, als sich zwei Arme von hinten um ihn schlangen. Warmer Atem in orangefarbenem Haar, auf empfindlicher Haut in seinem Nacken. Er seufzte, sehr sehr leise. "Das hast du jetzt davon." Er las die halbgeschmolzenen Eiswürfel vom Boden auf und packte sie vorerst in die Spüle. Farfarello hob nur amüsiert eine Augenbraue, war sich keiner Schuld bewusst. "Du kannst froh sein, dass wir noch mehr von den Dingern haben." Mit diesen Worten machte er sich daran den Boden wieder in einen trockenen Zustand zu versetzen um danach Nachschub aus dem Gefrierfach zu nehmen. Zusammen mit dem Mixer landete alles auf dem Küchentisch, woraufhin allmählich Interesse bei Farfarello aufflammte. Er grinste in sich hinein. Für seine Idee musste er Ran wohl ewig dankbar sein... Schlussendlich griff er nach der Einkaufstüte und holte eine Flasche mit Kirschsirup heraus, präsentierte sie mit einer großartigen Geste dem Anderen. Farfarello musste nicht fragen, was er damit anfangen sollte, sondern machte es sich auf dem Stuhl bequem und begann den Behälter zu füllen. Der Sirup rann zähflüssig zwischen den klaren Eisstücken hindurch, eine deutliche Assoziation hervorrufend. Kräftig summend setzte sich das Gerät in Gang, Eis knirschte mit dem ungesunden Knacken brechender Knochen. Das war auf jeden Fall billiger als Farfarello laufend Ketchup herstellen zu lassen. Unauffällig hob er noch den vernachlässigten Kugelschreiber auf, ehe er die Küche verließ. Hm, das sah interessant aus. Er war etwas zu früh hier, Rans Training lief noch. Niemand hatte ihn bemerkt, als er in die Sporthalle ging, dort in den leeren Publikumsrängen Platz nahm. Ohne sich dessen bewusst zu sein, beugte er sich etwas nach vorne um das Geschehen besser beobachten zu können. Ran wirkte wie ein anderer Mensch. Das Gesicht ausdruckslos vor Konzentration. Nur das Leuchten in den violetten Augen verriet seinen wahren Zustand. Und seine Gedanken, die leise von der Erregung des Kampfes flüsterten, dem Wunsch zu siegen, immer. Zur Abwechslung waren sie mal nicht betäubend wirr und laut. Der Kampf wirkte eher wie ein Tanz als alles andere. Eine einstudierte Abfolge von Schritten, Bewegungen des Shinai. Wann immer sich die Bambusschwerter berührten, klang ein dumpfer Laut durch die Halle, geechot von den anderen Übenden. Sie kämpften ohne diese komischen Rüstungen, waren deswegen vorsichtiger, aber keinesfalls zurückhaltender. Er lehnte sich schließlich zurück, ohne den Blick von Ran abzuwenden, dessen leuchtend roter Haarschopf wie ein Signalfeuer wirkte. Mit einem echten Katana in der Hand wäre Ran sicher tödlich. Ein faszinierender Gedanke. Als das Training beendet war, machte er Ran durch einen winzigen mentalen Anstoß auf sich aufmerksam. Wie zufällig irrte der Blick des Jüngeren nach oben zu den Rängen und violette Augen weiteten sich überrascht. Ein erfreutes Lächeln erschien auf dem bis eben noch ernsten Gesicht. "Hallo Schuldig." Erst jetzt wurde er auch von den anderen bemerkt, die möglichst unauffällig zu ihm hinsahen, die Neugier nicht verbergen konnten. Ran beachtete die an ihn gerichteten Fragen nicht, sondern verabschiedete sich bloß hastig von seinen Freunden um anschließend im Umkleideraum zu verschwinden. Neugierige Blicke verfolgten ihn. Er lachte in sich hinein, entzog sich wieder Aufmerksamkeit der anderen und ging nach draußen um auf Ran zu warten. ~TBC~ Mia, dieses Kapitel beinhaltete mal wieder so gut wie keine Dialoge... Nu ja, dafür wenigstens Farf und Schu *gg* cya, cu ^-^ Kapitel 56: "Rückblicke XIII - Und langfristig gesehen werde ich nicht mit dir Händchen halten" ----------------------------------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 56) Titel: Close Distance Teil: 56/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Also langsam stellt sich bei mir das dumme Gefühl ein, dass es noch eine ganze Weile dauern wird, bis ich bei den Vergangenheitskapiteln zur nächsten Stufe (heißt: zum nächsten Chara) kommen werde ^^° Disclaimer: not my boys, no money make... Greetings: @kohaku_san: *lach* Heute taucht Crawford ja wieder aus der Versenkung aus ^.~ Was für Erinnerungen Schuldig da meint, wird erst später verraten (sofern ich es nicht vergesse *räusper*) Und übrigens, das Ende des letzten Teils habe ich wirklich ganz und gar nicht als Cliffhanger empfunden o.O Hm... mit den Weiß Side B Bänden geht es mir nicht anders. Um mehr von Schwarz zu haben bleibt einem echt nichts anderes übrig als FFs zu lesen ^^° Zum Glück gibt es da einige im englischen Bereich, sonst wäre ich nie auf Idee gekommen, selbst Schwarz so sehr einzubauen ^^ @Andromeda: Na, hält dich dein Cousin zu sehr in Atem oder biste auch nicht auf Mexx raufgekommen? Ich hatte es gestern den ganzen Tag über probiert aber absolut kein Glück gehabt *sigh* @Xell: Da hatte sich dein Vater ja genau rechtzeitig verdrückt *grins* Ist wirklich lieb von dir, dass du stattdessen die Blumen besorgt hattest. ^^ Ähm... ich glaube Farf hat keine Probleme Leute mit _irgendetwas_ zu verletzen ^.~ Ein Kugelschreiber ist gar keine schlechte Wahl, wenn man es auf die Augen eines Anderen abgesehen hat ^^# Du hast auch Side B? Ich finde es dumm, dass man immer ne halbe Ewigkeit auf die Fortsetzung warten muss... Ran sah schon seit Glühen nicht mehr wie er selbst aus (dieser Zopf *schauder*) und Schwarz hätte ich auch gerne wieder zurück *nod* @nai-chan: Hübsche Fahne *lach* Da freu ich mich doch riesig, dass dir das letzte Kapitel so sehr gefallen hat. ^___~ Und hoffe natürlich, dass es nicht das letzte sein wird ^^ Schuldig und Farf gibt es dieses Mal nicht, dafür aber Schuldig und Crawford ^^ Da du Xell von ihrem Stammplatz verdrängt hast, gehen die Gummibärchen an dich *dir welche rüberschieb* Teil 56 "Rückblicke XIII - Und langfristig gesehen werde ich nicht mit dir Händchen halten" "Du bist also wach." Ruhige Worte, gesprochen ohne Überraschung. Ruhe, nach der er sich im Innersten seines Selbst verzehrte und es doch nicht zugeben würde. Trotzdem konnte er seine mentalen Fühler nicht davon abhalten, sich der Schwärze entgegenzustrecken. Nicht hungrig, nicht durstig und doch viel mehr als das. Der Andere lächelte ein schmales Lächeln, wissend. "Das ist unhöflich, Schuldig." Kein Tadel, eine weitere Feststellung. Und eine Warnung? Er beschloss sie zu ignorieren. Dann erst drang der Name zu ihm durch. Wie konnte dieser Fremde das wissen? Braune Augen beobachteten geduldig, wie er versuchte seine Gedanken zu sortieren, zu Worten zu finden. Er begann auf seiner Unterlippe zu kauen, als trotz der Stille ein dumpfes Pochen in seinem Schädel seine Aufmerksamkeit einforderte. Im Rhythmus seines Herzschlags schwoll es an, aggressiver werdend. Ihm wurde warm, kalter Schweiß trat auf seine Stirn. Und mit einem Schlag war die Wut wieder da, verdrängte die Irrealität dieser Begegnung. Er wehrte sich nicht dagegen, sein Geist brannte voller Hass, bis nur noch Asche übrig war. Sein Blick blieb nach innen gerichtet, starrte das rote Glühen an, das sich noch darin verbarg. Lächelnd häufte er mehr Asche darüber, mit blutigen Händen. Warum nur hatten sie das getan? Warum hatten sie ihn töten wollen? Angst... Und dafür würden sie nie mehr nach Hause zurückkehren können. Er lächelte immer noch. Auch er selbst würde nicht mehr zurückkehren können. Äußerlich blieb seine Miene blank, die grünen Augen verloren für Sekunden ihre Lebendigkeit, erstarrten in Frost, als würde jede Wärme woanders gebraucht. Erst als eine weitere Person das Zimmer betrat, richtete sich der Blick wieder auf etwas, das in ihrer aller Wirklichkeit lag. Eisblau, soviel kälter als alles, was er bisher gesehen, berührt hatte, zog ihn in seinen Bann. "Wir haben da einen Vorschlag für dich, Schuldig." Las er es in den Augen des Anderen? "Ich nehme an." Er sagte es ohne zu zögern, gefangen in diesem Blick und der Gewalt, die wie eine unsichtbare Wolke um den blonden Mann hing. Und auch von ihm ging Stille aus, jedoch war sie vollkommen anders als die des Schwarzhaarigen. Wille vibrierte in ihr, eine Flut hinter einem Damm, durch den er nichts erkennen konnte. Erst später wurde ihm bewusst, dass er den deutschen Worten auf Japanisch geantwortet hatte. Crawford runzelte die Stirn. Inzwischen neigte sich der Tag dem Ende zu, der aus endlosen Stunden des Wartens bestanden hatte. Ein Hotelzimmer konnte so etwas von langweilig sein. Und letztlich hatte er sich darauf verlegt, auf und ab zu gehen, fernzusehen und die Lauferei wieder aufzunehmen. Herr Schneider war unterwegs und Crawford mit der undankbaren Aufgabe zurückgelassen worden, ihn im Auge zu behalten. Er grinste den Älteren an, der sich daraufhin wieder hinter seiner Zeitung verschanzte. Angespannt durchquerte er das Zimmer ein weiteres Mal, er wusste einfach nichts mit sich anzufangen und konnte es inzwischen kaum noch erwarten endlich aufzubrechen. Zurück nach Deutschland. Die Vorstellung entzog sich ihm, genauso wie die Sprache. Er wusste nicht woran es lag, aber immer wenn er etwas sagen wollte, brachte er es nur auf Japanisch heraus. Es war lachhaft, doch er konnte darüber nicht lachen. "Setz dich endlich hin." Innehaltend richteten sich grüne Augen auf den Amerikaner. Dessen Japanisch war fließend und er verlor wie ein Japaner seine Ruhe nicht. Nur ein höfliches Lächeln fehlte, stattdessen sah er nichts als Indifferenz. Herr Schneider hatte die meiste Zeit den gleichen Ausdruck gezeigt. Der Deutsche war ihm irgendwie unheimlich, auch wenn er nicht vorhatte das deutlich werden zu lassen. Er war froh, dass er ihre gemeinsame Muttersprache wenigstens noch verstehen konnte, wenn er sie schon nicht mehr über die Lippen brachte. Denn auf gar keinen Fall wollte er Gefahr laufen, etwas entgegen den Anweisungen dieses Mannes zu tun. Wie schaffte Crawford es bloß, in dessen Gegenwart so ruhig zu bleiben? Sein Grinsen kehrte zurück, verbarg seine Überlegungen. "Warum sollte ich?", erwiderte er leichtfertig. Angestrengt versuchte er gleichzeitig mittels seiner Telepathie eine Reaktion aufzufangen, welche die eherne Fassade des Amerikaners ansonsten vor jedem normalen Menschen verstecken konnte. Der Andere lächelte nur spöttisch. >So gut bist du nicht, Schuldig.< Der zielgerichtete Gedanke traf ihn, penetrierte die Ruhe, die ihn erst seit einem Tag umgab und an die er sich dennoch so sehr gewöhnt hatte, dass diese Worte ihn schmerzhaft durchbohrten. Er zuckte zusammen, zog sich dann zum ersten Mal seit sie sich begegnet waren vollkommen von Crawford zurück. Und die Stille verschwand abrupt. Seine Hände flogen von ganz allein nach oben, pressten sich gegen die Schläfen, während seine Knie nachgaben. >Schon wieder soviel Unordnung...< >Es ist zu spät, ich...< >...blaue? Nein, lieber...< >Wenn...< Stimmen stürzten sich auf ihn, rissen ihn mit sich. Er hatte beinahe vergessen gehabt, wie es sich anfühlte, doch jetzt waren sie wieder da, um so vieles stärker. Er begann stumm zu zählen, wob eine Mauer aus Zahlen, aber es reichte nicht. Ein Schrei baute sich in ihm auf, wollte nach draußen drängen. Dazu kam es nicht und vor Erleichterung hätte er beinahe geweint, als sich Hände über seine eigenen legten und die Stille zurückbrachten. "Bist du so instabil?" Ein Hauch von Überraschung, er spürte sie mehr als sie herauszuhören. "Ich weiß nicht, warum es so schlimm war", murmelte er, noch halb betäubt. "Früher habe ich sie nicht so laut gehört..." Und dann erinnerte er sich an den Moment, als er am Strand zu sich gekommen war und sich seine Fähigkeit verstärkt zu haben schien. Das gefiel ihm jetzt überhaupt nicht mehr so sehr. Mit leiser Stimme berichtete er Crawford von seiner Vermutung, der kurz darüber nachdachte und dann wieder ein schmales Lächeln zeigte. "Gut, wirklich sehr gut. Du wirst noch über jedes Quäntchen Stärke froh sein, Schuldig." Der Name fühlte sich weiterhin seltsam an, passte andererseits aber wie ein eingetragenes Kleidungsstück. Er rief eine Resonanz in ihm wach, der er sich nicht entziehen konnte. Und nur sein Unterbewusstsein kannte den Grund. "Im Moment verzichte ich gerne darauf", antwortete er flapsig, rieb sich die Stirn, ohne mit der anderen Hand den Kontakt zu Crawford aufzugeben. Es war ungewohnt, absichtlich Berührung zu suchen, wenn sie früher die Stimmen nur verstärkt hatte. Wieder musterte er den Fremden, der sich inzwischen so vertraut anfühlte. In den braunen Augen stand der Anflug von Belustigung. "Du musst lernen langfristig zu denken. Und langfristig gesehen werde ich nicht mit dir Händchen halten", wurde nach einer kurzen Pause noch hinzugefügt. Zögernd gab er daraufhin den Älteren frei, stellte jedoch gleichzeitig die einseitige mentale Verbindung wieder her, die er vorher nur unbewusst aufrechterhalten hatte. Dunkelheit hieß seinen Geist willkommen, legte sich kühl über aufgerissene Wunden. Aufseufzend ließ er den Kopf hängen. Mit einem Mal war er wieder unglaublich müde. Der Andere fing ihn auf, stand mit ihm auf den Armen auf um ihn ins Bett zu bringen. "Werde ich auf Rosenkreuz wirklich lernen die Stimmen fernzuhalten?" Er sprach so leise, dass er sich selbst kaum verstand. Aber er erhielt trotzdem eine Antwort. "Nicht nur das, Schuldig. Nicht nur das..." Warum musste er frösteln? ****** "Er schläft wieder." Langsam faltete er die Zeitung zusammen, die er endlich in Ruhe hatte lesen können. Eine gute Übung für seine Japanischkenntnisse. Schneider legte die Schlüssel auf den Tisch des Wohnraums, daneben einen Pass sowie drei Flugtickets. "Wie ist es mit ihm gelaufen?" "Ganz gut. Er hat Probleme mit dem Blocken und ab und zu sendet er unbewusst. Dieses Medikament scheint seine telepathischen Fähigkeiten verstärkt zu haben." Nachdenklich schob er seine Brille ein Stück höher. "Das bereitet ihm Probleme...", fügte er schließlich hinzu. Schneider sah ihn für ein paar Augenblicke regungslos an und er spürte den Hauch einer mentalen Berührung. "Er benutzt dich als Anker." "Ich weiß." Als könnte ihm so etwas entgehen. Er wandte sich zu der geschlossenen Tür um, hinter der der Orangehaarige schlief. "Es ist in Ordnung - für jetzt. Auf Rosenkreuz darf er sich diese Schwäche nicht erlauben." Sein Blick wanderte zurück zu Schneider, der zustimmend nickte. Dann ging der Ältere zum Telefon. "Ich werde mit Hinkaru über diese überraschende Nebenwirkung des Medikamentes reden." "Sie lassen ihn also weiter arbeiten." Es war nicht ganz eine Frage. Kälte trat in eisblaue Augen. "Er ist leider zu gut um ihn einfach zu beseitigen. Vor allem nachdem wir Steiner für die Forschung verloren haben." Trotz der Aussage schwang leise Verachtung für den Doktor mit und die Erinnerung an das ängstliche Bündel im Stuhl ließ auch in braunen Augen einen verächtlichen Funken aufglimmen. Sie lächelten einander kurz an, wurden dadurch unterbrochen, dass am anderen Ende der Leitung jemand den Anruf entgegen nahm. Er überließ Schneider seinem Telefonat und begann ihre Sachen zusammenzusuchen, damit sie es morgen nicht mehr erledigen mussten. Ohne nachzufragen wusste er bereits, dass ihr Flug schon am frühen Vormittag ging. Das Packen dauerte nicht lange, da sie noch nicht viel Gelegenheit gehabt hatten, sich wohnlich niederzulassen. Und die ganze Zeit lauschte er mit einem Ohr auf Schneiders leise Stimme. Schuldig schlief wie ein Stein, rührte sich keinen Millimeter, als er kurz in das andere Zimmer ging. Er blieb neben dem Bett stehen, betrachtete die schlaksige Gestalt. Sein eigenes Team - und dieser Schuldig sollte einmal dazu gehören. Selbstzufriedenheit mischte sich in sein kaltes Lächeln. "Sie haben ihm tatsächlich diesen Namen in den Pass schreiben lassen?" Beinahe musste er lachen, als er darin las. Schneider lächelte nur. "Ich dachte, es würde ihm gefallen." "Bestimmt doch. Vor allem, da er sich gar nicht erinnern kann, warum." Der Deutsche nahm ihm die Ironie nicht übel, wechselte wieder ernst werdend das Thema. "Was sagt die Zeitung?" "Das was wir erwartet haben. Die gesamte Familie ist im Feuer umgekommen und Sebastian Steiner gilt als ertrunken. Niemand wird nach ihm suchen", fasste er in wenigen Worten den Artikel zusammen. "Sehr gut." Schneider ließ seinen Blick kurz über die gepackten Sachen schweifen, registrierte, dass er keine weiteren Informationen benötigte. Dann ging der Ältere zu seinem Zimmer, hielt erst vor der Tür inne um sich fragend zu ihm umzudrehen. Nur kurz sah er in die entgegengesetzte Richtung. Schuldig schlief wieder in seinem Bett. Mit raschen Schritten folgte er schließlich Schneider. Die aufgehende Sonne fand ihn wach am Fenster stehend vor. Stumm blickte er auf den sich vor ihm ausbreitenden Moloch von Stadt herab, die bereits von emsigem Treiben erfüllt war, trotz der frühen Stunde. Soviel Leben nach der Sterilität von Rosenkreuz. Die Schule erschien ihm nun - aus der Ferne betrachtet - viel mehr ein Gefängnis, als während seines fast einjährigen Aufenthalts dort. Er seufzte, lautlos, nur innerlich. Aber kein Bedauern ließ ihn wanken. Veränderung, alles unterlag einer ständigen Veränderung, auch er selbst. Den Prozess hatte er nicht bemerkt, das Resultat sehr wohl. Und daher zog er es in diesen Sekunden nicht einmal in Erwägung die Flucht zu versuchen. Rosenkreuz hielt in fest in den Händen und er hielt still. Denn er wusste, dass er mit ihrer Hilfe soviel höher gelangen konnte. "Träumst du?" Warm legte sich eine Hand auf seine bloße Schulter. Er zuckte nicht zusammen, hatte schon gewusst, dass sich der Ältere ihm näherte, ohne dessen Schritte hören zu müssen. Seine Gedanken waren sicher hinter ihrer Mauer, die er wegen Schuldigs Anwesenheit nicht ein Mal gesenkt hatte. Und auch wenn das nicht der Fall gewesen wäre, hätte er nichts zu befürchten gehabt. Rosenkreuz erzog sie schließlich dazu, immer höher zu streben. Es durfte ihnen bloß nicht einfallen, die Hand zu beißen, die sie fütterte. "Vielleicht...", antwortete er schließlich. Sie hatten keine Probleme, weder beim Abflug noch bei ihrer Ankunft. Alles ging so glatt, als würde jemand die Würfel zu ihren Gunsten manipulieren. Andererseits bestand ihre Gruppe aus zwei Telepathen und einem Prekognitiven. Der Gedanke ließ sanften Spott in kühle braune Augen treten, als der Wagen vor dem Flughafen vorgefahren kam. "Sind wir bald da?" Der Spott schmolz, formte sich zu Gereiztheit um. Unbesorgt wurde sein Blick erwidert, Schuldig grinste schon wieder, sah sich dann aufmerksam um. Hier in Deutschland war es um einiges auffälliger ihn Japanisch sprechen zu hören und er begann zu hoffen, dass sich diese Fehlfunktion bald wieder legte. Noch gab es keinen Grund zur Besorgnis. Noch nicht. "Du wirst etwas Geduld haben müssen." Damit schob er den Orangehaarigen ins Innere des Fahrzeuges. Schneider sandte ihm einen amüsierten Blick, entschied sich für den Beifahrersitz. Mit einem wieder stummen Seufzen nahm er neben Schuldig Platz. Zu ihrer aller Glück schlief der Jüngere schnell ein, so wie er selbst damals auch. Nur die Linien von Schmerz auf dem blassen Gesicht waren so vollkommen anders. Schuldig hatte immer wieder versucht, sich während der Reise mental von ihm zu lösen, war jedoch stets von den Gedanken der anderen überwältigt worden. Und jetzt zahlte er den Preis dafür. Selbst Aspirin hatte nicht gegen die Kopfschmerzen geholfen. >Können Sie ihm helfen?< Sandte er wortlos an Schneider, der sich flüchtig zu ihm umwandte, den Kopf schüttelte. >Nicht auf die Schnelle. Er muss es selbst lernen oder...< Der Rest musste nicht ausgesprochen werden. Oder sie würden ihn auf Rosenkreuz lebendig auseinander nehmen. Er hatte nicht vor das geschehen zu lassen. Er wollte sein eigenes Team haben und Schuldig war stark, das wusste er. Der Telepath sollte ihm gehören. Schuldig regte sich kurz und mit leichtem Schrecken wurde ihm bewusst, dass er eben seine Schilde vernachlässigt hatte. Schneider drehte sich erneut zu ihm um, sagte kein Wort. Aber in den eisblauen Augen stand etwas Fremdes, das er bisher nicht bei dem Deutschen gesehen hatte. Schneider musste nie drohen und als er jetzt zum ersten Mal eine Drohung sah, war er mehr als froh, dass sie sich nicht gegen ihn richtete. ~TBC~ Die Vergangenheitskapitel machen mir zurzeit eindeutig mehr Spaß als die in der Gegenwart *mich selbst hau* ^^# Sorry dass es mit dem Hochladen später geworden ist, aber Mexx hatte mich nicht raufgelassen o.O cya, cu ^-^ Kapitel 57: "Paranoia - ein Spiel für die ganze Familie und jeden, der gerade zuguckt" -------------------------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 57) Titel: Close Distance Teil: 57/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Back to Ran and Schwarz ^-^ Meiner Rechnung nach immer noch Dienstag. Disclaimer: not my boys, no money make... Greetings: @Andromeda: Ja, bei mir geht es am Dienstag wieder mit der Uni los ^^ Keine Sorge, dein Cousin wird dort sicher einiges an Energie abbauen können *lach* Also ehrlich gesagt kommt mir Schu nicht wirklich lieb vor *gg* seine Frage zielte ja allein darauf ab, Crawford zu ärgern ^^ Ich glaube heutzutage wundert die Leute am Flughafen kaum noch etwas, schließlich gibt es einige schräge Namen - und ganz davon abgesehen, kann Schneider ja ohne Probleme dafür sorgen, dass der Name nicht auffällt ^.~ Hm, direkt verlernt hat Schu Deutsch nicht, er versteht es ja auch noch ohne Probleme. ^^ Der Verlust seiner Familie und die Verdrängung der Wahrheit hat eben einen kleinen (nur zeitweiligen) Nebeneffekt gehabt. ^^ Übrigens habe ich diesen Teil am Ostersonntag hochgeladen *lach* Die Frage ist nur, wann bei Mexx jemand Zeit hat ihn freizuschalten *zwinka* @Furia: Hey, danke für den 333. Commi *lach* *Osterhasen rüberschieb* ^________^ Keine Sorge, du wirst bald erfahren, wie es mit Crawford und Schu weitergeht. Hab zurzeit so viele Vergangenheitskapitel, dass ich sie abwechselnd mit den anderen on stellen _muss_, damit mir die in der Gegenwart nicht plötzlich ausgehen ^^° Leider kann ich mich auf erstere nicht allein konzentrieren, weil ich sonst kaum wieder in die richtige Story reinfinden würde *mich kenn* Schneiders Drohung war weder gegen Brad noch gegen Schuldig gerichtet. Sagen wir mal, er war gerade etwas in Gedanken *gg* Ganz recht, dass Schuldig kein Deutsch mehr kann, sollte wirklich ein Symptom der ganzen Verdrängungsgeschichte sein, ist aber nur kurzfristig *nod* *breit grins* Die Idee zum Videospiel ist genial ^_________^ *es mir sofort kaufen würde* @nai-chan: Tja, wie Furia schon so schön festgestellt hat, man merkt halt auch beim Lesen, was mir mehr Spaß zu schreiben gemacht hat ^^ Ganz davon abgesehen, dass ich selbst auch lieber die Vergangenheitskapitel lesen würde, da diese erstens nur Schwarz involvieren und zweitens nichts davon mit der bekannten Anime-Story zusammenhängt. Andererseits wäre ich ohne meine Gegenwartshandlung wahrscheinlich nie auf die Geschichte in der Vergangenheit gekommen - ist eben ne gegenseitige Abhängigkeit ^.~ Und pass mir gut auf deine Nerven auf *lach* Ich will wirklich nicht, dass sie irgendwann nachgeben ^^ @Xell: Und prompt haste dir deinen Stammplatz zurückerobert *zur Abwechslung Schoko-Osterhasen rüberschieb* ^^ Ich kenne FF nicht wirklich - außer dem Namen nach, natürlich ^-^ War und bleibe nämlich eher Nintendo-Fan. Dass das Chara-Design bei Side B ganz gelungen ist, will ich nicht bestreiten. Ich finde es nur schade, dass die bekannten Figuren einfach nicht mehr wie sie selbst aussehen... Schneider hat Schuldig nicht absichtlich manipuliert, dieser Deutsch-Verlust ist nur ein kleiner Nebeneffekt und wird sich bald wieder geben. Sonst müsste ich den armen Brad ja die ganze Zeit Dolmetscher spielen lassen *lach* Ah, der Pass. Keine Sorge, seinen Vornamen hat Schuldig darin behalten. "Schuldig" ist einfach als Nachname eingesetzt worden ^^ *grins* Teil 57 "Paranoia - ein Spiel für die ganze Familie und jeden, der gerade zuguckt" "Hallo Schuldig." Ran war nach dem Training innerlich sehr ruhig, die Konzentration begleitete ihn noch wie ein unsichtbarer Schatten. In den Gedanken des Rothaarigen las er leise Neugier, aber keine wirkliche Überraschung. Und dann war da Erleichterung, die die Kanten des Eises etwas glättete. Innerlich schüttelte er den Kopf. Für den Jungen wäre es besser, wenn er sich nicht zu sehr an Schwarz hängen würde. Und vor allem nicht an Crawford. Egal zu was für amüsanten Situationen das führen konnte. Er unterdrückte ein Schnauben. Das klang fast so, als würde er sich um Ran Sorgen machen. "Hi Ran. Ich wollte mir nur mal ansehen, wie du trainierst - nachdem Crawford mir erzählt hat, wie gut du mit dem Katana umgehen kannst." Natürlich interessierte er sich nicht wirklich dafür, musste aber zugeben, dass es recht eindrucksvoll gewesen war. "Das hat er getan?" Die Worte wurden so leise gesprochen, dass sie kaum zu verstehen waren. Was für ihn allerdings kein Hindernis darstellte, da er durch Rans Gedanken eine sehr klare Vorstellung von dem hatte, was in dem Jüngeren vorging. Das war an Crawford wirklich verschwendet. Er sagte es ihm nicht. "Möchtest du mitfahren?" Mit einem Daumen wies er in Richtung Schultor, wo am Straßenrand sein Cabrio geparkt stand. Ran zögerte für den Bruchteil einer Sekunde, nickte dann. Während sie das Gelände verließen, kamen hinter ihnen andere Schüler aus der Sporthalle. "Du möchtest sicher noch bei deiner Schwester vorbeischauen, nicht wahr?" Augenblicklich schlugen ihm Schuldgefühle entgegen, er fühlte sich, als wäre er gegen eine Wand gerannt. Stumm verfluchte er sich selbst für seine Unvorsichtigkeit. Inzwischen sollte er wirklich gelernt haben, sich in Rans Nähe besser abzuschirmen. Aber die vorherige Ruhe hatte ihn sorglos werden lassen. Er beschäftigte sich damit den Wagen zu starten und loszufahren, während er seine sechs Sinne wieder zusammenkratzte. Zum Glück hatte auch Ran seine Gefühle schnell unter Kontrolle gebracht, so dass er sich auf den Verkehr konzentrieren konnte. Und dieser ganze Aufruhr nur, weil Ran es gestern nicht geschafft hatte Aya zu besuchen. Nichts gegen Geschwisterliebe - nur einen Herzschlag lang sah er seine Schwester vor sich - aber Ran übertrieb es eindeutig. "Darf ich das als ein Ja betrachten?", hakte er schließlich nach, als der Rothaarige weiterhin stumm blieb. Ran nickte nur, die Augen geschlossen und eine ungesunde Blässe im Gesicht. Zu den Schuldgefühlen gesellten sich Selbstvorwürfe, welche die Substanz des Jungen angriffen. Innerlich spürte er die Kälte, mit der Ran sich nicht nur abschottete, sondern auch selbst bestrafte. Dafür, dass er zuviel an sich gedacht hatte, an das, was er selbst haben wollte. Die Hoffnung seine Schwester bald wieder gesund zu sehen, war wie eine Versuchung gewesen, der er nicht hatte widerstehen können. Unbewusst rieb Ran seine Handgelenke und er sah die Bilder, die dem Jüngeren dabei durch den Kopf schossen. Ran war wohl ein hoffnungsloser Fall. Es war doch nichts Falsches daran, in erster Linie an sich selbst zu denken. Alles andere bedeutete nur eine Schwäche, die schnell zur Gefahr werden konnte. >Nimm dir was du willst, solange du die Gelegenheit dazu hast.< Ran runzelte verwirrt die Stirn, als dieser seltsame Gedanke unverhofft in seinem Kopf aufploppte. Und beinahe hätte er laut aufgelacht als gleich darauf ganz deutlich zu lesen war, was Ran haben wollte. Wenigstens waren die finsteren Überlegungen vorläufig verschwunden. "Einen Moment noch bis die Untersuchung vorbei ist." Eine Schwester hatte gerade Ayas Krankenzimmer verlassen und hielt Ran zurück. Der ließ sich neben der Tür auf den Boden sinken und lehnte sich müde zurück. Er hatte nichts dagegen, denn so konnte er in Ruhe seine Telepathie spielen lassen - nur um im nächsten Augenblick gegen bekannte Schilde zu stoßen. Aufmerksamkeit strahlte ihm entgegen. >Schuldig.< Natürlich war er wiedererkannt worden. Er schluckte trocken. Nein, er fürchtete sich nicht, aber es gab immer Menschen, denen man nicht zu oft über den Weg laufen wollte. Es dauerte nicht lange bis sich die Tür öffnete und ein weißbekittelter Mann in Begleitung einer weiteren Schwester in den Flur hinaustrat. Ran war bereits wieder auf den Beinen und nickte beiden begrüßend zu, ehe er fast schon hastig zu seiner Schwester hineinging. Die junge Frau wurde weggeschickt und dann stand er ganz allein mit dem Arzt da. Wo war nur sein nervtötendes Grinsen hin verschwunden? Seine Gesichtsmuskeln fühlten sich steif an, während er versuchte genug Kraft zu finden um dem Emulator in die Augen zu sehen. Er erinnerte sich noch zu gut. Damals, bei ihrer ersten Begegnung, hatte das Braun ihn an Crawford denken lassen. Aber er war vollkommen anders. "Schuldig, wie geht es dir?" Ein Lächeln lag in der wohlklingenden Stimme. Sie zwang ihn dem Blick der braunen Augen zu begegnen. "Danke, es geht mir gut, Herr Stephenson." Er fiel unwillkürlich in seine Muttersprache zurück, obwohl er einem Amerikaner gegenüber stand. "Das freut mich zu hören." Der Emulator lächelte immer noch. "Du kannst Crawford ausrichten, dass ich ihn noch persönlich zu sprechen wünsche. Er weiß, wie er mich erreichen kann." Etwas glitt an seinem Bewusstsein entlang, so perfekt gesteuert, dass er die Berührung nur spüren konnte, weil sein Gegenüber es so wollte. "Du hast dein Training vernachlässigt, Schuldig." Das Gesicht des älteren Mannes wurde ernst. "Vergiss niemals, was ich dir beigebracht habe." Er verzog keine Miene, als die ruhige Warnung von einem strafenden Schlag gegen den Block begleitet wurde, den er unwillkürlich zusätzlich aufgebaut hatte. Er zerbrach nichts, es sollte lediglich eine Warnung sein. "Das werde ich nicht, Herr Stephenson." "Gut, gut, Schuldig." Eine Hand legte sich auf seine Schulter, drückte sie kurz. Und ohne ein weiteres Wort zu verlieren, ging der Arzt. Ran war mit neuer Ruhe aus dem Zimmer seiner Schwester gekommen, etwas in seinem Inneren fühlte sich jetzt fast warm an. Mental näherte er sich diesem Punkt, nutzte die Wellen um sich selbst zu beruhigen. Crawford - dieser Bastard musste gewusst haben, wen SZ als Spezialisten herschicken würde. Und natürlich hatte ihn der Amerikaner nicht vorgewarnt. Warum auch, mit Schuldig konnte man es schließlich machen. Bitterkeit zerrte an seinen Mundwinkeln, wurde automatisch zu einem lässigen Grinsen transformiert. Ran war zu tief in seinen eigenen Gedanken versunken um es zu bemerken. Er musterte den Rotschopf ohne unauffällig dabei vorzugehen. Ran starrte in den Spiegel an der rechten Wand der Aufzugskabine, sah sich selbst - aber nicht in diesem Moment, sondern vor einer guten Woche, als er zum ersten Mal mit Crawford hier gewesen war. Bilder in Bildern in Bildern. Interessant, es auf diese Weise zu betrachten. Vielleicht sollte Ran diesen Blickwinkel mal bei Crawford anwenden. Bevor die große Enttäuschung kam. Rans Bild von seinem Anführer war so anders, jedoch gab es auch Punkte, die überraschenderweise mit seiner eigenen Sicht übereinstimmten. Wie war das nach so kurzer Zeit möglich? Und wer von ihnen war wohl näher an der Wahrheit dran? Dieses Mal war sein Lächeln fast aufrichtig. Fast, aber das war schon mehr, als er sonst jemand anderem als Farfarello zu sehen erlaubte. Wie von einer unsichtbaren Macht gelenkt wandte Ran im selben Augenblick den Kopf in seine Richtung und lächelte zurück. Als hätte er seinen Stimmungsumschwung gespürt. Er lauschte in den Jüngeren hinein ohne etwas zu bemerken. Ein paar Herzschläge lang war Ran leer, er sah sich nur selbst. Ob Stephenson ihm gerade einen Streich spielte? Mit einem inneren Kopfschütteln verwarf er den Gedanken. Weiter so und er würde noch paranoid werden. Ha ha. Paranoia - ein Spiel für die ganze Familie und jeden, der gerade zuguckt. Gott, der Witz war älter als er selbst. Rans Lächeln wurde kurz etwas breiter, bevor der Rotschopf aus dem Fahrstuhl trat und Ausdruckslosigkeit wie ein Schleier herunterfiel. Selbst die violetten Augen wirkten ein paar Schattierungen trüber. Bald darauf saßen sie wieder im Cabrio, auf dem Weg nach Hause. Sicher wurde Farfarello langsam ungeduldig. ****** "Herr Stephenson will mit dir über irgendetwas reden." Er schaffte es kaum Schuldig bestätigend zuzunicken, da war der Orangehaarige auch schon an ihm vorbeigerauscht, geradewegs in Richtung Küche. Ran ließ er einfach im Flur stehen, doch dem Jüngeren schien das nicht viel auszumachen. Er konnte förmlich dabei zusehen, wie unbewusste Anspannung Stück für Stück aus dem schmalen aber durchtrainierten Körper herausfloss. Ran lächelte begrüßend. Nun, zu gestern war das vermutlich ein Fortschritt. Uneingeladen meldete sich ein Bruchteil des Traumes zurück, das Lächeln seines Bruders. Es tat weh, auch wenn er sich das nicht eingestehen wollte. Eigentlich war es irrsinnig, er wusste doch noch nicht einmal genau, wie sein Bruder überhaupt ausgesehen hätte. Aber ein Teil von ihm widersprach dem. Dieser hatte Gewissheit. Vielleicht würde er seine Vergangenheit endgültig hinter sich lassen können, wenn das hier vorbei war. Hatte er nicht schon einmal so etwas Ähnliches gedacht? Braune Augen wurden dunkel und kalt und gleichzeitig lag Geduld in ihnen. Unendlich dehnbar, denn manche Ziele waren es wert. Mit einiger Mühe schob er Vergangenheit und Zukunft von sich, konzentrierte sich auf die Gegenwart. "Möchtest du einen Tee trinken? Ich fahre dich später nach Hause." Ran nahm dankend an, etwas in seiner Körperhaltung veränderte sich. Erleichterung? Es schien ihm immer noch schwer zu fallen, sein neues Zuhause zu akzeptieren. Ganz allmählich begann sich ein weiterer Strang in seinen Plan einzuflechten. Er würde dem niemals Priorität verleihen, aber vielleicht würde Aya das Ganze überleben. Damit Ran wenigstens einen Rest seiner Familie behalten konnte. Den Rest, den er selbst so verzweifelt gewollt hatte. In diesen Sekunden dachte er nicht daran, was dieser Vorsatz implizierte. Die Küche war immer noch nicht leer. Was hatte er auch erwartet. Sein Seufzen blieb unhörbar, in seinem Inneren verschlossen. Farfarello war inzwischen vom Tisch zum Fußboden gewechselt und weiterhin damit beschäftigt Eiswürfel zu vernichten. Ein weniger effektives Gefrierfach hätte dieser neuen Spielerei inzwischen sicher Einhalt geboten und überraschenderweise hatte Farfarello bisher daran gedacht, die leeren Formen gleich wieder aufzufüllen. Hinter ihm betrat Ran den Raum, stockte mitten im Schritt um alles zu überblicken. Ein leises Lachen entkam dem Rothaarigen, ließ Farfarello in seinem Tun innehalten und zu Ran aufsehen. Das war es dann wohl mit dem Tee. Der Blick aus dem bernsteinfarbenen Auge war in seiner Intensität wie ein körperliches Abtasten. Auf der Suche - ja, wonach? Wunden? Mit einem Nicken begrüßten sich die Gleichaltrigen. Dann wartete der Ire darauf, dass sich Ran zu ihm setzte. Er sagte nichts, doch sein Schweigen war alles an Aufforderung, was der Rothaarige benötigte. Es war... merkwürdig zu sehen, wie wenig Furcht Ran in diesem Moment zeigte. Vielleicht ließ ihn die Anwesenheit zweier weiterer Personen sich sicherer fühlen. Der Gedanke führte beinahe zu einem Grinsen, zeigte sich jedoch nur als leicht sardonisches Funkeln in braunen Augen. Jeder Andere hätte sich durch die Anwesenheit von gleich drei Schwarz-Mitgliedern eher noch viel mehr eingeschüchtert gefühlt. Nun gut, dieser Andere wüsste dann auch, mit wem er es zu tun hatte. Schuldig hatte den Funken aufgefangen und bereitwillig teilte er seine Gedanken mit ihm. Amüsement färbte den kurzen Austausch. Ein flüchtiges Grinsen ging der Antwort voraus, doch die grünen Augen blieben wie fast immer kühl. >Hm, interessante Frage. Würde jemand der uns kennt lieber allein mit Farf in einem Zimmer sein oder doch eher froh über unsere - eher zweifelhaften - Schutz versprechende Gesellschaft sein? Schwierige Wahl, ne?< Wieder ein Grinsen. Und als Schuldig aufstand, geschah dies mit bedrohlicher Geschmeidigkeit. Eine Raubkatze, die mit ihrer Beute spielt, ehe sie zuschlägt. Es erinnerte ihn an viele Gelegenheiten, keine im Besonderen. Oder vielleicht doch... Schuldig fing nur noch einen Hauch seiner sich ändernden Stimmung auf, ehe sein Block endgültig einen weiteren Austausch unterband. Ein Stirnrunzeln war die stumme Reaktion darauf. Wie um sie beide abzulenken, richtete er seine Aufmerksamkeit auf Ran und Farfarello, die tatsächlich einträchtig da saßen. Versunken in ihrer Beschäftigung, dem montonen Surren des Mixers, der nur hin und wieder lauter aufdrehte, wenn es frisches Eis zu zerhacken galt. Aus den Augenwinkeln nahm er Bewegung wahr, spürte, wie Schuldig an seine Seite trat. Eine Hand näherte sich seinem Arm, berührte ihn jedoch nicht. Der Orangehaarige war zur Abwechslung mal nicht in der Stimmung ihn zu reizen. Ruhig erwiderten braune Augen den auffordernden Blick grüner. Da Farfarello keine Anstalten zeigte in nächster Zeit auf Ran loszugehen, nickte er und folgte dann Schuldig, der die Küche verließ. Im Flur lehnte sich der Jüngere gegen die Wand, die Arme vor der Brust verschränkt. "Warum ist Herr Stephenson hier - und was hatte er bei Aya zu suchen?" Schuldig hielt seine Stimme flach genug um nicht von den beiden Anderen gehört zu werden, trotzdem lag genug Kälte darin, um Drohung mitschwingen zu lassen. Schuldig mochte Überraschungen genauso wenig wie er, es sei denn der Orangehaarige selbst war die Ursache dafür. Seine Lippen verzogen sich zu einem kühlen Lächeln. "Und warum gleich sollte ich dir das sagen?" Augenbrauen näherten sich einander und ein Laut, der einem Knurren sehr nahe kam, verließ Schuldigs Kehle. "Vielleicht, weil sogar Nagi schon Bescheid weiß?" Sein Lächeln verschwand und mit blankem Gesichtsausdruck fixierte er sein Gegenüber. Er wusste selbst nicht so genau, warum er Schuldig im Dunkeln über die Entwicklungen ließ. Vielleicht war es an der Zeit das zu ändern. Und ihm war schon jetzt klar, wie Schuldigs erste Reaktion aussehen würde. ~TBC~ Mal wieder eine neue Figur eingeführt. Stephenson wird auch in den Vergangenheitskapiteln noch auftreten. Schuldig mag ihn nicht so sehr, was sicher schon rübergekommen ist *lach* dabei ist der Mann eigentlich ganz in Ordnung ^^ Was seine Fähigkeit angeht: ich denke, die Bezeichnung Emulator sagt schon alles aus *grins* Sowohl von der Herleitung aus der Computertechnik als auch vom englischen Verb "emulate" her haut es einigermaßen hin. ^^ Die heutige Kapitel-Überschrift mag ich irgendwie besonders *das mal gesagt haben wollte* *gg* Eigentlich bin ich zur Abwechslung auch mit dem Kapitel an sich ganz zufrieden... Himmel, ich drücke mich davor bei Weiß weiterzuschreiben *drop* Ich wünsche allen (nachträglich) ein frohes Osterfest! cya, cu ^-^ Kapitel 58: "Rückblicke XIV - Da du beim Direx einen Stein im Brett zu haben scheinst, werde ich mich ganz einfach an dich halten" ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 58) Titel: Close Distance Teil: 58/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Es geht auf Rosenkreuz weiter, mit der Ankunft von Schu ^^ Disclaimer: not my boys, no money make... Greetings: @Andromeda: Und ob ich gefaulenzt hatte *lach* Das wird einem nie langweilig ^.~ Wow, am MIT wird dein Cousin natürlich um einiges mehr gefordert werden, sieht wirklich schlecht für dich aus *lach* Ich glaube im letzten Kapitel hatte Schu eher unter Stephensons Erscheinen zu kauen als an Rans Depressionen ^^ Japp, der gehört fest zu Rosenkreuz *nod* und wird - den heutigen Teil nicht mitgerechnet - wahrscheinlich im übernächsten Vergangenheitskapitel auftauchen... o.O Natürlich ist er wegen Aya in Japan ^___^ Damit verbunden aber auch aus einem anderen Grund *grins* Was Crawford angeht: nun ja, durch seine eigenen Pläne ist er zurzeit wieder mehr mit seiner Vergangenheit verhaftet - was sich auch in seinem Albtraum gezeigt hat - und das alles trägt nicht wirklich zu seiner Stimmung bei... @Furia: Wie ich sehe, ist das Internet-Verbot immer noch nicht aufgehoben worden ^^# Meine Eltern würden niemals so hartnäckig sein... In diesem Teil gibt es noch kein Zusammentreffen von Schuldig mit Brads Bekanntschaften auf Rosenkreuz ^^ Irgendwie habe ich das dumme Gefühl, dass diesmal _gar nichts_ passiert *sigh* @kohaku_san: Ähm... ich glaube es dürfte etwas schwierig werden, dich plötzlich in die FF mit reinzuschreiben *gg* Übrigens trage ich an dieser einträchtigen Szene gar keine Schuld - ist alles auf "Glass Houses" zurückzuführen ^________^ *lach* Ich mag Schneider auch mehr als Stephenson ^^ Verdächtig sind aber beide *snicker* Schuldig ist am meisten darüber sauer, dass Crawford ihn nicht vor Stephenson gewarnt hat - dass er von Crawford noch nicht in dessen Pläne eingeweiht wurde, ist ja nichts neues für ihn ^.~ Und japp, alles hängt natürlich mit dem zusammen, was unser Ami Nagi erzählt hat. Freut mich, dass dir das Kapitel davor auch gefallen hatte ^^ Ich selbst lese hier auf Mexx kaum FFs, hinke bei den englischen mit den Commis aber auch oft hinterher *sigh* Jaaa, armer Schuldig... kein Brad zum Händchenhalten *lol* @nai-chan: Ich denke, jetzt sind alle Klarheiten beseitigt, ne? ^____~ Hätte nicht gedacht, dass das Wort in einem Wörterbuch nicht drinsteht *dumm guck* Du hast auch befürchtet, dass dein Gedächtnis einen Aussetzer hatte? Okay, bei so vielen Kapiteln, wie die Story inzwischen hat, wäre ich als Leser wahrscheinlich auch nicht ganz sicher, ob eine bestimmte Figur schon einmal einen kurzen Auftritt hatte *snicker* Solange ihr die Hauptpersonen im Kopf, geht schon alles gut ^^ @Xell: *Gummibärchen rüberschieb* Hm... ich war auch am Überlegen, ob die Szene zwischen Farf und Ran vielleicht ein wenig zu einträchtig ist. Aber auch wenn in der Story relativ wenig Zeit vergangen ist, führen die Szenen zwischen den beiden eigentlich konsequent zu einer Art Verstehen zwischen ihnen, das zwar nicht unbedingt als Freundschaft zu bezeichnen ist, aber Rans ursprüngliche Unsicherheit weitgehend abgebaut hat. Brad und Samariter in einem Satz klingt irgendwie schräg *lach* Das Osterei... Mexx hatte also auch dieses Jahr wieder diese Ostereier-Suchaktion. Hatte ich überhaupt nicht mitbekommen. Man muss schon eine Flatrate haben, um da teilzunehmen - ansonsten zahlt man sich ja für die Verbindung dumm und dämlich... Teil 58 "Rückblicke XIV - Da du beim Direx einen Stein im Brett zu haben scheinst, werde ich mich ganz einfach an dich halten" Ihre Ankunft erregte einige Aufmerksamkeit, auch wenn das gut verborgen gehalten wurde. Er lächelte in sich hinein und nur ein Hauch von Spott kroch in die braunen Augen. Blicke wurden abgewandt, kaum dass sie Schneider gestreift hatten, glitten flüchtig über ihn hinweg um immer wieder zu Schuldig zurückzukehren. Der mit erhobenem Kopf das auf ihn gerichtete Interesse wie einen ihm zustehenden Tribut empfing. Grüne Augen erkundeten die neue Umgebung, offenbarten keine Spur von Furcht. Nur er selbst spürte das leichte Zittern der Hand, die ihn von allen unbemerkt berührte. Eine Regung die Mitleid nahe kam, meldete sich leise zu Wort, doch er ignorierte sie. Schuldig musste da eben durch und durfte sich nicht erlauben auch nur einen Anklang von Schwäche zu zeigen. Das hatte er dem Orangehaarigen bereits im Wagen klargemacht. Eine Warnung, die er nicht zu wiederholen gedachte. Schneider hatte sein Gespräch mit Hoffmann beendet, seinem Sekretär, wenn man dessen Funktion einigermaßen adäquat beschreiben wollte. Im selben Moment verstreuten sich auch die letzten Schüler. Keiner von ihnen verspürte den selbstmörderischen Wunsch die Aufmerksamkeit des Direktors auf sich zu ziehen. Dieses Mal zeigte sich sein Lächeln offen und auch wenn Schneider es nicht direkt erwiderte, sah er es doch kurz in den eisblauen Augen aufblitzen. Der Ältere genoss eindeutig die Angst, die er verbreitete. "Folgt mir." Hoffmann war bereits davongeeilt, wie immer zu beschäftigt um nur eine Sekunde zu lange irgendwo zu verweilen. Als Schuldig keine Anstalten machte sich in Bewegung zu setzen, half er mit etwas Druck nach, eine Hand genau zwischen den Schulterblättern des Jungen. Gleich darauf ließ er seine Hand etwas höher rutschen, so dass warme Haut unter seinen Fingerspitzen lag. Schuldig musterte ihn, grinste, mit Dankbarkeit im Hintergrund seiner Augen. Irgendwie erwartete er wieder einen dummen Spruch, doch es kam nichts. Stattdessen folgten sie beide Schneider, stumm bleibend. Ihm war der Weg zum Büro so vertraut, dass er ihn inzwischen wahrscheinlich im Schlaf finden konnte, Schuldig hingegen sah sich aufmerksam um, versuchte sich alles einzuprägen. Dort angekommen beschloss der Orangehaarige, den einzigen noch freien Stuhl zu belegen und verschränkte nonchalant die Arme vor der Brust. Ohne zu realisieren, dass er durch diese Haltung mehr über seinen inneren Zustand offenbarte, als ihm lieb war. Über den Kopf des Jungen hinweg trafen sich sein und Schneiders Blick, amüsiert. "Gar nicht so schlecht der Laden..." Wieder auf Japanisch. Stress unterlegte Schuldigs Worte und er konnte spüren, wie dieser unbewusst wieder seine mentalen Fühler nach ihm ausstreckte. Obwohl das überhaupt nicht notwendig war. Da sie hier sicher waren vor neugierigen Erkundungen, ließ er es für den Moment zu. Schließlich sah er keinen Sinn darin, Schuldig durch eine Zurückweisung weiter zu erschöpfen. Schneider konzentrierte sich auf den Orangehaarigen, eines dieser kalten Lächeln umspielte die Lippen des Direktors. Die fehlenden Fältchen neben den Augen zeigten deutlich, dass es sich nur um ein Mienenspiel handelte, ohne jede freundliche Emotion dahinter. Schuldig versteifte sich unwillkürlich. "Das freut mich zu hören. Schließlich wirst du einige Zeit hier verbringen müssen. Ich hoffe deine Sprachschwierigkeiten legen sich bald wieder. Ich werde dich vorerst bei Crawford unterbringen, bis du dich eingelebt hast." Überrascht sah er Schneider an, dessen Lächeln jetzt maliziös wurde. Es war nichts Besonderes, dass sich einer der Älteren um einen Neuzugang kümmerte, doch das hier hatte er nicht erwartet. Zum einen, da er selbst kaum ein Jahr hier war und zum anderen, weil es der Politik von Rosenkreuz vollkommen widersprach wenn man bedachte, dass sie beide einmal zum selben Team gehören sollten. Andererseits war es auch vollkommen unüblich, dass er sich überhaupt darüber Gedanken machen konnte. Innerlich schnaubte er amüsiert. Am besten wunderte er sich über gar nichts mehr. Schuldig schien sich bei dieser Neuigkeit gar nichts zu denken, zeigte allenfalls etwas Erleichterung. Er wäre es an seiner Stelle auch - und wüsste in Schuldigs Situation diese Regelung sicher ebenfalls nicht in vollem Umfang zu schätzen. Grüne Augen wandten sich ihm zu und natürlich grinste ihn der Jüngere mal wieder an. "Ich hoffe du schnarchst nicht." Das war ihm keinen Kommentar wert und so suchte er Schneiders Blick. "Was ist mit Alexander?" "Er kann für die verbleibenden Wochen zu Stephan. Sicher hast du gehört, was mit dessen Zimmergenossen geschehen ist." Er nickte nur. Im Einsatz versagt. Das Einzige, was sie je zu hören bekamen, wenn jemand von seinem Trainingseinsatz nicht zurückkehrte. Nähere Erläuterungen unterblieben, auch wenn in solchen Fällen immer irgendwelche Gerüchte aufkamen. Dieses Mal favorisierte man eine Story, nach der ein Bodyguard etwas zu aufmerksam gewesen war. Eher unwahrscheinlich. Und falls das Gerücht den Tatsachen entsprach, dann war es gut, dass jemand so unfähiges aussortiert wurde, bevor es um wirklich wichtige Aufträge ging. "Bring Schuldig zur Kleiderkammer und zeige ihm danach das Gelände. Bis morgen steht nichts weiter an, aber um neun hat er dann einen Termin in der Krankenstation. Du wirst ihn hinbringen." Schneider lächelte flüchtig, fügte dann noch etwas hinzu. "Vom Unterricht wirst du natürlich solange freigestellt." "Der sieht aber nicht besonders begeistert aus." Kommentar Schuldigs, dem die über seinen Kopf hinweg geführte Unterhaltung nicht sonderlich behagte. Genervt schaffte er es gerade noch die Augen nicht zu verdrehen. Schneider schien eher amüsiert als verärgert zu sein. >Was ist daran so komisch?< >Er hat Recht, weißt du? Besonders begeistert siehst du wirklich nicht aus.< Das Amüsement durchwob die Worte in seinem Kopf wie ein feines Muster. >Ich kann mir eben was Besseres vorstellen als den Babysitter für ihn zu spielen.< >Besser du gewöhnst dich daran.< Ja natürlich. Wenn Schuldig tatsächlich zu seinem Team gehören sollte, würde er ihn nicht wieder loswerden. Sein mentales Seufzen wurde mit einem ebenso lautlosen Auflachen bedacht. >Ist dir eigentlich schon in den Sinn gekommen, dass du mit das einzige Opfer von Schuldigs Kommentaren sein wirst, solange er nur Japanisch spricht?< Schneider war wohl darauf aus ihn zu ärgern. Und wenn Schuldig nicht ebenfalls im Zimmer gewesen wäre, hätte er sich auch eine passende Reaktion einfallen lassen. So aber beendete er ihr Privatgespräch und wandte sich der Ursache seiner Frustration zu. Die grünen Augen starrten ihn mit konzentrierter Intensität an, der Körper des Jungen war nahezu erstarrt. >Er hat versucht uns zu belauschen.< >Nicht erfolgreich, nehme ich an.< "Das will ich doch hoffen." Schneiders ruhige Stimme füllte den Raum, riss Schuldig dadurch aus dessen Konzentration. "Und jetzt geht ihr besser, ich habe noch einiges zu erledigen." Unwillkürlich richtete sich sein Körper etwas gerader auf, ehe er dem Deutschen verabschiedend zunickte. Kurz bevor er die Tür öffnete, erinnerte er Schuldig nachdrücklich daran die Verbindung zu kappen. Eisblaue Augen folgten ihnen, als er den Orangehaarigen aus dem Büro führte. Kaum hatte er die Tür hinter ihnen geschlossen, griff Schuldig sich an die Schläfen. Nicht weiter verwunderlich, wenn man bedachte, dass das Büro des Direktors abgeschirmt war und jetzt die Stimmen flutartig auf den Orangehaarigen herabstürzten. Da er verhindern wollte, dass Schuldig wieder einen Link zwischen ihnen aufbaute, legte er ihm eine Hand auf die Schulter. Nahe genug am Hals für direkten Körperkontakt, substituierte er die erforderliche mentale Berührung durch eine physische. Fast augenblicklich konnte er spüren, wie der Jüngere sich entspannte. Er nutzte den Kontakt um Schuldig in die richtige Richtung zu lenken, während sie durch die langen Gänge schritten. "Warum konnte ich euch nicht hören?" Schuldig hatte nach einigen Minuten des Schweigens seine Stimme wiedergefunden. "Weil Schneider ein weitaus besserer Telepath ist als du. An deiner Stelle würde ich mich in seiner Gegenwart zurückhalten." Schuldig schien seinen Rat ernsthaft zu bedenken und ein Hauch von Furcht, der wie ein Schatten das Gesicht des Jungen streifte, verriet ihm, dass Schuldig ihn wohl auch befolgen würde. Gut so. "Was meinte er mit Kleiderkammer? Ich muss doch nicht etwa auch so eine blöde Uniform anziehen?" Abrupt blieb Schuldig mitten im Gang stehen, sah in fragend mit kaum verborgenem Argwohn an. Ohne es zu wollen lächelte er. "Dir wird nichts anderes übrig bleiben. Du kannst froh sein, dass du nicht gleich in einem der Schlafsäle untergebracht wirst." Er blieb ebenfalls stehen und verspürte einen Anflug von Schadenfreude, als er die Gesichtszüge des Anderen entgleisen sah. "Schlafsaal?" "Ja. In der Regel seid ihr zu fünft bis zehnt untergebracht." Der Orangehaarige schüttelte sich. "Das wird ja immer besser." "Du hast zugestimmt mitzukommen." Von einer Sekunde zur nächsten wurden die grünen Augen hart und kalt, selbst die Linien der Erschöpfung verschwanden aus dem jungen Gesicht, das zu einer Maske versteinerte. "Tu bloß nicht so, als hättet ihr mir wirklich eine andere Wahl erlaubt. Und ich kann doch davon ausgehen, dass diese Art der Unterbringung nicht von Dauer sein wird?" Kälte wich Kalkulation, die Härte blieb. "Ganz richtig. Wie schnell du später dort rauskommen wirst, hängt allein von dir ab." "Gut, damit kann ich leben." Als wäre nichts geschehen glitt das inzwischen viel zu bekannte Grinsen an seinen alten Platz zurück. "Da du beim Direx einen Stein im Brett zu haben scheinst, werde ich mich ganz einfach an dich halten." Dieses Mal blieb sein Seufzen nicht stumm. "Sehr kleidsam." Schuldig betrachtete sich im Spiegel, die Stimme so neutral, dass er nicht wusste wie viel Aufrichtigkeit in der Aussage lag. Wahrscheinlich nicht allzu viel. Das Dunkelblau bildete einen interessanten Kontrast zu den Haaren, ausgerechnet Komplementärfarben... Schuldigs Spiegelgesicht grinste ihn plötzlich breit an, als hätte der Andere seine Gedanken mitbekommen. Natürlich reagierte er nicht darauf, hob nur fragend die linke Augenbraue. "Wann bekomme ich eigentlich _dich_ in dieser netten Uniform zu sehen?" Etwas versuchte an seinen Schilden vorbeizukommen, mühelos unterband er das, indem er Schuldig mental eine Ohrfeige verpasste. Lediglich den schmalen Anker ließ er zu, der dem Jüngeren half für den Moment die Stimmen draußen zu halten. Schließlich konnte er hier nicht die ganze Zeit Körperkontakt aufrechterhalten und der für die Kleiderkammer zuständige Mann war ein Talentloser, würde ihre Verbindung also nicht bemerken können. Schuldig musste wirklich schnell lernen seine eigenen Schilde aufzubauen. Dieser zuckte unter dem nichtkörperlichen Angriff kaum merklich zusammen, nur seine Augenbrauen zogen sich für einen Sekundenbruchteil wütend zusammen. Das Grinsen schwankte nicht. "Es tut mir leid dich enttäuschen zu müssen, aber das wird nicht passieren. Vorrecht der Älteren." Ein feines Lächeln umspielte seine Lippen während er zusah, wie Schuldigs Mimik wechselte. Ohne ein weiteres Wort zu sagen wandte er sich dem Angestellten zu, der geduldig gewartet hatte. "Die Größe stimmt. Bitte stellen Sie ihm die Grundausstattung zusammen." Der ältere Mann erwiderte seinen Blick angestrengt. "Natürlich, Herr Crawford. Ich schlage vor, dass Sie alles nach dem Abendessen abholen." Ein kurzes Zögern. "Es sei denn, Sie brauchen die Sachen sofort." "Nein danke, später reicht vollauf." Mit einem höflich erwiderten Nicken verabschiedete er sich. "Komm, Schuldig." Der Orangehaarige hatte den knappen Wortwechsel interessiert verfolgt und gehorchte jetzt zur Abwechslung mal ohne jedes Zögern oder Widerspruch. Gemeinsam verließen sie den Raum. Kaum standen sie draußen, rührte sich Schuldig allerdings nicht mehr von der Stelle. Grüne Augen richteten sich inquisitorisch auf ihn. "Ist das auch ein Vorrecht der Älteren hier? Der Typ hat vor dir ja fast gekatzbuckelt." Schon wieder zog ein Lächeln an seinen Mundwinkeln. Es war regelrecht erfrischend mal jemanden um sich zu haben, der von Rosenkreuz noch nicht geformt worden war. "Nein, das kommt nur vor, wenn man bei Schneider einen Stein im Brett hat - wie du dich auszudrücken beliebtest." Schuldigs Gesichtsausdruck war ganz angestrengte Überlegung und gespannt wartete er auf eine Erwiderung, die jedoch nicht kam. Stattdessen würde sich der Jüngere jeden Moment abwenden und losmarschieren, ohne überhaupt zu wissen, wo sich das Zimmer befand. Rasch legte er ihm eine Hand auf die Schulter, ehe die Absicht umgesetzt werden konnte. "Du musst loslassen, das habe ich dir bereits erklärt. Wo wir jetzt lang kommen, sind viele Schüler in der Nähe." Einen Moment lang schien der Jüngere verwirrt, verstand aber schnell. Und mit einem Anflug von Resignation wurde die Verbindung getrennt, der Hauch einer Berührung in seinem Geist verschwand. "Geht es?" In braunen Augen stand nur die kühle Frage, keine Besorgnis. Und Schuldig reagierte wie erwartet, indem er wieder ein Grinsen aufsetzte. "Kein Problem." Natürlich verließ seine Hand nicht ein Mal Schuldigs Schulter, während sie sich auf den Weg zu seinem Zimmer machten. ~TBC~ o_O Nicht wirklich was passiert... *mit dem Kopf auf den Tisch hau* Wir lesen uns hoffentlich wieder in einer Woche, cu ^-^ Kapitel 59: "Und du hast für eine Weile meine ewige Dankbarkeit" ---------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 59) Titel: Close Distance Teil: 59/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Endlich folgt auch ein Anschluss an die Szene im Computerclub. Kann sich noch jemand dran erinnern? ^^° War in Kapitel 53... *dröppel* Disclaimer: not my boys, no money make... Greetings: @Andromeda: Du siehst mich überrascht - ein Commi vor Mitternacht?!? *lach* ^.~ Schön, dass du so gute Laune hast, geht mir genauso, da ich Montag ja auch noch frei hab *grins* Hm... Beziehung zwischen den Charas etwas enger... stimmt, darum ging es mir auch in dem Chapter - wie es aussieht, klappt es tatsächlich ^___^ Ich hatte euch ja am Anfang der FF vorgewarnt, dass die Charas und nicht die Handlung dieses Mal im Vordergrund stehen ^^ Mir gefällt deine kurze Zusammenfassung, was die die drei betrifft, wirklich sehr *knuffz* Natürlich wird Crawford noch seine helle Freude an Schuldig haben, aber umgekehrt hat Schu auch einige Überraschungen zu erwarten *snicker* Wenn ich übrigens dein breites Grinsen (^___________^) sehe, tut mir Julien ein bissl Leid ^.~ @nai-chan: Vom Skikurs? *aus dem Fenster guck* o_O Ähm... _wo genau_ hältst du dich eigentlich gerade auf? ... *lach* Freut mich, dass du es rechtzeitig zu meiner FF zurück geschafft hast ^^ Und danke, dass du mir gute Absichten unterstellst *gg* Aber du hast Recht, ein paar Informationen sollten wirklich rübergebracht werden *nod* Zudem ist diese FF ja eh nicht auf Action ausgelegt... ^^° @Xell: Bis in die Unendlichkeit? Nun ja, bisher ist wirklich kein Ende in Sicht *drop* Und das was ich ursprünglich als Ende geplant habe, scheint nicht wirklich eins zu werden. Dummerweise ist mir nämlich schon eine Idee gekommen, wie in etwa ich danach weiterschreiben könnte und diese Idee ist leider ziemlich hartnäckig ^^# Übrigens kannst du mir glauben, dass _das_ noch kein Anmachversuch von Schuldigs Seite war *snicker* @kohaku_san: Yeah, einmal Gummibärchen für die Erste! *lach* Hm... ich könnte dich in die FF einbauen - und sogar neben Farf auf dem Fußboden sitzen lassen *gg* allerdings würde dir das Ende sicher nicht gefallen, wenn ich bedenke, an welcher Stelle ich dich einbauen müsste... "Glass Houses" ist meine derzeitige Lieblings-FF und als WIP wird sie es wohl noch eine ganze Weile bleiben *grins* Gerade ist der 145. Teil online gegangen ^____^ Ist vor allem Schwarz-centric aber Weiß hat auch ausreichend Auftritte. C/S, A/F und N/O sind die Hauptpairings ^^ Ist allerdings auf Englisch - was mich natürlich nicht weiter stört. O.O Man, ich bin echt überrascht, dass Crawford und Schneider so gut rüberkommen und freue mich natürlich riesig drüber ^____^ Da werden dir die nächsten Vergangenheitskapitel sicher auch gefallen, mit tut Crawford jetzt schon leid... und Schuldig auch mit seinen unzureichenden Schilden. Mit den beiden geht es heute auch in der Gegenwart weiter - bevor wir im zweiten Abschnitt endlich zu Nagi und Omi kommen ^^ Ich hoffe auch, dass Mexx dieses Mal schneller mit dem Freischalten ist. *nod* Teil 59 "Und du hast für eine Weile meine ewige Dankbarkeit" "Und was wird dann bitte sehr aus Farfarello?", zischte Schuldig leise, kurz davor ihm an die Kehle zu gehen. Das ,du Bastard' klang laut genug mit. Doch er gab nichts darum. Denn in den grünen Augen stand weder Wut noch die übliche Kühle, ehe sie geschlossen wurden und Schuldig sich in seinem Sessel zurücklehnte. Nein, für ein paar Sekunden hatte er Verletzlichkeit in ihnen gesehen, Hoffnung, die gleich wieder zurückgewiesen wurde. Ausgerechnet Schuldig, der Nagel zu seinem Sarg, der es für seine Lebensaufgabe hielt ihm sein Leben so schwer wie möglich zu machen. Ausgerechnet er hatte sich dennoch seiner Sache verschrieben. Er führte und Schuldig würde folgen. Nicht ohne zu murren natürlich, aber nichtsdestotrotz ohne allzu große Widerstände. Er wusste das und auch in Schuldigs Blick stand dieses Wissen, als sich Grün wieder mit Braun traf. "Ich verstehe, warum du dir diese Gelegenheit nicht entgehen lassen kannst, aber was wird aus Farfarello? Du glaubst doch nicht etwa, dass sie uns als kleines Dankeschön für unsere Tat weiterhin mit den Spritzen versorgen?" Die Stimme des Jüngeren klang nur noch müde. Und gleichzeitig beinhalteten die Worte schon seine Bereitschaft mitzumachen, als hätten darüber niemals irgendwelche Zweifel bestanden. "Wir haben noch ausreichend Zeit um uns um dieses Detail zu kümmern." Er hörte sich selbst sprechen, ruhig. Eine Ruhe, die er nicht wirklich empfand, aber schon so sehr Teil seines Wesens geworden war, dass er sie einfach abrufen konnte. Nein, er würde nicht zulassen, dass Farfarello den Preis für seine Absichten zu zahlen hatte. Denn dann hätte er immer noch verloren. Dieses Gefühl besaß kein logisches Fundament, doch er gab ihm nach. Auch wenn er die Gründe dafür vor sich selbst verbarg. Schuldig gab ein leises Schnauben von sich. "Das will ich doch hoffen." Ein unheilvolles Glühen in grünen Augen, genau vor ihm. So dicht, dass er den warmen Atem des Anderen spüren konnte. Die Bewegung war zu schnell gewesen, als dass er sie verfolgen konnte, doch er zuckte nicht zusammen. Und dieses Mal ließ er es Schuldig sogar durchgehen ihn am Hemd zu packen und noch ein Stück näher an sich heranzuziehen. "Es wäre wirklich besser, wenn du bald eine Lösung für dieses kleine Problem findest." "Und dann...?" "Werden wir sie fertig machen. Und du hast für eine Weile meine ewige Dankbarkeit." Die Spannung löste sich abrupt auf und er überraschte sich dabei, kurz aufzulachen. "Du weißt, dass diese Aussage in sich etwas widersprüchlich ist?" "Ach, halt den Mund." Und ohne es vorausgeahnt zu haben, spürte er plötzlich Schuldigs Lippen auf den seinen. "Wenn du das wirklich schaffst..." So schwach, nur ein Hauch. Kaum zu verstehen. Als nächstes richtete Schuldig sich auf, als ob nichts geschehen wäre, grinste ihn breit an. "_Das_ wollte ich schon immer mal machen." Und damit schlenderte der Deutsche aus dem Zimmer, zweifelsfrei ausgesprochen zufrieden mit sich selbst. Seine Lippen prickelten und die Geste war unbewusst, als er über sie hinweg strich. Wie lange war es her...? Er schüttelte die Frage ab. Das war nebensächlich. Und verdammt sei Schuldig für seine Spielchen. Seufzend wurden braune Augen geschlossen, als er sich für ein paar Minuten einfach nur zurücklehnte. ****** Was für ein... interessanter... Tag. Die Haustür öffnete sich für ihn, ohne dass er seine Hände dafür einsetzen musste. Telekinese konnte wirklich praktisch sein. Und er wurde immer besser. Zufrieden schloss er die Tür hinter sich wieder, breitete seinen Geist aus. Ein Gefühl, als würde er sich auflösen, das ein leises Kribbeln auf seiner Haut zurückließ. Vertraute Konturen schabten an seinem sechsten Sinn entlang, fast so real wie eine richtige Berührung. Alles in Ordnung. Crawford befand sich im Wohnzimmer. Zwei Personen in der Küche. Er stockte. Nicht sichtbar, aber nichtsdestotrotz wäre es für einen anderen Telekineten wahrnehmbar gewesen. Ran war da. Abwartend lauschte er in sich hinein, lächelte schließlich ein schmales Lächeln. Es war ihm - fast - egal. Irgendwie freute sich ein Teil von ihm sogar darüber. So musste sich Normalität anfühlen. Etwas pochte gegen seine Schilde und als er sie ein wenig öffnete, hörte er eine bekannte Stimme. >Hallo Kleiner, Sicherheitscheck abgeschlossen?< Unverwechselbar Schuldig. Ein Stirnrunzeln furchte kurz sein Gesicht. >Ich habe einen Namen.< Daraufhin schottete er sich wieder ab, nicht ohne ein amüsiertes Lachen in seinem Kopf nachhallen zu hören. Natürlich könnte Schuldig durch seinen Block brechen, wenn er es darauf anlegte, aber er seinerseits könnte den Deutschen dafür an die Wand hämmern. Wortwörtlich. Ohne dafür einen Finger rühren zu müssen. Zähne blitzten so flüchtig auf, dass man das Grinsen als Einbildung hätte abtun können, wäre da nicht auch ein gewisses Glitzern in dunkelblauen Augen gewesen. Er stellte seine Schuhe weg und die Schultasche beiseite, ehe er sich in Richtung Küche aufmachte. Schuldig stand gegen den Türrahmen gelehnt, musterte ihn unter halbgeschlossenen Lidern hervor. Hm... etwas war anders. Seine stumme Frage bedurfte keiner Telepathie, wurde mit einem kurzen Nicken beantwortet. Schuldig wusste also Bescheid. Das erklärte aber immer noch nicht den leicht schadenfrohen Zug, den Schuldig nicht ganz verbergen konnte - und höchstwahrscheinlich gar nicht wollte. Gleich darauf dämmerte ihm, dass es dafür nur einen Grund geben konnte. Schuldig hatte es irgendwie geschafft Crawfords Barrikaden zu überwinden. Er würde ihm glatt gratulieren, wenn er nicht Mitleid mit dem Amerikaner hätte. So ignorierte er den Orangehaarigen zugunsten der zwei anderen, die es sich auf dem Küchenboden bequem gemacht hatten. Kami-sama, nicht schon wieder der Mixer. Bei Farfarello konnte er das gerade noch verstehen, besser zerhacktes Eis als zerschnittene Haut - vor allem da es laufend an ihm hängen geblieben war, den Iren in die Zwangsjacke zu stecken. Vielleicht würde er es auch noch bei Schuldig einsehen. Aber Ran hatte keine Entschuldigung wie zeitweiligen Irrsinn. >Das habe ich gehört.< >Solltest du auch.< Mental streckte er dem anderen die Zunge raus und fühlte sich ausgesprochen kindisch dabei. Was gar nicht so schlimm war. "Hallo Nagi." Etwas Vorsicht unterlegte die Begrüßung, violette Augen trafen sich mit dunkelblauen. "Wie war es im Club?" "Welcher Club?" Er ignorierte Schuldig weiterhin - Rache für Crawford, ha! - und um ihn noch mehr zu ärgern, schenkte er Ran ein freundliches Lächeln. "Sehr interessant. Ich glaube, ich werde weiter mitmachen." Etwas Eis schien aus dem Violett zu verschwinden, machte Wärme Platz. "Das freut mich." Dann wurde Ran abgelenkt, weil Farfarello mit rotgefärbten Händen nach denen des Gleichaltrigen griff. Ran schaffte es ein Zusammenzucken zu unterdrücken, blieb ruhig, als dabei klebriger Sirup über seine Hände geschmiert wurde. Als sich ihre Blicke daraufhin wieder trafen, wirkte Ran sehr abwesend. Eine Erinnerung schien ihn gefangen zu halten und er beschloss jetzt lieber auf sein Zimmer zu wollen. Farfarello hatte nur Augen für Ran und nahm seine Verabschiedung überhaupt nicht wahr, Schuldig bewegte lediglich kurz den Kopf, wie um zu nicken, schien in Gedanken aber ganz woanders zu sein. Und Ran... strahlte Schmerz aus, dafür musste er keine empathischen Fähigkeiten besitzen. Er versuchte seinen taktvollen Rückzug nicht wie eine Flucht aussehen zu lassen. Für heute hatte er wirklich genug Gesellschaft gehabt. *flashback* Bombay? Der Name Tsukiyono hätte ihm eine Warnung sein müssen, aber auch wenn er wusste, dass sein Gegenstück bei Weiß dieselbe Schule besuchte, wäre er nie auf die Idee gekommen, ihm einmal tatsächlich über den Weg zu laufen. Dunkelblaue Augen zeigten nicht mal einen Hauch der Überraschung, die er gerade empfand. Wie leere Spiegel musterten sie den Blondschopf, der ihn mit einem fröhlichen Gesichtsausdruck begrüßte. "Jemand neues für den Club, Sempai? Ausgerechnet heute, wo es besonders eng wird. Wir werden kaum den besten Eindruck machen." Mizuki zeigte ein breites Grinsen, die dunklen Augen funkelten regelrecht. "Allerdings hat das den Vorteil, dass ich Naoe-kun davon abhalten kann sofort wieder abzuhauen. Ran hat mich bereits vorgewarnt." Neugierig musterte Bombay ihn, was er aber nur unterbewusst mitbekam. Ran hatte was?! Sein Stirnrunzeln ließ seinen sonst ernsten Ausdruck ins Finstere hinübergleiten. Erst brachte Ran Crawford auf solche merkwürdigen Ideen und dann auch noch so etwas. Irgendwie komisch, dass der Rothaarige so gut mit Mizuki klarkam, vom Typ her schienen sie völlig unterschiedlich zu sein. Ein Gedanke am Rande, den er sofort beiseite schob. Was ging es ihn auch an, was Ran sich für Freunde aussuchte... Bombay lachte plötzlich auf. "Guck nicht so böse, Naoe-san, so schlimm ist es hier auch wieder nicht." Himmelblaue Augen bedachten ihn mit gutmütigem Spott und zu seiner eigenen Verwunderung spürte er, wie ein schmales Lächeln an seinen Mundwinkeln zu ziehen begann. Wie konnte Bombay nur ein Killer sein - und gleichzeitig so ein Kind? Mit eher gespieltem als tatsächlichem Widerstand ließ er sich zu einem der Plätze ziehen. Inzwischen war er fast neugierig, was sie hier eigentlich machten. Mizuki und Bombay hatten die Computer rechts und links von ihm belegt. Insgeheim war er froh darüber, auf diese Weise wenigstens etwas von den ganzen neuen Gesichtern getrennt zu sein. Nicht dass er schüchtern wäre, er konnte ganz einfach gut und gerne auf den Kontakt mit diesen Ahnungslosen verzichten. Schwarz war bisher alles gewesen was er hatte und das reichte ihm. Er vermisste nichts. Expendables. Schuldig hatte ihm von diesem Begriff erzählt. Es hatte ihn einen kalten Schauer den Rücken heruntergejagt. Denn trotz allem was er erlebt hatte - teilweise vielleicht auch genau deswegen - war er nicht bereit so über die Menschen zu denken. Wenn hier jemand entbehrlich war, dann SZ und diese grausame Schule, die sie geschaffen hatten. Eis durchzog diese Überlegungen, brach sich an der Härte seines inneren Widerstandes. Eiskalte Splitter flossen durch seine Adern, fast fühlbar in ihrer Intensität. Allzu bereitwillig lenkte er seine Aufmerksamkeit wieder auf den Computer, den er mit automatischen Handgriffen gestartet hatte. Aus den Augenwinkeln nahm er wahr, dass Bombay sich ab und zu vergewisserte, ob er auch klarkam. Er grinste schief in sich hinein. Natürlich hatte der Weiß keinen blassen Schimmer, dass er ihm noch ein paar Tricks beibringen könnte. So gut Bombay auch war, ihm fehlte dieser letzte Antrieb, der ihn selbst hatte besser werden lassen als alle anderen. Es war sein Grundsatz, seine Art zu überleben. Der Lehrer traf ein, übersah die Situation mit einem Blick. "Gut, heute also keine Experimente. Wir arbeiten weiter an der Schulhomepage. Und nicht vergessen, die Deadline für den Wettbewerb ist nahe." Damit war auch schon alles gesagt und ein eifriges Klicken setzte ein, durchbrochen von gedämpften Unterhaltungen, dem Surren der Lüfter und einem vereinzelten Fluchen. Etwas hilflos wandte er sich Mizuki zu, der sein Problem sofort erkannte, ohne dass er extra nachfragen musste. "Die Gruppen sind schon längst eingeteilt worden. Ich und Tsukiyono-kun kümmern uns um Literatur-Referenzen." Die rasch wieder geglättete Grimasse verriet, dass hier jemand das kürzere Streichholz gezogen hatte. "Komm, ich habe dir schon die Computersektion überlassen, also beschwere dich nicht!", warf Bombay ein, scherzhaft. "Wer beschwert sich hier? Und werd' mir bloß nicht frech, wie stehe ich dann vor Naoe-kun da?" Die beiden lachten und er selbst schloss sich zumindest mit einem Lächeln an. Was nicht unbemerkt blieb. Ein kurzer, zufriedener Blick wurde ausgetauscht, der ihm entging, da er sich gerade über den Papierstapel beugte, den Bombay ihm gereicht hatte. "Das sind die Empfehlungen der Lehrer, sortiert nach Fach und Stufe. Das für die Homepage in eine übersichtliche Form zu bringen, ist nicht besonders schwierig. Wir unterlegen gleich alles mit Links zum Bestellen der Bücher. Sempai hier meinte, er wäre zu gut für die Arbeit und hat daher beschlossen, eine Extrasektion für den Computerclub und andere Interessierte einzubauen." Ein Grinsen blitzte in Richtung des Älteren, ehe sich die blauen Augen wieder auf ihn richteten. "Damit blieb die stupide Arbeit natürlich an mir hängen - und jetzt auch an dir." Ein weiteres Grinsen, dieses Mal an ihn adressiert. "Irgendwelche Einwände?" "Wie könnte ich?" Dunkler Humor färbte die Antwort. "Wir beide sollten uns aber beeilen, damit wir anschließend noch genug Zeit haben alle Fehler auszubügeln, die Mizuki-sempai bei seinem Teil einbaut." Es fiel ihm nicht schwer eine vollkommen ernsthafte Miene aufrechtzuerhalten. Misstrauisch wurde er von Mizuki beäugt, während dieser ein Lachen unterdrückte. "Zu deinem Wohl gehe ich mal davon aus, dass du nur einen Scherz machen wolltest." Ungerührt erwiderte er den Blick, bis der Ältere aufgab und offen lachte. "In Ordnung, du hast gewonnen." Und damit machten sie sich endgültig an die Arbeit. *flashback end* Möglicherweise war dieser Club wirklich keine so schlechte Idee. ~TBC~ In Zukunft werde ich versuchen die Handlungsstränge etwas enger zu verknüpfen. Aber wenigstens habe ich es geschafft die Club-Szene zu Ende zu bringen, bevor auf der Crawford/Ran-Ebene der Dienstag zum Abschluss kam. Das ist nämlich ebenfalls mit diesem Kapitel geschehen. Nächstes Mal wieder ein Vergangenheitskapitel, danach ein Blick zu Weiß und _danach_ fängt ein neuer Tag in der FF an. Ich sollte mal ausrechnen, wie viele Kapitel ich durchschnittlich pro Handlungstag brauche... oder besser nicht, das Ergebnis könnte zu deprimierend sein ^^° cya, cu ^-^ Kapitel 60: "Rückblicke XV - Sind wir hier in einem schlechten Science-Fiction-Film?" ------------------------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 60) Titel: Close Distance Teil: 60/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Mia, schon das 15. Vergangenheitskapitel. Diese Zeitlinie macht inzwischen also ein Viertel meiner Geschichte aus o.O Disclaimer: not my boys, no money make... Greetings: @Andromeda: *knuffel* Ich freue mich riesig, dass du meine Mini-FF gefunden hast und sie auch noch magst ^______________^ Ich bin am Überlegen noch ein paar mehr davon zu schreiben, die sozusagen im gleichen Universum spielen und so die Geschichte mal von hinten nach vorne aufzurollen ^^ Ihr habt ne Bank zu Kleinholz zerlegt? *lach* Als Gradmesser für eure Stimmung genommen, kann ich nur sagen: tolle Party! *snicker* Ich hoffe, deine Schulaufgabe ist positiv ausgegangen *lieb sag* *lol* Natürlich war Omi nett, er hat doch gar keine Ahnung, wer Nagi überhaupt ist ^.~ Ich habe für die beiden nicht direkt etwas geplant, aber keine Sorge, ich werde deinen Wunsch im Auge behalten ^^ Zweimal ja: Crawford hat an Schneider gedacht und Schuldigs Verhalten ist auf RK zurückzuführen ^-^ Die Szene allein hat nicht den Anstoß für meine Kurz-FF gegeben, sondern auch die noch kommenden Kapitel mit den beiden, die schon in meinem Block sind ^^ Und eine weitere FF, an der ich gerade schreibe... langsam bekomme ich Angst vor mir selbst ^^°°° @nai-chan: *ehe* Ja, diese Frage hatte ich mir auch eine ganze Weile gestellt, daher hat es ja auch solange gedauert, bis die Clubszene endlich zu Ende geschrieben wurde ^^# Hm... solange Mexx dich schlussendlich das ganze Kapitel hat lesen lassen, wollen wir uns mal nicht beschweren, dass es ein paar Probs gab, ne? ^^ Ist ja ,toll', dass es ausgerechnet am Tag eurer Abreise erst richtig weiß wurde o.O Aber so was passiert eben... Bei dem Wetter zurzeit kann ich mir Schnee kaum noch vorstellen. Gestern war ich vormittags draußen und fand es sogar im T-Shirt warm... @Xell: Du gibst einfach nicht auf, ne? *lach* ^___________^ Aber es war... nicht so wirklich ein Anmachversuch... ähm... ^^# Jedenfalls nicht bewusst ^^ Das Wort kannst du dir für den Mittwochabend bei Schwarz aufheben *kleinen Spoiler geb* *snicker* Und mach dir um Farf nicht zu große Sorgen ^^ Seelenverwandte - ich denke, das trifft es ganz gut bei Ran und dem Iren. In anderer Hinsicht hat Farf aber kein Auge auf Ran geworfen (_das_ würde ja ne komplizierte Story werden o.O) Und noch jemand, der sich für Omi und Nagi einsetzt... wie ich schon Andy versprochen habe: ich werde dran denken und mein bestes versuchen. Zurzeit liegen die beiden mir nicht so sehr... @kohaku_san: Nun ja, glücklicherweise klingt Sarah ja auch wie ein englischer Name ^.~ Wenn ich es irgendwann mal schaffe in den Vergangenheitskapiteln zu Farf zu kommen, muss ich mir also schon mal einen Namen weniger ausdenken *grins* Warum sich Schu um Farf sorgt... das habe ich jetzt davon, dass ich alles nur so verstreut einbaue, also kurz: in einigen Kapiteln ist angedeutet worden, dass Farf am Anfang um einiges ,wilder' war, später aber dank seiner neuen Medikamente dauerhaft bei Schwarz bleiben durfte. Er bekommt ja immer noch diese Spritzen (vergl. Kapitel 55). Jetzt befürchtet Schu natürlich, dass am Ende von Crawfords Plänen sie keiner mehr mit diesem Medikament versorgt und Farf daher in seinen alten Zustand zurückfällt - kein angenehmer Gedanke *da ganz Schus Ansicht bin* ^^ Vielleicht gingen deine Vermutungen ja in diese Richtung ^^ Japp, Nagi verbessert sich auf dem Gebiet ,Socializing' ^-^ In letzter Zeit zeigt Mexx vor dem Hochladen immer an, wie viele FFs noch in der Warteschlange sind - und die Zahlen sind eher entmutigend ^^° @Taowaki: *grins* Du musst jetzt direkt zweimal Gummibärchen bekommen - zum einen für den ersten Commi überhaupt und zum anderen für den ersten bei diesem Kapitel ^.~ *rüberschieb* Danke für deine Wortmeldung ^___^ Von Ken und Yotan gibt es bald wieder ein bissl mehr zu hören, ist schon fest eingeplant. *nod* Tja, ich hätte anfangs auch nicht gedacht, dass diese FF so lang wird *mich nach einem Ende umschau und immer noch keins erkennen kann* ^^# Ist wohl eine Sache der Übung *lach* Wenn man von den Songfics absieht, sind meine Geschichten fast stetig länger geworden, nur "Broken Memory" passt nicht ganz rein: anfangs 12 Kapitel (IwmH), dann 17 (JaG), dann 10 (BM), 44 (BN) und jetzt aktuell 60 ^-^ Teil 60 "Rückblicke XV - Sind wir hier in einem schlechten Science-Fiction-Film?" "Ha, ich habe schon gehört, dass man dich zum Babysitter abkommandiert hat." Alexander begrüßte ihn belustigt, kaum dass sie ihr Zimmer betreten hatten. Der Deutsche war zusammen mit Stephan dabei seine Sachen zusammenzupacken. "Glück für mich, Pech für dich." Erst dann registrierte Alexander seinen Begleiter richtig und ein Stirnrunzeln glitt über sein Gesicht. Seine Überlegungen in diesem Moment sprach er nicht aus, wandte sich stattdessen dem auf seinem Bett zusammengestellten Stapel zu. Stephan unterzog Schuldig einer gründlichen Musterung, unter seiner Hand versteifte sich Schuldig etwas, leicht verärgert über diese Behandlung. "Genug gesehen?", stieß er dann herausfordernd hervor. Die japanischen Worte verstand Stephan zwar nicht, den Tonfall aber sehr wohl. Hellblaue Augen funkelten amüsiert. "Nicht so vorlaut, Kleiner. Sonst könnte noch jemand auf die Idee kommen du bist auf Ärger aus." Schuldig gefiel es gar nicht als klein bezeichnet zu werden, auch wenn es seiner schlaksigen Gestalt eindeutig noch an ein paar Zentimetern fehlte, damit er zu niemandem in diesem Zimmer mehr aufsehen musste. Sicherheitshalber packte er den Jüngeren am Handgelenk, zog ihn ein Stück zur Seite, damit Alexander mit seiner Last ohne Probleme an ihnen vorbeikam. Sie tauschten ein schnelles Lächeln aus. "Wir sind gleich fertig, dann kannst du anfangen dem Heißsporn ein paar Manieren beizubringen." Mit diesen Worten verschwand der Deutsche, ignorierte mühelos Schuldigs hitzigen Blick, der Flammen zu werfen schien. "Alexander scheint das Ganze sehr komisch zu finden", wandte er sich an Stephan, ebenfalls keine Aufmerksamkeit auf Schuldig verschwendend. "Nun ja, als er dich damals auf Zimmer bekommen hatte, dachten wir, dass es eine der kleinen Nervensägen sein würde und waren froh, schließlich dich vorzufinden. Du musst zugeben es ist recht wichtig, dass es dich dafür nun wirklich erwischt hat." Stephan lachte leise. "Jetzt bist du wenigstens nicht einsam, wenn wir abgehen." "Oh ja, ich vermisse euch jetzt schon schrecklich", reagierte er trocken. "Und ich will hoffen, dass ich Schuldig bis dahin los bin. Vielleicht habe ich das Glück und behalte das Zimmer dann für mich allein." Eine Augenbraue wanderte nach oben. "Schuldig? Interessanter Name." Prompt wurde der Orangehaarige scharf gemustert. "Du wirst doch dafür sorgen, dass sein Name nicht zu einer allzu passenden Bezeichnung werden wird." "Keine Sorge, ich habe jeden Grund dazu." "Aha..." Stephan war klug genug um nicht nachzuhaken und wusste, dass die vorsichtige Warnung bei ihm angekommen war. Natürlich hatte er nicht vergessen, wer Stephan war - oder um genau zu sein bald sein würde. Das ernst gewordene Gesicht des Franzosen nahm wieder einen belustigten Ausdruck an. "Übrigens drück ich dir alle Daumen für dein Einzelzimmer, Musterknabe." Von Schuldig kam ein kaum hörbares Drucksen, der Beginn eines sofort wieder unterdrückten Auflachens. Bevor er angemessen reagieren konnte, war Alexander wieder zurück und kurz darauf raffte er die letzten Sachen mit Hilfe seines Freundes zusammen, verabschiedete sich dann. "Bis nachher beim Essen. Und vielen Dank für die Freistunde." Schuldig atmete hörbar aus, als sie endlich alleine waren. Da sich der Jüngere unbehaglich bewegte, ließ er sein Handgelenk los, bloß damit dieser sofort wieder nach seinem Arm griff. "Schuldig, so geht das nicht." "Dann zeig mir endlich, wie man so einen verdammten Block aufbaut!" Der Deutsche war sichtlich gereizt, aus Müdigkeit und Frustration heraus. Sein Lachen geriet vollkommen humorlos. "Das ist nicht so einfach." Ruhig betrachtete er den Fünfzehnjährigen, dessen Augen jetzt kühl wirkten, unterlegt von Konzentration. "Davon bin ich auch nicht ausgegangen. Ich habe allerdings keinen Bock darauf, zur Belustigung aller mitten beim Abendessen einen Nervenzusammenbruch zu haben." "Da bin ich ganz deiner Ansicht. Gut, vielleicht bekommen wir so etwas wie eine Übergangslösung hin. Bis sich einer der Trainer um dich kümmern kann. Ich habe wirklich noch nicht erlebt, dass jemand so schlecht blocken kann und trotzdem noch geistig einigermaßen auf der Höhe ist." Schuldig sah ihn scharf an. "Sollte das jetzt eine Beleidigung sein? Du weißt genau, dass mir euer Genie von einem Doktor mit dieser verdammten Spritze das eingebrockt hat. Vorher kam ich sehr gut klar." Die Worte begannen halbwegs ruhig, hatten zum Schluss aber eine beachtliche Lautstärke erreicht. "Reiß dich zusammen. Oder willst du, dass alle etwas davon mitbekommen?" Auch wenn die meisten Unterricht hatten, würde es schon ausreichen, falls nur einer zufällig etwas aufschnappte. Solche Sachen verbreiteten sich hier mit Überlichtgeschwindigkeit und ließen sich dabei von physikalischen Unmöglichkeiten nicht beeindrucken. Lippen wurden so fest zusammengepresst, dass sie nur noch eine schmale, blutleere Linie bildeten. Wenigstens hielt Schuldig auf diese Weise den Mund. Das Brodeln unter der Oberfläche zu ignorieren fiel ihm nicht weiter schwer. Langsam ging er zu dem abgezogenen Bett hinüber, das bis heute Alexander gehört hatte und Schuldig, der ihn offenbar trotz des Wortwechsels nicht loslassen wollte, folgte ihm wohl oder übel. "Setz dich hin. Wir wollen doch nicht, dass du mittendrin zusammenklappst." Schuldig schwieg weiterhin, gehorchte aber. Im Schneidersitz machte es sich der Jüngere so bequem wie möglich, während er selbst auf der Bettkante Platz nahm. "Gut, beginnen wir wieder mit dem, was du schon kennst. Versuch deinen Kopf so gut es geht zu leeren und fang mit deinen Zahlen an." Ein kurzes Nicken. Dann schlossen sich die grünen Augen und Ausdruckslosigkeit legte sich über das blasse Gesicht. Geduldig wartete er einige Minuten, in denen sich Stille um sie herum aufbaute. Nichts außer ihrer beider Atemzüge war zu hören. Die ganze Atmosphäre änderte sich und er spürte, wie er sich unwillkürlich ebenfalls entspannte und auf einen Punkt in seinem Inneren zu konzentrieren begann. Seine Augen fielen wie von allein zu. "Bist du soweit?" Seine Stimme war kaum mehr als ein Wispern. Schuldigs Griff verstärkte sich kurz, die einzige Bestätigung, die er benötigte. "Dann erhalte die Abwehr aufrecht und lass mich los." Zögern, für einige unendliche Herzschläge lang. Schließlich aber löste sich die Hand und er schlug die Augen auf, um den Anderen genau beobachten zu können. Schuldigs Zähne gruben sich in dessen Unterlippe, noch nicht fest genug um die Haut zu durchbrechen, aber kurz davor. Seine eigenen Schilde lockernd fing er auf, was der Orangehaarige unbewusst abstrahlte. Der typische Fehler eines Anfängers, dennoch, die Projektionen waren überraschend stark. Zahlen schienen zwischen ihnen zu hängen, transparent wie Geister. Sie tanzten umeinander, verschmolzen miteinander. Er entdeckte Reihen des kleinen und des großen Einmaleins, Folgen von Primzahlen. Dann konzentrierte er sich direkt auf Schuldig. Feine Schweißperlen begannen sich auf der gerunzelten Stirn zu bilden und wenn überhaupt möglich, sah Schuldig jetzt noch blasser aus. Ein Zittern durchlief den schlaksigen Körper, die auf den Schenkeln ruhenden Hände bebten, während sie sich abwechselnd zusammenkrampften und wieder entspannten. Immer im Rhythmus mit den ungleichmäßiger werdenden Atemzügen. >Hörst du mich?< Er sandte den Gedanken mit möglichst wenig Willenskraft dahinter. >Ja...< Selbst in seinem Kopf klang die Antwort angestrengt, doch es kam eindeutig von Schuldig. >Und ansonsten?< Knapp, um die Konzentration nicht zu stören. >Rauschen... Leise Stimmen...< Schuldig zitterte jetzt stärker. >Es wird immer schwieriger sie zurückzuhalten.< Das reichte einfach nicht. Er seufzte innerlich, gab Acht, dass sein Gegenüber nichts davon mitbekam. Seine Hände umschlossen die schweißfeuchten von Schuldig, der Junge sackte in derselben Sekunde in sich zusammen und atmete tief durch. Für eine Weile war er damit vollauf beschäftigt. Dann öffneten sich die grünen Augen, Resignation im hintersten Winkel verborgen. "Das war nicht so toll, was?" "Aber besser als letztes Mal." Er wusste selbst nicht, warum er Schuldig auf diese Weise beruhigen wollte. Dieser ließ sich erschöpft nach hinten sinken, schien kurz davor einzuschlafen. Eine Hand lag weiterhin in der seinen. Vorläufig beließ er es dabei, rief sich seine ersten Lektionen ins Gedächtnis zurück. Er hatte nicht so große Probleme gehabt, andererseits war er aber auch kein Telepath. Und hatte dazu den Vorteil starker natürlicher Schilde gehabt. Jedenfalls nahmen seine Trainer an, dass es das war, was die meisten Talente an ihm scheitern ließ. Unbemerkt zuckte sein linker Mundwinkel nach oben. Möglicherweise auch ein Nebeneffekt seiner prekognitiven Fähigkeiten. So ganz sicher waren sie sich da nicht. Manchmal wusste er nicht, ob er froh sein sollte, dass sein Talent so selten war. Meistens jedoch war er es. "Bereit für einen weiteren Versuch?" Schuldig verzog das Gesicht, augenscheinlich nicht begeistert, setzte sich dennoch wieder auf. Ein Grinsen glitt kurz über die Lippen des Jüngeren. "Ich muss wohl, wenn ich heute noch zu meinem Essen kommen will." Er lächelte belustigt. "Gut erkannt." Noch eine kurze Pause, in der Schuldig sich sichtlich sammelte. "Dieses Mal beginnen wir mit einem Basisblock. Das funktioniert etwas anders als deine Variante mit den Zahlen, die dich eher von dem was du empfängst ablenkt, als es wirklich zurückzuhalten. Du wirst natürlich kaum alles abblocken können, aber schon eine Dämpfung wäre ein zufriedenstellendes Ergebnis." Grüne Augen wurden zu schmalen Schlitzen zusammengekniffen, während Schuldig darüber nachdachte, nach dem Konzept dahinter zu greifen versuchte. Mit einer ruckartigen Kopfbewegung verkündete er dann seine Bereitschaft anzufangen. "Also dann, versuch dir vorzustellen, du ständest auf einer vollkommen leeren Ebene." Der Blick des Jüngeren wurde glasig, die Augen blieben dieses Mal geöffnet. Leise sprach er weiter. "Nichts ist um dich herum. Alle Gedanken werden wie Blitze sein, die dich zu treffen versuchen." Kurz ließ er Schuldigs Hand los, der hörbar nach Luft schnappte. "Hast du es gesehen?" "Das kannst du laut sagen, durch ein Megaphon." Ein nicht deutlich artikuliertes Fluchen folgte. In den grünen Augen kehrte wieder Leben ein. "Und was sollte mir dieses Feuerwerk jetzt bringen?" Er hielt es für angeraten sein Amüsement verborgen zu halten. "Es dient der Visualisierung, das macht die Sache etwas einfacher." "Natürlich." Alles andere als aufrichtig. "Als nächstes musst du dir vorstellen, wie du eine Mauer errichtest, Stein für Stein", ignorierte er Schuldigs Einwurf. In der Folge wurde er ungläubig gemustert. "Sind wir hier in einem schlechten Science-Fiction-Film?" Irgendwoher wusste er, woran Schuldig dachte, wahrscheinlich hatte dieser wieder etwas projiziert. "Hast du hier lauter weißhaarige Kinder rumlaufen sehen?" Er reagierte mit einer Gegenfrage. [1] Für Schuldigs Gesicht hätte man Eintritt verlangen können. Bevor er sich zurückhalten konnte, lachte er auf. Doch zum Glück fühlte sich der Jüngere nicht beleidigt, sonst hätten sie das Ganze jetzt abbrechen müssen. Denn ohne Kooperation wären sie sowieso nicht weitergekommen. "Okay, du hast gewonnen." Schuldig wurde ernst, hatte ganz klar nur ein Ziel vor Augen: so bald wie möglich Erfolg zu haben. Lider senkten sich, Atemzüge kamen langsam und gleichmäßig. Dieses Mal sah er nichts von dem, was in Schuldigs Kopf vorging und wertete das schon mal als Fortschritt. Allerdings wurden ja noch keine Anforderungen an den neuen Block gestellt. "Du musst die Mauer überall sehen. Dreh dich um dich selbst und überprüfe das." Fast monoton kamen diese Anweisungen. "Wie sieht es aus?" Schuldigs Stirn lag wieder in tiefen Falten. "Fertig. Lauter rote Backsteine." "Dann lasse ich jetzt los." Und er tat es, ließ Schuldig keine Sekunde aus den Augen. "Siehst du wieder die Blitze?" Er äußerte seine Frage laut, wollte nicht den telepathischen Sinn des Jüngeren beanspruchen. "Keine Blitze...", kam es gequetscht. "Aber ich kann hören, wie sie einschlagen." Stille, fast eine Minute lang, dann ein Fluch. "Sie beginnt bröckeln." Er griff nach Schuldigs Hand, da es besser war, wenn dieser erste Block nicht zerstört wurde. Gut, dass Schuldig es schaffte die Eindrücke so bildlich umzusetzen. Der Orangehaarige nutzte die Pause um sich zu erholen, war mit dem Ergebnis auf jeden Fall zufriedener als zuvor. Und dann begannen sie das Ganze von vorn. Er ließ Schuldig die Mauer ausbessern und immer wieder verstärken. Es war harte Arbeit, laugte den Jüngeren aus bis zur vollkommenen Erschöpfung. Aber es war nicht umsonst. Die Mauer wurde real für Schuldig, integrierte sich in dessen Geist. Bis allein ein kurzer Gedanke ausreichte sie - und das was sie symbolisierte - hervorzurufen. "Bin ich kaputt." Die Worte wurden durch das Kissen gedämpft, in das Schuldig sein Gesicht vergraben hatte. "Das wundert mich nicht wirklich." Sie mussten im Moment keinen Körperkontakt aufrechterhalten und so stand er auf, streckte sich um Muskeln zu lockern, von denen er jetzt erst merkte, wie angespannt sie gewesen waren. "Natürlich wird dieser Block keinen anderen Telepathen zurückhalten, der es darauf anlegt bei dir herumzustöbern. Aber für den Anfang sollte er reichen." "Ja, ja, fang noch an zu meckern, dass ich es nicht besser mache." Er sagte jedoch nichts. Auch nicht, dass ihn Schuldigs Leistung wirklich überraschte. Neugierig musterte er den Jüngeren, der davon nichts mitbekam. "Wie wäre es jetzt mit Abendbrot?" Schuldigs linker Arm hob sich etwas, fiel aber schnell zurück auf die Matratze. "Geht nicht. Meine Muskeln scheinen sich in Pudding verwandelt zu haben." "Hm..." Mit ein paar Schritten war er bei seinem Schrank, holte mit einem leisen Knistern etwas heraus. "Versuch es mal damit." Mühsam wälzte sich Schuldig auf den Rücken. Grüne Augen weiteten sich, dann fiel er auch schon über den Schokoriegel her. ~TBC~ *gg* Ich stell mir die letzte Szene gerade bildlich vor ^___^ Etwas Werbung in eigener Sache *grins* Wie Andy bereits herausgefunden hat *knuffel* hab ich ne ganz kurze FF geschrieben. Nur knapp über 600 Wörter, C/S, Titel: "Schließe deine Augen" Würde mich sehr freuen, wenn ihr kurz eure Meinung dazu abgebt *lieb guck* Ich schreibe zudem gerade an einer weiteren kürzeren FF ("Hurt", voraussichtlich 2 Teile) und wollte nur mal vorher anfragen, ob ihr es auf euch nehmen würdet, die nach Beendigung neben "Close Distance" zu lesen. Ich will eure Zeit ja nicht zu sehr in Anspruch nehmen ^.~ aber ohne Leser macht das Schreiben andererseits nicht soviel Spaß ^^# Das war es dann auch schon *mich wieder in den stillen Hintergrund verzieh* *snicker* cya, cu ^-^ [1] Falls jemand nicht weiß, welchen Film ich meine (was mich nicht weiter überraschen würde): "Das Dorf der Verdammten" ("Village of the Damned") Ich mag die schwarz-weiß Verfilmung von 1960 mehr als Carpenters von 1995 *nod* Kapitel 61: "Der Versuch zu schweben..." ---------------------------------------- Close Distance (Teil 61) Titel: Close Distance Teil: 61/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Bevor ihr mir Weiß vollkommen vergesst, tauchen in diesem Kapitel mal wieder Omi, Yohji und Ken auf ^^ Wieder Bezug auf Folge 5. Disclaimer: not my boys, no money make... Greetings: @Andromeda: Ran an die Tasten war schon ganz treffend *lach* "SdA" habe ich nämlich tatsächlich nur schnell auf dem Laptop runtergetippt gehabt, morgens kurz nach dem Aufwachen ^^ Übrigens heißt Brad wirklich nur Brad in dieser FF, das ist keine Abkürzung ^^ Es gibt nämlich nirgendwo im offiziellen WK-Universum einen Hinweis darauf, er könne anders heißen ^.~ Und mach dir keine Sorgen, sein Anhängsel wird er doch los, sobald der Block einigermaßen sicher steht *gg* Hm... wenn du ein paar Kapitel zurückdenkst, erinnerst du dich vielleicht, dass Brad nicht der erste mit Schokovorrat ist. Hat alles schon seinen Sinn *grins* Bei Omi und Nagi wirste aber noch ne ganze Weile sitzen müssen *räusper* Ich bin im Block gerade mit der FF bis Freitag gekommen und soweit haben die beiden sich noch nicht einmal wieder getroffen ^^°°° Was weitere FFs betrifft: siehe unten @nai-chan: Dieses Weekend ist es bei uns auch nicht mehr so warm, musst dich in der Kälte also nicht länger einsam fühlen *tröst* ^.~ Ich hoffe, die Schule lässt dir irgendwann genug Zeit, bei "SdA" vorbeizulesen. Hab auch grade erst die Rohfassung eines Protokolls fertiggestellt und bin inklusive Grafiken auf 18 Seiten gekommen - 7 Stunden sind dafür draufgegangen... o.O Was die Szene mit Steph und Alex anbelangt: einfach nachfragen, dann musste nicht auf einen Geistesblitz warten *lach* @kohaku_san: Sally lässt mich immer an die Band "Subway to Sally" denken *gg* Und ja, sie taucht tatsächlich in der offiziellen Geschichte auf, nämlich auf einem der Drama-Alben. Müsste Schwarz I (Weiß Kreuz Dramatic Image Album III) sein. Ich weiß nicht genau, was für eine Rolle sie spielt, aber Farfarello hatte sich glaub ich in sie verknallt *drop* und da sie auch irgendwelche Kräfte besitzt, die RK gerne haben möchte, zieht er Schwarz in einen Kampf rein... Brad ist jetzt 19 bzw. 20 - weiß ja nicht, wann genau er Geburtstag hat ^^ Passt dann auch zum Abgang von der Highschool einigermaßen... Guck einfach in den WK-Manga, da sieht er recht jung aus *grins* Was für einen Job Stephan bekommt, wurde eigentlich schon in einem der vorherigen Vergangenheitskapiteln angesprochen. Ob das noch wichtig ist, wird sich wenn dann erst ziemlich zum Ende der FF zeigen *mich bisher nicht entschieden hab* Kurz zu "SdA": Für mich ist das ehrlich gesagt nicht mehr Crawfords wahres Gesicht, aber es hat Spaß gemacht ihn auch mal anders darzustellen ^^ Ja, nicht wahr, es ist überhaupt nicht schwer Crawford mit manikürten Fingernägeln vor sich zu sehen *snicker* Es passt zu seinem Aufzug ^^ Freue mich riesig, dass dir die kurze Story gefallen hat - und sie sollte sich auch abgeschlossen anfühlen, da sie ja ein Ende ist. ^-^ @Taowaki: *lach* Stimmt, an Farf hatte ich in dem Moment gar nicht gedacht. Soweit ich mich erinnern kann, konnte man auch in der s/w-Verfilmung erkennen, dass die Kids weiße Haare haben - waren einfach zu hell für alles andere. Aber spätestens mit Carpenters Film war dann ja alles klar ^.~ Ehrlich gesagt kann ich mir diese Mauer-Block auch nicht vorstellen ^^° In dem Fall können wir beide froh sein, keine Telepathen zu sein *ehe* Die Schoko bunkert Crawford nicht unbedingt, weil er sie so gerne isst, sondern aus Notwendigkeit ^^ Ich habe überhaupt keine Ahnung, wie lang "CD" noch zu werden gedenkt o.O Und an eine neue (lange) FF denke ich lieber gar nicht erst ^^# Tja, das war doch der Witz an "Schließe deine Augen", dass ich mal nicht alles im Vorfeld erkläre ^^ Was passiert ist, hat kaum etwas mit "CD" zu tun, die FF hat mich wie gesagt nur dazu inspiriert gehabt. Und ich war selbst überrascht, mal was Kurzes geschrieben zu haben *snicker* Sobald aber noch ein paar andere Storys aus dem Universum kommen, wird es ja schon ein wenig umfangreicher *zwinka* Und irgendwer muss doch immer leiden, da hat es eben Schu erwischt ^^° @Xell: Warum bin ich nicht überrascht, dich schon wieder auf deinem Stammplatz vorzufinden... *lach* *Gummibärchen rüberschieb* Was für ein Glück, dass dir die Sache mit der Mauer und den Blitzen geholfen hat, dir alles bildlich vorzustellen. Schließlich war es ja als Visualisierungshilfe gedacht ^^ (auch wenn es trotz aller Bemühungen bei _mir_ absolut nicht hilft *ehe*) Danke für den Link! ^_________^ Hab mir gleich mal den Dojinshi runtergeladen und bin gespannt, wie der so ist. Auch wenn ich kein Japanisch verstehe... ^^° Teil 61 "Der Versuch zu schweben" "Da bist du ja endlich!" Yohji stand hinter der Kasse und gab gerade einer Kundin ihr Wechselgeld heraus. Dementsprechend gedämpft fiel der erleichterte Ausruf aus. Er übersah mit einem Blick, dass der Ältere alle Hände voll zu tun hatte und schenkte ihm daher nur ein schnelles Lächeln, bevor er durch die Verbindungstür verschwand. Warum war Yohji allein? Rasch befreite er sich von seiner Schultasche und zog sich um. Die Schürze zuschnürend war er wenige Minuten später zurück im Laden, wo seine Anwesenheit nicht nur von Yohji mit Begeisterung aufgenommen wurde. Die Gesichter von etwa einem halben Dutzend Schulmädchen hellten sich sichtlich auf. Er unterdrückte ein Aufstöhnen und setzte stattdessen sein strahlendstes Lächeln auf, als sie ihn im nächsten Moment auch schon umschwärmten. Glücklicherweise war es nicht mehr lang bis zum Ladenschluss und bald begann er damit die letzten Kunden herauszukomplimentieren. Himmelblaue Augen verbargen, dass seine Gedanken ganz woanders waren. Dann war die Tür abgeschlossen, die Rollläden waren unten und Yohji und er allein im Geschäft. Gemeinsam machten sie sich daran Ordnung zu schaffen. "Warum bist du erst so spät gekommen?" Grüne Augen musterten ihn fragend über die Sonnenbrille hinweg. Hier drinnen bestand überhaupt keine Notwendigkeit sie zu tragen - selbst draußen stand die Sonne schon tief genug um es lächerlich wirken zu lassen. Trotzdem verkniff er sich einen Kommentar in diese Richtung. "Du weißt doch, dass ich dienstags meinen Club habe." Ein flüchtiges Stirnrunzeln. "Hab nicht mehr dran gedacht", gab Yohji dann zu. "Jedenfalls musste ich den ganzen Tag allein den Laden schmeißen", beklagte sich der Ältere anschließend. Nachdenklich kniff er die Augen zusammen, leichte Besorgnis meldete sich in seinem Inneren, die er zunächst zu unterdrücken versuchte. Ken war alt genug um auf sich selbst aufzupassen - ganz abgesehen davon, dass er ein Killer war. Bittere Belustigung, die einen schalen Nachgeschmack hinterließ. "Dann hat Ken sich überhaupt nicht blicken lassen?" Sorgfältig fegte er abgefallene Blätter und anderen Dreck auf die Müllschippe. "Na dreimal darfst du raten. Ich mache doch nicht freiwillig den ganzen Tag Schicht. Ich hatte soviel zu tun, dass ich kaum ein Wort mit den Kunden wechseln konnte." Ein anspielungsreiches Grinsen kurvte Yohjis Lippen. Der Ausdruck der grünen Augen blieb ihm bei seinem schnellen Blick zu dem Älteren jedoch verborgen. So leichtfertig er sich auch gab, etwas hatte den Tonfall von Yohji angeraut. Es musste an dieser Maki liegen. Doch bisher war Yohji noch nicht bereit gewesen mit ihm darüber zu reden und er wollte sich ihm nicht aufdrängen. Gott, sie waren wirklich ein armseliger Haufen. Blaue Augen verschleierten sich, sonst unschuldige Gesichtszüge wurden zu einer harten, undurchdringlichen Maske. Nur für eine Sekunde, dann löste sich der Ausdruck in Wohlgefallen auf, als hätte er niemals existiert. Anscheinend aber nicht schnell genug. "Alles in Ordnung mit dir?" Er hatte gar nicht mitbekommen, dass Yohji näher getreten war und jetzt schlang sich ein Arm warm um seine Schultern. "Ja doch. Ich habe mir nur Sorgen um Ken gemacht", hörte er sich sagen und nichts in seiner Stimme verriet etwas von den düsteren Überlegungen, die ihn ebenso unerwartet überfallen hatte. Er löste sich mit einem Lächeln aus der halben Umarmung, während er sich am liebsten hineingelehnt hätte. Manchmal war der Schmerz überwältigend. Doch man gewöhnte sich an alles. Auch daran sich selbst genauso wenig wie seine Vergangenheit zu kennen. Und so sehr er es auch versuchte, Weiß konnte niemals ein richtiger Ersatz für eine Familie werden. Erleichtert hörte er, wie die Hintertür aufgeschlossen wurde. "Wenn man vom Teufel spricht." Yohji schien ebenfalls erleichtert zu sein. ****** Zwei vorwurfsvolle Gesichter empfingen ihn, aber er lächelte unwillkürlich, weil er ebenso die schlecht verborgene Besorgnis darunter wahrnehmen konnte. Bevor einer der Beiden etwas sagen konnte, ergriff er selbst das Wort. "Sorry, Yohji - ich übernehme dafür morgen deine Schicht mit." Eine dunkelblonde Strähne wurde zur Seite gestrichen, während er Ältere sich bequem an die Wand lehnte, einen inquisitorischen Blick in den über die Brille spähenden Augen. "Willst du mir nicht zumindest verraten, wo du den ganzen Tag gewesen bist?" Auch Omi sah in jetzt nur noch neugierig an. Er spürte wie Hitze in ihm aufzusteigen begann. So wie er sich sonst Yohji gegenüber verhielt, konnte er schlecht zugeben, dass er den ganzen Tag mit Yuriko verbracht hatte. Ein anzügliches Lächeln umspielte auf einmal Yohjis Lippen. "Du wirst ja rot." "Ach was, das bildest du dir nur ein!", entfuhr es ihm etwas zu heftig und hastig schob er sich an den Beiden vorbei. "Ich gehe hoch, bin müde." Und damit machte er sich auf zur Tür zum Treppenhaus. "Hm... hast wohl einen anstrengenden Tag gehabt." Yohji lachte ihm nach und er war froh, dass niemand sein bei dem Tonfall erneut aufflammendes Gesicht sah. Dabei war doch gar nichts passiert. Schließlich kannte er Yuriko erst seit gestern. *flashback* Leises Atmen erfüllte den Raum, als er aufwachte. Er war nicht allein? Wo war er überhaupt? Ruckartig setzte er sich auf, unterdrückte ein Stöhnen, als im gleichen Moment sein Rücken protestierte. Der Boden war wirklich nicht der beste Schlafplatz. Noch nicht ganz munter ließ er seinen Blick durch den Raum schweifen, der schließlich am Bett hängen blieb. Und dann war die Erinnerung an den gestrigen Tag abrupt wieder da. Ein Lächeln hellte sein Gesicht auf. Yuriko. Ohne ein unnötiges Geräusch zu verursachen verschwand er ins Bad und nahm eine heiße Dusche. Dankbar entspannten sich seine Muskeln unter dem prasselnden Wasser. Yuriko war wach und bereits angezogen, als er ins Zimmer zurückkehrte. Nur ein Hauch von Verlegenheit untermalte sein Lächeln. "Guten Morgen, ich wollte dich nicht stören." Sie lachte. "Schon in Ordnung. Der Tag ist viel zu schön um ihn zu verschlafen." Durch das Fenster fielen Sonnenstrahlen, legten sich auf hellbraunes Haar, das darunter aufleuchtete. Fast schon hastig wandte er sich ab, blickte nach draußen. Der Himmel war ungetrübt, nichts erinnerte an den nächtlichen Regenguss und die ganze Natur erstrahlte in frisch gewaschenem Grün. "Gibst du mir Recht?" Arme schlangen sich von hinten um seine Hüfte und er spürte, wie sich Yuriko gegen ihn lehnte um über seine Schulter zu spähen. Beinahe wäre er zusammengezuckt, überrascht, dann aber erlaubte er sich ihre Wärme zu genießen. "Natürlich. Etwas anderes würde ich gar nicht wagen." Unterdrücktes Lachen vibrierte an seinem Körper. Ein merkwürdiges Gefühl, aber angenehm. "Ich habe heute noch Urlaub. Wie sieht es bei dir aus?" Er zögerte nur kurz, gefangen in lang verlorener Ruhe. "Ich werde freimachen." "Was wird dann aus den Blumen?" "Meine Kollegen werden sich darum kümmern." "Wohl oder übel, nicht wahr?" Sie lachte wieder. Er fühlte sich gut. Die Anlage war einfach riesig. Tennisplätze, Golf, Freibad und wahrscheinlich noch einiges mehr, das er gerade nicht sehen konnte. Und es sah teuer aus. Unbehaglich kehrte sein Blick zu Yuriko zurück. Ihre blauen Augen funkelten ihn belustigt an. "Darf ich raten? Du fragst dich gerade, wie wir da reinkommen sollen. Und vor allem, ob wir uns das überhaupt leisten können. Na, wie nah bin ich dran?" Zu nah, für seinen Geschmack. Unaufhaltsam färbten sich seine Wangen rot und Yuriko fing prompt an zu lachen. Er fiel ein, einfach weil es richtig erschien. Wann war er zum letzten Mal so... unbeschwert gewesen? Weiß und alles was damit verbunden war rückte in den Hintergrund, verschmolz mit den Schatten, die in seinem Inneren lauerten. Und fast konnte er sich einbilden, dass es sie überhaupt nicht gab. Dennoch verstummte sein Lachen. "Hey, das muss dir doch nicht peinlich sein!" Sie hängte sich an seinen rechten Arm, immer noch lächelnd, aber etwas Nachdenkliches verbarg sich jetzt in dem dunklen Blau. Im nächsten Moment war es verschwunden und er glaubte, sich das nur eingebildet zu haben. "Ein Bekannter von mir arbeitet hier. Er lässt mich ab und zu kostenlos rein -solange ich nicht zu oft auftauche." Er grinste unwillkürlich. "Was für ein Glück für mich und meine Brieftasche." "Nicht wahr?" Dann zog sie ihn auf den Eingang zu. Drinnen versuchte er sich nicht zu auffällig umzusehen. Schließlich wollte er nicht lauthals kundtun, dass er alles andere als hierher gehörte. Der Mann an der Rezeption nickte Yuriko zu und lächelte wissend, als er ihn sah. Yuriko löste sich von seinem Arm und wechselte mit dem Rezeptionisten ein paar Worte, ehe sie zurückkehrte und ihn mit sich zerrte. "Geht klar. Er meinte, heute wären sowieso nicht allzu viele Leute hier. Am Wochenende bräuchte ich es gar nicht erst probieren. Wie wäre es als erstes mit Tennis?" Etwas überwältigt blieb er stehen und brachte damit auch Yuriko zum Halt. "Ich glaube nicht, dass ich besonders gut darin bin", platzte es aus ihm heraus. "Umso besser für mich! Also wäre das entschieden. Bei den Umkleidekabinen gibt es alles was wir brauchen." Und so kam es, dass er kurz darauf im Tennisdress mit einem Schläger in der Hand auf dem roten Platz stand und sich fragte, was er eigentlich hier verloren hatte. Zu seiner Überraschung war Tennis gar nicht so schwer wie er gedacht hatte. Oder vielleicht spielten sie beide auch gleich schlecht. Er lachte bei diesem Gedanken laut auf. Die Sonne, sie schien so warm. "Mensch, bin ich k.o." Yuriko lehnte sich in dem bequemen Stuhl zurück, ließ die Arme links und rechts einfach nach unten baumeln. "War das Essen so anstrengend?" Neckend wies er auf die vor ihnen stehenden leeren Teller und erntete ein halbes Grinsen. Er grinste zurück. Yuriko schien sich für einen Moment richtig aufsetzen zu wollen, ließ es aber mit einem leisen gespielten Seufzen bleiben. "Wenn ich nicht so kaputt wäre, würde dir deine Frechheit Leid tun." Eine kurze Pause, dann wanderte ihre linke Augenbraue nach oben. "Ich dachte du kannst kein Tennis spielen?" "Dachte ich auch", erwiderte er mit scheinbar ernsthafter Miene. "Verstehe." Yuriko lächelte. "Mal sehen, was du noch so alles nicht kannst." Auf einmal putzmunter sprang sie auf und griff nach seiner Hand. Wärme, wie die Sonne vorhin. "Was hast du jetzt schon wieder vor?" Bereitwillig stand er auf. "Ich möchte schwimmen gehen." "Du weißt, dass das mit vollem Magen ungesund ist?" "Natürlich. Aber es gibt doch genug Sachen, die man trotzdem macht. Egal ob sie gut für einen sind." Er konnte ihr Gesicht nicht sehen, als sie das sagte, da sie bereits zum Ausgang strebte, ihn mal wieder im Schlepptau. Ein Klumpen aus Eis lag plötzlich in seinem Magen, strahlte Kälte durch seinen gesamten Körper. Die Art von Kälte, gegen die kein warmer Pullover hilft. Sie hatte so Recht, auch wenn Yuriko nicht wissen konnte, was diese Aussage für ihn persönlich bedeutete. Seine freie Hand zitterte leicht und in seinem Geist sah er seine Bugnuks daran. Die blanken Klingen ausgefahren, kurz davor in Yurikos wehrlosen Rücken versenkt zu werden, der auf einmal wie der von Kase aussah. Er schüttelte sich, das Bild ab. "Jetzt erzähl mir nicht, du wärst wasserscheu." Yuriko hatte seine Reaktion falsch gedeutet und schalt ihn belustigt. "Ausreden lass ich nicht gelten, nur damit du es weißt!" Sie lachte ihn wieder an, über die Schulter hinweg. Zum Glück gab es drinnen ebenfalls ein Schwimmbecken, denn auch wenn die Sonne viel versprechend durch die riesigen Glaswände schien, wäre es ihm draußen zu kalt gewesen. Yuriko hatte es sich auf einer Liege bequem gemacht und Wasser tretend sah er ihr vom Beckenrand zu, wie sie nach diesem ekelhaften Getränk griff, mit dem er bedauerlicherweise gestern hatte Bekanntschaft machen müssen. "Du willst doch nicht wirklich dieses schauerliche Gesöff trinken?" Yuriko prostete ihm zu und nahm ein paar Schlucke ohne das Gesicht zu verziehen. Dann stand sie auf, schlenderte langsam zu ihm herüber. Grinsend hockte sie sich hin. "Ist es zu stark, bist zu schwach." Er runzelte die Stirn, tat so, als müsste er darüber nachdenken. "In Ordnung. Dann bin ich eben hässlich, unglücklich und zu schwach." Sie tauschten ein kurzes Grinsen aus, in Erinnerung an seine gestrige Aussage. "So, deshalb musst du mir jetzt auch aus dem Becken helfen." Es gelang ihm seinen braunen Augen einen um Hilfe flehenden Ausdruck zu verleihen. Den Kopf schüttelnd streckte Yuriko die Hand aus. "Du Spinner..." Er ergriff sie und zog kräftig. In der nächsten Sekunde war Yuriko neben ihm im Wasser und prustete überrascht. Die hellbraunen Strähnen klebten um einiges dunkler wirkend in ihrem Gesicht und schallend lachte er auf, als er ihre Grimasse sah. "Das ist nicht lustig!" Spielerisch schlug sie nach ihm, traf aber nur die Wasseroberfläche und spritzte ihn nass. Er konnte nicht anders und lachte weiter, so heftig, dass er sich am Beckenrand festhalten musste. Und Yuriko lachte mit ihm. "Viel besser so..." Sie hatten sich beide beruhigt und Yurikos Stimme war so sanft wie die Hand, die über seine Wange strich. "Jetzt geht es dir noch besser, nicht wahr? Du hast zwischendurch wie ein Selbstmörder gewirkt." Das Wasser um sie schwappte nur noch ein wenig, war fast ruhig. Und kam nicht annähernd an die tiefe Ruhe in diesen blauen Augen heran. Er nickte stumm. Vor ihrem Apartmenthaus angekommen, fühlte er Schwere in sich aufsteigen. Es fiel ihm schwer vom Motorrad abzusteigen und noch viel schwerer, Yuriko dabei zuzusehen. Die frühe Abendsonne glühte am Horizont, verlieh ihrem Haar einen wundervollen rötlichen Schimmer, nachdem Yuriko den Helm abgenommen hatte. Sie kam auf ihn zu, während er wie festgewurzelt dastand, an seine Maschine gelehnt, als bräuchte er Halt. "Vielen Dank für den schönen Tag." Ein Kuss auf seine Wange, ehe sie sich abwandte und zögernd die Treppe hochging. Er konnte sich nicht rühren, nichts sagen - bis sie sich noch einmal umwandte. Ihre Blicke begegneten sich, klammerten sich aneinander fest. Und als er wieder klar denken konnte, lag Yuriko in seinen Armen. Er drückte sie an sich, als könnte sie sich in Luft auflösen. Diese Wärme... *flashback end* ~TBC~ Hm, inzwischen wird mir Yuriko fast sympathisch ^^# Sie hilft Ken ein wenig aufzumuntern ^^ Hab dieses Mal nur ein paar Anleihen beim Anime gekommen. Die Folge wird auch in weiteren Kapiteln eine Rolle spielen. Damit hätten wir den Dienstag in der FF endgültig hinter uns gebracht... ^^# cya, cu ^-^ P.S. Den ersten Teil von "Hurt" habe ich fertig, werde ihn allerdings erst hochladen, wenn die FF fertig ist o.O Zu "Schließe deine Augen" gibt es inzwischen genug Ideen, dass wohl tatsächlich noch ein paar Teile aus diesem Universum folgen werden... Ich werde versuchen ein paar Kapitel zu schreiben, die immer ein Stück in die Vergangenheit springen. Kann aber nicht versprechen, dass es mit der strengen Reihenfolge klappt... Und um gleich eine weitere Neuerung auszuprobieren ^^° versuche ich es so zu tun, dass jedes Kapitel auch für sich allein stehen kann *selbst auf das Ergebnis gespannt bin* Auf jeden Fall wird ganz zum Schluss der Kreis geschlossen und "SdA" aus Crawfords Sicht erzählt - dann werdet ihr auch seine Antwort hören ^__~ (ich kenn sie schon *gg*) *bedankt sich hiermit für die lieben Commis* Kapitel 62: "Rückblicke XVI - Dann erleuchte mich doch, oh Allwissender" ------------------------------------------------------------------------ Close Distance (Teil 62) Titel: Close Distance Teil: 62/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Weiter geht's in Rosenkreuz. Ihr wisst schon, nachdem Schuldig den Schokoriegel gemampft hat ^^ Disclaimer: not my boys, no money make... Greetings: @kohaku_san: Nope, die Drama-Alben sind keine Musik-CDs, sondern so etwas wie Hörspiele. *lach* Ich kann dir einen Link zu einer Site geben, wo einige der Dramen übersetzt sind, allerdings nur auf Englisch. Bei Amazon kannste die nicht kaufen, nur importieren - wahrscheinlich über "Grober Unfug" oder "Neo Tokyo", was dir ohne Japanischkenntnisse nur leider nix bringt ^^° Was ich bisher davon gelesen habe, war ein bissl seltsam. Härter als der Anime und bei einer Story gab es auch Bezüge auf Crashers. *grins* Ich weiß was du meinst. Ich begann Brad mit anderen Augen zu sehen, als ich Mami-sans FFs zu lesen anfing. ^^ Ich denke, nicht einmal im Anime kommt er wirklich als eiskalter Killer rüber, das hat sich eher im Fandom so entwickelt. Meine Darstellung ist natürlich auch nicht ganz canon, aber was soll's *snicker* Und ja, richtig erinnert! ^^ Genau das wird Stephans Job sein. Hm, stimmt. Ist schon ein bissl schade, dass Ken Yuriko erst einmal verliert. Aber vielleicht ändere ich daran später was dran. Ich habe da noch keine genauen Pläne ^^ @Andromeda: Na, was für eine Party hat dich davon abgehalten meine FF zu lesen? *snicker* ^___~ @nai-chan: *lol* Du bist vielleicht gut. Etwas nicht zu verstehen und gleichzeitig nicht zu wissen, was man eigentlich nicht versteht... das ist mir noch nicht passiert ^^ Sicher eine interessante Erfahrung ^.~ Ich höre immer wieder gerne, dass jemandem meine Umsetzung einer Anime-Folge besser gefällt als das Original *grins* Eigentlich ist es kein Wunder, da man als FF-Schreiber einfach ein bissl mehr Substanz reinbringen kann, als in eine kurze Anime-Folge passt ^^ Hauptsache ich fange nicht an euch damit zu langweilen ^^# Schließlich wollt ihr ja was neues lesen und nicht Sachen, die ihr eh schon kennt *ehe* @Furia: Welcome back! *snicker* Ich denke mal, dass du aus Frankreich zurück bist, ehe du zu diesem Kapitel vorstößt ^.~ Hoffentlich denkt sich deine Mutter in Zukunft weniger fiese Strafen aus. Internet-Verbot ist echt nicht nett *kopfschüttelnd sag* @Xell: o.O Ist jetzt nicht mehr so einfach, auf dem untersten Platz zu landen, ne? *lach* Stimmt schon, der Titel "Hurt" lässt einen als erstes an Farf denken, aber alles was mir zu ihm zurzeit einfällt, wird schon in "CD" verarbeitet ^^ Ich selbst war auch total überrascht als ich merkte, wie viel (Real-)Zeit seit dem letzten Ken-Kapitel vergangen war ^^# Ich gebe mir größte Mühe Weiß etwas regelmäßiger auftauchen zu lassen, aber leider kommt mir beim Schreiben öfter Schwarz in die Quere ^^y Natürlich wisst ihr alle, wie es mit Yuriko und Ken im Anime endet - aber wie es letztlich in meiner FF ausgeht, bleibt insgesamt betracht ja bis zum Ende selbiger offen ^^ @Taowaki: *Gummibärchen rüberreich* Kein Mitleid für Yotan, nicht von meiner Seite. Hab schon alles beim Schreiben der Kapitel mit Maki aufgebraucht und bin jetzt wieder in der alten Situation, dass ich nicht allzu viel mit ihm anfangen kann *räusper* Japp, Omi hat von mir eine halbwegs komplexe Persönlichkeit verpasst gekommen *gg* ich muss halt bloß immer daran denken (keine leichte Aufgabe bei meinem miesen Gedächtnis... *pfeif*) Yuriko wird nicht viel Gelegenheit haben dir noch sympathisch zu werden, aber warten wir ab *lach* Die weiblichen Figuren in WK haben es bei mir generell auch schwer gut anzukommen, aber sobald ich ein bisschen über sie schreibe, wachsen sie mir für den Moment auch etwas ans Herz *drop* Wow, du hast tatsächlich den Titel gelesen? *überrascht guck* Wollte nur mal testen, ob es jemandem auffällt... nee, im Ernst. Letztes Mal war er nicht aus dem Text genommen, sondern bezog sich ganz auf den Ken-Abschnitt. Man sagt doch, dass Leute auf Wolke Sieben schweben, wenn sie verliebt sind - ich hoffe, jetzt kannst du meine Gedankengänge nachvollziehen. Ganz abgesehen davon, hatte ich beim Abtippen ganz einfach das Gefühl, dass es Kens Situation perfekt beschreibt ^^ zu "SdA": irgendwann kann ich eben nicht aus meiner Haut. Aber ich denke, "Colours" Aufbau war nicht so, wie ich meinen plane. Diese Variante hatte ich eher bei "Just a Game" verwendet und ich gestehe auch freiwillig ein, dass ich es mir bei der FF abgeguckt hatte *grins* Teil 62 "Rückblicke XVI - Dann erleuchte mich doch, oh Allwissender" Der vertraute tiefe Klang der Glocke hallte durch das Gebäude, prallte an Mauern ab, teilte sich in leise Echos. Schuldig, der inzwischen wieder etwas Farbe im Gesicht hatte, sah sich neugierig um. Natürlich ohne den Ursprung zu entdecken. "Jetzt sag nicht, das Ding bekommt man hier laufend zu hören." "Man gewöhnt sich daran." Der Jüngere verdrehte die Augen. "Die spinnen, aber so richtig." Er schüttelte nur leicht den Kopf, begab sich zur Tür, wo er darauf wartete, dass Schuldig zu ihm aufschloss. "Immerhin bist du so pünktlich zum Essen. Hier gibt es nicht allzu viele Uhren." Schuldig wirkte verblüfft. "Und sie verschlafen da nicht laufend?" "Nein. Es gibt Aufseher für die Schlafsäle und falls man es bis hierher schafft", seine Geste umfasste den Raum, "wird man mit allem Notwendigen ausgestattet. Ganz davon abgesehen, dass man sich auch daran gewöhnt rechtzeitig aufzuwachen." Ein wenig unbehaglich sah Schuldig ihn an, anscheinend besorgt ob das auch auf ihn zutreffen würde. Nur in braunen Augen stand ein amüsiertes Lächeln, als er fortfuhr. "Keine Sorge, ich werde mich darum kümmern, dass du pünktlich zum Unterricht erscheinst." Er hatte nämlich absolut nicht vor, ein eventuelles Fehlverhalten Schuldigs auf sich zurückfallen zu sehen. Nicht wirklich unerwartet, antwortete ihm ein leicht spöttisches Grinsen und in dem Grün stand etwas wie eine Herausforderung. Er ging nicht darauf ein, beugte sich stattdessen leicht vor. "Falls du merkst, dass der Block angegriffen wird oder zu zerbrechen droht, gib mir ein Zeichen." Sowohl der Themenwechsel als auch sein ernster Ton erwischten Schuldig auf dem falschen Fuß, der offenbar etwas anderes zu hören erwartet hatte. Ebenfalls ernst werdend nickte der Orangehaarige, biss sich unbewusst in einer nervösen Geste auf die Unterlippe. Kurz öffnete er den Mund, als wollte er etwas sagen, schloss ihn aber wieder. "Gut, dann zeige ich dir jetzt den Weg zum Speisesaal." Die Gänge waren um einiges belebter, Schüler strebten einzeln oder in Gruppen alle in eine Richtung. Auf ihrem Flur waren ihnen nur ein paar der Älteren über den Weg gelaufen, die Schuldig aus Prinzip heraus ignorierten. Doch nun füllten mehr und mehr blaue Uniformen sein Blickfeld und immer häufiger blieben neugierige Blicke an seinem Begleiter haften. Die Neuigkeit hatte eindeutig die Runde gemacht. Normalerweise würde ein Neuling eher mit Missachtung gestraft werden, als neues Mitglied der Gemeinschaft unterstes Glied der Hackordnung. Aber wie er selbst damals fiel Schuldig durch die Umstände seiner Ankunft aus der Norm. Mit einem humorlosen Lächeln musterte er die Schüler, die augenblicklich beschlossen zu hungrig zu sein, um sich noch länger in seiner Nähe aufzuhalten. "Na, na, Crawford, du jagst den Kleinen ja Angst ein." Stephan und Alexander grinsten ihn simultan an, warteten bis sie gleichauf waren. Schuldig sah die Beiden unter halbgeschlossenen Lidern hervor an, machte sich nichts daraus, erneut einer intensiven Musterung unterzogen zu werden. Alexanders Augen umwölkten sich etwas, ein Zeichen, das er als Einsatz von dessen Empathie zu erkennen gelernt hatte. Dem Stirnrunzeln nach zu urteilen gefiel dem Deutschen nicht besonders, was er von Schuldig auffing. Ein träges Lächeln verzog die Lippen des Orangehaarigen, woraufhin sich Alexander fast ruckartig abwandte. Innerlich stöhnte er auf. Wenn Schuldig schon so anfing, würde er sicher noch viel Freude mit ihm haben. Stephan hob kurz die Schulter, eine Geste der Ratlosigkeit, folgte dann seinem Freund. "Was war das denn?" Er flüsterte nur, aber Schuldig zuckte dennoch zusammen. "Ich habe irgendetwas gespürt und ihm gesagt, er soll sich verpissen." Abwehrend starrten ihn funkelnde Augen an. "Alexander ist Empath, er wollte dir bestimmt nichts tun." Seine Erklärung besänftigte den Jüngeren nicht unbedingt, verschaffte ihm aber immerhin einen Moment Zeit um über die Aussage nachzudenken. Schuldig musste Alexanders Absicht telepathisch aufgefangen haben, trotz des provisorischen Blocks. Denn den Einsatz dieses passiven Talents bemerkte man normalerweise nicht. Schuldig war wirklich gut. Er lächelte unwillkürlich und erntete ein verwirrtes Stirnrunzeln. "Was ist?" "Ach nichts." Er lächelte immer noch, diesmal aufgrund von Schuldigs Blick. "Komm jetzt. Und sei in Zukunft etwas höflicher." Damit setzte er sich wieder in Bewegung und Schuldig blieb nichts anderes übrig als ihm zu folgen, eindeutig missmutig. Niemand hatte den kurzen Austausch zwischen ihnen bemerkt. Der Saal war etwa zur Hälfte gefüllt, als sie eintrafen. Grüne Augen versuchten alles aufzunehmen, ohne das Interesse offen zu zeigen. Andere Schüler wichen ihm automatisch aus und schnell erreichten sie den üblichen Tisch. Er musste niemanden wegscheuchen, da der freigewordene Platz, den bisher Stephans Zimmergenosse belegt hatte, zur Verfügung stand. "Hat man dich tatsächlich zum Babysitter befördert?" Thomas, der ihm immer noch gegenüber saß und nun nicht mehr namenlos war, klang etwas ungläubig. "Wie man sieht." Er wies Schuldig an sich neben ihn zu setzen. Der Orangehaarige sah einmal in die Runde, wünschte allen auf Japanisch einen guten Abend und setzte sich dann, als könne er kein Wässerchen trüben. Die Verständnislosigkeit der Anderen entzündete ein hämisches Glühen in den grünen Augen, das Schuldig außer ihm selbst niemanden sehen ließ. Amüsement meldete sich wieder bei ihm, doch er unterdrückte es. Mit neutraler Miene übersetzte er Schuldigs Worte und fügte gleich eine kurze Erklärung betreffs dessen Sprachschwierigkeiten an. Die Ursache ließ er unerwähnt. "Himmel, endlich wieder richtiges Brot." Schuldig klang aufrichtig begeistert, als er danach griff und wirkte für den Augenblick wie ein kleiner Junge. Zwischen den ersten Bissen bekam er zu hören, wie schwer es da wo sie gewohnt hatten zu bekommen gewesen war und dass es seine Mutter meistens zu teuer fand. Erst als er das ausgesprochen hatte, wurde Schuldig wohl wirklich klar, was er eben gesagt hatte. Blässe suchte das Gesicht des Jüngeren heim und für den Rest des Abendessens blieb er stumm. Ihm zuliebte tat er so, als wäre es ihm nicht aufgefallen und unterhielt sich im Folgenden mit den Anderen, wie an einem ganz normalen Abend. Niemand stellte ihm Fragen über Schuldig, obwohl sie es wohl gerne getan hätten. Während sich die Teller leerten, warf er Schuldig immer wieder prüfende Blicke zu. Die Ausdruckslosigkeit ging jetzt auf Konzentration zurück, Schweißperlen begannen sich am Haaransatz zu bilden. Anscheinend würde die Belastung durch den Block zunehmend schlimmer, aber noch hatte Schuldig kein Signal gegeben, dass er es nicht mehr aushalten könnte. Trotzdem beschloss er sicherheitshalber ihren Aufenthalt hier nicht zu lange auszudehnen. Auf dem Rückweg blieb Schuldig stumm, die Erschöpfung hatte ihn wieder eingeholt. Dennoch gelang es dem Orangehaarigen ohne größere Probleme die Kleiderkammer wiederzufinden. Guter Orientierungssinn. Dort angekommen lehnte sich Schuldig gegen den Türrahmen, seine Augenlider flatterten immer öfter zu. "Es ist alles bereit, Herr Crawford." Der Angestellte führte ihn zum Tresen, wo ein Stapel verschiedener Kleidungsstücke wartete. "Herr Schneider hat uns seine Kategorisierung mitgeteilt." Bestätigend nickte er, seine Hand fuhr prüfend über einen der dunkelblauen Streifen, die fast mit der Farbe der Uniform verschmolzen. Soweit er es überblicken konnte, war alles Notwendige vorhanden. Ein Fehler wäre auch überraschend gewesen. "In Ordnung. Schuldig, komm her." Grüne Augen zuckten zu seinem Gesicht, dann stieß sich der Jüngere ab und schlenderte zu ihm herüber. Den anderen Mann bedachte er mit keinem einzigen Blick. Wortlos wies er auf die Sachen. Während Schuldig sie auf seinen Armen auszubalancieren versuchte, unterschrieb er die Empfangsbestätigung. Anschließend griff er nach dem Rest, den Schuldig beim besten Willen nicht auch noch tragen konnte. Der Abschied fiel knapp aber höflich aus, jedoch konnte er spüren, wie der ältere Mann im Inneren aufgrund von Schuldigs Arroganz brodelte. "Willst du dir jetzt schon Feinde machen?" "Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieser Typ besonders wichtig ist." Schuldigs Blick blieb ihm hinter dem Stapel verborgen, aber er konnte dem Tonfall entnehmen, wie er ausfiel. Nicht beeindruckt. Ein schmales Lächeln streifte seine Lippen. "Du weißt nie, was die Zukunft bringen wird." "Dann erleuchte mich doch, oh Allwissender." Statt mürrisch klang das einfach nur müde. "Du solltest lernen alleine zurecht zu kommen. Ich kann nicht ewig auf dich aufpassen." "Ich werde es mir merken. Und nur noch Leute ärgern, die mir eh nichts nützen." Sich über diese Einstellung aufzuregen, würde nichts bringen. Schuldig war fast nachlässig unbekümmert. Ob das nur an den kürzlich stattgefundenen Ereignissen lag oder einfach in dessen Wesen, konnte er noch nicht beurteilen. Er hielt Schuldig die Tür auf, wies ihn danach an, alles in seinem Schrank zu verstauen. Die Betätigung schien den Jüngeren wieder etwas munterer zu machen. "Was haben eigentlich die Streifen zu bedeuten? Im Speisesaal habe ich auch andere Farben gesehen." Die Frage kam nicht unerwartet. "Dabei handelt es sich um eine grobe Einteilung der Talente." Er hatte sich bereits einige Gedanken über Sinn und Zweck des Ganzen gemacht, seine Erkenntnisse jedoch mit niemandem diskutiert. "Blau steht für die geistigen Kräfte, die nicht mit irgendwelchen Objekten oder den so genannten Elementen interagieren. Umso dunkler, je mehr andere Menschen damit direkt beeinflusst werden können." Schuldig dachte einen Moment darüber nach. "Welche Farbe hattest du?", wollte er dann wissen. Ohne Kommentar knöpfte er seinen rechten Hemdsärmel auf, schob ihn ein Stück nach oben. Ein schmales Band umschloss sein Handgelenk, himmelblau, wo wie er es damals bei Alexander gesehen hatte. Inzwischen wusste er, dass es auch Empathen mit dunkleren Einstufungen gab, die in der Lage waren, Gefühle zu manipulieren. Äußerst selten. "Wie hübsch. Kein Wunder, dass du es versteckst." Immer noch hingen grüne Augen an dem Armband. Er lächelte, kurz und ohne Humor. "Im Allgemeinen hat man sie offen zu tragen. Aber es weiß sowieso jeder, welche Fähigkeit ich habe." "Hab schon gemerkt, dass du was Besonderes bist." Schuldig grinste ihn frech an, doch in seinem Blick lag unerwartete Ernsthaftigkeit. "Warum wurde mir eigentlich Dunkelblau zugeteilt, wenn ich nur Gedanken lesen kann?", lenkte der Jüngere das Gespräch dann geschickt auf die ursprünglichen Pfade zurück. "Hm... Als Telepath kannst du noch sehr viel mehr erreichen. Oder muss ich dich extra daran erinnern, was du mit diesen Jugendlichen gemacht hast, die dich und deine Familie überfallen wollten?" Emotionslos sah er zu, wie Schuldig erblasste. "Das hätte ich mir sparen können!", stieß der Orangehaarige dann wütend heraus, Flammen flackerten heiß im Hintergrund seiner Augen. In der nächsten Sekunde sank Schuldig auf die Knie, riss die Hände an die Schläfen. Die verbliebenen Sachen fielen unbeachtet zu Boden. Im letzten Moment vorgewarnt, war er nahezu im gleichen Augenblick bei ihm, gerade rechtzeitig um das Zerbrechen des Blocks zu verhindern. Schuldigs klammerte sich an ihm fest, wahrscheinlich ohne es bewusst mitzubekommen. "Verdammt, ich hasse das!" Mit zusammengekniffenen Augen fluchte der Orangehaarige weiter vor sich hin. Interessiert lauschte er eine Weile, solche Worte hatten nicht zu seiner Japanischausbildung gehört. Ihm gab aber zu denken, dass Schuldig selbst jetzt nicht in seine Muttersprache zurückfiel. Wie auch immer Schuldigs Problem aussah, es schien sehr tief zu sitzen. Hoffentlich hatte Schneider es durch seine Maßnahmen nicht noch verstärkt. Er würde mit ihm darüber reden müssen. "Okay, das wäre beinahe schief gegangen." Schuldig hatte sich gefasst, grinste ihn freudlos an. "Aber du hast erstaunlich lange durchgehalten. Wir werden den Block für die Nacht noch einmal verstärken müssen. Übung macht den Meister", meinte er aufmunternd. "Bald wird es dich keine Mühe mehr kosten ihn aufrechtzuerhalten und du kannst dich daran machen zusätzliche Schilde aufzubauen." "Noch mehr Wünsche?" Ungeniert gähnte ihn Schuldig an. Danach aber durchlief er bereitwillig die erforderlichen Übungen. Anschließend konnte sich der Jüngere kaum noch auf den Beinen halten, torkelte mehr als dass er lief ins Bad, sein Nachtzeug unterm Arm. Als Schuldig wieder zurückkam, hatte er ihm das Bett bezogen und den Schrank fertig eingeräumt. Schuldig fiel wie ein Stein auf die Matratze und schaffte es gerade noch die Decke über sich zu ziehen, als er auch schon eingeschlafen war. Gelegenheit, Schneider einen kurzen Besuch abzustatten. "Und, wie macht er sich?" Der Deutsche hatte sich bequem zurückgelehnt, eisblaue Augen ruhten ausdruckslos auf ihm. Für einen Moment blieb er noch vor dem Schreibtisch stehen, umrundete ihn dann um sich nur Zentimeter von Schneider getrennt gegen das stabile Holz zu lehnen. Ein Lächeln geisterte über die Lippen seines Gegenübers, das er sofort erwiderte. "Er kann bereits für einige Zeit einen Basisblock aufrechterhalten." Zufriedenheit lag in diesen Worten. Langsam beugte er sich vor, eine Hand griff nach seiner Krawatte. Sein Lächeln verbreiterte sich sekundenlang. Später war immer noch Zeit genug sich über Schuldig zu unterhalten. ~TBC~ Ich weiß immer noch nicht, ob mir eher Crawford oder Schuldig Leid tun soll... o.O Nun ja, im Hinblick auf baldiges Geschehen wahrscheinlich Schu ^^ cya, cu ^-^ P.S. Ich glaube, "Hurt" wird doch eher drei Teile bekommen ^^°°° Und die Story hat nichts mit Farf zu tun *lach* Kapitel 63: "Man sollte für die kleinen Dinge im Leben dankbar sein" -------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 63) Titel: Close Distance Teil: 63/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Disclaimer: not my boys, no money make... Greetings: @Andromeda: Sehr kurz war sie, meine Woche *gg* Hab die freie Zeit u.a. dazu genutzt, noch eine Shortfic zu schreiben ^^ Bei uns regnet es zwar auch häufiger, aber ich mag zum Glück Regen - solange er mich nicht draußen ohne Schirm erwischt ^^ Schu erinnert sich wirklich an alles außer an die Wahrheit über seinen Unfall auf dem Meer. Und er war am Tisch plötzlich stumm gewesen, weil ihm eingefallen ist, wie sauer er ja auf seine Familie ist ^^° (und _er_ war es, der das Feuer gelegt hat, wie in BN) Nope, "Hurt" ist ganz sicher kein Gegenstück zu SdA, sondern die Idee dazu kam mir beim Hören eines bestimmten Songs (der an dieser Stelle natürlich nicht verraten wird ^^). Wir bekommen erst zu Pfingsten Besuch und soweit ich weiß, hält der sich im sehr überschaubaren Rahmen ^^ Ich hoffe du hast den Sonntag gut überstanden *lieb sag* @kohaku_san: *lach* Leider habe ich für Schneiders Charakter kein reales Vorbild und da meine (eh nicht stark ausgeprägte) Vorstellungskraft nicht bildhaft arbeitet, kann ich dir keine genauere Beschreibung von ihm geben, als sie in der FF vorkommt. ^^° Genau, Schu war auch schon in jungen Jahren arrogant - vor allem wenn es darum geht ein bisschen Unsicherheit zu überspielen *zwinker* Hier ist der Link: http://at-the-crossroads.com/ Leider komme ich grad nicht auf die Site und weiß nicht, ob das nur ein kurzfristiges Problem ist. Aber dort gab es soweit ich mich erinnern kann einen Link zu ein paar Übersetzungen der Dramen. Ich bezweifle übrigens, dass die außerhalb Japans noch rauskommen werden. Crasher ist auch eine Kritikergruppe, zu der Ran gehört haben soll, bevor er zu Weiß kam ^^ Keine Ahnung, wie das zum Manga passen soll, muss aber irgendwo in den Dramen erzählt werden. Und "Hurt" hat nichts mit Farf zu tun, weil ich es viel zu schwierig finde noch mehr über ihn zu schreiben ^^# @Xell: Hm, ich finde auch, dass das ein typischer Schuldig-Spruch ist ^^ Leider fallen mir solche Sachen nicht sehr häufig ein o.O Inzwischen bin ich zu der Ansicht gelangt, dass mir wirklich Schuldig mehr Leid tut. Letztendlich hätte Crawford ja immer die Oberhand, wenn er es wirklich darauf anlegen würde *grins* Du magst Schneider immer noch nicht? *gg* Dann brauche ich ihn mir wenigstens nur mit Kohaku zu teilen ^^ Mir gefällt seine Art, er ist so schön undurchsichtig und kann sogar Crawford noch überraschen. Wie man im heutigen Kapitel wieder sehen wird ^^ Schön, dass du die RK-Kapitel interessant findest, es werden nämlich noch einige folgen *ehe* Nur nicht vergessen, dass es kaum was mit dem RK aus der echten Story zu tun haben wird, sondern nur meine Vorstellung davon ist ^.~ Für diese FF jedenfalls. @nai-chan: Besser als zu viele Tiefpunkte, ne? *lach* Ich befürchte ja häufig immer noch, dass ich euch zu langweilen beginne, weil so wenig passiert. Wenn ich die Geschichte bloß mal von einem neutralen Standpunkt her lesen könnte... o.O In der Schule ist diese Sache natürlich besonders störend. Zum Glück hatte ich da kaum Verständnisprobleme und wenn es mal vorkam, wusste ich wenigstens, welche Frage ich zu stellen hatte *ehe* Wie war es in Rom? Schönes Wetter gehabt? Und warum warst du eigentlich dort? *neugierig frag* ^^ @Kizuna01: Ha, da bist du ja wieder *knuddlz* Ja, ja, ist schon schwierig Tao zu schlagen. Xell hat das bereits mitbekommen *lach* Ausgerechnet du fragst, warum Schu gerade nur Japanisch spricht? Dürfte doch nicht so lange her sein, dass du Teil 56 gelesen hast ^.~ Da wurde erwähnt, dass Schu als Nebenwirkung seines Zusammenbruchs auf Japanisch umgeschaltet hat. ^^ Und bisher hat sich nichts daran geändert *nod* Stimmt, Schuldig findet es natürlich nicht besonders toll, dass er sozusagen ständig unter Crawfords Fuchtel steht, andererseits hat er nichts gegen seine Nähe einzuwenden, weil Crawford ihm gegen die Stimmen in seinem Kopf hilft ^^ Zu du den weiteren Commis habe ich mich im GB geäußert, wäre hier etwas voll geworden *ehe* Und zu "Hurts": Wenn ich dich richtig verstanden habe, stimmt das von dir geratene Pairing nicht ganz. Mit traurig liegst du aber vollkommen richtig ^^# @Taowaki: *neue Gummibärchen reich* Nun ja, Schuldig erinnert sich eigentlich an so gut wie alles. Nur nicht mehr daran, dass er die Wahrheit über den Unfall erfahren hatte. Das einzige Indiz, dass er selbst das nicht vollkommen vergessen hat, ist der Name, den er sich gegeben hat ^^ Und damit verrate ich keine Geheimnisse, da ich es in "Bright Nights" genauso gehalten hatte *lach* Da Schu ja in der gegenwärtigen Handlung noch lebt, werde ich ihn auf keinen Fall so sehr leiden lassen wie in SdA *ehe* Ich will ihn eben noch ein bissl härter machen. Wie du es sagst, der eigentliche Schuldig kommt raus - aber noch ist er nicht fertig *nod* ^_____________^ Ich muss zugeben, dass ich mich nie sehr darum gekümmert hatte, was "puisín" genau heißt, auch wenn ich es nett fand, dass irgendwann mal eine Erklärung folgte ^^ Da "Hurt" eigentlich nur zwei Teile haben sollte, finde ich, dass ich mit einer Verlängerung der Story um 50% gar nicht so sehr nachgelassen habe *gg* ^___~ Teil 63 "Man sollte für die kleinen Dinge im Leben dankbar sein" "Ich muss Sie darauf aufmerksam machen, dass bei dem Sonderprojekt Schwierigkeiten auftreten könnten." Mit hinter dem Rücken verschränkten Händen stand er vor dem ausladenden Schreibtisch. Seine Miene war glatt wie eine Maske, verriet nichts von dem, was in seinem Inneren vorging. Was wirklich gut war. Er konnte sich selbst nicht genau erklären, warum seine Abneigung gegen Takatori so ausgeprägt war. Vielleicht weil sie so viel Zeit gehabt hatte anzuwachsen. Sein ironisches Lächeln erreichte nie die Oberfläche. Es war ihr erster Auftrag, der so langfristig ausgelegt war. Schwarz sollte helfen Takatori ganz nach oben zu bringen - und in Erweiterung SZ. Sie würden Japan dann in ihrer Hand haben. Takatori lehnte sich in seinem bequemen Sessel zurück und versuchte Härte in seinen Blick zu legen ohne ihn damit beeindrucken zu können. "Was genau meinen Sie damit?" "Es tut mir Leid, aber genauere Angaben kann ich noch nicht machen." Was so nicht ganz korrekt war. Der Politiker wusste jedoch, dass seine Fähigkeit die Zukunft zu sehen ihm nicht immer alles verriet. Und daher kam Takatori gar nicht erst auf die Idee, dass ihm etwas vorenthalten wurde. Was für ein Idiot. "Ich werde meinen Sohn warnen. Aber es ist zu wichtig um einfach eingestellt zu werden, nur weil Sie eine wage Vorahnung haben." "Natürlich." Wie geplant. Irgendwie fühlte er sich schmutzig, als er das Büro verließ. Er begann immer mehr dem Nachmittag entgegen zu sehen. Keine negativen Aussichten bisher. Er wartete am Schultor auf Ran, nicht länger als fünf Minuten. Dann sah er wie der Rothaarige das Gebäude verließ, für einen Moment von der strahlenden Sonne geblendet die Augen zusammenkniff. Sein Freund - Miyato - redete auf ihn ein, erntete ein Schulterzucken. Gemeinsam kamen die beiden auf ihn zu ohne ihn zu bemerken. Und dann war es Miyato, der ihn als erster sah. Ran bekam einen Rippenstoß verpasst, begleitet von einem Grinsen, das er sich nicht erklären konnte. Kurz davor diese Freundlichkeit zu erwidern, erblickte nun auch Ran ihn, hielt mitten in der Bewegung inne. Er konnte zusehen, wie ein Lächeln sich auf dem Gesicht des Rotschopfs ausbreitete. Anscheinend hatte er öfter diese Wirkung auf Ran. Wirklich amüsant und so erfrischend anders. "Guten Tag, Crawford-san. Das ist Miyato Yunshiro, ein Freund von mir." Er nickte dem Braunhaarigen zu, der mit einer höflichen Verbeugung reagierte. Dunkle Augen lugten unter ein paar ungebändigten Strähnen neugierig hervor. "Hast du vergessen, dass wir verabredet waren?" Jetzt lächelte er fast. Ran bemerkte, dass sein Freund ihn schon wieder angrinste und ganz allmählich stieg Röte in die blassen Wangen. "Lass das!" Dann konzentrierte sich Ran wieder auf ihn. "Natürlich nicht." Das Lächeln war wieder da. "Gut, der Wagen steht da drüben." Inzwischen ernteten sie immer mehr neugierige Blicke und Ran wurde das so langsam auch bewusst. Die Verabschiedung von seinem Freund fiel etwas hastig aus, doch der störte sich nicht daran und ging nach einem letzten verstehenden Nicken. Ran ließ sich mit einem leisen Seufzen in den Beifahrersitz sinken, schloss kurz die Augen, ehe er ihm einen scharfen Blick sandte. "Das war nicht komisch!" Mit gespielter Verständnislosigkeit runzelte er die Stirn. "Was meinst du?" Der Rothaarige zog die Augenbrauen zusammen. Unwillkürlich lachte er kurz auf, fragte sich dann, woher das gekommen war. "Dein Freund schien anderer Ansicht gewesen zu sein", fügte er dann hinzu, startete den Wagen. "Er ist auch derjenige, der mich wieder mit blöden Witzen nerven kann." Der Tonfall verriet alles andere als Genervtheit, sondern beschränkte sich auf Zuneigung. Trotz des starken Straßenverkehrs erreichten sie bald das Krankenhaus. Ran zog sich während der Fahrt immer mehr in sich zurück, eine automatische Reaktion, wie er annahm. Schließlich hatten sich die Umstände - soweit Ran es wusste - für Aya zurzeit gebessert. Wahrscheinlich wollte der Rothaarige sich nur nicht zuviel Hoffnung erlauben. Hoffnung... darauf würde er auch nicht unbedingt vertrauen. Man sollte sein Schicksal in die eigenen Hände nehmen, alles andere war nur etwas für Kinder. In Erinnerung an ihren ersten Besuch hier parkte er nicht in der Tiefgarage, sondern suchte sich vor dem modernen Gebäude einen Platz. Die geweißte Front wurde von Schmierereien freigehalten und die Fenster blitzten sauber. Die Einrichtung kam vom Niveau her einer Privatklinik nahe, daher hatte er sich um keine Verlegung kümmern müssen. Man sollte für die kleinen Dinge im Leben dankbar sein. Vor den großen Glastüren zögerte Ran aber eine Hand genau zwischen die Schulterblätter platziert sorgte für Abhilfe. Die Schwester an der Rezeption nickte seinem Begleiter zu, kannte ihn durch die regelmäßigen Besuche sicher schon. "Wie geht es eigentlich Miyu?" Ran fuhr überrascht zusammen, verfehlte die nächste Stufe und wäre beinahe gestürzt, wenn er ihn nicht rechtzeitig am Oberarm gepackt hätte. Auf diese Weise sein Gleichgewicht wieder findend, lehnte sich der Rothaarige an ihn, atmete tief durch. Er glaubte Wärme durch sein Jackett zu spüren, wo die Stirn seine Schulter berührte, wurde durch ein nervöses Auflachen abgelenkt. "Das hätte schiefgehen können. Vielleicht wäre ich dann im gleichen Zimmer wie Aya-chan gelandet." Melancholie in den vom Stoff gedämpften Worten. Etwas loderte in ihm empor, wurde sofort unter Kontrolle gebracht. "Das solltest du nicht einmal im Scherz sagen." Ran löste sich von ihm, etwas widerwillig wie ihm schien, verdunkeltes Violett sah zu ihm auf. Ein schmales Lächeln lag auf den Lippen des Jungen, das in den Augen keinen Nachhall fand. Farfarello hatte mit seiner Warnung gestern Abend Recht gehabt. Er musste flüchtig daran denken, dass er versuchen wollte Aya die ganze Sache überleben zu lassen. Vielleicht sollte er eher mit Ran dabei anfangen... Seit wann eigentlich war ihm dessen Schicksal nicht mehr völlig gleichgültig? Das Bild von Ran auf dem Betta m Abend der Beerdigung tauchte vor seinem inneren Auge auf und ungeduldig verscheuchte er es. Er hatte besseres zu tun als sich damit auseinanderzusetzen. Rans volle Aufmerksamkeit konzentrierte sich auf ihn. "Was immer Sie wünschen..." So flapsig diese Antwort auch schien, so ernst wurde sie gemeint. Eine schmale Hand legte sich auf die seine, die den Jüngeren immer noch festhielt. Schon wieder eine aufblitzende Erinnerung: Ran neben ihm am Küchentisch, die Zeitung vergessen auf dem Tisch. Er löste seinen Griff, aber es dauerte noch einen Moment, bis Ran seine Hand zurückzog. Das kleine Mädchen war vollkommen vergessen. "Stephenson." Er hatte vor Ayas Zimmer auf ihn gewartet, ohne jeden Zweifel wissend, dass der Emulator ihn hier finden würde. Der Angesprochene zeigte ein schmales Lächeln. "Gut dich wiederzusehen, Crawford." Ob sie da beide einer Meinung waren, dessen war er sich noch nicht ganz sicher. "Sie wollten mich sprechen?" "Ja." Braune Augen, seinen eigenen ähnelnd, musterten ihn ausführlich. "Du hast dich kaum verändert." "Hat das irgendetwas mit Fujimiya zu tun?" Sein Landsmann gab vor den spöttischen Tonfall nicht zu hören. "Nicht direkt." Ein weiteres Lächeln folgte. "Ich soll dir schöne Grüße von Herrn Schneider ausrichten." Das rief eine Flut gemischter Emotionen wach, aber seine Miene gab nichts davon preis. "Und?" "Er ist sehr zufrieden mit dir, genauso wie die Ältesten." Erleichterung kroch durch seine Adern bei dieser ersten persönlichen Bestätigung. "Steht bereits fest, wann es soweit ist?" Genauso wie Stephenson vermied er irgendwelche verfänglichen Bezeichnungen. "Noch nicht. Sie werden meinen schriftlichen Bericht abwarten und dann die endgültige Entscheidung treffen. Ihr werdet rechtzeitig informiert werden." In den braunen Augen stand jetzt etwas, das er nicht wiedererkannte. Vorsicht vielleicht. Und wenn es nicht so absurd wäre, ein Anklang von Furcht. "Herr Schneider hat mir aufgetragen, dir noch eine weitere Information zukommen zu lassen." Und dann spürte er, wie Stephenson nach seinem Talent griff, es um sie beide herumwickelte. Splitter künftiger Ereignisse streiften sein Bewusstsein ohne im Gedächtnis haften zu bleiben, als der Ältere seine Gabe auslöste. Kein Telepath würde diesen Wall durchdringen können ohne seinen Verstand daran zu zerfetzen. Ihn selbst schützte der Teil seines Gehirns, der sich schon immer mit den prekognitiven Fähigkeiten auseinandergesetzt hatte und Stephenson konnte für diesen Moment auf den gleichen Schutz zurückgreifen. Fassungslos ließ er es geschehen. Das hatte er nicht vorausgesehen. Betäubung. Anders konnte man nicht beschreiben, was ihn gefangen hielt. Unfähig oder auch unwillig sich zu rühren, lehnte er an der weißen Wand, sah immer noch in die Richtung, in der Stephenson verschwunden war. Schneider wusste Bescheid, hatte die ganze Zeit Bescheid gewusst. Ein Schauder durchlief seinen Körper, der die Starre durchbrach. Er hörte sich selbst tief durchatmen. Allein der Gedanke, in welcher Gefahr der Deutsche dadurch geschwebt hatte. Ein falscher ungeschützter Gedanke und es wäre das Ende gewesen. Für Schneider sofort, für den Rest von Schwarz sobald Aya gefunden worden war. "Crawford-san?" Er war so sehr mit sich selbst beschäftigt gewesen, dass er die Tür nicht gehört hatte. Ran stand vor ihm, die Besorgnis kaum verborgen in den violetten Augen. Mit einem gerüttelten Maß an Willenskraft rief er sich selbst zur Ordnung. Sein Gesicht strahlte nichts als Ruhe aus, als er den Blick des Jüngeren erwiderte. "Wie geht es Aya?" Das Violett verdunkelte sich ein paar Herzschläge lang, dann schob Ran seine Besorgnis mit Gewalt beiseite. "Unverändert. Die Schwester hat mir erzählt, dass der Spezialist bisher nicht die Ursache für ihren Zustand gefunden hat. Er wird aber nicht so schnell aufgeben." Und ich auch nicht, wurde stumm hinzugefügt. Unwillkürlich beugte er sich vor, seine Hände legten sich sanft auf Rans Schultern. Im Innern weiterhin mit den neuen Informationen ringend, schlich sich ein Hauch von Mitgefühl in seine Stimme. "Gut. Du musst Geduld haben. Wenn du aufgibst, ist alles verloren." Zu wem sprach er eigentlich gerade? Ran sah ihn in einer Mischung aus Ungläubigkeit und Überraschung an, dann schloss er die Augen und lächelte etwas verloren. Das Verlassen des Krankenhauses war wie die Rückkehr in die Realität. Die Sonne schien etwas zurechtzurücken und er fühlte sich wieder wie er selbst. Kurz erlaubte er sich ein ironisches Lächeln, dann wandte er sich an seinen Begleiter. Ran hatte sich ebenfalls gesammelt, auch wenn irgendetwas in seinem Blick sich geändert hatte. Ein Funken neuer Hoffnung brannte so tief in dem Violett, dass er unauslöschbar schien. Er konnte sich nur nicht erklären, woher der so plötzlich gekommen war. "Möchtest du lieber nach Hause?" Nach dem eben Erlebten hätte er nichts dagegen seine Pläne zu ändern. Ran schüttelte den Kopf. "Nein, ich habe mich schon darauf gefreut..." Röte schoss ihm in die Wangen. "Auch wenn das komisch klingt", wurde dann murmelnd hinzugefügt. Ein Mundwinkel zuckte amüsiert. "Ich verstehe schon. Weiß dein Onkel eigentlich Bescheid?" Ran zögerte, im Konflikt mit sich selbst, entschied sich aber für die Wahrheit. "Nein." Der Kopf wurde gesenkt und er hörte die Bitte in dem einen Wort. "Nun gut, wenn du ihm nichts verrätst, werde ich es auch nicht tun." Und Ran _grinste_. Sie kannten ihn hier bereits und stellten keine Fragen Rans Alter betreffend. Ungerührt nahm er zwei Ohrenschützer und Brillen in Empfang, während der Rothaarige versuchte nicht allzu neugierig zu wirken. Ran folgte ihm ohne zu zögern durch die Tür zum Schießstand. Sie war schalldicht, so dass erst jetzt die Schüsse hörbar wurden. Künstliches Licht brach sich an Betonwänden, erhellte alles bis in die letzte Ecke. Eine Klimaanlage arbeitete mit beständigem Summen daran, den fensterlosen Raum mit frischer Luft zu versorgen. Er hatte nichts dagegen, Ran den Umgang mit einer Schusswaffe zu zeigen - alte Gewohntheit möglicherweise. Ironie schwang in dem Gedanken mit. Und schließlich hatte ihm eine ausgiebige Übungsstunde hier schon immer geholfen sich zu entspannen. Warum genau er aber beschlossen hatte, Ran hierher mitzunehmen, wusste er nicht. Es geschah aufgrund eines Gefühls, das sich auf keine Vision zurückführen ließ. Und das Gespräch mit Stephenson sollte ihm deutlich genug gezeigt haben, dass ausreichend Platz für Überraschungen in seinen Plänen vorhanden war. Besser die Eingebung umsonst beachten, als es später bereuen. Rationalität konnte auch überbewertet werden. Es war merkwürdig sich selbst dabei zu erwischen, so etwas zu denken. Ran war stehen geblieben, beobachtete einen Mann dabei, eine Kugel nach der anderen in eine menschliche Silhouette zu feuern. Hunger lauerte in den Augen des Jüngeren, als er sich schließlich abwandte, umwölkt von Dunkelheit. "Du denkst an deinen Vater?" "Ja." Reibeisen über Stahl scharrend. "Und das Schlimmste ist, dass ich ihn nicht hätte aufhalten können. Selbst wenn ich es gewusst hätte. Selbst wenn mir jemand rechtzeitig eine Waffe in die Hand gedrückt hätte." Ein bitteres Stück Selbsterkenntnis. Er verstand ihn. Selbst er hatte es nicht Erwägung gezogen es alleine zu beenden, sondern hatte einfach nur das Schicksal seinen Lauf nehmen lassen - oder was man so als Schicksal durchgehen lassen konnte. In unausgesprochener Übereinstimmung beschlossen sie beide das Thema fallen zu lassen. Ran folgte ihm mit finsterer Miene bis zum Ende der sich aneinanderreihenden Beinahekabinen, wo sich außer ihnen niemand aufhielt. Zum späteren Abend hin würde es sicher voller werden, aber dann hatte er nicht mehr vor hier zu sein. Vorsichtig platzierte er den mitgeführten Aktenkoffer auf der Ablage und spürte förmlich, wie sich violette Augen in seinen Rücken bohrten. Aha, Rans Aufmerksamkeit war zurück in der Gegenwart. Lächelnd wandte er sich um. ~TBC~ *Kopf schief leg* So ganz kann ich mich nicht entscheiden, ob ich mit diesem Teil zufrieden bin... o.O Als Titel habe ich diesen Gedanken Crawfords genommen, weil er so schön im Kontrast zu der Überraschung steht, die durch Stephensons Nachricht gleich darauf folgt ^^ Nächstes Mal geht's wieder zurück in die Vergangenheit *nod* cya, cu ^-^ P.S. Eigentlich wollte ich an "Hurt" weiterschreiben oder zumindest etwas zu SdA. Stattdessen ist es eine weitere Shortfic geworden, die gar nichts damit zu tun hat *seufz* Aber da wird es auch noch weitergehen *nod* *euch hiermit ganz lieb bitte bei "Beim nächsten Mal wird alles anders" vorbeizulesen* Kapitel 64: "Rückblicke XVII - Es fühlte sich fast wie Verzweiflung an" ----------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 64) Titel: Close Distance Teil: 64/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Und wieder ein Vergangenheitskapitel - was für eine Überraschung *ehe* ^^° Disclaimer: not my boys, no money make... Greetings: @Andromeda: Party gut überstanden? Meine Schwestern waren letzte Nacht auch auf einer, aber ich bin absolut kein Fan davon ^^ Nachdem ihm Takatori auf den Keks gegangen ist, würde sich Crawford wahrscheinlich über alles freuen *gg* und wenn es dabei auch noch um etwas geht, was seinen eigenen Plänen behilflich sein könnte... ^.~ Warum Schneider von denen weiß hängt damit zusammen, warum Crawford überhaupt nach RK geholt wurde, von daher kann ich das eine nicht ohne das andere verraten und werde es daher (noch) nicht tun ^^ Ich glaube, Crawford hat sich bisher nicht ganz von Schneider gelöst, ob und was da aber eventuell noch passiert ist bisher nicht sicher. Gilt auch für Alex und Steph. Hier kommt es darauf an, wie weit ich die FF schreiben werde. Ran ist nicht doll seltsamer als sonst. Denk nur mal an den Tag beim Reitstall zurück oder auch als Farfarello im Bad mit ihm sprach. So schnell ändert er sich nicht... Ich hoffe dir gefällt "Beim nächsten Mal..." ^___^ @Xell: Herzlichen Glückwunsch nachträglich! ^______^ Meine beiden Schwestern haben auch im Mai Geburtstag - am 1. und am 14. *grins* Scheint ein beliebter Monat zu sein ^^ Stephenson ist der Typ, auf den Schuldig im Krankenhaus getroffen war, als er Ran zum Besuch bei dessen Schwester begleitete. War in Teil 57 *nod* Der Emulator von Rosenkreuz. Japp, Schneider hat eindeutig seine eigenen Pläne ^^ Dass er niemandem von Crawfords Vorhaben erzählt hat, hat ganz sicher nichts mit reiner Nächstenliebe zu tun ^^ Und die beiden werden sich ganz bestimmt wiedersehen. Es dauert allerdings noch ein bissl bis dahin... Wie Ran sich mit einer Pistole macht, wirst du ja im nächsten Kapitel sehen ^^ Und ob es wirklich so eine riesige Knarre ist, muss sich erst noch zeigen ^.~ @Taowaki: *gg* Ich hab ehrlich keine Ahnung, warum Mexx den neuen Teil erst so spät freigeschaltet hatte. Ich hatte ihn genauso wie "Beim nächsten Mal..." am Sonntagmorgen hochgeladen gehabt. o.O Hm... Der Anhang bei der Shortfic musste einfach hin, ich habe noch genug deprimierende Sachen im Kopf, die ich umsetzen könnte... ^^° Das Sonderprojekt... nu ja, wenn du die Animefolgen kennst, kommst du vielleicht darauf, worüber sich die zwei unterhalten haben. ^^ Ansonsten wirst du es in wenigen Teilen merken. Ist nix, was bisher in der FF angesprochen wurde. Die Nachricht, die Stephenson von Schneider überbracht hat, hatte nicht viel mehr zum Inhalt außer der Tatsache, dass Schneider genau Bescheid weiß, was Crawford vorhat. Und genau das Wissen ist das Gefährliche. Wenn jemand von Rosenkreuz bzw. SZ von diesen Plänen erfährt, gibt es nur eine Strafe dafür... Natürlich ist Schneiders Wissen recht gut geschützt, weil er so ein starker Telepath ist, aber es gäbe immer Wege um das zu umgehen ^^ Rans Stimmung wandelt schon die ganze Zeit auf einen schmalen Grad, ständig in Gefahr abzukippen. Nichts Neues soweit. Mir gefällt es auch nicht besonders, aber er hat die Ereignisse eben noch nicht überwunden. Rans Grinsen... er ist nun mal nicht der Aya aus WK, daher kann er das auch ^^ @nai-chan: ^^° Ja, wenn ich jetzt genau wüsste, was bei dir nicht angekommen ist... Also im Allgemeinen ging es darum, ob und wann die Ältesten wegen Aya-chan nach Japan kommen werden. Und dann hatte Stephenson noch von Schneider eine Nachricht zu überbringen. Damit die nicht von jemandem mit parapsychischen Fähigkeiten abgehört werden kann, hat er Crawfords Gabe genutzt, um so eine Art Schutzwall um sie aufzurichten. Stell dir einfach vor, dass lauter ganz klein geschnittene Eindrücke von der Zukunft um sie herumschwirren. Jeden Telepathen würde das so sehr verwirren oder sogar in den Wahnsinn treiben, dass er sie nicht belauschen kann. Hm... was die Sache mit "er" betrifft. Da ich aus Crawfords Sicht geschrieben habe, war - außer in der wörtlichen Rede - eigentlich immer Crawford damit gemeint. Ist eigentlich selten, dass mir da ein Ausrutscher passiert. Oder ich halte es für verständlich ^^° In der Szene mit Stephenson und Crawford bezog sich jedes "er" auf jeden Fall auf letzteren. Vierte Klasse? Was für eine Freude... Hey, jetzt weiß ich endlich einen Grund, warum man am Religionsunterricht teilnehmen sollte ^.~ Wenn man da die Gelegenheit zu so einem tollen Ausflug bekommt... @kohaku_san: *lach* Tatsache, geschafft. ^^ *Gummibärchen reich* Du hast wirklich eine optimistische Sichtweite, was Crawfords Gefühle angeht *grins* Also ich bin ja bereit zu sagen, dass ihm Ran jetzt nicht mehr so gleichgültig ist (vorher traf das nur zu, soweit es um Rans Einbindung in seine Pläne ging), aber ansonsten schreitet die Sache doch wirklich sehr langsam voran ^^# Ich bin immer wieder begeistert zu lesen, wie sehr du Schneider magst *lach* Es bleibt allerdings die Frage offen, ob Schneider sein Wissen wegen Crawford oder aus einem anderen Grund für sich behalten hat ^.~ Da die beiden in nächster Zeit (in den Vergangenheitskapiteln) noch öfter auftauchen werden, hast du ja genug Gelegenheit deinen "Vorstellungen freien Lauf zu lassen" ^^ Und, hat der Link funktioniert? Die Site war schon öfter mal unten gewesen und dann wieder on... Du weißt nicht _mehr_ wer da beim Tod von Rans Familie die Hände im Spiel hat? Also bisher habe ich euch dazu keine weiteren Informationen gegeben *breit grins* Die offizielle Version ist immer noch, dass sich Rans Vater umbrachte, weil die Behörden ihm wegen der Geldwäsche auf der Spur waren und seine Familie mit in den Tod nehmen wollte. ^^# Ob es dabei bleibt ist eine ganz andere Sache *gg* Viel Spaß mit dem neuen Kapitel! ^________________________^ (auch wenn es nicht um Crawford und Schneider geht ^.~) Teil 64 "Rückblicke XVII - Es fühlte sich fast wie Verzweiflung an" Feuer. Flammen leckten an der Dunkelheit und Schwarz wurde zu loderndem Gelb-Rot, ohne dass Licht seine Finger im Spiel hatte. Das Feuer gewann an Kraft, schloss die Gestalt des Jungen vollständig ein. Das Bild zoomte näher heran und eine weitere Farbe schälte sich heraus. Orange. Die Haare bewegten sich in den heißen Luftströmen, gewohnt und doch unbekannt. Es war zu lang. Der Geruch nach verbranntem Fleisch streifte ihn. Der Junge drehte sich zu ihm um, grüne Augen leuchteten in dem rußverschmierten Gesicht. Tränen. Und dann formten Lippen leise die Worte: "Es ist meine Schuld..." Er setzte sich ruckartig auf und es dauerte einen Moment, ehe er einordnen konnte, was ihn geweckt hatte. Verkrampfte Atemzüge füllten das Zimmer, nicht seine eigenen. Schuldig. Er spürte die Berührung des Jüngeren in seinem Geist und überlegte kurz ihn sofort rauszuwerfen. Dann aber stand er auf. Seine Füße erzeugten keinen Laut, als er langsam zum Bett des Anderen hinüberging. Schuldig weinte nicht, anders als in dem Traum. Der Orangehaarige hatte sich gegen die Wand gelehnt, die Beine angezogen und die Arme darum geschlungen. "Der Block hat nicht mehr funktioniert..." Die Stimme klang heiser, wie von zu vielen Schreien angeraut. Anscheinend konnte Schuldig sich nicht mehr genau daran erinnern, was er geträumt hatte. Und er selbst könnte gut und gerne auch darauf verzichten. "Das habe ich gemerkt", erwiderte er trocken und erntete ein kurzes Auflachen. "Glaub bloß nicht, ich würde mich entschuldigen." Nicht dass er das von Schuldig erwarten würde. "Lös die Verbindung ehe ich es für dich mache", wechselte er das Thema. Der Jüngere zuckte kaum merklich zusammen und blieb stumm. Immer noch war da die mentale Verbindung und es sah nicht so aus, als würde Schuldig ihm gehorchen. Nach einem kurzen Zögern setzte er sich auf die Bettkante, innerlich aufseufzend. Schuldig sollte die ganze Mühe in Zukunft besser wert sein. Er konzentrierte sich darauf das Band möglichst schmerzfrei zu zerstören, ließ seine Gabe daran arbeiten es Faser für Faser zu zerfetzen. Zähneknirschend griff Schuldig in der physikalischen Welt nach ihm, die zitternde Hand war feucht von Schweiß. Augenblicklich entspannte sich der Junge. Was für ein Glück, dass Schuldig bald das erforderliche Training haben würde um sich selbst gegen die Stimmen zu schützen. Und er war sich schon jetzt sicher, dass Schuldig seine Telepathie unter anderem dafür nutzen würde, dann andere leiden zu lassen. Nur im Moment half ihm das nicht weiter. Schuldig sah nicht so aus, als wäre er in der Lage diese Nacht wieder den Block zu errichten. Aber er selbst war andererseits auch nicht bereit, die ganze Zeit hier sitzen zu bleiben. Seine Muskeln spannten sich unwillkürlich an, als sein Körper von ihm verlangte aufzustehen. Schuldig spürte es und der Fünfzehnjährige verstärkte seinen Griff, hatte seine hilflose Haltung endgültig aufgegeben. Stirnrunzelnd begegnete er dem Blick grüner Augen und trotz des nur schwachen Dämmerlichts konnte er so etwas wie Berechnung darin lesen. Vielleicht fühlte er sie aber auch eher. Schuldig lehnte sich ihm entgegen, warmer Atem geisterte über seinen bloßen Arm wo das Shirt ihn nicht bedeckte. Die Finger um sein Handgelenk lockerten sich etwas, bereit jederzeit wieder fester zuzufassen. "Wage es nicht jetzt abzuhauen. Ich habe nicht vor hier wahnsinnig zu werden." Ein verschmitztes Lächeln folgte. "Außerdem bist du selbst schuld. Hättest du mich nicht mit hierher geschleppt, hättest du mich auch nicht am Hals." "Und du meinst in Japan wäre es einfacher gewesen?" Er blieb ruhig, in der Hoffnung, dass Schuldig sich vielleicht doch noch ausreichend erholen würde. Dessen Miene drückte für einen Sekundenbruchteil Wut aus. "Es war ja wohl euer Saftladen, der mir die verdammte Spritze verpasst hat. Wie oft denn noch..." Immer leiser werdend, bis nur noch ein bitteres Flüstern blieb. Und dann Schweigen. Die Stille knisterte leise, Schuldig bewegte sich etwas, weiterhin näher als ihm lieb war. "Ich bin müde..." Dieses Flüstern enthielt keine Bitterkeit mehr, dafür aber einen seltsamen Beiklang. Als wäre da ein Gedanke in Schuldigs Kopf, der zwar noch seiner Umsetzung harrte, jedoch zuvor auf etwas wartete. Eine bestimmte Reaktion? Schuldig überbrückte die letzten sie trennenden Zentimeter, lehnte sich gegen ihn, Wärme ausstrahlend. Zuviel Wärme, fiebrig. "Lass uns schlafen gehen..." Mehr gehaucht als gesprochen. Der noch freie Arm wurde um ihn geschlungen, zog ihn ohne Gewalt aber nachdrücklich mit sich. Schuldig sollte es wirklich besser wert sein... Er leistete keinen Widerstand, da ihm in diesem Moment keine Alternative einfiel, es sei denn er würde die ganze Nacht so dasitzen. Der Jüngere seufzte leise, rückte näher an die Wand, ihm Platz machend. Sobald er richtig lag, wurde sein Handgelenk endlich freigegeben, nur damit Schuldig sich in der nächsten Sekunde richtig an ihn klammern konnte. Nicht wirklich eine Verbesserung. Der Orangehaarige hielt ihn fest, als hätte dieser Angst, dass er sonst verschwinden würde. Es fühlte sich fast wie Verzweiflung an. ******* Wenn da nicht diese verfluchten Kopfschmerzen gewesen wären, hätte er die Situation vielleicht als peinlich empfunden, so aber war er einfach nur froh über diesen lebenden Schutzwall, der ihn von den ihn umgebenden invasiven Stimmen abschottete. Träume und Gedanken, selbst um diese Zeit viel zu laut. Er war sich nicht ganz sicher, warum er überhaupt aufgewacht war, aber das Gefühl in seinem Innern in diesem Moment hatte ihn zu ersticken gedroht, während sein Kopf kurz davor war zu zerbersten. Stück für Stück sickerte Anspannung aus ihm heraus, als kühle Dunkelheit seinen Geist eroberte, ein seltsamer Gegensatz zu der Hitze, die ihre Körper teilten. Crawford schien sich etwas versteift zu haben, mit dieser Situation alles andere als glücklich. Nichts konnte ihm weniger egal sein, solange der Amerikaner hier liegen blieb. Er rückte einer uneingestandenen Furcht gehorchend noch näher an ihn. Irgendwo im Hintergrund seiner Aufmerksamkeit spürte er den regelmäßigen Herzschlag des Älteren, unerwartet beruhigend. Die letzten Tage hätte er gerne aus seinem Leben gestrichen, doch für Crawfords Bekanntschaft war er insgeheim zutiefst dankbar. Egal ob er es sich eingestand oder nicht, ohne Crawford hätte ihn die Verstärkung seiner telepathischen Fähigkeiten sicher in eine Dauermigräne getrieben, wenn nicht gar in den Wahnsinn. Wärme und Ruhe hüllten ihn ein, ließen ihn in ungestörten Schlaf hinübergleiten. "Schuldig, es wird Zeit." Nur langsam schaffte er es sich aus dem bodenlosen Loch zu befreien, in dem er sich bis eben noch aufgehalten hatte, zufrieden damit. Der Eindruck von Nähe erreichte ihn als erstes, dann kam Wärme hinzu. Und schließlich summierte sich alles zu einer Erinnerung. Crawford. Kein Wunder, dass er sich in seinem Kopf so allein fühlte. Er könnte süchtig danach werden. Sein Shirt war etwas feucht, dort wo es den Anderen berührte. Sie schienen für den Rest der Nacht ihre Haltung nicht geändert zu haben und das Fieber hatte zusätzlich zur geteilten Körperwärme dafür gesorgt, dass er das letzte Unwohlsein herausgeschwitzt hatte. "Ich will noch nicht aufstehen", hörte er sich selbst murmeln. Er presste sein Gesicht in Crawfords Halsbeuge, dieses Mal zu müde um verlegen zu werden. Und selbst wenn ihm wirklich bewusst gewesen wäre was er tat, hätte er es wahrscheinlich einfach mit einem Schulterzucken abgetan. Schließlich lag er hier mit keinem Mädchen im Bett. "Es geht nicht darum, was du willst. Bald gibt es Frühstück und du musst davor wieder deinen Block aufgebaut haben." Zu seiner Überraschung wurde Crawford nicht sauer, sondern argumentierte ruhig. Mit einem entnervten Stöhnen verkündete er sein Missfallen, vor allem da der Schlaf langsam aber sicher in unwiederbringliche Fernen rückte. "Du klingst viel zu logisch für diese Tageszeit." Das unterdrückte Lachen überraschte ihn mehr als die Worte zuvor, aber ehe er darüber nachdenken konnte, setzte sich der Ältere auf, so dass er mehr oder weniger an ihm hing, weil er überhaupt nicht einsah seine Umklammerung zu lösen, ehe er dazu gezwungen wurde. Jede weitere Minute dieser gesegneten Ruhe in seinem Kopf war wertvoll. "Hast du es bequem?", seufzte der Ältere, als er nach einer Weile immer noch keine Anstalten zeigte loszulassen. "Kann mich nicht beklagen..." Natürlich wollte er Crawford nicht auf die Palme treiben, dazu war es viel zu früh, doch andererseits hatte er nichts dagegen dessen unerwartete Zurückhaltung auszunutzen. Vor allem wenn ihm eine Berührung zur Abwechslung mal Ruhe statt einen Ansturm unwillkommener Gedanken einbrachte. "Freut mich zu hören." Eine kurze Pause. "Wehe du schläfst mir wieder ein." Diesmal war es an ihm leise zu lachen. Er hob den Kopf von Crawfords Schulter. "Würde mir im Traum nicht einfallen", versicherte er ihm dann. "Natürlich nicht." Damit löste sich Crawford aus seiner Umklammerung. "Spielverderber", protestierte er, zog die Decke um sich, da ihm plötzlich kalt wurde. Eine Augenbraue wanderte in die Höhe. "Mir war nicht bewusst, dass hier ein Spiel stattfindet. Und jetzt schließ die Augen, fang an dich zu konzentrieren." Er verzog das Gesicht, gehorchte aber. Schließlich begannen die erwachenden Gehirne um ihn herum wieder damit gegen seinen Geist zu pressen. Sie waren rechtzeitig zum Frühstück fertig, er fühlte sich wohler mit dem frisch aufgebauten Schutzwall, war aber ausgelaugter als ihm lieb war. "Keine Sorge, nach dem Essen geht es dir besser." Braune Augen musterten ihn von oben bis unten, dann wurde seine Uniform gerichtet. "Jetzt aber los, sonst kommen wir doch noch zu spät." Crawford schob ihn durch die Tür, ließ ihn dann wie gestern alleine den Weg zum Speisesaal finden. Dort angekommen marschierte er geradewegs auf denselben Tisch zu. Seine Entscheidung erwies sich als richtig, da Crawford ohne einen Einwand folgte. "Na Musterknabe, gut geschlafen? Oder hat das Baby dich wachgehalten?" Hellblaue Augen huschten über ihn hinweg um an seinem Begleiter hängenzubleiben. Ein spöttisches Grinsen umspielte Stephans Lippen. Statt eine Antwort abzuwarten, mischte sich jedoch Alexander ein. "Red mir nicht von schlafen... Ich habe geträumt mitten in einem Feuer vor mich hinzukohlen." Der Deutsche warf seinem Freund einen mitleidheischenden Blick zu. Der Austausch zwischen den beiden interessierte ihn jedoch kein bisschen mehr, weil ihm nicht entgangen war, dass Crawfords Blick nach Alexanders Worten zu ihm herüberflackerte. Mit einem Stirnrunzeln setzte er sich neben den Schwarzhaarigen. Was bitte schön sollte das bedeuten? Die Leute um ihn herum begannen sich über ihre Träume auszutauschen, nur er selbst und Crawford beteiligten sich nicht an dem Tischgespräch. Zufrieden griff er nach einem Brötchen, lauschte mit einem halben Ohr den anderen. Gott, wenn man denen so zuhörte, konnte man leicht auf die Idee kommen es mit Größenwahnsinnigen, Verrückten oder auch beidem auf einmal zu tun zu haben. Er wandte seine Aufmerksamkeit lieber dem Frühstück zu, überprüfte von Zeit zu Zeit seinen Block, der zufriedenstellend stabil blieb. "Falsche Richtung..." Eine Hand legte sich auf seine Schulter, stoppte ihn bevor er in den Gang zu ihrem Zimmer einbiegen konnte. Irritiert wandte er sich um. "Was ist daran falsch?" Crawford lächelte kurz. "Dass du jetzt woanders hin musst. Du erinnerst dich vielleicht an Herrn Schneiders Worte?" Die Krankenstation. Er stöhnte lautlos. "Muss das sein? Ich bin kerngesund." "Es geht um ein bisschen mehr", kam die indifferente Antwort und etwas in den braunen Augen ließ Kälte in ihm aufsteigen. "Was meinst du damit?" Crawford sah ihn nachdenklich an. "Sie werden deine Einstufung überprüfen. Das ist anstrengend, aber kaum schmerzhaft. Zudem wird sich jemand um deinen Basisblock kümmern, bevor du am regulären Training teilnehmen kannst. Stell dich nicht zu dumm an, sie haben nicht besonders viel Geduld." _Das_ könnte sehr wohl schmerzhaft werden, hing es unausgesprochen zwischen ihnen in der Luft. Seine Knie wurden weich, ohne dass er etwas dagegen tun konnte. Unwillkürlich lehnte er sich gegen den Älteren und ihm war vollkommen egal, ob er dadurch Aufmerksamkeit erregte. Sobald er einen dauerhaften Block aufbauen konnte, würde Crawford ihm sicher nicht mehr helfen. Ihm gefiel die Vorstellung fast noch weniger als was nun gleich vor ihm lag. Er grinste schief in die dunkle Weste hinein. "Also keine Kopfschmerzen mehr?" Eigentlich hätte er lieber etwas anderes gefragt. Crawford trat einen Schritt zurück und zwang ihn aufzusehen. Ein schmales humorloses Lächeln antwortete ihm. "Das hoffst du nur. Und jetzt komm." "Guten Morgen, Mr. Stephenson, ich wusste gar nicht, dass Sie wieder hier sind." Der Angesprochene, ein Mann in weißen Kittel, drehte sich zu ihnen um. Dunkelblondes Haar war glatt zurückgekämmt, verlieh dem Älteren ein strenges Aussehen. Braune Augen erinnerten ihn an Crawford, der ruhig neben ihm stand, bis eben eine Hand auf seiner Schulter, die jetzt zurückgezogen wurde. Er fühlte sich auf einmal viel zu leicht, als könnte er ohne das ihn unten haltende Gewicht den Boden unter den Füßen verlieren. "Crawford, hallo. Das ist also dein Schützling. Herr Schneider hat mir bereits von ihm erzählt." Die braunen Augen hefteten sich abrupt auf ihn und wortlos schnappte er nach Luft. Etwas drückte gegen die Mauer in seinem Kopf, überwand sie mühelos. >Du wirst viel Training brauchen, Schuldig.< Sein Körper schrie danach wegzulaufen, doch er konnte sich nicht rühren. Die Anwesenheit verließ seinen Verstand, ließ ein klebriges Gefühl zurück. "Ich werde alles vorbereiten. Crawford, du kannst Schuldig hier lassen. Ich bin gleich zurück." Damit verließ der Arzt den Raum. "Crawford?" Er erkannte seine eigene Stimme kaum, schüttelte sich, ohne den Eindruck der Gefahr abwerfen zu können. "Dir wird nichts passieren. Ich weiß es." Ohne zu wissen wann er sich bewegt hatte, klammerte er sich plötzlich an Crawford, brachte kein Wort heraus. Hier half ihm kein aufmüpfiges Verhalten weiter. Nahezu sanft löste sich der Ältere von ihm und ging. ~TBC~ Dieses Kapitel ist überwiegend völlig zweckfrei, ich hatte einfach nur Spaß am Schreiben gehabt ^^°°° Macht euch nicht zu große Sorgen um Schuldig, schließlich ist er in der Gegenwart gesund und munter ^^ Und wie versprochen ist Stephenson jetzt auch in den Vergangenheitskapiteln drin *grins* cya, cu ^-^ Kapitel 65: "Wenn du Frieden willst, bereite den Krieg vor" ----------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 65) Titel: Close Distance Teil: 65/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Ran und Crawford und ein Schießstand ^^ Disclaimer: not my boys, no money make... Greetings: @Andromeda: Mensch, ich hoffe die neue Woche entwickelt sich für dich besser o.O Und natürlich hängt Schuldig an Crawford *lach* Würde an seiner Stelle doch jedem so gehen, der ein Heilmittel gegen die Gedankenanstürme von draußen gefunden hat ^^ Japp, Schu steht eine harte Prozedur bevor, aber ich werde lieber nicht detailliert darauf eingehen ^^° Stephenson ist für Rosenkreuz' Verhältnisse eigentlich ein ganz umgänglicher Charakter. Schuldig hat eben seinen Grund ihn nicht besonders zu mögen, aber so ist das Leben *grins* Freut mich, dass du Alex und Steph ins Herz geschlossen hast ^^ Je nachdem wie lange ich diese Story durchhalte, werden sie auch noch in der Gegenwartshandlung auftauchen... Ich hoffe, du findest neben "Beim nächsten Mal..." auch Zeit für "Hurt" *lieb sag* @Taowaki: Wie heißt es so schön: geteiltes Leid ist halbes Leid *lach* Wie ich bei Kizuna zu erklären versucht habe, ist das mit dem Blocken so eine zweiseitige Sache... Die jeweiligen Talente können natürlich das am besten abblocken (was von außen auf sie dringt), das sie durch ihre Gabe empfangen. Überlebensinstinkt, ne? Dann brauchen sie Schilde, damit ihre Gedanken nicht nach außen dringen um von einem Telepathen gelesen zu werden. Aber erst an dritter Stelle steht der Schutz vor eindringenden Gedanken, dass heißt, was nicht gerade selbst ein Telepath ist, ist dafür anfällig. In Alexanders Fall kommt seine Empathie noch dazu (denn auf einem bestimmten Level empfängt er immer was, ist wie bei Schuldig, der auch nie alle Gedanken abstellen kann) und damit ist hoffentlich einigermaßen verständlich, warum er Teile des Traumes empfing ^^° Och, ich finde ja, dass sich Crawford um einiges freundlicher verhalten hat, als man es sonst von ihm gewöhnt ist ^^ @nai-chan: *lach* Ich dachte mir schon, dass es sich ein bissl zeigen würde ^^ Und nein, Schuldig erinnert sich nicht mehr an seinen Traum. Der wurde so schnell verdrängt, wie er es mit den anderen Erinnerungen an das tatsächliche Geschehen gemacht hatte ^^# Erklärung ist gern geschehen ^____^ Nur fünf Leute im Religionskurs? Weia, da müsst ihr ja viel mitarbeiten o.O Der Name Alf Poier hatte mir gar nichts gesagt, aber dafür gibt es ja das Internet ^^ Irgendwie schade, dass euer Lehrer nur eine gewisse Ähnlichkeit mit ihm hat, aber ansonsten nicht viel von einem Kabarettisten zu haben scheint *snicker* kohaku_san: Ich denke, du hast genau die Punkte aufgelistet, die für mich der Grund waren, das letzte Kapitel zu schreiben *gg* Aber da Crawford/Schuldig nicht wirklich in CD reinpassen, muss ich eben auf ein paar Shortfics ausweichen, ne? ^^ In "Hurt" sind die beiden anfangs sogar jünger als in CD ^^ Über Stephenson bin ich mir selbst noch nicht ganz im Klaren, wenn ich ehrlich sein soll. Bisher ist aber eigentlich ganz freundlich... nu ja, jedenfalls nicht böse, denke ich ^^# Bei mir ist das was Schuldig gemacht hat Projektion seiner Gedanken in Form von Bildern und teilweise Gefühlen und das geschieht nicht freiwillig von seiner Seite, sondern nur wenn er zu geschwächt ist um seine Gedanken im Zaum zu halten. Alexander war als Empath besonders anfällig und hat daher ein bissl was von aufgefangen. Crawford sah um einiges mehr, da Schuldig automatisch wieder eine Verbindung zu ihm aufgebaut hatte. *grins* Ganz Recht, Schneider ist wirklich ,so ne Type wie Crawford' obwohl man es eher umgekehrt sehen muss *zwinka* Stimmt, du denkst etwas zu weit voraus. Aber keine Sorge, die Wahrheit um den Tod von Rans Eltern wird noch wichtig sein ^.~ *knuffz* @Kizuna01: Ach darauf wolltest du hinaus ^^# Vielleicht weißt du es nicht mehr von "Bright Nights" her, aber Schuldig hat mit seiner Familie seit ein paar Jahren in Japan gelebt, ehe er von Crawford und Schneider aufgelesen wurde - daher Japanisch ^^ Ist also nicht zufällig gewählt, sondern die einzige Sprache, die Schuldig neben Deutsch kann und damit hatte er nach der Verdrängungsaktion halt ein paar Probleme ^^ Ich wette mal, Yunshiro denkt etwas anderes, als du annimmst. Er agiert nach außen hin nur anders *snicker* Und was aus Crawford und Ran wird, werden wir beide abwarten müssen ^^°°° Ran ist innerlich ziemlich zerrissen. Ich denke das wird auch im heutigen Teil wieder deutlich. Der Teenager in ihm, wie du es ausdrückst, ist eigentlich immer noch am stärksten, aber das wandelt sich mehr und mehr. Doch ich denke nicht, dass er gefühlskalt wird. Es sei denn, seine Figur verselbständigt sich *drop* Und mit Crawford habe ich gar nichts gemacht *lach* Er war eben noch dabei, die neuen Informationen zu verarbeiten *räusper* Japp, Schuldig ist schon ziemlich geplagt mit seiner Gabe, aber jetzt ist er ja bei Stephenson und der wird ihm sicher helfen können ^^# Crawford weiß, was Schuldig bevorsteht und ist daher so freundlich *ehe* Richtig, Alexander ist Empath und darauf trainiert, Gefühle einigermaßen abzublocken, wenn er seine Ruhe haben will. Aber Schuldigs Projektionen funktionieren auch auf einer anderen Ebene und die Schilde, welche andere Talente auf RK haben, sind in erster Linie dafür gedacht die eigenen Gedanken zu schützen und nicht fremde abzuhalten, darin sind die meisten nicht ganz so gut (in meiner Story jedenfalls ^^). Ähnlich ist es bei Crawford. Bei ihm dringt so gut wie gar nichts nach draußen, aber er kann ein bissl was empfangen, vor allem, wenn Schuldig wieder eine Verbindung aufgebaut hat *grins* Das mit dem Überblick werde ich versuchen ^^°°° Bis zum nächsten Mal! *knuffel* @Xell: Hey, du bist mal wieder die Erste! *gratulier und Gummibärchen rüberschieb* ^^ Ganz so unzertrennlich werden Crawford und Schuldig nicht mehr lange sein. Schließlich muss ich ihr Verhältnis zu dem machen, was es in der Gegenwart ist *nod* Alexander hat Schuldigs Traum nicht direkt gesehen, das gelang nur Crawford. Aber der Empath hat einige Eindrücke aufgeschnappt und sie zu einem eigenen Traum verarbeitet ^^ *lach* Was Schuldigs Gedanken angeht bin ich ganz deiner Ansicht ^________^ *gg* Aber ich glaube nicht, dass er sich selbst als größenwahnsinnig sehen würde und verrückt ist er ja nicht, ne? ^^ Stephenson will Schuldig ehrlich nur helfen *nod* Das geht nicht ohne ein paar innere Blessuren ab, aber da muss Schu eben durch *räusper* Sushi und Sake in einem _chinesischen_ Restaurant? Sowas finde ich immer ein bissl merkwürdig, obwohl es bei unserem Chinesen auch Sushi gibt. Ist mir dort aber zu teuer ^^# Teil 65 "Wenn du Frieden willst, bereite den Krieg vor" Crawford-san lächelte tatsächlich, als sich ihre Blicke trafen. Es war ein Anblick, der ihn stets seltsam berührte - nicht dass das häufig vorkommen würde. Wirklich überrascht wäre er wahrscheinlich, wenn dieser mal nicht Amüsement oder Verachtung beinhalten würde. Solange letzteres nicht an ihn adressiert war, gab er sich mit dem zufrieden, was er erhielt. Jedenfalls redete er sich das häufig genug ein um es zu glauben. Fast. Seine Erwiderung des Lächelns fiel natürlicher aus als das zuvor und seine Gesichtsmuskulatur war dankbar für den Wechsel seiner Mimik. Schließlich wandte sich Crawford-san wieder schwarzen Koffer zu, der schon vorhin sein Interesse geweckt hatte. Ob darin auch eine Waffe war? Merkwürdigerweise hatte sie hier niemand kontrolliert, andererseits war das vielleicht auch nichts Ungewöhnliches. Wo wenn nicht auf einem Schießstand sollte man sonst ungehindert Waffen mit sich führen können... Entriegelt klappte die obere Hälfte des Aktenkoffers nach oben, gab den Blick auf etwas frei, das Kunststoff ähnelte, aber zu stabil dafür aussah. In eingestanzten Vertiefungen ruhten eine Pistole sowie Zubehör, dass er nicht ohne weiteres identifizieren konnte. Etwas, das ein Schalldämpfer sein dürfte, Magazine und Munition waren darunter. Seine Hände wurden plötzlich feucht und er atmete schneller. Das Ganze war wohl doch keine allzu gute Idee gewesen. Ein anderer Teil von ihm beharrte allerdings auf einer gegenteiligen Meinung, musterte die Waffe mit einem Gefühl, das Hunger nahe kam. Das war doch Irrsinn. Hin und her gerissen zwischen dem Wunsch sich davon zu entfernen und danach zu greifen - jetzt sofort -, verharrte er in Regungslosigkeit. Der Amerikaner schien seinen inneren Zwiespalt nicht zu bemerken und nahm die Waffe in die Hand, bot sie ihm mit dem Griff voran an. "Keine Sorge, sie ist nicht geladen." Aufgestauter Atem entwich hörbar, als seine Finger das kühle Metall berührten. "Das ist eine andere...", murmelte er unbewusst. Sie war kleiner, leichter. Aber nicht zu leicht. "Ganz genau. Eine M9." Crawford-san klang belustigt, als er sie ihm wieder abnahm um mit einem hörbaren Klacken ein Magazin einzuschieben. "Beretta 92 FS. Unter anderem Standardwaffe des US-Militärs. Ich denke damit wirst du besser umgehen können als mit einer Desert Eagle. Ich habe hier mal einen Anfänger üben sehen. Nach ein paar Schüssen kümmerte er sich gar nicht mehr ums Zielen. Sein einziger Gedanke war, wie zum Teufel er die Pistole halten soll, damit sie nicht seinen Kopf trifft." Das klang wie ein Zitat. Er lachte auf, zur Hälfte auf Grund des eben Gehörten, zum anderen weil der Tonfall des Älteren so trocken ausfiel. Er konnte wetten, dass Crawford-san die Misere dieses Mannes mit regungsloser Miene beobachtet hatte und gar nicht auf die Idee gekommen war, ihm mit einem Ratschlag zur Seite zu stehen. "Du kannst die Beretta unproblematisch mit einer Hand abfeuern. Effektive Reichweite fünfzig Meter, aber wir werden mit weniger anfangen." Ein flüchtiges Hochziehen des linken Mundwinkels. "Im Magazin sind fünfzehn Patronen. Siehst du diesen Aufsatz mit der U-förmigen Vertiefung?" Der Andere wartete sein Nicken ab. "Das ist die Kimme. Hier in der Nähe der Laufmündung befindet sich das Balkenkorn. Beide zusammen bilden die Visiereinrichtung." Crawford-san ließ ihm ausreichend Zeit alles zu betrachten, zeigte ihm dann, wie er am besten zielen sollte. "Um die weißen Punkte brauchst du dich nicht zu kümmern, sie sind für den Nachteinsatz wichtig." Wahrscheinlich ohne es zu bemerken, hatte der Amerikaner einen gleichmäßigen, erklärenden Tonfall angenommen, als hätte er diese Lektion schon häufiger gegeben. Als wäre es ein beliebiges technisches Gerät, nicht etwas potentiell Tödliches. Die Ruhe ging auf ihn über, legte sich besänftigend um seine gereizten Nervenstränge. Wortlos setzte er die Schutzbrille auf und seine Hand zitterte überhaupt nicht, als er zum ersten Mal auf die Zielscheibe anlegte. Es war tatsächlich eine runde Scheibe, in Kreise geteilt. Keine menschliche Form. "Den Arm ausgestreckt halten und das Handgelenk nicht locker lassen." Crawford-san stand so nahe bei ihm, dass sich eine ganz andere Art von Nervosität zu melden begann. Mühsam unterdrückte er ein Schaudern, als der Ältere mit effizienten Berührungen seine Haltung verbesserte, versuchte sich vollkommen auf dessen Stimme zu konzentrieren. "Da es eine Semi-Automatik ist, wird nach jedem Schuss die leere Patronenhülse ausgeworfen und eine neue Patrone aus dem Magazin ins Patronenlager geschoben, ohne dass du etwas tun musst. Du brauchst einfach nur erneut abzudrücken." Er nickte wieder und für einen Augenblick verschwamm sein Blick, als wäre das vor seinen Augen keine Plastikbrille sondern echte Gläser. Sein Herz raste und er wusste selbst nicht warum, hoffte nur, dass Crawford-san es nicht merken würde. "Gut, dann kannst du dein Glück versuchen. Pass auf, dass die Ohrenschützer richtig sitzen." Er griff nach ihnen, nachdem er die Waffe für den Moment abgelegt hatte, froh über die Möglichkeit seine viel zu verkrampfte Armmuskulatur ein wenig zu lockern. Schon jetzt fühlte er sich kaputt, obwohl er noch keinen Schuss abgegeben hatte. Schließlich war er so bereit, wie er es überhaupt sein konnte, ein selbstironisches Lächeln begleitete das Ausstrecken seines Armes. Man sollte eben vorsichtig sein mit dem, was man sich wünschte. Er drückte ab. Der Rückstoß war eher unerwartet als wirklich störend und nach einem tiefen Atemzug korrigierte er die Richtung um ein paar Millimeter, betätigte erneut den Abzug. Und dann hörte er völlig auf zu denken, sah nur noch das Ziel und die Löcher, die er hineinriss. Erst ein kaum wahrnehmbares Klacken, dem kein Schuss folgte, ließ ihn aus dieser traumartigen Trance fallen. Auf einmal war sein Arm unglaublich schwer. Er senkte ihn, ließ ihn kraftlos an seiner Seite herunterhängen. Erhitztes Metall berührte sein Bein und in diesem Moment nahm er zum ersten Mal bewusst den Geruch von Pulver wahr, der ihn umgab. Hatte sein Vater auch auf einem solchen Stand geübt? Wie sah dessen Zielscheibe damals aus? Wusste er schon, dass er die Waffe in seiner Hand einmal gegen seine Familie, sich selbst richten würde? Das Blut wich ihm aus dem Gesicht, schien einen drückenden Klumpen in seinem Magen zu bilden. Er schluckten gegen die aufsteigende Bitterkeit an, während geweitete violette Augen ins Nichts starrten. Er war wieder wenige Meter von seinem Elternhaus entfernt, betrachtete betäubt die blinkenden Lichter, die lautlosen Schatten. In seinen Ohren rauschte es, als stände er neben einem Fernseher, der zwar an, aber auf keinen Kanal eingestellt war. Alles war wieder da. Kalt. Ihm war so kalt. Etwas polterte und er glaubte seinen Namen zu hören. Blicklos wandte er sich der Quelle zu. Braune Augen. Er kannte sie, doch in seinem Kopf schwirrte alles durcheinander. Bevor er zusammenbrechen konnte, hielten ihn kräftige Hände fest, etwas streifte seine Haare. Wärme begann von der Berührung ausgehend gegen die Kälte anzukämpfen. "Du musst ganz langsam durchatmen, Ran." So ruhig gesprochen. Seine Lungen arbeiteten wie wild und er versuchte sich auf den Anderen zu konzentrieren, um seine Atmung wieder unter Kontrolle zu bringen. Er wusste nicht, wieviel Zeit vergangen war, als er endlich wieder einigermaßen klar denken konnte. Seine Hände hatten sich irgendwann in Crawford-sans Jackett gekrallt und er lehnte schwer gegen den Älteren, als würde er ohne diesen Halt nicht stehen können. Seinen weichen Knien nach zu urteilen, entsprach das wohl auch den Tatsachen. Sein einziger Trost war, dass er wenigstens nicht ihn Ohnmacht gefallen war. Ein weiterer tiefer Atemzug. Ein Hauch von Aftershave lag plötzlich in der Luft. Und erst das machte ihm klar, was er hier gerade tat. ****** Er wusste es, kurz bevor es wirklich geschah. Ran schien nicht gleich zu registrieren, dass das Magazin bereits leer war. Dann sank der Arm des Jüngeren nach unten, die Waffe entglitt zitternden Fingern. "Ran!" Der Rothaarige begann wieder zu hyperventilieren, wie an dem Abend vor dessen Elternhaus. Sein Zuruf drang irgendwie zu Ran durch, der sich wie ein Schlafwandler zu ihm umdrehte. Die violetten Augen waren blanke Spiegel. Immer wenn er dachte, Ran hätte es verarbeitet, geschah so etwas. Mit einem leisen Seufzen griff er zu und sagte ihm, dass Ran seinen Atem beruhigen sollte. Zu seiner Erleichterung gehorchte der Rothaarige, auch wenn sich die schmalen Hände Halt suchend an sein Jackett klammerten. Wieder spürte er Wärme, da wo Ran sich an ihn lehnte. Ihm war unbehaglich dabei zumute, eine Reaktion aus der Zeit, als er Schuldig zwingen musste Körperkontakt zu unterlassen. Einige Minuten vergingen und in der Stille schaffte Ran es seine Ruhe wiederzufinden. Wenn er jetzt in seine Augen sehen könnte, würde er sicher den Schutzwall vorfinden. Und dann versteifte sich Ran plötzlich. Verlegenheit, ohne Frage. Ganz unauffällig versuchte sich Ran von ihm zu lösen, den Kopf hielt der Jüngere dabei die ganze Zeit gesenkt, als wäre irgendetwas an seinen Schuhen mit einem Mal unglaublich interessant. "Vielleicht solltest du die Waffe aufheben", schlug er vor, hielt sein Amüsement aus seiner Stimme heraus. Ran schien noch etwas tiefer zu erröten, stammelte etwas nicht wirklich Verständliches, ehe dieser sich nach der Beretta bückte, sie neben dem Koffer auf die Ablage legte. Mit einem Knopfdruck ließ er die Zielscheibe über eine Schiene zu ihnen heranfahren, Ran beobachtete das mit schon wieder neugierigen Augen. Wenigstens für heute hatte der Junge den Schock überwunden. Und wenn sein Gefühl ihn nicht trog, würde das auch gelten, wenn Ran in die Zukunft eine Waffe sah. Der Rothaarige neben ihm hatte eine Hand gehoben, bewegungslos verharrte sie in der Luft, kurz davor die Zielscheibe zu berühren. Und nach einem Moment der Überwindung glitten die Finger tatsächlich über die Einschusslöcher. Als müsste Ran sich vergewissern, dass sie wirklich da waren. Dass er _wirklich_ geschossen hatte. "Gar nicht schlecht für einen ersten Versuch." Und das war eher untertrieben. Tatsächlich konnte er fünfzehn Durchschüsse zählen und auch wenn einzelne dem Rand sehr nahe kamen, war die Mehrzahl sehr zentriert platziert worden. Ran musste die erlernte Konzentration vom Kendo-Training automatisch auf diese Situation übertragen haben. Ein vorsichtiges Lächeln glitt über die Lippen des Jüngeren als dieser zu ihm aufsah, doch tief in dem Violett verborgen hockte immer noch Verzweiflung. Gut versteckt hinter einer Mauer aus Eis. Für den Augenblick war diese jedoch dünn genug, dass er hindurchsehen konnte. Seine Miene blieb neutral, während er das zerknitterte Jackett auszog. Es handelte sich um teuren Stoff, der so schnell keine Falten annahm. Dementsprechend fest musste Rans Griff gewesen sein. Wie erwartet heftete sich der Blick des Rothaarigen sofort auf sein Schulterhalfter, ohne überrascht zu wirken. Ran hatte die leichte Erhebung schon sehr früh bemerkt gehabt, aber kein Wort darüber verloren. Seine Gabe meldete sich kurz um ihm zu versichern, dass Ran dieses Mal weder in Ohnmacht fallen würde, noch in einen weiteren Schockzustand. Nonchalant zog er seine Desert Eagle. Wenn er schon hier war, konnte er selbst auch üben. Und Ran weiter an eine Waffe gewöhnen. Unbewusst rieb sich der Jüngere das rechte Handgelenk. "Ich glaube, ich bin wirklich froh, nicht damit geschossen zu haben." "Nun, dafür kommt die 9 mm nicht durch Kevlar durch, während man das hiermit schafft, wenn man die entsprechende Munition hat." Kurz noch sah er zu wie Ran auf dieser Aussage herumkaute, lächelte dann ein schmales Lächeln. "Die Beretta wird mit Parabellum Patronen bestückt. Weißt du, woher dieser Name kommt?" Ran schüttelte den Kopf, etwas verwirrt. "Es ist die Kurzform eines lateinischen Feldherren Spruchs. >Si vis pacem, para bellum< und heißt soviel wie: Wenn du Frieden willst, bereite den Krieg vor." Sein Lächeln wurde ein wenig breiter, ohne dass daran Freundlichkeit beteiligt war. Die Züge des Jüngeren gefroren regelrecht und für ein paar Herzschläge war der Ausdruck in den Augen genauso kalt wie das erwidernde Lächeln. Kein Schutzschild, sondern eisige Flammen. "Wie... praktisch gedacht." Und in der nächsten Sekunde war Ran wieder der alte, nur ein verwirrtes Stirnrunzeln blieb zurück. Ohne ein weitres Wort zu verlieren streifte er die Ohrenschützer wieder über, was Ran ihm sofort gleichtat. Zum Glück passte die Schutzbrille ohne Probleme über seine richtige. Mit Ran neben sich wollte er sie nicht abnehmen und so preisgeben, dass er sie gar nicht benötigte. Mit geübter Selbstverständlichkeit legte er an, sobald die Zielscheibe ausgetauscht und zurückgefahren war. Sofort fiel er in einen Zustand der Konzentration, den er sich schon früh antrainiert hatte. Sein Talent begann mit dem zu interagieren, was er im Jetzt sah, seine Muskeln reagierten, ohne dass er darüber nachdenken musste. Die Kugeln trafen exakt dort wo er es wollte, weil er bereits vorher wusste, wo genau er hinzielen musste. Der erste Schuss traf die Mitte, die nächsten sieben vergrößerten das Loch. Ran versuchte ein begeistertes Lächeln zurückzuhalten, wahrscheinlich eingedenk seiner früheren Reaktion. "Das war..." "Ja?", hakte er nach, als der Rothaarige verstummte, doch er bekam nur ein unbehagliches Schulterzucken zur Antwort. Ran suchte sichtlich nach Worten, wechselte dann das Thema. "Darf ich es noch mal versuchen?" Natürlich. Augenblicklich wechselte er das Magazin der Beretta, gab sie dann weiter. Rans Unsicherheit wollte kurz zurückkehren, wurde aber sofort niedergerungen. Diesmal sah der Jüngere nicht so aus, als würde er neben sich stehen, während er langsam das Magazin leerte. Und die Ruhe war auch dann nicht verschwunden, als der Ran sich schließlich vom Ziel abwandte. Er war noch etwas besser geworden. Offensichtlich ein Naturtalent. Da Ran es nicht eilig hatte nach Hause zu kommen, zeigte er ihm, wie die Beretta zu reinigen war. Um seine eigene Waffe würde er sich später kümmern. Sie brauchte etwas mehr Pflege, wenn er sich darauf verlassen wollte, dass sie auch in Zukunft zuverlässig funktionieren würde. Später im Auto blieb Ran zunächst schweigsam, saß mit geschlossenen Augen im Beifahrersitz, anscheinend entspannt. Trotzdem wälzte der Rotschopf irgendeinen Gedanken die ganze Zeit hin und her. "Können wir das wiederholen?", kam schließlich die Frage. Er lächelte flüchtig. "Natürlich." ~TBC~ Ich frage mich so langsam, ob Ran die Sache ganz heil übersteht, völlig abgesehen von Crawfords Plänen o.O'' Übrigens kann ich nicht garantieren, dass alles, was ich über die Beretta geschrieben habe, genau hinhaut. Hab mir aber Mühe gegeben es zumindest gegenzuchecken ^^ cya, cu ^-^ P.S. Ich hab endlich "Hurt" fertig ^____________________^ Und es sind schlussendlich vier Teile geworden *ehe* Der erste ist zusammen mit diesem hier hochgeladen worden. Also, seid so nett und lest auch dort mal vorbei *ganz lieb guck* ^-^ Kapitel 66: "Rückblicke XVIII - Du bist allerdings ein erstklassiges Mittel gegen Kopfschmerzen" ------------------------------------------------------------------------------------------------ Close Distance (Teil 66) Titel: Close Distance Teil: 66/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Back to Schuldig and Crawford ^-^ Disclaimer: not my boys, no money make... Greetings: @kohaku_san: Planen ist da so eine Sache *gg* Ich hätte natürlich nichts dagegen, wenn mal etwas aus Ran und Crawford wird. Aber ich bin eben immer noch der Meinung, dass sich von Crawfords Seite da nicht besonders viel tut ^^# Freut mich aber, dass es für deine Fantasie ausreicht *lach* Mal sehen, wieviel über Stephenson in die Geschichte einfließen wird. Ein ganz kleines Stückchen kommt mit diesem Teil ja wieder hinzu, wenn auch nur indirekt ^^ Und da du so eifrig das Crawford-Fähnchen schwenkst, hoffe ich, dass dir sein Auftritt in diesem Kapitel reicht ^^ Danke für deinen Commi bei "Hurt" *knuffel* Ich finde Brad in dem Alter auch niedlich, leider bleibt das nicht mehr lange so ^^# Und ich bezweifle, dass es irgendwie hilft, wenn du dich an ihn klammerst *ehe* Hoffe, du schaust auch beim neuen Teil vorbei. Da siehst du auf jeden Fall, wie es für Brad weitergeht... @Andromeda: Na, mal wieder auf Party-Tour? ^^ Bei dem Wetter kann man ja fast nur nachts unterwegs sein. Ich habe sogar meinen Hamster in den Keller verlagert, damit es ihm nicht zu warm wird ^^° Zum Glück gibt es ab morgen laut Wetterbericht ne Abkühlung ^___^ @Taowaki: Verarbeiten ist lustig ^^° Ran hat sich bisher nicht wirklich daran gemacht, den Tod seiner Eltern zu verarbeiten, er verdrängt im Prinzip alles. Gerade deswegen gibt es ja immer diese Ausrutscher, wenn er wieder daran erinnert wird. Es kommt auch immer darauf an, mit wem Ran es zu tun hat. In Gegenwart von Yunshiro zum Beispiel fällt es ihm relativ einfach in seine alte Rolle zu schlüpfen während er Schwarz gegenüber solche Muster ja vorher nicht hatte aufbauen können. Und dem Kühlschrank arbeitete ich weiterhin von Kräften entgegen. Ran ist für mich sowieso nicht Aya, so dass es mir nicht so schnell passieren dürfte, ihn in diese Richtung zu schreiben... denke ich... Was ist mit den Angaben über die Waffen? Freut mich, dass du über den Satz gestolpert bist *knuffz* ^___^ Warum sich Crawford bei der Berührung unbehaglich fühlt, wird noch in den folgenden Vergangenheitskapiteln deutlich. Vielleicht hast du gemerkt, dass Schuldig in der Gegenwart Crawford in aller Regelmäßigkeit ausweicht, hab nie besonders stark drauf hingewiesen ^^ Aber das wird dann auch erklärt ^^ @Xell: *drop* Ich hoffe, ich werde es mir irgendwann merken. Also gut: mal wieder als Erster dabei! *Gummibärchen rüberschieb* Da kann ich ja direkt froh sein, dass du mir noch eine Ausrede mitlieferst *gg* Ist aber wirklich merkwürdig, dass dein Name sowohl als Jungen- als auch Mädchenname fungiert o.O Nix da, Tao liegt ganz richtig wenn sie sagt, dass Ran den Tod seiner Eltern nicht verarbeitet hat. Es scheint nur so, weil Ran sich einfach weigert, sich damit näher zu befassen ^^# Waffenmagazine, moi? *lach* So was würde ja Geld kosten. Nope, hab ein bissl im Net gesucht und dann Infos genommen, die ich sowohl auf einer deutschen als auch einer englischen Site fand. Dachte, dass ich so einigermaßen sicher sein kann euch keinen Müll zu erzählen ^^ Waffen-Fan vielleicht nicht unbedingt, aber eine gewisse Faszination ist da auf Rans Seite wirklich vorhanden. Ihm geht es dabei jedoch eher um die damit verbundene Macht. Er hasst es hilflos zu sein... Teil 66 "Rückblicke XVIII - Du bist allerdings ein erstklassiges Mittel gegen Kopfschmerzen" Er fühlte sich beschissen. Das fasste es ganz akkurat zusammen. Seine Miene war zu einer undurchdringlichen Maske erstarrt, ohne dass es ihm bewusst war. Nur die grünen Augen glühten in einer Emotion, die niemand von denen, die ihn passierten, entschlüsseln konnte. Keiner wagte es lange genug seinem Blick zu begegnen. Von seinem Gehirn schien nicht viel mehr als eine durch den Fleischwolf gedrehte Masse übrig zu sein, die jemand so zurecht geknetet hatte, dass sie fast wie früher aussah. Nur dass jetzt überall winzige Glassplitter dazwischen steckten. Je weiter er sich von der Krankenstation entfernte, desto mehr lichtete sich der graue Schleier um ihn herum und als er schließlich nach draußen trat, konnte er zum ersten Mal wirklich klar sehen, seine Umgebung bewusst wahrnehmen. Kühlender Wind strich über blasse Wangen, das Wetter war angenehmer als in Japan. Dennoch stachen die Sonnenstrahlen genau durch seine Augen, brannten sich in seinen schmerzenden Kopf. er hatte keine Ahnung wie spät es war, irgendwo um Mittag herum wahrscheinlich. Fluchend schirmte er mit einer Hand das grelle Licht ab. Er wusste ja nicht einmal, welchen Wochentag sie hatten. Mit gerunzelter Stirn versuchte er sich an die vergangenen Tage zu erinnern, doch sie verliefen untrennbar ineinander, ließen nur wenige scharfe Eindrücke zurück. Alles andere verschwamm zu einer einheitlichen Suppe. Immerhin stand sein Basisblock endlich sicher und die umherschwirrenden Gedanken drohten ihn nicht mehr zu überwältigen. Ein alles andere als humorvolles Grinsen ließ seine Zähne aufblitzen. Herr Schneider persönlich hatte ihm gezeigt, wie man weitere Schilde errichtet und auch wenn er erst die Grundlagen kannte, fühlte er sich nun einigermaßen sicher in seinem Kopf. Allerdings blieb die Frage offen, wieviel noch zum Beschützen übrig war. Apfelmus konnte bestimmt keine besonders lohnenden Gedanken hervorbringen. Urplötzlich musste er an die Mauern denken, die den Verstand des Deutschen schützten und kam sich absolut unzulänglich vor. Ein Schauer durchlief seinen Körper aber er fasste sich schnell wieder. Natürlich war Herr Schneider gut und er hatte vor, es eines Tages ebenfalls zu werden. Der Anfang war gemacht. Langsam entfaltete er seine mentalen Fühler und begann nach Crawford zu suchen. Er sprang über mehr und weniger helle Lichter hinweg, bis er auf Dunkelheit stieß. Oh man... ein fast unhörbares Seufzen entkam über seine Lippen, als sich kühlendes Nichtsein über die wunden Stellen in seinem Geist legte. Aufmerksamkeit flackerte am Rand seiner telepathischen Wahrnehmung entlang, der Amerikaner hatte ihn bemerkt. Rasch stopfte er die aufgebrandete Dankbarkeit in den hintersten Winkel seines Verstandes sobald ihm klar wurde, dass Crawford ihn nicht sofort rauswarf. Seine Bewegungen fielen etwas unbeholfen aus, doch mit traumwandlerischer Sicherheit näherte er sich dem Standort des Älteren, zog sich erst in Sichtweite mental zurück. Crawford hatte eine Gruppe von Kindern um sich versammelt, die ihm mit ernsthaften Gesichtern lauschten. Keiner ließ sich von der Umgebung ablenken oder schwatzte gar mit dem neben ihm sitzenden. Ein paar Meter entfernt ließ er sich ebenfalls ins Gras sinken, von wo aus er jedes von Crawfords Worten verstehen konnte. "Also gut, alles verstanden?" Reihum bestätigendes Nicken. "Die Zeit läuft ab... jetzt." Die Kinder wandten sich augenblicklich den vor ihnen liegenden Decken zu, auf denen sich sauber ausgebreitet Bestandteile einer Waffe befanden. Ein lässiges Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus, während er zusah, wie flinke Finger danach griffen, Teil für Teil zusammenfügten. Und nur weil er Crawford ärgern wollte, begann er etwas mentales Rauschen zu verbreiten. Sofort wurden die Kinder unsicherer, verwirrte Blicke huschten umher. Nur ein Paar braune Augen hefteten sich direkt auf ihn und in ihnen stand eine deutliche Warnung. Sein Grinsen wich nicht, als er sich wieder zurückzog. Ein Klicken nach dem anderen ertönte und eine Reihen von "Fertig!"-Meldungen folgte. "Sehr gut, Susan. Mark, du möchtest mir sicher verraten, warum bei dir ein Teil übrig geblieben ist." Der Lockenkopf zuckte zusammen, das Gesicht bleich wie ein Laken. Crawford zeigte ein schmales, unfreundliches Lächeln, der Ausdruck der anderen Kinder variierte von unterdrückter Schadenfreude über Indifferenz bis hin zu Verachtung. Nicht ein Funken von Mitleid war zu spüren. Nervöse Finger glitten über die Waffe und hektische Augen zuckten von ihr zu dem verbliebenen Bestandteil und wieder zurück. "Susan, du wirst ihm etwas Nachhilfe geben. Mark, du meldest dich danach bei deinem Aufseher. Der Rest ist entlassen." "Ja, Herr Crawford", echote es durch die Gruppe, die sich gleich darauf auflöste. Gemächlich erhob er sich, machte eine Show daraus die dunkelblaue Uniform abzuklopfen. Crawford beobachtete ihn, einen spöttischen Ausdruck in den Augen. "Wie ich sehe, hast du die Mühle gut überstanden." Er fühlte sich durchschaut, sicher dachte Crawford gerade das Gleiche wie er selbst, nämlich an die kurze Verbindung vorhin. Dem Amerikaner war sein geistiger Zustand ohne Frage nicht entgangen. Neugier blitzte flüchtig auf, lenkte seine Aufmerksamkeit auf die beiden Jüngeren, die sich größte Mühe gaben vollständig auf ihre Aufgabe konzentriert zu wirken. "Nun ja, ich bin hier, nicht wahr?" Dumpfe Kopfschmerzen pochten hinter seiner Stirn, meldeten sich mit verstärkter Kraft zurück. Er sehnte sich nach der Erleichterung, die ihm Crawfords Verstand verschaffen konnte aber ihm war klar, dass dieser nicht begeistert davon wäre. "Das ist nicht zu leugnen. Und natürlich konntest du es nicht lassen gleich Ärger zu machen." Crawford wirkte eher amüsiert als verärgert und so grinste er ihn einfach nur an und sagte nichts dazu. Leugnen wäre eh sinnlos gewesen. Mit den Händen in den Hosentaschen legte er die paar sie trennenden Schritte zurück, ein kurzer Seitenblick versicherte ihm, dass die beiden Kinder wirklich beschäftigt waren. Sie wagten es gar nicht in seine Richtung zu sehen, denn dadurch könnten sie Crawfords Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Endlich stand er genau neben dem Älteren, der im Auge behielt, wie Susan dem Jungen alles ausführlich erklärte. Überlegenheit färbte die helle Stimme des Mädchens. Die Nähe machte alles irgendwie noch schlimmer, rief ihm in Erinnerung, wie es gewesen war neben Crawford aufzuwachen. Seine Hand streckte sich von ganz alleine aus, schloss ich um das Handgelenk des Amerikaners. Und mit dem gleichen Atemzug ging es ihm besser. Crawford sah ihn an, die linke Augenbraue wanderte kurz nach oben. Ohne etwas zu sagen entwand dieser sich dann dem Griff, ging zu den Kindern, die sofort innehielten, mit gesenktem Blick abwarteten. "Ein Versuch noch, Mark. Susan." Der Junge nickte, biss sich auf die Unterlippe. Ohne eine Aufforderung zu benötigen, nahm Susan die Waffe auseinander, breitete sie auf der Decke aus. "Fang an", kam es anschließend. Und dieses Mal versagte Mark nicht. Crawford verzichtete darauf die Leistung zu kommentieren, schickte die zwei weg. "Was wird aus dem Kram hier?" Er versuchte seine Ungeduld zu verbergen, erntete ein Lächeln, das ihm verriet, wie sinnlos sein Versuch gewesen war. "Darum wird sich jemand kümmern. Er wartet nur darauf, dass ich gehe." Crawford ließ zu, dass er wieder sein Handgelenk ergriff, neigte den Kopf etwas. "Was ist mit deinem Block?" Er brauchte einen Moment, bis er die Frage wirklich registrierte. Zu sehr war er in der Schwärze versunken, die den Anderen umgab. Ein Kopfschütteln half ihm seine Gedanken zu ordnen. "Der funktioniert prächtig. Du bist allerdings ein erstklassiges Mittel gegen Kopfschmerzen." Mit einem halben Lächeln verstärkte er den Druck seiner Hand kurz, um seine Aussage zu unterstreichen. Verstehen lag in den braunen Augen des Älteren, wenn auch nicht unbedingt Mitgefühl. "Immerhin hast du es überstanden, wie ich es gesagt hatte." "Klar doch... Und was ist mit den kommenden Jahren?" Er ließ sich gegen Crawford sinken, konnte sich plötzlich kaum noch auf den Beinen halten. Dieser sagte nichts dazu, sondern verzog nur flüchtig das Gesicht. "Wann hast du das letzte Mal geschlafen?" "Keine Ahnung", nuschelte er. "Welcher Tag ist heute?" Crawford schnaubte leise, zwischen Belustigung und Bitterkeit. "Sonnabend, Schuldig." "Ehrlich gesagt kann ich mich nicht genau erinnern." Er versuchte darüber nachzudenken aber mehr als ein paar Bilder der Sitzungen tauchten nicht auf. "War auf jeden Fall nicht genug." Auch wenn sein Kopf sich nicht mehr wie eine Baustelle anfühlte, schien jede Zelle in seinem Körper erschöpft zu sein. Ein Blick auf die Uhr, dann sah ihn der Ältere wieder abschätzend an. "Es gibt jetzt Mittagessen." Zur Bestätigung der Worte klangen vom Gebäude her die Glocken auf. "Willst du zuerst etwas essen oder gleich ins Bett?" Schwierige Wahl. "Essen, denke ich", entschied er, grinste Crawford an. "Ich habe dir doch gesagt, dass du mich nicht mehr so schnell loswirst." Mit flüchtigem Humor schüttelte Crawford den Kopf. "Du lässt es mich nicht vergessen. Ich habe _dir_ jedoch gesagt, dass ich hier nicht die ganze Zeit mit dir Händchen halten werde." "Ich halte doch gar nicht deine Hand", erwiderte er rasch, setzte sich dann in Bewegung, ehe der Amerikaner reagieren konnte, zog ihn einfach hinter sich her. Crawford ließ es geschehen. "Haben sie eigentlich herausgefunden, warum du kein Deutsch mehr sprechen kannst?" Die Frage überraschte ihn und so stoppte er kurz vor der Eingangstür. "Den Grund nicht. Aber das Problem wurde beseitigt." Er schaltete auf seine Muttersprache um, sah keinen Grund hier weiterhin den Inhalt ihres Gespräches zu verschleiern. Crawford bemerkte natürlich das Zucken in seinem Gesicht, das er nicht rechtzeitig unterdrücken konnte. "Ah ja", antwortete der Amerikaner dann, ebenfalls auf Deutsch. Das darauf folgende Schweigen zwischen ihnen wurde dadurch überspielt, dass sie ihren Weg fortsetzten. "Hallo Crawford, wie ich sehe ist dein Anhang wieder aufgetaucht", wurden sie von Alexander begrüßt, sobald sie den Tisch erreichten. Misstrauisch musterte er den Empathen, wurde jedoch von einer zweiten Stimme abgelenkt. "Und er ist anhänglicher als zuvor." Stephan, dessen hellblaue Augen auf seinen Begleiter gerichtet waren. Lachen durchlief die Runde und selbst Crawford lächelte belustigt. Mit einem ihr-könnt-mich-mal-Grinsen setzte er sich hin, der Amerikaner nahm gezwungenermaßen ebenfalls Platz. Wenn die glaubten sie konnten ihm dumm kommen, hatten sie sich aber geschnitten. Auch wenn er nicht ganz auf der Höhe war. Und um es Crawford heimzuzahlen, ließ er seine Linke demonstrativ auf dem Tisch ruhen, das Handgelenk des Älteren weiterhin fest umschlossen. Jetzt sollten sie mal behaupten, dass er Schwäche zeigte. Die Botschaft kam ganz klar bei Crawford an, der sich ihm mit hochgezogener Augenbraue zuwandte. "Und wie willst du so essen?" Ganz zu schweigen davon, dass Crawford nur mit der linken Hand noch mehr Probleme haben würde, fügte er der Frage im Stillen hinzu. Sein Grinsen wuchs. "Danke für deine Besorgnis aber ich komme schon klar." Damit griff er nach der Schüssel vor sich und begann sich aufzutun. Dieses Mal lachten die anderen nicht, nur Stephan zeigte offenes Amüsement. "Punkt für ihn." Er spürte wie der Blick zu ihm wechselte und sah auf. Eine stille Warnung stand in den hellblauen Augen. Keine Drohung. ****** Wahrscheinlich hätte er diese Reaktion von Schuldig erwarten sollen. Der Jüngere hatte es tatsächlich geschafft zu bekommen was er wollte und gab gleichzeitig den Eindruck, als wäre die Berührung nichts als eine Möglichkeit ihn zu ärgern. Wenn er sich jetzt aus dem Griff mit Gewalt lösen würde, könnte Schuldig noch einen weiteren Punkt für sich verbuchen, jedenfalls in den Augen der anderen. Die daher nicht weiter verwundert über seinen Mangel an Widerstand waren. Lediglich Stephan schien zu ahnen, dass etwas mehr dahinter steckte und es war überraschend, ihn Schuldig so etwas wie eine Warnung zukommen lassen zu sehen. Die an den Deutschen verschwendet war. Mit leiser Belustigung sah er zu, wie der Orangehaarige einfach mit seinem Essen fortfuhr. Irgendwo in ihm war Erleichterung, dass Schuldig die letzten Tage heil überstanden hatte - vor allem geistig. Auch wenn er ihn in seiner Zukunft wusste und normalerweise seinem Talent vertraute, hatten diesmal Zweifel an ihm genagt. Vielleicht wäre es aus mit seinem eigenen Team, wenn hier etwas schief ging. Mit Sicherheit konnte er es nicht sagen, doch er hatte den deutlichen Eindruck, dass Schneider etwas ganz bestimmtes im Kopf hatte, wenn er von diesem Team sprach. Und diese Erleichterung sorgte dafür, dass er Schuldig heute mehr durchgehen ließ, als bisher jedem anderen hier. Doch Schuldig konnte sicher nicht für immer darauf bauen. Nach dem Essen wirkte Schuldig erschöpfter als zuvor, was ihm nicht besonders gefiel. Gut, dass Schuldig jetzt seinen Block ohne Probleme aufrechterhalten konnte, aber es hatte den Jüngeren viel Kraft gekostet. Falls er zusammenbrach, könnte die ganze Arbeit umsonst gewesen sein. Stirnrunzelnd ging er im Kopf seine Verpflichtungen für den Nachmittag durch. Da Wochenende war, stand nicht so viel wie sonst auf dem Plan. Heute nur noch sein eigenes Training auf dem Schießstand. Er konnte es verschieben. Auf dem Weg zu ihrem Zimmer oblag es ihm, Schuldig mehr oder weniger zu führen. Dort angekommen ließ ihn der den Orangehaarige nur widerwillig los, um unter die Dusche zu verschwinden. Er brachte ihm sein Schlafzeug, half ihm dann beim Abtrocknen, da Schuldig bereits halbwegs im Stehen schlief. Das Wasser hatte überhaupt nicht geholfen. Grüne Augen sahen ihn unter halbgeschlossenen Lidern hervor an. "Bitte, nur heute noch." Es fiel Schuldig sichtlich schwer, die Worte über die Lippen zu bringen. Er löste sich von dem Jüngeren um die Vorhänge zuzuziehen, sah die Schmerzlinien in dem bleichen Gesicht. Schließlich nickte, setzte sich zu ihm aufs Bett. Schuldig schlief sofort ein, umklammerte seine Hand wie ein Ertrinkender. ~TBC~ Crawford macht sich als Lehrer nicht schlecht, ne? *lach* Daher bereitet es ihm auch nicht viel Mühe, Ran ein bissl was beizubringen ^^ Wir ihr seht hat Schuldig seine Sitzung bei Stephenson heil überstanden, wenn auch nicht ohne Kopfschmerzen ^^# Hab mit diesem Teil auch einen neuen von "Hurt" hochgeladen und würde mich über ein paar Leser freuen ^^ cya, cu ^-^ *winkz* Kapitel 67: "Und wem soll Ran deiner Meinung nach gehören?" ----------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 67) Titel: Close Distance Teil: 67/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Es geht weiter bei Schwarz, Crawford und Ran sind gerade vom Schießstand zurückgekehrt ^^ Disclaimer: not my boys, no money make... Greetings: @Andromeda: Oh man, da hat Julien ja ne tolle erste Erinnerung an Deutschland o.O Ein Glück, dass ihn die Glasscherbe nicht im Auge oder getroffen hat... Nope, Crawford sieht in Schuldig nicht seinen Bruder. Sein Bruder ist für Crawford zu der Zeit weniger präsent als in den Gegenwartskapiteln. Er investiert einfach nur in seine Zukunft, da er ja Schuldig für sein Team bekommen soll. ^^ Und Crawford zeigt auch etwas mehr Mitgefühl, weil ein bestimmtes Ereignis noch aussteht, nach dem er noch um einiges weniger Vertrauen in die Menschheit haben wird ^^° Kann dich aber beruhigen, dass es nichts mit Schu zu tun haben wird ^^ Genau, ich hab "Hurt" geschrieben, weil ich ja ne Fic nur mit Schu und Brad haben wollte *lach* Ich kann dir versichern, als Teeny ist Brad wirklich um einiges erträglicher gewesen, wie du in der Fortsetzung sehen wirst - die eigentlich jetzt on sein müsste... Die beiden werden wieder aufeinander treffen, aber in einer gewissen Weise auch nicht (ich hoffe du verstehst die Aussage nachdem du weitergelesen hast) Zurzeit fällt mir leider kein Happy End für sie ein. Aber ich werde versuchen auch mal so eine Story zu schreiben *nod* @kohaku_san: Armer Crawford, wie kannst du nur so etwas von ihm denken? *snicker* Ich versichere dir, er hat kein Interesse an Schuldig - jedenfalls kein derartiges ^^ Dein Mittagessen wollte ich dir natürlich nicht verderben ^^# Mir kommt da zugute, dass ich mir einfach nicht vorstelle, was ich da beschreibe *grins* Und solange Schu noch halbwegs denken kann, kann es ihm ja nicht so schlecht gehen *nod* Was Schneider beabsichtigt wüssten Crawford und Schuldig auch gerne ^^ Ihr werdet euch alle etwas gedulden müssen *gg* Diesmal ist Crawford auch wieder mit von der Partie und da ich die Vergangenheitskapitel ab jetzt etwas mehr auseinanderziehen werde, wird der heutige Teil schon nächste Woche fortgesetzt ^^ *mich dir anschließ und auch ein Crawford-Fähnchen schwenk* Er ist einfach der Beste ^____^ @Furia: Also ich kenne FFs, die werden schneller aktualisiert als meine ^^ Okay, zumindest eine *grins* Freu mich riesig, dass du es mal wieder hierher geschafft hast *knuffz* Schu gleich als absolutes Ekel zu beschreiben, bloß weil er der Kiddys ärgert, ist doch etwas hart ^.~ Und natürlich muss man ihn einfach mögen, wir reden ja über Schuldig ^-^ Stimmt, Crawford als Lehrer ist sicher nicht so übel, wie einige Alternativen auf RK ^^ Er ist einfach respekteinflößend, hat aber keine besondere Freude daran die Kids unnötig zu bestrafen ^__^ Und du hast ganz richtig erkannt, dass Schuldig nicht auf Crawfords Unterstützung verzichten will. Wäre ja auch schön dumm wenn man bedenkt, dass er durch ihn vollkommene Ruhe in seinem Kopf haben kann ^^ Deine zweite Variante liegt näher dran. Stephan warnt Schuldig um diesem etwas mehr Vorsicht einzuimpfen *nod* Du wirst lachen, aber in einem späteren Teil _wird_ Schuldig tatsächlich seine Japanischkenntnisse nutzen um ohne verstanden zu werden jemanden zu beleidigen *snicker* Dann warte ich mal auf den GB-Eintrag ^________________^ @Taowaki: Montags bin ich zum Glück selten übermüdet - da habe ich ja frei. Bloß diesen Montag muss ich trotzdem in die Uni um mich für einen Englisch-Kurs anzumelden o.O Hoffentlich bekomme ich für die Mühe wenigstens einen Platz ab *räusper* Dass ihr aber auch alle an der Szene mit dem Abtrocknen hängen bleiben müsst o.Ò *kopfschüttelnd sag* *gg* Natürlich kümmert sich Crawford um Schuldig, schließlich will unser Amerikaner später mal einen funktionsfähigen Telepathen für sein Team haben ^______^ *grins* Ich glaube, du wirst noch einige Wochen Geduld haben müssen, bis ich mit den Vergangenheitskapiteln so weit bin... Und Schuldig ist derjenige, der ausweicht ^.~ @nai-chan: Ist ja nicht so, als würden die alten Kapitel verschwinden, da ist es doch nicht so schlimm, wenn du mal eins verpasst *knuffz* Au ja, mal ein Pic! ^^ Mir ist es völlig egal, ob Schu und Crawford darauf Händchen halten, mir würde es schon völlig reichen, dass sie beide drauf sind ^^ *lach* Und da es euch so gefallen hat, gibt es heute gleich noch so eine Szene. Okay, das ist jetzt eher Zufall, aber was soll's *snicker* Keine Mitarbeit? Mensch, das wäre der perfekte Kurs für mich *gg* Ich früher auch nie gerne mitgearbeitet. Jetzt in den Seminaren ist das ein bissl was anderes ^^ Ich hoffe, ihr deprimiert euren Reli-Lehrer nicht so sehr durch euer Schweigen ^^# Und noch zu "Hurt": Das ,depressiv' ist genau die Stimmung, die ich erreichen wollte *nick* Damit es zum Ende hin keine allzu böse Überraschung gibt ^^° Freu mich also, dass diese Wirkung bei dir entstanden ist *knuffel* ^.~ @Xell: Natürlich, sturmfreie Bude sollte auf jeden Fall ausgenutzt werden ^^ Du musst ne Menge Animes haben, wenn ihr die ganze Nacht gucken konntet. Hm... meine müssten für so einen Marathon auch ausreichen, aber ich würde es wahrscheinlich einfach nicht durchhalten. ^^° Och, Dr. Stephenson hat Schuldig nur geholfen zu seiner Muttersprache zurückzufinden und den Block zu verbessern ^^ Und dann gab es noch ein paar Tests um herauszufinden, wie gut Schuldig eigentlich ist und welches Potential er als Telepath noch hat. Und so was halt... ^^ Crawford findet die Sache mit dem Händchenhalten sicher nicht halb so amüsant *snicker* ^^ *noch Gummibärchen reich* Teil 67 "Und wem soll Ran deiner Meinung nach gehören?" Er betrat das Haus nach Crawford-san, sah sich plötzlich mit Farfarello konfrontiert. Der Gleichaltrige musterte ihn wie schon so oft und er wusste immer noch nicht, wonach Farfarello eigentlich suchte. Mit langsamen Schritten wurde er umrundet, aber bevor er etwas einwenden konnte, beugte sich Farfarello vor, so dass er dessen warmen Atem an seinem Hals spüren konnte. Sein Körper versteifte sich unwillkürlich und Adrenalin schoss durch seine Adern, putschte seinen müden Geist in einen hellwachen Zustand hoch. "Du riechst nach Pulver." Mehr als dieser deplaziert wirkende Kommentar kam nicht und er sackte in sich zusammen, als der Energieschub abebbte. Für einen Moment glaubte er ein leises Lachen zu hören, doch weder Crawford-san noch Farfarello verzogen auch nur die Mundwinkel. Es musste an der Müdigkeit liegen, er fing schon an zu halluzinieren. Sein Lächeln fiel etwas schwach aus. "Ich war mit Crawford-san auf dem Schießstand", erklärte er dann. Violette Augen blitzten auf und einen Herzschlag lang loderten wieder eisige Flammen in ihnen. Was nicht unbemerkt blieb. Ein seltsames Nicht-Lächeln streifte die Lippen des Iren. "Siehst du Ihn?" Nur Millimeter trennten ihn von Farfarello und verwirrt wich er einen Schritt zurück. Was sollte das jetzt bedeuten? Die Tür in seinem Rücken verhinderte einen weiteren Rückzug und wie von allein hob er abwehrend eine Hand, ließ die Geste in das Zurückstreichen einer Strähne übergehen als Crawford-san endlich eingriff. "Farfarello." Das eine Wort genügte vollauf. Flüchtig hatte er den Eindruck noch etwas anderes wahrzunehmen, schob das aber schnell wieder beiseite. Er musste schleunigst ins Bett, dabei war es noch gar nicht so spät. Der Amerikaner drehte sich zur Treppe um und der Bewegung folgend konnte er Schuldig oben am Absatz stehen sehen. Erleichterung bahnte sich sofort ihren Weg, als ihn ein kurzes Lächeln begrüßte, ehe die Aufmerksamkeit zu Farfarello weiterwanderte. Schneller als er es begreifen konnte, war der Deutsche auch schon bei ihnen, schlang unbekümmert einen Arm um Farfarello. "Du weißt doch, dass du den armen Ran-chan nicht immer so erschrecken sollst." "Ich habe ihm doch nur eine Frage gestellt." Farfarellos Erwiderung war vollkommen ernsthaft und er musste auflachen, weil Schuldig die Augen verdrehte. Dann aber wurde ihm wirklich bewusst, wie er eben genannt worden war - mal wieder. "Lass das!" Er war doch kein kleines Kind. Grüne Augen sahen ihn mit sanftem Spott an. "Zwing mich doch." Farfarello runzelte die Stirn, packte den Deutschen am Hemd. "Wie wäre es, wenn ich dich zwinge?" Damit setzte Farfarello sich in Bewegung, einen überraschten Schuldig im Schlepptau. Verwundert sah er den Beiden nach, dann kam sein Blick auf Crawford-san zu ruhen. Amüsement lag in dem leichten Hochziehen des linken Mundwinkels, doch das Braun schien eine andere Emotion zu verbergen. "Nun Ran, deine Ehre wieder hergestellt?" Warum wurden seine Wangen heiß? "Was ist mit dem versprochenen Essen?", wich er aus, fügte ein stummes ,das war nicht lustig' hinzu. Crawford-san schüttelte nur den Kopf, wies in Richtung Küche. ****** Ran war heute irgendwie eigenartig. Er tastete rasch über dessen Gedankeninhalt hinweg, doch wie so oft herrschte zuviel Chaos im Kopf des Jüngeren um auf die Schnelle etwas Nützliches zu erfahren. Eine Bewegung lenkte seine Aufmerksamkeit auf das Bett, wo Farfarello es sich im Schneidersitz bequem gemacht hatte. "Willst du mir nicht verraten, was du von Ran wolltest?" Er setzte sich neben ihn und Farfarello legte den Kopf auf seine Schulter, atmete gegen seinen Hals. Gänsehaut prickelte über seinen gesamten Körper hinweg. Woher kam jetzt bloß diese Erinnerung? Sein leises Auflachen war gegen ihn selbst gerichtet, Farfarello spürte das irgendwie und ignorierte es. "Er war so kalt, als wäre er längst gefallen. Aber ich hatte ihn doch festgehalten." Der Ire richtete sich etwas auf, das bernsteinfarbene Auge bohrte sich in die seinen. "Ich würde ihn gerne einmal mitnehmen..." Ein schnelles Lächeln entblößte für einen Moment weiße Zähne. Verwirrt legte er die Stirn in Falten, seine Überlegungen waren vollkommen vergessen. "Wie meinst du das?" Farfarello ergriff seine Hände. Daumen strichen in monotoner Wiederholung über die Handflächen. Sein Blick blieb daran hängen. Es war fast hypnotisierend und beinahe hätte er die leisen Worte überhört. "Ich möchte es sehen. So wie er selbst es jetzt schon sieht." Das Streicheln verlor nicht ein Mal seinen Takt. "Ich möchte wissen, wie er reagieren wird." Der letzte Satz blieb in der Luft hängen, während sie beide schwiegen. Minuten vergingen auf diese Weise, in denen er versuchte das Gesagte zu entschlüsseln. Schließlich drehte er seine Hände, so dass er Farfarellos einfangen konnte, zog den Jüngeren an sich um sich dann nach hinten fallen zu lassen. Farfarello landete auf ihm, begann gedankenverloren in seinen Hals zu beißen. "Glaubst du nicht, das könnte gefährlich werden?" Er zuckte zusammen, als Farfarello daraufhin stärker zubiss, bis die Haut aufbrach. "Ich weiß es." Ein dumpfes Lachen folgte. "Ich wusste von Anfang an, was er kann." Die Zunge des Jüngeren fuhr über die Wunde. "Oh ja, Ran wird Ihm niemals wieder gehören." Er fing das Gesicht seines Freundes ein, küsste ihn hart. "Und wem soll Ran deiner Meinung nach gehören?", fragte er, nachdem sie sich wieder getrennt hatten. Farfarello zuckte mit den Schultern. "Uns, sich selbst, was immer er will." Mit einem Grinsen legte der Farfarello den Kopf schräg. "Er hat doch schon längst gewählt." Schmale Finger vergruben sich in orangefarbenen Haaren. "Aber sobald er herausfindet, wer wir wirklich sind, wird er davonlaufen." Wenn ihm die Chance dazu blieb. Wenn es überhaupt soweit kam. Crawfords Pläne schossen ihm durch den Kopf. Je mehr Zeit verging, desto wahnsinniger erschien ihm das Vorhaben. Was auch immer geschah, sie hatten sicher keinen Grund Schwarz danach in Ruhe zu lassen. In geringem Maße teilten sich seine Gedanken Farfarello mit, der plötzlich sehr still wurde. Unter einem halbgeschlossenen Lid hervor wurde er angesehen, starr, kein Blinzeln störte den Kontakt. Blitze zuckten auf der mentalen Ebene und halbwegs geblendet holte er zischend Luft. "Warum hast du das nicht früher gesagt?" Farfarellos Stimme klang viel zu sanft für den inneren Aufruhr. "Weil ich selbst erst gestern davon erfahren habe." Er hatte den Jüngeren eng an sich gepresst, flüsterte ihm die Worte ins Ohr, so eindringlich er konnte. Der angespannte Körper in seinen Armen wurde nach einem Augenblick des Zögerns wieder nachgiebig. Diesmal lag das Schweigen wie eine schwere Last auf ihnen. Warum konnte es nicht einfacher werden? Und trotz allem blieb ihnen nichts anderes übrig als Crawford zu vertrauen. Farfarello lag ausgestreckt auf dem Bett, das Gesicht im Kissen vergraben. Weißgraue Strähnen standen ungebändigt nach allen Seiten ab und sanft strich er glättend darüber hinweg. Der Jüngere rührte sich nicht, sondern schlief ruhig weiter. Ein Zeichen des Vertrauens, das er früher nicht hätte erwarten dürfen. Vorsichtig zog er die Decke über den schlanken Körper, verließ dann leise das Zimmer. Ein kurzer telepathischer Rundblick verriet, dass Nagi immer noch auf seinem Zimmer und Crawford inzwischen zurückgekehrt war. Er gesellte sich im Wohnzimmer zu ihm. Zu seiner leichten Überraschung sah Crawford weder Nachrichten noch hatte dieser eine Zeitung in der Hand. Stattdessen schien der Amerikaner damit beschäftigt Löcher in die Luft zu starren. Bis der Kopf in seine Richtung gewandt wurde. Licht glitt über die Brillengläser hinweg, versteckte sekundenlang die braunen Augen. Ruhig saßen sie da, ohne dass mehr Austausch zwischen ihnen stattfand als der Blickkontakt. Sie sortierten ihre Gedanken, bis er schließlich als erster das Wort ergriff. "Du hast mit Stephenson gesprochen?" Natürlich brachte der Name sofort die Erinnerung an ihre erste Begegnung und die darauf folgenden Tage zurück. Manche Dinge ließen sich einfach nicht vergessen. Crawfords Mundwinkel zuckten, ohne Zweifel dachte dieser ebenfalls daran. Die Antwort enthielt jedoch nicht die Spur einer Anspielung, nicht einmal einen Hauch von Amüsement. "Er hat mir bestätigt, dass wir den richtigen Träger gefunden haben. Wir werden noch erfahren, wann sie herüberkommen. Schwarz wird wahrscheinlich anwesend sein." Nahezu flach, wie abgelesen. Als befürchtete Crawford einen heimlichen Lauscher. Aber es war nicht mehr als die übliche Vorsicht. Und er selbst hielt sich auch an das Drehbuch. "Das ist eine große Ehre. Jeder wird uns darum beneiden." Das breite Grinsen war so kalt wie Crawfords kaum sichtbares Lächeln. Plötzlich streckte der Ältere ihm eine Hand entgegen und er erstarrte in seinem Sessel. Es war wie ein Reflex, den er zunächst überwinden musste. Crawford hatte nicht berührt zu werden. Dann verpasste er sich innerlich eine Ohrfeige und wünschte Rosenkreuz zum Teufel. Ruckartig stand er auf, seine Schritte ließen jedoch an Sicherheit zu wünschen übrig. Er ließ sich auf die Couch fallen, vergewisserte sich noch einmal, dass Crawford es ernst meinte. In den braunen Augen stand nichts als Ruhe und vielleicht der Anklang bitterer Belustigung. Endlich griff er zu und sofort überflutete ihn Dunkelheit. So lange her und immer noch so vertraut. Wenn er sich die Mühe machen würde, könnte er diese Art von Kontakt zwischen ihnen in den letzten Jahren wahrscheinlich an zwei Händen abzählen, vielleicht würde sogar eine ausreichen. Irgendwie interferierten ihre Talente miteinander und bauten eine para-taube Blase um sie herum auf. Niemand konnte sie jetzt noch hören, es sei denn er griff auf so etwas Profanes wie eine Wanze zurück. Und dank Nagi brauchten sie auch in dieser Hinsicht nichts zu befürchten. Er tauchte in die vollkommene Stille ein, ließ sich in ihr treiben. Noch mehr Erinnerungen... allmählich reichte es wirklich für einen Tag. Sein Körper reagierte automatisch, wollte sich näher an Crawford drängen und es kostete ihn einige Mühe diese Reaktion zu unterbinden. Er war keine fünfzehn mehr. Ohne es zu merken hatte er die Augen geschlossen und als er sie schließlich wieder öffnete, war es wie die Rückkehr aus einem Traum. Noch etwas betäubt lächelte er, sah das Lächeln erwidert. "Nun hältst du doch wieder Händchen mit mir", durchbrach er das Gefühl der Unbeholfenheit, ehe es sich voll entfalten konnte. Das war doch lachhaft. Crawford durchschaute ihn, verzichtete aber auf irgendwelche Bemerkungen. "Schneider hat mir durch Stephenson eine Botschaft geschickt." Die Aussage kam so ausdruckslos, dass er ein paar Sekunden brauchte um ihre Bedeutung zu verstehen. "Er..." Seine Augen weiteten sich und in seinen Ohren rauschte Blut. "Ja, er weiß was ich vorhabe." "Aber woher?" Kalter Schweiß trat auf seine Stirn und für einen Moment spürte er tatsächlich Angst. "Dann sind wir erledigt", wartete er keine Antwort ab. SZ würde schon dafür sorgen und sie hatten genug menschliches Material zur Hand um selbst Schwarz zu überwältigen. "Nein." Crawford schüttelte den Kopf. "Dann wären wir es schon längst. Du weißt, dass wir unsere Aufgabe erfüllt haben. Sie hätten keinen Grund länger Rücksicht zu nehmen." Die braunen Augen verdunkelten sich so sehr, dass sie fast schwarz wirkten und Kälte sickerte durch seinen Körper. Er wusste nur zu gut, worauf Crawford anspielte. Das Gespräch mit Schneider damals war ein harter Schlag für den Amerikaner gewesen und zum ersten Mal hatte er die Fassade zerbröckeln gesehen. In diesem Moment hatte er beschlossen Crawford zu folgen. Letztendlich war der die bessere Wahl. "Vielleicht wollen sie auf Nummer sicher gehen?", wandte er ein ohne wirklich daran zu glauben. Der Andere lächelte flüchtig und emotionslos. "Schneider scheint eigene Pläne zu haben." "Und du hast nichts davon gesehen?" Die Erkenntnis kam plötzlich und wollte ihm gar nicht gefallen. Das Neigen des Kopfes war wie ein Eingeständnis. "Ich erfahre nie alles." Ein kurzes Schweigen. "Die Lücken lassen genug Platz für Überraschungen." Das folgende Auflachen schien echte Belustigung zu enthalten. "Schneider arbeitet in ihnen." Er musterte intensiv die Decke, als gäbe es dort etwas Hochinteressantes zu entdecken. Seine Hand hatte sich so fest um Crawfords gekrampft, dass es wehtat, aber er wollte ganz bestimmt nicht loslassen. "Wir machen also einfach wie geplant weiter..." "Ja." "Natürlich..." Was blieb ihnen auch anderes übrig. Außer in die Arme von SZ und Rosenkreuz zurückzukehren, die noch nicht ahnten, dass sie darauf zu flüchten im Begriff waren. Gerade war er sehr froh, Crawfords Pläne bei weitem nicht vollständig zu kennen. Wahrscheinlich würde es ihn verrückt machen darüber nachdenken zu müssen, was alles schief gehen könnte. "Schneider passt immer noch auf dich auf. Ich habe ja schon immer gewusst, dass er einen Narren an dir gefressen hat." Es war kein besonders guter Versuch die Stimmung aufzulockern, das war ihm klar, doch der Ausdruck auf Crawfords Gesicht überraschte ihn. Hatte er da etwas verpasst? Crawford versuchte ihm die Hand zu entziehen. Gespräch beendet, hieß das wohl. Aber noch wollte er die Ruhe nicht aufgeben. Der Ältere bemerkte den Ausdruck in den grünen Augen und runzelte die Stirn. "Fang nicht wieder damit an." Er ließ die soeben geführte Unterhaltung endgültig hinter sich und setzte ein sorgloses Grinsen auf. "Ach komm, Crawford. Sei nicht immer so abweisend." Wenn er schon mal die Gelegenheit hatte, sollte er sie auch nutzen. Seine freie Hand strich über Crawfords Hals, legte sich über die glattrasierte Wange. Überraschenderweise wurde er nicht sofort von der Couch geschmissen. ,Das wollte ich schon immer einmal tun.' Ihm kamen seine Worte vom gestrigen Abend in den Sinn. Er grinste immer noch während er sich weiter Crawford näherte. _Das_ wäre doch mal ein Sieg. Die braunen Augen blieben unglaublich ruhig. "Farfarello wäre von solchen Spielchen sicher nicht begeistert." Er kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. "Du bist wirklich ein verdammter Spielverderber." Und dann küsste er Crawford nichtsdestotrotz. ~TBC~ Mir hat gefallen, wie Farfarello zu Rans Gunsten eingegriffen hat. *gg* Schus Gesicht müsste man auf nem Foto haben ^___^ Ich denke Schuldigs späteres Verhalten kann man besser verstehen, wenn die Vergangenheitskapitel etwas weiter sind... cya, cu ^-^ Kapitel 68: "...und der Fall danach" ------------------------------------ Close Distance (Teil 68) Titel: Close Distance Teil: 68/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Ehe ich Weiß hier völlig vernachlässige, kommt mal wieder ein Kapitel mit ihnen. Das letzte Mal sind sie in Kapitel 61 aufgetaucht, Dienstagabend, nachdem Ken von Yuriko zurückkam. Heute geht es am Mittwoch weiter ^^ (nur so zur Info: bei Schwarz endete der letzte Teil am späten Mittwochabend) Wer jetzt eh nicht weiß, wie er die Wochentage einordnen soll, kann sich bei mir melden. Hab endlich ne Übersicht zusammengestellt, was wann passiert, weiß aber nicht, wo ich sie on stellen könnte ^^# Ach ja, mal wieder Bezugnahme auf Anime-Folge 5 ^^ Disclaimer: not my boys, no money make... Greetings: @Andromeda: So ein Abend ist doch auch mal ganz nett ^^ Meine erste Klausur ist am 05.07. und das klingt noch weit weg, aber am 06., 08. und 11.07. sind gleich die nächsten und so geht es dann noch ne Weile weiter *sigh* Ich muss also schon mit dem Lernen anfangen, weil ich sonst nicht nachkomme ^^° Warum Crawford abhauen will, erfahrt ihr erst ziemlich zum Ende der Vergangenheitskapitel, warum Schneider nicht eingreift hängt mit dem Grund zusammen, aus dem der Direktor Crawford überhaupt nach RK geholt und auf ihn aufgepasst hat *snicker* Es gibt da also nicht wirklich einen Widerspruch ^^ Übrigens ist Crawfords Flucht wirklich eher ein Sekundärziel... Er will einfach gerne weiterleben. Schuldig küsst Crawford, weil er einige vergangene Ereignisse noch nicht ganz überwunden hat und den Ami unterbewusst immer noch für sich haben will. Dazu kommt noch Unsicherheit, weil Schneider ja über Crawfords Pläne Bescheid weiß und ich kann dir sagen, wegen des Direktors hat Schu schon einiges durchmachen müssen ^^# Warum Crawford es zulässt: siehe Tao ^^ @Furia: *lach* Keine Sorge, ich kann auch noch ein bissl länger auf den GB-Eintrag warten *knuffz* Ich hoffe, du hattest viel Spaß in Italien ^^ Mal sehen, ob eine Karte bei mir landet - hab bei Losen aber in der Regel kein Glück ^^° Ich passe schon auf, dass mir Crawford und Schuldig nicht ausscheren, auch wenn die Versuchung manchmal groß ist *räusper* Und ja, Crawford wollte wirklich nur abhörsicher mit Schuldig reden. Unterbewusst, also nee... wie du schon sagtest, wenig wahrscheinlich bei ihm ^^# Genie und Wahnsinn trifft es wohl ^^ Da Farfarello oft von den Menschen in seiner Umgebung unterschätzt wird, überrascht er manchmal durch sein Talent genau wahrzunehmen, was um ihn herum vorgeht *grins* Und was den Wahnsinn betrifft befindet er sich ja auf dem Wege der Besserung ^.~ @Taowaki: Tja, man muss eben nur den richtigen Stundenplan haben ^.~ Dafür muss ich aber mittwochs bis 19 Uhr und freitags bis 17 Uhr in der Uni bleiben. ^^° Japp, es hat sich gelohnt. Hab einen Platz in dem Englisch-Kurs bekommen ^________^ Mia, du bist aber eine aufmerksamere Leserin ^^ Bis die Andeutungen erklärt werden, dauert es noch ein bissl ^^° Und Schu kann sich wie auch im Anime schnell bewegen ^^ Ich habe es auch schon früher in CD so halbwegs angedeutet, aber nie wirklich erwähnt. Immer dort, wo Schuldig es gerade noch rechtzeitig schafft Ran aufzufangen (wie in Teil 7, nachdem Ran von den Oberschülern überfallen wurde ^^) Japp, Farf unterliegt halt auch ab und zu Stimmungsschwankungen *snicker* Es hat mir viel Spaß gemacht ihn so zu schreiben ^^ Himmel, das mit Crawford ist zurzeit noch schwer zu erklären *sigh* Erinnerst du dich an das woran Schuldig denkt - dass es ihm auf RK verboten wurde Crawford zu berühren? Daher verhalten sich die beiden so, wie es in den Gegenwartskapiteln bisher der Fall war. Die Ausnahme macht Crawford nur um der Sicherheit wegen, wie beschrieben. Und dass er Schu solange gewähren lässt, hat zwei Gründe. Der eine wird in der Fortsetzung erwähnt der andere ergibt sich aus einem der Vergangenheitskapitel (dauert noch bis dahin *drop*). Ich würde es fast Schuldgefühl nennen, wenn Crawford dazu in der Lage wäre *ehe* Und das erwähnte Gespräch mit Schneider wird so ziemlich am Ende der Vergangenheitskapitel stehen, also noch sehr lange auf sich warten lassen. Da gehört es dem zeitlichen Ablauf nach nämlich hin ^^ Und da ich genau weiß worum es darin geht, kann ich mir in dem Zusammenhang sehr gut vorstellen, dass Crawfords Fassade mal bröckelte... ^^# @Xell: Ich habe bisher noch nie verschlafen und hoffe, dass es auch weiterhin dabei bleibt ^^ Gibt es wenigstens noch ein paar andere Leute, die den Test machen müssen, oder wirste ganz alleine dastehen? *gg* Du bist gespannt darauf, was sie mit Ran vorhaben? Wer von ihnen? Crawford braucht ihn eigentlich nur wegen Aya, Schuldig will mit Rans Hilfe Crawford aus der Reserve locken und Farf... nu ja, das ist noch mal eine ganz andere Sache *lach* Japp, ich lese die Animania, aber die jetzt vorzukramen... *schnell in der Archiv-CD nachsehe* Ah ja, ich erinnere mich an den Artikel *snicker* Mir war ja schon vorher aufgefallen, dass die Untertitel ein bissl schräg sind, aber dass die so schlecht ausgefallen sind, wusste ich erst nachdem ich den Artikel gelesen hatte. Hätte gerne ne Fansub der Folgen, die wäre wahrscheinlich um Klassen besser o.O @kohaku_san: *lach* Soviel Begeisterung, da wird mir ja richtig warm ums Herz ^.~ Sorry, aber diese Woche wirste auf alle diese Charas verzichten müssen - außer du schaust bei "Hurt" vorbei ^^ Und bitte nicht sterben, ich will doch noch mehr Commis von dir bekommen! *gg* Also Farf will Ran zeigen, wie er die Wut nach außen richten kann. Was nicht ganz... appetitlich sein wird, wenn man bedenkt, was Farfarello so treibt ^^# Außerdem will Farf dafür sorgen, dass Ran nicht aufgibt, das würde ja heißen, dass ,Er' gewinnt... Was Crawford für Pläne hat müsste eigentlich für jeden klar sein, der den Anime kennt. Ihr wisst bloß den Grund nicht ^^ Schneider ist natürlich eine unbekannte Variable in der Angelegenheit *grins und nichts dazu sag* Crawford ist eben geduldig, aber wie schon bei Tao erklärt, will er ganz sicher nichts von Schuldig *Augenbraue hochzieh* Ich habe nun wirklich keine Andeutung in dieser Richtung gemacht. Andersherum gesehen liegt die Sache natürlich ein wenig anders. ^^ Hoffentlich bist du jetzt nicht allzu enttäuscht dich mit einem Weiß-Kapitel begnügen zu müssen ^^° @nai-chan: *Gummibärchen rüberschieb* Hm, seit dem erwähnten Gespräch mit Schneider will Crawford nicht nur vor SZ fliehen, das ist eher ein Nebeneffekt seines eigentlichen Vorhabens. Und der Rest von Schwarz unterstützt ihn aus verschiedenen Gründen ^^ Was deine Frage nach Ran angeht, mal ein kurzer Ausschnitt aus Teil 14: //"Seine Schwester, Aya, sie ist noch da... Hat sich irgendwo in ihrem Kopf verkrochen und weigert sich herauszukommen. Ich denke, am liebsten würde sie ihrer Mutter folgen, aber..." Er runzelte die Stirn, versuchte die gewonnenen Eindrücke zu sortieren. "Sie hört Ran, nicht wahr?" Die Unterbrechung rückte etwas in ihm zurecht und er nickte. "Ich weiß nicht, ob man es als ,hören' bezeichnen kann, aber auf jeden Fall nimmt sie ihn irgendwie wahr."// Hier hast du deinen Grund, warum Crawford Ran so unbedingt braucht ^^ Ohne ihn wäre Aya nämlich schon längst gestorben *nod* Und Aya ist für Crawfords Pläne nun mal unerlässlich. Was auch immer Crawford noch für weitere Motive im Hinblick auf Ran entwickelt bzw. entwickelt hat, sie waren ursprünglich nicht vorhanden ^^ Ich hoffe du siehst jetzt etwas klarer. Ich kann dir ja schlecht die ganze Story verraten ^^# Übrigens hatte ich nicht vor auch dich mit "Hurt" zu deprimieren. Die FF ist einfach nicht besonders fröhlich und das Ende wird nicht davon abweichen o.o Teil 68 "...und der Fall danach" Ken summte leise vor sich hin, während er die Pflanzen wässerte. Der Blick ging ins Leere, meilenweit entfernt. Fragend sah er zu Yohji hinüber, der nur mit den Schultern zuckte. "Er ist schon den ganzen Tag so, nichts zu machen. Hat noch nicht einmal mitbekommen, dass du hier bist um ihn abzulösen." Der Ältere lächelte, im Hintergrund der grünen Augen stand jedoch so etwas wie Traurigkeit, ehe die Sonnenbrille wieder an ihren Platz gerückt wurde. Das Lächeln erwidernd versteckte er seine Überlegungen. Yohji war immer noch nicht der Alte. Wer wusste schon, welche Wunden die Geschichte mit Maki aufgerissen hatte. Es war schön zu sehen, dass wenigstens Ken gerade nicht mehr mit Kase beschäftigt zu sein schien. Die Sonne strahlte mit den Gesichtern der Schulmädchen um die Wette, die bereits begannen sich um den Laden zu sammeln, froh sie alle wohlauf zu sehen. Gerade wollte er Ken aus dessen Versunkenheit reißen, als das schon von jemand anderem übernommen wurde. Verbände bedeckten die Arme, die viel zu dünn zu sein schienen. Das Mädchen taumelte, stolperte als nächstes in Yohjis Arme, der aufmerksam geworden war und sie gerade noch rechtzeitig erreichte. "Was hast du? Blutarmut?" Die Frage war nicht unbegründet. Sie sah nicht nur blass aus, sondern regelrecht krankhaft bleich. Ken musterte das Mädchen ebenfalls besorgt und begann sich ihr zu nähern, als etwas den Braunhaarigen abrupt stoppte. Verwundert folgte er Kens Blick zu der Flasche mit Wasser, die dem Mädchen gerade aus der Hand geglitten war, wandte sich dann aber wieder ihr zu, als Ken keine Anstalten zeigte etwas zu tun. "Sollen wir einen Arzt rufen?" Wirre Strähnen hingen ihr in die Stirn, enthüllten eine offene Wunde, als sie ablehnend den Kopf schüttelte. "Nein, nein, es geht schon..." Sie löste sich aus Yohjis stützendem Griff und lief davon, so schnell es ihr in dem geschwächten Zustand möglich war. "Hey, warte!", rief Ken ihr hinterher, ohne dass sie reagierte. "Du solltest dich nicht so überanstrengen..." Die letzten Worte waren nur noch ein Murmeln. Hilflos erwiderte er Kens Blick. Wenn sie nicht will, können wir sie nicht dazu zwingen, sollte das heißen. "Sie hat sie bestimmt", meinte eines der Schuldmädchen, das das Geschehen mit geweiteten Augen verfolgt hatte. Ihre Freundin, ebenfalls in Schuluniform, schauderte. "Was hat sie?", wollte er wissen, sah aus den Augenwinkeln, dass Ken und Yohji ebenfalls aufmerksam geworden waren. "Nun, diese Krankheit. Sie ist ganz plötzlich ausgebrochen. Zuerst bekommt man nur ein paar wunde Stellen, aber die werden schnell immer größer, bis-" "Hör auf, ich will nicht daran denken!" Ihre Freundin zitterte fast, Furcht in den Augen. "Komm, lass uns lieber gehen." Ein entschuldigender Blick wurde ihnen noch zugeworfen, dann blickten sie den beiden nach, tauschten eine wortlose Frage aus. Ob sich das als ein Fall für Weiß erweisen würde? Kurz blieben sie stumm stehen, doch bald forderte der Laden wieder sein Recht ein. Ken schien seine Anwesenheit jetzt erst wirklich zu registrieren. Der Braunhaarige lächelte erleichtert. "Ich bin dann weg!" Und genau das war er ein paar Sekunden darauf auch. Perplex starrte er für einen Moment noch auf die längst wieder geschlossene Tür, wandte sich dann an Yohji. "Was macht du eigentlich hier?" Dumpf erinnerte er sich daran, dass Yohji eigentlich einen freien Tag hatte - dank Kens gestrigen Fernbleibens. Grüne Augen spähten über die Sonnebrille, ehe diese von einem schlanken Finger nach oben geschoben wurde. "Ich wollte nur kurz aushelfen, bis du auftauchst." Und warst wahrscheinlich auf der Suche nach Gesellschaft, fügte er für sich selbst hinzu. Nach außen hin zwinkerte er dem Älteren zu. "Und, hat es sich für dich wenigstens gelohnt?" Yohji warf sich sofort in Pose. "Natürlich, meinem Charme widersteht niemand." Sie lachten. ****** Das Meer war nicht mehr blau, sondern wurde mit leuchtendem Orange geflutet. Die Sonne - halbwegs in der unendlich erscheinenden Fläche verschwunden - glühte rot darüber hinweg. Eine sanfte Brise strich über bloße Arme, spielte mit Yurikos Strähnen. Sie saß neben ihm, die Beine an den Körper gezogen, Arme um die Knie geschlungen. Regungslos wie eine Statue, starrte sie nachdenklich aufs Meer hinaus. Er folgte ihrem Blick, erhaschte einen Hauch von Ewigkeit, verborgen in dem stillen Auf und Ab der Wellen. Niemals wäre er auf die Idee gekommen das Schweigen zu brechen, welches wie eine Blase aus Irrealität um sie lag. Er versank in der Ruhe, könnte in ihr ertrinken ohne es zu bereuen. Alles war unglaublich fern. Alles, bis auf die Wärme des Körpers so dicht neben ihm. Die Blase zerplatzte, als Yuriko zu sprechen anfing. "Ich werde nach Australien gehen." Für einen Moment vergaß er zu atmen und etwas in seiner Brust verengte sich schmerzhaft. Yuriko wandte sich ihm zu, lächelte zögerlich. Doch ihre Augen strahlten. "Ein Freund von mir hat einen Biker-Shop dort und gefragt, ob ich nicht zu ihm kommen möchte." Nervös strich sie sich durch die Haare, begann eine Strähne um den Finger zu wickeln. "Du kannst mitkommen!", brach es dann aus ihr heraus. "Lass uns zusammen unseren Traum erfüllen..." Er konnte ihrem Blick, der Hoffnung darin, nicht länger standhalten. Gewaltsam drehte er den Kopf weg. War das nicht das, was er hören, was er tun wollte? Weg von hier - gemeinsam mit Yuriko. Weg von den Erinnerungen, diesem Leben. "Ich..." Ja!, schrie es in ihm. "Ich kann nicht." Yuriko sank in sich zusammen und er kämpfte den Drang nieder sie an sich zu ziehen. Stattdessen stand er auf, sah blicklos ins Nichts. Dunkelheit. Die Nacht um ihn herum, Schwärze in seinem Inneren. Er raste auf seinem Motorrad die Straße entlang, seine Augen brannten und die Kehle war wie zugeschnürt. Für ihn gab es keine Träume mehr, so sehr er sich in den letzten Tagen auch daran geklammert haben mochte. Warum konnte es wehtun eine Hoffnung zu verlieren, an die zu glauben er sowieso nicht gewagt hatte? "Ich bin Weiß." Die Worte wurden vom Fahrtwind weggerissen, ehe sie sein Ohr erreichen konnten. "Ich darf mich nicht verlieben..." Zum ersten Mal sprach er es aus ohne sich damit Erleichterung verschaffen zu können. Es schmerzte bloß noch mehr. Kases Gesicht tauchte wieder vor seinem inneren Auge auf, Sekunden bevor er ihn getötet hatte. Nein, er musste nicht sterben um in die Hölle zu kommen. Er lebte in ihr. "Ken, wo warst du denn? Ich habe versucht dich auf dem Handy zu erreichen, aber nur die Mailbox war dran. Manx wartet schon fast eine Stunde." Omi empfing ihn mit einem Wortschwall, kaum dass er durch die Hintertür getreten war. Himmelblaue Augen glitten über ihn hinweg, wollten sich vergewissern, dass er in Ordnung war. Aber das war er nicht. Er lächelte ein Lächeln, das Beruhigung vermitteln sollte, sich innen jedoch nur kalt anfühlte. Es genügte für Omi. Der Jüngere lächelte zurück. "Schon klar, Geheimnis. Aber jetzt komm schnell nach unten, ehe Yohji nicht mehr einsatzfähig ist, weil er bei Manx mal wieder einen Annäherungsversuch gestartet hat." Sie tauschten ein Grinsen aus und ein Teil der Kälte wich. Er mochte ein Mitglied von Weiß sein, aber damit war er nicht alleine. Das sollte er nicht vergessen. Mit etwas leichteren Schritten folgte er Omi. "Euer Ziel sind zwei leitende Angestellte eines Chemiekonzerns." Manx ruhige Stimme begleitete die Bilder, die von den zwei Männern zu einem Getränkeautomaten wechselten. "Zu Testzwecken wurden Drogen in ein Aufbaugetränk gegeben." Das nächste Bild ließ die Schriftzüge auf den Flaschen erkennen. Sein Herzschlag schien für einen Moment auszusetzen, raste dann viel zu schnell weiter. Was als nächstes gesagt wurde, bekam er kaum mit, bis die Bedeutung der Worte durchsickerte. "Bei der neuerdings umgehenden Krankheit handelt es sich um nichts anders als Nebenwirkungen. Symptome sind Muskelschwund, Ekzeme und Anämie." Opfer wurden eingeblendet, doch er sah in seinem Kopf etwas ganz anderes ablaufen. Yuriko, am Strand und in der Schwimmhalle. Eine Flasche mit der Aufschrift "Freude" in ihrer Hand. Das Mädchen heute vor dem Laden, eine Flasche des gleichen Getränks, die über den Bürgerstein rollt. Ein Aufstöhnen fing sich in seiner Kehle. Das konnte, _durfte_, einfach nicht wahr sein. Unmöglich! Wie erstarrt saß er da, seine Muskeln so verkrampft, dass er nahezu gelähmt war. Nur eine leise Stimme in seinem Kopf gab ein hämisches Lachen von sich. Hatte er etwas anderes erwartet? Er biss sich auf die Zunge und der Schmerz riss ihn zurück in die Wirklichkeit. Sein Gesicht war eine steinerne Maske, als er wie die beiden Anderen in den Auftrag einwilligte. Später wusste er nicht mehr, wie er es bis in sein Apartment geschafft hatte. Kaum dass die Tür hinter ihm geschlossen war, kollidierte seine Faust mit der Wand und befriedigender Schmerz schoss seinen Arm hinauf, verankerte ihn im Hier und Jetzt, so dass er nicht mehr in besorgten Überlegungen unterzugehen drohte. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es bei weitem zu spät war um Yuriko noch zu stören. Aber morgen würde er gleich nach seiner Schicht zu ihr fahren. Sein einziger Trost waren in diesem Moment Manx' Ausführungen, laut denen die Symptome nach Absetzung der Drogen schnell abklangen. Und wie er sehr wohl wusste, ging es Yuriko noch gut. Keine Anzeichen. Trotz dieser Versicherungen warf er sich im Bett lange von einer Seite auf die andere, ehe er endlich einschlief. Sein Blick wanderte wieder zur Uhr, ohne dass der Zeiger ihm den Gefallen tat, schneller vorwärts zu rücken. Wenn es nicht absolut unmöglich wäre, könnte er sogar schwören ihn ab und zu rückwärts wandern zu sehen. Irgendwann kam endlich der Nachmittag und damit auch Omi von der Schule. Ihr Jüngster wirkte etwas zu ruhig, aber er hatte keine Zeit sich damit auseinander zu setzen. Wahrscheinlich ging es sowieso nur um eine anstehende Arbeit. Yohjis Gesicht wenigstens schien sich aufzuhellen. Der Ältere hüllte sich seit Tagen in einen Mantel der Depression, auch wenn dieser es zu verbergen versuchte. Und er selbst? Wahrscheinlich hatte er auf die Anderen auch nicht besser gewirkt. Und Yuriko würde bald fort sein. Sie waren alle längst verloren... Warum eigentlich machten sie sich noch die Mühe so zu tun, als würden sie etwas erreichen können? Weiß war doch nichts weiter als eine Flucht vor der Wahrheit. Sie hatten es versucht und versagt. Die düsteren Gedanken rollten über ihn hinweg, durchdrangen ihn mühelos und erschwerten jeden Atemzug. Ohne ein Wort über seine Absichten zu verlieren hängte er die Schürze weg, verließ dann den Laden. Vor ihrer Haustür zögerte er unwillkürlich, wusste selbst nicht warum. Er runzelte die Stirn, rief sich selbst zur Ordnung. Yurikos Zustand konnte sich innerhalb eines Tages gar nicht so sehr verschlechtert haben, wie es die Bilder in seinem Kopf behaupteten. Mit etwas mehr Forschheit als wirklich erforderlich klopfte er endlich an. Und leugnete die Erleichterung, welche die sich rasch nähernden Schritte auslösten. Sie verschwand sowieso gleich wieder, sobald Yuriko die Tür öffnete. Etwas Gehetztes lag in ihren Augen und unübersehbar war da eine wunde Stelle an ihrem Arm. "Yuriko..." Sie lächelte, trat beiseite um ihn hereinzulassen. Zum ersten Mal wirkte sie zerbrechlich auf ihn. Eine Sekunde später zog er sie an sich. "Geht es dir gut?" Seine Frage war wie ein Hauch und er fühlte aus ihren Bewegungen Verwirrung heraus. "Ja, jetzt wo du da bist." Ein leises Lachen schloss sich an. "Was ist denn?" "Ach nichts, das klang eben bloß so kitschig." Sie löste sich etwas von ihm und blaue Augen bohrten sich in die seinen. "Aber ich meinte es ernst." Ein sanftes Lächeln erwiderte ihr vorsichtiges. Die Finsternis hatte sich ins Nichts verflüchtigt, ließ eine Leichtigkeit zurück, die ihn nahezu schweben ließ. Aber es gab da noch etwas zu erledigen. "Hast du einen Verbandskasten?" Yuriko sah ihn verständnislos an, nickte dann aber und führte ihn ins Bad. Mit geübten Handgriffen verband er ihren Arm, erntete ein weiteres Lächeln dafür. Noch mehr Wärme. Zurück im Wohnzimmer sah er die Flasche auf dem Boden liegen. "Du solltest das Zeug nicht mehr anrühren. Ich habe da einen Bericht gesehen, dass es bei der Produktion Probleme gab. Das hier", er deutete auf ihren Arm, "ist wahrscheinlich eine Folge davon." So nahe wie möglich hielt er sich an die Wahrheit und Yuriko nickte mit bitterer Belustigung. "In Australien werde ich sie sowieso nicht mehr kaufen können..." Schweigen, urplötzlich. Sie sah zu Boden, dann zum Tisch. Ihrem Blick folgend erkannte er zwei Flugtickets. Ihre Stimme war so leise, als sie endlich weitersprach. "Ich habe für dich auch eins geholt." Aber er konnte sie doch nicht begleiten... Er blieb stumm und plötzlich überkam ihn Ruhe. Sie sah es in seinen Augen und ging wortlos zu dem Tisch, gab ihm eines der Tickets. "Morgen. Zehn Uhr von Narita." "Ja." Noch nie war es ihm leichter gefallen etwas zu sagen. Den Weg zu seinem Motorrad legte er wie im Traum zurück. "Liebe ist kein leichter Job, was?" Er hatte sich bereits gesetzt, war aber nicht sofort gestartet, als eine bekannte Stimme ihn aufschrecken ließ. Sein Kopf ruckte herum und in den braunen Augen stand etwas, das Yohji zu überraschen schien. "Du bist doch nicht ernsthaft verliebt?" Er konnte den Unterton nicht identifizieren, doch unvermittelt wurde er wütend. "Du kennst solche Gefühle doch gar nicht! Das heute wird mein letzter ,Job' für Weiß sein." Yohji nahm die Sonnenbrille ab und jetzt erst sah er, wie müde der Ältere wirkte. Ein trauriges Lächeln traf ihn und sein Mund wurde trocken. "Wie viele Menschen hast du mit eigenen Händen umgebracht? Willst du damit wirklich ein Mädchen berühren?" Staub lag in den Worten, Hoffnungslosigkeit. Aber er wollte es nicht hören. "Es ist ihr Traum. Gemeinsam können wir ihn verwirklichen!" Er fuhr los, ließ Yohji hinter sich zurück. ~TBC~ Schwierig wieder reinzufinden o.O Ich habe mal wieder ein paar Sachen geändert um die Ereignisse besser an die FF anzupassen. Ich weiß, dass nächste Woche ein Vergangenheitskapitel dran wäre. Falls ihr aber zuerst eins mit Schwarz in der Gegenwart - also die Fortsetzung von Teil 67 - haben wollt, müsst ihr es sagen ^^ Und wer nicht so lange auf Schuldig und Crawford verzichten will, kann beim letzten Teil von "Hurt" vorbeilesen *snicker* cya, cu ^-^ Kapitel 69: "Crawford war für ihn geschaffen worden, hatte das aber nie eingesehen" ----------------------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 69) Titel: Close Distance Teil: 69/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Fortsetzung von Schuldigs und Crawfords Gespräch am Mittwochabend *grins* Da es ein klares Votum von kohaku dafür gab ^^ Dann Sprung zu Donnerstagabend ^^ Einbezug von Folge 5 (schon wieder ^^°) Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Disclaimer: not my boys, no money make... Greetings: @Andromeda: *gg* Zurzeit ersetze ich das direkte Büffeln mit Übungsaufgaben - das ist nicht ganz so anstrengend und bringt trotzdem was für die Klausur. Für Statistik macht das in meinem Block inzwischen 27 Seiten *drop* Noch drei Aufgaben und ich bin auf dem aktuellen Stand. Das mache ich heute nach dem Frühstück. Dann setze ich mich noch an Steuern und werde den Rest des Tages wohl mit Lesen verbringen ^^ Morgen ist dann mein Produktions-Skript dran, also richtig lernen ^^° Japp, bei Weiß sieht es gerade nicht so toll aus, bei dem Job und der Vergangenheit kein Wunder ^^# Nagi und Omi werden das nächste Mal kurz am Freitag aufeinandertreffen ^^ Das Vergangenheitskapitel folgt nächste Woche. Da kohaku so gerne das in der Gegenwart haben wollte und es eh besser an das Weiß-Kapitel vom letzten Mal passt, habe ich mich für diese Reihenfolge entschieden ^^ Was "Hurt" angeht: _Ich_ bringe niemanden um, ansonsten... *räusper* ^^°°° @Furia: Mensch, dein GB-Eintrag hat mich echt umgehauen ^^° Keine Versprechungen, wann ich den beantworte *gleich vorwarn* Werde mir aber alle Mühe geben, dich nicht zu lange warten zu lassen *grins* Und natürlich ist NGE um Klassen besser als eine Postkarte ^_________^ *lach* @Taowaki: Ja, ich weiß *ehe* Und ehe ich bei den Vergangenheitskapiteln weit genug bin, hast du garantiert schon vergessen, was an dieser Stelle passiert ist... Nun ja, wenigstens denkt Crawford in dem heutigen Kapitel kurz daran, warum er Schuldig nicht gleich davon gescheucht hat, aber es ist eben nicht der einzige Grund... ^^# Ein Ende in Sicht? Keine Chance, vielleicht kann ich dir am Ende meiner Semesterferien genauere Infos geben, aber ich kann dir jetzt schon sagen, dass die Story über 100 Kapitel haben wird *räusper* Japp, Weiß gibt es auch noch *lach* Und wie gesagt versuche ich sie jetzt mehr einzubinden... Wie wäre es mit ,oder'? Yuriko wird nämlich nicht in Japan bleiben, aber Ken auch nicht so depressiv, letztendlich jedenfalls ^^ Wie du heute an Schuldigs Überlegungen merken wirst, ist der eindeutig der Ansicht, dass Weiß auch in voller Stärke keine Chance gegen Schwarz hat *gg* @kohaku_san: Dein Wunsch ist mir Befehl. Ich hatte zwar bereits das Vergangenheitskapitel abgetippt, aber für dich hab ich mich extra noch mal hingesetzt *knuffz* Und so wirklich missverstanden hattest du mich nicht. Ich wollte wirklich bei Schuldig und Crawford weitermachen, aber wie du im hinteren Abschnitt des heutigen Teils sehen wirst, ist es für das Verständnis eindeutig besser, dass das Weiß-Kapitel vorher eingeschoben wurde ^^# Mir hat gerade diese Szene zwischen Yohji und Ken im Anime gefallen. Sie zeigte so schön, wie finster es hinter der ,weißen' Fassade der Jungs eigentlich aussieht ^^ Tja, Ran taucht heute leider nicht auf ^^° Aber ich hoffe das Kapitel gefällt dir trotzdem *nod* @nai-chan: Wären ja beides Schwarz-Kapitel, auch wenn es in der Vergangenheit erst die Hälfte von Schwarz ist ^.~ Natürlich bin ich ganz deiner Ansicht, dass eher mehr Schwarz-Kapitel besser sind *grins* Daher habe ich dieses Mal den Auftritt von Weiß sozusagen integriert, so musst du dir kein ganzes Kapitel mit ihnen antun *ehe* Ich weiß nicht, zu "Hurt" muss man den Song hören, sonst wirkt es nicht so richtig. (Und zwar die Version von Nine Inch Nails. Vor kurzem habe ich ihn zufällig mal von jemand anderem gesungen gehört. Viridian5 meinte, es könnte von Jonny Cash gewesen sein und das war zum Gähnen). Geht mir jedenfalls so. Wäre schlimm gewesen, wenn man das Ende nicht hätte voraussehen können - ich wollte schließlich keine große Überraschung zum Schluss haben, sondern von Anfang an daraufhin zuschreiben. ^^ Danke fürs Lesen! ^____^ @Xell: *lach* Ich glaube du bis so ziemlich der Einzige hier, der sich über die Weiß-Kapitel freut ^^ Aber die Jungs spielen heute eine kleine Nebenrolle, so seid ihr hoffentlich alle einigermaßen zufrieden *zwinka* Keine Sorge, _alle_ Aufträge von Weiß kommen nicht in die FF, so wäre es zum Beispiel mit Sakura ziemlich schwierig, da diese Folge ja auf Aya abgestellt war ^^ Aber was ich auslasse, wird in der Regel wenigstens in einem Nebensatz erwähnt - heute von Schuldig *gg* Die längste FF, die ich gelesen habe (und immer noch lese), ist gerade 155 Kapitel lang und wird beständig länger ^___^ Ich glaube, dass ich Viridian5 niemals einholen werde, aber die 100er Marke überschreite ich sicher auch *ehe* Japp, ein bissl Glück hätte Ken wirklich verdient aber ich denke, du liegst mit deiner Vermutung ganz richtig. In der derzeitigen Situation wird er Weiß bestimmt nicht verlassen können. *wieder Gummibärchen reich* Teil 69 "Crawford war für ihn geschaffen worden, hatte das aber nie eingesehen" Crawford reagierte überhaupt nicht und obwohl er das erwartet hatte, brandete Enttäuschung in ihm auf. Manche Dinge änderten sich eben nie. Sein Seufzen ließ warmen Atem über das Gesicht des Amerikaners streichen, als er schließlich den Kuss abbrach. Er fragte sich, warum Crawford heute soviel Geduld aufbrachte, konnte jedoch nichts von ihm lesen. Weder telepathisch noch aus der ausdruckslosen Miene. Ein weiteres Mal beugte er sich vor, bis sie Stirn an Stirn dasaßen, sein ganzer Körper an dem des Älteren lehnte. Die Stille war immer noch überwältigend. Wie hatte er das nur vergessen können, glauben, dass er bei Farfarello etwas Gleichwertiges fand? Der Gedanke an seinen Freund rief Schuldbewusstsein hervor, er brauchte einen Moment um die Emotion zu identifizieren, so unvertraut war sie von ihm selbst kommend. Und dennoch konnte er sich nicht von Crawford losreißen, wartete darauf, dass der es für ihn übernahm, schob ihm die Verantwortung dafür zu. Es war kein Spaß mehr und auch nicht der Versuch einen Sieg zu erringen. Warum nur mussten diese Erinnerungen gerade jetzt hochkommen... Zurückweisung, Enttäuschung, Schmerz, alles von einem unbekümmerten Grinsen überdeckt. Crawford war für ihn geschaffen worden, hatte das aber nie eingesehen. Mit schal schmeckender Amüsiertheit unterdrückte er ein Schnauben. Seine freie Hand war in Crawfords Nacken gewandert, als führte sie ein Eigenleben, Fingerspitzen glitten über warme Haut, spielten mit feinen Haaren. Crawford atmete spürbar aus. "Du solltest jetzt zu Farfarello zurückgehen." "Er schläft." Eine Entschuldigung - für ihn selbst. "Es ist doch bedeutungslos, nicht wahr?" So hatte man es ihm beigebracht. Er lehnte sich etwas zurück, wollte Crawfords Miene sehen. Der lächelte kaum merklich, schien in Gedanken woanders zu sein. "Ja, aber nicht für dich", kam schließlich eine Reaktion. Sekundenlang fehlten ihm die Worte. Er war eindeutig im falschen Film, das vor ihm konnte unmöglich ihr Anführer sein. Nun gut, versuchten sie es eben mal mit etwas persönlicher Interaktion. Sein Lächeln war genauso geisterhaft wie das des Amerikaners. "Stimmt. In diesem Fall entspricht eher das Gegenteil der Wahrheit." Er ließ absichtlich unausgesprochen, ob er die Aussage auf Crawford oder Farfarello bezog - oder auf beide. Was Crawford natürlich nicht entging. Dieser unternahm einen weiteren Versuch seine Hand zu befreien und diesmal ließ er sie los. Die Ruhe verließ ihn trotzdem nicht, da der Körperkontakt nicht unterbrochen worden war. "Warum lässt du mir nicht wenigstens ein Mal meinen Willen? Rosenkreuz ist weit weg. Und wie du deutlich gemacht hast, sind dir die Verbote doch sowieso egal." Neugier war in ihm erwacht und er nutzte die ungewöhnliche Situation aus um eine Frage zu stellen, die er sonst nie ausgesprochen hätte. Der Amerikaner blieb weiterhin vollkommen entspannt. "Warum sollte ich?" Kurzes Schweigen. "Ich sehe keinen Nutzen darin." Das kam wie ein Nachsatz, mit leiser Belustigung. Er selbst konnte dem Ganzen nichts Lustiges abgewinnen. Crawford schien sich auch nicht zu ändern. "Vielleicht würde ich dann endgültig Ruhe geben..." Sein Grinsen war so falsch wie meistens. Und immer noch streichelte er die warme Haut. "Hm... irgendwie kann ich das nicht glauben." Er hörte die Worte kaum, hatte keine Lust mehr auf dieses Geplänkel. Es war dumm gewesen, hierher zurückzukehren. Zu dieser Stille, diesem Spiel. Grüne Augen verhärteten sich. Wut begann sich langsam zu erheben, aber er rang sie sofort nieder. Das wäre auch nur die Rückkehr zu einer altvertrauten Reaktion gewesen. Seine Finger vergruben sich in rabenschwarzes Haar, zwangen Crawford an ihn heran, so dass er ihn fest umarmen konnte. "Ich hasse dich...", flüsterte er dem Älteren ins Ohr, ohne Überzeugung. Crawford gab ein trockenes Auflachen von sich. "Ich weiß." Und dann veränderte sich plötzlich irgendetwas. ****** Der Ausdruck der grünen Augen reichte an Besorgnis heran, so gut Schuldig diese auch zu verbergen versuchte. Er schob den Jüngeren von sich, der dem keinerlei Widerstand mehr entgegensetzte. Schuldigs Blick verschwamm kurz, dann schien er seine Schilde wieder unter Kontrolle zu haben. Zurück im Alltag. Wahrscheinlich wäre es besser gewesen, diesen nur halb im Spaß gemeinten Annäherungsversuch sofort zu unterbinden, aber Schuldig hatte unsicher gewirkt. Und das war das Letzte, was er jetzt gebrauchen konnte. Nun hatte der Deutsche sein inneres Gleichgewicht augenscheinlich wiedergefunden, musterte ihn inquisitorisch. Zunächst schien Schuldig genug Geduld aufzubringen, dann aber fragte dieser doch, als erster von ihnen sprechend. "Eine Vision?" Sein schmales Lächeln war alles an Bestätigung, was Schuldig benötigte. Ein paar orange Strähnen wurden nachlässig zur Seite gestrichen. Das Bandana... ihm fiel jetzt erst auf, dass Schuldig es nicht trug. "Schlechte Nachrichten?" Mentale Fühler wurden ausgestreckt, versuchten mehr zu erfahren. Immer noch besorgt. Er fragte sich, ob Schuldig es überhaupt noch bemerkte. Mühelos wies er sie zurück, so wie immer. "Nein, nützliche." Schuldig verzog flüchtig das Gesicht und in den grünen Augen glomm ein helles Feuer auf, als er ihm berichtete, was er erfahren hatte. Weiß würde sich mal wieder nützlich machen. Ein zufriedenes Grinsen streifte Schuldigs Lippen, ehe sich dieser entspannt zurücklehnte. Lider wurden gesenkt und dann blieb nur noch die Ausdruckslosigkeit von Konzentration. Geduldig wartete er ab, bis Schuldig von seinem geistigen Ausflug zurückkehrte. Der Telepath war stetig stärker geworden, seitdem sie Rosenkreuz verlassen hatten um überwiegend selbständig zu arbeiten. Doch Schuldig dachte immer daran, niemandem außerhalb von Schwarz seine Fähigkeiten in vollem Umfang zu zeigen. Eine Vorsichtsmaßnahme, auf die er ihn nie hatte aufmerksam machen müssen. Übergangslos öffnete Schuldig die Augen wieder, Sekunden darauf hatte sich der Blick auf ihn fokussiert. "Sie wollen morgen Abend zuschlagen." Der Jüngere streckte sich ausgiebig, als müsste er seine Muskeln lockern. "Himmel, dieser Hidaka hat vielleicht Probleme..." "Sibirian?" "Eben jener." "Etwas, das zu einem Problem für _uns_ werden könnte?" Schuldig grinste herablassend. "Nein, er wird sich eher besonders viel Mühe geben die Typen von uns abzulenken. Seine Freundin hat mit "Freude" Bekanntschaft gemacht." Das deutsche Wort ließ sie beide kurz aussehen, als hätten sie in etwas Saures gebissen. "Ich verstehe immer noch nicht, was diese Aktion eigentlich bringen soll", meinte Schuldig dann. "Ein Probelauf. Auch ohne Weiß' Eingreifen könnten sie sich nicht länger halten, die Presse ist zu aufmerksam geworden." Der Orangehaarige streckte die Beine von sich, vergrub die Hände in den Hosentaschen. "Alles wegen seines Projekts. Mich stört es ja nicht weiter, wenn er dafür ein paar Organe und Kinder braucht oder auch Drogen in Flaschen verteilt, aber wird das überhaupt jemals zu einem Ergebnis führen?" Er lächelte. Schuldig sah gerade aus wie ein mürrischer Teenager, der mit zu vielen sinnlosen Hausaufgaben überhäuft worden war. Dabei hatte Schwarz überhaupt keine Arbeit mit diesem Projekt. Nicht ihr Bereich. "Willst du hören ob ich weiß, ob sie Erfolg haben werden?" "Hm..." Mehr als das gab es nicht zur Antwort. Und so ließ er das Thema ebenfalls fallen. Morgen Abend würde ein weiteres Puzzlestück an die richte Stelle rutschen. Und sich vielleicht das Problem mit Farfarellos Medikament endlich erledigen. ****** Das Gelände war ihm vertraut, ebenso wie Farfarello, der neben ihm in der Dunkelheit lauerte. Oft genug hatte sich der Ire hier seine Spritze abholen dürfen. >Du hast sicher nicht erwartet, so schnell wieder hier zu sein, nicht wahr?< Der Mond spendete ausreichend Licht um das Zähnefletschen des Iren erkennen zu lassen. >Vergiss nicht, dass du nichts kaputt machen darfst - vor allem keines der Kätzchen.< Er setzte ihre lautlose Unterhaltung fort, als würde er die Anspannung im Körper des Jüngeren nicht bemerken. Ein rasches telepathisches Abtasten des Gebäudes hatte erbracht, dass dort nur die Zielpersonen anwesend waren - die von Weiß, wohlbemerkt. Im Kopf der Männer sah er ein kleines Büro und er hörte ihre Unterhaltung mit, als würde er direkt neben ihnen stehen. Seine Umwelt verlor an Realität, aber er wusste mit Sicherheit, dass Farfarello aufpassen würde und konzentrierte sich ganz auf das Gespräch. "Sie sind uns auf die Schliche gekommen." "Was soll's. Der Automat in Shibuya wurde entschärft. Unsere Aufgabe ist erfüllt." "Ich werde nur noch die letzte Zahlung abwarten, dann bin ich weg von hier. Japan fand ich sowieso schon immer zu klein." "Für dein Ego, oder was?" Gelächter schloss sich dem Austausch an. Er zog sich zurück, begegnete dabei anderen geistigen Feuern. Die Signaturen erkannte er sofort. "Sie sind hier." Sein Flüstern ließ Farfarello bestätigend nicken. "Du gibst Nagi Rückendeckung, während ich aufpasse, dass hier alles glatt geht." Wie abgesprochen gab er danach das Signal an ihren Jüngsten. Farfarello warf ihm einen letzten Blick zu, ehe dessen schlanke Gestalt mit den Schatten verschmolz. Ein unsichtbares Grinsen umspielte seine Lippen. Noch wusste die Öffentlichkeit nicht, wer für die Krankheitsfälle verantwortlich war und selbst Kritiker schien nicht zu ahnen, was wirklich dahinter steckte. Das zeigte schon dieser völlig sinnlose Einsatz von Weiß. Wie gut, dass Crawford eine Möglichkeit gesehen hatte, das Ganze für sie auszunutzen. Höchstwahrscheinlich hätte Nagi es auch ohne diese Ablenkung geschafft, aber warum eine Gelegenheit verfallen lassen. Selbst wenn der kleine Einbruch entdeckt werden würde, hielte man es ebenfalls für ein Werk von Weiß. Er legte den Kopf in den Nacken, blickte sinnend zu dem Symbol des Konzerns hinauf, das wie ein Leuchtfeuer durch die Nacht strahlte. Es gab keinen Zweifel über den Erfolg dieses Auftrags, dennoch engte etwas seine Lungen ein, erschwerte ihm das Atmen, wenn er zu genau darüber nachdachte, warum sie heute hier waren. Würde Nagi mit Hilfe der Daten herausbekommen, wie Farfarellos Medikament sich zusammensetzte? Gab es eine Chance es woanders zu bekommen? Und wie würde Crawford entscheiden, falls das nicht der Fall wäre? Zu viele Fragen, zu wenige Antworten. Wie würde er selbst sich entscheiden? In Gedanken wurde er zum gestrigen Abend zurückversetzt, glaubte wieder Crawfords Nähe zu spüren, die Stille. Vielleicht kannte er die Antwort bereits, wollte sie aber gar nicht wissen. Sein Seufzen reichte aus um die Bilder zu vertreiben. Weiß waren bereits näher als er gedacht hatte und rasch machte er sich auf um sich an sie zu hängen. Bombay bestand aus purer determinierter Geduld, während dieser seinem Ziel auflauerte. Sogar die Umstände der Mission waren in den Hintergrund gerückt. Eine Waffe in Menschengestalt. Kritiker musste nur noch zielen. Einer der Chemiker näherte sich und Bombays Körper spannte sich an. Er grinste. Zeit die Sache ein wenig interessanter zu gestalten. Sein mentaler Anstubser ließ den Mann gerade rechtzeitig genug den mitgeführten Block hochreißen, dass Bombays Pfeil darin stecken blieb. Damit hatte der kleine Anführer von Weiß nicht gerechnet. Etwas in Bombay schaltete um und ein direkter Angriff wurde gestartet. Noch mehr Blut an dessen Händen. Er genoss das heiße Glühen auf der einen, die Panik und Todesangst auf der anderen Seite. Fast jeder andere Eindruck wurde davon überdeckt. Dennoch wartete er nur lange genug um sicher zu gehen, dass alles lief wie es sollte, suchte dann nach den anderen. Weniger sichtbar als ein Schatten bewegte er sich vorwärts, bis er ganz in der Nähe von Siberian war. Gegen die kalte Wand gelehnt beobachtete er das Geschehen, behielt gleichzeitig Balinese im Auge, der sich ebenfalls näherte. Wenn Bombay fokussiert wie ein Laserstrahl gewesen war, loderte in Siberian ein kaum gebändigtes Feuer. Und immer wieder schob sich etwas anderes nach vorne: Ken. Mit ausgefahrenen Krallen näherte sich Siberian seinem Opfer und sein Gesicht verzog sich kurz, als die rasenden Gedanken des Mannes auf ihn einzuströmen begannen. Ohne mehr als den bewussten Wunsch zu benötigen, verstärkte er seine Schilde, die Stimmen wurden zu einem Wispern, während grüne Augen ruhig weiter zusahen. "Was willst du?" Es wurde keine Antwort abgewartet. "Geld, nicht wahr? Lass mich am Leben und du bekommst alles was ich habe!" Das Angebot kam bei Siberian nicht besonders gut an. Mit einem Wutschrei stürzte der Braunhaarige nach vorne und hieb seine Rechte - in die Wand. Das war ja kaum zu glauben. Sein verächtliches Schnauben ging unbemerkt unter. Das Opfer erkannte seine Chance und zog eine Waffe. So hatten sie aber nicht gewettet. Grüne Augen verschmälerten sich. Er verlangsamte die Bewegungen des Mannes, so dass Balinese rechtzeitig eingreifen konnte. Wenn Weiß öfter so unprofessionell vorging, war es direkt ein Wunder, dass sie noch am Leben waren. Ein Leuchten blendete ihn mental fast und fluchend starrte er auf Siberian, bei dem etwas ausgehakt hatte. Der Chemiker war tot, ehe dieser es überhaupt bemerkte und eine Sekunde später verschwand alle Mordlust aus Siberian. Es war Ken, der mit hängenden Schultern dastand und mit Tränen in den Augen auf die Krallen sah. Vollkommen fertig, der Typ. Da sollte noch mal jemand Schwarz als Psychopathen bezeichnen. Langsam schlenderte er davon, zum verabredeten Treffpunkt. Draußen fing sich Wind in seinen Haaren, spielte mit orangefarbenen Strähnen. Nagi war gerade fertig geworden und machte sich in Begleitung von Farfarello auf den Weg. >Alles gefunden?< >Ja, von hier drinnen aus war es kein Problem an die Daten heranzukommen.< Ruhiges Selbstvertrauen. Er lächelte in die Nacht hinein und wartete, bis sich zwei vertraute Gestalten aus dem Dunkel schälten. Nagi war so ruhig wie auch dessen Gedanken gewirkt hatten, Farfarello ein wenig enttäuscht über den Mangel an körperlicher Arbeit. Amüsiert zog er den Jüngeren an sich, küsste ihn ohne Sanftheit. Die Zweifel verschwanden, als sich das bekannte weiße Rauschen auf ihn herabsenkte, er Farfarellos Nähe mit jeder Faser seines Körpers zu spüren begann. Nagi gab einen empörten Laut von sich. "Könnt ihr euch das nicht für euer Zimmer aufheben?" Und damit verschwand der Junge in Richtung Auto. Farfarello teilte sein Grinsen, als sie Nagi hinterher sahen. ~TBC~ Dann hoffen wir mal das Beste für Farf... ^^# Ich hoffe, ihr habt bei dem Einsatz einigermaßen durchgesehen, mir kommt es im Nachhinein ein wenig durcheinander vor o.O Nächstes Mal gibt es dann endlich das Vergangenheitskapitel ^^ cya, cu ^-^ Kapitel 70: "Rückblicke IXX - Du hast dir Sorgen um mich gemacht. Wie lieb von dir!" ------------------------------------------------------------------------------------ Close Distance (Teil 70) Titel: Close Distance Teil: 70/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Endlich das Vergangenheitskapitel. Ich denke, zukünftig werde ich jedes dritte zu einem machen. Muss erst mal sehen, wie viel es da noch zu schreiben gibt und vor den Semesterferien wird das nix ^^# Disclaimer: not my boys, no money make... Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Ist jetzt die letzte Woche, bevor die ersten vier Klausuren dran sind - also genieße ich die Hitze nicht wirklich - die erschwert das Lernen o.O Drück dir die Daumen, dass der neue Computer was taugt ^^ Du liegst mit einigen deiner Vermutung wirklich nahe dran, was Schu und Crawford betrifft. Es war eindeutig Rosenkreuz, wo einer möglichen Beziehung ein Riegel vorgeschoben wurde und jetzt ist es zu spät *nod* Mir gefällt das Bild, mit dem voreinander stehen bleiben sehr *knuffz* Farf bekommt die Medikamente schon eine Weile, wurde vereinzelt in der FF angesprochen - das letzte Mal hatte er sich die Spritze am Mittwoch abgeholt. Und da es wirkt (schließlich ist Farf doch recht normal drauf ^.~) will Schwarz die Rezeptur haben. Hey, ich habe noch keine Angaben gemacht, wann die Chibis auftauchen - außer dass es in der FF Freitag sein wird. Und es ist wirklich nur kurz ^^°°° Puzzleteile, ja. Ich gib mir da die größte Mühe, manchmal ist es echt schwer an alles zu denken ^^° Schön zu hören, dass die Arbeit nicht umsonst ist *zwinka* @nai-chan: *grins* Freut mich, dass dir der 'Kompromiss' gefallen hat ^^ Ich werde versuchen in Zukunft Weiß' Einsätze öfter aus der Schwarz-Perspektive zu schreiben. Das wird dann nicht ganz so langweilig ^^# Natürlich werden es immer mehr Seiten, das passiert eben, wenn neue Kapitel dazu kommen *lach* Kannst mir dann ja mal sagen, wie viel es schlussendlich auf dem Papier ausmacht ^^ @kamui_san: Thanx für den Commi ^^ Ich schreibe genauso schnell weiter wie immer - wöchentlich nämlich. ^.~ Brad und Schu sind auch eines meiner Lieblingspairings, aber in dieser Story wird aus den beiden nichts. *dich ungern enttäusche* Crawford ist im Gegensatz zu Schu nämlich wirklich nicht interessiert ^^° Dafür nutze ich ja die Shortfics, eben weil es in "CD" nicht reinpasst *nod* Es wird natürlich trotzdem weiterhin zum Aufeinandertreffen von Schuldig und Crawford kommen, vor allem in den Vergangenheitskapiteln ^^ @Xell: *Gummibärchen rüberschieb* Das ging mir vor kurzem auch so. Wir hatten den ersten Block Ausfall und keiner hatte daran gedacht im Internet aufs Schwarze Brett zu sehen. So saßen wir armen Studis da und wollten eine Vorlesung hören und wer nicht kam war der Dozent ^^# Ich allerdings hatte die Zeit nicht für Mathe- sondern Englischhausaufgaben genutzt ^.~ Hm, Schuldig hat Weiß sicher nicht aus reiner Freundlichkeit geholfen. Vielleicht erinnerst du dich daran, dass er Farf sagte, dieser dürfe niemanden von Weiß verletzen. Und jetzt darfst du dreimal raten, von wem diese Anweisung kam *lach* Japp, Crawford braucht Weiß noch ^^ Nagi würde sicher bestreiten, dass er eifersüchtig ist *gg* Ihn nervt das Verhalten der beiden nur ab und zu *zwinka* Teil 70 "Rückblicke IXX - Du hast dir Sorgen um mich gemacht. Wie lieb von dir!" Es war nicht weiter schwierig sich aus Schuldigs Griff zu lösen, nachdem dieser erst einmal eingeschlafen war. Seine Stirn legte sich in Falten, als er auf den Telepathen heruntersah. Reglos wie ein Stein, selbst zum Träumen zu erschöpft. Er stand auf. Aber egal wie viel Kraft es Schuldig gekostet hatte, das Ergebnis war es letztendlich wert. Ein letzter prüfender Blick, dann wandte er sich ab. Im Bad machte ihm sein Spiegelbild klar, dass er sich besser umzog bevor er das Zimmer verließ. Und bei der Gelegenheit konnte er auch gleich noch eine Dusche nehmen. Ein schmales Lächeln umspielte seine Lippen. Sonnenstrahlen lugten verstohlen durch ein paar Lücken zwischen den Vorhängen, als er zu Schuldig zurückkehrte. In ihren Bahnen tanzten ein paar Staubteilchen, wurden unsichtbar, sobald er alles richtig zugezogen hatte. Anschließend wandte er sich zum Gehen. Schuldig würde ihn kaum vermissen. Der Orangehaarige hatte sich soweit es ging in sich selbst verkrochen, wirkte noch jünger als er sowieso schon war. Vor morgen früh würde dieser nicht aufwachen. Leise schloss er die Tür hinter sich. Ein Blick auf die Uhr versicherte ihm, dass es noch früher Nachmittag war. Seine Füße trugen ihn zielstrebig zu Schneiders Büro. Unzweifelhaft wusste der Direktor mehr über Schuldigs Zustand und falls es da etwas Wichtiges gab, wollte er es so schnell wie möglich erfahren. Er begegnete nur wenigen anderen Schülern. Entweder waren sie in ihren Kursen oder genossen draußen einen freien Nachmittag. Sofern es nicht irgendwelche Strafarbeiten zu erledigen gab. Der Gedanke schoss durch seinen Kopf, als ihm urplötzlich Mark entgegenkam und braune Augen musterten den Jungen mit kühler Herablassung. Der Lockenkopf trat augenblicklich zur Seite und senkte den Blick, dennoch entging ihm nicht das blasse Gesicht oder der gehetzte Ausdruck darauf. Marks Aufseher war über dessen Meldung wohl nicht besonders erfreut gewesen. Kein Wunder, denn es würde ein schlechtes Licht auf diesen werfen. Ein spöttisches Lächeln umspielte kurz seine Mundwinkel. "Nur zu, Mark", forderte er den Jüngeren zum Sprechen auf. Der Junge wurde noch etwas blasser, wagte nicht aufzusehen. "Ich möchte für meine schlechte Leistung heute um Verzeihung bitten. Es wird sich nicht wiederholen." Hastig wurden die Worte hervorgestoßen, mit so wenig Ausdruck, dass sie wie auswendig gelernt klangen. "Davon will ich doch ausgehen." Seine ruhige Stimme ließ die Schultern des Anderen etwas nach unten sacken, ein deutliches Zeichen für die Erleichterung, die Mark empfinden musste. "Ich nehme deine Entschuldigung an. Und jetzt mach mit dem weiter, was dir sonst noch aufgetragen wurde." Mark nickte ruckartig, setzte sich dann mit vorsichtigen Schritten in Bewegung, die Augen krampfhaft auf den Boden gerichtet. Er sah ihm nach, bis der Junge um die Ecke verschwunden war, schüttelte leicht den Kopf und hatte den Vorfall danach auch schon so gut wie vergessen. "Komm herein." Die Bürotür war nur leicht angelehnt gewesen, trotzdem hatte sich seine Hand gerade zum Anklopfen erhoben, als er auch schon hereingebeten wurde. Automatisch überprüfte er seine Schilde, aber diese standen sicher, so dass Schneider seine Anwesenheit eigentlich nicht hätte bemerken dürfen. Seine stumme Frage wurde beantwortet, sobald er das Zimmer betreten hatte, denn nicht nur Schneider war da, sondern auch Stephenson. Für einen flüchtigen Moment erlaubte er sich Enttäuschung zu verspüren, dann aber wurde es in ihm so still, wie seine ruhige Miene bereits andeutete. "Guten Tag Herr Schneider, Mr. Stephenson." Er nickte beiden zu, erntete von seinem Landsmann ebenfalls eines, begleitet von einem freundlichen Lächeln. "Hallo Crawford, ich nehme an du kommst wegen Schuldig." Das kaum zu bemerkende Lächeln stand nur in den eisblauen Augen, ein Hauch von Wärme in klirrendem Frost. Dahinter verborgen etwas völlig anderes, das er bisher nur einmal gesehen hatte. Im Auto, kurz bevor sie mit Schuldig Rosenkreuz erreichten. Er registrierte es eher auf einer gefühlsmäßigen Ebene als durch rationale Beobachtung und wusste sogleich, dass Schneider das seinerseits bemerkte. Nur Stephenson stand völlig außen vor. Und in diesem Sekundenbruchteil war er mehr als froh, dass der Emulator nicht hoch genug eingestuft war um mittels Schneiders Telepathie etwas auffangen zu können - egal wie sehr er seinen Schilden auch vertraute. "Ja", bestätigte er die Vermutung des Direktors, während er drei Schritte vor dessen Schreibtisch stehen blieb, die Hände hinter seinem Rücken leicht verschränkend. Stephenson drehte den Kopf zurück in Richtung des Deutschen. "Gut, ich werde mich dann mal wieder an die Arbeit machen." Schneider lächelte kurz. "Natürlich. Wir sehen uns beim Abendessen." Sie verabschiedeten sich und Stephenson blieb noch einmal kurz stehen, ehe dieser endgültig ging. "Die Tests haben soweit keine Überraschungen ergeben. Es bleibt bei der Einstufung, auch wenn Schuldigs Leistungsfähigkeit noch ausbaufähig ist. Falls es mit ihm Probleme geben sollte, schicke ihn bitte sofort zu mir. Ich werde noch eine Weile hier bleiben." Er bestätigte das, dann waren sie endlich allein. "Und, gibt es Probleme mit ihm?" Schneider hatte sich zurückgelehnt, die eisblauen Augen ruhten fast wie ein Gewicht auf ihm. Dennoch fühlte er sich gelöster. Ohne fragen zu müssen nahm er den freigewordenen Platz ein, berichtete was geschehen war, seit Schuldig heute wieder aufgetaucht war. Der Deutsche zeigte keine Reaktion, bis sein Bericht beendet war. Dann richtete sich Schneider auf, platzierte seine Hände auf der polierten Tischplatte, die Finger ineinander verschränkt. "Du musst dafür sorgen, dass er ab sofort damit aufhört." Ohne Härte, aber mit fundamentaler Bestimmtheit. Etwas in ihm zuckte zurück, doch er erkannte weder den Grund dafür, noch die Ursache für das gleich wieder verschwundene Gefühl der Kälte. "Wenn Sie es wünschen." Wenigstens färbte in seiner Stimme nichts durch. Schneiders Mundwinkel zuckten, als wollte dieser ein Lächeln zurückhalten. Und es folgte eine Erklärung. Was überraschend war, da es der Direktor kaum nötig hatte seine Anweisungen zu begründen. "Schuldig hat jetzt einen ausreichenden Basisblock, schwebt also nicht mehr in unmittelbarer Gefahr. Zudem kann er schon erste Schilde aufbauen. Wenn ihm erlaubst im Notfall auf deine Hilfe zurückzufallen, wird er sein Potential niemals völlig entfalten. Das liegt weder in unserem noch in deinem Interesse." Er nickte verstehend und in die braunen Augen trat ein kalkulierender Ausdruck. Je stärker Schuldig sein würde, desto besser für sein Team - und somit für ihn selbst. Schneider musste kein Telepath sein um zu wissen, was ihm gerade durch den Kopf ging. Der Ältere stand auf und umrundete den Schreibtisch. Seine Nackenhärchen begannen sich aufzurichten, als Schneider hinter ihm stehen blieb, beide Hände auf seine Schultern legte. Er konnte den Schauder nicht ganz unterdrücken, der durch seinen Körper lief und Schneider reagierte mit einem leisen Auflachen, direkt neben seinem rechten Ohr. "Hast du noch etwas Zeit?" Warmer Atem und warme Finger. Sie glitten von seiner Schulter, den Hals entlang, endeten schließlich bei der Krawatte, die geschickt gelockert wurde. Seine Augen schlossen sich wie von allein und er lehnte den Kopf zurück, als wollte er seine Kehle entblößen. "Natürlich..." Ein Lächeln schloss sich dem an. Er schlug die Augen wieder auf, blickte direkt in das vertraute Eisblau, dem jetzt jede Kälte fehlte. Sein Lächeln wurde erwidert und irgendwo erkannte er eine Zufriedenheit bei Schneider, die er nicht so ganz einzuordnen wusste. Aber in diesem Moment kümmerte ihn das herzlich wenig. Seine Hand fuhr durch sandblondes Haar, dann zog er Schneider zu sich herunter. ****** Keine Kopfschmerzen. Sein erster Eindruck, sobald er wach genug war um einen klaren Gedanken fassen zu können. Es war unglaublich, was das für einen Unterschied machte. Innerlich streckte er sich, dehnte seine Schilde, die elastisch in ihren vorherigen Zustand zurückfederten, nachdem er den Druck wegnahm. Alles in Ordnung. Der Basisblock stand wie ein eherner Schutzwall, verhinderte die Überlastung seines Verstandes. Er vertraute darauf, dass er selbst dann halten würde, wenn seine zusätzlichen Schilde zusammenbrachen. Gedanken trafen ihn - ohne zu verletzen, leise, als würde er Stimmen aus dem Zimmer nebenan hören. Er hatte jeden Anreiz weiter zu üben, das wurde ihm in diesen Minuten bewusst. Egal wie schmerzhaft die vergangenen Tage gewesen waren, jetzt wusste er, wofür er das auf sich genommen hatte. "Wie ich sehe bist du endlich aufgewacht." Crawfords ruhige Stimme ließ ihn zwinkern, dann endgültig die Augen aufschlagen. Er setzte sich auf, gähnte ausgiebig. "Morgen." Sein Grinsen verkündete gute Laune, wurde noch etwas breiter, als der Ältere eine Augenbraue hochzog. "Dir geht es also wieder gut", folgte die ungerührte Feststellung. "Dann kannst du ab morgen am normalen Unterricht teilnehmen." Er schnitt eine Grimasse. "Wundervoll..." Grüne Augen huschten flink durch den Raum, kehrten zu Crawford zurück, nachdem er sich vergewissert hatte, dass alles war wie es sein sollte. Der Ältere zog gerade den Knoten der Krawatte zu, griff danach nach der Weste. Mit seiner Annahme, dass es Morgen war, hatte er anscheinend richtig gelegen. Langsam stand er auf, streckte sich um seine Muskeln zu lockern, in denen ein Rest der gestrigen Anspannung schlummerte. Aber auch das würde sich bestimmt bald geben. Ohne darüber nachzudenken ließ er seine telepathischen Fühler zu Crawford hinübertasten, suchte unbewusst nach dem Meer der Stille, ohne es in diesem Moment nötig zu haben. Die wenigen bisherigen Kontakte hatten ihn auf den Geschmack gebracht. Einen flüchtigen Sekundenbruchteil lang kam es zu einer Berührung, dann wurde der dünne Faden zerschreddert. Sein Aufschrei rührte zwar mehr von Überraschung als allem anderen her, dennoch tat es verdammt weh. "Was sollte das denn?" Scharf sah er den Älteren an. Crawford zeigte keine Regung, knöpfte ungerührt die Weste zu. "In Zukunft lässt du das bleiben. Den Grund habe ich dir ausführlich erklärt. Zudem brauchst du keine Hilfe mehr." Damit wandte sich der Ältere ab, hielt erst vor der Tür inne. In den braunen Augen lag keinerlei Ausdruck, als sie ihn musterten. "Du solltest dich etwas beeilen, sonst verpasst du das Frühstück. Anschließend werden wir die Besichtigung nachholen." Dann war Crawford endgültig verschwunden. Alleingelassen schüttelte er sich, als müsste er irgendetwas vertreiben. Das war es dann wohl mit seinem bevorzugten Kopfschmerzmittel. Was für eine Laus war Crawford bloß über die Leber gelaufen? Das Frühstück verlief ruhig und auch wenn es ihn wurmte, dass Crawford ihn die meiste Zeit ignorierte, ließ er sich nichts davon anmerken. Er war sowieso zu sehr damit beschäftigt, seine neuen Schilde zu testen. Viele um ihn herum schienen selbst mehr oder weniger starke zu besitzen und er bekam das kalte Grausen bei dem Gedanken, er wäre noch in Japan. Wenn ihn schon hier das Hintergrundsummen fast in den Wahnsinn getrieben hatte, was wäre dann dort mit ihm geschehen... Leider gelang es aber selbst hier niemandem vollkommen still zu sein. Auch wenn keine lesbaren Gedanken durchkamen, blieb trotzdem der Lärm erhalten. Wie bei einem schlecht eingestellten Radio. Die einzige Ausnahme bisher saß neben ihm. Er sprang weiter, wurde zurückgestoßen, glitt ab, tauchte ein. Die Eindrücke flackerten stroboskopartig durch sein Gehirn, aber er blieb nie lange genug um wirklich etwas zu erkennen oder bemerkt zu werden. Fast konnte er es _schmecken_. Soviel Energie. Verborgen unter dem Tisch berührte eine Hand seinen Oberschenkel und als er daraufhin zur Seite blickte, sah er Crawford kaum merklich den Kopf schütteln. Dann wurde die Hand zurückgezogen, Wärme hinterlassend. Er könnte die Anweisung ignorieren, schoss es ihm durch den Kopf, während er aus den Augenwinkeln immer noch Crawford musterte. Aber das wäre höchstwahrscheinlich unklug. Still seufzte er in die Tasse hinein, machte sich schließlich mit ungeteiltem Eifer über das Essen her. Plötzlich war er unglaublich hungrig. "Warum haben die es alle so eilig? Ist doch Sonntag." Er blickte den davonhastenden Gestalten hinterher, hielt sich selbst an Crawfords gemäßigtes Tempo. Der lächelte flüchtig. "Heute findet zwar kein normaler Unterricht statt, dafür aber verschiedene Trainingseinheiten." "Wir haben keinen einzigen Tag frei?" Er merkte selbst wie das klang, konnte sein Entsetzen trotzdem nicht ganz heraushalten. "Du wirst dich daran gewöhnen." Belustigt. "Wo nur habe ich das schon mal gehört", murmelte er bissig vor sich hin. "Ernsthaft jetzt?" Er blieb stehen und zwang Crawford damit ebenfalls innezuhalten. Braune Augen glitten kühl über sein Gesicht. "Viel Freizeit wirst du nicht haben", für einen Moment schien der Amerikaner in Gedanken woanders zu sein und das Amüsement hatte eine selbstbezogene Note, "aber ich bin zuversichtlich, dass du genug Gelegenheit finden wirst deinen Spaß zu haben." Diese trockene Aussage ließ ihn grinsen. Dann kam er auf den Vorfall beim Frühstück zurück. "Warum sollte ich aufhören? Mein Block war nicht in Gefahr." Crawford wusste sofort, worauf er sich bezog. "Du warst kurz davor einen Fehler zu machen. Telepathen können deine Berührung viel schneller spüren als die anderen Talente." Sein Grinsen wurde breiter. "Du hast dir Sorgen um mich gemacht. Wie lieb von dir!" Der Schwarzhaarige war kurz davor das Gesicht zu verziehen, wandte sich jedoch nur wortlos ab um seinen Weg fortzusetzen. Verblüfft über diesen Mangel an Reaktion konnte er ihm anfangs einfach nur nachstarren. Die anderen Schüler waren inzwischen verschwunden, so dass sie den Gang für sich allein hatten. Endlich fasste er sich wieder, rannte dem Älteren hinterher. "Ach warte doch, Crawford. Du kannst nicht leugnen, dass du mich magst, so sehr wie du dich um mich kümmerst." Schnell hatte er ihn eingeholt, griff nach Crawfords Hand um ihn aufzuhalten. Die damit einhergehende Stille war natürlich nur ein netter Nebeneffekt. "Lass das sein." Crawford zog seine Hand weg und die Ruhe erlosch. "Zum letzten Mal, damit ist es vorbei." Wäre Crawfords Miene nicht gewesen, hätte er das vielleicht lustig gefunden, so aber lag auf einmal ein kalter Stein in seinem Magen. Verdammt! ~TBC~ Schuldig kann echt ne Nervensäge sein, ne? Armer Crawford ^^ Und armer Schuldig... weil er die Grenzen nicht kennt, wird er noch etwas nachdrücklicher darauf hingewiesen werden o.O Nächstes Mal geht es mit Ken, aber auch mit Schwarz in der Gegenwart weiter ^^ cya, cu ^-^ Kapitel 71: "Ist doch nichts Neues, dass manche Angestellte ihre eigenen Wege gehen..." --------------------------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 71) Titel: Close Distance Teil: 71/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Es ist Freitag und dieser Teil startet bei Ken. Es ist ein paar Stunden nach dem Auftrag, den Weiß ausgeführt hat ^^ Danach geht es mit Schwarz weiter, auch am Freitagmorgen *nod* Disclaimer: not my boys, no money make... Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Furia: In diesem Teil wirst du Farfarellos Reaktion sehen *auf deinen Commi zu Teil 59 Bezug nehm* ^^ Auch wenn der Ire Schuldig nicht direkt dabei erwischt hat. Vielleicht ist das ganz gut so *ehe* Sorry für den langen GB-Eintrag ^.~ aber du kannst dir ja massig Zeit mit dem Beantworten lassen. Du weißt schon, von wegen Klausuren und so. (wenn ich dieses Wort noch öfter tippe, werde ich noch wahnsinnig @_@) Wirklich toll, dass du es noch geschafft hast, die restlichen Teile zu kommentieren. *mich riesig freu* Da ich diesen hier aber so schnell wie möglich hochladen will, bekommste die Antwort darauf in deinem GB - morgen müsste es klappen ^^ *knuffz* @Andromeda: Schon mal was von dem Buch "Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod" gehört? *gg* Mir tut der zweite Fall wirklich Leid wenn ich so sehe, dass fast jeder ihn vergisst (ich auch ab und zu ^^°). Sogar im Fernsehen ist das öfter mal falsch o.O Schön, dass du wegen _des Computers_ ^.~ keine Kopfschmerzen mehr bekommst *nod* Lass dir Zeit mit dem GB-Eintrag, ich kann das nicht genug betonen *auf meinen Klausurplan schiel* Bin so teils teils vorbereitet, kommt drauf an, wann die jeweilige Klausur zu schreiben ist ^^# *lach* Ich sehe, Schneider erregt dein Missfallen ^^ Aber du darfst mir glauben, bisher hat Crawford keine Absichten RK zu entkommen. Er würde Schneider jederzeit Schu vorziehen - aus rein pragmatischen Gründen und außerdem ist der Orangehaarige ja noch ein halbes Kind *gg* Zudem weiß Crawford genau, welche ,Karrieremöglichkeiten' ihm RK/SZ bieten. Seine Pläne ändern sich wirklich erst später ^^ Also dass Schneider eifersüchtig ist auf Schuldig ist, würde ich nicht direkt behaupten. Aber er hat außer dem erwähnten auch andere Gründe zu verhindern, dass die beiden sich näher kommen *nick* Danke fürs Daumendrücken *knuddel* ^____^ @Xell: Mal ein ungewöhnlicher Platz *lach* Freut mich, dass dir Schneider inzwischen etwas sympathischer ist. Und ich kann dir versichern, dass das keine normale Rektor-Schüler-Beziehung ist *gg* Schneider unterhält normalerweise überhaupt keine Beziehungen zu den Schülern auf RK, die auch nur ein bissl in die freundliche Richtung gehen ^^ Ob Schuldig eifersüchtig wäre? Ich denke, ein ,noch nicht' ist hier die passende Antwort *snicker* Du konntest dir die erste WK-DVD bestellen? Die ist doch erst ab 18 o.O Soweit ich weiß, darf die überhaupt nicht ohne Altersnachweis gehandelt werden... Wenn du noch nie was von WK gesehen hast, sei bloß nicht zu enttäuscht von der Qualität *räusper* In Sachen Untertitel biste ja bereits vorgewarnt ^^# @kohaku_san: Dieses Mal stehste ja wieder drin in der Liste *knuffel* Wie du sicher gemerkt hast, war es einfach am besten in der Gegenwart weiterzuschreiben - umso besser, dass ich gleichzeitig deinen Wunsch damit erfüllen konnte ^.~ Was Schuldig und Crawford angeht verstehe ich dich, aber es bleibt dabei. Es gab niemals die Chance, dass Crawford für ihn wirklich Gefühle entwickeln konnte. o.o Und ich werde Weiß auch wieder auf diese Weise einbauen, wie bei dem letzten Auftrag ^^ Ja, ja, Schuldig würde sich selbst nie als Psychopathen sehen *gg* Das hat man ja schon an den Gedanken gemerkt, die er betreffs der Schüler auf RK gehegt hat. Du kannst Fragen stellen... ^^° Natürlich sind Crawford und Schneider sich nicht unsympathisch, es hilft, dass sie sich ähnlich sind. Eigennutz ist aber auch von beiden Seiten dabei, wobei er bei Schneider allerdings eine größere Rolle spielt als bei Crawford ^^y Ich hoffe natürlich auch auf regelmäßige Commis von dir *zwinka* @nai-chan: Genau, viel Mitleid für Schu, er kann es gebrauchen. Vor allem wenn ich bedenke, was ihn bald noch auf RK bevor steht o.O Tja, und wie wir alle wissen, kann Schuldig sehr wohl etwas dafür, was er jetzt durchmacht. ^^° Dein Hinweis auf seinen Namen ist ganz richtig... Wobei ich zugeben muss, dass der Zufall wirklich ein paar üble Auswirkungen hatte. Viel Spaß mit dem neuen Kapitel. Ist zwar in der Gegenwart, aber Schu hat auch einen Auftritt ^^ @Kizuna01: Ach, dir geht es nur um die Gummibärchen? *dich schief anguck* *gg* Okay, hier sind sie *Tüte rüberschieb* ^____^ Schön, dass du wieder da bist *Willkommensknuddel* Ich hoffe der Stress in der Uni lässt bald nach, ich selbst muss noch ein paar Wochen drauf warten .___. Ich habe jetzt die Übersicht nach Tagen fertig, die du mal haben wolltest ^^ Der Link steht am Anfang unter dem Disclaimer ^-^ Teil 71 "Ist doch nichts Neues, dass manche Angestellte ihre eigenen Wege gehen..." Er joggte durch die dunklen Straßen, die noch angenehm leer waren. Schritt für Schritt. Der Klang von Sohlen gegen Asphalt. Gleichmäßige Atemzüge. So monoton, dass er sich fast vollkommen dem hypnotisierenden Rhythmus hingeben konnte. Die weichende Nacht sammelte sich um die einsame Gestalt, angezogen von der finsteren Stimmung. Kühler Wind strich durch braunes Haar, zog an verschwitzten Strähnen. Und er lief einfach immer weiter, flüchtend vor sich selbst, versuchte er schneller als seine eigenen Gedanken zu sein. Ein aussichtsloses Unterfangen. Ihre Mission war erfolgreich gewesen, aber das tröstete ihn kaum. Die Toten blieben tot und der Zufall allein hatte verhindert, dass Yuriko auch zu ihnen gehören würde. Seine Füße stoppten und es dauerte einen Moment bis er realisierte, dass er vor ihrem Apartmenthaus stand. Sehnsüchtig streiften braune Augen die Fassade entlang, über unbeleuchtete Fenster hinweg, bis sein Blick an der Stelle hängen blieb, wo er das ihrige vermutete. Seine Hände begannen zu zittern, während er den Drang bekämpfte die Treppe hochzurennen und bei Yuriko anzuklopfen. Unmöglich, er konnte es nicht tun. Er ließ den Kopf hängen und das Blut an den imaginären Krallen sah er nicht nur, er konnte es auch riechen. Abscheu ließ ihn würgen, doch sein Magen war leer, so leer wie sein Herz in diesen Sekunden. Yohji hatte vollkommen Recht gehabt. Wie nur hatte er sich einbilden können, es gäbe eine Möglichkeit diesem Leben zu entkommen? Es hielt ihn in seinen Klauen und jeder Versuch sich zu befreien riss nur klaffende Wunden. Nein, diese Hände waren es nicht wert Yuriko zu berühren, er war es nicht wert in ihrer Nähe zu sein. Die Tränen begannen stärker zu brennen, aber er konnte nicht weinen. Dazu tat es zu sehr weh. Die Sonne hatte die Schatten vertrieben und obwohl er diese Nacht kein Auge zugetan hatte, fühlte er sich seltsam ausgeruht. Als hätte er die ganze Zeit vor einem unüberwindbaren Hindernis gestanden, das plötzlich in sich zusammengestürzt war. Beim Blick auf die Armbanduhr lächelte er sogar. Und was machte es schon, dass es sich um ein trauriges Lächeln handelte. Kurz vor zehn, gleich würde das Flugzeug starten. Er sah suchend über das ausgedehnte Flugfeld hinweg, doch es war zu weitläufig. Noch hatte er keine Chance die richtige Maschine zu identifizieren. Der ohnehin schon herrschende Lärm schwoll an, als sich ein weiteres der Ungetüme in Bewegung setzte. Pünktlich auf die Minute. Eine Hand erhoben um die Augen gegen die Sonne abzuschirmen, beobachtete er den kurzen Kampf gegen die Schwerkraft. Und dann war sie endgültig weg. Zögerlich sank seine Rechte nach unten, blieb kraftlos an seiner Seite hängen. Herzschlag um Herzschlag stand er einfach nur da und starrte ins Leere, bis irgendetwas in seinem Verstand ihn zurückholte. Verwirrt blinzelte er, strich sich über die Stirn, als müsste er einen Schleier vertreiben. Seine linke Hand hatte die ganze Zeit das Flugticket umklammert gehabt und jetzt erst öffnete er den zerknitterten Umschlag. Vielleicht wollte er das Ticket herausnehmen und zerreißen, er wusste es nicht mehr, da er plötzlich ein zusammengefaltetes Stück Papier entdeckte. Ein Brief, von Yuriko. "Warum nur habe ich das Gefühl, dass du nicht neben mir im Flugzeug sitzen wirst, selbst wenn du dieses Ticket annehmen solltest..." Halblaut begann er ihre Worte zu lesen, stockte, las dann stumm weiter. Und auch wenn sie immer noch Traurigkeit widerspiegelten, stand anschließend ein Lächeln in den braunen Augen. ****** "Die haben einen Unfall draus gemacht?" Crawford faltete die Zeitung zusammen, sah ihn über den Tisch hinweg an. "Seit wann interessierst du dich für Nachrichten?" Er strich sich eine orangefarbene Strähne hinters Ohr und grinste flüchtig. "Seit ich Teil davon bin - auch wenn es niemand weiß." Warum er schon so früh wach war, fragte sein Gegenüber nicht. "Nun, ich nehme an die PR-Abteilung hielt das für ratsamer als die Polizei übers Gelände schwärmen zu lassen. Kritiker werden kaum vor die Presse treten um eine Gegendarstellung abzugeben." Ein feines Lächeln streifte Crawfords Lippen. "Du weißt so gut wie ich, dass Korin diese Art von Aufmerksamkeit nicht gebrauchen kann." Sein Nicken geriet etwas geistesabwesend, da er in Gedanken bei Takatoris missratenem Sohn war. Und das ließ eine weitere Frage aufkommen. "Gefährdet die Angelegenheit nicht das Projekt?" Wenn Crawford zur Abwechslung mal in mitteilungsfreudiger Stimmung war, sollte man das ausnutzen. Zudem fühlte er sich seit Mittwochabend etwas merkwürdig in dessen Gegenwart und unternahm jede Anstrengung um das zu verbergen. In braune Augen trat kaltes Amüsement. "Perser spielt ein merkwürdiges Spiel. Er lässt selbst Kritiker im Unklaren darüber, was wirklich vorgeht. Daher auch nur der Angriff auf die zwei Chemiker. Sie nehmen ohne Zweifel an, dass die beiden einen kleinen Nebenerwerb aufziehen wollten - und dabei die Ressourcen der Firma benutzten um ihre Drogen zu testen. Ist doch nichts Neues, dass manche Angestellte ihre eigenen Wege gehen..." Ihre Blicke trafen sich und stumme Übereinstimmung vibrierte zwischen ihnen. Unwillkürlich wollte er nach Crawfords Hand greifen, die an der Kaffeetasse ruhte, aber im letzten Moment besann er sich eines Besseren. Da war einfach zu dumm... jahrelang nichts und ein einziger Abend hatte gereicht um alles zurückzubringen. Nagi würde einen Lachanfall bekommen, wenn der davon erführe - und das hieß bei dem Jungen einiges. An Farfarellos Reaktion wollte er gar nicht erst denken. Ein Stich begleitete diese Überlegung. Aus Crawfords Blick war das Amüsement verschwunden. "Ich muss jetzt los. Sorge dafür, dass Farfarello heute etwas Energie abbauen kann, er wird von eurem gestrigen Einsatz noch ruhelos sein. Nagi muss spätestens in einer Viertelstunde aufstehen. Ich werde heute etwas später zurück sein." Damit stand der Ältere auf. "Auf Wiedersehen." Verblüfft sah er ihm hinterher, hörte, wie kurz darauf die Haustür zufiel. Dann ließ er den Kopf nach unten sinken, bis seine Stirn die kühle Tischplatte berührte. Er sollte sich schleunigst selbst in den Griff bekommen. Vielleicht würde es helfen zu seinem ursprünglichen Vorhaben zurückzukehren um wenigstens auf diese Weise eine Regung aus Crawford herauszulocken. Wieder ein Stich, aber diesmal ignorierte er ihn. Sich selbst überraschend hatte er die Uhr im Auge behalten, während er langsam seinen eigenen Kaffee austrank. Doch wie zu erwarten gewesen war, tauchte Nagi von sich aus rechtzeitig auf. Wenn auch etwas mehr in Eile als sonst. Brotscheiben flogen von allein in den Toaster, während Nagi den restlichen Inhalt der Kaffeekanne in eine Tasse leerte. "Du sollst doch keinen Kaffee trinken. Sonst wirst du niemals groß und stark werden." Er grinste den Jüngeren an, der sich ungerührt an den Tisch setzte und einen tiefen Schluck von der nicht mehr ganz heißen Flüssigkeit nahm. "Wer von uns möchte so schnell wie möglich eine Auswertung der Daten haben?" Nacheinander landeten Teller, Messer und Nuss-Nougat-Creme bei Nagi, gefolgt von dem Brot. Die Frage war wohlplatziert wie ein Faustschlag in den Magen gewesen und ließ ihn sein Grinsen vergessen. Als er nach einer Weile immer noch nicht geantwortet hatte, blickte ein Paar dunkelblauer Augen auf, musterte ihn ruhig für einige Sekunden. Dann wandte sich Nagi wieder seinem Frühstück zu, ohne dass weitere Worte fielen. Schweigend starrte er in seine leere Tasse und wartete darauf, dass sich seine gewohnte Schlagfertigkeit zurückmeldete. Aber da kam nichts. Das war alles Crawfords Schuld... Er rief sich selbst zur Ordnung, gerade rechtzeitig, da Nagi im Begriff war die Küche zu verlassen. Der Braunhaarige hielt inne, als er seine Frage stellte. "Hast du bereits Ergebnisse?" Er glaubte nicht daran, nicht nach dieser kurzen Zeit, aber er musste es wissen. Ein knappes Kopfschütteln antwortete ihm. "So schnell bin nicht einmal ich." Hatte Nagi tatsächlich kurz gegrinst oder hatte er inzwischen Halluzinationen? Das machte keinen Spaß mehr. Er wollte zurück in sein normales Leben. Jedenfalls versuchte er sich davon zu überzeugen. "Weißt du, wie lange es noch dauern wird, bis wir Bescheid wissen?" Er blieb ernst und Nagi wurde es ebenfalls. "Ich bin noch dabei die Inhaltsstoffe auf ihre Wirkungen beziehungsweise Wechselwirkungen zu überprüfen. Ein paar Tage dauert das auf jeden Fall, wenn du willst, dass ich gründlich bin." Sein Nicken war vollkommen unnötig, Nagi fuhr ohnehin mit der unmodulierten Erklärung fort. "Vielleicht ist es sogar erforderlich, einen Experten einzuschalten. Das hier ist schließlich nicht mein Fachgebiet." Was nicht viel zu sagen hatte. Der Junge war auf seine Art ein Genie, begriff Dinge hinter die er sich wirklich klemmte schneller, als jeder normale Mensch hoffen durfte. Natürlich sagte er nichts davon laut. "Okay, danke." Er lehnte sich zurück, versuchte sich den Anschein von Lässigkeit zu geben. "Du kommst zu spät zur Schule", fügte er dann wenig subtil hinzu. Dieses Mal war da eindeutig ein Grinsen zu sehen. Ein helles Licht stand für einen Moment in dunkelblauen Augen, danach machte auch Nagi sich an sein Tagewerk. Wieder allein begannen sich seine Gedanken um Farfarello zu drehen. Sie mussten herausfinden, welches Mittel sie ihm da spritzten. Sonst würde er ihn verlieren, egal wie die ganze Sache ausging. Seufzend stand er auf, der Stuhl scharrte über den gefliesten Boden. Sekundenlang sahen grüne Augen ins Leere, dann breitete sich ein Lächeln auf seinen Lippen auf. Farfarello würde gleich aufwachen. Er bereitete eine Schüssel mit Müsli vor und nahm sie mit hoch auf sein Zimmer. Wer Farfarello sah dachte wahrscheinlich, dieser würde sich von rohem Steak oder ähnlichem ernähren - sofern besagter jemand überhaupt noch dazu kam sich darüber Gedanken zu machen - aber in Wirklichkeit mochte der Ire Fleisch nicht einmal besonders. Lebendig, als Bestandteil der Opfer, war das natürlich eine ganz andere Sache. Sein Grinsen war zurück, als er im Türrahmen stehen blieb und einen Blick auf sein Bett warf, wo sich Farfarello langsam zu regen begann. Crawford hatte richtig gelegen, was Farfarellos Unruhe betraf. Er schien vor Energie regelrecht Funken zu sprühen, kaum gebändigt in dem geschmeidigen Körper. Selbst dessen Gedanken schmeckten wilder als sonst. Wie seltsam, es war doch erst drei Tage her, dass Farfarello das Medikament bekommen hatte. Der Schleier vor den grünen Augen verflüchtigte sich. Der Jüngere tigerte immer noch auf und ab, ließ sich nicht einmal von der laufenden Kochsendung ablenken, die der Ire sonst gerne verfolgte. Ob Farfarello die Messer mochte oder sich tatsächlich für das zubereitete Essen interessierte, war ihm bis heute nicht klar. "Wie wäre es mit etwas Training?" Der Ire stoppte augenblicklich und wandte sich ihm zu. Ein erwartungsvolles Lächeln, begleitet von einem Funkeln in dem bernsteinfarbenen Auge. Mit wenigen Schritten war Farfarello bei ihm, saß eine Sekunde später auf seinem Schoß. Das vertraute Gewicht drückte ihn tiefer in die Couch, Schenkel lagen eng an den seinen. Schuld kroch heimlich in ihm hoch, wurde hastig verdrängt. Schließlich gab es keinen Grund mehr dafür. Farfarello neigte den Kopf leicht zur Seite, unterzog ihn einer ernsthaften und gründlichen Musterung. Finger spielten mit orangefarbenen Strähnen, bevor sie begannen allmählich höher zu wandern, bis sein Gesicht schließlich von den Händen des Jüngeren umfangen wurde. Er schloss die Augen, spürte der Wärme nach, die von der Berührung ausgelöst wurde. Unregelmäßigkeiten verrieten gerade nicht sichtbare Narben auf den Handflächen. Selbst zugefügt, durch Unachtsamkeit oder auch Gleichgültigkeit im Eifer des Gefechts entstanden. Er sah sie vor sich, in seiner Erinnerung. Die Schnitte, aus denen heißes Blut hervorquoll. Es war nicht einfach gewesen Farfarello so lange ruhig zu halten, dass sie verheilen konnten. "Sag es mir zuerst." Die leise Forderung holte ihn zurück und mit einem Hauch von Verwirrung erwiderte er den stetigen Blick. Das Lächeln war verschwunden. "Was?" "Den Grund." Farfarello sah ihn weiterhin an, als wollte dieser etwas begreifen, das er nicht ganz erkennen konnte. Etwas, das sich gerade außerhalb seiner Reichweite befand, zu weit entfernt. Er war immer noch nicht schlauer. "Wofür?" "Warum du so anders bist." Treffer, versenkt. Er schaffte es gerade so ein Zusammenzucken zu unterdrücken, während seine Miene erstarrte. Eine andere Erinnerung meldete sich zurück und er war sich absolut sicher, so etwas kein weiteres Mal erleben zu wollen. Wie sollte er Farfarello das beantworten? Unbehaglich versuchte er wegzusehen, wurde jedoch nicht gelassen. "Das hat sich erledigt...", setzte er dann an, ein zaghafter Versuch. "Ich verspreche es dir." Er legte keinen besonderen Nachdruck in diese Worte, seine Augen sprachen viel eindringlicher, sagten weniger und gleichzeitig mehr. Farfarello erwog beides, was ausgesprochen worden war und was ungesagt blieb, nickte nach einer Zeitspanne, die ihm wie eine Ewigkeit erschien. "Gut." Etwas in ihm fand seinen angestammten Platz und er lächelte voller Ruhe. Streichelnd glitten seine Hände über den Körper seines Freundes, strichen durch kurz geschnittenes Haar. Farfarello erwiderte das Lächeln ohne zu zögern, folgte bereitwillig dem sanften Druck und beugte sich vor. Der Kuss besiegelte das Versprechen. ~TBC~ Ich bin ganz zufrieden mit Kens Szene, die Stimmung gefällt mir. Farf hat zum Glück keinen großen Aufstand gemacht, Schu kann sich wirklich glücklich schätzen. Ich würde nicht darauf wetten wollen, wer von beiden bei einem ernsthaften Kampf siegen würde ^^° cya, cu ^-^ Kapitel 72: "Du bist irre" -------------------------- Close Distance (Teil 72) Titel: Close Distance Teil: 72/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Weiter geht es am Freitag. Zunächst bei Farf und Schu, anschließend folgt ein Blick in Richtung Crawford sowie Ran und Yun-kun ^^ Disclaimer: not my boys, no money make... Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Furia: Einsame Landwege? o.O Na ich weiß nicht, ob mir sowas gefallen würde... Ist natürlich praktisch, wenn du Vergleiche mit deinem eigenen Leben anstellen kannst *grins* So wird die Sache etwas plastischer ^^ Zu Yurikos Brief: wahrscheinlich werdet ihr den Inhalt in etwa erfahren. Ganz steht es noch nicht fest. Nagi hat meiner Meinung nach allen Grund arrogant zu sein *gg* Danke, dass du ihn gelungen findest. Du merkst ja, dass ich mich im Allgemeinen darum drücke, über ihn zu schreiben ^^° Und bitte, sprich nicht über die Tot-Episode *grusel* (tolle BGM ^.~) *mir grad Farf beim Meditieren vorstell* *an "Glass Houses" erinnert werde* o.O' Japp, gut möglich, vielleicht auch aus anderen Gründen *lach* Ja, ja, ich denke es weiß kaum jemand außerhalb von Schwarz von den Narben auf Farfs Handflächen. Wie auch? *snicker* Ist ja nicht so, als wäre Farf jemand, der händeschüttelnderweise durch die Gegend rennt ^^ @Andromeda: Ich sehe schon... du kannst dich rumtreiben, während ich schon wieder für die nächsten drei Klausuren zu lernen hab ^^# Ich hoffe, wenigstens du hast so ein bissl Spaß. ^.~ Wenigstens sind zwei der Klausuren in Recht, so dass man mit dem Gesetz arbeiten kann und nicht soviel pauken muss *versuch mich damit zu trösten* ^^° @kohaku_san: Geht mir mit Schu und Farf nicht anders ^^ Außerdem wäre es auch sehr schlecht für die Gruppe gewesen, wenn diese Beziehung zerstört worden wäre o.O Es ist schon gut, dass Farfarello nicht ganz genau weiß, was geschehen ist. Wer weiß schon, wie er reagiert hätte, wenn er die beiden in flagranti ertappt hätte ^^# Ich denke bei meiner FF ist es sogar besser, wenn man den Anime nicht kennt *lach* Und nein, im Anime hat Ken keinen Brief von Yuriko bekommen *Kopf schüttel* Ich habe nie behauptet, ich würde alles originalgetreu übernehmen *zwinka* Ich glaub im Anime war es so, dass Ken ihr eine Blume in ein Buch gelegt hat, oder so ähnlich... Die Hoffnung, betreffs Crawford und Ran musst du noch nicht aufgeben, ich tue es ja auch nicht *gg* @Kizuna01: Nein, Ran wird nicht direkt zu Aya... es hat mit Crawfords Anwesenheit zu tun und mit den Erinnerungen, die beim Schießen hochgekommen waren. Ich will keinen Kühlschrank aus ihm machen ^^° Crawford und seine Barrieren runterlassen? Nicht sehr wahrscheinlich *lach* Dafür ist er nicht der Typ ^^ Aus Farfarello soll man auch nicht schlau werden ^.~ Aber immer wenn Farf von jemandem mit Großbuchstaben spricht (Er, Sein), ist auf jeden Fall Gott gemeint *nod* Mitnehmen möchte er Ran zu einer Situation/einem Ort/einem Gefühl, das lässt sich schwer erklären o.O' Crawford braucht Aya, damit die Ältesten nach Japan kommen, das wurde inzwischen denk ich ziemlich deutlich gesagt. Und Ran hält immer noch seine Schwester am Leben ^^ Warum genau Crawford das macht, wird eine ganze Weile nicht verraten - und ich beabsichtige nicht, euch zu verwirren oder hinzuhalten, es braucht eben alles seine Zeit *gg* Schuldig liebt Crawford auf eine gewisse Weise schon, aber er denkt selten darüber nach ^^ Was hast du nur gegen Schneider und Crawford? Ich mag die beiden zusammen immer mehr *grins* Schneiders Erklärung _ist_ einleuchtend, aber nicht der einzige Grund, warum Crawford in Zukunft Schu nicht mehr helfen soll. Der Deutsche hat eben auch seine Pläne. Farf hat eine sehr ausgeprägte Beobachtungsgabe und genauso gute Instinkte, daher weiß er meistens mehr, als man denkt ^^ Ein richtiger Vegetarier ist er übrigens nicht, er hat nur so seine Vorlieben *nod* *dir für diesen langen Commi ein paar extra Gummibärchen rüberschieb* @nai-chan: Der Teil mit Ken sollte auch ein bissl traurig sein ^^ *mich freu dass das rübergekommen ist* Es ist noch nicht ganz ein neuer Anfang, nicht für Ken, aber es ist die Mitte zu etwas Neuem. ^^ Ich weiß auch nicht, wie Schu das macht, aber er hat ja auch schon früher geschafft die Situation aufzulockern. Ich glaube im heutigen Kapitel bekommt aber Farf den Hauptpreis. Jedenfalls meiner Meinung nach *grins* Tja, Schuldig darf sich bei Farf nie ganz sicher fühlen. Der Ire bemerkt schon, wenn irgendwas nicht stimmt ^____^ Wenn Farf Telepath wäre und wüsste, was genau Schuldig gemacht hat, würde er ihm vielleicht doch eine kleine Lektion erteilen und es nicht so einfach auf sich beruhen lassen *grins* @Xell: Also ich habe keine Ahnung, ob es irgendwelche Verbesserungen bei den ersten beiden DVDs gab. Kannst du mir ja viel eher sagen, sobald du sie hast. *grins* Soweit ich mich erinnern kann, fand ich die Szene mit Yuriko und Ken auf der Wiese besonders schlimm, was die Lesbarkeit der Untertitel angeht o.O Ich weiß nur, dass die vierte DVD neu gemacht worden war, weil dort die Abstimmung der Bilder mit den Untertiteln absolut misslungen war. Thanx, dass dir die Szene mit Ken gefallen hat. Vor allem, da es mir ja genauso ging *lach* Woran liegt es nur, dass ihr aus Farf gleich einen Vegetarier macht? Er mag Fleisch nur nicht so sehr ^^ Mir gefällt Furias Erklärung dazu *grins* Bei Schuldig kann man sich nie ganz sicher sein, aber ich versichere dir, dass er nicht von Farfs Pillen genascht hatte *lach* Bei meiner FF bekommt Farf sowieso kaum Pillen, dafür ja die wöchentliche Spritze ^^ *noch Gummibärchen reich* Teil 72 "Du bist irre" Das Heft des Messers schmiegte sich in seine Hand wie ein alter Freund, aber auch wenn er viel trainiert hatte, würde er niemals Farfarellos Niveau erreichen. Langsam und konzentriert umkreisten sie sich gegenseitig, warteten auf ein verräterisches Muskelzucken. Farfarellos Grinsen war fiebrig, das Messer wie ein Bestandteil seines Körpers. Und dann war es endlich soweit. Schneller als ein normaler Mensch hätte reagieren können, brachte er seine Waffe nach oben, Klingen rieben kreischend aneinander vorbei. Er hatte Telepathie und Geschwindigkeit auf seiner Seite, Farfarello die Kraft eines Berserkers und die Wendigkeit einer Raubkatze. Der Kampf geriet zu einem Tanz, choreographiert durch ihrer beider Herzschläge, flüchtig ausgetauschte Blicke. Die Zeit ging verloren, alles um sie herum löste sich auf, bis nur noch sie zwei auf der Welt existierten. Bereitwillig versank er in dem Rausch, spürte keinen Schmerz, wenn er getroffen wurde. Irgendwann trennten sie sich voneinander, sahen sich schwer atmend an. Sie waren beide in genau derselben Sekunde zurückgetreten, ohne dass es einer besonderen Verständigung darüber bedurft hätte. Farfarellos Grinsen hatte sich in ein Lächeln verwandelt und mit einer träumerischen Geste strich sich der Jüngere über die Brust, verschmierte das dort hervorgetretene Blut. Anschließend wurden rotgefärbte Finger zum Mund geführt und sorgfältig abgeleckt, während ihn ein gold-gelbes Auge ohne Unterlass anstarrte. Verwirrt runzelte er die Stirn, blickte auf sein Messer herab. Tatsächlich. Blut befleckte die vorher blanke Klinge. "Sorry, war keine Absicht." Farfarellos Lächeln vertiefte sich. "Keine Sorge, es war meine eigene Schuld. Ich hätte besser aufpassen müssen." Es klang beinahe wie ein Schnurren. Der Ire trat näher, zeichnete mit der metallenen Spitze die roten Striche nach, die er seinerseits abbekommen hatte. Erst jetzt, da er sie sah, setzte das Brennen ein. Ruhig sah er Farfarello zu, sagte selbst dann nichts, als einige der Schnitte vertieft wurden, der Schmerz an Intensität gewann. Der Ire wusste stets, wie weit er gehen durfte. Auch wenn Crawford da anderer Ansicht war. Das Messer war mit einem Mal nicht mehr von Interesse, fiel unbeachtet zu Boden. Sein eigenes gesellte sich dazu. Er hörte sich selbst, wie sich sein Atem vertiefte, Verlangen durch seinen Körper zu strömen begann. Farfarellos packte ihn an den Schultern und schob ihn gegen die Wand, unsanft, aber mit genau dosierter Kraftaufwendung. Ein heißer Körper presste sich an ihn, Lippen suchten hungrig die seinen. Metallische Süße, noch mehr Hitze, geteilte Nähe. Ein leises, abgehacktes Lachen erfüllte den Raum und mit eifrigen Händen befreiten sie sich gegenseitig von den verbliebenen Sachen. Wasser strömte an ihnen herab, verschwand leicht rosa gefärbt im Abfluss. Seine Muskeln waren fast schlaff, so entspannt fühlte er sich. Dennoch schaffte er es seine Arme zu heben und durch das jetzt dunkler wirkende Haar seines Freundes zu fahren. Pitschnasse Strähnen, er mochte das Gefühl, wie sie durch seine Finger glitten. Dann nahm er sich die Zeit Farfarellos Verletzungen genauer zu betrachten. Die Schnitte gingen tiefer, als er angenommen hatte. Farfarello musste seine Deckung absichtlich vernachlässigt haben. Seine gute Laune verschwand langsam aber sicher. "Wenn du das noch einmal machst, kannst du in Zukunft mit bloßen Händen trainieren." Der Ire sah ihn scharf an, sagte jedoch nichts. Und im Stillen musste er zugeben, dass ihm selbst die Idee auch nicht besonders gefiel. Er würde nur ungern auf diese Kämpfe verzichten müssen. Farfarello spürte seinen erneuten Stimmungsumschwung und ein schmales wissendes Lächeln zog an den Lippen des Jüngeren. Mit einem gespielt aufgebrachten Seufzen zog er ihn aus der Dusche und begann Farfarello abzutrocknen. Das Handtuch gehörte anschließend in die Wäsche. "Eines Tages wird das schiefgehen", warnte er seinen Freund leise, griff nach dem Verbandskasten. "So einfach wird Er mich nicht aufhalten. Ich habe noch einiges zu erledigen." Farfarello sprach mit ruhiger Gewissheit, hob die Arme, damit er ihn ordentlich verbinden konnte. Kopfschüttelnd beendete er seine Arbeit. "Du bist irre." "Natürlich." Ungerührt grinste ihn der Jüngere an. ****** "Ich dachte, du hättest das Projekt im Griff." Eisige Kontrolle verhinderte, dass Takatori die Stimme erhob. Bewegungslos stand er neben dem Schreibtisch, lauschte dieser Seite des Telefongesprächs, sich ein ironisches Lächeln verkneifend. Das war doch mal eine gesunde Vater-Sohn-Beziehung. "Für dich will ich hoffen, dass das den Tatsachen entspricht." Ohne ein Wort des Abschieds legte Takatori auf und verschränkte dann die Hände, ein paar Sekunden lang das soeben Gehörte verarbeitend. "Masafumi hat mir versichert, dass nichts Wichtiges an die Presse gedrungen ist." Ohne Probleme erwiderte er den durchdringenden Blick, bevor er den seinen senkte, so wie es sich gehörte. Seine Abneigung blieb wie immer hinter einem professionellen Auftreten verborgen. "Ja, es wurde gute Arbeit bei der Schadensbegrenzung geleistet. Korin steht völlig unbefleckt da." Der Pharmakonzern gehörte zu einer der größten Einkommensquellen der Takatori Group und war ausgesprochen angesehen. Wie dumm, dass Masafumi seit einiger Zeit die Leitung innehatte. Takatori schnaubte verächtlich. "Schadensbegrenzung - so etwas sollte gar nicht erst erforderlich sein." Der ältere Mann fasste sich rasch wieder. "Sind die schlechten Nachrichten damit wenigstens vorbei?" Er neigte den Kopf etwas, sein Gesicht eine ausdruckslose Maske. Die braunen Augen hinter der randlosen Brille verrieten nichts außer ungeteilter Aufmerksamkeit für sein Gegenüber. "Ich befürchte die Antwort lautet nein, Mr. Takatori." Absichtlich gebrauchte er die in Japan unübliche Anrede, die sein Arbeitgeber stets hinnahm, nicht sicher, ob sie mangelnden Respekt ausdrücken sollte. Was natürlich genau der Fall war. "Ich kann leider weiterhin nichts Genaues sagen, aber es wird weitere Schwierigkeiten im Zusammenhang mit Korin geben. Vielleicht sollten Sie an eine Ablösung für Ihren Sohn denken." Er wusste bereits, dass der höflich vorgebrachte Vorschlag nicht befolgt werden würde und das passte sehr gut in seine Pläne. Abgesichert hatte er sich hiermit, niemand würde es wagen ihm später einen Vorwurf zu machen, wenn tatsächlich etwas schief ging. Solange er für Takatoris Sicherheit sorgte, war alles in Ordnung. Der Politiker schüttelte harsch den Kopf. "Das geht zurzeit nicht. Jemand könnte eine Verbindung zum gestrigen Vorfall herstellen. Zudem gibt es offiziell keinen Grund, die Führung in andere Hände zu legen." "Natürlich, Mr. Takatori. Kann ich noch etwas für Sie tun?" "Nein, kümmern Sie sich um das Übliche." Er nickte, verließ dann das Büro. Um das Übliche also... Ein paar Politiker auf die richtige Seite ziehen, einen Nachfolger für Fujimiya finden und was sonst so anfiel. Er begann immer mehr die Zeit zu vermissen, als Schwarz noch kleinere Aufträge übernommen hatte. Andererseits - so bekam er endlich die Chance den Wunsch der Ältesten zu erfüllen. Niemals würden sie dem Köder widerstehen können, den er vor ihren Augen baumeln ließ. Ein vollkommen unbewusstes, dafür aber finsteres Lächeln flog über seine Lippen, ließ die Sekretärin im Vorzimmer zurückweichen, ehe sie sich hastig wieder unter Kontrolle brachte. Die junge Frau lächelte nervös, drückte sich dann regelrecht an ihm vorbei um in Takatoris Büro zu gelangen. Kalte braune Augen sahen ihr für einen Moment nach, ehe er seinen Weg fortsetzte. ****** "Nur noch zwei Stunden, dann haben wir Wochenende." Yunshiro hielt das Gesicht in die Sonne, neigte jetzt den Kopf etwas zur Seite um ihn anzugrinsen. Die helleren Strähnen in dem Wust von braunen Haaren schienen weiter auszubleichen, je länger die Tage wurden. Bald würden die Lehrer wieder anfangen Yun-kun zu verdächtigen, sich die Haare zu färben. Er lächelte, genoss die kühlende Brise, die ab und zu an seinem Hemd zerrte. Es wurde langsam Zeit zu dem kurzärmeligen zu wechseln. "Wochenende vielleicht, aber vergiss den Aufsatz nicht, den wir für Japanisch schreiben müssen", warf er ein. "Du musst einem immer den ganzen Spaß verderben", beschwerte sich sein Freund und verzog das Gesicht zu einer Grimasse. Die dunklen Augen jedoch funkelten ihn weiter unbeschwert an. Alles war... so normal. Ein seltsames Gefühl, als hätte er einen alten Pullover wiedergefunden, der immer noch perfekt passte. Der Vergleich führte ihn geradewegs zu Farfarello, ließ ihn auf seine Handgelenke heruntersehen. Die Abdrücke waren so gut wie verschwunden, Crawford-sans überhaupt nicht mehr erkennbar. Er vermisste sie, stellte er überrascht fest. So viele neue Erfahrungen... Für eine Sekunde glaubte er Pulver zu riechen und Kälte wand sich durch sein Inneres, vereinigte sich mit dem bereits bestehenden Panzer. Einen Tag nur hatte er sie nicht gesehen und schon bekam er es mit der Angst zu tun, dass sie so plötzlich aus seinem Leben verschwinden könnten, wie sie aufgetaucht waren. Ein absurder Gedanke, nichtsdestotrotz erschreckend. Er hatte Aya gestern alles erzählt, in der Hoffnung sie würde einfach aufwachen und ihn auslachen, doch sie hatte weiter geschlafen, reglos wie eine Puppe, die von ihrer Besitzerin verlassen worden war. "Wo wart ihr Mittwoch eigentlich?" Yunshiro hatte seine Geistesabwesenheit sehr wohl bemerkt und verbarg geschickt die aufkeimende Besorgnis, wenn auch nicht völlig erfolgreich. "Hm... Warum nur kommt mir diese Frage so bekannt vor?" Mit einem leichtfertigen Tonfall ging er darüber hinweg. "Weil du sie mir bereits gestern nicht beantwortet hast." Dunkle Augen suchten violette und eine Antwort, die er nicht zu geben bereit war. Wie sollte er das auch Yunshiro erklären? Auf einen Schießstand zu gehen, nach dem, was mit seiner Familie geschehen war. Unmöglich. "Ich war einfach mit ihm unterwegs." Wenig geschicktes Ausweichmanöver, das war ihm selbst klar. Er wünschte, dass Yunshiro Crawford-san nicht gesehen hätte. Sie würden ihm immer noch ganz allein gehören. Aber es war in Wirklichkeit längst zu spät gewesen. Ob Nagi mit Yun-kun gesprochen hatte? Nein, unwahrscheinlich, beantwortete er sich die Frage gleich selbst. Der Gedanke an den Jüngeren rief ein leichtes Lächeln hervor, warm. Hoffentlich blieb Nagi wirklich im Computer-Club. "Falls irgendetwas nicht in Ordnung ist, würdest du es mir doch sagen, oder?" Verwirrt zwinkerte er, spürte wie gleichzeitig unfaire Bitterkeit in ihm aufstieg. Nicht in Ordnung? Was bitte sehr war in dieser beschissenen Welt wirklich in Ordnung? Eine winzige Stimme schrie das regelrecht heraus, aber seine Miene zeigte rein gar nichts. "Was meinst du?" Yunshiro musterte ihn durchdringend, als wollte dieser direkt in ihn hineinsehen, seine Gedanken erfassen. Und als hätte sein Freund abrupt einen Entschluss gefasst, griff Yunshiro nach seinen Handgelenken, drehte sie so, dass die Abdrücke zu sehen waren. "War er das gewesen?" Still verfluchte er sich dafür, die Ärmel hochgekrempelt zu haben. Er hätte es wissen müssen nach Yunshiros Blicken am Montag. Sein Schweigen ließ den Anderen weitersprechen. "Das sind nicht mehr dieselben, sie waren auf einmal schlimmer geworden..." Anscheinend hatte sein Freund darauf gewartet, dass er ihm von allein etwas sagen würde und als das nicht geschah, war Yunshiros Geduld heute endgültig erschöpft gewesen. Er wollte auflachen, konnte es jedoch nicht. Als ob Crawford-san so etwas - er unterbrach sich selbst. Natürlich, wie naiv von ihm. Schließlich _wusste_ er, wozu der Amerikaner in der Lage war, hatte es mit eigenen Augen gesehen. Selbst wenn er Crawford-sans Worten nicht geglaubt hätte, dieser Blick hatte alles verraten. Das war der Grund, warum er sich bei ihm sicher fühlte, so verrückt es sich anhörte. Yunshiro wurde immer besorgter. "Nun sag endlich was. Hat er dir wehgetan?" Ruhe überkam ihn, legte sich sanft um ihn, anders als der Schutzwall aus Eis, aber nicht weniger stark. Violette Augen verloren etwas von der Härte, die schon die ganze Zeit in ihnen geschlummert hatte. "Nein." Kein ausschweifendes Abstreiten, nur ein weiteres Lächeln. Der Braunhaarige holte tief Luft, überrascht von irgendetwas. Doch bevor dieser etwas sagen konnte, läutete die Schulklingel. Sie mussten reingehen, sonst würden sie zu spät zum Unterricht kommen. "Mathe wird auch nicht einfacher... Als hätten wir nicht schon genug mit Differentialrechnung zu tun gehabt, muss auch noch Integralrechnung dazukommen. Wen zum Teufel interessiert bitte schön das Volumen eines Kaffeefilters?" Yunshiro grummelte leise vor sich hin, starrte auf die Aufgabe, als wäre sie etwas besonders Widerliches. "Immer noch nicht fertig?" Belustigt neckte er seinen Freund, der kein Anzeichen gezeigt hatte, auf ihr Gespräch in der Mittagspause zurückkommen zu wollen. Dunkle Augen funkelten ihn erbost an. "Kann ja nicht jeder so ein Genie sein wie du!" Dieses Mal hinderte _ihn_ das Klingeln daran zu antworten. Gemeinsam verließen sie die Schule, nicht ohne dass Yunshiro ihm vorher die Lösung abgeknöpft hatte. "Hast du heute Abend Zeit?" Eine Hand auf seiner Schulter lehnte sich sein Freund etwas näher, um den um sie herum herrschenden Lärm zu übertönen. "Wir könnten mal wieder ins Kino gehen." Plötzlich sah Yunshiro über seine Schulter hinweg zu etwas, das sich hinter ihm befand, und ein undeutbarer Gesichtsausdruck löste die vorherige Offenheit ab. "Ich glaube da ist jemand für dich." Sein Herz begann schneller zu schlagen, ehe er sich langsam umwandte. Auf der anderen Straßenseite stand Crawford-san und wartete, ohne auf die wegströmenden Schüler zu achten. Stattdessen wurde sofort sein Blick erwidert. Die Hand wurde zurückgezogen. "Willst du ihn nicht begrüßen gehen?" Keine frechen Bemerkungen wie vor zwei Tagen, die wie er inzwischen sicher war nur Misstrauen überspielen sollten. Lediglich ernsthafte dunkle Augen, die mehr zu wissen schienen, als er im Moment verstand. Unwillkürlich erwiderte er das Lächeln. "Und was wird aus dem Kino?" "Das holen wir ein anderes Mal nach." Und damit schob ihn Yunshiro sanft aber nachdrücklich durch das Schultor. ~TBC~ *Farf schnapp und ihn abknuddel* Er ist diesmal irgendwie süß geraten, nicht wahr? ^^ Die Szene mit Crawford und Takatori hatte ich zur Abwechslung mal so richtig vor Augen gehabt - inklusive Crawfords Stimme *grins* So mit einem kaum wahrnehmbaren Hauch von Ironie. Und wie Leid es ihm tut, Takatori keine weiteren Auskünfte geben zu können *snicker* ^^ Aber Schluss mit dem Gelaber. cya, cu ^-^ Kapitel 73: "Rückblicke XX - Jetzt ist mir klar, warum du ihn dir unter den Nagel gerissen hast" ------------------------------------------------------------------------------------------------ Close Distance (Teil 73) Titel: Close Distance Teil: 73/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Zurück bei Schuldig und Crawford auf Rosenkreuz. Es ist Vormittag - immer noch der Tag, an dem Crawford Schuldig klargemacht hat, dass dieser keine Hilfe mehr von ihm erwarten kann ^^ Teil 70 wird fast direkt fortgesetzt *nod* Disclaimer: not my boys, no money make... Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Was du deinen Füßen so zumutest... *kopfschüttelnd sag* ^^ Das Feuerwerk hätte ich auch gerne gesehen *nod* Ha, eine Klausur - Steuern - steht noch aus. Daher habe ich dafür geübt und... Harry Potter gelesen ^^°°° *mich nicht zurückhalten konnte* Wann die Klausurergebnisse rauskommen, verraten sie uns vorher nie *ehe* aber ab jetzt braucht man nicht mehr in der Uni nachsehen, sondern kann das online machen *freu* ^___^ *grins* Ein Chapter mit Crawford und Schu bekommste heute ^.~ Ich schreibe mehr zu ihnen, sobald ich endlich frei habe - also außerhalb von CD, meine ich *nod* Und ja, ich habe die ganze Zeit darauf gewartet, dass du mal einen Vergleich zwischen Stan and Yun-kun ziehst *lol* Ich bin auch gespannt, wie die Story so weitergehen wird, ist ja nicht so, als hätte ich sie bis zum Schluss ausgearbeitet *pfeif* ^^# @Kizuna01: Nicht nur schwer zu beschreiben *gg* Sie sind auch schwer zu schreiben, solange sie nicht von ganz alleine in meinem Block landen. Glaub bloß nicht, ich könnte diese Gespräche planen o.O Oh sicher doch, Crawford hat dieses Verhalten von klein auf perfektioniert. Er muss es inzwischen einfach draufhaben, andere Leute vollkommen hinters Licht zu führen *snicker* Sein etwas finster geratenes Lächeln war eher ein Ausrutscher - aber ich liebe es ^^ Dafür, dass Yun ne Weile nicht aufgetaucht ist, wird er am Samstag (in der FF natürlich) mal ein bissl mehr Raum bekommen *nod* Zum einen um zu zeigen, dass er weiterhin Ran beisteht und außerdem, weil Ran sich in seiner Gegenwart einfach ein bissl lockerer verhält ^^ @kohaku_san: Hm, das letzte Chapter war eines, das auch mir gefallen hat - in der Richtung, dass ich beim Abtippen nicht die Augen verdrehte und mich fragte, was ich da mal wieder verbrochen habe ^^° Ich denke mal, Farf hat schon Schlimmeres gehört und warum sollte es ihm auch etwas ausmachen so genannt zu werden *grins* Er ist auf jeden Fall lieber "irre" als das, was die Leute als normal ansehen *nod* Ja, Schuldig und Farf zusammen haben einfach was ^^ Pah, wenn ich einen Brad zum Verschenken hätte, würde ich es eh nicht tun, sondern ihn für mich behalten - was denkst du denn?!? ^.~ Yun-kun ist eben nicht auf den Kopf gefallen *lach* Aber ich denke, nach diesem Tag wird er sich etwas weniger Sorgen um Ran machen, jedenfalls bis auf weiteres. Man weiß ja nie, was noch so kommt ^^ Nette Fähnchen ^_____________^ *das mal gesagt haben wollte* *gg* @Furia: *dir auf die Schulter klopf* Jupp, ich freu mich wirklich sehr, dass du es schaffst mir Commis zu schreiben ^^ Die Zeit ist mir da relativ egal *zwinka* *lach* Schön, dass dir der Kampf gefallen hat. Ich wette es ging Schu und Farf auch so ^^ Und ich will mal stark bezweifeln, dass sie sich angezogen haben bloß um ins Bad zu gelangen o.O Warum auch *grins* ^.~ Jaaa, Crawford ist noch besser, wenn er ein bisschen seine Emotionen durchscheinen lässt. Ich hätte ihm in dem Moment nicht über den Weg laufen wollen ^^° Mia, ihr müsst ja einen Mist machen o.O'' Kein Wunder, dass Yun-kun bei dir so sympathisch rüberkam, schließlich leidet er ja ähnlich *ehe* Ich hatte auf jeden Fall Mitleid mit ihm, daher bekommt er ja Ran am Samstag (Story-Zeit) etwas mehr zu Gesicht ^^ Ich hatte mir für einen Moment überlegt, auch Farfs Antwort mit in den Titel zu nehmen, dachte mir dann aber, dass dadurch etwas vom Effekt verloren geht ^^ @Xell: Nu ja, mir ist aufgefallen, dass ich die Mehrheit meiner Storys eigentlich unter dieser Kategorie miteinsortieren sollte. Ich werde es bei den anderen auch noch machen - bei Gelegenheit. *nod* Da kann ich ja direkt froh sein, dass du trotzdem "CD" liest *grins* Ich gebe zu, Shonen-ai ist in der Regel mehr was für den weiblichen Teil der Fangemeinschaft *lach* Ohne Untertitel? o_O Na du machst mir ja Spaß. Das hätte ich niemals durchgehalten. Ich hoffe, inzwischen hattest du die Gelegenheit auch mal zu verstehen - wenn auch nur lesender Weise - was du da siehst. ^^ Wegen der Quali habe ich dich ja vorgewarnt. Ich lese wirklich lieber FFs als mir den Anime reinzuziehen ^^# Hm, du kannst Fragen stellen *mal in meiner Folgenübersicht nachschau* Jupp, ganz richtig. Birman taucht erst im zweiten Handlungsabschnitt auf, also nachdem die Familie Takatori so ziemlich reduziert wurde. ^^° Folge 16: Schatten ^^ @nai-chan: Na sieh mal einer an, da hat jemand Xell den ersten Platz geklaut *gg* *dir Gummibärchen rüberschieb* Also wenn Schu und Farf laufend so kämpfen würden, wären sie bald ziemlich verunstaltet, meinst du nicht auch ^^# Ich muss aber zugeben, es hat Spaß gemacht das zu schreiben ^^ Es hebt sich durch einen Mangel an Geschehnissen ab?!? *mich weglach* Ich würde ja sagen, dass das eh der Standard bei mir ist und man eher überrascht sein darf, wenn mal was passiert ^___^ Ich bin überrascht zu hören, dass deiner Meinung nach in Teil 71 doll was geschehen ist, mir ist das nicht weiter aufgefallen... ^^ Ja, er heißt Yunshiro (aka Yun-kun) *nod* Ich glaube, Ran weiß gar nicht richtig zu schätzen, was für einen Freund er in ihm hat. Andererseits würde _ich_ wahrscheinlich auch auf niemand anderen mehr achten, wenn Crawford in meiner Nähe wäre *gg* Teil 73 "Rückblicke XX - Jetzt ist mir klar, warum du ihn dir unter den Nagel gerissen hast" Crawford hatte kein persönliches Wort mit ihm gewechselt, seit die "Besichtigungstour" begonnen hatte. Nichts als Erklärungen und leise Kommandos. Dennoch war kein einziges Mal eine Beschwerde über seine Lippen gekommen. Wie ein braver Schoßhund folgte er dem Älteren, prägte sich aufmerksam alles ein. Wenn er sich den Rundgang schon antun musste, wollte er auch etwas Nutzen daraus ziehen. Seine Schilde hatte er so fest es ging um seinen Geist gewickelt, stets daran denkend, dass er trainieren musste, um besser zu werden. Und er spürte regelrecht, wie etwas in seinem Kopf daran arbeitete das Netz dichter zu weben, Sicherheitsnetze aufzuspannen, alles um die steinerne rote Mauer herum, die immer noch seinen Basisblock bildete. Kurz durch seine Überlegungen abgelenkt, rannte er beinahe in Crawford hinein, als dieser vor einer weiteren Tür stehen blieb. Der Amerikaner wandte sich um und für einen Moment bildete er sich ein, Besorgnis durch die braunen Augen huschen zu sehen. Unwillkürlich reagierte er mit einem Grinsen und tat so, als hätte er nichts bemerkt, während seine Gedanken heißzulaufen begannen. Hatte Crawfords Gabe diesem irgendetwas gezeigt? Und wenn es so war - hatte es mit ihm zu tun? Doch er wusste, dass es besser war nicht nachzuhaken. Vor allem in Anbetracht von Crawfords nicht allzu guter Stimmung. "Was ist jetzt dran?" Er gab sein Bestes um wissbegierig zu wirken und erntete ein schmales Lächeln von seinem Gegenüber, der sich nicht so einfach täuschen ließ. Aber wenigstens ließ ihn diese Reaktion hoffen, dass Crawford sich nicht ewig stur stellen würde. Was sollte es auch schaden, wenn er mal auf ihn zurückgriff, sobald sich wieder starke Kopfschmerzen ankündigten. Dass diese nicht ausbleiben würden, bezweifelte er keine Sekunde lang. "Das ist die Bibliothek. Liest du gerne?" Der Schwarzhaarige öffnete die Tür zu einem hellen Raum, ganz anders als das, was er sich automatisch vorgestellt hatte. Sonnenlicht filterte durch die großen Fenster und an den Tischen saßen einige Schüler, die Köpfe über verschiedene Bücher gebeugt, ab und zu Notizen machend. Nicht einmal ein Flüstern störte die geschäftige Stille. Grüne Augen nahmen alles in sich auf und ganz vorsichtig begann er seine Fühler auszustrecken. Es war, als würde er plötzlich ein drittes Auge haben, das Ansammlungen von Licht wahrnehmen konnte. Konzentration lag zum Schneiden dick in der Luft und er kostete davon, als hätte es Substanz. Crawford unterbrach ihn nicht, was ihn überraschte, doch dann ging der Gedanke verloren. Seine Augen fielen von ganz alleine zu, als er in der neuen Welt versank. Er berührte, was er zu berühren vermochte, stieß gegen unerwartete Mauern an anderen Stellen. Und über allem lag ein Rauschen, wie ein Lied, dessen Worte er nicht ganz verstehen konnte, die Sprache noch zu unvertraut. Als er in die Normalität des gewöhnlichen Sehens zurückkehrte, waren kaum mehr als ein oder zwei Minuten vergangen, ein innerer Sinn verriet ihm das, doch gleichzeitig fühlte es sich wie eine Ewigkeit an. Crawford hatte geduldig abgewartet und ein eiskalter Blick sorgte dafür, dass neugierig erhobene Augenpaare sofort wieder gesenkt wurden. Er grinste ein nicht sehr nettes Grinsen und seine Haltung verkündete unbewusst, dass er zu Crawford gehörte. Und das blieb nicht unbemerkt. "Du findest hier alles, was du für den Unterricht brauchst." Der Schwarzhaarige sprach mit gesenkter Stimme, führte ihn an den Regalen entlang, blieb schließlich vor einem stehen, das keine Lehrbücher beherbergte. Mit sicherer Hand griff Crawford nach einem schmalen Band und reichte ihn mit undurchdringlichem Gesichtsausdruck weiter. "Ich denke, das könnte dir gefallen." Verwundert las er Autor und Titel, runzelte die Stirn. Nichts, das er sich als Freizeitlektüre ausgesucht hätte. Nichtsdestotrotz hatte er das Buch noch in der Hand, als sie die Bibliothek verließen. "Warum sollte ich das lesen wollen?" Sobald sie allein auf dem Gang standen, griff er nach Crawford um diesen aufzuhalten. Er hatte tatsächlich das Verbot vergessen und als ihn die vollkommene Stille daran erinnerte, war es natürlich zu spät. Die Berührung reduzierte ihn zu dem bloßen Verlangen, niemals wieder loslassen zu müssen. Bildete er sich das nur ein oder wurde es wirklich von Mal zu Mal schlimmer? Crawford befreite ihn aus dem Zwiespalt genau zu wissen, er sollte sich besser an das Verbot halten und es absolut nicht zu wollen, indem dieser ihm die Hand entriss, als hätte er eine heiße Herdplatte berührt. "Es ist nur so ein Gefühl." Die Antwort kam ohne auf seinen Fehltritt einzugehen und irgendwie führte das dazu, dass er sich mehr Sorgen machte, als wenn Crawford einfach mit ihm geschimpft hätte. Da half ihm auch nicht das plötzliche Bewusstsein, dass Crawford den Schweigestreik gebrochen hatte. Sie ließen das Buch in ihrem Zimmer zurück, ehe sie das Gebäude verließen. "Du weißt ja bereits, in welcher Richtung sich der Schießstand befindet. Also beginnen wir auf der anderen Seite." Er nickte, sich an die Runde von Kindern erinnernd, die Crawford ganz in der Nähe unterrichtet hatte. Kurz darauf standen sie vor einem Schwimmbecken, das olympische Ausmaße zu haben schien. Leichter Chlorgeruch stieg ihm in die Nase, ganz anders als die salzige Meerbrise, die er automatisch mit dem Anblick größerer Wasserflächen assoziierte. "Das ist..." Er vergaß was er sagen wollte, als sich eine Klammer um sein Herz legte. Das Keuchen klang rau in seinen Ohren, wie von jemand anderem kommend. Es fiel ihm schwer zu atmen und was immer die ins Leere starrenden grünen Augen sahen, es war jedenfalls nicht die Gegenwart. Seine Beine trugen ihn vorwärts und er merkte nicht, dass Crawfords ruhiger Blick auf ihm lag, ohne auch nur den Anklang zu zeigen, ihm helfen zu wollen. Wasser umfing ihn, geriet in seinen Mund, seine Kehle, als er zu schreien versuchte. Ein ersticktes Gurgeln und dann wurde er völlig klar im Kopf. Es war keine Erinnerung, kein Salzwasser. Hektisch schlug er mit Armen und Beinen um sich, zu unkoordiniert um etwas zu bewirken. Panik drohte ihn mit sich zu ziehen, aber dann war Bewegung ganz in seiner Nähe, Hände griffen nach ihm und brachten ihn zurück an die Oberfläche. Hustend rang er darum frische Luft in die Lungen zu bekommen, war erst erfolgreich, als er auf die Stimme zu hören begann, die ihn leise aufforderte sich zu beruhigen. Er erkannte sie und im gleichen Augenblick wurde sein Körper schlaff in Crawfords festen Griff, hörte er auf zu strampeln. Sein Atemrhythmus stabilisierte sich und er wurde sich wieder seiner Umgebung bewusst. Keine Gefahr, es war nur ein stinknormales Schwimmbecken und er befand sich auch noch fast am Rand, wovon seine Fingerknöchel sich bereits hatten überzeugen können. Er rieb sich über die schmerzende Stelle, sobald Crawford ihm einen sicheren Halt verschafft hatte. "Verdammt!" Der Fluch erleichterte es ihm aus dem Becken zu steigen. Crawford folgte ihm und in jeder anderen Situation hätte er sich über dessen Anblick wahrscheinlich kaputt gelacht. So aber reichte es nicht einmal für ein Grinsen. Er schüttelte sich wie ein nasser Hund - der Vergleich brachte ein ironisches Blitzen in grüne Augen - sah dann erst, dass sie Zuschauer bekommen hatten. "Was guckt ihr so?", fuhr er sie an, kümmerte sich nicht darum, dass einige älter als er selbst waren. "Sei nicht so vorlaut, Schuldig. Schließlich hast du hier für ein Schauspiel gesorgt." Er drehte sich zu Crawford um, der gerade nach dessen auf dem Boden liegenden Jackett griff und es abklopfte. "Trotzdem müssen sie mich nicht so anstarren." Er antwortete auf Japanisch, da ihn der Ältere so angesprochen hatte. Crawfords linke Augenbraue hob sich etwas, mit einer Hand winkte er einem der herumstehenden Jungen zu, der sofort loslief. "Du hast laut genug gerufen. Was erwartest du?", wandte sich der Schwarzhaarige dann wieder ihm zu. Crawford schien sich nicht im Mindesten etwas daraus zu machen, dass er klatschnass war. Braune Augen verscheuchten mit einem kalten Rundblick den Großteil der Neugierigen. "Ich habe überhaupt nicht gerufen, wie sollte ich das auch unter Wasser tun?" Mit jedem Schritt quietschten seine Schuhe und genervt zog er sie mitsamt den Socken aus. Crawford schloss für einen Moment die Augen, wie auf der Suche nach Geduld. Zwei Finger wurden daraufhin kurz zur Schläfe geführt und diese Geste machte klar, wovon der Ältere gesprochen hatte. Wider Willen stieg ihm das Blut ins Gesicht. Darauf hätte er auch von selbst kommen können. Hastig zog er sich das Shirt über den Kopf um es auszuwringen. Von der Schwierigkeit eine Antwort zu finden, erlöste ihn die Rückkehr des Jungen. Er hatte Handtücher mitgebracht. Diese wurden ihm von einem der letzten verbliebenen älteren Schüler abgenommen, in dem er erst jetzt Stephan wiedererkannte. Der ging mit einem amüsierten Lächeln zu Crawford, reichte ihm ein Handtuch. "Wie ich sehe, ist es ein anstrengender Job Babysitter zu sein." Crawford lächelte ebenfalls. "Es war notwendig", hörte er den Schwarzhaarigen dann zu seiner Überraschung sagen. Stephans Augen nahmen einen fragenden Ausdruck an, doch dieser hakte nicht nach. "Du musst es ja wissen..." Dann wurde auch ihm ein Handtuch angeboten, das er dankbar annahm um sich gleich die Haare trockenzurubbeln. Er spürte einen musternden Blick auf sich ruhen und innehaltend begegnete er Stephans hellblauen Augen, in denen so etwas wie Berechnung zu stehen schien. Eine Hand unter seinem Kinn zwang ihn den Blickkontakt aufrechtzuerhalten und auch wenn der Ältere Handschuhe trug, verstärkten sich sofort die auf ihn eindringenden Gedanken. Widerwillig zwang er sich dazu zuzuhören, alles andere verbot sich in dieser Situation, auch wenn er nicht wusste, woher dieser Eindruck stammte. >Falls du dich etwas aufwärmen möchtest, kannst du gerne auf mein Zimmer kommen. Ich verspreche dir auch, dich nicht dazu zu bringen, in ein Schwimmbecken zu fallen.< Ein Bild begleitete die mentalen Worte: er selbst, wie Stephan ihn gerade sah, halbnackt mit verstrubbelten Haaren. Und ein mitschwingender Unterton, ein nicht ausformulierter Gedanke, machte ihm klar, was genau Stephans Angebot bedeutete, das ihn anfangs verwirrt hatte. Perplex zwinkerte er, während Stephan zurücktrat, ein flüchtiges Grinsen auf den Lippen. Crawford wirkte nicht im geringsten überrascht, höchstens etwas genervt, was Stephan mit einem kurzen Auflachen quittierte. "Jetzt ist mir klar, warum du ihn dir unter den Nagel gerissen hast." Damit verabschiedete sich der Andere und ging ohne sich umzusehen davon. Crawford setzte sich ebenfalls in Bewegung und rasch folgte er ihm, in Gedanken versuchend das Gehörte zu verdauen. "Du hast mich absichtlich da reinfallen lassen?", fasste er sein erstes Ergebnis empört zusammen, kaum dass sie wieder im Haus waren. Crawford blieb stehen, sah ihn ohne einen Funken von Schuldbewusstsein an. "Wäre es dir lieber gewesen, in Zukunft immer Angst vor Wasser zu haben, wenn es in einer größeren Ansammlung als einer Pfütze daherkommt?" Sie blieben bei Japanisch. Die Frage kam zu unerwartet, als dass er gleich darauf antworten konnte. Stumm setzten sie ihren Weg fort. Wäre es wirklich so gekommen? Er versuchte sich in Erinnerung zu rufen, was genau geschehen war, doch alles blieb seltsam verschwommen. Höchstwahrscheinlich hatte Crawford Recht, er war ja der Precog. Er seufzte leise. Und gerettet hatte ihn der Ältere schließlich auch, bevor etwas Schlimmeres als nasse Sachen passieren konnte. "Was meinte Stephan damit, es ist ihm jetzt klar?" Eine andere Frage wäre ihm wichtiger gewesen, aber die wagte er nicht zu stellen. Crawfords Lippen verzogen sich zu einem weiteren schmalen Lächeln. "Mit deinem Hilferuf hast du klargemacht, wie stark du als Telepath bereits ohne Training bist..." Crawford führte das nicht weiter aus, aber den Rest konnte er sich auch so denken. Sie erreichten ihr Zimmer und froh über die gewonnene Privatsphäre, begann er sich aus seiner Hose zu schälen. Er fröstelte etwas, was sofort Stephans Angebot wieder in den Vordergrund seiner Gedanken rückte. Das konnte er doch nicht ernst gemeint haben... Seine Ohren begannen zu glühen und ein Seitenblick zu Crawford half ihm ganz und gar nicht weiter. Dieser hatte nämlich gerade sein Hemd abgelegt und rief ihm so das Bild vor Augen, das Stephan ihm gezeigt hatte. Er musste sich regelrecht zwingen keine weiteren Vergleiche zu ziehen. Zu seiner Erleichterung und uneingestandenen Enttäuschung verschwand Crawford gleich darauf im Badezimmer. Die Erleichterung überwog eindeutig, denn sein Gedächtnis suchte sich diesen Augenblick aus, um ihn an eine gewisse Nacht zu erinnern. Noch mehr Blut stieg ihm ins Gesicht - und am liebsten hätte er seinen Kopf gegen die nächste Wand gehauen. Mit keinem Mädchen im Bett? Tolle Beruhigung, wenn das hier anscheinend vollkommen egal war. Was musste Crawford bloß von ihm gedacht haben? Der Moment stand so klar vor seinen Augen, als wäre es gerade eben erst geschehen. Wärme und Stille. Und dann kam ihm plötzlich eine Idee, die dafür sorgte, dass er sich wie er war auf den Boden setzte um darüber nachzudenken. Entschlossenheit glitzerte in grünen Augen auf. Vielleicht war das ja die Lösung... Und Crawford müsste dann nicht mehr auf dieses ohnehin blödsinnige Verbot bestehen. Die Hitze hatte sein Gesicht noch nicht verlassen, als er voller Energie aufsprang und sich endlich umzog, sich mit dem Gedanken immer vertrauter machend. Er musste sich nicht davon überzeugen, dass ihm die Idee gefiel, das war unnötig. Als Crawford zurück ins Zimmer kam, sah dieser wieder so perfekt wie immer aus - und gleichzeitig anders. Er betrachtete ihn jetzt aus einem anderen Blickwinkel und das Lächeln, das er ohne es zu merken dabei aufsetzte, ließ Crawford stoppen. Er konnte erkennen, wie es hinter der Stirn des Älteren arbeitete, auch wenn er keinen Gedanken auffing. Resignation überschattete für ein paar Herzschläge die braunen Augen und sein Lächeln verwandelte sich in ein Grinsen. Natürlich brauchte er Sicherheit, vielleicht hatte er es falsch verstanden, doch er glaubte nicht wirklich daran. Stephan hatte ihm mehr verraten, als dieser wahrscheinlich beabsichtigt hatte. "Ich habe Hunger." Crawford trat näher, sah zu ihm herab und er wünschte sich ein paar Zentimeter größer zu sein. Es war schwer seine Hände unter Kontrolle zu halten, die unwillkürlich nach dem Älteren greifen wollten. "Du hast Glück, dass es gleich Mittagessen geben wird." Die tiefen Glockenschläge bestätigten mal wieder Crawfords Worte. ~TBC~ *gg* Ich finde diesen Teil irgendwie lustig ^^ Ich liebe die Vorstellung von Schuldig und Crawford, nachdem sie aus dem Schwimmbecken raus sind *breit grins* Und Schuldigs Idee - auch wenn ich ihm rate, sie besser nicht in die Tat umzusetzen ^^# So völlig an der Sache vorbei: Gestern habe ich den neuen Harry Potter Band bekommen und konnte mich einfach nicht davon losreißen. I read right through the half of it and that when I should learn for Taxes. That's sooo bad of me. *headdesk* But I love reading an English book after weeks of abstinence... ^^°°° cya, cu ^-^ Kapitel 74: "Oder vielleicht war er doch nicht so überrascht" ------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 74) Titel: Close Distance Teil: 74/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Es ist immer noch Freitag und dieser Teil knüpft da an, wo Crawford Ran von der Schule abgeholt hat ^^ Disclaimer: not my boys, no money make... Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Klar, HP habe ich ganz schnell durchgehabt *lach* ^^ Und in welchen Sommer soll ich mich bitte sehr stürzen o.O - ganz abgesehen davon, dass doch morgen mein Englisch-Kurs anfängt. Überstanden habe ich Steuern schon, aber das ist auch alles ^^° Schreibt dir mehr im GB *nod* Schu mit langer Leitung hat mir einfach gefallen *gg* daher konnte ich nicht widerstehen es so zu schreiben ^^ Hm... ich denke nicht, dass Crawford in der Zeit Schuldig wirklich nahe steht (allerdings wohl näher, als einem anderen Schüler auf RK ^^) - er passt nur auf ihn auf. Was Schuldig will, ist natürlich eine gänzlich andere Sache ^.~ Dass sich was hätte entwickeln können, streite ich nicht ab und warum das nicht geschah, wird noch genauer erklärt. Grundsätzlich bin ich ja der Ansicht, dass es schon ausreicht, dass Schneider das Verbot ausgesprochen hat *grins* Viel Spaß noch beim Entmisten deines Compis *lach* @Furia: Ich würde es niemals durchhalten, auf die deutsche Ausgabe zu warten ^^° Hey, Stephans Angebot hat doch nix mit Schuldigs Aussehen zu tun *gg* dem geht es allein um dessen Fähigkeiten ^.~ Und ich weiß echt nicht, ob Schuldig auf sein Angebot eingegangen wäre *Kopf schief leg* Gar nicht mal so unwahrscheinlich... Japp, Schu ist grade 15 - und ich liebe diesen Moment, als es ihm so langsam dämmert was los ist *lach* Und du liegst mit deiner Vermutung ganz richtig - sowohl was Schus Vorhaben als auch Crawfords Reaktion angeht ^^# Zu der anderen Frage: es ist eine Mischung aus beidem: Crawford ist etwas offener gegenüber Schuldig und der Telepath kann dessen Mimik schon ganz gut deuten ^^ Ich glaube der Titel des Buches wird erst etwa zu der Zeit verraten, zu der Farf in den Vergangenheitskapiteln auftaucht... (soll heißen, ich weiß es selbst noch nicht genau, wann ^^°) Deine Beschreibung von Crawford - wah! *ihn abknuddeln will* ^___^ Ja genau, er hatte genug Zeit Brille und Schuhe abzulegen *grins* Und Schu hatte die anderen wirklich nur gerufen und nicht herbeigezwungen *sich über das Zombie-Bild halb schief gelacht hat* @kohaku_san: Ich gebe ja zu, dass es mir schwer fällt Schuldig und Crawford _nicht_ zusammenzubringen - aber es bleibt dabei, in dieser Story geht es ganz einfach nicht. Es würde auch so was von gar nicht zu der Gegenwartshandlung passen ^^° Ganz abgesehen davon, dass Schneiders Pläne etwas anders aussehen *räusper* Dennoch denke ich, es werden noch ein paar andere Szenen mit den beiden folgen, mit denen ich dir (k)einen Gefallen tue *snicker* Ich denke mal normal ist das, worauf sich die Mehrheit der Leute einigen, nicht wahr? ^^ Und Farf war noch nie ein Typ für Mehrheitsentscheidungen *gg* Ausleihen? Das ist mir zu gefährlich - nachher bekomme ich ihn nicht wieder ^.~ Außerdem kann ich gerade deine Gedanken lesen, ohne dass ich dafür ein Telepath sein muss *lach* Hey, hoffentlich hilft mir das Fähnchen-Schwenken dabei, endlich an CD weiterzuschreiben. Nach den Klausuren stecke ich voll in einem Tief o.O @nai-chan: *grins* Was sollte Crawford auch für Emotionen zeigen. Schließlich hat er Schuldig nur einen großen Gefallen damit getan. ^^ Schuldig sollte ihm dafür dankbar sein und damit hat es sich ^.~ Meistens alles andere als ereignislos? Wow, das hebt glatt mein Selbstbewusstsein *gg* Zugegebenermaßen stört mich diese Ereignislosigkeit (wie ich sie empfinde) inzwischen gar nicht mehr so sehr an der Story, weil ich sehen will, wie viele Kapitel ich dieser Fanfic noch verpassen kann ^^ Die eigentliche ,Handlung', die ich für diese Geschichte geplant habe, würde sich nämlich recht schnell runterschreiben lassen. Aber ich habe ja von Anfang an gesagt, dass es mir dieses Mal viel mehr um die Charaktere geht. Kein Wunder, schließlich bin ich ein totaler Schwarz-Fan ^____^ @Xell: Siehste, du hast auch ne praktische Ader *lach* Fast wie Crawford. ^^ Ihr musstet ja nie befürchten, dass Schuldig wirklich was passiert, da er ja in der Gegenwart noch putzmunter ist. Und Crawford würde - solange es in seiner Macht steht - niemals zulassen, dass Schuldig ernsthaft zu Schaden kommt (also in dem Sinne, dass der Telepath nicht mehr zu gebrauchen ist ^^°), schließlich will er ihn ja für sein Team haben. *grins* Die Schocktherapie hat er gewählt, weil sie am einfachsten und schnellsten durchzuführen war, Crawford mag Effizienz ^_____~ @Kizuna01: Ganz genau, Erste! *grins und Gummibärchen hinhalt* ^^ Komm, ein bissl hat sich Schu schon für die Führung interessiert - und sei es auch nur, weil er dadurch in der Nähe von Crawford bleiben konnte *gg* Und ja, der Begriff "Telepathendroge", wie Furia unseren Crawford betitelt hat, trifft es im Hinblick auf Schuldig ganz gut. Und es ist doch kein Wunder, dass Schuldig sozusagen nach ihm süchtig wird, wenn man bedenkt, was für eine Wirkung der Amerikaner auf ihn - oder vielleicht eher auf seinen Verstand - hat. Ist wie mit Schmerztabletten, danach kann man schließlich auch süchtig werden, wenn man nicht aufpasst... Vom Charakter her würden Stephan und Schuldig schon ganz gut zusammenpassen *lach* Aber keine Sorge, ich plane in der Richtung sicher nichts ^^ Und Schu wird sich nicht so sehr die Pfötchen mit diesen Gedanken verbrennen, sondern vielmehr sollte er sich Sorgen um sein Gehirn machen ^^# Teil 74 "Oder vielleicht war er doch nicht so überrascht" Die Muster wiederholten sich. Warum war ihm das nicht früher aufgefallen? Ein kurzer Blick nach links versicherte ihm, dass Ran nach einem Besuch bei dessen Schwester in seine eigenen Gedanken verstrickt war. Aya zeigte kein Zeichen von Besserung, aber wie es sein sollte, ging es ihr auch nicht schlechter. Ran hielt sie fest ohne es zu wissen. Der Rothaarige musste die auf ihn gerichtete Aufmerksamkeit bemerkt haben, egal wie flüchtig sie gewesen war, sah von den Händen hoch und lächelte ihn an. Er bekam es aus den Augenwinkeln mit, gerade damit beschäftigt, einem unvorsichtigen Fahrer auszuweichen. Violette Augen wurden wieder nach unten gerichtet und Ran begann erneut mit einer leicht nervösen Betrachtung seiner Finger. Ein zufriedenes Lächeln streifte seine Lippen. Der Junge gehörte ihm. Seit dem Morgen nach dem Tod seiner Eltern. Es war ihm nicht schwer gefallen anzuwenden, was er auf Rosenkreuz gelernt hatte. Nicht mehr als ein bisschen Psychologie. Und genau deswegen hätte es ihm früher auffallen müssen, sehr viel früher. Eisblaue Augen musterten ihn aus seiner Erinnerung heraus, nur eine Spur von Amüsement in ihnen, doch es war für ihn immer einfach gewesen, es zu erkennen. Schneider kannte seinen Plan. Das hatte ihn mehr aus der Spur geworfen, als er vor sich selbst zugegeben hätte. Himmel, Schneider war nur ein Telepath und hatte ihn dennoch ohne Probleme um Längen geschlagen. Er wollte ihn wiedersehen - und mit Sicherheit würde er bald Gelegenheit dazu haben. Wie konnte es auch Zweifel geben, wenn Schneider sogar Stephenson in der Tasche hatte. Er bog in eine ruhige Straße ein, stellte am Ziel angekommen den Motor ab. "Wo sind wir hier?" Ran sah sich neugierig um, las schließlich das kleine unauffällige Schild und violette Augen weiteten sich. "Ein Dojo?" "Du hast doch Zeit, oder?" Ran war kurz davor ihn anzustrahlen, nickte aber nur und bewies damit ausgesprochen gute Selbstbeherrschung. "Trainieren Sie hier?" "Wenn ich Zeit habe, ja. Ich dachte, es könnte dich interessieren." Damit stieg er aus und Ran tat es ihm nach, folgte ihm zum Kofferraum. Mit schon vor langer Zeit erlernter Vorsicht holte er die ordentlich in ein Tuch eingeschlagene Waffe heraus und sah belustigt, wie es Ran regelrecht in den Fingern zu jucken begann. "Ich hätte meine Trainingskleidung mitbringen können", meinte der Rothaarige leise, den Blick auf das gar nicht sichtbare Katana fixiert. "Das ist nicht notwendig." Im Gegenteil. Ran sollte lernen auch unvorbereitet zu kämpfen. Dieser würde es zu später sicher zu schätzen wissen. Wenn überhaupt noch stimmte, was er bis vor wenigen Tagen zu wissen geglaubt hatte. Sein Stirnrunzeln blieb unbemerkt. Schneider wollte seine Gedanken einfach nicht verlassen. Wortlos bot er Ran die Waffe an, der im ersten Moment erstarrte, dann fast ehrfurchtsvoll danach griff. Ein Schauer durchlief den Körper des Jüngeren, als dieser das Tuch zu Seite schlug um das Katana freizulegen. Schlanke Finger krampften sich um das Schwert. Ran sah zu ihm auf ohne ihn zu sehen, in den violetten Augen stand der Wunsch nach etwas, das bisher noch nicht formuliert worden war. Es resonierte mit einer Erinnerung, mit der er gerade nichts zu tun haben wollte und so legte er eine Hand auf Rans Schulter, riss ihn heraus aus diesem Zustand. Der Jüngere zwinkerte verwirrt, fasste sich aber schnell wieder und erwiderte seinen nachdenklichen Blick fragend. "Lass uns hineingehen." ****** Stille, das war es, was ihm als erstes auffiel. Neugierig sah er sich um, konnte keine Menschenseele entdecken. Ob sie hier allein waren? Crawford-san folgte ihm etwas langsamer und als er sich kurz zu dem Älteren umdrehte, forderte ihn ein Nicken auf weiterzugehen. Sie erreichten einen Innenhof, wo sonst sicher ebenfalls trainiert wurde, jetzt jedoch war alles verlassen. "Warte hier einen Moment." Bevor er irgendwelche Einwände erheben konnte, verschwand der Schwarzhaarige im Gebäude und mit einem stummen Seufzen sah er ihm nach. Plötzlich fühlte er sich etwas verloren, schloss die Augen, um diesem Eindruck zu entkommen. Der Wind war nicht mehr als eine sanfte Brise, die rote Strähnen bewegte und den Geruch nach frisch gemähtem Gras mit sich brachte. Unwillkürlich schlich sich ein Lächeln auf seine Lippen, während er sich mehr und mehr entspannte. Schließlich öffnete er die Augen wieder und begab sich zu einer der niedrigen Holzveranden, die am Haus entlang den Hof einsäumten. Dort ließ er sich nieder, gegen die Wand gelehnt, das Katana auf seinem Schoß. Erst zögerlich, dann entschlossen, befreite er die Klinge, nahm sich ausreichend Zeit sie ausführlich zu betrachten. Fingerspitzen tasteten prüfend über feine Kratzer, prüften die Schärfe der Schneide. So perfekt... Viel zu vertieft in seine Untersuchung, bemerkte er überhaupt nicht, dass Crawford-san zurückgekehrt war, bis dieser sich neben ihm auf ein Knie gestützt niederließ. Überrascht zuckte er zusammen, schnitt sich aus Versehen bei dieser unvorsichtigen Bewegung. Es tat überhaupt nicht weh. Reglos beobachtete er, wie das Blut begann über blasse Haut zu rinnen, sich leuchtend davon abhebend. Da war es ja schlimmer sich an Papier zu schneiden. Fast widerstrebend wandte er sich Crawford-san zu, der selbst in dieser Haltung nichts von seiner Unangreifbarkeit verlor. "Du solltest etwas vorsichtiger sein." Ungerührte braune Augen betrachteten die kleine Verletzung. Er ballte seine Finger zur Faust, entspannte sie wieder, umfasste den Griff des Schwertes. "Es ist alles in Ordnung." Er bekam nicht mit, dass er das Blut dadurch weiter verteilt hatte. "Ich weiß." Crawford-san lächelte. Zu flüchtig um mehr als ein Zucken der Mundwinkel zu sein. "Komm." Der Amerikaner griff nach seiner freien Hand und stand auf, zog ihn dabei mit sich hoch. Kurz war er ihm nahe genug um Körperwärme zu spüren und wünschte, er wäre etwas mutiger. So aber trat Crawford-san einen Schritt zurück, ehe er diesen Gedanken zu Ende führen konnte und ihm blieb nur leises Bedauern. Sein Blick fiel auf ein weiteres Katana, das der Ältere jetzt mit sich führte. Wo kam das denn her? Crawford-san beantwortete die stumme Frage nicht und er vergaß sie gleich wieder, von einer neuen gefesselt. War das sein Ernst? Betäubt folgte er dem Amerikaner zurück in die Sonne, ohne ihre Wärme zu fühlen. Ihm blieb keine Vorbereitungszeit. Kaum standen sie auf dem freien Platz, traf Klinge auf Klinge. Er hatte keinen Gedanken daran verschwendet gehabt, wie er reagieren sollte, sondern es einfach getan. Die Umgebung war auf einen Schlag vergessen, er sah nichts anderes als seinen Gegner, hörte nur noch den hellen Laut, wenn Metall sich fand. Violette Augen blitzten fiebrig, suchten nach Schwachstellen. Er ließ vollkommen los - und fühlte sich freier als je zuvor in seinem Leben. Irgendwann fiel er aus dem Rausch heraus, sank schwer atmend in die Knie. Schweiß lief über seine Stirn und mit einer ungeschickten Handbewegung wischte er ihn beiseite. Seine Armmuskeln zitterten, so erschöpft waren sie, das Katana wurde auf einmal zu schwer um es festzuhalten, aber er wollte es nicht loslassen. Nach und nach stellten sich seine Sinne auf die normale Welt ein. Ein Vogel zwitscherte in der Nähe, führte ein einsames Selbstgespräch. Sein Mund war wie ausgetrocknet und sobald ihm das bewusst geworden war, begann Durst in ihm zu brennen. Er lächelte müde. Dieser Kampf, er hatte kein einziges Mal Angst gehabt. Noch nie war er so konzentriert gewesen und sein Kendo-Training erschien einmal mehr als bloßes Spiel. Kein neuer Gedanke. Und die damit einhergehende Bitterkeit war noch viel vertrauter. Juns Gesicht stieg in seiner Erinnerung auf, führte ihn weiter zu Miyu, die er zwar in der Regel verdrängen, aber einfach nicht vergessen konnte. Ein Schatten fiel auf ihn und er riss sich zusammen, genau wissend, dass es sich dabei nur um eine Person handeln konnte. Es kostete ihn viel Kraft wieder aufzustehen, aber er ließ nicht zu, dass es sich in seinem Gesicht zeigte. Zum Schluss jedoch verriet ihn sein Körper, nicht weiter aufgepeitscht durch Adrenalin, und mit weichen Knien schwankte er, wurde augenblicklich gestützt. Aufzusehen wagte er nicht, der Schwächeanfall war ihm zu peinlich. Er stand vollkommen still da und mit der Ruhe machte sich auch Schmerz bemerkbar. Seine Hand pochte dumpf vor sich hin und einige Stellen an seine Armen und am Oberkörper begannen zu brennen. "Du brauchst etwas zu trinken." Er konnte die Worte als leichte Vibration spüren, hatte nicht vor darauf zu regieren. Ja, der Durst wurde immer stärker, aber das hieße Crawford-san würde ihn loslassen. Etwas, das er in diesem Moment überhaupt nicht gebrauchen konnte. Der Griff um seine Oberarme wurde ihm mit jedem Atemzug bewusster, begann alles andere zu verdrängen. Er war nicht fähig sich zu rühren, obwohl er es nun wollte und er bezeichnete sich innerlich selbst als Idioten. Den Entschluss zu fassen war ihm nicht halb so schwer gefallen, wie ihn auch nur ansatzweise in die Tat umzusetzen. Es waren doch nur ein paar Zentimeter... Und dann war es wieder zu spät. Leichter Druck zwang ihn sich in Bewegung zu setzen und widerstandslos gab er nach, ließ sich zurück zur Veranda führen, setzte sich dort hin. Crawford-san verschwand erneut um kurz darauf mit einer Flasche Wasser zurückzukommen. Violette Augen blickten ihm entgegen, bemerkten erst jetzt das Fehlen von Jackett und Weste. Der Amerikaner hatte sie über das Geländer gehängt. Die Krawatte war gelockert worden und der oberste Hemdknopf stand offen. Er konnte den Blick nicht abwenden und lief rot an, sobald ihm der amüsierte Zug in den braunen Augen auffiel. Mit glühendem Gesicht griff er nach der Flasche und versuchte seine Verlegenheit in Wasser zu ertränken. Leider war es viel zu schnell alle. "Wo ist Ihr Katana?" Es war nirgendwo mehr zu sehen und bot ihm so die Gelegenheit für ein unverfängliches Gesprächsthema. "Ich habe es bereits zurückgebracht. Wir müssen langsam zurück, bevor dein Onkel anfängt sich Sorgen zu machen. Vorher solltest du dich aber besser umziehen." Crawford-san nahm ihm die Flasche aus der Hand, rote Flecken hafteten an dem transparenten Material. Als nächstens wurde ihm das Katana abgenommen und zurück in das Tuch gewickelt. Bis dahin hatte er die Worte des Älteren verarbeitet, es fiel ihm irgendwie schwer sich darauf zu konzentrieren. Langsam sah er an sich herab. Sein Hemd, es war etwas... Er biss sich auf die Unterlippe, um eine unüberlegte Reaktion von vornherein zu unterbinden. Eigentlich hätte ihm das doch früher auffallen müssen, nicht wahr? ****** Farfarello neigte plötzlich den Kopf, lenkte ihn so vom Fernseher ab, wo gerade irgendeine Soap lief. Es amüsierte in stets aufs Neue, mit was für Problemen sich die Leute darin herumschlugen. Nur die Darsteller selbst waren noch unglaubwürdiger. Fragend musterte er den Iren, der nicht mehr als eine bequeme Hose und eine Weste anhatte, letztere trug wenig dazu bei, den ordentlichen Verband zu verbergen. "Was ist los?" "Ein Auto." Er hatte es nicht gehört, doch ein telepathischer Rundblick bestätigte Farfarellos Aussage. "Crawford ist wieder das." Die Leere war unverkennbar. "Und er hat Ran dabei", informierte er seinen Freund, verschwieg aber das Chaos im Kopf des Rothaarigen. Der Ire sprang auf und lief zur Tür. "Da geht er hin, der Farf...", murmelte er belustigt zu sich selbst, bevor er ihm folgte. Natürlich war ihm die Faszination nicht entgangen, die Ran auf Farfarello ausübte, schließlich hatte er sie bereits auszunutzen gewusst. Für eine Sekunde wurden die grünen Augen zu schmalen Schlitzen zusammengekniffen, glitzerten kalt. Ran konnte von Glück reden, dass Farfarello nicht eine ganz bestimmte Art von Interesse an ihm hatte. Denn er gab niemals etwas her, das ihm gehörte. Er hatte keine großen Probleme mit Doppelstandards. Doch so wie die Dinge lagen, gab es nicht zu befürchten, von keiner Seite. Mit einem Grinsen lehnte er sich im Flur gegen die Wand. Farfarello stand vor der Haustür und öffnete sie, bevor die Heimkehrer überhaupt die Garage verlassen hatten. "Ungeduldig?" Der Jüngere drehte sich zu ihm um, seine Nasenflügel flatterten leicht. "Da ist Blut. Ich habe es doch gewusst." Mit einer selbstzufriedenen Miene sah Farfarello wieder in die andere Richtung. Seine Stirn legte sich in Falten, als er ein weiteres Mal nach draußen griff und nach Rans Verstand suchte, dieses Mal mit dem Ziel ein paar Informationen zu erhalten. Das immer noch schwelende Chaos sorgte jedoch dafür, dass er es sich anders überlegte. Es war die Kopfschmerzen nicht wert. Schließlich würde Ran ihm jeden Moment in Persona gegenüberstehen und er konnte noch genug in dessen Gedanken rumstöbern, sobald der Rothaarige sich etwas mehr beruhigt hatte. Sie mussten nicht lange warten. Schritte näherten sich und trotz der einsetzenden Dämmerung fiel ihm sofort Rans Gesicht auf. Crawford folgte dem Jungen auf dem Fuße, die Miene unlesbar, aber sein Aufzug ließ einiges von seinem gewohnten Perfektionismus vermissen. Wer hätte auch gedacht, dass sich Crawford mal dazu herablassen würde ohne ordentlich gebundene Krawatte herumzulaufen... Ran trat in den hell erleuchteten Flur und ein leises Pfeifen entkam ihm. "Was haben wir denn hier?" Mit immer noch verschränkten Armen stieß er sich von der Wand ab, schob die Hände dann in die Hosentaschen. Farfarello griff nach Rans Handgelenk, da dieser mitten im Schritt erstarrt war, als er sich einem Empfangskomitee gegenüber sah und zog ihn weiter herein, so dass Crawford hinter ihnen die Tür schließen konnte. Nicht ein Mal wurde das bernsteinfarbene Auge von Ran abgewandt - was kein Wunder war, schließlich sah der Rothaarige aus, als wäre er gerade von einem Unfallort davongelaufen. Blutige Schlieren im Gesicht, vor allem auf der Stirn, auch wenn er keine Verletzung entdecken konnte. Womit er ansonsten allerdings keine Probleme hatte. Rans Hemd wies mehrere Schlitze auf, die da sicher nicht hingehörten und rote Streifen verrieten, dass nicht nur der Stoff beschädigt worden war. Farfarello überraschte ihn damit Rans Hand nach näherer Betrachtung etwas zu heben und Blut von den Fingern zu lecken. Oder vielleicht war er doch nicht so überrascht. ~TBC~ Hm... ich mag die kurze Szene mit Farf und Ran. Bei Crawford und Ran bin ich mir nicht so sicher, ist stückchenweise so, dann wieder so... o.O Ha, ich habe Harry Potter 6 noch letzten Sonntag durchgelesen gehabt und damit nicht mehr als anderthalb Tage für gebraucht, obwohl ich noch ein paar Aufgaben nebenbei gemacht hab. Mir ist es egal, was die Presse (war glaub ich Spiegel online) sagt, ich bin der Meinung, dieser Band ist um Klassen besser als der zuvor. Und schockierender... Ich hätte niemals gedacht, dass die Rowling diesen Chara sterben lässt o.o Okay, genug gelabert ^^° cya, cu ^-^ Kapitel 75: "Du kennst doch inzwischen seinen Geschmack" -------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 75) Titel: Close Distance Teil: 75/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Weiter geht es bei Schwarz nach der Rückkehr von Ran und Crawford ^^ Wir haben weiterhin Freitag *nod* Disclaimer: not my boys, no money make... Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Ach was, bei dir wundert mich doch gar nichts mehr *lach* Also American Pie ist ein Film, den ich mir einfach nicht ansehen würde, zu albern ^^ Aber ja, ich kenne ihn so vom Hörensagen *grins* Viel Spaß beim Warten auf die neuen Bücher ^^ *snicks* Ich denke mal, Ran ist es einfach gewöhnt, sich in erster Linie auf den Kampf zu konzentrieren - und in diesem Fall musste er sich bestimmt doppelt so sehr anstrengen. Kein Wunder, dass er nix bemerkt hat ^.~ *gg* Du wärst sicher auch baff gewesen - hättest du nicht ein kleines bisschen Angst, dass Farf zubeißen würde? ^^# Nächstes Mal gibt es ja wieder ein Vergangenheitskapitel *nod* Übrigens habe ich dir doch schon mal gesagt, dass es an Schneiders Verbot liegt. ^.~ Diesem wird einfach nur noch etwas... Nachdruck verliehen *ehe* @nai-chan: Ach, es wurde doch gar nicht gespoilert *lach* _Dass_ wieder jemand umkommt, war doch schon bekannt - und wer, haben wir nicht erwähnt ^.~ Ich fühle mich ausgesprochen geehrt, dass dir die Dojo-Szene so sehr gefallen hat ^___^ *knuffz* Ran und Farf machen sich irgendwie gut zusammen. Es ist in der Regel sehr einfach über die beiden zu schreiben ^^ Aber ich darf es ja nicht übertreiben, schließlich gehören die beiden zwei zu jemand anderem *grins* @Xell: Ich finde auch, dass Go Spaß macht - obwohl ich laufend gegen Shati verliere ^^° Sowas hätte es mal bei unseren Projekttagen geben sollen o.O Ich weiß zwar nicht mehr genau, was wir eigentlich gemacht haben, aber dafür noch, dass ich nicht wirklich von begeistert war... ^^# Hey, du kennst mich doch - eine Liebeserklärung und nicht mehr lange auf sich warten lassen? Das wird wohl nicht so wahrscheinlich sein. *ehe* Bloß weil Crawford Ran als Eigentum ansieht, wird er kaum von allein weitergehen. Aber wenn sich Ran endlich mal ein bissl mehr anstrengt... hm... Ich denke mal diese Zusammentreffen sind für Farf unterhaltsamer als für Ran *grins* Manchmal tut mir der Rotschopf ja Leid, aber ich kann es einfach nicht lassen *lach* @Kizuna01: *erstmal Gummibärchen rüberschieb* *mir vorher ein rotes stiebitz* ^^ Nu ja, sagen wir es mal so: in meinen neueren Storys hat Schu bei mir blaue Augen, aber CD läuft ja schon ne Weile ^^° und daher hat er hier immer noch grüne. Demnach erinnert sich Crawford in dem Moment an Schneider. Bei der zweiten haste aber vollkommen Recht *nod* Nettes Bild *lach* Wirklich schade, dass ich nicht zeichnen kann. Ran und Farf würden sich so sicher gut als Pic machen ^^ Und was Ran und Crawford angeht: Ich bin mir ziemlich sicher, dass Ran nach beidem sucht *Kopf schief leg* Was nun überwiegt... *nur grins* Da Crawford nun mal ist, wer er ist, wird er Ran absichtlich ausweichen - nicht dass man bei ihm immer ganz sicher sein kann ^^ Der letzte Band und spannender? Ich hatte da manchmal echt Probleme weiterzulesen, so einschläfernd fand ich einige Szenen. Keine Ahnung, woran genau es lag, aber die Geschichte um den Orden des Phönix ist mir doch so ziemlich auf den Keks gegangen. Und die Sache mit der Umbridge und Harrys Strafarbeiten war noch schlimmer... Aber jeder darf da ja seinen eigenen Geschmack haben *zwinka* Stimmt, ich hatte auch bis zum Schluss gedacht, dass dem Chara nichts passiert. Vor allem, als das Zeichen über dem Schloss auftauchte. Wog mich irgendwie in Sicherheit, da ich der Ansicht war, dass schon jemand anderer gestorben war ^^# Teil 75 "Du kennst doch inzwischen seinen Geschmack" Ran wusste für einen Moment nicht, ob er entsetzt oder angewidert sein sollte, entschied sich dann für Indifferenz. Soweit das dem Rothaarigen möglich war. Amüsiert betrachtete er das sich ihm bietende Bild, entschloss sich schließlich dazu zu Rans Rettung zu eilen. Nicht, dass Farfarello sich noch etwas Schlimmeres einfallen ließ. Der Ire leckte weiter in aller Seelenruhe Rans Finger ab, stoppte erst, als sich zwei Hände auf seine Schultern legten. "Willst du nicht ein paar Sachen für Ran holen? Du kennst doch inzwischen seinen Geschmack", flüsterte er seinem Freund ins Ohr, dem die Zweideutigkeit der Aussage leider völlig entging. Ließ sich nicht ändern. Ran sah ihn Hilfe suchend an und er rang sich ein ermutigendes Nicken ab, während er am liebsten laut aufgelacht hätte. Ran sah aus wie ein Tier, das mitten auf der Straße plötzlich von Autoscheinwerfern erfasst worden war und sich nicht rühren konnte. Da der Rothaarige keine ernsthaften Verletzungen aufzuweisen schien, hielt er sich nicht weiter damit auf, sich irgendwelche unnötigen Sorgen zu machen. Auch wenn er der Ansicht war, dass Crawford es etwas übertrieben hatte. Farf betrachtete nachdenklich Rans Hand und sah nicht so aus, als wollte er seine neueste Errungenschaft so schnell aufgeben. Ein Blick in die violetten Augen jedoch schien ihn zu einer anderen Entscheidung zu führen. Er sah an Rans Reaktion, dass Farfarello ihn angelächelt haben musste, vermutlich fiel es nicht sehr beruhigend aus. Dann machte sich der Ire auf den Weg in sein Zimmer. Rans Erleichterung war offensichtlich und er grinste ihn an. "Du brauchst jetzt sicher eine Dusche, nicht wahr? Um den Rest kümmern wir uns nachher." Der Jüngere griff seinen Vorschlag dankbar auf und kurz darauf war er allein mit Crawford, der bisher noch kein Wort gesagt hatte. Die Belustigung floss aus ihm heraus, während er seinen Anführer betrachtete. Zurück blieben Anspannung und Neugier. Crawford stellte seine Schuhe weg, dann wurde das Jackett beiseite gelegt. So blieb ihm genug Zeit sich ein paar Fragen zu überliegen. Dummerweise schaffte er es aber nicht, die Zeit auch zu nutzen. Verdammt, hatte er sich nicht mit sich selbst darauf geeinigt, keinen Gedanken mehr daran zu verschwenden? In einer Geste, die lässig wirken sollte, stützte er sich mit einer Hand an de Wand ab, versperrte so gleichzeitig Crawford den Weg. Der Ältere blieb genau vor ihm stehen und neben dem gewohnten Aftershave konnte er auch einen Anklang von Schweiß wahrnehmen. Was ihm nicht gerade dabei half seine Gedanken auf vernünftige Bahnen zurückzulenken. "Was willst du?" Darauf antwortete er besser nicht. Er schluckte unbewusst und grüne Augen wanderten kurz zur Seite. Seine rechte Hand hielt er fest gegen die Hose gepresst, anderenfalls hätte er Crawfords Hemd sicher weiter geöffnet. Innerlich schüttelte er den Kopf, dachte rasch an den Vormittag zurück, an Farfarello. Und plötzlich wurde alles viel einfacher. "Hättest du nicht etwas vorsichtiger sein können? Was wenn Ran als nächstes zu seinem Onkel rennt?" Crawford lächelte kühl. "Mach dir keine unnötigen Sorgen. Ich bin mir sicher, ihm hat das Training gefallen." "Training nennst du das?" Eine Augenbraue rutschte nach oben. "Und welchen Sinn hat es ihn so zuzurichten?" "Es wird ihn das nächste Mal vorsichtiger sein lassen", erwiderte Crawford ungerührt. Hieß gleichzeitig, dass es ein nächstes Mal geben würde. Aber warum? Was hatte Crawford davon - oder in Erweiterung Schwarz? "Auf der Suche nach einem neuen Mitglied für unser Team?" Das brachte ihm ein amüsiertes Zucken der Mundwinkel ein. "Was denn, Schuldig, glaubst du das wäre notwendig?" Wenn ich dir gleich an den Hals gehe - ja! Er sagte das natürlich nicht. Crawford machte Anstalten zu gehen und reflexartig wich er ihm aus, merkte dann, wie kontraproduktiv das war. "Warte, ich werde mich um Ran kümmern." Er wusste ohne Zweifel, wohin Crawford wollte. Der musterte ihn kurz, nickte anschließend. "Wie du willst." Der Ältere begab sich in die Küche und er hörte ihn dort Wasser aufsetzen, bevor Crawford sich ins Obergeschoss begab. Er sah ihm immer noch nach, als ein Arm um seine Taille gelegt wurde. Farfarello. Er küsste den Iren, eine Begrüßung, die eigentlich absolut unnötig war und die er doch brauchte um vollkommen zurück ins Gleichgewicht zu kommen. Farfarellos Blick schwankte am Rand des Misstrauens und bestätigte ihm, was er bisher nur vermutet hatte. Farfarello wusste sehr wohl Bescheid, was mit ihm los war. Er drehte sich in der halben Umarmung, schlang seinerseits beide Arme um den Hals des Iren, zog ihn zu sich heran, bis sie Stirn an Stirn dastanden. "Und, was gefunden?" "Ich möchte ihm eine Weste geben." "Noch eine?" Seine Hände vergruben sich in den kurz geschnittenen Haaren. "Hm... dann heilen seine Wunden schneller." Niemand konnte behaupten, dass Farfarello keinen Verstand hatte. Er nippte an den Lippen des Jüngeren. "Gut mitgedacht." Er lächelte gegen Farfarellos Mund, wurde gegen die Wand gedrängt, mal wieder. "Nicht gerade der richtige Ort..." Oder auch nur der richtige Moment. Farfarello ließ die Sachen fallen und ging etwas ernsthafter an den nächsten Kuss heran. Er sparte sich weitere Einwände, zu beschäftigt ihn zu erwidern. Irgendwann löste sich der Ire von ihm, grinste ihn an in einer Mischung aus Verlangen und dem Wunsch, ihm etwas heimzuzahlen. "Ich werde oben auf dich warten." Geflüsterte Worte, direkt neben seinem Ohr. Er blieb allein zurück, versuchte seine Atmung unter Kontrolle zu bringen. "Wirklich wunderbar", murmelte er zu sich selbst, gar nicht amüsiert. Farfarello wusste genau, dass er zuerst zu Ran musste. Widerstrebend zog er seine Kleidung zurecht, mit eher bescheidenem Erfolg, hob dann die Sachen auf. Ran schien gerade mit dem Duschen fertig zu sein, stand nur mit Shorts bekleidet im Bad und versuchte sich zu Ende abzutrocknen, ohne allzu viel Blut an das Handtuch kommen zu lassen. Einige Schnitte waren unter dem warmen Wasser wieder aufgegangen, hoben sich fast grell gegen die blasse Haut ab. Der Anblick erinnerte ihn sofort an Farfarello, brachte ein Gefühl der Kälte mit sich. Es beeinflusste das Lächeln, das er aufgesetzt hatte. "Na los Ran, setz dich." Er drückte den Rothaarigen auf den Wannenrand. Als nächstes griff er nach dem Verbandskasten, der immer noch etwas unordentlich war, von der ersten Verwendung heute. Violette Augen folgten ruhig jedem seiner Handgriffe und eins musste man Ran lassen, er zuckte nicht ein Mal zusammen, während er ihm die Wunden desinfizierte. Dabei hatte er genug Gelegenheit sie ausführlich zu untersuchen. Sie waren nur oberflächlich. Ehrlich gesagt hatte er nichts anderes von Crawford erwartet. Die Anzahl war aber wirklich übertrieben. "Warum hast du eigentlich nicht besser aufgepasst?" Ran zuckte mit den Schultern, zögerte, bevor er langsam antwortete. "Ich... ich habe es überhaupt nicht mitbekommen." Eine Pause, dann ein schnelles Lächeln. "Er ist wirklich gut." Bewunderung. Sein zweiter Anlauf Rans Gedanken zu erfassen lief um einiges besser, doch die Erinnerungen an das Training selbst waren ziemlich undeutlich. Ran hatte die Wahrheit gesagt, er hatte der Verletzungen wirklich nicht wahrgenommen. An wen erinnerte ihn das bloß... Sein Grinsen geriet schief, über Rans Arm gebeugt bekam dieser jedoch nichts davon mit. Crawfords Bild stand im Gegensatz zu allem anderen scharf gezeichnet im Kopf des Jüngeren. Keine Überraschung. Als letztes griff er nach dem Sprühpflaster, richtete sich dann auf. "Alles erwischt?" Ran hielt ihm die recht Hand hin, wo über drei Finger hinweg ein weiterer hübscher Schnitt verlief. "Was denn, hast du versucht das Katana mit der bloßen Hand zu blocken?" "Das war nur ein Unfall." Ran lächelte schwach und eine aufblitzende Erinnerung bestätigte die Aussage. Sie implizierte, dass Ran den Rest nicht dafür hielt. Scharf sah er auf, grüne Augen bohrten sich in violette. Natürlich war Ran kein Dummkopf und auch wenn er sich nicht vollkommen sicher war, erhielt er den Eindruck, der Rothaarige hätte die Trainingseinheit als eine von Crawfords Lektionen verbucht. Er stöberte durch weitere Einzelheiten, stieß auf zwei Situationen, mit denen Ran sich nicht auseinander setzen wollte. Er konnte das verstehen, so wie es in ihm selbst zurzeit aussah, würde es ihn wahrscheinlich halb wahnsinnig machen, Crawford so nahe zu sein. Aber er hatte ja beschlossen, dass es vorbei war... Dumme Formulierung, es gab nichts, das vorbei sein konnte. War das jämmerlich? "Warum tust du dir das an?" Seine Frage schien Ran sofort zu verstehen, er musste aus Versehen ein wenig projiziert haben. "Ist das nicht meine Sache?" Ein halbes Grinsen nahm den Worten die Schärfe. Ran stand auf und griff nach der mitgebrachten Hose. "Danke." Wieder ganz der Alte. "Ich will dir doch nur eine Enttäuschung ersparen." Was machte er hier eigentlich gerade? Sein eigenes Grinsen saß wie die vertraute Maske, die es war. Die Weste wurde auseinandergefaltet und Rans Gesicht nahm einen nachdenklichen Ausdruck an, verstrickt in die Erinnerung an das letzte Mal, als er ebenfalls hier im Bad eine bekommen hatte. Unwillkürlich wich er mental zurück. Der Junge stand viel zu oft am Abgrund, sah zu oft hinein. Und etwas begann zurückzustarren. "Das ist doch vollkommen egal." Ran klang gar nicht gleichgültig. Aber er verstand sowieso. Beinahe lächelte er. "Dann wünsche ich dir viel Erfolg." Der Andere blickte abrupt auf, die violetten Augen funkelten. Nicht erzürnt oder beleidigt, auch nicht belustigt. Es war einfach Determiniertheit. Und er musste zugeben, dass es wirklich lustig werden konnte, sich einfach zurückzulehnen und zuzusehen. Den Teil in sich, der das immer noch nicht einsehen wollte, ignorierte er. Ran wollte noch aufräumen und da es hier für ihn nichts mehr zu tun gab, ging er hinauf auf sein Zimmer. In der Tür stehen bleibend, musterte er Farfarello, der in seinen Sachen fast wie Rans Ebenbild aussah. "Na du?" Der Ire blickte von dem Buch auf, in dem er geblättert hatte. Er musste es sich wahllos aus dem Regal gegriffen haben. Für eine Sekunde schien sein Herzschlag auszusetzen, dann schlug es erleichtert und etwas zu schnell weiter. "Etwas Interessantes entdeckt?" "Jetzt ja." Das Buch wurde zugeschlagen und auf den Boden gelegt, ehe Farfarello sich aufsetzte, ihn unbeirrbar im Blick behaltend, festhaltend. Irgendwie schaffte er es trotzdem auf ihn zuzugehen, blieb schließlich genau vor dem Jüngeren stehen. Hände wurden nach ihm ausgestreckt, strichen über die Ärmel seines Hemdes, zeichneten seine eigenen versteckten Verletzungen nach. Er hatte sie fast vergessen gehabt. Sie würden eh bald verheilt sein. Langsam beugte er sich zu Farfarello herunter. "Wo waren wir vorhin gleich stehen geblieben?" ****** Ein letzter Rundblick versicherte ihm, dass alles dort war, wo es hingehörte. Seine Hose hatte er sorgfältig zusammengefaltet. Sie musste nur gewaschen werden, zum Glück war kein Blut darauf gekommen. Das Hemd hingegen konnte er vollkommen abschreiben. Mit einem innerlichen Achselzucken ging er darüber hinweg. Der Nachmittag war es wert gewesen, alles. Die Weste erlaubte ihm einen ungehinderten Blick auf seine Arme. Schuldig hatte schnell und sauber gearbeitet. Er krauste die Stirn. Ob sie sich bei ihrem Job öfter Verletzungen zuzogen. Ob Farfarello deswegen den Verband trug? Der Gedanke an den Iren brachte das Bild zurück, wie Farfarello seine Finger abgeleckt hatte - als wäre das Blut irgendeine Süßigkeit gewesen. Er schauderte und war gleichzeitig auf seltsame Weise fasziniert. Etwas, worüber er lieber nicht nachdenken wollte. Versunken strich er über die Schnitte. Nur das war echt... Er hatte die Worte nicht vergessen. Und vielleicht hatte es ihn deswegen nicht wirklich erschreckt gehabt, die Folgen des Trainingskampfes zu sehen. Nächstes Mal würde er einfach vorsichtiger sein. Lektion gelernt. Er lächelte, als er sich zur Küche begab. Crawford-san stellte gerade zwei Tassen auf den Tisch, zog nur eine Augenbraue hoch, als er seinen Aufzug bemerkte. "Wenn Farfarello so weitermacht, braucht er bald neue Westen", kam es dann trocken. Der Amerikaner zog einen Stuhl zurück und der Einladung folgend nahm er Platz. "Oder ich nehme sie als Vorwand um häufiger hier aufzutauchen." Es war ihm herausgerutscht, ehe er überhaupt darüber nachgedacht hatte, was er sagen wollte und die Wärme in seinem Gesicht verriet ihm, dass er gerade dabei war rot zu werden. Crawford-sans Hände umfassten immer noch die Stuhllehne, er konnte fast körperlich spüren, wie nahe ihm der Ältere war. Er versuchte sich davon abzulenken. Ob Schuldig das ernst gemeint hatte? Enttäuschung ersparen, es war beinahe lachhaft. Niemand würde ihn noch wirklich enttäuschen können, nicht nach dem, was sein Vater getan hatte. Wenn er nur stärker wäre... Fromme Wünsche, solange er nichts dafür tat. Wieder wanderte sein Blick zu den Verletzungen. Es war ein Anfang. "Du wirst in Zukunft härter trainieren?" Als hätte Crawford-san seine Gedanken gelesen. "Ja." Soweit das im Kendo-Club möglich war. "Könnten wir das wiederholen? Heute, das Training meine ich." "Wenn du das möchtest." Die tiefe Stimme klang zufrieden. Er drehte sich um, sah zu ihm hoch. Die braunen Augen waren so ruhig und undurchdringlich wie immer. Genau so wie es sein sollte. "Genau das möchte ich." Er lächelte nicht, nachdem er das gesagt hatte. Dafür zeigte Crawford-san jetzt ein schmales Lächeln. "Gut. Trink deinen Tee. Ich hole dir noch ein Hemd. So kannst du deinem Onkel nicht unter die Augen treten." Amüsement ohne jede Besorgnis. "Und im Übrigen: bisher hast du doch auch keinen extra Vorwand benötigt um hierher zu kommen, nicht wahr?" Crawford-san ließ ihn kurz allein, so dass er in aller Ruhe vor Verlegenheit im Boden versinken konnte. ~TBC~ Mir gefallen Schus Kommentar (daher habe ich ihn ja auch als Überschrift genommen *grins*) und das Ende. Ansonsten ist in diesem Kapitel ja mal wieder so was von gar nichts geschehen. Dennoch finde ich es ganz okay, was nicht weiter verwunderlich ist, da es bei Schwarz spielt *gg* Falls es hier Leser von Mami-sans "Eyes on me" und "I'm with you" gibt: Sie ist gerade dabei eine Vorgeschichte zu schreiben ^____^ Und auch noch Crawfords POV *breit grins* Wer von euch war auf der Ani? Wie war es so??? cya, cu ^-^ Kapitel 76: "Rückblicke XXI - Es hörte so abrupt auf, dass es beinahe seinen Verstand zerbrach" ----------------------------------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 76) Titel: Close Distance Teil: 76/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Zurück in Rosenkreuz. Es geht beim Mittagessen los, kurz nach Schuldigs unfreiwilligem Bad im Schwimmbecken ^^ Disclaimer: not my boys, no money make... Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @nai-chan: *gg* Die Reaktion gefällt mir. ^____^ Ich weiß aber nicht, ob du den heutigen Teil auch zum Grinsen finden wirst ^^° Vielleicht teilweise... Ich gebe zu, Ran letztes Mal ein bissl gequält zu haben *lach* Freut mich besonders, dass du die Szene mit ihm Crawford mochtest *nod* Irgendwie muss es an der Front ja mal weiter gehen, aber das ist so schwierig *drop* Daher bin ich so wie du auch auf die weitere Entwicklung gespannt *räusper* Ich versuche in der Regel oben im Kommentar hinzuschreiben, woran das jeweilige Kapitel anschließt, manchmal vergesse ich es aber auch ^^# @Andromeda: Macht dein Computer wieder Ärger oder ist dir ne Party dazwischen gekommen? *grins* ^^ @Xell: *Gummibärchen rüberschieb* Deine Vermutung trifft es, Ran hat einfach nichts gespürt, weil er zu konzentriert war. Die Figur des Farf ist schließlich eindeutig schon besetzt *lach* Mit dem Abfärben des Verhaltens im Allgemeinen könntest du trotzdem Recht haben. ^^ Ich denke schon, dass die Zeit zusammen mit Schwarz Ran verändert ^^ Au ja, Gruppenfoto, das würde mir auch gefallen ^_________^ Dummerweise bin ich nicht mit Zeichentalent ausgestattet worden, sonst würde ich mich ja mal dran versuchen *dröppel* @all: Da ich hoffe, dass meine restlichen Leser auch wieder auftauchen werden: liebe Grüße, wo auch immer ihr euch grade herumtreibt *grins* ^__^ Teil 76 "Rückblicke XXI - Es hörte so abrupt auf, dass es beinahe seinen Verstand zerbrach" Der Hunger war so überwältigend geworden, dass er sich nicht einmal über Stephans anzügliches Lächeln aufregte. Jeder Gedanke, der nicht damit verbunden war Messer und Gabel zu koordinieren, wurde vollkommen beiseite gedrängt. Er schmeckte kaum etwas, nur darum bekümmert, das in seinem Magen entstandene Loch zu füllen. Erst als sein Teller vollkommen leer war, hielt er inne, begann auch seine Umgebung wieder wahrzunehmen. Die meisten waren noch mitten beim Essen und nur Stephan erwiderte seinen Blick. Was ihn an sein Vorhaben erinnerte. Er spürte, wie seine Lippen sich zu einem Lächeln verzogen, das sich etwas seltsam anfühlte und den Franzosen augenscheinlich verwirrte. Den Kontakt unterbrechend sah er nach unten auf den leeren Teller, als müsse er über etwas nachdenken, begann sich zu konzentrieren. Mit voller Absicht lockerte er seine Schilde und ohne aktiv nach ihm offen stehenden Gehirnen zu suchen, ließ er alle herumschwirrenden Eindrücke hereinfiltern. Dunkelheit und Kälte, Angst und Neid. Machthunger und Unterordnung. Der Wunsch an der Spitze zu stehen und sich unsichtbar machen zu können. Abhängigkeit und Abkommen. Überleben. Die Vielfalt war verwirrend und er fragte sich, ob hier auch so etwas wie richtige Freundschaft bestehen konnte. Man konnte viel bekommen, sofern man bereit war den Preis zu bezahlen. Letztendlich war nur eines wichtig: zu graduieren und den einem zustehenden Platz einzunehmen. Dieser Grundton der Überlegenheit war unüberhörbar und schien nicht angezweifelt zu werden, egal durch wie viele Schmerzen es erkauft werden musste. Es war verrückt, doch trotz allem _wollten_ sie hier sein. Ging es ihm anders? Warum wunderte ihn die Erkenntnis dann? Doch sei es wie es ist, nichts schien gegen sein Vorhaben zu sprechen - und vieles dafür. Er löste sich von den Stimmen, aber der Versuch sie vollständig auszuschließen misslang. Sie drohten noch nicht ihn völlig zu vereinnahmen, jedoch blieb mehr zurück als das Hintergrundsummen, das ihn selbst mit seinen neuen Schilden mal lauter, mal weniger laut, ständig belästigte. Der Blick der grünen Augen fokussierte sich, sie nahmen die normale Tätigkeit des Sehens wieder auf und als erstes glitten sie über Crawford hinweg, der gerade sein Besteck beiseite legte. Doch es war Alexander, der das Wort ergriff. "Du schläfst ja bereits im Sitzen ein. War die Schwimmstunde so anstrengend gewesen?" Lachen lief den Tisch entlang und mit einiger Anstrengung schaffte er es, dieses von sich abprallen zu lassen. Es hätte zu viel Energie gekostet jetzt wütend zu werden und die ging schon dafür drauf, seine Schilde zu festigen. Was ihn aber nicht davon abhielt, etwas kaum Verständliches auf Japanisch zu murmeln, das näher auf Alexanders vermutliche Abstammung einging. Natürlich war Crawford der einzige, der wusste, was er gesagt hatte und das amüsierte Lächeln des Amerikaners schien Alexander nicht besonders zu gefallen. "Was war das?", verlangte dieser zu wissen und die anderen schienen nicht weniger neugierig zu sein. "Nicht so wichtig", wiegelte Crawford ab, doch sein sich vertiefendes Lächeln sprach Bände. Ehe Alexander aber aufbegehren konnte, wurden Crawfords braune Augen kalt und das Lächeln verschwand wie weggewischt. Das reichte vollkommen, um den Deutschen den Mund halten zu lassen, die Lippen fest zusammengepresst. Ein wenig überrascht strich er sich durch die orangefarbenen Haare. Was für eine seltsame Dynamik. Er hatte noch Stephans Worte im Kopf, diese merkwürdige Bemerkung, als der Franzose zum ersten Mal seinen Namen gehört hatte. Und irgendwie hatte ihn das annehmen lassen, dass Stephan einen sehr guten Grund hatte, solche Drohung, Warnung, was auch immer, aussprechen zu können. Aber statt seinem Freund - was bedeutete das hier überhaupt? - beizuspringen, blieb der Franzose stumm. Und die restlichen am Tisch sitzenden Schüler erwiderten nicht einmal Crawfords Blick. Es gab keine Balance mehr, egal wie natürlich die bisherigen Tischgespräche gewirkt hatten. Dieser eine kurze Augenblick verriet ihm mehr über die Machtverhältnisse als seine ganzen Beobachtungen bisher. Und seine eher im Scherz gemeinten Worte hallten ihm in den Ohren nach. Crawford nahm tatsächlich eine besondere Stellung ein und das ließ die Frage nach dem Warum aufkommen. Im nächsten Moment war alles vorbei, die letzten Reste wurden aufgegessen, die Unterhaltungen wieder aufgenommen, Crawford ganz natürlich einschließend. Er bekam Kopfschmerzen. "Ich brauche eine Pause." Ehe Crawford vorschlagen konnte ihren Rundgang fortzusetzen, schüttelte er den Kopf. Woraufhin sich das Hämmern freundlicherweise verstärkte und er biss sich auf die Unterlippe, um keinen Schmerzenslaut von sich zu geben. Der Ältere antwortete nicht direkt, schlug aber den Weg zu ihrem Zimmer ein und bekundete so sein Einverständnis. "Du solltest deine Kräfte nicht überschätzen, deine Schilde werden noch zusammenbrechen, wenn du sie am dringendsten brauchst." Er knurrte nur leise vor sich hin, erst später sollte ihm klar werden, dass die Worte mehr als eine allgemeine Warnung dargestellt hatten. Die letzten Meter sah er kaum noch, wo er seine Füße hinsetzte, und er verfluchte sich selbst dafür, diesen Versuch am Mittagstisch gestartet zu haben. Kaum ein Tag Ruhe und er musste es auch schon übertreiben. Herr Schneider würde wenig erfreut sein... Der Gedanke allein reichte um ihn zusammenzucken zu lassen. Wenigstens bemerkte Crawford nichts davon, da dieser gerade ihre Tür öffnete und somit nicht in seine Richtung sah. Drinnen lehnte er sich gegen selbige und musterte unter halb geschlossenen Lidern hervor den Amerikaner, der zu seinem Schreibtisch ging und dort begann in einem Ordner zu blättern, ohne ihm irgendwelche Aufmerksamkeit zu schenken. Der Ältere saß aufrecht da, konnte sich ohne Übergang auf die gewählte Aufgabe konzentrieren. Er fühlte sich unwillkürlich an seine eigenen Versuche Hausaufgaben zu machen erinnert. Es hatte eigentlich immer etwas gegeben, das er in diesen Momenten lieber getan hätte. Seine rechte Hand rieb über die Stirn, als könnte sie so dem sich dahinter aufbauenden Druck entgegenwirken. Er brauchte nicht nur eine Pause, sondern Ruhe. Bevor er überhaupt die Entscheidung getroffen hatte, bewegte er sich bereits auf Crawford zu, seine Schritte nahezu unhörbar. Wenn Stephan ihn in sein Bett eingeladen hatte, warum sollte Crawford dann etwas dagegen haben... Und er war gerne bereit ihm seine telepathischen Fähigkeiten zur Verfügung zu stellen, wenn der Schwarzhaarige sie brauchte. Schließlich würde Crawford dafür sorgen können, dass er die Nebenwirkungen nicht zu fürchten brauchte. Hinter Crawford blieb er stehen, atmete tief durch, ehe seine Hände sich auf die Schultern des Anderen legten, nur seine Daumen berührten warme Haut. Und das reichte vollkommen aus. Erleichtert schloss er die Augen. Muskeln spannten sich an, aber Crawford tat nichts weiter als zu sagen: "Ich habe dich gewarnt." Seine Stimme klang müde. Da sonst keine Reaktion kam, ignorierte er die Worte. Er war damit beschäftigt zu überlegen, wie er Crawford seinen Vorschlag unterbreiten konnte. Eine Hand rutschte weiter nach unten, glitt unter die Weste. Wärme. Er konnte Crawfords Herzschlag fühlen. Die Entdeckung warf ihn irgendwie aus der Bahn. Was er hier vorhatte, war nicht ein dummer Scherz, sondern Ernst. Vielleicht sollte er vorher genauer darüber nachdenken. Andererseits... war es das, was er wollte, wurde ihm klar. Er streichelte über Crawfords Hals, ohne es überhaupt zu registrieren, in diesen Minuten gab es für ihn nichts anderes mehr außer dem gleichmäßigen Pochen unter seiner Hand. Weder hörte er die Tür, noch dass sich ihm jemand näherte. "Ich bin mir sicher, Crawford hat dich darauf hingewiesen, dass du jetzt allein klarkommen musst." Er fuhr herum und es war ein halbes Wunder, wie schnell er sich dabei von Crawford lösen konnte. Grüne Augen weiteten sich. "Herr Schneider...." Es fiel ihm plötzlich schwer zu atmen und Gänsehaut kroch seine Arme entlang. Der Deutsche musste ihn gar nicht festhalten, allein der Blick reichte schon, um ihn an Ort und Stelle zu bannen. "Du wirst mir zustimmen, Schuldig, dass eine Strafe angebracht ist." Es war ihm unmöglich wegzusehen, Eisblau bohrte sich in sein Inneres, geradewegs durch seine Schilde hindurch. Ein erstickter Schrei, sein eigener, war zu hören, dann sank er auf die Knie. Es war wie alle Stimmen, die er jemals gehört hatte, auf einmal, kombiniert zu einem schrecklichen Ganzen und in seinen Kopf gepresst. Er krümmte sich auf dem Boden, Augen blind und ins Nichts starrend, Synapsen peitschten schmerzhaft, als sie überladen wurden. Die Ewigkeit gewickelt in einen einzigen Herzschlag, und es hörte so abrupt auf, dass es beinahe seinen Verstand zerbrach. Wimmernd blieb er liegen, konnte kaum die Worte verarbeiten, die an Crawford gerichtet waren. "Kümmere dich um ihn. Und danach bring ihn zu Stephenson." Jemand ging neben ihm in die Hocke, eine kühlende Hand legte sich auf seine Stirn. "Sieh mich an, Schuldig." Er tat es. Bis eben war ihm gar nicht bewusst geworden, dass er die Augen fest zusammengekniffen hatte. "Du wirst ab jetzt ein braver Junge sein, nicht wahr?" Seine Stimme verweigerte den Dienst, doch er brachte ein Nicken zustande. "Gut so." Herr Schneider lächelte ohne jede Emotion dahinter, winkte Crawford herbei. Ohne es zu wollen, zuckte er vor dem Schwarzhaarigen zurück, gefangen in der eisigen Angst, alles noch mal durchmachen zu müssen. "Keine Sorge, für den Moment ist das Verbot aufgehoben. Aber du würdest gut daran tun, dich in Zukunft daran zu halten." Die beiden tauschten ein Nicken aus, dann verließ Herr Schneider das Zimmer. Und damit brachen auch wieder seine Schilde zusammen, die der ältere Mann bis eben ohne sein Wissen gestützt hatte. Erneut strömten Stimmen auf ihn herein, griffen seinen Basisblock an, der bereits einige Risse aufwies und nur noch stand, weil Herr Schneider ihm wenigstens das gelassen hatte. Hilflos entkam ihm ein weiteres Wimmern und diesmal wich er Crawford nicht aus, sondern schlag ihm die Arme um den Hals, in dem sinnlosen Versuch mit ihm zu verschmelzen. Die Berührung ließ alle Stimmen ins Nichts verschwinden, Schwärze umfing wunde Nerven. Und obwohl die schlimmsten Schmerzen vorbei waren, schien er immer noch neben sich zu stehen, voller Schock begreifend, dass er genauso gut tot sein könnte und absolut niemand auch nur den Versuch unternommen hätte, ihn zu retten. Er begann zu zittern, zwang sich aber damit aufzuhören und wurde im Inneren ganz ruhig. Das durfte kein weiteres Mal passieren, er war sich nicht sicher, ob er das aushalten würde. Dennoch flackerte bereits jetzt Trotz in ihm auf, dadurch unterstützt, dass Crawfords Berührung ihm allzu deutlich vor Augen führte, was genau ihm verwehrt werden sollte. Es war, als würde man einem Verdurstenden ein Glas Wasser hinhalten und dann auf ihn einschlagen, weil er die Frechheit besessen hatte es anzunehmen. Die Vorstellung rief ein schnell in sich zusammenfallendes bitteres Grinsen hervor. Warum nur dieses Verbot? Ihm war nun klar, dass es nicht von Crawford ausging. Aber das hätte er noch verstanden. Nicht jedoch, dass Herr Schneider es so nachdrücklich unterstrichen hatte. "Ich bringe dich zur Krankenstation." Crawfords ruhige Worte setzten seinen Überlegungen ein Ende und unwillkürlich hielt er sich noch stärker fest. "Ich will nicht." Heiser, kaum mehr als ein Flüstern. Er wollte nicht loslassen, diese eine Gelegenheit verlieren, für die er so viel bezahlt hatte und erst recht wollte er nicht zu Herrn Stephenson. "Wie du sicher gemerkt hast, geht es hier nicht um das, was du willst." Das war ihm nicht entgangen. Und dennoch... Seine Muskeln schmerzten, als wären sie ebenfalls überbeansprucht worden, doch er ignorierte das, als er begann Kreise auf Crawfords Rücken zu zeichnen. Sein Kopf fühlte sich federleicht an, wie betäubt, und er konnte gar nicht anders als die Wärme zu registrieren, die der Ältere ausstrahlte. Zurück am Anfang. Er hörte nicht auf die leise Stimme, die ihn anflehte endlich Vernunft anzunehmen. Natürlich konnte er die tiefsitzende Furcht nicht leugnen, aber es gelang ihm in diesen Minuten darüber hinwegzugehen. Vielleicht, weil alles eher wie ein Traum als wie die Wirklichkeit erschien. Und etwas entrückt beobachtete er sich selbst dabei, wie seine Hände nach unten glitten, an Crawfords Hemd zu zupfen begannen, auf der Suche nach noch mehr Wärme. Seine Lippen strichen über Crawfords Hals, verharrten, als sie den dumpfen Puls der Halsschlagader fanden. Das Hemd hatte nachgegeben und unter dem teuren Stoff tasteten unsichere Finger nach oben, die Hitze nackter Haut drohte ihn zu verbrennen. Er spürte wie sein Gesicht zu glühen anfing, erste Verlegenheit und Erwartung ließen ihn kurz erstarren. Crawford seufzte. "Ich kann dir gar nicht sagen, was für eine schlechte Idee das ist. Du solltest Schneiders Warnung wirklich ernster nehmen. Oder glaubst du, er wird beim nächsten Mal noch zulassen, dass ich dir danach helfe?" Der Gedanke allein bereitete ihm körperliche Übelkeit. Er würde vollkommen hilflos sein, immer noch auf dem Boden liegen, den Stimmen ausgeliefert. Und das war es, was ihn letztendlich zur Vernunft brachte. Crawfords ruhige Frage. Er ließ den Kopf auf Crawfords Schulter ruhen und schloss die Augen. Auf diese Weise hätte er nun einschlafen können, stattdessen stand der Ältere ihn festhaltend auf, brachte ihn ins Badezimmer, wo er abgesetzt wurde. Ein Lappen unter kaltes Wasser gehalten, dann an ihn weitergereicht, half einen Teil der Müdigkeit fortzuwaschen. Und die ganze Zeit achtete er darauf, dass Crawford ihn nicht losließ. Ein paar letzte Minuten der Ruhe. "Wie geht es deinen Schilden?" Mit einem Sinn, der bei normalen Menschen keine Entsprechung fand, tastete er danach. Sein Block hatte sich etwas erholt, aber... "Nicht sehr gut." Und er schaffte es nicht, sie alleine neu aufzubauen. Was sicher weitere Privatstunden mit Herrn Stephenson und wenn er besonders großes ,Glück' hatte, auch mit Herrn Schneider bedeuten würde. Er schauderte. Und da hatte er geglaubt, das hinter sich zu haben. Crawfords Blick enthielt nicht viel Mitgefühl. "Bis zur Krankenstation wirst du durchhalten müssen." Wut durchzuckte ihn flüchtig, aber er hatte nicht die Kraft sie aufrechtzuerhalten. Bevor Crawford seine Hand zurückziehen konnte, umarmte er ihn noch einmal, ließ dann freiwillig los. Das sorglose Grinsen wirkte sicher wie aufgemalt, aber mehr noch verrieten die grünen Augen, wie es ihm wirklich ging. ~TBC~ o.O Schuldig tut mir wirklich Leid in diesem Kapitel. Aber ich mag es trotzdem. Nu ja, bis auf den ersten Abschnitt, der klingt irgendwie komisch... cya, cu ^-^ Kapitel 77: "Veränderungen" --------------------------- Close Distance (Teil 77) Titel: Close Distance Teil: 77/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Beginnt bei Nagi am Freitag gegen Mittag und schließt dann an das vorletzte Kapitel bei Schwarz an Disclaimer: not my boys, no money make... Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Ehrlich gesagt traue ich mich nicht, mir die Prüfungsergebnisse anzugucken ^^° Hab jetzt seit einer Woche frei und bin nur noch am Lesen *lach* Hab gerade Hornblower-FFs für mich entdeckt ^___^ Au man, ich hoffe echt das beste für dich und deinen Computer o.O Also ja, natürlich wusste Crawford was passieren würde. Er war der Ansicht, dass Schuldig so schnell wie möglich lernen sollte, dass man gewisse Befehle zu befolgen hat - daher hat er das zugelassen ^^ Und natürlich kann es Schu in keiner Hinsicht mit Schneider aufnehmen (außer vielleicht, was die große Klappe angeht *snicker*) Ich sag dir, auf Farf bin ich auch gespannt. Aber bis dahin kommen noch (grob gerechnet) etwa acht Vergangenheitskapitel *drop* Deinen GB-Eintrag beantworte ich im Laufe der Woche ^_____^ @Furia: Schön, dass du dich wieder meldest *knuffel* Ich kann mich bei deinen Commis immer so schön kaputtlachen (im positiven Sinne ^^). Crawford hatte natürlich nicht vor, deutlicher zu werden. Seiner Meinung nach hätte Schu gleich auf ihn hören sollen und wenn er es nicht tut - selbst schuld *grins* Du hast das wirklich perfekt ausgedrückt ^^ Stimmt, Stephenson stellt kein großes Problem für Schuldig dar, der Arzt will ihm ehrlich nur helfen. Von beiden Seiten geschmeichelt? Damit wirfst du kein besonders nettes Licht auf Crawford *gg* Ich denke, Schuldig Verhalten stört ihn eher, als dass er sich dadurch geschmeichelt fühlt (jedenfalls würde er nichts anderes zugeben *grins*) und das aus rein pragmatischen Gründen. Zum einen will er deswegen keinen Ärger mit Schneider und zum anderen will er Schuldig für sein Team haben - braucht ihn also als selbständig funktionierendes Wesen und das ist mit gegrilltem Gehirn etwas problematisch... ^.~ Zu dem Rest im GB, mal schauen, vielleicht bin ich ja schneller als du *grins* @nai-chan: Och, ich habe nix dagegen. Ich mag es, wenn ich meine Leser zum Grinsen bringe, auch wenn es ein sadistisches ist ^.~ Obwohl ich zugeben muss, dass ich Charakters eigentlich nicht so gerne leiden sehen... oder manchmal doch, solange es nicht allzu schlimm ausgeht *lach* Du bist wirklich gut *nod* Was Schneider da gemacht hat, ist sozusagen eine Vorstufe dazu. Normalerweise benötigt man mehr als einen Telepathen um einen Screamer zu "machen" aber ich denke, der Direktor wäre auch alleine dazu in der Lage ^_____^# @Xell: Die harten Zeiten waren für Schuldig bereits angebrochen, als er in die Fänge von SZ kam. Es ist ihm bis jetzt bloß noch nicht so bewusst gewesen *ehe* Hm, ich denke Schneider hat nicht nur solche niederen Motive *snicker* Obwohl ich nicht ganz ausschließen will, dass ihm der Nebeneffekt willkommen ist. Ich würde Crawford auch nicht teilen wollen *lach* Aber im Ernst. Schuldigs Entwicklung zu einem fähigen Telepathen liegt ihm schon am Herzen. Ein weiterer Grund wird Crawford auch noch bewusst, bis dahin vergehen aber noch ein paar Vergangenheitskapitel. Und dann gibt es noch einen dritten, sehr wichtigen Punkt. Und ehe der rauskommt... weia, manchmal bringt mich diese Story zum Verzweifeln... Übrigens ist Schneider nicht wirklich bereit, Schuldig zu töten. Das wissen bloß weder Crawford noch Schuldig in diesem Moment *grins* *noch deine Gummibärchen rüberschieb* Teil 77 "Veränderungen" "Hallo Naoe-san." Er öffnete die Augen. Bombay. Das war es dann wohl mit seinem Versuch, etwas Ruhe nachzuholen. Nun gut, wenn er ehrlich war, hatte er eh nur so getan als ob, viel zu beschäftigt mit der Aufgabe, die er immer noch vor sich hatte. "Tsukiyono-san", grüßte er mit einem Nicken zurück. Der Ältere lächelte und setzte sich neben ihn, mit dem Rücken gegen den Baum. "Sensei hat gesagt, dass morgen ein zusätzliches Treffen des Clubs stattfindet, damit die Site rechtzeitig fertig wird. Hast du Zeit zu kommen? Oder", Bombay neigte den Kopf etwas, "willst du gar nicht im Club bleiben?" Als wäre ihm diese Möglichkeit eben erst eingefallen. Seine ernsten Züge lösten sich in ein kurzes Lächeln auf. "Ich möchte gerne mitmachen, aber ich kann noch nicht sagen, ob ich morgen Zeit habe." Farfarello war wichtiger. Er musste unbedingt herausfinden, was es mit diesem Medikament auf sich hatte. Dunkelblaue Augen wurden bei dieser Überlegung um ein paar Schattierungen dunkler. Bombay, ganz der aufmerksame Beobachter, der er mit seinem nächtlichen Job zu sein hatte, bemerkte das natürlich, tat aber so, als wäre ihm nichts aufgefallen. "Ich würde mich jedenfalls freuen." Ein schnelles Grinsen, das weiße Zähne aufblitzen ließ. "Dann geh ich mal wieder, die Pause ist fast vorbei. Auf Wiedersehen, Naoe-san." "Auf Wiedersehen." Er sah dem Blondhaarigen nach, der anscheinend geradewegs auf ein paar seiner Klassenkameraden zusteuerte, sie fröhlich begrüßte. Nachdenklich beobachtete er sie für ein paar Minuten und fand schnell heraus, dass Bombay nicht ganz zu ihnen passte. Anspannung, gut verborgen und doch vorhanden. Als würde Bombay sich ständig seiner Umgebung bewusst sein, auf eine böse Überraschung gefasst. War es besser so? Versuchen mit der Masse zu verschmelzen, wissend, dass man niemals ganz dazu gehören würde? Keine Wahl, die er getroffen hatte. Vielleicht war er selbst einfach zu weit von dieser Welt entfernt. Ein selbstironischer Funken glomm in seinen Augen auf, dann läutete es auch schon zum Hineingehen. Ruhig wartete er ab, bis die meisten verschwunden waren, stand schließlich langsam auf und klopfte sich die Hose ab. Eine weitere Stunde wartete auf ihn, in der er nur mit einem halben Ohr zuhören würde. Crawford fand seine Klagen in der Regel amüsant, blieb aber dabei, dass er zur Schule gehen sollte, obwohl er genauso gut allein lernen konnte. Crawford... Er unterdrückte ein Schaudern. Wenn das nur alles gut ging. Es war wohl gar nicht so schlecht, dass er sich nicht allzu sehr auf den Unterricht konzentrieren musste. Mehr Zeit um ein wenig nachzudenken. Vielleicht sollte er nachher in die Bibliothek gehen und dort weiterforschen. Etwas war merkwürdig an den bisherigen Ergebnissen, aber noch konnte er nicht den Finger darauf legen. Sie hatten relativ früh Schluss und so setzte er sein Vorhaben in die Tat um, fuhr statt nach Hause zur großen Universitätsbibliothek, die auch für bestimmte Schulen freigegeben war. Seine Schritte waren unhörbar, als er die Regale abschritt. Neurologie, Neurochemie, Medizin... alles was er eventuell brauchen könnte. Er zog seine Notizen aus der Tasche, suchte sich die benötigten Bücher zusammen. Ohne dass es ihm bewusst war, lag ein Lächeln auf seinen Lippen, als er schließlich einen freien Tisch fand. Er mochte diese Art der Arbeit, es war ein ganz anderes Gefühl als wenn er für Schwarz am Computer recherchierte. Diese Langsamkeit hatte ihre Vorteile. Das übliche Vibrieren potentieller Bewegung kam hier nahezu zum Erliegen, Ruhe wob sich in die Stille, von einer Qualität, die normale Menschen niemals zu schätzen wissen würden. Die Sonnenstrahlen krochen Stück für Stück weiter, während er sich durch die Bücher arbeitete und seine Konzentration immer häufiger drohte ihm zu entwischen. Er schreckte hoch, als sich ihm jemand näherte, zwinkerte verwirrt, seine Umgebung nicht sofort einordnen könnend. Der ältere Mann blieb stehen, musterte ihn neugierig. "Wir schließen gleich, Junge. Sitzt du an einer Hausarbeit?" Sein Blick streifte über die Titel, nahm einen Hauch von Besorgnis an. "Ist jemand bei dir krank? Du solltest dich nicht verrückt machen mit solcher Lektüre." Automatisch setzte er ein höfliches Lächeln auf, stand auf und begann die Bücher zusammenzuräumen. "Ich wollte Ihnen keine Umstände machen", entschuldigte er sich bei dem Bibliothekar. "Und es ist nur für die Schule", beruhigte er den Mann gleich noch, ohne zu wissen, warum er das Bedürfnis verspürte. Sein Lächeln wurde aufrichtiger, als der Andere ebenfalls nach ein paar Büchern griff, unzweifelhaft mit der Absicht, ihm beim Wegräumen zu helfen. "Es wird immer schwerer, was sie euch heutzutage in der Schule aufgeben. Meine Enkelin kommt kaum noch dazu mich zu besuchen, so viel muss sie lernen." Gemeinsam gingen sie zu den Regalen, begannen die Bände zurückzustellen. "Es ist nicht so schlimm. Eher freiwillig." Dunkelblaue Augen hoben sich von dort, wo seine Hände gerade beschäftigt waren. "Es gefällt mir", rutschte es ihm dann heraus. Der Ältere lachte leise. "Das freut mich zu hören. Es ist immer gut lernen zu wollen. Aber vergiss nicht, dass es mehr in dieser Welt gibt. Triff dich auch mit deinen Freunden." Er nickte stumm und dabei blieb es, als er sich zum Ausgang begleiten ließ. "Dann mach es gut, Junge. Sei vorsichtig auf dem Heimweg." "Ja, bin ich. Auf Wiedersehen." Und er endete auf der Straße, mit einem merkwürdigen Gefühl in seinem Inneren. Dieser alte Mann hatte ihn mit seinen Worten getroffen. Nicht schmerzhaft, aber es wollte ihn nicht so schnell loslassen. Vielleicht, weil es zu sehr mit dem konform ging, was seine Gedanken in letzter Zeit beschäftigte. Aber er war doch auf dem besten Wege etwas zu ändern, nicht wahr? Auch wenn er sich weiterhin nicht vollkommen sicher war, ob er das wirklich wollte. Und letztendlich hing alles davon ab, wie Crawfords Pläne ausgehen würden. Dies brachte den Gedanken an Farfarello zurück und unwillkürlich begann er seine Schritte zu beschleunigen. Es war noch nicht ganz dunkel, als er vor dem Haus stand und nach dem Schloss tastete, aber die Nacht war kurz davor zu gewinnen. Die Tür öffnete sich widerspruchslos und wie immer versicherte er sich gleichzeitig, dass alles in Ordnung war. Natürlich fiel ihm sofort auf, dass Ran auch da war. Eine braune Strähne wurde zurückgestrichen. Freunde treffen, aber ja doch. "Abend." Ran stellte gerade eine Tasse in den Geschirrspüler, drehte sich überrascht um und lächelte erfreut. "Guten Abend, Nagi." Der Oberschüler sah merkwürdig aus. Ein genauerer Blick und er erkannte Farfarellos Sachen. Nur das Hemd war zu groß dafür - abgesehen davon besaß der Ire kaum welche und würde sicher nicht auf die Idee kommen, Ran eines anzubieten. Es musste Crawfords sein. Dieser stand jetzt auf, ebenfalls eine Tasse in der Hand. "Du bist spät, Nagi." "Ich war noch in der Bibliothek, etwas nachschlagen." Crawford nickte verstehend, wusste ohne nachzufragen, worauf er sich bezog. Er behielt den Älteren genau im Auge, konnte aber nicht erkennen, ob Crawford auf irgendeine Weise besorgt war. Wahrscheinlich war es dumm, überhaupt den Versuch gestartet zu haben. Ran stellte sich neben Crawford um ihm die Tasse abzunehmen und augenblicklich begann sein telekinetischer Sinn zu protestieren. Dass Ran äußerlich mit keiner Regung verriet, wie angespannt er war, machte es ihm unmöglich dem Älteren deswegen böse zu sein. Vielleicht war es Ran nicht einmal bewusst. "Ich bin dann oben", verabschiedete er sich und drehte sich rechtzeitig genug um, dass niemand sein Stirnrunzeln sah. Warum nur war Ran verletzt? Er hatte keine Wunden sehen können, was ihn allerdings nicht davon abhielt, sie zu fühlen. Die Tür zu Schuldigs Zimmer war verschlossen. Die beiden waren beschäftigt. Seine Mundwinkel zuckten. Hier würde er im Moment also keine Antworten finden. Er kehrte um, nahm in seinem Zimmer angekommen sofort an seinem Schreibtisch Platz und schaltete den Computer ein. Vielleicht kam er dieses Mal etwas weiter. ****** Nagi war so schnell verschwunden, dass er kaum die Stimmung des Jungen hatte einschätzen können. Doch ihm waren nicht die dunklen Augenringe entgangen. "Er sieht erschöpft aus...", murmelte er leise. Crawford-san stand zu nah bei ihm - oder war es umgekehrt? - und er wagte es nicht zu ihm aufzusehen. "Ja", stimmte der Ältere zu, nur eine Spur von Besorgnis in der ansonsten ungerührten Stimme. "Ich werde dafür sorgen, dass er nicht wieder die halbe Nacht vor dem Computer verbringt." Computer? "Vielleicht war die Sache mit dem Club doch keine so gute Idee gewesen." So wie er anfangs angenommen hatte. Er hätte früher daran denken sollen. Er spürte, wie Crawford-sans Blick auf ihm zu ruhen kam. "Daran liegt es nicht." Das klang ungewollt belustigt. Endlich hob er den Kopf und bereute es fast, als ihm der Atem stockte. Der Ältere schien direkt in ihn hineinzusehen, nachdenklich. Er schluckte trocken, die Nähe des Anderen wurde überwältigend. Wenn er Sicherheit suchte, warum nur fühlte er sich dann noch viel unsicherer? Und dann machte die Welt plötzlich einen Schritt zur Seite, verwandelte sich und wurde zu etwas anderem. Ihm wurde schwarz vor Augen, als sein Verstand abschaltete. Nicht schon wieder... Der Gedanke wurde nachgeholt, sobald er wieder zu sich kam, etwas verkrampft auf einem der Küchenstühle sitzend. "Wo kam das denn her?", sagte er mehr sich selbst als tatsächlich eine Frage zu stellen. Crawford-san hielt ihm ein Glas kalten Wassers hin, nach dem er dankbar griff, es in einem Zug austrank. Es gelang ihm nicht die Leere damit zu füllen, die auf einmal in ihm entstanden war. Ohne darüber nachzudenken, griff er nach der Hand des Anderen und versuchte so das Gefühl des Fallens zu vertreiben. "Ich werde dich jetzt nach Hause fahren. Das ist sicherer, als dich allein die U-Bahn nehmen zu lassen." Er widersprach nicht, auch wenn er gerne etwas länger sitzen geblieben wäre. Crawford-san wirkte abwesend, in Gedanken ganz woanders und schien gar nicht zu registrieren, dass er sich immer noch an ihm festhielt. Bis der Amerikaner sich im Flur sanft aus seinem Griff löste. Etwas verloren wartete er, bekam schließlich seine Tasche in die Hand gedrückt. Irgendwie ein armseliger Ersatz. Crawford-san begleitete ihn bis zur Haustür und ein merkwürdiges Gefühl von déjà-vu setzte ein. Kein angenehmes. Es erinnerte ihn daran, was vor zwei Wochen geschehen war, vor einer. Verdrängung half eben nur solange wie nicht irgendein dummes Detail zum Auslöser einer Kaskade von Bildern wurde. Er biss die Zähne zusammen und blendete für den Moment alles aus. Später konnte er nicht sagen, ob und wie er sich von Crawford-san verabschiedet hatte, ob er seinem Onkel oder seiner Tante auf dem Weg in sein Zimmer begegnet war. Alles was zählte war, sicher dort anzukommen. Blindlings ließ er sich auf das Bett fallen und sein Körper wurde durchgeschüttelt, als er sich nicht erlaubte zu weinen. Warum ließen ihn die Erinnerungen nicht endlich in Ruhe? Er schmeckte Blut, merkte erst dadurch, dass er sich auf die Zunge gebissen hatte. Er wollte zurück zu Crawford-san und den anderen, so sehr, dass es wehtat. Zitternd setzte er sich auf, zog zuerst die Weste, dann das Hemd aus. Violette Augen hefteten sich auf die Andenken des heutigen Nachmittags, zwangen seine Gedanken in andere Bahnen. Aufseufzend ließ er sich zurücksinken, das Hemd an sich gepresst, die Augen so fest geschlossen, dass er bunte Funken auf dem Hintergrund seiner Lider tanzen sehen konnte. Sein Herzschlag beruhigte sich allmählich und er kam sich nicht mehr so vor, als würde sein Kopf jeden Moment zerspringen. Langsam, ganz langsam, rief er sich den Kampf vor Augen, den er nicht bewusst miterlebt hatte, als er stattfand. Seine Fehler, sie waren so offensichtlich. Zu langsame Reaktionen, die Deckung vernachlässigt. Oder der Versuch eine scheinbare Schwäche in Crawford-sans Verteidigung auszunutzen scheiterte. Nachträglich sah er es genau. Es war, als hätte Crawford-san seine Bewegungen vorhergeahnt, noch ehe ein Muskelzucken sie andeutete. Und jeder Fehler war bestraft worden, eine Warnung, gezeichnet in seine Haut. Er lachte plötzlich, ohne Grund, rau. Er wollte wirklich noch einmal kämpfen, es besser machen. Wie seltsam, keine Angst davor zu haben. Nach und nach wurden seine Überlegungen schwammiger und Müdigkeit überwältigte ihn. Er rollte sich zusammen, benutzte was auch immer er weiterhin in den Händen hielt, um sein Gesicht darin zu verbergen. Mitten in der Nacht schreckte er auf, jeder Muskel in seinem Körper schien wehzutun. Ein Traum, es war nur ein Traum gewesen... Er streckte sich vorsichtig, ignorierte standhaft die Kälte, welche die kühle Nachtluft in Verbindung mit seinem schweißnassen Oberkörper auslöste. Kopfschmerzen pochten hinter seiner Stirn, als er ins Badezimmer stolperte. Das Wasser stellte er so heiß wie er es gerade noch aushielt. Es prasselte auf ihn herunter, wusch Schweiß und Träume mit sich hinfort. Anschließend ging es ihm besser, aber er war zu munter um wieder schlafen gehen zu können. Zudem begann er den Hunger zu spüren, den ihm sein Magen schon seit Stunden zu melden versuchte. Mit heißem Kakao und etwas zu Essen kehrte er in sein Zimmer zurück, stellte alles auf dem Tisch ab, der ihm einen richtigen Schreibtisch ersetzte. Niemand konnte ihm nachsagen, dass er seine Zeit nicht zu nutzen wusste. Mit einem schmalen Lächeln zog er den Japanischhefter aus der Tasche, griff nach seinem Füller. Und während sich draußen der neue Tag daran machte, ernsthaft über einen Sonnenaufgang nachzudenken um ein weiteres Mal die Nacht zu überwinden, schrieb er in aller Ruhe seinen Aufsatz. ~TBC~ Ich weiß nicht, ob ich Nagi einigermaßen hinbekommen habe. Wirkt ein bissl steif, aber irgendwie ist er das auch, oder? o.O Ich mag Ran *grins* Er ist so was von fertig... Aber in den nächsten Kapiteln taucht Yun-kun auf und der hat ja eine aufmunternde Wirkung auf ihn ^___^ cya, cu ^-^ Kapitel 78: "Noch langsamer und die Schnecke neben dir überholt dich" --------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 78) Titel: Close Distance Teil: 78/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Startet am Samstagvormittag bei Ran, dann Sprung zurück zum Samstagmorgen bei Weiß Disclaimer: not my boys, no money make... Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Mit dem Wetter hatten wir Glück, fing erst abends an zu regnen, aber mehr dann im nächsten GB-Eintrag ^^ Was "Dogma" angeht, kann ich mich nur deiner Oma anschließen *snicker* ^.~ Das mit dem Titel verstehe ich nicht, eigentlich habe ich den schon längst nachgetragen... o.O' Was aus Omi und Nagi werden soll, weiß ich einfach nicht. Aber die Story wird noch ein Kapitel haben, also mal sehen *grins* Und mir ist schon klar, dass du lieber Schu und Crawford zusammen haben willst *lach* Ich werde mich nächste Woche mal wieder an eine Shortfic machen ^^ Das mit "God's Army" war letztes Mal übrigens genauso. Würde auch gerne mal wieder alle Teile sehen *nod* @kohaku_san: Nur als Beweis, dass ich dich nicht vergessen hab *lach und winkz* @nai-chan: Dann sollten sich Ran und Nagi wohl mal zusammen tun, damit es so richtig depressiv wird *lach* Ich bin ja mit der Story im Block ein bissl weiter und Ran bessert sich noch ^.~ In diesem Kapitel sorgt übrigens Yun-kun für eine etwas lockere Stimmung. ^^ Freut mich, dass ich Nagi anscheinend gut rübergebracht habe. Ich schreibe wirklich zu selten aus seiner Perspektive ^^°°° @Xell: Danke, dass du mich drauf aufmerksam gemacht hast. Hatte total verpeilt, die Überschrift ins entsprechende Fenster einzutragen ^^# *räusper* *Gummibärchen rüberschieb* Gut verstehen ist lustig, die beiden kennen sich ja kaum. Keine Ahnung, ob du schon mal danach gefragt hast, aber nein, Omi und Nagi kennen sich noch nicht von einem Einsatz her. Daher weiß auch nur Nagi über Omis Rolle als Bombay Bescheid. Nagi ist an Einsamkeit gewöhnt, aber jetzt bemerkt er langsam, dass sie nicht ganz so angenehm ist... ^.~ Teil 78 "Noch langsamer und die Schnecke neben dir überholt dich" "Ran, Besuch für dich." Jemand klopfte an seine Tür, seine Tante, registrierte er im nächsten Moment. Er vertrieb die letzten Reste von Müdigkeit, starrte verständnislos auf den Tisch, der ihm bis eben noch als Kopfkissen gedient hatte. Was sollte das? "Kleinen Moment", brachte er heraus und stand auf, ohne auf seine protestierenden Muskeln zu achten. Und endlich fiel ihm wieder ein, warum er sich nicht im Bett befand. Hastig griff er nach der am Boden liegenden Jeans - wie zum Teufel kam die dahin? - und ein langärmeliges Shirt aus dem Schrank vervollständigte seinen Aufzug. Selbst im Halbschlaf dachte sein Gehirn mit. "Wer ist es denn?" Mit der Frage auf den Lippen öffnete er seine Tür und erstarrte, überrascht. "Hi Ran-kun!" Yunshiro grinste ihn an, begann dann die Zwillinge von sich abzupflücken. "Darf ich reinkommen?" "Aber natürlich." Er trat zur Seite, lächelte seine Cousins an. "Und ihr geht jetzt alleine weiterspielen, ja?" Zwei enttäuschte Gesichter sahen zu ihm auf, glücklicherweise kam es aber zu keinen Protestaktionen und erleichtert schloss er die Tür wieder, ehe es sich die beiden anders überlegen konnten. Yunshiro war schon dabei, sich den Hefter auf dem Tisch näher zu betrachten, zog eine Augenbraue hoch, als er sich zu ihm umwandte. "Du bist nicht der Ansicht, dass man Hausaufgaben auch am Wochenende machen kann, wenn man frei hat?" Seine Wangen röteten sich bei dem spöttischen Tonfall. "Immerhin bin ich fertig und muss mich nicht Sonntagabend auf den letzten Drücker daran machen. So wie bestimmte andere Leute, deren Name an dieser Stelle nicht genannt werden soll." Sein Freund lachte, gar nicht beleidigt. "Treffer." Es folgte ein gründlicher Rundblick. "Irgendwie habe ich dich ordentlicher in Erinnerung." "Hm... normalerweise melden sich Gäste auch vorher an und schmeißen einen nicht unerwartet aus dem Bett." "Oder auch vom Stuhl, ne?" Yunshiro schüttelte den Kopf. "Schon mal auf die Uhr geguckt? Es ist bereits elf." Ist es? Verstohlen sah er auf seine Armbanduhr. War es tatsächlich. "Was machst du eigentlich hier?", lenkte er ungeschickt ab, sammelte die Weste auf, um sie ordentlich über den Stuhl zu hängen. Ein Paar neugieriger Augen musterten sie, doch es kam keine Frage. "Wie du dich sicher noch erinnerst, bist du mir einen Kinobesuch schuldig." "Ich gestehe, dass da noch eine wage Erinnerung existiert, die deiner Behauptung Recht zu geben scheint." Sie tauschten ein Lächeln aus. "Soll das heißen, du möchtest heute gehen?" Er ging zu seinem Bett, legte die Decke zusammen. Dann fiel sein Blick auf ein weiteres Kleidungsstück, das nicht da war, wo es hingehörte. Crawford-sans Hemd. Seine Finger zitterten leicht, als er danach griff, ohne dass er sich das erklären konnte. "Erfasst. Bevor dir wieder etwas dazwischen kommt - oder vielmehr jemand." Der Nachsatz kam unerwartet und mit dem Hemd in der Hand, fuhr er herum, fasste sich jedoch schnell wieder. "Du bist doch nicht etwa eifersüchtig?", zog er seinen Freund auf, faltete das Hemd zusammen, als wäre es nichts Besonderes. Yunshiro grinste. "Was bleibt mir auch anderes übrig. Schließlich ist er größer als ich, hat diesen interessanten fremdländischen Look und außerdem augenscheinlich mehr als genug Geld in der Tasche. Wie soll ein armer Oberschüler wie ich da mithalten können?" In theatralischer Verzweiflung hob der Braunhaarige die Arme und ließ sie gleich darauf wieder fallen. "Du tust mir ja so Leid", brachte er mit ernsthaftem Gesichtsausdruck hervor, ein völlig unpassendes Kichern zurückhaltend. "Und ich mir erst", stimmte Yunshiro nonchalant zu. "Immerhin lasse ich extra wegen dir den Computer-Club sausen." "Ich fühle mich geschmeichelt. Aber findet der nicht sowieso immer dienstags statt?" Dunkle Augen funkelten amüsiert. "Du hast mir tatsächlich mal zugehört. Aber heute findet ein zusätzliches Treffen statt." Das Hemd verschwand im Schrank und ihm blieb nur noch den Tisch aufzuräumen. "Davon hat mir Nagi gar nichts erzählt." Aber warum sollte er auch. Zum einen hatten sie sich gestern nur kurz gesehen und zum anderen war ihm der Jüngere kaum Rechenschaft pflichtig. "Vielleicht hat er es gar nicht mitbekommen", zuckte sein Freund mit den Schultern. "Übrigens war es eine wirklich gute Idee von dir, ihn zu uns zu schicken. Er ist sehr gut." Seine Zweifel von gestern kamen ihm in den Sinn. "Wenn du meinst", fiel seine Reaktion dementsprechend unsicher aus. "Ja, das meine ich. Also zieh nicht so ein Gesicht." Eine Hand wurde auf seine Schulter gelegt, drückte kurz zu. "Meine Eltern sind mal wieder weg. Wie wäre es mit einer Runde Playstation? Ich lade dich auch zum Mittagessen ein." Zufrieden mit seiner Arbeit wandte er sich vom Tisch ab, erwiderte Yunshiros Lächeln. "Klingt wie ein Deal." Er dachte daran sich Socken anzuziehen, ehe er gemeinsam mit Yunshiro nach unten ging. Seine Tante stand in der Küche, bereits mit den ersten Mittagsvorbereitungen beschäftigt. "Ich bin heute bei Yun-kun." Das Geschirr stellte er nach einem entsprechenden Wink seiner Tante in die Spüle. "Möchtest du vorher etwas frühstücken?" Ihre Augen huschten etwas zu schnell über ihn hinweg, als würde ihr Blick irgendwie an seiner Gestalt abgleiten. "Nein danke, ich habe gestern spät gegessen." Oder auch sehr früh heute, wenn man es genau nahm. Kurz wunderte er sich, warum sie ihn nie fragten wo er gewesen war, wenn er zu den unmöglichsten Zeiten erst nach Hause kam, dann war der Gedanke auch schon vergessen. "Bis später!", verabschiedete er sich, begab sich in den Flur, wo Yunshiro bereits auf ihn wartete. "Na, Erlaubnis eingeholt?" "Natürlich." Unbeeindruckt hielt er seinem Freund die Tür auf, verpasste ihm zur Strafe einen kleinen Rippenstoß, als dieser an ihm vorbeiging. "Hey, so haben wir nicht gewettet!" Mit gespielter Empörung setzte Yunshiro ihm nach, doch er war bereits dabei seinen Vorsprung auszubauen, da er diese Reaktion vorausgeahnt hatte. An der nächsten Ecke wartete er auf den Braunhaarigen, der seine Niederlage gerne eingestand, wenn er dafür nicht weiterrennen musste. "Noch langsamer und die Schnecke neben dir überholt dich", stichelte er, belustigt. "Du hast gut lachen, kann ja nicht jeder ein Leistungssportler wie du sein. Also nimm gefälligst auf uns normale Wesen Rücksicht." Irgendetwas an diesen Worten brachte unerwartete Kälte mit sich, aber er drängte das Gefühl schnellstmöglich zurück. Mit einem Lächeln entspannte er sich in die vertraute Rolle hinein. ****** Er griff nach der Zeitung, in einer Hand eine Tasse Tee haltend. Nachdenklich blies er über das heiße Getränk, blaue Augen verschleiert, als würde der aufsteigende Dampf sie trüben. Eigentlich wollte er gar nicht erfahren, was für schlechte Nachrichten es wieder gab. Sie waren schon so ein ständige Konstante in seinem Leben. Und es wurde immer schlimmer. Doch es war bereits zu spät. Er hatte die Schlagzeile gelesen und etwas in ihm schrie laut auf. Äußerlich ruhig bleibend, legte er die Zeitung zurück auf den Tisch und wenn seine Finger dabei zitterten, beschloss er das nicht zu bemerken. Ein Stuhl wurde zurückgezogen, scharrte leise über den Boden und er nahm schwerfällig Platz. Immer noch die Schlagzeile vor Augen, schwarz auf weiß, eingebrannt in sein Gedächtnis. >Entführungswelle schwappt über Tokyo hinweg< Das Bild eines Jungen war darunter abgebildet. Seine Lunge schmerzte und endlich dachte er daran Luft zu holen. Ihm war kalt, eiskalt. Vielleicht zitterte er deswegen so sehr. Es ließ sich nicht länger ignorieren. Beide Hände krampften sich um die Tasse, saugten hungrig alles an Wärme auf, was sie vorfanden. Den Kopf gesenkt, versperrten blonde Strähnen ihm die Sicht, konnten jedoch nicht zurückhalten, was sich in seinem Kopf abspielte. Erinnerungen - wie lange hatte es ihn danach verlangt, wie sehr hatte er sie wiederhaben wollen... Und jetzt tat es mehr weh als jede Ungewissheit es jemals hatte tun können. Ein gewaltsamer Schauer schüttelte seinen Körper, Tee schwappte aus der Tasse über seine Hände, ohne dass er es spürte. Er war woanders, jemand anderer. Hilflos. Alles um ihn herum wirkte einschüchternd groß, vor allem die beiden Männer, die sich leise miteinander unterhielten. Er konnte sie nicht verstehen, zu laut rauschte das Blut in seinen Ohren, hämmerte sein Herz in der Brust. Seine Augen waren rot vom Weinen, doch jetzt kam nur noch ab und zu ein Schluchzen. Die Arme um die Knie geschlungen, drückte er sich in die Ecke, als würde sie ihm einen nicht genau zu definierenden Trost spenden können, Sicherheit, in diesem Alptraum. Angst, er fürchtete sich so sehr. "Vater, wo bist du? Hilf mir..." Lippen formten fast unhörbare Worte. Und niemand antwortete. "Hallo Omi, hat Yohji es noch nicht aus dem Bett geschafft?" Kens Stimme riss ihn aus der Erinnerung heraus und für nichts war er jemals so dankbar gewesen. Gott... Er holte tief Luft und es klang fast wie ein weiteres Schluchzen. Als nächstes wurde ihm bewusst, was er mit dem Tee angestellt hatte und Schmerz meldete sich langsam, als müsste er sich zunächst durch Schichten viel wichtigerer Eindrücke durcharbeiten. Ein Blick über die Schulter verriet ihm, dass Kens Frage eher rhetorischer Natur gewesen sein musste, da dieser bereits verschwunden war, ohne Zweifel nach unten ins Bad. Immer noch nicht ganz klar im Kopf, machte er sich daran, den Tisch abzuwischen, die Handlungen liefen völlig automatisch ab. Was war das gewesen? Fertig mit dem Abwischen, hielt er seine Hände unter kaltes Wasser, eine führte er dann zur Stirn. Doch die Kopfschmerzen ließen sich auf diese Weise nicht vertreiben. War das real gewesen, wirklich geschehen? Oder nur ein merkwürdiger Tagtraum? Er schüttelte sich. Nein, die Angst, sie hallte weiterhin in ihm nach und das Echo schien nicht schwächer werden zu wollen. Zu vertraut. Er hörte Schritte, Ken, der zurückkehrte. So gut es ging riss er sich zusammen. Unnötig, andere mit hineinzuziehen. Vor allem, da er überhaupt noch nicht wusste, was da eben geschehen war. Der Ältere betrat die Küche, ein Handtuch über den Schultern, die Haare tropfnass. Er sah aus, als hätte er gerade den Kopf unter den Wasserhahn gehalten. Und wahrscheinlich war genau das auch geschehen. Sein Lächeln erwiderte Ken ohne zu zögern und die Gewissheit, dass es wenigstens ihm gut zu gehen schien, beruhigte ihn mehr als er erwartet hatte. Wie Ken das schaffte, nachdem Yuriko gestern im Prinzip auf Nimmerwiedersehen verschwunden war, würde er wirklich zu gerne wissen. Und da hatte er immer gedacht, er selbst wäre bei Weiß dafür verantwortlich, die anderen aufzumuntern. "Du hast ganz richtig gelegen, Yohji-kun hat sich noch nicht blicken lassen." Ken rubbelte sich durch die Haare und war natürlich nicht besonders überrascht. "Nun ja, wenigstens bist du da und musst nicht zur Schule. Zu zweit schaffen wir das schon, bis er sich herunter bequemt." Die Worte enthielten keine Schärfe, obwohl Ken sonst der Erste war, der wegen Yohjis Unpünktlichkeit das Gesicht verzog. Es musste wirklich etwas passiert sein. Etwas, das Ken von dem Ort zurückgeholt hatte, wo er nach Kases Tod gelandet war. Das - und noch ein Stück weiter. Er trank den verbliebenen Tee aus und gewann damit ein paar Sekunden, ehe er dem Anderen die schlechte Nachricht beibringen musste. An jedem anderen Tag hätte er den Club wahrscheinlich geschmissen, aber nicht heute. Er brauchte etwas Luft, ehe ihn die Erinnerung in den Wahnsinn trieb, die nicht weit entfernt weiter in seinem Kopf lauerte, darauf wartend, dass er nachlässig wurde. "Es gibt da ein kleines Problem..." Von der jetzt leeren Tasse aufsehend, begegnete er Kens Blick, der in gespielter Verzweiflung sein Gesicht im Handtuch vergrub. "Du lässt mich also auch im Stich." Durch den Stoff hindurch klang das so merkwürdig, dass er unwillkürlich auflachte. "Es ist für die Schule. Und ich helfe dir vorher beim Aufmachen des Ladens." Genau das tat er dann auch. Die Kopfschmerzen waren etwas zurückgegangen, aber noch weit davon entfernt, völlig zu verschwinden, als er schließlich nach draußen trat. Und er war keinen Schritt damit weitergekommen herauszufinden, woran er sich eigentlich erinnert hatte. Wovor hatte solche Angst gehabt? Und da war noch etwas. "Vater..." Er wiederholte das Wort leise, zwei Finger berührten dann seine Unterlippe, als könnte er nicht so recht glauben, was er eben gesagt hatte. Damals muss er seine Familie noch gekannt haben. Keine ewigen Fragen, keine Schwärze, wo sein früheres Leben einfach abgeschnitten worden war. Blaue Augen trübten sich, als er versuchte mehr zu sehen, die Erinnerung nicht mehr zurückzuhalten. Das Pochen in seinem Kopf wuchs wieder zu einem Hämmern an, mehr erreichte er nicht. Ohne es zu merken, war er stehen geblieben, die Leute um ihn herum wichen automatisch aus, sahen ihn dabei nicht einmal wirklich. So kam er absolut nicht weiter. Es ließ sich einfach nicht herbeizwingen. Und so schob er die Bilder von sich, tat so, als hätte es sie niemals gegeben. Vielleicht würde auf diese Weise mehr herauskommen. Es konnte ja kaum schlimmer werden. Konnte man weniger über seine Vergangenheit wissen als nichts? Das bittere Lächeln ging in ein normales über, so glatt, dass er nicht einmal daran denken musste. Etwas Ablenkung würde jetzt wirklich das Beste sein. Und vielleicht fand Naoe-san auch die Zeit sich ihnen anzuschließen. Etwas an dem Jüngeren war seltsam - und gleichzeitig so vertraut. Er würde ihn gerne näher kennen lernen. ~ TBC ~ Wer den Anime kennt, dem ist sicher aufgefallen, dass ich mit dem Zeitungsartikel auf Folge 7 "Entführen" anspiele. Und weiter wird diese in meiner Story auch nicht vorkommen. Ist meiner Meinung nach nicht notwendig ^^ Ich mag Ran und Yun-kun *grins* cya, cu ^-^ Kapitel 79: "Rückblicke XXII - Nun, vor Ihrem Eingreifen waren sie sicher in einem besseren Zustand" ---------------------------------------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 79) Titel: Close Distance Teil: 79/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Vergangenheitskapitel ^^ Spielt noch am selben Tag wie der letzte Teil. Etwas später, nachdem Schuldig auf die Krankenstation gebracht worden war. Disclaimer: not my boys, no money make... Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: *grins* Ich habe jetzt tatsächlich angefangen, meine Perry Rhodan Hefte zu lesen. Sind ja nur knapp 100, die ich aufholen muss ^^# Ich habe irgendwo mal erwähnt, das Yun-kuns Eltern häufig unterwegs sind, von daher bleibe ich dieser Tatsache treu ^.~ Und ich denke schon, dass er ohne Ran recht einsam ist. Die zwei kennen sich schon ewig ^^ Keine Sorge, die Takatoris werden noch mehr eingebaut. Das kommt jetzt alles erst. Ich halte mich da an die Abfolge im Anime *nod* Von Ouka habe ich aber bereits geschrieben, dass sie tot ist ^^° Mit Omis Erinnerungen geht das langsam voran... Nun bin ich aber gespannt, was das für ein Songtext wird ^___~ @kohaku_san: *winkz* Wieder nicht vergessen *grins* *ganz stolz auf mich bin* ^.~ @nai-chan: Woah, ich hätte nicht gedacht, dass das Kapitel so viel Eindruck auf dich machen würde. *mich sehr darüber freu* ^__^ Und ich will doch sehr hoffen, dass du andere mindestens genauso gut finden wirst. *lach* Da mit Yunshiro und Ran noch ein paar Kapitel kommen werden, wird es wohl auch noch ein paar mehr Aufheller geben *gg* Und ich mache das mit dem Dämpfer nicht wirklich absichtlich, das bei Weiß war mir einfach so... ähm... rausgerutscht ^^°°° @Xell: *Gummibärchen rüberschieb* Nun ja, Ran hat zurzeit irgendwie nicht so viel Auswahl, worüber er sich den Kopf zerbrechen könnte, ne? Die Schule vielleicht? ^^# Über Yunshiro bin ich mir selbst nicht so wirklich im Klaren - ich meine, im Bezug auf Ran. Auf der einen Seite sind sie schon lange gute Freunde, andererseits geben einem einige von Yun-kuns Scherzen doch zu denken... o.O Auf jeden Fall sind die beiden zusammen aber sehr einfach zu schreiben *lach* Teil 79 "Rückblicke XXII - Nun, vor Ihrem Eingreifen waren sie sicher in einem besseren Zustand" "Er ist noch ein Kind." Schneider neigte den Kopf etwas, zeigte ein amüsiertes Lächeln. "Willst du sein Verhalten etwa verteidigen?" Er schüttelte den Kopf. Nein, das war es nicht. Aber er hatte die Angst in Schuldigs Augen gesehen. Wie der Junge beinahe zerbrochen war an dem, was Schneider mit ihm gemacht hatte. Und er wollte ihn nicht verlieren. Wer wusste schon, wann wieder so ein starker Telepath in ihre Hände fallen würde - und dann auch noch einer, der ihm zugeteilt werden sollte. Sich etwas zurücklehnend erwiderte er das Lächeln. "Schuldig ist ein wenig störrisch, das ist aber kein Grund, ihn bereits aufzugeben." "Da sind wir einer Meinung. Ich denke, er hat seine Lektion gelernt. Und falls nicht", eine kurze Pause folgte, in der eisblaue Augen ihn aufmerksam musterten, "werde ich den Druck das nächste Mal erhöhen. Ich verspreche dir aber, dass er es überstehen wird." Schneider erhob sich aus dem Bürosessel, winkte ihm zu folgen. Erst draußen auf dem Gang wurde die Unterhaltung fortgesetzt. Es bestand keine Gefahr belauscht zu werden. Erstens hielten sich hier kaum Schüler auf und zum zweiten würde das sowieso niemand wagen, da Schneider einen solchen Versuch sofort bemerken - und unterbinden - würde. "Was denkst du? _Hat_ er sie gelernt?" Er brauchte nicht lange darüber nachzudenken. "Wahrscheinlich. Die Frage ist eher, wie gut er sich beherrschen kann." Ein Seitenblick forderte ihn zum Weitersprechen auf. "Anscheinend hat er sich jetzt in den Kopf gesetzt, mich notfalls ins Bett zu zerren, wenn er auf diese Weise zu der ersehnten Ruhe kommt." Er schloss die Erklärung mit einem Seufzen ab. Sein Begleiter lachte kurz auf. "Er hat schnell begriffen." "Ja, vielleicht. Aber ich bin nicht interessiert." Und das war er wirklich nicht. Es reichte vollkommen aus, dafür sorgen zu müssen, dass Schuldig durch die Ausbildung - netter Euphemismus - hier kam. "Bereits ausgelastet?" Das brachte Schneider einen scharfen Blick ein, den dieser mit nicht weichender Belustigung zur Kenntnis nahm. Einer Antwort wurde er jedoch dadurch enthoben, dass der Deutsche die Tür zu seinen Privaträumen aufschloss, die sie gerade erreicht hatten. Drinnen wurde er sofort gegen die Wand geschoben, gab der Hitze nach, die augenblicklich durch ihn flutete. Sein Ausatmen klang wieder wie ein Seufzen, hatte aber einen ganz anderen Grund. "Ich helfe dir gerne dabei, Schuldigs Angebot ohne Bedauern auszuschlagen..." Leise Worte, Atem, der über seine Haut streichelte. Er verlor ein paar Sekunden, in denen es Schneider irgendwie gelang, Weste und Hemd aufzuknöpfen. Seine Hände, bis eben flach gegen die Wand gepresst, umfingen das Gesicht des Älteren, während er dessen Finger über seine Seiten gleiten fühlte. Im letzten Moment wurde ihm die Brille abgenommen, dann zog er Schneider auch schon für einen Kuss an sich heran. Später stand er im Badezimmer vor dem Spiegel, brachte seine Haare in Ordnung. Der Deutsche war bereits fertig, beobachtete ihn mit einem Lächeln in den Augen. "Wir können jetzt bei Schuldig vorbeisehen. Falls du nichts Besseres vorhast." Sein Spiegelbild zog die Augenbrauen hoch. "Ich werde mich doch nicht selbst Ihrer Gesellschaft berauben." Schneider schüttelte leicht den Kopf. "Ich fühle mich geehrt. Auch wenn deine Motive wohl woanders liegen." Natürlich kannte der Ältere die. Soweit er selbst sich darüber im Klaren war. Er dachte nicht oft darüber nach. Nach einem letzten Blick wandte er sich ab und gesellte sich zu Schneider. Sein linker Mundwinkel verzog sich zu einem halben ironischen Lächeln. Es bedurfte keiner weiteren Worte. Schneiders Finger glitten kurz über seine Lippen, hinterließen ein Prickeln. Und dann machten sie sich beide auf zur Krankenstation. Die Augen des Direktors nahmen einen Ausdruck an, der zu gut von der eisblauen Farbe unterstrichen wurde. Schüler wichen ihnen aus, drückten sich gegen die Wände des Flures und versuchten, sich so gut es ging unsichtbar zu machen. "Bald ist die Verabschiedung der obersten Klasse", wurde das Schweigen zwischen ihnen gebrochen. "Ja und damit werden auch die Neuzugänge eintreffen." Für eine Weile würde mehr Unruhe herrschen, bis jeder seinen Platz eingenommen hatte. Schneider nickte. "Ich möchte, dass du dabei bist. Und dass Schuldig dich begleitet." "Natürlich." Um Schuldig zu zeigen, wie viel Glück dieser gehabt hatte, nicht mit denen zusammen hier anzukommen. Er konnte sich noch gut an das gleiche Ereignis letztes Jahr erinnern. Neben Schneider stehend, war er so weit von den anderen entfernt gewesen. Unwillkürlich huschte ein Lächeln über seine Lippen. Eisblaue Augen fingen es auf und erwiderten es, die Erinnerung teilend. "Schuldig wird danach in einen der Schlafsäle wechseln. Ich denke, das ist der beste Moment. Seine Schilde sind schon jetzt fast gut genug." "Nun, vor Ihrem Eingreifen waren sie sicher in einem besseren Zustand." Sie hatten die Krankenstation fast erreicht, der Gang war leer. Und so sah niemand, wie Schneider ihn durch eine winzige Geste dazu brachte, stehen zu bleiben. Der Deutsche stand so nahe bei ihm, dass er dessen Atem spüren konnte und der auf ihn gerichtete Blick war ernst. "Du fängst hoffentlich nicht an, meine Entscheidungen zu hinterfragen?" Ruhige Worte, so flach, dass jede Betonung fehlte. Er wich dem Blick nicht aus, nicht einmal für den Bruchteil einer Sekunde. "Nein." "Gut." Eine Hand strich über seine Wange. "Mach dir keine Sorgen um Schuldig. Ich habe ihn nicht verletzt. Seine Schilde werden stärker als zuvor werden. Auch er muss den Preis für seine Gabe zahlen." Der Daumen wanderte jetzt über seine Lippen, löste wieder ein Kribbeln aus. Ohne dass es ihm bewusst wurde, vertieften sich seine Atemzüge. Er machte sich keine Sorgen um Schuldig - jedenfalls nicht weiter als der Junge für seine Zukunft wichtig war. Schneider las ihm den Gedanken vom Gesicht ab und die Mundwinkel des Älteren zuckten belustigt. "Du wirst dein Team bekommen, Crawford." Der Tonfall ließ keine Zweifel zu. Ein paar schwarze Strähnen wurden noch beiseite gestrichen, ehe Schneider die Hand senkte. Er begann die Berührung sofort zu vermissen, rief sich im nächsten Moment selbst zur Ordnung. Dafür war jetzt weder die richtige Zeit noch der richtige Ort. In Schneiders Augen glitzerte kurz Amüsement auf. "Du kannst mir nachher helfen, bei der Sichtung der Unterlagen über die Neuzugänge." Manchmal frage er sich, warum Schneider ihn so einband. Aber er nutzte diese Gelegenheiten, immer. Sein Nicken reichte dem Älteren. Schuldig war bleich wie ein Laken, die Haare schweißverklebt. Nur die Augen schienen noch lebendig, glänzten fiebrig. Schneider stand neben ihm, beobachte ebenfalls den Fünfzehnjährigen, der sie nicht sehen konnte hinter der verspiegelten Scheibe. Der Raum war nicht besonders groß, jede Möblierung fehlte. Doch Schuldig vermisste sie auch nicht, hatte sich in einer Ecke hingekauert, vollkommen auf etwas konzentriert, das außerhalb ihrer Wahrnehmung lag. Stephenson gesellte sich zu ihnen, musterte kurz Schuldig, wandte sich dann an den Direktor. "Ich komme nicht umhin, dein Geschick zu bewundern. Von seinem Block war gerade noch genug übrig, um nicht ganz von vorne anfangen zu müssen." Die beiden Männer lächelten sich an. "Wie weit ist er jetzt?" Die eisblauen Augen wanderten zu dem Orangehaarigen zurück, der weiterhin mit sich selbst beschäftigt war. "Dabei seine Schilde neu aufzurichten. In dem isolierten Raum wird es ihm leichter fallen. Keine Ablenkungen. Ich denke, in ein paar Stunden besteht keine Gefahr eines Zusammenbruchs mehr. Es sein denn, Schuldig kreuzt wieder deinen Weg." "Ich werde mich zurückzuhalten wissen." Schneider war mehr amüsiert als alles andere. Der Arzt schien nicht ganz so begeistert, da dieser schließlich die Arbeit haben würde. "Sein Talent ist wieder etwas stärker geworden. Es fällt mir schwerer darauf zuzugreifen. Bist du dir sicher, dass wir ihn nicht besser ein wenig zurechtstutzen sollten? Es dürfte Schuldigs Telepathie im Allgemeinen kaum gefährden." Der Deutsche schüttelte den Kopf und auch wenn er es nicht zugeben wollte, erleichterte ihn diese Geste. Es kam nicht selten vor, dass Rosenkreuz auf Nummer sicher ging und Talenten, die zu stark zu werden drohten, einen Teil ihrer Kräfte nahm. Um sie auch in Zukunft kontrollieren zu können. Die Prozedur war nicht nur schmerzhaft, sondern auch gefährlich. Und manche der Opfer wären sicher froh gewesen, am Ende durch den Tod erlöst zu werden. Doch soweit kam es selten. Eher endeten sie als Screamer, wenn etwas schief ging. Ein Ergebnis, dass manchmal auch absichtlich herbeigeführt wurde. Als Abschreckung - und weil diese lebenden ESP-Blocker ausgesprochen nützlich sein konnten. Schneiders Antwort erlöste ihn von den immer düsterer werdenden Überlegungen. "Schuldig wird so gebraucht, wie er ist." Damit wandte sich der Direktor von der Glasscheibe ab, wieder diesen merkwürdigen Ausdruck in den Augen, der selbst Stephenson unwillkürlich einen Schritt zurückweichen ließ. Er selbst blieb wie festgenagelt stehen, weigerte sich, eine Reaktion zu zeigen. In Gedanken versunken blieb der Ältere einen Moment stumm, ehe er eine weitere Frage an den Arzt richtete. "Wann wirst du ihn entlassen?" Stephenson überlegte nicht lange. "Morgen früh. Ich will, dass Schuldig über Nacht hier bleibt. Etwas Schlaf und er ist wie neu." "Sehr schön. Gute Arbeit." Ein an Stephenson gerichtetes Nicken folgte, begleitet von einem Lächeln. "Kommst du, Crawford?" "Und, bist du jetzt überzeugt?" "Ich war es bereits." Er wäre niemals auf die Idee gekommen, Schneiders Aussagen anzuzweifeln. Schließlich hatte der Deutsche es nicht nötig, ihn anzulügen. "Ich verstehe. Gesunde Einstellung." Das Lächeln lag auf der kühleren Seite der Skala, doch Schneiders Blick teilte die Kälte nicht. Im Büro erwarteten sie die Unterlagen der Neuzugänge, eine Notiz von Hoffmann wies darauf hin, dass sie auf dem aktuellen Stand waren. Natürlich konnte es in letzter Minute noch Ergänzungen geben, aber die Suchteams hatten ihre Arbeit für dieses Jahr abgeschlossen. Am Ende des Sommers würden neue zusammengestellt werden, Gelegenheit für die Abgänger, mehr Erfahrung zu sammeln. Sofern sie nicht schon einer anderen Aufgabe oder einem Field Team zugeteilt worden waren. Schneider nahm Platz, deutete ihm, sich selbst einen Stuhl heranzuziehen. Er gehorchte, schenkte den Akten dann etwas mehr Aufmerksamkeit. "Es sieht so aus, als wären überdurchschnittlich viele Heiler dabei." Die grüne Farbe der Aktendeckel verriet ihm das. "Das Verhältnis sieht in der Regel am Anfang immer so aus. Es ist schwer abzuschätzen, wie stark sich die Talente dieser Kinder noch entwickeln werden. Oft schaffen sie den Sprung zum Telekineten. Und wenn sie diese Schwelle überschritten haben, verlieren wir sie als Heiler. Sie haben dann nicht mehr die nötige Feinkontrolle." Überrascht neigte er den Kopf, schwarze Strähnen fielen ihm in die Stirn. Er bemerkte es nicht einmal, zu sehr beschäftigt, die neuen Informationen zu verarbeiten. Es dürfte eigentlich kein Geheimnis sein, dennoch hatte er bisher nicht davon gehört. Eine entsprechende Nachfrage blieb unausformuliert. "Wie viele Ausfälle gibt es im Durchschnitt?", wandte er sich stattdessen einem mehr allgemeinen Thema zu. "Das variiert. Je nachdem, aus welchen Altersstufen sich die Neuen zusammensetzen. Wenn sie sehr jung sind, besteht eher die Gefahr, dass ihr Talent sich niemals weit genug entwickelt, um von Nutzen zu sein." Was vielleicht daran liegen könnte, dass sie sich innerlich - ob nun bewusst oder nicht - Rosenkreuz widersetzten. Andererseits war er sich sicher, dass diese Kinder eher der hier stattfindenden Gehirnwäsche erlagen. Schwierig, da eine Balance zu finden. Er teilte seine Gedanken mit Schneider, der zustimmend nickte. "Viele Fähigkeiten entwickeln sich erst mit der Pubertät richtig. Dennoch ist es uns lieber, sie vorher in die Hände zu bekommen. Wer sich als unbrauchbar herausstellt, findet in einer der Einrichtungen von SZ immer noch Verwendung. Aber wir von Rosenkreuz sind die Elite." Eis in blauen Augen. Diese Aussage hatte nichts mit Propaganda zu tun, sondern mit der Wahrheit. Gebrochen oder nicht, keine Macht konnte gegen sie ankommen. Ein Gefühl, dem er selbst sich auch nicht zu entziehen vermochte. Unwillkürlich trat ein Funkeln in braune Augen, das nicht unbemerkt blieb. Schneiders lächelte ein sehr schmales Lächeln. "Es wirkt, nicht wahr? Obwohl du von Anfang an wusstest, was hier geschieht. Glaub nicht, du wärst der Erste, der genau durchschaut, was vorgeht." Das Amüsement hatte einen Hauch von Selbstbezug, getragen von einem Unterton, der von Bitterkeit sprach. War hier ein Hinweis auf Schneiders Motive zu finden? Er wagte es nicht, die bei ihm geweckte Aufmerksamkeit zu zeigen. Und um alles zu überspielen, lehnte er sich unerwartet vor, küsste den Deutschen, zum ersten Mal die Initiative ergreifend. Schneider hielt sich nicht lange damit auf, überrascht zu sein und erhob auch keine Einwände. Hände griffen nach ihm, zogen ihn auf den Schoß des Älteren, um den Kuss zu vertiefen. Die Unterlagen waren vergessen und seine Überlegungen lösten sich in Wohlgefallen auf. Er konnte sich nicht einmal mehr daran erinnern, warum er eben diesen Schritt getan hatte. Nur eines war noch wichtig. Er verlor die Kontrolle nicht, er gab sie freiwillig auf. Und Schneider nahm ohne zu zögern, was ihm angeboten wurde. Die Erinnerung an eine entsprechende Aussage hätte ihn vielleicht lächeln lassen, aber in diesem Moment gab es in seinem Kopf keinen Platz mehr für einen solchen Gedanken. ~ TBC ~ *grins* Crawford wird eindeutig frecher, ne? Mir gefällt diese Interaktion zwischen ihm und Schneider wirklich *nod* cya, cu ^-^ Kapitel 80: "Es wird Ihn dafür nur nervöser machen" --------------------------------------------------- Close Distance (Teil 80) Titel: Close Distance Teil: 80/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Samstagmorgen dieses Mal bei Schwarz, mit anschließender Verbindung zum letzten Kapitel mit Ran und Yun-kun Disclaimer: not my boys, no money make... Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Sag mal, hattest du auch Probs auf Mexx raufzukommen? Da erzähle ich Devil die ganze Zeit, dass ich gar nicht verstehe, was bei ihr los ist und ganz plötzlich baut sich auch bei mir Mexx nicht mehr auf *grmpf* Deinen GB-Eintrag bekommste im Laufe der nächsten Woche ^^ Ich hab übrigens zwei neue CDs (die allerdings schon vor ner ganzen Weile erschienen sind). Vielleicht finden wir ja wirklich noch einen Song ^.~ @Xell: Du hast es geschafft mich zu überraschen *grins* Liebe Grüße, weil du es sonst immer schaffst einen Commi zu schreiben ^.~ und ich hoffe, wir lesen uns beim nächsten Mal wieder *nod* @kohaku_san: Langsam werde ich wirklich neugierig, wie lange dein Abmelde-GB-Eintrag noch vorhält *lach* Normalerweise vergesse ich doch alles gleich wieder... ^^° *lieb grüß* *knuffz* @nai-chan: *grins* Ich hoffe mal, dass es nicht an der Story liegt, dass ich dieses Mal nur von dir eine Rückmeldung bekommen habe. ^^# Es wundert mich nicht wirklich, dass du die Vergangenheitskapitel wahrscheinlich am meisten magst, schließlich gefallen sie mir in der Regel auch mit am Besten ^___^ *knuffel* Aber das heutige in der Gegenwart fand ich teilweise auch recht lustig *grins* Schneiders Anweisung, Crawford solle dabei sein, bezog sich nicht auf die Klassen, sondern auf das Eintreffen der Neuzugänge ^^ Die Verabschiedung war nur sozusagen eine Einleitung gewesen *nod* Hab jetzt beim Nachlesen gemerkt, dass die Sache ein bissl missverständlich ausgedrückt ist, weiß aber auch nicht, wie ich es sonst schreiben soll *am Kopf kratz* Ich kann überhaupt nicht verstehen, wo dein Grinsen hergekommen ist... *snicker* ^.~ *mich freue, dass das Chapter diese Wirkung auf dich hatte* Teil 80 "Es wird Ihn dafür nur nervöser machen" "Morgen..." Farfarello streckte sich, erwiderte dann sein Lächeln. "Ich habe einen interessanten Traum gehabt." Das zufriedene Funkeln in dem bernsteinfarbenen Auge war viel sagend. Trotzdem sprang er nicht sofort darauf an. "Tatsächlich?" Den Kopf zur Seite neigend, begann er über den bloßen Arm zu streichen, der genau neben ihm zur Ruhe gekommen war und geradezu dazu einlud. In der Regel verstand er nichts von dem, was in den Träumen des Jüngeren vor sich ging, aber die Bilder waren einen Blick wert. Manchmal gab es da Farben, die er noch nie in der Realität gesehen hatte. Farfarello zog ihn an sich, bis sie Stirn an Stirn nebeneinander lagen. "Mach die Augen zu." Er gehorchte und spürte die Berührung gleich viel intensiver. Und dann begann der Jüngere sich auf die Eindrücke seines Traumes zu konzentrieren. Weißes Rauschen wurde zu sich bewegenden Gestalten, zu _Geschehen_. Brutal, voller Gewalt und ohne jedes Geräusch. Choreographierter Mord. Es war wieder die gleiche Familie, er erkannte sie, obwohl sie gesichtslos blieben. Er hatte Farfarello nie gefragt, ob es dessen Familie war. Nicht, weil er die Antwort fürchtete, sondern weil ihn ein unbestimmtes Gefühl davon abhielt. Als nächstes waren sie irgendwo draußen. Ein Laut, der erste in diesem verrückten Traum, ließ ihn nach oben blicken. Der Himmel riss auf, von einem Blitz gespalten, es klang, als würde jemand widerstandsfähigen Stoff auseinander reißen. Regen stürzte auf ihn herab, schwer und organisch, verwandelte sich in Blut, sobald er ihn berührte. Und dann kam der Moment, ab dem alles unverständlich, unbeschreibbar wurde und er hielt den Atem an, war einfach nur noch da, um es mitzuerleben, geschehen zu lassen. So simpel, so schmerzhaft, so berauschend. Er vergaß, wer er war. Seine Finger zitterten, wollten nach etwas greifen, das nicht vorhanden war, als er wieder zu sich kam und in Ermangelung einer anderen Wahl, schlang er seine Arme um Farfarello. Der lachte leise. "Gut?" Beinahe hätte er die Frage überhört, zu sehr damit beschäftigt, das Chaos in seinem Kopf ein wenig zu ordnen. "Ja...", flüsterte er schließlich nur und erntete ein weiteres Lachen. Er ließ Farfarello zusammen mit dessen neuen Freund, dem Mixer, in der Küche zurück, als Crawford ihn zu sich rief. Er fand ihn im Wohnzimmer, einige Ausdrucke lesend. Augenblicklich beschleunigte sich sein Herzschlag. "Hat Nagi etwas herausgefunden?" Crawford sah auf, die braunen Augen distanziert, schob die Blätter dann zusammen und legte sie beiseite. Ein kurzes Kopfschütteln folgte. "Nein, er ist noch nicht ganz fertig mit den Auswertungen." Enttäuschung mischte sich mit Erleichterung. Enttäuschung, weil er endlich Gewissheit haben wollte. Erleichterung, weil es zumindest keine schlechten Nachrichten gab. Er grinste, während seine Augen kühl blieben, ließ sich neben dem Amerikaner auf die Couch fallen. Crawford sah wieder aus wie aus dem Ei gepellt, natürlich fehlte auch die Krawatte nicht. Einen Moment lang fragte er sich, ob Ran es vielleicht schon längst geschafft hatte, Crawford näher zu kommen als ihr Anführer bisher realisiert hatte, schließlich verbrachten die beiden mehr Zeit zusammen als erforderlich war, wenn man bedachte, was Rans Aufgabe in diesem Spiel war. Doch nichts in Crawfords Gebaren deutete eine Veränderung an. Er war so gesammelt und unnahbar wie immer. "Okay, warum hast du mich dann gerufen?" Crawford erwiderte seinen Blick ruhig und er sah direkt hindurch, zu der Stille, die in einer anderen Ebene lockte, der Schwärze, deren Kälte ihn in jeder Sekunde seines Lebens angezogen hatte, seit er den Anderen kennen gelernt hatte. Aber es war zu normalen Ausmaßen zurückgekehrt. Die Nachwirkungen ihres Kontaktes hatten Zeit gehabt sich abzuschleifen und auch wenn er immer noch wusste, was für ein Gefühl es gewesen war, hatte dieses Wissen an Intensität verloren, war zu einer Erinnerung verblasst. Zurück beim Status quo. Sein halbes Lächeln ließ Crawford die linke Augenbraue hochziehen. "Es geht um Masafumis Projekt. Es wird Ärger geben." "Na und?" Er verschränkte die Arme hinterm Kopf, blickte zur Decke. Merkwürdigerweise war das einfacher, als weiterhin mit Crawford Blickkontakt zu halten. "Wir haben damit doch nichts zu tun. Es hat völlig gereicht, dass Nagi diesen Überwachungsjob aufgedrückt bekommen hatte. Oder bist du plötzlich darauf aus, der Unsterblichkeit nachzujagen, wie dieser Verrückte?" Crawford lächelte ein sehr schmales und sehr kaltes Lächeln, er konnte es aus den Augenwinkeln sehen. Er erhielt keine Antwort auf die letzte Bemerkung und das war auch nicht erforderlich. "Es gab zwei Ausbrecher und ich möchte, dass du ein Auge auf sie hast." "Auf die Gefahr hin mich zu wiederholen: Warum, was geht uns das an?" "Ich möchte sicher gehen, dass sie nicht den falschen Personen über den Weg laufen. Zudem wird die Sache auch Weiß auf den Plan rufen." "Und sie sollen Masafumi nicht auf die Spur kommen?" "Ganz im Gegenteil." Wenn überhaupt möglich, wurde das Lächeln noch kälter. Er gab seine Überraschung nicht preis, außer, dass sich seine Augen kurz weiteten. Und dann bekam er seine Anweisungen. Wie sehr er das liebte. "Darf ich Farfarello mitnehmen?" Vielleicht würde er auf diese Weise der Sache wenigstens etwas Spaß abgewinnen können. Auch wenn er zugeben musste, dass der Auftrag nach Crawfords Ausführungen einiges an Unterhaltungswert gewonnen hatte. "Farf?" Unwillkürlich musste er lächeln. Der Ire war dabei, Obst zu Mus zu verarbeiten, hörte ihn aber trotzdem und sah erwartungsvoll auf. Schnell rettete er einen Apfel vor seinem Schicksal und packte Farfarello am Shirt, um ihn hinter sich herzuziehen. Der ließ es amüsiert mit sich geschehen. Erst im Keller angekommen, bekam er Widerstand zu spüren. "Was ist los?", wollte der Jüngere wissen, entschlossen, sich nicht vom Fleck zu rühren, bevor er seine Antwort bekommen hatte. "Wir werden spazieren gehen." Er zupfte am Saum von Farfarellos Shirt, der verstand und die Arme hob, so dass er es ihm über den Kopf ziehen konnte. Aufmerksamkeit floss wie ein Energiestoß durch den sehnigen Körper. "Freu dich nicht zu früh, keine Action." Er wandte sich ab, kramte einen unauffälligen Pullover aus dem Schrank. "Es wird Ihn dafür nur nervöser machen." Farfarello klang ganz zufrieden mit den Aussichten. "Ganz genau." Das neue Oberteil verdeckte Farfarellos Narben. Gegen die Haare konnte er nicht viel machen, aber da würde er selbst eher Blicke anziehen. Etwas Arbeit blieb ihm also sowieso nicht erspart. Seine Hände legten sich um die Taille des Anderen und er zog ihn für einen Kuss an sich heran. "Du siehst zum Anbeißen aus...", flüsterte er ihm ins Ohr. Finger glitten über seine Schulter, woben sich in seine Haare. Und dann drückte sich Farfarello gegen ihn, suchte wieder nach seinen Lippen. Der nächste Kuss fiel härter aus, seine Hände begannen bereits unter den Pullover zu kriechen, als ihm im letzten Moment einfiel, dass sie jetzt keine Zeit dafür hatten. Farfarello bemerkte sofort, wie seine Gedanken abwanderten und grinste wölfisch in den Kuss hinein, ehe der Jüngere sich von ihm löste und einen Schritt zurück trat. Ein Funkeln stand in dem bernsteinfarbenen Auge und er verstand. "Das hast du mit Absicht gemacht!" Anklagend stach sein Zeigefinger gegen Farfarellos Brust, der nicht einmal den Anstand hatte so zu tun, als wäre er unschuldig. "Müssen wir nicht los?" Der Ire packte ihn am Handgelenk und lächelte. Er gab auf und stellte sich etwas vor, das das Blut wieder an die richtige Stelle seines Körpers dirigieren würde. Ah ja, Takatori. Das Bild des Koalas wirkte besser als eine kalte Dusche. Mit der noch freien Hand nahm er Farfarello die Augenklappe ab, der darunter liegende Ruin fiel ihm schon gar nicht mehr auf. Fehlte nur noch das letzte Accessoire. Die Sonnenbrille setzte der Ire nur selten auf, ihm gefiel zu sehr das Unbehagen, das seine Augenklappe auslöste. Doch jetzt wollten sie inkognito unterwegs sein und je weniger mentale Energie ihn das kostete, desto besser. "Also dann, mein Hübscher. Lassen wir die Welt nicht länger auf uns warten." Farfarello ließ zwei Reihen perfekter Zähne aufblitzen. Zum Glück war Crawford in der Lage gewesen, ihm die ungefähren Aufenthaltsorte der beiden Flüchtlinge zu nennen und er wusste auch, um wen er sich als erstes zu kümmern hatte. Farfarello versteifte sich neben ihm und ein scharfer Impuls lenkte seinen Blick in eine bestimmte Richtung. Er konnte dort nichts sehen, spürte es aber ebenso wie sein Begleiter. Seine Telepathie griff nach draußen, zuckte fast augenblicklich zurück. Es war - nicht menschlich. Nicht mehr. Überreste bewussten Denkens rollten wie langsame Wellen durch den Geist ihres Zieles, gerade genug, damit das Wesen den Verlust noch fühlen konnte. Der Tod würde eine Erlösung sein. Kühle grüne Augen glitzerten wie Eis. Aber das war nicht seine Aufgabe. Eine Bewegung ließ ihn zur Seite sehen. Farfarello, angespannt wie eine Raubkatze vor dem Sprung. Besänftigend legte er eine Hand auf dessen Schulter. "Keine Jagd heute." Farfarellos Atem entwich abrupt, fast ein Seufzen. "Ich weiß. Aber es wäre eine Herausforderung." Der Blick des Jüngeren folgte wie ein automatisches Tracking-System dem weiter eilenden Halbwesen, Chimäre zwischen Mensch und Tier. "Es wird andere geben." Er dachte dabei an nichts im Besonderen, im Gegensatz zu Farfarello, der hungrig lächelte, mehr ein Zähneblecken als alles andere. Eine geistige Berührung ließ ihn klar sehen, was Farfarello im Sinn hatte und hastig nutzte er seine Fähigkeit, um das weiße Rauschen zu verstärken. Man konnte niemals vorsichtig genug sein. Farfarello entging nicht, was er tat und nahm es als unausgesprochene Warnung. Gemeinsam setzten sie sich wieder in Bewegung. Ihre Zielperson - sofern ,Person' hier überhaupt noch einen adäquaten Ausdruck darstellte - war soeben in eine Seitenstraße verschwunden und begann dort durch ein paar Mülltonnen zu stöbern, als er eine bekannte Signatur auffing. Sie leuchtete geradewegs durch den animalischen Hunger, den das Monster ausstrahlte, ein vielleicht kleiner aber nichtsdestotrotz für einen Moment blendender Stern. Er schirmte sich dagegen ab und nahm die beiden sich nähernden Teenager von dem Signal aus, das allen anderen Leuten um sie herum befahl, sie nicht zu genau anzusehen. Anscheinend hatten Ran und sein Freund vor, genau dort langzugehen, wo sich gerade das Wesen aufhielt. Keine gute Idee. Und plötzlich musste er an Crawfords Worte denken. Das konnte ja wohl nicht wahr sein! Warum konnte dieser Bastard nicht einmal Klartext reden?! Farfarello hörte sein Schnauben und musterte ihn fragend. "Wir bekommen Besuch", war sein einziger Kommentar und mit einer ruckartigen Kopfbewegung wies er in Richtung des Rothaarigen. Der war gerade zu sehr in sein Gespräch mit Miyato vertieft um sie zu bemerken, doch einen Farfarello, der sich gleich darauf vor ihm aufbaute, konnte Ran schlecht übersehen. Miyato griff augenblicklich nach Rans Arm, zog ihn halbwegs hinter sich und er fragte sich, ob der Braunhaarige sich der Geste überhaupt bewusst war, so intensiv wie er Farf anstarrte, im Hinterkopf die Frage kreisend, was dieser Punk von ihnen wollte. Er verkniff sich ein Auflachen, teilte seine Belustigung jedoch im Stillen mit dem Iren. Der vollkommen unbeeindruckt war. "Hallo Ran." Farfarello schob sich an Miyato vorbei und Ran stand die Überraschung deutlich ins Gesicht geschrieben. Es war das erste Mal, dass dieser Farfarello außerhalb des Hauses von Schwarz traf und er las in Rans Gedanken, wie unwirklich Ran diese Begegnung erschien. Der Jüngere fasste sich jedoch schnell und erwiderte das Lächeln des Iren, zuckte nicht einmal zurück, als der darauf seine Hände über Rans bedeckte Arme streichen ließ. Farfarello schien immer noch von den Verletzungen fasziniert zu sein, die er darunter wusste. Er grinste in sich hinein. Und wie erwartet fiel spätestens jetzt auf, dass die beiden die gleichen Pullover trugen. Miyatos Augen weiteten sich bei der Erkenntnis und die Gedanken, die dem Braunhaarigen daraufhin durch den Kopf schossen, ließen seine Augenbrauen nach oben wandern. Wer hätte das gedacht... Rasch brachte er seine Gesichtszüge wieder unter Kontrolle, checkte, ob ihre Zielperson sich weiterhin benahm und schlenderte dann ebenfalls auf Ran zu. Ungeachtet dessen, dass Farfarello immer noch an ihm hing, absolvierte der Rothaarige die folgende Vorstellungsrunde mit Bravour und schaffte es sogar sehr nichtssagend zu bleiben, soweit es Farfarello und ihn selbst betraf. "Farf, hör auf Ran ausziehen zu wollen", ergriff er anschließend das Wort, was Ran zu einer ausgesprochen gesunden Gesichtsfarbe und dessen Freund zu entgleisenden Gesichtszügen verhalf. Nur der Ire teilte sein Grinsen, ließ aber gleichzeitig von Ran ab. Er nutzte die Zeit, um den beiden die Suggestion einzupflanzen, dass sie einen kleinen Umweg machen wollten, bevor sie sich wieder ganz erholten. "Sehr witzig, Schuldig." Violette Augen funkelten ihn an, doch eine Spur von Amüsement verdarb die Wirkung, da Ran noch zu gut das Bild im Gedächtnis hatte, das er ihm mal beim Essen gesandt hatte. "Jupp, immer wieder gerne. Wohin des Weges?" "Wir wollen zu Yun-kun und später ins Kino." Miyato nickte bestätigend, das Misstrauen noch nicht ganz überwunden. Etwas zupfte an seiner Aufmerksamkeit - ihre Zielperson hatte etwas entdeckt. Ihm blieb nichts anderes übrig, als die unterhaltsame Szene zu beenden. "Dann wünsche ich euch noch viel Spaß. Wir sehen uns, Ran-chan." Der wurde wieder rot und verabschiedete sich ebenfalls. Mit Farfarello im Schlepptau wandte er sich seiner eigentlichen Aufgabe zu, während die beiden Teenager ohne sich absprechen zu müssen einen anderen Weg einschlugen. ~ TBC ~ *gg* Armer Ran... Hey, in diesem Kapitel habe ich tatsächlich mal geschafft, alle meine Lieblingscharas unterzubringen *stolz guck* cya, cu ^-^ Kapitel 81: "Ich zeige ihnen nur, dass sie Ihm niemals vertrauen dürfen" ------------------------------------------------------------------------ Close Distance (Teil 81) Titel: Close Distance Teil: 81/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Es geht am Samstag bei Schu und Farf weiter, nachdem sie sich von Ran verabschiedet hatten ^^ Disclaimer: not my boys, no money make... Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Klar doch lese ich, ich muss schließlich noch 75 Perry Rhodan Hefte durchbekommen - und hab nur noch zwei Wochen dafür Zeit ^^° Kommt also ganz drauf an, wie viel ich schreibe, ob ich das schaffe. Ich kann mich jetzt gar nicht erinnern, ob ich diesen Film schon mal gesehen habe o.O Den Titel kenne ich jedenfalls... Was soll ich sagen, ich muss beim Schreiben in einer guten Stimmung gewesen sein *lach* Aber ich denke es gibt auch ganz im Allgemeinen von der Storyline her gerade nichts allzu Düsteres ^^ Da ich dich ja nicht schockieren will, hoffe ich, das heutige Chapter ist dir nicht zu "hell" ^____~ Ein Vergangenheitschapter gibt es nächste Woche und ab da wahrscheinlich wieder im alten all-zwei-Wochen-Rhythmus. *grins* Wie im GB geschrieben, habe ich da jetzt wieder ein paar Kapitel zusammen bekommen ^^ Viel Spaß bei der Geburtstagsfeier! Und es freut mich, dass du jetzt etwas bequemer zu meiner Story findest *lach* @kohaku_san: Und hier wieder mein üblicher Gruß um zu beweisen, dass ich dich nicht vergessen hab *lach* @Xell: *mich umschau* Wo bist du eigentlich abgeblieben? Ist irgendwie merkwürdig, dass jetzt jemand anderer die Gummibärchen bekommt ^.~ @nai-chan: *Gummibärchen rüberschieb* Man, das nenne ich doch mal eine positive Reaktion *lach* Noch nicht mal wissen, ob dir das Chapter überhaupt gefällt, und dennoch schon grinsen. Ich hoffe mal, das artet nicht zu oft in eine Enttäuschung aus ^^# Natürlich werde ich versuchen, so weiterzumachen. Und dafür wird es auch noch einige Szenen mit Ran und Farf geben *snicker* Mir war gar nicht so wirklich bewusst gewesen, dass das letzte Mal ne runde Kapitelzahl dran war ^^° Danke für die Gratulation *gg* Nu ja, von Furia und kohaku_san weiß ich ja, dass sie immer Sammelcommis hinterlassen, wenn sie mal wieder zum Lesen kommen. Ansonsten weiß ich auch nicht, was los ist. Mir macht die Story aber so viel Spaß, dass ich auch weiterschreiben würde, wenn nur noch du vorbeischaust ^.~ Aber ich denke, Andy wird auch auf jeden Fall dabei bleiben *nod* Teil 81 "Ich zeige ihnen nur, dass sie Ihm niemals vertrauen dürfen" "Soll es überleben?" Farfarello war mit den Schatten in der Gasse verschmolzen, das Gesicht mehr eine wage Ahnung als klare Konturen. Die Sonnenbrille hatte der Jüngere in diesem Moment abgenommen, da sie hier sowieso niemand sah. "Nein, wir brauchen nur den anderen." So lauteten Crawfords Anweisungen. Das, was früher einmal ein Mensch gewesen war, witterte kurz, zog dann weiter. "Und was ist mit Masafumis Projekt?" Sieh an, Farfarello hatte tatsächlich aufgepasst. In grünen Augen glitzerte es kurz auf. "Willst du die Unsterblichkeit?" "Um so wie Er zu werden?" Ein leises, verächtliches Knurren kam aus Farfarellos Kehle. "Lass mich es töten." "Nein, das wird jemand anderer für uns übernehmen." Er spürte, wie sich Farfarellos Arme um ihn schlangen, sich der Jüngere an ihn drückte. "Es hat etwas entdeckt." Tatsächlich. Er grinste. "Lass uns zusehen." Sie folgten dem Wesen. "Rück die Brieftasche raus!" Der Mann zuckte zurück, beim nächsten Schlag wurde ihm die Brille herunter gerissen. Er kniete sich hin und tastete danach, doch einer der Angreifer zerdrückte die Gläser unter der Sohle metallverstärkter Stiefel. "Die brauchst du nicht dafür. Beeil dich, bevor wir endgültig die Geduld verlieren!" Und dann schreckte nicht nur der Büroangestellte zusammen, sondern auch die zwei Jugendlichen. Langsam drehten sie sich um, zum anderen Ende der Gasse, wo etwas aufgetaucht war, das es auf dieser Welt nicht geben dürfte. Er konnte ihre Panik spüren, als die beiden den viel zu großen Schatten entdeckten. Sie war so stark, dass er sie fast auf der Zunge schmeckte. Farfarellos Körper erzitterte, angespannt, wollte losschnellen und sich auf das Monster stürzen. Der Ire war stets auf der Suche nach einem würdigen Gegner. Besänftigend legte er ihm eine Hand in den Nacken. Hilfeschreie ließen sie wieder zu dem Opfer des Überfalls blicken. Mister Halbglatze war offensichtlich noch nicht bis hin zur Stummheit verängstigt. Noch ein Ruf nach der Polizei, die mal wieder nicht da war, wenn man sie brauchte. Er beschloss, ein wenig nachzuhelfen, da die Teenager nicht so aussahen, als würden sie noch lange durchhalten. Farfarello neben ihm beobachtete alles gebannt. Kurz darauf quietschten Reifen und ein Wagen kam zum Stehen. Schritte. "Polizei, Hände hinter den Kopf!" Na klar doch... Er grinste spöttisch. Als ob dieses Wesen sie verstehen könnte. "Ich denke, hier sind wir fertig." Ein bernsteinfarbenes Auge glühte auf, schließlich nickte Farfarello. Sie wandten sich ab, verschwanden, ohne dass jemand auch nur eine schattenhafte Bewegung wahrnahm. Hinter ihnen klangen Schüsse auf. "Warum können wir jetzt nicht was anderes machen?" Farfarello schien von ihrem Ausflug inzwischen genug zu haben und begann die Leute um sie herum nach etwas Abwechslung abzusuchen. Der scharfe Blick gedämpft durch das dunkle Glas der Brille. "Weil Crawford gesagt hat, dass wir alles im Auge behalten sollen." "Aber Ran passiert doch nichts mehr." Er seufzte. Farfarello hatte seine eigenen Überlegungen auf den Punkt gebracht. Machte sich gar nicht gut, wenn man argumentieren wollte. "Nächstes Mal kann ich dich auch zu Hause lassen, wenn dir das lieber ist." Wenn gar nichts mehr hilft, fällt man eben auf so etwas zurück. Doch er bereute seine Worte schon, kaum dass er sie ausgesprochen hatte. Der Ire blieb stehen und sah ihn an. Da Farfarello die Sonnenbrille wieder aufgesetzt hatte, konnte er dessen Blick nicht deuten, doch irgendetwas schien der Jüngere lustig zu finden. "Das war sogar für dich ausgesprochen einfallslos." Dann wurde Farfarello ernst. "Außerdem weiß ich genau, dass du mich nicht zu lange allein lassen willst." Das hatte gesessen. Er ließ seinen Kopf auf Farfarellos Schulter sinken. "Es tut mir Leid." Seine Worte gingen fast in dem grauen Pullover verloren, doch der Ire hörte sie zweifellos. Für ein paar Minuten blieben sie einfach so stehen, während die Blicke der Passanten über sie hinweg glitten, als wären sie nicht vorhanden. Farfarello sprach schließlich als erster. "Warum will Crawford, dass wir die Flüchtigen verfolgen?" Sein erleichtertes Seufzen drang nicht nach außen vor. "Es hat etwas mit Weiß zu tun. Sie werden wahrscheinlich auf den noch überlebenden Flüchtling angesetzt. Crawford will sicher gehen, dass die Kätzchen mit heiler Haut davonkommen." Die Zweifel an den Fähigkeiten von Weiß verstand er sehr gut, schließlich hatte er Donnerstagnacht eine Kostprobe bekommen und war alles andere als beeindruckt gewesen. Unwillkürlich verzogen sich seine Lippen zu einem weiteren spöttischen Grinsen. Seine Finger schlossen sich um Farfarellos Handgelenk. "Was denkst du, wollen wir ein paar Blumen kaufen gehen?" Der Jüngere nickte nachdenklich. "Wir könnten sie Aya bringen." War das Farfarellos Ernst? Telepathisch versuchte er, den Gedankeninhalt des Anderen zu erfassen, fand aber nur diffuse Neugier vor. Nun ja, wahrscheinlich war es nicht verwunderlich, dass Farfarello Rans Schwester kennen lernen wollte. Vor allem da das Mädchen eine so große Rolle in Crawfords Plänen spielte. Er war sich immer noch nicht sicher, wie viel Farfarello wirklich darüber wusste. Bisher hatten sie nicht darüber gesprochen - er wollte es nicht. Nicht, solange er keine Ahnung hatte, zu welchem Ergebnis Nagi bei der Durchsicht der Unterlagen kam. Für ein paar Herzschläge lähmte ihn Angst nahezu, doch er kämpfte sie sofort nieder. Sie würden eine Lösung finden, alles andere war unvorstellbar. Bald erreichten sie den Parkplatz, wo sein Cabrio auf sie wartete. Er fädelte sich in den Verkehr ein, nicht ohne einem Toyota-Fahrer, der ihn beinahe geschnitten hätte, heftige Kopfschmerzen zu verpassen. Das waren die kleinen Annehmlichkeiten als Telepath. Es fiel ihm nicht schwer den Blumenladen zu finden. Nagi hatte sie alle mit den nötigen Informationen versorgt gehabt, kurz nachdem sie den Auftrag erhalten hatten, Takatori zu überwachen. Und auch wenn ihnen Weiß bisher nicht in die Quere gekommen war, hatten sie die Aktionen der drei nie völlig aus den Augen verloren. "Da wären wir auch schon." Dem Laden schräg gegenüber befand sich ein kleines Restaurant und er beschloss, dass es Zeit fürs Mittagessen war. Weiß konnte er trotzdem von dort aus ohne Probleme beobachten. "Ich hoffe, du hast Hunger." Farfarello zögerte kurz, wollte sich Weiß anscheinend aus der Nähe betrachten, zuckte dann aber mit den Schultern. "Ich denke schon." Er lächelte. "Wir wollen doch nicht, dass du mir vom Fleisch fällst." Damit zog er Farfarello mit sich hinein, verschaffte ihnen einen Fensterplatz. Ihr Essen ließ nicht lange auf sich warten, nur brachte Farfarello nicht besonders viel Interesse dafür auf. Unruhig rutschte der Ire auf dessen Stuhl hin und her. "Was ist los?" Drüben beim Blumenladen blieb es ruhig, Hidaka und Kudou verkauften ihre Sträuße an junge Mädchen, die nichts Besseres zu tun hatten, als die armen Kerle wie Bienen zu umschwärmen. Die Eindrücke huschten durch seinen Kopf, während grüne Augen fest auf Farfarello gerichtet blieben. "Ich hätte es töten sollen..." Farfarello verschränkte die Arme vor der Brust. "Die Polizisten haben es einfach erschossen, was für eine Verschwendung." Ein Lächeln zog an seinen Mundwinkeln. "Warum bist du eigentlich immer so blutrünstig?" Er zog Farfarello kurz an sich heran, küsste ihn herausfordernd. Niemand sah zu ihnen herüber. Finger gruben sich in orangefarbene Strähnen, hielten ihn fest. Irgendwie landete Farfarello auf seinem Schoß und seine Arme schlangen sich um die Taille des Jüngeren, um ihn noch näher zu spüren. Schließlich aber erinnerte er sich an das Essen, das allmählich kalt wurde und die nicht ganz angemessene Umgebung. Farfarello entging die Veränderung wie immer nicht und der Ire lehnte sich zurück. "Ich bin es nicht", kam zu seiner Überraschung dann eine Antwort auf seine eher rhetorisch gemeinte Frage. Er zog eine Augenbraue hoch. Farfarello zeigte so etwas wie ein Lächeln, weiße Zähne. "Ich zeige ihnen nur, dass sie Ihm niemals vertrauen dürfen. Irgendwann wird es jeder wissen. Und Er wird ganz allein sein." So wie Farfarello. Er verstand nur zu gut. "Du bist nicht mehr allein. Du hast uns." Mich. Ernst geworden strich er über Farfarellos Wange. Der schmiegte sich noch ein letztes Mal an ihn. "Vergiss das nicht." Geflüsterte Worte, direkt neben seinem Ohr. Dann glitt Farfarello von seinem Schoß und setzte sich wieder auf den eigenen Platz, sich endlich dem Essen zuwendend. Es vergingen einige Minuten, in denen er einfach nur dem Iren zusah, ehe er ebenfalls den Teller an sich heranzog. Ein bekannter Name ließ ihn innerlich aufhorchen. Tetsuya. Er dachte an sein Gespräch mit Crawford zurück. Das war Flüchtling Nummer zwei und dessen Freundin stand gerade vor dem Blumenladen. Was für ein Zufall. Er grinste. Wohl eher nicht, ihr unfehlbarer Leader hatte es garantiert gewusst. Farfarello schob die Sonnenbrille hoch und sah ihn fragend an. "Da ist jemand, der uns direkt zu unserem anderen Ziel führen wird." Der Jüngere folgte seinem Blick und zusammen beobachteten sie die zwei Mädchen auf der anderen Straßenseite, die gerade im Gehen begriffen waren. Er holte sich den Namen von Tetsuyas Freundin aus ihrem Kopf. Sayaka also. "Lass uns gehen." Farfarello nickte zustimmend. Kaum standen sie, eilte ein Kellner herbei. Mit einer undurchdringlichen Miene reichte er ihm ein paar Papierschnipsel, Überreste eines Teils der Speisekarte. Natürlich hätten sie auch einfach so aus dem Restaurant spazieren können, aber so machte es zum einen mehr Spaß und zum anderen kostete es weniger Energie. Der Kellner brauchte nur einen kleinen Anstoß, um genau das zu sehen, was dieser zu sehen erwartete. Belustigt schüttelte Farfarello den Kopf. "Habe ich mich irgendwie verändert?" Tetsuya hatte das Eis nicht angerührt, sondern stocherte nur mit dem Löffel darin herum, so dass inzwischen die einzelnen Kugeln nicht mehr voneinander zu unterscheiden waren. Und in Tetsuyas Gedanken konnte er genau lesen, warum diese Frage gestellt worden war. Eine Erinnerung an das Institut. Jemand wurde an Tetsuya vorbeigerollt, fast vollständig von einem Laken bedeckt. Fast. Hände wie von einem Tier, mit Krallen. So viel Furcht, dass Tetsuya ohne nachzudenken davonlief. Jetzt saß er hier, dieser Elite-Student, versuchte herauszufinden, ob es ihm bald genauso gehen würde. Sayaka war völlig ahnungslos und versicherte ihrem Freund, das alles mit ihm in Ordnung sei. Natürlich. Er schnaubte unterdrückt und zog so Farfarellos Aufmerksamkeit auf sich. Der Jüngere hatte keine Probleme damit, ein Eis zu verzehren, obwohl sie erst vor kurzem gegessen hatten. Seine Augen verschmälerten sich, während seine Überlegungen weiter sprangen. Crawford mochte kein Schokoladeneis. Es war ihm nie gelungen, den Grund dafür herauszufinden. Er nahm einen Schluck von seinem Kaffee, lauschte mit einem halben Ohr weiter der Unterhaltung. Woher war das jetzt gekommen? Die Erinnerung war so klar, als würde er ein Foto vor sich sehen und unwillkürlich lächelte er. "Woran denkst du gerade?" Farfarello neigte den Kopf zur Seite, das bernsteinfarbene Auge weiterhin hinter der Sonnenbrille verborgen. Sich ertappt fühlend, senkte er den Blick, starrte sein Spiegelbild in der bräunlichen Flüssigkeit an. Farfarello hielt ihm einen mit Eis gefüllten Löffel hin, ließ ihn wieder aufblicken. Der Ire bestand auf keine Antwort, sondern lächelte nur. Er lächelte zurück. "Das wird nicht gut gehen." Die beiden hatten das Café verlassen und Sayaka stand nun an einem Plüschtier-Greifautomaten, während Tetsuya versuchte, mit der Angst in dessen Kopf klarzukommen. Gerade näherte sich ein Typ dem Mädchen und um die Absichten des Teenagers zu erkennen, musste man kein Telepath sein. "Ich denke, er sollte besser auf sie aufpassen." Farfarello musterte Tetsuya mit etwas, das Verärgerung nahe kam. Aus einiger Entfernung sahen sie zu, wie das Schicksal seinen Lauf nahm. Etwas in Tetsuyas Gedanken zerbrach und Panik flammte in dem Studenten hoch, wurde gegen den Jugendlichen gerichtet, der völlig blind für dessen Umgebung Sayaka bedrängte, die bereits begann, sich nach Hilfe umzusehen. Ihre Erleichterung, als Tetsuya näher kam, hielt jedoch nicht lange vor. Der Student schien neben sich zu stehen, packte den Teenager, den er nur noch als Rivalen sah und schleuderte diesen durch die nächste Schaufensterscheibe. Glas splitterte, regnete auf den Bürgersteig und ließ Passanten stehen bleiben. Im nächsten Moment blickte Tetsuya sich hektisch um und rannte dann davon, Sayaka allein zurücklassend. "Tolle Aktion..." Er griff Farfarello am Oberarm. "Ihr wird schon nichts passieren. Wir haben uns um _ihn_ zu kümmern." Es war nicht schwer, an Tetsuya dranzubleiben, dessen Geist leuchtete wie ein helles Signal. In seiner winzigen Wohnung angekommen, kontrollierte der Student sein Äußeres, sah im Spiegel die spitzen Zähne, die Behaarung auf den Haaren. Und dann kam gar nichts mehr, weil Tetsuya Schlaftabletten geschluckt hatte. "Ich denke, hier gibt es erstmal nichts mehr für uns zu tun." Und dafür die ganze Rennerei. Tetsuyas Adresse hätten sie auch ganz einfach von Nagi bekommen können. "Gut, dann können wir ja Aya besuchen gehen." Farfarello klang ganz zufrieden mit den Aussichten. ~ TBC ~ Ich glaube, in dem Kapitel ist mehr Dialog drin, als bei mir normalerweise üblich ist *am Kopf kratz* Werde jedenfalls das Gefühl nicht los, dass es anders klingt... o.O Nächste Woche geht es wieder in die Vergangenheit ^^ cya, cu ^-^ Kapitel 82: "Rückblicke XXIII - Sieht fast so aus, als müsste ich Herrn Schneider auch noch dankbar sein" --------------------------------------------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 82) Titel: Close Distance Teil: 82/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Wie versprochen, ein neues Vergangenheitskapitel *grins* Schuldig wird von Crawford aus der Krankenstation geholt Disclaimer: not my boys, no money make... Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Noch mal herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag! ^_________^ @nai-chan: *lach* Keine Sorge, wenn das so weitergeht, wird die Story sicher noch ein Jahr oder so laufen ^^° Übrigens kam es dir nicht nur so vor, sondern der letzte Teil war wirklich kürzer. Lag an den Dialogen, die ich nicht weiter mit Beschreibungen gefüllt habe. Dadurch bin ich in meinem Block zwar wieder auf volle vier Seiten gekommen, aber das ist nur die Zeilen- und nicht die Wortzahl ^^ Wenn du tatsächlich den Anime guckst, wirst du merken, dass ich zwar die Punkte aus der Folge aufgreife, aber einen ganz anderen Fokus habe *grins* Ich hoffe, der heutige Teil gefällt dir auch wieder *nod* @kohakus_san: *winkz* @Furia: Wenn du dir schon die Zeit nimmst, mir extra zu mailen, muss du hier auch mal wieder stehen ^________~ *knuffel* @Xell: *extra viele Gummibärchen reich* Ist ja nicht so, als ob ich das wüsste *snicker* Aber in meiner Story-Welt ist es möglich, dass Talente sich entwickeln ^^ und dadurch bestimmte Fähigkeiten wieder verloren gehen. Schneider würde Crawford niemals alles erzählen, das entspricht einfach nicht der Politik auf RK. Außerdem wäre es teilweise wirklich gefährlich ^^# Japp, nicht nur mit den Flüchtlingen sondern auch mit Crawfords Vision liegste ganz richtig. *lach* Und ich musste Ran einfach Farfs Pullover anziehen lassen *grins* Wenn man bedenkt, dass Farf genauso wie Ran seine Schwester verloren hat, ist es kein Wunder, dass er sich für die beiden interessiert ^.~ P.S. Freut mich, dass du wieder da bist *grins* Teil 82 "Rückblicke XXIII - Sieht fast so aus, als müsste ich Herrn Schneider auch noch dankbar sein" "Schuldig?" Der Orangehaarige hockte immer noch in der Ecke, als hätte er sich die ganze Nacht nicht von der Stelle gerührt. Wie in Zeitlupe drehte sich der Kopf zu ihm und glasige grüne Augen sahen ihn an. "Komm, wir gehen." Es dauerte eine Weile, bis die Bedeutung der Worte zu Schuldig durchdrang. Dann stand der Jüngere schwerfällig auf, musste sich an der Wand abstützen, um nicht umzufallen. Kritisch musterte er Schuldig, der gerade den Kopf schüttelte, als müsste er seine Gedanken von irgendetwas befreien. Allmählich kehrte Leben in die grünen Augen zurück und er konnte regelrecht zusehen, wie sich Schuldigs Körper straffte. "Guten Morgen?" Die Begrüßung klang rau und wie eine halbe Frage. Seine Mundwinkel bogen sich in ein schmales Lächeln. "Guten Morgen, Schuldig", bestätigte er die Vermutung des Jüngeren. Schuldig gähnte, streckte sich dann mit einem hörbaren Knacken der Gelenke. Und als der Orangehaarige schließlich ein Grinsen aufsetzte, war dieser wieder ganz der Alte. Bewundernswert schnell erholt. Er ließ diesen Gedanken nicht sichtbar werden. "Sind deine Schilde in Ordnung?" Schuldig schien für einige Sekunden in sich hineinzulauschen und für einen Augenblick spürte er dessen telepathische Berührung, die abrupt, wie abgeschnitten, endete. "Soweit ich das hier drin beurteilen kann, sind sie besser als zuvor." Schuldig schnitt eine Grimasse. "Sieht fast so aus, als müsste ich Herrn Schneider auch noch dankbar sein." Die Finger des Jüngeren bebten fast unmerklich bei diesen Worten. So etwas wie Belustigung blitzte kurz in braunen Augen auf. "Du solltest dich ihm nicht entgegen stellen, dabei kannst du nicht gewinnen." "Als ob mir das entgangen wäre", erwiderte Schuldig säuerlich. Die Angst von gestern war augenscheinlich verschwunden und leisem Trotz gewichen. Das ließ ihn den Kopf etwas zur Seite neigen. Aber er sagte nichts dazu. Wenn Schuldig diese eine Warnung nicht gereicht hatte, würde Schneider keine Probleme damit haben, der Anordnung noch etwas mehr Nachdruck zu verleihen. Er machte sich keine Sorgen deswegen, schließlich hatte er das Versprechen des Direktors, dass Schuldig am Leben bleiben würde. Als sie den Raum verließen, beobachtete er Schuldig genau, doch der Telepath zeigte kein Anzeichen von Schwierigkeiten, als wieder die Stimmen auf ihn einzudringen begannen. Die Schilde schienen tatsächlich zu halten. "Ich habe Hunger", murmelte der Orangehaarige leise. Was beim besten Willen nicht überraschend kam. "Wir essen hier?" Schuldigs Blick flog zu dessen Schreibtisch, wo neben einem Teller mit belegten Brötchen auch eine mit Orangensaft gefüllte Glaskanne sowie ein hart gekochtes Ei standen. "Du isst hier, ich habe bereits gefrühstückt." Der Jüngere schien ihn kaum zu hören, sondern saß schon auf dem Stuhl und langte zu. Der Neuaufbau seiner Schilde hatte Schuldig viel Energie gekostet und diese musste jetzt ersetzt werden. Ruhig begab er sich zu seinem eigenen Schreibtisch, griff nach dem dort liegenden Stundenplan und wandte sich dann, gegen die Holzkante gelehnt, Schuldig zu. "Du wirst ab heute offiziell am Unterricht teilnehmen." Schuldig verschluckte sich fast am Orangensaft, sah ihn nach einem erfolgreich abgewendeten Hustenanfall mit geweiteten Augen an. "Und wann soll ich bitte schön schlafen?" "Anschließend." Der Orangehaarige wollte protestieren, schloss den Mund aber wieder in Reaktion auf seinen abweisenden Gesichtsausdruck, ohne ein Wort gesagt zu haben. "Du solltest nicht vergessen, dass du dir das selbst eingebrockt hast." Damit trat er zu Schuldig heran, reichte ihm das Blatt Papier. "Sie haben deine bisherige Schulausbildung geprüft und dich den entsprechenden Klassen zugeteilt. Innerhalb des nächsten Monats wird der Plan endgültig festgelegt." Mit gerunzelter Stirn vertiefte sich der Jüngere in die Fächer. "Ich soll Englisch lernen?" Bisher hatte Schuldig sich erfolgreich darum drücken können. Er lächelte flüchtig. "Das dürfte dir doch nicht allzu schwer fallen, nicht wahr? Ich befürchte jedoch, dass du die Grammatik auf die alte Weise erlernen musst. Da wird dir auch deine Telepathie nicht viel weiterhelfen." Schuldig schob die Unterlippe vor, die Begeisterung hielt sich eindeutig in Grenzen. "Du wirst Englisch für einige der Kurse brauchen, die nicht auf Deutsch abgehalten werden. Und ohne alle zu bestehen, kommst du hier nicht raus. Ich kann mir nicht vorstellen, dass du länger als nötig auf Rosenkreuz bleiben willst." Er hatte sich vorgebeugt, braune Augen hielten grüne fest. Der Blick des Jüngeren verschleierte sich für einen Herzschlag, ohne Zweifel bei der Erinnerung an den gestrigen Tag und genauso kurz konnte er nackte Angst in Schuldigs Zügen erkennen. Gleich darauf kehrte der mehr oder weniger unbekümmerte Gesichtsausdruck zurück, der bei Schuldig meistens mit einem Grinsen einherging. Das jedoch fehlte. "Gut, dann werde ich das eben so schnell wie möglich hinter mich bringen." Schuldig widmete nach diesen Worten wieder alle Aufmerksamkeit dem Frühstück. Wie er es erwartet hatte, konnten sie auf die Minute pünktlich aufbrechen. Er nutzte die Gelegenheit, Schuldig noch einmal einen Überblick über die Raumanordnung zu geben und stellte zufrieden fest, dass dieser fast alles von gestern behalten hatte. Erst als sie bei ihrem Ziel angekommen waren, zeigte Schuldig einen Anklang von Nervosität, kämpfte sie aber sofort nieder. "Was hast du jetzt eigentlich?" Er öffnete die Tür und wenn bis eben noch leise Unterhaltungen geführt worden waren, verstummten diese abrupt. "Ich unterrichte Englisch für Anfänger." Sein amüsiertes Lächeln brachte ihm einen giftigen Blick ein. "Und das hättest du mir nicht früher sagen können?" Wenigstens dachte Schuldig daran, die Stimme zu dämpfen. Der Jüngere schwankte zwischen Erleichterung und Empörung, wobei nur letztere den Tonfall färbte, während die Erleichterung ein flüchtiger Funken in den grünen Augen blieb. "Ja, hätte ich." Und damit trat er beiseite, forderte Schuldig so auf, hineinzugehen. Der gehorchte, jedoch nicht ohne beim Vorbeigehen seine Finger zu streifen. Er ließ es ihm durchgehen. Schuldig sah sich suchend um. "Nimm dir den Platz rechts am Fenster." "Ja, Sir!" Während die anderen Schüler zusammenzuckten und auf ein - wenn auch sehr ruhiges - Donnerwetter warteten, musste er ein Lächeln zurückhalten. ****** "Hallo Crawford, wo warst du heute Morgen?" "Ich musste mich um Schuldig kümmern." Stephan grinste, musterte ihn kurz, bevor sich die hellblauen Augen wieder auf Crawford richteten. "Du hast es wirklich nicht leicht, nicht wahr?" "Wem sagst du das." Belustigt rückte der Amerikaner seine Brille zurecht. Ihm gefiel es überhaupt nicht, dass die beiden so über ihn sprachen. Und wann eigentlich hatte Crawford gefrühstückt? Er warf dem Schwarzhaarigen einen fragenden Seitenblick zu, der souverän ignoriert wurde. Mit einem innerlichen Achselzucken machte er sich über sein Essen her, schon wieder viel hungriger als ihm lieb war. Es war merkwürdig gewesen, Crawford in der Klasse zu erleben. Der Ältere schien so distanziert und die Kinder hatten ihn wieder mit ,Herr Crawford' angesprochen. Er zog die Nase kraus. Müsste er das auch tun? Unbehaglich rutschte er auf seinem Stuhl hin und her, was ihm endlich Crawfords Aufmerksamkeit einbrachte. Ruhige braune Augen kamen auf ihm zu liegen und unwillkürlich wollte er sich dem Älteren entgegenstrecken, körperlich, telepathisch. Aber Herr Schneiders Verbot war wie eingeätzt in seinen Verstand. Sein Herz schien in seinen Magen zu wandern, pochte dort als kleiner, eiskalter Klumpen, als ihm wirklich bewusst wurde, dass er es nicht wagen konnte, sich Herrn Schneider zu widersetzen. Er wickelte seine Schilde um sich, so eng er konnte, um keinen Gedanken nach draußen dringen zu lassen. Der Appetit war ihm vergangen, doch um Crawfords Blick zu entkommen, begann er wieder in seinem Essen herumzustochern, auf einmal unglaublich müde. Am liebsten wäre er jetzt in sein Bett gefallen, doch in einer halben Stunde ging der Unterricht weiter. Erschöpft stolperte er nach seiner letzten Stunde auf sein Zimmer zu. Waffenloser Kampf, ha! Er wollte gar nicht wissen, wie viele blaue Flecken er angesammelt hatte. Und irgendwie konnte er das dumme Gefühl nicht abschütteln, dass einige Schüler die Gelegenheit dazu genutzt hatten, Prügel auszuteilen, ohne befürchten zu müssen, dafür bestraft zu werden. Crawford war bereits da, saß am Schreibtisch und blätterte in ein paar verschiedenfarbenen Akten. Sie wurden zugeklappt und beiseite gelegt, sobald der Ältere ihn bemerkte. Crawford stand auf, kam auf ihn zu. "Du siehst müde aus." "Tatsächlich?" Er schaffte es nicht, den gewünschten Sarkasmus in das eine Wort zu legen. Sein Kopf fühlte sich plötzlich so seltsam an. Verwundert zwinkerte er. Das tat weh. Ohne es zu merken, waren sein Hände an die Schläfen gefahren, er drückte mit den Handflächen dagegen, als würde sein Schädel anderenfalls auseinanderplatzen. "Was ist los?" Crawford stand jetzt genau vor ihm und ohne es zu wollen, wich er einen Schritt zurück, aus Furcht, die Kontrolle zu verlieren. Doch als das Bohren sich weiter verstärkte, wurde ihm das vollkommen egal und er griff nach Crawfords Hand. Kühle in seinem Kopf, Wärme dort, wo er den Anderen berührte. Bevor Crawford ihm die Hand entziehen konnte, presste er sich an ihn. Er wollte ihn nicht aufgeben, niemals. "Sei kein Dummkopf." Crawford rührte sich nicht. "Was ist eben geschehen?" "Keine Ahnung..." Doch in dem Moment, als er das aussprach, wusste er es. "Jemand hat versucht, durch meine Schilde zu kommen." Von dieser Erkenntnis überrascht, ließ er sich widerspruchslos zurückschieben. Braune Augen waren zu schmalen Schlitzen zusammengekniffen worden und Kälte glitzerte in ihnen. "Deine Schilde haben aber gehalten, ja?" Stumm nickte er, wollte die Berührung, die vollkommene Stille wiederhaben. Aber nachdem sich sein Verstand endlich eingeschaltet hatte, war die Angst vor Herrn Schneider zurück. "Hast du dir die Signatur gemerkt?" "Was für eine Signatur?" Crawford sollte besser aufhören, in Fremdwörtern zu sprechen. Der Andere seufzte. "Würdest du den Angreifer wiedererkennen?" Er wollte schon den Kopf schütteln, doch Crawford hob die Hand und sprach weiter. "Versuche dich zu erinnern. Ich bin mir sicher, dass du es kannst. Du würdest es doch bestimmt wissen, falls es Herr Schneider gewesen wäre, oder?" Überrascht strich er sich über die Stirn, hinter der es dumpf pochte. Keine Kopfschmerzen, nur ein Rest von Phantomschmerzen. Es stimmte, er hatte nicht für eine Sekunde angenommen, es mit dem Direktor zu tun zu haben. Und das war der Anhaltspunkt, den er gebraucht hatte. Er konzentrierte sich auf den Vorfall und vor seinen Augen entstand ein Muster, das er niemandem außer einem anderen Telepathen hätte erklären können. Crawford sah es ihm an und lächelte kalt. Die Kälte war aber nicht gegen ihn gerichtet. "Ich denke, du solltest da jemandem einen kleinen Denkzettel verpassen. Dann hast du eher Chancen, in Ruhe gelassen zu werden." Der Vorschlag gefiel ihm. Eis hielt in grünen Augen Einzug, als er nickte. Nach einem kurzen Blick auf die Uhr musterte ihn Crawford prüfend. "Am besten legst du dich bis zum Abendessen hin. Wer auch immer es war, wird sicher im Speisesaal sein." Das hatte er sowieso vorgehabt. Mit etwas, das Sehnsucht nahe kam, sah er zu, wie Crawford zum Schreibtisch zurück ging, begab sich dann ins Badezimmer. Das Wasser half kein bisschen dabei, die Erschöpfung wegzuwaschen, sondern vertiefte sie stattdessen, als sich seine Muskeln unter dem Einfluss der Wärme zu lockern begannen. Er startete ein paar Konzentrationsübungen, die Herr Stephenson ihm beigebracht hatte und spürte, wie seine Schilde neue Verbindungen untereinander aufbauten. Verstrebungen, mit denen sie sich gegenseitig stützen würden. Mentale Energie flackerte zwischen ihnen hin und her und er versuchte, die Ströme zu lenken. Mit viskosem Widerstand gehorchten sie, weiteten sich aus und fielen wieder in sich zusammen. Mit jedem Versuch wurde es einfacher, die Energie zu kontrollieren. Anschließend war er zu absolut nichts mehr zu gebrauchen und froh, wenigstens ohne größere Unfälle bis zu seinem Bett zu kommen. Der ihn umfangene Schlaf war so tief, dass er einer Bewusstlosigkeit nahe kam. "Schuldig, es ist Zeit aufzuwachen." Er wusste nicht genau, wie es ihm gelang, aber von einer Sekunde zur nächsten war er hellwach. Er setzte sich auf und rieb sich über die Augen, griff dann nach den Sachen, die auf dem Stuhl neben dem Bett bereit lagen. "Was soll ich eigentlich tun?", wandte er sich an Crawford, nachdem er fertig angezogen war. Peinlicherweise hängte sein Magen ein lautes Knurren an die Frage ran. Der Ältere reichte ihm amüsiert zwei Schokoriegel. "Dein Energiehaushalt wird sich bald wieder normalisieren", wurde ihm versichert, ehe Crawford auf die Frage einging. "Du hast sicher noch nicht gelernt, wie ein telepathischer Angriff erfolgt, oder?" Das bedurfte kaum einer Bestätigung, schließlich konnte er froh sein, wenigstens mit der Abwehr halbwegs klarzukommen. Der Schwarzhaarige nickte verstehend. "Also musst du einfach nur herausfinden, wer es war und dann tust du das Gleiche, wie bei diesen Jugendlichen. Nur etwas zurückhaltender. Ich weiß, dass es funktionieren wird." Er grinste Crawford an, auch wenn ihm die Erinnerung an diesen Tag überhaupt nicht gefiel. Es war schon praktisch, einen Precog zu kennen. ~ TBC ~ *grins* Jetzt weiß ich wieder, warum es so viel Spaß macht, diese Kapitel zu schreiben ^^ cya, cu ^-^ Kapitel 83: "Wir können wirklich stolz auf Crawford sein" --------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 83) Titel: Close Distance Teil: 83/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Es geht mit Ran und Yun-kun sowie Farf und Schu weiter ^^ Immer noch am Samstag. Disclaimer: not my boys, no money make... Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Die Uni geht morgen wieder los ^^° Und da ich mich selbst mal wieder mit einem anderen Buch abgelenkt habe, hab ich die Hefte leider nicht durchgeschafft *seufz* Ich freu mich auch schon auf Band 2 von "Kleiner Schmetterling" ^____^ Hm... Schuldig liegt die Lektion zwar schwer im Magen, aber so ganz wird er deswegen noch nicht aufgeben *ehe* Da es wie du sehr schön festgestellt in CD mit den beiden letztendlich nix wird, hoffe ich, dass dir nächste Woche das erste Kapitel von "Eis" gefallen wird ^^ Und der geheimnisvolle Angreifer war ganz sicher nicht Farf *lach* Ehe der auftaucht, dauert es noch ein bissl *nod* Die Lehrer auf RK haben allgemein ziemlich gute Schilde, auf jeden Fall würden sie merken, wenn jemand "schummeln" würde ^___~ Du kannst dich damit trösten, dass es nächste Woche wieder ein Past-Chapter geben wird *lach* Und ich hoffe, dir gefällt das heutige trotz allem ^^ @nai-chan: Nächste Woche wird es ja wieder eins geben ^^ Und ich lasse es bei diesem wöchentlichen Wechsel, bis ich näher bestimmen kann, wie viele Vergangenheitskapitel es eigentlich geben wird o.O'' Mir ist gar nicht aufgefallen, dass Schu im letzten Chapter so viel durch den Kopf ging *lach* Aber ich freu mich natürlich, dass es dir gefallen hat ^.~ Das mit Crawford ist eigentlich nur eine logische Fortführung der Tatsache, dass er auch Waffen-Unterricht gegeben hat. *nod* Und ich verstehe dich, trotz des gewundenen Satzes *gg* Wenn man allerdings die Wahl zwischen Crawford und den anderen Lehrern auf Rosenkreuz hat, ist ersterer vielleicht gar nicht so übel, ne? ^^ Japp, kein Ende... genau so kommt mir das langsam vor o.o Viel Spaß beim Binden des Buchen *lol* ^___^ @kohaku_san: *winkz* @CeresNila: Ha, da meldet sich mal ein neuer Leser zu Wort *freu* *Gummibärchen rüberschieb* ^-^ Je weiter die Story voranschreitet, desto mehr bewundere ich die Leute, die sich tatsächlich daran machen, sie auf einmal zu lesen ^^# Thanx, dass dir nicht nur die Vergangenheitskapitel gefallen ^___~ Schließlich machen die ja nur etwas mehr als ein Viertel der Story aus *grins* Mit dem Beeilen ist das so eine Sache. ^^ Es gibt jede Woche ein neues Kapitel, weil mir das Schreiben sonst doch etwas auf den Keks gehen würde - und ich möchte ja nicht mitten drin einen Hänger haben, ne? ^__~ Ich hoffe, du bleibst weiterhin dabei *lieb sag* Teil 83 "Wir können wirklich stolz auf Crawford sein" "Woher kennst du diese Ausländer?" Sein Schulterzucken ließ Yunshiro die Stirn runzeln. "Es sind Kollegen von Crawford-san." "Kollegen? Dieser Punk war doch nicht älter als wir!" Unwillkürlich musste er lachen. "Farfarello ist kein Punk. Er ist..." Und an dieser Stelle fehlten ihm die Worte. Zum Glück erreichten sie gerade das weitläufige Apartmenthaus, in dem Yunshiro wohnte. Häufiger allein als zusammen mit den Eltern. Sie durchquerten die helle Eingangshalle schweigend, nahmen den Fahrstuhl bis in den siebenten Stock. Violette Augen wandten sich automatisch von den Spiegeln ab und er musterte intensiv seine Schuhspitzen. Die Begegnung mit Schuldig und Farfarello war unerwartet gekommen, hatte in ihm den Wunsch geweckt, Crawford-san zu sehen. Als wäre es nicht erst einen Tag her... Der Gedanke an den Älteren führte dazu, dass er unbewusst die Arme verschränkte, durch den Pullover hindurch über die langsam verheilenden Wunden rieb. Er sank etwas in sich zusammen, gegen kühles Glas gelehnt. "Alles in Ordnung mit dir?" Yunshiro klang besorgt. Immer die gleiche Frage, nicht wahr? Es gab keine Antwort, die er darauf geben konnte. Sein Lächeln fiel etwas gezwungen aus, doch sein Freund schien es nicht zu bemerken. "Ja, hab nur etwas zu wenig geschlafen." Die Fahrstuhltür öffnete sich, entließ sie aus der kleinen Kabine. Yunshiro grinste, legte ihm einen Arm um die Schultern. "Selbst schuld, kann ich da nur sagen." "Warte es nur ab, morgen wirst du über deinem Aufsatz schwitzen, während ich dich auslache." Dunkle Augen funkelten. "Vielleicht sollte ich mir etwas überlegen, um das zu verhindern..." "Keine Chance." "Das befürchte ich auch." Yunshiros Hand drückte kurz seine Schulter, dann wurde der Arm zurückgezogen, damit der Braunhaarige die Tür aufschließen konnte. Sonnenlicht flutete durch die breite Fensterfront herein, warme Strahlen, auch wenn die Klimaanlage die Temperaturen auf einem angenehmen Niveau hielt. Yunshiro streckte sich. "Home sweet home", drehte sich dann lächelnd zu ihm um. "Cola?" "Du willst wohl mein Training sabotieren." Er neigte den Kopf etwas zur Seite, sah den Anderen mit gespieltem Misstrauen an. Dessen Lächeln ging in ein weiteres Grinsen über. "Sorry, aber wenn meine Eltern aus dem Haus sind, habe ich nichts Gesundes im Kühlschrank." "Ausreden, Ausreden... Dann bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als dein Angebot anzunehmen." Yunshiro deutete eine Verbeugung an. "Eine Cola. Sofort der Herr." Luftfeuchtigkeit kondensierte an den kalten Gläsern, kleine Wassertropfen rannen nach unten, sammelten sich als Ringe auf der Zeitung, die als behelfsmäßige Unterlage herhalten musste. Sie saßen nebeneinander auf dem Fußboden, die Couch als Rückenlehne nutzend. Der Flachbildschirm war so groß, dass er seine Umgebung vollkommen vergessen konnte. Alles, bis auf die flackernden Bilder, die den Befehlen ihrer Controller gehorchten. "Du wirst mich niemals schlagen." Yunshiro lachte auf, als dieser ihn von der Straße abdrängte und sich daran machte, den Vorsprung auszubauen. "Ich lasse dich nur aus Höflichkeit gewinnen", ließ er sich nicht von dem Spiel ablenken. Sein Freund wusste eindeutig nicht, was er darauf erwidern sollte. Nach einer Minute des Nachdenkens kam aber doch noch eine Reaktion. "Nun gut, das will ich sehen." Und ab diesem Moment nahm Yunshiro jede Kurve so vorsichtig, dass er gar nicht anders konnte, als ihn einzuholen. Was ihn vor die Wahl stellte, entweder seiner Behauptung treu zu bleiben und nicht zu überholen oder aber die Chance zu nutzen, Yunshiro wenigstens ein Mal zu besiegen. Yunshiro neben ihm lachte in sich hinein und damit war die Entscheidung gefallen. Zusammen stellten sie einen Rekord für die schlechteste Rundenzeit auf. "Ha, wir sind so was von gut." Der Braunhaarige lehnte sich zurück und griff nach dessen Glas. "Quod erat demonstrandum." Er lächelte. "Rede so, dass ich dich auch verstehen kann, ansonsten -" Was Yunshiro noch sagen wollte, würde er nie erfahren, da jemand in diesem Moment die Klingel betätigte. Sein Freund dachte daran, das Glas wegzustellen, ehe dieser aufsprang und zur Tür ging. Er hörte einen kurzen Wortwechsel, dann war Yunshiro auch schon mit der bestellten Pizza zurück. "Das nenne ich Timing." Damit setzte sich Yunshiro wieder zu ihm, stellte den geöffneten Karton zwischen sie. "Meinst du nicht, wir sollten in die Küche gehen?" Violette Augen musterten sein Gegenüber, etwas unsicher. Yunshiro erwiderte seinen Blick belustigt. "Du bist einfach nicht normal, Ran. Meine Eltern werden schon nicht plötzlich durch die Tür spazieren und uns ausschimpfen." Ein nicht sehr würdevolles Kichern folgte. Und er wusste genau, warum. Denn genauso war es vor ein paar Jahren einmal abgelaufen. Yunshiro hatte zur Strafe eine Woche Hausarrest bekommen. "Daran hast du doch gerade gedacht, ne?" Sein Freund deutete das schiefe Lächeln richtig. "Keine Sorge, es ist physikalisch unmöglich, dass sie es heute zurück nach Japan schaffen. Und jetzt greif zu, bevor das gute Essen kalt wird." Yunshiro ging mit gutem Beispiel voran. Für eine Weile herrschte nur gefräßiges Schweigen, das schließlich von Yunshiro gebrochen wurde. Der Humor war aus den dunklen Augen gewichen, hatte nur Ernst zurück gelassen. "Hättest du etwas dagegen, wenn wir nachher Aya besuchen würden? Ich habe sie nicht gesehen, seit jenem Freitag..." Leise gesprochene Worte, sanft, um nicht zu verletzen. Eigentlich hätte ihn die Frage nicht überraschen dürfen, aber sie tat es nichtsdestotrotz. Natürlich, Yunshiro kannte Aya schon seit Jahren, aber er wollte nicht, dass sein Freund sie so sah. Er würde es nicht ertragen können, das Wissen in Yunshiros Augen zu sehen. Und trotzdem durfte er ihm das nicht abschlagen. Yunshiro könnte Aya schließlich genauso gut alleine besuchen gehen. Es war direkt ein Wunder, dass das bisher nicht geschehen war. Die Besuchsbeschränkung war schließlich längst aufgehoben worden. Irgendwie schaffte er es, ein Lächeln auf seine Lippen zu zwingen, doch hinter halb gesenkten Lidern glitzerte Eis im Violett. "Ich habe nichts dagegen. Sie würde sich bestimmt freuen." Wahrscheinlich ohne es zu merken, hatte Yunshiro den Atem angehalten, der ihm jetzt erleichtert entwich. "Ja, bestimmt..." Bevor sie aufbrachen, warf Yunshiro einen Blick aufs Außenthermometer und unterdrückte nur mühsam ein Aufstöhnen. "Es ist noch wärmer geworden." Dann wurde der Blick auf ihn gerichtet. "Willst du dir ein T-Shirt von mir leihen? In dem Pullover gehst du sonst ein." Er schüttelte den Kopf, rieb sich wieder die Arme. "Nein danke, es geht schon so." Yunshiro trat näher. "Dieser Farfarello hatte den gleichen Pullover wie du an." "Hm... er hat ihn mir gegeben. War am Montag in den Regenguss geraten." Farfarellos Worte hallten in seinem Gedächtnis nach. "Du bist oft bei ihnen, nicht wahr?" Der Braunhaarige griff nach seinem rechten Handgelenk, zwang ihn, die Handfläche nach oben zu drehen. Wie aufgemalt zog sich die rote Linie des Schnittes über seine Finger. "Warum auch nicht?" Bei ihnen fühlte er sich mehr zu Hause als bei seinem Onkel. Und Crawford-san war dort. Der Name verband sich mit der Erinnerung an den Geruch von Schießpulver und den Klang von Metall gegen Metall. "Ich weiß nicht..." Yunshiro zuckte mit den Schultern, strich über den Schnitt hinweg. "Ich glaube, sie sind gefährlich. Er hatte das Gefühl, das nicht zum letzten Mal gehört zu haben. Sein Lachen war kurz und unaufrichtig. "Nur weil sie Ausländer sind? Ich habe dir doch erzählt, dass Crawford-san für Takatori-san arbeitet." Kaum waren die Worte ausgesprochen, wünschte er sich, sie nie gesagt zu haben. Takatori-san, den sein Vater betrogen hatte... Yunshiro sah immer noch nach unten, bemerkte nicht, wie blass er geworden war. "Nein, nicht deswegen." Dann schien sich der Andere innerlich selbst zur Ordnung zu rufen, ließ endlich sein Handgelenk los. Aber es folgte keine weitere Erklärung. Stattdessen lächelte Yunshiro etwas bemüht. "Lass uns gehen." ****** "Du willst sie wirklich besuchen?" "Natürlich." Farfarello sah zur Seite, musterte das Spiegelbild in der Schaufensterscheibe, als würde dieser nach jemand anderem darin suchen. Und in diesem Augenblick fiel es ihm ein. Er hätte sich selbst ohrfeigen können für seine Ignoranz. Nur weil Farfarello nie über Sarah sprach, hieß das noch lange nicht, dass der Ire sie vergessen hatte. Unbewusst griff er nach Farfarellos Hand, drückte sie. Solche Momente machten ihn hilflos, auch wenn er das nicht einmal sich selbst gegenüber eingestehen würde. Es war wie ein schlechter Witz, wie sehr sich ihre Vergangenheit in diesem Punkt ähnelte. Selbst Crawford war davon nicht ausgenommen. Er schauderte, spürte, wie sich die Härchen in seinem Nacken aufrichteten. Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn er nie etwas von diesem Gespräch mitbekommen hätte. Hastig schob er die Erinnerung beiseite, weigerte sich, weiter darüber nachzudenken. Das hätte ihn zu Crawfords jetzigen Plänen geführt und damit zu der Unsicherheit über Farfarellos künftiges Schicksal. Zurück zum Anfang. Aya. Ran stand davor, sie zu verlieren, er selbst hatte gespürt, wie wenig Aya hier noch hielt. Da war es kein Wunder, dass der Rothaarige gerne bei ihnen war. Auf dieser Ebene glichen sie sich. Ran hatte eine Verbindung gefunden, ohne es zu wissen. Verstehen, während alle um ihn herum in einer anderen Welt zu leben schienen. Oh ja, er kannte Rans Überlegungen schon eine Weile, aber eben erst hatte er sie wirklich verstanden. Farfarello hatte genug von der Betrachtung und wandte sich mit einem leichten Stirnrunzeln von der Scheibe ab. Was würde Ran tun, falls Aya starb? Was sah Farfarello in ihm? Der Ire zog an seiner Hand, hatte den Gedanken aufgefangen. "Ich sehe, dass er mir bei meiner Aufgabe helfen kann." Ein Lächeln entblößte weiße Zähne. "Und Ran sieht es auch schon." Grüne Augen verschmälerten sich einen Herzschlag lang. Er sollte besser aufpassen und seine Gedanken im Zaum halten. "Und möchtest du das?" Er war aufrichtig neugierig. Farfarello lächelte ein weiteres Mal. "Es wäre besser für ihn, nicht wahr?" Er erwiderte das Lächeln. Ja, Farfarello hatte wahrscheinlich Recht. Wenn Ran seinen Wunsch nicht aufgab, würde es besser für ihn sein. Heiße Sonnenstrahlen badeten sie in hellem Licht und er war wirklich dankbar für die abdunkelnde Brille auf seiner Nase. Der Sommer schien beschlossen zu haben, ihnen schon mal einen Vorgeschmack zukommen zu lassen. Die Leute um sie herum genossen den schönen Tag, unwillkürlich alles mit mehr Ruhe angehend. Und das machte es ihm leichter, weiter den telepathischen Schutz aufrechtzuerhalten, der Farfarello und ihn selbst zwar nicht unsichtbar werden ließ, aber dafür sorgte, dass man ihnen nicht allzu viel Aufmerksamkeit schenkte. Es war ihm lieber so, auch wenn es gerade nicht mehr erforderlich war. Ein bekanntes Muster streifte ihn am Rande. "Ah, das hatte ich beinahe vergessen." Er blieb stehen und sein Blick wanderte langsam an dem modernen Gebäude empor. "Was meinst du?" Farfarello hielt ebenfalls inne, so dicht neben ihm, dass er trotz der hohen Temperaturen dessen Körperwärme spüren konnte. Ein Lächeln zupfte an seinen Mundwinkeln, kühl. "Dass das Polizei-Hauptquartier so nahe am Krankenhaus liegt." Der Ire zog die Augenbrauen hoch. "Es war ein einheitliches Bauprojekt." Überrascht zwinkerte er, was hinter der Sonnenbrille nicht zu sehen war. "Woher weißt du das?" Farfarello zuckte mit den Schultern. "Kam mal in einer Reportage." Er lachte in einer Mischung aus Verblüffung und Verwunderung. "Und da dachte ich, du würdest dich nur für Kochsendungen und den Wetterbericht interessieren." Farf grinste ihn daraufhin nur an. "Und was ist nun so Besonderes an dem Gebäude hier?", wollte der Jüngere dann wissen. Ach ja, zurück zum Thema. "Rat mal wer zu Hause ist..." Ein hörbares Ausatmen, als Farfarello verstand. "Takatori Shuuichi. Eine Familie sollte nicht so gegeneinander kämpfen." Nun war es an ihm, mit den Schultern zu zucken. "Kritiker sind keine Gefahr für uns und wir werden auf Takatori aufpassen." Der Koala wusste einfach nicht, was für ein Glück er hatte. Neugierig streckte er seine Fühler nach dem Polizeichef aus. Ob der bereits über die herumlaufenden Monster Bescheid wusste? Für einen Talentlosen verfügte der Mann über recht gute Schilde, doch es kostete ihm nicht viel Anstrengung, sie zu überwinden. Perser war nicht allein, die Sekretärin war mit im Büro. Er konzentrierte sich härter, konnte die Unterhaltung mithören. "Menschen sind ein trübseliger Haufen. Sie können nicht ohne Krieg und Kampf leben." Die Sekretärin blieb stumm, ihr gefiel das bittere Lächeln nicht, das Perser aufgesetzt hatte. Der wandte sich vom Computer ab, dessen Monitor Fotos wiedergab. Takatori und Masafumi. Das Symbol des Korin-Konzerns. "Soll ich Weiß den Auftrag bringen?" "Ja." Ein ruckartiges Nicken. "Und keine weiteren Informationen als diese hier?" Perser schüttelte den Kopf. Er zog sich zurück, der Blick der grünen Augen fokussierte sich wieder auf Farfarello, der ruhig abgewartet hatte. "Es läuft alles wie geplant." Ein Lächeln begleitete diese Aussage. "Wir können wirklich stolz auf Crawford sein." Auch wenn er immer noch nicht wusste, was genau der Ältere eigentlich damit bezweckte. Wozu brauchten sie Weiß? "Ja." Vollkommen ernst. ~TBC~ Nun ja, ihr könnt euch sicher schon denken, wie es mit den vieren weitergehen wird *grins* Nächste Woche werde ich neben dem neuen "Close Distance"-Chapter auch noch den ersten Teil von "Eis" hochladen. Ist ein Vierteiler, der nach dem Ende der Animeserie einen Blick auf einige Mitglieder von Weiß und Schwarz wirft. Geht mit Schuldig und Crawford los *Andromeda zuzwinker* ^^ Ich hoffe, ihr lest auch dort vorbei *lieb sag* cya, cu ^-^ q.e.d. = Was zu beweisen war Kapitel 84: "Rückblicke XXIV - Was ist los, ist er dir aus Versehen auf den Fuß getreten?" ------------------------------------------------------------------------------------------ Close Distance (Teil 84) Titel: Close Distance Teil: 84/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Schuldig wird immer besser. Aber auch unvorsichtiger... ^^ Disclaimer: not my boys, no money make... Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Japp, von diesen Partys gibt es mehr als genug. o.O War natürlich Pech mit dem Regen bei euch ^^° Die erste Uni-Woche ist bei mir um, kann aber nicht behaupten, dass wir schon sehr viel gemacht hätten *gg* Die neue FF handelt nur im 1. Teil von Schuldig und Crawford, danach wechselt sie zu anderen Charas. Ich hoffe du liest das trotzdem ^^ Aber es gibt ja weiterhin die Past-Chapter und nach "Eis" kommt mehr zu "SdA" - und somit auch wieder zu den beiden *grins* Deine arme Mutter ^^ Bei so einem Blick kannste ja direkt froh sein, wenn sie dir was zu Essen macht und nicht einfach abhaut ^.~ Viel Spaß mit dem neuen Harry Potter Band ^________^ und ich hoffe auch, dass Mexx nicht allzu lange mit dem Freischalten braucht *nod* @nai-chan: Bring dich doch gerne zum Lachen *gg* Ich hab nix dagegen, wenn du nicht weißt, wie es weiter geht. Schließlich macht das das Lesen interessanter ^.~ Und ja, wie du siehst, gibt es wieder ein Past-Chapter *grins* Diese Probs mit dem Drucker habe ich auch, ist wirklich dumm, wenn ich was für die Uni ausdrucken will. Am besten löst man das, indem man erst nur die geraden bzw. ungeraden Seiten druckt (kann man im Druckermenü normalerweise auswählen), das Papier dann wieder in den Drucker legt (wie rum, musste austesten) und dann die restlichen Seiten druckt. @Xell: Wenn du so weiter machst, nimmt hier noch jemand anderer deinen Stammplatz ein ^.~ @CeresNila: Das höre ich doch gerne *lach* *neue Gummibärchen rüberschieb* Und ich will doch hoffen, dass du mit einer wöchentlichen Dosis _leben_ kannst, alles andere wäre einfach unpraktisch. Wie sollte ich sonst an einen Commi von dir kommen? ^.~ *gg* Weiß es jetzt gar nicht genau, aber eigentlich müsste Yunshiros Besuch bei Aya im nächsten Kapitel kommen *am Kopf kratz* Thanx, dass du auch "Eis" lesen willst. Das Schreiben macht einfach mehr Spaß, wenn ich weiß, dass es auch Leser geben wird *grins* Teil 84 "Rückblicke XXIV - Was ist los, ist er dir aus Versehen auf den Fuß getreten?" Nach dem Verzehr der Schokolade hatte Schuldigs Gesicht an Farbe gewonnen und die grünen Augen wirkten ungewohnt ausdrucksstark, betont durch die nicht ganz verschwundenen Schatten darunter. In Gedanken versunken lief der Orangehaarige neben ihm her und unwillkürlich umspielte ein kaltes Lächeln seine Lippen. Es war nicht wirklich überraschend, dass jemand sich in einem Kräftemessen mit Schuldig versuchte, aber es zu tun, während dieser in seiner Nähe war, rangierte zwischen Fahrlässigkeit und purer Dummheit. Er hatte nicht vor, so etwas durchgehen zu lassen, denn in Erweiterung war es ein Angriff auf seine eigene Person gewesen. Wenn Schuldig es schaffte, sich allein durchzusetzen, gut, er erwartete nicht weniger von ihm. Aber im Notfall würde er sich auch selbst um die Sache kümmern. Etwas berührte seine Schilde, pulste darüber hinweg, zog sich wieder zurück. Schuldigs Miene war in Konzentration erstarrt und es sah ganz so aus, als hätte der Jüngere überhaupt nichts davon gemerkt, zu beschäftigt damit, seine Grenzen auszutesten. Selbstvertrauen lag in Schuldigs Blick, als dieser vor dem Eingang zum Speisesaal kurz innehielt und ihm ein zufriedenes Grinsen schenkte. Und dann traten sie ein, vom gewohnten Summen leiser Unterhaltungen und Stühlescharren begrüßt, der Bewegung von Schülern, die auf ihre Plätze zustrebten. Schuldig jedoch dachte nicht daran weiterzugehen und abwartend blieb er neben ihm stehen. Das würde interessant werden. Seine Mundwinkel wanderten ein paar Millimeter nach oben. Es vergingen nur wenige Sekunden, ehe er wieder eine geistige Berührung spürte, diesmal kaum wahrnehmbar. Schuldig hatte ihn absichtlich von dem telepathischen Impuls ausgenommen, den der Orangehaarige durch den Raum schickte, ohne viel Rücksicht walten zu lassen. Einige der Schüler griffen sich irritiert an die Stirn, andere wurden blass, mitten in der gerade ausgeführten Bewegung innehaltend. Schuldig mangelte es vielleicht noch an Technik, aber man konnte sicher nichts Negatives über dessen Kraft aussagen. Für einen Moment fragte er sich, auf welcher Stufe Schuldig eigentlich eingeordnet worden war, schob den Gedanken jedoch beiseite, als er neben sich ein triumphierendes "Ha!" hörte. Inzwischen waren die Lehrer auf Schuldig aufmerksam geworden, hatten schneller als die anderen die Quelle der unausformulierten Frage entdeckt. Der Fünfzehnjährige kümmerte sich nicht darum, grüne Augen fest auf einen bestimmten Tisch fixiert. "Ich habe ihn." Dem Blick folgend identifizierte er Enrico. Arrogante Züge, das Kinn etwas zu kräftig ausgeprägt, die Augen hinter den in die Stirn fallenden dunkelbraunen Haaren fast nicht sichtbar. Noch trug er die normale Uniform, doch mit dem Wechsel ins letzte Jahr, der kurz bevorstand, würde sich das ändern. Er kannte ihn nicht nähern, hatte von dem Telepathen aber schon gehört. Eingebildet und gut genug, um es sich leisten zu können, hatte Enrico einige Anhänger um sich gescharrt, mit denen zusammen er gerne die Jüngeren hier drangsalierte. Es wurde seiner Meinung nach Zeit, dass jemand den Burschen in die Schranken wies, aber natürlich würde sich keiner der Lehrer oder Trainer einmischen. Und er selbst kümmerte sich nur um seine eigenen Angelegenheiten. Wobei Enrico sich mit fliegenden Fahnen dafür qualifiziert hatte, eine zu werden. "Gut", regierte er schließlich auf Schuldigs Aussage. "Dann viel Spaß." Spott glitzerte in braunen Augen auf und Schuldig wusste sofort, dass dieser gegen den Anderen gerichtet war. "Den werde ich haben." Schuldig schien begierig zu sein, einmal selbst Kopfschmerzen austeilen zu dürfen. Vom tatsächlichen Angriff bekam er nur das Resultat mit. Er hatte keine Zweifel gehegt, dass Schuldig dazu in der Lage war, schließlich hatte der Telepath daheim in Japan dessen Talent bereits als Waffe eingesetzt gehabt. Und auch wenn das nur gegen normale Teenager geschehen war, bedeutete es doch, dass Schuldig wusste, was er zu tun hatte. Enrico hatte sich halb erhoben, die Hände auf dem Tisch abstützend, und das Gesicht Schuldig zugewandt. Was auch immer der Braunhaarige im Begriff zu tun war, er kam nicht mehr dazu. Wie eine Marionette, deren Fäden gekappt worden waren, sank Enrico zurück, rutschte dann weiß wie ein Laken vom Stuhl zu Boden. Ja, es fehlte Schuldig wirklich noch an Technik. Der war bereits losgestiefelt, blieb neben dem Bewusstlosen stehen und starrte auf ihn herunter. "Versuch das noch einmal und ich mache dich fertig." Ein Tritt in die Rippen verlieh Schuldigs Aussage Nachdruck, dann erst wandten sich grüne Augen ihm zu, warteten auf sein Urteil. Etwas melodramatisch, aber es erfüllte seinen Zweck. Er lächelte und Schuldig erwiderte das Lächeln. Nachdem es für einen Moment sehr still im Saal geworden war, setzte nun ein erregtes Gemurmel ein. Ohne es zu wissen, hatte Schuldig eine unausgesprochene Regel gebrochen, indem dieser einen Streit in der Öffentlichkeit austrug. Dafür gab es andere Orte, andere Zeiten. Sollten sie darüber nachdenken. Gemeinsam suchten sie ihre Plätze auf, empfangen von ungläubigen Blicken. Nur Stephan wirkte eher belustigt. Die hellblauen Augen hefteten sich auf Schuldig, der in aller Ruhe zu essen begann, als ob rein gar nichts Ungewöhnliches geschehen war. "Was ist los, ist er dir aus Versehen auf den Fuß getreten?" Schuldig griff nach seinem Glas und trank einen Schluck, antwortete danach. "Nein, er wollte dahin, wo er nichts zu suchen hatte." "Wenn er morgen früh nicht wieder auf den Beinen ist, wirst du Ärger bekommen", mischte sich Alexander ein. Schuldig schien nicht besonders beeindruckt, hatte keine Ahnung, wie ernst dieser Einwurf gemeint war, zuckte daher nur mit den Schultern. Vielleicht dachte der Telepath auch, dass kaum etwas Schlimmeres geschehen konnte als das, was Schneider gestern getan hatte. "Keine Sorge. Enrico wird zwar wirklich unangenehme Kopfschmerzen haben, ansonsten aber in Ordnung sein." Stephan musterte ihn daraufhin eindringlich. "Sag mal, Crawford, warum hast du plötzlich deine Meinung geändert? Dich hat es doch sonst nie gekümmert, wenn Enrico eines seiner Machtspielchen abzog." Das brachte ihm Schuldigs Aufmerksamkeit ein, der ihm einen neugierigen Seitenblick zuwarf. Ein kühles Lächeln zerrte an seinen Mundwinkeln. "Sagen wir es mal so: Enrico hat eine bestimmte Grenze überschritten." Und zwar die zu seinem Territorium. Schuldig war für _sein_ Team bestimmt und niemand würde ihm das kaputt machen. Sobald sie zurück in ihrem Zimmer waren, verkroch sich Schuldig wieder im Bett. Immer noch glühte Schadenfreude in den grünen Augen, der Telepath war mit seiner Leistung vollauf zufrieden, wenn auch Müdigkeit jetzt die Oberhand gewann. Er wartete, bis die ruhigen Atemzüge ihm verrieten, dass Schuldig eingeschlafen war, griff dann nach den Akten und machte sich auf den Weg zu Schneiders Büro. "Crawford." Der Deutsche war nicht überrascht, ihn zu sehen, deutete ihm Platz zu nehmen. "Wie ich gehört habe, gab es einen Zwischenfall beim Abendessen." Ein feines Lächeln umspielte Schneiders Lippen. "Schuldig ist dabei, seinen Platz hier zu finden." "Ich verstehe. Beeindruckend, dass er bereits Enrico zu übertreffen vermag. Oder war das nur Zufall?" Er gab das Lächeln zurück, Belustigung in den braunen Augen. "Müssten Sie das nicht sehr viel besser wissen als ich?" Schneider lehnte sich zurück, die Hände auf dem Schoß, Finger ineinander verschränkt. Das kurze Neigen des Kopfes deutete ein Eingeständnis an. "Irgendwelche Anzeichen von Schwierigkeiten mit seinen Schilden?" Befürchtete Schneider Nachwirkungen von gestern? "Nein. Schuldig meinte, sie seien stärker als zuvor. Und dass er Enricos Angriff zurückweisen konnte, scheint das zu bestätigen." Der Ältere nickte, Gesichtszüge plötzlich neutral. "Hast du ihm geholfen?" Er zögerte. Nicht weil er vorhatte, Schneider zu belügen, sondern weil er nicht ganz sicher war, wie die Wahrheit aussah. Seine eigenen Barrieren fallen lassend, antwortete er schließlich, indem er sich die Szene genau vor Augen rief und Schneider Zugriff darauf gewährte. Die Berührung des Telepathen war viel subtiler als Schuldigs, vielleicht hätte er sie ohne seine Erfahrung gar nicht bemerkt. Schneider runzelte die Stirn. "Er hat anscheinend nichts dazugelernt." Kalt. "Aber gut, schieben wir es auf die Umstände und geben ihm noch eine Chance. Oder gibt es da noch etwas, das du mir erzählen möchtest?" Eisblaue Augen sahen ihn abwartend an. "Es ist nur ein Spiel für Schuldig." Und dann erzählte er Schneider von dem Vorfall heute Morgen vor dem Klassenzimmer. Amüsement huschte über das Gesicht des Älteren. "Er macht es dir wirklich nicht leicht." Aber ein ernster Unterton blieb. Was für Schuldig nichts Gutes bedeutete. Bevor er etwas sagen konnte, meldete sich sein Talent zu Wort und er zwinkerte irritiert. Als ob er noch mehr Komplikationen gebrauchen konnte. Enrico entwickelte sich zu einem richtigen Ärgernis. Über ihre noch anhaltende mentale Verbindung hatte Schneider mitbekommen, was geschehen war und kam seiner nächsten Frage mit einem Kopfschütteln zuvor. "Nein, du darfst ihn nicht trainieren. Es bleibt bei meinem Verbot. Aber schick Schuldig morgen nach dem Unterricht zu mir. Ich werde ihm zusätzliche Stunden geben. Er wird es nicht nötig haben, sich körperlich zu wehren. Damit konnte er sehr gut leben. "Danke." ****** Die nächsten Tage schienen nur aus Unterricht und dem nachmittäglichen Training bei Herrn Schneider zu bestehen, ließen ihn abends todmüde ins Bett fallen. Und so war er mehr als froh, als ihm der Direktor am Freitag freigab. Was natürlich rein gar nichts damit zu tun hatte, dass sich ihm in der Nähe des Deutschen immer noch der Magen zusammenkrampfte. Natürlich nicht. Die Hände in die Hosentaschen geschoben, lief er neben Crawford her. "Hast du nichts Besseres zu tun?" "Nein." Er hatte Crawford für seinen Geschmack viel zu selten gesehen und beschlossen, sich für den Rest des Tages an ihn zu hängen. Wovon der Amerikaner nicht allzu begeistert war. Orangefarbene Strähnen fielen ihm in die Stirn, als er den Kopf senkte, nachdenklich. Er konnte es kaum glauben, wie schnell er gelernt hatte, die Gedanken anderer abzublocken. Doch das stets verbleibende Hintergrundrauschen sorgte dafür, dass er sich ständig nach Stille sehnte. Aus den Augenwinkeln musterte er Crawford und kurz brodelte heiße Wut in ihm auf. Alles könnte so einfach sein. Sobald sie die Sporthalle erreichten, schickte Crawford ihn hinein, begab sich selbst zu den Umkleideräumen. Für einen Moment sah er dem Schwarzhaarigen unschlüssig hinterher, spürte ein merkwürdiges Ziehen. Aber er folgte ihm nicht, befürchtete, dass Crawford sonst endgültig die Geduld mit ihm verlieren würde. Und auch wenn er es sich nicht eingestand, war das der Grund, warum er schließlich die Halle betrat statt das zu tun, was er wirklich wollte. Neugierig blickte er sich um. Die Halle war fast leer, nur auf der rechten Seite entdeckte er ein paar ordentlich ausgerichtete dünne Matten. Einige ältere Schüler in weißer Trainingskleidung schienen sich mit Dehnungsübungen aufzuwärmen. Zögernd ging er hinüber, sich unwillkürlich an der Wand haltend. Und am Ziel angekommen ließ er sich an selbiger herunter sinken, sah sich zurücklehnend den anderen zu. Niemand beachtete ihn und so begann er telepathisch nach weiteren Eindrücken zu forschen. Ein Unterton von Entspannung durchwob überraschenderweise das Gewirr der kaum verständlichen gedanklichen Stimmen. Sie konnten hier also auch fast normal sein... Langsam zog er sich zurück in seinen eigenen Kopf, ehe die Versuchung, seine Fähigkeiten an jemandem richtig auszutesten, zu stark werden konnte. Crawford traf in Begleitung weiterer Trainingswilliger ein und flüchtig trafen sich grüne Augen mit braunen. Sein Körper spannte sich an, er musste sich regelrecht zwingen, ruhig sitzen zu bleiben. Aber es gelang ihm und dann beobachtete er den Amerikaner, als dieser sich ebenfalls aufwärmte. Was ihn jedoch wirklich fesselte, war der sich anschließende Kampf. Crawford reagierte fast schneller als er überhaupt sehen konnte und unwillkürlich zog er die Beine an sich heran, umschlang sie knapp unterhalb der Knie, um etwas zum Festhalten zu haben. Es schien so etwas wie Judo oder Karate zu sein. Fasziniert kaute er auf seiner Unterlippe. Crawfords Gesicht blieb ausdruckslos, zeigte keine Anstrengung. Unter dem weißen Stoff konnte er die Bewegung der Muskeln bestenfalls erahnen, wünschte sich in diesen Minuten nichts mehr, als sie auch sehen zu können. Seine Finger zuckten unbemerkt. "Du solltest ihn dir aus dem Kopf schlagen." Es dauerte einen Moment, bis ihm aufging, dass jemand ihn angesprochen hatte. "Was willst du damit sagen?" Ohne den Kopf zu wenden. Aber auch so entging ihm kaum Stephans spöttisches Lächeln. "Crawford. Schon einige haben ihr Glück bei ihm versucht, erfolglos." Nun sah er doch zur Seite, in hellblaue Augen. "Und was hat das mit mir zu tun?" Schon merkwürdig, dass sich der Franzose zu einer Unterhaltung mit ihm herabließ. Innerlich zuckte er mit den Schultern. "Ich wollte dir nur mitteilen, dass du dir die Mühe sparen kannst." Ein leises Schnauben entkam ihm. "Das ist ja wohl meine Sache." Er hatte keine Angst vor Stephan und hielt es daher nicht für erforderlich, höflich zu sein. Stattdessen wandte er sich wieder Crawford zu und konnte ein tiefes Einatmen nicht unterdrücken. Ihnen musste es zu warm geworden sein, denn inzwischen kämpften sie mit freiem Oberkörper. Ihm wurde ebenfalls wärmer. Crawford war einfach perfekt. Er wollte ihn haben, so sehr wie nichts zuvor in seinem Leben. Sein Herz schlug schneller und die Erinnerung an Herrn Schneiders Strafe wurde noch weiter zurück gedrängt. Stephan neben ihm blieb stumm. ~TBC~ Tja, wie ich Schuldig kenne, wird er sich Stephans Ratschlag nicht gerade zu Herzen nehmen ^^# Manchmal frage ich mich, warum sich Stephan eigentlich die Mühe macht *lach* Hab den ersten Teil von "Eis" hochgeladen. Mal schauen, wann Mexx zum Freischalten kommt o.O cya, cu ^-^ Kapitel 85: "Ich komme mir irgendwie veralbert vor" --------------------------------------------------- Close Distance (Teil 85) Titel: Close Distance Teil: 85/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Erinnert ihr euch noch, dass Farf und Schu in dem Restaurant in der Nähe vom Blumenladen gegessen haben? Im zweiten Abschnitt dieses Teil folgt dieser Zeitabschnitt aus Weiß' Sicht ^^ Disclaimer: not my boys, no money make... Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Na, wieder auf einer Campus-Party gewesen? *grins* Wehe du liest nicht den ersten Teil von Eis! ^.~ @nai-chan: Hm, was könnte man zu Schuldigs Entschuldigung vorbringen *gg* Es ist immerhin schon eine Woche rum... ^^# Ist halt dumm, Crawford immer vor der Nase zu haben und nichts tun zu dürfen. Und nein, natürlich höre ich _nicht_ absichtlich an solchen Stellen auf *lach* Ich höre auf, wenn die vierte Seite meines Blockes vollgeschrieben ist ^____~ Japp, ich würde ab und zu auch gerne jemandem vom Stuhl kippen lassen *träum* Leider kann man nicht alles haben, was man will *sigh* Es klingt ganz so, als wäre es fast ein Ding der Unmöglichkeit, ein Buch daraus zu machen. Aber du hast ja auch noch sehr viel Zeit, zu einer Lösung zu kommen *snicker* *Gummibärchen reich* @CeresNila: Tatsächlich *grins* Ich hoffe das Lesen von Eis hat dich nicht davon abgehalten, auch CD weiterzulesen ^^ *Gummibärchen rüberschieb* Eigentlich hatte ich gar keine so melancholische Stimmung geplant gehabt, aber letztendlich passt es so besser zu den folgenden Teilen *nod* Thx, dass du die Story magst ^______________^ Nähere Erläuterungen wird es nicht geben, da es wirklich nur als ein kurzer Blick auf das neue Leben geplant ist, dass einige Charaktere nun führen. (Auch wenn es immer verlockend für mich ist, mir mehr Background zu C+S Fanfics auszudenken *zugeb*) Ich hoffe, du liest auch den neuen Teil, obwohl er sich nicht um die beiden dreht *lieb sag* Teil 85 "Ich komme mir irgendwie veralbert vor" Yunshiro trat zögerlich an Ayas Bett heran, während er selbst bei der Tür stehen blieb. Die Klinke bohrte sich in seinen Rücken. Auch von hier aus konnte er erkennen, dass Aya weiterhin schlief, er spürte es fast, wie weit weg sie war. Und wie immer klammerte er sich an sie, die Hoffnung, dass Aya zu ihm zurückkehren würde. "Sie sieht gar nicht so krank aus..." Leise, fast nur ein Ausatmen. Er biss sich auf die Unterlippe, gab dann den Halt auf, den die Tür ihm bot und näherte sich seinem Freund. "Die Schusswunde verheilt sehr gut." Sich zu ihr aufs Bett setzend, legte er seine Hand über Ayas zur Faust geballte Rechte. Ihre Verbindung... "Und wann wird sie...?" Yunshiro führte die Frage nicht zu Ende. Aber er verstand ohne Probleme, was der Andere wissen wollte. "Sie haben keine Ahnung." Das klang bitter. Unbehaglich fixierten sich violette Augen auf Ayas schmales Gesicht. "Selbst der Spezialist hat den Grund für ihr Koma noch nicht herausgefunden. Mein Onkel hat mir erzählt, dass er aus Amerika kommt." Wie Crawford-san. Auch wenn das unlogisch war, setzte er allein aus diesem Grund schon Vertrauen in den Arzt. Nur fiel es ihm mit jedem Tag schwerer. Yunshiro wirkte hilflos, als er zu ihm aufsah, suchte sichtlich nach Worten. "Du hast noch nicht persönlich mit ihm gesprochen?" Er schüttelte den Kopf. "Nein, Dr. Stephenson ist immer sehr beschäftigt." Braune Strähnen wurden zurückgestrichen und dunkle Augen streiften über Aya hinweg, blieben an einer Karte hängen, die auf dem Nachttisch stand. Neben der Schale, in der die Ohrstecker gewesen waren. Er folgte dem Blick. "Von ihrer Klasse", erklärte er dann. Er wusste, dass ab und zu ein paar Freunde von Aya sie besuchen kamen. Aber sie blieben nie lange und insgeheim war er froh darüber. So geriet er kaum in Gefahr, ihnen über den Weg zu laufen. Es war, als würde Ayas Zustand an Realität gewinnen, dadurch, dass andere sie so sahen. Ihm fiel es plötzlich schwer zu atmen. Fast zu hastig stand er auf und schenkte Yunshiro ein schmales Lächeln. "Ich bin gleich wieder zurück." Und bevor der Andere reagieren konnte, durchquerte er das Zimmer und trat nach draußen, die Tür rasch hinter sich schließend. Ihm war schlecht, aber nicht auf eine Art und Weise, die eine Begegnung mit der Toilette beenden konnte. Mit blassem Gesicht lehnte er sich gegen die weiße Wand, ließ sich daran nach unten sinken. Und er machte sich nicht die Mühe aufzusehen, als sich ihm Schritte näherten. Sollten die Leute doch denken, was sie wollten. "Ran?" Sein Kopf ruckte hoch. Farfarello? Langsam wurden es zu viele Zufälle für einen Tag. Aber er hatte ganz sicher nichts dagegen einzuwenden. Der Gleichaltrige hockte sich neben ihn. "Ist mit deiner Schwester etwas passiert?" "Nein, rein gar nichts." Noch mehr Bitterkeit. Farfarello sah mit der Sonnenbrille wirklich ungewohnt aus. Jetzt, da er mehr Zeit hatte ihn zu mustern, konnte er die Zerstörung erkennen, die sich an der Stelle des linken Auges befand. "Ich verstehe." Farfarello nickte, die Miene ernst. "Wir werden aufpassen, dass Er sie nicht auch noch bekommt." Dieses Mal brauchte er nicht lange, um die Worte einzuordnen und ganz langsam trat ein Lächeln auf seine Lippen, auch wenn es traurig ausfiel. "Ja." Farfarello erwiderte das Lächeln, griff nach seiner Hand. Er zuckte nicht zurück, inzwischen fast daran gewöhnt. Ruhig sah er zu, wie der Ire den Ärmel hochstreifte und die Schnittwunden betrachtete, darüber strich und schließlich mit einem zufriedenen Nicken den Pullover wieder herrichtete. "Soll ich jetzt eifersüchtig werden?" Schuldig, der auf sie herabgrinste. ****** Ran sagte nichts und Farfarello zog nur kurz die Augenbrauen hoch. Er konzentrierte sich auf ersteren. "So sieht man sich wieder, Ran-chan." Ran sah nicht gut aus und das wenige, was er an Gedanken empfing, klang nicht besonders positiv. Der Junge war etwas zu instabil für seinen Geschmack, aber daran war er ja gewöhnt, nicht wahr? Ran verzog das Gesicht. "Du sollt mich nicht so nennen!" Leichter Ärger brannte die Depressionen hinweg. Er konnte regelrecht zusehen, wie etwas in Rans Kopf daran arbeitete, alle unerwünschten Gedanken im hintersten Winkel des Bewusstseins zu verstauen. Es ging sehr schnell. Der Rothaarige verlor die unbewusste Anspannung, sackte noch ein Stück in sich zusammen, bekam gleichzeitig aber auch wieder etwas Farbe im Gesicht. Was bei Ran nicht sehr viel war. Farfarello beobachtete den Prozess kritisch, ohne Rans Hand loszulassen. "Ich wollte Aya besuchen..." Es klang wie eine halbe Frage, ungewöhnlich zurückhaltend. Farfarellos Körpersprache veränderte sich auf einer so subtilen Ebene, dass es außer ihm wahrscheinlich niemandem aufgefallen wäre. Eine nicht zu identifizierende Emotion geisterte durch grüne Augen. Himmel, das musste Jei sein. Wer hätte gedacht, dass er noch irgendwo da drin steckte. Ran schien den Unterschied irgendwie zu spüren, lächelte etwas verwirrt. "Du auch?" Eine Spur von Resignation untermalte die Worte. "Meinst du nicht, dass dein Freund langsam ungeduldig wird?", beschloss er sich einzumischen. Ran zuckte schuldbewusst zusammen, merkte gar nicht, dass sie eigentlich nichts von Miyatos Anwesenheit wissen dürften. "Lass uns zu ihm reingehen, ja?" Farfarello stand langsam auf und zog den Rothaarigen mit sich. Ran ließ es mit sich geschehen, schien jede Furcht vor Farfarello verloren zu haben. Mit so etwas wie Belustigung sah er zu, wie die beiden das Zimmer betraten. Miyato saß auf dem Stuhl neben Ayas Bett, wandte sich zu ihnen um, als er Schritte hörte. Im ersten Moment hellte sich die Miene von Rans Freund auf, was sich sofort änderte, als der Braunhaarige die Begleitung registrierte, in der Ran sich befand. Er grinste Miyato spöttisch an, dessen Kieferknochen hervortraten, als Zähne zusammengebissen wurden. Der arme Junge mochte sie wirklich nicht besonders und machte sich Sorgen um Ran. Der war völlig ahnungslos, achtete nur auf Farfarello. Der Ire musterte intensiv das schlafende Mädchen, streckte schließlich die freie Hand aus, um ihr über die Wange zu streichen. Farfarellos Gedanken waren in der Vergangenheit, ließen ihn für diese wenigen Sekunden wieder zu dem Bruder werden, der er einmal gewesen war. "Du musst gut auf sie aufpassen." Rans Züge wurden ausdruckslos. "Ist es dafür nicht zu spät?" Miyato wollte etwas sagen, doch was Farfarello als nächstes tat, ließ ihn die Lippen zusammenpressen, bis sie nicht mehr als ein blutleerer weißer Strich waren. Arme wurden um Ran geschlungen und dann flüsterte Farfarello dem Rothaarigen etwas ins Ohr. Natürlich verstanden weder Miyato noch er selbst die Worte, aber er konnte sie in Rans Gedanken lesen. Er lächelte. Typisch Farf. Auch Ran lächelte jetzt, sah auf Aya herab. Es war nicht so sehr Hoffnung als vielmehr Akzeptanz, was in den violetten Augen stand. Und das Eis dahinter glitzerte, ein zuverlässiger Schutzwall. Zufriedenheit strahlte von Farfarello aus, der immer noch an Ran hing, das Kinn auf dessen Schulter gestützt ebenfalls wieder Aya seine Aufmerksamkeit schenkte. ****** Naoe-san war nicht da gewesen und ebenso wenig Miyato-sempai. Der heutige Tag war einfach wie verhext. Und die beständigen Kopfschmerzen trugen ganz gewiss nicht dazu bei, seine Stimmung zu verbessern. Er musste krank ausgesehen haben, denn obwohl sie jede Hilfe brauchen konnten, die sie bekamen, hatte Sensei ihn nach wenigen Stunden wieder nach Hause geschickt. Die pralle Mittagssonne schien auf ihn herab, es gab kaum Schatten, der etwas Kühle spenden würde. Er strich die blonden Strähnen weg, die an seiner Stirn klebten, legte einen Schritt zu. Je schneller er im Laden war, desto eher wäre er aus der Sonne raus. Ken begrüßte ihn mit einem freundlichen, wenn auch etwas abwesenden Lächeln. "Schon wieder zurück, Omi?" "Ja, ging schneller als erwartet." Er wich geschickt den Fangirls aus und huschte durch die Hintertür. Gerettet. Den Temperaturunterschied genießend, band er sich die Schürze um, ging dann zum Kühlschrank, um sich ein Glas Saft einzugießen. Es wurde in einem Zug geleert. Das immer noch kalte Glas presste er gegen seine viel zu heiße Stirn, seufzte leise. Die Bilder waren nicht verschwunden, geisterten weiterhin durch seinen Kopf, ohne ihm Aufklärung darüber zu verschaffen, was er da gesehen hatte. Er musste damals sehr jung gewesen sein, das war ihm inzwischen klar geworden. Wenn er sich doch nur an mehr erinnern könnte... Der damit einhergehende Schmerz wirkte aus einiger zeitlicher Entfernung nicht mehr so abschreckend und stattdessen wuchs das Verlangen, endlich alles zu erfahren. Finger wurden fast weiß, so krampfhaft umschlossen sie das Glas und in himmelblauen Augen brannte ein alles verzehrendes Feuer. Schließlich wurde ihm bewusst, dass er ohne sich zu rühren in der Küche herumstand, ließ den Arm sinken und schüttelte den Kopf, wie um ihn zu klären. Nein, es hatte keinen Sinn. Sein Lächeln verriet überhaupt nichts über seinen inneren Zustand, als er in den Laden zurückkehrte. Yohji stand hinter der Kasse, hatte sich endlich dazu durchgerungen, hier drinnen die Sonnenbrille wenigstens auf den Kopf zu schieben. "Na, Omittchi. Hier um mich abzulösen?" "Davon träumst du auch nur." Grinsend half er einer Kundin, den gewünschten Blumenstrauß zusammenzustellen. Und nur aus den Augenwinkeln heraus warf er Yohji einen abschätzenden Blick zu. Leichte Schatten lagen unter den Augen des Älteren, aber das war häufig so und nicht unbedingt ein Grund zur Besorgnis. "Bitte sehr." Er überreichte den fertigen Strauß und das Mädchen, vielleicht zwei Jahre älter als er selbst, eilte sofort zu Yohji damit, der das Geld entgegennahm und das patentierte Playbloy-Lächeln dabei aufsetzte. Wie angeschaltet. Er verdrehte die Augen, belustigt. Wie konnten die Mädchen nur reihenweise darauf hereinfallen? Erst als die Kundin den Laden verlassen hatte, verlegte Yohji sich aufs Betteln. "Ich habe aber solchen Hunger." "Was soll Ken-kun da erst sagen, er steht schon etwas länger als du im Laden." Sein Lächeln war nicht mehr auf gesetzt, als er Yohjis Mienenspiel sah. "Habe ich da meinen Namen gehört?", kam der Braunhaarige von draußen herein, wo die Blumeneimer nachgefüllt worden waren. Gleich zwei Mädchen folgten Ken, die ganz danach aussahen, als wollten sie sogar etwas kaufen. "Ja, du hast jetzt Pause", informierte er Ken, ignorierte Yohji zu Gunsten der neuen Kundschaft. "Was kann ich für euch tun?" Eines der Mädchen sah errötend zu Boden, woraufhin ihre Freundin den Kopf schüttelte und selbst das Wort ergriff. "Sayaka hier hat heute ein Date und braucht ein paar wunderschöne Blumen für ihren Freund." Das Gesicht benannter Sayaka erhielt prompt ein paar tiefere Schattierungen, während die Freundin munter weiterplapperte. "Er ist ein Elite-Student und sie hat ihn seit zwei Wochen nicht gesehen, weil er so viel arbeiten musste." "Aha." Kens amüsierten Blick erwiderte er lediglich mit einem angedeuteten Neigen des Kopfes, dann verschwand der Braunhaarige nach hinten und Yohji wandte seine Aufmerksamkeit den Fangirls zu, die nun ebenfalls hinein gekommen waren. Der Ältere sollte weniger Zeit mit Flirten und mehr damit verbringen, etwas zu verkaufen. "Ich habe ihr von eurem Laden erzählt und sie war sofort einverstanden, hierher zu kommen." Das Mädchen ignorierte Sayaka, die verlegen an ihrer Bluse zu zupfen begann. Langsam bekam er Mitleid mit ihr. "An was für Blumen hast du denn gedacht?", fragte er sie mit einem aufmunternden Lächeln. "Rosen bitte", kam es so leise, dass er die Worte kaum verstehen konnte. Er zeigte ihr das Angebot, erklärte die verschiedenen Namen und schaffte es so, Sayaka ihre Verlegenheit vergessen zu lassen. Rasch traf sie kurz darauf ihre Entscheidung und verließ nach dem Zahlen mit ihrer Freundin den Laden. "Tetsuya wird sich bestimmt freuen", hörte er letztere noch sagen, dann waren die beiden auch schon verschwunden. Es schien doch noch ein ganz angenehmer Tag zu werden und erst Manx' Besuch am Abend bewies ihm das Gegenteil. "Ihr habt es vielleicht schon in den Nachrichten gehört. Heute Vormittag ist der Mörder zweier Taschendiebe von der Polizei erschossen worden." Manx suchte ihre Blicke, schien aber gleichzeitig irgendetwas zu verbergen. "Dieser Mörder ähnelte kaum noch einem Menschen, aber er konnte von uns als der Student Matsuo Tadashi identifiziert werden. Die Presse weiß nichts von dem veränderten Aussehen und die beteiligten Beamten sind zu Stillschweigen verpflichtet worden." "Um eine Panik zu verhindern, ja?", warf Yohji ein. Manx nickte. "Die ersten Laborergebnisse zeigen, dass Matsuo mutierte DNA aufweist. Euer Auftrag besteht darin, den Verantwortlichen dafür zu finden." Schweigen. Er wusste, dass Ken und Yohji ebenfalls auf etwas warteten. Aber Manx sagte nichts mehr. Schließlich räusperte sich Yohji. "Was ist mit weiteren Informationen, Anhaltspunkten?" Ken nickte bekräftigend und er musste sich davon abhalten, es nicht ebenfalls zu tun. Manx stand auf. "Tut mir Leid, aber Kritiker weiß auch nicht mehr. Hier sind die Ergebnisse sowie Fotos von Matsuo." Damit nickte sie einmal in die Runde, verließ dann den Raum. Ungläubig hörten sie zu, wie die Schritte nach oben hin immer leiser wurden und dann endgültig verklangen. Sie sahen sich gegenseitig an, ein stummes "Was nun?" hing zwischen ihnen in der Luft. "Ich komme mir irgendwie veralbert vor. Um mal von kräftigeren Ausdrücken Abstand zu nehmen." Yohji lehnte sich zurück, die Augen zu schmalen Schlitzen zusammengekniffen. Er seufzte, griff nach der zurückgelassenen Mappe. "Uns bleibt keine andere Wahl, als uns an die Arbeit zu machen." Ken musterte ihn, schüttelte den Kopf. "Sorry, Omi. Doch erst einmal wird die Arbeit wohl an dir hängen bleiben. Wir können da kaum helfen." Er seufzte erneut. Ken hatte leider Recht. ~TBC~ Armer Omi *grins* Es wurde langsam Zeit, dass ich den Handlungsstrang mit Weiß ein bisschen weitertreibe. Hab selbst schon fast vergessen, was bei denen gerade so ablief *drop* Nächstes Mal wieder ein Vergangenheits-Kapitel ^^ Ach ja, ein neues Kapitel von Eis habe ich auch hochgeladen *nod* cya, cu ^-^ Kapitel 86: "Rückblicke XXV - Es wird niemals aufhören, Schuldig" ----------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 86) Titel: Close Distance Teil: 86/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Weiter mit Schuldig und Crawford, nach dessen Kampftraining ^^ Disclaimer: not my boys, no money make... Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: *knuffel* Ich hoffe, inzwischen biste wieder ganz gesund ^^ Stimmt, in Zusammenhang mit dem "Eis"-Chapter, wirkte das letzte von "CD" noch um etwas trauriger. Dabei habe ich die mit ziemlichem zeitlichem Abstand geschrieben o.O Irgendwie glaube ich nicht, dass es von der Stimmung her heute viel besser wird *räusper* Aber immerhin ist es ein Vergangenheits-Kapitel ^.~ Mit Omi liegst du ganz richtig. Es geht zwar langsam voran, aber er wird wirklich mehr über seine Vergangenheit erfahren *nod* Ich freue mich wirklich sehr, dass dir der erste Teil von "Eis" so gefallen hat *lach* ^____^ Ich hätte ja nix dagegen, noch mehr in der Art zu schreiben, aber bei den beiden fällt es mir irgendwie schwer. Nach dem letzten Teil von "Eis" kommt zunächst die Fortsetzung (bzw. die Vorgeschichte) zu "SdA", danach muss ich weitersehen ^^ Stimmt, über Ran und Aya hängt ein Schatten. Eigentlich ist es bei jedem Teil ein klein wenig so, wobei Crawford und Schuldig noch am besten weggekommen sind. Den Verlauf der Jahreszeiten habe ich absichtlich gewählt *nick* *sich freut weil es dir aufgefallen ist* ebenso wie den Titel der Story an sich *grins* Hab den neuen Teil gleichzeitig mit dem von "CD" hochgeladen. ^^ Und ja, ich habe meinen Stundenplan - bis auf ein Fach - bekommen. Schreib dir noch dazu ^____^ @nai-chan: *Gummibärchen rüberschmeiß* *gg* Ich glaube eher nicht, dass das rauskommt ^^ Ein paar kleine Geheimnisse muss es ja geben *lach* Du erinnerst dich wieder ein bissl an den Anime? Dann haste ja wenigstens gleich ein paar Bilder zu der Story ^____~ Also ohne mir die Folgen vorher noch einmal anzusehen, hätte ich das nicht schreiben können. Aber ich halte mich ehrlich gesagt immer weniger an die Vorgaben dabei ^^ Auf jeden Fall hat die Zahl der Kommentatoren abgenommen - bei der Leserzahl weiß man es nicht so genau. Aber umso mehr freue ich mich über die Commis, die ich bekomme *zwinka* Und das hier ist eh die erste Story, die sich wirklich fest in meinem Kopf verankert hat - daher bin ich sozusagen gezwungen, sie immer weiter zu schreiben *snicker* (Hab aber natürlich nix gegen ein bissl Werbung ^^) Au ja, so ein Foto würde ich dann wirklich gerne mal sehen *lach* Teil 86 "Rückblicke XXV - Es wird niemals aufhören, Schuldig" Stephans Worte wollten ihm einfach nicht aus dem Kopf gehen, egal wie desinteressiert er sich vorhin gegeben hatte. Sie hatten ihn alles andere als entmutigt, vielmehr einen gewissen Ehrgeiz angestachelt, hinter dem er mühelos seine wahren Motive verstecken konnte, vielleicht sogar vor sich selbst. Er starrte nach oben in den blauen Himmel, der etwas ausgebleicht wirkte. Als hätte die Sonne einen Teil der Farbe weggebrannt. Der Wärme fehlte jedoch das drückende Element, das ihn in Japan oft gestört hatte und ganz heimlich schlich sich ein Lächeln auf seine Lippen. So übel war es hier gar nicht - abgesehen von Herrn Schneider. Der Gedanke warf einen Schatten auf sein Gesicht, wurde hastig davongejagt. Und dann kam endlich Crawford, auf den er mehr oder weniger geduldig gewartet hatte. Augenblicklich stand der Amerikaner im Mittelpunkt seiner Aufmerksamkeit, jetzt wieder ganz normal gekleidet. Normal für ihn jedenfalls. Die schwarzen Haare waren noch feucht vom Duschen und unwillkürlich trat er näher an den Älteren heran, selbst wenn sein Verstand die Lektion nicht vergessen hatte, stellte sein Körper seine eigenen Ansprüche. Crawford musterte ihn aus kühlen braunen Augen. "Ist es dir immer noch nicht langweilig geworden, mir hinterher zu rennen? Du solltest deinen freien Nachmittag nutzen." Sein automatisches Grinsen hatte nichts mit dem zu tun, was wirklich in ihm vorging. "Bin doch gerade dabei. Und wie kommst du nur auf die Idee, dass das jemals langweilig werden könnte?" Der Andere seufzte nur kaum hörbar und ging dann einfach weiter. Er folgte ihm sofort, sich Crawfords langen Schritten anpassend. "Was hast du jetzt vor?" Wärme schien von Crawford auszustrahlen, fast schon Hitze, wie von einer zweiten Sonne. Er versuchte es zu ignorieren, mit bedauerlich wenig Erfolg. Crawford antwortete nicht, was ihn nicht weiter entmutigte. Bald erreichten sie ihr Zimmer und die Aussicht, mit dem Älteren ganz allein zu sein, ließ sein Herz erneut losrasen. Er schluckte trocken, als alle Einwände, die ihm eine warnende Stimme innerlich zuflüsterte, hinweg gefegt wurden. Starr stand er da, nachdem die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen war. Crawford achtete nicht weiter auf ihn, hatte am Schreibtisch Platz genommen. Ein Spiegelbild dieses verfluchten Nachmittags vor einer knappen Woche. Und wieder trat er hinter ihn. Finger suchten nach schwarzen Strähnen, doch dann war alles anders. Ihm blieb kaum genug Zeit Luft zu holen. Crawford hatte ihn an der Vorderseite seines Shirts gepackt und gegen die Wand geschoben, was sein Rücken überhaupt nicht gut aufnahm. Am Rande seiner Wahrnehmung sah er rechts von sich den Arm des Älteren, mit dem sich Crawford abstützte, während der sich gleichzeitig zu ihm vorbeugte. Und plötzlich war die entstandene Nähe alles andere als angenehm. "Lernst du es denn nie?" Wie als Gegensatz zu Crawfords Ausbruch, blieb die Stimme vollkommen ruhig. Flach. Er versuchte den braunen Augen standzuhalten, musste aber schnell aufgeben und blickte nach unten. "Das hier ist kein Spiel, bei dem du die Regeln einfach umgehen kannst. Wenn du so weitermachst, kann ich dich nicht gebrauchen. Dann wirst du nicht lange genug überleben." Wahrscheinlich wäre es ihm lieber gewesen, Crawford wütend zu sehen, als den Anklang von Enttäuschung mitschwingen zu hören. Seine Brust begann zu schmerzen, zu hart drückte der Ältere dagegen, um ihn aufrecht zu halten. Und ganz allmählich entzündete sich ein Funke des Widerstands. Trotzig blickte er auf, auch wenn gleichzeitig seine Beine unter ihm nachzugeben drohten. "Warum sollte ich mich auch an sein dämliches Verbot halten?" Crawfords schmales Lächeln wollte ihm gar nicht gefallen. Die Antwort war kaum lauter als ein Flüstern. "Wie du sagtest, ist es _sein_ Verbot, Schuldig." Und das sollte reichen? Er begann zu zittern, wusste selbst nicht, ob es Wut oder Angst vor Herrn Schneider war - oder etwas vollkommen anderes. "Aber ich..." Was hatte er sagen wollen? Seine Finger ballten sich zu Fäusten, um sie endlich ruhig halten zu können. Er versuchte Crawford telepathisch zu erreichen, so alles zu erklären, hatte aber keine Chance, zu ihm durchzudringen. Stattdessen traf er wieder auf die Schwärze und das Versprechen der Stille, was sicher nicht dabei half, klar zu denken. Crawford sah die Veränderung in den grünen Augen und schüttelte nur den Kopf. "Nein." Und dann verriet ihm sein Talent, dass der Ältere mit jemand anderem ,sprach'. Die eiskalte Erkenntnis war um ein Vielfaches stärker als das Gefühl, verraten worden zu sein. Ja, seine Schilde waren besser geworden, ganz zu schweigen von seinem Basisblock, aber gerade das machte Herrn Schneiders Eingriff jetzt so schmerzhaft. Ein leises Stöhnen kam über seine Lippen, während er hilflos miterleben musste, wie der Direktor - die neu gewobenen Stützen ignorierend - seine Schilde regelrecht abschälte. In diesem Moment hielt ihn wirklich nur noch Crawfords Griff aufrecht. Stumm flehte er den Älteren um Hilfe an, konnte sich nicht mehr rühren, um sie sich einfach zu nehmen. Es tat so weh... Durch einen blutroten Schleier sah er, wie sich Crawfords Lippen bewegten und beinahe hätte er die Worte nicht verstanden, so laut rauschte es in seinen Ohren. "Es wird niemals aufhören, Schuldig. Besser du siehst es endlich ein." Noch einmal flammte Wut in ihm auf, dann blieb nur noch Schwärze. Und als er wieder zu sich kam, war immer noch alles schwarz um ihn herum. Für ein paar Sekunden erschwerte ihm Panik das Atmen und er rollte sich auf dem kalten Boden zusammen. Allmählich beruhigte er sich, aber sehen konnte er trotzdem nichts. Was den Lärm in seinem Kopf nur umso lauter erscheinen ließ. Grüne Augen wurden so fest zusammengepresst, dass bunte Funken hinter den Lidern zu tanzen begannen. Ein armseliger Ersatz und bei weitem nicht genug, um ihn abzulenken. Schweiß pappte trotz der kühlen Luft wirre Strähnen an die Stirn und ein Schauer durchlief seinen Körper. Gott, er hatte geglaubt, das läge hinter ihm, aber er konnte sich gegen die Stimmen nicht wehren, sie prasselten unbarmherzig auf ihn ein, mentale Schläge. Er barg den Kopf in seinen Armen, Tränen der Verzweiflung brannten ihren Weg über seine Wangen, während er versuchte, seinen Basisblock zu verstärken. Doch es blieb ein wackliges Gebilde, ständig vom vollkommenen Zusammenbruch bedroht. Seine Energie reichte nicht aus, um mehr zu erreichen, wurde einfach fortgewischt, sobald er eine bestimmte Stufe überschritt. Wenn es nicht so wehgetan hätte, wäre er vielleicht trotz des Lärms eingeschlafen. So aber blieb ihm nichts anderes übrig, als alles bewusst mitzuerleben, bis sein Schädel nur noch eine einzige offene Wunde zu sein schien. Zeit wurde bedeutungslos, er war nur noch ein Knoten aus Schmerz, mit dem keine Migräne konkurrieren könnte, lebte von Atemzug zu Atemzug. Verzweifelt klammerte er sich an sein Selbst, um nicht in fremden Gedanken zu ertrinken. "Schuldig." Minuten schienen zu verstreichen, ehe er registrierte, dass er wirklich jemanden gehört hatte. Jemanden, der hier war, bei ihm. Irgendwie schaffte er es, die Augen aufzuschlagen, stellte verwundert fest, dass er wieder sehen konnte. Licht war in die Dunkelheit eingedrungen, umrahmte zwei Gestalten, selbst kaum mehr als ungewisse Schatten. Sein Blick verschwamm kurz, fokussierte sich neu, als einer von ihnen näher trat. "Schon wieder? Wenn du so weitermachst, werde ich bald nur noch mit dir zu tun haben." Der Mann ging neben ihm in die Hocke, aber erst als er eine vertraute Berührung in seinem Geist spürte, erkannte er Herrn Stephenson. Etwas unterstützte seine parapsychischen Kräfte, gab ihm die benötigte Energie, um die Mauer wieder zu komplettieren und endlich reduzierten sich die unerträglichen Stimmen zu einem Rauschen. Dankbar ergriff er die dargebotene Hand und ließ sich von dem Arzt hochziehen. Ihm tat alles weh, jeder einzelne Muskel, und das Hämmern in seinem Schädel gab den Rhythmus vor, nach dem der Schmerz durch seinen Körper pulste. Übelkeit stieg in ihm hoch und ein Schwindelgefühl ließ ihn Halt bei der rauen Mauer suchen. Verflucht! Er zwang seinen Magen, sich wieder zu beruhigen. Die Anstrengung trieb ihm beinahe Tränen in die Augen. Er spürte Herrn Stephensons Blick auf sich ruhen, blickte schließlich auf, um ihm zu begegnen. Die braunen Augen musterten ihn prüfend, dann wurde die Untersuchung auf einer anderen Ebene fortgesetzt. Stumm stand er da, bis der Arzt fertig war und nickte. "Alles in Ordnung, soweit ich es erkennen kann." Dann trat der Arzt genau vor ihn. Er wäre zurückgewichen, wenn Raum dafür geblieben wäre. So aber lief nur ein Zucken durch ihn, Bewegung, die nicht umgesetzt wurde. "Du solltest etwas schneller lernen, Schuldig. Das nächste Mal wird sonst ein ESP-Blocker in der Zelle nebenan sein und so wenig bedrohlich das klingt, kann ich dir versichern, dass das für einen Telepathen keine angenehme Erfahrung ist." Die Worte waren fast freundlich gesprochen, aber in den Augen stand eine deutliche Warnung. "Und jetzt geh." Obwohl er der Aufforderung sofort Folge leisten wollte, brauchten seine Beine einen Moment, um sich daran zu erinnern, wie man läuft. Nach ein paar vorsichtigen Schritten erreichte er die zweite Person, die inzwischen in den Gang hinausgetreten war und er erstarrte. Eiswasser rann durch seine Adern, als ihn unvorbereitet Furcht überfiel. Crawford. Wegen ihm war er hier gelandet. Kälte verwandelte sich in Wut, schlug dann in Verzweiflung um. Und die ganze Zeit sah Crawford ihn nur regungslos an. Er konnte nicht sagen, wie sehr ihn die Situation plötzlich ermüdete. Seine Schultern sackten nach unten und ein schmales Lächeln erschien auf seinen Lippen. Es war nicht Crawfords Schuld, nicht wirklich. Vielleicht wäre es so einfacher gewesen. Crawford neigte den Kopf etwas. "Komm, Schuldig." Damit setzte sich der Ältere in Bewegung und etwa einen Meter hinter ihm folgte er. Es fiel ihm schwer, sich um die Kopfschmerzen herumzuarbeiten, aber irgendwie brachte er genug Konzentration auf, um seiner Umgebung etwas Aufmerksamkeit zu widmen. Feuerfeste Stahltüren und unverkleidetes Mauerwerk. Die kleinen Luken in den Türen waren durchgängig geschlossen. Normalerweise wäre es ihm nicht schwer gefallen, herauszufinden, hinter welchen sich Insassen verbargen, aber in seinem jetzigen Zustand verzichtete er lieber auf einen entsprechenden Versuch. Als nächstes ging es ein paar Treppen hinauf und bald erreichten sie die vertrauten Flure, die zu seiner Überraschung leer waren. Crawford bemerkte sein Stirnrunzeln. "Sie sind beim Abendessen." Abendessen? Sollte wirklich erst so wenig Zeit vergangen sein? In der Zelle war es ihm wie eine Ewigkeit vorgekommen... Gänsehaut kroch seine Arme entlang bei dem Gedanken, wieder dort zu landen, für längere Zeit. Wahnsinn drohte ihm aus dieser Richtung und innerlich wich er vor der Vorstellung zurück. Dann erst ging ihm auf, was die Aussage implizierte. Niemand würde wissen, wo er gewesen war, nicht wahr? Grüne Augen wandten sich fragend an Crawford, als er die Überlegung laut aussprach, der daraufhin amüsiert schien. "Sofern du es nicht weitererzählst, wird keiner etwas erfahren. Du musst dir also keine Sorgen um deinen Status machen." Was sagte es über ihn aus, dass diese Worte ihm tatsächlich Erleichterung verschafften? Denn wenn er eines in der kurzen Zeit hier gelernt hatte, war es, dass man niemals Schwäche zeigen durfte. Enrico würde ein Freudenfeuer entzünden über die Gelegenheit, sich zu rächen und seine nicht vorhandenen Schilde boten ihm keinen Schutz gegen den älteren Schüler. Mit gesenktem Kopf ging er weiter, war froh, als sie endlich ihr Zimmer erreichten. Crawford hielt ihm die Tür auf und unwillkürlich machte er einen Bogen um den Schwarzhaarigen, der das mit regungsloser Miene registrierte. Wie ein Stein ließ er sich auf sein Bett fallen, genoss die Nachgiebigkeit der Matratze und die Weichheit des Kissens, auch wenn weder das eine noch das andere dazu beitrugen, seine Kopfschmerzen zu lindern. "Hier." Er rollte sich auf die Seite und bekam so den Blick auf ein Glas Wasser frei. Crawford stellte es auf den Nachttisch, packte zwei weiße Tabletten daneben. "Nimm die." Mit Hilfe eines Arms brachte er sich in eine halbwegs aufrechte Position. "Danke für deine Besorgnis, aber du weißt doch, dass Aspirin bei mir nicht wirkt." Der lässige Tonfall strafte seinen Zustand Lüge und von ganz allein bogen sich seine Mundwinkel in ein Grinsen. Der Ältere lächelte flüchtig. "Kein Aspirin. Es wird dich völlig kaltstellen." Als hätte Crawford vorhin seine Gedanken gelesen. Sein Grinsen verschwand. Im Schlaf wäre er nur noch angreifbarer. Doch wenn die Tabletten hielten, was sie versprachen, würde noch kein so fähiger Telepath ihn erreichen können. Vielleicht machte er sich nur unnötige Sorgen, warum auch sollte sich jemand ausgerechnet diese Nacht aussuchen. Enrico musste schließlich weiterhin annehmen, dass keine Chance bestand, an ihn ranzukommen. Aber das bedeutete alles gar nichts, wenn all die Überlegungen einen wirren Tanz in seinem Schädel aufführten. Ein leises Stöhnen, er selbst hatte es ausgestoßen. Das Nachdenken bekam seinen Kopf überhaupt nicht und er hatte sowieso das dumme Gefühl, dass es zu nichts führte. Er griff nach den Tabletten, spülte sie mit einem Schluck Wasser runter. Die Wirkung trat so schnell ein, dass sie ihn vollkommen überraschte. Grüne Augen wurden glasig, sein Arm konnte ihn nicht länger stützen. Crawford bestand nur noch aus farbigen Schlieren, als dieser ihm gerade rechtzeitig das Glas abnahm. Die Welle breitete sich weiter aus, erreichte seinen Kopf und - schaltete ihn aus. Das Erwachen schien nur ein weiterer Traum zu sein, denn es war völlig unmöglich, dass die Kopfschmerzen einfach so verschwunden sein konnten. Dann verließ die Lähmung des Schlafes seine Gliedmaßen und der einsetzende Muskelkater bestätigte, ja, er war tatsächlich wach. Langsam setzte er sich auf, ließ den Blick durch das leere Zimmer schweifen. Crawford? In diesem Moment trat der Ältere aus dem Bad, rückte sich den Krawattenknoten zurecht. "Guten Morgen, Schuldig." "Morgen." Mit einer Mischung aus Erleichterung und Enttäuschung registrierte er, dass der Wunsch, Crawford näher zu kommen, verschwunden zu sein schien. ~TBC~ Langsam frustriere ich mich selbst mit den beiden. Ich brauch unbedingt eine Idee für ne neue Fanfic mit ihnen. o.O Andererseits habe ich auch viel Spaß dabei, über Crawford und Schuldig auf diese Weise zu schreiben *Kopf gegen die Wand hau* @_@ cya, cu ^-^ P.S. Der neue Teil von "Eis" wurde auch wieder hochgeladen ^^ Kapitel 87: "Und bevor Ran es sich anders überlegen konnte, hast du _was_ gemacht?" ----------------------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 87) Titel: Close Distance Teil: 87/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Endlich, kann ich nur sagen *grins* Disclaimer: not my boys, no money make... Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Jetzt sag bloß nicht, du hattest einen Rückfall o.O Da hör ich von dir viel lieber, dass du wieder auf irgendeiner Party warst ^.~ *knuffz* @Furia: *breit grins* Du hast es tatsächlich geschafft ^____^ Mir macht es in der Regel auch mehr Spaß, mehrere Kapitel einer FF am Stück zu lesen, von daher... ^^# Ich hatte tatsächlich auch einen Gedanken in diese Richtung verschwendet und beschlossen, dass sie immer eine bestimmte Ration an Schokolade zugeteilt bekommen *nod* Das hat ja weniger mit Belohnung als mit Notwendigkeit zu tun ^^ Farf taucht nicht in diesem Zeitabschnitt auf, sondern erst zwei später. Ein bissl wirste also noch auf ihn warten müssen *räusper* Aber keine Sorge, der Abschnitt dazwischen ist nicht so lang wie der aktuelle in der Vergangenheit *hoff mich wenigstens halbwegs verständlich gemacht zu haben* ^^°°° Ich bin froh, dass die Szene schlussendlich zu verstehen war. Ich hab öfter das Problem, nicht zu wissen, ob auch rüberkommt, was ich eigentlich schreiben will *räusper* Und Schuldig hat Crawford eigentlich von Anfang an vertraut ^.~ Mir gefällt dein Wortspiel ^_____________________^ *Gummibärchen reich weil du wieder da bist* @CeresNila: Ich habe nie gesagt, dass ich dich loswerden will *lach* Und auch wenn du nur etwas völlig Sinnloses schreiben solltest, weiß ich so immerhin, dass du die Story liest ^.~ Mir geht es bei Schuldig so wie dir *nod* Außerdem hat er es sich dieses Mal nun wirklich selbst zuzuschreiben gehabt ^^# Mexx hat deinen anderen Commi bei "Eis" abgeschossen? Was für eine Frechheit ò.ó Aber wenigstens hat es dieses Mal geklappt ^^ Ken und Yohji sind eigentlich gar nicht mein Fall, aber hier war es irgendwie passend *grins* Es kommt nur noch ein Chapter mit Nagi und Omi. Damit habe ich dann alle Charas durch - bis auf Farf. Aber zu dem war mir leider nix eingefallen ^^°°° @nai-chan: *Gummibärchen rüberschieb* Bevor du dir wehtust, solltest du lieber mit dem Grinsen aufhören *gg* Hm, Schuldig lernt zwar langsam, aber so allmählich hat er es kapiert. Mir tut er einfach im Allgemeinen Leid, nicht nur wegen der letzten Szene. Ist irgendwie fies, sozusagen das ultimative Heilmittel vor der Nase zu haben und es nicht benutzen zu dürfen. (^^° Das Wort ,benutzen' klingt im Zusammenhang mit Crawford sehr schräg *hüstel*) Du hast Recht, es wird wirklich noch eine Weile dauern. Dabei habe ich nicht einmal genaue Pläne, wie ich "CD" weiterschreiben soll. Ich tue es ganz einfach - oder manchmal auch weniger einfach... ^^# Aber vielleicht wird die Story dadurch ja lang genug, dass es sich wenigstens lohnt, sie in Buchform auszudrucken *lach* ^.~ Teil 87 "Und bevor Ran es sich anders überlegen konnte, hast du _was_ gemacht?" Er blickte automatisch auf die Uhr, als er spürte, wie sich jemand ihrem Haus näherte. Dreiundzwanzig Uhr. Farfarello, der auf dem Fußboden saß, wandte sich zu ihm um. Eine Frage glomm in dem bernsteinfarbenen Auge auf. "Wir bekommen Besuch." Ein Lächeln glitt über seine Lippen und innerlich schüttelte er den Kopf. Das kam jetzt unerwartet. Der Ire zweifelte nicht eine Sekunde, über wen er da sprach. "Ran." Im nächsten Moment war Farfarello auch schon auf den Beinen und lief in Richtung Tür. Amüsiert sah er ihm hinterher. Das schien langsam zur Gewohnheit zu werden. Er stand ebenfalls auf, kam rechtzeitig genug an, um Rans überraschte Miene zu sehen, als der Rothaarige am Handgelenk gepackt und nach drinnen gezogen wurde. "Warum bist du um diese Zeit noch unterwegs?" Hände tasteten rasch über Rans Arme und Oberkörper hinweg, als wollte Farfarello sich vergewissern, dass der Andere nicht verletzt war. Sein Lächeln ging in ein Grinsen über. Im Gegensatz zu gestern verstörte Ran der Empfang dieses Mal nicht, andererseits gab es auch keinen Anlass für Farfarello, wieder schlechte Manieren zu zeigen. Stattdessen kam sich Ran etwas bemuttert vor, wie ihm die Gedanken des Jüngeren verrieten. "Ich war doch mit Yun-kun im Kino", beantwortete Ran die Frage. Es war die Wahrheit, doch in Sachen Vollständigkeit ließ sie einiges zu wünschen übrig. Nach dem Kino war Ran von Yunshiro nach Hause begleitet worden, hatte dann vor dem Haus seines Onkels gewartet, bis sein Freund verschwunden war. Aber als er schließlich hineingehen wollte, musste Ran feststellen, dass er einfach nicht in der Lage dazu war. Er spürte noch immer die Kälte in Rans Innerem, Dunkelheit, die wie schwarze Schlieren in das geistige Leuchten gemischt war. Sein erster Impuls war gewesen, Ran zu fragen, ob dieser Sehnsucht nach ihnen gehabt hatte, nun jedoch hatte er keine Lust mehr, das zu tun. Sein Grinsen war verschwunden, als er sich gegen die düsteren Emotionen abschottete, die unweigerlich in Rans Gedanken mitschwangen, nicht ohne zu spüren, dass sie bereits durch Erleichterung ersetzt wurden. Erleichterung darüber, hier bei ihnen zu sein. Und insbesondere in der Nähe von Crawford. Grüne Augen beobachteten kühl, wie Farfarello den Kopf etwas neigte, abzuschätzen versuchte, was in dem Rothaarigen vorging. Manchmal wollte er Ran klarmachen, bei wem er Sicherheit suchte, doch allmählich bezweifelte er, dass das irgendetwas ändern würde. Denn die andere Seite in Ran wurde auch stärker, diese eisigen Flammen. Vielleicht war es nicht gut, dass Ran Selbstbewusstsein aus dem Waffentraining schöpfte, doch mit Rans Hintergrund war das nur zu verständlich. Ihm war deutlich vor Augen geführt worden, wie viel durch eine einzige Pistole geändert werden konnte. Und wenn Ran die Möglichkeit hätte Rache zu nehmen, würde dieser sie nutzen. Ja, Ran konnte es sehen, so sehr der Jüngere es auch noch zu leugnen versuchte. "Willst du heute Nacht hier bleiben?" Farfarello hatte es auf den Punkt gebracht und Ran nickte nur, stumm bleibend. Violette Augen glitten über Farfarellos Narben hinweg, blieben an dem Verband hängen, der immer noch die Brust des Iren bedeckte. Die Weste verbarg nicht besonders viel. Natürlich hatten sie keinen Gast mehr erwartet. Farfarello folgte Rans Blick, lächelte dann und zog Ran näher, um ihm wieder etwas zuzuflüstern. Höflicherweise lauschte er dieses Mal nicht, konnte aber nicht umhin mitzubekommen, dass Ran sich automatisch mit der freien Hand über den Arm rieb. Hoffentlich brachte Farfarello ihn nicht auf irgendwelche dummen Gedanken. Es reichte vollkommen aus aufpassen zu müssen, dass Farfarello kein Messer einer unangebrachten Verwendung zuführte. "Falls du Crawford suchst, er ist in seinem Arbeitszimmer", mischte er sich in die traute Zweisamkeit ein. Ran zuckte kaum merklich zusammen. "Nein, ich..." Dann wusste der Rothaarige nicht weiter und etwas Blut stieg ihm in die Wangen. Farfarello schien belustigt und kümmerte sich nicht weiter um Rans Leugnen. Ohne ihn zu fragen, ging er mit Ran im Schlepptau an der Küche vorbei, blieb vor der Tür zu Crawfords Arbeitszimmer stehen. Der Ire hielt es nicht für nötig anzuklopfen, sondern öffnete sie einfach und schob den verblüfften Ran hindurch, schloss die Tür hinter diesem wieder. Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, in dem aufrichtiges Amüsement lag. "War das jetzt nicht ein bisschen zu brutal? Du weißt, wie wenig Crawford es mag, beim Arbeiten gestört zu werden." Mit wenigen Schritten erreichte er seinen Freund, der sofort die Hände in seinen orangefarbenen Haaren vergrub, das Bandana herauszog, so dass ihm störende Strähnen in die Augen fielen. "Crawford wird ihm schon nichts tun. Leider." "Was heißt hier-" Er unterbrach sich selbst und grüne Augen weiteten sich etwas. Wie es aussah, hatte Farfarello beschlossen, den beiden etwas auf die Sprünge zu helfen. Wer hätte das gedacht. Der Ire wollte Ran wirklich behalten. Der Gedanke, dass Ran vielleicht haben konnte, was ihm verwehrt geblieben war, versetzte ihm dieses Mal keinen Stich. Farfarellos Anwesenheit erwies sich als zu ablenkend, dessen Hände bereits begannen, sich unter sein Hemd zu schleichen. "Glaubst du, dass Ran eine Chance bei Crawford hat?", sprach er seine Zweifel aus. Der Jüngere lehnte sich ein Stück zurück. "Das kommt darauf an." "Worauf?" Ein schmales Lächeln. "Du weißt es wirklich nicht." Das war eine Feststellung, keine Frage. Er runzelte die Stirn. Zu irgendwelchen Ratespielchen war er nicht gerade aufgelegt. Farfarello merkte das, zog ihn in einen Kuss. Erst danach bekam er seine Antwort. "Ganz einfach. Ob Crawford bereit ist, sich darauf einzulassen. Es gäbe eine sichere Wahl für ihn." Das half ihm nun wirklich nicht weiter. Wahl? Zwischen wem denn bitte sehr? Schließlich hatte Crawford - so weit er wusste - niemanden an sich heran gelassen. Aber eins machte Farfarellos Aussage deutlich. "Du denkst, er weiß, was Ran von ihm will?" Bisher war er sich dessen nicht ganz sicher gewesen. Der Andere lachte in sich hinein und das Geräusch ließ einen Schauer über seinen Rücken laufen. Sein Atem vertiefte sich unwillkürlich. "Natürlich, für wie dumm hältst du ihn denn?" Dass diese Frage eher rhetorischer Natur gewesen war, verriet ihm Farfarellos Körper, der ihn gegen die Wand drückte. Im Stillen gab er dem Iren Recht. Es gab bei weitem bessere Dinge zu tun, als sich über die beiden den Kopf zu zerbrechen. ****** Die Tür schloss sich hinter ihm, bevor er protestieren konnte und im nächsten Moment hatte er auch schon vergessen, dass er es hatte tun wollen. Neugierig sah er sich in dem Raum um. Ihm wurde bewusst, dass er noch nie hier drin gewesen war. Crawford-san saß hinter einem schweren Schreibtisch aus Massivholz, in irgendwelche Unterlagen vertieft. Der Computer war an, Licht des Monitors spiegelte sich in den randlosen Brillengläsern. "Was ist?" Der Amerikaner sah nicht auf. Er blieb stumm, begann nervös auf seiner Unterlippe herumzukauen. Was hatte er sich nur dabei gedacht, hierher zu kommen? Eigentlich sollte er jetzt zu Hause in seinem Zimmer sein. Seine Augen konnten sich nicht von der Gestalt des Älteren trennen. Selbst um diese Zeit sah Crawford-san aus, als wäre er geradewegs einem Katalog entstiegen. Weißes Hemd, anthrazitfarbene Weste und eine dunkelblaue Krawatte, deren Knoten auf den Millimeter genau saß. Perfekt. Er wünschte, er könnte auch so perfekt sein. Seine Hände ballten sich zu Fäusten. Da die Stille anhielt, unterbrach Crawford-san schließlich seine Arbeit, in der Bewegung eine Andeutung von Ungeduld. In der nächsten Sekunde ruhten die braunen Augen auf ihm und sein Mund wurde plötzlich trocken. Er hatte hier nichts zu suchen. "Wahrscheinlich sollte ich jetzt fragen, was du hier willst, aber das kann ich mir wohl sparen." Crawford-san schien nicht sehr überrascht ihn zu sehen. Unwillkürlich trat er einen Schritt zurück, auch wenn er lieber das Gegenteil getan hätte. "Ich..." Er setzte erneut an, Fingernägel gruben sich in seine Handballen. "Ich wollte Sie nicht stören. Ich gehe besser wieder." Über die Augen des Älteren huschte etwas, das er nicht identifizieren konnte. Dafür aber spürte, irgendwie. Das Gefühl kam ihm bekannt vor, ohne dass es ihm gelang es einzuordnen. "Ich denke, das ist im Moment keine gute Idee." Ein amüsiertes Lächeln bog die Mundwinkel des Amerikaners kurz nach oben. Es nahm ihm einen Teil seiner Nervosität, ansonsten aber begegnete er Crawford-sans Blick mit Unverständnis. Bis ein dumpfer Laut andeutete, dass draußen auf dem Flur jemand gegen die Wand geschoben worden war. Er brauchte nicht lange, um auf die wahrscheinlichste Ursache dafür zu kommen und sah hastig zu Boden, um zu verbergen, dass sein Gesicht zu glühen anfing. Dabei konnte es ihm doch völlig egal sein, was Farfarello und Schuldig machten. War es aber nicht. Nicht, wenn er nur wenige Schritte von Crawford-san entfernt stand und ihm kein Fluchtweg mehr blieb. Ein Stuhl scharrte, dann hörte er den Anderen näher kommen, wagte sich nicht zu rühren. "Bist du nicht etwas zu alt dafür, dich vor Träumen zu fürchten?" Er schluckte. Protest flackerte in ihm auf, aber Crawford-sans Worte lagen zu nahe an der Wahrheit. Alles war wie ein einziger Albtraum. Doch damit konnte er noch besser umgehen als mit der Möglichkeit, dass sich der Traum als Realität entpuppen könnte. Er wollte es einfach nicht wahrhaben. Der Eindruck von Wärme begann seine Wahrnehmung zu beschäftigen. Er müsste nur seine Hand ausstrecken, um den Anderen zu berühren. Seine Finger würden anfangen zu zittern, wenn sie nicht noch immer zur Faust geballt wären. "Ich fürchte mich nicht vor den Träumen." Mühsam zwang er seine Hände sich zu lockern. "Und was ist es dann?" Darauf hatte er keine Antwort - oder wollte sie nicht haben. Seine Finger zitterten tatsächlich leicht, stellte er im hintersten Winkel seines Bewusstseins nüchtern fest. Crawford-san war schuld daran. Endlich schaffte er es den Kopf zu heben. Der Amerikaner war immer noch oder schon wieder amüsiert. Er mochte dieses angedeutete Lächeln und lächelte ebenfalls. Das war einfacher als erwartet. Wenn er nur wüsste, was der nächste Schritt ist. Vielleicht sollte er Schuldig um Rat fragen... Der Gedanke blitzte als selbstironischer Funke in violetten Augen auf und nahm einen weiteren Teil der Unsicherheit mit sich. Und dann setzte irgendetwas in seinem Kopf aus. Er schlang seine Arme um den Hals des Älteren und küsste ihn. ****** Er hielt Farfarellos Hände auf, die gerade dabei waren, seine Hose zu öffnen. Der Ire reagierte nicht unwirsch sondern neugierig auf sein hämisches Grinsen. "Was hast du getan?" Farfarello presste sich enger an ihn, was zu einer kurzfristigen Ablenkung führte, in der er nicht antworten konnte. Stattdessen suchte er die Lippen des Jüngeren, versuchte, durch den Kuss weiter mit ihm zu verschmelzen. Es war schließlich Farfarello, der einen Schritt zurück trat, nicht ohne ihm vorher spielerisch über die Lippen zu lecken, die sich nun ohne den Kontakt kalt anfühlten. "Also?" Das bernsteinfarbene Auge musterte ihn fragend. "Ran hat mich um Hilfe gebeten." Er grinste schon wieder. "Tatsächlich. Wie konnte mir das nur entgehen." Eine Augenbraue wanderte in die Höhe und der Ausdruck erinnerte ihn unweigerlich an Crawford, was beinahe einen Kicheranfall auslöste. Mannhaft hielt er diesen zurück. "Nun ja, er hat jedenfalls daran gedacht, es zu tun", gab er dann zu. Farfarello legte den Kopf schief, musterte ihn argwöhnisch. "Und bevor Ran es sich anders überlegen konnte, hast du _was_ gemacht?" "Ihm einen kleinen Stoß in die richtige Richtung gegeben." Darauf hätte er schon früher kommen sollen. Aber bisher hatte sich auch noch keine Gelegenheit regelrecht aufgedrängt. "Und wie hat Crawford reagiert?" Der Ire hatte sich inzwischen zusammengereimt, was vorgefallen sein musste. Die Frage ernüchterte ihn ein bisschen. "Leider scheint Ran im Moment nicht besonders viel oder klar zu denken. Von daher: keine Ahnung." Ein Lächeln glitt über Farfarellos Züge. "Das muss ärgerlich für dich sein." Er zog ihn wieder an sich heran, Nasenspitze an Nasenspitze. "Verdirb mir jetzt nicht den Spaß an der Sache." Sein Freund grinste, er spürte die Bewegung, bevor Farfarello nach seiner Hand griff. "Lass uns ins Bett gehen." Dieses Angebot stellte ihn vor eine schwere Entscheidung. Sein Zögern entging dem Iren nicht. "Du wirst es doch nicht übertreiben wollen? Crawford lässt sich von dir nicht in die Ecke treiben." Ernst geworden strich Farfarello ihm einige orangefarbene Strähnen aus der Stirn, um ihm besser in die Augen sehen zu können. Nein, das war ihm bei Crawford noch nie gelungen und sicher nicht aus Mangel an Versuchen. Farfarello wartete nicht länger ab, sondern zog ihn mit sich. Erst im Keller angekommen, wurde ihm wirklich klar, wo er sich befand. Er musterte den kahlen Raum. Der Jüngere kam seiner Frage zuvor. "Ran muss auch irgendwo schlafen." "In meinem Bett?" Wieder ein Lächeln. "Ich kann ihn natürlich auch zu mir einladen, wenn dir das lieber ist. Dann ist aber kein Platz mehr für dich." "Hm, wieso habe ich gerade das dumme Gefühl, du würdest das tatsächlich machen?", murmelte er vor sich hin, was Farfarellos Mundwinkel zucken ließ. "Ich sorge dafür, dass Er Ran nicht bekommt. Wenn Ran bei uns ist, ist es für Ihn viel schwieriger, Ran mit Seinen falschen Versprechungen zu erreichen." Alte Verachtung lag in den Worten. Er seufzte innerlich, schob seine Bedenken rasch beiseite. Nagi würde herausfinden, was für ein Medikament das war und Farfarello nie wieder in seinen alten Zustand zurückfallen. Wie nur war er wieder bei dieser Angst angelangt? "Ja..." Er flüsterte es in Farfarellos Haarschopf, hatte gar nicht gemerkt, dass er den Anderen fest umarmte. Und dann vergaßen sie beide alles um sich herum. ~TBC~ Hm, das hat irgendwie Spaß gemacht ^^ Mir gefallen dieses Mal ja einige Abschnitte, aber dieser Satz hat es mir besonders angetan: "Der Eindruck von Wärme begann seine Wahrnehmung zu beschäftigen." Keine Ahnung, warum *mit den Schultern zuck* o.O cya, cu ^-^ Kapitel 88: "Rückblicke XXVI - Ich bin kein Gegenstand" ------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 88) Titel: Close Distance Teil: 88/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Schließt so ziemlich genau an den letzten Vergangenheitsteil an ^^ Disclaimer: not my boys, no money make... Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Ich bin auch fast die ganze Woche nicht zu Mexx vorgedrungen ^^° Wünsch dir baldige Besserung *knuffz* So ne Dauerkrankung ist ja weniger lustig... Ich freue mich, dass du immerhin das letzte Chapter von "Eis" lesen konntest *grins* Ich musste bei meiner Darstellung von Omi an den aus Glühen denken. Wenn man da Weiß wegstreicht, so wie ich es ja mit deren Auflösung in meiner Story getan habe, ist Omi meiner Meinung nach nicht so toll bei weggekommen. Das mit Nagi musste einfach sein - wie du sagst, ich konnte ihn nicht so einfach davonschleichen lassen ^^ Ich hoffe, du findest auch Zeit für "SdA", nachdem ich es endlich geschafft habe, daran weiterzuschreiben *grins* ^^# @nai-chan: *mich weglach* Da haben wir beide seit den ersten Kapiteln drauf gewartet. Ich konnte ja nicht ahnen, dass mir die Story so aus dem Ruder läuft. ^^° Mach dir keine Sorgen, es wird zu Crawford und Ran in der Folge noch mehr geben und ich werde nicht jedes Mal das Zimmer wechseln *snicker* Was Crawford und das nicht benutzt werden angeht, kann ich dir nicht ganz zustimmen. ^.~ Okay, wenn das so ist, dann grinse ruhig weiter - musst den Schmerz ja inzwischen gewöhnt sein *ehe* @CeresNila: *Gummibärchen rüberschieb* Also durchs Zimmer gehüpft bin ich nicht unbedingt, aber ich kann deine Reaktion nachempfinden ^.~ Was für ein Glück, dass Schuldig gerade in der Nähe war, ne? *lach* Nicht mehr allzu lang, bis Schluss ist? Das wüsste ich aber ^^ In dieser Hinsicht kann ich dich wirklich beruhigen. Solange oben hinter der aktuellen Kapitelnummer ein x steht, läuft die Fanfic weiter und weiter... ^^°°° Sobald ich am Ende bin, werdet ihr es wissen - und ich hab ein paar Wochen Vorlauf ^.~ Zurzeit wage ich zu behaupten, dass es mindestens bis nächsten Sommer weitergeht. *räusper* Freut mich, dass ich dich zum Lachen bringen konnte ^^ So ist Farf nun mal *gg* Dafür, dass du angeblich nicht weißt, was du schreiben sollst, war das ein wirklich netter Commi *zwinka* Teil 88 "Rückblicke XXVI - Ich bin kein Gegenstand" Schuldig sah sehr friedlich aus, so wie er da in seinem Bett lag. Aber nur auf den ersten Blick. Auch wenn das Mittel die Schmerzen nicht mehr durchkommen ließen, hatten sich schon vorher tiefe Linien in das Gesicht des Jüngeren gegraben. Mit etwas Glück würden sie morgen verschwunden sein. Womit sich die Frage stellte, ob Schuldig diese Lektion dadurch allzu schnell vergessen würde. Er runzelte die Stirn. Nein, seine Entscheidung war richtig gewesen. Ohne weiteres Zögern wandte er sich von der schlafenden Gestalt ab und verließ wenige Minuten darauf das Zimmer. Die Flure waren immer noch leer, das Abendessen weiterhin im Gange. Es war zu spät, um sich den Schülern anzuschließen, aber Schneider würde ihn ohne Zweifel erwarten und sicher auch etwas zu essen da haben. Ein flüchtiges Lächeln streifte seine Lippen bei dem Gedanken an den Älteren und seine Schritte beschleunigten sich etwas, von ihm selbst unbemerkt. Es bedurfte nur eines kurzen Anklopfens und schon wurde die Tür geöffnet. Hm, eindeutig erwartet. Schneiders eisblaue Augen umfingen ihn abschätzend, dann trat der Direktor mit einem kaum erkennbaren Lächeln zur Seite, um ihn hereinzulassen. "Keine Gewissensbisse heute?" Die Tür schloss sich in seinem Rücken und obwohl er Schneiders abwartenden Blick spürte, drehte er sich nicht zu ihm um. "Weswegen?" Genau wissend, worauf Schneider anspielte, stellte er die Frage dennoch. Leise Schritte, die hinter ihm zur Ruhe kamen. Noch keine Berührung, aber Schneider war so nahe, dass er warmen Atem fühlen konnte. Seine Nackenhärchen richteten sich darunter auf. "Vielleicht, weil du Schuldig heute an mich verraten hast?" Ein leises Schnauben, von Gereiztheit unterlegt. Schuldigs Blick, das Entsetzen darin, hatte ihn auf unerwartete Weise getroffen gehabt, aber der Junge war selbst schuld gewesen. "Er hätte es schon nach dem ersten Mal begreifen müssen..." Er konnte einfach nicht verstehen, warum Schuldig dieses Risiko einging. Seine Worte waren vollkommen ernst gemeint gewesen. Wenn der Telepath nicht bald zur Vernunft kam, würde dieser Rosenkreuz nicht überleben. "Er will dich nun einmal für sich haben." Schneider sprach die Worte mit unüberhörbarer Belustigung. "Ich bin kein Gegenstand. Und selbst ohne Ihr Verbot sollte er einsehen, dass nicht alles nach seinem Kopf gehen kann." Ein Arm wurde um ihn geschlungen, besitzergreifend, und warme Lippen hinterließen geisterhafte Küsse auf seinem Hals. Unwillkürlich lehnte er sich zurück, die Augen schließend. "Wenn er erst einmal in einem der Schlafsäle untergebracht ist, wird Schuldig nicht mehr so schnell in Versuchung geführt. Zudem kann ich dir versichern, dass die letzten Stunden nicht sehr angenehm für ihn waren." Schneiders leises Lachen enthielt Kälte. Er reagierte nicht darauf. Die Worte des Deutschen hatten ihn daran erinnert, dass der älteste Jahrgang bald abgehen würde. "Was ist mit mir?" Wie lange sollte er noch hier bleiben? Schneiders Hände strichen über seine Seiten, blieben überraschenderweise den Knöpfen fern. "Du wirst im nächsten Jahr mit Außeneinsätzen anfangen." Diese Aussicht schaffte es, sein Herz schneller schlagen zu lassen und er spürte, wie Schneider gegen seinen Hals lächelte. "Es dauert noch etwas, bis Schuldig mit seiner Ausbildung fertig ist und bis dahin wirst du genug wissen, um ein eigenes Team zu führen." Der Ältere ließ ihn los, trat an seine Seite. Die eisblauen Augen schienen durch ihn hindurch zu sehen. Und wieder lauerte etwas Hungriges in ihrem Hintergrund, so gut versteckt, dass er es eher fühlte, als es wirklich zu sehen. "So viele Jahre, so viel Geduld..." Das kaum zu verstehende Flüstern jagte ihm einen Schauer über den Rücken, doch er gab sich alle Mühe, sich nichts davon anmerken zu lassen. Eine Hand war an seine Wange gelegt worden, doch statt Wärme schien ein Eishauch von ihr auszugehen. Ein ungutes Gefühl machte sich in seiner Magengrube breit, aber er hatte schon lange geahnt, dass Schneider ein bestimmtes Ziel verfolgte und so wunderte ihn höchstens, dass der Deutsche das heute zum ersten Mal so deutlich durchscheinen ließ. Schneiders Blick veränderte sich abrupt, kehrte in die Gegenwart zurück. Die Mundwinkel krümmten sich leicht, ehe der Ältere sich vorbeugte, um ihn zu küssen. "Lass uns essen", kam es danach in aller Ruhe, als wäre überhaupt nichts vorgefallen. Er trank den letzten Schluck des Rotweins, stellte das Glas dann neben dem geleerten Teller ab. Über den Tisch hinweg musterte er Schneider, der seinem Blick ruhig standhielt. Während des Essens hatten sie nur über die bevorstehende Zeremonie gesprochen, doch ihn beschäftigte eine ganz andere Frage. Und Schneiders leichtes Nicken half ihm, seine Zurückhaltung endlich zu überwinden. "Wer wird noch zu meinem Team gehören?" Der Direktor wirkte belustigt. "Diese Frage stellst du dem Falschen." Verwirrt runzelte er die Stirn. Wenn Schneider ihm das nicht sagen konnte, wer bitte schön dann? "Du selbst wirst sie auswählen", wurde er gleich darauf erlöst. Das ließ eine Augenbraue hoch rutschen. Er wusste nicht, was er jetzt erwidern sollte. Das war absolut unmöglich. Schneider sah aber nicht so aus, als hätte er sich einen schlechten Scherz erlaubt. Langsam erhob er sich von seinem Stuhl, umrundete den Tisch, um dann direkt neben dem Deutschen stehen zu bleiben. "Wann?", verlangte er schließlich zu wissen. Schneider sah zu ihm auf. "Wenn es an der Zeit ist, wirst du es erkennen." Und er in derselben Sekunde _wusste_ er, dass es so sein würde. Auch wenn er ihre Gesichter noch nicht erkennen konnte, warteten sie irgendwo in seiner Zukunft. Schneider stand auf, wieder ein Lächeln auf den Lippen. "Hast du es gesehen?" Er neigte den Kopf etwas. "Vielleicht, ein bisschen." Ein Schritt und Schneider zog ihn an sich, küsste ihn hart. Widerstand wäre in diesem Moment gar nicht möglich gewesen, ganz abgesehen davon, hatte er gar nicht vor, welchen zu leisten. Das Blut schien heißer durch seinen Körper zu pulsieren und wie immer dauerte es nicht lange, bis jeder zusammenhängende Gedanke unmöglich wurde. Als sie bei Schneiders Bett angelangten, hatte er bereits die Hälfte seiner Kleidung verloren. Der Rahmen drückte gegen seine Unterschenkel, er fiel auf die weiche Matratze, riss den Älteren mit sich. Schneiders Gewicht drückte ihn noch etwas tiefer in die Matratze und mit einem fast fiebrigen Lächeln zog er den Anderen für einen weiteren Kuss zu sich herunter. Eisblaue Augen blitzten ihn an, ehe sie geschlossen wurden. Und dann ließ auch er selbst vollkommen los. ****** Als er unter der Dusche stand, machte er sich daran, dass Innere seines Schädels einer näheren Betrachtung zu unterziehen. In der Nacht hatten sich die Schilde weitgehend regeneriert, allmählich schien er Übung darin zu bekommen. Sein Grinsen enthielt einen Anklang von Bitterkeit, als er mit geschlossenen Augen das Gesicht dem heißen Wasserstrahl entgegen hob. Er versank in einem Zustand des Nicht-Denkens, aus dem ihn erst ein Klopfen an der Tür herausriss. Crawford sagte nichts, aber er wusste auch so, was der Ältere wollte. Er konnte froh sein, dass Crawford ihm überhaupt Bescheid gab. Er stellte das Wasser ab, griff dann nach einem Handtuch, um sich mit automatischen Bewegungen abzutrocknen. Die Erinnerung an Crawfords enttäuschte Worte gestern ließ ihn kurz erstarren und sein Magen krampfte sich zusammen. Mit etwas mehr Kraft beendete er das Abtrocknen und fragte sich, wohin die Wut verschwunden war. Vielleicht dorthin, wo sich auch das Verlangen nach Crawfords Nähe verkrochen hatte. Er holte tief Luft. Ah, da war sie ja, als hätte der Gedanke sie hervorgelockt. Sie brannte sich durch seinen Körper, aber er konnte es sich nicht leisten, wütend zu sein. Er hatte so absolut keine Chance gegen Herrn Schneider zu gewinnen, dass jeder Widerstand an Selbstmord grenzte. Mit zusammengebissenen Zähnen schlüpfte er in seine Sachen, kämmte dann mit mehr Gewalt als Vorsicht durch seine Haare. Sie waren inzwischen lang genug geworden, um immer wieder störend ins Gesicht zu fallen, doch er hatte nicht vor, sie abschneiden zu lassen. Ein schmales, leeres Grinsen erwiderte seinen Blick aus dem Spiegel heraus. Crawford wartete noch auf ihn, als er das Badezimmer schließlich verließ. Braune Augen musterten ihn für einen Moment durchdringend, was die Wut beinahe von neuem entzündete. Er wollte sich auf Crawford stürzen und gleichzeitig davonlaufen - und alles was er tat, war, wie angewurzelt dazustehen, bis der Ältere sich abwandte. "Komm", sagte Crawford zur Tür hin. "Du möchtest sicher nicht das Frühstück verpassen." Dieses Mal war sein Grinsen echt. Crawford hatte damit leider Recht. Irgendwie wurde er nie wirklich satt, seitdem er hierher gekommen war, egal wie viel er bei den Mahlzeiten in sich hineinstopfte. "In ein paar Tagen sind wir raus hier." Neugierig blickte er von seinem Teller auf, als er diese Worte hörte. Alexander hatte sie an Stephan gerichtet, dessen sonst eher weich wirkende Züge sich kurz verhärteten, ehe ein Lächeln auf dem Gesicht des Franzosen erschien. Ein von Stoff umhüllter Finger stupste den Blondhaarigen zur Belustigung aller an der Nasenspitze. "Es ist wirklich ein Wunder, dass _du_ es auch geschafft hast", meinte Stephan dann nonchalant zu seinem Freund, der die Augen genervt verdrehte. "Du tust immer so, als wäre ich ein Idiot", kam es mit einem angedeuteten Schmollen, aber in den braunen Augen stand ein Lachen. "Na du kennst doch den Spruch ,all muscles and no brains'. Es fällt mir eben schwer zu glauben, dass du die berühmte Ausnahme darstellst." Das Gekabbel zwischen den beiden ging munter weiter, aber er hörte nur noch halbwegs zu. Kein Wunder, dass so etwas wie Erwartung in der Luft zu vibrieren schien. Ihm selbst würde es bei der Aussicht, hier endlich wegzukommen, auch nicht anders gehen. "Wovon spricht er?" Seine Frage war nicht mehr als ein Flüstern, allein für Crawford bestimmt. "Von ihrem Abschluss. Sie werden ihre Aufgabe erhalten und für SZ arbeiten." SZ, er hatte davon gehört. Der politische Arm dieses verrückten Unternehmens. Viele ,normale' Menschen in ihren Reihen, doch die speziellen Teams rekrutierten sich aus ehemaligen Schülern von Rosenkreuz. Es wurde kein Geheimnis darum gemacht, eher im Gegenteil. Und alles wurde gelenkt von den Ältesten, die stets nur mit gesenkter Stimme erwähnt wurden. Er wusste, dass sie auch irgendwelche Fähigkeiten haben sollten, hatte aber keine Ahnung, wie diese aussahen. Und wenn er genauer darüber nachdachte, wollte er es auch gar nicht wissen. Ihm reichte es bereits, mit Herrn Schneider Bekanntschaft gemacht zu haben. Eine Gänsehaut legte sich auf seine Arme, doch äußerlich ließ er sich nichts anmerken. Allein der Gedanke an den Direktor löste ein dumpfes Pochen hinter seiner Stirn aus. Grüne Augen weiteten sich plötzlich, als ihm etwas bewusst wurde, das ihm gar nicht gefallen wollte. Wenn Stephan und Alexander abgingen, was war dann mit Crawford? Seine Mund war auf einmal sehr trocken. "Und du?", brachte er schließlich heraus. Er hatte das Gefühl, daran zu ersticken und ohrfeigte sich innerlich selbst dafür. Was würde es denn auch für einen Unterschied machen, wenn Crawford tatsächlich ginge? Er konnte ihn sowieso nicht für sich haben, seine Hilfe nicht mehr in Anspruch nehmen. Crawfords braune Augen lagen ruhig auf ihm, schienen direkt in ihn hinein sehen zu können. Es kostete ihn Mühe, sich nicht unter dem Blick zu winden, die Finger seiner rechten Hand krampften sich in den Stoff seiner Hose. "Es wird noch eine Weile dauern, ehe ich meine endgültige Aufgabe ausüben kann." Hinter dem Lächeln steckte mehr, als er in diesem Moment verstand. Er hieß die ihn überschwemmende Erleichterung willkommen und verachtete sich gleichzeitig dafür, so viel Schwäche zu zeigen, wenn auch nur innerlich. Es war nicht gut, sich hier von jemandem abhängig zu machen. Er musste jedoch zugeben, dass er für Crawford jederzeit eine Ausnahme machen würde. Das brachte ein Grinsen hervor, auch wenn es einen Beigeschmack von Bedauern hatte. Nicht, dass er jemals die Gelegenheit für eine solche Ausnahme haben würde. Egal wie sehr es ihn in den Fingern juckte. Crawfords nächste Worte ließen das Grinsen so schnell verschwinden, wie es aufgeblitzt war. "Ich werde im nächsten Jahr dennoch nicht immer hier sein." Eine kurze Pause folgte, in der sich Nervosität in ihm auszubreiten begann. "Die neuen Schüler werden kurz nach der Abschlusszeremonie hier eintreffen. Und du wirst dann auch einem Schlafsaal zugeteilt werden." Damit wandte Crawford sich wieder dem Frühstück zu. Er spürte, wie ihm das Blut aus dem Gesicht wich. Er hatte zwar schon gewusst, dass es so kommen würde, aber erst jetzt, da das Ereignis in greifbare Nähe gerückt war, traf ihn die Bedeutung mit voller Wucht. Ohne es zu merken, hatte er sich auf die Unterlippe gebissen und erst der Geschmack von Blut brachte ihm auch den Schmerz zu Bewusstsein. "Hey, Schuldig. Ist irgendetwas?" Stephan sah ihn mit einem merkwürdigen Ausdruck an und auch Alexander war aufmerksam geworden. Hastig wickelte er seine Schilde um sich, aus Angst zu projizieren, was immer noch vorkam, wenn er die Kontrolle verlor. "Was sollte schon sein?", antwortete er leichthin. Aber sein Brötchen rührte er nicht mehr an. ~TBC~ Schuldig hat es wirklich nicht leicht, ne? ^^° Mit Ran und Crawford geht es nächste Woche weiter *grins* Nachdem "Eis" jetzt abgeschlossen ist, gibt es endlich die Vorgeschichte zu den Ereignissen in "Schließ deine Augen" ^^ Ist somit kein Oneshot mehr ^^# Ich hoffe, ihr lest dort mal vorbei *lieb sag* cya, cu ^-^ Kapitel 89: "Du darfst es behalten" ----------------------------------- Close Distance (Teil 89) Titel: Close Distance Teil: 89/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Ich verspreche, dass ich Ran und Crawford auch noch ein bissl weiter bekommen werde. Aber es dauert... *drop* Disclaimer: not my boys, no money make... Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Ich hab mich zwar gefreut, wieder von dir zu hören, aber nicht darüber, dass du immer noch krank bist. O.o Bitte sag, dass du es endlich hinter dir hast. Mir wird ja vom Lesen schon ganz anders ^^° Und du machst dich auch noch lustig drüber *Kopf schüttel* Ich hab es übrigens endlich geschafft, deinen GB-Eintrag zu beantworten *stolz guck* ^___~ @Furia: *knuffel* ^___^ Babysitten wäre so was von gar kein Job für mich ^^# Deine Idee zu Farfs Worten gefällt mir *grins* Ab und zu sollte ich _dich_ mal an meiner Story schreiben lassen *lach* Natürlich kann sich Crawford genau denken, was eigentlich los war und seine Reaktion wird sicher dadurch beeinflusst ^^ Schneider als Schneekönigin? *prust* Ist schon komisch, diese Analogie. Crawford _muss_ nämlich für ihn eine Aufgabe erfüllen, um seine Freunde zu retten ^.~ Mit deinen Vorschlägen für Crawfords Zukunft liegst bei der dritten Variante am nähesten dran, aber ganz stimmt es nicht. Und was Alex und Stephan angeht: nun ja, sie mögen sich, soweit das auf RK üblich ist, aber sie werden sich auch nicht allzu doll vermissen, sobald sie getrennt werden ^^ Armer Schu, wirklich. Aber diesmal tut er mir am meisten im neuen Teil von "SdA" Leid ^^# Nope, ich ziehe mich mit solchen Storys nicht runter *lach* Hilft mir dabei, bei "CD" weiterzuschreiben ^^ Freut mich sehr, dass du "Eis" gelesen hast und die Widmung ist gern geschehen. Und deine Reaktion auf Nagis Abgang finde ich gar nicht so ungewöhnlich ^^ *lol* Das mit den Gummibärchen ist wirklich gut ^_____^ @nai-chan: Also ärgern wollte ich dich ganz bestimmt nicht ^^° Sieh es einfach so: dafür hast du dieses Mal das Anschlusskapitel mit Crawford und Ran *zwinka* Und soviel passiert sowieso nicht *räusper* Ich will ja Crawford so schreiben, wie ich ihn mir vorstelle. Wie man in einem bestimmten Kapitel in der Gegenwart gesehen hat, hat Schuldig seine Lektion wirklich nicht ganz gelernt, aber wenigstens insoweit, dass er nun weiß, wann er sich solche Ausrutscher erlauben darf *grins* @CeresNila: Sei mit diesen Purzelbäumen lieber etwas vorsichtiger ^^# *Gummibärchen rüberschieb auch wenn die die Beule nicht kühlen können* *lach* Stimmt, mit Schuldig kann man es wirklich machen. Er ist so ein praktisches Opfer *gg* Da ich grad Zeit habe, kann ich dir ja mein Problem mit Schneider und Crawford erklären: Du bildest es dir ganz sicher nicht ein, die Szenen ähneln sich. Das liegt zum einen daran, dass mir genau zwei Räume in RK zur Verfügung stehen, wo die beiden mehr machen können, als nur miteinander zu reden. Das wären Schneiders Büro und dessen Unterkunft. Hinzu kommt, dass ich nicht vorhabe, eine wirkliche Entwicklung in ihre "Beziehung" zu bringen, das würde die späteren Ereignisse leider zu sehr stören und ich fände es bei den beiden auch nicht wirklich glaubwürdig. Gleichzeitig kann ich es aber auch nicht lassen, über die zwei zu schreiben. Zum einen, weil es einfach Spaß macht *grins* und zum anderen, weil ich öfter wichtige Informationsbröckchen an dieser Stelle einbringen kann, auch wenn es nicht immer auffällt. Von daher kann ich leider auf diesen Kritikpunkt hin nicht wirklich etwas ändern. ^^° Ich hoffe, du stehst es durch. So oft kommen sie ja auch wieder nicht vor *lieb sag* Wie schnell du dieses Kapitel hier zur Gesicht bekommst, ist eher von Mexx abhängig. Wenn sie es so schnell freischalten, wie letzte Woche, wäre das natürlich schön ^^ Teil 89 "Du darfst es behalten" Ran trat hastig einen Schritt zurück, stolperte dabei über die eigenen Füße. Rasch griff er nach ihm, bevor der Jüngere hinfiel. Ran erstarrte, sah krampfhaft zu Boden, ohne Zweifel um zu verbergen, dass sein Gesicht es sich zur Aufgabe gemacht hatte, mit der Haarfarbe zu konkurrieren. Seine Mundwinkel zuckten amüsiert. "Ich... ich weiß nicht..." Ran verstummte wieder, ohne einen vollständigen Satz zusammengebracht zu haben. Dafür wusste er selbst sehr gut, wem er diese Szene zu verdanken hatte. Ein grimmiger Zug verhärtete kurz seine Miene. Schuldig wusste einfach nicht, wo die Grenze zu ziehen war. Sein Gegenüber begann nervös auf der Unterlippe zu kauen, neigte den Kopf etwas. Er folgte der Bewegung und erkannte, dass Rans Blick nun auf dessen Handgelenk ruhte. Dort, wo er ihn festhielt, immer noch. Unter seinen Fingern konnte er spüren, wie Rans Puls raste, es erinnerte ihn an den Moment, als er den Rothaarigen am Boden gehalten hatte, einen Angriff erwartend. Es würde ihn nicht wundern, wenn Schuldig damals auch seine Finger im Spiel gehabt hatte. Braune Augen umfingen nachdenklich die Gestalt des Jüngeren. Trotz Schuldigs Manipulationen war wahrscheinlich eben nichts geschehen, das Ran nicht auch gewollt hatte. Auf seinen Lippen schien noch ein Hauch von Wärme zu liegen und für einen Moment erwog er die Möglichkeit, Ran an sich zu ziehen. In diesem Augenblick sah der Andere zu ihm auf, die Wangen noch vor Verlegenheit gerötet, aber in dem Violett stand nichts dergleichen. Ein Lächeln wagte sich auf Rans Lippen. "Entschuldigung. Aber es tut mir nicht wirklich Leid." Überrascht hätte er beinahe aufgelacht. Ran schien die zurückgehaltene Reaktion dennoch zu bemerken, denn etwas Anspannung verließ den Körper des Jüngeren. Rans freie Hand bewegte sich, wurde auf die seine gelegt. Die Geste war unmissverständlich, die möglichen Komplikationen wollten ihm jedoch nicht gefallen. Er musste an Schneider denken und daran, dass diesen nichts zurückgehalten hatte. Sollte Ran doch seine Entscheidung treffen und später bereuen - oder auch nicht. Es war nicht seine Aufgabe, ihn vor der Wahrheit zu schützen. Ran wusste schließlich genug über ihn, um gewarnt zu sein. Ein schmales Lächeln antwortete auf Rans, ehe er die entstandene Distanz zwischen ihnen wieder schloss. Seine Linke hob Rans Kinn etwas an, bevor er sich zu ihm herunterbeugte. Belustigt spürte er, wie sich Rans Griff daraufhin verstärkte, als bräuchte der Jüngere einen Halt. Der Eindruck verschwand, sobald er sich auf den Kuss konzentrierte. Kurz nachdem er den Kaffee aufgesetzt hatte, klopfte es an der Tür und er nahm dem Lieferjungen die Brötchen ab, brachte sie in die Küche. Es hatte sich ansonsten noch niemand blicken lassen, aber er bezweifelte nicht, dass Schuldigs Koffeinsucht den Orangehaarigen bald aus dem Keller locken würde. Er ging die Treppe hoch, zögerte vor Nagis Zimmer. Vielleicht sollte er den Jungen etwas länger schlafen lassen. Nagi war kurz davor, es mit den Recherchen zu übertreiben und zu Takatori mussten sie heute auch noch. Das rief Kälte in braune Augen. Dieser Idiot schaffte es einfach nicht, seinen Sohn selbst im Zaum zu halten. Er lenkte seine Gedanken zurück auf Nagi, traf dann eine Entscheidung und wandte sich von der Tür ab. Stattdessen ging er zum nächsten Zimmer, trat leise ein. Ein kleines Wunder, dass Schuldig es freiwillig geräumt hatte. Neben dem Bett blieb er stehen, sah zu Ran herab. Der Rothaarige hatte keine besonders erholsame Nacht gehabt. Die Decke lag zusammengedrückt am Fußende, das Kopfkissen drohte jederzeit über die Bettkante zu rutschen. Amüsement zog an seinen Mundwinkeln, dann brachten ihn wenige Schritte zum Fenster, wo er erst die Vorhänge und anschließend das Fenster öffnete. Licht und kühle Morgenluft strömten herein, begleitet von Vogelgezwitscher. Ein Geräusch ließ ihn sich umdrehen. Ran hatte sich aufgesetzt, rieb sich über die Augen, um sich danach etwas verwirrt umzusehen. Die Verwirrung hielt sich nicht lange. Violette Augen blieben an ihm hängen, weiteten sich leicht und Blut kroch in Rans Wangen. "Guten Morgen. Es gibt gleich Frühstück", erbarmte er sich schließlich, als Ran kein Zeichen einer weiteren Reaktion zeigte. "Guten Morgen." Fahrig strich eine Hand durch rote Haare, wurde zur Ruhe gezwungen, als Ran das bewusst wurde. Langsam kehrte er zum Bett zurück, nutzte die Gelegenheit, um Rans Verletzungen einer näheren Betrachtung zu unterziehen. Sie verheilten zufriedenstellend. Ran hielt sehr still, bis er dessen Arm wieder losließ. Er erhob sich, blieb an der Tür noch einmal stehen. "Komm runter wenn du fertig bist." Ran nickte nur stumm. Unten angekommen, kam ihm Schuldig entgegen, grinste ihn breit an, in den grünen Augen eine neugierige Frage. Er ignorierte sie. "Was ist mit Tetsuya?" Gestern hatte er bereits erfahren, dass Weiß nun offiziell an dem Fall dran war. Und er würde dafür sorgen, dass sie der richtigen Fährte folgten. Wozu er Tetsuya brauchte. Schuldig runzelte die Stirn, konzentrierte sich dann aber. Geduldig wartete er ab, bis wieder Leben in den Anderen zurückkehrte. "Er ist immer noch ausgeschaltet. Schwer zu beurteilen, wann er zu sich kommen wird." Schuldig hielt kurz inne, musterte ihn. "Ich werde ihn im Auge behalten, sozusagen." "Gut. Wir haben nachher noch einen Termin bei Takatori", setzte er seinen Weg in die Küche fort. Hinter sich hörte er Schuldig folgen. "Am Sonntag? Wobei müssen wir diesmal sein Händchen halten?" Schuldig wanderte schnurstracks auf die inzwischen gefüllte Kaffeekanne zu. "Ich denke, wir sollen nur Masafumi ein bisschen einschüchtern." Er begann den Tisch zu decken, da Nagi dafür nicht zur Verfügung stand. Der Orangehaarige gab ein verächtliches Schnauben von sich, nippte dann vorsichtig an dem noch zu heißen Getränk. Ein weiterführender Kommentar folgte nicht. Stattdessen zog sich Schuldig einen Stuhl zurück, setzte sich rittlings darauf und widmete ihm seine ungeteilte schweigende Aufmerksamkeit. Er wusste genau, was Schuldig wissen wollte und frage sich, warum der Telepath sich die Information nicht einfach bei Ran holte. Vielleicht eine zu geringe Herausforderung. Oder er hatte mit seiner Vermutung richtig gelegen, dass Ran bei Schuldig schneller für Kopfschmerzen sorgte, als dem Orangehaarigen lieb war. Natürlich gab er mit keiner Geste zu erkennen, dass ihm Schuldigs beharrlicher Blick auffiel. Er war gerade mit dem Tischdecken fertig, als Ran auftauchte, mit Farfarello im Schlepptau. Weiter als zwei Schritte kam Ran nicht, ehe Schuldig sich am Kaffee verschluckte und sich fast die Lunge heraushustete. Farfarellos Blick huschte über seinen Freund, von dort weiter zu ihm, um schließlich bei Ran zur Ruhe zu kommen. Der hatte sich mit besorgtem Gesichtsausdruck wieder in Bewegung gesetzt, eilte zu Schuldig, um diesem auf den Rücken zu klopfen. "Alles in Ordnung?" Schuldigs Husten beruhigte sich und der Orangehaarige winkte ab. "Ja, ja, geht schon wieder." Grüne Augen sahen Ran ignorierend zu ihm herüber, etwas ungläubig. ****** Crawford sah nicht so aus, als hätte dieser letzte Nacht Sex gehabt. Wobei allerdings das Problem blieb, dass er gar keine Ahnung hatte, wonach er bei dem Amerikaner Ausschau halten müsste. Ein weiterer Schluck des Kaffees rann heiß seine Kehle herunter. Vielleicht sollte er sein Glück bei Ran versuchen, aber das erschien ihm irgendwie wie Schummeln. Nicht, dass er sich normalerweise durch solche Erwägungen aufhalten ließ. Sein Zwiespalt löste sich in Wohlgefallen auf, als Ran die Küche betrat und bei Crawfords Anblick einen fassungslosen Gedanken ausstrahlte, den er beim besten Willen nicht überhören konnte. >Er hat mich geküsst...< Diesmal geriet der Kaffee in die falsche Kehle und er bekam kaum mit, wie Ran zu ihm eilte. Gedankenlos beschwichtigte er ihn, während sein Blick Crawford fixierte. Er hatte _was_ gemacht? Egal wie seine eigenen Überlegungen gerade noch ausgesehen hatten, war er nicht wirklich davon ausgegangen, dass Crawford auf Rans Annäherung eingegangen war. Feiner Spott stand plötzlich in braunen Augen und auf einmal wusste er ohne jeden Zweifel, dass Crawford ihn durchschaut hatte. War das der Grund? Es sollte ihn nicht stören, aber etwas in ihm krampfte sich zusammen. Ran hatte von Crawford etwas bekommen, was er selbst auch hatte haben wollen. Egal ob der Amerikaner es vielleicht nur getan hatte, um ihn zu stoppen, es tat weh. Die Feststellung ging mit leichter Verwunderung einher. Arme schlangen sich von hinten um ihn und endlich nahm er auch wieder den Rest seiner Umgebung wahr. Ran hatte inzwischen Platz genommen, vollauf mit sich selbst beschäftigt. Es war Farfarellos Hand, die seine Haare etwas zur Seite strichen. Warmer Atem geisterte über sein Ohr, als der Jüngere ihm etwas zuflüsterte. "Was ist passiert?" Er sandte ihm die Antwort telepathisch, spürte, wie Farfarellos Lippen ein Lächeln zu formen begannen. >Ah, du hattest also Erfolg.< Die Botschaft schmeckte nach Zufriedenheit. >Vielleicht hat Crawford es nur gemacht, weil er genau wusste, dass ich dahinter stecke<, tat er seine Zweifel kund. Ran nur benutzt. Unter halb gesenkten Lidern warf er dem Rothaarigen einen abschätzenden Blick zu, begegnete Verwirrung in dem Violett. Dann unterbrach Ran den Kontakt, wandte sich wieder dem Frühstück zu, verzweifelt darum bemüht, Crawford nicht anzustarren. >Nein.< Resolut kam Farfs Reaktion, ließ ihn beinahe zusammenzucken. >Was soll das heißen?< >Ich glaube nicht, dass Crawford so etwas tun würde.< Eine kurze Pause. >Ran gehört uns.< Vibrante Freude. Sie steckte ihn unwillkürlich an. >Und wie. Nun ja, vielleicht eher Crawford, aber es bleibt sicher auch etwas für dich übrig.< Ein mentales Grinsen schloss sich dem an, vertrieb das letzte Unbehagen. Farfarellos Zähne schabten kurz über empfindliche Haut, aber der Ire biss nicht zu. Dann wurde er aus der Umarmung entlassen und Farfarello setzte sich neben ihn. Unter dem Tisch berührten sich ihre Schenkel. Er sah zu Crawford, der gerade gelassen sein Brötchen belegte. Ein schmales Lächeln antwortete auf seinen Blick, Amüsement darin. Manchmal hatte er das dumme Gefühl, dass Crawford seine Gedanken lesen konnte. Sobald Farfarello mit seinem Müsli fertig war, stand der Ire auf und umrundete den Tisch. Violette Augen verfolgten ihn, etwas unsicher. Farfarello hockte sich neben Rans Stuhl hin, zupfte am Hosenbein des Rothaarigen. Der lächelte, ließ sich dann nach kurzem Zögern nach unten gleiten. Verwundert sah er dem Schauspiel zu, blickte kurz zu Crawford hinüber, der die beiden ebenfalls beobachtete. Sie sahen sich für einen Moment unglaublich ähnlich. Nicht vom Äußeren her. Es war eher ein Gefühl. Farfarello grinste den Gleichaltrigen an, zog plötzlich ein Messer heraus. Wo verdammt noch mal kam das denn her? Er wollte aufspringen, doch Crawfords Geste hielt ihn zurück. "Ist das dein Ernst?" Seine Lippen formten die Worte so leise, dass er selbst sie kaum verstehen konnte. >Farfarello wird ihm nichts tun.< >So wie er sich auch nichts tut? Du weißt, dass er da leicht andere Vorstellungen hat.< Ran schreckte nicht zurück, vielmehr hielt den Rothaarigen in diesem Moment die Faszination gefangen, die dieser Waffen generell entgegenbrachte. Innerlich schüttelte er den Kopf, teilte Crawford mit, was in Ran vorging. Braune Augen ruhten kühl auf Ran und er fragte sich, wie das mit dem zusammen passte, was der Amerikaner gestern Abend getan hatte. Lag Farfarello falsch? >Ran muss erst noch begreifen, dass niemals die Waffe entscheidend ist. Nur der Mensch, der sie führt.< Ein humorloses Grinsen zog an seinen Mundwinkeln, als er das hörte. >Ich bin mir sicher, dass Rosenkreuz da anderer Ansicht wäre.< Crawford wandte sich ihm zu, die Augen schmal und kalt. Aber er sagte nichts. "Du darfst es behalten." Froh über die Ablenkung unterbrach er den Blickkontakt, sah zu Farfarello hinüber. Der Ire lächelte Ran an. "Es ist sehr scharf." Bevor er etwas tun konnte, führte Farfarello die Klinge auch schon über den Unterarm. Zu seiner Erleichterung war es wenigstens kein tiefer Schnitt. Er ließ sich wieder auf den Stuhl sinken, von dem er sich halb erhoben hatte, musste daran denken, dass Farfarello das Anfang der Woche schon einmal in Rans Gegenwart gemacht hatte. Dem Rothaarigen schoss das Gleiche durch den Kopf. "Du hättest es mir nicht beweisen müssen..." Ran runzelte die Stirn, auf die frische Wunde starrend, rieb sich den eigenen Unterarm. Genau, Ran. Erinnere Farf daran. Er verdrehte beinahe die Augen, als der Ire prompt nach Ran griff, den Gleichaltrigen an sich heranzog. Was sollte das jetzt werden? Ein Impuls von Crawford, Belustigung, hielt ihn davon ab, dazwischen zu gehen, auch wenn ihm die Sache nicht besonders gefiel. Farfarello bekam es irgendwie fertig, Ran den Pullover auszuziehen, da der zu überrascht war, um sich zu wehren. Ein Wunder, dass mit dem Messer nichts schief ging. In diesem Moment kam von der Tür ein merkwürdiges Geräusch, ließ ihn die Szene vergessen. Er drehte den Kopf zur Quelle des Lauts und entdeckte Nagi. Er grinste breit. Es war wohl das erste Mal, dass er den Jungen so fassungslos sah. Nagi riss sich zusammen und schloss den Mund wieder. "Das habe ich nicht gesehen. Ich träume. Genau, das muss es sein." Damit drehte sich Nagi um und schien geradewegs in sein Zimmer zurückzugehen. Ran hatte die Worte des Braunhaarigen ebenfalls gehört und startete den vergeblichen Versuch, seinen Pullover wiederzubekommen, um nicht länger halbnackt auf dem Fußboden herumsitzen zu müssen. Farfarello ignorierte die Bemühungen, schnallte etwas aus Leder um Rans Oberarm, steckte das Messer in die Hülle. Nun hielt es ihn doch nicht mehr auf seinem Platz. Er ging rasch zu den beiden und griff nach Rans Arm. Tatsächlich, es war eins von Farfarellos Lieblingsstücken. Normalerweise wollte der Ire nicht, dass jemand diese Sachen anrührte. Ran konnte sich geehrt fühlen. Der war aber eher erstarrt. "Komm, Ran." Erleichterung huschte über das Gesicht des Rothaarigen, als Crawfords Stimme aufklang. ~TBC~ Farf ist dieses Mal irgendwie süß, finde ich. ^^ Und Nagi tut mir Leid. Kaum wach und dann so ein Anblick *snicker* Ich denke, ich werde in Zukunft noch mehr Spaß dabei haben, über Ran und Crawford zu schreiben. ^^ Ich habe den Titel gewählt, weil ich bei Ran und Crawford an den Song "Darf ich das behalten" von den Helden denken musste. Farfarellos Aussage ist sozusagen die Antwort darauf. ^^ Wollte ich nur mal gesagt haben, weil der Zusammenhang ja sonst absolut nicht verständlich ist ^^°°° Der nächste Teil von "SdA" geht mit diesem hier online. Schu bekommt Crawford zwar endlich ins Bett, aber ich denke nicht, dass ihm das Ergebnis gefällt ^^# cya, cu ^-^ Kapitel 90: "Rückblicke XXVII - Ich bin nicht _so_ dumm" -------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 90) Titel: Close Distance Teil: 90/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Enrico taucht mal wieder auf ^^ Disclaimer: not my boys, no money make... Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: *knuddel* Ich bin ehrlich gesagt samstags kaum noch auf Mexx, hatte nämlich auch schon öfter Probs. Ich finde es irgendwie lustig, wie du die Story aus den Commis herleitest *snicker* Japp, der Titel kommt genau von dieser Szene mit Farf, Ran und dem Messer ^____________^ Ist wirklich schlimm, wie schnell die Prüfung näher rückt, ging mir damals auch so. Ich hoffe, die Lernerei macht dich nicht zu kaputt. Mit der Uni geht der Stress eigentlich erst ab Weihnachten wieder so richtig los, wenn ich für die Klausuren zu lernen beginne. ^^# Dann bleib mal gesund und in Zukunft mehr Glück mit Mexx ^^°°° @Furia: Keine Ahnung, warum Mexx solche Zicken macht *sigh* Aber schön, dass du einen Ausweg gefunden hast ^.~ Geistiger Käse? *lol* Ich liebe deine Ergüsse, wirklich. Das Bild mit Farf als Weihnachtsmann und Crawford als Teddy... *am Boden lieg* Ich bin froh, dass dir die Reaktionen gefallen haben. Und bei Nagi konnte ich einfach nicht widerstehen *zugeb* Wie er allgemein auf diese neue Entwicklung reagiert, wirst du noch sehen ^^ Natürlich habe ich Crawford und Ran nicht gleich ins Bett gesteckt *lach* Aber nachdem ich die Entwicklung endlich in Gang gebracht habe, werden in der FF nicht mehr viele Tage bis dahin vergehen. ^^# Ich hoffe nur, die Sache wird halbwegs glaubwürdig... Hm, Andy antwortet in der Regel noch später als du ^.~ Und sie hatte mit dem gleichen Problem zu kämpfen. Mein Vater lässt irgendeinen Profi DSL installieren - sobald das Zeugs mal da ist ^^ Drück dir die Daumen, dass dein Vater es hinbekommt ^^ @nai-chan: Manchmal muss Schuldig mit seinen Spielchen auch auf die Nase fallen, sonst wäre er sicher unausstehlich arrogant ^^ Irgendwie kommt es mir so vor, als hätte Farf an der Entwicklung bisher am meisten Spaß. Crawford weiß nicht wirklich, was er davon halten soll, Ran ist immer noch ein bissl eingeschüchtert und Schu sowieso nicht so begeistert. Ich denke auch, dass Nagi nach dem Anblick ein bissl munterer war. ^^ Dabei hätte er doch mal ausschlafen sollen *lach* @CeresNila: Ja, ja, auch wenn ich im Allgemeinen nicht sehr gesprächig bin, kann ich über meine FF einiges zusammenschreiben *snicker* Wirklich großzügig von dir, dass du mit ein bissl Schneider-Crawford-Interaktion leben kannst *lach* *Gummibärchen rüberschieb* Es freut mich doch immer wieder, wenn ich jemanden mit meiner Schreiberei zum Lachen bringen kann. ^^ Und noch besser finde ich es, dich überrascht zu haben. Wäre doch zu schlimm, wenn du genau vorausahnen könntest, was passiert, ne? ^.~ Messer sind nun mal Farfs Waffe der Wahl und er möchte Ran ein bisschen an sich binden. Ich gebe zu, die Methode ist fragwürdig, aber so wie es in Ran zurzeit aussieht, gar nicht mal so dumm. Ich werde schon aufpassen, dass Ran nicht zu sehr zu Schaden kommt ^^ Teil 90 "Rückblicke XXVII - Ich bin nicht _so_ dumm" Ihm tat alles weh, aber dieses Mal lag es nicht an irgendwelchem Kampfsportunterricht. Für dieses Wochenende war er von seinen Kursen freigestellt worden. Herr Schneider hielt es für notwendig, sein Training zu intensivieren und das nach der Tortur, die er bereits im Laufe der Woche durchgemacht hatte. Grüne Augen trübten sich bei diesem Gedanken ein. Egal, wie dankbar er für die Bemühungen des Direktors sein müsste, konnte er doch nicht vergessen, was dieser ihm angetan hatte. Es gefiel ihm überhaupt nicht zugeben zu müssen, dass ihm jemand so viel Angst einjagen konnte. Er verkrampfte sich jedes Mal, wenn er in der Nähe von Herrn Schneider war und fühlte sich nach den Lektionen so schwach, als hätte er einen Marathonlauf hinter sich - einschließlich eines entsprechenden Muskelkaters. Frustriert schnaubte er und ein Junge, den er in diesem Moment im Gang passierte, verzog das Gesicht vor Schmerz. Das rief ein hämisches Grinsen auf seine Lippen. Wenn er hier schon leiden musste, wollte er wenigstens nicht der Einzige sein. Und das Training verbesserte die Kontrolle über seine telepathischen Fähigkeiten stetig, glättete raue Kanten und formte sie zu einem präzisen Instrument. Einer Waffe. Crawford kam ihm entgegen und sein Schritt stockte. Er hatte inzwischen zwei Tage Zeit gehabt, um über den Vorfall nachzudenken und sein Körper hatte diese letzte Warnung verinnerlicht. Nur der Gedanke, Crawford zu berühren, sandte schon einen schmerzhaften Stich durch seinen Kopf und daher hielt er jetzt, so automatisch und unbewusst es auch geschah, mehr Abstand zu dem Älteren als unbedingt erforderlich war. Der Geruch von Schießpulver schien Crawford anzuhängen, sicher hatte er heute wieder Unterricht gegeben. Er selbst wartete immer noch darauf, endlich eine Waffe in die Hand nehmen zu dürfen. Was bitte schön hatte es für einen Sinn, nur darüber zu lesen? Davon lernte man doch nichts. Ein Lächeln erschien auf Crawfords Lippen. "Heute wäre deine erste praktische Stunde gewesen, nicht wahr?" Als hätte der Amerikaner den Gedanken aufgefangen. Die Arme vor der Brust verschränkend, lehnte er sich gegen die Wand. Crawford kannte seinen Stundenplan wahrscheinlich besser als er selbst. "Wäre gewesen, das trifft es. Aber ein bestimmter Jemand ist ja der Ansicht, dass ich vorher noch mehr Kopfarbeit zu leisten habe." Er verzichtete darauf, den Direktor namentlich zu erwähnen. Das war schließlich vollkommen unnötig. Crawfords Lächeln vertiefte sich und Belustigung schlich sich in die braunen Augen. Der Amerikaner hatte anscheinend ausgesprochen gute Laune, was seiner eigenen nicht wirklich zuträglich war. Dann aber wurde der Ältere ernst. "Du kannst froh sein, dass er sich die ganze Arbeit mit dir macht. Niemand kann dir so viel beibringen." "Ja klar, und ein paar Tage später reißt er alles wieder ein. Bringt wirklich viel." Er wusste, dass er unfair wurde, aber in diesem Moment kümmerte ihn das herzlich wenig. Wut flammte wieder auf und da er inzwischen gelernt hatte, Energie zu nutzen, kanalisierte er sie, um anschließend noch ein paar anderen völlig schuldlosen Schülern Kopfschmerzen zu verpassen. An Crawford prallte die Energie natürlich ab, so dass er sich nicht einmal die Mühe machen musste, den Schwarzhaarigen von seinem kleinen Rundumschlag auszunehmen. Crawford neigte den Kopf etwas. "Das wird er nicht tun, solange du ihm keinen Anlass dazu gibst." So kalt, als wäre er eben von ihm beleidigt worden. Er biss sich auf die Unterlippe. Natürlich, es war mal wieder alles seine Schuld. Crawford konnte so ein verdammtes Arschloch sein. Und dann verstand er plötzlich. Seine Schultern sackten etwas nach unten, eine Geste, die er sich nur erlaubte, weil inzwischen niemand mehr in der Nähe war. "Ich habe schon verstanden, Crawford. Ich werde dich schon nicht enttäuschen und ich werde mich von dem Laden hier ganz bestimmt nicht umbringen lassen." Ein leicht schief geratenes Grinsen folgte diesen Worten. "Hast du wirklich geglaubt, ich würde bei Herrn Schneider nicht vorsichtig sein? Ich bin nicht _so_ dumm." Dass Crawford aber auch immer so undurchsichtig sein musste. Er hatte keine Lust auf den Älteren wütend zu sein, egal wie sehr dieser es eben provoziert hatte. Er würde es auch ohne das schaffen, sich unter Kontrolle zu halten. Auch wenn er in Crawfords Nähe immer noch das Versprechen der Stille wahrnahm. Absolute Schwärze, dort wo er sonst den Geist anderer Menschen als Licht sah. Rasch schüttelte er den Gedanken ab. Er musste es vergessen. Seine Schilde würden stark genug sein, um auch so Ruhe zu haben, ganz sicher. Vielleicht würde er daran glauben, wenn er es sich nur oft genug einredete. Sein Gegenüber sah etwas überrascht aus, dann machte Crawford eine Geste mit der Hand, die wohl ein Eingeständnis darstellen sollte. Ironie blitzte in den braunen Augen auf. "Ich werde versuchen, dich in Zukunft nicht mehr zu unterschätzen, Schuldig." Zum ersten Mal an diesem Tage lächelte er und fast bedauernd umfing sein Blick die Gestalt des Älteren. Doch schnell nahm das Grinsen seinen angestammten Platz ein und sich mit einer Hand die Haare zurückstreichend, löste er sich von der Wand. "Kluge Entscheidung." Crawford lachte auf und erschreckte damit den ersten, der sich seit dem Beginn des Gespräches wieder in den Gang gewagt hatte. Sie konnten noch sehen, wie der Blondschopf die Augen aufriss, ehe dieser auch schon Fersengeld gab. "Hm..." Dieses Mal war es an ihm den Kopf etwas zu neigen und mit vorgeblichen Misstrauen beäugte er Crawford. "Spielst du hier eigentlich häufiger den Kinderschreck? Vielleicht solltest du etwas öfter lachen, damit sie sich daran gewöhnen." Seine Mundwinkel zuckten, verzogen sich dann zu einem weiteren Grinsen. Crawfords Miene hatte in der Zwischenzeit ihre gewohnte Indifferenz angenommen und nur eine Augenbraue hob sich nun um ein paar Millimeter. "Schon klar, du willst nicht." Verwundert registrierte er die Entspannung, die den Schmerz aus seinen Muskeln gezogen zu haben schien, konzentrierte sich dann wieder auf den Schwarzhaarigen. Crawford erwiderte seinen Blick ruhig und dieser kurze Austausch brachte ein Gefühl des Verlustes mit sich. Es würde wohl immer so bleiben, erkannte er in diesem Moment. Er würde versuchen, Crawford aus der Reserve zu locken und der wiederum, nicht aus der Rolle zu fallen. Verrückt, sich darüber Gedanken zu machen. Schließlich stand schon fest, dass er Crawford in Zukunft viel seltener sehen würde. Als Crawford sich schließlich zum Gehen wandte, beschloss er sich ihm anzuschließen, obwohl ihn die Erschöpfung eben noch zurück aufs Zimmer getrieben hatte. Es war sowieso keine allzu gute Idee, eine Mahlzeit ausfallen zu lassen. Und so unbewusst wie er die ganze Zeit Abstand gehalten hatte, tat er das auch jetzt auf dem Weg zum Speisesaal. Ruhelos wanderte er durch die Gänge, ohne darauf zu achten, wohin er eigentlich ging. Er hatte kein bestimmtes Ziel, wusste nicht einmal, was mit ihm los war. Vielleicht lag es an dem merkwürdigen Blick, den Crawford ihm vorhin beim Abendessen zugeworfen hatte. War eine Vision der Grund dafür gewesen? Und wenn ja, warum hatte Crawford dann nichts gesagt? "So ganz allein unterwegs, Schuldig?" Die spöttische Stimme stoppte ihn, als wäre er gegen eine Wand gelaufen. Warum hatte er nicht die Anwesenheit einer anderen Person gespürt? Grüne Augen musterten den älteren Teenager. Enrico... Der Feigling musste seine Signatur verborgen gehalten haben. "Stell dir vor, es gibt auch Leute, die keine Bande von Speichelleckern um sich herum brauchen." Seit dem Vorfall im Speisesaal hatte er ein paar Erkundigungen über den Telepathen eingezogen. Und bereits begonnen sich zu wundern, dass der die ganze Zeit stillgehalten hatte. Hinter den dunkelbraunen Haarsträhnen sah er ebenso dunkle Augen wütend aufblitzen. "Deine große Klappe gefällt mir nicht, Schuldig." Die Arme locker an der Seite herunter hängen lassend, verzog er die Lippen zu einem verächtlichen Grinsen. Wenn der Typ glaubte, ihm Angst einjagen zu können, hatte er sich geschnitten. "Ich habe nicht vorgehabt, dir zu gefallen." Sein Grinsen nahm eine laszive Note an. Wie aus dem Nichts tauchte eine zweite Gestalt hinter Enrico auf und seine Gesichtszüge gefroren, als er sich plötzlich nicht mehr bewegen konnte. "Noch mehr dumme Sprüche parat?" Konzentration legte sich auf Enricos Gesicht und er spürte, wie der Telepath einen mentalen Schlag vorzubereiten begann. Nur für einen Moment versuchte er, gegen die unsichtbaren Fesseln anzukämpfen, dann reichte es ihm endgültig. Enrico hatte nur bekommen, was er verdiente, schließlich hatte der Ältere als erster angegriffen. Aber nein, statt einzusehen, dass er mal nicht der Beste war, zog Enrico diese dumme Show hier ab. Seine Schilde schienen förmlich aufzuflammen, als Enrico versuchte sie zu durchbrechen. Aber mehr geschah auch nicht. Der Braunhaarige war lange nicht so gut wie Herr Schneider. Dieser Gedanke brachte kalte Wut mit sich. Den Kopf konnte er noch bewegen und Enrico mit Nichtachtung strafend, wandte er sich dem Telekineten zu. Eine mechanische Bewegung. Die Pupillen waren so sehr geweitet, dass die grünen Augen fast schwarz wirkten. Ein Gedanke genügte und der Andere sank auf die Knie, Blut begann ganz langsam aus der Nase des Telekineten zu rinnen. Und in der nächsten Sekunde war er frei. Enrico starrte ihn an, trat - wahrscheinlich ohne es zu merken - einen Schritt zurück. "Was denn, hast du wirklich geglaubt, deine kleine Verstärkung seiner Schilde wäre ausreichend?" Seine entblößten Zähne sollten ganz sicher kein Lächeln darstellen. Dieser verdammte Laden hier ließ einen einfach nicht zur Ruhe kommen. Mit einem unwirschen Auflachen drang er in den Kopf des anderen Telepathen ein und ohne größere Probleme kopierte er Herrn Schneiders Vorgehensweise, als er dessen Schilde zu zerreißen begann. "Das reicht, Schuldig." Es dauerte einen Moment, bis er die Worte wirklich verstand. Aber bereits die vertraute Stimme sorgte dafür, dass er sich zurückzog, ehe er seine Arbeit beendet hatte. Langsam, wie in Zeitlupe, wandte er sich zu Crawford um. "Du hast es gewusst." Keine Frage - und auch keine Anschuldigung. "Ja. Und deswegen warst du auch ausreichend vorbereitet, um dich alleine zu wehren." Braune Augen, kühl, streiften über die beiden Gestalten am Boden hinweg. "Läuft das hier eigentlich immer so?" Er war plötzlich erschöpft und seine Muskeln begannen zu zittern. Crawford war für ein paar Sekunden woanders, dann fokussierte sich sein Blick wieder. "Ja und nein. Du kannst solchen Angriffen aus dem Weg gehen, indem du dich möglich unsichtbar machst." Er wurde von oben bis unten gemustert und so etwas wie Belustigung zog an Crawfords Mundwinkeln. "Allerdings bezweifle ich, dass du dich in dieser Rolle wohlfühlen dürftest." Die Belustigung verschwand wieder. "Ich denke, auf diese Weise", Crawfords Blick wanderte kurz zu beiden Teenagern, "kannst du dir natürlich auch Ruhe verschaffen. Du darfst nur nicht zu weit gehen." "Beziehungsweise mich nicht erwischen lassen, schon klar." Trotz seiner Müdigkeit grinste er. Crawford lächelte zurück, griff danach Enrico und den Telekineten am Kragen ihrer Uniform und zog sie hoch. Beide waren bei Bewusstsein, wenn auch nur knapp. Das Gesicht des Telekineten war Blut verschmiert, während die einzige Feuchtigkeit auf Enricos Gesicht von Tränen herrührte. Japp, das tat weh. Trotzdem fand er in sich keinen Funken Mitleid. Der andere Telepath zuckte immer wieder unkontrolliert zusammen. Sicher konnte er sich gerade einer Vielzahl von Stimmen in seinem Kopf erfreuen. Neugierig behielt er Crawford im Auge, der ungeduldig darauf wartete, dass die beiden es schafften, alleine auf den Beinen zu bleiben. Anscheinend hatte der Schwarzhaarige auf keinen seiner Angreifer die Wirkung, die er immer auf ihn hatte. Irgendwie war er froh darüber, auch wenn diese Erkenntnis ansonsten rein gar nichts erleichterte. Und so schüttete er alles mit Schadenfreude zu, genoss den Anblick, wie die zwei den Gang entlang stolperten, weiterhin von Crawford halbwegs aufrecht gehalten. Dessen Gesicht spiegelte jetzt nur noch Ausdruckslosigkeit wider, höchstens gefärbt von einem Hauch von Abscheu. Ganz anders das Mienenspiel der Schüler, denen sie auf ihrem Weg zur Krankenstation begegneten. Am Anfang waren es nur wenige, aber wie auf ein geheimes Zeichen hin, sammelten sich immer mehr auf den Gängen und nicht wenige zeigten offene Zufriedenheit darüber, dass Enrico endlich mal auf die Nase gefallen war. Der Typ war wirklich nicht sehr beliebt. Wobei er natürlich zugeben musste, dass es auf Rosenkreuz ganz sicher nicht darum ging, Beliebtheitspunkte zu sammeln. Die Hände tief in die Hosentaschen geschoben und mit einem unfreundlichen Glimmen in den grünen Augen, folgte er den drei anderen. Und endlich entschied er, was an der Sache ihm am besten gefiel. Das waren nämlich die Blicke, die Crawford zugeworfen wurden. Er durfte ihn vielleicht nicht für sich haben, aber auch kein anderer hier würde das schaffen. Niemand. Die Tür zur Krankenstation schloss sich hinter ihnen und augenblicklich ließ Crawford die beiden los, als wären sie nur Gepäckstücke. "Was ist passiert?" Herr Stephenson kam aus seinem Büro und runzelte die Stirn. "Crawford?" Braune Augenpaare trafen sich und wieder fiel ihm auf, wie sehr sie sich zu ähneln schienen. Oberflächlich. "Nur ein kleiner Zusammenstoß", erwiderte Crawford mit einem kaum wahrnehmbaren Lächeln. Herr Stephenson betrachtete seine beiden Patienten, die wieder auf den Boden gesunken waren und Mühe zu haben schienen, auch nur zu sitzen. "Ich verstehe." ~TBC~ Meiner Meinung nach war es an der Zeit, dass Schuldig auch mal ein Erfolgserlebnis hat *lach* Der nächste Teil von "SdA" geht wie immer mit diesem online. cya, cu ^-^ Kapitel 91: "Privatunterricht gegeben?" --------------------------------------- Close Distance (Teil 91) Titel: Close Distance Teil: 91/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Es geht weiter am Sonntagmorgen bei Schwarz ^^ Disclaimer: not my boys, no money make... Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Mia, hat Mexx immer noch nicht aufgehört, Sperenzien zu machen? Thanx, dass du genug Geduld aufgebracht hast *knuffel* Bei uns hat's noch nicht geschneit, außer den einen Abend ein bissl Schneeregen. Aber kalt ist es. Und der Weihnachtsschmuck kommt bei uns erst am 1. Advent ran ^^ Natürlich drück ich dir die Daumen ^________^ Wird schon werden *nod* Also es wäre doch schlimm gewesen, wenn Schu das Training mit Schneider nichts gebracht hätte *ehe* Wenn er sich das schon antun muss... Glaub mir, ganz hat Schuldig Crawford noch nicht aufgegeben, aber es wird in Zukunft eher ein "Spiel" für ihn sein - seine Art, damit umzugehen. Und natürlich wird Schneider auch noch in der Gegenwart auftauchen. Er hat allerdings keinen Grund, sich zwischen Ran und Crawford zu stellen - jedenfalls nicht den, den er bei Schuldig und Crawford hatte. Wie er reagieren wird... hm... eine Szene habe ich da schon im Kopf, aber was letztendlich draus wird... ^^# Es kommen noch massenhaft Kapitel und bisher habe ich auch bei der Vergangenheitslinie das Ende noch nicht erreicht. O_o Es kommt laufend mehr rein, als ich eigentlich geplant habe (was man bei mir so Planung nennen kann *räusper*) @Furia: Die Sache mit den Titeln - ich bin immer froh, wenn sie einigermaßen gut ankommen *so gar keine Fantasie in der Richtung hab* *lach* Mit dem Telekineten hatte ich mich beim Schreiben selbst überrascht. Ich weiß gar nicht, warum ich den überhaupt eingebaut habe o.O Vielleicht war Enrico der Ansicht, tatsächlich besser als Schuldig zu sein und wollte nicht, dass der wegläuft *drop* Schuldig kann manchmal schon böse sein auf Crawford, es fällt ihm nur schwer, daran festzuhalten. Und dieses Mal hatte Crawford es genau auf diese Reaktion abgesehen - Grund genug für Schuldig, nicht sauer zu werden ^.~ Übrigens bin ich der Ansicht, dass Schuldig Crawford nicht wirklich etwas heimzuzahlen hat. Crawford verhält sich ihm gegenüber doch nur fair ^^ Kaltblütig... Schuldig vielleicht noch nicht so sehr, aber das wirst du noch sehen. ^^ Jetzt bin ich gespannt, wer von uns beiden letztendlich zuerst den DSL-Anschluss haben wird *smirk* Und das mit dem Küche-Aufräumen war einfach Pech ^^° @nai-chan: *grins* Enrico fand es eben nicht sehr witzig, im Speisesaal so vorgeführt zu werden ^^ Pech für ihn, dass Schuldig wirklich besser ist als er. Da Schuldig ja bald nicht mehr auf Crawfords Unterstützung bauen kann, dachte ich mir, ich müsste langsam mal für klare Fronten sorgen. Was hiermit erledigt wurde *snicker* Also dieses Mal ist mir nicht aufgefallen, dass das Kapitel kürzer war *Kopf schief leg* und nach der Wortzahl liegt es im Durchschnitt. Von daher nehme ich deine Aussage mal als Kompliment - denn in der Regel kommt es einem dann weniger vor, wenn man etwas gerne liest *zwinka* Dass es anders war, ja, das Gefühl hatte ich auch. Obwohl ich nicht den Finger drauf legen konnte. ^^°°° Teil 91 "Privatunterricht gegeben?" Schuldig grinste ihn mit einem merkwürdigen Ausdruck in den grünen Augen an, als er sich hastig aufrappelte, um Crawford-san zu folgen. Er dachte noch daran, sich bei Farfarello zu bedanken, der zufrieden nickte. "Du wirst aufpassen, nicht wahr?" "Ja, natürlich." Ein Lächeln glitt unwillkürlich über sein Gesicht, während seine Finger das ungewohnte Leder berührten. Dann verließ er endgültig die Küche und obwohl er den Pullover an sich presste, schien er nichts anderes zu spüren, als das Reiben des etwas angerauten Materials gegen seinen Oberarm. Es erleichterte ihn irgendwie, dass Crawford-san das Wohnzimmer und nicht dessen Arbeitszimmer gewählt hatte, trotzdem stockte sein Schritt kurz, ehe er den Raum betrat. Mit einem Gefühl der Befangenheit sah er zu Boden, wagte es nicht, den Blick der braunen Augen zu erwidern. Wenn das so weiterging, würde er in Crawford-sans Nähe bald zu gar nichts mehr fähig sein. Es war albern, aber er konnte nichts dagegen tun. Sein Körper spannte sich an, als der Amerikaner zu ihm herantrat. Mit sicheren Bewegungen prüfte Crawford-san den Sitz des Messers. "Normalerweise wird es am Handgelenk befestigt, um einen einfachen Zugriff zu gewähren." Eine der Schnallen wurde etwas enger zugezogen. Er hörte die Worte kaum, denn plötzlich tauchte in seinem Kopf die Frage auf, wozu Farfarello eine solche Waffe brauchte. Es schien nichts Ungewöhnliches zu sein, so wie Crawford-san reagiert hatte. Aber was sollte man selbst als Bodyguard damit anfangen? Seine Handflächen wurden feucht und er biss die Zähne zusammen, um nicht mit einer entsprechenden Frage herauszuplatzen. "Farfarello wird dir sicher zeigen wollen, wie man damit kämpft." Das brachte Crawford-san seine Aufmerksamkeit ein, fast ruckartig blickte er auf. Sein Herzschlag beschleunigte sich und er war sich selbst nicht ganz sicher über die Ursache. Zuerst dachte er, es läge an der Aussicht, wieder kämpfen zu können, aber die Wahrheit lag wohl eher woanders. "Du musst vorsichtig mit ihm sein. Er weiß manchmal nicht, wie weit er gehen darf." Er nickte wortlos und Crawford-sans Mundwinkel bewegten sich in ein schmales Lächeln. "Hörst du mir auch zu, Ran?" Natürlich tat er das. Aber warum hielt Crawford-san ihn nicht einfach von Farfarello fern, wenn dieser so gefährlich sein sollte? Dieses Mal stellte er die Frage. Der Amerikaner schien amüsiert. "Es ist nicht meine Aufgabe, solche Entscheidungen für dich zu treffen. Ich vertraue darauf, dass du meine Warnungen jetzt ernster nimmst." Jetzt, nach dem Keller-Casino. Er verstand sehr gut. Und trotzdem war er sich sicher, dass Crawford-san auf ihn aufpassen würde. Nur der Grund war ihm immer noch nicht klar. Und sollte es ihm nicht gleichgültig sein, solange er sich nur sicher fühlte? Vielleicht war es besser, nicht Bescheid zu wissen. "Er wird mir nichts tun", reagierte er endlich. Farfarello war seltsam und doch... schien dieser ihn zu verstehen. "Wahrscheinlich nicht absichtlich." Crawford-sans Hand verließ erst jetzt seinen Oberarm, machte ihm bewusst, dass er lieber etwas anderes tun wollte, als dieses Gespräch zu führen. Er atmete tief durch, wollte zur Seite sehen, aber Crawford-san verhinderte das. Wieder ruhten Finger unter seinem Kinn und er schluckte trocken. Braune Augen musterten ihn ruhig. "Was Ran? Was willst du?" Das war die Frage, nicht wahr? Dass alles wie früher war, er seine Familie zurückbekam. Rache, was nicht möglich war. Er wollte nie wieder auf diese Weise überrascht werden und er wollte nicht, dass Crawford-san ihn losließ. Dieser letzte Gedanke vertrieb die Kälte, die in dem Violett Einzug gehalten hatte, nahm auch das bittere Gefühl mit sich. Ein Lächeln, wenn auch eher zaghaft. Seine Rechte hob sich langsam, berührte Crawford-sans Finger. Er spürte für einen Moment seinen eigenen Atem, glitt dann weiter zum Handgelenk des Älteren. Ein Pulsschlag, ruhig und gleichmäßig, ließ ihn innehalten. Natürlich, Crawford-san würde niemals wegen irgendetwas aufgeregt sein - und ganz sicher nicht, weil er ihn berührte. Dafür raste sein eigenes Herz viel zu schnell und Blut rauschte in seinen Ohren. Aftershave hing zwischen ihnen, ließ ihn neugierig über Crawford-sans glatt rasierte Wange streichen. Plötzlich kam er sich unglaublich albern vor, aber ehe er sich zurückziehen konnte, spiegelte der Ältere die Bewegung, umfasste sein Gesicht dann auch mit der anderen Hand. Nachdenkliche braune Augen, als hätte Crawford-san eine Entscheidung zu treffen, ohne wirklich bereit dazu zu sein. ****** Rans Augen hatten sich geweitet, das Violett so intensiv leuchtend, wie er es bisher kaum gesehen hatte. Seine Frage war nicht beantwortet worden, der Rothaarige schien sie vollkommen vergessen zu haben. Und kannten sie nicht sowieso beide die Antwort darauf? Nur wusste er immer noch nicht, ob er sich darauf einlassen sollte. Schuldig würde sich bestimmt halb tot lachen und dennoch... Ran ließ sich ohne Widerstand an ihn heranziehen, erwiderte im Gegensatz zum gestrigen Abend den Kuss. Der Pullover fiel zu Boden, als Rans Hände sich in seine Weste krallten. Seine eigenen verließen das Gesicht des Jüngeren, streiften über nackte Haut, die unter seinen Fingerspitzen glühte. Die rechte Hand kam in Rans Kreuz zur Ruhe, Druck ließ den Jüngeren einen leisen Laut von sich geben, der sofort unterging. Er spürte, wie sein eigener Körper auf die Stimulation zu reagieren begann und trennte sich mit einem Hauch von Bedauern von Ran. Ein Hitzeschleier schien über diesem zu liegen, vernebelte den Ausdruck der violetten Augen. Ran hielt sich immer noch an ihm fest, zuerst mit etwas so simplen wie Atmen beschäftigt, dann jedoch fokussierte sich der Blick des Rothaarigen. Er wartete darauf, dass Ran wieder einen verlegenen Rückzieher machen würde, aber obwohl sich der Griff der Finger lockerte, blieben die Hände dort liegen, wo sie waren, erzeugten Wärme. Muskeln wurden unter der hellen Haut angespannt, unbewusst, und fast ruhig sah Ran ihn an. "Vielleicht will ich keine Warnungen..." Unerwarteterweise erhielt er doch noch eine Antwort und seine Mundwinkel zuckten. Keine Warnungen, keine Rücksichtsnahme sollte das wohl heißen. Und es bezog sich ganz bestimmt nicht auf Farfarello. Nachdem das ausgesprochen war, trat Ran einen Schritt zurück, vergrößerte die Distanz zwischen ihnen so weit, dass dessen Hände ihn nicht länger erreichten konnten. Stattdessen bückte Ran sich nach dem Pullover, zog ihn über, darauf achtend, dass sich das Messer nirgendwo verfing. An der Innenseite des Oberarms ruhend hob es sich kaum ab, war für ein untrainiertes Auge nicht zu erkennen. Als sie das Wohnzimmer verließen, lehnte Schuldig neben der Küche an der Wand, Farfarello neben sich hockend. Der Blick des Iren verließ Ran nicht, die beiden tauschten ein schnelles Lächeln aus. Er selbst sah einfach nur Schuldig an, in den grünen Augen flackerte etwas auf, wurde schnell wieder unterdrückt und schließlich erschien das vertraute Grinsen. >Privatunterricht gegeben?< Diese wortlose Frage ignorierte er, gab nicht einmal zu erkennen, ob er sie überhaupt mitbekommen hatte. "Ich werde Ran nach Hause fahren." Ran blickte aus dem Fenster, schien aber nicht wirklich zu sehen, was außerhalb des Wagens vor sich ging. Geistesabwesend führte Ran die rechte Hand zum Mund, berührte seine Lippen, als wollte der Jüngere sich über irgendetwas Gewissheit verschaffen. Er lächelte fast, als er das sah. Vor dem Haus von Rans Onkel parkte er das Auto am Straßenrand, begleitete Ran bis vor die Haustür. "Heute wirst du hineingehen, ja?" Ran errötete leicht, murmelte etwas kaum Verständliches, mal wieder zu Boden blickend. Den Kopf schüttelnd legte er ihm eine Hand auf die Schulter. "Lass das sein, Ran." Du bist kein kleines Kind mehr. Das blieb unausgesprochen, wurde dennoch verstanden. Abrupt trafen violette Augen auf braune und ein halbes Lächeln unterstrich die plötzlich darin zu lesende Härte. "Sie haben Recht. Natürlich." ****** Warum nur hatte er sich nicht besser im Griff? In Crawford-sans Anwesenheit kam er sich manchmal vor, als würde er zu einem Kleinkind reduziert werden. War das für den Amerikaner nur ein Spiel? Er konnte diese Möglichkeit nicht verwerfen, aber auf einer anderen Ebene war es ihm vollkommen egal. Sein Lächeln gewann an Echtheit. Er wollte ihn nicht aufgeben und er würde es auch nicht. Egal was geschah. "Auf Wiedersehen." Crawford-san nickte, wandte sich aber nicht zum Gehen ehe er das Haus betreten und die Tür hinter sich geschlossen hatte. Er lehnte sich schwer dagegen, die Stirn an das kühle Holz pressend. Wenn er sich doch nur getraut hätte, ihn zu küssen. Seine Lippen schienen immer noch zu prickeln. "Tut dir was weh?" Jemand zog am Saum seines Pullovers, die helle Kinderstimme klang aufrichtig besorgt. Langsam drehte er sich um, nahm den Jungen auf den Arm. "Alles in Ordnung, Saki-chan. Wo hast du denn deinen Bruder gelassen?" Sein Cousin strahlte ihn regelrecht an, offensichtlich glücklich über die ihm geschenkte Aufmerksamkeit. "Küche. Er hilft Mama." Unwillkürlich erwiderte er das Lächeln und zwei Arme wurden ihm daraufhin um den Hals geschlungen. Mit der nicht allzu schweren Last ging er zur Küche, wo seine Tante bereits mit den ersten Mittagsvorbereitungen beschäftigt zu sein schien. Maruko saß auf dem Fußboden, rührte in einer leeren Plastikschüssel herum. "Hallo Ran." Seine Tante drehte sich kurz zu ihm um, lächelte flüchtig und war dann wieder voll auf ihre Arbeit konzentriert. Für ein paar Sekunden betrachtete er den ihm zugewandten Rücken, bemerkte nicht, wie Sasaki an seinen Haaren zu zupfen begann. Wieder keine Fragen. Das Lächeln wich von seinem Gesicht und vorsichtig setzte er seinen Cousin ab, darauf bedacht, dass dieser nicht die Waffe bemerkte, die er immer noch bei sich trug. "Spiel mit deinem Bruder." Der Junge zog einen Flunsch, gehorchte aber, als er keine Anstalten machte, sich von dem Mienenspiel beeindrucken zu lassen. Fast schon schwerfällig ging er hinauf in sein Zimmer, setzte sich auf sein Bett und barg das Gesicht in beiden Händen, die Ellenbogen auf den Oberschenkeln abstützend. Was war das nur auf einmal für ein seltsames Gefühl? Er konnte schließlich froh sein, dass er sich nicht irgendwelche Ausreden einfallen lassen musste. Und dennoch wollte er am liebsten wieder fort von hier. Zurück. Ein schiefes Lächeln, nicht wirklich Belustigung oder Freude enthaltend. War das nicht erbärmlich? Aber auch wenn er es wusste, kam er nicht dagegen an. Und warum auch? Wie in Zeitlupe zog er seinen Pullover aus, tastete über die Lederhülle, die kühlen Schnallen. Für einen Moment glaubte er Crawford-sans Berührung zu spüren, so vollkommen neutral und dennoch hatte sie sich tief in seine Haut gebrannt. Intensiver fast als das, was danach gefolgt war. Unbewusst waren seine Finger zu seinen Lippen gewandert. Zu unwirklich und trotzdem wahr. Das was er wollte. Eine Verbindung. Er ließ sich nach hinten sinken, die Hände hinter dem Kopf verschränkend. Zeit tickte ungenutzt dahin, während er zur Decke hoch starrte, ohne dort Antworten zu finden. Es kam ihm alles so sinnlos vor, wenn er nicht bei ihnen war. Bei Crawford-san. Trotzdem machte er weiter wie immer. Schule, Training, sein Job im Café. Violette Augen lösten sich von der Decke und er hob den rechten Arm an, um die Schnitte zu betrachten, deren grelles Rot sich in dunkleren Schorf verwandelt hatte. Crawford-sans wenig subtile Aufforderung, besser aufzupassen. Der Amerikaner war zweifellos gefährlich, hatte aber keine Probleme damit, das auch zu zeigen. Keine Lügen. Mehr Wahrheit, als ihm manchmal lieb war. Aber welche Wahrheit lag hinter den Küssen? Hitze schoss durch seinen Körper, allein bei der Erinnerung. War es egal, solange er bekam, was er wollte? Ja. Die Bestellung vervollständigend ging er zum nächsten Tisch, das Gesicht ausdruckslos, um keine Verärgerung zu zeigen. Manche Leute konnten sich einfach nicht entscheiden. Als ob sie nicht genug Gäste hätten, die eher ungeduldig darauf warteten, ebenfalls an die Reihe zu kommen. "Haben Sie bereits gewählt?" Er stellte die Frage noch ehe er den Kopf gehoben hatte, versuchte ein höfliches Lächeln auf seine Lippen zu zaubern. "Nicht sehr überzeugend." Ruckartig sah er auf, fand sich von dunklen Augen gemustert, die ein belustigtes Glitzern nicht ganz verbergen konnten. "Deine Miene, meine ich", wurde dann erläuternd hinzugefügt. "Was hat dir denn die Laune verhagelt?" Yunshiro. Was machte der denn hier? Das schnelle Grinsen kam von ganz allein, ohne jede Anstrengung. "Gäste, die zu viele Fragen stellen, statt gleich zu sagen, was sie haben wollen." Der Braunhaarige grinste ebenfalls, presste die rechte Hand über sein Herz. "Ich bin getroffen. Da wird es dich sicher zu hören freuen, dass ich mich bereits entschieden habe - nämlich für einen Vanille-Eisbecher mit Erdbeeren." Er notierte das, zog eine Augenbraue in die Höhe. "Kennst du eigentlich gar nichts anderes?" Sein Freund zuckte mit den Schultern. "Alles deine Schuld. Ich muss dich nur ansehen und denke automatisch daran. Assoziation nennt sich das, glaube ich." Die Belustigung in den dunklen Augen vertiefte sich, als er daraufhin eine Grimasse schnitt. "Ich kann nichts für meine Haarfarbe. Und ich habe deine faulen Witze darüber satt." Yunshiro stützte beide Ellenbogen auf dem Tisch ab und lächelte breit zu ihm auf. "Dadurch macht es nur noch mehr Spaß." Er verdrehte die Augen. "Und so was nennt sich Freund." Der Andere lachte kurz. "Das ist das Stichwort." "Wofür?" Eindeutig misstrauisch lehnte er sich etwas vor. "Och, nichts Besonderes. Ich dachte bloß, dass du es mir sicher nicht abschlagen wirst, mir bei dem Aufsatz zu helfen. Dafür sind Freunde schließlich da, ne?" "Ha", entfuhr es ihm. "Als hätte ich es nicht gleich gewusst. Erst machst du dich über mich lustig und jetzt das." "Bitte, bitte, bitte." Yunshiro sah ihn flehend an und er konnte nicht anders als ebenfalls zu lachen. "Gut, du hast gewonnen. Aber schreiben werde ich dir das Ding nicht." "Das würde ich auch niemals von dir verlangen", grinste Yunshiro. ~TBC~ Yunshiro schafft es doch immer wieder, Ran aufzuheitern ^^ Hm... irgendwie ist es schwieriger als ich dachte, über Ran und Crawford zu schreiben. Es kommen noch Szenen, die mir besser gefallen. ^^# Ach ja, beim Hochladen von "SdA" gab es letztes Weekend Schwierigkeiten. Neuer Versuch heute. cya, cu ^-^ Kapitel 92: "Rückblicke XXVIII - Hinnehmen, was man nicht ändern kann" ---------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 92) Titel: Close Distance Teil: 92/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Diesmal mit Verspätung, aber daran war nur der Stromausfall schuld ^^# Disclaimer: not my boys, no money make... Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: *winkz* Man bekommt das Gefühl, dass Mexx das mit Absicht macht, ne? *lach* @Furia: Ihre Namen haben die Zwillinge schon seit einer Weile (um ehrlich zu sein so lange, dass ich extra nachsehen musste, wie sie genau lauten *drop*). Und nein, von Kin und Gin habe ich noch nie was gehört o.O Ich bin erleichtert, Crawfords Perspektive einigermaßen hinbekommen zu haben. Irgendwie fällt es mir manchmal schwer, da die richtige Balance zu halten ^^° Mit der Dominanz ist das Problem, dass Ran einfach so jung ist. Ich muss laufend daran denken, wie er bei der Rückblende im Anime aussieht und schon ist es aus. Man könnte natürlich auch anführen, dass Crawford eventuell genug davon hat, bottom zu spielen ^.~ Mal sehen, wie sich die Beziehung zwischen den beiden entwickelt. Hm... ich hatte sogar darüber nachgedacht, die Aussage von Ran als Überschrift zu verwenden - aber leider kann ich mich jetzt nicht erinnern, warum ich mich dagegen entschieden hab *dumm guck* Du hast Recht, Kirschen würden eher zu Rans Haarfarbe passen, aber hier hat eindeutig mein persönlicher Geschmack reingespielt *liebt Vanilleeis mit frischen Erdbeeren* Übrigens finde ich deine restlichen Aufzählungen sehr... ähm... einfallsreich *snicker* @nai-chan: Na dass die Welt darauf gewartet, wage ich zu bezweifeln *lach* Und ich will doch hoffen, dass du an der Fanfic hängen bleibst ^_____~ Solange ich Leser habe, macht das Schreiben viel mehr Spaß *grins* Schön, dass Yun-kun so gut bei dir ankommt. Nachdem Andy ja schon Stan gut fand, sind das jetzt zwei OCs, die ihr mögt. Dabei mag ich es gar nicht, mir selbst Charaktere auszudenken, das ist so anstrengend. *räusper* Schuldig und eifersüchtig? Wie kommst du denn darauf? *snicker* Ich glaube, Schuldig weiß selbst nicht so recht, was er eigentlich will. Eigentlich hat er ja Farf, aber von Crawford ist er nie losgekommen (was ich sehr gut verstehen kann *Crawford anhimmel*) Teil 92 "Rückblicke XXVIII - Hinnehmen, was man nicht ändern kann" Schuldig grinste immer noch in sich hinein, als sie sich auf dem Weg zu ihrem Zimmer befanden. Die Gänge hatten sich glücklicherweise geleert, er hatte keine Lust, angestarrt zu werden. Wieder kam sein Blick auf dem Orangehaarigen zu ruhen. Er schien in Ordnung zu sein. Das war gut. Herr Schneider hatte also Recht gehabt, Schuldig kam jetzt alleine klar. Rosenkreuz würde sicher noch seine helle Freude an ihm haben. Ein Lächeln huschte bei diesem Gedanken über sein Gesicht. Erst in der Sicherheit des Zimmers erlaubte Schuldig es sich, den Eindruck von Munterkeit zusammenbrechen zu lassen. Müde grüne Augen suchten seinen Blick. "Wird es mit ihm noch mehr Ärger geben?" "Keinen, den du nicht überstehen wirst." Dafür brauchte er keine Vision zu haben. "Und jetzt gehst du besser ins Bett, sonst schläfst du morgen noch im Unterricht ein. Das möchtest du ganz bestimmt nicht, oder?" Schuldig starrte ihn für ein paar Sekunden einfach nur an - und streckte ihm dann die Zunge raus. "Ja klar, wäre besonders peinlich, wenn es in _deinem_ Unterricht passieren würde, ne?" Damit wandte sich der Jüngere ab und verschwand im Badezimmer, ohne ihm die Möglichkeit einer Erwiderung zu lassen. Kopfschüttelnd sah er noch einen Moment auf die geschlossene Tür, dann ging er. Schuldig würde auf ihn hören. Nach dem heutigen Training sowie der Auseinandersetzung konnte der Telepath froh sein, überhaupt noch auf den Beinen zu sein. Schneider befand sich noch im Büro und er fragte sich nicht, warum er es eigentlich zuerst dort versucht hatte. Vielleicht, weil er es irgendwie gewusst hatte. Der Ältere sah von seinen Unterlagen auf, als er den Raum betrat. "Crawford. Ich habe schon von dem Vorfall gehört." Etwas Wärme kehrte in eisblaue Augen ein und mit einer knappen Geste der linken Hand deutete Schneider ihm Platz zu nehmen. Mit ein paar effizienten Bewegungen wurden dann die Akten ordentlich beiseite geräumt, bevor sich Schneider bequem zurücklehnte. Er musterte die vertraute Gestalt des Deutschen, lächelte schließlich. "Sie haben ihm viel beigebracht. Wenn das weiterhin so schnell geht, wird Schuldig bald anfangen, sich hier zu langweilen." Schneider erwiderte sein Lächeln. "Mach dir keine Sorgen darüber. Ab jetzt wird er nur noch am regulären Training teilnehmen. Zudem sollte es dir doch zupass kommen, wenn er die Ausbildung so schnell wie möglich abschließt." Ja, natürlich. Je eher er sein eigenes Team hatte, desto schneller würde er endgültig von Rosenkreuz frei sein. Für SZ zu arbeiten wäre nicht sehr viel anders als jeder normale Job, höchstens etwas gefährlicher. Aber den Teams wurde so viel Freiheit wie möglich bei der Ausführung ihrer Aufgaben gelassen. Kontrolle. Endlich. Er atmete aus, sank in dem Stuhl zurück. "Fällt es dir wirklich so schwer, Crawford?" Schneider stand auf und kam zu ihm, lehnte sich leicht gegen die Kante des Tisches. Braune Augen hoben sich, trafen auf blaue. "Manchmal..." Es gab Zeiten, da konnte er es fast vergessen, dann aber wieder lehnte sich alles in ihm dagegen auf, hier eingesperrt zu sein. Und Schneider kannte ihn gut genug, um das zu wissen. Vielleicht sollte er froh darüber sein, sich trotz allem nicht zu sehr geändert zu haben. Doch wenn er daran zurückdachte, dass sein einziges Ziel von kleinauf seine Freiheit gewesen war, war diese Tatsache eher deprimierend als alles andere. Er war nicht vom Regen in die Traufe geraten, sondern in eine reißende Flut. Und manchmal hielt diese ihn so sehr beschäftigt, dass er sich selbst darin verlor. Von seiner plötzlich dunklen Stimmung überrascht, drängte er diese Gedanken beiseite und Ironie glitt durch seine Augen. Jeder hier schien ihn zu beneiden und er schaffte es dennoch, unzufrieden zu sein. Wie dumm. Hinnehmen, was man nicht ändern kann. So funktioniert das doch, nicht wahr? Schneiders aufmerksamer Blick hatte ihn für keine Sekunde losgelassen und wie so oft zuvor fragte er sich, was dieser Mann eigentlich von ihm wollte. Nicht, dass er diese Frage jemals aussprechen würde - oder auch nur offen in seinen Gedanken halten, wenn der Ältere darauf Zugriff hatte. Ganz langsam hob er eine Hand von der Armlehne, sah zu, wie Schneider die Geste spiegelte, bis sich ihre Fingerspitzen zwischen ihnen trafen. Die Berührung schickte Wärme durch seinen Körper und schaffte es, jede Überlegung zu vertreiben, die sich mit seiner besseren Gefangenschaft hier beschäftigte. Manche Dinge sind gewisse Opfer wert. Ohne den Kontakt zu unterbrechen, verließ er ebenfalls seinen Stuhl, ein Lächeln auf den Lippen, das nicht unbedingt als freundlich bezeichnet werden konnte. Ein Licht glomm in den eisblauen Augen auf, das genau die gleiche Emotion in sich trug. Schneiders Hand umschloss jetzt die seine, zog ihn näher an den Mann heran. Mit der anderen wurde ihm die Brille abgenommen, vorsichtig auf den Schreibtisch gelegt. Eine Frage wurde gestellt, aber nicht ausgesprochen und nach einem kurzen Zögern ließ er seine Schilde fallen. Schneiders geistige Berührung war kaum zu spüren, aber dennoch wusste er unzweifelhaft, in welchem Moment der Ältere sich zurückzog und seine Schilde bauten sich danach so automatisch auf, als würde er nur einen Atemzug nehmen. Mit einem leichten Stirnrunzeln horchte er in sich hinein, Schneiders abwartenden Blick auf ihm ruhend. Es war weg. Diffus war er sich noch bewusst, dass er über etwas nachgedacht hatte, was ihm nicht besonders gefiel - aber jetzt fand er es nicht mehr. Fragend sah er Schneider an. "Es ist besser so, Crawford. Sicherer." Die Aussage blieb ihm unverständlich, aber er vertraute dem Deutschen genug, um dessen Entscheidung hinzunehmen. In diesem Moment konnte er auch kaum etwas anderes machen. Schneider lehnte sich vor und küsste ihn - ungewohnt leicht. Und ebenso leicht ruhten die Hände des Älteren an seiner Taille. Es war das genau Gegenteil von festgehalten werden. Er vertiefte den Kuss mit einer Hartnäckigkeit, die ihnen beiden den Atem raubte, bevor er Schneider von Tisch wegdrängte und in den Bürostuhl schob, den er selbst erst vor ein paar Minuten verlassen hatte. Der ältere Mann machte keine Anstalten, Einspruch zu erheben, sah nur aus amüsierten blauen Augen zu ihm auf. Wieder fanden sich ihre Lippen, während er einhändig Schneiders Krawatte lockerte, dann den Weg weiter nach unten fortsetzte und sich um den schmalen Gürtel kümmerte, die andere Hand in dem sandblonden Haar vergraben. Er lächelte in den Kuss hinein, zufrieden. "Mon cher, du siehst heute so anders aus." Stephan lächelte seinen Freund neckend an und Alexander verdrehte die Augen. "Diese dämliche Krawatte erwürgt mich noch", protestierte der Blondhaarige und trug damit zur allgemeinen Erheiterung bei. "Du wirst doch wenigstens am Abend deines Abschlusses auf dein Muskelshirt verzichten können." Mit wenig Mitleid in den braunen Augen trat er näher an den Deutschen heran und löste den Krawattenknoten, um ihn anschließend neu zu binden. Und zwar ordentlich. "Danke sehr." Alexander sah erleichtert aus, was ihn amüsierte. Stephan musste das gemerkt haben, denn der Franzose legte den Kopf leicht schief und musterte ihn mit vorgeblichem Ernst. "Ich weiß genau, was du eben gedacht hast, Crawford." "Und das wäre?", ging er darauf ein. "Dass Alexander froh sein sollte, endlich mal etwas Ordentliches anzuhaben und sich nicht so anstellen soll." Bevor er etwas erwidern konnte, mischte sich ebenjener auch schon ein. "Bloß weil Crawford masochistisch genug ist, ständig mit diesen Dingern rumzulaufen, muss ich das noch lange nicht sein. Das ist ein Zeichen meiner überragenden Intelligenz." Das rief ein Lachen hervor und Alexander verzog beleidigt das Gesicht. Nur das Blitzen in dessen Augen verriet, dass er nur so tat. "Und Crawford, möchtest du dich uns nicht anschließen?" Thomas meinte die Frage nur halb im Spaß, das konnte er ihm ansehen. Lächelnd schüttelte er den Kopf. "Du hast doch selbst gesagt, dass ich uralt sein werde, ehe ich hier rauskomme." Thomas hatte den Anstand, rot anzulaufen. "Das war, bevor ich wusste..." Der Rest der Erklärung verging in einem unverständlichen Murmeln. Seine Mundwinkel zuckten in Ironie. "Schon in Ordnung. Und jetzt geht ihr besser, bevor Schneider es sich anders überlegt und ihr noch ein Jahr länger bleiben müsst." Wie erwartet wirkte der Name abkühlend auf die eher ausgelassene Stimmung. Ein paar verzogen das Gesicht, als hätten sie Schmerzen, nur Schuldig nicht. Der Orangehaarige hatte das Geschehen bisher wortlos verfolgt, auf einem an den Rand geschobenen Tisch sitzend und die Beine baumeln lassend. Normalerweise dürfte Schuldig nicht hier sein, aber seit dem Vorfall vor einer knappen Woche hatte sich der Junge eine neue Art von Respekt errungen, so dass niemand Einwände gegen seine Anwesenheit erhoben hatte. Nun gut, auch so hätte wohl niemand widersprochen, da er es ja war, der Schuldig mitgebracht hatte. Noch war der Telepath ihm zugeteilt. Auf Schuldigs Gesicht breitete sich ein Grinsen aus und die grünen Augen funkelten spöttisch. "Du kannst ein richtiger Spielverderber sein, Crawford", tat Schuldig seine Meinung in die entstandene Stille hinein kund. Stephan zog die Augenbrauen hoch und sah ihn fragend an. Das lässt du dir gefallen? Nur zu deutlich konnte er die unausgesprochen bleibenden Worte aus dem Blick herauslesen. Schuldigs Blick war ebenfalls zu ihm gewandert und nur ihm war wohl das darin stehende Lachen bewusst. >Du bist vorlaut, Schuldig.< >Oh ja. Das macht Spaß.< Dann senkte der Telepath den Blick, als würde er eine Niederlage eingestehen und täuschte damit die anderen Anwesenden, denen der kurze Austausch nicht entgangen war. Selbst Stephan war nicht klar, dass der Junge alles andere als reumütig war und musterte Schuldig mit einem kühlen Lächeln, ehe er sich an die anderen wandte. "Also los, Leute, sonst verpassen wir wirklich noch unsere eigene Feier." Mit dem folgenden Lachen war die gute Stimmung wieder hergestellt und nach und nach verließen alle den Raum. Sobald sie allein waren, rutschte Schuldig vom Tisch herunter. "Warum ziehen sie sich eigentlich nicht in ihren eigenen Zimmern um?" Er lächelte belustigt. "Das ist eine dieser unverständlichen Traditionen, über die man sich besser nicht den Kopf zerbricht." Schuldig zog die Nase kraus. "Na wenn du das sagst..." Ein weiteres Grinsen folgte, dann trat etwas Abschätzendes in die grünen Augen. "Du siehst heute wirklich so aus, als würdest du zu ihnen gehören. Das erste Mal, dass du nicht overdressed wirkst." "Soll das eine Kritik an meiner Kleiderwahl sein?" "Aber nicht doch", wehrte Schuldig rasch ab. "Du bist wie immer perfekt." Und mit den Händen in den Taschen seiner Uniformjacke, schlenderte Schuldig an ihm vorbei zur Tür hinaus. Mit einem Anklang von Mitleid sah er ihm hinterher, ehe er sich dem Jüngeren anschloss. Ihm war nicht die Bitterkeit entgangen, die für einen Sekundenbruchteil in dem Grün gestanden hatte, ungeachtet der leichtfertigen Worte. Im Speisesaal waren die Abgänger sofort auszumachen. Sie waren - außer den Lehrern und ihm selbst - die einzigen ohne Uniform. Dieses Jahr hatte es keine Frühaufsteiger wie Stephan und seine Freunde gegeben, nicht einmal Enrico war das gelungen. Zur geheimen Freude vieler hier. Das Essen fiel besser aus als üblicherweise und anschließend wurden die Diplome vergeben. Wie er wusste, handelte es sich dabei um vollgültige Abschlusszeugnisse und in gewissen Kreisen wirkten sie so gut wie ein Freifahrtsschein. SZ würde einige der ehemaligen Schüler in Politikerkreisen unterbringen, als Assistenten mit der Aufgabe, ein Auge auf bestimmte Personen zu haben. SZ musste inzwischen massenhaft schwarze Akten angesammelt haben. Neid stand auf vielen Gesichtern der Anwesenden geschrieben, er selbst sah aber auch die Leere in Stephans Augen und denen der anderen Abgänger. Sein Eindruck bei ihrem ersten Zusammentreffen. Ihnen fehlte etwas. Etwas, das sie zu vollkommen eigenständigen Persönlichkeiten machen würde, das Rosenkreuz ihnen genommen hatte, um die Lücke mit Arroganz und Gehorsam aufzufüllen. Eine seltsame Mischung, die nichtsdestotrotz funktionierte. Schuldig, der neben ihm saß, erschauderte plötzlich. Schneider hatte die provisorische Bühne betreten. Und auch wenn der Orangehaarige auf den Namen des Direktors nicht so schreckhaft wie die anderen hier reagierte, war es für ihn doch nicht einfach, ebenso lässig über dessen tatsächliche Anwesenheit hinwegzugehen. Seine Augen wandten sich Schneider zu, der eine kurze Ansprache hielt. Gehirnwäsche. Mit höflicher Aufmerksamkeit hörte er zu, bis ihn plötzlich ein eisblauer Blick traf. Niemand sonst beachtete ihn in diesem Moment und so ließ er seine Maske kurz fallen und lächelte dem Älteren wissend zu. Natürlich reagierte dieser nicht darauf, jedenfalls nicht offensichtlich. Aber eine flüchtige mentale Berührung vermittelte ihm den Eindruck von Belustigung. Er musste den vollkommen unangemessenen Wunsch nach einer echten, physischen, Berührung unterdrücken. Zum Glück wandte sich Schuldig an ihn und lenkte ihn somit von diesem unpassenden Gedanken ab. "Was erhalten sie denn jetzt noch?" Seine Mundwinkel rutschten etwas nach oben. "Man könnte es wohl als ihre Einsatzbefehle bezeichnen. Offiziell erfahren sie erst jetzt, wie ihre erste Aufgabe aussehen wird, einige wissen aber schon seit einer ganzen Weile Bescheid." Wie zum Beispiel Stephan, der bei Erhalt des Schriftstückes ein hämisches Lächeln aufsetzte und damit allgemeines unbehagliches Füßescharren unter den Schülern auslöste. Aus Schuldigs Richtung konnte er ein leises Murmeln hören, das verdächtig nach "paramilitärischer Saftladen" klang. ~TBC~ Hm, der letzte Teil klingt irgendwie lahm, aber alles in allem hat es irgendwie Spaß gemacht, das hier zu schreiben. *grins* Damit ist der erste Zeitabschnitt auf Rosenkreuz so gut wie rum *nod* Ach ja: schwarze Akten in Anspielung auf "blackmail" = Erpressung ^^ cya, cu ^-^ Kapitel 93: "Er sollte besser auf seinen Blutdruck achten, sonst haben wir für die längste Zeit einen Auftraggeber gehabt" -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 93) Titel: Close Distance Teil: 93/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Also... ich habe Weiß ja so was von vernachlässigt *drop* Wenn ich mich nicht irre, setzt der erste Abschnitt die Weiß-Handlung von Teil 85 fort ^^°°° Weiß hatte (am Samstag) den Auftrag bekommen, den Verantwortlichen für die Mutationen bei dem Studenten Matsuo Tadashi zu finden. Danach geht es weiter bei Schwarz. Beides spielt gegen Sonntagmittag ^^ Weiterhin Bezug auf Folge 8 "Raubtier" Disclaimer: not my boys, no money make... Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Also ich habe laufend Probs mit Mexx... das Datum stimmt so gut wie nie O_o Muss ein gutes Gefühl sein, die Prüfungen hinter sich zu haben - so konntest du wenigstens die Weihnachtsfeier richtig genießen ^.~ Und da du ja Fotos geschossen hast, bekomme ich vielleicht auch mal zu sehen, was Lukas und Co. angestellt haben *lach* Argh, ich glaube, ich habe mich etwas missverständlich ausgedrückt ^^° Es ist wirklich nur der 1. Zeitabschnitt auf RK, der dem Ende zugeht (er ist noch nicht mal ganz zu Ende). Es folgt noch einer, in dem Schu und Crawford weiterhin die einzigen von Schwarz in der Story sind und in dem darauf kommt Farf dazu. ^^ Musst dich also vorläufig nicht von den Vergangenheitskapiteln verabschieden *zwinka* Ich finde es irgendwie lustig, dass euch die Bezeichnung "Saftladen" so gefällt *sicker* @Furia: *winkz* Dieses Mal gar nicht durchgekommen? Oder keine Zeit gehab? @nai_chan: *gg* Schuldigs Betonung lag eher auf "paramilitärisch" ^___~ Aber er wird den Begriff "Saftladen" sicher nicht zum letzten Mal verwendet haben. ICH habe auch darauf gewartet gehabt. Und war selbst überrascht, dass ich so lange brauchte, um Ran und Crawford einander ein bissl näher zu bringen. Auf den Rest von Schwarz wirst du in den Vergangenheitskapiteln noch warten müssen (siehe Erklärung bei Andy). Und auf Nagi dabei länger als auf Farf *räusper* Teil 93 "Er sollte besser auf seinen Blutdruck achten, sonst haben wir für die längste Zeit einen Auftraggeber gehabt" "Und Omi, inzwischen Erfolg gehabt?" Ken stützte beide Hände auf der Stuhllehne ab, spähte über seine Schulter hinweg auf den Monitor. Aus seiner Konzentration aufschreckend, rieb er sich die Augen, ohne dadurch das Brennen beseitigen zu können. Ein Blick auf die Uhr und er musste ein Zusammenzucken unterdrücken. Der neue Fall hatte ihm keine Ruhe gelassen und so war er sehr früh aufgestanden. Inzwischen war es Mittag und nicht nur seine Augen taten ihm weh, sondern auch sein Nacken war ganz steif. Und das alles nur für neue Fragen - denn mehr hatte seine Recherche nicht gebracht. Seine Mundwinkel widerstanden einem ersten Versuch, sie zu einem Lächeln zu verziehen, dann aber hatte er doch Erfolg und wandte sich zu Ken um. "Wie man es nimmt. Ich weiß jetzt mehr über das, was dem Studenten zugestoßen ist, doch es fehlt ein Anhaltspunkt, um den Schuldigen herauszufiltern." Ken runzelte die Stirn, las in Ansätzen den wissenschaftlichen Aufsatz, mit dem er sich gerade beschäftigt hatte. "Gen-Forschung? Was hat das denn mit dem Fall zu tun?" Der Blick löste sich vom Monitor um ihn anzusehen und die Frage in den braunen Augen wandelte sich in Besorgnis. Er musste wohl so matschig aussehen, wie er sich fühlte. Und die latenten Kopfschmerzen, die sich immer mal wieder mit einem grellen Stich meldeten, trugen ganz sicher nicht dazu bei, sein Wohlbefinden zu steigern. Wenigstens half ihm die Arbeit, sich von anderen Gedanken abzulenken. Erinnerungen... Zum Glück unterbrach das Öffnen der Tür Kens Musterung und lenkte den Braunhaarigen ab. "Ach, du bist es, Yohji." "Wer auch sonst." Yohji lächelte, wenn auch etwas abwesend. "Das Essen ist gerade geliefert worden. Kommt lieber, bevor es kalt wird." Gut zu hören. Sein Magen stimmte ihm augenblicklich zu. Er hätte jetzt sowieso nicht den Nerv gehabt, sich an den Herd zu stellen. Ken hatte sich bereits vom Stuhl gelöst, wartete aber immer noch auf eine Antwort. "Im Prinzip alles. Aber ich werde es dir erklären, wenn wir oben sind, damit Yohji es auch gleich hört." Damit stand er auf und schloss sich Ken an, der nach einem Nicken zur Tür gegangen war und sie ihm aufhielt. Zwischen Belustigung und einem genervten Seufzen hin und her gerissen, beließ er es dabei, kurz eine Augenbraue zu heben. "Das kann ich auch allein, Ken-kun." "Ich weiß, aber ich bekomme gerade ein schlechtes Gewissen, weil du die ganze Arbeit hast." Wärme glomm in braunen Augen auf, ein ungewohnter - und unerwarteter - Anblick. Wie schaffte Ken das bloß? Sowohl er selbst als auch Yohji wussten, dass Yuriko am Freitag nach Australien geflogen war. Und auch, dass Ken sie nur zu gerne begleitet hätte. Nichts von diesen Überlegungen spiegelte sich auf seinem Gesicht wider, als er den Älteren angrinste. "Wenn das so ist... Ich will schließlich nicht der Grund dafür sein, dass du Ärger mit deinem Über-Ich bekommst." Ken lächelte nur und ließ ihm mit einer schwunghaften Verbeugung den Vortritt. Gesättigt schob er den Teller von sich, wartete dann in aller Ruhe ab, bis auch die anderen beiden mit ihrem Essen fertig waren. Schließlich hatte er ihre ungeteilte Aufmerksamkeit und rutschte unwillkürlich auf seinem Stuhl ein Stück nach vorne, die verschränkten Hände auf der Tischplatte ruhen lassend. "Ich habe die veränderten DNA-Segmente durch die Datenbank laufen lassen." Es war eine plötzliche Idee gewesen, der er gefolgt war, ohne sie zu hinterfragen. "Und es gab zwei Treffer." Yohji kniff die Augen zusammen, während Ken nur Verwirrung ausstrahlte. Aber beide blieben stumm, warteten weitere Erklärungen ab. "Es handelt sich also nicht einfach um eine zufällige Mutation, sondern eine bewusste Manipulation der DNA dieses Studenten. Womit wir vor einem klaren Problem stehen." Er verstummte, als könnte er selbst nicht glauben, was zu sagen er im Begriff war. "Die veränderten - oder vielmehr eingefügten - Gene stammen von einem Berggorilla und einem Komodo-Waran. Was eigentlich unmöglich sein sollte. Natürlich weiß man, dass es möglich ist, DNA zu verändern, schließlich machen Viren nichts anderes. Aber in diesem Ausmaß und bei einem ausgewachsenen Menschen, nachträglich..." Er schüttelte nur den Kopf und Yohji spiegelte die Geste. Kens Miene war kalt geworden und er war es, der als Erster nach ein paar Minuten des Schweigens das Wort ergriff. "Fakt ist jedoch, dass wir es nun mal mit genau solch einer Manipulation zu tun haben. Demnach ist es möglich und wir müssen den Verantwortlichen finden." Unwillkürlich schlich sich ein Lächeln auf seine Lippen, als er die Bestimmtheit in Kens Stimme wahrnahm. Der Braunhaarige hielt sich nicht damit auf, sich den Kopf über scheinbare Unmöglichkeiten zu zerbrechen. "Also suchen wir nach einem Labor, ja?", stellte Yohji fest. Der Ältere sah immer noch so aus, als hielte er die Sache für einen schlechten Scherz. Sein Lächeln verschwand und er seufzte. "Ja. Nur leider gibt es allein in Japan hunderte von Laboratorien, die sich irgendwie mit DNA-Forschung befassen. Und selbst wenn wir davon ausgehen, dass das gesuchte Labor sich im Umkreis von oder in Tokio befindet, schränkt das die Möglichkeiten nicht ausreichend ein. Wobei wir das nicht einmal als gegeben annehmen dürfen, nur weil Matsuo hier in Tokio aufgegriffen wurde." "Wundervoll...", atmete Yohji aus. "Was machen wir jetzt, Omi?" Die Kälte hatte sich aufgelöst, dafür stand nun eine ganz andere Art von Besorgnis in Kens Augen. Er fühlte sich plötzlich unglaublich müde. "Ich werde weiterrecherchieren. Vielleicht habe ich ja einen Glückstreffer." Die Worte hingen zwischen ihnen in der Luft, zerplatzten dann wie Seifenblasen. ****** "Was ist so lustig?" Sie waren gerade auf dem Weg zur Garage, als er einen kurzen Blick bei Weiß vorbei warf und sich mal wieder über deren Unfähigkeit amüsieren konnte. Und das wollten Auftragskiller sein... Er wandte sich Crawford zu, dessen Augen wie so oft keine Regung zu beherbergen schienen, erzählte ihm dann von den verzweifelten Rechercheversuchen der Blumenkinder. Crawford verzog einen Mundwinkel, was völlig ausreichte, um Verachtung kundzutun. "Sie werden die notwendige Hilfe schon noch erhalten." Der Blick des Älteren gewann an Schärfe. "Wie geht es Tetsuya?" "Den habe ich wieder ausgeknipst, er wird bis heute Abend friedlich weiterschlafen." Er erwähnte nicht, dass sich das als recht schwierig erwiesen hatte. "Sehr gut." Crawford nickte, zufrieden, ging dann zu dessen Auto. "Wir sehen uns im Takatori Building." Er sah dem schwarzen Wagen hinterher, bis jemand am Ärmel seiner Jacke zog. Farfarello. "Warum fahren wir nicht zusammen?" Der Ire sah ebenfalls dorthin, wo Crawfords Wagen eben vom Grundstück verschwunden war. Schulterzuckend grinste er seinen Freund an. "Vielleicht hat er danach noch etwas anderes vor." Nagi, der die ganze Zeit ruhig neben ihnen gestanden hatte, verzog bei dieser Aussage das Gesicht. "Was denn, was denn", schlang er ihrem Jüngsten einen Arm um die Schultern. "Hast du etwas dagegen?" Ungeduldig befreite Nagi sich. "Sollte ich die Frage nicht viel eher dir stellen?" Damit ging der Braunhaarige zum Cabrio und nahm darin Platz, ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen. Farfarello lachte leise. "Da hat er dich erwischt, nicht wahr?" Ruckartig wandte er sich dem Iren zu, sah in dem bernsteinfarbenen Auge nicht nur Belustigung glimmen. Was ihm nach Nagis Worten einen weiteren Stich versetzte. Manchmal sollte man wirklich aufpassen, was man sich wünschte - und ihm half nicht einmal die Gewissheit, dass Crawford sowieso niemals ihm gehören würde. Fast schon mit Gewalt griff er nach Farfarello und küsste ihn, biss auf dessen Unterlippe, bis er Blut schmeckte. So vertraut. Wie ein Beruhigungsmittel breitete sich der metallische Geschmack in seinem Mund aus. Es war lange her, dass er glaubte, deswegen würgen zu müssen. Als er sich von Farfarello löste, waren die blassen Lippen blutverschmiert. Der Ire wischte in einer nachlässigen Geste darüber hinweg, blickte dann lächelnd auf die roten Streifen, die auf dem Handrücken zurückblieben. Und die Flamme, die nun im Auge des Jüngeren aufflackerte, war vollkommen rein. "Wie kommt es, dass euch eine Testperson entwischt ist und ich das erst aus der Presse erfahren muss?" Takatoris Stimme dröhnte durch das Büro und am liebsten hätte er sich die Ohren zugehalten. Woran Crawford garantiert wieder etwas auszusetzen hätte. Er warf dem Amerikaner einen kurzen Blick aus den Augenwinkeln zu, versteckt durch eine orangefarbene Strähne. Gut verborgen hinter der ausdruckslosen Maske schien Spott zu liegen. Crawford hatte nicht viel übrig für schlecht erledigte Arbeit - und auch nicht für diese Art der Standpauke. Der Gedanke lenkte ihn für einen Moment von dem Anblick der vier weiblichen Möchtegern-Bodyguards ab, der wahrscheinlich bei übermäßigem ,Genuss' zur Blindheit führen würde. Nein, Crawford würde es als Zeichen von Schwäche werten, seine Stimme zu erheben. Nicht, dass der Schwarzhaarige sich allein auf Worte verließ, wenn er etwas klarstellen wollte. Ein schmales Grinsen zog an seinen Lippen und in grünen Augen funkelte Eis, als aus einem wenig beachteten Winkel seines Verstandes eine Erinnerung an Rosenkreuz hervor kroch. Er kehrte lieber wieder in die Gegenwart zurück. Masafumi hatte sich endlich für eine Antwort entschieden und erwiderte Takatoris schwelenden Blick mit so viel Nonchalance, wie er zusammenkratzen konnte. "Ich wollte nicht, dass du dir unnötige Sorgen machst. Die Testperson ist rasch ausgeschaltet worden. Und den anderen Flüchtling werden wir auch bald haben." "Ausgeschaltet, ja, aber nicht dank dir. Und was heißt hier _anderer_ Flüchtling?" Jetzt wurde Takatoris Stimme tatsächlich leise, der zweite Satz war kaum mehr als ein Zischen. Interessiert beobachtete er, wie Zornesröte das Gesicht des Koalas färbte. >Er sollte besser auf seinen Blutdruck achten, sonst haben wir für die längste Zeit einen Auftraggeber gehabt.< Er ließ den Kommentar allen zukommen und erhielt von Farfarello ein mentales Nicken. >Ich kann mir nicht vorstellen, dass Er begeistert davon wäre, Takatori nicht vorher bekehrt haben zu können.< >Hm... wäre das nicht ein guter Grund für dich, ihn vorher loswerden zu wollen?< Ein Grinsen war deutlich um diese Worte gewickelt, ohne dass in der realen Welt irgendetwas sichtbar wurde. Farfarello sah ihn an, nur kurz, aber der Blick reichte völlig aus, um die folgende Antwort zu betonen. >Nein, da Er sowieso keinen Erfolg haben wird, ist es besser, Takatori Seine Kinder weiter zerstören zu lassen.< Das machte ihn für ein paar Sekunden sprachlos. Masafumi hatte inzwischen versucht, seinen Vater zu beruhigen und sogar etwas Erfolg damit gehabt. "Und wie willst du verhindern, dass das Geheimnis publik wird? Dieser Student könnte sich jederzeit an die Presse wenden." Vielleicht sollte er ihnen verraten, dass Tetsuya friedlich in seinem Kämmerlein schlief, aber das würde der Sache irgendwie den Spaß nehmen. Wenn er hier schon herumstehen musste, wollte er auch etwas davon haben. Grüne Augen schweiften wieder zu Masafumis ,Bodyguards' hinüber und er erwischte das kleine Mädchen mit den abartig blau gefärbten Haaren dabei, Nagi anzustarren. Der hatte inzwischen einen glasigen Blick und schien sich mit interessanteren Themen zu beschäftigen als dem Schauspiel, das Vater und Sohn da ablieferten. Ob es um Farfarellos Medikament ging? Beinahe hätte er sich auf die Lippe gebissen. Nagi war heute Morgen noch nicht fertig gewesen, aber er hatte das dumme Gefühl, dass der Junge etwas vor ihm verbarg. >Du hast eine Verehrerin.< Er hoffte, Nagi dadurch so sehr abzulenken, dass dieser einen Zugriff nicht bemerken würde, aber ihr Jüngster tat ihm nicht den Gefallen zu reagieren. Nagi hatte wohl beschlossen, Crawford nachzueifern. Stellte sich nur die Frage, was Nagi tun würde, wenn sein Vorbild plötzlich beschloss, die Spielregeln zu ändern. Masafumi zog seine Aufmerksamkeit wieder auf sich. "Dazu wird er keine Gelegenheit mehr haben. Im Laufe der Mutation kommt es zu einem Sprachverlust und der müsste bereits eingetreten sein." Takatoris Augen wurden zu schmalen Schlitzen, während dieser sich die Aussage durch den Kopf gehen ließ. "Gut. Dir obliegt die Geschäftsführung, also lasse ich dir weiterhin freie Hand. Aber wenn durch deine Inkompetenz etwas nach draußen dringt", damit trat Takatori näher an seinen Sohn heran und ergriff ihn am Kragen, "werde ich mir etwas anderes für dich einfallen lassen." Die beiden schienen alles andere vergessen zu haben, starrten sich an, Takatori kalte Drohung ausstrahlend, Masafumi kurz davor, sich wegzuducken, als würde er Schläge fürchten. Mit einem grimmigen Lächeln stieß der Politiker seinen Sohn schließlich von sich, der stolpernd versuchte, wenigstens den Rest seiner Würde zu bewahren. Von Nagis Seite brodelte kurz etwas auf, doch er konnte die Emotion nicht deuten, da ihm die Gedanken verschlossen waren. Masafumi zog sich die Krawatte zurecht. "Ich verstehe. Ich werde vorsichtig sein, Vater." Takatori hatte nicht mehr als ein knappes Nicken für ihn übrig, verließ das Büro mit fast ruckartigen Bewegungen, die von zurückgehaltenem Groll sprachen. Schwarz schloss sich ihm an und er konnte es sich nicht verkneifen, Masafumi ein breites Grinsen zuzuwerfen, da weder Takatori noch Crawford ihn in diesem Moment sehen konnten. Auf dem Flur meldete sich Crawford zum ersten Mal zu Wort, ganz der beflissene Untergebene. "Halten Sie es wirklich für richtig, ihn so weitermachen zu lassen, Mr. Takatori?" "Er bekommt eine letzte Chance." "Und um das zu unterstreichen, haben Sie uns herkommen zu lassen." Kein Fragezeichen. Takatori lächelte jovial. "Richtig. Sollte sich etwas Derartiges wiederholen, zähle ich auf Sie." Nagis telepathische Bemerkung lenkte ihn von dem Geplänkel ab. >Interessant, dieser Masafumi.< >Wie meinst du das?< Er konnte sich beim besten Willen nicht erklären, wie Nagi zu dieser Einschätzung gekommen war. >Weil er seinem Vater nacheifern wollte - und uns - hat er diese vier Frauen geschaffen.< Nagi war also doch nicht so unbeteiligt gewesen. >Tsk, da hat er wohl etwas falsch verstanden.< Und dann überraschte Farfarello ihn mit einem Kommentar. >Schreiend sind nur Marionetten.< Was Schwarz niemals sein würde. Er lächelte. ~TBC~ Ich versuche wirklich, Weiß nicht völlig zu vergessen ^^# cya, cu ^-^ Kapitel 94: "Rückblicke XXIX - Du wirst hier kaum mehr Informationen als erforderlich erhalten" ----------------------------------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 94) Titel: Close Distance Teil: 94/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Wieder einen Schritt weiter ^^ Disclaimer: not my boys, no money make... Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Stimmt, da musste ich nicht einmal raten. ^^# Lieb von dir, dass du diese Mühen auf dich genommen hast *zwinka* und wirklich dumm, dass es mit dem Commi dennoch nicht geklappt hat. Ich bin auch noch nicht so wirklich in Weihnachtsstimmung, obwohl ich gestern erst auf dem Weihnachtsmarkt war. Ich hoffe für dich, dass Julien sich noch ein bissl beruhigt. *ehe* Dem Song kann man zurzeit wirklich kaum entkommen *snicker* *Mitleid mit dir hat* Jupp, die Uni läuft gut. Ich habe die Woche zwischen Weihnachten und Neujahr frei, werde sie aber wohl mit lernen verbringen müssen. x_x Kann ich das Rezept für Rumkugeln und Eierlikörkugeln haben? *lieb guck* @nai-chan: Ich bin echt erstaunt, wie du es immer wieder schaffst, an den neuen FF-Teil zu kommen *knuffel* Omi ist eben so ein Arbeitstier, ich glaube, der kann gar nicht anders. Aber die anderen werden schon auf ihn acht geben. *zuversichtlich sag* Mir tut Masafumi überhaupt nicht Leid. Der Typ ist mir viel zu durchgeknallt. Ich denke, für Omi wird die ganze Sache viel schlimmer werden. Teil 94 "Rückblicke XXIX - Du wirst hier kaum mehr Informationen als erforderlich erhalten" Ungewohnte Stille begrüßte ihn, als er in den Gang zu ihrem Zimmer einbog. Die Türen zu den anderen Räumen waren geöffnet und erlaubten ihm einen Blick auf abgezogene Betten und leere Schränke. Ein seltsames Gefühl breitete sich in ihm aus, vor allem bei dem Gedanken daran, dass er selbst in wenigen Tagen hier auch nichts mehr zu suchen haben würde. Er zögerte kurz, ehe er die einzige geschlossene Tür öffnete und so etwas wie Erleichterung überkam ihn bei Crawfords Anblick, der mal wieder über ein paar Unterlagen gebeugt am Schreibtisch saß. Sonnenstrahlen des späten Nachmittags fielen weich durch die Fenster, zeichneten Kringel auf das helle Holz, da wo sie durch ein mit Wasser gefülltes Glas gebrochen wurden. Bis auf ein gelegentliches Rascheln wenn Crawford umblätterte war es auch hier drinnen still und ihm wurde bewusst, dass er Stephan und die anderen vermissen würde. Grüne Augen tasteten die sitzende Gestalt ab. Wie Crawford wohl darüber dachte? Er kannte sie schließlich schon viel länger. Langsam ging er zu seinem Bett hinüber, ließ sich darauf nieder, so dass er jetzt Crawfords Profil studieren konnte. Es wurde schwerer, sich von bestimmten Gedanken fernzuhalten, aber auf Kopfschmerzen konnte er gut und gerne verzichten und so gelang es ihm, wenn auch nur mit Mühe. Er streckte sich lang aus und schloss die Augen, aber Crawfords Umrisse schienen auf den Hintergrund seiner Lider gebrannt zu sein. Ein schiefes Lächeln war die Reaktion auf diese Feststellung. Vielleicht würde es ja leichter werden, sobald er nicht mehr ein Zimmer mit ihm teilte, aber wenn er ehrlich war, musste er zugeben, dass sich alles in ihm gegen diese Vorstellung mit Händen und Füßen wehrte. Auf der Suche nach Ablenkung begann er damit seine telepathischen Fühler zu entfalten, sorgfältig darauf bedacht, Crawford dabei aus dem Weg zu gehen. Er konnte sie deutlich sehen, diese Ansammlung von Dunkelheit und wohltuender Kälte auf der mentalen Ebene, die ansonsten mit brennenden Lichtern gefüllt war. In diesem Moment ging es ihm nicht darum in fremder Leute Gedanken herumzustöbern - und er zweifelte nicht daran, dass es ihm bei vielen hier inzwischen gelingen würde - nein, er wollte etwas anderes ausprobieren. Er erinnerte sich an den Nachmittag, als Crawford ihm beigebracht hatte, seinen ersten Block aufzubauen. Die Erinnerung brachte ein Bild mit sich, das er hastig von sich schob. Crawford, wie dieser seine Hände festhielt. Himmel, wie schwer konnte das denn noch werden? Er biss sich auf die Unterlippe, um so zu seinem eigentlichen Vorhaben zurückzufinden. Damals war er wirklich dort gewesen, als er die Mauer um sich herum aufbaute. Er war gar nicht auf die Idee gekommen, dass es auch anders sein konnte und erst in den späteren Lektionen hatte er gelernt, dass man diese bildhaften Projektionen gar nicht benötigte. Allerdings war das für ihn kein Grund, nicht weiter damit zu experimentieren. Es bedurfte lediglich eines entsprechenden Wunsches und schon stand er auf einer sich ins Endlose erstreckenden grauen Ebene. Es gab keine Blitze mehr, die ihn anzugreifen drohten, diese konnte er inzwischen zurückhalten. Dafür transferierte sein Unterbewusstsein das telepathische Hintergrundrauschen in ein sanftes Dämmerlicht. Das geistige Leuchten der Bewohner von Rosenkreuz hatte sich nicht verändert, weiterhin hingen sie wie Bälle aus Energie einfach in der Luft, mehr oder weniger gedämpft durch die Schilde der jeweiligen Person. Lächelnd spazierte er die Ebene entlang. Das Material war hart und glatt wie Glas, aber nicht rutschig. Und seine Schuhe hinterließen glimmende Spuren, die nach und nach schwächer wurden und dann vollständig erloschen. Ab und zu streckte sich eine neugierige Hand nach den Kugeln aus, doch sie wurde stets zurückgezogen, ehe es tatsächlich zu einer Berührung kam. Selbstbewusstsein schön und gut, er konnte sehr wohl abschätzen, dass so etwas mehr Energie kosten würde, als ihm lieb war. Nicht wirklich verwunderlich blieb er an der Stelle stehen, wo jegliches Licht fehlte. Er konnte keine Struktur ausmachen, zu sehr war er in diesem Moment an die Vorgaben und Begrenzungen normalen Sehens gebunden. Körperlichkeit in dieser Ebene hatte auch ihre Nachteile. Die Schwärze vor ihm reflektierte nicht den kleinsten Lichtstrahl, ein Loch in der Realität. Sein Lächeln wurde zu einem Grinsen. Realität, na sicher doch. Er setzte sich auf den kahlen Boden, im Schneidersitz, und stellte mit leiser Überraschung fest, dass er nicht sagen konnte, ob er warm oder kalt war. Irgendwie schien diese merkwürdige Oberfläche überhaupt keine Temperatur zu haben. Er versank völlig in der Betrachtung der Details seiner Umgebung und vergaß darüber alles. "Schuldig?" Die Stimme kam aus allen Richtungen, fokussierte sein Bewusstsein auf einen Punkt und ganz langsam glitt er aus dem Überall des geistigen Raumes in das Hier und Jetzt seines Zimmers. Flüchtig konnte er nichts sehen, doch ehe Panik aufkommen konnte, erinnerte er sich daran, dass er die Augen aufschlagen musste. Crawford stand neben seinem Bett, sah abwartend auf ihn herunter. Er reagierte nur mit einem verwirrten Zwinkern. Der Ältere verkniff sich ein amüsiertes Lächeln und wiederholte die Frage. "Ist alles in Ordnung mit dir? Ich versuche schon seit fünf Minuten dich wach zu bekommen." Vorsichtig setzte er sich auf. Sein Kopf fühlte sich an, als wäre er mit irgendeinem Gas gefüllt und würde jeden Moment davonfliegen wollen, aber immerhin tat er nicht weh. Und seine Schilde waren auch in Ordnung. "Ja, alles okay. Ich war nur etwas in Gedanken." "Das glaube ich dir ohne weiteres. Immerhin hast du die Glocke überhört und normalerweise lässt du dir keine Mahlzeit so einfach entgehen." Da war ein Wort gefallen, das sein Magen voller Freude aufnahm und er legte unwillkürlich eine Hand auf seinen Bauch, als der verdächtig rumpelte. Er war am Verhungern. Wohl doch nicht so viel Energie gespart, wie er eigentlich vorgehabt hatte. Crawford neigte den Kopf etwas, kommentierte die Reaktion seines Magens aber nicht. "Womit warst du eigentlich beschäftigt?", wollte er stattdessen wissen. "Ich bin ein bisschen spazieren gegangen." Die braunen Augen musterten ihn daraufhin eindringlicher, abschätzend. Er verstand den Blick, ohne dass eine Frage gestellt werden musste und grinste breit. "Sie halten, keine Sorge." Und als nächstes platzte aus ihm heraus, was genau er getan hatte. Er verlor sich in der Beschreibung und Crawford unterbrach ihn kein einziges Mal. Stille kehrte in das Zimmer ein, als er schließlich fertig war und keiner von ihnen etwas sagte. Crawford schien in Gedanken versunken zu sein und er nutzte die Chance, den Älteren ungestört zu betrachten. Beinahe konnte er sich einbilden die Körperwärme zu spüren, die Crawford abstrahlte, aber ein warnendes Stechen in seinem sich immer noch viel zu leicht anfühlenden Kopf hielt ihn davon ab, diesen Gedanken weiterzuverfolgen. "Kannst du es mir zeigen?" Er brauchte ein paar Augenblicke, um die Frage zu verstehen, dann musste er überlegen, ob er es tun könnte. Schließlich nickte er, wenn auch mit einem merklichen Zögern. "Ich glaube, das geht." Er verfiel kurz in Schweigen, kaute auf seiner Unterlippe herum und sein Magen verkrampfte sich, ehe er weiter sprach. Was ganz sicher nicht am Hunger lag. "Aber dazu müsste ich eine richtige Verbindung zwischen uns aufbauen." Nicht so, wie wenn er einfach nur auf telepathischem Wege mit Crawford kommunizierte. "Und das _darf_ ich sicher nicht." Sein Lächeln beinhaltete nicht viel Humor und fiel schnell in sich zusammen. Phantomschmerzen huschten durch seinen Körper. Herr Schneider hatte wirklich einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Crawfords kurzes Lächeln war genauso wenig echt wie sein eigenes und etwas Seltsames stand plötzlich in den braunen Augen. Als hätte der Schwarzhaarige eine Erkenntnis gehabt. Ebenso schnell wie der Ausdruck aufgetaucht war, verschwand er wieder und wurde in rascher Folge von Wut und dann von Ironie abgelöst. Wenn er sich das alles nicht nur eingebildet hatte... Verwirrt schüttelte er den Kopf und diese Bewegung ließ Crawfords Gesicht zu nicht lesbarer Indifferenz erstarren. "Ja, du hast Recht. Also lassen wir es besser." Ein letzter Rest Erwartung, Hoffnung, war ihm noch verbleiben, aber nach diesen Worten sickerte auch dieser aus ihm heraus und hinterließ nur Leere. Mit einem enttäuschten Seufzen, das er in seinem Inneren verschloss, ließ er sich zurück auf sein Bett sinken und schloss die Augen. Dumm, so dumm. Seine Ohren bemühten sich, einen Laut aufzufangen, aber Crawford rührte sich nicht von der Stelle. Und er konnte den Blick des Älteren regelrecht spüren. Seine Haut kribbelte darunter. Trotz der nicht zu verleugnenden Anspannung, die in ihm zu vibrieren schien, schlich sich allmählich Müdigkeit in seinen Körper, ließ Arme und Beine schwer werden. Dennoch konnte er nicht einschlafen, denn am Rande seines Bewusstseins nagte das Wissen, irgendetwas vergessen zu haben. Er musste sich nicht lange den Kopf darüber zerbrechen, denn sein Magen tat recht nachdrücklich kund, was genau er vergessen hatte. Mit einem Ruck setzte er sich auf, plötzlich gar nicht mehr so müde und begegnete Crawfords amüsierten Blick. "Ha, sehr witzig...", murmelte er vor sich hin, schob die Beine über die Bettkante und wollte gerade aufstehen, als ihn das Kopfschütteln des Älteren davon abhielt. "Es ist bereits zu spät. Du wirst nichts mehr zu essen bekommen." Das rief einen Ausdruck auf sein Gesicht, der Verzweiflung nahe kam. Wie sollte er bitte schön bis morgen durchhalten? Dann verschmälerten sich die grünen Augen zu Schlitzen. "Bekomme ich wenigstens einen von den Schokoriegeln?" Wortlos ging Crawford zu dessen Schrank und kurz darauf hielt er das gewünschte Objekt in den Händen. Mit Heißhunger fiel er darüber her, spürte, wie sein Körper den Energieschub willkommen hieß. "Ich werde dir etwas bringen lassen. Schließlich bin ich nicht ganz unschuldig daran, dass du das Essen verpasst hast." Crawford hatte bereits das Zimmer verlassen, als die Worte wirklich zu ihm durchdrangen. Mit geweiteten Augen starrte er auf die geschlossene Tür. Das war möglich? Im nächsten Moment grinste er, den Spott gegen sich selbst richtend. Natürlich, Crawford schien ja immer zu bekommen, was er wollte. Geduldig lehnte er sich gegen die Wand, harrte der Dinge, die da kommen mögen. Und als etwa zehn Minuten später tatsächlich jemand an die Tür klopfte, war er nicht allzu überrascht. Ohne Hast erhob er sich und ging sie öffnen. Ein junges Mädchen, bestimmt aus dem ersten Jahrgang, hielt ein Tablett mit belegten Broten und Saft in den Händen. Dankend nahm er es ihr ab, aber sie wagte weder aufzusehen noch auf seine Worte zu antworten. ****** Das Küchenpersonal versprach ihm, Schuldig so schnell wie möglich zu versorgen und irgendein Teil von ihm registrierte die schnell abgewendeten Blicke, aber er reagierte nicht darauf und machte sich auch keine Gedanken über dieses Verhalten. Ohne es zu wissen war seine Miene zu einer ausdruckslosen Maske erstarrt, nur in den braunen Augen lag eine Hitze, die jeden um ihn herum abschreckte. Ohne Hast ging er den Gang entlang, in seine eigenen Gedanken verstrickt. Warum war er jetzt erst darauf gekommen? So wenig er bisher daran gedacht hatte, so deutlich erkannte er nun, was Schneiders Verbot auch bedeutete und ihm missfiel das implizierte Misstrauen außerordentlich. Er schlug nicht den Weg zum Büro des Direktors ein, stattdessen erreichte er bald die Privaträume des älteren Mannes. Vor der Tür stehend überfielen ihn plötzlich Zweifel und ein Teil der Hitze verließ seinen Blick. Was, wenn er sich irrte? Sein Talent verweigerte die Kooperation und aus diesem Grund fiel sein Klopfen letztendlich etwas zögerlich aus. Er musste nur wenige Atemzüge warten, die er aber auch benötigte, um völlig ruhig zu werden. Die Tür wurde geöffnet und über Schneiders eisblaue Augen flackerte Überraschung, als dieser seinen Anblick in sich aufnahm. Dann begann ein leichtes Lächeln an den Mundwinkeln des Deutschen zu ziehen. "Crawford, wie unerwartet. Möchtest du nicht hereinkommen?" Schneider trat beiseite und er folgte der Einladung. Kurz schien es so, als wollte der Ältere ihm eine Frage stellen, dann aber winkte Schneider ihm lediglich zu folgen. Erst als sie das Wohnzimmer betraten, wurde ihm klar, dass der Direktor Besuch hatte. Stephenson... Der Emulator stand auf, tauschte einen schnellen Blick mit dem anderen Mann aus, wandte sich aber gleich wieder ihm zu. "Guten Abend, Crawford. Ich nehme an, du wünschst Herrn Schneider allein zu sprechen." Mit einem Lächeln und ohne eine Antwort abzuwarten, schob der Arzt den Stuhl ordentlich an den Tisch heran. "Aufgrund Schuldigs länger währender Abwesenheit darf ich doch davon ausgehen, dass er keine Probleme mehr hat?" Stephenson war jetzt bei ihm anzukommen und er verzichtete darauf das freundliche Lächeln zu erwidern. "Das Training hat sich als hilfreich erwiesen." Das brachte ihm eine belustigte mentale Berührung von Schneider und ein verstehendes Nicken von Stephenson ein. Anschließend verabschiedete sich der Arzt rasch und er war endlich allein mit Schneider. "Also, was verschafft mir die Ehre deines Besuches?" Schneiders Hände legten sich von hinten auf seine Schultern und automatisch wollte er sich darunter entspannen, dann fiel ihm jedoch der Grund seines Hierseins ein. Der Deutsche spürte unweigerlich den Widerstand, rührte sich aber nicht. "Was passiert eigentlich, wenn Schuldig eine Verbindung zu mir aufbaut?" Ein leises Lachen war Schneiders erste Reaktion. "Du bist also darauf gekommen?" Diese Frage bestätigte seine Vermutung und hastig drehte er sich zu dem Älteren um. "Andere Telepathen kommen dann nicht mehr zu uns durch, nicht wahr?", wollte er sich dennoch vergewissern. Schneider nickte nur und Enttäuschung brandete in ihm auf. "Sie hätten es mir sagen können. Ich würde das nicht gegen Sie - oder Rosenkreuz - benutzen." Ein sehr seltsames Lächeln erschien daraufhin auf Schneiders Gesicht. "Du wirst hier kaum mehr Informationen als erforderlich erhalten." Die eisblauen Augen hielten ihn gefangen und er atmete tief durch. "Der Sinn des Verbotes ist dir jetzt also verständlicher. Du wirst dich daran halten?" "Natürlich!" Wie konnte Schneider das bezweifeln? Als würde er mit Schuldig irgendwelche geheimen Pläne schmieden wollen. Wie absurd - und wie sinnlos. "Natürlich..." Schneider wiederholte leise das Wort, bevor dieser sich vorbeugte und jede Diskussion durch einen Kuss unmöglich machte. ~TBC~ So, jetzt kennt Crawford einen weiteren Teil der Wahrheit. *grins* Er sollte aber niemals davon ausgehen, alles zu wissen. Ich weiß, dieses Mal ist noch weniger als sonst passiert *räusper* ^^° aber ich brauchte das für später. cya, cu ^-^ Kapitel 95: "Die Gefahr für die Bevölkerung ist ihm natürlich vollkommen egal" ------------------------------------------------------------------------------ Close Distance (Teil 95) Titel: Close Distance Teil: 95/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Sonntagnachmittag. Schwarz nach dem Besuch im Takatori-Building. Ran und Yunshiro sind noch im Café. ^^ Disclaimer: not my boys, no money make... Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Leider ist es mit der stressfreien Zeit bald vorbei ^^# Wenigstens haben sie es endlich geschafft, mein Vordiplom auszustellen - und da dort die Klausurnoten für jedes Fach zu einer zusammengezogen werden, habe ich überall ein "sehr gut". Ich war im ersten Moment eher erschrocken, als mich darüber zu freuen ^^°°° Bei uns hat es auch geschneit *nod* Aber zum Glück gibt es hier keinen solchen Weihnachtsfreak *Mitleid hat* Darf ich eigentlich darauf hoffen, dass du die Rezepte noch findest? Der arme Scheider, ich hatte irgendwie nicht erwartet, dass er dadurch Sympathiepunkte verliert *mag ihn immer noch sehr* ^.~ Also, in einem der Gegenwartskapitel haben Crawford und Schu schon die Tatsache ausgenutzt, dass ihre Talente so seltsam aufeinander reagieren. Als sie ein ungestörtes Gespräch im Wohnzimmer geführt hatten. Aber es wird noch weiter ausgebaut *nod* Die Weiß-Seite in der Geschichte zieht sich so langsam hin, dass ich noch nicht genau weiß, was mit Perser werden soll. Aber ich denke, ich werde Omi die Wahrheit erfahren lassen. Wie intensiv ich darauf und damit auf Perser eingehe... *mit den Schultern zuck* @nai-chan: *grins* Ich habe deswegen gefragt, weil - abgesehen von letzter Woche - Andy, Furia und auch ich laufend Probs hatten, an die FF ranzukommen. Im Gegensatz zu dir ^.~ Ja, Omi wird es noch Leid, dass er sich mal gewünscht hat, sich wieder an die Vergangenheit erinnern zu können. Aber andererseits bleibt zu überlegen, ob ihm weitere Unwissenheit denn glücklicher machen würde... o.o *lach* Schneider kann doch auch nichts dafür. Was bisher kam, war meiner Meinung nach noch nicht einmal das Schlimmste *räusper* Aber alles in allem bin ich der Ansicht, dass der Zweck letztendlich (zumindest in diesem Fall) die Mittel heiligt. ^^ Wirklich dumm, dass ich euch nicht fragen kann, ob ihr auch so denkt. Dafür fehlen euch nämlich noch einige Daten *ehe* Ich könnte ihn jedenfalls nicht hassen. Wenn du mal einen wirklich fiesen Rosenkreuz-Chara haben willst, schau dir Herrn Hoffmann aus Mami-sans Fanfic "Alles Schwarz" an. Im Gegensatz zu Schneider ist der wirklich grausam - und trotzdem mag ich ihn irgendwie *drop* @erdschlange: Ich bin immer noch baff, wie schnell du es geschafft hast, bis hierher zu kommen *smile* *Gummibärchen für den ersten Commi rüberschieb* ^____^ Ich hoffe, du bleibst der Geschichte weiterhin treu *nod* Tja, Schuldig und Crawford sind schon des Öfteren bedauert worden. Manchmal geht es mir selbst auf den Keks, dass sich die beiden in den Vergangenheitskapiteln nicht näher kommen können, aber durch die Gegenwartshandlung bin ich da ja festgelegt *sigh* Was mich natürlich nicht davon abhält, es Schuldig immer mal wieder versuchen zu lassen *ehe* Teil 95 "Die Gefahr für die Bevölkerung ist ihm natürlich vollkommen egal" "Na das hat doch mal was gebracht..." Er verließ den Fahrstuhl hinter Crawford, hinein in die gut ausgeleuchtete Tiefgarage. Der Amerikaner hielt inne, musterte ihn. "Irgendwelche Beschwerden?" Vielleicht schwang ein Hauch von Amüsement in den Worten mit, er war sich nicht ganz sicher. Dennoch reagierte er mit einem Lächeln und verzichtete auf sein Standard-Grinsen. "Du musst zugeben, dass diese Aktion nicht besonders viel Sinn hatte." "Hm. Ich versichere dir, Takatori denkt anders darüber." Von Nagi kam daraufhin ein verächtliches Schnauben, aber der Telekinet verschränkte lediglich die Arme vor der Brust, ohne etwas zu sagen. Grüne Augen wurden zu schmalen Schlitzen. "Der und seine Machtspielchen. Takatori hat keine Ahnung, wie absolut deklassiert er ist." In diesem Moment hatte er nicht einmal Spott für den Politiker übrig, zu sehr ärgerte ihn, dass er für diesen Blödsinn hatte herhalten müssen. Dafür war er nicht ausgebildet worden. "Er ist immer noch unser Auftraggeber, Schuldig. Vergiss das nicht", meinte Crawford ruhig, gab sich aber keine Mühe, die Abscheu in den braunen Augen zu verbergen. Davon überrascht legte er den Kopf etwas schief, hielt den Älteren mit seinem Blick fest. Es geschah selten, dass Crawford seine Meinung so deutlich durchscheinen ließ. Takatori musste ihrem Leader wirklich auf die Nerven gehen. Ein Grinsen breitete sich ganz langsam auf seinem Gesicht aus. Früher oder später würde Crawford eine Gelegenheit finden, Takatori sein Missfallen spüren zu lassen. Deutlich. Und das wollte er um nichts in der Welt verpassen. "Ich werde es im Hinterkopf behalten", kam schließlich seine Erwiderung und hinter sich hörte er Farfarello leise in sich hinein lachen. Crawfords Lippen verzogen sich zu einem schmalen Lächeln. "Das bezweifle ich nicht." Eine kurze Pause folgte. "Takatori unterschätzt seinen Sohn, aber der macht umgekehrt den gleichen Fehler." Tatsächlich... Neugierig geworden griff er hinaus und verzog im nächsten Augenblick das Gesicht zu einer Grimasse. Das war ja abartig. Eine hochgezogene Augenbraue war alles, was Crawford tat, um eine stumme Nachfrage zu formulieren. Er antwortete nur zu gerne und teilte gleichzeitig das Bild mit den anderen. So musste er wenigstens nicht alleine darunter leiden. "Die veranstalten da oben gerade eine Massenumarmung. Masafumi und seine ,süßen Püppchen'". Nagi sah aus, als hätte er gerade einen schlechten Geruch in die Nase bekommen. Leider blieb ihm keine Zeit, ihren Jüngsten damit aufzuziehen, da ihm noch etwas anderes aufgefallen war. "Sie wissen längst Bescheid, wo Tetsuya sich befindet." Nachdenklich rieb er sich die Nase, spürte, wie Farfarello ihn von hinten umarmte, immer noch belustigt. "Ja natürlich. Sie werden seine Adresse überprüft haben. Ich nehme an, dass Masafumi die Gelegenheit für ein Freiland-Experiment nutzt", bemerkte Crawford. "Die Gefahr für die Bevölkerung ist ihm natürlich vollkommen egal." Wenn Crawford nicht so verdammt unemotional wäre, hätte ihm das sicher ein Lachen eingebracht. Crawford - und dem Rest von Schwarz - war das nämlich genauso egal. Wobei ein gewisser Rotschopf natürlich eine Ausnahme gebildet hatte. "Er wird nicht mehr lange eine Gefahr sein", ließ sich Crawford zu einer Antwort herab. "Weiß, ja? Ich sehe nicht, wie die das schaffen sollen. Vor allem wenn Masafumi auch noch Schreiend mitmischen lässt." Der Schwarzhaarige schien amüsiert. "Da sind wir ausnahmsweise mal einer Meinung." Das Funkeln in den braunen Augen ließ ihn nichts Gutes ahnen. Farfarello, so nah, dass sie fast zu verschmelzen schienen, spürte den Moment flüchtiger Spannung. Zähne gruben sich in die weiche Haut seines Halses, bissen aber nicht zu. Mit Mühe konzentrierte er sich wieder auf den Amerikaner. "Und?", hakte er nach. "Ihr werdet dafür sorgen, dass Weiß den Auftrag ausführen kann." "Na toll, soll ich hingehen, sie an der Hand nehmen und zur Wohnung des Studenten führen?" Er hatte nicht vergessen, wie wenig Erfolg Bombays Nachforschungen beschieden gewesen war. Gedämpft drang ein mentaler Protestlaut zu ihm durch und sein Blick flackerte zu Nagi. Der Junge schien auch nicht besonders begeistert zu sein. "Das wird nicht erforderlich sein. Seid einfach heute Abend da. Und lasst euch nicht erwischen, von keiner Seite." Damit wandte sich Crawford ab. Farfarello vibrierte in leiser Vorfreude, die er nicht so recht teilen konnte. Langsam war er es wirklich leid, den Babysitter für Weiß zu spielen. "Gilt der Auftrag auch für mich?" Nagi hatte einen Schritt in Crawfords Richtung gemacht, blieb dann aber stehen, angespannt. Crawford hielt ebenfalls inne, drehte sich noch einmal um. So etwas wie ein Lächeln umspielte die Mundwinkel des Älteren, während Nagi standhaft dessen Blick erwiderte. "Ja, Nagi." Und damit ging Crawford endgültig. Nagi sank etwas in sich zusammen und kurz legte sich ein Stirnrunzeln auf die glatte Haut. Dann ging ein Ruck durch den Telekineten. "Ich werde dort sein. Wie lautet die Adresse?" Die dunkelblauen Augen sahen ihn jetzt abwartend an. Im Hintergrund startete Crawford seinen Wagen, fuhr aus der Garage heraus. Er grinste den Jüngeren an. "Was denn, du verzichtest auf eine Freifahrt?" Nagi gab ein leises Schnauben von sich. "Ich werde ganz sicher nicht _jetzt_ einen Platz mit Farfarello teilen. Also?" Geduldig ließ Nagi sein Lachen über sich ergehen. "Wenn das so ist..." Und dann gab er ihm endlich die gewünschten Daten. Nagi wandte sich ohne ein Wort des Dankes ab und stiefelte davon. Mit einem breiten Grinsen sah er ihm hinterher. "Was hast du gemacht, Farf?", wandte er sich danach an seinen Freund. Der verstärkte die Umarmung. "Gar nichts." Das klang vollkommen unschuldig. "Sicher doch", ließ er das Thema fallen. "Was stellen wir mit dem Rest des freien Nachmittags an?" "Da wird mir schon was einfallen", schnurrte Farfarello in sein rechtes Ohr. ****** "Och Ran, das reicht nun wirklich..." Yunshiro gab sich alle Mühe, seinen Augen einen flehenden Ausdruck zu verleihen, scheiterte aber kläglich, als er sich mit einem mitleidlosen Grinsen konfrontiert sah. "Keine Chance. Du wolltest meine Hilfe, jetzt musst du auch durchhalten." Ein stilles Lachen wusch durch seinen Körper, als sein Freund daraufhin den Kopf verzweifelt auf die Tischplatte sinken ließ. "Also brav weiter schreiben." Er lehnte sich mit einem Lächeln zurück. Die Sonne war recht warm, aber im Schatten des großen Schirms ließ es sich auch im dem langärmligen Hemd aushalten. Vor ihm stand ein Eiskaffee, den ihm sein Chef spendiert hatte. Es fühlte sich gut an mit Yunshiro hier zu sitzen, trotzdem konnte er ein gewisses Gefühl der Leere nicht verleugnen. Es ruhte unverrückbar irgendwo in seinem Inneren, schwarz und von schneidender Schärfe. Das Lächeln verblasste, bevor er sich wieder unter Kontrolle hatte. Zum Glück war Yun-kun seiner Anweisung gefolgt und bekam so nichts von seinem Stimmungsumschwung mit. Sein Seufzen blieb ebenso in ihm verschlossen wie das Lachen zuvor. Und weil es vieles einfacher machte, konzentrierte er sich wieder auf Yunshiros Aufsatz. Mehr und mehr Schriftzeichen füllten das vor Yunshiro liegende Papier, während auch der Abschluss des Aufsatzes Gestalt annahm. Er wollte gerade etwas zu seinem Freund sagen, als ihn irgendetwas innehalten ließ. Es war kein Geräusch, das er gehört hatte und dennoch versuchte er zu lauschen. "Ist hier noch frei?" Eine Stimme forderte plötzlich seine Aufmerksamkeit ein und fast hastig drehte er sich um. Nein, er hatte sich nicht geirrt. Die Leere wurde so abrupt mit einem hellen, klaren Gefühl der Freude gefüllt, dass es beinahe wehtat. "Ja, Crawford-san." Er sprang auf, zog den Stuhl rechts von sich zurück. Der Name ließ auch Yunshiro den Kopf heben, der bis eben noch vertieft in seine Arbeit gewesen war und dunkle Augen trafen auf braune. Er konnte so etwas wie Anspannung bei seinem Freund erkennen, die sich um den Stift verkrampfenden Finger verrieten alles. Crawford-san reagierte mit kühlem Amüsement. Was hatte Yun-kun nur? Machte er sich etwa immer noch Sorgen? Dann fiel ihm endlich ein, dass die beiden noch nicht einander vorgestellt worden waren. Er räusperte sich, auf einmal verlegen. "Das ist mein Freund Miyato Yunshiro. Yunshiro, Crawford-san." Der Braunhaarige hatte sich erhoben und deutete eine Verbeugung an, die Crawford-san mit einem Nicken erwiderte, ehe beide sich setzten. Er selbst blieb stehen und sah den Amerikaner an, als wäre es seine letzte Gelegenheit. Mit jedem Atemzug kehrte etwas mehr Ruhe in ihn ein. Er lächelte. "Ich werde Ihnen einen Kaffee holen gehen", bot er an und wartete weder Zustimmung noch Widerspruch ab. Rasch glitt er durch die schmalen Lücken zwischen den einzelnen Tischen und gelangte in das kühle Innere des Cafés. Im Vergleich zu draußen schien hier lediglich ein sanftes Dämmerlicht zu herrschen und seine Augen brauchten einen Moment, um sich daran anzupassen. "Na Ran, möchtest du noch einen Eiskaffee haben?" Sein Chef sah von einem Lieferschein auf, den er gerade kontrollierte. "Nein danke." Ohne dass es ihm bewusst war, fiel sein Lächeln um einiges glücklicher aus, als sonst in letzter Zeit bei ihm zu beobachten gewesen war und der ältere Mann registrierte es mit Erleichterung. "Gut, was darf es dann sein?" "Eine Tasse Kaffee bitte, schwarz." Er hatte Crawford-san inzwischen oft genug welchen trinken sehen, um das zu wissen, selbst wenn er sich nicht mehr an dessen erste Bestellung bei ihm erinnert hätte. War das wirklich erst drei Wochen her? Vollkommen unmöglich und dennoch war es so. Was auch immer in ihm aufbrennen wollte, Hass, Wut oder Angst, es blieb seltsam distanziert, erstickt durch Eis, das hart wie Kristall war. Und so fiel sein Lächeln dieses Mal nicht zusammen. "Danke sehr." Er stellte die Tasse auf ein Tablett und bahnte sich dann den Weg zurück zu ihrem Tisch. Er war nur noch wenige Schritte von seinem Ziel entfernt, als Crawford-san sich umwandte. Bevor er etwas sagen konnte, war der Ältere auch schon aufgestanden und nahm ihm rasch das Tablett ab, das daraufhin nicht weniger schnell auf dem Tisch abgestellt wurde. Und im nächsten Moment traf ihn auch schon von hinten ein Stoß. Das überraschte "Entschuldigung" hörte er zwar, aber sein Verstand verarbeitete es nicht mehr. Der schien nämlich wie abgeschaltet seit der Sekunde, da er von Crawford-san aufgefangen wurde, ehe sein Stolpern in einen Sturz übergehen konnte. Hitze durchströmte ihn augenblicklich und sie hatte absolut nichts mit Verlegenheit zu tun. Er musste für diesen dummen Beinahe-Unfall direkt dankbar sein. Aftershave und Körperwärme beschäftigten seine Sinne, teurer Stoff unter seinen Händen. So unverkennbar Crawford-san. "Alles in Ordnung mit dir?", klang Yunshiros Stimme hinter ihm auf. Nein, überhaupt nicht. Er grinste schief, ungesehen. Er wollte nicht loslassen, nicht losgelassen werden. Crawford-sans Hände verließen nichtsdestotrotz seine Oberarme, allerdings nur, um seine Seite entlang herunter zu gleiten und dann kurz an seiner Taille zur Ruhe zu kommen. Er erschauderte, blickte endlich auf und entdeckte sofort das Glitzern in den braunen Augen. Eine Mischung zwischen Belustigung und vielleicht einem Anklang des gleichen Verlangens, das ihn selbst gefangen hielt. Crawford-san beugte sich zu ihm herunter. "Vergiss nicht, wo du bist", wurde ihm leise ins Ohr geflüstert, ehe der Amerikaner sich endgültig von ihm trennte. Es konnten nur Sekunden vergangen sein, als sein Zeitempfinden wieder einsetzte. Tief durchatmend drehte er sich zu dem Gast um, der immer noch dabei war sich zu entschuldigen, beruhigte diesen mit einem schnellen Lächeln und ein paar freundlichen Worten. "Ja, alles okay, dem Kaffee ist auch nichts passiert", ließ er sich dann auf seinen Stuhl sinken, an Yunshiro gewandt. Der grinste, auch wenn es etwas seltsam ausfiel. "Da hast du echt Glück gehabt. Um ein Haar wäre alles auf Crawford-san niedergegangen." Das wollte er sich nicht einmal vorstellen. Ein nervöses Flattern in seinem Magen ließ ihn zur Seite blicken, wo Crawford-san gerade in aller Ruhe einen Schluck von der heißen, schwarzen Flüssigkeit nahm. Nein, das wollte er sich wirklich nicht vorstellen. Der Amerikaner stellte die Tasse zurück, erwiderte seinen Blick. Die Belustigung war verschwunden und die neu erschienene Nachdenklichkeit erinnerte ihn kurz an den gestrigen Morgen - was nicht ohne einen weiteren Nervositätsschub vor sich ging - ehe ihm klar wurde, dass etwas anders war. Ernster. Seine Hand rutschte von ganz allein weiter nach rechts, bis sie neben Crawford-sans zur Ruhe kam. Es waren nur seine Fingerspitzen, die das Handgelenk des Älteren berührten, aber das reichte vollkommen aus, um ihn wieder zu beruhigen. "Und, bist du fertig?", wandte er sich wieder Yunshiro zu, ohne seine Hand auch nur einen Millimeter zu bewegen. Der zuckte leicht zusammen, was ein Grinsen bei ihm hervorrief. "Du hast doch nicht etwa gedacht, ich hätte es vergessen?" Ein resigniertes Seufzen antwortete ihm. "Sklaventreiber." "Selbst schuld." "Pah, aber bitte sehr..." Damit wurde ihm der Aufsatz zugeschoben. Es fiel ihm schwer sich darauf zu konzentrieren, während gegen seine Fingerspitzen dumpf Crawford-sans Puls klopfte. Schließlich hatte er sich doch bis zur letzten Zeile durchgekämpft, blickte lächelnd auf. "Klingt gut, auch wenn ich kaum mehr als die Hälfte davon verstehe." Violette Augen glitzerten mit Belustigung. "Verlangt auch keiner von dir. Würde mir mit deinem ja nicht anders gehen. Sowieso eine blöde Idee. In unserem Alter über unser Hobby schreiben zu müssen. Sind wir hier in der Grundschule, oder was?" Yunshiro verdrehte die Augen. "Immer noch besser als eine weitere Textanalyse. Also beschwere dich nicht." "Ich doch nicht." Ein leises Lachen, das abrupt verstummte, als sich sein Freund an die Anwesenheit des Amerikaners erinnerte. Rasch wurden alle Sachen zusammengepackt. "Vielen Dank noch mal für deine Hilfe. Ich muss jetzt los." Eine schnelle Verabschiedung und dann blieb er allein mit Crawford-san zurück. ~TBC~ Mehr Ran und Crawford *grins* ^________^ Ich kann verstehen, dass Yun-kun davon weniger begeistert ist... cya, cu ^-^ Kapitel 96: "Rückblicke XXX - Die waren tatsächlich alle wahnsinnig hier" ------------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 96) Titel: Close Distance Teil: 96/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Das dreißigste Vergangenheitskapitel. Bald habe ich es geschafft und sie nehmen mindestens ein Drittel der Story ein. ^^ Disclaimer: not my boys, no money make... Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Oh, ein anderer Weihnachtssong - so was gibt es?!? *lach* Erholsame Feiertage wünsche ich mir auch, aber eigentlich sollte ich mich an die Aufgaben in Steuern setzen *sigh* Ich werde wohl spätestens morgen damit anfangen... @erdschlange: Freut mich, dass es dir wieder gefallen hat. Ich mag das heutige *grins* Es zeigt, dass Schu noch nicht so abgebrüht ist, wie er sich oft gibt ^^ Ja, Yun-kun wird gaaanz langsam eifersüchtig *lach* Mir tut der Junge ja wirklich Leid. Zusehen zu müssen, wie er Ran immer mehr verliert, kann einfach nicht schön sein. Und natürlich schreibe ich weiter, in nächster Zeit allerdings eher weniger o.O Für Klausuren zu lernen schlägt bei mir auf die wenige Kreativität, die ich mein eigen nennen darf *räusper* Aber ich habe bereits ausreichend Kapitel in meinem Block, so dass es zu keinen Unterbrechungen für euch kommen wird ^^ @nai-chan: Ich fasse es ja nicht... kaum hört Mexx für die Allgemeinheit auf zu spinnen, bekommst du Probs. Danke, dass du so viel Geduld aufgebracht hast *knuffel* Auch wenn die Form grammatikalisch bedenklich ist, mag ich sie irgendwie *lach* Übrigens kann ich Yun-kun nicht verübeln, dass er auf Crawfords Anwesenheit lieber verzichtet *ehe* Und, haste mitbekommen, wann das Chap freigeschaltet war? *zwinka* @CeresNila: *knuffz* Wenigstens wirst du jetzt ein paar Tage Ferien haben, ne? Das ist das Positive an der Schule ^^ Schön zu hören, dass du meine Story mit so viel Begeisterung aufnimmst *lach* ^_________^ Da macht es doch gleich doppelt so viel Spaß, daran weiterzuschreiben (ist auf jeden Fall besser als zu lernen *pfeif*) Also so wie Weiß sich bei ihren Aufträgen manchmal anstellen, ist es doch kein Wunder, dass Schwarz nicht allzu viel von ihnen hält. Schu ist besonders geschlagen, da er ja laufend den Babysitter zu spielen hat *snicker* (je länger ich an der Geschichte schreibe, desto weniger mag ich irgendwie Weiß und das scheint durch ^^°°° Ran war schließlich schon immer mein Lieblings-Chara bei Weiß und jetzt gehört er nicht mal dazu...) Tja, ich habe auch absolut keine Ahnung, was Yun-kun gegen Crawford haben könnte *mich weglach* @Furia: *nick* Ein bissl ist es her, aber du tauchst ja immer wieder aus der Versenkung auf *knuddel* *dir die wohlverdienten Gummibärchen rüberschieb* *auch massenhaft Weihnachtsschokolade zur Auswahl hab* ^^# Wenn ich öfter so spät ins Bett kommen würde, wäre ich ja zu gar nix mehr zu gebrauchen o.O Ich hoffe, dass du in den Ferien ein bissl Erholung findest. *nod* Dann bin ich mal gespannt, wann ich wieder von dir höre *grins* ^_____________^ Teil 96 "Rückblicke XXX - Die waren tatsächlich alle wahnsinnig hier" Morgen würde es so weit sein. Verdammt! Die anderen Zimmer hatten sich inzwischen wieder gefüllt und er lief Enrico jetzt häufiger über den Weg, hatte stets ein höhnisches Grinsen für ihn übrig. Der Telepath hatte es bisher nicht gewagt, ihn ein weiteres Mal anzugreifen und er hatte bereits beschlossen, Enrico die schlimmste Migräne seines Lebens zu verpassen, sollte er auch nur die Absicht dazu auffangen. Die Hände wie so oft tief in die Hosentaschen geschoben, schlurfte er den Gang entlang. In ihm brodelte es und er wusste selbst nicht so recht, wie er damit umgehen sollte. Er wollte nicht in so einen dämlichen Schlafsaal gesteckt werden und gleichzeitig war ihm klar, dass er es nicht verhindern konnte. Seine Miene war mürrisch, als er sein noch-Zimmer betrat und Crawford drehte sich sofort zu ihm um, hatte wohl seine alles andere als gute Stimmung gespürt. Fehlte nur noch ein ironischer Kommentar und er würde endgültig in die Luft gehen. Hinter seiner Stirn begann es bereits zu pochen und er war nur allzu bereit, seine Kopfschmerzen mit ein paar anderen zu teilen. Crawford sah ihn einfach nur ruhig an und irgendwie ging ein Teil dieser Ruhe auf ihn über. Es wurde leichter zu atmen und seine Muskeln entkrampften sich nach und nach. Mit einem Seufzen ließ er sich auf der Bettkante des Älteren nieder. Um Crawford ein bisschen näher zu sein. Die unangemessenen Gedanken hatte er sich inzwischen so gut wie abgewöhnt. Crawford verstand, sagte nichts dazu. "Du wirst dich daran gewöhnen", meinte der Amerikaner schließlich. Wie oft sollte er das noch zu hören bekommen? Sein Lächeln fiel eindeutig säuerlich aus. "Warum kann ich nicht einfach bei dir bleiben?" "Weil das der Politik von Rosenkreuz widerspricht. Du musst dir alles verdienen." Crawfords Mundwinkel rutschten ein wenig nach oben und der Tonfall war staubtrocken. Er grinste, aufrichtiger. "Als der hiesige Musterschüler solltest du aber etwas mehr Elan in diese Rede legen. Macht sie überzeugender." "Ich weiß, wann ich einen hoffnungslosen Fall vor mir habe. Die Mühe kann ich mir also sparen." Der Ältere lehnte sich in seinem Stuhl zurück, wurde plötzlich ernst. Der nachdenkliche Blick ließ ihn fast nervös werden und er biss die Zähne zusammen, um nichts sagen. Stattdessen stand nur in grünen Augen eine stumme Frage. Er wusste nicht genau, wie viel Zeit vergangen war, als Crawford sich schließlich räusperte, anscheinend eine Entscheidung getroffen hatte. "Schuldig, ich möchte, dass du alles lernst, was dir angeboten wird. Es ist mir vollkommen egal, ob du anderen Schülern auf die Zehen trittst. Aber du sollst deine Ausbildung hier so schnell wie möglich abschließen. Und anschließend wirklich _gut_ sein. Verstanden?" Die Eindringlichkeit, mit der das gesagt wurde, ließ auch ihn ernst werden. "Warum?" Er hatte sowieso vor, hier schnellstens zu verschwinden. Aber weshalb sollte Crawford sich darum auch nur einen Dreck scheren? "Weil ich dich später in meinem Team haben will und dort keine Nieten gebrauchen kann." Crawfords Lächeln war nahezu unsichtbar, aber er fühlte es regelrecht. Sein Mund öffnete sich, wurde wieder geschlossen, ohne den Kommentar angebracht zu haben, der ihm prompt durch den Kopf geschossen war. ,Warum sollte ich in dein Team wollen?' Denn es war so, er wollte es. Das und nichts anderes, jetzt, da er um diese Möglichkeit wusste. Kein Wunder, dass Crawford ihn von Dummheiten abzuhalten versucht hatte - wenn auch nicht immer mit angenehmen Mitteln. Selbst wenn Crawford Rosenkreuz verließ, würde der Ältere nicht für immer aus seinem Leben verschwinden. Crawford würde zurückkommen, um ihn zu holen. Die Erleichterung war überwältigend und er sackte in sich zusammen, auch wenn seine Miene nichts von dem widerspiegelte, was in ihm vorging. Bis er schließlich lächelte. "Gut." "Das sind ja noch richtige Kiddies." Angst lag zum Schneiden dick in der Luft, so dass er vollkommen dicht gemacht hatte. Seine Schilde knisterten fast in seinem Kopf, so eng hatte er sie gestaffelt. Sie waren vor kurzem hergebracht worden und drängten sich nun auf dem Hof zusammen, als wären sie eine verschreckte Viehherde. Einige konnten kaum älter als sechs oder sieben Jahre sein und waren so blass, dass sie jederzeit in Ohnmacht zu fallen drohten. "Was hast du erwartet?" Crawford stand neben ihm, behielt eher die Trainer im Auge und widmete den Kindern kaum einen Seitenblick. Er zuckte mit den Schultern. "Ich habe hier niemanden gesehen, der so jung ist." Die Klassen fingen erst mit etwa Zwölfjährigen an. "Du hast also noch nichts davon gehört?" Braune Augen musterten ihn mit leiser Belustigung. "Kaum zu glauben, dass dir etwas entgeht." "Ha ha, sehr witzig. Rück schon raus damit." Eines der Kinder, ein Mädchen, kippte jetzt tatsächlich um. Vielleicht lag es ja an der Hitze. Nicht nur knallten die Sonnenstrahlen auf sie herab, sondern der Boden hatte begonnen, glühenden Herdplatten nachzueifern. Ein blonder Junge wollte ihr helfen, wurde aber sofort zurück gerissen. "Hier muss jeder alleine klarkommen, sonst ist er es nicht wert zu Rosenkreuz zu gehören!" Das ging doch wirklich zu weit. Seine Aufforderung hatte er schon halb vergessen und eine zurückgehaltene Bewegung ließ seine Muskeln kurz erzittern. Crawfords Blick hielt ihn fest. Das und eine kaum wahrnehmbare warnende Geste. "Hast du tatsächlich Mitleid mit ihr?" Er biss sich auf die Unterlippe, dachte darüber nach. "Keine Ahnung." Er war sich wirklich nicht sicher. Schließlich kannte er das Mädchen überhaupt nicht und es sollte ihm völlig egal sein, was mit ihr geschah. Dennoch... sie war so verdammt _jung_. Braune Augen wurden kalt und hart, Crawford schüttelte leicht den Kopf. "Die richtige Antwort lautet ,nein'. Merk dir das besser." Frostiger Tonfall. Ein Schauer lief durch seinen Körper. Plötzlich unsicher suchte er etwas in dem Blick des Älteren und nach einem Moment der Anspannung - fand er es. Er verstand, nickte abgehackt und setzte dann ein Grinsen auf. "Werde ich machen, großer Meister. Und jetzt bitte die Erklärung." Crawford lächelte beinahe. "Sie sind separat untergebracht. Dort, wo auch die Babys sind." Das ließ sein Grinsen wie weggewischt verschwinden. "Babys?" "Kinder von Talenten. Sie bringen die Frauen dahin." Das Thema hätte ihn zu jeder anderen Gelegenheit Witze reißen lassen, aber in diesem Zusammenhang ließ es Übelkeit in ihm hochsteigen. Die waren tatsächlich alle wahnsinnig hier. Vollkommen und zertifiziert irre. "Sie können die Frauen anschließend nicht frei lassen, oder?" Er erkannte seine eigene Stimme kaum wieder. "Nein, nicht wenn es Talentlose sind." Crawford verfiel danach in Schweigen und er selbst wusste auch nicht, was er sagen sollte. Für einige Minuten sah er zu, wie Listen verlesen und die Neuen in kleine Gruppen eingeteilt wurden. Schließlich stellte er eine weitere Frage. "Was sagen die... Väter... dazu?" Innerhalb eines Atemzuges versteinerte Crawfords Gesicht. "Es sind Absolventen von Rosenkreuz, was denkst du?" Keine Antwort und dennoch hätte eine solche nicht klarer ausfallen können. "Mir wird das nicht passieren", flüsterte er nach einer halben Ewigkeit. So wenig er sich vorstellen konnte, jemals ein Kind zu haben, er wusste mit absoluter Gewissheit, dass er es nicht Rosenkreuz ausliefern könnte. Was für ein Glück, dass er sich sowieso nicht für Mädchen zu interessieren schien... Er gab ein sarkastisches Schnauben von sich. Und als sich ihre Blicke trafen, erkannte er, dass Crawford seine Überlegungen ohne Probleme nachvollzogen hatte. Sie teilten ein humorloses Lächeln. Dann kehrte seine Aufmerksamkeit zu den Kindern zurück, gleichzeitig flüchtete er mit einem Schritt nach hinten weiter in den kühlen Schatten. Und endlich erkannte er, was ihm die ganze Zeit schon merkwürdig vorgekommen war, ohne dass er den Finger hätte darauf legen können. "Sie weinen überhaupt nicht." Crawford bat mit dem flüchtigen Heben der rechten Hand um etwas Geduld, ging auf einen der Trainer zu und wechselte mit diesem ein paar Worte. Interessiert beobachtete er die beiden, konnte sie aber nicht verstehen. Und ein telepathisches Lauschen würde sicherlich bemerkt - und nicht begrüßt - werden. Der blonde Junge von eben wurde aus der Gruppe aussortiert und von Crawford zurück in die Mitte des Platzes geführt. Der ließ es geschehen, gab sich aber keine Mühe, den wütenden Gesichtsausdruck zu verbergen. Die anderen Kinder schienen noch ängstlicher zu werden. Ohne Zweifel wollte keines aus der Geborgenheit der Masse herausgerissen werden. Crawford schenkte ihnen keine Beachtung, kehrte zu ihm zurück. Und antwortete dann auf seine Bemerkung, als hätte dieses Zwischenspiel nie stattgefunden. "Sie sind bis heute mit den Suchteams zusammen gewesen. Und die bringen nicht viel Geduld auf." Crawfords braune Augen blieben ausdruckslos. Wahrscheinlich würde der Ältere weinerliches Verhalten auch nicht dulden. Es musste eine grausame Erfahrung für die Kinder gewesen sein. Herausgerissen aus ihrem normalen Leben und dann unter der ständigen Drohung von Gewalt, ob nun physischer oder psychischer. Zu Gehorsam terrorisiert. Wie hätte er selbst wohl darauf reagiert? Über Crawfords Lippen glitt ein Lächeln. Der Schwarzhaarige schien in diesem Moment seine Gedanken zu lesen. Pah! Ungerührt unterbrach er den Blickkontakt, schlenderte auf die Neuankömmlinge zu. Es waren noch ein paar andere Schüler hier - sie mussten gerade frei haben - die das Geschehen mit herablassender Miene beobachteten und sich an der Angst der Kinder weideten. Balsam für alte Wunden, vermutlich. Er schickte einen entsprechenden spöttischen Gedanken an die Anwesenden, laut genug, um zu jedem durchzudringen, der sich gerade nicht außerordentlich gut abgeschirmt hatte. Das brachte ihm hitzige Blicke von den Schülern ein, sie mussten sich wohl angesprochen fühlen, und so etwas wie widerwilliges Amüsement von den anwesenden Trainern und Lehrern. Von den Kindern kam ein vereinzeltes unterdrücktes Kichern und ein Teil der Furcht, die wie eine düstere Wolke über ihnen hing, löste sich in Wohlgefallen auf. Grüne Augen gaben nichts von seiner Zufriedenheit Preis, als er die Kids einer näheren Musterung unterzog. Und sie verrieten genauso wenig den Wandel zu Abscheu, sobald er die Verletzungen entdeckte. Der Blondschopf reckte trotzig das Kinn hoch, als er ihn auf dem Weg zurück passierte. Aus einem Impuls heraus blieb er stehen. "Wie heißt du?" "Was geht dich das an?" Er grinste. Der Knabe war ganz nach seinem Geschmack. "Ich bin neugierig." "Schön für dich." Arme wurden vor der Brust verschränkt. Wahrscheinlich kaum älter als zwölf und schon so frech. "Ich kann mir deinen Namen auch aus deinem Kopf holen", meinte er freundlich und lachte in sich hinein. Blässe überzog prompt das Gesicht des Jungen. Hatte wohl schon Erfahrung damit. Er erhielt sein lässiges Grinsen aufrecht. "Patrick", stieß der Blondhaarige widerwillig hervor. "Na siehst du, Patrick. War doch gar nicht so schwer." Er tätschelte ihm die Schulter, kehrte dann endgültig zu Crawford zurück. Der empfing ihn mit einem Ausdruck in den Augen, der Mitleid sein könnte, wenn das nicht absolut unsinnig wäre. Die Emotion verschwand schnell wieder. "Geht es dir jetzt besser?" Ironie färbte die Frage. "Jupp, eindeutig." Er wollte sich erkundigen, warum Patrick eigentlich herausgeholt worden war, aber etwas anderes drängte sich in den Vordergrund. "Sind parapsychische Fähigkeiten denn vererbbar?" Crawford zwinkerte, nahm den Faden ihrer vorherigen Unterhaltung jedoch ohne Probleme auf. "Zum Glück nicht nach einem feststellbaren Muster. Natürlich findet sich unter den Kindern von Talenten ein höherer Prozentsatz Begabter, aber es gibt keine Garantie dafür." "Zum Glück...", wiederholte er leise, dachte darüber nach. "Ansonsten würden sie uns wohl-" Er verstummte, hatte nicht vor den Satz zu beenden. "Ja." Mit einem Gefühl von Übelkeit sah er zu, wie die Kinder nun hineingescheucht wurden. Nur Patrick und das Mädchen blieben zurück. Eine Bewegung am Rande seiner Wahrnehmung ließ ihn den Kopf wenden. Herr Schneider. Der Direktor kam langsam auf sie zu und unwillkürlich versuchte er sich halbwegs hinter Crawford zu verstecken. "Du wolltest mich sprechen?" Eisblaue Augen glitten mit einem Funken von Belustigung über ihn hinweg, ehe sie auf Crawford zu ruhen kamen. Der Schwarzhaarige nickte. "Es geht um den Jungen da. Er wird Ärger machen." Herr Schneider sah kurz zu Patrick hinüber und plötzlich lag ein Eisklumpen in seinem Magen. Was tat Crawford hier? "Zeig es mir", forderte der Direktor dann und als nächstes spürte er, wie sich eine Verbindung zwischen den beiden aufbaute. Hastig wich er mental zurück. Ohne ein Wort zu sagen, winkte Herr Schneider anschließend einen der älteren Schüler herbei, die sich seit dessen Erscheinen nicht zu rühren gewagt hatten. "Geh zum Schießstand und lass dir eine Waffe aushändigen. Bring sie mir." Er glaubte seinen Ohren nicht zu trauen, doch der Andere verlor keine Sekunde, war kurz darauf schwer atmend zurück. Herr Schneider lächelte, als dieser prüfte, ob die Waffe geladen war und sie danach an Crawford weiter reichte. Der nahm sie ohne sichtbare Regung an. Crawford? Das war absurd. Sie konnten nicht vorhaben, was er gerade dachte. Vielleicht träumte er ja nur. Das würde das merkwürdige Gespräch über Babys erklären. Der Direktor näherte sich Patrick und er nutzte die Gelegenheit, um Crawford einen fragenden Blick zuzuwerfen. Braune Augen warnten ihn davor, etwas zu sagen. Und für den Moment tröstete er sich damit, dass Crawford noch neben ihm stand. Die Waffe immer noch in der Hand, den Arm locker hängen lassend. "Was für ein Talent hast du, Junge?" Die Stimme fiel nahezu freundlich aus. Was ihm eher den Magen umdrehte, als es jede Kälte hätte tun können. Herr Schneider war einfach nicht freundlich. Patrick war wahnsinnig oder auch unwissend genug, um den Blick des älteren Mannes mit demselben Trotz zu erwidern, der auch vorhin schon aufgeflammt war, als er selbst ihm eine Frage gestellt hatte. Doch Herr Schneider würde das ganz sicher nicht witzig finden. Wo verdammt war nur seine Distanz geblieben, wenn er sie brauchte? Schmerz verzerrte das Gesicht des Jungen. Und dann verlor er seinen Trotz. "Sie haben gesagt, dass ich ein Heiler bin." Vielleicht hatte Patrick sich deswegen um das Mädchen kümmern wollen. Mut und Instinkt. Herr Schneider neigte den Kopf etwas. "Du hättest wirklich stark werden können, weißt du das?" Und mit diesem Satz war das Urteil gesprochen. ~TBC~ Ich weiß nicht, ob ich diesen Teil hier lustig finden soll oder nicht... o_O Ich wünsche allen (nachträglich) schöne Weihnachtsfeiertage ^^ *knuddel* cya, cu ^-^ Kapitel 97: "Aber dummerweise ist er bereits zu tot dafür" ---------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 97) Titel: Close Distance Teil: 97/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: *grins* Ran ist wieder einen Schritt weiter ^-^ Disclaimer: not my boys, no money make... Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Ich hoffe, du bist gesund und munter im neuen Jahr gelandet *grins* @Taowaki: *lach* Wenn man genau darüber nachdenkt, sind es gar nicht seine Pläne, ne? Denn eigentlich hat er ja von Schneider erfahren, dass er sein eigenes Team bekommen wird. ^^ Aber es wird Schuldig zweifellos helfen, auf dieses Ziel zuarbeiten zu können *nod* Nope, das war wirklich nicht Nagi. Ich habe nicht vor, ihn nach Rosenkreuz zu bringen, weil das die gesamte Zeitplanung über den Haufen werfen würde. ^^ Und wie ich dir ja im GB geschrieben hab, stößt als zunächst Farf zu den beiden *grins* Patricks Schicksal ist besiegelt, auch wenn er mir ein bisschen Leid tut. o.o Und ich bin nicht hingefallen, obwohl es bei uns wirklich recht glatt war ^.~ @erdschlange: Ab und zu muss ich eben zeigen, dass auf Rosenkreuz nicht alles so schön ist, wie einen Crawfords Leben dort manchmal glauben lässt. Der stellt nämlich eine große Ausnahme dar. Übrigens kommt mir selbst das nicht so grausam vor, liegt wohl daran, dass ich es selbst geschrieben hab. Wirkt bei mir nur, wenn ich es bei anderen lese ^^# Ob das Urteil anders ausgefallen wäre, wenn Patrick nicht so trotzig gewesen wäre? Die Antwort lautet "ja", aber aus einem anderen Grund, als du wahrscheinlich denkst. ^^ Es geht hier weniger darum, den Jungen für sein Verhalten zu bestrafen... Ich hoffe, es wird im nächsten Vergangenheitskapitel deutlich *lieb sag* @nai-chan: Ja, ja... bei der Beurteilung meines eigenen Geschreibsels entwickle ich manchmal einen seltsamen Humor. Deswegen finde ich das letzte Kapitel immer noch ein bissl lustig *nicht aus meiner Haut kann* *ehe* Freut mich sehr, dass die Stimmung gut rübergekommen ist ^__________^ Hm, mit der Zeit zum Commischreiben scheinste Recht zu haben - die meisten sind wirklich nachts drin gelandet. Ich hoffe ja, dass ein Teil der Probs auch auf den Adventskalender zurückzuführen war. Und da der jetzt weg ist... @CeresNila: *Gummibärchen rüberschieb* *mich weglach* Ich bin mir gar nicht fies vorgekommen, aber jetzt da du es sagst... Um das Mädchen musste dir keine allzu großen Sorgen machen, wirste nächste Woche sehen. Um Patrick, tja... *mit den Schultern zuck* Schuldig ist eben kein stinknormaler Mensch *grins* Und ich wusste doch, dass man dem Kapitel auch was Lustiges abgewinnen kann ^__~ Ich bekomme immer wieder ein schlechtes Gewissen, wenn ich daran denke, dass Weiß sich immer rarer macht. Aber sie sind ja auch nicht die Hauptpersonen in der Story ^^ Schön, dass du über deren häufige Abwesenheit nicht besonders traurig bist *snicker* Teil 97 "Aber dummerweise ist er bereits zu tot dafür" Für eine Weile fiel kein Wort zwischen ihnen und er umklammerte fest das Glas mit den Resten seines Eiskaffees, um wenigstens etwas zu haben, das ihm Halt bot. Zwei Finger seiner rechten Hand ruhten immer noch an Crawford-sans Puls und die Tatsache, dass der Ältere dies zuließ, brannte als Hitze gegen das kalte Getränk in seinem Magen an. Nach und nach wurde das Schweigen geradezu unerträglich, auch wenn es keine wirkliche Last darstellte. Vielleicht wollte er einfach nur Crawford-sans Stimme hören. "Sind Sie zufällig hier vorbeigekommen?", fragte er schließlich. Er glaubte es nicht, irgendwie fiel es ihm schwer, das Konzept des Zufalls mit dem Amerikaner in Übereinstimmung zu bringen. Und so wie er es halbwegs erwartet hatte, machte Crawford-san eine verneinende Kopfbewegung. Braune Augen begegneten ruhig seinem Blick und wie so oft scheiterte sein Versuch, aus ihnen etwas herauszulesen. "Ich war vorhin im Krankenhaus und habe mit Mr. Stephenson gesprochen." Diese Aussage ließ sein Herz losrasen, dann aber beruhigte er sich wieder. Er war heute vor seiner Schicht bei Aya gewesen und ihr Zustand hatte sich nicht verschlechtert gehabt. Es gab keinen Grund sich Sorgen zu machen... Seine Gedanken verweilten für einen Moment bei ihrem blassen Gesicht und mit einem Stich - ein Messer, das langsam in seine Brust geschoben wurde - realisierte er, dass es ihm allmählich schwer fiel, sie anders zu sehen als so. Ältere Erinnerungen, an ihr Lachen, wurden nach und nach von dieser statischen Aufnahme überlagert. Seine Miene hatte jeden Ausdruck verloren und das Glitzern in den violetten Augen rührte nur noch vom Eis her, das sich dahinter verbarg. Eine Berührung holte ihn abrupt zurück, warme Finger umschlossen jetzt seine Hand und übten leichten Druck aus. Ein Anker, der ihn im Hier und Jetzt fixierte. Als wäre nichts vorgefallen, sprach Crawford-san weiter. "Er muss wieder zurück in die USA, wird aber ausführliche Anweisungen für die Behandlung deiner Schwester hier lassen. Es gibt da eine neue Therapie, die Komapatienten sogar nach Jahren wieder aufwachen ließ. Natürlich wird es nicht einfach sein, die richtige Kombination von Medikamenten für Aya zu finden, aber sie werden es bestimmt schaffen." "Ja, bestimmt..." Jede andere Möglichkeit wäre einfach zu schmerzhaft. Er brauchte diese Hoffnung, um sich nicht völlig selbst zu verlieren. Auch wenn genau das immer leichter erschien, wehrte sich ein Teil in ihm standhaft, sein altes Leben loszulassen. "Warum hat Dr. Stephenson mir das nicht selbst erzählt?" Er hatte mit dem Arzt noch gar nicht gesprochen, fiel ihm in diesem Moment auf. Aber auf der anderen Seite wollte der sich wahrscheinlich auch gar nicht mit irgendeinem Bruder einer Patientin abgeben. "Es kam für ihn selbst etwas überraschend, dass er so plötzlich abreisen muss. Und da ich mich heute mit ihm getroffen hatte, war es ihm lieber, dass du die Nachricht von mir erhältst statt von einem der anderen Ärzte." Trotz des Themas umspielte ein leichtes Lächeln für einen Augenblick Crawford-sans Mundwinkel und er erwiderte es sofort. "Sie kennen ihn von früher?" Irgendwo in seinem Hinterkopf rührte sich die Erinnerung an eine Unterhaltung mit seinem Onkel. Dieser hatte kurz erwähnt gehabt, dass Crawford-san ihm den Spezialisten empfohlen hatte. Bisher hatte er sich darüber keine weiteren Gedanken gemacht, aber wenn Crawford-san Dr. Stephenson tatsächlich kannte, war das eine weitere Beruhigung. "So kann man das wohl sagen..." So etwas wie ein Schatten huschte über das Gesicht des Älteren. Eine negative Erinnerung? Vielleicht der Grund für die Bekanntschaft der beiden? Er hakte nicht nach. Was wusste er schon über Crawford-sans Vergangenheit - oder auch nur über den Mann im Allgemeinen. Außer der Tatsache, dass er gut kämpfen konnte. Und gut küssen. Woher auch immer das gerade gekommen war, es brachte eine unpassende Wärme in seine Wangen. Crawford-sans Anwesenheit machte es ihm einfach unmöglich, weiter bei Ayas Zustand zu verweilen und so löste sich der Knoten aus Besorgnis auf, zerfaserte zu leiser Bedrücktheit, die bereits ein ständiger Begleiter geworden war, oft genug gar nicht mehr bewusst wahrgenommen. Mit einem offenen Lächeln betrachtete er ihre verbundenen Hände und ein Schauer rieselte durch seinen Körper bei der Vorstellung, dass es vielleicht dabei nicht bleiben würde. Wenn sie nicht im Café gesessen hätten, würde er nicht weiter so still dasitzen. Der Gedanke spiegelte sich in den violetten Augen wider, es lag auch nicht in seiner Absicht ihn zu verbergen, und in Crawford-sans Blick hielt daraufhin Amüsement Einzug. Er konnte sich gut vorstellen, dass der Ältere die Sache lustig fand, er selbst schaffte es aber nicht, darüber zu lachen. Wenn Crawford-san bloß nicht so undurchschaubar wäre! Eigentlich bewunderte er diese Eigenschaft, doch wenn er sich selbst damit konfrontiert sah, war sie wirklich ein Ärgernis. Aber egal ob er es zugeben würde oder nicht: Zusammen mit dem unverbrüchlichen Selbstvertrauen des anderen Mannes bildete dieser Wesenszug einen integralen Bestandteil des Grundes, warum er sich zu dem Älteren hingezogen fühlte - in mehr als einer Hinsicht. "Ich kann dich nach Hause fahren, wenn du möchtest." "Nein!" Von der Intensität seiner Ablehnung selbst überrascht, wurde er endgültig rot und hastig senkte er den Blick. "Ich meine... ich möchte noch nicht zurück...", murmelte er dann eine leise Erklärung. "Was möchtest du tun?" Eine andere Frage lag unter dieser. ,Was willst du?' Sie hallte immer noch in ihm nach, hatte ihn nie verlassen. Er kaute auf seiner Unterlippe herum, während sich seine Gesichtsfarbe wieder normalisierte. Wenn Crawford-san ihn fragte, dann durfte er doch auch entscheiden, nicht wahr? Sein Körper straffte sich unwillkürlich. Er sollte wirklich aufhören, laufend vor Verlegenheit im Boden versinken zu wollen, ehe der Amerikaner die Geduld mit ihm verlor. Ohne weiteres Zögern sah er auf, begegnete den braunen Augen, die immer noch abwarteten. "Wie wäre es mit einem Spaziergang?" Sein Lächeln überschritt schnell die Grenze zu einem Grinsen. Eigentlich war das alles sehr einfach. "Gut." Crawford-san war wahrscheinlich froh, dass er überhaupt eine Entscheidung getroffen hatte, egal welche. Die warme Hand wurde zurückgezogen, dann stand der Ältere auf. Er selbst erhob sich ebenfalls und überlegte kurz, ob er das Geschirr reinbringen sollte. In diesem Moment signalisierte ihm schon eine Kellnerin, dass sie das übernehmen würde und so schloss er sich Crawford-san an, der ohne Probleme einen Weg durch das Gewirr aus Tischen, Stühlen und anderen Gästen fand. Sie liefen schweigend nebeneinander her und obwohl er es eigentlich sollte, fühlte er überhaupt kein Unbehagen dabei. Eher im Gegenteil. Der Nachmittag begann sich allmählich dem Abend zuzuneigen und die Familien verschwanden aus dem Park. Irgendwann blieb er stehen und Crawford-san an seiner Seite tat das Gleiche. Es waren in der Nähe keine Stimmen zu vernehmen, aber alles in allem war ihm das sowieso egal. Er sah sich nicht einmal um, um sich zu versichern, ob sie tatsächlich allein waren. Seine Hände strichen über den teuren Stoff des Jacketts, machten sich erneut mit dem Gefühl vertraut. Crawford-san erwiderte sein Lächeln - allerdings ohne die selbstironische Note darin -, küsste ihn dann wie als Antwort auf eine stumme Frage. Warme Lippen schienen jede einzelne Faser in seinem Körper in Flammen zu setzen, verzehrend und fast schon schmerzhaft. Seine Haut wurde mit einem Schlag so empfindlich, dass er die Struktur seiner Kleidung zu spüren glaubte und seine Augen schlossen sich wie von allein, damit sich seine Sinne ganz auf den Kuss konzentrieren konnten. Er wusste nicht genau, wann er seinen Mund öffnete und die ganze Sache zu etwas auszuarten drohte, das ihn das Atmen vergessen ließ, aber es war auch nicht nötig, darüber nachzudenken. Aus einem eigenen Willen heraus versuchte sein Körper gegen den Älteren zu drängen und es war der sanfte aber nachdrückliche Widerstand zweier Hände an seiner Taille, der wenigstens etwas klare Überlegung in ihn zurückkehren ließ. Natürlich, schon so schoss sein Blut in untere Regionen und ließ ihn leichten Schwindel verspüren. Eine tatsächliche Berührung wäre unerträglich, egal wie verführerisch der Gedanke war, sich an Crawford-san zu pressen. Erst als seine Lungen wirklich zu protestieren begannen, löste er sich von dem Amerikaner, nicht ohne dem Älteren vorher mit unerwarteter Angriffslust in die Unterlippe zu beißen. Nichts, das wirklich verletzen würde, doch er spürte, wie Crawford-san davon überrascht zusammenzuckte. Seine Finger hatten irgendwann das Jackett verlassen gehabt und ruhten nun darunter auf Crawford-sans Weste. Fast glaube er die Hitze der unter Lagen von Stoff verborgenen Haut zu spüren und bedauerte, sie nicht tatsächlich berühren zu können. Violette Augen glitzerten, während er daran arbeitete, seinen Körper mit ausreichend Sauerstoff zu versorgen und seinen Atem zu beruhigen. "Das müsste verboten werden...", kam es nach einer scheinbaren Ewigkeit über seine Lippen. Wie konnte es sein, dass die Menschheit überhaupt etwas zu Stande brachte, wenn man seine Zeit auch auf diese Weise verbringen konnte? Er hatte ähnliche Worte schon einmal gelesen, doch jetzt erst begriff er sie. Crawford-san erfasste den Sinn seiner Aussage sofort, das konnte er an der neu erwachten Belustigung in den braunen Augen erkennen, doch der Kommentar ging in eine etwas andere Richtung. "Ich wäre nicht besonders überrascht, wenn das tatsächlich der Fall ist." Er verstand nicht gleich, dann aber traf es ihn wie ein physikalischer Schlag. Es fing damit an, dass er noch minderjährig war und endete sicher nicht damit, dass Crawford-san als Ausländer wahrscheinlich schneller Probleme bekommen würde. Sein Stirnrunzeln wurde durch eine warme Hand weggestrichen - und durch die offensichtliche Unbekümmertheit, die in dem nahezu spöttischen Lächeln des Älteren lag. Wie hatte er das nur für eine Sekunde vergessen können... Als würde sich Crawford-san deswegen jemals Sorgen machen. Erleichterung blubberte in ihm hoch und auf einmal fühlte er sich wie betrunken. Unwillkürlich erhob er sich auf die Zehenspitzen und küsste den Älteren, auch wenn es im Vergleich kaum mehr als ein flüchtiges Aufeinandertreffen ihrer Lippen war. ****** Der hastige Kuss hinterließ einen Nachhall von Wärme und Ran konnte von Glück sagen, dass er ihn immer noch festhielt. Denn der Rotschopf schien auf einmal nicht mehr besonders sicher auf den Beinen zu sein. Ran sah in diesem Moment unglaublich jung aus, was einen merkwürdigen Kontrast zu dem durchtrainierten Körper darstellte, den er unter seinen Händen spüren konnte. Nach ein paar weiteren Atemzügen hatte Ran sich wieder gefangen, auch wenn dessen Finger sich weiterhin in seine Weste krallten. Violette Augen musterten ihn mit mehr Ruhe, als ihn das frühere Verhalten des Jüngeren hätte erwarten lassen und er begrüßte diese Veränderung. Er ließ Ran endgültig los und auch dieser trennte sich daraufhin von ihm, die Wangen zwar noch leicht gerötet, aber sicher nicht aufgrund von Verlegenheit. Da hatte wohl jemand endgültig seine Entscheidung getroffen. Das Problem war nur, dass er selbst es noch nicht getan hatte. Und das war nicht nur ärgerlich, sondern auch ungewohnt. Er hatte Ran nicht als Teil seiner Zukunft gesehen - nicht auf diese Weise - und wenn er für Unsicherheit anfällig wäre, wäre das bestimmt ein Grund sie zu spüren. Vielleicht sollte er sich selbst einmal fragen, was er eigentlich wollte. Abgesehen von seinem offensichtlichen Ziel, das schon lange genug auf seine Erfüllung wartete. Dieser Gedanke rief ein Lächeln hervor, das zu viel Kälte in sich barg, um freundlich zu wirken und nur das Bewusstsein um Rans Anwesenheit ließ es so schnell wieder verblassen, dass man kaum sicher sein konnte, ob es wirklich da gewesen war. Rans ernster Blick enthielt kein Erschrecken, als wüsste der Rothaarige genau, dass die Emotion nicht gegen ihn gerichtet war. Und unter dem Ernst verbarg sich brennende Neugier. "Bist du jetzt bereit nach Hause zu fahren?" Dunkle Belustigung flackerte in violetten Augen auf und plötzlich wirkte Ran überhaupt nicht mehr jung. Ran schien seine eigene düstere Stimmung aufgefangen zu haben und der Effekt war etwas beunruhigend - und vertraut. In diesem Moment zweifelte er nicht daran, dass Ran in der Lage war jemanden zu töten, sollte es wirklich erforderlich sein. "Wollen Sie eine ehrliche Antwort haben?" Ran wartete keine Reaktion ab, sprach weiter, ohne den Blickkontakt zu unterbrechen. "Ich will ganz einfach nicht zurück, nicht zu einer Familie, die mir ständig vor Augen führt, dass ich keine mehr habe." Zurück war die Kälte, violettes Eis. Eine Hand ballte sich zu Faust, mit so viel Gewalt, dass Rans Arm zu zittern begann. "Manchmal wünsche ich mir, ich könnte meinen Vater umbringen, für das, was er getan hat. Aber dummerweise ist er bereits zu tot dafür." Ein abgehacktes Auflachen schloss sich dem an und dann sackten Rans Schultern nach unten und der Jüngere schlug die Augen nieder. "Verdammt..." Ja genau. Sie waren beide von diesem Ausbruch überrascht worden, der ausgesprochen deutlich machte, dass Ran das Geschehene bei weiten noch nicht verarbeitet hatte. Er war fast getäuscht worden, hatte aber dennoch vermutet gehabt, es eher mit Verdrängung als allem anderen zu tun zu haben. Doch nun waren die Worte heraus und nicht mehr zurückzunehmen. Ran konnte es nicht verleugnen und weiterhin den netten Jungen von nebenan spielen, das war er nicht mehr. Es war eben nicht allen Menschen bestimmt, sich ihr ganzes Leben lang als Bauern über ein Schachbrett schieben zu lassen. Und Ran hatte solche Gedanken bereits gehegt, das wusste er von Schuldig. Auch wenn Rans letzte Bewegung eine Geste der Verzweiflung gewesen war, strahlte immer noch Wut von der Gestalt des Jüngeren aus, die nur langsam gebändigt und zurück an den Platz gestaucht wurde, wo sie bis jetzt in aller Ruhe hatte anwachsen können. "Besser?" Mit einer gewissen Faszination sah er zu, wie Ran endgültig zu sich selbst fand - oder wenigstens zu einem Zustand, der dem nahe genug kam. Erst dann traf sich wieder ihr Blick und Ran antwortete mit einem ironischen Lächeln, das den stattgefundenen Umbruch trotz aller sonstigen Bemühungen verriet. Und für den Bruchteil einer Sekunde stellte er sich ernsthaft die Frage, was Ran tun würde, wenn er die Wahrheit erfuhr. Wenn, nicht falls. Schneider hatte sie ihm damals auch nicht verschwiegen und er hatte vor, dem Beispiel des Deutschen zu folgen. "Irgendwie schon...", kam es schließlich nachdenklich von dem Rothaarigen. Und die Neugier war immer noch da, als hätte Ran seine letzte Überlegung von seinem Gesicht ablesen können. ~TBC~ Heute ein bissl später. ^^° So ein Mist, dass meine Ferienwoche schon vorbei ist *sigh* Wer immer noch frei hat: genießt die Zeit ^.~ Happy New Year! cya, cu ^-^ Kapitel 98: "Rückblicke XXXI - Wie geht es dir?" ------------------------------------------------ Close Distance (Teil 98) Titel: Close Distance Teil: 98/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Jetzt seht ihr, wie es mit Patrick endet. Und ich hoffe, die Bedeutung für Schuldig kommt einigermaßen rüber. Schneider hat mit der Aktion gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen *ehe* Disclaimer: not my boys, no money make... Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Besonders eifrig bin ich nicht am Pauken *seufz* Ich kann nur zu gut verstehen, dass du keine Lust hast, für deine Mündliche zu lernen. *nod* Ein bissl hab ich dich hier vermisst ^.~ aber jetzt bist du ja wieder da *knuff* *grins* Genau für solche Fragen habe ich die Übersicht angefertigt *nach oben deut*. Der jetzige Sonntag in der Story ist zwar noch nicht bei, aber man kann trotzdem sehen, dass seit dem Tod von Rans Eltern gute zwei Wochen vergangen sind - das war ja an einem Freitag. Kein Wunder, dass du nicht weißt, was Crawford will - er selbst hat ja die gleichen Probleme. *snicker* Ich glaube, Schneider muss ihm mal den Kopf zurechtrücken, aber bis dahin vergeht noch einige Zeit ^^ Richtig, heute ist wieder ein Past-Chapter dran, aber ehe Farf auftaucht... ich sage dir besser nicht, wie lange das noch dauert *räusper* Freut mich sehr, dass dir die Stimmung im letzten Kapitel gefallen hat ^___^ Und ja, die 100 rückt immer näher - aber das Ende nicht ^^°°° @kohaku_san: *winkz* Ich hoffe, du hast auf Arbeit nicht zu viel Stress *knuffel* @erdschlange: *lach* Ich mag es auch, wenn Ran und Crawford zusammen sind. Aus diesem Grunde wirst du noch viel von den beiden zu lesen bekommen. Ich merke jetzt schon, dass es die Story in die Länge zieht, aber ich habe euch ja am Anfang gewarnt, dass es mir mehr um die Charaktere als die Handlung geht. (Auch wenn ich da noch nicht gewusst hatte, dass die FF _so_ lang wird ^^°) Da ja nicht viel mehr als zwei Wochen seit dem Tod seiner Eltern vergangen sind, darf Ran unter Stimmungsschwankungen leiden, denke ich... @Taowaki: *Gummibärchen rüberschieb* Einem Rutsch auf dem Hintern ins neue Jahr konnte ich glücklicherweise vermeiden ^.~ Tja, wenn du alles vorher wüsstest, wäre es ja nur halb so spannend (und es ist schon so wenig genug Spannung in der Geschichte ^^#). Stimmt, wirklich schlimmer als RK kann es für Nagi schwerlich werden, aber ich denke, ihm reicht auch das, was er durchgemacht hat. Langsam muss ich anfangen mir nähere Gedanken über ihn zu machen, aber ehe ihr Leser dort ankommt... *grins* Der Altersunterschied ist wirklich das letzte Problem, an das Ran denken wird, wenn er die Wahrheit erfährt. Du hast ganz richtig gemerkt, dass seine Einstellung zu Crawfords "Job" vielleicht gar nicht so negativ sein wird. Darauf wird er ja Stück für Stück vorbereitet, es wird kaum völlig überraschend für ihn kommen. Die "Wahrheit" geht ein Stück tiefer (wie du es vermutest *mich sehr gefreut hab, dass es dir aufgefallen ist*) und das wird der wirkliche Test sein. ^^ Teil 98 "Rückblicke XXXI - Wie geht es dir?" Er leckte über plötzlich spröde gewordene Lippen. Und hoffte, dass Herr Schneider nur irgendeine Show abzog. Sie konnten doch nicht wirklich vorhaben, Patrick umzubringen, nur weil Crawford eine Vision gehabt hatte. Im nächsten Moment hielt etwas Düsteres Einzug in grünen Augen. Natürlich konnten sie das. Ein Schüler mehr oder weniger machte wohl kaum einen Unterschied. Und wie sollte Patrick sich dagegen wehren? Ein Stirnrunzeln, während Herr Schneider sich von dem Jungen ab- und ihnen zuwandte. Warum eigentlich wehrten sich diese Kids nicht dagegen hergebracht zu werden? Doch jeder Gedanke war wie ausgelöscht, sobald der Direktor ihnen winkte näherzukommen. Er schien buchstäblich an Ort und Stelle festgewurzelt, konnte sich nicht rühren. Was war nur mit ihm los? Egal was mit Patrick geschah, es ging ihn nichts an. "Schuldig." Crawfords ruhige Stimme riss ihn aus seiner Starre heraus, aber er fühlte sich immer noch wie betäubt, als sie schließlich ebenfalls neben Patrick standen. Zwischen Herrn Schneider und Crawford fand ein stummer Austausch statt und ein flüchtiger Seitenblick aus braunen Augen ließ sein Herz losrasen. Nein, das würde er nicht tun. Auf keinen Fall! Und Crawford wusste das. Patrick sah nur mit schreckgeweiteten Augen auf die Waffe, jeder Widerstand hatte den Jungen längst verlassen. Nur irgendwo in Patrick drin flackerte noch eine kleine Flamme. Er konnte sie mehr spüren als auf telepathischem Weg wahrnehmen, weil sie verwandt war mit dem, was auch in ihm brannte. Eisblaue Augen fixierten ihn im selben Atemzug, als er das verstand. Er selbst könnte jetzt an Patricks Stelle sein, sagten sie, ohne dass ein Wort fallen musste. Und dann ging Herr Schneider einfach. Nicht weit, nur bis dorthin, wo immer noch die anderen Schüler standen. Crawford entsicherte die Waffe und erhielt damit seine ungeteilte Aufmerksamkeit. "Du darfst nicht wegsehen, Schuldig. Du weißt, worum es geht", sagte der Ältere leise. Wusste er das? Für eine Sekunde schloss er die Augen. Ja. Er wollte weiterhin in Crawfords Team und dafür durfte er keine Skrupel kennen, nicht wahr? Das Grün war getrübt, als er schließlich Crawfords Blick erwiderte und ihn anlächelte. Crawford lächelte zurück, hob dann erst den Arm, brachte die Waffe in Anschlag. Eine einzige flüssige Bewegung, ohne jedes Zögern. Sie bannte ihn. Er hätte gar nicht mehr wegsehen können, selbst wenn er es gewollt hätte. Am Rande seines Bewusstseins bemerkte er den Schock des Begreifens, der durch Patrick raste, doch der Junge wirkte nicht mehr ganz echt. Nur ein zweidimensionales Abbild der Realität. Und dann hallte ein Schuss im Hof wider, zurückgeworfen von stoischen Mauern. Wie in Zeitlupe sah er die kleine Wunde auf Patricks Stirn erblühen, dann brach der Blondhaarige zusammen. Eine Blutlache begann sich zu bilden, von der er den Blick nicht abwenden konnte, bis ein erstickter Schrei die entstandene Stille durchbrach. Das Mädchen, es war zu sich gekommen. Sie rappelte sich auf, wich von dem Toten zurück, kreidebleich. Wie auf ein Stichwort hin kehrte in diesem Moment einer der Trainer zurück und nahm sie mit sich. In Kürze würde zweifellos nicht nur jeder der Neuankömmlinge wissen, was hier vorgefallen war. Er atmete aus, suchte nach Crawfords Blick. In den braunen Augen stand eine seltsame Emotion, die er nicht deuten konnte. Eine Erinnerung? Sie wurde abgeschüttelt. Crawford ließ die Sicherung einrasten und von irgendwoher kam Erleichterung. Ach ja, sie hatten ja ein paar Zuschauer gehabt. Die Schüler mochten vielleicht an den Gedanken gewöhnt sein, dass normale Menschen, Expendables, keinen Wert hatten. Aber eben war einer der ihren getötet worden. Er begrüßte den bitteren Spott, der ein Grinsen auf seine Lippen rief, das nicht unbemerkt blieb. Und Crawfords Mundwinkel bewegten sich in ein sehr feines Lächeln. Er hatte sich auf seinem Bett zusammengerollt und beobachtete von dort aus Crawford. Der auf dem Stuhl vor seinem Schreibtisch Platz genommen hatte und abwartend zu ihm herüber sah. Nichts an Crawford, keine noch so winzige Geste, verriet, was dieser soeben getan hatte. Vielleicht war es wirklich bedeutungslos für den Schwarzhaarigen. Er selbst - fühlte überhaupt nichts. Unglauben und Angst waren genauso verschwunden wie der Spott. Erschöpft blinzelten grüne Augen, während der Schuss noch in seinen Ohren zu klingen schien. Schließlich öffnete er den Mund, um etwas zu sagen. Was genau, wusste er erst, als die Worte bereits ausgesprochen waren. "Inkompetente Idioten." Hitzige Verachtung flammte in ihm auf. Braune Augen spiegelten leichtes Interesse wider. "Wer?" "Die vom Suchteam. Sie haben die Kinder _geschlagen_!" Wie erbärmlich. Konnten sie ein paar Kiddies nicht anders unter Kontrolle halten? Crawford lächelte beinahe. "Ich würde das an deiner Stelle nicht zu laut sagen, wenn sie in Hörweite sind." "Weil sie sonst versuchen könnten, mich zu verprügeln? Na viel Glück dabei. Außerdem sind die doch schon wieder über alle Berge, nachdem sie die Neuen abgeliefert haben." "Auch wahr." Jetzt lächelte der Ältere wirklich und es füllte die Leere in ihm mit ein bisschen Wärme. "Dennoch wäre es nicht ratsam, Kritik an den hiesigen Praktiken zu üben." Auf einmal hielt er den Blickkontakt nicht mehr aus. Zu nahe an dem, woran er nicht denken wollte und ein erstes Pochen als leise Warnung. Er starrte zur Decke hinauf. "Warum eigentlich wehren sie sich nicht? Sie müssen doch wenigstens schon zum Teil ihre Kräfte einsetzen können..." Immerhin diese Frage konnte er stellen, wenn schon nicht die eine, die ihm wirklich auf dem Herzen lag. Und die er niemals an Crawford richten würde. Crawford schien einen Moment nachzudenken, wies ihn jedoch nicht in seine Schranken, wie er ein paar Sekunden lang befürchtet hatte. "Falls die Suchteams auf ein Talent stoßen, mit dem sie eventuell nicht allein fertig werden, fordern sie einen Screamer an. Das ist dann zwar für die Mitglieder etwas unangenehm, dafür aber sicher. Doch glaube mir, die meisten unausgebildeten Talente können durch einen halbwegs kompetenten Telepathen für einen ausreichenden Zeitraum blockiert werden. Du wirst das auch noch lernen." Er blieb vollkommen ruhig bei dieser Aussicht, auch wenn es sonst mit einem Stoß von Aufregung einherging, wenn ihm eine Möglichkeit eröffnet wurde, seine Fähigkeiten weiter auszubauen. "Muss ich dann auch so etwas tun?" Die Idee gefiel ihm nicht besonders, aber Gleichgültigkeit glättete möglicherweise vorhandene scharfe Kanten. Zuerst antwortete ihm nur Schweigen, ehe er jedoch endgültig davon ausging, keine Reaktion mehr zu erhalten, sprach Crawford doch. "Es könnte sein, dass du in deinem letzten Jahr einen entsprechenden Außeneinsatz mitmachst. Aber nach deinem Abschluss wirst du keinem Suchteam zugeteilt." Nach einer kurzen Pause und mit deutlich wahrnehmbarer Belustigung folgte noch eine leise Bemerkung. "Dann gehörst du zu meinem Team." Er grinste unwillkürlich. Allmählich fing er wirklich an, daran zu glauben. Und es war ihm fast egal, wie schmutzig er sich die Hände dafür würde machen müssen. So wie heute. Das war wirklich ein augenöffnendes Ereignis gewesen. Ganz langsam drehte er den Kopf zur Seite, so dass er wieder braunen Augen begegnete. "Versprochen?" "Versprochen." Und Crawford war ein Precog. ****** Schuldig war eingeschlafen. Die letzte Nacht in diesem Bett, in diesem Zimmer. Der Orangehaarige hatte auf das Abendessen verzichtet, was vielleicht der deutlichste Indikator für dessen inneren Zustand war. Er schaltete seine Schreibtischlampe aus und suchte sich dann neue Sachen aus dem Schrank. Vielleicht waren vorhin Blutspritzer auf seinen Anzug geraten. Er hatte es nicht nachgeprüft und wollte es auch nicht tun. Etwas revoltierte gegen das Wissen, dass er ein Kind erschossen hatte, doch der pragmatische Teil von ihm wusste, dass er keine andere Wahl gehabt hatte. Nicht wirklich. Wasser strömte auf ihn herab. Ein Vorhang aus Nässe und Rauschen. Die Augen schließend stand er für ein paar endlose Minuten einfach nur da und ließ die oberflächlichen Verspannungen aus seinen Muskeln herauskneten. Besser, sehr viel besser. Er trocknete sich ab, zog sich an. Es gab keinen Zweifel darüber, was er als nächstes tun würde. Mit einem Lächeln verließ er ihr Zimmer. Schneider erwartete ich. Sie hatten das nicht abgesprochen, aber der Telepath hatte ihn gut einzuschätzen gelernt. Heute war Stephenson nicht anwesend. "Möchtest du etwas essen?" Eisblaue Augen streiften sein noch feuchten Haare und zeigten keine Überraschung, als er den Kopf schüttelte. Sie ließen ihn nicht los, während Schneider näher an ihn herantrat. "Wie geht es dir?" Die Frage, die er Schuldig hatte stellen wollen, ohne es letztendlich getan zu haben. Denn der Jüngere hatte verstanden gehabt, warum es geschehen war, egal ob es Schuldig gefiel oder nicht. Von Schneider kommend, rief sie leise Verwunderung bei ihm hervor. Jedoch nahm er nicht an, dass der Deutsche sie nur der Form halber stellte. In einer unbewussten Geste rieb er sich über die Knöchel seiner rechten Hand, eine Erinnerung schwemmte nach oben und versetzte ihn für einen Herzschlag zurück in die Vergangenheit, etwas mehr als ein Jahr. Geweitete Augen, so wie heute. Erst als Schneiders Blick die Bewegung einfing, fiel sie ihm auf und seine Hand kam zur Ruhe. Er hatte immer noch nicht geantwortet und mit einem Stirnrunzeln stellte er fest, dass er nicht die leiseste Ahnung hatte, wie die Antwort aussehen könnte. Schneider strich ihm über die Stirn, nachdenklich. "Du hättest mir nichts von der Vision erzählen müssen." Einer dieser seltenen Küsse schloss sich an, bei denen sich ihre Lippen nur einen Atemzug lang trafen. "Nein, hätte ich nicht." Wer oder was hätte ihn dazu zwingen können? Außer der Tatsache, dass ihm nicht gefiel, was er erfahren hatte und das der sicherste Weg gewesen war, es zu verhindern. Finger streiften seinen Hals, als Schneider den Knoten seiner Krawatte zu lösen begann, sie dann unter seinem Kragen hervorzog. Mit einem kaum hörbaren Sirren rieb Stoff über Stoff. Der oberste Hemdkopf wurde geöffnet und unwillkürlich schluckte er. Schneiders Mundwinkel zuckten. Aber weiterhin zeigte der Deutsche keine Absichten, die wenigen sie noch trennenden Zentimeter zwischen ihnen zu schließen. Was sollte das werden? Ihre Augen trafen sich, für einen Herzschlag, einen weiteren. Doch nichts in dem Eisblau verriet, was Schneider gerade dachte. "Du hast gewusst, was geschehen würde?" "Ja." Und er hatte beschlossen, es dennoch zu tun. Letztendlich würde er noch viel öfter für SZ töten müssen. Warum also nicht heute damit anfangen? Und wie er es sich damals selbst versprochen hatte, war es _sauber_ abgelaufen. Das rief ein geisterhaftes Lächeln auf seine Lippen. Schneider öffnete Knopf für Knopf seine Weste und regungslos ließ er sie sich abstreifen. Er hatte ein Talent hingerichtet, wenn man es genau nahm. Für einen Verrat, der noch gar nicht begangen worden war. Welche Vermutungen das hervorrufen würde, war ihm nur zu bewusst. Nicht, dass er gedachte, diese Laufbahn einzuschlagen. "Und wenn ich Schuldig gewählt hätte?" Diese Frage lenkte seine Aufmerksamkeit zurück auf den Direktor. "Ich denke nicht, dass er so weit war..." Befehlsverweigerung, so ein dummer militärischer Begriff. Aber darauf wäre es in Schuldigs Fall wohl hinausgelaufen. Schuldig hätte bestimmt nicht auf den Jungen geschossen. Ihm war nicht entgangen, dass der Telepath einen Teil von sich selbst in Patrick wiedererkannt hatte. Es war interessant gewesen, den Austausch zwischen den beiden zu beobachten. Eine Augenbraue rutschte in die Höhe und ihm wurde bewusst, dass er Schneiders Frage nicht wirklich beantwortet hatte. "Mir wäre schon etwas eingefallen." Schneider lachte kurz auf, als er das hörte. "Das glaube ich dir aufs Wort." Nun wurde sein Hemd aufgeknöpft, mit der gleichen Langsamkeit wie zuvor. Als hätte Schneider alle Zeit der Welt. Dieser Wechsel ließ ihn immer noch nach seinem inneren Gleichgewicht suchen. "Warum eigentlich haben Sie diesen Weg gewählt?" Was er gesehen hatte, hätte abgewendet werden können, jetzt, da sie Bescheid wussten. Und bisher hatte er nicht erlebt, dass Rosenkreuz jemanden auf diese Weise verschwendete. Der Ältere hängte sein Hemd über den Stuhl, wo auch schon seine anderen Sachen gelandet waren, blieb dann hinter ihm stehen. Eine einzige Fingerspitze folgte dem Verlauf seiner Wirbelsäule und überrascht atmete er tief ein. "Es war ein Test." Emotionslos. Er spürte, wie sich seine Schultermuskulatur zu verkrampfen begann und so etwas wie Wut durch ihn hindurchschoss. Doch seine Stimme blieb glatt. "Warum? Ich dachte, Sie würden-" Er brach ab. Was? Ihm vertrauen? Er hätte über sich selbst lachen können. Das war wohl verletzter Stolz. Atem an seinem Hals, dann Lippen. Schneiders Hände umschlossen sein Taille, zogen ihn nach hinten, an den Älteren heran. "Es war nicht meine Idee gewesen, sondern ein Befehl der Ältesten. Sie wollten einen Beweis für deine Zuverlässigkeit, bevor du mit deinen ersten Übungseinsätzen beginnst." Er glaubte Schärfe herauszuhören, die diese Worte unterlegte und sie war ganz bestimmt nicht gegen ihn gerichtet. Und er verstand, woher sie rührte. "Auf diese Weise? Was soll das beweisen?" "Sei froh, dass sie sich damit zufrieden geben." Eine leise Warnung, nur geflüstert. Danach schien Schneider die Entscheidung zu fällen, dass das Thema nicht weiter interessant war. Er lehnte sich zurück, gestützt von dem sehnigen und dennoch gestählten Körper und biss sich auf die Unterlippe, als Schneiders Zähne in Reaktion darauf über die Haut seiner Schulter schabten. Eine Hand verließ seine Taille, strich über seinen Bauch hinweg und rutschte dann weiter nach unten bis zum Saum seiner Hose. Der Gedanke an Patrick verschwand, genauso wie der an die Ältesten und das gar nicht angenehme Gefühl, kaum mehr als ein Spielzeug für sie zu sein. "Ich vertraue darauf, dass du genau das tun wirst, was ich von dir erwarte." Nicht mehr als ein Murmeln neben seinem Ohr. Er erschauderte. Und endlich glitt Schneiders Hand noch etwas tiefer, während der Ältere den anderen Arm nutzte, um in wenn überhaupt möglich noch enger an sich zu pressen. ~TBC~ Ich liebe Crawford und Schneider von Mal zu Mal mehr *grins* Das war jetzt das letzte Kapitel, das um die Zeit von Schuldigs Ankunft auf Rosenkreuz spielt. Das nächste Mal - also im übernächsten Kapitel - gibt es einen Sprung vorwärts. ^^ Die Szene mit Patrick war mir damals einfach nicht aus dem Kopf gegangen, das war auch ein Grund gewesen, warum ich mehr zu "Schließe deine Augen" schrieb. Ich denke, das zweite Kapitel dieser Reihe stellt den Charakter von Crawford und Schuldig in einer ähnlichen Situation etwas anders da, so wie die Fanfic im Allgemeinen es tut. Nachdem ich völlig vergessen hatte, dass ich sie noch nicht beendet habe *drop*, hab ich heute endlich den vorletzten Teil hochgeladen. Würde mich wie immer freuen, wenn ihr dort vorbeilest. ^^ cya, cu ^-^ Kapitel 99: "Es war fast wie eine Reality-TV Show" -------------------------------------------------- Close Distance (Teil 99) Titel: Close Distance Teil: 99/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Zur Einordnung: fortgesetzt wird bei Weiß das Geschehen in Kapitel 93, wo sie sich am Mittagstisch über die mangelnden Ergebnisse von Omis Recherche unterhalten hatten. Sonntagnachmittag, später Sonntagabend. Disclaimer: not my boys, no money make... Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Lernen, nu ja, wie man's sieht. Ich gehe gerade die (acht!) Texte für Soziologie durch anhand des Fragenkatalogs, den wir zur Klausurvorbereitung bekommen haben. Ich hoffe nur, dass der Prof sich darüber hinaus nicht zu viele andere Fragen zu den Texten einfallen lässt, denn auswendig lernen kann ich die ja kaum. o.O Ne Erkältung hat mich noch nicht erwischt und ich will hoffen, dass es auch dabei bleibt. ^^° Ich weiß nicht, was ihr gegen Schneider habt. Mir geht gerade die Idee zu einer AU im Kopf umher - mit ihm und Brad im Mittelpunkt. Muss sehen, ob sich daraus etwas entwickelt. Schneiders Charakter wäre auf jeden Fall anders... Brads auch... ^^ Crawford hat sich an seinen ersten Mord erinnert - du erinnerst dich vielleicht noch, dass er den Typen erst zusammengeschlagen und dann erschossen hatte ^.~ Ah, der Witz an der Sache ist ja, dass ihr schon wisst, welche Rolle Crawford spielen soll. Auf jeden Fall im Groben. Was euch fehlt sind ein paar Ereignisse, die etwas weiter in der Vergangenheit liegen als die erste Begegnung zwischen Schneider und Crawford. Und somit ein paar Motive und Erklärungen. *grins* @Taowaki: Es ist für mich wirklich schwer zu beurteilen, wann _ihr_ zu Nagi in den Vergangenheitskapiteln kommt. Hängt ja auch davon ab, wie oft ich diese Past-Chapter in Zukunft erscheinen lasse. Aber ich denke, ein Jahr (Realzeit) wird bis dahin noch vergehen... also vielleicht um nächste Weihnachten herum...? *räusper* Ich hab ja gesagt, dass bei der Story kein Ende in Sicht ist ^^°°° Oh ja, dieses Unwohlsein - wenn man es als solches bezeichnen möchte - hatte mit Crawfords Vergangenheit zu tun (siehe Andy) ^^ Und es hat einen Grund, warum Schneider so viel Vertrauen in Crawford setzt... Was die Beziehung der beiden angeht: du hast wirklich noch massenhaft Zeit, dir ein Urteil darüber zu bilden *snicker* @nai-chan: Vielleicht läuft Mexx mit diesem neuen Verfahren bei den Fanarts ja in Zukunft ein bisschen runder - hoffen kann man schließlich ^^# Brutaler war es schon *dir Recht geb* aber es bleibt dabei, es entfaltet einfach nicht viel Wirkung bei mir. o.O' Ich liebe die Vergangenheitskapitel auch am meisten, obwohl ich zugeben muss, dass die in der Gegenwart mit Ran und Crawford auch mehr Spaß zu machen beginnen *grins* Nichtsdestotrotz gehen mir die Past-Chapter immer noch am leichtesten von der Hand. ^^ Aber was heißt hier, dass sie ,unerwartet zu Ende gehen'? Kürzer als die anderen sind sie jedenfalls nicht ^.~ @erdschlange: *Gummibärchen rüberschieb* Schuldig bekommt schon noch ein paar mehr Freiheiten. Er wird zwar weiterhin keine Chance gegen Schneider haben, aber dafür Crawford ab und zu ziemlich auf die Nerven gehen. ^^ Also nicht zu viel Mitleid mit ihm. Und auch wenn du nicht viel zu sagen hast, musst du es mal aus meiner Warte sehen: jede (noch so kurze) Wortmeldung ist jedenfalls ein klares Zeichen, dass ich nicht nur einen Leser für die Story habe, sondern dass sie ihm auch die Mühe wert ist, mir ein paar Worte dafür zu hinterlassen ^____~ *knuffz* Teil 99 "Es war fast wie eine Reality-TV Show" Omi hatte sich wieder vor den Computer gesetzt und es vorher sogar geschafft, ein paar zuversichtliche Worte für Ken zusammen zu kratzen. Aber er hatte die Hoffnungslosigkeit in den blauen Augen gesehen - und dieser Fall war auch hoffnungslos. Was hatte sich Kritiker nur dabei gedacht, ihnen so etwas aufzuhalsen? Als würden sie es auf ein Scheitern anlegen. Er biss die Zähne zusammen und seine Wangenknochen traten kantig hervor. Erst als er nach draußen trat, glätteten sich seine Gesichtszüge. Aus der hinteren rechten Hosentasche zog er eine etwas zerdrückte Schachtel hervor, angelte sich eine Zigarette heraus. Das Feuerzeug flackerte auf, doch ein plötzlicher Luftzug blies die Flamme sofort wieder aus. Er fluchte leise, schirmte sie beim nächsten Versuch mit seinem Körper ab. Endlich entzündete sich die Zigarette und er nahm einen ersten tiefen Zug, der wenigstens den Anschein von Entspannung mit sich brachte. Mit einem kaum hörbaren Seufzen lehnte er sich gegen die geschlossenen Rollläden, beobachtete durch die dunklen Gläser seiner Sonnenbrille die wenige befahrene Straße. Die warme Mittagssonne hatte einige Kinder herausgelockt, doch es war ein junges Mädchen, das seine Aufmerksamkeit einfing. Sie kam ihm bekannt vor. Nachdenklich runzelte er die Stirn, dann wusste er es auf einmal wieder. Er hatte schon immer ein gutes Gedächtnis für Gesichter gehabt. Sie war gestern mit ihrer Freundin hier gewesen, um Rosen für irgend so einen Studenten zu kaufen. "Hallo, haben ihm die Blumen gefallen?", sprach er sie an, sobald sie nah genug war. Ein überraschtes Zusammenzucken, dann wurde sein Lächeln erwidert, wenn auch etwas traurig. "Sayaka macht sich große Sorgen um ihren Freund..." Sie lehnte sich neben ihm gegen die Wand, die Hände ineinander gefaltet, zu Boden blickend. Anscheinend brauchte sie jemanden zum Reden und er war froh über diese Ablenkung von seinen eigenen Problemen. "Was ist denn passiert?" Seine Stimme schien eine beruhigende Wirkung auf sie zu haben und ein nicht sehr fröhliches Lachen wollte in ihm aufsteigen, würgte ihn für ein paar Sekunden und erschien schließlich nur noch als flüchtiges Glimmen in verborgenen grünen Augen. "Tetsuya - so heißt er - verhält sich so merkwürdig. Zuerst hat sie sich nichts dabei gedacht. Er geht seit zwei Wochen neben dem Studium jobben und sie dachte, es wäre nur der Stress." Schweigen folgte, als müsste sie sich erst die nächsten Worte zusammen suchen - oder auch überlegen, ob sie überhaupt weitersprechen sollte. Er wartete ab, wollte sie nicht drängen. Die Zigarette brannte immer weiter herunter, ohne geraucht zu werden. "Tetsuya hatte gestern einen regelrechten Wutanfall. Außerdem hat er ihr so komische Fragen gestellt. Ob ihr nicht irgendetwas an ihm auffallen würde. Wir waren gerade bei ihm, er wohnt nur zwei Blöcke von hier entfernt. Da, wo der kleine Park ist..." Gedankenverloren sah sie sich die Spitze ihres Schuhs an. "Er hat nicht aufgemacht und auf Anrufe reagiert er auch nicht", brach es dann aus ihr heraus. "Wie kommt er bloß auf die Idee, dass seine Zähne länger geworden sein könnten..." Das war nur ein Flüstern, wahrscheinlich bekam sie gar nicht mit, dass sie den Gedanken ausgesprochen hatte. Er selbst fühlte sich wie vom Blitzschlag getroffen. Wahnsinn, so einen Zufall konnte es nicht geben. Aber es passte alles zusammen. Auch Matsuo Tadashi war Student gewesen und was dessen verändertes Aussehen anging... So gut es ging, zwang er seinen Herzschlag sich zu beruhigen und seine gefrorenen Züge nahmen wieder Ausdruck an. Er musste mit Omi sprechen, so schnell wie möglich. Mitleid wallte in ihm auf, als ihm klar wurde, dass die Freundin dieses Mädchens hier ihren Tetsuya verlieren würde, wenn er Recht haben sollte. "Es wird sich schon alles aufklären. Vielleicht ist er wirklich nur überarbeitet und braucht etwas Ruhe. Macht euch nicht zu große Sorgen." Er log ohne rot zu werden und das freundliche Lächeln flackerte nicht für eine Sekunde. Sie sah zu ihm auf, mit neu gewonnener Kraft. "Ja, bestimmt. Danke..." Sie ließ sich nicht weiter darüber aus, wofür sie sich eigentlich bedankte und verabschiedete sich mit einer Verbeugung. Von plötzlicher Energielosigkeit erfasst, sah er ihr nach, bis ihm ein merkwürdiger Geruch in die Nase stieg. Die vergessene Zigarette, sie war bis zum Filter runter gebrannt. Mit einem Verziehen des rechten Mundwinkels ließ er sie fallen, zertrat sie unter seiner Sohle. Dann erst ging er durch die Hintertür wieder hinein. Wie nicht anders erwartet, fand er Omi unten im Besprechungsraum vor, die blauen Augen vom flimmernden Monitor gebannt. "Omi?" Zuerst dachte er, das Wort würde unbeachtet bleiben, doch nach ein paar weiteren Sekunden leisen Tippens verklang das vertraute Geräusch, so automatisch mit ihrem Jüngsten verbunden. "Was ist, Yohji?" Kein ,-kun' und keine Munterkeit. Entweder war Omi zu müde oder zu sehr mit seiner Arbeit beschäftigt, um auf irgendwelche Förmlichkeiten zu achten. "Es könnte sein, dass ich einen Hinweis habe." Das brachte ihm endgültig Omis Aufmerksamkeit ein. In einer raschen Bewegung drehte sich der Jüngere zu ihm um und himmelblaue Augen bannten ihn mit einem viel zu intensiven Blick an Ort und Stelle. "Woher?" Und als wurde ihm erst im Nachhinein seine Barschheit bewusst, folgte ein entschuldigendes Lächeln, auch wenn die Konzentration unangegriffen blieb. Ganz langsam kroch ein erwiderndes Lächeln auf seine Lippen und er nahm die Sonnenbrille ab. Wenige Schritte brachten ihn von der Tür zu Omi. Und dann erzählte er ihm von seiner Begegnung mit dem Mädchen eben vor dem Laden. "Das könnte tatsächlich helfen..." Omi hatte einen Moment gebraucht, um das Gehörte zu verarbeiten, schüttelte etwas ungläubig den Kopf. Schließlich straffte sich die Gestalt des Blondhaarigen und mit einem energischen Nicken machte er sich an die Arbeit, mehr über Tetsuya herauszufinden. Er musste nicht lange warten, bis Omi sich zufrieden zurücklehnte. "Ich habe seine Adresse. Wir haben Glück, dass das Haus bedingt durch den Park etwas abgelegener ist." Omi wandte sich wieder zu ihm um, als würde er eine Reaktion erwarten. "Wir werden ihm einen Besuch abstatten?" Die Frage war eher pro forma, er konnte aus Omis Gesicht ablesen, dass dieser eine entsprechende Entscheidung längst getroffen hatte. "Ja." Ein Schnauben, zwischen Belustigung und Resignation. "Hoffen wir das Beste, denn eine andere Spur haben wir nicht. Das Mädchen, kann es uns gefährlich werden?" Die blauen Augen wirkten für einen schmerzhaften Atemzug fast leer, ausgebrannt. Sein Magen zog sich zusammen. "Nein, sie wird unserer kurzen Unterhaltung kaum eine Bedeutung beimessen. Sicher hat sie die schon fast vergessen." Omis Blick wurde wärmer und mit dem nun folgenden Lächeln hatte er den Jugendlichen zurück, den er schon so lange kannte. "Ich werde Ken-kun Bescheid sagen gehen." "Tu das. Er wird es schon verkraften, dass er die Übertragung des Fußballspiels verpasst." Das hatte Omi dessen Miene nach zu urteilen völlig vergessen gehabt. "Oh nein... Möchtest nicht vielleicht du ihm die frohe Botschaft verkünden?" "Nein danke." Ein Lachen trat in grüne Augen und als Omi das sah, sanken die Schultern des Jüngeren in gespielter Verzweiflung nach unten. Und dann erfüllte hörbares Lachen den Raum. ****** "Sie sind auf dem Weg hierher." Schuldig hatte es sich auf dem Ast eines Baumes bequem gemacht, mit dem Rücken gegen den kräftigen Stamm gelehnt. Durch das Blätterwerk war er gut verborgen, doch die orangefarbenen Haare leuchteten nichtsdestotrotz immer mal wieder hindurch. Etwas knackte, dann streifte ihn ein Luftzug und der Deutsche stand unten bei ihnen. Er schaffte es gerade so, keinen erschrockenen Schritt zur Seite zu machen. "Schuldig! Irgendwann wirst du dir noch was brechen bei diesen Stunts." Verärgerte dunkelblaue Augen blitzten den Älteren an, der nur sein typisches breites Grinsen aufsetzte. "Du musst dir doch keine Sorgen um mich machen, Nagi-chan." Er verkniff sich ein genervtes Seufzen und verschränkte die Arme vor der Brust. "Ich mache mir keine Sorgen um dich. Wenn du im Krankenhaus landest, habe ich bloß mehr Arbeit", führte er dann mit kühler Stimme aus. Schuldig lachte auf, fuhr ihm dann durch die braunen Haare. "Schon gut, gib dir nicht zu viel Mühe." In den grünen Augen stand eine seltene Wärme und so wehrte er sich nicht gegen diese Geste. Dann forderte Farfarello die Aufmerksamkeit des Telepathen, schlang einen Arm um Schuldigs Taille und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Der Blick des Iren blieb unbeirrbar auf das Dach des Hauses gerichtet, das sie überwachen sollten. Schuldig neigte den Kopf, als wollte er lauschen und ein paar Sekunden später formten die Lippen des Deutschen ein spöttisches Lächeln. "Dreimal dürft ihr raten, wer noch da ist." Farfarello entblößte die Zähne. "Schreiend." Das war auch seine Vermutung gewesen und sie wurde durch Schuldigs Nicken bestätigt. Nun ja, Crawford hatte diese Entwicklung bereits angedeutet gehabt. "Können wir sie ausschalten?" Von irgendwoher war ein Messer in Farfarellos Hand aufgetaucht und die Spitze fuhr Schuldigs Hals entlang, ohne die empfindliche Haut zu verletzen. Schuldig erschauerte, machte aber keine Anstalten, den Iren davon abzuhalten. Manchmal verursachte die Interaktion der beiden eine Gänsehaut bei ihm. Seine Nackenhärchen hatten sich aufgerichtet, als wären sie von einem kalten Luftzug gestreift worden und hastig schüttelte er das merkwürdige Gefühl ab. "Nein, Crawford hat gesagt, dass wir uns nicht sehen lassen sollen. Und das schließt ohne Zweifel ein, dass wir auch niemanden anrühren dürfen", beantwortete er schließlich die Frage des Iren. Und im Falle von Schreiend bedauerte er das sogar ein wenig. Nach den Gesichtern der anderen zu urteilen, stand er damit nicht alleine da. Sie tauschten ein schmales Lächeln aus. "Worauf warten Schreiend eigentlich? Sie könnten sich Tetsuya doch jetzt holen." Schuldig grinste. "Sie haben sich dafür entschieden, dass es vorher noch ein bisschen dunkler werden soll. Anscheinend erwarten sie Schwierigkeiten beim Abtransport." "Sie wollen ihn zurückbringen?" In dem Zustand, in dem sich der Student mittlerweile befinden musste, dürfte das wirklich nicht einfach werden. Der Orangehaarige zuckte lediglich mit den Schultern. "Lebendig ist er ihnen nützlicher als tot." Kaum überraschend. Zusammen warteten sie auf das Eintreffen von Weiß und brachen ihr Schweigen erst, als es so weit war. Bombay suchte sich einen Baum ganz in ihrer Nähe aus, doch Schuldig schützte sie vor einer zufälligen Entdeckung. Er spürte die Berührung des Telepathen in seinem Kopf, konnte so den Fortschritt der beiden anderen Weißmitglieder verfolgen. Es war fast wie eine Reality-TV Show. Schuldig fing diesen Gedanken auf und lächelte ihn belustigt an, ohne in seiner Konzentration nachzulassen. Siberian gab Balinese Rückendeckung, als dieser schließlich zu Tetsuya vordrang und er war nicht der Einzige, der einen überraschten Laut von sich gab. Der Student schien seine Verwandlung vollzogen zu haben, eine abschreckende Mischung aus einem Affen und Monster, wie man es nur aus schlechten Horrorfilmen kannte. "Wer hat dir das nur angetan..." Balinese sprach Tetsuya nicht wirklich an und war umso überraschter, als er eine Antwort erhielt. "Ich kann es nicht sagen... Ich bin ein Mensch, kein Monster. Wenn ich etwas sage, gebe ich zu, dass das hier wirklich passiert ist..." Im Hintergrund wurden diese Worte von wirren Gedanken unterlegt, die Schuldig nicht ganz herausfiltern konnte. Der Orangehaarige grinste kurz. "Da hat Takatori-Söhnchen wohl eine Fehleinschätzung abgegeben. Der Typ kann doch noch sprechen." "Nur viel Sinn macht es nicht, was er sagt", kommentierte er leise, abgelenkt durch das Geschehen im Haus. Es war etwas merkwürdig zu beobachten, wie Tetsuya durch die Scheibe hindurch den Balkon betrat, weil er es sowohl aus Balineses Perspektive als auch mit eigenen Augen sah. "Sag mir, wer das getan hat. Wir werden dich rächen", bedrängte Balinese den Studenten, der mit einem grollenden Laut der Ablehnung reagierte, dann einfach über das Geländer hinweg nach unten sprang. Bombay spannte sich auf seinem Posten an, bereit jederzeit einzugreifen. Aber noch sah sich Tetsuya nur um, wie betäubt, ließ Balinese und Siberian genug Zeit aufzuschließen. Der Anblick der beiden ließ den Studenten aufbrüllen. "Verschwindet!" "Oha, jetzt hat er auch die Aufmerksamkeit von Schreiend. Masafumis ,Püppchen' haben gerade mitbekommen, dass hier etwas gründlich schief läuft." Abscheu glitt durch grüne Augen. Die Kälte ließ ihn zur Seite blicken, dann forderte Balineses Stimme wieder seine Aufmerksamkeit. "So kannst du nirgendwo mehr hin, komm mit uns." Tetsuyas Fluchtversuch wurde durch eine Reihe von Pfeilen gestoppt, die Bombay genau vor dessen Füße warf. "Wir können dich nicht entkommen lassen." Mit Überraschung nahm er die Traurigkeit in Bombays Stimme wahr. Was kümmerte ihn das Schicksal dieses Studenten? Feine Drähte huschten durch die Luft, legten sich um den monströsen Körper. Siberian und Bombay kamen ihrem Kollegen zur Hilfe und sein telekinetischer Sinn verriet ihm, dass die Drähte immer tiefer schnitten. Das war der Moment, da Schreiend beschloss einzugreifen. Schuldig machte eine warnende Geste, aber er vertraute auf dessen mentalen Sichtschutz. "Das sind Frauen?", hörte er Siberian überrascht sagen, dann hob der Braunhaarige rasch eine Hand und ließ die rasiermesserscharfe Metallscheibe, die in dessen Richtung geflogen kam, an aufblitzenden Krallen abprallen. Eine weitere flog auf Bombay zu und ohne darüber nachzudenken, veränderte er ihre Richtung, so dass der Andere nicht getroffen wurde. Schuldig neben ihm entspannte sich. "Sie werden Weiß nichts tun. Es geht ihnen jetzt nur noch darum, Tetsuya zu töten." Ruhige grüne Augen verfolgten den aussichtslosen Kampf. ~TBC~ *sigh* Ich muss schon sagen, der Anime geht mir manchmal echt auf den Keks, seit ich einige Folgen davon in meine Fanfic einbaue. Wie bitte schön ist es zu erklären, dass Ouka Weiß um Hilfe bittet (was Tetsuya angeht) - und sich später niemand darüber wundert, dass der kurz darauf verschwunden ist? Und was sollte eigentlich Schreiends Anwesenheit dort bedeuten? Ich zerbreche mir regelmäßig den Kopf über solche dämlichen Details, über die ich früher beim Anschauen einfach hinwegsehen konnte... Ähm, genug davon ^^# Hoffe, der heutige Teil ist nicht zu lahm rübergekommen. Ich habe leichte Probs, wenn so viele Leute auf einmal in einer Szene mitspielen *dröppel* Mia, nächstes Mal schon das 100. Kapitel @_@ Langsam wäre es wirklich schön, wenn ich wüsste, wann diese Geschichte eigentlich mal zu Ende ist. cya, cu ^-^ Kapitel 100: "Rückblicke XXXII - Du kannst Herrn Schneider fast Konkurrenz machen" ---------------------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 100) Titel: Close Distance Teil: 100/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Na dann, auf weitere 100 Teile... oder so *drop* *Gummibärchen für alle in die Runde werf* Disclaimer: not my boys, no money make... Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Japp, hatte die Texte geschafft und dann dem Prof am Donnerstag viele Fragen stellen können *snicker* Die anderen Studenten wurden schon unruhig, aber das war ja nicht mein Problem ^^ Ah, ich verstehe, wie es zu dem Irrtum mit Omi kommen konnte. Aber langsam müsste klar sein, dass ich die Person, aus deren Sicht ich schreibe, nie mit Namen nenne - außer natürlich in Unterhaltungen. *gg* Was Nagi und Tot angeht, bin ich mir noch nicht ganz schlüssig, was ich machen soll. Aber ich kann dir versichern, dass sich seine Einstellung noch etwas ändern wird ^^ Sekt? Ich hoffe mit Früchten drin? *lach* Seit ihr gut zum Flughafen durchgekommen? Ich finde ja die Straßenverhältnisse zurzeit nicht besonders berauschend... Viel Erfolg beim Lernen! *missmutig zu ihrem Controlling/Kostenmanagement-Ordner rüberschielt* @Taowaki: *lach* Wenn ich näher darüber nachdenke, bin ich auch überrascht, wie sehr sich die Story hält. Aber für die nächsten drei Wochen werde ich kaum ein Wort zu Papier kommen, ich stecke in dem üblichen Klausuren-Tief ^^# Außerdem entwickelt sich in meinem Kopf gerade eine neue Fanfic, die ich früher oder später auch schreiben muss. Keine Sorge, ich mache Omi nicht zum Raucher *lach* Werde in Zukunft versuchen, den Anfang nicht so uneindeutig zu gestalten ^^ Also mir ist die ganze Sache mit Nagi und Tot im Anime ein Rätsel. In der Folge, als Schwarz in Takatoris Büro war (Schreiend war ja auch dort), schien es mir nicht besonders zwischen Nagi und Tot gefunkt zu haben. Und das nächste Mal lässt er schon Baumblüten auf sie runterregnen *ist verwirrt* Aber wie ich schon bei Andy schrieb, ein bissl wird sich seine Einstellung zu ihr noch ändern - und anders als im Anime gibt es bei mir wenigstens eine Erklärung *hmpf* @nai-chan: Zeit, die könnte ich auch gebrauchen. Immer wenn ich am Lernen bin, will ich am liebsten lesen - und zwar normale Bücher, nichts für die Uni. Bildchen hin oder her, mir reicht es schon, wenn du weiter meine Story liest ^.~ (auch wenn ich natürlich nix gegen ein Bildchen hätte *lach*) Und, hast du dieses Mal auch einen Absatz mehr erwartet? War ja schließlich wieder ein Vergangenheitskapitel. ^^ Beim Kontrolllesen bin ich auf jeden Fall schnell durchgekommen, als letzte Woche. *grins* @CeresNila: *knuffz* Immer wieder eine Freude, von dir zu hören ^____~ Tja, ich hab auch keine Ahnung, wie du meine neuen Kapitel verpassen kannst - schließlich gebe ich mir alle Mühe, sie regelmäßig upzudaten *snicker* Du bist mit Schuldigs und Nagis Sicht durcheinander gekommen? Ich muss es wirklich lassen, zu viele Leute in ein Kapitel einzubauen. ^^°°° Aus Schuldigs Sicht hatte ich gar nicht geschrieben... Aber mach dir nichts draus, ich schaffe es teilweise, mich mit meinem eigenen Geschreibsel zu verwirren ^.~ Du siehst doch, wie Weiß ohne Aya überlebt - mit Schwarz' Hilfe *lol* ^____^ Und du hast es auf den Punkt gebracht. Crawford und Ran sind nicht zufällig unerwähnt geblieben *gg* Tja, du wirst lachen, aber vielleicht wird die Geschichte wirklich noch zwei weitere Jahre laufen ^^# @erdschlange: Und damit hätten wir das Jubiläum. Direkt ein Wunder, dass mir die Geschichte noch nicht auf den Keks geht. Liegt wahrscheinlich daran, dass ich ganz schnell wieder vergesse, was ich anfangs geschrieben hab. Daher ist es ja so schwierig, keine Widersprüche einzubauen *dröppel* Mit Weiß könntest du direkt Recht haben. Sie liegen mir dieses Mal wirklich nicht so sehr, vor allem, weil sie so selten auftauchen. Schwarz und Ran sind in meinem Kopf viel lebendiger und daher auch leichter zu schreiben. Das Problem mit den zu vielen Charas auf einmal machte es bloß noch schlimmer *ehe* Teil 100 "Rückblicke XXXII - Du kannst Herrn Schneider fast Konkurrenz machen" Er stieß die Tür zu seinem Schlafsaal auf und grinste einmal in die Runde, als sich ihm daraufhin ein paar erschrockene Gesichter zuwandten. Sie mochten vielleicht länger auf Rosenkreuz sein als er selbst, aber er wusste, wie man sich Respekt verschaffte. Und verspürte nicht die geringsten Skrupel, wenn er das tat. Er hasste diesen Platz. Am Anfang hatte er Schwierigkeiten gehabt zu schlafen. Zu ungewohnt war es gewesen, so viele Gehirne in unmittelbarer Nähe zu haben. Ganz abgesehen von den _Personen_. Fast zwei Jahre war er jetzt schon in diesem Saftladen und das hatte nicht geholfen, seine Meinung über die Einrichtung zu ändern. Er hatte die Zeit zum Lernen und Trainieren genutzt, niemals sein Versprechen an Crawford vergessend. Und mit etwas Glück würde das nächste Jahr sein letztes hier sein. Die erforderlichen Kurse hatte er jedenfalls belegt. "Hi Leute, ich darf doch sicher um etwas Ruhe bitten, ne?" In zwei Stunden würde er zum Schießplatz müssen und er hatte vor, die Zeit bis dahin für ein Nickerchen zu nutzen. Spott trat in grüne Augen, als niemand widersprach. Gleich darauf ließ er sich auf sein Bett fallen. "Weckt mich um viertel vor vier", meinte er noch, bereits mit geschlossenen Augen. Sie würden es zweifelsohne tun, eine Uhr gab es schließlich, die dem Aufseher gehörte. Er war nicht so verrückt, diesen Job haben zu wollen. "Schuldig?" Eine vorsichtige Stimme. Er war sofort wach, setzte sich auf. Und registrierte augenblicklich die nervöse Stimmung, die sich breit gemacht hatte. Blaue Augen wichen seinem Blick aus. "Was ist los?" Er gähnte, streckte sich. "Herr Crawford ist nach Rosenkreuz gekommen", erhielt er die gewünschte Information. Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. Crawford war zu etwas wie einem Schreckgespenst hier geworden, da jeder wusste, dass der Amerikaner ein Talent getötet hatte, in seinen Tagen als Schüler hier. Zudem war jedem klar, dass Crawford eine gute Beziehung zum Direktor hatte. Normalerweise kehrte niemand nach seinem Abschluss hierher zurück, es sei denn als Mitglied eines Suchteams, um die ,Beute' abzuliefern, oder dauerhaft als Trainer. Doch Crawford stellte eine Ausnahme dar und niemand wusste, warum. Außer ihm selbst. Crawford wartete immer noch auf ihn. Das Grinsen wich einem Lächeln, als er aufstand. Garantiert würde sich Crawford keinem anderen Anführer unterordnen. Und auch wenn er sich nicht wirklich im Klaren darüber war, warum Herr Schneider Crawford diese Sonderbehandlung zukommen ließ, würde er niemals auf die Idee kommen, das zu hinterfragen. Immerhin sprachen sie hier von Mr. Musterknabe, dem Precog. "Na dann versteckt euch mal alle hier, bevor Crawford euch über den Weg läuft und eine Vision hat, die ihm missfällt." Er lachte in sich hinein. Das war einfach zu gut. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, verließ er den Raum. Oh verdammt! Er warf sich in den Dreck, hörte eine Kugel über sich hinwegsausen. Wundervoll, er ,liebte' solche Trainingseinheiten. Aber er würde es ihnen schon zeigen. Die zweifelhafte Deckung eines Erdhaufens ausnutzend, tastete er nach dem Geist der Schützen, erhob sich blitzschnell und rannte wieder los. Nur noch ein Hindernis. Er ignorierte das Seil und _sprang_, klammerte sich am Rand der Holzbarrikade fest und zog sich daran hoch, um sich in der nächsten Sekunde auch schon auf der anderen Seite fallen zu lassen. Mit dem Geschick einer Katze kam er auf, federte die Energie ab, indem er etwas in die Knie ging. Auf den letzten paar Metern stellte sich ihm nichts mehr entgegen und gleich darauf erreichte er das Ziel. Sicherheit. Die Hände auf die Oberschenkel gestützt, atmete er tief durch. Seine Lungen nahmen begierig jedes Sauerstoffmolekül auf, während sein Körper in seinen normalen Zustand zurückfand. Er musste diese Fähigkeit weiter trainieren. Zurzeit laugte ihn ihr Einsatz noch viel zu sehr aus. "Bestanden, Schuldig." Er richtete sich auf, mit einem abschätzigen Grinsen auf den Lippen. Natürlich hatte er bestanden, was anderes konnte er sich nicht erlauben. Die Miene des Trainers verfinsterte sich. Sie waren etwas mehr Respekt gewöhnt, aber das war ihm herzlich egal. Er wusste genau, wie weit er gehen durfte. Sein Blick glitt weiter zu Tobias, der im selben Schlafsaal wie er selbst untergebracht war und ignorierte die anderen Schüler. Der Ältere saß am Boden, eine Hand gegen den Oberarm gepresst, unter der sich das Shirt verdächtig rot zu färben begann. Verschwitzte braune Strähnen hingen ihm in die Stirn, doch kein Schmerzenslaut kam über die Lippen des Anderen. Er schob die Hände in die Hosentaschen. "Hat es sich wenigstens gelohnt?" "Ja, ich bin auch durch." "Wirklich Pech für dich, dass du als Teleporter dein Talent nicht einsetzen darfst." In den Worten lag kein Spott. Tobias war okay, hatte kein einziges Mal versucht, ihn herauszufordern. Er grinste den Älteren aufmunternd an und erntete ein schwaches Lächeln. "Wie man sieht, bin ich gut genug, es auch so zu schaffen." "Soll ich mich jetzt beleidigt fühlen?" "Das steht dir natürlich frei." Der Ältere grinste nun ebenfalls, wurde dann aber noch blasser, als er ohnehin schon war. Die Schussverletzung hatte sich wohl gemeldet. Er war gerade so weit, sich ein paar aufmunternde Worte abzuringen, als Tobias regelrecht erstarrte und auch die sonstigen Unterhaltungen verstummten abrupt. Ohne sich umzudrehen wusste er, wer der Grund dafür war. Die Schwärze war unverkennbar. "Crawford..." Langsam wandte er sich um und wie immer, wenn er den Schwarzhaarigen nach einer Weile wiedersah, krampfte sich etwas in ihm kurz zusammen. Wenigstens war er ansonsten darüber hinweg, meistens jedenfalls. "Hallo Schuldig." Crawford erlaubte sich ein schmales Lächeln. "Interessante Leistung." Crawford hatte ihn beobachtet? Ein Wunder, dass er ihn nicht früher bemerkt hatte. Andererseits war er aber auch voll und ganz auf seine Aufgabe konzentriert gewesen. Und danach hatte er keine Energie mehr zu verschwenden gehabt. Mit einem Grinsen verschränkte er Finger hinter seinem Kopf. "Ja, nicht wahr? Ich habe auch fleißig dafür geübt." Hinter ihm atmete jemand scharf ein, aber er sah gar nicht ein, warum er seinen Umgang mit Crawford plötzlich ändern sollte, bloß weil der graduiert hatte. In die braunen Augen trat Belustigung, dennoch entging ihm nicht die Härte, die sich wieder etwas stärker ausgebildet hatte. Crawford wandte sich an den Trainer, dessen Gesicht jetzt nur noch blanke Neutralität zeigte. "Ich darf mir Schuldig doch ausborgen. Wenn ich das richtig sehe, ist er hier fertig." Ohne jedes Fragezeichen. Crawford hatte wirklich eine liebenswerte Art mit Leuten umzugehen, die bedeutungslos für ihn waren. "Natürlich", kam die kühle Antwort. Crawford nickte knapp, dann ruhten die braunen Augen wieder auf ihm. "Komm, Schuldig." Ohne weitere Zeit zu verschwenden, ging der Amerikaner los und er folgte ihm augenblicklich. Erst als sie einige Meter zurückgelegt hatten, wurden hinter ihnen die Unterhaltungen wieder aufgenommen. Immer noch grinsend lief er neben Crawford her. Es war ein angenehmes Gefühl, den Älteren wieder in der Nähe zu haben. Schließlich gab es niemanden mehr, der ihm vertrauter war. Er verscheuchte den Gedanken. "Du kannst Herrn Schneider fast Konkurrenz machen", meinte er mit übertriebener Fröhlichkeit. Crawford sah ihn an, eine Augenbraue hebend. "Ich meine wegen des Ehrfurcht gebietenden Schweigens, das du um dich herum verbreitest." Für die nächsten paar Meter kam keine Reaktion von Crawford, dann aber bogen sich die Mundwinkel des Älteren nach oben. "Ich gebe mir alle Mühe." Einen Moment lang glaubte er sich verhört zu haben. Dann stieg ein Lachen in ihm hoch und er hatte keine Probleme damit, ihm freien Lauf zu lassen. Crawford lächelte nur, wartete, bis er sich beruhigt hatte und wurde dann ernst. "Das vorhin war neu, nicht wahr?" "Ja, sie haben diese... Agilität... noch nicht so recht einordnen können." Dieses Mal blieb der Amerikaner stehen, musterte ihn nachdenklich. "Ich habe in deinen Unterlagen darüber gelesen, aber in Realität ist es beeindruckender. Auch wenn die telepathische Komponente bei mir nicht wirkt." Das kam mit einem Hauch von Amüsement. Sein Blick bat um Erlaubnis, ehe er sich ausstreckte und Crawfords Geist auf die Art zu manipulieren versuchte, die er erst seit kurzer Zeit beherrschte. Wie zu erwarten war, stießen seine Bemühungen ins Leere und er zog sich hastig zurück, als Stille seinen Verstand zu erobern begann. Wie kühles, flüssiges Metall schwappte sie über ihn hinweg und ihr Verlust schmerzte fast. "Es kann bei dir nicht richtig funktionieren. Ich komme einfach nicht zu dir durch." Er fragte sich, ob er eben gegen das Verbot von Herrn Schneider verstoßen hatte. Aber in dem Fall hätte Crawford ihn bestimmt aufgehalten. Schließlich war es nur um einen Test seiner Fähigkeiten gegangen, nicht darum, Hilfe bei dem Älteren zu suchen. Das war nicht mehr erforderlich. "Gut." "War klar, dass du das sagen würdest. Wäre auch dumm, wenn ich stärker wäre als du, mein zukünftiger Anführer." Sein Grinsen schien neue Dimensionen erreichen zu wollen, als Crawford ihn scharf ansah. "Wie ich feststellen kann, hast du dich nicht geändert." Der Wunsch den Älteren aufzuziehen verschwand. "Nein, Crawford, nicht in der Hinsicht. Aber ich bin stärker gelernt und habe gelernt, ganz wie du es wolltest. Wann holst du mich hier raus?" Hatte er das wirklich gefragt? Ihm war doch klar, dass er sich noch eine ganze Weile würde gedulden müssen. Grüne Augen wurden kalt und seine Gesichtszüge verloren ihren Ausdruck. Etwas in Crawfords Blick reagierte, eine Hitze, die die übliche Gelassenheit des Amerikaners in Flammen aufgehen ließ, ohne dass sich äußerlich etwas änderte. Und in der nächsten Sekunde war alles beim alten. "Das kommt ganz darauf an, wie gut du bist", erhielt er seine Antwort. Sie setzten ihren Weg fort. "Welche Munition habt ihr bei eurer Übung verwendet?" Themenwechsel oder eine Überprüfung seines Wissens? Beides vielleicht? Er konnte es nicht sagen. "LTL-Geschosse." "Charakteristika?" Sie hatten das Hauptgebäude fast erreicht und wurden von dessen Schatten umfangen. Nur nebenher registrierte er den Temperaturabfall, rief sich in Erinnerung, was er in Waffenkunde gelernt hatte. "LTL steht für Less-Than-Letal. Plastikgeschoss. Energie wird auf die Zieloberfläche abgeben. Keine inneren Verletzungen. Soll das Ziel durch den Druck schwächen beziehungsweise kampfunfähig machen." Crawford nickte. "Und woher kam die Verletzung des einen Schülers?" Flüchtig schnitt er eine Grimasse. Als ob Crawford das nicht wüsste. "Damit wir nicht zu nachlässig werden, befindet sich auch die eine oder andere richtige Patrone unter der Übungsmunition." Tobias hatte Glück im Unglück gehabt. Die Schützen waren zwar angehalten, keine lebensgefährlichen Verletzungen zuzufügen, doch dumme Zufälle konnte man niemals ganz ausschließen. "Noch etwas, das sich nicht geändert hat", meinte Crawford mit schwacher Belustigung. Die vertrauten Mauern wirkten wie immer beengend auf ihn, kaum dass sie das Gebäude betreten hatten. Aber was sollte man von einem besseren Gefängnis auch anderes erwarten? Er unterdrückte ein Schnauben und versandte ein paar spöttische Blicke an die Schüler, die bei Crawfords Erscheinen verstummt waren. Ein Glühen warmer Zufriedenheit ging damit einher. War es nicht eine Freude, Schrecken zu verbreiten? Crawford begnügte sich damit, die anderen zu ignorieren. Er fühlte regelrecht, dass der Ältere ihm seine ungeteilte Aufmerksamkeit schenkte. "Wie nennt man ein an der Spitze aufgebohrtes Vollmantelgeschoss, dessen Rand grob gezackt ist? Was geschieht beim Einschlag?" Die Befragung ging weiter. "Hohlspitzgeschoss. Die Geschossspitze zerlegt sich teilweise und die Energie wird dadurch sehr schnell abgegeben." "Welche Gefahr soll dadurch ausgeschlossen werden?" "Das ist einfach." Er grinste und brachte Crawford damit dazu, wenigstens einen Mundwinkel hoch rutschen zu lassen. "Es kommt praktisch nie zum Durchschlag des Zielmediums. Wichtig, wenn ein Sekundärtreffer jemand Wichtigen gefährden könnte." "Und wenn es darauf nicht ankommt?" "Nimmt man natürlich die Standard-Vollmantelgeschosse." Grüne Augen blitzten auf. "Das bringt mehr", fügte er dann hinzu, aus dem halbwegs professionellen Modus fallend. "Du weißt, dass persönliche Ansichten bei so etwas nicht entscheidend sind?" Es war keine Zurechtweisung und so nickte er nur fröhlich. Crawford schaffte es gerade so, nicht die Augen zu verdrehen. Das Läuten der Glocke hallte durch die Flure und mit einem Stirnrunzeln sah er an sich herab. Wäre er bei seiner Gruppe geblieben, hätte er später mit ihnen zusammen Essen bekommen. Nach einer dringend erforderlichen Dusche. So wie er aussah, würden sie ihn gleich wieder aus dem Speisesaal rauswerfen. Aber sein Magen sagte ihm ausgesprochen deutlich, dass er nicht gedachte, auf sein Abendbrot zu verzichten. In braunen Augen glomm etwas auf, das er bei Crawford nicht zu sehen erwartet hätte. "Keine Sorge. Geh dir einfach nur Gesicht und Hände waschen. Ich warte hier auf dich." Er verstand sofort. Crawford hatte vor, ein paar Leuten unter die Nase zu reiben, dass sie ihm nichts mehr vorschreiben konnten. Entzückt von dieser Idee beeilte er sich der Aufforderung des Älteren nachzukommen und vergaß darüber vollkommen daran Anstoß zu nehmen, wie ein kleines Kind behandelt zu werden. Wenig später betraten sie zusammen den bereits ziemlich gefüllten Speisesaal und Crawford wandte sich ohne jedes Zögern den Tischen zu, die den Lehrkräften vorbehalten waren. Das war nicht weiter ungewöhnlich. Der Amerikaner war schließlich kein Schüler mehr und unterrichtete auch weiterhin, wenn er anwesend war. Was Crawford allerdings einige sorgfältig neutral gehaltene Blicke einbrachte, war die Tatsache, dass dieser ihn im Schlepptau hatte. Mit einem höflichen Nicken in die Runde nahm Crawford Platz, wies ihm den Stuhl neben sich zu. Er spürte, wie in seinem Rücken die Schüler zu tuscheln begannen, tat aber so, als würde er nichts davon bemerken. Neugierig kontrollierte er, was für Essen auf dem Tisch stand und kam zu der Erkenntnis, dass er Crawford nachher zu danken hatte. Nicht, dass er viel Grund hätte, sich über das Essen zu beklagen, das sie normalerweise serviert bekamen. Aber ein Schnitzel war belegten Broten auf jeden Fall vorzuziehen, vor allem wenn es galt, ein paar leere Energiespeicher aufzufüllen. Crawford war seinem Blick gefolgt und dann trafen braune Augen kurz auf grüne. Der Ältere sah aus, als würde er sich gerade sehr amüsieren. Und ohne mit der Wimper zu zucken, griff Crawford nach der Platte und tat ihm auf. ~TBC~ Das wäre dann der Anfang des zweiten Abschnitts mit Crawford und Schuldig auf Rosenkreuz. Obwohl sie gar nicht viel Zeit auf Rosenkreuz verbringen werden, um genau zu sein *grins* ^^ Wie immer keine Garantie für die Richtigkeit der Informationen zur Munition ^^# Hab's aus dem Internet. Vielen Dank an alle Leser, die bis hierher durchgehalten haben. Ich hoffe sehr, ihr werdet die Story fleißig weiterlesen ^____________^ *knuffel* cya, cu ^-^ Kapitel 101: "Waren sie nicht die perfekte Familie?" ---------------------------------------------------- Close Distance (Teil 101) Titel: Close Distance Teil: 101/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Crawford und Ran tauchen wieder auf *grins* Immer noch Sonntagabend. (die Übersicht werde ich aktualisieren, wenn meine Klausuren vorbei sind ^^°) Disclaimer: not my boys, no money make... Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: *mir eine Blume aus dem Haar fisch und dann mit dir anstoß* *grins* Jupp, auf die nächsten 100 Kapitel klingt gut ^^ Notgedrungen bin ich mit dem Lernen weitergekommen - hab ja schon drei Klausuren geschrieben und die nächste erwartet mich morgen. Einkommenssteuer *schauder* Wir beide sind wirklich arm dran... ^^° Die Geschichte mit dem Flughafen ist wirklich der Hammer, klingt ganz so, als hätte Murphys Gesetz zugeschlagen ^^# Ich versichere dir, dass Schneider sehr genau weiß, was er tut - auch in der Hinsicht, dass Schuldig später zu Crawfords Team gehören soll ^.~ Crawfords Ruf beruht auf beidem, seinem guten Verhältnis zu Schneider und Patricks Tod. Ich wollte euch mit Crawfords Verhalten am Tisch nicht verwirren ^^°°°, er hat schon einen Grund dafür und der hat weniger mit Schuldig als mit einer anderen Person zu tun. Tobias wird noch häufiger auftauchen *dir versprech* Und was Stan betrifft: wenn die Story so läuft, wie ich es plane, wird er auch mal wieder einen Auftritt haben. Aber das ist wenn dann noch lange hin... Viel Spaß *ehe* beim weiteren Lernen und süße Träume *snicker* *knuffel* @erdschlange: *grins* Jubiläen sind doch was Tolles, ne? ^^ Aber jetzt wirkt es irgendwie nicht mehr so toll, wenn ich... sagen wir die nächsten fünfzig Teile voll habe. Wenn ich bedenke, dass meine längste FF bisher nur 44 hatte... *drop* Hm, Schus Agilität. Im Anime macht unser lieber Telepath ab und zu den tollsten Stunts: soll heißen, er kann Sprünge ausführen, die einem normalen Menschen unmöglich wären und manchmal zeigt er auch eine unglaubliche Geschwindigkeit. Da ich beides schon in meinen Gegenwartskapiteln eingebaut habe, musste es ja in der Vergangenheit mal einen Punkt geben, an dem Schu diese Fähigkeiten erlangt. Und genau das meinte ich mit der Agilität ^^ *erklär* *lach* @Furia: *knuffz* Danke, danke ^___^ Du wieder mit deiner Fantasie *mich weglach* Aber ich denke, dass Schneider von einem Gespenst nicht besonders viel hätte *fg* Ich kann meine Finger einfach nicht von den beiden lassen *zugeb* und daher steht es schon so gut wie fest, dass ich wirklich eine AU schreiben werde, in der sie sich schon früher begegnen. Und Rosenkreuz wird auch ein bissl anders sein, obwohl es ein Wiedersehen mit alten Bekannten geben wird ^^ Wenn ich mich richtig erinnere, wird Crawford das Problem mit der Teamdynamik zu einem späteren Zeitpunkt auch noch aufwerfen ^^ Dann kannst du daran zurückdenken, dass dir das auch schon aufgefallen ist *grins* Sind wir hier bei Raumschiff Enterprise?!? *snicker* Tobias wird in nächster Zeit nicht sterben und ich denke schon, dass Schu einen Freund in ihm gewinnt *grins* Die Kids bekommen schon zum Mittag was Richtiges zu essen und von den Broten dürfen sie ja essen, so viel sie wollen ^^ Verhungern werden sie also nicht. Die Platte auffüllen, um Schneider eifersüchtig zu machen? o.O Na das wäre mal ein interessantes Unterfangen... Erstens isst der Direktor nicht im Speisesaal und dann würde Crawford wirklich nicht auf diese Idee kommen *lach* Nee, die Erklärung lautet anders (siehe Tao ^.~) Dir auch viel Erfolg mit deinen Klausuren *lieb sag* *umärmel* @Taowaki: *Blumen in die Vase stell* Meine Erklärung wird aber Nagis Einstellung wirklich nur ein bissl ändern. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass er sich in Tot verknallt und aus diesem Grunde werde ich diese Entwicklung im Anime ignorieren. Ja, ja, Schu weiß schon, wie man Prioritäten setzt *lach* Das Töten von Talenten ist auf Rosenkreuz wirklich nicht üblich, nicht einmal von Seiten der Lehrer. Das Schlimmste, was normalerweise passiert, ist als "Screamer" zu enden (wie ich so weit ich mich erinnern kann mindestens schon an zwei Stellen angedeutet habe). Okay, das kann man dann nicht mehr als Leben bezeichnen, aber tot sind die Schüler dennoch nicht. ^^# Somit war es tatsächlich eher ein Schockerlebnis, als Crawford ein Talent töten durfte, umso schlimmer, da der Precog selbst noch Schüler war. Und die ,scharfen' Übungsgeschosse führen so gut wie nie zu einem tödlichen Ausgang, schließlich sind die Schützen gut trainiert und zielen nicht auf lebenswichtige Organe ^^ Schuldig will so schnell von Rosenkreuz weg, wie möglich. Aus diesem Grund wäre es ausgesprochen kontraproduktiv, wenn er Crawford nicht geantwortet hätte. Der Telepath ist zwar frech, aber nicht dumm ^.~ Und Crawfords Verhalten richtete sich gegen jemanden, der ebenfalls an dem Tisch sitzt und mit dem er sich nie besonders gut verstanden hat. Ist zwar ein kleiner Spoiler, aber was soll's: Herr Neubert ist ebenfalls ein Precog und hat bei Crawfords Ausbildung geholfen. Crawford lässt Schuldig die Sonderbehandlung zukommen, um Herrn Neubert zu ärgern, der so etwas niemals gutheißen würde - allerdings in diesem Fall auch nichts dagegen machen kann *snicker* Viel Spaß im Winterurlaub *neidisch guck* ^^# Teil 101 "Waren sie nicht die perfekte Familie?" Schreiend und Weiß übten sich in einer Runde Sparring, doch die Angelegenheit dauerte nicht sehr lange an. Metall schnitt durch Sehnen und Fleisch, verhinderte, dass Tetsuya davonlaufen konnte. Weiß war zu sehr damit beschäftigt sich selbst zu verteidigen, um verhindern zu können, was als nächstes geschah. Aber er selbst war sehr wohl in der Lage einzugreifen. Unbemerkt drang er in den Verstand von Schoen ein - grinste, als er nebenbei die Bedeutung ihres Namens erfasste - und verschob ihre Wahrnehmung um ein paar Zentimeter. Ein knapper Befehl zerschnitt die Luft und in der nächsten Sekunde verschmolzen die vier Frauen mit den Schatten, waren kurz darauf verschwunden, einen scheinbar toten Tetsuya zurücklassend. Die Kreatur wurde sofort von Weiß umringt und er konnte spüren, wie sich Farfarellos Finger in seinen Arm krampften. Ein Beben lief durch den Körper seines Freundes. Farf sah nicht gerne bei einem Kampf zu, ohne sich beteiligen zu dürfen. Besänftigend zog er ihn an sich heran. "Ist er tot?" Nagi hatte sich einen Schritt von ihnen - oder vielleicht auch nur von Farfarello - entfernt, sah ihn fragend an. "Noch nicht ganz." Er war damit beschäftigt, dieses Wesen noch ein wenig länger am Leben und bei Verstand zu halten, was seine Antwort etwas gepresst klingen ließ. Diese Erfahrung war keine besonders angenehme. In etwa so, als würde er durch flüssigen Teer waten. Siberian hatte seine Krallen eingezogen und kniete nun neben dem Studenten, suchte mit hektischen Bewegungen nach Wunden. "Du kannst uns jetzt nicht wegsterben", kam es als Knurren zwischen zusammengebissenen Zähnen. Bombay und Balinese sahen mit erstarrenden Gesichtszügen zu, wussten genau, dass es nichts mehr zu tun gab. Kälte begann den Verstand von Tetsuya zu zerfressen und ihm wurde klar, dass er sich nicht länger halten konnte. Mit einem letzten Energieschub zwang er ein Wort hervor. "Ko...rin...", flüsterte der Student. Das war knapp gewesen. Er holte zischend Luft und versuchte die Eiseskälte abzuschütteln, die seine Gehirnwindungen zu kristallisieren schien. In einer stummen Geste drehte sich Farfarello in seiner Umarmung zu ihm um und Arme schlangen sich nun ihrerseits um ihn. Über die Schulter des Iren hinweg begegnete er besorgten dunkelblauen Augen und er rang sich ein müdes Lächeln ab. Normalerweise unterliefen ihm solche Fehler nicht, aber Tetsuyas Gehirn war schon zu sehr verändert gewesen und so hatte er beinahe den letzten Zeitpunkt für einen Rückzug verpasst gehabt. Jetzt wollte er nur noch in sein Bett fallen, mit Farfarello als lebendigen Ofen neben und vorzugsweise einem großen Teller mit Essen vor sich. Nagi entspannte sich kaum merklich, das Gesicht immer noch ernst. "Wir können jetzt nach Hause fahren, nicht wahr?" Für einen Moment war er versucht den Jüngeren aufzuziehen, denn offensichtlich hatte dieser nun nichts mehr dagegen, sich einen Sitz mit Farfarello zu teilen. Dann entschied er aber, dass er zu müde dazu war. Von Weiß völlig unbemerkt, zogen sie sich zurück. "Crawford ist da." "Gut erkannt, Nagi." Er lachte leise in sich hinein, als Nagi ihn daraufhin anfunkelte, stellte dann den Motor ab. Sein Kopf hatte sich inzwischen etwas erholt, dennoch lief sein Körper nur noch auf Sparflamme, was sich in einem langsam startenden Pochen hinter seiner Stirn ausdrückte. Er stieg aus, ließ seinen Blick über Crawfords Wagen streifen. Der Gedanke an den Älteren erinnerte ihn daran, dass er in ihm ein wirkungsvolles Kopfschmerzmittel hätte. Nur leider würde Crawford das anders sehen. Nagi verabschiedete sich in sein Zimmer, kaum dass sie das Haus betreten hatten. Litt wahrscheinlich schon unter Entzugserscheinungen, weil er so lange von seinem Computer getrennt gewesen war. Oder Nagi wollte weiter an seinen Nachforschungen arbeiten. Das ernüchterte ihn, vertrieb das kleine, amüsierte Lächeln, mit dem er ihrem Jüngsten nachgesehen hatte. "Schuldig?" Eine Hand berührte ihn fragend und unwillkürlich lehnte er sich gegen Farfarello, der prompt das Gesicht an seinem Hals barg und anfing ihn anzuknabbern. "Auch hungrig?" Ein atemloses Geräusch entkam über seine Lippen, als der Ire zubiss, gefolgt von einem unterdrückten Kichern. "Lass das, wir müssen Crawford noch Bericht erstatten." Und dann etwas essen, bevor es endlich ins Bett ging. Trotz seines Protestes schob er Farfarellos Finger nicht weg, sondern streckte sich im Gegenteil unter den immer forscher werdenden Griffen. Farfarello brummte irgendetwas Unverständliches neben seinem Ohr, warmer Atem strich über empfindliche Haut. Es schien völlig unmöglich, sich dagegen zu wehren, aber letztendlich war er wirklich hungrig und sein Freund merkte, dass er nicht ganz bei der Sache war, ließ von ihm ab. Stattdessen wurde er am Handgelenk gepackt und in Richtung Wohnzimmer gezogen. Durch die halb offen stehende Tür drang die leise Geräuschskulisse des Fernsehers und machte somit deutlich, wo sie ihren Leader finden würden. Er grinste, während er sich widerstandslos mitzerren ließ. Farfarello schien es eilig zu haben. Crawford saß auf der Couch, anscheinend in die Zeitung vertieft, aber es war etwas anderes, das ihn plötzlich stoppte. Und sein Begleiter blieb ebenfalls stehen. Wenn das kein Anblick für die Götter war... Kurz davor die Fassung zu verlieren zwinkerte er, aber nichts wollte sich ändern. Ran lag immer noch zusammengerollt auf der Couch und widmete seine Aufmerksamkeit dem Geschehen auf der Mattscheibe. Was grüne Augen jedoch wirklich bannte, war die eine schmale Hand, die auf Crawfords Oberschenkel ruhte, oder vielmehr an dessen Innenseite. Allein das zu sehen, ließ seine Fingerspitzen kribbeln, aber überraschenderweise meldete sich keine Eifersucht, dazu war ihm Farfarellos Nähe zu bewusst. Das Bedürfnis ins Bett zu kommen allerdings intensivierte sich - und das ganz sicher nicht, um dort zu schlafen. Überraschung löste sich in ein anzügliches Grinsen auf. "Abend Crawford. Wir sind wieder zurück." >Weiß ist unverletzt und hat den Namen von Korin. Tetsuya wurde von Schreiend getötet. Keiner hat uns bemerkt.< Auf telepathischem Wege teilte er das Ergebnis ihrer Mission mit. Wäre etwas ungünstig, wenn Ran das mithören könnte. Beim Klang seiner Stimme huschten violette Augen zu ihm herüber und Ran schenkte ihm ein schläfriges Lächeln, bevor dessen Blick an Farfarello hängen blieb und das Lächeln - sich in etwas anderes verwandelte. Farfs Hand verließ die seine und mit wenigen raschen Schritten war der Ire bei Ran, hockte sich neben ihm hin. Die Zeitung raschelte etwas, als Crawford sie zur Seite legte. "Guten Abend, Schuldig." Die Stimme des Älteren war völlig unbewegt und die Augen so ruhig wie immer. Offensichtlich hatte Crawford überhaupt kein Problem damit, auf diese Weise von ihnen gesehen zu werden. Und wenn er genauer darüber nachdachte, fehlte bei Ran die übliche Nervosität und Verlegenheit. Neugierig wollte er aus dem Kopf des Rotschopfs erfahren, was diesen verändert hatte, doch etwas in Crawfords Blick hielt ihn davon ab. "In der Küche wartet euer Abendessen. Ihr könnt es in der Mikrowelle aufwärmen." Als Crawford das sagte, zog ein ironisches Lächeln an den Mundwinkeln des Älteren und ihm selbst entging das Absurde daran ebenfalls nicht. Waren sie nicht die perfekte Familie? Wie auf ein vereinbartes Zeichen hin wandten sie sich beide Ran und Farfarello zu. Nicht wirklich überraschend, wurde der Rothaarige wieder einer Inspektion unterzogen. Da Ran nicht gewillt zu sein schien, den Kontakt zu Crawford zu verlieren, hatte der Ire ihm kurzerhand das Hemd aufgeknüpft und nun geisterten schlanke Finger über die gut verheilenden Schnitte hinweg. Ran wehrte sich nicht, aber dessen Hand verkrampfte sich in den Stoff von Crawfords Hose und eine stumme Frage stand in den violetten Augen, als sich diese auf den Schwarzhaarigen hefteten. "Farfarello." Das eine Wort enthielt einen Befehl und Farf verstand diesen sehr wohl, auch wenn Crawfords Stimme flach blieb - oder vielleicht gerade deswegen. Er sah, wie sein Freund kurz erstarrte, sich dann zurückzog und aufstand, nicht ohne Ran ein zufriedenes Lächeln zuzuwerfen. Der es erwiderte, ein wenig verwirrt. Von Crawford strahlte flüchtige Belustigung auf ihn ab und er reagierte darauf mit einem halben Grinsen. Die beiden wussten wahrscheinlich gar nicht, was für ein Bild sie abgaben und einmal mehr wunderte er sich, warum Farfarello Ran so faszinierend fand. Dann erst ging ihm auf, dass er wohl wieder im Keller schlafen musste. Crawford las diese Erkenntnis von seinem Gesicht ab, möglicherweise verriet ihn auch sein Blick in die ungefähre Richtung seines Zimmers und er hatte das dumme Gefühl, dass der Ältere ihn innerlich auslachte. Das hatte er wohl davon, dass er diesen Bastard hatte schlagen wollen. Schachmatt. Dennoch war er nicht wirklich sauer, konnte es einfach nicht sein. "Dann werde ich oben schnell ein bisschen aufräumen...", gestand er seine Niederlage ein. Und musste aufpassen, Crawford nicht wie ein Idiot anzustarren, als er dessen Antwort hörte. ****** "Das ist nicht notwendig." Schuldig sah ihn an, als hätte er den Verstand verloren, was er nicht besonders schmeichelhaft fand, von Farfarello kam einfach nur ein zustimmendes Nicken, was irgendwie schlimmer war. Schuldig, das verstand er noch. Der Telepath ließ keine Gelegenheit aus, andere zu manipulieren, auch wenn dieser vom Ergebnis jetzt kalt erwischt wurde. Warum aber Farfarello der Ansicht war, sich in sein Privatleben einmischen zu müssen, ging doch etwas über seinen Horizont. Der Ire erwiderte seinen Blick ungerührt, griff dann nach Schuldig, damit dieser aus seiner Erstarrung erwachte. Die zwei verließen das Zimmer, ohne dass noch ein Wort gefallen wäre. Erst als die Tür geschlossen war, entspannten sich Rans Finger und der Rothaarige lächelte kurz zu ihm auf. "Schuldig sah so verblüfft aus." Auf diese Feststellung wurde keine Reaktion erwartet, wie ihm der in die violetten Augen einkehrende Ernst verriet. Ohne sich um sein offenes Hemd zu kümmern, rollte Ran sich dann wieder in die alte Position zusammen. Es sah nicht so aus, als würde Ran noch nach Hause wollten und er hatte es auch nicht erwartet. Überlegend musterte er kurz die Zeitung, ließ sie schließlich liegen wo sie war und machte die Lampe aus. Stattdessen richtete er sich darauf ein, ebenfalls fernzusehen, lauschte mit einem halben Ohr auf die Geräusche aus der Küche, die trotz geschlossener Tür zu ihnen vordrangen. Rans Hand war so warm, dass sie sich direkt durch den Stoff auf seine bloße Haut durchzubrennen schien. Während des ganzen Films lag der Rothaarige vollkommen still und erst als der Abspann über den Bildschirm lief, konnte er sicher sein, dass Ran nicht einfach eingeschlafen war. Der Jüngere streckte sich vorsichtig, darauf bedacht, ihm nicht die Faust in die Rippen zu rammen. Unwillkürlich lächelte er. "Du solltest allmählich ins Bett gehen. Morgen ist wieder Schule." Ran schnitt eine Grimasse, ohne viel Elan dahinter. "Was ist mit Ihnen?" Eine seltsame Zurückhaltung stand in Rans Blick, an der Grenze zu Indifferenz. Immerhin, keine Verlegenheit mehr. Eine wirklich angenehme Veränderung. Er stand auf, sich sehr wohl Rans Hand bewusst, die dabei von seinem Bein rutschte. Ein seltsames Gefühl, diese Quelle von Wärme plötzlich zu verlieren. Sein Stirnrunzeln ging in der Dunkelheit unter, die sich wie ein schweres Tuch über sie legte, als er den Fernseher ausschaltete. Er hörte, wie Ran ebenfalls auf die Beine kam und sobald sich seine Augen an die veränderten Lichtverhältnisse gewöhnt hatten, schälte sich auch die Silhouette des Jüngeren aus dem ungewissen Dunkel heraus. Ran konnte ihn ebenfalls erkennen, er spürte den Blick der violetten Augen. Und dann legte sich eine Hand mit nur minimalem Zögern um sein Handgelenk. Ran schien eine Vorliebe dafür zu entwickeln. Ohne viel Zeit mit weiteren Überlegungen zu verschwenden, zog er den Anderen an sich heran, dieses Mal nicht auf Abstand bedacht. Rans Körper schmolz gegen seinen, geschmeidig und gleichzeitig unnachgiebig, vollkommen auf den Kuss konzentriert. Ein leises Seufzen kam von Ran und der Laut sandte einen Energiestoß seine Wirbelsäule entlang. Er schob Ran - nicht ganz - von sich, abgehackte Atemzüge durchbrachen die Stille. Neugier ließ ihn einen Daumen über feuchte Lippen streichen und der Jüngere erzitterte unter der leichten Berührung. Es wäre so einfach weiterzumachen, aber noch hatte er sich unter Kontrolle. Er wollte seinem Körper nicht so einfach klein beigeben, er hasste es, wenn sein Verstand überrannt wurde. In seinem Leben hatte es bisher zu wenige solcher Ereignisse gegeben, um sich eventuell an diese Möglichkeit gewöhnen zu können. Etwas abgekühlt küsste er Ran erneut, doch es war wie eine Spiegelung des Kusses heute Nachmittag, so kurz, dass er fast irreal wirkte. Ran folgte ihm ohne Widerspruch bis zur Treppe. "Du weißt ja, wo das Bad ist." Ein Nicken als Antwort und ein fast belustigtes Lächeln, dann ließ der Rothaarige ihn los und verschwand nach oben. Er hatte sich bereits umgezogen und eine zweite Bettdecke bereitgelegt, als Rans schlanke Gestalt im Türrahmen erschien. Trotz des nur spärlichen Mondlichts schien Rans blasse Haut fast zu leuchten und die Shorts hoben sich dunkel dagegen ab. Wieder ruhte Rans Blick wie ein Gewicht auf ihm, dann trat der Jüngere ein und schloss die Tür hinter sich. Ein ordentlich zusammengelegter Stapel wurde auf der Couch abgelegt, deren Umrisse ebenfalls gut auszumachen waren, ehe Ran das Zimmer durchquerte und sich zu ihm aufs Bett setzte. Es war breit genug, um zwei Personen bequem Platz zu bieten, dennoch war einige Zeit vergangen, seit er das letzte Mal mit jemandem zusammen geschlafen hatte. Er nahm die dem Fenster zugewandte Seite und Ran legte sich kurz darauf ebenfalls hin. Es dürfte nicht allzu schlimm werden, schließlich war bereits bewiesen, wenn auch unfreiwillig, dass er in Rans Gegenwart schlafen konnte. Und kurz bevor er tatsächlich einschlief, legten sich warme Finger an seinen Puls. ~TBC~ Nun ja, wenigstens habe ich sie endlich zusammen in ein Bett bekommen. ^^# Ich hoffe, wir lesen uns wieder beim nächsten Teil ^^ Dann werde ich zwei weitere Klausuren hinter mir und nur noch zwei vor mir haben... hm... klingt gar nicht so schlecht *grins* cya, cu ^-^ Kapitel 102: "Rückblicke XXXIII - Du weißt gar nicht, wie das geht, nicht wahr?" -------------------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 102) Titel: Close Distance Teil: 102/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: So, dieses Mal lernt ihr offiziell Herrn Neubert kennen ^^ *grins* Disclaimer: not my boys, no money make... Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: *grins* Das mit Juliens Arbeit ist wirklich ein Zufall ^^ Irgendwie schade, dass er relativ bald zurück muss - denn die Zeit geht bestimmt schnell rum. Ich werde dir morgen gerne die Daumen drücken, immerhin schreib ich meine Klausur erst am Nachmittag und hab daher Zeit dafür ^.~ Keine Klausur zu haben wäre wirklich schön gewesen, aber immerhin sind es die beiden letzten. Wegen Wirtschaftspolitik morgen mache ich mir nicht so viel Sorgen, aber Steuern am Dienstag wird wahrscheinlich wieder abartig schwer - so wie schon die erste Steuerklausur letzten Montag. Dafür lief am Donnerstag wenigstens Wirtschaftssoziologie ganz gut (das Fach mit den acht Texten ^^). Wie schon mal gesagt, glaube ich einfach nicht, dass Schuldig Crawford ganz loslassen kann, egal was passiert. Und daher wird wohl immer ein bissl Eifersucht da sein. Armer Kerl ^^°°° Die Distanz zwischen Ran und Crawford ist Rans Herkunft geschuldet. Ich habe mal gelesen, dass sich sogar Ehepaare zum Teil noch mit "-san" anreden und im Deutschen setze ich das halt mit dem Siezen gleich. Ich weiß ehrlich gesagt noch nicht genau, wann ich das ändern werde. Jupp, Omi ist der Wahrheit wieder ein Stück näher. Aber ich bezweifle weiterhin, dass er darüber letztendlich besonders glücklich sein wird ^^ Ich denke, nächstes Wochenende oder so bekommste endlich deinen GB-Eintrag *knuffel* @Taowaki: Hoffe, du hattest einen schönen Winterurlaub *winkz* @erdschlange: *lach* Hat mich ja nur ein paar Teile gekostet, bis dorthin zu gelangen ^^# Manchmal hatte ich echt das Gefühl, aus Ran und Crawford würde nie was werden *Kopf schief leg* Ich merk mir leider nie, wer von euch den Anime noch nicht kennt. Wenn also Fragen aufkommen, einfach stellen - ich beantworte sie gerne ^^ Übrigens wird die Serie für dich bestimmt eher eine Enttäuschung sein, wenn du sie bisher nur aus Fanfics kennst. Nach shonen-ai Anspielungen kannste nämlich mit der Lupe suchen und der Qualität ist auch nicht die Beste... Erfolg bei den Klausuren wäre klasse *grins*, besonders bei der am Dienstag. Wann schreibst du denn deine? Kann dir dann ja die Daumen drücken ^.~ @CeresNila: Solche Worte höre ich doch gerne ^___^ Ich hoffe, du magst diesen Teil auch. Wie bei Andy schon gesagt, ist das mit Ran und Crawford ein bissl schwierig. Und ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob die beiden nun aus ihrer Sicht ,zusammen sind' o.O Crawford denkt bestimmt nicht in solchen Bahnen und Ran... der klammert sich an den Älteren, weil er an dessen Stärke glaubt. Es ist für ein Zeichen von Respekt, Crawford so anzureden. ^^ Ich brauche wirklich noch einen Punkt, an dem sich ihr Verhältnis weiter ändert - und ich wollte es nun wirklich nicht an Sex binden. Das wäre so... lahm... Keine Ahnung, ob ich rüberbringen konnte, wie ich das sehe ^^# Auch wenn ich wegen der Klausuren in letzter Zeit nix mehr geschrieben habe, gerate ich sicher nicht in Verzug, da ich in meinem Block ein paar Teile Vorrat habe *zwinka* Probleme werde ich bekommen, sobald Semesterferien sind und ich versuchen muss, wieder in die Story reinzufinden *ehe* Teil 102 "Rückblicke XXXIII - Du weißt gar nicht, wie das geht, nicht wahr?" Crawford hatte seinen Teller vielleicht zur Hälfte geleert, als er selbst sein Essen bereits herunter geschlungen hatte. Und er war immer noch hungrig. Ob er sich nachnehmen sollte? Normalerweise würde er nicht zögern, aber es wäre auch nicht gut, seine Anwesenheit hier zu sehr zu unterstreichen. Schließlich konnte er darauf verzichten, sich das Leben freiwillig unnötig schwer zu machen. In diesem Moment beendete Crawford ein Gespräch mit dessen anderen Tischnachbarn und gleich darauf ruhten braune Augen auf ihm. Er wollte das, von Crawford angesehen werden, wahrgenommen. Das Einzige, was er von dem Älteren bekommen konnte. Auch wenn er sich selten erlaubte, darüber nachzudenken. Crawford stellte ihm die Frage nicht, wusste auch so, dass er niemals genug Essen bekommen konnte. Ein schmales Lächeln, dann griff der Schwarzhaarige nach seinem Teller und füllte ihn ein weiteres Mal. Dankend grinste er in Erwiderung und wollte sich gerade darüber hermachen, als Crawfords Augen leer wurden. Wie Spiegel, von denen nichts wiedergegeben wurde. Es hätte nicht länger als eine Sekunde dauern dürfen, meistens bekam er überhaupt nichts davon mit, doch diese Vision dehnte sich aus. Sein überraschtes Einatmen lenkte die Aufmerksamkeit einiger Lehrer erst auf ihn, dann weiter auf Crawford. Der plötzlich mit einem Zwinkern in die Gegenwart zurückkehrte. Der Ältere kümmerte sich nicht um die eingetretene Stille. Mit der ihm angeborenen Präzision wandte Crawford den Kopf. Er konnte das frostige Lächeln sehen, das auf die Lippen des Amerikaners getreten war und war froh, nicht Empfänger selbigen zu sein. Neugierig folgte er Crawfords Blick - zu Herrn Neubert. Aha, das erklärte einiges. Der Mann war einer der ältesten Lehrer hier und wie Crawford ein Precog, aber bei weitem nicht so gut wie der Amerikaner. Eine Vision, die sich um einen Precog drehte, musste wirklich interessant sein. All diese Möglichkeiten... Unter halbgeschlossenen Lidern hervor beobachtete er Herrn Neubert, der kläglich darin versagte, Crawford zu ignorieren. Und schließlich begegneten sich zwei Augenpaare. "Das ist keine gute Idee." Crawford verweigerte dem älteren Mann die Höflichkeit, ihn mit Namen anzusprechen, was der andere Precog mit zusammengebissenen Zähnen registrierte. Das Lächeln des Schwarzhaarigen wechselte von frostig zu kalt, dann stand Crawford auf, ohne eine Reaktion abzuwarten. Egal wie ruhig diese Bewegung ausfiel, konnte er darunter liegend dennoch etwas vibrieren spüren. Und dieses etwas kam Wut nahe. Er erhob sich ebenfalls. Es war niemals eine gute Idee, Crawford wütend zu machen. Der ließ sich zu keinen lautstarken Anfällen hinreißen, sondern lächelte nur amüsiert, während unter einem das Eis einbrach. Niemand der aufmerksam gewordenen Lehrer sagte etwas. Sie mochten Crawford vielleicht nicht besonders, doch trotz seiner Jugend unterschätzten sie ihn nicht. Und jedem hier war klar, dass hinter Crawford immer noch Herr Schneider stand. Am liebsten hätte er Herrn Neubert ein paar saftige Kopfschmerzen verpasst. Er hatte schon so selten genug die Gelegenheit mit Crawford zusammen zu sein und wollte sich die nicht verderben lassen. Die Schilde des Älteren waren nicht stark genug, wenn er sich Mühe gab. Er könnte durchkommen... Grüne Augen glitzerten auf und Energie verdichtete sich in ihm zu einer heißen, weiß glühenden Anballung. Sie durften keine Lehrer angreifen, die Strafe dafür würde ihn höchstwahrscheinlich mit niedergerissenen Schilden in einer Zelle landen lassen. Doch das hatte er bereits überlebt und würde es wieder tun. Einen Atemzug ehe er zuschlagen _musste_, weil es ihn sonst innerlich verbrennen würde, legte sich eine schwere Hand auf seine Schulter und so kurz, dass er fast geglaubt hätte, es sich nur eingebildet zu haben, streifte Crawfords Daumen seinen Hals. Aber es war keine Einbildung gewesen, denn das Feuer war ausgelöscht worden. Die Talente, die den sich anbrauenden Sturm bemerkt hatten, zuckten überrascht zusammen. Und Crawford hatte bewiesen, dass er den widerspenstigen Telepathen bändigen konnte, der laufend Ärger machte. Vielleicht sollte er sich deswegen beleidigt fühlen, doch immerhin ging es hier um Crawford. Der ihn hier rausholen würde. Er grinste nur zu dem Älteren auf, dann gingen sie. ****** Nicht wirklich unerwartet brach Schuldig ihr Schweigen, kaum dass sie allein waren. "Was war das mit dir und Herrn Neubert?" Schuldig hatte seit dem letzten Mal einen ordentlichen Wachstumsschub durchgemacht, musste aber weiterhin den Blick heben, um ihm in die Augen zu sehen. Die orangefarbenen Haare fielen ihm ungebändigt und frei über die Schultern, erinnerten ihn an ein altes Bild, das seit ihrem Kennenlernen in seinem Gedächtnis geruht hatte. Ja, das war es, was er damals gesehen hatte, bis hin zu der Kühle in den grünen Augen, die wie eine Barrikade zwischen Schuldig und der Außenwelt stand. Ein äußerer Ausdruck der telepathischen Schilde, die den Verstand des Jüngeren schützten. Rosenkreuz hatte es nicht geschafft, Schuldigs Persönlichkeit zu glätten und er war wie immer froh, wenn er sich dessen vergewissern konnte. Er brauchte keine Marionetten, die nicht einmal wussten, dass sie welche waren. Sein Team sollte das Beste werden, weil er sich mit weniger nicht zufrieden geben wollte. Doch noch musste er sich gedulden. Ein wenig. Er beendete seine Musterung, gerade als Schuldig anfing etwas nervös zu werden. "Er hatte vor, mich ein angebliches Komplott aufdecken zu lassen und mich dadurch lächerlich zu machen. Als ob der mich ausmanövrieren könnte." Schuldig schnaubte, Abscheu mischte sich in Verstehen. "Ich wette, er hätte es sehr realistisch gestaltet. Ohne Rücksicht darauf, dass du ebenfalls keine walten lassen würdest." "Hm..." Der Telepath hatte es tatsächlich durchschaut. Neubert war ohne weiteres bereit gewesen, ein paar Schüler zu opfern, die von den wirklichen Plänen des Precogs nichts ahnten. Er durfte Schuldig niemals für einen Dummkopf halten, nur weil der es sich in den Kopf gesetzt hatte, alles und jeden mit Spott zu überhäufen. "Nichtsdestotrotz hättest du vorsichtiger sein sollen. Du kennst die Vorschriften." Schuldig sah ihn mit einem merkwürdigen Ausdruck an, folgte ihm weiterhin, ohne auf den Weg zu achten. "Ich hätte es normalerweise nicht getan. Aber es ging um dich, nicht um mich. Es stand ihm nicht zu, irgendetwas zu probieren." Oh ha, er sollte sich wohl geschmeichelt fühlen. Schuldig begann bereits, ihn als Anführer zu sehen, alle Scherze beiseite. Aber das konnte ins Auge gehen, solange Schuldig sich noch auf Rosenkreuz befand. Wenigstens für die nächsten Tage bestand allerdings keine Gefahr. Unwillkürlich lächelte er. "Du musst bedenken, dass es sich als unpraktisch erwiesen hätte, wenn du bestraft worden wärst." "Warum?" Grüne Augen wurden zusammengekniffen und Angriffslust blitzte in ihnen auf. Doch ehe Schuldig weitersprach, wurden sie abgewandt und richteten sich auf den Boden. "Das letzte Mal hat es dir nicht so viel ausgemacht, mich da runter zu schicken." Das musste jetzt ja kommen. Schuldig hatte ihm das wohl immer noch nicht ganz verziehen. "Damals wollte ich dich auch nicht für einen Außeneinsatz mitnehmen." Das stoppte Schuldig abrupt und es erwies sich als interessant, den Jüngeren mal offen die Fassung verlieren zu sehen. Es folgte Ungläubigkeit und dann das aufrichtigste Lächeln, das Schuldig bisher zustande gebracht hatte. "Kein Witz?" Er zog eine Augenbraue hoch. "Kein Witz." Für einen Moment lief noch Aufregung durch Schuldig, dann fasste sich der Telepath. Und registrierte, wo genau sie stehen geblieben waren. "Bist du wieder hier untergebracht?" Ein verwirrtes Stirnrunzeln. "Nein, ich habe wie immer eines der Gästequartiere." Er lächelte. "Und was wollen wir dann hier?" Wortlos öffnete er die Tür zu ihrem alten Zimmer und machte eine auffordernde Handbewegung. Schuldig zuckte mit den Schultern, ging dann hinein. Ihm folgend sah er die Anspannung in den Bewegungen des Anderen. Schuldig hatte ein gesundes Misstrauen gegenüber Überraschungen entwickelt, aber ein wenig beleidigend war es schon, es gegen sich selbst gerichtet zu sehen. Er schloss die Tür hinter sich. "Du bekommst dieses Zimmer. Deine Sachen müssten bereits hier sein." Schuldig überzeugte sich davon, indem er den Schrank öffnete. "Dann habe ich es geschafft...", kam es nach einigen Sekunden des Schweigens schließlich. "Ja, du kannst dich jetzt in die illustren Reihen jener einordnen, die vorzeitig aus den Schlafsälen raus dürfen. So wie Stephan und Alexander damals." Ein Grinsen blitzte auf, als Schuldig sich zu ihm umdrehte. "Das nächste Jahr wird also mein letztes sein." "Ich gehe davon aus." Schuldig verlor das Grinsen und sah ihm direkt in die Augen. "Habe ich das hier dir zu verdanken?" "So wenig von dir selbst überzeugt?", zog er den Jüngeren auf, wurde dann ebenfalls ernst. "Nein, Schuldig. Es ist deine eigene Leistung gewesen." "Und dieser Außeneinsatz? Das fällt doch nun wirklich aus dem Rahmen." Damit hatte Schuldig vollkommen Recht. Aber das änderte nichts daran, dass er Schuldig gut vorbereitet sehen wollte. "Schneider hat die Erlaubnis erteilt. Und du kannst mir glauben, dass ich nicht darum gebettelt habe." "Natürlich nicht", schüttelte Schuldig den Kopf und in grünen Augen funkelte es belustigt auf. "Du weißt gar nicht, wie das geht, nicht wahr?" Damit wandte sich der Orangehaarige erneut dem Schrank zu und zog einen Schokoriegel hervor. "Sie haben wirklich alles rübergebracht." Schuldig hatte sich nicht geändert, immer noch ständig hungrig. Aber dieses Mal lag es an der Verausgabung bei der heutigen Übung. Der Körper des Jüngeren musste sich inzwischen an den allgemein höheren Energieverbrauch durch das ständige Aufrechterhalten der Schilde gewöhnt haben. Mit ein paar schnellen Bissen war Schuldig fertig, wischte sich die Hände an der ohnehin schon schmutzigen Hose ab. Nicht viel, das man da noch schlimmer machen konnte. Schuldig war seinem Blick gefolgt, nahm erst jetzt wirklich wahr, dass er noch diese Sachen anhatte. War ihm wohl für einen Moment entfallen gewesen. Grüne Augen huschten gleich darauf weiter zur Badezimmertür und ein Grinsen breitete sich auf Schuldigs Gesicht aus. "Endlich wieder eine eigene Dusche..." In der nächsten Sekunde wusste er, dass Schuldig kurz davor war sich auszuziehen - und zwar ohne sich die Mühe zu machen, sich vorher in den anderen Raum zu begeben. Darauf konnte er verzichten. "Morgen geht es los. Ich werde dich nach dem Frühstück hier abholen." Schuldig erstarrte, Lippen formten lautlos das Wort ,morgen'. "Schlaf gut, Schuldig." Und damit ging er. Schneider empfing ihn mit einem Lächeln. "Und, wie hat Schuldig die frohe Botschaft aufgenommen?" Er lächelte zurück, nahm auf der Couch Platz und sah zu, wie der Ältere ihm Rotwein eingoss. Das angenehm gedämpfte Licht erzeugte einen rötlichen Schatten, der sich sanft bewegte, im Einklang mit der noch nicht zur Ruhe gekommenen Flüssigkeit. "Er reagierte ein wenig ungläubig. Aber ich denke, das Zimmer hat ihn überzeugt." Die Belustigung wurde aufgenommen, huschte durch eisblaue Augen. Schneider setzte sich neben ihn, reichte das Glas weiter und lehnte sich dann zurück. Er nutzte die Gelegenheit, um den Älteren zu betrachten. Auf einer persönlicheren Ebene als bei ihrem ersten Treffen an diesem Tag. Da war es darum gegangen, Schuldigs Unterlagen zu sichten, dessen Fortschritte zu beurteilen. Jetzt aber lag die Arbeit hinter ihnen. Der Deutsche erwiderte seine Musterung mit einem ruhigen Blick und Erwartung breitete sich in ihm aus. Sein letzter Einsatz hatte ihm Gelegenheit geboten, mit ausreichend Leuten zusammenzutreffen, dennoch hatte er nichts mit ihnen anfangen können. Und ihm war nicht ein Mal die Idee gekommen, mit jemandem das Bett teilen zu wollen, auch wenn es nicht an Interessenten gemangelt hatte. Mit Schneider war das anders. Sie hatten von Anfang an auf einer Wellenlänge gelegen. Und daran hatte sich nichts geändert, auch nicht mit seinem neuen Status. Er nahm einen Schluck vom Wein und unterbrach damit schließlich die sich aufbauende Spannung. Schneider spiegelte die Bewegung, stellte dann das eigene Glas auf den Tisch, nahm ihm seines ab und tat damit das gleiche. Finger strichen warm über seinen Handrücken, während sich der Alkohol mit ebenso viel Wärme in seinem Magen auszubreiten begann. Schneiders Kuss war ungewohnt sanft, fast flüchtig und er seufzte leise. Er hatte das tatsächlich vermisst gehabt. "Niemand anderen gefunden?" Der Deutsche lehnte sich wieder zu ihm herüber, drückte ihn nach unten und hauchte einen weiteren Kuss auf seine Lippen. Schneider hatte also etwas von seinen Überlegungen mitbekommen. Nicht wirklich überraschend, schließlich hatte er nichts zu verbergen versucht. "Wie kommen Sie auf die Idee, dass ich nach jemand anderen gesucht hätte?" Er lächelte, als ihm die Brille abgenommen wurde. Die Wärme war jetzt überall. Der Ältere manövrierte ein bisschen, so dass er schlussendlich lang gestreckt auf der Couch lag, Schneider als lebendiges Gewicht auf sich, vertraut. Der nächste Kuss war hart und Besitz ergreifend. Seine Hände landeten von ganz allein an Schneiders Hinterkopf, vergruben sich in dem sandblonden Haar und er zog den Anderen so noch näher an sich. Als sie sich trennen mussten, um wieder zu Atem zu kommen, kam er endlich an die Knöpfe von Weste und Hemd heran und machte sich daran, die störenden Kleidungsstücke zu entfernen. Hitze stand jetzt in den eisblauen Augen und Schneiders Finger bewegten sich mindestens ebenso geschickt wie seine eigenen. Nein, er hatte niemand anderen gesucht, warum sollte er auch? Er wollte sich nicht die Mühe machen, jemanden kennen zu lernen und ganz sicher hatte er nicht vor, mit dem Erstbesten zu schlafen, der ihm über den Weg lief. Weitere Küsse folgten und sie ließen seine Gedanken zerfasern, bis nichts anderes mehr wichtig war als die Berührungen, die geteilte Hitze. Reibung. Stoff, der über Haut glitt. Kühle Luft, da wo sich langsam Schweiß bildete. Perfekt. ~TBC~ Zwei Klausuren noch... ich fühle mich so was von k.o. o_o Und wenn die nächste Steuerklausur genauso schwierig wird wie die erste, bin ich echt erledigt. *ächz* Allmählich leide ich nicht nur unter Lese-, sondern auch Schreibentzug... ^^°°° cya cu ^-^ Kapitel 103: "Du solltest vorsichtig mit ihm sein" -------------------------------------------------- Close Distance (Teil 103) Titel: Close Distance Teil: 103/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Armer Ran *grins* Disclaimer: not my boys, no money make... Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Herzlichen Glückwunsch! ^____________^ Ich kann mir deine Erleichterung vorstellen, das endlich hinter dir zu haben *nod* Jupp, meine Klausuren sind jetzt auch vorbei - bis auf eine, die ich erst zum Ende der Ferien schreibe. Was die Noten angeht, hoffe ich einfach das Beste ^^# Also wirklich, was denkst du nur von Schneider *kopfschüttelnd sag* Früher oder später muss Schu schließlich beweisen, dass er für solche Einsätze bereit ist. Und dem Orangehaarigen ist früher auf jeden Fall lieber, wenn er dadurch mal aus RK rauskommt. ^.~ Freut mich, dass du trotz allem der letzten Szene mit Schneider und Crawford was abgewinnen konntest. *lach* Und egal wie oft du mit dem Fähnchen winkst, das hier ist nun mal keine C/S-Fanfic. ^^# Mia, Schneider mit diesem Polizisten zu vergleichen ist nicht nett von dir o.O Ich verstehe gar nicht, wo dieser Mangel an Sympathie herkommt... *grins* Keine Sorge, wenn ich die Story so weit schreibe, wird Stan auf jeden Fall noch am Leben sein. Aber ich sage dir besser nicht, wie viel (Real-)Zeit bis dahin noch vergehen würde *räusper* Nope, "Alarm für Cobra 11" habe ich schon ewig nicht geguckt. Ich sehe mir sowieso kaum deutsche Serien an *zugeb* @Taowaki: Vier Tage kaum sitzen? Biste unglücklich gestürzt? Ist ja weniger lustig... o.O Tja, ich halte es auch für möglich, dass so ein Computerentzug schnell eintreten kann. *grins* Bei mir ist es merkwürdigerweise aber so, dass ich ausgerechnet wenn ich Zeit dafür habe, weniger ins Netz will, als wenn ich kaum ne freie Minute für finde ^^°°° Farf ist immer ein bissl unheimlich, ab und zu vergisst man das bloß. ^.~ Ich kann doch nicht plötzlich Crawfords Persönlichkeit verändert. Seit seinem ersten Kindheits-Kapitel ist er auf Kontrollfreak programmiert und so leicht gibt sich das nicht wieder. Hm, ich finde Ran in solchen Situationen auch süß *snicker* Da müsstest du das heutige Kapitel ja mögen ^^ Hey, egal wie wenig es auch sein mag, ich finde es auf jeden Fall toll, dass du jetzt ein bissl mehr Klarheit hast. Aber in welche Richtung geht sie? *neugierig ist* Pro oder Contra Schneider/Crawford? @erdschlange: So was hört meiner einer doch immer wieder gerne *lach* Du musst die Sache mal von Crawfords Seite sehen: wenn er wirklich Kontrolle wünscht, wäre es erforderlich sein Gegenüber zu kennen. Gleichzeitig ist Crawford aber auch der Ansicht, dass kaum eine andere Person die Aufmerksamkeit wert ist, die er dafür aufbringen müsste (ich werde niemals behaupten, dass unser Ami nicht arrogant ist *grins*). Von daher hält er sich wirklich lieber an Schneider ^^ Ich hoffe es auch... ab jetzt zählen die Noten ja fürs Diplom. Wenn du erst Ende März deine Klausuren schreibst, haste ja wirklich noch ein bissl Luft. Aber fang mit dem Lernen nicht zu spät an ^^ @Furia: *Gummibärchen rüberschieb* Es war vollkommen unbeabsichtigt *lach* Daran merkste, dass ich letzte Woche echt nur die Klausuren im Kopf hatte. ^^ Nachdem ich inzwischen drei Bücher gelesen habe, geht es mir bedeutend besser, auch wenn ich immer noch nicht mit dem Lesen aufhören kann ^^# Die Freiheit der Außeneinsätze? Hm, es lag auf jeden Fall an ihnen. Wie sagt man so schön: einige Dinge vermisst man erst, wenn man sie nicht mehr hat. Und so ging es auch Crawford, als er für eine Weile von Schneider getrennt war. ^.~ Jupp, Schu hat schon was für sich *grins* In diesem Moment wünschte ich auch, dass du zeichnen könntest. Dieses Chibi-Bild klingt absolut süüüüüüß! ^___^ Och, kann ja mal passieren, dass man einen Teil übersieht *knuffz* Und gelesen haste ihn ja doch noch ^^ Bei Schu und Farf ist mal total einfach, sie zu schreiben, und dann wieder kaue ich an meinen Füller und weiß nicht weiter o.O'' Natürlich bist du ein visuell orientierter Mensch *lach* Ich habe gemerkt, dass ich auf eine bestimmte Weise auch zu den Leuten gehöre: nämlich wenn ich was auf Englisch lese. Statt die Wörter zu übersetzen, sehe ich in der Regel vor meinem inneren Auge, was beschrieben wird. Nicht wirklich toll ausgeschmückt, aber zum Beispiel bei "dive" hatte ich ,gesehen', wie jemand ins Wasser eintaucht, ohne im ersten Moment zu realisieren, dass "tauchen" tatsächlich die Übersetzung ist *snicker* Teil 103 "Du solltest vorsichtig mit ihm sein" Er wachte noch vor der Dämmerung auf, wusste nicht, wie spät es war. Inzwischen war er fast daran gewöhnt, dass ihn irgendein Albtraum hochschrecken ließ, doch dieses Mal war es nicht so. Seine Atemzüge waren so ruhig wie die anderen in diesem Raum. Und dieser Gedanke vertrieb die letzten Reste von Schläfrigkeit. Crawford-san... Das schwache Licht des noch nicht untergegangenen Mondes ließ ihn die Gesichtszüge des Älteren erkennen, die selbst im Schlaf kaum weicher wirkten. Sein Körper glühte auf, ließ keinen Zweifel daran aufkommen, was er wollte. Er streckte eine Hand nach dem Amerikaner aus, berührte weiche Haare. Crawford-san schlug die Augen auf, sie schienen ihn eiskalt zu durchbohren und der Ansatz zu einer Bewegung durchlief die Muskeln des Anderen, bevor Erkennen eine gewaltsame Reaktion unterband. Unwillkürlich atmete er tief durch, erinnerte sich zu gut an eine ähnliche Situation, um die aufflackernde Furcht völlig unter Kontrolle halten zu können. Crawford-san sah sie und seufzte leise. "Du sollst schlafen." Es war nicht ganz ein Befehl, als wüsste der Ältere bereits, dass ihm das jetzt nicht möglich war. Er rückte näher an Crawford-san heran, ließ seine Bettdecke zurück. Es war sowieso viel zu warm, wobei es ihn überhaupt nicht störte, dass auch von dem Anderen Wärme ausstrahlte. Crawford-san rührte sich nicht, als seine Finger über glatte Seide strichen, einen Knopf nach dem anderen öffneten. Sicherheit. Solange er hier war, war er in Sicherheit. Er legte seinen Kopf auf Crawford-sans Schulter, nackte Haut rieb über nackte Haut und die Hitze brannte sich in ihn hinein. Seine rechte Hand kam an der Seite des Älteren zur Ruhe, knapp über der Erhebung des Hüftknochens, aber nicht für sehr lange. Jede einzelne Zelle in ihm schien hellwach zu sein und vor Erwartung zu vibrieren. Er strich weiter nach oben, wagte sich nicht in die andere Richtung. Er spürte Rippenbögen unter seinen Fingerspitzen und folgte schließlich einem von ihnen zum Brustbein, eine Mulde zwischen ausgebildeten Muskeln. Sein nächster Atemzug blieb irgendwo in seinem Innern stecken. Er musste den Kopf nur um ein paar Grad wenden, damit seine Lippen auf warme Haut trafen und er schmeckte Salz, während unter seiner Hand ein gleichmäßiger Herzschlag pochte. Sein eigener raste, so schnell, dass jede zu hastige Bewegung sicher Schwindel auslösen würde. Er fühlte sich, als würde er verrückt werden und das ließ ihn alle Bedenken vergessen. Bauchmuskeln flatterten unter seiner Berührung, dann stieß er gegen den Saum der Hose. In diesem Moment hinderte ihn ein fester Griff um sein Handgelenk daran fortzufahren und beinahe hätte er in die Schulter des Älteren gebissen, als daraufhin weiß glühendes Verlangen durch ihn schoss. Eine Sekunde später wurde er ganz auf den Anderen gezogen, Crawford-sans Hände umfingen sein Gesicht und der Blick der braunen Augen war wie ein Anker, hielt ihn fest, als alles in Auflösung begriffen war. Bunte Funken tanzten durch sein Blickfeld und er wagte es nicht sich zu rühren, weil er genau wusste, was sonst passieren würde. Er atmete nur noch unregelmäßig und auf Crawford-sans Lippen bildete sich ganz langsam ein Lächeln, das einfach zu interpretieren war. Schweiß hatte sich auf seiner Stirn gebildet, wurde jetzt weggestrichen und sein erwiderndes Lächeln geriet etwas schwach. Himmel, er konnte nur zu gut spüren, dass Crawford-san nicht desinteressiert war und dennoch war er von den folgenden Worten nicht wirklich überrascht. "Ich habe dir doch gesagt, dass du schlafen sollst." Die Stimme des Amerikaners klang leicht angeraut und ihre Gesichter waren sich nahe genug, dass dessen Atem über seine Wange strich. "Warum?", flüsterte er, selbst nicht genau wissend, worauf sich diese Frage bezog. Das Lächeln verschwand und damit auch das Amüsement, statt dessen folgte eine allzu vertraute Musterung und ihm wurde klar, dass er keine Antwort erhalten würde. Er schloss die Augen, ließ zu, dass Crawford-san ihn sanft zurück aufs Bett schob. Der Verlust des engen Kontakts füllte ihn mit Kälte und ein Zittern lief durch seinen Körper. Er wurde zugedeckt und brauchte einen Moment, um zu realisieren, dass er Crawford-san immer noch genau neben sich spüren konnte. Was ihm half, sich etwas zu entspannen, auch wenn seine Shorts weiterhin unangenehm eng saßen. Sah ganz so aus, als müsste er das Problem selbst in die Hand nehmen, doch er wollte das Bett nicht verlassen und hier - war das absolut unmöglich. Die Matratze bewegte sich, Crawford-san lag jetzt ebenfalls auf der Seite. Er streckte eine Hand nach dem Älteren aus, überwand die wenigen sie trennenden Zentimeter. Sein Handrücken kam an warmer Haut zu liegen und er konnte sich einbilden, einen kräftigen Herzschlag wahrzunehmen, beruhigend. Er lächelte, aber es dauerte eine ganze Weile, ehe er wieder einschlafen konnte. Ein Wecker riss ihn aus traumlosem Nicht-Bewusstsein und ein Schatten legte sich kurz auf ihn, als Crawford-san sich über ihn beugte, um das störende Geräusch abzuschalten. Kühler Stoff streifte ihn dabei und ehe der Ältere sich zurückziehen konnte, schlang er seine Arme um ihn. Crawford-san hielt für einen Moment sehr still und ihre Blicke trafen sich. "Wir müssen aufstehen. Du kommst sonst zu spät zur Schule." "Genau das wollte ich jetzt hören." Er grinste schief, versuchte zu ignorieren, wie gut es sich anfühlte, den Anderen so festzuhalten. "Machen Sie das eigentlich mit Absicht?" Er hielt es nicht mehr aus, zog ihn auf sich herunter. Crawford-san hätte ohne Probleme Widerstand leisten können, tat es aber nicht. Das Gewicht presste ihm die Luft aus den Lungen und er entschied, dass er dieses Gefühl mochte, sehr sogar. "Was denn?" Belustigung lag in Crawford-sans Stimme und er gab nur ein leises Schnauben von sich, statt weiter darauf einzugehen. Lieber verstärkte er die Umarmung, auch wenn das Atmen dadurch sehr schwierig wurde. Zufrieden ließ er sich in die Matratze drücken. Das war noch besser als in der Nacht und nichts konnte ihm mehr egal sein als die Schule. Er wollte ihn niemals wieder loslassen, nicht jetzt, da er ihm endlich so nahe war. Seine Finger krallten sich in den teuren Stoff und er bedauerte diese Barriere. Crawford-san drehte sich auf einmal auf den Rücken, setzte sich auf. "Nun los, Ran." Widerwillig ließ er seine Arme nach unten fallen, lehnte sich etwas zurück. "Ich will nicht." "Tatsächlich?" Crawford-san lachte beinahe. Er vergrub seine Hände in den rabenschwarzen Haaren, was er schon die ganze Zeit hatte tun wollen, und küsste den Älteren. Anschließend atmete er tief durch, wartete auf eine Reaktion. Crawford-san schüttelte nur den Kopf. Kräftige Hände umfassten seine Taille und hoben ihn vom Schoß herunter. "Ab ins Bad mit dir." Mit einem Lächeln, dem er nichts entgegen setzen konnte. Crawford-san wartete in der Küche auf ihn, rasiert und fertig angezogen, als er herunterkam. "Tee oder Kaffee?" "Tee bitte." Eine Tasse wurde auf den Tisch gestellt und gefüllt, während er Platz nahm. Es folgten eine Schale mit Cornflakes sowie eine Packung Milch. Crawford-san begnügte sich mit Kaffee, setzte sich ihm gegenüber. "Wir müssen in zehn Minuten los. Ich werde dich nach Hause fahren, damit du dich umziehen kannst." "Danke." Für ein paar Minuten aß er schweigend, genoss die Ruhe, die sich in ihm ausbreitete. Schließlich hielt er inne, blickte auf und musterte sein Gegenüber. Crawford-san las Zeitung, wirkte so unnahbar. Und er fragte sich, ob die letzte Nacht irgendetwas geändert hatte. Vielleicht nicht unbedingt für den Amerikaner. Was ihn wohl aufregen sollte, es aber nicht tat. Im Gegenteil, es war ein beruhigender Gedanke. Er lächelte in seine Tasse hinein, trank dann aus. Die Zeitung wurde zusammen gefaltet, als er fertig war und die Schale ein Stück von sich geschoben hatte. Wenig später saßen sie im Wagen, was ihm die Möglichkeit gab die Augen zu schließen und ein wenig nachzudenken. Er wusste immer noch so gut wie gar nichts über Crawford-san und die anderen. Aber inzwischen erschien es ihm nicht mehr wichtig, Fragen zu stellen. Was er fühlte, war vollkommen ausreichend. Und er fühlte keine Bedrohung. Egal ob das dumm war. Niemand konnte ihm noch etwas vorschreiben. Es war keiner mehr da, der das Recht dazu hatte. Seine linke Hand hob sich und zwischen Daumen und Zeigefinger glitt das kühle Metall des Ohrsteckers hindurch. "Wir sind da." Der Motor war abgestellt worden und Crawford-sans Stimme vertrieb das Bild von Aya vor seinem inneren Auge. "Soll ich auf dich warten?" Das ließ ihn überrascht zur Seite blicken. Da fragte er noch? "Ja. Bitte." Rasch stieg er aus, kramte seinen Schlüssel hervor, während er auf die Haustür zustrebte. Drinnen war es ruhig, wahrscheinlich hatte er seinen Onkel knapp verpasst. In Sekundenschnelle erreichte er sein Zimmer und stellte einen Rekord auf, als er sich umzog. Die Schultasche war bereits gepackt und nach kurzem Überlegen fügte er noch ein paar Sachen hinzu, ehe er so leise wie er gekommen war das Haus wieder verließ. Crawford-san hatte tatsächlich auf ihn gewartet. Warum sollte auch ein Zweifel daran bestehen... Ein selbstironischer Funken glitzerte in violetten Augen auf. Die Fahrt zur Schule verlief so ruhig wie die zuvor, aber dieses Mal hielt der Amerikaner, kurz bevor sie ihr Ziel erreichten. Braune Augen wandten sich zu ihm um und ohne ein Wort zu sagen, schnallte Crawford-san sich ab, griff dann nach seiner Krawatte, um sie neu zu binden. "Das solltest du inzwischen allein können." Er schluckte trocken. Ihm war es so viel lieber. Finger berührten seinen Hals, zuerst zufällig, dann mit Absicht. Hastig befreite er sich selbst von seinem Gurt und lehnte sich dem Älteren entgegen. Der Kuss ließ ein Prickeln durch seinen Körper laufen, er spürte es bis in die Zehenspitzen hinein. Eine Hand blieb an seiner Wange, als der Andere sich zurückzog. Unfähig sich zu rühren, sah er Crawford-san einfach nur an, dessen linker Mundwinkel kurz zuckte. Er fing die Belustigung auf und sie hallte in ihm nach. Schließlich fasste er sich. "Wir sehen uns?" Mit der Hand auf dem Türgriff stellte er diese Frage. "Ganz gewiss." Er sah dem Wagen nach, bis dieser in die nächste Straße eingebogen war und sich so seinem Blick entzog, stand selbst dann noch etwas verloren da. Der leichte Wind spielte mit roten Strähnen, trug eine Stimme zu ihm heran. "Ran-kun!" "Yunshiro..." Überrascht drehte er sich um und blickte seinem Freund entgegen, der im Laufschritt auf ihn zugeeilt kam. Als der Gleichaltrige ihn erreichte, glitt ein Lächeln über dessen Züge, doch in den dunklen Augen glaubte er Zurückhaltung wahrnehmen zu können. Yunshiros Blick umfing ihn prüfend, schweifte dann weiter in die Richtung, in der das Auto verschwunden war. Die Zurückhaltung war also nicht an ihn adressiert gewesen. "Ist das Crawford-san gewesen?" "Ja, warum?" Yunshiro sah ihn durchdringend an und er fühlte sich, als könnte er nichts vor ihm verbergen. Der Braunhaarige runzelte die Stirn, hob eine Hand und er blieb regungslos stehen, obwohl Yunshiros Finger beinahe seine Lippen berührten. Sie begannen zu kribbeln und er wusste selbst nicht, ob es an der Beinaheberührung lag oder eine Nachwirkung des Kusses war. Plötzlich errötete Yunshiro, riss die Hand herunter und blickte zur Seite. "Du solltest vorsichtig mit ihm sein." Unwillkürlich musste er auflachen und es klang ganz bestimmt nicht fröhlich, was ihm die ungeteilte Aufmerksamkeit seines Freundes zurückbrachte. Yunshiro versuchte tatsächlich ihn vor Crawford-san zu warnen. Dabei war ihm doch sehr wohl klar, dass der Amerikaner gefährlich war - und genau das der Grund, warum er sich so sehr von ihm angezogen fühlte. Aber das konnte und wollte er Yunshiro nicht erklären. Er versuchte sein Lächeln ungezwungen ausfallen zu lassen und so der Besorgnis zu begegnen, die sein Freund mehr als deutlich ausstrahlte. "Es ist alles in Ordnung, Yun-kun." Zweifel flackerte in dunklen Augen, doch schließlich gab der Andere nach. "Wenn du es sagst..." Dann kehrte der Humor zurück. "Okay, verrat mir mal, was ihr gestern so gemacht habt, nachdem ich verschwunden war." In einer vertraulichen Geste schlang Yunshiro einen Arm um seine Schultern. "Schließlich bin ich extra gegangen, damit ihr ein bisschen allein sein könnt." Erleichtert erwiderte er das aufblitzende Grinsen. "Wie allein kann man bitte schön in einem Café sein?" "Hm... seid ihr denn dort geblieben?" Yunshiro schien ehrlich neugierig zu sein, wusste nicht, wie nahe der Scherz an der Wahrheit lag. Bisher hatte es ihn nicht gestört, auf diese Weise aufgezogen zu werden, doch nun wollte er plötzlich damit herausplatzen, was passiert war und dieses unerwartete Bedürfnis lähmte ihn fast. Hatte er nicht eben noch gedacht, dass er Yunshiro überhaupt nichts erklären wollte? Dennoch, er musste ja nicht alles erzählen. Nichts von den Waffen, diesem kalten Blick. "Wir sind spazieren gegangen", rutschte es aus ihm heraus. Fast konnte er wieder Crawford-sans Lippen auf seinen spüren. Yunshiro wurde schlagartig ernst. "Ran, weißt du, was du da tust?" "Vielleicht nicht." Dieses Mal war sein Lachen echt, wenn auch etwas nervös. "Aber ich kann nicht anders", fügte er dann leise hinzu. Yunshiro schloss kurz die Augen und dessen Züge verloren für diesen Moment jeglichen Ausdruck. "Das ist kein Witz, nicht wahr?", wurde er dann gefragt. Er schüttelte den Kopf. So etwas wie Resignation umgab seinen Freund für ein paar Herzschläge fast greifbar, war aber so schnell wieder verschwunden, dass er anschließend nicht sicher war, ob er sich nur etwas eingebildet hatte. "Dann habe ich wohl keine Chance mehr..." Das kam in so einem drolligen Tonfall, dass er zum dritten Mal innerhalb weniger Minuten auflachte. "Du bist unmöglich, Yunshiro!" Ein kräftiges Drücken seiner Schulter und ein Grinsen waren die Reaktion auf seinen Ausruf. "Vielleicht, aber das macht nur dein schlechter Einfluss." ~TBC~ *grins* Ich habe endlich frei! ^________^ Das heißt, ich schreibe auch ein bissl an CD weiter - wenn ich mich gerade von meinen Büchern trennen kann *ehe* Allen eine schöne Woche! cya, cu ^-^ Kapitel 104: "Rückblicke XXXIV - Ich käme niemals auf die Idee, dich mit einem Mädchen zu verwechseln" ------------------------------------------------------------------------------------------------------ Close Distance (Teil 104) Titel: Close Distance Teil: 104/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Ihr wisst noch, was im letzten Vergangenheitskapitel los war? Crawford hat Schu erzählt, dass er ihn auf einen Einsatz mitnehmen will. Nu ja, das hier ist der nächste Tag und es geht los *grins* Disclaimer: not my boys, no money make... Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Hallöchen Chipmunk! *knuffel* So ein süßer Nickname ^____^ (Und das Pic, voll kawaii ^-^) Übrigens kommt im heutigen Teil ein Andy vor, die Namensgleichheit ist aber nur zufällig. _Du_ würdest dich natürlich niemals so dämlich anstellen ^.~ Ich fühle mich schon ganz schlecht, weil ich deinen GB-Eintrag immer noch nicht beantwortet habe ^^°°° Du hast nämlich recht, ich bin eigentlich nur am Lesen... und an CD schreibe ich natürlich auch ein bissl weiter ^^ Ah, ich sehe schon, du machst Schneider wirklich für alles verantwortlich *snicker* Aber an Crawfords Verhalten Ran gegenüber ist er nur indirekt Schuld. Nach Crawfords... Beziehung... mit dem Telepathen ist es für den Schwarzhaarigen natürlich einfach, Rans Annäherungsversuchen auszuweichen. Du kennst ihn doch, er will immer die Kontrolle behalten. Aber er ist letztendlich auch nur ein Mensch, von daher... ^.~ Crawfords Plan ist eigentlich der gleiche wie im Anime ^^ Wobei sich die Frage stellt, inwieweit Crawford selbst in einem anderen Plan eine Rolle spielt. Das mit Ran habe ich schon mal erwähnt, ist aber ne Weile her: durch seine häufigen Besuche bei Aya sorgt er dafür, dass das Mädel sich nicht endgültig verabschiedet. Dir auch eine schöne Woche - und mehr Sonnenschein, als wir hier grade haben *grauen Himmel anstarr* @Taowaki: Also um mich aufs Eis zu packen, hätte ich nicht in den Winterurlaub fahren müssen. Die Gehwege bei uns waren dafür völlig ausreichend. Hatte allerdings Glück gehabt... ^^ Schön, dass es dir wieder gut geht *knuffz* Und ich freue mich riesig zu hören, dass du Schneider zu mögen anfängst ^________^ Zurückstoßen? Also ich würde sagen, dass Crawford Ran schon ziemlich weit gehen lässt. ^^ Es ist alles relativ *zwinka* Crawfords Frage war natürlich nur dazu gedacht, Ran aufzuziehen. Das lässt sich mit dem Rotschopf so gut machen *lach* Bis zu einem Gespräch zwischen Yun-kun und Ran dauert es noch ein bissl. Farf gibt ihm später übrigens den gleichen Rat, aber du glaubst doch nicht etwa, dass Ran kapiert, worum es geht ^^°°° Wegen der Klausuren tuste mir echt Leid *nod* Nu ja, eine hab ich ja auch noch vor mir o.o @Furia: Hm, nahe dran, aber wie du so schön sagst, er hat Übung in Sachen Kontrolle *gg* Berechnung würde zur Crawford passen, ne? Kannst also davon ausgehen, dass es genau so war ^^ Ziemlich viel von dem was ich schreibe geschieht mit Absicht *snicker* Und gemein bin ich... ähm... ein bissl vielleicht ^^# Ich gebe ja zu, dass ich ein bissl Mitleid mit Yun-kun habe, aber zum Teil hat er sich die Situation auch selbst zuzuschreiben. Ich glaube nicht, dass es in diesem Kapitel einen Ausgleich gibt. Für Schuldig hat es eher einen hohen Frustfaktor und ich nehme nicht an, dass es dir anders gehen wird. ^^° Jupp, deine Verzweiflung scheint durch - und ich bin froh, dass du trotz allem Zeit für CD gefunden hast ^_____^ *umärmel* @CeresNila: Okay, eben auch armer Yun-kun - doch du sagst es sehr treffend: selbst schuld *grins* Bin ganz deiner Ansicht, dass sich Ran und Crawford zusammen besser machen, die beiden sind schließlich der Grund für diese FF ^___~ Also mit Verantwortungsbewusstsein hat Crawfords Verhalten wenig zu tun, er ist einfach nur ein Kontrollfreak. Und natürlich ist ihm klar, was er Ran damit antut (und euch... und mir ^^#) Das ist mit dem Einziehen ist doch gar nicht nötig, Ran verbringt auch so genug Zeit bei Schwarz *lach* Und immerhin soll ja der Schein gewahrt bleiben, nicht wahr? Keine Sorge, ich habe zwar ziemlich viele Bücher gelesen, aber auch vier neue Kapitel für CD geschrieben. Die Story wird also nicht vernachlässigt *grins* @erdschlange: Och, ich hätte nichts dagegen, wenn es selbstverständlich werden würde. Aber ich merke selbst, dass einige Kapitel eindeutig Schwächen haben. Allerdings bin ich niemand, der etwas völlig neu schreiben könnte und daher müsst ihr euch eben damit herumschlagen. Andere sind ganz gut und ein paar mag ich wirklich sehr. Zum Beispiel später die, bei denen es darum geht, Farf aus Irland zu holen ^___^ Aber bis dahin müsst ihr noch Geduld haben. Wie schon bei CeresNila gesagt: ich schreibe ja weiter *lach* Und sobald ich einen neuen Block habe, werde ich mich wohl auch an die AU-Fanfic machen ^^ @nai-chan: *knuffel* *Gummibärchen anbiet* Ist doch nicht so schlimm, wird bestimmt wieder ein anderes Jubiläum geben ^^# Urlaub und unpraktisch? *lach* Dein Glück, dass du das nicht ernst gemeint hast. Kommt immer darauf an, wo man ihn verbringt und ob man ins Net kommt, ne? ^.~ Jedenfalls schön, dass du wieder zurück bist *grins* Ich spanne euch auf die Folter? Interessante Sichtweise ^^ Noch interessanter ist allerdings, dass in jedem Chapter etwas passieren soll - und dann auch noch etwas Unerwartetes. *Kopf schief leg* Ich hatte ja von Anfang an den Eindruck, dass in dieser Fanfic eher wenig los ist ^^°°° Sorry, alles was ich an Talent habe, brauche ich selbst... übrigens habe ich das Gefühl, dass das weniger mit Talent als vielmehr mit Übung zu tun hat o.O Teil 104 "Rückblicke XXXIV - Ich käme niemals auf die Idee, dich mit einem Mädchen zu verwechseln" Das Frühstück erwies sich als interessante Angelegenheit. Wie nicht anders zu erwarten gewesen, hatte sich seine "Beförderung" herumgesprochen und das bedeutete, dass er nun einige schiefe Blicke zu ertragen hatte. Was er nur zu gerne tat und zwar mit einem zufriedenen Grinsen. Tobias war der Erste, der etwas sagte. "Es sind wohl Glückwünsche angebracht." Er musterte den Älteren. Ein Teil des Verbandes lugte unter dem Ärmel des T-Shirts hervor und Tobias schonte merklich seinen verletzten Arm. Im Gegensatz zu den anderen schien es dem Braunhaarigen nichts auszumachen, dass er als Jüngster unter ihnen zuerst aus dem Schlafsaal heraus gekommen war. Sein Grinsen verlor an Spott, wurde dann zu einem Lächeln. "Danke sehr." "Das hat er nur Herrn Crawford zu verdanken", wurde plötzlich eingeworfen. Sein Kopf ruckte herum, grüne Augen kalt und durchdringend. "Und was genau willst du damit sagen?" An ihrem Tisch war es still geworden, während Andreas auf einmal Probleme hatte, die richtigen Worte zu finden. Nur ein Heiler und dann große Töne spucken, so was liebte er doch. Und er brauchte keine Gedanken lesen zu können, um genau zu wissen, was in Andreas' Kopf vorging. Er musste nur einen weiteren Moment abwarten, bis auch Andreas registrierte, wie absolut dämlich diese Idee in Verbindung mit Crawford war. Seine Lippen verzogen sich zu einem unfreundlichen Nicht-Lächeln. "Andy, Andy, Andy... wie ich sehe hat sich gerade das eingeschaltet, was bei dir für ein Gehirn durchgeht. Und dank dieser wirklich enormen Leistung, ist dir sicher klar geworden, wie unsinnig deine Vermutung ist." Er ließ eine kurze Pause einfließen, neigte dann den Kopf ein paar Grad. "Womit ich natürlich nicht sagen will, dass ich nicht jederzeit auf einen "Deal" mit Crawford eingehen würde. Leider habe ich aber noch nicht herausbekommen, wie ich ihn ins Bett bekommen kann." Es war sicher, das zuzugeben. Kein Eingeständnis von Schwäche. Er hatte die Lacher auf seiner Seite. Denn ganz wie Stephan es ihm damals gesagt hatte, war wirklich nie jemand an den Amerikaner herangekommen. Wobei er allerdings immer noch der Ansicht war, dass es ohne das Verbot von Herrn Schneider anders gelaufen wäre. Ein altvertrautes Ziehen in seinem Inneren wurde schnellstens verdrängt. "Außerdem werde ich heute mit meinem ersten Außeneinsatz beginnen und du willst doch nicht wirklich behaupten, dass das nichts mit meinem tatsächlichen Talent zu tun hat?" Ungeachtet seiner eigenen flüchtigen Zweifel war das einfach nicht möglich. Egal wie gut Crawford sich mit dem Direktor verstand. Und das war auch Andreas klar, dem gerade die Kinnlade runtergeklappt war. "Ist das dein Ernst?" Tobias gewann seine Aufmerksamkeit zurück. Und die anderen sahen nicht weniger ungläubig drein als der Teleporter. "Ja." "Aber niemand durfte bisher vor Beginn seines letzten Jahres hier raus." Tobias schien Crawford vergessen zu haben. Doch der Precog stellte nicht gerade einen Beispielsfall dar. "Du sagt es, _bisher_. Was sich mit mir eben ändern wird." Und als er das ausgesprochen hatte, begann er endlich selbst daran zu glauben. Eine unbewusste Anspannung fiel von ihm ab. Er wollte gerade sein Zimmer betreten - genau, es gehörte wirklich ihm und bis zum Schuljahreswechsel musste er es auch mit niemandem teilen - als Crawford vom anderen Ende des Flures auf ihn zukam. Das eben geführte Tischgespräch noch im Hinterkopf, ließ er seine Augen die Gestalt des Älteren umfangen und seufzte innerlich. Crawford sah so gut aus, dass es manchmal richtig wehtat, ihn nicht berühren zu dürfen. Er lächelte und Crawford lächelte zurück. Der Schwarzhaarige schloss zu ihm auf. "Deine Sachen für heute müssten bereits da sein. Wir können los, sobald du dich umgezogen hast." Seine Miene entgleiste ihm für eine Sekunde, denn vor seinem inneren Auge sah er sich völlig ungewollt in Klamotten, wie sie Crawford immer trug. In dessen Augen trat ein amüsiertes Funkeln, doch es kam kein Kommentar. Und dann machten sich seine Gedanken plötzlich daran, den Älteren auszuziehen. Bevor er rot werden konnte, ging er schnell hinein und griff nach dem auf seinem Bett liegenden Stapel. "Ich bin gleich wieder da." Mit einem leisen Murmeln verschwand er im Badezimmer, lehnte sich gegen die Tür, kaum dass er sie geschlossen hatte. Kühles Holz an seiner heißen Stirn. Was war das denn bitte schön gewesen? Ein Rückfall in die schlechten alten Zeiten? Er riss sich zusammen und sah sich seine neuen Sachen an. Seine Erleichterung ging mit einem Lächeln einher. Blitzschnell war er aus der gewohnten Uniform heraus, streifte das Shirt über und schlüpfte in die Jeans. Sie passten wie angegossen. Er betrachtete sich im Spiegel und erst jetzt fiel ihm auf, dass das Oberteil enger saß, als die hier üblichen T-Shirts. Schwarz, sie beide waren in Schwarz gehalten und seine Haare schienen regelrecht zu leuchten. Ein seltsames Gefühl prickelte in ihm auf. Ein Rest von Verwunderung musste sich noch auf seinem Gesicht gezeigt haben, als er zu Crawford zurückkehrte, denn der lieferte ihm sofort eine Erklärung. "Ich wusste nur, dass du sie mögen würdest. Warum das so ist, musst du dich selbst fragen." Für einen Moment verstand er das nicht, weil er normalerweise nicht ganz in Schwarz rumlaufen würde. Dann aber war da wieder dieser Funke, wie vorhin vor dem Spiegel. Crawford, du Idiot! Es ist nur deinetwegen... Natürlich sprach er das nicht aus. Schwärze, die er nicht sah, aber von der er stets wusste, dass sie da war. Wann immer sein Blick auf den Älteren fiel. Seine Augen huschten zur Seite, fanden plötzlich den Anblick des Schreibtischs, der früher einmal Crawford gehört hatte, ausgesprochen faszinierend. "Du hast also die Sachen ausgesucht?" "Ja." Irgendetwas amüsierte Crawford in diesem Moment, doch er merkte, dass diese Emotion eher selbstreflektierend war. "Danke, sie gefallen mir wirklich." Auch wenn Crawford den Grund dafür niemals erfahren würde. Sein Grinsen war wieder zurück. Blicke bohrten sich in seinen Rücken, als sie gemeinsam den Flur entlang gingen und einige überraschte Gedanken drangen zu ihm durch. Dieses Mal war die Gerüchteküche nicht schnell genug gewesen und sein Anblick erwischte die meisten auf dem falschen Fuß. Er liebte diesen Tag schon jetzt. Ungeniert genoss er die Bewunderung, die ihm sein Aussehen einbrachte, den Neid, genauso wie die Furcht, die Crawford hervorrief. Und dann standen sie schließlich draußen, umfangen von der milden Luft eines späten Frühlingsmorgens. Nicht mehr lange und der Sommer würde sich endgültig durchsetzen. Er hatte bisher nicht danach gefragt, worin sein Auftrag bestehen würde, denn er wusste genau, dass er noch keine Antwort darauf erwarten durfte. Aber vielleicht könnte er etwas anderes erfahren. "Wohin geht es eigentlich?" Crawford lächelte leicht. "Zunächst einmal nach München." Der Ältere wusste genau, dass das nicht die Auskunft war, die er haben wollte. Nachzuhaken würde allerdings auch nichts bringen. "Fein, da wollte ich schon immer mal hin", ließ er sich seine Enttäuschung nicht anmerken. Crawfords Lächeln vertiefte sich, belustigt. "Was für ein Zufall..." So trocken, dass jede Pflanze im Umkreis von zehn Metern kurz davor war einzugehen. Er verkniff es sich, dem Schwarzhaarigen die Zunge rauszustrecken und machte sich stattdessen auf zum Wagen, der sie - inklusive Chauffeur - erwartete. Ihnen wurde sogar die Tür aufgehalten. "Wie edel...", murmelte er vor sich hin, stieg auf eine Geste Crawfords hin als erster ein. Gleich darauf folgte ihm der Ältere, dann wurde die Wagentür mit einem dumpfen Laut zugeschlagen. "Ja, nicht wahr? Schneider stellt ihn uns freundlicherweise zur Verfügung." Damit griff Crawford nach seiner Aktentasche und holte ein Notebook heraus. Er selbst lehnte sich die Augen schließend zurück. Dieses Stückchen Information hätte er nun wirklich nicht benötigt. Die Fahrt war ruhig und ohne Zwischenfälle verlaufen, aber obwohl Stunden vergingen, war sie ihm nicht lang vorgekommen. Es war ein merkwürdiges Gefühl plötzlich der Freiheit so nahe zu sein. In einer Art Trancezustand hatte er nach draußen gesehen, während sein Geist viel weiter schweifte als sein Blick reichte. "Schuldig?" Grüne Augen gewannen an Lebendigkeit und fragend kamen sie auf Crawford zur Ruhe. "Wir sind da." Crawford sah ihn prüfend an, stieg dann, anscheinend zufrieden mit dem was er vorgefunden hatte, aus. Er folgte dem Schwarzhaarigen und blinzelte als nächstes in die warme Sonne hinein. In seinem Kopf verschob sich etwas, sein Block wurde nochmals verstärkt, die Schilde dichter verwoben. Der auf ihm lastende Druck war kontinuierlich angestiegen, das Wispern lauter geworden. So gut es ging, hatte er sich angepasst, aber der Zusammenfall von Menschenmassen, mit der Tatsache, dass niemand von denen daran dachte sich abzuschirmen, machte das zu einer schwierigen und Energie raubenden Aufgabe. "Geht es?" Crawford klang nicht direkt besorgt, eher interessiert. War das vielleicht eine Art Test? Sehr gut möglich... Er grinste. "Klar doch." Seine Augen hatten sich an die Lichtverhältnisse gewöhnt und neugierig sah er sich um. Eine richtige Stadt. So viele Geschäfte und Leute. So viele _Erwachsene_. Und Platz. Man konnte gehen, wohin man wollte. Nichts davon spiegelte sich auf seinem Gesicht wider. "Ich habe Hunger." "Tatsächlich? Und was möchtest du essen?" Diese Frage stellte ihn vor die Qual der Wahl. Wie lange war es her, dass er hier in Deutschland vor einer solchen Entscheidung gestanden hatte? "Irgendetwas von einem Imbiss..." Bloß nichts Gesundes. Als kleiner Junge hatte er sich mit seinen Freunden oft genug bei den Buden rumgetrieben, wenn sie hungrig geworden waren, aber noch nicht nach Hause gehen wollten. Warum konnte sich auf einmal so genau daran erinnern? "Wie du wünschst." Der Ältere setzte sich in Bewegung und rasch schloss er sich ihm an. Erst in diesem Moment fiel ihm auf, dass der Wagen längst verschwunden war. Wenig später saßen sie auf einer Bank und er machte sich daran, den soeben gekauften Döner zu essen, ohne dass ihm dabei die Hälfte der Füllung auf den Boden fiel. Das Brennen der scharfen Soße spülte er mit einem Schluck Cola herunter. Er hatte gar nicht mehr gewusst, wie süß die war... Für ein paar Sekunden presste er sich die kalte Dose gegen die Stirn, stellte sie dann wieder neben sich ab und aß weiter. Mit jedem Bissen fühlte er sich besser, wurde er aufmerksamer. Und schließlich begann er die Leute zu beobachten, die an ihnen vorbeikamen, überwiegend in dem gemäßigten Tempo von jemandem, der es nicht eilig hatte. Pärchen, kleine Grüppchen auf Shoppingtour, Mütter mit ihren Kindern. Er erntete einige neugierige Blicke, angezogen von dem leuchtenden Orange seiner Haare. Crawford bekam davon nichts mit, den Kopf über eine Zeitung gebeugt. Er atmete tief durch, während seine Augen über die feinen Härchen im Nacken des Älteren tasteten. Außerhalb der Mauern von Rosenkreuz wurde es schwerer, bestimmte Gedanken im Zaum zu halten, aber die alte Konditionierung erwachte und ein schmerzhafter Stich zuckte durch seinen Kopf. Oder lag es gar nicht daran? Er seufzte nicht hörbar, steckte sich den letzten Bissen in den Mund, trank dann die Cola aus. Nachdem er seine Hände mit Hilfe der beigefügten Serviette gesäubert hatte, warf er die Abfälle in den nahe stehenden Mülleimer, baute sich anschließend vor Crawford auf. Dieser senkte die Zeitung und sah zu ihm hoch. "Fertig, was machen wir jetzt?" Sein Grinsen saß wie eine vertraute Maske. "Unser Flug geht erst morgen. Wir haben also noch ausreichend Zeit, dir ein paar Sachen zu kaufen." Dieser Vorschlag klang zu gut, um wahr zu sein. Die Kühle in den grünen Augen weichte auf. "Du bist tatsächlich bereit, mit mir shoppen zu gehen?" Geld ausgeben... Wie sah das eigentlich aus? Und noch viel unvorstellbarer: Wählen können, selbst entscheiden, was man haben wollte. Keine Einheitskleidung, kein festgelegter Stundenplan. "Wenn du es so ausdrücken willst." Crawfords Mundwinkel zuckten. Dann wurde die Zeitung zusammengefaltet und beiseite gelegt. Er atmete ganz sanft aus, die braunen Augen mit seinem Blick festhaltend. Langsam beugte er sich vor, stützte beide Hände auf Crawfords Oberschenkeln ab, knapp über den Knien. Ihre Gesichter waren sich jetzt so nah, dass er warmen Atem spürte und beinahe konnte er sich einbilden die Stille wahrzunehmen, die Crawford auf einer anderen Ebene umgab. Er wollte sie für sich haben und es wäre so einfach, nur eine Berührung erforderlich. Er zehrte an ihm, der Wunsch, den Schwarzhaarigen zu küssen, aber eine Warnung war in Crawfords Augen getreten, die er nicht zu ignorieren wagte. Und so lächelte er nur leicht, ohne den Anflug von Traurigkeit heraushalten zu können. Da war ihm Wut wirklich um einiges lieber... "Danke sehr", sagte er leise. Kein Spott, nicht einmal vorgeblicher. Er richtete sich wieder auf und schloss die Finger um die Reste von Wärme, die er durch den Stoff von Crawfords Hose hatte fühlen können. Das Verbot war nicht gebrochen worden, egal wie unsinnig er es fand. Für einige Sekunden arbeitete er daran, seine alte Haltung wiederzufinden, dann endlich bogen sich seine Lippen in das gewohnte Grinsen. "Hast du auch genug Geld dabei?" Als hätte er die zwei Worte zuvor niemals geäußert. Der Ältere stand auf und er verstand nicht gleich das feine Lächeln, bis ein nur angedeuteter Seitenblick ihn nach rechts sehen ließ. Wo ein paar Leute stehen geblieben waren, die die eben stattgefundene Szene eindeutig missverstanden hatten. Sein Grinsen wuchs und eine Hand in die Hüfte stemmend, strich er sich die Haare zurück. "Was denn? Darf man hier nicht einmal in Ruhe eine private Unterhaltung führen?" Er legte besonderen Wert darauf, das Wörtchen ,privat' zu betonen. Eine ältere Frau sah ganz so aus, als wollte sie gleich zu zetern anfangen, doch er wandte sich einfach von ihr ab und entmutigte sie so. Er konnte einen Teil ihrer Verwirrung auffangen, ehe ein erneutes Justieren seiner Schilde für etwas mehr Ruhe in seinem Kopf sorgte. Crawford nickte ihm zu, überließ ihm mit dieser knappen Geste die Führung. Und ohne zu zögern ergriff er die Gelegenheit, strebte auf das Geschäft zu, das ihm vorhin schon ins Auge gefallen war. Klimatisierte kühle Luft empfing ihn im Inneren und rasch erfasste er die Einrichtung sowie mögliche Fluchtwege. Es geschah vollkommen automatisch, genauso wie der schnelle telepathische Check. Er hatte bereits einen kurzen bestätigenden Blick mit Crawford ausgetauscht, ehe ihm sein Verhalten wirklich bewusst wurde und er lächelte säuerlich. Auch hier befand er sich anscheinend noch in Rosenkreuz' Würgegriff. Er schob den Gedanken so weit es ging von sich. Crawford ließ ihn in Ruhe suchen und nach und nach wählte er Shirts, Jeans und einige taillierte Hemden aus. Dann wurde gezahlt und als Lieferadresse ein Hotel angegeben. Aus einem gewissen Zynismus heraus kaufte er in einem anderen Laden noch einige Klamotten im Combat-Style, suchte sich woanders Schuhe aus. Zum Schluss - nach einem Hinweis von Crawford - folgten noch so alltägliche Sachen wie Socken und Shorts, Zahnbürste, Kamm und was auch immer noch erforderlich sein könnte. Anschließend war er rechtschaffen k.o. und reagierte etwas unwirsch auf die Belustigung, die er in Crawfords Augen sah. "Was ist?" "Nichts weiter. Ich bewundere nur deine Ausdauer hierbei." Misstrauisch wurden grüne Augen zusammengekniffen. "Wenn du jetzt etwas über meine langen Haaren und bestimmte Schlüsse sagst, die man daraus ziehen könnte, setzt es was." "Aber nicht doch. Ich käme niemals auf die Idee, dich mit einem Mädchen zu verwechseln." ~TBC~ *lach* Ich glaube, Schuldig kommt einfach nicht gegen Crawford an. Dafür ist er aber wenigstens mal von Rosenkreuz weg. ^^ Ich hätte gerne ein Bild von Szene bei der Bank. Manchmal ist es einfach zu blöd, dass ich nicht zeichnen kann *sniff* Ähm ja, dieses Mal wird der Teil wohl etwas später on (gewesen) sein. Hab leider Probs mit dem Net o_O cya, cu ^-^ Kapitel 105: "Wann eigentlich genau war er in einem Paralleluniversum gelandet, ohne es zu merken?" --------------------------------------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 105) Titel: Close Distance Teil: 105/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Bei Ran und Yun-kun geht es am Montagmorgen weiter. Danach folgt ein Sprung zurück zu Nagi am Sonntagabend, nachdem er mit Schuldig und Farf von ihrer Beobachtungsmission zurück ist, Abschluss am Montagmorgen. Zum Schluss zurück zu Ran am Nachmittag. Disclaimer: not my boys, no money make... Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Aufgeholt? Du beliebst zu scherzen *sigh* Allmählich bekomme ich echt den Eindruck, dass ich nicht mehr aufhören kann zu lesen ^^# Neue Mangas? Hab ich auch verpennt *zugeb* Kommt davon, wenn man Ferien hat und keinen Laden in der Nähe, der welche verkauft. Hab inzwischen aber schon so viel Geld für Bücher ausgegeben, dass ich mich wohl besser etwas zurückhalte... Navigationssystem klingt klasse *lach* Ich hoffe, du bekommst raus, wie man es benutzt ^.~ O_O Armer Herr Schneider, du lässt ja kein gutes Haar an ihm *snicker* Na sicher habe ich das Chap mit Absicht geschrieben, aber eine Sadistin bin ich deswegen noch lange nicht *abwehrend sag* ^^ *rofl* Und ich garantiere dir, dass noch ein paar in der Art folgen werden ^____~ Übrigens muss ich einwenden, dass Schuldig zwar Crawford ins Bett bekommen möchte, aber umgekehrt ist das gewiss nicht der Fall. Was sich hätte entwickeln können, nu ja, das ist etwas anderes. Und die Chance ist eindeutig vorbei ^^ Schöne Woche auch dir, Chipmunk! *knuffz* ^_________^ @nai-chan: Das mit der Zeit ist immer ein Hindernis, ne? Sagen wir es mal so: vielleicht würde ich ja ein Pic hinbekommen, aber das wäre so ein Aufwand, dass ich in der gleichen Zeit ne halbe Fanfic schreiben könnte ^^°°° (Was ich im Prinzip sogar vorhabe *snicker* Bei CD stehe ich grade vor ner kleinen Schreibblockade *sie irritiert anstarr* und werde aus diesem Grund mit "Reaching for the Stars" anfangen ^___^) Es freut mich immer wieder, wenn ich für Erheiterung mit der Story sorgen kann *lach* Ich muss über einige Stellen sogar selbst lachen wenn ich sie abtippe, weil ich total vergessen hatte, das mal geschrieben zu haben ^^ Ich denke beim heutigen Kapitel ist es leichter, eine Lieblingsszene zu finden. ^^ (soll heißen, es hat einige Schwächen ^^#) @erdschlange: *Gummibärchen reich* *mir selbst vorher eins schnapp* Du musst doch nicht gleich ächzen. *grins* Ich lese lieber x-Mal, dass dir ein Kapitel gefallen hat, auch wenn du die gleichen Worte benutzt, als dass ich gar nix von dir höre ^___~ *knuffel* Heute taucht Schu leider nicht auf, aber nächste Woche gibt es ja wieder ein Vergangenheitskapitel. Und in dem nächsten Gegenwartsteil ist er auch wieder dabei ^^ Ich fand die Idee, dass die beiden shoppen gehen, irgendwie schräg, daher musste ich es einfach schreiben *lach* Viel Spaß beim Schreiben? Hm, wenn die Blockade vorbeigeht, werde ich den wohl wieder haben. Bis dahin leihe ich mir den Wunsch mal für RftS aus ^.~ Teil 105 "Wann eigentlich genau war er in einem Paralleluniversum gelandet, ohne es zu merken?" "Was heißt hier schlechter Einfluss?", protestierte er gegen die Anschuldigung. Yunshiro lachte. "Es muss einfach an dir liegen." Und bevor er gegen diese unlogische Aussage angehen konnte, rutschte Yunshiros Arm von seinen Schultern und er wurde stattdessen am Unterarm gepackt. "Keine Zeit zum Diskutieren, es klingelt gleich." Ein schneller Blick auf die Uhr unterlegte die Behauptung und so ließ er sich mehr oder weniger bereitwillig mitziehen. "Das sagst du bloß, weil du verlieren würdest", konnte er sich dennoch nicht verkneifen. "Genau, du bist einfach zu schlau." Irgendwie klang das nicht besonders aufrichtig und das Glitzern in den dunklen Augen, als Yunshiro ihm einen schnellen Blick zuwarf, erhärtete den Verdacht. Er gab auf, für den Moment jedenfalls. "Schade, dass Sento-sensei heute nicht auch krank ist." Sein Freund packte neben ihm mit wenig Elan den Hefter aus. "Selbst wenn würden wir doch nur Aufgaben bekommen. Wäre also ziemlich witzlos, meinst du nicht?" Der Braunhaarige legte den Kopf auf den Tisch und schielte zu ihm hoch. "Darum geht es mir nicht. Du weißt doch, dass er immer jemanden seine Hausaufgaben vortragen lässt - und wenn er nicht da wäre..." Die Erklärung versandete unbeendet. "Du befürchtest derjenige welcher zu sein?" Er lächelte. "Wieso sollte es ausgerechnet dich erwischen? Die Klasse besteht aus ein paar Schülern mehr." "Nur so ein dummes Gefühl." "Du hast sowieso nichts zu befürchten. Dein Aufsatz ist gut." Mitleidslos zuckte er mit den Schultern. Yunshiro grinste ihn an. "Danke. Jetzt geht es mir besser." Er strich sich eine rote Strähne zurück und neigte den Kopf ein wenig. "Ich weiß. Du brauchtest nur etwas Aufmerksamkeit, nicht wahr?" Sein Freund lachte in sich hinein, doch in den dunklen Augen stand ein Ausdruck, den er nicht deuten konnte. "Ich fühle mich sowas von durchschaut." Dann klingelte es zum Unterricht und ihm blieb keine Zeit mehr darüber nachzudenken, was dieser Blick bedeutet haben könnte. In der großen Pause zogen sie sich wieder auf ihren üblichen Platz auf der Mauer zurück und erst als Yunshiro nach dem Bento griff, wurde ihm bewusst, dass er heute nichts zum Essen bei hatte. Prompt knurrte sein Magen und Röte stieg ihm in die Wangen. Bevor sein Freund jedoch etwas sagen konnte, erhielten sie Gesellschaft. "Guten Tag, Ran-kun, Miyato-sempai." Violette Augen trafen auf dunkelblaue und für den Bruchteil einer Sekunde war die Erinnerung nahezu greifbar, ehe sich Schleier darum legten und sie zurück ins Vergessen zogen. "Nagi, hallo." Ein schmales Lächeln erschien auf die Lippen des Jüngeren. "Crawford hat angerufen und gemeint, dass ich dir das hier mitbringen soll." Damit wurde ihm eine Box gereicht. "Du weißt, dass du in deinem Alter allein in der Lage sein solltest, an dein Essen zu denken?" Das wurde so vollkommen ernst gesagt, dass er es Nagi beinahe abkaufte. Überrascht wurde ihm klar, dass der Junge versucht hatte ihn aufzuziehen. Zum ersten Mal war diese Ernsthaftigkeit gewichen und es fühlte sich an, als hätte er irgendeine Barriere überwunden. Er lächelte ebenfalls. "Danke sehr, Nagi." Der Jüngere senkte den Kopf. "Ich muss jetzt gehen", konnte er gerade so verstehen, dann verschwand Nagi auch schon mit schnellen Schritten. "Er hat es ziemlich eilig gehabt, was?" "Hm..." Er hatte nicht wirklich zugehört, mit etwas anderem beschäftigt. Crawford-san hatte an ihn gedacht. Ein seltsames, warmes Gefühl breitete sich in ihm aus und er spürte, wie seine Gesichtsmuskeln arbeiteten. Erst der Eindruck angestarrt zu werden, ließ ihn von der Box aufsehen. "Ist was?", fragte er, etwas irritiert. Yunshiros Mundwinkel zuckten. "Nein, aber du hättest nur deinen Gesichtsausdruck eben sehen sollen." Sein Freund konnte nicht mehr und lachte auf, beruhigte sich jedoch schnell wieder. "Was hat er dir gebracht?" Neugierige Augen betrachteten die Box und unwillkürlich verstärkte er seinen Griff darum. Bis ihm aufging, wie unsinnig das war und er sie endlich öffnete. "Hey, das sieht gut aus. Selbst zubereitet, ne?" Er nahm sich eines der Reisbällchen. "Schmeckt sogar noch besser als es aussieht", grinste er dann. Kaum zu glauben, dass Nagi sich diese Arbeit gemacht hatte. Aber er würde sich ganz sicher nicht beschweren. Yunshiro erwiderte sein Grinsen. "Was für ein Glück. Dann brauche ich mein Essen ja nicht mit dir zu teilen und habe die Chance, satt zu werden." Das Grinsen verschwand, aber ein kaum sichtbares Lächeln blieb. Es bedurfte keiner weiteren Worte. Sie wussten beide, dass Yunshiro sich Sorgen gemacht hatte, weil er in der letzten Zeit wenig Appetit gezeigt hatte. ****** Als sie nach Hause kamen, machte ihm sein üblicher Check schnell klar, dass Ran ebenfalls da war und um irgendwelchen inneren Konflikten aus dem Weg zu gehen, begab er sich gleich auf sein Zimmer. Das Labor hatte per Mail die Ergebnisse der Analyse von Farfarellos Medikament geschickt und zusammen mit den erbeuteten Daten ergab sich langsam ein Bild, das seinen ersten Eindruck bestätigte. Selbst wiederholtes Prüfen änderte nichts daran und schließlich lehnte er sich zurück, rieb sich die müden Augen. Er musste sich irren, fand aber den Fehler nicht. Das war unmöglich, schließlich sahen sie die Ergebnisse bei Farfarellos doch klar und deutlich! Mit einem Seufzen gab er auf und ließ den Computer herunterfahren. Es musste an der Uhrzeit liegen, er konnte einfach nicht mehr richtig denken. Ein vorsichtiges telekinetisches Abtasten von Schuldigs Raum verriet ihm, dass der Deutsche und Farfarello bereits schliefen. Er lenkte seine Aufmerksamkeit in den sich anschließenden Raum - und erstarrte. Ran war noch da. Und er schlief bei Crawford. Sein Magen krampfte sich zusammen, doch er kam nicht dazu, über den Grund nachzudenken, da Ran in diesem Moment aufschreckte. Eigentlich sollte er sich zurückziehen, andererseits hatte er keine Lust dazu. Ran bewegte sich und gleich darauf war Crawford ebenfalls wach. Die Energie zwischen den beiden war so ausgeprägt, dass es ihm fast den Atem raubte und seine eigenen Muskeln schmerzten vor unterdrückter Bewegung. Er hielt es nicht mehr aus und schottete sich so gut es ging ab. Als er wenig später im Bett lag und seine Barrieren mit zunehmender Müdigkeit zu bröckeln begannen, war das Schlimmste vorbei. Und dann schlief er ein. Geweckt wurde er erst durch ein aufdringliches Piepen und als er schließlich soweit war, einen Gedanken bis zu Ende zu führen, ging ihm auf, dass er tatsächlich durchgeschlafen hatte. Was bedeutete, dass Crawford keine Albträume gehabt hatte. Oft genug war er in den vergangenen Nächten durch das unbestimmte Gefühl aufgestört worden, ihr Anführer würde jeden Moment in die Luft gehen. Nicht, dass er ihn darauf angesprochen hätte. Die Änderung nahm eine Last von ihm, die er bis eben kaum wahrgenommen hatte. Ob Ran der Grund dafür war? Noch etwas löste sich in ihm und ohne es zu wissen, lächelte er, als er sein Zimmer in Richtung Bad verließ. Crawford hatte wie immer für Schuldig den Kaffee warm gehalten, doch da der Orangehaarige sich nicht blicken ließ, verhalf er sich selbst zu einer Tasse, ehe er sich daran machte, sein Bento zuzubereiten. Er machte sich nicht oft diese Arbeit, aber heute hatte er etwas zu feiern, sozusagen. Die Ergebnisse würde er auf jeden Fall ein weiteres Mal prüfen, egal wie oft er das letzte Nacht bereits getan hatte. Und wenn es tatsächlich stimmte, konnte Crawford das Problem mit Farfarellos Medikament von der Liste streichen. "Schuldig hat gesagt, du sollst keinen Kaffee trinken." Wenn man vom Teufel spricht. Er drehte sich zu dem Älteren um, der nur in Boxershorts gekleidet am Türrahmen lehnte. Wahrscheinlicher war, dass Schuldig Farfarello vom Kaffeetrinken abhalten wollte und Nagi kein schlechtes Beispiel liefern sollte. Er verzichtete darauf, diese Vermutung Farfarello gegenüber zu äußern. "Schuldig sagt viel, wenn der Tag lang ist." Farfarello grinste, löste sich dann von der Tür und holte sich Milch aus dem Kühlschrank, suchte anschließend nach dem Müsli. "Es ist dort drüben, Schuldig muss es falsch weggeräumt haben." Das Klingeln des Telefons rief ihn aus der Küche heraus, ehe Farfarello dazu kam, seinen Freund zu verteidigen. Als er zurückkehrte, hatte der Ire den Mixer am Wickel. "Was willst du damit schon wieder?" "Ich mache einen Shake." Misstrauisch zog er eine Augenbraue hoch. "Und du bist dir sicher, dass du weißt, was da reingehört?" "Natürlich, das habe ich in einer Kochsendung gesehen." Damit holte Farfarello Eier aus dem Kühlschrank. In Ordnung, das wurde langsam schräg. Schräger als sonst bei Farfarello, um genau zu sein. Fasziniert sah er dem Älteren zu und wenn sich sein Magen auch ein wenig dabei kräuselte, unterbrach er den Iren nicht. Der tat immerhin nichts hinein, das nicht essbar wäre. Bloß die Mischung... "Das ist für Schuldig. Im Fernsehen haben sie gesagt, dass es stärkend ist. Schuldig hat gestern Abend nicht gut ausgesehen." Überrascht musterte er Farfarello und ein Lächeln glitt über seine Lippen. Egal wie sehr die beiden ihn manchmal nervten, das hier war beinahe süß. Auch wenn dieser Gedanke im Zusammenhang mit Farfarello eine Gänsehaut über seinen Rücken laufen lassen sollte. "Wer war denn am Telefon?" "Hm? Ach so, Crawford war dran. Ich soll für Ran etwas zum Essen mitnehmen." Was ihm in Erinnerung rief, dass er weitere Reisbällchen hatte zubereiten wollen, als ihn Farfarellos Experiment davon ablenkte. Der Andere hielt inne und neigte den Kopf, wie um das zufriedene Lächeln zu verbergen. "Du weißt, dass Ran hier übernachtet hat? Bei Crawford?" Noch so ein Gedanke, der sich seltsam anfühlte. "Ja." Das Lächeln wurde zu einem ausgewachsenen Grinsen. Was bei Farfarello oft wie ein Zähnefletschen aussah, aber dieses Mal war das Mienenspiel unmissverständlich. "Und du hast nichts dagegen?", hakte er neugierig nach. Farfarello wurde ernst, kam auf ihn zu. Unwillkürlich wich er zurück. Nicht weil er Angst hatte, schließlich könnte er sich jederzeit gegen den Iren wehren, sondern weil ihn sein Instinkt so reagieren ließ. Der Küchenschrank stoppte ihn schließlich und Farfarello blieb ebenfalls stehen. "Nein, habe ich nicht." Eine kurze Pause, ehe das Lächeln zurückkehrte. "Ich denke, es ist richtig so. Du nicht auch?" Er ließ sich die Frage durch den Kopf gehen. Crawford hatte keine Albträume gehabt. "Doch, du hast Recht." Er hörte sich das sagen und glaubte es sogar. Wann eigentlich genau war er in einem Paralleluniversum gelandet, ohne es zu merken? ****** Das war genau das, was er nach letztem Freitag gebraucht hatte. Das Shinai in seiner Hand erinnerte ihn daran, wie sehr er es hasste zu verlieren, auch wenn ihm das bei dem Übungskampf mit Crawford-san nicht für den Bruchteil einer Sekunde in den Sinn gekommen war. Was nur mal wieder zeigte, wie anders alles war, wenn es um den Amerikaner ging. Violette Augen glitzerten vor konzentrierter Angriffslust und zusammen mit dem aufblitzenden Lächeln, das voll und ganz einer gar nicht anwesenden Person gewidmet war, brachte seine Miene Kiraro-kun völlig aus dem Konzept. Ohne jedes schlechtes Gewissen nutzte er das aus und drang auf seinen Trainingspartner mit einer raschen Abfolge von Schlägen ein, die nur knapp gekontert wurden. Von einem Gegenangriff konnte der Andere in diesen Minuten nur träumen. Es fühlte sich gut an. Alle Gedanken reduziert auf ein Mindestmaß. Kein umständliches Überlegen, nur agieren und reagieren. Und er würde nicht verlieren. Er hätte lachen können, wäre das nicht vollkommen unangemessen gewesen. "Und Schluss." Gleichzeitig traten sie zurück, verbeugten sich. Kiraro-kun atmete schwer, ließ sich schließlich wo er war auf dem Boden nieder, den Kopf gesenkt, so dass ihm verschwitzte Strähnen in die Stirn fielen. "Sehr gut, Fujimiya." Und dann, zu den anderen Schülern: "Niemand hat gesagt, dass ihr aufhören sollt!" Erst jetzt fiel ihm auf, dass sie einige Zuschauer bekommen hatten, die nun hastig mit ihren Übungen fortfuhren. "Fujimiya?" Er wischte sich mit dem Ärmel seines Gi über die Stirn, ging dann zu ihrem Trainer hinüber. "Ja, Sensei?" Der ältere Mann musterte ihn nachdenklich. "Du erinnerst dich noch, was ich dir über deine Deckung gesagt habe?" Ein bestätigendes Nicken. Wie konnte er das auch vergessen. Diesen Tag, nachdem er Jun hatte sterben sehen... "Du scheinst es dir zu Herzen genommen zu haben." "Ja, Sensei." Crawford-sans Lektion war sehr hilfreich dabei gewesen. Himmel, kein Gedanke, den er gerade gebrauchen konnte. Seine Haut kribbelte, dort wo er von dem Älteren berührt worden war und Bilder von letzter Nacht huschten ihm durch den Kopf. "Ich möchte, dass du gegen mich antrittst. Noch fit genug?" Die Frage kam mit einem Lächeln, das er sofort erwiderte. Auch wenn sie keine Rüstungen trugen, fühlte sich dieser Kampf viel echter an, als der zuvor gegen Kiraro-kun. Fast so, als würde er bei einem Wettkampf sein. Überraschung wusch durch ihn hindurch, nachdem die ersten Schläge ausgetauscht worden waren. So verrückt das klang, aber Crawford-san schien tatsächlich besser zu sein als ihr Trainer. Sein Gegenüber schonte ihn nicht und wenn er getroffen wurde, spürte er das, selbst wenn es noch nicht wehtat. Aber ihr Trainer durchbrach seine Deckung beileibe nicht so häufig, wie es Crawford-san gelungen war. Und was vielleicht noch wichtiger war: er selbst schaffte es ebenfalls zu punkten. Konzentration verschluckte schließlich jedes Glühen von Zufriedenheit und als sie am Ende auseinander traten, brauchte er einen Moment, um sich zu orientieren. "Danke, Sensei." Der Trainer nickte, mit einem seltsamen Ausdruck in den Augen. Es sah fast wie Verwunderung aus. Konnte es sein, dass ihn dieser eine Kampf gegen Crawford-san verändert hatte? War das überhaupt möglich? Mit einem Lächeln schüttelte er den Kopf über sich selbst. Wenn er so weitermachte, würde er noch eingebildet werden. Langsam begannen seine Muskeln Erschöpfung anzumelden und es verlangte ihn nach einer heißen Dusche. Zum Glück wurde das Training in diesem Moment beendet. ~TBC~ *grins* Die Szene mit Farf und Nagi hat mir am meisten Spaß gemacht. Ich hoffe, es kam einigermaßen rüber, dass sich Nagis Einstellung Ran gegenüber etwas geändert hat. ^^ *geht weiterlesen* cya, cu ^-^ Kapitel 106: "Rückblicke XXXV - Und, gefalle ich dir?" ------------------------------------------------------ Close Distance (Teil 106) Titel: Close Distance Teil: 106/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Der Einkaufsbummel ist noch nicht ganz vorbei ^^ Disclaimer: not my boys, no money make... Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Wo bist du, Chipmunk? *lach* @nai-chan: Also bei den gerade erscheinenden Kapiteln würdest du von meiner Schreibblockade auch gar nicht nix merken können, schließlich habe ich die schon vor einer Weile geschrieben ^.~ Außerdem ist diese Blockade sehr selektiv... soll heißen, dass ich bei CD nen Durchhänger habe, während ich aber an meiner neuen FF schreiben konnte. *grins* Hab diese Woche sieben Teile zustande gebracht und der achte wird heute wahrscheinlich fertig ^__________^ Ich habe also jeden Tag ein neues Kapitel geschrieben und das ist mir bisher noch nie gelungen o.O'' *snicker* Kampfszenen fallen mir im Allgemeinen schwer, daher schreibe ich sie selten. Wahrscheinlich ist das der Grund, warum ich sie _dann_ einigermaßen hinbekomme *zwinka* Ich hatte mir schon gedacht, dass das mit den Zeitsprüngen etwas wirr ist und daher versucht, mit meinem Kommentar am Anfang ein wenig Klarheit zu schaffen. (Betonung auf ,versucht' *ehe*) @erdschlange: *lach* Und jetzt hatte ich mich schon direkt daran gewöhnt ^____~ Tja, eine Schreibblockade wird mich nicht so schnell vom regelmäßigen Veröffentlichen neuer Kapitel abhalten, dafür ist ja mein Vorrat gedacht *grins* Und wie bei nai-chan geschrieben, nutze ich die Zeit für etwas anderes. Ich brauchte wohl einfach etwas Abwechslung und da ich jetzt zu "Reaching for the Stars" so viel geschrieben habe, wird meine Schreibblockade in Sachen CD sicher bald vorbei sein. Und mit deiner tollen Anfeuerung muss es ja direkt klappen ^^ Hm, ich muss sagen, dass ich seitdem ich angefangen habe FFs zu schreiben, nie eine wirklich längere Pause drin hatte. Das war August 2002 und seitdem habe ich nicht aufgehört zu schreiben. Ich denke man gewöhnt sich einfach daran, regelmäßig etwas zu Papier zu bringen ^^ Am Anfang brauchte es Disziplin - ich habe mir einfach gesagt, dass ich pro Tag eine Seite schreiben sollte und in einer Woche halt mindestens ein Kapitel. Inzwischen ist ein Teil die Woche gar kein Problem mehr (Klausurzeit ausgenommen) und mein Durchschnitt liegt eher bei zwei/Woche. Mach es einfach genauso, auch wenn es nur eine Seite pro Woche oder so ist. Bloß nicht aufgeben *lieb sag* @CeresNila: Den letzten Teil hatte ich bereits hochgeladen gehabt, bevor dein Commi kam, aber da bei mir nichts verloren geht, antworte ich dir einfach hier *grins* Dir ist das mit "Herrn Crawford" tatsächlich erst da aufgefallen? *lach* Das Witzige ist, dass es mir nicht anders ging. Ich meine, schon beim ersten Mal bin ich darüber gestolpert, aber beim letzten Vergangenheitsteil ist mir die Bezeichnung plötzlich wieder merkwürdig vorgekommen. Bis mir bewusst wurde, dass ich mich inzwischen einfach zu sehr an "Crawford-san" gewöhnt hatte ^.~ So läuft das eben manchmal. Ich wette, dass ich mich, wenn ich an CD weiter schreibe, wieder an "Crawford" gewöhnen muss, da er in "Reaching for the Stars" Brad genannt wird (er ist noch ziemlich jung am Anfang der Geschichte ^^). Ich schaffe es echt noch, mich selbst total durcheinander zu bringen. Freut mich, dass du das Kapitel lustig fandest. Ich will ja nicht zu viel versprechen, aber ich denke, es werden noch ein paar in der Art folgen *grins* Musst nur ein bissl Geduld haben... *Gummibärchen reich* Teil 106 "Rückblicke XXXV - Und, gefalle ich dir?" War ja klar gewesen, dass Crawford das sagen würde. Sehr witzig... Und natürlich war seine Drohung eine ziemlich leere gewesen. Beide Daumen in die Gürtelschlaufen seiner Jeans gehakt, lief er neben dem Älteren her, in der Erwartung, dass es jetzt zum Hotel gehen würde. Doch Crawford stoppte vor einem weiteren Geschäft, sah ihn fragend an. "Da du nun ein eigenes Zimmer hast, kannst du auch eine Uhr haben. Wenn du es wünschst." Das brachte ihn geradewegs zurück zu seinen ersten Tagen auf Rosenkreuz, als er noch geglaubt hatte, ohne eigene Uhr niemals klarkommen zu können. Ihm war das Gegenteil bewiesen worden, was aber nicht hieß, dass er keine haben wollte. Ein Statussymbol. Und eventuell etwas zum Eintauschen. Er fasste die Auslage ins Auge, nickte, folgte dann Crawford hinein. Der Amerikaner trat direkt an die Verkäuferin heran, auf deren Wangen prompt eine leichte Röte erschien. Crawford schien es nicht einmal zu registrieren, aber er könnte wetten, dass der Ältere sie ohne größere Schwierigkeiten ins Bett bekommen würde. Doch Crawford war so desinteressiert wie immer. Während dieser sich eine Uhr zeigen ließ, musterte er Crawford nachdenklich. Vielleicht war sie einfach nicht sein Typ. Seine Überlegungen wurden unterbrochen, als braune Augen seinen Blick suchten. "Schuldig?" Er folgte der unausgesprochenen Aufforderung und schloss zu den beiden auf, streckte dann seinen Arm in Crawfords Richtung aus. Dessen Lippen verzogen sich zu einem schmalen Lächeln. Kühles Metall berührte seine Haut und unwillkürlich erschauerte er. Das war doch albern... Aber dennoch hatte er seine Augen geschlossen gehabt und glaubte beinahe die Wärme zu spüren, die von Crawfords Fingern ausging. Der Ältere war sorgfältig darauf bedacht, ihn nicht zu berühren und Frustration glomm in ihm auf. Er hörte, wie Crawford zurücktrat, schlug die Augen wieder auf. Die Röte in den Wangen der jungen Frau hatte sich vertieft, doch die Ursache war jetzt eine andere. Er warf ihr ein schnelles, spöttisches Grinsen zu, betrachtete anschließend seine Uhr näher. Denn es war seine, das wusste er bereits. Ein kleiner Schriftzug verriet ihm, dass es sich um eine Swatch handelte. "Hübsch", meinte er leise und sein nächstes Grinsen war für Crawford bestimmt. "Heißt das, du willst sie haben?" "Aber natürlich, schließlich hast du sie ausgesucht." Crawford schüttelte belustigt den Kopf, ließ sich dann die Rechnung ausstellen. Es war später Nachmittag, als sie wieder auf die Straße hinaustraten und sein Magen begann sich allmählich wieder ziemlich leer anzufühlen, gab ein vernachlässigtes Grummeln von sich. "Wir fahren gleich ins Hotel." Crawford führte sie zu einem Taxistand, gab dem Fahrer ihr Ziel an und mit Erleichterung ließ er sich in einen der Rücksitze sinken. Für ein Nickerchen blieb jedoch keine Zeit, dazu fiel die Fahrt zu kurz aus. "Was für ein edler Schuppen..." Grüne Augen tasteten über die Fassade des Hotels hinweg. "Meinst du, die lassen mich da überhaupt rein?" Er grinste und Crawford teilte seine Belustigung. Schließlich wussten sie beide, dass er notfalls auch telepathisch dafür sorgen könnte. Nicht, dass das wirklich erforderlich sein würde. Nichtsdestotrotz kam er sich etwas unangemessen gekleidet vor, als sie das Foyer betraten. Der Eindruck hielt sich ein paar Sekunden, dann beschloss er einfach, dass die anderen bloß overdressed waren. Und das war nun wirklich nicht sein Problem. Crawford näherte sich der Rezeption und er machte ein paar schnelle Schritte, um wieder zu dem Älteren aufzuschließen. "Wie hast du sie überhaupt überredet, die Spesen für diesen Laden zu übernehmen?" Er stützte beide Hände auf das blankpolierte Holz, ohne den missbilligenden Blick des Mannes hinter dem Tresen zu beachten. "Die werden dir von deiner Prämie abgezogen", bekam er von Crawford zu hören, ehe dieser ihre Reservierung prüfen ließ. Eine abwehrende Geste hieß ihn zu schweigen, bevor er fragen konnte, ob das Crawfords Idee eines Scherzes gewesen war. "Hier ist Ihr Schlüssel, Herr Crawford. Ihr Gepäck ist bereits hinauf gebracht worden." "Danke. In Kürze werden noch ein paar Lieferungen auf meinen Namen hier eintreffen. Bitte lassen Sie die ebenfalls auf unser Zimmer bringen." "Ja natürlich. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Aufenthalt bei uns." "Den werden wir zweifellos haben." Crawfords Lächeln schien den Rezeptionisten zu verunsichern. Der Amerikaner hatte wirklich eine enervierende Art. Sein belustigtes Grinsen verschwand erst langsam, als sie bereits im Fahrstuhl waren. Alles war so blitzblank hier, dass man Angst hatte etwas zu berühren. Er lehnte sich gegen den Spiegel. Ein älteres Ehepaar teilte die Kabine mit ihnen und vor seinem inneren Auge liefen ein paar interessante Varianten ab, wie er sie schockieren könnte. Leider würde Crawford dabei aber nicht mitspielen wollen. In diesem Moment fiel ihm ein, dass es ja noch etwas zu klären gab. Er zupfte an Crawfords Ärmel, da dieser hier sicher nichts dagegen unternehmen würde und gewann so die Aufmerksamkeit der braunen Augen. "War das vorhin dein Ernst gewesen?" Ein Mundwinkel rutschte nach oben. "Was denkst du?" Keine Ahnung? Er wusste, dass man von SZ recht gut bezahlt wurde, aber das hier war nur Training. Sein Stirnrunzeln ließ auch den anderen Mundwinkel nach oben wandern. Bevor er jedoch mit einer nicht sehr freundlichen Antwort herausplatzen konnte, ertönte ein leises "Pling" und die Fahrstuhltür öffnete sich. Sie traten auf den ausgelegten Boden hinaus und er ließ ein leises Pfeifen hören. "Wirklich besser als gewisse andere Einrichtungen. Aber zurück zur Prämie - wie hoch soll die denn sein?" Crawford setzte sich nach einem flüchtigen Blick auf die nächsten Türnummern in Bewegung. "Bei erfolgreicher Ausführung ist es genug, um die Kosten für deine neuen Sachen zu decken. Die Hotelkosten musst du natürlich nicht tragen." Also ein halber Scherz. "Wie praktisch..." "Solange du auf der Schule bist, würdest du sowieso kein Geld gebrauchen können." Der Name ,Rosenkreuz' würde niemals in der Öffentlichkeit fallen, auch nicht, wenn sie allein in einem Hotelflur waren. "Da wären wir." Der Schwarzhaarige blieb stehen und öffnete die vor ihnen liegende Tür. Crawford ließ ihm den Vortritt. Das Zimmer erwies sich als eine Suite, die Betten in separaten Räumen, die allerdings keine Türen sondern freie Durchgänge besaßen, untergebracht. Er setzte sich auf eins, testete die Matratze und ließ sich nach hinten fallen, sobald er sie als zufrieden stellend befunden hatte. Seine ausgestreckten Arme federten zurück, kamen dann zur Ruhe. Hier ließ es sich wirklich aushalten. Irgendetwas berührte die Fingerspitzen seiner rechten Hand. Ein Stück Schokolade. Er griff danach, setzte sich wieder auf und wickelte es aus. Wenigstens etwas, bis es endlich Abendbrot gab. Ein Klopfen an der Tür ließ ihn aufspringen und er kam gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie Crawford ein paar Päckchen und Tüten in Empfang nahm. Kleine Aufdrucke verrieten ihm, dass sie vom ersten Geschäft stammten, das sie heute besucht hatten. Sobald sie wieder allein waren, wandte sich der Ältere zu ihm um. "Wir werden unten im Restaurant essen. Wenn du möchtest, kannst du dir vorher noch etwas anderes anziehen." "Soll das heißen, du zwingst mich nicht dazu?" Das überraschte ihn schon ein wenig. Crawford lächelte, wie schon häufiger am heutigen Tage. "Ich erwarte von dir, dass du morgen machst, was ich sage." Stahl lag hinter diesen Worten. "Sieh heute als eine Art Ferientag an." "Gut." Er wusste nicht so recht, was er sonst dazu sagen sollte. Und da Crawford sich daraufhin mit dem eigenen Gepäck beschäftigte, machte er sich daran, nach ein paar bestimmten Kleidungsstücken zu suchen. Als er wenig später das Bad verließ, sich etwas erfrischt und noch hungriger fühlend, war die schwarze Jeans noch die alte. Sein Shirt hatte er jedoch gegen ein Hemd derselben Farbe getauscht und dazu wollte er eine tief dunkelblaue Seidenkrawatte tragen, die er sich von Crawford geliehen hatte. Sie würde sich kaum abheben und das ihm ganz recht so. Schließlich gab es nur einen Grund, warum er überhaupt in Erwägung gezogen hatte sie zu tragen: Er hatte nämlich nicht den blassesten Schimmer, wie man so ein Ding binden musste. "Crawford? Ich brauche hiermit mal deine Hilfe." Der Amerikaner saß auf der Couch und las schon wieder Zeitung. Bei diesem Anblick konnte er sich direkt vorstellen, dass er Crawford regelmäßig so sehen würde, sobald sie erst zusammen arbeiteten. Crawford erhob sich und musterte ihn von oben bis unten. Unwillkürlich blitzte es in grünen Augen auf. "Und, gefalle ich dir?" "Ist das denn von Interesse?" Leichtes Amüsement umspielte Crawfords Mundwinkel. Er hielt den Blickkontakt aufrecht, scheinbar für eine halbe Ewigkeit, doch er fand nichts. Die Augen des Älteren verrieten nie etwas, solange dieser es nicht wollte und auf telepathischem Wege standen seine Chancen nur noch schlechter. Mit einem resignierten Seufzen gab er auf. "Hilfe?", fragte er, die beiden Enden der um seinen Hals geschlungenen Krawatte etwas anhebend. Crawford trat wortlos an ihn heran, band in Sekundenschnelle den Knoten und zog ihn fest. Er gab sich alle Mühe zu ignorieren, wie nahe er dem Schwarzhaarigen dabei war, dass dessen Finger ihn beinahe berührten, ohne es auch nur ein Mal tatsächlich zu tun. Das Restaurant war gut besucht, aber sie bekamen dennoch gleich einen Tisch zugewiesen. Was für ein Unterschied zum Speisesaal... Es gab Momente, da wusste er nicht, was eigentlich noch real war. Rosenkreuz schien so weit weg wie ein halbvergessener Albtraum. Und dann wieder war das hier unwirklich, als könnte es sich jederzeit in Wohlgefallen auflösen, um vertraute Mauern zu enthüllen. Ohne es zu merken, hatte er seine rechte Hand um das Messer verkrampft, mit dem er gedankenverloren herumgespielt hatte. Willentlich zwang er seine Finger auseinander und legte es zurück. Der Salat wurde gebracht und bot ihm eine gute Entschuldigung, Crawfords prüfenden Blick auszuweichen. Er konzentrierte sich vollkommen darauf, genauso wie danach auf das Hauptgericht. Crawford hatte eine Flasche Rotwein geordert und der Alkohol schmeckte zwar ungewohnt, erfüllte ihn jedoch mit angenehmer Wärme, vertrieb ungebetene Gedanken. Es reichte aus, um auf Crawfords Versuch eine leichte Konversation zu führen, einzugehen. Sie streiften verschiedene Themen und er bekam kaum mit, wie die Zeit verstrich. Schließlich stand nur noch das Rotweinglas vor ihm und das Kerzenlicht tanzte auf der Oberfläche der dunklen Flüssigkeit. Das hier könnte ein Date sein, wenn ihm nicht ausgerechnet Crawford gegenüber sitzen würde. Er lächelte schwach in das Glas hinein, leerte es dann in einem Zug. Sinnlos, darüber nachzudenken. Immer noch. Den Weg zu ihrer Suite legte er wie im Nebel zurück, Crawfords unverwechselbare Präsenz als Anker nutzend. Vielleicht hätte er weniger Wein trinken sollen, er war keinen Alkohol gewöhnt, andererseits drehte der aber die Lautstärke des mentalen Hintergrundrauschens in seinem Kopf herunter. Das sollte er sich merken. "Schuldig, bist du in Ordnung?" Kaum dass sie allein waren, die Tür sicher hinter ihnen geschlossen, spürte er, wie braune Augen ihn abzuschätzen versuchten. Nicht ohne einen Hauch von Belustigung. "Klar doch." Er hatte ohne größere Probleme geradeaus laufen können, also war er nicht betrunken. Ihm war nur ziemlich warm. Mit gerunzelter Stirn dachte er nach, beschloss dann, dass eine Dusche nicht schaden könnte. Crawfords Augen ließen ihn nicht los, als er versuchte, die Krawatte zu lockern. Doch anstatt aufzugehen, schien sich der Knoten nur noch fester zu ziehen. Fluchend zerrte er daran herum. "Das blöde Ding versucht mich zu erwürgen!", beschwerte er sich bei dem Schwarzhaarigen, dessen Amüsement immer deutlicher wurde. Seine Finger erstarrten, als ein Hitzeschub durch ihn schoss. Crawford stand zu nahe und doch nicht nahe genug. "Wie sah eigentlich dein letzter Auftrag aus?", fragte er dumpf und wusste selbst nicht, ob es aus echtem Interesse heraus geschah oder er einfach nur auf der Suche nach Ablenkung war. "Es ging darum herauszufinden, wer in gewissen Kreisen neugierige Fragen stellte. Ich habe viel Zeit auf Empfängen und Partys zugebracht." Er schloss für eine Sekunde die Augen. Crawford hatte da sicher reingepasst, als wäre er dazu geboren worden. Finger an seinem Kragen vertrieben die Bilder, die ihm durch den Kopf geschossen waren. Die Krawatte wagte es nicht den geringsten Widerstand zu leisten. "Und wie viele Leute haben versucht dich ins Bett zu bekommen?" Irgendwie konnte er gerade nur daran im Zusammenhang mit Crawford denken. Die Krawatte in der rechten Hand, trat der Ältere einen Schritt zurück. "Hast du eigentlich nichts anderes im Kopf?" "Im Moment nicht", gab er aufrichtig zurück, schloss dem ein Grinsen an. "Die Frauen waren doch sicher verrückt nach dir, oder?" Ein paar orangefarbene Strähnen waren ihm mal wieder in die Augen gefallen und durch sie hindurch beäugte er Crawford. "Vielleicht aber auch ihre Ehemänner?" Crawford gab ein leichtes Schnauben von sich, das beinahe ein Auflachen war. "Das war unterschiedlich", bekam er dann zu seiner Überraschung zu hören. Er hatte nicht wirklich erwartet, dass Crawford darauf antworten würde. "Und wer hat dich eher interessiert?" Neugier und etwas, das Eifersucht nahe kam, kämpften in ihm. Die Miene des Schwarzhaarigen verschloss sich. "Niemand, warum auch?" Warum nicht? Crawford war doch nicht ganz normal. "Wenn das so ist..." Er schloss die Distanz wieder, die zwischen ihnen entstanden war. Noch berührte er Crawford nicht, aber es fehlte nicht viel. "Nein, Schuldig." Crawford war so verdammt ruhig. Aber egal ob er ihn manchmal für einen Bastard hielt, er wollte ihn immer noch. Ein bitteres Lächeln. Sein nächster Atemzug war tiefer als sonst und spätestens jetzt fiel ihm das Aftershave des Anderen auf. Warum ging Crawford nicht einfach weg? Den Kopf gesenkt fixierten sich seine Augen auf das dunkelblaue Stück Stoff, das Crawfords Finger umfassten. "Das Verbot ist doch nicht mehr erforderlich", flüsterte er schließlich. Für eine Weile herrschte Schweigen, dann klang die Stimme des Älteren auf. "Das ist nicht deine Entscheidung." Natürlich nicht. Was verflucht blieb ihm eigentlich, worüber er entscheiden konnte? ~TBC~ Um auf Schuldigs Frage zurückzukommen: Über nicht sehr viel. ^^# Aber damit steht er ja nicht allein da. Die letzte Szene gefällt mir am besten. Manchmal gewinne ich echt den Eindruck, dass Crawford ein bisschen mit Schuldig spielt. Warum er das tut? Vielleicht ist es eine Art Test, wer weiß das schon... cya, cu ^-^ Kapitel 107: "Soll ich sagen, dass es nur ein Scherz war und du grottenhässlich bist?" -------------------------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 107) Titel: Close Distance Teil: 107/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Es geht Montagnachmittag weiter, mit Ran und Schu - sowie Farf. Und abends dann mit Crawford ^___^ Disclaimer: not my boys, no money make... Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Dein letztes Wochenende war ja wirklich ereignisreich ^^# Wie dumm, dass du dieses dafür nicht wenigstens mit dem Wetter Glück hast... Bei uns schneit es laufend *sigh* Bei mir startet die Uni in zwei Wochen, aber übernächste schreibe ich ja zuerst noch eine Klausur. *mich gar nicht darüber freu* Du wirst Julien sicher vermissen, ne? Und ob das neue Familienmitglied da ein Trost ist... ^^° Stell dir vor, dann bist du eine Tante *lach* Sagen wir es mal so, ein Test ist es schon, aber nicht auf die Art, wie du denkst. Und natürlich weiß Crawford, was Schuldig empfindet, aber er nimmt es nicht wirklich ernst. *drop* Das ist nun mal seine Art. Über die Sache mit Schus Namen hatte ich auch nachgedacht, aber wie sollte er ihn sonst nennen? Sebastian? Schuldig würde darauf garantiert nicht hören *seufz* Ich denke nicht, dass Crawford ihn jemals küssen wird. ^^# Und in den Vergangenheitskapiteln kann in der Hinsicht aus Schus Richtung auch nichts passieren, da ja in einem der Gegenwartskapitel gesagt wurde, dass er Crawford zum ersten Mal küsst ^.~ Was aber nicht heißt, dass er nicht öfter mal kurz davor steht. Bis zu Farfs Auftauchen wird noch eine ganze Weile vergehen - und dann sind sie ja auch nicht von Anfang an zusammen... ^^°°° Ähm... nein, die Handlung schreitet etwas langsamer voran. Die beiden müssen ja erstmal dorthin kommen, wo der Einsatz stattfindet. Dramen? Wie man es sieht, aber Tränen gibt's bestimmt nicht. Erzähl dann mal, wie du das Star Wars Buch fandest ^^ P.S. Ich bin stolz auf dich, obwohl du Schneider ja immerhin noch im P.S. erwähnen musstest *lol* @nai-chan: Leute, ihr solltet eure Hände vom Alkohol lassen *lach* *dir als Alternative Gummibärchen reich* Wir reden hier von Schuldig, natürlich lässt er nix unversucht. Und ich kann ihn verstehen. Wenn ich Crawford laufend vor der Nase hätte... *ehe* Das erste Kapitel, das dir ein bisschen langwierig vorkam? Na da du schon über hundert gelesen hast, werde ich das eher als Kompliment auffassen *gg* Obwohl es dann seltsam ist zu hören, dass das Ende zu schnell ran war ^.~ Ich hoffe, der heutige Teil gefällt dir besser, ich jedenfalls mag ihn *grins* Ich sage dir, das Polster kann ich wirklich gebrauchen. In meinem Kopf dreht sich zurzeit nämlich alles um die neue Fanfic und dann kann ich natürlich nicht an CD weiterschreiben. *drop* Teil 107 "Soll ich sagen, dass es nur ein Scherz war und du grottenhässlich bist?" Ran sah unerwartet gut aus, als dieser das Krankenhaus verließ. Nachdenklich vielleicht, aber nicht so deprimiert wie sonst. Dabei hatte Ran eben bestätigt bekommen, dass Herr Stephenson wirklich abgereist war. Unwillkürlich trat Kälte in grüne Augen. Es gab nichts, was er dem Amerikaner wirklich entgegenhalten konnte, aber er hatte einige unangenehme Stunden bei ihm verbracht. Die er wahrscheinlich niemals vergessen würde. Der Rothaarige dachte so laut über das eben geführte Gespräch nach, dass er sein Talent kaum beanspruchen musste. Der Arzt war von der vorgeschlagenen Therapie überzeugt gewesen, doch bei Ran herrschte eher Entmutigung vor. Der Junge schien keine Kraft mehr für neue Hoffnung zu haben und beschränkte sich nun aufs Abwarten. Abrupt schob Ran dem Ganzen einen Riegel vor und beinahe wäre er zurückgezuckt. Überrascht rieb er sich über die Stirn, tastete sich dann wieder vor. Ein Lächeln zog an seinen Lippen. Weggepackt und Deckel drauf, unglaublich, wie gut Ran das hinbekommen hatte. Mit ein bisschen Training wäre der Jüngere sicher schnell in der Lage einen Block aufzubauen. "Hallo Ran." Der Rothaarige sah in seine Richtung, kaum dass er das erste Wort über die Lippen gebracht hatte und ein Lächeln begrüßte ihn, begleitet von Bildern, die ihn regelrecht Wärme spüren ließen, obwohl er kein Empath war. Assoziationen, man musste sie einfach lieben. Und bei Ran führten sie von seinem Anblick geradewegs zu Crawford, unterlegt von ein paar allgemeinen Eindrücken vom Rest von Schwarz. Mmh, das fühlte sich gut an. Ohne es zu merken, war er näher an Ran herangetreten, stand im nächsten Augenblick hinter ihm und schlang beide Arme um den Jüngeren. Ran erstarrte, entspannte sich aber ebenso schnell wieder. "Farfarello hat gesagt, dass ich nach dir Ausschau halten soll. Er wollte dich wiedersehen." Er sprach gegen Rans Hals. Was machte er hier eigentlich? Trotz des Körperkontakts fing er keine negativen Gedanken von Ran auf, der hatte sie wirklich gut weggeschlossen. Ran lachte leise und er las die Absicht, den linken Oberarm zu berühren. Doch dem Rothaarigen fiel schnell ein, dass das Messer nicht dort war. Ran hatte es nicht mit in die Schule nehmen wollen, Waffen jeglicher Art waren da natürlich verboten. "Du bist also nicht ganz zufällig hier." Er grinste. "Nein, das war alles ganz genau berechnet." Ran fühlte sich fast genauso wie Farfarello an. Es gab einen Unterschied - abgesehen von den Haaren - doch er konnte ihn nicht ganz fassen. "Ich bin nicht wirklich überrascht." Dazu war er Ran inzwischen einfach zu oft über den Weg gelaufen. Er kommentierte die Aussage nicht. Rans Hände legten sich auf seine. "Möchtest du mich nicht langsam wieder loslassen?" Der Jüngere fühlte sich nicht unbehaglich, das hätte er längst bemerkt. "Warum sollte ich?" "Weil ich nicht Farfarello bin. Beziehungsweise du nicht Crawford-san." Da war es. Ran hatte es tatsächlich gesagt. Und einen Atemzug lang wusste er nicht, wen von beiden er eigentlich beneidete. Dann wurde ihm klar, dass Ran Recht hatte. Er sah Farfarello in den Gedanken des Jüngeren, so deutlich und lebendig, dass er die Umarmung unwillkürlich verstärkte. Es gab keinen Grund, irgendwen zu beneiden. Wärme in grünen Augen. Ran ließ den Kopf gegen seine Schulter fallen. Er musste unbewusst projiziert haben. Der arme Junge... So schnell er konnte, unterbrach er die sich aufbauende positive Rückkopplung. Ran atmete tief durch, verwirrt, fing sich schnell wieder. "Die Leute fangen an uns anzustarren, Schuldig." "Du bist ja auch ein hübscher Anblick", neckte er den Rothaarigen, ehe er ihn endlich freigab. "Hey!" Ran drehte sich zu ihm um und violette Augen funkelten empört, während Röte in die meist blassen Wangen stieg. "Was? Soll ich sagen, dass es nur ein Scherz war und du grottenhässlich bist?" Ran öffnete den Mund, schloss ihn wieder und glühte jetzt fast. "Nicht lustig", kam es schließlich. Er lachte nur und schob Ran dann in Richtung Auto. "Bin wieder da." Hoffentlich war Farfarello nicht ungeduldig geworden. Andererseits war es tatsächlich der Ire gewesen, der ihn losgeschickt hatte. Demnach durfte Farf sich jetzt kaum beschweren. Hinter sich hörte er die Haustür schließen, während er schon auf dem Weg in die Küche war. Erst als seine Augen bestätigten, was eine telepathische Kontrolle bereits ergeben hatte, verließ ihn auch die restliche Anspannung. Bloß dass der Anblick des Mixers gleich darauf für eine andere Art der Anspannung sorgte. Hastig lenkte er seine Gedanken von dem Shake weg, den er heute Morgen serviert bekommen hatte. Gute Absichten in allen Ehren, aber ein Kaffee wäre ihm wirklich lieber gewesen. "Was machst du da?", erkundigte er sich neugierig. Leise Schritte näherten sich ihnen. Es war Ran, er musste sich dessen nicht erst vergewissern. Farf hob den Kopf, sah erst ihn an, dann die Person hinter ihm. Ein Lächeln, gefolgt von einem zufriedenen Nicken. "Das wird ein Erdbeermilchshake mit Vanilleeis. Für Ran." Farfarello wurde ihm allmählich unheimlich, denn das Zeug sah tatsächlich danach aus. Von Ran kam ein neuer Verlegenheitsschub, gemischt mit stiller Belustigung. Und gleich darauf kannte er auch den Grund dafür. Er grinste, musste Yunshiro im Stillen jedoch zustimmen. Ran fing seinen Blick auf und die Belustigung wuchs, bis sie schließlich als offenes Lächeln zu Tage trat. "Wo hast du eigentlich die Zutaten her?" Milch, okay. Aber frische Erdbeeren und Vanilleeis waren noch nicht da gewesen, als er das Haus verlassen hatte. Farf unterbrach seine Tätigkeit und sah ihn an, als wäre er minderbemittelt. "Eingekauft natürlich." In Ordnung, das war etwas, worüber er nicht mehr hören wollte. Jedenfalls nicht, solange Ran auch anwesend war. Krampfhaft versuchte er sich zu erinnern, ob während der Nachrichten vorhin im Autoradio von irgendwelchen Zwischenfällen die Rede gewesen war. Hm, nicht dass ihm was einfallen würde, andererseits hatte er aber auch nicht wirklich aufmerksam zugehört gehabt. Das Surren des Mixers verstummte, dann wurden Gläser aus dem Schrank genommen. Rosa gefärbte Milch landete in selbigen, begleitet von dem Platschen von Eisklumpen und Früchten. Farfarello reichte das erste von ihnen an Ran weiter. "Und?" Ran trank pflichtschuldig einen Schluck, ausgesprochen vorsichtig, obwohl er sich des Risikos bei Farfs kulinarischen Versuchen gar nicht bewusst sein konnte. Er selbst wartete ebenso gebannt wie sein Freund und sie beide grinsten unwillkürlich, als Ran einen weiteren, größeren Schluck, nahm. "Perfekt." Ran grinste ebenfalls. "Und ich kann das wirklich beurteilen", folgte es dann mit einem amüsierten Funkeln in den violetten Augen. Crawford verschwand kurz im Arbeitszimmer, kam danach in die Küche. "Guten Abend, Schuldig." Das klang nicht gut. Grüne Augen wurden leicht zusammengekniffen. Man konnte nicht sagen, dass Crawfords Tonfall ihm das verriet, eher die Abwesenheit jeglicher Betonung. Wenigstens schien Crawfords schlechte Laune nichts mit Schwarz zu tun zu haben. Der Ältere holte sich eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank, setzte sich damit sowie mit einem Glas an den Küchentisch. "Was ist mit deinem Essen?" Er legte das Messer weg, mit dem er sich gerade ein paar Brote hatte zubereiten wollen. "Ich habe keinen Hunger." Wasser gluckerte in das Glas, wurde in einem Zug ausgetrunken. Auch gut. Er griff nach den längst kalten Nudeln und setzte sich damit zu Crawford. "Willst du sie dir nicht warm machen?" "Nicht nötig." Er bewies es, indem er innerhalb von zwei Minuten fast die halbe Portion in sich hineinstopfte. Heute war so ein Tag gewesen, an dem ihm der Magen die ganze Zeit in den Kniekehlen zu hängen schien, egal wie viel er aß. Seine Erfahrung sagte ihm, dass sein Energiehaushalt ab morgen wieder in Ordnung sein würde, doch bis dahin nahm er, was er kriegen konnte. Zwischendurch beäugte er den Älteren. Crawford schien ganz aus angespannten Schultern und unbeweglicher Miene zu bestehen. Seine eigenen Muskeln begannen bei diesem Anblick in Sympathie zu protestieren. "Hat Nagi schon mit dir gesprochen?" Ihm war nicht entgangen, dass der Junge etwas herausgefunden hatte, aber Nagi weigerte sich bisher, ihm davon zu erzählen. Braune Augen erwiderten ruhig seinen fragenden Blick. "Nein. Und heute ist es zu spät dafür. Aber du musst dir keine Sorgen machen." "Natürlich nicht...." Mit einem süßsauren Lächeln. Zeit, das Thema zu wechseln, ehe er doch noch damit anfing. "Letzte Nacht gut geschlafen?" Überraschenderweise zuckten Crawfords Mundwinkel. "Ja, danke der Nachfrage." Ohne Ironie. Er unterdrückte ein verzweifeltes Aufstöhnen. Toll, Crawford schaffte es tatsächlich, ihm den Spaß an der Sache zu nehmen. Anscheinend hatte er ihren Leader auf diesem Gebiet völlig falsch eingeschätzt gehabt. Doch wenn er ehrlich war, gefiel ihm diese Seite an Crawford. Sein Blick glitt über die kräftigen Hände des Anderen. Ran wusste gar nicht, was für ein Glückspilz er war. Dann fielen ihm einige Details ein, die er in den Gedanken des Rotschopfs gesehen hatte. Vielleicht wusste er es ja doch... Crawford stand auf, räumte Glas und Flasche weg. "Du solltest schlafen gehen, Schuldig." Bevor der Ältere den Raum verließ, spürte er kurz die Berührung einer warmen Hand auf seiner Schulter. Er musste ziemlich fertig aussehen. Flüchtige Berührungen gehörten nicht zu Crawfords üblichem Repertoire. ****** Er hatte Takatori heute kaum ertragen können. Nach Masafumis Meldung über den Tod des Studenten, war der Politiker in dessen typische Selbstzufriedenheit zurückgefallen. Takatori glaubte tatsächlich, seinen Sohn wieder vollständig unter Kontrolle zu haben. Vielleicht sollte er mal durchscheinen lassen, dass Masafumi sie in Wirklichkeit alle tot sehen wollte. Dieser Idiot. Zu glauben, damit durchkommen zu können. Und er konnte ihn noch nicht einmal ausschalten, weil dafür Takatoris Anweisung erforderlich wäre. Dieser ganze Takatori-Clan war nicht das Essen wert, das nötig war, sie am Leben zu halten. Er lockerte den Knoten seiner Krawatte, nahm sie dann ganz ab. Im Spiegel begegnete er seinen eigenen Augen und langsam schlich sich ein Lächeln auf seine Lippen. Er sollte nicht seine freie Zeit damit verschwenden, sich weiter mit dieser verfluchten Familie zu beschäftigen. Einer so verrückt wie der andere. Wahrscheinlich musste er Weiß noch einen Dankesbrief dafür schreiben, dass die sich bald darum kümmern würden. Auch wenn ihre heutige Mission nicht von Erfolg gekrönt gewesen war. Immerhin waren die drei nahezu unverletzt aus der Sache hervorgegangen und sie würden sicher nicht aufgeben. Er ließ das Licht ausgeschaltet, als er sein Zimmer betrat. Unten waren ihm bereits Rans Schuhe aufgefallen, so dass er nicht überrascht war, den Jüngeren in seinem Bett vorzufinden. Leise zog er sich aus, trat dann an das Bett heran, um sich seinen Schlafanzug zu nehmen. Ran lag genau in der Mitte des Bettes, hatte sich zusammengerollt, die Decke ein Klumpen am Fußende. Er wollte gerade das Oberteil anziehen, als Ran sich zu rühren begann. Langsam setzte sich der Rothaarige auf, blinzelte verwirrt. Dann entdeckten ihn die violetten Augen und ein verschlafenes Lächeln folgte. Ran sah in dem unsicheren Dämmerlicht unglaublich blass aus, fast wie ein Geist. Und unwillkürlich reagierte er auf die ihm entgegen gestreckte Hand, setzte sich zu Ran aufs Bett und ließ sich umarmen. Ran roch nach Wärme, Schlaf und Seife und er zog ihn mit sich, als er sich hinlegte. Die Anspannung sickerte aus seinen Muskeln heraus, sein Körper begann auf den des Jüngeren aufmerksam zu werden. Ran schmiegte sich an ihn, Finger glitten vorsichtig über seinen Rücken, geisterhafte Berührungen. Mit jeder verstreichenden Minute schien Ran munterer zu werden. Auch wenn der Rothaarige nicht den Rhythmus änderte, spürte er die wachsende Konzentration, die auf ihn gerichtet war. Und dann hielt Ran auf einmal still, atmete gegen seine Brust, abwartend. Hm... Er lächelte, rollte sich dann herum, so dass Ran unter ihm zu liegen kam. Dessen Augen weiteten sich, als wäre er erschrocken. Im nächsten Moment wurde sein Lächeln erwidert. Diese ganze Entwicklung war vielleicht gar nicht so übel. Zu seiner nicht geringen Verwunderung, hatte Ran es tatsächlich geschafft, zu ihm durchzudringen. Obwohl an dem Jungen eigentlich nichts Besonderes war. Er küsste ihn. Kein Werkzeug, ganz bestimmt nicht in diesem Moment. Ran vibrierte regelrecht und die Hände des Jüngeren strichen seine Seiten entlang. Als er sich schließlich von Ran lösen wollte, hielt dieser ihn fest, ihre Gesichter nur wenige Zentimeter voneinander getrennt und ihr Atem mischte sich zwischen ihnen. Er stützte sich mit einer Hand auf, die freie strich rote Haarsträhnen zur Seite, ehe sein Daumen über Rans Lippen streichelte. Ran bewegte sich ein wenig, Reibung, durch zwei dünne Lagen Stoff hindurch. Sie waren beide hart, kaum überraschend. Warum eigentlich war er noch nicht bereit, das zu Ende zu führen? Die wenigen Zentimeter waren schnell überwunden, seine Zungenspitze glitt Rans Unterlippe entlang, dann kam ihm der Jüngere auch schon entgegen und Atmen schien überflüssig zu werden. Das leise Stöhnen wurde verschluckt, ehe es die Stille im Zimmer stören konnte. Er spürte, wie Rans Griff sich verstärkte, Fingernägel pressten sich in die ungeschützte Haut seines Rückens und er lächelte in den Kuss hinein. Sanft biss er in die Unterlippe des Jüngeren, zog sich dann ein Stück zurück. Rans Augen brauchten ziemlich lange, um sich auf ihn zu fokussieren. Er blies über die halbgeöffneten Lippen hinweg, sah ein Zittern durch Rans Körper laufen. Mit einem Anklang von Resignation zog er Ran an sich und rollte sich auf die Seite. Der Rothaarige barg das erhitzte Gesicht an seiner Schulter und seufzte leise. Er hielt ihn, bis ihm gleichmäßige Atemzüge verrieten, dass Ran eingeschlafen war. ~TBC~ Heute ein bissl später ^^° Ich musste zuerst Schneeschippen... Ich glaube das war mal ein Teil, der mir vollständig gefällt *grins* Vielleicht bringt mich das ja dazu, endlich an der Story weiterzuschreiben *drop* Hab zu CD jetzt seit zwei Wochen kein Wort geschrieben, dafür bin ich mit "Reaching for the Stars" schon beim 15. Teil o.O cya, cu ^-^ Kapitel 108: "Rückblicke XXXVI - Auch wenn es dir schwer fallen wird, geh subtil vor" ------------------------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 108) Titel: Close Distance Teil: 108/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Es geht im Hotel weiter ^^ Disclaimer: not my boys, no money make... Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Nicht allzu viel zu pauken? Nu ja, es sind 14 Powerpoint-Präsentationen. ^^# Mit dem Wetter ist es bei uns auch nicht viel besser, vielleicht ein bissl wärmer. Ach ja, die schöne Technik, wäre echt ein Wunder, wenn man alles von Anfang an funktionieren würde *grins* Ich konnte Ran einfach nicht die ganze Zeit als Trauerkloß durch die Gegend rennen lassen. Und auch wenn es über ein paar Kapitel lief, ist es in der Geschichte doch erst am Tag zuvor passiert, dass er wenigstens in ein Bett mit Crawford gekommen ist - also wird ein wenig bessere Laune ja angebracht sein, nicht wahr? ^___~ Der arme Crawford hat von Anfang an nicht viel von den Takatoris gehalten und inzwischen musste er es schon ein Jahr mit ihnen aushalten. ^^° Ich muss zugeben, dass ich selbst gespannt bin, wie ich das mit Omi und seiner Familie enden lasse. Zwei Mitglieder stehen aber ziemlich sicher auf der Abschussliste ^^ *lach* Ist doch egal, wie du dich ausdrückst, solange ich dich verstehe *zwinka* Tut mir Leid, eine echte neue Fanfiction wird das nicht... oder aber doch. *drop* Es ist eine AU zu Close Distance. Während ich mir ein paar Punkte zur Hintergrundgeschichte von Herrn Schneider ausgedacht habe, ist mir die Idee gekommen und ich konnte sie nicht mehr loswerden. Von daher stehen er und Brad im Mittelpunkt *Kopf einzieh* Auf diese Weise kann ich noch ein bissl an den Rosenkreuz-OCs weiterschreiben, die in CD kaum noch auftauchen werden. Die Geschichte ist aber ziemlich verschieden. Es fängt dabei an, dass Brad viel früher nach Rosenkreuz gelangt, nämlich als er ungefähr zehn ist. Sein Hintergrund ist ein völlig anderer und den von Michael (dreimal darfst du raten, wer das ist) habe ich auch ein bisschen verändert. Es ist noch nicht ganz raus, was ich aus Schwarz mache, sobald ich mal soweit bin... daher kann ich dir auch nichts zu weiteren Pairings sagen. Glück kann ich für die Klausur wirklich brauchen *lieb danke sag* ^___^# Es ist einfach zu viel... @nai-chan: Ich war auch noch nie betrunken. Ich glaube, mir schmeckt Alkohol einfach nicht gut genug, dass ich ausreichend davon trinken könnte. ^^°°° Freut mich wirklich sehr, dass dir das letzte Chapter gefallen hat *gg* Dieses Mal wird es leider nicht so interessant, obwohl ich hoffe, dass der Schluss das ein bisschen ausgleicht. ^^ (Also durchhalten *ehe*) Hm, früher wäre mir eigentlich lieber, aber zurzeit muss ich ja eh lernen und hab fürs Schreiben nicht so recht den Kopf. Gut ist, dass ich für "Reaching for the Stars" jetzt 20 Kapitel fertig habe und damit auch den ersten großen Abschnitt. Das war der Teil, der mir einfach nicht mehr aus dem Kopf gegangen ist und von dem ich auch die Details ausgearbeitet hatte. Wie die Geschichte im Groben weitergehen soll, weiß ich zwar, aber was genau folgt, muss ich mir erst noch Überlegen. Von daher hoffe ich, dass ich jetzt endlich mit CD weitermachen kann - zumindest nach der Klausur am Mittwoch. ^^# Dann sind es schon drei Wochen... ich werde Probleme haben, mich wieder reinzufinden *drop* Teil 108 "Rückblicke XXXVI - Auch wenn es dir schwer fallen wird, geh subtil vor" Er hatte sich immer noch nicht von der Stelle gerührt und unverständlicherweise schien Crawford nicht gewillt, es seinerseits zu tun. "Solltest du nicht langsam aus dem Alter für solche Dummheiten heraus sein?" Weiterhin so Nerven zermürbend ruhig. Es war kaum zu ertragen. Aus dem Alter raus sein? Machte Crawford Witze? Sein Kopf ruckte hoch und grüne Augen blitzten den Schwarzhaarigen an. "Ich werde siebzehn, du Bastard!" Crawford schien nicht besonders beeindruckt, aber der Blick des Älteren wurde hart und kalt. "Richtig. Und damit solltest du etwas mehr Kontrolle besitzen. Im Übrigen werde ich so einen Ausbruch nicht noch einmal dulden." Eine abgehackte Geste mit der rechten Hand rief ihm die Muskeln unter dem teuren Stoff von Crawfords Hemd in Erinnerung. Was eine seltsame Mischung aus Verlangen und Furcht auslöste. Er hatte zwar sein eigenes Training erhalten, aber Crawford war ohne Zweifel stärker. Und er konnte sein Talent nicht gegen ihn einsetzen. Selbst wenn er verrückt genug gewesen wäre, das zu wagen. Schließlich hatte er nicht die geringsten Absichten als Screamer zu enden. Mit einem lautlosen Seufzen entließ er die Anspannung aus seinem Körper, sackte ein Stück in sich zusammen. Doch trotz allem blieb er stehen, wo er war. Crawford musterte ihn wieder, jetzt nur noch nachdenklich und es war eine Erleichterung, sich nicht mehr dieser Unnachgiebigkeit ausgesetzt zu sehen. "Warum suchst du dir nicht einfach jemanden von Rosenkreuz aus?" Die Frage wurde fast freundlich gestellt. "Weil sie mir zu laut sind. Glaubst es macht Spaß in deinem Kopf mehr oder weniger sinnlosen Lärm zu hören, sobald du jemanden richtig berühren willst?" "Was ist mit den anderen Telepathen? Sie haben die stärksten Schilde." Er musste wirklich betrunken sein und sich das hier nur einbilden. Crawford würde doch nicht so ein merkwürdiges Gespräch mit ihm führen... Auf einmal fühlte er sich etwas schwindlig. Er lächelte schwach. "Du weißt doch, dass die Telepathen zum arrogantesten Pack auf Rosenkreuz gehören." Das Lächeln verwandelte sich in ein Grinsen, bevor er plötzlich jeden Humor verlor. "Die haben dort alle einen Knacks weg, was dir sicher nicht entgangen ist." Weder wollte er selbst so werden, noch so jemandem zu nahe kommen. Dieses Gefühl, wenn er ihre Gedanken berührte... Schlimmer als durch einen Morast zu waten. Nur wenige Zentimeter, dann lag sein Kopf auf Crawfords Schulter, müde. Kein Hautkontakt, aber dennoch konnte er die Stille fast schmecken. Seine Arme hingen locker an seinen Seiten herunter, um deutlich zu machen, dass er keine "Dummheiten" plante. "Hm... und du nicht?", hörte er Crawford leise fragen, der wieder zu unterschwelliger Belustigung zurückgefunden zu haben schien. Nur dass irgendetwas die Worte anraute. Als er sprach, bewegten sich seine Lippen gegen das glatte, kühle Material. "Nein, ich bin noch ganz normal." Ein unterdrücktes Lachen schloss sich dem an. Ihm konnten sie nichts anhaben, weil sie dafür die falschen Versprechungen machten. Sein Ziel war es nicht, als Übermensch dafür zu sorgen, dass SZ endgültig an die Macht kam. Wie absurd war das bitte schön?! Weltherrschaft... was für ein ausgemachter Blödsinn. Hatten diese Idioten denn nichts Besseres mit ihrem Leben anzufangen? Und für diesen Quatsch wurde er auf Rosenkreuz eingesperrt. Plötzlich regte sich in ihm der Gedanke, dass er versuchen könnte zu flüchten. Das hier war die erste Gelegenheit dazu, die ihm geboten wurde. Aber Crawford würde das sicher vorhersehen, noch ehe er überhaupt eine entsprechende Entscheidung treffen konnte. Und Rosenkreuz statuierte gerne Exempel, wie ihm Daniels Beispiel vor Augen geführt hatte. Obwohl ihm eigentlich sehr warm war, erschauerte er bei dieser Erinnerung. Ganz zum Schluss meldete sich noch ein weiterer Grund, warum er das besser bleiben ließ. Wenn er nämlich Erfolg hätte, so wenig wahrscheinlich das war, würde er Crawford niemals wiedersehen. Und das wollte er sich nicht einmal vorstellen. Den ersten und einzigen Menschen verlieren, der die Stimmen in seinem Kopf vollkommen verstummen lassen konnte? Unmöglich. Selbst wenn es wohl selten genug geschehen würde, dass Crawford den entsprechenden Kontakt erlaubte - es konnte einfach nicht ausbleiben, sobald sie zusammenarbeiteten. Er spürte, dass seine Gedanken langsamer und wirrer abzulaufen begannen und Müdigkeit drängte sich ihm immer mehr auf. "Geh ins Bett, Schuldig. Du musst morgen ausgeschlafen sein." Neutraler Tonfall, noch nicht ganz ein Befehl. "Ja, Sir!" Es sollte sarkastisch klingen, aber irgendwie hatte er nicht mehr die Energie dafür. Für einige Sekunden blieb er noch stehen wie er war, versuchte sich diesen Moment, dieses Gefühl der Nähe, einzuprägen. Dann besann er sich auf sein ursprüngliches Vorhaben, trat zunächst einen Schritt zurück, gefolgt von einem weiteren. Und schließlich wandte er sich von dem Schwarzhaarigen, dessen unlesbaren braunen Augen, ab und verschwand ins Badezimmer. "Oh verdammt, das hätte ich besser nicht getan..." Ungeduldig zog er sich aus, trat unter die Dusche. Es wurde von Mal zu Mal schwieriger, sich zurückzuhalten. Kopfschmerzen begannen hinter seinen Augen zu pochen. Genau das hatte ihm noch gefehlt, diese absolut überflüssige Reaktion, die er den "freundlichen" Belehrungen von Herrn Schneider zu verdanken hatte. Ja, sie kam jetzt nicht mehr so schnell wie früher, aber offensichtlich war er sie auch noch nicht völlig losgeworden. Das Wasser, nur lauwarm eingestellt, nahm einen Teil der Hitze mit sich, die weiterhin ihm glühte, genährt durch den Alkohol und dieses irreale Zwischenspiel mit Crawford eben. Er achtete darauf, seine Haare nicht zu nass werden zu lassen, griff nach dem bereitgestellten Duschgel und schaltete jeden weiteren Gedanken einfach ab. Das vereinfachte vieles. Unterbewusst glaubte er zwischendurch ein leises Klopfen und sich unterhaltende Stimmen zu hören, war aber nicht bereit, sich darum zu kümmern. Erst als er mit einem Handtuch um die Hüfte geschlungen das Bad verließ, fand er seinen Eindruck bestätigt. Die restlichen Sachen waren geliefert worden, womit er sich jetzt auch im Besitz einer Zahnbürste befand. Crawford hatte sie ihm zusammen Shorts und einem Shirt für die Nacht aufs Bett gelegt. Wie fürsorglich von ihm... Mit einem müden Grinsen griff er danach, verharrte auf seinem Weg zurück ins Bad bei der Couch, auf der Crawford wieder Platz genommen hatte. Die Zeitung jedoch war nicht aufgenommen worden, stattdessen lief der Fernseher. Er warf einen neugierigen Blick auf das laufende Programm. Nachrichten... war ja klar gewesen. Das einzige was sie auf Rosenkreuz zu sehen bekamen, mit Ausnahme von einigen Reportagen und ähnlich nützlichem Zeug. Was immer ihre Lehrer als sehenswert erachteten. Und Crawford hatte nichts Besseres zu tun, als sich diesen langweiligen Stuss auch noch in seiner Freizeit reinzuziehen. Das war doch krank. Er gähnte. Auch egal, er wollte jetzt wirklich ins Bett. Als er aufwachte, verriet ihm seine Uhr, dass es genau halb sieben war. Oh Freude. Da war er mal in der Lage etwas länger zu schlafen und dann das. Standardweckzeit auf Rosenkreuz. Crawford _musste_ natürlich damit Recht behalten, dass man sich daran gewöhnte. Er setzte sich langsam auf. In seinem Kopf rumorte es lauter als normalerweise, aber das war ja bereits gestern klar gewesen. Die dumpfen Kopfschmerzen waren darüber fast zu ignorieren. Er atmete tief durch und schloss die Augen. Nicht um weiterzuschlafen, sondern um sich in eine Konzentrationsphase zu versetzen, die ihm dabei helfen würde, seine Schilde zu verstärken. Er konnte ungestört eine halbe Stunde arbeiten, dann stand plötzlich sein Name deutlich in seinem Kopf. Crawford. So sehr er sich auch abgeschottet hatte, diese Verbindung war offen geblieben. Alles in allem hatte er sowieso nicht viele Störungen aus dieser Richtung zu erwarten. Langsam tauchte er Schicht für Schicht auf, bis er bewusst seine Augen aufschlagen konnte. Crawford stand vor ihm, bereits vollständig angezogen. Ein dunkelblaues Seidenhemd, der Dreiteiler erlaubte ihm nicht viel davon zu sehen. Aber das wenige reichte vollkommen aus, um ihn an die Krawatte zu erinnern - und an sein gestriges Verhalten. Grüne Augen weiteten sich. Wie hatte er das nur tun können? Der Ältere reichte ihm ein Glas Wasser und Aspirin. "In diesem Fall müssten sie wirken." Die ruhige Stimme machte mehr als deutlich, dass Crawford nicht auf gestern zurückkommen würde. Er griff nach dem Wasser. Und lächelte. Der Flughafen war... groß. Und geschäftig. Er sah sich um und seine Schultern sackten unwillkürlich ein Stück nach unten, als ihm zum ersten Mal wirklich bewusst wurde, dass diese Leute _frei_ waren. Sie könnten wegfliegen oder einfach kehrtmachen und niemand würde sie bestrafen. Er schluckte um den Kloß herum, der auf einmal in seinem Hals festzusitzen schien. Als nächstes flackerte kalte Wut in ihm auf. Crawford war kurz verschwunden gewesen und als der Schwarzhaarige zu ihm zurückkehrte, erlosch die Flamme. Mit einem Grinsen strich er sich orangefarbene Haare zurück. "Und wohin jetzt, großer Meister?" Ein amüsierter Blick. "Du wirst uns zum Check-in führen und dabei dafür sorgen, dass uns niemand auf die Füße tritt." Eine wunderbare Idee. Sein Grinsen wurde noch ein bisschen breiter. Wenigstens für ein paar Sekunden würden diese Leute ihre Freiheit verlieren. Sie würden es nicht merken, aber das war egal. Er wusste es dafür. Gerade wollte er Crawford nach dem Weg fragen, als dieser ihm auch schon telepathischen Zugriff auf die benötigte Information erlaubte. >Danke, sehr freundlich.< >Auch wenn es dir schwer fallen wird, geh subtil vor.< Crawford konnte auch mentale Botschaften ohne Probleme mit diesem Anklang spöttischer Belustigung unterlegen, der einen immer glauben ließ, sich verhört zu haben. >Ha ha.< In grünen Augen blitzte es kurz auf. Es war angenehm, sich mal wieder auf diese Weise mit Crawford austauschen zu können. Es reichte zwar nicht aus, um mit der Stille in Kontakt zu treten, aber näher würde er diesem schwarzen Nichts selten genug kommen. Er folgte dem Weg, als würde er ihn in- und auswendig kennen. Um sie herum hatte er ein Feld aufgebaut, das jeden ausweichen ließ, der dessen Rand berührte. Und niemandem fiel es auf. Sie waren alle davon überzeugt, aus eigenem Willen zu handeln, verschwendeten keinen zweiten Gedanken daran. Es war so verdammt einfach. Auf Rosenkreuz kosteten Manipulationen jeglicher Art um einiges mehr an Arbeit und Energie. Ungehindert passierten sie die erste Kontrolle, schließlich hatte niemand von ihnen eine Waffe versteckt. Jedenfalls keine offensichtliche, denn Crawford müsste nur einen entsprechenden Befehl erteilen, um ihn handeln zu lassen. Er war sich sicher, dass er nicht zögern würde. Denn was gingen ihn schon diese Menschen hier an? Niemand hatte sie gezwungen, in diesem Moment an diesem Ort zu sein. Dieser Gedanke ging mit einem sehr kalten Grinsen einher, grüne Augen nahezu leblos. Er bekam nicht mit, wie ein Reisender, der in diesem Moment zufälligerweise zu ihm herübergeschaut hatte, bei diesem Anblick blass wurde und sich dann verwirrt über die Stirn rieb, unsicher darüber, was das gewesen war. Nicht wirklich interessiert sah er zu, wie ihre Gepäckstücke mit einem kleinen Anhänger versehen wurden und hörte sich die Belehrung an, dass diese nicht entfernt werden dürften. Bla bla, darum würde sich Crawford schon kümmern. Endlich ging es weiter und nachdem sie ihr Gepäck losgeworden waren, reihten sie sich für die Passagierkontrolle ein. Er amüsierte sich damit, dem Glatzkopf zwei Personen vor ihnen den Gedanken einzuflößen, beobachtet zu werden. Der Typ sah sich suchend um, ausgewaschene blaue Augen blinzelten hinter dicken Brillengläsern. Mit einem Stirnrunzeln sah der Mann wieder nach vorne, trat nervös von einem Fuß auf den anderen. Dann war eine Minute lang Ruhe, bevor er sich den Nacken rieb. Und ein weiterer Rundblick. Er grinste in sich hinein, auf diese Weise war dieser ganze Kram wenigstens nicht so öde. "Lass das sein, Schuldig." Crawford warf ihm einen halb resignierten, halb amüsierten Blick zu. "Du wirst doch wenigstens für ein paar Minuten ruhig abwarten können." "Du weißt, dass da ein gewisser Unterschied zwischen "können" und "wollen" besteht?" Er lehnte sich etwas näher an den Schwarzhaarigen heran und fuhr mit einem bewusst lauten Flüstern fort. "Ich wüsste etwas besseres, um mich zu unterhalten, aber du würdest dafür wahrscheinlich nicht lange genug stillstehen." Orangefarbene Strähnen fielen ihm ins Gesicht, als er den Kopf etwas neigte, ein verräterisches Zucken um die Mundwinkel. Er konnte Crawford wenigstens ein bisschen aufziehen, wenn er schon sonst nicht an ihn herankam. Das Pärchen hinter ihnen war bemüht, keine Aufmerksamkeit zu zeigen, was natürlich vergebliche Liebesmüh war, wenn man es mit einem Telepathen zu tun hatte. Problemlos fing er ihre Gedanken auf und stellte mit Genugtuung fest, dass seine Worte und Haltung genau den gewünschten - falschen - Eindruck erweckt hatten, um den es ihm gegangen war. Was Crawford nicht allzu sehr gefallen dürfte. Doch in den braunen Augen erschien ein seltsamer Funke und dann sprach Crawford genau neben seinem Ohr und doch verständlich genug, um auch von den beiden gehört zu werden. "Was mein Stehvermögen betrifft, wärst du vielleicht überrascht. Aber ich hätte nicht erwartet, dass du hier auf die Knie gehen würdest." Ein leises Kichern hinter ihnen bestätigte ihm, dass Crawford das eben tatsächlich gesagt hatte. Der Schwarzhaarige richtete sich wieder auf und dessen Miene spiegelte rein gar nichts wieder. Immer noch verblüfft zwinkerte er und dann musste er lachen, bis er sich kaum noch auf den Beinen halten konnte. Das war doch kaum zu glauben. Wer hätte auch erwartet, dass Crawford zu einer solchen Anspielung fähig wäre. Schließlich beruhigte er sich und störte sich nicht daran, einige irritierte Blicke geerntet zu haben. "Da siehst du mal wieder, dass ich für dich einfach alles tun würde." Die Belustigung floss aus ihm heraus, während er das sagte und übrig blieb ein angedeutetes Grinsen. Crawford nickte leicht und sie beide wussten, dass gerade etwas völlig anderes angesprochen worden war. Rosenkreuz hatte sie in diesem Moment wieder eingeholt und er konnte regelrecht zusehen, wie dieser Funken verschwand. Crawford war immer so zugeknöpft, so unmöglich perfekt. Und der Ausrutscher eben war wohl nichts anderes gewesen als genau das. Ein Ausrutscher. Aber auch wenn es vorbei war, so befand er sich jetzt in einer halbwegs gnädigen Stimmung und befreite Mr. Glatze von der kleinen Suggestion. Der Mann wirkte sowieso schon wie kurz vor dem Durchknallen und einen Zwischenfall konnten sie nun wirklich nicht gebrauchen. Anschließend drehte er sich um und schenkte dem Pärchen ein breites Grinsen sowie ein nettes - wenn auch völlig fiktives - Bild von sich und Crawford. Die junge Frau lief prompt rot an, während ihr Freund recht blass wurde. Oh ja, er konnte wirklich freundlich sein, wenn er es wollte. ~TBC~ Ein bisschen Schuldig-insight. Ich hoffe, ihr habt euch nicht zu sehr gelangweilt. ^^° Wenigstens war der letzte Abschnitt dafür eine kleine Auflockerung ^.~ cya, cu ^-^ Kapitel 109: "Es blieb nur noch der riesige Rest, der schief gehen konnte" -------------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 109) Titel: Close Distance Teil: 109/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Wenn ich mich nicht stark irre, müsste es immer noch die Nacht von Montag auf Dienstag sein ^^° Alles Crawfords POV Disclaimer: not my boys, no money make... Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Die Klausur lief ganz gut. War nur bei einer von 21 Fragen etwas unsicher. Mir tut allein bei der Erinnerung wieder das Handgelenk weh - hab knapp 8 Seiten in zwei Stunden geschrieben ^^# Klausuren stehen nicht mehr an, jetzt geht es ganz normal mit der Uni weiter ^^ Bankkauffrau im Fernstudium, na viel Spaß damit *lach* Ich fand die Ausbildung ja nicht zu schwer, aber ich musste mir auch nicht alles selbst erarbeiten... *grins* Deine Reaktion wundert mich nicht wirklich. Und ich hoffe doch, dass dir die Story auch gefallen wird ^.~ Was den Namen angeht - schon mal dran gedacht, dass Herr Schneider auch einen Vornamen braucht? *snicker* Nun ja, es gab ja einfach einen Zeitsprung, daher finde ich es nicht weiter verwunderlich, dass du Schuldig weiterhin für jünger hältst. Ich habe dieses Prob grade mit RftS ^^° Brad war dort anfangs zehn, ist jetzt aber zwölf und ich muss mich laufend selbst dran erinnern... *gg* Hm, ich denke _etwas_ passiert diesmal schon zwischen Crawford und Ran. Und es geht sogar ein ganz kleines bissl mit der Handlung weiter, sozusagen *ehe* Dir auch eine schöne Woche ^-^ Teil 109 "Es blieb nur noch der riesige Rest, der schief gehen konnte" Er erwachte mit der Erinnerung an nachgebende Couchpolster unter seinem Rücken und an den Geschmack von Rotwein in seinem Mund. Ein halb belustigtes, halb bitteres Lächeln umspielte seine Lippen, als er in die anfangs undurchdringliche Finsternis starrte. Nun ja, immerhin war dieser Traum besser gewesen als der, den er in den meisten der vergangenen Nächte gehabt hatte. Etwas unbehaglich drehte er sich auf die Seite und Rans Hand rutschte von seiner Brust herunter, berührte ihn aber weiterhin. Eine kleine Quelle von Wärme. Seine Augen hatten sich an das unzureichende Licht gewöhnt, so dass er Rans zusammengerollte Gestalt neben sich ausmachen konnte. Er stützte einen Ellenbogen auf, fuhr mit seinem Blick die Konturen des Jüngeren nach. Wie war er eigentlich in diese Lage geraten? Normalerweise konnte er mit schwachen Menschen nichts anfangen. Aber Ran war schwach und stark zugleich. Ein wandelnder Widerspruch. Langsam hob er die linke Hand, strich ein paar Strähnen aus dem blassen Gesicht, berührte dann die samtweiche Wange. Hitze, wo man die Kühle von Porzellan erwarten würde. Ran war nicht so zerbrechlich, wie er manchmal wirkte. Finger zuckten, da wo sie an seinen Rippen lagen und einen Herzschlag später öffnete Ran die Augen, bodenlose Löcher. Ein Blinzeln verriet Verwirrung, ehe der Jüngere die Umgebung einordnen konnte. Da er seine Hand nicht zurückgezogen hatte, fühlte er die Bewegung der Muskeln, noch ehe er das Lächeln sah. Er lächelte zurück, beobachte, wie Ran sich ausstreckte und dann näher an ihn heranrückte. Der Blickkontakt wurde dadurch unterbrochen, dafür streifte warmer Atem über seine bloße Haut und er musste ein scharfes Luftholen zurückhalten, als Rans Hüfte gegen seine Erektion drückte. Sekundenlang erstarrte der Jüngere, nur um sich gleich darauf noch enger an ihn zu pressen. Mm... seine Arme schlangen sich nahezu aus eigenem Willen um die schlanke Gestalt, dann trafen sich auch schon ihre Lippen. Rans öffneten sich und er konnte ein leises Seufzen hören, bevor er die Einladung annahm. Finger glitten über seine Seite, auf der Suche nach Halt, krallten sich schließlich in den dünnen Stoff seiner Schlafanzughose. Er rollte sie beide herum, um den Kuss vertiefen zu können. Überreste des Traums trieben sich noch in seinem Hinterkopf herum und auf einmal wurde ihm klar, dass er hier überhaupt nicht die Kontrolle aufgab. Wenn das nicht sowieso nur eine Ausrede gewesen war. Er nippte an Rans Unterlippe, rutschte dann etwas tiefer, über das Kinn hin zum Hals und prompt fiel Rans Kopf zurück, um ihm mehr Angriffsfläche zu bieten. Der salzige Geschmack mischte sich mit dem dumpfen Pochen des Pulses gegen seine Lippen und Ran gab ein kehliges Stöhnen von sich, als er vorsichtig zubiss, darauf bedacht, keine Spuren zu hinterlassen. Seine Hose wurde freigelassen, dafür kämmten die schlanken Finger durch sein Haar, ohne Druck auszuüben. Selbst in diesem Moment blieb Ran vorsichtig. Er kehrte zurück zu den inzwischen leicht geschwollenen Lippen und küsste den Jüngeren sanft, verharrte dann über ihm, bis Ran die Augen öffnete, stoßweise atmend. Die Farbe konnte er immer noch nicht erkennen, aber sehr wohl, dass die dunklen Pupillen geweitet waren und das nicht nur aufgrund des zu schwachen Dämmerlichts. Auch sein eigener Atem hatte seinen normalen Rhythmus verloren, etwas, das Ran kaum entgehen konnte. Er wollte nicht aufhören, wusste aber gleichzeitig nicht, wie weit er gehen wollte, solange er den Rest von Schwarz so nahe wusste. Aber war das andererseits nicht vollkommen egal? Schuldig hatte bisher immer eine Möglichkeit gefunden, ihm auf die Nerven zu gehen, egal ob er ihm eine Vorlage lieferte oder nicht. Dieser Gedanke wurde von einem schnell wieder verschwundenen ironischen Lächeln begleitet, auf das Ran mit einem verwunderten Stirnrunzeln reagierte. Dann verließen Rans Hände seine Haare, strich über seine Schultern, die angespannten Muskeln seiner Oberarme und dann wieder nach oben. Mehr ein vorsichtiges Abtasten als alles andere. Eine unausgesprochene Frage stand zwischen ihnen, auf die keiner die Antwort wusste. Er verharrte regungslos, als die warme Berührung über seinen Brustkorb geisterte, Rippenbögen nachzeichnete und schließlich seine Seiten entlang weiter wanderte. So leicht, dass es beinahe gekitzelt hätte, aber er war zu sehr von Rans Blick gefesselt, der ihn unter halb zugefallenen Lidern hervor festhielt. Die Finger erreichten seine Taille, dann den Bund seiner Schlafanzugshose, schlüpften mit nur einem minimalen Zögern darunter und stoppten abrupt, als hätte Ran plötzlich aller Mut verlassen. Seine Mundwinkel zuckten nach oben. Was nun, Ran? Die Hand glühte regelrecht auf seiner bloßen Haut, aber er tat nichts, um Ran zu weiterem Handeln zu veranlassen. Das hier war so anders als mit Schneider, fast wie ein Spiel und er fand immer mehr Gefallen daran. Ran leckte rasch über anscheinend trocken gewordene Lippen, schluckte mit einiger Mühe. Und dann war da wieder Bewegung, so langsam, dass man im ersten Moment glauben konnte, sie wäre nur eingebildet. Die Frage verschwand und er senkte in derselben Sekunde den Kopf, um Rans Mund erneut zu erobern, als dessen Hand sich um seine Erektion schloss, einen Schock durch seinen Körper sendend. Er ließ den Ansatz zu einem leisen Auflachen in ihrem Kuss ertrinken, hörte auf sich länger abzustützen. Von diesem Wechsel überrascht, ließ Ran ihn hastig los, ermöglichte ihm so, auch den Rest seines Gewichts zu verlagern. Ran wehrte sich nicht dagegen, unterstützte ihn viel mehr, indem sich dessen Arme um ihn legten, ihn noch näher an den Jüngeren heranzogen, soweit das überhaupt noch möglich war. Seine freigewordene Hand landete an der Seite von Rans Becken, griff nach dessen Shorts. Er wollte den engen Körperkontakt nicht aufgeben und veränderte seine Position nur weit genug, um das störende Kleidungsstück herunterzuziehen. Ran gab ein leises Wimmern von sich, half ihm dann, sie ganz abzustreifen. Gleich darauf lag er wieder vollständig auf dem Rothaarigen, spürte, wie Ran sich an ihm rieb und sie beide dadurch nach Luft schnappen ließ. Ihre Lippen nur Millimeter voneinander getrennt, atmete er tief durch, um sich ein wenig zu sammeln, wovon Ran allerdings nichts wissen wollte. Der drängte sich gegen ihn und kurz setzte sein bewusstes Denken aus, als ein weiterer Stromstoß ihn innerlich zu verbrennen schien. Er setzte den hektischer werdenden Bewegungen ein Ende, indem er sich aus der Umarmung löste und Ran mit einer Hand unten hielt, während die andere mit roten Strähnen spielte. Sein Daumen strich über die Erhebung von Rans Beckenknochen, ohne dass er seinen Griff lockerte und er wartete darauf, dass Ran wieder die Augen öffnete, ehe er ihn auf die schweißbedeckte Stirn küsste. Etwas wie Panik flackerte im Blick des Jüngeren und er wusste genau, was Ran in diesem Moment dachte. Aber es lag nicht in seiner Absicht, jetzt abzubrechen und Ran begriff das, als seine Lippen weiter glitten, auf der Suche nach einem weiteren Kuss. Ran war überrascht genug, um von allein still zu liegen und während seine Zunge auf die von Ran traf, strichen seine Fingerspitzen an Rans Erektion entlang, was diesen gewaltsam erschaudern ließ. Ran keuchte und spannte den gesamten Körper an, als seine Handfläche schließlich an dem heißen Fleisch lag und er Finger um Finger darum schloss. Ein weiteres atemloses Beben, dann vergrub sich Ran regelrecht in ihrem Kuss und es dauerte nicht mehr lange, bis Rans Körper in seiner erneuerten Umarmung vollkommen in sich zusammensank, kraftlos, der Aufschrei gefangen zwischen ihren Mündern. Sie hatten die ganze Zeit kein einziges Wort gewechselt und auch jetzt hielt er Ran einfach nur fest, während die Sonne allmählich höher stieg. Ran atmete gegen sein Schlüsselbein, so gleichmäßig, als wäre der Jüngere eingeschlafen. Doch ab und zu streiften ihn Wimpern kaum merklich und das verriet ihm, dass Ran immer noch wach war. "Du bekommst zu wenig Schlaf", meinte er leise. Lippen bewegten sich in ein Lächeln. "Und was ist mit Ihnen?" Amüsiert ließ er eine Hand in Rans Nacken zur Ruhe kommen, strich durch die feinen Härchen dort und ein stärkerer Atemstoß prallte gegen seine nackte Haut. "Ich bin das gewöhnt." Und war das nicht die Wahrheit... Er schloss ein spöttisches Schnauben in sich ein. Stattdessen ließ er seine Finger an Rans Wirbelsäule nach unten wandern, der den Rücken unter dieser Berührung durchbog, mit einem sachten Seufzen. Ein Lächeln zog an seinen Mundwinkeln, dann huschte sein Blick prüfend zum Wecker. Es war noch etwas früh, aber er wusste, dass Nagi mit ihm sprechen wollte. Eine entsprechende E-Mail hatte ihn gestern darüber informiert gehabt, dass Nagi mit den Nachforschungen fertig war. Und das Ergebnis zwar überraschend, aber nicht problematisch war. "Wenn du möchtest, kannst du noch ein paar Kata vor dem Frühstück absolvieren. Die Zeit würde ausreichen, wenn wir jetzt aufstehen." Er spürte genau, dass Ran nach diesem Angebot im Widerstreit mit sich selbst lag. Doch dann traf der Rothaarige die erwartete Wahl, elektrisiert von der Vorstellung, wieder ein Katana in der Hand zu halten. Vielleicht mochte Ran Waffen ein bisschen zu sehr, aber er konnte es ihm wirklich nicht verübeln. Vor allem bei dem Umgang, dem Ran sich in letzter Zeit ausgesetzt sah. Das ließ braune Augen kurz aufblitzen. Mit deutlichen Widerwillen löste sich Ran etwas von ihm, stellte Blickkontakt her und bekam so den letzten Rest der Belustigung mit. "Was? Wollen Sie mich etwa loswerden?" Ein leichtes Lächeln verriet, dass Ran diese Anschuldigung nicht ernst meinte. "Nicht unbedingt", erwiderte er dennoch, seine Hand jetzt an Rans Hüfte, dem auf einmal einzufallen schien, dass er immer noch nackt war. Ein Hauch von Röte kroch in die Wangen des Jüngeren, aber Ran weigerte sich, verlegen zu werden. Sie hielten den Blickkontakt, als Ran sich langsam aufsetzte, doch dann tasteten seine Augen Zentimeter für Zentimeter über Rans Körper hinweg, der sich während der Musterung nicht rührte. Die Schnitte waren gut verheilt, hatten auf der ohnehin schon blassen Haut noch hellere Linien hinterlassen, die auch bald verschwinden würden. Er blinzelte das Bild weg, das kurz aus seinem Gedächtnis aufgestiegen war und ganz und gar nichts mit der Vergangenheit zu tun hatte. Nun doch etwas nervös werdend, spielte Ran mit einer in die Stirn gefallenen Strähne. Er stützte sich mit einem Arm hoch, setzte sich dann ganz auf. Er berührte jetzt Rans Oberschenkel und eine Hand legte sich über seine, bevor Ran sich ihm entgegen lehnte und ihn küsste. "Guten Morgen." "Guten Morgen, Ran." Wieder mit sanfter Belustigung. Ihm wurde bewusst, dass er nichts dagegen hätte, öfter so aufzuwachen. Und das verwirrte ihn ein wenig. Er zog Ran auf seinen Schoß und küsste ihn nun seinerseits, registrierte nur nebenbei, wie der Körper des Jüngeren auf ihn zu reagieren begann, sich an ihn schmiegte. Genau das, wofür er jetzt keine Zeit hatte. Trotzdem ließ er Ran für eine weitere Minute nicht frei und bevor er den Kuss endgültig beendete, saugte er an Rans Unterlippe, was ihm wieder ein leises Wimmern einbrachte. Ran hatte sich etwas verkrampft, was in ihm den Wunsch weckte, ihn zurück in die Matratze drücken, doch mit einem innerlichen Seufzen stoppte er sich selbst, ließ seine Lippen nur noch ein letztes Mal über Rans streifen. Dann stand er auf und violette Augen folgten ihm, als er zum Kleiderschrank ging, um sich Sachen für den heutigen Tag herauszusuchen. "Wir sehen uns nachher beim Frühstück." Und damit verließ er sein Zimmer, immer noch Rans Lächeln vor Augen. "Nagi." Mit einem Nicken begrüßte er den Jungen, der auf ihn in der Küche wartete, als er im Bad fertig war. Die Kaffeemaschine lief bereits und bald würde sich genug der schwarzen Flüssigkeit in der Glaskanne gesammelt haben, um eine erste Tasse füllen zu können. Dunkelblaue Augen blickten ihm entgegen, musterten ihn ausführlich und stumm. Ein sehr schmales Lächeln huschte über Nagis Lippen, ehe dieser den Kopf senkte und fortfuhr, die Cornflakes zu essen. Ein paar Unterlagen warteten sorgfältig geordnet auf dem Tisch und er setzte sich auf den nächststehenden Stuhl, seine Aufmerksamkeit allerdings noch auf Nagi gerichtet. War das eben so etwas wie Zustimmung gewesen? Und wenn ja, wie kam Nagi auf die Idee, eine solche überhaupt erteilen zu dürfen? Er schüttelte innerlich den Kopf und für ein paar Herzschläge erwärmte sich das Braun seiner Augen. Dann griff er nach den Ausdrucken, überflog sie, wobei sich über seiner Nasenwurzel immer deutlicher eine Falte abzuzeichnen begann. Kein Wunder, dass ihm sein Gefühl gesagt hatte, sie würden wegen Farfarellos Spritzen keine Probleme bekommen. Aber das hier hatte er nicht erwartet. Nur um sich zu vergewissern, las er Nagis sauber formuliertes Resümee genau durch, fand aber nichts als die Bestätigung seiner Vermutung. "Der Wirkstoff hatte keinerlei Einfluss auf sein Verhalten." Mit diesen Worten sah er schließlich auf, begegnete Nagis ruhigem Blick, in dem nun stiller Triumph tanzte. "Ja, den gespeicherten Daten zufolge waren sie von der Entwicklung genauso überrascht wie wir, beschlossen sie jedoch auszunutzen." "Ein weiteres Mittel, um uns zu kontrollieren, wie typisch für sie." Sein Stirnrunzeln verschwand, doch der Ausdruck seiner Miene blieb finster. Wie immer blieben sie vorsichtig, sprachen keine Namen aus und hielten ihre Schilde fest geschlossen. Es war ohne Zweifel übertrieben, niemand hatte einen Anlass Schwarz zu misstrauen, aber es ging gegen ihre Natur, sich wirklich sicher zu fühlen. Nagis Augen wurden sehr kalt, aber es kam kein Kommentar. Er blätterte zu einer bestimmten Seite zurück, beschäftigt mit der Erinnerung an ein Gespräch mit Schuldig. Der Telepath hatte ihm ausführlich berichtet, wie Farfarellos Körper auf die Spritze reagiert hatte und das wies deutlich darauf hin, dass es nicht nur gefärbtes Wasser gewesen war. "Kein Placebo." Die chemischen Formeln sagten ihm nicht viel, doch dafür hatte er ja Nagi. "Sie haben die Experimente fortgesetzt", knirschte der Jüngere mit den Zähnen. Und er verstand nur zu gut. SZ hatte schon immer herausfinden wollen, woher Farfarellos Schmerzunempfindlichkeit kam. Aber als Schwarz gebildet worden war, sollten diese "Forschungen" eingestellt werden. Er hätte wissen sollen, dass man ihnen wirklich in gar nichts trauen durfte. Ob Schneider darüber Bescheid gewusst hatte? Bei der Verbindung mit Stephenson sicherlich - und als er das erkannte, war ihm klar, dass der Direktor es nicht hatte riskieren können, ihm davon zu erzählen. "Sie müssen dem Arzt einen sehr guten Block verpasst haben, dass Schuldig nie misstrauisch wurde." Nagi entspannte sich ein wenig. "So schwer war das bestimmt nicht, schließlich hatte Schuldig keinen Grund tiefer zu graben." Ein Moment des Schweigens. "Damit hat sich das offensichtlichste Problem von allein erledigt, nicht wahr?" "Ja." Sie tauschten ein humorloses Lächeln aus. Es blieb nur noch der riesige Rest, der schief gehen konnte. ~TBC~ Eine Verbindung zu Crawfords Traum wird es in den späteren Vergangenheitskapiteln noch geben *grins* Ich bin froh, dass die Sache mit Farfarellos Medikament endlich vom Tisch ist, dachte schon, dass das nie was wird ^^# cya, cu ^-^ Kapitel 110: "Rückblicke XXXVII - Wie lange willst du dein Talent noch auf diese Weise verschwenden?" ----------------------------------------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 110) Titel: Close Distance Teil: 110/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Hm, ein alter Bekannter taucht heute auf ^^ Disclaimer: not my boys, no money make... Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Teil 110 "Rückblicke XXXVII - Wie lange willst du dein Talent noch auf diese Weise verschwenden?" "Bitte legen Sie Ihr Handgepäck auf das Förderband. Metallische Gegenstände wie Handys, Schlüssel und Armbanduhren kommen in dieses Körbchen. Sollten Sie einen Laptop mit sich führen, öffnen Sie diesen bitte und legen ihn dann hier hinein." Die Frau schenkte ihnen ein freundliches, aber etwas strenges Lächeln, das wohl bedeuten sollte, dass mit ihr nicht zu spaßen sei. Grüne Augen musterten sie herablassend. Diese nett-aber-streng Masche beeindruckte ihn nicht im Geringsten. Crawfords sehr schmales Lächeln verkündete die gleiche Botschaft, nur auf dessen gewohnt subtile Weise. Er sah es gerne, genauso wie die Unsicherheit, von der die Angestellte plötzlich überfallen wurde, ohne sich das erklären zu können. Crawford öffnete die Aktentasche und holte das Notebook heraus, legte es wie angewiesen in die Schale. Es folgten ein Handy aus der Innentasche des Jacketts sowie die Uhr, die der Schwarzhaarige schon getragen hatte, als er ihn kennen gelernt hatte. Nicht für eine Sekunde ließ er bei diesen Tätigkeiten Crawfords Hände aus den Augen und erst anschließend öffnete er sein eigenes Armband, um die Uhr neben die von Crawford zu legen. Mehr hatte er nicht. Mit bewusster Langsamkeit wandte er den Kopf der brünetten Frau zu, ihren verwunderten Gedanken klar auffangend. "Nein, keine Schlüssel, wie sie sehen." Für ein paar Sekunden war sie sprachlos, zwang sich dann ein weiteres, noch strengeres Lächeln ab. Und den nächsten Gedanken bezahlte sie mit Kopfschmerzen für den Rest des Tages. Er ließ sich doch nicht als verzogenes Balg bezeichnen! Sein Grinsen war kalt, als er nach Crawford durch den Metalldetektor ging. "Was war jetzt wieder los?" Crawford nahm seine Sachen in Empfang. Wie schon bei ihrem Gepäck vorhin war alles in bester Ordnung. "Diese unwissende Kuh wirft einen Blick auf meine Klamotten und denkt gleich, ich wäre so ein reicher Junge, der nichts Besseres zu tun hat, als durch die Welt zu reisen und hart arbeitenden Menschen das Leben schwer zu machen." Vielleicht hätte er das zu einem anderen Zeitpunkt lustig gefunden. Aber nicht jetzt, da die Erinnerung an Rosenkreuz so frisch war. Braune Augen ruhten auf ihm, fast schwer, fühlbar. "Ich verstehe." Keine Belustigung, wie er halbwegs erwartet hatte. Und der bittere Geschmack in seinem Mund verschwand. Er griff nach dem Körbchen, während der Ältere noch dabei war, das Notebook zu verstauen. Neugierig nahm er Crawfords Uhr in die Hand, drehte sie um und fand dort B.C. eingraviert. Crawford schien also doch einen Vornamen zu besitzen. Kurz huschte ein Lächeln über seine Lippen, ungesehen. Dann reichte er sie weiter und Wärme berührte seine Finger, wenn schon nichts anderes. Das Handy wechselte ebenfalls seinen Besitzer und schließlich war da nur noch seine Swatch. Ganz in Schwarz und Silbergrau gehalten. Weiches Lederarmband, kühles Metall. Heute Morgen hatte er Crawford gefragt, was das eigentlich für ein Modell sei, da er zugegebenermaßen beim Kauf nicht wirklich darauf geachtet hatte. Der Amerikaner war mit einem interessanten Sinn für Humor ausgestattet, denn die Uhr trug den Namen "Back in Black". Es war die perfekte Ergänzung für seinen Aufzug gewesen, als hätte Crawford es von Anfang an so geplant gehabt. Was nicht einmal unmöglich wäre. Fingerspitzen strichen über das fast unsichtbare Muster des Armbandes und er zögerte lange genug, dass Crawford ihm die Uhr schließlich abnahm und umlegte. Wieder ohne eine tatsächliche Berührung. "Du kannst im Flugzeug üben, das alleine zu machen. Mir scheint, du bist etwas aus der Übung." Sanfter Spott lag in den Worten des Älteren. "Immer mach dich über mich lustig." Aber er lächelte dabei. Ihm gefiel dieser Crawford besser als die unbeteiligte Persönlichkeit, die der Andere in der Regel zeigte. In London hingen die Wolken tief, schienen die Stadt einhüllen zu wollen. Die Luft fühlte sich feucht auf der Haut und zäh in den Lungen an, die Sonne schien durch eine altersschwache Lampe ersetzt worden zu sein, verbreitete diesiges Licht. Die ungewohnte Sprache klang merkwürdig in seinen Ohren, trotz des Unterrichts auf Rosenkreuz. Doch in seinem Verstand machte es nicht wirklich einen Unterschied. Laut. Viel zu laut. Sein Körper begann zu protestieren, als er versuchte, seine Schilde weiter zu verstärken. Doch er ignorierte die Kopfschmerzen genauso wie das taube Gefühl in den Fingerspitzen. Er wusste, dass alles nur eine Frage der Gewöhnung war. In dieser Hinsicht war Rosenkreuz fast eine Zuflucht, egal wie viele andere Gefahren drohten. Gegen telepathische Angriffe konnte er sich verteidigen, aber diesem unaufhörlichen Druck von Millionen von Menschen standzuhalten, das war ihm noch fremd. Wieder musterte Crawford ihn, als wollte der Ältere sichergehen, dass er durchhielt. Er begegnete den braunen Augen mit seinem Grinsen, erlaubte den Schmerzen nicht, sich auf seinem Gesicht zu zeigen. "Und was wollen wir nun hier? "Du erinnerst dich an meinen Auftrag?" Ja natürlich. So wenig wie Crawford ihm stets mitteilte, würde es ihm wirklich schwer fallen, etwas davon zu vergessen. Er nickte, aufmerksam. "Ich habe herausgefunden, wer es war. Er ist hier. Macht mit seiner Familie Urlaub." Crawford hielt seinen Blick fest, bis Verstehen seine Miene blank werden ließ. So war das also. Nach einem weiteren Atemzug krochen seine Mundwinkel um ein paar Millimeter nach oben. "Er soll aus dem Weg geräumt werden?" "Ja." Crawford legte eine kurze Pause ein, in der ein Taxi herbei gewunken wurde. "Er, seine Frau und seine Kinder." Die Ankunft des Wagens hinderte ihn an einer Reaktion. Aber selbst wenn ihm eine Antwort möglich gewesen wäre, was hätte er dazu sagen sollen? Innerlich zuckte er mit den Schultern. Der Versuch, sich mit SZ anlegen zu wollen, war nur als eigene Blödheit zu bezeichnen. Und genau diese Botschaft würde der Tod dieser Familie an die entsprechenden Kreise senden. Wie auffällig sollte es jedoch werden? Und wem würden sie es in die Schuhe schieben? In seine eigenen Gedanken verstrickt, bekam er von der relativ kurzen Fahrt kaum etwas mit. Und auch die Ankunft im Hotel konnte ihn nicht wirklich herausreißen. Es war ja doch nichts anderes als gestern. Endlich allein in ihrem Zimmer, stellte er die nächste Frage. Aber nicht laut. So arbeitete man nicht. Er besann sich auf sein Training, ging so vor, wie er es gelernt hatte. Schließlich wollte er seine Arbeit ordentlich erledigen. >Ich soll es tun, nehme ich an - ihn töten?< Crawford nickte nur, begann seine Sachen auszupacken. Er runzelte die Stirn. Das war doch kaum notwendig, wie lange sollte die Sache schon in Anspruch nehmen... >Auf welche Art und Weise?< Laut sagte er etwas vollkommen anderes. "Musst du den ganzen Kram jetzt auspacken?" "Es ist praktischer so. Schließlich werden wir eine Woche hier bleiben." In aller Stille wurde mehr hinzugefügt. >Sehr öffentlich. Kopfschuss.< "So lange?" Wunderbar. _Die_ Botschaft würde sicher ankommen. Wer wurde denn in der zivilisierten Welt noch auf diese Weise erledigt? "Vergiss nicht, dass du dein Englisch üben sollst. Dafür sind wir schließlich hier." Er verschluckte sich beinahe an dem schnell unterdrückten Auflachen, das er in einen Hustenanfall umwandelte. "Ja, ja...", meinte er schließlich, mit deutlich genervtem Tonfall. >Tolle Coverstory, Crawford.< Der unterbrach seine Tätigkeit für einen Moment und sah ihn mit einem leichten Lächeln an. "Du solltest dich über die Gelegenheit freuen." Allmählich wurde es anstrengend, zwei Unterhaltungen auf einmal zu führen. "Mach ich ja schon. Also wie wäre es als erste Übung mit einem Restaurantbesuch?" Das Lächeln des Amerikaners wurde ausgeprägter. "Eine ausgezeichnete Idee." Unglaublicherweise saßen sie kurz darauf tatsächlich in einem Restaurant und Crawford überließ ihm die gesamte Gesprächsführung mit dem Personal, egal ob es darum ging, einen Tisch zu bekommen oder darum, ihr Essen zu bestellen. Ganz so, als wäre es dem Amerikaner ernst mit dem Bildungsurlaub. Und die ganze Zeit war da dieses stille Amüsement in den braunen Augen. "Dir macht die ganze Sache eindeutig zu viel Spaß, nicht wahr?", stellte er fest, sobald sie wieder auf der Straße standen. Crawford antwortete nicht darauf, sondern zeigte nur ein schmales Lächeln. "Wir haben eine Verabredung, Schuldig." Seine gute Laune verschwand schlagartig und kalte Professionalität nahm ihren Platz ein. "Heute also schon." "Ja." Sie legten den Weg zurück, als hätten sie es nicht besonders eilig. Nur Touristen auf der Suche nach der nächsten Sehenswürdigkeit. In einer Einkaufsstraße veränderte sich Crawfords Verhalten kaum merklich und ihm wurde klar, dass der Schwarzhaarige nach jemandem Ausschau hielt. Menschen wogten um sie herum hin und her, eine beständige Flut. Wie sollte man da jemand bestimmten finden? Doch kaum hatte er diesen Gedanken zu Ende gebracht, stand wie aus dem Boden gewachsen plötzlich ein junger Mann vor Crawford. Feingeschnittene Gesichtszüge, fast weich, umrahmt von hellbraunen Haaren. Stephan. "Lange nicht gesehen, Crawford, Schuldig." Der Franzose lächelte sie an. Die hellblauen Augen hatten an Kälte gewonnen, wärmten sich in diesem Moment aber auf. Der Ältere schien aufrichtig erfreut, sie zu sehen. "Hallo Stephan. Ich würde jetzt ja sagen, dass ich überrascht bin, dich statt unserer Kontaktperson zu sehen. Aber mein Talent hat dir die Überraschung verdorben." Stephan grinste. "Ich hatte hier zu tun und zufällig gehört, dass unser Schuldig hier seinen ersten Einsatz vor sich hat." Der Tracer legte ihm eine behandschuhte Hand auf die Schulter und er gab sich Mühe, nicht zusammenzuzucken. Wie könnte er auch vergessen, welcher Arbeit Stephan nachging. "Schuldig, ich wäre dir sehr verbunden, wenn du dich um das hier kümmern würdest." Damit drückte ihm der Andere ein Behältnis in die Hand, das verdächtig nach einem Gewehrkoffer aussah. Automatisch wob er einen telepathischen Befehl und sandte ihn aus, woraufhin niemand mehr auch nur einen zufälligen Blick darauf werfen würde. Dann erst wurde ihm das Gewicht des Koffers wirklich bewusst und er stellte ihn ab. Wirklich ein guter Ort für die Übergabe. Versteckt in aller Öffentlichkeit. Zwischen all diesen Tüten, Taschen und sonstigen Verpackungen achtete jeder nur darauf, selbst heil vorwärts zu kommen. Stephan konzentrierte sich kurz, zog dann eine Augenbraue hoch. "Eindrucksvoll." Offensichtlich hatte der Franzose die eigenen Schilde gesenkt gehabt, um seine Arbeit zu überprüfen. "Ich bin sicher, du wirst deinen Job ausgezeichnet erledigen." Ein letztes Lächeln, ehe sich der Andere wieder Crawford zuwandte. "Von dir habe ich auch einiges gehört, Musterknabe." "Ich gebe wie immer mein Bestes." Dunkler Humor. "Was anderes hätte ich von dir auch nicht erwartet." Hellblaue Augen funkelten auf. "Wie lange noch?" "Was?" "Wie lange willst du dein Talent noch auf diese Weise verschwenden? Wir wären bestimmt ein gutes Team." Man konnte nicht ganz sicher sein, wie ernst Stephan diesen Vorschlag meinte. Crawford setzte ein seltsames Lächeln auf. "Danke, aber ich habe schon etwas anderes vor." Stephan erwiderte es. "Du musst es ja wissen, im wahrsten Sinne des Wortes." Die beiden verabschiedeten sich, ohne dafür weitere Worte austauschen zu müssen und dann war der Franzose so plötzlich verschwunden, wie er zuvor aufgetaucht war. Beinahe hätte er glauben können, sich alles nur eingebildet zu haben, aber dem widersprach die harte Realität des metallenen Koffers, der immer noch an seinem Bein lehnte. Ganz langsam suchten grüne Augen nach Crawfords. "Das war mal was anderes..." Seine Stimme geriet irgendwie schwach und er räusperte sich, von unerwarteter Verlegenheit gepackt. Crawfords Miene war zu gewohnter Neutralität zurückgekehrt. "Wir müssen weiter, wenn wir im Zeitplan bleiben wollen." "Gut." Er nahm den Koffer auf, neugierig, was für eine Waffe darin verborgen war. Dann zog ein Grinsen an seinen Mundwinkeln. "Ich hoffe, wir haben es nicht allzu weit, das Ding ist nämlich schwer." "Ich weiß." Der Ansatz von Belustigung. "Keine Sorge, du wirst dich nicht lange damit belasten müssen." Und damit setzte sich der Amerikaner in Bewegung. Na dann... Auch wenn es ihn mehr Energie kostete als ihm gefiel, überzeugte er die Leute vor ihnen, brav aus dem Weg zu gehen. Er hatte ganz sicher keine Lust, einen Slalomlauf hinzulegen, nahm dafür die zusätzliche Belastung in Kauf. Es war bereits einfacher geworden, dem allgemeinen mentalen Druck standzuhalten. Wenigstens etwas Positives. Crawford hielt sich an seine Worte. Vielleicht zehn Minuten später betraten sie ein düsteres Treppenhaus. Der Ältere trug jetzt dünne Lederhandschuhe, denen von Stephan nicht unähnlich, hatte ihm die Tür aufgehalten. Das Gleiche geschah ein weiteres Mal, als sie oben den Zugang zum Dach benutzten. Sie würden keine Fingerabdrücke zurücklassen. Erleichterte stellte er den Koffer ab, konnte endlich seiner Neugier nachgeben und ihn öffnen. Dann holte er tief Luft. "Oha." Er sah auf, begegnete Crawfords prüfenden Blick. "Das ist ein PSG-1, nicht wahr?" Zusammen mit Zielfernrohr und allem sonst noch benötigten Zubehör lag es unschuldig in den ausgestanzten Vertiefungen. Im aufgeklappten Deckel befand sich noch eine schmale Matte. "Ganz richtig." Eindeutig zufrieden nickte der Schwarzhaarige, beantwortete so gleichzeitig eine Frage, die nicht ausgesprochen worden war. Mit aufblitzender Erregung griff er nach dem acht Kilogramm schweren Scharfschützengewehr. Es gab wahrscheinlich kein halbautomatisches Gewehr auf dem Markt, das präziser war. Und diese Qualität hatte auch ihren Preis. Ein Grinsen flog über seine Lippen. Für militärische Zwecke aufgrund der eingeschränkten Reichweite nicht so sehr geeignet, aber hierfür perfekt. "Welche Entfernung?", wollte er wissen, ohne die Augen von der Waffe zu nehmen. "Du wirst die vollen 600 Meter ausnutzen müssen. Traust du dir das zu?" "Hiermit? Ja." Er benötigte keine entsprechende Aufforderung, sondern machte sich daran, das Dreibein zusammenzusetzen. Crawford beobachtete ihn ruhig, wies dann stumm auf ihr Ziel. Der Eingang eines Hotels. Das würde wirklich öffentlich werden. Jedes Gefühl verschwand aus ihm, als er begann mit präzisen Bewegungen Schulterstütze und Wangenauflage an seine persönlichen Bedürfnisse anzupassen. Zum Schluss blieb nur noch die Einstellung des Handgriffs zu erledigen, dann war er fertig. Rosenkreuz bildete sie nicht unbedingt zu Scharfschützen aus, aber das hier war auch nicht wirklich die Aufgabe für einen. Echte Scharfschützen begannen ihre Arbeit erst bei 600-700 Metern. Trotzdem, das PSG-1 war ein wundervolles Spielzeug. Und er war nicht dazu erzogen worden, an seinen Fähigkeiten zu zweifeln. Mit dem 5-Schuss-Magazin in der Hand drehte er sich zu Crawford um. "Ich bin bereit." ~TBC~ Ich habe mir den neuen "Prince of Tennis" Manga gekauft und verstehe jetzt, warum viele so begeistert von der Serie sind *grins* Werde mir die Mangas auf jeden Fall weiterhin kaufen *nod* Tja, wie ihr seht, bin ich endlich bei Schuldigs Auftrag angelangt. Nichts Kompliziertes... ^^° cya, cu ^-^ Kapitel 111: "Und vielleicht hat Jei beschlossen, dass er einen Grund hat, zurückzukommen" ------------------------------------------------------------------------------------------ Close Distance (Teil 111) Titel: Close Distance Teil: 111/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Hm... dieser Teil beginnt sehr früh am Dienstag, dieses Mal aber aus Schus Sicht ^-^ Disclaimer: not my boys, no money make... Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: *grins* Bei mir steht in Sachen lernen zurzeit zum Glück nichts an. ^^ Man, ich will mir gar nicht vorstellen, was du jetzt alles im Selbststudium zu bewältigen hast o.O Bin wirklich beeindruckt, dass du dich da heranwagst *nod* Wenn du mit Babysitten beschäftigt warst, kann ich nur zu gut verstehen, dass du nicht zum Commischreiben gekommen bist *mitleidig guck* Ich wäre wahrscheinlich durchgedreht, wenn man mir so viele Kiddys aufgedrückt hätte. *ehe* Also ich habe schon immer die Sportanimes gemocht, die im Fernsehen liefen, daher ist es kein Wunder, dass ich PoT mag. Und Ryoma ist ein toller Chara, zeigt wenig Respekt, ist aber auch mit ausreichend Talent ausgestattet, um das zu erlauben. Wenn du den Manga magst, kann ich dir ne Site verraten, wo es englische Scanlations gibt ^.~ Japp, Alex ist richtig. Und er arbeitet nicht mit Stephan zusammen, letzterer übernimmt Soloaufträge. Ich kann dir aber versprechen, dass die beiden auch wieder zusammen einen Auftritt haben werden. ^.~ Dauert bloß ein bissl. *grins* Du kennst jemanden mit diesem Namen? *das lustig find* Hm... ich habe Schneider diesen Namen verpasst, weil mir dessen Bedeutung so gut gefällt *snicker* Es passt so zu ihm... ^^ Wann ich die Fic hochlade, habe ich mir noch gar nicht überlegt. Jetzt jedenfalls noch nicht. Sollte ich sie aber fertig haben, bevor CD zu Ende ist, werde ich sie dann wohl parallel online stellen. Viel Spaß auf dem Ostermarkt! ^^ @Taowaki: *mich erst einmal von dem langen Commi erholen muss* *lach* Damit meine Antwort darauf nicht länger als der heutige Teil wird, bekommste in den nächsten Tagen ne ENS ^__________^ Jedenfalls danke für die Arbeit, die du dir gemacht hast ^^ Tja, es war schon schwer genug, Crawford mit einem Sinn für Humor auszustatten, dass der dann interessant ausfällt, wundert mich nicht *snicker* Ich habe Stephan vermisst, daher musste er wenigstens kurz mal wieder auftauchen *zugeb* Das ist auch mit ein Grund, warum ich angefangen habe, "RftS" zu schreiben. Was die Schussweite angeht, habe ich extra im Netz nachgelesen und da stand, dass 600 m für Scharfschützen im militärischen Einsatz nichts Besonderes ist. ^^° Was den Ausgang angeht, bin ich ganz deiner Ansicht. Crawford würde es wissen, wenn etwas schiefgehen sollte *nick* Worum es in der neuen Story geht? Also eigentlich ist es eine AU zu "CD". Ich werde also auf viele Charaktere aus meiner jetzigen Fanfic zurückgreifen, aber eine andere Geschichte drum herum starten. "RftS" beginnt damit, dass Brad sozusagen aus einem Institut befreit wird und zwar von einer Einsatzgruppe aus Rosenkreuz, die diesen ,Konkurrenten' ausschalten soll. Zu der Zeit ist Brad etwa zehn Jahre alt und ich verfolge seine Zeit auf Rosenkreuz (und eventuell darüber hinaus) bis später einmal aufgelöst wird, woher er eigentlich stammt. Dummerweise kann ich dazu nichts sagen, weil es sonst die ganze Story verderben würde. Was das Hochladen angeht: siehe Andy @nai-chan: Ich hab es echt verschwitzt gehabt ^^° Aber da du mich jetzt darauf aufmerksam gemacht hast, konnte ich das mit der Rückblende nachtragen. Ich werde in Zukunft besser aufpassen *nod* Wundert mich überhaupt nicht, dass du vergisst, was die für Talente haben. Hatte anfangs selbst Probleme, mich wieder in den Chara von Stephan reinzufinden. Durch "RftS" umgehe ich wenigstens dieses Hindernis *grins* Da tauchen ja Alex und Stephan auch auf und ich behalte so im Kopf, was sie können. Wenn sie später in "CD" wieder einen Auftritt haben, werde ich ihre Talente einfach so früh wie möglich erwähnen, um eure Erinnerung aufzufrischen ^.~ Was Crawford und Ran angeht: ich konnte auch nur warten *ehe* Leider läuft deren Beziehung ganz so, wie sie es will und ich habe dabei kaum etwas mitzureden. Noch schlimmer finde ich ja das mit dem Siezen, aber da hat sich auch schon eine Lösung aufgezeigt. Weiß jetzt gar nicht, wie viele Teile es bis dahin noch sind *Kopf schief leg* So ist das manchmal mit dem Netz... unsere DSL-Verbindung streikt ab und zu auch aus unerfindlichen Gründen, da kann man nix machen. *sigh* Teil 111 "Und vielleicht hat Jei beschlossen, dass er einen Grund hat, zurückzukommen" Seinen linken Arm um Farfarellos Taille schlingend, zog er den Jüngeren noch etwas näher an sich heran, lauschte auf dessen gleichmäßigen Atem und war gleichzeitig mit dem beschäftigt, was im Zimmer nebenan vorging. Er atmete tief durch, vergrub das Gesicht in Farfarellos Nacken. Crawford... Crawford hatte Ran geweckt und das Aufblitzen im Geist des Rothaarigen hatte dafür gesorgt, dass er selbst jetzt auch nicht mehr schlief. Es war durch das statische Rauschen gedrungen, das Farf verbreitete. Und nun konnte er dank Ran erfahren, wie es war, von Crawford geküsst zu werden. Wenn die Sache aus zweiter Hand schon so gut war, wie musste es sich dann erst in Wirklichkeit anfühlen? Ein leises Seufzen entkam über seine Lippen, von dem er gar nichts mitbekam. Und dann grinste er plötzlich. Wo zum Teufel hatte Crawford die Übung her? Er hatte ihn doch immer im Auge behalten und das hätte ihm nicht entgehen dürfen. Sein Körper zuckte unter einer Berührung zusammen, die sich nur in seinem Kopf abspielte. Vielleicht damals, als Crawford die Soloaufträge erledigt hatte, während er selbst seine Ausbildung auf Rosenkreuz beendete. Die Erinnerung an diese Zeit kühlte ihn deutlich ab. Aber einmal hatte er Crawford gefragt, halb betrunken, sonst hätte er es kaum gewagt - und Crawford hatte das verneint. Er hatte dem Älteren damals geglaubt und tat es auch heute noch. Denn Crawford log nicht, wenn nötig ließ der Amerikaner einfach ein paar Fakten weg und überließ es anderen, falsche Schlüsse zu ziehen. Bei diesem Gedanken verwandelte sich das Grinsen in ein feines Lächeln. Gleichzeitig zog er sich von Ran zurück, baute seine Schilde so fest auf, dass nur noch Farfarellos Anwesenheit übrig blieb. Er fiel in einen leichten Halbschlaf, der erst wich, als Crawford und kurz darauf auch Nagi aufstanden. Für ein paar Minuten blieb er noch ruhig liegen, hielt es schließlich nicht mehr aus und entließ Farfarello aus seiner Umarmung, um als nächstes in dem Durcheinander auf dem Boden nach seiner Jeans zu suchen. Crawfords Tür war nur angelehnt und lautlos stieß er sie auf, lehnte sich dann gegen den Holzrahmen. Ran stand mit geschlossenen Augen mitten im Raum, völlig regungslos. Nur der Brustkorb des Jüngeren hob und senkte sich in einem regelmäßigen Rhythmus. Grüne Augen tasteten über die Klinge des Katanas hinweg, das Ran vom Körper wegzeigend in der Rechten hielt. Ein Wunder, dass sich dessen Muskeln nicht verkrampften. Aber es gab nicht das geringste Zittern. Und dann begann Ran sich zu bewegen, Millimeter um Millimeter. Gebannt sah er zu, wie Ran die Kata absolvierte, vollkommen auf die Übungen konzentriert. Er ließ seine äußeren Schilde fallen und lauschte - und da war gar nichts. In diesen Minuten stimmte das, was seine Augen sahen, so sehr mit dem überein, was in Rans Kopf ablief, dass es absoluter Stille nahe kam. Unbewusst biss er sich auf die Unterlippe, trat einen Schritt in das Zimmer hinein. Bei dem Krach, den Ran meistens verbreitete, war das kaum zu glauben. Der Jüngere hielt inne, senkte das Katana, den Kopf etwas zur Seite geneigt. Er wollte einen weiteren Schritt machen, als sich auf einmal eine Hand auf seine Schulter legte. Ganz langsam drehte er sich zu Farfarello um, der wie Ran nur mit Shorts bekleidet war. "Guten Morgen, mein Hübscher. Du bist doch sonst nicht so früh wach." Der Ire zeigte eine Mischung zwischen Lächeln und Grinsen, dann huschte dessen Blick zu Ran weiter, der immer noch ruhig abwartete. Inzwischen hatten sich die violetten Augen jedoch geöffnet und die Blicke der beiden trafen sich. Durch Farfarellos Gedanken bewegte sich der Eindruck von Hitze und Blut, unterlegt vom Empfinden körperlichen Schmerzes, den der Jüngere eigentlich nicht mehr zu fühlen in der Lage sein dürfte. Aber es war nur eine Erinnerung. Er schüttelte sich innerlich und damit diese Bilder ab. Dann erst sah er bewusst, dass Farfarello inzwischen genau vor Ran stand, eine Hand nach dem Schwert ausstreckte. Gerade wollte er etwas sagen, als Ran ihm schon zuvor kam. "Nein." Mit einem Lächeln, aber Härte in diesem einen Wort. Ran hatte in diesem Moment deutlich die Szene im Kopf, als Farf sich mit einem Messer verletzte. Und Ran missbilligte das eindeutig. Ein Grinsen umspielte seine Mundwinkel, als die Hand des Iren mitten in der Luft erstarrte. Jetzt unterbrach Ran den Blickkontakt und die violetten Augen wanderten langsam über den von Narben verunstalteten Körper, die neueste Wunde. Eine alte Frage wurde wachgerufen, aber auch dieses Mal stellte Ran sie nicht, hatte innerlich diese Vermutung sowieso fast schon selbst verworfen. Einen Herzschlag schien alles Leben aus dem Rothaarigen zu weichten, es tat nahezu weh, das mitanzusehen. Verwirrt versuchte er zu verstehen, was genau in Ran vorging, aber das bekannte Chaos war zurück und ließ ihn das Vorhaben ad acta legen. Stattdessen trat er leise an Farfarello heran, gewann dessen Aufmerksamkeit mit einer flüchtigen Berührung. "Komm, wir gehen dich anziehen." Sein Grinsen war nicht ganz echt, doch das war ja nichts Neues. Farf sah kurz so aus, als wollte er protestieren, dann aber kam ein Nicken. "Und was ist mit Ran?" "Ich bin mir sicher, der schafft das auch allein." Mit kaum verborgener Belustigung merkte er, wie Ran in die alte Verlegenheit zurückfiel, was ihm um einiges lieber war als die Kälte zuvor. Irgendwie hatte er erwartet gehabt, dass Ran sich nun ändern würde, aber diese Änderung hatte sich wohl überwiegend nur zwischen dem Jüngeren und Crawford vollzogen. Farfarello warf Ran noch einen letzten langen Blick zu, folgte ihm dann mehr oder weniger bereitwillig. Erst als sie in ihrem Zimmer waren, musterte er seinen Freund ernst. "Was hattest du bitte schön mit dem Katana vorgehabt? Du weißt genau, dass du es nicht anrühren darfst." Farfarello wich ihm nicht aus, verschränkte aber die Arme vor der Brust. "Crawford hätte es überhaupt nicht gemerkt." Also wohl nur die übliche Faszination für alles was scharf war. Immer noch etwas argwöhnisch stellte er die nächste Frage. "Du hättest Ran nicht verletzt?" "Natürlich nicht." Das klang beinahe empört. Wie konnte er auch nur auf so eine Idee kommen, nicht wahr? Unwillkürlich belustigt, musste er plötzlich auflachen. Er griff nach dem Jüngeren und küsste ihn. "Braver Junge", flüsterte er ihm anschließend ins Ohr. "Das bin ich nicht", kam es genauso leise zurück. "Da kannst du Ihn fragen." Warmer Atem streichelte über seine Haut und warf ihn zurück in die frühen Stunden dieses Tages, als er in Rans Verstand gewesen war. Hastig verdrängte er die Empfindungen. Er wollte darüber nicht nachdenken, vor allem nicht, wenn er Farfarello in den Armen hielt. Mühsam klammerte er sich an die Belustigung, die er eben noch gespürt hatte. "Wie konnte ich das nur vergessen..." Dieses Mal fiel sein Kuss härter aus und er hieß das scharfe Brennen willkommen, als sich Fingernägel in seine ungeschützte Haut bohrten. In diesen Minuten gab es keinerlei Sanftheit zwischen ihnen. Farfarello spürte mit gewohnter Sicherheit, was er wollte und gab es ihm. "Ich werde es dir in Erinnerung rufen." Er war bereits nackt und wurde von dem Jüngeren auf die Matratze gepinnt, als diese kaum verständlichen Worte einen Hitzeschauer durch seinen Körper jagten. Es war vielleicht nicht für lange, aber hier und jetzt galt jeder Gedanke nur noch Farfarello. Da er Farfarello nachdrücklich verboten hatte, mit dem Katana oder Ran zu spielen, blieb der Ire in ihrem Zimmer zurück, als er selbst es zum zweiten Mal an diesem Morgen verließ. Er wusste nicht genau, wohin er sich eigentlich wenden wollte, doch diese Frage erledigte sich von allein, sobald er Crawford und Ran sah. Der Rothaarige musste gerade aus dem Bad gekommen sein und war geradewegs auf den Schwarzhaarigen getroffen. Ohne Zweifel hatte Crawford den Moment genau abgepasst gehabt. Vorsichtig verließ seine Hand die Türklinke, um keine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Crawford stand so nah bei Ran, dass der den Kopf etwas in den Nacken legen musste, um dem Blick des Älteren zu begegnen. In Ran war es jetzt wieder sehr ruhig und einmal mehr bewies ihm die entspannte Haltung des Rothaarigen, dass sich das Verhältnis der beiden geändert hatte. "Hast du es immer noch nicht gelernt?" Crawford sprach so leise, dass die Worte kaum bis zu ihm vordrangen und auch Rans Stimme blieb gesenkt. "Doch, aber so ist es mir lieber." Ran reagierte auf das Amüsement mit einem Lächeln und sprach etwas aus, das dieser bisher nur gedacht hatte. Für eine Sekunde sah es so aus, als würde Crawford nach den losen Enden der Krawatte greifen, dann aber legten sich die Hände auf Rans Schultern, glitten von dort aus nach unten, über die hemdbedeckte Brust. Ran erschauerte unter dieser Berührung und ihm selbst ging es auch nicht besser. Eine Gänsehaut bildete sich auf der bloßen Haut seiner Oberarme, aber er blieb weiterhin vollkommen still stehen. Crawfords Rechte kam an Rans Hüfte zur Ruhe, während die andere Hand Rans Handgelenk umschloss. "Du hattest dir Kleidung zum Wechseln eingepackt?" "Ja." Die Mundwinkel zuckten und bereitwillig folgte Ran Crawfords Führung. Gut, das kam etwas unerwartet. Und da hatte er gedacht, Ran vor dem Krankenhaus wenigstens ein bisschen überrascht zu haben. Grüne Augen verfolgten mit so etwas wie Faszination, wie schmale Finger unter Crawfords Weste verschwanden. Erst dann wurde Rans Handgelenkt freigelassen, damit Crawford Rans Taille richtig umfassen und den Jüngeren an sich heranziehen konnte. Ihm wurde klar, dass Crawford gerade mit Ran spielte - und der Rothaarige war sich dessen vollauf bewusst. Das hätte er von keinem der beiden erwartet. Wie hatte er Crawford jahrelang so falsch einschätzen können? Wenn sein Körper gerade nicht zu erschöpft gewesen wäre, hätte er gerne mit Ran getauscht. Und sei es nur aus Neugier. So aber sah er einfach zu, wie die beiden sich küssten, wandte sich schließlich lautlos zum Gehen. Irgendwo in ihm war ein Gefühl des Verlustes, das er sich nicht ganz erklären konnte und ein etwas sarkastisches Lächeln lag auf seinen Lippen, als er sich fragte, ob er nicht doch ein wenig eifersüchtig war. Der Gedanke verschwand, als er unten auf Nagi traf. Der Junge eiferte gerade mal wieder Crawford nach, indem er Kaffee in sich hinein schüttete und mit einem breiten Grinsen begrüßte er ihren Jüngsten. "Morgen. Ich hoffe, du hast mir etwas übrig gelassen." Nagi sah mit einem leichten Stirnrunzeln von der Computerzeitschrift auf. "Du könntest dir zur Abwechslung auch mal selbst Kaffee kochen." "Keine Chance." Er schlenderte zur Maschine hinüber und erkannte schnell, dass sie inzwischen an der zweiten Kanne arbeitete. "Ich habe da einen Deal mit Crawford. Er versorgt mich morgens mit ausreichend Kaffee, dafür muss er mir nicht alles dreimal erklären, wenn ich irgendetwas erledigen soll." Das Stirnrunzeln vertiefte sich, aber in die blauen Augen trat Belustigung. "Irgendwie bezweifle ich, dass Crawford etwas von dieser Abmachung weiß." "Immer so ungläubig...", zuckte er mit den Schultern, goss sich eine Tasse ein. "Auf jeden Fall funktioniert es." Nagi zeigte nur ein schmales Lächeln und das aus Nervosität heraus entstandene Bedürfnis, seine Befürchtungen durch diese Show hier zu überspielen, verschwand. Denn so wie Nagi sich verhielt, musste er sich wirklich keine Sorgen machen, ganz wie Crawford es gestern Abend gesagt hatte. Was auch immer Nagi über Farfarellos Medikament herausgefunden hatte, es waren keine schlechten Nachrichten. Er konnte es regelrecht spüren. Mit einem ruhigen Lächeln setzte er sich dem Jungen gegenüber und erntete ein überraschtes Weiten der dunkelblauen Augen. Ran und Nagi waren gemeinsam zur Schule aufgebrochen, ohne dass der Junge auch nur die geringste Missbilligung gezeigt hätte. Was weder ihm noch Crawford entgangen war. Und er fragte sich immer noch, was dieses merkwürdige Glitzern in Crawfords Augen bedeuten sollte, als der Älteren den beiden nachgesehen hatte. Seine Miene jedoch zeigte nichts davon. "Also bekomme ich nun auch mal zu hören, was bei Nagis Recherchen herausgekommen ist?" Er lehnte sich mit vorgegebener Entspanntheit zurück, verschränkte die Arme vor der Brust. Das half ihm auch dabei zu verbergen, dass sein nächster Atemzug etwas zittrig ausfiel, als sich die braunen Augen auf ihn richteten und dadurch ein Bild wachgerufen wurde, das nicht seiner eigenen Erinnerung entsprang. Crawford über ihm, ein schwerer Körper, der ihm die Luft aus den Lungen drückte und doch so willkommen war. Verdammt! Mühsam schob er es beiseite. "Er braucht die Spritzen nicht." Er hörte die Worte, brauchte aber etwas, um sie zu verarbeiten. Plötzlich hatte er überhaupt keine Probleme mehr, sich ganz auf das Gespräch zu konzentrieren. "Wie meinst du das?", verlangte er zu wissen, grüne Augen nur noch schmale Schlitze. "Ich habe keine Lust, ihn wieder in eine gepolsterte Zelle sperren zu müssen", fügte er dann kalt hinzu. Und war das nicht die Untertreibung des Jahres... "Ich weiß, Schuldig." Der Schwarzhaarige blieb vollkommen ruhig. "Dieses Medikament war nur eines ihrer Druckmittel. Es war nicht dafür gedacht, ihm zu helfen." Es war wie ein Schlag in den Magen und bevor er es unterbinden konnte, krümmte er sich um seine Körpermitte, als könnte er einen physischen Schmerz spüren. Wie typisch für sie. "Aber...", brachte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, versuchte die Worte zu Sätzen zu ordnen, die wie verrückt in seinem Kopf herumstolperten. Crawford verstand aber auch so, was er wissen wollte. "Ja, trotz allem haben wir miterlebt, wie er sich verändert hat, es immer noch tut." Der Ältere lehnte sich etwas zu ihm vor und er war vollkommen auf dessen Blick fixiert. "Es ist allen ein Rätsel, wie genau diese Veränderungen ausgelöst wurden, aber ich bin der Ansicht, dass es an dir liegt." "An mir?" Verständnislosigkeit. Der Andere hob flüchtig die Schultern. "Es gibt keine bessere Erklärung. Du bist so häufig mit ihm verbunden, dass es einen Einfluss auf Farfarello haben _muss_. Und vielleicht hat Jei beschlossen, dass er einen Grund hat, zurückzukommen." Dieser Nachsatz ließ ihn sprachlos zurück. Wusste Crawford, was er da sagte? Er hatte niemals vor sich leugnen können, wie sehr er Farfarello brauchte. Aber dass es andersherum genauso sein könnte... Er schüttelte den Kopf, keine Verneinung, nur um seine Gedanken zu klären. Denn irgendwie wusste er, dass Crawford Recht hatte. Er bekam nicht mit, wie sein Stuhl nach hinten kippte, als er aufsprang. ~TBC~ o.O Eine nette Zahl... 111 Kapitel. Manchmal denke ich ja, dass die Story mir langsam über sein müsste, aber dann wieder kann ich nicht anders als weiterzuschreiben ^^# Ein Glück, dass ihr sie auch weiterhin lest. ^^ Ich glaube Schuldig ist wirklich froh, dass Farf diese Medikamente in Wirklichkeit gar nicht braucht, auch wenn es ihn ärgert, so hereingelegt worden zu sein. cya, cu ^-^ Kapitel 112: "Rückblicke XXXVIII - Wird es immer regnen, wenn ich getötet habe?" -------------------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 112) Titel: Close Distance Teil: 112/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Okay, hiermit wäre Schuldigs Auftrag endlich abgeschlossen ^^ Disclaimer: not my boys, no money make... Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @erdschlange: Jetzt bin ich aber baff, da ist tatsächlich jemand anderer auf Andys Stammplatz *lach* Hey, schön dass du auch wieder Zeit zum kommentieren gefunden hast *knuffel* Was soll ich groß sagen, ich liebe natürlich "Monsterkommis", freue mich aber auch kürzere Rückmeldungen ^____________~ Vor allem wenn sie positiv ausfallen *snicker* *dir im Austausch für das Gummiosterhäschen ein Gummibärchen rüberschieb* ^.~ Fleißiges Schreiben ist ein frommer Wunsch, zurzeit herrscht bei mir Schreibflaute *ächz* Ich gebe mir aber alle Mühe, wieder in einen regelmäßigen Rhythmus zurückzufinden *nod* @nai-chan: Solange ich schreibe? Na pass bloß auf, dass du dieses Versprechen nicht voreilig abgibst. Auch wenn es mich selbst wundert, scheine ich immer noch nicht die Lust am Schreiben verloren zu haben und somit hast du dich wohl noch für eine ganze Weile verpflichtet ^__~ Ich weiß auch nicht, was da mit dem Titel über mich gekommen war, normalerweise unterlaufen mir solche dummen Fehler nicht. Aber da ich ja aufmerksame Leser wie dich habe, muss mich mir darüber wohl keine Sorgen machen *grins* Ich bin ganz deiner Ansicht, dass die Beziehung der beiden immer interessanter wird. Sie überraschen mich häufig genug. *ehe* ^^# Manchmal vergesse ich fast, warum ich eigentlich angefangen habe, CD zu schreiben, aber Crawford und Ran erinnern mich dann wieder daran *lach* (und auf das Ende bin ich auch gespannt *räusper*) @Andromeda: Hey, ist ja cool, dass du so ein Angebot bekommen hast ^_____^ Wird schon alles klappen *nick nick* Und ja, die Klausuren beginnen erst Anfang Juli, von daher läuft es recht angenehm in der Uni ^^ Wer sagt denn, dass ich _nur_ für Ryoma Sympathien hege? *mich weglach* Addiere Tezuka dazu und du kommst zu TezuRyo, meinem absoluten Lieblingspairing in PoT. ^-^ Du bist wirklich gut, Fuji nach nur einem Band schon so sehr zu durchschauen *überrascht ist* Dank der Scanlations bin ich ja so gut wie auf dem aktuellen Stand und du hast ganz Recht, hinter Fuji steckt wirklich sehr viel mehr, als er bisher rauslässt. ^^ Willst du dich auch an den Scanlations probieren oder die deutschen Mangas abwarten? Sakuno geht mir ehrlich gesagt ziemlich auf den Keks. Sie ist nämlich sehr schüchtern und das legt sich einfach nicht *sigh* *mir dieses Herumgeeiere ungern antue* Deine Ostereier klingen toll ^^ Nope, ich selbst hab schon ewig keine mehr bemalt ^^°°° Ah, Schuldigs Gefühle sind verschieden, was die beiden angeht. Farf liebt er wirklich, soweit er dazu in der Lage ist, aber bei Crawford ist es eher eine Sucht, eine fundamentale Abhängigkeit, von der er sich nicht losreißen kann. Und das hängt eher mit den Talenten der beiden zusammen und wie sie aufeinander wirken, als mit körperlicher oder auch emotionaler Anziehungskraft (selbst wenn ich das nicht ausschließen will, wäre das inzwischen wirklich abgeklungen). Farf "würde" es nicht witzig finden? Streich den Konjunktiv! *nicht mehr an Spoiler zu geben gedenke* Weia, Crawford kommt heute wirklich nicht gut weg bei dir. Aber ich muss - zumindest noch - deiner Einschätzung zustimmen. Liebe es zurzeit sicher nicht, aber schon ein bisschen mehr als bloßes Ausnutzen. ^^ Interessanter Blickwinkel... ich bezweifle, dass Crawford sich über seine Motive noch selbst völlig im Klaren ist. Aber er spielt ab und zu wirklich Ran gegen Schuldig aus... ^^# @Taowaki: Na dann, viel Spaß beim Warten. Bisher sieht es nämlich ganz so aus, als würde es noch ne Weile dauern, bis ich RftS veröffentliche ^^°°° Farf sieht in Ran den gefährlichen Kern - aber er gehorcht ihm auch freiwillig. Ja, sie liegen in gewisser Weise auf einer Wellenlänge und das hat auch Einfluss auf Farfs Verhalten, doch man sollte nicht außer Acht lassen, dass der Ire ein Spiel spielt, dessen Regeln wohl nur er selbst richtig kennt. Es war niemals meine Absicht auszudrücken, dass Farf nur ein Lückenbüßer ist für Schu. Er braucht den Iren für seine geistige Gesundheit, das ist wahr, aber seine Gefühle sind schon weitreichender. Was ja auch Schus Reaktion auf Crawfords Mitteilung zeigt. Freut mich übrigens, dann sie dir gefallen hat ^____^ Warum Schu noch an Crawford hängt, habe ich bei Andy ein bissl zu erklären versucht. Hm... deine Frage habe ich jetzt nicht ganz verstanden. Wenn du wissen willst, wie lange sich Farf und Schu kennen: gute zwei Jahre. Ah, ganz im Gegenteil. Als Schu und Crawford Farfarello fanden, war letzterer wilder als er jetzt ist. Gerade deswegen ist Crawford ja der Ansicht, dass Farfs alte Persönlichkeit - also Jei - jetzt wieder stärker wird. Crawford kennt ja Jeis Vergangenheit und weiß, dass der Junge nicht immer ein verrückter Mörder war ^.~ Krawatte... *gg* Ein Kleidungsstück verbindet Vergangenheit und Zukunft sowie drei Menschen... *mich weglach* (Sorry, ich konnte nicht widerstehen ^^#) Danke für den süßen Osterhasen! ^____________________________^ Teil 112 "Rückblicke XXXVIII - Wird es immer regnen, wenn ich getötet habe?" Crawford nahm ihm das Gewehr ab und überprüfte seine Arbeit. Die Hände des Schwarzhaarigen waren eindeutig größer als seine eigenen. Das war eine der seltenen Gelegenheiten, dass er das ganz sachlich feststellen konnte. Nur ein kleines Detail, während er bereits vollkommen auf die bevorstehende Aufgabe konzentriert war. Ein Windstoß wehte ihm die Haare ins Gesicht, in einer unbewussten Geste strich er sie zurück. Danach war es wieder windstill und er hoffte, dass es dabei bleiben würde. Dann war auch dieser Gedanke verschwunden, denn Crawford gab ihm das PSG-1 zurück, kommentarlos. Keinen Fehler gemacht. Er legte es auf die Matte, fasste dann ein weiteres Mal das Zielgebiet ins Auge. Freie Schussbahn, relativ wenige Fußgänger. "Wie lange noch?", wollte er leise wissen. Crawford antwortete unverzüglich. "Zehn Minuten." Er nickte, streckte sich dann lang auf der Matte aus. Handgriffe, über die er nicht nachdenken musste. Das Gewehr schmiegte sich an seine Wange, als er durch das Zielfernrohr spähte und wieder störten ihn orangefarbene Strähnen. Aber dieses Mal war ganz allein die Schwerkraft daran schuld. "Schuldig?" Er richtete sich auf, während Crawford neben ihm in die Hocke ging, ein gelbes Stück Stoff in der Hand, das er nicht sofort zu identifizieren in der Lage war. "Das könnte helfen." Beinahe konnte er ein Lächeln in den braunen Augen sehen, obwohl die Miene des Älteren vollkommen unbewegt blieb. Er grinste, griff nach dem, was sich als ein Stirnband entpuppte. Ein Bandana. "Wirklich sehr praktisch", stellte er fest, nachdem er es übergestreift hatte. Und das war es tatsächlich. Sein Grinsen wuchs und er beschloss, es ab jetzt immer zu tragen. Er bedankte sich lediglich mit einem kurzen Neigen des Kopfes und vielmehr noch mit dem Blick, den er dem Anderen zuwarf, ehe er in seine alte Haltung zurückkehrte. "Wie viele Ziele sind es genau?" Bisher hatte Crawford ihm nicht gesagt, wie groß die Familie war. "Vier. Zwei Kinder, Bruder und Schwester." Die Stimme so nahe neben ihm. Crawford war nicht wieder aufgestanden. Die Information legte sich wie eine Bleikugel in seinen Magen und er brauchte einen Moment, um den Grund dafür zu erkennen. Dann würde er dieses Mal wohl auch sich selbst umbringen. Der Klumpen verschwand und ein zynisches Lächeln bog seine Mundwinkel nach oben. Und dann blieb nur noch Konzentration, da er von Crawford ein kaum verständliches "Gleich." hörte. Er öffnete seine Schilde ein wenig, griff hinaus und fand vier Personen mit der Absicht, jeden Moment durch die Tür zu treten. Sein Körper war vollkommen regungslos und seine Atmung flach. Er stellte sich darauf ein, in welcher Reihenfolge sie herauskommen würden, wie er das Gewehr zu bewegen hatte. Sie verließen das Hotel und er hätte nicht Crawfords wortlose Bestätigung gebraucht, um zu wissen, dass er die Richtigen vor sich hatte. Am Fuße der kurzen Treppe lief der Junge direkt in sein Fadenkreuz. Er zog durch. Ein Atemzug, eine winzige Veränderung der Richtung und wieder bewegte sich sein Zeigefinger. Ein weiterer Atemzug, ein dritter Schuss. Und dann wartete er ein wenig länger, ließ dem Mann gerade genug Zeit, um zu realisieren, was überhaupt passiert war. Er konnte es sich leisten, für ihn würde es keine überraschenden Bewegungen geben. Das war fast einfacher als bei den Übungen. Begreifen auf dem Gesicht seines Ziels und in dessen geschockten Verstand. Er drückte ein letztes Mal ab, zog sich gleichzeitig mental zurück. Fertig. Wie im Traum stand er auf. Dann wurde das Gewehr verstaut, ebenso wie die Matte, der Koffer geschlossen. Crawford trat an ihn heran, eine Hand legte sich auf seine Schulter. Er hatte bestanden. Sie tauschten ein kurzes Lächeln aus. Sie betraten den Bürgersteig in derselben Sekunde, als der erste Regentropfen fiel, vor ihm auf dem harten Stein zerschellte. Und dann folgte auch schon der nächste Tropfen, immer mehr, schwere Nässe, die sein Gesicht traf. Er sah nach oben in den grauen Himmel, hinter dem sich nichts anderes als der kalte Weltraum befand. Wieder spielte ein Lächeln über seine Lippen. "Wird es immer regnen, wenn ich getötet habe?" Niemand außer Crawford konnte diese Frage hören, zu leise war sie gestellt worden. Crawford, der jetzt den Waffenkoffer trug und dessen Blick er auf sich ruhen fühlte. "Nein." Mit einer Gewissheit, die nur wenige Menschen jemals haben würden. Und er verlor sein Lächeln nicht, froh darüber, dass Crawford vollkommen ernst geblieben war. Kein Amüsement. Ohne wirklich darüber nachzudenken, setzte er sich in Bewegung, die Schritte des Älteren folgten ihm. Er hatte einen Gedanken aufgefangen. An ein nettes Café hier in der Nähe. Dort könnten sie dem Regen entkommen, der dafür sorgte, dass sich die Gehwege zunehmend leerten. Eine Gruppe von Teenagern drängte sich an ihnen vorbei, halb lachend, halb auf das Wetter schimpfend und gleichzeitig war da eine Art Nicht-Präsenz, die er sofort wiedererkannte. "Crawford, hier ist jemand mit Schilden." Adrenalin peitschte seine Aufmerksamkeit hoch. Wer immer es war, er war nicht so gut wie Stephan. "Ich weiß." Gleich darauf war der Amerikaner neben ihm, sah ihn mit einem fast freundlichen Gesichtsausdruck an, als würden sie ein ganz normales Gespräch führen. "Er will uns nur etwas abnehmen." Die Gruppe war an ihnen vorbei und Verstehen trat in grüne Augen, als Crawford auf einmal beide Hände wieder frei hatte. Damit war der letzte Beweis verschwunden. Und kurz darauf erreichten sie auch schon ihr Ziel. "Lass uns hineingehen, ja?" Crawford widersprach nicht. Dank des Wetters hatten sich die Tische gefüllt, aber mit einer Selbstverständlichkeit, die ihm nachträglich selbst etwas überraschte, besorgte er ihnen einen freien Tisch. Die beiden Mädchen, die bis eben dort gesessen hatten, mussten ganz plötzlich weg. Der Ältere nahm ihm gegenüber Platz, mit einem wissenden Neigen des Kopfes, beinahe ein beifälliges Nicken. Er grinste als Antwort und in diesen Minuten hatte er fast vergessen, was er eben getan hatte. Crawford strich sich durch die feuchten Haare, nahm dann die Brille ab, um die Gläser abzutrocknen. Der Blick blieb gesenkt und er nutzte die Gelegenheit, um ausführlich das Gesicht des Älteren zu mustern. Auch so wirkte Crawford distanziert, die Züge schienen sogar an Schärfe zu gewinnen. Wieder war da das schon vertraute Ziehen in seinem Inneren und mit so etwas wie Erleichterung wandte er sich der gerade angekommenen Kellnerin zu und bestellte einen Eisbecher. Crawford blieb bei ganz normalem Kaffee. Sobald sie wieder halbwegs allein waren, sah er den Älteren an, mit kaum verborgener Belustigung. "Reicht mein Geld nicht für mehr? Die Uhr war wohl etwas zu teuer, hm?" "Die habe ich bezahlt. Zudem fallen die Ausgaben für die Verpflegung unter die Spesen." Den zweiten Satz bekam er gar nicht mit. Er blickte auf seine Uhr, dann zurück zu Crawford. Ihm wurde warm, aber er sagte nichts. Und dann rettete ihn sein Eisbecher vor einer Reaktion. Langsam führte er den Löffel zum Mund. Schokolade. Es schmeckte besser, als er in Erinnerung hatte. Crawford beobachtete ihn mit einem angedeuteten Lächeln. "Möchtest du mal?", bot er großzügig an, schon wieder grinsend. Merkwürdigerweise huschte ein Schatten über Crawfords Gesicht. "Nein danke, ich mag das nicht." Wie konnte man kein Schokoeis mögen? Mit einem inneren Schulterzucken schüttelte er den Gedanken ab. Er wollte diesen Nachmittag genießen. Schließlich war der Abschied von Rosenkreuz jetzt in absehbare Nähe gerückt. Und Crawford hatte ihm eine Uhr geschenkt - nachdem er zwei Jahre keinen persönlichen Gegenstand besessen hatte. Trotz des Eisbechers war ihm immer noch warm. Sie blieben noch eine Woche in London. Crawford hatte das ernst gemeint gehabt. Und er spielte einen ganz normalen Touristen. Es war ihm egal, dass er durch Museen rennen musste, denn er wusste genau, dass er Crawford danach für eine ganze Weile nicht wiedersehen würde. Die Nachrichten berichteten über den Anschlag, ratlos, bis das Bekennerschreiben einer kleinen extremistischen Gruppierung eintraf. Sie waren mit der Politik des Mannes nicht einverstanden gewesen. Er sah sich das genau ein Mal an, fragte sich, wie oft sie die Leute wohl mit solchem Stuss fütterten und genoss dann den Rest seiner Ferien. Der Tag seiner Rückkehr war sowieso viel zu schnell heran und schließlich schlossen sie die Tore wortwörtlich wieder hinter ihm. Und innerlich passte er sich an. Kühle grüne Augen sahen sich um, erblickten schnell ein paar bekannte Gesichter. Natürlich wurde er sofort entdeckt, mit seinem Koffer in der Hand und dieser Kleidung am Körper, die ganz sicher keine Schuluniform war. Er grinste einmal in die Runde, ohne den Spott zu verbergen, beobachtete ganz genau, wie die anderen auf Crawford reagierten. Oh ja, er war eindeutig zurück. Crawford begleitete ihn bis zu seinem Zimmer, kam aber nicht mit hinein. Braune Augen suchten seinen Blick, woraufhin er sein Gepäck abstellte und sich gegen die Wand neben der Tür lehnte. "Ja?" "Dir bleibt noch ein Jahr. Nutze es gut." Und mach keine Dummheiten. Er hörte diesen Nachsatz heraus, reagierte mit einem schwachen Lächeln darauf. "Natürlich, mein zukünftiger Anführer." Das brachte ihm ein amüsiertes Aufblitzen in den Augen des Schwarzhaarigen ein. "Im Übrigen ist es dir erlaubt, über deinen Auftrag zu sprechen. Aber keine Details." Seine Augenbrauen rutschten nach oben. Nicht dass er sich darüber beschweren würde, aber ungewöhnlich war das schon. Er nickte eine stumme Bestätigung. Dann öffnete Crawford den Aktenkoffer und holte ein kleines, eingeschlagenes Päckchen hervor. Er nahm es mit einem verwirrten Stirnrunzeln entgegen und dann konnte er nur noch zusehen, wie der Ältere sich ohne ein weiteres Wort abwandte, kurz darauf um die nächste Ecke verschwand. Mit einem leisen Seufzen griff er nach dem Koffer und ging hinein. Als erstes ließ er sich auf sein Bett fallen, wickelte das Päckchen - das Geschenk - aus. Die Form hatte ihm bereits verraten, dass es sich um ein Buch handelte. Doch erst als er den Titel las, glitt ein Lächeln über seine Lippen. Die Göttliche Komödie. "Das kenne ich doch von irgendwoher..." Es war das gleiche Buch, das Crawford ihm damals in der Bibliothek ausgesucht hatte. Nur das hier durfte er behalten, musste es nicht zurückgeben. Das Läuten der Glocke vertrieb das Lächeln und rief ein Grinsen hervor. Zeit fürs Abendessen. Sein üblicher Platz wartete auf ihn und Tobias war der Erste, der ihn begrüßte. "Wieder zurück, Schuldig?" "Offensichtlich." Er zupfte an seinem T-Shirt herum, auf dem deutlich ,Kiss my Ass' stand. Es war an einem Trödelstand verkauft worden und er hatte es sofort haben wollen. "Und was hast du so getrieben, außer dich neu einzukleiden?" "Hm, nichts Besonderes." Kälte in grünen Augen. "Ich war in London." Und das war alles, was Tobias benötigte. "Dein erster Einsatz und du hast gleich eine ganze Familie ausgeschaltet." Er griff nach dem Brot, spürte genau die auf ihn gerichtete Aufmerksamkeit. "Es war nicht das erste Mal." Grüne Augen glitten über jedes einzelne Gesicht und ein hässliches Grinsen zog seine Mundwinkel nach oben, genährt von alter Wut. "Bevor ich hierher kam, habe ich meine eigene Familie umgebracht." Das sorgte vorläufig für Ruhe am Tisch. ****** "Willkommen zurück." Schneider hatte ihm die Tür mit einem Lächeln geöffnet, das bis in die eisblauen Augen hineinreichte. Wärme streifte ihn, als er den älteren Mann passierte und gleich darauf lagen zwei kräftige Hände an seiner Taille und zogen ihn in eine zweite, persönlichere, Begrüßung. Nachdem er seine Freiheit wiedererlangt hatte, lächelte er mit leiser Belustigung. "Ich war dieses Mal doch nur eine Woche weg." Amüsement hallte in Schneiders Augen nach. "Daher habe ich auch noch sehr gut in Erinnerung, was ich in deiner Abwesenheit zu entbehren habe." Er hob die linkte Augenbraue und jetzt war es an Schneider belustigt zu lächeln. Ohne dass ein weiterer Kommentar fiel, folgte er dem Älteren und nahm am Tisch Platz. Wie immer saß der Direktor ihm gegenüber und so konnte er sehen, dass Ernst in dessen Züge Einkehr gehalten hatte. Doch das Wort wurde erst wieder ergriffen, nachdem der Wein eingegossen worden war und sie sich beide aufgetan hatten. "Mit Schuldig hat es keine Schwierigkeiten gegeben." Eine Feststellung mehr als alles andere. "Richtig. Er ist wirklich gut geworden. Trotz der veränderten Bedingungen haben seine Schilde gehalten." Das war oft ein Problem, wenn Telepathen das erste Mal Rosenkreuz wieder verließen. Doch Schuldig hatte unglaubliche Ressourcen. Langsam führte er ein weiteres Stück des Steaks zum Mund und der Geschmack rief ungewollt eine Erinnerung wach. An seinen letzten Abend in einem anderen Leben. Er verscheuchte sie. Sein Blick fokussierte sich erneut auf sein Gegenüber. Schneider sah ihn verstehend an. In der Gegenwart des Älteren ließ er seine Barrieren immer noch fallen, das hatte sich nicht geändert. "Kein Fluchtversuch?" "Nein, nicht einmal, als ich ihm auf dem Flughafen den entsprechenden Freiraum gelassen habe. Es wäre die perfekte Gelegenheit für ihn gewesen." Die blauen Augen ruhten schwer auf ihm, aber ein kleines Lächeln begleitete die nächste Frage. "Glaubst du, ihm ist ein entsprechender Gedanke gekommen?" An dieser Stelle zögerte er und rief sich ihren ersten Tag in München zurück ins Gedächtnis, kam dann zu einer Entscheidung. "Er hat daran gedacht, aber gleichzeitig gewusst, dass er kaum eine Chance haben würde. Er ist weder dumm noch lebensmüde. Und-" Er stockte, mit einem leichten Stirnrunzeln. "Ja?" Schneider lehnte sich etwas vor. "Er will wirklich ein Mitglied meines Teams werden." Der Ältere lächelte wieder. "Ich verstehe. Und jetzt sieht es ganz so aus, als würde er sein Ziel bald erreichen." Damit kehrte Schweigen ein und er wusste, dass Schuldig die Prüfung bestanden hatte. Sein offizieller Bericht war nur noch eine Formalität. Später saßen sie auf der Couch und sein Körper erinnerte sich an andere Gelegenheiten dieser Art, vibrierte fast in stiller Erwartung. Mit einem selbstironischen, flüchtigen Lächeln schickte er seinen Verstand zum Teufel und entspannte sich, als selbstbewusste Finger über seine Knöpfe, dann über bloße Haut glitten. Kurz noch sah er die mit herüber genommenen Gläser auf dem Couchtisch stehen, dann zog er den Älteren auch schon zu sich herunter, die Augen schließend. ~TBC~ Bevor ihr mich fragt, warum Crawford Schuldig ausgerechnet ein _gelbes_ Bandana schenkt: natürlich weil es im Anime diese Farbe hat ^^# Ansonsten würde ich sagen, dass Schuldig öfter einen seltsamen Geschmack hat, was Farben betrifft und Crawford einfach entgegenkommend sein wollte ^^## Hm, ich hoffe jetzt ist klar, warum Crawford im vorletzten Gegenwartskapitel diesen Traum hatte. Eine Erinnerung an die guten alten Zeiten, sozusagen. Ich wünsche euch allen (nachträglich) ein schönes Osterfest ^____^ cya, cu ^-^ Kapitel 113: "Selbst wenn nicht, wird davon kaum die Welt untergehen" --------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 113) Titel: Close Distance Teil: 113/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Erster Teil geht endlich mal wieder zu Weiß über - Yohjis POV. Es ist Montagabend, nach ihrem Einsatz gegen Korin (und nein, ich habe über den nichts Näheres geschrieben. Ich hoffe, man kann sich das Wichtigste zusammenreimen. Schluss ist am Dienstagmorgen, wo der POV dann zu Ran wechselt.) Ach ja, woran Ran kurz zurückdenkt - Samstag war es, als Farfarello ihn in Crawfords Büro geschubst hatte und Ran Crawford zum ersten Mal küsste. o_O So betrachtet schreiten die beiden in ihrer Beziehung doch recht schnell voran, oder? *drop* Disclaimer: not my boys, no money make... Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Jupp, Ostern lief prima. Und nächstes Weekend ist schon wieder verlängert *grins* Wie du siehst, bist du wieder auf deinem Stammplatz gelandet ^.~ Das beruhigt mich irgendwie... *Gewohnheitsmensch ist* TezuFuji ist auch nicht schlecht, steht aber eben erst an 2. Stelle bei mir. Falls du mal ne gute FF findest, sag mir Bescheid ^^ Die Scanlations gibt es auf www.stoptazmo.com - du musst dich zwar anmelden, aber kaum Daten angeben. Wird dahinterkommen? Woher willst du wissen, dass Farf nicht schon jetzt Bescheid weiß? Eine eher gewalttätige Reaktion wäre wahrscheinlicher, wenn es früher geschehen wäre und es nicht unbedingt um Crawford gehen würde... Wie er nun tatsächlich reagiert, Geduld, sag ich nur... Hm, ich hab die Aktion absichtlich ohne großes Drama ablaufen lassen, aus dem von dir angeführten Grund *nod* Und was das Töten der eigenen Eltern angeht, hast du Recht. Ich wollte diesen Kontrast deutlich machen. Weiß taucht in diesem Teil mal wieder auf und damit auch Omi *lach* Ist zwar eher Zufall, aber so kann ich deinem Wunsch wenigstens ein bissl entsprechen ^-^ Eigentlich dürfte Farf kaum erfahren können, von wem Schu das Stirnband hat, ne? ^.~ Hoffe, du bist inzwischen mehr ausgeschlafen bist *knuffz* @Furia: Wenn du das hier liest, müsste der Stress nun wirklich vorbei sein, oder? ^________^ Thanx für die ENS *knuffel* @nai-chan: Na dann, auf ein weiteres Jahr *lach* Das ist irgendwie gut... eine Fanfic lesen, weil man sich so sehr daran gewöhnt hat. Ich muss zugeben, dass ich mich andererseits ja auch daran gewöhnt habe, sie zu schreiben *snicker* Freut mich, dass der Anschlag genau so rübergekommen ist, wie er es sollte ^___^ Man muss bedenken, dass Schuldig ja in seiner Einstellung zu solchen Einsätzen nicht nur von Rosenkreuz beeinflusst wurde, sondern auch seit Jahren mit dem Wissen lebt, dass er bereits auf einer viel persönlicheren Ebene getötet hat. Der genaue Inhalt des Auftrages war ein Test, um zu sehen, ob Schuldig das damals Geschehene tatsächlich verarbeitet hat und die Antwort darauf scheint ein klares "Ja" zu sein... ^^ @erdschlange: Hm, tatsächlich Erste *grins und Gummibärchen abgeb* Schu hat wirklich erstmal seine Ruhe, denn wenn es im nächsten Teil wieder um RK geht, ist über ein halbes Jahr vergangen. ^^ Sagen wir einfach mal, er konnte sich in der Zeit ein wenig erholen ^.~ Wenn mir doch nur mal jemand erklären könnte, was er an Schneider nicht mag... *sinnierend sag* Zum Glück bin ich nicht der einzige Fan von ihm, aber überwiegend scheint ihr etwas gegen ihn zu haben... *snicker* Ihr solltet mal "Alles Schwarz" oder auch die "Coming Home"-Reihe lesen. Da sind üble Charaktere dabei *schauder* Prob ist nur, dass es englische Fanfics sind ^^# Danke fürs Ausbuddeln übrigens *lach* Ich habe es immerhin geschafft, das eine Kapitel von "RftS" zu beenden, das bisher nur rumgelegen hatte und hoffe, dass es hilft, jetzt endlich auch bei "CD" weiterzuschreiben. Denn wie du es sagst, es ist wirklich ätzend, nicht mehr schreiben zu können o.o Teil 113 "Selbst wenn nicht, wird davon kaum die Welt untergehen" "Langsam wird es stressig, nicht wahr?" Er nahm Omi den Verbandskasten ab und der Jüngere reagierte mit einem schiefen Lächeln. "Wenigstens sind wir einen Schritt weiter." Blaue Augen tasteten Kens Arm ab, dort wo die Peitsche ins Fleisch geschnitten hatte. Ken entging der Blick nicht, dieser sah aber eher genervt aus als von Schmerzen geplagt. "Die sind doch irre. Diese Monster waren alle einmal Menschen gewesen. Wie kann man ihnen nur so etwas antun?" Darauf hatte auch er keine Antwort und Omi schwieg ebenfalls. Was sollte man dazu schon sagen? Es wurde eben niemals besser. Und sie hatten das Pech gehabt, dass ihre Gegner vorgewarnt gewesen waren. Obwohl diese Frauen - Schreiend nannten sie sich, wie er inzwischen wusste - gestern Abend vor Tetsuyas Wohnung so schnell verschwunden waren, mussten sie wohl geahnt haben, dass der Student irgendetwas verraten hatte. Korin. Das eine Wort hatte vollauf genügt. Ein großer Pharmakonzern, mit Takatori Masafumi als Leiter, dem das DNA-Forschungsteam persönlich unterstellt war. Mit einem Mal war ihre Suche nicht mehr aussichtslos gewesen. Aber was hatte ihr heutiger Einsatz wirklich gebracht? Ja, die Laboratorien waren zerstört, doch es gab massenhaft solcher Einrichtungen, wo die Arbeit sicher fortgesetzt werden konnte. Man musste Masafumi ausschalten. Der Ausdruck der grünen Augen wurde hart und kalt, blieb Omi jedoch verborgen, da er den Kopf gesenkt hatte und im Verbandskasten nach dem Desinfektionsmittel suchte. "Ich kümmere mich weiter um Ken. Du kannst versuchen, mehr über diesen Takatori Masafumi herauszubekommen. Schließlich haben wir jetzt die Gewissheit, dass er über alles Bescheid wusste." Auch vorher hatten darüber kaum Zweifel bestanden, nicht wenn Masafumi sich in dieser hohen Position befand, aber sie hatten vorsichtig sein wollen. Nun war das nicht mehr erforderlich. Schreiend waren mit einem Hubschrauber geflohen - und Masafumi hatte ebenfalls darin gesessen. "Ja, Yohji-kun." Die Antwort klang gedämpft und müde. Für einen Moment spürte er noch Omis Blick auf sich ruhen, dann ging der Blondhaarige zum Computer, der kurz darauf mit einem leisen Surren zum Leben erwachte. Schweigend machte er sich daran, Kens Wunde zu säubern. Der Jüngere biss zwar die Zähne zusammen, zeigte ansonsten aber keine Regung. Er registrierte es nur nebenbei. Seine Gedanken war bei einem bestimmten Mitglied von Schreiend und während sein rationaler Verstand die ganze Zeit behauptete, dass er sich irrte, sagte ihm sein Gefühl etwas vollkommen anderes. Es war unmöglich, sie konnte es einfach nicht sein. Aber... Ja, aber. "Was ist los?" Er hatte nicht gemerkt, dass seine Hände sich nicht mehr bewegten und von Kens Frage aufgeschreckt, beendete er rasch seine Arbeit. "Nichts weiter, war nur ein langer Tag...", meinte er dann, ohne Ken in die Augen zu sehen. "Mm... und morgen wird es bestimmt nicht besser." Der Braunhaarige seufzte, strich sich mit der Rechten über den fertigen Verband. "Schaffst du es denn?" "Na klar, ist schließlich nur ein Kratzer." Ken lächelte ihn an. "Sehr gut." Er erwiderte das Lächeln, auch wenn es ihm schwer fiel, stand dann auf. Seine Gelenke protestierten, als er sich streckte, was ihm einen spöttischen Blick von Ken einbrachte. "Probleme, alter Mann?" "Ganz und gar nicht. Aber da ich meinen Schönheitsschlaf brauche, verabschiede ich mich für heute. Mach nicht zu lange, Omi." Aus Richtung des Computers kam ein zustimmender Laut, was aber immer noch nicht garantierte, dass Omi ihm wirklich zugehört hatte. "Ich bleibe noch etwas", meinte Ken mit einer verstehenden Kopfbewegung zu Omi hin und nahm ihm damit jeden Grund, ein schlechtes Gewissen zu entwickeln. Man musste wirklich auf Omi aufpassen, ihr Jüngster vergaß alles, wenn dieser vor dem Computer saß. "Nacht." Mit einem halbherzigen Winken verließ er den Missionsraum und erst als sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, erlaubte er sich tief durchzuatmen. Den Weg zu seiner winzigen Wohnung legte er zurück, ohne darauf zu achten, wie er einen Fuß vor den anderen setzte. Ein Wunder, dass er heil oben ankam. Kaum war er drinnen, ließ er seinen schweren Mantel fallen wo er stand und ließ sich von der Erleichterung umfangen, die damit einherging. Es war zu warm hier drin und plötzlich von tief greifender Ungeduld erfüllt, stieß er das Fenster weit auf. Dann endlich befreite er sich aus dem Rest seiner Klamotten, um anschließend eine heiße Dusche zu nehmen. So heiß, dass er beinahe gekocht wurde, aber der Schmerz verankerte ihn in der Wirklichkeit und half dabei, die Schleier zu vertreiben, die ihn umgeben hatten, seit diese merkwürdige Brille zerbrochen war. Es hatte nicht gereicht, um das Gesicht der Frau wirklich zu erkennen, aber das Muttermal... Unmöglich. Asuka war tot, sie konnte kein Mitglied von Schreiend sein. Grüne Augen schlossen sich, als er ein verdächtiges Brennen in ihnen zu spüren begann. Warum musste das passieren? Ausgerechnet jetzt, nachdem die Begegnung mit Maki alte Wunden aufgerissen hatte? Er seufzte, drehte mit hängenden Schultern das Wasser ab. Vielleicht war das ja der Grund. Er schaffte es, sich ein sehr, sehr schwaches Lächeln abzuringen. Noch war er nicht verrückt geworden. Der nächste Morgen fand ihn in einer etwas besseren Stimmung vor, obwohl er viel zu früh aufgewacht war. Dennoch konnte er nicht wieder einschlafen und schließlich wälzte er sich aus dem Bett, unwillkürlich vom Kühlschrank angezogen. Der zum Glück nicht leer war. Dafür war aber der Kaffee alle. Er verfluchte sein Schicksal und vertröstete sich selbst auf später. Wie er Omi kannte, war der Junge bereits auf den Beinen und auch wenn er niemals diesen süßen Milchkaffee herunterbekommen würde, den ihr Jüngster trank, hinderte ihn das noch lange nicht daran, sich an der Kaffeekanne zu vergreifen. Nach einem Magen füllenden Frühstück raffte er sich endlich dazu auf, ein wenig Ordnung zu schaffen, schob sich zu guter Letzt die Sonnenbrille auf die Nase, ehe er die Tür hinter sich ins Schloss zog. "Du bist schon wach?" "Guck nicht so überrascht", gab er mit leicht hochgezogenen Mundwinkeln zurück. Omi lächelte und man konnte dadurch beinahe die Schatten unter dessen Augen übersehen. "Hab schon aufgehört." "Bist du eigentlich ins Bett gekommen?" Er steuerte die Kaffeekanne an. Mehr Belustigung, gemischt mit Wärme. "Ja. Daher schlafe ich auch nicht im Stehen ein." Omi wurde ernster, schlüpfte in die Rolle des Anführers von Weiß. "Ich bin gerade mit den letzten Recherchen fertig geworden. Takatori Masafumi besitzt eine Villa, etwas außerhalb von Tokio. Mir ist es gelungen, an einen Grundriss zu kommen und Perser hat sein Okay gegeben." Nach einem tiefen Schluck aus der Tasse nickte er langsam. "Wann soll es losgehen?" Omi antwortete nicht direkt. "Er müsste heute Abend zu Hause sein." Und damit war das geklärt. Er wusste nicht, was für ein Gefühl das war, das plötzlich durch sein Inneres zuckte. Erwartung vielleicht? ****** Die U-Bahn war voll um diese Zeit, dennoch hatten sie überraschend viel Platz, als würde eine unsichtbare Blase um sie herum bestehen. Ab und zu richteten sich die feinen Härchen auf seinen Unterarmen auf und dann rieb eine Hand unbewusst über den Stoff des Hemdes, versuchte, das merkwürdige Gefühl zu vertreiben. Nagi war wie immer eher still, doch ihm entging nicht, dass die dunkelblauen Augen öfter auf ihm ruhten und ihn neugierig musterten. Er versuchte es mit einem Lächeln, das Nagi etwas zögerlich erwiderte. Der Braunhaarige hatte ihm heute wieder ein Bento gemacht, allerdings hinzugefügt, dass er sich nicht daran gewöhnen sollte. Und auch wenn er sich nicht genau erklären konnte warum, hatte ihn dieser zurückhaltende Spott erleichtert gehabt. "Gehst du heute zum Computer-Club?" Nagi dachte einen Moment nach, nickte dann. "Ich bin Samstag ja nicht dazu gekommen und die Homepage muss bis zum Ende der Woche fertig sein." Ohne dass er es verhindern konnte, stieg ihm Röte in die Wangen. Noch zu gut konnte er sich daran erinnern, was an diesem Abend geschehen war und er konnte das dumme Gefühl nicht abschütteln, dass Nagi Bescheid wusste. Einen tiefen Atemzug lang schloss er die Augen. Im Grunde genommen konnte es ja niemandem in diesem seltsamen Haushalt entgangen sein, nicht nach den letzten beiden Nächten. Ein Ziehen meldete sich in ihm, der unbedingte Wunsch, in Crawford-sans Nähe zu sein. Es wurde immer stärker und er musste es fast gewaltsam beiseite drängen. "Nach der ganzen Arbeit werdet ihr hoffentlich gut bei dem Wettbewerb abschneiden." Nagi zuckte nur mit den Schultern, ein Mundwinkel wurde leicht nach oben gezogen und die leichte Belustigung war unverkennbar. "Selbst wenn nicht, wird davon kaum die Welt untergehen." Womit Nagi absolut Recht hatte. Er spürte etwas Vertrautes in dieser Haltung und obwohl Kälte in die violetten Augen getreten war, entspannte es ihn unwillkürlich. Sie tauschten einen verstehenden Blick aus. "Morgen, Ran!" Er hatte sich gerade von Nagi verabschiedet, als ihn eine bekannte Stimme sich umdrehen ließ. "Yun-kun." Sein Freund hatte ihn mit wenigen Schritten eingeholt, spähte kurz über seine Schulter. "War das Naoe-kun?" "Ja", bestätigte er. "Du wirst ihn heute im Club wiedersehen." Aufrichtige Freude huschte über Yunshiros Gesicht. "Er bleibt also. Wirklich schade, dass wir von der Oberstufe bald wieder alleine weitermachen. Naoe-kun ist sehr gut, soweit ich es letztes Mal sehen konnte, genauso wie Tsukiyono-kun. Die beiden werden den Club sicher tüchtig aufmischen." Er lachte bei der Vorstellung, denn es wollte so gar nicht zu Nagi passen, auf diese Weise aufzufallen. In dunklen Augen glitzerte etwas auf, das er nicht deuten konnte und Yunshiro ließ ihm keine Zeit darüber nachzudenken. "Komm, es klingelt gleich." Damit wurde er am Unterarm gepackt und durch das Schultor gezogen. Sein Unterbewusstsein registrierte, dass er keinerlei Aufmerksamkeit mehr erregte, aber bewusst verschwendete er keinen Gedanken daran. "Das kenne ich doch irgendwoher." Yunshiro saß wie immer neben ihm auf der Mauer und beäugte sein Bento. "Muss an deinem ausgezeichneten Gedächtnis liegen", stichelte er. Yunshiro streckte ihm die Zunge raus. "Endlich erkennst du es mal an." Sein Nicken enthielt ein abwägendes Zögern. "Jetzt musst du es nur noch für etwas Wichtiges einsetzen." "Was, wichtiger als dein Mittagessen?" Die Augen des Anderen funkelten und sie lachten beide, ehe Yunshiro eine etwas ernstere Miene aufsetzte. "Soll ich eigentlich davon ausgehen, dass Nagi dir das Bento heute Morgen vor dem Schultor gegeben hat?" Neugier, in die sich auch etwas anderes wob. Er hatte nicht vor, seinen Freund anzulügen. Vor allem, da es dafür sowieso ein wenig zu spät war. "Nein, nicht unbedingt." "Dann hast du dort übernachtet. Wieder?" Sein knappes Nicken bestätigte beide Fragen auf einmal. Als hätte Yunshiro gestern etwas anderes annehmen können. Nachdem dieser gesehen hatte, wie Crawford ihn bei der Schule abgesetzt hatte. Nachdem diese Worte gefallen waren. Und auch jetzt könnte er die Frage nicht anders beantworten. Die Erinnerung an warme Haut, ein lebendiges Gewicht, das ihn nach unten drückte, an Craword-sans Berührungen, sollte es eigentlich leicht machen, oder? Dennoch wusste er nicht wirklich, was er da eigentlich tat, worauf er sich einließ. Doch wenn alles gesagt und getan war, war ihm das so ziemlich egal. Er konnte sehr gut damit leben, besser als zuvor, um genau zu sein. Yunshiro strich sich eine hellbraune Strähne aus den Augen und errang damit seine Aufmerksamkeit zurück. Der Andere sah ganz so aus, als wollte er noch etwas anderes wissen, doch kein Wort verließ Yunshiros Lippen. Und als ihm aufging, _was_ es wahrscheinlich war, konnte er eine gewisse Erleichterung nicht leugnen. Auch wenn Yunshiro sein bester Freund war, konnte er sich nicht vorstellen, mit ihm darüber zu reden. Er spürte Hitze in sein Gesicht steigen, ohne dass er etwas dagegen machen konnte und erntete einen schiefen Blick dafür. Dann sah Yunshiro zur Seite und seufzte kaum merklich. Was hatte das jetzt zu bedeuten? Nicht, dass er diese Frage laut zu stellen gedachte. Mit einem Mal ging ein Ruck durch den Körper des Anderen und ein leichtfertiges Lächeln lag auf dessen Lippen, als sich ihre Augen wieder trafen. "Wenn Naoe-kun sich schon die Arbeit gemacht hat, solltest du es auch essen, hm?" Er brauchte eine Sekunde, um den Umschwung zu verarbeiten, dann kroch auch auf seine Lippen ein Lächeln. "Interessanter Gedanke." "Ja, nicht wahr? Wir wollen doch nicht, dass du nachher beim Training abklappst. Vor allem, da du noch angriffslustiger geworden sein sollst." Sein entnervtes Seufzen ließ Yunshiro grinsen. Der Braunhaarige wartete nicht auf eine entsprechende Nachfrage. "Japp, es hat sich bereits rumgesprochen, dass du es eurem Trainer gestern nicht leicht gemacht hast." Hatten sie denn keine interessanteren Gesprächsthemen? Um eine Reaktion verlegen, griff er nach einem Reisbällchen. Noch etwas, worüber er mit Yunshiro nicht sprechen konnte. Der würde ihn für wahnsinnig halten, mit einem echten Katana trainiert zu haben - und dann auch noch ohne Rüstung. Spätestens wenn sein Freund die Schnitte sah, würde dieser ihn entweder nicht mehr aus den Augen lassen oder - noch schlimmer - vielleicht sogar zu seinem Onkel rennen. Was er nun wirklich nicht gebrauchen konnte. Mittlerweile war er ganz froh über das mangelnde Interesse von dieser Seite. Seine Geste hatte Yunshiro zum Glück abgelenkt, dessen Augen waren jetzt sehnsüchtig auf sein Bento gerichtet. "Bekomme ich etwas ab?" "Wenn du lieb bitte sagst, werde ich es mir überlegen." "Bi~tte", kam es ohne jedes Zögern und Yunshiros Blick ließ ihn wieder auflachen. ~TBC~ Und, haben die Erinnerungen an die Mission gereicht? Im Anime haben sie ja auch nicht besonders viel darüber gezeigt. Falls es sich jemand in Erinnerung rufen will: Folge 9 "Schreiend". Allerdings geschieht da auch einiges, was erst später in meiner Story drankommt. ^^# Hm, manchmal frage ich mich wirklich, wie groß das Brett ist, das Ran vorm Kopf hat *dröppel* cya, cu ^-^ Kapitel 114: "Rückblicke XXXIX - Ich weiß, wo mein drittes Teammitglied zu finden ist" -------------------------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 114) Titel: Close Distance Teil: 114/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Zur zeitlichen Einordnung: seit dem letzten Vergangenheitskapitel ist über ein halbes Jahr vergangen und es ist jetzt der Winter von Schuldigs letztem Jahr auf RK ^^ Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: *grins* Ich bin ehrlich gesagt auch nicht sehr produktiv, aber zumindest bin ich jetzt wieder auf der Schiene, einen neuen Teil die Woche zu schreiben. ^^° Apropos HP: meine Schwester hat am 1. Mai Geburtstag und ich schenke ihr das Hörbuch zum neuesten Band. Sie kann sich einfach nicht dazu aufraffen, die Bücher zu lesen *snicker* Von dem Film habe ich auch schon gehört *nod* Erzähl dann mal, wie dir das Buch zu „Brokeback Mountain“ gefallen hat ^^ In die PoT-Fic werde ich auf jeden Fall mal reinlesen. Hab bisher nur englische FFs gelesen und bei TezuRyo finde ich „Focus“ auf fanfiction.net besonders gut. „Learning to Fall“ (http://www.mediaminer.org/fanfic/view_st.php/97043) hat TezuFuji mit drin, aber vor allem das Golden Pair. Was die Scans angeht hast du echt Glück, dass die Downloads auf der Site jetzt um einiges schneller laufen. Wünsch dir auf jeden Fall viel Spaß damit *grins* Tja, mein Ran ist eben nicht der Aya aus dem Anime *lach* Und Yun-kun wird sich schon noch ein Herz fassen und ihn auf Crawford ansprechen *snicker* Was Omi und Nagi angeht habe ich wirklich noch viel Zeit etwas einzubauen, aber ich muss einfach sehen, ob es auch passt *Kopf schief leg* Eine Möglichkeit habe ich jedenfalls schon im Hinterkopf ^^ Japp, heute gibt es wieder ein Past-Chapter und was Farf angeht – einfach lesen *lach* Wer sagt übrigens, dass Nagi nicht auch in meiner FF von Crawford gefunden wird? ^.~ Kannst du mir übrigens verraten, _wo_ im Anime das passiert?!? Dir auch ein schönes WE! *Chipmunk abknuddel* *grins* @erdschlange: Na willkommen im Club ^^°°° Man merkt schon, dass „CD“ eine Schwarz-Fanfic ist. Oha, irgendwie bekomme ich das Gefühl, dass du Schneider nach diesem Kapitel noch weniger mögen wirst. Aber vielleicht hilft es ja zu lesen, dass sich Crawford seiner Situation vollkommen bewusst ist – und eigentlich nicht besonders viel dagegen hat ^.~ Grausam ist Schneider meiner Meinung nach nicht, das würde anders aussehen, aber mit der Rücksichtslosigkeit hast du vollkommen Recht. Und warum sollte er sich auch anders verhalten, er hat es ja so beigebracht bekommen, ne? Zudem kennst du weder sein Ziel noch sein Motiv. Vielleicht wird dir sein Verhalten irgendwann verständlich sein ^^ (auch wenn ich nicht verlange, dass du es gutheißen wirst *ehe*) Übrigens, auch wenn er Crawford vielleicht nicht liebt, hat er ihn aber wirklich gern *smile* @nai-chan: *Gummibärchen reich* *Kopf einzieh* Das ist alles nur meine Schuld. Eigentlich mag ich Weiß ja auch, aber irgendwie spielen sie in dieser Fanfic nur eine Nebenrolle und das merkt man eben, wenn ich sie dann mal einbaue *räusper* Es gibt aber auch einige Stellen, die ich gerne geschrieben habe und ich hoffe, dass es dann nicht so schlimm ist… *drop* Du kannst mir glauben, dass Yunshiro ihn darauf ansprechen wird. Mir tut Ran jetzt schon Leid *snicker* Ich kann dir sogar verraten, wann dieses „Gespräch“ stattfindet. Innerhalb der Storyzeit wird es am kommenden Samstag sein. (Nur zur Erinnerung: gerade haben wir Dienstag ^.~) Teil 114 „Rückblicke XXXIX - Ich weiß, wo mein dritter Mann zu finden ist“ Er stand am Fenster und sah zu, wie der Schnee gegen die Scheibe getrieben wurde, daran schmolz. Irgendetwas hatte ihn geweckt und seine Erfahrung sagte ihm, dass es eine Vision gewesen sein musste. Aber aus welchem Grund auch immer, hatte er keinen Zugriff auf diese Erinnerung. Er runzelte flüchtig die Stirn. Vielleicht war es doch nur ein Traum gewesen… Hinter ihm in der Dunkelheit rührte sich etwas und er konnte genau den Moment spüren, als sich Schneiders Blick auf ihn legte. „Komm zurück ins Bett, Crawford. Du wirst dich noch erkälten.“ Langsam drehte er sich um und lächelte. „Ich denke nicht, dass das passieren wird.“ Nichtsdestotrotz trugen ihn seine Beine von ganz allein zu dem Älteren hin und gleich darauf lag er unter der warmen Decke. Er fröstelte nachträglich, denn erst jetzt wurde ihm wirklich bewusst, wie ausgekühlt er bereits war. Wie lange hatte er dort am Fenster gestanden? Schneider stützte sich auf einem Unterarm hoch und musterte ihn nachdenklich. „Etwas, das ich wissen müsste?“ „Nein.“ Er versuchte ein weiteres Mal, nach der Information zu greifen, scheiterte erneut. „Jedenfalls noch nicht“, relativierte er dann seine Aussage. Schneider schien belustigt, die Mundwinkel des Älteren zuckten. Die freie Hand wurde nach ihm ausgestreckt, legte sich auf seinen Arm und begann gemächlich höher zu streichen. Sein Körper reagierte automatisch, drängte sich näher an den Anderen heran. Er war lange nicht hier gewesen, zu lange. Hungrig suchte er nach Schneiders Lippen und bereitwillig ließ er sich von dem schwereren Mann unten halten, als dieser die Kontrolle über den Kuss übernahm. Hart und fordernd. Jede Berührung verkündete, dass er Schneider gehörte und manchmal fragte er sich, ob das vielleicht die Wahrheit war. Doch in diesen Minuten verschwendete er keinen Gedanken daran. Es war einfach, sich fallen zu lassen, wenn man genau wusste, dass der eigene Wille sowieso keine Rolle spielte. Schneiders Talent begann gegen seine Schilde zu drücken, kein Angriff, nur eine stumme Aufforderung. Und er ließ ihn hinein. Sex mit einem Telepathen konnte wie eine Droge sein. Er hätte es bei keinen anderen zugelassen und Schneiders leises Amüsement verriet ihm, dass dieser die Überlegung aufgefangen hatte, so flüchtig sie ihm auch durch den Kopf gegangen war. Das wollte er nicht so einfach auf sich beruhen lassen. Finger glitten durch sandblondes Haar, zwangen den Kopf des Älteren wieder herunter, in einen weiteren Kuss. Schneider vergaß das Amüsement und als sich ihre Augen das nächste Mal trafen, stand nur noch Hitze darin. Seine Fingerspitzen strichen über die winzigen Schwellungen auf seiner Schulter. Ein Beinahe-Lächeln glitt über seine Lippen hinweg, erhielt eine ironische Ecke, als er das Hemd überstreifte und der Abdruck von Schneiders Zähnen unter dem fein gewebten Stoff verschwand. Noch ein letzter Blick in den Spiegel, dann setzte er seine Brille auf und verließ das Bad. Schneider war gerade dabei, sich Kaffee einzugießen und ohne eine entsprechende Aufforderung abzuwarten, nahm er neben dem Direktor Platz. Das Frühstück war nur für eine Person gedacht, wie immer wusste niemand, dass er sich hier aufhielt. Doch zum einen war er sowieso nicht besonders hungrig und zum anderen war fiel trotzdem immer etwas für ihn ab. Eine zweite Tasse wurde gefüllt und dankend griff er nach dem heißen Getränk. In seiner Bewegung lag ein momentanes Zögern und auch wenn er es zu überspielen versuchte, bemerkte Schneider es. Eisblaue Augen schienen seinen linken Arm regelrecht zu scannen, als wollte der Ältere den Stoff durchdringen, was natürlich völlig unmöglich war. Und doch wusste Schneider nur zu gut, was sich unter dem Ärmel verbarg. „Du hättest ihn am Leben lassen sollen.“ Es war kein Vorwurf, sondern eine Feststellung. Und er stimmte Schneider darin zu. „Ja. Leider hatte ich in diesem Moment keine entsprechende Option.“ Vielleicht, wenn er es früher gewusst hätte. So aber war es nur eine Frage des eigenen Überlebens gewesen. „Es ist ungewöhnlich, dass jemand ein Attentat auf ein Mitglied unserer Organisation versucht.“ Nachdenklich sah Schneider ihn an und nur ein flüchtiges Aufblitzen in dessen Augen verriet so etwas wie Wut, während der Direktor ansonsten vollkommen ruhig erschien. Er wusste nicht, ob er sich geschmeichelt fühlen sollte oder ob diese Reaktion gar nichts mit ihm persönlich zu tun hatte. Mit einem sehr schmal ausfallenden Lächeln neigte er den Kopf. „Vielleicht war ihm gar nicht bewusst, wen er vor sich hatte.“ „Möglich. Ansonsten hätte er es sicher nicht ausgerechnet mit einem Messer versucht. Du bist zu gut trainiert, um dich auf diese Weise töten zu lassen.“ Das kam beinahe amüsiert und sein Lächeln wurde erwidert. „Ja, aber-“ Er hatte noch irgendetwas anderes sagen wollen, aber plötzlich _wusste_ er, was ihn diese Nacht geweckt hatte. Es hatte nur des richtigen Stichworts bedurft. Als würde er ihn in diesem Moment lesen, sah er einen Zeitungsartikel vor sich. Eine irische Zeitung. Er atmete tief durch und konzentrierte sich auf die Gegenwart. Schneider hatte ihm die Tasse abgenommen und auf dem Tisch abgestellt, musterte ihn mit einer Mischung aus Neugier und Besorgnis. Seine Schilde waren längst wieder aufgebaut und hatten nichts durchgelassen. Er brauchte keine entsprechende Nachfrage, um dem Älteren die gewünschte Information zu liefern. „Ich weiß, wo mein drittes Teammitglied zu finden ist.“ Schneider war nicht überrascht, jedenfalls nicht sehr. „Wo?“ „Irland.“ Das brachte ihm kurz eine hochgezogene Augenbraue ein und er verstand. Belustigung trat in braune Augen. „Ja, ich denke er ist es.“ Die Morde in Dublin hatten es in die internationalen Nachrichten geschafft, doch erst jetzt wusste er, dass dieser Unbekannte wichtig für ihn war. Noch hatte er kein Gesicht, keinen Namen, aber ihm war bereits ohne Zweifel klar, dass keine Frau diese Morde begangen hatte. „Ich werde Nachforschungen in die Wege leiten. Du bist dir im Klaren darüber, dass wir uns normalerweise nicht mit Mördern abgeben?“ „Natürlich.“ Und zu wissen, wer sein nächstes Teammitglied zu sein hatte, hieß noch lange nicht, auch den Grund dafür zu kennen. Schneiders Ausdruck wurde kühl, als dieser eine schnelle Kalkulation begann. Anschließend richteten sich die eisblauen Augen wieder auf ihn. „Spätestens in einer Woche sollten wir die erforderlichen Informationen haben.“ Sicher, mit den Ressourcen von Rosenkreuz war das kein Problem. Und dann gab es da noch SZ. Er nickte. „Möchtest du ihn persönlich holen?“ Er dachte an die Zeitung. „Ich werde dort sein.“ Gewissheit. Der Ältere wandte sich endlich dem Frühstück zu. „In diesem Fall wirst du Schuldig mitnehmen. Er ist weit genug, um dich unterstützen zu können.“ Das hatte er nicht unbedingt erwartet gehabt, andererseits war der Telepath eine logische Wahl. Er nickte ein weiteres Mal. „Gut.“ Er kehrte in das Gästequartier zurück, das ihm zugewiesen worden war und in dem er seitdem erst ein paar Minuten verbracht hatte. Das Hemd von Schneider passte ihm zwar fast, aber dennoch bevorzugte er es, seine eigenen Sachen zu tragen. Erst als er umgezogen war, machte er sich auf den Weg zu seinem alten Zimmer, Schuldigs jetziges. Es war Sonntag und so würde er den Jüngeren am wahrscheinlichsten dort antreffen. Sein Talent legte keinen Einspruch ein. Das Anklopfen sparte er sich, immerhin war er wieder auf Rosenkreuz und man sollte nie vergessen, dass Rang gewisse Privilegien mit sich brachte. Höflichkeit würde nur als Schwäche ausgelegt werden. Zwar bezweifelte er, dass so etwas auch in seinem Fall galt, aber er hatte keine Probleme damit, sich wieder an die hiesigen Geflogenheiten anzupassen. Beinahe hätte er gelächelt, aber seine Miene blieb regungslos und die braunen Augen kühl, als er das Zimmer betrat. Schuldig lag auf dem Bett, das früher ihm gehört hatte und auch wenn es ihm völlig gleichgültig sein sollte, fasste er es als Warnung auf. Der Orangehaarige hatte Kopfhörer auf, bemerkte ihn nicht, anders als sein Mitbewohner, der bis eben am Schreibtisch gesessen hatte. Er erkannte Tobias, einen Teleporter. Von Schuldig selbst wusste er, dass der Braunhaarige einer der wenigen war, mit dem der Telepath gut auskam. Womit Tobias bessere Nerven haben musste, als dieser gerade zur Schau stellte. „Herr Crawford, kann ich Ihnen helfen?“ Tobias hielt den Blick gesenkt und war blass geworden. Er fand es eher nervend als amüsant, wenn die Schüler hier so auf ihn reagierten, aber er kannte jemanden, der anders darüber dachte. Und als hätte Schuldig den Gedanken aufgefangen, setzte dieser sich gerade auf und ein breites Grinsen erschien auf den Lippen des Orangehaarigen. „Nein, arbeite ruhig weiter“, antwortete er Tobias, bevor er sich Schuldig zuwandte. Das Scharren des Stuhls verriet ihm, dass der Braunhaarige seiner verkleideten Aufforderung gefolgt war. Schuldig hatte die Kopfhörer zurückgeschoben, sie hingen ihm jetzt um den Hals und ließen leise Musik frei ins Zimmer strömen. „Ich wusste gar nicht, dass du wieder hier bist.“ Die grünen Augen fingen seine Gestalt ein, als wollte Schuldig ihn auf die einzige Art berühren, die ihm gestattet war. „Ich bin gestern Abend angekommen.“ „Verstehe.“ Schuldig erhob sich, stellte den CD-Player ab. „Was willst du?“ In seinem Rücken zuckte Tobias zusammen, er musste ihn nicht sehen, um das zu wissen. Schuldig hatte wohl vor ihn zu provozieren, aber er lächelte bloß. „Dir mitteilen, dass wir bald einen gemeinsamen Einsatz haben werden.“ Diese Neuigkeit erwischte den Telepathen auf dem falschen Fuß, schnell fasste sich Schuldig jedoch und zeigte ein echtes Lächeln. „Ich würde dir ja jetzt vor Freude um den Hals fallen, aber ich kann auf eine erneute nähere Bekanntschaft mit der Wand gut und gerne verzichten.“ „Es freut mich zu hören, dass du wenigstens etwas gelernt hast“, ging er darauf ein. Er hatte Schuldigs sorgloses Verhalten fast vermisst gehabt. „Alles nur, um hier herauszukommen“, gab der Orangehaarige freimütig und mit einem weiteren Grinsen zu. Schuldig ließ seine Musterung ungerührt über sich ergehen, als dieser sich zum Schreibtisch begab, um den CD-Player dort abzulegen. Der Jüngere war in den vergangenen Monaten wieder ein Stück gewachsen und hatte auch etwas mehr Muskelmasse hinzugewonnen. Dennoch würde er wahrscheinlich eher drahtig bleiben. „Wo hast du den her?“, fragte er, weil Schuldig das von ihm erwartete. Der lehnte sich gegen die Tischkante. „Hat mir jemand geschenkt, als ich das letzte Mal draußen war.“ „Freiwillig?“ Amüsement trat in braune Augen und unwillkürlich griff er nach dem Gerät, um es näher zu betrachten. Was er vielleicht besser gelassen hätte, denn sein Arm protestierte gegen die Bewegung und Schuldig registrierte das mit einem Verengen der Augen. Die Verletzung war bereits am Abheilen und er hatte nicht vor, seinen Arm unnötig zu schonen. Sein Körper könnte sich sonst unterbewusst daran gewöhnen. Und einen Heiler würde er auf gar keinen Fall aufsuchen. Der Nachteil dieser Vorgehensweise war offensichtlich. Schuldig hielt aber den Mund, antwortete nur auf seine Frage. „Der Junge war zweifellos der Überzeugung, es freiwillig zu tun.“ Das Grinsen war wie gewohnt da, aber der Blick des Telepathen wurde durchdringend, sagte deutlich, dass Schuldig auf die andere Sache noch zurückzukommen gedachte. „Zweifellos…“, wiederholte er, legte den Player dann zurück. Er war sich Tobias’ Aufmerksamkeit bewusst und deshalb dankbar, dass Schuldig sich zurückhielt. Was an sich recht überraschend war, denn normalerweise kannte der Orangehaarige keine Zurückhaltung. Vielleicht wollte der nicht den in Aussicht gestellten Einsatz riskieren. Dieser Gedanke ließ seine Mundwinkel ein paar Millimeter nach oben wandern. „Bist du gar nicht neugierig?“ Schuldig verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich übe mich in Geduld“, kam mit einem halben Grinsen die Antwort. „In diesem Fall wird es dir sicher nichts ausmachen, noch einige Tage zu warten, bis du erfährst, wie unser Auftrag lautet.“ Er wandte sich ab und ging auf die Tür zu, hörte Schuldig überrascht einatmen. In der nächsten Sekunde stand der Jüngere auch schon vor ihm, lehnte sich an die Tür, als wäre er schon die ganze Zeit dort gewesen. Er zog eine Augenbraue hoch, erlaubte sich ansonsten aber keine Verwunderung zu zeigen. „Du bist schnell geworden.“ „Ja.“ Schuldig spielte mit einer Haarsträhne, beinahe nachdenklich, hielt seinen Blick fest. Erst jetzt wurde ihm wirklich bewusst, dass der Jüngere das Bandana trug und dessen Mähne so wenigstens etwas gebändigt wurde. Nichts davon spiegelte sich in seiner Miene wider, die blieb so ruhig wie Schuldigs Augen. „Nun rück schon raus damit.“ Schuldigs Tonfall wollte so gar nicht zu dessen Blick passen. Wenn das hier ein Spiel war, dann ein sehr merkwürdiges. „Es ist eine Rekrutierungsmission.“ Ganz kurz wollte Schuldig enttäuscht reagieren, aber schon sickerte Verstehen in die grünen Augen und ein schmales Lächeln ergänzte diese Veränderung. „Probierst du es jetzt mit einem neuen Ansatz und willst mich zu Tode langweilen, damit ich dir nicht länger auf die Nerven fallen kann?“ Diese Frage zusammen mit Schuldigs Sarkasmus war nur für Tobias gedacht. Und er hatte kein Problem damit, entsprechend zu reagieren. „Nicht unbedingt. Aber du bringst mich damit auf eine interessante Idee.“ Schuldig lachte leise. „Wag es ja nicht.“ Dann wurde ihm der Weg freigemacht. ~TBC~ Ha, wieder einen Schritt weiter. Es wird dennoch einige Teile dauern, bis sie wirklich auf Farf treffen ^^# cya, cu ^-^ Kapitel 115: "Er hielt nicht gerade den Atem an vor Spannung" ------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 115) Titel: Close Distance Teil: 115/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Schließt am Dienstagmorgen direkt am letzten Auftritt von Crawford und Schuldig an ^^ Zur Erinnerung: Schu hatte gerade erfahren, dass Farfs Medikament nur ein Fake ist ^.~ Danach Wechsel zu Nagi – erst Dienstagmittag, dann Nachmittag Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Na wenn du in meiner Nähe wohnen würdest, hätte ich jetzt gefragt, ob du auf dem Baumblütenfest in Werder warst *lach* Hast du eine andere Gelegenheit gefunden, zu feiern? ^.~ Wie du sehen wirst, habe ich es tatsächlich mal wieder geschafft, Nagi und Omi in der gleichen Szene unterzubringen. Wenn ich mir die beiden so ansehe, wird es echt schwierig, sie einander näher zu bringen. Die allgemeine Storyentwicklung ließe es allerdings zu… Solange die zwei sich nicht quer stellen, heißt das *Kopf schief leg* @erdschlange: Sadistisch soll er sein? Das wird ja immer schlimmer ^^°°° Ich glaube, ich bin nicht besonders gut darin, Schneider zu verteidigen. Dabei macht es so viel Spaß, ihn zu schreiben. *schief grins* Wenn ich nur an ihn denke, juckt es mir in den Fingern, an „Reaching for the Stars“ weiterzuschreiben. Ich denke, in der Story kommt er nicht so unsympathisch rüber, jedenfalls nicht, was seine Beziehung zu Brad anbelangt. ^^ Zu dem Attentat wird es in den kommenden Vergangenheitskapiteln noch ein bissl mehr geben, aber das Motiv hat wohl zu warten, bis ihr auch erfahrt, warum Crawford eigentlich so eine Sonderbehandlung zugekommen ist. Jupp, Farf taucht in absehbarer Zeit auf. Und das Bandana musste einfach sein *lach* @nai-chan: *Gummibärchen nachschieb* Ich bringe euch gerne zum Lachen, vor allem weil ich selbst oft genug über das Grinsen muss, was ich da eigentlich zusammengeschrieben habe. (In dem Fall kann ich echt dankbar sein für mein schlechtes Gedächtnis – nach ein paar Wochen, wenn ich den Kram abtippe, überrasche ich mich manchmal selbst mit meinem Geschreibsel *snicker*) Es scheint wirklich so, als wäre der Angreifer lebensmüde gewesen. Aber was ist, wenn ihm versichert worden war, dass alles klappt? Und dann haben wir noch das „Aber“, das Crawford anbringen wollte, auch wenn er nicht mehr dazu kam: Gerade mit einem Messer hat ein Angreifer sicher größere Chancen, Crawford zu überraschen, weil es eine geringere Bedrohung für den Precog ist. Das heißt, sein Talent würde nicht so schnell dazwischenfunken und den Plan vereiteln ^.~ Mehr zu dem Anschlag kommt in den folgenden Vergangenheitskapiteln… sozusagen stückchenweise… ^^ Teil 115 „Er hielt nicht gerade den Atem an vor Spannung“ Er blieb allein in der Küche zurück, lauschte auf Schuldigs hastige Schritte, bis oben die Zimmertür ins Schloss fiel. Ein Ausdruck, der nicht viel mit Belustigung zu tun hatte, glitt durch braune Augen und ein genauso humorloses Lächeln bog seine Mundwinkel nach oben. Schuldigs Reaktion hatte ihn nicht wirklich überrascht, höchstens in ihrer Intensität. So gerne sich der Orangehaarige auch einredete unangreifbar zu sein, hatte dieser doch Bindungen aufgebaut. Aber Schuldig brauchte nicht nur Farfarello, es war auch umgekehrt so. Und die Bedeutung dessen war genug gewesen, um Schuldig für den Moment vollkommen von Ran abzulenken. Was ihm nur Recht sein konnte. Eigentlich ein kleines Wunder, dass der Telepath es nicht schon früher bemerkt hatte, von ihnen allen war Schuldig schließlich am ehesten prädestiniert dafür. Aber Farfarello hatte schon immer auf Schuldigs blinder Seite gestanden. Möglicherweise war es das, was die beiden zueinander getrieben hatte. Zumindest teilweise. Eine Hand fuhr durch schwarze Haare und beinahe hätte er über sich selbst gelacht. Er hätte niemals gedacht, dass ihm andere Menschen jemals wichtig genug werden konnten, um sich so viele Gedanken über sie zu machen. Vielleicht war Schuldig nicht der Einzige, der in gewissen Dingen einen blinden Punkt besaß. Mit einem bewussten Entschluss schob er diese Überlegungen von sich und gleichzeitig nahmen seine Züge einen Ausdruck sorgfältiger Neutralität an. Es gab Arbeit zu erledigen. Wie er Takatori kannte, würde der sicher vor Wut schäumen und er hatte keine Lust, dass ihm dieser Idiot bei seinen Plänen in die Quere kam. Masafumi war nützlich. Noch. Für eine Sache. Er stand langsam auf, der Stuhl scharrte leise über die kühlen Fliesen, ohne dass er das vertraute Geräusch wirklich registrierte. Schuldig würde es nicht besonders gefallen, jetzt gestört zu werden, doch darauf konnte und würde er keine Rücksicht nehmen. Er richtete den umgekippten Stuhl auf, ehe er die Küche verließ. Das Anklopfen sparte er sich und als er die Türklinke nach unten drückte, wusste er bereits, welcher Anblick ihn erwarten würde. Farfarello saß auf dem Bett, mit Schuldigs Kopf auf seinem Schoß. Der Orangehaarige hatte sich zusammengerollt und erinnerte ihn für einen Sekundenbruchteil an Ran, ehe das Bild verscheucht wurde. Der Telepath schien tief in Gedanken versunken – in wessen, blieb eine offene Frage – und schien nichts von dessen Umgebung wahrzunehmen, obwohl die grünen Augen geöffnet waren und er ihn ab und zu blinzeln sah. Farfarello sah auf, von dort, wo sich die Hände des Iren in Schuldigs Mähne gegraben hatten. Es fiel ihm nicht schwer, die leichte Überraschung im Gesicht des Jüngeren zu lesen. Das bernsteinfarbene Auge starrte ihn fast neugierig an. Was hast du mit ihm gemacht? Die Frage wurde gestellt, aber nicht ausgesprochen. Und er wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Schließlich hatte er mit Schuldig nichts gemacht. „Weiß wird voraussichtlich heute Abend Masafumi in dessen Villa angreifen.“ Er fiel auf das zurück, was jetzt wichtig war. Und es brachte Leben zurück in die grünen Augen. Schuldig grinste kurz und kalt. „Sicher?“ „Nagi hat Bombays Nachforschungen mitverfolgt.“ „Ziemlich sicher dann.“ Das Grinsen veränderte sich irgendwie, ohne dass Schuldig einen Muskel zu bewegen schien. „Ein Takatori weniger. Wie erfreulich.“ „Ja.“ Sie waren da einer Meinung. Schuldigs Musterung gewann an Nachdruck. „Lass mich raten – wir sollen die ganze Sache wieder überwachen.“ Er lächelte, fast. „Ja.“ Schuldig verdrehte die Augen. „Geht klar. Und jetzt lass uns allein.“ Der Orangehaarige sah keine Notwendigkeit für irgendwelche Höflichkeiten. Und er hatte auch nicht vor, auf welche zu bestehen. Nach einem knappen Nicken verließ er das Zimmer, ohne noch etwas gesagt zu haben. Das war unnötig. Schuldig würde seine Aufgabe erledigen. Takatori war tatsächlich nicht gerade bester Stimmung. „Das Labor ist zerstört worden.“ Es kam als ein Knurren aus der Kehle des älteren Mannes und eine tiefe Falte zerschnitt Takatoris Stirn. Er blieb stumm, neigte lediglich den Kopf etwas. Bestätigung. Plötzlich richteten sich die Augen des Anderen auf ihn, konzentriert, wie ein Laserstrahl. Aber es fehlte die Macht dahinter, die diesen Blick für ihn zu einer Bedrohung hätte machen können. Es gab genug Leute, denen in diesem Moment bestimmt die Knie weich geworden wären, doch er gehörte ganz sicher nicht dazu. „Es ist genug. Ich habe ihn gewarnt, dass ich ein weiteres Versagen nicht dulden würde.“ „Ich verstehe, Mr. Takatori.“ Seine Stimme verriet nichts von seiner Zufriedenheit, glatt und aufmerksam, wie immer. Takatori hatte nach dem Telefon gegriffen, ohne Zweifel mit der Absicht, Masafumi zu sich zu rufen. Er machte einen winzigen Schritt nach vorne, näher an den Schreibtisch heran, gewann so die Aufmerksamkeit des Politikers. „Wenn Sie einen weiteren Tag abwarten, wird sich Ihr Problem von allein erledigen.“ Nun war an es Takatori, den Kopf etwas zu neigen, nachdenklich, Kalkulation in kalten Augen. Er wusste genau, was in dem anderen Mann vorging und es rief Abscheu hervor, auch wenn er nichts gegen diese Entwicklung hatte. Schuldig hatte es treffend ausgedrückt, ein Takatori weniger. Und SZ konnte ihm kaum etwas vorwerfen. Schließlich würde nichts ohne Takatoris Zustimmung geschehen. Er hielt nicht gerade den Atem an vor Spannung. Die Entscheidung kannte er bereits. „Endgültig erledigen?“, hakte der Politiker nach, mit einem erwartungsvollen und nicht sehr freundlichen Lächeln. „Endgültig.“ Sein erwiderndes Lächeln fiel sehr fein aus. Oh nein, er war ganz und gar nicht überrascht. Takatori war die Familie egal, soweit sie nicht dessen Zwecken diente. Und mit SZ im Rücken sowie den bevorstehenden Wahlen vor Augen, ließ dieser Mann zu, dass sein Sohn ins offene Messer rannte. Er fühlte sich beinahe schmutzig, als er das Takatori Building am späten Nachmittag verließ. Vielleicht lag es daran, dass er selbst einmal ähnlich gehandelt hatte. Dennoch konnte er sich nicht dazu bringen, die Entscheidung an sich zu bereuen. Nur die Sache mit seinem Bruder hätte niemals geschehen dürfen. Er biss die Zähne zusammen bei diesem Gedanken, was sein Gesicht kantiger werden ließ. Es wäre auch nicht geschehen, wenn- Nein, darüber würde er nicht nachdenken. Der Motor seines Wagens lief um einiges ruhiger, als er selbst sich gerade fühlte und er zwang sich geradezu dazu, sich dieser Ruhe anzupassen. Wieder er selbst zu werden. Und es gelang ihm sehr schnell. Er parkte in der Nähe des Schultores und schritt hindurch, kurz bevor Ran die Turnhalle verließ. Abwartend hielt er inne, wartete darauf, dass der Rothaarige ihn bemerkte. Und als hätte Ran das gespürt, richteten sich plötzlich violette Augen auf ihn. Ein Lächeln glitt über Rans Lippen und er erlaubte seinen Mundwinkeln, sich ebenfalls ein wenig nach oben zu bewegen. ****** Ran war wirklich ein seltsamer Mensch. Aber es wurde von Mal zu Mal erträglicher, in dessen Nähe zu sein. Ruhiger, obwohl er eher das Gegenteil erwartet hätte. Sie schienen sich gegenseitig zu verändert, Crawford und Ran. Noch vor einem Monat hätte er es niemals für möglich gehalten, doch alles veränderte sich und vielleicht lag es auch einfach nur daran, dass das Ende immer näher rückte. Der Gedanke lief als Anspannung durch seinen Körper, obwohl ihm äußerlich nichts davon anzusehen war. Nur der Baum, gegen den gelehnt er da stand, verlor ein paar Blätter, die langsam zu Boden segelten. Sonnenstrahlen wurden von dem kräftigen Grün zurückgeworfen und beinahe konnte er riechen, wie die Blätter ihr Leben herausbluteten. Winzige Wunden nur und doch würden sie bald nicht mehr als eine verwelkte Erinnerung sein. Dunkelblaue Augen zeichneten den Verlauf der Mauer nach, kehrten dann dorthin zurück, wo Ran und Miyato saßen. Nach dessen Gesten zu urteilen, sprachen die beiden gerade über das Bento und irgendwie löste das ein Gefühl der Belustigung aus. Er dachte nicht weiter darüber nach, sondern setzte einfach seine ruhige Beobachtung fort, langsam sein eigenes Essen verzehrend. Es war beinahe alle, als ein Ziehen in seinem Hinterkopf seine Aufmerksamkeit verlangte. Keine Frage, was das zu bedeuten hatte. Widerwillig öffnete er seine Schilde ein wenig. Wenn Schuldig das nur tat, um ihm auf die Nerven zu gehen, würde der Telepath das bereuen. >Was ist?< >Hm, was für eine warme Begrüßung. Ich hab dich auch lieb, Nagi.< Schuldigs Stimme klang in seinem Kopf auf, so deutlich, als würde der Andere direkt neben ihm stehen. >Sehr lustig.< Er hielt seine Gesichtszüge ausdruckslos, trotz der Irritation, die er verspürte. >Netter Anblick.< Für einen Moment wusste er nicht, worauf Schuldig hinaus wollte, dann zwinkerte er und hatte wieder einen klaren Blick auf Ran. Aha. Etwas glitzerte in dunkelblauen Augen auf. >Du kannst dich wohl nicht so recht entscheiden, Schuldig.< Der Telepath grinste und er fragte sich, wie Schuldig es schaffte, diesen Eindruck zu übertragen. >Wieso? Jeder ist doch froh, wenn ich ihm etwas Aufmerksamkeit widme.< >Träum weiter.< Vielleicht machte Schuldig sich nur etwas vor. Es wunderte ihn sowieso, dass der Orangehaarige dieses Spiel mit Ran ständig weitergetrieben hatte. Es war unlogisch, wenn man bedachte, welche Blicke Schuldig manchmal Crawford zuwarf. Andererseits waren Schuldigs Handlungen selten von Logik gekennzeichnet. Er verbarg diese Überlegungen wirklich gut. >Wie lautet unser Auftrag?< >Helles Köpfchen, das du das hast, Nagi-chan. Es geht um Masafumi. Wir sollen aufpassen, dass Weiß ihren Job ordentlich erledigen. Damit wir uns die Hände nicht schmutzig zu machen brauchen.< >Fein.< Mal wieder ein Babysitter-Job, warum nicht. Schuldig lachte nur und berührte ihn irgendwie, ehe dessen Anwesenheit verschwand und nur ein Prickeln zurückließ. Gereizt rieb er sich über die Arme, ohne es so vertreiben zu können. Schuldig konnte es einfach nicht lassen. „Sempai.“ Er grüßte Rans Freund, froh darüber, bis zu diesem vorgedrungen zu sein, ohne mit jemandem zusammenzustoßen. „Hallo, Naoe-kun.“ Miyatos Lächeln war aufrichtig, aber an den Ecken verbarg sich vorsichtige Neugier. Er fragte sich, wie viel Ran eigentlich von ihnen erzählt hatte – und was Miyato wohl von der Sache hielt. Anscheinend nicht allzu viel. Der Ältere wies ihm einen freien Platz. „Tsukiyono-kun müsste auch gleich da sein.“ Miyato saß gleich neben ihm und musterte ihn mit einem Mal eindringlich. Es sah so aus, als wollte ihm der Oberschüler eine Frage stellen, doch ehe das geschehen konnte, bekamen sie Gesellschaft. Bombay begrüßte sie beide mit einem schnellen Grinsen, ließ dann ebenfalls einen Computer hochfahren. Enttäuschung flackerte so schnell über Miyatos Gesicht, dass er den Ausdruck beinahe verpasst hätte und diese Reaktion versicherte ihm, dass der Ältere tatsächlich etwas hatte wissen wollen. Den Blick auf den eigenen Monitor heftend, verschmälerten sich seine Augen. Besser, wenn Miyato sich nicht als zu neugierig erweisen würde. Er konnte schlecht einschätzen, wie der Oberschüler auf das reagieren würde, was Ran und Crawford da trieben. Andererseits vertraute er Crawford, der musste schließlich wissen, was er tat. Mit einem schmalen Lächeln wandte er sich Bombay zu. Es waren wohl ein paar Worte wegen Samstag angebracht. „Ich konnte leider nicht kommen.“ Der Blondhaarige wusste sofort, wovon er sprach. „Das habe ich gemerkt.“ Es hätte ein Stich in den Worten liegen können, tat es aber nicht. Miyato hatte mitgehört und lehnte sich zu ihm herüber. „Ich hab auch geschwänzt, also lass dir von Tsukiyono-kun kein schlechtes Gewissen machen.“ Der verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich wurde schmählich von euch im Stich gelassen. Wenn wir nicht fertig werden, ist das nur eure Schuld!“ Die funkelnden blauen Augen widerlegen den anschuldigenden Unterton. „So wenig Vertrauen in unsere Fähigkeiten? Ich fühle mich beleidigt.“ Die beiden zogen sich weiter gegenseitig auf, über seinen Kopf hinweg, und er hatte überraschend viel Spaß dabei, ihnen zuzuhören. Früher oder später mussten sie sich aber an die Arbeit machen und schnell war der Raum von geschäftiger Konzentration erfüllte. Ab und zu warf er Bombay einen verstohlenen Seitenblick zu. Der Blondschopf wirkte abwesend, was bei der leichten Aufgabe allerdings keine Gefahr für die zu erstellende Website darstellte. Wahrscheinlich war das Weiß-Mitglied mit den Gedanken schon bei deren neuen Auftrag. Er hätte sich eigentlich schon heute Morgen denken können, dass Crawford ein Auge auf die Sache haben würde. Und natürlich nicht persönlich, dafür hatte ihr Anführer ja sie. Er sollte sich nicht beschweren, doch langsam wurden diese Überwachungsaufträge etwas langweilig. Keine Herausforderung. Aber vielleicht würde Schuldig ihnen wieder einen direkten Link zur Show liefern. Interessanter als Reality-TV. „Was ist so lustig?“ Miyatos Frage machte ihm bewusst, dass sich seine Lippen zu einem leichten Lächeln verzogen hatten und rasch glättete er seine Züge. „Nichts weiter“, stellte er dann klar. „Das nehme ich dir nicht ab.“ „Nicht mein Problem.“ Das Lächeln war zurück, dieses Mal jedoch aus einem anderen Grund. Miyato grinste flüchtig, tat dann empört. „Du weißt, dass du deinem Sempai gegenüber höflicher sein musst?“ Eine Augenbraue wanderte in die Höhe. „Natürlich weiß ich das.“ Vollkommen ernsthaft, gefolgt von Schweigen. Miyato wartete einen Moment ab, verstand dann, was unausgesprochen blieb und schüttelte lachend den Kopf. Bombay hatte den kurzen Austausch mitbekommen und ein Gewicht schien von den Schultern des Blondhaarigen zu verschwinden, als dieser nun lächelte. ~TBC~ Hm, ich glaube die Anzahl der Szenen diesmal ist beinahe rekordverdächtig, oder bilde ich mir das nur ein? o_O Mir gefällt, dass Nagi ein bissl lockerer geworden ist *grins* cya, cu ^-^ Kapitel 116: "Rückblicke XL - Interessante Definition von „nur“, die du da hast" -------------------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 116) Titel: Close Distance Teil: 116/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Ich will mehr über Crawford und Schneider schreiben ^^°°° (ähm, ich tue es sogar gerade, allerdings dauert es noch eine Weile, ehe ihr diese Kapitel zu Gesicht bekommt ^.~ *mich schon mal bei allen Nicht-Fans entschuldige*) Ach ja: das Kapitel schließt geradewegs an das vorangegangene an – nachdem Crawford Schuldigs Zimmer verlassen hat ^^ Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Mia, ich mach wie immer am Weekend ein ganz normales Frühstück ^^° Ist auch besser so, weil wir heute Mittag essen gehen wollen (meine Schwester hat Geburtstag). Hab meiner Mutter so eine vierteilige Highland-Saga geschenkt. Ist ähnlich wie die, von der du mir mal erzählt hast, aber mit einer männlichen Hauptperson. ^^ Paprika auszuhöhlen ist mit etwas Übung gar nicht so schwer *aus eigener Erfahrung spricht* ^.~ Ich wünsche dir viel Spaß in der neuen Filiale *knuffel* Ich denke schon, dass das Blütenfest sowas wie euer Frühlingsfest ist – nur wahrscheinlich um einiges größer. Massenhaft Leute, Buden, Karussels, Liveauftritte etc. Und nicht zu vergessen: Werder-Wein. Mir ist es ehrlich gesagt zu voll ^^# *grins* Was Schu und Crawford betrifft: dieser Sicherheitsabstand wird ab und zu auch weichen *versprech* Aber das hilft Schuldig trotzdem nicht weiter… Takatori ist dir sympathischer als Schneider?!? Das tut weh *sniff* … *lach* Also ich weiß nicht, dieses Urteil ist irgendwie hart, ne? Jupp, ich halte mich ganz an den Anime, so dass Masafumi als erster abserviert wird. Ich konnte den Typen eh noch nie ausstehen. Es ist schön zu hören, dass du dich auch auf ein Gegenwartskapitel freust, aber im nächsten stoßen wir noch nicht bis zu Masafumis Ableben vor ^^° P.S. Kein Chipmunk mehr? Wie schade… XD @nai-chan: Zu locker würde ich ihn wahrscheinlich gar nicht hinbekommen. In meinem Kopf ist er ja nicht diese Art von Person. ^^ Es wäre wirklich einfacher, wenn ich wüsste, wo genau ich Nagi hinentwickeln will. *nachdenklich sag* Und das wiederum hängt auch davon ab, was aus Omi wird @_@ Vielleicht wird alles klarer, sobald ich die Vergangenheitskapitel mit Nagi geschrieben habe. Die meistens Ideen kommen mir ja immer, wenn ich mich mit einem Chara näher beschäftige… *ehe* Entweder hatte ich, als ich das letzte Kapitel schrieb, gar keinen Schimmer gehabt, was das werden sollte – oder zu viele Ideen auf einmal. Anders kann ich mir nicht erklären, wie das zustande gekommen ist. Mit so vielen Personen zu jonglieren ist echt nicht meine Art… @erdschlange: *Gummibärchen rüberschieb* Schlechtes Gewissen machen? War wirklich nicht meine Absicht ^^° Ich persönlich hätte mit deiner Methode wahrscheinlich nicht viel Erfolg, bin nämlich nicht besonders gesprächig *snicker* Diesmal musst du dich nicht mit so vielen Charas rumschlagen. Beschränkt sich eigentlich nur auf Schuldig und Crawford, die anderen sind bloß zierendes Beiwerk ^.~ Ein Nagi-Fan? Ich finde ja, der Knabe ist eine etwas schwierige Person. (Daher drücke ich mich ja so oft davor, ihn doll einzubeziehen *räusper*) In den nächsten Gegenwartskapiteln wird er aber ein bissl häufiger auftauchen ^^ Spaß am Schreiben habe ich gerade wirklich (wie oben im Kommentar gesagt: Schneider und Crawford *gg* ^______________^) Teil 116 „Rückblicke XL - Interessante Definition von „nur“, die du da hast“ Für einen Moment starrte er noch die wieder geschlossene Tür an, atmete dann tief durch. Crawford war wieder da. Und dieser so unerwartete Besuch des Schwarzhaarigen hatte ihm keine Möglichkeit der Vorbereitung gelassen. Dafür war die Sache aber ganz gut gelaufen. Mit einem schiefen Grinsen strich er sich durch die Haare und versuchte zu ignorieren, dass sein Herz schneller als normal war schlug. Er konnte den Puls regelrecht in den Ohren hören, was das Ignorieren wirklich schwer machte. Das Seufzen blieb in ihm verschlossen, als er sich auf sein Bett fallen ließ. Dann setzte auch schon die Vorfreude ein. Rekrutierungsmission hin oder her, Hauptsache er konnte wieder mit Crawford zusammen sein. Sein letzter Trainingseinsatz hatte ihm klar gemacht, dass es ihm nicht ausreichte, aus Rosenkreuz herauszukommen. Ohne Crawford war es einfach nicht das Gleiche gewesen. Bei diesen Gedanken gab er beinahe ein spöttisches Schnauben von sich, hielt es aber zurück, da er Tobias’ Anwesenheit nicht vergessen hatte. Er hörte sich schon wie ein verknalltes Mädchen an. Wäre ja noch schöner. Gewaltsam lenkte er seine Überlegungen zu der bevorstehenden Mission zurück. Normalerweise konnte er sich wirklich kaum etwas Langweiligeres vorstellen – aber normalerweise würden sie Crawford auch nicht mit so etwas behelligen. Es musste einfach so sein, dass es um ein weiteres Teammitglied ging. Nachdenklich drehte er sich auf den Rücken, sah mit einem Stirnrunzeln zur Decke hinauf. Aber wie sollte das zusammenpassen? Seine Ausbildung war bald vorüber, die des potenziellen neuen Mitgliedes würde aber erst anfangen. Irgendetwas an diesem Bild stimmte nicht, andererseits würde es auch nicht weiterhelfen, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Solche Fragen überließ er lieber Crawford. Seine Stirn glättete sich und das Grinsen kehrte zurück. Mit einem Ruck setzte er sich auf und begegnete dem zurückhaltenden Blick seines Zimmergenossen. „Ich verstehe nicht, wie du so mit Herrn Crawford sprechen kannst…“ „Das ist eigentlich ganz einfach.“ Sein Grinsen wuchs in die Breite, als der Ältere die Augen verdrehte. „Du solltest etwas vorsichtiger sein. Vergiss nicht, dass Herr Crawford kein Schüler mehr ist.“ „Wie könnte ich das vergessen…“, murmelte er vor sich hin, ernster werdend. Es wurde ihm schließlich an jedem Tag in Erinnerung gerufen, an dem Crawford _nicht_ hier war. Tobias schüttelte nur den Kopf und schob dann das Buch beiseite, mit dem er sich bis eben beschäftigt hatte. „Wir müssen zum Training.“ „Wieder ein paar blaue Flecken einfangen, wie? Ich glaube nicht, dass ich besonders große Lust darauf habe.“ „Du musst einfach nur schneller als dein Gegner sein. Und das sollte dir doch nicht schwer fallen.“ Der Braunhaarige lachte. Tobias hatte mit seiner Vorhersage Recht behalten. Auch wenn ihr Trainer nicht besonders begeistert von seiner Taktik gewesen war, konnte der doch nichts dagegen sagen. Es war nicht verboten, schnell zu sein. Jetzt allerdings knurrte ihm der Magen und da kam es ihm wirklich entgegen, dass die Glocke zum Mittagessen rief. Sobald sie zurück im Hauptgebäude waren, streifte er den Schnee von seiner Jacke. „Mistzeugs.“ „Was, willst du keinen Schneemann bauen? Es hat die ganze Nacht durchgeschneit. In Japan hattet ihr bestimmt keinen so schönen Winter.“ „Ach halt doch die Klappe, Andreas.“ Er hörte Tobias’ Reaktion über sein Zähneknirschen hinweg und Andreas konnte für das Eingreifen des Teleporters wirklich dankbar sein. Widerwillig ließ er den Knoten aus Konzentration zerfasern, den er automatisch aufgebaut hatte. Vielleicht um Andreas anzugreifen, wer wusste das schon. Er schenkte dem Älteren ein scharfes und gar nicht amüsiertes Grinsen, ging dann rasch zu seinem Zimmer, um die überflüssigen Klamotten loszuwerden. Tobias folgte ihm. Es fiel kein Wort zwischen ihnen, bis sie schließlich den Speisesaal erreichten. Bis dahin hatte er sich ausreichend abgekühlt und langsam stellte er sich die Frage, warum er überhaupt so heftig reagiert hatte – oder besser gesagt, reagiert hätte. Der Essensgeruch lenkte ihn aber schnell davon ab. „Diesen Gesichtsausdruck setzt du nur auf, wenn du weißt, dass du gleich einen gefüllten Teller vor der Nase haben wirst.“ Belustigt sah Tobias ihn an und in Antwort darauf grinste er. „Tatsächlich? Muss daran liegen, dass mein Magen die Kontrolle übernimmt.“ Er warf einen Rundblick in den Saal, hielt nicht nur mit seinen Augen Ausschau nach Crawford. Anspannung durchlief seinen Körper, aber er entspannte sich wieder, sobald er den Schwarzhaarigen an einem der Lehrertische sitzen saß. Seine Telepathie verriet im, wie viel Aufmerksamkeit zurzeit auf den Amerikaner gerichtet war und die Neugier, die das Ganze unterlegte, war ebenfalls nicht zu überhören. Schnell hatte er das neueste Gerücht herausgefiltert. Und da war er wieder, der Gedanke an Crawfords minimales Zusammenzucken. Ob an dem Gerede was dran war? Auf jeden Fall schien es allgemeine Verbreitung gefunden zu haben, wie er feststellen konnte, als er sich setzte. Ohne es zu merken, hatte sich seine Miene verschlossen, zu sehr konzentrierte er sich auf das, was um ihn herum vorging. Er aß, ohne wirklich etwas zu schmecken, was selten vorkam und erst eine Bemerkung von Andreas ließ ihn aufhorchen. „Das ist Blödsinn. Jeder Idiot kann doch sehen, dass Herr Crawford nicht verletzt ist.“ „Aber warum sollte sich jemand das ausdenken?“ „Um sich wichtig zu machen?“ Ein Schulterzucken. „Dann müsstest du es doch in die Welt gesetzt haben, nicht wahr, Andreas?“, mischte sich eine dritte Stimme ein und der Heiler funkelte Tobias an, ohne jedoch darauf einzugehen. Mit etwas, das an Erleichterung grenzte, verfolgte er die Änderung in der Meinung der hier am Tisch Sitzenden. Sie hatten es sowieso nicht so wirklich glauben können und Andreas hatte sich mit seiner großen Klappe zur Abwechslung tatsächlich mal als nützlich erwiesen. Nach und nach würde sich die Einstellung weiter verbreiten und das war gut so. Ihm wollte nämlich ganz und gar nicht gefallen, dass jemand Crawford für angreifbar halten könnte. Entspannter jetzt aß er auf, auch wenn die Kälte nicht aus den grünen Augen verschwunden war, hartnäckig dort verweilte. „Wo willst du hin?“ „Spazieren gehen.“ Tobias glaubte ihm kein Wort, hielt ihn aber auch nicht auf, als er weiter in die falsche Richtung ging. Oder auch in die richtige. Sie führte zwar nicht zu ihrem Zimmer, dafür aber zu dem Trakt, in dem sich die Gästequartiere befanden. Und genau dort wollte er hin, wobei ihm völlig egal war, dass er dort nichts zu suchen hatte. Man durfte sich eben nicht erwischen lassen und sein Talent funktionierte bestens. Erst als er vor Crawfords Tür stand, zog er es zurück, da die Schwärze gegen den Rand seines Bewusstseins zu schwappen begann. Eine Welle schweren Wassers, gegen das er gezwungen war Dämme zu errichten, weil er manchmal versucht war, freiwillig darin zu ertrinken. Seine Schilde schoben die mehr oder weniger verständlichen Gedanken der Leute so weit zurück, dass es beinahe still in seinem Kopf wurde – jedenfalls im Gegensatz zu der aktiven Suche, die er bis eben durchgeführt hatte, um niemandem über den Weg zu laufen. Er kam nicht mehr dazu, sich zu entscheiden, ob er anklopfen oder einfach hineingehen sollte, weil sich die Tür bereits öffnete. Braune Augen musterten ihn ein paar Sekunden lang, als wollten sie in ihn hineinsehen und vielleicht tat Crawford genau das. Schweigend trat der Ältere einen Schritt zurück, um ihn hereinzulassen. Er schob die Hände in die Hosentaschen und folgte der unausgesprochenen Einladung. Neugierig sah er sich in dem Zimmer um, am schnellsten huschte sein Blick über das Bett hinweg und weigerte sich, dorthin zurückzukehren. „Nett hier.“ Grinsend wandte er sich zu Crawford um, der es immerhin über sich brachte, ein schmales Lächeln zu zeigen. „Du bist doch bestimmt nicht hier, um die Einrichtung zu bewundern.“ Natürlich nicht. Sein Grinsen verschwand, während er Crawford musterte und nach irgendetwas suchte, von dem er selbst nicht wusste, was es eigentlich war. „Hier ist ein Gerücht im Umlauf…“, sagte er schließlich. „Und?“ Crawford blieb vollkommen ruhig, das Gesicht unbewegt. Er schaffte es, nicht genervt den Kopf zu schütteln. Hatte er wirklich eine Reaktion erwartet? „Es heißt, du bist angegriffen worden.“ Grüne Augen hielten Crawfords fest und so entging ihm nicht das Aufblitzen darin. „Es ist also wahr…“ Nicht wirklich eine Frage. Die Bestätigung durch ein knappes Nicken war redundant. Langsam ließ er sich auf den Boden sinken, sah von dort zu Crawford hoch. Er wollte fragen, ob der Ältere in Ordnung war, doch die Antwort stand schließlich vor ihm. Crawford schien über irgendetwas nachzudenken und er brauchte nicht lange, bis er begriff, was den Anderen beschäftigte. „Es dürfte keine Gerüchte geben, hm?“ Natürlich war es gut möglich, dass ein Teil der Lehrer Bescheid wusste, aber die Schüler waren von derartigen Informationen abgeschnitten. Es musste also Absicht gewesen sein und das gefiel ihm sogar noch weniger als die Tatsache, dass es sich überhaupt herumgesprochen hatte. Jemand wollte Crawfords Stellung untergraben. Er fletschte unwillkürlich die Zähne, nur kurz, aber Crawford bemerkte es nichtsdestotrotz. „Mach keine Dummheiten.“ „Hab ich nicht vor.“ Die Warnung war nicht wirklich ernst gemeint, enthielt aber dennoch gewisse Bedenken. Wie schmeichelhaft. Crawford hielt ihn zumindest für keinen _kompletten_ Dummkopf. „Du könntest mir einen Gefallen tun.“ „Für dich doch immer.“ Er grinste wieder, obwohl Crawfords schmales Lächeln nicht gerade dazu einlud. Aber er spürte, dass es sich nicht gegen ihn richtete. „Gut. Versuch die Quelle ausfindig zu machen und bring mir den Namen. Nur das.“ Er schnitt eine Grimasse. „Interessante Definition von „nur“, die du da hast. Aber ich werde es versuchen.“ „Danke.“ Das eine Wort überraschte ihn so sehr, dass er sich ohne weiteres in sein Zimmer aufmachte. Und erst mitten auf dem Weg wurde ihm bewusst, dass er nicht gefragt hatte, was eigentlich genau passiert war. Tobias war neugierig, aber wie meistens hakte der Ältere nicht nach. Womit der Teleporter in Übereinstimmung mit den anderen hier handelte. Seitdem sie selbst den ältesten Jahrgang auf Rosenkreuz stellten, hatte niemand mehr es gewagt, ihn herauszufordern. Beinahe ein Grund, Enrico zu vermissen, aber nicht ganz. Mit einem leicht ironischen Zucken der Mundwinkel nickte er Tobias zu, beäugte dann sein Bett, das natürlich immer noch chaotisch aussah. Mit einem innerlichen Schulterzucken legte er sich hin. „Ich möchte nicht gestört werden.“ Er sprach es einfach in die leere Luft hinein, genau wissend, dass Tobias ihn nicht nur hören, sondern auch gehorchen würde. Grüne Augen wurden geschlossen und es wurde dunkel um ihn herum. Seine Atemzüge gingen tiefer, mit längeren Abständen dazwischen, während er sich entspannte und in eine Konzentrationsphase hinüber glitt, die ihm seine Arbeit erleichtern würde. Er öffnete die Augen, um eine noch tiefere Dunkelheit zu erblicken, die gleichzeitig substanzieller zu sein schien. Es gab ein schwaches Glimmen von unterschiedlichen Quellen, aber es war zu entrückt, um wirklich gegen die Schwärze anzukommen. Zufrieden sah er sich um in diesem mentalen Raum, der ihm bewies, wie gut seine Schilde geworden waren. Für eine Weile beschränkte er sich darauf, die makellos glatte Ebene entlangzugehen, dann aber besann er sich auf seine eigentliche Aufgabe. Seine Hände ballten sich zu Fäusten, wurden gleich darauf wieder geöffnet, unendlich langsam. Und mit jeder dieser winzigen Bewegungen gab er etwas mehr Kontrolle über seine Schilde auf. Das Glimmen wuchs zu einem Leuchten an, als die schon vertrauten Kugeln geistiger Energie auftauchten. Um ihn herum und so weit er sehen konnte. In solchen Momenten liebte er sein Talent. Doch er war nicht hier, um zu spielen. Und so machte er sich daran, die Kugeln abzuschreiten, mit federleichten Berührungen seine Frage zu stellen. Auch wenn er andere Telepathen sicherheitshalber mied, blieben genug Schüler übrig, um ihn stetig weiterzuleiten. Seine Frage war simpel, kaum invasiv. Sie dachten wie von allein daran, von wem sie das Gerücht zum ersten Mal gehört hatten. Es war außergewöhnlich genug, um nicht vergessen zu werden. Er wurde müde, aber nicht für den Bruchteil einer Sekunde erlaubte er sich, in seiner Konzentration nachzulassen. Er wollte keine Spuren hinterlassen, niemanden misstrauisch machen. Und als seine Mühe schließlich belohnt wurde, war er zu erschöpft, um sich richtig über seinen Erfolg freuen zu können. Ein Frösteln durchlief seinen Körper, von dem er nicht wusste, ob es sich auch in der realen Welt zeigen würde. Sein Energiepegel war zu weit gesunken, als dass seine Körpertemperatur noch völlig aufrechterhalten werden konnte. Zeit zurückzukehren. Er schlug ein weiteres Mal die Augen auf. Die weiße Decke war anfangs unscharf, wirkte gleichzeitig näher, als sie sein dürfte. Doch sein Blick fokussierte sich mit geübter Schnelligkeit und genauso rasch wob er die Schilde wieder um seinen Verstand. Die frühe Dämmerung des Winters begann sich bereits anzukündigen, aber er achtete kaum darauf, determiniert, etwas Schokolade in den Magen zu bekommen. Erst danach fiel ihm auf, dass er allein war. Das war ihm ganz recht so, denn Müdigkeit überfiel ihn auf einmal. Mit Crawford konnte er später immer noch reden, jetzt brauchte er ein kleines Nickerchen. Er schlief ein, kaum dass sein Kopf das Kissen berührte. ~TBC~ Manchmal überrascht es mich wirklich, wie bereitwillig Schuldig so etwas für Crawford auf sich nimmt. Aber auf der anderen Seite passt es auch zu ihm, denkt ihr nicht auch? ^^ Es ist schwierig im Kopf zu behalten, dass in den Vergangenheitskapiteln jetzt Winter ist *drop* Die warmen Temperaturen in der Realität sind ein wenig störend… Und so völlig ohne Zusammenhang: die römische Bezeichnung für 40 sieht irgendwie komisch aus. o_O cya, cu ^-^ Kapitel 117: "Ich verstehe, du bist nicht für große Gefühlsausbrüche in der Öffentlichkeit" ------------------------------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 117) Titel: Close Distance Teil: 117/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Ähm… Tot taucht wieder auf. *schauder* In diesem Teil wird sowohl die Handlung bei Nagi als auch Crawford und Ran fortgesetzt. Immer noch Dienstag ^^ Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Meine Prüfungen starten erst im Juli, ein bissl Luft habe ich also noch ^.~ Und in den Film will ich wahrscheinlich nächstes Weekend gehen *nod* Musste diesen Samstag zur Uni und will heute im Internet mal nach Praktikumsplätzen gucken. >_< Ich hoffe, dass es in deiner Filiale noch besser wird. *knuffel* Aber hättest du denn eine Alternative gehabt? Der Muttertag bei euch ist ja echt interessant verlaufen *ehe* Ich kann mir zwar immer noch nicht vorstellen, wie so ein in Schokolade gegossenes Bild aussieht, aber vielleicht es das auch besser so *hüstel* ^^# Ich hoffe, du findest noch Zeit, das Kapitel zu lesen ^^ Wirst eigentlich jetzt noch Chipmunk genannt? *neugierig frag* @erdschlange: *snicker* Also ob die Rache grausam sein wird… wäre doch nicht so ganz Crawfords Stil, oder? Aber sie wird auf jeden Fall kommen *grins* Kreative Ergüsse kann ich dir nicht versprechen, dafür bin ich zu vorsichtig, aber ich gebe mir alle Mühe. Zudem bringt es dir doch nicht besonders viel, wenn ich an Crawford und Schneider arbeite… Oder hast du vor, deine Meinung über letzteren noch zu ändern? ^____~ @PhibrizoAlexiel: *Gummibärchen rüberschieb* Ich bin echt überrascht, wie schnell du dich durch die Fanfic gekämpft hast o_O Freut mich sehr, dass sie dir gefällt und vielen Dank für deinen Commi *grins* vor allem, da du selten welche schreibst ^^ Ich schaffe es anscheinend dafür zu sorgen, dass Weiß allen auf den Keks geht *räusper* ^^° Und ich versuche ja, die beiden Handlungsebenen mehr miteinander zu verweben, aber das ist gar nicht so einfach. Vor allem, weil ich Weiß zu gerne außen vor lasse *drop* Ich denke, ein bissl bessert sich das in den nächsten Teilen, aber die Fanfic wird sich trotzdem hauptsächlich auf Schwarz konzentrieren. Ich hoffe, du bleibst an der Story dran, sie wird noch ne ganze Weile laufen ^___^# Teil 117 „Ich verstehe, du bist nicht für große Gefühlsausbrüche in der Öffentlichkeit“ Bombay hatte sich entschuldigt und war rasch verschwunden, kaum dass der Leiter das Ende der heutigen Veranstaltung verkündet hatte. Anscheinend gab es noch etwas zu erledigen, bevor Weiß heute Nacht den Auftrag ausführen konnte. In dunkelblauen Augen stand Verständnis und vielleicht eine Spur von Belustigung, als er dem Älteren für einen Moment nachblickte. Und beides verschwand wie ausgelöscht, sobald Miyato seine Aufmerksamkeit errang. „Wir haben es geschafft.“ Der Oberschüler grinste ihn zufrieden an. „Ein anderer Ausgang wäre auch enttäuschend, nachdem so viel Arbeit investiert wurde“, stellte er ruhig fest und Miyato wirkte etwas überrascht. „Wie wäre es mit ein bisschen mehr Begeisterung?“ Zusammen verließen sie den Raum, steuerten auf den Ausgang zu. „Vielleicht später.“ Miyato strich sich ein paar braune Strähnen aus der Stirn und lächelte. „Ich verstehe, du bist nicht für große Gefühlsausbrüche in der Öffentlichkeit.“ Sein scharfer Blick entging dem Älteren, der gerade die Tür aufdrückte. So scherzhaft diese Aussage auch geklungen hatte, war ihm doch klar, dass auch Ernst dahinter steckte. Miyato war ein aufmerksamer Beobachter. Bis zum Schultor liefen sie schweigend nebeneinander her. Sein Talent machte ihn darauf aufmerksam, dass sein Begleiter mit irgendetwas rang. Schatten von Bewegungen, die niemals ausgeführt wurden. Er hatte nicht vor abzuwarten, bis Miyato zu einer Entscheidung gelangte und wollte sich gerade verabschieden, als sich die dunklen Augen fest auf ihn richteten. Innerlich seufzte er, überlegte kurz, ob er nicht trotzdem einfach gehen sollte, beschloss dann aber, ihn die Frage stellen zu lassen. „Du gehörst doch zu Crawford-san, oder?“ Ein vorsichtiger Anfang. Ein Lächeln, das wenig Humor enthielt, glitt über seine Lippen. Zu schnell, um wirklich wahrgenommen zu werden. „Ja“, antwortete er dann. Keine Gefahr hier, das war offiziell. Miyato zögerte, musterte ihn intensiver und er wusste genau, was als nächstes folgen sollte. Doch dazu würde er nichts sagen. „Er ist mein Vormund. Und er hat einen gut bezahlten Job“, kam er dem Anderen zuvor. Amüsiert konnte er beobachten, wie der Ältere verlegen wurde. Miyato schien sich wirklich Sorgen um Ran zu machen. Denn darauf lief das Ganze hier hinaus. Nicht dass er vorhatte, noch deutlicher zu machen, dass er Bescheid wusste. Wieder strich sich Miyato durch die Haare. Dem Oberschüler kam die Sache wahrscheinlich nicht halb so lustig vor. Bevor dieser jedoch eine weitere Frage stellen konnte, hielt ein Wagen neben ihnen am Straßenrand. Schuldig und Farfarello. Was für eine Überraschung. „Ah, Yunshiro. Lange nicht gesehen.“ Schuldigs spöttisches Grinsen bereitete Miyato Unbehagen. Der Deutsche war so unhöflich wie immer. „Guten Tag“, kam es etwas zu leise von dem Oberschüler. Miyato war von Farfarellos Blick gebannt. „Tut mir Leid euch unterbrechen zu müssen, aber Nagi wird gebraucht.“ Schuldig klang ganz und gar nicht so, als würde ihm etwas Leid tun. Miyato nickte nur, fast so, als wäre er hypnotisiert, reagierte kaum auf seine Abschiedsworte. Mit einem Schulterzucken öffnete er die Beifahrertür und nahm neben Farfarello Platz. Der Ire war entspannter als gewöhnlich, obwohl das bernsteinfarbene Augen Miyato weiterhin an Ort und Stelle festnagelte. Normalerweise war das kein gutes Zeichen, aber dieses Mal war das Interesse des Iren anderer Natur. Miyato schien nicht in Gefahr zu sein und irgendwie war er froh bei dieser Feststellung. „Er mag mich wohl nicht besonders.“ Nur eine Hand am Lenkrad, schob Schuldig die Sonnenbrille zurecht. „Woran das wohl liegt“, erwiderte er trocken und bekam von Farfarello ein kurzes Auflachen zu hören. Dann fiel ihm etwas auf. „Woher kennt er dich eigentlich?“ Er konnte sehen, wie Schuldigs Mundwinkel nach oben rutschte. „Wir sind uns am Sonntag über den Weg gelaufen.“ „Ganz zufällig natürlich.“ „Jedenfalls lag es nicht in _meiner_ Absicht.“ Oh ha, der Unterton deutete auf Crawfords Hand hin. Und da es keinen Grund geben dürfte, Schuldig auf Miyato loszulassen, konnte die Antwort nur Ran lauten. Mal wieder. Seine Vermutung fand Bestätigung, als Schuldig ihm erzählte, was genau vorgefallen war. Wie zuvorkommend von dem Telepathen. Und es stellte sich die Frage, warum Schuldig das tat. Bei diesem gab es immer einen Grund – und sei es, um eine bestimmte Reaktion auszulösen. Er lächelte nur, kaum wahrnehmbar. So sehr Schuldig Ran bisher als ein Mittel angesehen hatte, sich ein wenig zu amüsieren, war doch eine gewissen Reserviertheit geblieben. Jetzt war da ein Unterschied, auf den er noch nicht den Finger legen konnte. Und vielleicht hing es mit der neuen Ruhe zwischen Schuldig und Farfarello zusammen. Es war noch ein wenig früh, als sie die Villa von Takatori Masafumi erreichten. Farfarello beobachtete das Gebäude, während er selbst nach seinem Laptop griff, den Schuldig mitgebracht hatte. Er linkte sich per Satellit ein und in der nächsten Sekunde stand ihm die gesamte Welt offen. Bald fand er die Spuren von Bombays Arbeit, vergewisserte sich, dass von dieser Seite keine Überraschungen zu erwarten waren. Es war nicht schwer, beinahe Langeweile zu empfinden. Gegen Schwarz würden normale Menschen nicht ankommen, auch wenn sie trainierte Killer waren. Er ließ die beiden allein beim Wagen zurück und begann durch den Wald zu streifen. So viel Natur war etwas Ungewöhnliches und sein Talent hatte den Freiraum, nach draußen zu greifen, ohne durch die Potenziale zu vieler Menschen gestört zu werden. Es hatte beinahe etwas Meditatives und als er schließlich auf eine große Lichtung hinaustrat, war seine Aufmerksamkeit so weit heruntergeschraubt, dass ihn die Anwesenheit einer weiteren Person regelrecht überraschte. Sie. Dieses seltsame blauhaarige Mädchen von Sonntag. Masafumi glaubte doch nicht wirklich, damit Schwarz kopieren zu können… „Was machst du hier?“ Sie hielt ihren Schirm, als wollte sie den als Waffe einsetzen. „Nur einen Spaziergang.“ Verwirrung hielt ihn nicht davon ab, ihr zu antworten. Warum konnte er sie nicht spüren? Und warum fiel ihm das jetzt erst auf? „Ihr habt Papa verärgert. Verschwinde!“ „Nein, warte.“ Er hielt eine Hand ausgestreckt, eine unbeabsichtigte Geste, die seine Worte unterstrich. Nur noch einen Moment. Er ließ seine Telekinese frei, entfesselte einen kleinen Sturm aus Blütenblättern und tastete gleichzeitig über das Mädchen hinweg, das nichts davon mitbekam. Fasziniert, mit geweiteten Augen, sah sie zu. „Wunderschön…“ Dann wandte sie sich ihm zu. „Danke.“ Er nickte, innerlich weit entfernt. „Tot!“ Der Ruf hallte durch die Luft und das Mädchen drehte den Kopf. „Ich muss gehen.“ Und ohne einen weiteren Blick zurück, lief sie davon. Er sah ihr lange nach, bis ihn ein merkwürdiges Gefühl zurückholte. Langsam drehte er sich um und am Rande der Lichtung standen Farfarello und Schuldig, Schattengestalten. ****** Das Training hatte ihm geholfen, sich etwas mehr mit sich selbst zu integrieren. Seine Muskeln waren warm und erschöpft, ein Gefühl, das ihn auf seltsame Weise erdete. Und das ihn festhielt, als sein Blick auf ein inneres Drängen hin zum Schultor wanderte, wo er Crawford-san entdeckte. Nur innerlich machte er einen kleinen Sprung, während äußerlich ein Lächeln seine einzige Reaktion blieb. Seine nächsten Schritte fielen länger und zielstrebiger aus, er brauchte nicht lange, um den Schwarzhaarigen zu erreichen. Am liebsten hätte er ihn umarmt, um sich dessen Anwesenheit mit mehr als nur seinen Augen zu vergewissern, aber dazu war er sich zu sehr der anderen bewusst, die jeden Moment die Sporthalle verlassen würden. Und hinzu kam, dass Crawford-san damit sicher nicht einverstanden wäre. Die braunen Augen sahen ihn an, als wüsste der Ältere genau, was ihm gerade durch den Kopf ging und Belustigung zupfte an Crawford-sans Mundwinkeln. „Guten Abend, Ran.“ Jedes einzelne Wort drang tiefer in ihn ein, vibrierte in ihm nach und rief Erinnerungen wach, die er gerade gar nicht gebrauchen konnte. Das war doch unsinnig, schließlich war in der Nacht kein Wort zwischen ihnen gefallen. Warum also reagierte er auf diese Weise? Andererseits lag wenig Sinn in allem, was er tat, wenn es um Crawford-san ging. Daher wurde der Gedanke schnell als unwichtig beiseite geschoben. „Hallo.“ Er lächelte, aber es fühlte sich beinahe wie ein Grinsen an. Inzwischen stand er so nahe neben dem Schwarzhaarigen, dass er eine Spur von dessen Aftershave wahrnehmen konnte und es ließ die Bilder in seinem Kopf nur noch lebendiger werden. Seine rechte Hand bewegte sich wie von allein, berührte flüchtig den Ärmel von Crawford-sans Jackett. Es reichte aus, um die Textur des Stoffes zu fühlen. Das Amüsement war verschwunden, als er gemustert wurde, bevor der Ältere den ersten Schritt machte, um das Gelände zu verlassen. Und dieser Blick war es, der ihn für ein paar Atemzüge noch wie angewurzelt stehen bleiben ließ. Manchmal wünschte er sich, er könnte Crawford-sans Gedanken lesen, so wie dieser in der Lage zu sein schien, in seinen Kopf zu gucken. Das war einer dieser Momente. Er schüttelte sich, eher sinnbildlich als tatsächlich, folgte dann rasch dem anderen Mann. Crawford-sans Wagen wartete ganz in der Nähe auf sie und ohne eine Frage zu stellen, nahm er auf dem Beifahrersitz Platz. Denn da war keine. Er kannte den Anderen inzwischen gut genug, um zu wissen, dass sie zu Aya fahren würden. Crawford-san hatte von Anfang an darauf geachtet, dass er seine Schwester regelmäßig, täglich, besuchte. Er schnallte sich nicht gleich an und das war natürlich etwas, das Crawford-san nicht entging. Wieder ruhten braune Augen auf ihm und er wartete keine Erlaubnis ab, bevor er sich dem Älteren entgegenlehnte, um ihn zu küssen. Es war nicht seine Absicht gewesen, mehr als eine schnelle Berührung daraus zu machen. Noch war er nicht sicher genug, warum Crawford-san es überhaupt zuließ. Aber ehe er sich zurückziehen konnte, umfingen warme Hände sein Gesicht und der Kuss wurde vertieft. Keine halben Sachen… Für eine Sekunde blitzte dieser Gedanke auf und er hätte lachen können. Wäre da nicht die Tatsache gewesen, dass er schon längst nicht mehr wusste, was er überhaupt gedacht hatte. Es war erst das zweite Mal, dass Crawford-san mit ihm in Ayas Zimmer stand. Und heute war es ein vollkommen anderes Gefühl. Langsam trat er an das Bett seiner Schwester heran und während ihm die Kälte von Leblosigkeit entgegenschlug, glaubte er im Rücken die Wärme von Crawford-sans Präsenz zu spüren. Seine Hand legte sich auf die von Aya und in deren Faust wusste er immer noch das Gegenstück zu dem Ohrring, dessen Gewicht eine ständige Erinnerung war. Er ging in die Knie, beugte sich vor, bis seine Stirn an ihren verbundenen Händen zu ruhen kam. Wärme. Sie lebte immer noch, egal welchen Eindruck es auf ihn machte, sie hier so liegen zu sehen. In Gedanken sprach er zu ihr, fühlte sich vor, bis Ayas Anwesenheit zu einer Tatsache wurde, an die er weiterhin glauben konnte. Er stellte ihr Crawford-san vor, ohne ein Wort zu sagen. Was vielleicht besser so war. Wahrscheinlich hätte er sowieso nicht die richtigen Worte gefunden, denn dafür hätte er definieren müssen, wer der Andere war. Was er ihm bedeutete. Schritte. Leise, als wollten sie ihn nicht stören. Aber sie hatten augenblicklich seine Aufmerksamkeit. Hinter ihm kamen sie zum Erliegen und vorsichtig stand er auf, um sich dann zurückzulehnen. Nur ein winziges Stück, aber es reichte vollkommen aus. Er hielt immer noch Ayas Hand, auch wenn er das kaum registrierte. Sein Körper war vollauf damit beschäftigt, den Kontakt mit Crawford-san zu verarbeiten. Keine Frage, ob mit ihm alles in Ordnung sei, nicht einmal eine Umarmung, die er unwillkürlich erwartet hatte. Er schloss die Augen und die Stille in diesem kleinen Zimmer schaffte es durch seine Haut zu sickern und das Eis zu durchdringen, um sich irgendwo tief in ihm niederzulassen. Es war keine Hitze, kein Feuer, dafür erforderlich. Die Hand, die sich irgendwann auf seine Schulter legte, beraubte ihn dieser Stille nicht, aber sie zwang ihn, seine Aufmerksamkeit wieder nach außen zu richten. Was nur im ersten Moment wehtat, als sein Blick erneut auf Aya fiel, die sich nicht gerührt hatte. Natürlich nicht, wie sollte sie auch. Er wollte nach ihr rufen, sie dazu zwingen aufzuwachen, aber auch wenn Aya für ihn am Leben blieb, diesen Wunsch wollte sie ihm einfach nicht erfüllen. Und so war es viel einfacher sich umzudrehen und den braunen Augen zu stellen, die mehr Ruhe in sich trugen, als er jemals zu erlangen hoffte. Crawford-san sagte nicht gleich etwas, schien ihn abzuschätzen. Ein angedeutetes Lächeln folgte und er fragte sich, warum es so düster wirkte. Er könnte den Älteren fragen, vielleicht würde er sogar eine Antwort erhalten. Aber ein Gefühl warnte ihn, dass sie ihm nicht gefallen würde. Und aus diesem Grund blieb er stumm, ohne zu wissen, dass sein Blick um einiges beredter war, verriet, was nicht ausgesprochen wurde. Ein kurzer Druck, ehe die Hand zurückgezogen wurde. Es war, als würde er einen Anker verlieren, den er unbedingt brauchte. Seine Finger schlossen sich um Crawford-sans Handgelenk. Er wusste selbst nicht, was an dieser Geste ihn so sehr beruhigte, doch das war nur ein weiterer Punkt auf seiner Liste der Dinge, die er nicht hinterfragte. Man musste sich das Leben ja nicht freiwillig unnötig schwer machen, nicht wahr? „Wir sollten jetzt gehen. Die Besuchszeit ist vorüber.“ Als ob er sich bisher davon hätte aufhalten lassen. Die Schwestern hatten überraschend viel Verständnis gezeigt und er fand nichts Schlimmes daran, es auszunutzen. Aber Crawford-san hatte auf einer anderen Ebene Recht. Und so versuchte er, sich das gleichmäßige Pochen des Pulsschlages einzuprägen, ehe er losließ und dem Älteren aus dem Zimmer folgte. Inzwischen war er oft genug hier gewesen, um die sterile Umgebung völlig auszuschließen und auch so den Weg nach draußen zu finden. Heute aber gelang es ihm nicht, Crawford-sans Anwesenheit erlaubte diese Art von Abschottung nicht. Und es störte ihn nicht. ~TBC~ o.O Irgendwie mag ich das Tempo (oder auch das Fehlen selbigen ^^#) im zweiten Abschnitt. Ist euch aufgefallen, dass die beiden ganze dreimal sprechen? *ehe* Ich weiß, dass ich nicht besonders dialoglastig schreibe, aber das ist doch beinahe lächerlich… ^^°°° cya, cu ^-^ Kapitel 118: "Rückblicke XLI - Man könnte sagen, dass er Crawford für dessen Verstand liebte, doch das träfe nicht ganz den Kern der Sache" ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 118) Titel: Close Distance Teil: 118/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Wenigstens ein bissl Crawford und Schneider diesmal *hehe* Aber keine Sorge, der größte Teil gehört Schu und Crawford ^.~ Schließt eigentlich direkt an den letzten Vergangenheitsteil an, wo Schu sich telepathisch auf die Suche nach dem Urheber der Gerüchte gemacht hat ^^ Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Wohin bist du denn dieses Weekend verschwunden? *mich suchend umseh* @nai-chan: *snicker* Also wenn es dir gar nicht auffällt, ist es ja gut und wenn dir der Stil auch noch gefällt, umso besser. Vielleicht solltest du mir etwas von deinem Drang, Dialoge zu schreiben, abgeben. Würde unser beider Geschreibsel ausgewogener machen ^____~ Die Kapitel waren genauso lang oder kurz wie immer *dir versicher* Man, ich verstehe einfach nicht, wie man auf Tot stehen kann. Mir ist das Mädel immer nur auf den Keks gegangen ^^° @erdschlange: *Gummibärchen reich* _Mal_ ein _bisschen_ Ruhe?!? *lach* Es ist ja nicht so, als wäre meine Fanfic ansonsten auf Action abgestellt *ehe* Leider kann ich dir keine Argumente liefern, um Schneider auf deiner Beliebtheitsskala nach oben steigen zu lassen. Entweder würde ich damit Details verraten, die euch noch nicht bekannt werden sollen oder über „RftS“ erzählen. Ist schon irgendwie dumm… diese AU hat mein Bild von Schneider so beeinflusst, dass ich es beim Schreiben von „CD“ nie ganz abschütteln kann *drop* Aber genug gelabert. Vielleicht habe ich einfach Glück und ehe diese Story vorbei ist, wirst du ihn zumindest ein bissl mögen. ^^ Übrigens erfährst du diese Woche endlich, wer der Übeltäter war. (Und wenn du an Teil 102 zurückdenkst, ist es nicht einmal so überraschend *gg* Ich habe einfach darauf vertraut, dass sich keiner von euch mehr daran erinnert ^______^) Teil 118 „Rückblicke XLI - Man könnte sagen, dass er Crawford für dessen Verstand liebte, doch das träfe nicht ganz den Kern der Sache“ „Hey du Schlafmütze. Sag bloß, du hast die Glocke nicht gehört…“ Eine Hand legte sich auf seine Schulter und weckte ihn schneller, als es die Worte hätten tun können. Er zwinkerte, aber in den grünen Augen stand schon keine Verwirrung mehr. Nur Kalkulation, bis er Tobias erkannte und mit einem halbwegs entschuldigenden Grinsen seinen Griff lockerte. „Sorry, ich wusste nicht, dass du es bist.“ „Ach, wer denn sonst, der schwarze Mann vielleicht?“ Der Braunhaarige rieb sich das Handgelenk und rotierte ein bisschen die Schulter, aus deren Richtung es verdächtig geknackt hatte, als er ihm den Arm auf den Rücken gedreht hatte. Er lachte und schüttelte den Kopf, ohne zu antworten. Insgeheim hatte er befürchtet, dass sein kleiner Ausflug nicht unbemerkt geblieben war, doch jetzt, da sich sein Verstand eingeschaltet hatte, wurde ihm klar, dass eine Reaktion schon früher hätte erfolgen müssen. Tobias strich sich einige Strähnen aus der Stirn. „Gib zu, dass du einfach nur auf Tuchfühlung gehen wolltest.“ Überrascht kniff er die Augen zusammen und ein kleines, anzügliches Lächeln umspielte seine Lippen. „Glaubst du, dafür bräuchte ich eine Entschuldigung?“ Er wusste, dass der Ältere nur einen Scherz gemacht hatte, trat aber nichtsdestotrotz näher an ihn heran. Und noch näher. Bis er Tobias’ Atem über sein Gesicht streichen fühlte. Eigentlich hatte er in diesem Moment aufhören wollen, aber jetzt führte er es zu Ende und küsste ihn. Tobias wich nicht zurück, reagierte aber auch nicht gleich. Was ihn nicht wirklich kümmerte. Seine Zunge glitt über warme Lippen, zwang sie, sich zu öffnen. Und als Tobias endlich aus seiner Erstarrung erwachte, löste er sich von ihm und grinste dabei. „Wie ich sagte, keine Entschuldigung. Und jetzt lass uns essen gehen.“ Der Ältere murmelte etwas Unverständliches, folgte ihm dann mit einem nachsichtigen Lächeln. Was ganz richtig so war, schließlich hatte Tobias ihn provoziert gehabt. Sie gehörten zu den letzten Nachzüglern, als sie beim Speisesaal ankamen. Ein dieses Mal gezielter Blick bestätigte ihm, dass auch Crawford wieder anwesend war. Unbewusst leckte er sich über die Lippen, schmeckte bloß Tobias, wo es eigentlich jemand ganz anderes sein sollte. Er hatte sich mit dem Essen beeilt, vielleicht aus Ungeduld oder auch weil er befürchtete, Crawford zu verpassen. Was natürlich vollkommen unnötig war. Der Amerikaner trat durch die Tür des Speisesaals, kaum dass er sich draußen gegen die Wand gelehnt hatte. Als hätte Crawford genau gewusst, dass er auf ihn warten würde. Er grinste schief. Wahrscheinlich war es so. Die anderen Schüler machten einen Bogen um sie beide, gleichzeitig wurden sie aber genau beobachtet. Sein Grinsen gewann an Ausdruck und die grünen Augen glitzerten kühl. Noch ein halbes Jahr und er würde diesen ganzen Mist hier hinter sich lassen können. Keine Minute zu früh. Seine Abneigung zeigte er nicht oft, doch gerade war es einfacher, ein bisschen Kontrolle aufzugeben und ein lautloser Befehl strahlte in unaufhaltsamen Wellen von ihm aus. Prompt wurde der freie Raum um sie herum noch ein bisschen größer. Crawford sah sich kurz um, dann erschien ein schmales Lächeln auf dessen Lippen. „Beherrsche dich, Schuldig.“ „Tu ich doch.“ „Ich habe nicht den Eindruck.“ Braune Augen blickten ihn abschätzend an. Sein Grinsen blieb unverändert, aber das Grün verlor an Kälte. „Eindrücke können täuschen.“ „Zweifellos.“ Ruhige Belustigung und nichts von der Ungeduld, die er irgendwie erwartet hatte. Weil es ihm selbst so gehen würde. Aber vielleicht waren Crawford die Gerüchte egal. Sein Erscheinen widerlegte sie sowieso und bald würde der Amerikaner Rosenkreuz wieder verlassen. Seine Schultern sackten ein Stück nach unten, während er Crawfords Blick mit ebenso viel Ruhe zu begegnen versuchte. „Es war Herr Neubert“, platzte es aus ihm heraus und in der nächsten Sekunde wusste er, dass Crawford die Sache alles andere als egal war. Die Gesichtszüge des Älteren verhärteten sich zu kantigen Linien, die Lippen bildeten nur noch einen schmalen Strich. Muskeln wurden angespannt, sofort wieder gelockert, aber die stille Drohung blieb. Es war einer der wenigen Momente, in denen er sich vor Crawford wirklich fürchtete, auch wenn er sich nicht erlaubte, das zu zeigen. „Er wieder.“ Und dann wandte sich der Schwarzhaarige plötzlich zur Tür um, die Augen nur noch ausdruckslose polierte Steine. Wenn man vom Teufel spricht… Crawfords Blick folgend sah er eine Gruppe von Lehrern den Saal verlassen – unter ihnen der deutsche Precog. Dieser hielt auf einmal inne, das nächste Wort erstarb, ehe es ganz ausgesprochen werden konnte. Genugtuung stand für einen Herzschlag auf Herrn Neuberts Gesicht geschrieben, als der Crawford sah, wich jedoch den Anfängen von Unsicherheit, sobald der Deutsche dessen Miene registrierte. >Er kann es nicht wissen…< Nur kurz schwankten Herr Neuberts Schilde, doch es reichte aus, um ihn diesen einen Gedanken auffangen zu lassen. Nun ja, damit lag der Typ wohl falsch. Die Spannung zwischen den beiden Precogs blieb den anderen Lehrern natürlich nicht verborgen, aber wie immer mischte sich niemand ein. Herr Neubert hatte die Seniorität auf seiner Seite, Crawford jedoch Herrn Schneider. Niemand vergaß das jemals. Crawford setzte sich in Bewegung, zurückgehaltene Energie schien ihn wie ein unsichtbarer Mantel zu umgeben. Er hätte zu gerne gesehen, dass Crawford dem Deutschen eine reinhauen würde, was aber leider nicht geschah. Denn einen Meter vor Herrn Neubert blieb Crawford abrupt stehen. Ohne dass jemand auf ihn geachtet hätte, hatte er sich die Wand entlang bewegt, konnte jetzt genau sehen, wie ein Schatten über die Augen des Amerikaners flog, als dessen Talent sich zu Wort meldete. Nur für einen Atemzug, aber es ließ die Anspannung aus Crawfords Körper herausfließen. Ein Lächeln, wie er es bisher noch nie bei dem Älteren gesehen hatte, erzeugte eine unerwartete Gänsehaut auf seinen Oberarmen. Er musste an die erste Konfrontation zwischen den beiden zurückdenken und die Wut, die Crawford damals zurückgehalten hatte. Nichts davon war jetzt da, als ob Crawford bereits die Gewissheit hatte, dass es an Herrn Neubert verschwendet wäre. Dieses Lächeln sagte es mehr als deutlich: Du bist tot, weißt es bloß noch nicht. Und Herr Neubert interpretierte es entsprechend, blass werdend. Nur noch Verachtung war in den braunen Augen übrig, als Crawford sich wortlos abwandte und davonzugehen begann. Er folgte ihm. „Du hättest ihn beinahe geschlagen, nicht wahr?“ Er hatte gewartet, bis sie allein auf dem Flur waren, ohne neugierige Ohren, die sie belauschen könnten. Crawford blieb stehen und ein taxierender Blick streifte ihn, ehe sich ein klein wenig Belustigung um die Mundwinkel des Älteren zeigte. „Und du hättest nichts dagegen gehabt, wie ich dich kenne.“ Diese Antwort implizierte eine Bejahung, was sein Grinsen anwachsen ließ. Dann aber glätteten sich seine Züge und er verschränkte die Hände hinterm Rücken, um nicht dem Impuls zu folgen, der seinen Körper wie eine angeschlagene Saite vibrieren ließ. „Du wärst um Klassen besser als Herr Neubert. Natürlich hätte ich nichts dagegen. Warum hast du es dir anders überlegt?“ Das war es, was er eigentlich wissen wollte. Crawford setzte seinen Weg fort und für einen Augenblick glaubte er, gar keine Reaktion zu erhalten. Doch der Ältere sagte etwas, mit so ruhiger Stimme, als würde er übers Wetter reden. „Es steckt mehr dahinter. Neubert hat nicht nur einfach diese Information verbreitet.“ „Woher willst du das wissen?“ Sein Schritt hatte sich dem des Anderen angepasst. „Ich weiß, wie es enden wird. Und ein einfacher – wenn auch beabsichtigter – Ausrutscher dieser Art wäre kein ausreichender Grund dafür.“ Eine Schlussfolgerung also. Diese Vision hatte Crawford nicht alles verraten, aber der Amerikaner war schon immer ein schneller Denker gewesen. Man könnte sagen, dass er Crawford für dessen Verstand liebte, doch das träfe nicht ganz den Kern der Sache. Er lächelte, als sie die Tür zu Crawfords Unterkunft erreichten, aber sein Gesicht war ausdruckslos, sobald er aufblickte und den braunen Augen begegnete. Er wollte schon wieder – immer noch – Crawford gegen die Wand drücken und sich an ihn pressen, das Blut heiß von der Erwartung von Gewalt, die bei dem Schauspiel vorhin aufgekocht war. Doch der Preis wäre zu hoch. Er war bereit, Schmerz in Kauf zu nehmen, auf keinen Fall wollte er jedoch seine Teilnahme an dem Einsatz riskieren. Und so verriet nur ein wildes Aufblitzen in dem sonst kühlen Grün, wie es in ihm aussah, als er sich verabschiedete. „Sag mir Bescheid, wenn du meine Hilfe brauchst.“ Mehr sagte er nicht und mehr war auch nicht nötig. Crawfords Blick bohrte sich in seinen Rücken, während er den Flur entlangging. Es war fast eine Erleichterung, schließlich um die Ecke zu biegen. Er war nicht wirklich ruhiger, als er sein Zimmer betrat, die Tür hinter sich schloss. Tobias lag auf dem Bett, sah ihm entgegen und das eben erst erschienene Lächeln erlosch, sobald der Ältere seinen Zustand registrierte. „Du siehst aus, als wolltest du jemandem an die Kehle gehen.“ Tobias versuchte ihn aufzuziehen, aber er war gerade nicht in der Stimmung dafür. „Vielleicht will ich das ja.“ Er grinste flüchtig, näherte sich dem Braunhaarigen. Tobias setzte sich unwillkürlich auf, das Buch beiseite legend. Auf der Suche nach Worten, ohne sie anscheinend zu finden. Er wartete nicht ab, sondern ließ sich ihm entgegen fallen, Tobias mit sich reißend. Es tat gut, einen anderen Körper zu spüren. „Was soll das, Schuldig?“ Keine Abwehr, keine ernsthafte. „Gar nichts.“ Er hörte sich selbst, seine Stimme klang rau. „Hör auf rumzuzappeln.“ Ein Flüstern neben Tobias’ Ohr, der erschauerte, dann tatsächlich stillhielt. Aber nur solange, bis seine Finger es geschafft hatten, dessen Hose zu öffnen. Zufrieden vernahm er ein leises Aufstöhnen. ****** „Es ist bekannt.“ „Wie man es nimmt.“ Schneider lehnte sich zurück, ganz und gar nicht überrascht von seinem plötzlichen Erscheinen. „Aber möchtest du dich nicht erst einmal setzen?“ Er folgte der einladenden Geste und ließ sich in den Stuhl sinken. Aber er erwiderte nicht das Lächeln, das jetzt die Mundwinkel des Direktors umspielte. „Sie wussten Bescheid.“ Flach. Er brauchte nicht lange, um zu verstehen, dass er sich auf gewisse Weise hintergangen fühlte. Und das ließ ihn dann doch kurz lächeln. Wie dumm von ihm. Außerdem sollte es ihm gleichgültig sein, wenn Neubert wieder eines seiner Spielchen abzuziehen versuchte. Doch er hatte sich anscheinend schon mehr an seinen Status der Unangreifbarkeit gewöhnt, als gut war. Sein Blick flackerte, doch er wandte ihn nicht ab. Er hatte seinen Fehler erkannt. Und Schneider hatte genau darauf gewartet, ehe dieser antwortete. „Natürlich waren mir die Gerüchte zu Ohren gekommen, aber nachdem dich die Schüler heute gesehen haben, werden sie nicht daran glauben.“ Der Ältere neigte den Kopf etwas. „Demnach ist dein kleiner Zusammenstoß weiterhin ein Geheimnis.“ Damit beugte sich Schneider vor, die Ellenbogen auf dem Tisch abgestützt und das Kinn auf die zusammengefalteten Hände legend. „Obwohl dich bestimmt eher die Vorstellung ärgert, dass du nicht perfekt genug gewesen bist, um vollkommen unverletzt zu bleiben, hm?“ Der Telepath hatte es auf den Punkt gebracht. Er war zu stolz und Neubert hatte das erkannt und ausgenutzt, um ihn anzugreifen. Kälte durchzog plötzlich die eisblauen Augen seines Gegenübers und Schneider schüttelte den Kopf. „Nein, nicht zu stolz. Es ist wichtig, keine Schwäche zu zeigen.“ Dann war das Lächeln zurück. „Aber ihn zusammenzuschlagen wäre die falsche Reaktion gewesen.“ Davon hatte Schneider also auch schon gehört. Was der Ältere da sagte, war ihm selbst auch klar, doch es wäre ein ungemein befriedigendes Gefühl, Neubert auf diese Weise zurechtzuweisen. Er verstand das Verhalten des anderen Precogs nicht, es war kindisch. „Er ist eifersüchtig“, kommentierte Schneider, der seine Gedanken mitverfolgt hatte. Aber etwas in dessen Stimme war seltsam. „Ich komme ihm nicht in die Quere.“ „Aber du bist nichtsdestotrotz der beste Precog, den wir haben.“ Schneider klang jetzt beinahe amüsiert und das auf seine Kosten. „Trotzdem ergibt das keinen Sinn.“ „Du urteilst etwas zu hart. Er ist auch nur ein Mensch. Glaub mir, dieses Motiv wäre für viele ausreichend. Vor allem hier. Er schloss für einen Moment die Augen und atmete durch. Natürlich hatte Schneider Recht – aber dennoch, was für eine Verschwendung von Zeit und Energie. Er sollte es auf sich beruhen lassen, jedoch blieb da noch diese Vision. „Geh ihr nach.“ Wann war Schneider eigentlich hinter ihm gelandet? Zu ihm hochsehend versuchte er den Ausdruck in den eisblauen Augen zu deuten. „Ich habe Ihre Erlaubnis?“ Schneider wusste genau, was er wissen wollte und nickte. „Schuldig wird dir gerne helfen, nicht wahr?“ Eine Hand legte sich in seinen Nacken. „Er ist sehr stark geworden. Niemandem ist aufgefallen, was er heute getan hat.“ „Außer Ihnen.“ „Natürlich.“ Ein kurzes Lachen folgte. ~TBC~ Ich habe mich schon gefragt, wann Schuldig aufhört, sich allein auf Crawford zu fixieren… Ob es ihm aber hilft, mit Tobias zu schlafen? Jetzt weiß er nur umso genauer, was er verpasst. Hm… ich glaube, ich habe ein klein bissl Mitleid mit ihm ^^# *schwenkt hinterm Rücken aber ganz heimlich ein Schneider-Fähnchen* *snicker* cya, cu ^-^ Kapitel 119: "Niemand wollte einen angepissten Nagi um sich haben" ------------------------------------------------------------------ Close Distance (Teil 119) Titel: Close Distance Teil: 119/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Ähm ja… immer noch Dienstag ^^# Zuerst mit Crawford und Ran am Abend, dann geht es zurück zu Nagi und dem Rest von Schwarz (ihr wisst schon, bei Masafumis Villa) Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Also ich bin eher in der Vorbereitungsphase, wo ich den benötigten Stoff ergänze, aber noch nicht auswendig lerne. An die komplizierte Banksprache wirste dich bestimmt noch gewöhnen ^^ In der Regel wird es ja nur schlimmer statt besser (an einige Gesetzesparagraphen denken muss, mit denen ich mich rumschlagen jetzt muss, da war die Banklehre gar nichts gegen ^^#) Ich frage mich immer noch, wie du so viel Alkohol trinken kannst o.O *schauder* Hoffe wirklich, dass es auf Arbeit wieder besser wird *sigh* Ist ja nicht lustig, wenn es da nur Stress gibt… Gran Canaria klingt da schon viel besser ^.~ *lol* Wenn ich nicht so faul wäre, würde ich für euch ja ein Charakterprofil erstellen, damit ihr mir die Leute nicht vergesst. (Aber tröste dich, den ersten Zwischenfall mit Neubert hatte ich selbst auch schon fast vergessen gehabt. Nur der Typ selbst war mir noch im Gedächtnis, da er auch in „RftS“ mitspielt *räusper*) Tobias ist Teleporter, was erwähnt wurde, als sie dieses Training in Teil 100 hatten ^_____^ Und keine Sorge, der Junge bleibt uns noch eine Weile erhalten ^^ P.S. Ich finde es lustig, dass sie dich immer noch Chipmunk nennen *knuffel* @nai-chan: Stell dir vor, es gibt ein bissl mehr über Tot und Nagi, auch wenn Erstere hier nicht mehr persönlich auftaucht ^^# Möchtest du mir nicht mal verraten, was an der Sache mit den beiden du so magst??? @erdschlange: *weitere Gummibärchen rüberschieb* Tja, Herr Neubert ist ja nicht wirklich häufig in Erscheinung getreten. Vielleicht wird er euch nach seinem Abgang etwas länger im Gedächtnis bleiben (obwohl der auch nicht so spektakulär sein wird… Hm, irgendwie kann einem der Kerl schon Leid tun… Wenigstens kann ich sein Leben in „RftS“ ein wenig besser gestalten *ehe*) Ah, es ist zwar eine Weile her, aber es wurde erwähnt, dass die Schüler ungestört auch „nähere Bekanntschaft“ schließen dürfen *snicker* Von daher wird niemand etwas dagegen einzuwenden haben, dass Schuldig sich jetzt an Tobias rangeschmissen hat ^^ Und da ich von Natur aus ungern meine Charas quäle, werde ich Schuldig nicht auch noch dieser Freude berauben *lach* Teil 119 „Niemand wollte einen angepissten Nagi um sich haben“ Crawford-san hatte ihm nicht verraten, warum dieser noch mit dem behandelnden Arzt hatte sprechen wollen, doch als sie das Haus seines Onkels erreichten und der Amerikaner ebenfalls ausstieg, begann er den Grund zu ahnen. „Danke“, flüsterte er, ohne es geplant zu haben. Sie standen vor der Haustür und um dem Blick des Anderen nicht begegnen zu müssen, begann er in seiner Tasche nach dem Schlüssel zu kramen. Nichtsdestotrotz spürte er genau, wie Crawford-san ihn ansah. „Wofür?“ Er kam sich plötzlich dumm vor. Schließlich konnte er nicht wissen, ob er mit seiner Vermutung richtig lag. Andererseits war es nur logisch und so antwortete er ohne merkliches Zögern. „Dafür, dass Sie sich so um Aya kümmern.“ Seine Finger schlossen sich um den gesuchten Schlüssel und gleichzeitig blickte er auf, so dass ihm der kurz aufblitzende Funken in den braunen Augen nicht entgehen konnte. Beinahe Belustigung, aber nicht ganz. Ironie vielleicht? Er verstand es nicht wirklich. „Es bereit nicht viel Mühe, Ran.“ Crawford-sans Lächeln ließ ihn vollkommen vergessen, worum es eigentlich gegangen war, denn sein Körper überschrieb jeden klaren Gedanken mit dem Wunsch, sich augenblicklich auf den Älteren zu stürzen. Er bekämpfte den Impuls und schloss rasch die Tür auf, nicht ohne das Gefühl abschütteln zu können, dass Crawford-san ihn mal wieder durchschaute. Aber der Amerikaner sagte nichts, sondern folgte ihm einfach nur hinein. Sie waren gerade mit dem Abendessen fertig. Er fühlte keine Enttäuschung deswegen, denn ihm war klar, dass die Kleinen nicht zu spät essen durften. Und seine Tante hatte wie immer etwas für ihn beiseite gestellt. Was machten sie eigentlich, wenn er gar nicht auftauchte? „Ran!“ Seine Cousins begrüßten ihn als erste. Oder um genau zu sein, warfen sie sich regelrecht auf ihn. Er war wohl vermisst worden. Mit einem etwas schiefen Lächeln hob er Maruko hoch, während Sasaki sich an sein Bein klammerte. Darüber bekam er kaum mit, wie Crawford-san seinen Onkel und seine Tante begrüßte, dann mit ersterem im Wohnzimmer verschwand. Nur ein kleiner, stets unabgelenkter Teil von ihm war sich dessen sehr wohl bewusst. Und der sorgte dafür, dass violette Augen noch einen letzten Blick auf Crawford-san erhaschten, ehe die Tür geschlossen wurde. „Hilfst du mir, sie ins Bett zu bringen?“ Er brauchte einen Moment, ehe er die Frage verarbeitet hatte, dann aber wurde sein Lächeln ehrlicher. „Ja, natürlich. Mir bleibt auch kaum etwas anderes übrig, so wie die beiden an mir hängen.“ Im wahrsten Sinne des Wortes. Seine Tante erwiderte das Lächeln und für den Bruchteil einer Sekunde tat es ungeheuer weh. Wie hatte er auch ihre Ähnlichkeit mit seiner Mutter so lange ignorieren können? Aber im nächsten Moment war der Schutzmechanismus zurück, unterstützt davon, dass ihr Blick schon weiter geglitten war. „Komm, Saki-chan.“ Der Junge widerstand, aber nicht lange und ließ sich schließlich hochheben. Er überwachte die Kleinen beim Zähneputzen, während seine Tante die Betten fertig machte. Und endlich lagen die beiden ordentlich zugedeckt und einigermaßen friedlich im Bett. Bloß dass sie noch viel zu munter aussahen. „Ich werde unserem Gast Tee machen. Liest du ihnen noch etwas vor?“ Er konnte einfach nicht ablehnen. Sie waren schneller eingeschlafen, als er erwartet hatte und zufrieden strich er sich mit einer Hand ein paar rote Strähnen aus der Stirn, während er mit der anderen das Buch zuklappte, es dann beiseite legte. Für vielleicht eine Minute musterte er seine Cousins einfach nur, ihre ruhigen, entspannten Gesichter und ein Lächeln spielte über seine Lippen. Es war so einfach, wäre es, wenn er wirklich vergessen könnte. Doch wollte er das überhaupt noch? Das Lächeln verschwand und er stand auf, beinahe ungelenk. Draußen im Flur spähte er nach unten, vergewisserte sich, dass Crawford-san noch da war. Es war beruhigend, auch wenn er nicht zu ihm gehen konnte. Stattdessen wandte er sich in Richtung Bad und kroch wenig später ins eigene Bett. Er hatte erwartet, nicht schlafen zu können, aber die Müdigkeit holte ihn endlich ein und sein Körper verlangte sein Recht. Der war in den letzten Nächten etwas zu kurz gekommen, was eine ungestörte Nachtruhe anging und schnell fiel er in einen wenn auch nur leichten Schlaf. Etwas fehlte, um sich vollkommen entspannen zu können. Die Anwesenheit einer anderen Person. Das Öffnen der Tür reichte aus, um ihn aufschrecken zu lassen. Sein Herz raste los und ließ ihn viel zu schnell in den Wachzustand überwechseln. Nicht erschrocken, sondern weil er sich so sicher war, wer da gerade sein Zimmer betreten haben musste. Das aus dem Flur hereinfallende Licht wurde wieder ausgeschlossen, dennoch konnte er Crawford-sans Gestalt erkennen. Der Ältere entschuldigte sich nicht dafür, ihn geweckt zu haben und das war auch ganz richtig so. Immerhin konnte er nicht behaupten, darüber unglücklich zu sein. „Sie wollen gehen?“ Er sprach unwillkürlich mit gesenkter Stimme. „Ja, wir sind fertig. Dein Onkel musste nur ein paar Papiere unterzeichnen.“ Crawford-san kam näher, setzte sich zu ihm auf die Bettkante, nachdem das mitgeführte Jackett über die Stuhllehne gelegt worden war. Natürlich trug der Ältere keine Waffe, auch wenn sein Blick automatisch dorthin gewandert war, wo sie sich in ihrem Halfter befunden hätte. Er erinnerte sich noch sehr genau an das letzte Mal, als Crawford-san mit ihm in seinem – wenn auch nicht diesem – Zimmer gewesen war. Doch dieses Mal würde er keine Hilfe beim Anziehen benötigen – und sich auch nicht wie ein kleines Kind vorkommen. Wenigstens das hatte sich geändert. Ohne darüber nachzudenken, rutschte er näher an den Anderen heran. Am liebsten hätte er ihn gebeten, über Nacht hier zu bleiben, aber das war idiotisch. Er konnte jetzt die Wärme von Crawford-sans Körper spüren, lehnte sich vor, um ihn zu berühren. Zuerst seine Stirn an dessen Schulter, dann seine Hände an Crawford-sans Taille. Sie glitten weiter und die Berührung wurde zu einer Umarmung. Es wirkte so anders, zu viel Kleidung zwischen ihnen, aber er schloss die Augen und war zufrieden damit. Sein Herzschlag hatte sich beruhigt, erlaubte der Müdigkeit, ihn zurückzuerobern. Bleib bei mir… Er sagte es nicht laut, nur mit seinen Armen, die den Druck verstärkten und seinen Lippen, die am Hals des Älteren ruhten. Er atmete tief durch, liebte den vertrauten Geruch nach Aftershave. Crawford-sans Muskeln kündeten eine Bewegung an und es wollte schon Enttäuschung in ihm aufsteigen. Doch anstatt sich von ihm zu lösen, drückte der Amerikaner ihn nach hinten, bis er wieder lag, Crawford-san über sich gebeugt. Wenn jetzt jemand herein kommen würde… Der Gedanke verschwand so schnell wie er aufgeblitzt war, als er begann den Kuss zu erwidern. Hände schoben sein Shirt hoch und er bog sich ihnen entgegen. Fingerabdrücke schienen sich in seine Haut einzubrennen, Spuren hinterlassend, nachzeichnend. Und sie glühten noch nach, als Crawford-san längst gegangen war. ****** „Hast du eine Freundin gefunden?“ Sein Grinsen wuchs noch etwas, als er Nagis Reaktion sah. Ein kurzes Verengen der Augen und die schmalen Lippen verrieten ihm alles, auch wenn der Junge die Schilde oben hatte. „Du redest mal wieder nur Blödsinn.“ Er ließ zu, dass sein Grinsen langsam verblasste und der Grund war nicht die Belustigung, die von Farfarello zu ihm überschwappte. „Nein, du scheinst deinen Verstand abgeschaltet zu haben. Sie weiß genau, wer du bist. Was, wenn sie als nächstes zu Masafumi gerannt wäre?“ Die Frage war absichtlich so formuliert, denn er wusste bereits, dass das nicht geschehen würde. Nagi hatte wenigstens den Anstand, den Blick zu senken. „Sie wird es nicht tun…“ Mehr eine Frage als Gewissheit. „Ich habe die Erinnerung an eure Begegnung gelöscht.“ Ein Mundwinkel zuckte nach oben. „Ich hoffe, das verdirbt deine Pläne nicht.“ Etwas schärfer und es wäre Sarkasmus gewesen, so aber zog er Nagi nur auf. Die dunkelblauen Augen blitzten ihn wieder an und innerlich amüsierte es ihn sehr, Nagi so aus dessen stoischer Ruhe gelockt zu haben. Farfarellos Hand schlängelte sich um seine Taille und der Ire presste sich gegen ihn, um über seine Schulter hinweg Nagi zu beobachten. Dessen Miene wurde ausdruckslos, als ihm klar wurde, dass er aus der Rolle gefallen war. Für einen Moment sah es so aus, als wollte Nagi noch etwas sagen, dann aber wandte sich der Junge abrupt ab und ging zurück in Richtung Auto. Er lachte leise. Schließlich gelang ihm so ein Sieg nicht häufig. „Vielleicht hättest du ihn nicht ärgern sollen…“ „Warum nicht?“ Ein Stirnrunzeln ließ eine Falte über seiner Nasenwurzel erschienen. Was Farfarello nicht sehen können sollte. Dennoch strich eine Hand über seine Stirn hinweg und seine Züge glätteten sich darunter. Er ließ seinen Kopf nach hinten fallen, dann erst antwortete Farfarello auf seine Frage. „Nagi hatte bestimmt einen Grund dafür gehabt.“ Und der hatte bestimmt nichts damit zu tun, dass Nagi sich für diese Tot als Freundin interessierte. Ja, er verstand, was der Ire damit sagen wollte und grüne Augen verschmälerten sich nachdenklich. Er drehte sich in der Umarmung um, küsste Farfarello. Anschließend blieben sie mit geschlossenen Augen stehen, Stirn an Stirn. „Glaubst du, er wird mir den Grund verraten?“ Farfarello lächelte gegen seine Lippen. „Jetzt bestimmt nicht mehr.“ „Lustig…“ Trocken. „Irgendwie schon. Du hast dich in deiner eigenen Falle gefangen. Pech für deine Neugier.“ Der Körper des Jüngeren vibrierte, aber er hörte kein Lachen. Farfarello war in diesem Augenblick so vollkommen normal. Vielleicht hatte Crawford wirklich Recht. Und das war nur ein weiterer Grund, von SZ wegkommen zu wollen. Nagi stand da wie eine Statue. Die Arme waren vor der Brust verschränkt und Abwehr ausstrahlend blickte der Braunhaarige von der Anhöhe hinab auf Masafumis Villa. Kein Lüftchen schien sich um ihn herum zu rühren und gerade das machte ihn für ein geschultes Auge so gefährlich. >Er ist sauer auf dich.< Farfarellos Gedanke glitt an seinen Schilden entlang, wurde automatisch aufgenommen, sobald er die Quelle erkannte. Er öffnete einen Kanal zwischen sich und dem Iren, weil das weniger Energie kostete als ein selektives Auslesen. >Ich hatte nicht erwartet, dass Nagi so reagieren würde<, gestand er ein und erntete ein halbes Grinsen dafür. Nur dass es bei Farfarello eher wie eine Grimasse aussah. Er liebte es, die Reaktion anderer Leute darauf zu beobachten. Seine Fingerknöchel glitten über die Lippen des Jüngeren, eine Geste, die zu blauen Flecken führen könnte, es bereits getan hatte. Aber dazu war keiner von ihnen in der Stimmung. Farfarello packte sein Handgelenk und tat rein gar nichts, außer über die plötzlich viel zu empfindsam gewordene Haut hinwegzuatmen. >Du wolltest ihn aufziehen. Die Folgen waren dir egal. Crawford wird darüber nicht glücklich sein.< Stimmt. Niemand wollte einen angepissten Nagi um sich haben. Der Telekinet hatte genau das richtige Talent, um in solcher Stimmung auch das Leben anderer Leute miserabel zu machen. Er erinnerte sich noch zu gut daran, dass einmal alle seine Hosen an der Decke seines Zimmers geklebt hatten. An diesem Tag hatte er das Haus nicht verlassen, sondern sich bemüht, gut Wetter bei Nagi zu machen. Crawford hatte natürlich nicht eingegriffen gehabt, dieser Bastard. >Okay, okay… Ich sehe den Fehler ein.< Trotzdem verstand er Nagis Verhalten immer noch nicht so ganz. Schwache Leistung für einen Telepathen. Farfarello gab ihn frei, so dass er zu ihrem jüngsten Teammitglied gehen und ihm einen Arm um die Schultern legen konnte. Ein paar orangefarbene Strähnen flatterten dabei Nagis Wange entlang, aber der tat nichts, um ihn abzuwehren. Nur stocksteifer passiver Widerstand. „Nicht sauer sein, Nagi. Erzähl mir, was an Tot so besonders ist.“ Mit kaum eingestandener Erleichterung spürte er, wie Nagi sich etwas entspannte. Gefahr überstanden. Er wandte das Gesicht ein wenig und grinste in den braunen Haarschopf hinein. Nagi war meistens so sehr auf Abstand bedacht, dass es bereits ein Sieg war, ihn auf diese Weise zu berühren. Und er kannte die Gründe, die Nagi dafür hatte. Weshalb keinerlei Häme in diesem Grinsen lag, nur Zuneigung. „Sie ist tot für mich.“ Eine kurze Pause, dann wurde die Erklärung fortgesetzt. Zum Glück, denn dieser Satz war für ihn nicht wirklich verständlich. „Von ihr geht keinerlei Bewegungspotenzial aus. Kein Feld mit Vibrationen.“ Langsam wurde ihm klar, was Nagi meinte, auch wenn er sich nicht richtig in dessen Wahrnehmungsweise hineinversetzen konnte. Dafür fehlte ihm das telekinetische Talent. Aber er war im Kopf des Mädchens gewesen und so wunderte ihn Nagis Aussage kaum. „Sie trägt ihren Namen zu Recht.“ Ernst trat in grüne Augen, auch wenn der Jüngere es nicht sehen konnte. Doch Nagi schien es herauszuhören. „Ihr Gedächtnis ist vollkommen gelöscht worden und ihre Gedanken sind sehr… simpel. Wahrscheinlich ist sie gar nicht in der Lage, unterschiedliche Handlungsmöglichkeiten zu erwägen. Das was sie tut, ist für sie der einzige Weg.“ Nagi hatte aufmerksam zugehört und dachte nun über seine Worte nach. Ein Hauch von Überraschung färbte Nagis Stimme, als dieser antwortete. „Das hört sich logisch an.“ Schweigen, für ein paar endlose Sekunden, während ein neuer Gedanke formuliert wurde. „Dieser Masafumi ist noch abartiger, als ich angenommen hatte.“ Mit leiser Abscheu. Weiter ging Nagi nicht aus sich heraus. Er lachte unwillkürlich. „Er ist ein Takatori. Was hast du erwartet?“ Das entlockte Nagi ein schmales Lächeln. Farfarello war an sie herangetreten und forderte ihn zurück. Er nahm seinen Arm sofort von Nagi. „Masafumis Vision wird heute zerstört werden.“ Farfarello grinste. ~TBC~ Sodele, da wäre meine Erklärung einmal für Tots Namen und zum anderen für Nagis Interesse an ihr. ^^# Völlig am Rande: ich bin inzwischen in meinem Block ziemlich weit mit den Vergangenheitskapiteln vorangeschritten. Ich hoffe wirklich, dass dieser Handlungsstrang zum Schluss noch mit der Gegenwartshandlung in sich konsistent ist… o.O Da ist ein kleines Detail, von dem ich noch nicht weiß, wie ich es einigermaßen begründet unter den Tisch fallen lassen soll, weil es in der Gegenwartshandlung einfach nie erwähnt wurde *drop* Bis nächste Woche cya, cu ^-^ Kapitel 120: "Rückblicke XLII - Crawfords Witze wurden auch nicht besser" ------------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 120) Titel: Close Distance Teil: 120/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Dieses Mal erfahrt ihr, wer den Anschlag auf Crawford geplant hat. Und auch, warum er hoffen konnte, damit Erfolg zu haben ^.~ Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Ich hoffe, du bist gut in Gran Canaria gelandet und hast viel Spaß dort ^___________^ Hättest ruhig mal verraten können, wann du eigentlich zurückkommst. Wenn das Wetter dort so schön ist wie hier, biste nachher bestimmt schön braun gebrannt *grins* @erdschlange: Tja, was kann mal wohl machen, wenn die Gummibärchen alle sind… *neue Tüte hervorzieh* *grins* Geht mir mit den Vergangenheitskapiteln (immer noch) so wie dir. Obwohl die in der Gegenwart mir jetzt besser gefallen als früher. (Ob das etwas damit zu tun hat, dass Weiß immer seltener auftaucht? o.O’’) Der Nachteil an der Sache ist, dass ich in den letzten Wochen nur an den Vergangenheitskapiteln weiter geschrieben hab und jetzt ist es schwierig, wieder in den anderen Handlungsstrang reinzufinden *sigh* Nu ja, wird schon irgendwie werden… Hm, Schule? Die Sommerferien sind bestimmt bald ran, oder? Ich werde ab August frei haben ^-^ Spaß am Schreiben habe ich auf jeden Fall, solange ihr Spaß am Lesen habt ^.~ @nai-chan: *auch Gummibärchen abgeb* Romanze… Nagi… Tot… *schauer* Irgendwie wollen mir diese Worte in einem Zusammenhang gebracht überhaupt nicht gefallen *lach* Okay, aber ich verstehe zumindest dein Argument. Ein menschlicher werdender Nagi ist eine gute Sache. Aber ich hoffe, dass ich das auch hinbekomme, ohne dass er sich wegen Tot wie ein Idiot aufführt ^^ Jupp, man bekommt wirklich den Eindruck, als ob die Vergangenheitskapitel sich zu einer extra Story entwickeln. Aber es wäre mir gar nicht möglich geworden, sie als Vorgeschichte zu schreiben, da ich beide Handlungen parallel entwickle. Ereignisse in der Gegenwart brauchen teilweise Erklärungen in der Vergangenheit bzw. bringen mich auf Ideen für bestimmte Vorkommnisse und umgekehrt ist es auch so ^^ Sollte ich die Vergangenheitskapitel vor denen in der Gegenwart fertig bekommen, könnte ich die Handlungsstränge in zwei Fanfics trennen. Aber ich denke, es ist interessanter, wenn ein (neuer) Leser nicht von vornherein alle Ereignisse in der Vergangenheit kennt ^.~ Oder wie siehst du das? Teil 120 „Rückblicke XLII - Crawfords Witze wurden auch nicht besser“ Tobias schlief tief und fest, als er das Bett verließ, um eine Dusche zu nehmen. Er fühlte sich entspannt wie schon lange nicht mehr, doch trotz der späten – oder vielmehr frühen – Stunde war er überhaupt nicht müde. Warmes Wasser spülte den Schweiß weg, während er die Augen schloss und daran zurückdachte, was er getan hatte. Tobias benutzt, um sich von Crawford abzulenken. Ein schmales Grinsen formte sich auf seinen Lippen, denn er wusste auch, dass der Teleporter nichts dagegen einzuwenden hatte. Warum auch, seine Motive konnten Tobias schließlich so ziemlich egal sein. Nachdenklich trocknete er sich wenig später ab. Seine Schilde hatte er fast die ganze Zeit aufrechterhalten gehabt. Fast. Für einen Moment hatte er die so sehr ersehnte Stille gehabt, nach der es ihn ständig verlangte. Aber es war nicht genug, konnte niemals genug sein. Zurück im Zimmer ging er nicht ins Bett, sondern zog sich an. Warm. Denn obwohl hier drin ausreichend geheizt wurde, würde es in den Gängen kühl sein und er hatte nicht vor, sich ausgerechnet jetzt eine Erkältung einzufangen. Still erstreckte sich der nur schwach erhellte Flur vor ihm und er folgte ihm ohne besonderes Ziel. Für eine ganze Weile belebten nur seine Schritte die Nacht und irgendwann wurde es ihm zu viel. Im Sommer wäre er nach draußen gegangen, doch jetzt war alles zugeschneit und ihm wurde schon bei dem Gedanken kalt, auch nur einen Schritt vor die Tür zu setzen. Er war stehen geblieben und stellte mit leichter Überraschung fest, dass es genau vor der Bibliothek war. Zufall oder nicht, er zögerte nicht lange und ging hinein. Noch mehr Stille. Ohne das Licht einzuschalten, trat er an die Fensterfront heran. Die übliche Dunkelheit wurde durchweicht von reflektiertem Mondlicht, ein gräuliches Nichts, in dem jeder Schatten zu einer Bedrohung anwachsen konnte. Was bei ihm allerdings nicht so schnell passieren würde. Er lächelte über seine eigenen unsinnigen Gedanken und die verschwommene Reflektion vor ihm Glas tat es ihm nach. Als sich in ihm der Eindruck breit machte, dass die Kälte durchs Fenster zu kriechen begann, wandte er sich ab und streifte die Bücherregale entlang, zog sich schließlich auf gut Glück einen Band heraus. Mit seiner Beute verzog er sich in eine Ecke, die man normalerweise als einsam bezeichnen konnte, doch um diese Zeit war sowieso der ganze Raum verlassen. Er machte es sich auf dem Stuhl so bequem wie möglich, knipste die Leselampe an und schlug das Buch auf. „Das kann nicht gesund sein.“ Leiser Humor durchtränkte die Stimme, die ihn aufwachen ließ. Da hatte jemand bessere Laune als er selbst in diesem Moment. Was zweifellos daran lag, dass Crawford die Nacht im Bett verbracht hatte. Sehr vorsichtig setzte er sich auf, doch seine Wirbelsäule knackte trotzdem protestierend. Müde blinzelnd sah er zu dem Älteren auf, entdeckte Belustigung in den braunen Augen, auch wenn dahinter etwas Dunkleres zu liegen schien. Und dieses Etwas schickte unbewusste Anspannung durch seinen Körper, ließ ihn endgültig wach werden. „Dir auch einen guten Morgen“, murmelte er, da seine Stimmbänder sich im Gegensatz zum Rest seines Körpers noch im Tiefschlaf zu befinden schienen. Ein Seitenblick zum Fenster hin, dann auf die Uhr, sorgte dafür, dass er seine Begrüßung noch einmal überdachte. Aber ihm fiel für vier Uhr morgens auch nichts Besseres ein und so beließ er es mit einem innerlichen Achselzucken dabei. „Danke sehr“, erwiderte Crawford ungerührt, auch wenn ein Lächeln versuchte, dessen Mundwinkel nach oben zu biegen. Keine Frage in der Richtung, was er hier eigentlich verloren hatte. Crawford nahm den Umstand einfach hin. Und erwartete von ihm zweifellos die gleiche Geste. Daher hakte er nicht nach, warum der Ältere um diese Zeit eigentlich auf den Beinen war, sondern kam gleich zum Wesentlichen, als würde draußen strahlender Sonnenschein herrschen. „Also gut, welchem Umstand habe ich deinen unerwarteten Besuch zu verdanken?“ „Vielleicht wollte ich nur, dass du noch etwas richtigen Schlaf bekommst, damit du morgen dem Unterricht folgen kannst.“ Grüne Augen glitzerten auf. „Nächster Versuch.“ Und Crawford wurde prompt ernst. Der Schwarzhaarige zog sich einen Stuhl zurück, nahm Platz, ohne den Blickkontakt zu unterbrechen. Was ihm ausreichend Gelegenheit gab, um den Moment des Zögerns zu sehen. Nicht körperlich wie gestern und daher war es nur noch auffälliger. Unsicherheit von Crawford? Unmöglich. Dann ging ihm ein Licht auf. Es musste mit Herrn Neubert zu tun haben. Unwillkürlich beugte er sich vor und erst im Nachhinein wurde ihm bewusst, was für eine dumme Idee das gewesen war. Crawford roch so gut. Für einen Moment konnte er nicht mehr klar denken und im nächsten saß er auch schon auf Crawfords Oberschenkeln, ohne zu wissen, wie er dort gelandet war. Seine Finger, sie zitterten, dort wo sie nur Millimeter vom Gesicht des Älteren entfernt verharrten. Hatte er vielleicht erwartet, mit Tobias zu schlafen würde irgendetwas ändern? Wenn überhaupt wollte er Crawford jetzt noch mehr als zuvor. Er atmete tief durch, versuchte das Gefühl der Unwirklichkeit festzuhalten, denn sonst würde ihn der Gedanke an Herrn Schneider zur Besinnung bringen. Braune Augen erwiderten seinen Blick mit einem Hauch von Resignation, ansonsten aber ausdruckslos. Was nichts daran änderte, dass er Crawford küssen wollte. Er hatte schon vor langer Zeit aufgegeben, eine Reaktion erhalten zu wollen und manchmal fragte er sich, ob der Andere dazu überhaupt in der Lage wäre. „Schuldig…“ Sein Name kam wie ein Seufzen über Crawfords Lippen und es war Enttäuschung näher als Genervtheit. Verdammt! Ruckartig stand er auf und wandte dem Älteren den Rücken zu, ohne dass es auch nur für einen Augenblick zu Hautkontakt zwischen ihnen gekommen wäre. „Du wolltest mir sagen, was du hier willst.“ Seine Stimme rivalisierte in ihrem Mangel an Ausdruck mit seiner Miene, auch wenn Crawford die gerade nicht sehen konnte. Und der Precog antwortete so ruhig, dass er den Inhalt seiner Worte anfangs gar nicht begriff. „Ich möchte, dass du Neubert scannst.“ Sobald die Bedeutung durchgesickert war, wirbelte er herum, starrte Crawford ungläubig an. „Bist du wahnsinnig geworden?“ Dann stellte er sich innerlich die gleiche Frage, denn ein Teil von ihm war von der Idee fasziniert und der Ansicht, dass er es schaffen würde. „Das will ich nicht hoffen“, kam Crawfords trockene Antwort, was ihm ein widerwilliges Lächeln entlockte. „Sehr witzig.“ Langsam ging er zu seinem Stuhl zurück und ließ sich darauf fallen. Das Lächeln verschwand und Ernst hielt Einzug in grünen Augen. „Was willst du von ihm wissen?“ Der Ältere lehnte sich zurück, nicht weniger ernst. „Das sollst du für mich herausfinden.“ Crawfords Witze wurden auch nicht besser. Ohne Anhaltspunkt wurde die Sache noch schwieriger. Crawford fügte seiner ersten Aussage noch etwas hinzu. „Ich nehme an, die Information hängt irgendwie mit dem Überfall zusammen, aber ich kann es dir nicht garantieren.“ Den Kopf schief legend ließ er weiße Zähne in einem schnellen Grinsen aufblitzen. „So viel Zurückhaltung von deiner Seite? Wie wäre es, wenn du _dein_ Talent mal anschmeißt?“ Crawford sagte nichts dazu, denn sie beide wussten, dass es sich nicht so einfach kontrollieren ließ. „Machst du es?“ Seine Mundwinkel zuckten ein weiteres Mal. „Natürlich.“ Wie sollte seine Antwort auch sonst lauten? Und dann fiel ihm etwas ein, das ihn insgeheim erleichterte – und wahrscheinlich mit mehr Ruhe an die Aufgabe herangehen lassen würde, als es ihm sonst möglich gewesen wäre. „Du hast doch das Ergebnis gesehen, nicht wahr? Von daher muss ich ja Erfolg haben.“ So etwas wie Belustigung streifte Crawfords Züge. „Wenn das nur so einfach wäre…“ Er benötigte keine weitere Erklärung, nickte bloß. „Schon klar, wird bestimmt nicht das letzte Mal sein, dass ich mein Leben für dich riskiere, hm?“ Er hatte es mehr als Scherz gemeint, auch wenn ein Körnchen Wahrheit darin steckte. Aber Crawford sah einen Herzschlag lang fast überrascht aus. Hatte er etwa nie an diese Möglichkeit gedacht? Typisch für Crawford. So sehr von den eigenen Fähigkeiten überzeugt zu sein. „Schuldig, du musst es jetzt machen, bevor er gewarnt wird.“ Das war die Krux mit Precogs. Er wusste, dass Crawford Recht hatte, doch der Zeitpunkt war denkbar ungünstig. Der Nachmittag gestern hatte ihn bereits viel Energie gekostet und ausreichend Schlaf hatte er auch nicht bekommen. Aber er erhob keine Einwände. Die würden sowieso nichts ändern. Stattdessen schloss er einfach die Augen und begann sich zu konzentrieren. Da er die Lage von Herrn Neuberts Unterkunft kannte, fand er die Signatur des Älteren schnell. Aber was dann folgte war ein mühsamer Prozess. Er konnte die vor ihm liegenden Schilde nicht zerstören, sondern musste sich vorsichtig vorantasten, kleine Schwächen und Fehler in dem Gebilde ausnutzend. Eine Ewigkeit schien so zu vergehen, bis er sein Ziel erreichte und sich Herr Neuberts Verstand als ungeschütztes Leuchten vor ihm ausbreitete. Er integrierte sich auf der bereits vertrauten Ebene, weil sie ihm Halt gab, als er seine Hand ausstreckte, um endgültig Zugriff auf das Gedächtnis des anderen Mannes zu erhalten. Mit einem hastigen Luftholen kam er zu sich und der Atemzug brannte sich durch seine Kehle bis tief in seine Lungen hinein. Himmel, tat das weh. Erst allmählich registrierte er die Hand auf seiner Schulter, die ihn aufrecht hielt und dann fokussierte sich sein Blick auf die braunen Augen, die Crawfords Besorgnis nicht ganz verbergen konnten. „Du lebst!“ Die ihn durchflutende Erleichterung ließ Übelkeit in ihm aufsteigen und bunte Punkte begannen in seinem Blickfeld zu tanzen. Er wollte Crawford um den Hals fallen, ihn berühren, um sicher zu gehen, aber etwas in seinem Verstand passte auf und hielt ihn zurück. „Du lebst…“ Dieses Mal war es nur noch ein fast tonloses Flüstern. Der Griff an seiner Schulter verstärkte sich, eine Verbindung zur Realität, die ihm half, sich endgültig aus dem Morast von Herrn Neuberts Gedanken zu kämpfen. Er blinzelte und als sich sein Blick zum zweiten Mal klärte, war er wieder ganz er selbst. Die Information, er hatte sie zweifellos gefunden und beinahe wäre es ihm auch gelungen, bis zum Motiv für dieses wahnwitzige Vorhaben vorzudringen, aber dann hatten ihn die Anfänge einer Vision regelrecht aus dem Kopf des Precogs herauskatapultiert. „Herr Neubert steckt dahinter, er wollte dich umbringen lassen.“ Ein Schauer ließ seinen Körper erzittern, bei der Erinnerung an das, was er gesehen hatte. Crawford war tot gewesen und er konnte nicht einmal annähernd beschreiben, wie froh er war, dass diese Vision niemals wahr geworden war. Wie in Zeitlupe zog Crawford sich zurück und sein Magen knotete sich zusammen, als er sah, wie dessen Miene versteinerte. Bitte, mach jetzt keine Dummheiten. Der Gedanke sollte im Zusammenhang mit dem Schwarzhaarigen lächerlich sein, doch das finstere Feuer in den braunen Augen ließ keinerlei Belustigung aufkommen. Er stand auf, so hastig, dass sein Stuhl nach hinten kippte und das gleiche Feuer begann in ihm aufzubrennen, sobald ihm wirklich _bewusst_ wurde, was er eben gesagt hatte. Anfangs war seine Erleichterung, Crawford am Leben zu sehen, zu überwältigend gewesen, doch jetzt setzte sich die Wut durch. Wie konnte Herr Neubert es wagen… Plötzlich wurden seine Knie weich und er wäre in sich zusammengesackt, wären da nicht Crawfords Hände gewesen, die ihn auf den nächststehenden Stuhl sinken ließen. Ihm gefiel es überhaupt nicht, so von seinem Körper verraten worden zu sein, aber wenigstens hatte es Crawford geholfen, zur üblichen Ruhe zurückzufinden. „Du hast viel Energie verbraucht.“ „Blitzmerker.“ Mit einem schwachen Lächeln sah er zu dem Älteren auf, aber es verschwand schnell. „Was wirst du jetzt tun?“ Crawford schien für einen Moment ernsthaft über die Frage nachzudenken, schüttelte schließlich den Kopf. „Das weiß ich noch nicht.“ Er musste sich damit zufrieden geben. Und er war sogar zu müde, um Enttäuschung zu empfinden. Mit etwas Glück würde er seine Antwort bald erhalten. Der Ältere musterte ihn eindringlich, als er schwieg, hatte wahrscheinlich irgendeinen dummen Kommentar erwartet. Und das Ausbleiben selbigen musste Crawford genug über seinen Zustand verraten haben, um die Besorgnis zurückkehren zu lassen. „Du wirst heute vom Unterricht freigestellt.“ „Sehr freundlich…“ Sie tauschten ein Lächeln aus, ehe er sich vorsichtig hochstemmte, darauf wartend, dass seine Beine ein weiteres Mal nachgeben würden. Als sie das nicht taten, wagte er sich ein paar Schritte in Richtung Tür vor und dann immer weiter, bis er es irgendwann zu seinem Zimmer geschafft hatte. Crawford hatte ihn währenddessen nicht für eine Sekunde aus den Augen gelassen, ihm aber auch keine weitere Hilfe angeboten. ~TBC~ Sodele, damit habt ihr die Auflösung. ^^ Bis ihr (und auch Crawford) allerdings den Grund erfahrt, dauert es noch ein bissl. (Schneider weiß es. Aber der weiß ja so einiges, wovon Crawford keine Ahnung hat. *grins*) cya, cu ^-^ Kapitel 121: "Ich darf annehmen, dass du das nicht vorhergesehen hast?" ----------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 121) Titel: Close Distance Teil: 121/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Dienstag. Immer noch. Aber diesmal ist er so gut wie vorbei… ^^# Nagi, Schu und Farf sind noch bei Masafumis Villa, während Crawford nach Hause zurückgekehrt ist, nachdem er sich von Ran verabschiedet hatte ^^ Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Teil 121 „Ich darf annehmen, dass du das nicht vorhergesehen hast?“ Es schien sich nichts verändert zu haben. Nagi stand immer noch regungslos da, sah immer noch auf Masafumis Villa hinab. Aber die stumme Feindseligkeit war gewichen und eine warme Brise umspielte sie alle. Sie zog an seinen Haaren und nur das Bandana hielt diese davon ab, ihm in die Stirn zu fallen. „Kannst du sie lesen?“ Nagis Frage wäre beinahe an ihm vorbeigegangen, denn er war bereits in ihren Köpfen. „Ja.“ Ein überlegenes Grinsen. „Wie sollten sie mich auch davon abhalten können…“ Das hier war sein Spiel. Auch wenn es nicht unbedingt interessant war, sich in den Köpfen von Schreiend herumzutreiben. Oder auch nur in dem von Masafumi. Er wandte den Blick von dem prunkvollen Gebäude ab und musterte den Jungen von der Seite. Aber es folgte keine weitere Frage. Und so sprach er von sich aus weiter. „Hell scheint nur in irgendwelchen Formeln zu denken, wenn sie nicht gerade Masafumi anhimmelt. Schön ist sauer und meidet Spiegel. Ihr gefällt der Kratzer nicht, den sie gestern verpasst bekommen hat.“ Von Nagi kam daraufhin ein verächtliches Schnauben. Der Braunhaarige hatte die Bedeutung des deutschen Namens sehr wohl verstanden und damit auch die Ironie der ganzen Sache. Farfarello lachte kurz auf. Der Ire saß zu seinen Füßen, den Kopf gegen sein Bein gelehnt. „Die anderen?“ Seine Finger gruben sich in die kurzen Haare, kämmten durch sie hindurch. „Neu ist etwas verwirrt. Balinese scheint eine gewisse Wirkung auf sie gehabt zu haben.“ Was für ihn wirklich zu hoch war. Dieser Möchtegern-Playboy war so fertig, dass die Dunkelheit um ihn herum manchmal schlimmer war als die Schwärze, die er durch Rans Geist hatte wabern sehen. Ran… Abgelenkt griff er hinaus, wohl wissend, dass die Entfernung zu groß war. Aber zu seiner eigenen Überraschung gelang es ihm den Rothaarigen zu streifen und es war, als hätte er ein Feuer berührt, das zwar wärmte, ihn jedoch nicht verbrannte. Er hätte es wissen sollen. Durch Augen, die nicht seine eigenen waren, erhaschte er ein flüchtiges Bild. Crawford. Natürlich, es gab wohl nur eine Person, die diese Reaktion bei Ran auslösen konnte. Eine Hand rieb sein Bein und ließ ihn den Kontakt aufgeben, kaum dass er entstanden war. Es konnten nur ein paar Sekunden vergangen sein, doch wie so oft hatte Farfarello seine Abwesenheit bemerkt. Er fuhr fort, als wäre nichts geschehen. „Tot denkt überhaupt nichts. Sie summt innerlich eine völlig unsinnige Melodie und versucht ab und zu ihren Stoffhasen zu füttern.“ In grünen Augen blitzte es amüsiert auf. „Sie nennt ihn Mr. Bunny.“ Über Masafumi sagte er nichts. Über den gab es nichts mehr zu sagen. Wandelnde Tote waren die Mühe nicht wert. Sie richteten sich auf eine gewisse Wartezeit ein. Schließlich hatte Weiß die merkwürdige Angewohnheit, erst ab der Dämmerung zuzuschlagen. „Sie sind gar nicht mal so schlecht…“ Masafumi musste ein paar Sicherheitssysteme haben, aber die drei drangen unbemerkt in die Villa ein. „Vielleicht“, stimmte er Nagi halbherzig zu, denn zunächst wollte er das Ende dieser Mission abwarten. „Bombay ist der Einzige von ihnen, der wirklich bei der Sache ist“, fügte er dann wie einen nachträglichen Gedanken hinzu. Dunkelblaue Augen sahen ihn scharf an, eine unerwartete Reaktion. Ob es sich lohnen würde, den Grund herauszufinden? Er grinste Nagi an. „Was?“ „Ach nichts…“ Aber sicher doch. Das Grinsen erreichte jetzt auch seine Augen. Farfarello war näher an den Abhang herangetreten und wandte sich nun zu ihm um. Der Jüngere hatte den kurzen Austausch mitbekommen und irgendetwas in Farfarellos Blick verriet ihm, dass dieser zumindest eine Vermutung hatte – und nicht gewillt war, sie zu teilen. Typisch. Schon bei Crawford hatte Farf sich lediglich auf ein paar Andeutungen beschränkt. Seit wann war er als Telepath eigentlich am schlechtesten informiert? Nun ja, einen Versuch war es wert. „Balinese ist darauf aus, Neus Gesicht zu sehen. Er fühlt sich an seine alte Partnerin erinnert.“ „Toll…“ Totales Desinteresse von Nagis Seite. Er gab nichts darum. „Siberian möchte sein Duell mit Schön fortsetzen. Sie haben sich gegenseitig nur angekratzt.“ Wie ein paar echte Kätzchen. Es war beinahe witzig. Dieses Mal würdigte Nagi die Information nicht einmal eines Kommentars. Okay, nach dem Ausschlussverfahren blieb also nur noch Bombay übrig. Und wenn er genau darüber nachdachte, war das genau der Name, den er vorhin erwähnt hatte. Wie interessant. Farfarello kehrte zu ihm zurück und er hieß dessen Körperwärme in der kühler werdenden Abendluft willkommen. „Ich dachte, du wolltest ihn nicht mehr ärgern.“ Ein Flüstern neben seinem rechten Ohr. „Das habe ich nie behauptet.“ Ein Moment des Schweigens. „Stimmt“, gab der Ire dann zu, belustigt. Er lachte unterdrückt, lehnte sich dann im wahrsten Sinne des Wortes zurück und genoss die Show. Hm, genießen war vielleicht etwas zu viel gesagt, aber wenigstens langweilte er sich nicht. Sollte es ihn eigentlich stören, dass Weiß in letzter Zeit viel mehr Aufträge hatte als Schwarz? Er dachte kurz darüber nach, kam zu dem Schluss, dass eindeutig Klasse – und nicht Masse – zählte. Erst danach wandte er seine Aufmerksamkeit endgültig Weiß zu. Erste Explosionen lieferten die Hintergrundmusik zu einem Film, der sich nicht vor seinen Augen, sondern in seinem Kopf abspielte. Balinese und Siberian hatten ihre Zielpersonen gefunden, aber er verlor schnell das Interesse an den Kämpfen. Spannender war da Bombays Fortschritt. Und ein Teil von ihm blieb auf Masafumi fokussiert, der es mit der Angst zu tun bekam und sich prompt in eine Ecke verkroch. Ein Mundwinkel wurde spöttisch nach oben gezogen. Was sollte man von einem Takatori auch anderes erwarten. Sich von ein paar Frauen und einem Kind beschützen zu lassen… Bombay hatte sein Ziel erreicht, flüsterte ins Headset, Verstärkung anfordernd. Und dann gewann die Sache an Tempo. „Hell greift Bombay an, aber der Junge ist wirklich flink“, informierte er seine Begleiter und auf Nagis stumme Bitte hin, teilte er die Bilder mit ihm. Unter seiner Hand verkrampfte sich die Schulter des Braunhaarigen kurz, ehe Nagi sich zwang, sich zu entspannen. Masafumi geriet in Panik und für einen Moment verstand er nicht, was der Typ mit der Phiole vorhatte. Doch als Masafumi den Inhalt einfach trank, wurde es schnell klar. „Der ist ja wahnsinnig…“ Von irgendwoher mischte sich Nagis Zustimmung in seine Gedanken und als er sich etwas mehr auf den Jüngeren konzentrierte, bemerkte er, dass Nagi dieses Mal um einiges gefesselter von dem Geschehen war. Farfarellos Ruhe bildete einen ungewöhnlichen Kontrapunkt dazu. Er atmete aus, schmolz etwas mehr gegen den Körper seines Freundes, ehe er die physikalische Wahrnehmung wieder aufgab. Rechtzeitig genug, um Masafumis Verwandlung mitverfolgen zu können. Wenn das Unsterblichkeit bedeuten sollte, verzichtete er gerne darauf. Farf war bei ihm und dessen Farben entsprachen einem blutigen Zähnefletschen. >Noch jemand, der sich für einen allmächtigen Gott hält. Ich wüsste zu gern, wie Er darüber denkt.< >Das werden wir wohl gleich sehen<, lautete seine trockene Antwort. Dieses Mal löste Farfarellos Verhalten keine stille Furcht bei ihm aus. Er hatte endlich etwas, woran er sich festhalten konnte. Und sie sahen es. Masafumi schien anfangs unüberwindlich, selbst mit Siberian und Balinese, die endlich eintrafen, schaffte Bombay es nicht, ihn zu besiegen. Nagi gab einen seltsamen Laut von sich, als Tentakel nach dem Anführer von Weiß griffen und irgendetwas pulste um sie herum. Eine Energie, die sich selbst verzehrte, als Masafumi, dieses Monster, innehielt. „Mamuro?“ Der Name war ein heller Geistesblitz und für diese eine Sekunde war Masafumi er selbst, bevor das Virus dessen Verstand vollkommen zerfraß. Er zog sich rechtzeitig zurück, hatte aus seiner letzten Erfahrung gelernt. Aber jetzt wusste er Bescheid. Was für ein Witz… Siberian hatte das Zögern genutzt, um den Tentakel abzutrennen und Bombay fiel schwer zu Boden. Das Monster begann zu toben, Sauerstoffflaschen wurden umgeworfen, Ventile beschädigt. Und die kleinen Brandherde wurden zu einem rasenden Feuer, als die Flaschen schließlich explodierten. Siberian und Balinese beendeten es, während Bombay unter Schock zu stehen schien, nach einem Foto griff, dessen Glasfront in Scherben am Boden lag und über das bereits hungrige Flammen geleckt hatten. Er spürte Nagis Verwirrung, lieferte ihm aber keine Erklärung. Weiß schaffte es mehr oder weniger unversehrt die Villa zu verlassen und erst als sich deren dunkle Gestalten gegen das brennende Gebäude abhoben, trennte er die Verbindung endgültig. Die Welt schien ein paar Herzschläge seltsam flach, dann hatte er sich wieder an die beschränkte Einsicht normalen Sehens gewöhnt. Es war dunkel geworden, aber das Feuer war ein unübersehbares Signal, auch in dieser schwach besiedelten Gegend. „Bald wird jemand Polizei und Feuerwehr informieren“, sprach er in das Schweigen zwischen ihnen hinein. Seine Hand glitt von Nagis Schulter. Er hatte keine Entschuldigung mehr, sie dort zu belassen und das würde dem Jungen unzweifelhaft bald auffallen. „Masafumi ist tot?“ „Ja.“ Er wusste, wie Tod sich anfühlte. Genug Menschen waren in seiner Nähe gestorben. Unweigerlich meldete sich das Bild eines anderen brennenden Hauses und er wandte sich abrupt ab. „Lasst uns fahren.“ Etwas in seinem Mund schmeckte auf einmal bitter. Wie Asche. ****** Ran erwies sich inzwischen als eine Ablenkung, die sein Leben mehr durchdrang, als er erwartet hatte. Er vernachlässigte seine Arbeit deswegen nicht und letztendlich war Ran sogar ein Teil selbiger, dennoch nahm der Rothaarige einen größer werdenden Raum in seiner Zeitplanung ein. Und er wusste nicht so recht, was er davon halten sollte. Beinahe lächelte er über sich selbst, als er den Wagen in der Garage parkte. Es widersprach seiner Natur, den Schritt zu bereuen, aber er erlaubte sich, zumindest etwas überrascht zu sein. Oder vielleicht auch nicht. Es war beinahe einfach, nachzugeben. Und ihm war klar, dass Ran mehr noch mehr haben wollte. Ein paar Falten furchten flüchtig seine Stirn, während er automatisch Weste und Jackett richtete. Besser er hörte auf, sich darüber so viele Gedanken zu machen. Ran war alt genug, um seine eigenen Fehler zu begehen und vielleicht würde der Jüngere sie nicht einmal als solche ansehen. Das brachte ihn zu der Situation zurück, in der er selbst vor zwei Jahren gesteckt hatte. Wie lautete eigentlich sein endgültiges Urteil? Die zeitliche Distanz half nicht viel, er sah immer noch diese eisblauen Augen und den Ausdruck in ihnen. Selbstironie meldete sich flüchtig, in der nicht… zu viel Säure lag. Er hatte in dieser Frage wohl noch keine Entscheidung getroffen. Das Klingeln des Telefons, kaum dass er das Haus betreten hatte, setzte dem Gedankengang tatsächlich ein Ende. Er nahm sich die Zeit, seine Schuhe auszuziehen. Auch wenn er nicht wusste, wer am anderen Ende der Leitung war, hatte er zumindest die Gewissheit, das Telefon rechtzeitig zu erreichen. „Ja bitte?“ Er ließ sich auf die Couch sinken. „Guten Abend, Crawford.“ Wenn er nicht bereits gesessen hätte, wäre es jetzt nötig gewesen. Selbst über das Telefon erkannte er die Stimme sofort und unwillkürlich schloss er die Augen, als sein Gedächtnis ihm das Bild des älteren Mannes lieferte. Dessen Gesicht. Es war nur ein Zufall, dass Schneider ausgerechnet jetzt anrief, fühlte sich aber ganz und gar nicht nach einem an. Er vergaß vollkommen, auf die Begrüßung zu reagieren. Ein belustigtes Lachen, dann sprach Schneider weiter. „Ich darf annehmen, dass du das nicht vorhergesehen hast?“ Seine Mundwinkel bogen sich von ganz allein nach oben. „Sie dürfen.“ Immer noch mit geschlossenen Augen. Etwas wie resignierte Gelassenheit durchlief seinen Körper. Unter normalen Umständen hätte er sich jetzt Sorgen machen müssen, aber darüber war er längst hinaus. Schneider wusste Bescheid, egal wie unmöglich das war. Und bis eben war es ihm sogar recht gut gelungen, dieses Wissen in einem wenig beachteten Winkel seines Verstandes liegen zu lassen. Schließlich brachte es nichts, sich deswegen verrückt zu machen. Er war noch am Leben und SZ hatte nicht an seine Tür geklopft. Demnach machte er ganz einfach mit seinem Plan weiter. Der Direktor hatte eine kurze Pause eingelegt, zweifellos, damit er sich genau das in Erinnerung rufen konnte. „Stephenson hat seinen Bericht vorgelegt. Gute Arbeit, Crawford.“ Etwas krampfte sich in ihm zusammen. „Danke.“ Was unausgesprochen blieb, würde niemals in irgendwelchen Aufzeichnungen landen können. So würde er niemals fragen, ob sich der Direktor eventuell auf etwas anderes als das Offensichtliche bezog. Und er fragte sich genauso wenig selbst, wofür er sich eigentlich bedankte. „Sie sind überzeugt, dass du das richtige Objekt gefunden hast.“ Schneiders Tonfall verriet ihm nur zu genau, dass der Deutsche gerade lächelte – und dass das Lächeln bestimmt nicht bis in die eisblauen Augen vorgedrungen war. „Werden sie…“, setzte er ungewohnt zögernd zu einer Frage an, verstummte aber, ohne sie zu beenden. Er konnte es einfach nicht, denn von der Antwort hing so viel ab. Alles. In diesem Moment wäre etwas Hilfe von Seiten seines Talentes ausgesprochen willkommen gewesen, doch das stellte sich stur. Stille dehnte sich zwischen ihnen aus, scheinbar länger, als die physikalische Entfernung zwischen ihnen. „Es müssen noch ein paar Vorbereitungen getroffen werden. Aber sobald der richtige Zeitpunkt heran ist, werden sie nach Japan kommen. Du wirst auch einige Aufgaben übernehmen müssen.“ Jetzt hatte er seine Antwort. Und die Stille war plötzlich in ihm. Er hatte halbwegs erwartet, erleichtert zu sein, aber in diesen langsam dahintickenden Sekunden fühlte er gar nichts. „Das ist kein Problem“, antwortete er und seine Stimme klang so normal wie immer. „Natürlich nicht, Crawford.“ Wenn Schneider doch nur wirklich da wäre. Er wollte die Miene des Älteren sehen, erkennen, was Schneider eigentlich beabsichtigte. Und vielleicht wollte er noch mehr. Irgendwie schaffte er es, das Gespräch zu Ende zu führen. Es half, dass Schneider nichts gegen seine einsilbigen Reaktionen einzuwenden hatte. Die Belustigung des Deutschen schien ihn immer noch zu umgeben, als er längst aufgelegt hatte. ~TBC~ Merkt man, wie sehr ich Crawford und Schneider vermisse? ^^° Crawfords Gefühle in der Hinsicht sind eher zwiespältiger Natur, aber das kann ich ihm nicht verdenken… cya, cu ^-^ Kapitel 122: "Rückblicke XLIII - Sieh es als ein Geschenk an. Die Ältesten haben selten genug welche zu vergeben" ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 122) Titel: Close Distance Teil: 122/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: *grins* Schneider und Crawford ^_____^ Japp, Schuldig taucht auch auf, aber… das interessiert _mich_ weniger *zugeb* ^^° Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Nächstes Mal sag mir besser, wie lange du wegbleibst. Dann muss ich mir wenigstens keine Sorgen machen, dass du vielleicht ausgewandert bist oder so… o.O *knuffel* @erdschlange: Eindeutig rechtzeitig. *grins und Gummibärchen nehm* Also ich hatte keine Probs mit Mexx, aber vielleicht hast du es zu anderen Zeiten versucht. Wie findest du eigentlich die neue Funktion, die einen auf neu erschienene Mangas aufmerksam macht? Ich habe mal so gut wie alle Mangaserien eingestellt, die ich lese / gelesen habe und gezählt – kam auf knapp 90 *umkipp* Ich will gar nicht wissen, wie viele Bände dahinter stecken. Aber zurück zum Thema *ehe* Du dachtest doch nicht etwa, ich würde Schneider im Vakuum handeln lassen? Bei mir hat eigentlich jeder einen Grund für seine Handlungen. *snicker* Nur bei Schneider habe ich mir die meisten Details ausgedacht, daher ist er mir auch so sehr ans Herz gewachsen. Ich freue mich schon auf die Ferien, wenn ich genug Zeit habe, auch an „RftS“ weiterzuschreiben *nod* Tja, wie Masafumi Omi (aka Mamoru) erkennen konnte, ist wirklich eine gute Frage. Im Anime ist es in etwa so passiert, wie ich es geschrieben habe. Masafumi wird ihn nie ganz vergessen haben, schließlich hatte er in seinem Arbeitszimmer immer noch ein Familienfoto herumstehen. Ich habe das dann einfach hingenommen ^^° Jupp, die Vergangenheitskapitel marschieren jetzt in Richtung Farf, auch wenn es noch ein bissl dauert, bis Schu und Crawford dort ankommen ^.~ *neue Gummibärchen hervorhol* Teil 122 „Rückblicke XLIII - Sieh es als ein Geschenk an. Die Ältesten haben selten genug welche zu vergeben“ Er fühlte sich jetzt bedeutend ruhiger – und entspannt. Mit der neu gefundenen Ruhe schlug er die Augen auf, immer noch etwas heftig atmend und begegnete vertrautem Eisblau. „Besser?“ Schneider lachte leise, strich ihm dann eine verschwitzte Strähne aus der Stirn. Der Ältere stützte sich geschickt genug ab, dass er dessen Gewicht kaum wahrnahm, dafür aber die Hitze, die Schneiders Körper ausstrahlte. Seine Mundwinkel bogen sich in widerwilligem Amüsement nach oben. „Ja.“ Das hier hatte er ganz sicher nicht geplant gehabt, als er zu Schneider gegangen war, sobald er Schuldig im Bett gewusst hatte. Der Direktor hatte ihm sofort die Tür geöffnet, erst halb angezogen, und nicht lange gebraucht, um seine Stimmung zu entziffern. Er wusste selbst nicht genau, wer von ihnen den ersten Schritt getan hatte, aber jetzt fühlte er sich wirklich besser. Lebendig. Schuldigs anfängliche Panik hatte etwas in ihm erstarren lassen, das nun wieder in Ordnung war. Langsam ließ er seine Finger durch sandblondes Haar gleiten und die Berührung sandte ein Prickeln durch seinen Körper, ein sanfter Nachhall. Aber der Sex lag hinter ihnen und so spielte er nur flüchtig mit der Kette, die Schneider niemals ablegte, gab dann den Kontakt auf. Nachdenklichkeit trat in braune Augen. „Was soll ich jetzt machen?“ Was hatte sich Neubert nur dabei gedacht? Irgendwelche Machtspielchen, das war zu erwarten und nach seinem letzten Gespräch mit Schneider hatte er sich damit abgefunden. Aber ihm einen Killer auf den Hals zu hetzen – damit war der andere Precog eindeutig zu weit gegangen. Schneider seufzte und die eisblauen Augen schienen jeden Ausdruck zu verlieren. „Was möchtest du tun?“, kam dann eine Gegenfrage, die er nicht erwartet hatte. Der Ältere ließ sich neben ihm auf die Matratze sinken, hielt aber seinen Blick fest. „Ihn umbringen.“ Das kam flach und ohne jedes Zögern. Warum sollte er in der Hinsicht auch irgendwelche Hemmungen empfinden? Es wäre lediglich eine weitere Präventivmaßnahme, die sogar noch mehr gerechtfertigt sein würde. „Das habe ich erwartet.“ Ein Moment des Überlegens, ehe die Kälte einem schmalen Lächeln wich. „Ich werde mit den Ältesten reden. Wie du weißt, stehen uns nicht viele Precogs zur Verfügung.“ „Ich bin besser als er.“ „Zweifellos. Neubert hat einen sehr dummen Fehler begangen.“ Die aufgeflackerte Belustigung wurde mit dem letzten Satz ausgelöscht und er wurde das Gefühl nicht los, dass Schneider sich auf mehr bezog als nur den Mordversuch. Vielleicht hing es mit Schneiders Plänen zusammen. Er dachte nicht oft darüber nach und auch jetzt verbarg er die Überlegung gut. Stattdessen streckte er ein weiteres Mal seine Hand nach Schneider aus, zog dessen Kieferlinie nach und für einen winzigkleinen Moment erlaubte er sich, Befriedigung zu empfinden. „Ich halte Sie von der Arbeit ab“, stellte er mit einem kaum merklichen Lächeln fest, unwillkürlich belustigt. „Was für ein Glück dann, dass ich mir meine Zeit selbst einteilen kann.“ Hunger blitzte in eisblauen Augen auf und er beugte sich vor, um Schneiders Griff entgegen zu kommen. Finger wurden tief in seine Muskeln gepresst, aber er spürte es kaum. Und er würde er die möglicherweise zurückbleibenden blauen Flecken später nicht beachten. Er suchte die Lippen des Anderen mit dem gleichen Hunger, vertrieb jeden Gedanken an Neubert damit. ****** „Schuldig, du musst aufstehen, der Unterricht fängt gleich an.“ Er schaffte es, seine Augen halbwegs zu öffnen, allerdings nicht, den Störenfried zu erkennen. Und auch wenn sein Gehirn nicht wirklich arbeitete, war eine Information deutlich in seinen Verstand gebrannt. „Ich muss nicht hin, verschwinde!“ Mit der Gewissheit, alles Wichtige gesagt zu haben, vergrub er sich unter der Bettdecke und war gleich darauf wieder in einen so tiefen Schlaf gefallen, dass er einer Ohnmacht gleichkam. Das nächste Mal waren es die Schläge der Glocke, die ihn weckten, der Ton tief in seinem Inneren widerhallend. Ein paar Atemzüge lang wehrte er sich noch dagegen, dann aber gab er nach und die Finsternis des Schlafes wurde zu Bewusstsein. Grüne Augen wurden geöffnet, starrten blicklos gegen die Decke und er wunderte sich, dass er so viel erkennen konnte. Es war viel zu hell. Er blinzelte, ohne dass sich an dem Eindruck etwas änderte und schlagartig kehrte die Erinnerung zurück. Kalte Wut brannte die Reste von Schläfrigkeit hinweg, doch er brachte sie schnell unter Kontrolle, während er sich aufsetzte. Er vertraute darauf, dass Crawford das Ganze nicht auf sich beruhen lassen würde und der Gedanke rief ein bitterböses Grinsen auf sein Gesicht. Es verblasste, als plötzlich die Tür aufgerissen wurde und Tobias hereinstürmte, aber schon die Überreste reichten aus, um den Älteren zu stoppen, als wäre er gegen eine Wand gerannt. Tobias brauchte nicht lange, um sich zu fassen, nichtsdestotrotz lauerte noch eine ganze Weile danach Unsicherheit in dessen Augen. „Ah, du bist schon wach. Ich wollte gerade einen zweiten Versuch starten.“ „Wie nett von dir…“ Eine Hand kämmte durch orangefarbene Haare, versuchte die Mähne etwas zu bändigen. Dann raffte er sich dazu auf, endlich aus dem Bett zu kriechen und sich etwas überzuziehen. Ihm blieb nichts anderes übrig, da sein Magen bereits begann, ihm anderenfalls unangenehme Konsequenzen anzudrohen. „Wie hast du es geschafft frei zu bekommen?“ Tobias wartete geduldig auf ihn, musterte ihn jetzt neugierig. Er zog sich das Shirt über den Kopf, gefolgt von einem warmen Pullover. Sein sich anschließendes Grinsen wirkte fast wie immer und der Unterschied fiel dem Anderen nicht auf. „Crawford hatte eine kleine Aufgabe für mich und als Belohnung durfte ich ausschlafen.“ „Gewöhn dich lieber nicht daran.“ Er wusste, dass Tobias automatisch annahm, es hätte mit dem neuen Einsatz zu tun und er hatte ganz sicher nicht vor, die Sache richtigzustellen. „Hatte ich nicht geplant. Aber jetzt genug gelabert, ich habe Hunger.“ Der Braunhaarige lachte. Er blieb neben ihm stehen und die grünen Augen waren weniger kühl als so oft. „Was ist so lustig?“ „Gar nichts“, schüttelte Tobias den Kopf. „Nur, dass du eigentlich immer Hunger hast.“ „Sehr richtig, ich befinde mich schließlich noch im Wachstum. Bald kann ich euch allen auf den Kopf spucken.“ „Oh Schuldig, du würdest dich auch jetzt nicht davon abhalten lassen.“ Auch wenn es wie ein Scherz klang, unterlegte Ernst diese Aussage. Sein Grinsen verwandelte sich in ein schmales Lächeln. „Wie Recht du doch hast.“ Crawford im Speisesaal zu sehen war eine heimliche, dafür aber umso tiefer empfundene Erleichterung. Ihre Blicke begegneten sich vielleicht nur für den Bruchteil einer Sekunde, doch es reichte aus, um zu wissen, dass die Antwort des Precogs jetzt anders lauten würde. Sein übliches Grinsen gewann an Schärfe, während er mit Sorgfalt begann, seinen Teller zu leeren. „Hältst du es eigentlich nicht mehr für nötig, uns mit deiner Anwesenheit im Unterricht zu beehren?“ Die Worte schnitten geradewegs durch die Zufriedenheit, die sich auf ihn gesenkt hatte, und ohne viel Toleranz blitzten grüne Augen den Urheber selbiger an. „Kannst du nicht ein Mal dein unqualifiziertes Mundwerk halten?“ Zur Abwechslung hatte er ein vollkommen reines Gewissen, denn die Auszeit war wohlverdient gewesen. „Ich hatte angenommen, du hättest inzwischen gelernt, eine Verknüpfung mit der lächerlichen Entschuldigung für ein Gehirn herzustellen, die du da hast. Leider sehe ich mich gezwungen, meine Annahme zu revidieren.“ Die anderen lachten wegen seiner ungewöhnlichen Wortwahl auf, aber Andreas wusste das gar nicht zu schätzen und lief vor Wut rot an. Interessiert beobachtete er den Vorgang, was den Anderen nur noch mehr aufregte. Doch bevor der Heiler etwas sagen konnte, mischte sich Tobias mit ruhiger Stimme ein. „Lass es sein, Andy. Du weißt genau, dass es einen guten Grund für seine Freistellung gegeben haben muss.“ Es folgte keine nähere Erläuterung, aber die war auch völlig unnötig. Niemand hier würde es wagen, einfach von sich aus dem Unterricht fernzubleiben. Wobei sich die Frage stellte, ob es überhaupt jemandem in den Sinn kommen würde. Schließlich arbeiteten sie ja eifrig daran, eines Tages die Welt zu beherrschen. Der Gedanke ließ ein abfälliges Grinsen erscheinen, aber niemand dachte sich etwas dabei. Sie nahmen an, dass es gegen Andreas gerichtet war. Ein Blick zu Tobias ließ diese bestimmte Ecke aus seinem Grinsen verschwinden, aber das war auch das einzige Zugeständnis. Der Rest des Essens verlief ruhiger, er hörte nur mit einem halben Ohr auf die leise ausgetauschten Worte und stellte so fest, dass die Tatsache seines neuen Auftrages bereits bekannt war. Crawford hingegen wurde nicht einmal ansatzweise erwähnt. Sein Talent half ihm dabei, dieses Detail als positiv zu bewerten und ab diesem Moment richtete sich seine gesamte Aufmerksamkeit eigentlich nur noch auf Crawford. Der saß wie immer an einem der Lehrertische, überraschenderweise in der Nähe von Herrn Neubert, zeigte mit keiner Geste, dass irgendetwas Ungewöhnliches geschehen war. Herr Neubert warf Crawford ab und zu einen abschätzenden Blick zu, schien jedoch nicht zu ahnen, wie viel der Schwarzhaarige wusste. Er vermutete wahrscheinlich nicht einmal, dass etwas durchgesickert sein könnte, hatte bestimmt dafür gesorgt, dass es keine losen Enden gab. Was natürlich alles nichts half, wenn man selbst das lose Ende ist. Zufrieden mit seiner in der Nacht offensichtlich unbemerkt gebliebenen Aktion lehnte er sich zurück und machte sich zum ersten Mal ernsthaft Gedanken darüber, wie Crawford überhaupt reagieren _konnte_. Er sah die Schwierigkeiten, auch wenn ein Feuer in ihm jede kühle Überlegung hinweg brennen wollte. Zu einem Ergebnis gelangte er trotz aller Bemühungen nicht und schließlich gab er mit der Gewissheit auf, dass Crawford schon etwas einfallen würde. ****** „Schuldig ist mir heute auf Schritt und Tritt gefolgt.“ Das beantwortete zwar Schneiders Frage, warum der Telepath ihn bis zum Büro begleitet hatte, sagte aber nicht viel über dessen Motivation. Was den Direktor nicht zu stören schien. Eisblaue Augen sahen ihn über den Schreibtisch hinweg amüsiert an. „Er passt auf dich auf.“ Nicht einmal der Anklang eines Zweifels lag in dieser Aussage. Er selbst fand die Sache nicht halb so lustig, auch wenn an Schuldigs Verhalten eigentlich nichts auszusetzen war, eher im Gegenteil. Dennoch war er der Ansicht, dass er sehr gut selbst auf sich aufpassen konnte und Neubert würde hier sowieso nichts unternehmen. Allein der Gedanke sorgte dafür, dass ein Gefühl in ihm aufstieg, das viel zu sehr Hilflosigkeit glich, als dass er es anerkennen konnte. Denn hier auf Rosenkreuz stand er vor genau dem gleichen Problem. Neubert war im Prinzip unangreifbar. Er hatte sich nicht die Mühe gemacht, diesen Gedankengang zu verbergen und es hätte nicht der geisterhaften Berührung bedurft, um zu wissen, dass Schneider alles mitbekommen hatte. Denn die Belustigung schien regelrecht aus dem Älteren herauszufließen, legte die Kälte frei, die für einen Moment verborgen gewesen war. Und dann hatte er den Direktor vor sich, wie die meisten ihn kannten. Merkwürdigerweise entlockte ihm genau dieser Anblick das erste Lächeln, seit er das Büro betreten hatte. „Ich habe in der Hinsicht gute Neuigkeiten für dich.“ Er entspannte sich, als er das erwidernde Lächeln sah, mehr jedoch waren die eben geäußerten Worte der Grund dafür. „Sie haben bereits mit ihnen geredet?“, vergewisserte er sich. Es hätte ihm sicher über den Tag geholfen, das Ergebnis dieses Gespräches bereits im Voraus zu kennen, aber sein Talent gehorchte nicht seinen persönlichen Wünschen. Oder jedenfalls bei weitem nicht so häufig, wie er es bevorzugen würde. „Ja. Die Ältesten waren von Neuberts Verhalten… enttäuscht.“ Das schmale Lächeln gefror zu etwas sehr Vertrautem, auch wenn er selbst noch nicht auf der empfangenden Seite gewesen war. Scheinbar ruhig wartete er darauf, dass Schneider weitersprechen würde, auch wenn er sich unbewusst ein wenig vorgebeugt hatte. „Sie haben beschlossen, dir deinen Willen zu lassen. Sieh es als ein Geschenk an. Die Ältesten haben selten genug welche zu vergeben.“ Es gab Dinge, die ihn immer noch überraschen konnten. Und jetzt, da er einen Wunsch erfüllt sah, an dessen Erfüllung er eigentlich gar nicht geglaubt hatte, ließ er sich in seinem Stuhl zurücksinken und versuchte die Konsequenzen zu überdenken. Seine Vision würde sich also als korrekt erweisen. Er blickte auf seine Hände, sah etwas aus seiner Erinnerung, das noch gar nicht stattgefunden hatte. Noch nicht. Richtig. Leise Schritte ließen ihn aufsehen, lächelnd. „Wie?“, wollte er wissen. „Er wird einen Auftrag bekommen, der ihn aus Rosenkreuz herausführt.“ „Und er kann sich nicht weigern.“ Sein Lächeln verbreiterte sich um ein paar Millimeter. „Ganz genau.“ Ihm wurde warm. ~TBC~ Das hat Spaß gemacht. Obwohl nichts Besonderes passiert ist. ^^# Ich glaube, das hier ist die erste Fanfic, die ich auch ohne Leser weiterschreiben würde. Was natürlich nicht heißen soll, dass ihr jetzt verschwinden sollt *räusper* *drop* cya, cu ^-^ Kapitel 123: "Glaubst du an das Feuer der Läuterung?" ----------------------------------------------------- Close Distance (Teil 123) Titel: Close Distance Teil: 123/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Es ist die Nacht nach der Mission bei Masafumis Villa – zuerst bei Schwarz, dann bei Omi. Erwartet am Anfang nicht allzu viel Logik, den Grund dafür werdet ihr schon sehen ^.~ Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: *winkz* @erdschlange: Und, wieder Ärger mit dem Browser? Oder nur nicht zum Lesen gekommen? Bei mir geht’s zurzeit jedenfalls eher stressig zu *sigh* Fast alle Klausuren auf einmal – was aber immerhin heißt, dass ich ab nächstes Wochenende nur noch eine vor mir hab *es versuch positiv zu sehen* ^^° @Furia: *Gummibärchen rüberschieb* Dein Nick kommt mir wage bekannt vor *grins* Schön, dass du wieder aus der Versenkung aufgetaucht bist ^_________^ *knuffel* Hoffentlich findest du wieder in die Story rein, denn ich kann dir leider auch nicht sagen, wo du stehen geblieben warst ^^# Motivation ist immer nett *lach* gerade jetzt, da ich den Kopf mit Klausuren voll hab. Viel Spaß beim Abiball! Willst du erst ab dem Sommersemester studieren? Ich meine, fürs Wintersemester müsste ne Bewerbung jetzt etwas spät sein, ne? Teil 123 „Glaubst du an das Feuer der Läuterung?“ Es war dunkel in der Küche, aber die Kerze vor ihm warf flackerndes Licht in diese Dunkelheit, ließ sich windende Schatten über die Wände tanzen. Er konnte sich nicht so recht entscheiden, ob ihm zu warm oder zu kalt war, es fühlte sich einfach nicht richtig an. Aber dieses Unwohlsein war auf einen kleinen Teil seiner Wahrnehmung beschränkt. Der Rest konzentrierte sich auf die winzige Flamme und ihr Schein spiegelte sich in grünen Augen wider. Die Arme auf dem Tisch verschränkt, das Kinn darauf gestützt, starrte er auf dieses Feuer im Miniaturformat und in seiner Erinnerung regte sich etwas Düsteres. Er atmete ein, zum ersten Mal seit Ewigkeiten, streckte sich mit noch schläfriger Langsamkeit. „Glaubst du an das Feuer der Läuterung?“ Fast hätte er die Frage sich selbst gestellt, doch kaum dass die Worte seinen Mund verlassen hatten, wurde ihm die Anwesenheit der zweiten Person in diesem Raum bewusst. Farfarello neigte den Kopf ein wenig und die bernsteinfarbenen Augen leuchteten wie die einer Raubkatze. „Wie könnte ich?“ Der Ire musterte ihn für eine Weil still, dann bogen sich dessen Mundwinkel in ein schmales Lächeln. „Ich müsste den Schmerz fühlen, bis tief hinein in die allerletzte Zelle meines Körpers.“ Damit hob Farfarello eine Hand, ließ sie genau neben der Kerze verharren. „Aber trotz der Schmerzen dürfte ich mich nicht verbrennen. Meine Haut müsste den Flammen widerstehen.“ Jetzt bewegte Farfarello die Hand wieder und hastig schlug er sie beiseite, ehe sie mit der Flamme in Berührung kommen konnte. Der Jüngere blieb völlig ruhig, nur Farfarellos Lächeln wurde breiter, ehe dieser weitersprach, als ob nichts geschehen wäre. „Bei mir ist es jedoch genau umgekehrt.“ Und dann wieder Schweigen. Er verdaute die Antwort und die Finsternis in ihm wuchs ein weiteres Stück an. „Ich habe meine Familie getötet, indem ich unser Haus anzündete.“ Warum hatte er das gesagt? Für ein paar Sekunden war er draußen und während in seinem Rücken die letzten Reste der untergehenden Sonne den Himmel rot einfärbten, waren es vor ihm die Flammen, die gierig an seinem Zuhause fraßen. „Ich sehe es…“ Er hörte Farfarellos Stimme kaum und verstand schon gar nicht die Worte. Die Gewissheit, einen Fehler gemacht, etwas Unwiederbringliches verloren zu haben, raste wie ein Blitz durch seinen Verstand. Und statt die ihn inzwischen fast vollständig ausfüllende Düsternis zu spalten, lieferte er ihr nur weitere Energie. Ein Stirnrunzeln furchte glatte Haut und unbewusst biss er sich auf die Unterlippe, bis er Blut schmeckte. Welchen Fehler? Er konnte sich nicht erinnern, wollte es aber so unbedingt, dass ein dumpfer Schmerz hinter seiner Stirn aufzuleben begann. Farfarello stand langsam auf und bernsteinfarbene Augen trafen sich mit grünen. „Was, wenn beides geschieht?“, fragte er seinen Freund. Der verstand ihn, antwortete aber nicht gleich. Stattdessen umrundete der Ire den Tisch, hockte sich neben ihm hin und sah zu ihm hoch. Obwohl es unmöglich sein müsste, konnte er in Farfarellos Augen weiterhin die Kerzenflamme tanzen sehen. Schmerzen. Er blinzelte, aber sie verschwanden nicht. Die Schmerzen seiner Eltern und seiner Schwester, eine viel zu lebendige Erinnerung. „Wenn beides geschieht, dann stirbt man.“ Ja, sie waren verbrannt, damals. Kein Feuer der Läuterung. Hieß das vielleicht, dass sie unschuldig gewesen waren? Der Schmerz und die Finsternis durchdrangen sich, wurden eins. Er schrie. Schwer atmend erwachte er, mit einem erstickten Laut auf den Lippen. Schweiß pappte orangefarbene Strähnen an seine Stirn und irritiert strich er sie zurück. Er musste geträumt haben, aber was? Während der Schlaf mehr und mehr zurückwich, versuchte er sich zu erinnern, ohne Erfolg. Irgendetwas mit Feuer… Vielleicht Masafumis Villa. Er zuckte innerlich mit den Schultern. Auch egal. Eine Hand hatte sich auf seinen Unterarm gelegt und mit einem halbherzigen Lächeln wandte er sich Farfarello zu. „Ich wollte dich nicht wecken.“ Auch wenn er es kaum erkennen konnte, starrte ihn das bernsteinfarbene Auge nachdenklich an. Er spürte Farfarellos Blick. Merkwürdigerweise hatte er für einen Moment den Eindruck, ein zweites Auge zu sehen, doch der verschwand schnell und leise wie ein Trugbild. „Das macht nichts.“ Farfarello streckte sich, stellte aber den Körperkontakt wieder her, ehe er ihn bewusst vermissen konnte. Im nächsten Augenblick saß der Ire auch schon auf seinem Schoß. Das ließ ihn seinen Traum endgültig vergessen. Er grinste, dann verwandelte sich das Grinsen in ein Lächeln. „Ich verstehe. Keine Lust mehr zu schlafen, hm?“ „Genau.“ Farfarello beugte sich vor, Zähne schabten über seinen Hals hinweg, gruben sich danach in seine Schulter. Momentaner Schmerz, gefolgt von der Weichheit von Lippen. Ein Schauer durchlief seinen Körper und von ganz allein umarmte er Farfarello so fest er konnte. Ihre Rippen krachten aneinander und doch war es nicht nahe genug. Er seufzte leise und es klang beinahe verzweifelt, auch wenn er sich absolut nicht erklären konnte, woher dieses Gefühl plötzlich kam. „Du kannst nichts dafür…“ Ein Flüstern neben seinem Ohr, bevor Farfarello ihn küsste. Er verstand nicht, was der Andere meinte und es kümmerte ihn auch nicht. Alles, was jetzt noch zählte, war dieser Kuss. Und die Hände, die über seinen Rücken, seine Seiten zu streichen begannen. Die verbliebenen Stunden hatte er durchschlafen können und als er zum zweiten Mal aufwachte, krochen bereits ein paar Sonnenstrahlen ins Zimmer. Er verzog das Gesicht, als ihm seine Kopfschmerzen bewusst wurden, aber vielleicht hatte er Glück und Koffein würde ausreichen, um sie zu vertreiben. Vorsichtig löste er sich von Farfarello. Das erwies sich nicht als besonders schwierig, da er selbst derjenige war, der sich an den Anderen klammerte. Als erstes verschwand er ins Bad, machte sich dann auf in die Küche. Immer noch barfuß. Die Fliesen schickten Kälte durch seine Fußsohlen, aber er ignorierte sie zu Gunsten der Kaffeemaschine. Erst nach dem ersten Schluck von dem heißen Getränk öffneten sich grüne Augen vollständig. „Warum schläfst du nicht einfach aus?“ Er drehte sich nicht gleich zu Crawford um. Ein Lächeln, oder viel eher der Ansatz dazu, bog seinen linken Mundwinkel nach oben. Alte Gewohnheiten hielten sich eben. Aber er hatte keine Lust, das vor Crawford zuzugeben. Und er wollte auch nicht unbedingt an Rosenkreuz denken. Mit gesenktem Kopf lauschte er Crawfords Worten nach. Der Ältere klang… müde. „Ich wollte dir nur sagen, dass die Mission mal wieder ein Erfolg war.“ Mit einem Grinsen wandte er sich um, die Augen hinter orangefarbenen Strähnen versteckt. „Wie uncharakteristisch umsichtig von dir.“ Crawford musterte ihn mit so etwas wie Belustigung, schien dennoch irgendwie abwesend zu sein. Und er sah nicht so aus, als ob er viel geschlafen hätte. Ohne sein Grinsen zu verlieren, setzte er sich neben den Schwarzhaarigen, erntete eine hochgezogene Augenbraue, da er Crawfords Aussage nicht kommentierte. „Vielleicht solltest du deinen eigenen Ratschlag mal beherzigen.“ Er flüsterte nur, lehnte sich näher an Crawford heran. Es war ihm bereits in Fleisch und Blut übergegangen, so mit dem Amerikaner umzugehen, auch wenn er in diesem Moment gar nicht das Bedürfnis verspürte. Oder vielleicht doch, in einem kleinen Teil seines Bewusstseins. „Hast du etwa Ran vermisst?“ Er war ein wenig überrascht gewesen, als der Rothaarige gestern nicht hier gewesen war. Die Antwort ließ ihn wünschen, die Frage nicht gestellt zu haben. „Damit hat das nichts zu tun.“ Belustigung, immer noch, doch sie konnte die Müdigkeit nicht aus den braunen Augen vertreiben. „Herr Schneider hat gestern Abend angerufen.“ Unwillkürlich zuckte er zurück. _Das_ hätte auch ihm eine schlaflose Nacht beschert. Der Gedanke an den Direktor rief die Kopfschmerzen zurück, die sich tatsächlich verabschiedet hatten und schweigend hielt er sich an seiner Tasse fest, sie mit kleinen Schlucken leerend. „Was wollte er?“, brachte er schließlich heraus, ohne Crawford anzusehen. „Der Bericht wurde ihnen vorgelegt. Wie Stephenson bereits angedeutet hat, ist alles zu ihrer Zufriedenheit. Sobald alle Vorbereitungen getroffen worden sind, werden sie nach Japan kommen.“ Obwohl das schon fast sicher gewesen war, rief diese endgültige Bestätigung eine Gänsehaut bei ihm hervor. Sollte das wirklich möglich sein? Konnte Crawfords Plan aufgehen? Aber Herr Schneider blieb weiterhin die große Unbekannte in diesem Spiel. „Sonst hat er nichts gesagt?“, hakte er nach. „Nein.“ Womit Crawford in der Luft hing, ohne jede Gewissheit, sich nur an der Tatsache festhalten konnte, dass Herr Schneider ihn bisher nicht verraten hatte. Das musste für Crawford ein wirklich dummes Gefühl sein. Er konnte nicht einmal darüber lachen, da ihrer aller Schicksal mit dem von Crawford so eng verknüpft war. Aber er bereute nicht, sich dafür entschieden zu haben. Für eine Sekunde wurde das Verlangen den Älteren zu berühren so stark, dass es ihn fast überwältigte und zur Abwechslung hatte es nichts mit den üblichen Spielchen zu tun. Er atmete tief durch, was nur dazu führte, dass sich Crawfords Aufmerksamkeit vollständig auf ihn konzentrierte. Was ihn ganz und gar nicht beruhigte. Crawford schüttelte nur leicht den Kopf, Verstehen in den braunen Augen und gleichzeitig Unverständnis. Sein resignierendes Lächeln geriet etwas bitter. War es nicht immer so gewesen? Crawford wusste genau, was in ihm vorging, hatte aber nie verstanden, warum er so sehr daran festhielt. Du bist manchmal ein Idiot, Crawford. Der Gedanke glitt an den Schilden des Anderen ab, denn er wollte nicht, dass Crawford das hörte. „Dann werden wir wohl abwarten müssen, bis es soweit ist“, meinte er stattdessen laut. „Unter anderem.“ Crawfords Ausdruck verriet, dass dieser nicht vorhatte, solange untätig zu bleiben. Und in grünen Augen blitzte ein erwidernder Funken auf. ****** Das Foto hatte ihn bis in seine Träume hinein verfolgt. Und statt dort einem tentakelbewehrten Monster zu begegnen, wurde er zu einem kleinen Jungen. Er war zu Hause, das verriet ihm das aufkeimende Gefühl der Vertrautheit und er kannte den Oberschüler, der sich ihm mit einem Lächeln zuwandte. „Mamoru.“ Der Name klang doppelt in ihm nach, als würde er ihn von zwei Leuten gleichzeitig ausgesprochen hören. Er ignorierte den hoch gewachsenen Teenager, der immer so nett zu ihm war. Aber dieser Bruder hatte stets nur wenig Zeit für ihn und so lief er etwas unsicher an ihm vorbei und näherte sich neugierig dem anderen Bruder, der neben dem leise dahin fließenden Bach hockte. Irgendetwas hielt der Ältere in den Händen. Noch ein paar Schritte weiter und er erkannte einen Schmetterling. Mit blanken blauen Augen sah er zu, wie dem Insekt die Flügel herausgerissen wurden. Die Bilder des Traumes klebten an ihm, als er mit einem Gefühl erwachte, das ihm beinahe den Magen umdrehte. Sie verflüchtigten sich auch dann noch nicht, als sich das Stakkato seines Herzschlages beruhigt hatte und der Geschmack von Galle lag auf seiner Zunge. Fahrig strich er sich durch die blonden Haare, schlug dann die Bettdecke zurück. Ihm war viel zu warm, auch wenn die durch das Fenster hereinströmende kühle Nachtluft zusammen mit dem Schweißfilm auf seiner Haut dafür sorgte, dass er fröstelte. Mit einem Seufzen ließ er die Beine über die Bettkante rutschen. Er hatte schlafen wollen, wusste zu genau, dass er nach der Mission schon so wenig genug Ruhe finden würde, um in der Schule richtig aufpassen zu können. Aber dieses angekokelte Foto hatte ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht. Dieser Traum, war das wirklich eine Erinnerung gewesen? Zögernd stand er auf, ging zu seinem Schreibtisch hinüber, von dem der Geruch nach etwas Verbranntem auszugehen schien. Es war nur Einbildung, natürlich, aber nichtsdestotrotz hätte er sich am liebsten abgewandt. Nur war das einfach nicht möglich. Seine Finger zitterten leicht, bevor sie die Lehne des Stuhls umschlossen. Er starrte lange auf das Foto, regungslos. Minuten verstrichen, ohne einen Eindruck zu hinterlassen, denn alles, was ihn jetzt beschäftigte, war eine unglaubliche Vermutung. Unmöglich fast, aber dennoch konnte er sie nicht so einfach von der Hand weisen. Nadeln, so viele winzige Spitzen, lösten Schmerzimpulse aus, als er nach Hinweisen suchte, in seinem Gedächtnis. Irgendwann gab er auf, inzwischen tanzten bunte Funken vor seinen Augen und sein Kopf stand kurz vor dem Zerbersten. Tränen der Frustration hatten sich in seinen Augenwinkeln gesammelt und ungeduldig wischte er sie beiseite. Jetzt war er zu wach, um sich wieder hinzulegen und auch wenn er sich insgeheim nach weiteren Träumen sehnte, fürchtete er sie gleichzeitig auch. Er griff nach seinem Laptop und zog sich auf sein Bett zurück, statt sich an den Schreibtisch zu setzen. Ein seltsamer Kompromiss mit sich selbst und da er das verstand, trat ein beinahe ironisches Glitzern in die blauen Augen. Die Suche an sich erwies sich nicht als schwierig, über die Takatoris gab es mehr als genug Daten, auch frei zugängliche. Schwieriger war es zu finden, was ihn wirklich interessierte. Doch er hatte einen Zeitrahmen und einen Namen und schließlich war der Bericht da, den er nicht hatte finden wollen, wenn er ehrlich war. Takatori Mamoru. Kein Foto. Keine Daten, die über das Alter von fünf Jahren hinausreichten. Dann war der Junge einfach verschwunden, keine weitere Erwähnung. Entführt. Es fiel ihm plötzlich schwer zu atmen. ~TBC~ x_x Die Klausuren gehen mir auf den Keks… Irgendjemand Lust Management von Informationssystemen für mich zu schreiben? Gesellschaftsrecht und Statistik für SPSS mach ich ja gerne selbst… *ehe* Ich hoffe, es ist schnell deutlich geworden, dass Schu am Anfang träumt. Farfs Augen sollten ein Hinweis darauf sein *zwinka* cya, cu ^-^ Kapitel 124: "Rückblicke XLIV - Verstehe. Er passt bestens zu uns" ------------------------------------------------------------------ Close Distance (Teil 124) Titel: Close Distance Teil: 124/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Was soll ich groß sagen. Im nächsten Teil brechen Crawford uns Schu endlich auf, um Farf zu holen. Aber ich verrate euch besser nicht, wie lange das insgesamt dauert ^^° Und nicht vergessen: in der Story ist gerade Winter... Ja, ich weiß, die Vorstellung fällt ein wenig schwer *ehe* Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: *knuddel* Da bist du ja wieder. ^_________^ Freut mich zu hören, dass dir der Urlaub so gefallen hat, aber wie es klingt, hättest du ihn eher _nach_ der Hochzeit gebrauchen können *lach* Das Kutschenspiel sagt mir übrigens gar nix *Kopf schief leg* Die meisten Klausuren habe ich letzte Woche geschrieben, diese habe ich Zeit, um für ReWe am Samstag zu lernen. *irgendwie keinen Bock hat aber da durch muss* Sieht ganz so aus, als hättest du jetzt einiges mehr zu tun als ich *ganz sicher nicht tauschen möchte* ^^°°° Stimmt, Schu lädt schon zum Mitleiden ein, allerdings muss ich sagen, dass er teilweise auch selbst schuld ist. Schließlich _hat_ er doch Farf für sich, da könnte er ja mal langsam Crawford loslassen (wobei ich allerdings auch verstehen kann, warum ihm das nicht so ganz gelingt ^^#) Jupp, Schneider wird auch nach Japan kommen, zusammen mit den Ältesten. *deine Bezeichnung für die sehr lustig fand* *snicker* Und vielleicht ist er von Ran nicht so begeistert, aber wie sieht es wohl anders herum aus… *Überlegung in den Raum stell* Hirofumi ist ganz richtig *nick* Und in meiner Story ist er ein bissl netter, bin da nämlich ganz deiner Meinung *grins* Übrigens steht die erste Begegnung der beiden auch im Anime in keinem direktem Zusammenhang mit Ouka. ^.~ Somit wird es nicht allzu schwer das zu schreiben… Freut mich übrigens zu hören, dass die Gegenwartskapitel jetzt gleichgezogen haben ^^ Wobei ich zugeben muss, dass sie mir inzwischen auch besser gefallen als früher. @Furia: *winkz* ^____________^ @erdschlange: *mich auf den Kuchen stürz* *dafür ein paar Gummibärchen rüberschieb* ^.~ Ich bin zurzeit total verrückt nach Schneider ^^# Deshalb fällt es mir auch so schwer, in die Gegenwartskapitel reinzufinden. Hatte wegen der Klausuren ja ne Schreibpause eingelegt… Wenigstens habe ich ein neues Verbindungsstück gefunden und ich denke, so langsam geht die Handlung absehbar ihrem Ende entgegen. Was bei mir allerdings nicht allzu viel heißen muss, ne? *ehe* Ehrlich gesagt freue ich mich, dass du nicht gleich erkannt hast, dass Schuldig träumt. ^^ So sollte es nämlich sein *nod* Omi wird jetzt versuchen mehr über seine Familie herauszufinden und als nächstes seinem anderen Bruder – Hirofumi – begegnen (der war auch in seinem Traum). Da du den Anime nicht kennst, muss ich dich nicht einmal davor warnen, dass ich die Geschichte um die beiden ein wenig abändere *lach* Manchmal frage ich mich auch, was ich da eigentlich in der Uni lerne *drop* Im nächsten Semester werde ich keine so seltsamen Fächer mehr haben, sondern nur noch die in meinen beiden Spezialisierungen ^^ Ich habe auch so ungefähr dann Ferien, wenn deine beginnen. Hab nach der Klausur am Samstag zunächst eine Woche frei und muss dann noch ein dreitägiges Seminar hinter mich bringen (für das ich drei Bücher oder so vorher zu lesen hab x_x). Aber dann hab ich auch frei ^_______________^ Teil 124 „Rückblicke XLIV - Verstehe. Er passt bestens zu uns“ Die Zeit kroch, statt sich an ihren normalen Ablauf zu halten, als würde sie ihn damit ärgern wollen. Aber trotz aller Bemühungen näherte sich die Woche allmählich ihrem Ende und damit rückte der Moment heran, da er endlich wieder die alten Gemäuer verlassen durfte. Was er gerade zwar tat, aber nur, um zum Schießstand hinüber zu joggen. Jede langsamere Form der Fortbewegung würde nämlich dafür sorgen, dass man auf der Stelle festfror. Jedenfalls kam es ihm so vor. Die kalte Luft brannte in seinen Lungen, als er sein Ziel erreichte und unwillkürlich blieb er trotz gegenteiliger Absichten stehen, sobald er Crawford sah. Der Schwarzhaarige schien die Eiseskälte überhaupt nicht zu bemerkten oder er war sehr gut darin, sie zu ignorieren. Er war nicht der Ansicht, dass Crawford es nötig hatte, hier zu trainieren, aber nichtsdestotrotz traf Kugel um Kugel die menschlich geformte Zielscheibe. Mit einem innerlichen Schulterzucken setzte er sich wieder in Bewegung. Vielleicht wollte Crawford ja nur etwas Energie abbauen. Das Wort „Frust“ erschien ihm im Zusammenhang mit dem Älteren irgendwie unpassend. Zudem hatte Crawford in den letzten Tagen überhaupt nicht frustriert gewirkt und das seltsame Licht in den braunen Augen, wann immer Crawford und Neubert aufeinander trafen, war wirklich viel versprechend. Er grinste, als er neben den Anderen trat. Sie waren allein hier, niemand sonst setzte sich freiwillig diesen Temperaturen aus. Die in einen schwarzen Lederhandschuh gekleidete Hand blieb vollkommen ruhig, bis das Magazin geleert war, dann erst senkte Crawford den Arm und beschloss seine Anwesenheit zur Kenntnis zu nehmen. „Schuldig.“ „Hallo Crawford.“ Er versteckte sich noch ein bisschen mehr hinter dem Kragen seiner Jacke. Auch wenn er hier vor dem Wind geschützt war, konnte er nicht behaupten, dass er es als sonderlich warm empfand. „Herr Schneider wünscht dich zu sprechen.“ Ein Lächeln huschte über die Lippen des Älteren. „Und du hast dich dazu entschlossen, mich extra zu holen, obwohl ich sowieso gleich zurück gewesen wäre…“ Er hatte das dumme Gefühl, dass Crawford sich innerlich über ihn amüsierte, konnte aber nichts dagegen machen. Denn aus einem jetzt nicht wirklich nachvollziehbaren Grund _hatte_ er sich dazu entschlossen gehabt, nachdem er Herrn Schneider auf dem Gang über den Weg gelaufen war. Er erschauderte und versuchte sich einzureden, dass es nicht an der Erinnerung an den kurzen Austausch mit dem Direktor lag. Auch wenn Crawford jede Minute zum Mittagessen erschienen wäre, war ihm nicht wohl gewesen bei dem Gedanken, die Nachricht von Herrn Schneider auch nur mit der geringsten Verzögerung zu überbringen. Und da er sich zu gut der Aufmerksamkeit des Direktors bewusst gewesen war, war er nicht einmal auf die Idee gekommen, telepathisch bei Crawford anzuklopfen. _Das_ hätte Herr Schneider eigentlich auch gleich selbst machen können, doch merkwürdigerweise schien der sein Talent nicht dafür einzusetzen. Sein Grinsen wurde etwas schief, bevor er antwortete. „Ich brauchte nur ein bisschen frische Luft, also bilde dir bloß nichts darauf ein.“ Belustigung in braunen Augen, dem Zucken eines Mundwinkels. „Ich wäre niemals auf die Idee gekommen.“ Schneefall setzte ein, machte sich daran, der bereits vorhandenen Schneedecke noch ein paar Zentimeter hinzuzufügen. Kleine, weiße Sterne, legten sie sich auf seine Ärmel, seine Haare. Doch er bekam kaum etwas davon mit, als er Crawford folgte. Grüne Augen waren fest auf den Rücken des Älteren gerichtet und seine Gedanken schienen sich im Kreis zu drehen. Schon wieder. Immer noch. Dieses Verlangen, einfach nur seine Hand auszustrecken, ihn zu berühren, überfiel ihn unerwartet. Was prompt eisblaue Augen in seiner Erinnerung auftauchen ließ und das wiederum löste einen schmerzhaften Stich hinter seiner Stirn aus. Fast schon Routine. Sie verschloss seinen Mund und selbst als die schwere Eingangstür hinter ihnen zufiel, blieb er stumm. Crawford drehte sich zu ihm um, warf ihm einen merkwürdigen Blick zu, ehe der Schwarzhaarige langsam die Handschuhe abzustreifen begann. Tiefe, vibrierende Glockenschläge hallten durch die Flure, was Crawford den Kopf etwas zur Seite neigen ließ. „Du gehst jetzt besser, sonst bekommst du kein Essen ab.“ Er grinste und ignorierte das Spannen seiner Haut, die versuchte allmählich aufzutauen. „Immer um mein Wohlergehen besorgt, ja?“ Ein Schritt und er stand genau vor dem Anderen. „Ich hoffe, Herr Schneider hat unsere Reisepläne für dich.“ Damit streckte er seine Hand nach Crawfords aus, so schnell, dass der es gar nicht mitbekommen konnte. Doch es war nicht warme Haut, die er berührte, dazu war er zu vorsichtig. Stattdessen umfassten seine Finger geschmeidiges Leder, als er gleich darauf davon schritt, ohne ein Wort des Abschieds geäußert zu haben. Erst als er sein Zimmer erreicht hatte, entließ er das Lachen, das sich in ihm angestaut hatte, aber nicht einmal er selbst wusste, ob auch nur eine Spur echter Belustigung darin lag. „Schuldig, alles in Ordnung mit dir?“ Er schüttelte nur den Kopf, antwortete jedoch nicht. Tobias sah so aus, als hatte er gerade aufbrechen wollen, hielt nun jedoch inne und sah ihm ein wenig beunruhigt dabei zu, wie er sich aus der Jacke schälte und sie weghängte, seine Schuhe wechselte. Braune Augen wichen seinem Blick aus, als er sich schließlich umdrehte, die Handschuhe immer noch festhaltend. Ein schnelles Grinsen ließ seine Zähne aufblitzen. „Keine Sorge, ich bin nicht verrückt geworden.“ Nun wurde er doch angesehen und Tobias versuchte sich in einem vorsichtigen Lächeln. „Was war denn los?“ Seine wegwerfende Handbewegung stoppte, ehe er sie zu Ende führen konnte. Die Lederhandschuhe erinnerten ihn daran, was er eben getan hatte – und warum. Er biss sich auf die Unterlippe und rief sich zur Ordnung, mit bedauernswert wenig Erfolg. „Komm her!“, verlangte er, während er die Handschuhe ohne hinzusehen auf sein Bett warf. „Wir müssen zum Speisesaal“, bemerkte der Teleporter, etwas hilflos, gehorchte aber. „Ich weiß.“ Frustriert zog er den Anderen an sich heran und küsste ihn. Tobias wollte einen Moment lang zurückzucken, er war nicht gerade rücksichtsvoll, als sich seine Zähne in weiches Fleisch gruben, aber sein fester Griff hielt den Älteren so nahe, wie er ihn gerade brauchte. Körper an Körper. Erst als er wieder atmen musste, ließ er von Tobias ab und fast sanft strich sein Finger über die verletzte Lippe. Natürlich entschuldigte er sich nicht dafür. „Jetzt können wir gehen.“ „Freut mich, dass du dich besser fühlst“, kam es von Tobias. Und dann lachten sie beide. ****** „Sein Name ist Jei O'Casey. Unseren letzten Informationen zufolge hält er sich immer noch in Dublin auf. Die Polizei hat seine Identität bisher nicht ermitteln können und ordnet dem unbekannten Täter soweit sieben Morde zu.“ Er ließ die Neuigkeiten auf sich einwirken, war nicht in der Lage, sich von dem Foto loszureißen, diesem Blick, der nichts Menschliches zu enthalten schien. Ein wildes Tier, überrascht in den Schatten einer verwinkelten Gasse. Eigentlich gab es wichtigere Fragen, aber er konnte die folgende nicht zurückhalten. „Was ist mit seinem Auge passiert?“ Schneiders Hand ruhte auf seiner rechten Schulter und er wusste, dass der Ältere ebenfalls das Bild betrachtete. „Wir nehmen an, dass er sich die Verletzung selbst zugefügt hat. Er ist zu stark. Wenn ein anderer nahe genug an Jei herangekommen wäre, um _das_ zu tun, hätte er den Jungen sicherlich gleich umgebracht.“ „Woher wissen Sie das?“ „Wir haben zwei Männer verloren, um dieses Foto zu bekommen. Ihr Handicap war, dass sie ihn nicht verletzen durften.“ Diese Erklärung ließ ihn überrascht hochsehen und die eisblauen Augen des Direktors erwiderten seinen Blick ruhig, vielleicht mit den Anfängen von Belustigung. „Es waren keine Talente, oder?“ „Nein. Und Jei hat bisher auch keines gezeigt. Du hast dir da ein interessantes Teammitglied ausgesucht, Crawford.“ Ein Lächeln folgte diesen Worten. Ausgesucht… Hatte er das? Aber konnte nicht bestreiten, dass dieser Teenager zu seiner Zukunft gehören würde. Kein Irrtum in dieser Hinsicht möglich, das spürte er. „Was ist mit seiner Familie?“ Er blätterte weiter und obwohl er die Antwort gleich darauf schwarz auf weiß vor sich hatte, bekam er sie auch von Schneider. „Eltern und Schwester sind tot. Jei wird als vermisst geführt.“ „Hat er sie umgebracht?“ „Vielleicht. Oder es war nur der Auslöser. Wir werden einen Tracer die damals gesammelten Beweismittel überprüfen lassen.“ Damals. Er überprüfte die Jahreszahlen. „Was hat Jei solange gemacht? Die Morde haben doch erst vor wenigen Monaten begonnen.“ Schneiders Lächeln vertiefte sich. „Selbst mit unseren Mitteln können wir nicht jede Information beschaffen, vor allem in der Kürze der Zeit. Die Psychologen geben zwei groben Szenarien den Vorzug. In dem einen wurde Jei durch ein Ereignis in letzter Zeit in das Kindheitstrauma zurückgeworfen. Die andere Theorie geht davon aus, dass die Morde schon sehr viel früher begannen, aber nicht in einen Zusammenhang gebracht wurden. Demnach wäre Jei unvorsichtiger geworden.“ „Oder er verliert jetzt vollkommen die Kontrolle.“ Kein angenehmer Gedanke. Aber immerhin hatte er die Beruhigung, dass Jei zu seinem Team gehören würde und das wäre mit einem Wahnsinnigen einfach unmöglich. Schneiders Hand übte einen kurzen Druck aus, den er als Zustimmung zu dieser letzten Überlegung deutete. Der Direktor ließ ihm ausreichend Zeit, auch die restlichen Seiten durchzusehen, wartete auf weitere Fragen. Doch er hatte nur noch eine. Nachdenklich klappte er die Akte zu und legte sie auf den Schreibtisch, bevor er sich zurücklehnte und wieder Blickkontakt suchte. „Wann sollen wir aufbrechen?“ „Morgen. Ihr werdet Verstärkung erhalten, dort. Keinen ESP-Blocker. Da Jei höchstwahrscheinlich nicht dadurch beeinträchtigt werden würde, wäre der nur ein Hindernis für euch. „Ja“, stimmte er leise zu, abrupt zu einem anderen Thema weiter springend, auch wenn er sich nicht dementsprechend äußerte. Warum auch, wenn Schneider seine Gedanken sowieso mitverfolgte. Finger fuhren durch schwarzes Haar und unwillkürlich lehnte er sich in die Berührung, die Augen schließend. Der Eindruck eines Lächelns geisterte durch seinen Verstand und warmer Atem streifte sein Ohr, als sich Schneider zu ihm herunterbeugte. „Neubert wird morgen auch in München sein. Den Rest überlasse ich dir.“ Er erwiderte das Lächeln. „Ah, es ist soweit.“ Ein Grinsen flog über Schuldigs Gesicht, als dieser ihn erblickte. Tobias, der dem Telepathen gefolgt war, stockte ebenfalls und verabschiedete sich hastig. Seine Augen folgten dem Braunhaarigen, aber Schuldig errang mit dem nächsten Kommentar wieder seine Aufmerksamkeit. „Du machst ihn nervös.“ „Tatsächlich.“ Erneut ein Grinsen, ehe Schuldig die Tür öffnete und ihn mit einer großartigen Geste hereinbat. Drinnen ließ sich der Jüngere aufs Bett fallen, während er selbst sich den Stuhl vom Schreibtisch heranzog. Als sich ihre Augen wieder trafen, war die Leichtfertigkeit verschwunden. Erwartung blickte ihm aus dem Grün entgegen und im Hintergrund flackerte ein Feuer, das Schuldig nicht ganz unterdrücken konnte. „Möchtest du so dringend hier raus?“ „Treffend bemerkt. Ich arbeite schon lange genug darauf hin.“ Die letzte Bemerkung klang beinahe bitter. Und er verstand Schuldig nur zu gut. Der Telepath war bereits länger auf Rosenkreuz als er selbst es gewesen war – und hatte mit Sicherheit weniger Freiheiten. „Es ist nur noch ein halbes Jahr.“ Halb Feststellung, halb der Versuch, Schuldig etwas aufzumuntern. Der das registrierte, dieses Mal aber ohne spöttische Bemerkung auskam. „Ja…“ Für einen Moment schwiegen sie beide und keiner von ihnen vermisste die fehlende Konversation. Sie würde nur in Richtungen führen, die besser nicht berührt wurden. „Hier sind die Unterlagen für unseren Einsatz“, reichte er Schuldig schließlich eine komprimierte Form der Akte, die er selbst vor wenigen Stunden erhalten hatte. „Ah, dieses Mal werde ich also nicht bis zum Schluss im Dunkeln gehalten.“ Das Grinsen war zurück, als wäre es niemals weg gewesen. Schuldig brauchte nicht lange, um zu einem Urteil zu gelangen. Grüne Augen richteten sich ungläubig auf ihn. „Das kann nicht dein Ernst sein, Crawford.“ Mit dem Neigen des Kopfes forderte er ihn zum Weitersprechen auf, schon wissend, was als nächstes folgen würde. „Der Typ ist doch irre, ein Mörder!“ „Ja.“ Schuldig sah ruckartig von dem Foto auf, das er erneut gemustert hatte. Zuerst spiegelte die Miene des Orangehaarigen nur Verständnislosigkeit wider, dann aber blitzte etwas in Schuldigs Blick auf und es folgte ein hohl klingendes Lachen. „Verstehe. Er passt bestens zu uns.“ Schuldig ließ sich nach hinten fallen, die Augen mit dem angewinkelten Arm bedeckend. Er lachte wieder, mit genauso wenig Belustigung. ~TBC~ Die römischen Zahlen werden irgendwie immer komplizierter. Wenn ich schon raten muss, was sie eigentlich bedeuten, wie geht es euch denn da… ^^# Ha, Crawford kann sich bald an Neubert rächen, Schuldig kommt wieder von RK weg und Farf taucht demnächst auf. Klingt direkt nach einer Handlung, oder? *ehe* Ich sage jetzt schon, dass es mir Spaß gemacht hat, die folgenden Vergangenheitskapitel zu schreiben. Es wird übrigens ein Wiedersehen mit alten Bekannten geben ^____^ cya, cu ^-^ Kapitel 125: "Farfarello will ihm nur den richtigen Umgang mit einem Messer zeigen" ----------------------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 125) Titel: Close Distance Teil: 125/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Mittwoch am Nachmittag aus Rans Blickwinkel, der Abend dann von Crawfords aus. Vielleicht sollte ich euch vorwarnen, dass in diesem Teil ein ziemlicher Stimmungsbruch drin ist. Keine Ahnung, was ich mir beim Schreiben gedacht habe ^^# Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Und, hast du dich von der Hochzeit wieder richtig erholt? Ich habe vorläufig meine Klausuren hinter mir *freu freu* und in einer Woche nur noch das Seminar zur Interkulturellen Kommunikation. Klingt nicht besonders interessant, ne? Leider ist es Pflicht. *sigh* Danach sind endlich richtig Ferien. ^___________________^ @erdschlange: Mensch, diesmal ging es echt flott mit dem Commi. Und am meisten wundert mich dabei, dass letzten Sonntag eigentlich massenhaft Fanfics vor meinem neuen Teil in der Warteschlange zum Freischalten waren. o.O Die von Mexx müssen echt fix gewesen sein. Eigentlich studiere ich ganz einfach BWL mit den Schwerpunkten Rechnungswesen und Steuern. Allerdings gibt es halt auch ein paar Pflichtkurse, die nichts mit der Spezialisierung zu tun haben, wo ich mich dann auch frage, wo ich da hinein geraten bin ^^° Dieses Semester war das zum Beispiel „Innovations- und Technologiemanagement“ (sehr interessant muss ich zugeben) aber auch so ein Kram wie „Management von Informationssystemen“ *schauder* Ich meine, ich sehe ja ein, dass man darüber auch ein paar Kenntnisse benötigt, aber irgendwie… ist es einfach nicht so wirklich mein Fall. Und was ich nun wirklich nicht einsehe ist, dass die uns drei Semester lang mit Statistik gequält haben ^^# Auch wenn es heute kein Vergangenheitskapitel gibt, hoffe ich, du magst es trotzdem ^^ *zur Abwechslung mal nimm2-Bonbons anbiet“ Teil 125 „Farfarello will ihm nur den richtigen Umgang mit einem Messer zeigen“ „Ra~an!“ Er war kaum durch das Schultor getreten, als er seinen Namen hörte. Und es konnte nicht Yun-kun sein, der ihn da rief, schließlich lief Yunshiro neben ihm und war genauso überrascht wie er selbst. „Was-“ Bevor er sich umdrehen konnte, schlangen sich von hinten zwei Arme um ihn und ein kaum hörbares Lachen erklang neben seinem Ohr. Irgendwie bestand ab diesem Moment kein Zweifel mehr, wer das war, obwohl Farfarellos Verhalten selbst für diesen ungewohnt war. „Schuldig hat mir gesagt, dass du heute kein Training hast.“ „Ganz richtig.“ Er lächelte unwillkürlich. „Dann kannst du heute also mit mir trainieren.“ Yunshiro, der dem Schauspiel bis eben nur zugesehen hatte, mischte sich nun ein. „Lass ihn los.“ Farfarello tat natürlich genau das Gegenteil und verstärkte die Umarmung, stützte das Kinn auf seiner Schulter ab. „Warum sollte ich?“ Das Lachen war verschwunden, der Ire klang tatsächlich nur neugierig. Was für Yunshiro überraschend kam. Dem fehlten die Worte und nur kurz begegnete er dem Blick dunkler Augen, dann schien der Andere rot zu werden. Was überhaupt keinen Sinn ergab. „Yun-kun?“ „Ich gehe besser. Wir sehen uns morgen.“ Ein schnelles Lächeln und dann schritt Yunshiro wirklich davon. Mit einem verwirrten Stirnrunzeln sah er ihm nach, bis Farfarello seine Aufmerksamkeit zurückforderte. „Vielleicht solltest du mit ihm reden.“ Ernst. „Worüber?“ Er wollte sich zu dem Gleichaltrigen umdrehen und wurde nicht daran gehindert, denn Farfarello ließ ihn im gleichen Moment frei. Hinter der Sonnenbrille konnte er den Ausdruck des bernsteinfarbenen Auges bestenfalls erahnen, was es ihm schwer machte, Farfarellos merkwürdiges Lächeln zu deuten. Irgendwie schien der etwas zu wissen, was ihm selbst entgangen sein musste. „Das solltest du ihn fragen.“ „Sehr hilfreich…“ Er erwiderte das Lächeln nichtsdestotrotz. „Warum hast du eigentlich so gute Laune?“ „Crawford hat eine gute Nachricht erhalten. Gut für uns alle.“ Das kam so ernst wie Farfarellos Kommentar eben schon und der Unterton war – seltsam. Er spürte, dass er besser nicht nachhaken sollte und Farfarello nahm ihm die Arbeit ab, eine unverfängliche Erwiderung zu finden. Wofür er sehr dankbar war, da in seinem Kopf nach der Erwähnung von Crawford-san überwiegend Leere zu herrschen schien. „Ich freue mich natürlich auch auf unser Training. Aber… dein Messer, du hast es nicht bei, oder?“ Unwillkürlich berührte er seinen linken Oberarm. „Wir dürfen keine Waffen mit in die Schule nehmen“, erklärte er dann. Farfarello legte den Kopf schief, als würde ihn diese Information überraschen. „Verstehe. Ich werde dir eins von meinen borgen.“ Damit griff der Ire nach seinem Handgelenk und zog ihm mit sich. Belustigt ließ er es sich gefallen, verbat sich jedoch die Hoffnung, vielleicht auf Crawford-san zu treffen, wenn er mit Farfarello nach Hause ging. Sie waren nicht weit gegangen, als sie auch schon auf Schuldig trafen, der an der nächsten Straßenecke mit dem Auto auf sie wartete. „Ran-chan.“ Er reagierte auf diese Begrüßung mit einem leidenden Gesichtsausdruck, was ihm ein Grinsen von Schuldig und ein leises Lachen von Farfarello einbrachte. Keiner der beiden schien ein Problem darin zu sehen, dass das Cabrio nur ein Zweisitzer war und als Farfarello sich ohne zu zögern neben ihn quetschte, wusste er auch warum. Der Sitz war breit genug, um die Fahrt nicht zu einer unangenehmen Erfahrung zu machen, dennoch war es ein seltsames Gefühl, Farfarello so lange so nahe neben sich zu haben. Allerdings war nichts von der Nervosität übrig, die ihn sonst in Farfarellos Gegenwart überfallen hatte. Eine Hand legte sich auf seinen Unterarm und als er daraufhin den Blick des Gleichaltrigen suchte, fragte er sich, ob diesem überhaupt bewusst war, dass der Daumen in ständiger Wiederholung über dieselbe Stelle strich. „Wir werden zuerst Aya besuchen, ja?“ Das genügte, um die Kälte zurückzubringen und nicht einmal der fast schon grelle Sonnenschein konnte das verhindern. Grüne Augen huschten zu ihm herüber und ihm war fast so, als würde Tadel aus Schuldigs Blick sprechen. Dann schob sich der Orangehaarige wieder die Sonnenbrille auf die Nase und konzentrierte sich auf den Straßenverkehr. Schuldig hatte nicht mit hineinkommen wollen, aber Farfarello folgte ihm wie ein lautloser Schatten. Kein Wort störte die Stille, als sie durch die Gänge schritten und sie begegneten keiner Menschenseele, was diesem Besuch eine Aura der Unwirklichkeit verlieh. Der Eindruck verstärkte sich nur noch, sobald sie Ayas Zimmer erreichten. Aya… nur ein Abbild ihrer selbst. Eingefroren wie in einem Foto. Immer gleich und doch jeden Tag anders. Jedes Mal ein neuer Stich, weil sie tatsächlich nur da lag, statt ihm entgegen zu lächeln. Heute schaffte er es nicht, nach ihrer Hand zu greifen. Einer Statue gleich stand er neben ihrem Bett, eine stumme Wache und Erinnerung daran, dass Aya nicht völlig verlassen worden war, immer noch jemand auf sie wartete. Und aus diesem Grund ließ sie nicht los. Irgendwann legte sich eine Hand in seine und sanfter Druck ließ ihn den Kopf heben. „Er nimmt uns immer das, was wir lieben. Aber Seine Hand kann nicht alles erreichen, nicht jeden.“ Farfarellos Lächeln war kaum vorhanden, nur eine Andeutung, die ihren Weg durch alte Trauer fand. In diesem Moment schien es unmöglich, dass er sich jemals vor dem Anderen gefürchtet hatte. Die Worte ließen ihn an Crawford-san denken und dann auch an Schuldig. Er verstand und damit wagte sich ein ebenso blasses erwiderndes Lächeln hervor. Die Unwirklichkeit war verschwunden, als sie zum Auto zurückkehrten und es überraschte ihn nicht im Geringsten, dass Farfarello als erstes seinen Freund küsste. Er hätte das Gleiche getan, wäre Crawford-san anwesend gewesen, ohne sich von irgendwelchen Bedenken aufhalten zu lassen. Schuldig ließ plötzlich von Farfarello ab und schenkte ihm ein anzügliches Grinsen. Es fehlte nicht viel und er wäre rot angelaufen, dann aber sagte er sich, dass Schuldig schließlich nicht seine Gedanken lesen konnte und daher überhaupt kein Grund dafür bestand. Merkwürdigerweise barg der Orangehaarige daraufhin das Gesicht an Farfarellos Hals und sah aus, als würde er von einem Lachanfall geschüttelt werden. ****** Er hatte schon den ganzen Tag über das Gefühl gehabt, etwas Wichtiges vergessen zu haben und als er die Haustür aufschloss, verstärkte es sich nur noch. Eine Vision, die noch nicht eingetreten war, eine Vorahnung. Das geschah nicht zum ersten Mal, aber dadurch wurde das Gefühl nicht angenehmer. Seine Schuhe wegstellend registrierte er ein weiteres Paar und durch braune Augen schien für eine Sekunde ein Lächeln zu huschen, auch wenn seine Miene ansonsten keine entsprechende Reaktion zeigte. In der Küche kramte Schuldig gerade im Kühlschrank und so war es dieser Raum, den er nach einem Abstecher in sein Arbeitszimmer aufsuchte, um weitere Informationen zu erhalten. „Wo ist Ran?“ Er blieb im Türrahmen stehen, Blick fest auf den Orangehaarigen gerichtet. Weswegen ihm dessen – schuldbewusstes? – Zusammenzucken nicht entging. „Oh… der ist unten bei Farf…“, kam die gedehnte Antwort, während Schuldig unbewusst mit der Wasserflasche spielte. Die Vorahnung bekam zunehmend düsteres Gewicht. Das Verhärten seiner Gesichtszüge reichte vollkommen aus, um den Anderen weitersprechen zu lassen. „Farfarello will ihm nur den richtigen Umgang mit einem Messer zeigen. Keine Sorge, ich passe schon auf die beiden auf.“ Ein eher vorsichtiges Grinsen schloss sich daran an, als würde Schuldig erst jetzt aufgehen, dass er kaum aufpassen konnte, wenn er sich in der Küche befand. Und in diesem Moment brach die Vision endlich durch. Er spürte, wie ihm das Blut aus dem Gesicht wich, ehe er diese Reaktion unterbinden konnte. Ein Zwinkern und er hatte das neue Wissen verarbeitet und das war gut so, denn Zeit war soeben zu einem entscheidenden Faktor geworden. Er hatte nicht einmal genug, um sich wegen Nagi irgendwelche Zweifel zu erlauben. „Hol Nagi und komm sofort nach unten in den Keller.“ Während er das hervorstieß, befand er sich bereits auf dem Weg dorthin und zufrieden nahm er die Ausläufer von Schuldigs mentalem Ruf wahr, während dieser mit der für ihn typischen Geschwindigkeit die Treppe hoch rannte. Er stieß gerade rechtzeitig genug die Tür zum Trainingsraum auf, um Ran zurücktaumeln zu sehen. Wäre er sich sicher gewesen, dass Schuldig das hier auf telepathischem Wege hätte verhindern können statt es vielleicht auszulösen, wäre sein Befehl an den Orangehaarigen anders ausgefallen. So aber vermerkte er nur, dass er offensichtlich die falsche Entscheidung getroffen hatte und kniete dann auch schon neben Ran, der an der Wand nach unten gerutscht war. Violette Augen sahen ihn wie durch einen Schleier an. „Crawford-san… Ich glaube, ich habe einen Fehler gemacht.“ Ran wurde noch blasser, als er ohnehin schon war – und dann ohnmächtig. „Das wollte ich nicht.“ Farfarellos Blick hing gebannt an der Schnittwunde, aus der das Blut nicht nur heraustrat, sondern regelrecht hervorspritzte, im Rhythmus von Rans Herzschlag. „Er ist gestolpert und ich konnte nicht rechtzeitig ausweichen.“ „Ich weiß…“ Er erkannte seine eigene Stimme kaum wieder. So ein idiotischer Unfall und alles konnte dadurch verdorben werden. Farfarello begann seinen Verstand zu benutzen und brachte ihm den Verbandskasten, aber mit etwas Glück würde er den jetzt nicht brauchen. Rasch suchte er auf der Innenseite von Rans Oberarm nach der Arterie und drückte sie ab, genau zwischen Bizeps und Trizeps. „Verdammt!“ Schuldig traf ein, mit Nagi im Schlepptau. Dunkelblaue Augen weiteten sich, als sie die Bescherung aufnahmen, aber er ließ ihm keine Zeit zum Nachdenken. In diesem Fall würde das nur kontraproduktiv sein. „Komm her, Nagi.“ Der Junge gehorchte ohne jedes Zögern und kniete neben ihm nieder. Er griff nach Nagis Hand und legte sie genau auf die Schnittverletzung. Nagi wollte zurückzucken, er spürte, wie die unterdrückte Bewegung durch dessen Körper lief. Aber der Braunhaarige hielt sich unter Kontrolle, sah ihn fragend an. „Spürst du es?“ Zunächst antwortete ihm nur Verwirrung, dann konzentrierte sich Nagi und schickte ein telekinetisches Feld in die Wunde hinein. Er wusste nicht, wie genau Heiler arbeiteten und ihm war klar, dass Nagi schon lange über dieses Stadium hinaus war. Doch seine Vision hatte ihm diese Möglichkeit aufgezeigt und er hatte keine andere Wahl, als darauf zu vertrauen. „Füge es wieder zusammen.“ Er flüsterte nur, wurde trotzdem verstanden. Schweiß trat auf Nagis Stirn, als der seinen Anweisungen folgte, ihm vertraute, nichts Unmögliches zu verlangen. >Was soll das, Crawford? Du weißt genau, dass Telekineten keine Heiler mehr sein können! Sie haben nicht mehr die Feinkontrolle.< Schuldigs mentale Stimme schob sich zwischen seine Gedanken. >Ich schon, aber Nagi weiß das nicht.< Das verschlug Schuldig in jeder Hinsicht die Sprache. Er lächelte beinahe, aber die Anspannung wollte das nicht erlauben. Ja, Nagi war nie auf Rosenkreuz gewesen und kam daher gar nicht auf die Idee, von vornherein aufzugeben. Und der Junge war gut. Der Rest würde sich zeigen. Er war sich nicht sicher, wie er den nächsten Befehl formulieren sollte, doch das war sowieso nicht mehr nötig. Bei Nagi hatte der Instinkt übernommen und als der Jüngere sich schließlich mit vorsichtigen Bewegungen erhob, wagte er es, den Druck auf die Arterie wegzunehmen. Kaum noch frisches Blut. Er nahm sich die Zeit, die Verletzung in aller Ruhe zu betrachten, dann erst entspannte er sich. Der Schnitt sah nicht einmal mehr gefährlich aus und würde ohne ärztliche Versorgung verheilen. Mit Ran auf den Armen stand er auf, musterte Schuldig und Farfarello. Der Orangehaarige erwiderte seinen Blick fast trotzig, konnte das Schuldbewusstsein aber nicht ganz verbergen. Farfarello jedoch schien von dem Blut fasziniert, das nicht nur Rans Hemd durchtränkte. Ein Glitzern in dem bernsteinfarbenen Auge rief die Erinnerung an andere Gelegenheiten wach, es gab jedoch einen deutlichen Unterschied. Farfarello sah Ran nicht als Opfer an und das war mehr als die Worte des Iren vorhin Beweis dafür, dass es wirklich ein Unfall gewesen war. „Ihr beiden schafft hier unten Ordnung.“ Die Härte in braunen Augen ließ keinen Widerspruch zu und weder Schuldig noch Farfarello sahen so aus, als würden sie überhaupt einen wagen wollen. Einigermaßen zufrieden mit ihrem Nicken ruckelte er Ran in eine etwas bequemere Haltung und verließ dann den Trainingsraum. Nagi zögerte noch einen Moment, griff schließlich nach dem Verbandskasten und folgte ihm. ~TBC~ War doch nett von mir, keinen Cliffhanger draus zu machen, ne? ^.~ Ich hoffe, Nagis neue Fähigkeit überrascht euch nicht allzu sehr. Ich habe nicht vor, mich zu sehr darüber auszulassen. Aber in Anbetracht der Tatsache, dass er im Anime sogar Tot wiederbelebt (jedenfalls habe ich das so aufgefasst), sind die Heilerfähigkeiten ja nicht allzu weit hergeholt. ^^ Obwohl auf Rosenkreuz die evolutionäre Entwicklung vom Heiler zum Telekineten bekannt ist (was ja bereits in einem der Vergangenheitskapitel angesprochen wurde), waren die Talente dort tatsächlich niemals gut genug, um ihre Fähigkeiten als Heiler zu behalten, wenn sie den Sprung zum Telekineten schafften. Man kann auch sagen, dass der Effekt einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung eintrat, nachdem die ersten Versuche stets schief liefen. Niemand glaubte daran, dass ein Telekinet noch heilen kann, auch die Telekineten nicht – so dass es von dieser Regel in der Folge nie eine Ausnahme gab. cya, cu ^-^ Kapitel 126: "Rückblicke XLV - Darf ich es gesund küssen?" ---------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 126) Titel: Close Distance Teil: 126/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Hm, das war es dann wohl mit Neubert… ^^° Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Also ihr macht wirklich die seltsamsten Sachen bei Hochzeiten (und mich würde echt keiner dazu bringen, ne Henne zu spielen *drop*). Faulenzen klingt gut für die Ferien, aber ich muss mich nebenbei auch auf zwei Klausuren sowie das Praktikum vorbereiten ^^ Wegfahren werde ich jedenfalls nicht, außer vielleicht ein paar Tage zu ner Freundin in den Spreewald. Ich drücke dir die Daumen, dass du bei deinen Seminaren nicht vor Hitze eingehst. Ich muss ja die nächsten drei Tage nach Berlin und freue mich gar nicht darauf… Das mit dem Baby-Einkauf-Rausch kann ich schon ein bissl verstehen ^^ Es macht einfach Spaß, ne? *grins* Hm, Farf kann schon ganz vernünftig sein, wenn er ein bestimmtes Ziel hat – und in diesem Fall war es Ran ^^ Außerdem geht es ihm immer besser *nod* (auch wenn es wieder einen Rückfall geben wird ^^# dauert bloß noch ein bissl…) *lach* Du darfst nicht glauben, dass Herr Schneider Crawford und Schuldig aus Eifersucht auseinander gehalten hat. Das wäre der letzte seiner Gründe. Wohingegen es soweit Ran betroffen ist den einzigen Grund darstellen würde. Von daher bin ich selbst auch auf seine Reaktion gespannt ^^ Omi taucht eigentlich bald wieder auf. Da sich aber immer die Vergangenheitskapitel dazwischen mischen, werden leider noch ein paar Wochen vergehen. Ich hoffe, du hältst es bis dahin aus. ^^°°° Diese Story dreht sich nun mal hauptsächlich um Schwarz und Ran. Jupp, Grabesstille habe ich geguckt. Wirklich ein toller Zweiteiler gewesen. Aber von den Fanfics her lese ich eigentlich nur Grissom/Nick ^___~ @erdschlange: Nö, umgewöhnen musst du dich nicht *grins* Aber Abwechslung ist doch immer schön ^^ Heute habe ich mal Nimm2 Kaubonbons. Kennst du die? Schmecken gut ^-^ *anbiet* Farf verändert sich, vielleicht auch deswegen, weil sich Schuldigs Verhältnis zu ihm verändert. Die ganzen Ereignisse wirken wie ein Katalysator und Ran ist (nicht ganz so) zufälligerweise mitten drin ^^ Die Szene mit Yunshiro habe ich sogar schon geschrieben. Mal überlegen, in der Story ist es gerade Mittwoch gewesen. Sie kommt am Samstag dran. Wobei ich hinzufügen muss, dass Ran mal wieder den Mund nicht aufbekommt sondern Yun-kun die Initiative ergreift. Oh ja, das Studium macht wirklich sehr viel Spaß. Hätte ich gar nicht erwartet, als ich damit angefangen hatte. Ich finde es fast schade, dass nächstes Semester das Praktikum dran ist, aber trotzdem freue ich mich auch darauf ^^ @Kizuna01: Erst mal hallo und willkommen zurück! *knuffel und auch Kaubonbon anbiet* Keine Sorge, dein Commi ist in meinem Mail-Kasten gelandet, ich hatte ihn letztes Wochenende bloß noch nicht entdeckt gehabt ^^° Vielen Dank dafür! ^____________________^ *mich riesig drüber gefreut hab* Ran wird Farfs Rat nicht direkt berücksichtigen, aber zumindest die Gelegenheit schaffen, dass Yunshiro mal ein bisschen mehr aus sich herausgeht ^^ Und ja, natürlich wird Ran von Schwarz’ Fähigkeiten erfahren. Ich denke, ich habe mich jetzt auch für das Ereignis entschieden, bei dem es geschehen soll. *nod* Wenn es dabei bleibt, wird es auf jeden Fall vor dem Finale geschehen ^^ Natürlich wollte Farf Ran nicht verletzen (und vor allem nicht so schwer) aber er wird auch keine großen Schuldgefühle entwickeln. Zum einen war es nur ein Unfall und zum anderen konnte Nagi ja das schlimmste verhindern ^^ Ran würde ihm auch niemals Vorwürfe machen, höchstens sich selbst ^.~ Ich hoffe, wir lesen uns nächste Woche wieder *knuffz* Teil 126 „Rückblicke XLV - Darf ich es gesund küssen?“ Schuldig war kurz nach Beginn der Fahrt eingeschlafen. Der Orangehaarige hatte die Schuhe ausgezogen und nutzte die Jacke als provisorisches Kopfkissen. Natürlich war er nicht angeschnallt. Normalerweise hätte er Schuldig das nicht durchgehen lassen, aber auch wenn der Telepath das noch nicht wusste, würde er ihn heute noch brauchen und zwar im Vollbesitz seiner Kräfte. Wenn Schuldig also diese Haltung für einen einigermaßen erholsamen Schlaf brauchte, konnte dieser es haben. Schließlich hatte sein Talent keine Einwände erhoben. Kein Unfall in Sicht. Nach einem kurzen Seitenblick auf den Jüngeren wandte er sich wieder seinem Notebook zu. Sie hatten noch zwei Stunden vor sich und er sah keinen Grund, diese Zeit zu verschwenden. Er war zu sehr in seine Arbeit vertieft, um den Moment abzupassen, in dem Schuldig erwachte. Es war das störende Gefühl beobachtet zu werden, das ihn schließlich aufsehen ließ, direkt in ein Paar aufmerksamer grüner Augen. „Wie immer fleißig?“, wurde er mit einem breiten Grinsen begrüßt. „Du könntest das auch mal versuchen.“ „Warum sollte ich, dafür bist du schließlich da. Wir ergänzen uns prima.“ Mit einem kurzen Auflachen verbuchte Schuldig den Punkt für sich und beließ es dabei. Schuldig schien geradezu unbeschwert zu sein, das Grinsen weniger eine Maske als Ausdruck seines inneren Zustandes. Als würde Rosenkreuz den Telepathen ständig mit düsteren Mauern umgeben – nicht nur im wortwörtlichen Sinne – die endlich zusammengebrochen waren. Wenigstens für eine Weile. „Wie lange dauert es noch?“ Die Frage war ernsthaft gestellt, aber dahinter lauerte ein ‚Sind wir bald da?’, das ihn an ihre erste Fahrt nach Rosenkreuz denken ließ. Ein Lächeln streifte seine Lippen. „Wenn wir in der Stadt gut durchkommen, müssten wir in zwanzig Minuten beim Hotel sein.“ Schuldig nickte, sah dann aus dem Fenster, wo mehr und mehr Leben auf den Jüngeren einzuwirken begann. Konzentration, aber ohne offensichtliche Belastung, ließ Schuldigs Züge kurz ihren Ausdruck verlieren. Eine weitere Justierung der Schilde vermutlich und in ihrer Mühelosigkeit Beweis genug, dass Schuldig sich weiter verbessert hatte. Für einen Moment noch sah er zu, wie Schuldig die Außenwelt beobachtete und als er seine Arbeit wieder aufnahm, war es mit einem seltsamen Gefühl, das er weder erklären konnte noch wollte. „Wiedersehen macht Freude.“ Schuldig erfasste mit einem Blick, dass sie vor demselben Hotel wie beim letzten Mal standen und schien das aus irgendeinem unerfindlichen Grund sehr amüsant zu finden. „Lädst du mich wieder zum Abendessen ein?“, drehte sich der Jüngere zu ihm um. Seine linke Augenbraue wanderte in die Höhe. „Verträgst du inzwischen Alkohol?“ Er wollte die Szene nicht wiederholt sehen, Schuldig war zu nah daran gewesen, das Verbot zu überschreiten. Der Gedanke zeichnete sich nicht auf seinem Gesicht ab, aber nichtsdestotrotz bewegte sich Schuldigs Mund in ein schiefes Lächeln. „Angst, dass ich über dich herfalle?“ Der Tonfall war anzüglich, nur die grünen Augen wirkten unpassend blank, als wollte der Orangehaarige etwas verbergen. Was natürlich vollkommen unsinnig war. Er wusste nicht, ob er belustigt sein sollte oder genervt, entschied sich schließlich für ein neutrales Lächeln und reagierte nicht auf Schuldigs Herausforderung. Sollte der Telepath es ruhig mit seinen Spielchen versuchen, niemand zwang ihn, darauf einzugehen. „Lass uns reingehen, Schuldig.“ ****** Es wäre wohl zu viel verlangt gewesen, auch dasselbe Zimmer zu bekommen, aber dieses hier war dem anderen ähnlich genug, um eine Erinnerung wachzurufen, von der er nicht so recht wusste, ob sie ihm gefiel. Ihr Gepäck wurde herein getragen, doch er schenkte weder dem Pagen noch dessen neugierigen Blicken seine Aufmerksamkeit. Die war ganz auf Crawford gerichtet. Vielleicht hatte der Ältere deswegen so merkwürdig reagiert gehabt. Er seufzte innerlich. Crawford würde niemals auch nur auf die Idee kommen, sich über Herrn Schneiders Verbot hinwegzusetzen. Was für eine Verschwendung. Sie waren wieder allein und gegen die kühle Wand des Durchgangs gelehnt ließ er seine Augen über Crawfords Gestalt wandern. Den Schwarzhaarigen schien die Musterung nicht weiter zu stören. Ohne ihn weiter zu beachten, öffnete Crawford seinen Koffer und holte ein frisches Hemd heraus, begann dann Weste und das alte abzulegen. Unwillkürlich verschränkte er die Arme vor der Brust und dahinter gefangen begann sich sein Herzschlag zu beschleunigen. Das musste ja passieren. Dennoch hätte er um nichts in der Welt auf diesen Anblick verzichten wollen. Etwas in ihm krampfte sich zusammen und er hatte schon den ersten Schritt in Crawfords Richtung gemacht, ehe er merkte, was er da eigentlich tat. Doch selbst dann blieb er nicht stehen. Nicht, bevor er nur noch einen halben Meter von ihm entfernt war. Grüne Augen klebten regelrecht an der Stelle, wo sich eine halbverheilte Verletzung abzeichnete. „Ist sie das?“ Er hätte nicht fragen müssen, konnte aber nicht anders. „Ja.“ Es juckte ihn in den Fingern, darüber zu streichen, die Hitze der Heilung zu fühlen und hastig ballte er seine rechte Hand zur Faust, so dass sich Fingernägel in weiches Fleisch gruben, ihn ablenkten. „Hoffentlich bleibt keine Narbe zurück…“ Er flüsterte es nur, nicht sicher, ob die Worte überhaupt für Crawford bestimmt waren. Die Vorstellung, dass so ein Idiot Spuren auf Crawfords Körper hinterlassen konnte, behagte ihm überhaupt nicht. Auch wenn der Kerl inzwischen tot war. Noch ein Grund mehr, Neubert den Teufel an den Hals zu wünschen. Crawford zuckte nur mit den Schultern. „Wir werden sehen.“ Dann wollte er sich das neue Hemd überziehen, hielt aber auf seine plötzliche Geste hin inne. „Was ist?“ Von sich selbst überrascht starrte er seine erhobene Hand an, erwiderte anschließend Crawfords fragenden Blick, ohne seine Ratlosigkeit zu zeigen. Oh, ihm war schon klar, was er wollte, aber er hatte nicht die Absicht gehabt, etwas durchscheinen zu lassen. Schließlich rettete er sich in ein Grinsen. „Darf ich es gesund küssen?“ Ein paar Sekunden lang sah ihn der Ältere nur ausdruckslos an, dann rutschten Crawfords Mundwinkel nach oben. „Nein danke. Ich glaube nicht, dass du das richtige Talent dafür hast.“ Er lachte, erleichtert und enttäuscht zugleich. „Du weißt mich einfach nicht richtig zu schätzen, Crawford.“ Der zog sich nun endgültig an, hielt den Blickkontakt aber aufrecht. „Da bin ich anderer Ansicht.“ Und der plötzlich in braunen Augen Einzug haltende Ernst ließ ein Kribbeln der Erwartung in ihm aufsteigen. Er wusste einfach, worum es ging. „Neubert, ja?“ Auf Crawfords Nicken hin wurde sein Grinsen zu einem kalten Lächeln. „Gut, ich nehme es zurück. Du scheinst doch zu wissen, wie du mein Talent nutzen kannst.“ Was leider aber auch alles war. „Darf ich vorher noch etwas essen?“ Er durfte. Und obwohl es ihn halb verrückt machte, nicht zu wissen, was Crawford genau plante, genoss er die Mahlzeit. Keine Konversation diesmal und kein Wein. Ersteres vermisste er nicht wirklich, er mochte die Ruhe zwischen ihnen. Ihm wurde bewusst, dass er sich in Crawfords Nähe meistens selbst unter Druck setzte, damit, eine bestimmte Fassade aufrecht zu erhalten. In diesen Minuten war das nicht notwendig. Nachdenklich ließ er seinen Blick zu den anderen Tischen schweifen. Kerzenlicht, das in Weingläsern schimmerte. Ja, den hätte er schon gerne. Und sei es nur, um eine Entschuldigung dafür zu haben, sich gehen zu lassen. Natürlich unmöglich. Nicht zuletzt, weil er nachher einen klaren Kopf brauchen würde. Crawford sah auch keinen Anlass das Schweigen zu brechen und so fiel erst wieder ein Wort zwischen ihnen, als sie zurück auf ihrem Zimmer waren. Er hatte nicht zu viel gegessen, weil er nicht müde werden wollte, dennoch führten ihn seine Schritte sofort zu seinem Bett. „Was soll ich tun?“ Ohne Crawford anzusehen, stellte er diese Frage, streckte sich dann auf der eben noch sorgfältig glatt gestrichenen Decke aus. „Finde ihn für mich, er ist hier in München.“ „Du machst wohl Witze.“ Sein Seufzen war nicht einmal gekünstelt. „Du weißt, dass die Stadt ziemlich groß ist?“ Crawford hielt es nicht für nötig, darauf zu antworten. „Ich weiß, dass du Erfolg haben wirst.“ „Sehr beruhigend“, murmelte er. Es war eigentlich sarkastisch gemeint, doch in Wirklichkeit stimmte es. Zuversicht rief ein Lächeln auf seine Lippen. Er brauchte keine weiteren Anweisungen und so rollte er sich auf den Rücken, schloss die Augen. Die lang geübte Atemtechnik sorgte dafür, dass sein Kreislauf in einen energiesparenden Ruhemodus wechselte. Dann öffnete er sich den Stimmen. Langsam und vorsichtig, da er noch nicht abschätzen konnte, wie lange er brauchen würde. Doch die Mühe hätte er sich sparen können. Überrascht holte er Luft und ein ungläubiges Auflachen verließ seine Lippen. „Das gibt’s ja wohl nicht…“ Er setzte sich auf und schloss seine Schilde wieder fest um sich. Nur den Kontakt zu Neubert erhielt er aufrecht. „Du hast ihn bereits gefunden?“ Die ruhige Stimme löschte das innerliche Lachen aus, das seinen Körper immer noch in Wellen geschüttelt hatte. „Ja, war auch nicht besonders schwierig. Neubert ist hier.“ Er schüttelte den Kopf. „Im Hotel“, fügte er hinzu, als wäre das noch nötig gewesen. In braunen Augen glomm etwas auf, das selbst ihm einen kalten Schauer den Rücken herunterjagte. Neubert hatte es sich wirklich mit Crawford verdorben. Und er selbst konnte es kaum erwarten, zuzusehen, wenn Crawford der Sache – Neubert – ein Ende bereitete. Denn das würde er doch tun, nicht wahr? „Was macht er gerade?“, wollte Crawford wissen. Ein kurzer Check bestätigte seinen ersten Eindruck. „Ein Nickerchen.“ „Sorg dafür, dass es dabei bleibt.“ „Wie der Herr wünschen.“ Er ließ ein Grinsen aufblitzen, gehorchte dann. „Und fertig.“ Normalerweise wäre das nicht so schnell gegangen, denn Neuberts Schilde waren alles in allem gar nicht so schlecht, doch beim letzten Mal hatte er sich ein Hintertürchen offen gelassen. „Sehr gut.“ Für den Bruchteil einer Sekunde war Crawford geistig woanders und als sich die braunen Augen wieder fokussierten, hatte der Ältere auch schon die nächste Aufgabe für ihn. „Zimmer 307.“ „Ich besorg den Schlüssel.“ Crawford streifte sich Handschuhe über, ehe er Neuberts Tür öffnete. Es waren fast die gleichen wie die, die er ihm abgenommen hatte. Crawford hatte sie nie zurück verlangt. Neubert saß auf der Couch, war offensichtlich beim Zeitungslesen eingeschlafen. „Weck ihn auf.“ „Wozu die Umstände?“ Er trat näher an den deutschen Precog heran, hörte, wie Crawford hinter ihm seine Waffe entsicherte. Keine Antwort. Langsam drehte er sich um. Crawfords Gesicht war nur noch eine Maske und er beeilte sich zu gehorchen. „Guten Abend.“ Neubert zuckte zusammen, fasste sich aber schnell wieder. „Crawford.“ Dann entdeckte er die Waffe. „Was soll das?“ Die Schärfe in der Stimme des Älteren war unüberhörbar. Nicht, dass sie sich auch nur einen Deut darum scherten… „Wonach sieht es aus?“ Crawford klang beinahe belustigt. Beinahe. Neubert zeigte immer noch keine Furcht, war inzwischen aufgestanden und ging auf Crawford zu. Keiner der beiden schien seine Anwesenheit wahrzunehmen und so sah er einfach nur zu. „Das werden sie dir nicht durchgehen lassen.“ „Und genau da befinden Sie sich im Irrtum.“ Der Deutsche erstarrte, wie vor den Kopf geschlagen, wurde blass. „Unmöglich…“ Jetzt lächelte Crawford. „Es sieht ganz so aus, als würden sie es _Ihnen_ nicht durchgehen lassen.“ „Du arroganter-“ Neubert packte Crawford am Kragen, der sich aber nicht aus der Ruhe bringen ließ. „Mach den Fernseher an, Schuldig.“ Man hatte ihn also doch noch nicht ganz vergessen. Ohne den Blick von den beiden abzuwenden, griff er nach der Fernbedienung. Er drehte die Lautstärke auf, aber nicht zu sehr. Selbst mit nur einer freien Hand entwand sich Crawford rasch aus Neuberts Griff, verpasste dem älteren Mann dann einen Kinnhaken, dass dieser mit schmerzverzerrtem Gesicht nach hinten stolperte. Das musste wehgetan haben. In der nächsten Sekunde hatte der Schwarzhaarige auch schon angelegt. „Genug mit dem Unsinn. Ich hoffe, Sie bereuen Ihren Fehler.“ Und damit drückte Crawford ab. Der schallgedämpfte Schuss ging in der Filmmusik unter. Wortlos griff er nach der Fernbedienung und drückte den roten Knopf. Crawford hatte nicht einmal wütend gewirkt, nur distanziert. Und ruhig. Immer so ruhig. Der Ältere zog sein Handy heraus. Es fielen nur wenige Worte, aber sie verrieten ihm alles. „Ein Sweeper-Team?“ „Ja.“ Dann wandte sich Crawford ab, ohne die am Boden liegende Gestalt noch eines Blickes zu würdigen. Er hatte tatsächlich die Erlaubnis gehabt. Wie zum Teufel hatte Crawford das geschafft? ~TBC~ Eigentlich tut mir Neubert ein bissl Leid. Für ihn ist alles ziemlich mies gelaufen, aber zumindest kann ich das in „RftS“ wieder gutmachen ^^ cya, cu ^-^ Kapitel 127: "Dann werde ich es allein versuchen müssen" -------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 127) Titel: Close Distance Teil: 127/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Es geht weiter mit Ran und Crawford ^^ Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Japp, hab jetzt frei. Und das Seminar war auszuhalten, da wir auch öfters draußen arbeiten durften. Im Schatten ließ es sich dort eher aushalten als im Raum ^^ TH? Also mir gefällt nicht einmal die Musik von denen besonders, von daher hätten mich keine zehn Pferde dorthin bekommen. Allein die Vorstellung, die Girlies auch noch ertragen zu müssen *schauder* Ich kenne die Bartimäus-Trilogie noch nicht, habe aber mal bei Amazon nachgelesen und finde, sie hört sich wirklich interessant an. Hab mir den ersten Band bestellt ^^ Danke für den Tipp *grins* *lach* Schu und Brad haben es dir wirklich angetan. Wenn mir ne vernünftige Story einfällt, werde ich nach „RftS“ eine FF mit den beiden schreiben. Zurzeit habe ich den Kopf aber mit „RftS“ voll. Ich hoffe, wenn du die Geschichte liest, wirst du auch Michael mögen (Nein, ich gebe nicht auf ^^ Schließlich hoffe ich ja auch, dass du ihn betreffend auch in „CD“ deine Meinung noch überdenken wirst... vielleicht später, wenn ich noch mehr über ihn geschrieben und auch mehr erklärt habe ^.~). Langsam wünsche ich mir echt, mit „CD“ fertig zu werden, damit ich mich ganz auf diese FF konzentrieren kann. ^^°°° (Wobei ich gar nicht weiß, ob ihr sie überhaupt lesen wollt *drop* Am Anfang ist als einziger WK-Charakter nur Brad dabei, die anderen sind OCs, die auch schon in „CD“ vorkamen. Später tauchen zumindest auch Schu und Farf auf Rosenkreuz auf… was mit Weiß wird, weiß ich noch gar nicht ^^#) Wie Ran reagiert, kannst du ja heute lesen. Und du hast Recht, ihm wurde da wirklich ein ganz schöner Schrecken versetzt ^^ @erdschlange: Mm, Chips klingt gut *grins und mir ein paar greif* *Gummibärchen dafür anbiet* Wenn du willst, kann ich in meinem Block abzählen, wie viele Wochen es noch bis zur Szene mit Yun-kun sind, aber das wäre wohl eher deprimierend zu erfahren ^^° Ich hoffe jetzt nur, dass sie dir auch gefällt, wo du dich schon so auf sie freust o.O *hehe* Jupp, die Tötungsszene sollte wirklich auf Crawfords Charakter abgestellt sein. Ich hatte für einen Moment überlegt, ob die Tötung von Neubert nicht ein wenig zu… normal… rüberkommt, aber dann wiederum dachte ich, es passt zu dem, was Crawford sich in der Vergangenheit vorgenommen hatte ^^ Effizienz ist ihm nun mal wichtig und sein Ziel hat er erreicht, Neubert ist eindeutig tot. ^^# *lach* Gut, dass du mich dran erinnerst. Hab mir ICQ jetzt endlich auf meinen Laptop runtergeladen und bin daher wieder drüber erreichbar ^.~ @Kizuna01: Eher nicht, hm? Die „Tatzen“ hat sich Schu ja schon verbrannt gehabt, ohne dass es ihn wirklich von Crawford geheilt hätte. Außerdem schreibe ich solche Szenen viel zu gerne, um Schuldig ganz aufgeben zu lassen ^.~ Warum Crawford Neubert auf so simple Weise getötet hat, wird vielleicht klarer, wenn du dir den Anfang von Teil 37 noch einmal durchliest (nachdem Crawford den Mörder seiner Eltern getötet hat). Crawford ist niemand, der gerne unsauber arbeitet, selbst wenn es ihm um die Befriedigung persönlicher Rachegelüste geht. Vor allem, da er sich dann ja gehen lassen, also einen Teil seiner viel geliebten Kontrolle aufgeben würde ^^ *hofft sich verständlich gemacht zu haben* Sagen wir es mal so: Herr Schneider hat geahnt, dass Neubert dasselbe Hotel wählen würde, aber nicht direkt dafür gesorgt. Eine direkte Tat hätte nämlich mit höherer Wahrscheinlichkeit zu einer Vision bei dem Precog geführt. Im Übrigen hat er voll und ganz darauf vertraut, dass Crawford Neubert auf jeden Fall erwischt *lach* @nai-chan: *Gummibärchen rüberschieb* Schön, dass du es wenigstens so lange ins Netz geschafft hast, um dir die Teile zu kopieren ^^ Ich würde ohne Internet-Anschluss ja eingehen *zugeb* Und ich will doch hoffen, dass du dich inzwischen daran gewöhnt hast, mehr über die Vergangenheit linear zum Geschehen in der Gegenwart zu erfahren. *lach* Die FF läuft ja schon lange genug ^^ Den dritten Teil der Geschichte wird es dann aber wirklich separat geben, weil ich ihn nicht gleich im Anschluss zu schreiben gedenke. Zuerst kommt „RftS“ dran und dann wäre es eigentlich schön, wenn ich mal völlig aus diesem Universum aussteigen könnte… *Kopf schief leg* Bei „RftS“ handelt es sich nämlich nur um eine AU von „CD“. Die Handlung ist also völlig anders, die Charas sind es allerdings nicht. ^^# Wünsche dir viel Spaß beim Lesen und ich hoffe dann bald wieder von dir zu hören ^-^ Teil 127 „Dann werde ich es allein versuchen müssen“ Er setzte Ran auf dem Toilettendeckel ab, prüfte den schwachen und viel zu schnellen Puls. Dann strich er ihm einige rote Strähnen aus der Stirn, die blasse Haut fühlte sich kalt und feucht an. Schock. „Halt ihn fest“, wandte er sich an Nagi, der wie er wusste bei der Tür verharrte. Gleich darauf übte Rans Körper kein Gewicht mehr gegen seinen Griff aus, so dass er loslassen konnte. „Gute Arbeit.“ Über Nagis Gesicht huschte ein Lächeln. Der Jüngere wusste, worauf er sich bezog. In den dunkelblauen Augen blieb jedoch Besorgnis stehen. „Wie geht es ihm?“, erkundigte Nagi sich leise. Sein Blick wanderte zurück zu Ran, der ohnmächtig und bleich wie er war keinen besonders gesunden Anblick bot. „Er ist außer Lebensgefahr, braucht aber noch eine Weile, um sich zu erholen.“ Es war beruhigend, das mit einer Gewissheit sagen zu können, die ihm sein Talent verschaffte. „Die Blutung ist zwar gestoppt, sein Körper weiß das jedoch noch nicht.“ Damit wandte er sich der Badewanne zu und ließ Wasser einlaufen. Wenn Ran zu sich kam, bevor die schlimmsten Spuren beseitigt waren, würde das nicht mit der nur noch geringfügigen Verletzung zusammenpassen. Er begann Ran das Hemd aufzuknöpfen, zog den blutdurchtränkten Stoff regelrecht ab. Danach stellte er ihn auf die Beine und Nagi hielt den Rothaarigen weiter aufrecht, wandte jedoch den Blick ab, als er Ran ganz auszog, um ihn anschließend in die Wanne zu setzen. Es war wenig genug Wasser drin, dass Ran nichts passieren konnte. „Gut, den Rest schaffe ich allein.“ Zu Nagi, der seine Telekinese prompt zurückzog. Für einen Moment musterte er Rans Sachen. Das Hemd war eindeutig hinüber, anders als die Hose. Dann überprüfte er im Spiegel sein eigenes Aussehen und unterdrückte ein Seufzen. Sekunden später hielt er auch sein Hemd, Weste und Krawatte in den Händen. „Das muss zur Reinigung. Und das hier entsorgst du besser.“ Nagi nickte nur, nahm ihm die Sachen ab, nachdem der Verbandskasten auf den Fußboden gestellt worden war. Und dann war der Braunhaarige auch schon verschwunden und er selbst allein mit Ran. Er drehte den Wasserhahn zu und da er wusste, dass er noch einen Moment Zeit hatte, ging er in sein Zimmer, um sich umzuziehen, kehrte mit einem Schlafanzug für Ran zurück. Der Rothaarige würde darin zwar untergehen, aber zweifellos für alles an Wärme dankbar sein, was er bekommen konnte. Ran schlug die Augen auf, als er gerade das Pflaster zum Fixieren des Verbandes festkleben wollte. Die violetten Augen konnten sich nicht gleich fokussieren, was den Jungen aber nicht daran hinderte, ihn sofort zu erkennen. „Crawford-san…“ Mehr brachte Ran nicht heraus, bevor er zu zittern begann. „Da bist du ja wieder.“ Sein Tonfall war nicht zufällig amüsiert und er beendete seine Arbeit, während Ran sich zu orientieren versuchte. Er konnte es genau erkennen, als die Erinnerung zurückkehrte. Eine Hand flog zu der Wunde, traf aber lediglich auf den sauber angelegten Verband. „Es ist alles in Ordnung“, versicherte er ihm und es gab nichts, das etwas Gegenteiliges beweisen konnte. Ran runzelte verwirrt die Stirn, immer noch zitternd, bekam kaum mit, wie er ihm in den Schlafanzug half. „Ich verstehe nicht…“ Dann wurde Ran rot, womit endlich etwas Farbe in sein Gesicht kam. „Ich bin ohnmächtig geworden. Normalerweise passiert mir so etwas nicht.“ „Das glaube ich dir gerne. Trotzdem ist es besser, wenn du dich jetzt hinlegst.“ Ran sah kurz so aus, als wollte er protestieren, aber die Erschöpfung durch den Blutverlust sowie die Nachwirkungen des Schocks forderten ihren Tribut. Folgsam ließ Ran sich ins Schlafzimmer bringen, verkroch sich dort unter der Bettdecke. Ein Tablett wartete auf dem Nachttisch und der Tee in der Tasse müsste fast Trinktemperatur erreicht haben. Wahrscheinlich hatte Nagi den heraufgebracht. Der Junge dachte wie immer mit. „Du trinkst so viel wie möglich und wirst danach schlafen.“ Er reichte Ran die Tasse, schob dann die Teekanne etwas näher, in bequeme Griffweite. Der Rothaarige antwortete nicht, beugte aber den Kopf über das heiße Getränk und nahm einen ersten, vorsichtigen Schluck, um ihm anschließend ein schwaches Lächeln zuzuwerfen. „Gut so?“ Seine Mundwinkel bogen sich erwidernd nach oben. Wenn Ran bereits versuchte ihn aufzuziehen, musste es ihm besser gehen als er aussah. Er nickte dem Jüngeren zu, verließ dann das Zimmer, die Tür hinter sich schließend. In der Küche wurde er von Nagi erwartet, dunkelblaue Augen blickten ihm ernst entgegen. „Farfarello und Schuldig sind fertig, haben aber beschlossen unten zu bleiben, bis du dich beruhigt hast.“ Jetzt sah er einen gewissen Funken im Blick des Telekineten und wider Willen amüsiert schüttelte er leicht den Kopf. „Ich bin die Ruhe in Person.“ „Das sehe ich.“ Nagi hatte für sich selbst ebenfalls Tee gemacht, wärmte aber nur seine Hände an der Tasse. Auf einmal sah Nagi sehr müde aus. „Das hätte schief gehen können, nicht wahr?“ Unwillkürlich war er näher getreten, legte Nagi eine Hand auf die Schulter. „Ja.“ Sinnlos, das abzustreiten. „Es wird immer irgendetwas anders laufen als es sollte, aber wir werden es trotzdem schaffen.“ Er wusste nicht, ob diese Worte den Jungen trösten konnten, doch immerhin straffte sich Nagis Gestalt, bevor er die Hand wegnahm. „Wollen wir uns zusammen einen Film ansehen?“, bot er an und überrascht sah Nagi zu ihm hoch. „Gerne.“ „Gut, ich komme gleich ins Wohnzimmer.“ Vorher hatte er aber noch etwas anderes zu erledigen. Er ging in sein Arbeitszimmer, überlegte kurz und griff schließlich nach dem Telefon. Einen Anruf später hatte er für den morgigen Tag frei. Takatori war so erfreut, dass sich das Problem Masafumi im wahrsten Sinne des Wortes in Rauch aufgelöst hatte, dass dieser sofort zugestimmt hatte. Ihm klangen noch die jovialen Worte des Politikers in den Ohren, als er sich zu Nagi auf die Couch setzte. Er konnte förmlich spüren, wie sich Nagi im Laufe des Films entspannte, dennoch dauerte es länger als er erwartet hatte, bevor die Frage kam. „Wie habe ich das gemacht?“ „Auf Rosenkreuz bezeichnen sie die entsprechenden Talente als Heiler“, leitete er ein, nicht sicher, wie er antworten sollte. „Sie stellen teilweise eine Vorstufe von Telekineten dar. Wie es aussieht, hast du deine alten Fähigkeiten nicht verloren, auch wenn du bisher nichts davon wusstest.“ Er schwieg für einen Moment, ahnte die nächste Frage vorher. „Keiner von uns kann dir dabei helfen, dieses Talent weiter auszubilden. Das wäre nur auf Rosenkreuz möglich.“ Nagi fror regelrecht ein. „Dann werde ich es allein versuchen müssen.“ Wie erwartet. Ran war tatsächlich eingeschlafen, doch als er sich ins Bett legte, begann der Rothaarige sich zu rühren. Gleich darauf begegnete ein Paar dunkler Augen seinem Blick. Irgendwie bezweifelte er, dass Ran ihn wirklich sah, aber das hielt diesen nicht davon ab, sich gleich darauf regelrecht an ihn zu klammern. Für einen Moment war es beinahe zu viel und er atmete tief durch, um ihn nicht von sich zu schieben. Dann löste sich etwas in ihm und er erwiderte die Umarmung. Ran schlief schon wieder tief und fest und es dauerte nicht lange, bis er selbst ebenfalls eingeschlafen war. Er wusste nicht, ob es der erstickte Laut oder die abrupte Bewegung gewesen war, die ihn mitten in der Nacht weckte, doch Ran war zweifelsohne die Ursache. Der saß aufrecht im Bett, die rechte Hand auf den Verband gepresst und zitterte am ganzen Leib. Ran mochte vielleicht davon überzeugt worden sein, dass nichts Schlimmes passiert war, aber ein Teil von ihm kannte die Wahrheit und kam nicht mit dem Widerspruch klar, der sich seinen Augen bot. „Ran?“ „Mir ist kalt…“ Kaum vernehmbar. Er stützte sich auf einem Ellenbogen hoch, legte eine Hand über Rans und löste sie vorsichtig. „Du tust dir noch weh.“ Ran hob den Kopf und sah ihn an, dieses Mal wirklich. „Ich weiß nicht, was mit mir los ist.“ Das klang beinahe verwundert. Und dann verschränkten sich Rans Finger mit den seinen, dort wo sich ihre Hände immer noch berührt hatten. Die folgende Bewegung lief wie in Zeitlupe ab und doch schien nicht viel mehr als ein Atemzug zu vergehen, ehe Ran auf ihm lag und ihn küsste. Ein Bein drängte sich zwischen seine, während eifrige Hände schon dabei waren, sein Oberteil aufzuknöpfen. Im Gegensatz zu Rans Aussage schien jede Berührung regelrecht zu brennen, nichts von Kälte zu spüren. Kurz gelang es ihm, Rans Handgelenke zu packen und ihn zum Stillhalten zu zwingen, lange genug, um ihm das Oberteil über den Kopf zu ziehen. Er fragte sich, was genau Ran zu dieser Rastlosigkeit trieb, vielleicht war es einfach nur die überwältigende Erleichterung den eigenen Herzschlag zu spüren. Wie in Widerspiegelung dieses Gedankens kam Rans Hand auf seiner Brust zur Ruhe und der Jüngere schien einen Moment in sich hinein zu lauschen, ehe wieder Leben in ihn kam. Dieses Mal gab es kein Zögern, nur fordernde, neugierige Berührungen und beinahe vergaß er darüber, was am Abend geschehen war. Beinahe. Er hielt Ran fest, sein Daumen streifte über die Rauheit des Verbandes, ehe er die Position seiner Hand berichtigte. „Du solltest das besser lassen, Ran.“ Obwohl er nur flüsterte – oder gerade deshalb? – hörte er das momentane Stocken in seiner Stimme. Über sich, in der Dunkelheit, die für seine inzwischen darauf eingestellten Augen alles andere als undurchdringlich war, sah er die Rans Silhouette, hörte er ihn tief durchatmen. Nicht ruhig. Ganz und gar nicht ruhig. „Das sagen Sie öfters.“ Ran klang nicht so, als wollte dieser auf seinen Rat hören, aber dann zitterten Rans Arme in seinem Griff, bevor der auf ihm zusammensackte. So etwas wie Belustigung stieg in ihm auf, aber er äußerte sich nicht entsprechend. „Ich glaube, mir ist schwindlig.“ Überrascht. Er selbst war es nicht. Ran hatte Blut verloren, ob er es wusste oder nicht, und die gerade stattfindende Umverteilung war ihm nicht gerade zuträglich. Eine heiße Stirn ruhte an seiner Schulter und nicht minder heißer Atem strich über seine Haut. Fast schon automatisch wanderten seine Fingerspitzen über Rans Rücken, zeichneten die Wirbel nach, bis er im Nacken den Haaransatz erreichte und innehielt. Rans Atem war gleichmäßiger geworden, aber dessen Verlangen war genauso wenig gewichen wie sein eigenes. Langsam hob der Jüngere den Kopf und ein paar Strähnen streiften seine Wange. Eine geisterhafte Berührung, die gleich darauf durch warme Lippen mehr Nachdruck erhielt. Ihre Blicke begegneten sich und mehr als zuvor wurde er sich Rans Gewicht bewusst, insbesondere dort, wo der gegen seine Erektion drückte. Zum ersten Mal war es ihm nicht mehr relativ egal, wie weit das ganze Spiel gehen sollte, aber ausgerechnet heute war es tatsächlich besser aufzuhören. Er kam Ran entgegen, um ihn auf die Lippen zu küssen, so zurückhaltend, dass es nur als Gute-Nacht-Kuss gedeutet werden konnte. Und zum Teufel mit dem, was er in diesem Moment wirklich tun wollte. Ein ironisches Glitzern huschte durch braune Augen, ungesehen. So viel Kontrolle besaß er schließlich noch. Ran hatte die Geste sehr wohl verstanden, schwankte aber für eine Weile am Rande des Widerstandes. Bis ein weiteres Beben durch dessen Körper lief, ein Frösteln dieses Mal. Widerwillig rutschte Ran an seine Seite und er zog die Decke über sie beide. Wärme hüllte sie ein wie eine Blase und er hoffte, dass schließlich Rans Erschöpfung siegen würde. Irgendwann legte sich eine Hand an sein Becken, rutschte halbwegs unter den Bund seiner Schlafanzugshose. Und dann war Ruhe. Den Wecker hatte er ausgestellt gehabt und nicht einmal seine innere Uhr weckte ihn. So war er zum ersten Mal seit einer halben Ewigkeit wirklich ausgeschlafen, als er schließlich die Augen aufschlug, gestört durch ein paar vorwitzige Sonnenstrahlen. Sie fielen in einem ungewohnten Winkel durchs Fenster, verrieten ihm, dass der Vormittag bereits angebrochen war. Mit einem leisen Seufzen setzte er sich auf und die Decke rutschte von seinem Oberkörper, sammelte sich in seinem Schoß. Sein Blick glitt von dort weiter zur Seite, blieb an Ran hängen. Rote Haare leuchteten, dort wo sie von der Sonne angemalt wurden. Ran lag auf dem Rücken, wahrscheinlich um seinen Arm nicht zu belasten, der so angewinkelt war, dass die linke Hand in der Nähe von Rans Mund lag. Ab und zu lief ein Zucken durch die schlanken Finger, als könnte Ran sich nicht so recht entscheiden, ob er vielleicht auf ihnen herumkauen wollte. Er sah aus wie ein kleines Kind, viel zu verletzlich. Verwirrt runzelte er die Stirn und schüttelte leicht den Kopf. Woher war dieser Eindruck bloß gekommen? Schließlich hatte er noch nie ein Kind so schlafen sehen. Und doch war da plötzlich dieses Bild, die vertrauten Züge im Schlaf entspannt. Es war das gleiche Gefühl von Hilflosigkeit wie wenn er aus diesen Alpträumen erwachte, das ihn jetzt die Zähne zusammenbeißen ließ. Würde das denn niemals aufhören? Unwirsch strich er sich durch die Haare und seine Züge wurden erst weicher, als er wieder auf Ran blickte. Er würde ihn weiterschlafen lassen, bis Ran von allein aufwachte. Vorsichtig stand er auf und ging zum Fenster hinüber, um die Vorhänge zuzuziehen. Ran hatte sich nicht gerührt, als er schließlich die Zimmertür hinter sich schloss. ~TBC~ Da Nagi nur so kurz vorkam, hat er wenigstens den heutigen Titel bekommen ^^ Ich bin ganz zuversichtlich, dass er mit diesem neuen (alten) Talent umzugehen lernt. Und es wird sich sicher wieder als nützlich erweisen ^.~ cya, cu ^-^ Kapitel 128: "Rückblicke XLVI - Er sieht ziemlich zugeknöpft aus" ----------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 128) Titel: Close Distance Teil: 128/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: ^_____________________^ (<- ich hoffe der Gesichtsausdruck erklärt sich von selbst, sobald ihr diesen Teil gelesen habt) Nur zur Einordnung: Crawford und Schuldig sind zurück auf ihrem Zimmer, nachdem sie Neubert erledigt haben ^^ Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: *grins* Der Buchtipp war wirklich gut. ^_____^ Ich liebe vor allem die Fußnoten von Bartimaeus (und dann auch noch die Erklärung dazu *snicker* Wir Normalsterblichen sind einfach zu blöd, um auf mehreren Ebenen gleichzeitig zu lesen…) Ich finde, dass Nat ebenfalls ein sehr interessanter Charakter ist. Nur manchmal hat mich an ihm genervt, dass er ziemlich eingebildet sein konnte o.O Ich warte noch ab, ob Amazon mal wieder mit den Preisen für US-Bücher ein bissl runter geht, bevor ich mir den zweiten Band bestelle. Irgendwie schade, dass es den dritten Band noch nicht als Paperback gibt. Gebundene Bücher kaufe ich ungern ^^# @erdschlange: *lach* Ich höre lieber jedes Mal mit den gleichen Worten, dass dir ein Kapitel gefallen hat, als völlig neu zu lesen, dass du es gar nicht mochtest *zwinka* Jupp, einmal muss Nagi auf jeden Fall noch in die Bresche springen – jedenfalls ist es bislang so geplant. Geschrieben habe ich es noch nicht ^^ Und ansonsten bin ich ja schon schön am Schreiben, bloß nicht bei dieser FF… *räusper* @Kizuna01: *Gummibärchen rüberschieb* Also wenn ich bedenke, wie lange es her ist, dass ich jenes Vergangenheitskapitel geschrieben habe, wundert es mich überhaupt nicht, wenn jemand die Verbindung nicht herstellen kann ^^° Ich arbeite ja selbst mit Kommentaren in meinen Word-Dokumenten und muss zum Teil nachlesen, worauf ich eigentlich hinauswollte… *lach* Japp, ich habe mir das auch verwirrend vorgestellt – daher Rans entsprechende Reaktion – obwohl ich natürlich noch keine entsprechende Erfahrung gemacht habe (und gerne in Zukunft darauf verzichte). Ich denke mal, Nagi bekommt so ziemlich alles hin, was er will. Nicht umsonst ist sein Codename „Prodigy“ ^___~ Was Crawford und seine Kontrolle angeht, bin ich ganz deiner Meinung. Diesmal hat er sich aber nur wegen Rans Zustand zurückgehalten. ^^ Ist doch ganz nett von ihm… (hm, Crawford und nett – irgendetwas stimmt da nicht *joke*) Teil 128 „Rückblicke XLVI - Er sieht ziemlich zugeknöpft aus“ „Crawford?“ Der Schwarzhaarige starrte auf seine Hände oder um genauer zu sein auf das Leder seiner Handschuhe, sah nicht einmal auf, als er näher trat. Er wüsste wirklich zu gerne, was Crawford gerade durch den Kopf ging. Neugierig folgte er Crawfords Blick, entdeckte das Blut, das aufgrund der schwarzen Farbe kaum zu erkennen war. Der Kinnhaken hatte wirklich gesessen… Er lächelte zufrieden, musterte dann die erstarrte Miene des Älteren. Wo bist du, Crawford? Einen Moment noch zögerte er, bevor er begann, Crawford die Handschuhe abzustreifen. Dieser kehrte in die Gegenwart zurück, wies ihn aber nicht in seine Schranken, wie er es eigentlich erwartet hatte, sondern ließ ihn die selbst gewählte Aufgabe zu Ende führen. Schließlich hielt er beide Handschuhe in den Händen und musste unwillkürlich an das andere Paar in seinem Koffer denken. Und den Tag, an dem er in ihren Besitz gelangt war. Langsam hob er den Kopf und begegnete braunen Augen. Wenn er Crawford damit auch nur im Geringsten eifersüchtig machen könnte, würde er ihm von Tobias erzählen. Aber das wäre sowieso vergebliche Liebesmüh. Unterdrückte Anspannung beherrschte seinen Körper, alles was er wollte war, Crawford zu küssen – und nicht nur das. Seine Finger öffneten sich, die Handschuhe fielen lautlos zu Boden. Im nächsten Augenblick schlossen sich Crawfords Hände um seine Arme und hielten ihn auf, ehe er sich gegen den Älteren lehnen konnte. Verflucht sei dieses unnütze Talent, das Crawford besaß… Er schloss die Augen und drängte die aufsteigende Bitterkeit zurück. Dann hatte er sich wieder unter Kontrolle, inklusive eines breiten Grinsens. „Lass uns ausgehen, Crawford. Zur Feier des Tages.“ „Gut.“ Die sofortige Zustimmung ließ ihn überrascht einen Schritt zurück treten, ungehindert, da Crawford ihn losgelassen hatte. Fragend suchte er den Blick des Schwarzhaarigen und auch wenn er die Anfänge von Belustigung darin fand, deutete nichts darauf hin, dass Crawford es nicht ernst gemeint hatte. „Okay, ich bin gleich zurück.“ Damit lief er in sein Zimmer und begann im Koffer nach etwas zum Anziehen zu suchen. Die schwarze Jeans musste einfach sein und dann fand er den Pullover gleicher Farbe, den er seit seinem letzten Trainingseinsatz sein eigen nannte. Weiße Aufschrift: >I’m with Mr. Perfect<. Er hatte doch gleich gewusst, dass er den noch zum Einsatz bringen konnte. Er grinste in sich hinein, während er sich rasch umzog. Und erst zu allerletzt, als wäre es ein nachträglicher Einfall gewesen, griff er noch nach den Handschuhen im Koffer. Crawford wartete bei der Tür auf ihn, wie immer makellos in seinem Dreiteiler. Sie würden zusammen einen netten Kontrast bilden. Eine Augenbraue wanderte in die Höhe, als Crawford den Aufdruck entdeckte. „Hübsch, nicht wahr?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, hielt er dem Älteren die Handschuhe hin. „Hier, für dich.“ Crawford nahm sie wortlos und streifte sie über. Ob ihm klar war, warum er das getan hatte? Wahrscheinlich spätestens in dem Moment, als der Portier ihnen die Tür öffnete und er nach Crawfords Hand griff, ungeachtet der Tatsache, dass er damit einige Blicke auf sich zog. Crawford ließ es mit einem resignierten Gesichtsausdruck geschehen. Er lachte unwillkürlich, einfach, weil er sich danach fühlte. Und der Himmel antwortete darauf, indem er Schneeflocken herabtanzen ließ. Er blickte hinauf in die bewölkte Dunkelheit. „Es fängt an zu schneien…“ Wie konnte es so anders sein, hier zu stehen und den weich fallenden Kristallen zuzusehen? So anders als auf Rosenkreuz… Er schüttelte die aufsteigende Melancholie ab, die so sehr seinem Wesen widersprach, setzte sich dann wieder in Bewegung. Crawford folgte ihm und immer noch umschloss seine Hand die des Älteren. Es waren noch viele Menschen unterwegs, eine seltsame Mischung aus Hektik und Insichgekehrtheit ging von ihnen aus. Zunächst verwirrte ihn diese Tatsache, bis er die Dekoration in den Schaufenstern zum ersten Mal wirklich registrierte. Sein Schritt stockte. „In einer Woche ist Weihnachten.“ Crawfords ruhige Stimme neben ihm. Weihnachten? Ach ja… Bilder blitzten auf und die Kälte um ihn herum war plötzlich tief in ihm drin. „Ich will das nicht sehen.“ Harsch wandte er sich von der Schaufensterscheibe ab und wusste selbst nicht, worauf er sich eben bezogen hatte. Schweigen fiel zwischen sie und er war dankbar dafür. Denn es gab ihm die Gelegenheit daran zu arbeiten, seine Vergangenheit dorthin zurückzustauchen, wo sie ungebetener Weise hervorgekrochen war. Einige Gedanken erregten seine Aufmerksamkeit, gaben ihm die Idee, wo er etwas Ablenkung finden könnte. „Lass uns dort hineingehen“, forderte er Crawford auf, der mit einem abschätzenden Blick die Fassade des Gebäudes musterte. Kein Schild zeigte an, was sich darin befinden mochte. Etwas spielte über das Gesicht des Älteren und ihm war klar, dass eine Vision Crawford zur Hilfe gekommen war. Dennoch gab er die Hoffnung nicht auf. Der Amerikaner schien ihm heute Abend seinen Willen zu lassen, jedenfalls in den meisten Dingen. Und schließlich erhielt er tatsächlich ein knappes Nicken. Er ging zu der wenig einladend wirkenden Tür, klopfte in einem bestimmten Rhythmus an. In seinem Kopf hörte er, wie sich jemand näherte, auch wenn keine Schritte zu ihnen vordrangen. Der Mann, der öffnete, sah sie kaum an. „Da entlang.“ Ein Daumen deutete zu einer nach unten führenden Treppe, während der Türsteher oder was auch immer sein Job genau war zurück zu seinem Stuhl ging, um weiter in einem zerfledderten Buch zu lesen. Er zuckte mit den Schultern, folgte dann der gewiesenen Richtung. Unten standen sie bald vor einer weiteren Tür und Musik begrüßte sie, sobald die geöffnet wurde. Dieses Mal wurden sie nicht mehr oder weniger ignoriert, im Gegenteil. Der Mann vor ihnen musterte sie von oben bis unten. Er schien in Crawfords Alter zu sein, aber der Unterschied zwischen den beiden konnte größer kaum sein. Gegelte Haare und ein Shirt, das so eng an dem schlanken Oberkörper klebte, dass es wie eine zweite Haut saß. Unterdrückte Energie, wo Crawford absolut ruhig war. Er wusste genau, wovon er sich mehr angezogen fühlte. Sein Kopf lehnte an Crawfords Schulter, als er grüne Augen genauso auffällig über den Anderen wandern ließ. Seine Betrachtung endete in einem halben Grinsen, überhaupt nicht beeindruckt. Er spürte die Verwirrung seines Gegenübers und Crawfords stille Belustigung, der weiterhin perfekt mitspielte. „Immer hereinspaziert“, rang sich der Andere endlich eine Reaktion ab und ließ sie in den Club hinein. Es war angenehm dunkel und Pärchen unterschiedlichster Konstellation befanden sich auf der Tanzfläche. Rechterhand entdeckte er eine Bar, die fast die gesamte Seite des Raumes einnahm. Und trotz der Lautstärke blieb es in seinem Kopf angenehm still. Nicht viele unterschiedliche Gedanken, die hier herumschwirrten. Er beschloss, dass es ihm gefiel. Natürlich hatte Crawford nicht tanzen wollen, er hatte nichts anderes erwartet, aber dennoch hatte er einen Stich der Enttäuschung empfunden. Bis ihn seine Umgebung gefangen nahm und er alles vergaß. Er war noch nie zuvor in so einem Club gewesen, die Trainer ließen ihnen dafür nicht genug Freiraum, wenn man auf einer Übungsmission war. Und jetzt überwältigte ihn der Eindruck. Die Musik schien alles zu sein, um ihn herum, in den Köpfen der anderen. Er verlor sich darin. Ein Körper drängte sich gegen ihn und es war der einer Frau. Es fühlte sich ungewohnt gut an. Er öffnete die Augen, erhaschte den Eindruck freundlicher Augen und eines einladenden Lächelns. Sie war ein bisschen zu alt für ihn, aber was bedeutete das hier schon. Sie tanzten zusammen, als hätten sie ein gemeinsames Schwerkraftzentrum, stumme Verständigung. Irgendwann manövrierte sie ihn in Richtung Bar und er trank, was ihm angeboten wurde. Der Alkohol heizte ihn weiter auf. Er strich sich verschwitzte orangefarbene Strähnen zurück und erntete ein Kompliment für seine grünen Augen, das nie ausgesprochen wurde. Um das flüchtige Gefühl der Irritation zu verbergen, nippte er an seinem zweiten Drink, der wie von Zauberhand aufgetaucht war. „Bist du allein hier?“ Diese harmlose Frage rief ihm mit voller Wucht die Anwesenheit seines Begleiters ins Bewusstsein. Er müsste nur nach rechts blicken und dort würde Crawford stehen. Ein Mundwinkel bewegte sich in ein halbes Grinsen und er deutete auf seinen Pullover. „Ah, verstehe…“ Er hörte leise Überraschung heraus, mehr aus ihren Gedanken als ihrer Stimme. Sie hatte angenommen, das wäre nur ein Gag, würde sich auf ihn selbst beziehen. Interessant. Ein Lachen stieg in ihm auf, während er nach dem dritten Glas griff. „Und er lässt dich einfach ganz allein?“ Er schüttelte den Kopf und es dauerte einen Moment, bis danach die Theke vor ihm wieder stillstand. „Er würde mich niemals allein lassen, er hat es mir versprochen.“ Seine Überlegungen drehten sich um sein zukünftiges Team, ihre um eine Beziehung. So falsch konnte man liegen… Es gelang ihm ein Schnauben zu unterdrücken. „Wo versteckt sich der Wunderknabe denn?“ Sie fragte es mit einem neugierigen Lächeln. Nun sah er wirklich in Crawfords Richtung. Lederbedeckte Hände auf einem blank polierten Geländer, erwiderte der Schwarzhaarige sofort seinen Blick. Nichts in dessen Miene verriet, woran Crawford gerade dachte. Der Amerikaner hatte seinen Mantel abgelegt und dessen aufrechte Gestalt verriet das Training, dem Crawford sich regelmäßig unterzog. „Er sieht ziemlich zugeknöpft aus.“ „Hm…“ Abgelenkt durch Crawfords Frage hörte er kaum, was sie sagte. >Hast du vor, sie nach Hause zu begleiten?< Keinerlei Wertung. Er brauchte etwas, um das zu verarbeiten. Und dann wollte er nur noch weg von ihr. „Ich muss gehen.“ Hastig rutschte er von seinem Hocker, hielt sich an der Theke fest, bis das Schwanken aufgehört hatte. „Aber warum denn so plötzlich?“ Sie streckte eine Hand nach ihm aus, wollte ihn eigentlich nur stützen, doch er wich ihr trotzdem aus. Ohne eine Antwort begann er sich auf Crawford zuzuarbeiten. „Nein, habe ich nicht vor…“ Ein Murmeln, als er den Älteren erreichte. Warum war es so schwer gerade zu stehen? Er stolperte und zwei kräftige Hände hielten ihn fest. Sich an Crawford zu lehnen fühlte sich viel besser an als diese Frau. „Ich hasse dich!“ Es rutschte einfach aus ihm heraus. „Ich weiß.“ Crawford ließ ihm genug Zeit, den Anflug von Schwindel zu bekämpfen. Anscheinend vertrug er immer noch keinen Alkohol. Sein Kopf war auf einmal so schwer. Und warum sah Crawford ihn plötzlich so besorgt an? „Schuldig, wir müssen gehen.“ Drängend. Verwirrt öffnete er seine Augen. Wann hatte er die eigentlich geschlossen? „Hast du Handschuhe bei?“ Warum wollte Crawford das wissen? „Jackentasche…“ Der Ältere holte sie heraus und zog sie ihm über, half ihm dann in die Jacke. Es wurde immer schwieriger zu stehen. Im nächsten Moment musste er das auch nicht mehr. Er verlor den Boden unter den Füßen, als Crawford ihn auf die Arme nahm. Erneut wurde ihm schwindlig und er klammerte sich an den Älteren. Die Stimmen in seinem Kopf wurden lauter und lauter. Als er das nächste Mal etwas wahrnahm, saß er in einem Auto. Ein Taxi? So weit war es doch gar nicht bis zum Hotel… Und tatsächlich, da waren sie auch schon. „Komm, Schuldig, ein Stück musst du jetzt laufen.“ Er riss sich zusammen und gehorchte, auch wenn alles um ihn herum zusammenzubrechen schien. Endlich schloss sich die Zimmertür hinter ihnen und er konnte auf den Boden sinken. Crawford verschwand kurz, kehrte mit einem Glas Wasser zurück. „Trink das.“ Er tat wie ihm geheißen, hielt inne, als das Glas zur Hälfte geleert war. Für Wasser schmeckte das aber verdammt bitter. Er zwinkerte. Und dann wurde ihm schlecht. Wie Crawford ihn zur Toilette gebracht hatte, konnte er im Nachhinein nicht mehr sagen. Der Ältere hielt seine Haare zurück, während sein Magen sich konvulsiv entleerte. Es tat weh, war aber gleichzeitig eine Erleichterung. Und es lenkte ihn ab, von dem Krach hinter seiner Stirn. Er spülte seinen Mund aus, richtiges Wasser diesmal. „Was ist eigentlich los?“, schaffte er es schließlich zu fragen. Braune Augen musterten ihn abschätzend. „Es muss etwas im Drink gewesen sein.“ Stumm verfluchte er die Frau. Er hätte es merken müssen. „Was?“ Er ging in die Knie, beide Hände gegen die Schläfen pressend. „Ich weiß nicht, was genau es war. Aber es scheint dein Willenszentrum zu beeinträchtigen.“ „Schilde ade…“ Ein heiseres Auflachen, um die aufflackernde Panik zu überspielen. Der Druck wuchs weiter an und ungeduldig riss er sich die Handschuhe herunter, als würde es einen Unterschied machen, seine schweißfeuchten Hände direkt gegen die Stirn zu drücken. Crawford half ihm auf, brachte ihn zu seinem Bett. „Du musst dich ausruhen.“ Jacke und Pullover wurden ihm ausgezogen, dann die Hose. „Ich kann nicht.“ Sein Kopf fühlte sich an, als würde er gleich explodieren und er konnte kaum genug Konzentration zusammenkratzen, um die nächsten Worte herauszubringen. „Hilf mir, bitte…“ Er zupfte an Crawfords Ärmel. Wieder sahen ihn braune Augen an und schließlich seufzte Crawford leise. Der Schwarzhaarige legte Handschuhe und Mantel ab, gefolgt von Weste und Gürtel, setzte sich zu ihm aufs Bett. Er schlang die Arme um ihn, bevor Crawford es sich anders überlegen konnte, zog ihn neben sich in eine liegende Position. Dann endlich konnte er sein Gesicht an Crawfords Hals bergen. Stille überflutete ihn augenblicklich und unaufhaltsam. Sie schaltete ihn aus. ~TBC~ Tja, das hat uns sowas von überhaupt nicht mit der Handlung weiter gebracht. Dafür hatte ich aber viel Spaß beim Schreiben ^.~ cya, cu ^-^ Kapitel 129: "Dein Crawford mag kein Eis" ----------------------------------------- Close Distance (Teil 129) Titel: Close Distance Teil: 129/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Rans freier Tag ^.~ (es ist später Vormittag am Donnerstag, als er endlich aufwacht) Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: *anstups* Lebst du noch? *lach* Ich habe mir jetzt mal ein paar Bände von Lemony Snicket bestellt. War bei Amazon in einer der Empfehlungslisten und manchmal höre ich sogar darauf ^__~ Vor allem, wenn ich Ferien und Zeit zum Lesen habe *grins* @nai-chan: Ah, wie ich sehe, konntest du dich irgendwo mal ins Netz begeben ^___^ *mich freu* In dem Club ist wirklich genau das passiert, was Crawford annahm. Die Frau hatte nichts Böses geplant, sie wollte Schuldig nur ein bisschen auflockern ^^# Das dumme an der Sache ist nur, dass der es sich nicht leisten kann, Kontrolle aufzugeben, weil er sonst seinen Schilden bye-bye sagen kann – genau wie es passiert ist. *nod* @erdschlange: *Gummibärchen rüberschieb* *Tüte noch mal näher beäug* Okay, _Bärchen_ sind es diesmal nicht, schmeckt aber trotzdem ^.~ Crawford blieb überhaupt nichts anderes übrig als nachzugeben, es bestand die Gefahr, dass Schuldig ansonsten nicht ganz heil aus der Sache hervorgeht. Natürlich hätte er auch die ganze Nacht auf der Bettkante sitzen bleiben können, das wäre mit der Zeit aber ein wenig ungemütlich geworden, denkst du nicht auch? (Außerdem macht es auf diese Weise viel mehr Spaß – ich finde die beiden ja einfach süß *zwinka* Hm, Crawford und Ran natürlich auch. Und Crawford und Schneider bzw. Brad und Michael… ^^°°°) So wie ich Crawford kenne, hatte seine Vision ihm dieses Detail nicht verraten. Ansonsten hätte er sich ja in vollem Bewusstsein über Schneiders Verbot hinweg gesetzt und ich bezweifle stark, dass er das tun würde. Übrigens scheint es zu wirken – ich meine, wenn du mir viel Spaß beim Schreiben wünschst. Hab in den letzten Tagen – bis auf eine Ausnahme – wirklich täglich einen neuen Teil zu „RftS“ geschrieben ^^ Wenn ich so weitermache, habe ich die ursprüngliche Zahl der Kapitel bald verdoppelt und spätestens dann werde ich mich wieder „CD“ zuwenden ^^ Teil 129 „Dein Crawford mag kein Eis“ Es war brennender Durst, der den Schlaf vertrieb und ihn zwang aufzuwachen. Zum Glück befand sich in der Kanne noch kalter Tee, er hatte es gestern nicht geschafft, alles auszutrinken. Gestern… Wann eigentlich war Crawford-san ins Bett gekommen? Und warum hatte dieser ihn nicht geweckt? Mit leisem Schrecken sah er, dass es langsam auf Mittag zuging und ein nicht einfach zu verdrängendes Schuldgefühl regte sich in ihm. Der verpasste Unterricht war ihm dabei eher egal, aber Yun-kun machte sich bestimmt schon Sorgen. Er stellte die leer getrunkene Tasse beiseite, als er seine Schultasche neben der Couch erspähte. Langsam stand er auf, austestend, wie sein Körper darauf reagieren würde. Er hatte nicht vergessen, was letzte Nacht geschehen war und der Gedanke trieb ihm jetzt das Blut in die Wangen. Wie hatte ihm das nur passieren können? Innehaltend blickte er auf seine Hände, da seine Fingerspitzen zu prickeln begonnen hatten. Er hatte nicht viel nachgedacht gehabt und genau das hatte es so einfach gemacht. Crawford-san fühlte sich so gut an… Er ging weiter und stolperte beinahe über die zu langen Hosenbeine. Hastig hielt er den Bund fest und beschloss, sich besser zu konzentrieren. Sein Handy zeigte tatsächlich zwei entgangene Anrufe an, die er gar nicht hatte hören können, da es auf stumm geschaltet war. Er behob den Zustand, legte das Handy dann zögernd auf den flachen Tisch. Yunshiro befand sich gerade mitten im Unterricht. Ein suchender Blick folgte, der ihm aber nicht dabei half, seine Sachen zu finden. Mit einem innerlichen Schulterzucken begab er sich ins Bad. Schuldig und Farfarello waren sicherlich unten und würden ihm weiterhelfen können. Farfarello, ja. Neugierig ließ er seine Finger über den Verband streichen, übte dann etwas Druck aus. Es tat kaum noch weh. Ein flüchtiges Schwindelgefühl ließ ihn nach dem Waschbecken greifen, um Halt zu finden. Woher kam nur das Bild hervorspritzenden Blutes? Auch wenn das sonst nicht seine Art war, musste er gestern Abend in Panik geraten sein. Umsichtig löste er den Verband. Nein, es gab wirklich keinen Grund dafür, hatte keinen gegeben. Was musste Crawford-san von ihm gedacht haben… Die Dusche vertrieb diese Überlegungen und er fühlte sich nicht mehr wie ein Vollidiot, als er sich schließlich abtrocknete. Dennoch wich er seinem eigenen Blick aus, als er sich danach die Zähne putzte. In Ermangelung einer Alternative schlüpfte er wieder in die Schlafanzugshose, machte sich dann auf den Weg nach unten. Es war überraschend still und weder im Wohnzimmer noch in der Küche war eine Spur von Schuldig oder Farfarello zu finden. Sie konnten ihn doch nicht allein gelassen haben… Er wollte schon im Keller nachsehen, als ihn ein Gefühl zur Tür des Arbeitszimmers führte. Nur für ein paar Atemzüge ruhte seine Hand untätig auf der Klinke, bevor er sie nach unten drückte. Crawford-san saß tatsächlich hinter seinem Schreibtisch und arbeitete. Ein erfreutes Grinsen flog über sein Gesicht, von dem der Ältere aber nichts mitbekam. Dafür jedoch sah und erwiderte Crawford-san sein Lächeln, als dieser von den Unterlagen aufblickte. „Ausgeschlafen, Ran?“ „Ja.“ Dem Blick des Amerikaners folgend, sah er an sich herunter. Die Hose war ihm schon wieder zu weit nach unten gerutscht. „Ich hatte nichts anderes“, brachte er heraus, fest entschlossen, nicht verlegen zu werden. Dafür war seine Aufmerksamkeit sowieso zu sehr auf den Älteren fixiert. Ohne es zu merken, hatte er sich in Bewegung gesetzt und selbst als es ihm auffiel, blieb er erst stehen, sobald er den Schreibtisch umrundet hatte. Braune Augen begegneten in aller Ruhe violetten. „Deine Hose ist bald aus der Reinigung zurück.“ Reinigung? Aber eigentlich war ihm das egal. Er wollte Crawford-san berühren – und dann tat er es einfach. Seine Handfläche lag an der warmen, glatt rasierten Wange, aber etwas in der Miene des Älteren hielt ihn davon ab, weiterzugehen. Das Lächeln war verschwunden und nachdenklich wurde er gemustert. Distanziert, beinahe kühl. Er schreckte nicht davor zurück, denn auch wenn ihm bewusst war, dass diese Kälte keine bloße Maske darstellte, kannte er einen anderen Teil von Crawford-san. Er mochte beide Seiten und das rief trotz allem ein weiteres Lächeln auf seine Lippen. Die Wärme drang weiter in seinen Körper vor, als würde sie geradewegs durch seine Hand, seinen Arm fließen und sich von dort aus in ihm ausbreiten. Was für ein seltsames Gefühl, dieser Gegensatz. Und wie seltsam, sich vorzustellen, dass er es vor einigen Tagen niemals gewagt hätte, den Anderen von sich aus zu berühren. Crawford-san stand auf und augenblicklich drückte er sich an ihn, nackte Haut gegen glatten Stoff. Der Amerikaner hatte für seinen Geschmack zu viel an, doch der Gedanke löste sich in Wohlgefallen auf, als sie sich küssten. Es wurde immer schlimmer statt besser. Er wollte Crawford-san am liebsten gar nicht mehr loslassen, aber der schien kein entsprechendes Problem zu haben. „Du musst etwas essen, Ran.“ Der Protest erstarb, noch ehe er ihn äußern konnte, denn zumindest sein Magen stimmte dem Älteren voll und ganz zu. Wie aufs Stichwort klingelte es in diesem Moment und auch wenn er Crawford-san nicht bis zur Tür folgte, konnte er sehen, dass das Essen geliefert wurde. Der Ältere überließ es ihm, alles auszupacken und verschwand kurz nach oben. Als sie gemeinsam – und allein – am Tisch saßen, wurde ihm klar, dass Farfarello und Schuldig wohl auch nicht im Keller waren. Er legte die Stäbchen ab und suchte Crawford-sans Blick. „Wo sind die beiden eigentlich?“ Ohne nähere Erläuterung. Der Amerikaner lächelte amüsiert. „Ich denke, sie haben sich sicherheitshalber aus dem Staub gemacht.“ Verwirrt runzelte er die Stirn. „Wollen sie mir etwa aus dem Weg gehen?“ Das Lächeln vertiefte sich. „Schuldig geht eher mir aus dem Weg.“ Und bevor er nachhaken konnte, folgte auch schon die Erklärung. „Er hätte besser auf Farfarello aufpassen müssen.“ „Aber es war meine Schuld. Ich habe den Fehler gemacht.“ „Ich weiß.“ Dennoch sah Crawford-san nicht so aus, als wäre er besonders zufrieden mit Schuldig. Er fand für den Moment keine weiteren Worte mehr und nahm schweigend die Stäbchen wieder auf. Aber auch wenn für den Rest der Mahlzeit nichts mehr gesagt wurde, ruhten seine Augen häufiger auf dem Älteren als auf seinem Essen. Sie waren gerade fertig, als die Haustür geöffnet wurde und gleich darauf schien die Küche um einiges voller zu sein. Schuldig schaffte es nämlich irgendwie mehr Raum einzunehmen, als man diesem sehnigen Körper zutrauen würde. Von sich selbst überrascht zwinkerte er und schob den Gedanken beiseite. Der Orangehaarige warf ihm einen halb amüsierten Blick zu, der aber seltsam düster wurde, als er seinen Oberarm streifte. „Er eifert dir nach, hm, Crawford?“ Damit drückte Schuldig ihm seine in Plastik gehüllte Hose in die Hand. Perplex hielt er sie fest, sah zu Crawford-san hinüber, in der Hoffnung zu erfahren, was dieser Kommentar zu bedeuten hatte. Aber der Schwarzhaarige strahlte plötzlich eine Kälte aus, die ihn innerlich zurückweichen ließ. Es war direkt eine Erleichterung, dass Farfarello seine Aufmerksamkeit einforderte. Der Ire ging vor ihm in die Hocke, musterte ihn ernst aus seinem bernsteinfarbenen Auge. „Bist du böse auf mich, Ran?“ Er musste unwillkürlich lächeln. „Natürlich nicht. Immerhin habe ich dir so einen freien Tag zu verdanken.“ Mit Crawford-san. Aber das sprach er nicht aus. Farfarellos Zähne blitzten in einem Grinsen auf. Ehe er es sich versah, hatte sich der Andere erhoben. Hände wurden auf seinen Oberschenkeln abgestützt und dann streiften warme Lippen über den Schnitt. Er schaffte es zunächst, sich unter Kontrolle zu halten, doch als er auch noch Farfarellos Zunge spürte, holte er erschrocken tief Luft. „Farf, das ist nicht besonders hygienisch.“ Schuldigs Kommentar entrang ihm ein nervöses Auflachen, aber erst als der Ire einen Schritt zurückgetreten war, kehrte sein Puls zu normalen Werten zurück. „Ich habe dir Eis mitgebracht. Du möchtest doch welches, ja?“, kam es als nächstes vollkommen zusammenhangslos. Er warf einen schnellen Blick auf seinen Teller, dessen Inhalt inzwischen seinen Magen füllte, nickte nichtsdestotrotz. Sicherheitshalber. Farfarello ließ ihn daraufhin allein, um sich am Küchenschrank zu schaffen zu machen. Schuldig nutzte die Gelegenheit, ihm ein schiefes Grinsen zu schenken. „Mach dir nichts draus, so ist er manchmal. Außerdem kannst du es von der positiven Seite sehen: Du bist noch dazu in der Lage, Eis zu essen.“ Die Implikation, dass solche Begegnungen schon anders ausgegangen waren, entging ihm nicht. Aber sie kümmerte ihn auch nicht sehr. Neugierig drehte er sich zu dem Gleichaltrigen um, der gerade dabei war, Erdbeeren abzuwaschen. Und zum ersten Mal seit Tagen sah er wieder bewusst dessen Narben. Kein Unfall, nein. Aber sie konnten auch nicht alle selbst zugefügt sein, nicht wahr? Er begegnete Crawford-sans Blick, der die ganze Zeit geschwiegen hatte und in den braunen Augen stand keinerlei Überraschung wegen des Zwischenfalls eben. Nur ein Hauch von Belustigung, der die Kälte hatte verschwinden lassen. Automatisch lächelte er, wurde dann aber wieder von Farfarello abgelenkt. So sehr, dass er kaum mitbekam, wie Schuldig neben ihm Platz nahm, die Ellenbogen auf dem Tisch abstützend. „Bekomme ich eigentlich auch etwas ab?“ Farfarello legte das Messer nicht aus der Hand, hörte nicht einmal auf, die Früchte in Viertel zu schneiden. „Warum?“ „Immerhin habe ich dich gefahren. Dafür habe ich eine Belohnung verdient.“ Der Ire wandte sich wieder seiner Arbeit zu. „Gut.“ Und kurz darauf wurden zwei Eisbecher vor ihnen abgestellt, wobei sein eigener eindeutig größer ausgefallen war. Schuldig griff nicht gleich nach dem Löffel, sondern warf seinem Freund einen schiefen Blick zu. „Muss ich jetzt doch noch eifersüchtig werden?“ Irgendetwas stand plötzlich in dem bernsteinfarbenen Auge, das er nicht deuten konnte, dennoch hatte er das unmissverständliche Gefühl, dass zwischen den beiden ein wortloser Austausch stattfand. Auch Crawford-san musste das bemerkt haben, denn dessen Mundwinkel zuckten kurz und die Belustigung vertiefte sich eindeutig. Das ließ seine gesamte Aufmerksamkeit zu dem Schwarzhaarigen übergehen. Zu sehen, wie der Ältere wenigstens ein bisschen der üblichen Beherrschtheit aufgab, erfüllte ihn auf eine merkwürdige Art und Weise mit Wärme. Zugleich war ihm bewusst, dass er dieses Amüsement eigentlich oft bei Crawford-san erlebt hatte. Was machte dann in diesem Moment den Unterschied? Er konnte es nicht sagen. Schuldig und Farfarello schienen ihr stummes Zwiegespräch beendet zu haben. Letzterer setzte sich in Bewegung, stand im nächsten Moment hinter Schuldig, die Arme um ihn schlingend und die rechte Wange auf dem orangefarbenen Haarschopf ruhen lassend. „Iss dein Eis.“ Die Aufforderung war wohl auch an ihn gerichtet, denn ein bernsteinfarbener Blick streifte ihn kurz aber nachdrücklich. Gehorsam griff er nach seinem Löffel, sah mit einem feinen Lächeln, dass Schuldig das Gleiche tat. Dieser wandte sich ihm zu und in dem Grün stand Resignation, unterlegt von einem zurückgehaltenen Lachen. „Was ist, willst du lieber Schoko?“ Er schüttelte hastig den Kopf und begann sich über seinen Vanilleeisbecher herzumachen. Nur in seinem Hinterkopf schwirrte die leise Frage, warum Crawford-san eigentlich nichts bekommen hatte. Die grünen Augen hatten ihn nicht losgelassen und etwas zwang ihn regelrecht, den Blick erneut zu erwidern. „Dein Crawford mag kein Eis“, wurde ihm mitgeteilt und er hatte viel zu sehr an dem Possessivpronomen zu kauen, um die Aussage wirklich aufzunehmen. Farfarello barg das Gesicht an Schuldigs Hals und gab ein Geräusch von sich, das verdächtig nach einem Lachen klang. Er wagte es kaum zu dem Schwarzhaarigen hinüberzusehen und als er es schließlich tat, war dessen Mine blank, auch wenn etwas in Crawford-sans Haltung Überraschung auszudrücken schien. Viel zu schnell blickte er wieder nach unten, konzentrierte sich vollkommen auf die Aufgabe, die Schale zu leeren. Erst als absolut nichts mehr übrig war, legte er leise den Löffel beiseite. Die beiden neben ihm schienen ihn nicht zu beachten, aber er hörte, wie auf der anderen Seite ein Stuhl zurückgeschoben wurde und jemand – Crawford-san – aufstand. Kaum zu vernehmende Schritte folgten, die hinter ihm zu Erliegen kam. Er stand ebenfalls auf und folgte dem Älteren aus der Küche, seine Finger krallten sich dabei in die durchsichtige Folie der Schutzhülle. Als sie oben waren atmete er aus, als hätte er bis eben die Luft angehalten und ein schmales Lächeln erschien auf Crawford-sans Lippen. Das war Ermutigung genug. „Mögen Sie wirklich kein Eis?“ Der Andere nahm ihm seine Hose ab und legte sie auf die Couch. Erst jetzt fiel ihm auf, dass dort inzwischen auch seine restlichen Sachen lagen – einschließlich eines sauberen Hemdes. Es folgte ein unwillkürlicher Schritt in die entsprechende Richtung, aber nicht mehr. Denn noch stand Crawford-san da, vor ihm. „Nicht besonders.“ Er erhaschte ein rasch wieder verschwundenes Aufflackern in braunen Augen und er musste an ihr erstes Zusammentreffen im Café denken. Warum hatte Crawford-san seine Empfehlung da nicht abgelehnt gehabt? Ein weiterer Schritt brachte ihn so nah an den Älteren heran, dass er Stoff über seine nackte Haut streifen fühlte. Er küsste den Schwarzhaarigen in dem vollen Bewusstsein, dass dieser Kuss nach Vanilleeis schmecken würde. Crawford-sans Hand wanderte seinen Rücken hinauf, zu seinem Nacken, blieb schließlich an seinem Hinterkopf liegen. Leichter Druck wurde ausgeübt, war alles an Antwort, was er brauchte. Die Kühle in seinem Mund wandelte sich in Wärme, seine Lippen prickelten, als würden sie auftauen. Und auf eine gewisse Weise taten sie das auch. Er suchte nach Halt oder einer weitergehenden Verbindung und seine Arme legten sich von ganz allein um die Taille des Älteren. Heute Nacht waren sie vielleicht durch seinen Schwächeanfall unterbrochen worden, aber jetzt fühlte er sich gut. Vielleicht ein wenig müde, aber gut. Und warm. Er lächelte, als sie sich für einen Moment trennten und Schuldigs Worte hallten in seinem Bewusstsein nach. Mein Crawford? Wenn es doch nur so wäre… ~TBC~ *grins* Schuldig hat ein gutes Gedächtnis, nicht wahr? cya, cu ^-^ Kapitel 130: "Rückblicke XLVII - Wenn hier jemand Crawford für arrogant halten durfte, dann war er selbst das" -------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 130) Titel: Close Distance Teil: 130/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: So, heute gibt es ein paar neue Charaktere und ein Wiedersehen mit einem alten Bekannten ^^ Die Neuen sind für diese Story nicht so wichtig, aber Bernard und Dennis werden in „Reaching for the Stars“ noch eine größere Rolle spielen ^^ Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: *winkz und knuffel* @nai-chan: *grins* Siehste, ich schreibe zwar auch an meinem Laptop, hab ihn aber fast die ganze Zeit ans Stromnetz angeschlossen. Von daher keine Probleme mit leeren Akkus ^.~ Klar macht sich Yun-kun Sorgen um Ran. Und worauf das letztendlich hinausläuft, wirst du in der Fanfic sehen, sobald es Samstag ist ^_____^ @erdschlange: Hai, nette Begrüßung – kannte ich noch gar nicht ^^ Mit den Gummi“bärchen“ war übrigens alles in Ordnung, nur dass es eben keine Bärchen waren, sondern so eine andere Mischung von Haribo *lach* *heute wieder echte Bärchen reich* Ich habe dich also verwirrt, das hört ein Schreiberling doch gerne *snicker* Was damit gemeint war, dass Ran Crawford nacheifert, wirst du im nächsten Gegenwartskapitel verstehen. War ein Bezug auf einen Vorfall in der Vergangenheit – genauso wie mein letzter Kommentar, dass Schuldig ein gutes Gedächtnis hat. Ich meinte damit dessen Bemerkung, dass Crawford kein Eis mag, was er ja damals bei seinem allerersten Außeneinsatz erfahren hat (vergleiche Kapitel 112). Musst zugeben, dass er sich das gut gemerkt hat *zwinka* Und ich verlange gar nicht, dass du alle Anspielungen verstehst. So unmöglich lang wie diese Geschichte ist, kann sich das eh keiner merken ^^° Teil 130 „Rückblicke XLVII - Wenn hier jemand Crawford für arrogant halten durfte, dann war er selbst das“ Sein Schädel brummte. Das war das erste, was er registrierte, als er aufwachte. Er kniff die Augen zusammen und versuchte zurück in das angenehme Nichtsein des Schlafes zu sinken, doch es war nutzlos. Schließlich gab er auf und setzte sich vorsichtig auf. Was war nur los mit ihm? Er sah sich um und fand das Zimmer leer vor. Seine Sachen lagen ordentlich zusammengelegt auf einem Stuhl. Crawford musste ein bisschen aufgeräumt haben. Crawford? An irgendetwas wollte ihn das erinnern, aber alles was er hervorzerren konnte, waren ein paar Erinnerungen an den Club. Verdammter Alkohol, das hatte er jetzt davon… Mühsam kroch er aus dem Bett und machte sich auf den langen Weg ins Bad. Im Wohnzimmer legte er eine kurze Pause ein. Crawford saß auf der Couch und blickte zu ihm auf, sobald der Ältere seine Anwesenheit bemerkte. „Guten Morgen, Schuldig.“ Ein Mundwinkel rutschte nach oben. „Wie ich sehe, hast du dich wieder erholt.“ In den braunen Augen eine Eindringlichkeit, die einen merkwürdigen Gegensatz zu den still amüsierten Worten bildeten. Verwirrt versuchte er sich in einem Grinsen. „Morgen. Du hättest mir verbieten sollen, das Zeugs anzurühren.“ „Und du hättest auf mich gehört, hm?“ „Auch wieder wahr…“ Er lachte, griff sich dann an die Stirn. Die Kopfschmerzen wollten nicht so einfach vergessen werden. Crawfords Miene verlor die Belustigung. „Beeil dich ein bisschen. Das Frühstück wird gleich gebracht und dann müssen wir zum Flughafen.“ „Ja, ja, bin schon weg.“ Die Dusche war ein erster Schritt hin zur Besserung, aber erst als sein Magen gefüllt war, begann das Pochen hinter seiner Stirn allmählich abzuklingen. Das ganze Frühstück über, immer wenn sein Blick zu Crawford hinüberhuschte, nagte das Gefühl an ihm, etwas Wichtiges vergessen zu haben. Und obwohl alles ausgezeichnet schmeckte, verdarb ihm das einen Teil der Freude an dem guten Essen. Der Flughafen war genauso belebt wie beim letzten Mal und wieder half ihnen sein Talent, unbehelligt ihren Weg zu finden. Crawford hatte noch dieselbe Armbanduhr und er war versucht ihn zu fragen, wofür das „B“ stand. Aber er ließ es bleiben, um keine ablehnende Antwort zu erhalten. Sie flogen über London. Natürlich sparte er sich die Mühe herausfinden zu wollen, warum sie hier statt in Irland waren. Und er konnte nicht behaupten, dass das winterliche Wetter irgendeine Verbesserung darstellte zu dem bei ihrem letzten Besuch hier. Mit gerümpfter Nase sah er sich um, auf der Suche nach einem freien Taxi – oder auch einem, das er ganz einfach für sie räumen würde. „Wir werden abgeholt, Schuldig.“ Überrascht wandte er sich zu Crawford um. „Von wem?“ Der Ältere antwortete nicht direkt. „Wir haben zur Unterstützung ein Team hier, das sich mit uns treffen wird.“ „Und welches?“ Eine Präsenz weckte seine Aufmerksamkeit. Rosenkreuz-Schilde. Sie näherte sich ihnen und Crawfords Blick folgte unwillkürlich dem seinen. „Zwielicht. Alexanders Team.“ Und in diesem Moment erkannte er den Empathen, der mit einem Lächeln auf sie zukam. Der Blondhaarige hob die Hand zur Begrüßung. „Hallo Crawford, Schuldig. Ist eine Weile her, dass wir uns gesehen haben. Das Auto steht da hinten.“ „Was machst du hier? Ich dachte, dein Team sei in Deutschland stationiert.“ Der Ältere musterte ihn. „Vorlaut wie immer, Schuldig. Aber du sollst deine Antwort bekommen. Field-Teams bleiben nicht dauerhaft an einem Ort. Es kommt immer darauf an, wie umfangreich ihr Auftrag ist. Müsstest du das nicht eigentlich wissen?“ Er zuckte mit den Schultern und ignorierte die Belustigung, die an Crawfords Mundwinkeln zupfte. „Pech, dass du hier gelandet bist…“ Umsichtig wich er einer weiteren Ansammlung grauen Schneematsches aus. Alexander lachte kurz auf. „Mir gefällt es hier. Nur Bernard ist weniger begeistert.“ Sie erreichten den Wagen und stiegen ein. Crawford bekam den Beifahrersitz. „Er ist übrigens auch Telepath und auf andere nicht besonders gut zu sprechen. Leg dich also besser nicht mit ihm an.“ Ihm war klar, dass diese Warnung ernst gemeint war, aber solange sie nicht von Crawford kam, würde er sich selbst ein Urteil bilden. Und der Precog schwieg. Es stellte sich heraus, dass Zwielicht in einem großen Apartment untergebracht waren. Das Team bestand aus vier Personen, wie üblich. Der Heiler schien nach Alexander der Jüngste zu sein und ziemlich schüchtern, während Cora so temperamentvoll wie ihr Talent war. „Du bist spät, Schmidt.“ Die Begrüßung reichte, um zu wissen, dass er den anderen Telepathen nicht ausstehen konnte. Außerdem leckten dessen Schilde, ein klares Zeichen mangelnder Disziplin. Oder Schlimmeren. Er staffelte seine eigenen noch dichter und grinste spöttisch, als sich daraufhin graue Augen auf ihn richteten. Bernard musste in etwa so alt wie Herr Schneider sein, wozu dessen Aufmachung überhaupt nicht passte. Er würde sich niemals in solchen Jeans sehen lassen. Crawford hatte bemerkt, dass etwas zwischen ihnen vorging und eine Hand legte sich auf seine Schulter. Eine Aufforderung sich zurückzuhalten? Ihre Blicke begegneten sich und seine stumme Frage wurde beantwortet. Crawford hielt auch nicht besonders viel von Bernard, erinnerte ihn aber daran, dass sie noch zusammenarbeiten mussten. „Wo sind wir für heute untergebracht?“, wollte der Schwarzhaarige wissen. Der Anführer von Zwielicht musterte Crawford herablassend und aus den Augenwinkeln konnte er sehen, wie Alexander unbehaglich sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen verlagerte. Der Empath musste etwas aufgefangen haben und seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, war es nichts Gutes. Misstrauisch ließ er seine Schilde weit genug fallen, dass er in dessen Gedanken vordringen konnte, gratulierte sich zu seiner Zurückhaltung, denn genauso gut hätte er es gleich bei Bernard probieren können. Der bequemte sich zu einer Antwort, während in grünen Augen ein Feuer aufloderte. Wenn hier jemand Crawford für arrogant halten durfte, dann war er selbst das. „Wir haben ein Zimmer für euch frei gemacht. Für eine Nacht macht es euch sicher nichts aus ein Bett zu teilen.“ Das ganze mit einem anzüglichen Lächeln, das das Feuer noch heißer brennen ließ. Normalerweise hätte er sich über das Arrangement kaputt gelacht, aber dieser Bernard ließ jede Belustigung im Ansatz verdorren. Alexander, der Crawford kannte, sah ganz so aus, als wollte er etwas sagen. Ah ja, der Empath hatte Bernard bereits gewarnt, dass es so nicht gehen würde, aber natürlich war dem das egal gewesen. „Dieser Versager kann mich mal.“ Laut und deutlich, auf Japanisch. Crawford schien amüsiert, reagierte in derselben Sprache. „Ich muss dir Recht geben.“ Bernard, der bis eben eher auf der Couch gelümmelt als gesessen hatte, richtete sich plötzlich auf. Er wusste genau, was der Telepath vorhatte und wartete mit einem kalten Grinsen einfach nur ab, wie sich Bernard an Crawfords Schilden den Kopf einrannte. „Idiot“, lautete sein Urteil, dieses Mal auf Deutsch. „Herr Schneider hätte dir erlauben sollen, _ihn_ zu erschießen.“ „Dafür bin ich wohl etwas zu spät nach Rosenkreuz gekommen.“ „Meinst du, er würde dir böse sein, wenn du es einfach tust und danach um Erlaubnis fragst?“ So locker er sich auch gerade gab, fiel es ihm nicht wirklich leicht, auf diese Weise über den Direktor zu sprechen. Aber die Reaktion war es wert. Alle vier waren blass geworden. Crawford sah so aus, als würde er es tatsächlich in Erwägung ziehen und unwillkürlich fragte er sich, wie viel davon nur gespielt war. Bernard fasste sich als erster. „Das würden sie dir niemals durchgehen lassen.“ Das war wirklich zu gut. Er begann zu lachen, bis ihm der Bauch wehtat, während ihn die anderen ansahen, als hätte er den Verstand verloren. Außer Crawford natürlich. „Was ist so komisch, Schuldig?“, wollte Alexander wissen, der genau spürte, dass seine Belustigung echt war. Von einem Atemzug zum nächsten wurde er ernst, nur in seinen Augen glomm noch ein Rest des Lachens. „Es ist nur so, dass jemand gestern zu Crawford fast genau die gleichen Worte gesagt hatte.“ Er zuckte mit den Schultern. „Eine Minute darauf war er tot.“ Irgendwie schien niemand von Zwielicht das so witzig zu finden wie er selbst. Wenigstens teilte Crawford sein Amüsement. „Ach Crawford, lass uns in ein Hotel gehen, ja?“ Er vermisste bereits die Hand, die der Ältere längst zurückgezogen hatte. „Du willst wohl die Spesenrechnung in die Höhe treiben?“ Mit einem Grinsen verschränkte er die Hände hinterm Kopf. „Sicher doch, ist ja nicht mein Geld.“ „Gut“, stimmte Crawford zu, genau wissen, dass etwas anderes sowieso nicht in Frage kam. Bernard öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn aber sofort wieder, als sich braune Augen auf ihn richteten, kalt und ausdruckslos wie Steine. „Es reicht.“ Flach. „Wir haben eine Aufgabe zu erledigen und du wirst deinen Teil dazu beitragen, egal ob es dir gefällt oder nicht. Ansonsten werde ich dich dazu zwingen.“ Ein kurzer Blick in seine Richtung genügte, um ihn wissen zu lassen, was Crawford wollte. Er gehorchte mit Freuden und begann über Bernards Schilde herzufallen. Ohne Probleme brach er mittendurch und befahl ihm aufzustehen, dann in die Knie zu gehen. Eine Kleinigkeit nur, aber ausreichend, um dem Älteren zu zeigen, wer von ihnen der Bessere war. Er entließ Bernard aus seinem mentalen Griff mit einer Migräne als Andenken. Ihm entging nicht, dass keiner der drei ihrem Anführer zur Hilfe kam. Unvorstellbar für ihn, wenn es um Crawford gehen würde. Was für ein Team war das nur? Alexander musterte Bernard mit einem Ausdruck, der ein deutliches ‚ich habe es dir ja gesagt’ enthielt. Cora betrachtete interessiert ihre Fingernägel, die Mundwinkel ein wenig nach oben gezogen. Nur Dennis wirkte besorgt. Der Heiler sah wohl Arbeit auf sich zukommen. Er fing einen Gedanken von Bernard auf und seine Lippen bewegten sich in ein maliziöses Lächeln. „Oh ja, bitte beschwere dich über uns. Da wir immer noch Rosenkreuz angehören, kannst du dich direkt an Herrn Schneider wenden.“ Diesmal konnte er mitlesen, was dem Älteren bei der Erwähnung dieses Namens durch den Kopf schoss und seine Augenbrauen rutschten in die Höhe. Wie interessant… Crawford neigte den Kopf etwas, die einzige Abschiedsgeste, die er den anderen zukommen ließ. Sie wurden von Alexander nach draußen begleitet, wo der Empath sichtlich die Emotionen abschüttelte, die bis eben auf ihn eingewirkt hatten. „Sorry, aber Bernard ist nun mal ein ziemlicher Arsch.“ „Könnt ihr ihn nicht irgendwie loswerden?“ Ein halbherziges Lächeln war die Reaktion. „Leider stellt er sich bei den Aufträgen nicht halb so dumm an. Könnte natürlich auch daran liegen, dass er uns das meiste erledigen lässt.“ „Also Cora würde ich gerne Mal in Aktion sehen.“ Das Lächeln wurde echt. „Sie ist wirklich gut. Auch wenn ich den Geruch nach verbranntem Fleisch nicht besonders mag.“ „Sie schien eben nicht besonders unglücklich darüber zu sein, dass Bernard mal auf die Nase gefallen ist.“ Von einem abfälligen Schnauben begleitet machte Alexander eine wegwerfende Handbewegung. „Wird wohl am miesen Sex liegen.“ Er verstand nur zu gut und unwillkürlich sah er zu Crawford, der bis jetzt geschwiegen hatte. Die braunen Augen blickten gerade ins Leere, fokussierten sich aber in der nächsten Sekunde. Ein sehr schmales Lächeln glitt über die Züge des Schwarzhaarigen. Er tauschte einen schnellen Blick mit Alexander aus. Auch der Empath hatte Crawfords momentane Abwesenheit bemerkt und in diesem Augenblick dachten sie beide das Gleiche. Niemand von ihnen würde Crawford eine entsprechende Frage stellen. Auf diese Weise müssten sie später nicht lügen, wenn jemand wissen wollen würde, ob es hätte verhindert werden können. Was immer Crawford gerade gesehen hatte. Mit ausgebreiteten Armen ließ er sich auf das Bett fallen. Für eine Weile genoss er nur die Weichheit der Matratze, dann aber rollte er sich auf den Rücken und suchte nach Crawfords Gestalt. „Weißt du, ich hätte wirklich gerne mit dir in einem Bett geschlafen…“ Warum nur hatte er auf einmal das seltsame Gefühl genau zu wissen, wie das wäre? Ein warmer Körper neben seinem, der vertraute Geruch nach Aftershave. Sein Magen verkrampfte sich und es half gar nichts, dass Crawford sich in diesem Moment mit einem belustigten Lächeln zu ihm umdrehte. „Ich habe nichts anderes von dir erwartet. Dennoch solltest du langsam mit diesen Spielereien aufhören.“ Spielereien, na sicher doch… Er schloss die Augen und damit den Anblick von Crawford aus. Ein anderes Thema, schnellstens. „Soll ich dir sagen, warum Bernard so ein Stinkstiefel war? Ich meine mehr, als er sowieso schon zu sein scheint.“ „Wenn du so liebenswürdig wärst…“ Er konnte ein Auflachen nicht unterdrücken, als er die Ironie im Tonfall des Älteren vernahm. Schon besser, viel besser. „Bernard war zur selben Zeit wie Herr Schneider auf der Schule und hat natürlich immer den kürzeren gegen ihn gezogen. Anscheinend war unser Direktor genauso ein Musterknabe wie du, von Anfang an dazu bestimmt, einen besonderen Platz einzunehmen. Bernard ist immer noch eifersüchtig.“ „Er ist inkompetent und nachlässig“, kam das Urteil von Crawford. „Ich frage mich, wie er es zum Teamleader bringen konnte.“ Die Augen weiterhin geschlossen hörte er, wie Crawford sich umzog. Es wäre zu viel gewesen, dabei zuzusehen, egal wie sehr ein Teil von ihm das zu tun wünschte. Auf die Informationen zu Herrn Schneider ging der Ältere überhaupt nicht ein. Der Direktor war kein Thema, über das man zu viele Worte verlieren sollte. „Vielleicht das Alter“, reagierte er auf Crawfords Bemerkung. Telepathen zerbrachen schneller als die meisten Talente und bei Bernard schien das Ausbluten auch schon einzusetzen. „Er war wahrscheinlich mal besser, aber inzwischen lässt er nach.“ Tief in ihm saß die Angst, auch einmal so zu enden. Aber diese Angst konnte und würde er sich nicht eingestehen. ~TBC~ Ähm, also irgendetwas stimmt bei dieser Fanfic nicht mit dem Archiv. Anscheinend wurden die letzten Kapitel alle als das 127. abgelegt, so dass in der Übersicht nur das aktuellste angezeigt wird *sigh* Ich werde Mexx noch mal anmailen und hoffe, dass sie das in Ordnung bringen können. o.O cya, cu ^-^ Kapitel 131: "Jemand hatte wohl die Absicht mich umzubringen" ------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 131) Titel: Close Distance Teil: 131/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: o.O Das Problem mit dem Archiv ist leider noch nicht behoben. Wenn also jemand einen Teil ab dem 127. lesen möchte, müsste er sich an mich wenden… Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Ich werde dir die fehlenden Teile gleich per ENS schicken. Freut mich jedenfalls zu hören, dass du wieder gesund und munter im Lande bist *grins* @nai-chan: Wem sagst du das. Und leider besteht das Problem auch noch fort. Andy ist deswegen schon völlig verwirrt worden… Heute erfährst, was Schuldig mit seiner Bemerkung meinte, dass Ran Crawford nacheifere. Vielleicht erinnerst du dich dann auch wieder daran, es in den Vergangenheitskapiteln gelesen zu haben ^.~ Ich kann dir nur zustimmen, es macht schon Spaß, wenn Schuldig andere schikaniert. Deswegen lass ich ihn das auch immer mal wieder tun. ^^ Teil 131 „Jemand hatte wohl die Absicht mich umzubringen“ „Vielleicht solltest du deinen Freund anrufen, damit er sich keine Sorgen um dich macht.“ Crawford-sans Worte schoben sich mitten in seinen letzten Gedanken und nach kurzer Überlegung nickte er zustimmend, wenn auch widerwillig. Er griff nach dem auf dem Tisch liegenden Handy, weigerte sich aber, den Älteren loszulassen. Nachdem er die Nummer eingetippt hatte, lehnte er sich im Gegenteil noch näher an Crawford-san. Es war gerade Mittagspause in der Schule und Yunshiro nahm sofort ab, als hätte dieser nur auf seinen Anruf gewartet. Was wohl auch der Fall war, gestand er sich mit einem innerlichen Seufzen ein und sein schlechtes Gewissen begann sich wieder zu regen. „Ran, wo steckst du eigentlich?“, schallte es ihm entgegen, bevor er auch nur ein Wort sagen konnte. „Sorry, Yun-kun. Mir ging es nicht so gut. Ich habe bis eben geschlafen.“ Das war beinahe die Wahrheit. Er sah zu Crawford-san auf und konnte die Belustigung in den braunen Augen sehen, die er unwillkürlich erwartet hatte. Mit einem schiefen Grinsen ließ er seinen Kopf wieder gegen die Schulter des Schwarzhaarigen fallen und wurde für einen Moment durch dessen Aftershave abgelenkt, vergaß Yunshiro beinahe. Der meldete sich aber nach einer kurzen Pause bedeutend ruhiger zurück. „Soll ich am Nachmittag vorbeikommen und dir bringen, was wir heute gemacht haben?“ Violette Augen weiteten sich bei der Vorstellung, dass Yunshiro beim Haus seines Onkels auftauchen würde, ohne ihn dort anzutreffen. Und vielleicht noch anfing unbequeme Fragen zu stellen. Er hielt eine erste, schnelle Ablehnung zurück, tat so, als würde er über das Angebot ernsthaft nachdenken. „Ist nicht nötig, ich bin morgen garantiert wieder in der Schule. Außerdem wollte ich mich sowieso wieder hinlegen.“ Das wollte er tatsächlich, wenn er auch nicht unbedingt vorhatte zu schlafen. Er wandte den Kopf zur anderen Seite und küsste Crawford-san dort, wo die Kieferlinie nach oben schwang, um diesen Punkt zu unterstreichen, konzentrierte sich dann wieder auf das Telefongespräch. So gut er es vermochte jedenfalls. „Ich verstehe.“ Yunshiro klang enttäuscht, schnell hielt aber Humor Einzug in der Stimme des Anderen. „Dann erhol dich mal, damit du morgen fit bist. Aber wehe, du steckst mich an!“ „Hatte ich nicht vor.“ Er lachte. „Ach so, könntest du mich bitte beim Training entschuldigen?“ „Für dich tue ich doch fast alles.“ Das begleitende breite Grinsen konnte er regelrecht sehen. „Dann gute Nacht – oder so ähnlich. Wir sehen uns morgen.“ „Bis dann.“ Er legte auf und für ein paar Sekunden betrachtete er einfach nur das jetzt stumme Handy. Eigentlich hätte er Yunshiro auch sagen können, dass er hier war, oder? Aber dem wären vielleicht Fragen gefolgt, die er nicht beantworten wollte. Nein, es war schon besser so. Das Handy wurde ihm aus der Hand genommen und zurückgelegt, nicht ohne dass Crawford-san es vorher auf lautlos geschaltet hatte. Wieder suchte er den Blick des Älteren. „Zufrieden?“ Ein Mundwinkel rutschte nach oben. „Du hast das doch nicht für mich gemacht.“ Er wollte lächeln, aber dann fiel ihm auf, wie Recht der Andere eigentlich hatte und das Lächeln wurde eher ein rasches Grinsen. „Was hat Schuldig vorhin gemeint?“ Er hatte die Bemerkung nicht vergessen und dieses Mal würde er nicht so einfach darüber hinweggehen. Seine Hand legte sich auf den Oberarm des Älteren, die Stelle, wo sich bei ihm selbst die Wunde befand. Das Grinsen war längst vergessen, in violetten Augen stand die gleiche Ausdruckslosigkeit wie in den braunen. Langsam, sehr langsam strichen seine Fingerspitzen Crawford-sans Arm entlang nach unten, bis er die Knöpfe am Handgelenk erreichte. Der Schwarzhaarige hatte bis dahin noch nicht geantwortet und sagte auch nichts, als er begann die Knöpfe zu öffnen, es dann auf der anderen Seite ebenfalls tat. Etwas brannte in ihm und es war nicht nur bloße Neugier. So unauffällig wie möglich atmete er tief durch, ehe er seine Arbeit bei der Weste, schließlich der Knopfleiste des Hemdes fortsetzte. Nicht ein einziges Mal wurde er unterbrochen, durch keine Bewegung, kein Wort. Erst zuletzt löste er den Knoten der Krawatte und das kaum wahrnehmbare Geräusch, als Stoff an Stoff entlang glitt, ging ihm durch und durch. Er lehnte sich vor, gegen warme Haut, im Stillen nicht sicher, wie weit er sich eigentlich vorwagen durfte und die fehlende Dunkelheit machte die Entscheidung nur noch schwerer. Denn es war wirklich taghell, Crawford-san musste die Vorhänge zurückgezogen haben. Zögernd schob er das Hemd über die Schultern des Älteren, bis die Schwerkraft den Rest übernahm. Heute glitten seine Augen ganz sicher nicht mit der Distanziertheit eines Sportlers über die entblößten Muskeln hinweg und sein Herzschlag beschleunigte sich noch etwas mehr. Es war nicht schwierig, die kleine Narbe zu finden. „Ich nehme nicht an, dass Farfarello das gewesen ist…“ Es kam nur als Flüstern über seine Lippen, als könnte jede lautere Äußerung den Bann brechen, der ihm erlaubte, den Amerikaner ungestraft zu berühren. Ohne es zu merken, biss er sich auf die Unterlippe. Wollte er unterbewusst etwas zurückhalten oder sich einfach nur vergewissern, dass es sich nicht nur um einen Traum handelte? Der kurz aufblitzende Schmerz erlöste ihn auf jeden Fall aus der Erstarrung, die sich in ihm ausgebreitet hatte. Vielleicht war es aber auch die Tatsache, dass Crawford-san dieses Mal nicht stumm blieb. „Er war es wirklich nicht.“ Amüsiert? Er sah auf und wollte plötzlich mehr wissen. „Wie ist es passiert?“ Die die sonstige Regelmäßigkeit der Haut unterbrechende Unebenheit fühlte sich seltsam unter seinen Fingerkuppen an. Dennoch konnte er nicht aufhören, darüber zu streichen. „Jemand hatte wohl die Absicht mich umzubringen.“ Das Amüsement war nun unverkennbar in der Stimme des Älteren, aber die braunen Augen wirkten nachdenklich. Als würde Crawford-san seine nächste Frage bereits vorausahnen und überlegen, ob er auch darauf eine Antwort erhalten sollte. „Was ist aus ihm geworden?“ „Du weißt es doch bereits.“ „Ja.“ Ein Laut der Zustimmung, gegen das Schlüsselbein gesprochen. Hände, so warm, lagen in seinem Kreuz und drückten ihn näher an Crawford-san heran. Hände, die bereits getötet hatten – und er konnte sich nicht dazu bringen, auch nur einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden. Mm… Reibung, Druck, Hitze, genau dort, wo er sie in diesem Moment brauchte. Ein weiterer Kuss und mehr geteilte Hitze. Irgendwie landeten sie beim Bett und er drückte Crawford-san nach unten, krabbelte über ihn, fand das aus irgendeinem merkwürdigen Grund lustig. Er lachte, kurz und atemlos und was er erntete war nicht Verständnislosigkeit sondern ein erwiderndes Lächeln. Seine Schenkel schmiegten sich auf beiden Seiten an Crawfords Becken. Er sah auf ihn herunter und als eine Hand gehoben wurde, um seine Wange zu berühren, lehnte er sich dagegen. Es fühlte sich gut an, Crawford-san fühlte sich gut an, und ein bestimmter Körperteil von ihm war sich dessen nur zu bewusst. Innerlich summte er fast, wie zur Ablenkung, als er nach der Brille des Anderen griff und sie vorsichtig auf dem Nachttisch ablegte. Wieder wurde unmissverständlich deutlich, dass die fehlenden Gläser Crawford-sans Züge kein bisschen angreifbarer machten. Er zeichnete sie nach, nur mit der Fingerspitze. Kieferlinie, Wange, Stirn. Und mit jeder Sekunde wuchs sein Verlangen weiter an. Er wollte, musste, etwas Bestimmtes tun, nur was genau war ihm nicht klar. Crawford-san sollte die Kontrolle übernehmen, schien aber nicht gewillt, das zu tun. Seine Hände erkundeten jetzt den Oberkörper des Älteren. So viel Kraft, ungenutzt. Er wusste, dass Crawford-san ihm überlegen war, die Erinnerung an den festen Griff um seine Handgelenkte löste ein Ziehen in seinem Unterleib aus. Brustwarzen verhärteten sich unter seinen Berührungen, aber es war sein eigener Atem, der unregelmäßig ging. Er rutschte weiter nach unten, bis er über den Oberschenkeln kniete und seine Finger bebten, als sie den Gürtel öffneten. Der Hosenknopf folgte, dann der Reißverschluss. Warum konnte sich das so laut anhören? Mit einem Schlucken sah er hastig hoch und begegnete wieder einem Lächeln. Es beinhaltete nicht nur Belustigung. Seine Erektion schmerzte schon beinahe und als er seine Hand senkte, fühlte er die des Älteren durch den Stoff hindurch. Eine weitere Erinnerung. Heiß, hart. Und samtweiche Haut. Crawford-san hob in stummer Aufforderung die Hüften an, holte ihn mit der Bewegung in die Gegenwart zurück. Immer noch dieses Lächeln. Fast überstürzt gehorchte er, bevor ihn sein Mut völlig verlassen konnte. Es dauerte nur noch Sekunden, bis der Ältere vollkommen nackt war und unwillkürlich hatte er die Augen geschlossen, nervös. Er hörte, wie der Ältere sich aufsetzte, dann wurde ihm selbst die Schlafanzugshose über die Hüften gestreift. Crawford-san war um einiges geschickter dabei als er selbst sich eben angestellt hatte. Er zwang sich dazu, Crawford-san wieder anzusehen und dann vergrub er seine Finger auch schon in den schwarzen Haaren, drängte sich gegen den Hitze ausstrahlenden Körper des Älteren. Sie sanken zurück auf die Matratze, Seite an Seite. Er ging in dem Kuss unter, sein Verstand schien sich aufzulösen und auf einmal war es gar nicht mehr schwierig, seine Finger um die Erektion des Anderen zu schließen. Dann war kein kohärenter Gedanke mehr möglich. Erschöpft und sich angenehm schläfrig fühlend schmiegte er sich an den Crawford-san. Irgendwie hatten seine Lippen die kleine Narbe gefunden und er küsste die Stelle so vorsichtig, als könnte der Ältere noch immer den damaligen Schmerz spüren. Seine linke Hand ruhte auf Crawford-sans Bauch. Sperma und Schweiß. Der Beweis, dass das eben wirklich geschehen war. Er würde niemals genug davon bekommen könnten. Er lächelte und die Bewegung seiner Lippen über Haut erinnerte ihn wieder an die Narbe – und daran, was sie bedeutete. Crawford-san hätte sterben können. Etwas, das Panik nahe kam, ließ ihn noch mehr Nähe suchen. Er lag jetzt fast vollständig auf dem Amerikaner, den das nicht zu stören schien, und presste sein Gesicht in die Kuhle zwischen Hals und Schulter. Vielleicht wäre er Crawford-san niemals begegnet. Sein Verstand setzte völlig unabhängig von seinem Willen das was-wäre-wenn-Spiel fort. Wenn sein Vater niemals die Pistole in die Hand genommen hätte – Nein. Entsetzt kniff er die Augen zusammen. Dieser Gedanke war zu grausam, um zu Ende geführt zu werden. „Ran?“ Er schüttelte nur den Kopf, weigerte sich, dem Blick des Schwarzhaarigen zu begegnen. Er wollte nicht mehr nachdenken, schaffte es aber auch nicht, die Überlegungen zu stoppen. Von einem Moment zum nächsten war er der Verzweiflung nahe und nur die Hand, die langsam über seinen Rücken strich, half ihm dabei, sich zusammenzureißen. Er fröstelte, weil sein Körper allmählich abzukühlen begann und suchte blindlings bei Crawford-san Wärme. Dessen Hand versuchte inzwischen etwas Ordnung in rote Haarsträhnen zu bringen und diese Berührungen verhalfen ihm endlich zu Ruhe. Millimeterweise richtete er sich auf, bis violette auf braune Augen trafen. Crawford-san las ihm seine Gedanken vom Gesicht ab und schien sich nicht entscheiden zu können, ob er belustigt oder einfach nur resigniert reagieren sollte. „Das bringt dich nicht weiter, Ran. Die Vergangenheit steht fest.“ Anders als die Zukunft, schwang darin mit. Er musste lächeln und die Zweifel lösten sich plötzlich in Luft auf. Egal was ihn hierher geführt hatte, ein Teil von ihm war so froh darüber, dass er es sich gar nicht eingestehen _durfte_. Weil es doch falsch war, nicht wahr? Resolut küsste er den Älteren. Er wollte ihn nie mehr hergeben, für sich behalten. Er wollte ihn so sehr, wie nichts zuvor in seinem Leben. Sein Mund war bereits weitergewandert und testweise ließ er seine Zähne leichten Druck ausüben, ehe er wirklich zubiss. Crawford-san zuckte nicht einmal ein bisschen zusammen. Salz, aber nur vom Schweiß, kein Blut. Für einen Herzschlag wollte er stärker zubeißen, irgendwie wollte er heute so vieles. Aber er gab sich mit der… Markierung zufrieden, die er auf der Schulter hinterlassen hatte. Er küsste auch diese Stelle, setzte sich anschließend auf und sah Crawford-san einfach nur an. Der erlaubte ihm das für eine Zeitspanne, die er nicht genau bemessen konnte, richtete sich dann ebenfalls auf. „Du solltest duschen gehen.“ Ein Finger glitt über seine Lippen, seine Brust, seinen Bauch und er erbebte darunter. Die Mundwinkel des Älteren bogen sich nach oben. Wenn Crawford-san in der Lage dazu wäre zu grinsen, hätte dieser es bestimmt getan. Stattdessen übernahm er selbst diese Aufgabe, bevor er dem Vorschlag folgte, der eigentlich keiner war. Immer noch lächelnd ging er zur Couch, um seine Sachen zu holen und war sich der Tatsache bewusst, dass Crawford-san ihn dabei nicht aus den Augen ließ. So wie er selbst es im umgekehrten Fall auch gehalten hätte. Erst als er die Tür hinter sich schloss, verschwand das Gefühl beobachtet zu werden. Rasch blickte er sich um und registrierte mit Erleichterung, dass niemand zu sehen war. Vor Crawford-san nackt herumzulaufen war eine Sache, das Ganze vor Schuldig oder Farfarello zu tun eine völlig andere. Und an Nagi wollte er gar nicht erst denken. Zum Glück war der noch in der Schule. Die Dusche wusch alle Spuren davon, die der Sex auf ihm hinterlassen hatte und irgendwie bedauerte er das. Er schüttelte über sich selbst den Kopf, stellte das Wasser ab und begann sich abzutrocknen, während er sich mit völlig neutralen Gedanken zu beschäftigen versuchte. Matheaufgaben, ja, das war gut. Er schlüpfte in seine Sachen, fand bei seiner Hose auch die Schulkrawatte, die er bis eben noch gar nicht vermisst hatte. Das Hemd erweckte ein Gefühl der Unwirklichkeit in ihm. So hatte es angefangen. Er hatte seins hier gelassen, nachdem er die erste Nacht hier verbracht hatte. Jetzt war alles so anders und er konnte sich nicht erklären, wie das hatte geschehen können. Die Wut, an die er sich schon sehr gewöhnt hatte, war zwar nicht ganz verschwunden, aber in sich zusammengeschrumpft. Vor dem Spiegel kontrollierte er den Sitz der Krawatte. Ohne Hilfe diesmal. Weder von Aya noch von Crawford-san. Er versuchte eine Regung in seinen Augen zu erkennen, scheiterte jedoch. Und dann konnte er nur noch daran denken, dass er schon wieder einen unglaublichen Durst hatte. ~TBC~ Nun ist hoffentlich klar, dass Schuldig das letzte Mal den Angriff auf Crawford mit dem Messer gemeint hatte. War in Kapitel 114 ff. erwähnt worden. ^^ cya, cu ^-^ Kapitel 132: "Rückblicke XLVIII - Du bist mein Held, Crawford" -------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 132) Titel: Close Distance Teil: 132/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Das Problem mit dem Archiv besteht leider weiterhin. Wenn also jemand einen Teil ab dem 127. lesen möchte, müsste er sich an mich wenden… Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Teil 132 „Rückblicke XLVIII - Du bist mein Held, Crawford“ Kurz vor dem Einschlafen fiel ihm ein, woher das Gefühl gekommen sein musste. Seine erste Nacht auf Rosenkreuz, da hatte er neben Crawford geschlafen. Die Erinnerung führte zu Träumen, die ihn mit feuchten und klebrigen Shorts aufwachen ließen. Entnervt blinzelte er in das Dämmerlicht des Hotelzimmers, noch nicht bereit aufzustehen. Er versuchte das Bild zu vertreiben, das sich in die Innenseite seiner Augenlider gebrannt zu haben schien, während er ein paar Meter weiter die Ursache für das Problem ruhig atmen hörte. Crawford, verdammt… Schließlich gab er auf und schlug die Decke zurück, kam langsam auf die Beine. Statt jedoch sofort ins Bad zu gehen, trugen ihn seine Füße wie aus eigenem Willen zum Bett des Älteren hinüber. Sie hätten Einzelzimmer nehmen sollen, das wäre einfacher gewesen. Aber andererseits könnte er dann nicht Crawford betrachten, wie er es gerade tat. Die entspannten Gesichtszüge ließen ihn nicht unbedingt weicher wirken, aber vielleicht etwas jünger. Eine Barriere weniger. Er ging in die Hocke und lehnte die Stirn mit einem leisen Seufzen gegen den Rand der Matratze, rührte sich auch dann nicht, als Bewegung in die Gestalt des Anderen kam. „Schuldig? Was willst du?“ „Mit dir schlafen“, lautete seine ehrliche Antwort. Er musste ein Lachen unterdrücken. Mit, nicht bei. Details, sie konnten den Unterschied machen. Von Crawford kam eine ganze Weile keine Reaktion, was ihm ausreichend Gelegenheit gab, sich selbst zu verfluchen. Dann war da eine Hand in seinen Haaren, die ihn zwang aufzusehen. Zwei Paar Augen trafen sich, farblos unter den vorherrschenden Lichtverhältnissen und dennoch traf ihn Crawfords Blick so direkt und unmittelbar wie ein körperlicher Schlag. „Du musst damit aufhören.“ „Ich kann nicht.“ „Du willst nicht.“ Und genau das war es, wo Crawford sich im Irrtum befand. „Du verstehst das nicht…“ Er hätte weinen können, so sehr trieb es ihn manchmal zur Verzweiflung, aber einem solchen Impuls würde er niemals nachgeben. Die Hand wurde zurückgezogen und dieses Mal war es an dem Älteren zu seufzen. „Vielleicht hast du Recht. Aber das ändert nichts…“ Natürlich nicht. Er war froh über den Mangel an Helligkeit. Sie ließ die Unterhaltung unwirklich genug wirken, um überhaupt geführt werden zu können. „Und wenn ich meinen Abschluss habe?“ Wenn sie zu SZ gehörten, dürfte Herr Schneiders Verbot doch keine Wirkung mehr haben. „Das würde auch nichts ändern.“ „Aber warum nicht?“ „Weil es unprofessionell wäre.“ „Dann würden sie den Anführern keine freie Hand in dieser Hinsicht lassen!“ Seine Heftigkeit überraschte ihn selbst. „Sieh dir Bernard an.“ „Ja, sieh ihn dir an…“ Belustigt. Gut, schlechtes Beispiel, aber trotzdem unterstrich es seinen Punkt. „Es wäre nicht gut für das Team, Schuldig“, fuhr Crawford leise fort. „Du würdest damit nicht klarkommen. Und vergiss bitte nicht, dass es auch meine Entscheidung ist.“ In Kürze: Crawford wollte ihn nicht. Aber wie könnte er das jemals wirklich glauben? Denn es war Herr Schneider gewesen, der die Grenze anfangs gezogen hatte. Und so würden immer Zweifel bleiben. Innerlich erschöpft ließ er seine Hand in Crawfords Richtung rutschen, bis seine Fingerspitzen dessen Haare berührten. Sie blieben beide stumm, bis er es irgendwann nicht mehr aushielt und sich in einer abgehackten Bewegung erhob. Er war Crawford nahe genug gewesen, um die Körperwärme des Älteren zu spüren. Nicht genug. Niemals genug. Die Dusche half ihm dabei sich zu sammeln und als er schließlich zusammen mit Crawford frühstückte, war alles wie immer. „Du hast überhaupt nicht mit Bernard abgesprochen, wie wir nun nach Irland kommen.“ Er besaß immerhin die Höflichkeit herunterzuschlucken, ehe er den Einwurf machte. Crawford hob den Blick von seiner Kaffeetasse. „Dafür sind Telefone erfunden worden.“ Das entlockte ihm ein Grinsen. „Weißt du wenigstens schon, wann wir los wollen? Heute noch?“ „Ja. Ich möchte keine unnötige Zeit verschwenden. Und auch wenn es unwahrscheinlich erscheint, dass Jei geschnappt wird, kann es dennoch passieren.“ „Ich verstehe einfach nicht, warum du ihn für dein Team haben willst.“ In sein Brötchen beißend sah er Crawford fragend an. Der zuckte tatsächlich mit den Schultern. „Mein Talent hat ihn ausgewählt.“ „Toller Grund“, knurrte er, wenig begeistert von dieser Neuigkeit. Crawfords Mundwinkel zuckten und er konnte sehen, wie Amüsement die braunen Augen aufwärmte. „Ich habe mich auf diese Weise auch für _dich_ entschieden.“ „Nicht dein Ernst.“ „Letztendlich schon“, versicherte ihm Crawford, bevor dieser sich wieder seinem Kaffee zuwandte. Letztendlich? Crawford erzählte ihm hier also nicht alles, aber auch so war die Vorstellung schwierig zu verarbeiten. Der Amerikaner hatte ihn schon auf eine gewisse Weise gekannt, bevor sie sich zum ersten Mal begegnet waren? Und dann schob sich ein anderer Aspekt in den Vordergrund. Es war demnach so etwas wie Schicksal… Er wusste nicht, ob er sich über diesen Gedanken kaputtlachen sollte oder zugeben, dass er ein merkwürdiges Gefühl in ihm auslöste. Zum Glück lenkte ihn das Klingeln von Crawfords Handy ab. Der warf einen schnellen Blick auf das Display, mehr aus Gewohnheit als dass er es wirklich nötig zu haben schien, nahm den Anruf dann mit einem leichten Lächeln an. „Guten Morgen, Herr Schneider.“ Den Ellenbogen auf dem Tisch abstützend, das Kinn auf der Handfläche, lauschte er der einseitigen Unterhaltung, bis Crawford ihm mit einer knappen Geste befahl, sich aus dem Staub zu machen. Er streckte ihm zur Antwort die Zunge raus, gehorchte aber und schlenderte zum Buffet hinüber. Aus der Ferne konnte er beobachten, wie Crawford anschließend noch ein zweites Gespräch führte, seiner Miene nach zur urteilen – oder vielmehr dem Fehlen jeglichen Ausdrucks – wahrscheinlich mit Bernard. Das hieß dann wohl, dass er wieder zum Tisch zurück durfte. „Und?“ Die Hände in den Hosentaschen warf er dem Älteren einen auffordernden Blick zu. „Unser Flug geht um zwölf Uhr. Wir treffen und dort mit den anderen.“ „Arg, in einem Flugzeug mit dem Stinkstiefel, wundervolle Aussichten.“ „Du wirst es überstehen.“ Crawfords Gesicht entspannte sich wieder, in ein weiteres schmales Lächeln. „Du musst es ja wissen…“ „Ganz richtig.“ „Sie sind beim Check-in.“ Er berührte Alexander mental, zum Zeichen, dass er ihn gefunden hatte und mit dem Empathen als Anhaltspunkt war es ihm ohne Probleme möglich, auch die anderen drei genau zu lokalisieren. Keiner von denen hatte die Höflichkeit gehabt, aktiv nach ihm zu rufen, so wie Alexander es getan hatte. Er runzelte die Stirn. „Nicht, Schuldig.“ „Was denn?“ Unschuldig wandte er sich Crawford zu, der nur den Kopf schüttelte. „Fang nicht jetzt schon an, Ärger zu machen.“ Eine Hand zwischen seinen Schulterblättern lenkte ihn auf den Schalter zu. „Heißt das, später darf ich?“ Er grinste, doch seine Gesichtszüge glätteten sich schnell, als Zwielicht in Sicht kam. Von Alexander wurden sie mit einem Lächeln begrüßt, während Bernard sie ignorierte. Cora schien tatsächlich Crawford abzuchecken. Ihm wurde ganz anders bei der Vorstellung, sie könnte ihn antatschen. Ganz abgesehen davon hielt er es nicht für besonders klug, sich eine Pyrokinetin als Bettgefährtin auszusuchen. Das führte ihn zurück zu Bernard. Entweder hatte der Typ doch mehr Schneid als angenommen oder war einfach noch dämlicher, als er bisher gedacht hatte. „Hier sind eure Tickets.“ Er nahm sie Alexander ab, bevor Crawford danach greifen konnte und schnitt im nächsten Moment eine Grimasse. „Eh, Crawford. Die sind ja nur zweiter Klasse.“ Der Amerikaner schaffte es, wenig begeistert auszusehen, ohne wirklich seine Mimik zu verändern. Allein die braunen Augen sagten alles, was notwendig war. „Bist wohl was Besseres gewöhnt, Musterknabe. Wundert mich ehrlich gesagt überhaupt nicht.“ Der Empath lachte und da die anderen bereits vorgegangen waren, fügte er noch etwas hinzu. „Bernard hält nicht viel davon, unnötig Geld auszugeben. Und für euch schon gar nicht.“ „Er wird mir immer sympathischer…“, konnte er sich nicht verkneifen zu murmeln und Crawfords Mundwinkel zuckten für eine Sekunde nach oben. Dann waren sie auch schon auf dem Weg ins Flugzeug. Erst dort stellte er fest, dass man ihn neben Dennis platzieren wollte und der Heiler hielt von der Idee offensichtlich genauso viel wie er selbst – nämlich gar nichts. Spott funkelte in grünen Augen auf, aber bloß um den Anderen zu ärgern, würde er diesen Sitz nicht nehmen. „Hoch mit dir, setzt dich neben euren Feuerteufel.“ Ohne Zweifel war es Cora gewesen, die diese Aufteilung vorgenommen hatte. Er war bereit seiner Aufforderung telepathisch Nachdruck zu verleihen und Dennis sah das in seinem Blick, kam hastig auf die Beine. Beinahe hatte er Mitleid mit ihm. Heiler waren schon immer die Fußabtreter unter den Talenten gewesen. Crawford hatte dem Ganzen mit schwacher Belustigung zugesehen, setzte sich nun auf seine einladende Geste hin auf den Fensterplatz, während er selbst den Sitz daneben nahm. Es steckte keine bewusste Absicht dahinter, wenn er aber einmal genau darüber nachdenken sollte, würde er zu dem Ergebnis kommen, dass es ihm so sicherer erschien. Für Crawford. Jeder müsste zuerst an ihm vorbei. Der Flug würde nicht lange dauern, dennoch machte er es sich so bequem wie möglich und schloss die Augen. Er scannte sämtliche Passagiere, ohne ein Anzeichen von Gefahr aufzufangen, erlaubte sich erst dann, sich zu entspannen. Und schließlich schlief er ein. „Schuldig, du musst den Gurt anlegen, wir landen gleich.“ Crawfords Hand zog sich von seiner Schulter zurück, sobald er die Augen aufschlug. Für einen Moment wusste er nicht, wo er sich befand, streckte seine Beine aus und stieß prompt gegen den Sitz seines Vordermannes. Das reichte, um ihn richtig wach werden zu lassen. „Es ist viel zu eng hier“, beschwerte er sich gleich darauf bei Crawford. Der zeigte nicht viel Mitleid, kein Wunder, wenn man bedachte, dass der Amerikaner längere Beine hatte und die Eingeengtheit viel mehr spüren musste. „Dein Gurt…“, wurde er stattdessen erinnert. Die Augen verdrehend schnallte er sich an, begann dann abwechselnd mit dem rechten und linken Fuß gegen den Sitz vor sich zu treten, jetzt natürlich mit Absicht. Crawford musterte ihn, befahl ihm aber nicht aufzuhören, Verstehen in braunen Augen. „Schuldig!“ Und da kam auch schon die ersehnte Reaktion. Er kicherte, bloß um Bernard noch ein bisschen mehr zu ärgern. Da der Telepath gerade nicht aufstehen durfte, war der Ältere ihm völlig ausgeliefert. Er kickte ein bisschen stärker und machte sich nicht die Mühe, sein Grinsen zu verbergen. Die Landung an sich war dagegen fast langweilig. Sie ließen sich Zeit, um nicht mit den anderen Passagieren auf den engen Gängen zu kollidieren und so war es recht leer, als er schließlich aufstand. Gleich darauf baute sich Bernard vor ihm auf, das Gesicht wutverzerrt. „Du kleiner -“ Er sah die Ohrfeige nicht kommen, aber jemand anderes tat es sehr wohl. Crawford packte Bernards Handgelenkt, verdrehte ihm den Arm auf den Rücken und drückte den älteren Mann gegen den nächststehenden Sitz. „Komm gar nicht erst auf die Idee, ihn anzurühren.“ Schmerz hatte die Farbe aus dem Gesicht des anderen Telepathen vertrieben und feine Schweißperlen sprenkelten dessen Stirn. Anscheinend angewidert stieß Crawford den Anderen von sich, wandte sich dann zu ihm um. Er wusste nicht so recht, wie er reagieren sollte, sah den Schwarzhaarigen daher nur abwartend an, suchte dessen Züge nach einem Hinweis ab. Und fand ihn in dem leichten Heben des linken Mundwinkels. Er grinste, unwillkürlich erleichtert. „Ich wusste gar nicht, dass das zu deiner Jobbeschreibung gehört.“ „Du kannst eben immer dazulernen.“ Ohne Bernard weiter zu beachten setzte Crawford sich in Bewegung und er schloss sich ihm an. „Verzichte, klingt mir zu anstrengend.“ Er lachte, als er Crawfords Lächeln sah. „Wie wollen wir Jei jetzt eigentlich finden?“, schnitt er ein neues Thema an, sobald sie das Flughafengebäude verlassen hatten. Zwielicht war ihnen gefolgt und hielt nun ebenfalls inne. Anscheinend hatte von denen auch keiner einen bestimmten Plan. Seine Lippen verzogen sich zu einem weiteren Grinsen, als ihm aufging, dass Crawford die Zügel in der Hand hielt. Für Bernard nur noch ein Grund mehr, den Amerikaner nicht ausstehen zu können. Der arme Kerl… Spott in grünen Augen, der nicht unbemerkt blieb. „Es ist bereits jemand hier, der nähere Nachforschungen angestellt hat. Wir werden seinen Bericht im Hotel erhalten und dann weitersehen.“ Hm… ob Crawford das heute Morgen von Herrn Schneider erfahren hatten? Nur sein Blick stellte die stumme Frage. Crawford neigte den Kopf etwas und nickte leicht. Der Amerikaner hatte ihn also verstanden. Er grinste, auch wenn ihm bei dem Gedanken an den Direktor nicht unbedingt danach zumute war. „Ich merke schon, du hast wie immer alles fest im Griff.“ Sein Grinsen wurde noch breiter. „Du bist mein Held, Crawford.“ ~TBC~ *grins* Schuldig hatte mal wieder die Gelegenheit, jemandem auf die Nerven zu gehen ^____^ cya, cu ^-^ Kapitel 133: "Farfarello hatte wirklich ein Talent dafür, Messer an der richtigen Stelle zu platzieren" ------------------------------------------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 133) Titel: Close Distance Teil: 133/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Jemand von Mexx war so nett, den Fehler beim Archiv zu beheben ^^ Anscheinend hatten sie nicht erwartet, dass jemand mal eine Fanfic mit mehr als 127 Kapiteln schreiben würde und das entsprechende Feld musst nun höher gestellt werden *lach* Es ist noch immer Donnerstag – der Tag, nach dem Ran von Farf verletzt wurde. Setzt direkt das letzte Gegenwartskapitel fort. ^^ Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Kizuna01: Freut mich riesig, dass du zum Lesen gekommen bist! *knuffz* Handschuhe… nun, Crawfords Verhalten bezog sich auf die Szene, als er den Mörder seiner Eltern erschossen hat. Und das Paar, das Schuldig ihm gibt, hatte dieser Crawford in Teil 124 abgenommen ^.~ Schu mag Weihnachten nicht, weil es ein _Familien_fest ist. Und warum er keine guten Erinnerungen an seine Familie hat, wurde nicht in Close Distance erklärt, sondern in Bright Nights. Ich hab seinen Background nämlich aus den dortigen Kapiteln 32-34 übernommen ^^ *aber niemanden verwirren will* *ganz wirklich nicht* *lach* Crawford „lieb und fürsorglich“? Ich denke, er hat eher getan, was in diesem Moment notwendig war. Schließlich konnte er keinen beschädigten Telepathen für sein Team gebrauchen. Und nein, er hatte das mit dem Drink nicht vorhergesehen, immer klappt es eben nicht mit seinem Talent. Punkte dafür, dass du meine Anspielung auf Neuberts Anschlag verstanden hast und auf die Idee gekommen bist, dass Crawford telefonisch bei Schneider nachfragt, ob Bernard etwas zustoßen darf ^___~ *Gummibärchen reich* Die genaue Todesart hast du aber nicht getroffen *grins* Übrigens bin ich mir ziemlich sicher, dass Ran unterbewusst weiß, dass mit Crawford und Co. etwas nicht stimmt. Er weigert sich bloß noch, zu sehr darüber nachzudenken ^^ Und dass ich Ran und Crawford nicht unterbrochen hab, liegt ganz einfach daran, dass die beiden beim Schreiben mitgespielt hatten. Vor allem Crawford hatte sich da bisher als ziemlich schwierig erwiesen. (Was ich gar nicht verstehen kann - als es um Schneider ging, hat er nicht solche Probleme gemacht o.O Andererseits weiß ich natürlich, warum er so darauf bedacht ist, nicht wieder jemandem näher zu kommen… armer Crawford, das wird noch ein bissl unschön in den Vergangenheitskapiteln…) Ich hoffe natürlich auch, dass wir uns bald wieder an dieser Stelle wiederlesen *winkz* ^__^ Teil 133 „Farfarello hatte wirklich ein Talent dafür, Messer an der richtigen Stelle zu platzieren“ Er leerte das Glas in einem Zug, goss sich dann noch mal nach und trank diesmal etwas gemäßigter. Anschließend stellte er das Glas in den Geschirrspüler, was ihn ohne eine weitere Aufgabe zurückließ. Violette Augen wanderten unwillkürlich zur Decke. Crawford-san war noch oben… Unschlüssig schlenderte er zur Tür und sah sich plötzlich Schuldig gegenüber. Der Orangehaarige blitzte ihn an und er schaffte es noch die Emotion als Wut zu identifizieren, ehe er gegen die Wand gedrückt wurde. Er zerquetschte die aufkeimende Furcht, denn es gab doch keinen Grund Schuldig zu fürchten, nicht wahr? Warum sollte dieser ihm etwas tun? So ruhig wie es ihm möglich war, begegnete er Schuldigs furiosem Blick und nur ein wenig Verwirrung zeigte sich auf seinem Gesicht. „Was verdammt noch mal ist an dir so Besonderes?“ Er blinzelte, denn die Frage half ihm nicht wirklich weiter. Schuldig starrte ihn an, als würde der Ältere nach irgendetwas suchen und ehe er die Bewegung wirklich verarbeiten konnte, pressten sich warme Lippen auf seine. In einer reflexartigen Reaktion schloss er die Augen, aber er erwiderte den Kuss nicht. Sein Verstand war vollauf mit der Erkenntnis beschäftigt, dass sich Crawford-sans Küsse vollkommen anders anfühlten. Schuldig ließ von einem Moment zum nächsten von ihm ab und sobald er die Augen wieder geöffnet hatte, konnte er regelrecht zusehen, wie die Härte aus den Zügen des Älteren heraus floss. Stattdessen stand jetzt Nachdenklichkeit in dem Grün und ein Anflug von Grausamkeit, den er bei Schuldig nicht erwartet hätte. „Glaubst du immer noch an das Gute in den Menschen?“ Der Sarkasmus brannte sich in ihn hinein, aber er hatte weiterhin keine Angst, wollte nur wissen, was Schuldig so reagieren ließ. Der hatte ihn inzwischen an der Krawatte gepackt und ihre Gesichter waren sich nun so nahe, dass er den Anderen nur noch verschwommen sah. Schuldigs linke Hand umfasste in einer gespielt zärtlichen Geste seine Wange, doch die folgenden Worte waren kalt. „Würde er dich noch haben wollen, wenn ich dich vorher nehme?“ Verständnislos versuchte er sich zu befreien, aber dann waren plötzlich Bilder in seinem Kopf, die ihn erstarren ließen. Er hatte nicht einmal im Traum daran gedacht, so etwas zu tun. Wo kam das bloß her? Und tat das nicht weh? Schuldigs Griff löste sich überraschend und dann lehnte sich der Orangehaarige schwer gegen ihn, das Gesicht in seinem Hemd vergraben. Er brauchte ein paar Augenblicke, um die merkwürdigen Geräusche, die Schuldig von sich gab, als mit Mühe zurückgehaltenes Gelächter zu entziffern. Zwei Arme schlangen sich um seine Taille, zogen ihn in eine enge Umarmung. Schuldig begann offen zu lachen, während er selbst nun vollends verwirrt war. „Du hast wirklich keine Ahnung, hm?“ Ein belustigtes Flüstern neben seinem Ohr. Er war froh über den Stimmungsumschwung. „Könnte daran liegen, dass du dich etwas unklar ausdrückst“, wagte er einzuwerfen. Schuldig entließ ihn aus der einseitigen Umarmung, musterte ihn beinahe ernst. „Ich könnte dir noch einiges beibringen. Du willst doch nicht, dass Crawford deiner müde wird, oder?“ Violette Augen weiteten sich, als langsam durchsickerte, was Schuldig mit diesem Angebot eigentlich meinte. Und dann lief er rot an. Sollte das heißen, Schuldig wusste, was sie gerade oben gemacht hatten? Das vertraute Grinsen war zurück, verbreiterte sich noch ein wenig, als Schuldig ihm die Schulter tätschelte. Doch das konnte nicht über die Kühle hinwegtäuschen, die immer noch in den grünen Augen verweilte. Er hatte den unbestimmten Eindruck Schuldig auf irgendeine Weise verletzt zu haben, aber er konnte sich beim besten Willen nicht erklären, wie das hätte möglich sein sollen. Ihnen beiden blieb es erspart, weitere Worte zu finden, da Crawford-san diesen Zeitpunkt wählte, um die Treppe herunter zu kommen. ****** Er trat ein paar Schritte zurück und sah mit voller Absicht _nicht_ in Crawfords Richtung. Ihm war klar, dass diese Aktion eben nicht besonders klug gewesen war, aber irgendetwas in ihm hatte einfach ausgesetzt. Es war beinahe unerträglich gewesen, Rans Gedanken folgen zu müssen und selbst nachdem er sich abgeschottet hatte, war ihm noch zu gut bewusst, was in Crawfords Zimmer ablief. Vielleicht hatte die Tatsache, dass ihn dieses Mal nicht die Distanz der Nacht umfing, den Unterschied gemacht. Er konnte wohl von Glück sagen, dass Farfarello ihm nicht gefolgt war… Ein schiefes Grinsen aufsetzend wandte er sich von Ran ab, der sowieso nur noch Augen für Crawford hatte. Ein kurzer Blick versicherte ihm, dass der Amerikaner nichts mitbekommen zu haben schien, aber er hielt trotzdem erst inne, als er das Wohnzimmer erreicht und halbwegs betreten hatte. Farfarello verfolgte immer noch das Geschehen auf der Mattscheibe und so nahm er sich die Zeit, nachzusehen, was bei Ran und Crawford ablief. Letzterer richtete gerade ein paar leise Worte an den Rothaarigen, die mit einem stummen Lächeln erwidert wurden. Dann wurde Ran die Krawatte und der Kragen gerichtet, was ihm erneut viel zu deutlich vor Augen rief, was er eben getan hatte. Was, wenn sich Ran bei Crawford beschwerte? Er hatte keinen blassen Schimmer, wie der darauf reagieren würde. Seine Hand hatte sich aus eigenem Willen gehoben, er merkte es erst, als die Finger seine Unterlippe berührten. Mit einem lautlosen Fluch ließ er sie sinken, drehte sich in einer harschen Bewegung um und ging geradewegs zur Couch, wo Farfarello sich ausgestreckt hatte. Er setzte sich und der Jüngere rutschte prompt ein Stück zurück, um ihm mehr Raum zu geben, wickelte sich dann geradezu um ihn, den Kopf in seinen Schoß legend. Ein nachdenklicher Blick kam auf ihm zu ruhen und er gab sich alle Mühe, nicht zusammenzuzucken, als er die darauf folgenden Worte hörte. „Ich habe dir doch gesagt, dass du die Finger von ihm lassen sollst….“ Kein Vorwurf, nur eine Feststellung. Dennoch wich etwas in ihm beunruhigt zurück, bis eine rasche telepathische Überprüfung ihm versicherte, dass von Farfarello in diesem Moment keine Gefahr ausging. Er wusste selbst, wie idiotisch es war, sich nicht mit dem zufrieden zu geben, was er hatte. Mit einem innerlichen Seufzen erinnerte er sich daran, was Crawford ihm über Farfarello erzählt hatte und Wärme taute die Kühle in grünen Augen auf. Er ließ sich fallen und von dem Anderen auffangen. Wirklich idiotisch… Das hier war mehr, als Ran jemals von Crawford bekommen würde. Ihre Gliedmaßen waren so ineinander verwirrt, dass es eine Weile dauerte sich von Farfarello zu lösen, als er merkte, dass sie nicht mehr allein im Zimmer waren. Er gab es vorläufig auf, sein Bandana zurückerobern zu wollen, sah stattdessen zu Ran hinüber, dessen Lächeln… weich wirkte. Keine Belustigung und auch keine Verlegenheit. Crawford stand einen halben Schritt hinter dem Rothaarigen, eine Hand auf dessen Schulter und erwiderte seinen Blick ausdruckslos. Oh ha… Mit einem etwas halbherzig ausfallenden Grinsen nickte er Ran zu und ignorierte den zweiten Neuankömmling lieber. Farfarello hatte es inzwischen auch geschafft sich aufzurappeln, kam in einer geschmeidigen Bewegung auf die Beine. „Wie geht es deinem Arm?“ Eine Frage, zu der Ire vorhin nicht gekommen war. Ran legte seine Hand auf den Ärmel, dort wo sich die Verletzung unter dem weißen Stoff befand. Er sah so aus, als ob er halbwegs befürchtete, Farfarello würde seinen Stunt von vorhin wiederholen. Als der sich jedoch nicht rührte, entspannte Ran sich wieder. „Gut. Ich denke schon kaum mehr daran.“ Wenn das nicht die volle Wahrheit war… Sein Grinsen wuchs in die Breite und er konnte nicht anders als Crawford einen anzüglichen Blick zuzuwerfen. Bis ihm wieder einfiel, warum er dessen Aufmerksamkeit besser nicht auf sich ziehen sollte. Blasse, von feinen Linien durchkreuzte Finger legten sich über Rans Hand und er konnte mitverfolgen, wie Ran sich in Sekundenschnelle auf die Berührung einstellte, die Narben zu spüren begann. Es war merkwürdig, es durch die Wahrnehmung einer anderen Person gefiltert zu erleben, irgendwie hatte das Wissen darum immer ihm allein gehört. Er wusste nicht, was er davon halten sollte und kam auch nicht mehr dazu, sich eine Meinung zu bilden, denn Farfarello hatte sich schon wieder in Bewegung gesetzt. Der Ire kam zurück zur Couch und bückte sich, um darunter eine kleine Schachtel hervorzuholen. Da war das Ding also. Er hatte sich schon gefragt, wo Farf sie gelassen hatte. Erwartungsvoll richtete sich sein Blick wieder auf Ran, der das Ganze verständnislos verfolgt hatte, regungslos wartete, bis der Andere wieder vor ihm stand. „Ich habe ein Geschenk für dich.“ Farfarello drückte dem Rothaarigen die Schachtel in die Hand. „Für deine Schwester“, korrigierte sich der Ire dann. Auch wenn er das schmale Lächeln nicht sehen konnte, wusste er sehr wohl, dass es da war. Und darauf reagierte Ran, als dieser jetzt auch lächelte, nicht so sehr auf das Geschenk an sich. Er hörte den Widerstreit in Rans Gedanken, schmeckte fast den Schmerz, den die Erinnerung an seine Schwester in dem Rothaarigen hatte empor flammen lassen. Ja, Farfarello hatte wirklich ein Talent dafür, Messer an der richtigen Stelle zu platzieren – und dieses Mal war es nicht einmal beabsichtigt gewesen. Ran war ein Stück zurückgetreten, unbewusst, und wollte sich gegen Crawford lehnen. Bevor die Bewegung jedoch zu Ende geführt wurde, fing Ran sich wieder und ihm blieb nur die stille Frage, wie Crawford darauf wohl reagiert hätte. Das Lächeln wurde aufrichtiger und endlich machte Ran die Schachtel auf. Er wusste bereits, was darin lag. Eine silberne Kette, der Anhänger ein filigranes Netz aus Verstrebungen, die sich um drei tropfenförmige Amethyste wanden. Die Farbe von Rans Augen, die sich weiteten, als dieser das Schmuckstück vorsichtig herausholte. Ob Ran die Bedeutung verstand? Etwas hielt ihn davon ab zu spionieren, aber er vermutete, dass der Rothaarige es als Entschuldigung interpretieren würde. Was es auf einer gewissen Ebene vielleicht auch war – aber dann richtete sie sich an Aya. Drei Steine – für die drei Menschen, die Aya verloren hatte. Denn Farfarello hatte nicht vor, Ran wieder herzugeben. Grüne Augen trafen kurz auf braune und in der gleichen Sekunde wusste er, dass Crawford die Bedeutung nicht entgangen war. Und ihr Leader sah nicht so als, als würde er irgendwelche Einwände erheben wollen. Kein Wunder, Crawfords Pläne würden schließlich weiterhin aufgehen und was danach mit Ran geschah, war nicht wichtig. Nur dass das Danach inzwischen vielleicht doch eine Rolle spielte… Wer konnte sich dessen bei Crawford schon sicher sein. Er schüttelte die Überlegungen ab, als wollte er etwas Lästiges loswerden, konzentrierte sich wieder auf Ran, der die Kette jetzt behutsam zurücklegte. „Danke sehr. Aya wird sich bestimmt darüber freuen.“ In diesem Moment erlaubte sich Ran nicht die Möglichkeit in Erwägung zu ziehen, dass sie vielleicht nicht aufwachen würde. Er zuckte innerlich mit den Schultern. Es lag letztendlich wohl an Aya selbst. Das hatte jetzt ja kommen müssen… Farfarello hatte Aya zwar erst gestern gesehen, bestand aber trotzdem darauf, Crawford und Ran ins Krankenhaus zu begleiten. Leider war nicht einmal Crawford dagegen und so kam es, dass er sich nun ebenfalls auf dem Weg zur Garage befand. Was blieb ihm auch anderes übrig? Allerdings ließ er es sich nicht nehmen, den Beifahrersitz für sich zu beanspruchen. Normalerweise hätte er es bevorzugt, neben Farfarello zu sitzen – und sei es auch nur aus Unterhaltungsgründen – aber in diesem Fall gab es ihm die Gelegenheit, Ran den Platz neben Crawford zu verwehren. Es war vielleicht eine kleinliche Geste, aber er konnte nicht umhin zuzugeben, dass ein Teil von ihm Befriedigung darüber befand. Crawford sagte nichts dazu und Farfarello zog nur eine Augenbraue hoch, während in dem Bernstein darunter für seinen Geschmack zu viel Verstehen stand. Was Ran dachte, interessierte ihn nicht. Der hielt die kleine Schachtel fest mit der rechten Hand umklammert, was ihm beim Anschnallen ein paar Schwierigkeiten bereitete. Die Lösung wäre einfach, aber Ran schien nicht gewillt, das Geschenk aus der Hand zu legen. Ein Grinsen legte sich auf seine Lippen, als er beobachten konnte, wie Farfarello sich zu Ran hinüberbeugte und die Aufgabe schließlich übernahm. Ran bedankte sich mit einem Lächeln, das eher abwesend wirkte, wandte dann den Kopf zum Fenster und sah nach draußen. Ihm ging nichts Wichtiges durch den Kopf – nur Erinnerungen an Aya. Farfarello sah sich das eine Weile mit an, griff schließlich nach Rans freier Hand, begann mit gleichmäßigen Zügen darüber zu streichen. Eine seltsam besänftigende Geste, die dafür sorgte, dass Ran sich ein wenig entspannte. Crawford hatte sie ebenfalls beobachtet und er konnte sehen, wie dieser flüchtig die Stirn runzelte. Etwas, dass er selbst beinahe auch getan hätte. Ihm klang noch seine Frage an Farfarello in den Ohren – und auch wenn er sie nur im Scherz gemeint hatte, regte sich jetzt tatsächlich ein Funken Eifersucht in ihm. Was letztendlich zu einem selbstspöttischen Grinsen führte. Er wusste wohl wirklich nicht, was er eigentlich wollte. Oder er wusste es doch, aber es war zu viel. Ran war weiterhin verschlossen, als sie Ayas Zimmer betraten. Als hätte sich der Rothaarige abgekapselt. Er blieb mit Crawford in der Nähe der Tür stehen, während Ran und Farfarello an das Bett herantraten. Letzterer mit interessierter Faszination, Ran hingegen legte die kleine Schachtel auf den Beistelltisch, ohne eine Emotion zu zeigen. Er war nicht mehr nur nach außen still, sondern auch im Innern. Nur ein Bild gab es noch in den Gedanken des Rothaarigen: Aya, wie sie die Kette anlegte. In ständiger Wiederholung. Der Jüngere ließ nichts anderes zu. Eine bewundernswerte Disziplin für einen Talentlosen. Er musste unwillkürlich daran zurückdenken, wie er Ran heute konfrontiert hatte – und der seine Reaktion ebenfalls sorgfältig unter Kontrolle gehalten hatte, jedenfalls anfangs. Hm… die Erinnerung brachte ein Grinsen zum Vorschein. Ran war ja so was von unerfahren. Er musste ein Auflachen unterdrücken, spürte plötzlich Crawfords fragenden Blick, dem sein Mienenspiel nicht entgangen war. Er war versucht, ihm Rans überraschte Gedanken zu übermitteln, überlegte es sich dann aber lieber anders. >Wie wäre es, wenn du mir Ran für eine Nacht überlässt? Danach kannst du bestimmt mehr mit ihm anfangen.< Das war natürlich kein ernst gemeintes Angebot, aber die Idee an sich war zu gut, um sie für sich zu behalten. Crawford sah ihn nur ausdruckslos an und er dachte schon, dass er gar keine Antwort erhalten würde, als auf einmal ein sehr feines Lächeln die Mundwinkel des Älteren umspielte. >Was eigentlich lässt dich glauben, dass ich ihm das Nötige nicht selbst beibringen kann?< Diese Frage verschloss ihm wirksam den Mund, auch im telepathischen Sinne. Er könnte natürlich anführen, dass Crawford bisher nicht besonders viel Erfahrung gesammelt haben dürfte, aber… Ja, aber. Er konnte das nicht wirklich wissen, wie auch? Und was er über Ran hatte miterleben „dürfen“, sprach ebenfalls eher für etwas anderes. Er wandte sich von der Ironie in den braunen Augen ab und sah zu Ran hinüber. Der natürlich keine Ahnung von dem kurzen Austausch hatte und den er in diesem Moment am liebsten aus seinem Leben gekickt hätte. Er schien nur noch gegen Crawford zu verlieren, seitdem Ran aufgetaucht war. ~TBC~ Also irgendwie weiß ich nicht, was ich zu dem Kapitel sagen soll. Mal gefällt es mir und dann wieder… *mit den Schultern zuck* cya, cu ^-^ Kapitel 134: "Rückblicke XLIX - Eines Tages werde ich jemanden für dich aussuchen" ---------------------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 134) Titel: Close Distance Teil: 134/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Jetzt sind sie ganz kurz davor, Farf zu finden ^^ Und der Überraschungsgast taucht endlich auf. Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @nai-chan: *grins* Ehrlich gesagt war ich selbst ein bisschen von Schuldigs Reaktion überrascht. Eingeplant war sie jedenfalls nicht gewesen, sie schrieb sich sozusagen von ganz allein. ^^° Andererseits wundert es mich aber auch nicht, dass Schuldig mal ein bisschen ausfallend geworden ist. Schließlich bekommt Ran nicht nur das, was er schon seit Jahren haben wollte, sondern Schuldig muss das als Telepath auch noch miterleben… Und wie du sagst, es ist immerhin eine ganz lustige Szene draus geworden *zwinka* *Gummibärchen reich* Teil 134 „Rückblicke XLIX - Eines Tages werde ich jemanden für dich aussuchen“ Schuldig konnte es mal wieder nicht lassen… Er seufzte innerlich, ignorierte den Kommentar, genauso wie Alexanders Belustigung. Der sah dem Orangehaarigen lächelnd hinterher. Schuldig war gerade dabei, ihnen zwei Taxis zu besorgen. „Er hat sich nicht verändert, das ist erstaunlich.“ Das klang tatsächlich verwundert. Sein Blick begegnete braunen Augen, als Alexander sich zu ihm umdrehte. Der Empath sah es also nicht. Wie gut konnte Schuldig seine Gefühle abschirmen? Oder erschien ihm die Kälte als normal? Er sagte nichts, zum einen weil der Rest von Zwielicht in der Nähe stand und zum anderen weil es kein Thema war, das er zu erörtern wünschte. Im nächsten Moment fuhren auch schon die Taxis vor und er teilte Bernard den Namen des Hotels mit, zu dem sie wollten, bevor dieser mit seinem Team den ersten Wagen bestieg. Die Erinnerung an das Telefonat mit Schneider ließ ihn wieder zu Alexander hinüber sehen, der gerade die Tür hinter sich zuzog. Der würde noch eine nette Überraschung erleben. „Was heckst du gerade aus, mein zukünftiger Anführer?“ Er lachte beinahe, zog aber nur eine Augenbraue hoch. Schuldig grinste, doch die grünen Augen musterten ihn aufmerksam. „Nun sag schon.“ „Sei nicht so ungeduldig. Es ist sowieso nicht von Interesse für dich.“ „Ich interessiere mich für alles!“, korrigierte Schuldig ihn. „Was auch immer…“ Er gab auf und setzte sich ins Taxi, so dass dem Orangehaarigen nichts anderes übrig blieb, als es ihm nachzutun. Wenigstens für ein paar Minuten hatte er dann seine Ruhe, da Schuldig genau wusste, dass es hier drinnen keine Fortführung ihrer Unterhaltung geben würde, mögliche Sprachbarriere hin oder her. Vor dem Eingang des Hotels trafen sie alle wieder aufeinander. „Crawford, bitte gib mir den Antrag, damit ich zu dir wechseln kann. Ich mag deinen Geschmack was Hotels betrifft.“ „Keine Chance, Alexander.“ Schuldigs Antwort sollte nicht so abweisend klingen, tat es aber. „Dann kann ich ihn vielleicht haben.“ Cora warf die langen Haare zurück und ihr Blick beinhaltete ein eindeutiges Angebot. Was weder bei Bernard noch bei Schuldig gut ankam. „Nein!“ Unisono. Er tauschte ein schmales Lächeln mit Alexander aus, während Bernard und Schuldig sich kurz überrascht ansahen und sofort wieder voneinander abwandten. „Ich denke nicht, dass das deine Entscheidung ist, mein Kleiner“, kam es herablassend von der Pyrokinetin. Das ließ ein böses Licht in grünen Augen aufglimmen, doch Schuldig hatte sich schnell wieder unter Kontrolle und sein Grinsen war einfach nur kalt. „Du bist nicht sein Typ.“ „Woher willst du das wissen?“ Er wusste wirklich nicht, was er von diesem Dialog halten sollte, aber es war Amüsement, das den Wettstreit gewann. Nun mischte sich auch noch Alexander ein, während Bernard schon wieder mit aufsteigender Wut zu kämpfen hatte. Musste schmerzen, so unbeliebt zu sein, dass einem das halbe Team wegzulaufen versuchte. „Lass ihn Cora, Schuldig hat Recht.“ Temperamentvolle dunkle Augen blitzten den Empathen an, der beschwichtigend eine Hand hob. Schon interessant, wie ihn jeder hier zu kennen glaubte. Bevor jedoch irgendjemand noch etwas sagen konnte, öffnete sich die Tür vor ihnen und eine bekannte Gestalt trat hindurch. „Habt ihr eigentlich vor noch lange hier draußen herumzustehen?“ Stephan hatte augenblicklich die Aufmerksamkeit aller, nickte zuerst ihm zu und lächelte dann Alexander an. Der gerade genauso sprachlos war wie Schuldig. Grüne Augen huschten zu ihm herüber, mit einer leisen Anschuldigung. Schuldig hätte anscheinend gerne vorher Bescheid gewusst, aber er hatte keine Notwendigkeit darin gesehen. Der Jüngere verschränkte die Arme vor der Brust, ein halbherziges Grinsen auf den Lippen. Nachgebend, ohne es zu offensichtlich zu machen. „Also ich für meine Person keine Minute länger“, reagierte Schuldig dann als Erster auf Stephans Frage. Was den Bann brach und einer nach dem anderen gingen sie hinein in die um einiges wärmere Empfangshalle. „Ihr scheint euch ja bereits zu kennen, wie wäre es also mit einer kurzen Vorstellung?“ Cora klang gereizt und er fragte sich, ob er den flüchtigen Hitzeschub eben tatsächlich gespürt hatte oder ob es einfach nur am Temperaturwechsel lag. Er zog seine Handschuhe aus und ließ sie in der Manteltasche verschwinden, lehnte sich innerlich zurück, um das weitere Geschehen sich ausbreiten zu sehen. Stephans Züge hatten sich etwas verhärtet. Der Tracer hatte lange genug selbständig gearbeitet, um so einen kommandierenden Tonfall nicht einfach hinzunehmen. Einen Moment später löste sich die Härte jedoch zugunsten von Belustigung auf. „Stephan. Ich arbeitete normalerweise als Ex.“ Die Belustigung vertiefte sich, als Cora zurückzuckte. „Aber auch ich habe mal einen kleinen Urlaub verdient.“ Der Braunhaarige hatte nur leise gesprochen, doch ihre Gruppe begann allmählich Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. „Wir sollten das woanders fortsetzen“, schlug er vor. Schuldig setzte sich sofort mit seinem Koffer in Bewegung, zwang die anderen mehr oder weniger, ihm zu folgen. Stephan und Alexander waren völlig einverstanden damit, Bernard fühlte sich übergangen. Dem Telepathen entglitt alles immer mehr. Wenn es Bernard helfen würde, hätte er ihm verraten, dass das bald vorbei sein würde. Endgültig. Doch das wäre irgendwie kontraproduktiv. Im Fahrstuhl verteilte Stephan die Schlüssel. Er nahm den für sich und Schuldig in Empfang, Alexander bekam die für Zwielicht, weil keiner der anderen geneigt schien, dem Tracer zu nahe zu kommen. Dementsprechend war auch die Aufteilung in der recht geräumigen Kabine. Sie vier nahmen eine Seite ein, Bernard, Cora und Dennis die andere. Schuldig schien sich nicht länger zurückhalten zu können und gab ein höhnisches Schnauben von sich. „Stephan hat das Spiel noch besser drauf als du, Crawford. Ihr beide zusammen müsstet es schaffen, dass die armen Schüler in unserer schönen Einrichtung die Wände hoch krabbeln, bloß um euch aus dem Weg zu gehen.“ Wider Willen amüsiert erlaubte er sich ein kurzes Lächeln, während Stephan leise lachte. Dann öffneten sich auch schon die Türen und sie verließen den Fahrstuhl. Ohne sich absprechen zu müssen, suchten sie als erstes Stephans Zimmer auf. Auf diese Weise den Blicken der Öffentlichkeit entzogen trat der Braunhaarige an Alexander heran. „Schön dich wiederzusehen, mon chèr.“ „Gleichfalls“, grinste der Empath, bevor er sich vorbeugte um Stephan zu küssen. Schuldig grinste auch, aber eher aufgrund der Gesichter der anderen. Sie schienen Alexander für wahnsinnig zu halten. Solange die beiden beschäftigt waren, ging er zu dem flachen Tisch hinüber, auf dem eine Zeitung lag. Eine irische. Mit einem Gefühl des Déjà-vu griff er danach. Sein Talent verschaffte ihm öfter solche Momente. Und da war auch schon der Artikel. Ein weiterer Mord. „Jeis Handschrift“, sagte er leise. Keine Frage, nur eine Feststellung. „Ja.“ Stephan stand auf einmal neben ihm. „Ich habe mir den Tatort bereits angeschaut. Er wird nicht aufhören.“ Er sah den Braunhaarigen an, dann durch ihn hindurch, als eine Information an ihren Platz fiel. „Crawford?“ Eine Hand legte sich über seine, warm. Mit einmal Blinzeln fokussierte er sich darauf. Stephan hatte den rechten Handschuh ausgezogen, etwas, das der Tracer nur ausgesprochen selten tat. „Du bist immer noch unlesbar“, stellte der Franzose fest. Stephan hatte vor dieser Feststellung seinen Ärmel berührt, denn seine Gabe funktionierte nur bei unanimierten Objekten. „Meine Schilde sind auch besser geworden, nicht schlechter.“ Sie lächelten sich an. Dann aber war es Zeit zum Wesentlichen zu kommen. „Ich weiß, wo er heute Nacht zuschlagen wird.“ „Ich habe nicht weniger von dir erwartet.“ „Genau“, mischte Schuldig sich ein. „Aber wir sollten uns ausruhen, damit wir später fit sind, nicht wahr? Außerdem habe ich Hunger, also komm jetzt.“ Was hatte der Schuldig nur? Er zog eine Augenbraue hoch, als er Schuldigs Blick begegnete, fand darin aber keine Antwort. „Gut“, nickte er schließlich. „Wir treffen uns um 20 Uhr unten. Kannst du uns zwei Wagen besorgen, Stephan?“ „Kein Problem.“ „Und eine Plastikplane.“ „Verstehe.“ Er wandte sich Bernard zu, der bisher nichts gesagt hatte. „Wir sehen uns nachher.“ Es war nicht ganz ein Befehl, aber er wusste, dass dem Anderen nichts anderes übrig bleiben würde als zu gehorchen. „Endlich allein…“ Schuldig schmiss seinen Koffer halbwegs in die Ecke, die Jacke gleich hinterher und ließ sich anschließend aufs Bett fallen. Das schien der Jüngere mit Vorliebe zu tun. Er zog seinen Mantel aus und hängte ihn auf, ging dann zu Schuldigs Jacke, um sie ebenfalls wegzuräumen. „Das Genie beherrscht das Chaos, Crawford“, meinte der Telepath vom Bett aus mit funkelnden Augen. Er weigerte sich das zu kommentieren, holte sein Notebook heraus und machte sich daran herauszufinden, wo sie heute Abend sein mussten, um auf Jei zu treffen. Bald hatte er einen Stadtplan vor sich und kurz darauf auch die benötigte Information. Schritte näherten sich ihm, kamen hinter ihm zur Ruhe. Zwei Hände legten sich auf seine Schultern und er versteifte sich darunter, nur damit er nicht falsch darauf reagierte. Schuldig konnte es nicht wissen. Nicht wissen, warum ihm diese Geste so vertraut war. „Hör auf damit.“ Leise, aber kalt genug, um Schuldig einen Schritt zurücktreten zu lassen. „Er hat dich angefasst.“ Was? Ach so, Stephan. Er seufzte. „Du bist schlimmer als ein Kind.“ Ein empörtes Ausstoßen von Luft. „Er hat kein Recht dazu.“ „Sollte das nicht meiner Entscheidung überlassen sein?“ „Nein!“ Jetzt musste er doch lachen. Fehlte nur noch, dass Schuldig trotzig mit dem Fuß aufstampfte. Er drehte sich zu dem Jüngeren um und Schuldig wich zunächst seinem Blick aus, biss sich auf die Unterlippe. Dann aber erschien plötzlich ein Grinsen, das nichts Gutes versprach. „Weißt du was, Crawford? Eines Tages werde ich jemanden für dich aussuchen. Merk dir meine Worte.“ Er hatte nicht vor, das zu tun. Er brauchte niemanden, sah aber auch nicht ein, Schuldig den Grund dafür zu erklären. Das Lächeln, das um seine Mundwinkel zuckte, verwirrte Schuldig. „Wolltest du nicht essen gehen?“ „Da fragst du noch?“ Die Verwirrung verschwand. Schuldig eilte zur Tür, wartete dort darauf, dass er sein Notebook ausschaltete und zu ihm aufschloss. „Wenn wir Jei heute schon finden, müssen wir schnell wieder zurück, oder?“ „Ja.“ Er schloss hinter ihnen ab. Schuldig gefiel die Antwort nicht besonders, aber es ließ sich nicht ändern, selbst wenn er das gewollt hätte. Es blieb auch so wenig genug Zeit für Jeis Ausbildung. Wobei die Frage offen blieb, wie viel überhaupt erforderlich war, sollte Jei sich tatsächlich als Talentloser herausstellen. Wie seltsam, dass dieser Ire zu seinem Team gehören sollte, aber in der Hinsicht gab es sowieso so viele offene Fragen, dass eine mehr oder weniger auch nichts ausmachte. „Dann will ich vorher aber ein Weihnachtsgeschenk kaufen“, störte Schuldig seinen Gedankengang. Ein Weihnachtsgeschenk? Seltsame Idee. „Für wen denn?“ „Tobias.“ Ein schnelles Grinsen. „Ich wette, das erwartet er nicht.“ Womit Schuldig zweifellos richtig lag. „Ich werde dir nachher Geld geben.“ Der Telepath hatte zwar auch andere Möglichkeiten, aber er wollte kein Risiko eingehen. Schuldig sollte besser bezahlen als seine Tricks einzusetzen. „Sehr schön. Kommst du mit?“ Er hielt inne, um Schuldig zu mustern, der ebenfalls stehen geblieben war. Nein, Schuldig erinnerte sich nicht an die Nacht in München, das hier war kein Versuch, es zu wiederholen. Also hatte der Jüngere es immer noch nicht aufgegeben, bei jeder Gelegenheit seine Gesellschaft zu suchen. Allmählich wurde es lächerlich… „In Ordnung“, willigte er ein, denn das hatte er im Prinzip schon mit seiner Zustimmung zuvor getan. Solange Schuldig sich noch im Training befand, durfte er sich nämlich nicht frei bewegen. Bei normalen Trainingseinsätzen gab es immer Beobachter im Hintergrund, von denen die Schüler nichts wussten. Hier allerdings nicht. Denn es war alles andere als ein normaler Trainingseinsatz. Schuldig sah ausgesprochen zufrieden mit sich selbst aus, als sie das hoteleigene Restaurant betraten. Von einem der Tische aus wurden sie von Stephan begrüßt und er überließ es seinem Begleiter zu entscheiden, ob sie sich dem Franzosen und Alexander anschließen würden. Auf diese Weise musste er sich später wenigstens nicht mit Schuldigs schlechter Laune auseinandersetzen, die der ohne Zweifel entwickeln würde, sollte er die falsche Wahl treffen. Mit Schuldig wusste man nie wirklich, woran man war. Manchmal erwachte in ihm der Wunsch, dem Orangehaarigen mehr Gehorsam einzutreiben, aber die Nachteile würden höchstwahrscheinlich überwiegen. Er löste sich aus seinen Überlegungen. Sie hatten den Tisch der beiden erreicht und ohne zu fragen zog sich Schuldig einen Stuhl zurück. „Wo hast du denn den Rest deines Teams gelassen?“ „Ich denke, sie wollen mir so weit wie möglich aus dem Weg gehen“, antwortete Stephan, bevor Alexander es tun konnte. „Nicht weiter verwunderlich.“ Schuldig borgte sich die Karte des Empathen. „Manieren“, ermahnte er ihn, während er sich ebenfalls setzte. „Hab keine, brauch keine.“ Stephan lachte wieder. „Alexander hat mir erzählt, dass du immer noch ganz der Alte bist. Er hat Recht.“ Grüne Augen begegneten dem Blick des Franzosen. „Ich bin gewachsen. Und stärker geworden. Wünschst du einen Beweis?“ „Nein, danke. Den hatte ich bereits das letzte Mal bekommen, du erinnerst dich?“ Er lauschte den anderen und beobachtete Schuldig dabei. Mehr Selbstbewusstsein hatte er auch entwickelt… Noch mehr. ~TBC~ Ich dachte mir, Alexander könnte auch mal wieder ein bisschen Spaß gebrauchen, wenn er schon mit so einem Teamleader geschlagen ist ^.~ So, ich muss jetzt weiterlernen *sigh* Montag und Dienstag jeweils eine Steuerklausur… Könnte echt was Besseres mit der Zeit anfangen, zum Beispiel an „RftS“ weiterschreiben ^^° cya, cu ^-^ Kapitel 135: "Vielleicht möchte _ich_ das ja tun…" -------------------------------------------------- Close Distance (Teil 135) Titel: Close Distance Teil: 135/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Weiterhin Donnerstag (der Tag, nach dem Ran von Farf mit dem Messer verletzt wurde), aber dieses Mal aus der Sicht von Nagi und dann Omi. ^^ Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Ich wünsche dir einen erholsamen Urlaub, scheinst es ja echt nötig zu haben *knuddel* *Gummibärchen reich* Ich habe jetzt meine beiden letzten Klausuren geschrieben und beginne morgen mit dem Praktikum. Womit es bei mir wohl auch stressig wird ^^° Aber keine Sorge, „CD“ erscheint weiterhin regelmäßig *lach* Ich dachte mir schon, dass du dich über die kurze Wiedervereinigung von Stephan und Alex freuen wirst *grins* Und Bernard kann ich auch nicht leiden. Zum Glück wird er nicht mehr lange nerven. Mein Ressentiment ist aber eher auf das zurückzuführen, was er in „RftS“ macht ^.~ Auf Jei musst du nicht mehr lange warten *versprech* Konkrete Pläne in Hinsicht auf ihn und Schuldig wäre vielleicht zu viel gesagt, aber ich habe schon die Szene im Kopf, durch die sich ihre Beziehung ändert – weg von bloßen Teamkameraden ^^ Nope, da der dritte Barty-Band noch nicht als Paperback raus ist, warte ich noch eine Weile (auch damit, den zweiten Band zu kaufen, weil ich genau weiß, dass ich nach dem gleich weiterlesen will ^^°°°) Das Problem mit „Love Mode“ (und auch „Kiss Me Teacher“) ist, dass der japanische Verlag wohl Pleite gemacht hat. Und nun muss da erstmal was mit den Rechten geklärt werden *sigh* Ich hoffe, sie bekommen das hin… @nai-chan: Hm, eigentlich schließen die Vergangenheitskapitel zurzeit immer direkt aneinander an. Aber ich kann verstehen, dass der 2-Wochen-Rhythmus nicht gerade dazu geeignet ist, sich zu merken, was jeweils beim letzten Mal passierte. ^^# Ich denke, beim nächsten Mal wird mehr geschehen, wenn man es denn so nennen kann (viel Action gibt es in dieser Fanfic schließlich nie ^^°). Immerhin taucht Farf endlich auf ^^ Hey, gerade in den Vergangenheitskapiteln sollte das mit der Perspektive kein Problem sein! *grins* Schließlich gibt es nur die Wahl zwischen Schu und Crawford. Und letztes Mal hatte ich nicht mal nen Wechsel drin… Im Gegensatz zu heute. Aber ich war so nett, im Kommentar zu erwähnen, aus wessen Sicht ich schreibe ^___~ Teil 135 „Vielleicht möchte _ich_ das ja tun…“ Auf einer bestimmten Ebene spürte er die Wärme der Sonne, die ihn auch hier im Schatten des Baumes fand, aber der überwiegende Teil seines Bewusstseins konzentrierte sich auf die Betrachtung seiner rechten Hand. Er hatte die Finger gespreizt, als könnte er auf diese Weise das Geheimnis lösen, aber nirgendwo war die Antwort versteckt. Die Antwort auf die Frage, wie er das geschafft hatte. Ein Heiler, er war ein Heiler? Ein Sonnenstrahl bahnte sich seinen Weg durch das Laubwerk und traf seine Handfläche, wie eine stumme Bestätigung. Es dauerte einen Moment, dann schlich sich ein kaum wahrnehmbares Lächeln auf seine Lippen. Es war ein Wunder, das dritte in seinem Leben. Und es war ganz sein eigenes. Er schloss die Finger, als könnte er auf diese Weise das Licht einfangen und lehnte sich zurück gegen den sich inzwischen vertraut anfühlenden Stamm. Wie es Ran wohl ging? Ihm war bewusst, dass er dem Älteren wahrscheinlich das Leben gerettet hatte und dieses Wissen fühlte sich gut an. Richtig. Noch vor ein paar Wochen wäre es ihm egal gewesen, was mit Ran geschah, jedenfalls soweit es über dessen Bedeutung für Schwarz’ Zukunft hinausging. Aber was er gestern getan hatte, war für Ran geschehen, nicht für das, was er symbolisierte. Nicht einmal nur für Crawford. Das Lächeln wurde ausgeprägter, als er sich das eingestand. Es fiel ihm auf einmal leichter zu lächeln. Vielleicht hatte er einfach nur ein Gegengewicht benötigt. Ein Talent, um zu töten und eines, um zu heilen. Ein Widerspruch und gleichzeitig waren sie beide miteinander verbunden. Wenn Telekinese sich aus der Fähigkeit zu heilen entwickeln konnte, mussten sie auf den gleichen Prinzipien beruhen. Und das wiederum bedeutete, er könnte es wirklich allein schaffen. Wie er es Crawford gesagt hatte. Denn nach Rosenkreuz wollte er niemals gehen. Jetzt gab es einen Grund mehr, seine tatsächlichen Fähigkeiten zu verbergen, denn sie würden ihn bestimmt nicht bei Crawford lassen, wenn sie _hiervon_ erführen. Unwillkürlich war sein Blick wieder auf der Hand zu ruhen gekommen, gegen die gestern Rans Blut geflossen war, auch wenn Crawfords Griff das schlimmste bereits unterbunden hatte. Rans Blut an seinen Händen… War er jetzt für ihn verantwortlich? „Hallo, Naoe-kun.“ Aus seinen Gedanken gerissen sah er auf. „Guten Tag, Miyato-sempai“, erwiderte er dann den Gruß und erinnerte sich prompt an ihren Abschied vor zwei Tagen. Der Ältere hatte ihm eine Frage stellen wollen, war aber durch die Ankunft von Schuldig und Farfarello davon abgehalten worden. Hatte Miyato etwa vor, das Versäumnis nachzuholen? In dunkelblaue Augen trat automatisch eine Distanziertheit, die dem Anderen nicht verborgen bleiben konnte. Eine Hand strich wie in Reaktion darauf durch braune Strähnen und Miyatos Lächeln wurde steifer. „Ich habe gerade mit Ran telefoniert. Wusstest du, dass er heute nicht zur Schule kommt?“ Natürlich, das war ja zu erwarten gewesen. Mit leicht geneigtem Kopf musterte er den Älteren und überlegte, was Ran Miyato erzählt haben mochte. „Jetzt weiß ich es“, antwortete er schließlich und umging damit eine eindeutige Aussage. Miyato runzelte die Stirn, wog die Worte ab und kam wohl zu dem Ergebnis, dass er nicht schlauer als vorher war. Sein linker Mundwinkel wollte sich verselbständigen, aber er hielt seine Miene unter Kontrolle, die weiterhin nur zurückhaltende Aufmerksamkeit zeigte. Für einige Sekunden schwiegen sie sich an, bis Miyato aufgab und sich mit einem hilflosen Grinsen neben ihn setzte. „In Ordnung, du hast gewonnen.“ Wieder strich sich der Oberschüler durchs Haar, eine fast nervöse Geste, die ihm schließlich doch noch ein Lächeln abrang. Die Vorstellung, dass Miyato seinetwegen nervös sein könnte, war irgendwie belustigend. Keine Reaktion, die er von anderen Schülern kannte und selbst in seinem wirklichen Leben wurde er oft genug unterschätzt. Dunkle Augen wurden ernst, während sie ihn ansahen, ihn einzuordnen versuchten. Sie kannten sich viel zu kurz, als dass Miyato ihm wirklich vertrauen konnte und gleichzeitig war dem Älteren klar, dass er ihn auch nicht einfach als bedeutungslos beiseite schieben konnte. Nicht, wenn es um Ran ging. Und der war offensichtlich die Person, die viel Raum in Miyatos Gedanken einnahm. Der Oberschüler schien zu einer Entscheidung gelangt zu sein, was sich darin äußerte, dass sich dessen Haltung etwas entspannte. „Ran, er…“ Miyato verstummte wieder. Hm… Entscheidung vielleicht, aber das reichte wohl nicht ganz. Wie würde er selbst wohl an Miyatos Stelle reagieren? Wenn der beste Freund plötzlich immer mehr Zeit mit eigentlich Wildfremden verbrachte? Er konnte es sich nicht vorstellen, denn es war viel zu lange her, dass er diese Art von Freund besessen hatte. Der Andere setzte neu an, lenkte ihn so von dieser in eine ganz und gar nicht erfreuliche Richtung verlaufenden Überlegung ab. „Ran verändert sich.“ Eine Hand wurde gehoben, als wollte Miyato ihn von einer unmittelbaren Reaktion abhalten. Dabei hatte er gar nicht vorgehabt, etwas zu sagen. „Es liegt nicht an dem, was mit seiner Familie passiert ist. Danach war er… kalt.“ Eine zutreffende Beschreibung, wie er mehr aus einigen von Schuldigs Bemerkungen als durch eigenes Erleben wusste. Miyato musste ein guter Beobachter sein. Er sah, wie der Ältere eine Hand zur Faust ballte, sie dann wieder öffnete, während dieser weitersprach. „Aber jetzt ist er gelöster, zufriedener. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass er sich von mir entfernt… Ich habe ihm also nicht geholfen.“ Miyato war immer leiser geworden, starrte auf den Boden und er fragte sich, ob der Ältere seine Anwesenheit überhaupt noch wahrnahm. Ein Windstoß wirbelte ein Stück zusammengeknülltes Papier vorbei und er sah ihm hinterher, überließ Miyato sich selbst. Es war ihm bisher nicht in den Sinn gekommen, wie bitter das für Rans Freund sein musste, so außen vor gelassen zu werden. Er war sich nicht sicher, ob Ran Miyato bisher nur einiges verschwiegen oder ihn bereits belogen hatte, aber keines von beidem wäre wohl besonders angenehm, wenn man in Miyatos Haut steckte. „Du musst dir keine Sorgen um Ran machen.“ Die Worte waren heraus, ehe er wusste, dass er etwas zu sagen beabsichtigte. Dunkle Augen hefteten sich auf ihn. „Ich kenne diesen Crawford-san nicht und Ran kennt ihn auch nicht wirklich. Warum also sollte ich das glauben?“ Das war ziemlich offen und er beschloss es ebenfalls zu sein. „Du hast keinen Grund dazu. Aber er wird auf Ran aufpassen.“ Jeder von Schwarz würde das tun. Sie brauchten Ran schließlich. Der Blickkontakt wurde unterbrochen, als er seine Hände musterte, an das dachte, was er gestern getan hatte. Er glaubte nicht mehr daran, dass Crawford vorhatte, Ran am Ende fallen zu lassen. Und das hatte ihn eben mit mehr Überzeugung sprechen lassen, als er erwartet hatte. Er stellte fest, dass er Miyato sympathisch fand, was ihn ein ungesehenes Lächeln lächeln ließ. Der Ältere schnaubte, halb belustigt. „Vielleicht möchte _ich_ das ja tun…“ Und dann fiel wieder Schweigen auf sie herab. ****** Zwei Tage. Zwei Tage, verdammt noch mal und er wusste immer noch nicht mehr. Er hieb nicht mit der Faust auf die Tischplatte, schließlich befand er sich im Klassenzimmer, aber er stand kurz davor. Dem Unterricht hatte er in den letzten zwanzig Minuten nicht mehr folgen können, zu sehr hielten ihn seine eigenen Gedanken beschäftigt. Die gleichen Bilder liefen durch seinen Kopf, immer wieder. Bis die Gesichter aus dem Traum eine Vertrautheit gewonnen hatten, die sonst nur Familienmitgliedern zukam. Und das Schlimmste an der Sache war, dass das vielleicht ganz richtig so war. Seine Finger zitterten, als er mühsam seine Faust auseinander zwang. Es war das Schrillen der Klingel, die den Beginn der Mittagspause verkündete, das ihn aus der Schleife erlöste, in der er gefangen gewesen war. Blaue Augen zwinkerten, nicht verwirrt, aber für einen Moment desorientiert. Dann lag auch schon der übliche sonnige Ausdruck auf seinem Gesicht, denn das war Omi, wie die anderen ihn kannten. Inmitten einer Traube von Schülern verließ er das Gebäude und schirmte als erstes seine Augen von der blendenden Sonne ab. Er lächelte unwillkürlich, überredet von dem schönen Wetter. Seine nächsten Schritte waren leichter, aber er beteiligte sich trotzdem nicht an den aufkommenden Gesprächen. Warum fiel ihm ausgerechnet heute auf, wie sehr er sich von ihnen unterschied? Sein Bento hatte er im Klassenzimmer gelassen und er vermisste es nicht. Er hatte keinen Hunger. Sein Magen murrte leise und behauptete etwas anderes, aber das änderte auch nichts an seinem mangelnden Appetit. Er merkte, wie seine Gedanken schon wieder in unerwünschte Bahnen abzugleiten begannen und gab sich ernsthaft Mühe, den anderen zuzuhören. Die Minuten vergingen und er wurde immer unruhiger. Sein Verstand nahm es ihm übel, sich nicht mit dem einzig wichtigen Thema beschäftigen zu dürfen und schließlich gab er auf, schlenderte von seiner Gruppe weg. Sein Ziel kannte er, aber er gestand es sich nicht ein, bis er den Baum erreichte und es nicht länger leugnen konnte. Naoe-san war tatsächlich hier – und Miyato-sempai saß neben ihm. Sein Schritt stockte, während er das Bild in sich aufnahm. Die beiden sprachen nicht miteinander und dennoch hatte er das unbestimmte Gefühl, dass ihre Gedanken in den gleichen Bahnen verliefen, eine stille Übereinstimmung. Er beneidete sie darum, stellte er von sich selbst überrascht fest. Er setzte sich wieder in Bewegung und plötzlich hob Naoe-san den Kopf und dunkelblaue Augen sahen ihm ernst entgegen. Dem war kein Absuchen der Menge vorausgegangen, sondern der Blick war sofort auf ihm gelandet, als hätte der Jüngere genau gewusst, dass er sich ihnen näherte. Auch Miyato-sempai wurde jetzt aufmerksam, begrüßte ihn mit einem freundlichen Lächeln, sobald er die beiden erreicht hatte. Er erwiderte das Lächeln und auf einmal war es gar nicht mehr so schwer, an etwas anderes zu denken. Ihr Gespräch drehte sich nur um Computer, aber genau das hatte er gebraucht. Endlich schaffte er es, sich zu entspannen. „Ah, Omi. Wie war die Schule?“ Ken winkte ihm zu, legte dann den Kopf in den Nacken, um die Flasche zu leeren, die der Ältere sich eben aus dem Kühlschrank genommen hatte. Seine Nervenbahnen sandten nur vom Zusehen einen scharfen Schmerz durch ihn. „Du solltest so kalte Getränke langsamer trinken, das ist sonst ungesund, Ken-kun.“ „Ich hatte Durst“, meinte der Andere nur schulterzuckend, lehnte sich gegen den Küchenschrank und sah ihn abwartend an. Was ihn darauf aufmerksam machte, dass noch eine Frage im Raum stand. Nun war es an ihm, mit den Schultern zu zucken. „Wie immer. Nichts Besonderes passiert.“ Kens Blick wurde nachdenklich. „Manchmal vermisse ich es…“ „Die Schule? Das kann nicht dein Ernst sein.“ Er lächelte und es fehlte nicht viel zu einem Grinsen. Dann aber fiel ihm der bittere Zug um den Mund des Älteren auf und sein Lächeln verblasste. Ken schien durch ihn hindurch zu sehen, auf etwas, das schon von der Vergangenheit verschlungen worden war. „Die auch…“, kam es leise, bevor die Bitterkeit verschwand. „Aber ich meine mein Fußballteam, die Nachmittage, die wir miteinander verbrachten.“ Versonnen musterte Ken die gegenüberliegende Wand. Er war überrascht. Zwar wusste er über Kens früheres Leben Bescheid, aber nicht, weil er es von diesem persönlich gehört hatte. Der Ältere sprach zum ersten Mal darüber, was bewies, dass er sich wirklich irgendwie geändert hatte. Er war froh darüber, dafür musste er diesen Wandel nicht verstehen. Das Lächeln kehrte auf seine Lippen zurück. „Du wärst sicher der beste Keeper in Japan.“ Es war heraus, bevor ihm auffiel, dass diese Bemerkung vielleicht wehtun könnte. Aber Ken gab nur ein leises Brummen von sich, das man fast als Zustimmung deuten konnte. Dann ging ein Ruck durch die durchtrainierte Gestalt. „Na ja, immerhin habe ich jetzt genug Zeit, um die Kinder zu trainieren. Früher wäre ich wahrscheinlich nicht einmal auf die Idee gekommen, das zu tun.“ Mit diesen Worten und einem leichtfertigen Lächeln verließ der Braunhaarige die Küche und er blieb allein zurück. Allein mit seinen Gedanken, die ihn in ihrer Hartnäckigkeit zu verspotten schienen. Seid ihr auch schon wieder da… Er hieß sie mit einem verzerrten Gesichtsausdruck willkommen, der beim besten Willen nicht als freundlich bezeichnet werden konnte. Ja, Ken hatte auch seine Vergangenheit verloren, aber dieser kannte sie wenigstens. Blindlings griff er nach der stehen gelassenen Plastikflasche und presste sie mit sich verkrampfenden Fingern zusammen. Mamoru… Der Name schnürte ihm die Kehle zu, legte sich wie ein schweres Gewicht auf seine Schultern und drohte ihn zu Boden zu drücken. War er dieser Junge? Er konnte die Frage nicht abschütteln, genauso wenig wie es ihm vergangene Nacht gelungen war, die er mehr wachend als schlafend verbracht hatte. Und wieder konnte ihm nichts und niemand die Antwort liefern. Er biss die Zähne zusammen, versuchte die Tränen der Verzweiflung zurückzuhalten, die sich in seine Augen drängten. Streich das _niemand_. Es gab jemanden, der Bescheid wissen musste. Derjenige, der ihn groß gezogen hatte, zu dem gemacht, was er heute war. Aber wie sollte er Perser jemals diese Frage stellen können? Die Flasche war nicht mehr als solche zu erkennen, als er sie wegwarf. Ihm blieben immer noch die Leute, die vielleicht seine Familie waren. Sein… Vater. Sein verbliebener Bruder. Er konnte Masafumis ungläubiges Flüstern in seinem Kopf hören, presste die Hände gegen seine Schläfen, um die Stimme zum Schweigen zu bringen. Wenn es wahr sein sollte, dann war er Schuld am Tod seines Bruders… Zum ersten Mal erlaubte er sich dieser Tatsache ins Auge zu blicken und der Abgrund, der sich dabei vor ihm auftat, war endlos in seiner Kälte und Erbarmungslosigkeit. Ihm wurde so schlecht, dass er auf die Knie sank, um sich nicht übergeben zu müssen. Kalter Schweiß war ihm auf die Stirn getreten und er atmete schwer und unregelmäßig. Er wünschte sich, alles wieder vergessen zu können, das Stück Unschuld zurück zu erhalten, das ihm seine Amnesie geschenkt hatte. Aber dafür war es zu spät. Fast zwei Tage lang war es ihm gelungen, sich vor dieser Wahrheit zu verstecken. Jetzt holten ihn die Tränen ein. ~TBC~ o.O Man, ich muss ja sowas von gar nicht gut drauf gewesen sein, als ich den Abschnitt über Omi geschrieben hab… Es stellt sich die Frage, was er machen wird, wenn der neue Auftrag lautet, Hirofumi zu erledigen. Erinnert sich noch jemand an den Anime – die Menschenjagd? ^^ cya, cu ^-^ Kapitel 136: "Rückblicke L - Ich habe, weswegen ich gekommen bin" ----------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 136) Titel: Close Distance Teil: 136/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Schließt so ziemlich am letzten Vergangenheitskapitel an: Es ist der Tag, an dem Crawford & Co. in Irland angekommen sind. Am Abend werden sie auf Farf treffen ^^ Und nur als kleine Warnung: es wirkt ein wenig zerhackstückt ^^° Mehr Szenen als üblich… Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Mit dem Lernen hatte ich mich eigentlich zusammengerissen – was aber alles nicht hilft, wenn du zu viele Aufgaben zu lösen hast ^^° (<- Soll heißen, die beiden Klausuren habe ich bereits geschrieben. Inzwischen bin ich mit meinem Praktikum vollauf beschäftigt) Ich hab mir deinen mp3-Player mal bei Amazon angesehen. Tolles Design! Hast du den silbernen oder den schwarzen? Ich weiß nicht, mir sind diese Edeldinger zu teuer. Hatte bisher immer einen von den ganz normalen preiswerten und bin damit auch klargekommen… Wow, wenn deine letzte OxN Story tatsächlich Bright Nights war, haste ja schon ewig nix mehr über die beiden gelesen o.O Und das bei deinem OTP… Ich habe mich schon sehr früh von Aya und Ken verabschiedet und seitdem gehört Crawford bei mir einfach mit rein *lach* Rätselhaft happy? In „CD“? *den Kopf schief leg* Wo denn das? Ist mir eigentlich weder bei Nagi noch bei Omi aufgefallen. Hey, Ouka ist bei meiner Story doch längst tot, die muss ich nicht mehr bei der Menschenjagd berücksichtigen. (Ich verzeihe dir aber, dass du das vergessen hast. Ist schließlich ein paar Jahre her, dass es erwähnt wurde… Was mir mal wieder vor Augen ruft, wie ewig diese Story schon läuft *drop*) Und nein, es steht definitiv fest, dass Ran keinen Auftritt in dieser Szene haben wird. Wenn ich mich jetzt nicht total irre, ist er da zuerst mit Yun-kun und dann mit Crawford zusammen ^^ An einem Samstag ^.~ Also nachdem ich Schneider so lieb gewonnen habe, dass ich extra eine Story für ihn und Brad schreibe, wird es mir ja wohl erlaubt sein, auch einen Chara nicht zu mögen *gg* Und um Bernard muss ich mich kaum kümmern, das erledigt seine eigene Dummheit für ihn. (wobei sein Ende in „RftS“ ein bissl spektakulärer ist ^.~ Ich gerate immer mehr in Versuchung, diese Fanfic auch hochzuladen. Aber dafür muss die Geschichte erst noch weiter voranschreiten. Muss ja sehen, ob sie überhaupt funktioniert.) Und mit 20 musst du doch noch nicht erwachsen sein *lach* ^_____________^ Teil 136 „Rückblicke L - Ich habe, weswegen ich gekommen bin“ Stephan hatte ihn auf sein Zimmer gebeten, während Schuldig und Alexander unten im Restaurant zurück geblieben waren. „Hier sind die Unterlagen.“ Er nahm die Akte und durchblätterte sie oberflächlich. „Ich habe die Tatwaffe von damals, als Jeis Familie starb, überprüft. Was wirklich geschehen ist, findest du da drin. Herr Schneider überlässt es dir, was du mit den Informationen anfangen wirst.“ Mit einem knappen Nicken bestätigte er das, blieb aber stumm. Der Franzose hatte sich auf die Couch gesetzt, beide Arme auf der niedrigen Lehne. „Was wollen sie eigentlich mit Jei? Ich habe kein Talent gesehen. Und sie werden kaum aus der Güte ihrer Herzen heraus einen Mörder von der Straße holen, um die Öffentlichkeit zu schützen.“ Ein schmales Lächeln umspielte seine Lippen. „Wohl kaum. Aber ich werde ihn noch brauchen.“ „Ah, da spricht der Precog in dir.“ Den Kopf ein paar Grad neigend, musterte Stephan ihn. „Du weißt, dass mein Angebot noch steht…“ Nicht ganz eine Frage. „Ja. Doch nein, danke. Wie kommst du eigentlich auf die Idee, dass ich frei wählen könnte?“ Ein belustigtes Lachen antwortete ihm. „Zum einen wärst du für den Job mehr als geeignet, wie ich gehört habe. Und dann ist da noch die Tatsache, dass du bisher immer noch zur Schulde gehörst und trotzdem sehr viele Freiheiten genießt, Musterknabe. Du musst zugeben, das ist mehr als ungewöhnlich.“ „Vielleicht.“ Er war fertig, klappte die Akte zu und erwiderte dann den Blick der hellblauen Augen, lächelnd. „Wie schon beim letzten Mal gesagt, habe ich etwas anderes vor.“ „Wirklich schade.“ Stephan schien einen Moment nachzudenken. „Ein Field Team, nehme ich an? Aber ich kann mir dich nicht als…“ Er unterbrach sich selbst. „Oh, ich denke, ich verstehe.“ Ihm war klar, dass Stephan die richtige Vermutung hatte, bestätigte sie jedoch nicht. Aber er stritt es auch nicht ab. Der Franzose schüttelte leicht den Kopf. „Ich habe zwar keine Ahnung, wie du das bewerkstelligt hast, doch viel Erfolg in Zukunft.“ „Danke sehr.“ Sie tauschten ein Lächeln aus. „Da bist du ja endlich wieder!“ Grüne Augen huschten misstrauisch über Stephan hinweg, ehe sie auf der Jacke zur Ruhe kamen, die er mit nach unten gebracht hatte. „Du denkst mal wieder an alles.“ Schuldig grinste breit, nahm ihm dann das Kleidungsstück ab, um es überzuziehen. Ruhig wartete er ab und ignorierte Alexanders neugierigen Blick. Der Empath wusste einfach nicht, was er von ihrer Beziehung halten sollte. „Wir sehen uns heute Abend“, verabschiedete er sich von ihm. „Wirst du auch da sein?“ An Stephan gewandt. Der nickte. „Das werde ich mir nicht entgehen lassen.“ Schuldig zupfte ungeduldig am Ärmel seines Mantels. „Lass uns gehen.“ Verfolgt von Stephans amüsiertem Blick taten sie genau das. „Weißt du inzwischen, was du kaufen möchtest?“, erkundigte er sich, als sie nach draußen traten. „Ähm… nein?“ Er wurde das dumme Gefühl nicht los, dass Schuldig ganz einfach nur mit ihm durch die Gegend laufen wollte. Aber der Grund dafür entzog sich ihm vollkommen. Es war kalt, das wenige an Schnee nur kleine, harte Kristalle, die einem wie winzige Messer ins Gesicht schnitten. Schuldig schien das nicht weiter zu stören. Der Orangehaarige schritt an seiner Seite unverdrossen voran und behielt die Schaufenster im Auge. „Da ist ein Kaufhaus. Ich denke irgendetwas wird sich dort finden lassen.“ Und wärmer würde es drinnen auch sein. Wenn er trainierte, bemerkte er kaum, welche Temperaturen um ihn herum herrschten. Aber das hier war etwas anderes. Vielleicht hätte er Schuldig dieses dumme Vorhaben doch von Anfang an untersagen sollen. Der Telepath steuerte sofort auf den Eingang zu und gleich darauf wurden sie von warmer Luft umfangen. Schuldig zog die Handschuhe aus, wackelte probehalber mit den Fingern. „Toll, sie scheinen es überlebt zu haben…“ Dann sahen sich aufmerksame grüne Augen um. „Es gibt wirklich viele Dinge, von denen die Menschen glauben, sie zum Leben unbedingt zu brauchen.“ Ihm fiel ein, dass Schuldig wahrscheinlich seit langer Zeit in keinem so großen Geschäft mehr gewesen war. Wie würde Jüngere wohl über eine der Malls in den USA denken? Die Überlegung kam und ging, ohne so etwas wie Heimweh auszulösen. Schuldig streifte durch die Abeilungen, als wäre er ein Entdecker, gab hin und wieder einen bissigen Kommentar von sich. Aber nichts schien dessen Aufmerksamkeit wirklich einzufangen, bis sie vor ein paar großen Schneekugeln standen. Der Orangehaarige griff nach einer, schüttelte sie und sah dann gedankenverloren zu, wie sich der künstliche Schnee wieder legte. „Die nehme ich.“ Es wurde mit einem bitteren Lächeln entschieden. Er drang nicht auf Schuldig ein, nickte nur zustimmend. Auf dem Weg zurück ins Hotel berührte Schuldig immer wieder die Verpackung, als wäre es der Versuch eine Erinnerung zu berühren. „Es ist gleich in der nächsten Straße.“ Er sprach in sein Headset. Sie hätten auch telepathisch Verbindung halten können, aber außerhalb eines eingespielten Teams wäre es einfach zu Energie raubend gewesen. Sobald er den Wagen parkte, tat Bernard mit dem anderen Auto das Gleiche und kurz darauf versammelten sie sich auf dem Bürgersteig. „Bernard, du sorgst dafür, dass niemand auf uns aufmerksam wird. Ich kann leider noch nicht genau sagen, wie lange wir warten müssen.“ Der ältere Telepath reagierte zwar nicht offensichtlich, aber er spürte, wie etwas seine Schilde entlang glitt. Schuldig konzentrierte sich auf seinen unauffälligen Blick hin, nickte dann kaum merklich. Gut, für diese Aufgabe war Bernard immerhin zu gebrauchen. „Cora, würdest du dich bitte darum kümmern, dass wir in der Zwischenzeit nicht erfrieren?“ Sie bemerkte den Unterschied in seiner Wortwahl und schenkte ihm ein Lächeln, auf das er nicht reagierte. Um sie herum wurde es wärmer. Ein Telekinet wäre bei dieser Mission nützlicher gewesen, jedenfalls wenn es nötig sein sollte, Jei zu bändigen. Aber er zweifelte nicht daran, dass ein bisschen Feuer auch diesen Zweck erfüllen konnte. Dennis war schließlich da, um sich um eventuelle Verletzungen zu kümmern. „Schuldig?“ Der Orangehaarige wusste bereits, was er von ihm wollte und begann nach ihrem Ziel Ausschau zu halten, während Alexander es auf einer anderen Ebene tat. Stephan hatte ihm die ganze Zeit nur zugesehen, nickte ihm jetzt zu. Er hatte getan, was er konnte. Ihnen blieb nur noch zu warten. „Er kommt.“ Schuldig registrierte Jeis Annäherung, etwas später kam auch Alexanders Bestätigung. Ohne dazu aufgefordert werden zu müssen, sorgte Bernard dafür, dass niemand Jei oder dessen Opfer in die Quere kommen würde. Nun dauerte es nicht mehr lange, bis Schuldig meldete, dass Jei zugeschlagen hatte. Er setzte sich zuerst in Bewegung, mit Schuldig direkt hinter sich und so waren sie die ersten, die Jei in der Seitenstraße sahen. Der Ire hockte neben seinem Opfer, war gerade dabei, ein Muster in dessen Bein zu schnitzen. Die eigentlich bleichen Haare waren dunkel vom Blut des auf der Straße liegenden Mannes. Er hörte Schuldig tief Luft holen, als sich Jeis Blick auf sie richtete, der geschmeidige Körper auf einmal angespannt. Die wenigen Laternen hier spendeten ausreichend Licht, um den Ruin zu sehen, wo sich das linke Auge befinden sollte und es war um einiges eindrucksvoller als auf dem Foto. Ein Messer blitzte auf und Jei zog die Lippen zurück, seine Zähne entblößend. Eine Drohgebärde. In diesem Augenblick sah der Jüngere wie ein aus der Hölle entsprungener Dämon aus. Er teilte den Gedanken unwillkürlich mit Schuldig, der einen Schritt vortrat, wie hypnotisiert. „Farfarello…“ Nur ein Flüstern, aber hier war es still genug, dass es ohne Probleme bis zu dem Iren trug. Der richtete prompt seine gesamte Aufmerksamkeit auf den Orangehaarigen. „Ist das mein Name?“ Nachdenklich – und jung. Es schien eine Ewigkeit vergangen zu sein, aber es war kaum mehr als eine Minute gewesen. Der Rest der Gruppe schloss zu ihnen auf, was Jei zwar nicht nervös aber wieder angriffslustiger machte. „Was wollt ihr von mir?“ Er trat neben Schuldig, zog den rechten Handschuh aus und streckte dann dem Jüngeren die Hand entgegen. „Ich möchte, dass du mit mir kommst.“ Der Ire warf einen schnellen Blick auf sein Opfer, gab dann in einer flüssigen Bewegung die hockende Position auf. Zerrissene Kleidung erlaubte ihnen das Muskelspiel dabei zu sehen. Und aus viel mehr bestand der Junge auch nicht. Sehnen, Muskeln und Knochen. Eine Raubkatze, die nicht dafür gedacht war, gezähmt zu werden. Er schüttelte den Eindruck ab, wartete auf eine weitere Reaktion, nach außen vollkommen ruhig. „Hat Er dich geschickt?“ Jei leckte über die blutige Klinge seines Messers. Mit Jeis Hintergrund fiel es ihm nicht schwer, die Frage zu entschlüsseln. Schuldig neben ihm atmete flach und schnell. „Nein“, antwortete er und ein kaltes Lächeln zog seine Mundwinkel nach oben. „Eher im Gegenteil“, fügte er dann hinzu. Interesse blitzte in dem bernsteinfarbenen Auge auf und es erfolgte ein erster Schritt in seine Richtung. „Komm mit mir und ich werde dich weiter töten lassen.“ Ein weiterer Schritt und noch einer. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Bernard sich auf der anderen Straßenseite vorwagte, aber der Telepath war ihm egal. Jei erreichte ihn, das Messer immer noch in der Hand und ihm war bewusst, dass die Gefahr noch nicht vorbei war. Schuldig wurde gemustert, dann ruhte der Blick des Iren wieder auf ihm, auf seiner ausgestreckten Hand, um genau zu sein. Er wich nicht zurück, als die Klinge auf die ungeschützte Haut seiner Handfläche gelegt wurde, Schneide nach unten, aber kein Druck. Von Schuldig kam ein Protestlaut, aber er hielt ihn mit einem Gedanken davon ab, gegen Jei vorzugehen. Sein Talent verriet ihm, dass das hier keine schlimmen Folgen haben würde und so schloss er seine Finger um die Klinge. Fest genug, dass sie in seine Hand schnitt und warmes Blut sich zu sammeln begann, dann langsam nach unten tropfte. Jei fing es auf, kostete davon und überließ ihm gleichzeitig das Messer. „Ja, ich werde dich begleiten. Euch beide.“ In diesem Moment erreichte Bernard den am Boden liegenden Mann. „Er lebt noch…“ Alle wandten sich dem Telepathen zu, auch Jei, der ein Knurren ausstieß. „Lass die Finger von ihm!“, warnte er Bernard, obwohl er wusste, dass der nicht gehorchen würde. Etwas in seiner Stimme musste jedoch Jeis Aufmerksamkeit geweckt haben, denn der drehte sich abrupt zu ihm um. Und sah deshalb nicht, wie der Mann sich zu rühren begann, noch genug Kraft hatte, um eine Waffe zu ziehen und auf seinen vermeintlichen Angreifer zu schießen. Der Schuss hallte von den Häuserwänden wider und Schuldig stieß einen leisen Fluch aus, bevor er sich konzentrierte. Er konnte sich sicher sein, dass jeder, der den Schuss gehört haben mochte, es sofort wieder vergessen würde. Jei reagierte fast blitzartig, zog irgendwoher ein neues Messer hervor und dann war der Mann wirklich tot. Die aufgeschnittene Kehle klaffte offen, ein blutiges Grinsen. Dennis überwand seinen Schock, war aber nicht mehr in der Lage, seinem Anführer zu helfen. Auch ein Heiler konnte keine Toten zurückholen. Jei beäugte dessen Bemühungen neugierig und mit Unverständnis. „Nun, das kam unerwartet…“ Stephans Kommentar. Er spürte, wie seine Lippen wieder ein kaltes Lächeln formten. „Ich habe ihn gewarnt. Und ich habe, weswegen ich gekommen bin.“ Hellblaue Augen richteten sich auf ihn und in stiller Belustigung schüttelte der Franzose den Kopf. Schuldig war inzwischen zu dem Heiler hinübergestiefelt und zerrte diesen mit sich. „Hör auf mit dem Blödsinn“, wurde Dennis angefahren und Schuldig schien kaum zu bemerken, dass Jei den beiden zurück zu ihm folgte. „Kümmere dich um seine Hand.“ Damit wurde Dennis regelrecht auf ihn zugestoßen. Er sah den Heiler nicht an, als der mit zitternden Fingern nach seiner blutenden Hand griff. Stattdessen ruhten braune Augen auf Schuldig, der mit zusammengebissenen Zähnen zusah. Der Telepath war wirklich ein seltsamer Mensch. Der Eindruck von Wärme ließ ihn nun doch nach unten sehen und sobald Dennis zurücktrat, konnte er erkennen, dass der Schnitt sich geschlossen hatte. Ein Zittern lief durch Jei und sein Talent warnte ihn vor. „Nein!“ So scharf, dass es den Iren tatsächlich stoppte. Stephan hatte inzwischen sein eigenes Talent eingesetzt. Bei Toten funktionierte es. „Ein Polizist“, informierte ihn der Franzose. Jei nickte. „Er war auch einer Seiner Diener. Vor mir konnte er sich nicht verstecken.“ Schuldig verdrehte die Augen. „Du hast sie ja nicht mehr alle.“ Der Ire grinste nur. Es widerstrebte ihm zwar, aber er zog seinen Handschuh wieder an. „Cora, lass die beiden Leichen verschwinden.“ Ein normales offenes Feuer wäre niemals stark genug, aber das hier war nicht normal. Flammen flackerten auf. „Ah…“ Ein leiser Laut von Jei. Jetzt bedeckte noch mehr Blut den Jüngeren, sprenkelte dessen blasses Gesicht. Im Feuerschein wirkte es schwarz. Die Hitze wuchs an und sie mussten weiter zurückweichen, während der Geruch nach verbranntem Fleisch die Luft erfüllte. Schuldig war wieder konzentriert und niemand außer ihm kannte wohl den wahren Grund für die wächserne Blässe des Telepathen. Alle warteten stumm, selbst Jei blieb völlig ruhig. Und irgendwann war da nur noch das Licht der Laternen. ~TBC~ Ich denke, ich bin ganz zufrieden mit der letzten Szene. Und endlich habe ich es geschafft, Farf mit ins Team zu holen *grins* cya, cu ^-^ Kapitel 137: "Und in ihnen war er am Leben" ------------------------------------------- Close Distance (Teil 137) Titel: Close Distance Teil: 137/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Die Gegenwartshandlung wechselt wieder zu Ran und Crawford. Die beiden sind gerade bei Aya im Krankenhaus (zusammen mit Schu und Farf) ^^ Vielleicht ist der Anfang ein bissl verständlicher, wenn man noch mal das Ende von Teil 133 liest ^^° Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: *lach* Nein, wirklich anstrengend kommt mir das Praktikum nicht vor, aber ich bin außer Freitag von 7 Uhr morgens bis 8 Uhr abends unterwegs. Es wäre vielleicht schlimm, wenn mir die Arbeit nicht so viel Spaß machen würde ^^ Überstunden kann ich leider keine aufschreiben, aber es ist gut, dass es bei dir mit dem Abbauen klappt ^.~ Japp, das Demian Syndrom habe ich mir vorgestern erst gekauft und finde den Manga auch klasse ^___^ Bin bereits gespannt, wie es weitergeht. Haste übrigens gelesen, dass Carlsen immer noch nicht sagen kann, wie und wann es mit Love Mode etc. weitergeht? *sigh* Danny Messer ist cool, keine Frage *grins* Ich wundere mich bloß jedes Mal über seinen Namen… klingt doch ein bissl wie ein Nick, ne? Jei spürt, dass Crawford und Schuldig etwas Besonderes sind, daher stimmt er so schnell zu. Und ja, du erfährst noch, wie Schu auf den Namen „Farfarello“ gekommen ist ^^ Bernard hat meiner Meinung einfach nix Besseres verdient. *gg* Gerade durch dessen schnelles Ende wollte ich zeigen, wie idiotisch er sich angestellt hat… Ich gebe zu, dass mir die jetzt kommende Handlung um Omi auch gefällt. Du musst aber ein bissl geduldig sein, da ja nicht alles hintereinander erscheint sondern sich immer mit dem Rest der Handlung abwechselt *knuffel* Diesen Fußball-Film werde ich mir nicht angucken, ist echt nicht mein Fall, aber ich habe gestern „Das Parfüm“ gesehen. So ein seltsamer Film o.O’’ Weiß ehrlich nicht so ganz, was ich von dem halten soll, aber er war auf jeden Fall gut gemacht ^^ @nai-chan: *Gummibärchen rüberschieb* Ah, der Commi kam noch zu Teil 135 *anfangs etwas verwirrt war* Hm, besonders „öffentlich“ *deine Anführungszeichen sehr wohl bemerkt hat* war die Eifersuchtsbekundung nicht, aber immerhin hat er mal was gesagt. *lach* Ich glaube, ich freue mich schon auf den Moment, wenn Yun-kun nicht nur mit Nagi spricht ^^ Ran wird sicher überrascht sein. Die Menschenjagd habe ich – wie du noch sehen wirst – in groben Zügen übernommen, aber nur für den Hintergrund. Was wirklich passiert ist anders als im Anime. Von daher ist vielleicht gut, wenn du nicht mehr zu viel darüber weißt, so kommt wenigstens keine Verwirrung auf ^.~ Was die Länge angeht kann ich mich nur wiederholen: ich schreibe für jeden Teil vier Seiten in meinen Block… ^^° Teil 137 „Und in ihnen war er am Leben“ Eine Präsenz schob sich in seine stumme Wache und er glaubte zunächst es mit Farfarello zu tun zu haben. Aber als er sich schließlich umwandte, war der Ire nirgendwo zu sehen, genauso wenig wie Schuldig. Wann hatten die beiden bloß das Zimmer verlassen? Für ein paar Atemzüge starrte er ins Leere, über Crawford-sans rechte Schulter hinweg, als könnte er dort tatsächlich etwas anderes sehen als die geschlossene Tür. Dann hob er den Blick etwas mehr, begegnete braunen Augen, in denen er Reste von Belustigung wahrzunehmen glaubte. Warum nur war ein Teil von ihm dann der Ansicht, dass er Verärgerung hätte vorfinden müssen? Woher kam dieser Eindruck? Er hing hartnäckig an ihm, verkleisterte seine Gedanken. Ein unsicherer Schritt trug ihn vorwärts, während die Belustigung völlig verschwand und Crawford-san stattdessen flüchtig die Stirn runzelte. Er versuchte gegen den Ärger anzukämpfen, war sich bewusst, dass etwas falsch war, doch was als äußerer Eindruck begonnen hatte, nahm immer mehr Platz in ihm ein. Als er Crawford-san erreichte, sah ihn der Ältere durchdringend an, sagte jedoch nichts und wich ihm auch nicht aus. Im nächsten Moment schlang er ihm auch schon die Arme um den Hals, mit genug Schwung, dass der Amerikaner gegen die Tür gedrängt wurde. Seine Gedanken waren so wirr, aber das hielt ihn nicht davon ab, die Lippen des Älteren zu suchen. Er ertrank in dem Kuss, konnte nicht genug davon bekommen. Als wäre es seine erste und letzte Chance, Crawford-san zu küssen. Er kam erst wieder zu sich, als seine Oberarme in einem festen Griff gefangen wurden und der Druck auf seine Verletzung einen dumpfen Schmerz durch seinen Körper sandte. Er erstarrte nahezu, holte tief Luft und versuchte zu begreifen, was eben geschehen war. Sein Blick war fest auf die Weste des Älteren gerichtet und er fragte sich, ob er die Knöpfe geöffnet hatte. Es musste wohl so gewesen sein, aber er konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern. Der Druck verschwand, Crawford-sans Hand verließ seinen linken Arm, nur damit dessen Finger gleich darauf sein Kinn umfassten und es nach oben zwangen. Er konnte ihm nicht länger ausweichen und erneut trafen sich ihre Blicke. Braune Augen musterten ihn abschätzend, sahen in ihn hinein, bis sie diese unwillkommene Emotion fanden, die so gar nicht zu ihm gehörte und sie einfach verschwinden ließ. Er erschauerte und seine Hände, die hilflos nach unten gefallen waren, erneuerten den Kontakt. Er schwankte kurz zwischen den Optionen, die Weste in Ordnung zu bringen oder einfach weiter zu machen, wo er aufgehört hatte, entschied sich mit einem leichten Lächeln für letztere. Violette Augen folgten dem Weg seiner Finger, die neugierig über die freigelegte, helle Haut tasteten. Nicht so blass wie er selbst, aber auch nicht braungebrannt. Nur unterbewusst bekam er mit, dass Crawford-san ebenfalls den Kopf gesenkt hatte und sein Tun beobachtete. Der Schwarzhaarige blieb regungslos, lehnte sich einfach nur gegen die Tür und ließ ihm seinen Willen. Er vergaß seine Umgebung, als er salzige Haut schmeckte, sich von der Schulter zum Schlüsselbein und dann weiter nach unten vorarbeitete. Aber das änderte sich, bevor er sich daran machen konnte, den Gürtel zu öffnen. Kräftige Hände griffen nach seinen, stoppten ihn – und mit plötzlicher Schärfe wurde ihm bewusst, dass er sich immer noch in Ayas Zimmer befand. Mit einem dumpfen Stöhnen lehnte er sich gegen den Älteren, innerlich zerrissen von der Realität, der er einfach nicht entfliehen konnte. Crawford-san blieb weiterhin stumm, aber eine Hand begann gleichmäßig durch sein Haar zu streichen und die Geste war schmerzhaft beruhigend. Crawford-sans Kleidung saß makellos, als er hinter dem Älteren den Raum verließ. Er fühlte sich wieder normal – soweit man überhaupt von normal sprechen konnte – aber der Aussetzer vorhin hatte eine gewisse Rastlosigkeit in ihm zurückgelassen. Der Gang, der sich in beide Richtungen von ihnen weg erstreckte, war steril in seiner Leere und der Geruch nach Desinfektionsmitteln und ganz einfach _Krankenhaus_ schien intensiver als sonst, drängte sich ihm regelrecht auf. Ein Angriff aus dem Hinterhalt, auf den ihn nichts vorbereitet hatte. Innerlich wankte er unter dem Ansturm, doch er verbot seinem Körper, eine äußerliche Regung zu zeigen. Nur die durchscheinende Blässe, die sein Gesicht plötzlich überzog, konnte er nicht verhindern. Er gewann den Kampf gegen die aufsteigende Übelkeit, folgte Crawford-san mit gleichmäßigen Schritten. Ihm blieb genug Zeit, sich über sich selbst zu wundern, aber nicht, um die Ursache für diese Reaktion herauszufinden, ehe sie auf Farfarello und Schuldig trafen. Die beiden hatten unten im Eingangsbereich einen Kaffeeautomaten gefunden, lungerten an einer Wand, ohne dass jemand sie beachtete. Der Ire drehte sich auf einmal um und ein bernsteinfarbener Blick traf ihn mit einer Unvermittelbarkeit, die ihn beinahe einen Schritt zurückweichen ließ. Aufmerksam geworden sah auch Schuldig zu ihm herüber. Ausdruckslos für eine Sekunde, zwei, dann begrüßte ihn ein vertrautes Grinsen und er fühlte sich, als hätte er irgendeinen Test bestanden. „Wir wollen los.“ Crawford-sans ruhige Stimme. „Aye, Aye, großer Meister.“ Schuldig zeigte einen lässigen Salut und schmiss den noch nicht geleerten Becher in den Abfalleimer. „Der Kaffee hier ist sowieso Mist.“ Ein Lächeln zupfte an Crawford-sans Lippen, aber er hatte den unbestimmten Eindruck, dass dahinter Stahl lag. Und er war nicht der Einzige. Farfarellos Blick huschte von Schuldig zu dem Schwarzhaarigen und wieder zurück, dann griff der Ire wortlos nach Schuldigs Handgelenk und begann diesen in Richtung Treppenhaus zu zerren. Crawford-san folgte den beiden und er schloss sich ihm an, ohne verstanden zu haben, was eben vorgefallen war. Das passierte ihm heute öfter als ihm lieb sein konnte. Die sich anschließende Fahrt verlief in Schweigen und dieses Mal gelang es ihm nicht, seine Gedanken treiben zu lassen. Er war irgendwie auf dem Beifahrersitz gelandet und lenkte sich damit ab, Crawford-san beim Fahren zu beobachten. Es entspannte ihn so weit, dass er fast überrascht war, als sie ihr Ziel erreichten, die Zeit war so schnell vergangen. Farfarello und Schuldig stiegen aus, aber er selbst rührte sich nicht, da Crawford-san neben ihm keine Anstalten machte, sich abzuschnallen. Der Ire winkte ihm mit einem aufblitzenden Lächeln zu, dann waren sie allein. Er lehnte sich zurück, schloss unwillkürlich die Augen. Crawford-san würde ihn jetzt zu seinem Onkel fahren, das wusste er ohne Nachfrage. Und im Kofferraum lag seine Schultasche. Kein Grund, noch mal hineinzugehen – und vielleicht einfach zu bleiben. Das Gefühl beobachtet zu werden, ließ ihn seine Augen wieder aufschlagen. Er hatte sich nicht getäuscht, Crawford-san sah ihn tatsächlich an. Ob er dem Älteren inzwischen auf die Nerven ging? Die Erinnerung an dessen Berührungen wollte etwas anderes behaupten, aber er hatte keine Lust, sich irgendwelchen Selbsttäuschungen hinzugeben. Noch war er im Leben des Anderen eher geduldet als alles andere. Zweifel begannen an ihm zu nagen, unangenehm. „Wir werden dir frische Sachen holen, ja?“ Es war beinahe Wärme, die in braunen Augen durchschimmerte. Die Erleichterung ließ ihn so schwach zurück, dass er kaum noch nicken konnte. Crawford-san war im Wagen geblieben und er selbst stand vor der Haustür, ohne den Wunsch zu verspüren, hineinzugehen. Mal wieder. Nur heute rannte er nicht weg, denn es war ganz und gar nicht erforderlich. Ein Lächeln glitt plötzlich über sein Gesicht und dann war es nicht mehr so schwer, die Tür aufzuschließen. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass sein Onkel noch nicht zu Hause sein dürfte. Ganz im Gegensatz zu den Zwillingen. Und da waren sie auch schon. „Ran, du bist wieder da!“ Sasaki quietschte vor Vergnügen, als er ihn auf den Arm nahm und Maruko klammerte sich sofort an sein Bein. „Spielst du mit uns?“ „Keine Zeit, Maru-chan.“ Der zog einen Flunsch. „Bitte…“ Große Kinderaugen sahen zu ihm auf, während sich Finger fordernd in seine Hose krallten. Seine Tante kam aus dem Wohnzimmer, um nachzusehen, was der Aufruhr zu bedeuten hatte und ihm fiel siedendheiß ein, wie lange er diesmal weggeblieben war, ohne sich zu melden. Aber die erwartete Nachfrage kam nicht. Er sah Verwirrung in ihren Augen, die einen Herzschlag später wieder verschwunden war. Und dann begrüßte sie ihn einfach, als wäre er bloß aus der Schule zurück. „Hallo Ran, hast du Hunger?“ Er schüttelte nur stumm den Kopf, sein Magen merkwürdig verkrampft und blickte ihr hinterher, als sie ohne weitere Worte in die Küche verschwand. „Na los, geht alleine spielen.“ Er setzte Sasaki ab und gab ihm einen Klaps auf den Hosenboden, versuchte zu ignorieren, wie heiser seine Stimme klang. „Sei ein braver Junge, Maru-chan.“ Er pellte seinen Cousin von seinem Bein, ging in die Hocke, um ihm durch die Haare zu fahren. Zwei dünne Arme schlangen sich um seinen Hals. „Bleib hier, Ran.“ Er floh. Zunächst hinauf in sein Zimmer, um zusammen zu packen, was er morgen brauchen würde. Ein paar Sachen. Nicht Crawford-sans Hemd, das wollte er nicht mehr hergeben. Dann ganz aus dem Haus. Zwei Paar Augen verfolgten ihn, als er es verließ. Die Zwillinge standen im Flur, hielten sich an den Händen. Er atmete schwer, als er den Wagen erreichte. War er gerannt? Aber selbst wenn, dürfte er nach dieser kurzen Strecke nicht so erschöpft sein. Braune Augen wandten sich ihm zu – und in ihnen war er am Leben. Er fiel auf den Sitz und als nächstes dem Älteren entgegen. Selbstsichere Hände fingen ihn auf und er wünschte sich, ein Teil dieser Selbstsicherheit würde sich einfach auf ihn übertragen. Schuldig schien Crawford-san immer noch aus dem Weg zu gehen, dabei war er sich weiterhin nicht über den Grund im Klaren. Oder gab es inzwischen einen neuen? Heute Nachmittag… die Begegnung im Flur war schon merkwürdig gewesen, aber er hatte nicht vor, Crawford-san davon zu erzählen. Er konnte es nicht. Unwillkürlich strich er sich über die Lippen, brach die Geste ab, sobald sie ihm bewusst wurde. Die Bilder in seinem Kopf wurde er allerdings nicht so leicht los. Hitze begann ihm ins Gesicht zu steigen, während er den Küchentischen okkupierte, seine Hausaufgaben darauf auszubreiten begann. Gestern war er ja nicht dazu gekommen, die zu machen und durch sein heutiges Fehlen würde er noch genug Arbeit haben. Da brachte es nichts, das hier auf die lange Bank zu schieben. Nur ein abwesender Gedanke beschäftigte mit der Tatsache, dass ihm die Schule wohl noch nicht völlig egal war. Mit gerunzelter Stirn nuckelte er bald darauf am Ende seines Füllers herum, starrte auf das karierte Papier vor sich, auf dem die Zahlen einfach nicht zusammenpassen wollten. Das passierte ihm wirklich zum ersten Mal. Sein Stirnrunzeln vertiefte sich, ohne dass sich seine Konzentrationsfähigkeit dadurch verbesserte. Ein entnervtes Seufzen von sich gebend, lehnte er sich schließlich zurück und suchte bei der Decke nach Inspiration. Die Rastlosigkeit war mit einiger Verstärkung zurückgekehrt, ließ seine Gedanken abschweifen, sie rannten und rannten, in kleinen, sinnlosen Kreisen. Früher oder später musste er aufgeben und als er es nach einer dreiviertel Stunde tatsächlich tat, wusste er nicht, ob er stolz sein sollte, überhaupt so lange durchgehalten zu haben oder sich über den Fakt ärgern, dass er es nicht geschafft hatte, _irgendetwas_ zustande zu bringen. Er packte Hefter, Buch und Stifte zu einem ordentlichen Stapel zusammen, nahm ihn auf und griff zu guter Letzt noch nach seinem Taschenrechner. Ein paar Schritte später stand er vor einer geschlossenen Tür. Der Tür zu Crawford-sans Arbeitszimmer, um genau zu sein. Für einen Moment war er sich unsicher darüber, ob er vielleicht anklopfen sollte, dann aber atmete er durch und drückte die Türklinke nach unten. Er tat ja geradewegs so, als müsste er zum Direktor oder so etwas… Ein Lächeln stiller Selbstbelustigung lag jetzt auf seinen Lippen und das war es, was der Amerikaner sah, als dieser seinem Blick begegnete. „Komm rein, Ran.“ Er tat wie ihm geheißen, schloss die Tür leise hinter sich. Hier drinnen konnte es nicht stiller sein als in der Küche eben, aber es war _Ruhe_, die er hier fand. Crawford-san stellte keine Fragen, sah nur zu, wie er es sich neben dem Schreibtisch auf dem Fußboden bequem machte und wandte sich mit einem flüchtigen, amüsierten Lächeln wieder der eigenen Arbeit zu. Das Geräusch der Computertastatur verschwamm zusammen mit dem gelegentlichen Blättern in irgendwelchen Unterlagen zu einem unaufdringlichen Hintergrundrauschen, kaum registriert, während er endlich Fortschritte mit seinen Hausaufgaben machte. Erst als er fertig war, sah er wieder auf und nahm seine Umgebung bewusst wahr. Er streckte sich, lockerte verkrampfte Muskeln und konzentrierte sich dann auf Crawford-san. Der Ältere arbeitete immer noch, aber als hätte der Schwarzhaarige seinen Blick gespürt, wanderten braune Augen zu ihm herüber. Er stand langsam auf, trat hinter Crawford-san und legte die Arme um ihn. Seine Augen schlossen sich automatisch, noch bevor seine Wange die seidigen Haare berührte, er wollte gar nicht wissen, woran genau der Andere arbeitete. Sie bewegten sich beide nicht, für Sekunden oder Minuten. Er konnte es nicht mit Bestimmtheit sagen, sein Zeitgefühl hatte sich vollkommen verabschiedet. Doch irgendwann war da eine Veränderung in Crawford-sans Haltung und er ließ ihm genug Freiraum, um sich umzudrehen. Sie sahen sich nur an. Nichts weiter. ~TBC~ o.O Ich hab in diesem Teil den Dialog vergessen, wie mir scheint. *ehe* Aber ich mag ihn trotzdem *grins* cya, cu ^-^ Kapitel 138: "Rückblicke LI - Soll das jetzt ein Kompliment oder eine Beleidigung gewesen sein?" ------------------------------------------------------------------------------------------------ Close Distance (Teil 138) Titel: Close Distance Teil: 138/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Wieder eine direkte Fortsetzung des letzten Vergangenheitskapitels. Startet mit dem Weg zurück zum Hotel, nachdem sie Farf aufgelesen haben ^^ Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Na, was treibst du gerade so? Ich habe jetzt meinen Einsatzort beim Praktikum gewechselt – hin zu einer anderen Bank. Und damit ist die Kreditprüfung auch anders, weil das jetzt keine Hypothekenbank ist. o.O Muss mich erstmal dran gewöhnen, aber nach drei Tagen, die ich bisher dort war, finde ich mich so langsam rein. Ich vermisse das alte Team (und den kostenlosen Kaffee-/Kakaoautomaten in der alten Bank ^.~) aber im neuen Team sind auch lauter nette Leute. Leider ist der Weg jetzt ein bissl länger hin zur Arbeit. Bin ja gespannt, wie lange ich da bleiben werde. Einen richtigen Plan scheinen sie für mich nicht zu haben – bzw. sie halten sich eh nicht dran *lach* Übrigens habe ich eine Laptop-Tasche geschenkt bekommen, so wie die anderen Praktikanten auch ^^ Der Name der Firma ist drauf. So sollen wir wohl gleichzeitig ein bissl Werbung machen *snicker* Prob ist bloß, dass ich ersten für meinen Laptop schon eine Tasche habe und den zweitens sowieso äußerst selten mit mir rumschleppe *grins* *Apfelringe rüberschieb* @nai-chan: Zu deiner Frage, warum es Schuldig nicht so gut ging: Nun ja, es lag am Feuer. Und der Tatsache, dass gerade Menschen darin verbrannten. Erinnerst du dich noch daran, wie Schuldigs Familie ums Leben gekommen ist? ^.~ (Ist wirklich lange her, ich geb’s zu ^^°°°) Dass Schuldig durch den Kauf der Schneekugel zuvor erst wieder an seine Familie erinnert wurde, hat es nur schlimmer gemacht. *lach* Ich kann mich kaum daran erinnern, was jeweils im vorletzten Teil geschehen ist, von daher wundert es mich überhaupt nicht, wenn ihr damit Schwierigkeiten habt. Umso mehr freu ich mich, dass du noch wusstest, worum es im Allgemeinen ging *knuffz und Apfelringe anbiet* *mal andere Gummibärchen hat* ^^ Und natürlich freut es mich auch zu hören, dass dir das Kapitel gefallen hat *grins* Ich hoffe, dieses Mal ist es ebenso ^___^ Teil 138 „Rückblicke LI - Soll das jetzt ein Kompliment oder eine Beleidigung gewesen sein?“ Stephan fuhr ihren Wagen auf dem Weg zurück zum Hotel. Er selbst saß auf dem Rücksitz neben Jei, der folgsam ins Auto gestiegen war, nachdem alles vorbei gewesen war. Ein leises Summen kam von dem Iren, er schien sich in einem tranceartigen Zustand zu befinden. Schuldig war vorne auf dem Beifahrersitz in sich zusammengesunken, erschöpft und das nicht nur von der telepathischen Anstrengung. „Bernards Tod wird sich in deinem Bericht nicht gut machen, Crawford“, ergriff Stephan das Wort, nachdem bis eben nur Schweigen geherrscht hatte. „Er war sowieso nicht mehr viel wert…“ Ohne dass es ihm bewusst wurde, lächelte er. Er hatte Schneider von seiner Vision erzählt gehabt und der Direktor war der Ansicht gewesen, dass er sich nicht übermäßig bemühen musste, um Bernards Schicksal zu ändern. „Du hast Recht. Sonst wäre ihm als Telepath nicht so ein Fehler unterlaufen.“ Schuldig bewies, dass er zuhörte, indem er ein verächtliches Schnauben von sich gab. „Alexander wird froh sein, ihn los zu sein.“ „Vielleicht, aber wer weiß, wer Zwielicht als nächstes führen wird.“ „Soll Alexander doch den Job übernehmen“, meinte der Orangehaarige schnippisch, wenn auch nicht ernsthaft. Sie alle wussten, dass es niemals einen Aufstieg innerhalb desselben Teams geben würde. So wurde vermieden, dass es zu einem Kampf um die Position des Leaders kam. Diese Entscheidung kam allein SZ und damit den Büros zu und solange sie es wollten, war die Macht des Anführers über sein Team absolut, Rang musste auf jeder Ebene anerkannt werden, sonst funktionierte das System nicht. „Vielleicht wird Zwielicht auch aufgelöst und der Name zurück auf die Liste gesetzt“, meinte Stephan. Es war möglich, aber unwahrscheinlich. Warum auch ein eingespieltes Team auseinander reißen, vor allem, nachdem der einzige Störfaktor verschwunden war? Weiteren Spekulationen wurde dadurch Einhalt geboten, dass sie das Hotel erreichten. „Schuldig, schaffst du es noch?“ Stephan war bereits ausgestiegen und übernahm die Aufgabe, nach möglichen Überraschungen Ausschau zu halten. Deswegen erlaubte es sich der Telepath, lediglich müde zu nicken. Für etwas Spott reichte es dann aber doch noch. „Ich will dich doch nicht enttäuschen, mein zukünftiger Anführer.“ Jei war immer noch gefügig, als hätte ihn der ausgeführte Mord vorläufig ruhig gestellt. Niemand sah sie, als sie das Hotel betraten und auf ihr Zimmer gingen. Schuldig leistete perfekte Arbeit, obwohl Erschöpfung langsam feine Linien auf dessen Gesicht hinterließ. Erst jetzt, mit ausreichend Licht, sahen sie wirklich den Zustand, in dem Jei sich befand. „Wir hätten deine Sachen gleich mitverbrennen sollen, nicht wahr, Farfarello?“ Wieder dieser Name. Er wusste, woher Schuldig ihn hatte und der Zufall amüsierte ihn. Der Ire erwachte aus seiner Trance, zwinkerte und bleckte dann die Zähne. Vielleicht sollte es auch ein Lächeln sein. Blutverschmierte Finger wurden ausgestreckt und strichen über orangefarbene Haare. Jei war eindeutig fasziniert von Schuldig. „Ah, das sind meine“, schlug Schuldig die Hand des Iren weg, der sich nichts daraus machte und es einfach erneut versuchte. „Sorg dafür, dass er sauber wird. Und dann gib ihm ein paar deiner Sachen ab.“ Schuldig wollte protestieren, aber sein nächster Vorschlag stellte den Jüngeren einigermaßen zufrieden. „Du kannst dir dafür später neue kaufen.“ „Okay, dann komm mal mit.“ Schuldig ließ die Badezimmertür offen und er konnte ihn verstehen. Die Vorstellung, mit Jei allein in einem kleinen Raum eingesperrt zu sein, war eher unangenehm. Er griff in seine Manteltasche und holte das Messer heraus, das Jei ihm gegeben hatte. Es war ein normales Küchenmesser. Im Bad fiel etwas klirrend auf die Fliesen und zog seinen Blick an. Weitere Messer tauchten auf, während Jei von Schuldig entkleidet wurde. Und es wurden immer mehr Narben sichtbar. „Was ist nur los mit dir?“ Schuldig klang, als wüsste er nicht, ob er schockiert oder abgestoßen sein sollte. Jei reagierte nicht. Mit herabhängenden Armen behielt er einfach nur den Telepathen im Auge, ließ sich wie eine Puppe ausziehen. Er trat in den Türrahmen, wartete ab, bis Jei in der Wanne stand, sammelte dann die restlichen Messer auf. Das brachte ihm die Aufmerksamkeit des Jüngeren ein. „Du wirst sie hierlassen müssen“, erklärte er dem Iren, während Schuldig zwischen ihnen hin und her sah. Das Auge verengte sich. Es lag keine Wut in dem sezierenden Blick und auch kein Wahnsinn. Nur ruhige Überlegung. Und Jei suchte nach etwas. Er selbst versuchte den Anderen auch einzuschätzen. Warum war da nicht mehr Widerstand gewesen? Hatte Jei irgendwie den Unterschied zwischen ihnen und den Talentlosen gespürte, die ihre Begegnung mit Jei nicht überlebt hatten? Das sicherste wäre gewesen, den Willen des Iren auszuschalten, bis sie ihn in Rosenkreuz hatten. Aber dem standen zwei Dinge entgegen. Zum einen konnte er immer noch nicht davon ausgehen, dass Jei gar keine Gabe besaß – die eventuell negativ auf ein solches Vorgehen reagieren würde. Und dann war da noch der kleine aber nicht zu vernachlässigende Fakt, dass der Jüngere einmal ebenfalls zu seinem Team gehören würde. So sehr ihn das wunderte, so wenig zweifelte er daran. Und dafür wollte er dessen Kooperation. Dieser letzte Gedanke spiegelte sich in braunen Augen wieder und wurde nicht übersehen. Jei nickte langsam. „Du gehörst nicht zu ihm.“ Gewissheit. Und dann fast nur ein Flüstern, begleitet von einem merkwürdigen Lächeln. „Aber bist du dir sicher, dass du zur anderen Seite gehörst?“ Damit hob Jei plötzlich den Arm und biss sich ins Handgelenk. Es geschah so schnell, dass sie es nicht mehr verhindern konnten. Ein feiner, roter Streifen begann den Unterarm entlang zu laufen, wurde abgeleckt. „Igitt… Du hast wirklich einen Dachschaden. Soll ich Dennis holen?“ Letzteres an ihn gerichtet. „Nein, ich denke, das ist nicht nötig.“ Jei würde sich höchstwahrscheinlich einfach eine neue Verletzung zufügen. Er verließ das Bad, lauschte auf das, was im Innern weiter vor sich ging. „Ich nehme an, du kannst allein baden?“ Keine Antwort. Es musste Schuldig sein, der den Wasserhahn aufdrehte. „Setz dich endlich hin und lass dieses blöde Grinsen!“ Der Telepath klang entnervt. Da hatte Schuldig wohl einen Ebenbürtigen gefunden. Er lächelte, bis ihm wieder die Messer bewusst wurden, die er noch in den Händen hielt. Sie würden zusammen mit Jeis alten Sachen entsorgt werden. „Halt still!“ Schon wieder Schuldig. Er legte die Messer weg und griff nach seinem Handy. Schneider würde hören wollen, was heute Abend passiert war und auf seinen Bericht warten. Die Couch, auf der er Platz nahm, war nicht ähnlich genug, um vertraut zu wirken. Aber sie weckte nichtsdestotrotz Erinnerungen. Schuldig sah aus, als hätte er sich voll bekleidet unter die Dusche gestellt. Der Orangehaarige hatte Jei in ein Handtuch gewickelt und reagierte auf sein belustigtes Lächeln mit einer Grimasse. „Glaub bloß nicht, dass ich das noch einmal mache“, wurde er angeknurrt. „Du wirst tun, was ich dir sage.“ Freundlich. Fast, denn es lag Stahl dahinter. Schuldig tat so, als hätte er ihn nicht gehört, holte Shorts und ein Shirt aus seinem Koffer und ging damit zu Jei. „Abtrocknen und anziehen. _Das_ wenigstens wirst du ja noch hinbekommen.“ Und dieses Mal gehorchte der Ire tatsächlich. Der Orangehaarige ließ sich neben ihm auf die Couch fallen, atmete tief durch, die Augen schließend. Er sah müde aus, was nicht verwunderlich war. „Geh schlafen. Wir fliegen morgen Vormittag zurück.“ „Schon?“ Immer noch mit geschlossenen Augen. Und nach einer kurzen Pause. „Ah… verstehe.“ Ja. Wer wusste schon, wie lange Jei noch so willfährig sein würde. Für diese Nacht ging er jedenfalls kein Risiko ein. Der Teenager schluckte die ihm gereichte Schlaftablette, sah danach aber nicht viel müder aus. Er blieb auf der Couch sitzen, während Schuldig und Jei ins Bett krochen. Vor ihm auf dem Tisch lag eine Waffe mit Betäubungspfeilen. „Guten Morgen, Crawford.“ Stephan trat ein, hinter sich einen Wagen mit dem Frühstück. „Ich dachte mir, du möchtest lieber nicht das Restaurant riskieren.“ „Ganz richtig.“ Ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel in Erwiderung. „Ist er ruhig geblieben?“ Hellblaue Augen wanderten zu der Tür, hinter der die beiden anderen noch schliefen. „Ja.“ Er nahm Kaffeekanne sowie zwei Tassen, ging damit zur Couch. Auf seine einladende Handbewegung hin, setzte sich Stephan ebenfalls. „Ich muss zugeben, dass ich überrascht bin, nach allem, was ich über Jei erfahren habe. Andererseits wird er dich wohl kaum mit jemandem verwechseln, der seiner Meinung nach den Tod verdient. Schließlich führt er einen persönlichen Kampf gegen Gott und dessen Gehilfen.“ Ein leises Lachen schloss sich diesen Worten an, bevor der Franzose die Tasse zum Mund führte. „Soll das jetzt ein Kompliment oder eine Beleidigung gewesen sein?“ „Ersteres natürlich.“ „Was für ein Kompliment?“, wollte Schuldig wissen, der auf einmal ins Zimmer gekommen war. Die grünen Augen funkelten seinen Gast nicht gerade erfreut an. Von Stephan prallte der Blick unwirksam ab. „Sei nicht so neugierig, Schuldig.“ Ein sanfter Verweis, der die Miene des Orangehaarigen ausdruckslos werden ließ. Schuldig sagte nichts weiter, wanderte schwungvoll an ihnen vorbei ins Bad. Sie lächelten sich an, tranken dann in Ruhe ihren Kaffee aus. Stephan wollte anschließend noch einen Blick auf Jei werfen. Der Ire lag regungslos in seinem Bett, schlief tief und fest und trotzdem von einer tief greifenden Anspannung beseelt. „Ich wünsche dir viel Erfolg dabei, ihn heil nach Deutschland zu bringen. Aber du solltest ja vor Überraschungen gefeit sein, Musterknabe.“ Ein schneller, amüsierter Blick in seine Richtung. „Eure Tickets sind gebucht und warten am Flughafen auf euch. Ein Wagen wird rechtzeitig bereit stehen.“ „Aber zum Schlafen hast du noch Zeit gefunden, ja?“ Stephan grinste flüchtig. „Nicht unbedingt. Ich war anderweitig beschäftigt.“ Ah ja, wie hatte ihm das entfallen können. Apropos Alexander… „Sind schon Anweisungen für Zwielicht da?“ „Sie sollen heute noch hierbleiben und kehren morgen nach London zurück. Bis über ihr endgültiges Schicksal entschieden ist, werden sie dort ihre Arbeit fortsetzen.“ „Und du?“ „Mein Urlaub ist auch vorbei.“ Leichtes Bedauern schwang darin mit. „So viel zu tun?“ Man sollte kaum glauben, dass es genug Verrückte gab, die von SZ loszukommen versuchten. „Fehler werden immer gemacht. Und manche warten nicht ab, wie darüber geurteilt wird. Aber das würdest du niemals tun, nicht wahr?“ Stephan stand plötzlich genau vor ihm, in den blauen Augen ein undeutbares Glitzern. „Manchmal frage ich mich, warum Schuldig so verrückt nach dir ist, dein Hang zum Perfektionismus müsste ihn eigentlich in den Wahnsinn treiben. Es liegt seiner Natur so fern.“ „Die Antwort musst du dir schon von ihm holen…“ Amüsiert, auch wenn er nicht verstand, wie Stephan auf dieses Thema gekommen war. „Ich bezweifle, dass ich eine erhalten würde. Schuldig stritte alles ab.“ „_Das_ würde ihm ähnlich sehen.“ „Aber das hindert mich nicht daran, ihn ein wenig zu ärgern. Er ist sowieso ein wenig zu aufsässig.“ Der Braunhaarige neigte den Kopf, als würde er auf etwas lauschen. Schuldigs Schritte, die sich der Tür näherten. „Da kommt er auch schon.“ Und in dem Moment, als Schuldig eintrat, beugte Stephan sich vor. Er ließ den Kuss zu, weil es keinen Grund gab, Stephan zurückzuweisen. Für sie beide war es bedeutungslos, auch wenn der Franzose Gefallen daran zu finden schien. Schuldig stand stocksteif da und tat dann etwas, das ihn in seiner Vehemenz überraschte. Der Orangehaarige riss Stephan zurück, der sich rasch aus dem Griff befreite und dem Jüngeren ein schmales Lächeln schenkte. „Du solltest es dir zweimal überlegen, bevor du Hand an mich legst. Aber ich bewundere deinen Mut – oder ist es nur Dummheit?“ Und dann ging der Franzose mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck. „Das war wirklich dumm, Schuldig“, meinte er ruhig. Der schien ihm gar nicht zuzuhören. „Was sollte das? Was, verdammt noch mal? Ich verstehe dich einfach nicht!“ „Das verlange ich auch gar nicht von dir. Und Stephan wollte dir wohl einmal dein Verhalten heimzahlen. „Dabei spielst du mit?“ Schuldig klang empört. Er musste unwillkürlich lächeln, was den Anderen nur noch mehr aufbrachte. Aber das Lächeln verschwand, als er Schuldigs nächste Aktion vorhersah. Der Jüngere war fast so schnell wie sein Talent, warf sich mit genug Schwung gegen ihn, dass er nach hinten stolperte und auf Schuldigs Bett landete. Der Orangehaarige lag auf ihm, Atem schnell und flach, presste sich an ihn. Kein Hautkontakt, aber das war auch das einzig Positive, was es dazu zu sagen gab. Grüne Augen wurden geschlossen, während sich ihm das Gesicht des Anderen näherte und er wusste nur zu genau, was Schuldig tun wollte. Doch dieser verharrte, ehe sich ihre Lippen berührten. „Noch habe ich meinen Abschluss nicht in der Tasche, aber danach wird Herr Schneider keine Bedrohung mehr sein. Ich bin nicht dumm.“ Warmer Atem… „Es bleibt trotzdem immer noch meine Entscheidung.“ Grüne Augen, nicht mehr geschlossen. „Aber vielleicht auch meine, Crawford. Auch meine…“ ~TBC~ *grins* Ich hatte eindeutig zu viel Spaß beim Schreiben dieses Teils. Und ich weiß, dass nichts weiter passiert ist. Doch wer bei dieser Story noch etwas anderes erwartet, ist selbst schuld ^^° cya, cu ^-^ Kapitel 139: "Ich will sie fallen sehen. Aber ich will nicht mit ihnen fallen." ------------------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 139) Titel: Close Distance Teil: 139/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Immer noch Donnerstag. Der Tag, nach dem Ran von Farfarello „angekratzt“ wurde ^^° Mit diesem Teil ist er aber endlich abgeschlossen ^^° Das Wochenende ist also näher gerückt und damit auch der Tag, an dem Yun-kun endlich mal den Mund aufmacht *grins* Dieses Mal alles aus Crawfords Perspektive ^^ Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Die Arbeit hat wieder Spaß gemacht, weniger lustig ist jedoch, dass bei uns jetzt die 50-Stunden-Woche herrscht, weil es so viel zu tun gibt. Auf der anderen Seite bedeutet das aber, dass ich höchstwahrscheinlich als Ausgleich die Woche zwischen Weihnachten und Neujahr frei bekomme. ^^ Peter Pan habe ich mir auch angeguckt und fand den Film gut gemacht. Der andere Film mit Robin Williams bleibt jedoch mein Favorit *grins* Nope, das von CSI: LV hatte ich bisher nicht gehört – danke für die Info *freu* Und Fan von House bin ich schon lange *lach* Bei Amazon steht, dass es die erste Staffel ab Mitte Dezember zu kaufen gibt. Sehr praktisch für Weihnachten ^________^ Ich muss dir zustimmen, Farf ist wirklich von Schuldig fasziniert. Kein Wunder, dass er den Telepathen für sich haben will, ne? ^.~ Und ich bin der Ansicht, dass du Crawford in einem zu schlechten Licht darstellst. Er hätte sicher nichts dagegen, wenn Schuldigs Interesse in andere Bahnen gelenkt werden würde. In den Vergangenheitskapiteln ist er mit Schneider nämlich ganz zufrieden, was in einem späteren Abschnitt vielleicht noch deutlicher wird ^^ Eine Szene allein mit Stephan und Alex geht leider nicht, weil ich nicht aus deren Perspektive schreibe. Aber vielleicht freut dich zu hören, dass du in „RftS“ auch wieder über sie lesen können wirst ^___^ Und Alex wird auch in „CD“ noch mal auftauchen ^^ Erhol dich schön! *knuffel und Gummibärchen rüberschieb* @nai-chan: *lach* So kurz dein Commi war, er hat mich ebenfalls grinsen lassen ^__________^ Ich freue mich ja, wenn jemand Spaß daran hat, die Story zu lesen. Schließlich mag ich selbst sie auch (sonst wäre sie nicht so ellenlang ^^°). Wobei „RftS“ echt das Potenzial hat, mein neuer Liebling zu werden. Wenn die Arbeit nicht so zeitraubend wäre, könnte ich „CD“ endlich mal abschließen, allzu viele Kapitel fehlen nicht mehr *mich hier auf meinen Schreibblock beziehe und nicht auf die bereits online stehenden Teile* Apfelringe sind klasse, so richtig schön sauer *grins* *noch welche rüberreich* Teil 139 „Ich will sie fallen sehen. Aber ich will nicht mit ihnen fallen.“ Der heutige Tag einen Wechsel mit sich gebracht, den er nicht genau beschreiben konnte. Von Rans Seite, ja, da war nichts anderes zu erwarten. Es würde noch eine Weile dauern, bis der Junge sein neues Selbst definiert hatte. Aber warum fiel ihm jetzt erst auf, wie leichtsinnig es war, Ran so einfach in sein Arbeitszimmer zu lassen? Er nahm die Brille ab und warf einen raschen Blick auf den Computermonitor. Nur noch mehr Personalakten, Männer, die Fujimiyas Arbeit fortsetzen könnten. Nichts Kompromittierendes, aber das war keine Entschuldigung. Mit einem leisen Seufzen ließ er den Computer herunterfahren, stellte seine Fassade wieder her, nachdem er aufgestanden war. Dann folgte er Ran, der bereits in Richtung Küche verschwunden war. Für einen Moment schienen ihn wieder violette Augen anzusehen und das damit einhergehende Gefühl war – seltsam. Er schüttelte es ab. Der Tisch war bereits gedeckt, Nagis Arbeit, wie er auf den ersten Blick erkennen konnte. Er nickte dem Telekineten zu, der ihm daraufhin ein schmales Lächeln schenkte. Danach wanderten dunkelblaue Augen zu Ran hinüber und er konnte sehen, wie Nagis Hände sich unbewusst zu Fäusten ballten und wieder entspannten. Dieses kleine Problem gab es ja auch noch. Obwohl es vielleicht gar keines war. Er erinnerte sich noch zu gut an Schneiders Erklärung, genauso wie an den theoretischen Unterricht über PSI-Kräfte. Schuldig hatte Recht gehabt, es _sollte_ unmöglich sein, aber Nagi war der lebende Beweis für das Gegenteil. Sollte er Schneider darauf ansprechen? Der Direktor wusste ohnehin schon viel zu viel… Der Gedanke schmeckte bitter und er verschob die Entscheidung auf einen späteren Zeitpunkt. Stattdessen konzentrierte er sich wieder auf die Gegenwart, nahm neben Ran Platz und erwischte den Jüngeren dabei, wie der zu Schuldig hinüber sah, den Blick gleich darauf hastig abwandte, mit sich rötenden Wangen. >Ich möchte nachher mit dir sprechen.< Im vollen Bewusstsein, dass Schuldig ihn hören und gehorchen würde, ließ er die Aufforderung durch seine Schilde schlüpfen, ignorierte den Orangehaarigen ansonsten aber. Das Abendessen verlief sehr ruhig. Jeder war in seine eigenen Gedanken verstrickt. Schuldig hatte Farfarello in sein Zimmer geschickt und er selbst musste gar nichts zu Ran sagen, damit dieser ebenfalls nach oben verschwand. Nagis Blick ging nachdenklich zwischen ihnen hin und her, ehe der Telekinet die Küche verließ, so dass er mit Schuldig allein zurück blieb. „Ich möchte so etwas nicht noch einmal erleben.“ Grüne Augen blitzten ihn trotzig an. „Was meinst du?“ Schuldig stellte sich nur dumm, das konnte er ihm vom Gesicht ablesen. „Im Krankenhaus. Du hast Ran beeinflusst.“ Sein Gegenüber sah für einen Sekundenbruchteil fast erleichtert aus und er verbarg seine Irritation. War etwa noch etwas anderes vorgefallen? Schuldig grinste vollkommen humorlos. „Stell dir vor, das lag überhaupt nicht in meiner Absicht.“ Und merkwürdigerweise glaubte er ihm. Braun und Grün, fast physisch ineinander verhakt. So anders als der stumme Austausch vorhin mit Ran, aber da war der gleiche Hunger, wie bei dem Rothaarigen. Mit einer erschöpften Geste strich er sich eine Strähne zurück. „Ich dachte, Farfarello wäre endlich genug…“ Fast nur ein Flüstern, doch Schuldig verstand ihn ohne Probleme – in jeglicher Hinsicht. Das Grinsen wich einem kleinen Lächeln. „Es gibt Dinge, die werden sich niemals ändern, egal was passiert. Egal wie sehr Schwarz sich verändert. Oder du.“ Er neigte den Kopf, eine stumme Nachfrage, und Schuldig hob hilflos die Hände. „Du musst es bemerkt haben. Willst du es bloß nicht zugeben? Es fing damit an, dass du diese Vision hattest und seitdem kann man sich nicht einmal umdrehen, ohne dass wieder etwas anders ist. Ich weiß nicht, ob wir auf einen Abgrund zurasen…“ Auch Schuldig war immer leiser geworden und stumm sahen sie sich über den Tisch hinweg an, bis der Orangehaarige sich sichtlich einen Ruck gab und ein halbherziges Lachen ausstieß. Etwas Vertrautes legte sich über das Gesicht des Jüngeren und er wusste, dass Schuldig gerade telepathisch nach etwas lauschte. „Unser Wunderkind unterhält sich gerade mit Ran-chan.“ Die Aussage blieb im Raum stehen, als wollte Schuldig damit etwas beweisen. Und es stimmte wohl. Mit einem knappen Nicken gestand er ihm den Punkt zu, doch der Telepath war noch nicht fertig. „Du hast die Dynamik gestört, aber damit erzähle ich dir wohl nichts Neues. Ich kann nur hoffen, du weißt, was du da tust.“ Ein Lächeln zog an seinen Mundwinkeln. Es geschah selten genug, dass Schuldig so einen Tonfall anschlug, das ganze Wesen des Jüngeren hatte sich in diesem Moment geändert. Verschoben zu der Persönlichkeit, die Schuldig vielleicht hätte werden können. Ohne dieses Talent und den Fluch, das es mit sich brachte. „Es geht doch darum, hm?“ >Diese Veränderung. Hast du wirklich angenommen, ansonsten würde alles beim Gleichen bleiben?< Es widerstrebte ihm, das laut auszusprechen, denn sie näherten sich gefährlichem Terrain. Wie waren sie eigentlich dorthin gelangt? Das Lächeln war in seinen Ansätzen erstorben und auch Schuldigs Miene blieb so ungewohnt nüchtern. Dieses Mal war es der Orangehaarige, der ihm seine Hand entgegenstreckte und nach einem minimalen Zögern trafen sie sich in der Mitte des Tisches. Schuldig schloss für einen tiefen Atemzug die Augen und als sie wieder aufgeschlagen wurden, war der Hunger prägnanter als zuvor – und das Grinsen wieder zurück, wenigstens kurz. „Das wird sich wirklich niemals ändern…“ Mit heiserer Stimme, ehe er die geistige Berührung des Jüngeren spürte. >Ja, darum geht es. Ich will sie fallen sehen.< Wut, undefiniert und dafür umso verzehrender. >Aber ich will nicht mit ihnen fallen.< >Glaubst du, Schwarz wird schwächer?< Seine Gedanken streiften Nagis neue Fähigkeit, die ständige Verbesserung von Farfarellos Zustand. Und die Tatsache, dass der Ire und Schuldig jetzt noch enger verbunden waren. Schuldigs Augen weiteten sich kaum merklich, es folgte ein Kopfschütteln, begleitet von einem nicht ganz echten Lächeln. >Sie machen es mit Absicht… Wenn bei uns schon eine gewisse Distanz bestand, wie wird es dann erst bei normalen Teams sein?< Er verstand, welche Trennung Schuldig vornahm. >Natürlich, niemand der auf Rosenkreuz war, wird eine Verbindung zu seinen Teammitgliedern aufbauen, die von wirklicher Bedeutung ist.< Schuldig wurde nachdenklich. >Wir waren von Anfang an anders.< >Und dieser Unterschied wächst weiter an.< Der Andere musterte die Stelle, wo sich ihre Fingerspitzen berührten, machte aber keine Anstalten, den Kontakt auszuweiten. Eine wesentliche Verbesserung im Vergleich zum letzten Mal. „Du musst auch immer richtig liegen… Sorry, dass ich es gewagt habe, Zweifel anzumelden“, wurde er dann angegrinst. Zurück im Alltag. Er stellte sich um. „Du klingst nicht so, als würde dir etwas Leid tun.“ Das Grinsen wuchs in die Breite. „Woran das wohl liegen mag?“ Damit löste Schuldig die Verbindung, der Blick eine Sekunde lang glasig. Der Orangehaarige stand auf und ging, ohne ein weiteres Wort geäußert zu haben. Er sah ihm nach. Schuldig hatte auch Angst vor dem, was geschehen könnte. So wie jeder von ihnen. Das Wohnzimmer war leer und dunkel, als er nach oben ging. Das war ungewöhnlich, gleichzeitig aber ein irgendwie passender Abschluss für diesen Tag. Es war noch zu früh, um schlafen zu gehen, doch für eine Fortsetzung seiner Arbeit brachte er keine Energie mehr auf und um fernzusehen war er nicht in der richtigen Stimmung. Ran saß wieder auf dem Fußboden, als er sein Zimmer betrat, obwohl hier gar keine Notwendigkeit dafür bestand. Den Kopf über das blank gezogene Katana gebeugt, bemerkte der Rotschopf seine Anwesenheit nicht gleich, gab ihm so ausreichend Gelegenheit, den Anblick in sich aufzunehmen. Finger strichen sanft über den mehrfach gefalteten Stahl, dann wurde die Klinge so gehalten, dass das Licht der Deckenbeleuchtung davon reflektiert wurde. Violette Augen schienen jeden einzelnen Kratzer abzutasten, hoben sich erst, als er neben dem Jüngeren in die Hocke ging. Das mitgeführte Glas und die Zeitschrift befanden sich da bereits auf dem Tisch. „Möchtest du trainieren?“ Ran schüttelte den Kopf. „Nein, nicht hier…“ Ein schnelles Lächeln. „Obwohl Sensei es wahrscheinlich befürworten würde, wenn auch nicht unbedingt mit einer echten Waffe.“ Der Blick ging zurück zum Katana. „Verändert sich eigentlich mein Stil, wenn ich hiermit übe?“ Er dachte über die Frage nach. Einen gewissen Einfluss würde das sicherlich haben, aber viel wichtiger war Rans Einstellung. Das jedoch wollte er ihm nicht unbedingt sagen. „Ein wenig…“, beließ er es daher bei einer unvollständigen Antwort. „Hm…“ Ran war fast hypnotisiert von dem Katana, befreite sich aber selbst daraus und schob es schließlich in seine Hülle zurück. Ein Stück Helligkeit schien damit zu verschwinden. Geschmeidig stand der Rothaarige und brachte das Schwert zu seinem angestammten Platz, während er selbst sich auf der Couch niederließ. Seine Gedanken weilten nur kurz bei der Überlegung, wann er die eigentlich zum letzten Mal wirklich genutzt hatte, dann griff er auch schon nach der Zeitschrift. Ohne sie jedoch gleich aufzuschlagen. Ran kehrte zu ihm zurück, entdeckte den Saft und vergewisserte sich kurz, dass dieser für ihn gedacht war. „Danke sehr.“ Ihm war klar, dass Ran gerade erst beim Abendessen etwas getrunken hatte, aber gleichzeitig wusste er auch, dass der gestrige Vorfall immer noch seine Nachwirkungen hatte. Ran berührte flüchtig den Rand des Glases, wie um sich vom tatsächlichen Vorhandensein zu vergewissern, trat danach an das Bücherregal heran. Beinahe neugierig wartete er Rans Wahl ab, der sich schließlich für einen Thriller entschied. Er registrierte es mit einem Anklang von Amüsement. Er hatte sich diese Bücher gekauft, um sein Japanisch zu üben und seit Rosenkreuz hatte der Inhalt oft genug Belustigung in ihm wachgerufen. Verschwörungen verloren wirklich ihren Reiz, wenn man für die mächtigste Schattenorganisation der Welt arbeitete. Im Gegensatz zu Schuldig kam Ran ohne eine ständige Bestätigung seiner Selbst aus, setzte sich einfach still neben ihn und begann zu lesen. Er tat es ihm gleich und vertiefte sich in seine Zeitschrift, sagte nichts, als Ran sich später gegen ihn lehnte. Es brauchte einen Moment der Gewöhnung, aber irgendwie war die von dem Jüngeren auf ihn übergehende Wärme angenehm. Ran war eingeschlafen. Das Buch lag am Rand der Couch, kurz davor zu Boden zu fallen. Er griff danach und die Bewegung war genug, um den Rothaarigen aufschrecken zu lassen. Eine Hand rieb etwas unkoordiniert über violette Augen, die sich danach auf ihn richteten. „Es wird Zeit ins Bett zu gehen.“ Er wartete ab, bis Ran soweit zu sich gekommen war, um sich richtig aufzusetzen, erhob sich dann. Erst als er bereits die Zimmertür erreicht hatte, stand Ran ebenfalls auf und der Ansatz zu einem Lächeln lag auf seinen Lippen, bevor er den Raum verließ. Ran hatte wieder den Schlafanzug an, als der Jüngere sich neben ihm aufs Bett setzte. Zu viel Stoff, es ließ Ran jünger und angreifbar wirken. Ran drohten bereits die Augen zuzufallen, was den Rothaarigen aber nicht davon abhielt, ihn in eine Umarmung zu ziehen. Warme Lippen, weich und nachgiebig. Er weitete den Kuss nicht aus, sondern drückte Ran sanft aber unnachgiebig auf die Matratze, legte sich dann auch hin und zog die Decke über sie beide. Ran protestierte leise, doch es lag nicht viel Überzeugung darin und kurz darauf schlossen sich Finger um sein Handgelenk. Das Gefühl besaß schon fast eine gewisse Vertrautheit. Er hörte noch, wie Rans Atem in die Gleichmäßigkeit des Schlafes hinüber glitt, ehe er selbst einschlief. Dieses Mal wachte er vor seinem Wecker auf und seine erste automatische Reaktion war, danach greifen zu wollen, um den Alarm abzustellen. Dann aber registrierte er das warme Gewicht eines Armes und ließ von seinem Vorhaben ab. Der Ärmel war nach oben gerutscht, so dass er die Makellosigkeit blasser Haut sehen konnte. Die feinen Schnitte, die das Katana hinterlassen hatte, waren inzwischen verschwunden und die neueste Verletzung befand sich am anderen Arm. Bevor er wirklich merkte, was er eigentlich vorhatte, glitten seine Fingerspitzen auch schon über die entblößte Haut hinweg und es dauerte nicht lange, bis Ran sich zu regen begann. Er ließ ihm nicht die Zeit, richtig wach zu werden, änderte ihre Position so, dass Ran unter ihm liegen kam. Vom Schlaf schwere Arme schlangen sich um seinen Hals, während seine Lippen flüchtig über Rans Wange wanderten, weiter über dessen Kehle. Ein Schauer lief durch den Jüngeren, ließ ihn die Umarmung lösen, was ihm die Gelegenheit gab, die Knöpfe zu öffnen und so noch mehr Haut freizulegen. Er wollte ihn plötzlich in Besitz nehmen, für sich beanspruchen und diese Regung erschütterte ihn innerlich, bevor er sie zurückdrängen konnte. Ein zittriger Atemzug, als seine Zunge sich versteifende Brustwarzen umspielte, dann bog Ran den Rücken durch. Seine Hände lagen inzwischen an dessen Hüfte, zu fest, wie er wusste, doch er lockerte den Griff nur so lange, wie er brauchte, um die Hose herunterzustreifen. Jetzt kam ihm entgegen, dass sie eigentlich zu groß für Ran war. Rans Finger hatten sich ins Laken gekrallt, aber die bis eben zusammengekniffenen Augen flogen jetzt auf, erschrocken. „Was...?“ Dann hatte er seinen Mund auch schon über Rans Erektion gesenkt und der Rest der Frage ging in einem unverständlichen Aufstöhnen unter. Er entspannte die Muskulatur seiner Kehle, stellte fest, dass das wohl zu den Dingen gehörte, die man auch nicht verlernte, aber die Erinnerung an eisblaue Augen war schnell wieder verschwunden. Nur Ran blieb übrig, die Hitze, der Geschmack, die von seinem Griff unterbundene Bewegung des Beckens. Einmal blickte er auf, um zu sehen, dass Rans Augen wieder geschlossen waren und wie um weitere Lautäußerungen zu verhindern, biss der Jüngere in das weiche Fleisch seines Handballens. Schübe von Anspannung liefen durch Ran, als er seine Bemühungen intensivierte und es dauerte nicht lange, bis der Rothaarige sich aufsetzte und ihn unwillkürlich wegzuschieben versuchte. Er ließ sich davon nicht stören und eine Sekunde später war es schon zu spät. Rans Aufschrei wurde durch dessen eigene Hand gedämpft, der dabei aufblitzende Schmerz hatte überhaupt keine Chance, die über den Rothaarigen hereinbrechenden Sensationen zu durchdringen. Etwas in ihm war zufrieden. Und er lächelte, ohne es zu merken. ~TBC~ Irgendwie finde ich, dass dieser Teil ein wenig seltsam geworden ist o.O Kann bloß nicht den Finger drauf legen… cya, cu ^-^ Kapitel 140: "Rückblicke LII - Lasst, die ihr eingeht, alle Hoffnung fahren" ---------------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 140) Titel: Close Distance Teil: 140/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: So, heute gibt es endlich mal einen Hinweis auf das Buch, das Crawford Schu geschenkt hatte. Erinnert sich überhaupt noch jemand daran? ^^# Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Teil 140 „Rückblicke LII - Lasst, die ihr eingeht, alle Hoffnung fahren“ „Aber vielleicht auch meine, Crawford. Auch meine…“ Nach diesen Worten war Schuldig ruckartig aufgestanden und zu dem anderen Bett hinübergegangen. Er nutzte die wiedererlangte Freiheit, um sich aufzusetzen. Und sah zu, wie der Orangehaarige Jei unsanft wachrüttelte. Das war unüberlegt, wenn man bedachte, wie gewalttätig der Junge werden konnte. Aber Schuldig hatte das Glück, dass Jei wohl kein Interesse daran hatte, ihn zu verletzen. Der Ire blinzelte zunächst nur, wurde aber überraschend schnell munter, sobald er Schuldig erkannte. Erwartung flammte in dem bernsteinfarbenen Auge auf, die der Andere entweder nicht registrierte oder ignorierte. „Hoch mit dir, Frühstück ist da.“ Und das hatte Jei wirklich nötig. Wie auch immer sich der Junge bisher durchgeschlagen hatte, Mahlzeiten waren dabei zu kurz gekommen. Der Ire streckte sich, richtete seine Aufmerksamkeit dann auf ihn. Vielleicht hätte man auf den Gedanken kommen können, dass Jei ihn eben erst bemerkt hatte, aber so war es nicht. Jeis Blick verriet das nur zu deutlich. „Hör auf ihn“, erwiderte er auf die stumme Frage darin. Jei nickte und stand auf, Aufmerksamkeit zurück auf Schuldig. Der seufzte. „Noch ist er nicht dein Boss, also zeig ein bisschen mehr Selbständigkeit.“ Der Jüngere entblößte lächelnd seine Zähne. „Ich weiß, wie ich meinen freien Willen zu nutzen habe.“ Schuldig verzog das Gesicht. „Was immer du sagst.“ Damit steckte er die Hände in die Hosentaschen und verließ den Raum. Jei nahm sich die Zeit, ihn nun einer näheren Betrachtung zu unterziehen, ohne preiszugeben, was ihm dabei durch den Kopf ging. Er saß einfach nur da und ließ es geschehen. Sie würden beide in Zukunft miteinander klarkommen müssen. Und noch stand nicht fest, wie sie dorthin gelangen sollten. Schließlich stand Jei auf und wartete ab, dass er das Gleiche tat. Sie schlossen sich Schuldig an, der bereits zu essen begonnen hatte. „Farfarello der Pirat. Eine ganz neue Variante.“ Schuldig war inzwischen wieder besserer Laune, hatte Jei einen frischen Verband angelegt und dann noch die Augenklappe aus dem Verbandskasten gezerrt. Nun betrachtete der Orangehaarige kritisch sein Werk, nickte zufrieden. „Damit fällst du zwar immer noch auf, aber zu viel Aufmerksamkeit wirst du schon nicht erregen. Ich habe nämlich keinen Bock, dich die ganze Zeit abzuschirmen.“ Schuldig hatte wirklich gute Arbeit geleistet. Zwischen Auge und der schwarzen Klappe lag ein Stück Müll, so dass man eine normale Verletzung vermuten würde. Und Jei hatte ausreichend Sachen an, dass kaum noch Narben zu sehen waren. Der Jüngere betrachtete sich im Spiegel, zeichnete den Rand der Augenklappe nach, neugierig. Was die Frage aufwarf, ob er jemals die Gelegenheit gehabt oder genutzt hatte, sich sein zerstörtes Gesicht genau anzusehen. Schuldig sah sein Abbild im Glas, drehte sich zu ihm um. „Wir können los. Es sei denn, du willst dich noch von Stephan verabschieden.“ Seine Mundwinkel bewegten sich ein paar Millimeter nach oben, aber die braunen Augen blieben kalt. Er antwortete nicht, was auch gar nicht erforderlich war. Anscheinend hatte Schuldig die Szene doch noch nicht überwunden. Er würde ihn jedoch nicht darin bestärken, mit diesem Verhalten fortzufahren. Sie gingen, ohne dass ein weiteres Wort zwischen ihnen gefallen wäre. Jei begann allmählich unruhig zu werden, als sie schließlich das Flughafengebäude in München verließen. Nervöse Energie lag unterschwellig hinter jeder Bewegung und die Passanten wurden regelrecht danach abgesucht, ob sie ein passendes Opfer darstellen würden. Er war froh, dass Jei im Moment keine Waffe am Leib trug, gab sich aber nicht der Illusion hin, damit sei alle Gefahr gebannt. Wenigstens verhielt sich sein Talent ruhig und so gab er Schuldig wie versprochen die Gelegenheit, sich mit neuen Sachen einzudecken. Trotz der Kälte wartete er jedoch draußen mit Jei, bis der Orangehaarige zurück war. „Fertig?“ „Ja.“ Schuldig nickte mit einem breiten Grinsen. Er schien immer noch Gefallen am Einkaufen zu finden. Der Gedanke rief Belustigung hervor und Schuldig sah ihm das an. „Wehe du sagst jetzt etwas“, bekam er zu hören. „Das lag nicht in meiner Absicht.“ Jei konnte dem kurzen Austausch nicht ganz folgen, schien sich sowieso mehr für ihre Umgebung zu interessieren. „Was soll das sein?“ Einige Buden waren gemeint, die nicht weit von ihnen standen und von denen unter anderem der Geruch nach Glühwein herüberzog. „Ein Weihnachtsmarkt“, lautete sein Urteil. „Zumindest der Beginn eines solchen.“ Der Ire konnte mit der Auskunft augenscheinlich nicht viel anfangen, hielt sich jedoch an einem bestimmten Begriff fest. „Weihnachten…“ Das bernsteinfarbene Auge funkelte wild, voller Angriffslust. Es wurde Zeit, von hier wegzukommen. „Der Wagen wartet.“ Schneider hatte ihnen wieder seine Limousine geschickt und den Fahrer hatte er vorhin verständigt. Schuldig sah für einen Moment enttäuscht aus, dann verschlossen sich dessen Gesichtszüge. Jeis Aufmerksamkeit wurde von dem Mienenspiel eingefangen. „Wohin fahren wir jetzt?“, wollte der Ire wissen, den Weihnachtsmarkt vergessend, während sie sich dem vereinbarten Treffpunkt näherten. „In die Hölle“, lautete Schuldigs Kommentar, die Stimme schwankte zwischen Zynismus und Bitterkeit. „Ah…“, war die einzige Antwort. Und dann erreichten sie auch schon den Wagen. Jei hatte eine Bank für sich, da Schuldig nicht geneigt schien, neben dem Iren zu sitzen. Stattdessen bekam er selbst Gesellschaft. Dieses Mal schlief Schuldig nicht. Er hatte keine Ahnung, ob der Telepath sich wieder in den Köpfen fremder Leute herumtrieb, der abwesende Blick schien jedenfalls darauf hinzudeuten. Vielleicht versuchte Schuldig auch nur, mehr über Jei zu erfahren. Der war wieder ruhiger geworden, sah den Kopf gegen die kühle Scheibe gelehnt aus dem Fenster. Die Zeit verging nur langsam, aber für Schuldig noch nicht langsam genug. Weshalb ihn auch nicht die Begrüßungsworte überraschten, die der Orangehaarige an Jei richtete, als sie durch das Tor fuhren: „Der Eingang bin ich zu der Stadt der Schmerzen, Der Eingang bin ich zu den ew'gen Qualen, Der Eingang bin ich zum verlor'nen Volke. Lasst, die ihr eingeht, alle Hoffnung fahren.“ „Du hast ein paar Zeilen ausgelassen“, sagte er leise. Schuldig zuckte nur mit den Schultern. „Das reicht.“ Und damit hatte er wohl Recht. „Crawford. Wie ich sehe, haben sich keine Probleme ergeben.“ Sie hatten kaum das Gebäude betreten, als Schneider sie auch schon begrüßte. Zweifellos hatte der Direktor eine Nachricht seines Fahrers erhalten und dann ihre Annäherung verfolgt. Er lächelte, entspannte sich unmerklich. Ab jetzt fiel Jei in die Verantwortung von Rosenkreuz. Bis der Ire offiziell seinem Team zugeteilt werden würde. Jei hingegen war ganz gespannte Aufmerksamkeit. Das bernsteinfarbene Auge hatte für keine Sekunde Schneider verlassen, seit der in Jeis Blickfeld geraten war. Ein Raubtier, kurz vor dem Sprung – weil es wusste, dass darin seine einzige Chance lag, ein Fluchtversuch zwecklos war. Und dabei hielt Schneider sich zurück, so wie bei ihrem Kennenlernen. Die fast erdrückende Präsenz von Autorität war nicht zu spüren, als sich der ältere Mann ihnen näherte. Schuldig gelang es ziemlich gut, sich praktisch unsichtbar zu machen, Jei jedoch trat einen Schritt vor. Die rechte Hand hatte sich dorthin bewegt, wo der Ire sonst wohl ein Messer trug, fand aber keins vor. Er ‚sah’ keinen Angriff, stellte sich nichtsdestotrotz neben Jei, um ihn notfalls zurückhalten zu können. Schneider lächelte ein sehr schmales und sehr kaltes Lächeln, erwiderte mühelos Jeis Blick. „Du bist also auf der Suche nach Rache?“ Ein leises Grollen war die einzige Antwort. Und dann verließ die Anspannung abrupt den Körper des Teenagers und Jei sah zu Boden. Kapitulation. Der Direktor nickte zufrieden, bevor sich eisblaue Augen auf ihn richteten. „Bring ihn zur Krankenstation, Crawford. Deinen Bericht möchte ich morgen haben.“ „Jawohl, Herr Schneider.“ Sein Gepäck wurde auf Befehl des Deutschen weggebracht, dann ging der Ältere. Sie waren nicht ganz allein, nachdem Schneider fort war. Ein paar Schüler beobachteten sie neugierig aus sicherer Entfernung. Auch Schuldig bemerkte die Zuschauer – und bei einem Telepathen sollte man „sichere Entfernung“ besser anders definieren. Seine Mundwinkel zuckten, als er sah, wie Schmerz über die Gesichter der anderen glitt. Schuldig hatte mal wieder Kopfschmerzen verteilt. „Die sollten sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern.“ An niemanden im Bestimmten gerichtet. Der Orangehaarige war eindeutig nicht froh darüber, zurück zu sein. Und er selbst? Sah diese Einrichtung nicht mehr als das Gefängnis, als das es Schuldig noch erscheinen musste. Sein Spielraum war größer geworden und was ihn weiterhin einschränkte – stets einschränken würde – war nicht an Rosenkreuz allein gebunden. Es war der Preis, den jeder auf die eine oder andere Weise zu zahlen hatte. „Du kannst gehen. Und für morgen bist du vom Unterricht freigestellt.“ So würde Schuldig Zeit haben, sich ausreichend zu akklimatisieren. Sein Talent hatte ihn darauf aufmerksam gemacht, dass es sich der Telepath morgen sonst mit einigen Lehrern verscherzen würde – mehr noch als üblich. Schuldig rang sich ein Lächeln ab. „Danke, mein zukünftiger Anführer.“ Es steckte nicht _nur_ Ironie in den Worten. „Dann mach es mal gut, kleiner Dämon. Man sieht sich.“ Ein lässiges Winken und Schuldig verschwand mit dessen Gepäck in Richtung Unterkunft. Jei hüllte sich zunächst in Schweigen und schien über etwas nachzudenken. Doch noch ehe sie ihr Ziel erreichten, stellte der Ire die Frage, die ihn so offensichtlich beschäftigte. „Woher habt ihr eure Fähigkeiten?“ Er konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. „Du kannst mir glauben, dass sie schon lange daran arbeiten, das herauszufinden.“ Wieder ein Moment des Überlegens. „Sein Widersacher muss Ihm einen Teil Seiner Macht gestohlen und unter die Menschen gebracht haben.“ Interessanter Gedanke. „Es steht dir frei, das zu glauben.“ Jei zeigte ein nicht normal wirkendes Grinsen. Morgen sollte er also erst Bericht erstatten. Würde er diese Nacht demnach keinen Sex haben. Er war sich nicht ganz sicher, wie er darüber denken sollte, aber sein Körper meldete unmissverständlich Enttäuschung an. Das Gepäck wartete in seinem Quartier auf ihn und er holte das Notebook heraus, um den letzte Nacht begonnenen Bericht zu beenden. Es dauerte nicht lange, so dass er pünktlich zum Abendessen im Speisesaal erscheinen konnte. Neuberts Abwesenheit stach ihm als erstes ins Auge. Der alte Precog hatte fast schon zum Inventar auf Rosenkreuz gehört. Nun blieb dessen Stammplatz frei und er hatte keine Skrupel, sich dort hinzusetzen. Er wurde angesehen, als hätte er ein Sakrileg begangen. Eisiges Schweigen herrschte, bis sein Tischnachbar sich schließlich räusperte. „Haben Sie bereits davon gehört, was mit Herrn Neubert geschehen ist?“ Es wurmte den Älteren sichtlich, höflich zu ihm sein zu müssen, obwohl er keinen richtigen Rang bekleidete. „Nein, habe ich nicht.“ Er hatte es nur gesehen. „Herr Neubert wird nicht mehr nach Rosenkreuz zurückkehren.“ „Tatsächlich?“ In diesem Wort schwang etwas mit, das den Anderen die Stirn runzeln ließ. Seine Lippen kurvten in ein schmales Lächeln. „Hat sein Talent die Oberhand gewonnen?“ Das war, was mit den meisten Precogs geschah: ein letztes Mal strahlte ihre Gabe, sie _sahen_ - und brannten aus. „Darüber ist niemand informiert worden, der Direktor natürlich ausgenommen.“ „Dann werde ich wohl ihn fragen müssen.“ Das hatte die gewünschte Wirkung, nämlich dass für die nächsten Minuten wieder Schweigen herrschte. Selbst unter dem Lehrpersonal war Schneider mehr gefürchtet als beliebt. Sein Lächeln vertiefte sich für einen Moment, bis eine fragende geistige Berührung ihn im Saal nach einem bestimmten Tisch, einer bestimmten Person suchen ließ. Schuldig. Ihr Blick traf sich. >Die Abwesenheit von Herrn Neubert sorgt hier für einiges Gerede.< >Die Lehrer wissen bereits, dass er nicht zurückkommt, kennen den Grund aber nicht.< Ein kaltes Grinsen breitete sich auf Schuldigs Gesicht aus. >Würde sich auch gar nicht gut machen, wenn die Wahrheit bekannt werden würde.< Auch wenn Schuldig als Telepath so gut war, dass niemand – außer einer Person – diese Unterhaltung belauschen können dürfte, blieben sie vorsichtig. Er neigte den Kopf, eine Geste der Zustimmung, wandte sich dann einem anderen Thema zu. >Was ist mit Jei?< Der Jüngere zögerte merklich. >Ich kann ihn nicht erreichen, vielleicht ist er in einem isolierten Raum untergebracht. Aber ich habe bei ihm generell mehr Schwierigkeiten. Sein Verstand ist… seltsam.< Das Eingeständnis fiel Schuldig sichtlich schwer – und er begrüßte die Ehrlichkeit des Orangehaarigen in diesem Punkt. Schwächen an sich waren nicht so schlimm, erst dadurch, dass sie ignoriert wurden, wuchsen sie zu echten Problemen heran. >Du wirst noch genug Zeit haben, dich anzupassen.< Ein Hauch von Belustigung durchzog seine Bemerkung. Diesmal saß Schuldigs Grinsen etwas schief. >Genau das ist auch meine Befürchtung.< Und damit wurde die Verbindung gekappt, jeder konzentrierte sich wieder auf sein Essen. Das Gespräch war nicht unbemerkt geblieben, dazu hatten sie zu offensichtlich agiert, aber niemand sprach ihn darauf an oder ließ auch nur einen Funken Neugier erkennen. Dafür wurde jedoch der ursprüngliche Faden wieder aufgenommen. „Möglicherweise ist Herr Neubert letztendlich wirklich ausgebrannt. Er hatte Angst davor, seit es bei seinem Freund passiert ist. Dem einzigen, den er hier wohl hatte.“ Ach ja, schon begannen die Gehässigkeiten. Er suchte den Blick des Empathen. „Freund?“, hakte er nach. „Ein anderer Precog. Das war vor Ihrer Zeit. Befürchten Sie eigentlich nicht, dass Sie das gleiche Schicksal ereilen wird?“ Man hätte die Frage vielleicht als kollegiale Besorgnis interpretieren können. Aber nicht hier. Es war einer dieser winzigen Nadelstiche, die den Umgang der meisten hier kennzeichnete. „Nein.“ Auch wenn der Andere ein Empath war, seine Gefühle waren vor dem älteren Mann sicher – selbst wenn er tatsächlich Besorgnis empfunden hätte. In braunen Augen stand leiser Spott, weil sie beide wussten, dass dieser Angriff ins Leere gelaufen war. ~TBC~ *grins* Crawford ist zurück auf Rosenkreuz. Das heißt, in den nächsten Teilen kann ich ihn wieder mit Schneider zusammenbringen ^^ Das Zitat ist aus dem schon ein paar Mal erwähnten Buch, das Crawford Schuldig geschenkt hat ^.~ Wenn ihr den Titel wissen wollt, müsst ihr einfach nur nach der letzten Zeile googeln. Aus demselben Buch ist übrigens auch Farfs Name. cya, cu ^-^ Kapitel 141: "Kein Mensch kann nur von Pizza leben" --------------------------------------------------- Close Distance (Teil 141) Titel: Close Distance Teil: 141/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Freitag. Und Ran geht wieder zur Schule ^^ Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Teil 141 „Kein Mensch kann nur von Pizza leben“ Er fühlte sich, als hätte sich sein Körper irgendwann in Pudding verwandelt. Es war schon schwer genug, nur die Augen zu öffnen, jede weiter gehende Bewegung schien ein Ding der Unmöglichkeit. Crawford-san saß neben ihm und lächelte auf ihn herunter, Zufriedenheit in den braunen Augen. In diesem Moment sah der Schwarzhaarige tatsächlich jünger aus, es fiel ihm nicht schwer, sich den Anderen als Teenager vorzustellen. Und dann schaffte er es doch, wenigstens einen Arm zu heben, um Crawford-san neben sich zu ziehen. Ein warmer Körper, auch durch den Stoff des Schlafanzuges hindurch. Das war unfair. Er wollte durch nichts von ihm getrennt sein. Er drückte sich an den Älteren und fühlte dessen Erektion, was ihn rot werden ließ. Das war nicht richtig, aber konnte er…? Allein der Gedanke an das, was der Amerikaner getan hatte, dirigierte seinen Blutstrom um. Seine Finger glitten über die Knopfleiste und das Oberteil fiel auseinander. Er legte den Kopf auf Crawford-sans Bauch, nicht müde, vielleicht immer noch erschöpft. Stille erfüllte das Zimmer, wurde ihm jetzt erst bewusst. Da waren nur seine Atemzüge und die von Crawford-san. Nur sie beide und sonst nichts. Schließlich wich auch die Hose und es stellte sich heraus, ja, er konnte es. Seine Finger zitterten, als er die Badezimmertür hinter sich schloss. Er konnte immer noch Crawford-san schmecken. Die Lippen berührend fiel sein Blick auf den Spiegel und er begegnete seinen eigenen geweiteten Augen. Ihm fiel das dümmliche Lächeln auf, das auf seinem Gesicht lag und hastig verwandelte er es in ein Grinsen. Das war seltsam gewesen, aber gleichzeitig wollte er es wieder tun. Hitze färbte seine Wangen rot und er stellte sich unter die Dusche, um seinen Herzschlag wieder zu beruhigen. In dem Rauschen gelang es ihm, sich für ein paar Minuten selbst zu verlieren. Die Küche war leer und als erstes kümmerte er sich um die Kaffeemaschine. Danach deckte er den Tisch, bereitete nebenbei sein Bento vor – und das für Nagi. So konnte er sich wenigstens für die anderen beiden Male revanchieren. Er lächelte. Der Mittelschüler hatte ihm gestern erzählt, dass er in der Schulde auf Yunshiro getroffen war. Nagi hatte nichts verraten gehabt, aber in den dunkelblauen Augen hatte ein leiser Vorwurf gestanden, egal wie neutral die Miene des Jüngeren geblieben war. Unbewusst legte er eine Hand auf seinen linken Oberarm, eine Spiegelung der Geste, als Nagi ihn gefragt hatte, ob er die Verletzung sehen dürfte. Die eigentlich kaum noch vorhanden war. Der Jüngere war vorsichtig gewesen, die Berührung seiner Finger beinahe heiß. Nagi schien sich auszukennen und bei Farfarellos Aussehen wunderte ihn das überhaupt nicht. Er kehrte in die Gegenwart zurück, griff gerade nach einer Kaffeetasse, als jemand die Küche betrag. Schuldig, wie er mit leichter Enttäuschung feststellte. Der Orangehaarige steuerte geradewegs auf den Kaffee zu, blind für seine Umgebung. Bevor er wusste, was er tat, stellte er die noch leere Tasse auf dem Kopf des Älteren ab, natürlich ohne sie loszulassen, und errang damit tatsächlich die Aufmerksamkeit des Anderen. „Der ist für Crawford-san.“ Nachdruck lag in seiner Stimme, auch wenn er sich unter dem Blick der grünen Augen unwohl zu fühlen begann. Mit einem verlegenen Lächeln senkte er den Arm wieder. Schuldig musterte ihn noch für einen Moment, nicht so sehr kühl als vielmehr nachdenklich, bevor er grinste. „Keine Sorge, es ist noch genug für deinen Lover da.“ Die Bilder waren wieder in seinem Kopf und er stolperte zurück. Es lag immer noch jenseits seiner Vorstellungskraft, so etwas zu tun, tun zu wollen, aber… Schuldig war ihm gefolgt und hielt ihn fest, bevor er hinfallen konnte. Etwas in dessen Blick änderte sich, es fühlte sich fast wie Bitterkeit an, vielleicht auch Resignation. „Hör auf Ran zu ärgern.“ Crawford-sans ruhige Stimme schob sich in sein Bewusstsein, doch statt die Bilder zu verscheuchen, wurden sie einen Herzschlag lang nur noch deutlicher. Verlangen durchzog seinen gesamten Körper und sein nächster Atemzug blieb irgendwo in seiner Brust stecken. Überraschung blitzte in grünen Augen auf, aber nichts davon schwang in der Antwort des Orangehaarigen mit. „Ich mach doch gar nichts.“ Ein Grinsen in Richtung des Amerikaners. Dann wurde er losgelassen und Schuldig goss sich Kaffee ein, wie dieser es ursprünglich vorgehabt hatte. Er stand einfach nur da, fühlte sich merkwürdig verloren, bis sich eine Hand auf seine Schulter legte, ihm etwas Ruhe schenkte. Kurz wollte er sich einfach umdrehen und Crawford-san küssen, aber ihm war klar, dass der Ältere davon nicht allzu viel halten würde. Doch eines zumindest tat er, nämlich sich zurückzulehnen. „Ich hoffe, er lässt Ihnen etwas übrig.“ „Bisher hat Schuldig das getan.“ Belustigung, als die Hand von seiner Schulter rutschte. Er wollte sich schon mit einem innerlichen Seufzen von Crawford-san lösen, da lag der Arm auf einmal um seiner Taille, hielt ihn, wo er war. Seine Hand kam von ganz allein auf der des Älteren zur Ruhe. Den Kopf über seine Tasse gebeugt, drehte sich Schuldig zu ihnen um. Er wollte sie eindeutig nicht ansehen und tat es auch nicht. „Ich geh mal nachsehen, was Farf so treibt.“ Damit ging Schuldig an ihnen vorbei, sorgfältig darauf bedacht, weder ihn noch Crawford-san zu berühren. Was war nur los? Er legte den Kopf zurück und sah zu dem Älteren hoch. Braune Augen erwiderten seinen Blick regungslos, zunächst jedenfalls, dann weichte etwas in ihnen auf. „Mach dir keine Gedanken um Schuldig. Er braucht erst noch etwas Koffein, um richtig wach zu werden.“ Es war keine Lüge, das konnte er spüren, aber auch nicht die Antwort auf seine stumme Frage. Warme Lippen legten sich auf seine und ließen ihn die Frage vergessen. Er drehte sich in der halben Umarmung um, die Augen schließend und seine Finger glitten durch seidiges Haar, das noch leicht feucht war. Er wollte, dass es niemals stoppte und es tat fast weh, als die Hand verschwand, die bis eben seine Wange umfasst hatte. Er vergrub die Emotion so tief in sich, dass sie sich weder in den violetten Augen noch in seinem Lächeln zeigte, nachdem er einen Schritt zurückgetreten war. „Frühstück ist fertig.“ Crawford-san lächelte ebenfalls, neigte den Kopf. „Dann sollten wir den Kaffee nicht kalt werden lassen.“ Nagi hatte sich ihnen kurz darauf angeschlossen gehabt, aber die anderen beiden hatten sich nicht blicken lassen… Er sah aus dem Fenster, ohne wirklich zu erkennen, was außerhalb des Wagens vor sich ging, lauschte unterbewusst auf das gleichmäßige Brummen des Motors. Seine Gedanken waren bei der Erinnerung an Nagis Gesichtsausdruck, als dieser das fertige Bento entdeckte. Danach waren die dunkelblauen Augen zu ihm gewandert und ein Lächeln hatte an den Mundwinkeln des Jüngeren gezogen. „Ah, ein schlechtes Gewissen bekommen?“ Er hatte lachen müssen. „Tonnenschwer.“ Crawford-san hielt am Straßenrand und Nagi verschwand mit einem kurzen Abschiedsgruß. Er selbst schnallte sich zwar ab, zögerte aber noch einen Moment. Schließlich griff er nach dem Handgelenk des Älteren, führte es zum Mund und küsste die Stelle, wo sich ein Geäst aus Adern unter der Haut abzeichnete. Weich und verletzlich. Er ging, bevor er es nicht mehr tun konnte. Es war noch früh genug, dass das Klassenzimmer fast leer war, als er es betrat. Er packte nicht aus, verschränkte einfach nur die Arme auf dem Tisch und legte den Kopf darauf. Wenn er die Augen schloss, konnte er Crawford-sans Gesicht vor sich sehen. „Da bist du ja wieder!“ Als er den Kopf hob, begegnete er Yunshiros Grinsen, das so viel Erleichterung enthielt wie die Worte zuvor. „Guten Morgen, Yun-kun.“ Er lächelte. Der Andere nahm neben ihm Platz und musterte ihn. „Wie ich sehe, ist es selbst dir inzwischen zu warm geworden. Oder hast du etwa Fieber?“ Die Frage war kaum gestellt, da lag auch schon eine Hand auf seiner Stirn. „Nein, fühlt sich ganz normal an.“ „Freut mich zu hören.“ Sein Lächeln wurde ausgeprägter und er musste aufpassen, sich nicht in die Berührung hineinzulehnen. Zum Glück senkte Yunshiro auch schon den Arm. „Du siehst ein bisschen blass aus, aber das ist ja nichts Neues.“ „Pah!“ In gespielter Entrüstung wandte er sich ab und griff nach seiner Tasche, um seinen Hefter herauszuholen. Yunshiro lachte, aber als er sich wieder umdrehte, erwischte er seinen Freund dabei, ihn aufmerksam zu mustern. Er zog eine Augenbraue hoch, fragend, aber den Anderen rettete das Klingeln zum Stundenbeginn vor einer Erklärung. Der Unterricht selbst zog an ihm vorbei, ohne dass er viel vom Inhalt mitbekam. Seine Gedanken schweiften beständig ab, immer zu einer bestimmten Person. „Hey Ran!“ Eine Hand auf seiner Schulter rief ihn in die Realität zurück. Dunkle Augen sahen ihn besorgt an. „Da dachte ich fast, du hättest gestern nur schwänzen wollen und jetzt schläfst du beinahe im Unterricht ein. Geht es dir wirklich gut?“ Der gestiegene Geräuschpegel verriet ihm nicht nur, dass die Pause begonnen hatte, sondern übertönte auch Yunshiros Frage soweit, dass niemand sonst sie hörte. Was ihm nur recht sein konnte. Bloß nicht unnötige Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Er lächelte verlegen bei dem Gedanken, was ihn ausreichend abgelenkt hatte, um sogar das Klingeln zu verpassen. „Alles in Ordnung“, versicherte er dann seinem Freund. „Langsam sagst du mir das etwas zu häufig“, murmelte dieser und er war sich nicht sicher, ob das für ihn gedacht gewesen war. Im Folgenden riss er sich zusammen und konzentrierte sich besser, was den Unterricht aber nicht wirklich interessanter machte. Und Yunshiro behielt ihn die ganz Zeit im Auge. Die frische Luft half ihm seinen Kopf zu klären. Es war so warm, dass er wirklich froh war, jetzt ein kurzärmeliges Hemd tragen zu können. „Und, was war gestern so los?“, startete er ein Gespräch, kaum dass sie ihren Platz auf der Mauer eingenommen hatten. „Nicht besonders viel“, gestand Yunshiro mit einem schiefen Grinsen ein. „Das Nötige kannst du dir ja übers Wochenende abschreiben.“ „Wie ich mich darauf freue…“ Er klang alles andere als begeistert, machte sich über sein Essen her. „Strafe muss eben sein.“ „Und ich war schon am Überlegen, wirklich mal zu schwänzen. Das lasse ich lieber sein.“ Sie grinsten sich an, wonach Yunshiro neugierig sein Bento beäugte. „Sieht nicht nach Naoe-kun aus.“ Er verschluckte sich beinahe. „Hab ich ja auch selbst gemacht.“ Warum stellte Yunshiro nicht einfach die Frage, die ihm auf der Zunge zu brennen schien? Und warum sagte er ihm nicht einfach die Wahrheit, ohne dass dieser fragen musste? „Und, ist es genießbar?“ Die Frage wurde nicht gestellt. „Noch bin ich nicht von der Mauer gekippt, wie du siehst.“ Es war so einfach. Der Andere beugte sich vor. „Vielleicht tust du ja nur so, als würdest du es essen.“ Mit einem Funkeln in den Augen, das nichts mit dem Versuch ihn aufzuziehen zu tun hatte. „Lass mich mal kosten.“ Sein Handgelenk wurde gepackt und es gelang ihm gerade so, das eben aufgenommene Reisbällchen nicht aus dem Griff seiner Stäbchen zu verlieren. „Nicht übel“, urteilte Yun-kun, nachdem dieser heruntergeschluckt hatte. Sein Handgelenk wurde jedoch nicht losgelassen. Er wurde rot, ohne dass ihm im ersten Moment der Grund dafür klar war, aber als die Verbindung hergestellt war, half ihm das auch kein bisschen weiter. Es machte die Sache eher schlimmer. Sein Freund registrierte seine Reaktion, beschloss, sie auf die leichte Schulter zu nehmen. „Hm, wie es aussieht, bekommst du davon auch etwas mehr Farbe im Gesicht. Also besser als nur ‚nicht übel’.“ Yunshiro grinste, zog die Hand zurück. Und er fragte sich, ob er sich das flüchtige Streicheln dabei nur eingebildet hatte. Der Braunhaarige öffnete sein eigenes Bento. Gekauft, wie man schon an der Verpackung erkennen konnte. Selbst wenn Yunshiros Mutter mal zu Hause war, stand sie selten in der Küche. „Sind sie immer noch auf Geschäftsreise?“ Das Grinsen des Anderen hatte sich in ein Lächeln gewandelt, das unverrückbar wirkte. „Ja, keine Ahnung wann genau sie zurückkommen…“ Yunshiro nahm einen Bissen und beschäftigte sich mit der Aufgabe des Kauens. „Wie wär’s, wenn du heute Abend bei uns isst?“ Der Vorschlag war heraus, bevor ihm bewusst wurde, was er hatte sagen wollen. Und das Aufleuchten in den dunklen Augen sorgte dafür, dass er ihn nicht bereute, auch wenn ihm eine leise Stimme in seinem Kopf Vorhaltungen machte. Das war doch lächerlich… er würde ja wohl eine Nacht ohne Crawford-sans Anwesenheit überstehen! Resolut erwiderte er das Grinsen seines Freundes und ignorierte das Gefühl leichter Übelkeit, als sich sein Magen zusammenkrampfte. „Ist das deiner Tante auch nicht zu viel?“ Ob Yunshiro seinen inneren Zwiespalt bemerkt hatte, konnte er nicht sagen, doch gerade war ihm ein Ausweg geboten worden – den er nicht wählen konnte. Es war ihm in diesem Moment unmöglich, den Anderen zu enttäuschen. „Ach was, ich rufe sie nachher an und es wird schon klargehen. Dann bekommst du endlich wieder was Vernünftiges in den Magen. Kein Mensch kann nur von Pizza leben.“ „Ich schon. Außerdem esse ich nicht nur Pizza“, tat Yunshiro kund, mit indignierter Miene. „Hamburger fallen unter die gleiche Kategorie.“ „Und was ist mit Sushi?“ „Gerade so akzeptabel.“ Sie lachten beide. ~TBC~ Hm, ich glaube, ich habe ein bisschen Mitleid mit Schuldig. Und mit Yun-kun. ^^# cya, cu ^-^ Kapitel 142: "Rückblicke LIII - Ihm war klar, auf wessen Seite du nicht stehst. Aber stehst du auf der anderen?" ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 142) Titel: Close Distance Teil: 142/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Ich habe die beiden so richtig vermisst *Schneider und Crawford anhimmel* ^^ Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: *knuffz* Schön, dass du dich wieder blicken lässt. ^^ Ich kann dir nur zustimmen, die Zeit rast wie nichts. Jupp, beim Praktikum läuft alles prima ^_________^ Hab zwar in der Woche kaum ne Minute Freizeit, aber es macht einfach zu viel Spaß, um stressig zu sein *lach* Das mit deiner Freundin hört sich ja nicht besonders gut an o.O Wirklich lieb von dir, dass du für sie einspringst *Gummibärchen als Belohnung reich* ^.~ Aber red mir bloß nicht von Urlaub, wie es aussieht bekomme ich nämlich zwischen Weihnachten und Neujahr doch nicht frei *sigh* *neidisch guck* Ran war noch nie besonders gut in Sachen „Verarbeitung von Schicksalsschlägen“ – oder wie würdest du das bezeichnen, was er im Original macht? *grins* In meiner Fanfic läuft die Sache einfach in eine andere Richtung, Crawford sei Dank. Und ihm fehlt ja ein offensichtliches Subjekt für die Rache. Hm, Ran hat es schon geschafft, sich in Crawfords Leben zu schummeln. Und auch wenn die Entwicklung für Crawford überraschend sein mag (wobei ich mich frage, wie viel der überhaupt davon mitbekommt *Augen verdreh*), wäre Schneider zum Beispiel nicht so überrascht davon… ^^ Du nennst gleich den Grund, warum Schuldig die Sache nicht so gut aufnimmt *nod* Ich kann ihn verstehen, aber Crawford war nun mal von Anfang an nicht für ihn bestimmt. Auf das Kapitel, wo Schu sich Farf zuwendet, musst du leider echt noch ein bissl warten. Aber was sagt dir eigentlich, dass es nicht andersherum ist? Viel Spaß beim Backen und einen erholsamen Urlaub! *knuddel* @nai-chan: *drop* Ob du es glaubst oder nicht, ich habe nicht mal gemerkt, dass sie das Chapter auf „adult“ gesetzt haben. Und ehrlich gesagt versteh ich nicht so ganz, warum sie das überhaupt getan haben. Es ist kaum graphischer als das, was ich bisher so geschrieben habe und das war wirklich nicht doll (da ich einfach kein Händchen für solche Szenen hab) o.O’’ Ich denke, Yun-kun wird demnächst wenigstens die Genugtuung haben, dass Ran endlich kapiert, was in ihm vorgeht. Zeit wird es ja langsam *lach* Aber du hast Recht, einer bleibt immer übrig und Yunshiro hätte ja einfach früher was sagen können, nicht wahr? (nicht, dass ich so etwas zugelassen hätte… *räusper*) Um so einen Perso muss man sich schon beizeiten kümmern. Ich glaube, meiner läuft nächstes Jahr ab. ^^° Aber bei uns sind sie immer recht fix mit der Ausstellung, wahrscheinlich, weil wir so eine kleine Stadt sind ^^ *zum Abschied noch Gummibärchen reich* Teil 142 „Rückblicke LIII - Ihm war klar, auf wessen Seite du nicht stehst. Aber stehst du auf der anderen?“ „Du bist wieder zurück.“ „Treffend bemerkt.“ Er ließ seinen Koffer neben dem Bett stehen, um sich dann auf selbiges fallen zu lassen. Das Bett quietschte in Protest, doch er ignorierte es. Tobias hatte seinen Stuhl so gedreht, dass der Braunhaarige ihn direkt ansehen konnte. „Und, was stand diesmal an?“ „Wir haben einen Neuen geholt.“ Das würde sich sowieso bald herumgesprochen haben. „Toller Job.“ Der Teleporter grinste. „Du sagst es. Vor allem bei dem Wetter. Wenigstens gibt es hier richtigen Schnee.“ Das erinnerte ihn an die Schneekugel, die sich in seinem Koffer befand. Innerlich schnitt er eine Grimasse. Wenn er ehrlich war, wollte er nur Zeit mit Crawford verbringen – und zwar so, dass der Ältere ihn nicht ignorieren konnte, hinter irgendeiner Zeitung versteckt. Doch als er die Schneekugel gesehen hatte, war ihm eingefallen, dass seine Mutter solche Dinger gesammelt hatte. Es war ihm verboten gewesen, damit zu spielen, aber sie hatten ihn fasziniert, als er noch klein war. Damals hatte er nie daran gezweifelt, dass sich echter Schnee hinter dem Glas befand, hatte ihn berühren wollen. Und eines Tages hatte er genau das getan. Sich eine der Kugeln genommen – obwohl er auf das untere Teil der Schrankwand klettern musste, um ranzukommen – und sie absichtlich fallen gelassen. Das Glas zerbrach, die Flüssigkeit lief aus und alles was er gefunden hatte, war irgendein weißes Zeug, das rein gar nichts mit Schnee zu tun hatte. Er war so enttäuscht gewesen, dass er geweint hatte. So musste die Kindheit wohl normalerweise zu Ende gehen… Ein Traum nach dem anderen zerbrach einfach. Er fing sich wieder, kehrte in die Gegenwart zurück. Als er da im Kaufhaus gestanden hatte, _musste_ er sie einfach kaufen und jetzt war er versucht sie zu behalten. Doch was sollte er mit dieser Erinnerung anfangen? Er wollte nicht an seine Mutter denken. Mit einer ruckartigen Bewegung zog er den Koffer vor sich, öffnete ihn und holte die Schachtel heraus. Tobias hatte gemerkt, dass ihm irgendetwas durch den Kopf ging und ihn nicht aus den Augen gelassen. So fiel es dem Älteren nicht schwer, das Päckchen aufzufangen, als er es in dessen Richtung warf. „Hab dir was mitgebracht. Frohe Weihnachten.“ Der Braunhaarige sah ihn verwirrt an. „Weihnachten?“ Die Verkäuferin hatte es als Geschenk eingepackt und Tobias drehte das Päckchen, als suchte er nach einer Antwort. Dann erhellte ein Lächeln das Gesicht des Älteren. „Ach ja, wir haben fast den Vierundzwanzigsten. Wenn ich mich recht entsinne, dürftest du mir das Geschenk erst dann geben.“ Er stand auf, streckte sich und zog dann endlich die Jacke aus. „Ich pfeif auf Traditionen.“ „Hätte ich mir denken können.“ Tobias lachte, begann das Papier abzureißen, holte schließlich die Schneekugel aus der Verpackung. Er ging zu dem Älteren, eine Hand auf der Rückenlehne, beugte sich zu ihm herunter. „Sie ist hübsch.“ Tobias schüttelte die Kugel, um sie dann auf den Schreibtisch zu stellen. „Jetzt werde ich auch im Sommer wissen, wie Schnee aussieht.“ Mit einem Grinsen. „So war das ja gedacht. Ich kenne doch dein schlechtes Gedächtnis.“ Der Teleporter lachte. „Und ich dachte, dass ich das immer gut überspielt habe.“ Braune Augen richteten sich auf ihn. „Aber ich habe gar nichts für dich.“ „Kein Problem, ich weiß schon was.“ Damit schloss er die letzten Zentimeter und küsste den Älteren, packte ihn am Pullover und zog ihn mit sich hoch. „Ausgezeichnete Idee“, murmelte Tobias gegen seinen Mund. Weitere Worte waren nicht erforderlich. Sie schafften es rechtzeitig zum Abendessen im Speisesaal zu sein, wenn auch nur knapp. Allgemeines Gesprächsthema war Herr Neubert und es erfüllte ihn mit Wärme, genau zu wissen, was passiert war, während alle um ihn herum am Rätselraten waren. Der Austausch mit Crawford vertrieb dieses Gefühl der Überlegenheit aber schnell. Es gefiel ihm nicht besonders, seine Grenzen eingestehen zu müssen und den Rest des Essens brütete er über diesem seltsamen Teenager, mit dem er bald zusammenarbeiten sollte. Farfarello schien nicht wirklich geeignet dafür zu sein. Er ertappte sich dabei, Jei jetzt sogar in Gedanken so zu nennen und ein schnelles Grinsen huschte über sein Gesicht. Dem Iren schien die Bezeichnung zu gefallen, also würde er sie beibehalten. War schließlich angemessen. Dennoch würde er sich um einiges wohler fühlen, wenn er in der Lage wäre, die Gedanken des Jüngeren richtig zu lesen. Ab und an war es ihm gelungen, einen kohärenten Fetzen aufzufangen, aber die meiste Zeit erhielt er nur unverständliches Rauschen. Zumindest war Farfarello leise dabei. Seine Neugier war eindeutig geweckt. Er beschloss, sein Glück bei der Krankenstation zu versuchen. Nach dem Essen natürlich. Und genau das tat er dann auch. Auf seinen Weg dorthin ploppte Farfarello plötzlich auf seinem mentalen Radar auf und er beschleunigte seine Schritte, ehe das Signal wieder verschwinden würde. Hm… Er lächelte. Farfarello war tatsächlich noch hier. Sie mussten ihn aus dem stillen Kämmerlein rausgelassen haben. Er checkte rasch die Umgebung, schlüpfte dann hinein. Farfarello saß auf einer der Liegen und ließ die Beine baumeln. „Sie lassen dich unbeaufsichtigt?“ Ein bernsteinfarbenes Auge richtete sich auf ihn, als der Jüngere beschloss, seine Anwesenheit offiziell zur Kenntnis zu nehmen. Was ihn natürlich nicht annehmen ließ, dass Farfarello ihn nicht schon vorher bemerkt hatte. „Nebenan. Er muss irgendetwas holen. Sie haben mir vorhin eine Spritze gegeben. Soll mich ruhig halten.“ Die wilde Intelligenz in Farfarellos Blick bannte ihn. „Und, wirkt sie?“, wollte er wissen. Es war nicht ganz ein Lächeln, was den Jüngeren die Zähne entblößen ließ. „Vielleicht.“ Ein fast unmerkliches Neigen des Kopfes, als würde Farfarello auf etwas lauschen. Versuchte der Ire seinen Zustand zu beurteilen? Er konnte es nicht sagen. Dann sprach der Andere auch schon weiter. „Aber es wäre auch nicht die Mühe wert, den da zu töten. Ich glaube nicht, dass Ihm das besonders viel ausmachen würde.“ Der gerade zurückgekehrte Arzt bekam nur den letzten Satz richtig mit und war offensichtlich verwirrt. Er selbst übrigens auch – bis er sich an Farfarellos Macke erinnerte und verstand, dass da ein Großbuchstabe im Spiel war. Er grinste. „Ich verstehe. Ich hoffe, sie füttern dich wenigstens, wenn du dir schon solche Zurückhaltung auferlegst.“ Farfarello zuckte nur mit den Schultern. „Ich habe heute doch schon gegessen.“ Leider gewann der Arzt in diesem Moment seine Fassung zurück. „Raus mit dir, du hast hier nichts zu suchen!“ Er setzte ein träges Lächeln auf, als er sich kurz dem älteren Mann zuwandte. „Bin schon weg.“ Dann zu Farfarello: „Wir sehen uns, kleiner Dämon.“ Draußen hielt er kurz inne und kämpfte gegen ein Lachen. Das war interessant gewesen. Leider war er jetzt aber kein bisschen schlauer. ****** „Du hättest etwas länger schlafen sollen“, schalt Schneider ihn, nachdem der Direktor ihn hatte eintreten lassen. Er lächelte. „Ich hätte nicht erwartet, dass Sie so etwas fördern würden.“ Der Ältere schloss die Tür und drehte sich zu ihm um, ebenfalls ein feines Lächeln auf den Lippen. „Im Allgemeinen nicht, aber du hast gestern müde ausgesehen.“ Schneider stand jetzt vor ihm und eine Hand wurde an seine Wange gelegt, während sich eisblaue Augen in seine bohrten. „Ich hatte die Nacht zuvor nicht die Gelegenheit zu schlafen. Es ist niemandem aufgefallen.“ „Ich kenne dich.“ Das Lächeln vertiefte sich. Das war also der Grund gewesen, warum Schneider ihn erst heute hatte wiedersehen wollen. Seine rechte Hand schloss sich ein wenig fester um den Bericht, als er Schneiders Daumen über seine Unterlippe streichen fühlte. „Das tun Sie wohl“, antwortete er, schloss dann die Augen. Er war tatsächlich noch etwas müde, aber das würde sich geben, wenn er erstmal seinen Kaffee getrunken hatte. „Hat Schuldig sich benommen? Er schien gereizt zu sein.“ Er ließ sich Schuldigs Verhalten durch den Kopf gehen, seine Schilde fallen lassend. Schneider reagierte amüsiert auf die Erinnerungen. Auch auf die Tatsache, dass er sich die Nacht in München mit Schuldig ein Bett geteilt hatte. Die Reaktion erleichterte ihn insgeheim. Es war notwendig gewesen, aber das änderte trotzdem nichts an Schneiders Verbot. Der nahm ihm den Bericht aus der Hand und legte ihn beiseite. Er wurde gegen die Wand gedrückt, die Augen immer noch geschlossen. Sein Atem ging schneller, flacher. „Du hattest kaum anders handeln können, also kann ich dir keinen Vorwurf daraus machen.“ Leise Worte neben seinem Ohr. Er begegnete Schneiders Blick und der Ausdruck in den eisblauen Augen enthielt etwas von dem, was der Direktor so selten durchscheinen ließ. Ein Gedanke, den er niemals an die Oberfläche dringen lassen würde. Er war gefangen zwischen der kühlen Wand hinter sich und dem warmen Körper vor sich, schlang die Arme um den Hals der Älteren und lächelte, bevor er sich vorbeugte, um Schneider zu küssen. Der Deutsche nahm die Einladung gerne an. Anders als der Kuss, den er mit Stephan geteilt hatte, um so vieles besser. Schneiders Verstand war ihm noch viel näher als dessen Körper und die Kombination von physischer und psychischer Berührung überwältigte ihn mit Verlangen. Eine Hand fuhr seine Seite entlang, rieb durch den Stoff seiner Kleidung hindurch über seine Haut und erzeugte so noch mehr Hitze. Taille, Oberschenkel und wieder zurück. „Komm mit…“ Er bekam kaum mit, wie sie im Schlafzimmer landeten. Schon vor langer Zeit hatte er es sich abgewöhnt, in dieser Situation die Kontrolle behalten zu wollen. Schneider fing diesen Gedanken auf und lachte gegen seinen Mund. Dessen Finger waren damit beschäftigt, Knöpfe zu öffnen, ihm die Sachen vom Leib zu streifen. Ein sanfter Stoß und er landete auf dem Bett, Schneider über sich. Der nächste Kuss war weniger sanft, die Berührungen wurden nachdrücklicher. Er hatte nichts dagegen einzuwenden. Er schreckte auf, im ersten Moment desorientiert, doch ein schneller Rundblick verriet ihm, wo er sich befand. Mit einem Seufzen ließ er sich zurückfallen, Arm angewinkelt, um seine Augen zu bedecken. Er war tatsächlich eingeschlafen – und Schneider hatte es dabei belassen. Ein trockenes Lächeln zog an seinen Mundwinkeln. Dann gab er sich einen Ruck und stand auf. Seine Sachen warteten ordentlich zusammengelegt auf einem Stuhl auf ihn. Er nahm sie und verschwand im Bad. Nach einer raschen Dusche und so tadellos gekleidet, wie er es bei seiner Ankunft gewesen war, begab er sich anschließend ins Wohnzimmer, wenig überrascht, Schneider dort auf der Couch sitzend vorzufinden. „So war das eigentlich nicht geplant gewesen.“ Der Direktor sah von seinem Bericht auf. „Du hattest Schlaf nachzuholen.“ „Ich bin kein Kind mehr“, wagte er einzuwenden, ging zur Couch hinüber und nahm ebenfalls Platz. Seine Antwort entlockte Schneider ein amüsiertes Lächeln. „Natürlich nicht. Und ich habe dich nicht gezwungen einzuschlafen. Dein Körper weiß am besten, was er braucht.“ Was sollte er dazu noch sagen? Schneider hatte schließlich Recht. Nur weil er in der Lage war, auch unter Schlafmangel zu funktionieren, musste er es ohne Notwendigkeit nicht auch tun. Mit einem leichten Schulterzucken gab er sich geschlagen. Schneider beugte sich zu ihm herüber und überraschte ihn mit einem Kuss. Und genauso wenig verstand er das sich anschließende Lächeln. „Nimm dir etwas vom Kaffee. Hast du Hunger? Es wird bald Mittagessen geben, aber ich habe noch etwas in der Küche.“ Er griff nach der vor ihm auf dem Tisch stehenden Kanne und goss sich eine Tasse der heißen, dunklen Flüssigkeit ein. Allein der Geruch vertrieb schon die letzten Reste von eventuell noch vorhandener Müdigkeit. Schneider musste den Kaffee eben erst aufgebrüht haben und es bestand keine Frage darüber, wie der Ältere es geschafft hatte, den Moment so perfekt abzupassen. Er antwortete erst, nachdem er den ersten Schluck genommen hatte. „Es geht schon. Ich werde bis zum Mittag warten.“ „Warum nur wusste ich schon vorher, dass du das sagen würdest“, schüttelte Schneider den Kopf. Dann floss die Belustigung merklich aus dem älteren Mann heraus. „Ich habe deinen Bericht gelesen. Jei ist also wirklich freiwillig mit dir mitbekommen.“ „Ja. Es kam unerwartet, nach den Dingen, die ich über ihn gelesen habe. Andererseits konnte ich seinen Kreuzzug gegen Gott zu unserem Vorteil nutzen.“ „Mm… ihm war klar, auf wessen Seite du nicht stehst.“ Die eisblauen Augen musterten ihn nachdenklich. „Aber stehst du auf der anderen?“ Die Frage ließ seinen nächsten Atemzug tiefer als beabsichtigt ausfallen. Jei hatte es ähnlich formuliert. Hatte Schneider die Szene zufällig in seiner Erinnerung gesehen? Ruhig erwiderte er den Blick des anderen Mannes. Nein, nichts deutete darauf hin. Er fühlte sich etwas unwohl bei dem Gedanken, dass die beiden etwas sahen, das ihm völlig verborgen blieb. Er zwang sich zu einem Lächeln. „Ich glaube weder an Gott noch an den Teufel, außer insoweit beide Aspekte im Menschen vorzufinden sind. Wie könnte ich also auf _irgendeiner_ Seite stehen?“ „Ja natürlich, wie könntest du…“ Da Schneider dem nichts hinzufügte, warf er selbst eine Frage ein. „Gibt es Jei betreffend schon Ergebnisse?“ „Noch nicht. Herr Stephenson wird ihn heute testen. Danach haben wir immerhin in der Hinsicht Gewissheit, ob Jei ein Talent besitzt.“ „Wenn nicht, bleibt die Frage offen, was er in meinem Team zu suchen hat.“ Er meinte es vollkommen ernst. Schneider griff nach der eigenen Kaffeetasse und trank einen Schluck. „Wofür du ihn einsetzen kannst ist offensichtlich.“ „Und dennoch… Würde Eszett einen Talentlosen in ein Field Team lassen?“ Das war etwas, was Schneider kaum allein arrangieren konnte. Ihm erschien es ja schon wie ein halbes Wunder, dass er überhaupt ein eigenes Team erhalten sollte, ohne vorher in einem gewesen zu sein. „Hast du es nicht geschehen sehen, hm?“ Die Belustigung wurde nicht verborgen, aber er konnte in Schneiders Blick auch um ein Wissen lesen, das ihm anscheinend nicht offenbart werden sollte. Er seufzte. Manchmal war es nervtötend, ein Precog zu sein. Schneider lachte. ~TBC~ *freut sich schon auf die nächsten Chapter mit Schneider und Crawford* ^^ Und sorry an alle, die den Direktor nicht so mögen. Ich gebe ja die Hoffnung nicht auf, dass sich das noch ändert. cya, cu ^-^ Kapitel 143: "Wenn du willst, kannst du mit mir üben" ----------------------------------------------------- Close Distance (Teil 143) Titel: Close Distance Teil: 143/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Was soll ich sagen… außer vielleicht: Endlich! *grins* Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Also die letzte Woche war wirklich arg stressig, damit wir bis Freitag fertig wurden, aber dafür müsste die nächste recht locker laufen ^^ So gleicht sich alles wieder aus *grins* Ab Donnerstag bis Samstag geht es ja zu einem Seminar in Frankfurt. Ich finde es irgendwie cool, dass sogar Praktikanten da mit dürfen ^___^ Schön, dass du deinen Urlaub genießen kannst, auch wenn es nicht ganz ohne Lernerei geht ^^# Bei mir ist bisher keine Weihnachtsstimmung aufgekommen, aber ich denke, die wird sich schon noch einstellen. Spätestens ab dem ersten Advent. Diese „Schneepyramide“ klingt wirklich toll ^^ Ich selbst kann mich nicht daran erinnern, mal mitgeteilt bekommen zu haben, dass in den Kugeln kein Schnee ist. Aber es war so einfach vorstellbar und ich fand, es wäre angebracht, auch mal wieder ein bissl was aus Schuldigs Vergangenheit reinzubringen. Da du meine Original-Charaktere normalerweise magst, finde ich es wirklich schade, dass du mit Schneider nicht warm wirst. Er ist nämlich der erste OC, der mir wirklich ans Herz gewachsen ist. Ich hoffe, du magst ihn dann wenigstens in „RftS“. Aber noch gebe ich die Hoffnung nicht auf, dass er dir hier in „CD“ ein bisschen sympathischer wird. *lieb guck* Jupp, „Only the Ringfinger knows“ kenne ich schon eine ganze Weile. Hatte es mir nämlich auf Englisch gekauft *lach* Weiterhin einen schönen Urlaub! *knuffel* *Gummibärchen rüberschieb* Teil 143 „Wenn du willst, kannst du mit mir üben“ In der nächsten Pause tat er wie versprochen, ging mit seinem Handy nach draußen auf den Flur und rief seine Tante an. Da war ein kurzer Moment des Schweigens nachdem er sich gemeldet hatte, aber gleich darauf war alles normal. Er brachte sein Anliegen vor und wie erwartet hatte seine Tante nichts dagegen, dass er Yunshiro zum Abendessen mitbringen wollte. Ohne es zu wissen lächelte er, als er den Anruf beendete. Bis ihm ein anderer Gedanke kam. Musste er eigentlich Crawford-san Bescheid geben? Er wusste einfach nicht, wie er sich dem Amerikaner gegenüber verhalten sollte, nicht hierbei. Stirnrunzelnd lehnte er sich zurück gegen die Wand, blickte aus dem Fenster auf der anderen Seite des Ganges, ohne wirklich etwas zu sehen. Eigentlich war es sowieso sinnlos, sich den Kopf zu zerbrechen. Er hatte ja nicht einmal Crawford-sans Nummer, wie ihm in dieser Sekunde klar wurde. Es war ein Gefühl, das Frustration nahe kam, das ihn nichtsdestotrotz den Speicher seines Handys durchsuchen ließ. Nicht, dass er sich davon irgendetwas versprach – und so erstarrte er regelrecht, als ihm der Name des Älteren vom Display entgegensah. Er schloss die Augen, einen Arm um sich selbst schlingend, wie um etwas zurückzuhalten. Der Eintrag war nicht verschwunden, als er die Augen wieder öffnete und er drückte die Anruftaste, bevor sich das vielleicht doch noch änderte. Trotz allem war er überrascht, tatsächlich Crawford-sans Stimme zu hören. Eine Gänsehaut überlief ihn, ohne dass er eine Ursache dafür fand und als er den Grund für seinen Anruf vorbrachte, geschah das so hastig, dass ihm danach der Atem fehlte. „In dem Fall werde ich dich morgen von zu Hause abholen.“ Crawford-san klang belustigt, wahrscheinlich war diesem nicht entgangen, wie aufgeregt er war. Er kam gar nicht auf die Idee zu fragen, was der Ältere vorhatte, atmete lediglich ein erleichtertes „Ja“ aus. „Wir sehen uns morgen, Ran.“ Er murmelte irgendetwas zum Abschied, hörte, wie der Andere auflegte und senkte dann das Handy, um es ein wenig ratlos anzustarren. War das eben wirklich passiert? Und warum führte er sich wegen eines Telefonats wie ein Idiot auf? Er riss sich zusammen und genoss den heißen Schauer der Vorfreude bei dem Gedanken, Crawford-san so bald wiederzusehen. „Was ist los, spricht es mit dir?“ Er sah auf, begegnete Yunshiros Blick und sah sich für einen Herzschlag durch dessen Augen. Unwillkürlich lachte er auf. „Stell dir vor, das tat es wirklich, sogar mit der Stimme meiner Tante.“ Sein Freund grinste. „Und was hatte das Handy Wichtiges mitzuteilen?“ „Dass du heute zum Essen eingeladen bist.“ „Tatsächlich… Wie lieb von ihm.“ „Nicht wahr?“ Das Klingeln unterbrach diese immer sinnloser werdende Unterhaltung und rasch huschten sie zurück ins Klassenzimmer. Nach einem Besuch bei Aya hatten sie den restlichen Nachmittag bei Yunshiro verbracht – und natürlich war es ihm wieder nicht gelungen, seinen Freund auf der Playstation zu schlagen. Er hatte schon vor einiger Zeit beschlossen, keinen Ehrgeiz in dieser Richtung zu entwickeln, wohl wissend, dass es hoffnungslos wäre. Zum Abend waren sie rechtschaffen hungrig und als sie schließlich alle am Tisch saßen, war es beinahe wie früher. Yunshiro brachte ein Stück Vertrautheit mit sich, das ihm hier sonst immer fehlte. Anschließend wurden sie von den Zwillingen mit Beschlag belegt, bis Erschöpfung – auf beiden Seiten – dem ein Ende bereitete. „Ich bin so was von k.o.“, ließ sich der Braunhaarige auf sein Bett fallen. „Rück ein Stück, das ist meins.“ Er quetschte sich neben Yunshiro hin, grinste auf ihn herunter. „Keine Kondition, hm?“ „Ich werde mich nie wieder beschweren, dass ich ein Einzelkind bin…“ Die Bemerkung war wie ein kalter Guss. Irgendwie war es ihm gelungen, den Gedanken an seine Schwester in den vergangenen Stunden in den Hintergrund zu drängen. Doch jetzt war er wieder da – und sein schlechtes Gewissen gewann an Gewicht, als ihm bewusst wurde, dass ihm das Verdrängen von Mal zu Mal leichter fiel. Yunshiros Grinsen verblasste ebenfalls. „Sorry…“ Dunkle Augen wurden geschlossen und er sah, wie sein Freund tief durchatmete, angespannt. „Ist doch nicht deine Schuld… nichts davon…“ So schnell konnte die Stimmung kippen. Er hasste das. Seine Hände ballten sich zu Fäusten, während sein Blick jetzt auf dem Tisch ruhte. Alles, nur nicht diese Art von Müdigkeit in den Zügen des Anderen sehen. „Vielleicht sollte ich besser nach Hause gehen“, meinte Yunshiro schließlich. „Nein, du bleibst hier.“ Er rang sich ein Lächeln ab, suchte den Blick seines Freundes. „Für deine Hilfe mit den Zwillingen hast du dir noch ein Frühstück verdient.“ Yunshiro grinste vorsichtig, aber in den dunklen Augen stand noch etwas anderes, das er nicht deuten konnte. „Das kann ich mir natürlich nicht entgehen lassen.“ Er wachte mitten in der Nacht auf, ohne sich an den Traum zu erinnern, der ihn hatte aufschrecken lassen. Es war einer jener Momente, in denen du entweder sofort wieder einschläfst oder aber aus jeder dunklen Ecke eine Bedrohung zu erwachsen scheint, die das Weiterschlafen so schwierig machte. Er verpasste den Augenblick, der den Unterschied bedeutete, da er mit der Wahrnehmung fremder Atemzüge beschäftigt war. Sein erster Gedanke, neben Crawford-san im Bett zu liegen, war falsch und diese Erkenntnis ging mit einem Gefühl der Leere einher, das auf bestimmte Weise viel schrecklicher war als die aus dem konturlosen Alptraum zurückgebliebene Furcht. Yunshiro… es war nur Yunshiro, der auf dem Futon schlief. Er rieb sich über die Stirn, registrierte kaum den kalten Schweiß, schloss dann wieder die Augen und versuchte Ruhe zu finden. Was ihm aus irgendeinem Grund nicht gelingen wollte. Ein paar Minuten später kroch er aus dem Bett, darauf achtend, Yunshiro nicht zu stören und trat an seinen Kleiderschrank. Es dauerte nicht lange und er hielt das gesuchte Hemd in den Händen. Inzwischen gewaschen roch es kein bisschen anders als seine sonstigen Sachen. Aber er wusste wenigstens, dass es Crawford-san gehörte und das war besser als gar nichts. Mit diesem Gedanken zog er es an und verschwand wieder im Bett. Dieses Mal schlief er rasch ein. Die nächtliche Episode war am Morgen fast vergessen, rief sich jedoch deutlich in Erinnerung, als er sich streckte und dabei die Ärmel in Richtung Schultern rutschten. Natürlich, da war ja das gewesen… Bei Lichte betrachtet – im wahrsten Sinne des Wortes – kam er sich etwas albern vor und das zeigte sich in dem schwachen Lächeln, das über seine Lippen huschte. „Morgen…“ Yunshiros leise Begrüßung überraschte ihn, bis eben war ihm nicht klar gewesen, dass der Andere ebenfalls wach war. Violette Augen trafen auf dunkle und die Erwiderung blieb ihm im Hals stecken, als er die Intensität darin wahrnahm. Der Braunhaarige erhob sich, um sich gleich darauf auf die Bettkante zu setzen. Für ein paar Atemzüge geschah gar nichts. Da war nur Anspannung, er konnte sie fast knistern hören. Dann glitten Finger über den Stoff des Hemdes, zupften an einem Ärmel, der prompt über seinen Handrücken rutschte. Endgültiger Beweis, dass es ihm zu groß war, nicht ihm gehörte. „Es ist seins, nicht wahr?“ Yunshiro rang mit irgendetwas, ungewöhnlich blass, aber mit ein paar rötlichen Flecken auf den Wangen. Auf diese Weise nur noch auffälliger. „Schläfst du mit ihm?“ Diese Frage kam so unerwartet, dass er automatisch ein Stück zurückwich. Wie konnte Yunshiro sie nur stellen? Er gab keine Antwort, jedenfalls nicht laut. Etwas in seinen Augen musste ihn verraten haben. Yunshiros Hand, die zwischen sie gefallen war, legte sich genau über sein Brustbein. Warm. Sein Körper begann zu reagieren, während sein Verstand auf Leerlauf geschaltet zu haben schien. „Und ich habe immer gedacht, du würdest dich nur für Mädchen interessieren.“ Nachdenklich, aber die dunklen Augen glühten immer noch. Er schluckte, wollte nicht verstehen, während in seiner Erinnerung kleine Gesten und Bemerkungen aufstiegen, die plötzlich eine ganz neue Bedeutung gewannen. Druck. Und dann lag er wieder, Yunshiro über sich. Braune Haarsträhnen, sie kitzelten ihn, als das Gesicht des Anderen näher kam. „Du kennst ihn doch kaum, warum tust du das?“ Neben seinem Ohr. Er konnte kaum atmen, spürte Yunshiros Erregung und die verräterische Hitze im eigenen Unterleib. Nur eine rein körperliche Reaktion, aber trotzdem beunruhigend. Schließlich drang die Frage zu ihm durch. Natürlich kannte er Crawford-san nicht richtig, immer noch nicht, aber was er wusste reichte. Der Gedanke an den Schwarzhaarigen erzeugte nur noch mehr Hitze. Und als er schließlich geküsst wurde, reagierte er. Sein Mund öffnete sich, gewährte Einlass, während seine Hände blind über den Rücken des Anderen strichen. Sie stöhnten beide im selben Moment auf, als Verlangen die Kontrolle übernahm. Hastige Bewegungen, Reibung und mehr Wärme, als er ertragen konnte. Der Höhepunkt traf ihn hart und im nächsten Moment folgte ihm Yunshiro, brach auf ihm zusammen. Sein Gesicht brannte, als der Rausch sich schließlich verflüchtigt hatte und den Kopf zur Seite gewandt starrte er die weiße Wand an. Wie hatte er das nur tun können? Sein Freund fand genug Kraft, um sich aufzustützen, er spürte dessen Blick, konnte ihn aber nicht erwidern. „Oh Ran, es tut mir leid…“ Angestrengt und unsicher. „Schon in Ordnung…“, erwiderte er zur Wand hin, ohne Überzeugung. Er wusste selbst nicht, was er darüber denken sollte, aber er war ehrlich genug, um zu wissen, dass er Yunshiro jederzeit hätte wegstoßen können. Er war viel besser trainiert, stärker. Warum also hatte er es nicht getan? Yunshiro löste sich ganz von ihm und er spürte jede einzelne zufällige Berührung, sensibilisiert. Befreit vom Gewicht des Anderen stand er hastig auf, sammelte ein paar Sachen zusammen. „Ich gehe nur schnell duschen.“ Ohne Blickkontakt. Im Bad angekommen, zog er die klebrigen Shorts und das Hemd aus, stellte sich dann mit gewisser Erleichterung unter den heißen Wasserstrahl. Dieses Mal bedauerte ganz bestimmt nicht, dass alle Spuren im Abfluss verschwanden. Wie verflucht hatte das passieren können? Stirn gegen die kühlen Fliesen gelehnt, stand er reglos da. Und wie sollte er sich jetzt Yunshiro gegenüber verhalten? Diese Frage brannte viel intensiver in ihm und sein Magen zog sich zusammen. Er konnte ihn nicht verlieren, egal wie viel Bedeutung vier bestimmte andere Personen in letzter Zeit für ihn gewonnen hatten – und einer von ihnen im Besonderen. Mit Yunshiro zusammen zu sein bedeutete ein Stück seines alten Lebens festhalten zu können. Normalität. Denn so viel hatte er inzwischen begriffen, es half wirklich, dieses Spiel mitzuspielen. Und nun würde sich alles ändern, oder? Vielleicht nicht… Er schloss die Augen, ruhiger werdend. Wenn Yunshiro es auch nur als Ausrutscher ansah… Die Wahrheit war vielleicht heraus, aber das änderte weder seine Gefühle noch Yunshiros. Ein trockenes Lächeln. Wie hätte er wohl noch vor einem Monat reagiert? Er konnte es nicht sagen. Als er in sein Zimmer zurückkehrte, tat er das mit einem Lächeln, das nicht einmal gekünstelt war. Yunshiro saß wieder auf der Bettkante, Ellenbogen auf den Oberschenkeln abgestützt, das Gesicht in den Handflächen geborgen. Bei seinem Eintreten sah sein Freund auf, registrierte erst ungläubig, dann erleichtert sein Lächeln. Und er erwiderte es, wenn auch etwas vorsichtig. „Das Bad ist frei.“ „Danke.“ Yunshiro stand langsam auf und Wärme streifte ihn, als der Andere an ihm vorbeiging. Sein Ausatmen geriet zu einem Seufzen, dann machte er sein Bett und sorgte auch im Allgemeinen für Ordnung. Nur was er mit Crawford-sans Hemd tun sollte, das wusste er nicht. Schließlich legte er es zusammen und unter seine Bettdecke. Yunshiro kehrte zurück, so wie er selbst jetzt vollständig angezogen. Die Sachen vermittelten ihm ein Gefühl der Sicherheit, auch wenn er sich das kaum eingestehen wollte. Für einen Moment sahen sie sich einfach nur an, in unbehaglichem Schweigen. Aber dann gewann der Humor die Oberhand und sie grinsten sich gleichzeitig an. Das Bett war neben dem Stuhl die einzige Sitzgelegenheit und so landeten sie wieder darauf. Er selbst mit dem Rücken gegen die Wand gelehnt, Yunshiro im Schneidersitz rechts von ihm, ihm zugewandt. In dunklen Augen glomm Neugier auf. „Erzählst du mir von ihm?“ Er spürte, wie er rot anlief. Geisterhände berührten ihn, nur eine Erinnerung und doch viel zu real. „Nein!“, wehrte er ab und verschluckte sich beinahe an diesem einen Wort. Der Andere lachte, beugte sich zu ihm vor. „Du siehst so verlegen aus“, wurde er geneckt. Kein Wunder, so fühlte er sich schließlich auch. „Wie lange schon?“ Es war zur Ablenkung, weniger, weil er es wirklich wissen wollte. Yunshiro wurde plötzlich ernst, auch wenn ein leichtes Lächeln dessen Lippen nicht verließ. „Eine halbe Ewigkeit… Ich weiß es nicht genau.“ „Warum hast du nie etwas gesagt?“ „Wie könnte ich? Du warst so vollkommen ahnungslos. Und wenn, waren es immer nur Mädchen, denen du nachgesehen hast.“ Eine Pause folgte und Yunshiros Gesichtsausdruck wandelte sich zu verschmitzt. „Woher weißt du eigentlich, was du tun musst?“ Jetzt glühten sogar seine Ohren. Yunshiro hatte eindeutig zu viel Spaß an der Sache. Warum ließ er sich bloß auf diese Art von Unterhaltung ein? „Keine Antwort?“ Sein Freund neigte den Kopf etwas zur Seite. „Wenn du willst, kannst du mit mir üben.“ Der Blick, der diese Worte begleitete, verriet ihm, dass Yunshiro nicht unbedingt einen Scherz gemacht hatte. Auch wenn dessen Grinsen etwas anderes behaupten wollte. „Und woher willst du so gut Bescheid wissen?“ Die Frage rutschte ihm heraus, ohne dass er sie wirklich stellen wollte. Oder vielleicht doch… Vielleicht wollte er es wissen. Yunshiros Grinsen wurde breiter. „Schon mal was vom Internet gehört?“ Er saß da wie vom Donnerschlag gerührt. Auf die Idee hätte er auch selbst kommen können. Allerdings hatte er keinen eigenen Computer hier und es in der Schule zu tun… Ein Auflachen riss ihn aus seinen Überlegungen. „Du hast tatsächlich nicht daran gedacht.“ Yunshiro klang überrascht. „Und ich dachte, du ziehst mich nur auf…“ Nachdenklich jetzt, wieder. „Wie viel Vertrauen du zu ihm haben musst.“ Ein Seufzen folgte, die Belustigung war endgültig verschwunden. „Ich verstehe das – dich – nicht.“ Dunkle Augen suchten violette. Er verstand sich selbst manchmal auch nicht. Yunshiro befand sich also in bester Gesellschaft. ~TBC~ Endlich ist es raus. Es hat ja ne halbe Ewigkeit gedauert, bis Yun-kun sich überwinden konnte, den ersten Schritt zu machen. Bloß dass es jetzt zu spät ist… Ran hat sich ja längst für jemanden entschieden. Ich hoffe es glaubwürdig, dass sich zwischen den beiden nicht viel ändert. Aber ihnen ist einfach zu wichtig, sich nicht zu verlieren. ^^ Bei Yunshiro wird es auch dabei bleiben. Bei Ran frage ich mich allerdings, ob er sich nicht irgendwann völlig von seinem früheren Leben löst… cya, cu ^-^ Kapitel 144: "Rückblicke LIV - Ich denke, ich möchte mich einen Moment mit dir allein unterhalten, Jei" ------------------------------------------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 144) Titel: Close Distance Teil: 144/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Farf macht ein bisschen Ärger ^^ Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Hast du eigentlich noch frei? Ich bin ab morgen einem neuen Team zugeteilt. Kaum hat man sich an die Leute gewöhnt, ist es auch schon wieder vorbei. *sigh* Und ich kann mir doch so schlecht Namen merken ^^°°° Hab mal wieder keine Ahnung, was genau ich dieses Mal machen soll, aber bisher hat es ja immer geklappt. Wäre trotzdem nett, mal im Vorhinein ein paar Infos zu erhalten. „Fondsprüfung“ ist nicht wirklich aussagekräftig, ne? o.O @nai-chan: Deinen Worten entnehme ich, dass sie das Kapitel nicht gesperrt haben. Wie schön. *lach* Ich kann dir nur zustimmen, ein großer Unterschied ist da wirklich nicht zu sehen. Muss man nicht verstehen… Harmloses Geständnis… *grins* Mir ging es da ähnlich – und dann ist diese Szene dabei herausgekommen. Ich denke, Yun-kun wollte eben auch mal ein bisschen Spaß haben. Wer kann es ihm verübeln *snicker* ^^ Ich habe ein paar Wörter vergessen? Du hättest mir wenigstens sagen können, wo eigentlich. Es ist immer so schwierig, die eigenen Fehler zu entdecken *seufz* Hast du vielleicht ein paar nähere Angaben? *lieb guck und Gummibärchen anbiet* Teil 144 „Rückblicke LIV - Ich denke, ich möchte mich einen Moment mit dir allein unterhalten, Jei“ Schneider hatte keine Fragen zum Bericht mehr und er wollte gerade aufbrechen, als jemand hektisch gegen die Tür zu klopfen begann. Der Direktor tauschte einen schnellen Blick mit ihm aus und machte so klar, dass auch er nicht wusste, wer das sein könnte, öffnete dann. „Herr Schneider, es gab einen Zwischenfall auf der Krankenstation.“ Unterdrückte Panik schwang in den Worten mit. Jei… Und sein Talent hatte ihn nicht vorgewarnt. Er beschloss davon auszugehen, dass dem Iren selbst nichts passiert sein dürfte. Die Gänge waren wie leergefegt und ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass die Schüler sich jetzt im Speisesaal befanden. Wenigstens etwas Positives. Sie brauchten nicht lange, um ihr Ziel zu erreichen, wurden dort von Stephenson empfangen. Der Emulator war blass, wirkte aber gefasst. „Ist Jei etwas passiert?“ Er wusste, dass es ihm eigentlich nicht zustand, das Wort zu ergreifen, doch Schneider erhob keine Einwände. Stephenson rang sich ein schmales Lächeln ab, das sicher nicht von Belustigung herrührte. „Ihm geht es soweit gut. Was ich von den zwei Wärtern nicht behaupten kann.“ Der Ältere schwieg einen Moment und sammelte sich. „Es ging darum zu beurteilen, ob Jei über ein Talent verfügt. Ich musste mich konzentrieren, während sie auf ihn aufpassen sollten. Talentlose natürlich, aber trotzdem hätten sie in der Lage sein sollen, Jei notfalls in Schach zu halten.“ Natürlich… Als Emulator hatte Stephenson in erster Linie Zugriff auf das stärkste Talent in seiner Umgebung – so lange dessen Einstufung die eigene nicht übertraf. Wären außer ihm und Jei noch andere Begabte im Raum gewesen, hätte das die Ergebnisse verfälschen können. Aber… „Sie kannten doch den Bericht. Jei hat bereits gezeigt, dass er unsere Leute überwältigen kann.“ Stephenson suchte Schneiders Blick, der allerdings nicht zeigte, wie er darüber dachte. Der Direktor hatte sich gegen die Bürotür gelehnt und hörte einfach nur zu. Die eisblauen Augen schienen ins Nichts zu sehen, aber er wusste genau, dass dieser Eindruck täuschte. Was auch Stephenson klar war, der endlich antwortete. „Zum einen hatte Jei keine Waffen zur Verfügung und dann war ihm auch noch ein leichtes Sedativum verabreicht worden. Ausreichende Vorsichtsmaßnahmen. Dachten wir jedenfalls.“ Seine Rechte hatte sich zur Faust geballt und er entspannte sie willentlich. Stephenson hatte Recht. Es war nicht vorhersehbar gewesen, dass Jei so reagieren würde. Die Gewalttätigkeit hatte bisher immer einen bestimmten Zweck gehabt, Jeis Widerstand gegen Gott. Aber wo sollte hier der Auslöser sein? „Was ist genau passiert?“ Der Andere spürte, dass er nicht mehr vorhatte, irgendwelche Beschuldigungen vorzubringen und das folgende Lächeln reflektierte das. Er begann sich über seine eigene Reaktion zu wundern, dann verstand er. Wenn sie Jei dafür bestraften… als Talentlosen würden sie ihn vielleicht als nutzlos ansehen. Dieses Mal war er es, der nach einer Antwort bei Schneider suchte. Er öffnete seine Schilde, spürte gleich darauf die geistige Berührung des Deutschen. >Mach dir keine Sorgen.< Nur das, aber es reichte vollkommen. „Das siehst du dir am besten selbst an.“ Zurück zu Stephenson. Sie wurden zu einer der isolierten Zellen geführt und er erinnerte sich, wie er Schuldig darin gesehen hatte. Das hier war ein ganz anderer Anblick. Himmel, er konnte es beinahe riechen und dabei war das völlig unmöglich. Er trat unwillkürlich einen Schritt zurück, wandte aber nicht den Blick von dem einseitig verspiegelten Glas ab. Es war fast schon faszinierend, wie sehr man einen menschlichen Körper in Richtungen zwingen konnte, in die sich zu biegen er nicht geschaffen worden war. „Er muss ihnen fast jeden Knochen im Leib gebrochen haben“, stellte er fest. „Die größeren auf jeden Fall.“ Stephenson war neben ihn getreten. „Und wie sind Sie dem entkommen?“ Er war ehrlich neugierig. Der Emulator zuckte nur mit den Schultern. „Jei hatte kein Interesse an mir.“ Nun, das war interessant. Und dann fiel ihm seine letzte Unterhaltung mit dem Iren ein. Ohne dass es ihm bewusst wurde, lächelte er. Vielleicht lag es ja wirklich daran. „Was ist?“ Eine Hand legte sich auf seine Schulter und er wandte sich zu Schneider um. „Jei hat gestern die Theorie aufgestellt, dass wir unsere Kräfte vom Teufel haben. Wenn er erraten hat, dass Herr Stephenson ein Talent besitzt, war das für Jei wohl Grund genug, sich in dem Fall zurückzuhalten.“ Über die Lippen des Direktors glitt ebenfalls ein Lächeln, als dieser das hörte. „Wer weiß, vielleicht hat er sogar Recht.“ Kälte glitzerte in den eisblauen Augen, die sich als nächstes auf den Jungen richteten. Jei hatte sich in eine Ecke gehockt und betrachtete gelangweilt seine Opfer, leckte sich nebenbei die blutigen Finger ab. „Lasst uns zu ihm gehen.“ „Hältst du das für so eine gute Idee?“ „Wir scheinen doch nichts zu befürchten zu haben“, antwortete Schneider. „Außerdem können wir ihn da drin nicht verrotten lassen, wir brauchen ihn schließlich noch. Bist du eigentlich zu einem Ergebnis gelangt?“ „Ja, aber zu keinem Positiven. Der Junge besitzt keinen Funken Talent, jedenfalls nicht, soweit es mir zugänglich wäre.“ Obwohl er es erwartet hatte, war er doch enttäuscht und Schneiders wissender Blick verriet ihm, dass er diese Reaktion vor dem Deutschen nicht hatte verbergen können. Wenigstens Stephenson kannte ihn nicht gut genug, um es zu bemerkten. Auf ein Nicken des Direktors hin ging er vor, öffnete die von außen verriegelte Tür. Ebenso war er es, der den kleinen Raum als Erster betrat. Augenblicklich lag ein metallischer Geschmack auf seiner Zunge und er vermied so gut es ging, durch die Nase zu atmen. Die am Boden liegenden Männer bluteten aus leeren Augenhöhlen, ein Detail, das ihm jetzt erst auffiel. Sein Blick wanderte zu Jei, der bei ihrem Eintreten aufmerksam geworden war und ihnen aus einem leicht zusammengekniffenen Auge entgegenstarrte. Immer noch keine Warnung. Er verließ sich vollkommen auf seine prekognitiven Fähigkeiten, als er ohne zu zögern zu dem Jüngeren ging. „Warum hast du das getan, Jei?“ Hinter sich hörte er eine weitere Person näher kommen. „Farfarello.“ Es klang wie eine Herausforderung. „Gut, dann eben Farfarello. Warum also?“ Der Ire grinste, zeigte rosa gefärbte Zähne. „Sie waren nichts Besonderes. Du hast gesagt, du würdest mich töten lassen.“ Von Schneider strahlte Belustigung aus. „Hast du das, Crawford?“ Wieder eine Berührung seiner Schulter, nur mit den Fingerspitzen. Er sah, wie sich Jeis Auge weiter verengte, als dieser die Geste sah. „Ja, habe ich“, bestätigte er, richtete seine nächsten Worte aber eindeutig an Jei. „Allerdings heißt das nicht, dass du tun kannst, was du willst.“ Er ging in die Hocke, sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von dem des Anderen entfernt. „Du hast dich entschieden, mit mir zu kommen. Also wirst du in Zukunft nur noch töten, wenn ich es dir erlaube.“ Er gestattete sich nicht den geringsten Zweifel an seiner Überlegenheit, denn Jei würde das spüren und als Zeichen von Schwäche deuten. Braun bohrte sich in Bernstein. Und der Ire senkte zuerst den Blick, strich sich mit der einen Hand über den linken Oberarm. Er folgte unwillkürlich der Bewegung, registrierte nun erst bewusst die Haltung des Jüngeren. Anscheinend war Jei nicht völlig unbeschadet aus diesem Kampf hervorgegangen. Doch zuerst brauchte er noch seine Bestätigung. „Hast du mich verstanden?“ Ruhig und kühl. „Ja.“ Ein plötzliches Lächeln. „Es wird Ihm bestimmt nicht gefallen, wenn ich auf dich höre statt auf Sein Wort.“ Ein Mundwinkel zuckte nach oben. „Wohl nicht.“ Er streckte seine Hand aus, legte sie auf Jeis und stillte so die Bewegung. „Hast du dich verletzt?“ „Hm… die Schulter wird ausgerenkt sein. Es tut nicht weh.“ Es tat nicht weh? Sein nächster Gedanke war an Schneider gerichtet, der stumme Zustimmung zurücksandte. Natürlich war es möglich, dass es sich lediglich um eine Schockreaktion handelte, aber er war nicht allein mit der Vermutung, dass auch mehr dahinter stecken könnte. Langsam erhob er sich und drehte sich um. Schneiders Blick war auf Jei fixiert und nun, da der Ire nicht mehr mit ihm beschäftigt war, registrierte der Jüngere die Aufmerksamkeit des Direktors. „Ich denke, ich möchte mich einen Moment mit dir allein unterhalten, Jei.“ Etwas flackerte in dem bernsteinfarbenen Auge, aber der Junge wagte es nicht, auf seinen neuen Namen zu bestehen. Der Deutsche quittierte das mit einem kalten Lächeln. „Crawford, ich werde gleich nachkommen.“ „Jawohl, Herr Schneider.“ Mehr war dazu nicht zu sagen. Er ging zu Stephenson, der bei der Tür gewartet hatte und schloss selbige hinter sich. Es gefiel ihm nicht besonders, Schneider allein zu lassen, doch der Telepath hatte von Jei nichts zu befürchten. Was die Unruhe trotz allem nicht völlig vertreiben konnte. Er begegnete den braunen Augen seines Landsmannes und wusste auf einmal, dass es Stephenson nicht anders ging. Wenigstens mussten sie nicht allzu lange warten. Sie hatten kein Wort gewechselt, als ein Klopfen ihn die Tür öffnen ließ. Schneider wandte sich zunächst an den Arzt. „Er wird erstmal keinen Ärger machen.“ Ein schmales Lächeln. „Jedenfalls nicht, bis sein Arm versorgt und er in einem neuen Raum ist. Du darfst von ihm aber nicht erwarten, auf Dauer gefügig zu sein. Obwohl er sich an Crawfords Verbot halten wird, ist er nicht ungefährlich.“ Stephenson zweifelte keine Sekunde daran, nickte. „Und dann möchte ich, dass du herausfindest, ob er wirklich so schmerzunempfindlich ist, wie es scheint.“ „Natürlich.“ „Gut. Melde dich, wenn du erste Ergebnisse hast.“ Die beiden verabschiedeten sich. Er warf noch einen letzten Blick auf die Tür, hinter der sich Jei befand, folgte dann Schneider. „Jei wird keine formelle Ausbildung hier erhalten.“ Der Direktor ergriff als Erster das Wort, nachdem sie zunächst einfach nur schweigend nebeneinander hergelaufen waren. „Das habe ich mir bereits gedacht.“ Schneider lachte leise. „Du hättest sicher auch nicht die Geduld, noch länger zu warten, hm?“ Eisblaue sahen ihn amüsiert an. Er versuchte, nicht darauf zu reagieren. „Ich werde alle Geduld aufbringen, die erforderlich ist“, erwiderte er trocken. „Auch wenn du es nicht gerne tust.“ „Auch wenn ich es nicht gerne tue.“ Nun konnte er die Belustigung doch nicht mehr heraushalten. Sie erreichten das Apartment und Schneider ließ ihn herein. „Was wird jetzt mit Jei passieren?“ „Keine Bestrafung. Er würde sowieso nicht einsehen, was er falsch gemacht hat. Training, damit er körperlich in Form bleibt. Er hat eine Vorliebe für Messer?“ „Ja.“ Er sandte dem Älteren das Bild aus dem Hotel, als Schuldig dem Iren die Messer abgenommen hatte. „Ich verstehe.“ Schneider ging in die Küche. „In dem Fall soll Jei lernen, richtig damit umzugehen.“ Er hörte das unausgesprochene „Und“, das in den Worten mitschwang, wartete daher darauf, dass der Ältere weitersprach. Der hatte sich zwar zu ihm umgewandt, sah ihn aber nicht direkt an, sondern eher durch ihn hindurch. Auf einen Punkt, der in unerreichbarer Ferne zu liegen schien. Dann kehrte der Fokus zurück, eisblaue Augen trafen auf braune. „Wenn sich herausstellt, dass er schmerzunempfindlich ist, werden sie die Ursache dafür herausfinden wollen. Und solange Jei zu Rosenkreuz gehört, nicht zu deinem Team, wirst du darin kein Mitspracherecht haben.“ Wenn er ehrlich war, hatte er nichts anderes erwartet. „Es wird ihm nicht besonders gefallen, Versuchskaninchen spielen zu müssen.“ „Das lässt sich nicht ändern.“ Es war keine Zurückweisung, nur eine Feststellung. „Jei ist labil. Ich möchte nicht, dass er dauerhafte Schäden davonträgt.“ Und er meinte nicht unbedingt körperliche. Schneider verstand. „Das möchte niemand.“ Wieder war da etwas, das der Ältere zu wissen schien und das jetzt in dem schmalen Lächeln durchschien. „Ich habe dir gesagt, dass du dir keine Sorgen machen musst. Du wirst dein Team bekommen, mit Ablauf dieses Schuljahres.“ Er lehnte sich gegen den Türrahmen. Nur mit der Schulter, aber das reichte schon, um Entspannung anzudeuten und somit Schneider zu sagen, dass er dessen Worten vertraute, auch wenn seine nächste Frage nicht so klang. „Selbst wenn mir mein vierter Mann noch fehlt?“ „Selbst dann.“ Schneiders nächste Bemerkung verriet ihm, dass das Thema vorläufig abgeschlossen war. „Du hast das Mittagessen verpasst.“ „Sie auch.“ Er lächelte, verlagerte sein Gewicht etwas. „Im Gegensatz zu dir habe ich wenigstens gefrühstückt. Setz dich, ich werde uns etwas kochen.“ Er verbarg seine Überraschung und tat wie ihm geheißen. Eine marmorierte Platte, an einer Seite in der Wand verankert, diente als Tisch. Sie fühlte sich kühl unter seiner Hand an. Er war bisher immer davon ausgegangen, dass Schneider sein Essen heraufgeschickt bekommen würde. Als er etwas Entsprechendes sagte, bekam er einen kurzen Blick zugeworfen, ehe sich der Ältere wieder den Vorbereitungen zuwandte. „Im Regelfall ist es auch so. Es wäre viel zu zeitaufwändig, mich ständig selbst darum zu kümmern.“ „Ich hätte nicht gedacht, dass Sie Interesse fürs Kochen aufbringen.“ „Was denn, passt es nicht zu mir?“ Schneider klang amüsiert, auch wenn eine bestimmte Schärfe nicht völlig zu verleugnen war. „Glaubst du wirklich, mich so gut zu kennen?“ „Nein…“ Niemals. Er musterte den Rücken des älteren Mannes. Jahre… sie kannten sich jetzt bereits seit Jahren und er hatte nicht einmal hiervon gewusst. Und warum sollte er auch? Nur… Ja. Nur dass ein Teil von ihm es gerne gewusst hätte. Er verjagte diesen Gedanken. „Mein Vater hat mir die Grundlagen beigebracht.“ Fett zischte, als Fleisch in die Pfanne gelegt wurde. Schneiders Vater? Er schloss für einen Moment die Augen. Er wollte- „Frage mich ein anderes Mal. Es ist nicht die richtige Zeit dafür.“ Und woher sollte er wissen, wann das sein würde? Er fühlte sich irgendwie seltsam. ~TBC~ *grins* Ich mag Schneider von Mal zu Mal mehr ^_________^ Farf wird übrigens in einer zukünftigen Unterhaltung mit Schu auf diese Begegnung mit Schneider zurückkommen. Ohne allerdings viel zu verraten... ^^ cya, cu ^-^ Kapitel 145: "Er hätte schreien können. Stattdessen lächelte er sie an" ----------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 145) Titel: Close Distance Teil: 145/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Zur Abwechslung kommt mal wieder ein bissl was über Weiß. Ich hab die Jungs ja arg vernachlässigt. ^^° Und ich hoffe, ihr kommt mit dem Zeitrahmen nicht durcheinander… Das letzte Gegenwartskapitel mit Ran spielte ja schon am Samstag. Heute geht es einen Schritt zurück zu Omi am Donnerstag (schließt an Teil 135 an) und danach zu Schwarz am Freitag. Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Teil 145 „Er hätte schreien können. Stattdessen lächelte er sie an“ Sein Beinahe-Zusammenbruch hatte ihn ausgelaugt und erschöpft zurückgelassen. Innerlich fühlte er sich wie betäubt, doch gleichzeitig so wund, dass jeder Atemzug in seine Lungen schnitt. Irgendwie hatte er den restlichen Nachmittag im Laden überstanden, wollte nun nur noch ins Bett fallen, in der Hoffnung, etwas Schlaf zu finden. Aber bevor er die Rollläden richtig schließen konnte, schob sich eine Hand mit lackierten Fingernägeln in den Spalt und im nächsten Moment bückte sich Manx in den Laden. Er hätte schreien können. Stattdessen lächelte er sie an. Wenig später waren sie alle im Missionsraum versammelt und er konnte nur dankbar für die Dunkelheit sein, die seinen bitteren Gesichtsausdruck verbarg, als er begriff, dass dieser Auftrag sich auch um die Takatoris drehte. „Diese Jagden werden von Takatori Hirofumi veranstaltet, der damit den Wahlkampf seines Vaters unterstützt. Wir haben keine gesicherten Informationen, ob dieser über das _genaue_ Vorgehen seines Sohnes Bescheid weiß.“ Die Bilder wechselten von dem Jagdgebiet zu Fotos ihrer Zielperson, dann zu Aufnahmen eines Clubs. „Die Opfer werden aus Nachtclubs verschleppt und wir sind relativ sicher, dass morgen Abend eine weitere Aktion ansteht, um Nachschub fürs Wochenende zu haben.“ Manx’ Stimme blieb distanziert bei ihren Ausführungen. Er wünschte sich in diesem Moment dieselbe Distanz. „Nachtclub, ja? Dann werde ich mich dort ein bisschen umsehen.“ Yohjis Stimme schob sich in seine Erstarrung und er konnte sich wieder bewegen, nachdem er bis eben wie gelähmt gewesen war. „Nein, das möchte ich übernehmen“, hörte er sich sagen und wunderte sich über die Kälte in seiner Stimme. Hastig zauberte er ein Lächeln auf seine Lippen, ehe er sich dem Älteren zuwandte. Ihre Gesichter wurden nur vom Fernseher erhellt. Yohji hatte die Sonnenbrille hochgeschoben. „Bist du dafür nicht etwas zu jung, Omittchi?“ Manx mischte sich ein. „Sie achten nicht allzu sehr aufs Alter. Einige der Jäger haben gerne jüngeres Wild dabei.“ Ken gab einen Laut von sich, der nur als Verachtung interpretiert werden konnte. „Das ist krank.“ Aber war das nicht immer so? Und ihm entging nicht die Tatsache, dass der Braunhaarige erst jetzt reagiert hatte. Sie stumpften ab, unaufhaltsam. „Damit wäre alles geklärt, denke ich.“ Sein Lächeln war um einiges echter, als er das sagte. „Gibt es eigentlich keinen anderen Weg auf dieses Gelände, außer selbst in die Falle zu tappen?“, wollte Yohji wissen und ihm war klar, dass der Ältere sich Sorgen um ihn machte. „Das Gebiet ist zu groß. Ein Peilsender wird die anderen von euch zu den Jägern führen – und damit auch zu Hirofumi. Hier in Tokio wäre es schwierig, an ihn heranzukommen. Er hält sich an keinen festen Zeitplan und nach dem Tod seines Bruders wird er nur noch vorsichtiger geworden sein.“ Mit einem Seufzen gab Yohji auf. „Ist Takatori Hirofumi die einzige Zielperson?“ Seine Stimme zitterte nicht, als er den Namen aussprach, aber er konnte nicht verhindern, dass sich sein Magen zusammenkrampfte. Magensäure kratzte in seinem Hals. „Ja. Sollten euch jedoch ein paar der Jäger in die Quere kommen, müsst ihr keine besondere Vorsicht walten lassen.“ Ein Freifahrtsschein, wie schön. Was unterschied sie eigentlich noch von ganz gewöhnlichen Mördern? Er nahm eine Schlaftablette, bevor er ins Bett ging. Mit dem anstehenden Auftrag konnte er sich kein Glücksspiel leisten. Er musste ausgeschlafen sein. ****** „Takatori-san, Ihr Sohn wünscht Sie zu sprechen.“ Die Frau hielt den Blick gesenkt. „Schicken Sie ihn herein.“ Er trat einen Schritt zurück, so dass er schräg hinter dem Politiker zu stehen kam. Takatori wandte sich kurz zu ihm um und nickte, um dann zur Tür zu sehen, durch die gerade Hirofumi trat. Die Haare glatt zurückgekämmt, maßgeschneiderter Anzug. Hirofumi hatte einige Jahre in den USA studiert und wahrscheinlich war das der Grund, aus dem ihm der ältere Mann mehr Interesse entgegenbrachte als dessen kürzlich verstorbener Bruder. Er erhielt ein weiteres Nicken, dieses Mal der Begrüßung, und dann konzentrierte sich Hirofumi auf Takatori. „Die neuesten Umfrageergebnisse sind da. Es fehlen nur noch wenige Stimmen und du wirst bei der nächsten Parteiversammlung zum Kandidaten für die Premierministerwahl aufgestellt.“ Hirofumis sachliche Effizienz erinnerte ihn manchmal an Hoffmann. Takatoris Sohn war wirklich der perfekte Sekretär und in den dunklen Augen hinter der Brille verbarg sich genug Skrupellosigkeit, um ihn zum perfekten Sekretär für _Takatori_ zu machen. Unterlagen wurden überreicht und der Politiker betrachtete die Zahlen, von Hirofumi beobachtet. So bekam keiner der beiden mit, wie er kurz die Augen schloss. Nach außen hin blieb er regungslos, aber innerlich betrachtete er die neue Information, die er eben erhalten hatte. Eine Konfrontation, aber niemand würde verletzt werden. „Du weißt sicher schon, wie du die letzten Stimmen bekommst.“ „Ja, Vater.“ Ein schmales Lächeln. „Morgen findet wieder eine Jagd statt.“ Braune Augen musterten Hirofumi, ohne dass dieser es bemerkte. Warum sich sein Talent plötzlich für den Anderen interessierte, konnte er nicht genau sagen. Räumliche Nähe erhöhte auf jeden Fall die Wahrscheinlichkeit einer Vision. Vielleicht ging es aber gar nicht um Hirofumi, sondern um Bombay. Schwarz wusste genau, wer sich hinter diesem Codenamen verbarg. Was beabsichtigte Perser eigentlich? Er durfte nicht zulassen, dass dieser Mann Bombay zerstörte. Vater und Sohn beendeten ihr Gespräch und kurz darauf war er wieder allein mit dem Politiker. Die Sekretärin wich seinem Blick aus, als er das Büro verließ. Sie war nervös, was nicht weiter verwunderlich war, wenn man bedachte, wer im Vorzimmer wartete. „Schuldig.“ Der Orangehaarige saß rittlings auf einem Stuhl, Arme auf der Lehne verschränkt, und grinste ihn an. „Crawford.“ Farfarello stand am Fenster und sah hinaus, scheinbar ohne ihn wahrzunehmen. Aber er wusste, dass der Ire seine Anwesenheit registriert hatte. Schuldig hätte nicht herkommen müssen, aber er hatte nichts dagegen, dass sich die beiden ab und zu in Erinnerung riefen. Das Vorzimmer war jedoch nicht der richtige Ort zum Reden. Sie nahmen den Fahrstuhl hinauf zur Caféteria. Nicht für die gewöhnlichen Angestellten gedacht, hier in der obersten Etage. Aber niemand würde ihnen den Zutritt verwehren. Sie waren alles andere als gewöhnlich. Schuldig trag als erstes an das bis zum Boden reichende Fenster heran, ignorierte das Raunen, das mit ihrem Eintreten an Lautstärke gewonnen hatte. „Allein der Ausblick ist es wert, hierher zu kommen.“ Er lächelte, als er das hörte. „Niemand hindert dich daran, es öfter zu tun.“ „Danke, aber nein danke.“ Schuldig drehte sich zu ihm um und die grünen Augen streiften seine Hände, ehe sie zu seinem Gesicht hoch huschten. Farfarello war die ganze Zeit stumm geblieben, sagte auch jetzt nichts, aber der Ire bekam den Blick mit und vielleicht noch mehr, was ihm selbst verborgen blieb. >Und, was soll ich für dich erledigen?<, kam Schuldig zur Sache, sich wieder der Stadt zuwendend, die sich unter ihnen erstreckte. Er stellte sich neben ihn, tat so, als würde er ebenfalls das Panorama bewundern. >Ich möchte, dass du Perser überprüfst. Finde heraus, wie ernst ihm die Jagd auf die eigene Familie ist. Und was er mit Bombay vorhat.< Aus den Augenwinkeln sah er ein Grinsen Schuldigs Lippen weiten. >Willst du dir noch ein Haustier zulegen?< Was für eine Vorstellung. Als ob er mit Ran nicht schon genug zu tun hatte. >Nein.< Seine Erwiderung trug Belustigung in sich und das hatte Schuldig sicher nicht erwartet gehabt. Grüne Augen blitzten zu ihm herüber. >Sonst noch irgendwelche Wünsche?< >Im Moment nicht.< >Das Takatori Bürschchen ist also auch wichtig, deshalb müssen wir laufend Babysitter für Weiß spielen…< Mehr eine Feststellung als eine richtige Frage. Er dachte an das, was ihm sein Talent verraten hatte – und an das, was er nicht wusste. Eisblaue Augen schienen ihn amüsiert anzusehen. „Ich bin mir nicht sicher…“ Fast nur ein Flüstern. Aber Schuldigs zu ihm herumruckender Kopf verriet ihm, dass er es wirklich ausgesprochen hatte. ****** Er hätte lachen können, wenn ihm nicht ausgerechnet zum Heulen gewesen wäre. Crawford war sich nicht sicher? Dieses Stück Information hatte er nun wirklich nicht gebraucht. Das war etwas, was er absolut nicht wissen wollte. In der letzten Sekunde schaffte er es, ein Grinsen auf seine Lippen zu zaubern, auch wenn es beinahe wehtat, das zu tun. >Deine Witze waren auch schon besser, Crawford.< Die braunen Augen verrieten ihm nicht, wie viel seiner leichtfertigen Antwort ihm der Ältere abnahm, aber mit dieser Unsicherheit konnte er leben. Sein Blick kehrte zurück zu der Stadt, die ihm wortwörtlich zu Füßen lag und ein Teil von ihm wollte nach draußen greifen und etwas zerstören, ein paar Leben, einfach nur weil er es konnte. Von Farf driftete eine stumme Frage zu ihm herüber, der Ire hatte die aufflammende Grausamkeit aufgefangen und auch wenn Farfarello dem nicht gerade abgeneigt war, schwang Unverständnis in den unausgesprochenen Worten mit. Er sandte ihm einen Gedanken der Beruhigung, bevor er sich wieder auf Crawford konzentrierte. Der hatte nicht auf seinen Kommentar reagiert, wartete einfach nur ruhig ab. >Schon gut, ich werde mich natürlich darum kümmern.< Er schaffte es, einen entnervten Unterton einzuweben, was Crawford mit einem schmalen Lächeln quittierte. Seine Augen wanderten schon wieder nach unten, zu den Händen des Älteren. Dieses Mal gestand er sich wenigstens den Grund dafür ein – und es half ihm kein bisschen weiter. Eine Berührung… Aber das war zu viel verlangt, würde immer zu viel verlangt sein. Und dann klingelte auf einmal Crawfords Handy. Es war unerwartet – aber nicht unbedingt unwillkommen. Und die paar gewechselten Worte reichten, um mitzubekommen, wer dran war. „Ran-chan wird heute nicht kommen?“ „Er hat seinen Freund zu Besuch, diesen Miyamoto.“ Crawford war heute erstaunlich freigiebig mit Informationen. Und in diesem Fall hatte er nichts dagegen einzuwenden. „Yunshiro also…“, murmelte er mehr zu sich selbst als zu Crawford, während ihm durch den Kopf ging, was er so über den Braunhaarigen wusste. „Du weißt, dass du einen Rivalen in ihm hast?“ Eine Augenbraue wanderte nach oben. „Rivalen? Interessante Wortwahl.“ Belustigung trat in braune Augen. „Aber ja, ich weiß wovon du sprichst – und noch ein bisschen mehr.“ _Das_ weckte seine Aufmerksamkeit. Die Betonung ließ ihn an etwas denken, was einfach nicht sein konnte. Plötzlich wünschte er sich, Ran hier zu haben und ein wenig durch dessen Gedanken stöbern zu können. Wahrscheinlich wäre es sogar von hier aus möglich, aber das würde zu viel Energie kosten. Er beschloss, das Gespräch an dieser Stelle zu beenden, egal wie sehr er nachhaken wollte. Es war eindeutig der falsche Ort dafür. Und die falsche Zeit. Wenn es dafür überhaupt die richtige Zeit geben konnte. So sehr er es immer versucht hatte, auf diesem Gebiet hatte er Crawford nie verstanden. Und wenn ihm nicht das offensichtliche Gegenteil bewiesen worden wäre, würde er wahrscheinlich weiterhin annehmen, dass Sex in Crawfords Leben einfach keine Rolle spielte. „Das ist ja nichts Neues.“ Mit einer wegwerfenden Handbewegung reagierte er endlich auf Crawfords Aussage. „Aber an diese Info werde ich sowieso bald herankommen.“ „Zweifellos.“ Noch mehr Belustigung. Crawford neigte den Kopf etwas und musterte ihn intensiv, ohne aber diesem einen Wort noch etwas hinzuzufügen. Er begegnete dem Blick mit einem weiteren Grinsen, das erst in sich zusammenfiel, als sich der Ältere abwandte und auf den Ausgang zustrebte. >Du wirst mir heute Abend Bericht erstatten, Schuldig.< Und damit war Crawford verschwunden. Farfarello trat neben ihn und zog damit seinen Blick auf sich. „Du bist heute etwas unausgeglichen“, bekam er zu hören. Er brauchte einen Moment, um die Worte zu verdauen, fasste sich aber relativ schnell wieder. „Also von deiner Seite kommend… Ich glaube, ich bin getroffen.“ Weiße Zähne blitzten auf. „Tatsächlich?“ „Nun ja, zumindest ein bisschen“, relativierte er. Dann sah er sich erstmals, seit sie die Caféteria betreten hatten, wirklich um und prompt wandten sich einige neugierige Augenpaare ab. Mm… geistig war es, als würde ein Stromstoß durch den Raum laufen und das fühlte sich gut an. Kälte durchzog grüne Augen, Amüsement. Sie waren die gottverdammte Freakshow hier und er würde jede einzelne Sekunde davon auskosten. „Wenn wir schon mal hier sind, sollten wir etwas essen, denkst du nicht auch?“ Von Farfarello kam keine Ablehnung und er hatte auch keine erwartet. Sie gingen zu den Vitrinen hinüber, beluden ihre Teller und suchten sich dann einen freien Tisch. Er hinterließ Kopfschmerzen bei den Leuten, die sie auf dem Weg dorthin passierten. Natürlich nur bei denen, die ihre Gedanken nicht bei sich behalten konnten, aber auf diese Liste konnte er sowieso so gut wie jeden hier setzen. Für einen Moment spielte er mit der Idee, noch etwas mehr zu tun, eine kleine Illusion vielleicht. Kakerlaken wären nicht schlecht. Aber eigentlich war er hungrig und ein Aufruhr würde ihn nur beim Essen stören. Und so ließ er großzügig wie er war von diesem Plan ab. Es war ja nicht so, als würde er nicht später noch die Gelegenheit dazu haben. Er lächelte, bevor er die Gabel zum Mund führte und es war gewiss kein freundliches Lächeln. ~TBC~ Jetzt dauert es nicht mehr lange, bis sich Omi und Hirofumi begegnen. ^^ cya, cu ^-^ Kapitel 146: "Rückblicke LV - Nichts ist entspannender als dabei zuzusehen, wie andere sich abrackern" ------------------------------------------------------------------------------------------------------ Close Distance (Teil 146) Titel: Close Distance Teil: 146/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Diesmal gibt es ein bisschen Schuldig-Farf-Interaktion. Und Crawford taucht auch auf *grins* Es ist der Tag nach ihrer Rückkehr nach Rosenkreuz und wechselt diesmal zu Schus Perspektive, nachdem letztes Mal Crawfords dran war. Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: *lach* Noch hatte ich nicht angenommen, dass du mich vergessen hast. *knuffz* Um den Job mit den Kindern beneide ich dich wirklich nicht, da bin ich lieber die ganze Woche mit meiner Arbeit beschäftigt und nutze das Weekend um abzuhängen ^^ Die Kapitel um Omi und die Takatoris sind mir ganz gut gelungen, hoffe ich jedenfalls ^^°°° Soll heißen, ich finde sie nicht so langweilig wie einige der anderen Weiß-Abschnitte *räusper* Endgültig fertig bin ich mit ihnen aber noch nicht, da sich alles erst zum Schluss der Fanfic entscheiden wird *Kopf schief leg* Jupp, nach mittlerweile zwei Wochen weiß ich, was ich zu tun habe im neuen Team. (Aber um ehrlich zu sein, habe ich teilweise immer noch keine Ahnung, was bestimmte Dinge bedeuten, die ich da tue *drop* Die Arbeit unterscheidet sich ziemlich von meiner zuvor, da es diesmal überwiegend darum geht, Zahlen abzugleichen und Differenzen aufzuspüren. Dafür muss ich glücklicherweise nicht genau wissen, was hinter diesen Zahlen steckt *verlegen lach*) Wir lesen uns dann *ganz dolle knuddel* @nai-chan: Hey, das ist wirklich lieb von dir! *Gummibärchen reich und schnell zum Kapitel rüberhüpf, um den Buchstaben zu löschen* Ich hab auch massenhaft Schokolade, falls du mal ne Abwechslung von den Gummibärchen brauchst *lach* Verwirren wollte ich dich wie immer nicht mit meinem Geschreibsel. Aber ich kann es echt verstehen – jedenfalls wenn du dich auf eine der Szenen beziehst, an die ich gerade denke. Ich habe manchmal selbst Schwierigkeiten, die Verbindungen zu früheren Kapiteln herzustellen, auf die ich teilweise anspiele *drop* Kommt davon, wenn man im Voraus schreibt… Nu ja, du kannst auf jeden Fall immer fragen, wenn etwas zu unklar ist, ich versuche mein bestes, zu antworten. ^^# Und versuch nicht zu viel Stress um die Weihnachtszeit herum zu haben *lieb sag* *verkriecht sich in die Ecke und versucht nicht daran zu denken, dass sie außer zu den Feiertagen nicht frei hat und sogar den Samstag vor Silvester arbeiten muss* Teil 146 „Rückblicke LV - Nichts ist entspannender als dabei zuzusehen, wie andere sich abrackern“ Crawford war nicht im Speisesaal aufgetaucht, aber er hatte sich nichts weiter dabei gedacht und war zurück auf sein Zimmer gegangen, während die anderen wieder zum Unterricht mussten. Er warf sich auf sein Bett und holte den CD-Player darunter hervor, schloss die Augen, sobald er sich die Kopfhörer aufgesetzt hatte. Es war nicht so, dass er einschlief, aber seine Gedanken drifteten in alle möglichen Richtungen, ohne sich irgendwo länger aufzuhalten. Er ließ sich treiben, bis ein Anschwellen des mentalen Lärms ihn in seiner Ruhe störte. Die Pause musste gerade angefangen haben. Auch wenn das hier keine normale Schule war, änderte sich auf dieser Ebene dennoch etwas, wenn die Schüler nicht mehr auf den Unterricht konzentriert waren. Er wollte seine Schilde schon verstärken, als ihm auffiel, dass es eine einheitliche Grundstimmung gab. Unwillkürlich setzte er sich auf. Das konnte nur eines heißen – die Gerüchteküche war mal wieder am Brodeln. Ein Grinsen huschte über seine Lippen. Manchmal war es wirklich praktisch ein Telepath zu sein, so sehr es zu anderen Zeiten auch nerven konnte. Er schaltete die Musik aus und begann mit einer gerichteten Suche, von der er nach einer Weile mit einem frustrierten Schnauben zurückkehrte. Niemand schien etwas Genaues zu wissen, jedenfalls niemand, den er ohne eine ganze Menge mehr Arbeit finden würde. Aber wenigstens hatte er herausgefunden, dass Farfarello im Mittelpunkt stand und somit konnte er seine Informationen mit etwas Glück auch von anderer Seite erhalten. Das Grinsen war zurück. Er brauchte seiner Meinung nach zwar nicht unbedingt einen Grund, um Crawford zu belästigen, aber es schadete auch nicht, einen zu haben. So würde der Schwarzhaarige wenigstens nicht auf die Idee kommen, dass wieder ein Besuch bei Herrn Schneider angebracht sein könnte. Der Gedanke kühlte seine Stimmung deutlich ab. Was er sich da im Hotelzimmer geleistet hatte, war idiotisch gewesen, aber in diesem Moment war er einfach zu wütend, um klar denken zu können. Und auch wenn er es schaffte, möglichst selten daran zu denken, tauchte die Erinnerung zu den unpassendsten Zeiten wieder auf. Wieder streckte er seine mentalen Fühler aus, erhielt gleich darauf die Antwort auf seine stumme Frage. Die Sporthalle also. Er wusste nicht, ob er darüber froh sein sollte oder befürchten, dass seine Kontrolle weiter bröckeln würde. Die Halle war so gut wie leer. Unterricht fand dort gerade nicht statt, so dass sich nur ein paar Schüler betätigten, die gerade frei haben mussten. Und dann war da noch Crawford. Niemand hielt sich in der Nähe des Älteren auf. Niemand wagte es. Je näher er kam, desto deutlicher konnte er den dumpfen Laut hören, wann immer ein Boxhandschuh auf den Sack traf, der nur leicht hin und her schwankte, zu gut befestigt, um mehr zu tun. Er setzte sich auf den Boden, zog die Knie an und schlang seine Arme darum. Crawford zu stören schien ihm keine gute Idee und er hatte nichts dagegen, eine Weile zuzusehen. Der Amerikaner musste schon seit einiger Zeit das arme, wehrlose Ding malträtieren, denn Schweiß glitzerte auf dessen Haut, unter der sich die Muskeln mit einer Geschmeidigkeit bewegten, die ihn fast neidisch werden ließ. Wie es sich wohl anfühlen würde, darüber hinweg zu streichen? Ihm wurde warm, bevor er die Bilder verscheuchen konnte. Er barg das Gesicht im Stoff seiner Hose und blickte erst wieder auf, als er Schritte vernahm. Crawford hatte sich ein Handtuch um den Nacken geschlungen, sah auf ihn herunter. „Beginnt dich dein freier Tag bereits zu langweilen?“ Ein Lächeln folgte diesen Worten. „Wie kommst du darauf? Ich entspanne mich nur ein bisschen.“ Eine Augenbraue wanderte nach oben. „Hier?“ Er grinste. „Nichts ist entspannender als dabei zuzusehen, wie andere sich abrackern.“ Belustigung trat in braune Augen. „Schlagfertig wie immer. Und was führt dich nun wirklich hierher?“ Schmollend schob er seine Unterlippe vor. „Warum glaubt mir nur niemand?“, beschwerte er sich mit weinerlicher Stimme. „Erfahrung, Schuldig, Erfahrung.“ Dann wurde Crawford ernster. „Lass mich raten: Jei?“ „Farfarello“, verbesserte er, bevor er sich zurückhalten konnte. „Du auch noch… Hast du eigentlich in seinem Kopf herumgepfuscht?“ „Das traust du mir zu?“ Dann wurde ihm die Bedeutung der Frage wirklich bewusst. „Soll das heißen, er will den Namen behalten?“ Crawford unterdrückte ein Seufzen. „Es sieht ganz so aus.“ „Freut mich zu hören. ‚Farfarello’ passt um so vieles besser zu ihm.“ Ein Rundblick versicherte dem Älteren, dass sie keine Zuhörer hatten. Als ob jemand so wahnsinnig wäre. „Damit hast du mehr Recht, als du im Moment ahnst“, wurde ihm dann mitgeteilt. In grüne Augen trat ein interessiertes Glimmen. „Dann liegt die Gerüchteküche also richtig, er hat etwas angestellt.“ „Ja. Aber in Zukunft wird er zurückhaltender sein.“ Sah nicht so aus, als wollte Crawford ihm sagen, was genau passiert war. Andererseits war das auch kaum erforderlich. Er setzte ein schiefes Grinsen auf. „Ich will es hoffen, für uns.“ Ein schmales Lächeln war die einzige Reaktion darauf. „Was ist denn im Umlauf?“, wollte der Ältere wissen. Er zuckte mit den Schultern, beschloss aufzustehen, damit er nicht länger zu Crawford hochsehen musste. Ging langsam auf den Nacken. „Nicht besonders viel. Niemand weiß etwas Genaues. Daher bin ich ja auch zu dir gekommen.“ Er gab sich alle Mühe, Crawford in die Augen zu blicken und nicht abzuschweifen. „Den Weg hast du wohl umsonst gemacht.“ Die Arme vor der Brust verschränkend kniff er die Augen zusammen. „Es gibt überhaupt keinen Grund, es mir zu verschweigen.“ „Aber auch keinen, es dir zu erzählen, oder? Ich werde es nicht unterstützen, dass hier irgendwelche Geschichten in Umlauf gebracht werden.“ Typisch Crawford, musste einem allen Spaß nehmen. „Sieh es von der positiven Seite. Dadurch redet wenigstens keiner mehr über Herrn Neubert.“ Das entlockte Crawford ein Lächeln. „Gutes Argument. Aber leider ist es besser, wenn die Schüler nichts erfahren. Dann würde nämlich auch herauskommen, dass Jei nicht bestraft wurde.“ Was gar nicht gut für die Disziplin wäre. „Ich werde meinen Mund halten.“ „Natürlich.“ Ohne jeden Zweifel in der Stimme. Crawford schien für einen Moment nachzudenken, gelangte dann zu einer Entscheidung. „Du kannst ihn auf der Krankenstation besuchen gehen.“ „Ich habe die offizielle Erlaubnis?“ Überraschung weitete für einen Moment seine Augen. „Hast du.“ Der Ältere wusste genau, was ihm gerade durch den Kopf ging. Diese Erlaubnis ermöglichte es ihm mal wieder ein paar Leuten auf die Nerven zu fallen, ohne dass sie ihn davon abhalten konnten. Er grinste, ohne es zu merken. Dann gewann der Amerikaner wieder seine Aufmerksamkeit. „Um genau zu sein, wirst du ihn öfter sehen, damit du dich auf ihn einstellen kannst.“ Er wusste, dass das erforderlich war, verlor dennoch sein Grinsen. „Ah, du bist ein Spielverderber. Jetzt ist es ja ein Befehl.“ „Gut erkannt.“ Wieder Belustigung in braunen Augen. „Aber ich denke, du wirst dem nichtsdestotrotz etwas abgewinnen können.“ „Du kennst mich einfach zu gut, Crawford.“ Er verließ Crawford mit einem gewissen Gefühl des Bedauerns, andererseits hätte er es auch kaum länger ausgehalten, den Älteren mit nacktem Oberkörper genau vor der Nase zu haben. So nahe, dass er nur die Hand hätte ausstrecken müssen… Verdammt, er brauchte Tobias – oder eine kalte Dusche. Da sich ersterer noch im Unterricht befand und er im Winter keine Lust auf letzteres hatte, starrte er den Schnee an, während er zum Hauptgebäude hinüberstapfte und stellte sich vor, sich mitten hineinfallen zu lassen. Der eisige Wind tat sein Übriges. Er erschauerte. Na also, ging doch. Seine Mundwinkel zuckten. Man konnte fast meinen, dass Crawford sich absichtlich so präsentiert hatte, aber das würde einfach nicht zu dem Amerikaner passen. Und so blieb ihm nur übrig sich zu fragen, warum Crawford in der Hinsicht so absolut blind war. Nun ja, inzwischen sollte er wirklich wissen, dass es aussichtslos war. Er begab sich direkt zur Krankenstation. Schon der kurze Aufenthalt draußen war genug gewesen, um Kälte in ihn einsickern zu lassen und mit Hilfe seiner Jacke würde er sicher schneller wieder warm werden. Warum sie also ablegen gehen? „Du schon wieder!“ Es war derselbe Typ, der ihn gestern Abend verjagt hatte. Perfekt. Er zeigte seine Zähne. „So sieht man sich wieder. Ich bin hier, um Farfarello zu besuchen.“ Der ältere Mann runzelte die Stirn. „Den gibt es hier nicht.“ Spott blitzte in grünen Augen auf, während er nachsichtig lächelte. „Vielleicht sagt Ihnen der Name Jei mehr?“ Als hätte er einen Idioten vor sich. Was dem Anderen natürlich nicht entging. „Glaube bloß nicht, dass ich mir dein insolentes Verhalten gefallen lasse. Schuldig, nicht wahr?“ Er deutete eine Verbeugung an. „Bin ich schon so berühmt?“ „Berüchtigt wäre wohl zutreffender.“ Ein verächtliches Schnauben. „Und jetzt verschwinde, bevor ich dich melde.“ „Na, na, Sie sollten besser auf Ihren Blutdruck achten. Ich habe die Erlaubnis, ihn zu besuchen.“ „Sehe ich vielleicht aus, als wäre ich so dumm dir zu glauben?“ Sein Blick wurde kalt. „Ich glaube, hier bin ich um eine Antwort verlegen. Was nichts daran ändert, dass ich jetzt gerne wissen würde, wo Farfarello sich aufhält. Im Übrigen können Sie sich bei Crawford gerne nach meinen Befehlen erkundigen.“ Das immerhin brachte den Anderen zum Nachdenken. Das Personal war für Schüler natürlich unantastbar, aber Crawford hatte mehr Macht in seinem kleinen Finger, als dieser Talentlose hier jemals innerhalb Rosenkreuz haben würde. Natürlich bestand die Möglichkeit, dass er log, sollte er aber weggeschickt werden, obwohl Crawfords Wort ihn hergeführt hatte, konnte das unangenehme Folgen für den Arzt haben. Und genau dieses Risiko wollte der nicht eingehen. „Komm mit“, wurde er barsch aufgefordert. „Mit Vergnügen.“ Er schob die Hände in seine Jackentaschen und gab sich keinerlei Mühe, sein herablassendes Grinsen zu verbergen. Sie gingen zu den Zellen, mit denen er auch schon Bekanntschaft gemacht hatte. Auch wenn er sich kaum noch daran erinnern konnte, reichte das Wenige, das sich nun meldete, vollkommen aus. Sein Grinsen erhielt er zwar aufrecht, aber es beinhaltete nur noch Härte. „Bitte sehr. Aber beschwer dich nicht bei mir, wenn er dich auseinander nimmt.“ Er sah zu Farfarello, der mit bandagierter Schulter auf dem Boden hockte und mit den Überresten seines Essens spielte. „Du würdest mir doch nichts tun, oder, Farf?“ Der Jüngere starrte ihn für ein paar Sekunden einfach nur an, dann formten dessen Lippen ein Lächeln. Jedenfalls nahm er an, dass es ein solches darstellen sollte. „Heute nicht.“ Er konnte gar nicht anders als zu lachen. „Sehr nett von dir.“ Bevor die Tür hinter ihm geschlossen wurde, konnte er den Arzt noch etwas murmeln hören, das verdächtig nach „Na da haben sich ja zwei Verrückte gefunden“ klang. Da sich hier drinnen rein gar nichts befand, setzte er sich ebenfalls auf den Boden, im Schneidersitz. Trotz Farfarellos Versicherung spürte er eine gewisse Unsicherheit, aber dann beruhigte er sich mit dem Gedanken, dass er den Jüngeren notfalls mental ausschalten konnte. Er mochte Probleme habe, Farfarello zu lesen, doch mit brutaler Gewalt würde er sicherlich zu ihm durchdringen. Ein lässiges Lächeln begann seine Lippen zu kurven. „Was hast du mit deiner Schulter gemacht?“ Er würde danach nicht weiter nachhaken, aber einen Versuch war es wert. „Ich war unvorsichtig.“ Farfarello neigte den Kopf. „Warum bist du hier?“ „Crawford möchte, dass wir uns kennen lernen.“ Vorsichtig griff er nach dem Verstand des Iren, berührte die grauen Sturmwolken und zog sich gleich wieder zurück. Die Geste sollte unterstreichen, dass das Kennenlernen nicht nur die offensichtliche Ebene einbezog. Farfarello blinzelte. „Das war deine Gabe, nicht wahr?“ Er nickte nur, zwang sich still sitzen zu bleiben, als der Andere näher kam und neugierig mit seinen Haaren zu spielen begann. In diesem Moment wirkte Farfarello eher wie ein Kind als wie ein verrückter Killer. „Was kannst du mit deiner Gabe machen?“ „Ich bin ein Telepath. Ich kann Gedanken lesen. Und auch kontrollieren.“ „Meine?“ Eine Faust ballte sich um orangefarbene Strähnen, zog ihn näher an den Jüngeren heran. So nah, dass dessen Gesicht zu verschwimmen begann. Was er nicht besonders schlimm fand, wenn man das linke Auge berücksichtigte. „Ein wenig. Bei dir ist es schwieriger als sonst“, gab er zu. Farfarello schien diese Antwort zu gefallen. „Zeig es mir!“ „Gut, vergiss aber nicht, dass du es wolltest. Wehe du beißt mich oder so was in der Art.“ Damit lehnte er sich noch ein Stück vor, bis sie sich Stirn an Stirn berührten. Der Kontakt half. Ein wenig. Er wurde von grauen Wirbeln empfangen, ein leises Wispern. Schade, dass sie hier isoliert waren, er wüsste wirklich gerne, wie gut er unter diesen Umständen andere empfangen würde. >Kannst du mich verstehen?< Aufmerksamkeit, Überraschung. >Ja.< Er sah sich ein wenig um, absichtlich eine fühlbare Spur hinterlassend, lehnte sich dann zurück und unterbrach die Verbindung. „Siehst du, so funktioniert das. Nur dass du normalerweise nicht wüsstest, dass ich da bin.“ Er grinste. „Das muss Ihn wirklich ärgerlich machen. Denn es ist Sein Vorrecht, die Gedanken der Menschen zu kennen.“ So hatte er das zwar noch nie gesehen, aber… „Wenn du es sagst“, zuckte er mit den Schultern. Sein Blick blieb an Farfarellos linker Gesichtshälfte hängen. Es sah grausam aus, doch er konnte nicht wegsehen, auf seltsame Art fasziniert. „Du scheinst häufiger unvorsichtig zu sein“, kam er auf Farfarellos Bemerkung vorhin zurück, in einem Versuch, sich selbst abzulenken. Der Ire ließ seine Haare los, bedeckte mit der Hand die Stelle, wo sich früher ein Auge befunden hatte, während das andere ihn bernsteingelb anstarrte. „Das war etwas anderes. Da habe ich noch auf seine Worte gehört.“ Eine kurze Pause. „Zum letzten Mal.“ ~TBC~ Die beiden zusammen zu schreiben macht irgendwie Spaß ^^ Ich bin immer noch am Überlegen, ob ich ein extra Chapter zu Farfs Vergangenheit schreibe... cya, cu ^-^ Kapitel 147: "Keine Familie, für niemanden von uns" --------------------------------------------------- Close Distance (Teil 147) Titel: Close Distance Teil: 147/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Es geht bei Farf und Schuldig weiter, nur dieses Mal in der Gegenwart. Und dann folgt ein Wechsel zu Weiß. ^^ Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: *knuffz* Jupp, bin immer noch am Differenzen suchen und das Ganze wird noch bis Ende Januar so gehen, dann komme ich zu einem neuen Team. ^^ Ich sehe immer mehr durch, aber als die Prüfungsleiterin meinte, ich könnste ja dann den neuen Praktikanten einarbeiten, dachte ich nur, dass kann doch nicht ihr Ernst sein. Mal sehen wie das läuft, wenn der kommt… Erhol dich mal schön und lass dich nicht zu sehr von der Familie plagen *lach* Bei uns ist nur mein Onkel zu Besuch und wenn der weg ist kommt eine Oma. Es hält sich also in Grenzen mit den Verwandten ^^ Freut mich sehr, dass dir das letzte Chapter so gefallen hat ^__________^ Heute gibt es auch wieder ein bissl was über Farf und Schu *nod* Ein Ende in Sicht? Sagen wir mal so, eine wage Andeutung *drop* Ich schätze, es werden ungefähr 200 Kapitel, ehe die Story zu Ende ist… Und wenn du wirklich so gerne „RftS“ lesen willst, solltest du unbedingt ein bissl Sympathie für Schneider aufbringen. Obwohl ich zugebe, dass er in der Story doch anders ist als in CD. Kein Wunder, schließlich lernt er Brad viel früher kennen *grins* Ja, die Naruto-Mangas mag ich auch, mehr als den Anime ^^ Was hältst du von HunterxHunter? Schöne Weihnachtsfeiertage! *knuffel* @nai-chan: Es scheint zu helfen, wenn ich vor dem Kontroll-Lesen eine Nacht verstreichen lasse, dann erwische ich mehr Fehler ^^ Aber manchmal komme ich einfach nicht dazu, das Kapitel schon am Samstag abzutippen ^^°°° Deine Begeisterung für das letzte Chapter hat mich breit grinsen lassen *lach* *diesmal Schokolade rüberschieb* Farfarello und Schu können wirklich Spaß machen, ne? In „RftS“ werden sie auch wieder auftauchen, einfach weil ich mir eine Geschichte ohne sie grade gar nicht vorstellen kann. ^^ Und ob ich die Feiertage genieße *nick* Vier Tage hintereinander frei zu haben ist einfach ein Traum ^____^ *dir auch schöne Feiertage wünscht* Teil 147 „Keine Familie, für niemanden von uns“ „Was für einen Auftrag hat Crawford für uns?“ Farfarello hatte mit der Frage gewartet, bis sie das Takatori-Building verlassen hatten. „Nichts Besonderes“, zuckte er mit den Schultern. „Wir sollen nur mal bei dem anderen Takatori vorbeischauen und herausfinden, was der eigentlich genau plant.“ Er schob die Hände in die Hosentaschen, schloss die Finger um seine Autoschlüssel, aber er schlug nicht den Weg zum Cabrio ein. Das Polizeihauptquartier war nicht allzu weit entfernt, zu Fuß wären sie schneller, als wenn sie sich durch den Straßenverkehr kämpfen müssten. Der war heute besonders dicht, trotz der relativ frühen Stunde. Freitag eben. Ein bernsteinfarbenes Auge richtete sich auf ihn, er spürte es, auch wenn ihm der Blick hinter der Sonnenbrille verborgen blieb. Drinnen hatte sich Farfarello nicht die Mühe gemacht, sie aufzusetzen, aber gerade wollte der Ire wohl nicht mehr Aufmerksamkeit, als sie ohnehin schon auf sich zogen. „Und was ist mit Ran?“ Natürlich, das hatte Farf ja mitbekommen… Er schenkte dem Jüngeren ein ungekünsteltes Grinsen. „Stell dir vor, der kann sich tatsächlich mal einen Tag von Crawford losreißen.“ Das erinnerte ihn wieder an den mysteriösen Kommentar des Amerikaners. Was wusste Crawford, was er selbst nicht wusste? Mehr als vorhin wurde ihm jetzt klar, dass noch nichts vorgefallen sein konnte – mit der Betonung auf _noch nicht_. Und das warf die Frage auf, warum Crawford einfach nur ruhig daneben stehen wollte. Vielleicht hatte Rosenkreuz ja stärkeren Einfluss auf den Älteren gehabt, als ihm bisher klar gewesen war. Im nächsten Moment verwarf er diesen Gedanken. Nicht wirklich wahrscheinlich. „Ob er mit Yunshiro reden wird?“ Seine Augenbrauen rutschten in die Höhe. „Sag bloß, du hast ihm dazu geraten.“ „Ja.“ „Und hast du ihm auch gesagt, warum er das tun soll?“ „Nein, das muss er schon selbst herausfinden.“ Er lachte unwillkürlich. „Ich denke, da kannst du lange warten. In dieser Hinsicht hat Ran-chan wirklich ein Brett vor dem Kopf.“ Farfarellos Lippen verzogen sich zu einem schmalen Lächeln und er spürte stumme Zustimmung. „Was denkst du wird er tun, wenn er von Yunshiros Interesse erfährt?“ Der Ire antwortete nicht gleich, schien ernsthaft darüber nachzudenken. Sie waren fast am Ende des Blocks angelangt, ehe der Jüngere zu sprechen begann. „Gar nichts. Er kann nichts tun.“ „Wie meinst du das?“ „Wie ich es sage. Ran wird Yunshiro nicht verlieren wollen. Solange er Aya nicht aufgibt, gibt er auch diesen Teil seines Lebens nicht auf.“ Er dachte über die Worte nach und wusste, dass Farfarello Recht hatte. Ran wanderte immer noch am Abgrund entlang, ohne zu wissen, welche Richtung er einschlagen sollte. „Hast du nicht bereits beschlossen, dass er Aya aufgeben muss?“ Der Gedanke an die Kette drängte sich regelrecht auf. „Natürlich.“ „Natürlich? Wie kannst ausgerechnet du das sagen?“ Es gab Momente, da verstand er seinen Freund nicht. Wieder wurde er gemustert. „Du kennst ihren Zustand doch am besten. Wie wahrscheinlich ist es, dass Er sie wieder aufwachen lässt?“ Die Referenz an Gott kam so natürlich, dass er sie beinahe überhörte. Er seufzte innerlich, ehe er antwortete. „Nicht besonders…“ Farfarello nickte. „Und auch wenn sie aufwachen sollte, ist es besser für beide, wenn sie sich trennen.“ Jedenfalls wenn Ran tatsächlich bei Schwarz bleiben würde. Und allmählich schien jeder andere Ausgang unmöglich, nicht wahr? Falls sie überlebten, hieß das. Er schnaubte. Sie waren doch alle wahnsinnig… Seine Reaktion blieb nicht unbemerkt, aber unkommentiert. „Keine Familie, für niemanden von uns“, sagte er schließlich leise. Farfarello hielt inne, eine Hand wurde auf seine Schulter gelegt und darunter verschwand ein Teil der bis eben unbewussten Anspannung. „Aber das stimmt so nicht ganz.“ Geflüsterte Worte, von warmem Atem an sein Ohr getragen. Er erschauerte, während gleichzeitig Hitze durch seinen Körper flutete. Dann erschien ein Lächeln auf seinen Lippen. „Du wirst weich auf deine alten Tage.“ „Nicht allzu sehr…“ Farfarello lächelte auch und dann setzten sie ihren Weg fort, in zufriedenem Schweigen. „Oh nein, heute nicht schon wieder.“ Er packte den Jüngeren am Handgelenk und ging weiter, Farfarello zwingend, ihm zu folgen. „Aber wenn wir schon mal hier vorbeikommen…“ „Keine Chance. Außerdem hast du mir doch eben lang und breit erklärt, dass Aya nichts mit uns zu tun haben soll.“ „Sie würde es gar nicht merken, sie schläft schließlich.“ „Oh Farf, du bist unmöglich!“ Trotz des halbherzigen Widerstands des Iren erreichten sie kurz darauf ihr Ziel und eine schnelle Suche verriet ihm, dass Perser pflichtbewusst an seinem Arbeitsplatz war. Seine Mundwinkel zuckten. Wirklich entgegenkommend von ihm. Und mit seinen Schilden stach Perser regelrecht aus der Ansammlung von Leuten da drinnen hervor. „Wollen wir hineingehen?“ Farfarello beäugte die Fassade. „Nette Idee, aber man muss nicht gleich übertreiben.“ Er sah sich um und steuerte danach auf das nächstgelegene Café zu. Niemand würde dort auf sie achten oder sich wundern, wenn er für einen Moment anderweitig beschäftigt war und sein Körper deswegen etwas… abwesend wirkte. Kurz darauf hatte er es sich so bequem wie möglich gemacht und dann befand er sich auch schon auf der anderen Ebene und ging geradewegs auf das Leuchten zu, das für Persers Verstand stand. Für Rosenkreuzverhältnisse waren dessen Schilde ein Witz, aber immerhin würden sie den Mann vor einem zufälligen Belauschen schützen. Seine manifestierte Hand streckte sich nach dem leicht gedämpften Leuchten aus und drang langsam in die Energiekugel ein. Er schloss die Augen – ein weiteres Mal – und ließ sich auf die Informationen ein, die allmählich sein Gehirn eroberten. Und da war es auch schon, ziemlich an der Oberfläche von Persers Gedanken. Wenn es ihm in diesem Moment möglich gewesen wäre, hätte er die Augen verdreht. Das war ja nun mal wirklich ein dämlicher Weg, Entscheidungen zu treffen. Vorsichtig zog er sich zurück, blinzelte und begegnete schließlich Farfarellos fragendem Blick. „Weiß hat einen neuen Auftrag bekommen, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass wir Crawford damit nichts Neues verraten werden.“ „Was wollte er denn wissen?“ „Warum Perser Weiß jetzt auf die eigene Familie loslässt.“ „Und?“ Er grinste. „Perser weiß schon lange, was der Koala so treibt, konnte sich aber nicht dazu durchringen, dagegen vorzugehen. Doch die letzten Experimente waren selbst ihm zu viel. Wobei er die endgültige Entscheidung dem Schicksal überlassen hat. Das war der Grund, warum Weiß so wenige Informationen über den Gentechnik-Fall erhalten hatte. Und wir wissen ja, wie das ausgegangen ist.“ Er konnte immer noch nicht ganz glauben, dass ein Mann, der eine Organisation wie Kritiker leitete, so vorgehen würde. Farfarellos Lippen formten ein erwiderndes Grinsen, wenn auch nur flüchtig. „Also betrifft der neue Fall auch die Takatoris?“ „Du hast es erfasst.“ „In diesem Fall würde ich gerne zusehen.“ Er schnitt eine Grimasse. „Schon wieder Babysitter spielen? Ich will es nicht hoffen. Aber warten wir ab, was Crawford sagt.“ ****** „Normalerweise würde ich mich jetzt fertigmachen.“ Yohji betrachtete ihn kritisch, nickte schließlich seine Zustimmung. „Der Sender ist gut versteckt?“ Er lächelte, während er an sich selbst heruntersah. Sein Blick streifte das weinrote Hemd und die schwarze Hose, bevor seine rechte Hand über den Gürtel strich, in dem das kleine Stück Technik verborgen war. „Ja, sie werden kaum nach so etwas suchen, aber selbst wenn, sollten sie keinen Erfolg haben.“ Das Lächeln kroch in blaue Augen, als er den grünen des Älteren begegnete. Yohji schien nervöser als er selbst zu sein. Die Belustigung verschwand, sobald ihm wieder bewusst wurde, wer genau das Ziel sein würde. Aber der Schatten blieb unbemerkt, da Yohji sich in diesem Moment zu Ken umdrehte. „Und, was sagst du?“ Der Braunhaarige zuckte nur mit den Schultern. „Omi hat Recht, also hör auf wie eine besorgte Glucke um ihn herumzurennen.“ Yohji blies vor Empörung beinahe die Backen auf, befand das dann aber – genauso wie eine Antwort – für unter seiner Würde. „Wir werden ein Auge auf dich haben. Solltest du Probleme bekommen, aktiviere einfach den Notruf.“ Er wusste schon nicht mehr, zum wievielten Male er diese Ermahnung gehört hatte. Ken verkniff sich ein entnervtes Kopfschütteln, als er Yohji ein gehorsames Lächeln schenkte. Eine Stunde noch, dann konnte er endlich los. Und bis dahin wusste er genau die richtige Ablenkung. „Wir haben einen neuen Wagen für dich bekommen.“ Sie fragten an der Bar nicht nach seinem Ausweis und er bestellte sich einen Cocktail, als würde er das jeden Abend tun. Der Alkohol trug weiter zu der Wärme bei, die bereits Farbe in seine Wangen gerufen hatte. Er hatte nicht vorgehabt zu tanzen, aber dadurch hatte er Aufmerksamkeit auf sich ziehen können – die gewollte Art von Aufmerksamkeit. Ein Mann setzte sich auf den Barhocker neben ihm, hatte nach einem kurzen Wink mit der linken Hand einen Drink vor sich stehen. „Amüsierst du dich gut?“ Die Musik war laut genug, dass der Andere seine Stimme etwas heben musste. Die Frage klang freundlich und unschuldig genug, doch in den grauen Augen lag ein Glimmen, das ihn bereits zu leichter Beute reduziert hatte. Sein Lächeln war hell und deutete auf etwas zu viel konsumierten Alkohol hin, bevor er antwortete. „Ja, aber langsam wird es langweilig.“ Das Glimmen wurde für einen Sekundenbruchteil zu mehr. „Dann weiß ich genau das Richtige für dich. Lust mitzukommen?“ „Klar doch.“ Er rutschte von seinem Hocker und schwankte ein wenig, als sich auch schon Finger um seinen Oberarm schlossen. „Nicht so hastig.“ Der Griff war fast zu fest, aber er beschwerte sich nicht, sondern folgte dem Älteren ohne Widerstand durch eine unauffällige Tür. Dahinter lag ein schlecht beleuchteter Gang, die Luft war kühler und fühlte sich gut auf seiner erhitzten Haut an. Das Seufzen kam völlig unbeabsichtigt über seine Lippen. Ein wölfisches Grinsen war die Reaktion darauf. „Ist dir warm?“ „Ein wenig“, gab er zu und wunderte sich, warum seine Stimme so unstetig klang. Für einen Moment verschwamm alles und seine Knie gaben nach. Der Cocktail, lieferten seine sich verlangsamenden Gedanken eine Erklärung. Und dann dachte er gar nichts mehr. Er wachte durch ein Holpern auf, das er nicht abfangen konnte. Seine Hände waren ihm hinter dem Rücken festgebunden worden und so stieß sein Kopf gegen die metallene Wand des Lieferwagens, was seine Kopfschmerzen nur noch verstärkte. Vorsichtig blinzelte er gegen die Schleier an, die ihn zu umgeben schienen, dann endlich klärte sich sein Blick. Er war nicht allein. Zwei junge Frauen, wie er selbst gefesselt, starrten ihn aus angstgeweiteten Augen an. Ein ermutigendes Lächeln war alles, was er ihnen geben konnte. Und ein gutes Beispiel, nicht in Panik zu geraten. Sie würden später noch ihre Kräfte brauchen und Resignation erfüllte ihn bei dem Gedanken, dass es vielleicht nicht reichen würde. Immerhin hatte er noch seinen Gürtel. Siberian und Balinese waren irgendwo hinter ihnen. Die Nachtluft war angenehm nach dem stickigen, nach Benzin riechenden Innern des Wagens. Dann registrierte er, dass es nicht so sehr Nacht als vielmehr schon Morgen war. Er musste länger bewusstlos gewesen sein, als ihm bis eben klar gewesen war. Weitere Leute wurden gebracht, während sich in ein paar Metern Entfernung einige Männer unterhielten. Ihr Aufzug ließ wirklich keine Fragen offen, genauso wenig wie die Hunde, die mit wildem Blick und gefletschten Zähnen an ihren Leinen zerrten. Furcht umgab die designierte Beute fast sichtbar, eine düstere Wolke, die die Tiere nur noch rasender machte. „Es ist genau die richtige Zeit für eine Jagd. So früh sind sie besonders munter, vor allem, da sie seit zwölf Stunden nichts zum Fressen bekommen haben.“ Ein raues Lachen begleitete den Blick zu den Hunden. Unauffällig musterte er die Männer. Sie kümmerten sich nicht weiter um ihre zukünftigen Opfer und er fragte sich, ob die Jäger überhaupt richtige Menschen in ihnen sahen – wobei er nicht sagen konnte, welche Antwort schlimmer wäre. Nur einer von ihnen wirkte etwas nervös, als würde ihm jetzt erst der Irrsein seines Vorhabens bewusst werden. Doch für Zweifel war es zu spät. Das las er in dem hastigen Blick, der ihn zufällig streifte. „Wo ist eigentlich unser Gastgeber?“ „Der erwartet uns im Jagdhaus, wo wir uns nachher erholen können. Es liegt in dieser Richtung. Du wirst sehen, das Essen wird großartig sein.“ Und dann waren alle versammelt und das Spiel konnte beginnen. „Ihr bekommt ein wenig Vorsprung, bevor wir die Hunde loslassen. Nutzt die Zeit!“ Als die Leute um ihn herum noch zögerten, schlug er sich bereits in die Büsche. Und kurz darauf hörte er ein paar Schüsse, gefolgt von verängstigten Schreien. Eine Ermutigung, sich endlich in Bewegung zu setzen, vermutlich. Er biss die Zähne zusammen und rannte so schnell er konnte. Sein Ziel war klar, aber vorher brauchte er noch seine Ausrüstung. Das war der Grund dafür, dass er schließlich innehielt, als er glaubte, vorübergehend in Sicherheit zu sein. Das Bellen von Hunden und Schüsse in einiger Entfernung hielten seinen Adrenalinspiegel hoch, während er wartete. Nicht lange. Die Pause vor Beginn der Jagd hatte seinen Teammitgliedern genug Gelegenheit gegeben aufzuholen. Er sah ihnen entgegen, mit einem Ausdruck, der alles andere als ein Lächeln war. ~TBC~ Bald begegnet er seinem Bruder ^^ Ich muss sagen, dass ich Persers Verhalten nie so ganz verstanden habe, daher auch die etwas seltsame Begründung. Etwas Besseres ist mir auch nicht eingefallen ^^° Ich wünsche allen ein schönes Weihnachtsfest! ^_____________^ cya, cu ^-^ Kapitel 148: "Rückblicke LVI - Ich werde dich ungern gehen lassen…" ------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 148) Titel: Close Distance Teil: 148/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Ich glaube, das ist der Teil, ab dem ich Schneider endgültig ins Herz geschlossen hatte ^^ Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Ha, du scheinst ja mehr über Rans Entscheidung zu wissen als ich o.O Hast du dich mit ihm abgesprochen? Wenn ja, verrat mir, was er gesagt hat – vielleicht wird es dann leichter, die Story zu Ende zu schreiben ^^# Japp, du erinnerst dich in Sachen Jagd ganz richtig – nur dass es keine Ouka mehr gibt, die mit Omi im Wald ausgesetzt werden kann *räusper* Hm, was Omi und Hirofumi angeht bin ich ganz deiner Ansicht *nick* Freut mich, dass nicht nur ich das so sehe, dass die beiden ne ganz gute Beziehung in der Vergangenheit hatten ^^ Und ich sage nicht nur auf die nächsten 50 Kapitel, sondern auch auf die letzten 50 – danach sollte CD nämlich langsam zu Ende sein… *knuffz* @nai-chan: Ja, einmal drüber schlafen und sich dann genug Zeit lassen, das ist der Trick. Heute war die Zeit etwas knapp, daher keine Garantie für Fehlerfreiheit ^^° Wie Andy so schön bemerkt hat, wurde Omi mit Ouka bei der Jagd im Wald ausgesetzt (nachdem sie vorher beide in so einem Club waren). Da Ouka in meiner Story schon tot ist, muss sich Omi wenigstens nicht mehr mit ihr rumschlagen ^^ Übrigens ist es ganz gut, wenn du dich nicht mehr dran erinnerst, dann wird meine Story wenigstens relativ "neu" für dich klingen *lach* Teil 148 „Rückblicke LVI - Ich werde dich ungern gehen lassen…“ „Immerhin hat er sich die letzten Tage benommen.“ Widerwillig lächelte er. „Ich glaube nicht, dass das ein großer Trost für den Trainer ist.“ Der jetzt wahrscheinlich den Tag verfluchte, an dem er die Verantwortung für Jeis Ausbildung aufgedrückt bekommen hatte. Schneider winkte ab. „Es ist keine ernsthafte Verletzung. Jei scheint sich wirklich an sein Versprechen zu halten.“ „Ja, wenigstens etwas…“ Dennoch waren die Ärzte darauf ausgewichen, den Iren in eine Zwangsjacke zu stecken, wenn er nicht gerade mit dem Training oder Untersuchungen beschäftigt war. Jei zeigte eine erschreckende Tendenz, sich selbst zu verletzen, wenn er sich zu langweilen begann. Er lehnte sich zurück und sah nachdenklich das mit Rotwein gefüllte Glas an, das vor ihm auf dem Tisch stand. Das Abendessen war heute reichhaltig genug gewesen, dass ihn der Alkohol müde werden ließ. Es war schwierig, sich auf die Unterhaltung zu konzentrieren. Die viele Freizeit schien ihn nachlässig gemacht zu haben. Selbstironie zupfte an seinen Mundwinkeln. Schneider fing den Gedanken auf und lachte. „Du hast etwas Urlaub verdient, Crawford. Jetzt zu den Feiertagen ist sowieso alles ruhig.“ „Feiertage… heute ist Weihnachten“, wurde ihm auf einmal klar. Na da war doch mal etwas, das er überhaupt nicht vermisste. Nahezu angewidert schob er das Bild seiner Eltern von sich, versuchte den Stich des Bedauerns zu ignorieren, der ebenfalls damit einherging. Weihnachten, Familie, kein Bruder. Sein Blick fokussierte sich auf die Gegenwart, auf das Glas, bevor er den Kopf zu Schneider wandte, der einen leisen Laut des Protestes von sich gegeben hatte. Eisblaue Augen fingen seinen Blick ein. „Du urteilst zu hart. Es ist nicht immer eine Lüge. Vielleicht wirst du das eines Tages verstehen.“ Er hatte sich wohl verhört?! Diese Worte wollten überhaupt nicht zu dem Älteren passen. Für einen Moment breitete sich seine Zukunft vor ihm aus, ohne dass sein Talent damit zu tun hatte. SZ. „Das wage ich zu bezweifeln.“ Die Bitterkeit fühlte sich vertraut an, doch eine kurze geistige Berührung ließ sie ins Nichts verschwinden. >Gehe nicht dorthin, Crawford…< Leise, zu leise. Verwirrt rieb er sich über die Stirn. War da eben etwas gewesen? Schneiders Hand griff nach der seinen, lenkte ihn so ab. Seine Aufmerksamkeit richtete sich ganz auf den älteren Mann. „Ich habe ein Geschenk für dich. Ich hoffe, du nimmst es an, auch wenn du von dem Brauch nicht allzu viel hältst.“ Unwillkürlich wurde sein Interesse geweckt, doch er weigerte sich, diese Reaktion offen zu zeigen. Er lächelte. „Ich werde eine Ausnahme machen.“ Das brachte ihm wieder ein Lachen ein. Schneider hielt immer noch seine Hand, legte nun ein kleines Päckchen hinein. Er betrachtete es sorgfältig, als hätte er vergessen, was er damit tun sollte. Eine Schachtel, nicht größer als solche, in denen man Schreibsets verkaufte. Sorgfältig eingewickelt in Geschenkpapier, mit Schleife. Auf einmal erfüllte ihn Belustigung. „Warum ausgerechnet dieses Jahr?“ „Weil es die letzte Gelegenheit ist“, erhielt er eine unerwartet ernste Antwort. Warum nur fühlte sie sich wie ein Schlag in den Magen an? Das Papier knisterte, wo seine Finger plötzlich zu fest zudrückten. Er hatte dem Moment, da er endlich sein Team erhalten würde, die ganze Zeit mit Erwartung entgegen gesehen. Aber jetzt sah er auch, was das beinhaltete. Er würde nicht mehr nach Rosenkreuz zurückkehren. Daran hätte er auch schon früher denken sollen, doch er hatte es stets vermieden, ob bewusst oder nicht. Beschwichtigend strich Schneider über seinen Unterarm und ein seltsamer Funken glomm in eisblauen Augen auf. „Du kannst noch nicht wissen, ob du nicht ganz froh darüber sein wirst.“ Konnte er nicht? Gerade war er da anderer Ansicht, aber mit dem nächsten tiefen Atemzug gewann er seine Kontrolle zurück. Ohne etwas zu erwidern, öffnete er die Schleife, wickelte dann die Schachtel aus. Kurz zögerte er noch, doch schließlich hob er den Deckel. „Ein Rasiermesser?“ Er hörte den Unglauben in seiner Stimme, aber das war ihm gerade ziemlich egal. Es lag schwer in seiner Hand. Der Elfenbeingriff glänzte, ebenso wie die Klinge, als er sie aufklappte. „Hat Jei Sie dazu inspiriert?“ Die Frage rutschte ihm heraus, obwohl er das nicht beabsichtigt hatte. Amüsement tränkte daraufhin den sie umgebenen Raum, ein Effekt, den wohl nur ein Telepath erzeugen konnte. „Der Junge hat damit nichts zu tun.“ Er testete die Schneide mit dem Daumen und schnitt sich beinahe. „Ich weiß nicht, ob ich das Ding in der Nähe meiner Kehle haben möchte.“ „Sieh es als Fortsetzung deines Trainings an. Es wird dir helfen, dich zu konzentrieren.“ Und einen Ankerpunkt in der Gegenwart bieten. Er verstand und lächelte unwillkürlich. „Danke.“ Das Messer wurde ihm aus der Hand genommen, zusammengeklappt und auf den Tisch gelegt. Seine Brille folgte, dann umfassten zwei Hände sein Gesicht. Schneiders Kuss ließ ihn atemlos zurück. Der Ältere sah ihn beinahe verschmitzt an. „So ein Dankeschön gefällt mir besser.“ Er lachte auf. „Wie schmeichelhaft.“ Sie tranken den Rotwein aus, aber er musste zugeben, dass er das sicher nicht billige Getränk kaum ausreichend würdigte. Schneiders Stimmung traf seine und so war es nicht verwunderlich, dass er kurz darauf auf dem Bett lag, bereits schwer atmend, obwohl sie nur ein paar Küsse ausgetauscht hatten. Weste und Hemd wurden aufgeknöpft, mit fast quälender Langsamkeit, während in ihm die Ungeduld brannte. Etwas, das Verzweiflung zu nahe kam, als dass er es sich eingestehen konnte, ließ ihn nach Schneider reichen und es war keine Sekunde zu früh, als sie schließlich kein Stoff mehr trennte. Sonst war es der Ältere, der weniger Rücksicht walten ließ, aber dieses Mal wollte er ihn mehr spüren als je zuvor. Schneider bremste ihn für einen Moment, strich ihm schwarze Strähnen aus der verschwitzten Stirn und drückte einen sanften Kuss auf seine Lippen. Heißer Atem mischte sich. „Ruhig, ich werde dir sonst noch wehtun.“ „Gut“, brachte er heiser heraus und hielt dem Blick aus den eisblauen Augen stand, die in sein Innerstes zu sehen schienen. Er fühlte sich wirklich nackt darunter, aber das war ihm gleichgültig. „Wie du willst…“ Und damit war der Moment vorbei. Er fühlte sich, als würde er auseinander fallen und er hieß dieses Gefühl willkommen. Es nahm jede Überlegung, jede Unsicherheit mit sich. Am Rande seiner Wahrnehmung hörte er sich aufschreien, kurz bevor alle Kraft seinen Körper verließ. Erschöpfung eroberte ihn und dann begann er in einen tiefen Schlaf hinüberzudriften. „Ich werde dich ungern gehen lassen…“ Er hörte die Worte, ohne sie zu verstehen. Und am nächsten Morgen würde er sie ganz vergessen haben. ****** „Huh, schon wieder in dieser Jacke?“ Farfarello warf ihm einen bösen Blick zu, doch er lachte nur. „Wenn du mir versprichst brav zu sein, lasse ich dich raus.“ Der Andere zögerte nicht. „Ich werde dir nichts tun.“ Er nickte. Inzwischen glaubte er Farfarello besser zu verstehen. Der Jüngere würde sein Wort nicht brechen, da Gott das seiner Meinung nach laufend tat. Wirklich praktisch. Grinsend öffnete er die Schnallen und bald hatte Farfarello als einziges Oberteil ein T-Shirt an. Die linke Armbeuge war ein einziger blauer Fleck. „Was hast du da gemacht?“, wollte er wissen. Farfarello betrachtete oberflächlich desinteressiert den Arm. „Sie haben mir irgendetwas gespritzt.“ Unterschwellig schwang Zorn in den Worten, ein Brodeln, das nur darauf wartete, ein Ventil zu finden. Erwartung machte sich als leises Summen in ihm breit, als ein Teil davon auf ihn überschwappte. Er war so oft wie möglich mit dem Iren verbunden, stellte sich immer besser auf ihn ein. Auch wenn „besser“ in diesem Fall ein relativer Begriff war. Bei jedem anderen wäre ihm diese aufgezwungene Nähe schnell auf die Nerven gegangen, aber musste zugeben, dass Farfarello auf mentaler Ebene wirklich leise war und er selbst diese Ruhe als Puffer benutzen konnte. „Und was?“, reagierte er endlich auf Farfarellos Antwort. Der zuckte nur mit den Schultern. „Keine Ahnung. Hatte jedenfalls eine andere Farbe als letztes Mal.“ „Toll, Abwechslung“, schnaubte er, winkte dann dem Jüngeren ihm zu folgen. Es war später Nachmittag, der Unterricht vorbei und Training stand für ihn heute nicht auf dem Plan. Zeit genug also, um Farfarello zu dessen Übungsstunde zu begleiten. Er sah den Iren gerne mit einem Messer hantieren, Farf hatte den Dreh echt raus. Auf dem Gang war es kühl und obwohl er seine Uniformjacke anhatte, musste er ein Frösteln unterdrücken. Farfarello hingegen war von der niedrigen Temperatur völlig unbeeindruckt. Beneidenswert… Er tastete über die Gedanken von Farfarellos Wachhunden hinweg, die ihnen in wenigen Metern Entfernung folgten und stellte mit Genugtuung fest, dass er hier nicht als Einziger fror. Sie begegneten einigen neugierigen Schülern, die einen Blick auf Farfarello werfen wollten. Inzwischen wusste jeder hier, dass es einen sehr seltsamen Neuzugang gegeben hatte. Farfarello ignorierte sie entweder oder erwiderte den Blick auf eine Art und Weise, die in der Regel leichte bis mittelschwere Panik auslöste, egal wie gut der jeweilige Adressat das zu verbergen versuchte. „Schlechte Laune?“ Farfarello beschloss, nicht darauf zu antworten und er lachte. Dann hatten sie auch schon den Raum erreicht, in dem das Training immer stattfand. Herr Rudert wartete bereits auf sie. Der Schnitt, den Farfarello ihm vor ein paar Tagen über die Länge des rechten Unterarms verpasst hatte, hatte genäht werden müssen und zeigte immer noch ein wütendes Rot. Es hatte schlimm ausgesehen, als es passiert war. Ziemlich blutige Angelegenheit. Er tauschte einen schnellen Blick mit dem Iren aus, der sich gerade über die Lippen leckte. Auch Herrn Rudert entging diese Geste nicht, woraufhin das Gesicht des älteren Mannes versteinerte. Eigentlich war der Typ sonst recht umgänglich, aber Farfarello hatte es sich für den Moment mit ihm versaut. „Wir fangen heute mit Zielübungen an“, meinte Herr Rudert übergangslos. Farfarello nickte und ging zu dem Tisch an der rechten Seite des Raumes, auf dem eine interessante Auswahl an Messern ausgebreitet lag. Er folgte ihm und setzte sich auf den Boden, während die anderen beiden Männer die Tür schlossen, sich dann daneben aufbauten. Die Betäubungspistole gezogen, ließen sie Farfarello keine Sekunde aus den Augen. Der suchte sich gerade die Wurfmesser zusammen, wog sie jeweils in der Hand, schätzte jedes einzelne ein. Sobald Farfarello damit fertig war, ging alles sehr schnell. Herr Rudert war bereits beiseite getreten und mehr an Aufforderung benötigte der Ire nicht. Ein Messer nach dem anderen flog auf den schwarzen Umriss eines Menschen zu, der als Zielscheibe diente. Die ersten paar hatte Farfarello in der linken Hand gehalten, doch selbst danach, als er jedes Mal ein neues Messer vom Tisch nehmen musste, blieb der Rhythmus ungebrochen. Man sollte sich fragen, wie Farfarello mit nur einem Auge diese Zielgenauigkeit erreichte, aber er ging einfach davon aus, dass sich der Jüngere an diese Einschränkung gewöhnt hatte. Er applaudierte langsam, als kein Wurfmesser mehr übrig war. „Ich muss zugeben, dass ich dir nicht unbedingt in die Quere kommen möchte.“ Der Jüngere drehte sich zu ihm um und sah ihn an, sagte jedoch nichts. „Schuldig?“ „Ja, Herr Rudert?“, kam er auf die Beine. „Ich möchte, dass du gegen Farfarello antrittst.“ Na wunderbar… Er wusste, dass die Messer seit dem letzten Zwischenfall stumpf waren, dennoch hatte er keine besonders große Lust, sich blaue Flecken zuzuziehen. Nicht, dass er eine andere Wahl hatte. Farfarello hatte ein Grinsen aufgesetzt, was er mit einem mürrischen Knurren quittierte. „Dir gefällt das natürlich, nicht wahr?“ Der Ire nickte nur. In Ordnung, wenn es denn sein musste… Schließlich arbeitete er nicht nur mit Tricks, für die er seine Telepathie einsetzen musste. Da Farfarello sich bereits eine Waffe ausgewählt hatte, tat er nun das Gleiche, trat dann zu ihm auf die dünne Matte, die weniger der Abpolsterung diente, als vielmehr die Arena zu kennzeichnen. Sie bekamen kein Startsignal, behielten sich einfach gegenseitig im Auge, bis der erste seine Angriffsabsicht verraten würde. Er sah es niemals kommen, schaffte es aber, mit übermenschlicher Geschwindigkeit auszuweichen. Farfarello setzte sofort nach, drängte ihn in die Defensive. Er konnte wohl froh sein, sie wenigstens für eine Weile halten zu können. Grüne Augen blitzten auf, als die Klingen aneinander entlang schabten, ein Nerven zermürbendes Geräusch. Einen Herzschlag später stand er hinter Farfarello, doch der war gar nicht überrascht, ließ sich auf die Knie fallen, so dass sein Angriff ins Leere ging. Gleichzeitig wurde er zu Fall gebracht. Irgendwie landete er aber nicht auf dem Iren, sondern der auf ihm. Die Luft wurde ihm aus den Lungen gepresst, während das Messer davon schlidderte. Ihm war nicht einmal bewusst gewesen, es losgelassen zu haben. Schritte kamen auf ihn zu, aber Farfarellos Hand in seinem Nacken hinderte ihn daran, aufzusehen. Herr Rudert ging in die Hocke. „Ich dachte, ich hätte dich besser trainiert, Schuldig.“ Das war nun wirklich zu viel. Er knirschte mit den Zähnen. „Ich tröste mich damit, dass Farf Sie auch schon am Boden hatte.“ Der ältere Mann lachte. „Du verlierst anscheinend nicht einmal in dieser Position dein freches Mundwerk.“ Er grinste den Anderen an. „Ich gebe zu, es ist ein wenig unbequem, aber sprechen kann ich noch.“ „Nicht zu überhören.“ Dann an Farfarello gewandt: „Du hast gewonnen, lass ihn los.“ Der rührte sich zunächst nicht und er wurde langsam ungeduldig. „Hey, Farf!“ Immer noch keine Reaktion. Dann saß Farfarello nicht mehr nur auf ihn, sondern lag fast. „Du gibst auf.“ Direkt neben seinem Ohr. Er verdrehte die Augen. „Ja doch, du Hirni. Mir bleibt wohl kaum etwas anderes übrig.“ Farfarello lachte nur. ~TBC~ *grins* Okay, alle verbleibenden Fehler sind der Tatsache geschuldet, dass ich nicht viel Zeit zum Kontrolllesen hatte ^^° Wünsche euch allen einen guten Rutsch! cya, cu ^-^ Kapitel 149: "Crawford-san würde bestimmt das Falsche denken" ------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 149) Titel: Close Distance Teil: 149/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Hm, es geht nicht nur bei Omi weiter sonder auch bei Ran und Yun-kun ^^ Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Teil 149 „Crawford-san würde bestimmt das Falsche denken“ „Hier ist alles was du brauchst.“ Siberian warf ihm ein Bündel zu, während Yohji sich vergewisserte, dass er unverletzt war. „Hast du unser Ziel gesehen?“ „Nein“, schüttelte er den Kopf, schlüpfte in die anderen Sachen. „Vielleicht ist er bei den Jägern“, fügte er dann hinzu, sehr wohl wissend, dass es nicht so war. „Kümmert ihr euch um sie? Ich werde mich weiter umsehen und euch benachrichtigen.“ Es war nicht wirklich eine Frage und die beiden waren sich dessen bewusst. Ein knappes Nicken war alles an Bestätigung, was er benötigte. Der kurze Test des Funkgerätes zeigte, das es zuverlässig arbeitete und dann blieb er auch schon allein zurück, während seine Teamkollegen sich in die Richtung vorzuarbeiten begannen, aus der immer noch die Geräusche der Jagd herüberzogen. Sein Weg war ein anderer und mit jedem Schritt schien sein Inneres kälter zu werden. So kalt, dass schließlich nur noch Taubheit übrig blieb. Das Haus war mehr als eine einfache Jagdhütte und automatisch ging er im Kopf die Pläne des Geländes durch, die er studiert hatte. Das Gebäude war nicht darauf eingezeichnet und wenn man bedachte, was hier so ablief, wunderte ihn das überhaupt nicht. Vorsichtig näherte er sich dem Eingang, aber er begegnete keiner Menschenseele. Er selbst hätte es auch so gehalten, je weniger Zeugen, desto besser. Seine Linke umklammerte die Armbrust fester, als er mit der anderen Hand die Tür öffnete. Er lauschte angestrengt, hörte Schritte, die einem Mann gehören mussten. Sein nächster Atemzug fing sich in seiner Kehle und sein Herzschlag stolperte einmal, zweimal, ehe er zum gewohnten Rhythmus zurückkehrte. Das musste Hirofumi sein… Zentimeter für Zentimeter verbreiterte er den Spalt, bis er hindurchschlüpfen konnte. Der Mann stand mit dem Rücken zu ihm, aber die glatt nach hinten gekämmten Haare verrieten ihm, dass er wirklich Hirofumi vor sich hatte. Der Andere zündete sich gerade eine Zigarette an und er nutzte die Gelegenheit, bevor er vielleicht gar nichts mehr tun konnte. „Das ist ungesund.“ So etwas wie ein Lachen wollte in ihm aufsteigen, aber es hatte nichts mit Belustigung gemein. Hirofumi wirbelte zu ihm herum, die rechte Hand flog wie von allein zum Schulterhalfter, das er unter dem Jackett zwar nicht hatte sehen, aber zumindest erahnen können. Der Pfeil seiner Armbrust zielte auf das Herz des älteren Mannes und er war froh, dass sein Arm nicht zittert. „Weg mit der Waffe.“ Hirofumi zögerte nur eine Sekunde, ließ dann die Hand sinken und legte die Pistole auf den Tisch neben sich. Ein dumpfer Laut, der in seiner Endgültigkeit in ihm nachhallte, wieder und wieder. Es gab keinen Grund, das hier in die Länge zu ziehen. Keinen, außer einem. Und genau dieser hinderte ihn daran, seine Mission sofort zu beenden. „Wer bist du? Was willst du hier?“ Die Fragen klangen barsch, aber in den dunklen Augen hinter der Brille konnte er lesen, dass das zu einem Gutteil von Angst herrührte. Sein Mund war plötzlich staubtrocken und als er schlucken wollte, konnte er es nicht. Etwas von seinem inneren Zwiespalt musste sich auf den Anderen übertragen haben, denn Hirofumi wagte sich einen vorsichtigen halben Schritt nach vorne, auf ihn zu. „Wer bist du?“, wurde die erste Frage wiederholt, dieses Mal sanfter. Sein Blick wurde festgehalten, gebannt, auf der Suche nach einem Anhaltspunkt. Die Bilder des Traumes überfielen ihn und der Ansturm ließ ihn beinahe zittern. Zu intensiv waren sie – diese… Erinnerungen? Er musste es wissen. „Was ist aus Mamoru geworden?“ „Mamoru?“ Der Name wurde ausgesprochen, als wäre er schon lange nicht mehr gefallen, aber dennoch vertraut, viel zu vertraut. Es klang genauso wie in dem Traum und diese Erkenntnis ließ Tränen in seine Augen steigen und seinen Blick verschwimmen. Dennoch konnte er Unglauben über das Gesicht des Anderen spielen sehen, gefolgt von etwas anderem, das dafür sorgte, dass sich sein Herz zusammenkrampfte. „Mamoru…“ Nur ein heiseres Flüstern. Bebende Hände wurden zu Fäusten geballt, während hungrige Augen jeden Zentimeter seines Gesichtes abtasteten. „Du bist es, nicht wahr? Ich habe Vater gesagt, dass du noch am Leben sein musst, aber er…“ Hirofumis Stimme brach und ob unbewusst oder nicht, jedenfalls wurden Arme ausgebreitet und hießen ihn willkommen, als er in sie hineinstolperte. „Oh mein Gott, Mamoru…“ Hirofumi drückte ihn fest an sich, als würde er ansonsten verschwinden, sich einfach in Luft auflösen. Die Armbrust entglitt unbemerkt seiner Hand und dann krallten sich seine Finger auch schon in die Weste seines Bruders. Seines großen Bruders. Eine Barriere zerbrach in ihm, in seinem Kopf und er selbst zerbrach ebenfalls beinahe. Aber da war jemand, der ihn festhielt, zusammenhielt. Eine Hand lag in seinem Nacken, rieb ihn sanft, während er versuchte zu sich selbst zu finden. „Du bleibst jetzt bei uns, ja, Mamoru?“ Langsam löste sich Hirofumi von ihm, aber die Hand blieb wo sie war. Das Lächeln war so wie früher, auch wenn sein Bruder älter geworden war. Er erwiderte es, wischte sich über die Augen und ignorierte die Feuchtigkeit, die auf seinem Handrücken zurückblieb. „Ich-“ Und diesen Moment wählten Siberian und Yohji, um hereinzuplatzen. Er hätte schreien können, aber stattdessen griff er nach der Waffe auf dem Tisch und richtete sie auf die beiden. Hirofumis Hand verkrampfte sich in seine Schulter, er spürte, wie der Andere ihn hinter sich ziehen wollte, widerstand dem jedoch. Die Geste ließ den Kloß in seinem Hals weiter anschwellen. „Om-“ Sein Name wurde nicht zu Ende gesprochen, als Yohji die Zähne zusammenbiss, genauso unausgesprochen blieb der in den grünen Augen stehende Vorwurf. Er stolperte über seinen eigenen Gedanken. Sein Name? Was bedeutete das überhaupt noch… „Lasst ihn in Ruhe!“ Jetzt schrie er wirklich, was Yohji einen Schritt zurückweichen ließ. Siberian stand da wie eine Statue, regungslos. Er wagte es nicht, sich umzuwenden, egal wie sehr es ihn verlangte, noch einen Blick auf seinen Bruder werfen zu können. Und seine nächsten Worte waren nur für Hirofumi bestimmt. „Flieh, ich werde sie aufhalten.“ „Aber Mamoru, ich kann dich jetzt doch nicht allein lassen.“ Widerstand. Keine Angst mehr. „Geh. Mir wird nichts passieren.“ Und nach einer kurzen Pause. „Versprochen.“ Das unterband jeden weiteren Protest und er spürte den kurzen Druck an seiner Schulter, selbst dann noch, als sie nur noch zu dritt im Raum waren. „Omi… Warum nur?“ Er sank auf die Knie, die Pistole weiterhin mit beiden Händen umklammernd. Zu guter Letzt siegten die Tränen, liefen frei über seine Wangen, als er den Blick zu Yohji hob. „Was hätte ich denn sonst tun sollen? Er ist doch mein Bruder…“ ****** Yunshiro hatte wie versprochen sein Frühstück bekommen und jetzt saßen sie schon eine ganze Weile am Tisch in seinem Zimmer. Sie hatten einen weiteren Stuhl besorgt, so dass er sich in Ruhe mit dem Abschreiben des Stoffes von vorgestern beschäftigen konnte, während sein Freund mal wieder über Mathe brütete. Man sollte nicht glauben, dass jemand mit so einem Talent für Computer wie Yunshiro in diesem Fach einfach keinen Fuß auf den Boden bekam. Er verbarg sein kurzes, amüsiertes Lächeln und beendete seine Arbeit mit einem Seufzen der Erleichterung, das den Anderen aufblicken ließ. „Alles verstanden?“ „Ja.“ Nun lächelte er doch. „Kann leider nicht das Gleiche behaupten.“ Eine frustrierte Grimasse. „Soll heißen?“, stellte er sich absichtlich dumm. „Rutsch gefälligst rüber und hilf mir!“ Er lachte, tat dann wie ihm geheißen und vertiefte sich in die Aufgabenstellung. Anfangs war es ein wenig seltsam gewesen, aber da Yunshiro nichts tat, um auf den Vorfall am Morgen zurückzukommen, hatte er sich bald entspannen können. Und inzwischen verschwendete er kaum noch einen Gedanken daran. Er stürzte sich in eine Erklärung, bevor sich das doch noch änderte und hatte in Yunshiro einen dankbaren Zuhörer. Zahlen und Zeichnungen füllten nach und nach das Blatt, bis sein Freund sich schließlich zurücklehnte, ein zufriedenes Grinsen im Gesicht. „Du machst das wirklich gut. Solltest Lehrer werden.“ Violette Augen weiteten sich bei dieser Vorstellung. „Du machst Witze.“ „Nicht unbedingt.“ „Ich würde die Geduld verlieren.“ „Und dann mit deinem nicht vorhandenen Katana auf die armen Schüler losgehen?“ Yunshiro machte eine entsprechende Handbewegung und er konnte das imaginäre Schwert direkt sehen. „Auf jeden Fall würde das außerordentlich motivierend wirken.“ „Spinner. Vielleicht sollte ich diese Methode mal bei dir ausprobieren.“ „Ich würde mich aber wehren“, lachten ihn schwarze Augen an. „Und wie bitte sehr würdest du das anstellen?“ „So!“ Ehe es sich versah, stürzte sich Yunshiro auf ihn und riss ihn vom Stuhl. Der Boden war hart, aber ihm blieb kaum Zeit, das zu registrieren, als er auch schon abgekitzelt wurde. „Das ist unfair!“, schaffte er hervorzuquetschen, während er den Angriff abzuwehren versuchte. „Ach komm, Ran-kun. Du weißt, dass das immer noch meine beste Waffe gegen dich ist.“ Damit hatte Yunshiro gar nicht so Unrecht. Aber die letzte Attacke dieser Art lag lange genug zurück, dass er so etwas beim besten Willen nicht erwartet hatte. „Ab einem bestimmten Alter fällt man darauf aber nicht mehr zurück.“ Es sollte indigniert klingen, kam aber nur atemlos vor Lachen heraus. Sein Freund hielt abrupt inne und musterte ihn intensiv, die Mundwinkel krochen unaufhaltsam nach oben, in ein mutwilliges Grinsen. „Du meinst, ich muss mir etwas Neues einfallen lassen?“ „Exakt.“ Er grinste ebenfalls, doch das änderte sich, als er den sich wandelnden Ausdruck in den dunklen Augen sah und begriff, worauf das hinauslaufen würde. „Hm… vielleicht möchtest du ja lieber eine Übungsstunde mit mir einlegen.“ Yunshiros Hände, die bis eben ruhig an seiner Seite gelegen hatten, bewegten sich nun wieder und die Absicht dahinter war mehr als deutlich. Er kam nicht mehr dazu, sich zu überlegen, wie seine Reaktion aussehen sollte, denn eine ruhige Stimme übernahm es zu antworten. „Ich denke nicht.“ Er erstarrte und Yunshiro, der immer noch auf ihm saß, erging es nicht anders. Bis eben war ihm nur warm gewesen, aber jetzt brannte sein Gesicht vor Hitze. Er schaffte es nicht, den Kopf zu wenden, wusste auch so zu gut, wer in der Tür stand. Crawford-san würde bestimmt das Falsche denken. Oder vielleicht genau das Richtige. Ein Gedanke, auf den er gut und gerne hätte verzichten können. Auf einmal kam Bewegung in seinen Freund und Yunshiro rappelte sich hastig auf, das Gesicht bleich, wo er selbst tiefrot sein musste. Schritte, dann hockte sich Crawford-san neben ihn. „Möchtest du nicht auch aufstehen?“ Er konnte dem Blick des Älteren nicht länger ausweichen und die Erleichterung, als er nur Amüsement in den braunen Augen entdeckte, war unendlich. Außerdem ließ sie ihn so schwach zurück, dass er kaum nach der dargebotenen Hand greifen konnte. Crawford-san erhob sich und zog ihn mit sich. Ein Arm wurde sichernd um seine Taille geschlungen, als er ein bisschen schwankte und er lehnte sich dankbar zurück, auch wenn Yunshiros Anwesenheit Verlegenheit aufkommen ließ. „Miyato.“ Er konnte es nicht sehen, wusste aber, dass ein Nicken diese Begrüßung begleitete. „Guten Tag, Crawford-san.“ Yunshiro hielt seine Miene sorgfältig ausdruckslos, schenkte dann ihm ein angestrengtes Lächeln. „Ich gehe dann mal nach Hause.“ Er konnte sich irgendwie nicht rühren, sah einfach nur zu, wie sein Freund zusammenpackte. „Wir sehen uns Montag.“ Das Lächeln wirkte jetzt wenigstens echter. „Bis dann.“ Sein eigenes versuchte damit mitzuhalten. Dann schloss sich die Zimmertür hinter Yunshiro und er war allein mit Crawford-san. „Übungsstunde?“ Wenn das so weiterging, würde er niemals wieder eine normale Gesichtsfarbe haben. „Ja…“ Und bevor er es sich anders überlegen konnte, erzählte er dem Älteren, was passiert war. Wenigstens musste er Crawford-san dabei nicht ansehen. Es schien ihm unmöglich, es zu verschweigen, vor allem nachdem Crawford-san ausgerechnet in diesem völlig unpassenden Moment hereingekommen war. Von dem Älteren kam ein Laut, der nach einem zurückgehaltenen Lachen klang, als er fertig war. „Und wirst du auf das Angebot eingehen?“ „Natürlich nicht!“, wehrte er empört ab, erschauderte in der nächsten Sekunde, als Lippen über seinen Hals geisterten. Erst dann kam ihm der Gedanke, dass die Frage vielleicht ernst gemeint war. „Was wäre, wenn-?“ er brachte es nicht heraus. Crawford-san drehte ihn herum, so dass sich ihre Blicke begegneten. „Wenn du es tun würdest? Das wäre natürlich deine Entscheidung.“ Neben dem Amüsement stand jetzt noch etwas anderes in den braunen Augen und es ließ ihn aus einem anderen Grund als eben erschaudern. Er erhob sich auf die Zehenspitzen, küsste den Älteren, und sei es nur, um die Augen schließen zu können. Er wollte niemand anderen, nur Crawford-san. Und auch wenn er nicht wusste, wie er das in Worte fassen sollte, gelang es seinem Körper sehr gut, die Botschaft zu vermitteln. ~TBC~ Ich mag diesen Teil ^^ Endlich hat Omi seine Erinnerungen wieder. Ob er mit ihnen glücklicher ist, ist allerdings ne andere Frage ^^# cya, cu ^-^ Kapitel 150: "Rückblicke LVII - Es würde mir nicht gefallen, wenn jemand mehr Platz in deinen Gedanken einnimmt als ich" ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------ Close Distance (Teil 150) Titel: Close Distance Teil: 150/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Nur um keine Verwirrung aufkommen zu lassen: seit den Ereignissen im letzten Vergangenheitskapitel sind ein paar Monate vergangen und gerade ist Crawford zurück auf Rosenkreuz, nachdem er eine seiner Einzelmissionen ausgeführt hat. ^^ Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Wenn du mit geregelten Bahnen meinst, dass ich beim Praktikum zu verlängerten Arbeitszeiten zurückkehren muss, dann ja *drop* Aber nachdem ich jetzt zwei Wochen lang etwas Luft hatte, wird das schon gehen. Für die letzten beiden Wochen beim jetzigen Mandat habe ich ab morgen eine neue Aufgabe und weiß (mal wieder ^^°) gar nicht, was ich tun soll. Lass mich einfach überraschen… Ich bin also noch in meiner alten Gruppe und werde wahrscheinlich weiterhin nach Differenzen suchen *lach* bloß irgendwie anders. ^^# Wenn die zwei Wochen um sind, komme ich für den letzten Monat zu einer Versicherung zur Prüfung. Ich kann echt nicht behaupten, dieses Praktikum wäre auch nur im Mindesten langweilig *grins* Ich drücke dir schon mal die Daumen für nächsten Samstag *knuffz* Und auch wenn es schwer fällt, Lernen muss eben ab und zu sein. Ran macht Crawford sentimental? *rofl* Stimmt, er lässt den Jungen schon näher an sich ran, als man erwarten würde. Obwohl ich glaube, dass Schneider von dieser Entwicklung nicht besonders überrascht ist ^.~ Ich weiß auch nicht warum, aber Hirofumi ist mir ein bissl sympathisch geworden (liegt an ner FF, die ich vor ner Weile gelesen habe und an die ich mich jetzt gar nicht mehr erinnern kann ^^°) und daher wird er halt netter dargestellt, als es ihm vielleicht zusteht. ^^ Und ja, ich habe vor, bei der Anime-Version zu bleiben *nod* Was deine Musik angeht, kenn ich sie echt nicht o.O Aber da mein Wissen in diesem Bereich eh sehr beschränkt ist, wundert mich das überhaupt nicht *ehe* Dir auch eine schöne Woche – und stress dich nicht zu sehr! ^___^ *reknuddel* @nai-chan: Natürlich sollte das „Sie“ heißen ^^°°° *Schokolade als Dankeschön anbiet* Es ist wirklich dumm, dass das Gehirn ab und zu von selbst die richtigen Wörter einsetzt und man gar nicht liest, was tatsächlich da steht… Es macht mir immer wieder Freude zu lesen, dass ein Chapter für ein Dauergrinsen gesorgt hat. ^____^ Vor allem wenn es eins ist, das in der Vergangenheit spielt. Die gehören schließlich ganz mir *grins* Crawford ist ein bisschen lockerer, wenn es um Ran geht *lach* Er würde sich natürlich niemals dazu herablassen eifersüchtig zu werden (und warum auch ^^), aber warum sollte er nicht die Gelegenheit nutzen, Yunshiro einen kleinen Dämpfer zu verpassen… Ansonsten ist er tatsächlich der Ansicht, dass Ran seine eigenen Entscheidungen zu treffen hat. Man kann es als eine Art von Tick von ihm ansehen – nachdem ihm diese Möglichkeit so oft genommen wurde. Es war eine Erinnerung an die Vergangenheit, die in Crawfords Augen stand – und nicht gegen Ran gerichtet ^^ Teil 150 „Rückblicke LVII - Es würde mir nicht gefallen, wenn jemand mehr Platz in deinen Gedanken einnimmt als ich“ Ein Arm war um seine Taille geschlungen, als er aufwachte und im ersten Moment erfüllte ihn Abscheu. Doch bevor er sich wegrollen konnte, verstärkte sich der Griff und er hatte endlich genug seiner Sinne zusammen, um zu bemerken, dass es nicht eine Frau war, die neben ihm lag. Er wandte den Kopf zur Seite und musterte Schneider, der ruhig weiterschlief, entspannte sich. Es war gut, wieder hier zu sein. Ohne darüber nachzudenken rückte er näher an den Älteren heran, wurde davon überrascht, dass Schneiders Körper sich augenblicklich daran anpasste. Schnell überprüfte er seine Schilde und seine Lippen formten ein trockenes Lächeln. Er hatte sich nicht wieder aufgebaut… Mit einem lautlosen Seufzen barg er sein Gesicht an Schneiders Hals, fragte sich gleichzeitig, was er hier eigentlich gerade tat. Für eine Weile lag er einfach nur so da, ließ sich von der Nähe des Anderen durchdringen und versuchte, eine ganz bestimmte Erinnerung zu verdrängen. Warmer Atem streifte ihn und ihm wurde bewusst, dass er Schneider sonst nur beim Sex so nah war. Das war der Grund, warum er sich zurückzuziehen versuchte, als auf einmal eine Hand in seinem Nacken lag. Keine unbewusste Geste, Schneider war jetzt eindeutig wach. „Es kommt unerwartet, dass dir das Probleme bereitet…“ Der Ältere machte keine Anstalten, die Umarmung zu lösen. „Ich habe keine Probleme damit.“ Er wunderte sich nicht, wie Schneider wissen konnte, was ihm gerade durch den Kopf gegangen war. „Ah, dafür scheinst du aber noch sehr viel an sie zu denken.“ Finger glitten durch seine Haare und eine Gänsehaut überzog ungewollt seine Oberarme. Sie hatte genau das Gleiche gemacht. Von Schneider kam ein leises Lachen und das half ihm über den Wunsch hinweg, dies abwehren zu wollen. Er konnte sich selbst nicht genau erklären, warum sie so einen bleibenden Eindruck hinterlassen hatte und wusste daher auch nicht, wie er auf Schneiders Bemerkung reagieren sollte. „Sie glaubte tatsächlich, ich würde etwas für sie empfinden…“, murmelte er schließlich. „Du hättest nicht mit ihr schlafen müssen.“ „Auf diese Weise ging es am schnellsten. Ich hatte einen Auftrag zu erfüllen.“ Es war zu dunkel, um die eisblauen Augen erkennen zu können, aber er spürte Schneiders Blick. „Immer so pflichtbewusst.“ Ihm war nicht ganz klar, ob der Andere versuchte ihn aufzuziehen. „Ich habe dafür gesorgt, dass sie mir die Informationen geben _wollte_. Alles andere ist nebensächlich.“ „Du bist herzlos.“ Amüsiert. Und dann verschlossen ihm Schneiders Lippen den Mund, bevor er gegen diese Unterstellung protestieren konnte. Nicht, dass er das wirklich vorgehabt hätte, aber gerade spürte er, wie sein Herzschlag sich beschleunigte – und dem Telepathen entging dieser Gedankengang nicht. Schneider lächelte in den Kuss hinein, stützte sich schließlich auf. Wann genau eigentlich war er in dieser Position gelandet? Das Gewicht des Älteren drückte ihn weiterhin in die Matratze, ein vertrautes Gefühl, auf das sein Körper schon längst reagierte. „Wenn du willst, kann ich die Erinnerung löschen.“ Ein Flüstern, direkt neben seinem Ohr, das eine erneute Gänsehaut auslöste. Diese jedoch war willkommen. Seine Hände wanderten über Schneiders nackten Rücken. „Das würde es auch nicht ungeschehen machen.“ Und irgendwie schien sie sowieso immer mehr zu verblassen, je stärker er sich nun auf den Anderen konzentrierte. Ein weiterer Kuss entflammte sein Verlangen zu etwas, das nun die Kontrolle übernahm. Er hörte sich selbst aufstöhnen, als ihre Erektionen in Kontakt kamen. Ja, es war wirklich gut, wieder hier zu sein. Und dann dachte er gar nichts mehr, da Schneider seinen Körper und Verstand vollkommen einnahm und alles andere auslöschte. „Frühstück im Bett?“ Er konnte den Unglauben nicht ganz aus seiner Stimme heraushalten, was ihm ein amüsiertes Lächeln einbrachte. Nichtsdestotrotz fasste er sich schnell wieder und griff nach der dargebotenen Kaffeetasse. „Ich habe noch keine Lust aufzustehen.“ Er verzichtete auf den offensichtlichen Kommentar an dieser Stelle und sah stumm zu, wie Schneider es sich neben ihm gemütlich machte. Seine Muskeln schmerzten ein wenig, als er nach einem halben Brötchen griff, aber es war eine gute Art von Schmerz. Er erinnerte ihn an vergangene Nacht. Schneiders Mundwinkel kurvten kaum merklich nach oben und eisblaue Augen folgten seiner Bewegung. „Es würde mir nicht gefallen, wenn jemand mehr Platz in deinen Gedanken einnimmt als ich.“ Er verschluckte sich beinahe an seinem Kaffee. Normalerweise gehörte Schneider nicht zu den Leuten, die solche Art von Scherz machten. Aber er verstand woher das kam. Der Ältere wollte ihn nur testen, denn genau so etwas würde sie gesagt haben. Es berührte ihn nicht. „In der Hinsicht müssen Sie sich keine Sorgen machen“, erwiderte er ernst, doch sein Blick verriet Belustigung. Dieser Geist war endgültig vertrieben. Ihm hatte überhaupt nicht gefallen, wie sehr diese Frau sich an ihn geklammert hatte. Und die ständige Nähe hatte für überproportional viele Visionen mit ihr im Mittelpunkt gesorgt. Was natürlich der Sinn der Sache gewesen war und dennoch schien er selbst nach Abschluss des Auftrages die letzten Reste nicht loswerden zu können. Das hieß, bis gestern. Sein unwillkürliches Lächeln wurde erwidert. „In Zukunft wirst du wohl kaum in die Verlegenheit geraten, solchen Einsatz zu zeigen.“ „Es war nur Sex.“ Eine Hand umfasste seine Wange. „Aber ich weiß, dass sie die Art von Person war, die du nicht magst. Und du gehörst nicht zu den Leuten, die Sex so nötig haben, dass sie mit jedem ins Bett steigen.“ Wie schmeichelhaft… Doch endlich gestand er sich selbst ein, dass er beinahe die Grenze dessen erreicht hatte, was zu opfern er bereit war. „Gut.“ Der Daumen strich über seine Unterlippe, hinterließ ein Prickeln. „Versuch gar nicht erst, dir selbst etwas vorzumachen. So etwas endet niemals gut.“ Er atmete tief durch. „Manchmal ist es erschreckend, wie gut Sie mich kennen.“ Mit einem weiteren Lächeln. Durch Schneiders Augen huschte etwas, das er nicht deuten konnte, zu schnell war es wieder verschwunden. „Du hast ja keine Ahnung…“ So leise, dass er die Worte mehr ahnte als sie zu hören. Ihm blieb keine Zeit darüber nachzudenken, denn einen Moment später glitt etwas durch seinen Verstand und als die flüchtige Berührung vorbei war, konnte er sich nur noch wundern, warum eigentlich sein Herz plötzlich so schnell schlug. Ein kurzer Blick zu Schneider half ihm nicht weiter, da dieser mit unbeteiligtem Gesichtsausdruck seinen Kaffee trank und so wandte er sich wieder seinem eigenen Frühstück zu. Das unbehagliche Gefühl, etwas Wichtiges vergessen zu haben, ignorierte er mit Bravour. Schweigen breitete sich aus, das keinen von ihnen störte. Als sie beide fertig waren, stellte Schneider das Tablett beiseite, dann wurde ihm die leere Tasse aus der Hand genommen, folgte dem Tablett. „Ich werde in den nächsten Tagen unserem japanischen Büro einen Besuch abstatten. Du wirst mich begleiten.“ Der Direktor sprach so unvermittelt, dass er beinahe zusammenzuckte. Seit wann war er so schreckhaft? Dann setzte sich der Inhalt der Worte durch. „Geht es um mein letztes Teammitglied?“ Die Vermutung war nicht abwegig, doch Schneider schüttelte bereits den Kopf, ein leichtes Lächeln auf den Lippen. „Nein, es ist nur eine Inspektion. Und bei der Gelegenheit kann ich dich gleich den Leuten vorstellen, mit denen du zukünftig arbeiten wirst.“ „Sie persönlich…“ Auf diese Weise eingeführt zu werden, würde einen guten Start bedeuten. Wieder. Ohne Zweifel war Schneider sich dessen vollauf bewusst. Braune Augen hatten den Blick des Älteren gesucht und gefunden. „Warum eigentlich tun Sie das?“ Zum ersten Mal sprach er die Frage aus, die er sich bisher nur im Stillen selbst gestellt hatte. Ihm war klar, dass diese Art von Sonderbehandlung nichts mit der Tatsache zu tun hatte, dass er mit Schneider schlief. Dazu hatte sie zu früh begonnen – und letztendlich konnte sich der Direktor den Sex einfach nehmen, wenn dieser es wollte. Seine Einwilligung war dabei weniger als nebensächlich. Amüsement hielt in dem Eisblau Einzug. „Vielleicht habe ich einfach Spaß daran.“ In diesem Moment erschien ihm das gar nicht unwahrscheinlich. Schneider besaß Humor, nur wussten die Empfänger ihn selten zu würdigen. Seine Mundwinkel zuckten. „Eine andere Antwort werde ich von Ihnen wohl nicht erhalten.“ „Nein.“ Er wurde nach hinten gedrückt, bis er wieder lag und Schneiders Kuss schmeckte nach Konfitüre, unterlegt von bitterem Kaffee. Es gab da noch weitere Fragen, die er stellen wollte, ihre Reise nach Japan betreffend, aber auf einmal erschienen sie nicht mehr als besonders wichtig. Seine Finger fuhren durch sandblondes Haar, wanderten über Schneiders Rücken und stoppten schließlich, um dessen Taille zu umfassen. Bald darauf waren sie wieder nackt und warme Haut rieb über warme Haut. Schweiß begann sich zu bilden, erleichterte die Bewegungen. Ihm war beinahe schwindlig, weil er zu hastig atmete und er erzwang mit einem weiteren Kuss mehr oder weniger eine Pause. Er hatte Schneider für diesen Moment unter sich, beide Hände umrahmten dessen Gesicht, als wollte er ihn in einem perfekten Winkel festhalten. Schneider überließ ihm die Kontrolle und Belustigung flatterte durch seinen Geist. Die flüchtige telepathische Berührung hinderte ihn nicht daran, den Kuss auszukosten, die Lippen des Anderen waren überraschend nachgiebig gegen seine. Es war, als würde sein Hunger dadurch nur weiter angefacht werden. Vielleicht gehörte er Schneider, aber wenigstens für ein paar Minuten war es umgekehrt genauso. Hier zählte nicht, dass er dem Älteren wohl nie völlig ebenbürtig sein konnte. Sie waren gleich groß, wenn sie lagen. Es war Sonntag und der Schießstand entsprechend gefüllt, aber für ihn wurde augenblicklich eine Bahn geräumt. er registrierte es mit ausdrucksloser Miene, nickte nur dem Trainer kurz zu. Die Schüler ignorierte er völlig, obwohl er einige bekannte Gesichter zu sehen glaubte. Seine Gedanken waren nicht ganz bei der Sache, als er Schuss für Schuss in die kreisrunde Scheibe feuerte, was ihn aber nicht davon abhielt, mit fast übermenschlicher Präzision zu treffen. Dieses Training war ihm bereits so sehr in Fleisch und Blut übergegangen, dass Körper und Talent von ganz allein interagierten. Braune Augen verschmälerten sich kaum merklich hinter den Brillengläsern. Es war irgendwie seltsam gewesen mit Schneider. Seit Weihnachten schon, wenn er ehrlich war. Vielleicht konnten sie beide nicht vergessen, dass es mit seinen Besuchen hier in wenigen Wochen vorbei sein würde. Sein linker Mundwinkel zuckte kurz nach oben, während seine Hände automatisch nachluden. Ihm gingen auch nicht die Worte aus dem Kopf, die Schneider an jenem Abend zu ihm gesagt hatte. Auch wenn er es versucht hatte. Aber immer wieder tauchte die Frage auf, was seine Einstellung so sehr ändern könnte, dass er über ihre Trennung froh sein würde. Das nächste Magazin wurde geleert, ohne dass er auch dieses Mal eine Antwort fand. Schließlich gab er mit einem innerlichen Seufzen auf und beschloss, alles auf sich zukommen zu lassen. Solange sein Talent nicht einsprang, blieb ihm sowieso nichts anderes übrig. Die meisten Menschen leben nur in der Gegenwart, vielleicht sollte er das auch einmal versuchen. Ein Hauch von Ironie glitzerte in seinen Augen auf. „Hey, Crawford. Könntest du nicht wenigstens einen Patzer machen? Du lieferst ansonsten ein nicht nachahmbares Beispiel und entmutigst damit die armen Schüler hier.“ Schuldigs Stimme war unverkennbar und als er sich langsam umdrehte, sah er den Orangehaarigen mit verschränkten Armen gegen die Rückwand gelehnt stehen. Das Grinsen fiel nicht weniger lässig als die Haltung aus, forderte ihn zu einer Reaktion heraus. Er lächelte, auch wenn es ein eher schmales Lächeln war. „Man sollte immer höher zielen, als man reichen kann“, kam dann seine Erwiderung und Schuldig gab ein belustigtes Schnauben von sich. „Warum nur überrascht es mich nicht, so etwas von dir zu hören…“ Damit stieß sich der Jüngere von der Wand ab und trat auf ihn zu, wenn auch auf einen gewissen Sicherheitsabstand bedacht. „Bist du lange hier?“ „Nein, nur für ein paar Tage.“ Er griff nach seinen Sachen und bahnte sich einen Weg nach draußen, Schuldig im Schlepptau. „Diesmal kein Auftrag für mich?“ Diese Frage wurde erst gestellt, als sie allein waren und die grünen Augen musterten ihn fast etwas zu intensiv. Er schüttelte nur den Kopf und begann seine Waffe zu reinigen, war sich die ganze Zeit über Schuldigs Blick bewusst. Allem Anschein nach hatte sich der Jüngere in der Hinsicht immer noch nicht geändert. Er musste zugeben, dass er Schuldigs Hartnäckigkeit nicht verstand, aber das war auch nicht seine Aufgabe. Und solange der Andere die gezogene Grenze nicht wieder überschritt, würde er es einfach ignorieren. „Wie läuft es mit Jei?“ Ohne Schuldig anzusehen. Der seufzte leise. „Er hört nicht mehr auf diesen Namen. Du solltest dich besser an, „Farfarello“ gewöhnen. Beim Training macht er ständig Fortschritte, was ich von seiner Persönlichkeitsentwicklung nicht gerade behaupten kann.“ Er lächelte in sich hinein. An wen erinnerte ihn das bloß… ~TBC~ Wenn ich nicht schon angefangen hätte, an „RftS“ zu schreiben, müsste ich es jetzt tun. Schneider und Crawford machen sich einfach zu gut miteinander, um die Finger von ihnen zu lassen *grins* Und ich hoffe immer noch, dass sich ein paar Leute meiner Meinung anschließen *lieb guck* cya, cu ^-^ Kapitel 151: "Und du denkst, ein Hellseher wüsste es?" ------------------------------------------------------ Close Distance (Teil 151) Titel: Close Distance Teil: 151/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Und hiermit wäre ein weiterer Schritt getan… ^^ Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Ha, wehe es ist nur vorübergehend! Schneider verdient es wirklich, dass man ihn zumindest ein bisschen mag. Oder auch ein bisschen mehr *grins* ^____~ Bis zum Ende der Fanfic habe ich euch hoffentlich davon überzeugt. Da läuft ganz sicher nichts schief, schließlich hat er mich ja schon längst für sich gewonnen *lach* Ihr habt das bloß nicht verstanden, weil ihr noch nicht wusstet, wie es mit ihm und Crawford weitergeht, während die Geschichte in meinem Kopf immer viel weiter war ^^ Stimmt, ein bissl dauert es noch bis zum Abschied zwischen den beiden und ich muss sagen, es wird nicht besonders angenehm ^^° Crawford erfährt dann nämlich etwas, was ihm überhaupt nicht gefallen wird. Was Nagi angeht halte ich mich auf jeden Fall in soweit an den Anime, dass der Junge nichts mit Rosenkreuz zu tun haben wird und er wirklich erst in Japan zu Schwarz stößt *nick* Übrigens hätte ich ohne dich kaum mitbekommen, dass bei den Commis schon wieder eine Grenze überschritten wurde o.O Das habe ich nur dir und nai-chan zu verdanken, weil ihr immer so fleißig kommentiert *knuffel* *Gummibärchen rüberwerf* Ich werde den GB-Eintrag so schnell wie möglich beantworten. Hoffentlich heute Nachmittag, dann unter der Woche ist meine Zeit mal wieder echt knapp bemessen… *sigh* Bis denne jedenfals *abschiedsknuddel* @nai-chan: Aber es stimmt doch, ne? *grins* Ich glaube Schuldig hat nicht einmal bemerkt, wie sehr dessen Beschreibung auch auf ihn selbst zutraf… ^^ Jupp, Vergangenheitskapitel sind mir in der Regel auch lieber, vor allem, weil Rosenkreuz irgendwie faszinierend ist. Und da es für CD dort nicht mehr viel zu schreiben gibt, freue ich mich schon auf die Ferien, wenn ich wieder Zeit habe, ein bisschen an RftS weiterzuschreiben *nod* Hm, ich weiß nicht, ob es das beste Deutsch ist, aber „warum eigentlich?“ ist keine seltene Wendung. Ich habe den Satz nur ein bisschen länger gemacht. ^^ Man könnte ihn auch umstellen, mit „eigentlich“ am Ende, aber das hätte dann nicht ganz die Betonung, die ich haben wollte. Ich find es wirklich nett, dass du weiter die Augen offen hältst *smile und Gummibärchen rüberschieb* Teil 151 „Und du denkst, ein Hellseher wüsste es?“ Crawford-san verstand die Botschaft zweifellos. Ein Lächeln bog die Mundwinkel des Älteren nach oben, als dieser einen Schritt zurücktrat, die Hände immer noch an seiner Taille. Es verwirrte ihn weiterhin, dass Crawford-san so reagiert hatte. Doch andererseits… verstand er es beinahe. Eine Hand wurde gehoben, strich über seine Wange und stieß gegen den Ohrring, bevor sie an seinem Hinterkopf zur Ruhe kam. „Ran, bevor du dich auf irgendwelche Spiele mit Miyato einlässt, überlege dir das gut. Du tust ihm damit vielleicht mehr weh, als wenn alles wie bisher bleibt.“ Das kam kühl und analysierend. „Aber ich-“ Würde das nicht tun? Wirklich? Vorhin hatte er gewusst, was Yunshiro vorhatte und gezögert, ihn abzuwehren. Er hatte keine Entschuldigung dafür, nicht wirklich. „Verdammt…“ Das Lächeln vertiefte sich. „Genau.“ Belustigung. Damit ließ Crawford-san das Thema fallen, wofür er ihm dankbar war. „Hast du Hunger? Wir könnten essen gehen.“ Was für eine Frage… „Ja, gerne.“ Selbst wenn er eben erst gegessen hätte, wäre seine Antwort genauso ausgefallen. Ihm fiel auf, dass er wahrscheinlich wie ein Idiot grinste und er glättete hastig seine Gesichtszüge. Er bedauerte es, den unmittelbaren Kontakt zu Crawford-san zu verlieren, aber so zerknittert wie sein T-Shirt jetzt aussah, konnte er es nicht anbehalten. An seinen Schrank herantretend zog er es sich über den Kopf, nahm sich ein Hemd heraus. Kurzärmlig. Nach einem fragenden Blick zu dem Schwarzhaarigen hin, packte er noch ein paar Sachen für den nächsten Tag zusammen und ein Kribbeln lief dabei durch seinen Körper. Er würde bei Crawford-san schlafen. Die Zwillinge schienen in ihrem Zimmer zu spielen und seine Tante war in der Küche beschäftigt. Der Abschied fiel entsprechend knapp aus und er konnte sein tiefes Durchatmen, als sie das Haus verließen, fast verbergen. Aber nur fast. Seine Finger schlossen sich um Crawford-sans Handgelenk und er ließ ihn erst wieder los, als sie den Wagen erreichten. Kurz wollte er nach ihrem Ziel fragen, lehnte sich dann aber nur in seinem Sitz zurück und wartete einfach ab, bis sie das Restaurant erreichten. Denn in Wirklichkeit war es ihm egal, wo sie essen würden. Es waren mehr Ausländer hier, als man normalerweise an einer Stelle versammelt sah und viele von ihnen unterhielten sich auf Englisch. Neugierig blickte er sich um, während Crawford-san auf einen freien Tisch zusteuerte. „Gibt es so etwas bei Ihnen zu Hause?“ Sie setzten sich hin und braune Augen musterten ihn über den Tisch hinweg. Er schluckte. Vielleicht wollte Crawford-san nicht darüber reden. Die Miene des Älteren war mal wieder unlesbar. Manchmal wollte er alles über den Anderen wissen, doch die meiste Zeit schien es besser, so wenige Informationen wie möglich zu haben. So wie in diesem Moment. Deshalb war er überrascht, dass Crawford-san schließlich doch antwortete. „Ja. Ich hoffe, du magst es.“ „Bestimmt.“ Es würde schon nicht so schlimm schmecken. Sicherheitshalber überließ er Crawford-san das Bestellen, denn die Speisekarte war auf Englisch und er wusste nicht einmal von der Hälfte der Gerichte, was eigentlich hinter dem Namen steckte. Es war schließlich ein Steak, das auf seinem Teller landete. Etwas, das er nicht zum ersten Mal aß, aber es hatte bisher noch nie so gut geschmeckt. Nach einem ersten zögerlichen Bissen konzentrierte er sich ganz auf das Essen, hungriger, als ihm bis dahin bewusst gewesen war. Als er schließlich Messer und Gabel niederlegte, war er so satt wie nie zuvor. „Ich glaube, ich kann nicht mehr aufstehen.“ Crawford-san hatte sich zurückgelehnt und ihn in den letzten Minuten beobachtet gehabt, ohne dass ihn das irgendwie gestört oder nervös gemacht hatte. Ein gutes Zeichen, auch wenn er nicht genau wusste, wofür. Er erwiderte das schmale Lächeln des Schwarzhaarigen, doch es verrutschte, als dieser antwortete. „Ich könnte dich notfalls tragen.“ Nicht, dass das zum ersten Mal geschehen würde. Jetzt war die gar nicht vermisste Verlegenheit wieder da und Blut erhitzte seine Wangen. Er wollte Crawford-san berühren und gleichzeitig im Boden versinken. „Es wird auch so gehen“, hörte er sich leise sagen. „Gut.“ Dann erlöste ihn der Ältere, indem er das Thema wechselte. „Möchtest du deine Schwester besuchen gehen?“ „Ja.“ Er stellte mit Verwunderung fest, dass ihn die Erwähnung von Aya nicht so traf, wie er es inzwischen zu erwarten gelernt hatte. Er hatte sich nicht lange bei ihr aufgehalten, Ayas Zustand hatte sich nicht verschlimmert gehabt, aber auch nicht verbessert. Doch sie war noch da. Manchmal glaubte er fast, sie erreichen zu können, egal wie tief ihr Schlaf war. Nur bisher hatte sie nie geantwortet. Nachdenklich sah er aus dem Fenster, das Geräusch des Motors übte eine beruhigende Wirkung auf ihn aus. Vielleicht lag es aber auch eher an dem Mann hinter dem Steuer… Nicht nur vielleicht. Ein Funken der Belustigung trat in violette Augen. Draußen wichen die Gebäude zurück, wurden weniger und weniger. Letztes Mal war er mit Schuldig hier entlang gefahren, aber zu müde gewesen, um viel davon mitzubekommen. Und bei der Rückfahrt war es nicht sehr viel anders gewesen. Er freute sich darauf, Brauner wiederzusehen. Crawford-sans Vorschlag war überraschend gekommen, doch im Nachhinein konnte er sich kaum etwas Besseres vorstellen, um den Nachmittag zu verbringen. Er würde allein mit Crawford-san sein. Freizeit. Es war ein gutes Gefühl. „Wir sind da.“ Ihm waren nicht die Augen zugefallen, aber seine Gedanken waren so sehr abgeschweift, dass die Zeit wie im Fluge vergangen war. Er stieg aus und sog die frische Luft tief in seine Lungen. „Es ist etwas kühler geworden“, stellte er fest. Braune Augen folgten seinem Blick zum Himmel, wo sich ein paar Wolken zusammengezogen hatten. „Der Wetterbericht hat keinen Regen angesagt.“ Er grinste unwillkürlich. „Darauf kann man sich nicht immer verlassen, oder? Die sind schließlich keine Hellseher.“ „Und du denkst, ein Hellseher wüsste es?“ Etwas in der Stimme des Älteren ließ ihn aufhorchen. Nicht ganz Belustigung, dafür hatte es zu scharfe Kanten. Er umrundete den Wagen, blieb neben Crawford-san stehen, sah ihn an und versuchte zu erkennen, was das zu bedeuten hatte. Unmöglich, er würde niemals Erfolg haben. Crawford-san atmete aus und es klang fast wie ein Seufzen. „Vergiss es…“ Und dann wurde er in einen Kuss gezogen, der es allzu einfach gemacht hätte, der Aufforderung zu folgen. Aber er würde es nicht tun. Ein neues Rätsel. Und eine Frage mehr, die er vielleicht niemals stellen würde. Crawford-san nahm ihn zunächst mit zu dem ihm bereits bekannten Umkleideraum. Neu waren allerdings die Reithose und Stiefel, die in einem Schrank auf ihn warteten. „Ich soll auch reiten?“ Das Amüsement war zurück. „Bedenken?“ Er setzte ein schiefes Grinsen auf. „Solange Sie aufpassen, nein.“ Der Ältere deutete eine Verbeugung an, sagte aber nichts dazu. Wenig später waren sie im Stall und Brauner begrüßte Crawford-san mit einem zweifellos erfreuten Wiehern. „Na mein Hübscher, bereits ungeduldig? Ist doch erst zwei Wochen her.“ Brauners Hals wurde getätschelt, dann dessen Blesse. Crawford-san führte das Pferd nach draußen. Noch schien die Sonne kräftig genug, um das braune Fell glänzen zu lassen, als wäre irgendwie eine Politur aufgetragen worden. Der Amerikaner bemerkte seinen Blick. „Er ist frisch gestriegelt. Ich kann dir später zeigen, wie das geht.“ Er nickte nur zustimmend, sah – weiterhin stumm – zu, wie Brauner gesattelt wurde. „Die Steigbügel müssen für dich etwas kürzer eingestellt werden“, erklärte der Ältere sein Tun, bevor er näher gewunken wurde. Er zögerte nicht, auch wenn er sich ein bisschen unwohl zu fühlen begann. Denn wenn alles gesagt und getan war, vertraute er wirklich darauf, dass Crawford-san ihn nicht unnötig in Gefahr bringen würde. Crawford-san hielt den Steigbügel fest, damit er den linken Fuß hineinsetzten konnte. „Und hinauf mit dir.“ Seine Landung fiel ein wenig ungeschickt aus, aber immerhin endete sie im Sattel und nicht wie halbwegs befürchtet auf der anderen Seite des Pferdes. Es fühlte sich anders an, einen Sattel zwischen sich und Brauner zu haben, aber irgendwie auch sicherer. Er hielt sich unwillkürlich an der vorderen Kante fest, als Crawford-san sich in Bewegung setzte und Brauner ihm gehorsam zu folgen begann. Das Schaukeln hatte er bereits vergessen – oder verdrängt – gehabt. Was aber nicht hieß, dass er sich nicht wieder daran gewöhnen könnte. Sie erreichten bald den Zaun, hinter dem sich das weite Feld ausbreitete, wo Crawford-san das letzte Mal geritten war. Die Aufregung wuchs weiter an, als sie durch das Tor hindurch waren und der Schwarzhaarige ihm die Zügel reichte, erklärte, wie er sie richtig zu halten hatte. Dann erhielt Brauner einen Klaps aufs Hinterteil und er befand sich in der wenig beneidenswerten Position zu reiten, ohne auch nur den blassesten Schimmer zu haben, wie das eigentlich funktionieren sollte. Wenigstens machte Brauner keine Anstalten, schneller zu werden. Nachdem er sich einigermaßen sicher war, nicht jede Sekunde herunterzufallen, wagte er einen Blick zur Seite. Crawford-san ging ruhig neben dem Pferd her und wählte genau diesen Moment, um zu ihm hochzusehen. Die Reste einer Erinnerung schienen noch in den braunen Augen zu liegen, er sah nichts von der Belustigung, die er eigentlich erwartet hatte. Der Wunsch, Crawford-san zu berühren, war wieder da, stärker als vorhin im Restaurant und unbewusst lehnte er sich ein bisschen in dessen Richtung, überhaupt nicht mehr um sein Gleichgewicht besorgt. Eine Hand wurde an seinen Oberschenkel gelegt, machte ihm unvermittelt wieder klar, wo er sich befand. „Fersen ans Pferd. Beug dich nach vorne, dann wird Brauner schneller.“ Er wollte es nicht wirklich, tat es aber trotzdem. Er trat dem Pferd nicht in die Seiten, wie er es in einigen Filmen gesehen hatte, doch seine vorsichtige Aufforderung reichte Brauner vollkommen aus. Am liebsten hätte er die Augen zusammengekniffen, was ihm aber als keine allzu gute Idee erschien. Und so blieb ihm nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass er nicht herunterfallen würde, während Brauner vorwärts stürmte. Ein scharfer Pfiff durchschnitt auf einmal die Luft, woraufhin das Pferd langsamer wurde, einen weiten Bogen schlug und zu Crawford-san zurückkehrte. Sein Herz raste wie verrückt, aber nachdem er sich wenigstens etwas beruhigt hatte, stellte er fest, dass ihm das Ganze sogar Spaß gemacht hatte. Es war wie ein Rausch. Crawford-san half ihm abzusitzen und er umarmte den Älteren in der nächsten Sekunde, ohne sich mit irgendwelchen Bedenken aufzuhalten. Körper an Körper. Und er fühlte sich immer noch, als würde er fliegen. Seine Umarmung wurde kurz erwidert, ehe Crawford-san ihn von sich schob, mit einem feinen Lächeln. „Ich werde Brauner jetzt für eine Weile übernehmen, damit er sich austoben kann. Wir treffen uns bei dem Unterstand dort, in Ordnung?“ Er blickte in die gewiesene Richtung. „Ja, natürlich.“ „Es ist weiter als es aussieht“, wurde er gewarnt. „Ich werde es schon überstehen.“ Er lachte, verstummte aber, als er nach einer Neueinstellung der Steigbügel sah, wie der Schwarzhaarige sich in einer fließenden Bewegung auf das Pferd schwang und scheinbar nur einen Herzschlag später in der Ferne verschwand. Dieses Tempo raubte ihm allein schon beim Zusehen den Atem. Die ersten Regentropfen trafen ihn, als er vielleicht noch hundert Meter von seinem Ziel entfernt war. Er legte einen Endspurt ein, doch das half alles nichts. Der Regen war schneller als er. Brauner, der gerade abgesattelt wurde, empfing ihn mit einem Wiehern. „Ich habe das dumme Gefühl, er lacht mich aus“, stellte er fest. Crawford-san drehte sich zu ihm um und auch wenn es kaum merklich war, weiteten sich die braunen Augen. „Ich kann ihn verstehen.“ Und das Lächeln kam einem Grinsen näher als alles, was er bisher bei dem Älteren gesehen hatte. „Ja, ja, wer den Schaden hat…“ Er strich sich durchs durchnässte Haar. „Das ist alles nur deine Schuld. Wenn du mir Brauner überlassen hättest, wäre nicht _ich_ in den Guss geraten.“ Im nächsten Moment schloss er den Mund so abrupt, dass seine Zähne aufeinander schlugen. Crawford-san konnte das gar nicht überhört haben. Das Lächeln war verschwunden gewesen, während ein nachdenklicher Blick auf ihm ruhte und das Schweigen zwischen ihnen ihn beinahe in den Wahnsinn trieb, aber es zog wieder an den Mundwinkeln des Amerikaners, als dieser endlich reagierte. „Möglich. Vielleicht wärst du aber auch vom Pferd gefallen und wir beide nass geworden.“ Atmen!, erinnerte er sich selbst und schaffte es irgendwie, eine wegwerfende Handbewegung zu machen. „Du willst dich nur rausreden…“ Nur geflüstert, aber da er die Distanz zwischen ihnen geschlossen hatte, wurde er verstanden. „Crawford?“ Noch leiser. „Ja?“ Er wusste gar nicht, was er sagen sollte. Ein kühler Windstoß traf ihn und er zitterte in den nassen Sachen. „Mir ist kalt.“ Besser als gar nichts, wenn auch nicht gerade eloquent. Der Ältere legte den Sattel beiseite, griff dann wortlos nach ihm und knöpfte sein Hemd auf. „Brauner würde ich jetzt mit Stroh abreiben, aber ich bin mir nicht sicher, ob sich die Methode so einfach auf Menschen übertragen lässt.“ Das klang beinahe ernst und er konnte nicht anders als zu lachen. „Ich verzichte auf die Ehre, als Versuchskaninchen herhalten zu dürfen.“ „In dem Fall werde ich dir einfach meinen Pullover borgen.“ Anders als er selbst hatte Crawford sich auf die kühleren Temperaturen einstellen können. Unter dem Pullover kam das Hemd zum Vorschein, das ein wenig anders gewohnt geschnitten war und das ihm wirklich gut an dem Älteren gefiel. Ein Funkeln huschte durch violette Augen, als er nach dem angebotenen Kleidungsstück griff. „Danke sehr.“ ~TBC~ Es wurde auch langsam Zeit, dass Ran aufhört Crawford zu siezen. ^^ Jetzt muss ich nur aufpassen, dass ich mich nicht verschreibe… *ehe* Machen sich die beiden nicht gut? Irgendwie finde ich es fast schade, dass sich in dieser Story für mich Schneider/Crawford als Lieblingspairing vor Crawford/Ran geschoben hat. Geplant war das ganz bestimmt nicht. Aber auf der anderen Seite verdanke ich dieser Entwicklung RtfS, so dass ich mich nicht wirklich beschweren kann… *schief grins* cya, cu ^-^ Kapitel 152: "Rückblicke LVIII - Sag mal, Crawford, suchst du meine Gesellschaft?" ---------------------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 152) Titel: Close Distance Teil: 152/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: *grins* Mehr von Crawford und Schneider ^^ Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Und, wie ist es so, wenn man die ganze Lernerei hinter sich hat? Oder bereitet dir jetzt etwas anderes Stress? ^^° Ich habe es übrigens schon geschafft, deinen GB-Eintrag zu beantworten *stolz guck* *lach* Drück mir mal die Daumen, dass ich bei meinem nächsten Praktikumseinsatz normale Arbeitszeiten hab… @nai-chan: Hm, vielleicht bist du durch den Absatz durcheinander gekommen… Aber ich habe die ganze Zeit aus Rans Sicht geschrieben (was man daran sieht, dass nichts durch „******“ abgetrennt wurde ^.~) und ich denke, wenn man das im Hinterkopf behält, wird deutlich, wen der Regen erwischt *grins* Außerdem hätte Crawfords Talent sicher zu verhindern gewusst, dass er nass wird … wenn ich es mir genau überlege, vielleicht hat Crawford genau deswegen darauf bestanden, als nächster auf Brauner zu reiten und so schneller zum Unterstand zu kommen *lach* Freut mich, keinen offensichtlichen Fehler gemacht zu haben. Ich bin dabei, die Kapitel nach und nach zu einem pdf-Dokument zusammenzufassen und schaue dabei noch mal nach Tippfehlern, so dass ich zum Ende hin alles neu hochladen kann. Aber das mach ich erst, wenn die Story fertig ist… ^^ Und wenn du mich auf einen Fehler aufmerksam machst, kann ich den wenigstens gleich berichtigen *nod* *Gummibärchen reich* Teil 152 „Rückblicke LVIII - Sag mal, Crawford, suchst du meine Gesellschaft?“ Langsam ließ er sich in dem Bürosessel nieder und verschwendete keinen Gedanken daran, wie oft er das schon getan hatte. Oder vielleicht versuchte er es auch nur und war nicht ganz erfolgreich damit. Schneider blickte kurz zu ihm auf, mit einem ebenso flüchtigen Lächeln, arbeitete dann weiter. Es störte ihn nicht zu warten, vielmehr nutzte er die Gelegenheit, sich zu entspannen. Sein Körper war ihm dankbar dafür, aber es half nicht viel dabei, die Unruhe zu besänftigen, die ihn seit seiner Rückkehr erfüllte. Seine Augen fanden ihr Ziel in Schneiders Hand, die stetig saubere Unterschriften unter den Dokumenten hinterließ, die der Direktor zuvor sorgfältig durchgelesen hatte. Nur ab und zu geschah das nicht und das Blatt wanderte auf einen separaten, flachen, Stapel. Irgendwann gab es nichts mehr zu unterzeichnen und Schneider lehnte sich daraufhin zurück, musterte ihn eindringlich. „Sag mal, Crawford, suchst du meine Gesellschaft?“ Seine einzige Antwort bestand darin, dass sich seine Mundwinkel nach oben bogen. Ausgesprochen hätte das wohl ‚ja’ bedeutet. Warum sollte er sich auch selbst belügen… Schneider erwiderte sein Lächeln, stand auf, um dann zu ihm zu kommen. Er sah zu dem Älteren hoch und versuchte zu begreifen, warum die Antwort so lautete. „Fertig mit dem Training?“ „Ja.“ „Ich hoffe, du lädierst mir meine Leute nicht allzu sehr. Du scheinst etwas rastlos zu sein.“ Eine Hand streifte seine Schulter, endete in seinem Nacken. Warm. „Es geht allen gut. Ich war ein wenig außer Form.“ Von Schneider kam ein leises Lachen und er spürte den Blick der eisblauen Augen regelrecht, auch wenn der Ältere jetzt hinter ihm stand und er ihn nicht sehen konnte. „Wie schade, dass du unsere Einrichtungen bald nicht mehr nutzen kannst, hm?“ Die Frage wurde genau neben seinem Ohr gestellt, nur ein Flüstern. Und es lag keinerlei Ironie darin, nur leises Bedauern. Es schwang zu sehr auf der gleichen Wellenlänge wie seine eigene Unruhe. Das Seufzen blieb in seinem Innern verschlossen. Schneiders Worte kehrten zu ihm zurück und für einen Moment wünschte er sich, sein Talent dazu zwingen zu können, es ihm zu verraten. Was seine Meinung derartig ändern könnte. Aber es funktionierte einfach nicht. „Schon einmal daran gedacht, dass es so zu deinem Besten ist?“ Er wandte den Kopf und ihre Blicke begegneten sich. Schneider hatte die Frage vollkommen ernst gemeint. Und der Direktor wartete keine Reaktion ab, sondern beugte sich wieder zu ihm herunter, dieses Mal, um ihn zu küssen. Vielleicht sollte er einfach die Zeit nutzen, die ihnen noch blieb. Sich dafür selbst verfluchen konnte er später immer noch… Schneider lächelte in den Kuss hinein und in stiller Übereinstimmung beschlossen sie, dass er heute nicht im Speisesaal zu Abend essen würde. Wenig später schloss sich die Tür von Schneiders Unterkunft hinter ihm und gleich darauf fand er sich gegen die Wand gedrückt wieder. Eisblaue Augen bohrten sich in seine, während sie beide nichts anderes taten, als sich gegenseitig anzusehen. Die Finger um seine Handgelenke schlossen sich noch etwas fester, es tat beinahe weh, aber er registrierte den Schmerz kaum. Er wollte – Ja, was wollte er eigentlich? Sein Atem ging zu hastig, zu unregelmäßig. Und immer noch war da nicht mehr Kontakt zwischen ihnen als Schneiders Griff. Kühles Amüsement hing für einen Moment in der Luft, wurde dann hinweggebrannt von etwas, das nicht ganz Verlangen war und doch viel mehr zu sein schien. Aber sie beide würden solche Gedanken nicht zulassen. Noch mehr Druck, zu viel, seine Knochen schienen sich darunter zu verschieben, doch er sagte nichts, war nicht bereit dazu. Schneider ließ ihn trotzdem los und so befreit fielen seine Arme einfach locker an seine Seite. Seine Hände begannen zu kribbeln, sobald die Blutzufuhr wieder hergestellt war, doch kaum registriert, war die Empfindung auch schon vergessen. Die Finger des Älteren zwangen sein Kinn ein Stück nach oben, gerade so weit, dass ihre Lippen perfekt aufeinander treffen konnten. „Sind Sie wegen irgendetwas wütend?“ Er stellte die Frage, sobald er wieder genug Atem dafür hatte. Ein wenig Gewalt war bei Schneider nichts Ungewöhnliches, doch die Intensität gerade… Schneider schenkte ihm ein halbes Lächeln, in dem keinerlei Humor lag – aber auch keine Kälte. „Selbst wenn es so wäre, würde ich es dir nicht sagen.“ „Weil ich nach dem Grund fragen würde?“ Er wusste selbst nicht, was ihn dazu trieb, nachzuhaken. Das Lächeln wurde echt und endlich war die Belustigung zurück, was sie wohl beide erleichterte. Seine Augen schlossen sich, als er sich in die nächste Berührung hineinlehnte, die Hand an seiner Wange. Sanft, zu sanft für etwas, das von dem Direktor kam, genauso wie der nächste Kuss. „Komm, ich möchte mit dir schlafen.“ „Deswegen bin ich hier.“ Braun traf auf Eisblau, als er die Augen wieder aufschlug und sie lächelten beide. Es waren nur wenige Schritte bis ins Schlafzimmer, nur wenige Minuten, bis er vollkommen nackt war. Die Küsse hatten dieses Ergebnis ein wenig hinauszögern, aber nicht verhindern können. Schneiders Hände schienen überall gleichzeitig zu sein und dessen Gedanken mischten sich mit seinen. Nicht genug, um Informationen auszutauschen, aber mehr als ausreichend, um sie besser aufeinander abzustimmen. Bald wusste er nicht mehr, wer eigentlich wen berührte, aber Schneiders Zähne holten ihn regelmäßig in seinen Körper zurück. Er hörte sich selbst aufstöhnen, als sie sich besonders tief in seine Schulter gruben, Finger kämmten durch von Schweiß verdunkeltes Haar und er zog Schneiders Gesicht zu sich heran, um einen weiteren Kuss einzufordern. Es wurde Zeit, mit den Spielereien aufzuhören und der Ältere verstand nicht nur, sondern stimmte ihm auch zu. Alles um ihn herum begann sich aufzulösen und als der Höhepunkt sie beide überschwemmte, war da nur noch weißes Licht. Eine scheinbare Ewigkeit später gelang es ihm langsam seine Gedanken zusammenzufügen und sobald er damit fertig war, merkte er, dass er sich an Schneider festhielt. Und er tat nichts, um diesen Umstand zu beheben. Schneider zog seinen Kragen zurecht, so dass der tiefrote Fleck völlig verborgen wurde. „Ich war ein wenig unvorsichtig.“ Mit leiser Belustigung. Der Ältere hatte bei weitem mehr Spuren auf seinem Körper hinterlassen, aber alles wurde durch seine Kleidung bedeckt. So zuckte er nur mit den Schultern, lächelte ebenfalls. „Wir werden nach dem Frühstück aufbrechen.“ „Ich habe bereits gepackt.“ Er nahm am Tisch Platz und goss ihnen Kaffee ein. „Das überrascht mich gar nicht.“ Eisblaue Augen streiften über ihn hinweg und unter diesem Blick spürte er die eigentlich unwesentlichen Verletzungen aufflammen. Unvorsichtig gewesen? Niemals… Schneider wusste auf den Millimeter genau, wo dieser die Andenken platziert hatte. Sein Atem hatte sich unwillkürlich beschleunigt. Ihm war klar, dass der Ältere ihn wieder haben wollte und auch wenn ihn überraschte, wie oft sie in den letzten Tagen Sex gehabt hatten, war es ihm ganz sicher nicht zu viel geworden. Vielmehr schien sein Körper mit jedem Mal mehr zu fordern. Ihre Hände trafen sich, verschränkte Finger, und Schneider lächelte nicht ganz, als dieser ihn unter halbgeschlossenen Lidern hervor ansah. „Wir müssten etwas mehr Zeit haben…“ Er konnte nur zustimmen. Sie frühstückten schweigend, bis er es schließlich war, der das Wort ergriff. „Warum eine Inspektion?“ „SZ möchte seinen Einfluss in Asien noch mehr ausweiten. Der Bereich wird immer wichtiger, politisch und wirtschaftlich. Ich möchte sicherstellen, dass ordentliche Arbeit geleistet wird. Noch haben wir Zeit, unsere Personalentscheidungen gegebenenfalls zu überdenken.“ Er verstand. Schneider dachte langfristig und stand damit nicht alleine da. „Aber weshalb unterstehen die Büros eigentlich Rosenkreuz? Die Teams arbeiten doch für SZ.“ Eisblaue Augen musterten ihn amüsiert, aber der Direktor hatte nichts gegen sein Interesse einzuwenden. „Es hat sich als besser erwiesen, eine Anlaufstelle zur Verfügung zu stellen, die sich mit Talenten auskennt. Und auch wenn die Field Teams SZ gegenüber loyal sind, ist eine kleine Erinnerung an den Ort, wo sie hergekommen sind, auf keinen Fall falsch.“ Ein schmales Lächeln unterstrich diese Aussage. Etwas ließ ihn aufhorchen. „Es war Ihre Idee?“ Nicht ganz eine Frage. „Ja. Die japanische Division war mein Pilotprojekt. Als gewisse… Reibungskonflikte ausblieben, die es sonst gab, wurden die Strukturen nach und nach umgestellt.“ Crawford konnte es regelrecht vor sich sehen, wie bei einem Strategiespiel. „Sie haben den Einfluss von Rosenkreuz in der Organisation ausgeweitet – und damit Ihren eigenen.“ Der Andere stützte den Ellbogen auf dem Tisch ab, um dann das Kinn auf der Handfläche ruhen zu lassen. Ein kaum sichtbares Glitzern trat in die eisblauen Augen, als Schneider sich ein Stück zu ihm vorlehnte. „Hm, akkurat auf den Punkt gebracht.“ Er hatte Mühe, ein Lachen zu unterdrücken. Schneider war nur den anerkannten Spielregeln gefolgt, aber irgendwie bezweifelte er, dass jemand wirklich über das Resultat nachgedacht hatte. Kein Wunder, dass der Direktor gerade so zufrieden aussah. Es machte einfach mehr Spaß, wenn jemand eine solche Leistung anerkannte. Er spürte, wie er zu lächeln begann. „Man wird Ihrem Besuch in Japan mit Erwartung entgegen sehen.“ „Gewiss doch.“ Schneiders Amüsement versprach nichts Gutes. Sie waren früh genug in München, dass ihnen ausreichend Zeit blieb, ein verspätetes Mittagessen zu sich zu nehmen. Es war jetzt das zweite Mal, dass er mit Schneider nach Japan flog, doch es fühlte sich ganz anders an. Damals war er noch ein Schüler gewesen, endlich – wenn auch nur für kurze Zeit – von den Mauern befreit. Heute hingegen war es fast wie eine normale Geschäftsreise. So gewöhnlich, dass nur die Gegenwart des älteren Mannes dem Ganzen den Anstrich von etwas Besonderem verlieh. „In Gedanken versunken?“ Eine Berührung holte ihn zurück, keine physische, und beinahe stieg Verlegenheit in ihm auf. Er hatte die ganze Zeit über Schneider mehr oder weniger angestarrt, auch wenn es ihm nicht bewusst gewesen war. Fast schon hastig wandte er sich wieder seinem Essen zu, spürte dennoch das Lächeln, das um die Mundwinkel des Direktors spielte. „Wenn es dir nicht schmeckt, kannst du dir auch etwas anderes bestellen.“ „Nein, es ist in Ordnung. Ich war nur… abgelenkt.“ Schneider nickte knapp und stellte zum Glück keine weiteren Fragen. Denn er konnte selbst nicht sagen, warum seine Gedanken zu wandern begonnen hatten. Nicht, dass sie jetzt unbedingt damit stoppten. Erst als sie das Restaurant verließen, stellte sich wieder eine Unterhaltung ein. Schneider begann die oberflächliche Konversation. Auf Japanisch. Er nutzte die Gelegenheit, sich wieder besser in die fremde Sprache hineinzufinden. Sie ernteten einige neugierige Blicke, weil sie ganz offensichtlich nicht wie Asiaten aussahen. Gleich eine weitere Vorbereitung. Belustigung durchströmte ihn und sie kam nicht nur von ihm. Leider hielt diese Unterhaltung seine Gedanken nicht ganz im Zaum, die wieder etwas zu analysieren versuchten, ohne eine Chance zu haben, zu einem Ergebnis zu kommen. Schneider blieb plötzlich stehen und er spürte Fingerspitzen an seiner linken Wange, wusste nicht, was ihn mehr überraschte. Die Geste an sich oder die Tatsache, dass Schneider sie in aller Öffentlichkeit zeigte. Denn hier konnte sie ganz bestimmt nicht zu Sex führen. „Hast du dich so sehr daran festgebissen?“ Immer noch auf Japanisch. „Dein Talent wird dir den Dienst verweigern, egal wie sehr du es auszulösen versuchst. Also vergiss es.“ Schneider klang nicht verärgert, war aber ernst geworden. Er hätte sich selbst ohrfeigen können, als er begriff, was genau in ihm vorging. Seit wann hatte er so wenig Kontrolle? Nur für einen Sekundenbruchteil bildeten seine Lippen nicht mehr als einen dünnen Strich, dann zwang er sich dazu, sich zu entspannen. Sein Nicken war Bestätigung und Entschluss zugleich. Wäre ja noch schöner… Schneider lächelte und seine Unterlippe begann zu prickeln, als der Daumen des Älteren darüber strich. Dann erst senkte Schneider die Hand und sie setzten ihren Weg fort. Ihr Gepäck war bereits eingecheckt worden, so dass sie sich damit nicht aufhalten mussten und Schneider sorgte dafür, dass sie auch ansonsten ohne Verzögerungen bis zu ihren Sitzplätzen vorstoßen konnten. Amüsement streifte eisblaue Augen, als ihm der Direktor den Platz am Fenster überließ. „Eigentlich sollten Sie hier sitzen…“ Aus dem gleichen Grund, aus dem Schuldig immer den Sitz am Gang nehmen wollte, sollte er selbst es jetzt auch tun. Schneiders Belustigung zeigte sich in einem Lächeln. „Siehst du denn Schwierigkeiten auf uns zukommen?“ „Nein“, gab er zu. „In diesem Fall belassen wir es dabei.“ Das Lächeln wurde ausgeprägter, bevor es verschwand, als eine Stewardess ihnen Getränke anbot. Es würde noch eine Weile dauern, bis auch die anderen Passagiere ihre Plätze gefunden haben würden. „Knapp zwölf Stunden Flug.“ Schneider sah auf die Armbanduhr. „Du solltest später zu schlafen versuchen, da dir eine Nacht verloren geht.“ Sie waren wieder unter sich, so dass es ihn weniger überraschte, als der Ältere ihm eine Strähne aus der Stirn strich. Dennoch war es ungewöhnlich, Schneider so zu erleben. Er fing dessen Hand ein, bevor sie zurückgezogen werden konnte. „Gilt das nicht auch für Sie?“ Schneider lächelte bloß. ~TBC~ Machen sie sich nicht gut zusammen? cya, cu ^-^ Kapitel 153: "Du hast nicht einen Funken von Mitgefühl in dir, nicht wahr?" --------------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 153) Titel: Close Distance Teil: 153/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: An die kaputte Lampe erinnert sich bestimmt niemand mehr – aber sie wurde mal in Teil 18 erwähnt *lach* Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Ich bin froh zu hören, dass es dir wieder besser geht. Und hoffe, dass mich nicht so bald etwas ans Bett fesselt. Erstens habe ich auf Arbeit genug zu tun und zweitens habe ich genauso wenig Lust darauf die Decke anzustarren wie du *ehe* *lach* Stimmt, auf die beiden bezogen grenzt ihr Verhalten wirklich an Gefühlsduselei, wobei ich sagen muss, dass Crawford eh nicht schnallt, was eigentlich los ist. (Was ihn ja so hartnäckig versuchen lässt, es endlich herauszufinden… ^^) Und natürlich passen sie zueinander, das habe ich von Anfang an gesagt *zufrieden nick* *snicker* Wenn du das so aufzählst, merke ich erst, wie viel ich noch zu schreiben habe. @_@ Und während des Praktikums habe ich einfach nicht den Kopf frei genug dafür *sigh* In den Ferien wollte ich lieber an RftS weiterschreiben, aber ich werde meine Zeit wohl zwischen beiden FFs aufteilen müssen… Schneider war übrigens nie als Bösewicht vorgesehen, eigentlich ist er selbst auch ein Opfer der Umstände. Ich mag es einfach nicht, Personen nur in schwarz und weiß (im übertragenen Sinne *lach*) einzuteilen. Letztendlich bleibt die Rolle der Bösen wohl an den Ältesten hängen, denn ihre Motive sind die egoistischsten und sie sind in der Wahl ihrer Mittel durch kein Gewissen gehemmt. Viel Spaß mit Naruto ^.~ Der Flash ist bei mir gerade abgeflaut, aber ich werde sicher auch wieder zu der Serie zurückkehren. Hast du übrigens auf Kabel mal die neue Serie „Life on Mars“ (kein Anime!) geguckt? Ich finde die wirklich toll ^____^ @nai-chan: Hast Recht, die Fehler haben sich so wirklich schnell finden lassen. *grins und Schokolade anbiet* Übrigens war der Satz mit „hinauszögern“ ganz richtig, da gehört noch das „können“ aus dem zweiten Halbsatz mit ran *zwinka* Die Tippfehler habe ich aber dank dir beseitigen können. Ja, leider nähert sich die Zeit auf Rosenkreuz wirklich ihrem Ende, aber es haben sich noch ein paar überraschende Kapitel dazwischen geschoben, ehe der Vergangenheitsstrang sich Japan zuwendet. Die waren nie eingeplant, sondern sind durch „RftS“ inspiriert worden *lach* Irgendwie ist es witzig, dass ich diese FF nur wegen „CD“ angefangen hab und sie jetzt ihrerseits Rückwirkungen auf „CD“ hat ^^ @Netti_2407: Noch mal danke für den Commi und dein Interesse an der Fanfic *Begrüßungsgummibärchen reich* Ich hoffe, du hältst durch, schließlich hast du selbst wenn du zunächst nur die Vergangenheitskapitel liest einiges vor dir. ^_____^# Und vielleicht kannst du dich dann auch dem Rest der Geschichte zuwenden, sonst weißt du ja gar nicht, wie es ausgeht ^.~ *hier überhaupt keine Eigenwerbung betreibt* *grins* Teil 153 „Du hast nicht einen Funken von Mitgefühl in dir, nicht wahr?“ Er zog den von Crawfords Körper aufgewärmten Pullover über und der Temperaturunterschied ließ ihn im ersten Moment noch stärker zittern. Die Arme um sich selbst schlingend, versuchte er es zu unterdrücken, jedoch ohne viel Erfolg. Crawford band Brauner fest, der bei dem Amerikaner anscheinend nach etwas zum Fressen suchte und mit leisen Worten abgewehrt wurde. Danach wandte sich der Blick des Älteren dem Regen zu. „Es müsste bald aufhören.“ „Hoffen wir es“, murmelte er, nicht sehr zuversichtlich. Jetzt ruhten die braunen Augen auf ihm. „Ist dir immer noch kalt?“ Er zuckte mit den Schultern. „Ein bisschen.“ Wieder fuhr er sich durch die nassen Haare, sah nach unten, da ihm plötzlich der leiseste Hauch von Aftershave auffiel, der an dem Pullover haftete und er nicht wollte, dass Crawford seine Reaktion darauf sah. Aus den Augenwinkeln nahm er Bewegung wahr, Crawford machte es sich auf dem Boden gemütlich, lehnte sich gegen die dünne Wand aus Holz. „Komm her.“ Violett huschte zu dem Älteren hinüber, dann gehorchte er und ließ sich ebenfalls nach unten ziehen, gegen den kräftigen Oberkörper. Es war genau das, was er sich gewünscht hatte, aber trotzdem war er von der Geste überrascht. Er lehnte seinen Kopf gegen Crawfords Schulter, streckte die Beine von sich und entspannte sich, während noch mehr Wärme in ihn hineinsickerte. Crawford hatte das linke Bein angewinkelt und ohne einen bewussten Gedanken daran zu verschwenden, legte er seinen Arm auf den Oberschenkel des Älteren, seine Hand umfasste dessen Knie. Das war alles an Kontakt, was er gerade erreichen konnte und er gab sich damit zufrieden, weil er sowieso keine andere Wahl hatte. Der Tag war grau geworden, dunkler, doch weiter hinten hellte es sich bereits auf. „Das sieht schön aus…“ Und so war es tatsächlich. Er lächelte, auch wenn Crawford das nicht sehen konnte. „Da ist nur ein leeres Feld.“ Amüsiert. Finger strichen ein paar Strähnen weg, die an seiner Wange klebten. Er erschauerte. Es war, als würde die Berührung Streifen von Hitze auf seiner Haut hinterlassen. Sein Mund war auf einmal so trocken und er suchte beinahe verzweifelt nach etwas, das er sagen konnte. Er sah seine Umgebung aus anderen Augen, als seine Gedanken zwei Wochen zurückwanderten, zu dem Tag nach der Trauerfeier. Da war er zum ersten Mal hier gewesen. „Einsam?“ Nur ein Wort, eine nicht ausformulierte Frage. Beide Arme wurden um ihn gelegt, die Finger vor seinem Bauch verschränkt. Crawford sprach genau neben seinem rechten Ohr, aber erst nach einem Moment des Nachdenkens. „Ein leeres Feld allein berührt niemanden. Erst ein einzelner Baum darin bedeutet Einsamkeit.“ Das Bild stand nicht vor seinen Augen, aber in seinem Inneren. Ein heiseres Auflachen entrang sich seiner Kehle, bar jeder Belustigung. „Ich hätte nicht erwartet, dass Sie… du… so etwas sagen würdest. Es verstehen…“ Er spürte, wie sich Crawfords Lippen zu einem Lächeln verzogen. „Aber darum geht es doch, Ran. Verstehen ist erforderlich für Kontrolle. Man kann trotzdem anderer Meinung sein.“ Schweigen, während er die Worte verdaute. Und dann ein leises: „Ich verstehe…“ „Das habe ich nicht anders erwartet.“ Die Hände schoben sich unter den Pullover und die Unterhaltung war plötzlich nicht mehr so wichtig. Er griff nach hinten, wandte gleichzeitig den Kopf und zog Crawford für einen Kuss zu sich heran. Der Ältere erhob keine Einwände und ein paar Herzschläge später lag er auf dem Boden, Crawford über sich. Seine Finger woben sich in die schwarzen Haare, blind, während er sich Crawford entgegen bog. Wind strich über ihn, wo der Pullover hochgeschoben worden war, aber den registrierte er gar nicht. Nur die warmen Lippen, die ihn in den Wahnsinn zu treiben versuchten. „Crawford…“ Er zupfte an dem Hemd des Älteren, erhielt so die Aufmerksamkeit brauner Augen. Ein weiterer Kuss, während ihre Körper in voller Länge aneinander lagen. Crawfords Gewicht, Präsenz, war zu viel und gleichzeitig nicht genug. Er bekam kaum ausreichend Luft, war dennoch nicht froh darüber, dass der Ältere ihm jetzt mehr Raum ließ, mehr an seiner Seite als über ihm. Aber dann glitt eine Hand vorne in seine Hose und ihre Blicke begegneten sich im selben Moment. Ein leichtes Lächeln, als die Hand seine Erektion erreichte und er wusste, dass er nicht länger durchhalten würde. Crawford wusste das auch. Ein dumpfer Laut, er selbst musste ihn von sich gegeben haben, aber bevor er aufschreien konnte, verschloss ihm ein Kuss den Mund. Anspannung gefolgt von grellem Licht, das seinen gesamten Körper einnahm und als Feuer in seinem Unterleib brannte. Und dann wich alle Kraft aus ihm. Er atmete schwer und abgehackt, die Augen geschlossen. Und trotzdem war es nicht dunkel, auf der Rückseite seiner Lider tanzten noch bunte Funken. In diesen Minuten konnte er nicht mehr denken, nur noch da sein. Crawford sah auf ihn herab, als er irgendwann die Augen aufschlug. „Warum-?“ Er stoppte. „Warum was?“ Als Antwort darauf legte er seine Hand über die die unmissverständliche Beule in Crawfords Hose, spürte die Hitze darunter. „Dafür ist später noch Zeit. Es hat zu regnen aufgehört.“ Das kam so unerwartet, dass ihm beinahe die Kinnlade nach unten klappte. Manchmal bekam er den Eindruck, dass sich Crawford nicht besonders viel aus Sex machte. Dann wiederum machte der Ältere sich auch nicht besonders viel aus anderen Menschen… Vielleicht lag die Gleichgültigkeit darin begründet. Das war nichts, was er zu hinterfragen vorhatte, immerhin hatte er den Beweis, dass er selbst Crawford nicht _völlig_ gleichgültig war. Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus, während er etwas Druck ausübte, bevor er die Hand zurücknahm. „Gut, dann eben später.“ Er erntete ein belustigtes Kopfschütteln, aber erst, nachdem er die Hitze in den braunen Augen hatte aufglimmen sehen. „Können wir vielleicht noch einmal reiten?“ Er stand auf und klopfte seine Sachen ab. „So wie letztes Mal?“, fügte er dann hinzu, ohne Crawford anzusehen. Der erhob sich ebenfalls und ging zu Brauner hinüber, schien ein kurzes Zwiegespräch mit ihm zu führen. „Er hat nichts dagegen einzuwenden“, erhielt er schließlich seine Antwort. Das Pferd wurde hinausgeführt, dann half Crawford ihm hinauf, saß hinter ihm auf. Und dann jagte Brauner wieder im Galopp dahin, er selbst tief über die Mähne gebeugt, Crawford in seinem Rücken, so nah, als wären sie eine einzige Person. Der Wind trieb ihm Tränen in die Augen. Er schob jeden Gedanken von sich und ließ nur noch das Fühlen übrig. Es dauerte eine Weile, Brauner anschließend wieder in einen präsentablen Zustand zu versetzen, aber nach den letzten Strichen mit der Bürste glänzte das Fell so schön wie vorher. Er legte sie beiseite und sein Magen gab ein leises Grummeln von sich, als er einen Schritt zurücktrat, das Pferd bewunderte. Crawford wandte den Kopf. „Möchtest du vielleicht auch einen Apfel haben?“ Brauner sah ebenfalls in seine Richtung, selbst zufrieden auf einem Apfel herumkauend – oder besser ausgedrückt, zermalmte das Pferd das Obst regelrecht. Er lächelte beide an. „Es wäre ein Anfang.“ Ihm wurde ein Apfel zugeworfen und er biss hungrig hinein, während er mit seiner freien Hand Brauner tätschelte. „Du bist jetzt sauber, dafür sehe ich schlimmer aus als zuvor.“ Brauner schnoberte und scharrte mit den Vorderhufen, ein leichtes Tänzeln. „Ich würde das als Zustimmung interpretieren.“ Crawford lächelte und dessen tiefe Stimme ging ihm durch und durch. Er schalt sich innerlich selbst für diese Reaktion, konnte aber nichts dagegen tun, dass sein Blut schon wieder in südliche Regionen zu strömen begann. Es wurde wirklich schlimmer, mit jeder Berührung. Der Ältere führte Brauner in die Box und verschloss sie, bevor sie zusammen den Stall verließen. Zu seiner Erleichterung gab es im Clubhaus auch Duschen und als er in seinen sauberen Sachen war, fühlte er sich wie neugeboren. Oder jedenfalls fast. In seinen Beinen bemerkte er die Anfänge von Muskelkater und irgendetwas ließ ihn daran zweifeln, dass Crawfords Salbe den verhindern würde. Sein vorsichtiger Gang auf dem Weg zum Auto wurde mit einem Blick quittiert, den er zu ignorieren versuchte, aber nicht konnte. Und so streckte er Crawford einfach die Zunge raus, was dessen Lächeln nur noch vertiefte. „Du hast nicht einen Funken von Mitgefühl in dir, nicht wahr?“, beschuldigte er den Schwarzhaarigen, als sie sich in den Wagen setzten. Die braunen Augen hefteten sich daraufhin auf ihn. „Sehr gut möglich. Meinst du nicht auch, dass das eine wenig hilfreiche Emotion ist?“ Der Ton war ernst und auch Crawfords Blick deutete nicht auf Belustigung hin. Der Amerikaner schien wirklich eine Antwort darauf zu erwarten. Er kaute auf seiner Unterlippe herum, ohne es zu merken, die Intensität der violetten Augen ungetrübt, während er seine Gedanken sortierte. „Mitgefühl basiert darauf, sich in die Lage eines anderen zu versetzen, auf Empathie. Und nur so kann man jemanden wirklich verstehen, oder?“ Und der nächste Schritt war Kontrolle. Es musste nicht ausgesprochen werden, schließlich waren das Crawfords eigene Worte gewesen. Für einen Moment wurde der Blick des Älteren abwesend – nicht auf diese Art, die ihn jedes Mal aus der Bahn warf, nur eine Erinnerung. Dann folgte ein humorloses Hochziehen der Mundwinkel. „Grundsätzlich hast du Recht, aber Empathie führt nicht immer zu Mitgefühl, nicht so wie du es verstehst.“ Dahinter lag mehr, er spürte es, doch das Anlassen des Motors sagte ihm sehr deutlich, dass das Thema abgeschlossen war. Inzwischen war er diese seltsamen Antworten gewöhnt und er hätte beinahe aufgelacht, als ihm klar wurde, dass er Jahre mit dem Versuch zubringen konnte, Crawford zu verstehen. Ohne letztendlich Erfolg zu haben. Als sie in die Garage fuhren, war er schon so hungrig, dass sein Magen gar nichts mehr sagte. Er griff nach seiner Tasche und stieg aus, in Gedanken bei dem Essen, das hoffentlich das Loch in ihm bald füllen würde. Weswegen er nicht darauf achtete, wohin er seine Füße setzte, was ihn beinahe über den Karton stolpern ließ, der mitten im Weg stand. Crawfords Hand um seinen Oberarm stoppte ihn rechtzeitig. „Schuldig hat endlich die Glühbirne ausgewechselt.“ Er brauchte nicht lange, um diese Information einzuordnen. „Ich hätte erwartet, dass er sich darum drückt. Er hatte ganz danach geklungen.“ Die Andeutung eines Lächelns. „Schuldig hat es versucht.“ Er lachte. Das konnte er sich gut vorstellen – sowohl das Ausweichen des Orangehaarigen als auch Crawfords stilles Beharren. Sein Geld würde er immer auf Letzteren setzen. Nagi war nirgends zu sehen, nachdem sie das Haus betreten hatten, aber Schuldig und Farfarello befanden sich im Wohnzimmer. Schuldig auf der Couch, der Ire vor ihm auf den Boden, zwischen dessen Beinen. Sie schienen sich über etwas unterhalten zu haben, aber jetzt hob Schuldig den Kopf. Gleich darauf funkelten ihn grüne Augen an, als wüsste Schuldig genau, woran er eben gedacht hatte. Dann breitete sich ein Grinsen aus, inzwischen mehr als vertraut. „Auch mal wieder da, Ran-chan? Wo hast du dich denn herumgetrieben?“ Er versuchte die Frage nur auf den heutigen Nachmittag zu beziehen, dennoch stand für einen Sekundenbruchteil Yunshiros Gesicht vor seinem inneren Auge und er musste dagegen ankämpfen, rot zu werden. „Ich war mit Crawford reiten.“ Farfarello legte den Kopf schief, als er das hörte, schien in sich hineinzulauschen. Aber es war Schuldig, der etwa sagte. „Reiten also…“ Was bitteschön hatte dieser Unterton zu bedeuten? Und dann war Yunshiro vollkommen vergessen, als andere Bilder ihn regelrecht überfielen. Nicht das schon wieder… Nun brannten seine Wangen wirklich, aber zum ersten Mal war da auch ein Ziehen in seinem Unterleib. „Lass das, Schuldig!“ Farfarello verlieh seiner Aufforderung Nachdruck, indem er den Älteren ins Bein biss. „Ich mach doch gar nichts“, protestierte der Orangehaarige und die beiden begannen einen kurzen Kampf, an dessen Ende Schuldig nicht mehr auf der Couch saß, sondern am Boden lag. „Okay, okay, ich gebe auf. Und jetzt runter von mir.“ Schuldig versuchte Farfarello wegzuschieben, mit bemerkenswert wenig Erfolg. Sein Lachen brachte ihm die Aufmerksamkeit der beiden ein und Schuldig guckte mehr oder weniger grimmig, während Farfarello ihn angrinste, die weißen Zähne entblößt. Dann stand der Ire auf, geschmeidig wie ein Raubtier. Gleich darauf war der Andere auch schon bei ihm, eine Hand auf seinem linken Oberarm, das Gesicht an seinem Hals. Unwillkürlich erwartete er ebenfalls einen Biss, entspannte sich wieder, als keiner kam. Farfarello tat so, als hätte es das kurze Zwischenspiel mit Schuldig gar nicht gegeben. „Du solltest dein Training nicht vernachlässigen.“ Und nach einem nachdenklichen Blick: „Du wirst ein guter Schütze, aber das Katana ist besser für dich.“ Farfarello musste bei seiner Vorliebe für Messer ja so urteilen. Aber er konnte nur zustimmen. So sehr er wieder eine Pistole in den Händen halten wollte, ein weiterer Kampf mit Crawford wäre ihm um einiges lieber. Und nicht eine Sekunde lang wunderte er sich darüber, dass Farfarello Kämpfen für wichtiger als Freizeit hielt. Er gab einen Laut der Zustimmung von sich, während er über Farfarellos Schulter hinweg Schuldigs Blick begegnete. Der war nicht gerade angetan davon, dass der Ire ihm gerade so nahe war, doch da gab es auch so etwas wie… Interesse? Er wollte es gar nicht genau wissen, hatte noch zu gut Schuldigs Angebot im Kopf und das halbe Grinsen, das jetzt an den Mundwinkeln des Orangehaarigen zog, machte es nicht gerade besser. Zum Glück wurde er gleich darauf erlöst. Grüne Augen fanden einen neuen Fokus und die Änderung in Schuldigs Haltung verriet ihm, dass Crawford das Wohnzimmer betreten haben musste. „Das Essen ist jetzt warm“, bestätigten gleich darauf ruhige Worte seine Vermutung. Farfarello drückte sich kurz enger an ihn, bevor dieser zurücktrat und nach einem schnellen Lächeln zu Schuldig zurückging. Er unterdrückte ein erleichtertes Ausatmen. Nachdem er früher kaum Körperkontakt gehabt hatte, schien sich der nun auffallend zu häufen. Und das wäre sicher nicht so beunruhigend gewesen, wenn es nicht ausgerechnet von gleich vier Personen käme. Ein weiteres Grinsen. Dieses Mal wieder von Schuldig und beinahe konnte er ein Lachen hören. ~TBC~ Hm, der Teil mit Crawford und Ran gefällt mir am besten. Aber die Dynamik zwischen Farf und Ran hat irgendwie auch etwas… ^^ cya, cu ^-^ Kapitel 154: "Rückblicke LIX - Wen wolltest du eigentlich gerade beeindrucken?" ------------------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 154) Titel: Close Distance Teil: 154/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Heute wird ein neuer Chara eingeführt – der später auch in „RftS“ mitspielen wird ^^ Und einer fehlt noch. *grins* Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Noch zweieinhalb Wochen und ich habe Ferien. Kann ich mir gerade gar nicht vorstellen *grins* Übrigens habe ich mir die neue Wii-Konsole von Nintendo geholt und spiele fleißig Zelda, wenn ich mich nicht gerade von Fanfics ablenken lasse *snicker* Ich hoffe, du hattest keinen Rückfall und liegst wieder krank im Bett o.O *knuffel* Den GB-Eintrag beantworte ich noch, mache aber keine Versprechungen wann das sein wird ^^# @nai-chan: Ich freue mich am besten nicht zu sehr darüber, sonst findest du bloß in diesem Teil umso mehr Fehler *ehe* *sich also ein nur ein bisschen freut* ^.~ Ich glaube, das war der seltsamste Commi, den ich bisher bekommen habe, aber ich mag ihn wirklich sehr ^________^ *knuffz* *Gummibärchen reich* Bringst du es eigentlich inzwischen über dich, Schneider zu mögen? *lieb anfrag* Teil 154 „Rückblicke LIX - Wen wolltest du eigentlich gerade beeindrucken?“ „Wir landen bald, Crawford.“ Schlussendlich war er tatsächlich eingeschlafen und erst Schneiders Stimme holte ihn zurück. Auch wenn er nicht sagen konnte, ob er sie wirklich gehört hatte oder ob sie nur in seinem Kopf aufgeklungen war. Er fühlte sich ausgesprochen gut, aber es dauerte einen Moment, ehe er den Grund dafür registrierte. Braune Augen flogen auf. Wenigstens gelang es ihm, ansonsten eine zu offensichtliche Reaktion zu unterdrücken. Wo bitte schön hatte Schneider gerade seine Hand?! Er begegnete dem Blick des Älteren, der ihn amüsiert ansah. Ein überraschtes ‚Was tun Sie da?’ ging ihm durch den Kopf, blieb jedoch unausgesprochen. Schließlich war das offensichtlich. Ohne dass er es wollte, fielen ihm die Augen wieder zu und er atmete etwas zu laut aus. Seine Nervenenden vibrierten, als Schneiders Daumen ein wenig fester über seine Erektion strich. Er musste sich regelrecht dazu zwingen, seine Gedanken beisammen zu halten. Wie konnte Schneider das nur ausgerechnet hier tun? Andererseits hatte der Telepath zweifellos dafür gesorgt, dass niemand ihnen Aufmerksamkeit schenkte. Erneut suchte und fand er den Blick der eisblauen Augen, lehnte sich dann auch schon Schneider entgegen, um ihn zu küssen. Er war wirklich bereit, alle Bedenken über Bord zu werfen, was ihn vor einigen Tagen wahrscheinlich mehr überrascht hätte. Doch inzwischen schien es einfacher, sich auf diese merkwürdige Situation einzulassen. Er war nicht ganz er selbst, doch ihm war bewusst, dass dieser Zustand nur vorübergehend sein würde. Was vielleicht genau das Problem war… Er intensivierte den Kuss, die Finger in die Weste des Direktors vergrabend, um diesen noch ein bisschen näher zu sich zu ziehen. Und dann ertönte auf einmal ein leiser Gong, gefolgt von einer unaufdringlichen Stimme. Sie sollten sich anschnallen. Beinahe frustriert löste er sich von Schneider, der seine Hand nach einem Moment des Zögerns ebenfalls zurückzog. Die Kleidung war schnell gerichtet, aber seine Erektion wurde er nicht so einfach los. Mit einem Seufzen lehnte er sich nach hinten und tröstete sich mit dem Gedanken, dass er wenigstens nicht mit feuchten Shorts würde herumlaufen müssen. Schneider bekam die Überlegung mit und lachte unterdrückt, doch als er den Kopf zur Seite wandte, konnte er sehen, dass auch der Direktor von der Unterbrechung wenig begeistert war. Hitze unterlegte die Belustigung in dem Eisblau. „Wenn wir gelandet sind, sind es noch etwa sechzig Kilometer bis zum Hotel.“ Die Aussage klang völlig unschuldig, wovon er sich nicht täuschen ließ. Sie dachten beide das Gleiche und es zeigte sich in dem Lächeln, das sie gleich darauf teilten. „Herr Schneider, der Fahrer wird sich um Ihr Gepäck kümmern.“ Der Direktor nickte nur und sah sein Gegenüber überlegend an, was ihm die Gelegenheit gab, den anderen Mann ebenfalls zu mustern. Er schien in Schneiders Alter zu sein und etwas in dessen Haltung verriet ihm, dass die beiden sich recht gut kennen mussten. Ein Lächeln begann Schneiders Mundwinkel nach oben zu kurven, aber es lag nicht viel Freundlichkeit darin. Vielleicht ein wenig Ironie, die etwas unausgesprochen Bleibendes reflektierte. Ein lautloser Austausch schien zwischen ihnen stattgefunden zu haben. „Hallo Martin, wir haben uns eine Weile nicht gesehen.“ Nun war es an dem Anderen zu nicken. Schneider wandte sich ihm zu. „Crawford, darf ich dir Herrn Jansen vorstellen?“ Herr Jansen… Braune Augen verengten sich. Der Leiter des japanischen Büros war also persönlich hier, um sie abzuholen. Der ältere Mann bot ihm die Hand an und er zögerte nicht, sie zu ergreifen. „Willkommen in Japan, Herr Crawford. Es wird ja nicht mehr lange dauern, bis Sie ganz zu uns gehören. Ich hoffe, Sie werden gute Arbeit leisten.“ „Natürlich.“ Es mochte arrogant klingen, aber Schneider neben ihm lächelte amüsiert. „Sicher wird er das tun.“ Der Direktor hegte keinerlei Zweifel an seinen Fähigkeiten, hatte das noch nie getan. Seine Hand wurde freigegeben und ihm fiel auf, dass Schneider und Herr Jansen keinen Händedruck ausgetauscht hatten. Der Telepath schien das generell nicht zu machen, wurde ihm auf einmal bewusst. Er verbarg diesen Gedanken nicht, woraufhin sich eisblaue Augen auf ihn richteten. Schneider verzichtete auf eine direkte Antwort, doch etwas in dessen Blick kam Bitterkeit nahe und plötzlich stand eine gewisse Anspannung zwischen ihnen, die ihm überhaupt nicht gefiel. Herr Jansen bemerkte, dass irgendetwas nicht stimmte, reagierte mit Unbehagen, so sehr er das auch zu verbergen versuchte. Schneiders Blick hielt ihn immer noch gefangen, dann aber wechselte der Ausdruck und mehr noch als vorhin im Flugzeug wünschte er sich, mit dem Älteren allein zu sein. „Lasst uns gehen.“ Abrupt setzte Schneider sich in Bewegung, hatte es nicht nötig, nach dem Weg zu fragen. Er bekam den Moment mit, als Herrn Jansen aufging, dass sich der Direktor die Information einfach aus dessen Kopf geholt hatte. Unbemerkt. Der andere Mann schien nicht besonders überrascht zu sein. Ihr Gepäck wurde gerade in den Kofferraum verfrachtet, als sie den Wagen erreichten. Der Fahrer unterbrach seine Tätigkeit, sobald er sie bemerkte, und beeilte sich Schneider die Tür aufzuhalten. Doch der Direktor stieg nicht gleich ein, wandte stattdessen den Kopf zu ihm um. Dem Älteren war nicht entgangen, dass sich sein Talent eben gemeldet hatte und da er die neue Information bereits verarbeitet hatte, konnte er die unausgesprochene Frage sofort beantworten. „Wir sollten die Ausweichroute nehmen, Herr Schneider.“ „Probleme?“ Das zu übersetzen fiel ihm nicht schwer. Er schüttelte den Kopf. „Nein, nur ein Unfall. Zudem kein Personenschaden auf unserer Seite, aber es würde uns aufhalten.“ „Verstehe. Martin, du hast ihn gehört.“ Die Augen des Fahrers hatten sich geweitet, er schaffte es aber zu nicken, als sich Herr Jansen mit einem leisen Befehl an ihn wandte. Kurz darauf saßen sie im Wagen und Schneider lächelte ihn belustigt an. „Wen wolltest du eigentlich gerade beeindrucken?“ Alles schien wieder normal zu sein. Innerlich erleichtert erwiderte er das Lächeln. „Sie jedenfalls nicht. Das würde sowieso nicht funktionieren.“ Herr Jansen, der ihnen gegenüber Platz genommen hatte, lauschte dem Austausch verwundert, dessen Blick huschte zwischen ihm und Schneider hin und her. Auch wenn die beiden sich kannten, schien Schneiders Verhalten gerade aus dem Rahmen zu fallen. Er registrierte es mit einer gewissen Genugtuung. Für einen Moment lief Hitze durch seinen Körper und er wusste genau, dass sie von einem äußeren Einfluss herrührte. Sorgfältig darauf bedacht, den eisblauen Augen _nicht_ zu begegnen, zog er sein Jackett zurecht. Amüsement flackerte am Rande seiner Wahrnehmung entlang, aber Schneider enthielt sich eines Kommentars. Stille senkte sich für den ersten Abschnitt der Fahrt über sie, dann hatte Herr Jansen anscheinend genug Mut gefasst, um ein Gespräch mit Schneider zu beginnen. Er hörte nur mit einem halben Ohr zu, denn er wusste, dass etwas in seinem Verstand die Unterhaltung mitschnitt. Sollte es sich als erforderlich erweisen, würde er sich an die Details erinnern. Schneiders Nähe hingegen blieb ihm die ganze Zeit bewusst. Zu weit weg, um dessen Wärme zu spüren und zu nah, um dessen Körper ignorieren zu können. Ab und zu kam Herr Jansens Blick auf ihm zu ruhen, als wollte der irgendein Rätsel lösen, doch Schneider schob dem einen Riegel vor. Was auch immer der Telepath getan hatte, Herr Jansens Interesse galt von da an nur noch dem Direktor. Mit einem schmalen Lächeln sah er zum Fenster hinaus. „Wollen Sie gleich zum Büro gebracht werden?“ Sie hatten Tokio bereits erreicht, als diese Frage seine Aufmerksamkeit erregte. Schneider schien amüsiert. „Hast du es so eilig, mein Urteil zu hören? Es wird wohl keinen Unterschied machen, wenn ich erst morgen vorbeischaue.“ „Natürlich, Herr Schneider.“ Kurz darauf fuhren sie vor dem Hotel vor und dann dauerte es nicht mehr lange, bis sie allein in der Suite waren. Er setzte sich auf die Couch und schloss die Augen, als die Müdigkeit ihn einholte. Es müsste ein Mittel gegen Jetlag geben… „Wir haben es bald Mittag hier, hast du Hunger?“ Schneider nahm ihm die Brille ab und er hörte das leise Geräusch, mit dem sie auf den Tisch gelegt wurde. „Für meinen Körper ist noch nicht einmal Frühstückszeit.“ „Hm, wenn das so ist…“ Der Ältere nahm neben ihm Platz und dieses Mal hinderte ihn nichts daran, sich Schneider entgegenzulehnen. „Wo waren wir vorhin gleich stehengeblieben?“ Schneider lachte und dann lagen sie auch schon lang ausgestreckt und er wurde in einen Kuss gezogen. „Wo ist deine Zurückhaltung abgeblieben, Crawford?“ „Die würde zurzeit nur stören.“ Bereits atemlos. Die Müdigkeit war verschwunden und zurück blieb nur das vertraute Verlangen. Schneiders Hände waren schon längst unter sein Hemd gewandert, glitten heiß über seinen Rücken und er konnte nicht anders, als sich gegen den unter ihm liegenden Mann zu pressen. Sie stöhnten gleichzeitig auf. Oh verdammt… Seine Finger flogen regelrecht über die Knopfleisten, legten nackte Haut frei. Schneider ließ es mit einem Blitzen in den eisblauen Augen geschehen. Ihre Lippen trafen wieder aufeinander, während seine Linke sich vorne in die Hose des Älteren schlich, dort über das heiße Fleisch strich. Egal was vorhin auf dem Flughafen vorgefallen war, er musste sich offensichtlich keine Sorgen machen, dass Schneider das Interesse an ihm verloren hätte. „Wir sollten das hier besser aufs Bett verlegen…“ Schneiders heisere Worte wurden von einem festen Griff um seine Oberarme begleitet, der die Hitze wenigstens für einen Moment zurückdrängen konnte. Er gab einen zustimmenden Laut von sich, der nicht ganz ein Wort darstellte, brauchte trotzdem etwas, um auf die Beine zu kommen. Schneider sah zu ihm hoch und es war pure Determiniertheit, die ihn davon abhielt, sich wieder auf den Anderen zu stürzen. Ein Hauch von Kontrolle, wo er sie eigentlich längst aufgegeben hatte. Er erhielt ein schmales Lächeln zugeworfen, bevor auch Schneider aufstand. Seine Hände waren gleich darauf wieder beschäftigt und nur kurz entzog sich der Ältere ihm, um etwas aus seiner Tasche zu holen. Dann endlich stießen seine Unterschenkel gegen das Bett und er ließ sich einfach nach hinten fallen, begann seine Weste und das Hemd aufzuknöpfen, als Schneider nicht sofort folgte. Er hatte kein Interesse an einem langen Vorspiel. Wieder ein Lächeln und schon war Schneider über ihm, umfasste seine Handgelenke, so dass er sich nicht rühren konnte, während der Ältere sich sein Schlüsselbein entlang küsste. Die Berührungen blieben nicht oberflächlicher Natur, vielmehr brannten sie sich tief in seine Haut. Es tat weh, aber niemals zu sehr. Es war Schneiders Empathie, die da arbeitete und mit dem Teil seines Verstandes, der noch zu rationalem Denken fähig war, bezweifelte er, dass der Direktor jemals das wahre Ausmaß seiner Fähigkeiten gezeigt hatte. Er hätte sonst auf Rosenkreuz davon hören müssen. Der Gedanke löste sich in Wohlgefallen auf, als seine Sachen endgültig wichen und Schneider sich daran machte, die gar nicht alten Markierungen zu erneuern. Inzwischen war er so hart, dass es kaum noch zum Aushalten war und dennoch schaffte Schneider es, die Anspannung in seinem Körper weiter zu steigern. Schweiß bildete sich auf seiner Stirn, wurde weggestrichen, bevor die Hand seine Wange umfing und ihn in einen weiteren Kuss leitete. Seine Fingernägel bohrten sich in den Rücken des Älteren, den das überhaupt nicht stören schien. Heißer Atem strich stoßweise über sein Gesicht und das kühle Gel bildete einen umso intensiveren Kontrast. Finger dehnten ihn, stoppten aber plötzlich, als er sich selbst aufstöhnen hörte. „Nicht aufhören…“ Ihre Blicke trafen sich, hielten einander fest und er war den Worten näher als jemals zuvor. Doch er sprach sie nicht aus. Etwas in den eisblauen Augen änderte sich und dann spürte er Schneider in sich, wurde so abgelenkt, dass er die Emotion nicht mehr entziffern konnte. Sie suchten und fanden einen gemeinsamen Rhythmus und schließlich gab es gar nichts mehr, als den sich aufbauenden Orgasmus und das Feuerwerk, das in seinen Nerven abzubrennen schien. Schwärze überfiel ihn. Seine Augenlider flatterten, ehe er sie endgültig öffnen konnte. Ihm war warm und das meiste der Hitze stammte nicht von der Decke, sondern von dem Körper neben ihm. Schneider hielt ihn tatsächlich in den Armen und dessen gleichmäßig gehender Atem bewegte seine Nackenhärchen, doch der Ältere schlief nicht. „Wieder da?“ Sanftes Amüsement. Er war froh, dass Schneider gerade nicht sein Gesicht sehen konnte. Das war ihm wirklich noch nicht passiert, so wegzutreten. Allmählich begann er den leichten Schmerz zu spüren, der seinen ganzen Körper zu durchziehen schien, aber der Eindruck verschwand so schnell, wie er ihm bewusst wurde. „Wie spät ist es?“ „Immer noch zeitig genug, um Mittag essen zu gehen“, wurde ihm versichert. „Wir sollten uns so bald wie möglich umstellen.“ Wenigstens hatte nicht noch geschlafen… Er lächelte in sich hinein, machte aber keine Anstalten aufzustehen. Ob er es zugeben wollte oder nicht, es war angenehm, einfach nur so dazuliegen. Schneiders Umarmung verstärkte sich etwas. ~TBC~ Es fehlt nur noch ein Hintergrund mit ein paar großen Blüten… *drop* Aber egal, es macht zuviel Spaß, die beiden so zu schreiben, als dass ich damit aufhören könnte ^^ cya, cu ^-^ Kapitel 155: "Was hätte ich von dir, wenn du kaputt wärst?" ----------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 155) Titel: Close Distance Teil: 155/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Hm, das Kapitel hat Spaß gemacht. Und zu meiner Überraschung der Abschnitt mit Schuldig und Farf mehr als der erste… ^^ Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: *grins* Jupp, der Countdown läuft – noch anderthalb Wochen und es ist vorbei. Deswegen habe ich dieses Weekend ja auch endlich meinen Praktikumsbericht zusammengetippt. Bin immerhin auf über sieben Seiten gekommen und jetzt tun mir die Finger weh *drop* Ich werde dann gute drei Wochen frei haben und nach fünf Monaten Arbeit kann ich die echt gebrauchen. Und nein, da ich keine Vorlesungen hatte, muss ich natürlich auch keine Prüfungen schreiben. Wäre ja die Horrorvorstellung *ehe Ich freue mich zu hören, dass du nicht krank warst. Und lass dich bloß nicht von der Grippewelle erwischen. Zum Glück scheint sie uns bisher zu verschonen *drei Mal auf Holz klopf* Crawford ist ja nur kurz in Japan, um Schneider zu begleiten, also noch nicht wirklich dort „gelandet“. ^^ Und zu deiner Beruhigung kann ich dir sagen, dass Jansen noch nicht vorgekommen ist, obwohl es mir fast so erscheint, da sich „RftS“ hartnäckig in meinem Hinterkopf hält ^^°°° Der Abschied zwischen Schneider und Crawford wird nicht viel mit einem tränenreichen Taschentuch-Abschied zu tun haben *lach* Eher das Gegenteil. Es ist, wie Schneider bereits gesagt hat: Crawford wird froh sein, erstmal von ihm wegzukommen. Nagi wird erst in einem späteren Zeitabschnitt auftauchen, nämlich nachdem Schuldig seinen Abschluss gemacht hat. Es wird aber ein paar Vorausblicke geben, schließlich ist Crawford ein Precog ^.~ Wünsch dir auch ne schöne Woche *knuffel* @Netti_2407: Schön, wieder von dir zu hören ^______________^ Und ich bin echt froh, in dir einen Fan von Schneider und Crawford gefunden zu haben *lach* *Gummibärchen anbiet* Und, hast du inzwischen mit der normalen Geschichte angefangen? Ich hoffe, sie ist im Vergleich zu den Vergangenheitskapiteln nicht zu langweilig. Im Nachhinein muss ich sagen, dass ich die Kapitel, die sich enger an den Anime anlehnen, wirklich hätte kürzer halten sollen. ^^# Ich denke, das bessert sich zu den späteren Kapiteln hin, wenn dir das ein Trost ist. Bis nächste Woche musst du dich noch gedulden, um wieder was von Schneider und Crawford zu lesen. Ich versuche es so einzurichten, dass die Vergangenheitskapitel so lange reichen, bis Schneider auch in der Gegenwart wieder auftaucht. ^^ Teil 155 „Was hätte ich von dir, wenn du kaputt wärst?“ Er ließ sich auf das Bett fallen, mit ausgestreckten Armen und nahm so viel Platz wie möglich ein. Eine seltsam territoriale Geste, aber es fiel ihm nicht auf. Langsam glitt er in einen Halbschlaf hinüber, aus dem er augenblicklich zurückkehrte, als sich die Tür öffnete und Crawford ins Zimmer kam. Er blinzelte, entdeckte das Handtuch, das der Ältere bei sich trug, wusste aber nicht, was Crawford damit wollte. Wobei das im Moment auch nicht von besonders großem Interesse für ihn war. Crawford legte das Handtuch beiseite und begann sich auszuziehen, ohne sich die Mühe zu machen, in den Schlafanzug zu wechseln. Sein Herzschlag beschleunigte sich. Die Matratze bewegte sich ein bisschen, als Crawford sich zu ihm aufs Bett setzte, ein kaum wahrnehmbares Lächeln auf den Lippen. „Noch Platz für mich?“ Er nickte, setzte sich dann einer auffordernden Geste folgend auf. Crawford griff nach ihm und zog ihn aus, was nicht viel Zeit in Anspruch nahm. Das Fenster stand offen, er selbst hatte es vorhin geöffnet und die hereinströmende Luft wurde genauso schnell ignoriert, wie er sie registrierte. Seine ganze Aufmerksamkeit war auf Crawford gerichtet und ein klein wenig auf das Handtuch, das auf dem Bett ausgebreitet wurde. „Leg dich darauf.“ Es war zu dunkel, um Crawfords Blick deuten zu können und so tat er einfach wie ihm geheißen, streckte sich auf dem Handtuch aus, die Arme verschränkend und als Kopfkissen nutzend. Eine kühle Brise strich über seinen bloßen Rücken und ein Schauer durchlief ihn, aber der hatte eine andere Ursache. Flüssigkeit wurde auf seinen Rücken geträufelt, löste eine Gänsehaut aus. Und dann begannen ihn kräftige Hände zu massieren. Er unterdrückte ein erstes überraschtes Aufstöhnen, ergab sich den Berührungen, die jeden Knoten der Anspannung in ihm zu finden schienen. Als Crawford seine Oberschenkel erreicht, musste er den Kopf wenden und in seine Hand beißen, um still zu bleiben. Ihm war warm, so warm, dass keine Nachtluft dagegen ankam und er fühlte sich, als würde er jeden Moment zerschmelzen, butterweich. Mit einer Ausnahme. Seine Atemzüge gingen unregelmäßig, während er versuchte nicht daran zu denken, wo genau er Crawfords Hände jetzt am liebsten hätte. Der schien trotzdem zu wissen, wo seine Gedanken weilten, änderte die Art der Berührungen. Geisterhaft und flüchtig, aber seine Haut glühte auf, egal wie kurz die Fingerspitzen auf ihr innehielten. Er war so empfindlich geworden, dass es kaum noch auszuhalten war und so verschlug es ihm regelrecht den Atem, als Crawford plötzlich auf ihm lag. Lippen an seinem Ohr, seiner Wange und dann, nachdem er den Kopf etwas gedreht hatte, auf seinem Mund. Er schwitzte, war sich Crawfords Erektion bewusst, die gegen ihn gepresst wurde, ein Schwindel erregendes Gefühl. Etwas in ihm wollte mehr, hungrig. Er bewegte sich testend und von Crawford kam ein Laut zwischen Stöhnen und Lachen. „Du weißt, was ich jetzt mit dir tun könnte?“ Raue Worte und so leise, dass er sie gar nicht hätte hören dürfen. Aber Crawford war ihm nahe, so nahe. Und keine rhetorische Frage. Er suchte nach einer Antwort und kannte sie längst. Die Bilder… Er wollte verneinen, aber- „Ja…“ Crawfords Rechte glitt seine Seite entlang, nur ein Streicheln, doch er zitterte, konnte die Reaktion nicht zurückhalten. „Dreh dich um.“ Ein weiteres Flüstern und doch anders. Er war enttäuscht und erleichtert zugleich. Es war schwierig, sich zu bewegen, obwohl Crawford sich aufgestützt hatte. Seine Muskeln wollten einfach nicht ihre Arbeit aufnehmen. Dann aber überredete er sie und begegnete schließlich dem Blick des Älteren. Er wusste nicht, ob das mit dem Umdrehen so eine gute Idee gewesen war, denn der neue Kontakt war gleichzeitig zu viel und zu wenig. Wieder meldete sich dieser Hunger und bevor er darüber nachdenken konnte, sprach er auch schon. „Wenn du willst, kannst du-“ Ein Finger wurde auf seine Lippen gelegt, hielt ihn davon ab, das Angebot zu Ende zu formulieren. Ihm wurde klar, dass er die falschen Worte gewählt hatte und jetzt war es zu spät, daran etwas zu ändern. Die Stimmung kippte nur minimal, aber er spürte es und Crawford auch. Er blieb stumm, während seine Hände zu sprechen begannen. Das hier konnte er. Keine Zweifel. Crawford folgte seinen lautlosen Anweisungen, lag schließlich auf dem Rücken und sah zu ihm hoch. „Jetzt ist später, ja?“, kam er auf Crawfords Bemerkung am Nachmittag zurück. Dessen Mundwinkel kurvten nach oben, was Antwort genug war. Wenigstens in diesen Minuten gehörte Crawford ganz ihm und er hatte nicht vor, auch nur eine Sekunde davon zu verschwenden. Salzige Haut unter seinen Lippen, Muskeln und schließlich das eigentliche Ziel. Er hatte den Geschmack bereits vergessen gehabt und doch war er vertraut. Crawford hatte die Augen geschlossen, der Brustkorb hob und senkte sich mit seinen Atemzügen. Nicht mehr ganz so ruhig. Eine Hand war auf seinen Hinterkopf gelegt worden, hielt ihn, ohne Druck auszuüben. Spannung baute sich im Körper des Amerikaners auf und der Gedanke, dass er selbst dafür verantwortlich war, ließ wieder Schwindel in ihm aufsteigen. Er intensivierte seine Bemühungen und wurde kurz darauf dafür belohnt, als ein beinahe endlos erscheinender Schauer durch Crawfords Körper lief. Er schluckte, wischte sich über den Mund und wurde im nächsten Augenblick auch schon nach oben gezogen, in einen Kuss, der ihn Sterne sehen ließ. Gleichzeitig schloss sich eine Hand um seine Erektion und es bedurfte nur noch ein paar gleichmäßiger Züge bevor er fiel. Er bekam nicht mit, wie Crawford die Decke über sie zog, aber sehr wohl, dass der Ältere ihn danach festhielt, Finger sanft über seinen Rücken strichen, bis er eingeschlafen war. ****** „Warum wolltest du heute im Keller schlafen?“ Er starrte zur Decke hinauf, Arme hinterm Kopf verschränkt und antwortete nicht. Farfarello wartete einen Moment, rollte sich dann auf ihn und forderte damit seine Aufmerksamkeit ein. Seine Hände umfassten das Gesicht des Jüngeren und dann lagen sie Stirn an Stirn da. Er ließ sich vollkommen von dem grauen Wirbeln einfangen, das so ganz Farfarello war und verjagte die letzten Reste von Rans Präsenz aus seinem Kopf. „Er hat ihn heute Crawford genannt.“ „Das tun wir doch alle…“ Warmer Atem, Lippen, die beinahe die seinen berührten. Hitze sickerte von Farfarellos Körper in seinen. „Das ist nicht das Gleiche.“ Seine Arme schlangen sich wie aus eigenem Willen um den Hals des Iren, zogen diesen ganz auf sich herunter. Der Atem stieß jetzt gegen die empfindliche Haut seines Halses. Er erschauerte. Farfarello seufzte, sagte aber nichts. Er strich durch die kurz geschnittenen Haare und zwang ein leises Lachen hervor. „Ich hatte mir vorgenommen, jemanden für ihn auszusuchen. Ich wollte, dass er mal wie ein normaler Mensch reagiert.“ Durch Farfarellos Verstand huschte etwas, das er nicht ganz greifen konnte und die Lippen des Jüngeren bewegten sich in ein Lächeln. „Das hast du doch geschafft. Du hast das Spiel angefangen, jetzt musst du auch das Ergebnis hinnehmen.“ Das war ihm klar, aber es war nicht so, wie er es sich vorgestellt hatte. Was hatte er eigentlich erwartet? Sein Magen krampfte sich zusammen und heiße Wut schoss in ihm empor. „Ich hasse ihn!“ Zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Farfarello hob den Kopf und musterte ihn. Hier gab es kein Fenster, aber die Lampe in der Ecke spendete ausreichend Licht, um ihn die Nachdenklichkeit in dem bernsteinfarbenen Auge erkennen zu lassen. „Wen, Ran?“ Die Musterung wurde fortgesetzt, dann beantwortete Farfarello sich die Frage selbst. „Nein, nicht er…“ Er sah zur Seite und unterbrach so den Blickkontakt. „Den Direktor…“ „Ah, Herr Schneider.“ Und dieses Mal war da ein deutliches Bild. Eisblaue Augen. Sein Magen war nur noch ein einziger schmerzender Knoten und er musste sich eingestehen, dass die Furcht überwog. Immer noch, obwohl er den älteren Mann seit gut zwei Jahren nicht gesehen hatte. Nach dem, was er von Farfarello auffing, beschäftigte sich der Ire weiterhin mit Herrn Schneider und das gefiel ihm nicht besonders. „Er hat mir gezeigt, was Kälte ist“, traf Farfarello eine gedankenverlorene Feststellung. Wieder erschauerte er, nur war es dieses Mal überhaupt nicht angenehm. Die meisten Telepathen hatten auch ein paar empathische Fähigkeiten, die ihnen halfen, die Gedanken anderer zu verstehen. Nichts, worüber sie aktive Kontrolle hatten. Bei Herrn Schneider war das anders. Und nicht nur deswegen gingen ihm die Schüler auf Rosenkreuz lieber aus dem Weg. „Du musst ihn wütend gemacht haben…“ Er suchte Farfarellos Blick, nachdem er ihm eben noch hatte ausweichen wollen. Der Ire hatte sich nie besonders viel aus Hitze oder Kälte gemacht, registrierte sie zwar, schien sie aber nicht so intensiv zu spüren wie andere Menschen. Aber er zweifelte nicht daran, dass Herr Schneider selbst zu Farfarello durchdringen konnte. „Ich denke nicht. Nicht wirklich wütend. Er war mit etwas nicht einverstanden, das ich getan hatte.“ Farfarello lächelte tatsächlich. „Er ist ein interessanter Mann, würde niemals auf Ihn hören.“ Oh man… Er konnte das Schnauben nicht ganz zurückhalten. Interessant war ja wohl die Untertreibung des Jahres. Er wäre wirklich zufrieden damit, den Direktor niemals wieder sehen zu müssen. Aber dieser Wunsch würde wohl nicht in Erfüllung gehen. Nicht bei dem, was vor ihnen lag. Er atmete tief durch, küsste Farfarello dann hart. Der Jüngere ließ sich gerne darauf ein, bewegte sich gegen ihn und er bedauerte, dass sie beide noch ihre Hosen anhatten. „Du gehörst mir!“ Zähne, aber kein wirkliches Zubeißen. Er stöhnte auf, als ein Bein zwischen seine gezwungen wurde, brauchte einen Augenblick, um sich auf Farfarellos plötzliche Stürmigkeit einzustellen. „Ja.“ Heiser, zwischen zwei Küssen. „Du hast mir ein Versprechen gegeben…“ Diesmal wimmerte er beinahe. Er wollte, musste, aus seinen Sachen raus. Aber Farfarello hielt ihn wirksam unten, unterband jede Bewegung, die dem Iren nicht gefiel. Die letzte Bemerkung ließ ihn wenigstens verstehen. Der Anfang ihrer Unterhaltung, er hatte sich selbst verraten. Es war nicht vorbei, so sehr er es versuchte, er schaffte es einfach nicht. Jetzt gerade konnte ihm nichts so egal sein wie Crawford, doch später… Farfarello fingerte am Verschluss seiner Hose, ohne ihn zu berühren, beobachtete ihn dabei und schien seine Gedanken lesen zu können. Zähne wurden entblößt, kein Lächeln. „Ich verstehe. Es gefällt mir nicht, aber ich verstehe.“ Ein Glimmen und der Blick aus dem einen Auge wurde so hart wie Stein. Er schluckte trocken, biss sich auf die Unterlippe, als Farfarello nach seiner Erektion griff. Der plötzliche Kontakt war beinahe zu viel. „Du gehörst trotz allem mir, vergiss das nicht.“ Wie könnte er? Sein Talent machte es ihm unmöglich. Er reichte nach Farfarello, nicht mit seinen Händen, sondern mit seinem Verstand und antwortete auf diese Weise. Jetzt erhielt er ein Lächeln. Er erwiderte es und dann war alles nur noch ein Wirbelsturm aus Berührungen und Küssen. Stoff, der über erhitzte Haut glitt, kühles Gel, bis er Farfarello endlich in sich spürte und die Zeit stehen zu bleiben schien. Stille, für einen kostbaren, unendlichen Augenblick. Danach lag er erschöpft da, mit Farfarello als lebendiger Decke auf sich. Als er genug Atem dafür hatte, stellte er die Frage, die in den Hintergrund gerückt war, sich jetzt aber zurückmeldete. „Du wirst mich also nicht dafür umbringen?“ Nicht nur ein Scherz, nicht einmal zur Hälfte. „Nein. Was hätte ich von dir, wenn du kaputt wärst?“ Finger kämmten durch seine Haare, verschwitzte Strähnen wurden ihm aus dem Gesicht gestrichen. Er lachte, tief in seiner Kehle und kaum hörbar. „Wenn du es verstehst, warum hast du mir das Versprechen abgenommen?“ Ein Schulterzucken. „Das habe ich nicht. Du hast es mir freiwillig gegeben. Und einen Versuch war es wert.“ Farfarellos Blick zeigte so etwas wie Belustigung. Er schloss die Augen, genoss die Entspannung, die von seinem Körper Besitz ergriffen hatte, ließ sich Farfarellos Worte durch den Kopf gehen. Wenn Farfarello ihn verstand, dann… „Ran?“ Dieses Mal war es an ihm, diesen Namen zu nennen. War es nicht lustig, wie sie immer auf den Rotschopf zurückkamen? Letztendlich drehte sich alles um Ran. Er war nicht amüsiert. Als Farfarello etwas sagte, öffnete er seine Augen wieder. „Ran ist…“ Der Ire sprach nicht weiter, aber es folgte ein Ansturm von Eindrücken, intensiver und deutlicher, als er es von dem Anderen gewöhnt war: Bruder und doch mehr als das. Verletzlich. Gefährlich. Jemand, mit dem man spielen, kämpfen, töten konnte. Und dann brach die Verbindung zusammen, nur noch das bernsteinfarbene Auge blieb übrig, das ihn bannte. Er zwinkerte und Überraschung erfüllte ich. Wer hätte das gedacht… „Du wirst ihn wirklich nicht aufgeben.“ „Das habe ich doch gesagt.“ „Schon, aber…“ Jetzt verstand auch er. Farfarello hatte zwar andere Gründe, aber auf bestimmte Weise wollte dieser Ran für sich haben, wie er selbst Crawford wollte. „Das ist echt perfekt.“ Er grinste, als auf einmal die Belustigung da war, die sich bisher nicht hatte einstellen wollen. Er rollte sich herum, so dass Farfarello unter ihm zu liegen kam. Seine Haare umgaben das Gesicht des Jüngeren wie ein Vorhang und grüne Augen funkelten. „Ich werde es nicht vergessen.“ Seine Antwort in Worte gefasst. „Aber du gehörst auch mir. Glaub bloß nicht, dass Crawford dich an Ran lässt. Und ich auch nicht.“ Ein Grinsen war die Reaktion darauf. „Ich habe auf jeden Fall mehr von ihm als du von Crawford.“ „Sehr witzig.“ Wie dumm, dass Farfarello Recht hatte. Und er schaffte es nicht einmal wirklich eifersüchtig zu sein. Dafür war er sich Farfarellos zu sicher. Konnte nicht ausbleiben, wenn man Telepath war, selbst bei jemandem, der so schwer zu lesen war, wie der Ire. Nein, keine Eifersucht. Er fühlte sich einfach nur erleichtert. Ein Knoten hatte sich in seinem Inneren gelöst. Der heutige Abend war zwar nicht in allen Aspekten angenehm gewesen, aber endlich war mit Farfarello geklärt, was nun schon seit Wochen zwischen ihnen gestanden hatte. Wie viel leichter es dadurch werden würde, musste sich erst noch zeigen. Doch jetzt konnte er sich nicht mehr den Kopf darüber zerbrechen, wollte er etwas anderes. Er küsste Farfarello. ~TBC~ Ich mag nicht mehr tippen… hab grad über sieben Seiten an meinem Praktikumsbericht geschrieben o.o cya, cu ^-^ Kapitel 156: "Rückblicke LX - Wie weit kannst du sehen?" -------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 156) Titel: Close Distance Teil: 156/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Crawford treibt mich manchmal in den Wahnsinn… und Schneider geht es mit ihm wahrscheinlich kaum anders ^^# Andererseits ist es wirklich besser so, da muss ich dem Direktor Recht geben. Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: *abknuddel* Also schreib mir ruhig einen (langen) GB-Eintrag – ab Donnerstag hab ich schließlich Zeit und Muße genug darauf zu antworten ^__________^ Ich sag dir, ich bin wirklich froh, dass ich den blöden Bericht letztes Weekend geschrieben hab, denn heute hätte ich mich nur schwer dazu aufraffen können (gestern wäre auch keine Zeit dafür geblieben, war bei Oma und dann sind wir noch essen gegangen und anschließend bin ich ins „Suppenkoma“ gefallen *snicker* Kennst du den Begriff? Hab ihn beim Praktikum das erste Mal gehört, find die Beschreibung für die nach dem Essen eintretende Müdigkeit aber wirklich akkurat ^^). Meine Praktikumsbetreuerin von Uni-Seite hat bereits ihre Zustimmung zu dem Bericht gegeben *grins* wollte aber, dass ich ein Organigramm einfüge. Ich habe nix gefunden und nicht mal die Sekretärin konnte mir weiterhelfen. Liegt wohl an der der eher laxen Struktur bei meiner Firma *ehe* Was soll’s, lässt sich auch nicht ändern. Jetzt aber endlich zu deinem Commi: Natürlich haben Schwarz’ Pläne mit den „Sektenführern“ zu tun *lach* Ich habe von Anfang an gesagt, dass ich mir an dem Anime ein Vorbild nehmen werde ^^ Nur dass ich mir eben einen Grund dafür überlegt habe, warum Crawford rebelliert (den kennt ihr immer noch nicht *snicker*), Rans Story verändert habe und zu guter Letzt noch Schneider mit ins Spiel gebracht habe, der nochmal seine eigenen Ziele hat. Will euch schließlich nicht zu sehr mit meiner ‚Nacherzählung’ langweilen ^___~ Und wehe deine Meinung über Schneider rutscht wieder ins Negative ab. Der Arme kann schließlich nichts dafür, dass er Farf bestrafen musste. (Du erinnerst dich vielleicht noch an den Vorfall, als Farf seine Wärter umgebracht und nur Stephenson verschont hatte – war in Teil 144.) Jetzt aber genug gelabert, wir lesen uns im GB! *knuffz* @Leean: Mensch, schon das zweite neue Gesicht innerhalb weniger Wochen ^________^ Ich bin ja überrascht, dass sich jemand die Arbeit macht, so viele Kapitel nachzulesen, aber natürlich freue ich mich darüber auch *lach* Und wie es aussieht, habe ich dadurch sehr viel größere Chancen Fans für Schneider/Crawford zu gewinnen *snicker* Ist wirklich auffällig, wie sehr die Altleser von den beiden überzeugt werden müssen, während die Quereinsteiger das Pairing gleich zu mögen scheinen ^^ Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Spaß mit dem neuen Kapitel und hoffe, du wirst bis zum Ende der Fanfic durchhalten. Dürfte ja nur noch ein knappes Jahr sein… ^^# Teil 156 „Rückblicke LX - Wie weit kannst du sehen?“ Sie ließen sich das Essen aufs Zimmer bringen, nahmen während der Wartezeit eine Dusche und wechselten in frische Sachen. Als er das Bad verließ, war das Bett neu bezogen, aber wer auch immer das getan hatte, hatte die Suite bereits verlassen. Er ging zu Schneider hinüber, der gerade den Weißwein eingoss, welcher das Fischfilet begleiten würde. Keiner von ihnen wollte jetzt etwas Schweres in den Magen bekommen. Seine Finger glitten wie aus eigenem Willen durch die noch feuchten sandblonden Haare und der Ältere wandte ihm bereitwillig den Kopf zu, damit er ihn küssen konnte. „Noch nicht genug?“, wurde er anschließend gefragt. Er lächelte bloß und nahm Platz. Es war schwierig, das Kribbeln zu ignorieren, das diese Frage durch seinen Körper sandte. Wie ein Echo, doch ausreichend, um ihn an den Sex zu erinnern. Schneider setzte sich ihm gegenüber und die eisblauen Augen registrierten mühelos seine Reaktion, so sehr er sie auch zu verbergen versuchte. Die Lippen des Älteren kurvten in ein feines Lächeln, ein Kommentar blieb aber aus. Zunächst konzentrierte er sich auf das Essen, doch bald kehrten seine Gedanken zu dem Moment am Flughafen zurück. Er konnte es einfach nicht vergessen. Schneider hielt inne und ihre Blicke begegneten sich wieder. „Werden Sie es mir sagen?“ Für eine scheinbare Ewigkeit wurde er nur gemustert, dann zuckte Schneider mit den Schultern und das knappe Lächeln war eigentlich gar keines. „Es ist bloß ein Zeichen von Rücksichtsnahme. Von meiner Seite…“ Dieser Zusatz wenigstens rief Amüsement in die eisblauen Augen. „Wer mich kennt, verzichtet freiwillig darauf mich zu berühren und sei es nur für einen Händedruck. Die anderen tun es aus Respekt nicht. Du musst wissen“, damit beugte sich Schneider zu ihm vor, „dass die meisten Leute so viel Nähe zu meinem Talent nicht besonders gut vertragen.“ Überrascht konnte er nichts anderes tun, als Schneiders Blick standzuhalten, um eine Antwort verlegen. Schon ein einfacher Händedruck wäre für manche zu viel? Ihm selbst war in dieser Hinsicht nichts aufgefallen. War er tatsächlich immun? Vielleicht war das auch die Antwort auf die Frage, die sich ihm am ersten Abend hier gestellt hatte. „Mm… immun gegen den Druck, ja. Was das zweite angeht…“, wieder ein Lächeln. „Damals hätte ich deine natürlichen Schilde ohne allzu große Probleme überwinden können. Heute würde es mehr Arbeit erfordern.“ Aber unmöglich wäre es Schneider keinesfalls. Nur deshalb hatte er die Information wahrscheinlich überhaupt erhalten. Er wusste immer noch nicht, was er sagen sollte und so aßen sie schweigend weiter, bis ihre Teller geleert waren. Wenigstens verstand er Schneider nun etwas besser und auch, warum die Leute den Direktor in der Regel mieden. Nicht, dass es dafür nicht schon genug andere Gründe geben würde… Er griff nach seinem Weinglas und lehnte sich zurück, spürte der Belustigung nach, die von Schneider ausging, als dieser seine letzte Überlegung mitbekam. Der Direktor nahm es anscheinend mit Humor. Weswegen er eine weitere Frage zu stellen wagte. „Sie sagten ‚die meisten’?“ „Ich werde dir bestimmt keine Liste mit den Ausnahmen geben. Aber sei versichert, dass sie sehr kurz ausfallen würde.“ Die eisblauen Augen enthielten weiterhin den Nachhall von Belustigung, doch etwas anderes schob sich jetzt in den Vordergrund. Eine klare Warnung davor, zu weit vorzudringen. Und er verstand sie ohne Probleme. Eine neue Facette war hinzugefügt worden und sie passte viel besser als beim letzten Mal. Dennoch schien er weit davon entfernt, endlich ein vollständiges Bild von der Person zu erhalten, die ihm gerade gegenüber saß. Seine Augen ließen von der Gestalt des Älteren ab, doch er konnte hören, wie Schneider aufstand und zu ihm kam. Eine Hand legte sich auf seine Schulter, da wo sich unter dem Stoff immer noch die Zahnabdrücke verbargen. Ein kaum zurückgehaltener Schauer durchlief seinen Körper. „Was möchtest du mit dem angebrochenen Nachmittag anfangen?“ „Sie haben nicht zu arbeiten?“ Er konnte das Lächeln nicht sehen, wusste jedoch, dass es da war, als Schneider antwortete. „Auch ich habe mal einen Tag Urlaub verdient.“ Was wohl niemand bestreiten würde. Einige hätten sich bloß gefragt, ob der Direktor das Wort überhaupt in seinem Vokabular hatte. Er bekam ein leises Auflachen zu hören. „Allmählich bekomme ich den Eindruck, dass Schuldig auf dich abfärbt.“ „Ganz bestimmt nicht!“, verwehrte er sich gegen diese Unterstellung, aber innerlich ließ sie ihn für einen Augenblick nachdenklich werden. Es stimmte, Schuldig sprach meistens offen aus, was er dachte, unabhängig davon, wie es aufgenommen werden würde. Er selbst würde das nicht tun, es lag nicht in seiner Natur. Aber wenn Schneider seine Gedanken mitbekam, lief das wohl aufs Gleiche hinaus. Irgendwie war diese Feststellung… unerfreulich. Seine Schulter wurde gedrückt, dann beugte sich Schneider zu ihm herunter. „Keine Sorge, _so_ ähnlich bist du Schuldig nun auch wieder nicht.“ Die Lippen streiften beinahe sein Ohr. „Du hast mir meine Frage noch nicht beantwortet“, wurde dann hinzugefügt. Er reagierte schnell genug, um die Lippen des Älteren in einem weiteren Kuss einzufangen. Das wäre die einfachste Antwort gewesen, doch er konnte kaum vorschlagen, den Rest des Tages mit Schneider im Bett zu verbringen. Das wäre einfach falsch. Erst das ihn einhüllende Amüsement machte ihn darauf aufmerksam, dass der Direktor immer noch mithörte, doch alles in allem war ihm das egal. Nun lachte Schneider, sich von ihm lösend. Aber in den eisblauen Augen stand mehr als nur Belustigung. Es rief Hitze in ihm hervor, wieder. Um sich davon abzulenken stand er auf, unterbrach so auch den Blickkontakt. „Was halten Sie von Sightseeing?“ Er rückte seine Krawatte zurecht, deren Knoten plötzlich viel zu locker saß. Schneiders Hände kamen ihm dazwischen, vollendeten das Werk. „Gut, machen wir das.“ Es war Schneiders Ernst. Vielleicht ein bisschen überrascht begegnete er wieder dem Blick des Anderen. Seine Mundwinkel zuckten. Er mochte in letzter Zeit nicht ganz normal handeln, aber wenigstens stand er damit nicht alleine da. Der Portier rief ihnen ein Taxi. Es war nicht weit bis zum Tokio Tower, aber doch zu weit, um den Weg zu Fuß zurückzulegen. Wenn er ehrlich war, hatte er nichts dagegen, die Stadt einmal von dort oben zu sehen. Es mochte eine Verschwendung von Zeit und Energie sein, doch gerade konnte er sich nicht dazu bringen, sich auch nur einen Deut darum zu scheren. Nachdenklich blickte er aus dem Fenster und begann, sich auf seine neue Umgebung einzustellen. Auch wenn es nur für ein paar Tage sein sollte. Es war niemals gut, nachlässig zu sein. Schneiders Präsenz streifte ihn, fast wie eine echte Berührung, doch er wandte den Kopf nicht um. Nicht, solange der Fahrer sie im Rückspiegel sehen konnte. Schließlich kamen sie an ihrem Ziel an und draußen umfing sie nicht nur ein besonders warmer Frühlingstag, sondern auch die Stimmen unzähliger Touristen, unterlegt vom Lärm der Großstadt. Unwillkürlich musste er an Schuldig denken. Würde der Jüngere hier Probleme mit seinen Schilden haben? „Er ist nicht mehr so hilflos wie früher.“ Schneider sprach Deutsch, womit ihre Unterhaltung privat blieb. Er unterdrückte ein Schnauben. „Das ganz gewiss nicht.“ Grüne Augen schienen ihn aus einer Erinnerung heraus anzufunkeln. Schuldig schien etwas älter zu sein und nichts deutete darauf hin, dass der Telepath Schwierigkeiten hatte. In der Gegenwart war es ein vollkommen anderes Augenpaar, das ihn gefangen hielt. „Was ist mit Ihnen?“ Ohne nähere Spezifizierung, er wurde auch so verstanden. „Ich habe sehr viel früher als Schuldig angefangen, an meinen Schilden zu arbeiten.“ Und das war Antwort genug. Sie erreichten die Schlange, mussten sich aber nicht anstellen, um Tickets zu kaufen. „Du hast auf einmal so viele Fragen…“ Es war eine Feststellung und enthob ihn somit einer Reaktion, von der er sowieso nicht gewusst hätte, wie sie ausfallen sollte. Schneider hatte Recht. Zu viele Fragen. Solche, die er stellte und andere, die er stellen wollte. Der Ältere bezog sich sicher auch auf die unausgesprochenen. Schweigen fiel zwischen sie, trennte sie aber nicht. Die Kommunikation wurde aufrechterhalten, in dem kaum merklichen Zucken von Schneiders linken Mundwinkel, dem Glitzern in den eisblauen Augen. Er fühlte sich, als hätte es ihm die Sprache verschlagen, obwohl es dafür keinen Grund gab. Vielleicht addierten sich die Merkwürdigkeiten so weit auf, dass sie ihn zu sehr von der Person trennten, die er zu sein pflegte. Die er immer noch war, nur nicht in diesen Tagen, diesem Moment. Er suchte nach Ablenkung und fand sie in den anderen Besuchern. Neugierige Blicke wurden ihnen zugeworfen, die Touristen waren nicht unbedingt auch Ausländer und Schneider stach nicht nur durch dessen Größe hervor. Ein Flüstern erregte seine Aufmerksamkeit, zwei junge Mädchen in Schuluniform, die sich anscheinend über sie unterhielten. Ein Handy wurde versteckt, aber nicht schnell genug, um ihm zu entgehen und als sie schließlich die verglaste Aussichtsplattform erreichten, wurde es nur noch schlimmer. Schneider bemerkte, was vor sich ging und ein Schatten glitt über das Gesicht des Älteren, gefolgt von Kälte, wo er wieder Belustigung erwartet hatte. So konnte man sich irren…. Ein eisiger Hauch streifte ihn, nur ein Ausläufer dessen, wovon die anderen Leute getroffen wurden und es war, als würden sie plötzlich unsichtbar sein. Nicht auf die Art, dass jeder in einen hineinläuft, weil man nicht gesehen wird, sondern eine Unsichtbarkeit, wie sie Gewöhnlichkeit verleiht. Schneider sah sich kurz um, ging danach zu einem der fest verschraubten Ferngläser hinüber, zufrieden mit seiner Arbeit. Er folgte, etwas langsamer, weil er irgendwie seine Augen nicht von dem Älteren lösen konnte, doch der Weg war zu kurz, um sein Ankommen wirklich hinauszögern zu können. Und es war eigentlich genauso befriedigend neben Schneider zu stehen, wie ihn eben zu beobachten. „Wenn einmal jemand anfängt dir Fragen zu stellen, wirst du sie dann beantworten?“ Beiläufig, als hätten sie ihre Unterhaltung nie unterbrochen. Verwirrt hätte er beinahe geblinzelt. „Warum sollte jemand das tun?“ Er verstand nicht, worauf Schneider hinaus wollte. Der Direktor legte eine Hand auf die Installation und blickte nach draußen, ohne ihm eine Antwort zu geben. „Wirst du wissen, was es bedeutet?“ Seine Verwirrung steigerte sich, auch wenn er es mit keiner Geste zeigte. Er presste die Lippen zusammen, um keine weitere sinnlose Gegenfrage auszusprechen. Schneider wählte diesen Moment, um sich zu ihm umzudrehen, sah ihn an und gleichzeitig in ihn hinein. Das Lächeln sollte eine Emotion in sich tragen, tat es aber nicht. Als würde Andere immer noch auf eine Antwort warten, vielleicht darauf hoffen. Doch er konnte keine geben. „Vielleicht ist es besser so…“ Endlich wenigstens ein Funken von Belustigung, auch wenn er das dumme Gefühl nicht loswurde, dass Schneider sie mehr gegen sich selbst richtete als gegen ihn. Der Blickkontakt ging verloren, als der Ältere sich wieder abwandte und er gab sich alle Mühe, dieses seltsame Zwischenspiel zu verdrängen. Er würde sowieso zu keinem Ergebnis gelangen. Und es war auch nicht wichtig, nicht wahr? Er trat neben Schneider und sah ebenfalls hinaus, während um sie herum die Zeit verging. Es war überraschend einfach, einmal gar nichts tun zu müssen. Keine Pläne, keine Aufgaben, die seine ungeteilte Aufmerksamkeit benötigten. Schneider mochte von Urlaub gesprochen haben, doch er war wohl derjenige, der gerade welchen hatte. Wie seltsam… „Wie weit kannst du sehen?“ Die Worte schienen in seinen Ohren nachzuhallen, klangen gleichzeitig in seinem Kopf auf. Und er sah – ein Paar tiefblauer Augen, in denen nichts als Dunkelheit zu stehen schien. Die Gesichtszüge blass und schmal. Hungrig. Da war mehr, aber so weit konnte er nicht sehen und – mit einem tiefen Atemzug war er zurück in der Gegenwart. Seine Beine hielten ihn aufrecht, jedoch nicht allein. Schneiders Hand umklammerte seinen Oberarm, eisern, und der Schmerz drang allmählich in sein Bewusstsein vor, wurde sofort als unwesentlich beiseite geschoben. Nichtsdestotrotz ließ Schneider ihn los, etwas, das er nicht wirklich begrüßte, da damit gleichzeitig die Wärme verloren ging. Er vertraute aber Schneiders Urteil und tatsächlich konnte er jetzt allein stehen, beschäftigt damit, die neu gewonnenen Eindrücke zu verarbeiten. Sicherheitshalber blieb der Ältere nahe, näher als es in aller Öffentlichkeit angebracht war, aber niemand sah auch nur zu ihnen herüber. Nun stand Schneider direkt hinter ihm, ohne ihn zu berühren, und so war er es, der sich zurücklehnte, den verlorenen Kontakt erneuerte. Er hatte nicht nachgedacht, bevor er das tat, was die Geste erst möglich machte. „Er ist hier.“ Es war das Gesicht eines japanischen Jungen gewesen. „Wann?“ Eine berechtigte Frage. Nur in dieser Hinsicht war sein Talent nicht besonders mitteilsam gewesen. „Bald.“ Eine kurze Pause, bevor er weitersprach. „Aber nicht in den nächsten Tagen.“ „Ah…“ Atem geisterte durch seine Haare. „Gut.“ Und beinahe verstand er, warum Schneider so urteilte. Für einen Augenblick. Doch etwas in ihm scheute vor dem Verständnis zurück. ~TBC~ Ich kann nicht so ganz verstehen, warum Schneider so viel aufs Spiel setzt, es wäre schließlich kontraproduktiv, wenn Crawford sich irgendwelche Gefühle eingestehen würde. Aber vielleicht ist er der Ansicht, dass nichts das letztendliche Auskommen ändern würde… (manchmal habe ich den Eindruck, dass die Charaktere machen was sie wollen und nicht was ich will *räusper*) cya, cu ^-^ Kapitel 157: "Gibt es niemanden, dem Sie folgen würden?" -------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 157) Titel: Close Distance Teil: 157/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Also nach einiger Zeit meldet sich Weiß mal wieder zu Wort. Es ist bei ihnen immer noch Samstag, am Nachmittag, nachdem sie von ihrem Auftrag bei dieser Menschenjagd zurück sind. Der zweite Teil wechselt zu Schwarz und startet am Sonntagmorgen ^^ Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Urlaub fühlt sich prima an, vor allem, wenn er eine Woche länger als erwartet ausfällt ^___________________^ Uni startet dieses Jahr nämlich eine Woche später als gewohnt. *grins* Und natürlich lege ich die Beine hoch. Bin eifrig mit Lesen und FF-Schreiben beschäftigt (daher hast du auch noch nichts im GB stehen ^^# *zugeb*). Eigentlich sollte ich ja an CD weiterarbeiten, aber irgendwie hat es RftS mal wieder geschafft, sich dazwischen zu schieben. Was aber nicht so schlimm ist, da ich ja für CD noch genug Zeit habe ^^ Verstehe ich das richtig – wegen zu wenig Cross-Selling gibt es vielleicht ne Abmahnung? *ist baff* Du brauchst wohl wirklich einen anderen Job… Ich freu mich, dass Schneider mal wieder ein bisschen höher auf deiner Sympathieskala geklettert ist *knuffz* Und ich habe schon immer gesagt, dass er auch nur ein Mensch ist. Den Song kenne ich nicht, kannst mir ja mal die Lyrics ins GB stellen. ^^ Wir lesen uns auf jeden Fall dort *knuffel* @JuliaManetsberge: Und wieder ein neues Gesicht *freu* *Begrüßungsgummibärchen reich* Da ich inzwischen drei Jahre an CD schreibe, ist es kein Wunder, dass so viele Kapitel zusammengekommen sind *lach* Es freut mich hören, dass dir die Geschichte trotz der Länge nicht zu lang(weilig) geworden ist. ^____^ Wie es in der Gegenwart (und damit mit Ran) weitergeht, erfährst du etwa alle zwei Wochen, da die dazwischen immer noch für die Vergangenheitskapitel reserviert sind. Obwohl ich selbst die Rosenkreuz-Zeit bevorzuge, ist es schön, auch einen Fan der Kapitel um Ran zu haben *nod* Schließlich war er der Auslöser für die ganze Geschichte ^^ Wir lesen uns hoffentlich am Ende deiner Prüfungen wieder *Daumen drück* @Leean: Mensch, du bist wirklich flott mit dem Commischreiben. Der Teil konnte ja kaum on gewesen sein, als du schon in die Tasten gehauen hast ^___^ *Gummibärchen reich* Schön, dass du gedenkst, bis zum Ende durchzuhalten *lach* Ich werde dafür fleißig weiter jede Woche ein neues Kapitel hochladen, damit du nicht unter Entzugserscheinungen zu leiden beginnst ^.~ Aber selbst wenn CD zu Ende ist, werde ich garantiert was Neues on stellen *in Richtung RftS schiel* Ich hoffe, dafür kannst du dich dann auch erwärmen. Und ehrlich gesagt spiele ich mit der Idee, danach an einem Sequel von CD zu schreiben, das allerdings nicht in Japan spielen soll ^^ Das ist aber noch Zukunftsmusik. Stimmt, so gesehen ist es positiv, dass die Charaktere zum Teil ihre eigenen Wege gehen. Die größte Überraschung dabei ist ehrlich gesagt Schneider, aber es gibt viel in der Story, das gar nicht geplant war. ^^# Ich fürchte fast schon den Moment, wenn in den Vergangenheitskapiteln das passiert, wovor Schneider Crawford schon vor einer Weile gewarnt hat. Auf der anderen Seite bin ich dann hoffentlich in der Gegenwart so weit, dass sie sich wiedersehen. Die beiden gehören für mich inzwischen einfach zusammen *nod* Teil 157 „Gibt es niemanden, dem Sie folgen würden?“ Er starrte in den Regen hinaus, stumm, oder vielleicht auch sprachlos. Omi hatte seine Vergangenheit wiedergefunden. Wie war das möglich? Leiser Schmerz meldete sich und vorsichtig entkrampfte er seine zur Faust geballte rechte Hand. Es war, als wären sie alle verflucht und jeder hatte seinen eigenen Geist, der ihn verfolgte. Kase, Asuka und jetzt die Takatoris. Asuka… Fingerspitzen an kaltem Glas, während grüne Augen ins Nichts zu sehen schienen. Aber er sah etwas. Das Mitglied von Schreiend mit dem verräterischen Muttermal. Fast eine Woche war seit ihrem Einsatz in Masafumis Villa vergangen und egal wie oft er sich den Kopf darüber zerbrach, er konnte sich einfach nicht sicher sein. Sein Seufzen verflüchtigte sich schnell in der Stille des Raumes. Sinnlos. Er durfte sich keine Hoffnungen machen, aber dafür war es wohl schon zu spät. Ob sie den Brand überlebt hatte? Ein Klopfen an der Tür ließ ihn zusammenzucken. Gleich darauf hatte er sich wieder unter Kontrolle und ging aufmachen. „Ken.“ Er trat beiseite und ließ den Anderen herein, woraufhin sich sein Apartment gleich überfüllt anfühlte. „Was sollen wir jetzt tun? Unser Auftrag-“ „Ist Takatori Hirofumi zu töten. Ich weiß.“ „Aber er ist Omis Bruder!“ Kens Stimme brach beinahe bei dem letzten Wort und er erinnerte sich an Kases Worte auf der Treppe. Kein Wunder, dass es Ken so mitnahm. Auch wenn der Jüngere immer etwas auf Distanz geblieben war, hatte sich das in den letzten Wochen geändert. War das jetzt besser? In ihrer Situation wohl nicht. „Und was schlägst du vor, sollen wir den Job hinschmeißen?“ In braunen Augen glomm etwas auf, das schnell wieder unterdrückt wurde. „Das können wir nicht.“ Geschlagen. Er nickte und ließ sich auf seine Couch fallen, die eigentlich nur ein zu breit geratener Sessel war. „Wir überlassen Omi die Entscheidung. Und in unserem Bericht wird stehen, dass Hirofumi bei der Jagd nicht anwesend war.“ Er wandte den Kopf zu Ken, der ruckartig nickte. „Gut.“ Die Erleichterung wurde zu verbergen versucht, entging ihm aber nicht. Und wenn er ehrlich war, lockerte sich auch in seinem Inneren etwas. Mörder oder nicht, er konnte Omi nicht sehenden Auges der Familie berauben. Oder vielmehr des Restes. Durch Ken ging der Ansatz zu einer Bewegung, doch der Braunhaarige zögerte noch. „Ich werde mit ihm reden“, bot er an, bevor der Andere fragen musste. Dann schloss er die Augen und hörte, wie Ken kurz darauf die Wohnung verließ. Es dauerte eine Weile, ehe er sich dazu aufraffen konnte aufzustehen. Aber mehr Warten würde es auch nicht besser machen. Und so trat er schließlich hinaus. Der Regen fiel wie eine Wand, nur einen guten Meter entfernt von dort, wo er stand, mit der Tür im Rücken. Das Wetter ergänzte seine Stimmung, als hätte er es extra bestellt und dieser Gedanke ließ wenigstens ein flüchtiges Lächeln über seine Lippen huschen. Es müsste andersherum funktionieren. Immerhin herrschte zu dieser Jahreszeit der Sonnenschein vor. Omi fand er wie erwartet im Missionsraum. Aber die Tastatur klapperte nicht, stattdessen saß ihr Jüngster einfach nur vor dem Computer und – tat gar nichts. Leise trat er näher, bemüht Omi nicht zu erschrecken. Die Rücksichtsnahme erwies sich als nicht erforderlich, denn der Blondhaarige war geistig so weit entfernt, dass ihn wahrscheinlich nicht einmal ein Donnerschlag neben seinem Ohr zurückgeholt hätte. Zu guter Letzt stellte er sich einfach neben Omi, wartete ab, bis dieser ihn zur Kenntnis nehmen würde und las nebenbei die Anfänge dessen, was wohl der Missionsbericht werden sollte. Omi war bis zur Jagdhütte gekommen… „Yohji-kun?“ Überrascht wandten sich ihm blaue Augen zu. Nicht himmelblau. Ein Schleier grauer Wolken trübte sie. „Hallo, Omittchi.“ Er lächelte und schob sich völlig grundlos die Sonnenbrille von der Stirn auf die Nase. Jeder hatte so seine Mauern. „Ich dachte, du könntest vielleicht meine Hilfe brauchen. Ken hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass du noch gar nicht weißt, wen wir erwischt haben.“ Leichte Verwirrung, aber Omi nickte. „Also das waren Nakazawa und Kondo.“ Er steckte die Hände in die Hosentaschen in einem Versuch lässig zu wirken. „Wirklich schade, dass Hirofumi nicht in der Hütte war, nicht wahr? Aber wenigstens konnten wir etwas Abschaum beseitigen.“ Mit diesen Worten drehte er sich um und ging, konnte vorher jedoch sehen, wie die Verwirrung sich erst vertiefte und dann abrupt zu Verstehen wurde. Und den ganzen restlichen Tag ging ihm nicht die Dankbarkeit aus dem Kopf, die durch Omis Blick geflackert war. Eine Kleinigkeit, eigentlich. Aber manchmal konnte sie die Welt bedeuten. ****** Ran schlief noch, als er das Zimmer verließ und er hatte nicht vor, daran etwas zu ändern. Es würde nur zu einer Verzögerung führen, für die er jetzt keine Zeit hatte. Er saß bereits am Küchentisch, eine Tasse heißen Kaffees vor sich, als er Gesellschaft in Form eines nicht sehr munter aussehenden Schuldigs bekam. „Guten Morgen.“ Ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel. Wie erwartet erhielt er keine Antwort. Lediglich grüne Augen sahen kurz in seine Richtung, bevor Schuldig wie magisch von der Kaffeekanne angezogen wurde. Sie warteten beide, bis der Koffeinschub einsetzte und für einen Moment bedauerte er den damit einhergehenden Wandel beinahe. Schuldig setzte sich aufrechter hin und ein Grinsen begann sich auf dessen Gesicht auszubreiten. „Ran-chan zu erschöpft? Er lässt sich doch sonst kaum einen Morgen mit dir entgehen.“ Diesmal war er es, der nicht antwortete, was Schuldigs Grinsen eher noch etwas anwachsen ließ. Doch wenigstens folgte kein weiterer Kommentar und so konnte er endlich zur Sache kommen. Die Beobachtung, dass Schuldig irgendwie anders wirkte – unbeschwerter –, schob er beiseite. „Wie ist es gestern gelaufen?“ Der Orangehaarige stützte den rechten Ellenbogen auf den Tisch, das Kinn auf der zur Faust geformten Hand. „Tränenreiche Familienzusammenführung, kann ich nur sagen. Ich hätte Taschentücher mitnehmen sollen.“ Er erlaubte sich nicht, seine Belustigung zu zeigen. „Bombay hat jetzt also seine Bestätigung…“ Kurz dachte er darüber nach. Es würde nicht schaden. „Ich möchte, dass du bei Gelegenheit überprüfst, warum Perser seinen Neffen zum Killer ausgebildet hat.“ „Aber natürlich, großer Meister.“ Das Grinsen war nun geradezu insolent. Es schien nichts mit dem aktuellen Thema zu tun zu haben und auch wenn er gerne den Grund für Schuldigs gute Laune kennen würde, spiegelte sich nichts davon in den braunen Augen wider. „Da ich keinen empörten Anruf von Takatori erhalten habe, gehe ich davon aus, dass Hirofumi nichts zugestoßen ist.“ „Jupp, er lebt noch. Anders als zwei der Jäger. Bekommst du eigentlich deswegen keinen Ärger? Zwei Stimmen weniger für den Koala.“ Schuldig klang nicht besonders besorgt. Sein Lächeln fiel kurz und trocken aus. „Aber auch zwei potenzielle Gegenstimmen weniger, hm?“ Schuldigs Augen weiteten sich für einen Moment, ehe der Orangehaarige loslachte. „Dich kann aber auch nichts aus der Bahn werfen.“ Innerlich konnte er dem nicht unbedingt zustimmen, aber seine Antwort reflektierte das nicht. „Das ist auch besser so, denkst du nicht?“ Überraschenderweise wurde Schuldig ernst. „Ja“, kam es dann leise. Für eine Weile musterte er den Jüngeren nur, dann stand er auf, so abrupt, dass Schuldig sein Zusammenzucken kaum unterdrücken konnte. „Ich muss jetzt los. Pass auf, dass Ran nicht vergisst Aya zu besuchen.“ Grüne Augen folgten ihm, bis er die Küche verlassen hatte. Doch es kam keine Reaktion. Er bestand auf keine Bestätigung. Warum auch. „Ein Jagdunfall also?“ Takatori schnaubte verächtlich. „Dein Glück, dass du damit durchgekommen bist. Aber es bleibt dabei, dass ich wegen dir zwei Stimmen verloren habe!“ Die Stimme des Politikers wurde mit jedem Wort lauter und jetzt hob er auch noch den Golfschläger. Hirofumi wich unwillkürlich einen Schritt zurück, fing sich dann aber und versuchte das Stück Metall vor seiner Nase zu ignorieren. Die Geste entlockte ihm unwillkürlich ein Lächeln und Hirofumis Blick flackerte kurz zu ihm herüber, ehe dieser sich wieder auf seinen Vater konzentrierte. „Es tut mir Leid.“ „Davon kann ich mir auch nichts kaufen. Vor allem nicht den Wahlsieg. Du wirst die Killer gefälligst finden und zur Strecke bringen!“ Ein Stoß vor die Brust begleitete diesen Befehl. Hirofumi griff nicht einmal nach der Stelle, die getroffen worden war. „A-aber Mamoru…“ „Mamoru?“ Wie Glas, kurz davor zu zerbrechen. Takatori war plötzlich so angespannt, dass er sehen konnte, wie sich dessen Nackenmuskulatur verhärtete. Irgendetwas stimmte da nicht. Er neigte den Kopf kaum merklich, beobachtete weiter Takatori, der still wie eine Statue stand. Es sah ganz so aus, als müsste er Schuldig nicht nur Perser überprüfen lassen. Ein Geheimnis spann sich um Bombay und er mochte es nicht, außen vor zu bleiben. „Ja, er lebt noch. Wir-“ Hirofumi kam nicht dazu, den Satz zu beenden. „Schweig!“ Der Schläger fegte über den Schreibtisch hinweg, zerschmetterte eine Vase. „Erwähne nie wieder diesen Namen!“ Er wusste, was als nächstes passieren würde. Und er konnte nicht zulassen, dass Hirofumi ernsthaft verletzt wurde. Vielleicht brauchte er ihn noch. Er räusperte sich, zog damit die Aufmerksamkeit des Politikers auf sich. Der sich mit Mühe wieder unter Kontrolle brachte. „Mr. Takatori, Sie werden auch ohne Nakazawa und Kondo die Wahl gewinnen.“ „Werde ich?“ Der Golfschläger wurde gesenkt, tippte sanft an die Seite von Takatoris Schuh. Dann breitete sich ein Lächeln auf dem Gesicht des älteren Mannes aus. „Natürlich werde ich das.“ Er nickte, wie um das zu unterstreichen. „Gut. Ich brauche Sie heute nicht mehr. Und du verschwindest auch!“ Letzteres an Hirofumi gewandt. Er nickte knapp, enthielt sich einer weiteren Äußerung. Hirofumi folgte ihm aus dem Büro, sagte aber erst etwas, als sie außerhalb der Hörweite von Takatoris Sekretärin waren. „Danke sehr.“ „Wofür?“ Seine Mundwinkel zuckten und die des Anderen spiegelten die Geste. Doch gleich darauf verschwand die flüchtige Belustigung. „Könnte ich Sie kurz sprechen?“ Was Hirofumi wohl von ihm wollte? Er könnte nein sagen, aber um ehrlich zu sein, war er ein wenig neugierig. Er machte eine zustimmende Kopfbewegung. Kaum dass sie Hirofumis Büro erreicht hatten, zog dieser eine Zigarette hervor, zündete sie an und nahm ein paar hastige Züge. Ruhig sah er zu, wie der Andere auf und ab ging, schließlich neben dem Stuhl vor dem Schreibtisch stehen blieb. „Nehmen Sie doch Platz.“ Er folgte der Einladung, jedoch nicht, bevor Hirofumi sich selbst gesetzt hatte. Der Aschenbecher wurde herangezogen und die nur halb aufgerauchte Zigarette ausgedrückt. „Ich brauche Ihre Hilfe.“ Sein Schweigen war Aufforderung genug weiterzusprechen. „Es geht um Mamoru. Ich weiß nicht, wie ich ihn finden soll.“ „Sie werden Ihrem Vater also gehorchen.“ Seine Augen verließen für keine Sekunde das Gesicht des Älteren und schließlich war es Hirofumi, der den Blick senkte. Vorher jedoch sah er Trotz aufflackern. Er verkniff sich ein Lächeln. Hirofumi stand auf und nahm das unruhige hin und her Gelaufe wieder auf. „Ich kann doch nicht meinen eigenen Bruder töten!“, brach es dann aus ihm heraus. „Dann tun Sie es eben nicht.“ Amüsement nistete sich in braunen Augen ein. Takatori war ein Idiot, sich den eigenen Rückhalt so zu zerstören. Hirofumi blieb abrupt stehen, starrte ihn ungläubig an. „Ich soll den Befehl meines Vaters missachten?“ „Sie sollten Ihr eigenes Leben leben, nicht seins.“ „Er wird einmal Japan regieren. Und ich helfe ihm, dieses Ziel zu erreichen.“ „Warum?“ Diesmal lächelte er wirklich, denn der Ausdruck des anderen Mannes ließ gar nichts anderes zu. „Er ist mein Vater, ich bin es ihm schuldig. Und ist so ein Ziel es nicht wert verfolgt zu werden?“ Sein Lächeln verschwand. „Diese Frage können Sie sich nur selbst beantworten.“ Ein Schatten flog über Hirofumis Gesicht, ließ Nachdenklichkeit zurück. „Gibt es niemanden, dem Sie folgen würden?“ Warum sah er plötzlich Schneider vor sich? Etwas krampfte sich in ihm zusammen und er schmeckte Bitterkeit. Er hätte über sich selbst lachen können – wenn er es denn könnte. Hirofumi bemerkte nichts von seiner erstarrenden Miene, denn der stand nun hinter ihm. Da war eine Hand, die sich auf seine Schulter legte, geflüsterte Worte und dann Finger, die über seinen Hals glitten. Einen Wimpernschlag später war er zurück in der Gegenwart, griff nach Hirofumis Handgelenk, bevor dieser ihn berühren konnte. Seine Mundwinkel zuckten, wenn auch nicht unbedingt in Belustigung. Er hatte zwar vor Hirofumi ein wenig zu helfen, das schloss aber nicht ein, mit ihm ins Bett zu gehen. Der andere Mann versuchte nicht, sich aus seinem Griff zu lösen und so ließ er von sich aus los. Die letzte Frage ignorierend, kam er auf das ursprüngliche Thema zurück. „Sie müssen Mamoru nicht suchen, er wird Sie finden.“ Hinter sich hörte er einen scharfen Atemzug. „Wann?“ Er erhob sich, wandte sich zu Hirofumi um. „Bald.“ Er konnte sehen, wie die Hände des Anderen zitterten, bis sie zu Fäusten geballt wurden, um es zu stoppen. „Warum hat mein Vater so reagiert?“ „Warum nehmen Sie an, ich hätte die Antwort?“ „Weil Sie immer alle Antworten zu haben scheinen.“ Es war nicht einmal im Scherz gemeint. „Niemand hat die.“ Und damit ging er. ~TBC~ Ihr könnt euch übrigens die Frage sparen, warum eigentlich ich die Geschichte um Hirofumi ändere statt ihn wie im Anime zu töten. Er ist mir einfach (wahrscheinlich durch eine FF, die ich mal gelesen habe) sympathisch geworden – et voila, so was kommt von so was… ^^°°° Mehr kann ich dazu auch nicht sagen. Ach ja, kennt jemand eigentlich das Alter von Hirofumi? o.O Ich bin einfach mal davon ausgegangen, dass Crawford jünger ist, kann es aber auf nichts basieren… cya, cu ^-^ Kapitel 158: "Rückblicke LXI - Sind Sie schon einmal betrunken gewesen?" ------------------------------------------------------------------------ Close Distance (Teil 158) Titel: Close Distance Teil: 158/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Schneider und Crawford, was sonst? *lach* Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Vielen Dank für die Lyrics. ^^ Ich denke, ich werde am Dienstag endlich den GB-Eintrag beantworten *drop* Hatte am Wochenende ja ne Freundin hier und bin deswegen nicht dazu gekommen und morgen muss ich noch mal nach Berlin. Beurteilungsgespräch mit meinem Chef vom Praktikum *ehe* @JuliaManetsberge: *grins* Da du dich ja durch CD bereits gelesen hast, wirst du mit dem anderen FFs nicht so viel Arbeit gehabt haben. CD ist schließlich länger als alles andere zusammen ^^ Ich hoffe, die anderen Storys haben dir auch einigermaßen gefallen *lieb sag* Prüfungspause klingt prima. Bei uns gibt es sowas leider nicht. Wir schreiben die Klausuren in der Regel innerhalb von 2-3 Wochen. Es sei denn, man wählt den zweiten Prüfungszeitraum, dann hat man natürlich ne Pause dazwischen – versaut sich aber auch die Semesterferien mit der Lernerei ^^# Jupp, Omi tut mir manchmal auch echt Leid… aber ich denke das Zusammentreffen mit seinem Bruder wird für ihn eher in eine positive Richtung verlaufen. Takatori will natürlich nichts von ihm wissen und das wird sich auch nicht ändern. Hm, wahrscheinlich wird Ran das erste Mal auf Weiß treffen, wenn die Geschichte mit Ruth drankommt. Bin mir da noch nicht ganz sicher. Aber zu diesem Zeitpunkt wird er auf jeden Fall schon sehr viel mehr über Crawford und den Rest von Schwarz wissen ^^ @Leean: Scheint wirklich dein Stammplatz zu werden *lach* *wieder Gummibärchen reich* Gut zu wissen, dass du meiner Meinung bist, was das Alter von Hirofumi angeht. ^^ So habe ich das wenigstens nicht völlig aus der Luft gegriffen. Ich glaube, mit seiner gesamten (restlichen ^^°) Familie auf einmal wird Omi gar nicht zusammentreffen können. Wäre ein bisschen schwierig zu arrangieren. Aber mit Hirofumi wird er bald sprechen können und später ist auch eine Szene mit Perser dran. Wie sich das mit den Takatoris alles zusammenfügt, darauf bin ich selbst gespannt. Hab ich ja bisher nur in Teilen fertig geschrieben und Vorausplanung hilft bei mir nicht besonders viel *ehe* Lass dich vom Abistress nicht zu sehr einnehmen – und ich glaube nicht, dass du es schaffst, mich mit deinen Commis zu nerven *grins* Auf jeden Fall schön zu hören, dass du auch die… hm… AU (ist doch eine, wenn es überwiegend um Brad und Schneider geht, ne?) zu CD lesen willst ^_________^ Teil 158 „Rückblicke LXI - Sind Sie schon einmal betrunken gewesen?“ Das Hotel sah sie zum Abendessen wieder und dieses Mal nutzten sie das Restaurant. Er konnte nicht gerade behaupten, dass er sich bereits an die sieben Stunden Zeitdifferenz gewöhnt hatte und so hieß sein Magen eine richtige Mahlzeit willkommen. Der er dennoch nicht besonders viel Beachtung schenkte. Seine Gedanken weilten bei dem zukünftigen Teammitglied, dessen Erscheinen jetzt in greifbare Nähe gerückt war. Und wenn er sich davon losreißen konnte, dann nur, um von den eisblauen Augen seines Gegenübers gefangen genommen zu werden. Schneider lächelte flüchtig, hob das Rotweinglas in einem angedeuteten Gruß. Seit diesem Moment auf dem Tokio Tower schien ein stetiger Strom von Energie zwischen ihnen zu fließen und gerade gewann der noch an Stärke, machte es fast unmöglich, auch nur den nächsten Bissen zum Mund zu führen. Wie erstarrt erwiderte er Schneiders Blick, spürte Hitze durch seinen Körper kreisen. Langsam war das zum Verrücktwerden. Oder vielleicht war er es bereits. Würde er sonst so reagieren? Endlich gelang es ihm, die Bewegung zu Ende zu führen und selbst nach seinem Glas zu greifen. Der Alkohol verbesserte natürlich rein gar nichts und in irgendeinem Winkel seines Verstandes fragte er sich, ob es nicht vielleicht besser wäre, mit dem Trinken aufzuhören. Es erwies sich als ausgesprochen einfach, diese leise Stimme zu ignorieren. Ihm wurde bewusst, dass seit dem Servieren des Hauptganges kein Wort zwischen ihnen gefallen war, aber er vermisste keine Unterhaltung. Das einzige – sich immer deutlicher meldende – Bedürfnis war, Schneider näher zu kommen. Schon wieder. In jeder anderen Situation hätte er vielleicht den Kopf über sich selbst geschüttelt, aber über dieses Stadium war er längst hinaus. Er konnte sein Verhalten sogar rationalisieren, wenn er es darauf anlegte. Schließlich würde er bald nicht mehr die Möglichkeit haben, mit dem anderen Mann zu schlafen und mit Schuldig als zukünftigen Mitbewohner war es wahrscheinlich weniger nervenaufreibend, wenn er ganz auf Sex verzichtete. Ganz abgesehen von der Schwierigkeit, einen passenden Partner zu finden… Dieser Gedanke ließ ihn beinahe das Gesicht verziehen und von Schneider wurde er mit Belustigung aufgenommen. Aber selbst diese Ablenkung änderte nichts an dem sehr realen Verlangen, das er empfand. „Nicht mehr hungrig?“ Er sah auf seinen Teller, den er schon halbwegs vergessen hatte und der noch ein Stückchen von dem Zustand entfernt war, den man als leer bezeichnen konnte. Er war wirklich nicht mehr hungrig. Nicht in dieser Hinsicht. Schneider wartete keine ausgesprochene Antwort ab, sondern stand mit einem Zucken des linken Mundwinkels auf. Es war nicht so sehr Amüsement als viel mehr Einverständnis. Ihm wurde noch wärmer, doch er schob die Reaktion auf den Alkohol und folgte dem Älteren. Den Fahrstuhl hatten sie für sich allein, trotzdem machte keiner eine Bewegung in die Richtung des Anderen. Es war besser so. Eindeutig. Erst als die Zimmertür hinter ihnen ins Schloss gefallen war, wurde er wie erwartet gegen die Wand gedrückt. Alte Gewohnheiten… Dieses Mal war er es, der ein schnelles Lächeln zeigte und Schneider nahm es zum Anlass, für eine anderweitige Beschäftigung zu sorgen. Der Kuss nahm seine ganze Wahrnehmung ein, fesselte ihn mehr, als es Schneiders Hände getan hatten und so dauerte es eine Weile, ehe er bemerkte, dass er losgelassen worden war. Augenblicklich nutzte er die neu gewonnene Freiheit, um den Älteren wenn irgendmöglich noch näher an sich heranzuziehen, vollkommenen Körperkontakt herzustellen. Als sie sich schließlich für eine Atempause trennten, konnte er nur noch einen schwachen Nachhall des Rotweins schmecken, was irgendwie falsch erschien, da sie zwischen sich eine ganze Flasche geleert hatten. „Sind Sie schon einmal betrunken gewesen?“ Woher auch immer diese Frage kam, sie rutschte ihm heraus, bevor er es verhindern konnte. Ironie trat in die eisblauen Augen, dann antwortete der Andere tatsächlich. „Ich hatte es einmal ausprobiert, aber es hat nichts gebracht.“ Nichts gebracht? Er kam nicht dazu, weiter über diese Aussage nachzudenken und Schneider schien sowieso nicht daran interessiert, eine Erklärung zu liefern. Einigermaßen koordiniert gelangten sie zu seinem Bett, wurden auf dem Weg dorthin die Schuhe los und seine Brille landete sicher auf dem Nachttisch. Dieses Mal sorgte er dafür, dass Schneider als Erster zu liegen kam, hatte ihn gleich darauf unter sich, was ihm ein belustigtes Lächeln einbrachte. „Noch nicht müde, hm?“ Er erwiderte es. „Ein bisschen Energie habe ich noch übrig.“ „Dann werden wir mal sehen, ob sich das nicht ändern lässt.“ Das Lächeln bekam eine andere Note, doch trotz der implizierten Ankündigung hob Schneider lediglich die rechte Hand, legte sie an seine Wange. Ohne darüber nachzudenken, lehnte er sich in die Berührung hinein, spürte wieder den Daumen, der seine Lippen zum Kribbeln brachte. Sie beide waren plötzlich sehr ruhig und der Tempowechsel zeigte sich auch in dem nächsten Kuss. Er entspannte sich unwillkürlich, verlagerte zwangsläufig mehr Gewicht auf den Älteren, der das nicht einmal zu merken schien. Die Hand war jetzt an seinem Hinterkopf angelangt, Finger vergruben sich in schwarze Haare, ohne das kleinste Anzeichen von Brutalität. Nur wenige Knöpfe waren bisher geöffnet worden, doch in diesem Moment war dieser Umstand vollkommen egal. Er schien Schneider auch so mit jeder Faser seines Körpers spüren zu können. Nicht einmal Sauerstoffmangel wurde zum Problem, dafür sorgten die kaum merklichen Pausen. Der Kuss war so anders, dass er sich völlig darin verlieren konnte, ohne gleichzeitig durch das ansonsten inzwischen die Kontrolle übernehmende Verlangen verbrannt zu werden. Und immer noch kein einziger zu fester Griff. Schneider rollte sie beide herum, langsam und ohne den Kuss zu unterbrechen. Dessen Gewicht ließ ihn in die Matratze sinken, nicht sehr, aber ausreichend, um den Eindruck zu erzeugen, nahezu komplett eingehüllt zu sein. Und alles fühlte sich nach Schneiders Präsenz an. Er schien ein Stück Zeit zu verlieren, in der sie sich irgendwie von Weste und Hemd trennten, aber der erneuerte Kontakt jetzt nackter Haut vertrieb den Nebel. Schneiders Berührungen wurden zielstrebiger, jedoch nicht fordernder, brachten ihn bis an den Abgrund, ohne ihn den letzten Schritt tun zu lassen. Der Rest der Kleidung wich und irgendwo in weiter Ferne hörte er sich abgehackt atmen, fragte sich, warum dieses Mal alles so anders war. Aber sein Körper hielt sich mit keinen Fragen auf, wusste genau, was er wollte. Er streckte seinen Arm nach Schneider aus. Er… zitterte? Ein Lächeln, am Rande seiner Wahrnehmung, dann glitten Lippen über sein Handgelenk, weiter zu seiner Armbeuge, verließen nie die empfindliche Haut. Er konnte seine Gedanken, sich selbst, kaum zusammenhalten und wollte das auch nicht. Schneider registrierte seinen Zustand und brachte zu Ende, was vor einer Ewigkeit begonnen zu haben schien. Sein Rücken bog sich durch, während seine Hände Schwierigkeiten hatten, Halt auf schweißfeuchter Haut zu finden. Ihr Atem mischte sich in einem letzten Kuss und dann konnte er sich nur noch an dem Teil von Schneider festklammern, der sich die ganze Zeit über in seinem Kopf befunden hatte, um nicht wieder das Bewusstsein zu verlieren. Er konnte sich nicht rühren, selbst nachdem sich sein Atem beruhigt hatte. Als wäre der letzte Rest von Energie aus seinem Körper gewichen. Amüsement strich über ihn hinweg, sanft wie ein Lufthauch und sein eigenes mischte sich damit, sobald er verstand, dass Schneider seine Worte wahrgemacht hatte. Der Ältere löste sich von ihm, setzte sich auf, um ihn dann in aller Ruhe zu mustern. Irgendwie schaffte er es, doch den rechten Arm zu heben, aber er war so schwach, dass er wieder zitterte, wenn auch aus einem anderen Grund als vorhin. Schneider wartete nicht, bis er die Bewegung zu Ende führte. Ihre Finger verschränkten sich und der Ältere beugte sich zu ihm herunter, küsste seine Lippen, die fast schon wehtaten. Aber eben nur fast. Ein vorsichtiger Zug und die Schwerkraft tat das Übrige, um sie wieder zusammenzubringen. Wenn er bloß nicht so erschöpft wäre… Er wollte jetzt nicht aufhören, sah sich aber dazu gezwungen. Schwarze Strähnen wurden beiseite gestrichen und weil er zu mehr kaum in der Lage war, spürte er einfach dem Gefühl von Schneiders Lippen nach, die jetzt seine Kieferlinie nachzeichneten. Das sollte auch nicht aufhören, doch dahinter rangen der Wunsch nach Schlaf und einer Dusche miteinander. Schneider stoppte, musterte ihn wieder, mit einem Lächeln, das nicht ganz wie eines aussah. Dann stand der Ältere auf und verließ das Zimmer, um mit einem feuchten Handtuch zurückzukehren. Wenig später schlief er an Schneiders Seite ein und wenn er dabei dem warmen Körper etwas zu nahe war, so lohnte es sich nicht, einen Gedanken daran zu verschwenden. Er war wirklich ausgeschlafen, als er schließlich die Augen aufschlug. Das helle Licht schien zwar laut seiner inneren Uhr immer noch nicht ganz richtig zu sein, aber er wusste bereits, dass er mit dem vor ihm liegenden Tag keine Probleme haben würde. Seine innerliche Bestandsaufnahme wurde von Schneiders Stimme unterbrochen. „Guten Morgen, Crawford.“ Der Direktor band sich gerade die Krawatte und sah aus, als wäre er frisch aus der Dusche gekommen. Was ihn daran erinnerte, dass er selbst auch eine gebrauchen konnte. Vorsichtig setzte er sich auf und war beinahe überrascht, als sein Körper ihm ohne zu zögern gehorchte. Mm… „Guten Morgen, Herr Schneider“, erwiderte er dann endlich den Gruß des Anderen und versuchte das Amüsement zu ignorieren, das in den eisblauen Augen aufblitzte. Schneider lächelte flüchtig und ging dann in sein eigenes Zimmer, vermutlich um sich zu Ende anzuziehen. Er hatte keine Zeit zu verschwenden. Kurz darauf stand er unter dem heißen Wasserstrahl und seine Muskeln dankten es ihm. Trotz aller Kooperation fühlten sie sich an, als hätte er ein intensives Training hinter sich. Später vor dem Spiegel konnte er sich davon überzeugen, dass Schneider keine neuen Spuren auf seinem Körper hinterlassen hatte – was auch nicht nötig war, wenn man die bereits vorhandenen bedachte. Aber trotzdem, es _war_ seltsam. Nachdenklich griff er nach dem Rasiermesser, dachte bewusst nicht an jenen Tag zurück. Und auch die Zukunft ließ er außen vor, ließ sich von der scharfen Klinge im Hier und Jetzt verankern. So wie es sein sollte. Ein zweites Abbild erschien neben seinem, dann nahm ihm Schneider auch schon das Messer aus der Hand und führte seine Arbeit zu Ende. Er verstand nicht, wie so einiges in letzter Zeit. Aber das war egal. Warum fühlte sich das hier wie ein Vorspiel an? Die scharfe Klinge glitt über seine Haut, der kleinste Ausrutscher könnte sie durchbrechen. Doch den würde es bei Schneider nicht geben. Eine Gänsehaut bildete sich in seinem Nacken und schien ihm von dort aus den Rücken herunter zu rinnen. Der Ältere trat einen Schritt zurück, so dass er den Rasierschaum abspülen konnte, aber sobald er sich wieder aufrichtete, war Schneider wieder direkt neben ihm und küsste ihn hart. Ah, das hatte er schon vermisst gehabt. Beide Arme um den Hals des Anderen schlingend, presste er sich gegen den bekleideten Körper. Schneider lächelte in den Kuss hinein, löste sich dann aber von ihm. „Der Wagen steht in Kürze bereit.“ Also genug Zeit, um sich ordentlich anzuziehen und zu frühstücken. Jedoch kaum für mehr. Er war bemüht, den leisen Stich der Enttäuschung zu verbergen, auch vor sich selbst, ohne dass es ihm ganz gelang. „Du weißt, was für ein Cover unser Büro hier hat?“ Schneider saß ihm gegenüber und die eisblauen Augen hielten seinen Blick fest, als die Frage gestellt wurde. In dem Wagen war es so leise, dass er fast vergessen konnte, wo sie sich befanden. „Ja, ich habe das Dossier gelesen. Information Broker, ein guter Deckmantel.“ Sein Blick wurde für einen Moment unfokussiert, während er darüber nachdachte. Auf die Schnelle würde ihm nichts Besseres einfallen – und wahrscheinlich auch nicht mit etwas mehr Zeit zur Verfügung. Ein Mundwinkel rutschte wie von allein nach oben. „Ihre Idee?“ „Natürlich.“ Sein halbes Lächeln wurde erwidert. „Hm… Niemand würde es wundern, wenn ein Mitarbeiter einmal auf der Suche nach Informationen auffällt. Ich nehme an, sie haben eine hohe Erfolgsrate?“ „Ja.“ Schneider nickte, immer noch belustigt. „Und wir sind nicht nur im Standardgeschäft, obwohl ein Gutteil der Klientel aus der Wirtschaft kommt.“ „Ob ihnen bewusst ist, dass Informationen bei uns nicht nur durchlaufen?“ Das brachte ihm ein kurzes Auflachen ein. „Dafür haben wir die Vertraulichkeitsklausel in den Verträgen. Die Kunden verlassen sich darauf…“ Schneider ließ die Aussage in einem Schulterzucken ausklingen. „Und natürlich ist ihr Vertrauen nie enttäuscht worden.“ „Natürlich nicht.“ Mit einem feinen Lächeln. Er lehnte sich zurück und entspannte sich. Rosenkreuz befand sich damit wirklich in einer guten Position. Manchmal hatte er den Eindruck, dass SZ sich zu sehr auf die Politik konzentrierte, doch Schneider würde dieser Fehler nicht unterlaufen. Ihm wurde bewusst, dass das Spinnennetz größer war, die feinen Fäden weiter reichten, als er sich bisher vorgestellt hatte. Und nur für den Bruchteil einer Sekunde ließ dieser Gedanke Abwehr in ihm aufsteigen. „Willkommen, Herr Schneider.“ Es war nicht der Chauffeur, der ihnen die Wagentür öffnete, sondern Herr Jansen. Der Direktor stieg aus, grüßte den anderen Mann mit einem knappen Nicken und wartete dann, bis er neben ihm stand. „Und, was hältst du davon, Crawford?“ Er legte den Kopf in den Nacken und ließ seinen Blick ganz langsam die Fassade hinaufwandern. Blankgeputztes Glas, von dem die Sonne mit fast schmerzhafter Intensität reflektiert wurde. „Wir müssen wirklich erfolgreich sein“, lautete schließlich sein trockenes Urteil. Die Realität war auf jeden Fall beeindruckender als die Fotos. Schneider überraschte ihn mit einem weiteren Auflachen, doch noch viel überraschter schien Herr Jansen zu sein. Das Lächeln, mit dem er den Leiter daraufhin bedachte, fiel sehr schmal aus. ~TBC~ Schneiders Aussage, er habe es mal mit dem Betrunkensein versucht, versteht man wahrscheinlich besser, nachdem man „RftS“ gelesen hat ^.~ Seht ihr, mir blieb gar nichts anderes übrig, als die neue Story zu schreiben *lach* cya, cu ^-^ Kapitel 159: "In mir stecken eben lauter unentdeckte Qualitäten" ---------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 159) Titel: Close Distance Teil: 159/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Mir ist gerade aufgefallen, dass mit dem beschriebenen Sonntag gerade mal die fünfte Woche in dieser Fanfic angebrochen ist ^^°°° Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 (wird bald aktualisiert, versprochen ^^#) Greetings: @Andromeda: *mich weglach* Hast du mal gelesen, was für einen Titel du dem Song verpasst hast? (fairytail = Feenschwanz) *snicker* Ich finde den Song übrigens auch toll und habe ihn auf meinem mp3-Player ^^ Und auch wenn der Text nicht so ganz passt, vom Gefühl her hast du auf jeden Fall Recht. Das faule Leben ist wunderschön *grins* Ich komme recht gut mit CD voran und kann lesen so viel ich will. ^^ Was kann man sich mehr wünschen? Du musst mir dann mal erzählen, wie „Eragon“ und „Wächter der Nacht“ so ist. Habe mir nämlich auch schon überlegt, diese Bücher zu kaufen. Übrigens gibt es zu letzterem Buch auch eine Fortsetzung: „Wächter des Tages“ ^.~ Beziehungshafter? Gute Wortwahl. Mir tun die beiden echt Leid (weshalb sie ja auch noch ihre eigene Fanfic bekommen). Denn ihr Abschied wird alles andere als angenehm ausfallen. Auch wenn ich zugebe, dass das zurzeit anders aussieht ^^# Aber so eine Szene am Flughafen würde niemals stattfinden, selbst wenn Crawford mal das Brett entfernen könnte, das er vorm Kopf hat… Allein die Vorstellung *gg* Schu siehste ja wenigstens in den Gegenwartskapiteln *tröst* Und auf Rosenkreuz wird sich in der Beziehung zwischen den beiden noch nicht viel ändern. Farf wird die Initiative erst ergreifen, wenn sie in Japan sind – was allerdings auch nicht mehr lange hin ist ^^ @JuliaManetsberge: Och, wann du dich meldest ist relativ egal, solange du es bis Sonntagmorgen schaffst – dann kann ich dich ohne Probs in die Greetings aufnehmen *grins* Ich höre wirklich gerne, dass du auch Gefallen an den Vergangenheitskapiteln findest. Und du musst dir keine allzu großen Sorgen machen, dass Schneider die Beziehung zwischen Ran und Crawford stört. Dessen Pläne zielen auf etwas anderes ab, wonach er genug Arbeit haben wird. Außerdem will ich ja irgendwann ein Sequel schreiben und dafür muss Crawford Schneider vorläufig fern bleiben. (Wegen RftS wird es mir nicht mal allzu schwer fallen, mich an das geplante Ende zu halten… hoffe ich jedenfalls *ehe*) @nai-chan: Da bist du ja wieder! *freu* Ich mache das ehrlich gesagt bei einigen Fanfics auch so, dass ich ein paar Kapitel abwarte, um dann mehr auf einmal lesen können *lach* Mehr Kapitel wird es noch eine ganze Weile geben – du musst nur ein bissl Geduld haben *zwinka* Jupp, Schneider ist immer eigenartig. Aber zurzeit macht ihm das Gleiche zu schaffen wie Crawford, wobei Schneider auch noch sehr genau weiß, wie es bald enden wird. Und auch wenn er nicht bereut, seine Pläne voranzutreiben, so bedauert er sicherlich ein wenig, Crawford zu verlieren. Er hat es vor kurzem ja selbst gesagt: es gibt kaum einen Menschen, der die Nähe zu seinem Talent auf Dauer erträgt. Es kann nicht einfach sein, jemanden aufzugeben, der davon nicht beeinflusst wird… Schneider ist ein ziemlich getriebener Mensch – und einsam, auch wenn er nicht viel Zeit an diesen Gedanken verschwendet. (Himmel, jetzt tut er mir schon wieder so Leid ^^# *will zum Ausgleich an RftS weiterschreiben*) Und ich freue mich ja so sehr, dass du Schneider inzwischen magst! *knuddel* Er hat es wirklich verdient. *nick* Hoffentlich auf ein baldiges Wiederlesen ^________~ @Leean: Mensch, du bist wirklich flott *Gummibärchen reich* ^^ Der Wandel in Schneiders und Crawfords Beziehung wird zu einem ziemlich abrupten Halt kommen, sobald Crawford ein bissl mehr über bereits vergangene Ereignisse erfährt *räusper* Da Crawford zur selben Zeit sowieso Rosenkreuz verlässt, wäre es mit der Beziehung eh vorbei gewesen, aber so beginnt wenigstens die Entwicklung, um die es Schneider die ganze Zeit ging. Und wenn ich darüber nachdenke, was für eine Art von Mensch er ist bzw. durch die Umstände wurde, sind ihm seine Pläne auf jeden Fall wichtiger als Crawford. ^^# Obwohl ihm Crawford wichtiger geworden ist, als er ursprünglich erwartet hatte. (Nette Parallele zu Crawford und Ran übrigens. So wie einiges. ^.~) Du hast einen Verdacht was Schneiders Intentionen betrifft? Kannst du mir auch sagen, welchen? *neugierig guck* Kannst es mir ja ins GB schreiben *grins* Inzwischen denke ich, ist die Entwicklung in Gegenwart und Vergangenheit nämlich wirklich weit genug, um darauf kommen zu können ^^ Teil 159 „In mir stecken eben lauter unentdeckte Qualitäten“ „Frühstück ist fertig!“ Farf hatte es sich nicht nehmen lassen wollen, Ran persönlich zu wecken und beinahe tat ihm der Rothaarige Leid, der überrascht hochschreckte, als so plötzlich ein schweres Gewicht neben ihm auf dem Bett landete. Aber zumindest fühlte sich Ran nicht für eine Sekunde bedroht, schien innerlich sofort zu wissen, wem er dieses eher unsanfte Erwachen zu verdanken hatte. Und vor Farfarello hatte er irgendwann alle Angst verloren. Wenn auch nicht alle Vorsicht. Sein Grinsen wuchs in die Breite, als der Ire nach Rans Arm griff und seine Miene zeigte nichts von dem momentanen Zusammenkrampfen seines Magens, bei der Vorstellung, wie dieser Unfall auch hätte ausgehen können. Ran befreite sich, lachte aber dabei und Farf sah das als eine Aufforderung für ein Wrestlingmatch an, das schnell gewonnen war, da Rans Muskeln noch nicht besonders wach waren. Zudem war dem Rotschopf gerade aufgefallen, dass er nichts an hatte und er bevorzugte es eindeutig, unter der Decke zu bleiben, statt sich ernsthaft zu wehren. „Ich möchte wieder gegen dich kämpfen. Richtig“, fügte Farfarello noch erklärend hinzu. Dann flackerte die Zunge des Iren über die Stelle von Rans Oberarm hinweg, an der wahrscheinlich nicht einmal eine Narbe zurückbleiben würde. Ran stieg das Blut in die Wangen. „Wenn Crawford nichts dagegen hat.“ Farfarello neigte den Kopf und musterte den Anderen eindringlich. „Du würdest ihn darüber entscheiden lassen?“ „Natürlich.“ Ran schien überrascht, dass Farf überhaupt so eine Frage stellen musste. Das würde Crawford gefallen. Ein innerliches Lachen schüttelte ihn für einen kurzen Moment und plötzlich richteten sich violette Augen auf ihn. „Morgen, Ran-chan.“ Der Jüngere verzog flüchtig das Gesicht. Es machte doch immer wieder Spaß, ihn auf diese Weise zu ärgern. Bevor jedoch eine Reaktion kommen konnte, sprach er an Farfarello gewandt weiter. „Die Messer lässt du lieber stecken.“ Hier war es tatsächlich besser, Crawfords Erlaubnis abzuwarten, auch wenn er das nicht sagte. „Aber wir könnten ihn mit zum Schießstand nehmen.“ Rans Gesicht leuchtete regelrecht auf, was ihn wieder grinsen ließ. Das war beinahe zu einfach. Er genoss die mentale Wärme, die von dem Jüngeren ausstrahlte – keine Schwärze, kein Gewitter – und unterdrückte den Impuls, sich zu den beiden aufs Bett zu gesellen. Crawford würde ihm den Hals umdrehen, egal wie unbeteiligt der Schwarzhaarige reagiert hatte, als es um Yunshiro ging. Hm, sollte er sich eigentlich geschmeichelt fühlen? In grünen Augen glitzerte etwas auf, als ihm bewusst wurde, dass Crawford ja noch gar nichts von Farfarellos Interesse an Ran ahnte. Wenigstens nahm er das an. Eine ironische, nachträgliche Einschränkung. Farf war von seinem Vorschlag genauso begeistert wie Ran und sah ganz so aus, als wollte er den Rothaarigen sofort aus dem Bett zerren. Aber bei aller Vorfreude hatte zumindest Ran seinen unbekleideten Zustand nicht vergessen. Nach einem kurzen Zögern beschloss er Ran zur Hilfe zu kommen, packte seinen Freund an dessen Weste und zog ihn von Ran herunter. Von letzterem erhielt er ein dankbares Lächeln dafür und von Farf einen Biss in den Hals. „Autsch!“, entkam es ihm, bevor er den Schmerzenslaut zurückhalten konnte. Woraufhin die beiden sich ansahen und dann loslachten. „Schuldig hat heute das Frühstück gemacht.“ Farfarello war so freundlich auf Nagis stumme Frage zu antworten, die nur in Form einer hochgezogenen Augenbraue gestellt worden war. „Das kann er?“ Belustigung huschte durch dunkelblaue Augen und auch Ran konnte nicht anders als zu lächeln. „In mir stecken eben lauter unentdeckte Qualitäten.“ Ungerührt lehnte er sich zurück, die Hände hinterm Kopf verschränkend und schenkte Nagi ein breites Grinsen. Der nahm neben Ran Platz und griff nach einem Brötchen. „Sie müssen wirklich sehr gut versteckt sein.“ Das kam so nüchtern, dass es schwierig wurde, die Aussage als Scherz aufzufassen. Ran prustete beinahe in seinen Tee, woraufhin ihr Jüngster ihm ein schnelles Lächeln zuwarf. Wie es aussah, verstanden sich die beiden besser, als ihm recht sein konnte. Er hatte sich noch nie so sehr in der Minderzahl gefühlt. „Möchtest du uns vielleicht nachher begleiten?“, bot er an und wurde prompt misstrauisch gemustert. Womit nur hatte er das verdient… Da wollte er mal freundlich sein und dann so etwas. „Wohin?“ Überraschenderweise lehnte Nagi nicht von vornherein ab. Sein Grinsen meldete sich zurück. „Zum Schießstand.“ „In Ordnung.“ Damit wandte sich Nagi wieder seinem Frühstück zu. Das ging ja schnell. Eigentlich wusste er gar nicht, ob er den Jungen wirklich dabei haben wollte, aber dann fiel ihm ein, wie Nagi sich nützlich machen konnte. Auf diese Weise würde Farf wenigstens Aya fernbleiben. Für dessen geistige Gesundheit konnte das nur gut sein. Er wollte nicht, dass der Ire zu oft an die Vergangenheit erinnert wurde. Schließlich dachte er selbst auch nicht gerne an seine eigene zurück. Farfarellos Hand fand auf einmal seine und drückte sie. >Was ist los?< Er kam ohne Schwierigkeiten zu dem Anderen durch. >Das sollte ich wohl eher dich fragen.< Das bernsteinfarbene Auge hielt ihn fest und selbst wenn er es gewollt hätte, wäre er nicht in der Lage gewesen, den Blick abzuwenden. >Ich habe nur über etwas nachgedacht.< Ein Mundwinkel verzog sich. >Lass das lieber. Deine Stimmung vorher hat mir besser gefallen.< >Bist du neuerdings unter die Empathen gegangen?< >Das ist in deinem Fall nicht nötig.< Ein flüchtiges Grinsen und dann beendeten sie den privaten Austausch, bevor Ran aufmerksam werden konnte. Der sie sowieso schon seltsam ansah. Er überspielte es mit einem Grinsen. „Dann wird das ja ein richtiger Familienausflug. Auch wenn Ran-chan hier sicher Crawford schmerzlich vermissen wird.“ Ran lief rot an, zu überrascht von den Worten, um sich daran zu erinnern, dass er eigentlich nicht mehr verlegen werden wollte. Und auch Nagi bedachte ihn mit einem nicht besonders freundlichen Blick. Vielleicht hätte er das F-Wort nicht in den Mund nehmen sollen. Ein telekinetischer Tritt gegen sein Schienbein unterstrich Nagis Unzufriedenheit und das zumindest machte ihn neugierig genug, um telepathisch nachzuhaken. Oha, anscheinend gefiel es Nagi nicht, dass er Ran aufgezogen hatte. Da hatte sich der Rothaarige ja einen schönen Beschützer angelacht. Und das nach der ganzen Ablehnung, die Nagi anfangs gezeigt hatte. Unwillkürlich lachte er auf. Warum sollte er sich darüber noch wundern. Er hatte doch längst festgestellt, dass sie alle sich verändert hatten. Und eigentlich war das nichts Schlimmes, nicht wahr? Ran stellte sich geschickter an, als er erwartet hatte. Der Rothaarige hatte einen guten Sinn dafür, wo er selbst sich in Bezug zu allem anderen befand und das half ihm, die Zielscheibe mit überraschender Präzision zu treffen. Vielleicht war es eine Folge seines Trainings, vielleicht war Ran aber auch schlicht und einfach ein Naturtalent. Die violetten Augen glitzerten wie von Sonnenlicht getroffene Scherben, als sich der Andere zu ihm umdrehte und ein neues Magazin entgegennahm. Wortlos wandte sich Ran danach wieder dem Ziel zu, so konzentriert, dass er es beinahe schmecken konnte. Und egal ob Ran es sich eingestand oder nicht, es machte ihm Spaß zuzusehen, wie Löcher in das dünne Papier gerissen wurden. Farfarello trat auf einmal näher, stützte von hinten das Kinn auf seiner Schulter ab. >Er ist gut.< Telepathisch konnte man sich im Moment besser verständigen. Als Antwort spürte er den Ansatz eines Nickens. Dann schien Farf kurz nachzudenken. >Er mag es zu kämpfen. Ihm fehlt nur noch das richtige Ziel.< Womit der Ire natürlich nie ein Problem gehabt hatte… Er unterdrückte ein Schnauben. >Crawford kann ihm eins liefern.< >Das ganz bestimmt.< Sich selbst unter anderem… Seine Augen verschmälerten sich, als er an den Abend zurückdachte, an dem Rans Eltern gestorben waren. Und an die Fakten, die Ran noch nicht kannte. Aber er würde keine Wette auf die mögliche Reaktion des Jüngeren abgeben. So verrückt wie der nach Crawford war, würde er ihm wohl alles durchgehen lassen. Ein selbstironisches Lächeln zog an seinen Mundwinkeln. Und könnte er _das_ nicht perfekt verstehen? Ran hatte das nächste Magazin geleert und dieses Mal nutzte er die Gelegenheit, die Haltung des Rothaarigen ein wenig zu korrigieren. Farfarello sah mit einem nachsichtigen Gesichtsausdruck dabei zu, selbst als er Ran näher kam, als unbedingt nötig war. Der das nicht einmal richtig registrierte. Hm… Er ließ eine Hand an Rans Hüfte ruhen, lehnte sich ein wenig gegen ihn. So sehr ihm der Verstand des Jüngeren anfangs Kopfschmerzen bereitet hatte, inzwischen war das anders. Jedenfalls meistens. Etwas zupfte am Rande seiner Aufmerksamkeit. Farf, der ihn mit hochgezogener Augenbraue ansah. Beinahe schuldbewusst rückte er von Ran ab, trennte sich telepathisch aber nicht ganz von ihm, sondern ließ die Hitze weiter auf sich einwirken. Es ging auf Mittag zu, ehe Ran die Waffe aus der Hand legte. Mehr aus Notwendigkeit als dass er wirklich aufhören wollte. Interessiert sah er zu, wie Ran dann zum Nachbarstand ging, wo Nagi übte. Der Junge wollte die Gelegenheit zu trainieren nicht ungenutzt verstreichen lassen, obwohl er es mit diesem Talent kaum nötig hatte. Ran wunderte sich nicht einmal darüber, dass Nagi so gut schießen konnte, hatte es anscheinend aufgegeben, sich den Kopf über solche Dinge zu zerbrechen. Musste der Einfluss von Crawford sein. Der Versuch ihn zu verstehen, würde bestenfalls zu Migräne, aber wahrscheinlicher in den Wahnsinn führen. Er grinste bei diesem Gedanken. Kurz darauf verließen sie gemeinsam das Gebäude und weder Ran noch Nagi hatten wohl erwartet, dass er sie dort so einfach stehen lassen würde. Natürlich gab er ihrem Jüngsten vorher noch ein paar Hinweise, wartete aber nicht ab, bis dieser protestieren konnte. Er lachte erst, als er mit Farfarello außer Hörweite war. Dessen Zähne blitzten flüchtig in einem Lächeln auf, trotzdem schüttelte der Ire den Kopf. „Wie oft soll ich dir noch sagen, dass es keine gute Idee ist, Nagi zu ärgern?“ „Ich habe ihn gar nicht geärgert“, verteidigte er sich. „Es ist ja nicht so, als ob er Ran nicht ausstehen könnte.“ „Hm, weil er all seinen Unmut für dich braucht.“ Grüne Augen begegneten dem belustigten Blick des Anderen. Seit wann eigentlich war Farf so schlagfertig? Er tat das einzig Richtige und streckte seinem Freund die Zunge raus. „Ja, ja. Am Anfang war das Wort. Bis Er merkte, dass es zu laut auf der Welt wurde und Er einigen nur noch kindische Gesten beließ.“ Sprachlos starrte er Farfarello an, der kurz davor stand loszulachen, sich aber um einen ernsthaften Gesichtsausdruck bemühte. „Manchen nahm er anscheinend auch jegliche Möglichkeit zur Kommunikation.“ Er wusste nicht, ob er lachen oder über den Anderen herfallen sollte, bevor der sich noch weiter über ihn lustig machen konnte. Aber etwas in ihm fühlte sich einfach nur wunderbar warm an und war zufrieden damit. Was ihn schließlich als einzige Reaktion lächeln ließ. Und so war es Farfarello, der sich zu ihm herüberlehnte, um ihn zu küssen. „Haben wir jetzt frei?“, wurde er anschließend gefragt. „Noch nicht ganz.“ „Ich dachte, du hättest deine Aufgaben auf Nagi abgeschoben.“ Misstrauisch musterte er den Iren. „Hast du heute Morgen mich und Crawford belauscht?“ „Wäre das besser so?“ Ein raubtierhaftes Grinsen glitt über Farfarellos Lippen und er wusste genau, dass sie jetzt über etwas anderes sprachen. Was ihn ernüchterte. Er schüttelte den Kopf. „Nein, das ist nicht notwendig.“ Seine Fingerspitzen glitten über Farfarellos linke Wange, zeichneten den Rand der Augenklappe nach. Für diesen Ausflug hatte sie nicht abgenommen werden müssen. Auf dem Schießstand kannte man sie als Takatoris Bodyguards. „Was kann er dir eigentlich geben?“, wurde er urplötzlich gefragt. Zum allerersten Mal. „Stille…“, lautete seine ehrliche Antwort. Und vielleicht hätte er es nicht aussprechen sollen, denn damit einher ging die Erinnerung an diese kühle Schwärze, die ihn ganz einfach verschlucken konnte. Unwillkürlich schloss er die Augen, aber die Dunkelheit hinter seinen Lidern war nicht vergleichbar mit dem, was er in Wahrheit suchte. Irgendwie teilte sich dieses Gefühl dem Anderen mit und jetzt waren es Farfarellos Hände, die sein Gesicht einrahmten. „Es ist wirklich zu laut, nicht wahr? Das passt zu Ihm, Er kann auf so viele Arten grausam sein…“ Das Flüstern ließ warmen Atem über seine Haut streichen. Er öffnete nicht seine Augen, spürte, wie Hitze in seine Wangen stieg. Vielleicht hatte er kein Verständnis erwartet gehabt. Er hatte eine Schwäche zugegeben und nichts dadurch verloren. Vielmehr hatte er etwas gewonnen. Warme Lippen trafen auf seine. ~TBC~ Farf und Schuldig überraschen mich doch immer wieder. o.O Aber deswegen mag ich die beiden ja so *lach* *sie knuddel* cya, cu ^-^ Kapitel 160: "Rückblicke LXII - Was hältst du von einer kleinen Jagd, Crawford?" -------------------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 160) Titel: Close Distance Teil: 160/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Langsam sehe ich das Ende der Story, aber ein bissl dauert es noch ^^# Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Und, warste auf der Buchmesse? Ich habe es für ein paar Stunden am Samstag geschafft, auch mal vorbeizuschauen. Diesmal schienen ja noch mehr Leutz im Cosplay rumzulaufen, wirklich toll, was die da so zusammenbasteln. Am besten fand ich ja, dass ein paar auch als Tennisspieler gingen *grins* Hab mir ein Prince of Tennis Wandscroll und ein paar Aufkleber gekauft - natürlich auch PoT ^^ @nai-chan: *grins* Ich gebe zu, den Dialogen im letzten Teil konnte man nicht immer allzu gut folgen. ^^ Das hat man davon, wenn man einen Telepathen und einen Ir(r)en mitspielen lässt *ehe* Und ich selbst davon überrascht bin was die beiden sich ab und zu ausdenken, wundert es mich gar nicht, wenn sie dich auch verwirren ^^° Ich denke, bei Farfarello hängt es damit zusammen, dass dessen Persönlichkeit sich weiter entwickelt (weg von seiner einseitigen Rache an Gott) und Schuldig muss erst lernen, sich darauf einzustellen. Das Problem mit Crawford hängt natürlich auch immer im Hintergrund und jetzt hat sich auch noch Ran mit ins Spiel gebracht… *Kopf schief leg* Irgendwie klingt das alles nicht nach einer Erklärung *drop* @Leean: Immer noch im Stress? Ich hoffe, das bessert sich bald wieder *lieb sag* @Jemma: Dein neuer Nick ist sehr viel praktischer *lach* Jetzt habe ich wenigstens keine Angst mehr, mich dabei zu verschreiben ^^ Jupp, ich sehe Ran natürlich auch am liebsten mit Crawford zusammen, aber wenn Crawford dabei ist, verhält sich der Rest von Schwarz immer ein bissl anders… finde ich jedenfalls. Von daher mal ein wenig Auszeit. Nächste Woche ist Crawford übrigens wieder dabei, allerdings fehlt Ran dann in der Szene ^^°°° Ich verspreche dir aber, dass ich die beiden danach wieder zusammenbekommen werde *nod* Och, Ran ist nicht wirklich blauäugig, was Nagis Schießkünste angeht. Der Junge wohnt immerhin bei _Crawford_ *grins* Und im Übrigen ist das auch nur eine Frage, bei der er noch nicht nachzuhaken wagt. Aber es wird nicht mehr lange dauern, bis er herausfindet, wer Schwarz sind ^^ Mit „Aya“ war im letzten Teil tatsächlich Rans Schwester gemeint. Kennst du den Anime? Farf hatte dort auch eine Schwester und aus diesem Grund will Schu nicht, dass Farfarello Aya zu häufig besucht. Farf verhält sich dann manchmal etwas seltsam – oder seltsamer als sonst… Was deine Frage angeht: Crawford hat noch nicht bewusst darüber nachgedacht, was Farf für Ran empfinden könnte. Was mich nicht wirklich wundert, denn wie wir bereits bei Yunshiro gesehen haben, ist er sich Rans so sicher, dass er bestimmt nicht Unsicherheit darüber empfindet, ob Ran sich vielleicht jemand anderen sucht ^.~ Teil 160 „Rückblicke LXII - Was hältst du von einer kleinen Jagd, Crawford?“ Sie passierten sowohl Empfangsdame als auch die Sicherheitssperre ungehindert. Obwohl sich die Augen des in einen unauffälligen Anzug gekleideten Wachmannes weiteten, als auf dessen Monitor ein lautloser Alarm losging. Niemand würde ihm die Waffe abnehmen, wenn er sich in Schneiders Begleitung befand. In den Augen des Direktors blitzte Belustigung auf, aber er bezweifelte, dass das jemandem außer ihm aufgefallen war. Ansonsten glich Schneiders Gesicht nämlich einer neutralen Maske, auf der sich keinerlei Emotionen abzeichneten. Geführt von Herrn Jansen betraten sie den Expresslift und als sie ihn wieder verließen, geschah das, um in einen mit Stimmengewirr erfüllten Gang zu geraten. „Frau Bremer beaufsichtigt das Tagesgeschäft und behält die Leute gerne im Auge“, bekamen sie erklärt und es klang beinahe wie eine Entschuldigung für die Lärmbelästigung. Schneider wollte alle Abteilungseiter sprechen – an deren Arbeitsplatz – und zuckte daher mit keiner Wimper. Er konnte verschiedene Sprachen unterscheiden, als sie an den offen stehenden Bürotüren entlanggingen. Nach und nach erstarben die Gespräche jedoch und Stille ließ sich nieder, nur vom ungeduldigen Klingeln der Telefone unterbrochen. Niemand schien gewillt abzunehmen. Diese Veränderung rief eine Frau auf den Plan, die mit energischer Stimme zur Weiterarbeit aufforderte. Offensichtlich waren die meisten nicht über Schneiders Besuch informiert worden, die Überraschung war zu deutlich. Und obwohl im internen Bereich auch viele Nicht-Talente eingesetzt waren, war klar, dass fast jeder Schneider erkannte. Oder vielleicht auch nur den Effekt von dessen Talent… Nachdenklich musterte er den Älteren und fragte sich, ob dieser sein Hiersein telepathisch unterstrichen hatte. Wieder begegneten sich ihre Blicke und er hatte seine Antwort. Mit einiger Mühe hielt er seine Mundwinkel unter Kontrolle. Das kaum wahrnehmbare Neigen seines Kopfs gestand Schneider einen Punkt zu, während er schon damit beschäftigt war, hinter den Grund für dieses Verhalten zu kommen. Denn auch wenn sich der Direktor über die Reaktionen der Mitarbeiter zu amüsieren schien, würde er das kaum nur zum Spaß machen. Sprunghaft verbanden sich in seinem Verstand Aktion und Reaktion. Bald würde sich das Gerücht über Schneiders Erscheinen im ganzen Gebäude verbreitet haben. Und die meisten hier waren unvorbereitet. Wenn also jemand ein schlechtes Gewissen hatte, würde er mit höherer Wahrscheinlichkeit in Panik geraten und sich verraten. Entweder durch den Versuch zu verschwinden – was eine spätere Kontrolle des Sicherheitssystems aufdecken konnte – oder schon allein durch dessen Gedanken. Eine Bestätigung für seine Vermutung konnte er sich nicht mehr einholen, denn sie betraten schon das Büro der braunhaarigen Frau, die sich wie erwartet als Frau Bremer entpuppte. Und wieder jemand, der Schneider schon von früher zu kennen schien. Ein Hauch von Nervosität hing plötzlich in der Luft, kaum dass sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte. Er blieb rechts hinter der Schulter des Direktors stehen, als dieser auf dem Besucherstuhl Platz nahm, beobachtete von dort aus, wie die beiden anderen den Schreibtisch umrundeten. Ihre Miene sprach von der Erwartung einer bald stattfindenden Entladung der Anspannung und er fragte sich, wie Schneider früher mit seinen Mitschülern umgegangen war, um jetzt diese Reaktion zu erzeugen. Auf Rosenkreuz rangierten die Gefühle den Direktor betreffend zwar auch zwischen Angst und Nervosität, aber der Unterton war ein anderer. Für eine halbe Ewigkeit schien gar nichts zu passieren, dann ergriff Frau Bremer endlich das Wort. „Ich habe den angeforderten Bericht über meine Abteilung anfertigen lassen. Wünschen Sie eine Schwerpunktsetzung?“ Die dunkelbraunen Augen blieben vorsichtig und von der vorhin gezeigten Energie war nicht mehr viel übrig. Schneider zeigte ein schmales Lächeln, da war er sich sicher. „Gib mir einfach einen Überblick, ich vertraue darauf, dass bei dir alles ordnungsgemäß läuft.“ Auch wenn die Aussage genau so gemeint war, klang ein Hauch von Ironie in den Worten mit. Er konnte sich nicht erklären, warum Frau Bremer ein wenig Farbe im Gesicht verlor oder warum Herr Jansen, der neben ihr stand, plötzlich die Zähne zusammenbiss. Es war einfach, die von Schneider ausgehende Belustigung falsch zu interpretieren, auch wenn seine Vermutung, dass die beiden eine Beziehung hatten, bestätigt wurde. Denn darum ging es hier nicht. Sex war auf Rosenkreuz keine große Sache und hier würde es kaum anders sein, solange die Arbeit nicht darunter litt. Was er den beiden nicht zutraute. Nein, der Hauch von Schärfe in der Belustigung wies auf etwas völlig anderes hin – und er hatte keine Ahnung, was das sein könnte. Frau Bremer stürzte sich in ihren Bericht, anscheinend wild entschlossen, sich keine weitere Blöße zu geben. Das Amüsement wurde stärker, beinahe greifbar und seine Fingerspitzen begannen in dem Wunsch zu kribbeln, Kontakt zu Schneider herzustellen. Physischen. Hastig kickte er das Verlangen dorthin zurück, wo es hergekommen war und schloss die Tür dahinter. Schneider lehnte sich ein wenig zurück, nur eine minimale Bewegung, aber erkannte die Antwort darin trotzdem. Ein schmales Lächeln zupfte an seinen Mundwinkeln, bevor er seine Aufmerksamkeit voll und ganz auf Frau Bremer richtete. Der Rest des Vormittags verstrich rasch, denn sein Interesse an den internen Vorgängen sorgte dafür, dass er keine Langeweile empfand. Und selbst wenn es nicht so gewesen wäre, hätten schon die Reaktionen der anderen Abteilungsleiter auf Schneider ausgereicht, um für ausreichend Abwechslung zu sorgen. Die schienen der Ansicht zu sein, dass der Direktor nach etwas Bestimmten suchte und fürchteten den Moment, da er es finden würde. Erst zur Mittagszeit war er wieder allein mit Schneider – oder so allein, wie man an einem separierten Tisch sein konnte. Herr Jansen hatte nicht einmal gefragt, ob sie für sich zu essen wünschten, sondern sie gleich zu diesem Tisch geführt und sich dann rasch verabschiedet. Eisblaue Augen musterten ihn über die Teller hinweg. „Und, wie lautet deine Einschätzung?“ „Ich hatte nicht den Eindruck, dass jemand etwas zu verbergen versuchte. Zumindest nichts Wichtiges.“ Er neigte den Kopf ein wenig. „Ihnen gegenüber wäre der Versuch sowieso zum Scheitern verurteilt.“ Das ließ sein Gegenüber lächeln. „Anzunehmen. Ich sollte wohl zufrieden sein, dass meine Auswahl damals richtig gewesen war.“ „Aber Sie hatten sich doch sicher überprüft.“ „Ja. Du darfst jedoch nicht vergessen, dass Menschen sich auch ändern können“, machte Schneider ihn aufmerksam und der Ausdruck in dessen Augen ließ seinen Mund trocken werden. Warum nur hatte er plötzlich das Gefühl, Schneider würde über ihn sprechen? Seine Hand umschloss das Wasserglas, ehe ihm die Bewegung überhaupt bewusst wurde und die überraschende Kälte ließ ihn unweigerlich stocken, bevor er das Glas an die Lippen führte. Ohne dass ihre Blicke voneinander abließen nahm er einen Schluck, froh über die kühle Flüssigkeit. „Natürlich“, gestand er zu, mit immer noch rauer Stimme. Er weigerte sich, sich zu räuspern und redete dann schnell weiter. Auf einmal konnte er sich gut in Frau Bremers Lage vorhin hineinversetzen. „Sind die anderen Mitarbeiter genauso zuverlässig oder hat sich jemand verraten?“ Das Lächeln war zurück. „Du warst wirklich schnell dahinter gekommen.“ So nahe an einem Lob, wie Schneider dem wohl jemals kommen würde. Der Ältere griff nach dem Besteck und forderte ihn mit einem schnellen Blick auf, ebenfalls mit dem Essen zu beginnen. Er tat es, wartete aber weiterhin auf seine Antwort. Schneider schien für einen Moment über irgendetwas nachzudenken, dann richteten sich die eisblauen Augen wieder auf ihn. „Jemand entzieht sich immer wieder meinem Zugriff, als würden die Schilde sich neu konfigurieren, sobald sie meine Anwesenheit bemerken.“ Davon hatte er noch nie etwas gehört. „Ein Talent.“ „Ich gehe davon aus. Und zwar eines, das nicht Rosenkreuz durchlaufen hat.“ Das war interessant – und beunruhigend. „Können Sie ihn lokalisieren?“ „Nicht mit Sicherheit.“ Schneider sah bei diesem Eingeständnis beinahe ein bisschen frustriert aus. Eine steile Falte erschien zwischen dessen Augenbrauen, bevor sich die Züge des Direktors wieder entspannten. „Gib mir etwas Zeit.“ Mit einem kaum merklichen Lächeln. Und stillschweigend beendeten sie ihr Essen. Herr Jansen erschien wie auf ein stummes Signal hin, kaum dass sie fertig waren. „Die Ausgänge wurden wie angewiesen gesperrt, ebenso die Sicherheitstüren zu den Treppenhäusern. Die Fahrstühle sind außer Betrieb.“ „Sehr gut.“ Schneider erhob sich und das Lächeln, mit dem er jetzt bedacht wurde, hatte etwas Wölfisches. Er folgte dem Älteren zu den Fenstern, war sich der Blicke in seinem Rücken mit jedem Schritt bewusst. Auch wenn die anderen Leute Abstand hielten, verloren sie die Tatsache von Schneiders Anwesenheit nie aus dem Bewusstsein. „Was hältst du von einer kleinen Jagd, Crawford?“ Gegen die Scheibe gesprochen. Und doch schienen ihn die eisblauen Augen genau anzusehen. „Sehr viel.“ Die Frage, die ihm auf der Zunge gelegen hatte, verschluckte er wieder. Tot oder lebendig… Ersteres natürlich. Denn wenn nicht einmal Schneider durch die Schilde des Talentes kam, wer sonst sollte es dann schaffen. Vielleicht, wenn er sah, dass ein Verhör erfolgreich sein würde… Doch er hielt es nicht für sehr wahrscheinlich. Vom Direktor kam Zustimmung, noch bevor dieser sich zu ihm umdrehte. Und dann begegneten sich ihre Blicke tatsächlich. „Du wirst das hier benötigen.“ Automatisch hielt er die Hand auf, nahm das von Schneiders Körper gewärmte Stück Metall entgegen. Oval, kaum größer als eine Münze und auch nur ein wenig dicker. Hinter sich hörte er Herrn Jansen tief einatmen, erschrocken oder vielleicht überrascht. Seine Finger schlossen sich um die sich unglaublich samtig anfühlende Oberfläche und nur noch die Kette war zu sehen. Schneiders Kette. Der Direktor legte sie nie ab. Und damit meinte er nie. „Noch ist er nutzlos für dich.“ Damit legte sich eine Hand auf seine Stirn und ein heißes Feuer brannte sich durch seinen Verstand. Anschließend fühlte er sich seltsam, nicht mehr ganz er selbst. Schneider schien auf etwas zu lauschen, nickte schließlich zufrieden. „Gut. Es wird nicht lange vorhalten, also lass dir nicht zu viel Zeit.“ „Jawohl, Herr Schneider.“ Damit wandte er sich ab und ging auf den Ausgang zu, denn irgendwelche Fragen waren überflüssig. Schneider hatte ihm die benötigten Informationen mitgeliefert. Den Abdruck der Hand, der immer noch auf seiner Haut zu glimmen schien, ignorierte er. Die Kette schloss er um seinen Hals, noch bevor er die Kantine verlassen hatte. Draußen vor den Fahrstühlen hatten sich bereits einige Mitarbeiter versammelt. Sie waren sehr ruhig, denn sie wussten, was die jetzt leuchtenden gelben Lampen zu bedeuten hatten, selbst wenn sie den Grund für diese Maßnahme nicht kannten. Gesichter wurden ihm zugewandt, als er in Richtung Treppenhaus ging. Zunächst sagte niemand etwas, er wurde als Schneiders Begleiter erkannt. Aber einer fasste sich schließlich ein Herz. „Wir befinden uns gerade in einem Lockdown. Solange diese Lampen an sind, können Sie diesen Ausgang nicht benutzen.“ Er hielt inne, die Hand bereits nach dem Türknauf ausgestreckt, kurz davor, ihn zu berühren. „Ist das so?“ Ohne sich zu dem Sprecher umzudrehen. Und dann führte er die Bewegung zu Ende. Ein lautes Klicken ertönte, der Knauf ließ sich ohne Probleme drehen, dann war er auch schon durch die Tür hindurch. Die aufgeregten Stimmen hinter ihm endeten wie abgeschnitten, sobald sie wieder geschlossen war. Er gab ein leises Schnauben von sich. Sollten sie sich doch den Kopf darüber zerbrechen, wie er das geschafft hatte. Trotz des Spottes wanderte seine Hand aber wie aus eigenem Willen zu seinem Hemd und durch den dünnen Stoff hindurch tastete er den unauffälligen Codegeber ab. Seine Augen schlossen sich kurz, als er tief durchatmete. Er war sich sicher, dass Schneider ihm den niemals hätte geben sollen. Es musste allen Richtlinien widersprechen. Dann riss er sich zusammen und machte sich auf den Weg. Dank Schneider wusste er, wo sein Ziel zu finden war und es konnte nicht mehr entkommen. Ein sehr kaltes Lächeln glitt über seine Lippen. Als er das Treppenhaus verließ, waren die Leute dort nicht weniger überrascht, als jene, die er eben zurückgelassen hatte. Es dauerte nicht lange, bis der Abteilungsleiter vor ihm stand. „Kann ich Ihnen helfen?“ Der Blick des Älteren flackerte nervös zu der Tür, durch der er eigentlich gar nicht gekommen sein _konnte_. „Ich bin auf der Suche nach einem Ihrer Mitarbeiter. Und nein, ich kenne seinen Namen nicht, werde ihn aber zweifellos erkennen.“ Er spürte Schneiders Präsenz und der Telepath konnte ihm die weitere Richtung weisen, ihn als Fixpunkt benutzend. Seine Füße trugen ihn von ganz allein vorwärts, bis er vor einem Büro ankam, in dem trotz der Umstände noch gearbeitet wurde. Der Abteilungsleiter war ihm gefolgt, wollte zweifellos mehr erfahren. Aber er hatte ihm nicht mehr anzubieten. Braune Augen schweiften langsam über die vier Personen hinweg, die sich im Büro befanden und inzwischen kaum den Auflauf ignorieren konnten, der sich allmählich vor der Tür bildete. Es war ihm egal, ob er Zuschauer hatte. Ein letztes Mal noch wandte er sich an den Abteilungsleiter, bevor er den Raum betrat. „Ich muss mich wohl korrigieren. Ich bin auf der Suche nach einer Ihrer Mitarbeiter_innen_.“ Es befand sich genau eine Frau unter den Vieren und diese sprang nun auf, mit einem entschlossenen Ausdruck im Gesicht. Er hatte die nächste Bewegung schon vorhergesehen. Die Waffe lag längst in seiner rechten Hand und ohne zu zögern zog er durch. Die Kugel ging geradewegs durch ihre Kniescheibe. „Wohin denn so eilig?“ ~TBC~ So, damit habt ihr nicht nur Martin (Herrn Jansen), sondern auch Petra (Frau Bremer) getroffen. ^^ Die beiden spielen auch in „RftS“ mit. Und da diese Geschichte teilweise Parallelen zu „CD“ aufweist, musste ich sie natürlich hier auch mal auftreten lassen *grins* cya, cu ^-^ Kapitel 161: "Crawford ist nicht nett" -------------------------------------- Close Distance (Teil 161) Titel: Close Distance Teil: 161/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Mm, das Gespräch zwischen Ran und Nagi hat mir wirklich gefallen ^___^ Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 (endlich wieder aktuell) Greetings: @Andromeda: Hey, bloß nicht übertreiben. *knuffel* Aber ich habe das Gefühl, dass ich irgendwie für dich mitschlafe *lach* Ich sage dir, in den letzten Tagen habe ich so viel gepennt wie seit Ewigkeiten nicht mehr – obwohl ich eigentlich nichts Anstrengendes zu tun hatte o.O Petra musste einfach sein, denn sie gehört zu Martin. Gut dass sie dir sympathisch ist, denn obwohl sie in CD keine große Rolle spielt, ist sie in der neuen FF häufiger dabei. Mir ist es bisher kaum aufgefallen, aber ich habe wirklich kaum weibliche Charaktere eingebaut ^^° In RftS werden es auch nicht viel mehr sein… Aber ein bissl werde ich mich bessern *nod* Dann erhol dich mal schön ^________^ Bei mir geht nächste Woche die Uni wieder los und dieses Mal haben sie so früh mit dem Einschreiben angefangen, dass ich bereits alle meine Kurse bestätigt bekommen habe ^^ @Jemma: *lach* Ich freue mich immer wieder, wenn jemand sagt, dass ihm Schneider sympathischer wird ^___^ Schließlich wird er in RftS neben Brad der zweite Hauptcharakter sein. Und ja, das ist auch eine Fanfic. Heißt „Reaching for the Stars“ und ich werde sie veröffentlichen, nachdem ich CD beendet habe. Im Prinzip fängt sie zeitlich wie der Vergangenheitskapitel von CD an (als Brad etwa 10 Jahre alt ist) und entwickelt sich von dort an zu einer AU. Schneiders Background wird auch ein bissl anders sein, aber beide werden sich auf Rosenkreuz treffen – und natürlich werden auch ein paar alte Bekannte aus CD drin auftauchen ^^ Du glaubst ganz richtig *grins* Schneider mag Crawford wirklich. Ich habe ja bereits geschrieben, dass Crawford zu den wenigen Personen gehört, die Schneiders Talent ertragen. Und davon abgesehen gefällt Schneider auch Crawfords Charakter. Aber das Problem ist, dass dem Direktor seine eigenen Ziele am wichtigsten sind, wie du noch merken wirst ^^# (das ist der Hauptgrund, warum ich RftS angefangen hab – ich musste die beiden irgendwie zusammenbringen und in CD war das unmöglich…) Natürlich hat niemand eine Chance gegen die vereinten Kräfte von Crawford und Schneider. Ich kann dir schon mal sagen, dass die Frau nicht lange unter ihrem kaputten Knie zu leiden haben wird ^.~ Mm, ich habe ne Übersicht zu den Anime-Folgen aus dem Net, die einigermaßen akkurat ist. Da kannste dir dann raussuchen, was die wichtigsten Folgen sind, um CD zu verstehen ^^ Ich schicke sie dir per ENS *nod* Teil 161 „Crawford ist nicht nett“ Nagi sah den beiden mit einem undurchdringlichen Gesichtsausdruck hinterher, was ihn unwillkürlich lächeln ließ. „Ich kann meine Schwester auch alleine besuchen gehen“, bot er an. Der Jüngere wandte sich ihm zu und schüttelte den Kopf. „Ich komme gerne mit.“ Soweit er das beurteilen konnte, meinte Nagi es sogar ernst. Obwohl ein Schatten über die dunkelblauen Augen flog. Und auch wenn er sich vorgenommen hatte, keine Fragen zu stellen, war es in diesem Fall vielleicht möglich. Er wartete, bis sie die U-Bahnstation fast erreicht hatten. Oder vielmehr brauchte er so lange, um sich zu einer Frage durchzuringen. „Wieso wohnst du eigentlich bei Crawford?“ Es war offensichtlich, dass da keine verwandtschaftlichen Beziehungen bestanden. Nagi warf ihm einen schnellen Seitenblick zu. „Er ist mein Vormund.“ Und nach einer kurzen Pause: „Ich habe keine Eltern mehr.“ Vielleicht hätte er bei seinem Vorsatz bleiben und den Mund halten sollen. Seine Kehle verengte sich, als er gezwungen wurde, sich mit seinem eigenen Verlust auseinanderzusetzen, bevor er dieses Wissen wieder in einen dunklen Winkel seines Gedächtnisses verdrängen konnte. Er wünschte sich, Crawford wäre jetzt an seiner Seite und er wusste nicht, was er sagen sollte. Schließlich versuchte er es mit einem halbherzigen Scherz. „Wie nett von ihm, dich aufzunehmen.“ Nagis Mundwinkel zuckten. „Crawford ist nicht nett.“ Ja, weil er es nicht nötig hatte. Und dennoch… Sie teilten einen langen Blick und schienen dasselbe zu denken. Er lächelte, forderte Nagi mit einem leichten Neigen des Kopfes zum Weitersprechen auf. „Immerhin kann ich ihm bei seiner Arbeit helfen.“ Auch Nagis Lippen kurvten in ein Lächeln und die Finger des Jüngeren klopften einen schnellen Rhythmus gegen dessen Hose. Er erinnerte sich an Yunshiros Begeisterung. „Mit dem Computer, ja?“ An die anderen Bilder, die zusammen mit dem Gesicht seines Freundes auftauchten, wollte er lieber nicht denken. „Unter anderem.“ Belustigung schwang in den Worten mit und er hatte das dumme Gefühl, dass er mehr gar nicht wissen wollte. Er ließ das Gespräch vorläufig einschlafen, ignorierte Nagis wissenden Blick. Die U-Bahn war nicht so voll wie zu den Stoßzeiten, aber beengt genug, um sich klaustrophobisch zu fühlen. Wenigstens trat ihnen niemand auf die Füße oder rempelte sie an. Vorsichtig öffnete er Ayas Faust und überprüfte, ob der Ohrring noch darin lag. Das golden schimmernde Stück Metall verschaffte ihm eine gewisse Beruhigung und als er ihre Finger wieder darum schloss, schien es, als würde ein Teil seiner Selbst damit weggeschlossen. Die Verbindung, sie konnte keine reine Einbildung sein. Irgendwie spürte er Aya und konnte nur hoffen, dass es umgekehrt genauso war. Nagi hatte sich schweigend Ayas Bett genähert und sie sehr lange einfach nur angesehen, ausdruckslos. Ob er an die Familie zurückdachte, die er nicht mehr hatte? Er wurde an Schuldig erinnert, der seine Schwester verloren hatte und ihm kam der Gedanke, dass das vielleicht sie alle verband. Auch wenn er sich nicht sicher sein konnte. Er öffnete den Mund, um eine entsprechende Frage zu formulieren, suchte noch nach den richtigen Worten, als ihn Nagis Bewegung stumm bleiben ließ. Der Jüngere griff nach Ayas Hand und schloss die Augen, schien in sich hineinzuhorchen. Aus irgendeinem ihm nicht erklärlichen Grund glaubte er ein sanftes Prickeln zu spüren, dort wo Farfarellos Messer ihn verwundet hatte. Er schob das Gefühl beiseite, um weiter Nagi zu beobachten, auch wenn rein gar nichts passierte. Und was erwartete er auch anderes? „Vermisst du sie?“ Nagis Stimme riss ihn aus seiner inneren Verwirrung. „Ja.“ Seine Antwort kam ohne jede Verzögerung, doch etwas in ihm schob ein leises, unausgesprochenes ‚Aber’ hinterher. Er wurde blass, was Nagi nicht entging. Der Jüngere musterte ihn nachdenklich. „Du denkst daran, dass du Crawford nur wegen dieses… Vorfalls näher kennengelernt hast, nicht wahr?“ Er konnte nur nicken, als er zum ersten Mal ausgesprochen hörte, was er kaum vor sich selbst zuzugeben wagte. „Ich könnte dir jetzt sagen, wie unsinnig es ist, so zu denken. Dass es einfach geschehen ist und was danach kam, nichts damit zu tun hat.“ Ein kaum sichtbares Lächeln umspielte Nagis Lippen, humorlos. „Aber vielleicht liegst du mit deinem Gefühl ganz richtig. Und dann bleibt nur die Frage offen, was dir wichtiger ist.“ Sein Herz klopfte, viel zu schnell und Übelkeit begann sich in ihm auszubreiten, durchschwemmte seinen Körper. Trotzdem blieb er aufrecht stehen, als würde ihn eine unsichtbare Kraft festhalten. Nagi kam auf ihn zu, blieb genau vor ihm stehen und die dunkelblauen Augen brannten sich in seine, wollten eine Erinnerung hervorrufen, die es niemals in sein Bewusstsein schaffte. „Alles hat seinen Preis, Ran. Wie viel bist du für Crawford zu opfern bereit? Er ist kein netter Mensch, das habe ich vorhin vollkommen ernst gemeint.“ „Hast du etwas geopfert?“ Rau. Wieder ein Lächeln und das hier enthielt sogar ein wenig Belustigung. „Ja, aber nicht so wie du.“ Nagi wirkte viel zu alt, älter als manche Erwachsene jemals wurden. Die Übelkeit verschwand und ließ nur Erschöpfung sowie einen feinen Schweißfilm auf seiner Stirn zurück. Die Kälte, die seit Wochen in ihm wohnte, kreiste durch seine Adern, blitzte in Form gebrochenen Eises in violetten Augen. Er fühlte sich taub. „Es ist mir egal.“ Mit einem schiefen Lächeln. „Letztendlich ist es mir wirklich egal, ob es mir nun gefällt oder nicht. Du warnst mich, Crawford warnt mich, selbst Yunshiro. Und ich sage es mir selbst. Aber sogar wenn ich alle Antworten hätte, würde das nichts ändern.“ Naig schien von diesen mühsam hervorgebrachten Worten überrascht – und dann auch wieder nicht. „Bist du dir sicher?“ Jetzt verlor sich sogar die Kälte und was übrig blieb – war nicht viel. Schwäche vielleicht, wo es ihn nach Stärke verlangte. Er zuckte mit den Schultern. „Was ist schon sicher.“ Seine Rechte formte eine Faust, die er gleich darauf öffnete, die Finger etwas spreizend. Und sie beide verstanden diese Geste, sahen die Reste eines einst normalen Lebens dazwischen zu Boden rieseln. Nagi lachte ein kurzes aber echtes Lachen. „Manchmal scheint es mir Schicksal zu sein, dass du bei uns gelandet bist. Das Problem ist nur, dass ich gar nicht an Schicksal glaube.“ Damit ging Nagi zur Tür, hielt noch einmal inne, bevor er sie öffnete. „Vergiss nicht, dass du heute noch ins Café musst.“ Und damit verschwand er endgültig. Wie erstarrt sah er ihm hinterher, dann auf die wieder geschlossene Tür. Und als er zu sich selbst zurückfand, geschah das mit einem Kopfschütteln, als müsste er einen Traum abschütteln. Hatte er Nagi jemals lachen sehen? Über ihre Unterhaltung konnte er nicht nachdenken. Noch nicht. ****** „Wo hast du denn Ran gelassen?“ Er blickte auf die Uhr, dann wieder zu Farfarello, der ihm die Tür geöffnet hatte, bevor er überhaupt daran denken konnte, Telekinese einzusetzen. „Ich nehme an, dass er inzwischen zu Hause ist.“ Kurz war er selbst davon überrascht, wie spät es bereits war, doch er schob den Gedanken beiseite. „Darf ich jetzt reinkommen?“ Farfarello grinste kurz und trat endlich beiseite. „Manchmal bekomme ich den Eindruck, du entwickelst ein bisschen zu viel Interesse an ihm“, murmelte er sich vor sich hin, während er seine Schuhe wegstellte. „Zu viel? Ist das möglich?“ Der Ire schloss die Tür. „Wenn du Crawford nicht in die Quere kommen willst…“ „Und wer wäre verrückt genug, _das_ zu tun.“ Farfarello grinste wieder, die Zähne sehr weiß. Er verdrehte nur die Augen. Farfarello schien sich allmählich Schuldigs dumme Sprüche anzugewöhnen. Und das, wenn einer von der Sorte mehr als genug war. „Ich bin getroffen, Nagi-chan.“ Wenn man vom Teufel spricht – oder auch nur an ihn denkt. Er baute seinen Block auf. „Guten Abend, Schuldig.“ Der Orangehaarige verschwand wieder in die Küche, wo die Mikrowelle gerade piepte. „Warum so kühl? Sauer, weil ich dich mit Ran alleine gelassen hab?“ Er hielt ein genervtes Seufzen zurück. „Warum sollte ich? Wenigstens musste ich dich dadurch nicht mehr ertragen.“ Von Farfarello kam ein Lachen, bevor der sich an ihm vorbeischob, um ebenfalls in die Küche zu gelangen. Dort griff er nach einem Apfel und begann ihn zu schälen. „Punkt für ihn, Schuldig.“ Grüne Augen huschten zu dem Messer und versuchten keine Besorgnis zu offenbaren. Aber sein Talent fing die zurückgehaltene Bewegung auf, den Wunsch, Farfarello das Messer abzunehmen. Und das ließ ihn Platz nehmen, statt nach oben auf sein Zimmer zu gehen, um das neue Programm auszuprobieren, nach dem er die halbe Stadt abgesucht hatte. „Ja, Punkt für Nagi.“ Er erhielt ein unerwartetes Lächeln, dann wurde ein Teller vor ihm abgestellt. Farfarello war inzwischen fertig, drittelte den Apfel und gab jedem einen Teil, legte dann das Messer in die Spüle. Prompt entspannte sich Schuldig kaum merklich. „Was habt ihr eigentlich heute gemacht?“ „Den Bruder des Koalas besucht.“ Der Telepath machte sich nicht die Mühe, mit dem Kauen aufzuhören. Aber er sollte von Schuldig nicht ausgerechnet Tischmanieren erwarten, wenn der schon keine Manieren im Allgemeinen hatte. „Man sollte meinen, dass Perser wenigstens etwas Grips abbekommen hat, so als Ausgleich für diesen Idioten von Bruder. Aber die haben beide eine Schraube locker.“ Farfarello biss geräuschvoll in seinen Apfel und irgendwie hatte er den Eindruck, etwas anderes sollte da gerade zermalmt werden. „Perser hat seinen Neffen zum Killer erzogen, damit der eines Tages Takatori töten kann. Und das Ganze nur, weil sich Mamorus Mutter nicht entscheiden konnte und mit beiden Brüdern anbandelte.“ Mamoru? Ach so, Schuldig sprach von Bombay. Er bezweifelte, dass die Geschichte ganz so gelaufen war, wie Schuldig sie gerade erzählte, aber sie war der Wahrheit nahe genug, um ihn aufmerksam zuhören zu lassen. Der Orangehaarige leerte sein Glas in einem Zug, sprach dann weiter. „Sie hat sich aufgehängt, nach Mamorus Entführung, weil Takatori sich weigerte, das Lösegeld zu zahlen. Und das war es dann. Perser hat das seinem Bruder nie verziehen.“ Diese Familie war wirklich seltsam. Statt ihre Kräfte zu bündeln, zerrissen sie sich gegenseitig. Nach dem, was er über Rosenkreuz gehört hatte, würden sie eine solche Verschwendung nicht dulden. Wobei er gerne darauf verzichtete, sich davon persönlich zu überzeugen. Aber SZ arbeitete auch mit solchen inkompetenten Idioten wie Takatori zusammen, um ihre Ziele zu erreichen. Nicht ihr einziger Fehler, sonst hätte Schwarz wohl kaum den Weg eingeschlagen, der zu- Er stoppte sich selbst bei diesem Gedanken, suchte hastig nach etwas Unverfänglichem. „Warum hast du Perser eigentlich ausgehorcht?“ Schuldig zuckte mit den Schultern. „Unser großer Anführer will die Infos haben.“ „Und du hast sie pflichtschuldigst sofort besorgt.“ Ein breites Grinsen antwortete ihm. „Natürlich. Ich lebe, um zu dienen.“ „Das wäre mir neu“, klang auf einmal eine Stimme von der Küchentür her auf und der Blick grüner Augen fixierte sich auf etwas hinter ihm. Oder vielmehr jemanden. Das Grinsen blieb für einen Moment unverändert, glitt dann in eine künstlich verletzte Miene hinüber. „Ich fühlte mich heute so was von missverstanden.“ Farfarello war der einzige, der leise lachte. Doch zumindest bildete sich ein schmales Lächeln um Crawfords Mund. „Da du anscheinend so arbeitswütig bist, besorgst du mir noch Takatoris Sicht der Dinge.“ Schuldig deutete einen Salut an. „Dann kann ich gleich die Mitarbeiter in der Kantine wieder mit meiner Anwesenheit beglücken.“ „Du willst dem Kammerjäger mehr Arbeit verschaffen?“ Crawford klang amüsiert. „Alles, um die Konjunktur anzukurbeln.“ Crawford kam später auf sein Zimmer und im ersten Moment kam ihm etwas anders vor, bis ihm bewusst wurde, dass er inzwischen fast automatisch Rans Anwesenheit mit der von Crawford verband. Manchmal sorgte sein Talent schon für merkwürdige Reaktionen… Der Ältere sah ihn an, als wüsste er, was ihm gerade durch den Kopf ging und bewies es mit den gleich darauf folgenden Worten. „Ran kommt später. Er hat seine Schulsachen nicht hier.“ Mangels einer anderen Sitzgelegenheit nahm Crawford auf der Kante seines Bettes Platz. „Du warst heute mit ihm bei Aya?“ Nicht ganz eine Frage. „Ja, ich habe…“ Er zögerte, setzte dann neu an. „Ich glaube, ich kenne die Ursache für ihr Koma. Ein Gehirntrauma, es muss bei dem Sturz passiert sein, nachdem sie angeschossen wurde.“ Braune Augen hielten seinen Blick fest, während Crawford sich das durch den Kopf gehen ließ. Er konnte nicht abschätzen, wie neu diese Information für den Anderen war. Schließlich neigte Crawford den Kopf ein wenig zur Seite. „Könntest du sie heilen?“ „Womöglich.“ Er atmete etwas zu laut aus, lächelte flüchtig. „Ich habe mit dieser neuen Fähigkeit noch nicht besonders viel Übung, wie du dir sicher denken kannst.“ Crawford erwiderte das Lächeln. Bis er selbst eine Frage stellte. „Möchtest du überhaupt, dass ich es kann?“ ~TBC~ Da ich inzwischen (in meinem Block) so ziemlich am Ende der Fanfic angelangt bin, wäre ich dankbar, falls jemandem noch offene Fragen einfallen. Dann kann ich prüfen, ob ich auch nichts vergessen habe. Die offensichtlichste (nach Schneiders Motiven) vergesse ich natürlich nicht *lach* cya, cu ^-^ Kapitel 162: "Rückblicke LXIII - Für wen tötest du?" ---------------------------------------------------- Close Distance (Teil 162) Titel: Close Distance Teil: 162/20x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Wie beim letzten Mal: falls jemandem offene Fragen einfallen zu der Story, einfach melden ^^ Mit den Vergangenheitskapiteln bin ich jetzt im Prinzip fertig und in der Gegenwart fehlen auch nur noch ein paar *nod* Daher gibt es jetzt auch eine erste ungefähre Schätzung der schlussendlichen Anzahl von Kapiteln *ein paar Zeilen höher deut* *grins* Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @all: Ich wünsche euch ein schönes Osterfest! ^____________________^ @Andromeda: Ich verspreche dir, ganz bald auf den GB-Eintrag zu antworten *nod* Ich habe jetzt auch „Wächter der Nacht“ und die Folgebände *grins* und bin fleißig am Lesen (wenn ich nicht gerade durch Fanfics abgelenkt werde ^^°) @nai-chan: *lach* Da sich ein Sichtwechsel immer mit „******“ ankündigt, sollten diese eigentlich so schwer zu bemerken sein. Ich weiß aber, dass es nicht immer leicht ist zu wissen, zu wem ich eigentlich wechsele *ehe* Und ich freue mich zu hören, dass du den Dialogen leichter folgen konntest ^^ *knuffz* Kann natürlich selbst schlecht beurteilen, ob ich diesmal einfach verständlicher geschrieben habe… o.O Hm, Nagi hat wirklich eine gute Frage gestellt. Im Grunde dürfte Ayas weiteres Schicksal Crawford so ziemlich egal sein, sobald sie ihre Aufgabe erfüllt hat. Aber dann stellt sich die Frage, ob er sie nicht vielleicht Ran zuliebe geheilt sehen will. Und wenn man eine Stufe weiterdenkt: wenn ihm Ran genug bedeutet, dass Aya gesund werden soll und sie wird es tatsächlich - müsste Ran dann nicht Schwarz den Rücken zukehren und bei ihr bleiben? (Du kannst dir sicher denken, dass es für Schwarz dumm wäre in Japan zu bleiben, wenn ihre Pläne aufgehen ^.~) Aber dann wäre Crawford ja Ran los. *gg* Und das Ganze lässt sich noch weitertreiben, sage ich dir. Jetzt siehst du mal, womit ich mich herumschlagen muss, bloß weil mein Gehirn manchmal nicht weiß, wann es genug ist. ^^# Und genau aus diesem Grund kannst du darauf wetten, dass Nagi keine klare Antwort von Crawford erhalten wird. Teil 162 „Rückblicke LXIII - Für wen tötest du?“ Sie sank zu Boden, umklammerte ihr Knie, was allerdings nicht das Blut davon abhielt, zwischen ihren Fingern hervorzuquellen. Schock und Adrenalin sorgten dafür, dass ihr der Schmerz noch nicht wirklich bewusst war, aber das würde sich bald ändern. „Warum haben Sie das getan?“ Der Abteilungsleiter schien fassungslos. Er achtete nicht auf ihn. „Sie wollten doch nicht etwa einem Gespräch ausweichen?“ Mit der Waffe zwang er das Kinn der Frau hoch, ungeachtet der Tatsache, dass der Lauf noch nicht abgekühlt war. Dunkle Augen erwiderten seinen Blick wütend. „Wer sind Sie?“ Die Stimme klang wie seine eigene, aber es war fast so, als würde er sich selbst beobachten, als er das fragte. Einen Schritt neben sich. Und dann wusste er auch schon, warum das so war. Schneiders Präsenz wurde für ihn deutlich fühlbar, als der Telepath ihn als Relais benutzte. „Scher dich zum Teufel!“ Sie brachte die Worte zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und das Lächeln, das daraufhin über seine Lippen glitt, war nicht sein eigenes. Und einen Atemzug später war da nur noch das Toben von Energie. Keine Bedrohung für ihn, aber der Körper der Frau versteifte sich. Dunkle Augen weiteten sich, wurden starr. Dann fiel sie regelrecht in sich zusammen. Er musste sie nicht berühren, um zu wissen, dass sie tot war. „Wie schade…“ Seine Waffe wegsteckend, sah er einmal in die Runde. Jeder wich seinem Blick aus. „Herr Schneider müsste jeden Moment hier sein, der Lockdown wurde aufgehoben“, informierte er sie trotzdem. Und tatsächlich hatten sie nicht lange zu warten. Der Direktor ging neben der Leiche in die Hocke, sorgfältig darauf bedacht, nicht in die Blutlache zu treten. Er überprüfte etwas in ihrem Mund, bevor er sich mit einem nachdenklichen Gesichtsausdruck wieder aufrichtete. „Es war Gift. Lässt sich nicht ändern.“ Die anderen sahen so aus, als wären sie nicht ganz von der Todessache überzeugt. Er musste ein Lachen unterdrücken. Denn Schneider war in diesem Fall wirklich unschuldig. Sein Talent hatte ihm verraten, dass die Frau diesen Ausweg wählen würde und er hatte keinen Grund gesehen, sie davon abzuhalten. Der Ältere wandte sich ihm zu und eisblaue Augen sahen ihn amüsiert an. „Noch irgendetwas von Interesse?“ „Sie hat eine Waffe versteckt, in der untersten rechten Schreibtischschublade.“ Danach hatte sie vorhin greifen wollen, bevor sein Schuss sie aufgehalten hatte. „Aber das ist unmöglich“, protestierte der Abteilungsleiter, verstummte abrupt, als Schneider besagte Schublade öffnete und eine Pistole hervorholte, die nur aus den notwendigsten Teilen bestand. Wahrscheinlich einzeln hereingeschmuggelt und hier dann zusammengesetzt. Unter anderen Umständen wäre es ihr vielleicht sogar gelungen, bei einer Entdeckung das Überraschungsmoment zu nutzen und zu entkommen. Schließlich arbeiteten im internen Bereich überwiegend Talentlose. „A-aber… wer war sie?“ Da sah jemand seinen Job gefährdet. Schneider musterte den anderen Mann. „Das können wir sie jetzt kaum noch fragen. Wahrscheinlich von der Konkurrenz.“ Der Ausdruck des Direktors wurde kalt. „Sie saß genau vor Ihrer Nase, ohne dass Sie etwas bemerkt haben.“ „Ich werde mich darum kümmern.“ Herr Jansen, dessen Anwesenheit er erst jetzt richtig zur Kenntnis nahm. Schneider nickte knapp und gab sich damit zufrieden, dann richteten sich die eisblauen Augen wieder auf ihn. „Dein Jackett hat etwas abbekommen.“ Beinahe tadelnd. Er lächelte unwillkürlich, bevor er an sich heruntersah. Da waren tatsächlich ein paar feine Blutspritzer am unteren Saum und ebenfalls auf seiner Hose. „Ich werde das nächste Mal ein wenig mehr Abstand halten.“ „Willst du damit andeuten, du vermutest hier noch mehr Maulwürfe?“ „Aber nicht doch…“, wehrte er mit einer beschwichtigenden Geste ab. Und Schneider lächelte nun ebenfalls. Sie wussten schließlich beide, dass es nicht so war. „Gut.“ Sie verließen das Büro und mit einem halben Ohr hörte er zu, wie Herr Jansen Befehle zu erteilen begann. Aber der größte Teil seiner Aufmerksamkeit war auf Schneider gerichtet. Nicht, weil er einen besonderen Grund dafür gehabt hätte, sondern weil er es so wollte. Seine Fragen hielt er zurück, die mussten bis später warten. Herr Jansen schloss sich ihnen kurz darauf an und ihm entging der Blick nicht, der in Schneiders Richtung flackerte. Noch jemand, der über diesen Zwischenfall nicht besonders froh war. Und wer konnte es ihm verübeln… Es fiel kein Wort zwischen ihnen, bis sie das Büro von Herrn Jansen erreichten. „Soll ich zurücktreten?“ Schneider schüttelte nur den Kopf. „Das ist nicht notwendig, Martin. Wie du sehr wohl weißt.“ Etwas Amüsement schlich sich in die Stimme des Älteren. „Du kannst kaum sämtliche Mitarbeiter im Auge behalten. Tausch den Abteilungsleiter aus.“ „Natürlich.“ Eine kurze Pause. „Wollen Sie die Gespräche jetzt fortsetzen?“ Schneiders Mundwinkel zuckten. „Auch wenn Crawfords Anblick sicher einen gewissen Ansporn bedeuten würde, lassen wir besser erstmal wieder Ruhe einkehren, hm?“ Er hatte das Gefühl, der Direktor würde sich auf seine Kosten einen Scherz erlauben und braune Augen blitzten Schneider kurz an, bevor er sich vollkommen unter Kontrolle hatte. Herr Jansen bekam das irgendwie mit und verkniff sich ein Lächeln. „Ich rufe den Wagen für Sie.“ Und damit griff er auch schon nach dem Telefon. Zurück im Hotel konnte er schließlich fragen, ohne das Risiko einzugehen, belauscht zu werden. „Konnten Sie ihre Schilde noch knacken?“ Das Jackett hatte er ausgezogen, um die anderen Sachen würde er sich nachher kümmern. Die Polster der Couch gaben ein wenig nach, als Schneider sich neben ihm niederließ. „Vielleicht. Ich hatte nicht genug Zeit herauszufinden, wie zuverlässig die Informationen waren.“ „Hätte ich sie doch aufhalten sollen?“ „Nein, es war meine Entscheidung und du hast dich nur daran gehalten.“ „Mm…“ Er lehnte sich zurück. Ihm gefiel die Vorstellung nicht, dass jemand sie hatte unterwandern können. „Rosenkreuz kann nicht alle Talente finden. Und auch andere wissen sie einzusetzen.“ „Als Sie von Konkurrenz sprachen, in welchem Bezug meinten Sie das?“ Ein Lächeln glitt über Schneiders Gesicht. „Lediglich die etwas graueren unserer Geschäfte. Sie schien für jemanden in einem ähnlichen Zweig zu arbeiten. Und sie wollten Informationen über _uns_.“ „Was für eine Ehre… Das Inkognito wurde also nicht durchbrochen?“ „Ich denke nicht. Die normalen Mitarbeiter wissen nichts von Rosenkreuz. Wir sind einfach nur eine Firma, die ein paar besondere Leute einsetzt.“ Das klang gut. Selbst die meisten SZ-Mitarbeiter hatten keine Ahnung, wie weitläufig die Organisation wirklich war. Und niemand würde erfahren, dass Schneider jemanden getroffen hatte, der wenigstens teilweise immun gegen dessen Talent war. „Genau“, reagierte Schneider auf diesen unausgesprochenen Gedanken und im Stillen fragte er sich, wer von ihnen eigentlich mehr froh über diese Tatsache war. Eine Hand umfasste plötzlich seine Wange und braune Augen begegneten eisblauen, als er sein Gesicht dem Druck folgend zur Seite wandte. „Geh duschen.“ Diese Worte reichten völlig aus, dass er auf einmal das Blut und das Schießpulver an sich riechen konnte. Und er wollte selbst nichts anderes mehr, als diesen Geruch loszuwerden, vor allem, als ihm die Hitze in Schneiders Blick bewusst wurde. Schneider wartete auf ihn, als er aus der Dusche trat. Er hatte sich noch nicht einmal abgetrocknet, nur ein Handtuch um die Hüfte geschlungen. Doch der Ältere störte sich nicht daran, ebenfalls etwas nass zu werden. Wieder wurde er gegen die Wand gedrückt, diesmal mit kalten Fliesen im Rücken. Aber die Kälte hatte kaum genug Zeit, ihm wirklich bewusst zu werden. Schneiders Griff war stahlhart und er musste zugeben, dass es ihm gefiel, dazu zurückzukehren. Egal wie sehr er die letzte Nacht genossen hatte. Mit einem Laut, der nichts anderes als ein heiseres Aufstöhnen war, bog er den Hals durch, um mehr Angriffsfläche zu bieten. Er erschauderte, dann wurde auch schon sein Mund in Besitz genommen, heiß und feucht. Seine Knie wurden weich, aber er ließ nicht zu, dass sie unter ihm nachgaben. Wobei auch half, dass Schneider so eng an ihn gepresst war. Er hatte gar nicht den nötigen Spielraum, um nach unten zu sinken. Dafür konnte er genau spüren, wie Schneiders Erektion wuchs. Was umgekehrt wohl nicht anders war. Amüsement schwemmte über ihn hinweg und er lächelte in den Kuss hinein. Mehr Hitze, sie brannte sich in seine Haut, dem Weg von Schneiders Fingerspitzen folgend. Die Lippen kehrten zu seinem Hals zurück und er konnte nur noch dastehen, schwer gegen die Wand gelehnt, und fühlen. Kein Gedanke daran, die Berührungen zu erwidern. Die Augen hatte er schon längst geschlossen und wenn sein Körper nicht so _wach_ gewesen wäre, hätte er direkt einschlafen können, so viel Ruhe erfüllte ihn gerade. Er folgte Schneider zu seinem Bett, auch wenn er später nicht mehr sagen konnte, wie er das eigentlich getan hatte. Das Handtuch musste er auch irgendwo auf dem Weg verloren hatte. Nicht, dass er es gerade benötigte… Die Unterbrechung führte jedoch dazu, dass sich eine Frage in seinem Verstand formen konnte. Nämlich nach dem Grund für Schneiders Überfall. Nichts gegen Sex am Nachmittag, aber es fiel ein wenig aus dem Rahmen. Wie so einiges, nicht wahr? Er erwischte sich dabei, über Schneiders Brustbein nach oben zu streichen, dorthin, wo dieser normalerweise die Kette tragen würde. Sonst achtete er kaum auf sie, aber gerade ihre Abwesenheit änderte das jetzt. Schneider fing seine Hand ein, drückte einen Kuss auf die Innenseite seines Handgelenks. Die Stimmung war von einer Sekunde auf die andere umgeschlagen und er selbst zeichnete verantwortlich dafür. Aber dann spürte er Schneiders Zunge und sein Puls beschleunigte sich nichtsdestotrotz. „Sie müssen sie zurücknehmen. Sie hätten mir den Codegeber gar nicht überlassen dürfen, nicht wahr?“ Schneider antwortete nicht direkt. „Es war in der Situation am einfachsten so.“ Er wurde freigegeben und stattdessen der Anhänger ergriffen. Ein Lächeln bog die Mundwinkel des Älteren nach oben. „Für wen tötest du?“ Die Frage erwischte ihn auf dem falschen Fuß und verwirrt blinzelte er. Sollte das ein Scherz sein? Aber Schneiders Blick enthielt nur Ernst. „Das erste Mal tat ich es für mich. Heute…“ Hatte er sie getötet, weil er ihr erlaubte, es selbst zu tun? Ja. „Heute für Sie. Und dazwischen…“ Er ließ den Satz in einem Schulterzucken enden. Es lohnte sich nicht, darüber nachzudenken. So etwas wie Belustigung kroch in eisblaue Augen. „Du hast immer für Rosenkreuz getötet“, wurde er dann korrigiert. „Außer heute.“ Immer? Er wollte aufbegehren – bis ihm auf einen Schlag klar wurde, wie Recht Schneider eigentlich hatte. Und so beschränkte sich sein Protest auf ein Seufzen. Der Ältere zog an der Kette und dem Zug folgend stützte er sich auf, während Schneider sich ihm gleichzeitig entgegenlehnte. Er ließ sich von dem Kuss aber nicht zu sehr ablenken, nutzte die neu entstandene Nähe dafür, Schneiders Hemd weiter aufzuknöpfen, erstarrte dann mitten in seinem Tun. War er eigentlich öfter so schwer von Begriff? Er hatte seine Antwort erhalten… Heute hatte er für Schneider getötet, daran lag es also. Nicht überraschend, dass dem Älteren das gefiel. Er führte den Gedanken weiter. Hm, Sex als Belohnung? Schneider lachte und er fiel mit ein. Doch lange hielten sie sich damit nicht auf. Er atmete scharf ein, als das Gewicht des Anderen auf ihn niederdrückte und seine Arme schlangen sich von ganz allein um Schneider. Der Stoff zwischen ihnen wurden störender und gleichzeitig fühlte es sich gut an, das Wissen, dass noch mehr folgen würde. Er rieb sich an Schneider, um klar zu machen, was er wollte. Wobei der diesen Hinweis kaum benötigte. Gemeinsam machten sie schnellen Prozess mit Schneiders Kleidung, der dankbarerweise nicht darauf aus war, ihn lange warten zu lassen. Er endete auf Schneiders Schoß, das Gesicht an dessen Hals vergraben, als sein Körper auseinander gerissen zu werden schien. Es war seine eigene Schuld, seine Ungeduld, doch selbst wenn das nicht der Fall gewesen wäre, hätte es ihn nicht gestört. Schneider atmete gegen seine Schulter, kühlte seine Haut, wo der Atem auf Schweiß traf. Für einige Sekunden rührten sie sich beide nicht und dann war er selbst es, der den Rhythmus vorgab. Er verlor sich darin und in dem Kuss, zu dem sich ihre Lippen wieder fanden. Wie lange noch? Der Gedanke war plötzlich da und verließ ihn nicht mehr, so sehr er ihn zurückzudrängen versuchte. Wie lange noch konnte er das hier haben? Finger gruben sich in seinen Körper, aber diesmal war er es, der in die Schulter des Anderen biss, als der Orgasmus über ihnen zusammenschlug, ihn zu ertränken versuchte. Und das war der einzige Grund, warum er nicht laut aufschrie. Er ließ sich in die Stille sinken, dorthin, wo er nicht mehr denken musste. Er zog Schneider mit sich, der bereitwillig folgte. Und der Telepath entspannte sich vollkommen. Das Bewusstsein des Älteren schien genau neben seinem zu ruhen, auch wenn keinerlei Kommunikation stattfand. Tatsächlich Stille. Wie oft noch würde Schneider die haben, auf diese Weise? ~TBC~ Ich liebe die beiden einfach zusammen… ^^ *kann das gar nicht oft genug sagen* Auch wenn es die Story sowas von gar nicht voranbringt *hüstel* Ach ja, es ist möglicherweise nicht ganz klar geworden ^^° aber aus der Warte von Rosenkreuz/SZ wäre es auf jeden Fall besser gewesen, wenn die Frau überlebt hätte. Schließlich hätte man sie dann weiter verhören können. cya, cu ^-^ Kapitel 163: "Ich nehme lieber dich als die ganze normale Welt" --------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 163) Titel: Close Distance Teil: 163/20x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Ha, endlich mal wieder Ran und Crawford zusammen *snicker* Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Was genau heißt hier zweite Osterwoche? *lach* Ich merke ehrlich gesagt keinen großen Unterschied, schließlich hätte ich auch ohne die Feiertage am Freitag und Montag frei gehabt ^.~ Weißte was ich zu Ostern bekommen habe? „Wächter des Zwielichts“ und „Wächter der Ewigkeit“ ^________^ Hast du eigentlich ne Ahnung, aus wie vielen Romanen diese Reihe letztendlich bestehen soll? Ich wünsche dir einen guten Start in die Arbeitswoche. ^^ Stimmt, man kann rein gar nichts dagegen tun, wenn der Urlaub vorbei ist ^^# Habt ihr eigentlich immer noch den Stress mit den unmöglichen Vorgaben? Was die Frau angeht: Schneider konnte ihren Gedanken nur entnehmen, dass sie auch in der „Informationsbranche“ tätig ist, aber nichts scheint darauf hinzudeuten, dass sie über Rosenkreuz Bescheid wusste. Wichtig wird die Frage nur, wer oder was wirklich hinter ihr steckt, wenn ich ein Sequel zu CD schreibe ^^ *lach* Mich wundert nicht, dass du dich nicht wirklich daran erinnern kannst. Aber du liegst richtig damit, dass es mit Crawfords Bruder zu tun hat. Crawford hatte als allererste Person den Mann erschossen, der damals ins Haus seiner Eltern eingebrochen ist und die beiden getötet hat – einschließlich seines Bruders, mit dem seine Mutter schwanger war. @Jemma: Ich habe mich wirklich sehr gefreut, dass du es geschafft hast, bei CD vorbeizulesen ^_________^ Was die Frau angeht, habe ich dir ja bereits ins GB geschrieben. Wie sind deine Prüfungen gelaufen? Ich finde es ja interessant, wie sich Schneider und Crawford immer mehr in dein Herz schleichen *lach* Hm… Crawford fürchtet sich wirklich davor, Schneider zu verlieren, er gibt es bloß vor sich selbst nicht zu. Unser Ami kann ziemlich stur sein. Und ein paar Kapitel bleiben den beiden noch, bevor Schuldigs Abschluss heran ist und Schneider gar nichts anderes mehr übrig bleibt, als Crawford die Wahrheit darüber zu erzählen, warum und unter welchen Umständen genau dieser nach Rosenkreuz geholt worden ist. Womit es mit der Beziehung zwischen den beiden vorläufig vorbei ist, wie du ja in den Gegenwartskapiteln gemerkt hast. ^^# Sag mal, welches Pairing favorisierst du eigentlich im Moment? Ist es immer noch Ran zusammen mit Crawford? *neugierig frag* Teil 163 „Ich nehme lieber dich als die ganze normale Welt“ Crawford antwortete nicht gleich. Das Schweigen schien sogar eine halbe Ewigkeit zwischen ihnen zu hängen, während er überlegte, was er jetzt eigentlich hören wollte. Schließlich kehrte das Lächeln zurück und unwillkürlich beugte er sich ein Stück vor. „Es ist noch nicht an der Zeit, diese Entscheidung zu treffen.“ Er zwinkerte, langsam. Das kannte er von Crawford gar nicht. Normalerweise plante dieser ständig weiter voraus, als ein normaler Mensch überhaupt denken würde. „Weißt du eigentlich, was du von ihm willst? Und ich meine von ihm, nicht von seiner Schwester.“ Er war aufrichtig neugierig. Es gab selten genug die Gelegenheit, mehr über die Person zu erfahren, die Crawford irgendwo unter dieser undurchdringlichen Maske war. Crawford hob leicht die Hand, sah sie an, als würde etwas darin ruhen. Es erinnerte ihn auf seltsame Weise an Rans Geste. „Ich werde ihm die Entscheidung überlassen.“ „Dann ist es einfach, er will dich. Und ich denke, die Wahrheit wird nichts daran ändern.“ Belustigung kroch in braune Augen. „Du hast mit ihm darüber gesprochen?“ Er schüttelte den Kopf. „Das ist deine Sache. Anscheinend will er keine Warnungen hören.“ Crawfords Lächeln vertiefte sich, doch der Ältere schwieg. „Wann wirst du ihm erzählen, warum du dich so sehr um Aya kümmerst? Wer wir wirklich sind? Am letztmöglichen Tag?“ „Ich habe das Gefühl, dass es früher sein wird. Aber ich habe nicht vor, den Plan unnötig zu gefährden.“ Mit fast kalter Gleichgültigkeit. Trotzdem gab er nicht auf. „Ran fängt an Fragen zu stellen.“ Diese Aussage rief ein flüchtiges Stirnrunzeln hervor. Nicht, um eine negative Emotion zu begleiten, sondern als hätte Crawford sich beinahe an etwas erinnert und würde nun danach suchen. Anscheinend ohne Erfolg. „Er hat sich überraschend viel Zeit damit gelassen, findest du nicht auch?“ Das Amüsement zeigte sich wieder, ließ Crawfords Mundwinkel nach oben zucken. „Vielleicht sollte er sie an mich richten.“ Er verstand. Denn trotz der Worte vorhin im Krankenhaus war Ran vorher vielleicht gar nicht bereit, die Antworten zu hören. Crawford erhob sich und kam zu ihm herüber. „Es wird alles nicht mehr lange dauern. Die Zukunft nähert sich von ganz allein, auch wenn du dir nicht so viele Gedanken über sie machst. Vergiss nicht, dass das mein Job ist.“ Kurz fuhr noch eine Hand durch seine Haare, dann verließ Crawford das Zimmer. Für eine ganze Weile konnte er sich nicht rühren, doch irgendwann raffte er sich dazu auf aufzustehen. Gleich darauf ließ er sich auf sein Bett fallen. Nicht mehr lange… Er gestand sich ein, dass der kalte Klumpen in seinem Magen wohl Furcht sein musste. Und dann wünschte er sich jemanden herbei, der neben ihm liegen würde, damit er nicht allein sein musste mit seinen Gedanken. ****** „Crawford-san.“ Er wurde mit einem erfreuten Lächeln begrüßt, kaum dass er die Tür geöffnet hatte. Dann flog Röte über Rans Wangen, als diesem sein Versprecher bewusst wurde. „Komm doch rein.“ Er trat beiseite, schloss hinter Ran die Tür und wartete, bis die Schuhe beiseite gestellt worden waren. Aber nicht länger. Ran schaffte es noch sich aufzurichten, dann fing er dessen Lippen auch schon in einem Kuss ein. Die Begegnung mit Hirofumi hatte vielleicht dieses Bedürfnis geweckt, vielleicht hatte sich sein Körper aber auch inzwischen daran erinnert, wie viel Gefallen er mal an Sex gefunden hatte. Wenn Ran davon überrascht war, so zeigte der es jedenfalls nicht. Eine Hand krampfte sich lediglich in seine Weste, als sich der Jüngere auf die Zehenspitzen erhob, die andere hielt immer noch die Tasche fest. Die violetten Augen waren leicht umnebelt, als sie sich voneinander lösten, was er mit einem Lächeln registrierte. Seine Rechte ruhte weiterhin in Rans Nacken und unbewusst strich er durch die feinen Härchen dort, woraufhin Ran erschauerte. Es war noch nicht Zeit ins Bett zu gehen, aber er wollte auch nicht den anderen im Wohnzimmer Gesellschaft leisten. Und so kam es, dass er kurz darauf oben auf seiner Couch saß, mit Rans Kopf auf seinem Schoß, der sich kurzerhand neben ihm zusammengerollt hatte und ganz zufrieden damit zu sein schien. Er hatte sich eine Zeitschrift mitgenommen, aber die lag unberührt auf dem Tisch. Seine Finger glitten wieder durch den roten Haarschopf, während er sich von der sie umgebenden Ruhe einhüllen ließ. Da war rein gar nichts außer ihren gleichmäßigen Atemzügen, was ihm die Gelegenheit gab, seine Gedanken ein wenig zu sortieren. Alles war in Bewegung geraten an jenem Tag vor vier Wochen und wie bei einer Lawine nahm nicht nur das Tempo, sondern auch der Umfang zu. Er konnte den Weg erkennen, aber ihm fehlte der Blick auf die Einzelheiten. Mit einem innerlichen Seufzen schloss er die Augen. Etwas Wichtiges stand bevor, das mit Aya zu tun hatte, doch sein Talent verriet ihm nicht mehr, als dass er wachsam sein musste. Was ihm nicht viel nutzte. Ran bewegte sich, schlang einen Arm um seine Taille und vergrub das Gesicht in seinem Hemd. Die Hitze schien bis auf seine bloße Haut durchzudringen und holte ihn in die Gegenwart zurück. „Du bist wieder da…“ Die Stimme klang gedämpft, doch er verstand ihn sehr gut. Ein Hauch von Überraschung spielte über sein Gesicht. Er hätte nicht erwartet, dass Ran seine momentane Abwesenheit auffallen würde. Wenigstens hatte dieser nicht beleidigt geklungen. „Hm…“, bestätigte er leise und ein bisschen amüsiert. „Was hast du heute den Tag über gemacht?“, fragte er dann. Und er wollte es wirklich wissen. Violette Augen spähten zu ihm hoch, musterten ihn neugierig. Er begegnete dem forschenden Blick mit einem angedeuteten Lächeln, was ihm ebenfalls eines einbrachte. „Schuldig hat mich zum Schießstand mitgenommen.“ Nach einer kurzen Pause verbreiterte sich das Lächeln, wurde fast ein Grinsen. „Es war einfacher als beim letzten Mal.“ „Das macht die Übung. Obwohl du nicht viel davon zu benötigen scheinst.“ Ran nahm seine vorherige Position wieder ein, sprach gegen seinen Bauch. „Ich sollte mich abgestoßen fühlen vom Schießen, aber…“ Seine Hand hörte auf sich zu bewegen. „Du solltest nicht versuchen, dem genügen zu wollen, was andere als normal ansehen.“ Das brachte ihm ein kurzes Auflachen ein. „Kein Theater spielen.“ Ran hatte sich darüber eindeutig bereits Gedanken gemacht und er erinnerte sich daran, dass er selbst auch einmal allen etwas vorgespielt hatte. Auf Rosenkreuz schien das nicht mehr nötig gewesen zu sein. Aber was genau tat er zurzeit eigentlich? Er beschloss, dass das nicht zählte, schließlich war es nur, um seine Freiheit zurückzugewinnen. Die er nie wirklich besessen hatte. Ran setzte sich auf, legte eine Hand an seine Wange. „Ich nehme lieber dich als die ganze normale Welt.“ „Bist du dir sicher, dass du nicht ein wenig überkompensierst?“ Diesmal grinste Ran tatsächlich, auch wenn sich das Violett seiner Augen kurz verdunkelte. „Ich bin mir sicher.“ Dann wurde er umarmt und Ran bettete den Kopf auf seiner Schulter. Manchmal wusste er wirklich nicht, wie er Ran einordnen sollte. So viel Dunkelheit und dann wiederum diese kindliche Geste. „Müde?“ „Nicht wirklich. Obwohl es im Café viel Arbeit gab.“ Eine gekünstelte Munterkeit schlich sich in Rans Stimme. „Einmal kam es mir so vor, als hätte ich Yunshiro gesehen, aber das muss ich mir wohl eingebildet haben…“ „Und warum erzählst du mir das? Willst du mich eifersüchtig machen?“ Wieder amüsiert. Ran hob den Kopf und sah ihn an. Sein Lächeln wurde nachgezeichnet, federleichte Berührungen, die er selbst dann noch zu spüren glaubte, als der Jüngere bereits die Hand gesenkt hatte. „Könnte ich das überhaupt?“, kam dann eine Gegenfrage, die er nicht von Ran erwartet hätte. Und in den violetten Augen glomm eine Mischung aus der Belustigung, die er selbst eben noch empfunden hatte, und Unsicherheit. „Vielleicht möchte ich gar nicht wissen, ob du das könntest…“ Er hielt am Humor fest, musste aber unweigerlich an Nagis Frage zurückdenken. Nein, er wusste es nicht. Die Antwort auf beide Fragen. Ran gab sich damit zufrieden, änderte die Position ein wenig, was dazu führte, das wenigstens sein Körper eine sehr klare Vorstellung davon hatte, was er wollte. Seine Mundwinkel zuckten unwillkürlich. „Wir könnten ins Bett gehen“, schlug er vor, egal wie er vorhin noch darüber gedacht hatte. „Ich habe morgen sowieso einen langen Tag vor mir.“ „Weil du gestern frei hattest?“ Etwas in Rans Atmung schien zu stolpern und neue Hitze legte sich auf dessen Wangen. Woran genau dachte der Rothaarige wohl gerade? Violette Augen wichen seinem Blick aus, eindeutig verlegen. So war das also… Langsam strich er über die Wirbelsäule des Jüngeren, der automatisch den Rücken durchbog und ihre Becken so näher aneinander brachte, antwortete erst dann. „Nein, die Jigen-Partei veranstaltet morgen eine Party. Schuldig und ich müssen Mr. Takatori begleiten.“ Ran schien an dieser Information nicht mehr sonderlich interessiert. Was ihm nicht wirklich ungelegen kam. Seine Hände wanderten unter Rans Shirt, über nackte Haut. Er schob es höher, zog es schließlich Ran über den Kopf, der auf seine stumme Aufforderung hin die Arme gehoben hatte. Ran erschauerte und bestimmt nicht, weil ihm kalt war. Nur kurz zögerte der Jüngere noch, dann lagen dessen Lippen auch schon auf seinen. Er vertiefte den Kuss, während seine Finger damit beschäftigt waren, Knopf und Reißverschluss der Jeans zu öffnen. Damit fertig blieb seine Linke für eine Weile einfach nur in Rans Kreuz liegen, die andere Hand in rote Haare vergraben. Trotzdem zog sich Ran für einen Moment zurück, aber nur, um ihm die Brille abzunehmen und sie beiseite zu legen. Dann drückte sich der Jüngere auch schon wieder an ihn und obwohl die violetten Augen oft Eis zu verbergen schienen, war da jetzt sehr viel Wärme, die auf ihn abstrahlte. Seine Hand verließ die seidigen Strähnen, um über blasse Haut zu streichen, die Erhebung der Schlüsselbeine, die sich verhärtenden Brustwarzen. Ran schien hin und her gerissen zwischen dem Wunsch, die dafür aufgegebene Nähe zurückzugewinnen und ihm gleichzeitig so viel Spielraum wie möglich zu lassen. Er fand die Stellen wieder, die Ran leise seufzen ließen und andere, bei denen dieser sich fast unfreiwillig an ihn presste, auf der Suche nach Reibung. Was ihm selbst beinahe auch ein Aufstöhnen entlockte. ****** Das hier war neu, aber er war viel zu sehr mit den auf ihn einstürmenden Empfindungen beschäftigt, um darüber nachzudenken. Crawfords Hände schienen genau zu wissen, was sie zu tun hatten und sie machten ihn hilflos. Er konnte nur noch reagieren, ließ sich vollkommen von Crawfords Nähe gefangen nehmen. Alles vergessen, das wollte er. Ein fester Griff um seine Taille vertrieb für einen Moment die Watte, sie sich in seinem Kopf eingenistet zu haben schien, und dessen Führung folgend stand er auf. Ungelenk, anders als es sonst seine Art war, aber gerade hatte er für Koordination keine Konzentration übrig. Er stand zwischen Crawfords gespreizten Beinen, konnte sich kaum rühren, mit dem Tisch hinter sich, der gegen seine Schenkel drückte. Doch das war auch nicht nötig. Hose und Shorts wurden nach unten gestreift und dann hielt Crawford ihn, gab ihm die nötigte Balance, um aus den Sachen herauszusteigen. Er begegnete den braunen Augen, sah die Anfänge eines Lächelns, ehe der Ältere sich vorlehnte und sich dessen Lippen um seine Erektion schlossen. Die Augen zusammenkneifend gab er ein scharfes Zischen beim Ausatmen von sich, hielt sich an Crawfords Schultern fest, ohne zu merken, dass sich seine Fingernägel durch den Stoff hindurch in dessen Haut bohrten. Er versuchte seine Atmung unter Kontrolle zu bringen, zu abgehackt ging sie. Ohne Erfolg. Ihm wurde schwindlig, während sich in seinem Unterleib ein heißes Feuer aufstaute und dann hatte er nur noch einen Ankerpunkt. Crawfords Hände, die ihn beinahe _zu_ fest hielten. Weißes Licht explodierte hinter seinen Lidern und seine Knie gaben nach. Aber bevor er fallen konnte, stand Crawford irgendwie auf, fing ihn auf und trug ihn zum Bett hinüber. Die Bettwäsche war kühl und wundervoll glatt gegen seine erhitzte, empfindliche Haut. Er spürte, wie die Matratze ein wenig nachgab, als Crawford sich neben ihm niederließ, aber es schienen noch Ewigkeiten zu vergehen, ehe er die Augen öffnen konnte. Er blinzelte und die Gestalt des Anderen kam langsam in seinen Fokus. „Du bist noch angezogen…“ Keine besonders eloquente Feststellung, aber alles, was er gerade zustande brachte. Amüsement spielte über Crawfords Gesicht und da war wieder ein Lächeln. Er wollte es einfangen und für sich behalten. Vielleicht würde es ihn später daran erinnern, warum ihm dieser Mann so viel wichtiger erschien als alles andere. Crawford beugte sich zu ihm herunter, als er den Arm ausstreckte, so dass seine Finger problemlos durch die schwarzen Haare gleiten konnten. Er stoppte am Hinterkopf, Druck ausübend, um einen Kuss einzufordern. Der Amerikaner kam seinen Wunsch nach und dann hatte er den größeren Körper auf sich. Das Gewicht war alles andere als erdrückend, er genoss es viel mehr. Was sonst könnte ihn so sehr von Crawfords Anwesenheit überzeugen? Dieser Gedanke rief ein Bild wach, das eine andere Möglichkeit aufzeigte und ihm war klar, dass er sich mit dieser Vorstellung nicht nur immer mehr anfreundete, sondern es allmählich zu _wollen_ begann. Er fühlte sich, als würde er von Kopf bis Fuß erröten. Er wollte es vielleicht, konnte aber Crawford nicht vorschlagen, dort weiterzumachen, wo sie gestern aufgehört hatten. ~TBC~ Mir scheint die Uni nicht zu bekommen… oder so… ^^°°° Als hätte ich nicht genug damit zu tun, CD zu beenden oder gegebenenfalls an RftS weiterzuarbeiten, überfiel mich gestern einfach eine neue Idee zu einer Fanfic. Besser gesagt, ist es nur eine Szene gewesen, aber inzwischen habe ich schon über 5000 Wörter geschrieben. *drop* Und das weiß ich so genau, weil ich sie gleich in Word geschrieben habe, was ja sonst so gar nicht meine Art ist… Wahrscheinlich überrascht es keinen von euch zu hören, dass Herr Schneider und Crawford die Hauptrollen spielen, aber sie ist trotzdem ziemlich anders als CD oder RftS. *Kopf schief leg* Muss sehen, ob so was wie eine richtige Geschichte daraus wird, ansonsten wird das Geschreibsel wohl auf meiner Festplatte versauern ^^# Ähm… genug gelabert… cya, cu ^-^ Kapitel 164: "Rückblicke LXIV - Glauben Sie nicht alles, was er Ihnen erzählen wird. Selbst wenn es die Wahrheit ist" --------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 164) Titel: Close Distance Teil: 164/20x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: *lach* Die Beziehung zwischen Martin (Herrn Jansen) und Crawford ist in RftS irgendwie ganz anders als in CD. *das lustig findet* ^^ Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Und, wie war der Start in die Arbeitswoche? *grins* Ich muss sagen, die Uni fühlt sich fast so an, als hätte ich immer noch Ferien. Muss an der geringen Stundenzahl dieses Semester liegen. Aber wenn ich mit dem Prof am Donnerstag erstmal abgesprochen hab, was in die Hausarbeit rein muss, werde ich wohl mehr Beschäftigung haben als mir lieb ist ^^# @Jemma: Zum Teil gut gelaufen? Ich hoffe es reicht, um sie insgesamt zu bestehen. Schön für dich, dass du jetzt erst mal wieder ein bissl Pause hast ^___^ Sind die Prüfungen letzte Woche auch okay gewesen? Ah, es freut mich irgendwie, dass du Ran und Crawford treu bist, auch wenn ich Schneider und Crawford sehr ins Herz geschlossen hab *hin und her gerissen ist* Aber über die letzten beiden kann ich mich ja mehr als genug in RftS auslassen. Und in dieser neuen FF (Arbeitstitel: The Darker Side), die mir nicht Gefallen tut, sich aus meinem Kopf zu verabschieden *drop* Inzwischen hat sie rund 20.000 Wörter und das in nur einer guten Woche. Das Dumme ist bloß, dass mir immer noch kein wirkliches Ziel eingefallen ist, auf das ich zuschreiben kann *Kopf schief leg* Mit der Uni habe ich eher zu wenig Stress als zu viel, wenn sie mir so viel Zeit zum Schreiben lässt ^^°°° *lach* Du hast Recht, Crawford sollte wissen, was Ran von ihm will. Aber du wirst sicher schon gemerkt haben, dass er eher Ran die Initiative überlässt. Es ist wie bei den Fragen, die Ran noch nicht zu stellen wagt… Wenn er wirklich dazu bereit ist, wird er es tun – und ebenso wird er dann Crawford sagen, was er will ^.~ Crawford will, dass Ran seine eigenen Entscheidungen trifft, weil es ihm selbst oft genug aus der Hand genommen wurde… Teil 164 „Rückblicke LXIV - Glauben Sie nicht alles, was er Ihnen erzählen wird. Selbst wenn es die Wahrheit ist“ Er war nicht eingeschlafen, nicht… wirklich. Und doch schien es, als müsste er erst erwachen, als Fingerspitzen seine Wirbelsäule entlangglitten. Zögernd schlug er die Augen auf, wandte den Kopf, um zu Schneider hochzusehen. Sie lächelten beide. Als er sich streckte, konnte er fast jeden Muskel in seinem Körper spüren und beim Aufsetzen musste er ein momentanes Zusammenzucken unterdrücken. Schneider sollte es nicht bemerkt haben, trotzdem wurde ihm ein scharfer Blick zugeworfen. Der sofort vergessen war, als er die Abdrücke auf der Schulter des Älteren registrierte. War er das gewesen? Eine schwache Erinnerung bestätigte das. Unwillkommene Wärme kroch in seine Wangen und aus einem ihm nicht erklärlichen Grund war da auch ein zufriedenes Glühen in seiner Magengrube. Kurz blitzte die Frage auf, ob eine Entschuldigung angebracht wäre, doch Schneider sah nicht so aus, als würde dieser darauf bestehen. Stumm bleibend hob er die rechte Hand, glitt über die Spuren hinweg, die er hinterlassen hatte. Wie konnte sich das anders anfühlen, als die vielen Male, da er sie auf seiner eigenen Schulter nachgezeichnet hatte? Anschließend zog er seine Hand nicht zurück, stattdessen woben sich seine Finger in die sandblonden Haare, die noch leicht feucht vom Schweiß waren. So wie seine eigenen auch. Schneider hielt still, selbst dann noch, als er sich vorbeugte, um ihn zu küssen. Sein Körpergewicht reichte, um den Älteren zurück aufs Bett zu drücken, der keinen Widerstand entgegensetzte. Die Pause war für sie beide ausreichend gewesen, sie hatten sich erholt und warum sollte er die Gelegenheit ungenutzt verstreichen lassen? Salz, als sein Mund auf Schneiders Schlüsselbein traf, von dort aus weiter wanderte. Harte Knochen unter warmer Haut und dann weiche, nachgiebige Lippen. Sein Gesicht wurde von kräftigen Händen umfangen, die ihn an Ort und Stelle hielten, bis sie beide nicht mehr genug Atem hatten, um den Kuss fortzusetzen. Es war dieser Moment, in dem Schneider endgültig die Kontrolle übernahm. Und er überließ sie ihm bereitwillig. Man sollte nicht glauben, dass es noch so früh am Nachmittag war… Braune Augen huschten zu Schneider, der ohne Weste und Krawatte ein ungewohntes Bild bot. Er sah beinahe… annäherbar aus. Der Ältere blickte vom Laptop auf und ein schnelles, amüsiertes Lächeln glitt über dessen Lippen. „Herr Jansen hat mir die Berichte geschickt, du kannst mir dabei helfen, sie durchzugehen.“ „Natürlich.“ Er stellte die mit kaltem Mineralwasser gefüllten Gläser auf dem Tisch ab, bevor er sein Notebook holte und ebenfalls auf der Couch Platz nahm. Kurz darauf hatte er die Dateien auf seiner Festplatte, aber bevor er sich ans Lesen machen konnte, wurde er wieder von Schneiders Anblick abgelenkt. Oder um genau zu sein, von dem Stück nackter Haut, wo die obersten beiden Hemdknöpfe geöffnet waren. Inzwischen machte es ihn fast nervös, die Kette dort _nicht_ zu sehen. Warum hatte Schneider sie noch nicht zurückverlangt? Der lächelte schon wieder, ohne die Augen vom Display abzuwenden. „Du kannst den Codegeber sowieso nicht mehr benutzen, er ist schließlich auf meine Signatur abgestimmt.“ „Ich könnte ihn aber… verlieren.“ „Das wirst du nicht.“ Jetzt begegnete Eisblau doch seinem Blick. Er senkte nur den Kopf, ein halbes Nicken, das Zustimmung ausdrücken sollte und auch als solche verstanden wurde. Es stimmte schließlich, er würde es nicht wagen, ihn zu verlieren. Trotzdem wäre es ihm lieber gewesen, die Kette wieder loszuwerden. Jedenfalls redete er sich das ein. Er war mit dem ersten Bericht fast durch, ehe er bemerkte, dass sich die Finger seiner linken Hand um den Anhänger geschlossen hatten. Hastig lockerte er den Griff und gab vor, nichts von dem von Schneider ausgehenden Amüsement mitzubekommen. Bis zum Abend erfüllte lediglich das gelegentliche Surren der Lüfter die Stille zwischen ihnen. Die Unterlagen waren in Ordnung, soweit er es beurteilen konnte und Schneider schien mit seinen zum gleichen Urteil zu kommen. „Sie leisten gute Arbeit“, brach er schließlich das Schweigen. „Ja. Dennoch beunruhigt mich der Gedanke, dass sich diese Frau einschleichen konnte.“ Der Direktor klappte seinen Laptop zu und lehnte sich mit einem nachdenklichen Gesichtsausdruck zurück. „Aber Sie haben sie entdeckt. Das Problem hat sich erledigt. Oder haben Sie ein Anzeichen dafür entdeckt, dass Ihnen jemand entgangen ist oder jemand Wichtiges hinter ihr steht?“ Schneider schüttelte den Kopf. „In ihrem Kopf war nichts Entsprechendes und die Sicherheitsprotokolle sind sauber. Niemand hat das Gebäude außerplanmäßig verlassen und mein Scan hat außer bei ihr keine Auffälligkeiten ergeben.“ „Dann gibt es keinen Grund zur Besorgnis.“ Braune Augen waren leicht zusammengekniffen, als ihm ein anderer Gedanke kam. „Vielleicht gefällt Ihnen einfach nicht, dass jemand gewagt hat, Ihnen in die Arbeit zu pfuschen.“ Ein Lächeln zog an den Mundwinkeln des Älteren. „Willst du jetzt _mir_ diesen Vortrag halten?“ Belustigung funkelte in eisblauen Augen auf. „Aber vielleicht hast du Recht.“ Ein Lachen schloss sich dem an. Er musste an diesen Moment zurückdenken, als er am nächsten Tag Herrn Jansen gegenüber saß. Der war von dem Maulwurf offensichtlich genauso wenig begeistert wie Schneider, nur schaffte es der Mann vor ihm nicht, es mit Humor zu nehmen. Wahrscheinlich deswegen, weil es auf Herrn Jansen zurückfallen würde, sollte jemand weiter oben einen Kopf rollen sehen wollen. Seiner Ansicht nach musste sich der Andere keine Gedanken darüber machen. Zu SZ würde zwar ein Bericht gehen, aber die Befehlskette lief nicht in die gleiche Richtung. Und die Ältesten würden sich kaum dafür interessieren. Sie schienen die einzigen zu sein, denen Schneider gehorchen musste. „Nimmt Herr Schneider tatsächlich so viel Rücksicht auf meine Abteilungsleiter?“ Die Stimme holte ihn aus seinen Gedanken, doch er verriet mit keiner Geste, dass er für einen Moment etwas abwesend gewesen war. „Sie meinen seinen Kommentar, ich würde sie zu nervös machen?“ Mit diesen Worten hatte Schneider ihn in Herrn Jansens Büro zurückgelassen. Wenn er sich Mühe gab, konnte er sich genau die sanfte Ironie in der Stimme des Direktors ins Gedächtnis rufen. Er hielt ein Schnauben zurück. Sein Gegenüber fing einen Teil seiner Reaktion auf. „Das dürfte dann wohl ein Nein sein.“ Herr Jansen schien sich irgendwie zu entspannen. „Aber warum sind Sie sonst hier?“ „Vielleicht nimmt er ja Rücksicht auf Sie“, schlug er vor. Er wusste, dass der Andere eine Frage hatte. Nur würde er sie auch stellen? Schneider wollte ihm anscheinend die Gelegenheit dazu geben. Was ihm verriet, dass er die Beziehung der beiden nicht ganz richtig eingeschätzt hatte. Ja, sie kannten sich von früher. Und auch wenn sie nach außen hin einen anderen Eindruck erweckten, standen sie sich immer noch recht nahe. Soweit das mit Schneider in der Gleichung möglich war… Ein seltsames Lächeln umspielte die Lippen des Älteren, als der seine Worte hörte. Doch er schwieg, vorerst. Und so konnte er sich ganz auf sein Talent konzentrieren, das sich auf einmal meldete. Er erinnerte sich an den flüchtigen Eindruck einer schmalen Gasse. Eine Männerstimme stöhnte unterdrückt auf. Und dann wieder diese tiefblauen Augen, viel zu leer. Mit einem Zwinkern kehrte er in die Gegenwart zurück und trotz aller Bemühungen gab seine Erinnerung nicht mehr als einen Namen zusätzlich her. Nagi also… Nicht mehr lange. „Er hätte das gestern nicht vor meinen Augen tun müssen.“ Sofort war seine Aufmerksamkeit zurück bei Herrn Jansen. „Natürlich nicht.“ Musste er die Geste noch übersetzen? Schneider hatte diesem Mann etwas in die Hand gegeben. Eine Versicherung. Warum der Direktor das für notwendig befand, ging ihn nichts an, auch wenn es ihn wirklich interessierte. „Aber in Ihrem Bericht über den gestrigen Vorfall wird der Codegeber mit keinem Wort erwähnt.“ „Sie haben ihn gelesen.“ Keine Frage. „Herr Schneider gibt mir manchmal ein paar Puzzleteile, um zu sehen, welches Bild ich daraus zusammensetze.“ Er legte den Kopf leicht schief, während er das sagte. Er fügte nicht hinzu, dass er diesmal überfordert war. Aber vielleicht war das Herrn Jansen gerade klar geworden. Das jetzt aufblitzende Lächeln enthielt echte Belustigung. „Ich sollte dankbar sein, dass er Sie getroffen hat. Aber es ist nervenaufreibend…“ Die rechte Hand wurde ausgestreckt und der außer Reichweite liegende Kugelschreiber flog wie von allein darauf zu, wurde dann dazu benutzt, ein wenig nervöse Energie abzubauen. Seine Augen waren fest auf den nicht zur Ruhe kommenden Stift gerichtet, während er über das Gesagte nachdachte. Aber es half ihm nicht weiter. Ein leises Seufzen ließ ihn den Blick des Anderen suchen und er konnte geradezu sehen, wie etwas von ihm verschlossen wurde. War das ein Test gewesen? Ein paar unschuldige Worte, um herauszufinden, ob er Bescheid wusste? Und ganz offenbar tat er das nicht. Und dann kam die Frage, die er die ganze Zeit erwartet hatte. „Haben Sie die Kette immer noch?“ „Ja.“ Ein Schatten huschte über das Gesicht des Älteren. „Passen Sie auf, dass niemand sie sieht.“ „Aber dürfte sowieso niemand wissen, worum es sich dabei handelt?“ „Wollen Sie sich darauf verlassen?“ Nein. Sein linker Mundwinkel zuckte. Sollte er fragen, warum Herr Jansen Bescheid wusste? Oder wer alles einen Codegeber besaß? Wo man ihn einsetzen konnte? Zwecklos, er würde keine Antworten erhalten. „Ich werde die Kette zurückgeben, sobald Herr Schneider sie auch zurücknimmt.“ Diese Auskunft warf sein Gegenüber sichtlich aus der Bahn. Der Kugelschreiber fiel auf die Tischplatte, rollte ein Stück, bevor er von unsichtbarer Hand gestoppt wurde. Verstehen huschte über Herrn Jansens Gesicht. „Wird er es tun?“ Das Drängen in der Stimme des Anderen löste beinahe eine Gänsehaut in ihm aus. Was verdammt noch mal war hier los? Sein Talent aber ließ sich von seiner Verwirrung nicht aufhalten. „Ja.“ „Und ich dachte…“ Der Gedanke wurde nicht zu Ende geführt. War das Enttäuschung? „Seien Sie vorsichtig. Und glauben Sie nicht alles, was er Ihnen erzählen wird. Selbst wenn es die Wahrheit ist.“ Fast hätte er schwören können, dass die Enttäuschung sich in leises Mitleid verwandelt hatte. Aber ehe er näher darüber nachdenken konnte, schaltete Herr Jansen abrupt um. „Sie werden eine Unterkunft benötigen, wenn Ihr Team zusammengestellt wurde.“ „Richtig, Zimmer für drei Personen.“ Es bereitete ihm keine Schwierigkeiten, sich auf das neue Thema einzustellen, aber ein Teil seines Verstandes biss sich immer noch an den seltsamen Bemerkungen des Älteren die Zähne aus. „Drei? Soweit ich weiß, wird Jei nicht bei Ihnen untergebracht. Er ist zu instabil.“ „Das stimmt, doch Sie scheinen mein viertes Teammitglied vergessen zu haben.“ Er zeigte ein schmales Lächeln und musste an das Fehlen jeden Ausdrucks in den dunkelblauen Augen denken. Was war mit dem Jungen los? Denn mehr war Nagi nicht. Nur ein Junge, mit einem Talent. Eigentlich lägen noch Jahre auf Rosenkreuz vor ihm, aber er hatte Schneiders Wort. Kein Warten mehr. „Sie haben ihn gefunden? Davon steht nichts in den Unterlagen.“ Interessiert lehnte sich Herr Jansen ein Stück zu ihm vor. „Mein Talent hat ihn bereits gefunden, ich noch nicht.“ Der Andere schien von der Antwort belustigt, holte dann eine Akte aus der Schreibtischschublade. „Diese Apartments stehen zurzeit zur Verfügung. Ihr Einsatzgebiet wird der Großraum Tokio sein, weiter kann ich es nicht einschränken. Ich überlasse Ihnen für eine Weile mein Büro, damit Sie alles in Ruhe durchgehen können.“ Mit diesen Worten erhob sich Herr Jansen und verließ nach einem verabschiedenden Nicken den Raum. Allein gelassen atmete er tief durch, lehnte sich mit einem Lächeln zurück. Er durfte ihre Unterkunft selbst wählen? An diese Sonderbehandlung könnte er sich direkt gewöhnen. Das hatte er wohl mal wieder Schneider zu verdanken. Eine Hand fuhr durch schwarze Haare, dann vertiefte er sich in die Akte. Er hörte die Tür aufgehen und wie sie gleich darauf wieder geschlossen wurde, drehte sich aber nicht um, da er annahm, Herr Jansen wäre zurückgekehrt. Als sich jedoch eine Hand auf seine Schulter legte, wusste er, wer da wirklich hinter ihm stand. „Etwas Passendes gefunden?“ „Mm…“ Seine Hand landete auf Schneiders und automatisch lockerte er seine Schilde. Auf diese Weise konnte er sich irgendwelche Erklärungen sparen. Die federleichte telepathische Berührung trug ein Lächeln mit sich, das er erwiderte, auch wenn Schneider es nicht sehen konnte. „Du hattest ein interessantes Gespräch mit Herrn Jansen.“ Er konnte nicht heraushören, was Schneider davon hielt. „Interessant, ja. Aber nicht besonders aufschlussreich.“ Ein leises Lachen erklang neben seinem Ohr, während die noch freie Hand über seine Brust glitt. Er erschauderte. „Ein Puzzle also… Crawford, es wird noch einige Zeit vergehen, bis du das gelöst haben wirst.“ Das klang nicht mehr amüsiert und tief in ihm meldete sich ein schmerzhaftes Ziehen. „Aber eines Tages werde ich es verstehen?“ Er befreite sich aus der halben Umarmung, stand auf und wandte sich zu Schneider um. Die eisblauen Augen wichen seinem Blick nicht aus, würden das niemals tun. „Ja.“ Beinahe traurig, obwohl das unmöglich war. Was war es? Und worauf hatte Herr Jansen angespielt? Es war zum Verrücktwerden. Irgendwie schaffte er es, dass Schneider jetzt in seinem Stuhl landete, beugte sich zu ihm herunter, um ihn zu küssen. Sie würden nicht gestört werden. Seine Hände öffneten den Gürtel des Älteren, während er auf die Knie sank. ~TBC~ Ich mag das Gespräch zwischen Herrn Jansen und Crawford. Im Moment weiß Herr Jansen tatsächlich um einiges mehr über Schneiders Pläne. Und die Möglichkeit, Schneider könnte den Anhänger eventuell nicht zurücknehmen, hat ihn wirklich kurz schockiert. Auch wenn es kaum weiterhelfen wird, hier ein ganz knapper Dialog, den Schneider und Herr Jansen geführt hatten, kurz nachdem Schneider zum Direktor ernannt wurde und den Codegeber erhielt: „Ich halte ein Stück meiner Zukunft in dieser Hand.“ „Wirst du es jemals aus der Hand geben?“ „Wie könnte ich? Aber vielleicht ist mir ein anderes Stück einmal wichtiger…“ Ich könnte es sowieso nirgendwo in der Story einbauen ^^# cya, cu ^-^ Kapitel 165: "Du solltest deine eigene Stärke finden und nicht nach der anderer suchen" --------------------------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 165) Titel: Close Distance Teil: 165/20x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Weiß taucht auch mal wieder auf, jedenfalls in Form von Omi und Ken ^^ Dort ist erst Sonntag, während es auf Seiten von Crawford und Ran der Sonntag bereits zu Ende geht und der Abschnitt am Montag aufhört ^^ Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: *grins* Also ganz im Allgemeinen kannste mich gerade wirklich um mein Unileben beneiden ^.~ Nur eigentlich sollte ich langsam anfangen an einer Hausarbeit zu arbeiten *schon massig Bücher dafür ausgeliehen hat* Und was mach ich stattdessen? Ich schreibe an dieser neuen Fanfic rum *drop* Schön zu hören, dass du dein Leben den Klauen des Stresses entreißen konntest *snicker* Ich verstehe den Vergleich mit Geser und Sebulon nur zu gut ^___^ Soll ich dir sagen, woher diese Ähnlichkeit kommt? Weil man einfach keinen Einblick in die Gedanken und Motive der Figuren hat. Das macht sie so interessant und geheimnisvoll. *sich riesig über den Sympathiegewinn für Schneider freut* In RftS ändert sich einiges... Da schreibe ich nämlich auch aus Schneiders Blickwinkel, was schon einen großen Unterschied macht. ^^ Hm, prinzipiell hast du Recht, Nagi taucht wirklich bald auf. Aber es vergehen trotzdem noch einige Kapitel bis dahin, weil sich vorher eine kleine Zwischenhandlung eingeschlichen hat *räusper* Mit dem Abschied zwischen Schneider und Crawford bin ich zurzeit eigentlich ganz zufrieden *den ja bereits in meinem Block hab* Ich weiß bloß nicht, ob sich meine Meinung noch ändert bis zu dem Zeitpunkt, wenn es gilt, die Sache hochzuladen ^^# „Wächter der Ewigkeit“ habe ich noch nicht gelesen, mir ist ein anderes Buch dazwischen gekommen. Aber ich war wirklich froh, dass im dritten Band Anton wieder in den Vordergrund rückte und im vierten scheint das ja auch so zu sein ^__^ @Jemma: Ach, die Uni ist nicht wirklich langweilig (bis auf eine Vorlesung, die echt nervt ^^°), es ist bloß ungewohnt, so viel Freizeit zu haben *lach* Obwohl ich die _jetzt_ eigentlich für meine Hausarbeit nutzen sollte *Augen verdreh* Leider arbeite ich immer am besten, wenn ich unter Stress stehe und noch ist das Zeitfenster zu groß dafür *drop* Ganz richtig, Farfarello wohnt später bei Schwarz, aber ich hatte ziemlich am Anfang von CD angedeutet, dass das nicht immer so war. Und die Veränderung in Farfs Verhalten war ja für alle ein wenig überraschend gekommen – was SZ natürlich nicht davon abhielt, die neue Situation für sich auszunutzen. Das mit den Medikamenten stimmt nicht so ganz, aber es ist schon ne Weile her, dass das aufgeklärt wurde ^^ Stimmt, er hat Spritzen bekommen und Schwarz glaubte, dass die für die Verbesserung in Farfarellos Verhalten verantwortlich sind. Aber vielleicht erinnerst du dich ja daran, dass Nagi das Mittel untersucht hat und herausfand, dass es überhaupt nichts bringt. Weswegen sich Schwarz ja nach Beendigung ihrer „Pläne“ keine Sorgen darum machen muss, dass Farf nicht weiter mit den Spritzen versorgt wird. Am meisten hat sich Farf wegen Schuldig geändert, ein wenig auch wegen Schwarz im Allgemeinen ^^ Dein Daumendrücken hat geholfen *grins* *Dankesgummibärchen reich* Und zum Glück, kann ich nur sagen. Ich gehöre nämlich zu den Schreibern, die _immer_ ein Ende für ihre Story haben, sich dafür aber nicht doll überlegen, wie sie dorthin kommen wollen ^^# Aber jetzt ist mir was eingefallen und der Arbeitstitel wird dementsprechend von „The Darker Side“ auf den (hoffentlich endgültigen) Titel „Corruption of the Mind“ geändert ^_____^ Die Story hat jetzt schon über 30.000 Wörter *es sehr praktisch findet, dass man das mit Word jederzeit prüfen kann* Bedeutet ‚Pause’ eigentlich, dass _noch mehr_ Prüfungen schreiben musst? @_@ Teil 165 „Du solltest deine eigene Stärke finden und nicht nach der anderer suchen“ Er konnte nichts anderes tun, als seine Hände über Crawfords hemdbedeckten Rücken wandern zu lassen, zu mehr fehlte ihm die Bewegungsfreiheit. Nicht, dass er sich darüber zu beschweren gedachte. Und wenigstens hatte Crawford vorhin schon die Weste abgelegt. Fast konnte er sich einbilden, durch den feingewebten Stoff die Hitze nackter Haut zu spüren, was in ihm den Wunsch weckte, sie wirklich zu berühren. Ungeduldig zog er am Hemd, bis es vom Gürtel freigegeben wurde und Crawford schien in den Kuss hineinzulächeln, rollte sich dann auf den Rücken, ihn mit sich ziehend, so dass ihre Positionen sich umkehrten. Ihm ging eine ganze Menge Wärme dadurch verloren, doch dafür hatte er jetzt Crawford unter sich. Alles in allem ein guter Tausch. Ein Grinsen flog über sein Gesicht und er verbarg es, indem er sein Gesicht an Crawfords Hals vergrub. Es war die perfekte Gelegenheit, ein wenig zu Atem zu kommen, sie lagen beide einfach nur da, ohne sich zu rühren. Und nach und nach wurde ihm der leichte Zigarettengeruch bewusst, der an Crawford haftete. Flüchtig runzelte er die Stirn. Bisher war ihm nie etwas aufgefallen, also war es wohl nicht Takatori-san, der geraucht hatte. Woher kam der Geruch dann? Und eine Sekunde später schalt er sich selbst, weil er so albern war. Er stützte sich auf, öffnete einhändig die Knöpfe, während Crawford stillhielt. Abwartete. Endlich kein Hindernis mehr… Mit den Lippen bahnte er sich seinen Weg das Brustbein entlang nach unten, schon dabei, Gürtel und Hose zu öffnen. Er liebte es, Crawford zu berühren und manchmal erstaunte es ihn, dass dieser es zuließ. Warum kam er sich im Vergleich mit dem Amerikaner so unzulänglich vor? Er suchte den Blick der braunen Augen, die nichts von ihrer stets wachen Aufmerksamkeit verloren hatten und auch wenn sie ihn meistens mit Amüsement ansahen, würde er niemals die darunter liegende Härte vergessen. Ob es etwas gab, das Crawford diese eiserne Kontrolle aufgeben lassen würde? Für den Moment jedoch gab er sich damit zufrieden, dass der Ältere die Augenlider zufallen ließ, als sich seine Hand in dessen Shorts schlich. Ein leises Seufzen, es kam von ihm selbst und war der einzige Ausdruck des Verlangens, das auf einmal zurück war und ihn erschaudern ließ. Er konnte keine Geduld mehr aufbringen und er kümmerte sich nicht darum, dass Crawford immer noch halb angezogen war. Er kam auch so klar. Am nächsten Morgen wachte er zu seiner Überraschung als erster auf. Vorsichtig drehte er sich auf die Seite und nutzte die Gelegenheit, um Crawfords Gesicht ungestört zu betrachten. Immer noch keine Weichheit… Er lächelte über sich selbst, beugte sich dann ganz langsam vor, bis sich ihre Lippen berührten. Crawford war schlagartig wach und sein Herz begann unwillkürlich schneller zu schlagen. Doch es folgte kein Angriff. Er vermisste diese Reaktion beinahe, auch wenn er es kaum zugeben würde. Dennoch konnte er nicht anders, als sich sein Handgelenk zu reiben. Crawfords Blick folgte der Bewegung und Verstehen blitzte in dem Braun auf, bevor die Mundwinkel nach oben zuckten. Einen Herzschlag später lag er auf dem Rücken, die Arme oberhalb seines Kopfes gegen die Matratze gepinnt. Der Griff sandte Hitze seine Wirbelsäule entlang, geradewegs in seine erwachende Erektion. Crawford lächelte jetzt, aber die Belustigung war schärfer als sonst. „Du solltest deine eigene Stärke finden und nicht nach der anderer suchen, Ran.“ Er antwortete nicht darauf. Was sollte er auch sagen – dass er gar nicht mehr zu suchen brauchte? Später unter der Dusche betrachtete er seine Handgelenke, an denen keine Abdrücke zurückgeblieben waren. Enttäuschung rollte sich in seinem Magen zusammen, so sehr er dagegen ankämpfte. Dann entdeckte er die blauen Flecke an seiner Hüfte, wo Crawford ihn gestern aufrecht gehalten hatte. Ein schiefes Lächeln flog über seine Lippen. Er hatte nichts davon gespürt gehabt, aber als er jetzt vorsichtig dagegen drückte, meldete sich leiser Schmerz. Eine Erinnerung, die er für eine Weile mit sich herumtragen konnte. Crawford band ihm die Krawatte neu und er spürte genau jeden noch so flüchtigen Kontakt, wenn dessen Finger mit seinem Hals in Berührung kamen. Es war schon fast ein Ritual geworden. Eines, auf das er ungern verzichten würde. Bevor der Ältere sich zurücklehnen konnte, ließ er seine Finger durch die schwarzen Haare gleiten, es kitzelte und er lächelte, küsste Crawford dann. Nur kurz, denn wenn er ehrlich war, taten ihm seine Lippen weh. „Wenn du möchtest, kannst du heute Abend wieder vorbeikommen. Ich weiß noch nicht, wann ich zurück bin, aber Nagi ist da.“ Er nickte nur stumm, stieg dann schnell aus, bevor es ihm zu schwer fallen würde. Anschließend blickte er dem Wagen nach. Daran könnte er sich gewöhnen… „War er sehr sauer?“ Er fuhr herum und erblickte Yunshiro, der offensichtlich auf ihn gewartet hatte. Der Andere trat von einem Fuß auf den anderen und in den dunklen Augen stand mehr Unsicherheit, als er jemals bei ihm gesehen hatte. Diese Tatsache machte es einfach, keine Verlegenheit zu verspüren und sein Lächeln war echt. „Nein, Crawford war deswegen nicht sauer.“ Er setzte sich in Bewegung und Yunshiro schloss sich ihm sofort an, Crawfords Namen vor sich hinmurmelnd, mit blankem Gesichtsausdruck. Für einen Moment wunderte er sich über diese Reaktion, dann aber fiel ihm ein, dass er zum ersten Mal in Yunshiros Anwesenheit das „-san“ weggelassen hatte. Kein Wunder, dass sein Freund überrascht war, er stolperte ja selbst noch oft genug darüber und sei es nur in seinen Gedanken. Schweigen fiel zwischen sie, bis sie beinahe das Schultor erreicht hatten, dann brachen die Worte aus Yunshiro heraus, die diesem die ganze Zeit auf der Zunge gebrannt haben mussten. „Wenn es ihm nichts ausmacht, dann spielt er nur mit dir!“ Empört, aber gleichzeitig klang es auch so, als wäre Yunshiro verletzt. Spielen? Nein, das würde eher zu Schuldig passen. Dunkle Belustigung funkelte in violetten Augen auf. „Vielleicht ist er sich meiner aber einfach nur sicher…“ Wozu Crawford jedes Recht hatte. Yunshiro schien die Zähe zusammenzubeißen, dessen Züge verhärteten sich. „Ich will das nicht.“ „Ich habe das nicht gewählt“, erwiderte er leise. „Es ist einfach geschehen.“ „Und wenn du die Wahl hättest?“ „Würde sich nichts ändern.“ Er war ehrlich, Yunshiro verdiente es, auch wenn er ihm nicht wehtun wollte. Yunshiros Gesichtsmuskeln arbeiteten noch für einen Moment, dann rang sich dieser ein Lächeln ab, in dem viel zu viel Traurigkeit lag. „Ich will dich nicht verlieren.“ „Das wirst du nicht.“ Seine Hand legte sich von ganz allein auf die Schulter des Anderen, übte sanften Druck aus. Aber konnte er das wirklich versprechen? ****** Warum? Die Frage war die ganze Zeit über da, verblasste vielleicht ab und zu ein wenig, verschwand aber nie völlig. Es war doch lustig, wie so ein simples Wort einen beschäftigt halten konnte. Irgendwo im Hintergrund verspürte er Müdigkeit. Wie spät war es eigentlich? Himmelblaue Augen flackerten zur rechten unteren Ecke des Bildschirms. Bereits Sonntagmorgen? Hatte er die ganze restliche Nacht vor dem Computer verbracht? Und alles umsonst, er hatte keine Antwort gefunden. Warum hatte sein Vater das Lösegeld nicht bezahlt? Warum hatte seine Familie ihn einfach aufgegeben? Hatten sie das? Hirofumi war so erleichtert gewesen, ihn wiederzusehen… Er verstand es nicht, gar nichts… Erschöpft schloss er die Augen, rieb über seine müden Lider. Bloß um danach wieder auf den Monitor zu starren, auf die Bilder. Auf ein ganz bestimmtes. Es war nach Mitternacht gewesen, als ihm Ouka eingefallen war. Das Mädchen, für das in der Schule Blumen auf einem Tisch gestanden hatten. Danach hatte er nicht mehr schlafen können. Nicht, dass es ihm zuvor gelungen wäre. Seine Halbschwester, die er niemals kennengelernt hatte und jetzt niemals kennenlernen würde. Tot. Masafumi, auch tot. Und gestern hätte er beinahe Hirofumi umgebracht. Seine Augen brannten plötzlich und dann hielt er es nicht mehr aus. Er wollte laut schreien, aber seine Kehle hatte sich so zugeschnürt, dass er keinen Laut herausbrachte. Mit verschwimmendem Blick ließ er den Computer herunterfahren, stemmte sich dann mit Hilfe der Tischplatte hoch, anders wäre er wohl kaum auf die Beine gekommen. Irgendwie schaffte er es die Treppe hinauf, nahm den Hintereingang nach draußen. Es war noch früh und eine frische Brise strich kühl über seine Wangen. Bei der Garage ließ er sich zu Boden sinken, lehnte sich gegen die raue Wand. Er wollte seine Amnesie zurück. Es war viel einfacher gewesen damit. Ein rhythmisches Geräusch holte ihn zurück, von wo auch immer seine Gedanken gewesen waren. Er hatte ihnen freien Lauf gelassen, ohne sie zu verfolgen. Blaue Augen fokussierten sich auf eine bekannte Gestalt, die mit schönster Regelmäßigkeit einen Fußball gegen die Hauswand schoss. Ken schien vollkommen in seiner Beschäftigung versunken, sah nicht ein Mal zu ihm herüber. Dafür ließ er selbst den Älteren nicht mehr aus den Augen und ein Teil von Kens Konzentration ging als Ruhe auf ihn über. Er begann sich zu entspannen, was mehr wehtat, als er erwartet hätte. Doch er war gut darin, den Schmerz zu ignorieren. Nach einer Weile stand er auf und in diesem Moment stoppte Ken den Ball, wandte sich zu ihm um. Ein Lächeln begrüßte ihn, das die Besorgnis, die dahinter lag, weder verbergen konnte noch wollte. „Du kommst mit mir trainieren.“ Keine Frage. Ken griff nach einer Tasche, die ihm bis eben gar nicht aufgefallen war, ging dann einfach los, den Fußball vor sich her stoßend. Und da ihm die Kraft zu widersprechen fehlte, folgte er dem Anderen. Es war besser, als hier weiter herumzusitzen. „Probier es noch mal!“ Ken lachte und warf ihm den Ball zu, der wieder nicht an dem Torwart vorbeigekommen war. Hatte er Ken jemals so locker erlebt? Er konnte gar nicht anders als zu lächeln. „Ich habe das Gefühl, dass ich kein Gegner für dich bin“, rief er dem Braunhaarigen zu, bevor er den Ball für einen neuen Schuss platzierte. Seine Muskeln waren warm, die Sonne schien angenehm, nicht zu heiß, und alles in allem fühlte er sich gerade nicht mehr so, als würde er gleich auseinanderfallen. „Du schießt immerhin härter als die Kinder, mit denen ich sonst übe“, wurde ihm versichert und er wusste nicht, was er von der Aussage halten sollte. Kens aufblitzendes Grinsen ließ ihn den Kopf schütteln, dann nahm er ein wenig Anlauf und schoss. Dieses Mal traf Ken den Ball nur mit der Faust und er setzte sofort nach, trat erneut nach dem Ball. Es machte nichts, dass er dabei ausrutschte, denn der Sturz lenkte immerhin Ken ab. Von seiner Position auf dem Boden aus lachte er los, als Überraschung über das Gesicht des Braunhaarigen spielte, der anscheinend kaum fassen konnte, dass der Ball hinter ihm im Netz gelandet war. Und als er erstmal angefangen hatte, konnte er nicht mehr aufhören. Er lachte so hart, dass ihm der Bauch wehzutun begann und schließlich fiel Ken mit ein. Als er sich endlich beruhigt hatte, saß Ken neben ihm, hatte angefangen, die Tasche auszupacken. Essen. Auf dem Fußballplatz. Und warum auch nicht? Auf der anderen Hälfte spielten zwar ein paar kleine Jungs, aber dieses Tor hatten sie seit ihrem Eintreffen für sich allein gehabt. „Geht es dir besser?“ Tee wurde ihm gereicht, heiß aus der Thermoskanne. Er nickte stumm. Ja, es ging ihm besser. Noch nicht gut, aber das war nicht die Frage gewesen. Er wischte die Tränen weg, von denen selbst er nicht sagen konnte, ob sie nur vom Lachen stammten. „Du weißt, dass wir uns nicht gegen dich stellen werden, egal wie du dich entscheidest.“ Der Ernst in den braunen Augen erinnerte ihn an Siberian, dessen kühle Determiniertheit. „Danke…“ Nach Yohjis Worten gestern hatte er so etwas bereits erwartet gehabt. Vielleicht nicht unbedingt von Ken, der mit ihnen nie ganz warm geworden zu sein schien. Aber auch der Braunhaarige hatte sich verändert, war mehr ein Teil von ihnen geworden, nicht nur von Weiß. „Was hast du als nächstes vor?“ Die Frage war beiläufig gestellt, als würde nicht so viel davon abhängen. Und inzwischen war er auch in der Lage, ruhig darüber nachzudenken. Sie aßen schweigend, bis er die Anfänge eines Plans hatte. „Ich muss mit ihm reden.“ Das Wort ‚Bruder’ wollte ihm nicht über die Lippen kommen. Ken begegnete ohne jedes Zögern seinem Blick, forderte ihn so zum Weitersprechen auf. „Morgen findet eine Party der Jigen-Partei statt. Am Nachmittag können wir uns die Örtlichkeiten näher ansehen. Ich werde mich ins System hacken und uns auf die Liste der Blumenlieferanten setzen.“ Ken hatte aufmerksam zugehört, nickte jetzt langsam. „Selbst wenn Hirofumi dort sein sollte, ist er sicher gut genug bewacht, dass wir nicht eingreifen können. Und gleichzeitig wird Perser glauben, dass wir weiterhin an der Erfüllung der Mission arbeiten.“ Genau so war es gedacht. „Ich werde mir eine Einladung beschaffen. Bei der Party muss es eine Gelegenheit geben, ihn allein zu erwischen.“ Er zeigte mit keiner Geste, wohin seine Gedanken bei der Erwähnung von Perser gewandert waren. ~TBC~ Bin ich froh, dass ich noch einige Kapitel auf Vorrat habe. Seit ich an CotM schreibe, kann ich mich in CD gar nicht mehr hineindenken *headdesk* Ich beneide Leute, die mehrere Fanfics parallel schreiben können *sigh* cya, cu ^-^ Kapitel 166: "Rückblicke LXV - Das war reine Selbstsucht" --------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 166) Titel: Close Distance Teil: 166/20x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: *hat Mitleid mit Crawford* Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Wie du sicher bemerkt haben wirst, habe ich den Eintrag noch beantwortet ^^°°° Aber ich werde es sobald wie möglich tun. Irgendwie geht meine ganze Tippenergie zurzeit für CotM drauf… *drop* @Kralle: Schön, dass du dich jetzt bis zu CD vorgearbeitet hast *Willkommensgummibärchen reich* Aber ab jetzt wirst du genauso viel Geduld wie die anderen Leser haben müssen, da ich nicht vor habe, meinen ‚Veröffentlichungsrhythmus’ zu ändern *grins* Was heißt, dass wir uns wenn du Zeit hast jede Woche wiederlesen ^.~ Deine Fragen habe ich hoffentlich ausreichend in der ENS beantwortet *lieb sag* @F4-Phantom: Vielen Dank fürs Lesen der Fanfic! ^__________^ *auch Begrüßungsgummibärchen reich* Ich bin immer wieder überrascht, wenn jemand die Ausdauer aufbringt, sich durch das Ungetüm zu arbeiten. Tja, ich kann mich einfach nicht kurzfassen, deswegen zieht sich CD inzwischen über mehr als drei Jahre hinweg ^^# Ob das so toll ist, weiß ich nicht… Aber ich bin froh, dass du meinen Stil als konstant empfindest, das ist nämlich eine meiner größten Sorgen – gleich neben dem Problem, dass ich mich in Widersprüche verwickeln könnte *ehe* @Jemma: *das Herzchen süß findet* Japp, mir ist schon öfter nachgesagt worden, dass ich eine sadistische Ader habe. Natürlich nur in meinen Fanfics *lach* Aber guck dir Omi mal im Anime an, da kommt er auch nicht besser bei weg *Kopf schief leg* Ich sag dir, ich kann froh sein, dass mir zu CD nicht mehr viele Kapitel fehlen, die in meinem Kopf sogar halbwegs fertig sind, so dass ich mir damit Zeit lassen kann *auf meinen Vorrat starr* CotM hält mich nämlich immer noch in ihren Fängen, nicht mal bei RftS habe ich so viel hintereinander geschrieben. Wusstest du, dass über 40.000 Wörter auf etwa 70 Seiten in Word kommen? Zum Glück muss ich später _diese_ Story nicht noch extra abtippen. Wird mir sehr gelegen kommen, wenn ich sie so schnell fertig bekomme, dass ich sie parallel zu CD hochladen kann… _Mündliche_ Prüfungen? Die sind für mich der wahre Horror – zum Glück hatte ich in meinem Leben erst zwei ^^# Wünsche dir ganz viel Erfolg dabei! ^______^ Teil 166 „Rückblicke LXV - Das war reine Selbstsucht“ Schneider sackte ein Stück in sich zusammen, aber der einzige Laut, der über die Lippen des Älteren kam, war ein leises Seufzen. Er richtete ihm die Kleidung, seine Finger bebten dabei, kam dann auf die Beine, um Schneider zu küssen. Doch der hielt ihn zunächst auf, warme Hände umfassten sein Gesicht, als Schneider ihm suchend in die Augen sah. „Wo kam das denn her?“ Sein Schulterzucken war kaum zu sehen, trotzdem huschte ein flüchtiges Lächeln über das Gesicht des Älteren. Nur die eisblauen Augen schien es nicht ganz zu erreichen. Ein Daumen strich über seine Lippen, machte ihn erst darauf aufmerksam, dass sie leicht geschwollen waren. „Vorsicht…“, hörte er Schneider murmeln, bevor dieser sich endlich vorlehnte und ihn sanft küsste. Es war beinahe frustrierend, im Moment wollte er solche Rücksichtsnahme bestimmt nicht haben, aber er wusste auch, warum Schneider es tat. Schließlich musste er sich nachher noch in der Öffentlichkeit sehen lassen können… Er sank zurück auf den Boden, als Schneider ihn losließ, lehnte sich gegen dessen Oberschenkel, Stirn an teurem Stoff. Ruhig konzentrierte er sich aufs Ein- und Ausatmen, während er darauf wartete, dass seine Erektion abklang. Schneiders Hand bewegte sich, legte sich in seinen Nacken und dieses Mal war er selbst es, der seufzte. „Du machst es mir wirklich nicht leicht, Crawford…“ Seine Mundwinkel zuckten in widerwilligem Amüsement nach oben, obwohl – oder vielleicht gerade weil – er diese Bemerkung nicht einzuordnen wusste. Für einige Minuten fiel Schweigen zwischen sie, dann klopfte es an der Tür. Schneiders Streicheln wich einem kurzem Druck und er verstand die stumme Aufforderung als was sie gemeint war, stand auf. Der Ältere erhob sich ebenfalls, drückte ihn mit einem Lächeln in den von Schneiders Körper noch warmen Bürosessel, ging dann selbst zur Tür. Es wurden keine Worte ausgetauscht und gleich darauf kehrte Schneider mit einem gefüllten Glas zu ihm zurück. „Danke.“ Er nahm einen ersten Schluck und das kalte Wasser fühlte sich gut an in seiner Kehle, ebenso wie das Glas selbst an seinen Lippen. Dieses Gefühl sorgte dafür, dass er danach alles in einem Zug austrank. Anschließend richtete er seinen Blick auf Schneider, der jetzt gegen den Schreibtisch gelehnt dastand und Bilder von dem Apartment betrachtete, das er sich für sein Team ausgesucht hatte. Es schien aber nicht so sehr aus Interesse zu sein, als vielmehr, um ihm einen Moment Zeit zu geben, denn die eisblauen Augen hoben sich prompt. „Bereit zu gehen?“ „Ja.“ Schneider nahm ihm das Glas ab, um es auf den Schreibtisch zu stellen, betrachtete ihn einmal von oben bis unten, nachdem er wieder stand. Seine Sachen waren anscheinend in Ordnung, aber Schneider trat trotzdem näher, strich ihm mit einem deutlich wahrnehmbaren Funken Amüsement durch die Haare. Er nutzte die Gelegenheit, um dem Älteren noch einen schnellen Kuss auf die Lippen zu drücken und das Amüsement flammte zu Hitze auf. Das Ziehen in seinem Magen war wieder da, aber dieses Mal hatte es eine andere Ursache, vertraut. Sie saßen am selben Tisch wie gestern, allein aber nicht allein genug für seinen Geschmack. Schneider sah ihm das an und lächelte ein schmales Lächeln, ohne jedoch darauf einzugehen. Was wohl auch am besten so war. Die Aufmerksamkeit der anderen Mitarbeiter umgab sie wie ein unsichtbares elektrostatisches Feld, ein beständiges Summen, das ihn nicht hätte stören dürfen, da man in einer Cafeteria keine völlige Ruhe erwarten konnte. Doch das sehr persönliche Element darin machte ihn, wenn schon nicht nervös, so doch ein bisschen gereizt. Er runzelte die Stirn, während er das Fleisch auf seinem Teller zerteilte. Mit etwas zu viel Gewalt wie sich zeigte, als sein Messer über das Porzellan kratzte. „Crawford…“ Eine leise Warnung oder vielleicht auch nur eine Erinnerung daran, wo sie sich befanden. Als hätte er die nötig. Nichtsdestotrotz froh über die Ablenkung sah er auf, wurde von den eisblauen Augen gefangen genommen, die ihn scharf musterten. Für einen Moment blieb die Miene des Älteren regungslos, dann lockerte sich etwas. „Was hast du eigentlich Neues über dein letztes Teammitglied erfahren?“, wurde er gefragt. Er spürte, wie er ruhiger wurde. „Leider nicht besonders viel. Er heißt Nagi.“ Kurz schloss er die Augen und rief sich das Bild in Erinnerung. „Er ist noch so jung…“ Und nicht nur das. Denn die dunkelblauen Augen passten überhaupt nicht dazu. „Hast du etwa Mitleid mit ihm?“ Schneider klang aufrichtig interessiert, da war kein Spott und keine Herablassung. „Nein.“ Er schüttelte den Kopf. „Soweit ich das einschätzen kann, ist er bei uns eindeutig besser aufgehoben als dort, wo er sich zurzeit aufhält.“ Auf der Straße höchstwahrscheinlich. „Gut. Er wird dir dankbar sein. Und wenn er tatsächlich noch so jung ist, ist er leichter formbar.“ Eine Einschätzung, die er teilte und sein Lächeln verriet genau das. Sie wandten sich beide wieder ihrem Essen zu und der kurze Austausch war ausreichend gewesen, um ihm seine gewohnte Fassung zurückzugeben. Was auch immer mit ihm los gewesen war, es war vorbei. Anschließend machte Schneider da weiter, wo dieser aufgehört hatte und dieses Mal wurde er nicht wieder in Herrn Jansens Büro zurückgelassen, sondern begleitete den Direktor. Was den seltsamen Effekt hatte, dass zur Abwechslung nicht Schneider die am meisten gemiedene Person war. Als sie ein weiteres Büro verließen, in dem alle vorsichtig um ihn herumgeeckt waren, verdrehte er genervt die Augen. „Was genau wissen die Leute eigentlich über den gestrigen Vorfall?“ Schneider lachte leise in sich hinein. „Oh, die offizielle Story entspricht exakt der Wahrheit, nur die Gerüchte sind eine ganz andere Sache. Du darfst nicht vergessen, dass die Frau gestorben ist.“ „Das wird mir schwerlich gelingen.“ Eisblau funkelte ihn amüsiert an. „Du musst nicht mit mir mitkommen. Wenn du möchtest, kannst du auch einen Raum für dich allein haben und dort ein paar weitere Unterlagen durchgehen.“ Seine Augen verengten sich unwillkürlich und seine Ablehnung war ein wenig zu scharf, bevor er die Reaktion unterbinden konnte. Schneider neigte lediglich bestätigend den Kopf und für den Rest ihres Aufenthalts wich er dem Älteren nicht von der Seite. Später nahmen sie sich noch etwas Arbeit mit ins Hotel zurück, aber anders als gestern machte Schneider keine Anstalten ihn zu berühren. Gut, es war noch nicht einmal Abend, dennoch störte es ihn irgendwie. Man sollte meinen, sie hätten eine Anstandsdame zwischen sich sitzen, so wie der Andere sich benahm. Mit einem innerlichen Seufzen konzentrierte er sich wieder auf den Bericht. Es änderte sich nichts bis sie zu Bett gingen. Gestern Abend hatte es ihn nicht weiter gewundert, dass Schneider ihn in Ruhe gelassen hatte, der Nachmittag hatte ihn erschöpft zurückgelassen, wenn er ehrlich war. Aber heute war ein anderer Tag. Braune Augen wurden bei diesem Gedanken kurz vollkommen ausdruckslos. Lag es etwa daran? Er legte das Schlafanzugsoberteil wieder zurück aufs Bett und ging in das Zimmer, in dem Schneider schlief. Der ältere Mann schloss gerade den letzten Knopf, sah überrascht zu ihm hoch. Er wusste, woher diese Reaktion kam. Es geschah selten genug, dass er Sex initiierte. Normalerweise war er einfach nur _da_ und Schneider tat den ersten Schritt. „Ich bin nicht aus Glas“, meinte er leise. Schneider schenkte ihm ein halbes Lächeln. „Nein, bist du nicht, Crawford“, wurde ihm dann zugestimmt. Eine Hand griff nach seiner und es war, als würde ein Schaltkreis geschlossen werden. Schneiders Talent wusch durch seinen Körper, so heiß, dass er nachsehen wollte, ob er glühte, aber dazu hielt ihn der Blick der eisblauen Augen viel zu fest. Er atmete tief durch, als sich die Wärme in seinem Unterleib niederließ, von einer Sekunde auf die andere war er hart. „Sagen Sie es mir…“ Nicht mehr als ein Flüstern. Es verunsicherte ihn, nicht zu wissen, was Schneider damals gemeint hatte und er hasste dieses Gefühl, wie er sich jetzt endlich eingestand. Schneider schüttelte den Kopf, zog an seiner Hand, so dass er auf den Älteren zufiel. Kein Widerstand, warum auch, und gleich darauf lag er auf dem Rücken, Schneider über sich. „Warum haben Sie dann überhaupt etwas gesagt?“ Es war schwer, eine Anschuldigung auszusprechen, wenn sich gerade eine Hand in seine Hose schob. Er biss sich auf die Unterlippe, um nicht aufzustöhnen. „Das war reine Selbstsucht.“ Eisblaue Augen blitzten ihn an, düstere Belustigung in ihnen und der mentalen Berührung, die über seinen Geist hinwegstrich. Er erschauderte und die Augen fielen ihm zu, als Schneiders Daumen über seine Erektion spielte. Es war sinnlos, nachzuhaken. Schneider wollte ihm nichts verraten. Die Hose wurde ihm über die Hüften gestreift und die kühle Luft war im ersten Moment wie ein Schock. Dann wich die Hose ganz und Schneider zog sich ebenfalls aus, lag gleich darauf an seiner Seite und küsste ihn. Ein guter Anfang, aber es reichte nicht und hierauf hatte er gewartet, seit er heute vor Schneider auf die Knie gegangen war. Es stand ihm zu, ungeduldig zu sein. Seine Schilde falteten sich weiter zusammen, er wollte so viel von Schneider spüren wie möglich und ein weiterer Energiestoß kreiste durch seine Adern. Er zog den Älteren auf sich, ließ sich von dessen Gewicht in die Matratze drücken, während seine Hände sich in sandblonde Haare vergruben, um den Kuss zu vertiefen. Schneider lachte in den Kuss hinein, aber das verlor sich bald, als nur noch die Berührungen wichtig waren. Reibung und Druck. Kurz befreite sich der Andere und schwer atmend rollte er sich auf den Bauch. Das Vorspiel war vorbei und das keine Minute zu früh. Er schien nur noch Bruchteile des Geschehens zu registrieren, Kühle, Hitze, mehr Druck, bis Schneider ganz in ihm war und ihn abrupt an sich zog, Rücken an Brust. Zähne gruben sich in seine Schulter und wenn er noch genug seiner Gedanken zusammengehabt hätte, hätte er wahrscheinlich gelächelt bei der Erinnerung, dass Schneider ähnliche Spuren trug. Stattdessen verkrampfte er sich kurz um Schneider und entlockte ihm so ein gepresstes Stöhnen. Der Laut, verbunden mit den Fingern, die sich um seine Erektion geschlossen hatten, waren beinahe zu viel. Aber Schneider hielt ihn auf dieser Seite, begann sich langsam zu bewegen. Er ließ seinen Kopf zurückfallen, auf die Schulter des Älteren, spürte dessen Lippen an seinem Hals, bevor sie sich zu einem weiteren Kuss fanden. Finger flatterten über seine Brust, seinen Bauch, strichen dann wieder die Länge seine Erektion entlang. Die linke Hand hingegen hielt die seine, ihre Finger untrennbar ineinander verschränkt, ein willkommener Ankerpunkt. Er hatte das Gefühl, nicht mehr genug Luft zu bekommen und gleichzeitig zu hyperventilieren, drückte sich weiter zurück, gegen Schneider. „Verdammt, Crawford…“ Ein heiseres Flüstern, heißer Atem, der ihn streifte. Die Hand um ihn begann sich schneller zu bewegen und dann war da nur noch weißes Licht, als sein Sperma die letzten Züge erleichterte. Ansonsten hielten sie beide still für diesen sich scheinbar ewig ausdehnenden Moment, als der Orgasmus jeden bewussten Gedanken in ihm auslöschte. Dann war auch das vorbei und Schneider benötigte nicht mehr lange, um ihm zu folgen. Er fiel zurück aufs Bett und der Ältere mit ihm. Schneiders Arme hatten sich eng um ihn geschlossen, hielten ihn fest, während er wieder zu Atem zu kommen versuchte. Es war schwierig sich zu konzentrieren, sein Kopf schwamm und es war so viel leichter einfach nur die Augen zu schließen und sich dahintreiben zu lassen, umgeben von Schneiders Wärme. Er war halbwegs eingeschlafen, als der Andere sich von ihm löste und ins Bad verschwand, mit einem angefeuchteten Handtuch zurückkehrte. Mehr als ein müdes Blinzeln brachte er nicht zustande, als er gesäubert wurde, auch wenn er irgendwo in seinem Hinterkopf wusste, dass er aufstehen und in sein eigenes Bett zurückkehren sollte. Aber es wäre zu anstrengend gewesen und Schneider sagte kein Wort in dieser Hinsicht, legte sich einfach wieder zu ihm und hatte nichts dagegen, dass er sich umdrehte und den Kopf auf die Stelle zwischen Brust und Schulter bettete, die wie dafür geschaffen zu sein schien. Die Decke wurde über sie beide gezogen, dann legte sich wieder ein Arm um ihn und Finger spielten mit den feinen Härchen in seinem Nacken. „Schlaf jetzt…“ „Mm…“ Er war sicherlich müde genug, aber gleichzeitig wollte er jede Sekunde hiervon mitbekommen. Schneider sah ihn an, er spürte es, genauso wie das Lächeln, das an dessen Mundwinkeln zog. Es tat beinahe weh. „Wir können in ein paar Tagen zurückfliegen“, meinte der Ältere schließlich in dem Bemühen, das Gefühl für ihn zu vertreiben. „Es sind keine weiteren Unregelmäßigkeiten aufgetaucht und unter Herrn Jansens Regime hätte mich das auch gewundert.“ Er schwieg und versuchte den Grund dafür zu ermitteln, dass plötzlich ein Stein in seinem Magen zu liegen schien. Es gelang ihm nicht und so wandte er bloß den Kopf so weit, dass er sein Gesicht gegen Schneider pressen konnte, ihn mit jedem Atemzug noch mehr wahrnehmen. „Du willst noch nicht zurück? Wann denn dann?“ Gar nicht… Der Gedanke tauchte von ganz allein auf und schließlich brachte er seine Lippen dazu, die Worte zu formen. Schneider seufzte leise. „Ich verstehe…“ Und vielleicht tat der Telepath das wirklich, er selbst jedenfalls nicht. Trotzdem wussten sie beide, dass sein Wunsch rein gar nichts ändern würde und morgen früh, wenn er wieder klar denken konnte, würde er sich bestimmt albern vorkommen, weil so etwas überhaupt erst geäußert. ~TBC~ Es fällt mir wirklich schwer, das „Herr“ vor Schneider wegzulassen o.O Das hat man davon, wenn man die eine Fanfic nicht zu Ende schreibt, bevor man eine neue anfängt *sigh* cya, cu ^-^# Kapitel 167: "Partielles Familientreffen" ----------------------------------------- Close Distance (Teil 167) Titel: Close Distance Teil: 167/20x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Stellt euch vor, es gibt Handlung *lach* Der Teil startet am Montagvormittag (jupp, Omi schwänzt die Schule ^^#) und endet am Abend desselben Tages. Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Ich schreibe nicht nur an einer neuen Fanfic, ich habe sie jetzt sogar fertig ^^# Rund 56.000 Wörter sind es geworden… Ich wollte Rosenkreuz mal ein bisschen anders schreiben als bisher. *ehe* Würde mich freuen, wenn du vorbeiliest ^^ Mit dem Stress hält es sich in Grenzen, aber die Hausarbeit geht mir total auf den Keks *sigh* Aber da ich CotM endlich raus aus dem Kopf habe, kann ich mich hoffentlich besser darauf konzentrieren. Was steht denn bei dir so an? Hm, natürlich rückt Nagis Auftritt näher, aber er ist nicht so nahe, wie du denkst. Und der Junge ist ein bisschen zu… alt für sein Alter, um Crawford an seinen Bruder zu erinnern. ^.~ @Kralle: Freut mich, dass dir der letzte Teil wieder gefallen hat *grins* Und wie schon gesagt hoffe ich, dass du bald wieder online gehen kannst, ohne dafür in der Schule sein zu müssen ^^ @Leean: Hey, da bist du ja wieder! *freu* ^___^ Ich kann verstehen, warum dir Schneider und Crawford lieber sind als Crawford und Ran, auch wenn ich CD eigentlich für letzteres Pairing gedacht hatte ^^° „Und glauben Sie nicht alles, was er Ihnen erzählen wird. Selbst wenn es die Wahrheit ist“ – Es ist echt toll, dass du diese Zeile magst ^^ Sie sagt nämlich sehr viel über Schneider aus. Nur Crawford vergisst das leider, wenn Schneider ihm erst einmal eine ganz bestimmt Wahrheit erzählen wird *sigh* Und bei Schneider und Crawford muss man echt viel zwischen den Zeilen lesen, die bekommen ja beide den Mund nicht auf. Vielleicht ist das ja der Grund, dass sie jetzt schon zwei separate Fanfics bekommen. ^^°°° In CD musst du diesmal auf die beiden verzichten, aber dafür kannst du ja CotM lesen gehen *wink* @F4-Phantom: Also dass dein Essen kalt wird, wollte ich sicher nicht, aber über das implizierte Kompliment freue ich mich lach* Tja, früher hatte ich auch gedacht, dass ich an CD am liebsten ewig weiterschreiben würde, aber inzwischen bin ich doch froh, dass nur noch… hm, ich schätze mal 30 Teile fehlen, von denen die meisten schon in meinem Block sind. So kann ich mich bald ganz auf RftS konzentrieren. Und danach eventuell ein Sequel zu CD schreiben ^.~ @Jemma: *grins* Je weniger Handlung, desto mehr Spaß hatte ich in der Regel am Schreiben. ^^# Obwohl ich sagen muss, dass ich auch an diesem Teil Gefallen fand, obwohl er die Handlung zur Abwechslung mal vorantreibt. Du kannst davon ausgehen, dass der Gegenwartsstrang auf jeden Fall handlungslastiger ist. In der Vergangenheit sind im Prinzip die wichtigsten Punkte schon erzählt und viel ist aus „Spaß an der Freude“ entstanden ^^ Nur die letzten paar Kapitel sind dann noch mal wirklich wichtig *ehe* Ran und Schneider… das ist etwas, was noch nicht geschrieben ist, von daher sehe ich dem auch mit Spannung entgegen *zwinka* Teil 167 „Partielles Familientreffen“ Seine Hände arbeiteten allein, ohne seine volle Aufmerksamkeit zu benötigen. Stattdessen nahm er seine Umgebung genau in sich auf. Bauzeichnungen waren zwar hilfreich, aber man gewann erst dann einen richtigen Überblick, wenn man sich persönlich einen Eindruck verschaffte. Die Jigen-Partei hatte an nichts gespart. Allein der Ballsaal war schon riesig und dann gab es noch viele separate Räume, die unauffällige Möglichkeiten für etwas privatere Konversationen eröffnen würden. „Das Gesteck ist fertig, lass uns dort weitermachen.“ Er nickte, griff nach den Blumeneimern und folgte Ken. Sie arbeiteten nicht allein hier und keiner achtete auf sie. Yohji hatte sich von ihnen unter dem Vorwand getrennt, Nachschub zu holen. Es war ihm sogar gelungen, Hirofumi zu sichten, aber dem Mann auch nur näher als fünfzig Meter zu kommen, war illusorisch. Ein schmales, humorloses Lächeln spielte über seine Lippen. Er musste in seinem Bericht nicht einmal lügen, im Moment gab es kein Herankommen an Hirofumi. Sie hatten ihr neues Ziel erreicht und er bückte sich nach dem Eimer, als ihn eine Bewegung aus den Augenwinkeln innehalten ließ. So eine Haarfarbe hatte er noch nie gesehen. Für einen Moment vergaß er sich selbst und starrte. Und als hätte der Ausländer seinen Blick gespürt, drehte der sich zu ihm um und schenkte ihm ein kühles Grinsen. Dessen Begleiter sah jetzt auch zu ihm herüber, was seinen Herzschlag kurz aussetzen ließ. Dieses Mal trennte sie kein Gitter des Lüftungsschachtes, als sich braune Augen in seine bohrten. Kalt, so kalt hinter der randloses Brille. Er war wie gebannt, bis der Schwarzhaarige wissend lächelte, Spott an den Kanten, und sich abwandte. Die beiden gingen weiter und ließen ihn mit einem tauben Gefühl im Innern zurück. Endlich konnte er die Bewegung zu Ende führen. Der ganze Austausch war so kurz gewesen, dass Ken überhaupt nichts davon mitbekommen hatte. Das war dieser Bodyguard, Crawford. Und obwohl es unmöglich sein sollte, schien der ihn erkannt zu haben. Nein, das konnte nicht sein. Er schüttelte den Kopf und rief sich selbst zur Ordnung. Trotzdem konnte er sich nicht wirklich davon überzeugen, dass ihre Tarnung noch intakt war. Mit den Fingerspitzen zeichnete er die Kanten des Umschlags nach, in dem sich seine Einladung befand. Er war nervös, anders als sonst vor Missionen, wenn sich normalerweise Ruhe über ihn senkte. Und heute, wo es nicht sein Ziel war, jemanden umzubringen, ging seine ganze Kraft dafür drauf, nicht zu zittern. „Es wird schon alles gutgehen.“ Yohji nahm ihm den Umschlag weg, legte ihn außer Reichweite ab und half ihm dann ins Jackett. Er biss sich auf die Unterlippe. „Vielleicht. Aber selbst wenn, was soll ich dann tun?“ Ihr Auftrag würde sich nicht so einfach in Wohlgefallen auflösen. Der Ältere verstand und die grünen Augen verdüsterten sich. Yohji wusste darauf auch keine Antwort. „Darf ich ihn überhaupt am Leben lassen? Nach all dem, was er getan hat?“ Seine Stimme war monoton, ausdruckslos, aber er kam nicht dagegen an. „Wie kann ich Ken noch in die Augen sehen?“ Eine Hand legte sich auf seine Schulter. „Er hat dir gesagt, dass er hinter deiner Entscheidung stehen wird. Stelle das nicht in Frage.“ Er atmete tief durch. Und fühlte sich ein ganz kleines bisschen besser. Womit ihm zum ersten Mal bewusst wurde, dass auch Yohji nicht besonders gut aussah. Aber er hatte keine Zeit, sich jetzt damit auseinanderzusetzen. Ziellos streifte er durch die Menge, gab sich alle Mühe, nicht aufzufallen. Doch darüber musste er sich keine Sorgen machen. Einige der Gäste hatten ihren Nachwuchs mitgebracht, so dass er trotz seiner Jugend nicht herausstach. Was ihm alles nichts half, wenn er Hirofumi nicht fand. Er steuerte auf den nächsten Raum zu, ohne Erfolg. Sein Magen krampfte sich zusammen, als er wieder eine Tür zuzog. Diesmal allerdings von innen. Das Zimmer hatte einen Balkon und die frische Luft konnte er jetzt gebrauchen. Müde oder vielmehr innerlich erschöpft, lehnte er sich gegen die Brüstung, atmete tief durch. „Probleme, Takatori jr.?“ Er fuhr herum und erstarrte. Der orangehaarige Ausländer von heute Nachmittag. Das Grinsen war herablassend. „Das ist nicht mein-“ Oh… Aber das war doch sein Name, nicht wahr? Er schloss den Mund, ohne den Satz zu Ende gebracht zu haben. Wie zum Teufel konnte der Andere das wissen? Außer… Hirofumi hatte ihn geschickt. „Du gehörst ja zu den ganz Schnellen.“ Das Grinsen wurde noch ein wenig breiter, aber die grünen Augen blieben kühl und ungerührt. Dann kam der Orangehaarige näher, baute sich vor ihm auf. Alle seine Instinkte schrien danach, ihn anzugreifen. Nur das konnte er nicht tun, nicht wenn dieser Mann wusste, wo Hirofumi war. Und dann klappte er auch schon über der Faust in seinem Magen zusammen. „Genug geschlafen.“ Die Ohrfeige ließ seine Wange brennen, aber zumindest kam er abrupt wieder zu sich. Hastig sah er sich um, identifizierte ein kleines Apartment. Das sonst wo liegen konnte. „Wir wollen kein Risiko eingehen“, wurde er von der Tür aus informiert und in ihm tauchte nur flüchtig die Frage auf, wie der Andere so schnell hatte dorthin gelangen können. „Das hier bekommst du später wieder.“ Sein Gürtel, in dem der Sender versteckt war, baumelte in der Hand des Älteren. Dann verbesserte er sich selbst. Versteckt gewesen war. Demnach könnte er seinen Gürtel schon jetzt zurückbekommen, aber vielleicht sah der Orangehaarige auch die mögliche Waffe, die er darstellte. „Ich wünsche den Herrschaften viel Spaß.“ Damit verschwand der Ausländer und stattdessen kam Hirofumi herein. Dieser schloss die Tür hinter sich, blieb dann stehen und sah ihn einfach nur an. Ungläubig. „Mamoru, bist du es wirklich?“ Sein Herz schlug viel zu schnell und ihm wurde beinahe schlecht. Die Bilder kamen zurück, die Träume. Erinnerungen. Er nickte und verfluchte die Tatsache, dass seine Augen wieder zu brennen begannen. Hirofumi zögerte noch kurz, entschied sich schließlich und setzte sich zu ihm auf die Couch. „Wo bist du all die Jahre gewesen? Warum bist du nicht nach Hause gekommen?“ „Es ging nicht…“ Er sah nach unten, auf seine Hände, wusste nicht, wie er dem Blick des anderen Mannes begegnen sollte. Sein Bruder. Es war so schwer daran zu glauben. Und gleichzeitig war er sich sicher. „Ich hatte mein Gedächtnis verloren.“ „Und warum hast du versucht mich umzubringen?“ Ihm war es fast gelungen, das für den Moment zu verdrängen. Sein Bruder war ein Mörder. „Jemand musste stoppen, was ihr dort tut.“ Schweigen, das ihn zu ersticken drohte. „Aber dann…“ „Hast du mich erkannt?“ Seine Finger waren ineinander gekrampft. „Die Erinnerungen haben begonnen zurückzukehren.“ Er konnte es nicht über sich bringen, den Grund zu nennen. Der Zeitungsartikel war nur der Anfang gewesen, aber erst Masafumi hatte den Durchbruch bedeutet. Hirofumi bewegte sich, beugte sich ihm entgegen und eine Hand umschloss seinen Oberarm. Er zuckte nicht zurück, im Gegenteil, er sah endlich auf, begegnete den eindringlichen Augen des Älteren. „Ich werde jetzt nicht fragen, warum du den edlen Ritter spielst.“ Bei dieser Aussage zuckten die Mundwinkel seines Bruders und er reagierte auf die Bezeichnung mit bitterer Belustigung. „Aber willst du mich immer noch töten? Du musst wissen, dass ich damit nicht ganz einverstanden bin.“ Wider Willen musste er lächeln. „Nein, will ich nicht.“ Jetzt wurde auch sein anderer Oberarm umfasst. „Du kannst mir helfen, Vater ganz nach oben zu bringen. Du gehörst zur Familie.“ Wärme ging von Hirofumis Händen aus. „Er wird…“ Der Andere verstummte plötzlich. „Familie?“ Das Wort kratzte in seiner Kehle. „Und warum hat er mich dann im Stich gelassen?“ Er sprach so leise, dass er sich selbst kaum verstehen konnte. „Im Stich gelassen?“ Unverständnis. „Weißt du es wirklich nicht?“ Hirofumi schüttelte den Kopf. „Ich hatte in den USA studiert. Und als ich zurückkam, war Mutter tot und du warst verschwunden.“ Etwas Wildes flackerte im Blick des Älteren auf, Wut, die bis eben gut verborgen gewesen war. „Niemand hat mit mir gesprochen…“ Er schloss für einen tiefen Atemzug die Augen. „Meine Entführer, ich hatte sie reden gehört. Sie sagten, dass Vater sich weigert, das Lösegeld zu bezahlen.“ Hirofumis Griff verstärkte sich, schien bis auf die Knochen durchzugehen. Aber er versuchte nicht, sich daraus zu befreien. Der Ausdruck des blass gewordenen Gesichts verriet ihm, dass sein Bruder ihm glaubte. „Willst du immer noch, dass ich ihn unterstütze?“ „Nein…“ Er wurde in eine Umarmung gezogen und Hirofumi sprach in seine Haare hinein. „Ich dachte, ich wäre es ihm schuldig. Er ist schließlich mein Vater. Aber er hat unsere Familie zerstört.“ Ein Moment des Nachdenkens. „Er hatte Recht, das ist es nicht wert.“ Er lauschte auf die gemurmelten Worte. Wer war ‚er’? Doch er fragte nicht nach. Auf einer gewissen Ebene verstand er, warum Hirofumi das getan hatte, kein Mittel gescheut, um ihren Vater an die Macht zu bringen. Es war seine Pflicht, als Sohn. Und war nicht auch er selbst bereit zu töten, wenn er glaubte, das Richtige zu tun? Wie sollte er seinen Bruder verurteilen? „Du musst verschwinden, untertauchen!“ Hirofumi löste sich von ihm, sah ihn überrascht an. „Ich will nicht, dass du getötet wirst…“ Und sein Bruder verstand. „Für wen auch immer du arbeitest, er wird nicht so einfach aufgeben.“ Keine wirkliche Frage. Sein Schweigen war Antwort genug. „Was ist mit Vater?“ „Für ihn gibt es keinen Auftrag. Noch nicht“, relativierte er gleich. Denn er konnte sich nicht vorstellen, dass Kritiker an dieser Stelle stoppen würde. Hirofumis Gesichtszüge wurden maskenhaft starr. „Gut.“ Sekunden tickten dahin, in denen niemand etwas sagte. Dann stand der Ältere auf. „Ich werde auf deinen Rat hören und dich wissen lassen, wie du mich erreichen kannst.“ Es war ein Zeichen des Vertrauens, das er nicht erwartet hatte. Aber das hier hatte nichts mit Logik zu tun, nichts mit Rationalität. „Wenn ich zurückkehre, hoffe ich, dass du deinen wahren Namen trägst, Mamoru. Ich werde niemals vergessen, dass du mein Bruder bist.“ Und das bedeutete viel mehr, als die einfachen Worte hergaben. „Pass auf dich auf, Bruder.“ Hirofumi lächelte. „Du auch, Mamoru. Du auch…“ Allein gelassen lehnte er sich zurück, dachte über das nach, was eben geschehen war. Er hatte seine Entscheidung getroffen. Und auch wenn sie vielleicht nicht richtig war, so fühlte sie sich für ihn wenigstens so an. Endlich wurde er wirklich ruhig und bevor er sich dessen bewusst wurde, formten seine Lippen auch schon ein Lächeln. „Ich nehme an, das Gespräch ist angenehm verlaufen?“ Das Lächeln verschwand wie weggewischt und ein Zucken lief durch seine Muskeln. Der unterdrückte Impuls aufzuspringen. „Nicht so schreckhaft, ich tue dir doch nichts.“ Der Orangehaarige schenkte ihm ein enervierendes Grinsen. „Jedenfalls fast nichts.“ Er musste schlucken und versuchte gleichzeitig die Reaktion zu verbergen. Was ihm nicht gelang, wie der Spott in den grünen Augen verriet. Und so schaltete er auf Angriff um. „Sie arbeiten doch für Takatori-san.“ Meinen Vater, fügte er nur für sich selbst hinzu. Die Schlussfolgerung war simpel, schließlich hatte er den Orangehaarigen heute mit Crawford zusammen gesehen. „Was für ein Blitzmerker du doch bist.“ Tonfall und Haltung waren insolent. Er weigerte sich, sich beleidigt zu fühlen. „Warum hilfst du dann meinem Bruder?“ „Und neugierig noch dazu…“ Das Grinsen wuchs in die Breite, ohne jeden Humor dahinter. „Warum sollte ich ihm nicht helfen, er ist Mr. Takatoris Sohn.“ Der Andere wusste genau, worauf er hinaus wollte, stellte sich aber dumm. Und ihm wurde klar, dass er mehr nicht erwarten konnte. „Ich werde dich jetzt zurückbringen.“ Auf einmal stand der Ältere genau vor ihm. „Schon mal sorry im Voraus.“ Sein letzter Gedanke war, dass der Orangehaarige gar nicht danach aussah, als würde ihm irgendetwas leid tun. Als er sein Bewusstsein wiedererlangte, saß er auch auf einer Couch, allerdings in einem völlig anderen Zimmer. Durch die geschlossene Tür hindurch hörte er Geräusche, die ihm verrieten, dass die Feier noch in vollem Gange war. Wacklig kam er auf die Beine, griff nach seinem Gürtel, der neben ihm gelegen hatte. Ein schnelles Abtasten verriet ihm, dass der Peilsender tatsächlich verschwunden war. Hoffentlich hatte Ken sich nicht zu große Sorgen gemacht. Nur um den Schein – für seinen späteren Bericht – zu wahren, blieb er noch eine Weile auf der Party, aber nicht länger als unbedingt notwendig. Draußen wurde er von Sibirian erwartet. „Und, war er da?“ „Du hast nicht gemerkt, dass mein Sender weg war?“ Der Andere schüttelte den Kopf, blickte dann auf den Laptop. „Seltsam, dem Signal zufolge, bist du noch drin.“ Er lachte, wenn auch sehr schwach. ~TBC~ Ein ganzer Teil über Weiß und mir persönlich kam er nicht mal langweilig vor ^^# Im Anime lief das Gespräch zwischen den beiden nicht so angenehm und Hirofumi wurde am Ende von Omi getötet. Aber ich denke, mein Ausgang ist nicht völlig unplausibel, oder? Und für alle, die es noch nicht mitbekommen haben *gg*: „Corruption of the Mind“ ist fertig und ich habe den ersten Teil hochgeladen. Würde mich freuen, wenn sich ein paar Interessenten finden. Die Geschichte konzentriert sich in erster Linie auf Crawford, wobei Herr Schneider aber auch eine wichtige Rolle spielt. Im Prinzip stellt die Fanfic einen Gegenentwurf zu RftS dar, lässt sich aber natürlich völlig unabhängig davon lesen, weshalb ich sie jetzt schon anfange hochzuladen. Vielleicht ein Wort der Warnung: Rosenkreuz ist ein bisschen düsterer dargestellt und Crawford ist… anders als gewohnt. ^^ cya, cu ^-^ Kapitel 168: "Rückblicke LXVI - Aber als sein Blick auf Crawford fiel, wusste er wieder, warum er es getan hatte" ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 168) Titel: Close Distance Teil: 168/20x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Zurück auf Rosenkreuz. Was heißt, dass auch Schuldig mal wieder auftaucht. Und Farf, wenn auch nur kurz ^^# Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Sorry, aber meine Hausarbeit ist immer noch nicht fertig ^^° Daher weiterhin die gähnende Leere wo meine Antwort auf deinen GB-Eintrag sein sollte *hüstel* @Leean: Jupp, es ist schon beinahe Tradition bei mir, die Charas zu quälen. ^^# Ha, ich mag Spekulationen und es ist wirklich klug von dir, Hirofumi mit einzubeziehen. Denn er soll nicht umsonst überleben. (Das heißt wohl, ich bin zu den Charas nur nett, wenn ich sie noch brauche… ^^°°°) Eigentlich geht es in seinem Fall am meisten um Logistik, denke ich. In dem Sinne, dass ich die Story am Schluss ein bisschen „rund“ machen will. Bleibt nur zu hoffen, dass ich dann auch daran denke *ehe* @Kralle: Dir gehört wirklich mein vollstes Mitleid. Ich muss mir gerade nur vorstellen, wie ich ohne Net an meiner Hausarbeit arbeiten müsste und mir wird ganz anders @_@ Gerade weil es für dich gerade so schwierig ist, freue ich mich besonders, dass du Zeit findest, dich immer mal wieder per ENS zu melden ^^ @F4-Phantom: *lach* Also wenn du gerne über Ran oder Vergangenheitskapitel liest, hast wirklich Glück – immerhin macht das einen Großteil der Geschichte aus ^.~ Nun kannst du deinen Countdown von neuem beginnen. Mir kommt es so vor, als würde die Zeit nur so rasen, aber vielleicht ist das bei dir ja anders o.O Hm, nett von dir, ein Sequel zu befürworten, allerdings wirst du darauf eine Weile warten müssen. Schließlich gibt es dazu bisher nicht mehr als ein paar Stichpunkte und vorher gibt es noch RftS. Und so lang wie CD selbst wird es garantiert nicht *ehe* Allein die Vorstellung… *schauder* @Jemma: So schlecht war Omi das letzte Mal nun auch wieder nicht dran, anders als im Anime musste er immerhin nicht seinen verbliebenen Bruder killen. ^^# Hey, es freut mich riesig, dass dir das Detail mit dem _fehlenden_ Schlag beim zweiten Mal aufgefallen ist ^____________^ Da wurde er von Schuldig nämlich wirklich „nur“ mental ausgeknockt, auch wenn Omi es im Nachhinein nicht mehr weiß ^^ Teil 168 „Rückblicke LXVI - Aber als sein Blick auf Crawford fiel, wusste er wieder, warum er es getan hatte“ Er hatte sich darauf verlegt, den Arzt mit Missachtung zu strafen, das schien diesen nämlich mehr aufzuregen, als sein freundliches Grinsen. Und auch dieses Mal wirkte es wieder, wie ihm ein gar nicht unauffälliger Seitenblick versicherte. „Da bin ich wieder!“, riss er dann die Tür zu Farfarellos Zelle auf, stockte im nächsten Moment jedoch und ein harter Funken trat in die grünen Augen. Sie hatten Farfarello zwar in keine Zwangsjacke gesteckt, aber trotzdem hockte der Ire zusammengesunken in einer Ecke und starrte Löcher in die Luft, schien ihn überhaupt nicht zu bemerkten. Ein paar schnelle Schritte trugen ihn zu dem Jüngeren und vorsichtig ging er ebenfalls in die Hocke, musterte ihn forschend. Farfarello sah beinahe grünlich im Gesicht aus, dafür flackerte in dem bernsteinfarbenen Auge tiefgärende Wut. Eine geistige Berührung bestätigte seine Vermutung. Sie konnten froh sein, dass der Ire sich damit zufrieden gab, seine gewalttätigen Tendenzen gerade nur in der Fantasie auszuleben. Zu mehr war der Andere im Moment wohl auch nicht fähig. Wenn Farfarello in der Lage gewesen wäre, Schmerzen zu spüren, würde er wahrscheinlich bloß noch schreien. Das kaum merkliche Beben, das immer wieder durch Farfarellos Körper lief, verriet ihm so viel. Ganz langsam streckte er einen Arm aus, legte die Hand unter das Kinn des Jüngeren und übte leichten Druck aus, hoffte so, dessen Aufmerksamkeit zu erringen. Zwecklos. Seufzend ließ er seinen Arm wieder nach unten sinken und stand auf, verharrte noch kurz an Ort und Stelle, ehe er die Zelle verließ. „Sie können wieder zumachen.“ Er sah den Arzt nicht einmal an und auch als er diesen eine Verwünschung murmeln hörte, drehte er sich nicht um. Die gewohnten Schritte, die ihm normalerweise folgen würden, blieben dieses Mal aus, als die beiden Aufpasser sahen, dass er Farfarello nicht bei sich hatte. Bis er den privaten Trainingsraum erreicht hatte, der extra für Farfarello eingerichtet worden war, hatte sich seine Wut weit genug gelegt, dass er seine Faust nicht mehr in die nächste verfügbare Wand rammen wollte. Er hasste es, wenn sie das mit Farfarello machten! Mit etwas zu viel Schwung betrat er den Raum, erntete einen überraschten Blick von Herrn Rudert, der zu spüren schien, dass eine Menge ungenutzter Energie in ihm vibrierte. „Farfarello ist heute nicht in der Lage zu trainieren“, verkündete er, verschränkte die Arme vor der Brust. Crawford würde das nicht gefallen, aber der Precog war ja nicht da sondern in Japan, eine Woche schon. Japan… Irgendwie schenkte ihm dieser Gedanke ein wenig Ruhe. Bald schon würden sie alle dort sein und diese verfluchte Anstalt hinter sich lassen. Sein übliches Grinsen kehrte zurück, auch wenn seine Haltung sich nicht änderte. Herr Rudert nickte verstehend. „In dem Fall werde ich dein Trainingspartner sein.“ Mit einem schmalen Lächeln. „Streng dich an, Schuldig.“ Sein Grinsen verbreiterte sich. Oh, es würde nicht einfach werden, ganz und gar nicht, aber ein persönlicher Durchgang mit Herrn Rudert war immer noch eine ausgezeichnete Übung. Er streifte seine Schuhe ab, suchte sich dann ein Messer aus. Es wurde ihm aber gleich wieder abgenommen und gegen eines mit scharfer Klinge ausgetauscht. „Vorsichtsmaßnahmen sind ja nicht erforderlich…“ Natürlich widersprach er nicht, wog nur das neue Messer prüfend in der Hand, um anschließend auf die Matte zu treten. Und dann ging es los. Ächzend landete er auf dem Rücken, es war die einzige Möglichkeit gewesen, dem letzten Angriff auszuweichen. Schweiß brannte in seinen Augen und er hatte Mühe, genug Luft zu bekommen. Dafür, dass Herr Rudert schon so alt war, älter als der Direktor, war er wirklich schnell. „Na, Schuldig, das kannst du doch besser“, wurde er aufgezogen, was ihn ziemlich schnell wieder auf die Beine brachte. Herr Rudert sah es mit einem Lächeln, das Konzentration wich, sobald sie sich erneut zu umkreisen begannen. Er wusste, dass er nicht gewinnen konnte, doch aufgeben wollte er genauso wenig. Sein nächster Vorstoß glitt an der Klinge des Anderen ab und bevor er es sich versah, verlor er den Boden unter Füßen. Immerhin waren seine langen Beine mal zu etwas gut und Herr Rudert folgte ihm auf die Matte. Natürlich war er selbst es aber, der am Ende gegen die Klinge an seiner Kehle schluckte. Herr Rudert kniete über ihm, atmete wenigstens etwas schneller und ein paar Strähnen, die sich nicht entscheiden konnten, ob sie blond oder braun waren, klebten ihm in der Stirn. Er war so k.o., dass er sich kaum noch rühren konnte und die Trainingszeit war noch nicht einmal zur Hälfte um. In ihm wuchs allmählich der Verdacht, dass Farfarello mehr mit ihm spielte als ernsthaft zu kämpfen. Sein Brustkorb hob und senkte sich, als er fieberhaft nach einem Ausweg suchte. Dann wurde ihm die Position bewusst, in der sie beide sich gerade befanden und grüne Augen glitzerten auf. Einen Versuch war es wert. Vielleicht würde ihn ein kleiner Handjob früher hier rausbringen, bevor er aus dem Raum getragen werden musste. Er ließ beide Hände auf dem Boden, als er ganz langsam mit dem rechten Bein die Innenseite von Herrn Ruderts Oberschenkels empor strich. Überraschung spielte über das Gesicht des Anderen, gefolgt von einem Zucken um die Mundwinkel. Er nahm die Tatsache, dass das Messer von seinem Hals verschwand, als Zustimmung, presste kurz gegen die erwachende Erektion, bevor er sich aufsetzte, um ihre Positionen umzukehren. Mit Knopf und Reißverschluss machte er kurzen Prozess, schob seine Hand in die Shorts, wo sie bereits erwartet wurde. Er spürte, wie sich eine erwidernde Härte in seinen eigenen Shorts zu bilden begann, versuchte sie so gut es ging zu ignorieren und sich auf die eigentliche Aufgabe zu konzentrieren. Seine Zähne gruben sich in die Unterlippe, bevor er etwas Dummes tat und ihn der bloße Wunsch, Erleichterung zu finden, dazu trieb, sich an Herrn Rudert zu drücken. Dann würde das nämlich zu mehr als einem einfachen Handjob werden und jeder Idiot wusste, dass man sich besser nicht mit einem der Trainer oder Lehrer einließ. Der Körper des Älteren spannte sich an, dann schoss es auch schon heiß in seine Hand und ihm stockte für eine Sekunde der Atem, als sein Talent ihn mehr miterleben ließ, als ihm lieb war. Etwas ungeschickt rappelte er sich auf und nahm sich eines der bereitliegenden Handtücher, während auch Herr Rudert auf die Beine kam. Er hörte den Reißverschluss, drehte sich dann erst um und begegnete dem belustigten Blick des Älteren. „Weißt du, Schuldig, ich sollte dich schon allein deswegen weitertrainieren lassen, weil du es für nötig gehalten hast, zu dieser Ablenkung zu greifen. Ich kann dir nicht garantieren, dass du auch bei einem echten Gegner Erfolg damit hast.“ Er grinste unwillkürlich, obwohl er immer noch unangenehm hart war. „Aber das muss es ja gar nicht. Sie sagen doch immer, man soll sich an seinen Gegner anpassen.“ Das ließ Herrn Rudert auflachen, wenn auch mit einem Kopfschütteln. „Gut, du hast gewonnen. Verschwinde, bevor ich es mir anders überlege.“ Er gehorchte nur zu gerne und war froh darüber, niemandem über den Weg zu laufen. Er brauchte dringend die Privatsphäre einer Dusche, um sich um sich selbst zu kümmern. Er lag auf dem Bett und hörte Musik, als ihm sein Talent verriet, dass Tobias zurück war. Gemächlich richtete er sich auf, setzte die Kopfhörer ab, bevor er den Anderen von oben bis unten musterte. „Junge, du brauchst saubere Sachen.“ „Danke. Ohne deinen Hinweis wäre mir das gar nicht aufgefallen.“ Sein Grinsen wuchs in die Breite und er tat so, als hätte er Tobias gar nicht gehört. „Und du siehst echt fertig aus“, fügte er hilfreich hinzu. Der Teleporter grinste ebenfalls, nickte in Richtung seines Halses. „Was hast du da angestellt?“ Er schaffte es gerade so, nicht die Hand zu heben und über den Schnitt zu streichen, der ihm erst durch die Seife bewusst geworden war, die beim Duschen hineingeraten war. „Kleiner Unfall.“ Dummerweise konnte er nicht einmal behaupten, es sei beim Rasieren passierte, denn heute Morgen war er noch unversehrt gewesen. „Du musst besser aufpassen. Nicht, dass es noch dein hübsches Gesicht erwischt.“ „Darüber musst du dir keine Sorgen machen“, winkte er lässig ab, obwohl er die Spur echter Besorgnis in den Worten des Älteren wahrnehmen konnte. Tobias legte den Kopf schief. „Lust, die Dusche mit mir zu teilen?“ Er stand auf und das war Antwort genug. Schließlich konnte man niemals sauber genug sein. Sein Grinsen wurde ausgeprägter bei diesem Gedanken. Sie hatten sich gerade angezogen, als ein Raunen auf der mentalen Ebene seine Aufmerksamkeit errang. Viele Schüler hatten gerade ihr Training beendet und so konnte die Rückkehr von Herrn Schneider gar nicht unbemerkt bleiben. Tobias war sein momentanes Stocken nicht entgangen, sah ihn fragend an. „Crawford ist wieder da.“ Er nahm immer noch ungern den Namen des Direktors in den Mund, wenn es nicht sein musste. Und Tobias wusste sehr gut, wen Crawford begleitet hatte, schließlich waren die beiden gemeinsam abgereist. „Kommst du mit?“ Der Ältere starrte ihn entgeistert an. „Bin ich denn wahnsinnig?“ Sein Grinsen war die einzige Reaktion, dann war er schon aus dem Zimmer heraus und rannte den Gang entlang. Er verlangsamte seinen Lauf erst kurz bevor er den Eingangsbereich erreichte und das war auch gut so, denn sonst wäre er vielleicht geradewegs in Herrn Schneider hineingerannt. Eisblaue Augen richteten sich auf ihn, aber erst das schmale Lächeln, das über die Lippen des Direktors spielte, jagte ihm eine Gänsehaut den Rücken herunter. „Hallo Schuldig.“ Er schluckte. „Guten Tag, Herr Schneider.“ Dann erst bemerkte er Crawford, der die ganze Zeit neben dem Direktor gestanden hatte und der ihm jetzt ein amüsiertes Lächeln schenkte. Die beiden schienen sich wortlos auszutauschen und endlich fanden die eisblauen Augen ein neues Ziel. „Wir sehen uns morgen.“ „Ich werde es nicht vergessen“, erwiderte Crawford ruhig, immer noch lächelnd. Es schien wärmer zu werden, nachdem Herr Schneider außer Sicht war und unwillkürlich entspannte er sich. Seine Schilde knisterten noch, da wo das Talent des älteren Telepathen dagegen gedrückt hatte und Übelkeit rührte sich in seinem Magen, als er daran erinnert wurde, wie nahe Bekanntschaft er bereits damit gemacht hatte. Er musste damals verrückt gewesen sein, sich dem Befehl von Herrn Schneider zu widersetzen… Aber als sein Blick auf Crawford fiel, wusste er wieder, warum er es getan hatte. Der Schwarzhaarige sah ihn fragend an. „Was willst du, Schuldig?“ Er antwortete nicht gleich, verscheuchte zuerst die anderen Neugierigen, die mal einen Blick auf Crawford werfen wollten. „Ich halte dir nur die Nervensägen vom Hals“, erklärte er anschließend mit einem liebenswürdigen Lächeln. „Offensichtlich zählst du dich selbst nicht dazu.“ Crawford setzte sich in Bewegung, sagte aber nichts dazu, als er sich ihm anschloss. „Natürlich nicht.“ Sein Grinsen sprach Bände und der Ältere reagierte mit einem flüchtigen Lächeln darauf. „Wie war es in Japan?“, wollte er wissen und das nicht nur, um Smalltalk zu betreiben. „Das wirst du bald selbst herausfinden, oder?“ Die Bedeutung der Frage war unmissverständlich. Sein Grinsen verschwand und er wurde ernst. „Die Prüfungen werden kein Problem für mich darstellen.“ „Gut.“ Crawford hatte keine andere Antwort erwartet. Sie erreichten das Quartier, in dem der Amerikaner üblicherweise untergebracht war und wie immer weckte der Anblick des Bettes den Wunsch in ihm, sich auszuziehen und Crawford mit sich auf die Matratze zu ziehen. Ein leises Pochen startete hinter seiner Stirn und er musste aufpassen, nicht die Zähne zu fletschen. Das hatte er nur der Begegnung mit Herrn Schneider zu verdanken. Crawford ging zu dem Gepäck, das bereits hierher gebracht worden war und öffnete die Aktentasche. Gleich darauf wurde ihm ein schmaler Hefter überreicht. „Ich nehme an, du möchtest unser neues Apartment sehen.“ Grüne Augen weiteten sich und über die Fotos vergaß er seine beginnenden Kopfschmerzen völlig. Hitze durchflutete ihn. Ihr Apartment. Für sie ganz allein, weit weg von Rosenkreuz. „Es hat drei Zimmer“, stellte er fest, genau wissend, dass Farfarello nicht bei ihnen wohnen würde. „Natürlich. Wenn du für deines besondere Einrichtungswünsche hast, solltest du mir das bald mitteilen. Ich werde mich dann mit dem Büro in Verbindung setzen.“ Er ging nicht darauf ein, obwohl er noch darüber nachdenken würde. „Wer bekommt das dritte Zimmer?“ Er wusste, dass da immer noch ein Teammitglied ausstand, aber er wollte endlich Genaueres wissen. „Das ist Nagis.“ „Nagi?“, wiederholte er den unvertrauten Namen, stirnrunzelnd. „Ein japanischer Junge. Telekinet.“ „Er ist nicht auf Rosenkreuz“, ging ihm auf. „Nein.“ Braune Augen musterten ihn. „Du wirst bei seiner Ausbildung helfen müssen. Es war entweder das oder eine längere Wartezeit, bis ich mein Team bekomme.“ Etwas Seltsames unterlegte Crawfords Stimme, ganz so, als wäre der Schwarzhaarige nicht ganz sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Aber das war unmöglich. Crawford wollte so unbedingt ein Team, wie er selbst hier weg wollte. „Kein Problem.“ ~TBC~ Hm, Schuldig hat Recht – und dann auch wieder nicht, ne? ^^ cya, cu ^-^ Kapitel 169: "Du hast nachher noch genug Zeit, dir Sorgen zu machen…" --------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 169) Titel: Close Distance Teil: 169/20x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Crawford und Ran, damit wäre wohl alles gesagt *grins* Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: *anstups* Lebst du eigentlich noch? Ich hoffe, es ist nicht zu stressig auf Arbeit für dich. Hab meine Hausarbeit jetzt fast fertig – jedenfalls den Hauptteil. Aber wie ich die Beurteilung des Themas schreiben soll weiß ich noch nicht so recht *sigh* @Kralle: Hoffen wir mal, dass es mit dem Freischalten dieses Mal schneller geht, damit du nicht wieder umsonst nach dem neuen Kapital suchen musst ^.~ @F4-Phantom: Du musst dich doch nicht entschuldigen, ich bin froh, wenn du überhaupt Zeit zum Kommentieren findest *lieb sag* ^^ Sind die Prüfungen wenigstens gut gelaufen? *lach* Freut mich, dass dir das Kapital wieder gefallen hat. Und ich verspreche, dass es für Farf jetzt ein bisschen besser wird. Schließlich ist Crawford zurück und der wird dem Arzt sicher noch seine Meinung sagen ^.~ @Jemma: Ich muss sagen, dass Mexx in letzter Zeit immer so schnell war, dass ich mich direkt an diesen Service gewöhnt habe. Wenn ich da an die „guten“ alten Zeiten denke… *ehe* Nee, ich beschwere mich nicht, wenn es mal ein bissl länger mit dem Freischalten dauert. ^^ Ah, natürlich wagt es Schuldig nicht, auf RK zu arrogant aufzutreten. Deshalb macht er den Leuten ja später umso lieber das Leben schwer ^__^ Für Farf wird es zwar besser, aber ich kann ihn sich nicht austoben lassen ^^° Gerade weil es dann Tote geben würde. Was natürlich nicht heißt, dass der Ire die ganze Zeit in der Zelle bleiben wird *grins* Die Teambildung… ähm… ja… etwa noch 15 Vergangenheitsteile bis dorthin? *Kopf einzieh* Sorry, aber mir ist da wirklich noch ne kleine Nebenhandlung dazwischen gekommen und der Abschluss und der Moment, als Crawford die Wahrheit erfährt und… *lieber aufhört* ^^°°° @Leean: *lach* Jetzt im Nachhinein weiß ich gar nicht mehr, wie ich es geschafft habe, Schuldig verschieden zu schreiben, aber ich bin froh, dass es eine „frühe“ Version von ihm gibt und man das auch merkt. ^^ Ich sage dir, Schuldig wird hinsichtlich der Tatsache, dass Crawford aus einem bestimmten Grund vielleicht doch gerne auf RK geblieben wäre, noch _sehr_ lange im Dunkeln tappen. ^^# Ich denke, sogar Ran wird schneller dahinter kommen *ehe* Und bis die Vergangenheitskapitel vorbei sind dauert es auch noch ein bisschen *dich tröst und auf meine Antwort bei Jemma deut* Teil 169 „Du hast nachher noch genug Zeit, dir Sorgen zu machen…“ „Danke.“ Hirofumi sah Schuldig nach, der gerade mit Bombay verschwand, drehte sich dann zu ihm um. „Gern geschehen.“ Sein trockener Tonfall ließ den Anderen lächeln. „Was versprechen Sie sich eigentlich davon?“ Hirofumi lehnte sich gegen die Wand, die Arme vor der Brust verschränkend. Seine Mundwinkel bogen sich leicht nach oben, aber er antwortete nicht. Sein Gegenüber gab schnell auf. „Um mich zu revanchieren, mache ich Sie darauf aufmerksam, dass Vater Ihnen nicht vertraut. Genauso wenig wie Ihrer Organisation.“ Wer sollte es ihm verdenken. Takatori war noch nicht völlig hinüber, egal wie dumm dieser sich oft genug anstellte. Hirofumi musterte ihn, als würde er nach einer Reaktion suchen, zuckte schließlich mit den Schultern. „Vielleicht wussten Sie das ja bereits… Ich sollte jetzt besser gehen.“ „Sie werden untertauchen?“ „Was bleibt mir anderes übrig?“ Das wurde von einem Lächeln begleitet, das nicht besonders echt aussah. „Inzwischen sind es zwei Seiten, die es auf mich abgesehen haben. Vater wird nämlich nicht sehr erfreut darüber sein, dass ich Mamoru am Leben gelassen habe.“ Nach diesen Worten trat plötzlich Nachdenklichkeit in die Augen des Älteren, gemischt mit einem Gutteil Besorgnis. „Mamoru, wird er…“ „Überleben?“ Hirofumi nickte. „Wenn Gefahr für ihn besteht, muss ich hierbleiben. Ich habe ihn schon einmal aufgegeben und werde es nicht wieder tun.“ Er neigte den Kopf ein wenig, verstehend. Denn in der Hinsicht verstand er Hirofumi wirklich. Und vielleicht ließ ihn das wahrheitsgemäß antworten. „Soweit ich weiß, wird ihm nichts geschehen, obwohl er unsensibel genug ist, sich häufiger in Gefahr zu begeben.“ „Er glaubt noch daran, dass man die Welt retten kann.“ Beinahe ironisch, wenn nicht so viel Sanftheit darin gelegen hätte. „Aber die Welt will gar nicht gerettet werden.“ „Das stimmt wohl…“ Ein schwaches Lächeln. „Ich wünsche Ihnen viel Erfolg, Crawford-san.“ Hirofumi verbeugte sich, tiefer, als es einem Angestellten seines Vaters zukommen würde und ging dann ohne ein weiteres Wort zu verlieren. >Er ist nicht ganz bei sich, wie mir scheint.< Grüne Augen verfolgten Bombay, der wie ein Schlafwandler wirkte. >Nun, das ist nicht wirklich überraschend. Ich hoffe, du sorgst dafür, dass er nicht aus Versehen Takatori über den Weg läuft.< Jetzt richteten sich die grünen Augen auf ihn und Schuldig grinste. >Natürlich, großer Meister.< Er unterdrückte ein Schnauben. Aufrichtig wie immer… >Was denkst du, _glaubt_ Takatori nur, Mamoru sei der Sohn seines Bruders oder hat er es überprüft?< Das Grinsen war nicht ganz verschwunden, stellte jedoch nur noch eine – wenn auch überzeugende – Maske dar. >Müsstest du das nicht eher wissen als ich?< Schuldig schüttelte frustriert den Kopf, ein Anblick, der Amüsement bei ihm auslöste. >Er verschwendet kaum einen Gedanken an den Jungen und da er über mein Talent Bescheid weiß, will ich nicht unnötig tiefer graben.< >Sehr umsichtig von dir.< Er lächelte ein schmales Lächeln. >Aber uns kann auch egal sein, wie die Wahrheit aussieht. Takatori handelt nach dem, was er zu wissen glaubt. Und das reicht.< Neugierig wurde er gemustert. >Wann wirst du mir verraten, was du mit Takatori Jr. vorhast?< Sein Lächeln wurde ausgeprägter, als seine Belustigung zunahm. Es musste Schuldig wurmen, nicht Bescheid zu wissen. Doch in diesem Fall _konnte_ er ihm nichts sagen, selbst wenn er es wollte. >Ich möchte ihn einfach nur zur Hand wissen, falls sich die Notwendigkeit ergibt.< Und irgendwie erkannte Schuldig, dass es da nicht mehr gab. „Manchmal hasse ich diesen Job…“ Schuldig hatte das Fenster herunter gelassen und ließ eine Hand heraushängen, während abgekühlte Nachtluft in den Wagen eindrang. Er sagte nichts dazu, nach dem stundenlangen Aufenthalt in allmählich stickig werdenden Räumen war es eine angenehme Abwechslung. „Man sollte annehmen, du magst Partys.“ Grüne Augen blitzten ihn an. „Nicht solche. Nicht in diesen Klamotten.“ Und dann folgte ein Grinsen. „Bloß weil du dich gerne in Anzüge und Hemden zwängst, muss es mir nicht auch gefallen. Womit ich nicht behaupten will, dass ich deinen Anblick nicht zu schätzen weiß.“ Der anzügliche Tonfall war nicht zu überhören, aber er konnte ihn gut ignorieren. Denn Schuldig wollte ihn wirklich nur aufziehen, ohne dass noch etwas dahinter lag. „Es ist alles eine Frage der Gewöhnung.“ „Hm, ich kann mich erinnern. Irgendwie hast du nie etwas anderes getragen.“ Schuldig schien nachdenklich zu werden. „Sag mal, bist du eigentlich reich gewesen? Früher meine ich, vor…“ Der Rest des Satzes versandete im Nirgendwo, aber konnte ihn ohne Probleme zu Ende führen. Vor Rosenkreuz. Seine Mundwinkel zuckten, kaum wahrnehmbar. „So könnte man das wohl ausdrücken“, antwortete er dann. „Huh…“ Und kein weiterer Kommentar. Das Schweigen hielt sich, bis er den Wagen in der Garage geparkt hatte und auch noch bis zur Haustür. Gerade als er sie öffnete, legte Schuldig den Kopf leicht schief und schien auf etwas zu lauschen. „Sie sind alle noch im Wohnzimmer.“ Seine linke Augenbraue rutschte nach oben. Um diese Zeit noch? Er zog die Schuhe aus, folgte dann dem leisen Murmeln des Fernsehers. Nun verstand er. Ran lag auf der Couch und schlief offensichtlich, während Farfarello es sich im Schneidersitz auf dem Boden bequem gemacht hatte. Der Ire ließ Ran nicht aus dem Auge und Nagi hatte anscheinend beschlossen, die beiden besser nicht allein zu lassen. Dunkelblaue Augen sahen von der Computerzeitschrift auf. Obwohl er nichts gesagt hatte, war der Telekinet auf seine Anwesenheit aufmerksam geworden. „Du solltest ins Bett gehen, Nagi.“ Der Junge nickte nur, stand auf und ging an ihm vorbei. „Gute Nacht.“ „Gute Nacht.“ „Nacht, Kleiner.“ Schuldig, der inzwischen am Türrahmen lehnte und die beiden im Zimmer verbliebenen Personen betrachtete. „Wie… niedlich.“ Das Lächeln, das ihm als nächstes zugeworfen wurde, geriet irgendwie seltsam. Farfarello riss sich endlich von Rans Anblick los. „Er träumt.“ Und nach Rans Gesichtsausdruck zu urteilen nichts Gutes. Er trat näher, strich über die Stirn des Rothaarigen, die sich daraufhin glättete und ein paar Strähnen kitzelten kurz seine Finger, ehe er die Hand zurückzog. Beinahe lächelte er, beugte sich dann herunter, um den Jüngeren auf seine Arme zu heben. Rans Kopf fiel gegen seine Schulter, ohne dass dieser aufwachte. „Du verwöhnst ihn zu sehr.“ Schuldig hatte die Arme vor der Brust verschränkt, begegnete nicht seinem Blick. „Tue ich das?“ Und dann verließ er das Wohnzimmer. Ran begann sich zu regen, als er gerade dabei war, die Treppe hinauf zu gehen und ein kaum verständliches Murmeln kam über die Lippen des Rothaarigen. „Crawford-san…“ Dann schlangen sich auch schon zwei Arme um seinen Hals. Er lächelte in sich hinein. Das war eine Verbesserung im Vergleich zum letzten Mal. „Du bist auf der Couch eingeschlafen, Ran.“ „Hm… ich wollte auf Sie warten.“ Wie es schien, war Ran noch nicht ganz wach. „Das war unnötig.“ „Finde ich nicht.“ Lippen strichen über seinen Hals, er konnte nicht sagen, ob zufällig oder mit Absicht und der Geruch von Shampoo und Pfefferminz stieg ihm in die Nase. Ran musste eindeutig nicht mehr ins Bad. Also brachte er ihn in sein Zimmer, wo sich der Jüngere nur widerwillig von ihm trennte. Noch einmal strich er ihm über die Stirn. „Ich bin gleich wieder da. Ran hatte es geschafft sich auszuziehen, als er zurückkehrte, war davon aber wohl so erschöpft gewesen, dass er es nicht mehr fertig gebracht hatte, die Bettdecke zurückzuziehen. Oder sich auch nur auf eine Hälfte des Bettes zu beschränken. Stattdessen lag der Rothaarige lang ausgestreckt über beide Seiten hinweg und schlief seelenruhig. Vielleicht hatte Ran geplant, wieder von ihm geweckt zu werden, aber er hatte nicht vor, ihm diesen Gefallen zu tun. Der Jüngere brauchte ohne Frage seinen Schlaf. Er bewegte ihn sehr vorsichtig. ****** Er blinzelte ein paar Mal, erhielt schließlich ein klares Bild von der Decke. Unter sich fühlte er die angenehme Weichheit einer Matratze und er fragte sich, wie er hier gelandet war. Dann kehrte langsam die Erinnerung zurück und er war froh, dass Crawford noch schlief, so nicht sehen konnte, wie er rot anlief. Er war wie ein kleines Kind ins Bett getragen worden… Nachdem sich die Hitze aus seinen Wangen verflüchtigt hatte, drehte er sich auf die Seite, um Crawford zu betrachten. Jetzt war er schon wieder als erster wach. Er lächelte. So spät wie Crawford nach Hause gekommen war, war es nicht weiter verwunderlich, dass dieser nun bis zur letztmöglichen Minute schlief. Und er sollte es dabei belassen. Aber in einem Anfall von Egoismus rückte er näher an den Älteren heran, griff nach Crawfords Hand und führte sie zu seinen Lippen. Er drückte einen Kuss auf die Innenseite des Handgelenks und war nicht überrascht, dem Blick brauner Augen zu begegnen, als er danach hochsah. Oh, aber der Ausdruck in ihnen… Sein Mund wurde trocken und das Gefühl zu fallen ergriff ihn – bis von einer Sekunde auf die andere alles wieder normal war. Nur dass Crawford ganz und gar nicht erfreut wirkte, egal wie wenig dessen sorgfältig neutral gehaltene Gesichtszüge verrieten. Was war nur los? War Crawford sauer, weil er ihn geweckt hatte? Das war doch noch nie geschehen… Unsicher ließ er Crawfords Hand los, wollte sich zurückziehen, als auch schon Bewegung in Crawford kam. Er landete auf dem Rücken, den Älteren über sich und seine Finger krallten sich in das Schlafanzugsoberteil, während er versuchte, den etwas unsanften Kuss zu erwidern. Nicht nur nicht erfreut. Crawford war wütend, hatte sich aber schnell wieder unter Kontrolle. Und die Wut richtete sich nicht gegen ihn, das wurde ihm auf einmal klar – ein Eindruck, der zum Teil auf den sich ändernden Kuss zurückzuführen war, aber nicht nur. Er hörte sich selbst aufstöhnen, bog sich den wissenden Berührungen entgegen. Das Rätsel um Crawfords Ausbruch wurde uninteressant, als er ihn mit vor Ungeduld bebenden Fingern vom Schlafanzug befreite. Seine Shorts folgten den anderen Sachen auf den Boden und dann war da nur noch nackte Haut. Er schloss die Augen, atmete etwas zu heftig, etwas zu schnell und es machte ihn schwindlig. Dieses Gefühl, es sollte niemals aufhören. Er hielt sich an Crawford fest, zog ihn an sich, bis er kaum noch Luft bekam. Die Angst, die ihn aus einem unerklärlichen Grund überfallen hatte, ließ sich dadurch jedoch nicht ersticken. Crawford hielt inne und selbst seine Umklammerung hielt den Älteren nicht davon ab, sich aufzustützen und ihn nachdenklich anzusehen. „Du hast nachher noch genug Zeit, dir Sorgen zu machen…“ So leise gesprochen, dass er sich nicht sicher sein konnte, ob er Crawford überhaupt richtig verstanden hatte. Und dann wurde er durch einen weiteren Kuss abgelenkt. Fast unwillig verließen seine Hände Crawfords Rücken, aber er konnte nicht widerstehen, vergrub seine Finger in den schwarzen Haaren. Sein Becken schien sich von ganz allein zu bewegen, suchte den perfekten Winkel, um ihre Erektionen zusammen zu bringen. Und es war nicht genug. Er küsste sich Crawfords Kiefer entlang, warmer Atem gegen noch wärmere Haut, versuchte mit dem Anderen eins zu werden. Muskeln spielten unter seinen Händen, die jetzt über angespannte Oberarme strichen. Crawfords Seiten folgten, um dann wieder zum breiten Rücken zurückzukehren. Er spürte Crawfords Absicht, weiter nach unten zu rutschen, aber so sehr er es sonst genoss, hätte er im Moment zu viel Körperkontakt dafür aufgeben müssen. Deshalb schlang er die Beine um Crawfords Taille und hielt den Älteren so auf. Das Ergebnis fühlte sich ausgesprochen gut an und auch wenn Crawford zunächst etwas überrascht war, blieb es nicht lange dabei. In den braunen Augen glomm ein Funken auf, der ihm das Blut in die Wangen trieb. Ja… flüsterte etwas in ihm, während ein anderer Teil langsam aber sicher in Panik zu geraten schien. Er kämpfte dagegen an, aber natürlich wurde sein Kampf registriert. Crawford lächelte, schüttelte kaum merklich den Kopf und mit gewisser Erleichterung verarbeitete er diese Information. Auch wenn daneben Enttäuschung mit im Spiel war. Er entspannte sich, soweit ihm das überhaupt noch möglich war und überließ Crawford den Rest. Es dauerte nicht mehr lange, bis ein Schock durch seinen Körper lief und das Gefühl war noch neu genug, um ihn völlig zu erschöpfen, jeden kohärenten Gedanken zerbrechen zu lassen. Und so war er dankbar für die Umarmung, in die er anschließend gezogen wurde. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätten sie ewig so liegen bleiben können. ~TBC~ Irgendjemand eine Idee, was für eine Vision Crawford gehabt haben könnte? ^^ Ich gebe einen Tipp: es passiert etwas, das auch im Anime vorkam (nur in einem anderen Zusammenhang) und jetzt rechnet noch dazu, dass _Ran_ sich Sorgen machen wird… *zwinka* cya, cu ^-^ Kapitel 170: "Rückblicke LXVII - Farfarello gehört mir, Sie haben ihn nur leihweise" ------------------------------------------------------------------------------------ Close Distance (Teil 170) Titel: Close Distance Teil: 170/20x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Irgendwie mag ich den ersten Abschnitt inzwischen fast so sehr wie den letzten… ^^ Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Die Hausarbeit geht mir auf den Keks, soweit nichts Neues. Ich wäre wirklich dankbar, endlich einen Termin für die Abgabe zu wissen o.O Übrigens freue ich mich , dass du die Zeit gefunden hast, vorbeizulesen *grins* Ich liebe meine House DVDs auch *lach* Zurzeit läuft aber eh eine Wiederholung der ersten Staffel auf RTL… Tja, soweit es um Hirofumi geht, habe ich mich wie du siehst deiner Meinung angeschlossen, aber Masafumi ist mir weiterhin zu schräg… *ehe* Leider wird es wohl noch eine Weile dauern, bis ich mich wieder mehr mit diesem Teil der Family auseinander setze *am Kopf kratz* Schneider in Aktion? Welche Art denn? *lach* Auf jeden Fall bekommst du ihn in diesem Kapitel wieder zu sehen – Crawford, Schuldig und Crawford gibt es noch als kleine Dreingabe dazu ^____~ @Jemma: *lach* Ehrlich gesagt finde ich es recht schön, dass die Entwicklung nicht so durchsichtig ist, wie ich dachte. Vielleicht kann ich ja noch einen Tipp geben: Schreiend ist mit von der Partie. ^^ Mal sehen, ob du vor dem Teil nächste Woche auf die Lösung kommst, aber es ist schon schwierig, wenn du den Anime nicht so gut kennst *zugeb* Und natürlich kann man es auch von der Seite sehen… mir ging es damals ja beim Schreiben ähnlich – ich wollte die Vergangenheitskapitel einfach noch nicht aufgeben und hatte daher noch was eingeschoben ^.~ Ganz abgesehen davon, dass ich auf diese Weise noch ein paar Personen erwähnen kann, die später auch in RftS mitspielen *grins* Was insgesamt dazu führt, dass CD an sich ebenfalls noch ein bissl länger als geplant geworden ist… ^^° @F4-Phantom: Ähm… in dem Fall lässt es sich wohl nicht verhindern, dich weiterhin ein bisschen zu foltern. Denn mehr als einen Teil pro Woche schaffe ich hierzu nicht hochzuladen ^^°°° Du kannst ja bei „Corruption of the Mind“ vorbeilesen, dann hast du immerhin zwei neue Teile pro Woche *zwinka* Es ist wirklich schön, dass ihr noch im Dunkeln tappt *hehe* Dann ist die Geschichte wenigstens nicht langweilig. Wäre ja dumm, wenn ihr alles schon im Vorhinein wüsstet, ne? *lach* Du hast Recht, Crawford zeigt nicht oft starke Reaktionen – ganz einfach, weil er nicht so oft überrascht wird. Aber in diesem Fall viel ihm jemand in seine Pläne pfuschen und das gefällt ihm natürlich ganz und gar nicht. @Leean: Ich bin manchmal hin und her gerissen, vor allem, weil ich mich inzwischen Sachen Crawford und Schneider ziemlich austoben konnte. Aber ich denke, sie sind immer noch meine Favoriten – vor Crawford und Ran. Was echt seltsam ist, da Schneider ja ein OC ist ^^# Ha, ich dachte echt, es wäre fast offensichtlich, vor allem weil es ja nicht viel gibt, über das Ran sich in seiner Situation noch Sorgen machen könnte. Aber umso besser *lach* Spätestens in der Gegenwartshandlung wirst du ja mitbekommen, welche Vision Crawford hatte ^^ Teil 170 „Rückblicke LXVII - Farfarello gehört mir, Sie haben ihn nur leihweise“ Er hatte sich auf den Boden gesetzt und versuchte zu ignorieren, dass er das Bett als Rückenlehne benutzen musste, weil es ansonsten einfach keine Alternative gab. Vorgeblich war er damit beschäftigt, sein zukünftiges Zimmer einzurichten, aber ehrlich gesagt war ihm das nach einem Moment sorgfältiger Überlegung so ziemlich egal. Wie lange würden sie schon dort bleiben? Vielmehr lauschte er auf das Wasserrauschen, das durch die geschlossene Badezimmertür drang. Crawford hatte ihn nicht rausgeschmissen, weil er darauf bestanden hatte, vorher mit ihm über Farfarello zu sprechen, aber inzwischen erschien es ihm als keine so gute Idee mehr. Vor allem da er noch sehr gut vor Augen hatte, was er heute mit Tobias unter der Dusche gemacht hatte. Er ließ seinen Kopf nach hinten gegen die Matratze sinken und starrte zur Decke hinauf. Seine Haltung hatte sich nicht verändert, als Crawford aus dem Bad kam, in frischen Sachen und mit noch feuchten Haaren. Er wollte seine Hände darin vergraben, die Strähnen durch seine Finger gleiten fühlen. Umgeben von Stille, die dafür sorgte, dass ihn nichts ablenken konnte. Und stattdessen ballte er seine Hände zu Fäusten, während die grünen Augen nach einem kurzen Ausrutscher wieder die Decke ansahen, als wäre sie das faszinierendste Ding auf der Welt. Er hörte, wie Crawford den Stuhl vom Schreibtisch wegzog und darauf Platz nahm, konnte regelrecht spüren, wie dessen Blick auf ihm zu ruhen kam. „Was wolltest du mir sagen, Schuldig?“ Wenigstens klang Crawford nicht ungeduldig. Vielleicht war da sogar ein Hauch von echter Besorgnis… Er riss sich zusammen und unterband ein automatisches Grinsen, als er den Blick des Älteren erwiderte. „Du musst dafür sorgen, dass sie Farfarello nicht weiter wahllos mit irgendwelchem Zeug vollspritzen. Heute ging es ihm so schlecht, dass er nicht mal trainieren wollte.“ Seine Stimme wurde kalt, während er sich vorstellte, dem zuständigen Arzt den Hals umzudrehen. Farfarello gehörte schon so gut wie zu seinem Team und egal wie seltsam der Ire manchmal war, niemand hatte das Recht, ihn so zu behandeln. Mit ein paar Schwierigkeiten konzentrierte er sich auf das, was er Crawford zu sagen beabsichtigte. „Du weißt genau, was für ein schlechtes Zeichen das ist. Er kämpft normalerweise selbst dann noch, wenn wir der Meinung sind, dass er es eigentlich gar nicht mehr _können_ sollte.“ „Wahllos geschieht das bestimmt nicht“, kam es flach von Crawford und es hätte eine Abweisung sein können, wäre da nicht das Verengen der braunen Augen gewesen. Hinter Crawfords Stirn arbeitete es, dann stand der Schwarzhaarige abrupt auf. „Komm mit“, wurde er in einem Tonfall aufgefordert, der keinen Widerspruch duldete. Und er hatte gar nicht vor zu widersprechen. Ein Grinsen breitete sich langsam auf seinen Lippen aus, als er auf die Beine kam, um sich Crawford anzuschließen. Der schlug geradewegs den Weg zur Krankenstation ein, wo sich immer noch Farfarellos Zelle befand. Als ihnen die Tür geöffnet wurde, hockte der Jüngere noch genauso da, wie er ihn vor Stunden verlassen hatte, aber Crawfords Präsenz brachte Farfarello dazu, wenigstens den Kopf zu heben. Dessen inzwischen stumpfer Blick entlockte dem Amerikaner einen Laut, der verdächtig nach einem Fluch klang. Von der Tür aus sah er zu, wie Crawford ebenfalls in die Hocke ging und leise etwas zu dem Iren sagte. Zuerst geschah gar nichts, dann aber hörte er Farfarello zu seiner heimlichen Erleichterung antworten. Crawford streifte daraufhin Farfarellos Ärmel hoch und dessen Miene verfinsterte sich weiter. Wortlos wurde das Oberteil wieder gerichtet, ehe der Ältere aufstand. Er wich automatisch zurück und der Arzt neben ihm hätte das ebenfalls liebend gern getan, wenn Crawford ihn nicht in diesem Moment beim Kragen gepackt und gegen die Wand geschoben hätte. Überrascht zwinkerte er, schloss dann rasch die Tür. Es wäre nicht gut, wenn Farfarello sich von Crawfords Verhalten inspirieren ließ. Nachdem das erledigt war, genoss er den Anblick, den die anderen beiden boten. Es war immer noch so, dass Crawford selten genug aus sich heraus ging und irgendwo in seinem Hinterkopf meldete sich die Erinnerung an den Tag, als er selbst Anlass für solch eine Reaktion gewesen war. Etwas, das er sehr schnell von sich schob. „Was genau haben Sie ihm verabreicht?“ Der Arzt war viel zu verängstigt, um mit Empörung zu reagieren. Feine Schweißperlen begannen sich auf dessen Stirn zu bilden. „Es ist nur ein neues Beruhigungsmittel. Wir haben endlich etwas gefunden, das bei ihm richtig wirkt.“ „Wann wird die Wirkung abklingen?“ „Das… das wissen wir nicht.“ Der ältere Mann schluckte. Crawfords Lächeln war alles andere als freundlich. „Sie sollten wissen, dass er mir apathisch überhaupt nichts nutzt. Es ist mir vollkommen egal, wie er zwischen seinen zukünftigen Einsätzen unter Kontrolle gehalten wird, aber ein Mittel, das so unberechenbar ist, steht völlig außer Frage.“ Die Stimme wurde leiser und leiser, gewann gleichzeitig an Schärfe. „Wenn Sie ihn dauerhaft schädigen, werden Ihnen die Konsequenzen nicht gefallen. Farfarello gehört mir, Sie haben ihn nur leihweise.“ Er wusste nicht so recht, was er davon halten sollte, dass Crawford den Iren – und wahrscheinlich nicht nur ihn – als sein Eigentum betrachtete, aber es war eine berechtigte Einstellung. In einem Field Team herrschte keine Demokratie, die Anführer hatten absolute Entscheidungsgewalt, solange sie nicht den Befehlen von SZ zuwider handelten. Und Crawford kümmerte sich im Gegenzug wenigstens um seine Teammitglieder. Er hatte es damals bei Bernard bewiesen und tat es gerade wieder. Und plötzlich wusste er genau, was er davon hielt, auch wenn er es sich von niemand anderem gefallen lassen würde. Ein Grinsen flog über sein Gesicht. Crawford gab dem Arzt noch einen letzten Stoß, so dass dessen Kopf schmerzhafte Bekanntschaft mit der Wand machte, ließ ihn danach los. Der andere Mann hatte eindeutig Schwierigkeiten, auf den Beinen zu bleiben. „Haben wir uns verstanden?“ Jetzt im reinsten Konversationston, was die Frage umso bedrohlicher wirken ließ. Ein weiteres Schlucken. „Jawohl, Herr Crawford.“ Die Mundwinkel des Schwarzhaarigen zuckten kurz nach oben, bevor er sich endgültig abwandte. Als Crawford ihn nicht mehr sehen konnte, hob er die rechte Hand und wackelte in einer spöttischen Abschiedsgeste mit den Fingern. Dann setzte er dem Älteren mit ein paar schnellen Schritten nach. „Werden sie Farf jetzt in Ruhe lassen?“ Crawfords Ausatmen reichte nahe an ein Seufzen heran. „Nicht ganz. Aber sie werden mehr Vorsicht walten lassen, um innerhalb ihrer Kompetenzen zu bleiben.“ Nach einem Moment des Überlegens sprach der Ältere weiter. „Ich werde mit Herrn Schneider reden. Vielleicht hat Dr. Stephenson Zeit, sich die verbleibenden Wochen um Farfarellos Fall zu kümmern.“ Damit waren gleich zwei Namen gefallen, auf die er gut und gerne hätte verzichten können. Er schnitt eine Grimasse. Und woher Crawford die Gewissheit nahm, dass Herr Stephenson die bessere Wahl war, konnte er sich auch nicht erklären. Aber er vertraute Crawfords Entscheidung. „Dann viel Glück dabei.“ Crawford lächelte. Der Sonntag startete mit einem Ausdauerlauf, wonach das Schwimmtraining zwar eine Erfrischung bedeutete, seine Muskeln aber weiter auslaugte. Darum nutzte er nach dem Mittagessen jede einzelne Minute der verlängerten Pause, um sich wieder zu erholen und schaffte es sogar, ein kurzes Nickerchen einzuschieben, was sich jetzt als sehr nützlich erwies. Anfangs war er davon ausgegangen, dass die Wochenenden trotz der anstehenden Trainingseinheiten besser sein würden, aber heutzutage wünschte er sich manchmal einfach den Montag mit seinem ganz normalen Unterricht herbei. Nicht immer interessant, dafür aber nicht so anstrengend. Er grinste in sich hinein, während er an dem Seil hochhangelte. Crawford verriet er das besser nicht, der würde das sicher amüsant finden. Oben angekommen tippte er gegen die Befestigung und wollte sich gerade auf den Weg nach unten machen, als ihm eine fast wellenartige Bewegung auffiel. Weg von den Matten, hinten, wo das Training im waffenlosen Kampf stattfand. Der schwarze Haarschopf hätte vielen gehören können, aber die Art sich zu bewegen gehörte unzweifelhaft zu Crawford. Sein Talent hatte er unwillkürlich auch ausgestreckt, obwohl er gar keine Bestätigung mehr brauchte, aber er erreichte den Älteren sowieso nicht, da er einen anderen Telepathen streifte. Einen ganz bestimmten. Hastig zog er sich zurück und rutschte nach unten, rieb sich an dem Seil benahe die Hände wund. Er spürte es gar nicht, zu sehr damit beschäftigt, die Kälte abzuschütteln, die sich bei dem flüchtigen Kontakt wie eine Klammer um seinen Verstand gelegt hatte. Sein Trainer warf ihm einen seltsamen Blick zu, schickte dann den nächsten hinauf, aber Tobias ergriff ihn am Arm und zog ihn beiseite. „Was ist los mit dir, Schuldig? Du bist kreidebleich.“ Er versuchte sich zusammenzureißen. „Crawford ist dort hinten.“ „Herr Crawford? Aber deswegen würdest du doch nicht so aussehen…“ Ein schwaches Grinsen huschte über sein Gesicht, auch wenn er keinerlei Belustigung verspürte. „Das ist es nicht. Anscheinend will er mit dem Direktor trainieren.“ Alle, die das gehört hatten, rissen ihre Köpfe herum und schienen gleichzeitig in die entgegengesetzte Richtung zurückweichen zu wollen. Wenn er diese Reaktion nicht so gut hätte nachvollziehen können, wäre das ausgesprochen lustig gewesen. Rein intellektuell war ihm bewusst, dass auch Herr Schneider trainieren musste, aber normalerweise tat der Direktor es nicht in Gegenwart von Schülern. Genauso wenig wie die Lehrer und Trainer. Und plötzlich wollte er nichts anderes mehr als zuzusehen. „Komm mit.“ Dieses Mal fragte er nicht, sondern zerrte Tobias hinter sich her, auf die anderen zu, die neugierig genug waren, um dafür die Nähe von Herrn Schneider zu riskieren. „Bist du wahnsinnig?“ Ein Echo der gestrigen Reaktion. Der Teleporter wehrte sich ein bisschen, doch er wusste, dass Tobias es auch gerne sehen würde und nur ein bisschen überredet werden wollte. „Herr Schneider wird viel zu sehr mit Crawford beschäftigt sein, um auf uns zu achten.“ In diesem Moment wurde ihm klar, dass es dieses Training sein musste, über das die beiden gestern gesprochen hatten. Und er fragte sich, wer von ihnen es initiiert hatte. Sie trugen Weiß, nur die schwarzen Gürtel hoben sich davon ab. Er atmete tief durch. Hier auf Rosenkreuz verwendeten sie dieses System nicht, aber er wusste trotzdem, was sie bedeuteten. Eine knappe Verbeugung war die einzige Vorwarnung. Bei solchen Kämpfen gab es anfangs in der Regel einen Moment der Ruhe, während die Gegner sich abzuschätzen versuchten und auf ein verräterisches Zeichen warteten. Hier nicht. Die beiden zögerten keine Sekunde, bewegten sich so schnell, dass er ihnen kaum folgen konnte. Es war beneidenswert, denn weder Crawford noch Herr Schneider griffen dabei auf die Agilität zurück, die er selbst einsetzen würde. Erregung begann durch seinen Körper zu summen, während er zusah, wie Crawford sich unter einem Tritt wegduckte und den Schwung der Bewegung ausnutzte, um selbst anzugreifen. Kurz riss er sich von dem Anblick los, um Tobias anzusehen, der blass geworden war. Dieser bemerkte seine Aufmerksamkeit und versuchte sich in einem schwachen Lächeln. „Ich möchte gegen keinen der beiden antreten müssen…“ „Ganz deiner Meinung.“ Die grünen Augen waren schon wieder zu den Kämpfenden zurückgekehrt. Und gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie Herr Schneider getroffen wurde. Crawford trat einen Schritt zurück, erlaubte dem Direktor so, sich über den Mund zu wischen und als der Telepath den Arm senkte, leuchte Rot auf dem Weiß. „Ach du Scheiße…“ Tobias war zwar derjenige, der es laut äußerte, aber ihm schoss genau der gleiche Gedanke durch den Kopf. Besorgt wartete er auf Herrn Schneiders Reaktion, beobachtete fassungslos, wie dieser lächelte. Nicht kalt. Und ohne jede Drohung. Crawfords Lächeln spiegelte es exakt wider und ihm ging auf, dass die beiden Spaß daran hatten. Ein Wort, das er kaum mit Crawford in Verbindung bringen konnte, geschweige denn mit Herrn Schneider. Was die Frage aufwarf, wie ernst ihnen dieser Trainingskampf eigentlich war. Zumindest schienen sie sich nicht besonders zurückzuhalten und Herr Schneider hatte sich bald für den Treffer revanchiert. Zum allerersten Mal änderte sich die Art, wie er den Direktor sah. Ohne den Anzug, den gewohnten Kontext, erkannte er, dass Herr Schneider gar nicht so alt war. Knappe zehn Jahre älter als Crawford vielleicht, was in dessen Position überhaupt nicht viel war. Und wie lange war er schon Direktor hier? Die Erkenntnis sorgte nicht dafür, dass er Herrn Schneider besser leiden konnte. Es war nur ein Grund mehr, ihn zu fürchten. Der Rest des Kampfes verlor nie an Tempo, im Gegenteil, die zwei schienen sich immer mehr aufeinander einzustellen und zum Schluss wirkte es wie eine einzige Choreographie, in der jede Bewegung im Voraus geplant war. Im Kampf gegeneinander glichen sie sich aus, aber gegen jeden anderen wären sie unmittelbar tödlich. Eine Eigenschaft, die jeden Schüler hier antrainiert werden sollte, aber vielen wurde wohl gerade bewusst, dass sie im Vergleich zu den beiden absolut deklassiert waren, wenn es um den Einsatz ihres Körpers als Waffe ging und nicht ihres Geistes. Etwas, was die meisten Talente sowieso als nachrangig betrachteten, doch das hier konnte einen nachdenklich stimmen. Als Crawford und Herr Schneider schließlich auseinander traten, atmeten sie tiefer, aber ihnen war kaum Erschöpfung anzusehen. Er spürte, wie zwischen seinen Schulterblättern Schweiß herunter rann. Nur vom Zusehen fühlte er sich schwach und ihm ging auf, dass seine Muskeln die ganze Zeit verkrampft gewesen waren. ~TBC~ Ich denke, es war Crawford, der gegen Schneider kämpfen wollte. Und Schneider hat natürlich die Gelegenheit genutzt, den Schülern gleich auch ein bisschen was beizubringen ^.~ Ein paar Sätze sind irgendwie holprig geraten, vielleicht kann ich das mal mit ein bisschen mehr Abstand verbessern. Aber gerade bekomme ich das nicht hin *drop* cya, cu ^-^ Kapitel 171: "Wenn du fragst, werde ich antworten" -------------------------------------------------- Close Distance (Teil 171) Titel: Close Distance Teil: 171/20x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Ich denke, so langsam gewinnt die Story an Tempo. (Was nicht zwangsweise viel ist, da ihr sicher mitbekommen hat, dass die Entwicklungen bei mir eher gemächlich voranschreiten ^^°°°) Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Mit der Hausarbeit bin ich jetzt auf Seite 24. Ich sage dir, wenn ich erstmal fertig bin, kann ich gleich mit dem Kürzen anfangen *seufz* Ich _hasse_ das jetzt schon. Und ich kann vollauf verstehen, dass die Bearbeitung der Studienbriefe eher ein Kampf als alles andere ist. Lass es aber bloß nicht schleifen, sonst wird es nachher nur noch schlimmer ^^# Normalerweise trainiert Crawford wirklich nicht mit Schneide. Aber dieses Mal hat Crawford es sich einfach gewünscht und Schneider war es schwergefallen, diesen Wunsch abzulehnen. Crawford musste ein bisschen Frustration loswerden ^^°°° Dass die anderen Schüler so eine kleine Lektion in Sachen ‚ordentliches’ Training erhielten war einfach ein netter Nebeneffekt. Ha, es ist gut, dass man einen Unterschied in Schuldigs Verhalten spürt. Ein bisschen hat er schließlich inzwischen hinzugelernt und ich muss ja auf die Beziehungen in der Gegenwart hinarbeiten, ne? *zwinka* Mach dir wegen CotM keinen Stress, die Story verschwindet ja nicht so einfach *lach* @Jemma+Leean: Heute erfahrt ihr, was für eine Vision Crawford im letzten Gegenwartskapitel hatte ^^ @Kralle: *lach* Mir geht es da genauso wie dir, es fällt mir schwer, Schneider in etwas anderem als einem Anzug zu sehen. In CotM wird das noch sehr viel deutlicher, wie du in Zukunft lesen wirst. Aber dieses Training hat es mir ermöglicht, dass Schuldig den Direktor eben auch einmal aus anderen Augen sah. Crawford und Ran sind im neuen Kapitel dabei, allerdings nicht so sehr zusammen. Aber ich werde die beiden ganz bestimmt nicht vernachlässigen *versprech* @F4-Phantom: _Müssen_ musst du nicht, aber ich freue mich, dass du CotM auch liest. ^____~ Wirklich schade, dass es nicht eine Möglichkeit, so eine Fanfic einfach in einen Manga/Anime umzuwandeln. Ich hätte den Kampf zwischen den beiden nämlich auch gerne gesehen ^^ Da ich Schneiders Alter über meine Fanfics hinweg im Verhältnis zu Crawford einigermaßen konstant halten will, musste er auch in CD noch so jung sein. Wirklich wichtig ist das aber eigentlich nur für RftS (ganz abgesehen davon, dass Crawford nicht mit einem alten Knacker ins Bett steigen soll *ehe*). Neben seinem Talent (und seiner Kompetenz, die sollte man nicht vergessen ^.~) hatte Schneider übrigens noch einen anderen Vorteil gegenüber den Leutz auf Rosenkreuz, der es ihm ermöglicht hat, so schnell aufzusteigen. Wird später noch deutlich, aber wahrscheinlich erst kurz vor Ende von CD. Teil 171 „Wenn du fragst, werde ich antworten“ Sie saßen am Küchentisch beim Frühstück und nur Nagi leistete ihnen Gesellschaft, als das Telefon klingelte. Der Jüngere wollte aufstehen, aber Crawfords Geste hielt ihn zurück. Violette Augen verfolgten den Weg des Amerikaners und aus irgendeinem für ihn nicht nachvollziehbaren Grund krampfte sich sein Magen zusammen. Er stand auf, hörte kaum das Scharren, als sein Stuhl über die Fliesen nach hinten geschoben wurde, sah genauso wenig, wie Nagi ihn verwundert musterte. Seine Sinne waren voll und ganz auf das wenige konzentriert, was von Crawfords Stimme aus dem Wohnzimmer bis zu ihnen vordrang. Und dann war der Ältere zurück, blieb im Türrahmen stehen und hinter den Gläsern der Brille stand eine Intensität in den braunen Augen, die sich regelrecht in ihn hineinzubrennen schien. „Ran, du wirst jeden Moment einen Anruf vom Krankenhaus erhalten. Aya ist verschwunden.“ So ruhig gesprochen, dass die Bedeutung der Worte zunächst gar nicht zu ihm durchdrang. Er zwinkerte verwirrt und als Verständnis dämmerte, spürte er für einen winzigen Moment Erleichterung, weil es nicht bedeutete, dass Aya tot war. Aber gleich darauf wurden ihm die Knie weich. Er fand sich am Boden wieder, versuchte etwas zu sagen. Und irgendwo in seinem Kopf wurde eine Verbindung hergestellt. Crawfords seltsame Reaktion heute Morgen im Bett. Das sollte unmöglich sein, aber… es würde einiges erklären, nicht wahr? „Du hast es schon vorher gewusst.“ Keine Frage, keine Anschuldigung. Über seinen Kopf hinweg wurde ein schneller Blick zwischen Crawford und Nagi ausgetauscht. „Soll ich Schuldig holen gehen?“, fragte der Jüngere leise. Crawford musste nicht überlegen. „Nein.“ Und dann glitt ein Lächeln über dessen Lippen. „Geh hoch, Ran. Sonst verpasst du den Anruf.“ Er war froh, als ihm seine Muskeln gehorchten und zum ersten Mal hatte er Gelegenheit darüber nachzudenken, was genau passiert war. Neben Crawford blieb er stehen, seine Emotionen so betäubt, dass seine Gedanken vollkommen klar waren. „Wer sollte ein Interesse an Aya haben?“ Außer ihm selbst und seiner Familie gab es da niemanden. Doch so ganz stimmte das nicht. Er war so verdammt blind gewesen. „Sie ist euretwegen entführt worden, oder?“ Sein eigenes Lächeln zuckte in etwas Bitteres. Und ohne eine Antwort abzuwarten, ging er in Crawfords Zimmer, gerade rechtzeitig, um das Vibrieren seines Handys zu hören. Nachdem er es ausgeschaltet hatte, fühlte er sich nur noch leer. Und kalt. Ein Schauer lief durch seinen Körper und er schlang die Arme um sich selbst, um diese Reaktion zu stoppen. Sie lebte noch, es konnte nicht anders sein, er würde es sonst wissen. Auf einmal war da ein weiteres Paar Arme und er lehnte sich gegen die Wärme von Crawfords Körper zurück. Wenn er noch ein bisschen länger über die Implikationen seines neuen Wissens nachdenken würde, käme er vielleicht zu einem Ergebnis, mit dem er noch nicht klarkommen konnte. Und aus diesem Grund tat er es nicht, verdrängte diese Möglichkeit mit einer Leichtigkeit, die nur Übung mit sich brachte. Er würde nur noch nach vorne schauen. „Holst du sie zurück?“ „Ja.“ Crawfords Stimme enthielt nicht einen Hauch von Zweifel. Er zitterte schon wieder – oder immer noch? – drehte sich in Crawfords Umarmung um, schmiegte sich an den Älteren, so eng er konnte. „Ich werde dich nicht aufgeben…“ Nur ein Flüstern. „Das habe ich befürchtet.“ Der Tonfall widersprach dem Inhalt dieser Worte und entlockte ihm ein Lächeln. Nun, da er den ersten Schock überwunden hatte, wartete er auf die Angst, Wut, Verzweiflung – irgendetwas. Aber er fand nur Kälte, die durch seine Adern kreiste und Wärme, wo er Crawford berührte. Fühlte sich so Gewissheit an? „Falls ich frage, würdest du antworten?“ Der Ältere lehnte sich ein Stück zurück und ein Finger unter seinem Kinn zwang ihn aufzusehen. Crawford lächelte wieder und sah gleichzeitig sehr ernst aus. „Wenn du fragst, werde ich antworten.“ Er wusste nicht, ob er erleichtert ausatmen sollte oder sich fürchten. Schließlich tat er nichts von beidem, sondern zog Crawford das Stück zu sich herunter, das fehlte, um ihn zu küssen. Schuldbewusstsein hob seinen hässlichen Kopf, aber er stampfte es rasch nieder. Und dass es so einfach war, führte ihm mehr als alles andere vor Augen, wie sehr er Crawford vertraute, so dumm das auch sein mochte. Nachdem sie sich voneinander gelöst hatten, richtete Crawford ihm die Uniform und es war so wie immer, solange er sich nicht erlaubte, an Aya zu denken. „Du musst jetzt los, sonst kommst du zu spät zur Schule.“ Er schluckte oder versuchte es zumindest, seine Kehle schien plötzlich zu eng dafür zu sein. Trotzdem brachte er die nächste Frage überraschend gleichmäßig über die Lippen, ohne Stocken oder Zögern. „Was ist mit meinem Onkel?“ „Darüber musst du dir keine Sorgen machen.“ Sein Nicken kam fast natürlich. Und dann stand er draußen vor dem Haus, die Schultasche in der Hand, mit einem Bento darin, das Nagi zubereitet hatte. Er konnte sich beim besten Willen nicht erklären, wie er die Zeit dazwischen verloren hatte. „Fühlst du dich nicht gut?“ Er war auf die letzte Minute angekommen und schnell auf seinen Platz geschlüpft, begrüßt von Yunshiros Lächeln. Das jetzt verschwunden war und einem Stirnrunzeln Platz gemacht hatte. Gleich darauf lag eine Hand auf seiner Stirn und sein Freund beugte sich näher zu ihm herüber. „Du siehst blass aus. Aber Fieber scheinst du diesmal nicht zu haben.“ Diesmal? Ach so, diese Ausrede hatte er erst vor kurzem benutzt. Er zwang sich so etwas wie ein Lächeln ab. „Ich bin bloß in der U-Bahn ein bisschen zusammengequetscht worden.“ Dunkle Augen hielten prüfend seinen Blick fest, während Yunshiro zu ergründen versuchte, ob dieser ihm glauben konnte. Schließlich wurde die Hand zurückgezogen. „Nun ja, hier hast du genug Raum, um dich wieder auszubreiten. Aber wenn du nicht bald etwas Farbe gewinnst, kommst du ins Krankenzimmer. Selbst wenn ich dich persönlich hintragen muss.“ „Das wird nicht nötig sein.“ Und das sich anschließende Lächeln war echt, was Yunshiro sichtlich beruhigte. Der Unterricht zog sich fast unerträglich in die Länge und auch wenn er froh sein sollte, sich auf etwas anderes konzentrieren zu können, gelang es ihm einfach nicht. Heimlich und leise landeten seine Gedanken wieder bei Crawford und ein Teil von ihm hielt es für verrückt, hier einfach nur herumzusitzen. Doch was sollte er sonst tun? In Panik geraten? Zusammenbrechen? Das würde ihm Aya nicht zurückbringen. Crawford war und blieb seine sicherste Wette. Selbst wenn dieser der Grund für Ayas Verschwinden sein sollte. Höchstwahrscheinlich war. Er seufzte, für niemanden hörbar. ****** Nagi sah zur Tür, die Ran gerade hinter sich geschlossen hatte, dann zu ihm. „Ich bin heute krank?“ „Ja, ich brauche dich.“ Er ging in die Küche zurück, hörte, wie Nagi ihm folgte. Seine Kaffeetasse wartete noch, wo er sie vorhin hatte stehen lasen, doch als er einen Schluck daraus nahm, war der Kaffee bestenfalls noch lauwarm. Also schüttete er den Rest weg und goss sich neuen aus der Kanne ein. „Hast du es vorher gewusst?“ Nagi war im Türrahmen stehen geblieben, wartete geduldig darauf, dass er Blickkontakt herstellte. „Nicht früh genug, um es zu verhindern.“ Manchmal fragte er sich wirklich, was sein Talent sich dabei dachte. Ihn um den Anruf wissen zu lassen, wenn er sowieso nichts mehr tun konnte. Der Junge nickte verstehend, lächelte dann kaum merklich, nur ein sanftes Kurven der Mundwinkel. „Ich gebe zu, mich wundert Rans Ruhe ein bisschen.“ Mit einem erwidernden Lächeln lehnte er sich in seinem Stuhl zurück. „Zum Teil steht er einfach unter Schock, auch wenn es ihm selbst wohl nicht klar ist.“ Er erinnerte sich noch zu gut an das Zittern, das durch Rans Körper gelaufen war. „Und was ist der andere Teil?“ Er spürte, wie sich seine Lippen bewegten, das Lächeln vertieften. „Er glaubt daran, dass ich ihm Aya zurückbringe.“ „Weil du ein Precog bist? Willst du wirklich, dass er das weiß?“ „Warst du es nicht, der wollte, dass Ran die Wahrheit erfährt?“ Nagi zuckte mit den Schultern, in einem seltenen Anfall von Unsicherheit, aber eine Antwort kam nicht. Und so fuhr er fort. „Ich denke, es liegt eher daran, dass ihm klar geworden ist, dass auch ich Aya brauche. Obwohl er natürlich nicht weiß, wofür.“ Ran hatte schon immer ein helles Köpfchen besessen, es im Zusammenhang mit Schwarz bloß nicht einsetzen wollen. Amüsement blitzte in braunen Augen auf. „Er nimmt es besser auf als du damals, oder?“ Da er gewusst hatte, dass diese Bemerkung kommen würde, zuckte kein einziger Muskel in seinem Gesicht. Nur seine Augen kühlten sich merklich ab. „Noch kennt er nicht die ganze Wahrheit.“ Zudem konnte man die Umstände nicht ganz vergleichen, etwas, was er nicht auszuführen gedachte. Aber seit er wusste, dass Schneider seine Pläne kannte und rein gar nichts tat, hatte er sich über ihre Unterhaltung damals einige Gedanken gemacht. Und über die Frage, warum er SZ auf einmal so tief gehasst hatte, dass es ihn zur Rebellion trieb, nachdem er sich schon seit langem mit seinem Schicksal abgefunden zu haben schien. „Aber sobald er sie kennt, wird er endlich sehen, wie du wirklich bist…“, versuchte Nagi ihn aufzuziehen, der von seinen Überlegungen natürlich nichts mitbekommen hatte. Er zog eine Augenbraue hoch. „Was lässt dich annehmen, dass er das nicht bereits weiß?“ „Aber…“ Die tiefblauen Augen verengten sich. „Er ist… wirklich nicht mehr ganz normal…“ Das klang beinahe verwundert. „Wir sind es doch auch nicht.“ Die Belustigung war zurück. „Und hast du tatsächlich vor, ihn bei dir zu behalten?“ Das war die Frage, nicht wahr? Er wusste es selbst nicht. „Hättest du etwas dagegen?“ Nagi schloss die Augen, schien darüber nachzudenken. Und irgendwann kam ein Kopfschütteln als Antwort. Womit dieses Thema für den Jungen abgeschlossen zu sein schien, denn gleich darauf wurde er mit neuen Fragen überschüttet. „Wer hat Aya entführt? Und warum bist du so verdammt ruhig darüber?“ Langsam fühlte er sich wie in einem Verhör. „Komm schon, Nagi. Benutz deinen eigenen Kopf.“ Er trank einen weiteren Schluck von seinem Kaffee. Ruhig also… Das Zucken seiner Mundwinkel wurde von der Tasse verdeckt. Da könnte Ran wohl etwas anderes erzählen. Aber selbst im Anschluss an seine Vision hatte ihn weniger die Entführung an sich gestört, als vielmehr die Umstände, die sie jetzt dadurch hatten. Er warf einen schnellen Blick auf die Uhr, entschied sich dafür, Schuldig weiterschlafen zu lassen. Der Telepath würde später noch genug zu tun zu haben. Wenigstens brauchten sie sich nicht mit der Polizei herumschlagen, auf seine Bitte hin würde von Seiten des Krankenhauses keine Meldung gemacht werden. Und Rans Onkel würde die Anweisung bestätigen. Dafür hatte Schuldig schon vor einer Weile gesorgt. Blieben also für später nur noch die Angestellten im Krankenhaus, deren Erinnerungen berichtigt werden mussten. Er wollte nicht, dass SZ Wind von diesem kleinen Zwischenfall bekam. Sie durften nicht an seinen Fähigkeiten zweifeln. Nagi blickte durch ihn hindurch, während dieser überlegte. „Ran hat Recht, es muss gegen uns gerichtet sein“, kam es dann langsam. „Und die einzigen, die wir in letzter Zeit verärgert haben sind – Schreiend?“ Der Fokus kehrte zurück und der Junge sah ihn stirnrunzelnd an. „Natürlich sind sie über Masafumis Tod nicht besonders erfreut.“ An dieser Stelle verzog Nagi das Gesicht und er konnte wetten, dass sie beide an das Bild dachten, das Schuldig ihnen an jenem Tag geschickt hatte. Diese Massenumarmung ließ ihn sich fühlen, als hätte er in etwas Faules gebissen, eine Ergänzung, die sie zweifellos dem Telepathen zu verdanken gehabt hatten. Er konzentrierte sich wieder auf Nagi, der weitersprach. „Aber warum sollten sie sich dafür an Schwarz rächen? Wir haben ihn schließlich nicht getötet.“ Und dann konnte er regelrecht zusehen, wie dem Jüngeren ein Licht aufging. „Sie kennen deine Fähigkeit. Und du arbeitest für Takatori. Also hättest du seinen Sohn auch beschützen, wenigstens warnen müssen.“ „Ja. Es wäre mir lieber gewesen, Takatori hätte seinen Mund darüber gehalten. Aber seine Söhne wissen – beziehungsweise wussten –“, Ironie kroch in seine Stimme, „Bescheid. Und Schreiend damit auch.“ „Sie werden sie töten. Wenn sie uns beobachtet haben, wissen sie, dass du Aya für irgendetwas brauchst. Also warum sind wir nicht schon längst auf der Suche nach ihr?“ „Weil ich dabei zusehen soll. So wie sie sich Masafumis Tod ansehen mussten.“ Verachtung trat in dunkelblaue Augen. „Das ist idiotisch. In diesem Fall werden sie ihre Rache nicht bekommen.“ Ein kaltes Lächeln war seine einzige Reaktion darauf. „Trauer und Wut verleiten schnell zu Fehlern.“ Nagi schnaubte, halbwegs belustigt. „Wenn dir dein Talent nicht schon längst verraten hätte, dass wir Aya sicher zurückbekommen, würdest du darüber nicht scherzen.“ „Vielleicht nicht, aber solche Spekulationen sind nur Zeitverschwendung, denkst du nicht? Setz dich lieber an den Computer und suche heraus, wo Masafumi sein anderes Labor hatte. Sie wollen es uns ja nicht zu schwer machen sie zu finden, daher werden sie dort sein.“ Er machte eine scheuchende Handbewegung. „Los, mach dich nützlich. Je schneller du fertig bist, desto eher darfst du Schuldig aus dem Bett werfen.“ Nagis Lächeln schwankte hart an der Grenze zu einem Grinsen. „Diesem Anreiz kann ich schlecht widerstehen.“ ~TBC~ Jetzt ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis Ran auch von den anderen Talenten erfährt. Hat Crawford nicht ein Glück, dass er sich wegen Aya keine Sorgen machen muss, weil sein Talent ihm schon verraten hat, dass sie sie zurückbekommen? Aber ich denke, mit Schreiend wird er trotzdem nicht besonders sanft umgehen ^^# cya, cu ^-^ Kapitel 172: "Rückblicke LXVIII - Um die Spielregeln zu ändern, ist es ein bisschen zu spät" -------------------------------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 172) Titel: Close Distance Teil: 172/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Ähm, es passiert nichts, was die Handlung voranbringen würde. ^^° Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Da ich die Hausarbeit Dienstag abgeben muss, werde ich danach endlich mal den versprochenen GB-Eintrag schreiben. ^^# Wie steht’s bei dir – fleißig am Studieren und Arbeiten? @F4-Phantom: *abkipp* Vielleicht solltest du mit dem nochmaligen Lesen warten, bis CD fertig ist. Dann kann ich dir alles als ein einziges PDF geben, wo ich auch schon ein paar mehr Tippfehler ausgemerzt habe ^.~ Nein, Ran sitzt brav in der Schule, während Crawford sich um Aya kümmert. Ganz unabhängig davon, dass Crawford sehr wohl der Ansicht ist, dass Ran jemanden töten könnte, wenn dieser nur die entsprechende Motivation hätte. Aber es wird jemand anderer sein, auf den er Ran loslässt und es geschieht erst ziemlich am Ende der Story ^^ Übrigens ist es diese zukünftige Szene, mit der CD für mich anfing – meine ursprüngliche Idee… @Jemma: Meiner Meinung nach lohnt es sich, die DVDs zu kaufen, auch wenn die Animationsqualität nicht die beste ist. Aber es schon von Vorteil, wenn man die ‚echte’ Geschichte kennt und einige Teile sind wirklich interessant ^^ Ähm… Crawford hat das nicht zu Ran gesagt, die Unterhaltung fand nur zwischen Crawford und Nagi statt ^^°°° Allerdings impliziert Crawfords Verhalten Ran gegenüber ziemlich deutlich, dass der Amerikaner ihn wirklich behalten will *zugibt* Es ist gut, dass du nicht in der Haut von Schreiend steckst, denn die werden mehrheitlich ziemlich bald sehr tot sein *räusper* Es wird langsam Zeit, dass Ran mehr über Schwarz erfährt, schließlich kann ich ihn nicht in alle Ewigkeit im Dunkeln tappen lassen. Seine Reaktionen werden wohl… gemischter Natur sein… ^^# @Kralle: Ich glaube, in dieser Situation darf man von Ran kein normales Verhalten erwarten – obwohl ich beim Schreiben selbst ein bisschen überrascht war, wie ruhig er geblieben ist *ehe* Neben dem nicht zu vernachlässigenden Schock sagt das auch einiges über Ran allgemeinen Zustand aus. Wie sehr er Crawford vertraut und auch wie seine Prioritäten jetzt aussehen… Wie er auf die anderen reagiert, wirst du in den nächsten Teilen lesen können. Zumindest ist das Überraschungsmoment schon mal weg, was helfen sollte. Da Aya ja von Crawford für das geplante Finale gebraucht wird, musst du dir um sie keine großen Sorgen machen. Crawford wird sich um alles kümmern. *grins* Teil 172 „Rückblicke LXVIII - Um die Spielregeln zu ändern, ist es ein bisschen zu spät“ Schneider musterte ihn lächelnd, dann wurde er hereingebeten. Er folgte dem Älteren in die Küche, streckte sich, bevor er Platz nahm. Seine Muskeln hielten noch einen Rest von Wärme und gehorchten der Bewegung willig. „Fühlst du dich besser?“ Schneider war an die Arbeitsplatte getreten, sah ihn aber weiterhin an. Ein Lächeln flog über seine Lippen, als er den eisblauen Augen begegnete. „Ja.“ Es war nicht so, dass er Schneider hatte verprügeln wollen, denn auch das würde ihm keine Antwort verschaffen. Aber es hatte ihm gut getan, sich ein bisschen gehen lassen zu können, ohne Angst haben zu müssen, seinen Gegner ernsthaft zu verletzen. Schneider verstand die knappe Antwort, wandte sich mit einem Nicken dem Gemüse auf dem Holzbrett zu. Ein wenig überrascht sah er zu, wie schnell alles zerkleinert wurde und bevor er wirklich darüber nachdenken konnte, war er auch schon aufgestanden. Er wollte näher bei Schneider sein und sah keinen Grund, diesen Impuls abzuwürgen. Schneider hatte die Ärmel hochgekrempelt, so dass seine Hand auf nackter Haut endete, als er sie auf dessen Unterarm legte. Das Messer kam zur Ruhe. „Das Essen ist gleich fertig.“ In Schneiders Stimme lag Amüsement, aber darunter auch Hitze. Seine Finger glitten über die feinen Härchen, dann über den Stoff des Hemdes und unter seiner Berührung fühlte er das Spiel von Muskeln. Was ihn wieder an den Kampf am Nachmittag denken ließ. Die Arme um Schneiders Taille schlingend, lehnte er sich vor, bis seine Stirn genau zwischen dessen Schulterblättern ruhte. Für einen Moment rührte sich Schneider überhaupt nicht, legte dann das Messer aus der Hand, um sich anschließend in seiner Umarmung umzudrehen und ihn fragend anzusehen. Er spürte den Blick, auch wenn er ihn gerade nicht erwiderte. „Ich wusste gar nicht, dass Sie so gut kämpfen können…“ Ein leises Lachen lief durch den Körper des Deutschen. „Mein Vater hat mir nicht nur das Kochen beigebracht.“ Die Information wurde ihm angeboten wie ein Geschenk und das ließ ihn die Gewissheit empfinden, dass Schneider ihn dieses Mal nicht so abrupt zurückweisen würde. „Wo ist er jetzt?“ Sein Kinn wurde angehoben und braune Augen trafen auf eisblaue. „Tot.“ Ohne jede Emotion, aber nur deswegen, weil sie zurückgehalten werden musste. Es folgte ein Kuss, der ihn von weiteren Fragen ablenkte und am Ende wurde er wieder auf den Stuhl gedrückt. „Sitzen bleiben.“ Belustigt nickte er und kam sich vor wie ein kleines Kind, das gemaßregelt worden war. Schneider machte den Salat fertig, schnitt danach das Baguette in Scheiben. Schüssel und Brotkorb wurden an ihn weitergereicht und seine Mundwinkel zuckten nach oben. „Heißt das, ich darf mich wieder bewegen?“ Der Ältere zog nur eine Augenbraue hoch, was er als Ja deutete und machte sich dann daran, das Hähnchen aus dem Ofen zu holen. Es duftete verführerisch und sein Magen machte ihm klar, dass er dringend gefüllt werden wollte. Er brachte das Essen ins Wohnzimmer, wo bereits ein gedeckter Tisch wartete und stellte beides ab. Schneider war gleich hinter ihm und tat ihnen auf. Wann war es das letzte Mal gewesen, dass Schneider für sie gekocht hatte? Weihnachten… Die damit einhergehenden Gefühle waren zwiespältiger Natur und so griff er nach einer entsprechenden Aufforderung schnell zu, bevor seine Gedanken weiter dort verweilen konnten. Ein Gespräch wollte sich nur schwer einstellen und es war Schneider, der als Erster das Wort ergriff. „Ich habe mit Dr. Stephenson gesprochen. Er hat noch einen Auftrag zu Ende zu führen, wird danach aber nach Rosenkreuz zurückkehren.“ „Dann habe ich also die Chance, Farfarello in einem Stück mit nach Japan zu nehmen?“ Ein Hauch von Sarkasmus schlich sich in seine Stimme, auch wenn Schneider das ganz bestimmt nicht verdient hatte. Aber der Deutsche verstand sowieso, wie es gemeint war, schenkte ihm ein schmales Lächeln. „Natürlich. Schließlich habe ich auch ein Interesse daran, dass dein Team bald komplett ist.“ Suchend hielt er den Blick der eisblauen Augen fest. Ja, Schneider hatte ein Interesse daran, das war ihm schon vor langer Zeit klargeworden. Das Warum stellte nur eine weitere Frage dar, die unbeantwortet blieb. „Danke“, meinte er schließlich leise und Schneider lächelte wieder. Danach tauschten sie nur belanglose Worte aus, auf das Essen konzentriert, das genauso gut schmeckte, wie es gerochen hatte. Er erwischte sich dabei, wie er immer häufiger auf Schneiders Hände starrte, nachdem er satt genug war, dass sein Körper andere Ansprüche anzumelden begann. Szenen ihres Trainings blitzten vor seinem inneren Auge auf, so viele Berührungen in aller Öffentlichkeit, vollkommen unschuldig. Aber er hatte in jenen Minuten an Sex gedacht, wenn er nicht gerade damit beschäftigt war, den nächsten Angriff abzuwehren oder selbst einen zu starten. Und es war ein befriedigendes Gefühl gewesen, das Blut zu sehen. Ein Beweis dafür, dass Schneider auch nur ein Mensch war. Der Ältere legte das Besteck beiseite. „Aber das wusstest du doch bereits…“ Wieder blitzte Amüsement in eisblauen Augen auf. Er machte sich nicht die Mühe, seine Schilde zu verstärken. Schließlich zwang niemand Schneider dazu, seine Gedanken mitzuverfolgen. Nein, er stützte lediglich einen Ellenbogen auf, bettete sein Kinn in der Handfläche. „Manchmal können einem da Zweifel kommen.“ Ein kurzes Kopfschütteln antwortete ihm. „Du besitzt selbst keine besonders offene Persönlichkeit, Crawford.“ Ihm war klar, was Schneider damit sagen wollte. Er konnte schlecht etwas verlangen, was er selbst nicht zu geben bereit war und eigentlich wollte er auch nichts ändern. Schließlich war dieser Charakterzug einer der Hauptgründe, warum sie sich so gut verstanden. Schneiders Mundwinkel rutschten nach oben, als der Ältere aufstand und den Tisch umrundete. „Um die Spielregeln zu ändern, ist es ein bisschen zu spät“, wurde ihm zugestimmt. Rau. Er kam Schneider entgegen, ihre Lippen trafen sich fast schmerzhaft hart und die leise Stimme, die davon sprach, vielleicht doch etwas ändern zu wollen, wurde ausgelöscht. Blut mischte sich in den Geschmack von gebratenen Hähnchen und Salatdressing und seine Zunge fand den Riss in Schneiders Lippe, der durch den Kuss aufgebrochen war. Er leckte darüber, bevor er tiefer in den Mund des Anderen vorstieß und den Geschmack mit ihm teilte. Ein mit merkwürdigem Stolz behaftetes ‚Ich war das!’ schoss ihm durch den Kopf und einer von ihnen stöhnte auf. Er stolperte nach hinten, fand Halt an der Wand in seinem Rücken und ließ sie dankbar einen Teil seines Gewichts tragen, da er selbst genug mit Schneider zu tun hatte. Eine andere Art von Kampf wurde eingeleitet und es ging nicht darum, die Oberhand zu gewinnen, sondern sich gegenseitig möglichst schnell von den störenden Sachen zu befreien. Schneiders Hände umfassten seine Taille, zogen ihn näher, Becken an Becken. Lippen huschten über seine Kieferlinie, dann schlossen sich Zähne kurz um sein Ohrläppchen und der aufblitzende scharfe Schmerz schien geradewegs in seine Erektion zu schießen, eine Rückkopplung, über die er sich nicht wunderte, wenn er es mit Schneider zu tun hatte. Der Ältere lächelte jetzt gegen seinen Mund und wie in Antwort auf diesen Gedanken wurde Hitze durch seinen Körper geschickt. Alle möglichen Nervenenden prickelten und er revanchierte sich, indem er durch den dünnen Stoff der Hose hindurch über Schneiders Erektion rieb. Heißer Atem strich über seine Lippen und plötzlich hatten sie beide es eilig in die Horizontale zu gelangen. Mehr oder weniger koordiniert erreichten sie das Bett und er ließ sich fallen, sobald er den Rahmen gegen seine Unterschenkel pressen fühlte. Schneider nahm sich noch die Zeit, sich ganz auszuziehen, folgte ihm dann. Er wünschte sich, er wäre schon weit genug weggetreten, um nicht daran zu denken, wie schnell die letzten Wochen verstreichen würden, aber dieses Wissen stand jetzt schon seit Monaten zwischen ihnen und blitzte immer dann auf, wenn er es am wenigsten gebrauchen konnte. Beinahe wütend rollte er sie beide herum und stockte nur kurz, als er das Verständnis in den eisblauen Augen sah, bevor seine Zähne sich in Schneiders Schulter gruben. Dieses Mal mit voller Absicht und ein bisschen half es sogar, den Knoten in seinem Magen zu lockern. Schneider bog sich ihm entgegen, ein harter, durchtrainierter Körper gegen seinen. Noch jemand, der nicht zerbrechlich war. Belustigung teilte sich ihm mit, ein sanftes Raunen, das schnell von der Hitze des Verlangens hinweggebrannt wurde. Endlich wurde er die eigenen Shorts los und Finger schlossen sich fest um seine Erektion. Schneider lachte, als dieser seinen mentalen Fluch hörte und nutzte die Gelegenheit, um ihre Positionen wieder zu verkehren. Ein Schauder durchlief ihn, machte ihn auf eine Weise hilflos, gegen die er überhaupt nichts hatte. Er lächelte zu Schneider hinauf, der sein Lächeln erwiderte, ihn dann wieder küsste. Finger woben sich in schwarze Haare, die andere Hand lag inzwischen an seiner Hüfte und der Daumen umkreiste die Erhebung des Knochens dort. Er kam aber gar nicht dazu, sie an ihrem vorherigen Platz zu vermissen, denn Schneider rutschte schon an ihm herunter und war mit dem Mund noch geschickter als mit der Hand zuvor. Er holte zischend Luft, biss die Zähne zusammen, um nicht laut aufzustöhnen. Seine Finger waren ins Laken verkrampft, denn sonst wären sie auf Schneiders Kopf, was diesem bestimmt nicht gefallen würde. Zudem näherte er sich bereits viel zu schnell dem Höhepunkt und das wollte er ganz und gar nicht. Seine Gedanken lesend stoppte der Ältere und Belustigung streifte ihn wieder, als Schneider sich seinen Bauch entlangküsste, dessen Muskeln darunter flatterten, weiter zu seinem Brustbein. Zähne kratzten über seine Brustwarzen und er war kurz davor wahnsinnig zu werden. Schneider ließ sich viel zu viel Zeit, jede Berührung perfekt, nicht so hart, wie er es inzwischen gewohnt war. Der schwere Körper drückte ihn nach unten, nahm ihm jeden Bewegungsspielraum, bevor er nach der Tube im Nachtschrank suchen konnte. Sie waren beide bereits schweißgebadet und das machte das Gleiten nackter Haut über nackte Haut so einfach. Hitze schien sie vollkommen einzuhüllen, er brannte fast, so heiß war ihm. Und dann endlich war Schneider selbst es, der das Gleitgel herausholte. Sein Seufzen bestand zu gleichen Teilen aus Erleichterung und Erwartung, was ihm ein Lächeln einbrachte. Er wollte sich auf den Bauch drehen, aber der Griff des Älteren an seiner Schulter hielt ihn zurück, drückte ihn zurück auf die Matratze. Ein Echo des Lächelns war immer noch in den eisblauen Augen, die seinen Blick festhielten, als Schneider in ihn eindrang. Für einen Moment raubte es ihm den Atem, dann schien Schneider diese Aufgabe für ihn zu übernehmen. Er schlang seine Arme um den Nacken des Deutschen und vertiefte den Kuss, während Schneider sich langsam zu bewegen begann. Energie kribbelte direkt unter seiner Haut und dann war da nicht nur mehr Schneiders Körper, sondern auch dessen Gedanken überall um ihn herum. Er konnte sie nicht lesen, sich aber sehr wohl in dieser fremden und gleichzeitig vertrauten Präsenz verlieren. Vielleicht war das der Grund, warum er von seinem Orgasmus fast überrascht wurde. Schneiders verlief parallel dazu, ein seltsamer Widerhall, der die Wellen verstärkte, die durch seinen Körper liefen. Jede Kraft wich aus ihm, aber er bestand darauf, die Umarmung aufrechtzuerhalten, als Schneider auf ihm zusammenbrach. Ein willkommenes Gewicht, das nicht abgestützt wurde und ganz ihm gehörte. Er strich durch die verschwitzten Strähnen, als sie beide zu Atem zu kommen versuchten, die sonst sandblonden Haare viel dunkler als gewohnt. Schließlich kam wieder Bewegung in Schneider und Lippen, so heiß, dass sie ein Brandmal zu hinterlassen schienen, wurden gegen seinen Hals gepresst. Automatisch kippte sein Kopf zurück, um so mehr Angriffsfläche zu bieten und Schneider lachte in sich hinein, ein sanftes Vibrieren, das auch auf ihn überging. Die Lippen arbeiteten sich zu seinem Mund vor und als sie sich wieder trennten und er die Augen öffnete, hatte der Ältere sich hochgestützt, so dass er sich erneut verlor, diesmal in dem Eisblau. Es war, als würde Schneider in ihm etwas suchen, nicht mittels Telepathie und dennoch nicht weniger invasiv. Er konnte nichts anderes tun als dem Blick standzuhalten, obwohl ein Teil von ihm unbedingt wegsehen wollte, der Teil, der auch für das Zusammenkrampfen seines Magens verantwortlich war. Und nichts konnte die in ihm aufblitzende Enttäuschung erklären, als Schneider nach einer scheinbaren Ewigkeit kaum merklich den Kopf schüttelte und sich für einen weiteren Kuss zu ihm herunterbeugte. Dieses verdammte Rätsel. Immer noch die alte Frage. Und dann die Tatsache, dass Schneider irgendetwas von ihm wollte, auf eine Reaktion wartete, die er ihm nicht geben konnte, solange er keine Ahnung hatte, worum es ging. „Vergiss es…“ Warmer Atem streifte sein Ohr, so dass er das Flüstern gleichzeitig hörte und fühlte. Bittere Belustigung mischte sich in seine Verwirrung. Das mit dem Vergessen sollte keine Probleme bereiten. Es gab da ja nichts zu vergessen. Er hob die linke Hand und legte sie an Schneiders Wange, deren Rauheit seine Handfläche kitzelte. Eine Forderung sprach er nicht aus, die Antwort würde eh wieder die gleiche sein. Wenn sein Körper mitspielen würde, hätte er Schneider um mehr Sex gebeten, eine Verbindung, die dieser ihm nicht verwehrt hätte. Aber so tauschten sie nur ein schmales Lächeln aus, standen dann auf. Sie brauchten beide eine Dusche und Schneider ließ ihm den Vortritt. Als er das Bad wieder verließ, war das Bett frisch bezogen und seine Sachen befanden sich ordentlich zusammengelegt auf einem Stuhl. Er wollte gerade danach greifen – müde genug, um sofort in sein Quartier zurückzukehren und schlafen zu gehen – als der Deutsche sich gegen den Türrahmen lehnte, nur in Shorts gekleidet und mit ihren leeren Tellern in der Hand. „Bleib hier“, wurde er aufgefordert. Stumm bleibend nickte er, löste das um die Hüfte geschlungene Handtuch, während Schneider zurück in die Küche verschwand. Die kühle Bettwäsche nahm allmählich seine Körperwärme auf und er lauschte auf das Geklapper von Geschirr, dann das Rauschen von Wasser. Und obwohl er sich dagegen wehrte, trug es ihn langsam davon. Dennoch war er wach genug, um Schneiders Umarmung zu registrieren, bevor er endgültig einschlief. Sehr viel entspannter als gerade noch. ~TBC~ Die beiden sind eindeutig füreinander geschaffen, so stur wie sie sich in manchen Belangen anstellen… ^^° cya, cu ^-^ Kapitel 173: "Wir wollen diese Freundlichkeit erwidern und sie auch überraschen" -------------------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 173) Titel: Close Distance Teil: 173/x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Tja, was soll ich sagen. Bye, bye, Schreiend *ehe* Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Der versprochene GB-Eintrag ist jetzt fertig ^___^ Obwohl meine Hausarbeit immer noch nervt. Der schriftliche Teil ist zwar fertig, aber zu Freitag muss ich noch ne Präsentation vorbereiten .___. *keinen Bock hat* @Leean: *grins* Schön, dich wieder dabei zu haben ^^ Warst du auch auf einer Abifahrt? Meine Schwester ist gerade erst gestern zurückgekommen. Übrigens kann ich mich deinen Worten nur anschließen, auch wenn das letzte Kapitel nicht viel Inhalt hatte, ist dadurch immerhin das nicht aufzuhaltende Ende nicht näher gerückt ^.~ Aber viel fehlt nicht mehr, nur noch Crawfords letzter ‚Einsatz’, bevor er sich endgültig von RK verabschieden wird. @Kralle: Handlung, was ist das? *lach* Wenn es nur danach gehen würde, wäre CD wahrscheinlich nur halb so lang ^^# Aber ich glaube, heute gibt es wieder ein bisschen mehr davon ^^ Gibt es einen speziellen Grund, weswegen du Herrn Schneider aus CotM mehr magst? Ich glaube mir persönlich ist Michael aus RftS am liebsten, aber das liegt einfach daran, dass ich in der Regel die Charas am meisten mag, über die ich auch am meisten schreibe. Und in RftS schreibe ich auch aus Michaels Sicht, neben der von Brad natürlich ^^ @F4-Phantom: Es freut mich wirklich sehr, dass du Schneider so sehr magst ^_______^ Obwohl er sowohl in CD als auch in CotM eher ein bisschen schwer zu durchschauen ist *ehe* Auf was für eine Reaktion er wartet? Das ist einfach zu beantworten: er will, dass sich Crawford endlich seine Gefühle eingesteht. Dass unser lieber Amerikaner welche hat, wird ja schon durch dessen Verhalten deutlich. Dummerweise ist Crawford in der Hinsicht auch mit einem sehr dicken Brett vor dem Kopf gesegnet. Er glaubt immer noch, was er damals auf ihrem Flug von Amerika nach Deutschland zu Schneider gesagt hat ^^° Die andere Frage ist schwerer zu beantworten, weil ich leider nicht wirklich in Schneiders Kopf schauen kann (nicht bei dieser Version, deshalb schreibe ich in CD auch nie aus seiner Sicht ^^#). Man kann nicht leugnen, dass er einiges für Crawford empfindet, aber trotzdem treibt Schneider weiter seine eigenen Pläne voran, wohl wissend, dass er Crawford auf diese Weise für immer verlieren kann. Vielleicht liebt er Crawford wirklich ein bisschen. Aber nicht genug ^^°°° Übrigens verwirrt es mich sehr, wenn du Ran als „Aya“ bezeichnest *drop* Hm, und Crawford wird ihn nicht losschicken, vielmehr wird er Ran erlauben, Schwarz bei einer bestimmten Gelegenheit zu begleiten (so sieht der Plan aus, aber es ist noch nicht festgeschrieben *hinzufüg*) @Jemma: *lach* Ich glaube ich habe schon mal erwähnt, dass man in CD nicht zu viel Handlung erwarten soll. Vor allem nicht, wenn ich in den Vergangenheitskapiteln das Ende ein wenig hinauszögern will. Ich kann bloß froh sein, dass dieses persönliche Anliegen in diesem Fall auch konform mit dem Verhalten geht, das ich von den Charakteren in der derzeitigen Situation erwarte ^.~ Was Crawford allerdings nicht daran hindern wird, im nächsten Kapitel wieder einige Zeit von RK zu verschwinden ^^° Ich wünsche dir viel Spaß mit den DVDs ^___^ Du wirst leider merken, dass Schwarz viel zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet wird *sigh* Wie lange musst du denn noch auf sie warten? Teil 173 „Wir wollen diese Freundlichkeit erwidern und sie auch überraschen“ Nagi würde nicht lange brauchen, schließlich hatte er dieser die Informationen bereits auf dem Computer, aber ein wenig Zeit musste zum Ausdrucken eingeplant werden. Er ging die Treppe hoch, sein Zimmer als Ziel, blieb aber bei der offenen Tür zu Schuldigs stehen. Der Orangehaarige schlief noch tief und fest, hatte Farfarello so eng an sich gezogen, dass zwischen die beiden kein Blatt mehr zu passen schien. Schuldigs ganz persönlicher Störsender… Ein Lächeln spielte über seine Lippen, ehe er seinen Weg fortsetzte. Mit wenigen, effizienten Bewegungen legte er das Waffenhalfter an und sein Blick blieb dabei am Katana hängen. Vielleicht sollte er Ran wieder mit zum Dojo nehmen. Es konnte nur dabei helfen, Stress abzubauen. Dann ruhte seine Waffe als vertrautes Gewicht an seiner linken Seite und er trat ans Fenster, die Hände auf dem schmalen Brett vor sich. Er sah nicht hinaus, nicht wirklich, sondern öffnete sich seinem Talent, um so viele Einzelheiten wie möglich zu verarbeiten. Aya durfte nicht gefährdet werden. Schon seltsam, wie ihr Schicksal an einem einfachen Schulmädchen hing… Nur, dass das ‚einfach’ nicht ganz zutraf und dass sie für Ran mehr war. Er rührte sich erst wieder als er Nagi die Treppe heraufkommen hörte, verließ daraufhin sein Zimmer, um gleich darauf hinter Nagi stehen zu bleiben. Nun war es der Junge, der Schuldigs und Farfarellos schlafende Gestalten betrachtete. „Und, möchtest du nicht die Gelegenheit nutzen?“ Er legte eine Hand auf Nagis Schulter, spürte daher das minimale Zucken, das ansonsten nicht zu erkennen gewesen wäre. Dann begann der Telekinet Schuldig wachzurütteln, ohne sich dafür von der Stelle bewegen zu müssen. Anscheinend hatte Nagi beschlossen, Schuldig wegen des bevorstehenden Auftrages nicht zu sehr aufzuregen. Schuldigs Finger verkrampften sich in das Shirt, das Farfarello trug, schließlich hob der Orangehaarige den Kopf und blinzelte sie aus müden, grünen Augen an. Die ihre Müdigkeit abrupt verloren, sobald sie seine Waffe erspähten. „Ein Auftrag? Was ist passiert?“ Er setzte sich auf und Farfarello folgte der Bewegung, ebenso schnell munter wie Schuldig. „Aya ist entführt worden“, informierte Nagi sie. Schuldigs Blick wanderte von ihm zu dem Jungen und wieder zurück. „Wie lange?“ „Wir brechen in einer Stunde auf.“ Nachdem das gesagt war, ging er, hörte hinter sich, wie der Telepath Nagi über Einzelheiten auszuquetschen begann. Darunter die irritierte Frage, warum er nicht schon durch Rans Reaktion auf diese Neuigkeit aufgewacht war. Wobei ihm Nagi natürlich nicht weiterhelfen konnte. Er selbst schrieb es Farfarellos Nähe zu und vielleicht hatte Ran es tatsächlich so ruhig aufgenommen hatte, wie der Rothaarige nach außen gewirkt hatte. Schock konnte das bewirken. Wie erwartet fand er die Ausdrucke fein säuberlich geordnet auf dem Küchentisch vor. Adresse, Bauzeichnungen, Lageplan. Die Sicherheitssysteme könnten Probleme bereiten, aber Schreiend erwartete sie und würde sie kaum vor verschlossenen Türen stehen lassen. Ironie zupfte an einem Mundwinkel. Er machte sich daran, ihre genaue Vorgehensweise auszuarbeiten und wurde dabei auch nicht gestört, als die anderen sich irgendwann zu ihm gesellten. Schuldig aß ruhig gegen den Küchenschrank gelehnt, während Farfarello es sich zu dessen Füßen auf dem Boden bequem gemacht hatte. Erst als er vom Tisch zurücktrat und damit signalisierte, dass er fertig war, stellte Farfarello eine Frage. „Wie geht es Ran?“ Er wandte sich dem Iren zu, ein Beinahelächeln auf den Lippen. „Er wartet darauf, dass wir Aya zurückbringen.“ Das bernsteinfarbene Auge blitzte auf, als Farfarello ein Messer hervorzog und ohne hinzusehen herumwirbelte, auffing und wieder in die Luft warf. „Dann wollen wir ihn nicht zu lange warten lassen…“ Schuldig lachte leise in sich hinein. Der Telepath hatte den Beifahrersitz gewählt, während Nagi und Farfarello hinten Platz genommen hatten. Die Augen ruhig auf die Straße vor sich gerichtet, erklärte er ihnen ihr geplantes Vorgehen. „Nagi, ich möchte, dass du dich um Tot und Neu kümmerst, sobald ich dir ein Zeichen gebe. Ich gehe davon aus, dass sie nicht über dich Bescheid wissen. Oder sie würden dich nicht in ihre Nähe lassen.“ Als keine Antwort kam, musterte er den Jungen im Rückspiegel. Nagis Miene war sorgfältig blank, verriet nicht, was hinter dessen Stirn vorging. Über Schuldigs Gesicht hingegen flog ein Grinsen. „Vielleicht will er seine Freundin nicht verlieren…“ Freundin? Er zog eine Augenbraue hoch. „Nagi?“, forderte er dann eine Erklärung. Gab es da etwas, das er nicht mitbekommen hatte? „Das ist Blödsinn. Nur…“ Der Telekinet biss sich auf die Unterlippe, ehe er fortfuhr. „Ich konnte sie mit meinem Feld nicht erfassen, so wie es automatisch bei anderen Leuten geschieht.“ Gut, dass er das auch schon erfuhr. Gleichzeitig war ihm aber klar, dass er Nagi nichts vorwerfen konnte. Niemand hatte erwartet, noch einmal mit Schreiend zu tun zu haben. „Kannst du sie bewusst mit deinem Talent beeinflussen?“ „Ich habe es nicht probiert. Aber auf jeden Fall stört sie nicht die anderweitige Nutzung.“ Von Schuldig kam zur Untermalung ein Bild: Nagi und Tot auf einer Wiese, umgeben von aufgewirbelten Blütenblättern. Dem folgte die Information, dass der Telepath diese Begegnung aus Tots Bewusstsein gelöscht hatte. „In dem Fall sorgst du dafür, dass sie uns nicht in die Quere kommt. Errichte im Notfall einfach ein Schild um sie herum.“ „Ja“, nickte Nagi eine knappe Bestätigung. Innerlich nickte er ebenfalls, zufrieden, bevor sein Blick kurz zu Schuldig hinüberglitt. „Du wirst Schön Aya abnehmen.“ Von Farfarello kam ein Laut des Protestes. „Das kannst du nicht übernehmen“, meinte er an den Iren gerichtet. „Wir brauchen Geschwindigkeit. Sie wird Schuldig gar nicht kommen sehen, bevor es auch schon vorbei ist.“ „Warum kann ich ihnen nicht telepathisch befehlen, einfach aufzugeben?“ Schuldigs Tonfall war gekünstelt träge. „Weil mir Masafumi zu sehr an ihnen herumgepfuscht hat. Ich weiß, du konntest schon mal ihre Wahrnehmung beeinflussen, aber da wussten sie nichts von eurer Anwesenheit und waren nicht besonders misstrauisch.“ Schuldig verdrehte die Augen. „In Ordnung, großer Meister.“ Und bevor Farfarello weitere Einwände erhob, drehte sich der Orangehaarige zu ihm um. „Gib mir eins von deinen Messern, Farf.“ Der Ire grinste plötzlich ein Grinsen, das voll und ganz aus entblößten Zähnen bestand. Und obwohl Farfarello sie sonst nur zögerlich teilte, hielt Schuldig gleich darauf ein Messer in der Hand. „Was ist mit der vierten, Hell?“, fragte Nagi leise. Braune Augen wurden sehr, sehr kalt. „Lass das meine Sorge sein.“ „Nagi, sie werden einige Überraschungen für unseren Weg nach draußen eingeplant haben, sollten wir es so weit schaffen. Wir wollen diese Freundlichkeit erwidern und sie auch überraschen. Entschärfe alles, was zu nah an uns dran ist und lass den Rest detonieren.“ „Kein Problem.“ Schuldig grinste. „Wie es aussieht, wird unser Kleiner den meisten Spaß von uns haben.“ Von Nagi kam nur ein stummes Starren und ein belustigtes Lächeln kurvte seine Lippen. Nervös war wirklich keiner von ihnen. Und ihre Ankunft ging dementsprechend auffällig vonstatten. Das Labor an sich war – riesig. Er sah sich um und sein Blick blieb an einem aufrecht stehenden Glaskasten hängen, der mit einer beinahe durchsichtigen Flüssigkeit gefüllt war. Von seiner Position aus konnte er einen Schatten darin schweben sehen. Erst danach fand er seinen Fokus in den beiden Frauen, die am Ansatz der Treppe standen. Hell und Schön, ganz wie er es erwartet hatte. Und Aya, der ein Messer an die Kehle gehalten wurde. >Weißt du, wo die anderen beiden sind, Nagi?< Schuldig hatte die Verbindung zwischen ihnen aufgebaut, bevor sie den Wagen verließen. Ein zuverlässigeres Kommunikationsmittel als Funkgeräte. >Ja, ich habe sie.< Das reichte ihm. Er trat einen Schritt vor und Hell tat es ihm gleich. „Du hast dir Zeit gelassen, Schwarz.“ „Ich habe noch zu Ende gefrühstückt“, lautete seine nonchalante Antwort. „Was wollen Sie von uns?“ „Nur eure geschätzte Aufmerksamkeit.“ Ihr Lächeln verriet den Mangel an etwas, das man sonst bei geistig gesunden Menschen sah. Er erwiderte es, schmal und unterkühlt. „Und Sie sind sich sicher, dass Sie damit klarkommen?“ Ein weiterer Schritt und er konnte die Schatten unter Hells Augen erkennen. „Bleib stehen!“, fauchte sie und Schön hinter ihr drückte etwas fester mit dem Messer zu, so dass ein roter Streifen entstand, an dessen einem Ende das Blut in einem feinen Rinnsal nach unten zu fließen begann. „Ihr guckt doch so gerne zu, nicht wahr? Statt seinen Tod zu verhindern, habt ihr einfach nur zugesehen…“ Hell griff in ihre Tasche und zog eine kleine Phiole hervor. „Ich habe es weiterentwickelt, Tag und Nacht. Und ihr dürft nun das Ergebnis bewundern.“ Ein weiteres Lächeln, nicht minder wahnsinnig. „Nur werdet ihr niemandem mehr davon erzählen können.“ >Jetzt, Schuldig.< Der Orangehaarige stand im nächsten Moment hinter Schön, schnitt ihr mit Farfarellos Messer die Kehle durch. „Du weißt, dass die Dinger kein Spielzeug sind, oder?“, lautete Schuldigs trockener Kommentar, als aus Schöns erschlaffter Hand deren Messer fiel. Das Mitglied von Schreiend sank zu Boden, Aya wurde aufgefangen, bevor mit ihr das Gleiche geschehen konnte. „Was..?“ Hell wirbelte herum und begegnete Schuldigs Grinsen. „Buh!“ Sie zuckte zusammen und die Phiole entglitt ihr, zerbrach. Wie dumm… Er zog in aller Ruhe seine Waffe, hatte angelegt, als Hell ihn wieder ansah. Ihre Augen weiteten sich. „Sie müssen wissen, dass ich mir meinen freien Tag nicht gerne durch solche Spielchen unterbrechen lasse.“ Als würde er über das Wetter reden. Und dann drückte er ab, traf sie mitten in der Stirn. „Nagi?“, wandte er sich anschließend an ihren Jüngsten. „Neu ist erledigt und Tot befindet sich dort oben.“ Die Kopfbewegung wies rechts zur Galerie. „Wie hast du sie gefunden, wenn du sie nicht spüren kannst?“, kam es neugierig von Schuldig. Der Telekinet verdrehte beinahe die Augen. „Ich habe einfach nach der Lücke gesucht.“ Als hätte Schuldig sich das auch selbst denken können. Er ging zu dem Orangehaarigen, der immer noch Aya festhielt, schlug dabei einen sorgfältigen Bogen um die Blutlache, die sich von Hell her auszubreiten begann. „Ist sie in Ordnung?“ Grüne Augen blitzten ihn an, eine Emotion mit sich tragend, die er nicht zu entziffern vermochte. „Bis auf den neuen Halsschmuck anscheinend keine Veränderung.“ Nagi, der ihm gefolgt war, bedeckte die Wunde mit seiner rechten Hand, konzentrierte sich dann. Keiner von ihnen sprach, bis der Junge fertig war, auch Farfarello nicht, der Aya nicht aus dem Auge ließ. Und als Nagi die Hand schließlich zurückzog, das Blut wegwischend, war nur noch eine blasse Linie übrig, die auch bald verschwunden sein würde. „Gut gemacht.“ Er lächelte, als er Nagis Schulter drückte. „Hast du geübt?“ „Ja, ein bisschen…“ Der Telekinet rieb sich den linken Unterarm und ihm wurde schnell klar, was diese Geste zu bedeuten hatte. Aber er sagte nichts. Nagi war alt genug, um selbst beurteilen zu können, wie weit er gehen konnte. „Was machen wir mit der da?“ Schuldig blickte nach oben, wo ein blauer Haarschopf aufgetaucht war. Tot starrte sie finster an und er erwiderte ihren Blick mit einem kühlen Lächeln. „Wir könnten sie nach Rosenkreuz senden. Vielleicht finden sie heraus, was mit ihr los ist.“ Schuldig grinste. „Ist das denn die Mühe wert?“ „Wahrscheinlich nicht…“ Aber er musste an Schneider denken und die Tatsache, dass der ältere Mann bestimmt gerne über jemanden Bescheid wüsste, der Nagis Talent so umgehen konnte. Sein Gesicht wurde ausdruckslos, als das Amüsement herausfloss. Und was kümmerte es ihn, was Schneider wollte? Eisblaue Augen schienen ihn anzusehen und sein Magen hob sich ein Stück, bevor er ihn wieder zur Ruhe zwang. „Kannst du sie abschalten?“ Der Telepath kniff kurz die Augen zusammen, gleich darauf ertönte von oben ein dumpfer Laut. „Aufgabe erledigt.“ Etwas verwirrt. „Was ist?“ „Nun, es wundert mich, dass es funktioniert hat. Sie hat so wenig im Kopf was als Bewusstsein durchgeht, dass man denken sollte, sie funktioniert auch im Leerlauf.“ Er nahm die Information mit einem Nicken auf, denn es war mehr als nur ein Scherz. Dann wandte er sich Farfarello zu. „Geh sie holen.“ Der Ire tauschte einen langen Blick mit Schuldig aus, der ergeben seufzte und Aya seinem Freund überließ, um sich anschließend selbst um Tot zu kümmern. Von dem Labor war nicht mehr viel übrig, als sie es wenig später verließen. Das Mädchen blieb im Wagen, unter einer Decke versteckt, während sie Aya im Krankenhaus ablieferten, wo Schuldig sich um das Personal und Nagi sich um die Computeraufzeichnungen kümmerte. Es war danach so, als wäre Aya niemals fortgewesen. „Du bringst Tot in die Anstalt. Dort kann man sich um sie kümmern, bis alles mit Herrn Jansen geklärt ist.“ Wieder zurück im Auto teilte er einem wenig begeisterten Schuldig mit, dass noch eine weitere Aufgabe auf ihn wartete. Der verschränkte mürrisch die Arme vor der Brust. „Na das wird doch ein schönes Wiedersehen…“ Dann hellte sich seine Miene auf. „Andererseits… ich habe mich noch gar nicht bei Dr. Hinkaru für dessen Gastfreundschaft damals bedanken können. Bisher hatte er sich immer dünn gemacht, wenn ich kam.“ „In dem Fall werde ich sie erst anrufen, wenn du da bist. So ist er nicht vorgewarnt.“ Und er würde es ohne schlechtes Gewissen tun. ~TBC~ Ich hoffe, niemand hat erwartet, dass Schwarz auf große Schwierigkeiten bei dieser Mission treffen würde ^.~ Schreiend waren ihnen von Anfang an unzweifelhaft unterlegen. Schon blöde, wenn man nicht weiß, welche Fähigkeiten die Jungs genau haben und ich glaube, Schreiend weiß auch nichts über ihre Ausbildung. Pech für sie. *ehe* Übrigens hat es mich schon öfter in Büchern/Filmen geärgert, dass die ‚Bösen’ verlieren, weil sie vorher zu viel quatschen oder zu komplizierte Pläne schmieden. In diesem Fall darf ich vielleicht darauf aufmerksam machen, dass vor allem Hell nicht mehr besonders klar im Kopf war und sie ihrer Rache eine persönliche Note verleihen wollte. Jupp, es ist und bleibt ein dummes Verhalten, aber so läuft es eben manchmal ^^# cya, cu ^-^ Kapitel 174: "Rückblicke LXIX - Wollen Sie mich loswerden?" ----------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 174) Titel: Close Distance Teil: 174/20x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: In diesem Vergangenheitskapitel geht es zur Abwechslung auch mal ein bisschen voran. Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Ähm, hast du gesehen, dass du mir den 666. Kommi verpasst hast?!? Wie war es auf der Kerwa? Musstest du auftreten oder wozu das Dirndl? Nagi tritt so selten auf, dass man gar nicht anders kann als ihn zu mögen, wenn er mal ein bisschen Platz in der Story erhält ^^ Ich denke, Ran wird in erster Linie erleichtert sein und natürlich wird es seine Bindung an Crawford weiter festigen. Vor allem (oder vielleicht auch obwohl) er jetzt ein paar Fragen stellen wird *nod* Ich versuche dafür zu sorgen, dass Ran nicht verletzt wird ^^ @Leean: *grins* Schwarz musste vollständig auftauchen, weil es Schreiend so von ihnen erwartet hat. Crawford wollte nicht riskieren, dass die Mädels irgendwelche Dummheiten machen, sollten nicht alle vier ihre Einladung annehmen ^^# Wahrscheinlich ist Ran nicht weniger verwirrt als du, doch letztendlich würde Crawford ihm wohl wichtiger sein als Aya. Schließlich ist der immer anwesend, während seine Schwester im Koma liegt. Und je mehr Ran jetzt über Schwarz erfahren wird, desto näher wird er ihnen sein. ^^ @Kralle: Du dürftest es kaum übersehen, da ich RftS direkt im Anschluss an CD hochladen werde ^.~ Übrigens ist es lustig, dass dir Crawfords Lächeln aufgefallen ist – ließ erstmal das folgende Kapitel und dann sprechen wir uns wieder *lach* Beim letzten Mal war Crawford einfach zufrieden mit Schwarz und dass er einen Störfaktor (= Schreiend) endgültig loswerden konnte. ^^ Farf will zwar, dass Ran ihnen gehört, aber deswegen soll Aya noch lange nicht in Gefahr geraten. Man darf nicht vergessen, dass Farf seine eigene Schwester verloren hat. Zudem würde Ran garantiert schwerer zu handhaben sein, sollte Aya sterben ^^# Wenn Ran seine Schwester (in Zukunft) gesund und glücklich weiß, würde dieser bestimmt nicht zu große Probleme damit haben, weiter bei Schwarz zu bleiben ^^ @F4-Phantom: *lol* Sehr freundlich von dir. Es ist einfach so, dass ich seit CD den Namen „Aya“ einfach nur mit seiner Schwester verbinde ^^ Immerhin hat Crawford hier verhindert, dass Ran diesen Namen annimmt. Ran als Aya ist in meinem Kopf eine ganz andere Person – jemand, der zu Weiß gehört. Die weiblichen Charas aus WK sind irgendwie selten beliebt. *ehe* Und da ich jetzt neben Ouka auch noch Schreiend aus dem Weg geräumt habe, wird sicher deutlich, dass ich ganz deiner Meinung bin ^^ @Jemma: Du sagst es, Schwarz gehören nicht zu den Bösen *eifrig nick* *lach* Oder wir können uns darauf einigen, dass Schreiend böser sind *gg* Ich kann mich jetzt gar nicht so richtig erinnern, ob ich viel über das Wiedersehen zwischen Ran und Aya geschrieben habe. o.O Er wird sich natürlich vergewissern, dass sie wieder zurück ist, aber in erster Linie beschäftigt ihn die Tatsache, dass Crawford in die Zukunft sehen kann ^^ Teil 174 „Rückblicke LXIX - Wollen Sie mich loswerden?“ Schneider war und blieb ein Frühaufsteher und schlug selbst ihn darin. Er wurde in dem Moment von einer telepathischen Berührung geweckt, als der Direktor die Tür öffnete, um sein Frühstück entgegen zu nehmen. Es war angenehm warm im Bett und er lächelte über sich selbst, den Wunsch registrierend, noch länger liegen zu bleiben. Natürlich tat er das nicht, sondern stand auf und zog sich an. Er lächelte noch oder schon wieder, als er die Küche betrat. Schneider bediente gerade die Kaffeemaschine, drehte sich zur Begrüßung zu ihm um. Die obersten Hemdknöpfe standen bei dem Älteren offen, so dass er die Kette aufblitzen sehen konnte, vom Licht getroffen. Er stand vor Schneider, Hand um den Anhänger geschlossen, ehe ihm die Bewegung überhaupt bewusst geworden war. Bevor sie Japan verlassen hatten, hatte er Schneider die Kette zurückgegeben. Er biss die Zähne zusammen, ohne dass er den Grund dafür kannte. Schneiders Blick ruhte abwartend auf ihm, ausdruckslos. „Herr Jansen hatte mich gefragt, ob ich sie behalten würde. Hat das etwas Bestimmtes zu bedeuten?“ Ein flüchtiges Lächeln, kein Humor. „Er hat sich daran erinnert…“ Es folgte eine kurze Pause, als müsste Schneider über die Antwort nachdenken. „Ja, das hat es wohl…“, kam es schließlich leise. „Und wenn ich Sie Ihnen nun nicht zurückgegeben hätte?“ „Aber das hast du, Crawford. Und du würdest es wieder tun.“ Damit wandte sich der Ältere ab, goss ihnen Kaffee ein. Er nahm die Tasse an und ging zu der an der Wand befestigten Platte hinüber, um sich dort abzustützen, während er seinen ersten Schluck probierte. Heiß und bitter. Genau wie er ihn gerade brauchte. Neben ihm war das Tablett abgestellt worden, aber er hatte keinen Hunger. Oder vielleicht auch keinen Appetit. Wie bitteschön hätte er die Kette behalten können? Schneider musterte in wieder mit so etwas wie Resignation, kam zu ihm und setzte sich hin. Der Ältere griff nach einem Brötchen, schnitt es auf, um es dann mit Butter und Konfitüre zu bestreichen. „Du solltest dir vor Schuldigs Abschluss noch die Arbeit eines bestehenden Teams anschauen.“ Schneider biss ab und kaute nachdenklich. Irgendwie fiel es ihm schwer, die Worte zu verarbeiten. Nachdem er eine Weile nicht geantwortet hatte, fuhr der Deutsche fort. „Am besten meldest du dich beim hiesigen Büro. Es wäre unsinnig, dich weiter weg zu schicken. Ich werde den Leiter über deinen Besuch informieren.“ Er wusste, dass dieser Vorschlag nur zu seinem Vorteil war und trotzdem schluckte er trocken. „Wollen Sie mich loswerden?“ Es kam wie eine Anschuldigung heraus, unterstrichen von dem Laut der Tasse, die er nicht gerade vorsichtig abstellte. Für den Bruchteil einer Sekunde sah Schneider beinahe verletzt aus, aber das war unmöglich und dann waren da nur noch ein kühles Lächeln und emotionslose eisblaue Augen. „Glaubst du das wirklich?“ „Nein…“ Tonlos. Er rührte sich nicht, als Schneider aufstand und ihn am Hemd packte. Sie stritten sich nicht. Sie stritten sich niemals – denn wie sollte das auch funktionieren? Im Schlafzimmer wurde er gegen die Wand gestoßen und verdammt, das tat weh. Sein Rücken protestierte, wurde aber von einem anderen Körperteil übertönt. „Du bist heute schwierig, Crawford.“ Er wurde umgedreht, stützte sich mit beiden Händen ab, als sich ein warmer Körper gegen ihn presste. Wie verrückt war es, auf diese Situation mit einer Erektion zu reagieren? Der Griff um seinen Oberarm war so hart, dass mit Sicherheit blaue Flecken zurückbleiben würden. „Jeder hat seine Pläne, es dreht sich nicht alles nur um dich.“ Die Feststellung war so kalt wie die Worte zuvor. Er erschauderte darunter, spürte, wie seine Mundwinkel sich nach oben kurvten. „Ach nein? Und was soll dann die Sonderbehandlung?“ „Vielleicht bist du einfach gut im Bett.“ Und da war es, das Amüsement, auf das er gewartet hatte. Er lächelte richtig. Gegen seinen Hals spürte er die Erwiderung. „Warum willst du unbedingt Antworten, die dir sowieso nicht gefallen würden?“, wurde er gefragt. „Ich möchte selbst darüber entscheiden.“ „Das steht dir nicht zu, nicht hier.“ Und dann wurde seine Hose aufgeknöpft, der Reißverschluss nach unten gezogen. Es dauerte nicht lange, bis er kam, nur von Schneiders Arm aufrecht gehalten, der um seine Taille geschlungen worden war. Anschließend waren seine Shorts zwar feucht, aber er würde sich kaum darüber beschweren. Immer noch besser als wenn die Wand etwas abbekommen hätte. Er hörte auf sich abzustützen, lehnte sich stattdessen zurück und wurde so daran erinnert, dass Schneider immer noch hart war. Die Augen schließend wandte er den Kopf zur Seite, erhielt einen Kuss, während seine Hose wieder geschlossen wurde. Er fühlte sich weiterhin ein wenig wacklig auf den Beinen und die solide Präsenz des Deutschen fühlte sich gut an. Ohne den Kuss zu unterbrechen, drehte er sich ganz um, benutzte sein Gewicht, um Schneider in Richtung Bett zurückweichen zu lassen. Offensichtlich hatte der Ältere nicht vor, jetzt viel Zeit mit Sex zu verschwenden, aber er konnte den kleinen Gefallen eben zumindest erwidern. Er war auf seinen Knien, kaum dass Schneider auf der Matratze saß und befreite rasch dessen Erektion. Kurz sah er hoch, begegnete mit einem schmalen Lächeln dem Blick eisblauer Augen, dann senkte er auch schon den Kopf. In seinem Quartier führte ihn sein erster Weg unter die Dusche, wonach er frische Sachen anzog. Nichts verriet danach noch, wie er die gestrige Nacht verbracht hatte. Nichts, das man sehen könnte. Er hatte Schneider gefragt, wann er fliegen sollte und wusste noch nicht so recht, was er von der Antwort halten sollte. Morgen… Warum auch Zeit verschwenden… Es gab gerade keinen Auftrag für ihn zu erledigen und Schuldigs Abschluss rückte immer näher. Der Orangehaarige hatte sich bisher gut um Farfarello gekümmert und würde es zweifellos weiterhin tun. Er hatte also keinen Grund, länger hierzubleiben, außer dieses eine ausgesprochen egoistische Motiv, das weder er selbst noch Schneider akzeptieren würde. Mit einem Anflug von Sarkasmus warf er einen letzten Blick in den Spiegel, brach dann zum Speisesaal auf. Inzwischen hatte er wirklich Hunger und auf diese Weise konnte er anschließend noch mit Schuldig sprechen. Während des Essens waren seine Gedanken bereits bei der Planung des morgigen Tages. Er wusste nicht sehr viel über das deutsche Büro, denn obwohl es von Talenten geführt wurde, nicht anders als in Japan, gehörte es von der Organisationsstruktur her letztendlich zu SZ. Vielleicht sollte er Schneider darauf ansprechen, andererseits war es womöglich besser, dem Direktor fernzubleiben. Ihm gefiel nicht, wie sehr seine Reaktionen in letzter Zeit aus der Norm fielen. Und er hatte endgültig eingesehen, dass er keine Antworten erwarten durfte. Es war gut, dass in diesem Moment niemand auf eine Unterhaltung mit ihm aus war, denn sie wäre sehr einseitig ausgefallen. Schuldig wartete nach dem Frühstück auf dem Gang auf ihn, begrüßte ihn mit dem gewohnten Grinsen. „Was ist, großer Meister?“ „Ich werde morgen wieder abreisen. Sorge dafür, dass Farfarello weiter sein Japanisch übt. Ich erwarte keine intellektuellen Höchstleistungen von ihm, aber er muss sich im Notfall verständigen können.“ Seine erste Auskunft führte dazu, dass die grünen Augen sich verschmälerten, aber das Grinsen wich nicht. „Kein Problem, er scheint einiges von mir aufzufangen.“ „Du kommst jetzt also besser mit seinem Kopf klar?“ „Wenn man es so bezeichnen möchte… Seine Gedanken sind meistens immer noch schwer zu lesen, doch ich kann einen Link aufbauen, wenn es erforderlich ist.“ „Sehr gut.“ Er wollte sich zum Gehen wenden, zufrieden mit dem Gehörten, Schuldigs Geste hielt ihn jedoch zurück. „Ist noch etwas?“ „Wann kommst du zurück?“ Er lächelte. „Rechtzeitig, Schuldig.“ „Willkommen in Berlin, Herr Crawford.“ Das Gepäck wurde ihm abgenommen und der Fahrer verschwand damit, so dass er die ausgestreckte Hand des Mannes ergreifen konnte, der ihn begrüßt hatte. „Ramon Rodriguez.“ Mit einem unkomplizierten Lächeln. „Sehr erfreut“, erwiderte er, verarbeitete die ersten Eindrücke. Schwarze Haare und ebenso dunkle Augen. Mehr Energie, als man um diese Zeit noch haben sollte. Unwillkürlich erwiderte er das Lächeln. „Ich arbeite direkt für Herrn Schumann und soll mich um Sie kümmern, bis Sie bei Ihrem Team sind. Dem zum Zuschauen, meine ich natürlich.“ Die Worte wurden von zurückhaltenden Gesten begleitet, als wäre der Ältere sich zwar der Angewohnheit bewusst, konnte sie aber nur zu Teilen unterdrücken. „Kann ich Sie für einen Kaffee interessieren oder wollen Sie gleich ins Hotel?“ „Ich nehme den Kaffee, danke.“ Sie strebten dem Ausgang zu und erreichten bald den Wagen. Herr Rodriguez schien ganz glücklich mit seiner Wahl. „Hatten Sie einen guten Flug gehabt?“ „Er war sehr kurz.“ „Ach ja, Sie waren gerade erst in Japan, nicht wahr? Kein Wunder, dass er Ihnen kurz vorkam.“ Ein weiteres Lächeln, bevor der Andere einstieg. Er nahm ebenfalls Platz und versuchte den leisen Protest seines Rückens zu ignorieren, was nach der im Flugzeug verbrachten Zeit nicht ganz gelang. Die schwarzen Augen fingen das leichte Zusammenzucken auf, doch der Ältere beugte sich erst vor, um dem Fahrer eine Adresse zu nennen, bevor ein Kommentar kam. „War der Sitz so unbequem gewesen?“ „Nein, ich hatte mit Herrn Schneider vorgestern einen kleinen Trainingskampf.“ Nichts davon war eine Lüge, Herr Rodriguez würde einfach den falschen Schluss aus dieser Auskunft ziehen. Ein überraschtes Lächeln war die erste Reaktion. „Dafür sehen Sie aber noch sehr gut aus.“ „Oh, danke…“ Beinahe hätte er gelacht. „Sie haben ihn kämpfen gesehen?“ „Ich war eine Jahrgangsstufe unter ihm.“ Herr Rodriguez lehnte sich zurück und schloss die Augen, als wollte er eine Erinnerung heraufbeschwören. „Die Trainer fanden zum Schluss niemanden mehr, der gegen ihn antreten wollte.“ Sein Blick wurde wieder eingefangen. „Entweder sind Sie ebenfalls ausgezeichnet oder Herr Schneider hat nachgelassen. Was ich irgendwie zu bezweifeln wage.“ Da konnte er dem Älteren nur zustimmen. Aber es war seltsam, sich den Deutschen als Schüler vorzustellen. Wie er damals wohl gewesen war? „Dürfte ich vielleicht mal gegen Sie antreten? Unser Büro hat natürlich seine eigenen Trainingseinrichtungen. Es muss ja nicht mehr heute sein.“ Belustigung stieg in ihm auf. „Sie würden von mir als Gegner auch nicht viel haben.“ Erst die Autofahrt und dann der Flug – er fühlte sich wie gerädert. „Wie wäre es mit morgen?“ „Es ist wirklich Ihr Ernst.“ „Natürlich, sonst hätte ich nicht gefragt.“ Mit der Antwort schien erwartungsvolle Hitze einherzugehen, was ihm den ersten Hinweis auf das Talent des Älteren gab. „Wenn Sie versprechen, dass ich ohne Verbrennungen davonkomme, bin ich einverstanden“, meinte er dann. Schwarze Augen blitzten auf. „Also abgemacht.“ Der Wagen bog in einen Parkplatz ein und Herr Rodriguez sprach mit dem Fahrer. Das Gepäck sollte gleich ins Hotel gebracht werden. „Es ist nicht weit von hier, wir können nachher hinlaufen“, wurde ihm erklärt, sobald sie allein waren. „Das Café hat den besten Kuchen in Berlin“, fuhr der Pyrokinet fort, bevor er irgendetwas dazu sagen konnte. „Jedenfalls meiner Meinung nach und ich habe schon viele ausprobiert.“ Wie viel Wahrheit in diesen Worten stecken musste, wurde ihm erst klar, als sie beide ihre Bestellungen vor sich stehen hatten und Herr Rodriguez über seine herfiel, als wäre er buchstäblich am Verhungern. Wenn der Ältere das öfter tat, glaubte er ihm gern, schon viel in den hiesigen Cafés herumgekommen zu sein. „Mein Körper verbrennt das wie nichts. Ist manchmal ein wenig anstrengend, aber von Vorteil, wenn man die meiste Zeit hinterm Schreibtisch arbeitet.“ Als hätte der Andere seine Gedanken gelesen. Er erwiderte das Lächeln und allmählich schien es einfacher, erst gar nicht mehr damit aufzuhören. Dann probierte er seinen Kuchen, der wirklich ausgezeichnet schmeckte, ebenso wie der Kaffee. Er war noch nicht einmal mit der Hälfte fertig, als Herr Rodriguez langsamer wurde, anscheinend beschließend, dem dritten Stück etwas mehr Zeit zu widmen. Das machte es im Übrigen auch möglich, jetzt eine Unterhaltung nebenher zu führen. „Wir haben mehrere Teams, die gerade in Berlin operieren. Die Namen werden Ihnen nicht viel sagen, aber Zwielicht ist darunter.“ Schwarze Augen musterten ihn interessiert. „Ich habe gelesen, dass Sie mit ihnen bereits Kontakt hatten.“ „Ganz richtig.“ Und er hätte nichts dagegen, Alexander wiederzusehen. Zudem musste er sich ja nicht mehr mit Bernard herumschlagen. Der Ältere deutete das Zucken seines Wangenmuskels problemlos. „Zwielicht hat inzwischen einen neuen Anführer. Er ist wie Sie ein Precog, von daher könnte es nützlich sein, Sie diesem Team zuzuteilen, von persönlichen Präferenzen ganz abgesehen.“ Was natürlich stimmte. Braune Augen verschmälerten sich, als er darüber nachdachte, ohne dass er es bewusst mitbekam. Auf Rosenkreuz waren nicht besonders viele Precogs gewesen und mit den vorhandenen hatte er nur wenig Kontakt gehabt. Den Grund dafür konnte er sich selbst nicht erklären, aber er pflegte nicht gerne Umgang mit Leuten, die das gleiche Talent besaßen. Vielleicht ließ es sich auf Herrn Neubert zurückführen… Dieses Ressentiment würde ihn jedoch nicht davon abhalten, das Meiste aus der Erfahrung herauszuholen – womit Zwielicht eine gute Wahl war. „Ich werde Ihrer Empfehlung folgen.“ „Gut, dann muss ich nichts umarrangieren.“ Das Lächeln machte deutlich, dass Herr Rodriguez diese Antwort erwartet hatte. ~TBC~ Herrn Rodriguez habe ich eigentlich nur eingebaut, weil er auch in RftS einen kurzen Auftritt hat *zugeb* Ich mochte ihn, obwohl er dort nur wenig Platz hat – et voila, jetzt darf er hier auch ein bisschen mitspielen. Was haltet ihr von Crawford Reaktion auf ihn? *grins* off topic: Hat jemand eine Idee für einen Vornamen für Dr. Stephenson? Müsste ein amerikanischer sein. Erinnert ihr euch überhaupt noch an ihn? ^^° Das ist der Emulator, der in Kürze wieder in den Vergangenheitskapiteln auftauchen wird, um sich um Farf zu kümmern. Jedenfalls fällt mir einfach nichts wirklich Passendes ein. Bei Herrn Schumann war das viel einfacher – Robert sollte eigentlich ein anderer Chara heißen, aber das ging dann nicht, weil der Name für mich eindeutig zu Herrn Schumann gehörte. *ehe* Aber jetzt genug gelabert cya, cu ^-^ Kapitel 175: "Wirst du mich töten, wenn du mich nicht mehr brauchst?" --------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 175) Titel: Close Distance Teil: 175/20x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Ich mag Rans Stimmung in diesem Kapitel. ^^ Man merkt, dass er zum ersten Mal bestimmte Gedanken zulässt und keine Angst hat, entsprechende Fragen zu stellen. Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Den GB-Eintrag gibt es nächste Woche. Zurzeit bin ich zu sehr mit Klausuren beschäftigt *ächz* @Jemma: *lach* Crawford schafft es also sogar dann seltsam zu sein, wenn er einfach nur freundlich ist, hm? ^____~ Übrigens freu ich mich, dass du dich auf Alexander freust. ^^ Ich denke, in den folgenden Vergangenheitskapiteln wird es mehr direkte Interaktion zwischen den beiden geben als früher auf RK, so merkwürdig das auf den ersten Blick scheint. Stephenson kann nicht Michael heißen, so heißt Schneider schon *grins* Aber William klingt gut. Da der Name auch schon von F4-Phantom genannt wurde, werde ich ihn wahrscheinlich nehmen *nod* Thanx. @Leean: Ich bin ein wenig überrascht, dass Crawfords Lächeln eine so starke Reaktion bei euch hervorruft. Aber es passt mir gut ins Konzept, weil sein noch folgendes Verhalten auch ein wenig ungewöhnlich sein wird. Was die Reaktion ganz allgemein angeht: es ist einfach so, dass zwischen den beiden Sympathie auf den ersten Blick herrscht. Das passiert eben manchmal, bloß hat Crawford so hohe Ansprüche, dass es in seinem Fall eher selten geschieht. ^^ Übrigens muss sich Crawford wegen des Trainingskampfes keine Sorgen machen, schließlich hat Herr Rodriguez ziemlich deutlich gesagt, dass dieser gegen Herrn Schneider nicht ankam, während Crawford sich eine Weile gegen den Deutschen halten kann. Und selbst wenn er verlieren sollte, riskiert er damit nichts, es hätte ja in Zukunft keine Folgen für Crawford ^.~ Vorahnung? Ganz bestimmt nicht, wie dir zum Ende der Vergangenheitskapitel vielleicht, zum Ende von CD hin aber ganz bestimmt klarwerden wird. Und Schneider lügt wirklich nicht. Es geht nicht _nur_ um Crawford *zwinka* Davon ganz abgesehen, fände Schneider garantiert einen Weg, auch ohne Crawford seine Pläne umzusetzen. Unser lieber Amerikaner bietet sich in diesem Fall lediglich als einfachstes Mittel zum Zweck an. ^^# @Marluxia_XIII: Danke für den Vorschlag, aber ich nehme wahrscheinlich den Namen, der zweimal genannt wurde. ^^ Ein Emulator ist jemand, der andere Talente emulieren, also nachahmen kann. Stephenson kopiert mehr oder weniger das Talent eines anderen und kann es dann selbst verwenden. *lach* Crawford kann einem wirklich Angst einjagen, wenn er plötzlich so freundlich ist ^______________^ @F4-Phantom: Thanx für die Namen. William steht zurzeit an erster Stelle ^^ Macht das Praktikum Spaß? Was hast du denn so zu tun? Wenn du es schon schwer vorstellbar findest, dass Crawford lächelt, bin ich ja gespannt, was du zur weiteren Entwicklung sagst. Ich möchte auf jeden Fall vorher betonen, dass Crawford Herrn Rodriguez wirklich sympathisch findet. Aber zum Teil will er sich auch von Schneider ablenken und widmet dem Pyro vielleicht deswegen mehr Aufmerksamkeit, als er es normalerweise tun würde. Was es erst möglich macht, ihn sympathisch zu finden… *hofft sich nicht zu unklar ausgedrückt zu haben* ^^# Teil 175 „Wirst du mich töten, wenn du mich nicht mehr brauchst?“ Crawford… Er sah, wie Rans Lippen seinen Namen formten, dann beschleunigten sich die Schritte des Jüngeren. Regungslos wartete er am Schultor, bis Ran vor ihm stand, die Wangen zwar vom Training gerötet, aber darunter verbarg sich eine ungesunde Blässe. „Habt ihr sie?“ Die Worte waren kaum zu verstehen. Seine Mundwinkel bogen sich nach oben. „Ja, sie ist wieder im Krankenhaus.“ Ran atmete aus, schien in sich zusammenzufallen, auf ihn zu, bis die Stirn des Jüngeren an seiner Schulter ruhte. Für eine Weile blieben sie einfach so stehen, seine Hand in Rans Nacken. Und Ran weinte wieder nicht, nicht einmal vor Erleichterung. Nur ein Schauer lief ab und zu durch dessen Körper. Es waren die Stimmen anderer Schüler, die sie die halbe Umarmung lösen ließen und beinahe vermisste er die geteilte Wärme. Schweigend gingen sie zur nächsten Querstraße, wo sein Wagen stand und er brauchte keine Frage zu stellen, um zu wissen, dass Ran jetzt zu Aya wollte. Sie hatten vielleicht die Hälfte des Weges zurückgelegt, bevor wieder ein Wort zwischen ihnen fiel. „Was ist, wenn sie Aya noch einmal entführen?“ „Das werden sie nicht.“ Ran sah nicht ihn an, sondern blickte aus dem Fenster. „Heute beim Training habe ich mir vorgestellt, die Entführer vor mir zu haben. Ich wollte sie töten. Aya war für sie keine Person, nur ein Mittel zum Zweck.“ Jetzt wandte Ran ihm den Kopf zu und die violetten Augen schienen sich regelrecht in die Seite seines Gesichtes zu bohren. „Was wollten sie von euch?“ „Sich revanchieren. Dafür, dass wir Takatori Masafumi nicht gerettet haben.“ Ran lachte und es klang hohl. „Ihr wart nicht einmal für seinen Tod verantwortlich?“ Die Frage war rhetorischer Natur und so sagte er nichts. Wobei es blieb, bis die das Krankenhaus erreichten. In Ayas Zimmer trat Ran sofort neben ihr Bett, musterte sie intensiv, als könnte er auf diese Weise sehen, was genau heute mit ihr passiert war. Schließlich beugte sich der Jüngere vor, küsste sie auf die Stirn, um danach ihre Faust mit beiden Händen zu umschließen. Der Ohrring befand sich immer noch darin. „Es geht ihr gut.“ Erleichtert, aber die nächsten Worte waren bitter. „Oder jedenfalls nicht schlechter als zuvor.“ Er näherte sich Ran, blieb hinter ihm stehen. „Komm, du kannst jetzt sowieso nicht mehr für sie tun.“ „Wann kann ich das schon…“ Doch es war kein Widerspruch und der Rothaarige ließ sich bereitwillig von seiner Hand auf der Schulter hinausführen. „Hast du die Entführer getötet?“ Er stellte den Motor ab und löste den Gurt, betrachtete Rans Gesicht, das nur schwach von der Lampe in der Garage erhellt wurde. „Eine von ihnen.“ Ran biss die Zähne zusammen, er konnte dessen Kiefermuskulatur arbeiten sehen. „Wirst du mich töten, wenn du mich nicht mehr brauchst?“ „Nein, Ran. Das werde ich nicht tun.“ Er streckte eine Hand aus, legte sie an die Wange des Jüngeren. Wärme… Nein, er hatte nie vorgehabt, Ran zu töten, er tat das nicht zum Vergnügen. Andererseits hätte er vor ein paar Wochen aber auch keine Energie daran verschwendet, Rans Überleben zu sichern. Sein Daumen strich über die Lippen des Anderen und Rans Atem stockte für einen Moment. Das hatte sich geändert. Wie um seine Antwort zu unterstreichen, beugte er sich vor und küsste Ran. Rans Augen waren geschlossen, als er sich wieder zurücklehnte und auf eine Reaktion wartete. Der Rothaarige leckte sich unbewusst über die Lippen, etwas, das ihm ein ungesehenes Lächeln entlockte. „Wie ist es, in die Zukunft sehen zu können?“ „Oft ziemlich frustrierend. Manchmal hilfreich.“ Ran lachte wieder auf, dieses Mal überrascht. „Wie gut wärst du mit dem Katana ohne diese Fähigkeit?“ Ausgerechnet das wollte Ran wissen? Seine Mundwinkel zuckten, bevor er sie unter Kontrolle brachte. „Ich könnte dich immer noch schlagen. Ganz ehrliches Training.“ „Das ist gut…“ Nun schnallte auch Ran sich ab, bevor die violetten Augen seinen Blick suchten. „Können die anderen-“ Er zögerte, sprach dann weiter. „Sie haben auch eine Gabe, oder?“ „Bis auf Farfarello, ja.“ Vielleicht war diese Antwort der Grund, warum Ran sich später im Wohnzimmer seinen Platz neben dem Iren suchte. Auf dem Fußboden, gegen die Couch gelehnt. Farfarello war naturgemäß begeistert und als Ran wegzudösen begann, geschah das mit Farfarellos Armen um sich. Der Ire achtete gar nicht auf das, was im Fernsehen lief, sondern strich fasziniert durch rote Haare. Er war sich nicht sicher, ob es an deren Farbe lag oder einfach nur der Tatsache geschuldet war, dass es _Rans_ Haare waren. Für einen Moment betrachtete er die beiden noch, ging dann in die Küche. Schuldig erschien, als er sich gerade Wasser eingoss, lehnte mit verschränkten Armen gegen den Türrahmen. „Du solltest sie besser nicht aus den Augen lassen.“ Ein Grinsen begleitete diese Worte, doch es wirkte alles andere als echt. Und als Braun dem Grün begegnete, wusste er, dass Schuldig nicht unbedingt scherzte. Er neigte überlegend den Kopf, trank dann einen Schluck. Es hätte ihm schon vorher klarwerden sollen. Farfarello war niemand, der andere Menschen berührte, es sei denn, er wollte sie töten. Und das war hier eindeutig nicht der Fall. „Warum bist du dann hier und nicht im Wohnzimmer?“, fragte er schließlich. Schuldig zuckte nur mit den Schultern. Er lächelte flüchtig. „Was eigentlich findet Farfarello so interessant an ihm? Du müsstest das doch wissen.“ „Vielleicht sieht er die Ähnlichkeiten zwischen ihnen… Ran war nahe genug am Abgrund, um Farf dort zu begegnen.“ „Aber du holst ihn dort raus.“ Keine Frage. Und als Schuldig dieses Mal ein Grinsen aufblitzen ließ, war es echt. „Man sollte davon ausgehen, nicht wahr?“ Der Orangehaarige stieß sich vom Türrahmen ab und kam auf ihn zu. „Leider wird das die Beziehung zwischen den beiden nicht ändern, da Ran sich auch dem sicheren Boden nähert. Was schon erstaunlich ist, wenn man bedenkt, was er heute alles zu verarbeiten hatte.“ Das Glas wurde ihm abgenommen und in einem Zug geleert, danach auf der Arbeitsplatte abgestellt. „Du hast ihn belauscht?“ Unwillkürlich war er zurückgewichen, was aufgrund des Möbelstückes hinter ihm nicht sehr weit war. Schuldig nahm das zum Anlass, noch näher zu treten. „Ließ sich kaum vermeiden, so laut wie er darüber nachgedacht hat.“ „Ich habe dir gesagt, dass du aus seinem Kopf herausbleiben sollst.“ „Ah, Crawford… Sei doch nicht immer so ein Spielverderber.“ Warmer Atem streifte seine Haut. Er lächelte ein schmales Lächeln, da er spürte, dass dieser Annäherungsversuch nur dazu gedacht war, ihn zu ärgern. Irgendetwas hatte sich bei Schuldig verändert. „Du weißt, dass das mein liebster Zeitvertreib ist.“ Damit legte er seine Hand auf die Brust des Anderen und schob einen sehr überraschten Schuldig sanft von sich. Und wenn aufgrund der körperlichen Nähe Hitze durch seine Adern zu kreisen begonnen hatte, wusste er eine andere Person, mit der er sie teilen konnte. Sein Lächeln erhielt eine leicht spöttische Note, als er Schuldigs geweitete Augen sah. „Was denn, hat es dir die Sprache verschlagen?“ Der Jüngere strich sich ein paar Strähnen aus dem Gesicht. „Ich werde dann mal nachsehen gehen, ob die beiden keine Dummheiten machen.“ Mit einem innerlichen Lachen folgte er Schuldig. Weder Ran noch Farfarello schienen sich gerührt zu haben, als er sich neben ihnen hinhockte. Ein bernsteinfarbenes Auge beobachtete jede seiner Bewegungen und die Umarmung des Iren verstärkte sich kurz, bevor sie gelockert wurde. Sah ganz so aus, als hätte Schuldig Recht gehabt. „Ran, es ist Zeit ins Bett zu gehen.“ Vorsichtig schüttelte er ihn an der Schulter, wartete dann, bis ihn violette Augen verwirrt anblinzelten. Ein Lächeln huschte über die Lippen des Jüngeren, sobald dieser ihn erkannte und mit etwas Hilfe von seiner Seite kam Ran schnell auf die Beine. Die Treppe hinauf schaffte der Rothaarige es dann allein, so dass er selbst gleich unten ins Bad gehen konnte. Er war müde, jetzt nachdem die Situation, die sich schnell zu einer Krise hätte entwickeln können, überstanden war. Als er in sein Zimmer kam, dachte er im ersten Moment, Ran würde bereits schlafen, doch kaum dass er sich hingelegt hatte, wurde seine rechte Hand ergriffen. Ran zog sie an sich heran, rückte gleichzeitig näher. Für eine Weile geschah gar nichts, der Jüngere strich einfach nur über seine Finger, zeichnete die feinen Linien auf seiner Handfläche nach. Es war verlockend, einfach die Augen zu schließen und einzuschlafen, aber dann durchbrach wie erwartet Rans Frage die Stille. „Ist es so leicht?“ „Ja, Ran. In diesem Fall schon.“ Ran seufzte kaum hörbar, rollte sich dann regelrecht um ihrer beider Hände zusammen. Er wartete, bis ihm die gleichmäßigen Atemzüge des Rothaarigen verrieten, dass dieser davon nicht aufwachen würde, ehe er seine Hand befreite und ebenfalls einschlief. Am nächsten Morgen wurde ihm als erstes das warme Gewicht an seiner Seite bewusst. Rans Kopf ruhte auf seiner Brust und ein Arm war um seine Taille geschlungen worden. Unter der Decke begann er über Rans bloßen Rücken zu streichen, die Wirbelsäule entlang und stellte so schnell fest, dass der Jüngere vollkommen nackt war. Sein linker Mundwinkel zuckte. Er konnte wohl froh sein, nicht mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen worden zu sein… Ran begann sich zu rühren, ein Bein rutschte zwischen seine und er biss sich auf die Unterlippe, um keinen Laut von sich zu geben. „Morgen…“ In seinen Schlafanzug hineingemurmelt, schlaftrunken. „Guten Morgen, Ran.“ Unwillkürlich belustigt. Noch etwas unkoordiniert wurde sein Oberteil aufgeknüpft und trotzdem schaffte Ran es, das Becken gegen ihn zu bewegen, einen langsamen aber wirksamen Rhythmus findend. Kaum dass das Hindernis der Knopfleiste beseitigt war, zog er Ran ganz auf sich herauf und genoss die Hitze, die sie zwischen ihren nackten Oberkörpern teilten. Ran küsste ihn, stöhnte in seinen Mund hinein auf, so dass es fast verschluckt wurde. Er vergrub seine Finger in den roten Haaren, hielt Ran auf diese Weise fest, während seine andere Hand über Rans Körper wanderte. Obwohl sie beide bis eben noch geschlafen hatten, war da plötzlich Ungeduld zwischen ihnen, die keine Verzögerung gestattete. Ran streifte ihm die Hose über die Hüfte und er entledigte sich ihrer ganz, bevor er sie beide herumrollte, ohne dass sich ihre Lippen auch nur für eine Sekunde trennten. Fingernägel gruben sich in seinen Rücken, als Ran sich ihm entgegenbog. Es schien, als würde er zu atmen vergessen. Eine Hand schlich sich zwischen sie, umfasste ihre Erektionen und das reichte schon, dieses Mehr an Berührung. Er stützte sich ab, während der Orgasmus durch seinen Körper lief, wollte danach neben Ran aufs Bett sinken, aber der zog ihn geradewegs auf sich herunter. Zum ersten Mal dachte er daran, einen Blick auf den Wecker zu werfen und wusste nicht, was er davon halten sollte, dass es noch ein bisschen dauern würde, ehe sie aufstehen mussten. „Wir hätten uns mehr Zeit nehmen können“, fasste er seine Gedanken schließlich zusammen, trockener Tonfall gemischt mit zu viel träger Befriedigung, um wirklich ernst genommen zu werden. Ein lautloses Lachen ließ Ran erbeben, vibrierte gegen ihn. So deutlich zu spüren, dass es beinahe über der Hörschwelle zu liegen schien. „Ich nicht“, meinte Ran dann und er lächelte in den roten Haarschopf hinein, bevor er einen kurzen Kuss auf Rans Schläfe drückte. Schweiß blieb auf seinen Lippen zurück, salzig, als er darüber leckte. Sie kühlten ab und drohten allmählich aneinander kleben zu bleiben, weswegen er ein Stück von dem Jüngeren herunter rutschte und nach dem wohlweislich bereitgelegten Handtuch angelte. Ran streckte sich unter der folgenden Behandlung, geduldig, jedenfalls für eine Weile, aber bald wurde wieder nach ihm gegriffen, als hätte Ran alle Rechte an ihm. Und ohne dass die violetten Augen jemals ganz geöffnet worden waren, kuschelte sich der Jüngere an ihn. Eine Hand wölbte sich dabei über die Erhebung seines Hüftknochens und Rans Daumen begann kleine, konzentrische Kreise in seine Haut zu reiben. Wenn irgendmöglich entspannte er sich noch mehr darunter, seine Muskeln zufrieden damit, einen Zustand anzustreben, der einem gewissen Nachtisch gefährlich nahe kam. Die Augen fielen ihm zu und er wäre wahrscheinlich eingeschlafen, wenn Rans Stimme seine Gedanken nicht zurück zu Kohärenz gezwungen hätte. „Weißt du, ob Aya wieder gesund wird?“ Für ein paar Sekunden schwieg er, antwortete dann ehrlich. „Nein, weiß ich nicht.“ „Hm… sie ist wirklich frustrierend, diese Fähigkeit.“ „Wir nennen es Talent.“ Der Daumen stoppte kurz, nahm das Kreisen aber wieder auf, kaum dass er die Veränderung registriert hatte. „Welches Talent hat Nagi?“ „Er ist ein Telekinet. Er kann Gegenstände mit Kraft seiner Gedanken bewegen.“ So eine einfache Erklärung und was steckte alles dahinter, das nicht ausgesprochen wurde. „Das ist praktisch.“ „Sollte man annehmen.“ Belustigung färbte diese Worte. „Ich hatte mich schon gefragt, wie er es mit drei älteren Schülern auf einmal aufnehmen konnte. Jetzt sollte ich mich wohl eher wundern, dass einer von ihnen überhaupt einen Treffer landen konnte.“ Ran schien kurz davor zu stehen einzunicken, die Feststellung leise vor sich hinmurmelnd. Er zog eine Augenbraue hoch. Davon hatte er gar nichts gewusst, aber es würde zu Nagi passen, sich so ein bisschen abzureagieren. „Willst du gar nicht wissen, was Schuldig kann?“ „Oh, das… er kann Gedanken lesen, nicht wahr? Er versteckt es nicht besonders…“ Und dann war der Rothaarige tatsächlich eingeschlafen. ~TBC~ Wie gesagt, Ran ist nicht dumm *grins* Und es hatte nur eines gewissen Anstoßes gebraucht, damit er endlich ein paar Punkte verbindet und ein Bild erhält ^^ Nächste Woche um diese Zeit habe ich die meisten Klausuren hinter mir. Ich wünschte, es wäre schon so weit ^^° Möchte mir jemand eine abnehmen? *lach* Montag steht Steuerwirkungslehre an, Dienstag Bilanzanalyse und Samstag nochmal Steuern… ^^# cya, cu ^-^ Kapitel 176: "Rückblicke LXX - Das hätten Sie auch einfacher haben können" -------------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 176) Titel: Close Distance Teil: 176/20x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Eine für Crawford wahrscheinlich ein wenig ungewöhnliche Entwicklung ^^° Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Jupp, die drei Prüfungen diese Woche habe ich ganz gut hinter mich gebracht und jetzt habe ich erstmal ne Woche Luft, ehe die nächste ansteht ^^ *lach* Eigentlich sollte ich auch mal wieder HBP lesen, weil ich kaum noch weiß, was in dem Band passiert ist (nur das Ende ist da eine Ausnahme), aber zurzeit bin ich zu sehr mit HP-Fanfics beschäftigt *ehe* In den Film schaffe ich es erst Ende des Monats… Mia, du hast ja einiges vor dir, was das Lernen angeht o.O Wünsche dir viel Durchhaltevermögen *knuffz* Ich denke auch, dass die Story jetzt an mehr Tempo gewinnen wird, zum Teil, weil mir einfach die Geduld ausgegangen ist, noch lange an ihr weiterzuschreiben ^^° Und Rans Antwort hatte Crawford wirklich nicht vorhergesehen *grins* Ich wollte ihn halt auch mal ein bissl überraschen ^.~ Ha, ich bin froh, dass die Krankenhausszene so gut rüberkam. Allmählich mache ich mir Sorgen, dass die auf Dauer langweilig werden… Übrigens nettes Wortspiel mit der Eiscreme *lol* ^_______~ @F4-Phantom: Ist ja fies, dass Mexx deinen Commi gefressen hat o.O Danke, dass du dir die Mühe gemacht hast, nochmal zu schreiben ^^ Rans Aussage scheint euch ja wirklich gefallen zu haben *lach* Aber ich denke, Crawford wird darauf nicht auf eine besondere Art und Weise reagieren – schließlich macht es ja nichts, dass Ran jetzt von alleine auf Schuldigs Talent gekommen ist. Unser lieber Ami wird einen unerwarteten Telefonanruf erhalten und der wird ihn viel mehr beschäftigen *kleinen Spoiler gibt* ^^ Feldjäger so wie in Bundeswehr? Willst du zukünftig was in dieser Richtung machen? @Marluxia_XIII: Schade, aber einen Versuch war es wert. ^^# Und inzwischen sind die drei Klausuren ja überstanden. Ich wünschte bloß, die Profs würden sich mal an den Stoff halten, den wir behandelt haben *sigh* *grins* Seitdem ich „Glass Houses“ gelesen habe, haben Ran und Farf einen festen Platz in meinem Herzen *zwinka* Ich kann mir zwar nicht vorstellen, sie als Pairing zu schreiben, aber solche Szenen fallen mir da weniger schwer. Freut mich, dass es dir gefallen hat ^^ @Jemma: Du musst berücksichtigen, dass Ran vorher die Information hatte, dass es parapsychische Talente wirklich gibt, bevor er die Verbindung hergestellt hat. Selbst wenn du im normalen Leben so zum Scherz sagst, dass jemand Gedanken lesen zu können scheint, _glaubst_ du es ja nicht wirklich. Von daher wird Crawford schon nicht auf Schuldig sauer sein. ^^ Daneben hätte Schuldig zudem immer die Möglichkeit, Ran so etwas wieder vergessen zu lassen ^.~ Farf hat Ran inzwischen fest in die (Schwarz-)Familie *snicker* adoptiert. Er wird ihn ganz bestimmt nicht mehr loslassen. ^^ Und soll das heißen, du freust dich nicht auf dieses Kapitel hier?!? *mit gespielter Empörung nach unten deut* Teil 176 „Rückblicke LXX - Das hätten Sie auch einfacher haben können“ Herr Rodriguez schob den inzwischen leeren Teller von sich und lehnte sich zufrieden zurück. „Eine Einschränkung gibt es allerdings. Der Natur ihrer Talente entsprechend ist Zwielicht ein Defensivteam.“ „Das ist mir bewusst.“ Er trank seinen Kaffee aus. „Aber ob es letztlich um Informationsbeschaffung oder etwas aggressivere Aufgaben geht, die Vorgehensweise ist ähnlich. Schließlich haben wir die gleiche Ausbildung.“ Ein schmales Lächeln umspielte seine Lippen und der Pyrokinet lachte auf, echte Belustigung in den schwarzen Augen. „Richtig, ich hätte mir denken sollen, dass Sie so etwas nicht übersehen.“ Ein Lächeln blieb zurück, nachdem sich Herr Rodriguez wieder beruhigt hatte. „Warnungen muss ich sicherlich keine aussprechen, Sie haben schon mehr als genug Soloeinsätze absolviert. Von daher werde ich Ihnen auch nicht viel Erfolg sondern eher viel Spaß wünschen.“ „Vielen Dank.“ Mit einem erwidernden Lächeln. Herr Rodriguez bezahlte, begleitete ihn anschließend zum Hotel. „Ich werde Sie morgen um zehn Uhr abholen lassen. Jemand von Zwielicht wird nach unserem Training da sein und dann können Sie den Rest unter sich ausmachen. „Eine Visitenkarte wurde ihm gereicht. „Sollte es Probleme geben, können Sie mich jederzeit telefonisch erreichen.“ Ein Mundwinkel rutschte nach oben. „Natürlich stehe ich Ihnen auch gerne anderweitig zur Verfügung.“ Um die Bedeutung dieser Worte zu verstehen, benötigte er keinen Dolmetscher. Und er war tatsächlich versucht anzunehmen. Zumindest würde es die langsam ungesund werdende Fixierung auf Schneider ein wenig relativieren. Und Herr Rodriguez war ihm auf Anhieb sympathisch gewesen. Es gab nicht viele Personen, von denen er das behaupten konnte. Die Visitenkarte verschwand in seinem Jackett, als sie den Fahrstuhl verließen. Der Ältere registrierte das Ausbleiben einer sofortigen Ablehnung und so wunderte es ihn nicht weiter, dass seine Hand ergriffen wurde, kaum dass sie vor der Tür zu seinem Zimmer standen. Niemand außer ihnen befand sich auf dem Gang und so ließ er zu, dass Herr Rodriguez ihn vorsichtig näher an sich heran zog. Er kam nicht umhin, das Vorgehen mit Schneiders zu vergleichen und gelangte zu dem Schluss, dass es nicht viele Ähnlichkeiten gab. Der Rücken von Herrn Rodriguez befand sich an der Wand, offensichtlich hatte der Ältere seine Reaktion vorhin im Auto nicht vergessen. Eine Hand hielt immer noch seine, nur verschränkten sich nun ihre Finger, die andere lag federleicht an seiner Taille. Fast unauffällig wurde er dazu eingeladen, sein Gewicht auf den Anderen zu verlagern und er folgte, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden. Der Kuss war nicht fordernd, aber es lag auch kein Zögern darin. Herr Rodriguez wusste sehr genau, was dieser wollte. Seine Finger verselbständigten sich, halb aus Gewohnheit, halb aus Neugier, tasteten über den durchtrainierten Körper, der sich unter dem Anzug verbarg. Schreibtischjob hin oder her, Herr Rodriguez war eindeutig nicht außer Form. Sehr reale Hitze umgab sie plötzlich, nicht unangenehm, nur so viel, dass es nackt eindeutig angenehmer wäre und ausgerechnet das verhinderte, dass er der Versuchung nachgab. Zu sehr wurde er an die Hitze erinnert, die Schneider immer in ihm auslöste und auf einmal war es, als würden ihn eisblaue Augen beobachten. Herr Rodriguez bemerkte die wenn auch subtile Änderung, beendete den Kuss langsam, alles andere als abrupt. „Denken Sie darüber nach.“ Dieses Lächeln war ganz anders als die zuvor. Und er wusste, dass er es tun würde. Er war halb hart, als er Wasser in die Wanne einlaufen ließ. Sein Körper hatte inzwischen ziemlich genaue Vorstellungen entwickelt, was nach so einem Kuss folgen sollte. Mit einem an sich selbst gerichteten belustigten Kopfschütteln begann er sich auszuziehen. Die Berührung von Herrn Rodriguez konnte er beinahe noch als geisterhaften Abdruck spüren und in diesem Moment bereute er seine Entscheidung zwar nicht, gab aber ein leises Bedauern zu. Seine Muskeln schienen zu schmelzen, sobald er in das heiße Wasser sank, ausgesprochen dankbar für diese Behandlung. Sein Quartier auf Rosenkreuz hatte nur eine Dusche und so genoss er nun die Gelegenheit, sich richtig zu entspannen. Nicht so gut wie Sex, aber so musste er sich wenigstens nicht mit der leisen Stimme herumschlagen, die mit dem Kuss vorhin gar nicht einverstanden gewesen war. Er hatte nur ein leichtes Frühstück zu sich genommen, denn wenn ihn die letzten Minuten mit Herrn Rodriguez gestern etwas verraten hatten, dann, dass er den Älteren nicht unterschätzen durfte. Und ein voller Magen würde ihm beim Kämpfen nur hinderlich sein. Er freute sich regelrecht auf das Workout, nachdem sich sein Körper inzwischen völlig erholt hatte. Der Fahrer setzte ihn vor einem umzäunten Gelände ab, auf dem er neben anderen Gebäuden eine große Sporthalle sehen konnte. Die Sicherheitsinstallationen waren unauffällig, aber vorhanden. Er registrierte es mit einem zufriedenen Lächeln. Beim Pförtnerhäuschen musste er sich nicht ausweisen, denn er wurde bereits erwartet. „Guten Morgen, Herr Crawford.“ Mit mindestens genauso viel Energie wie gestern und einem Aufblitzen in den dunklen Augen, das neu war. „Guten Morgen, Herr Rodriguez. Beeindruckende Einrichtung.“ „Wir konnten das Gelände nach dem Mauerfall günstig erwerben, daher ist alles relativ neu hier.“ „Das sieht man.“ Er folgte dem Älteren zu den Umkleideräumen. „Wir haben alles, was die Teams brauchen. Trainingseinrichtungen, Schießstand, Schwimmhalle. Alles ordentlich angemeldet, nur dass der Mitgliederkreis natürlich streng begrenzt ist. Sie können alles während Ihres Aufenthalts in Berlin nutzen. Aber besser Sie gewöhnen sich nicht zu sehr daran. Soweit ich weiß, gibt es in Tokio kein Äquivalent.“ „Ich werde auch dort alles zu finden wissen.“ Trocken. Der Ältere lachte, reichte ihm dann einen flachen Stapel weißer Sachen. „Das müsste Ihre Größe sein. Und hier ist der Schlüssel zu Ihrem Schrank. Sie können die Trainingskleidung später zum Waschen abgeben. Ich zeige Ihnen, wo. Dort kann sie auch abgeholt werden, wenn Sie das nächste Mal wieder da sind. Die Nummer ist bereits registriert, von daher reicht es, wenn Sie die Sachen unter Ihrem Namen anfordern.“ Er hob eine Augenbraue. „Haben sie eigentlich nichts Wichtigeres zu tun?“ Das nächste Lächeln reichte fast an ein Grinsen heran. „Herr Schumann hat gesagt, ich soll mich um alles kümmern, was Sie benötigen. Ich folgte nur seinen Anweisungen.“ „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie normalerweise mit so einer Aufgabe belästigt werden.“ Wenn Herr Rodriguez direkt für Herrn Schumann arbeitete, stand er in der Hierarchie viel zu weit oben für so etwas. „Ich habe sie freiwillig übernommen. Dadurch konnte ich Sie wenigstens kennenlernen.“ Die zweite Augenbraue folgte der ersten. „Ich werde nicht fragen, warum…“ Herr Rodriguez wurde auf einen Schlag überraschend ernst. „Schon zu oft keine Antworten erhalten, oder?“ Die dunklen Augen musterten ihn eindringlich, bevor das Lächeln zurückkehrte. „Kommen Sie, wir sollten uns langsam umziehen.“ Und das taten sie auch, als wäre der Kommentar eben niemals gefallen. Kurz darauf standen sie sich auf der Matte gegenüber und er versuchte den Älteren als Gegner einzuschätzen. Sie waren ungefähr gleich groß, etwas, was er nicht aus den Augen verlieren sollte. Aber es sollte im Vergleich zu Schneider nicht allzu viel ändern. „Bereit?“ Sie nickten beide dem Schiedsrichter zu, verbeugten sich auf dessen Befehl voreinander und bekamen dann die Freigabe. Wieder ein Unterschied zu Schneider. Sie begannen nicht sofort zu kämpfen, sondern warteten jeder auf den ersten Angriff des anderen. Und dann sah er es, das winzige Muskelzucken, das der Gewichtsverlagerung vorausging. Er blockte den Arm ab, brauchte ab diesem Moment nicht mehr zu denken, sondern konnte sich in die Ruhe fallen lassen, welche die Mischung aus Talent und langjährigem Training in ihm kreierte. Seine Muskeln streckten sich unter der Betätigung, wurden wärmer und geschmeidiger. Er konnte sich beinahe selbst zusehen, der Abfolgte von Angriff und Verteidigung, lostgelöst und gleichzeitig jeden Kontakt spürend. Herr Rodriguez war gut, nicht so gut wie Schneider, es fehlte die Übereinstimmung, die sich zwischen ihm und dem Direktor eingestellt hatte. Aber das lag wohl daran, dass keiner von ihnen ein Telepath war. Sein Talent warnte ihn vor dem nächsten Angriff und drei Atemzüge später hatte er den Älteren am Boden, hinderte ihn daran, wieder auf die Beine zu kommen. Er lächelte unwillkürlich. „Ich hab Sie.“ Herr Rodriguez atmete schwer, lächelte aber ebenfalls. „Das hätten Sie auch einfacher haben können.“ Und das war der Moment, in dem er den Körper des Anderen wirklich wahrzunehmen begann. Unter sich. „Heute Abend?“ Es war genauso sehr Aufforderung wie Frage, ausgesprochen, bevor er es sich anders überlegen konnte. Die dunklen Augen weiteten sich kaum merklich. „Ja.“ Für niemanden außer ihn selbst hörbar. Und dann, lauter: „Ich gebe auf.“ Herr Rodriguez klopfte ab, woraufhin der Schiedsrichter sie aufforderte, auseinander zu treten. Sie folgten der Anweisung, verbeugen sich und verließen dann die Matte. Wie auf Rosenkreuz vor ein paar Tagen hatten sich interessierte Zuschauer eingefunden und Herr Rodriguez wurde von mehreren Seiten gegrüßt, während er selbst neugierige Blicke zugeworfen bekam. Aber niemand hielt sie länger auf, so dass sie sich ungehindert auf den Weg zu den Duschen machen konnte. „Sie trainieren öfters hier?“ „Wann immer ich es einschieben kann.“ Der Ältere lachte. „Hat mir gegen Sie allerdings nicht viel geholfen. Kein Wunder, dass Sie es wagen, gegen Herrn Schneider anzutreten.“ „Mein Talent verlieh mir einen Vorteil Ihnen gegenüber“, relativierte er. Herr Rodriguez schüttelte nur leicht den Kopf, als wollte der das Argument nicht gelten lassen. Als er aus der Dusche trat, nur mit einem Handtuch um der Taille, spürte er regelrecht, wie der Blick des Älteren ihn abtastete. Was ihm in Erinnerung rief, dass noch Spuren auf ihm waren, die Schneider zurückgelassen hatte. Er drehte sich zu Herrn Rodriguez um, der bereits trocken war, ohne dafür ein Handtuch benötigt zu haben. „Martin hatte Recht gehabt“, hörte er ihn mit leiser Verwunderung sagen. „Herr Jansen“, wurde erklärend hinzugefügt, als der Ältere die Frage sah, die sich auf seinem Gesicht abzeichnete. Was nur noch mehr Fragen aufwarf. „Womit?“ „Dass Sie mit Herrn Schneider schlafen. Ich hätte wirklich gerne Ihre Schilde.“ Was für eine Aussage. Und er dachte lieber nicht darüber nach, warum der Pyrokinet eigentlich keinen anderen Partner für ihn in Erwägung gezogen hatte. Oder warum die beiden sich über so etwas unterhielten… Ein Lächeln huschte über seine Lippen. „Tut mir leid, aber die brauche ich selbst.“ Herr Rodriguez lachte, hüllte ihn dann in warme Luft ein, die das Wasser auf seiner Haut verdunsten ließ. „Wenigstens kann ich das hier.“ „Hm, praktisches Talent.“ Seine Augen folgten der Hand, die über seine Brust, seine Rippenbögen strich. Und er stoppte sie nicht, als sein Handtuch gelöst wurde. Herr Rodriguez registrierte das mit Zufriedenheit. „Heute Abend also?“ Seine Chance, das Angebot zurückzuziehen. Aber das hatte er nicht vor. Ihm gefiel ebenfalls, was er vor sich sah. „Ja.“ „Crawford!“ Alexander erwartete sie im Eingangsbereich, grinste ihn an, bevor eine knappe Verbeugung in Richtung seines Begleiters erfolgte. „Guten Tag, Herr Rodriguez.“ „Herr Schmidt. Wie ich sehe, haben Sie es geschafft, pünktlich herzufinden.“ Die Anspielung wurde nur von den beiden verstanden. „Auch ich lerne dazu, ob Sie es glauben oder nicht“, lautete Alexanders unbekümmerte Antwort, die von einem Lächeln begleitet wurde. „Zweifellos.“ Der Pyrokinet erwiderte es, verabschiedete sich dann von ihnen. „Was sollte das denn bedeuten?“, hakte er nach, sobald sie allein waren. Der Blondhaarige winkte ab, vielleicht mit einem Hauch von Verlegenheit. „Ach, nichts weiter. Ich hatte mich bloß verfahren, als ich das erste Mal herkam…“ Weitere Ausführungen folgten nicht, stattdessen wandte sich Alexander einem anderen Thema zu. „Ich freue mich wirklich, dich wiederzusehen.“ Die braunen Augen funkelten. „Du bekommst jetzt also dein eigenes Team? Ich habe mich schon gefragt, warum sie dich so in der Luft hängen lassen. Aber inzwischen ergibt es mehr Sinn. Es war wegen Schuldig, nicht wahr?“ Stephan hatte seinem Freund also nichts von ihrer Unterhaltung damals erzählt. Er wusste das zu schätzen, auch wenn diese Information nicht unbedingt von Bedeutung war. „Ja“, bestätigte er die Vermutung des Anderen. „Er macht jetzt seinen Abschluss und wird mir dann zugeteilt.“ Alexander neigte den Kopf, belustigt. „Eigentlich sollte ich dir gratulieren, aber ich bin mir nicht ganz sicher, ob das angebracht ist, wenn du ihn zukünftig am Hals hast.“ Sie verließen die Halle und traten in den warmen Sonnenschein hinaus. „Danke für deine Besorgnis, doch ich werde damit schon klarkommen.“ Amüsement färbte diese Worte. „Natürlich, wie könnte ich das auch in Frage stellen…“ Seine leeren Hände wurden kurz gemustert. „Du hast nichts weiter bei?“ „Nein, die Trainingskleidung habe ich bereits abgegeben. Alles andere ist im Hotel.“ „Oh, du bekommst den Sonderservice, wie beneidenswert. Wir minderen Mitarbeiter müssen uns um unsere Wäsche selbst kümmern.“ „Jetzt weißt du, warum ich ein Teamleader werden wollte.“ Alexander lachte. ~TBC~ Ich hoffe, Crawfords Entscheidung kommt nicht zu OC rüber. Aber er mag Herrn Rodriguez wie gesagt wirklich und dann sollte man nicht vergessen, dass ein Teil von ihm auch Schneider eins auswischen will (auch wenn er das niemals zugeben würde ^^#) Übrigens habe ich mich mal an einer Skizze von Herrn Schneider probiert, würde mich freuen, wenn ihr mal vorbeischaut: http://animexx.onlinewelten.com/fanarts/output/?fa=1022287&sort=zeichner (man beachte das „Herr“ – vom Alter her passt es nämlich besser zu CotM oder auch RftS ^^° Bin nämlich sehr schlecht darin, ältere Figuren zu zeichnen). Wie Marluxia_XIII bereits festgestellt hat, guckt er auf der linken Seite ein wenig seltsam. Eigentlich sollte er sauer dreinschauen ^^°°° In den Ferien werde ich mich auch mal an einer älteren Version von ihm versuchen *versprech* cya, cu ^-^ Kapitel 177: "Ich freue mich bereits darauf, Ran kennenzulernen" ---------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 177) Titel: Close Distance Teil: 177/20x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Weiß taucht mal wieder auf und zwar am Mittwochmorgen. Danach geht es zu Crawford Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Du sagst es *grins* Nur noch eine Klausur am Dienstag ^^ (danach gibt es auch endlich den GB-Eintrag *versprech*) Jupp, HP 7 habe ich schon und auch gelesen – und ich habe mir vorher nicht verraten lassen, wie es ausgeht *lach* Die letzten ~ 100 Seiten des Buches mochte ich am meisten. Und dass Zwielicht vertraut klingt, ist ja kein Wunder, da sie Crawford und Schuldig bereits in Irland geholfen haben, Farf zu finden, ne? ^.~ Freut mich, dass du Herrn Rodriguez sympathisch findest, so ist wenigstens Crawfords Reaktion auf ihn verständlicher *grins* Und Crawford kommt ganz bestimmt nicht so schnell von Schneider los, wie man auch in diesem Teil merken wird. ^^ F4-Phantom: Meine Schwester macht auch grad nen Ferienjob und ich muss sagen, dass ich sie deswegen für leicht verrückt halte, schließlich beginnt ihre Ausbildung Ende des Monats ^^# Da du ja auch CotM liest, kennst du den Namen des neuen Anführers bereits, er wurde in Teil 10 erwähnt – und in Teil 12 hat er dort seinen ersten Auftritt ^.~ Den Namen von Herrn Rodriguez hast du fast hinbekommen, es fehlte bloß ein ‚u’ *lach* Was er dir aber sicher nicht übel nehmen wird, da du ihn ja immer sympathischer findest *zwinka* Beneidenswert, dass du schon einen festen Berufswunsch hast ^^ Wünsche dir auf jeden Fall viel Erfolg mit deinen Plänen *nod* @Hexe-Chan: Hab dir ja schon gesagt, wie sehr ich mich über den Commi gefreut habe *grins* Und natürlich freue ich mich auch über die Tatsache, einen neuen Leser gefunden zu haben ^____^ Wegen der anderen Fanfics melde ich mich in deinem GB ^^ Bist du eigentlich eher ein Fan der Vergangenheits- oder der Gegenwartskapitel? *neugierig frag* @Marluxia_XIII: Hm, ich glaube nicht, dass die beiden so darüber denken, aber ansonsten hast du Recht. Crawford wird Schneider eindeutig ein bisschen untreu *lach* Und nein, es hätte nicht Schuldig sein können, da Crawford ihn gar nicht als möglichen Partner in Erwägung zieht. Diese Entwicklung ist durch Schneiders Anweisungen im Keim erstickt worden und Schuldig ist auch nicht ganz die Art von Person, die Crawford wirklich interessiert. Crawford würde sich nicht allein von dem Wunsch leiten lassen, Schneider eins auszuwischen. @Jemma: Ich kann dich verstehen, Ran war schließlich von Anfang an mein Lieblingschara. ^^ Ich bin froh, dass Crawford nicht OC rüberkommt ^___^ Manchmal ist es ein bisschen schwierig für mich, ihn einzuschätzen. Da denke ich, ich habe verstanden, was ihn ticken lässt und dann kommt sowas wie mit Herrn Rodriguez ^^° Übrigens denkt Crawford gar nicht gerne darüber nach, dass er sich bald von Schneider verabschieden muss. Diese Tatsache wird bei seiner Entscheidung also eher unterbewusst reingespielt haben. Aber auch ansonsten ist er kein Typ, der unbedingt eine Beziehung braucht. Die mit Kathrin war nur entstanden, um den Wünschen seiner Eltern entgegenzukommen und in Japan kommt er zwei Jahre ganz gut klar, bevor er auf Ran trifft ^^ Man sollte nicht vergessen, dass Crawford kein Menschenfreund ist *ehe* Teil 177 „Ich freue mich bereits darauf, Ran kennenzulernen“ Der Kaffee füllte langsam die Kanne, obwohl er heute gar keinen trinken wollte. Aber Yohji würde froh darüber sein, wenn der es erst einmal aus dem Bett geschafft hatte. Er saß am Küchentisch, Hände um die Wärme spendende Tasse mit Tee geschlossen und starrte die Tischplatte an, als könnte sie ihm irgendwelche Geheimnisse verraten. Erst durch das Klappern der Hintertür wurde er aus seinen Gedanken gerissen und blaue Augen hefteten sich auf Ken, der lächelnd die Küche betrat „Morgen, Omi. Für mich auch was zu essen da?“ Der Braunhaarige ging zum Kühlschrank, um sich eine Wasserflasche herauszuholen. „Guten Morgen, Ken-kun. Du kannst gerne etwas von meinen Cornflakes abhaben.“ Ken nahm ihm gegenüber Platz, nachdem er sich Schale und Löffel zusammengesucht hatte, griff sofort nach der Schachtel. „Besser als gar nichts. Hab vergessen einkaufen zu gehen“, wurde ihm nebenbei erklärt. Er erwiderte nichts und braune Augen musterten ihn daraufhin prüfend. „Ist alles gutgegangen? Mit dem Bericht?“ „Ich habe ihn gestern an Kritiker gesandt und um neue Anweisungen gebeten, da Hirofumi nirgendwo aufgetaucht ist.“ Er legte eine Pause ein und ein schmales, humorloses Lächeln umspielte seine Lippen, da ihnen beiden bewusst war, dass das so nicht stimmte. „Heute Morgen kam die Antwort. Der Fall ruht vorläufig, bis es neue Spuren von Hirofumi gibt.“ „Die es aber nicht geben wird, nicht wahr?“ Ken begann zu essen, bevor die Cornflakes völlig aufweichen konnten. „Wahrscheinlich nicht…“ Der Tee wärmte ihn von innen, als er einen Schluck davon nahm. „Ist das richtig? Ich weiß, was er getan hat und trotzdem bin ich froh, dass er entkommen konnte.“ Ken erwiderte seinen suchenden Blick mit einem Lächeln. „Er ist dein Bruder. Da gibt es kein Richtig oder Falsch.“ Aber Kase war doch auch fast wie ein Bruder für Ken gewesen, oder? Er sagte es nicht, nur seine Augen verdunkelten sich. Ken bemerkte es und schien nach einem anderen Thema zu suchen. „Wie war es denn im Computerclub? Hast du deine neuen Freunde wiedergesehen?“ Er nahm den Wechsel dankbar an. „Leider habe ich nicht mehr mit Sempai zusammen. Und Naoe-kun ist nicht aufgetaucht. Ich hatte Miyato-sempai später getroffen und er hat mir erzählt, dass sein Freund nicht besonders gut aussah. Vielleicht haben sie beide den Virus erwischt, der schon eine Weile an unserer Schule umgeht.“ „Du machst dir Sorgen um ihn.“ „Ja“, antwortete er, obwohl es keine richtige Frage gewesen war. „Das ist gut.“ Ken lächelte schon wieder. „Warum?“ Überraschung zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. „Weil Freunde auch dafür da sind, dass man sich Sorgen um sie macht.“ So hatte er das noch gar nicht gesehen. Er lächelte ebenfalls und den Rest des Frühstücks verbrachten sie in geselligem Schweigen. In der großen Pause ging er sofort zu dem Baum, wo er Naoe-kun schon einmal gefunden hatte und auch heute wurde er nicht enttäuscht. Der Jüngere schien auf den ersten Blick in ein Buch vertieft, doch es wurden keine Seiten umgeblättert. Und dann sah Naoe-kun plötzlich auf und ihn geradewegs an. Er fühlte sich, als wäre er bei etwas Verbotenem erwischt worden und setzte hastig ein Lächeln auf, bevor er weiter auf den Anderen zuging. Naoe-kun machte eine Handbewegung, die er als Einladung auffasste, sich neben diesen zu setzen. „Du bist gestern nicht im Club gewesen…“ Ein Funken von Belustigung trat in die Augen des Jüngeren. „Ich war auch nicht zum Unterricht da. Also hätte ich kaum am Nachmittag plötzlich auftauchen können.“ „Warst du krank?“ Auch wenn Naoe-kun nicht danach aussah, stellte er die Frage. „Nein, ich hatte einfach etwas anderes zu erledigen.“ Mit einem angedeuteten Lächeln. Er hakte nicht nach, musste daran denken, dass er selbst auch schon oft genug ein paar Stunden versäumt hatte, ohne über den Grund ausgequetscht werden zu wollen. Sein Lächeln war ausgeprägter als das des Anderen. „Das solltest du aber nicht jedem auf die Nase binden, sonst verpetzt dich noch jemand an einen Lehrer.“ Eine feingeschwungene Augenbraue wanderte nach oben. „Sehe ich so aus, als würde ich das tun?“ „Nein“, gab er zu. Und die Tatsache, dass Naoe-kun genug Vertrauen in ihn hatte, um es ihm zu verraten, erfüllte ihn mit Wärme. ****** Mit einem Gefühl der Erleichterung schloss er die Tür zu seinem Büro auf und hieß die Stille willkommen, die ihn darin empfing. Er hatte den ganzen – verlängerten – Vormittag damit verbracht, Gesprächen mit den Kandidaten für Fujimiyas Posten beizuwohnen und langsam wurde es wirklich Zeit, die ganze Angelegenheit abzuschließen. Doch es blieb dabei, dass eine sorgfältige Wahl zu treffen war, schließlich musste der Schein gewahrt bleiben, und so ergab er sich in die Aussicht, noch mehr Vorstellungsgespräche hinter sich bringen zu müssen. Er stellte das Essen aus der Cafeteria auf dem Tisch ab und wollte gerade zu seinem Sessel gehen, als ihn das Klingeln seines Handys für ein paar Sekunden regelrecht erstarren ließ. Diesen Ton hatte er in den letzten beiden Jahren so selten gehört, dass er die Gelegenheiten wahrscheinlich an einer Hand abzählen könnte. Er atmete tief durch, lehnte sich schwer gegen den Schreibtisch, als er nach dem Handy griff und den Anruf annahm. „Guten Tag, Herr Schneider.“ Die Worte klangen zu gepresst, aber er hoffte, dass der Direktor es über die Verbindung nicht merken würde. „Hallo Crawford. Freust du dich, wieder von mir zu hören?“ Sanfter Spott schwang in der Frage mit und er wusste, dass sich seine Hoffnung nicht erfüllt hatte. „Ich weiß es nicht“, antwortete er ehrlich, bemerkte jetzt erst den Arm, den er um sich selbst geschlungen hatte. Hastig ließ er ihn an seine Seite zurückfallen, umfasste die Tischkante, um nicht noch einmal in Versuchung zu geraten. Schneider lachte leise, er hörte es nicht nur, sondern schien es auch als unterschwelliges Vibrieren in seinem Körper zu spüren. So wie früher, wenn sie ein Lachen nur auf der mentalen Ebene geteilt hatten. Unwillkürlich schloss er die Augen und sah den älteren Mann prompt vor sich, was ein sehr schmales Lächeln auf seine Lippen rief. Anscheinend hatte er sich immer noch nicht ganz von Schneider gelöst. Am anderen Ende der Verbindung wurde es für einen Moment still, als wüsste Schneider um seine Reaktion und wollte ihm ein bisschen Zeit geben, sich zu sammeln. Dann aber sprach der Ältere auch schon weiter. „Ich habe gerade mit Herrn Jansen telefoniert und eine sehr interessante Geschichte darüber gehört, warum du es für erforderlich gehalten hast, Schreiend auszuschalten. Würdest du mir jetzt bitte den wahren Grund mitteilen?“ Amüsiert mehr als alles andere. Er schluckte, nicht weil er wirklich überrascht war, sondern weil er einen Fehler eingestehen musste. „Sie hatten Rans Schwester entführt, um sich an Schwarz zu rächen.“ „Rans Schwester…“, wiederholte Schneider nachdenklich. Ihm wurde bewusst, dass es besser gewesen wäre, ihren Namen zu benutzen, aber das ließ sich nicht mehr ändern. „Sie ist in Ordnung?“ „Ihr Zustand ist unverändert.“ „Genau wie immer, hm?“ Er hatte immer noch die Augen geschlossen und beinahe konnte er Schneiders Berührung spüren. Gänsehaut bildete sich auf seinen Oberarmen. „Wie viel weiß dieser Ran eigentlich über euch? Hast du ihm bereits von euren Talenten erzählt?“ Ein Ruck ging durch ihn und auf einmal starrte er die Tür an, ohne sie wirklich zu sehen. „Wie - ?“ Er sprach nicht weiter. „Crawford, dafür, dass du einen so analytischen Verstand besitzt, hast du einige blinde Flecken, wenn es um dich selbst geht.“ Irgendwie hielt er sich an dem Streifen Belustigung fest, der bei dieser Feststellung aufgeflackert war. „Ich habe ja bereits zugegeben, dass Sie mich besser kennen als ich mich selbst.“ Er ließ es wie einen Scherz klingen, aber wie konnte es bei der derzeitigen Entwicklung etwas anderes als die Wahrheit sein? Schneider lachte wieder und in Erwiderung lächelte er, auch wenn der Ältere es nicht sehen konnte. Dann wechselte der Direktor das Thema. „Hast du bereits einen passenden Ort gefunden?“ „Ja, er erfüllt alle Anforderungen.“ Es hatte eine Weile gedauert, aber Nagi war eine große Hilfe dabei gewesen. Schneider hätte die Aufgabe genauso gut dem Japan-Büro überlassen können, aber ihm war klar, dass der Ältere ihm die Gelegenheit geben wollte, seine eigenen Anforderungen zu der Liste der Ältesten hinzuzufügen. „Das freut mich zu hören. In diesem Fall werde ich in einigen Tagen nach Japan kommen, um die letzten Vorbereitungen zu überwachen.“ Sein Magen krampfte sich zusammen und über die Ursache war er sich nicht einmal selbst im Klaren. Er konnte nichts sagen. „Was denn, ist dir das zu kurzfristig?“ „Nein, ich wünschte-“ Sie wären bereits hier… Vielleicht könnte er dann herausfinden, wie wütend er noch war. Doch das waren Worte, die ihm niemals über die Lippen kommen würden. Er strich sich über die Stirn und war überrascht, Schweiß zu spüren. „Ich wünschte, es wäre alles schon vorbei“, setzte er neu an. Schweigen, so lange, dass er befürchtete, die Verbindung wäre weg. „Ja, ich auch“, erwiderte Schneider schließlich leise und ernst. Er war sich nicht ganz sicher, woher der Eindruck kam, der Ältere würde sich nicht nur auf die ausgesprochenen Worte beziehen. Doch er war eindeutig da. Seine Hand hatte sich wieder selbständig gemacht und die gerade erst wiedergefundene Tischplatte losgelassen. Stattdessen verkrampften sich die Finger in sein Jackett und hastig ließ er es los, bevor Falten zurückbleiben konnte. „Ich werde dir noch mitteilen, wann genau ich ankomme“, hörte er Schneider sagen und konzentrierte sich wieder auf das Telefonat. „Ich freue mich bereits darauf, Ran kennenzulernen.“ „Jawohl, Herr Schneider.“ Was sollte er sonst darauf antworten? Und erst als der Ältere bereits aufgelegt hatte, wurde ihm bewusst, dass er gar keine Ahnung hatte, wie Schneider auf Ran reagieren würde. Er schob diese unnützen Gedanken beiseite und setzte sich endlich hin, griff danach nach dem Essen. Auch wenn er nicht ganz sicher war, ob er überhaupt Appetit hatte, so war er auf jeden Fall hungrig. Die nach der wohlverdienten Pause folgenden Gespräche zogen sich genauso in die Länge wie die davor, so dass ein weiterer Anruf später geradezu als Erlösung kam. Jedenfalls anfangs. An manchen Tagen sollte man das Handy einfach ausgeschaltet lassen. Oder den Tag gleich aus dem Kalender streichen. „Was gibt es, Nagi?“ „Ich habe gerade die Standard-Suche durchlaufen lassen. Jemand sucht nach Jei – unter seinem echten Namen. Hat eine Botschaft ins Netz gestellt.“ Er unterdrückte ein Seufzen. „Wer ist es?“ „Ruth. Eine… Nonne.“ Nagi klang irritiert, aber er selbst wusste sofort, wer das war. Ihr Name stand immer noch in Farfarellos Akte. In einer müden Geste massierte er seine Nasenwurzel, schob dann die Brille wieder zurecht. „Da du mich deswegen normalerweise nicht anrufen würdest, gehe ich davon aus, dass Farfarello bereits Bescheid weiß.“ „Ja, er war ganz überraschend in mein Zimmer gekommen.“ Ein wenig kleinlaut, weil auch Nagi klar war, dass er seine Schilde hätte aufbauen sollen. Aber wer dachte schon an so etwas… Und von Schuldig war es dann natürlich nicht mehr weit zu Farfarello gewesen. „Wie hat er es aufgenommen?“ „Sehr ruhig. Solange man ihm nicht ins Auge gesehen hat.“ Das kam nicht unerwartet. Ein weiteres Seufzen wollte über seine Lippen entfliehen. „Ist er noch da?“ Ein momentanes Zögern und er sah beinahe Nagis Kopfschütteln. „Ich habe dich angerufen, als ich merkte, dass er das Haus verlassen hat. Schuldig ist bei ihm“, wurde noch hinzugefügt. Wenigstens etwas, auch wenn es ihm lieber gewesen wäre, wenn Schuldig seinen Freund aufgehalten hätte. Andererseits konnte der Telepath am besten von ihnen beurteilen, was genau Farfarello jetzt brauchte. Blieb nur zu hoffen, dass das nicht zu viele Opfer erforderte. Ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt konnten sie nun wirklich keine Aufmerksamkeit gebrauchen. „Soll ich sie suchen und zurückbringen?“, unterbrach Nagi sein Schweigen, unsicher werdend. Eine ungewohnte Reaktion von dem Jungen. Er musste unwillkürlich lächeln. „Nein, lass sie. Danke, dass du mir Bescheid gegeben hast.“ Er verabschiedete sich von Nagi und schaltete dann sein Handy richtig aus. Für heute hatte er wirklich genug. Gleichzeitig traf er damit auch die Entscheidung, Ran _nicht_ anzurufen. Natürlich lief der Jüngere dadurch Gefahr, den beiden zu begegnen, sobald sie zurückkehren würden. Aber Ran hatte angefangen zu fragen, also würde er ihm Antworten geben. Und ihn nicht so lange warten lassen, wie es Schneider mit ihm tat. Ein grimmiger Zug erschien um seine Augen, konnte jedoch nicht lange aufrechterhalten werden. Und der Gedanke, Schneider bald wiederzusehen, ließ sein Herz schneller schlagen. Er wusste bloß nicht, ob aus Furcht oder Erwartung. Oder Wut, das sollte er nicht vergessen, tat es aber immer häufiger. Lustlos machte er sich auf den Weg zurück ins Konferenzzimmer, Miene sorgfältig blank. Es waren nur noch zwei Kandidaten übrig und irgendwie würde er das auch noch überstehen. Allerdings sah er seinem Heimkommen nicht mehr mit so viel Erwartung entgegen wie vor dem Gespräch mit Nagi. Sich mit Schuldig und Farfarello herumzuschlagen hatte ihm gerade noch gefehlt. Vielleicht sollte er es einfach nicht tun. Das rief ein flüchtiges Lächeln auf seine Lippen. Schuldig würde auch so sein Möglichstes tun, Farfarello zu bändigen. Denn sollte etwas schiefgehen, würden dem Telepathen die Konsequenzen nicht gefallen. Ihm auch nicht, wenn er ehrlich war. Es käme ausgesprochen ungelegen, wenn sie Farfarello wieder einsperren würden, so wie sie es früher getan hatten. Sie mussten alle bei der Zeremonie dabei sein. Mit diesem Gedanken betrat er das Konferenzzimmer. ~TBC~ Wer hat schon alles HP 7 gelesen? *Hand hebt* *lach* Ich fand ja den Epilog sehr Fanfic-mäßig aber alles in allem hat mir das Finale gefallen. Mich wundert nur die Prophezeiung ein wenig, weil so wirklich wurde sie doch nicht erfüllt, oder? o.O cya, cu ^-^ Kapitel 178: "Rückblicke LXXI - Niemand hat dich gezwungen, dich über mich lustig zu machen" -------------------------------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 178) Titel: Close Distance Teil: 178/20x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Endlich mal wieder ein bisschen mehr von Alex ^^ Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Der versprochene GB-Eintrag ist fertig *grins* Und, haste jetzt auch endlich frei? ^^ @F4-Phantom: *lach* Ist doch schön zu lesen, dass ich dir bei einem guten Start in die Woche helfen konnte ^.~ Ich lese grade auch ne Story, die wöchentlich aktualisiert werden soll und kann jetzt erst wirklich nachempfinden, wie lang so eine Woche sein kann ^^# Auf Omi und Nagi musst du nicht mehr lange warten, auf Ran und Schneider eindeutig länger und warum Crawford wütend auf Schneider ist… müsste sich irgendwo dazwischen klären *ehe* Ich muss euch ja ein paar Gründe liefern, CD auch weiterzulesen, ne? *zwinka* Billiger ist immer gut ^^ Abgesehen von HP (da schien jeder für den englischen Band den gleichen Preis zu haben o.O) bestelle ich meine englischen Bücher daher meist bei bol.de ^___^ @Leean: Ich habe die Begegnung zwischen Schneider und Ran noch nicht einmal in meinem Block, daher weiß ich selbst noch nicht so recht, wie das ausgehen wird ^^° Hm, ganz richtig. Sowohl Nagi als auch Omi würde es wohl nicht allzu sehr gefallen, dass Omi die Wahrheit herausfindet. Aber vielleicht ist ja gerade das die Lösung… sie könnten es beide ignorieren, nicht wahr? Wenn sie beide etwas dadurch zu gewinnen haben, wäre es eine Überlegung wert. @Marluxia_VIII: *lol* Was von gehört? Soll das heißen, du kennst das Ende bereits? Als man plötzlich schon vor Veröffentlichung im Netz lesen konnte, wie das Buch ausgeht, musste ich mir echt Mühe geben, um nicht auf die Links zu klicken ^^# Jupp, so ist es. Schneider hatte ja bereits gesagt, dass Crawford vielleicht ganz froh sein wird, von ihm wegzukommen. Und natürlich hatte der Direktor damit Recht. Das ganze findet am Abend von Schuldigs Zeugnisübergabe seine Auflösung ^^ @Hexe-Chan: Diesmal wird es wohl nix mit den Fanfics zum Frühstück, die Warteschlange ist dazu zu lange ^^° Ich denke es gefällt mir, dass du sowohl Vergangenheits- als auch Gegenwartskapitel magst *grins* Immerhin hast du so am meisten was von der Story ^___~ Ah, also auch jemand, der am Aufeinandertreffen von Schneider und Crawford interessiert ist… Hm, nach zwei Jahren wird es wirklich langsam Zeit dafür. Crawford wird sich inzwischen ausreichend abgekühlt haben… hoffe ich jedenfalls ^^ Ich habe mir die letzten drei Mal den Band immer per Post liefern lassen. Hat mir das Gedränge in den Geschäften erspart und er war eigentlich immer Samstagmittag geliefert worden *nod* @Jemma: Beides, kann ich da nur sagen. Ich hatte die neuen Kapitel letztes Weekend früh hochgeladen und gleichzeitig waren kaum welche in der Warteschlange. Was heute leider nicht der Fall ist (zurzeit sind es fast 200). Ich bin froh, dass ich nicht als einzige mit meiner Meinung dastehe. Ist ja nett, dass die Rowling am Ende kreativ war, aber ich stand unter dem Eindruck, dass so eine Prophezeiung erfüllt werden muss… Was Omi und Nagi bzw. Ran und Schneider angeht: abwarten. Zumindest ist Schneider nicht der eifersüchtige Typ *gg* Ich will ja nichts sagen, aber Farf war Jei, als er die Wahrheit erfahren hat – und wir haben gesehen, wozu das führte. Ich glaube nicht, dass die Geschichte für die Nonne gut ausgehen kann, egal ob sie mit Jei oder Farf zusammentrifft ^^°°° Teil 178 „Rückblicke LXXI - Niemand hat dich gezwungen, dich über mich lustig zu machen“ „Mein Wagen steht da drüben. Anders hat gesagt, ich soll dich als erstes zu unserer Wohnung bringen. Die meisten von uns kennst du ja bereits. Ich werde mir mit Dennis ein Zimmer teilen, solange du hier bist.“ Das schiefe Lächeln machte deutlich, dass Alexander sich noch sehr gut an die Schlafarrangements beim letzten Mal erinnerte. „Wie lange bleibst du eigentlich?“, wurde er dann gefragt. „Das weiß ich noch nicht genau. Spätestens zum Ende des Schuljahres muss ich aber zurück auf Rosenkreuz sein.“ Ihm stockte beinahe der Atem, als ihm wirklich bewusst wurde, was er da gerade gesagt hatte. Seine letzte Chance, Zeit mit Schneider zu verbringen und er war hier… Nichts von diesen Überlegungen zeichnete sich auf seinem Gesicht ab und Alexander konnte auch nicht die damit einhergehenden Emotionen auffangen. „Nun dann, willkommen bei Zwielicht.“ Der Blondhaarige hielt ihm mit einer schwungvollen Geste die Wagentür auf. Dankbar spürte er das aufblitzende Amüsement und schob resolut jeden Gedanken an Schneider von sich. „Wie macht sich dein neuer Anführer so?“, erkundigte er sich, sobald Alexander ebenfalls eingestiegen war. „Anders ist ganz in Ordnung“, wurde ihm freimütig erklärt. „Ohne große Allüren, obwohl wir sein erstes eigenes Team zu sein scheinen. Nicht, dass man uns über so etwas informieren würde…“ Der Wagen wurde gestartet und Alexander fuhr los, ehe dieser weitersprach. „Du solltest mit ihm klarkommen. Anders will sich bestimmt keinen Ärger mit Herrn Rodriguez einhandeln.“ Zähne blitzten in einem schnellen Grinsen auf. „Es hat schon was, den Musterknaben zu spielen. Wäre mir aber zu anstrengend gewesen.“ Er musste lächeln. „Du klingst so, als würde ich mich bei meinen Vorgesetzten einschleimen.“ „Tust du das denn nicht?“ Gekünstelt geweitete Augen sahen ihn kurz an, dann konzentrierte sich Alexander wieder auf den Straßenverkehr und lachte. „Stimmt, in dem Fall hättest du Herrn Rodriguez vorhin gewinnen lassen müssen, nicht wahr?“ „Du warst da?“ Er hatte Alexander überhaupt nicht bemerkt. „Natürlich, wie könnte ich das verpassen? Und wenn das überhaupt möglich ist, bist du noch besser geworden.“ Das wurde ohne jeden Scherz geäußert. „Ich gebe mir Mühe.“ Ein feines Lächeln umspielte seine Lippen. „Wie immer, Musterknabe. Trotzdem war es schon eine Leistung, Herrn Rodriguez auf die Matte zu befördern. Er hat es sich anscheinend zur Aufgabe gemacht, alle Teams in seinem unmittelbaren Verantwortungsbereich mit einem kleinen Trainingskampf zu begrüßen und ich kann mich noch sehr gut an die blauen Flecken erinnern, die ich davongetragen hatte.“ Alexander rotierte den Kopf ein bisschen, als wollte er seine Halswirbel richten. So war das also. Belustigung trat in braune Augen. Natürlich war das eine gute Methode, neuen Abgängern einen kleinen Dämpfer zu verpassen. Aber es funktionierte nur solange, wie Herr Rodriguez auf keinen Besseren traf. Ein Moment weiteren Nachdenkens machte ihm klar, dass der Pyrokinet diese Tradition in seinem Fall gar nicht hätte fortführen müssen, seine Position war eine ganz andere. Der Ältere war also wirklich aus reinem Interesse gegen ihn angetreten, obwohl er vorgewarnt gewesen war. Was ihm den Mann noch sympathischer machte. Vielen wäre es wichtiger gewesen, das eigene Gesicht zu wahren. Sie wären nicht das Risiko eingegangen, vor so vielen Zeugen zu verlieren. „Wenn du möchtest, kann ich mit dir trainieren“, reagierte er schließlich auf Alexanders Aussage. Der zuckte leicht zusammen und er konnte nicht beurteilen, ob das echt oder geschauspielert war. Beides lag sich im Bereich des Möglichen. „Ich sollte annehmen. Aber mir tut alles weh, wenn ich nur daran denke.“ „Und du meinst, da du es aus Rosenkreuz herausgeschafft hast, solltest du das hinter dir haben?“ Alexander lachte wieder. „Ich weiß, reines Wunschdenken. Danke, Crawford. Ich nehme das Angebot an, mich regelmäßig von dir zusammenschlagen zu lassen.“ Der Empath übertrieb natürlich. Ein bisschen. „Ich werde aufpassen, dass du arbeitsfähig bleibst.“ „Soll mich das beruhigen?“ Eine rein rhetorische Frage. Die braunen Augen huschten zu den Hinweisschildern. „Dort vorne geht es zu deinem Hotel, sollen wir gleich dein Gepäck holen?“ „Nein, ich habe heute Abend noch eine Verabredung.“ Ein überraschter Blick wurde ihm zugeworfen. „Du hast es also aufgegeben, den Unberührbaren zu spielen? Ist auf jeden Fall gesünder.“ Das folgende Grinsen war eindeutig anzüglicher Natur. „Den habe ich nie gespielt“, versicherte er Alexander belustigt. „Natürlich nicht, du bist es nur gewesen“, kam es schlagfertig zurück. Er lächelte bloß, hatte nicht vor, den Anderen über dessen Irrtum aufzuklären. „Wer ist denn die Glückliche? Oder der Glückliche? Ich habe ja nie herausbekommen, in welche Richtung deine Interessen laufen. Nicht, dass das _irgendjemand_ hat.“ „Bist du nicht ein bisschen zu neugierig?“ Er schwieg ein paar Sekunden lang. „Im Übrigen müsstest du nur deinen Kopf benutzen.“ Alexander fühlte sich gar nicht beleidigt, sondern folgte seinem Rat. „Stimmt, du bist ja erst seit gestern hier, viele Leute kannst du da nicht kennengelernt haben. Aber das heißt, du -“ Der Empath hätte ihn am liebsten entgeistert angestarrt, war aber zu diszipliniert, um einen Unfall zu riskieren. „Es hat dir wohl nicht gereicht, ihn beim Training flachzulegen.“ Alexanders Mundwinkel zuckten. „Oder es hat dich erst auf den Geschmack gebracht…“ Womit der Andere gar nicht so weit von der Wahrheit entfernt war. Er konnte für einen Moment wieder Herrn Rodriguez unter sich spüren. Alexander bekam von dieser Überlegung natürlich nichts mit. „Du musst ja wissen, was du tust, Crawford.“ „Das möchte ich doch annehmen.“ Es reichte, um Alexander auflachen zu lassen. „Da wären wir. Home sweet home.“ Er betrachtete die Fassade des sanierten Altbaus, nahm dann die Nachbarschaft auf. „Ruhige Lage.“ „Du sagst es. Aber die S-Bahn ist nicht allzu weit entfernt. Was mir egal sein kann, weil ich mein Auto bevorzuge, aber Dennis traut sich hier in der Stadt nicht hinters Steuer.“ Da er auf der Hinfahrt ein paar Kostproben des Verhaltens der Verkehrsteilnehmer bekommen hatte, konnte er diese Einstellung verstehen. „Er hängt an seinen Leben“, lautete dementsprechend sein trockener Kommentar. Alexander grinste. „Alles eine Frage der Übung.“ Dann wurde die Haustür aufgeschlossen und sie traten in den kühlen Flur. „Sind die Nachbarn eigentlich nicht neugierig über eure Wohnverhältnisse?“ „Wir gehen wirklich gut als WG durch. Vielleicht glauben sie ja, wir sind Dauerstudenten und leben von Papis Geld. Anders könnte man sich die Miete auch kaum leisten.“ „Es sei denn, man hat einen gutbezahlten Job.“ „Ganz genau.“ Sie tauschten ein schmales Lächeln aus. Die Treppenstufen knarrten ein wenig unter ihren Schritten, aber nicht so laut, dass dadurch jemand in der Nacht geweckt werden würde. Was gut war, da sie bis ganz nach oben mussten und Zwielicht sicher keine Aufmerksamkeit erregen wollte, wenn es mal spät werden sollte. „Cora ist gerade unterwegs und kümmert sich um einen Job, aber die anderen müssten da sein.“ Alexander schloss die Wohnungstür auf, bat ihn anschließend herein. Als erstes wurde er zum Wohnzimmer geführt, wo ein vielleicht drei Jahre älterer Mann auf der Couch saß. Das sowie Augenfarbe war aber die einzige Übereinstimmung mit Bernard. Anders war um einiges ordentlicher gekleidet und lungerte nicht einfach nur herum, sondern ließ den Fernseher nicht aus den Augen, während er gleichzeitig auf etwas lauschte, das nur über die getragenen Kopfhörer zu verstehen war. Sie nickten einander zu, als Anders sich ihm kurz zuwandte, aber mehr an Begrüßung würde es im Moment wohl nicht geben. Alexander nahm es mit einem Schulterzucken zur Kenntnis, ging dann in ein anderes Zimmer vor. „Ich habe dir im Schrank Platz gemacht. Beschwerden werden nicht angenommen, falls es nicht genug ist.“ Grinsend öffnete der Andere den Kleiderschrank und nach einem flüchtigen Blick war er überzeugt, dass es keine Probleme geben würde. Alexander reagierte mit einem schnellen Lächeln. „Du hast Glück, dass ich so viele von meinen Sachen in die Kommode quetschen konnte und der Rest ist vorläufig bei Dennis gelandet.“ Damit warf sich der Blondhaarige auf sein Bett. „Aber heute Nacht muss ich ja noch nicht auf die Liege umziehen. Dank der Tatsache, dass du endlich Sex für dich entdeckt hast.“ Eine Hand winkte ihn herbei und der Geste folgend setzte er sich zu Alexander aufs Bett. Der rutschte herum, bis er zufrieden den Kopf in seinen Schoß legen konnte. Überrascht ließ er es zu und erntete ein verschmitztes Lächeln dafür. „Siehst du, ist doch gar nicht so schwer.“ Er wusste nicht, was er darauf sagen sollte und so schwieg er zu diesem Thema. Was ihn nicht daran hinderte ein anderes anzuschneiden. „Was genau hat Anders da eigentlich gemacht?“ Alexander streckte sich. „Er behält Cora im Auge. Sie trägt eine Kamera bei sich. Und natürlich ein Mikro.“ „Und wie lautet ihr Auftrag?“ „Wir sollen dafür sorgen, dass ein bestimmter Vertrag unterschrieben wird. Mit Hilfe meines Talentes habe ich die Zielperson soweit beeinflussen können, dass sie Cora vertraut. Den Rest können wir getrost ihr überlassen.“ „Arbeitet ihr immer so?“, fragte er interessiert. „Oft. Bei manchen Aufträgen ist auch ein bisschen mehr Überzeugungskunst gefragt. Das kann in seltenen Fällen auch nach hinten losgehen, Coras Talent ist ab und zu ein wenig unberechenbar. Dafür haben wir ja einen Heiler mit im Team. Ich glaube, das ist bei Pyrokineten Standard.“ Braune Augen blinzelten ihn an. „Aber keine Sorge. Herr Rodriguez hat eine unglaubliche Kontrolle über sein Talent.“ Seine Mundwinkel bogen sich nach oben. „Darüber mache ich mir keine Sorgen. Schließlich ist beim Training heute auch nichts passiert.“ „Du denkst mal wieder mit. Wirst bestimmt ein guter Anführer.“ Ein weiteres Grinsen, aber nicht weil Alexander diese Worte als Scherz aufgefasst haben wollte. „Kann ich mich eigentlich um einen Platz in deinem Team bewerben?“ Das hingegen war nicht ernst gemeint. Nicht ganz jedenfalls. „Wir sind schon vier“, antwortete er trotzdem. Sobald er Nagi aufgelesen haben würde. „Wie schade. Aber wenigstens muss ich mich so nicht mit Schuldig herumschlagen.“ Alexander setzte sich abrupt auf. „Hast du eigentlich auch solchen Hunger?“ Ein Magenknurren begleitete diese Frage. „Ja – und ich glaube, ich habe darauf auch ein größeres Anrecht als du.“ Der Blondhaarige lachte und kam auf die Beine. Nach einem kurzen Zögern wurde ihm eine Hand angeboten, die ihn ebenfalls hochzog. Anscheinend war sich Alexander doch nicht so sicher, was dieses Mehr an körperlicher Nähe anbetraf. „Wenn wir Glück haben, hat Dennis sich bereits an die Arbeit gemacht. Ansonsten musst du dich mit Tiefkühlpizza begnügen.“ Als er dazu nichts beizutragen hatte, musterte Alexander ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue. „Ich hätte es wissen müssen. Du hast noch nie eine gegessen, stimmts? Nun sollte ich dich direkt dazu zwingen, sie zu probieren.“ Ein Kopfschütteln folgte, gespielt resigniert. „Wie hast du nur bisher überlebt? Kein Sex, kein Fastfood und niemand, der dir bei deinen Aufträgen den Rücken deckt.“ Amüsement blitzte in braunen Augen auf, obwohl er gerade an Schneider denken musste und gleichzeitig ein Ziehen durch seinen Körper lief, über das er nicht nachdenken wollte. „Allmählich bekomme ich den Eindruck, du hast in letzter Zeit selbst nicht genug Sex gehabt. Irgendwie redest du ein wenig zu häufig darüber.“ Alexander verzog das Gesicht. „Mist, erwischt“, lachte er dann wieder. „Aber vielleicht bist du einfach nur eine zu große Versuchung.“ Das erwischte ihn auf dem falschen Fuß und der Andere lachte noch härter, bis dieser sich etwas unfreiwillig auf den Boden setzte. „Uh, das tut weh.“ Ein Schauer lief durch Alexanders Körper, als der sich zwang, sich zu beruhigen. „Wegen dir bekomme ich jetzt bestimmt Muskelkater“, beschwerte sich der Empath anschließend. Nun war es an ihm, eine Augenbraue hochzuziehen. „Niemand hat dich gezwungen, dich über mich lustig zu machen.“ „Vielleicht. Aber ich bin der Ansicht, dass du es regelrecht herausgefordert hast.“ Alexander stand wieder auf und klopfte sich die Hose ab. „Und nun nichts wie ab in die Küche.“ Dennis stand tatsächlich am Herd und lächelte ihn zögerlich an. Es erweckte den Eindruck, als wäre der Heiler jünger als er selbst, dabei wusste er, dass das nicht der Fall war. „Das Essen ist gleich fertig“, wurde ihnen mitgeteilt. Sie nahmen beide am Tisch Platz und kurz darauf gesellte sich Anders zu ihnen. Dieses Mal tauschten sie einen Händedruck aus und er spürte, wie der Ältere ihn abzuschätzen versuchte. „Willkommen bei Zwielicht, Crawford. Ich hoffe, wir werden uns nicht allzu oft gegenseitig auf die Zehen treten.“ Mit einer Spur von Belustigung. „Man hat dich vorgewarnt?“ „Dass du nicht allzu viel von anderen Precogs hältst? Ja. Aber das ist deine Sache. Du bist sicher zu professionell, um mir absichtlich Schwierigkeiten zu machen und ich bin nicht so ein Idiot, wie es mein Vorgänger offenbar war.“ Er neigte den Kopf ein wenig und ein schmales Lächeln begann langsam seine Lippen zu kurven. „Wir werden bestimmt gut miteinander auskommen.“ Eine kaum merkliche Anspannung fiel von Anders ab, auch wenn der Precog weiterhin auf der Hut bleiben würde. Es war viel zu schwierig abzuschätzen, in welcher Relation sie in ihrem Rank zueinander standen, als dass Anders etwas riskieren würde. Dennis wählte diesen Augenblick, um ihnen aufzutun, womit sie in der Folge zu beschäftigt mit essen waren, um sich zu unterhalten. ~TBC~ Das hat so richtig Spaß gemacht. Und wie ihr seht, war sogar Dennis wieder kurz dabei. (Jupp, das ist der Dennis, der auch in CotM einen kleinen Auftritt hatte.) Jetzt dauert es nicht mehr lange, bis Crawford wieder nach RK zurückkehrt – und das läutet das Ende seiner Zeit dort ein… cya, cu ^-^ Kapitel 179: "Immerhin hat es uns beiden eben den unmöglich weiten Weg zum Kühlschrank erspart" ----------------------------------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 179) Titel: Close Distance Teil: 179/20x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Immer noch Mittwoch, aber dieses Mal gehört der Teil Ran ^^ Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Ich hätte niemals gedacht, dass jemand über dieses Pairing schreibt *abkipp* Aber interessant sind die beiden bestimmt – so unterschiedlich wie ihre Persönlichkeiten sind *gg* Was soll ich sagen, ich habe auch frei und verbringe die Zeit auch mit lesen ^^ Nebenbei schreibe ich grade am Sequel von CotM und im Laufe der nächsten Woche wollte ich auch anfangen an meiner Diplomarbeit zu schreiben… Yeah! Wieder ein Punkt für Schneider *lach* ^^ Ich bin echt froh, dass dir meine OCs gefallen ^___^ Ich muss zugeben, dass ich die letzten Vergangenheitskapitel ziemlich knapp gehalten habe, aber ich versuche, auch Farf und Schuldig ein Stück zu widmen. CotM läuft dir schon nicht davon *knuffz* Ich weiß ja, dass du früher oder später mal vorbeilesen wirst ^^ @Leean: Sorry, aber es dauert wirklich nicht mehr lange, bis Crawford nach RK zurückkehrt. 2 Kapitel, wenn ich mich nicht irre… Eigentlich ist dieser ganze Abstecher nach Berlin gar nicht geplant gewesen ^^# Aber ich wollte einfach Zwielicht noch mal kurz auftauchen lassen *Alexander auch mag* ^^ @F4-Phantom: Du bist nicht da? Hm, dann kannst du das nächste Mal zwei Kapitel auf einmal lesen, ist doch aus was, ne? *knuffz* ^_______^ Übrigens vielen Dank, dass du mich auf den Tippfehler aufmerksam gemacht hast, ist schon verbessert worden ^^ Falls dir wieder was auffällt, einfach schreiben *grins* @Marluxia_XIII: Ich sag dir, eines Tages schreib ich deinen Nick echt noch falsch *schon mal vorwarn* Eben wollte ich dir ne 8 statt ner 13 verpassen *drop* Hm, ich kann dir ja schon mal verraten, dass Crawford Nagi finden wird ^^ (Auch wenn das wahrscheinlich keine großartige Neuigkeit ist *ehe*) @Hexe-Chan: Crawford ist überwiegend als Beobachter bei Zwielicht, auch wenn er ab und zu mit einbezogen wird. Und ich werde darauf nicht besonders eingehen, weil es nicht wirklich zur Geschichte gehört. Der Ausflug nach Berlin war einfach erforderlich, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass jemand ein Team führen darf, ohne jemals Erfahrung mit einem gesammelt zu haben und zudem wollte ich Zwielicht nochmal auftreten lassen ^^ Irgendwo muss ich der FF ja Grenzen setzen *sie endlich fertig bekommen will* @Jemma: *lach* Jupp, Alex hat schon was, vor allem, weil er mit Crawford auch halbwegs normal umgeht. Ich denke, im übernächsten Vergangenheitskapitel ist eine kleine Szene mit ihm, die ich besonders mag. ^^ Da kann er sich endlich mal was von der Seele reden. Auch wenn er nicht viel redet… ^^# Sorry, du wirst schon sehen, wie ich es meine. Teil 179 „Immerhin hat es uns beiden eben den unmöglich weiten Weg zum Kühlschrank erspart“ Der Abstecher zum Haus seines Onkels am Morgen hatte dafür gesorgt, dass er heute auf keinen Fall dorthin zurückehren wollte. Er war seiner Tante über den Weg gelaufen – und sie hatte kein Wort über Aya verloren, geschweige denn über sein häufiges Verschwinden. Also konnte er ja ungestört so weitermachen, nicht wahr? Dennoch war da ein Streifen Nervosität, als er an Crawfords Haustür klopfte. Er war so selten allein hierher gekommen… Nagi öffnete ihm, nicht überrascht, aber der Ausdruck in den dunkelblauen Augen kam Unsicherheit gefährlich nahe. War etwas passiert? Es schien, als würde der Jüngere für einen Moment ernsthaft erwägen, ihn nicht hereinzulassen, trat dann aber doch beiseite. „Crawford hat dich also nicht angerufen?“ „Nein. Sollte er?“ Nagis Lippen pressten sich kurz zusammen, ehe ein ergebenes Kopfschütteln folgte. Nichts, was ihm weiterhelfen würde. Im Haus war es so still, dass ihm sofort klar war, dass sie allein waren. Er folgte Nagi in die Küche und Belustigung blitzte in violetten Augen auf, als er die Schulsachen auf dem Tisch sah. Da hatte jemand die gleiche Idee wie er selbst gehabt. „Etwas dagegen, wenn ich mich zu dir geselle?“ Er wurde einer flüchtigen Musterung unterzogen, bevor er eine Antwort erhielt. „Nein, habe ich nicht.“ Für eine Weile arbeiteten sie still an ihren Hausaufgaben, jeder für sich, aber nach einiger Zeit erwischte er sich immer häufiger dabei, dem Anderen einen neugierigen Blick zuzuwerfen. Er konnte einfach nicht anders. Nicht nach diesem Gespräch mit Crawford. Irgendwann wurde es Nagi zu viel. Der Jüngere legte den Stift beiseite, um ihn danach offen anzusehen. „Was willst du wissen?“ Mit Erleichterung registrierte er, dass Nagi eher nachsichtig als genervt klang. „Könntest du es mir zeigen, dein Talent? Bitte“, fügte er dann noch schnell hinzu. Nagis Mundwinkel zuckten verdächtig. „Du hast ja lange durchgehalten…“ Und dann, ohne dass er im ersten Augenblick wirklich verstand, was gerade geschah, öffnete sich der Kühlschrank, um eine Flasche mit Saft freizugeben. Es folgten zwei Gläser aus dem Küchenschrank, die schließlich gefüllt zu ihnen auf den Tisch flogen. Einfach so, mitten durch die Luft. Er schluckte, versuchte das Geschehene zu verarbeiten. Es war etwas ganz anderes, als nur davon zu hören. Nagi begegnete seinem Blick beinahe mit Abwehr, als würde dieser Verdammung erwarten. Aber warum sollte er so urteilen? Seine Finger schlossen sich um das Glas, er spürte die sehr reale Kälte. Und dann breitete sich ein Lächeln auf seinen Lippen aus. „Das ist ja unglaublich! Ich meine, ich glaube es schon, schließlich habe ich es gerade gesehen. Aber -“ An dieser Stelle fehlten ihm die Worte, weil Nagi plötzlich einen merkwürdigen Gesichtsausdruck aufgesetzt hatte. Der gleich darauf von einem Lachen abgelöst wurde. Für einen Moment war er sprachlos, fiel im nächsten aber schon mit ein. Er musste eben wirklich seltsam geklungen haben, aber dieses Talent war einfach fantastisch. Sie fassten sich etwa zur gleichen Zeit wieder und Nagi wurde ernst, ohne ganz die Andeutung eines Lächelns zu verlieren. „Du bist der erste Talentlose, der so darauf reagiert. Wenn wir mal Farfarello außen vor lassen.“ Er spürte, wie viel unausgesprochen darunter lag und es fiel ihm schwer, sein Lächeln aufrechtzuerhalten. Er verstand mit einem Mal, warum Nagi so verschlossen war – oder glaubte es zumindest. Denn wie konnte er wissen, was der Jüngere schon alles durchgemacht hatte… „Also in meiner Gegenwart kannst du es gerne benutzen“, meinte er schließlich so leichtfertig, wie es ihm möglich war. „Immerhin hat es uns beiden eben den unmöglich weiten Weg zum Kühlschrank erspart.“ Mit einem Zwinkern. Und Nagi entspannte sich. Die Ruhe, die sich danach über sie gesenkt hatte, wurde erst durch das Aufschließen der Haustür durchbrochen. Rasch sah er zu Nagi hinüber, dessen Blick wieder den gleichen Funken Unsicherheit wie bei seiner Ankunft enthielt, stand dann auf, um in den Flur zu gehen. „Es sind Schuldig und Farfarello.“ Ein schwacher Versuch, ihn zurückzuhalten. Er zögerte kurz, wartete ab, ob Nagi noch etwas hinzufügen würde und setzte seinen Weg fort, als der Jüngere schwieg. Hinter sich hörte er ein Stuhlscharren, welches ihm verriet, dass Nagi ihm zu folgen beabsichtigte. Farfarello kam als erster durch die Tür und das bernsteinfarbene Auge richtete sich sofort auf ihn. Flecken waren überall auf Farfarellos Kleidung, seinen Händen, sogar in den Haaren und ein metallischer Geruch hing auf einmal in der Luft. War das Blut? Sein Herzschlag beschleunigte sich, aber dann kam der Gleichaltrige auch schon auf ihn zu, dessen sichere Bewegungen Beweis genug, dass Farfarello nicht verletzt war. Erleichtert atmete er aus und lächelte unwillkürlich. Was bei Farfarello ein Grinsen hervorrief, ein fast euphorischer Ausdruck. Im nächsten Moment wurde er regelrecht angesprungen und landete auf dem Hosenboden, weil er das Gewicht des Anderen nicht abfangen konnte. Überrascht fand er sich in einer lockeren Umarmung wieder. „Hallo Ran. Du hast keine Angst vor uns, nicht wahr?“ Über Farfarellos Schulter hinweg sah er Schuldig, der sie aus schmalen Augen musterte. Er konnte seinem Lächeln nur eine um Entschuldigung bittende Note verleihen, bevor er sich an Farfarello wandte. „Nein, warum sollte ich?“ Der Ire lehnte sich ein Stück zurück, strich ihm über die Wange und ließ Blut darauf zurück. Denn das war es wirklich. Ein kleiner Teil seines Verstandes bestand darauf in Panik geraten zu wollen und wegzulaufen, aber der ließ sich einfach ignorieren. „Weil du jetzt weißt, wer wir sind…“, wurde seine Frage beantwortet. „Ist das nicht ein Grund mehr, sich bei euch sicher zu fühlen?“ Schuldig, der das auch gehört hatte, lachte auf, sagte aber nichts. Und Farfarello grinste wieder. „Ja. Viel sicherer als bei Ihm.“ Damit stand der Ire auf, nach seiner Hand greifend, um ihn mit hoch zu ziehen. „Du machst Rans Sachen ganz dreckig“, kam es missbilligend von Nagi, der im Türrahmen stehen geblieben war und jetzt versuchte, eine gewisse Überraschung zu verbergen. „Er hat Recht. Und du brauchst ein Bad.“ Schuldig ging an ihnen vorbei, um in die Küche zu gelangen, berührte dabei kurz Farfarellos Schulter. Irgendwie wirkte der Orangehaarige müde. „Ran jetzt auch. Außerdem kann er Sachen von mir haben.“ Farfarello begann ihn mit sich zu ziehen und er folgte ihm, bevor er ins Stolpern geraten konnte. Ein Widerspruch schien gerade sowieso nutzlos zu sein. Nagis amüsierter Blick folgte ihnen, der von Schuldig war ausdruckslos. Im Bad angekommen, ließ Farfarello Wasser in die Wanne und begann sich ohne weitere Umstände auszuziehen. Er selbst trat ans Waschbecken, um sich Gesicht und Hände zu waschen. „Ich glaube, du hast Schuldig verärgert.“ Im Spiegel begegnete er dem Blick des Gleichaltrigen. „Manchmal verdient er einen kleinen Denkzettel. Ich werde ihn später schon zu beruhigen wissen.“ Ein Grinsen blitzte auf, dann stieg Farfarello in die Wanne. Er sah weiterhin in den Spiegel, betrachtete die Flecken, die sich jetzt auch auf seinem Hemd befanden. „Was hast du eigentlich getan?“ Als Farfarello nicht antwortete, drehte er sich um und merkte so, dass ihn der Andere nicht aus dem Auge ließ. Auf eine Geste hin trat er näher, ging neben der Wanne in die Hocke. „Gott hat mir eine Nachricht geschickt, um zu zeigen, dass Er mich nicht vergessen hat. Ich habe Ihm geantwortet.“ Seine Hand hob sich wie aus eigenem Willen, zeichnete den blutigen Streifen auf Farfarellos Gesicht nach. Farfarello hatte jemanden getötet, einfach so. Und er war allein mit ihm in einem Raum, ohne sich zu fürchten. „Sei vorsichtig.“ Der Ire lächelte nur, tauchte dann unter, um seine Haare nass zu machen. Es gab ihm die Gelegenheit, über etwas nachzudenken, eine Frage, die er Crawford bisher nicht gestellt hatte. Er wusste nicht, wie er sich ihr nähern sollte. Farfarello tauchte wieder auf, Haare dicht an den Schädel gepappt. „Weißt du, wofür Crawford meine Schwester braucht?“ „Ja. Für unsere Freiheit.“ Freiheit? Das hatte er nun wirklich nicht erwartet. Wer konnte diese Vier kontrollieren? Er erschauderte innerlich. „Es wird gefährlich sein…“ Ein stummes Nicken. Dann aber schien Farfarello eine Idee zu haben. „Wenn es ein anderes Mädchen wäre, jemand, den du nicht kennst. Würdest du sie ohne Bedenken in Gefahr bringen?“ Er wollte nein sagen, aber… Er schluckte. Um das zu behalten, was er jetzt hatte, würde er so ziemlich alles tun. Farfarello las es ihm vom Gesicht ab. „Ich werde dir helfen, auf Aya aufzupassen.“ „Danke.“ Sein Lächeln fiel schwach aber ehrlich aus. Er sollte jetzt weiterfragen, doch – Seine Wangen färbten sich rot. „Schuldig liest deine Gedanken nicht. Ich habe es ihm verboten.“ Aber es ging nicht nur um jetzt. Jedes Mal, wenn er im Bett mit Crawford gewesen war, hatte Schuldig das mitbekommen können. Das wurde ihm auf einen Schlag bewusst. Farfarello schüttelte den Kopf. „Mach dir nichts daraus. Er würde euch nicht belauschen, nicht allzu oft jedenfalls.“ Oh… Könnte es sein, dass Schuldig… Er zwinkerte, dachte an bestimmte Reaktionen von Schuldig zurück. Kein Wunder, dass Farfarello vorhin davon gesprochen hatte, ihm einen Denkzettel zu verpassen. Der Ire legte den Kopf schief. „Ich kann dir aber trotzdem verraten, wie du Telepathen wenigstens oberflächlich abhalten kannst.“ „Wie?“ Die erwachende Neugier vertrieb das Glühen aus seinem Gesicht. „Konzentriere dich immer auf deine Umgebung, auf das, was du siehst. Was du getan hast oder im nächsten Moment vorhast. Auf simple Dinge. Ein Telepath würde das als erstes sehen und bei einem Talentlosen nichts darunter vermuten.“ Ein kurzes Schweigen wurde eingelegt, dann grinste Farfarello. „Bei Sex funktioniert das naturgemäß nicht, aber für den Alltag kannst du es anwenden.“ Die Bemerkung brachte ihn augenblicklich zu dem zurück, was ihn eigentlich beschäftigte. So interessant das auch war, was Farfarello ihm gerade erzählt hatte. Der musterte ihn überlegend, ein feines Lächeln um die Lippen. „Du kannst ruhig fragen. Vielleicht erhältst du keine Antwort, aber ohne zu fragen, bekommst du auf keinen Fall eine.“ Ihm wurde schon wieder warm. „Ist es nur wegen Aya? Ich meine, dass Crawford…“ Ihm gingen die Worte aus. „Crawford ist niemand, der einfach so mit jemandem ins Bett geht. Und er hat es sicher nicht nötig, um dich bei ihm zu halten, oder?“ Er schüttelte den Kopf. So hatte er das noch gar nicht gesehen, aber es stimmte. Auch ohne den Sex würde er nicht freiwillig von Crawfords Seite weichen. „Na siehst du.“ Farfarello griff nach dem Shampoo, danach nach der Seife. Schweigen fiel zwischen sie, bis der Ire fertig war. Daher zuckte er beinahe zusammen, als Farfarello plötzlich weitersprach. „Ich habe Crawford in den zwei Jahren, die wir hier sind, nie mit jemandem gesehen. Er schien nie daran interessiert zu sein.“ Als er das hörte, glühte die Wärme zur Abwechslung mal in seinem Inneren auf. Dann aber kniff er die Augen zusammen. „Davor gab es jemanden.“ Er wusste nicht, woher er die Gewissheit nahm, doch er zweifelte keine Sekunde daran. „Du wirst ihn bestimmt noch kennenlernen.“ War das Eifersucht? Er verdrängte das Gefühl, ebenso wie die Information, so gut es ging. Darüber wollte er nicht nachdenken. Farfarello ließ das Wasser ab und stieg aus der Wanne, nahm sich eines der Handtücher. Er war froh über das Klopfen an der Tür, das es ihm erlaubte, etwas Abstand zu gewinnen. Nagi stand draußen, reichte ihm mit einem Lächeln, das nur in den dunkelblauen Augen stand, ein paar Sachen. „Danke sehr.“ Er nahm sie entgegen, drehte sich dann wieder zu Farfarello um, obwohl er lieber gegangen wäre. Dem Iren machte es überhaupt nichts aus, völlig nackt vor ihm zu stehen, was es ihm erlaubte, die ganzen Narben besser zu erkennen, als ihm lieb war. Erst als Farfarello nach den Shorts griff, die er noch in den Händen hielt, wurde ihm bewusst, dass er gestarrt hatte. Farfarello zog sie über, gefolgt von den Jeans, zum Schluss kam das ärmellose Shirt dran. Womit ein Oberteil übrig blieb. „Das ist für dich. Dein Hemd muss mit in die Wäsche.“ Damit hatte der Andere vollkommen Recht. Er zog sich um, sah dann zu, wie Farfarello alle schmutzigen Sachen zusammenraffte und aus dem Bad spazierte. Er musste sich regelrecht einen Ruck geben, um ihm hinaus auf den Flur zu folgen, dann hinunter in den Keller. Anscheinend wusste Farfarello mit einer Waschmaschine umzugehen, was ihm so seltsam erschien, dass er unwillkürlich grinsen musste. Ein gespielt scharfer Blick wurde ihm zugeworfen, aber Farfarello sagte nichts. Stattdessen ging es anschließend in das Zimmer, das er bisher nur kurz gesehen hatte. Es musste dem Iren gehören, aber auf der Matratze hatte sich Schuldig ausgestreckt. Farfarello ließ es ich ohne Umschweife neben dem Orangehaarigen nieder und küsste ihn hart und fordernd. Im ersten Moment versteifte sich Schuldig, schlang gleich darauf seine Arme um Farfarello, um ihn auf sich zu ziehen, begann sich sofort daran zu machen, den Iren wieder auszuziehen. Grüne Augen blitzten kurz zu ihm herüber, jetzt ohne unterschwellige Feindseligkeit, dann schien Schuldig ihn nicht weiter zu beachten. Leise trat er zurück, schloss die Tür hinter sich. ~TBC~ Ran hatte ja inzwischen ein bisschen Zeit, sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass die Jungs von Schwarz ab und zu jemanden töten. Aber ehrlich gesagt war ich trotzdem überrascht, als er so ruhig geblieben ist. o.O Vielleicht weil es um Farf ging, der war ja von Anfang an nicht ungefährlich. Und: Nagi und Ran ^___________________^ (<- Ohne Worte) cya, cu ^-^ Kapitel 180: "Rückblicke LXXII - Ich hätte mir denken sollen, dass bei Ihnen etwas Vorsicht angebracht ist" ----------------------------------------------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 180) Titel: Close Distance Teil: 180/20x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Das ist so ein völlig sinnfreies Chapter, bei dem ich nichtsdestotrotz viel Spaß hatte, es zu schreiben ^^# Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: *gg* Also ganz stimmt das mit dem Nichtstun nicht – immerhin schreibe ich inzwischen schon am 19. Kapitel des CotM-Sequels. Das ist doch was, ne? ^.~ Ansonsten hast du aber vollkommen Recht ^________^ Du musst mir unbedingt mal ein Foto in deinem Cosplay-Outfit zeigen, wenn es fertig ist *total neugierig ist* Gib mir mal nen Link, zu ner Story, die du besonders gemocht hast. Ich will doch mal sehen, was so toll an dem Pairing ist *lach* Bei Nagi geschieht alles eher unauffällig, aber ich habe schon vorher eingebaut, dass er Ran immer mehr akzeptiert. Dementsprechend möchte er jetzt auch richtig von Ran akzeptiert werden und sein Talent ist da ein wichtiger Teil. Seine Unsicherheit rührt überwiegend daher, dass er bisher kaum positive Erfahrungen gemacht hat, so wie Nagi es selbst sagt. *nod* Über Rans Verhalten habe ich auch schon nachgedacht und es ist nicht einfach mit ihm. Vielleicht erinnerst du dich, wie sehr er sich nach dem Tod seiner Eltern innerlich abgeschottet hat. Diese Mauer hält immer noch an und eine wirkliche Ausnahme stellt da nur Schwarz da. Vergiss nicht, dass er bereits weiß, dass sie für ihn getötet haben und lange davor hatte Crawford bereits zugegeben, dass dieser nicht viele Probleme mit dem Töten hat. Nimm dazu das bisherige Verhalten von Farf, seine Narben und Faszination mit Messern und ich garantiere dir, dass Ran schon die richtigen Schlüsse gezogen hatte, bevor er im letzten Teil buchstäblich von Farf angesprungen wurde. Er setzt sich bloß nicht mit den Sachen auseinander, die ihm Probleme bereiten könnten. Ran ist vollkommen auf Crawford fixiert und er wird so gut wie alles akzeptieren, um bei ihm bleiben zu können. Eingeschlossen den Rest von Schwarz. *grins* Was Aya angeht habe ich mich grundsätzlich an die Idee des Animes gehalten. Allerdings habe ich der Sache natürlich auch eine eigene Note verliehen ^^ @F4-Phantom: Jetzt hast du es ja doch geschafft, mir einen Commi zu schreiben. Ich dachte, ich müsste diese Woche darauf verzichten ^^ Und ich freu mich auch über eine kurze Meldung *versicher* Ich glaube, für Nagi ist Ran bereits das nächste, was an einen Freund herankommt. Da ist natürlich auch Omi, wo sich die ersten Ansätze von Freundschaft entwickeln, aber zwischen ihnen stehen noch zu viele Geheimnisse und natürlich unterschiedliche Ansichten. Jupp, Ran und Farf haben echt was *Fähnchen schwenk* Lies „Glass Houses“ (http://www.livejournal.com/tools/memories.bml?user=viridian5&keyword=Glass+Houses+WIP&filter=all) für mehr über sie ^^ *Rec gibt* @Kralle: Was für eine Erleichterung *grins* Wenn ich dran denke, werde ich gerne diesen Nick verwenden ^^ Hm, es kommt darauf an, worauf du dich beziehst. Dass Farf sich so auf Ran gestürzt hat, geschah, weil Farf es einfach tun wollte und um sich zu versichern, dass er ihn nicht verloren hat, jetzt da Ran die Wahrheit kennt. Aber dass er Ran mit ins Bad zerrt, das diente überwiegend dazu, Schu zu ärgern *grins* Nein, Ran wird kein Abyssinian werden. Aber ich kann dir auch keine Garantie geben, dass er niemals jemanden töten wird. Ich habe dir schon mal versprochen, dass ich es klar machen werde, wenn Ran mit Crawford schläft. Es ist aber so, dass Ran solche Grenzen nicht zieht und ich kann verstehen, dass er keinen Zuschauer in seinem Kopf haben will bei den Sachen, die er bisher mit Crawford gemacht hat ^.~ @Jemma: Alle Mitglieder? Also Schuldig scheint es wirklich egal zu sein und Farf hatte nicht viele Zweifel gehabt, dass es Ran wiederum auch egal ist. Meiner Meinung nach hat Nagi am stärksten darauf reagiert und das liegt zum einen an einigen Erfahrungen in seiner Vergangenheit und zum anderen daran, wie er selbst einmal über sein Talent gedacht hat. Ran ist ihm inzwischen zu nahe, als dass es ihm gleichgültig wäre, was der nun von ihm hält. Das Gefühl, dass Ran immer mehr eingebunden wird, ist genau das, was ich rüberbringen wollte. ^____^ Freut mich, dass es angekommen ist. Ran ist nicht der einzige, der manchmal einfach auf eine Weise reagiert, die mich selbst überrascht. *seufz* Aber mit etwas Überlegung habe ich es besser verstanden (siehe Ausführungen bei Andy). Teil 180 „Rückblicke LXXII - Ich hätte mir denken sollen, dass bei Ihnen etwas Vorsicht angebracht ist“ Sie hatten keine feste Zeit vereinbart, trotzdem schaffte es das Klopfen an der Tür nicht, ihn zu überraschen. Er lächelte, als er öffnete und bekämpfte damit erfolgreich den Teil von sich, der sich fragte, ob das wirklich so eine gute Idee war. Herr Rodriguez erwiderte das Lächeln und sein Körper stellte sich eifrig dabei auf seine Seite, die leise Stimme endgültig zum Verstummen zu bringen. „Sie haben es sich also nicht anders überlegt.“ Seine linke Augenbraue rutschte in einer stummen Frage nach oben, als er beiseite trat, um den Älteren hereinzulassen. Herr Rodriguez lachte leise in sich hinein. „Nun, es hätte ja sein können, dass Sie mir nicht öffnen. Oder dass Sie gar nicht erst da sind.“ Amüsement breitete sich in braunen Augen aus. „Das wäre nicht besonders höflich gewesen.“ „Aber nichtsdestotrotz möglich.“ Der Ältere stand auf einmal so nahe vor ihm, dass ihn warmer Atem streifte. Und dieses Mal wurde er überrascht. Von der Tüte, die Herr Rodriguez hochhielt. „Ich habe uns Kuchen mitgebracht.“ Er konnte nicht anders als zu lachen. „Das ist doch nicht nötig. Schließlich sind Sie schon in meinem Zimmer.“ „Aber noch nicht in Ihrem Bett.“ Die Tüte wurde ihm überreicht, damit der Pyrokinet das Jackett ausziehen und aufhängen konnte. Darunter trug dieser nur ein Hemd, die oberen Knöpfe geöffnet. Keine Krawatte. „Das lässt sich ändern“, reagierte er auf die letzte Bemerkung und so kam es, dass sie kurz darauf im Schneidersitz auf dem Bett saßen, den Kuchen auf der Pappunterlage zwischen sich. Wie zwei kleine Jungs, die nachts heimlich den Kühlschrank geplündert hatten und sich danach die Beute teilten. „Sie haben sogar an Gabeln gedacht.“ „Und an etwas zu Trinken. Damit wir uns nicht vom Zimmerservice stören lassen müssen.“ Es war entkoffeinierter Kaffee und er war froh darüber. Für echten war es zu spät und Alkohol war nicht sein Fall, wen man von Rotwein absah. Der ein ganz anderes Problem dargestellt hätte. Ein trockenes Lächeln zog an seinen Mundwinkeln, als er seinen Becher wie zum Toast hob. Herr Rodriguez spiegelte die Geste, dann nahmen sie beide einen ersten Schluck, bevor sie sich dem Kuchen zuwandten. Der Ältere ließ sich heute von Anfang an mehr Zeit, was vielleicht daran lag, dass die schwarzen Augen so selten von ihm abließen. Er hatte nichts dagegen, beobachtet zu werden, schließlich tat er nichts anderes. Es war ein wenig seltsam, einen Mann auf dem Bett zu haben, den er kaum kannte, auf der anderen Seite machte gerade dieser Umstand alles sehr einfach. „Was halten Sie eigentlich von Herrn Essner?“, wurde er nach einigen Minuten geselligen Schweigens gefragt. „Er ist besser für das Team als Bernard.“ Ohne lange darüber nachdenken zu müssen. Und da Herr Rodriguez für die Teams hier zuständig zu sein schien, wunderte er sich nicht über die Frage. „Er kümmert sich um die anderen und die ganze Atmosphäre hat sich geändert“, führte er dann weiter aus. „Das ist gut zu hören.“ Dieses Lächeln enthielt nur Zufriedenheit, nahm aber bald eine persönlichere Note an. „In dem Fall kann ich also davon ausgehen, dass es unnötig ist, nach Ersatz zu suchen.“ „So weit ich sehen kann, ja.“ Seinerseits mit einem Lächeln. Herr Rodriguez lachte. „Sie haben uns schon einige Talente gekostet. Manchmal könnte man direkt an Ihrer Berufung zweifeln.“ „Mein Talent tut es nicht.“ „Da ist das. Und wir hören auf unsere Precogs, nicht wahr?“ Etwas in diesen Worten weckte seine Aufmerksamkeit, der Tonfall war nicht ganz richtig. Doch er kam nicht dazu, sich daran festzubeißen, da der Ältere völlig unerwartet mit dem Zeigefinger durch die Schlagsahne des einen Kuchenstückes fuhr, anschließend damit über seine Lippen strich. Dann wurde seine Krawatte gepackt und Herr Rodriguez lehnte sich vor, während er gleichzeitig näher gezogen wurde. Er konnte ein flüchtiges Lächeln erkennen, bevor sie sich auch schon zu nahe waren und auf einmal war da die Zunge des Älteren, die die Sahne wegleckte. Gänsehaut bildete sich in seinem Nacken, breitete sich von dort aus, den Rücken herab und die Arme entlang. Unwillkürlich erschauderte er. „Schmeckt gut…“, stellte Herr Rodriguez leise fest, die Stimme angeraut. „Was?“ Er wollte ihn aufziehen, aber dafür hätte er wohl nicht selbst so heiser klingen dürfen. Die Frage wurde trotzdem beantwortet, als der Andere die geringe Distanz erneut schloss und ihn richtig küsste. Anschließend atmeten sie beide ein wenig zu unregelmäßig und er bildete sich nicht nur ein, dass es wärmer im Zimmer geworden war. Auf wundersame Weise hatte der Kuchen das Zwischenspiel überstanden und Herr Rodriguez stand etwas ungelenk auf, brachte die Reste in ein paar Metern Entfernung in Sicherheit. Er konnte damit sympathisieren, selbst bereits halb hart und seine nach oben gekurvten Mundwinkel sagten genau das aus, während seine Worte ganz anders lauteten. „Sie wollen nicht vorher aufessen?“ Mit gut gespieltem Unglauben. Die Matratze gab ein wenig unter dem Gewicht des anderen Mannes nach. „Ich weiß meine Prioritäten zu setzen.“ Seine Krawatte, sowieso schon in Unordnung geraten, wich als erstes, gefolgt von der Weste. Als sie sich was die Kleidung anging danach auf gleichem Grund befanden, hielten die Finger von Herrn Rodriguez inne. Sie lehnten sich in einen weiteren Kuss, nur dass dieses Mal kein Hindernis mehr zwischen ihnen stand und er auf dem Schoß des Älteren endete. Was es diesem sehr einfach machte, sein Hemd aus der Hose zu ziehen und mit warmen Händen darunter zu schlüpfen. Seine Taille wurde umfasst und er vertiefte den Kuss, als er dem Zug folgte, sich wenn irgendmöglich enger an den Anderen presste. Sie stöhnten gleichzeitig auf, die Reibung nahezu perfekt und dann biss er in Herrn Rodriguez’ Unterlippe, weil dessen Hand hinten in seine Shorts gerutscht war und zugedrückt hatte. Schwer atmend trennten sie sich und er sah, wie die Zungenspitze des Älteren über die kleine Wunde tastete. Herr Rodriguez schien sie nicht viel auszumachen, denn als nächstes glitt ein Lächeln über dessen Lippen. „Ich hätte mir denken sollen, dass bei Ihnen etwas Vorsicht angebracht ist.“ Als Erläuterung spürte er flüchtige Berührungen, dort, wo Schneider Spuren auf ihm hinterlassen hatte. Es jagte einen weiteren Schauer durch ihn. „Sie sollten mich nicht ausgerechnet jetzt an ihn erinnern“, meinte er und das nur halb im Scherz, beschloss dann, dass es Zeit für mehr echten Hautkontakt wurde. Nein, an Schneider wollte er nun wirklich nicht denken. Sie hatten sich bestimmt keine Treueschwüre geleistet, trotzdem sagte ihm ein Gefühl, dass der Direktor hiervon nicht gerade begeistert sein würde. Er verdrängte den Gedanken, öffnete fast trotzig die Knopfleiste, die sich in bequemer Reichweite befand. Dunkle Augen verfolgten aufmerksam den Weg seiner Hände, bis das Hemd kein Hindernis mehr darstellte und er mit dem Zeigefinger eine gerade Linie zeichnen konnte. Vom Kehlkopf beginnend nach unten, zwischen den Erhebungen der Brustmuskulatur hindurch bis hin zum Bauchnabel. Herr Rodriguez atmete zischend aus, umfasste sein Handgelenk, bevor er sich dem Gürtel zuwenden konnte. „Nicht so eilig…“ Zähne blitzten auf und trotz dieser Worte wurden sie beide ganz schnell ihre Hemden los. Der Ältere gab ein zufriedenes Brummen von sich und er echote den Laut, als nackte Haut auf nackte Haut traf. Er legte den Kopf auf die Schulter des Anderen, bot ihm so gleichzeitig mehr Angriffsfläche, wo Lippen an seinem Hals nippten. Es fühlte sich gut an, mehr als gut sogar, weswegen er nichts dagegen hatte, die Sache jetzt langsamer anzugehen. Träge ließ er seine Hände über den breiten Rücken wandern, machte es sich zur Aufgabe, jeden einzelnen Wirbel nachzuzeichnen. Zähne gruben sich in die weiche Stelle über seiner Halsschlagader, dann küsste Herr Rodriguez die gereizte Haut. Er wurde nach hinten gedrückt, bis er auf der Matratze zu liegen kam, mit dem Älteren über sich. Seine Finger kämmten durch schwarze Haare und ihm gefiel, wie sie sich gegen die dunkle Farbe abhoben. Vielleicht lag ein Hauch von Narzissmus darin, aber ansonsten ähnelten sie sich nicht sehr, solange man von der Statur absah. Herr Rodriguez besaß eindeutig einen südländischen Einschlag, die Haut von einer leichten Bräune, die auch im Winter nicht weichen würde. Der Ältere musterte ihn lächelnd, bevor dessen Mund die Gesamtheit seines Oberkörpers zu erkunden begann. Anfangs schaffte er es noch ruhig dazuliegen, doch bald wand er sich unter den Zuwendungen, immer empfindlicher werdend. Erst als er glaubte, dass jede weitere Berührung zu viel sein würde, wichen auch seine restlichen Sachen, ebenso wie bei Herrn Rodriguez. Doch als der Andere anschließend dessen Erkundungen wieder aufnehmen wollte, hielt er ihn auf, fest entschlossen, den Gefallen zu erwidern. Die Luft um sie herum wurde noch ein bisschen wärmer, als der Pyrokinet sich bereitwillig zurücksinken ließ, geleitet von sanft ausgeübtem Druck. Sein eigenes Talent schaltete sich ebenfalls ein und das Resultat ließ den Älteren bald völlig hilflos werden. Er wusste mit unzweifelhafter Gewissheit, welche Berührungen welche Reaktion hervorrufen würden, nutzte das ohne jedes Schuldbewusstsein aus. Und Herr Rodriguez erhob keine Einwände, beobachtete ihn nur unter halb geschlossenen Lidern hervor, wenn er nicht gerade die Augen zusammenkniff und an den letzten Resten seiner Selbstbeherrschung festhielt. Die Wärme ließ sie beide schweißbedeckt zurück und er schmeckte Salz auf seinen Lippen, sogar noch, als er sich aufsetzte, um ein Kondom und die kleine Tube aus der Schublade des Nachtschranks zu holen. Er hatte alles Notwendige gekauft, bevor er ins Hotel zurückgekehrt war. Herr Rodriguez saß ebenfalls, als er sich diesem wieder zuwandte, schenkte ihm ein hitziges Lächeln. Er erwiderte es, wollte dem Älteren das Gleitgel reichen, doch seine Finger wurden um die Tube herum geschlossen, wonach sich Herr Rodriguez in einer unmissverständlichen Einladung auf dem Bauch ausstreckte. Überrascht weiteten sich kurz seine Augen, aber ein anderer Körperteil zeigte deutlich seine Begeisterung. Er war inzwischen schon fast schmerzhaft hart und zögerte daher nicht lange. Vorsichtig begann er den Anderen vorzubereiten, das aufgewärmte Gel rein gar nichts im Vergleich zu der Hitze, die ihn erwartete. Die Reaktionen des Älteren zeigten ihm, dass er alles richtig machte und bei dem Anblick musste er seine gesamte Willenskraft aufbringen, um sich nicht selbst zu berühren. Kurz blitzte die Frage auf, wie Schneider das eigentlich aushielt, doch er schob das Bild eisblauer Augen von sich, konzentrierte sich darauf, diese Aufgabe hier so schnell wie möglich zu beenden. Als er sich schließlich das Kondom überrollte, war er kurz davor völlig auseinander zu fallen, nahm ein paar tiefe Atemzüge, um sich zu beruhigen. Wenigstens musste er sich nicht mit irgendwelchen Selbstzweifeln herumschlagen, obwohl er das hier zum ersten Mal tat. Schneider war ein ausgezeichneter Lehrer gewesen und sein Talent füllte eventuell verbliebene Lücken, kooperierte zur Abwechslung mal uneingeschränkt. Er küsste Herrn Rodriguez im Nacken, zwischen den Schulterblättern, bevor er dessen Hüfte umfasste und sich sorgfältig positionierte. Ihm wurde beinahe schwarz vor Augen, als er so langsam wie möglich in den heißen Körper eindrang. Schweiß tropfte auf den Rücken des Älteren und er zitterte unterschwellig, so sehr waren seine Muskeln angespannt. „Oh fuck“, hörte er sich leise aber mit Nachdruck murmeln, ohne es zu merken in seine Muttersprache zurückfallend. Herr Rodriguez lachte auf, ein atemloser Laut. „Das ist die Idee.“ Seine Mundwinkel zuckten, als Belustigung für einen Moment über die Erregung siegte, dann nahm er sich die Worte zu Herzen und begann sich wieder zu bewegen, diesmal mit weniger Zurückhaltung, dafür aber sehr gezielt. Er musste nicht einmal viel Konzentration aufwenden, sondern konnte die neuartigen Empfindungen verfolgen, die durch seinen Körper strömten. Was ihn beinahe davon ablenkte, dass er sich noch um etwas kümmern musste. Seine Finger protestierten, als er die rechte Hand von Herrn Rodriguez’ Hüfte löste, so verkrampft waren sie gewesen, doch er schaffte es, sie um die Erektion des Anderen zu wickeln. Die Reaktion darauf ließ auch ihn nach Luft schnappen und seine Beherrschung verabschiedete sich endgültig, womit er nicht alleine dastand. Der Rest verlor sich in dem aufbauenden Orgasmus und sein letzter kohärenter Gedanke hielt ihn davon ab, in die Schulter des Älteren zu beißen. Sie brachen in einem Haufen verwirrter Gliedmaßen zusammen, völlig ausgelaugt und wundervoll entspannt. Für eine scheinbare Ewigkeit rührte er nicht einmal einen Finger und es bestand auch keine Notwendigkeit dafür, aber dann setzte sich sein Bedürfnis nach einem Handtuch durch. Mit einem Seufzen zwang er seine Muskeln zur Kooperation und rappelte sich mühsam auf, versetzte dem Anderen einen sanften Stoß, als der wieder lachte. Herr Rodriguez rollte sich auf die Seite, stützte sich mit einem Arm hoch, um ihn dann an sich heran und in einen atemraubenden Kuss zu ziehen. „Sie sabotieren hier meine Bemühungen, auf die Beine zu kommen“, beschwerte er sich lächelnd, sobald er seine Freiheit zurückhatte. „Ich konnte nicht widerstehen.“ Die dunklen Augen funkelten belustigt, aber gleichzeitig meinte Herr Rodriguez das auch vollkommen ernst. Er quittierte das mit einem leichten Kopfschütteln, stand dann wirklich auf, ohne allzu viel Unbeholfenheit an den Tag zu legen. Als er aus dem Bad zurückkehrte, war der Ältere dabei, sich über den verbliebenen Kuchen herzumachen, ein Anblick, der ihm ein überraschtes Auflachen entlockte. Ein paar lange Schritte brachten ihn zum Bett, wo er sich zufrieden auf die Matratze sinken ließ. „Sie haben schon wieder Hunger?“ Er reichte Herrn Rodriguez ein Handtuch, der es entgegennahm, ohne seine Betätigung zu unterbrechen. „Neue Energie“, wurde ihm mit einem aufblitzenden Grinsen erklärt. „Sie sollten auch noch etwas essen. Ich habe nicht vor, gleich zu verschwinden.“ Er verstand. Und er war nicht abgeneigt. Der Ältere las es ihm vom Gesicht ab. Der nächste Kuss schmeckte süß und enthielt bereits das Versprechen auf mehr. „Hm… Sie wollen auch zum Zug kommen?“ Er leckte sich über die Lippen. Herr Rodriguez sah ihn entgeistert an. „Danke, aber nein. Ich möchte meine nächste Begegnung mit Herrn Schneider überleben.“ Sprachlos starrte er den Anderen an. Und wünschte, es wäre als Scherz gemeint gewesen. ~TBC~ Ich konnte einfach nicht widerstehen und musste Herrn Rodriguez so etwas sagen lassen. Ansonsten glaube ich natürlich, dass er übertreibt. Ein bisschen. ^.~ cya, cu ^-^ Kapitel 181: "Wie könnte er diese Einladung ablehnen?" ------------------------------------------------------ Close Distance (Teil 181) Titel: Close Distance Teil: 181/20x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Nur zur Erinnerung: es ist immer noch derselbe Tag, an dem Crawford mittags einen Anruf von Schneider erhalten hatte ^.~ Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Ich kann verstehen, dass du gerne noch länger Urlaub hättest. Wem würde es nicht so gehen… ^^# Ich bin jedenfalls froh, dass ich noch ne Weile frei hab *ehe* Nope, zur Connichi fahr ich nicht. Mir reicht es, dass ich sie mir ein Mal angeschaut habe ^^ Falls Chibi Chibi XXX auftreten, musst du sie dir unbedingt ansehen! Dann hoffen wir beide mal das Beste, nämlich dass bei dem Marathon tatsächlich was Gutes rauskommt. Wie konntest du ein Fan von dem Pairing werden, wenn es kaum gute Storys dazu gibt? *überrascht ist* *lol* Das Bild, das du da von Schneider malst, ist wirklich gut. ^^ Tja, Crawford besitzt was Sex angeht nicht irgendwelche Hemmungen, er ist bloß sehr wählerisch, was seine Partner angeht. Ich denke, dieser Punkt wäre es auch, der Schneider in erster Linie sauer aufstoßen würde und nicht so sehr die Tatsache, dass Crawford mit jemand anderem geschlafen hat. Das aber mal außen vor gelassen, glaube ich auch, dass die Entscheidung von Herrn Rodriguez ganz klug war *lach* @Kralle: Ist doch kein schlechter Schnitt, ne? *grins* Ich versuche ja, adult-Chapter zu vermeiden, weil einige die nicht lesen können, aber manchmal passiert es eben doch. Ich hoffe nur, dass ich bei diesem hier vorsichtig genug war o.O So ganz kann ich nämlich nicht immer nachvollziehen, nach welchen Kriterien die Einstufung erfolgt… Ich bin ehrlich gesagt zu keinem eindeutigen Ergebnis gekommen, dazu verstehe ich Schneider nicht gut genug. Aber ich denke, seine Eifersucht würde sich in Grenzen halten. Herr Rodriguez behält allerdings die Tatsache im Auge, dass Crawford die erste Person ist, die offensichtlich keine Probleme mit Schneiders Nähe hat. Das muss Schneider einfach etwas bedeuten… @F4-Phantom: Dann hoffen wir mal, dass du dieses Kapitel problemlos lesen kannst, hm? ^^ @Jemma: Ich erwarte einfach, dass Crawford in allem gut ist, was er tut ^____~ Es ist schon ein bissl schwierig, Schneiders Reaktion abzuschätzen, ne? Aber ich kann dir auf jeden Fall darin zustimmen, dass er keine Probleme damit hätte, Herrn Rodriguez ein wenig leiden zu lassen *lach* Stimmt, die Nacht war noch nicht ganz vorbei. Ich musste Crawford ja ein kleines bisschen Erfahrung sammeln lassen, bevor ich ihm Ran anvertraue ^^ Teil 181 „Wie könnte er diese Einladung ablehnen?“ Nagi war in der Küche, als er dorthin zurückkehrte, schenkte ihm ein schmales Lächeln. „Die beiden sind wohl vorerst beschäftigt. Ich glaube nicht, dass wir sie heute noch zu Gesicht bekommen werden.“ Zuerst wunderte er sich, woher Nagi Bescheid wusste, nahm dann aber an, dass es etwas mit dessen Talent zu tun hatte. Zögernd setzte er sich hin. Er wusste jetzt schon, dass es ihm schwerfallen würde, sich wieder auf die Hausaufgaben zu konzentrieren. Glücklicherweise blieb nicht mehr viel zu tun übrig. Der Stift wurde ergriffen, aber statt mit dem Schreiben anzufangen, drehte er ihn nur gedankenverloren zwischen den Fingern. „Macht Farfarello so etwas öfters?“, raffte er sich schließlich zu fragen auf. Dunkelblaue Augen richteten sich auf ihn. „Eigentlich nicht mehr.“ Es musste also wirklich etwas vorgefallen sein, so wie Farfarello es vorhin angedeutet hatte. Und nun, da er hätte weiterfragen können, wollte er es nicht mehr. So nickte er nur kurz, eine Geste, die sofort verstanden wurde und dann beugten sie sich beide über ihre Hefte. Sie brachten die Zeit bis zum Abendessen schnell herum, begannen in stiller Übereinstimmung ihre Sachen zusammenzuräumen, um danach den Tisch zu denken. Nur für drei Personen. Es war, als würde er endlich dazugehören. Es schien so lange her, dass Nagi sich geweigert hatte, mit ihm zusammen zu essen. Aber das war es gar nicht. Hatte er selbst sich verändert oder Nagi? Ein sarkastischer Zug spielte um seine Mundwinkel. Diese Frage war nun wirklich nicht schwer zu beantworten, er musste nur seine Reaktionen vergleichen. Der Gedanke löste sich in Wohlgefallen auf, als er die Haustür gehen hörte. Schritte folgten und er zwang sich, die Mikrowelle zu bedienen, beobachtet von Nagi, der sich ein belustigtes Lächeln verkniff. Und dann war Crawford endlich aus dem Arbeitszimmer zurück. Braune Augen musterten zuerst ihn, mit einer Nachdenklichkeit, die ihm verriet, dass auch Crawfords Tag nicht wie gewöhnlich verlaufen war, dann wanderten sie weiter zu Nagi. Zwischen den beiden schien ein kurzer, stummer Austausch stattzufinden, bevor Crawford etwas sagte. „Ist bei Schuldig und Farfarello alles in Ordnung?“ „Ja, sie haben nur etwas Besseres zu tun als ans Essen zu denken.“ Das ließ die Mundwinkel des Amerikaners nach oben kurven, aber er kommentierte die Aussage nicht. Kurz darauf saßen sie alle am Tisch und auch wenn kein Gespräch aufkommen wollte, schien keiner von ihnen es zu vermissen. Ihm reichte vollkommen aus, Crawford neben sich zu wissen, beinahe die Wärme zu spüren, die dessen Körper ausstrahlte. Später war es kein beinahe mehr. Sie hatten das Wohnzimmer für sich allein, da Nagi sich nach oben verabschiedet hatte und die anderen beiden wie vorausgesagt nicht mehr aufgetaucht waren. Gerade liefen die Nachrichten, weswegen Crawford wohl die Zeitung aus der Hand gelegt hatte. Gegen die Schulter des Schwarzhaarigen gelehnt, beobachtete er die sich bewegenden Bilder, ohne sie wirklich zu sehen. Stattdessen spürte er nur der Wärme nach und der sich langsam entfachenden Glut in seiner Magengrube, die das mit sich brachte. Er musste sich nur etwas mehr drehen, um Crawfords Hals zu erreichen, atmete tief durch. Aftershave und vielleicht ein Hauch von Schweiß. Sein Ausatmen klang fast nach einem Seufzen und dann lag seine linke Hand auch schon wie aus eigenem Antrieb auf Crawfords Oberschenkel. Noch etwas, das sich geändert hatte. Aber es reichte nicht mehr, nicht nach Farfarellos Worten vorhin. Er wollte ihn für sich haben. Das Glühen flammte zu einem Feuer auf, als er eine Entscheidung traf. Und auf einmal konnte er es kaum erwarten ins Bett zu kommen, obwohl er bis eben noch ganz zufrieden damit gewesen war, einfach nur hier zu sitzen. Crawford, der sich ihm hatte zuwenden wollen, hielt plötzlich inne, Aufmerksamkeit von etwas eingefangen, das sich auf dem Bildschirm abspielte. Vielleicht ein kleines bisschen irritiert blickte er ebenfalls zum Fernseher. Die Reporterin stand vor einer Kirche, im Hintergrund waren Polizisten zu erkennen, die das Gelände absperrten und die Neugierigen zurückhielten. Es ging um einen Priester, der ermordet aufgefunden worden war. Ohne Einzelheiten, aber ihm war sofort klar, wer es gewesen war. Farfarellos Antwort an Gott. Er biss sich auf die Unterlippe und griff nach der Fernbedienung. ****** „Ich möchte das nicht sehen.“ Nur die Stehlampe spendete ihnen noch Licht, nachdem Ran auf einmal den Fernseher ausgeschaltet hatte. Die violetten Augen funkelten ihn beinahe trotzig an, als würde der Jüngere erwarten, für diese Aktion ausgeschimpft zu werden. Unwillkürlich musste er lächeln, umfasste mit der rechten Hand Rans Wange, sein Daumen berührte gerade so die weiche Haut der Unterlippe. Es war offensichtlich, dass Ran Bescheid wusste, aber er hakte nicht nach, wie viel genau das war. Stattdessen beugte er sich vor, bis sie nur noch ein paar Millimeter trennten. „Und was willst du?“ Die gleiche Frage. Ran schluckte, leckte sich unbewusst über die Lippen und traf dabei auch seinen Daumen. Dieser flüchtige Kontakt schien wie ein Stromstoß durch den Anderen zu laufen und auch er selbst spürte, wie sich bei ihm etwas regte. Nur dass seine Motive wahrscheinlich nicht so rein waren wie die von Ran. Er musste Schneider aus dem Kopf bekommen, bevor es ihn noch wahnsinnig machte. Und Ran schien nur zu bereit, ihm dabei zu helfen, überwand die letzten Millimeter und küsste ihn. Mit mehr Drängen, als er es sonst von ihm gewohnt war. Als wollte Ran sich selbst etwas beweisen. Oder etwas tun, bevor ihn der Mut dazu verließ. Er vertiefte den Kuss, drang in Rans Mund vor und die Hitze darin konkurrierte mit der von Rans Händen, die sich unter sein Hemd geschoben hatten. Ran war bereits auf seinem Schoß und er musste ein Lachen zurückhalten, als ihre erwachenden Erektionen in Kontakt kamen und dem Rothaarigen einen leisen Fluch entlockten. „Wir könnten heute früh ins Bett gehen“, schlug er vor, da Ran seine Frage nicht beantwortet hatte. Die Emotion in seinen braunen Augen trug zu viel Hitze in sich, um nur Belustigung zu sein. Der Rothaarige riss sich regelrecht von ihm los, der Atem bereits beschleunigt und starrte ihn aus geweiteten Pupillen an. „Ja…“ Ein heiserer Laut, der versuchte, den Hauch von Unsicherheit zu überdecken. Und später im Schlafzimmer verstand er, woher die gekommen war. Ran hatte geduscht, aber der wirkliche Hinweis waren das Handtuch und das Massageöl, das der Jüngere im Bad gefunden haben musste. Er schloss für einen Moment die Augen, dachte an Samstagnacht und den Moment, als er Rans Körper unter sich gehabt hatte. Sein Lächeln ließ den Jüngeren tief durchatmen. Er fragte nicht, ob Ran sich sicher war, das wäre nur eine Beleidigung gewesen. Wortlos ergriff er das Handtuch und breitete es auf dem Bett aus, spürte in seinem Rücken Rans brennenden Blick. Danach zog er den Schlafanzug wieder aus, legte sich als erster hin. So, dass noch mehr als genug Platz für den Anderen war. Ran ließ ihn nicht lange warten, löste den Knoten des Handtuchs, das um die schlanken Hüften geschlungen war und jetzt zu Boden glitt. Die Matratze gab ein wenig nach, als der Jüngere sich neben ihn setzte, eine stumme Frage in den violetten Augen. Als Antwort darauf rollte er sich auf den Bauch. Wenn Ran noch ein bisschen Zeit brauchte, konnte er ihm die gerne geben und er hatte nichts dagegen, dass der Jüngere das Öl vorher an ihm ausprobierte. Er ließ seine Augen zufallen, als ein wenig der Flüssigkeit seinen Rücken traf, um dann seine Wirbelsäule entlang nach unten zu rinnen. Sie wurde von Rans Händen aufgehalten und auch wenn Ran merklich wenig Erfahrung als Masseur hatte, glich dessen Eifer den Mangel mehr als aus. Ruhige Minuten vergingen auf diese Weise und ein Kokon aus geteilter Wärme schien sie einzuhüllen. Irgendwann tauschten sie die Plätze, ohne dass ein Wort darüber verloren werden musste. Ran seufzte, vergrub das Gesicht in den verschränkten Armen und entspannte sich mit jeder Berührung mehr. Bis er seine Intensionen änderte. Es machte anfangs keinen großen Unterschied, aber dann wandelte sich das Seufzen in ein leises Stöhnen und Schauer begannen durch Rans Körper zu laufen, spielten durch dessen Muskeln. Ran stützte sich auf den Unterarmen hoch, blickte ihn über die Schulter an, das Gesicht unmissverständlich gerötet und die Augen fast völlig schwarz. Der Anblick ließ ihn noch härter werden. Er wischte seine Hände am Handtuch ab, streckte sich neben Ran aus, um dessen Lippen für sich in Anspruch zu nehmen. Die Hüften des Jüngeren bewegen sich aus eigenem Willen gegen die Matratze, eine Reaktion, mit der er zu gut sympathisieren konnte. „Mach weiter…“ In seinen Mund hinein gesprochen und wie könnte er diese Einladung ablehnen? Er wollte es ja nicht einmal. „Es wird wehtun.“ Mehr an Warnung, als er selbst damals bekommen hatte, andererseits hatte ihm sein Talent schon verraten gehabt, worauf er sich einließ. Und Ran war es genauso egal wie ihm zu jenem Zeitpunkt. Er beendete den Kuss, um die kleine Tube aus dem Nachtschrank zu holen, während Rans Kopf zurück aufs Kissen sank. Unter halb geschlossenen Lidern hervor wurde er beobachtet, als er das Gel zwischen seinen Händen wärmte und es war keine Einbildung, dass Rans Atem abgehackter ging. Dann war er zurück ans Ran Seite, glitt mit dem Handrücken über die von der Massage glühende Haut, bis er die Wölbung des Pos erreichte. In Rans Blick war keine Unsicherheit mehr und so küsste er ihn wieder, während seine Finger ihn vorbereiteten, versuchte Ran von dem ungewohnten Gefühl abzulenken. Er wurde davon überrascht, wie entspannt Ran blieb und nahm es als positives Zeichen. Und dann war es endlich soweit. Er zitterte fast im Bemühen, die Kontrolle über sich selbst zu behalten, schwer atmend, die schweißfeuchte Stirn zwischen Rans Schulterblätter gepresst. Rans Finger hatten sich ins Handtuch gekrallt, so fest, dass die Knöchel weiß hervorstachen und auch das Laken darunter noch Falten bekommen würde. Trotzdem war es Ran, der sich als erster von ihnen wieder bewegte, mit einem scharfen Ausatmen, das er unfreiwillig echote. Er begann zu flüstern, leise Ermutigungen, während er nicht nur einen langsamen Rhythmus fand, sondern auch die Stelle in Ran, die den Jüngeren den Schmerz vergessen ließ. Eine Hand schloss sich um Ran und es dauerte nicht lange, bis der Rothaarige begann, sich gegen ihn zu bewegen. So ungeduldig, dass er ihn bremsen musste. Aber sie waren beide schon zu weit, um es noch lange ausdehnen zu können und der geteilte Orgasmus ließ ihn beinahe Sterne sehen, weiße Punkte tanzten vor seinen Augen und das Blut rauschte viel zu laut in seinen Ohren. Es war überraschend schwer, bei Bewusstsein zu bleiben. Unter ihm fiel Ran in sich zusammen, als hätte er keine Knochen mehr und er schaffte es gerade noch so, sich auf die Seite zu rollen, bevor er kraftlos neben Ran zusammenbrach. Mit einem Lächeln zog er ihn an sich. ****** Yohji hatte ihnen etwas zum Essen mitgebracht. In viel zu vielen Verpackungen, aber es duftete fraglos verführerisch. Normalerweise hätten sie zusammen in der Küche gegessen, doch Ken bestand darauf, dass gleich ein Fußballspiel anfing und so saßen sie nun alle zusammen im Basement und missbrauchten den Fernseher, der eigentlich nur zur Information über ihre Missionen benutzt wurde. Es war das erste Mal, dass Ken überhaupt gefragt hatte, ob sie sich ein Spiel zusammen ansehen wollten, weshalb sie zugestimmt hatten, obwohl weder Yohji noch er selbst sich besonders dafür interessierten. Yohji hatte es sich auf dem Sessel bequem gemacht, Beine lang von sich gestreckt und den Teller auf dem Schoß balancierend. Ken blätterte noch in einem Magazin, sah nicht weniger entspannt aus. Es ließ ihn zufrieden lächeln. Solche Abende hatten sie nur selten und noch weniger in letzter Zeit. Er konnte sich beinahe normal fühlen. Der Bericht im Fernsehen wechselte zu einer Reporterin vor Ort und er musste ein Seufzen unterdrücken, als er ihre Worte verfolgte. „Ich dachte, das hätte endlich aufgehört…“, kam es als leises Murmeln von Ken. Sie alle hatten das gedacht, als die Zahl solcher Vorfälle – ermordete Priester und Nonnen – immer mehr abgenommen hatte und schließlich versiegt war. Und Ken traf es am härtesten von ihnen allen, dass sie nichts dagegen hatten tun können. Der Braunhaarige hatte keine Ahnung, dass er über dieses Detail seiner Vergangenheit Bescheid wusste. Die Zeit, die Ken in einem kirchlichen Waisenheim verbracht hatte. Der Gedanke verdunkelte blaue Augen, denn dieser Mord würde Ken wieder verletzen. „Ob wir jetzt endlich einen Auftrag bekommen?“ Es war nicht viel Hoffnung in der Stimme des Älteren. Und sie alle wusste, warum. „Bestimmt nicht“, sprach Yohji es aus. „Weiß wird nicht auf normale Mörder angesetzt. Dazu sind wir ihnen wohl zu schade.“ Ken schien der Appetit vergangen zu sein, er stocherte nur noch in seinem Essen herum. „Das ist nicht giftig, weißt du? Und billig war es auch nicht. Also brav essen oder ich werde mich opfern und dich füttern.“ Kens Blick glitt zu Yohji hinüber, dann rang sich der Braunhaarige ein Lächeln ab. „Danke für das Angebot, aber das schaffe ich auch allein.“ Wenigstens lockerte sich Kens verkrampfte Schulterlinie wieder. Die restlichen Nachrichten verliefen ohne weitere böse Überraschungen und auch ohne eine Vermisstenmeldung. Er war sich nicht sicher gewesen, wie Takatori-san auf das Verschwinden von Hirofumi reagieren würde. Anscheinend schwieg er es tot. Oder war es ihm noch nicht bewusst? Bruder… seine linke Hand schloss sich um leere Luft, als würde noch der Zettel darin liegen, auf dem er die Telefonnummer notiert hatte. Es war ein Anruf von unbekannt gewesen, nicht die Stimme von Hirofumi und obwohl nur zweimal die Zahlen genannt worden waren, ohne weitere Hinweise, war ihm sofort klar gewesen, was er da erhalten hatte. Inzwischen war der Zettel längst verbrannt und die Nummer an der sichersten Stelle, die es gab. In seinem Gedächtnis. Endlich hatte er seine Familie zurück, wenn auch nur in Teilen und außer Reichweite. Es genügte. Es war mehr, als er vorher gehabt hatte. Blaue Augen wandten sich dem Fernseher, der äußeren Welt zu. Und wieder umspielte ein Lächeln seine Lippen, nur das dieses hier… weniger Wärme enthielt. Endlich konnte er ein paar längst überfällige Fragen stellen. ~TBC~ Und, weiß schon jemand, wem Omi die stellen wird? ^^ cya, cu ^-^ Kapitel 182: "Rückblicke LXXIII - Ich sollte ein Foto schießen und es Schuldig schicken" ---------------------------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 182) Titel: Close Distance Teil: 182/20x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: So, das ist das letzte Kapitel mit Zwielicht. Das nächste Mal kehrt Crawford nach Rosenkreuz zurück Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Hab das Sequel zu CotM jetzt fertig, wie du siehst, nutze ich meine freie Zeit *grins* ^^ Und ich bin weiterhin zuversichtlich, dass du das mit dem Lesen noch hinbekommst. *lach* Nen Zauberstab? Also _das_ ist etwas, was ich niemals kaufen würde, schließlich funzt er ja nicht. Ich denke, Ran würde einige Enttäuschungen verkraften, solange er Crawford weiter für sich hat. Und er wird ihn auch noch ein bisschen besser verstehen lernen *nod* Crawford und Gefühle… ^^# Er versteht Ran auch noch nicht ganz, denn es gibt in ihm einen blinden Punkt, der erst überwunden werden muss. @F4-Phantom: Da bin ich echt froh. Ich mag es nämlich nicht, wenn ein Teil meiner Fanfic für Leute unter 18 nicht zugänglich ist… o.O Ran hatte nicht direkt _Angst_. Aber er hat ganz gut damit zu leben gelernt, bestimmte Dinge zu ignorieren. Das fällt ihm naturgemäß leichter, wenn er einige Tatsachen des Lebens nicht in Farbe im Fernsehen präsentiert bekommt. Aber er ist ja bereits dabei, sich zu ändern. Und das wird in den folgenden Entwicklungen deutlicher werden. Omi ist generell ein interessanter Charakter, wenn auch ein innerlich zerrissener. ^.~ @Kralle: *grins* Das wären dann zwei Richtige aus dreien, wenn man berücksichtigt, dass Perser ja ein Takatori ist ^____~ *lol* Hast du bisher erlebt, dass ich aus Schneiders Perspektive schreibe? Das ist in der Regel ein Zeichen, dass ich ein gewisses Verständnis für die Figur entwickelt habe. Von Schneider weiß ich einige Fakten in CD – die Crawford und damit ihr erst später erfahrt. Auf dieser Grundlage kann ich die Person beschreiben, wie andere ihn sehen. Aber ich bin nicht in seinem Kopf drin. Das ist RftS vorbehalten. Dort treffe ich viel früher auf ihn und er hatte zudem ein leichteres Leben (wenn auch nicht perfekt), so dass es einfacher ist, eine Verbindung zu ihm zu finden. Verselbständigung ist übrigens gar kein Ausdruck. ^^°°° Er war eigentlich in CD nur als eine entfernte Figur gedacht, an der sich selbst Crawford den Kopf einrennen kann. Was daraus geworden ist… *lieber nicht drüber nachdenkt* @Jemma: Hm, abgesehen von dem Auftauchen derselben Charaktere gibt es zwischen CotM und CD nicht viele Überschneidungspunkte. Solche Verbindungen bestehen eher zwischen CD und RftS bzw. RftS und CotM. Dass Crawford kurz an Schneider zurückdenkt, war der Tatsache geschuldet, dass ich in den Vergangenheitskapiteln nie auf den Anfang ihrer Beziehung eingegangen bin. Es sollte also betonen, dass Crawford nie zu etwas gezwungen wurde ^^ (Diese ganze Erklärung schließt aber nicht aus, dass unabhängig davon Brad in CotM irgendwann einmal wirklich über Herrn Schneider herfällt *lach*) Teil 182 „Rückblicke LXXIII - Ich sollte ein Foto schießen und es Schuldig schicken“ Er brach ein zweites Mal über dem Älteren zusammen, vergrub sein Gesicht an dessen Hals. Herr Rodriguez beschwerte sich nicht über sein Gewicht, vollauf damit beschäftigt, seinen Körper mit ausreichend Sauerstoff zu versorgen. Es war seltsam, welche Grenze der Pyrokinet für sie gezogen hatte was den Sex anging und noch viel seltsamer, dass da überhaupt irgendwelche Bedenken bestanden. Er verstand es nicht und im Moment wollte er sich auch nicht damit auseinandersetzen, wenn überhaupt jemals. Lieber genoss er die Wärme, die sie beide teilten und die knochenlose Entspannung, die von ihm Besitz ergriffen hatte. Es kostete viel Mühe, auch nur kurz den Kopf zu heben, um einen Kuss direkt unter den schwarzen Haaransatz zu platzieren, aber sie war es wert. Er spürte den Schauer, der durch Herrn Rodriguez lief, lächelte gegen dessen Hals. Es folgte eine Bewegung, hinter der mehr bewusste Absicht lag und er passte sich an, so dass sie am Ende nebeneinander lagen, Gesicht einander zugewandt. Eine gute Position, um sich zu küssen, ohne viel Energie dafür aufwenden zu müssen. Die sie auch gar nicht mehr übrig hatten. Belustigung trat in braune Augen, die Herrn Rodriguez nicht verborgen blieb. „Wir sollten das wiederholen.“ Mit einem zufriedenen Lächeln. „Aber nicht mehr heute“, schränkte er ein. Er wäre kaum dazu in der Lage. Das Lächeln ging kurz in ein Grinsen über, bevor der Ältere sich vorsichtig aufsetzte und sorgfältig ein Zusammenzucken zu verbergen versuchte. „Sie haben Recht, für heute reicht es.“ Ein selbstironisches Lachen schloss sich dem an. „Dürfte ich Ihre Dusche benutzen?“ „Natürlich.“ Er drehte sich auf den Rücken und stützte sich auf beiden Unterarmen hoch, so dass er beobachten konnte, wie Herr Rodriguez seine Sachen zusammensuchte. Die Geschmeidigkeit der Bewegungen überraschte ihn ein wenig, er hätte an der Stelle des Älteren mehr Erholungszeit benötigt. Er wurde plötzlich angesehen und mit einem verschmitzten Lächeln bedacht, als hätte der Andere seine Gedanken gelesen, aber es kam kein Kommentar. Stattdessen verschwand Herr Rodriguez ins Bad und ließ ihn vorerst allein. Erschöpft ließ er sich zurücksinken und schloss die Augen. Es war nicht übertrieben gewesen, Herr Rodriguez besaß eine unglaubliche Energie. Kein Wunder, dass dieser so viel Nahrung zu sich nahm. Ein schmales Lächeln bildete sich um seine Mundwinkel herum, als er sich erlaubte wegzudösen. Die Rückkehr des Älteren ließ ihn wieder munter werden und so sah er, wie dieser etwas auf die Rückseite einer Visitenkarte schrieb. Sie wurde anschließend auf den Nachttisch gelegt. „Meine Adresse. Kommen Sie einfach vorbei, wenn Sie abends Zeit haben. Sie können ja vorher anrufen, falls Ihr Talent Ihnen nicht verrät, ob ich anzutreffen bin.“ Herr Rodriguez zwinkerte ihm zu, beugte sich dann zu ihm herunter, um ihn zu küssen. Eine Hand glitt von seiner Schulter über seine Brust, bevor sich der Ältere mit sichtlichem Bedauern von ihm trennte. „Auf Wiedersehen.“ „Auf Wiedersehen, Herr Rodriguez.“ Als er endgültig allein war, war er versucht einfach einzuschlafen, aber der Schweiß begann an ihm zu trocken und das Wissen, dass nicht gerade Ordnung um das Bett herum herrschte, war wie ein Jucken, das er nicht ignorieren konnte. Mit einem Seufzen rollte er sich aus dem Bett und machte sich an die Arbeit, öffnete anschließend das Fenster, um die kühle Nachtluft hereinströmen zu lassen. Eine rasche Dusche war alles, was er dann noch benötigte und wenige Minuten später umfing ihn die Bewusstlosigkeit des Schlafes. Alexander kam nach dem Frühstück, um ihn abzuholen und bestand sogar darauf, sein Gepäck zu tragen, obwohl dafür eigentlich der Page da war. „Ich habe dir doch gesagt, dass ich auch ein Taxi nehmen kann“, meinte er amüsiert, als Alexander den Kofferraum schloss. „Ah, aber ich fahre so gerne mein Auto spazieren. Endlich habe ich eines.“ Er wurde angegrinst. Und dann weiteten sich die Augen des Empathen auf einmal. „Eigentlich hatte ich halbwegs angenommen, du wolltest mich nur auf den Arm nehmen…“ Eine Hand wurde ausgestreckt, aber gleich wieder fallen gelassen, als Alexander die Geste bewusst wurde. „Warum sollte ich das tun?“ Er wusste genau, was der Andere gerade gesehen hatte und wusste nicht so recht, ob er verärgert sein sollte, weil Herr Rodriguez nicht etwas diskreter gewesen war. Aber auf der anderen Seite hätte er ja genauso gut selbst besser aufpassen können, nicht wahr? Alexander reagierte nur mit einem Kopfschütteln auf seine ohnehin rhetorisch gemeinte Frage. „Ich sollte ein Foto schießen und es Schuldig schicken.“ Seine Mundwinkel zuckten wie aus eigenem Willen. „Das wirst du nicht tun.“ „Schade…“ Es folgte ein Schulterzucken. „Andererseits würde ich eh nichts von seiner Reaktion sehen.“ Nun lächelte er wirklich. „Gut, dass du es einsiehst.“ Der Empath lachte, hob schließlich wieder die Hand und führte die Bewegung dieses Mal zu Ende, um ihm den Kragen ein wenig zurechtzurücken. „Wenn du vorsichtig bist, sieht es keiner“, wurde er getröstet, ohne viel Aufrichtigkeit dahinter. Danach stiegen sie ein und Alexander konnte es nicht lassen, ihn während der Fahrt immer wieder aus den Augenwinkeln zu mustern. Ein Teil davon war noch echte Überraschung, weshalb er nichts dazu sagte. Der Empath würde sich schon noch an den Gedanken gewöhnen. Oder ihn auch vorerst vergessen, denn als sie bei Zwielichts Wohnung eintrafen, wurden sie von der Mitteilung empfangen, dass bereits der nächste Auftrag anstand. Das Team war vollständig versammelt, was ihm die Gelegenheit verschaffte, ihre Dynamik genau zu beobachten. Anders hatte bereits eine Grobplanung ausgearbeitet und hörte aufmerksam zu, was die anderen beizutragen hatten. Er selbst hielt sich im Hintergrund, sogar als sich sein Talent meldete, sobald sich das Gespräch dem Treffen mit einem möglichen Informanten zuwandte. Er senkte lediglich seine Schilde, so dass Alexander seinen Wunsch auffangen konnte, ihn zu begleiten. Der Empath gab sich alle Mühe, keine Reaktion zu zeigen, sondern tat so, als wäre ihm die Idee gerade selbst gekommen. „Ich könnte Crawford mitnehmen. Macht den Mann sicher kooperativer, wenn man bedenkt, wo ich ihn treffen soll.“ Anders warf ihm nichtsdestotrotz einen misstrauischen Blick zu, dem er mühelos standhielt. Nur eine Augenbraue rutschte in einer stummen Frage nach oben. „In Ordnung“, stimmte der andere Precog schließlich zu, da dieser keinen Grund hatte abzulehnen. Alexander stand mit einem Lächeln auf und umrundete den Tisch, blieb hinter seinem Stuhl stehen. Und unterband damit Coras Versuch, ihm ein bisschen zu sehr auf die Pelle zu rücken. Sie warf dem Blondhaarigen einen sauren Blick zu, der schnell einem Lächeln wich, als sie seine Aufmerksamkeit bemerkte. „Wir könnten auch mal ausgehen, ganz ohne einen Auftrag im Weg.“ Die Ablehnung stand ihm zwar nicht ins Gesicht geschrieben, doch Anders’ zuckende Mundwinkel sowie der plötzlich abgewandte Kopf von Dennis verrieten ihm, dass zumindest die männlichen Anwesenden eine klare Vorstellung davon hatte, was er am liebsten gesagt hätte. Alexander nahm ihm das ab, doch er wusste nicht, ob er über die Art und Weise besonders glücklich war. Der Empath lachte leise, legte eine Hand auf seine Schulter. „Aber, aber, Cora… Du bist wirklich ein bisschen zu spät dran.“ Finger spielten über seinen Hals, lenkten ihren Blick dorthin, wo er ihn bestimmt nicht haben wollte. Coras Mund öffnete sich zu einem wortlosen ‚Oh’, wurde dann wieder geschlossen und in ein weiteres Lächeln gezwungen. „Wenn das so ist…“ Sie wandte sich an Anders. „Wir sind doch vorläufig fertig, nicht wahr?“ Mehr eine Aufforderung als eine Frage. „Natürlich. Wir werden Alexanders Ergebnisse abwarten, bevor wir unser weiteres Vorgehen besprechen.“ Sie nickte nur, kam dann in einer eleganten Bewegung auf die Beine und verließ den Raum. Alexander lachte wieder und drückte seine Schulter, bevor dieser ebenfalls ging und Dennis zögerte nicht lange, ihm zu folgen. Womit er allein mit dem anderen Precog in der Küche saß. Der warf ihm ein schiefes Lächeln zu, begann die Unterlagen zusammenzuräumen, was schnell erledigt war. Danach musterten ihn graue Augen aufmerksam. „Was hast du gesehen, das ich nicht weiß?“ Man musste Anders lassen, dass er vollkommen ruhig blieb. „Es ist nichts Gefährliches. Jemand hätte etwas zu viel Interesse an Alexander gezeigt, wenn er allein hingegangen wäre. Natürlich kann er sich allein wehren, aber es wäre ein wenig außer Kontrolle geraten.“ Anders verdaute die Neuigkeit bewundernswert schnell. „Dein Talent scheint meins um Längen geschlagen zu haben. Aber ich weiß es zu schätzen, dass du es nicht genutzt hast, meine Autorität zu untergraben.“ Er neigte den Kopf ein wenig. „Zwielicht soll noch lange gut zusammenarbeiten, wenn ich längst wieder weg bin. Ich werde nichts tun, um das zu gefährden.“ Damit stand er auf, verabschiedete sich mit einem Nicken. Alexander wartete in seinem Zimmer auf ihn, auf dem Boden sitzend, die langen Beine von sich gestreckt. Anscheinend wollte Alexander nicht das Bett beanspruchen, solange es offiziell jemand anderem gehörte. Außer wie gerade als Rückenlehne. „Und, wie war ich?“, wurde er angegrinst. Ein Lächeln spielte unwillkürlich über seine Lippen. „Gut.“ „Nicht mehr als das? Immerhin habe ich dir sogar Cora vom Hals geschafft.“ „Ja, hast du.“ Etwas in seinem Tonfall ließ den Anderen aufhorchen. „Dir wäre es doch nicht etwa lieber gewesen, ich hätte Herrn Rodriguez ins Spiel gebracht, oder?“ Darauf brauchte er nicht zu antworten. Alexander lächelte belustigt. „Na siehst du. Und tu bloß nicht so, als wäre ich ein schlechter Fang.“ Der Empath streckte sich, zwinkerte ihm dann zu. „Natürlich nicht“, erwiderte er trocken, was ihm ein Lachen einbrachte. „Nun, das lief doch bestens…“ Alexander war nicht betrunken, hatte aber genug Alkohol in sich, um ihn langsamer zu machen und auch sein Talent zu beeinflussen. Was wohl der Grund dafür war, dass er sich in einer nicht mehr eintretenden Zukunft auf eine Schlägerei eingelassen hatte. „Darüber kann man geteilter Ansicht sein, aber immerhin wisst hier jetzt, wie ihr in den Glücksspielring reinkommt.“ „Sage ich ja. Alles bestens…“ Alexander wäre gestolpert, wenn er ihn nicht festgehalten hätte. „Eigentlich heißt es doch Konkurrenz belebt das Geschäft. Warum sollen wir sie dann ausschalten?“ Hm, vielleicht doch ein bisschen betrunken. „Warte bis morgen früh, dann ist dir alles wieder klar. „Wenn du es sagst...“ Nur mit einem Hauch von Zweifel, doch im nächsten Moment schien Alexander die Frage auch schon vergessen zu haben. Er nahm ihm die Autoschlüssel ab und verfrachtete den Blondhaarigen auf den Beifahrersitz. „Am besten läufst du Anders heute nicht mehr über den Weg. Ihm wird es kaum gefallen, dass du so viel getrunken hast.“ Alexander wartete mit seiner Antwort, bis er ebenfalls im Auto saß. „Der schläft schon längst. Außerdem konnte ich mich schlecht weigern. Dabei mag ich solche Cocktails nicht einmal.“ Er wurde angegrinst. „Ich habe dich doch als Fahrer, also was soll’s?“ Gegen diese Logik kam er nicht an. Wenigstens hatte er sich gemerkt, wie er fahren musste, so dass es nichts machte, als Alexander wegdöste. In der Wohnung war tatsächlich alles dunkel und sie bewegten sich leise genug, um niemanden aufzuwecken. Anscheinend hatte der Empath sich bereits ausreichend erholt, um nicht über die eigenen Füße zu fallen, jedenfalls schaffte dieser es ohne Unfälle ins Bett. Er selbst lag kurz darauf auch im Bett und schlief ein, kaum dass sein Kopf das Kissen berührt hatte – nur um abrupt aus dem Schlaf gerissen zu werden, als die Zimmertür geöffnet wurde. Es war stockduster, bis er munter genug war, das von den Laternen gespendete Licht zu verarbeiten und damit auch Alexanders Gestalt zu erkennen. „Dennis schnarcht“, wurde ihm leise mitgeteilt, was eine Lüge sein konnte oder auch nicht. Der Andere wartete keine Reaktion ab, sondern kroch zu ihm ins Bett, schaffte es trotz der Tatsache, dass sie fast gleich groß waren, den Kopf unter seinem Kinn zu bergen, eng an ihn geschmiegt. Er war überrascht von der Geste, Alexander hatte nie ein derartiges Interesse an ihm gezeigt, aber er wehrte ihn auch nicht ab, sobald deutlich wurde, dass mehr nicht folgen würde. Der Empath fing genug von seiner Verwunderung auf, um unterdrückt zu lachen. Seine Schilde waren wohl nicht ganz geschlossen, ein Umstand, den er sofort behob. „Nahezu jeder wollte dich auf Rosenkreuz ins Bett bekommen. Es ging um die Herausforderung. Dadurch, dass du niemanden an dich herangelassen hast, wurdest du nur noch interessanter. Zusätzlich zu deinem Aussehen und der Sonderstellung, die du eingenommen hast, meine ich.“ Alexander gähnte und heißer Atem stieß gegen seine Haut. „Schuldig war aber eine Ausnahme. Er wollte wirklich _dich_.“ „Das ist mir bereits klargeworden.“ Staubtrocken. Schuldig hatte schließlich kaum eine Gelegenheit ausgelassen, um das unter Beweis zu stellen. Alexander stellte nicht die offensichtliche Frage, schlang lediglich einen Arm um seine Taille und suchte eine bequeme Schlafposition, die auch bald gefunden wurde. „Jetzt kann ich Stephan erzählen, dass ich in einem Bett mit dir geschlafen habe“, hörte er ihn leise murmeln. „Darum geht es hier also?“ Amüsement lag in diesen Worten. „Das habe ich nicht behauptet“, wehrte Alexander ab und klang dabei wie ein kleiner Junge. „Er durfte dich küssen.“ Er musste ein Lachen unterdrücken. Alexander sollte in Zukunft wirklich die Finger von Alkohol lassen. „Er wollte bloß Schuldig ärgern.“ Der Empath schien darüber nachzudenken. „Das hat er mir auch gesagt.“ Ein wenig kleinlaut. „Glaub ihm in Zukunft gleich. Und jetzt solltest du endlich schlafen. Sonst überlege ich es mir anders und schmeiße dich raus.“ Prompt verstärkte sich die Umarmung, aber zumindest schien Alexander auf ihn zu hören. Nur ein leises Geständnis durchbrach die Stille nach einigen Minuten noch einmal. „Ich vermisse ihn manchmal…“ ~TBC~ *seufz* Armer Alexander… Nicht viel passiert, aber das Schreiben hat mal wieder Spaß gemacht. ^^ cya, cu ^-^ Kapitel 183: "Möchtest du so einen Mann an der Spitze Japans wissen?" --------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 183) Titel: Close Distance Teil: 183/20x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Heute gibt es mal ne leicht umgedrehte zeitliche Abfolge ^^# Wir starten am Donnerstagnachmittag bei Omi und gehen dann zum Morgen bei Schwarz über. Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: *knuffz* Auf Arbeit immer noch so viel Stress? Oder haste dich inzwischen darauf eingestellt? Nach nem Urlaub ist es ja immer schlimmer… ^^# @F4-Phantom: Wie heißt es so schön: besser spät als nie! *lach* ^__________^ Anders ist zwar von seiner Art her in CotM anders *no pun intended*, aber ich habe denselben Chara verwendet. ^^ Da der Einsatz eines Talents in der Regel viel mit mentaler Disziplin zu tun hat, kannst du davon ausgehen, dass Alkohol sich negativ auf die Kontrolle eine Talents auswirkt *nod* @Jemma: Ich denke, Alex will eher Stephan etwas heimzahlen, als dass er wirklich Interesse an Crawford hat. ^^ Und ohne den Alkohol hätte er es garantiert nicht gewagt. Ich war der Ansicht, an dieser Stelle war ein bisschen Melancholie erlaubt. Mir tut es ja auch leid, dass ich ihn von Stephan trennen musste, aber so läuft es eben im Leben… @Kralle: Wenn sie nur eine Zweckgemeinschaft wären, hätten sie sich wohl nicht so sehr darüber gefreut, sich in Irland wiederzusehen, ne? ^^ In RftS werde ich mir für die beiden etwas mehr Zeit nehmen und ihre Beziehung wird dort deutlicher werden. *versprech* Immerhin steige ich dort bedeuten früher in die RK-Handlung ein. Teil 183 „Möchtest du so einen Mann an der Spitze Japans wissen?“ „Warum haben Sie mich auf meine eigenen Brüder angesetzt?“ Er stand im Büro des Polizeipräsidenten und schrie Perser beinahe an. Seinen Onkel. Dieser Gedanke war noch neu, mit scharfen Kanten versehen, die ihn schnitten, wenn er ihn berührte. Seit er denken konnte, war dieser Mann so etwas wie sein Ziehvater gewesen. Und nun stellte sich heraus, dass Perser ihn auf eine Weise betrogen hatte, die unvorstellbar grausam war. Perser hatte sich in seinem Sessel zurückgelehnt, das Gesicht im Schatten. „Du weißt, was sie getan haben.“ Abrupt wandte er sich ab, sah aus dem Fenster, auch wenn sein Blick nach innen gerichtet war. Natürlich wusste er das. Aber trotz allem blieb das seine Familie. Es war bitter, Perser dazuzählen zu müssen. „Ist es das? Wurde ich letztendlich dazu ausgebildet, meinen Vater zu töten?“ Denn wenn alles gesagt und getan war, war auch er nur ein Rädchen im Getriebe. „Warum hassen Sie ihn so sehr?“ „Ich hasse ihn nicht.“ Etwas im Tonfall des älteren Mannes ließ ihn an dieser Aussage zweifeln. „Es ist meine Pflicht, gegen ihn vorzugehen. Und da ich es in meiner offiziellen Funktion nicht kann, muss Kritiker diese Aufgabe übernehmen.“ „Was hat er getan?“ Er fragte sich, warum seine Stimme nicht zitterte, obwohl er sich kaum auf den Beinen halten konnte. „Er arbeitet mit einer ausländischen Organisation namens SZ zusammen. Ich weiß nicht, wann sie ihn in ihre Fänge bekommen haben, doch jetzt ist es zu spät. Dein Vater war schon immer machtbesessen und dank ihrer Hilfe steht er nun kurz davor, zum Premierminister von Japan aufzusteigen. Möchtest du so einen Mann an der Spitze Japans wissen?“ Für einen Moment wurde ihm schwarz vor Augen, dann schaffte er es irgendwie, zum freien Sessel zu gehen und ließ sich hineinsinken. SZ… Es gab nur Gerüchte über sie und selbst die waren flüchtig wie Gas, nicht greifbar. Dagegen steckte Kritiker in den Kinderschuhen. Und sein Vater war ihre Marionette, wie es aussah. „Nein“, schüttelte er schließlich den Kopf. „Das will ich nicht.“ Er hob den Kopf und begegnete dem mitleidigen Blick seines Onkels. Denn gerade hatte er Takatori Shuichiro vor sich, nicht Perser. „Etwas ist im Gange“, wurde ihm leise erklärt. „Wir haben noch nicht herausgefunden, worum es geht, doch die Aktivitäten von SZ haben sich verstärkt. Es sind einige Kritiker-Agenten umgekommen, nur um diese wenigen Informationen zu beschaffen.“ In seinem Kopf schwirrte alles. Wusste Hirofumi darüber Bescheid? Nein, bestimmt nicht. Der hatte nur versucht, ihren Vater zu unterstützen. „Sie könnten mir wirklich nicht mehr sagen?“ Es verlangte ihn, zu einer vertrauteren Anrede zu wechseln, aber er war nun als Bombay hier. Perser überlegte kurz, holte dann eine Mappe aus der Schreibtischschublade. „Wir können noch nicht gegen ihn vorgehen, SZ hat ihm Bodyguards zur Verfügung gestellt. Bitte versuche keine Alleingänge, ihr hättet keine Chance gegen sie.“ Vorsichtig griff er nach der Mappe und Erkennen blitzte in blauen Augen auf, als er die Fotos betrachtete. Das waren eindeutig dieser Amerikaner und daneben der Orangehaarige, der ihn zu Hirofumi gebracht hatte. Und dann lag auf einmal ein Stein in seinem Magen. Naoe-san? Das konnte nicht sein. Aber es ergab alles einen furchtbaren Sinn. Dieses Gefühl der Vertrautheit, wenn er mit dem Jüngeren zusammen war. Sie wussten beide, wie es war, nicht dazuzugehören. Die vierte Gestalt sagte ihm gar nichts, doch sie strahlte eine stille Bedrohung aus. Der Gedanke, Perser von Naoe-san zu erzählen, verschwand so schnell wie er aufgetaucht war. „Weiß wird nicht eingreifen. Nicht, bevor wir einen entsprechenden Auftrag erhalten.“ Wieder begegnete er dem Blick des älteren Mannes. „Werden wir ihn erhalten?“ „Könntest du ihn ausführen?“ Eine sanfte Gegenfrage. Sie kam beinahe gegen die Kälte in seinem Inneren an. „Ja.“ Und vielleicht ließ sich das nicht nur auf die Information über SZ zurückführen, sondern hatte mit einer bestimmten Erinnerung zu tun. Daran, dass sein Vater ihn in den Händen der Entführer gelassen hatte, während er von seinem Onkel gerettet worden war. Er schloss die Augen und ließ Bombay für einen Moment ganz gehen. „Wolltest du mich langsam auf dieses Ende vorbereiten?“ In die Dunkelheit hinein gesprochen. Sein Onkel seufzte. „Manchmal weiß ich das selbst nicht.“ Und das war die ehrlichste Antwort, die er erhalten konnte. Sein Gesicht war blass, die Miene jedoch gefasst, als er nach seiner Schultasche griff und anschließend das Büro verließ. Er hatte so etwas wie eine Explosion erwartet, doch in Wirklichkeit hatte das Gegenteil stattgefunden. Ein Traum war in sich zusammengefallen. Auch wenn er nicht wirklich daran zu glauben gewagt hatte, den Rest seiner Familie erhalten zu können, so war da doch Hoffnung gewesen. Er fühlte sich wie ausgehöhlt, spürte kaum die Wärme der Sonne. Alles was ihm bleiben würde, war ein vertrauter und gleichzeitig fremder Onkel sowie sein Bruder. Sie waren keine Familie mehr, nur noch auseinandergebrochene Teile, die hilflos versuchten, allein klarzukommen. Er musste sich geradezu dazu zwingen, sich von diesen Überlegungen zu lösen. Denn selbst bei Weiß konnte er mit niemandem darüber reden. Und so war es ein Lächeln, mit dem er Ken begrüßte, als er sich zu ihm gesellte. Wenigstens gab es bei dieser Arbeit keine bösen Überraschungen und er war direkt froh über die Ablenkung, die die fröhlichen Stimmen der Schulmädchen mit sich brachten. „Ich möchte einen ganz großen Blumenstrauß kaufen.“ Zunächst wunderte er sich, was ihn hatte aufhorchen lassen, dann wurde ihm bewusst, dass die ältere Frau Englisch gesprochen hatte. Ken warf ihm einen hilflosen Blick zu, hatte anscheinend nicht viel aus seiner Zeit im Heim behalten und er erwiderte ihn mit einem belustigten Lächeln. „Was für Blumen sollen es denn sein?“, kam er dann dem Braunhaarigen zur Hilfe. „Das ist egal. Hauptsache es sieht schön bunt aus.“ Ihr Lächeln war voller Freundlichkeit und Wärme, was ihn nicht unberührt ließ. Daher ignorierte er auch die Tatsache, dass sie viel zu wenig Geld dabei hatte, offensichtlich die hiesigen Preise nicht gewohnt war. Munter übersetzte er für Ken ihren Bericht über einen Jei, den sie nach vielen Jahren wiedersehen würde, während er dabei war, den gewünschten Strauß zusammenzustellen. Anscheinend kam sie aus Irland und hatte irgendwie herausgefunden, dass ihr ehemaliger Schüler jetzt hier lebte. Und nachdem sie genug Geld zusammengespart hatte, war sie einfach so hergeflogen. „Ich habe einen Aufruf ins Internet gestellt. Ich bin mir sicher, dass er ihn lesen wird. Gott wird dafür sorgen.“ Er nickte nur und hätte es dabei belassen, doch nun war Ken aufmerksam geworden und er konnte sich schlecht weigern, dessen Fragen zu übersetzen. Sie war eine Nonne, doch der Zusammenhang mit Kens plötzlicher Besorgnis wurde ihm erst klar, als sich die alte Frau – Ruth hieß sie – bereits verabschiedet hatte, voller Dank und mit der Bemerkung, was für liebe Jungs sie doch seien. „Wenn sie eine Nonne ist, dann ist sie in Gefahr!“, brach es aus Ken heraus, kaum dass sie mal eine Minute für sich hatten. Er erinnerte sich wieder an den Bericht, der gestern im Fernsehen gelaufen war und den der Besuch bei Perser vollkommen aus seinem Bewusstsein verdrängt hatte. „Mach dir keine Sorgen, sie arbeitet doch nicht einmal in einer Kirche hier. Es besteht keine Gefahr.“ „Wir müssen sie trotzdem warnen!“ Ken blieb hartnäckig und er konnte sich denken, woran das lag. Er brachte es nicht übers Herz, diese Bitte abzulehnen. „Wir kennen weder ihre Adresse noch eine Telefonnummer. Doch ich werde versuchen, diese Internetseite zu finden, von der sie gesprochen hat.“ Ken lächelte erleichtert. ****** Er fühlte sich einfach nur gut, als er aufwachte. Und als nach und nach die Erinnerung an die vergangene Nacht zurückkehrte, wurde ihm auch der Grund dafür klar. Ein Lächeln flog über seine Lippen, während gleichzeitig seine Wangen wärmer wurden. Vorsichtig drehte er sich auf die Seite und betrachtete Crawford, der noch zu schlafen schien. Langsam, ach so langsam, streckte er die Hand aus, strich über warme, leicht angeraute Haut, der die Begegnung mit dem Rasierer noch bevorstand. Ein weiteres Lächeln. Das hier war real. Im Vergleich verblasste alles andere. Das Wissen um diese seltsamen Talente, das er noch gar nicht richtig verarbeitet hatte. Farfarellos blutbefleckte Sachen gestern und die Bilder im Fernsehen danach. Die Tatsache, dass auch Crawford erst vor zwei Tagen getötet hatte – und wer wusste schon, wie oft zuvor. Braune Augen wurden aufgeschlagen, sahen ihn an und da war es wieder, dieses Gefühl zu fallen. Und jetzt wusste er auch, was es bedeutete. Er schluckte, barg sein Gesicht dann an Crawfords Schulter. Bewegung, nur ein bisschen, ein Arm wurde um ihn geschlungen. Genug Gewicht, um Sicherheit zu versprechen. „Nicht Aya, oder?“ Er wagte kaum zu fragen. „Nein, nicht Aya.“ Die Stimme des Älteren war ernst, als dieser antwortete. „Aber du solltest dir überlegen, ob du Farfarello wirklich begleiten möchtest, wenn er dich darum bittet.“ Er hatte eine sehr gute Vorstellung, was er zu sehen bekommen würde. Aber wie könnte er erwarten, von ihnen akzeptiert zu werden, wenn er davor zurückschrecken würde? Den Kopf hebend begegnete er Crawfords Blick, dessen Lippen zuckten, als dieser ihm die Antwort vom Gesicht ablas. Gleich darauf war Crawford zu sehr beschäftigt, seinen Kuss zu erwidern, um etwas zu sagen. Er rollte sich auf den Älteren, vergaß völlig den leisen Schmerz, der neben den Erinnerungen auch ein Überbleibsel von gestern war. Er würde viel mehr auf sich nehmen, um wieder mit Crawford zu schlafen. Kräftige Hände glitten seinen Rücken entlang und er streckte sich unter ihnen. Mm, das fühlte sich gut an. Hungrig nach mehr lächelte er in den Kuss hinein. Und Crawford ließ ihm seinen Willen. „Guten Morgen, Ran-chan.“ Schuldig war bereits in der Küche zugange und schenkte ihm ein anzügliches Grinsen. „Möchtest du vielleicht ein Kissen für den Stuhl haben?“ Blut schoss ihm in die Wangen, aber ein Blick zu Farfarello hin erinnerte ihn an etwas. Er konzentrierte sich darauf, sehr hungrig zu sein. „Danke, aber das ist nicht erforderlich.“ Der Ire lachte leise, als Schuldigs Augenbrauen in die Höhe schossen. Er setzte sich hin – mit mehr Vorsicht als normalerweise – und hatte gleich darauf den Gleichaltrigen neben sich. Farfarello kniete auf dem Fußboden, stützte beide Arme auf seinen Oberschenkeln ab. In dem bernsteinfarbenen Auge glitzerte Wildheit, wie er sie nur selten bei ihm so ausgeprägt gesehen hatte. „Es ist gut, nicht wahr?“ „Ja…“ „Besser?“ Farfarello drehte den Arm, zeichnete die Linie nach, wo der Ire sich selbst geschnitten hatte. Um ihm die Schärfe des Messer zu beweisen. Um ihm ein Stück Wirklichkeit zu geben. Er verstand inzwischen viel besser. Schmerz war echt, doch Farfarello hatte sich auf Gefühle im Allgemeinen bezogen. Es war genauso real, jemand anderen zu berühren. Und auf jeden Fall besser. „Ja“, sagte er ein weiteres Mal, erntete ein Lächeln dafür. „Ich werde dir noch mehr zeigen.“ Crawfords Warnung schoss ihm durch den Kopf, doch er nickte. Er wollte die Wahrheit. Keine Geheimnisse, keine Überraschungen. Hinter sich hörte er Crawford die Küche betreten und sie wandten sich beide gleichzeitig zu dem Älteren um. Schuldig quittierte das mit einem Grinsen. „Also eure geheimen Pläne könnt ihr schon mal vergessen.“ „Wer behauptet, sie seien geheim?“ Farfarello ließ Crawford nicht aus dem Auge, als dieser näher trat. „Siehst du nicht, dass er längst Bescheid weiß?“ Der Orangehaarige musterte Crawford, zuckte dann lässig mit den Schultern. „Natürlich. Vor unserem Musterknaben bleibt eben nichts geheim. Und ich dachte, er wäre ausreichend abgelenkt gewesen. So kann man sich irren…“ Farfarello lachte und kam auf die Beine, ging zum Mixer hinüber, verfolgt von einem Paar misstrauischer grüner Augen. „Was hast du vor?“ Er musste sich ein Lächeln verkneifen, als der Ire die Frage einfach ignorierte und sich stattdessen an Crawford wandte. „Ich darf ihn doch mitnehmen?“ Etwas Anspannung verschwand aus Schuldigs Schultern, als Farfarello lediglich nach Obst griff, um es im Mixer zu zerkleinern. „Wenn Ran es wünscht“, meinte Crawford ruhig, setzte sich dann neben ihn. „Gut. Morgen Nachmittag wartet sie auf mich.“ Der Mangel jeglichen Ausdrucks ließ ihn den Kopf von Crawford abwenden, hin zu dem Gleichaltrigen, der sich gerade Fruchtmus übers Müsli schüttete. Als spürte Farfarello seinen Blick, sah dieser von seinem Tun auf. „Ich werde dir die Person vorstellen, die von meiner Familie übrig geblieben ist. Meine Mutter.“ Sein Mund wurde trocken und er war voll und ganz auf den Tick fixiert, der in der linken Wange des Anderen zuckte, so dass ihm die Reaktion von Crawford und Schuldig entging, die einen langen Blick austauschten. Er war auf den Beinen, bevor es ihm richtig bewusst wurde, stand gleich darauf neben Farfarello. „Ist alles in Ordnung mit dir?“ Hände griffen nach seinen und der Tick verschwand. Sie glitten seine Arme entlang, nach oben, umfassten sein Gesicht. Für einen Moment glaubte er, Farfarello würde ihn küssen, doch er wurde nur aufmerksam angesehen. „Ja, ich bin trotz allem nicht allein. Das hat Er nicht geschafft.“ Sie lächelten gleichzeitig. Egal was Farfarello morgen tun würde, nichts konnte ihn von hier vertreiben. Schuldig räusperte sich laut. „Soll ich euch ein paar Taschentücher bringen?“ Sein Gegenüber grinste, lehnte sich dann vor, um über seine Schulter hinweg zu antworten. „Wird es dir zu emotional?“ Die Arme wurden nun locker um seine Taille geschlungen, so dass er in einer Umarmung landete, ohne zu wissen, ob sich Farfarello dessen überhaupt bewusst war. „Jupp, mir kommen bereits die Tränen.“ Schuldig lachte. „Ihr solltet euch einfach hinsetzen und frühstücken. Sobald ihr etwas im Magen habt, geht es euch bestimmt besser.“ „Ich glaube, Essen ist nur für dich ein Allheilmittel.“ Crawford klang amüsiert. Er lehnte sich seinerseits gegen Farfarello und spürte, wie sich dessen Umarmung verstärkte. Er fühlte sich wirklich gut. ~TBC~ Omi muss so viele Rollen spielen, dass ich mich manchmal frage, wie er noch halbwegs normal bleiben kann… cya, cu ^-^ Kapitel 184: "Rückblicke LXXIV - Hast du mich vermisst, Crawford?" ------------------------------------------------------------------ Close Distance (Teil 184) Titel: Close Distance Teil: 184/21x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Zeit, mit dem letzten Abschnitt auf Rosenkreuz zu beginnen… Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: *grins* Ich hab jetzt noch mehr, was du lesen kannst! ^___~ Aber keine Sorge, das sind nur drei Drabbles. Gar kein Vergleich zu CotM. @F4-Phantom: Blutrünstig bist du aber gar nicht, was? *lach* Zu viel von toughs Fanfics gelesen, nehme ich an. ^.~ Sorry, aber inzwischen müsstest du eigentlich gelernt haben, dass CD etwas… langsam voranschreitet. Das heißt, nächste Woche klappt es noch nicht so ganz mit der erwarteten Szene ^^# *nod* Es gibt Omi und Bombay, obwohl er es sich nicht wirklich eingesteht. Was eigentlich seltsam ist, da er (zumindest in meiner Fanfic) sehr wohl zwischen Ken und Siberian unterscheiden kann. @Kralle: Ha, du hast ja deinen alten Nick zurück *grins* Jupp, du hast die richtige Stelle getroffen. Sie hatten sich wiedergesehen, als es darum ging, Farf zu holen. Und davor… kannten sie sich schon eine ganze Weile auf RK. Bin aber nicht überrascht, dass du das nicht mehr weißt. Ist ein „paar“ Kapitel her *ehe* Zum ersten Mal treten Stephan und Alexander in Kapitel 44 auf. @Jemma: Wenn wir mal ganz ehrlich sind, haben doch alle Weißjungs leicht was an der Klatsche… ^^°°° Omi (und ich wollte eben schon Bombay schreiben) versteckt es bloß am besten. Du erwartest von mir, dass ich weiß, wie viel Crawford weiß? o.Ò Du beliebst zu scherzen. ^^ Aber selbst wenn er keine Hilfe seines Talentes gehabt hat, ist Crawford inzwischen zweifellos sehr wohl in der Lage, Rans Reaktionen abzuschätzen. Hm, wie schon bei F4-Phantom gesagt, nächste Woche wird es noch nix. Und geh besser nicht davon aus, dass ich – mal von Ran abgesehen – die Szene aus dem Anime übernommen habe. ^.~ Schließlich ist das hier meine Geschichte, also wird die Sache… passend gemacht. *grins* Teil 184 „Rückblicke LXXIV - Hast du mich vermisst, Crawford?“ Es war schon recht spät, als er auf Rosenkreuz eintraf und die klare, frische Luft legte sich wie ein vertrauter Mantel um ihn. Für einen Moment nur blieb er stehen und atmete tief durch, trat dann einen Schritt vor, so dass der Fahrer die Tür hinter ihm zuschlagen konnte. Die Schüler waren bereits auf ihren Zimmern, die Gänge erstreckten sich leer und still vor ihm. Er begegnete nur einmal einem der Trainer und nach einem knappen Gruß brachte er möglichst schnell viel Abstand zwischen sie. Ein schmales Lächeln zupfte an seinen Lippen. Das würde sich wohl niemals ändern. Sie konnten einfach nichts mit ihm anfangen. Er passte nicht in ihre perfekte kleine Welt. Mit diesem Gedanken öffnete er die Tür zu seinem Quartier und gleich darauf wurde ihm der Koffer aus der Hand genommen. „Du klingst nicht besonders unglücklich darüber.“ Amüsiert. Sein Herz begann schneller zu schlagen, aber nicht vor Überraschung. Er hatte gewusst, dass Schneider hier sein würde. „Es kann mir ja auch egal sein, was sie von mir halten.“ Der Direktor lachte leise. „Arrogant wie immer. Das mag ich so an dir.“ Die Belustigung stand auch in den eisblauen Augen. „Du hast unterwegs gegessen, nicht wahr? Lass uns etwas spazieren gehen.“ Sein Nicken war Bestätigung und Zustimmung zugleich. Sie liefen am Schwimmbecken vorbei und dann an den Tennisplätzen. Beinahe konnte er das Plopp-Plopp der Bälle hören und für einen Moment wurde er zurückversetzt in seine Anfangszeit auf Rosenkreuz. „Hier ändert sich nicht viel, hm?“ Er lächelte. „Stimmt.“ Aber für ihn hatte sich im Vergleich zu damals etwas geändert. Diese Mauern würden ihn bald nicht mehr wiedersehen. „Du hast dich also beruhigt…“ Unvermittelt, als hätte es die letzten Wochen nicht gegeben. Und die Ruhe verflüchtigte sich. Er sagte nichts, sondern ging einfach weiter, verfolgt von fast unhörbaren Schritten. Bäume umgaben sie, nachdem er den Weg verlassen hatte und der Wind fuhr durch die Wipfel, während Ausläufer seine Haare zersausten. Er spielte Verstecken mit sich selbst und war beinahe erfolgreich damit. Irgendwann blieb er stehen und die Schritte kamen hinter ihm zum Erliegen. Schneider seufzte leise. „Manchmal bist du wie ein kleines Kind, Crawford.“ Es folgte keine Berührung und als er sich umdrehte, stand der Direktor mit dem Rücken zu ihm. Eine Hand ruhte am Baumstamm, die andere war in die linke Hosentasche geschoben worden. Schneider sah in die Ferne, dorthin, wo der Himmel dunkel genug war, um Sterne erkennen zu lassen. Er wollte widersprechen, fand aber nicht die nötigen Worte. Hieß das, dass Schneider Recht hatte? Der Ältere lachte leise und ohne viel Humor. „Hast du dich mit Anders vertragen?“ „Ja, wir haben beide den notwendigen Abstand gewahrt.“ Natürlich wusste Schneider davon, dass er mit anderen Precogs nicht besonders gut klarkam. Aber Anders war eine Ausnahme gewesen. „Er ist in Ordnung“, fügte er dann noch hinzu. „Wird sein Urteil auch so lauten? Du weißt, dass er einen Bericht über dich abzugeben hat?“ „Ja, ich weiß. Und warum sollte es nicht so lauten? Ich war sowieso die meiste Zeit nur ein Beobachter und ich habe keine Fehler gemacht.“ „Natürlich nicht…“ Er hörte das Lächeln heraus und trat einen Schritt näher an den Älteren heran. Schneider sprach weiter, ohne darauf zu reagieren. „Du kommst genau zur richtigen Zeit. Nächste Woche werden die Abschlüsse vergeben. Und die Ältesten sind hier, um diese Schüler einer letzten Beurteilung zu unterziehen. Sie werden auch mit dir reden wollen.“ Weil es seine letzten Tage hier waren. Weil er danach ein eigenes Team führen würde. Der Gedanke erfüllte ihn mit Vorfreude und krampfte ihm gleichzeitig den Magen zusammen. Er schob ihn von sich und tat einen letzten Schritt. Es waren nur noch wenige Zentimeter, die ihn von Schneider trennten. Er musste sich nur ein klein wenig vorlehnen und seine Stirn berührte den Nacken des Älteren. Aber es war nicht genug. Mit der rechten Hand schlüpfte er unter Schneiders Weste, seine Finger breiteten sich über dessen Bauch aus. Sie standen stumm da, während er sich wieder auf die Nähe des Anderen einstellte. Eine heiße Flut aus Verlangen schwemmte über ihn hinweg, als sein Körper Schneiders Anwesenheit zu registrieren begann. Er atmete scharf ein und seine Hand machte sich selbständig, begann den Gürtel zu öffnen, der als Hindernis wahrgenommen wurde. Darüber vergaß er völlig, wo sie sich befanden und es war sowieso egal, da Schneider zufällige Beobachter, die es um diese Zeit eh nicht geben dürfte, problemlos fernhalten könnte. „Was denkst du, dass du da gerade machst?“ „Ich denke gar nicht…“, flüsterte er und küsste Schneider direkt unter dem Haaransatz. Seine andere Hand war zu Schneiders Linken vorgedrungen, so dass sich ihre Finger verschränken konnten, immer noch gefangen in der Wärme der Hosentasche. Der Gürtel gab nach und er presste sich eng an den Älteren, als er sein Ziel fand. Er selbst war auch schon halb hart und jetzt strömte noch mehr Blut nach Süden. Himmel… „Herr Schneider, bitte…“ Ungeduldig löste er sich kurz von dem Älteren und wartete darauf, dass Schneider sich zu ihm umdrehte, um ihn dann gegen den Baum zu drängen. Sie küssten sich hart und endlich war da die geistige Berührung, die einen Stromstoß durch ihn sandte, der an Schmerz grenzte. Die Vertrautheit ließ ihn aufstöhnen und dann sank er auf die Knie, um Schneiders Hose ganz zu öffnen. Er hätte nicht mehr länger warten können und Schneider ließ ihn nur zu bereitwillig weitermachen. Der Höhepunkt des Älteren riss ihn mit sich, ohne dass er sich selbst berühren musste und es war schwierig, danach wieder auf die Beine zu kommen. Warme Hände halfen ihm, woraufhin er sich in Schneiders Umarmung wiederfand und sanfte Belustigung streifte ihn. „Hast du mich vermisst, Crawford?“ Noch mehr Amüsement. „Mm…“ Die Zeit mit Herrn Rodriguez war zwar nett gewesen, aber es hatte immer etwas gefehlt. Schneider verfolgte seine Gedanken und lachte leise. „Ah, Ramon. Ist er immer noch so ein Energiebündel wie früher?“ „Ganz bestimmt. Es ist schwer vorstellbar, dass er noch schlimmer war“, murmelte er gegen das Jackett des Älteren. Ein weiteres Lachen, gefolgt von einem Kuss. Und er fragte sich, worüber Herr Rodriguez sich eigentlich Sorgen gemacht hatte. „Aber er hatte Recht. Ich hätte ihm den Hals umgedreht, wenn er dich angerührt hätte.“ Belustigung durchzog diese Worte und machte es ihm unmöglich einzuschätzen, was er von dieser Aussage zu halten hatte. Und so sagte er gar nichts dazu. „Ich muss aus diesen Shorts raus“, meinte er stattdessen, allmählich nicht mehr in der Lage, die klebrige Feuchtigkeit zu ignorieren. Nur Schneider konnte es schaffen, ihn so die Kontrolle verlieren zu lassen. „Das wird sich einrichten lassen.“ Eine kurze Pause. „Aber du musst den ersten Schritt tun.“ Hitze stieg in seine Wangen und hastig löste er sich von Schneider, der immer noch zwischen ihm und dem Baum gefangen gewesen war. Und auch wenn es zu dunkel war, um sie zu erkennen, konnte er die Belustigung in den eisblauen Augen spüren. Schneider richtete sich die Kleidung, dann suchten sie ihren Weg zurück in Richtung Hauptgebäude und ihm wurde bewusst, dass er vorhin ein ziemliches Stück gelaufen sein musste, ohne es zu registrieren. Er verhielt sich schon wieder irrational, die Zeit seiner Abwesenheit hatte nichts daran geändert. Er seufzte innerlich. Und Schneiders Lachen in seinem Kopf machte es nur noch schlimmer. Es musste bereits auf Mitternacht zugehen, als sie die Unterkunft des Älteren erreichten. Am vernünftigsten wäre es gewesen, schlafen zu gehen, aber gerade wollte er nicht vernünftig sein. Eisblaue Augen blitzten ihn an und diesmal war da kein Amüsement sondern nur Hitze. Schneiders Hände schienen sich durch seine Sachen zu brennen, hinterließen Abdrücke auf seiner Haut und der leise Schmerz verankerte ihn in der Gegenwart. Hungrig zog er den Älteren in einen weiteren Kuss und genoss die vertrauten Berührungen. Schneider hatte wenigstens keine Angst, ihn zu hart anzufassen. Knöpfe wurden gelöst, während er rückwärts stolperte, aber er hatte nicht die Geduld, das Hemd auch auszuziehen. Seine Finger waren schon wieder mit Schneiders Gürtel beschäftigt und eine seltsame leise Stimme im hintersten Winkel seines Verstandes fragte verärgert, warum der Ältere sich eigentlich die Mühe gemacht hatte, ihn wieder zu schließen. Schneider hüllte ihn in Belustigung ein, die aber schnell in Hitze unterging und endlich hatte er die Hose offen, trat gleichzeitig aus seiner eigenen heraus. Anscheinend hatte Schneider keine Probleme mit zitternden Fingern, weswegen er es dem Direktor überließ, sie fertig auszuziehen. Gleich darauf lag er auf dem Bett und hatte endlich Schneiders Gewicht über sich, so wie es sein sollte. Seine Finger vergruben sich in sandblondem Haar und ihre Zähne schlugen beinahe gegeneinander, so heftig küsste er den Älteren. Er biss ihm in die Unterlippe und Schneider ließ es zu, übte einfach ein bisschen mehr Druck aus und hielt ihn mit seinem Körpergewicht ruhig genug, um ihn ausreichend vorzubereiten. Etwas, was ihn in diesem Moment nur mit noch mehr Ungeduld erfüllte, wofür er morgen aber fraglos dankbar sein würde. Seine Hände wanderten weiter, Fingernägel gruben sich in Schneiders Rücken, hitzig, als könnte er ihm dadurch noch näher kommen. Er wollte kein Vorspiel, das hatte er vorhin gehabt und Schneider folgte seinem Wunsch, drang in seinen Verstand ebenso wie in seinen Körper ein. Der Schrei blieb ihm in der Kehle stecken, als alles außer den aktuellen Empfindungen hinweggewischt wurde. Das Blut rauschte ihm in den Ohren und er spürte heißen Atem, bevor sein Mund wieder den des Älteren fand. Vor seinen Augen tanzten bunte Funken, auch nachdem er sie geschlossen hatte und dann wurde es zu viel und er ließ los. Schwärze umfing ihn, doch nur für einen Herzschlag, denn Schneider sorgte dafür, dass er bei Bewusstsein blieb. Und so starrte er in eisblaue Augen, während Schneiders Orgasmus den Spuren seines eigenen folgte, ihn vollkommen ausgelaugt zurückließ. Anschließend war er schweißgebadet, lauschte auf ihre Atemzüge, während er Schneider auf sich festhielt. Sie wechselten von stoßweise zu einem gleichmäßigeren Rhythmus und damit einher ging eine zunehmende Müdigkeit, die ihn seine Umarmung schließlich lösen ließ. Schneider stützte sich auf und strich ihm ein paar Strähnen aus der Stirn. „Wenn du Leistungssport betreiben willst, gibt es sicher bessere Möglichkeiten als Sex.“ Mit einem Lächeln. Er erwiderte es. „Aber bestimmt keine so befriedigenden.“ Dann machte er sich an die schwierige Aufgabe, sich aufzusetzen. Er vermeinte sich zu erinnern, einmal mehr Kraft besessen zu haben… Da war ein leises Lachen und jemand, der ihm unter die Dusche half, aber ihm fehlte die Energie, das wirklich zu verarbeiten. Er wusste nur noch, dass er kurz darauf wieder im Bett lag und im letzten Moment bevor er einschlief, zog er den warmen Körper neben sich noch ein Stückchen näher an sich heran. Er war allein im Bett, als er aufwachte und die Sonne schien viel zu hell. Mit einem schmalen Lächeln streckte er die Hand aus und hielt so die blendenden Strahlen zurück. Wie es aussah, hatte er verschlafen. >Wieso? Du musstest doch gar nicht früher aufstehen, nicht wahr?< Amüsement lag in der mentalen Stimme, die ihm verriet, dass Schneider noch hier sein musste. Also stand er auf und zog die Sachen an, die für ihn bereitlagen, bevor er in die Küche ging, um sich etwas zu essen zu holen. Da Schneider sich allerdings nicht dort aufhielt, nahm er das Tablett mit ins Wohnzimmer, setzte sich zu ihm an den Tisch. Schneider hatte eine Tasse mit heißem Kaffee sowie irgendwelche Unterlagen vor sich, begrüßte ihn mit einem flüchtigen Lächeln. „Geht es dir besser?“ Er neigte den Kopf ein wenig, während er Butter auf sein Brötchen strich. „Es ging mir gar nicht schlecht.“ Verwirrt. Mundwinkel zuckten, dann traf ihn der Blick der eisblauen Augen. Er erwiderte ihn, bis Schneider sich schließlich mit einem nachsichtigen Kopfschütteln wieder den Papieren zuwandte. „Herr Jansen hat mich informiert, dass alles für euch bereit ist. Du weißt, wo Jei untergebracht wird?“ „Ja.“ Sie konnten den Iren einfach nicht mit in dem Apartment wohnen lassen. Dessen Verhalten würde das zu zu viel Arbeit machen. Es hatte sich nicht sehr verändert, seit Farfarello hier war. „Vielleicht ist es besser, wenn du Schuldig so weit es geht von der Anstalt fernhältst. Er wird keine guten Erinnerungen an Dr. Hinkaru haben.“ Seine Lippen kurvten sich in ein kühles Lächeln. „Schuldig wird tun, was ich ihm sage. Und seine Aufgabe wird es weiterhin sein, sich um Farfarello zu kümmern. Wenn er dabei dem Arzt über den Weg läuft, hat er sich eben zusammenzureißen.“ Schneider schien amüsiert. „Ich zweifle nicht an deinen Führungsqualitäten. Vergiss aber nicht, dass manchmal ein bisschen Kooperation weiter hilft als Befehle.“ Er runzelte überrascht die Stirn. „Widerspricht das nicht dem, was uns hier beigebracht wird?“ Und da waren sie wieder, die eisblauen Augen. „Du hast einen eigenen Kopf und kannst ihn auch gebrauchen. Also spiel hier nicht den Musterschüler.“ Der Ältere zog ihn auf, das spürte er genau und Belustigung erfüllte ihn. „Wollen Sie mich bei den Ältesten durchfallen lassen?“ „Nein, das wäre kontraproduktiv. Ich möchte nur, dass du es mit deinem Team weit bringen wirst.“ Das klang schon bedeutend ernster. Er deutete trotzdem eine Verbeugung an. „In dem Fall werde ich darauf achten, dass Schuldig sich nicht zu sehr herumkommandiert fühlt. Alles im Sinne eines besseren Teamgeistes.“ Schneider lachte auf. „Du wirst schon wieder frech. Und jetzt iss, damit du später genug Kraft hast, um dich mit deinen beiden künftigen Teammitgliedern auseinanderzusetzen.“ Gehorsam griff er nach seinem Brötchen, weil er so wenigstens nicht in die Versuchung geriet, dem Älteren die Zunge rauszustrecken. Oder auch sich auf ihn zu stürzen. Beide Reaktionen wären gerade wenig hilfreich. „Könnten wir heute noch…?“ Schneider lächelte auf die Unterlagen herab. „Welche Art von Sport?“ „Wenn Sie so fragen, beides.“ ~TBC~ Hm… vielleicht gäbe es in meiner Fanfic mehr Handlung, wenn es mir nicht so viel Spaß machen würde, über Schneider und Crawford zu schreiben. Dann wäre CD aber auch um einiges kürzer. ^^# Und in Sachen Eigenwerbung *grins*: hab über Crawford drei zusammengehörige Drabbles geschrieben. Würde mich freuen, wenn sich jemand dafür interessiert. Habt auch nicht viel zu lesen dafür (ein Drabble hat nur 100 Wörter *zwinka*) cya, cu ^-^ Kapitel 185: "Sie hat er gehasst, weil sie ihn gelehrt hat, dass Gott gut ist" ------------------------------------------------------------------------------ Close Distance (Teil 185) Titel: Close Distance Teil: 185/21x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Immer noch Donnerstagvormittag, nachdem Ran sich zur Schule aufgemacht hat. Danach Wechsel zu Ran. Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Bist du eigentlich arg im Stress? Ich habe jetzt ja schon ne Weile nicht mehr von dir gehört. o.O *knuffz* @Jemma: Mir geht es hier wie Crawford, ich bin mir nicht ganz sicher, wie ernst Schneider diese Aussage gemeint hat. ^^# Aus Gründen der Raison würde er Herrn Rodriguez natürlich nichts… wirklich Schwerwiegendes antun. Ich denke, Schneider wollte mit diesen Worten eher Crawford einen kleinen Hinweis darauf geben, dass ihm ihre Beziehung schon was bedeutet. *am Kopf kratz* *grins* Ich bin erleichtert zu lesen, dass du solche Kapitel auch magst ^.~ @Kralle: So ganz war er wohl nicht ausgelastet. *dir Recht geb* Aber ich kann ihn verstehen, schließlich hatte er Schneider ne Weile nicht gesehen *snicker* Das mit Schuldig ist ein bisschen schwierig. Er wurde von Schneider und Crawford nach RK geholt, nachdem er sein Elternhaus (mitsamt Familie drin) abgebrannt hat. Die genauen Umstände sind aber gar nicht in CD erwähnt (deswegen kannst du dich auch nicht dran erinnern ^^#), sondern in „Bright Nights“ Kapitel 32-34. Der Background ist für Schuldig in beiden Storys der gleiche, deshalb habe ich die Kapitel nicht neu geschrieben. Lies einfach dort vorbei, um alles Wichtige zu erfahren. ^^ @F4-Phantom: *grins* Crawford ihn von Anfang an in Gedanken einfach nur ‚Schneider’ genannt. Aber Brad in CotM denkt als ‚Herr Schneider’ von ihm. ^.~ Was für ein Glück, dass du Schneider so magst, denn in nächster Zeit wird er wirklich viel Platz in meinen Storys einnehmen. Neben CotM gibt es da ja noch das Sequel dazu und dann kommt RftS. Wie du siehst, wirst du ihn nicht mehr so schnell los, wenn du weiterhin meine Fanfics liest. *ehe* @Hexe-Chan: Ich weiß, dass ich mich nicht gerade auf Omi konzentriere, aber von Weiß ist er mir in dieser Geschichte immer noch der Wichtigste. Weswegen du davon ausgehen kannst, dass er auch weiterhin immer mal wieder auftauchen wird. ^^ Ich hoffe, die Infos zu der entsprechenden Episode haben dir in Sachen Ruth und Farf ein bissl weitergeholfen. Und ansonsten bekommst du ja meine Version in den folgenden Kapiteln auch geliefert. ^^ Teil 185 „Sie hat er gehasst, weil sie ihn gelehrt hat, dass Gott gut ist“ „Hältst du es für eine gute Idee, Farfarello jetzt raus zu lassen?“ Schuldig setzte sich in den Sessel, musterte ihn von dort aus. „Er hat sich gestern ausgetobt. Heute wird nichts passieren.“ „Sagst du das oder dein Talent?“ Seine Mundwinkel kurvten in ein unfreiwilliges Lächeln. „Wir beide.“ „Dann bin ich ja erleichtert.“ Schuldig scherzte nicht, auch wenn es so klang. Die grünen Augen wurden geschlossen, während Schuldig sich endlich auch in den Sessel hinein entspannte. „Wusstest du, dass er sich daran erinnert?“, wurde er dann leise gefragt. „Nein. Alles wies darauf hin, dass Farfarello die Umstände damals verdrängt hat.“ Nachdenklich runzelte er die Stirn. „Er ist auf Rosenkreuz befragt worden. Seiner Aussage nach war seine Familie ermordet worden, als er nach Hause kam. Etwas, das er Gott nie verzeihen würde.“ „Und diese Schwester, Ruth?“ „Sie hat er gehasst, weil sie ihn gelehrt hat, dass Gott gut ist.“ Sarkasmus färbte diese Worte und Schuldigs schmales Lächeln reflektierte seine Einstellung. Doch der Orangehaarige sagte nichts, ließ ihn weitersprechen. „Beides zusammen sorgte dafür, dass seine primären Ziele Priester und Nonnen sind, alle, die das Wort Gottes lehren. Das war schon damals in Irland so.“ „Meinst du, sie hat ihn über diese Spur gefunden?“ „Ja. Schwester Ruth musste wissen, dass Jei seine Familie getötet hat, auch wenn sie es nie den Behörden gemeldet hat. Ihr konnte kaum die Verbindung zu der danach startenden Mordserie entgehen.“ Schuldig betrachtete seine Hände, sah dann wieder zu ihm hinüber. „Warum kommt sie jetzt erst? Farfarello hatte sich in letzter Zeit doch sehr zurückgehalten.“ Warum nur nahm jeder an, er hätte alle Antworten… „Wer weiß, wie lange sie gebraucht hat, seine Spur wieder aufzunehmen? Dann benötigte sie noch das Geld und den Mut für diese Reise. Es wird eine Mischung aus alldem gewesen sein.“ „Sie hat sich einen miserablen Zeitpunkt ausgesucht. Man könnte fast meinen, dass es Ihn doch gibt und Er sich jetzt ins Fäustchen lacht.“ Er schüttelte den Kopf. „Denk darüber nach. Es bedeutet einen Abschluss für ihn. Vielleicht wird er sich an alles erinnern.“ „Und wie soll es Farf helfen, zu wissen, was er damals getan hat?“ „Vielleicht kann er es verarbeiten.“ Sein Blick hielt die grünen Augen fest. „Du hast auch gelernt, mit deiner Tat zu leben.“ Und auch Schuldig konnte sich dabei an dem Wissen festhalten, zuerst verraten worden zu sein. Er hatte nicht vor, dem Jüngeren jemals die volle Wahrheit zu enthüllen. Und das ließ die folgenden Worte etwas bitter schmecken. „Du hast gesehen, was der Selbstbetrug aus ihm gemacht hat. Wer ist dir lieber, Farfarello oder der junge Mann, der allmählich zum Vorschein kommt?“ Schuldig musste nichts sagen, sie kannten beide die Antwort. „Aber wenn er wieder zu Jei wird, wird er dann so laut sein wie alle anderen?“ Unsicherheit flackerte über das Gesicht des Jüngeren. Und er musste an die Rätsel denken, vor die sie Farfarello schon immer gestellt hatte. Woher konnte der Ire wissen, dass Ruth seine richtige Mutter ist? Woher kam diese Schmerzunempfindlichkeit? „Ich glaube, er wird weiterhin etwas Besonderes bleiben.“ Mit einem Lächeln. Schuldig erwiderte es nach einem Moment des Zögerns. Er wusste nicht genau, an welcher Stelle er das Richtige gesagt hatte, doch der Telepath schien zuversichtlicher zu sein als zuvor. Was sich auch darin zeigte, dass Schuldig das Thema wechselte. „Erlaubst du Ran deswegen, Farf zu begleiten? Um ihm die Wahrheit über uns vor Augen zu führen?“ Ein Schnauben schloss sich dem an. „Als ob Ran nicht schon genug wüsste…“ Anscheinend war die Frage nur rhetorischer Natur gewesen. Plötzlich stand Schuldig auf und ließ sich neben ihm auf die Couch fallen. „Du hast mit ihm geschlafen, also stehst du nicht auf Frauen. Oder nicht nur. Warum also hast du mich nie angefasst?“ Er konnte nicht so ganz glauben, dass Schuldig ihn das gefragt hatte. „Warum gehst du davon aus, dass jeder hinter dir her sein muss?“ „Weil ich unwiderstehlich bin.“ Schuldig grinste. Seine Mundwinkel zuckten. „An Selbstvertrauen hat es dir noch nie gemangelt.“ Dann aber wurde er ernst. „Es ist meine Sache, was ich tue. Und du hast das nicht zu hinterfragen.“ Es lag keine Schärfe in dieser Aussage, aber genug Nachdruck, um dem Anderen den Mund zu verschließen. Sie schwiegen beide, bis der Orangehaarige es nicht mehr aushielt. „Er wird also bei uns bleiben.“ Schuldig klang nicht einmal besonders unglücklich darüber. „Wird es später noch ein uns geben?“ Warum sollte Schwarz zusammenbleiben, wenn kein Zwang mehr dazu bestand? Schuldig starrte ihn an, als hätte er etwas sehr, sehr Dummes gesagt. „Willst du den Jungen etwa auf die Straße schicken? Und was ist mit Farf? Soll ich mir mit ihm ein Häuschen in Irland suchen?“ Sie mussten beide über dieses Bild lächeln. „Wir werden frei sein, wenn alles richtig läuft“, meinte er schließlich. „Also haben wir auch die Freiheit zusammenzubleiben.“ Der Tonfall ließ keinen Widerspruch zu. „Aber jetzt hör auf mir auszuweichen. Hast du wirklich vor, ihn bei dir zu behalten?“ In seiner Erinnerung spürte er Ran unter sich, aber Sex wäre niemals Grund genug. Vielleicht war es die Art, wie Ran ihn ansah. „Ja, falls er überlebt.“ Das ließ Schuldig erstarren. „Ist es so gefährlich? Ich kann morgen aufpassen.“ Er schüttelte den Kopf, verbarg seine Belustigung ob dieser Reaktion. Sie war ehrlich gewesen, was hieß, dass Schuldig Ran nicht als Rivalen ansah. Denn wer würde einem Rivalen aus freien Stücken helfen? „Ich rede nicht von morgen, sondern von der Zeremonie.“ Grüne Augen weiteten sich. „Bist du wahnsinnig? Du kannst ihn doch nicht dorthin mitschleppen.“ „Er wird wissen, wo Takatori in dieser ganzen Sache steht und seine Rache haben wollen.“ „Er ist ein Talentloser. Unser ganzer Plan geht den Bach runter, wenn jemand seine Gedanken liest. Und wie willst du überhaupt seine Anwesenheit erklären?“ Ohne darüber nachzudenken, griff er nach Schuldigs Hand. Diese Vorsicht war zu sehr in ihn integriert und wenn er zu wählen hatte, nahm ihre Sicherheit den Vorrang ein. „Wenn du so weitermachst, kommen wir gar nicht erst bis dorthin“, warnte er leise. Schuldigs Blick war trübe geworden, nicht wegen einer Emotion, sondern weil ihre Talente in diesem Moment eine absolute Stille schufen, die auf den Telepathen wie eine Droge wirken musste. Allein schon deswegen war Schneiders Verbot damals mehr als berechtigt gewesen. „Ich…“ Schuldig atmete tief durch, konnte nicht weitersprechen. Und so übernahm er selbst das. „Ran wird dabei sein, damit uns seine Schwester nicht vorher wegstirbt. Sie wissen bereits aus meinen Berichten, welchen Einfluss Ran auf Aya hat. Und du wirst uns helfen, ihm einen oberflächlichen Block zu verpassen. Niemand wird sich für einen Talentlosen interessieren, der vollkommen unter unserer Kontrolle steht.“ Eigentlich war es ganz einfach. Als sollte es so passieren. Kälte trat in braune Augen. Und wenn sich ihm Hindernisse in den Weg stellen sollten, würde er sie zu beseitigen wissen. Er hatte zwei Jahre auf diesen Tag gewartet und nichts konnte ihn jetzt noch stoppen. Es war zu spät, sich für SZ zu entscheiden. Keiner von Schwarz könnte auf diese Weise noch leben. Schuldig schaffte es, sich wieder auf ihn zu fokussieren. „Du bist unglaublich, Crawford, weißt du das?“ Und ehe er es sich versah, lehnte Schuldig sich vor und küsste ihn. Ihm blieb keine Zeit zu reagieren, denn im nächsten Moment sprang der Andere auf, suchte und fand seine Balance und kehrte zum Sessel zurück. Er zwinkerte, nahm seine Brille ab und setzte sie gleich wieder auf, da es keinen Anlass gab, sie zu putzen. Es entlockte Schuldig ein Lächeln, das schnell zu einem Grinsen wurde. „In Ordnung, großer Meister. Es wird alles passieren, wie du es willst. Was kann ich tun, um dir dabei zu helfen?“ Seine Mundwinkel zuckten schon wieder. „Du kannst etwas für mich abholen. Damit schob er einen Zettel über den Tisch. Schuldig nahm ihn und las langsam die Adresse darauf. Grüne Augen wandten sich ihm zu. „Ich nehme an, ich soll auch etwas anderes gleich mitbringen…“ „Mm… jemanden“, stimmte er zu. Der Kopf wurde um ein paar Grad geneigt. „Denkst du nicht, er wird nach dem Training zu erschöpft sein?“ „Es wird ihn aufgewärmt haben.“ Nun kam das Lächeln ganz durch. „Du weißt, wo du ihn hinbringen sollst.“ Keine Frage. Und Schuldig nickte mit einem eigenen Lächeln. „Erwischt.“ ****** Es war ein seltsamer Tag gewesen. Morgens die Fahrt in der U-Bahn – zusammen mit Farfarello. Und dann die Schule, wo es ihm schwerfiel, sich auf die Lehrer zu konzentrieren. Seine Gedanken wanderten immer wieder zu Crawford und wenn es nicht das war, dann zum morgigen Tag. Yunshiro merkte natürlich, dass etwas anders war, sprach ihn aber überraschenderweise nicht darauf an. Trotzdem konnte er die ganze Zeit den Blick seines Freundes auf sich ruhen fühlen, ein inzwischen vertrautes Gewicht. Es verließ ihn nicht einmal beim Training, obwohl er es hier nahezu vergessen konnte. Er lachte beinahe, so viel Spaß hatte er an den Kämpfen, doch seine Miene blieb vollkommen blank, konzentriert. Das in die violetten Augen vordringende Glitzern rührte nicht von Eis her, jagte seinen Gegnern dennoch einen Heidenschreck ein. Und so wurde das Training erst zu einer Herausforderung, als Sensei wieder gegen ihn antrat. Yunshiro wartete auf ihn, als er aus der Halle kam. „Das hat ausgesehen, als hättest du viel Spaß gehabt.“ Ein Lächeln glitt über sein Gesicht. „Ja…“, stimmte er dann leise zu. Vielleicht war nicht der Tag seltsam, sondern einfach, wie er sich heute fühlte. Es schien eine Ewigkeit her, dass es so einfach gewesen war zu lächeln. „Holt er dich wieder ab, ist es deswegen?“ Yunshiro hatte seine Miene genau beobachtet. Er zuckte nur mit den Schultern. „Ich weiß nicht, ob Crawford kommt.“ In diesem Moment erspähte er einen orangefarbenen Haarschopf und grinste beinahe. „Es sieht so aus, als hätte er einen Chauffeur geschickt“, fügte er dann hinzu. Schuldig sah ihnen entgegen und deutete eine Verbeugung an, sobald er sich ihrer Aufmerksamkeit gewiss war. Automatisch hielt er auch nach Farfarello Ausschau, doch dieser schien nicht mitgekommen zu sein. Yunshiro verzog das Gesicht. „Dieser Typ ist und bleibt merkwürdig.“ Nur ein Flüstern, damit Schuldig ihn nicht hören konnte. Doch das würde nicht viel helfen, wie er inzwischen wusste. Deswegen fiel es ihm auch nicht schwer das aufblitzende Grinsen zu deuten. „Hallo Ran-chan. Warum schaut dein Freund denn so sauer drein?“ Er wandte sich Yunshiro zu, was Schuldig ausnutzte, um sich von hinten wie eine Klette an ihn zu hängen. Von Farfarello hatte er so etwas inzwischen halbwegs zu erwarten gelernt, aber was genau Schuldig damit bezweckte, wurde ihm erst klar, als Yunshiros Miene ins Finstere abglitt. „Lass dich von ihm nicht ärgern“, beschwichtigte er seinen Freund und verpasste Schuldig in Gedanken eine Kopfnuss. Der unerwarteterweise zusammenzuckte. Yunshiro rückte seine Schultasche zurecht. „Keine Sorge.“ Schuldig erhielt noch ein letztes böses Starren, bevor sich Yunshiro von ihm verabschiedete und ohne einen Blick zurück durchs Tor marschierte. „Wie unhöflich, zu mir hat er nichts weiter gesagt.“ Er spürte Schuldigs Grinsen regelrecht. „Und das wundert dich auch noch? Er ist weg, du kannst mich also endlich loslassen.“ „Aber du bist heute so schön warm“, protestierte der Ältere spielerisch. Irgendwie bezweifelte er, dass Schuldig sich gerade auf seine Körpertemperatur bezog. „Du hattest schon immer ein helles Köpfchen, Ran-chan“, antwortete Schuldig auf den unausgesprochenen Gedanken und es fühlte sich viel zu vertraut an, als dass es ihn hätte schockieren können. Vielleicht, weil Schuldig das nicht zum ersten Mal tat. Es fiel ihm bloß jetzt erst bewusst auf. „Was sollen die Komplimente, willst du etwas von mir?“, fragte er so nonchalant, wie ihm gerade möglich war. „Vielleicht möchte ich ja auch mal ausprobieren, wie du dich im Bett machst.“ Schuldigs Umarmung hatte plötzlich etwas sehr Suggestives und in seinem Kopf tauchte ein bekanntes Bild auf. Violette Augen weiteten sich. „Du warst das!“ Warum kam er jetzt erst darauf? Er wand sich aus der Umarmung und drehte sich um, funkelte den Älteren böse an. Weil er sonst verlegen geworden wäre. „Was denn, willst du dich etwa über das Ergebnis beschweren? Du solltest mir dankbar sein.“ Unter Schuldigs insolentem Grinsen kroch ihm langsam aber sicher das Blut in die Wangen. Und dann fiel ihm ein, was Farfarello angedeutet hatte, über Schuldig und Crawford. Das Wissen zog an seinen Mundwinkeln, als er die Röte zurückdrängte. „In Ordnung. Danke sehr.“ Er verbeugte sich vor dem Orangehaarigen, der einen überraschten Schritt nach hinten machte. Doch Schuldig fing sich gleich darauf und schüttelte lächelnd den Kopf. „Du bist schon was, Ran… Ihr beide habt euch wirklich verdient.“ Damit wandte sich der Ältere ab und spazierte pfeifend auf sein Auto zu. Ein Lachen brach aus ihm heraus und dann holte er Schuldig mit ein paar schnellen Schritten ein. Die Wärme in seinem Inneren glühte auch noch nach, als sie beim Krankenhaus hielten. Immer noch wies nichts darauf ihn, dass Aya am Dienstag verschwunden gewesen war, niemand sprach ihn darauf an. Und warum sollte sich im Vergleich zu den letzten beiden Tagen etwas geändert haben? Es war dumm, immer noch einen Gedanken daran zu verschwenden. Schuldig hatte sich gegen die geschlossene Tür gelehnt, beobachtete ihn von dort aus, wie er einfach nur neben Ayas Bett saß und ihre Hand hielt. „Du wirst dich daran gewöhnen.“ Der Orangehaarige tippte sich mit Zeigefinger und Mittelfinger gegen die Schläfe. „Mein Talent kann eben ganz nützlich sein.“ Und damit war alles gesagt. ~TBC~ *am Kopf kratz* Es ist schon eine Weile her, dass ich das hier geschrieben habe. Aber jetzt fällt mir wieder ein, dass es noch ein bissl dauert (mindestens 2 Teile), bis wir zu Farf und Ran kommen *dröppel* Ich hoffe, ich beanspruche eure Geduld nicht zu sehr. *räusper* cya, cu ^-^ Kapitel 186: "Rückblicke LXXV - Er hätte dir ein neues Auge verpassen können" ----------------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 186) Titel: Close Distance Teil: 186/21x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Und jetzt bekommt auch Schuldig mit, dass Crawford wieder auf Rosenkreuz ist *grins* Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: *grins* *reknuffel* Okay, jetzt bin ich erleichtert. Ich dachte schon, du hättest dich abgesetzt. ^.~ Das neue Semester beginnt erst in einer Woche, aber ich habe schon begonnen, an der Diplomarbeit zu schreiben. Dann muss ich nachher nicht so hetzen. Von daher: fang du lieber auch bald mit dem Lernen an. ^^# Gratuliere zur neuen Stelle, die ist sicher besser als die Beratungschose. ^^ *lach* Natürlich benutzt Crawford Ran für seine Zwecke. Aber das schließt ja nicht aus, dass er ihn mag, nicht wahr? ^^ Und wie du ganz richtig sagst, Aya wird für die Zeremonie gebraucht, also nichts da mit aufwecken. Schuldig hat Ran nur ins Krankenhaus begleitet, weil er ihn danach noch woanders abliefern soll *an den Auftrag von Crawford erinner* Auf die 200 zugehen? Nööö, ist mir überhaupt nicht aufgefallen… *mich weglach* *dann auf den Header deut* Wie du dort siehst, wird CD auf jeden Fall die Zahl von 210 Kapiteln überschreiten. *unschuldig guck* @Jemma: Ich auch nicht! *lach* Deswegen schreibe ich ja auch fast nur noch über ihn *an CotM, FH und RftS denk* ^^°°° Keine Sorge, Schuldigs Anwesenheit im Krankenzimmer hat nichts mit Crawfords Auftrag zu tun. Du weißt doch, dass Ran seine Schwester jeden Tag besucht und da Schuldig ihn später noch woanders hinbringen muss, hat er Ran einfach nur begleitet. Würde meine Geschichte wirklich durcheinander bringen, sollte Aya jetzt schon aufwachen. o.O Schuldigs Bemerkung zu seinen telepathischen Fähigkeiten bezog sich nur darauf, dass er das Krankenhauspersonal vergessen lassen hat, dass Aya kurz verschwunden war. *grins* Der arme Schuldig hat ja keine Ahnung von Schneider und Crawford. Kein Wunder, dass er sich immer noch fragt, warum Crawford nie etwas von ihm wissen wollte. Er hatte ja nie eine Chance… @F4-Phantom: Tja, wer eine gestraffte Handlung erwartet, sollte nicht unbedingt CD lesen *ehe* Es schleichen sich immer kleine Nebenhandlungen ein und das verzögert eben auch die Ereignisse um Farf, Ran und Ruth ein bissl. Echt nett von deinen Lehrern, dir durch massenhaft Hausis über die lange Woche zu helfen *snicker* Ich sag dir, ich würde jetzt wirklich lieber Hausaufgaben machen, als an meiner Diplomarbeit zu sitzen. ^^°°° Yunshiro hatte in dieser Geschichte so ziemlich von Anfang an verloren… Ran entfernt sich immer mehr von ihm. Das muss sich für ihn wirklich mies anfühlen… Es ist Schuldigs Hobby, andere Leute zu überrumpeln ^.~ @Kralle: Jupp, deine Erinnerung funzt richtig. ^.~ Seine Familie – und damit auch die Behörden – glaubten, dass Schuldig bei einem Bootsunfall ertrunken ist. Schuldig wiederum nahm an, dass ihn seine Familie absichtlich hat umkommen lassen wollen – mit bösen Folgen. Nein, es kam keine Szene, in der Schuldig versucht hätte, Aya zurückzuholen. Das würde auch gar nicht in Crawfords Pläne passen. Was das Danach angeht… lies einfach das Ende von Kapitel 161/den Anfang von Kapitel 163 *zwinka* Ich kann dir sagen, dass es ganz sicher nicht in meiner Absicht liegt, Ran sterben zu lassen, schließlich brauche ich ihn für das Sequel. Aber rein theoretisch… würde Crawford vielleicht ein wenig Bedauern empfinden. Und dann sein Leben weiterführen. Übrigens kein Problem, ich helfe gerne weiter, wenn sich die Fragen auf zurückliegende Ereignisse beziehen. Keiner kann so viele Infos im Kopf behalten. ^^ Und richtig, an CD schreibe ich noch, auch wenn ich euch in meinem Block um einiges voraus bin. ^___~ Teil 186 „Rückblicke LXXV - Er hätte dir ein neues Auge verpassen können“ „Schuldig, guck mal…“ Tobias’ Blick ging plötzlich an ihm vorbei, noch ehe er den ersten Bissen nehmen konnte. Widerwillig wandte er sich von seinem Mittagessen ab und warf einen Blick zurück über die Schulter, den Arm auf der Stuhllehne abstützend. Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus, als er einen schwarzen Haarschopf entdeckte. Crawford war wieder da. Seine Begrüßung ließ auf ihrem Weg einige blasse Gesichter zurück, aber bei Crawford kam nur der Gruß durch die Schilde, ganz wie es gedacht war. Der Amerikaner drehte sich zu ihm um, sah, was er angerichtet hatte und schenkte ihm zu dem schmalen Lächeln ein leichtes Kopfschütteln. Es fühlte sich gut an, die braunen Augen auf sich ruhen zu haben, denn wenn Crawford jemanden ansah, dann _sah_ er ihn. Andere mochten das beunruhigend finden, was er nachvollziehen konnte, aber er selbst hatte es von Anfang an so gewollt. Wärme setzte sich in seinem Magen nieder, was nichts mit dem gefüllten Teller zu tun hatte, der vor ihm auf dem Tisch stand. „Manchmal habe ich das Gefühl, du bist nicht ganz richtig im Kopf…“ Er hieb rein und da sein Mund mit Kauen beschäftigt war, reagierte er auf die Aussage des Teleporters nur mit einer fragend hochgezogenen Augenbraue. Tobias grinste schief. „Herr Crawford könnte dich doch bestrafen, für das, was du eben getan hast.“ Er zuckte mit den Schultern. „Warum sollte er? Er würde ganz meiner Meinung sein, dass die anderen selbst dran schuld sind, wenn sie so schwache Schilde haben.“ Das war die volle Wahrheit und Tobias sah das natürlich sofort ein. Ein Grinsen zog wieder an seinen Lippen, bevor er sich daran machte, so schnell wie möglich aufzuessen. „Hey, Farf. Rat mal, wer wieder da ist.“ Der Ire saß in der Ecke seiner Zelle, eingewickelt in die übliche Zwangsjacke und starrte ihn aus einem bernsteinfarbenen Auge an. „Crawford.“ „Jupp. Und dieses Mal wird er uns mitnehmen, wenn er wieder geht.“ Er hockte sich vor den Jüngeren, lehnte sich zu ihm vor. „Endlich kommen wir hier raus.“ Farfarello bleckte die Zähne. „Ich will jetzt raus.“ „Hm, wir könnten ein bisschen spazieren gehen.“ Sie hatten ihm in den letzten Wochen erlaubt, Farfarello ab und zu mit rauszunehmen. Solange er ordentlich auf ihn aufpasste. „Wie wäre es, wenn wir Crawford besuchen?“ Bestimmt würde er ihn beim Schießstand finden. Der Ältere trainierte immer, wenn er auf Rosenkreuz war. „Mir egal.“ Farfarello schien es nur wichtig zu sein, die Jacke loszuwerden. Was er verstehen konnte. Er begann die Schnallen zu lösen, half dem Iren dann aus der Zwangsjacke heraus. „Aber schön brav sein.“ Farfarello befand das einer Antwort für unwürdig, streckte sich, dass dessen Gelenke krachten. Die Arme des Iren waren mit blauen Flecken und frischen Schnitten übersäht. Farfarello hatte schnell gelernt, das Training für seine eigenen Zwecke auszunutzen. Er verzog das Gesicht, sagte aber nichts dazu. „Komm mit, du Irrer.“ Der Jüngere gehorchte und ging ihm vor. Es war besser, wenn er Farfarello auf diese Weise im Auge behalten konnte. „Wir haben aber nicht viel Zeit, ich muss bald wieder zum Unterricht.“ Nicht einmal während ihrer letzten Tage hier wurden sie damit in Ruhe gelassen. Der Andere schien ihn nicht gehört zu haben oder ignorierte ihn ganz einfach, sah sich stattdessen aufmerksam um, wie auf der Suche nach frischer Beute. Die Schüler, die ihnen über den Weg liefen, beäugten Farfarello wie das achte Weltwunder, um dann schleunigst die Beine in die Hand zu nehmen. Obwohl sie für Farfarello normalerweise nicht viel übrig hatten, war ihnen der Ire einfach nicht geheuer. Mit einem verächtlichen Gesichtsausdruck ließ er sein Talent spielen und es dauerte nicht lange, bis er Crawfords Nicht-Präsenz fand. Stumm wies er Farfarello den Weg, der prompt seine Schritte beschleunigte. Energie schien plötzlich in dem Jüngeren zu vibrieren, eine unterdrückte Erwartung, aber er hatte keine Ahnung, worum es Farfarello ging. Und als er es endlich sah, war es auch schon zu spät. Eine Klinge wurde von der Sonne getroffen, blitzte auf, bevor sie durch die Luft geschleudert wurde. Er hatte gerade Crawford entdeckt und nach ihm rufen wollen, doch die Worte blieben ihm förmlich im Hals stecken. Er sandte eine unausformulierte Warnung aus, aber der Schwarzhaarige hatte sich bereits zu ihnen umgedreht und fing das Messer mitten im Flug ab. Ihm wurde beinahe schlecht vor Erleichterung und seine Beine drohten nachzugeben, als Stimmen durch das Summen in seinen Ohren drangen. „Hast du _das_ gesehen? Das war unglaublich!“ „Das ist Herr Crawford. Lass uns lieber von hier verschwinden. Ist doch klar, dass er so etwas kann.“ „Du meinst, die haben nur geübt?“ „Na sicher, du Idiot! Keiner wäre verrückt genug, einen der Lehrer anzugreifen.“ Der Wortwechsel brachte ihn zu Verstand, bevor er über Farfarello herfallen konnte. Denn dessen einzige Chance war, das hier tatsächlich wie ein Training aussehen zu lassen. Ein zynischer Gedanke folgte dieser Überlegung. Vielleicht war es für Farfarello gar nichts anderes gewesen… Crawford kam auf sie zu, die braunen Augen kühl hinter der Brille. „Schuldig, es ist deine Aufgabe, mit ihm zu trainieren, nicht meine.“ Der Amerikaner war zu der gleichen Erkenntnis gekommen, ohne dass sie sich hätten absprechen müssen. „Ich weiß.“ Etwas zerrte an seinen Mundwinkeln und es war bestimmt kein Grinsen. Das war ihm für den Moment vergangen. „Ihm war ein bisschen langweilig.“ Er spürte, wie die Farbe in sein Gesicht zurückkehrte. Crawford wandte sich Farfarello zu, der etwas aufgesetzt hatte, was ein begeistertes Lächeln sein könnte, wäre da nicht die manische Note gewesen. Unwillkürlich kurvten sich auch Crawfords Lippen. „Das hier gehört dir.“ Auf der geöffneten Handfläche lag das Messer und er dankte allen Göttern, die gerade zuhörten, dass es stumpf war. Auch so konnte er eine gerötete Drucklinie erkennen. Farfarello griff danach und was anschließend geschah, lief zu schnell ab, als dass er mehr als das Ergebnis mitbekommen konnte. Der Ire lag am Boden und starrte eindeutig überrascht zu Crawford hoch, der dastand, als wäre rein gar nichts passiert. Mit einem feinen Lächeln erwiderte der Amerikaner den Blick. „Du bist noch lange nicht gut genug, um mich zu schlagen.“ Damit wandte Crawford sich ab, ohne ein weiteres Wort zu verlieren. „Bist du bescheuert?“, zischte er Farfarello an, sobald sie allein waren. Der Jüngere kam geschmeidig auf die Beine und sah Crawford mit einem Schulterzucken nach. Er hätte ihm am liebsten in den Hintern getreten und vielleicht noch ein bisschen mehr, wenn das bei Farf nur was bringen würde. Entnervt strich er sich orangefarbene Strähnen aus der Stirn. „Er war unterwegs zum Schießstand und hatte seine eigene Waffe dabei. Er hätte dir ein neues Auge verpassen können – nur dass du damit nichts mehr hättest anfangen können!“ Nun endlich richtete sich der bernsteinfarbene Blick auf ihn. „So ein Fehler wäre ihm nicht unterlaufen. Obwohl Er das bestimmt lustig gefunden hätte.“ Er verdrehte die Augen. Farfarello hatte mehr als ein paar Schrauben locker. Es war direkt ein Wunder, dass dessen Gehirnkasten nicht auseinanderfiel. „Was sollte die Aktion eigentlich?“ Farfarello sah jetzt beinahe mürrisch drein. „Ich wollte sehen, wie gut er ist.“ „Und bist du nun zufrieden?“ Warum nur überraschte ihn das Kopfschütteln nicht… Farf blickte wieder in die Richtung, in die Crawford verschwunden war. „Was er eben gemach hat. Ich möchte mehr davon sehen.“ „Aber du kennst doch das Nahkampftraining“, hielt er dem entgegen, sehr wohl wissend, dass es nicht vergleichbar war. Das hatte ihm der Kampf zwischen Crawford und Herrn Schneider damals mehr als deutlich vor Augen geführt. Er biss sich auf die Unterlippe, als Farfarello gar nicht erst auf seinen Einwand reagierte, seufzte unhörbar. „Gut, er wird heute Abend bestimmt mit den Trainern in der Halle sein. Wir könnten versuchen, uns reinzuschleichen.“ Und er würde ganz bestimmt nicht zugeben, dass auch er selbst das gerne sehen würde. Farfarellos Kopf ruckte zu ihm herum und das Grinsen war Antwort genug. Sein Störfeld arbeitete fehlerlos, die anderen _wollten_ sie gar nicht sehen. Und Farfarello war sowieso mehr ein Schatten als ein menschliches Wesen. Niemand hatte etwas gesagt, als er den Jüngeren angeblich mit in sein Zimmer nehmen wollte, höchsten hielten sie ihn für ein wenig verrückt, weil er Sex nun wirklich leichter haben konnte. Was er selbst genauso sah, aber warum sollte er ihre Annahmen korrigieren, wenn sie ihm so sehr entgegen kamen? Und Tobias würde ihn nicht verpfeifen. Er wählte den Weg durch die Umkleide, in der es eine Tür zum Gerätebereich gab. Solange sie nicht gebraucht wurden, standen die Geräte zusammen mit den Matten in einem separaten Teil der Halle und boten ihnen den idealen Platz, sich zu verstecken. Gefolgt von Farfarello kletterte er auf einen Stapel von Turnmatten. Sie waren zu klein und zu dick, um für das Kampfsporttraining benutzt werden zu können, das gerade stattfand. Sie verhielten sich mucksmäuschenstill und konnten so genau verstehen, was in ihrer Nähe gesprochen wurde. Denn nahe waren sie ihnen und ein Schauder lief seinen Rücken herunter, als er Herrn Schneider erkannte. Der Direktor trat an einen der Kampfbereiche heran, gekleidet in die weißen Trainingssachen mit dem schwarzen Gürtel. „Wie wäre es mit uns, Will? Lust, gegen mich anzutreten?“ Er wusste nicht, wer eben angesprochen worden war, bis Herr Stephenson lächelnd den Kopf schüttelte. „Tut mir leid, aber dafür bin ich zurzeit zu sehr außer Form. Wer soll mich bitte schön zusammenflicken, nachdem du mich in der Mangel hattest?“ „Wir würden schon einen Heiler finden.“ Herr Schneider klang amüsiert, wandte sich dann an Crawford. „In dem Fall bleibt es wohl an dir hängen.“ Crawford lächelte und deutete eine Verbeugung an. „Es ist mir eine Ehre, Herr Schneider.“ Er fragte sich, wie der Amerikaner in der Nähe des Direktors so entspannt bleiben konnte, während sich bei ihm nur vom Zuhören alles zusammenkrampfte. Die Mundwinkel von Herrn Schneider zuckten. „Pass bloß auf, dass du das nicht noch bereust.“ Die beiden traten auf die Matte und ihre Gesichter wurden unvermittelt blank, auch wenn ihm das Blitzen in den eisblauen Augen nicht entging. Unwillkürlich hielt er den Atem an und entließ ihn erst mit einem leisen Zischen, als plötzlich Bewegung in sie kam. Er hatte keine Ahnung, wer den Angriff startete, es geschah einfach zu schnell. Angriff, Block, Gegenangriff. Die Konzentration der zwei war beinahe greifbar und drückte als weißes Rauschen gegen seine Schilde. Crawford wich aus, rollte sich ab und tat dann _irgendetwas_, an dessen Ende Herr Schneider auf Boden lag, atemlos, da ihm die Luft aus den Lungen gepresst worden war. Langsam setzte sich der Direktor auf, schüttelte seinen Kopf, als müsste er ihn klären. Stille herrschte auf einmal um die Kämpfenden herum, sie hatten schnell an Zuschauern gewonnen, die jetzt wie erstarrt dastanden. Bis Herr Schneider überraschend auflachte, nach der Hand greifend, die Crawford ihm entgegenstreckte. „Das hat dir Ramon beigebracht, nicht wahr?“ „Ich habe ein paar Mal mit ihm geübt“, gab der Schwarzhaarige zu. „Gut. Ich werde daran denken, mich bei ihm dafür zu bedanken.“ Ein schmales Lächeln begleitete diese Worte. „Aber zuerst zu dir, damit du mir nicht zu überheblich wirst.“ Und Herr Schneider tat wie gesagt, ließ Crawford keine Atempause mehr. Der sich ohne Zögern der Herausforderung stellte und alles gab, was er hatte. Seine Hände ballten sich zu Fäusten, zitterten, so angespannt war er und Farfarello neben ihm verfolgte den Kampf nicht minder gebannt. Es war die absolute Präzision, mit der die beiden vorgingen, die einem den Atem raubte. Keine noch so kleine Bewegung war verschwendet und trotzdem waren sie bald schweißgebadet. Die Erfahrung des Direktors setzte sich durch, je länger der Kampf andauerte und schließlich war es Crawford, der abklopfte und damit aufgab, schwer atmend auf der Matte liegend. Er hörte sich selbst ebenfalls abgehackt atmen, nur dass er einen völlig anderen Grund hatte. Er wollte in diesem Moment nichts anderes, als dort bei Crawford zu sein, ihn zu küssen und das Salz auf seiner Haut zu schmecken. Hastig rutschte er nach hinten, um von den Matten herunter zu kommen, musste ein Wimmern zurückhalten, als ihn die Reibung beinahe in den Wahnsinn trieb. Er bekam kaum mit, dass Farfarello ihm folgte und erst recht entging ihm der Blick eisblauer Augen, der sich in seinen Rücken bohrte, ungeachtet der Hindernisse zwischen ihnen. Die kühle Nachtluft half ihm dabei, sich wieder zu sammeln und er grinste Farfarello an, sobald ihm dessen Anwesenheit bewusst wurde. Es fiel ein bisschen gezwungen aus. „Bist du jetzt zufrieden?“ „Ja“, nickte der Ire und in diesem einen Wort schwang mehr mit, als er gerade begreifen konnte. Doch das war ihm sowieso egal, denn seinen Kopf konnte er im Moment nicht besonders gut gebrauchen. Eilig schritt er aus, war sich bei jeder Bewegung bewusst, wie der einengende Stoff der Hose gegen seine Erektion rieb. Es war zu spät, um Farfarello jetzt noch zurückzubringen und so nahm er ihn mit in sein Zimmer, steckte ihn in sein Bett, nicht ohne ihm vorher das Versprechen abzunehmen, sich zu benehmen. Ungeduldig zog er sich dann aus, kroch anschließend zu Tobias ins Bett, der ihm schlaftrunken Platz machte. „Was ist los?“ Er antwortete nicht direkt, sondern schob seine Hand in die Shorts des Älteren. Er war so erregt, dass er unbewusst projizierte und das zusammen mit der Tatsache, dass sich Hormone und Jugend auf seine Seite stellten, ließen Tobias rasch munter werden. Sein Mund fing das Aufstöhnen des Teleporters ein und dann spürte er endlich die Hände des Älteren auf sich. Tobias wusste vielleicht nicht, was diesen Überfall ausgelöst hatte, war aber sehr wohl in der Lage, darauf zu reagieren. „Hey, nicht so hastig…“, murmelte ihm der Ältere ins Ohr, ließ sich nichtsdestotrotz die Shorts ausziehen. Ein Arm reichte an ihm vorbei und kurz darauf wurde ihm eine kleine Tube in die Hand gedrückt. Etwas, was sein umnebeltes Gehirn völlig vergessen hatte. Hastig tat er das Notwendige, geleitet von geduldigen Händen und dann endlich konnte er in den warmen Körper sinken, der ihn willkommen hieß. ~TBC~ Ha, endlich konnte ich auch Farf mal ein bisschen mehr in einem Vergangenheitskapitel einbauen. ^^ cya, cu ^-^ Kapitel 187: "Der Junge in Ihnen ist immer noch hungrig…" --------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 187) Titel: Close Distance Teil: 187/21x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: *grins* Heute gibt es die Auflösung dazu, was Schuldig abholen und wohin er Ran bringen sollte. Immer noch Donnerstag. Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Dann mal viel Erfolg mit dem Neuen. *grins* Ich beiße mir grade die Zähne an den steuerrechtlichen Aspekten bei der Behandlung einer Wandelanleihe aus ^^# aber ansonsten geht es ganz gut voran. *lach* Ich muss zugeben, ich habe Farf nur mit in Schuldigs Zimmer gelassen, um ihn für später auf die richtige Idee zu bringen. Ihr dürft nicht automatisch von seiner Beziehung zu Schuldig in der Gegenwart auf die in der Vergangenheit schließen. Bisher war er von Schuldig nur einigermaßen fasziniert, was sich aber mehr auf dessen Talent bezog. Nun sieht er ihn sozusagen auch aus anderen Augen. @F4-Phantom: Sorry, wenn Schneider was getan hätte, dann sofort. Er ist niemand, der im Nachhinein Strafen verteilt. So wie bei der Erziehung von kleinen Hunden ^.~ Dieser Blick zum Schluss war ein Hinweis darauf, dass Schuldig sich natürlich nicht vor dem Direktor verstecken konnte, auch wenn er ein Störfeld errichtet hat. Dafür ist Schneider zu gut *grins* @Jemma: Es war Schneider und nicht Crawford, der von Schuldigs Anwesenheit wusste. Ist so herum auch viel verständlicher, wenn man die Talente der beiden bedenkt. *zwinka* Und natürlich wird Farf kein Blutbad anrichten. Erstens hätte Crawford _das_ garantiert rechtzeitig genug mitbekommen, um es zu verhindern und zweitens ist er viel zu sehr damit beschäftigt, seine innerliche Einstellung zu Schuldig zu überdenken. Farf war bisher niemand, der viel Gedanken über Sex verloren hat, aber jetzt… sieht er zumindest die Möglichkeit. @Kralle: So viel Zeit, wie Farf eingesperrt in seiner Zelle verbringt, hat er sicher genug Gelegenheit, den verlorenen Schlaf nachzuholen. Und ich bin froh, dass du die Möglichkeit einräumst, dass er gar nicht auf besondere Weise auf diese Situation reagiert. Sie ist nämlich wirklich nur als Ausgangspunkt für die spätere Entwicklung gedacht gewesen. ^^ Im Moment hat Farf ja noch gar keinen Grund, so etwas wie Eifersucht zu empfinden. Teil 187 „Der Junge in Ihnen ist immer noch hungrig…“ Schuldig hatte ihm etwas in die Hand gedrückt, das nur ein Katana sein konnte und ihn dann mit einem „Viel Spaß!“ vor dem Dojo alleingelassen. Natürlich war er versucht, das Schwert auszuwickeln, doch noch viel mehr wollte er zu Crawford. Der Ältere musste das Auto gehört haben, trat im nächsten Moment nach draußen, was sofort ein Lächeln auf seine Lippen rief. „Guten Abend, Crawford.“ Schnell schloss er zu dem Amerikaner auf und sein Herzschlag beschleunigte sich unwillkürlich auch. Als er das letzte Mal hier gewesen war, hatte er es nicht gewagt, Crawford zu berühren. Und jetzt durfte er es. Das Lächeln vertiefte sich, als er sich auf die Zehenspitzen erhob. Eine Hand hielt immer noch das Schwert, aber die andere schloss sich um die Trainingskleidung, die Crawford trug. Der Ältere kam ihm entgegen und endlich konnte er ihn küssen. Etwas, worauf er schon den ganzen Tag gewartet hatte. Crawford hielt ihn an der Taille, stützte ihn, als er kurz davor war, das Stehen zu verlernen. Es war so einfach, sich in der Wärme des Anderen zu verlieren. Und daher war es auch Crawford, der als Erster einen Schritt zurücktrat. Für einen Moment fühlte er sich etwas verloren, doch Crawford wartete ruhig ab, bis er sich wieder gefangen hatte. Die braunen Augen schienen ihn noch ein bisschen länger festzuhalten, dann ging Crawford hinein. „Komm mit, Ran.“ Er folgte, der erste Schritt noch ein wenig unsicher, aber eigentlich war es gar nicht so schwer. Wieder begegneten sie niemandem. Er wurde zu einem Umkleideraum geführt, wo Sachen für ihn bereitlagen. „Heißt das, diesmal brauche ich anschließend kein neues Hemd?“ Crawfords Mundwinkel kurvten nach oben. „Ich denke, diese Lektion müssen wir nicht wiederholen, oder?“ Amüsiert. „Nein“, schüttelte er den Kopf, erinnerte sich endlich daran, dass er immer noch etwas bei sich trug. „Dein Katana.“ Er bot Crawford das Schwert an, auch wenn er sich nicht wirklich davon trennen wollte. Das Gewicht hatte etwas Beruhigendes. Nun war es an Crawford, den Kopf zu schütteln. Der Blick des Älteren wurde intensiver, fast wie eine körperliche Berührung. „Das ist deins, Ran.“ Zum Glück stand eine Bank hinter ihm, denn seine Beine gaben nach, als er das hörte. Das Blut rauschte in seinen Ohren, während er auf das in ein Tuch eingeschlagene Schwert starrte und zu glauben versuchte, was ihm eben gesagt worden war. Seins? Er hob eine Hand und sah mit Erstaunen, dass seine Finger zitterten. Trotzdem schaffte er es, das Katana auszuwickeln und er wurde ruhiger, als seine Fingerspitzen danach über die glatte Hülle glitten. Schließlich reichte das nicht mehr und langsam begann er, die blanke Klinge zu befreien. Die markanten Linien mehrfach gefalteten Stahls wurden sichtbar, doch das war es nicht, was ihn stoppen ließ. Er lächelte, ohne es zu merken. Die Gravur… sein Name und doch wieder nicht. Keine Schriftzeichen, sondern die feinen Linien einer Orchidee. „Danke.“ Das Flüstern durchbrach die Stille, zu unzulänglich, um auszudrücken, was er gerade empfand. Crawford hockte sich neben ihn und als eine Hand in die Stirn gefallene Strähnen beiseite strich, lehnte er sich in die Berührung. Das Katana wurde sanft auf der Bank abgelegt, bevor er beide Arme um Crawfords Hals schlang und seinen Kopf auf dessen Schulter legte. Ein paar Minuten streckten sich zu einer halben Ewigkeit, während keiner von ihnen sich rührte. Er selbst nicht, weil er einfach nicht in der Lage dazu war und Crawford nicht, weil dieser wie immer seinen Zustand genau zu kennen schien. Schließlich atmete er tief durch und richtete sich auf, lächelte den Älteren an. Der das Lächeln mit einem Hauch von Belustigung erwiderte. „Bereit?“ „Mm…“ Er sah zu, wie der Schwarzhaarige sich erhob und vermisste sofort dessen Nähe. Doch er ließ es sich nicht anmerken, sondern begann sich endlich umzuziehen. Die neuen Sachen passten wie angegossen, nicht, dass er noch etwas anderes erwarten würde. Ein schneller Blick zu Crawford hin verriet ihm, dass sich das Amüsement in dessen Augen vertieft hatte und mit einem innerlichen Seufzen fand er sich damit ab, dass anscheinend nicht nur Schuldig seine Gedanken lesen konnte. Anschließend ging es nicht zum Innenhof, sondern tiefer in das Dojo hinein. Mit geweiteten Augen sah er sich alles an, neugierig, und fragte sich, wie Crawford so gut hier hinein passen konnte. Ein Ausländer sollte sich nicht so sicher bewegen können, sich über die unvertrauten Türen wundern und seine Schuhe vermissen. Er lächelte über sich selbst und diese Gedanken, doch seine Miene wurde blank, als sie plötzlich nicht mehr allein waren. „Sensei.“ Crawford verbeugte sich vor dem alten Mann, der regungslos auf dem Boden saß. Wache Augen streiften über Crawford hinweg, kamen auf ihm zu ruhen. „Das ist er also, Crawford-san.“ „Ja, Sensei.“ Er verbeugte sich ebenfalls, das Katana unwillkürlich fester umfassend. Ein Lächeln fügte den vielen Falten auf dem Gesicht des Alten noch ein paar weitere hinzu. „Beginnen wir.“ Sie absolvierten ein Kata nach dem anderen, mal quälend langsam, dann wieder so schnell, dass die Luft mit einem hörbaren Zischen zerschnitten wurde. Ab und zu schaffte er es, aus den Augenwinkeln einen Blick auf Crawford zu erhaschen, der sich bewegte, als wäre er mit einem Katana in der Hand geboren worden. Und nach und nach schien auch sein Schwert zu einem Teil seiner Selbst zu werden, integrierte sich in den Ablauf seiner Bewegungen. Das Katana war nicht länger ein Fremdkörper, sondern etwas, das zu ihm gehörte. Es zu schwingen war so natürlich und notwendig wie zu atmen. „Gut, Zeit für eine Pause.“ Die Worte drangen zunächst gar nicht bis zu ihm durch. Erst als sich etwas an Crawfords Präsenz änderte, verarbeitete er, was gerade gesagt worden war. Er blieb stehen, spürte den Schweiß auf seiner Stirn und wischte ihn mit dem Ärmel weg. Irgendwie schaffte er es danach sogar, einen Fuß vor den anderen zu setzen und sie trugen ihn dorthin, wo in der Nähe des alten Mannes Handtücher und Wasserflaschen auf sie warteten. Crawford war natürlich vor ihm da, musterte ihn mit einem schmalen Lächeln. Sie sagten beide nichts, setzten sich im Schneidersitz hin und wandten sich wie auf ein stilles Kommando hin dem Alten zu. Dessen Worte waren ruhig gesprochen, trugen aber mühelos bis in die letzte Ecke des Übungsraums. Er lauschte aufmerksam, als seine Haltung korrigiert wurde und freute sich umso mehr über das Lob, das anschließend folgte. Er neigte zum Dank den Kopf, als er Mann mit ihm fertig war und sich an Crawford wandte. „Manchmal frage ich mich, wozu Sie mich noch aufsuchen, wenn Sie Ihre Fehler so gut selbst erkennen.“ „Um weiter von Ihnen zu lernen, Sensei.“ Crawford klang nicht unterwürfig, aber respektvoll. Der Alte lachte. „Natürlich. Diesen Drang habe ich von Anfang bei Ihnen gespürt. Der Junge in Ihnen ist immer noch hungrig…“ Mit Überraschung sah er in Crawfords Gesicht eine Emotion, die Bitterkeit nahekam, auch wenn der Ältere seine Züge gleich wieder unter Kontrolle hatte. Mehr als alles andere wollte er Crawford berühren, aber wie konnte er das hier tun? Ein anderer Teil von ihm hielt sich nicht mit solchen Erwägungen auf, sondern befahl seinem Arm bereits, sich zu bewegen. Und dann spürte er auch schon das gleichmäßige Pochen von Crawfords Puls. Der Schwarzhaarige sah ihn kurz an, doch der Alte ignorierte die Geste und sprach weiter, so dass Crawfords Aufmerksamkeit sich sofort wieder auf seinen Sensei richtete. „Wird es eines Tages genug sein?“ Crawford versteifte sich kaum merklich und es dauerte eine Weile, ehe dieser antwortete. „Ich hoffe es, Sensei.“ Ihm kam Aya in den Sinn, die in ihrem Bett schlief, ihr Puls wohl so gleichmäßig wie Crawfords. Und es war ein kleiner Trost, dass sie Teil dieser Hoffnung war. Wieder ein Lächeln, vielleicht mit einem Hauch von Resignation. „Setzen wir das Training fort“, meinte der Alte schließlich. Er ließ Crawfords Handgelenk nur widerwillig los, aber der sich anschließende Kampf war ein mehr als ausreichender Ersatz. Dieses Mal wusste er, woher die fast übermenschlich schnellen Reaktionen des Älteren stammten, doch das war keine Entschuldigung, den Kampf von vornherein verloren zu geben. Im Gegenteil. Er grinste, als sich ihre Blicke trafen und der Rest ging unter in dem Aufeinanderprallen ihrer Schwerter, dem Arbeiten seiner Lungen und dem Rauschen seines Blutes. Als er wieder klar denken konnte, stand Crawford einige Meter entfernt und sah ihn ernst an. „Nein, Ran. Nicht so. Du darfst für keine Sekunde vergessen, was du gerade tust. Behalte deinen Gegner im Auge und deine Umgebung. Kontrolliere jede deiner Bewegungen und kontrolliere so deinen Gegner. Sieh seine Schwachstellen und nutze sie aus. Du kämpfst nicht um des Kampfes willen, sondern um zu siegen. Es ist ein Hieb, der den Unterschied macht. Und wenn du gut bist, brauchst du nicht mehr als ihn.“ Obwohl ihm bereits warm war, schien sein Gesicht jetzt regelrecht zu glühen. Er hatte sich völlig gehenlassen und Crawford hatte Recht, so etwas durfte er sich nicht erlauben. In der Schule würde er vielleicht auf diese Weise gewinnen, aber nicht, wenn es um einen richtigen Kampf ging. Und so viel schuldete er Crawford für die ganze Mühe, die dieser sich mit ihm gab. Er nickte, schloss die Augen und sammelte sich. Crawford ließ ihm alle Zeit, die er benötigte, stand bereit da, als er selbst in die Ausgangsposition glitt und die Augen wieder aufschlug. Sie hörten beide die Worte des alten Mannes, die es ihnen erlaubten, zu beginnen. Und das taten sie in derselben Sekunde. Mit einem Mal war alles kristallklar. Er sah Crawford, sah Crawford und sich, sah Crawford und sich und den Trainingsraum. Er konnte beinahe die Begrenzung der Wände spüren, während gleichzeitig ihre Katana aufeinandertrafen. Er dachte nicht viel mehr als zuvor nach, denn dafür blieb ihm keine Zeit. Doch er war sich jedes Atemzugs bewusst, balancierte auf einem schmalen Grat, ohne ein Mal ins Stolpern zu geraten. Es war so nahe an Perfektion, wie er ihr jemals gewesen war. Das Ende schien wie ein einziges Ausatmen. Sie fragten nicht, wie viele Punkte jeder erzielt hatte, verbeugten sich nur stumm vor dem alten Mann und kehrten in die Umkleide zurück. Als er schließlich unter der Dusche stand, fing er an zu zittern, musste sich an den kalten Fliesen abstützen, um nicht hinzufallen. Und dann war Crawford neben ihm, hielt ihn fest, bis er sich beruhigt hatte. „Was war das denn…“, hörte er sich murmeln. Crawford ließ ihn los und er sah auf, begegnete den ruhigen, braunen Augen. Selbst nackt und mit durch das Wasser eng am Kopf klebenden Strähnen, wirkte der Ältere unangreifbar. „Sich so sehr zu konzentrieren, hat auch seine Nebenwirkungen.“ Ein Lächeln schloss sich diesen Worten an. „Es zeigt, dass du es richtig gemacht hast.“ Ein warmes Glühen breitete sich in ihm aus. Crawford war niemand, der mit Lob freigiebig umging. Den Rest der Dusche brachte er ohne weitere Zwischenfälle hinter sich, war trotzdem froh, sich anschließend wieder hinsetzen zu können, um sein Katana zu putzen. Sein Katana… es klang unglaublich. Wieder spürte er die feine Gravur unter seinen Fingerspitzen, was es ein wenig realer werden ließ. Dann rief er sich selbst zur Ordnung und brachte seine Arbeit sorgfältig zu Ende. Das Katana wurde neben das von Crawford in den Kofferraum gelegt und er lächelte in sich hinein bei diesem Anblick. Er hatte ihn immer noch vor Augen, als er kurz darauf im Wagen saß und ihn das gleichmäßige Brummen des Motors einzulullen begann. „Ran, wir sind da.“ Eine Hand auf seiner Schulter weckte ihn. Das kurze Nickerchen unterstrich nur, wie müde er war und seine Glieder fühlten sich bleischwer an. Trotzdem gelang es ihm, auf die Beine zu kommen, auch wenn er sich später fragte, wie er es bis zur Haustür geschafft hatte. Vielleicht lag es an Crawfords zuverlässiger Präsenz in seinem Rücken. Die Tür wurde von Farfarello geöffnet, der lächelte, als sein Zustand registriert wurde. „Du brauchst etwas zu essen“, wurde dann festgestellt, ehe der Ire sein Handgelenk ergriff und ihn in Richtung Küche zog. Der Tisch war bereits gedeckt und Nagi musterte ihn mit stiller Belustigung in den dunkelblauen Augen, während Schuldig ihn breit angrinste. „Sieht so aus, als hätte Crawford dich ziemlich hart rangenommen.“ Er hatte nicht einmal genug Energie, um zu erröten, ließ sich dankbar auf seinen Stuhl sinken. Nagi begann das Essen zu verteilen, war damit fertig, als Crawford die Küche betrag. Der als erstes Schuldig einen scharfen Blick zuwarf, sich dann ebenfalls hinsetzte. Das Essen verlief schweigend oder es konnte auch sein, dass er einfach nichts von der Unterhaltung mitbekam. Er war zu sehr damit beschäftigt, das Loch in seinem Magen zu füllen. „Gleich landet sein Kopf auf dem Teller.“ Schuldigs amüsierte Bemerkung drang schließlich zu ihm durch, mehr noch aber die Tatsache, dass Crawford neben ihm aufstand. „Schaffst du es noch?“ Crawfords Stimme klang, als käme sie aus weiter Ferne. „Hm…“ Wenig später konzentrierte er sich darauf, die Treppe Stufe für Stufe zu erklimmen und schaffte es tatsächlich bis in Crawfords Zimmer. Ein Blick auf den Wecker behauptete, dass es bereits viel zu spät war und noch während er darüber nachzudenken versuchte, wie lange sie im Dojo gewesen waren, half Crawford ihm aus seinen Sachen. Und danach war sowieso alles andere egal, da er sich auf dem Bett ausstrecken konnte. Eine Decke wurde über ihm ausgebreitet, aber das war das Letzte, was er noch mitbekam. ~TBC~ Damit wäre dieser Tag endlich geschafft. ^^ cya, cu ^-^ Kapitel 188: "Rückblicke LXXVI - Sie sollten nicht so mit ihm spielen" ---------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 188) Titel: Close Distance Teil: 188/21x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: So, hiermit wird das Ende der RK-Handlung eingeläutet. Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Ich war Donnerstag bereits zum ersten Mal in der Uni ^.~ Aber meine Zulassung zur Diplomarbeit bekomme ich erst Anfang nächster Woche. Was du da beschreibst, ist nur eine Seite von Crawfords Reaktion. Er wurde natürlich auch daran erinnert, wie es damals in seinem Elternhaus zuging und welchen Entschluss er fasste. Es muss Crawford schon seltsam vorkommen, dass sein Sensei ihn auf diese Weise durchschauen kann. Zu Schuldig und Farf gibt es heute leider nichts, aber ich hoffe, du magst das Kapitel trotzdem ^^# @F4-Phantom: Ich hoffe, dir geht’s inzwischen wieder gut. ^^ Mir ist ja immer ganz anders geworden, wenn meine kleine Schwester von ihrem Training mit ner Verletzung zurückkam… Schuldig ist völlig ahnungslos *lach* Er ist eben manchmal ein wenig impulsiv und hat überhaupt nicht in Erwägung gezogen, dass Schneider auf seine Anwesenheit aufmerksam werden könnte. Und da alles gutging, wird er sich im Nachhinein erst recht keine Gedanken darüber machen. Schneider spielt nicht solche Spielchen wie Schuldig, daher wird er garantiert keine Andeutungen machen. Nicht alle Telepathen sind gleich ^^ @Kralle: Ich denke nicht, dass das Katana ein großes Loch in Crawfords Budget reißt. *snicker* Und das Schwert ist nicht nur ein Geschenk an Ran, sondern über Umwege auch an sich selbst. Denn was Crawford für Ran mit dem Katana vorsieht, ist letztendlich nur die Erfüllung eines eigenen Wunsches. Hm, du darfst nicht vergessen, dass Omi am Donnerstag (in der Fanfic-Handlung) erfahren hat, wer Nagi in Wirklichkeit ist. Bevor also am Freitagnachmittag mehr zu Ran und Farf kommen kann, steht erstmal am Vormittag ein Treffen zwischen den beiden Jüngsten an. ^^ @Jemma: Crawford hatte gar keine Chance, seine Vergangenheit zu überwinden. Nicht, nachdem er die Wahrheit über die damaligen Ereignisse erfuhr (was in den Vergangenheitskapiteln in Kürze gezeigt werden wird). Dementsprechend missfällt ihm natürlich auch eine Erinnerung an die Vergangenheit. Dass er als Junge bezeichnet wurde, ist da noch das kleinere Problem. Teil 188 „Rückblicke LXXVI - Sie sollten nicht so mit ihm spielen“ „Wie hat Schuldig seine Begegnung mit den Ältesten überstanden?“ Schneider lehnte sich zurück, dann musterten ihn eisblaue Augen über den Schreibtisch hinweg. „Es war das erste Mal, dass ich ihn so zurückhaltend gesehen habe.“ Amüsement flackerte über das Gesicht des Direktors, bevor es wieder ernst wurde. „Sie hatten keinen Grund, seine Loyalität anzuzweifeln, auch wenn sich diese ungewöhnlicherweise auf eine Person statt auf unsere Institution bezieht.“ Natürlich wusste er, von wem Schneider sprach. Aber das half ihm nicht zu verstehen, warum so eine Fixierung akzeptiert wurde. „In eurem Fall ist das etwas anderes. Du wirst es noch verstehen.“ Ein schmales Lächeln schloss sich dieser Aussage an. Er lehnte sich ebenfalls zurück und wünschte, er könnte das glauben. Schneider nahm es mit Belustigung auf, auch wenn eine gewisse Schärfe darin lag. „Machst du dir Sorgen, Crawford?“ Der Ältere stand auf und trat an das Fenster heran. Ihm selbst stand das Gespräch mit den Ältesten noch bevor. Und nein, er machte sich keine Sorgen. Vielleicht… „Vielleicht bin ich ein wenig nervös“, gestand er schließlich ein. Von Schneider kam ein leises Lachen und es ging ihm unter die Haut, rann heiß durch seine Adern. Er schloss die Augen, verfolgte dieses Gefühl und obwohl er keine Schritte gehört hatte, war er nicht überrascht, als sich plötzlich eine Hand auf seine Schulter senkte. „Sie sind Telekineten, nur die Frau besitzt telepathische Fähigkeiten.“ Eine Pause, in der Finger durch die Haare in seinem Nacken spielten. „Du musst deswegen nicht nervös sein. Immerhin kennst du einen viel stärkeren Telepathen. Und ich weiß, dass du ordentliche Arbeit abliefern wirst.“ Er sah nach oben griff nach Schneiders Krawatte, um ihn zu sich heranzuziehen. „Warum vertrauen sie dann nicht gleich auf Ihr Urteil?“ Gegen die Lippen des Älteren gesprochen. Und so konnte er dessen Lächeln spüren, wenn auch nicht sehen. „Aber das tun sie doch. Sie wollen bloß jedem Schüler klarmachen, was für ein einmaliges Gefühl es ist, wenn sie wortwörtlich dein Leben in ihren Händen halten.“ Er erschauderte und schuld daran war nicht nur die Hand, die seine Seite entlangfuhr. Er ließ sich küssen und das Bild so vertreiben, öffnete den Mund, als der Kuss drängender wurde. Morgen… Morgen war sein letzter Tag hier. Seine Finger hielten sich an Schneiders Jackett fest, er zog daran, bis der Ältere vor ihm kniete und es sehr einfach wurde, dessen Gesicht zu umfassen. Er rutschte bis zur Kante des Stuhls vor, vertiefte den Kuss und es war trotzdem nicht genug. Bevor er sich in die Lippe des Älteren verbeißen konnte, löste er sich von Schneider und sie rührten sich nicht, sahen sich einfach nur an. Er versuchte die Stimmung zu entschlüsseln, in der sich der Direktor gerade befand, doch die eisblauen Augen verrieten ihm rein gar nichts. Blank und kalt, ohne jede Emotion. Es fühlte sich an, als stünde plötzlich eine Wand zwischen ihnen. Nur ein weiteres kleines Stück nach vor und er rutschte ganz vom Stuhl, landete auf Schneiders Oberschenkeln, der sich auf die Fersen zurückgesetzt hatte, kaum dass seine Bewegung registriert wurde. Er lehnte sich vor, bis seine Stirn die des Älteren berührte. Er wusste nicht, was ihn dazu veranlasst hatte, aber das Ergebnis wirkte wie ein Boxschlag in den Magen. Zum allerersten Mal bekam er einen Eindruck davon, wie Schneiders Talent auf andere wirken musste, als es sich ohne jede Vorwarnung um seinen Verstand wickelte. Für ein, zwei Sekunden glaubte er, nicht mehr atmen zu können, doch dann verschob sich etwas in seinem Kopf und der Druck wurde erträglich. Stattdessen spürte er die Hitze, die sich durch seinen Körper brannte, hart an der Schmerzgrenze und ab und zu darüber hinaus. Als würde Schneider ihn überall gleichzeitig berühren. Erbarmungslos und absolut… perfekt. Hilflos konzentrierte er sich aufs Atmen, merkte gar nicht, dass sich ihre Hände gefunden hatten und die verschränkten Finger gaben ihm Halt, wo er allein schon längst in sich zusammengesunken wäre. Es war nicht wie beim Sex und gleichzeitig viel mehr als das. Schneiders Präsenz schien ihn bis in den hintersten Winkel seines Verstandes zu füllen, bis er nicht mehr wusste, wer er war oder wo er sich befand. Später, als er längst zurück in seinem Quartier war, erstarrte er plötzlich für einen Moment mitten in der Bewegung. Was hatte er sich nur dabei gedacht? Natürlich waren sie in Schneiders Büro gewesen und normalerweise würde niemand ohne dessen Erlaubnis einfach eintreten. Aber zurzeit gab es eine Ausnahme. Oder auch drei… Seine Mundwinkel verzogen sich und es war kein Lächeln, das sie formten. Es war sinnlos, sich nachträglich darüber Gedanken zu machen. Vor allem, da alles gutgegangen war. Seine Hände banden die Krawatte zu Ende, als hätten sie niemals gestoppt. Dann zog er seine Weste über, schloss sorgfältig die Knöpfe, bevor das Jackett folgte. Zuletzt setzte er seine Brille auf. Es wurde Zeit zu gehen, er konnte die Ältesten schließlich nicht warten lassen. Schneider wartete vor der großen Flügeltür auf ihn und schenkte ihm ein beinahe ausdrucksloses Lächeln, als die Tür auch schon geöffnet wurde. Sie traten beide ein, er selbst einen halben Schritt rechts hinter dem Direktor. In seinem Rücken wurde die Tür von dem Angestellten wieder geschlossen. Von außen. An einer unsichtbaren Grenze blieb Schneider stehen, die er selbst nicht sah, die dem Direktor aber wohlvertraut schien. Er tat den letzten halben Schritt und hielt ebenfalls inne. Den Kopf hatte er die ganze Zeit gesenkt gehabt und so sah er nur den ausladenden Tisch, mit dem Alter nachgedunkeltes Holz, und nicht die Personen, die dahinter saßen. Bis ihn eine leise und ebenso vom Alter gezeichnete Stimme aufblicken ließ. „Willkommen, Herr Crawford.“ Die Begrüßung wurde von der Frau ausgesprochen. Er reagierte mit einer Verbeugung darauf. Die Ältesten hatten keine Namen mehr, sie waren irgendwann verloren gegangen, als niemand mehr wagte, sie auszusprechen. Und der Gegensatz zwischen diesem Wissen und der Tatsache, dass sie wie die netten Großeltern von nebenan aussahen, ließ ihn innerlich nur noch vorsichtiger werden. Die Frau übernahm die Gesprächsführung und er achtete darauf, so wahrheitsgemäß wie möglich zu antworten. Er entspannte sich für keine Sekunde, obwohl jeder der Ältesten ein Lächeln trug, während sie seinen Ausführungen lauschten. Scheinbar ohne Zusammenhang wurde er über seine Erfahrungen bei Außeneinsätzen befragt, sollte er hypothetische Probleme lösen und erzählen, wie er sich seine zukünftige Arbeit vorstellte. Es war bei der letzten Frage, dass ihre Talente ihn gefangen nahmen. Seine Finger zuckten, doch er griff sich nicht an die Brust, weil es nichts an dem Druck ändern würde, der ihm den Schweiß auf die Stirn trieb. Er hatte erwartet, über diese Behandlung wütend zu werden und wenn das nicht, dann verängstigt. Aber eine tiefe Ruhe erfüllte ihn und die ließ nur ihre Worte durch und keinen anderen Gedanken zu. „Haben Sie bereits einen Namen für Ihr Team gewählt?“ „Ja. Herr Schneider hat mir heute die Liste vorgelegt. Ich werde zu Schwarz gehören.“ Sie neigte den Kopf ein wenig, als der Name des Direktors fiel und das Lächeln vertiefte sich kaum merklich. „Schwarz also.“ Es fühlte sich an, als hätte er irgendeine unausgesprochene Erwartung erfüllt. Und dann ergriff zum ersten Mal einer der Männer das Wort. „Es ist eine außergewöhnliche Auszeichnung, die wir Ihnen zukommen lassen. Mögen Sie sich ihrer würdig erweisen.“ Nun neigte er den Kopf und musste unwillkürlich an Schneiders Worte denken. Was die Frage aufwarf, was sie eigentlich von ihm erwarteten. Natürlich sprach er das nicht aus, aber seine Schilde waren gesenkt und sie fing die Frage auf. „Sie sollten nicht so mit ihm spielen“, schalt sie Schneider mit sanfter Belustigung. Der erlaubte sich, ihr Lächeln zu erwidern. „Aber er eignet sich so sehr dafür.“ Der bisher stumm gebliebene Mann lachte auf. „Reden Sie trotzdem mit ihm, bevor er Rosenkreuz verlässt. Schließlich wartet eine große Aufgabe auf ihn und sein Team.“ Es folgte eine Geste, mit der sie entlassen waren. „Natürlich“, bestätigte Schneider den Befehl und sie verneigten sich beide knapp, bevor sie den Raum verließen. Er bewegte sich fast wie in Trance, da ihm diese letzten Sätze in einer endlosen Schleife durch den Kopf gingen. Endlich würde dieses Rätsel gelöst werden. Er erwartete halbwegs, dass sein Talent nun anspringen würde, doch wie immer tat sich nichts. Die Enttäuschung war bereits so vertraut, dass er sie kaum noch spürte. Doch zumindest brachte sie ihn wieder zu sich und er stoppte abrupt. „Wann?“, fragte er leise. Sie waren allein hier, in diesem Bereich waren keine Schüler erlaubt. Es war genug Privatsphäre, um ihn alle Bedenken vergessen zu lassen. Oder vielleicht war es ihm auch vollkommen egal. Er konnte es Schneider überlassen, dafür zu sorgen, dass sie unter sich blieben. Der Ältere war ebenfalls stehen geblieben, als hätte ihn dieses eine Wort festgehalten, drehte sich zu ihm um. Eisblaue Augen bohrten sich in seine und der Humor von eben war völlig verschwunden. Hatte er überhaupt wirklich existiert? Schritte, er zählte sie unterbewusst und vergaß es sofort wieder, als Schneiders Nähe wichtiger als solche Nebensächlichkeiten wurde. „Wann?“, wiederholte er seine Frage und wenn es keine Ungeduld war, die ihn dazu trieb, dann morbide Neugier, wie Schneider darauf reagieren würde. „Morgen…“ Warmer Atem trug die Antwort an sein Ohr, aber sie klang kalt. Wieder Morgen… Seine Hand umfasste Schneiders Krawatte, ohne dass er es mitbekam. Morgen war sein letzter Tag auf Rosenkreuz. Morgen war Schuldigs Abschlussfeier. Morgen würde er erfahren, was zum Teufel sie eigentlich von ihm wollten. Morgen… war alles an Zeit, was ihm noch mit Schneider blieb. Er schluckte, starrte seine Hand an, wo sie sich um die Krawatte geschlossen hatte. Eine leise Stimme in seinem Kopf behauptete, dass er zufrieden sein sollte. Einen Tag noch und er würde nicht nur ein Team, sondern auch eine Antwort haben. Die relative Freiheit, die ein Field Team genoss, war da nur noch der Zuckerguss. Doch ein anderer Teil wollte nicht darauf hören. „Geh zum Speisesaal, du wirst sonst das Abendessen verpassen.“ So neutral, dass die Stimme fast wieder sanft zu nennen war. Und immer noch konnte er den Kopf nicht bewegen. Weswegen er zu seiner Hand sprach und der Krawatte, die sie hielt. „Ich habe keinen Hunger.“ Er lehnte sich vor und seine Stirn konnte gar nicht anders, als an der Schulter des Älteren zur Ruhe zu kommen. Eine Hand umfasste seine, zwang sie, ihren Griff zu lösen und kraftlos fiel sein Arm an seine Seite. „Doch, hast du“, widersprach Schneider ihm, dessen Lippen jetzt ein Lächeln formten. Er konnte es fühlen, an seinem Hals. „Also geh. Ich muss jetzt die Ältesten verabschieden. Sie wünschen heute noch abzureisen.“ Die Erwähnung der Ältesten ließ ihn erschaudern. Schneider hatte Recht gehabt, es war ein einmaliges Gefühl, wenn jemand dein Herz in den Händen hielt. Widerwillig löste er sich von Schneider, trat einen Schritt zurück, während seine Gestalt sich straffte. Die Worte hatten die Wirkung eines kalten Gusses gehabt und seinen Kopf geklärt. Braune Augen trafen auf die seines Gegenübers. „In dem Fall werde ich Sie nachher wiedersehen.“ Er wandte sich ab und ging davon, ohne dem Anderen Gelegenheit zu geben, eine Ablehnung zu formulieren. Ein Hauch von Amüsement folgte ihm auf seinem Weg, was vielleicht Zustimmung bedeutete. Die Tür zu Schneiders Unterkunft ließ ihn für einen Moment zögern, aber warum sollte er ausgerechnet heute kehrtmachen? Es war nur ein ganz normaler Abend… Kühles Metall, als seine Hand den Türknauf drehte, ohne vorher angeklopft zu haben. Er bildete sich ein, ein leises Knarren zu hören, als er die Tür sachte aufstieß, aber in Wirklichkeit gab es nur seinen eigenen Herzschlag, der in seinen Ohren pochte. Er ging hinein und vergaß beinahe, hinter sich wieder zu schließen, stieß dann weiter vor, bis ins Wohnzimmer. Schneider saß auf der Couch, sah ihm mit einem ironischen Zug um die Mundwinkel entgegen. Er konnte nur nicht entscheiden, gegen wen er eigentlich gerichtet war. Seine Mundwinkel zuckten nach oben, versuchten sich in einem Lächeln, das nicht ganz gelingen wollte. Wenigstens gehorchten ihm seine Beine, trugen ihn zu dem Älteren, wo er Platz nahm und nach dem Glas griff, das ihm angeboten wurde. „Auf Schwarz.“ Ein heller Klang, als ihre Gläser aufeinandertrafen. „Auf die Zukunft“, erwiderte er den Toast und in eisblauen Augen glomm ein dunkles Licht auf. Hastig nahm er einen tiefen Zug von dem Rotwein, weil es ihm einen Schauer den Rücken herunterjagte und er sich damit nicht auseinandersetzen wollte. Nicht jetzt. Er spürte weiterhin Schneiders Blick, leerte das Glas ganz, weil es ihm etwas zu tun gab. Es blieb nicht bei dem einen Glas und er wusste nicht so recht, was danach geschah, aber irgendwie endete er auf dem Bett des Direktors und Schneiders Kuss schmeckte ebenfalls nach Wein. Er musste lächeln, vielleicht war er ja betrunken, aber das kümmerte ihn wenig, als er langsam ausgezogen wurde. Viel zu langsam. Um die Sache zu beschleunigen, wollte er sich aufsetzen, doch Schneider ließ das nicht zu. Heiße Lippen glitten über jedes freigelegte Stück Haut und er konnte nicht anders, als sich unter den Berührungen zu winden. Es war kaum auszuhalten, doch irgendwie fanden seine Finger sandblonde Haare und gleich darauf lächelte er zu dem Älteren hinauf, bevor er ihn näherzog, weil er noch einen Kuss haben wollte. Ihm wurde immer wärmer und seine Haut zu empfindlich, um die viel zu raue Textur von Schneiders Kleidung zu ertragen. Fummelnd versuchte er, dessen Hemd zu öffnen, runzelte die Stirn, als sich das als sehr komplizierte Aufgabe erwies. Doch dann erhielt er Unterstützung und seine Miene glättete sich wieder. Schneider war auch warm, stellte er fest und dann war es nicht nur Wärme, sondern Hitze, die seine Hände fanden. „Nicht so hastig…“ Schneiders Stimme klang raus, was ihn aus irgendeinem seltsamen Grund wieder lächeln ließ. Hände waren überall über seinem Körper und auf einmal keuchte er überrascht, als die Finger auch in ihm waren. Aber es fühlte sich gut an und so drängte er sich näher an Schneider heran, der etwas in sein Ohr flüsterte, das eine Bitte um mehr Geduld gewesen sein könnte. Was er prompt ignorierte, denn er wollte nicht geduldig sein. Und er bekam seinen Willen. Die eisblauen Augen waren fast geschlossen, als der Ältere in ihn eindrang und ein fester Griff hinderte ihn daran, von sich aus das Tempo zu beschleunigen. Schließlich aber, endlich, saß er auf Schneiders Schoß und die Erinnerung an den Moment im Büro blitzte in seinem umnebelten Gehirn auf. Es war sehr einfach, sich das winzige Stück vorzubeugen, bis seine Stirn wieder die von Schneider berührte. Und die Welt versank in weißem Licht. ~TBC~ Ich mag irgendwie die Stimmung, in der Crawford sich befindet. ^^ Es gab im Anime eine Szene, wo Crawford vor den Ältesten steht und sich seine Hand in sein Jackett über seinem Herzen verkrampft. Ich musste das einfach für meine eigene Geschichte verwenden – nur ein bisschen abgewandelt natürlich. cya, cu ^-^ Kapitel 189: "Du weißt also, wer ich bin" ----------------------------------------- Close Distance (Teil 189) Titel: Close Distance Teil: 189/21x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Da wir es in der Geschichte endlich Freitag haben, kommt nun das erste Zusammentreffen von Nagi und Omi, nachdem letzterer von Schwarz erfahren hat ^^ Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Jetzt müssten ja die letzten Tage auf deiner alten Dienststelle ablaufen, was? Plant ihr so was wie ne Abschiedsparty? ^^ Ich hoffe, sie stressen dich nicht zum Schluss noch zu sehr… *knuffel* @Razielle: *Begrüßungsgummibärchen rüberschieb* Dann noch mal herzlich willkommen in der Runde *grins* Ich hoffe, die Story wird dir weiterhin gefallen. Immerhin ist inzwischen ein Ende in Sicht, was ich lange Zeit nicht behaupten konnte ^.~ @Jemma: Glaub mir, das war noch nicht der Abschied. Der wird ein wenig denkwürdiger geraten ^^# Hm… ich gehe davon aus, dass Telepathie mittels Gehirnwellen funktioniert (oh Überraschung *snicker*). Und natürlich ist der Kontakt dann am stärksten, wenn sich ein Telepath und die andere Person Stirn an Stirn berühren, weil sich auf diese Weise die Gehirne am nächsten sind. Was _genau_ passiert, weiß ich natürlich nicht, aber du kannst mir glauben, dass selbst Crawford in dieser Situation von Schneider einen kleinen Energieschock verpasst bekommt. Und zusätzlich fällt es dem Direktor auf diese Weise sehr leicht, einen Teil von dem, was ihn ausmacht, für einen Moment mit Crawford zu teilen. In einem späteren Kapitel gibt es eine Szene die näher darauf eingeht ^^ @F4-Phantom: Ich an deiner Stelle hätte es wahrscheinlich aufgegeben, nen Commi zu schreiben, wenn er mir zweimal gelöscht worden wäre ^^°°° Lass Crawford bloß nicht hören, dass du ihn mit deinem Kater vergleichst *lach* Und die Melancholie wird Crawford noch vergehen… o.o Stimmt, Japan steht in Kürze an – und ich hatte nicht angenommen, dass du hinfliegst *gg* Wünsche deinem Fuß baldige Besserung, wirklich dumm, dass es nicht wirklich Heiler gibt… @Kralle: Natürlich privat. Bis jetzt hat ja niemand auf Rosenkreuz geschnallt, was zwischen den beiden abläuft. *grins* Aber der richtige Abschied kommt noch ^^ Ich kann selbst kaum glauben, dass mich danach von Rosenkreuz verabschieden muss. Aber dafür habe ich ja immer noch RftS… Teil 189 „Du weißt also, wer ich bin“ In sehr weiter Ferne hörte er das Klingeln eines Weckers, aber es verstummte, bevor er richtig aufwachen konnte. Doch immerhin war jetzt genug Bewusstsein in ihm, um den warmen Körper neben sich zu spüren und unwillkürlich rückte er näher an ihn heran, bevor er sich zurück in die Tiefen des Schlafes sinken ließ. Oder es jedenfalls versuchte. „Ran, es ist Zeit aufzustehen.“ Amüsement lag in der vertrauten Stimme. Und er würde ihr ja folgen, wenn er die Augen aufbekommen könnte. Stattdessen gab er sich damit zufrieden, das Gesicht in Crawfords Schlafanzugoberteil zu vergraben. „Hm, du willst also nicht…“ Das Flüstern kitzelte ihn am Ohr, aber viel mehr beschäftigte ihn die Wahrnehmung von Crawfords Hand, die seine Seite entlangstrich und dann zwischen ihre Körper schlüpfte. Geradewegs in seine Shorts hinein. Oh, das war… Ein heller Blitz schoss durch sein schlafvernebeltes Gehirn und ließ ihn überrascht einatmen. Finger ballten sich zu Fäusten, fanden Halt in dem Stoff, den sie umschlossen. Sein Atem prallte von Crawford ab, traf ihn selbst und ihm war warm, so warm. Er bog sich dem Älteren entgegen, fast verzweifelt um mehr Kontakt bemüht. „Ruhig…“ Crawfords Lippen an seiner Stirn und er hob das Gesicht, um ihn zu küssen, während sich in seinem Unterleib Hitze aufstaute. Bis es schließlich zu viel wurde und der Damm brach. In den Armen des Älteren sackte er in sich zusammen, auf einmal sehr wach und gleichzeitig bereit, ewig so liegen zu bleiben. Zum ersten Mal an diesem Morgen schlug er die Augen auf und alles was er sah, war das Schwarz des Schlafanzugs. Als hätte er seine Augen nie geöffnet. Ein bisschen Druck reichte aus, dann lag Crawford auf dem Rücken. Unter ihm. Er spürte die Härte von Crawfords Erektion und wusste gleichzeitig, dass Crawford ganz einfach aufstehen und sie ignorieren könnte. Er hatte nicht vor, das zuzulassen. Seine Finger waren bereits dabei, die Knopfleiste zu öffnen, flatterten über die freigelegte Haut, als hätten sie Angst, länger zu verweilen. Aber es war nur seine Ungeduld, die ihn vorwärts trieb. Kurz trafen sich ihre Blicke, seiner voller Hitze und der von Crawford ein ruhiger Gegenpol, dann fand er sein Ziel und sah, wie Crawfords Lider sich schlossen, bevor er den Kopf senkte. Für eine Weile noch gehörte der Ältere ihm. Später musste er sich beeilen, aber das war es wert. Auf Schuldigs wissendes Grinsen hin lächelte er nur und auch Farfarellos Anblick änderte nichts an der Zufriedenheit, die er empfand. „Ich werde dich von der Schule abholen, ja?“ Er kam gar nicht dazu zu antworten, als Crawford das bereits indirekt übernahm. „Du wirst ihn begleiten, Schuldig.“ Grüne Augen glitten über ihn hinweg, bevor sie auf dem Amerikaner zu ruhen kamen. „Nun doch?“ Der Telepath klang beinahe besorgt. Crawfords Mundwinkel zuckten kaum merklich. „Es ändert sich nichts an dem, was ich dir gestern gesagt habe.“ Der Ältere hatte Schuldigs volle Aufmerksamkeit und er fragte sich, worauf Crawford sich wohl bezog. Farfarello zuckte nur mit den Schultern, schien eher desinteressiert, da es dessen Pläne nicht beeinflusste. Doch Nagi war ebenfalls aufmerksam geworden, sah Crawford an, als hätte er bereits geahnt, dass der Schwarzhaarige sich ihm als nächstes zuwenden würde. „Der kleine Takatori weiß jetzt, wer du bist. Sei also nicht zu überrascht, wenn er dich darauf anspricht.“ Dunkelblaue Augen weiteten sich für eine Sekunde, ehe sie zu schmalen Schlitzen zusammengekniffen wurden. Der Jüngere nickte langsam, verstehend. Er selbst verstand überhaupt nichts. Takatori? Der Name stieß ihm bitter auf, zu viel war damit verbunden, an das er nicht denken wollte. Fingernägel bissen in nachgebendes Fleisch und Kälte schien sein Blut zu kleinen Kristallen zu verhärten, die sich den Weg durch seine Adern bahnten. Es war Schuldig, der als Erster reagierte, die Augen kühl und unüberrascht. >So leicht gewöhnt man sich nicht daran, Ran.< Er hörte die Worte, aber Schuldigs Lippen bewegten sich nicht. Kein Lächeln und nicht einmal das gewohnte Grinsen berührten die Miene des Orangehaarigen. Mit Mühe entspannte er seine Hände und setzte Schuldigs Ausdruckslosigkeit ein eigenes Lächeln entgegen. Es fühlte sich irgendwie seltsam an, aber das kümmerte ihn in diesem Moment herzlich wenig. >Aber ich kann es versuchen. Immer wieder. Und ich werde es schaffen.< Seine unausgesprochenen Worte wurden verstanden, wie ihm ein Aufblitzen in den Augen des Anderen verriet. Nicht ganz Belustigung, aber möglicherweise verwandt damit. Eine Berührung lenkte ihn ab, sie strich das seltsame Lächeln von seinen Lippen und ließ sie prickelnd zurück. Wärme begann sich von dort aus auszubreiten und das Eis hatte keine Chance dagegen. „Ist es uns egal, dass er Bescheid weiß?“ Nagi stellte die Frage, als wäre rein gar nichts vorgefallen und die Ruhe in Crawfords Blick fokussierte sich wieder auf den Jüngeren. „Vorläufig ja. Ich sehe nicht, dass er unsere Pläne gefährden würde. Aber Schuldig wird notfalls dafür sorgen, dass er nicht auf dumme Ideen kommt.“ Zum ersten Mal sah er im Ansatz, wie diese Menschen arbeiteten, in deren Kreis er gelandet war, ohne zu wissen, wo er hineingeriet. Und die Selbstverständlichkeit, mit der sie ihre eigene Überlegenheit akzeptierten, hatte etwas zutiefst Beruhigendes. Vielleicht wäre eine gegenteilige Reaktion normal gewesen, doch von diesem Konzept hatte er sich längst verabschiedet. Eine seltsame Frage schoss ihm durch den Kopf. Wen siehst du, wenn du in den Spiegel schaust? Sich selbst in Fragmenten, die erstaunlicherweise zusammenpassten. Schuldigs Lachen erfüllte auf einmal den Raum, doch es verstummte genauso schnell wieder, als der Ältere aufstand und zu ihm herüber kam. Er sah zu ihm auf und rührte sich nicht, als ein Zeigefinger gegen seine Stirn tippte. „Du bist wirklich nicht normal, Ran-chan.“ Damit ging Schuldig und Farfarello folgte ihm nach einem Moment des Zögerns. Er war um eine Reaktion verlegen, aber wie vorhin schon übernahm Crawford das für ihn. Und war das nicht die beste Antwort? ****** Crawfords Augen blieben offen, als die beiden sich küssten und es hätte ihn auf die Idee bringen können, dass der Ältere Ran nur manipulierte. Doch das war nur, was seine Augen sahen. Auf einer anderen Ebene konnte er beobachten, wie einfach ihre kinetischen Felder miteinander verschmolzen und es löste ein Ziehen in seinem Magen aus. Das war es, was ihn vor Ran treten ließ, sobald Crawford sich erhoben hatte, um sich Kaffee nachzugießen. „Fujimiya-sempai?“ Rans Kopf ruckte bei dieser Anrede zu ihm herum, so dass er die geweiteten Pupillen und leicht geschwollenen Lippen des Rothaarigen erkennen konnte. Plötzlich nervös flog sein Blick zu Crawford, der gegen den Küchenschrank gelehnt dastand und ihn über den Rand der Tasse hinweg ansah. Es stand keine Missbilligung in den braunen Augen und so wandte er sich wieder Ran zu. „Darf ich dich küssen?“ Vielleicht würde danach das Ziehen verschwinden. Er hatte sich noch nie besonders für andere Menschen außerhalb von Schwarz interessiert und schon gar nicht auf diese Weise. Aber jetzt… war er neugierig. Ran lachte ihn nicht aus und genauso wenig konnte er die Absicht spüren, ihm auszuweichen. Im Gegenteil, der Ältere war vollkommen ruhig und musterte ihn ernst. „Ja, Nagi…“ Er lehnte sich vor, eine Hand auf Rans Oberschenkel, um sich abzustützen. Die Ruhe blieb bestehen, auch als sich ihre Lippen berührten. Der Kuss war weich und warm und fühlte sich gut an. Vielleicht war das ja die Mühe wert, einen anderen Menschen um sich zu haben, ging es ihm träge durch den Kopf. Er trat einen Schritt zurück, bevor es zu schwer werden würde und verbeugte sich, so dass braune Strähnen seine Augen verdeckten. „Danke.“ Ran lächelte nur. Es änderte sich nichts durch diesen Kuss, was ihn insgeheim erleichterte. Sie nahmen beide die U-Bahn zur Schule und Ran saß neben ihm, erzählte vom gestrigen Training, als ob nichts vorgefallen sei. Und er selbst lächelte ebenfalls, auch wenn es außer Ran bestimmt niemand erkannte. Es war warm… Sonnenstrahlen arbeiteten sich durch die Blätter, unterstützt von einem leichten Wind, und wanderten über seine Arme, ehe die geworfenen Schatten wieder siegten. Er könnte sich aussuchen, auf wessen Seite er sich stellen wollte, doch er tat gar nichts. Die Pause hatte gerade erst begonnen und immer noch strömten die Schüler aus dem Gebäude. Es fiel ihm nicht schwer, Ran zu finden und er folgte dem Weg des Rothaarigen, ohne seinen Kopf wenden zu müssen. Mit einem Gefühl der Losgelöstheit dachte er an den Kuss und die Tatsache, dass auch sein eigenes Feld nicht mit dem von Ran interferiert hatte. Keine unterdrückten Bewegungen, die ihn zurückgestoßen hätten. Nur Ruhe. Und er fragte sich, wie der Ältere die gefunden hatte, obwohl ihn die Erwähnung von Takatori kurz zuvor noch so sehr aufgewühlt hatte. Dieser Gedanke führte ihn weiter zu Bombay und sein Talent fand den Anderen im selben Moment. Ob es sich genauso anfühlen würde, ihn zu küssen? Ein flüchtiges, ironisches Lächeln spielte über seine Lippen. Wie kam er nur auf so etwas… Er streckte sich innerlich und berührte sacht ein Blatt, dort wo die Verbindung zum Zweig am schwächsten war. Langsam segelte es herab und er bewunderte die Linien, die es dabei leiteten, manipulierte sie so, dass das Blatt auf seiner Handfläche zur Ruhe kam. Das war einfach gewesen. Sein Talent machte ihn darauf aufmerksam, dass das Weißmitglied ihn fast erreicht hatte und langsam hob er den Kopf, damit sich ihre Blicke begegnen konnten. „Hallo, Naoe-san.“ Bombays Lächeln wirkte so echt wie immer. Oder vielleicht war es auch genauso falsch. Er nickte ihm zu. „Bombay.“ Es war kein Versprecher. Der Ältere hatte etwas sagen wollen, schloss nun aber den Mund wieder und wurde blass. So viel potenzielle Energie vibrierte durch den regungslosen Körper, dass er beinahe danach gegriffen hätte, um sie zu absorbieren. Doch das wäre dumm gewesen. Zum einen wollte er Bombay gar nicht umbringen und dann wäre Crawford sicher nicht besonders begeistert davon. Ihr Anführer hatte schließlich genug Arbeit darin investiert, Weiß am Leben zu lassen. Schließlich, endlich, atmete Bombay tief durch und überraschte ihn damit, sich einfach neben ihn zu setzen. „Du weißt also, wer ich bin. Wie lange schon?“ Himmelblaue Augen wurden auf ihn gerichtet und kühle Professionalität rang darin mit Fassungslosigkeit. Er bewegte sich, ein knappes Schulterzucken, ehe er antwortete. „Von Anfang an.“ „Aber warum habt ihr uns nicht ausgeschaltet?“ Bombay war jetzt verwirrt. „Wir haben seine Pläne inzwischen doch mehr als einmal durchkreuzt.“ Seine Mundwinkel zuckten in ein feines Lächeln. „Bist du nicht etwas selbstgefällig? Wenn ihr uns wirklich gestört hättet, wärt ihr schon längst tot. Wir sind keine Irren, die durch die Gegend rennen und jeden umbringen, der uns schief ansieht.“ Nun, Farfarello möglicherweise ausgenommen. Bombays Hände hatten sich zu Fäusten geballt. Vielleicht gefiel es ihm nicht, dass seine Arbeit so heruntergemacht wurde. Und plötzlich war es Bombay, der lächelte, auch wenn es bitter ausfiel. „Dann können wir keine Freunde sein.“ Es war ganz sicher keine Reaktion auf seine Worte. Als hätte der Ältere erst jetzt die Erkenntnis verarbeitet, dass er Bescheid wusste. „Bist du deswegen hier? Weitermachen wie immer?“ Das war das Letzte, was er erwartet hatte. „Schon mal was von Interessenkonflikt gehört?“ „Warum nicht? Du hast doch selbst gesagt, dass wir euch gar nicht stören.“ „Und du störst dich nicht an dem, was wir tun?“ „Was ich tue, unterscheidet sich kaum davon.“ So viel Selbsterkenntnis hätte er Bombay gar nicht zugetraut. Die strahlende Rüstung des edlen Ritters war mit Flecken übersät, die nicht unbemerkt geblieben waren. „Wir können euch nicht an Takatori heranlassen.“ Sofern er Crawford richtig verstanden hatte, stand diese Aufgabe einem anderen zu. Nur konnte er das Bombay schlecht verraten. Er stellte auf einmal fest, dass er sich entspannt zurückgelehnt hatte, als würden sie eine ganz normale Unterhaltung führen. „Wir haben keinen entsprechenden Auftrag. Ihr seid zu gefährlich.“ Die Anfänge von Belustigung färbten Bombays Worte, dem die Änderung in seiner Haltung nicht entgangen war. „Keine dummen Ideen…“, hörte er sich selbst murmeln. Kein Wunder, dass Crawford nichts gesehen hatte. „Wissen die anderen von uns?“, fragte er dann, neugierig, wie weit Bombay gehen würde. Die himmelblauen Augen ließen ihn nicht los. „Sie wissen, dass Takatori Bodyguards hat. Niemand weiß, dass ich einen von ihnen kenne.“ Es war fiel ihm nicht schwer zu erkennen, dass der Ältere die Wahrheit sagte. Langsam stand er auf und klopfte seine Hose ab. „Ich kann dir nichts versprechen.“ Und kurz bevor er sich zum Gehen wandte: „Sehen wir uns am Dienstag im Club?“ „Ja…“ Bombays Zustimmung verfolgte ihn länger, als es hätte sein dürfen. Vielleicht lag es an der darin mitschwingenden Erleichterung. Er dachte daran zurück, wie er den Blondhaarigen mit dessen Klassenkameraden beobachtet hatte. Bombay schien wirklich einsam zu sein. Seine Schritte führten ihn zu Ran, bevor er sich dieser Entscheidung bewusst wurde. Aber er hatte nichts dagegen, von dessen Lächeln begrüßt zu werden. „Naoe-kun, du scheinst dich gut mit Tsukiyono-kun zu verstehen. Ich hoffe, ihr plant keine Dummheiten.“ Miyato grinste ihn an, während Rans Blick Bombay folgte, der sich ebenfalls erhoben hatte und jetzt in Richtung Schulgebäude ging. „Das hoffe ich auch“, erwiderte er trocken und erhielt prompt die Aufmerksamkeit violetter Augen. Nachdenklichkeit stand in ihnen, wovon Rans Freund nichts mitbekam, der über seine Antwort lachte. Ran schien sich irgendwie zusammengereimt zu haben, wer mit „kleiner Takatori“ gemeint gewesen war, wobei er sich nicht wirklich erklären konnte, wie das möglich war. Schließlich war es nichts Ungewöhnliches, dass er sich mit Bombay unterhielt, das musste Ran längst von Miyato erfahren haben. Womit als Lösung nur blieb, dass er selbst sich verraten haben musste. Das wurmte ihn, ohne dass ihn die Tatsache von Rans neuem Wissen an sich störte. „Wolltest du es seinetwegen ausprobieren?“ Ran berührte die eigenen Lippen und machte so unmissverständlich klar, wovon dieser sprach. Er fand keine Antwort und erwiderte beinahe hilflos Rans suchenden Blick. ~TBC~ Ähm, bitte geht jetzt nicht davon aus, dass ich vorhabe, die beiden Jüngsten übereinander herfallen zu lassen. Omi will einfach nur seinen Freund behalten. Und Nagi… wird ein bisschen durch die Vorgänge in seiner Umgebung beeinflusst ^^° So, im nächsten Gegenwartsteil kommen wir endlich zu Ran und Farf. cya, cu ^-^ Kapitel 190: "Rückblicke LXXVII - Glaubst du an die Unsterblichkeit?" --------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 190) Titel: Close Distance Teil: 190/21x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Crawford wird gar nicht gefallen, was er heute erfährt… Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Ich hoffe, du bist fleißig am Lernen ^.~ @Jemma: *grins* So knapp war es doch gar nicht, ein paar Stunden hattest du noch. Da sieht man mal wieder, dass Crawford auch nett sein kann. Zwar nur zu wenigen Personen, aber das reicht ja auch. ^^ Das mit Nagi hast du ganz richtig bemerkt, er kann sich schlecht völlig von dem Abschotten, was um ihn herum vorgeht. Und da er in letzter Zeit ein bisschen offener geworden ist, war das irgendwie der nächste Schritt… @F4-Phantom: Mich kann zum Glück keiner vertreiben, weil ich nen eigenen Laptop mit W-Lan Anschluss habe. Macht sich wirklich praktisch ^.~ Mensch, ich kann gar nicht verstehen, warum du so verrückt danach bist, über Farf, Ruth und Ran zu lesen. *lach* Aber ja, jetzt musst du wirklich nicht mehr lange drauf warten. Der Spruch mit dem Spiegel ist von mir *nick* Freut mich, dass du ihn mochtest. Ich stand nämlich schon kurz davor, die zwei Zeilen wieder rauszunehmen ^^# @Razielle: Ich wette, Nagi war von sich selbst auch ein bisschen überrascht. Es war nicht so, dass ich vorgehabt hätte, das zu schreiben. Das gehört zu den Dingen, die einfach passieren. o.O Diese Woche kommt endlich Crawfords Gespräch mit Schneider. Bin gespannt ob du drauf kommst, warum Crawford danach nicht mehr allzu gut auf den Direktor zu sprechen sein wird. ^^ @Kralle: O_O Nein, so etwas würde ich ganz bestimmt nicht machen. *ehe* Es ist lustig, deine Erläuterung für Nagis Wahl zu lesen. Ich muss nämlich zugeben, dass ich über diesen Aspekt gar nicht nachgedacht hatte. Aber es sehr gut möglich, dass es ihn auch beeinflusst hat. Hinzu kommt, dass Nagis Verhalten gegenüber seinen Teammitgliedern so ziemlich festgeschrieben ist und es fällt ihm schwer, auf andere Weise zu interagieren. Und man darf auch nicht vergessen, dass Nagi ja wegen seines Talents ein bisschen anders sieht. Er ist in diesem Moment schon ein wenig davon fasziniert gewesen, wie _ruhig_ Ran im Umgang mit Crawford war und wollte wissen, ob es zwischen ihm selbst und Ran auch so sein würde. ^^ Teil 190 „Rückblicke LXXVII - Glaubst du an die Unsterblichkeit?“ Sein Schädel brummte, als er aufwachte und er presste seine Hand gegen die Stirn, ohne dass sich an dem dumpfen Pochen etwas änderte. Zuerst wusste er nicht, wo er sich befand, doch Schneiders Schlafzimmer war ihm längst vertraut genug, um wenigstens diese Frage schnell zu beantworten. Blieb nur noch übrig, warum er sich in diesem Zustand befand. Als hätte es lediglich dieses Gedankens bedurft, begannen Bilder aufzublitzen, Bruchteile einer Erinnerung. Er stöhnte innerlich auf und wenn seine Augen nicht bereits wieder geschlossen gewesen wären, hätte er sie jetzt zusammengekniffen. Das konnte ja wohl nicht wahr sein… er hatte tatsächlich zu viel getrunken. Schritte, dann setzte sich jemand zu ihm aufs Bett. „Guten Morgen, Crawford.“ Mit sanfter Belustigung. Er öffnete endgültig die Augen und griff dankbar nach den beiden Tabletten, die er als erstes erspähte, sowie dem mit Wasser gefüllten Glas. Ein bitterer Geschmack, der gleich wieder weggespült wurde. Schneider nahm ihm das Glas ab und dann war es die Hand des Älteren, die gegen seine Stirn gelegt wurde. Kühl, wo er doch Hitze am meisten mit Schneider verband. Das Pochen beruhigte sich, ohne dass er wusste, was dafür verantwortlich war und ein erleichtertes Seufzen entkam über seine Lippen. Nachdem diese Ablenkung beseitigt war, sah er Schneider zum ersten Mal richtig an. Der Direktor trug nur eine Hose und aus irgendeinem Grund blieb sein Blick für einen Moment an dessen Gürtelschnalle hängen, was mit einem Ziehen in seinem Unterleib einherging. Er riss sich davon los, doch der Anblick des nackten Oberkörpers half nicht wirklich viel. Bis er bei den Schultern angelangte. Oh… war er das gewesen? Schneider deutete sein Erstarren richtig und lachte leise. „Mm, es war zumindest kein Anderer in meinem Bett.“ Er hob eine Hand, strich über die geröteten Abdrücke, die seine Zähne hinterlassen hatte. Er konnte genau die kleinen Schwellungen fühlen. „Ich kann mich nicht daran erinnern“, gab er zu und Hitze stieg ihm in die Wangen. „Das lässt sich ändern.“ Und bevor er protestieren konnte – nicht, dass er das vorgehabt hätte – war da plötzlich eine fremde und gleichzeitig vertraute Präsenz in seinem Kopf. Die Bruchstücke wurden aufgefüllt und zusammengesetzt und er atmete scharf ein, als ihn die damit einhergehende Erregung traf. Schneider lächelte, obwohl sich jetzt seine Finger in dessen Schulter krallten. Es musste wehtun, doch der Ältere zuckte nicht einmal zusammen. Sein Kuss traf den linken Mundwinkel des Anderen, weil Schneider überraschend den Kopf abwandte und verwirrt hielt er inne, versuchte eine Erklärung zu finden, während sein Gehirn nur unzureichend mit Sauerstoff versorgt wurde. „Ich habe jetzt zu arbeiten…“ Trotzdem stand Schneider nicht auf und die eisblauen Augen hielten seinen Blick fest. „Aber vielleicht…“ Und damit wurde er zurück in eine liegende Position gedrückt. Schneider kam sofort zur Sache, hielt sich nicht mit irgendwelchen Spielereien auf. Sein Rücken bog sich durch, ohne dass er es verhindern konnte, als sich die feuchte Hitze von Schneiders Mund um seine Erektion schloss und ihm fehlte die Kontrolle, um lange durchzuhalten. Es war viel zu schnell vorbei und ihm war schwindlig, als Schneider sich vom Bett erhob. Es dauerte eine Weile, bis er seine Sinne wieder beisammen hatte und noch etwas länger, ehe er aufstehen konnte. Er konnte Schneider in der Küche hören, bevor er ins Bad ging und war daher nicht überrascht, später frischen Kaffee vorzufinden. Nur der Direktor war nicht mehr da. Dieses Mal hatte sein Seufzen einen anderen Grund. „Crawford, kommst du heute zu meiner Zeugnisübergabe?“ Auf dem Weg zum Speisesaal tauchte Schuldig plötzlich auf, was ihn nicht besonders überraschte. Farfarellos Anwesenheit hingegen schon. „Ja, ich werde dort sein.“ Der Orangehaarige grinste, folgte dann seinem Blick. „Ihm war langweilig.“ Eine Augenbraue rutschte hoch. „Und dir anscheinend auch. Werde nicht zu übermütig, nur weil du die letzte Prüfung bestanden hast.“ Grüne Augen funkelten ihn unbeeindruckt an. „Aber du sagst es doch selbst – es war die letzte.“ Das Grinsen wuchs in die Breite und schien nun von einem Ohr zum anderen zu reichen. „Morgen geht es nach Japan und dann muss diesen Saftladen hier nie mehr wiedersehen.“ Wenigstens besaß Schuldig die Voraussicht, die Stimme zu senken, ungeachtet der Tatsache, dass die Schüler sowieso einen großen Sicherheitsabstand hielten. „Bis später dann, großer Meister.“ Schuldig winkte ihm fröhlich zu, verschwand anschließend mit Farfarello im Schlepptau. Er schaffte es, ein entnervtes Kopfschütteln zu unterdrücken und setzte seinen Weg fort. Wenn Schneider es nicht so eilig gehabt hätte, hätte er das Frühstück verpasst. Etwas zog an seinen Mundwinkeln, als er sich eingestand, dass ihm das so ziemlich egal gewesen wäre. Die anderen Lehrer hatten ihre Plätze bereits eingenommen und außer Herrn Rudert begrüßte ihn nur Stephenson. Wie erwartet lief es besser für Farfarello, seit der Arzt sich um den Iren kümmerte, weswegen er dessen Nicken mit einem leichten Lächeln erwiderte und sich neben ihn setzte. „Ich gratuliere Ihnen zu Ihrem Team.“ „Danke sehr.“ Er ignorierte die überraschten Blicke der anderen. Anscheinend war darüber noch nichts bekannt geworden. Sein Lächeln nahm eine ironische Note an. „Immerhin habe ich lange genug darauf gewartet, dass Schuldig seinen Abschluss macht.“ Stephenson neigte verstehend den Kopf. „Wussten Sie übrigens, dass ‚Schwarz’ eigentlich von der Liste der Teamnamen entfernt worden war?“ Die Reaktion auf diese Frage fiel um einiges heftiger aus. Plötzlich sah er einige blasse Gesichter um sich herum, ohne den Grund dafür zu kennen. Was sich hoffentlich gleich ändern würde. „Nein. Was für ein Zufall, dass ich dann ausgerechnet diesen Namen gewählt habe“, meinte er mit gut vorgetäuschtem Desinteresse. Natürlich war es kein Zufall gewesen. Es war die einzige Wahl, die ihm möglich erschienen war. Die Bezeichnung hatte in seinem Kopf gestanden, bevor er überhaupt nach der Liste hatte greifen können. Und Schneider Lächeln, als dieser das Wort ‚Schwarz’ hörte, war sehr schmal und sehr amüsiert gewesen. Der Arzt lachte leise. „Es hängt damit zusammen, dass man vor den früheren Trägern zu viel Respekt hatte, um den Namen auf der Liste zu belassen.“ Und irgendwie bestand plötzlich kein Zweifel mehr in ihm, über wen Stephenson gerade sprach. Kein Wunder, dass die Frau so reagiert hatte. Es war wirklich ein Test gewesen, denn nur die Ältesten konnten dafür gesorgt haben, dass seine Liste etwas länger als normalerweise ausgefallen war. Und wenn sie zuließen, dass sein Team den Namen ihres früheren trug, mussten sie wirklich etwas Besonders von ihm erwarten. Braune Augen wurden ausdruckslos, als er zu diesem Schluss kam. Nicht, weil er sich durch diese Erwartung unter Druck gesetzt fühlte, sondern weil er jetzt umso dringender wissen wollte, was Schneider ihm zu erzählen hatte. „Jetzt verstehe ich, warum sie von meiner Wahl so angetan waren“, gab er einen Bruchteil seiner Gedanken preis. Und Stephenson schüttelte belustigt den Kopf. „Ich hatte Herrn Schneider nicht geglaubt, als er mir sagte, dass Sie so darauf reagieren würden.“ Die Erwähnung des Direktors versetzte ihm einen kleinen Stich, was sein kühles Lächeln allerdings nicht verriet. „Er hat bisher nicht an meinen Fähigkeiten gezweifelt. Und an meiner Arroganz wohl auch nicht.“ Das brachte ihm nicht nur von dem Arzt ein Lachen ein, obwohl das der anderen weniger belustigt als vielmehr ungläubig ausfiel. Er wandte sich seinem Frühstück zu, behielt dabei Schuldig und Farfarello im Auge. Letzterer verhielt sich überraschend gesittet, obwohl Schuldig ihm die Benutzung eines Messers verboten haben musste. Der Orangehaarige schlug nämlich immer wieder die Hand des Iren weg, wenn der trotzdem nach einem zu greifen versuchte. Schuldig in einem Anzug war ein ungewohnter Anblick und der Jüngere schien sich nicht besonders wohl darin zu fühlen. Grüne Augen richteten sich plötzlich auf ihn und der Telepath schnitt eine Grimasse. >Alexander hatte Recht, du musst ein Masochist sein, um so etwas freiwillig tragen zu wollen. Wenn du das später von mir verlangst, werde ich streiken.< Seine Mundwinkel zuckten in ein flüchtiges Lächeln. >Darüber musst du dir keine Sorgen machen. Ich erkenne einen hoffnungslosen Fall, wenn ich einen sehe.< Schuldig nahm sich das überhaupt nicht zu Herzen, sondern grinste ihn nur an, ging dann mit den anderen Abgängern die Bühne hinauf. Wo ihm das Grinsen verging, sobald Schneider ebenfalls die Bühne betrat. Er lehnte sich zurück und diesmal war es nicht unbedingt ein Lächeln, das an seinen Lippen zerrte. Der heutige Tag war sehr lang gewesen, seit dem Morgen hatte er von Schneider weder etwas gesehen noch gehört. Und natürlich hatte er ihn nicht von sich aus aufgesucht. Dieses bisschen Geduld konnte er noch aufbringen, auch wenn es ihm mit jeder verstreichenden Minute schwerer fiel. Er schloss die Augen und lauschte auf die Worte, die problemlos durch den gesamten Saal trugen. Mittlerweile hörte er die Rede zum dritten Mal, was bedeutend seltener war, als bei jedem Durchschnittsschüler. Und trotzdem war es mucksmäuschenstill und er spürte regelrecht, wie die Schüler jedes einzelne Wort in sich aufsogen. Er selbst tat es schließlich auch, obwohl er einen gewissen Abstand wahrte. Auf einmal kam ihm ein Verdacht und er begann, seine Reaktionen näher zu beobachten. Die Ungeduld hatte sich gelegt, dafür war da jetzt eine Ruhe, die ihm viel zu vertraut war, um sie übersehen zu können. Als er die Augen öffnete, begegnete er Schneiders eisblauem Blick. Der Direktor neigte fast unmerklich den Kopf, bestätigte damit seine Vermutung. Er hätte lachen können, obwohl wenig Humor daran beteiligt gewesen wäre. Aber warum nicht… Schneider hatte das Talent dazu, es gab keinen Grund, es _nicht_ einzusetzen. Stück für Stück öffnete er seine Schilde weiter und der Einfluss wurde deutlicher. Dann änderte sich etwas und ihm war klar, dass dieser Gruß für ihn ganz allein gedacht war. Wärme hüllte ihn ein ohne ganz das Eis verbergen zu können, das direkt dahinter lag. Er musste seine Finger zu Fäusten ballen, damit sie nicht zu zittern begannen, als kurz darauf Schneiders Stimme in seinem Kopf aufklang. >Ich werde nach der Zeugnisübergabe zu deinem Quartier kommen.< Und dann endlich würde er seine Antworten erhalten. Nicht nur auf die Frage, was seine Aufgabe sein sollte. Sondern auch auf die, die ihn seit Weihnachten nicht losgelassen hatte. Er saß auf seinem Bett, spürte, wie die Kante gegen seine Oberschenkel presste. Aus irgendeinem ihm selbst nicht erfindlichen Grund starrte er seine Hände an, als würde die Zeit so schneller verstreichen. Was sie natürlich nicht tat und trotzdem zuckte er beinahe zusammen, als seine Tür geöffnet wurde. Sein Blick wurde sofort von eisblauen Augen gefangen genommen und folgte Schneider zu seinem Schreibtisch. Der Ältere nahm nicht Platz, sondern lehnte sich nur dagegen, vollkommen ruhig. Sie schwiegen sich an, für eine scheinbare Ewigkeit und innerlich lag er in dem Widerstreit, es endlich hören zu wollen und dem Wunsch, dass Schneider niemals den Mund öffnen würde. Es war unsinnig und diese Einschätzung zeigte sich in dem trockenen Lächeln, das der Direktor ihm jetzt schenkte. „Glaubst du an die Unsterblichkeit?“, fing Schneider unvermittelt an zu sprechen, verstummte dann wieder, um ihn intensiv zu mustern. Er schüttelte den Kopf. Nicht zur Ablehnung, sondern verwirrt. Das Lächeln vertiefte sich. „Es war einmal ein großer Mann, der glaubte, sie in den Händen zu halten. Er sammelte Anhänger um sich und sie alle warteten auf den Tag, an dem das Ritual möglich sein würde. Sie glaubten ihm und den Steintafeln, die mit einer uralten Schrift beschrieben waren. Aber da sie nicht nur ewig sondern auch in Reichtum leben wollten, wurden sie unvorsichtig und so begingen sie einen Fehler. Der große Mann starb und die Steintafeln verschwanden spurlos. Seine Anhänger verstreuten sich bald in alle Winde, aber drei von ihnen wollten den Traum nicht aufgeben.“ An dieser Stelle legte Schneider eine Pause ein und sie musste nicht bedeutungsvoll sein, um ihm zu verstehen zu geben, dass von den Ältesten die Rede war. Er konnte sich nicht rühren, gebannt von der Geschichte, wie damals, als ihm seine Großmutter noch Märchen vorlas. „Du musst wissen, dass diese drei ganz besondere Menschen waren. Wie der große Mann besaßen sie gewisse Talente und sie gehörten zu einer Organisation, die über viele Ressourcen verfügte. Natürlich waren sie noch sehr jung, aber sie hatten ein Ziel und das half ihnen aufzusteigen. Bis ganz nach oben. Es dauerte Jahre, Jahrzehnte, aber sie verloren dieses Ziel nie aus den Augen und opferten ihm alles. Was machte es schon, dass sie darüber wirklich zu leben vergaßen – dafür würden sie schließlich die Ewigkeit haben. Eines Tages waren die Steintafeln nicht länger verschwunden. Sie lagen in einem kleinen Museum, ohne dass jemand ihren Wert erkannt hatte, bis die Nachforschungen einen Untergebenen der drei genau zu diesem Museum führte. Und so kehrten die Steintafeln zurück in die Hände der Anhänger des großen Mannes. Es löste das erste ihrer Probleme. Denn nur der große Mann hatte den Schlüssel gekannt, mit dem die uralte Sprache entziffert werden konnte. Das sollte sie nun vor ein unüberwindliches Hindernis stellen, nicht wahr? Doch dieser große Mann hatte ebenfalls ein spezielles Talent. Für einen bestimmten Zeitraum war es ihm möglich, sein Bewusstsein auf jemand anderen zu übertragen. Und kurz bevor er starb, tat er genau das. Sein Wirt allerdings brach unter der Belastung zusammen. Die drei retteten den Bewusstlosen, denn die Frau unter ihnen war Telepathin und wusste daher, was geschehen war. Durch den unvorbereiteten Transfer war der große Mann nicht mehr in der Lage, sich aus dem ins Koma abgleitenden Körper zu befreien, aber er hatte noch die Gelegenheit, mit der Frau zu sprechen, bevor auch sein Bewusstsein in einen tiefen Schlaf fiel. Es würde eine Möglichkeit geben, ihn wiederzuerwecken. Er brauchte einen neuen Wirt. Aber nicht irgendeinen, sondern das perfekte Opfer. Parallel zu den Steintafeln suchten die drei nach dem einen Menschen, der alle Voraussetzungen erfüllen würde. Doch ihre Bemühungen waren nie von Erfolg gekrönt. Bis sich ihnen eines Tages ein Weg aufzeigte.“ Schneider schloss die Erzählung mit einem leichten Lächeln, während in den eisblauen Augen nicht einmal der Anklang einer Emotion stand. Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus, schwer wie flüssiger Teer und er wusste nicht, wie lange er brauchte, um seine Frage zu formulieren. Doch irgendwann wurde die Stille durchbrochen und er erkannte seine eigene Stimme kaum wieder. „Warum sollte ausgerechnet ich diese Person finden können?“ „Weil es eine Vision davon gibt, wie du es tust.“ ~TBC~ Und natürlich versteht Crawford recht schnell, was genau das bedeutet, wie ihr im nächsten Vergangenheitskapitel sehen werdet… ^^# cya, cu ^-^ Kapitel 191: "Und du glaubst nicht, dass ein bisschen Wahrheit darin steckt?" ----------------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 191) Titel: Close Distance Teil: 191/21x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Okay, Ruth taucht zwar noch nicht auf, aber Ran und Farf schaffen es immerhin schon bis in die Kirche ^^# Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Wie macht sich der neue Job eigentlich so? ^^ @Jemma: *Arme vor der Brust verschränk* Wie soll ich das denn jetzt auffassen? Waren die letzten Vergangenheitskapitel etwa sinn_los_? *snicker* Hm, du hast Recht, Schwarz tritt nun wieder in den Vordergrund. Schneider wird nur noch nächste Woche einen persönlichen Auftritt in den Vergangenheitskapiteln haben und das war es dann. ^^ @Razielle: *grins* Ich finde es gar nicht so schlecht, dass du noch nicht darauf gekommen bist. Dadurch wird das Kapitel nächste Woche immerhin ein bissl interessanter für dich sein ^.~ Was die Sache mit dem „großen Mann“ angeht… leider hat sich der Anime sehr bedeckt gehalten und ehrlich gesagt hatte ich keinen Bock, mir dazu viel auszudenken. Für mich sind er und seine Anhänger einfach ein bisschen zu gierig geworden, hatten sich mit den falschen Leuten eingelassen und wurden von denen angegriffen. Vielleicht haben sie ja versucht, die anderen übers Ohr zu hauen ^^ Und ja, dabei ist der Mann gestorben – oder besser gesagt, dessen Körper – während die Ältesten (die damals gar nicht so alt waren ^^#) entkommen konnten und den neuen Wirt mit sich schleppten. Wer die Vision hatte, wird nächste Woche beantwortet. Aber es gab in Teil 140 schon einen Hinweis auf ihn ^^ @Kralle: Jetzt dauert es nur noch eine Woche *lach* Inzwischen kannst du ja versuchen, selbst auf die Schlussfolgerungen zu kommen, die Crawford ziehen wird ^.~ @F4-Phantom: Ich habe zumindest noch keine deutsche WK-Fanfic von dieser Länge gesehen *zugeb* aber ansonsten… Ist doch ganz gut, wenn du dich auf alle Kapitel freust *lach* So weiß ich wenigstens, dass ich dich mit CD nicht langweile. Übrigens danke, dass du mich auf den Fehler aufmerksam gemacht hast. ^__^ *Gummibärchen reich* Auch wenn Ruth heute noch nicht auftaucht, hast du schon die Gelegenheit, Rans Reaktionen zu beobachten. Ich hoffe, sie kommen halbwegs glaubwürdig rüber ^^# Teil 191 „Und du glaubst nicht, dass ein bisschen Wahrheit darin steckt?“ „Können wir uns am Wochenende treffen?“ Yunshiro stellte die Frage vorsichtig, als könnte er davor zurückschrecken. Doch er kam gar nicht dazu, darauf zu antworten. „Ran wird keine Zeit haben.“ Arme wurden von hinten um ihn geschlungen und als wäre die Stimme allein nicht Anhaltspunkt genug, erkannte er spätestens an der Umarmung, dass er es mit Farfarello zu tun hatte. Er sah sich rasch um, konnte Schuldig aber nicht entdecken. Der Orangehaarige war zur Abwechslung also nicht darauf aus, Yun-kun zu ärgern. Gleich darauf hörte er ein Lachen und wusste gleichzeitig, dass es nur in seinem Kopf erklungen war. Es war seltsam, wie schnell man sich an so etwas gewöhnen konnte… Innerlich streckte er Schuldig die Zunge raus. „Er gehört uns“, fügte der Ire seiner ersten Aussage hinzu und unterstrich den Besitzanspruch gleich, indem er die Umarmung verstärkte. Yunshiro sah es und wandte den Blick ab. „Falls du es dir anders überlegst, kannst du mich ja anrufen.“ Er wollte Bedauern empfinden, als er seinem Freund nachsah, doch das war schwierig, wenn Farfarello so nah war und ihn daran erinnerte, was er stattdessen hatte. „Er wird immer dafür sorgen, dass du einen Preis zu zahlen hast.“ „Aber vielleicht macht es das wertvoller, was wir dafür erhalten“, flüsterte er zurück. „Natürlich, diese Entschuldigung ist sehr bequem für Ihn.“ „Und du glaubst nicht, dass ein bisschen Wahrheit darin steckt?“ Farfarello schwieg für eine Weile, löste dann die Umarmung, um stattdessen seine Hand zu ergreifen. „Vielleicht…“ Schuldig wartete beim Auto auf sie, die grünen Augen hinter der Sonnenbrille versteckt. Dennoch konnte er dessen Blick spüren, intensiv wie eine körperliche Berührung. Er dachte an Sonnenschein und das Wochenende, aber nicht an die Worte, die er eben mit dem Iren gewechselt hatte. Bis ihm etwas noch besseres einfiel. „Was ist mit Nagi?“ Ein langsames Grinsen breitete sich auf Schuldigs Gesicht aus. „Ich habe bereits mit ihm gesprochen. Takatori jr. scheint kein Problem darzustellen.“ „Ist er wirklich Takatori-sans Sohn?“ „Oh, zu einem der beiden gehört er bestimmt.“ Diese Auskunft verwirrte ihn mehr als sie ihm weiterhalf und so beschloss er, Crawford danach zu fragen. „Tu das ruhig.“ Das Grinsen war einem Lächeln gewichen. Vielleicht verstand Schuldig, dass er es allmählich satt hatte, gar nichts zu wissen. Farfarello wollte ein Eis essen gehen, also fuhren sie nach dem Besuch bei Aya zu einem Café. Sie durften nicht einmal selbst bestellen, was keinen von ihnen besonders störte. Schuldig war glücklich mit seinem Schokoeisbecher, während er selbst mit Vanilleeis und Erdbeeren endete. Was nicht wirklich überraschend kam. Dieses Mal war das kurze Lachen von Schuldig nicht nur in seinem Kopf zu hören und Farfarellos Zähne blitzten in einem Lächeln auf. Es ließ ihn beinahe vergessen, was heute noch vor ihm lag, doch der Gedanke wollte nie ganz weichen. „Ich habe dir etwas mitgebracht“, sagte Farfarello mitten in einen dieser Momente hinein, wo er wieder daran denken musste und etwas aus Leder wurde vor ihm auf den Tisch gelegt. Es dauerte nicht mehr als eine Sekunde, um das Armband zu identifizieren, das Farfarello ihm geschenkt hatte. „Ihr habt es geholt?“ „Keine Sorge, es war niemand zu Hause.“ Farfarello war ihm plötzlich so nahe, dass der Gleichaltrige ihm fast auf dem Schoß saß. Er hielt still, so dass ihm das Armband am Unterarm befestigt werden konnte, knapp über dem Handgelenk. Es schmiegte sich weich und gleichzeitig widerstandsfähig an seine Haut. Das Messer war nicht dabei, doch ehe er etwas sagen konnte, zog Farfarello es irgendwoher hervor. Niemand außer ihnen schien es zu sehen und einmal mehr wurde ihm bewusst, wie praktisch – und unglaublich – Schuldigs Talent wirklich war. „Ich fühle mich geschmeichelt“, grinste der Ältere, ohne seinen Freund aus den Augen zu lassen. Farfarello spielte mit dem Messer, drehte es in der Hand, als wäre es nur ein Spielzeug, statt einer gefährlichen Waffe. „Tu es nicht…“, hörte er sich leise sagen. Er wollte nicht, dass Farfarello sich verletzte, auch wenn er inzwischen besser verstand, was dahinter steckte. Bernstein starrte ihn an und ohne darüber nachzudenken, schob er seine Hände unter das ärmellose Shirt, das der Andere trug und glitt über die warme Haut, die er dort vorfand. Er spürte die Narben und wünschte sich, er könnte sie ganz einfach verschwinden lassen. „Ich habe seine Schöpfung verletzt.“ Als hätte Farfarello seine Gedanken gelesen. Oder vielleicht hatte das jemand anderer für ihn getan. „Nein, du gehörst jetzt nur dir allein. Heißt es nicht, Er hat uns einen freien Willen gegeben? Dann müsste uns doch erst recht unser Körper gehören. Du kannst Ihn nicht verletzen, indem du dich selbst zerstörst.“ Er hielt inne und lehnte sich vor, bis sie sich Stirn an Stirn berührten. Die Geste war absichtlich gewählt und sie drang unmittelbar zu dem Anderen durch. Farfarellos Aufmerksamkeit war ganz auf ihn allein konzentriert. „Und wenn es darum geht“, seine Hände übten Druck aus, „dann gibt es einen besseren Weg. Du selbst hast es mir gesagt.“ „Ich muss darüber nachdenken…“ Sie blieben sitzen wie sie waren, sicher in der Gewissheit, dass niemand auf sie aufmerksam werden würde. >Bist du jetzt unter die Psychologen gegangen?< Schuldig klang nicht einmal ironisch. Möglicherweise ein wenig verwundert. >Ich will nicht, dass er sich wieder wehtut.< Als gäbe es nicht genug andere, die das übernahmen. >Er ist schon lange so…< >Und du willst, dass es dabei bleibt?< Die Frage war nicht ernst gemeint, aber er stellte sie, um seinen Punkt zu unterstreichen. Von Schuldig ging daraufhin Hitze aus, ohne mit einem Gedanken verbunden zu sein. Er wehrte sich, stellte ihr die Kälte entgegen, die immer noch in seinem Inneren wohnte. Es gab so viele Dinge, die er nicht mehr ändern konnte. Wie sollte es ihm dann möglich sein, das hier einfach hinzunehmen? Er wollte nicht länger schwach sein. Farfarello begann sich zu regen, setzte sich wieder gerade hin und musterte ihn wortlos. Und genauso wortlos wurde das Messer in die Hülle geschoben, ruhte fest und sicher gegen seinen Unterarm. >Du hast tatsächlich gewonnen. Selbst wenn es nur für heute sein sollte.< Schuldig stockte an dieser Stelle, sprach aber weiter. >Danke…< Die Kirche war fast leer, als sie dort eintrafen und mit Schuldigs Hilfe entschieden sich auch die wenigen Besucher bald dafür zu gehen. Der Orangehaarige begleitete sie nicht hinein und nach einem letzten verwunderten Blick zurück, folgte er Farfarello. Der Ire hatte sich auf eine der Bänke gesetzt und starrte schweigend nach vorne, wo ein Priester gerade ein paar Kerzen anzündete. Für einen Moment zögerte er, dann aber rutschte er neben den Gleichaltrigen und legte seine Rechte sanft auf die zur Faust geballte Hand. „Will sie hierher kommen?“ Selbst sein Flüstern schien in der leeren Halle zu laut zu sein. Er biss sich auf die Lippe, als könnte er die Frage auf diese Weise nachträglich zurückhalten. „Ja…“ Die Faust löste sich unter seiner Berührung, dann drehte Farfarello die Hand, um seine zu umfassen. „Ich will mit ihm reden.“ Doch es vergingen noch einige Minuten, ehe der Andere aufstand. Er folgte der Bewegung und trat als Erster auf den Mittelgang hinaus, Farfarello dicht an seiner Seite. Der Priester hatte sie schon vorher bemerkt, sah ihnen jetzt entgegen. Sein Blick fiel auf ihre verschränkten Hände und wo er unmittelbare Verurteilung erwartet hatte, huschte ein Lächeln über die Lippen des älteren Mannes. „Willkommen. Braucht ihr jemanden zum Reden?“ Farfarello trat einen weiteren Schritt auf den Priester zu, ohne seine Hand loszulassen. Als bräuchte er eine Erinnerung an die Person, die er sein wollte. Statt der, die das heiße Glitzern in dem bernsteinfarbenen Auge hervorrief. „Wenn Gott die Welt geschaffen hat, warum lässt er dann so viel Leid zu?“ Es wurde als Anschuldigung hervorgebracht und unterdrückte Wut vibrierte als böser Unterton in der Frage. Eine Schwingung, die Zerstörung in sich trug. „Spielt Er nur mit uns? Gibt mit der einen Hand, um mit der anderen alles wieder zu vernichten?“ Der Priester wich unwillkürlich vor Farfarellos Vehemenz zurück, fing sich aber rasch und Traurigkeit trat in die dunklen Augen. „Es steht uns nicht zu, Seine Entscheidungen zu hinterfragen. Er sendet uns seine Prüfungen, um uns stärker zu machen.“ Der Ire fletschte die Zähne. „Und was soll das für eine Prüfung sein, die ein kleines Mädchen tötet?“ Farfarello stieß ein raues Lachen aus, das keinen Humor in sich trug. „Ist das Seine Vorstellung von Gnade und Barmherzigkeit?“ Der ältere Mann schüttelte nur den Kopf. Er selbst war wie erstarrt. Das Bild von Aya stand vor seinem inneren Auge und irgendwoher wusste er, dass auch Farfarello von einer Schwester sprach, nicht irgendeinem kleinen Mädchen. Was war ihr nur zugestoßen? „Du darfst nicht verlangen, alles verstehen zu wollen. Auch wenn dir das in diesem Moment kein Trost sein mag, es geht ihr bestimmt gut, wo sie sich jetzt befindet.“ Er löste sich aus Farfarellos Griff und schlang beide Arme um ihn, bevor dieser mit dem Messer auf den Priester losgehen konnte, das plötzlich in der anderen Hand von Farfarello lag. Der Ire kämpfte nicht gegen die Umklammerung an, noch nicht. „Wenn es dort so toll ist, haben Sie sicher nichts dagegen, wenn ich Ihm einige seiner „Schäfchen“ zurückschicke, nicht wahr?“ Die Erkenntnis, wen er da vor sich hatte, ließ das Gesicht des Älteren grau werden. „Mord ist eine Sünde.“ Farfarello lachte wieder. „Ich werde also nicht ins Himmelreich eingehen? Was für ein Glück. Je weiter von Ihm weg, desto besser.“ Noch ein paar Schritte, ohne dass er Farfarello davon abhalten konnte. Der Priester wurde gegen den Altar gedrängt und die Blumen, die ihn schmückten, verloren in seinen Augen an Farbe. „Gestehe ein, dass Er nicht gut ist und ich werde dich am Leben lassen.“ „Hast du deinen Glauben verloren? Das darfst du nicht zulassen.“ „Nein, ich habe einen Glauben gefunden. Und ich werde dich dazu konvertieren lassen.“ Das Messer schnitt durch die schwarze Kleidung. „Das kannst du nicht, mein Sohn.“ Das Entsetzen war wieder Traurigkeit gewichen und in den dunklen Augen stand eine innere Kraft, die ihn nicht an diesen Worten zweifeln ließ. „Farfarello…“ Er presste sein Gesicht gegen den Nacken des Gleichaltrigen, umarmte ihn weiter fest. „Dieser Mann kann nichts dafür, was damals geschehen ist. Ihn zu töten, wird sie nicht zurückbringen.“ Die Anspannung wich nicht aus Farfarellos Körper. „Was würdest du sagen, wenn ich dir diese Worte eines Tages zurückgebe?“ Er seufzte in sich hinein und schloss die Augen. „Aber das hier ist nicht einmal Rache.“ Er spürte, dass sich die Aufmerksamkeit des Priesters nun auf ihn richtete und so hob er den Kopf, um dessen Blick über Farfarellos Schulter hinweg zu begegnen. „Rache ist auch falsch.“ Kälte durchströmte ihn und nistete sich in violetten Augen ein. „Sie sollten nicht über etwas reden, das sie nicht verstehen.“ Der Mann wich ihm nicht aus und ignorierte auch das Messer, das nun über freigelegte Haut geführt wurde. Noch ohne den Druck, der erforderlich wäre, um sie zu durchbrechen. „Aber trotzdem weißt du, dass es falsch ist. Genauso wie das, was dein Freund hier tut.“ Wusste er das? Seine Mundwinkel zuckten in ein bitteres Lächeln. Es war auch falsch, was sein Vater getan hatte. Das änderte aber nichts an dem, was geschehen war. „Willst du ihn nicht aufhalten?“, drang der Priester weiter auf ihn ein, als er nicht antwortete. Farfarellos Messer war dessen Kehle inzwischen gefährlich nahe. Vorhin war seine Reaktion ohne Überlegung erfolgt, als er den Iren festgehalten hatte. Aber inzwischen war ihm etwas klar geworden, weswegen er auch nicht weiter versucht hatte, Farfarello zu stoppen. Auch wenn er es nicht über sich bringen konnte, die Umarmung zu lösen. „Das steht mir nicht zu“, meinte er schließlich leise. Denn wenn Farfarello das hier wirklich brauchte, konnte er es ihm nicht verwehren. Violette Augen wurden trübe, während sie die roten Striemen betrachteten, die das Messer auf der Haut des Priesters hinterließ. Es war ein Kreuz, das der Ire da zeichnete. Resignation legte einen Schatten auf das Gesicht des älteren Mannes. „Siehst du nicht, dass Er auch dich im Stich lässt?“, verlangte Farfarello zu wissen, beinahe verständnislos. „Nein, mein Junge. Er ist auch in diesem Augenblick bei mir.“ „Warum hilft Er dir dann nicht?“ Die Frage wurde durch einen weiteren Schnitt unterstrichen. „Aber Er ist doch dabei. Er lässt dich zögern.“ Farfarello knurrte tief in der Kehle und er war nicht überrascht, als die Klinge gleich darauf tief in nachgebendes Fleisch sank. Die Beine des Priesters gaben nach und der ältere Mann fiel auf die Knie, beide Hände über die Wunde gepresst, aus der das Messer schon längst wieder herausgezogen worden war. „Bete zu ihm.“ Zischte Farfarello zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Und der Priester faltete tatsächlich die Hände, begann leise ein Gebet aufzusagen. „Sein Glaube ist auch stark“, murmelte er dem Iren ins Ohr. „Ja“, gab der Gleichaltrige zu. „Ein Grund mehr, ihn zu Ihm zu schicken, bevor er anderen dieselben Lüge erzählt, die ich damals zu hören bekommen habe.“ Er schloss wieder die Augen und schluckte. Er verstand. „Ja.“ Und dann zwang er sich dazu zuzusehen. ~TBC~ Es war gar nicht so einfach, die richtige Reaktion für Ran zu finden. Aber ich denke die hier ist eine logische Konsequenz seines bisherigen Verhaltens… cya, cu ^-^ Kapitel 192: "Rückblicke LXXVIII - Was damals geschehen ist, nichts davon war ein Zufall" ----------------------------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 192) Titel: Close Distance Teil: 192/21x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Das war es dann mit Rosenkreuz… ^^# Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Meine Diplomarbeit hat bereits 80 Seiten überschritten, es geht also ganz gut voran. Aber red mir bloß nicht von Weihnachten. Da muss ich nämlich mit meiner Arbeit fertig sein, damit noch genug Zeit zum Binden bleibt… Freut mich riesig, dass du deinen neuen Job so toll findest *knuffel* Und das Azubi-Gefühl legt sich sicher bald. ^^ Hm, Ran akzeptiert jetzt mehr – und verdrängt nicht mehr so viel. Eine Folge davon ist, dass er dem alten Ran wieder mehr ähneln kann, aber gleichzeitig führt ihn die Akzeptanz natürlich auch auf einen neuen Weg. ^^ Und wenn du meinst, dass dich der ein bisschen erschreckt, dann musst nur mal an Aya aus dem Original denken. Meinst du nicht auch, dass es Ran hier in CD immer noch etwas besser hat? @F4-Phantom: Du wirst da wirklich eine interessante Frage auf… Wenn Ran nicht so sehr an seine eigenen Situation erinnert worden wäre, hätte er vielleicht wirklich versucht, Farf aufzuhalten. Aber ich kann es nicht mit Sicherheit sagen, da unser Rotschopf inzwischen Schwarz so ziemlich vor alles stellt, seine Schwester vielleicht ausgenommen. Keine besonders gesunde Haltung, aber der Tod seiner Eltern hat in Ran etwas zerstört, was sich nicht so einfach kitten lässt. Und, wie fandest du HP 7? Kannst du mir den Zusammenhang zwischen der Prophezeiung und dem tatsächlichen Ende erklären? ^^# @Kralle: Ja, genau das. Er versteckt sich nicht mehr so sehr vor der Wahrheit wie anfangs. Jetzt will mehr über die Jungs von Schwarz wissen und akzeptiert dieses Wissen auch, weil er es ihm unmöglich ist, sich von ihnen zu trennen. Okay, ich sehe ein, dass Abwarten dich auch zum Ziel führt. *lach* Also dann, viel Spaß mit dem Kapitel. Heute wirst du erfahren, warum Crawford zukünftig nicht mehr so gut auf Schneider zu sprechen ist. @Jemma: Eindeutig eine andere Richtung, immerhin geht es jetzt endgültig nach Japan. Es sind also nicht mehr viele Vergangenheitskapitel übrig… Irgendwie fast schade, aber die ganze Fanfic ist ja bald fertig. Die Sache mit Rans Reaktion war die, dass die Szene einfach so in meinem Kopf stand. Und dann fing ich an zu überlegen, ob ich das überhaupt so schreiben kann. Bin froh, dass ihr als Leser meine Version soweit gut aufgenommen habt. ^^ Teil 192 „Rückblicke LXXVIII - Was damals geschehen ist, nichts davon war ein Zufall“ Er schob Schneiders Antwort von sich, denn hinter ihr lauerten Implikationen, mit denen er sich nicht auseinandersetzen wollte. Es war nur ein kurzer Aufschub, vielleicht zu kurz, und so griff er nach dem erstbesten Punkt, der ihn von seinen Überlegungen ablenken würde. „Unsterblichkeit? Das ist doch unmöglich!“, brach es aus ihm heraus. Ein Lächeln bog Schneiders Mundwinkel um ein paar Millimeter nach oben. „Unmöglich also… So unmöglich wie Gedankenlesen vielleicht? Oder Gegenstände zu bewegen, ohne sie zu berühren?“ Sarkasmus blitzte in den eisblauen Augen auf. „Ich vergaß… es ist wahrscheinlich so unmöglich wie die Gabe, in die Zukunft zu sehen, nicht wahr?“ Die Worte schnitten in ihn, als wären sie Klingen und ein Wangenmuskel zuckte, bevor er die Zähne zusammenbiss. Schneider beobachtete ihn genau, während seine Kehle um unausgesprochene Worte herum arbeitete. Doch er wurde auch so verstanden. „Es geschah ungefähr ein halbes Jahr, bevor du nach Rosenkreuz gekommen bist. Herr Franken war der beste Precog, den wir damals hatten. Und ich war bei ihm, als er seine Vision hatte.“ Eine Emotion, die er nicht deuten konnte, spielte über das Gesicht des Direktors. „Das war der Tag, an dem wir unseren besten Precog verloren und gleichzeitig von dir erfuhren.“ „Er ist ausgebrannt...“ Es war nicht wirklich eine Frage. „Oh ja, er war ein Paradefall… Ich habe noch nie jemanden auf der mentalen Ebene so sehr leuchten sehen.“ Für einen Moment zeichneten sich Linien lange vergessenen Schmerzes bei Schneider ab. Es musste für den Telepathen ein unangenehmes Erlebnis gewesen sein. Und er erinnerte sich an die Bemerkung, die einer der Lehrer nach Neuberts Tod ihm gegenüber gemacht hatte. „Das war der Grund… Deswegen hat er mich so sehr gehasst.“ Neuberts Verhalten wurde ihm beinahe verständlich. Schneider nickte knapp. „Die Lehrer wussten nicht alles. Aber sie sind dazu angehalten worden, auf dich aufzupassen, nachdem ich dich hergebracht hatte. Warum du etwas Besonderes bist, hat Herr Neubert nie erfahren, aber ihm reichte, dass du die Ursache für den Tod seines Freundes warst. So indirekt das auch der Fall war.“ Er hätte lachen könne, so absurd war das alles. Aber ihm entkam nur ein erstickter Laut. Denn sein Verstand hatte sich nicht wirklich ablenken lassen, war schon viel weiter und inzwischen konnte er nicht mehr ignorieren, was dieser ihm mitteilen wollte. „Was damals geschehen ist, nichts davon war ein Zufall…“ Sein Mund war auf einmal trocken und er glaubte Asche zu schmecken. „Warum nur habe ich nie daran gedacht? Sie hatten einen Screamer bei sich.“ Er hörte seine Stimme und nahm nur die Verwunderung darin wahr. Nicht die Säure, die in seinem Magen brannte und aufzusteigen drohte, um ihm die Speiseröhre zu verätzen. Er war so ein Idiot… „Ich wollte nicht, dass du daran denkst. Also hast du es nicht getan.“ Ein feines Lächeln, das keine Belustigung in sich trug. Doch er bekam es kaum mit, starrte Schneider an und sah gleichzeitig durch ihn hindurch. „Sie haben nicht nur ausgenutzt, dass dieser Einbrecher meine Eltern getötet hat. Sie haben das Ganze inszeniert und dafür gesorgt, dass mein Talent mir ein ganz bestimmtes Detail nicht verraten würde.“ Es war brillant – und drehte ihm den Magen um. Er kam auf die Beine und Schneider hielt ihn nicht auf. Er erreichte die Tür und sah, dass sie nicht ganz geschlossen war. Ohne darüber nachzudenken, griff er nach der Klinke, wusste selbst nicht warum. Wollte er fliehen oder die Tür einfach nur zumachen… „Ihretwegen ist mein Bruder gestorben. Und das nur für diesen verdammten Job.“ Seine Stimme brach beinahe an den Worten. Die Tür, er hatte sie weiter geöffnet. Vielleicht wollte er wirklich fliehen, aber diese Überlegung verschwand, als er Schuldigs Blick begegnete. Die Hand des Jüngeren war fest um eine Flasche verkrampft und Schuldigs Lippen formten wortlos seinen Namen. Den Ausdruck in den grünen Augen würde er niemals vergessen, obwohl sich Schuldig einen Herzschlag später abwandte und davonrannte. Zuerst konnte er sich nicht rühren, dann aber schloss er die Tür sehr, sehr leise, lehnte die Stirn gegen das kühle Holz. Er war ebenso sprachlos wie Schuldig eben, stand da, als würde er auf diese Weise alles ungeschehen machen können. Schritte näherten sich ihm, kamen hinter ihm zum Erliegen und er rührte sich immer noch nicht. „Warum sollte ich jetzt noch tun, was sie von mir erwarten… Warum wollte ich noch _irgendetwas_ tun?“ Er wollte schreien, doch es kam nur als heiseres Flüstern heraus. „Mach dir nichts vor, Crawford. Du weißt genau, dass es kein Entkommen von unserer Organisation gibt. Und du wirst nicht aufgeben, das kannst du gar nicht. Du wirst genau das tun, was du am besten kannst. Und zwar deinen Job erledigen.“ Es hätte nicht so wehgetan, wenn Schneider nicht absolut Recht gehabt hätte. Sich aufzulehnen wäre nur ein anderer Weg Selbstmord zu begehen. Und wenn er wenigstens etwas Kontrolle über sein Leben behalten wollte, musste er ganz genau das tun, was sie von ihm erwarteten. Deswegen hatte er schließlich sein eigenes Team haben wollen – um das größtmögliche Maß an Freiheit zu erlangen. Eine Hand wurde auf seine Schulter gelegt und sein Körper reagierte gänzlich ohne sein Zutun auf die Wärme. Es ließ ihn an die vergangene Nacht denken und nun wünschte er sich, die Erinnerung aus seinem Gedächtnis brennen zu können. Wie zum Teufel sollte er das ertragen? So viel Nähe und das nur, um letztendlich zu erfahren, dass er nie mehr als eine Marionette gewesen war. Er konnte es nicht in Übereinstimmung bringen und so ergriff er die Flucht nach vorn. Wenn es schon nicht möglich war, zu vergessen, konnte er die Erinnerung vielleicht mit etwas anderem überschreiben. Schneider stolperte ein paar Schritte zurück, bremste seinen Ansturm dann. Er kümmerte sich nicht darum, sondern begann die Sachen des Älteren aufzuknöpfen. Natürlich war es dumm, was er hier tat, aber kam genauso wenig dagegen an, wie er jemals in Erwägung ziehen könnte, aus SZ’ Klauen zu entfliehen. Ein grimmiges Lächeln zerrte an seinen Lippen, als seine Hand etwas in Schneiders Jacketttasche ertastete, was sich als kleine Tube entpuppte. Der Direktor kannte ihn wirklich viel zu gut und hatte genau diese Reaktion von ihm erwartet. Was ihn nicht davon abhielt, seine Aufgabe fortzusetzen. Die Tube landete zusammen mit seiner Brille auf dem Nachttisch, bevor er Schneiders Gürtel öffnete, danach dessen Hose. Und nie hob er den Kopf dabei, denn dann würde er den eisblauen Augen begegnen. Schneiders Hände waren bedeutend ruhiger, als dieser seinerseits ihn auszog. Der Ältere versuchte genau ein Mal ihn zu küssen, doch er wandte das Gesicht ab und Schneider verstand die Geste. Er wurde auf das Bett gedrückt und die warmen Lippen hefteten sich stattdessen an seinen Hals, bahnten sich ihren Weg nach unten, zu seinem Schlüsselbein, dann seiner Brust. Bereits jetzt war er so hart, dass er es kaum aushalten konnte und jede Berührung steigerte nur noch den Wunsch, Erlösung zu finden. Tu mir weh…, flehte er Schneider wortlos an, aber diesen Gefallen tat ihm der Ältere nicht. Im Gegenteil, Schneider achtete sehr genau darauf, keinen einzigen blauen Fleck auf seinem Körper zu hinterlassen und trieb ihn damit halb in den Wahnsinn. Das lief überhaupt nicht so, wie er es gewollt hatte, doch er war nicht mehr in der Lage dazu, es zu bereuen. Er hatte die Augen geschlossen gehabt, doch als Schneider in ihn eindrang, konnte er nicht anders, als sie zu öffnen. Eisblau bannte ihn in derselben Sekunde. Ihre Gesichter waren sich so nah, dass er Schneiders Atem spüren konnte, aber entgegen seiner Erwartung küsste ihn der Ältere nicht, respektierte weiterhin seine Ablehnung von zuvor. Beinahe wünschte er, es wäre nicht so. Ihm wurde kalt unter Schneiders Blick, während gleichzeitig heiße Blitze durch seinen Körper zu laufen schienen. Schneider war von Anfang an ein begnadeter Liebhaber gewesen und heute war das nicht anders. Deswegen brauchte er einen Moment, um herauszufinden, was genau fehlte und diese Kälte in ihm auslöste: Es war vollkommen still in seinem Kopf… keine Gedanken neben den seinen und Schneiders Präsenz beschränkte sich auf dessen körperliche Anwesenheit. Seine Augen weiteten sich, als ihm das bewusst wurde und Schneider schenkte ihm daraufhin ein Lächeln, das fast als echt durchgehen konnte. Plötzlich wollte er nichts mehr, als das hier zu beenden, doch Schneider ließ ihm keine Chance dazu. Dessen Hände pinnten ihn gegen die Matratze und zwangen ihn darauf zu warten, dass der Ältere es beendete. ****** Für die letzte Nacht waren sie sich selbst überlassen worden und zufrieden hatte er sich mit einer eigenen Flasche in eine stille Ecke verzogen. Es bedurfte etwa der Hälfte ihres Inhalts, bis er genug Mut gesammelt hatte, um zu Crawfords Quartier zu gehen. Nicht, dass er vor sich selbst zugeben würde, dafür Mut zu benötigen. Vielleicht war er bereits zu angetrunken, aber im ersten Moment begriff er überhaupt nicht, was es zu bedeuten hatte, dass er Stimmen aus dem Zimmer hören konnte. Sein Kopf klärte sich immerhin ein wenig, als er direkt vor der Tür stand. Und dann war da dieser eine Satz, der gar nicht von Crawford kommen konnte, da der Ältere niemals so klingen würde. Er konnte sich nicht rühren, während die Tür weiter geöffnet wurde und erzitterte innerlich, als braune Augen sich auf ihn richteten. Es war wahr… Crawford hatte das eben wirklich gesagt… Zum allerersten Mal stand dem Amerikaner eine Emotion klar aufs Gesicht geschrieben und die hatte er niemals bei ihm sehen wollen. Ein seltsames Gefühl erfüllte ihn und er wollte vortreten, eine Verbindung zu Crawford herstellen. Doch im selben Moment wurde ihm eine weitere Präsenz bewusst und er hätte sich selbst verfluchen können, dafür, dass er es nicht früher bemerkt hatte. Mit wem außer Herrn Schneider sollte Crawford auch sonst gesprochen haben… Das Blut wich ihm aus dem Gesicht und dann endlich konnte er sich wieder bewegen. Er sollte bei Crawford bleiben und auf ihn aufpassen, aber dazu fehlte ihm die Kraft. Er musste weg und seine Beine begannen zu rennen, ehe sein Verstand das Ziel kannte. Nur weg, weg von dem anderen Telepathen. Ein Lächeln zog an seinen Mundwinkeln, als er erst vor Farfarellos Zelle innehielt. Natürlich, weiter konnte er sich kaum von Herrn Schneiders Einfluss entfernen. Ein Wärter sah ihn verwundert an, zuckte innerlich nur mit den Schultern und schloss die Tür hinter ihm, sobald er hineingeschlüpft war. Farfarello lag auf dem Rücken, gefangen in der Zwangsjacke konnte dieser wahrscheinlich gar nicht anders schlafen. Doch gerade war der Ire sowieso wach, das bernsteinfarbene Auge glitzerte in dem wenigen Licht, das durch das kleine Fenster in der Tür aus dem Flur hereinfiel. Es war keine der Isolierzellen, die sein Talent abschalten konnten, aber Farfarellos Verstand war beinahe genauso wirksam. Er ließ sich von dem weiß-grauen Rauschen einhüllen und atmete erleichtert aus, sobald der letzte Rest von Herrn Schneiders Anwesenheit verschwunden war. Farfarello hatte sich aufgesetzt und ließ ihn nicht aus dem Auge. „Mach mich los“, wurde er aufgefordert. Er wollte bloß noch weitertrinken, doch die Flasche war irgendwo unterwegs verloren gegangen. Und da er nichts anderes zu tun hatte, löste er tatsächlich die Schnallen, sah dann einfach nur zu, wie sich der Ire aus der Zwangsjacke befreite. Nicht für eine Sekunde kam ihm der Gedanke, dass Farfarello ihm gefährlich werden könnte. „Was ist mit Crawford? Hat Er ihm etwas getan?“ „So ungefähr…“ Er stieß ein erbittertes Lachen aus und gab danach die wenigen Worte weiter, die er eben gehört hatte und immer noch kaum glauben konnte. Crawford soll einen Bruder gehabt haben? Diese Vorstellung war seltsam, aber damit konnte er sich leichter auseinandersetzen als mit dem Klang von Crawfords Stimme. Oder dem Ausdruck in dessen Augen. Und er hasste Herrn Schneider noch ein bisschen mehr, für das, was dieser dem Amerikaner angetan hatte. Farfarello hockte jetzt direkt vor ihm. „Weil ihr besondere Gaben habt, versucht Er euch zu zerstören. Er möchte Seine Macht mit niemandem teilen.“ Der Ire schwieg, versicherte sich mit leicht geneigtem Kopf seiner Aufmerksamkeit. „Aber ihr werdet Ihn nicht gewinnen lassen, nicht wahr?“ Das Grinsen, das daraufhin sein Gesicht spaltete, tat beinahe weh. „Das ganz bestimmt nicht…“ Trotzdem wünschte er sich, die Erschöpfung abschütteln zu können, die nach dem Abklingen des Adrenalinschubs von ihm Besitz ergriffen hatte und so vielleicht ein bisschen mehr an seine eigenen Worte zu glauben. Der Andere langte nach seinen Haaren, zog fasziniert an den orangefarbenen Strähnen. Dieses Mal wehrte er sich nicht dagegen. „Gut…“, hörte er ihn flüstern. „Und jetzt musst du schlafen…“ Zu seinem eigenen Erstaunen setzte sein Körper dem keinen Widerstand entgegen und kurz darauf war er tatsächlich eingeschlafen, ohne etwas von dem stummen Schatten zu ahnen, der über ihn wachte. „Wo ist Farf?“ Es war viel zu früh, um bereits wach zu sein, aber er wäre noch viel früher aufgestanden mit der Aussicht, Rosenkreuz endgültig verlassen können. Crawford wandte sich zu ihm um und schien wie immer zu sein. Unlesbar eben. „Er wird separat nach Japan gebracht. Wir wollen keine Zwischenfälle riskieren.“ Damit ging der Ältere weiter und er beeilte sich, wieder zu ihm aufzuschließen. So konnte er auch sehen, wie Crawfords Gesicht noch ausdrucksloser wurde, als sie auf Herrn Schneider trafen. Der Direktor schien beim Auto auf sie gewartet zu haben und kam nun auf sie zu. „Ich wünsche dir viel Erfolg, Crawford.“ Ein Hauch von Ironie schwang in diesen Worten mit und verwirrte ihn genauso wie das schmale und gar nicht belustigte Lächeln, das daraufhin Crawfords Lippen streifte. „Wie Sie bereits sagten, den werde ich wohl haben.“ Herr Schneider hatte eine Hand ausgestreckt und braune Augen weiteten sich kurz, bevor Bitterkeit in ihnen einen düsteren Schatten warf und Crawford die Hand des Direktors ergriff. Was danach geschah, konnte er einfach nicht beschreiben, denn dafür hätte er es begreifen müssen. Auf der mentalen Ebene schloss er geblendet die Augen, schirmte sich dagegen ab, so gut er konnte. Wie hielt Crawford so viel Nähe zu dieser Hitze aus? Herr Schneider lächelte ebenfalls, als dieser sie allein ließ und die Kälte darin bildete einen Kontrast, der ihn erschaudern ließ. Hilflos blickte er zu Crawford, der wie betäubt dastand und wollte schon nach dessen Ärmel greifen, als sich etwas änderte. Ein Brodeln, so stark, dass es selbst durch Crawfords Schilde drang, bis dieser die Fassung zurückgewann und sie verstärkte. Während der Fahrt wechselten sie kein Wort. ~TBC~ So, nach wer weiß wie vielen Teilen ist hiermit auch aufgeklärt worden, warum Herr Neubert verrückt genug war, nicht nur gegen Crawford zu intrigieren, sondern ihm auch noch einen Killer auf den Hals zu hetzen. Auf Herrn Franken war bereits in Teil 140 mal angespielt worden. ^^ Leser von CotM haben den Namen übrigens auch schon gehört ^.~ cya, cu ^-^ Kapitel 193: "Erzähl mir, wer ihr seid" --------------------------------------- Close Distance (Teil 193) Titel: Close Distance Teil: 193/21x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Immer noch Freitag und nun erfährt auch Ran ein paar Wahrheiten. Im zweiten Abschnitt blenden wir über zu Omi und machen dabei einen kleinen Sprung zurück in der Zeit zum Freitagnachmittag ^^ Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Ich bin jetzt bei der Diplomarbeit an einer Stelle, wo ich fast nur englisches Quellenmaterial habe – meine Begeisterung hält sich also in engen Grenzen. Ich hoffe, dass du mit deiner Lernerei besser vorankommst ^^# *knuffel* @F4-Phantom: Glaub mir, Schneider hat mehr getan, als Crawford nur ein paar Tatsachen beizubringen. Und warum er es getan hat? Nun, von seiner Mission musste Crawford wohl oder übel erfahren – und den Rest hatte er sich schon zusammengereimt, ehe Schneider es aussprechen musste. Ganz davon abgesehen verfolgt Schneider immer noch seine eigenen Pläne *grins* Du glaubst doch nicht etwa, dass er Crawford das letzte Mal _alles_ erzählt hat?! Ganz richtig, wir nähern uns Nagis Einstand ^___^ @Kralle: Sie waren ganz normale Freunde. Stell dir vor, sowas gibt es in einer Fanfic von mir auch *snicker* Sie waren beide Precogs und beide zur gleichen Zeit Schüler auf Rosenkreuz. ^^ Wie sollte Crawford darüber hinwegkommen können? Ich meine, seine Rache damals hatte ihm sicher ein bisschen Ruhe in Hinsicht auf das Schicksal seines Bruders geschenkt. Aber nachdem er jetzt die Wahrheit über die Umstände kennt, ist diese alte Wunde nur wieder aufgerissen worden… @Jemma: Ich glaube nicht, dass Schuldig wirklich Akzeptanzprobleme hat, dazu hat er zu früh und zu deutlich gelernt, dass Schneider der bessere von ihnen ist. Und solche Konditionierung hält sich. Was ihn natürlich nicht davon abhält, Schneider zum Teufel zu wünschen. ^^ Schneider tut wenig ohne Grund und das mit Abnabeln ist wirklich gut ausgedrückt… Schließlich muss Crawford jetzt ja in die große, weite Welt hinaus und seinen Job erledigen. Und Schneider gibt ihm wirklich jeden Ansporn dazu, letztendlich genau das zu tun, was der Direktor will. Teil 193 „Erzähl mir, wer ihr seid“ Ihm war ein wenig schwindlig, als sich Farfarello zu ihm umwandte. Das Messer hatte der Ire zuvor an den schwarzen Sachen des Toten abgewischt, aber er konnte immer noch Blut daran erkennen, als es zwischen sie gehalten wurde. Farfarello lächelte und führte die Klinge zum Mund, um sie abzulecken. Ein wenig Rot blieb an den Lippen zurück und er hob ohne darüber nachzudenken die Hand, strich es weg. Farfarellos Lächeln verbreiterte sich und gleich darauf befanden sich seine Finger im Mund des Anderen. Er schaffte es, das Lächeln zu erwidern, auch wenn er sich nicht danach fühlte. Er erhielt seine Hand zurück, als Farfarello ihm eine Frage stellte. „Hast du Angst vor mir?“ „Nein.“ Er spürte, dass Farfarello ihm nichts tun würde. „Gut.“ Sie begannen in Richtung Ausgang zu gehen und er hatte den eigentlichen Grund ihres Hierseins schon fast vergessen, als eine ältere Frau die Kirche betrat. Sie blinzelte, musste sich zunächst an die Lichtverhältnisse gewöhnen, dann aber weiteten sich ihre Augen. „Jei?“ Überrascht musterte er die rundliche Gestalt, die braunen Haare und das gutmütige Gesicht. „Ist das deine Mutter?“ Sie sah überhaupt nicht danach aus. Die Frau war näher getreten und zog Farfarello, der völlig erstarrt war, in eine Umarmung. „Du bist so groß geworden, mein Junge. Endlich habe ich dich gefunden.“ Er konnte ihr Englisch recht gut verstehen – und sie schien auch seine Frage verstanden zu haben. „Du erinnerst dich wieder? Oh, Jei…“ Dann fiel ihr Blick auf die zusammengesunkene Gestalt vor dem Altar und sie stieß einen entsetzten Laut aus. „Was hast du getan? Du musst damit aufhören!“ Farfarello erwachte endlich aus seiner Starre, schüttelte sich und entfloh so ihrer Umarmung. Gleich darauf hatte er ihn im wahrsten Sinne des Wortes am Hals und spürte das Beben, das durch den Körper des Iren lief. „Ich werde nicht aufhören. Ich kann nicht vergessen, dass ich seinetwegen meine Familie verloren habe. Und Ihn werde ich das auch nicht vergessen lassen.“ „Aber… ich dachte, du erinnerst dich…“ Der Frau traten Tränen in die Augen. „Ich hätte damals der Polizei alles erzählen sollen. Es war kein Einbrecher, der sie getötet hat. Erinnere dich, Jei. An jenem Tag hast du erfahren, dass ich deine wirkliche Mutter bin und dann…“ Sie verstummte, unfähig, weiterzusprechen. Verwirrt versuchte er die Worte zu verarbeiten, wunderte sich nur nebenher, warum er sie so gut verstand. Und allmählich begann sich ein Bild herauszuschälen. Seine Beine drohten nachzugeben, als er auf einmal begriff, worauf die Frau hinauswollte. So fest er konnte, schlang er seine Arme um den Anderen, auf der Suche nach Halt und gleichzeitig welchen spendend. „Nein…“, hörte er Farfarello flüstern. „Du musst aufhören, es zu leugnen. Sieh her und erinnere dich…“ Sie streckte beide Hände aus, Handflächen nach außen gewandt und sie beide konnten die Narben erkennen, wo einst ein Messer tief hinein geschnitten hatte. „Du konntest die Wahrheit nicht ertragen…“ Ein Glimmen trat in das bernsteinfarbene Auge, als wäre ein Schleier in Farfarellos Kopf weggezogen worden. „Es war alles eine Lüge. Ihr alle habt mich belogen!“ „Es tut mir leid.“ Jetzt rannen Tränen ihre Wangen herab. „Aber es war nicht Seine Schuld. Wir Menschen waren zu schwach.“ Farfarello löste sich von ihm. Stocksteif, mit geballten Fäusten, legte er den Kopf in den Nacken und schrie zum Himmel hinauf. Es war wie der Laut eines verwundeten Tiers und Gänsehaut ließ ihm die Haare zu Berge stehen. „Farfarello…“ Er spürte, wie auch in seinen Augen Tränen zu brennen begannen, aber er kämpfte dagegen an und gewann. Der Arm des Iren war so nachgiebig wie ein Stahlträger, als er danach griff. Aber wenigstens holte das den Anderen zurück. „Ich will dich nie wiedersehen.“ Flach und tonlos. Farfarello bewegte sich wie ein Roboter, als sie beide die Kirche verließen. Schuldig wartete draußen auf sie, führte sie wortlos zum Wagen. Und genauso wortlos fuhren sie nach Hause. Der Ire hatte eine Hand in sein Hemd gekrallt und ließ auch dann nicht los, als Nagi ihnen die Haustür öffnete. Er konnte den Blick grüner Augen fühlen, wusste, dass Schuldig jetzt an seiner Stelle sein sollte. Doch Farfarello schien gerade nicht besonders klar zu denken. Sein entschuldigender Blick wurde nur mit einem knappen Schulterzucken beantwortet und dann folgte Schuldig ihnen hinunter in den Keller, weiter in Farfarellos Zimmer. Irgendwie endete er auf der Matratze und Farfarello wickelte sich regelrecht um ihn. Hilflos starrte er zu Schuldig hoch, der leise seufzte und sich zu ihnen setzte. „Warum?“ Er musste die Frage nicht beenden, um verstanden zu werden. „Wir wussten es. Wir konnten es ihm nur nicht sagen, weil er in seinem Zustand nützlich für unsere Arbeit war.“ Bitterkeit zog an Schuldigs Mundwinkeln. Er biss sich auf die Unterlippe. Kein Wunder, dass Farfarello den Orangehaarigen gerade nicht an sich heranließ. Und für wen arbeiteten sie wirklich, dass so etwas von ihnen verlangt wurde? Ihm wurde klar, warum sie davon loskommen wollten und auch, warum sie keine Probleme damit hatten, seine Schwester, ihn selbst, da mit hineinzuziehen. Sie schienen es gar nicht anders zu kennen. Schuldig lachte auf, kurz und hohl. „Du hast ja keine Ahnung, Ran…“ Und Leere erfüllte ihn, ein Vakuum, das alle Gefühle in sich aufsaugte. Auf einmal war er unglaublich müde. Farfarello ließ ihm den benötigten Freiraum, damit er sich hinlegen konnte und obwohl der Ire ihn gleich darauf wieder an sich zog, begann er zu zittern. >Ruhig…< Etwas strich über seinen Geist hinweg, aber er konnte sich nicht dazu bringen, darüber nachzudenken. Blind streckte er eine Hand aus und Schuldig ergriff sie. >Du musst aufhören, solchen Krach zu machen, Ran…< Farfarellos Umarmung verstärkte sich und heißer Atmen stieß gegen seinen Nacken. Es vertrieb das Bild des toten Priesters und irgendwie schaffte er es, ein Stück Ruhe zu finden, auch wenn es mit innerer Taubheit einherging. Schuldig schien sich zu entspannen, hielt seine Hand aber weiter fest. „Schlaft jetzt, beide.“ Die Worte waren leise gesprochen, drangen trotzdem tief in seinen Kopf vor und legten dort einen Schalter um. Es war so einfach, nachzugeben. Er erwachte, als er hochgehoben wurde, schlang automatisch die Arme um Crawfords Hals. „Wie geht es ihm?“, murmelte er in dessen Schulter, die Stimme noch schlaftrunken. „Morgen wird alles wieder in Ordnung sein.“ Erleichtert atmete er durch, nahm den vertrauten Geruch des Aftershaves wahr, der ein unabdinglicher Teil von Crawford zu sein schien. Der Ältere schien sein Gewicht völlig zu ignorieren, trug ihn die Treppe hinauf und setzte ihn kurz darauf auf dem Bett ab. Er wurde ausgezogen und war zu erschöpft, um gegen diese Behandlung zu protestieren. Nur als ihm das Messer abgenommen wurde, schoss ein Funken Hitze durch ihn hindurch. Crawford bemerkte es und ließ ihn die Waffe berühren, bevor sie auf dem Nachttisch abgelegt wurde. Anschließend wollte er einfach nur die Augen schließen und weiterschlafen, aber er stellte schnell fest, dass ihm das nicht gelingen würde. Selbst nachdem Crawford neben ihm lag, konnte er nicht die benötigte Ruhe finden. Der Ältere gab schließlich auf, stützte sich auf einem Arm hoch. „Was ist, Ran?“ Er drehte sich zum ungezählten Male auf die andere Seite und erwiderte Crawfords Blick, dessen Gewicht er selbst in dem ungewissen Zwielicht spürte. „Erzähl mir, wer ihr seid.“ Inzwischen kannte er zu viele Bruchstücke, um die Ungewissheit länger ertragen zu können. Es gab zu viele Fragen, sie ließen sich nicht mehr ignorieren. Für eine halbe Ewigkeit musterte Crawford ihn einfach nur stumm, dann begann ein feines Lächeln dessen Lippen zu kurven. „Ist es also soweit…“ Leise Worte, bevor er die unglaublichste Gute-Nacht-Geschichte seines Lebens zu hören bekam. Die Informationen sickerten nach und nach ein, verbanden sich mit den Bruchstücken und wurden zu verständlichen Bildern. Es konnte nicht wahr sein und gleichzeitig glaubte er Crawford jedes Wort. Sein Kopf begann zu schwirren und er schloss die Augen, konnte trotzdem nicht Crawfords Blick entkommen, der sich in ihn einzubrennen schien. Endlich erfuhr er, wofür sie Aya brauchten und ihm fehlte die Kraft, sich dagegen aufzulehnen. Irgendwann schlichen sich seine Finger zu Crawford, krallten sich in dessen Schlafanzug. Er wusste selbst nicht, ob er den Älteren mit dieser Geste stoppen wollte und Crawford hörte sowieso nicht auf, selbst dann nicht, als er sich neben ihm zusammenrollte, sich um einen Schmerz krümmte, der nicht physischer Natur war. Die Worte klangen in seinen Ohren, hallten in dem dunklen Zimmer nach, als hätten sie ein endloses Echo. Er wollte sich vor ihnen verstecken und zugleich kein einziges von ihnen verpassen. Und in diesem Widerstreit gefangen, bekam er es im ersten Moment gar nicht mit, als Crawford schließlich verstummte. Er hörte nur noch sein eigenes viel zu hastiges Atmen, die plötzliche Stille um ihn herum schien zu dröhnen und verzweifelt zog er Crawford näher an sich heran. Er musste wahnsinnig geworden sein, anders ließ sich nicht erklären, was ihm durch den Kopf ging. Gedanken prallten am Inneren seines Schädels ab, purzelten durcheinander und verweigerten sich jedem Versuch, sie zu ordnen. Crawford hatte ihm nichts verschwiegen und damit auch erklärt, warum sein Vater so gehandelt hatte. Besser durch die eigene Hand zu sterben als durch Takatori-sans Killer. So war es wenigstens schmerzlos verlaufen. Und Crawford hatte gewusst, was geschehen würde – und dem Schicksal seinen Lauf gelassen. Um Aya zu bekommen. Und ihn selbst, um Aya am Leben zu erhalten. Säure brannte in seinem Magen auf, wurde aber kurz darauf durch die Gewissheit neutralisiert, dass Crawford ihn nicht mehr nur als Mittel zum Zweck betrachtete. Er konnte sich selbst dafür verfluchen, dass ihm das genug war, doch nichts würde seine Gefühle ändern. Oh ja, Crawford hatte es nicht verhindert, die Entwicklung vielleicht sogar beschleunigt, aber Schuld am Tod seines Vaters war letztendlich allein Takatori-san. Dieser Gedanke schob sich in den Vordergrund und dagegen verblasste alles, was er noch erfahren hatte. „Der Abschiedsbrief…“ Er stolperte über die Worte und die Tatsache, dass seine Stimme wie tot klang. „Er hat ihn geschrieben, damit Mr. Takatori keinen Grund hatte, dich umzubringen. Die Ermittler standen praktisch schon vor seiner Haustür und wäre er festgenommen worden, hätte er euretwegen schweigen müssen. Nur dass Mr. Takatori sich damit nicht zufrieden gegeben hätte. Früher oder später hätte er deinen Vater ausschalten müssen. Und es wäre niemand zurückgeblieben, der vielleicht die Wahrheit kannte.“ Er schwieg dazu, lauschte Crawfords Herzschlag, weil dieser ihm Halt gab. Crawford strich durch seine Haare. „Kannst du mit dem leben, was du jetzt weißt? Mit dem, was wir sind?“ Ihm war sofort klar, welches Angebot da ausgesprochen worden war. Aber auch wenn das Wissen wehtat, er würde es sich nicht nehmen lassen. „Ja…“ ****** Ein seltsames Lächeln lag während des Heimwegs auf seinen Lippen, reflektierte die Tatsache, dass er sich im Moment nicht darauf festlegen konnte, was genau er fühlen sollte. Er sah kaum, wohin ihn seine Füße trugen, seine Gedanken vollauf mit dem braunhaarigen Jungen beschäftigt, den er heute in der Mittagspause getroffen hatte. Naoe-san, der nicht nur computerbegeistert war wie er selbst, sondern mehr mit ihm teilte. Der über ihn Bescheid wusste, von Anfang Bescheid gewusst hatte. Und dennoch hatte ihn der andere Junge das nie spüren lassen. Und er selbst? Er war gar nicht in der Lage dazu, dieses Geheimnis zu verraten. Wie könnte er das aufgeben? Endlich hatte er jemanden gefunden, der verstand, wer er war. Und dann war da noch etwas anderes, eine Beobachtung, die er weder ignorieren noch leugnen konnte… Er musste das Rätsel lösen, warum Naoe-san offensichtlich zufriedener war, obwohl dieser doch zur falschen Seite gehörte. Ken erwartete ihn ungeduldig, als er schließlich beim Blumenladen ankam, was ihn nicht nur aus seinen Gedanken herausriss, sondern auch an Ruth-san erinnerte. Kaum merklich änderte sich seine Haltung, als er sich darauf einstellte, einfach nur Omi zu sein. Seine Mundwinkel weiteten sich und er winkte ab, als der Ältere gerade den Mund öffnen wollte. „Wir haben noch genug Zeit, um in die Kirche zu gelangen. Es bringt doch nichts, wenn wir dort eine halbe Ewigkeit herumlungern.“ Sein Lächeln enthielt jetzt echten Humor. Der Andere reagierte ebenfalls mit einem Lächeln, das allerdings ein wenig schief ausfiel. „Es ist dumm, nicht wahr? Wie wahrscheinlich ist es schon, dass dieser Killer ausgerechnet heute und an diesem Ort zuschlägt…“ Er schüttelte den Kopf. „Nein, Ken-kun. Nicht dumm, nur menschlich.“ Er hatte gestern nicht lange gebraucht, um die erwähnte Internet-Seite zu finden. Es war bewundernswert, was Ruth-san alles auf sich nahm, um diesen Jungen zu finden und schon allein deswegen war die Zeit nicht umsonst investiert. Aber jetzt band er sich erst einmal die Schürze um, um noch ein bisschen im Laden zu helfen. Sie brachen zeitig genug auf, dass sie immer noch zu früh hätten ankommen müssen und trotzdem schafften sie es nicht rechtzeitig. Sie mussten in einen Stau geraten sein, er konnte sich im Nachhinein nicht mehr genau daran erinnern. Er wusste nur noch, dass er plötzlich im Eingang der Kirche stand und erstarrte, als er sah, dass Ruth-san mitten auf dem Gang in der Kirche kniete und weinte, das Gesicht in den Händen geborgen. Während Ken zu ihr rannte, konnte er nur unbeweglich dastehen, bis sein Blick von etwas Buntem angezogen wurde. Den Altar zierten die Blumen, die Ruth-san gestern bei ihnen gekauft hatte… Er trat einen Schritt vor, einen weiteren. Näher an die Blumen und an Ruth-san heran. Aber es war nicht der Duft von Blumen, der ihm in die Nase stieg, sondern der Gestank von Blut. Sein Blick schweifte weiter, zu der schwarzgekleideten Gestalt, die vor dem Altar zusammengesunken war und die Ken noch gar nicht bemerkt zu haben schien. Eine Blutlache hatte sich um den Priester herum ausgebreitet. Was war hier passiert? Und dann war er ebenfalls neben Ruth-san. „Ist sie verletzt?“ Sie mussten die Polizei rufen und verschwinden, bevor sie jemand sah, aber vorher hatten sie sich um die Frau zu kümmern. Ken sah zu ihm auf, mit verhärteten Gesichtszügen. „Ich glaube nicht. Sie scheint unter Schock zu stehen – kein Wunder…“ Der Ältere sah kurz zu dem Toten hinüber und machte so klar, dass ihm rein gar nichts entgangen war. „Wir sollten sie von hier wegbringen. Als Ausländerin ist es bestimmt besser für sie, wenn sie nicht mit der Polizei zu tun bekommt. Sie würde ihnen sowieso nicht weiterhelfen können.“ Ken verstummte, aber die braunen Augen hängten weitere Worte an diese Aussage an. Zweifellos waren Ken die gleichen Gedanken wie ihm selbst durch den Kopf gegangen. Er nickte stumm. ~TBC~ Ich hoffe es ist klar, warum Omi und Ken zu spät eingetroffen sind ^^# cya, cu ^-^ Kapitel 194: "Rückblicke LXXIX - Er hat es wirklich gewusst…" ------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 194) Titel: Close Distance Teil: 194/21x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Crawford hat Schneiders letzten Abschiedsgruß noch nicht so ganz überwunden – und das entgeht auch Schuldig nicht… Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Und schon wieder ne Woche rum ^^° Ich hoffe echt, du machst Fortschritte beim Lernen. Ich hab jetzt wenigstens das englische Quellenmaterial durch ^^ @F4-Phantom: Lass das bloß nicht Schuldig hören, immerhin hatte er auch einiges an Arbeit zu leisten *zwinka* Aber ich kann echt verstehen, dass es schwierig ist, alles im Kopf zu behalten. Immerhin läuft die Gegenwartshandlung nur alle zwei Wochen weiter… ^^°°° *lach* Damit stehst du immerhin nicht allein da – schließlich kannst du schlecht etwas über Schneiders Pläne erfahren, bevor Crawford es weiß. Es macht sich schon ganz praktisch, dass ich nie aus der Sicht des Direktors schreibe. So können dessen Geheimnisse schön gewahrt bleiben ^^ @Kralle: Warum sich Ran dessen so sicher ist? Nun, zum einen durch die Art, wie Crawford ihn behandelt. Crawford verbringt immerhin ziemlich viel Zeit mit ihm, während es für Crawfords Pläne völlig ausreichen würde, dass Ran täglich seine Schwester besucht. Dann gab es da noch diesen kleinen Dialog, nachdem Schwarz Aya aus den Händen von Schreiend befreit hatten: „Wirst du mich töten, wenn du mich nicht mehr brauchst?“ „Nein, Ran. Das werde ich nicht tun.“ (Teil 175) Und schließlich spielt noch ein weiterer Fakt mit hinein, aber dessen ist sich weder Ran noch Crawford zurzeit bewusst. Weswegen auch du es erst später erfahren wirst ^.~ Och, kompliziert wird das mit Schneiders Familie später in RftS bestimmt nicht *grins* Und _du_ musst sowieso keine Angst davor haben. Wenn dann Schneider *ehe* Teil 194 „Rückblicke LXXIX - Er hat es wirklich gewusst…“ Er hatte sich hierauf gefreut, doch jetzt war er genauso stumm wie Crawford und entnervte damit die Stewardessen. Crawford schien auch vergessen zu haben, wie man ganz normal lächelte. Und wenn Crawford sich daran erinnerte, dass er nicht ganz allein war und sich in Interaktion versuchte, wich sein Gegenüber innerlich regelmäßig zurück. Irgendwann war das auch dem Amerikaner aufgefallen und seitdem hatte der ihm alle Gespräche überlassen. Ein kaltes Grinsen glitt bei diesem Gedanken über sein Gesicht. Er hatte es nicht einmal nötig, für diese Unterhaltungen den Mund aufzumachen und obwohl den anderen unterbewusst klar war, dass etwas nicht stimmte, erkannte niemand die Ursache dafür. Sie alle würden sich bald über starke Kopfschmerzen freuen… Das Grinsen verschwand so schnell es aufgeblitzt war, als er den Kopf zur Seite wandte und Crawford musterte. In seinen Fingerspitzen kribbelte das Verlangen, die schwarzen Strähnen zu berühren, die markanten Gesichtszüge nachzuzeichnen. Doch er wusste, dass Crawford wach war, auch wenn dieser die Augen geschlossen hatte. Und selbst wenn es anders gewesen wäre, hätte er es nicht gewagt. Nicht einmal, um Crawford zu ärgern, in dessen Zustand käme das einer Einladung zum Boxtraining gleich – wobei er die Ehre hätte, als Boxsack herzuhalten. Darauf verzichtete er doch lieber dankend. Stattdessen näherte er sich mental der kühlen Schwärze, so weit wie Crawford es ihm gestattete und hätte beinahe aufgelacht, als ihm zum ersten Mal bewusst wurde, wie sehr der Name ihres Teams zu dem Amerikaner passte. „Du bist perfekt, Crawford…“, hörte er sich flüstern. Ein Bastard, öfter als erforderlich. Aber nichtsdestotrotz perfekt. Als Crawford nicht reagierte, erlaubte er sich ein schwaches Lächeln, ließ seinen Kopf gegen Crawfords Schulter sinken. Er schlief während des Fluges für keine Minute und war entsprechend gerädert, als sie schließlich in Japan den Flughafen verließen. Doch Crawford ließ ihm kaum die Zeit, sich ordentlich zu strecken, sondern holte die Schlüssel für ihren Mietwagen, während er selbst sich um das Gepäck kümmern musste. Das naturgemäß nicht besonders umfangreich ausfiel. Selbst Crawford besaß nicht viel. „Wo fahren wir hin?“, fragte er, nachdem sie eine gute halbe Stunde unterwegs gewesen waren, ohne dass ein Wort zwischen ihnen gefallen wäre. Das Schweigen war zu drückend geworden, er konnte es nicht länger ertragen. „Zum Büro“, lautete die knappe Antwort und er wollte schon ein Seufzen ausstoßen, als Crawford sich dazu herabließ, die Unterhaltung weiterzuführen. „Sobald wir uns etwas eingelebt haben und uns die Aufträge genug Zeit dafür lassen, wirst du deinen Führerschein machen.“ „Aber ich habe bereits einen Führerschein“, wagte er einzuwenden. Crawford verzog keine Miene. „Nicht für diese Art von Verkehr. Ich habe keine Lust, durch Unfälle die Aufmerksamkeit der Polizei auf uns gezogen zu sehen. Und genauso wenig werde ich laufend den Chauffeur für dich spielen.“ Er sah ein, dass Crawford Recht hatte – natürlich – murmelte dennoch nur ein unmotiviertes „Wenn es denn sein muss…“. Es war der Versuch, ein Stück Normalität zurückzugewinnen, aber statt eines amüsierten Zuckens der Mundwinkel erhielt er weiterhin nur ein regungsloses Gesicht. Unwillkürlich verschränkte er die Arme vor der Brust. „Was ist nun eigentlich mit Farfarello?“ „Ich werde dir morgen zeigen, wo er untergebracht ist. Ich denke, die Anstalt wird dir bekannt vorkommen.“ Kurz wurden braune Augen auf ihn gerichtet. „Komm gar nicht erst auf die Idee, dort Ärger machen zu wollen. Ich werde das nicht dulden.“ Er biss sich auf die Unterlippe, als ungebetene Erinnerungen wach wurden. Crawfords Worte ließen nicht den geringsten Zweifel daran, von welcher Einrichtung gerade die Rede war. Und dabei hatte er sich doch noch bei dem Arzt für die Spritze zu bedanken, die ihm damals verpasst worden war… Er musterte den Älteren, dessen Aufmerksamkeit längst wieder dem Straßenverkehr galt. Dieser Crawford gefiel ihm nicht und wieder verfluchte er Herrn Schneider innerlich dafür. Das japanische Büro erwies sich als hochgebauter Glaskasten, der so viel Sonne reflektierte, dass ihm die Augen zu tränen begannen. Überhaupt schienen hier viele solcher Gebäude herumzustehen. Er beschloss, sich schleunigst eine Sonnenbrille zuzulegen. Der Gedanke verschwand vorläufig, als sie ins Innere traten. Aufmerksam blickten sich grüne Augen um. Sah ziemlich edel aus, dieser Schuppen. Und das für ein bisschen Recherchearbeit… Anscheinend machte man damit mehr Geld, als er bisher angenommen hatte. Er folgte Crawford, bei dessen Anblick sich eine gewisse Unruhe unter den Anwesenden auszubreiten begann. Nichts Offensichtliches, aber mit seinem Talent konnte sie ihm gar nicht entgehen. Eine Augenbraue rutschte in die Höhe, sobald er ein bisschen tiefer zu graben begann. Crawford war nicht zum ersten Mal hier und er erinnerte sich daran, wen der Ältere damals begleitet hatte – was mit einem schnellen Zähnefletschen einherging. Neu war ihm allerdings, dass Crawford hier jemanden abgemurkst hatte. Kein Wunder, dass niemand gewillt schien, dem Amerikaner zu nahe zu kommen. Das Zähnefletschen wurde zu einem gut eingetragenen Grinsen. Crawfords wie aus Stein gemeißelte Miene verriet überhaupt nichts und jeder wich dem Älteren automatisch aus, der gar nicht zu registrieren schien, dass noch andere Menschen anwesend waren. Es war fast so, als würde eine dunkle Wolke Crawford umgeben und diesen völlig von der restlichen Welt separieren. Vielleicht erinnerte sich Crawford auch gerade daran, das letzte Mal zusammen mit Herrn Schneider hier gewesen zu sein… Sie durchquerten die Sicherheitssperre ohne Probleme, da keiner von ihnen beiden eine Waffe trug, gingen geradewegs zu den Fahrstühlen. Niemand fragte sie, zu wem sie wollten, doch bevor sich die Türen schlossen, konnte er sehen, wie die Empfangsdame nach dem Telefon griff. Auf ihrem Weg nach oben hielten sie kein einziges Mal an. Interessiert sah er zu, wie eine Zahl nach der anderen aufleuchtete und wieder erlosch. Was sollte er auch sonst tun? Crawford war schließlich weiterhin gesprächsunwillig. Am liebsten hätte er den Älteren gefragt, ob dieser seine Zunge verschluckt hatte, doch er ließ es bleiben. Nicht, weil er eine Zurechtweisung befürchtete, sondern weiteres Schweigen – das nur noch eisiger ausfallen würde. Einen Schritt hinter Crawford verließ er den Fahrstuhl in der obersten Etage, folgte diesem zu einem von einer Sekretärin bewachten Büro. Die sah etwas nervös aus, zögerte aber nicht, sie zu begrüßen. „Willkommen. Herr Jansen erwartet Sie bereits, Herr Crawford.“ Braune Augen richteten sich mit der Schärfe eines Laserstrahls auf sie, bevor Crawford nickte und weiterging, um die Bürotür zu öffnen. Der Schwarzhaarige bekam gar nicht mit, dass die arme Frau blass geworden und in ihrem Stuhl zusammengesunken war. Er warf ihr einen beinahe mitleidigen Blick zu, als er sie passierte. Normalerweise genoss er die Wirkung, die Crawford auf andere hatte, doch langsam aber sicher begann Crawfords Verhalten auch ihn nervös zu machen. Herr Jansen erwies sich als ein Mann in Herrn Schneiders Alters, schien aber um einiges freundlicher als dieser zu sein. „Herr Crawford, ich freue mich, Sie wiederzusehen.“ Das begleitende Lächeln verblasste, als Crawford lediglich stumm nickte. „Willkommen in Japan“, wandte sich der ältere Mann dann an ihn, nicht ohne einen flüchtigen Seitenblick zu Crawford. „Danke sehr, Herr Jansen.“ Er antwortete so höflich wie möglich, um Crawfords Patzer auszugleichen. Er wusste nicht, warum ausgerechnet der Leiter des Büros mit ihnen sprach, aber er wusste sehr genau, dass sie es sich besser nicht mit ihm verscherzen sollten. Herrn Jansen war inzwischen aufgefallen, dass mit Crawford etwas nicht stimmte, doch er ignorierte es und gab ihnen einen Überblick über die künftigen Aufgaben, die Schwarz erwarten würden. Es interessierte ihn auch, wirklich, dennoch konnte er nicht verhindern, dass seine Aufmerksamkeit immer wieder abschweifte. Hin zu dem Kugelschreiber, der sich in Herrn Jansens Hand um sich selbst drehte, ohne dass dessen Finger dabei mit im Spiel waren. Fast zum Schluss erhielten sie die Schlüssel zu ihrer neuen Wohnung sowie die Auskunft, an wen sie sich wenden konnten, wenn es um größere Anschaffungen ging. Anscheinend bekam man als Mitglied von SZ ein paar Rabattpunkte… Er unterdrückte ein sarkastisches Schnauben. Und dann wurde es Zeit, die Verträge zu unterschreiben. Er tat es schwungvoll und ohne viel darüber nachzudenken, sah danach zu Crawford hinüber. Immerhin hatten sie ihre Seelen schon längst Rosenkreuz und SZ verschrieben, welche Bedeutung hatte da schon so ein Stück Papier. Doch Crawford schien es nicht auf die leichte Schulter zu nehmen, starrte die Buchstaben an, als würden sie die Frage nach dem Sinn des Lebens verbergen. Ganz langsam begann sich ein ungutes Gefühl in seiner Magengrube auszubreiten. Das konnte nicht sein… Grüne Augen verengten sich und etwas erschwerte ihm plötzlich das Atmen. Crawford konnte doch nicht ernsthaft überlegen, _nicht_ zu unterschreiben… Natürlich war es nur eine Formalität, aber eine, der sie sich nicht entziehen konnten. Herrn Jansens Lippen bildeten nur noch einen schmalen, blassen Strich und unwillkürlich erwartete er, dass der ältere Mann jeden Moment einen Sicherheitsmann hereinrufen würde, um Crawford hinrichten zu lassen. Doch Herr Jansen tat rein gar nichts, sah Crawford einfach nur an, der völlig in seine eigenen Gedanken versunken war. Das laute Knacken, mit dem der Stift in der Hand des Amerikaners auf einmal zerbrach, war da direkt eine willkommene Abwechslung. Über Crawfords Gesicht flog ein bitteres Lächeln, als dieser die Überreste beiseite legte und hastig bot er ihm seinen eigenen Stift an. „Er hat es wirklich gewusst…“, hörte er ihn flüstern und dann endlich setzte Crawford seine Unterschrift unter den Vertrag. Mit so viel Druck, dass das Papier beinahe beschädigt wurde. Er bildete sich bestimmt nicht nur ein, dass auch Herr Jansen erleichtert ausatmete. Wie es aussah, wollte SZ Crawford auch nicht verlieren… Er speicherte diese Information für späteres Nachhaken ab – wenn Crawford endlich wieder normal war. Sein Anführer erhob sich und er tat es ihm gleich, doch Herrn Jansens Stimme hielt sie noch einmal zurück. „Ich habe etwas für Sie, Herr Crawford.“ Der ältere Mann holte ein gefaltetes Stück Papier aus der Schreibtischschublade. „Herr Schneider bat mich, es Ihnen zu geben.“ Crawfords Züge verkanteten sich, als dieser die Zähne zusammenbiss. Kurz sah es so aus, als wollte Crawford sich einfach abwenden und aus dem Büro spazieren, dann aber nahm der Schwarzhaarige die Nachricht an. „Auf Wiedersehen, Herr Jansen.“ Der Leiter nickte ihm zu und sagte nichts dazu, dass Crawford ohne jeden Abschied ging. „Crawford, jetzt warte doch mal!“, eilte er ihm hinterher und holte ihn bei den Fahrstühlen ein. „Das kannst du doch nicht machen, er ist unser Chef!“ Er konnte kaum glauben, dass er so etwas mal sagen würde, doch inzwischen machte Crawford ihn nicht nur nervös, sondern begann ihm Angst zu machen. Der Ältere betrat den Fahrstuhl und der Blick, der ihm als nächstes zugeworfen wurde, hinderte ihn beinahe daran, das Gleiche zu tun. Die Kälte drohte sein Blut gefrieren zu lassen, aber er kämpfte dagegen an und tat die paar Schritte, die erforderlich waren, um ihn ins Innere der Kabine zu bringen. Sobald die Türen sich geschlossen hatten, kam er sich wie in einem Käfig gefangen vor, obwohl Crawford ihn jetzt gar nicht weiter beachtete. Schweigend fuhren sie nach unten und schweigend durchschritten sie das Foyer. Es machte ihn halb wahnsinnig, Crawford so zu erleben und es gab rein gar nichts, was er dagegen tun konnte. Im Auto schloss er die Augen und seine Hände ballten sich frustriert zu Fäusten. So hatte er sich das nun wirklich nicht vorgestellt. Endlich hatte er Crawford für sich allein und gleichzeitig war ihm der Ältere ferner als je zuvor. Die Fahrt dauerte nicht lange und als sie langsam in den zweiten Stock hochgingen, kehrte ein Teil der Vorfreude allmählich zurück. Er stand hinter Crawford, als dieser die Tür aufschloss und nahm seinen ganzen Mut zusammen, um sich vorzulehnen, bis seine Stirn an dessen Jackett zu ruhen kam. „Vergiss es, Crawford, bitte. Wir sind jetzt weit weg von Rosenkreuz und wir haben Schwarz.“ Crawford versteifte sich zunächst unter der Berührung und ebenso angespannt wartete er auf die Reaktion des Schwarzhaarigen. Er musste Geduld aufbringen, aber dieses eine Mal hatte er jeden Grund dazu. Zum Schluss wusste er nicht, wie viel Zeit vergangen war, aber er wurde dadurch belohnt, dass sich Crawfords Muskeln Stück für Stück lockerten. Schnell trat er einen Schritt zurück, um nicht im letzten Augenblick alles zu verderben und tatsächlich hörte er ein leises „Gut…“, bevor Crawford endgültig die Tür öffnete und sie beide eintreten konnten. Er stellte als erstes das Gepäck ab, begann sich dann in der Wohnung umzusehen, um auf diese Weise die Erleichterung zu verbergen, die ihn plötzlich erfüllte. Die Wohnung war geräumig, wenn auch nicht riesig. Neben Küche, Bad und Wohnzimmer gab es drei weitere Zimmer. Er wählte das mittlere für sich, denn auf diese Weise würde er auf jeden Fall das neben Crawford haben. Sein Grinsen war zurück, als er sich auf das bereits gemachte Bett fallen ließ. „Das ist meins“, tat er laut kund. Crawford war ihm gefolgt und erhob keine Einwände, legte lediglich einen Schlüssel auf seinen Schreibtisch. „Für heute hast du frei, aber morgen werden wir wie besprochen zu Farfarello fahren. Ich werde dir alle für dich gedachten Sachen geben, sobald ich sie durchgesehen habe.“ Herr Jansen hatte ihnen auch einen großen Umschlag mitgegeben, dessen Inhalt er nicht kannte. Er nickte in das Kissen hinein und lauschte Crawfords Schritten, als dieser sein Zimmer verließ. Crawford hatte fast… normal geklungen. Den restlichen Nachmittag verbrachte er damit, seine wenigen Habseligkeiten wegzuräumen und fernzusehen. Wobei er bei letzterem aufpassen musste, nicht einzunicken. Trotzdem konnte er keine Ruhe finden, als es schließlich Zeit wurde, ins Bett zu gehen. Ewigkeiten warf er sich von einer Seite auf die andere und machte erst die ungewohnte Umgebung und dann die viel zu warme Nacht dafür verantwortlich. Schließlich war er so müde, dass er Kopfschmerzen zu bekommen begann. Seufzend gab er auf, griff nach seinem Kopfkissen und zog die Decke hinter sich her. Crawford wachte auf, als er dessen Tür öffnete, sagte aber auf seine gemurmelte Erklärung hin nichts. Zufrieden breitete er die Decke, die nun als Matratze herhalten musste, auf dem Boden aus. Er schlief ein, kaum dass sein Kopf das Kissen berührte, beruhigt durch die Schwärze von Crawfords Verstand. ~TBC~ Es ist schon ein wenig ungewöhnlich, wenn Schuldig mal der Vernünftigere von beiden ist. Aber das wird sicher nicht lange vorhalten… cya, cu ^-^ Kapitel 195: "Ran wird diese Aufgabe gerne übernehmen. Und ihm bei der Gelegenheit gleich die Finger abschneiden" ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 195) Titel: Close Distance Teil: 195/21x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Es ist Samstag bei Schwarz… hm, das heißt, es dauert in der Geschichte nur noch eine Woche und einen Tag bis zum Finale *grins* Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Ich glaub, ich will nicht mehr… ^^° Diese blöde Diplomarbeit geht mir langsam auf den Keks *sigh* Ich hoffe mal, bei dir läuft alles prima. Übrigens kannst du CotM jetzt in einem Zug durchlesen ^____^ @F4-Phantom: Ich sag dir, ich warte auch auf ein Buch… Es gibt da nämlich ne SciFi-Reihe, die ich lesen wollte, bloß ist die größtenteils nicht mehr im Druck. Inzwischen habe ich fast alle Bände gebraucht bekommen, aber die ausgerechnet der Verkäufer des ersten Bandes braucht ewig mit der Lieferung *drop* Sei versichert, dass Crawford recht schnell sein Gleichgewicht wiederfinden wird, auch wenn er nicht ganz der Alte ist. Hm, soll das heißen, dass Crawford seit Schwarz auf Ran getroffen ist nicht normal war? o.Ò *grins* @Kralle: *lach* Ich konnte nicht anders und musste daran denken, dass Schuldig bestimmt nicht als süß bezeichnet werden möchte. Obwohl ich bei dem beschriebenen Bild natürlich auch eine ähnliche Bezeichnung gewählt hätte ^.~ Nee, krank ist er wirklich nicht, aber ein bisschen verunsichert schon. Immerhin hat er Crawford bisher nicht so erlebt… @Jemma: Na ja, so ganz noch nicht, ne? Immerhin fehlt noch der vierte im Bunde. Aber dein Wunsch wird sich erfüllen und Nagi wird das Team bald komplettieren ^^ *nick* Hey, wie wärst du denn an Crawfords Stelle drauf, wenn du erfahren hättest, dass dich jemand die ganze Zeit über an der Nase herumgeführt hat? ^.~ @Lacu: *snicker* Es freut mich, dass dir CD gefällt. Und noch mehr freut es mich, dass du dich an die Story gewagt hast, obwohl für deinen Geschmack einige Punkte gegen sie sprechen ^____^ Wenigstens die Länge wird in Zukunft kein großes Problem mehr sein, da du den Großteil von CD schon hinter dich gebracht hast *lach* Teil 195 „Ran wird diese Aufgabe gerne übernehmen. Und ihm bei der Gelegenheit gleich die Finger abschneiden“ Er konnte die Hitze von Rans Atem durch seinen Schlafanzug spüren, der langsam ruhiger wurde, aber er wusste, dass der Jüngere noch wach war. Was ihn genauso wenig überraschte wie die Entscheidung, die Ran getroffen hatte. Sein Lächeln wurde durch den roten Haarschopf verborgen, ebenso die bittere Note darin. Die Zeit wurde knapp und auch wenn es vielleicht etwas unglücklich gewählt war, Ran ausgerechnet nach dessen Erlebnissen mit Farfarello mit der Wahrheit zu konfrontieren, so hatte es doch sein müssen. „Du solltest jetzt schlafen.“ Seine Hand spielte immer noch durch die kürzeren Haare an Rans Hinterkopf und so konnte ihm das Kopfschütteln gar nicht entgehen. „Nein. Du solltest. Mit mir.“ Fester Tonfall, der ihm keinen Widerspruch zugestand. Die Bitterkeit wich einer Belustigung, die gegen ihn selbst gerichtet war. Ihm entging die Ironie dieser Situation nicht, denn seine Reaktion hatte ähnlich ausgesehen. Wenn auch aus einem völlig anderen Grund. Ran begann die Knöpfe zu öffnen, zunächst langsam, dann aber mit mehr Dringlichkeit. Heiße Finger brannten über seine Brust, gefolgt von einem ebenso heißen Mund. Er zog ihn zu sich hoch, um ihn zu küssen, rollte sich gleichzeitig auf den Rücken. Ran stürzte sich beinahe verzweifelt in den Kuss, die Hände hielten sein Gesicht fest, als würde er sonst den Kopf wegdrehen. Sanft bremste er ihn ein wenig, denn hierfür hatten sie genug Zeit. Er ließ sich von Ran ausziehen, hatte ihn kurz darauf unter sich. Ran klammerte sich an ihn, suchte Hautkontakt, wollte sie beide für den Moment alles andere vergessen lassen. Und er gab nur zu gerne nach. Ran schlief tief und fest, als er das Zimmer am nächsten Morgen verließ. Im Haus war es noch still, doch kurz nachdem er den Kaffee aufgesetzt hatte, gesellte sich Schuldig zu ihm. „Farfarello?“, lautete seine erste Frage an den Jüngeren. „Schläft auch noch.“ Der Orangehaarige holte sich eine Tasse aus dem Schrank und blieb neben der Kaffeemaschine stehen, bis genug durchgelaufen war, um die Tasse zu füllen. Ein schneller Blick huschte zu ihm herüber. „Ran hat die Neuigkeiten ja gut aufgenommen. Aber das sollte mich wohl nicht wundern, nachdem er alles andere auch ohne Probleme verkraftet hat“, meine Schuldig dann gedehnt. „Ohne Probleme…“ Seine Mundwinkel zuckten. „Wie geht es Farfarello?“ „Er hat mir verziehen.“ Grüne Augen suchten seinen Blick. „Darin sind sich die beiden sehr ähnlich, nicht wahr? Nachdem sie sich für jemanden entschiedne haben, lassen sie nicht mehr los.“ Das konnte er nicht abstreiten und so nickte er nur. Schuldig grinste flüchtig, füllte dann eine zweite Tasse, die vor ihm abgestellt wurde, bevor der Orangehaarige sich neben ihn setzte. Schweigen fiel zwischen sie, aber er konnte die Nachricht nicht ewig zurückhalten. Auch wenn sie Schuldig nicht gefallen würde. „Herr Schneider hat mich gestern angerufen. Er wird morgen hier eintreffen.“ Schuldigs Hände verkrampften sich um die Tasse und dessen Augen blieben hinter orangefarbenen Strähnen verborgen. Anders als das gar nicht belustigte Grinsen. „Er wird mit dir sprechen wollen.“ „Ja.“ Hitze lief durch seinen Körper, doch er erlaubte sich keine äußerliche Reaktion. „In dem Fall werde ich morgen etwas anderes vorhaben.“ Schuldig nahm einen tiefen Schluck vom Kaffee und wünschte sich wahrscheinlich, etwas Stärkeres und vorzugsweise Alkoholisches in der Tasse zu haben. „Ich verstehe.“ Er war froh über die Belustigung, die Schuldigs Aussage bei ihm auslöste. „Soll ich Ran mitnehmen?“ „Nein, das wird nicht erforderlich sein. Herr Schneider wünscht ihn kennenzulernen.“ Schuldig wirkte nicht besonders überrascht. Er selbst war es auch nicht gewesen. Da Schneider seine Pläne kannte, würde der sich vergewissern wollen, dass Ran keinen Risikofaktor darstellte. Er verstand immer noch nicht, welches Spiel Schneider eigentlich spielte, doch er hoffte, es bald zu erfahren. Vielleicht würde dann endlich das Gefühl verschwinden, jederzeit den Boden unter den Füßen verlieren zu können. Die Überlegungen wurden zu Gunsten einer wichtigeren Sache für den Moment beiseite gedrängt. „Du musst Ran noch eine kleine Informationssperre verpassen.“ Es sollte niemanden geben, der sie jetzt noch überwachte, schließlich hatten sie ihre Aufgabe mit Bravour erfüllt und den Ältesten das gewünschte Opfer besorgt. Aber Vorsicht war schon immer besser als Nachsicht gewesen. Von Schuldig kam ein selbstbewusstes Grinsen. „Kein Problem. Woran soll er denn nicht denken?“ „Alles, was mit unseren Plänen zu tun hat. Was den Rest angeht…“ Er zuckte mit den Schultern. „Es macht nichts, dass er weiß, was SZ plant. Sie glauben sowieso, dass er völlig unter meiner Kontrolle steht.“ „Was er natürlich nicht tut…“ Wenn möglich, wurde das Grinsen noch ausgeprägter. Er erwiderte nichts darauf, denn ein Geräusch ließ ihn den Kopf zur Tür wenden, wo Farfarello stand und sie beide musterte. Etwas an der Haltung des Iren wirkte anders, doch er konnte nicht den Finger darauf legen. Der Jüngere schien noch dieselben Sachen wie gestern zu tragen, nur schienen sie auf einmal nicht mehr ganz passen. Schuldig hatte sich ebenfalls umgedreht und lächelte seinem Freund entgegen. Was den Iren näherkommen ließ und mit jedem Schritt schwand der Hauch von Ungewissheit, der über dem Jüngeren gelegen hatte, bis nichts mehr davon übrig blieb. Alles, was Farfarello in den letzten Jahren ausgemacht hatte, war auf den Kopf gestellt worden und nun musste der Ire eine neue Definition dessen finden, was er war. Und woran er glaubte. Es würde nicht von heute auf morgen geschehen können, aber Farfarello war schon vorher auf dem Weg zu einer neuen – oder auch längst vergessenen alten – Persönlichkeit gewesen, der sich nun verkürzt hatte. >Es sollte unmöglich sein, aber er _ist_ besser zu lesen, während gleichzeitig das Rauschen um seine Gedanken herum weiter besteht. Wie das Auge eines Orkans.< Schuldig verfolgte Farfarellos Weg zum Mixer und das Lächeln wurde zu einem Grinsen. >Er scheint sich nicht allzu sehr geändert zu haben.< Erleichterung schwang in der mentalen Stimme mit. Er sandte eine ebenso wortlose Zustimmung zurück, zu beschäftigt mit den Erinnerungen, die plötzlich in seinem Gedächtnis aufgetaucht waren. Wie es aussah, spielte Takatori ihm direkt in die Hände. Er musste ihn nur noch subtil auf den richtigen Zeitpunkt aufmerksam machen. Das hieß, falls Schneider nicht etwas völlig anderes verlangen würde. Er befand sich vollkommen in der Hand des Direktors und das war nichts, was man auf die leichte Schulter nehmen durfte. Egal wie oft ihn der Ältere früher unterstützt hatte, er wusste längst, dass Schneider immer eigene Pläne verfolgt hatte. Nur dass er vor zwei Jahren noch gedacht hatte, sie würden mit denen von SZ konform gehen. Dieser Gedanke ließ ihn die Zähne zusammenbeißen, wodurch sich seine Kieferlinien verhärteten. Was den anderen beiden zum Glück entging. Schuldig war zu Farfarello auf den Boden gerutscht und stopfte zufrieden alles in den Mixer, was ihm gereicht wurde. Sein Magen hob sich bei der Vorstellung, das Ergebnis trinken zu müssen und hastig schob er ihn von sich. Langsam leerte er seine Tasse, wartete auf den Moment, da Ran zu ihnen stoßen würde. Und er kannte bereits die Worte, mit denen er begrüßt werden würde. „Lass uns wieder ins Dojo fahren.“ Violette Augen funkelten vor zurückgehaltener Energie, dann hatte sich der Rotschopf auch schon wieder abgewandt. Er lächelte, sah Schuldigs breites Grinsen. „Jetzt hast du dir aber was aufgehalst. Musst du nicht zum Koala? Immerhin ist heute der große Parteitag.“ Er senkte den Kopf ein wenig und Licht blendete über seine Brillengläser hinweg. „Die Wahl wird er auch ohne mein Beisein gewinnen. Uns will er sowieso nicht dabeihaben. Es könnte ihn daran erinnern, dass er seinen Triumph nur SZ zu verdanken hat.“ Daraufhin lächelte Schuldig schmal, mit kühlen grünen Augen. „Böser Junge. Er hat doch nicht etwa vor, ab jetzt allein weiterzumachen?“ „Vielleicht wird es erforderlich sein, ihm ein bisschen auf die Finger zu klopfen.“ Farfarello sah plötzlich von seinem Mixer auf, mit einem vertrauten Glimmen in dem bernsteinfarbenen Auge. „Ran wird diese Aufgabe gerne übernehmen. Und ihm bei der Gelegenheit gleich die Finger abschneiden.“ Mit rotem Sirup beschmierte Hände wurden abgeleckt und Schuldig lachte laut los. Mit einem innerlichen Lächeln beendete er sein Frühstück und packte anschließend noch etwas für Ran ein. Der Jüngere hatte gerade keinen Kopf dafür, aber nachher auf der Fahrt würde dessen Magen schon noch sein Recht einfordern. Nagis Tür stand offen, als er nach oben kam und so trat er ein, der stummen Einladung folgend. Der Telekinet saß bereits vor dem Computer, schien aber nicht zu arbeiten, sondern zu spielen. „Vergiss das Frühstück nicht.“ Dunkelblaue Augen richteten sich auf ihn, abschätzend. „Hast du ihm auch erzählt, wann er mich wirklich zum ersten Mal getroffen hat?“, wurde er übergangslos gefragt, ohne dass Nagi auf seine Worte einging. Die Figur auf dem Monitor starb einen unbeachteten, explosiven Tod. „Nein, das ist nicht meine Aufgabe.“ Der Junge kaute in einer unbewussten Geste auf seiner Unterlippe. „Soll ich es ihm sagen?“ „Das ist deine Entscheidung.“ Er deutete ein Schulterzucken an. „Aber vergiss nicht, er hat gesehen, wozu Farfarello im Stande ist und ist nicht davor zurückgeschreckt. Warum also sollte er dich verurteilen?“ Nun war es an Nagi, mit den Schultern zu zucken. „Von Farfarello hat er bestimmt nichts anderes erwartet.“ „Möchtest du wirklich, dass er sich irgendwelchen Illusionen über dich hingibt? Oder soll er sehen, wer du in Wahrheit bist?“ Mit dieser Frage ließ er Nagi allein und ging zu seinem Zimmer. Ran war offensichtlich mit Schuldig fertig, hatte sein eigenes Katana in den Händen und stand vollkommen still mitten im Raum. Er konnte ihn atmen sehen, aber das war auch alles. Und dann kam blitzartig Bewegung in den Jüngeren, das Schwert zerschnitt zischend die Luft. Es sah wie ein Tanz aus und er wurde mit geschlossenen Augen ausgeführt. Unwillkürlich lehnte er sich gegen den Türrahmen und ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Es lag Schönheit in diesen Kata, wie sie nur jemand schätzen konnte, der selbst versucht hatte, Perfektion zu erlangen. Später konnte er nicht mehr sagen, wie lange er so dagestanden und Ran beobachtet hatte, aber das war egal, sie hatten es heute nicht eilig. Als Ran schließlich innehielt und die Augen öffnete, trat er ganz ein, schloss die Tür hinter sich. Hitze flammte in den violetten Augen auf, als sie ihn erblickten, die gleiche Hitze, die sich während der Übungen in ihm ausgebreitet hatte. Ran lächelte, ein wenig atemlos, legte das Katana beiseite, um ihm dann entgegen zu kommen. Schweiß glänzte auf nackter Haut, betonte das Spiel der Muskeln. Er erwiderte das Lächeln und begann seine Krawatte zu lockern, als sie auch schon aufeinander trafen und der Rothaarige diese Aufgabe übernahm. Es war der perfekte Weg, diesen Tag zu starten. Das Dojo war dieses Mal gut besucht, er hatte es nicht für nötig gehalten, Platz zu schaffen, da Ran heute Trainingspartner benötigen würde. Sensei war dennoch nicht überrascht, ihn so bald wiederzusehen. „Willkommen, Crawford-san.“ „Sensei.“ Er erwiderte die Verbeugung. „Sie haben heute nicht vor zu trainieren?“ Aufmerksame Augen musterten ihn und den Anzug, den er immer noch trug. Belustigt schüttelte er den Kopf. „Ich denke, Ran wird auch so genug Beschäftigung finden. Das heißt, wenn Sie nichts dagegen haben, dass Ihr Unterricht auf diese Weise durcheinander gebracht wird.“ „Habe ich nicht.“ Ein Moment des Schweigens schloss sich dem an. „Der Junge besitzt Talent. Es wird einigen hier gut tun, auf eine Herausforderung zu treffen.“ Er neigte verstehend den Kopf, setzte sich dann auf die Bank, die für Besucher bereitstand. Die Schüler knieten auf dem Boden, wenn sie nicht gerade kämpften oder ihre Übungen absolvierten. Sensei verabschiedete sich von ihm, um sich um die Schüler zu kümmern. Doch er kam nicht dazu, sich zu langweilen, denn kurz darauf betrat Ran den großen Trainingsraum. Der Rothaarige bewegte sich mit kontrollierter Effizienz und die violetten Augen waren so fokussiert, dass sein Blick schon wieder beinahe entrückt wirkte. Sensei runzelte die Stirn, als dieser Ran erblickte, dem alten Mann entging nicht die Veränderung, die in dem Rothaarigen stattgefunden hatte. Ran besaß nun ein Ziel und das war schon immer der beste Motivator gewesen. Selbst wenn Ran im Moment nicht über die genauen Umstände nachdenken konnte. Der Jüngere trat vor Sensei und verbeugte sich, woraufhin der alte Mann einen der Schüler zu sich rief. „Takeshi, wir haben heute einen Gast. Bitte nimm ihn mit zu den anderen zum Aufwärmen. Wenn ihr fertig seid, könnt ihr gegeneinander antreten.“ „Jawohl, Sensei.“ Takeshi schien erfreut über diese Aussicht und begrüßte Ran fröhlich. Der Rothaarige erinnerte sich daran zu lächeln, bevor er dem Anderen folgte. Obwohl Sensei unauffällig vorging, behielt er Ran die ganze Zeit im Auge und war sofort zur Stelle, als die beiden bereit waren. Rans Gesicht wurde ausdruckslos, als der Kampf begann, aber der Rothaarige fiel nicht in den alten Fehler zurück, wie wild auf den Gegner loszugehen. Jeder Schritt war kalkuliert und Ran blieb vollkommen auf Takeshi konzentriert, sah in ihn hinein und durchschaute ihn. Es dauerte nicht lange, bis der Andere zurückzuweichen begann und nicht mehr aus der Defensive herauskam. Woraufhin Ran den Druck nur noch verstärkte. Es wurde ein klarer Sieg für ihn. Überraschung spielte kurz über Senseis Gesicht. Anscheinend hatte er wenn schon kein anderes Ergebnis, so zumindest eine andere Ausführung erwartet. Doch der alte Mann erholte sich schnell und ließ weitere Schüler gegen Ran antreten, testete aus, wie lange der Rothaarige diesen Level an Konzentration aufrechterhalten konnte. Was ziemlich lange war. Ein Schüler nach dem anderen stellte sein Training ein und begann, sich die Kämpfe anzusehen, fasziniert von dem Neuen, der so unerwartet gut war. Er selbst hatte gewusst, wozu Ran fähig war, doch der rasche Fortschritt überraschte auch ihn ein wenig. Es war der Beweis dafür, dass Ran schon seit Jahren trainierte, aber zum ersten Mal wusste, wofür er _kämpfen_ sollte. Sensei war irgendwann neben ihn getreten, beobachtete Ran aber weiterhin. „Es ist etwas passiert.“ „Ja“, stimmte er zu. „Sie sollten aufpassen, dass es ihn nicht auffrisst.“ „Das werde ich.“ Ran war inzwischen schweißgebadet, schien aber noch nicht genug zu haben. Vielleicht, weil es seine Gedanken davon abhielt, an dem Block zu nagen, der sich jetzt im Kopf des Rotschopfs befand. Er konnte einen Tremor durch die Muskeln des Jüngeren laufen sehen und war kurz davor aufzustehen, um ihn zu einer Pause zu zwingen, als Ran auch schon freiwillig beiseite trat. „Sie sollten auch auf sich selbst aufpassen.“ Die leisen Worte legten sich schwer auf ihn. ~TBC~ Und, freut ihr euch auch schon alle auf das Eintreffen von Schneider? *snicker* Ich habe es echt nicht absichtlich so abgepasst, finde es aber echt gut, dass der Direktor demnächst in den Gegenwartskapiteln auftaucht, nachdem er ja in den Vergangenheitskapiteln keinen persönlichen Auftritt mehr haben wird ^^ cya, cu ^-^ Kapitel 196: "Rückblicke LXXX - Natürlich, der Direktor würde dich kaum stundenlang herumlaufen lassen" ------------------------------------------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 196) Titel: Close Distance Teil: 196/21x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Schneider sorgt dafür, dass Crawford ihn nicht so schnell vergisst… Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: *knuffz* ^^ Hattest du jetzt eigentlich schon deine Prüfung? *Kopf schief leg* @Lacu: Jupp, du hast genau getroffen, was Tremor bedeutet ^^ Tja, auch wenn es nie so geplant war, hat sich Schneider einfach in mein WK-Welt geschlichen und jetzt werde ich ihn nicht mehr los (nicht, dass ich das überhaupt will *gg*). Ich freu mich ehrlich gesagt auch schon auf sein Auftauchen in den Gegenwartskapiteln. Immerhin ist das ein Zeichen dafür, dass sich CD endlich mal dem Ende nähert. @Kralle: Der Witz an der Sache ist ja, dass Ran im Moment gar nicht so genau weiß, was er durch das Training verdrängen will. Der Block, dem Schuldig ihm verpasst hat, verhindert aktives Nachdenken darüber. Dennoch ist ihm klar, dass etwas nicht stimmt… dumme Lage für ihn, was? Ein Tremor ist übrigens ein Muskelzittern. Kann bei Erschöpfung auftreten oder aber auch bei Nervosität. ^^ Ich benutze solche Fremdwörter nicht, um euch zu ärgern. Mir fällt das ganz einfach nicht auf beim Schreiben ^^# @F4-Phantom: *lach* Ich bin überrascht, dass das eine bildhafte Beschreibung gewesen sein soll, freu mich aber natürlich darüber. Ich hab irgendwie immer den Eindruck, dass ich die meiste Arbeit euch Lesern überlasse statt selbst viel zu beschreiben. Vielleicht ist ganz einfach dein Vorstellungsvermögen so gut… *zwinka* Übrigens war CD nie als Gute-Nacht-Geschichte gedacht gewesen *snicker* @Jemma: Es ist doch schön zu hören, dass Schneiders baldiges Auftauchen auf so positive Resonanz stößt *grins* Manchmal vergesse ich total, dass er eigentlich gar nicht zu WK gehört. Aber das geht mir inzwischen mit einigen meiner OCs so ^^°°° Aha, du gehst also davon aus, dass Nagi Ran davon erzählen wird… ehrlich gesagt habe ich mich selbst noch gar nicht dafür entschieden. Es kann genauso gut erst was fürs Sequel sein ^^ Teil 196 „Rückblicke LXXX - Natürlich, der Direktor würde dich kaum stundenlang herumlaufen lassen“ Er war noch im Halbschlaf, als er registrierte, dass sich das Bett verdammt hart anfühlte. Dann wachte er richtig auf und erinnerte sich, wo genau er sich befand. Langsam setzte er sich auf, um gleich darauf mit dem Anblick eines nahezu nackten Crawfords belohnt zu werden. Und obwohl das meiste Blut gerade südwärts gebraucht wurde, konnte er einen sehr klaren Gedanken formulieren: Er hätte früher aufwachen sollen. Crawford war zum Greifen nahe, er konnte das Aftershave riechen, das der Ältere benutzt hatte. Muskeln spielten unter straffer Haut und dabei tat Crawford nichts anderes, als seine Hose anzuziehen. Unbehaglich rutschte er auf der Decke hin und her, gewann so die Aufmerksamkeit des Schwarzhaarigen. Die braunen Augen waren ausdruckslos, aber wenigstens war die Eiseskälte aus ihnen verschwunden. Weswegen er nach einem Moment des Zögerns die Hand ausstreckte. Schließlich konnte er nichts verlieren, dafür aber viel gewinnen. „Würdest du es jetzt in Erwägung ziehen? Ich liege auch unten.“ Er sagte es mit einem Grinsen, doch sein Magen krampfte sich bereits in Erwartung einer Ablehnung zusammen. Es war wie ein Wunder, das Zögern in Crawfords Miene zu sehen. Aber er wusste gleichzeitig, wie dessen Entscheidung ausfallen würde, denn in diesen Sekunden kannte er Crawfords Gedanken, ohne sie dafür lesen zu müssen. Natürlich würde Herr Schneider hiervon niemals erfahren und Crawford war zum ersten Mal in der Stimmung, sich einen Dreck um das Verbot des Direktors zu scheren. Doch das allein war für den Älteren kein ausreichender Grund. „Nein, Schuldig“, schüttelte Crawford schließlich den Kopf und wandte sich wieder dem Schrank zu, um sich ein Hemd herauszunehmen. Sein Grinsen drohte kurz zu verrutschen, dann hatte er sich wieder unter Kontrolle. Vorsichtig stand er auf und streckte sich. „In dem Fall gehe ich unter die Dusche und werde dabei an dich denken.“ Crawford nahm es ungerührt auf und sein Herz schlug schneller, als er dessen trockene Antwort hörte. „Solange du nicht erwartest, dass ich mich dir anschließe…“ Dieser Crawford gefiel ihm schon viel besser und sein Grinsen wurde echt, als er Richtung Bad verschwand, um sein Vorhaben in die Tat umzusetzen. Es roch nach Kaffee, als er in die Küche kam. Auf Rosenkreuz hatten die Schüler nie welchen bekommen, aber bei seinen Trainingseinsätzen hatte er die Wirkung von Koffein zu schätzen gelernt. Er goss sich eine Tasse ein, bevor er Crawford musterte, der mit einer Zeitung beschäftigt war. Ein ungesehenes Lächeln flog über sein Gesicht. Das war genau der Anblick, den er schon damals erwartet hatte… „Haben wir bereits ein Abo?“ „Nicht nur das…“ Ohne aufzusehen wies Crawford zu einem kleinen Stapel. Neugierig trat er näher. Ein japanischer Ausweis für ihn, ein Waffenschein, Kontounterlagen – und eine Kreditkarte. „Ich bekomme mein eigenes Geld?“ Er wusste, dass es genug Teamleader gab, die die Finanzen fest in der eigenen Hand behielten. Ein Weg mehr, ihre ‚Untergebenen’ unter Kontrolle zu halten. Nun erhielt er doch die Aufmerksamkeit brauner Augen. „Ich gehe davon aus, dass du alt genug bist, um damit umzugehen. Solltest du mir das Gegenteil beweisen, werde ich mich darauf einstellen.“ Die sanfte Ironie in den Worten ließ ihn auflachen, statt sauer zu werden. „Der Gegenwert von 5000 Euro steht dir für den Anfang zur Verfügung“, fuhr Crawford fort. „Teile sie dir ein, denn mehr gibt es erst, wenn wir für unsere Aufträge bezahlt werden.“ Er musste aufpassen, dass ihm nicht die Kinnlade runterklappte. Dieser Geldsegen kam wirklich unerwartet, schließlich hatte er keinen Finger dafür gerührt. „Danke“, meinte er schließlich leise, grinste dann, bevor Crawford sich etwas darauf einbilden konnte. „Übrigens habe ich mich noch gar nicht für meinen Codenamen bedankt.“ Beinahe sah es so aus, als würden Crawfords Mundwinkel zucken. „Du weißt genau, dass die Namen von Rosenkreuz gewählt werden. Zudem werden sie kaum gebraucht, sondern sind traditionell für die Teamliste erforderlich.“ „Spaßverderber“, beschwerte er sich schnell, bevor Crawford zu genau darüber nachdenken konnte, _wer_ auf Rosenkreuz die Namen gewählt hatte. „Du darfst mich trotzdem Mastermind nennen.“ Er holte seine Brieftasche, als Crawford beschloss, diese Erlaubnis zu ignorieren und verstaute erst einmal das Wichtigste. Dann erst unterzog er die ebenfalls bei den Unterlagen befindliche Liste einer genaueren Musterung. „Das sind die Adressen, die du auswendig lernen solltest. Zu deinem eigenen Besten.“ Auch wenn es nicht wie ein Befehl klang, erkannte er ihn als solchen und nickte knapp. Krankenhaus, Safehouse und ein paar andere Dinge, die einem zwar nicht den Hals retten konnten, aber ganz nützlich sein würden. So wie ein Schießstand oder eine Einrichtung, wo er mit anderen SZ-Mitgliedern trainieren konnte. Es war, als hätte Crawford seine Gedanken gelesen. „Du wirst auch regelmäßig mit Farfarello weitertrainieren. Mach also schleunigst den Führerschein, sonst wirst du immer mit den Öffentlichen fahren müssen.“ Na wenn das mal kein Anreiz war… Und ein Hauch von Belustigung hatte auch in Crawfords Stimme gelegen. Er grinste breit und begann alles für ein ordentliches Frühstück herauszuholen. Zum Glück hatte eine gute Seele dafür gesorgt, dass sie zur Begrüßung einen vollen Kühlschrank vorfanden. „Bekomme ich dann auch ein Auto von dir?“ Es war mehr als Scherz gemeint und er versuchte bereits zu berechnen, wie lange er für eine möglichst gute Karre würde sparen müssen, als ihn Crawfords Antwort mitten in der Bewegung stoppen ließ. Beinahe wäre ihm die Saftflasche aus der Hand gerutscht. „Natürlich. Schließlich wirst du es für die Arbeit brauchen.“ Der Ältere schien gar nicht mitzubekommen, welche Reaktion dieser damit ausgelöst hatte. Hastig verstärkte er seinen Griff, stellte die Flasche dann ordentlich auf den Tisch. „Ich möchte ein Cabrio haben“, brach es aus ihm heraus. „Ich weiß, in knallrot…“ Crawford seufzte beinahe. Und er selbst lachte schon wieder. Denn diese Worte versicherten ihm, dass Crawford es bereits _gesehen_ hatte. „Ganz genau, dein Talent funktioniert bestens.“ Er war ganz sicher nicht beleidigt darüber, dass der Andere seine Wahl in die Kategorie „schlechter Geschmack“ einordnete. Mit sehr viel mehr Appetit als am vergangenen Abend setzte er sich an den Tisch, nur um im nächsten Moment wieder aufzuspringen. Die Aussicht auf ein eigenes Cabrio erfüllte ihn mit viel überschüssiger Energie. „Ich werde Spiegelei mit Schinken machen, möchtest du auch was haben?“ Er hatte die notwendigen Zutaten im Kühlschrank gesehen und auf die Schnelle fiel ihm nichts Besseres ein, um Crawford zu zeigen, dass er ihm dankbar war. Der warf ihm einen überraschten Blick zu. „Ja, bitte.“ Er fand die Pfanne ohne Probleme im Schrank, seine Erkundung gestern war gründlich gewesen. Und da er seine Kochkünste gut einschätzen konnte, passte er genau auf, dass ihm nichts anbrannte. Oder aus dem Spiegelei versehentlich Rührei wurde. Im Nachhinein wusste er nicht, welche himmlische Macht sich auf seine Seite stellte, aber es wurde alles perfekt. „Fahren wir jetzt zu Farf?“, fragte er, sobald er satt war und den Teller von sich geschoben hatte. Die Stille beim Essen war nicht unerträglich gewesen, nicht so wie das Schweigen gestern. Dennoch wollte er wieder Crawfords Stimme hören, um sich zu versichern, dass der Ältere die schwarze Wolke wirklich verlassen hatte, die ihn gestern noch fast greifbar umgeben hatte. Und Crawford antwortete, nichts hatte sich während des Frühstücks verändert. „Zuerst wirst du den Tisch abräumen, dann brechen wir auf.“ Natürlich widersprach er nicht, schnitt aber zumindest eine Grimasse, um seinen Mangel an Begeisterung anzudeuten. Diese Aufgabe würde wohl auch in Zukunft an ihm hängen bleiben. Glücklicherweise gab es eine Spülmaschine. „Wir fahren zunächst beim Büro vorbei. Unsere Handys müssten inzwischen zur Verfügung stehen und ich möchte meine Waffe bei mir haben.“ Diese Erklärung erhielt er ohne jede vorherige Nachfrage und mit einem versteckten Lächeln entspannte er sich in den Beifahrersitz hinein. Jetzt gehörte Crawford wieder ihm. Da sie inzwischen ihre Ausweise hatten, konnten sie in der Tiefgarage parken. Crawford führte ihn anschließend zu einem neuen Büro und heute konnte er es mit einem breiten Grinsen genießen, wenn der Amerikaner wiedererkannt wurde. Es sollte einen Unterschied zu Rosenkreuz geben, aber selbst hier war Crawford etwas Besonderes. Was schon das Verhalten von Herrn Jansen gezeigt hatte. Es war ein gutes Gefühl. Auf Crawfords Klopfen hin wurden sie hereingebeten und die Frau hinter dem Schreibtisch beeilte sich, nach einer knappen Begrüßung ihre Sachen zusammenzusuchen. Grüne Augen blitzten auf, als Crawford den Waffenkoffer öffnete, um die Desert Eagle herauszuholen. Er selbst bevorzugte handlichere Waffen, aber zu Crawford passte diese Pistole. Mit sicheren Händen wurde sie überprüft, dann geladen. Erst danach zog Crawford dessen Jackett aus, um das Halfter anzulegen. Er konnte den Blick nicht abwenden, dazu war die Erinnerung an den heutigen Morgen zu frisch, aber ein Gedanke der Angestellten lenkte ihn schließlich doch ab. Ihr gefiel Crawford, aber mit einem stillen Seufzen gestand sie sich ein, dass der Schwarzhaarige doch etwas zu jung für sie war. Nachdenklich legte er den Kopf schief. Sie musste in ihren Dreißigern sein, genauer wollte er es gar nicht wissen. Crawford war jetzt zweiundzwanzig, wenn er sich richtig erinnerte. Er hatte Crawford genau ein Mal nach dessen Alter gefragt und die Antwort zusammen mit einem amüsierten Lächeln erhalten. Nein, Crawford war ihm niemals jung vorgekommen. Vielleicht lag es daran, dass der Amerikaner immer Anzüge trug. Oder einfach an dessen Art. Er schüttelte die Überlegungen ab, ehe er es sich selbst zu schwer machte und wandte sich lautlos an den Älteren. >Sie ist scharf auf dich.< Besser sich darüber lustig machen, als sich mit seinen eigenen Gefühlen auseinandersetzen zu müssen. Crawford zog das Jackett wieder über und die Waffe war darunter nur noch zu erahnen. >Ich bin aber nicht interessiert<, kam die unbeeindruckte Erwiderung, während laut etwas anderes gesagt wurde. „Wir müssen für dich auch noch eine Waffe besorgen.“ Das Grinsen traf fast auf seine Ohren. „Soll das heißen, du willst wieder mit mir shoppen gehen?“ Und ja, Crawfords Mundwinkel kurvten sich eine Sekunde lang in ein Lächeln. Am liebsten hätte er laut aufgelacht, widersinning glücklich über diese kleine Geste. „Ich werde es wohl auf mich nehmen müssen.“ „Du traust mir nicht zu, eine gute Wahl zu treffen?“ „Ich möchte sichergehen, dass die Waffe auch funktioniert, wenn es erforderlich wird. Vor allem, da du in solchen Fällen oft genug an meiner Seite sein wirst.“ Obwohl er den Ernst spürte, der sich dahinter verbarg, deutete er eine Verbeugung an. „Natürlich, mein Anführer. Wir wollen doch beide nicht, dass dir etwas passiert.“ Es war beruhigend, zu den alten Mustern zurückzukehren und er grinste immer noch, als sie sich zum Gehen wandten. Doch sie wurden aufgehalten. „Herr Crawford? Ich habe noch etwas für Sie.“ Sie schob einen Umschlag über den Tisch und er fragte sich, wie viele von denen er wohl noch zu sehen bekommen würde. „Wenn Sie die Schlüssel für Ihren Mietwagen hierlassen, werden wir ihn für Sie zurückgeben.“ Wortlos griff Crawford nach dem Umschlag, schüttelte dessen Inhalt auf die Tischplatte. Ein Set Autoschlüssel und die erforderlichen Fahrzeugpapiere erblickten das Tageslicht. Neugierig trat er näher, als Crawford nicht selbst zugriff. „Hey, die sind auf dich ausgestellt. Das heißt, du hast mehr Geld für mein Cabrio übrig.“ Crawford sagte immer noch nichts, sah nur auf die Marke, die den Lederanhänger zierte. Er folgte dessen Blick, zuckte innerlich mit den Schultern. Ein BMW. Nett, aber kein Grund für Crawfords arbeitende Kiefermuskulatur. „Ist es nicht toll, dass das Büro dir einen Wagen schenkt?“, fragte er in dem Versuch, die Stimmung wieder aufzulockern. Es reichte, um Crawford reagieren zu lassen. Der Ältere griff in die Hosentasche und legte die nicht mehr benötigten Schlüssel mit einem grimmigen Lächeln neben die neuen, griff anschließend nach denen sowie den Papieren. Die Angestellte wollte gerade etwas sagen, doch Crawford kam ihr zuvor. „Das Büro hat nichts zu verschenken. Das Auto ist von ihm.“ Blässe suchte sein Gesicht heim, als er die Kälte in Crawfords Stimme hörte und er wollte protestieren, doch die Gedanken der Frau verrieten ihm, dass Crawford richtig lag. „Dann nimm es doch einfach nicht an…“ „Das wäre unhöflich, nicht wahr? Immerhin ist es ein Geschenk.“ Damit wandte sich der Ältere abrupt um und verließ den Raum. Jetzt ging das Hinterhergerenne wieder los. Wenigstens war es diesmal nicht ihr Chef, den Crawford wortlos sitzen ließ und so folgte er dem Älteren ebenfalls ohne Abschied. In der Tiefgarage angekommen, betätigte Crawford den Türöffner und ein schwarzlackierter Wagen gleich in der Nähe des Fahrstuhls reagierte. „Er hat wie immer an alles gedacht…“ Fingerspitzen glitten über die Motorhaube. „Natürlich, der Direktor würde dich kaum stundenlang herumlaufen lassen. Und garantiert wusste er, dass du nicht lange genug warten würdest, um zu hören, wo der Wagen abgestellt wurde.“ Es sollte sarkastisch klingen, aber die Vorstellung, dass seine Worte der vollen Wahrheit entsprachen, war zu erschreckend. Crawford sah ihm die Erkenntnis an und dessen Mundwinkel zuckten humorlos. „Genau das…“ Er biss sich auf die Unterlippe, bevor ihm seine Meinung über Herrn Schneider herausrutschen konnte. Stattdessen schloss er die Augen für einen tiefen Atemzug. „Was ist das für ein Job?“ Mit einem Flüstern sprach er erstmals an, was er am Abend vor ihrer Abreise gehört hatte. Und braune Augen wurden hart und kalt. „Nicht heute, Schuldig. Nicht heute.“ Sie stiegen beide ein und er gab sich mit dem implizierten Versprechen zufrieden, dass Crawford ihm noch mehr erzählen würde. Er musste nur Geduld haben. Wieder. Er sah zum Fenster hinaus und stellte sich darauf ein, dass er jetzt zu der Anstalt zurückkehren würde, in der er zu dem gemacht worden war, was er heute war. Hoffentlich hatte dieser Arzt Dienst. Er schuldete ihm noch etwas. Ganz allmählich begann sich ein Grinsen auf seinen Lippen auszubreiten. ~TBC~ Der Wagen ist nicht die einzige Sache, mit der sich der Direktor bei Crawford in Erinnerung rufen wird *grins* cya, cu ^-^ Kapitel 197: "Hatte Ran bereits das Blut an seinen Händen gesehen?" ------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 197) Titel: Close Distance Teil: 197/20x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Ähm ja… der erste Abschnitt klingt vielleicht ein wenig seltsam. Ich hatte den Tag zu viel NIN gehört. ^^# Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: *grins* Ich hab schon alle Geschenke zusammen *diesmal früh angefangen hat* ^^ Und warte erstmal ab, was wirklich bei der Prüfung rauskommt, bevor du vom Wiederholungstermin zu sprechen anfängst *knuddel* Ob du es glaubst oder nicht, du wirst wenigstens von einer Sache erfahren, die Schuldig sich kaufen wird ^.~ Und Schneider wird sich nicht so einfach aus Crawfords Erinnerung verdrängen lassen *versicher* Wo hast du die Supernatural-DVDs her?!? Du musst die Folgen unbedingt auf Englisch sehen, die deutschen Synchro-Stimmen sind schauderhaft. Ich wünsche mir nur Geld. Werde ja bald umziehen und so eine Wohnung will ausgestattet werden ^^# @F4-Phantom: Nu ja, ich bin froh, dass wenigstens die Kopfschmerzen weg waren… ^^°°° Inzwischen biste hoffentlich wieder auf der Höhe *lieb sag* Ob Schuldig seine Rache bekommt? Dieses Mal ganz bestimmt nicht, der Arzt wird sich leider verdrücken *gg* Es freut mich auf jeden Fall zu hören, dass du so viel Spaß am Lesen hast. Ich wäre froh, wenn ich endlich mal wieder an CD schreiben könnte, aber immer wenn ich an der Diplomarbeit rumgebastelt habe, vergeht mir die Lust an mehr Tipperei… *sigh* @Kralle: Schneider ist dafür bekannt, nicht besonders viel Rücksicht auf die Gefühle anderer zu nehmen. ^^ Und ich finde es ehrlich gesagt direkt nett von ihm, dass er sich weiterhin um Crawford kümmert, auch wenn der nichts mehr von ihm wissen will *lach* Hm, ich brauche Farf in den Vergangenheitskapiteln noch für eine Sache, bevor ich sie endgültig abschließen kann, also muss er wohl oder übel auftauchen *grins* @Lacu: Die Sache mit dem Auto schien nicht nur dich zu amüsieren. Das sind so die Sachen, die sich einfach von allein in die Geschichte schreiben, ohne dass ich viel Überlegung darin investiere. Wenn ich sage, dass die Charaktere manchmal machen, was sie wollen, dann meine ich das ganz ehrlich ^^ Wie soll ich’s sagen, nach so langer Zeit ist es einfach eine Erleichterung zu wissen, dass ich diese Fanfic tatsächlich durchziehen kann. Aber keine Sorge, ich habe ja vor, nach RftS an einem Sequel zu schreiben *grins* @Jemma: Crawford hat beschlossen, Schwarz und Schneider innerlich voneinander zu trennen, auch wenn Rosenkreuz immer eine Verbindung zwischen beidem darstellen wird. In Folge dessen ist er im Umgang mit Schuldig besonders sozial (ich mag den Ausdruck *lach*), aber sei versichert, das wird sich alles wieder einpendeln – wie du ja am Umgang der beiden am Anfang der Gegenwartskapitel gesehen hast ^.~ Teil 197 „Hatte Ran bereits das Blut an seinen Händen gesehen?“ Er reichte Ran ein Handtuch, als dieser aus der Dusche trat. Es wurde mit einem dankbaren und etwas erschöpften Lächeln angenommen, doch das schien nur eine Fassade zu sein. Darunter spürte er weiterhin die Energie, die Ran heute hierher getrieben hatte und die sich nicht allein durch körperliche Betätigung auslöschen ließ. So nah an dem, was ihn selbst damals erfüllt hatte. Nur dass er fast zu gut gelernt hatte, sich unter Kontrolle zu halten. Seine Mundwinkel formten ein Lächeln, ohne dass da eine entsprechende Emotion vorhanden gewesen wäre. Ran bekam nichts davon mit, war vorausgegangen, um sich anzuziehen. Er folgte ihm, wartete ruhig, bis sich violette Augen auf ihn richteten. Weg von den Händen, die Ran angestarrt hatte. Fertig, aber nicht bereit aufzustehen. Auf der Bank sitzen bleibend und leere Handflächen anstarrend. Doch jetzt nicht mehr. Mühelos erwiderte er den suchenden Blick, in ihm die Sicherheit, in den nächsten Minuten nicht gestört zu werden. Heute, nur heute noch hatten sie alle Zeit der Welt und auch wenn das sehr wenig war, wenn man das gesamte Bild betrachtete, schien es für den Moment eine kleine Unendlichkeit. Er musste nur einen Schritt zurücktreten, den Blickwinkel ändern und für ein paar Stunden vielleicht trieb ihn nichts mehr an, zwang ihn nichts mehr voran. Denn alles andere war bereits in Bewegung geraten. Er würde stehen bleiben und es auf sich zukommen lassen. Er schüttelte das seltsame Gefühl ab, aber Ran hatte es bereits aufgefangen, reagierte mit Wehmut darauf. Es war schwer, geduldig zu sein, wenn man endlich wusste, was man wirklich wollte. Hatte Ran bereits das Blut an seinen Händen gesehen? Gespürt, dass nicht jeder erfüllte Wunsch auch Erfüllung bedeutete? „Ich hätte gerne gegen dich gekämpft.“ Er ging in die Hocke, zeichnete die unsichtbare Linie auf Rans Hand nach, wo der Jüngere sich an seinem Katana geschnitten hatte. Vor ein paar Wochen nur. Vor einer halben Ewigkeit. „Willst du dich an mir rächen?“ Seine Frage war genug, um Ran für einen Moment daran denken zu lassen. An das, was er ihm in der Nacht erzählt hatte. Ran erschauderte unter der Berührung, erstarrte aber, als ihm die Bedeutung seiner Frage bewusst wurde. Überrascht davon, als wäre es Ran niemals in den Sinn gekommen, ihm die Schuld zuzuweisen. Schuldig hatte wohl Recht gehabt… Dann wieder Bewegung, Finger, die sich um sein Handgelenk schlossen, nach seinem Puls suchten und ihn fanden. Ran beugte sich vor, zog ihn gleichzeitig ein bisschen näher. Nichts war danach einfacher als sich zu küssen, eine Antwort zu erhalten, ohne dass ein Wort fallen musste. Selbstsicherheit, ein wenig unerwartet, von Ran kommend. Keiner von ihnen schloss die Augen, sie sahen sich an, über den Kuss hinweg. Wieso schaffte Ran etwas, das ihm nie gelungen war? Er verschloss die Erinnerung an ein gänzlich anderes Augenpaar tief in sich, konnte nicht einmal sagen, ob sich da gerade sein Talent gemeldet hatte. Sie trennten sich schweigend voneinander, verließen genauso stumm das Dojo. Rans Schritte federleicht und schwer zugleich, seine eigenen einfach nur lautlos. Die Zukunft schloss zu ihnen auf, hatte sie fast erreicht, aber noch hatten sie einen kleinen Vorsprung. Seine Rechte verschwand in der Hosentasche, umfasste die Autoschlüssel dort. Doch statt auf die kleine Erhebung zu drücken, die die Verriegelung lösen würde, trat er hinter Ran. Ran, der neben dem schwarzen Wagen stand und dessen Arm sich bereits ausgestreckt hatte, um nach dem Griff zu reichen, jetzt wieder locker an Rans Seite fiel. Wärme, weil er sich viel zu nah an dem Rothaarigen befand, nichts zwischen ihnen außer ihrer Kleidung. Was war nur los mit ihm? War das Unsicherheit? Der Rollenwechsel rief ein ironisches Funkeln in braune Augen und ein kühles Lächeln auf seine Lippen. Bis morgen war er zur Untätigkeit verdammt und das war etwas völlig anderes, als geduldig darauf zu warten, dass er sein Schicksal endlich in die eigenen Hände nehmen konnte. Er atmete aus, versuchte so, das Knäuel in seinem Inneren zu lösen, dann wieder ein. Und Rans Präsenz war fast genug, jedenfalls für jetzt, für heute. Was willst du?, fragte die kaum merkliche Bewegung, mit der Ran sich zurücklehnte. Gegen ihn oder an ihn. Dich…, antwortete sein Körper für ihn und es war die Wahrheit. Für jetzt, für heute. Er strich ein paar rote Strähnen beiseite, küsste Rans Hals und spürte an seiner Wange metallische Kühle entlangstreifen. Eine weitere Mahnung, was ihnen noch bevorstand. Wenigstens kühlte sie nicht nur seine Haut, sondern auch das gerade unangemessene Verlangen ab, das plötzlich aufgeflammt war. Ran seufzte leise, wusste irgendwie von der Veränderung und sagte nichts, als er zurücktrat und das Auto umrundete. Ein kurzer Weg nur, doch es reichte, um sich zusammenzureißen. Die Verriegelung zog sich mit einem Klacken zurück und sie stiegen beide ein. Zurück in der normalen Welt, in der man sich nicht mit seltsamen Fragen oder Gefühlen herumschlagen musste. Sie tauschten ein schmales Lächeln aus, wie in Anerkennung dieses Wechsels und dann fiel Ran auch schon über die Reste des Frühstücks her. Es reichte nicht, um den Heißhunger ganz zu befriedigen, wie ihm ein leises Magenknurren verriet. Und er selbst war inzwischen auch hungrig, weswegen ihr nächster Halt ein Restaurant war. Für den Nachtisch allerdings begaben sie sich in ein Café, das Ran sehr bekannt vorkommen musste. „Warum ausgerechnet hier?“, wurde er gefragt, nachdem sie Platz genommen hatten. Ran war bereits von seinem Chef und einigen Kollegen gegrüßt worden und hatte trotz des großen Andrangs das Versprechen erhalten, sofort bedient zu werden. Er lehnte sich zurück und musterte den Rothaarigen, unwillkürlich eine Distanz aufbauend, die eigentlich gar nicht gegen Ran gerichtet war. „Damit du gleich Bescheid geben kannst, dass du morgen keine Zeit zum Arbeiten hast.“ „Habe ich nicht?“ Neugier blitzte in violetten Augen auf, erlosch auf seine Antwort hin aber sofort. „Herr Schneider kommt morgen. Du sollst ihn kennenlernen.“ Er konnte genau sehen, wie ein Schatten über Rans Gesicht fiel. „Der Direktor?“ Natürlich wusste der Jüngere, von wem die Rede war. Dennoch nickte er bestätigend. Ran schien nach Worten zu suchen, denn es war eine Sache, von Schwarz’ Geschichte zu hören, aber eine ganz andere, die wirkliche Person hinter einem Namen kennenzulernen. Und dann auch noch ausgerechnet Schneider. Seine persönliche Beziehung zu dem älteren Mann hatte er außen vor gelassen, aber über den Rest wusste Ran Bescheid. Es stellte kein Risiko dar, dafür hatte Schuldig gesorgt. Sein Gegenüber wurde für den Moment dadurch erlöst, dass jemand kam, um ihre Bestellung aufzunehmen. Aber gleich darauf begegneten sich wieder ihre Blicke und irgendwie schien Ran etwas vor ihm verbergen zu wollen. Er dachte sich nicht viel dabei, konnte verstehen, dass Ran ein wenig Zeit brauchte, um die Neuigkeit zu verarbeiten. Und gleich darauf war es sowieso egal. Violette Augen schweiften zur Seite, hefteten sich an jemanden hinter ihm. Alles Blut schien aus Rans Gesicht zu weichen, während dessen Lippen einen Namen formten, ungläubig und atemlos. „Aya…“ Was? Er drehte sich langsam um, hatte sich ausreichend unter Kontrolle dafür, auch wenn er am liebsten den Kopf herumgerissen hätte. Und tatsächlich, zusammen mit ein paar Freundinnen setzte sich gerade ein Mädchen an ihren Nachbartisch, das eine frappierende Ähnlichkeit mit Rans Schwester aufwies. Sie wurde sich ihrer Aufmerksamkeit bewusst und warf ihnen ein verwirrtes Lächeln zu, sah dann schnell wieder weg. Dennoch hatte er ihre Augenfarbe erkennen können, deren Violett ein endgültiger Beweis war, dass sie es nicht mit Aya zu tun hatten. Er wandte sich Ran zu. „Das ist nicht deine Schwester, Ran.“ Sanft. Der schüttelte den Kopf, barg dann das Gesicht in beiden Händen. „Ich weiß, aber…“ Ein Zittern lief durch den Körper des Jüngeren, bevor sich dessen Blick erneut auf das Mädchen heftete, hungrig. Eine ganz andere Art von Hunger als zuvor. Über den Tisch hinweg griff er nach Rans Hand und das Zittern stoppte, als Ran ihn daraufhin überrascht ansah. Aber er selbst war gerade mit etwas anderem beschäftigt, einer Idee, die so naheliegend war, dass er sich fragte, warum er nicht gleich darauf gekommen war. Vielleicht, weil er es vor einiger Zeit gar nicht für notwendig befunden hätte, sich über Ayas weiteres Schicksal Gedanken zu machen… Ran beobachtete ihn genau, im ersten Moment verständnislos, gefolgt von Begreifen. Ihm schien schlecht zu werden, doch Ran kämpfte die Übelkeit zurück und eine jetzt schweißfeuchte Hand erwiderte den Druck seiner eigenen. Es folgte keine Frage nach dem Warum, als er das Handy hervorzog und Schuldig herbeorderte. Da waren nur Fingernägel, die sich in seine Haut bohrten und der Griff wurde erst gelöst, als ihre Bestellung gebracht wurde. Lustlos begann Ran in seinem Eisbecher herumzustochern, warf dem Mädchen immer wieder schnelle Blicke zu, vergewisserte sich, dass es noch da war. „Wäre es wirklich möglich?“, wurde er irgendwann gefragt, zögernd und sehr leise. Aber gleichzeitig war da Hoffnung. „Ich weiß es nicht. Noch nicht.“ Der Kaffee half ihm, den bitteren Geschmack in seinem Mund zu überdecken. Er konnte planen, so viel er wollte, letztendlich hing alles von einer Person ab. Und er kannte Schneiders Absichten nicht. Nur weil der sich bisher zurückgelehnt hatte und ihm freie Hand ließ, hieß das nicht, dass es dabei bleiben würde. Ran biss die Zähne zusammen, verfiel in ein dumpfes Brüten, während sein Eis nach und nach schmolz. Sie sprachen nicht weiter, warteten nur ab und behielten den Nebentisch im Auge. ****** Er fühlte sich kalt, doch da war kein Zittern mehr. Nur noch dieser heiße Knoten aus Scham und stiller Hoffnung. Wie hatte er nur so etwas denken können? Und gleichzeitig hielt sich die Idee hartnäckig. Es gefiel ihm nicht, dass er es in Erwägung ziehen konnte, ein unbeteiligtes Mädchen in so große Gefahr zu bringen. Aber war das nicht immer noch besser, als das Gleiche mit Aya zu tun? Seine Gedanken wichen rasch wieder von dieser Überlegung zurück und während er versuchte, daran festzuhalten, verging die Zeit, ohne dass er es merkte. Nur der braunen Augen, die immer wieder auf ihm zur Ruhe kamen, war er sich bewusst. Und der fröhlichen Stimmen der Mädchen. „Ran?“ Jemand schlang von hinten beide Arme um ihn. Er zuckte nicht zusammen, nahm die Wärme an, die von Farfarello ausging und die er dringend benötigte. „Hm…“ Den Kopf in den Nacken legend, sah er zu dem Gleichaltrigen hoch, ignorierte das stumme Gespräch, das zwischen Crawford und Schuldig stattfand. „Sie sieht ihr ähnlich, nicht wahr?“ Farfarellos Auge blieb hinter der Sonnenbrille verborgen, als das Mädchen gemustert wurde. „Ja. Wahrscheinlich wollte Er dich quälen. Aber wir werden es Ihm heimzahlen.“ Er wurde vom Stuhl gezogen und Farfarello klebte gleich darauf regelrecht an ihm. So viel Wärme in seinem Rücken und doch war es anders als mit Crawford vorhin beim Auto. Schuldig hatte ebenfalls eine Sonnenbrille auf, ließ sie auf der Nase ein Stück nach unten rutschen, um ihm über die Gläser hinweg einen langen Blick zuzuwerfen. >Ich werde mich um das Mädel kümmern<, wurde ihm versprochen. Damit zog sich der Orangehaarige einen Stuhl zurück und schnappte sich seinen Eisbecher. Die rechte Hand machte eine scheuchende Geste, bevor der Löffel geschnappt wurde und Schuldig über das halb geschmolzene Eis herfiel. Der Anblick ließ ihn unwillkürlich lächeln und er spürte, wie sich Farfarellos Lippen ebenfalls zu einem Lächeln verzogen. Er hielt das Gefühl fest, als er seinem Chef Bescheid gab und auch auf der Fahrt ins Krankenhaus. Natürlich hatte Crawford nicht fragen müssen. Nach dieser irrealen Begegnung blieb ihm gar keine andere Wahl, als sich persönlich davon zu überzeugen, dass Aya noch dort war. Und das war sie. Blasses Gesicht und reglose Züge. Um so vieles lebloser als dieses fremde Mädchen. Aber jetzt hatte er die Erinnerungen zurück, die er schon fast verloren geglaubt hatte. An ihr Lachen und ihre Fröhlichkeit. Wie sie ihn immer zu necken versuchte. Ihre Erziehungsversuche, obwohl er der Ältere war. Die Bewunderung für ihren großen Bruder, die sie stets zu überspielen versuchte, aber nicht immer erfolgreich. All die Bilder waren wieder da und inzwischen wollte er sie nicht mehr wegschließen. Er wollte nur noch, dass Aya mit ihren Freundinnen genauso am Wochenende in ein Café gehen konnte. Ihn vielleicht bei der Arbeit besuchen und sich etwas spendieren lassen würde, von ihren großen Plänen erzählend. Er selbst hatte keine mehr, außer die vier Menschen festzuhalten, die ihm in den letzten Wochen so vertraut geworden waren. Denn für seine Rache brauchte er keinen Plan. Crawford würde ihm das ermöglichen. Wieder entglitt ihm dieser Gedanke fast, doch er hielt ihn hartnäckig fest. Er umschloss Ayas Faust mit seiner Hand. Ihm war eine Möglichkeit aufgezeigt worden, Aya zu schützen, ohne dass er die vier aufgeben musste. Und auch wenn ihm der Gedanke vorhin noch Übelkeit bereitet hatte, erleichterte er ihn nun. Er war so vieles zu opfern bereit, er würde sich nicht vom Mitleid mit einer Unbekannten stoppen lassen. In violetten Augen glitzerte Eis, als er sich zu den beiden anderen im Zimmer umwandte. Sie konnten vielleicht nicht seine Gedanken lesen, aber sie kannten ihn. Und verstanden ihn besser als es jedem anderen Menschen möglich wäre. Vorsichtig löste er sich von Aya und ging auf Crawford zu, dessen braune Augen die gewohnte Ruhe in sich trugen und dessen Hände ihm einen sicheren Halt boten, als er sich auf die Zehenspitzen erhob, um den Älteren zu küssen. Die Ruhe ging auf ihn über, obwohl er immer noch wusste, was ihm morgen bevorstand. Er fürchtete sich ein wenig vor der Begegnung mit Herrn Schneider. Nicht, weil er vor dem Mann an sich Angst hatte, sondern wegen der Verbindung zwischen Herrn Schneider und Crawford. Farfarellos Worte waren durch irgendetwas in Crawfords Stimme bestätigt worden, als der Amerikaner ihm letzte Nacht alles erzählt hatte. Oder eben doch nicht alles. Der Gedanke sorgte dafür, dass sich seine Finger in Crawfords Jackett krampften, er sich stärker gegen den Älteren lehnte, es ihm überließ, sein Gewicht zu tragen. Crawford warf ihm einen nachdenklichen Blick zu, nachdem sie sich voneinander getrennt hatten, doch als er zu Farfarello hinübersah, wusste er, dass der Ire seine Reaktion verstand. „Wenn wir zu Hause sind, können wir ein bisschen trainieren“, meinte Farfarello leise, bevor sie sich wieder ins Auto setzten. Und er lächelte. ~TBC~ *grins* Und, hat jemand erwartet, dass ich Sakura ins Spiel bringen würde? cya, cu ^-^ Kapitel 198: "Rückblicke LXXXI - Sie sind ein gefährlicher Mann, Crawford-san" ------------------------------------------------------------------------------ Close Distance (Teil 198) Titel: Close Distance Teil: 198/21x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Erinnert ihr euch noch an das Papier mit der Nachricht von Schneider, die Herr Jansen Crawford übergeben hat? Heute wird Crawford die Nachricht endlich mal lesen ^^ Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Wie lange dauert es eigentlich, bis ihr eure Ergebnisse bekommt? Oder hab ich das schon gefragt… *am Kopf kratz* Was ich noch sagen wollte: wenn ich mich richtig erinnere, liest du die Reihe ‚Love Mode’, oder? Jedenfalls hab ich im Buchladen gesehen, dass ein neuer Band erschienen ist ^^ Und wie versprochen kannst du heute lesen, wofür Schuldig jedenfalls einen Teil seines Geldes ausgegeben hat ^^ @Lacu: Jetzt da du es sagst geht es mir genauso ^^# Aber Sakura bei WK sieht auch ganz anders aus als die von Naruto. Ist das Mädchen, dem im Anime eine Niere gestohlen wird und bei der Zeremonie nimmt sie tatsächlich Ayas Platz ein. Ich glaube, Ran wird nicht allzu viel Gelegenheit haben, auf Schneider zu reagieren. Alles in allem interessiert sich der Direktor immer noch am meisten für Crawford *grins* Brauchst ja nicht mehr lange warten, um über die Begegnung lesen zu können… @Kralle: *lach* So sehr wie Sakura mich ab und zu genervt hat, ist es mir schwergefallen, sie zu vergessen. Zuerst wollte ich sie in CD auch ganz und gar ignorieren, aber dann fiel mir ein, dass die Idee des Animes gar nicht so übel war und sie tatsächlich einen guten Ersatz für Aya hergibt *snicker* Ich kann es Ran nicht verübeln, dass er befürchtet, Crawford an Schneider zu verlieren. Immerhin hat der Mann großen Eindruck auf Crawford gemacht (wenn auch nicht unbedingt nur positiven) und das hat Ran mitbekommen. @F4-Phantom: Es freut mich, dass der Auftritt von Sakura nicht vorhersehbar war, immerhin ist die Idee vom Anime geklaut ^^ Hm, der Arzt ist auf seine Art ganz nützlich, egal was für Folgen diese Spritze damals für Schuldig hatte. Von daher werde ich wohl oder übel dafür sorgen müssen, dass er schlau genug ist, unserem geliebten Telepathen aus dem Weg zu gehen *gg* Teil 198 „Rückblicke LXXXI - Sie sind ein gefährlicher Mann, Crawford-san“ Wie immer wachte er als erster auf und wie immer während der letzten beiden Wochen fiel sein erster Blick auf den Fußboden neben seinem Bett. Und wie erwartet lag dort wieder Schuldig. Seufzend strich er sich durch seine schwarzen Haare. In den ersten Nächten war er noch wach geworden, wenn Schuldig in sein Zimmer kam, doch danach hatte er sich daran gewöhnt und ordnete ihn nicht mehr als Gefahr ein. Dennoch, allmählich sollte er ein Machtwort sprechen… Er stand auf und ein zynisches Lächeln wollte seine Lippen kurven. Vielleicht würde Schuldigs Verhalten sich normalisieren, sobald er selbst sich wieder völlig im Griff hatte. Und es wurde Zeit dafür, er hatte sich lange genug gehen lassen. Zunächst schaltete er die Kaffeemaschine an, verschwand dann im Bad. Das heiße Wasser half ihm dabei, sich zu etwas durchzuringen, was er schon längst hätte tun sollen. Schuldig war wach und gerade dabei zu gehen, als er in sein Zimmer zurückkehrte. Grüne Augen blitzten ihn an, begleitet von einem schiefen Grinsen. Er zog nur eine Augenbraue hoch, aber das schien dem Jüngeren zu reichen. Er schaffte es, seinen Schreibtisch zu meiden, während er sich ankleidete und auch danach noch, als er frühstücken ging. Aber anschließend hatte er keine Ausrede mehr und zum ersten Mal seit ihrer Ankunft in Japan nahm er das Stück Papier wieder in die Hand. Er wusste nicht, was darauf stand, im Zusammenhang mit Schneider war sein Talent stets zurückhaltend gewesen. Bitterkeit glomm in braunen Augen, als er das Blatt auseinanderfaltete. Und dann hätte er am liebsten aufgelacht, denn das Rätsel war damit noch nicht gelöst. Es standen lediglich zwei Adressen auf dem Papier. Sein Weg führte ihn ins Wohnzimmer, wo Schuldig dabei war, die neu gekaufte Musikanlage aufzubauen. Der Jüngere schien nach dessen gelegentlichen Flüchen zu urteilen viel Spaß dabei zu haben. Er lehnte sich gegen den Türrahmen und sah für einige Minuten einfach nur zu, mit einem kaum sichtbaren Lächeln. „Ich bin für eine Weile unterwegs“, meinte er schließlich. Schuldig sah nur kurz von dessen Tun auf. Es war nicht sein erster Alleingang und so machte sich der Orangehaarige keine weiteren Gedanken darüber. „Heißt das, ich habe heute einen freien Tag?“ „Du kannst dich nach einer Fahrschule umsehen. Und hierbei keine Tricks oder Abkürzungen. Bevor du dein Auto bekommst, will ich sehen, dass du ordentlich fahren kannst.“ Ein Flunsch antworte ihm. „Du musst immer alles so kompliziert machen.“ Dann aber war das typische Grinsen zurück. „Vergiss nicht – ein knallrotes Cabrio.“ Er verdrehte beinahe die Augen. Als würde Schuldig ihn das jemals vergessen lassen. „Nicht kompliziert, sondern sehr einfach. Du tust, was ich dir sage und du bekommst das gewünschte Auto.“ „Das klingt nach Bestechung.“ Schuldigs Grinsen wuchs weiter in die Breite. „Gefällt mir.“ Und damit erhielt er einen sitzenden Salut, bevor sich die Aufmerksamkeit des Orangehaarigen wieder auf die Anlage richtete. Nun konnte er es nicht weiter hinauszögern und so griff er nach seinen Autoschlüsseln. Heute würde er zu der Adresse fahren, die näher dran war. Und zwar sofort, bevor er es sich anders überlegen konnte. Es versprach ein warmer Tag zu werden, aber die Klimaanlage arbeitete zuverlässig, wie man es von einem Wagen dieser Preisklasse erwarten konnte. Er wusste nicht, was Schneider sich dabei gedacht hatte, doch es wäre dumm gewesen, den Wagen nicht anzunehmen. Der konnte schließlich nichts für das, was geschehen war. Und wenn Schneider den Wunsch verspürte, sich auf diese Weise zu entschuldigen, konnte der Direktor das gerne tun. Nur schien diese Geste so gar nicht zu dem Älteren zu passen… Er vertrieb diese Überlegungen, um sich wieder auf den Straßenverkehr zu konzentrieren. Ein Dojo? Er blieb vor dem Gebäude stehen und atmete tief durch. Wenn das ein Scherz sein sollte, dann kein besonders guter. Seine rechte Hand ballte sich von ganz allein zu einer Faust, bevor er sie dazu zwang, sich wieder zu lockern. Dann zuckte ein Lächeln über seine Lippen und er beschloss einzutreten. Immerhin war er jetzt schon mal hier. Stimmen wiesen ihm den Weg zu einem großen Trainingsraum. Mit einem schnellen Rundblick erfasste er die Situation. Die meisten Schüler waren mit dem Aufwärmen beschäftigt, aber einige kämpften bereits. Kendo. Er wusste nicht, ob er von allein auf die Idee gekommen wäre, diesen Sport wieder aufzunehmen, aber nun blitzten die Erinnerungen an sein früheres Training auf und mit ihnen einher ging eine gewisse Sehnsucht. „Sie müssen Crawford-san sein“, wurde er plötzlich von der Seite angesprochen. Er zuckte nicht zusammen, wandte lediglich den Kopf, um dem aufmerksamen Blick des alten Mannes zu begegnen. „Das bin ich, Sensei.“ Er verbeugte sich automatisch, weil sein Körper sich an diese Art von Begrüßung noch sehr gut erinnerte, obwohl es Jahre zurücklag. Der Andere lächelte. „Folgen Sie mir doch bitte.“ Er wurde zu einer Bank geführt, von der aus man einen guten Blick auf die Trainierenden hatte. Sie schwiegen beide für eine Weile, ohne dass Anspannung daran beteiligt war und während dieser Zeit hatte er genug Gelegenheit zum Beobachten. Seine Muskeln zuckten, verlangten nach Betätigung und seine Hand schloss sich um ein unsichtbares Schwert. „Wie lange kämpfen Sie schon?“, wurde er leise gefragt. „Seit ich denken kann.“ Er antwortete auf den Wortlaut der Frage, nicht ihre tatsächliche Bedeutung und nur kurz huschte der Blick brauner Augen zu dem alten Mann. Dann zog ein bitteres Lächeln an seinen Mundwinkeln. „Kendo habe ich für etwa sechs Jahre gelernt. Doch das ist eine Weile her.“ Er sprach, während sich sein Körper weiter erinnerte. „Mir fehlte zum Trainieren ein Partner. Daher habe ich mich in den letzten Jahren auf waffenlosen Kampfsport beschränkt.“ Obwohl er immer noch geradeaus sah, dorthin, wo gerade zwei Schüler gegeneinander antraten, konnte er das Lächeln des Anderen spüren. Es war wortlos, aber nicht ohne Bedeutung und es trieb ihn dazu, selbst eine Frage zu stellen. „Wie hat er dieses Dojo gefunden?“ Eisblaue Augen in seiner Erinnerung und Säure in seinem Magen. Er wusste nicht, was Schneider bei ihrem Abschied getan hatte, aber es war, als hätte sich eine Schleuse geöffnet. Mühsam drängte er die aufbrandende Kälte zurück und die Gedanken, die dahinter lagen. Es war gefährlich, sie anzurühren. „Ihr Freund hat bei einem anderen Lehrer trainiert, als er früher für einige Zeit in Japan war. Dieser hat ihn an mich weitergeleitet, als es um ein Kendo-Dojo ging.“ Sein Freund? Es würde ihm schwerfallen, Schneider als solchen zu bezeichnen. Aber er berichtigte diese Annahme nicht. „Sie würden mich trainieren?“ „Ja, ich habe eingewilligt.“ Belustigung zeigte sich jetzt auf dem Gesicht des alten Mannes. „Ich war neugierig darauf, einen Gaijin kennenzulernen, der mit einem Katana umzugehen weiß.“ „Ich lerne noch“, korrigierte er höflich. „Tun wir das nicht alle?“ Mit einem sanften Lächeln. „Möchten Sie es ausprobieren und gegen einen meiner Schüler antreten?“ Er erwiderte das Lächeln, während sein Körper vor Erwartung vibrierte. „Gerne.“ „Und es würde Ihnen nichts ausmachen, gegen einen Jüngeren zu verlieren?“ Einer der Teenager wurde herbeigewunken. Braune Augen richteten sich auf seinen designierten Gegner und ein Hauch von Ironie blitzte in ihnen auf. „Dazu kann ich nichts sagen, denn es sollte ihm schwerfallen, mich zu besiegen.“ Der Jüngere sah ihn überrascht an, so eine Aussage wäre einem Japaner wohl nicht über die Lippen gekommen, aber Sensei schien gar nicht überrascht. „Sie haben viel Selbstvertrauen, Crawford-san.“ Er legte sein Jackett ab, dann die Weste. Obenauf kam die Brille. „Man hat es mich so gelehrt, Sensei.“ Und der Ausdruck in seinen Augen ließ den Älteren sein Lächeln verlieren. Er war nicht aufgewärmt, aber im wirklichen Leben blieb einem dafür auch selten Zeit. Stattdessen spannte er seine Muskeln an und lockerte sie wieder, um sie so wenigsten ein bisschen vorzuwarnen. Ein Shinai wurde ihm gereicht und das Gewicht brauchte nur ein paar Sekunden, bis es vertraut in seiner Hand lag. Dann standen sie sich gegenüber und Sensei gab ihnen ein Startzeichen. Sein Gegner tastete sich nur vorsichtig an ihn heran, anscheinend aus Angst, einen unerfahrenen Ausländer zu verletzen. Seine Mundwinkel bewegten sich einen Millimeter nach oben, als er das registrierte und er nutzte die Vorsicht des Anderen aus, um sich doch noch ordentlich aufzuwärmen, begann danach erst, mehr Druck auszuüben. Es fühlte sich gut an, in die lange trainierten Abläufe zurückzufallen und die Konzentration half ihm, seinen Kopf zu leeren. Wenigstens musste er nicht aufpassen, aus Versehen zu weit zu gehen, denn das hier hatte er vor seiner Zeit auf Rosenkreuz gelernt. Sein Körper schien vor Zufriedenheit zu summen und sein Talent arbeitete wie immer in solchen Situationen perfekt mit. Er war seinem Gegner mehr als einen Schritt voraus und das fühlte sich fast noch besser an als der Kampf an sich. Weil es ihm Kontrolle verlieh, wovon er in letzter Zeit sehr wenig gehabt hatte. Er atmete schwer, als der alte Mann sie stoppte, doch sein Gegner hatte sich noch mehr verausgabt. Zittrige Finger waren kaum noch in der Lage, das Shinai zu halten und dann sank der Junge auf die Knie, während Schweiß von dessen Stirn auf den Boden tropfte. Er gab sein Bambusschwert zurück und folgte dann Sensei auf eine wortlose Geste hin aus der Trainingshalle. „Fühlen Sie sich jetzt besser?“ „Ja.“ Die Antwort war heraus, bevor er darüber nachdenken konnte. Und er brauchte nicht lange, um ihr Echo aus der Vergangenheit zu verdrängen. „Sie sind ein gefährlicher Mann, Crawford-san“, meinte der Ältere ruhig. Darauf antwortete er nicht, trotzdem erntete er ein leises Lachen. „Ich konnte erkennen, dass Sie ein Katana gewohnt sind. Aus diesem Grund möchte ich Ihnen etwas zeigen.“ Sie betraten einen kleinen Raum und sein Schritt stockte, sobald seine Augen die Schwerter auf ihren Gestellen erfassten. Hier musste ein halbes Vermögen versammelt sein. Der alte Mann ging zielstrebig auf eines der Katana zu und gleich darauf wurde es ihm gereicht. Vorsichtig ergriff er es und ebenso vorsichtig befreite er das Schwert aus dessen Hülle. Die Klinge war scharf geschliffen. Nicht neu, aber perfekt gepflegt. „Ich möchte es Ihnen schenken.“ „Sie kennen mich doch überhaupt nicht.“ Man schenkte keinem Wildfremden etwas so Wertvolles. „Oh, ein bisschen kenne ich Sie inzwischen schon. Ich habe Sie kämpfen sehen.“ Ein humorloses Lächeln zuckte über seine Lippen. Nein, das hatte der Alte nicht. Nicht wirklich. Doch davon sagte er nichts. „Ich danke Ihnen.“ Der alte Mann neigte den Kopf. „Sie können mich anrufen, wenn Sie Zeit zum Trainieren haben. Ich werde es einzurichten wissen, ebenfalls Zeit zu finden.“ Sie tauschten ein Lächeln und eine Verbeugung aus. Als er nach Hause kam, war die Wohnung leer, aber auf dem Couchtisch wartete eine Botschaft auf ihn. Wie es aussah, war Schuldig mit dem Aufbau der Anlage fertig geworden. Er setzte sich auf die Couch und griff nach der Fernbedienung, auf der ein Post-it klebte. ‚Drück mich’, stand darauf, daneben ein Smiley. Unwillkürlich lächelte er ebenfalls und drückte den Knopf, lehnte sich dann zurück und schloss die Augen. Wagners „Götterdämmerung“ donnerte über ihn hinweg und sein Lächeln vertiefte sich, auch wenn es wenig mit Belustigung zu tun hatte. Wer hätte auch gedacht, dass Schuldig über genug Bildung für diese Art von Humor verfügte. Er sollte ihn eben nicht unterschätzen. Die Musik hüllte ihn vollkommen ein und er erlaubte sich, für eine Weile diesem Wunschtraum nachzuhängen. Für eine Dusche war später noch genug Zeit. Es war spät, als er jemanden an der Tür hörte und ruhig legte er die Zeitung beiseite, denn er wusste bereits, dass es sich um Schuldig handelte. Nicht sein eigenes Talent hatte ihm das verraten, sondern der flüchtige Druck gegen seine Schilde. Er ging die Tür öffnen, woraufhin der Orangehaarige eher hereinstolperte als einzutreten. Er sah, dass Schuldig zu fallen drohte und fing ihn gerade rechtzeitig auf, der Tür vorher noch einen Stoß gebend, damit sie ins Schloss fallen konnte. Der Jüngere grinste zu ihm hoch. „Du hast mich gerettet. Küsst du mich jetzt, mein Held?“ Der Gestank von Alkohol, Zigarettenrauch und zu vielen Menschen auf zu engem Raum traf ihn. Schuldig musste in einem Club gewesen sein. „Du bist betrunken“, stellte er fest. „Mm… es ist viel leiser so.“ Schuldig lehnte sich gegen ihn. „Aber du bist besser. Warum musst du immer so perfekt sein?“, beschwerte sich der Jüngere dann. „Vielleicht, um deine Fehler auszugleichen.“ Er war nicht wütend, leitete Schuldig zu dessen Zimmer, wo er ihm beim Ausziehen half. „Welche Fehler? Ich hatte heute keinen Job zu erledigen, also durfte ich etwas trinken. Und eine Fahrschule habe ich mir vorher gesucht. Ich hatte sogar schon meine erste Fahrstunde.“ Ein weiteres Grinsen schloss sich dem an. Schuldig hatte Recht. Solange der Jüngere seine Arbeit tat, konnte dieser in seiner Freizeit machen, was er wollte. „Hat das Auto überlebt?“, fragte er daher nur mit leiser Belustigung. Der Orangehaarige ließ sich aufs Bett fallen. „Ja. Und der Fahrlehrer auch. Ich bin eben gut.“ Schuldig lachte. „Aber du bist besser.“ Ein Stirnrunzeln folgte dieser Aussage. „Das habe ich schon gesagt, oder?“ „Hast du“, bestätigte er und da Schuldig keine Anstalten machte, es selbst zu tun, zog er die Bettdecke über ihn. „Ich bin gar nicht müde“, protestierte der Jüngere schwach. „Das sehe ich anders.“ Damit richtete er sich auf und verließ das Zimmer, nicht ohne vorher das Licht auszuschalten. Zurück im Wohnzimmer griff er wieder nach der Zeitung, aber er las sie nicht. Blicklos starrte er auf die gedruckten Buchstaben. Er verstand, dass Schuldig sich erst einmal an den Gedanken gewöhnen musste, für einen ganz bestimmten Zweck nach Rosenkreuz geholt worden zu sein. Aber er selbst hatte es schließlich auch geschafft, nicht wahr? Das Brodeln kehrte wieder zurück und kämpfte heiß gegen das Eis in seinen Adern. Er hatte nicht für eine Minute Kontrolle über sein Leben besessen, seit Schneider ihn gefunden hatte. Und das alles nur für diese verrückten Pläne der Ältesten. Er konnte immer noch nicht so ganz glauben, was der Direktor ihm erzählt hatte, wusste aber gleichzeitig, dass es die Wahrheit war. Braune Augen wurden geschlossen, während seine Miene versteinerte. Zu gerne würde er den Ältesten zeigen, wie es war, nicht mehr als eine Marionette zu sein. ~TBC~ Und, hat jemand eine Idee, wohin die zweite Adresse auf dem Papier Crawford führen wird? Nagis Auftritt ist im nächsten Vergangenheitskapitel dran ^^ cya, cu ^-^ Kapitel 199: "Ich werde dir Crawford für eine Weile entführen müssen" --------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 199) Titel: Close Distance Teil: 199/21x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Und endlich kommt Schneiders Auftritt in den Gegenwartskapiteln *grins* Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Ich wünsche dir schöne Weihnachtsfeiertage! *knuddel* @F4-Phantom: *snicker* Na solange es die Spannung für dich erhöht, sind die Gedächtnisschwierigkeiten ja ganz praktisch. ^^ Ich hoffe, dir geht es in deiner Hütte gut, ich bevorzuge jedenfalls mein Zimmer zu Hause, wo ich bei Bedarf ganz einfach das Licht anschalten kann. Habt ihr einen Weihnachtsbaum mit echten Kerzen? ^^ Auf jeden Fall schöne Feiertage! *knuddlz* @Kralle: Hm, ein Boxclub wäre keine schlechte Idee, hat die persönliche Note, die zu Schneider passt. Aber nein, wie vor einer halben Ewigkeit mal erwähnt wurde, boxt Crawford nur im Keller ^^ Und lass Crawford nur nicht hören, dass du ihn als „Mama-Brad“ bezeichnest *lach* @Jemma: Auf die Auflösung der zweiten Adresse wirst du noch eine Weile warten müssen, die kommt nämlich nicht mehr in den Vergangenheitskapiteln. Wollte nicht die gleiche Struktur wie bei der ersten Adresse verwenden ^^ Das mit dem Alkohol ist so eine Sache… jedes Talent reagiert anders darauf und es wurde schon erwähnt, dass er bei Schuldig betäubend wirkt (Teil 106). Bei Schneider ist das nicht so (Teil 158). Das ist wieder mal ein Beispiel dafür, dass es einige Hinweise in dieser Fanfic gibt, die kein Mensch zusammenpuzzeln kann, weil zu viel Zeit dazwischen liegt. *ehe* Wenn du gerne über Prügeleien liest, dann lies bei tough vorbei ^^ @Lacu: Jupp, das Mädchen war eine Läuferin. Und ziemlich in Aya (Ran) vernarrt. Was in CD natürlich gar keine Rolle spielen wird, genauso wenig wie hier Hintergrund. ^^# Mich verwundert es nicht besonders, dass Schuldig eher weniger talentiert beim Aufbau der Musikanlage ist. Schließlich hat er nicht mit solcher Art von Technik nicht allzu viel Erfahrungen sammeln können. ^^ Teil 199 „Ich werde dir Crawford für eine Weile entführen müssen“ Das Messer wartete noch dort auf ihn, wo es letzte Nacht zurückgelassen worden war. Vorsichtig griff er nach der so unschuldig aussehenden Klinge und ein Teil seines innerlichen Aufruhrs legte sich. Wie Wellen, über die plötzlich Öl gegossen worden war. Darunter mochte noch so viel latente Energie liegen, in diesem Moment konnte man es seinen ausdruckslosen Gesichtzügen nicht ansehen. Crawford hatte ihm nicht verboten, gegen Farfarello zu kämpfen und er vertraute dem Urteil des Älteren. Auch wenn das letzte Mal eher sein Stolz als sein Körper verletzt worden war, wollte er kein unnötiges Risiko eingehen. Er hatte wieder etwas zu verlieren. Ganz kurz streifte er das Bild des Mädchens, das Aya so ähnlich gesehen hatte und die Hoffnung, die er jetzt damit verband. Doch gleich darauf wurde der Gedanke in nahezu unerreichbare Tiefen gezogen, wie fast alles, was mit seiner Schwester zusammenhing. Beinahe wie ein Schlafwandler ging er die Treppe hinunter, vielleicht war er ein kleines bisschen erschöpft von dem Training heute Vormittag. Aber Crawfords Anblick gab ihm einen neuen Energieschub und ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, das von dem Älteren erwidert wurde. „Trink das vorher.“ Er nahm das Glas an, ohne zu wissen, womit genau es gefüllt war. Kein Grund, ihn zögern zu lassen. In einem Zug trank er alles aus, gab das leere Glas dann an Crawford zurück. Sie gingen gemeinsam in den Keller und für einen kurzen Moment nahm er sich die Zeit, den Trainingsraum zu bewundern. Jetzt wusste er, warum die vier ihn überhaupt brauchten und so konnte er ihn umso mehr schätzen. Farfarello empfing ihn mit einem beinahe fiebrigen Grinsen, stand bereits auf der Matte bereit. Das Fieber schien auf ihn überzugehen, sobald er ebenfalls die Unterlage betrat, die einem Sturz ein wenig seiner Wucht nehmen würde, aber auch nicht mehr. Natürlich hätte er in einem echten Kampf keine Chance gegen den Iren, doch der war zufrieden damit, sich mit ihm zusammen bewegen zu können. Und der Tanz begann. Keine Musik, nur ihre Atemzüge, nackte Füße, die auf die Matte klatschten, das Schaben von Klinge an Klinge. Es war schwierig, sich an die verringerte Reichweite zu gewöhnen, aber Farfarello ließ ihm die benötigte Zeit, lud ihn immer wieder dazu ein, weiterzuspielen. Er konnte alle Gedanken abwerfen, die nicht mit dem Trainingskampf zu tun hatten, die Welt schrumpfte auf den Raum zusammen, Farfarello und ihn mittendrin, wie sie sich gegenseitig umkreisten, um dann im richtigen Moment zuzustoßen. Und ein kleiner Teil seiner Aufmerksamkeit wusste stets, wo sich Crawford im Verhältnis zu ihm befand. Er musste sich völlig verausgaben, um Farfarellos Leistung auch nur nahe zu kommen. Und er tat es mit Freuden. Als sie sich schließlich endgültig voneinander trennten, fühlte er sich schwach wie ein Baby, aber ebenso sorgenfrei. Er lächelte schwach, als Farfarello sein Messer vom Boden auflas. Es war ihm beim letzten Angriff entglitten und jetzt wurden beide Waffen zu einem Tisch brachte, dort abgelegt. Gleich darauf fand er sich in einer begeisterten Umarmung wieder, ohne wirklich mitbekommen zu haben, wie der Ire die Strecke zwischen ihnen so schnell hatte überwinden können. „Du bist schon viel besser geworden!“ „Danke sehr.“ Farfarellos Grinsen war ansteckend, trotzdem war er ganz zufrieden damit, wieder freigelassen zu werden. Und dann war auch schon Crawford bei ihm und er hatte endlich den Mann vor sich, von dem er wirklich eine Umarmung haben wollte. Gleichzeitig wurde ihm allerdings bewusst, wie durchgeschwitzt er war und so erhob er sich lediglich auf die Zehenspitzen, um seinen Kuss in Empfang zu nehmen. Braune Augen ruhten in stiller Belustigung auf ihm, als er danach einen geordneten Rückzug antrat, um schnellstens eine Dusche zu finden. Farfarello allerdings war nicht so zurückhaltend und dessen Lachen verfolgte ihn noch, als er bereits die Treppe hochging. Trotz seiner Erschöpfung begann ihn mehr und mehr Ungeduld zu erfüllen, als würde sie den Platz einnehmen, den vorher unerwünschte Gedanken belegt hatten. Mühsam konzentrierte er sich darauf, ins Bad zu gelangen, genoss das heiße Wasser, das kurz darauf auf ihn herabprasselte. Es reichte beinahe, aber eben nur beinahe. Erst als er in Crawfords Zimmer trat und den Älteren dort vorfand, war er zuversichtlich, die Zeit bis morgen überstehen zu können. Ein Lächeln kurvte seine Lippen, bevor er das Handtuch löste und auf Crawford zutrat. Und er errötete nur ein bisschen dabei. „Wie spät ist es?“ Eine Hand hatte ihn wachgerüttelt und verschlafen blinzelte er zu Crawford hoch, während er versuchte, sich zu orientieren. „Später Vormittag… du hättest gestern nicht so lange aufbleiben sollen“, wurde ihm amüsiert mitgeteilt. Was reichte, um die Erinnerungen wachzurufen. Der Kampf mit Farfarello. Danach Crawfords Zimmer. Hitze stieg ihm in die Wangen, aber er ignorierte sie. Später war Schuldig zurückgekehrt und hatte ihnen nicht nur den Namen, sondern auch die Adresse des Mädchens mitgebracht. Violette Augen blinzelten, ein wenig überrascht, denn er versank nicht wieder in einem Sumpf, als er diesen Gedanken weiterführen wollte. Natürlich, Schuldig hatte einen Großteil des Blocks gestern wieder gelöst, was letztendlich dazu geführt hatte, dass es ihm später schwergefallen war, einzuschlafen. Nachdem er so weit gekommen war, setzte er sich auf und begann sich mit dem auseinanderzusetzen, was ihm heute bevorstand. Crawford schien genau zu wissen, wann sich seine Überlegungen Herrn Schneider zuwandten und schenkte ihm ein Lächeln, das er nicht ganz deuten konnte. „Er wird bald eintreffen.“ „Wirst du ihn vom Flughafen abholen?“ Der Schwarzhaarige schüttelte den Kopf. „In Narita wartet bereits ein Chauffeur auf ihn. Du solltest nicht vergessen, dass er der Direktor von Rosenkreuz ist.“ Das würde ihm bestimmt nicht passieren. Er erschauderte innerlich. Aber es war eine ganz andere Sache, über die er sich wirklich Sorgen machte und er würde Crawford ganz bestimmt nicht darauf ansprechen. „Frühstück?“, fragte er stattdessen und versuchte, sich so gleichmütig wie möglich zu geben. Crawford durchschaute ihn sofort, Belustigung blitzte in den braunen Augen auf. „Wartet unten auf dich.“ Dann stand der Ältere auf und ließ ihn allein. Motivation genug, schnell aus dem Bett zu kommen und nach einem Besuch im Bad schloss er sich ihm in der Küche an. Nur ein gedeckter Platz erwartete ihn dort und auch wenn es ihn nicht überraschte, dass Crawford bereits gegessen hatte, fiel ihm die endlich die Stille auf, die im Haus herrschte. „Wo sind die anderen?“, setzte er sich neben Crawford. Crawford senkte für einen Moment die Zeitung. „Unterwegs. Sie haben einstimmig beschlossen, dass es Zeit wird, mal wieder dem Schießstand einen Besuch abzustatten.“ Kurz flammte in ihm das Verlangen auf, bei ihnen zu sein, statt hier zu sitzen und einfach nur warten zu müssen, aber auf der anderen Seite wusste er nur zu gut, dass er die Chance Herrn Schneider zu treffen nicht wirklich aufgeben wollte. Auch wenn es ein Stück Ruhe bedeutet hätte. Langsam aber beharrlich kämpfte er sich durch sein Brötchen, räumte anschließend das Geschirr in die Spülmaschine. Danach gab es nichts mehr zu tun, denn Herr Schneider hatte noch nicht an die Haustür geklopft und auch wenn es am leichtesten gewesen wäre, ins Wohnzimmer umzusiedeln, bestand er stattdessen auf Crawfords Raum. Sein Argument, dass er sich dort ein Buch aussuchen würde und man, wenn man schon mal dort war, auch gleich bleiben konnte, wurde mit einem schmalen Lächeln quittiert. Er fragte sich, ob Crawford überhaupt nervös werden _konnte_, als er sich neben dem Älteren auf der Couch zusammenrollte, die Beine gefaltet und an sich herangezogen. Sein Gewicht lehnte an Crawford, als er versuchte, sich in das Buch zu vertiefen, aber immer wieder erwischte er sich dabei, denselben Absatz von vorne zu lesen. Was ihn jedoch nicht davon abhielt, so zu tun, als gäbe es nichts Interessanteres auf der Welt. Eine plötzliche Stille machte ihn darauf aufmerksam, dass sich etwas geändert hatte. Und er konnte sie nicht einmal einordnen, bis ihm bewusst wurde, dass diese Stille nichts mit der Abwesenheit von Lauten zu tun hatte, sondern mit dem in sich gekehrten Blick, den Crawford auf einmal zeigte. Die Gestalt des Älteren schien völlig gefroren und Panik schwemmte durch ihn hindurch. Er wusste nicht, was er als nächstes getan hätte, wenn Crawford nicht gezwinkert und sanft ausgeatmet hätte. So aber blieb ihm nur eine seltsame Schwäche, als Crawford sich durch schwarze Strähnen strich und dann in einer absolut kontrollierten Bewegung aufstand. „Er ist da.“ Er hatte kein Klingeln und kein Klopfen gehört, aber er zweifelte für keine Sekunde an der Richtigkeit dieser Aussage. Da war… eine Berührung in seinem Geist, bekannt und gleichzeitig vollkommen anders als die von Schuldig. Ihm wurde kalt, als er beobachtete, wie Crawford das Zimmer verließ und es war viel schwieriger auf die Beine zu kommen, als es sein dürfte. Als er schließlich den Treppenansatz erreichte, war der Ältere gerade dabei die Tür zu öffnen und jetzt war es an ihm, zu erstarren. Natürlich hatte er Crawfords Beschreibung des Mannes gehört, aber nichts hätte ihn jemals auf die Wirklichkeit vorbereiten können. Herr Schneider war präsenter als Schuldig es jemals sein konnte und das ganz ohne dieses Ergebnis beabsichtigen zu müssen. Eisblaue Augen fanden ihn und er kämpfte mit dem Wunsch, davonzulaufen und sich gleichzeitig Herrn Schneider zu nähern, als seine Instinkte verrückt spielten. Das Einzige, was er schließlich tat, war den Blick zu senken und das gelang nur, weil sich die Aufmerksamkeit des älteren Mannes bereits auf Crawford gerichtet hatte. Sein Herz hämmerte in seiner Brust, als hätte er einen Marathonlauf hinter sich und er musste die Luft regelrecht in seine Lungen zwingen. „Hast du mich vermisst, Crawford?“ Die leisen, für ihn unverständlichen Worte lenkten seinen Blick zurück auf die beiden, so dass ihm der Ruck gar nicht entgehen konnte, der durch Crawfords Körper lief. Der Schwarzhaarige schien nicht zu wissen, wie er darauf antworten sollte, aber Herr Schneider wartete auch keine Antwort ab, sondern ging an Crawford vorbei, so dass der sich umdrehen musste. Womit er zum ersten Mal die Miene des Älteren erkennen konnte, den ganz eigenen Kampf, der sich in den braunen Augen widerspiegelte. Und von einer Sekunde auf die nächste verstand er, was genau dieser andere Mann Crawford bedeutete und es raubte ihm ein weiteres Mal den Atem, denn Crawford selbst schien es nicht zu verstehen. Als Herr Schneider dieses Mal seinen Blick fand, hing ein verlorenes Lächeln an seinen Mundwinkeln, weil er wusste, dass er gegen den Direktor niemals gewinnen könnte. Aber er hatte einen Trost. Herr Schneider hatte Crawford bereits einmal gehen lassen und er würde es wieder tun. Er hatte keine Ahnung, ob er diese Gewissheit aus seinem eigenen Inneren oder durch eine stumme Versicherung von Herrn Schneider gewann und es machte auch keinen Unterschied. Denn es war genug, um zu akzeptieren. Sein Halt, den er kurz völlig verloren zu haben schien, war jetzt umso sicherer zurück, es war, als würde der Boden sich verfestigen, nachdem er momentan so unsicher wie Treibsand gewesen war. „Du musst Fujimiya Ran sein, hm?“ Auf Japanisch. Er nickte wie in Zeitlupe, während Crawford anscheinend zu sich selbst zurückfand und hinter Herrn Schneider trat. Ein Anblick, der mit dem Gefühl des Richtigseins einherging und auch wenn er nicht mehr lächelte, gelang ihm eine perfekte Verbeugung. „Es freut mich, Sie kennenzulernen, Herr Schneider.“ Er musste nicht einmal lügen, denn Crawfords Geschichte hatte ein paar Lücken offen gelassen, die nun gefüllt worden waren. Ohne die tatsächliche Anwesenheit des älteren Mannes, hätte er das niemals tun können. Wieder streifte etwas seinen Verstand und bevor er es verhindern konnte, erschauderte er, denn diese Berührung war so _kalt_ und niemals würde seine eigene Kälte dagegen ankommen. Es tat noch nicht weh, doch es war wenig Zweifel in ihm, dass sich das bald ändern würde. Herr Schneider lächelte ein amüsiertes Lächeln, das die eisblauen Augen nicht ganz zu erreichen schien. „Du weißt ziemlich viel, dafür, dass du kaum über die geeigneten Abwehrmechanismen verfügst.“ Die Worte waren wie etwas Lebendiges in seinem Kopf, schlängelten sich durch seine Gehirnwindungen und veränderten irgendetwas. „So ist es besser… Aber noch nicht ganz…“, wurde ihm dann mitgeteilt. Nicht Panik, aber Hilflosigkeit ließ ihn mit einem unangenehmen Geschmack im Mund zurück und ein Blick zu Crawford verriet ihm, dass er im Moment keine Hilfe erwarten konnte. Hier ging es um ihre Pläne und wenn die beiden sich in etwas ähnelten, dann dem Drang, sie bis zum bitteren Ende zu verfolgen. Dieser Gedanke wurde offensichtlich gehört, denn Herrn Schneiders Lächeln gewann an Ausdruck. Was die Aufrichtigkeit anging, war er sich nicht ganz sicher. Herr Schneider hatte sich wieder in Bewegung gesetzt, kam zu ihm die Treppe hoch und bevor er auch nur auf die Idee kommen konnte auszuweichen, legte sich eine Hand auf seine Stirn. Unbehagen entrollte sich in seinem Magen, begann sich auszubreiten, je länger die Berührung anhielt. Doch Herr Schneider ließ von ihm ab, bevor es sich wirklich zu körperlichem Unwohlsein wandeln konnte, auch wenn ein leises Pochen, die erste Ahnung von Kopfschmerzen, zurückblieb. Eisblaue Augen musterten ihn aufmerksam. „Interessant.“ Er öffnete den Mund, schloss ihn dann aber schnell wieder, um so seine Reaktion hinter seinen Zähnen einzusperren, weil sie wahrscheinlich ein wenig harsch ausgefallen wäre. Und allein die Vorstellung, etwas anderes als höflich zu Herrn Schneider zu sein, brachte ein Gefühl mit sich, das Angst viel zu nahe kam, um angenehm zu sein. „Ich werde dir Crawford für eine Weile entführen müssen“, wurde ihm als nächstes mitgeteilt. „Aber du wirst ihn heil zurückbekommen.“ Dieses Mal musste er seine Antwort nicht zurückhalten. Ihm fehlten nämlich die Worte. ~TBC~ Ich weiß zwar nicht genau warum, aber ich mag diesen Teil wirklich sehr ^^ Allen ein schönes Weihnachtsfest! cya, cu ^-^ Kapitel 200: "Rückblicke LXXXII - Du bist auch verflucht…" ---------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 200) Titel: Close Distance Teil: 200/21x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Nagi hat sich ein Jubiläumskapitel ausgesucht, um auch endlich auf der Bildfläche zu erscheinen ^^ Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: *grins* Danke für die Geburtstagsglückwünsche. Aber Geschenke gab es dieses Jahr eher weniger, weil ich Geld brauchte. Meine neue Wohnung will schließlich eingerichtet werden ^^ @F4-Phantom: Na es ist wenigstens ein gutes Zeichen, wenn es nicht nur mir gefällt *lach* Natürlich werde ich euch verraten, was genau Schneider so interessant an Ran fand, aber davor werden ein paar andere Geheimnisse aufgedeckt ^^ @Kralle: Du kannst davon ausgehen, dass sich an Crawfords Gefühlen für Schneider trotz der ganzen Umstände nicht viel geändert hat, auch wenn er anfangs sehr wütend auf ihn war. Zum einen kennt er den Direktor dafür schon etwas zu lange und zu gut und zum anderen sind letztendlich die Ältesten daran schuld, dass Schneider so gehandelt hat (und das sogar mehr noch als Crawford bisher weiß ^^#). Irgendwie habe ich das dumme Gefühl, dass du nach diesem Kapitel immer noch nicht von der Bezeichnung ‚Mama-Brad’ abrücken wirst *ehe* @Jemma: Ich hatte ne ziemlich lange Pause zwischen dem Kapitel letztes Mal und den Kapiteln davor. Wahrscheinlich hatte es deswegen ein bisschen mehr Schwung ^^ Ich werde das aber nicht zum Anlass nehmen, seltener an meinen Fanfics weiterzuschreiben… Übrigen bin ich froh zu lesen, dass die Begegnung von Ran und Schneider so gut rüberkam. *grins* @Lacu: Für das schnelle Freischalten letztes Mal musst du dich bei Mexx bedanken ^.~ Leider wird das bei diesen Kapitel wohl länger dauern *auf die Zahl in der Warteschlange starr* Ich glaube, deine erste Einschätzung war schon ganz richtig. Er ist eher Crawfords Schneider als meiner. Leider… *sigh* ^^# Auf die Erklärung, was Schneider interessant fand, wirst du noch ein paar Kapitel warten müssen. Aber die Zeit wird dir sicher nicht lang werden. Du hast eine Vorstellung, was Schneider mit Crawford anstellen wird? Na du wirst ja sehen, ob du richtig liegst. Ich kann nur sagen, dass auf jeden Fall eine Unterhaltung ins Haus steht *snicker* Teil 200 „Rückblicke LXXXII - Du bist auch verflucht…“ Er erwachte mit dem Wissen, dass es _der_ Tag war und es rief ein Lächeln auf seine Lippen, das an den Ecken Bitterkeit enthielt. Schwarz würde komplett sein, endlich. Jetzt blieb nur noch abzuwarten, wie lange es jetzt dauern würde, bis sie ihre ‚große’ Aufgabe erfüllt hatten. Heute brauchte er keinen Blick auf den Fußboden zu werfen, denn seit dem Tag vor einer Woche hatte Schuldig im eigenen Bett geschlafen. Und das, ohne betrunken zu sein. Es war inzwischen Routine, als erstes frischen Kaffee aufzusetzen und wie immer schien der Geruch wenig später auch Schuldig in die Küche zu locken. Der Orangehaarige ließ sich schwer auf einen Stuhl fallen und grinste ihn von dort aus nicht ganz munter an. Er schob ihm den Korb mit den Brötchen zu, doch daran schien der Andere gerade nicht interessiert zu sein. „Verrätst du mir, was los ist?“ Grüne Augen musterten ihn unter halb geschlossenen Lidern hervor. „Wir werden heute unser viertes Mitglied finden.“ „Dieser Nagi, ja? Dann ist es mit unserem trauten Eheleben wohl vorbei.“ Das Grinsen wuchs in die Breite und Schuldig schien ein wenig enttäuscht, als er nicht reagierte. Dann schaltete der Orangehaarige um und war plötzlich ganz wache Aufmerksamkeit. „Was ist mit unserem Auftrag? Soll ich ihn von hier aus erledigen? Es wird mich aber sehr viel Energie kosten.“ Es war ein simpler Job. Lediglich dafür sorgen, dass die richtige Unterschrift unter den richtigen Vertrag kam. Er musste an seine Zeit bei Zwielicht denken und Amüsement schlich sich in braune Augen. Einen guten Telepathen zur Verfügung zu haben, erleichterte schon einiges. „Wir werden wie geplant vorgehen und nach dem Frühstück aufbrechen.“ Schuldig zuckte zwar mit den Schultern, schien aber heimlich erleichtert. Der Telepath hatte wohl schon eine Migräne auf sich zukommen sehen. Sie parkten in der Nähe des Büros ihrer Zielperson und da das am äußersten Rand einer noch als ‚gut’ einzuordnenden Gegend lag, befanden sie sich nicht gerade in bester Gesellschaft. Aber es war einfach, diese Art von Personen zu beeinflussen und Schuldig sorgte dafür, dass sie unter sich bleiben würden. Hier gab es immerhin keine Kameras, die den Wagen aufnehmen könnten. Schuldig machte es sich im Beifahrersitz so bequem wie möglich und schloss die Augen. Ein Muskel zuckte in dessen Gesicht, bevor sich der Orangehaarige völlig konzentrierte. „Gibt es ein Problem?“, erkundigte er sich leise. „Nein, jedenfalls nicht für uns.“ Ein sarkastisches Grinsen blitzte auf. „Da draußen hat es gerade jemanden erwischt und das hat mich für einen Moment abgelenkt.“ „Gut, kümmere dich nicht darum.“ „Natürlich nicht.“ Und damit versank Schuldig endgültig in einer Konzentrationsphase, darauf vertrauend, dass er aufpassen würde. Normalerweise hätte er auch nicht mehr getan und ignoriert, was draußen vor sich ging. Aber in diesem Fall war das etwas anderes. Er stieg aus und verriegelte dann die Türen, ohne dass Schuldig etwas davon mitbekam. Sein Talent half ihm, die richtige Gasse zu wählen und er hielt auch nicht inne, als er ein kaum merkliches Beben durch den Boden laufen spürte. Er hörte Laute, einen dumpfen Schrei und abgehacktes Atmen. Dann ein angestrengtes Grunzen. Er beschleunigte seine Schritte und kalter Zorn stieg in ihm auf. Niemand vergriff sich an einem der ihren. Und erst recht nicht an jemandem, der ihm gehörte. Er hatte seine Waffe in der Hand, bevor er den bewussten Entschluss dazu gefasst hatte, presste die Mündung gegen die Schläfe des Mannes. „Runter von ihm“, zischte er durch zusammengebissenen Zähne hervor. Am liebsten hätte er den Anderen gleich von dem Jungen heruntergerissen, aber gerade konnte er nicht einschätzen, ob das Nagi nur noch mehr verletzen würde. Der Mann erstarrte, begann dann rückwärts zu krabbeln und brabbelte dabei etwas Unverständliches vor sich hin. Eine Alkoholfahne ging von ihm aus. Es wäre ein Wunder, wenn der Kerl in diesem Zustand noch einen hochgekriegt hatte. Vielleicht war Nagi noch einmal mit dem Schrecken davongekommen. Er rümpfte die Nase, bevor er den Schalldämpfer aufsetzte. Er hatte ihn nicht ganz zufällig bei. Mit regungsloser Miene drückte er ab, um sich dann dem wirklich Wichtigen zuwenden zu können. Nagi hatte sich nicht von der Stelle gerührt, als er vorsichtig neben ihm in die Hocke ging. Er wollte keinen telekinetischen Ausbruch riskieren. Dass der Junge dieses Talent hatte, verrieten immer noch die schwachen Beben. „Nagi, es ist vorbei.“ Leise und ebenso vorsichtig. „Nagi, sieh mich an.“ Der Junge hatte das Gesicht in den Armen geborgen, hob jetzt aber den Kopf. Und dann blickte er in tote dunkelblaue Augen. Nur ganz allmählich begann sich ein Funken Leben in ihnen abzuzeichnen und diese Emotion hatte nichts mit Hoffnung zu tun. „Ich bin hier, um dir zu helfen.“ Wobei die Frage blieb, ob Nagi nicht aus dem Regen in die Traufe geriet. Doch ein Leben bei Schwarz wäre auf jeden Fall besser als das, welches der Junge hier führte. Diese Gewissheit drang irgendwie zu Nagi durch, der sich langsam aufrichtete, mit zittrigen Beinen dann aufstand. Jetzt erst konnte er wirklich sehen, wie abgerissen und verschmutzt die Kleidung war und die braunen Haare waren mindestens ebenso verdreckt. Nagi sah aus, als würde er jeden Moment vor Hunger zusammenbrechen und starrte ihn aus Augen an, die viel zu groß in dem schmalen Gesicht waren. Es ließ ihn verdammt jung wirken, vielleicht wie einen Zehnjährigen. Doch da er es mit einem Japaner zu tun hatte, konnte er gut zwei Jahre draufschlagen. Als Nagi sich nicht weiter um seinen nur halbbekleideten Zustand kümmerte, griff er selbst nach der Hose und zog sie ihm hoch, alles mit zeitlupenartigen Bewegungen. Nagi schien überrascht davon und mehr Aufmerksamkeit hielt Einzug in den dunkelblauen Augen. Der Kopf wurde nach dem Angreifer umgewandt und dann hörte er zum ersten Mal Nagis Stimme. „Ist er tot?“ Dumpf. „Ja.“ Er zog sein Jackett aus, so dass Nagi die Waffe sehen konnte, hängte das Kleidungsstück dann über die schmalen Schultern. Der Junge zögerte einen Moment, bevor die Arme in die viel zu langen Ärmel schlüpften. „Danke.“ Es konnte auf beides bezogen sein. Wenigstens schien der Junge keine Angst vor ihm zu haben. „Mein Name ist Crawford“, stellte er sich vor. Nagi sah ihn für eine ganz Weile einfach nur an. „Woher kennst du meinen Namen?“, wurde er schließlich gefragt. „Ich habe auch eine Gabe, so wie du.“ Der Braunhaarige verstand sofort, wovon er sprach und jeder Tropfen Blut schien ihm aus dem Gesicht zu weichen. „Du bist auch verflucht…“ Ein heiseres Flüstern. Nagi fing wieder an zu zittern und er fing ihn auf, bevor der Junge zusammenbrechen konnte. Ein ungesehenes, humorloses Lächeln zuckte über seine Lippen, aber er vertrieb es rasch, während viel zu dünne Arme um seinen Hals geschlungen wurden. „Es kommt dir vielleicht so vor, aber ich werde dir zeigen, dass es viel mehr sein kann als das.“ Er ging zurück zum Auto, während er das sagte. Kein Wunder, dass Nagi sein Talent nicht eingesetzt hatte, um sich zu wehren. Wenn der Junge so darüber dachte, würde er alles tun, um es niemals zum Vorschein kommen zu lassen. In Nagis Vergangenheit musste ein traumatisches Erlebnis verborgen sein, das damit zusammenhing. Er schmeckte etwas Bitteres, als er daran dachte, dass es vielen Talenten so ging. Ganz vielleicht war ein Teil der Arbeit gut, die Rosenkreuz tat. Aber dieser Gedanke ging in dem inzwischen viel zu vertrauten Brodeln unter, das in ihm gärte, seit er diese Schule endgültig verlassen hatte. Nagi sagte nichts dazu, aber er konnte auch kaum eine Antwort erwarten. Sie erreichten das Auto und er öffnete die hintere Tür, setzte Nagi auf den Rücksitz, um ihn anschließend anzuschnallen. Schuldig sah aus, als würde er schlafen, was der Junge mit neugierigen Blicken quittierte. „Bist du verletzt?“ Nachdem er Nagi in Sicherheit wusste, holte er die Frage nach. Was dem Jungen ins Gedächtnis rief, was eben passiert war. Nagi schluckte trocken und schlang die Arme um sich selbst. „Nein…“ Er runzelte die Stirn und musterte die schmale Gestalt, wurde dadurch abgelenkt, dass Schuldig sich zu rühren begann. Nagi zuckte zusammen. >Sei vorsichtig, wir haben einen Gast.< Er schickte die Information hinterher, was genau Schuldig verpasst hatte, hörte den Orangehaarigen auf der mentalen Ebene fluchen. Doch Schuldig sagte etwas anderes, nachdem dieser sich langsam umgedreht hatte. „Der Job ist erledigt, Boss.“ Er nickte eine stumme Bestätigung, schloss dann die Wagentür, um vorne einzusteigen. „Wir werden ins Krankenhaus fahren.“ Schuldig lächelte ein schiefes Lächeln, drehte sich wieder zu Nagi um. „Na dann, willkommen im Team, Kleiner.“ Nagi blinzelte nur verwirrt, nahm die Situation aber einfach hin. >Ist das dein Ernst? Er ist ja noch ein Baby…< >Er ist ein Telekinet.< Und wahrscheinlich ein starker. Sie mussten ihm nur beibringen, sein Talent auch zu nutzen. Und zu kontrollieren. >Warum lebt er auf der Straße?< >Ich weiß auch nicht mehr über ihn als du.< Er fädelte sich in den Verkehr ein, warf im Rückspiegel einen Blick auf den Jungen. Schuldig begann sich daraufhin zu konzentrieren und gleich darauf spielte Überraschung über das Gesicht des Orangehaarigen. >Er hat Schilde.< Und zwar gute, Schuldigs Ausdruck nach zu urteilen. >Es könnte ein Nebeneffekt sein. Nagi scheint zu versuchen, sein Talent zu unterdrücken.< >Ich kann ihn verstehen. Aber geholfen hat es ihm trotzdem nicht.< Sie schwiegen beide danach. Das Krankenhaus war klein, aber mit allem Notwendigen ausgestattet. Es wurde als Privatklinik geführt und behandelte nur eine ganz bestimmte Patientengruppe. Weswegen ihm auch niemand dumme Fragen stellte, als er mit Nagi auf dem Arm und der immer noch gut sichtbaren Waffe im Halfter hereinspaziert kam. Ohne den richtigen Ausweis wäre er schließlich gar nicht erst durchs Tor gekommen. Nagi hatte alleine laufen wollen, doch dessen Körper hatte nicht mitgespielt, zu erschöpft und längst dem Versprechen von Sicherheit erlegen. Ein Arzt kam ihnen entgegen, bereits über die Ankunft von Schwarz informiert. „Folgen Sie mir bitte.“ In dem Untersuchungszimmer setzte er Nagi auf einer Liege ab. Schuldig war im Wartebereich zurückgeblieben und er wäre ebenfalls gegangen, um dem Jungen seine Privatsphäre zu lassen, doch Nagi hielt ihn am Handgelenk fest. Stumm, aber mit überraschend expressiven Augen. Der Junge schien immer mehr aufzuwachen und er war froh, dass der tote Blick verschwunden war. Und so blieb er, während Nagi untersucht wurde und auch, als man ihn anschließend in ein Bad brachte, damit der Schmutz der Straße abgewaschen werden konnte. Nagi sprach nicht viel, aber zumindest erfuhr er seinen vollständigen Namen und die Adresse, wo der Junge früher gewohnt hatte. Nachdem Nagi in einem abgedunkelten Zimmer ins Bett gesteckt worden war, nahm ihn der Arzt beiseite. „Er ist unterernährt, weist aber keine offensichtlichen Verletzungen auf. Sie sind heute rechtzeitig dazwischen gegangen, doch mindestens ein Mal in der Vergangenheit hat der Junge nicht so viel Glück gehabt.“ Er biss die Zähne zusammen, musste sich zusammenreißen, um nicht mit der Faust gegen die Wand zu schlagen. Und so würde es noch ein bisschen schwieriger werden, aus Nagi ein vollwertiges Mitglied zu machen. So viel Ballast – und er wusste bereits, welche Lösung ihm angeboten werden würde. Aber das wäre kaum anders als das, was Schneider mit ihm gemacht hatte. Weswegen er diesen Weg nicht einschlagen _konnte_. „Wie lange werden Sie ihn hierbehalten?“ „Wir müssen noch die Testergebnisse abwarten, bevor eine Entscheidung darüber möglich ist.“ Ja, natürlich. Aber etwas beruhigte ihn in dieser Hinsicht, was ein wenig Ausdruck in seine Miene zurückbrachte. „Wo kann ich telefonieren?“ Es wurde schnell ein Büro für ihn gefunden, von wo aus er mit Herrn Jansen sprechen konnte. Das war nicht das Problem. Doch da gab es eine zweite Person, die Bescheid wissen sollte, auch wenn Schneider nicht mehr wirklich sein Vorgesetzter war. Er warf einen Blick auf die Uhr. In Deutschland würde es jetzt sehr früh sein. Ein humorloses Lächeln kurvte seine Lippen. Aber das wäre auch nur eine Ausrede, nicht wahr? Er wählte die Handynummer des Älteren aus dem Kopf und versuchte sich darauf vorzubereiten, wieder dessen Stimme zu hören. „Crawford, das kannst nur du sein. Niemand sonst würde es wagen, mich um diese Zeit zu wecken.“ Die vom Schlaf angeraute Stimme klang amüsiert und ließ gleichzeitig Hitze und Übelkeit durch seinen Körper laufen. Wieder biss er die Zähne zusammen, doch dieses Mal glaubte er fast, sie knirschen zu hören. „Guten Morgen, Herr Schneider. Ich habe Nagi gefunden.“ „Ah…“ Schweigen – und sein Herz schlug bis zum Hals, als sein Körper etwas verlange, was sein Verstand absolut ablehnte. „Erzähl mir mehr“, wurde er dann aus diesem Zwiespalt befreit. Und so berichtete er das Wenige, das er bisher wusste. „Muss ich ihn nach Rosenkreuz schicken?“, fragte er zum Schluss. „Nein, ich habe dir doch versprochen, dass du nicht mehr warten musst.“ Schneider lachte leise. Als wäre alles wie früher. Er schloss die Augen, doch die Schwärze in ihm war viel ausgeprägter als die hinter seinen Lidern. „Was ist mit seinem Training?“ „Das wird Herr Jansen übernehmen.“ Und als der Leiter im Krankenhaus eintraf, wusste dieser bereits Bescheid. Es sorgte für einigen Wirbel, dass Herr Jansen persönlich herkam, doch der Telekinet schien das gar nicht zu bemerken. Sie konnten das Büro gleich weiternutzen, nur dass sie jetzt auch Kaffee zwischen sich stehen hatten. Der Ältere schob ihm ein paar Ausdrücke rüber. „Naoe Nagi. Zwölf Jahre alt. Seine Mutter starb, als aus einem völlig unerfindlichen Grund ein Teil des Hauses zusammenbrach. Das war vor zwei Jahren. Nagis Vater, ein ausgezeichneter Programmierer, zog den Jungen anschließend allein auf. Etwa vor einem Jahr verschwanden jedoch beide spurlos. Es gibt keine lebenden Verwandten, doch die Firma meldete Herrn Naoe als vermisst, als er eines Tages nicht mehr zur Arbeit erschien. Sie übten sogar relativ viel Druck aus – anscheinend war er mit wichtigen Aufgaben betraut worden – doch die Polizei fand überhaupt nichts. Auch unsere bisherigen Nachforschungen waren erfolglos, wir haben nicht einmal einen Anhaltspunkt gefunden, was passiert sein könnte.“ „Vielleicht hat er herausgefunden, wer am Tod seiner Frau Schuld war, wollte den Jungen loswerden und ist selbst abgetaucht, um unangenehmen Fragen auszuweichen.“ Oder er war inzwischen auch tot. Herr Jansen lächelte ein schmales Lächeln. „Wie auch die Wahrheit aussieht, niemand wird Nagi vermissen.“ „Ja…“ ~TBC~ Ich denke, jetzt ist klar, warum Nagi in den Gegenwartskapiteln Mizuki umgebracht hat. Für alle, die es nicht mehr wissen: das ist der Oberschüler, über dessen Leiche Ran so ziemlich am Anfang von CD gestolpert war ^.~ Ich wünsche allen einen guten Rutsch! cya, cu ^-^ Kapitel 201: "Ich liebe Sie?" ----------------------------- Close Distance (Teil 201) Titel: Close Distance Teil: 201/21x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Und es wird ein Stück mehr von dem enthüllt, was Schneider bisher für sich behalten hatte ^^ Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: *anstups* Wie läuft es bei dir zurzeit so? Ich bin jetzt dabei, den ganzen Kleinkram für meine neue Wohnung zusammenzukaufen. Ich konnte Einkaufen schon so nie besonders leiden, inzwischen entwickle ich ne heftige Abneigung dagegen… @Sabakukage: Ich hoffe ganz einfach mal, dass du nicht tot vom Stuhl gekippt bist, weil das das Lesen der Story ungemein erschweren würde ^___~ @F4-Phantom: *grins* Ich war ganz stolz auf mich, als ich es endlich geschafft hatte, Nagi in die Story reinzubringen. ^^ Da ich CD aber endlich zu Ende bringen will, werden die Vergangenheitskapitel mit ihm recht schnell vorbei sein. Aber zum Trost gibt es heute wieder ein gelüftetes Geheimnis *lach* Übrigens thanx für die Glückwünsche zum 200. Kapitel. Ich denke nicht, dass ich jemals wieder so was Langes schreiben werde @_@ @Morwen-san: Ich habe mich sehr über deinen Commi gefreut, vor allem, da du die Entwicklung der Charaktere so gut zusammengefasst hast. Ich hatte ja so gut wie gar nichts davon durchgeplant, sondern einfach abgewartet, was aus den Figuren wird. Und jetzt bin ich froh, dass eine Linie erkennbar ist ^^ @Lacu: Früher oder später muss eigentlich jede meiner Figuren leiden, letztendlich ist das hier ja eine WK-Fanfic. ^^# Nagi kann wirklich froh sein, von Schwarz gefunden worden zu sein (und Gleiches gilt meiner Meinung nach für Schuldig). Nagi wird recht schnell lernen, sich an die neue Situation anzupassen und dann darfst du ihn bestimmt nicht mehr als arm oder klein bezeichnen ^.~ @Kralle: Crawford wird sich freuen… *ehe* Übrigens sollte dir Ran nicht zu früh leidtun. Ich habe dir zwar gesagt, dass sich an Crawfords Gefühlen nichts geändert hat. Aber du darfst nicht vergessen, dass er trotzdem von Schneider weggegangen ist – und dieses Ziel schon hatte, bevor er von Herrn Frankens Vision erfuhr und sie was für sein persönliches Schicksal bedeutet hatte. ^^ @Jemma: *lach* Ist vollkommen in Ordnung. Ich würde wahrscheinlich meinen eigenen Geburtstag vergessen, wenn mich niemand dran erinnert. ^^# Nagi hat wie so viele andere Charaktere in dieser Story keinen einfachen Start, aber es wird ja besser für ihn. Und das ist doch was Positives ^^ Teil 201 „Ich liebe Sie?“ Schneiders Anblick hatte ihn auf unerwartete Weise aufgewühlt. Nach der ersten flüchtigen geistigen Berührung oben in seinem Zimmer war nichts mehr gefolgt und ihm dann wirklich Angesicht zu Angesicht gegenüberzustehen – es war beinahe irreal gewesen. Und natürlich musste ihn Schneider mit dessen Begrüßungsworten völlig aus dem Gleichgewicht bringen, denn sie hatten ihn unvermittelt zu ihrem letzten Wiedersehen auf Rosenkreuz zurückversetzt. Ein bitteres Lächeln zog an seinen Mundwinkeln. Damals hatte er noch nicht Bescheid gewusst und es war gar kein gutes Gefühl, sich eingestehen zu müssen, dass ein Teil von ihm sich wünschte, es wäre dabei geblieben. Sie hatten die Garage erreicht und als Schneiders Hand über das schwarze Autodach strich, stoppte ihn die Geste mitten im Schritt. Eisblaue Augen richteten sich langsam auf ihn, aber er konnte nicht erkennen, was in dem anderen Mann vorging. „Gefällt er dir?“ Er zuckte mit den Schultern. „Er fährt noch.“ Das ließ ihn Lächeln aufblitzen. „Natürlich, es ist Qualitätsarbeit.“ „Ich hätte Sie auch ohne diese ständige Erinnerung nicht vergessen.“ Nun war es an Schneider mit den Schultern zu zucken. Wieder glitt etwas seine Schilde entlang und wieder weigerte er sich, sie fallen zu lassen. Das letzte Mal hatte Schneider sich vor ihm verschlossen und wenn der jetzt zu ihm durchkommen wollte, musste er schon dazu gezwungen werden. Verstehen, denn dafür hatte Schneider noch nie Zugriff auf seine Gedanken benötigt, und dann stieg der Ältere ein. „Du kennst das Hotel.“ Er schloss für einen Moment die Augen, atmete tief durch, bevor er sich wieder in Bewegung setzte, um auf dem Fahrersitz Platz zu nehmen. Während der Fahrt fiel kein Wort zwischen ihnen. Vielleicht hatte Schneider ihm nichts zu sagen, nicht, solange er nicht die entsprechenden Fragen stellte. Das Schweigen hatte scharfe Kanten, an denen er sich beinahe wund rieb. Es wäre leichter gewesen, wenn er noch Zugriff auf die Wut gehabt hätte, aber zwei Jahre waren wirklich viel Zeit, um sich abzukühlen und inzwischen hatte er eine Möglichkeit gefunden, sich an denen zu rächen, die hinter allem standen. Für die Ältesten war Schneider auch nur ein ausführendes Werkzeug gewesen. Nur ganz kurz huschte sein Blick zu dem Älteren hinüber. Und dennoch… „Nimm doch Platz…“ Er folgte Schneiders Einladung und ließ sich auf der Couch nieder, ohne den Älteren dabei aus den Augen zu lassen. Der Direktor schien sich überhaupt nicht verändert zu haben. Als hätten sie sich erst gestern gesehen. Einen Moment später saß Schneider in einem der Sessel und die eisblauen Augen erwiderten mühelos seinen Blick. „Du hast meine Frage noch gar nicht beantwortet…“ Er merkte erst, dass er sich auf die Unterlippe gebissen hatte, als er den damit einhergehenden Schmerz spürte. „Ja!“, brach es dann in einem harschen Laut aus ihm heraus, denn er konnte und wollte nicht lügen. Ja, er hatte Schneider vermisst. Ein feines Lächeln kurvte die Lippen des Älteren. „Siehst du, war doch gar nicht so schwierig.“ Er wurde aufmerksam gemustert, erlaubte sich aber keine Reaktion darauf. „Ran weiß ziemlich gut Bescheid, ist das nicht ein bisschen unvorsichtig?“ Das erwischte ihn auf dem falschen Fuß, doch er fasste sich schnell wieder. „Erst seit gestern. Und Schuldig hatte ihm einen Block verpasst. Wir hielten ihn heute nur für unnötig…“ „Verstehe… er hat dir Fragen gestellt und du hattest nicht vor, ihn im Dunkeln zu lassen.“ Die eisblauen Augen ließen ihn für keine Sekunde los. Natürlich nicht. Er wusste schließlich, wie sich das anfühlte. Doch die Überlegung war seltsam unwichtig, denn etwas anderes begann an seinem Bewusstsein zu nagen. Etwas, das Schneider einmal zu ihm gesagt hatte. Der lächelte schon wieder, doch die Augen waren seltsam ausdruckslos. „Du erinnerst dich also noch? Und hast die Verbindung immer noch nicht hergestellt?“ Und dann schien Schneider ein völlig anderes Thema anzuschneiden. „Weißt du, dass er dich liebt? Auch wenn du diese Möglichkeit ungern einräumst, andere Menschen haben dieses Problem nicht.“ Eine Pause, dann ein nachdenklicher Nachsatz. „Und auch du bist nicht unantastbar, Crawford, egal was du glaubst. Er ist zu lange in deiner Nähe gewesen, als dass du ihn auf Dauer hättest ignorieren können.“ Es war das letzte Puzzlestück, das alle Einzelteile so hinschob, dass sich auf einmal ein Bild ergab. Schneiders Bemerkungen damals. Rans Verhalten. Sein eigenes Verhalten. Wie konnte er so blind gewesen sein... Sein Mund öffnete und schloss sich wieder, ohne dass er etwas gesagt hätte, doch schließlich konnte er die Worte nicht mehr zurückhalten, weil sie ihn ansonsten zu ersticken gedroht hätten. „Ich liebe Sie?“ „War das eine Frage?“ Er schüttelte den Kopf, Abwehr und Verneinung zugleich. Wie hatte das nur passieren können? Und warum hatte es bis heute gedauert, damit er es endlich verstand? Etwas krampfte sich in ihm zusammen und er wusste nicht, ob es Übelkeit oder etwas völlig anderes war. Schneider saß zunächst vollkommen ruhig da, stand dann aber auf und kam zu ihm herüber. „Es war ein bisschen schwierig für dich…“ Ein freudloses Lächeln schloss sich dem an. „Wie hättest du etwas erkennen sollen, das dir nie vorgelebt worden war?“ Eine Hand legte sich über seine und da erst merkte er, dass er zitterte. Er hob den Blick, zurück von ihren Händen hoch zu den eisblauen Augen und stellte eine stumme Frage. „Im Gegensatz zu dir hatte ich Eltern, die sich liebten und einen Vater, der mich liebte“, wurde sie beantwortet. „Warum haben Sie dann nie etwas gesagt?“ „Ah… das ist die Frage, nicht wahr?“ Wenn Ironie in diesen Worten lag, war sie genauso sehr gegen den Älteren selbst wie gegen ihn gerichtet. Schneider setzte neben ihn, so dass er dessen Körperwärme zu spüren begann. Es führte ihm vor Augen, wie sehr er Schneider wirklich vermisst hatte und als etwas in ihm beschloss, sich gegen den Älteren zu lehnen, verhinderte er es nicht. „Ich konnte es dir aus dem gleichen Grund nicht sagen, aus dem du Ran nicht versprechen konntest, dass dessen Schwester völlig sicher ist…“ „Ihre Pläne waren Ihnen wichtiger.“ Es war kein Vorwurf, denn das hätte ihn nur zu einem Heuchler gemacht. „Aber… Sie standen kurz davor…“ Er unterbrach sich selbst, als ihm noch etwas klar wurde. „Sie lieben mich auch.“ „Natürlich.“ Schneider lachte auf. „Man könnte es so bezeichnen.“ In diesem Moment ließ er seine Schilde fallen, ohne bewusst eine entsprechende Entscheidung getroffen zu haben und in der nächsten Sekunde war da die vertraute Präsenz in seinem Kopf. Sein Ausatmen daraufhin schien eine halbe Ewigkeit anzuhalten und jede Kraft mit sich zu nehmen. Es war einfach zu viel, um es zu verarbeiten. Es hätte alles anders laufen können, wenn er nur früher verstanden hätte und gleichzeitig wusste er nicht, ob er damit glücklich gewesen wäre, seine Rache aufzugeben. Diese ganze Ablehnung, die er Rosenkreuz entgegenbrachte, war dazu zu stark aufgeflammt, als er die Schule endgültig hinter sich gelassen hatte. Aber… er musste an seinen Verdacht denken und endlich konnte er Schneider danach fragen. „Damals, als Sie meine Hand ergriffen hatten, da haben Sie etwas gemacht.“ „Ist es dir nie seltsam vorgekommen, wie schnell du dich mit deinem Aufenthalt auf Rosenkreuz abgefunden hast?“ Schneider wartete keine Antwort ab. „Ich hatte dafür gesorgt, dass du nicht auf dumme Gedanken kommst. Ansonsten wärst du vielleicht niemals an den Ältesten vorbeigekommen. Das konnte ich nicht riskieren.“ Es ergab alles einen perfekten Sinn und er konnte nicht einmal beurteilen, ob ihm gefiel, was er sah. „Sie hatten dieses… Reservoir geöffnet, sobald die Gefahr nicht mehr bestand.“ Keine Frage, er sprach nur aus, was er jetzt mit unverrückbarer Gewissheit wusste. Schneider hatte alles getan, damit sie hier enden würden. Der Ältere hätte mühelos verhindern können, dass er damals zu den richtigen Schlussfolgerungen kam, verhindern, dass er sich jemals gegen die Ältesten wenden würde. Aber… Schneider hatte genau das erreichen wollen, nicht wahr? Und Schneider sagte nichts dazu, nur dessen Hand begann sich auf einmal zu bewegen und dann wurde sein Gesicht umrahmt. Nur der erwartete Kuss kam nicht, weil er sein Verbot niemals zurückgezogen hatte und Schneider das respektierte. Lippen berührten seine Wangen, schienen sein Gesicht zu erkunden, während seine Weste und Krawatte wichen. Weitere Knöpfe wurden geöffnet und immer, wenn die Finger mit nackter Haut in Kontakt kamen, brannte diese darunter auf. Es war ein vertrauter Schmerz, einer, der Verlangen in ihm wachrief und zum ersten Mal wusste er, dass mehr hinter diesem Verlangen steckte, als das körperliche Bedürfnis nach Sex. „Schlaf mit mir…“, murmelte Schneider in sein Ohr und er hätte beinahe lachen können, so absurd war die implizierte Bitte um Erlaubnis. Denn nicht einmal für einen Sekundenbruchteil war er auf die Idee gekommen, Schneider abzuweisen. Das Hemd wurde ihm abgestreift und Hände glitten über seine Brust, seine Rippen, bevor sie seine Taille umfassten. Schneider stand auf und zog ihn mit sich, fester Griff, der ihm versicherte, dass es keine Wiederholung des letzten Mals geben würde. Sie gelangten ins Schlafzimmer, ohne dass er sich an den zurückgelegten Weg erinnern konnte. Als würde er nur noch Bruchteile des Geschehens erfassen und war das nicht auch eine vertraute Reaktion? Er lernte jede Berührung neu, während er sich gleichzeitig an sie erinnerte, ließ Hitze über sich hinwegbrennen. Die Matratze gab nach, unter so viel konzentriertem Gewicht und für eine Weile ließ er sich einfach nur hineinsinken, hielt Schneider über sich fest. Eine Umarmung, die Ruhe mit sich brachte, ihm mehr Gelegenheit gab nachzudenken, als ihm lieb sein konnte. Denn noch war er nicht so weit, sich auch völlig fallen zu lassen und das hieß, dass sein Verstand weiter daran arbeitete, alle erhaltenen Hinweise zu verstehen. „Hast du dir das immer noch nicht abgewöhnt?“ Schneider klang amüsiert, dann lenkte ihn ein Biss in die Schulter ab, überzeugte ihn davon, dass die körperliche Ebene sehr viel interessanter sein konnte als die geistige. „Sie halten doch auch an Ihren Gewohnheiten fest…“, gab er zurück, nachdem er sicher war, die Worte einigermaßen gleichmäßig über die Lippen bringen zu können. Ein Lachen vibrierte gegen gereizte Haut, es folgte eine gleitende Bewegung, die ihm in Erinnerung rief, dass Schneider noch viel zu viel anhatte. Er schlug die Augen auf, nur um Eisblau zu begegnen und auch wenn er sich in einen Kuss lehnen wollte, war da immer noch der Teil von ihm, der sich weigerte, so einfach nachzugeben. Es war lächerlich, wenn schon sollte er ganz auf den Sex verzichten, aber das… konnte er einfach nicht. Seine Hände streichelten über hemdbedeckte Oberarme, spürten die angespannten Muskeln, die Stärke, die in dem älteren Mann steckte. Es war schwer zu atmen, er spürte, wie sich Schweiß auf seiner Stirn bildete und wunderte sich heimlich über das Ausmaß seiner Reaktion. Sie wäre leichter zu verstehen gewesen, wenn er in den letzten beiden Jahren keinen Sex gehabt hätte. „Du hast mich eben wirklich vermisst…“ Eine zufriedene Feststellung, bevor sich Schneider daran machte, ihn auch aus dem Rest seiner Sachen zu befreien. Die Arroganz darin hätte vielleicht die alte Wut neu entfachen können, aber nicht, wenn er genau wusste, dass es der Wahrheit entsprach. Und dass Schneider ihn ebenfalls vermisst hatte. Er spannte sich an, als der Ältere in Antwort auf diese Überlegung seine Erektion umfasste, hob den Kopf und sah so Schneiders Lächeln. „Hör auf, so viel nachzudenken… Das ist jetzt völlig unnötig.“ Ein kleines bisschen mehr Druck und er stöhnte auf, hatte gar keine andere Wahl, als der Anweisung zu folgen. Und dann ließ er los. Schmerz oder einfach nur Feuer schien seinen gesamten Körper zu durchziehen, als er schließlich erschöpft zu Atem zu kommen versuchte. Ihm war schwarz vor Augen geworden und auch jetzt konnte er noch nicht wieder sehen, ganz einfach deshalb, weil es ihm unmöglich war, die Augen aufzuschlagen. Eine tiefgehende Befriedigung hatte ihn scheinbar ohne jede Kraftreserve zurückgelassen und es war völlig unnötig sich selbst zu bewegen, wenn Schneider das für ihn übernahm. Sein Atem stieß gegen den Hals des Älteren und Schneiders Körper war so warm, dass es nicht mehr unmöglich erschien, einfach mit ihm zu verschmelzen. Für eine halbe Ewigkeit lag er nur da, schwebte auf den Überresten der Empfindungen, die immer noch wie kleine Blitze durch ihn schossen. Dann gelang es ihm irgendwie, doch einen Arm zu bewegen, nur ein kleines bisschen, so dass seine Finger sich über Schneiders Hinterkopf ausbreiten konnten, hinein in verschwitzte sandblonde Strähnen. Eine besitzergreifende Geste, denn jeder seiner Sinne teilte ihm gerade mit, dass er Schneider zurückhatte und dass es so sein musste. Es war einfach, das zu akzeptieren, wenn man für eine Weile einfach nur fühlte, aber er konnte diesen Zustand nicht für immer festhalten und dann begannen sich immer mehr klare Gedanke in die Stille zu schieben, in der er sich bis eben noch aufgehalten hatte. Schneider seufzte kaum hörbar, weil dem Älteren diese Veränderung gar nicht entgehen konnte, doch er wurde nicht aufgehalten. Im Gegenteil, Schneider rollte sich sogar auf den Rücken, so dass er seinen Kopf auf dessen Schulter legen konnte und leise reden, ohne dass es Verständigungsprobleme geben würde. „Ich verstehe jetzt, wie Sie mir freie Hand lassen konnten. Woher Sie die Gewissheit nahmen, dass ich genau das tun würde, was Sie wollten – obwohl ich nie gewusst hatte, was Ihr Ziel war…“ Schneider schwieg, aber dieses Schweigen enthielt genug an stummer Aufforderung, um ihn weitersprechen zu lassen. Und so tat er es. „Diese Vision…“ Die, die ihn überhaupt erst nach Rosenkreuz gebracht hatte. Der er den Tod seines Bruders zu verdanken hatte. Worte, die er nicht aussprach, denn sie beide kannten sie bereits. Er schob diese Gedanken weg, kehrte zu seiner Schlussfolgerung zurück, die so simpel war, dass er sich fragte, warum er es jetzt erst sah. Und damit einher ging ein sehr schmales und sehr böses Lächeln, das Bewunderung in sich trug. „Sie haben den Ältesten niemals berichtet, wie die vollständige Vision aussah, die Herr Franken hatte. Sie haben an der Stelle aufgehört, wo ich Aya finde. Aber die Vision ging weiter. Sie wussten, dass ich versuchen würde, die Ältesten zu stürzen und sie wollten genau das erreichen.“ „Ja.“ Beinahe ausdruckslos. Aber eben nur beinahe. Er erschauderte, als er die darunter liegenden Emotionen wahrnahm, doch das hielt ihn nicht auf. Jetzt nicht mehr. „Aber warum?“ ~TBC~ Ich habe eine halbe Ewigkeit darauf gewartet, diese Kapitel schreiben zu können ^^ Und, hat jemand geahnt, dass die Vision damals ein bisschen länger war, als Schneider den Ältesten erzählt hat? Ach ja, eine kleine Hilfestellung zu der Sache mit den Fragen und woran Crawford sich in dem Zusammenhang erinnert. Das war in Kapitel 156: „Du hast auf einmal so viele Fragen…“ Es war eine Feststellung und enthob ihn somit einer Reaktion, von der er sowieso nicht gewusst hätte, wie sie ausfallen sollte. Schneider hatte Recht. Zu viele Fragen. Solche, die er stellte und andere, die er stellen wollte. Der Ältere bezog sich sicher auch auf die unausgesprochenen. […] „Wenn einmal jemand anfängt dir Fragen zu stellen, wirst du sie dann beantworten?“ Beiläufig, als hätten sie ihre Unterhaltung nie unterbrochen. Verwirrt hätte er beinahe geblinzelt. „Warum sollte jemand das tun?“ Er verstand nicht, worauf Schneider hinaus wollte. Der Direktor legte eine Hand auf die Installation und blickte nach draußen, ohne ihm eine Antwort zu geben. „Wirst du wissen, was es bedeutet?“ cya, cu ^-^ *winkz* Kapitel 202: "Rückblicke LXXXIII - Wo ist der Nagi, den wir gestern von der Straße aufgelesen haben?" ----------------------------------------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 202) Titel: Close Distance Teil: 202/21x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Die Vergangenheitskapitel sind jetzt so gut wie abgeschlossen ^^ Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: *knuffz* Mein Umzug geht voran, aber ich will gar nicht wissen, wie lange es dauern wird, die ganzen Möbel aufzubauen ^^# Wie läuft es bei dir so? @Morwen-san: Ich glaube, du schätzt Rans Blickwinkel auf die ganze Situation mit Schneider und Crawford falsch ein. Er versteht nämlich nur zu gut, was Crawford zu Schneider treibt und kann es ihm genau aus diesem Grund nicht übelnehmen. Wenn es aber anders wäre, würde Ran meiner Meinung nach Yunshiro wählen, um seinen Kummer mit jemandem zu teilen. ^^ Mich überrascht ein wenig, dass du Schneider in einem so schlechten Licht darstellst, während Crawford durch seine Pläne Ran auf eine ganz ähnliche Weise benutzt. Und über die Komplikation, dass sie jemanden, der nur als Werkzeug gedacht war, auf einmal ein wenig zu sehr mögen, sind auch beide gestolpert. Schneider lügt nicht, was seine Gefühle angeht, denn in der derzeitigen Situation ist das vollkommen unnötig. Crawford würde Schneiders Pläne, seine eigenen Pläne, sowieso weiter vorantreiben. @Lacu: *grins* Meiner Meinung nach war das ebenfalls unausweichlich. Die beiden hatten sich zwei Jahre lang nicht gesehen und auch wenn sie im Streit gegangen waren, so ist Crawfords Wut doch eher auf die Ältesten gerichtet. Zudem sieht Crawford ja auch die Parallelen in seinem eigenen Verhalten Ran gegenüber. Wie könnte er Schneider für etwas verachten, das er selbst tut? Warte einfach ab, wie sich die Sache zwischen Ran und Crawford noch entwickelt. Und behalt im Hinterkopf, dass Ran und Crawford von Anfang an als Pairing für CD gedacht waren ^.~ @Kralle: Wie Morwen-san gesagt hat, die Frage stellt sich erst gar nicht. Bei den Spuren, die Schneider auf Crawfords Körper hinterlassen hat, wird Ran es auf jeden Fall merken. Allerdings kann ich an dieser Stelle nur sagen, dass Ran es bereits wusste, als er die Begegnung zwischen Schneider und Crawford im Haus von Schwarz beobachtet hatte. Von daher wird er ganz und gar nicht überrascht sein ^^ Und wenn ich mir so die Beziehungen von Schneider/Crawford und Crawford/Ran betrachte, ist es eher so, dass Crawford Schneider betrügt… Aber das ist sowieso etwas, was Crawford – so wie jeder, der auf RK war – gar nicht als Problem ansieht. ^^# (bei Crawford rührt diese Einstellung nicht einmal von RK her, aber das Ergebnis ist das gleiche…) @F4-Phantom: Ich hab mich echt gefreut, dass niemand einen Verdacht geschöpft hatte, obwohl schon so lange klar war, dass Schneider seine eigenen Pläne verfolgt. ^^ Ich verstehe, warum man Schneider schwer für jemanden hält, der einen anderen lieben könnte. Aber gerade Crawford ist die Person, die dafür wie geschaffen ist. Vielleicht wird der Grund dafür klarer, wenn Schneider mehr aus seiner Vergangenheit erzählt. Und es war in den Vergangenheitskapiteln schon angedeutet worden, dass selbst Schneiders Zielstrebigkeit ins Wanken geriet, als es um Crawford ging. Mach dir um Rans Gedächtnis keine allzu große Sorgen. Es ist nur vorübergehend ein bissl besser geschützt. ^^ @Jemma: Du solltest nicht allzu überrascht von Crawfords Verhalten sein… Für Crawford existieren keine festen Liebesbeziehungen, bei denen man sich unbedingt treu sein muss. Denk nur mal an Herrn Rodriguez zurück. Dass er so wenig Partner hat, liegt daran, dass die meisten anderen Menschen nicht seinen Ansprüchen genügen. Ran mag er, er sympathisiert mit ihm und sieht Ähnlichkeiten zu seinem eigenen Schicksal. Er hält sogar ziemlich viel von Ran als Person. Aber die beiden kennen sich erst seit ein paar Wochen und ihre Beziehung kann zurzeit auf keinen Fall in ihrer Intensität mit der zwischen Crawford und Schneider mithalten. Teil 202 „Rückblicke LXXXIII - Wo ist der Nagi, den wir gestern von der Straße aufgelesen haben?“ „Soll ich mich neben dem Training auch um Therapiesitzungen für Nagi kümmern?“ Kurz wunderte er sich darüber, dass Herr Jansen ihm diese Entscheidung überlassen wollte, aber vielleicht war er mit seinem Talent wirklich am besten dafür geeignet. „Ich werde mit ihm darüber sprechen.“ Und nicht nur über das… Braune Augen musterten ihn nachdenklich. „Er ist sehr jung. Wir werden Sie offiziell zu seinem Vormund machen müssen.“ „Das ist kein Problem.“ Ein halbes Lächeln. „Solange Sie den Papierkram besorgen.“ Was Herrn Jansen nicht schwerfallen sollte. Dieser hatte genügend Leute bei der Hand, die dieses bisschen Bürokratie spielend erledigen konnten. Der Ältere erwiderte sein Lächeln. „Welche Aufgabe soll er bei Schwarz haben?“ Er antwortete nicht gleich. Natürlich fehlte dem Jungen die nötige Ausbildung, um eine große Hilfe zu sein. Er stellte eher ein Hindernis dar, manche Leute würden nur ein kleines Kind sehen, dass nichts bei einem Gaijin verloren hatte. Aber er wollte Nagi nicht nach Rosenkreuz schicken und sie würden es dabei belassen, da für die Ältesten nur eine Sache wichtig war. In seiner Erinnerung hörte er plötzlich das Klappern einer Computertastatur. „Wenn sein Vater Programmierer war, hat der Junge vielleicht etwas von dessen Talent geerbt“, meinte er schließlich langsam. „Wenn Sie das sagen, wird das wohl nicht viel mit ‚vielleicht’ zu tun haben…“ Herr Jansen wollte noch etwas hinzufügen, doch seine Aufmerksamkeit wurde plötzlich von einer anderen Stimme beansprucht. >Mit dem Jungen stimmt irgendetwas nicht.< Schuldig klang besorgt. „Herr Crawford?“ „Bitte entschuldigen Sie mich für einen Moment.“ Er wartete keine Antwort ab, war bereits aufgestanden, als er diese Worte aussprach. Er rannte nicht, aber seine langen Schritte fraßen die Strecke zu Nagis Zimmer rasch auf. Wieder war da ein Beben unter seinen Füßen, doch er hielt sich zurück, öffnete die Tür nur langsam. Im nächsten Moment musste er etwas ausweichen, das sich später als Stuhllehne entpuppte, dann war er auch schon an Nagis Seite. Der Junge warf sich im Bett unruhig hin und her, offensichtlich in einem schlechten Traum gefangen. Schweiß pappte die braunen Strähnen gegen das schmale Gesicht, das viel zu blass war. >Kannst du ihn rufen?< Er wandte sich an Schuldig, dessen mentale Anwesenheit er immer noch spürte. >Natürlich, mein Anführer.< Die Antwort kam automatisch mit leichter Herablassung, nicht, weil der Telepath ihn mal wieder auf die Palme treiben wollte. Gleich darauf wurden dunkelblaue Augen aufgerissen und der Junge setzte sich ruckartig auf, starrte ins Leere. „Nagi, du bist in Sicherheit“, sagte er mit sanfter Stimme. Das Gesicht wurde ihm zugewandt, als Nagi ihr folgte und dann warf sich der Junge schluchzend in seine Arme. Ein wenig unbeholfen strich er ihm über den Rücken, versuchte das Gefühl, jemand völlig anderen zu halten, zu vertreiben. Jemanden mit den Augen seines Vaters. Für einen Herzschlag überwältigte ihn der Verlust wieder, den er längst überwunden geglaubt hatte und er nutzte die schneidend scharfe Emotion, um das Brodeln in seinem Inneren zu konzentrieren. Danach ließ es sich leichter wegschließen. Für die Zeit, da er sich damit auseinandersetzen konnte. Ein Zittern lief durch Nagi, übertrug sich auf das Bett, auf dessen Kante er saß. „Es soll weggehen.“ Ein heiseres Flüstern, kurz vor einem Panikanfall. Das Zittern verstärkte sich. „Es ist eine Gabe, Nagi. Du musst sie nur zu kontrollieren lernen.“ Finger krallten sich in seine Weste, erinnerten ihn daran, dass er sein Jackett noch nicht zurückerhalten hatte. „Warum willst du mir helfen?“ „Damit du mir helfen kannst“, antwortete er ehrlich. Und Nagi entspannte sich, denn das war etwas, das der Junge verstand. Bis zum Abend hatten sie die Testergebnisse und wie er im Stillen erwartet hatte, fielen sie negativ aus. Was hieß, das er den Jungen mitnehmen konnte. Nagi war mehr als froh, aus dem Krankenhaus herauszukommen, hatte nach dem Anfall am Vormittag kein Auge zugetan. Was sich rächte, kaum dass sie im Wagen saßen. Auf Schuldigs mentalen Anstubser hin warf er über den Rückspiegel einen Blick auf den Braunhaarigen, der hinten in sich zusammengesunken war und offensichtlich schlief. „Ist er nicht süß…“, meinte Schuldig leise. „Er kann dich zu Kleinholz verarbeiten, wenn er es darauf anlegt“, erinnerte er den Jüngeren trocken, der daraufhin eine flüchtige Grimasse schnitt. „Wie gut sind seine Schilde?“, wechselte er dann abrupt das Thema, während sich in seinem Magen etwas kräuselte. Grüne Augen blitzten überrascht zu ihm herüber, aber Schuldig hakte nicht nach, sondern begann sich gleich darauf zu konzentrieren. „Ich kann ihn nur schwer lesen, anscheinend hat er sie selbst im Schlaf oben.“ „Könntest du sie zerbrechen?“ „Ja.“ Das kam ohne ein Zögern. „Ohne Kollateralschäden – nein“, fügte Schuldig von sich aus noch hinzu. „Wahrscheinlich sind sie deswegen so gut, weil er nicht die Standardausbildung durchlaufen hat. Vertrautes lässt sich immer leichter überwinden.“ Der Orangehaarige analysierte die Situation kühl und effizient. Und fragte nicht, warum er so etwas wissen wollte. Er atmete tief durch. Das hieß, Nagis Verstand war vor ihnen sicher. Wofür immer das in Zukunft gut sein mochte. Es war nur ein Gefühl, doch es hielt sich hartnäckig. Nagi schlief weiter, als er den Motor abstellte und sie ausstiegen und auch dann noch, als er den Jungen heraushob und ihn zu ihrem Apartment hinauftrug. Im Krankenhaus hatten sie ein paar Sachen für Nagi aufgetrieben, die er ihm jetzt überwiegend wieder auszog, um den jungen Telekineten anschließend ins Bett zu stecken. Schuldig hatte die Prozedur von der Tür aus beobachtet und warf ihm ein schnelles Grinsen zu. „Du würdest sicher einen guten Vater abgeben.“ Sein erwiderndes Lächeln war kalt und emotionslos. „Ich habe vorgemacht bekommen, wie man es nicht tun sollte.“ Das verschloss dem Anderen wirksam den Mund und ohne ein weiteres Wort zog er sich in sein eigenes Zimmer zurück. Er sollte anfangen, eine Liste von dem zu machen, was der Junge zunächst am dringendsten benötigte. Mit einem grimmigen Lächeln ließ er seinen Laptop hochfahren und schickte kurz darauf eine E-Mail an die Administration von Rosenkreuz, cc: Schneider. Der Direktor würde dafür sorgen, dass sie auf seine Anfrage reagierten. Warum sollte er sich auch den Kopf zerbrechen, wenn es Leute gab, die sich mit solchen Details auskannten? Eine Sache aber kam bereits jetzt auf die Liste und das war eine Computerausrüstung. Danach machte er sich daran, Informationen über die hiesigen Schulen einzuholen. Denn nur weil der Junge jetzt zu Schwarz gehörte, hieß das nicht, dass er dessen Bildung vernachlässigen würde. Das war ein Punkt, auf den auf Rosenkreuz viel Wert gelegt wurde. Und auch wenn es ihm schwerfiel das zuzugeben, konnte er ihnen darin nur zustimmen. Es war spät, als er endlich ins Bett kam und noch viel später – oder auch sehr früh, als er aus dem Schlaf gerissen wurde. Natürlich wusste er sofort, woher der dumpfe Laut gekommen war, der nicht nur ihn geweckt hatte. Von nebenan hörte er Schuldig fluchen und gleich darauf wurde ihm telepathisch mitgeteilt, dass Schuldig gar nicht daran dachte, jetzt aufzustehen. Es zeigte sich, dass der Orangehaarige sich inzwischen so sehr an seinen morgendlichen Kaffee gewöhnt hatte, dass dieser ohne den Koffeinschub unausstehlich war. Der Gedanke rief ein schmales Lächeln auf seine Lippen und er kam auf die Beine, obwohl sein Körper nicht weniger deutlich als Schuldig eben gegen eine solche Idee protestierte. Nagi saß wieder aufrecht im Bett und er musste nicht lange warten, um die Quelle des Kraches vorhin zu identifizieren. „Lass den Schrank herunter, Nagi.“ Das Möbelstück klebte an der Decke, als hätte sich die Schwerkraft örtlich umgekehrt. Dunkelblaue Augen richteten sich auf ihn und obwohl Licht aus dem Flur hereinfiel, blieben die Pupillen unnatürlich geweitet. Sobald er sich der Aufmerksamkeit des Jungen sicher war, trat er näher. Er konnte sehen, dass Nagi schweißgebadet war und dessen Atem viel zu schnell und flach ging. „Du bist in Sicherheit“, wiederholte er seine gestrigen Worte. „Lass den Schrank herunter.“ Und ganz, ganz langsam senkte der sich nach unten, bis er wieder den Boden berührte. Nagi ließ ihn während der Prozedur nicht aus den Augen und schien sich nur minimal zu entspannen, selbst nachdem dieser sein Talent nicht mehr benötigte. Er runzelte die Stirn, doch dann fiel ihm etwas ein. „Ich bin gleich zurück“, versprach er dem Jungen und begab sich in die Küche. Die Milch war in der Mikrowelle schnell aufgewärmt und nur zur Sicherheit rührte er noch etwas Honig hinein. Seine Großmutter hatte damit erfolgreich seine Albträume verscheucht. Vorsichtig, um nichts zu verschütten, kehrte er in Nagis Zimmer zurück. Das hier sollte reichen, damit der Junge sich beruhigte und er anschließend ebenfalls weiterschlafen konnte. Nagi saß immer noch einfach nur da, starrte ihn mit einem seltsamen Blick an und im ersten Moment begriff er tatsächlich nicht, was die Leere darin zu bedeuten hatte. In der nächsten Sekunde hätte er sich selbst für seine Naivität verwünschen können. Der Inhalt von Nagis Traum war offensichtlich, es war derselbe tote Blick wie aus seiner Vision, wie der von ihrer ersten Begegnung. „Nein, Nagi.“ Ausdruckslos. Er stellte die Tasse auf dem Schreibtisch ab, ging dann zum Bett, um den Jungen zuzudecken, der sich bei seiner Annäherung hatte nach hinten sinken lassen, mit hastig abgewandtem Blick. „Sieh mich an“, forderte er ihn auf. Der Braunhaarige wagte gar nicht, sich ihm zu widersetzen und so wurden dunkelblaue Augen wieder auf ihn gerichtet. Seine eigenen Augen verengten sich, als er sein weiteres Vorgehen plante. Er könnte so viel falsch machen und dennoch zögerte er nicht. „Sieh mich richtig an. Benutze dein Talent und überzeuge dich davon, dass ich dir nichts tun werde. Du bist ein Telekinet, du kannst das erkennen.“ Seine Stimme klang beinahe harsch. Nagi war zunächst nur verwirrt, aber dann änderte sich etwas und Entschlossenheit löste die Emotion ab, die noch viel schlimmer als Resignation gewesen war. Vielleicht sah so Hoffnungslosigkeit aus… Etwas strich über ihn hinweg, als Nagi wahrscheinlich zum ersten Mal bewusst versuchte, sein Talent einzusetzen. Es fühlte sich wie eine körperliche Berührung an, der jede Wärme fehlte. Hastig drängte er das in ihm aufsteigende Bild zurück, das dieser Gedanke auslöste. Er hatte sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Die Berührung verstärkte sich kurz, ehe sie völlig verschwand und Nagi ihn nur noch ansah, als würde der Junge etwas völlig Neues sehen. Was wohl genau der Fall war. „Du sagst die Wahrheit“, stellte Nagi erstaunt fest. „Und ich kann es sehen…“ Er unterdrückte ein dankbares Seufzen, denn er hatte sich bis eben nicht sicher sein können, ob Nagi tatsächlich in der Lage war, Bewegungspotenziale zu sehen. „Das ist nur eine Möglichkeit, dein Talent einzusetzen. Du bist etwas Besonderes, das solltest du niemals vergessen. Und kein normaler Mensch kann dir etwas antun, solange du ihn nicht lässt.“ „Niemand?“ Der Anfang von Hoffnung. Der Junge beobachtete ihn weiterhin auf der anderen Ebene und gab ihm damit allen Anlass, keine Lügen zu erzählen. „Mit dem richtigen Training, nein. Du gehörst zu uns.“ „Was für ein… Talent hast du?“ Es war gut zu hören, dass Nagi ihr Vokabular übernahm. Denn die mentale Einstellung war der erste Schritt zu Überlegenheit. Seine Mundwinkel zuckten. „Ich bin ein Precog.“ Und er beließ es nicht bei dieser Aussage. Die Milch kühlte vergessen auf dem Schreibtisch ab, während er dem Jungen von Rosenkreuz erzählte. Und von Schwarz, dem Team, zu dem Nagi nun gehörte. Er konnte regelrecht dabei zusehen, wie Nagis Haltung sich änderte und dieser sich von seinem alten Leben löste. Als würde der Junge einen Mantel ablegen, der ihn vor der Kälte auf der Straße geschützt hatte. Was zum Vorschein kam war Intelligenz und ungebändigter Wissensdurst. Ihm wurde klar, dass der Braunhaarige den einen Weg beschritten hatte, der es ihm erlaubte, da draußen zu überleben. Vollkommen abgeschottet. Nagi hing an jedem seiner Worte, schien sie sich genau einzuprägen. Er nutzte Techniken, die auf Rosenkreuz gelehrt wurden, obwohl er dieser Form von Gehirnwäsche nie viel hatte abgewinnen können. Aber Nagi begriff, so wie er selbst damals und entschied sich trotzdem dafür. Und nur eine einzige Frage wurde ihm gestellt, bevor er das Zimmer verließ, um wieder ins Bett zu gehen. „Wie weit kannst du sehen?“ „Niemals weit genug.“ Die Antwort schmeckte bitter in seinem Mund. Am nächsten Morgen hatte er nicht nur eine Antwort auf seine Mail, sondern auch eine Auskunft, die ihn überraschte. Nagi würde als „im Training“ geführt werden, obwohl er in Japan bei Schwarz bleiben durfte. Was hieß, dass Rosenkreuz alle Kosten für ihn trug. Er zog eine Augenbraue hoch, als er las, welcher Betrag dafür monatlich auf ein bereits für diesen Zweck eingerichtetes Konto überwiesen werden würde. Natürlich wählte Schuldig diesen Moment, um über seine Schulter zu spähen. Der Orangehaarige stieß ein lautes Pfeifen aus. „Gar nicht mal so übel…“ Bevor er darauf reagieren konnte, wurden sie durch Nagis Erscheinen im Wohnzimmer abgelenkt. Der Junge hatte lange geschlafen, schien sich jetzt um einiges besser zu fühlen als in der Nacht. Das Gesicht war immer noch schmal und blass, doch eine neue Entschlossenheit zeichnete die jungen Züge. Und Nagi hatte die Augen geschlossen, bewegte sich trotzdem mit absoluter Zielsicherheit auf sie zu. Offensichtlich hatte er bereits begonnen, das Training in die eigenen Hände zu nehmen. Es war kein Fluch mehr, sondern etwas, was Nagi verstehen und nutzen konnte. Ein Lächeln streifte seine Lippen. „Nagi, kennst du dich mit Computern aus?“ Dunkelblaue Augen wurden geöffnet und nur Schuldig war von dem Ausdruck in ihnen überrascht. Und ebenso von dem fast abfälligen Kräuseln um die Mundwinkel des Jungen. „Ich bin nicht mehr auf dem aktuellen Stand, wie du dir sicher vorstellen kannst. Aber wenn du mir deinen Laptop leihst, werde ich das schnell ändern können.“ „Bitte.“ Er schob ihn Nagi zu, der auf dem Boden Platz nahm und für die normale Welt verloren war, als dessen Finger über die Tasten flogen. >Wo ist der Nagi, den wir gestern von der Straße aufgelesen haben?< >Den gab es nie wirklich, Schuldig. Es war nur eine Hülle, die ihm erlaubte, bei Verstand zu bleiben.< Schuldig schluckte, konzentrierte sich auf das, was in Nagis Kopf vorging. >Wusstest du, dass der Knabe ein verdammtes Genie zu sein scheint?< ~TBC~ Natürlich wird Nagi noch beweisen müssen, dass er sein Training auch erfolgreich absolviert hat. Irgendjemand ne Idee, was er dafür tun muss? Ich verrate schon mal, dass dieses Ereignis in den Gegenwartskapiteln bereits angesprochen wurde *grins* cya, cu ^-^ Kapitel 203: "Für mich war das die perfekte Welt" ------------------------------------------------- Close Distance (Teil 203) Titel: Close Distance Teil: 203/21x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Und heute erfährt Crawford noch ein bisschen mehr über Schneider. Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Meld dich mal wieder, sonst fang ich noch an, mir Sorgen zu machen ^^# *knuffz* @F4-Phantom: Nur weil Crawford mit Schneider geschlafen hat, heißt das noch lange nicht, dass seine alten Pläne an Gültigkeit verlieren. Und genauso wenig wird sich seine Einstellung ändern, die ihn von kleinauf geprägt hat. Von daher wird Schneider ihn nicht auf Dauer halten können und weiß das auch ^^ Also gibt es keinen Grund, Rans Gedächtnis zu löschen ^.~ Schuldig ist kein Anhängsel *lach* Der Fokus hat sich notwendigerweise in diesen Vergangenheitskapiteln auf Nagi verschoben ^^ Na dann lies mal schnell weiter, damit du mehr über Schneider erfahren kannst *grins* @Lacu: Hm, Crawford hat sich im ersten Moment tatsächlich an seinen Bruder erinnert gefühlt, ganz einfach deshalb, weil Nagi Hilfe benötigte. Aber das hat sich geändert, als sich auch Nagi im letzten Kapitel änderte. Das Verhalten, das der Junge zuvor gezeigt hatte, war nur eine Art Persona gewesen. Sobald die abgelegt wurde, war Nagi viel zu intelligent und eigenständig, um Crawford noch an seinen Bruder denken zu lassen. @Kralle: Du liegst vollkommen richtig. Wie auch Crawford und Schuldig zuvor wird Nagis Auftrag lauten, eine bestimmte Person zu töten. Aber hast du auch eine Idee, wer das sein könnte? Wie gesagt, in den Gegenwartskapiteln wurde der Tod dieser Person mal erwähnt ^^ Was Nagi als kleinen Bruder angeht – lies einfach meine Antwort bei Lacu ^^ @Jemma: *grins* Du solltest Schuldigs Intelligenz nicht unterschätzen. Er setzt sie bloß nicht so offensichtlich ein. Und ich denke, er ist zu arrogant, um wirklich Komplexe zu bekommen ^.~ Nagi hat sich so schnell geändert, weil er erkannt hatte, dass er sich jetzt in Sicherheit befand. Damit konnte er die Maske ablegen, die er brauchte, während er auf der Straße lebte und hat zu dem zurückgefunden, der er zuvor war. Gerade weil er so intelligent ist, musste er so einen Schutzmechanismus verwenden, damit ihn das Leben auf der Straße nicht zerbrechen konnte (er hatte sich sozusagen für die Zwischenzeit selbst dümmer gemacht). Er ist jetzt natürlich abgehärteter und zynischer als zuvor, aber seine grundlegende Persönlichkeit ist die von früher. Dieser Wechsel lässt es nun erscheinen, dass er alles schnell überwunden hat, aber wie die Ereignisse um Mizuki später zeigen, ist das nicht ganz die Wahrheit… Teil 203 „Für mich war das die perfekte Welt“ Schneider antwortete nicht gleich, dafür war es jetzt die Hand des Älteren, die durch seine Haare strich. Unwillkürlich schmiegte er sich noch enger an Schneider, hob kurz den Kopf, so dass ihm ein Kuss auf die Stirn gedrückt werden konnte. Allmählich sollte er anfangen abzukühlen, doch ihm war immer noch warm. Vielleicht lag es an der Hitze, die zwischen ihnen gefangen war. Oder Schneider machte irgendetwas… Dessen Hand vergrub sich noch tiefer in seine Haare, als sollten sich die Finger dauerhaft damit verweben, dann fing Schneider an zu sprechen. „Ich habe mir nur ihre Lehren zu Herzen genommen. Wenn sie mir alles wegnehmen konnten, konnte ich wenigstens versuchen, ihnen den Gefallen zu erwidern. Du weißt bereits, wie ich begonnen habe, nicht wahr?“ Mit kühler Sachlichkeit vorgetragen. Er könnte hier genauso gut einem beliebigen Referat zuhören. Noch ein bisschen näher und er lag nahezu auf Schneider, ein Arm wurde sichernd um seine Taille geschlungen. „Die Büros, sie werden von Talenten geleitet.“ Er musste an Herrn Jansen denken und Herrn Schumann. Letzteren hatte er zwar nie getroffen, aber Herr Rodriguez, der direkt unter dem Leiter arbeitete, kannte den Direktor zweifellos recht gut. Da war es kein großer Sprung anzunehmen, dass Gleiches für Herrn Schumann galt. „Sie werden von Talenten geleitet, die Sie handverlesen haben“, präzisierte er dann seine Aussage. Zufriedenheit traf ihn, auch wenn sie seltsam dumpf wirkte. „Mm… genau das.“ „Hatten Sie keine Angst, verraten zu werden? Und sei es auch nur aus Versehen?“ Schneider lachte kurz auf. „Was man nicht weiß, kann man nicht verraten.“ Anscheinend wollte der Ältere, dass er es selbst herausbekam und so strengte er wieder seinen eigenen Verstand an. „Schuldig…“ Er zwinkerte. Es war gar nicht so schwierig, er hatte so viele Puzzleteile bereits besessen. „Sie haben damals dafür gesorgt, dass er sich niemals daran erinnern wird, wie es um seinen Bootsunfall wirklich bestellt war. Dass es tatsächlich nur ein Unfall war.“ Und das war ohne jede Zustimmung des jungen Telepathen geschehen. „Ihre Leute haben von Ihren Plänen gewusst, aber dabei kooperiert, dass Sie diese Erinnerung…“ Nicht löschen, nein. Dann hätte Herr Jansen nicht diese seltsamen Bemerkungen machen dürfen. Er fand die richtige Bezeichnung. „…verbergen. Und nur wenn Sie die Sperre aufheben, kehrt die Erinnerung zurück.“ Es war bewundernswert und trotzdem wurde ihm innerlich kalt. Herr Jansen hatte vollkommen Recht gehabt. Es _war_ nervenaufreibend. Ein falscher Schritt… Doch im nächsten Moment tat sein Verstand auch schon den nächsten Schritt, denn diese Erinnerung hatte ein weiteres Detail zutage gefördert. Langsam schlich sich seine Hand zum Hals des Älteren, spielte mit der unauffälligen Kette dort. „Ihr Codegeber. Sobald die Ältesten aus dem Weg geräumt sind, hätten Sie damit Zugang zu allen geschützten Einrichtungen.“ Natürlich bedeutete es für die Ältesten ein gewisses Risiko, jemandem so eine Macht in die Hand zu geben. Andererseits glaubten sie unzweifelhaft, dass Schneider voll und ganz ihnen gehörte. Und sie konnten nicht ausschließen, dass sie alle drei auf einmal sterben könnten, selbst wenn es nur durch einen dummen Unfall geschehen sollte. Jemand musste dann unbestritten die Nachfolge antreten können, weil interne Machtkämpfe SZ ansonsten von innen heraus zerstören würden. „Sie hatten alle Figuren an der richtigen Stelle, aber…“ „Aber es wäre trotzdem riskant gewesen, einfach zu rebellieren“, beendete Schneider den Satz für ihn. „Und gleichzeitig ist es schwierig, an die Ältesten heranzukommen, ohne einen Verdacht zu erwecken. Wären sie bei ihrem jährlichen Besuch auf Rosenkreuz umgekommen, hätte schnell jemand misstrauisch werden können. Selbst wenn meine Machtübernahme gelungen wäre, hätte ich Widerstand in den eigenen Reihen gehabt.“ „Und Sie wollten den Fehler der Ältesten nicht wiederholen.“ „Ich war ein guter Schüler.“ Die Ironie war schneidend scharf. „Ich stand also vor einem kleinen Problem. Doch dann kam Herrn Frankens Vision und alles änderte sich. Auf einmal tat sich ein Weg auf, an dessen Ende ich die Ältesten losgeworden wäre, ohne dass auch nur der leiseste Verdacht auf mich gefallen wäre. Ich hatte bereits Jahre gewartet, also konnte ich auch noch ein paar weitere Jahre warten.“ Natürlich… „Sie hätten alles auf Schwarz geschoben.“ Das Auflachen blieb in seiner Kehle stecken, als er an die Absurdität der ganzen Situation dachte. „Ja, bloß dass sich eine weitere Komplikation ergab…“ Echter Humor lag in diesem Moment in Schneiders Stimme. „Sie wollen nicht mehr, dass mich die Schuld trifft.“ Schneider umarmte ihn so fest, dass ihm für einen Moment die Luft wegblieb. „Das wollte ich schon eine ganze Weile nicht mehr“, wurde ihm dann leise zugestimmt. „Und deswegen bin ich heute hier. Ich wollte deine Pläne erfahren.“ „Und dafür sorgen, dass wir beide bekommen, was wir wollen?“ „Wenn es sich einrichten lässt…“ Er begann zu ahnen, dass er sich nicht vollständig von Rosenkreuz – von _Schneider_ – würde lösen können. Aber vielleicht… hatten sich seine Prioritäten sowieso schon ein bisschen verschoben. Schneider rollte sie beide herum und die eisblauen Augen fanden seinen Blick, bannten ihn. So seltsam ihm die Idee jemanden zu lieben immer noch erschien, er verstand, warum er sich ausgerechnet den Direktor ausgesucht hatte. Wenn er etwas respektieren konnte, dann war es der Wille, sich aus Kontrolle zu befreien. Und Schneider besaß ihn im Übermaß. Er wurde angelächelt und lächelte zurück. In diesem Moment verschwand die Frage, was sie Schneider eigentlich weggenommen hatten, im Hintergrund. Er bog den Rücken durch, als sich Schneiders Mund an seinen Hals heftete. Ein sanfter Biss folgte, dann mehr Druck und neue Hitze erwachte in ihm. Schneider ließ sich davon nicht beeindrucken, nahm sich alle Zeit der Welt und bald waren seine Gedanken nicht mehr kohärent genug, um dagegen zu protestieren. Handabdrücke brannten sich in seine Haut, es würde ihn nicht wundern, wenn er sie morgen noch im Spiegel sehen könnte, aber das würde nicht geschehen. Es war noch nie geschehen. Ein fester Griff um seinen Oberarm drückte ihn auf die Matratze zurück, als er versuchte, seinerseits nach Schneider zu reichen und die _davon_ zurückbleibenden blauen Flecken waren echt. Nicht, dass er sich daran stören würde. Er konnte verstehen, dass Schneider ihn… markieren wollte. Er gab endgültig auf, als Finger in ihn eindrangen und den Punkt fanden, der alle Nerven kurzzuschließen schien. Eine Aufforderung versuchte sich in den Überbleibseln seines Verstandes zu formen, sie blieb unausformuliert, aber ihre Essenz wurde verstanden. Und Schneider beschloss, ihm seinen Wunsch zu erfüllen und ihn nicht länger warten zu lassen. Dankbar schlang er die Arme um den Hals des Älteren und versank in dem Abgrund, der sich hinter den eisblauen Augen verbarg. „Wollten Sie mich ablenken?“ Er wusste nicht, wie lange er gebraucht hatte, um sich wieder halbwegs zu erholen, aber sein Körper kündigte bereits an, dass er es noch bereuen würde, ihn so in Anspruch genommen zu haben. Nichts konnte ihm in diesem Moment weniger egal sein. „Das wäre sinnlos.“ Mit einem leichten Lächeln. Schneider stützte sich auf einem Ellenbogen hoch, streckte dann die Hand nach ihm aus und begann die Konturen seines Gesichts nachzuzeichnen. Natürlich hatte Schneider Recht. Er lächelte ebenfalls, doch es verschwand, als sein Magen plötzlich knurrte. Der Ältere lachte auf. „Ich hab dich wohl vom Mittagessen abgehalten. Das sollten wir schnellstens beheben.“ Er widersprach nicht, weil Schneider sowieso tun würde, was dieser wollte. Stattdessen quälte er sich aus dem Bett und nutzte die Zwangspause, während der Direktor den Zimmerservice anrief, um unter die Dusche zu kommen. Sobald er unter dem belebenden Wasserstrahl stand, ließ er sich gegen die kühlen Fliesen sinken, die Augen geschlossen. Auch wenn er vorhin fast alles selbst zusammengesetzt hatte, hatte ihm bisher die Gelegenheit gefehlt, tatsächlich über diese Informationen _nachzudenken_. Ein nachträgliches Zittern durchlief ihn. Im Vergleich dazu war sein Weg regelrecht einfach gewesen. Er wusste nicht, wie Schneider das durchgehalten hatte, so viel Planung, so viel Geduld. Erleichterung erfüllte ihn, als die Tür der Duschkabine geöffnet wurde und Schneider sich zu ihm gesellte, denn es war viel angenehmer, sich gegen den Älteren zu lehnen. „Wie?“, fragte er so leise, dass es kaum über das Rauschen des Wassers drang. „Wie haben Sie das geschafft?“ „Man benötigt nur die richtige Motivation…“ Schneider küsste seinen Nacken, griff anschließend nach dem Duschgel. Und für ein paar weitere Minuten hielt er seine Fragen zurück. So lange, bis sie das Bad verlassen hatten, jetzt wieder angezogen. Gerade rechtzeitig, wie sich herausstellte, da gleich darauf jemand an der Tür klopfte, um ihnen ihr Essen zu bringen. Wenig später saßen sie sich am Tisch gegenüber und inzwischen war sein Hunger so ausgeprägt, dass er nicht einmal Appetit benötigt hätte. Aber erstaunlicherweise war der ihm gar nicht vergangen. Und auch Schneider langte in aller Seelenruhe zu, als würde es dem Älteren gar nichts ausmachen, jeden Moment mehr erzählen zu müssen. Er stockte, die Gabel verharrte auf ihrem Weg zu seinem Mund. Braune Augen suchten die seines Gegenübers, als ihm zum ersten Mal bewusst wurde, dass ihm Schneider rein gar nichts erzählen musste. Er würde sowieso kooperieren, ihm blieb ja gar nichts anderes übrig. Nein, Schneider tat das freiwillig und er fragte sich, warum das so war. „Vielleicht möchte ich ganz einfach, dass du Bescheid weißt.“ Schneider hatte seinen Blick sofort erwidert und antwortete auf seinen unausgesprochenen Gedanken, ohne zu zögern. Aber auch ohne ein Lächeln. Er senkte den Blick und die Gabel, starrte auf seinen Teller, weil er nicht wusste, was er sagen sollte und nicht wagte, die nächste Frage zu stellen. Schneider wartete auf keine. „Ich habe vorhin meine Eltern erwähnt, erinnerst du dich?“ Ja, das tat er. Und nun rief er sich die Formulierung genau ins Gedächtnis zurück. Womit ihm endlich auffiel, was ihm schon längst hätte auffallen sollen. „Sie haben die Vergangenheitsform verwendet…“ „Gut“, wurde er gelobt. Schneider klang distanziert. Und als er aufsah, waren die eisblauen Augen nicht auf ihn gerichtet sondern blickten durch ihn hindurch. Etwas in ihm begann sich zusammenzuziehen, als er die nächsten Worte vorausahnte. Auch wenn er mit seinen eigenen Eltern nie viel hatte anfangen können, wusste er, dass es auch anders sein konnte. Und bei Schneider war es offensichtlich anders gewesen. „Meine Mutter starb bei meiner Geburt.“ Die Distanz blieb erhalten und beraubte die Aussage jeglichen Ausdrucks. „Sie war eine ausgezeichnete Telepathin, aber in diesem Moment war sie zu geschwächt und…“ Schneider stockte, setzte dann neu an. Das erste Zeichen einer Emotion war über dessen Gesicht geflackert. „Du weißt, was für ein Schock die Geburt für ein Baby ist. Dummerweise erwachte mein Talent in dem Moment, in dem ich das Licht der Welt erblickte und ich schlug zu.“ Ein Lächeln, das gar keines war, begann an den Mundwinkeln des Älteren zu ziehen. „Nicht, dass ich irgendeine Erinnerung daran hätte, aber mein Vater hat es mir erzählt. Ohne ihn hätte ich auch nicht lange genug überlebt, um überhaupt etwas davon zu erfahren.“ Die nächste Pause wurde eingelegt, weil Schneider einer Erinnerung nachzuhängen schien. „Er war bei meiner Geburt dabei und hatte die Geistesgegenwart mich aufzufangen, als alle anderen zusammenbrachen.“ Das Besteck war schon längst seinen Händen entglitten und er hielt beinahe den Atem an, um kein einziges Wort zu verpassen. „Später fand man heraus, dass mein Vater völlig immun gegen mein Talent war und das war auch der einzige Grund, warum sie mich bei ihm leben ließen. Denn wie du sicher auf Rosenkreuz erfahren hast, hält sich niemand gerne für länger in meiner Nähe auf. Aber sie wollten mich nicht völlig aufgeben, nicht, wenn ich so stark war. Und so warteten sie darauf, dass ich Schilde entwickeln würde, die mein Talent im Zaum halten konnten.“ Er wollte sich gar nicht vorstellen, wie es für andere gewesen sein mochte, bevor Schneider die entsprechende Kontrolle erlangte. Aber das hieß auch… „Ja, ich bin sehr isoliert aufgewachsen. Aber mein Vater lernte, diese Immunität zu steuern, so dass ich seine Gedanken lesen konnte, ohne dass er die Nebenwirkungen in Kauf nehmen musste. Ansonsten war er ein Talentloser und sie haben in zwölf Jahren nie herausgefunden, wie er das hinbekommen hat.“ Dieses Lächeln enthielt Bitterkeit. „Stell dir das vor, in all der Zeit hatte ich ihn für mich allein und ich wusste ohne jeden Zweifel, dass er mich liebte, obwohl ich meine Mutter getötet hatte.“ Mehr Erinnerungen schienen in dem Älteren aufzusteigen und obwohl er wirklich versuchte, sich das vorzustellen, gelang es ihm einfach nicht. Seine Eltern waren so… vollkommen anders gewesen. Er schüttelte den Kopf, vertrieb seine eigenen Erinnerungen und war fast dankbar, als Schneider weitersprach. „Natürlich bekam ich Heimunterricht, sie versorgten meinen Vater mit den notwendigen Unterlagen. Er war ein guter Lehrer, obwohl das nicht sein Beruf gewesen war, nicht diese Art von Unterricht jedenfalls. Und ich vermisste keine Spielkameraden, weil er immer Zeit zum Spielen hatte. Für mich war das die perfekte Welt. Sie gefiel mir sogar noch, als sie andere Kinder vorbeischickten. Solche, die Schilde mit ausreichender Stärke besaßen, um es wenigstens für eine Weile in meiner Nähe auszuhalten.“ Und konnte er sich nicht zu gut denken, wer genau darunter gewesen sein musste? Schneider nickte nur, unterbrach seinen Bericht aber nicht. „Sie mussten die Isolation brechen, sonst hätten sie wohl später trotz allem nicht viel mit mir anfangen können. Aber so klug sie sich bis dahin verhalten hatten, zum Schluss machten sie einen Fehler.“ Schneiders Gesichtszüge verhärteten sich zu einer Maske. „Ich schaffte es, die erforderlichen Schilde zu entwickeln. Und damit unterschrieb ich das Todesurteil für meinen Vater.“ Er wünschte sich, die Logik nicht zu erkennen, aber er war schließlich lange genug auf Rosenkreuz gewesen, um ihre Methoden zu kennen. „Sie töteten meinen Vater vor meinen Augen, um mir zu zeigen, was passieren würde, sollte ich ihnen nicht gehorchen.“ ~TBC~ Wie ihr seht, hat Schneider mindestens genauso gute Gründe für dessen Handeln wie Crawford für seins… cya, cu ^-^ Kapitel 204: "Rückblicke LXXXIV - Er wird Bodyguards benötigen. Nur weiß er bisher nichts davon" ------------------------------------------------------------------------------------------------ Close Distance (Teil 204) Titel: Close Distance Teil: 204/21x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Heute gibt es das letzte Vergangenheitskapitel. ^^ Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: *knufflz* Morwen-san: Hm, Crawfords Vorstellungen spiegeln auch nicht unbedingt meine wider, aber ich schreibe ja über ihn, nicht wahr? ^^ Von daher kann ich gut verstehen, wenn du nicht mit allem einverstanden bist, was er tut. Ich hätte die Geschichte auch beenden können, ohne das Crawford - oder der geneigte Leser ^.~ - jemals etwas über Schneiders Motive erfährt. Aber für mich war das der perfekte Weg zu zeigen, dass Crawford Schneider alles andere als gleichgültig ist. ^^ @F4-Phantom: Schneider würde garantiert dankend darauf verzichten *lach* Durch die Art und Weise, wie er aufgewachsen ist, ist seine Interaktion mit anderen Menschen sowieso leicht gestört. Irgendwelche Mitleidsbekundungen würden ihm sicher nicht gefallen… Ah, ich habe schon vor langer Zeit gesagt, dass ich nicht vorhabe, das Finale des Animes doll abzuändern. Von daher sei versichert, dass die Ältesten sich bald von der Welt verabschieden dürfen *grins* @Lacu: Das Schlimme an der Sache ist ja, dass sich diese Grausamkeiten immer weiter fortsetzen. Erst wurde Schneiders Familie zerstört, dann Crawfords und in der Folge auch Rans. Jeder Täter ist auf eine bestimmte Art auch Opfer und das ist für mich ein Hauptmerkmal von Rosenkreuz. @Kralle: Stimmt, diese Woche bekommst du die Auflösung. Und nein, Nagis Vater ist es nicht. Der wurde ja in den Gegenwartskapiteln nie erwähnt *zwinka* Außerdem habe ich diese Konstellation ja schon in CotM mit Brad und seinem Vater verwendet. ^^ Teil 204 „Rückblicke LXXXIV - Er wird Bodyguards benötigen. Nur weiß er bisher nichts davon“ Er musste an Schuldigs Frage denken, während er Nagi beobachtete. Sie war ihm ein knappes Jahr zuvor gestellt worden, aber er hatte sie nie vergessen. Nein, er hatte es nicht gewusst, aber geahnt, seit er die Veränderung in Nagi in jener Nacht bemerkt hatte. Nagi war wirklich ein Genie, hatte in Monaten gelernt, wozu andere Jahre brauchten. Es wurde Zeit, seine Ausbildung zum Abschluss zu bringen und ohne Zweifel wollte Herr Jansen nachher genau darüber mit ihm sprechen. Der Junge hatte auf seine Ankunft nicht reagiert – viel zu sehr mit seinem Computer beschäftigt – und regte sich auch nicht, als er sich vom Türrahmen löste, um zu gehen. Er bemerkte nicht die dunkelblauen Augen, die sich in seinen Rücken bohrten, sobald er sich abgewandt hatte. Herr Jansen erwartete ihn bereits, bat ihn mit einem Lächeln, Platz zu nehmen. „Sie wissen sicher schon, worum es geht.“ „Ich kann es mir denken.“ Seine Mundwinkel bogen sich erwidernd nach oben. „Nagis rasche Fortschritte haben uns alle überrascht. Hat er sich gut bei Ihnen eingelebt? Er scheint für sein Alter ein bisschen distanziert zu sein.“ „Vielleicht sind wir ihm ein bisschen zu dumm.“ Ironie blitzte in braunen Augen auf, aber er meinte es nicht einmal halb in Scherz. „Und ja, er hat sich gut in Schwarz integriert. Seine Recherchen haben einige unserer Aufgaben erleichtert.“ Der ältere Mann nickte verstehend. „Gut, wir haben eine neue Aufgabe für Schwarz. Einen dauerhaften Posten.“ Unwillkürlich richtete er sich etwas mehr auf, interessiert. „Wer wird unser Auftraggeber sein?“ „Ein hiesiger Politiker. Takatori ist sein Name.“ Aufmerksam wurde er gemustert, als würde Herr Jansen auf eine bestimmte Reaktion warten. „Ich habe über ihn gelesen. Er gehört zur Jigen-Partei, nicht wahr? Hat große Ambitionen.“ Sein innerliches Schnauben hielt er aus seiner Stimme heraus. „Wofür braucht er uns?“ Herr Jansen hatte genickt, in Bestätigung seiner knappen Ausführungen und jetzt umspielte ein schmales Lächeln dessen Lippen. „Er wird Bodyguards benötigen. Nur weiß er bisher nichts davon.“ „Verstehe…“ Seine Stirn legte sich kurz in Falten. „Welches Interesse hat SZ an ihm?“ Da die Initiative nicht von Takatori ausging, blieb nur das. „Wie Sie bereits sagen, er hat vor, weit zu kommen. Und er steht bereits jetzt in der Schuld von SZ. Sie wünschen ihn auf dem Posten des Premierministers zu sehen.“ „Wir sollen also dafür sorgen, dass er der nächste Parteichef wird.“ Denn mit dieser Position hätte Takatori den Job so gut wie in der Tasche. Der Jigen-Partei gehörte zurzeit die Wählergunst und laut den Prognosen würde sich daran nicht so schnell etwas ändern. Er erntete ein weiteres Nicken. „Sie haben ausreichend Zeit. Die nächste Wahl findet erst in einem guten Jahr statt.“ Das war genug, um subtil vorzugehen. „Haben Sie bereits entschieden, wie Takatori davon überzeugt werden soll, dass er Bodyguards benötigt?“ Wortlos wurde ihm die heutige Zeitung rübergeschoben. Der Artikel beschäftigte sich mit einer Benefizveranstaltung der Jigen-Partei, die nächste Woche stattfinden sollte. Er hatte ihn bereits gelesen, warf Herrn Jansen daher einen fragenden Blick zu. „Takatori hat eine uneheliche Tochter. Er hat sie eingeladen, ihn zu der Feier zu begleiten.“ Ein uneheliches Kind – das Takatori dennoch anerkannte. Ja, das müsste ausreichend sein. „Ich nehme an, dass seine anderen Kinder noch gebraucht werden…“ „Der ältere Sohn ist Takatoris Privatsekretär. Ich denke, Sie werden auch genug zu tun haben, ohne dass er von der Bildfläche verschwindet. Und Masafumi ist mit Experimenten beschäftigt, die fortgeführt werden sollen.“ Und natürlich konnten sie nicht Takatori selbst als Ziel auswählen. Blieb also nur noch das Mädchen übrig. „Es wird Nagis Initiations-Auftrag sein“, meinte er schließlich. Keine Frage, Gewissheit. Herr Jansen neigte trotzdem den Kopf. „Danach wird er mit auf die Teamliste gesetzt. Herr Schneider hat keinen Zweifel an seinem Erfolg und bereits einen Codenamen gewählt. Sie können Nagi ausrichten, dass er als ‚Prodigy’ geführt werden wird.“ Seine Miene versteinerte, als der Direktor erwähnt wurde. Es war ihm gelungen, den älteren Mann im vergangenen Jahr nahezu aus seinem Bewusstsein zu streichen, aber jetzt waren da wieder die eisblauen Augen, die ihn aus seiner Erinnerung heraus beobachteten. Er hasste solche Momente, denn sie brachten auch etwas anderes zurück. Mit Mühe konzentrierte er sich auf die Information an sich. Natürlich zog Schneider kein Versagen auch nur in Erwägung und natürlich hatte dieser die perfekte Bezeichnung für Nagi gefunden. Der Junge würde es wahrscheinlich mit Belustigung aufnehmen. Und im Hintergrund der dunkelblauen Augen würde die Frage stehen, ob das sein Ernst war. Ob er sich wirklich für immer an diese Organisation binden wollte. Etwas, worüber er nicht nachdenken wollte. „Das werde ich“, antwortete er endlich, wenn auch ein wenig flach. „Nach erfolgreicher Durchführung werden Sie keine Aufträge mehr über das Büro bekommen. Sie stehen Takatori zur vollen Verfügung und dürfen nur intervenieren, wenn Sie die Interessen von SZ gefährdet sehen.“ Auf der anderen Seite hieß das auch, dass seine Verbindung zu SZ für diesen Zeitraum nahezu negiert wurde. Er wusste nicht, ob es eine gute Idee war, ihn so viel Freiheit schmecken zu lassen. Aber diese Überlegung würde er Herrn Jansen kaum auf die Nase binden. Im Gegenteil, in einer automatischen Reaktion verstärkte er sogar seine Schilde, obwohl er es mit keinem Telepathen zu tun hatte. „Wird er über unsere Talente informiert werden?“ Herr Jansen seufzte leise und lehnte sich zurück. „Auch wenn ich es nicht gerne sehe, wenn Außenstehende über uns Bescheid wissen, wurde entschieden, dass Takatori von Ihrem und Schuldigs Talent erfahren soll. Es wird ihm unmöglich sein, so ein Angebot abzulehnen.“ Seine Mundwinkel zuckten. „Der Rest von Schwarz soll sich also eher im Hintergrund halten.“ Er hatte nichts dagegen. Er würde Schuldigs Fähigkeiten zudem herunterspielen, was ihn zum direkten Ansprechpartner des Politikers machen würde. Auf diese Weise hatte er wenigstens die meiste Kontrolle. „Was ist mit einer neuen Unterkunft?“ Er hatte den Leiter schon vorher darauf angesprochen. Farfarello war ruhiger geworden und es würde sich nicht gut machen, wenn der Ire weiter in der Nervenheilanstalt verbleiben sollte, sobald dieser zu Takatoris Bodyguards gehörte. Was ihm endlich ein stichhaltiges Argument in die Hand hab. Sein Gegenüber wusste das auch. „Wir haben bereits ein passendes Haus für Sie gefunden. Der Keller ist groß genug, um darin einen schallgedämpften Trainingsraum und eine Zelle für Farfarello unterbringen zu können. Dennoch muss er weiterhin seine Medikamente bekommen. Einmal wöchentlich hat er sich dafür zu melden. Sollte die Behandlung anschlagen, wurde mir gesagt, dass der Wechsel zu einem anderen Rhythmus möglich ist.“ Nun lehnte sich Herr Jansen zu ihm vor. „Sobald Farfarello sich allerdings als nicht händelbar erweist, muss er zurück in die Klinik.“ „Natürlich. Aber Nagi wird sich sicher als hilfreich erweisen, wenn es darum geht, ihn unter Kontrolle zu halten.“ Er zuckte mit keiner Wimper, obwohl ihm bewusst war, dass SZ Schwarz mittels dieser Medikamente an der Leine hielt. Einer sehr langen vielleicht, aber sie war nichtsdestotrotz vorhanden. Und manchmal glaubte er, daran zu ersticken. „Zweifellos.“ Der Ältere erhob sich. „Für die genaue Ausführung lasse ich Ihnen freie Hand, solange Nagi die eigentliche Aufgabe übernimmt. Wir sehen uns wieder, bevor Sie zu Takatori wechseln.“ Eine Hand wurde ausgestreckt. Er stand ebenfalls auf und ergriff sie. „Vielen Dank für Ihr Vertrauen.“ Nicht sarkastisch, aber auch ohne viel Aufrichtigkeit. Dazu war diese Situation einer anderen zu ähnlich. „Ich könnte ihr Herz anhalten, das wäre viel unauffälliger.“ Nagi ließ seine Zielperson nicht aus den Augen. Ouka hing am Arm ihres Vaters und redete fröhlich auf ihn ein, was dieser mit einem nachsichtigen Lächeln geschehen ließ. Ja, sie würde ausreichen… Ein Lächeln glitt über seine Lippen, das dem von Takatori sogar ähnlich war. „Das bezweifle ich nicht. Aber du weißt, worum es hier geht.“ „Ja.“ Kühl. Nagi schien unbeeindruckt von den Aussichten. „Ist jemand von ihnen hier, um meine Leistung zu beurteilen?“ Er nickte nur stumm und legte eine Hand auf die Schulter des Jungen. Und für einen Atemzug lehnte sich Nagi gegen ihn, wie auf der Suche nach Halt. Denn wenn alles gesagt und getan war, war der Telekinet noch viel zu jung, um so etwas von ihm zu verlangen, ungeachtet seiner Befähigung dazu. Aber dieser Moment ging vorbei und Nagis Gestalt straffte sich. „Es ist ein guter Zeitpunkt. Wenn ich sie jetzt erschieße, wird jeder denken, dass Takatori das eigentliche Ziel war.“ Der Politiker beugte sich gerade zu seiner Tochter herab, die ihm wohl etwas ins Ohr flüstern wollte. Nagi fragte nicht, ob Schuldig bereit war. Das hier war ein Auftrag und sie konnten sich auf den Orangehaarigen verlassen. Eine Waffe flog regelrecht in die Hand des Jungen, unsichtbar für alle außer Schwarz. Nagi hatte sich den Spaß gemacht, sie mittels seines Talentes durch ein offenes Fenster hereinzuschmuggeln. Einfach, weil der Junge es konnte, nicht, weil es erforderlich war. Und dann klang ein Schuss auf, hallte in dem großen Saal nach. Für eine Sekunde folgte ihm absolute Stille, als alle den Atem anzuhalten schienen. Bis Takatori aufschrie, in seinen Armen das tote Gewicht seiner Tochter. Panik brach aus und ruhig wandte er sich von dem Anblick ab, Nagi an seiner Seite. Die Waffe war schon längst wieder verschwunden und inmitten der Menschenmenge verließen sie das Gebäude, bevor jemand auf die Idee kommen konnte, die Türen zu verschließen, um den Täter so einzusperren. Dazu waren alle zu sehr um ihre eigene Haut besorgt. Er lächelte knapp, als frische Luft über seine Wangen strich. Sie hatten nie auf der Gästeliste gestanden und so würde Takatori keinen Verdacht schöpfen können. Es war alles wie geplant verlaufen. Auf der Heimfahrt regte sich Nagi nicht, blickte einfach nur aus dem Fenster. Er bemerkte, wie grüne Augen den Jungen mit einem merkwürdigen Ausdruck musterten, doch es fiel kein Wort zwischen ihnen, auch nicht auf der mentalen Ebene. Erst als Nagi im Bett lag, ging er zu ihm, setzte sich auf die Bettkante. „Ich habe die Bestätigung bekommen. Du bist jetzt ein vollwertiges Mitglied von Schwarz.“ „Und ich musste nur jemanden dafür töten…“ Tiefschwarz wirkten Nagis Augen im herrschenden Zwielicht. Ohne das Licht aus dem Flur wäre es im Zimmer stockduster. Seine Hand bewegte sich von ganz allein, strich durch braune Strähnen. Gerade hatte Nagi alles von seinem erwachsenen Gebaren verloren, war wie ein kleines Kind. Und stimmte das nicht in Wirklichkeit auch? „Ich möchte zu euch gehören.“ Ein weiteres Flüstern, kaum hörbar. „Aber nicht zu ihnen.“ Nagi verstummte abrupt, als würde dieser seine Reaktion fürchten. Und Säure brannte in seinem Magen, erinnerte ihn an das, was er selbst wollte. „Eines Tages, Nagi…“, versprach er dem Jungen und sich selbst, während etwas Finsteres in braunen Augen aufglomm. „Eines Tages…“ ****** Er parkte mehr schlecht als recht, aber ohne Kratzer im Lack seines Cabrios zu hinterlassen. Crawford würde es nur als Rechtfertigung sehen, ihm das Trinken zu verbieten. Mit einem lautlosen Fluch presste er die flache Hand gegen seine Stirn, als könnte er so das dumpfe Pochen dahinter loswerden. Es war kein guter Tag gewesen… Manchmal beschloss sein Talent, einfach etwas zu viele Stimmen aufzufangen und dann halfen ihm selbst seine Schilde nicht mehr. Alkohol war in solchem Fall eine Lösung, Sex eine andere. Doch diese Nacht hatte nicht einmal beides in Kombination die Kopfschmerzen vertreiben können. Mit einem wie aufgemalt wirkenden Grinsen arbeitete er sich in Richtung Haustür vor, kämpfte dann mit dem Schlüssel. Ein aussichtsloses Unterfangen, weshalb er es mit Erleichterung aufnahm, als jemand von innen öffnete. Es war Farfarello. Der Anblick des Jüngeren schaffte es beinahe, ihn zu ernüchtern. Er hatte sich noch nicht daran gewähnt, dass der Ire jetzt bei ihnen wohnte. Und auch wenn er ihn normalerweise nicht fürchtete, ließ ihn etwas in dem bernsteinfarbenen Auge trocken schlucken. „Du stinkst nach Sex“, meinte Farfarello vorwurfsvoll, bevor dieser beiseite trat. Der Blick wurde keine Sekunde von ihm genommen. Sein Grinsen gewann nicht an Aufrichtigkeit, nur an Schärfe, als er hineinging. „Wer hat dich aus deinem Kämmerlein gelassen?“, ignorierte er Farfs Bemerkung. Die von dem Jüngeren ausgehende Anspannung ließ sich nicht so einfach ignorieren. Sie stand schon zu lange zwischen ihnen. Eine Faust packte ihn am Hemd und schob ihn gegen die Wand. Der dumpfe Laut wurde durch das Zufallen der Tür geechot. Halbherzig versuchte er, sich aus dem festen Griff zu befreien, aber Farfarello hatte nicht umsonst den Namen Berserker erhalten. „Was ist los?“, verlangte er zu wissen. „Du bist unachtsam, Er wird es ausnutzen, wenn du nicht aufpasst.“ „Und wie genau ist das dein Problem?“ Der Andere leckte sich über den linken Unterarm und jetzt erst bemerkte er den tiefen Schnitt dort. Ohne dass er es wollte, meldete sich Besorgnis in ihm und diese Reaktion wurde registriert. Farfarello schenkte ihm ein blutverschmiertes Lächeln. „Es ist mein Problem, weil ich nicht vorhabe, dich Ihm zu überlassen. Du gehörst mir.“ Und dann küsste ihn der Jüngere ohne jede Vorwarnung. Der Blutgeschmack ließ ihn beinahe würgen, aber sein Talent griff bereits nach dem grauen Rauschen im Kopf des Anderen und sein Körper begrüßte die Aussicht auf mehr Sex. Es wurde still um sie herum. Nicht das schwarze Nichts von Crawford, aber es kam ihm näher als alles andere, was er bisher ausprobiert hatte. Plötzlich ließ Farfarello von ihm ab und trat einen Schritt zurück. Es war schwer, sich nur mit Unterstützung der Wand aufrecht zu halten. Verwirrt starrte er den Iren an, leckte sich über die Lippen und konnte das Blut immer noch schmecken. Etwas blitzte in Farfarellos Hand auf, ein Messer, das dieser sich aus der Küche genommen haben musste. Ihm wurde kalt, als die Klinge an seiner Kehle zu ruhen kam. „Du wirst damit aufhören“, forderte der Jüngere. Ihm schwamm der Kopf, aber er schaffte es zu nicken. Er verstand nicht wirklich, was hier vorging, doch ein weiterer Kuss löste die Klinge ab, dort, wo jetzt auch er selbst einen Schnitt trug. Das Messer fiel zu Boden, als Farfarello lieber beide Arme um ihn schlang und dann fanden sich wieder ihre Lippen. Vielleicht verstand er ja doch. Etwas in ihm auf jeden Fall. Denn dieser Teil hatte schon lange auf derselben Wellenlänge wie Farfarellos Anspannung geschwungen. ****** Er steckte die Betäubungspistole weg, nachdem er zugesehen hatte, wie Schuldig und Farfarello im Keller verschwunden waren. Ein schmales Lächeln kurvte seine Mundwinkel, als er sich über den unerwarteten Ausgang dieser Begegnung wunderte, doch es war schnell wieder verschwunden. Seine Zimmertür schloss sich hinter ihm und er trat ans Fenster, blickte hinaus in die Dunkelheit. Etwas, was er selten genug tat, dass jetzt ein merkwürdiges Gefühl in ihm aufstieg. Das Verlangen, einen Blick über die Schulter zu werfen. Um dort eisblauen Augen zu begegnen. Aber Schneider war natürlich nicht hier und er wollte ihn auch nie mehr wiedersehen. Ganz bestimmt nicht. Er hatte jetzt alles, was er haben wollte, haben konnte. Ein vollwertiges Team. Einen wichtigen Auftrag. Und sobald er diese eine letzte Aufgabe für die Ältesten erfüllt hatte, würde er endgültig seine Ruhe haben. Es sollte reichen, nicht wahr? Die Dunkelheit spiegelte sich in braunen Augen wider. ~ Ende der Rückblicke ~ So, das war es dann mit den Rückblicken. Wie es mit Schwarz weitergeht, wisst ihr ja bereits. ^^ Oukas Tod wurde übrigens in Teil 49 schon einmal erwähnt – dort hat Omi auch spekuliert, dass ihr Tod der Anlass für Takatori war, sich Bodyguards zuzulegen. Natürlich hatte Omi nicht geahnt, dass Schwarz auf diese Weise selbst dafür gesorgt hatten, dass sie den Job bekamen ^^# cya, cu ^-^ Kapitel 205: "Es ist nicht so einfach, wenn man sich wirklich für jemand anderen interessiert, hm?" --------------------------------------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 205) Titel: Close Distance Teil: 205/21x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Heute gibt es paar mehr Eröffnungen. Wenn ihr genau hinschaut, könnt ihr auch Crawfords ursprüngliche Pläne aus dem folgenden Kapitel herauslesen ^^ Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: *winkz* Hab jetzt den ersten Tag im neuen Job hinter mir und es sieht ganz so aus, als würde es nächste Woche gleich so richtig zur Sache gehen… @Lacu: Ich hätte beinahe verpeilt, dass ich noch die Szene mit Farf und Schuldig schreiben muss. Aber beinahe heißt ja nicht ganz, ne? *grins* Irgendwie war ich erleichtert, als ich mit den Vergangenheitskapiteln endlich fertig war. Ich hoffe bloß, mir ist jetzt nix anderes entwischt, was eigentlich noch hätte geschrieben werden müssen ^^# @Kralle: Da es ne halbe Ewigkeit her, wundert es mich überhaupt nicht, dass du nicht mehr an Ouka gedacht hast. ^^ Anfangs hatte ich das Mädel einfach nur loswerden wollen, weil ich keine Lust hatte, doll was über sie zu schreiben. Und dann kam mir die Idee, dass ich sie durch Schwarz in der Vergangenheit killen lassen könnte. Das mit Nagi hat sich erst recht spät ergeben *zugeb* Lies einfach den heutigen Teil, wenn du mehr zu Ran wissen willst *zwinka* Auch wenn er heute noch nicht auftaucht, wird er auf jeden Fall erwähnt ^^ @Jemma: Die Szene zwischen Farf und Schuldig hatte ich schon solange im Kopf, dass ich irgendwie dachte, sie wäre schon in der Fanfic drin ^^°°° Irgendwie ist es mir nicht so ganz gelungen, sie richtig zu Papier zu bringen, aber ich hoffe, du fandest sie trotzdem okay. Jupp, die gesamte Story geht jetzt ihrem Ende entgegen, aber ein Sequel befindet sich zumindest in Planung und bis das geschrieben wird, könnt ihr RftS lesen ^____^ @F4-Phantom: Hm, ich glaube, im Anime wurde nicht erwähnt, wie Schwarz eigentlich zu Takatori gekommen waren. Aber ich dachte, meine Variante würde auf jeden Fall zu ihnen passen *grins* Ansonsten habe ich ja schon öfter gesagt, dass diese Geschichte eine Alternative zum Anime ist und daher gibt es natürlich Ähnlichkeiten (auch wenn die zum Ende hin eher weniger wurden…) ^^ In dieser Fanfic bleibt einiges unausgesprochen, weil ich nie weiß, was ich einem Leser eigentlich erklären muss ^^# Also liegt es ganz sicher nicht nur an deinem Denkvermögen *knuffel* Teil 205 „Es ist nicht so einfach, wenn man sich wirklich für jemand anderen interessiert, hm?“ Er stützte beide Ellenbogen auf dem Tisch auf, um das Gesicht in einer erschöpften Geste in seinen Händen zu verbergen. Hörte das denn niemals auf? Als er wieder aufsah, schien Schneider völlig unberührt von dem, was dieser ihm eben gesagt hatte. Aber nur an der Oberfläche. Er stellte fest, dass er in einem seltsamen Zwiespalt gefangen war. Auf der einen Seite hatte er mehr als genug gehört, aber auf der anderen wollte er jedes Detail erfahren, alles, was das Leben des Älteren bestimmt hatte. Verwundert über sich selbst zwinkerte er langsam, wurde von dem schmalen aber echten Lächeln überrascht, das auf einmal die Lippen des Älteren kurvte. „Willst du noch mehr Fragen stellen?“ Natürlich, das war es. Er konnte sich bloß nicht vorstellen, dass Schneider jetzt wirklich bereit war, sie zu beantworten. Es war, als würde plötzlich eine ganz andere Art von Hunger in ihm nagen und er war sich nicht sicher, ob er mit dieser Entwicklung besonders glücklich war. Schneider schob den Teller von sich, um danach aufzustehen und neben ihn zu treten. „Es ist nicht so einfach, wenn man sich wirklich für jemand anderen interessiert, hm?“ Es machte vieles komplizierter, stimmte er innerlich zu, ließ sich dann hochziehen. Doch er selbst war es, der Schneider umarmte. „Erzählen Sie mir mehr?“ „Wenn du es wünschst.“ Ein kleines bisschen Druck und er setzte sich in Bewegung, obwohl er gerade überhaupt keine Lust hatte, sich zu rühren. Aber es war nicht weit und gleich darauf saßen sie auf der Couch, ohne dass er die Umarmung gelöst hätte. Schneider sprach weiter, als hätte es nie eine Unterbrechung gegeben. „Sie dachten, sie hätten mich in dem Moment gebrochen und ich tat nichts, um sie vom Gegenteil zu überzeugen. Mein Vater hatte geahnt, was geschehen würde und mich darauf vorbereitet. Mein Talent, das so oft eher wie ein Fluch erschien, war mir darin nützlich. Wenn ich nicht will, dass jemand etwas von mir erfährt, tut er es auch nicht.“ So kalt, dass die Luft um sie herum für einen Moment zu gefrieren schien. Er fröstelte und wollte lieber nicht daran denken, wie sich dieses Wissen auf ein Kind ausgewirkt haben musste. Das Schlimmste war, dass er keinen anderen Weg sah. Hätte Schneider sich einfach geweigert, die notwendige Kontrolle seiner Schilde zu lernen, wäre er nutzlos für Rosenkreuz gewesen. So nutzlos wie Schneiders Vater. Es gab einfach kein Entkommen. Etwas in ihm tat weh, aber er hielt Schneider nicht auf, sondern hörte einfach nur zu. „Bist du müde?“ Schneider strich langsam durch seine Haare. Der Ältere war schon vor einer ganzen Weile verstummt, doch keiner von ihnen hatte sich seitdem vom Fleck gerührt. Er schüttelte nur den Kopf, betrachtete die neuen Informationen in seinem Kopf aus sicherer Distanz. Es waren Bilder darunter, als hätte Schneider ein paar kleine Erinnerungsfetzen direkt in ihn hineinverpflanzt und gerade wusste er nicht, wie viel er damit zu tun haben wollte. Schneider aus der Ferne zu kennen war viel leichter gewesen, auch wenn es ihn manchmal fast in den Wahnsinn getrieben hatte. Für einen Augenblick – oder vielleicht auch nur einen Bruchteil davon – wünschte er sich, alles wäre ein bisschen anders. Dass Schneiders Vergangenheit anders verlaufen wäre und er ihn früher getroffen hätte. Doch das war irrational und so verschwand der Gedanke so schnell wie er aufgetaucht war. Stattdessen tat er das, was er am besten konnte und setzte seinen Verstand auf eine richtige Aufgabe an. Schneider hatte seine eigenen Pläne erfahren wollen. Also breitete er sie vor ihm aus. Und der Direktor unterbrach ihn kein einziges Mal, lächelte nur ab und zu. „Das ist gut durchdacht“, lautete das abschließende Urteil des Älteren und sie beide hatten zu ihrer gewohnten Professionalität zurückgefunden, so dass es nicht schwer war, den Blick der eisblauen Augen zu erwidern. „Schwarz sollte eine echte Chance haben. Ich bin nicht der Ansicht, dass die Freiheit des Todes besser als gar keine Freiheit ist.“ Verstehen gemischt mit feinem Amüsement streifte ihn. „Aber ich hoffe, dass einige dieser Maßnahmen jetzt nicht mehr erforderlich sind…“ Für einen Moment war er versucht, Schneider die Zunge rauszustrecken. „In dem Fall hätte ich Ihnen kaum erzählen dürfen, was ich vorhatte.“ Schneider beugte sich zu ihm herüber, dessen Lippen berührten seine Schläfe, bevor die folgenden Worte in sein Ohr geflüstert wurden. „Wie wahr…“ Der warme Atem ließ ihn erschaudern, aber er schloss fest die Tür vor der Idee, Schneider richtig an sich heranzuziehen. Ein Lachen erklang in seinem Kopf, bevor Schneider weitersprach, dieses Mal wieder mit etwas mehr Abstand zwischen ihnen. „Ich würde mich einfach ungern mit Kritiker herumschlagen müssen. Es gelingt ihnen schon so, SZ ab und zu in die Quere zu kommen. Nicht auszudenken, wie ein persönlicher Rachefeldzug des Takatori-Burschen aussehen würde.“ Wieder richteten sich die eisblauen Augen auf ihn. „Wird der jetzige Kritikerchef auch ohne dein weiteres Zutun sterben?“, wurde er dann beinahe neugierig gefragt. Er zuckte mit den Schultern. „Ich gehe davon aus. Die Beziehung zwischen den beiden Brüdern ist schon viel zu sehr eskaliert. Perser hätte Weiß nicht auf die eigene Familie ansetzen dürfen, denn natürlich fragt sich Takatori jetzt, wie lange es dauert, bis er selbst dran ist.“ Ein schmales Lächeln umspielte seine Lippen. „Er ist gestern zum Parteichef ernannt worden, bei der nächsten Wahl wird er mit Sicherheit Premierminister. Das will er sich von seinem Bruder bestimmt nicht verderben lassen.“ Dann verschwand sein Lächeln. „Es stellt sich nur die Frage, ob Sie wollen, dass Takatori jr. anschließend Kritiker übernehmen soll.“ Weiß würde noch gebraucht werden, doch nun war es nicht mehr erforderlich, dass auch nur einer von ihnen diesen letzten Beitrag zu seinen Plänen überleben musste. Schneider nickte langsam. „Besser das bekannte Übel. Wir können weiterhin Kreise um sie herumlaufen, solange niemand einen Grund hat, sich ganz auf SZ zu konzentrieren. Und den werden sie ja nicht haben.“ Eine kurze, nachdenkliche Pause, bevor der Ältere den Kopf neigte. „Vielleicht solltest du Nagi mit der Aufgabe betreuen, auf Weiß aufzupassen, sobald es so weit ist.“ Er verstand sofort. Und ganz nebenbei war ihr Jüngster sowieso die beste Wahl. Sein Lächeln spiegelte das von Schneider wider. „Natürlich.“ Aber das waren Kleinigkeiten, es gab da etwas, was viel wichtiger war. Und so löste sich sein Lächeln schnell wieder auf. „Was wird aus Schwarz?“ „Ihr werdet keine Verräter sein.“ Aber das hieß noch lange nicht, dass sie auch frei sein würden. „Werden Sie uns gehen lassen?“ Es hätte so einfach sein sollen. Die Ältesten tot, SZ ins Chaos gestürzt und Schwarz bei der ganzen Sache umgekommen. Und nur zur Sicherheit noch die Ablenkung durch Kritiker. Aber das war nicht mehr möglich, nachdem Schneider die Wahrheit kannte. „Willst du gehen? Du könntest direkt für mich arbeiten.“ Er hatte nicht erwartet, dass dieser Vorschlag so verlockend klingen konnte. Aber auch wenn er Schneider jetzt verstand, war da weiterhin ein gewisses Ressentiment übrig. Denn nichts änderte sich an der Tatsache, dass Schneider seinen Bruder getötet hatte. Auch nicht der Fakt, dass er den Älteren liebte. „Warum haben Sie keinen anderen Weg gefunden?“ Schneider seufzte leise. „Es war der leichteste und der sicherste. Ich wusste, dass ich dich so bekommen würde. Und was es für dich bedeutete, war egal.“ Und wieder verstand er, auch wenn er es gar nicht wollte. Es hatte keinen Grund gegeben, einen anderen Weg zu finden. Schneider war kein guter Mensch, genauso wenig wie er selbst. Doch Verstehen konnte nicht so einfach mit Verzeihen gleichgesetzt werden und irgendwo tief in sich wusste er, dass er sich früher oder später auflehnen würde. Er konnte niemandem so viel Kontrolle über sein Leben gestatten, nicht einmal Schneider. „Dickkopf…“ Schneider klang nicht überrascht von seiner Entscheidung und in dieser Aussage lag etwas, das Wärme ähnelte. Auf einmal rahmten Hände sein Gesicht ein, die Augen des Älteren kamen immer näher, bis er seine eigenen schloss und dann blieb nur noch die Berührung übrig, als sie Stirn an Stirn dasaßen. Das dritte Mal in seinem Leben und wieder raubte ihm die Intensität den Atem, ließ sein Herz losrasen. Er wurde in einen Abgrund gestoßen und aufgefangen, dachte für ein paar endlose Sekunden wie Schneider, _war_ er und es tat weh, als er das wieder verlor und zu der Person wurde, die er schon immer gewesen war. Etwas, das nie zu ihm gehört hatte, war ihm erst gegeben worden, bloß um gleich darauf weggenommen zu werden und er vermisste es. Das Gefühl, keine Fragen haben zu müssen. Durch eine Welt zu gehen, in der er andere nicht erst kennenlernen musste, um zu verstehen, was in ihnen vorging. Zwölf Jahre einer Kindheit, in der es zwar nicht weniger Training als in seiner eigenen gegeben hatte, ganz im Gegenteil, aber dafür eine Person, die das alles wert war. Und dann dünnten die Eindrücke aus, verließen ihn und ließen nur noch eine Leere zurück. Eine Leere, die sich schließlich mit dem füllen würde, was ihn selbst ausmachte und dadurch endgültig verschwinden. Mit einem kaum hörbaren Seufzen sank er in sich zusammen, öffnete innerlich die Augen und sah viel zu kurz die Barrieren, die wieder errichtet worden waren, bevor er auch in der Realität die Augen aufschlug. „Ich werde dich gehen lassen. Nicht ganz, aber weit genug, damit du nicht zu fliehen versuchen musst.“ Schneider sprach in seine Haare hinein, denn er hatte den Kopf auf die Schulter des Älteren gelegt und nicht vor, das allzu bald zu ändern. So entging ihm aber auch der Gesichtsausdruck des Direktors bei den folgenden Worten. „So ungern ich Ran auch Recht behalten lasse…“ Mit trockenem Humor. Ein Ruck ging durch ihn und obwohl er es gar nicht vorgehabt hatte, starrte er Schneider im nächsten Moment an. „Was wollen Sie damit sagen?“ „Dass er genau das gedacht hatte.“ Es war schwierig, sich auf diese neue Situation einzustellen und er versuchte, sich an Rans Reaktionen zu erinnern, musste aber feststellen, dass er viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt gewesen war. „Er weiß es?“ Woher? Er hatte Ran nie von seiner Beziehung zu Schneider erzählt. Der lachte jetzt auf. „Du solltest ihn nicht unterschätzen. Er kann nicht nur gut beobachten, wenn er es darauf anlegt.“ „Interessant…“, flüsterte er, als ihm Schneiders Bemerkung einfiel, nachdem der Ran offensichtlich gescannt hatte. „Ja, genau das ist er. Er hat einen Teil von dem, was seine Schwester so nützlich für die Zwecke der Ältesten macht. Nicht direkt ein Talent… aber es ist damit verwandt. Es ist das, was ihn an seine Schwester bindet, sie am Leben hält. Ich kann nicht beurteilen, ob die Verbindung überwiegend von ihr ausgeht und er seine Fähigkeit verliert, sollte sie erwachen oder sterben. Aber interessant bleibt es trotzdem.“ „Was für eine Fähigkeit?“ Schneider lächelte und sanfter Spott blitzte in den eisblauen Augen auf. „Es gefällt dir nicht besonders, so überrascht zu werden, hm?“ Er war kurz davor, dem Älteren an den Kragen zu gehen, als der auch schon freiwillig weitersprach. „Wenn es ein bisschen anders wäre – und bedeutend stärker, hätte er vielleicht ein Empath sein können. So aber fühlt er sich einfach nur von anderen Talenten angezogen, es muss da eine gewisse Affinität bestehen. Und ab und zu gelingt es ihm sogar, eine kurze Verbindung aufzubauen. Nicht viel, nur so, dass er einen Eindruck davon erhält, in welcher Stimmung sich das andere Talent befindet.“ „Sie machen Witze“, meinte er schwach. Woraufhin er bloß wieder ausgelacht wurde. „Nein, es ist mein Ernst. Ran ist es nicht bewusst, aber das erklärt auch, warum er euch so gerne um sich hat. Ganz abgesehen von der Psychotour, die du mit ihm abgezogen hast. Ich bin noch gar nicht dazu gekommen, dir dazu zu gratulieren.“ Zuerst wusste er nicht, was er dazu sagen sollte. Dann verzogen sich seine Lippen in ein schiefes Lächeln. „Ich habe eben vom Besten gelernt.“ Und es lag nur eine Spur von Bitterkeit darin. Schneider strich ihm ein paar Strähnen aus der Stirn. „Ich kann nicht behaupten, dass mir leidtut, was ich getan habe.“ „Ich weiß…“ Da wäre es noch wahrscheinlicher, dass er seine eigenen Entscheidungen was Rans Familie anging bereuen würde. Und er konnte sich nicht vorstellen, dass das jemals geschehen würde. Er erhielt ein Nicken, Reaktion auf das, was er gesagt hatte und was unausgesprochen blieb. Dann wurde Schneider nachdenklich. „Ich frage mich nur, warum Herr Stephenson das mit Ran nicht schon bemerkt hat.“ Er dachte selbst darüber nach und fand schnell die Lösung. „Ran hat nie mit ihm gesprochen. Es ergab sich nicht die Notwendigkeit, da ich den Kontakt mit Dr. Stephenson aufrechterhalten habe. Auf diese Weise konnte ich am besten kontrollieren, was genau Ran erfuhr. Die beiden sind sich höchstens Mal aus Zufall über den Weg gelaufen und in dem Fall war garantiert ein wirkliches Talent in Rans Begleitung.“ Womit der Emulator schwerlich etwas von dem Rothaarigen hätte auffangen können. Schneider stimmte seiner Erklärung zu, schenkte ihm dann ein Lächeln. „Du hast Herrn Stephenson nicht vertraut, obwohl du wusstest, dass er für mich arbeitet?“ Er zog nur eine Augenbraue hoch. „Ich hatte keine Ahnung, welches Spiel Sie eigentlich spielten. Warum hätte ich ein unnötiges Risiko eingehen sollen?“ Und Schneider lachte wieder. „Sehr gut, Crawford. Sehr gut.“ ~TBC~ *grins* Ich hoffe, ihr seid von der Eröffnung über Ran nicht allzu sehr überrascht. Es wurde des Öfteren angedeutet, vor allem im Umgang mit Schuldig und Crawford, aber auch bei Nagi und Farfarello. Und jetzt seht ihr auch, dass ihr euch keine Sorgen machen müsst, was die Beziehung von Ran und Crawford angeht ^^ Hm… falls noch irgendwelche offenen Fragen bestehen, solltet ihr mir die mit in den Commi schreiben. Dann kann ich sehen, ob ich das bereits in den letzten Kapiteln eingeplant habe oder ob ich noch was dazu schreiben muss *lieb sag* cya, cu ^-^ Kapitel 206: "Anders als ich könnte er niemals genug Kontrolle über dich ausüben, um dich davonzustoßen" -------------------------------------------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 206) Titel: Close Distance Teil: 206/21x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Das letzte Kapitel mit Schneider und Crawford, was die ganzen Eröffnungen angeht. ^^ Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Lacu: Stimmt, das mit der Adresse werde ich noch einbauen ^^ Freut mich zu hören, dass ich anscheinend nichts vergessen habe. Als Talent würde ich das, was Ran hat, nicht bezeichnen. Eher als eine gewisse Sensibilität für andere Talente. Und das Pairing Crawford/Ran verschwindet nicht aus der Geschichte. Weswegen, klang in der gesamten Fanfic mit, wird aber im heutigen Teil auch noch einmal von Schneider ausgesprochen. *nod* @F4-Phantom: *lach* Ich will doch sehr hoffen, dass dieses Pseudo-Talent in die Story passt. Schließlich habe ich von Anfang an versucht, Andeutungen einzubauen ^^ Und auch wenn ich Crawford zutraue, Ran für seine eigenen Zwecke zu manipulieren, kann ich mir nicht vorstellen, dass das Verhältnis zwischen Ran und Schwarz sich so entwickelt hätte, wenn es da nicht diese Fähigkeit bei Ran gegeben hätte. Crawford war viel zu sehr mit seinen eigenen Plänen beschäftigt, als dass ihm so etwas aufgefallen wäre. Er hat nur gemerkt, wie alles richtig zusammenfiel. Aber wie er schon früher festgestellt hat, verrät sein Talent ihm nicht die Motivationen oder Gründe für die Ereignisse. Und so kann er eben immer noch überrascht werden. @Kralle: Keine Sorge, du musst nur noch dieses Kapitel hier überstehen *versprech* Ich weiß, dass das ziemlich viel Schneider/Crawford am Stück war, aber es gab einige Hintergründe aufzudecken und das war nun einmal die richtige Stelle dafür ^^ @Jemma: Ja genau. *grins* Es gibt da eine klare Wechselwirkung. Ran wurde durch seine Fähigkeit sozusagen auf Schwarz ‚eingestimmt’ und reagierte dadurch anders auf sie als Leute normalerweise. Was natürlich dazu führte, dass Schwarz auch anders auf ihn reagierte – jedenfalls nach einer gewissen Eingewöhnungszeit. Obwohl man natürlich nicht aus den Augen verlieren sollte, dass seit Beginn der Story ja nur ein paar Wochen vergangen sind und die Entwicklung alles in allem doch sehr schnell abgelaufen ist ^^# Teil 206 „Anders als ich könnte er niemals genug Kontrolle über dich ausüben, um dich davonzustoßen“ Die Überreste ihres verspäteten Mittagessens war schon längst abgeholt worden, als Herr Schneider von der Couch aufstand und sich streckte. Anschließend musterten ihn die eisblauen Augen mit dem Anklang eines Lächelns. „Ich werde jetzt besser ins Bett gehen. Morgen habe ich einen langen Tag vor mir und während des Fluges konnte ich nicht viel schlafen.“ Das Lächeln war jetzt auch um die Mundwinkel des Älteren herum sichtbar. „Bleibst du hier?“ Er war noch sitzen geblieben, ließ sich durch den Kopf gehen, dass das nicht die beste aller Ideen wäre. Er musste morgen früh raus und sich vorher auf jeden Fall umziehen. Zudem wusste er nicht, wie viel Schlaf er hier tatsächlich bekommen würde. Dann aber begann sich Amüsement um ihn zu wickeln und er warf alle Bedenken über Bord. Er konnte auch mal tun, was er wirklich wollte und nicht nur, was gerade am vernünftigsten war. Und vor allem sollte er keine Ausreden erfinden. Schneider streckte ihm in diesem Moment die Hand hin und er ergriff sie, ohne jedes Zögern. Gleich darauf fand er sich in einer Umarmung wieder und ein leises Lachen driftete durch seinen Kopf. Wenigstens hatte er nicht das Gefühl, ausgelacht zu werden. Nicht ganz, jedenfalls. „Ich werde den Wecker für dich stellen.“ „Wird Sie das nicht stören?“ „Keine Sorge, wenn man älter wird, braucht man nicht mehr so viel Schlaf.“ Mühsam hielt er ein Lachen zurück, drückte sich gegen den festen, durchtrainierten Körper und sagte so, was er von Schneiders Behauptung hielt. Dessen Finger kämmten durch seine Haare, während Lippen die Linie seines Kiefers nachzogen. Sanfter Schmerz folgte den Berührungen, es war so vertraut, dass er tief durchatmen musste, um gegen das prompt aufsteigende Verlangen anzukämpfen und wenigstens die Chance auf einen Sieg zu haben. Schneider brummte leise etwas, fast unterhalb der Hörschwelle, ein Geräusch, das über seine Haut vibrierte und die Hitze folgte ihm. Die Augen fielen ihm zu, während er gleichzeitig gegen den Älteren fiel, für ein paar Sekunden hatte er gar keine Kraft mehr, sich selbständig auf den Beinen zu halten. Und selbst nachdem sich das Gefühl verflüchtigt hatte, schien für eine Weile jede Bewegung noch von einem Muskelzittern begleitet zu werden. Die folgenden Minuten verbrachte er wie in einem Nebel. Er wusste, dass er ins Bad ging und später ins Schlafzimmer, konnte sich aber nicht an die Einzelheiten seines Tuns erinnern. Schneider war es, der ihn auszog und als er endlich neben dem Älteren im Bett lag, kehrte ein Hauch von Realität zurück. Er atmete gegen Schneiders Hals, heiße Stöße von Luft, die auf ihn zurückprallten, während die Hand des Älteren ihre Erektionen fand und sie aneinander ausrichtete. Es fühlte sich überraschend gut an und baute ein Drängen in ihm auf, das nicht so überwältigend wie gewohnt war, dafür umso quälender. Und er genoss jede einzelne Sekunde davon, schlang einen Arm um Schneider, vielleicht, um ihn näher zu wissen, vielleicht aber auch, um einen Halt zu bekommen, den er gerade dringend benötigte. Es schien eine halbe Ewigkeit so weiterzugehen, ehe der Orgasmus plötzlich über ihm zusammenschlug und danach musste er sich keine Sorgen mehr darüber machen, vielleicht nicht einschlafen zu können. Er konnte die Augen schon nicht mehr offen halten, als Schneider nach dem bereitgelegten Handtuch griff und dann senkte sich auch schon Schwärze auf ihn herab, die ganz von der Substanz des Älteren erfüllt zu sein schien. Ein beharrliches Klingeln bestand darauf, dass er aufwachte und er war gerade so weit, nach dem Wecker zu greifen, als sich jemand über ihn beugte und die Aufgabe für ihn übernahm. Danach ließ sich Schneider regelrecht auf ihn fallen. „Morgen, Crawford.“ „Guten Morgen, Herr Schneider. Bereuen Sie Ihr Angebot jetzt doch?“ Schneider lachte in seinen Nacken hinein. „Wie kommst du auf diese Idee?“ Gleich darauf wurde er durch das gesamte Körpergewicht des Älteren in die Matratze gedrückt und eine Erektion presste sich unmissverständlich gegen seinen Hintern. Womit wohl alle Fragen beantwortet waren. Seine einzige Reaktion war ein vom Kissen ersticktes „Uff“ und dann entspannte er sich, was nicht weiter schwierig war, da seine Muskeln eh noch nicht wach genug waren, um viel Arbeit leisten zu können. Ihm blieb nur die Hoffnung, dass Schneider das hier mit eingeplant hatte, als dieser den Wecker stellte. „Darauf kannst du wetten.“ Und das waren für eine Weile die letzten Worte, die zwischen ihnen fielen. Schneider blieb im Bett liegen, als er sich ins Bad begab und es war wohl auch besser so, dass er keine Gesellschaft unter der Dusche bekam. Nicht auszudenken, wann er dann erst von hier wegkommen würde… Der Spiegel war beschlagen, als er die Kabine verließ, so dass er ihn erst einmal freiwischen musste. Gleich darauf starrte er sein Spiegelbild an, nicht wirklich überrascht von den Spuren, die seinen Körper übersäten. Er lächelte. Es war ein bekannter Anblick, auch wenn seit dem letzten Mal ein bisschen Zeit vergangen war. Untertrieben ausgedrückt. Höchstens die Zahl war ein wenig ungewohnt. Mit einem innerlichen Schulterzucken griff er nach dem bereitgestellten Einwegrasierer, in dem Vertrauen, dass Schneider seinen eigenen dabeihaben würde und kurz darauf kehrte er ins Schlafzimmer zurück, um sich dort anzuziehen. Er hatte keine Ahnung, wann das geschehen war, aber Schneider musste seine Sachen gestern noch ordentlich zusammengelegt haben. Und obenauf fand er frische Shorts und Socken. Um letztere überzuziehen, setzte er sich aufs Bett und gleich darauf wurde ein Paar Arme um ihn geschlungen. „Haben Sie immer noch nicht genug?“, fragte er belustigt. „Hm…“ Schneider tat so, als müsste er erst darüber nachdenken, dann verstärkte sich die Umarmung. „Du bist eben unwiderstehlich“, wurde ihm anschließend mitgeteilt. „Und Sie sind unmöglich.“ Trotzdem lehnte er sich zurück, in Gedanken damit beschäftigt, seinen Gefühlen nachzuspüren. Nein, die Nacht hatte nichts geändert, die Wut blieb verschwunden. Und wenn er jetzt danach zu greifen versuchte, schoben sich ihr Bilder in den Weg, die ihn davon abbrachten. Für einen Moment schloss er die Augen. Vielleicht fühlte sich so Akzeptanz an. „Ich werde dich vermissen…“, murmelte der Direktor ihm ins Ohr, von leichtem Amüsement durchzogen. „Warum? Wie lange dauert es denn, bis wir uns wiedersehen?“ „Viel zu lange.“ Jetzt schwang ein zurückgehaltenes Lachen in der Stimme des Älteren mit. „Bis heute Abend muss ich warten. Und dann werde ich nicht einmal etwas von dir haben.“ Er hielt sich mit Mühe davon ab, seinen Ellenbogen einzusetzen, um Schneider einen Stoß zu verpassen. „Hören Sie mit solchen Scherzen auf…“ Etwas änderte sich, er spürte, wie Schneider ernst wurde. „Aber es ist die Wahrheit. Ich werde bei euch vorbeischauen, damit wir den Rest deines Teams einweihen können.“ Er erstarrte kurz, atmete dann tief durch. Schneider hatte Recht, es wurde ernst. „Wie lange noch?“ „Dass ich hier bin sollte dir bereits verraten haben, dass die Ältesten in den nächsten Tagen eintreffen.“ Eine kurze Pause folgte. „Sonntag, Crawford. Sonntag.“ Der Schauder lief durch seinen Körper, bevor er ihn stoppen konnte. „Wird Takatori wirklich eingeladen werden?“ Er hatte damit gerechnet, aber wegen Ran musste er sicher sein. Schneider nickte, er fühlte die Bewegung. „Da er es so weit gebracht hat, werden sie ihn enger an sich binden wollen. Vor allem, wenn ich ihnen erzähle, dass Takatori in deiner Gegenwart leichte Zweifel an SZ geäußert hat. Die Zeremonie sollte mehr als genug sein, um ihn zu beeindrucken.“ Ja, die Ältesten würden so denken. Er lächelte ungesehen, doch schnell glättete sich seine Miene wieder. „Eine Woche ist trotzdem eine lange Zeit. Ist es nicht riskant, sie jetzt schon einzuweihen?“ „Wir werden Schuldigs Hilfe in Anspruch nehmen. Mit meiner Energie sollte es möglich sein, einen völlig abhörsicheren Raum zu schaffen. Ich werde es einzurichten wissen, dass die Informationen anschließend so gut in den Köpfen deines Teams verborgen sind, dass sie die nicht einmal selbst finden. Erst wenn alle Figuren am richtigen Platz sind, werde ich die Sperre wegnehmen.“ Er neigte den Kopf in automatischer Zustimmung, zweifelte nicht an Schneiders Befähigung, so etwas zu tun. Es war schließlich nicht das erste Mal für den Älteren. Aber da war etwas anderes, an das er schon eine Weile nicht mehr gedacht hatte. Schneiders Verbot damals, was Schuldigs Berührungen anging. Alle Argumente hatten immer so logisch geklungen, aber… Im nächsten Augenblick traf ihn die Ironie der Worte, die er damals Schneider gegenüber geäußert hatte. „Nun setzen wir es gegen SZ ein.“ Schneider lachte auf, ohne viel Humor dahinter. „Das kann man sehen, wie man will. SZ wird es schließlich nicht groß schaden, die Ältesten loszuwerden. Aber das ist es doch gar nicht, worum es dir wirklich geht.“ „Nein“, stimmte er leise zu. Er betrachtete die leere Wand, während er weitersprach. „Sie wussten, was der Kontakt zu mir für Schuldig bedeuten würde. Sie wussten es, weil Ihr Vater immun war. Bei ihm konnten Sie auch diese Stille haben, nicht wahr?“ Für eine Weile sagte Schneider gar nichts, doch er wurde nicht ungeduldig. Und dann wurde sein Warten auch schon belohnt. „Du hast Recht, es war so ähnlich. Wenn ich ihm freie Hand gelassen hätte, hätte Schuldig niemals aufgegeben. So lange, bis er zu dir durchgedrungen wäre.“ Wieder ein Moment des Schweigens. „Ich konnte nicht riskieren, dass er dir am Ende vielleicht so viel bedeuten würde, dass du für ihn die Möglichkeit deiner Rache aufgeben würdest. Das Risiko hätte dir zu groß sein können, ihn durch eine Auflehnung gegen SZ zu verlieren.“ Er zwinkerte überrascht. Am liebsten hätte er abgestritten, dass so etwas jemals hätte geschehen können. Doch wie sollte er sich dessen sicher sein? „Ich verstehe…“ „Ja, jetzt tust du es wirklich. Aber meine anderen Gründe hatten auch ihre Gültigkeit.“ „Natürlich. Sie lügen mich nicht an. Wenn dann, lassen Sie etwas aus.“ Er wollte nicht länger darüber nachdenken und statt sich weiter mit Möglichkeiten herumzuschlagen, wandte er sich wieder ihren sehr realen Plänen zu. „Was ist mit Ran?“ „Er kann dabei sein. Heute und Sonntag. Ich habe ihn gestern ausreichend getestet und er hat eine natürliche Veranlagung dazu, seine Gedanken abgeschottet zu halten. Durch Schuldigs vorhergehenden Eingriff war es ein Leichtes gewesen, den Block wieder aufzubauen. Neben der Sperre lassen wir ihn für den Rest der Woche darunter. Ich habe ihn leicht abgeändert, nicht einmal Schuldig wird jetzt etwas Vernünftiges von ihm erfahren können.“ Schneider verstummte kurz, küsste ihn unerwartet am Hals. „Langfristig solltest du trotzdem darüber nachdenken, ihn darin zu trainieren, Schilde aufzubauen. Normalerweise werden sie bei Talentlosen nicht besonders stark, aber ich habe dir gestern ja bereits erklärt, dass Ran da einen gewissen Vorteil besitzt.“ Schneider wusste, dass er vorgehabt hatte, Ran bei Schwarz zu behalten, selbst nachdem die ganze Sache vorbei war. „Natürlich weiß ich das. Du hast nichts getan, um das vor mir zu verbergen. Und genauso gut weiß ich, dass du deine Meinung nicht geändert hast.“ Oh… das hatte er tatsächlich nicht. Jetzt biss Schneider zu, dort, wo sich Hals und Schulter trafen, und der Schmerz ließ ihn kurz zusammenzucken. Es folgte ein weiterer Kuss, bevor Luft kühlend über die Stelle geblasen wurde. „Du magst den Jungen. Und anders als ich könnte er niemals genug Kontrolle über dich ausüben, um dich davonzustoßen.“ In den Worten lag ein Schulterzucken. „Es gibt keinen Grund für dich, ihn aufzugeben.“ „Es ist Ihnen egal?“ „Ich habe bereits beschlossen, dich gehen zu lassen. Warum sollte ich mich dir gerade in diesem Punkt in den Weg stellen?“ Er dachte darüber nach und kam zu dem Schluss, dass Schneider nicht eifersüchtig sein musste, nur weil er inzwischen wusste, dass er den Älteren liebte. Ihre Beziehung hatte sich gar nicht geändert, nur seine Wahrnehmung. Schneider antwortete auf seine unausgesprochenen Überlegungen. „Es hatte sich alles vor zwei Jahren entschieden. Was mir wichtiger ist… Ich kann dich jetzt nicht einmal zwingen, bei mir zu bleiben. Als Gegner kann ich dich nicht gebrauchen. Und du wärst auch noch ein zu großes Risiko.“ Es war beinahe eine Erleichterung, das zu hören. Ein Lächeln huschte über seine Lippen, bevor er den Kopf umwandte und einen Kuss auf Schneiders Wange drückte. Er erhielt ebenfalls ein Lächeln, wurde anschließend losgelassen, so dass er sich zu Ende anziehen konnte. Aus irgendeinem seltsamen Grund bestand Schneider darauf, ihm die Krawatte zu binden, aber dann war er frei zu gehen. Es war noch so früh, dass die Rezeption nur durch einen Mann besetzt war, dessen Blick ihn neugierig verfolgte, als er nach einem knappen Gruß das Hotel verließ. Der Wagen wartete auf ihn, wo er ihn gestern geparkt hatte und dann dauerte es nicht mehr lange, bis er auf das Grundstück einbog. Der Verkehr war um diese Zeit wirklich nicht erwähnenswert gewesen. Das Garagentor schloss mit einem mechanischen Surren hinter ihm, während seine Augen die Fenster absuchten. Wie erwartet begrüßte ihn überall nur Dunkelheit, weswegen er sich Mühe gab, das Haus möglichst lautlos zu betreten. ~TBC~ Nächste Woche werdet ihr Rans Reaktion erfahren. Wie schon gesagt, müsst ihr euch in der Hinsicht aber nicht viel Sorgen machen. Inzwischen wisst ihr ja auch, aus welchem Grund Ran sich Crawfords ziemlich sicher sein kann ^^ cya, cu ^-^ Kapitel 207: "Ich bin froh, dass du wieder da bist, Ran-kun" ------------------------------------------------------------ Close Distance (Teil 207) Titel: Close Distance Teil: 207/21x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Weil wir ihn eine Weile nicht gesehen haben, taucht auch Omi mal wieder auf. ^^ Ganz abgesehen von Crawford und Ran natürlich *grins* Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Nachdem ich jetzt weiß, dass du noch gesund und munter bist, hoffe ich, dass du bald mal wieder vorbeiliest *grins und knuffz* @Kralle: Du meinst so wie Schuldig damals von Farf in Empfang genommen wurde? *lach* In diesem Fall hat der Ire doch gar keinen Grund, schon so früh aus dem Bett zu sein. ^.~ @F4-Phantom: *snicker* Ich liebe Schneider auch, obwohl er in der Regel nicht besonders liebenswert ist. Ansonsten würde ich ja nicht so viel über ihn schreiben. Und wenn es dir um ihn geht, muss es dich nicht allzu viel kümmern, dass CD jetzt fast vorbei ist. In RftS wird er schließlich eine viel größere Rolle spielen. Keine Sorge, Omi ist noch nicht ganz aus der Story verschwunden *versprech und gleich mal nach unten auf das heutige Kapitel weis* @Lacu: Es lässt sich nicht ändern, dass CD jetzt dem Ende entgegengeht. Jede Geschichte ist einmal erzählt. Aber wie schon einmal erwähnt, irgendwo in meinem Kopf schwirren ja Ideen für ein Sequel herum und nach RftS werde ich es bestimmt auch schreiben ^^ Natürlich bin ich erleichtert, dieses Monstrum aber erst einmal zu einem vorläufigen Abschluss gebracht zu haben. Es ist kaum zu glauben, aber ich habe während meines gesamten Studiums daran geschrieben ^^# @Jemma: Wäre auch schlimm, wenn man das Ziel noch nicht absehen könnte, immerhin stehen nur noch ein Kapitel zwischen ihm und dem heutigen Teil ^^ Auf der einen Seite will ich auch nicht, dass es mit CD vorbei ist, aber auf der anderen ist es ein gutes Gefühl, so eine lange Fanfic wirklich zu Ende bringen zu können. Und wie sich schon zu Lacu sagte, du kannst dich ja einfach auf das Sequel freuen. Und bis dahin RftS lesen *zwinka* Teil 207 „Ich bin froh, dass du wieder da bist, Ran-kun“ Er legte sein Jackett und die Weste über die Armlehne der Couch, erstarrte kurz, als er hinter sich etwas hörte, doch gleich darauf entspannte er sich wieder. Schließlich gab es nur eine andere Person, die mit ihm im Zimmer war und von ihr drohte keine Gefahr. Langsam drehte er sich um, sah, dass Ran sich im Bett aufgesetzt hatte, die dunkle Silhouette hob sich deutlich gegen das dämmrige Grau ab. Ran schien ihn im selben Moment zu erspähen und Zähne blitzten auf, als der Jüngere lächelte. „Du kannst ruhig das Licht anschalten.“ Schlaftrunken noch, aber auf dem Wege zum Wachsein. Unwillkürlich erwiderte er das Lächeln und nach einem Abstecher zum Lichtschalter hin, näherte er sich Ran, begann dabei bereits, die Knöpfe an seinen Handgelenken zu lösen. Kaum dass er den Rothaarigen erreicht hatte, griff eine Hand nach ihm und bereitwillig setzte er sich zu Ran aufs Bett. Der setzte seine Arbeit fort, öffnete Knopf für Knopf, um ihm schließlich das Hemd über die Schultern zu streifen. Er war sich nicht sicher, welche Reaktion er erwartet hatte, doch es war bestimmt nicht die Faszination gewesen, die er kurz in den violetten Augen erkennen konnte, bevor diese sich wieder auf seinen Oberkörper richteten. Rans Blick tastete über die Andenken, die Schneider ihm hinterlassen hatte und dann folgte eine sehr viel realere Berührung. Die Fingerspitzen übten keinerlei Druck aus, wenn überhaupt kitzelten sie ihn ein bisschen. Ein tiefes Durchatmen, bevor Ran eine leise Frage stellte. „Tut das nicht weh?“ „Nicht besonders.“ Belustigung schlich sich in seine Stimme. Ran neigte den Kopf ein wenig. „Ich verstehe.“ Die violetten Augen suchten und fanden seinen Blick. „Ich hatte gedacht, du würdest länger bei ihm bleiben.“ „Tatsächlich…“ Er beugte sich vor, um Ran zu küssen, der nicht vor ihm zurückwich. Was auch immer der Jüngere von seiner Beziehung zu Schneider hielt, offensichtlich musste er sich nicht mit einem Eifersuchtsdrama herumschlagen. Schuldig hatte mehr Recht gehabt, als dem Telepathen wahrscheinlich bewusst gewesen war. Ran würde ihn nicht aufgeben, egal, was geschah. Ran seufzte leise und zufrieden in den Kuss hinein und gleich darauf hatte er ihn auf dem Schoß, die Arme um seinen Nacken geschlungen. „Mm, aber so ist es mir lieber“, wurde ihm mitgeteilt, nachdem sie sich voneinander getrennt hatten, um wieder Luft in ihre Lungen zu bringen. Er lächelte schon wieder, in den roten Haarschopf hinein, so dass Ran es nicht sehen konnte. „Möchtest du mir beim Frühstück Gesellschaft leisten?“ Ran rutschte ein wenig auf seinem Schoß herum, so dass schnell deutlich wurde, was genau der Jüngere gerade von ihm wollte. Doch es blieb dabei, dass er nicht viel Zeit hatte, bevor er ins Büro musste. Und so fand er einen Kompromiss, der ihnen beiden entgegen kam. Seine Hand fand ihren Weg zwischen ihre Körper, in die Shorts des Jüngeren und Rans Stirn fiel gegen seine Schulter, als sich die Finger um die vorgefundene Erektion schlossen. Es bedurfte nicht viel, um Ran bis zum Abgrund zu bringen und ihn dann hineinfallen zu lassen und anschließend hielt er den Jüngeren fest, bis dieser sich wieder erholt hatte. Die Aktion hatte ihm weitere Spuren eingebracht, dort, wo Rans Finger sich in seine Haut gekrallt hatten, doch sie waren im Vergleich zu den anderen vernachlässigbar. „Besser?“ „Das ging viel zu schnell“, beschwerte Ran sich, ohne es besonders ernst zu meinen, forderte dann einen weiteren Kuss ein. Das schien dem Jüngeren zu reichen, denn danach gewann er seine Freiheit zurück und konnte sich wie ursprünglich geplant umziehen. Während Ran ins Bad verschwand, begab er sich nach unten in die Küche und sah als erstes nach dem Kaffee. Der war inzwischen vollständig durchgelaufen, so dass er sich um den Rest des Frühstücks kümmern konnte. Wochentags wurden die Brötchen glücklicherweise besonders früh geliefert und wie erwartet fand er sie auf der Türschwelle vor, nachdem er mit dem Decken fertig war. Kurz darauf erhielt er Gesellschaft in Form eines jetzt vollkommen munter wirkenden Rans, der sich dankbar an den Tisch setzte und zuzugreifen begann. „Musst du heute früher zur Arbeit?“ „Ich habe vor, nicht zu spät Schluss zu machen“, erklärte er und beantwortete so gleichzeitig Rans Frage. „Was denkst du, kannst du dein Training mal ausfallen lassen?“ Violette Augen richteten sich überrascht auf ihn, bevor Ran ihn anlächelte. ****** Nagi nahm mit ihm zusammen die U-Bahn und schien ihm ab und zu einen versteckten Seitenblick zuzuwerfen, bis es ihm schließlich zu viel wurde und er sich dem Jüngeren offen zuwandte. „Was ist los?“, erkundigte er sich, nicht irritiert sondern eher belustigt, weil Nagi sonst immer sehr viel gefasster wirkte. „Ich frage mich nur, warum du so zufrieden aussiehst.“ Dunkelblaue Augen musterten ihn intensiv. „Schließlich war Crawford die ganze Nacht über beschäftigt gewesen, an ihm kann es also nicht liegen.“ Ein Grinsen flog über sein Gesicht. „Wenn ich mal außen vor lasse, dass wir immerhin den Morgen für uns hatten“, an dieser Stelle schnitt Nagi tatsächlich flüchtig eine Grimasse, wollte sich _das_ wohl lieber nicht vorstellen, „ist da immer noch die Tatsache, dass er heute wieder mit mir zum Dojo fahren wird.“ Nach einem Moment des Überlegens fügte er noch etwas hinzu, ehrlich, auch wenn er es nicht allzu gerne zugab. „Ich werde sogar mein übliches Training dafür sausen lassen.“ Der Braunhaarige lächelte ein kleines Lächeln. „Crawford ist sowieso besser.“ Ohne jeden Zweifel. Wenn es um einen echten Kampf ging, hatte Nagi auf jeden Fall Recht. Und alles andere war nicht wichtig. Er nickte kurz, lenkte seine Gedanken anschließend weg von dem kommenden Nachmittag und hin zu dem neben ihm sitzenden Jungen. Er hatte am Wochenende keine Zeit gefunden, wirklich mit ihm zu sprechen und fand, dass es inzwischen wirklich keine Entschuldigung mehr dafür gab. Es verwirrte ihn weiterhin, dass der Blondhaarige, der nach Yunshiros Aussage eigentlich Tsukiyono hieß, zu den Takatoris gehören sollte. Aber das war ihn diesem Fall gar nicht so wichtig. „Magst du diesen Jungen?“ Nagi war nicht einmal für eine Sekunde verwirrt, sondern wusste gleich, von wem die Rede war. Vielleicht hatte der Jüngere erwartet, von ihm darauf angesprochen zu werden. Nichtsdestotrotz erhielt er jetzt nur ein knappes Schulterzucken. „Er ist in Ordnung. Wenigstens kennt er sich mit Computern aus. Und auch mit dem, womit ich mich sonst so beschäftige.“ Nagi vermied es auszusprechen, was genau damit gemeint war. Er verstand, auch wenn seine Gedanken im nächsten Moment wieder zu den alltäglichen Dingen des Lebens zurückkehrten. „Versuch, ihn festzuhalten. Du weißt nicht, wie oft du noch die Chance hast, jemanden wie ihn zu treffen.“ Nagi sah ihn überlegend an. „Ich weiß nicht, ob ich überhaupt die Möglichkeit haben werde.“ In den Augen des Jüngeren stand kaum eine Emotion, als der das sagte. „Aber das ist kein Grund, es gar nicht erst zu versuchen.“ Weiter blieben die dunkelblauen Augen auf ihn gerichtet, als würde Nagi etwas betrachten, das nicht für jeden sichtbar war. „Du könntest Recht haben“, wurde ihm schließlich zugestanden. Yunshiro wartete am Schultor auf ihn, warf einen Blick auf sein Gesicht und platzte sofort mit einer Frage heraus. „Warum siehst du so fröhlich aus?“ Nagis Mundwinkel zuckten, der Jüngere sah aus, als würde er jeden Moment loslachen. „Guten Morgen, Miyato-sempai“, wurde sein Freund dann von ihm abgelenkt. „Oh, hallo, Naoe-kun. Was ist so lustig?“ „Nur, dass ich ihm eine ähnliche Frage auch schon gestellt habe. Anscheinend will er heute schwänzen und freut sich deswegen so sehr.“ Damit ließ Nagi sie beide stehen und spazierte durchs Schultor. Dunkle Augen verfolgten überrascht den Weg des Jungen, bevor sie sich wie ein Ziellaser auf ihn richteten. „Du hast _was_ vor?“ Yunshiro klang geradezu empört. Abwehrend hob er die Hände, ein Grinsen auf den Lippen. „Das kam jetzt etwas falsch rüber.“ Wieder Überraschung, bevor Yunshiro lächelte, ohne aber ganz sein Misstrauen zu verlieren. „Wenn das so ist, kannst du mir sicher erklären, was genau Naoe-kun damit gemeint hat.“ „Nur, dass ich heute nicht zum Training gehen werde. Oder besser gesagt, ich werde woanders trainieren. Also komm mir gar nicht erst mit dem Kommentar, ich würde hier abschlaffen.“ Sein Blick wurde mit einem unschuldigen Gesichtsausdruck erwidert. „Wäre mir niemals in den Sinn gekommen.“ Gleich darauf schlang Yunshiro einen Arm um seine Schulter. „Ich bin froh, dass du wieder da bist, Ran-kun.“ Kopfschüttelnd setzte er sich in Bewegung. „Wir haben uns doch nur zwei Tage nicht gesehen.“ Yunshiro lächelte ihn von der Seite an. „Was immer du sagst“, erhielt er als Erwiderung, bevor die Hand von seiner Schulter rutschte, um durch seine Haare zu fahren. Er beschloss, dass es sinnlos war, sich über Yunshiros seltsames Verhalten den Kopf zu zerbrechen. Zudem lenkte ihn dessen nächste Frage sowieso davon ab. „Wo willst du eigentlich trainieren?“ Yunshiro schien noch nicht ganz überzeugt. „In einem Dojo, das Crawford mir gezeigt hat. Ich war Samstag auch da und die Schüler sind wirklich gut.“ Er hatte nicht vor, seinen Freund darin einzuweihen, dass das nicht der Hauptgrund seiner Vorfreude war. Es blieb dabei, Yunshiro würde ihm garantiert den Kopf abreißen, sollte der von den Kämpfen mit echten Katanas erfahren. Der Andere konnte zum Glück keine Gedanken lesen und reagierte nur auf seine offen ausgesprochenen Worte. „Aber du hast sie geschlagen, nicht wahr?“ „Natürlich“, gab er nonchalant zurück und ihm gefiel das Lachen, in das Yunshiro daraufhin ausbrach. ****** Die Mittagssonne fand ihn unter seinem gewohnten Baum, schickte ihm ein paar Strahlen durch die leise rauschenden Blätter. Er hatte ein Buch bei sich, doch es lag an seiner Seite, während er wartete. Natürlich hatte er keine Garantie, dass Bombay auftauchen würde, aber der Ältere enttäuschte ihn nicht, sondern näherte sich ihm, nur wenige Minuten nachdem er seinen Platz eingenommen hatte. „Naoe-san“, erhielt er ein ziviles Nicken. Ein Lächeln begann seine Mundwinkel zu kurven, auch wenn man es nur sehen konnte, wenn man genau hinsah. „Tsukiyono-san. Du hast es dir übers Wochenende nicht anders überlegt?“ „Unsere Auftragslage ist unverändert.“ „Mm… ich denke, es freut mich, das zu hören.“ Nun lächelte auch Bombay und es reichte bis in die himmelblauen Augen hinein. „Unsere Verabredung für morgen steht also weiterhin?“ „Gewiss doch.“ Er machte eine einladende Geste, woraufhin der Ältere sich neben ihm niederließ. Bombay war innerlich fast genauso ruhig, wie er sich nach außen hin gab und er begrüßte diese Tatsache. Er könnte mit niemandem etwas anfangen, der vor ihm Angst hatte. Aber ein Fehlen jeglicher Vorsicht hätte Bombay nur als Dummkopf abgestempelt. Sie schwiegen für eine Weile, nebeneinander sitzend, ohne überflüssige Bewegungen. Bis er selbst es war, der wieder das Wort ergriff. „Was hast du so am Wochenende gemacht?“ Er hatte noch nie versucht, mit jemandem Smalltalk zu betreiben, aber bisher hatte er auch nie das Bedürfnis dazu empfunden. „Nichts Besonderes… Einer meiner Mitarbeiter musste sich um eine ältere Frau kümmern, die Zeuge eines Verbrechens geworden ist. Ich habe ihm dabei geholfen.“ Für einen Moment starrte Bombay ins Nichts, auch wenn dessen Blick eine Gruppe von Schülern zu mustern schien. Dann schien dem Älteren einzufallen, mit wem genau er sich gerade unterhielt und etwas, das nicht ganz ein Lächeln war, verzerrte für einen flüchtigen Augenblick dessen Lippen. „Du hast bestimmt von diesem Killer gehört, der sich auf Geistliche spezialisiert hat. Anscheinend ist sie in eine Kirche hineingewandert, kurz nachdem der dort ein Opfer gefunden hatte.“ Er glaubte seinen Ohren kaum zu trauen, doch nichts davon spiegelte sich auf seinem Gesicht wider. Es war direkt ungewöhnlich für Schuldig, sich nicht darüber zu beschweren, dass Weiß ihnen beinahe in die Quere gekommen war. Auf der anderen Seite war der Telepath wahrscheinlich in Gedanken zu sehr bei Herrn Schneider gewesen. Er gab nicht einmal vor sich selbst zu, dass sein Herz gerade ein bisschen schneller schlug. Denn heute würde er dem Direktor zum ersten Mal begegnen. Hastig löste er sich von diesen Überlegungen. „Geht es ihr gut?“ „Den Umständen entsprechend.“ Bombay stieß ein leises Schnauben aus. „Ruth-san wird wieder nach Hause fliegen. Der Junge, den sie zu treffen gehofft hatte, war wohl nicht gekommen. Ein Glück für ihn, wer weiß, was ihm sonst zugestoßen wäre.“ Er dachte über die Ironie nach, dass Bombay gerade über Farfarello sprach, ohne es zu wissen. Und der war zwar manchmal eine Gefahr für sich selbst, doch er bezweifelte, dass Bombay darauf hinausgewollt hatte. „Junge?“, stellte er sich unwissend. Und der Ältere erklärte ihm bereitwillig, was genau Weiß ebenfalls zu der Kirche geführt hatte, offenbar froh, ein unverfängliches Gesprächsthema gefunden zu haben. „Ich habe sogar ein Bild von ihm gesehen, das sie für die Suche übers Internet verwendet hat“, schloss Bombay schließlich die Ausführungen ab. Hatte er das. Und anscheinend, ohne die Verbindung zu Farfarello herzustellen. Nicht wirklich verwunderlich, wenn man bedachte, dass der Ire sich in der Zwischenzeit deutlich… verändert hatte. „Das Ganze klingt für mich sowieso wie ein verzweifelter Versuch ohne große Erfolgschancen. Sie hätte gleich zu Hause bleiben sollen.“ „Das ist kalt von dir.“ Aber Bombay lächelte. „Es ist die Wahrheit.“ ~TBC~ Yunshiro hat natürlich die Veränderung in Ran gemerkt. Ich hoffe es ist ein bissl rübergekommen, dass Schneiders Block ganz einfach besser ist als der von Schuldig zuvor und Ran deshalb zurzeit mehr seinem früheren Selbst ähnelt. ^^ cya, cu ^-^ Kapitel 208: "Vielleicht bereitet er deswegen so vielen Leuten Kopfschmerzen…" ------------------------------------------------------------------------------ Close Distance (Teil 208) Titel: Close Distance Teil: 208/21x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Everyone… meet Schneider ^^ Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: *winkz und knuffel* @Lacu: Eigentlich studiere ich nicht mehr *grins*, ich arbeite inzwischen schon. Nur die Diplomverteidigung steht noch aus. Aber ich habe BWL studiert mit Rechnungswesen und Steuern als Spezialisierung. Macht nix, wenn du unkreativ bist, ich freu mich schon, wenn ich irgendeine Rückmeldung bekomme. Beweist immerhin, dass du den letzten Teil gelesen hast *zwinka* Crawford wird dafür sorgen, dass Nagi und Omi noch ein bissl miteinander zu tun haben werden ^^ @Kralle: Also so würde ich Ran bestimmt nicht sehen. Schneider hat nur dafür gesorgt, dass Ran nicht über das nachdenken kann, was mit seiner Familie passiert ist. Aber er hat Ran nicht irgendwelchen Gehorsam eingeflößt. Schließlich weiß der Direktor, dass Ran sich sowieso schon ganz und gar Crawfords Sache verschrieben hat… @F4-Phantom: Omi hatte kaum eine Chance, Farfarello wiederzuerkennen. Anders als im Anime ist Weiß ja niemals gegen Schwarz angetreten. Daher hat Omi Farf nur genau ein Mal gesehen und das war auf dem Foto, dass ihm Perser (in Teil 183) gezeigt hat. Ganz abgesehen davon, dass es ein großes Wunder wäre, dadurch jemanden zu erkennen, von dem man zum Vergleich nur ein Kindheitsfoto hat, war Omi viel zu sehr durch die Erkenntnis abgelenkt gewesen, dass Nagi zu Schwarz gehört ^.~ Hm, ganz deiner Meinung *Schneider-Fähnchen schwenk* @Jemma: Ich hoffe, deine Prüfungen sind gut gelaufen. Wie viele waren es denn? Und Omi werde mehr von der Sache mit Ruth mitgenommen. Von Farf weiß er ja gar nichts. ^^ Weder Ken noch Omi hatten Farf in der Kirche gesehen, weil sie von Schuldig aufgehalten wurden und erst eintrafen, nachdem Farf, Ran und Schuldig schon weg waren. ^^ Teil 208 „Vielleicht bereitet er deswegen so vielen Leuten Kopfschmerzen…“ Crawfords Anruf hatte dafür gesorgt, dass er für den Tag mit Farfarello im Keller verschwand, um sich von dem Jüngeren in die Mangel nehmen zu lassen. So musste er wenigstens nicht über den bevorstehenden Besuch von Herrn Schneider nachdenken. Jedenfalls war das der Plan gewesen, nur leider erwies sich der Kampf nicht als ablenkend genug und bald hatte der Ire genug und pinnte ihn auf dem Boden fest. „Was ist los?“ Das bernsteinfarbene Auge funkelte ihn an, als wollte Farfarello unter die Gedankenleser gehen. Er wandte den Kopf zur Seite und starrte die Wand an. „Wir bekommen heute Besuch. Herrn Schneider.“ Er spie den Namen geradezu aus. „Das war zu erwarten. Du hast doch schon lange gewusst, dass er mit einsteigen wird.“ Es war in seiner Position gar nicht so einfach, mit den Schultern zu zucken. „Es reicht ja wohl, wenn Crawford sich mit ihm herumschlagen muss.“ Entblößte Zähne antworteten ihm darauf. „Wenn sie dich völlig außen vor lassen würden, würde dir das auch nicht gefallen.“ „Crawford könnte mir alles erzählen“, meinte er widerspenstig und merkte selbst, dass diese Unterhaltung allmählich absurd wurde, dazu hätte es nicht eines weiteren Grinsens von Farfarello bedurft. „Ich werde dich ab jetzt ein bisschen mehr ablenken“, versprach der Ire ihm, bevor er losgelassen und auf die Beine gezogen wurde. Er kam gar nicht mehr dazu, etwas darauf zu erwidern, denn in einem plötzlichen Energieausbruch stürzte sich der Jüngere auf ihn. Er hätte sich denken sollen, dass Herr Schneider nicht fair spielen würde… Noch während das Läuten der Türklingel durchs Haus hallte, flammten seine Schilde unter der Berührung des älteren Telepathen auf und so war er zu abgelenkt, um Farfarello vorzuwarnen. Der vielleicht längst wusste, wer genau da vor der Tür stehen würde. Langsam erhob er sich von der Couch und nicht viel schneller folgte er dem Weg, den der Jüngere genommen hatte. „Schuldig?“, klang eine leise Stimme vom Sessel her auf. Nagi hatte sich nicht wie üblich in sein Zimmer zurückgezogen, sondern ihnen mit seinem Laptop Gesellschaft geleistet. Er verharrte im Türrahmen, wandte sich zu dem Jungen um. „Das ist er, nicht wahr?“ Nagis Blick wirkte verschwommen, die Pupillen huschten in winzigen Bewegungen hin und her. „Ja.“ Ruhiger als er sich innerlich fühlte. Die dunkelblauen Augen richteten sich abrupt auf ihn, fokussierten sich. „Er ist wie Crawford. Aber gleichzeitig scheint ein Gewitter um ihn herum zu herrschen.“ Sein Lächeln wirkte gezwungen, das wusste er selbst. „Vielleicht bereitet er deswegen so vielen Leuten Kopfschmerzen…“ Damit ließ er Nagi allein und konzentrierte sich auf die Haustür, die gerade von Farfarello geöffnet wurde. „Jei. Wie schön dich wiederzusehen.“ Die Stimme des Direktors ließ ihn tatsächlich erstarren und er verfluchte sich innerlich selbst für diese Reaktion. Bevor er sich aber zu sehr verraten konnte, schaffte er es, sich gegen die Wand zu lehnen und die Arme vor der Brust zu verschränken. Farfarellos Antwort entging ihm völlig, drang nicht durch das Rauschen in seinen Ohren. Im nächsten Moment war Herr Schneider auch schon eingetreten und ein schmales Lächeln formte sich um dessen Lippen, als eisblaue Augen ihn entdeckten. „Guten Abend, Schuldig.“ „Guten Abend, Herr Schneider.“ Das begleitende Nicken geriet ein wenig abgehackt, aber wenigstens klang er nicht so atemlos, wie er sich gerade fühlte. Er wusste selbst nicht genau, was eigentlich gerade mit ihm los war, aber hinter seiner Stirn begannen sich bereits Kopfschmerzen zu entwickeln. Sein Körper hatte gelernt, dass Herrn Schneiders Nähe selten etwas Gutes für ihn bedeutete. „Ich nehme an, dass Crawford noch nicht zurück ist?“ Als ob Herr Schneider das nicht schon längst wusste. Erstens war dieser zu früh gekommen und zweitens konnte der Telepath ohne große Anstrengung alle im Haus befindlichen Personen orten. „Er müsste bald da sein.“ Stumm lobte er sich dafür, bei dieser Auskunft nicht mit den Zähnen zu knirschen. „Wenn Sie solange im Wohnzimmer warten wollen?“ Der Direktor lächelte schon wieder. „Natürlich, Schuldig.“ Abrupt wandte er sich ab und übernahm die Führung, während in seinem Nacken nicht nur der Blick des Älteren, sondern auch der von Farfarello brannte. Nagi war aufgestanden, wie er als erstes bemerkte, als er das Zimmer betrat. Der Junge sah aber an ihm vorbei, hatte Herrn Schneider klugerweise als eine Person eingeordnet, die man niemals aus den Augen verlieren sollte. Er kehrte zu seinem Platz auf der Couch zurück, während der Direktor sich Nagi näherte. „Du bist also Nagi…“ Warum überraschte es ihn überhaupt, Herrn Schneider Japanisch sprechen zu hören? Er wusste doch schon seit langem, dass der Direktor das konnte. Nagi jedenfalls reagierte kaum darauf, verbeugte sich lediglich vor dem älteren Mann. „Guten Abend, Herr Schneider.“ Die dunkelblauen Augen waren wieder unfokussiert und Herr Schneider schien nichts dagegen zu haben, dass der Telekinet sein Talent ein bisschen spielen ließ. Und erst als Nagi offensichtlich fertig war, was durch einen winzigen Schritt zurück verraten wurde, ergriff der Direktor wieder das Wort. „Machst du mit deinem Training Fortschritte? Ich könnte dich nach der Zeremonie“, an dieser Stelle wandelte sich Herrn Schneiders Lächeln zu etwas, das dafür sorgte, dass er sich unwillkürlich auf die Zunge biss, „sicherlich mit einem Heiler in Kontakt bringen, der dir dabei helfen kann.“ Nagis Augen weiteten sich und auch ihm wurde bewusst, dass Crawford Herrn Schneider tatsächlich von dieser neuen Entwicklung erzählt haben musste. Und gleich darauf verstand er diese Entscheidung, denn der Direktor hätte es sicherlich ohnehin erfahren, so wenig ihm dieser Gedanke gefiel. Ohne es zu merken, legte er eine Hand auf Farfarellos Schulter, der zu seinen Füßen Platz genommen hatte und suchte nach dem grauen Rauschen, ließ sich in den Sturm sinken, der immer noch im Verstand des Jüngeren herrschte. Ihre Blicke trafen sich kurz, dann wurde er von Nagis Antwort abgelenkt. „Vielen Dank für das Angebot, aber das muss Crawford entscheiden.“ „Wenn du dir sicher bist…“ „Das bin ich, Herr Schneider.“ Der Direktor drang nicht weiter auf den Jungen ein, sondern wählte den freien Sessel, um sich dort mit einer Zeitung niederzulassen, die zuvor vom Tisch genommen worden war. Erst als Herrn Schneiders Gesicht hinter dem Papier verschwunden war, wagte er, sich ein kleines bisschen zu entspannen. Auch Nagi setzte sich wieder, doch statt sich wie zuvor auf den Laptop zu konzentrieren, schien der Jüngere ganz und gar damit beschäftigt zu sein, sich ein Bild von Herrn Schneider zu machen. Er spürte eine Bewegung unter seiner Hand, Farfarello hatte den Kopf zu ihm umgewandt und schien seine Stimmung zu erforschen, bevor sich Zähne in seinen Unterarm gruben. Es rief ein Lächeln auf seine Lippen, denn jetzt gab es gleich zwei Dinge, die ihn erdeten, während Stille das Zimmer eroberte. Es machte das Warten ein bisschen erträglicher. Wahrscheinlich war er nicht der einzige, der Erleichterung empfand, als Crawford mit Ran heimkehrte. Der Rothaarige war es, der als erster das Wohnzimmer betrat und dessen ganze Haltung verriet, dass er sich verausgabt haben musste. Herr Schneider musterte Ran mit einem prüfenden Blick, nickte dann zufrieden und faltete die Zeitung zusammen. Die knappe Geste ließ ihn neugierig werden, so dass er sich kurz von Farfarellos Verstand löste und einen telepathischen Fühler nach dem Jüngeren ausstreckte. Gleich darauf zog er sich wieder überrascht zurück. Ran war… anders. Keine andere Person, aber sein mentales Muster schien mehr dem zu ähneln, das er in den ersten Tagen ihrer Bekanntschaft gesehen hatte. Ran schenkte ihm ein unbeschwertes Lächeln, ließ sich dann auf der Couch nieder. Gleich darauf gesellte sich auch Crawford zu ihnen, womit ihre Runde komplett war. Sein Magen zog sich zusammen, Aufregung, Erwartung und ein wenig Furcht schienen sich darin zu mischen. Es war so weit. Herr Schneider sah Crawford an, der sich zu seiner Verwunderung zwischen ihn und Ran gesetzt hatte und ihr Anführer schien nicht mehr an Aufforderung zu benötigen. Ein flüchtiges Lächeln zuckte über Crawfords Lippen, trocken und trotzdem nicht gänzlich humorlos, bevor ihm eine Hand hingehalten wurde. Er konnte nicht verhindern, dass seine Augenbrauen hochrutschten und wo er normalerweise einen Witz gemacht hätte, war er jetzt sprachlos. In einem Winkel seines Kopfes erwachte zugleich eine hungrige Stimme, doch er schob sie beiseite. Er konnte es sich nicht leisten, Schwäche zu zeigen. Nicht vor Herrn Schneider. Crawford neigte den Kopf ein paar Grad, eine stumme Frage, warum er nicht die Hand des Älteren ergriff und nach einem letzten Blick zum Direktor, dessen eisblaue Augen ihn mit schwachem Amüsement beobachteten, tat er genau das. Schwärze fiel wie ein Vorhang auf ihn herab, hüllte ihn in eine Stille, die so absolut war, dass er für einen Moment zu atmen vergaß. Die Kopfschmerzen verschwanden, weggeweht von einem Hauch klirrender Kühle. Und dann sprach Crawford zu ihm. „Bring mich auf die Ebene.“ Seine Augen waren ihm schon längst zugefallen und jetzt schloss er sie ein zweites Mal, konzentrierte sich auf die mentale Ebene. Fester Boden entstand unter seinen Füßen, überzeugte ihn, dass er sein Ziel erreicht hatte. Und so beschloss er, dass es an der Zeit war, seine Umgebung zu betrachten. Er hatte erwartet, den blanken Boden unbekannter Konsistenz wiederzusehen und wurde darin nicht enttäuscht, doch statt der Sonnenbälle war nur ein großes, weites Nichts um ihn herum. Das – und Crawford. Der Schwarzhaarige sah sich neugierig um, warf ihm dann einen beeindruckten Blick zu. „Ich wünschte, ich hätte das schon früher sehen können.“ Es folgte ein Stirnrunzeln. „Aber fehlt da nicht etwas?“ „Ja, normalerweise sollten wir Bälle aus Licht sehen, die die Anwesenheit anderer Menschen repräsentieren.“ Seine Stimme klang seltsam flach, als würden ihr hier gewisse Untertöne fehlen. Crawford nickte verstehend, legte auf einmal den Kopf in den Nacken. Und dann umspielte ein Lächeln dessen Lippen. „Sind das vielleicht die vermissten Lichtkugeln?“ Er folgte Crawfords Blick, um einen Sternenhimmel zu erspähen. Nur war er viel besser als das, was man nachts zu sehen bekam. Strahlender, farbiger. Echter. Hier und da jagten sich kleine Wirbel gegenseitig, woanders bildete einige wenige Sterne Konstellationen, die nur für sich zu existieren schienen, so perfekt gehörten sie zusammen. Er setzte sich unwillkürlich auf seinen Hosenboden, ohne es wirklich mitzubekommen. „Ich hätte dich früher hierher bringen sollen“, meinte er schließlich leise, immer noch gefangen in dem außergewöhnlichen Anblick. Als nächstes schien nicht nur der Himmel, sondern auch die Ebene zu wabern und als sich ihre Umgebung dazu entschloss, wieder an Schärfe zu gewinnen, hatte sich alles verändert. Desorientiert fand er sich auf der Couch wieder und dachte zuerst, dass Crawford ihre Verbindung gelöst haben musste. Aber so war es nicht. Crawford schien von der Veränderung gar nicht beeinflusst, warf nur einen kurzen Blick auf Ran, der gegen die linke Seite des Älteren gelehnt dasaß und mit geweiteten Augen das Verschwinden des Wohnzimmers registrierte. „Es freut mich zu hören, dass du meinen Befehl nicht missachtet hast.“ Und in diesem Moment fiel ihm erst auf, dass Herr Schneider hinter der Couch stand, eine Hand auf Crawfords Schulter. Womit er endlich wusste, was passiert war. Durch den direkten Kontakt zu Crawford war es dem Direktor gelungen, nicht nur die parataube Blase um sie herum zu betreten, sondern sie auch noch auf die anderen auszuweiten. Etwas zog an seinen Mundwinkeln und er erlaubte dem Grinsen zu Tage zu treten, weil es die Bewunderung verbarg, die er für diese Leistung empfand. Ihm selbst wäre es mit einiger Mühe vielleicht auch gelungen, aber der Energieverbrauch musste enorm sein. Und nichts davon zeichnete sich auf dem Gesicht des Direktors ab. Sein Gehirn hatte die restlichen Beobachtungen zusammengefügt, bevor er Herrn Schneider antwortete. „Es erschien mir die vernünftigste Entscheidung…“ Amüsement blitzte in den eisblauen Augen auf und er wandte sich hastig davon ab, sah stattdessen zu Nagi hinüber. „Netter Touch. Was kommt als nächstes, fügst du ein paar Achsen ein?“ Nagi sah ihn nur fragend an und so war er so nett, auf den Boden zu deuten. „Glaub mir, diese hübschen Quadrate waren vorher nicht da. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand anderer dazu beigetragen hat als du.“ Er verschwieg, dass auch die Schwärze zwischen den hell leuchtenden Linien neu war, genauso wie die von ihr entweichende Kälte. Der junge Telekinet verstand schneller als erwartet und schenkte ihm ein schmales Lächeln. „Ich kann nichts dafür, dass in meinem Verstand Ordnung herrscht.“ Im Gegensatz zu deinem, verstand er auch die unausgesprochenen Worte dahinter. Farfarello, der schon wieder – oder immer noch – zu seinen Füßen saß, lachte auf. „Da hat er dich.“ Ran entkam ein Laut, der verdächtig nach einem Kichern klang und schnell an Crawfords Schulter erstickt wurde. Er löste seine Hand von Crawfords, weil sich in der Realität nichts ändern würde und verschränkte beide Arme vor der Brust. „Wenigstens muss ich keine Möbel mit mir herumschleppen.“ Das an Ran gerichtet. Der ebenso lächelte wie Nagi zuvor, nur um einiges offener. „Aber es ist um einiges bequemer so, denkst du nicht auch?“ Für einen Talentlosen hatte sich Ran nicht nur ausgesprochen schnell an die neue Umgebung gewöhnt, sondern war auch noch in der Lage gewesen, seine Unterhaltung mit Nagi zu interpretieren. Er wollte nicht zugeben, geschlagen worden zu sein, doch bevor er den Mund auftun konnte, um etwas zu erwidern, stoppte ihn Crawfords Geste. „Genug von diesen Kindereien. Wir haben Wichtigeres zu besprechen.“ ~TBC~ Wie euch sicher schon aufgefallen ist, ist der Teil nen Tag früher on gewesen. Hab Sonntag nämlich kein Net aber ich wollte euch ja nicht hängen lassen *grins* So und hiermit hätte ich meine persönliche Erklärung für diesen seltsamen Raum im Weltraum geliefert, in dem man Schwarz im Anime sehen konnte ^^ cya, cu ^-^ Kapitel 209: "Arroganz hat schon manche zu Fall gebracht" --------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 209) Titel: Close Distance Teil: 209/21x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Nur ein bisschen Planerei heute ^^ Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Nur noch ein paar Wochen und du kannst bis zum Ende von CD durchlesen *grins* @Lacu: *lach* Ich hoffe einfach mal, dass es mehr an deiner Schwester lag als an meiner Art zu schreiben. ^^ Im Prinzip hat sich die mentale Ebene, die Schuldig schon früher besucht hatte, durch den Einfluss anderen Anwesenden ein bisschen gewandelt gehabt – so dass zum Schluss in etwa das Bild bei rauskam, das man aus dem Anime kennt. Die Möbel waren allerdings neu, da die von Ran kamen ^^ @Jemma: Das dauert ja noch ne halbe Ewigkeit, ehe du Bescheid weißt o.O Aber wenigstens nen Gefühl, wie es so gelaufen ist? Eher gut, hoffe ich ^^ Ich kann mich erinnern, dass ich mal mit nem anderen Fanfic-Schreiber ne kleine Unterhaltung darüber hatte, wie dieser Raum im Anime zustande kam. Und danach hatte ich beschlossen, dass ich meine Vorstellung ja ganz einfach in CD mit einbauen kann *grins* Ich hätte aber wirklich mal ne „echte“ Erklärung dafür *zugeb* @F4-Phantom: Ehrlich gesagt war mir die Geschichte, wie die Charaktere zu diesem Punkt gekommen sind, wichtiger als das jetzt noch ausstehende Finale. Das kannte man ja immerhin schon aus dem Anime ^^ Hm… was Rans „Talent“ angeht... da müssen wir ja erstmal abwarten, ob es ihm überhaupt erhalten bleibt, nicht wahr? *zwinka* @Kralle: *lach* Jupp, waren sie. Und das ist mir aus dem Anime im Gedächtnis geblieben, weil es nie ne Erklärung für diesen seltsamen „Weltraum-Raum“ gab. ^^ Nach deiner Erklärung verstehe ich das Bild schon eher *nick* Ran ist wirklich ausgesprochen treu und anhänglich, wenn es um Crawford geht. ^^ Und Schneider wäre vielleicht kein Grund für ihn, Crawford gleich aufzugeben. Aber Ran könnte eine solche Entscheidung sehr wohl verstehen. Teil 209 „Arroganz hat schon manche zu Fall gebracht“ Ihr Jüngster setzte sich automatisch ein bisschen aufrechter hin, als Crawford ihr Geplänkel unterbrach und er spürte eine ähnliche Reaktion bei sich selbst, so sehr es ihn auch wurmte. Natürlich blieb Herr Schneider, der inzwischen zum Sessel zurückgefunden hatte, ganz entspannt, von Ran kam das schon ein bisschen überraschender. Grüne Augen funkelten den Rothaarigen an, der ihn immer noch anlächelte, das Gesicht dann Crawford zuwandte. Crawford fing unvermittelt an zu sprechen. „Zunächst solltet ihr wissen, dass alles, was ihr jetzt erfahrt, bis Sonntag in eurem Kopf versiegelt wird. Erst kurz bevor es losgeht, wird Herr Schneider die Sperre lösen.“ Der Direktor tauschte mit Crawford ein schmales Lächeln aus, bevor der Schwarzhaarige fortfuhr. „Takatori hat heute die Einladung zur Teilnahme an der Zeremonie dankbar angenommen.“ „Dankbar?“, echote er das Wort, auf dem eine besondere Betonung gelegen hatte. Crawfords Miene drückte leichte Verachtung aus. „Er weiß nicht viel über SZ, aber er will uns loswerden. Und sie haben ihm Ort und Zeit auf dem Silbertablett serviert.“ „Wofür hält er uns? Wie kommt er auch nur auf die Idee, eine Chance gegen uns zu haben?“ So wenig er zu SZ gehören wollte, fühlte sich sein Stolz doch angegriffen, bei der Vorstellung, dass ausgerechnet Takatori sie beseitigen wollte. Irgendwie schien Crawford an der Frage Gefallen zu finden, jedenfalls rutschten dessen Mundwinkel nach oben. „Fang damit an, dass er sich als Mittelpunkt der Welt betrachtet. Also hat SZ seine besten Leute auf ihn angesetzt.“ „Womit er natürlich Recht hat.“ Er grinste. Crawfords Lächeln wurde ausgeprägter. „Natürlich. Aber er unterschätzt uns. Er weiß nichts über Nagi und glaubt, dass er dich mit seinen schwachen Schilden aus seinem Kopf halten kann. Wie sonst ließe sich erklären, dass wir ihn noch nicht auf seine Pläne angesprochen haben?“ Dann wurde der Ältere übergangslos ernst. „Er sieht keine Bedrohung in uns und er hat gute Leute, die für ihn die Drecksarbeit übernehmen sollen.“ „Woher?“ Das kam von Nagi. „Alte Verbindungen aus seiner Zeit als Verteidigungsminister. Er wird auf diese Weise keine Elitegruppe aufbringen, aber die Männer werden trainiert und gut bewaffnet sein.“ An dieser Stelle mischte sich Herr Schneider ein. „Die Ältesten werden bis auf euch – und mir natürlich – keinen weiteren Talenten die Teilnahme an der Zeremonie gestatten. Diese könnten mehr Informationen gewinnen, als ihnen lieb ist, während die Show für Talentlose zweifelsohne ausgesprochen eindrucksvoll sein wird. Dementsprechend wird SZ-Personal aus den höheren Führungsebenen anwesend sein. Takatoris Leute können sich um sie kümmern, sie sind unwichtig.“ Für Crawford schienen das keine Neuigkeiten zu sein. „Wir müssen dafür sorgen, dass die Ältesten das Gebäude nicht lebend verlassen. Im Gegensatz zu Weiß.“ Zuerst hoffte er, sich verhört zu haben, doch so ganz konnte er sich davon nicht überzeugen. „Was sollen die dort?“ „Ich habe sie dort gesehen. Also werde ich für ihre Anwesenheit sorgen. Takatori weiß bereits, dass sein Bruder hinter ihm her ist. Ein paar richtige Worte an der richtigen Stelle und er wird diese Bedrohung endgültig ausschalten. Grund genug für Weiß, dann einzugreifen.“ „Sie haben bisher keinen Auftrag erhalten“, meinte Nagi an dieser Stelle überraschenderweise. „Anscheinend werden wir von Perser nicht unterschätzt.“ Crawford nickte. „Aber er wird tot sein. Und wir wissen doch alle, wie sehr Weiß um Gerechtigkeit bemüht ist.“ Die braunen Augen verengten sich für einen Moment. „Du kannst Takatori jr. die benötigten Informationen liefern. Sag ihm ruhig, dass wir uns ihnen nicht in den Weg stellen werden. Ich werde dir die entsprechenden Anweisungen geben, wenn es so weit ist.“ „Natürlich, Crawford.“ „Dass Weiß dort sein soll, ist schön und gut, aber warum müssen sie überleben? Das wird uns nur von unserer eigentlichen Aufgabe ablenken“, nutzte er die entstandene Pause, um selbst etwas einzuwerfen. Es war Herr Schneider, der darauf antwortete. „Der Junge kann als Perser weitermachen, so wissen wir wenigstens, wen wir im Auge behalten müssen. Und da er mir ein bisschen labil erscheint, sorgt ihr besser dafür, dass er nicht um seine Freunde trauern muss.“ Den Nachsatz bekam er schon gar nicht mehr mit, weil plötzlich die Erkenntnis aufgeflammt war, warum zum Teufel der Direktor eigentlich bei diesem ganzen Spiel dabei war. Amüsement trat in eisblaue Augen. „Richtig, Schuldig.“ Hastig wandte er den Blick ab, sah stattdessen Crawford an. Seine Gedanken rasten regelrecht, aber eine Frage schälte sich klar daraus hervor. Wofür das alles, wenn sie am Ende doch nicht frei sein würden? Crawford blieb stumm, neigte lediglich den Kopf ein wenig. Eine stille Aufforderung, ihm in diesem Punkt zu vertrauen. Er spürte, wie ein bitteres Lächeln an seinen Mundwinkeln zog, aber er nickte. Was blieb ihm auch anderes übrig? Und der Gedanke, dass er diese neue Erkenntnis vorläufig wieder vergessen würde, hatte beinahe etwas Tröstliches. „Gut“, wandte er sich dann einem anderen Punkt zu. „Wir haben also einen Schuldigen für das Massaker und müssen lediglich dafür sorgen, dass die richtigen Leute überleben. Aber was ist mit unseren Waffen? Die würden die Sache bestimmt erleichtern.“ Die eisblauen Augen hatten ihn gar nicht erst verlassen. „Um die werde ich mich kümmern. Wenn ihr besondere Wünsche habt, müsst ihr mir das bis spätestens Freitagvormittag mitteilen. Vor Ort wird Nagi dann die Distribution übernehmen.“ Er sah ein, dass es sich nicht besser einrichten ließ, auch wenn er sich ein wenig nackt vorkommen würde, bis er seine Pistole sicher bei sich wusste. Und das war die Stelle, an der Farfarello zum ersten Mal das Wort ergriff. „Gehört Aya zu den Leuten, die überleben sollen?“ Sein Blick huschte zu dem Rothaarigen, der sich kurz versteifte. Doch noch bevor Crawford etwas sagte, schien Ran sich wieder zu entspannen. „Aya wird in Sicherheit sein. Da Dr. Stephenson auf unserer Seite steht, wird es kein Problem sein, sie gegen Sakura auszutauschen. Die Ältesten kennen Aya nur von Fotos und das Mädchen sieht Rans Schwester ähnlich genug.“ Dem konnte er nur zustimmen und Ran schien kein Problem darin zu sehen, diese Sakura für seine Schwester zu opfern. Von Farfarello erreichte ihn eine Erinnerung und er verstand ein bisschen besser. Auch wenn die Frage des Iren damals nur theoretischer Natur gewesen war, hatte Ran schon da akzeptiert, dass ihm Aya wichtiger war als eine ihm unbekannte Person. Er wurde durch Crawfords Schulterzucken abgelenkt. „Von mir aus kann Weiß ja versuchen, sie dort rauszuholen. Wenn sie aber selbst dadurch in Gefahr geraten, wird Sakura nur zu einer Belastung.“ Wegen Ran schien Crawford nicht auszusprechen, was das bedeutete, aber er verstand und nickte kaum merklich. Im Notfall würde er das Mädchen ausschalten. „Also gut, da ihr jetzt die groben Umrisse kennt, können wir uns an die Detailplanung machen.“ Crawford nickte Herrn Schneider zu und daraufhin materialisierte sich Nagis Laptop vor dem Jungen auf dem Tisch. „Wenn du ihn jetzt bedienst, geschieht das auch in der Realität. Ruf die Pläne auf. Ich habe dir die benötigten Dateien bereits geschickt.“ Nagi zeigte ein zufriedenes Lächeln, denn das hier war etwas, worin sich ihr Jüngster nicht nur auszeichnete, sondern was er auch noch gerne tat. ****** Schneiders Hand löste sich im selben Moment von seiner Schulter, als er selbst Schuldig losließ und so fielen sie alle aus der Illusion des Raumes heraus. Mit einem kaum wahrnehmbaren Lächeln sah er zu, wie die anderen verwirrt zwinkerten und sich fragten, ob etwas passiert war. Zum Glück musste er nicht mit solchen Fragen kämpfen, da er zum einen genau wusste, worum es hier gegangen war und zum anderen hatte Schneider ihm gerade versichert, dass alles funktioniert hatte. Nagi war der erste, der einen Blick auf die Uhr warf und er ignorierte die sich vertiefende Verwirrung zu Gunsten von Schneider. Auch wenn Ran ihn ungern gehen ließ, tat der Rothaarige nichts, um ihn aufzuhalten und während die anderen im Wohnzimmer versuchten das Rätsel zu lösen, begleitete er den Älteren zur Haustür. „Haben sich noch Punkte ergeben, die wir übersehen haben?“ Eisblaue Augen sahen ihn amüsiert an. „Du glaubst, so etwas ist möglich?“ Er konnte gar nicht anders als zu lächeln und schüttelte leicht den Kopf. „Arroganz hat schon manche zu Fall gebracht.“ „Keine Sorge, das wird uns nicht passieren.“ Schneider wurde ernst. „Es bleibt bei unserer Planung. Nagi hat die ergänzten Dateien an dich zurückgeschickt und alles auf seinem Laptop gelöscht.“ Dann verengten sich die Augen des Direktors auf einmal. „Bist du dir wirklich sicher, dass du Ran da mit hineinziehen willst?“ „Sie haben ihn doch erlebt. Er ist dazu entschlossen.“ „Er ist ein Kind.“ „Es kann nicht jeder unsere Ausbildung haben.“ Schneider schnaubte. „Wie wahr.“ Der Ältere streckte auf einmal die Hand nach ihm aus und strich ihm durch die Haare. „Dann lass ihm eben seine Rache. Ich bin schließlich nicht in der Position, mich dagegen aussprechen zu dürfen.“ „Da kann ich Ihnen nicht widersprechen.“ Kurz legte sich seine Hand über die von Schneider, die jetzt an seiner Wange ruhte, dann trat der Direktor auch schon einen Schritt zurück. „Wir sehen uns morgen, Crawford.“ Hitze schoss durch seinen Körper. „Natürlich, Herr Schneider.“ Zurück im Wohnzimmer wurde er von fragenden Blicken empfangen, aber Schuldig war es, der das Wort ergriff. „Wirst du uns verraten, was hier abgelaufen ist, großer Meister?“ „Nicht heute.“ Schuldig vergrub beide Hände in Farfarellos Haaren. „Ist ja mal wieder typisch. In dem Fall kann ich wohl ins Bett gehen, denn es ist reichlich spät geworden.“ Ein übertriebenes Gähnen schloss sich dem an. „Kommst du mit?“ Farfarello sah zu Schuldig auf und grinste. „Wessen Bett?“ „Wie oft soll ich dir noch erklären, dass deine Matratze nicht als Bett zählt?“ Schuldig zog jetzt an den Haaren des Iren, dem das überhaupt nichts auszumachen schien. „Noch ein Mal?“ „Das sagst du immer…“ Der Telepath seufzte, stand dann auf, um sich zu strecken. Anschließend richteten sich die grünen Augen auf Ran. „Ich vertraue darauf, dass du jetzt zu erschöpft bist, um noch viel Sport zu treiben.“ Schuldig lachte über die Röte, die Einzug in Rans Wangen hielt, verschwand darauf mit einem knappen Gruß aus dem Wohnzimmer, Farfarello direkt hinter sich. „Dir auch eine gute Nacht, Nagi.“ Nagi sah so aus, als hätte er gerne noch ein paar Fragen gestellt, wusste um deren Vergeblichkeit aber genauso wie Schuldig. „Gute Nacht, Crawford. Ran.“ „Und, bist du erschöpft?“, wandte er sich an Ran, sobald sie allein waren. Der stand in einer geschmeidigen Bewegung auf, der man nicht das harte Training ansah, das Ran heute schon hinter sich hatte. „Ein bisschen müde vielleicht.“ Gleich darauf befand sich Ran genau vor, erhob sich auf die Zehenspitzen und wartete darauf, geküsst zu werden. Er erfüllte ihm den Wunsch und auch wenn das hier nicht Schneider war, kreiste immer noch Hitze durch seinen Körper und verlangte nach einem Ventil. „Warum bist du nicht mit ihm mitgegangen?“ „Ich kann dich doch nicht jede Nacht allein lassen.“ Ran lächelte, sah aber nicht so aus, als würde ihm seine Behauptung ganz abgenommen werden. „Ich verstehe nicht, warum du nicht bei ihm bleiben willst oder warum er dich gehen lässt.“ Das Lächeln wurde ausgeprägter. „Aber ich bin froh darüber.“ „Ist das so…“ Er lehnte sich ein weiteres Mal vor und dieser Kuss war nicht so schnell vorüber wie der zuvor. Eine Hand hatte sich in seine Weste verkrampft, als sie den Kuss beendeten und Ran schien Schwierigkeiten zu haben, zu Atem zu kommen. Violette Augen sahen ihn an, geweitet und die gesunde Röte in Rans Gesicht vertiefte sich, als plötzlich dessen Magen knurrte. „Das kommt davon, wenn man das Abendessen verpasst“, meinte er nur trocken, um den Jüngeren nicht weiter in Verlegenheit zu bringen, doch es half nicht viel. „Hast du denn keinen Hunger?“ Ran hatte sich abgewandt, aber dessen Stimme klang beinahe herausfordernd. Hm… er lächelte ein ungesehen bleibendes Lächeln. „Ein bisschen schon“, gestand er dann ein. Was Ran als Aufforderung auffasste, sich in die Küche zu begeben. Ihr Essen wartete dort noch auf sie und es würde nicht lange dauern, bis es in der Mikrowelle aufgewärmt war. Für einen Moment wünschte er sich Schneider herbei, aber schnell tat er diese Überlegung als albern ab. Er setzte sich an den Tisch und überließ Ran alles Notwendige, der die Aufgabe nur zu gerne übernahm. „Gehen wir morgen wieder ins Dojo?“, wurde er gefragt, während der Rothaarige das Essen vor ihm abstellte. „Wird dein Trainer es denn erlauben, dass du so oft abwesend bist?“ Natürlich hatte er schon längst beschlossen, den Rest der Woche zu nutzen, um Rans Fähigkeiten weiter zu schärfen, aber er hatte nicht vor, dem Jüngeren etwas aufzuzwingen. Es war Rans Rache. Ihm selbst war es inzwischen beinahe egal, was aus Takatori wurde, normalerweise wäre dieser Mann kaum seine Aufmerksamkeit wert gewesen. „Ich habe ihm von dem Dojo erzählt und er meinte, es wäre nützlich, wenn ich vor der nächsten Meisterschaft ein bisschen Spezialtraining bekomme.“ Violette Augen suchten kurz seinen Blick, bevor Ran auch Platz nahm. „Allerdings habe ich ihm nichts von dem Katana erzählt, genauso wenig wie Yun-kun.“ „Kluge Entscheidung. In dem Fall steht weiterem Training wohl nichts entgegen.“ Rans Gesicht hellte sich sichtlich auf, als hätte Ran an diesem Ausgang gezweifelt und er schüttelte innerlich den Kopf. Er durfte nicht vergessen, dass Ran im Moment nicht wusste, was ihm am Sonntag bevorstand. Nachdenklich griff er nach dem Besteck und Schweigen legte sich über sie beide. Ran war zufrieden damit, in aller Ruhe zu essen, während er selbst seinen Gedanken nachhing. Es war seltsam, auf einmal das Ziel so nah vor Augen zu haben, als müsste man nur noch die Hand ausstrecken, um es greifen zu können. Aber die Wahrheit war, dass alle sorgfältigen Pläne nicht das Zufallsmoment ausschalten konnten und auch wenn er gesehen hatte, wie sie die Sache überlebten, bedeutete das keine absolute Sicherheit. Mit einem stillen Seufzen verschloss er diese Überlegungen so tief wie möglich in sich. Schneider hatte ihm versichert, dass niemand – nicht einmal die Älteste – durch seine Schilde kommen konnte, solange er nicht geschwächt war. Doch er erinnerte sich noch an das Gefühl, als sein Herz buchstäblich in deren Händen gelegen hatte. Das war nichts, was er noch einmal erleben wollte. Und so zwang er sich, wenn auch nicht zu vergessen, so zumindest jeden Schutz zu verwenden, der ihm zur Verfügung stand. ~TBC~ Wie ihr seht, läuft für Ran alles bestens. Er muss nicht einmal Angst um Aya haben *grins* cya, cu ^-^ Kapitel 210: "Ich habe ihm die Schaufel in die Hand gedrückt, so wie ich es wollte" ----------------------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 210) Titel: Close Distance Teil: 210/21x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Heute wird Crawford daran erinnert, wie lange er schon in Schneiders Plänen eine Rolle gespielt hat – und er hat Schwierigkeiten, es einfach so wegzustecken… Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: Glaub bloß nicht, dass ich die Hoffnung aufgebe, dass du mal wieder Zeit zum Lesen findest *grins* @Furia: *am Kopf kratz* Also ein bissl bekannt kommt mir dein Nick schon vor *snicker* Und mir ist es völlig egal, was für einen Grund du für den Commi hattest, du bist auf jeden Fall in den Greetings mit drin *mich weglach* Ich freu mich wirklich sehr, dass du wieder bei CD vorbeischaust. Aber sag mal, hast du jetzt tatsächlich ganz von vorne zu lesen begonnen?!? o.O’’ Ich mag gar nicht daran denken, über wie viele fehlende Kommas du da stolperst *immer noch dabei ist, CD in der Hinsicht durchzusehen und zu überarbeiten* Nu ja, ich hoffe, die Sache wird dir nicht zu viel und dass wir uns bald in den aktuellen Kapiteln wiedersehen – bevor CD zu Ende ist *ehe* *knuffel* @Lacu: *lach* Also da Schneider mit im Spiel ist und Ran eine andere Rolle spielt, bleibt mir gar nichts anderes übrig, als die Geschehnisse im Anime leicht anders zu erklären. ^^ Aber es war schon eine große Hilfe, ihn als Anhaltspunkt zu haben. Dadurch konnte ich mich auf meine Charakterinterpretationen konzentrieren, ohne sehr viel Zeit in die im Hintergrund laufende Gegenwartshandlung stecken zu müssen ^^ Und keine Sorge, Schneider werde ich jetzt in den letzten Kapiteln ganz sicher nicht vergessen. Ich weiß eigentlich schon für jeden der acht Jungs und natürlich auch für Schneider, welche Zukunft ich für sie zum Schluss andeuten will ^^ (ob es dann tatsächlich so läuft, wird sich erst zeigen, wenn ich mal ein Sequel schreibe ^^#) @Kralle: Auch wenn Ran hier nicht die Erfahrungen aus dem Anime hat, sollte man nicht vergessen, dass das Potenzial in ihm steckt. Etwas, was Farfarello schon sehr früh erkannt hat. Ran ist grundsätzlich ein sehr leidenschaftlicher Mensch, das hat seine Suche nach Rache im Anime angefeuert und gleichzeitig dafür gesorgt, dass er eine Mauer um sich aufbaute, um überhaupt noch funktionieren zu können. Dieses Feuer, der Wunsch nach Rache, brennt auch in CD in ihm und Takatori ist ein Ziel, das er im Gegensatz zu seinem Vater noch erreichen kann. Zudem hat ihn sein Umgang mit Schwarz – mit Farfarello – in der Hinsicht bereits desensibilisiert. Er konnte zusehen, wie Farfarello einen völlig unschuldigen Mann getötet hat und hat sich deswegen keine Vorwürfe gemacht. Ich glaube nicht, dass er sehr große Probleme damit haben wird, wenn Takatori stirbt – ein Mann, der alles andere als unschuldig ist. Ran hat sich durch den Zusammenbruch seiner Familie verändert und das kann auch nicht gekittet werden, egal wie gut er nach außen hin noch seine alte Rolle spielen kann. @Jemma: Sagen wir es mal so, für Ran ist die ganze Welt bereits zerbrochen und seitdem er den Wahnsinn hinter der Methode erkannt hat, hat er beschlossen, nicht mehr allzu viel darum zu geben. Natürlich hat er seine alten Werte nicht völlig vergessen und er ist gut genug, um auch oft genug noch seine Rolle in dem großen Theaterstück weiterzuspielen. Aber dahinter steckt eine unschöne Wahrheit und die lautet, dass ihm bis auf Crawford und den Rest von Schwarz inzwischen alles so ziemlich egal ist. Im Anime war seine Schwester der Dreh- und Angelpunkt seines Lebens geworden, hier in CD hat Crawford den Platz eingenommen. Auch wenn es nach außen so scheint, ist dieser Ran gar nicht so weit von dem Aya im Anime entfernt und du hast vollkommen Recht, wenn du sagst, dass diese Entwicklung erschreckend ist. Aber das ist Weiß Kreuz und hier ist jeder auf seine Art durch das Leben beschädigt worden… Was deine Prüfungen angeht: ich denke, du wüsstest, wenn es wirklich schiefgelaufen wäre. *lieb sag* Aber ich beneide dich trotzdem nicht darum, solange auf das Ergebnis warten zu müssen. @F4-Phantom: Aber setz mich bloß nicht unter Druck mit deinen Erwartungen… *lach* Nun ja, du wirst ja nicht mehr lange aufs Ende warten müssen und dann kannst du entscheiden, ob es dir gut genug geschrieben ist *ehe* Und über Schneider kannst du sogar heute schon mehr lesen ^_______^ Teil 210 „Ich habe ihm die Schaufel in die Hand gedrückt, so wie ich es wollte“ Ran sank dankbar im Beifahrersitz zusammen, weigerte sich aber, dem Drang die Augen zu schließen nachzugeben. Er verkniff sich ein Lächeln. „Brauchst du frische Sachen?“ Der Rothaarige schüttelte den Kopf. „Ich war gestern nach der Schule dort.“ Ran blickte zur Seite, aus dem Fenster und schien über irgendetwas nachzudenken. „Es ist seltsam… meine Tante, sie schien mich zuerst gar nicht einordnen zu können.“ Ein Schauer lief durch den Körper des Jüngeren. „Vergessen sie mich völlig, wenn ich nicht da bin?“, wurde er dann gefragt, ohne dass Ran seine Haltung veränderte. „Nicht ganz. Nur die Umstände. Dein Anblick wirkt wie ein Trigger auf sie, Schuldig hat es so eingerichtet, damit du dich ungehindert bewegen kannst.“ „Aber je weniger Zeit ich bei ihnen verbringe, desto schlechter funktioniert der Auslösemechanismus…“ „Es reicht für unsere Zwecke.“ „Bestimmt.“ Das klang schon unbeschwerter und dann sah er aus den Augenwinkeln, wie Ran sich ihm zuwandte und ihn anlächelte. „Ich hätte gerne noch weitertrainiert.“ Seine Mundwinkel zuckten unfreiwillig. „In dem Fall wärst du nur zusammengebrochen. Du darfst es nicht übertreiben.“ „Aber es macht Spaß, gegen dich zu kämpfen. Ich hatte gar nicht genug Gelegenheit dazu, weil ich vorher mit den anderen Schülern trainieren musste.“ „Wenn du das Fundament vernachlässigst, ist alles sinnlos, was du darauf aufbaust.“ Ran seufzte. „Mein Fundament ist längst fertig, wenn du schon in solchen Bildern sprechen musst.“ Aber danach drang der Jüngere nicht weiter auf ihn ein, sondern schwieg, bis sie das Haus erreichten. Er machte sich nicht die Mühe, in der Garage zu parken, sondern hielt am Straßenrand. Kaum dass er den Motor ausgestellt hatte, löste Ran den Gurt und beugte sich zu ihm herüber. Lippen berührten in einem flüchtigen Kuss seine Wange und die violetten Augen verrieten ihm, dass Ran am liebsten noch viel mehr haben würde. Doch der Rothaarige zog sich gleich darauf wieder zurück. „Du bleibst nicht hier, oder?“ „Ich muss noch zu Herrn Schneider“, bestätigte er Rans Vermutung. „Und du wirst jetzt etwas essen und danach schlafen gehen.“ „Damit ich morgen mit dir frühstücken kann?“ Ein Lächeln kurvte seine Lippen. „Daran habe ich zwar nicht gerade gedacht, aber von mir aus gerne.“ Rans Lächeln ähnelte einem Grinsen und dann hörte er nur noch, wie die Autotür zugeschlagen wurde, sah den Jüngeren das Grundstück betreten. In stiller Belustigung schüttelte er den Kopf, bevor er den Motor wieder startete. Schneider erwartete ihn sicher schon. >Die Tür ist offen, Crawford.< Braune Augen weiteten sich kurz, als er die vertraute mentale Berührung spürte, aber ansonsten war ihm keine Reaktion anzusehen. Er streckte lediglich die Hand nach dem Türgriff aus und wie vorausgesagt setzte der ihm keinerlei Widerstand entgegen. Schneider fand er im Wohnzimmer auf der Couch sitzend vor, obwohl auf dem Tisch eindeutig Essen bereitstand. Nach einem flüchtigen Blick dorthin schloss er die verbliebene Distanz zu dem Älteren und entschlüsselte gleichzeitig das seltsame Glimmen in den eisblauen Augen, die ihn nicht für eine Sekunde losgelassen hatten. „Sie sind hier, nicht wahr?“ „Heute eingetroffen.“ Schneider lächelte, aber etwas an diesem Mienenspiel war nicht ganz richtig. Es fiel ihm nicht schwer, das Lächeln zu erwidern. „Nicht in diesem Hotel.“ „Natürlich nicht. Man legt nicht alle Eier in einen Korb.“ Seine Hand bewegte sich, bevor er überhaupt den Entschluss dazu fassen konnte und im nächsten Moment glitt sie zwischen Hemd und nackte Haut, dort, wo die oberen Knöpfe geöffnet waren. Er umfasste den kleinen Anhänger und dessen Umriss schien sich in seine Handfläche zu brennen, obwohl da überhaupt keine Hitze mit im Spiel war. Schneider hatte sich ihm gleichzeitig entgegengelehnt, so dass sie jetzt nur wenige Zentimeter voneinander trennten. „Willst du ihn haben?“ „Er würde sowieso nicht für mich arbeiten.“ Warum klang er so atemlos? „Manchmal…“ „Ja?“ Schneider hatte den Blickkontakt nicht unterbrochen, so dass ihm die eisblauen Augen jetzt viel zu nahe waren. Er betrachtete den unerwarteten Aufruhr in sich, versuchte ihn in Worte zu fassen. „Manchmal will ich nicht, dass Sie Erfolg haben.“ Die Wunde war zu alt und tat trotzdem noch weh, sie verheilte einfach nicht richtig. „Ich weiß.“ Und dann wurden Arme um ihn geschlungen, hielten ihn fest, während Wut in ihm aufflammte. Ausgelöst durch die Nähe der Ältesten, ja, aber auch, weil er diesen Ausdruck vorhin in Schneiders Augen schon bei anderen Gelegenheiten gesehen hatte. Und gar nicht anders konnte, als daran zu denken, was es ihn gekostet hatte. Er rührte sich nicht, ließ die wilde Emotion ebenso wie die Umarmung über sich ergehen, bis er sich wieder unter Kontrolle hatte, sackte anschließend in sich zusammen. „Das sollte mir Sonntag besser nicht passieren“, murmelte er im Anschluss, erlaubte sich, die Erschöpfung zu fühlen, die seine Gliedmaßen schwer machte. „Das wird es nicht.“ Ein Lächeln schien in der Stimme des Direktors zu liegen. „So dumm bist du nicht. Und jetzt hoch mit dir, du hast noch nichts zu Abend gegessen.“ Bereitwillig ließ er sich auf die Beine helfen, strich sich dann ein paar Strähnen aus der Stirn, die nicht nur von der Dusche im Dojo feucht waren. Schneider war bereits auf dem Weg zum Tisch, er starrte für ein paar Sekunden einfach nur auf den breiten Rücken des Älteren. Wie es aussah, gelang es nicht einmal ihm, alles so einfach hinzunehmen, so sehr er sich auch immer zu kontrollieren versuchte. Und Schneider hatte es einfach geschehen lassen, statt die Emotionen zu unterdrücken, wie es der Direktor für ihn auf Rosenkreuz so oft getan hatte. Er seufzte innerlich. Es gab immer noch einen kleinen Teil in ihm, der auf den Älteren einschlagen wollte und das war so irrational, dass er ganz fest die Tür davor schloss. Erst dann setzte er sich in Bewegung und als er erst einmal am Tisch saß, fühlte er sich fast normal. Sie sprachen nur über Belanglosigkeiten, Schneider erzählte ihm von Rosenkreuz, den Kindern, die zurzeit das meiste Potenzial aufwiesen. Es war richtig entspannend davon zu hören, solange man nicht selbst von diesen Mauern eingeschlossen war und so wurde er von der Vision überrascht, die neue Erinnerungsbrocken in seinem Gedächtnis hinterließ. Seine Bewegungen stoppten und er blinzelte, bevor sich ein Lächeln auf seinem Gesicht auszubreiten begann. Als er schließlich dem Blick des Direktors begegnete, hatte der eine Augenbraue fragend hochgezogen. „Takatori. Ihn schienen meine Worte heute sehr nervös gemacht zu haben.“ „Wann?“, erkundigte sich Schneider nur knapp. Sein Lächeln vertiefte sich, drückte Zufriedenheit aus. „Morgen. Es könnte nicht besser laufen.“ Schneider zeigte ebenfalls ein schmales Lächeln. „Und warum überlässt er diese Aufgabe nicht einfach euch?“ Entspannt lehnte er sich zurück, das Essen vergessen. Er war sowieso nicht mehr hungrig. „Wie Sie wissen, vertraut er uns nicht besonders. Er will wohl nicht, dass wir auf die Idee kommen, so ein persönlicher Gegner könnte uns noch ganz nützlich sein. Von daher wird er unsere Aufmerksamkeit kaum auf seinen Bruder lenken.“ „Er hält euch wirklich für ein paar Idioten. Und uns leider auch…“ „Es kommt uns nur entgegen, also werde ich mich nicht darüber beschweren.“ Schneiders Mundwinkel zuckten. „Hast du die ganze Zeit so über ihn gedacht?“ „Vielleicht nicht“, gestand er ein. „Aber ich habe ihm die Schaufel in die Hand gedrückt, so wie ich es wollte.“ Er erhielt ein verstehendes Nicken und im nächsten Moment stand der Direktor auf. Sie trennte nicht mehr als der Tisch und trotzdem blieb seinem Körper genug Zeit, sich wieder anzuspannen. Die Reaktion war so unbewusst, dass er erst unter der schweren Hand des Älteren merkte, wie sehr sich seine Schultermuskulatur verkrampft hatte. „Noch nicht ganz, hm?“, wurde er leise gefragt und es hatte rein gar nichts mit Takatori zu tun. Schneider beugte sich zu ihm herunter, aber er wandte den Kopf nicht zu ihm um. „Ich kann dich jetzt mit ins Bett nehmen. Oder wir suchen uns im Fitnessbereich einen freien Raum. Was möchtest du?“ Auch die zweite Hand lag jetzt auf einer Schulter und der Ältere massierte ihn langsam, Hitze erzeugend. Die Augen fielen ihm zu und ein Lächeln begann an seinen Mundwinkeln zu ziehen, auch wenn er dem nicht ganz nachgab. „Beides“, erwiderte er schließlich genauso leise. Die Hände ließen von ihm ab, ließen seine Muskeln in Ruhe vor sich hinglühen, dann streiften Finger flüchtig seine Wange. „Gut.“ Schritte entfernten sich von ihm, nicht weit, denn er konnte Schneider immer noch hören, als dieser zu telefonieren begann. Und kurz darauf befanden sie sich in hoteleigener Trainingskleidung in einem Raum mit verspiegelter Wand, in dem wahrscheinlich normalerweise mehr oder weniger wohlbeleibte Frauen versuchten, den Übungen einer Trainerin zu folgen. Sie wärmten sich sorgfältig auf, nicht dumm genug, ausgerechnet jetzt Verletzungen zu riskieren, wobei er den Vorteil hatte, heute schon im Dojo trainiert zu haben. Also ging er es etwas leichter als Schneider an, schaltete mit jeder weiteren Übung mehr seiner Gedanken aus, bis nur noch Ruhe übrig blieb. Ein Stein wurde in diesen reglos daliegenden Pool geworfen, als eisblaue Augen seinen Blick suchten und fanden, Wellen breiteten sich aus, liefen durch seinen gesamten Körper, sich nur langsam abschwächend. Es setzte ihn unter Spannung, aber auf eine gute Art und es war alles an Vorwarnung, was er erhielt. Schneider schien sich regelrecht vor ihn zu teleportieren und er musste den Schlag in Richtung seiner rechten Niere abblocken, bevor er überhaupt daran denken konnte, selbst in die Offensive zu gehen. Sie waren nicht hier, um miteinander zu trainieren, sondern um ihm zu helfen, hinderliche Aggressionen abzubauen. Und Schneider gab ihm jeden Grund, sich nicht zurückzuhalten. Es war ein gutes Gefühl und bevor er es bemerkte, zogen sich seine Lippen von seinen Zähnen zurück, ließen ihn lächeln. Hierbei konnte er sich auch fallen lassen, allerdings bedeutete das keinen Kontrollverlust, im Gegenteil. Sein Talent nahm die Herausforderung an und dann befand er sich in einer Welt, die mit Schneider begann und mit Schneider endete. Er atmete schwer, unfähig sich zu rühren, während sich der harte Boden in seine Schulterblätter drückte. Schneider kniete neben ihm, Amüsement in den eisblauen Augen und eine Hand in seinen Shorts. Es schien, als hätte der Direktor beschlossen, ihn weiter als nur bis zur völligen Erschöpfung zu treiben und genoss es auch noch. Er konnte sich nicht mehr länger zurückhalten, kniff die Augen zusammen, als der Höhepunkt wie ein Schock durch seinen Körper lief und die Dunkelheit hinter seinen Lidern wurde für einen Moment noch schwärzer, gesprenkelt mit weißglühenden Punkten. Aber ihm blieb nicht viel Zeit, die danach einkehrende Entspannung auszukosten, denn eine erbarmungslose Hand griff nach ihm und zog ihn auf die Beine. „Wir wollen doch beide nicht, dass du hier auskühlst, nicht wahr?“ Belustigung und Verlangen mischten sich in der Stimme des Älteren, ein seltsamer Kontrast, aber keiner, der bei ihm auf Verwunderung stieß. Er schüttelte den Kopf, nur leicht, weil ihm von der plötzlichen Richtungsänderung schwindlig geworden war und normalerweise hätte ihn das gestört, aber in diesem Fall war es ihm herzlich egal. Kurz nur ließ er sich gegen Schneider sinken, bis sein Gleichgewichtssinn wieder so funktionierte, wie er es sollte. „Das nächste Mal können Sie warten, bis wir im Bett sind, bevor Sie so etwas starten.“ „Wieso sollte ich? Ich bekomme dich auf jeden Fall dahin.“ Ein Lächeln streifte sein Ohr, begleitete das Flüstern. Dem konnte er nicht widersprechen und auch wenn sein erster Schritt Richtung Tür noch etwas wacklig geriet, hatte er sich völlig unter Kontrolle, als er sie erreichte. Die Klinke in der Hand, drehte er sich zu dem Älteren um. „Kommen Sie? Oder wollen Sie hier übernachten?“ Schneider lachte nur und schloss mit ein paar langen Schritten zu ihm auf. „Werd hier bloß nicht frech, immerhin warst du derjenige, der eben noch am Boden lag.“ Er setzte einen nichtssagenden Gesichtsausdruck auf. „Nun, es sollte Sie nachdenklich stimmen, dass ich schon wieder auf den Beinen bin.“ Und damit wandte er sich wieder der Tür zu, kam aber nicht dazu, sie zu öffnen. Arme wurden um seine Taille geschlungen, zogen ihn nach hinten, gegen den festen Körper des Älteren und die erwachende Erektion, die sich in den locker geschnittenen Hosen verbarg. Gleich darauf gruben sich Zähne in seinen Hals, tief genug angesetzt, dass die Spuren unter dem Kragen seines Hemdes verschwinden würden. „Du scheinst mir noch ein bisschen zu viel Energie übrig zu haben.“ Die hatte er natürlich nicht, aber er hatte nicht vor, das laut auszusprechen. Oder auch nur zu laut zu denken. Diesen Sieg wollte er Schneider nicht gönnen. Auf dem Weg zurück zu Schneiders Suite hielten sie sorgfältig den erforderlichen Abstand, der sofort überwunden wurde, kaum dass sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte. Schneider wurde allmählich ungeduldig, er spürte es wie eine Strömung unter einer glatten Wasseroberfläche und er hatte nicht einmal die Kraft, den Älteren zurückzuhalten, selbst wenn das sein Wunsch gewesen wäre. Die Trainingssachen ließen sich um einiges schneller abstreifen als ihre übliche Kleidung, er stolperte rückwärts gegen das Bett, als Schneider ihn regelrecht überfiel und dann landeten sie beide auf der nachgebenden Matratze. Er rollte sie beide herum, schmeckte Salz auf seinen Lippen, als diese sich ihren Weg bahnten. Brust, Rippenbögen, die Erhebung eines Hüftknochens und die Kuhle gleich daneben. Schneider entkam ein unterdrücktes Stöhnen und er lächelte gegen erhitzte Haut, bevor er sich seinem eigentlichen Ziel zuwandte. ~TBC~ Crawford ist innerlich ein wenig aus der Balance geraten, was seinen Umgang mit Schneider angeht. Aber es war wohl nie wirklich anders… cya, cu ^-^ Kapitel 211: "Drei Schüsse… und er hat trotzdem noch gelebt, als sie ihn ins Krankenhaus brachten" -------------------------------------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 211) Titel: Close Distance Teil: 211/21x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Es ist bereits Donnerstag - und damit wurde seit dem letzten Teil ein Tag übersprungen. Was am Mittwoch passiert ist, werdet ihr aber aus der Unterhaltung zwischen Omi und Nagi erfahren ^^ Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: *winkz* Jetzt ist CD wirklich schon fast zu Ende. Also halt dich ran ^^ @Lacu: Ich werde um das Sequel kaum herumkommen, aber erst einmal steht RftS auf dem Plan, so dass du dich wohl eine Weile gedulden werden musst. ^^# Rans Reaktion hängt damit zusammen, wie er selbst seine Beziehung zu Crawford sieht und daher auch die Beziehung zwischen Schneider und Crawford interpretiert. Er ist durch die letzten Wochen zu sehr verändert worden, als dass er noch wie ein ganz normaler eifersüchtiger Teenager reagieren könnte. Ich hoffe, die Sache wird noch ein kleines bisschen klarer, wenn es erstmal zum Finale kommt ^^ Hm, vergiss nicht, dass Ran sich recht wenig für die Ältesten interessiert ^.~ @Jemma: Ah ja, aber Crawford war schon immer emotional, wenn es um seinen toten Bruder ging. Und letzten Endes sind diese Tage zu eng damit verbunden, als dass er völlig ignorieren konnte, womit die Geschichte anfing, die jetzt auf ihren Abschluss zustrebt. Crawford ist wirklich gut darin, sich unter Kontrolle zu halten, aber manchmal wird der Druck einfach zu groß. Und natürlich spielt sein persönliches Verhältnis zu Schneider und der bevorstehende Abschied voneinander auch mit hinein. Vielleicht erinnerst du dich ja noch daran, wie Crawford sich verhalten hat, als er kurz davor stand, Rosenkreuz endgültig zu verlassen ^^ @F4-Phantom: Na solange du deinen Spaß hast, ist ja alles in Ordnung *lach* Das Dumme für Crawford ist, dass er sich in einem Zwiespalt befindet, was Schneider angeht. Auf der einen Seite war er viel zu lange mit ihm zusammen, um seine Gefühle länger zu ignorieren, er hat sich schließlich endlich eingestanden, dass er etwas für den Direktor empfindet. Und auf der anderen Seite ist da der Teil vom ihm, der Rache will. Und auch wenn letztendlich die Ältesten für alles verantwortlich sind, so war Schneider doch die ausführende Hand. Da ist es nicht so einfach, immer ruhig und gefasst zu bleiben ^^° @Kralle: Och, es reicht ja schon zu wissen, dass dir das Kapitel gefallen hat. Ist auf jeden Fall besser als die Alternative *grins* Teil 211 „Drei Schüsse… und er hat trotzdem noch gelebt, als sie ihn ins Krankenhaus brachten“ Bombay sah… gar nicht gut aus. Interessiert neigte er den Kopf und beobachtete die Annäherung des Älteren, während sein telekinetischer Sinn das Feld um Bombay herum bewunderte. Energie gewickelt um Energie, wirkte es fast schon solide, greifbar. Da waren Wut und Trauer am Arbeiten, versuchten, durch abgehackte Bewegungen auch nach außen hin sichtbar zu werden. Doch dafür hatte Bombay sich zu sehr unter Kontrolle und dessen Miene war einfach nur voll ausdrucksloser Blässe. Überschattete blaue Augen richteten sich auf ihn, als seine Aufmerksamkeit bemerkt wurde und Bombays Kiefer begann zu arbeiteten. Mehr, das ausbrechen wollte, aber wirksam daran gehindert wurde. Sein eigenes Gesicht war ebenfalls ausdruckslos, die Augen verengt. Doch er tat nichts, um Bombays Blick auszuweichen oder gar vor dem Älteren zurückzuweichen. Reglos blieb er sitzen, wo er war, bis Bombay schließlich direkt vor ihm stand. Sein einziges Zugeständnis bestand darin, dass er den Kopf leicht in den Nacken lehnte. Das Schweigen zwischen ihnen begann angespannt, wurde schnell lauter und schien alle anderen Stimmen auszulöschen. Hände ballten sich zu Fäusten, so stark, dass ein Tremor durch Bombays Arme zu laufen schien und das war genug, um ihn als ersten sprechen zu lassen. „Wir hatten nichts damit zu tun.“ Ein stoßartiges Ausatmen kam von dem Älteren, der für eine Sekunde in sich zusammensank, sich aber schnell wieder straffte. „Wieso sollte ich dir das glauben?“ „Ich habe keinen Grund, dich anzulügen. Ihr könntet sowieso nichts gegen uns unternehmen. Außerdem arbeiten wir nicht so unsauber.“ Verachtung schlich sich in seine Stimme und vielleicht war es genau das, was Bombay überzeugte. Der fiel eher neben ihm zu Boden, als dass er sich setzte, zog die Beine an und schlang seine Arme darum. „Drei Schüsse… und er hat trotzdem noch gelebt, als sie ihn ins Krankenhaus brachten. Ganze zwei Stunden noch. Aber ich habe es nicht gewusst, niemand hat mir Bescheid gesagt. Ich saß in der Schule und wusste von gar nichts…“ Die Worte brachen wie ein Wasserschwall aus Bombay heraus, wurden immer leiser und unverständlicher, bis sie schließlich versiegten. Natürlich, niemand wusste, dass Perser und Bombay verwandt waren. Und diejenigen, die es wussten, interessierte es nicht oder sie wollten keine Aufmerksamkeit darauf lenken. „Crawford hat mir erzählt, dass er mit Takatori-san im Krankenhaus war, um dessen Bruder zu besuchen.“ Abrupt richteten sich die blauen Augen auf ihn, die bis eben den Boden angestarrt hatten. Er fuhr fort, als hätte er das nicht bemerkt. „Er ist wohl nicht mehr zu sich gekommen. Aber Takatori-san konnte es trotzdem nicht lassen, sich vor seinem Bruder zu brüsten.“ Nun suchte er doch den Blick des Älteren. Und er brauchte nicht mehr zu sagen. Bombay vergrub das Gesicht in beiden Händen, ein Zittern lief durch ihn und das Schweigen kehrte zurück. Als die Hände schließlich gesenkt wurden, brannte ein unheiliges Feuer in Bombays Augen. „Du wirst nicht an ihn herankommen. Er wird vorsichtig sein.“ Takatori mochte allzu oft ein Idiot sein, aber er würde auf seinen eigenen Hintern aufpassen. „Hilf mir!“, wurde er aufgefordert und musste sich eingestehen, dass er davon überrascht wurde. „Warum?“ Aufrichtiges Interesse und nicht mehr. „Ihr habt Hirofumi geholfen.“ Ah, Bombay hatte dieses Detail nicht vergessen. Beinahe hätte er gelächelt. Doch der Ältere war gerade so labil, dass er kein Misstrauen riskieren durfte. Crawford hätte ihn nicht extra darauf hinweisen müssen, das sah er auch so. Also entschied er sich für ein unbekümmertes Schulterzucken. „Crawford macht öfters Sachen, die ich nicht verstehe.“ „Kannst du mit ihm reden?“ Es war, als hätte sich Bombay selbst auf eine Fährte angesetzt und wollte von der nicht mehr ablassen. Vielleicht hielt Bombay sich auf diese Weise zusammen. Es war ihm so ein Rätsel, dass er am liebsten die Hand ausgestreckt hätte, um nach dem summenden Feld zu greifen. Aber natürlich tat er das nicht. „Wenn du willst. Wenn er sich etwas davon verspricht, wird er dir vielleicht wirklich helfen.“ Bombays Lächeln war kalt. „Mir sind seine Gründe egal, solange ich am Ende bekomme, was ich haben will.“ „Gib mir deine Handynummer. Sobald ich Infos habe, werde ich mich melden.“ „Ich kann warten. Für eine Weile. Immerhin habe ich die Gewissheit, dass er nicht davonlaufen wird. Schließlich will er ja hier Premierminister werden.“ Bombay sah nicht so aus, als würde er warten können. Trotzdem war Bombays Stimme überraschend gleichmäßig, als dieser ihm die Nummer nannte. Er prägte sie sich problemlos ein, sah dann unüberrascht zu, wie zumindest ein Teil der potenziellen Energie umgewandelt wurde und Bombay sich explosionsartig erhob. Himmelblaue Augen musterten ihn noch für einen Moment, bevor Bombay ohne ein weiteres Wort zu ihm ging. Sein Blick verfolgte den Älteren, bis dieser von den anderen Schülern absorbiert wurde und er hätte sein Talent einsetzen können, um Bombay auch danach noch zu finden. Aber er sah keinen Sinn darin und so richtete sich seine Aufmerksamkeit als nächstes auf Ran, der sich gerade animiert mit Miyato zu unterhalten schien. Er musste an den Ratschlag denken, den Ran ihm gegeben hatte und ein kleines Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Vielleicht wollte er Bombay ja wirklich weiterhelfen, unberücksichtigt der Tatsache, dass er einen Auftrag von Crawford dadurch erfüllte. „Wie ist das Gespräch mit Takatori jr. gelaufen?“ Crawford hatte in Ermangelung einer anderen Sitzgelegenheit auf seinem Bett Platz genommen, musterte ihn von dort aus mit ruhigen, braunen Augen. „Wie du es erwartet hast. Er dachte tatsächlich, wir hätten Perser umgebracht. Vielleicht sollte ich mich ein bisschen beleidigt fühlen, weil er uns einer so schlechten Arbeit für fähig hält…“ Crawfords Mundwinkel zuckten. „Du scheinst es mit Humor zu nehmen, also wird es schon nicht so schlimm sein.“ Danach wurde die Miene des Älteren ernst. „Und du hast ihn darüber aufgeklärt, wer wirklich dahinter steckt?“ „Natürlich.“ Er zog eine Augenbraue hoch. „Wenn du mir eine Aufgabe überlässt, erledige ich sie auch.“ „Gut. Ich werde dir rechtzeitig die Informationen geben, die du an ihn weiterleiten sollst.“ Er nickte und als Crawford nicht gleich aufstand, stellte er eine Frage, die ihn seit Herrn Schneiders Besuch am Montag immer mehr beschäftigt hatte. „Ist es überhaupt noch möglich?“ Crawford schien zu wissen, wovon er sprach, antwortete aber nicht sofort. Der Blick des Älteren war plötzlich in sich gekehrt und er wurde den Verdacht nicht los, dass Crawford eine ähnliche Frage gestellt hatte. Er schluckte, wusste auf einmal nicht mehr, ob er die Antwort noch hören wollte. Gleichzeitig versicherte er sich selbst, dass es gar nicht so schlimm wäre, solange er mit Schwarz weiterarbeiten konnte. Er hatte mehr Freiheiten als ein normaler Teenager seines Alters und selbst wenn er sich seinen Job später nicht aussuchen konnte, würde er zumindest einen haben. Die braunen Augen fokussierten sich wieder auf ihn und der Geist eines Lächelns streifte Crawfords Lippen. „Vielleicht kann ich mein Versprechen nicht ganz halten.“ Er öffnete den Mund, um etwas darauf zu erwidern, aber ihm fiel nichts ein. Und dann teilte er Crawford einfach die Überlegungen mit, die ihm eben durch den Kopf gegangen waren, was etwas mehr Ausdruck in das Lächeln des Anderen brachte. Crawford erhob sich und Fingerspitzen streiften seine Haare, als der Ältere an ihm vorbei zur Tür ging. „Schuldig hatte auch nicht vor, seine eigenen Wege zu gehen, sobald das Ganze vorbei ist. Allmählich bekomme ich das Gefühl, wir ziehen es nur für mich durch“, wurde ihm leise mitgeteilt. Er zuckte nur mit den Schultern und hängte sein eigenes Lächeln hintenan, zum Zeichen, dass ihm das egal war. Crawford hatte ihn damals gerettet. Er würde fast alles für den Älteren tun. Der hielt kurz inne, nahm seine Reaktion mit einem minimalen Nicken zur Kenntnis. „Komm bitte nach unten, sobald du fertig bist. Unsere Sachen für die Zeremonie sind eingetroffen und ich will sichergehen, dass sie auch passen. Ach ja… du wirst wahrscheinlich bemerken, dass es sich nicht um gewöhnliche Anzüge handelt. Bitte mach die Anderen nicht darauf aufmerksam.“ Überraschung meldete sich in ihm, doch sein Gesicht verriet nichts davon. „Kein Problem.“ Ein weiteres Nicken, dann schloss sich die Tür hinter Crawford, so dass er sich wieder seinen Hausaufgaben widmen konnte. Ein beinahe schon vertrautes Sirren klang ihm aus der Küche entgegen, als er die Treppe herunterging. Für einen Moment überlegte er, ob er vielleicht nachsehen sollte, was für ein Kunstwerk Farfarello heute fabrizierte, aber das leichte Heben seines Magens riet ihm davon ab. Er folgte dem Rat. Crawford befand sich zusammen mit Ran im Wohnzimmer, las eine Zeitung. Ganz so, wie es sein sollte. Nur Ran passte nicht ganz ins Bild, der ein wenig zu nahe neben dem Amerikaner saß, Fingerspitzen in einer unbewussten Berührung an Crawfords Handgelenk. Oder vielleicht passte er doch hinein. Inzwischen. Er atmete kaum merklich durch, war durch sein Gespräch mit Crawford daran erinnert worden, wie eng sein Blickfeld bis vor ein paar Wochen noch gewesen war. Und wie viel größer es inzwischen geworden war. Ein Lächeln glitt über seine Lippen, verschwand auch dann nicht, als Crawford auf einmal die Zeitung senkte und ihn stumm musterte. So etwas wie Wärme hielt in den braunen Augen Einzug, als der Ältere sein Lächeln erwiderte, dann nickte Crawford in Richtung der noch verpackten Sachen und erinnerte ihn so daran, warum er eigentlich hier war. Sein Talent folgte seinem Blick, konzentrierte sich auf das, was sich innerhalb der dunklen Folienhüllen befand. Die typische Form von Anzügen erwartete ihn, was ihm auch schon seine Augen verraten hatten, doch daneben gab es noch etwas… Seltsames. Unwillkürlich nutzte er mehr Energie, spürte den winzigen Punkten nach, auf die sein Talent aufmerksam geworden war. Normalerweise hätte er sie wahrscheinlich gar nicht entdeckt, er machte es sich in der Regel nicht zur Aufgabe, die Kleidung anderer Leute so tiefgehend zu scannen. Waffen und andere versteckte Gegenstände fand man sehr viel leichter. Doch nachdem seine Aufmerksamkeit erst einmal geweckt war, fühlte es sich wie ein mentaler Stolperstein an, etwas, das er gar nicht ignorieren _konnte_, selbst wenn er es gewollt hätte. In einer stummen Frage wandte er sich wieder Crawford zu, in der Hoffnung, wenigstens die Andeutung einer Erklärung zu erhalten, doch dazu kam es nicht mehr, weil Schuldig diesen Moment wählte, um ebenfalls das Wohnzimmer zu betreten. „Das müsst ihr unbedingt mal probieren!“, wurde ihnen mit einem breiten Grinsen mitgeteilt und zur Unterstreichung der Aussage hielt Schuldig eine Glaskanne hoch. Er trat einen Schritt zurück, noch bevor er sich dieser Reaktion überhaupt bewusst war, denn was auch immer sich da in der Kanne befand, allein die Farbe war Anreiz genug, Reißaus nehmen zu wollen. Nur zu gern sah er etwas anderes an, um genau zu sein, huschte sein Blick zu Crawford und Ran, deren Gesichtsausdruck ungefähr das gleiche Interesse an einer Kostprobe verriet, wie er selbst wohl aufbrachte. Es war absolut nicht existent. „Wenn du uns vergiften willst, solltest du es nicht so offensichtlich machen“, meinte Crawford schließlich und sprach damit ihnen allen aus dem Herzen. Ran lächelte daraufhin, aber die Kraft des Älteren schien für ein Grinsen nicht ganz zu reichen. Die violetten Augen waren weiterhin auf die Glaskanne fixiert, als würde Ran befürchten, dass sich der Inhalt jeden Moment verselbständigen und auf ihn stürzen könnte. Natürlich schaffte Schuldig es ohne Probleme, seiner Miene den Ausdruck beleidigter Unschuld zu verleihen. „So etwas würde ich niemals tun.“ Die Kanne wurde auf dem Tisch abgestellt, gefolgt von drei Gläsern. „Und jetzt probiert mal. Ich verspreche euch, so etwas habt ihr noch nie getrunken.“ „Das stellt auch niemand in Frage.“ Crawford sah nicht so aus, als wollte er sich mit diesem… Getränk… noch länger in einem Zimmer aufhalten. Doch hinter der fast völlig ausdruckslosen Miene des Älteren verbarg sich Amüsement. Schuldig stieß nur ein unbeeindrucktes Schnauben aus, drehte sich zu Farfarello um, der im Türrahmen stehen geblieben war. „Niemand hier weiß dein Werk zu schätzen.“ Neugierig wartete er auf die Reaktion des Iren, der aber nur mit den Schultern zuckte, dann langsam näherkam, um schließlich ein Glas zu füllen. Stumm wurde es anschließend Ran hingehalten, dessen Augen sich weiteten. Doch es kam kein Wort der Ablehnung von dem Rothaarigen und schließlich griff Ran sogar nach dem Glas. Er zwinkerte, als würde sich dadurch etwas ändern. Was natürlich nicht geschah. Vielleicht war Farfarello ja ansteckend. Schuldig war schon immer etwas seltsam draufgewesen und jetzt fing Ran auch noch damit an. Es schien zum Glück nur Leuten zu passieren, an denen der Ire ein besonderes Interesse entwickelte. Natürlich versteckte er die Überlegung nicht hinter seinen Schilden, was ihm einen schiefen Blick von Schuldig einbrachte, der allerdings zu sehr damit beschäftigt war, gleich wieder Ran zu beobachten, um mehr zu tun. Sehr, sehr langsam führte Ran das Glas zum Mund, zögerte dann noch einen Moment, bevor er schließlich einen winzigen Schluck nahm. Und gleich darauf einen weiteren, sehr viel größeren. Überraschung spielte über das Gesicht des Älteren, wandelte sich in ein ausdrucksvolles Lächeln, das ganz allein Farfarello galt, bevor Ran das Glas in einem Zug leerte. „Lass es dir patentieren“, lautete das abschließende Urteil. Sein Talent bestätigte ihm, das nicht die geringste Unwahrheit in diesen Worten steckte und so kam es, dass er gleich darauf ebenfalls ein Glas in der Hand hielt. Es erwies sich als die richtige Entscheidung, denn was auch immer Farfarello da zusammengemixt hatte, schmeckte einfach fantastisch. Crawford sah sich für eine Weile an, wie er sich mit Ran um die Kanne stritt, doch ein leises Räuspern reichte aus, damit die fast spielerische Stimmung aus ihnen wich und sich Ruhe über sie senkte. Die Ablenkung war schön gewesen, solange sie währte, aber jetzt wandten sich ihre Gedanken wieder den Anzügen zu und dem, was sie bedeuteten. Denn auch wenn er sich gerade nicht erinnern konnte, was genau für Sonntag geplant war, so wusste er doch, doch dass dieser Tag eine Entscheidung mit sich bringen würde. Das Lächeln, das jetzt seine Lippen umspielte, entbehrte jeder Freundlichkeit. ~TBC~ Ich weiß nicht so sehr, woher dieser letzte Teil mit Farfs Kreation plötzlich kam, aber er wollte einfach geschrieben werden. Mir gefiel die Vorstellung, dass Farf mal was Tolles zusammenbraut *lach* Und ich hoffe, es ist rübergekommen, was am Mittwoch vorgefallen ist ^^ cya, cu ^-^ Kapitel 212: "Auf wie viele Arten konnte man 'ich liebe dich' sagen?" --------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 212) Titel: Close Distance Teil: 212/21x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Es ist bereits Freitag, also wird nächstes Wochenende voraussichtlich das Finale dran sein ^^ Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Andromeda: *winkz* @Furia: Stimmt, Schlaf ist eindeutig überbewertet *lach* Ich kann schon verstehen, dass es sich besser macht, die Kapitel hintereinander lesen zu können - auf der anderen Seite hege ich die Befürchtung, dass es dann schneller langweilig wird ^^# Aber bei dir scheint das eindeutig nicht der Fall zu sein *freu* Dann halt dich mal ran, weil dir echt nicht mehr viel Zeit bleibt, wenn du tatsächlich vor dem Ende noch aufschließen willst *anfeuer* *lach* @Kralle: Oh nein, die Ältesten haben ihre Finger garantiert nicht mit ihm Spiel *snicker* Und sagen wir es mal so: Schneider hat die Mittel geliefert, die Anzüge aber nicht selbst manipuliert ^^ Was die Aktion sollte, wird aber erst im Finale verraten ^^ @F4-Phantom: Bisher habe ich euch doch immer verraten, was solche Sachen zu bedeuten hatten. Ihr musstet halt nur ein paar Teile (oder auch mal ein paar mehr ^^°) auf die Auflösung warten *ehe* Da CD fast zu Ende ist, wirst du allerdings nicht mehr lange warten müssen, bis du erfährst, was es mit den Anzügen auf sich hat ^^ Nagi ist doch nicht böse - und er lächelt auch nicht hinterhältig *gg* @Lacu: Da sieht man es mal wieder - ich schreib etwas völlig Ungeplantes und es kommt besser an als der Teil, der zur Story gehört ^^# Ich habe bei Farf angefragt, aber er will das Rezept nicht rausrücken *grins* Stimmt schon, Omi hat es gerade nicht leicht. Aber er kann froh sein, dass er überhaupt noch gebraucht wird, denn sonst würde Crawford ihm bestimmt nichts verraten o.o Und natürlich wird die Auflösung zu den Anzügen nicht mehr lange auf sich warten lassen *versicher* @Jemma: Nun ja, ich würde nicht unbedingt sagen, dass Ran mutig vorangesprescht ist *lach* Er kann halt Farf so schwer einen Wunsch abschlagen ^.~ Und es freut mich sehr, dass du die Szene auch als Schritt in Richtung Besserung für Farf verstanden hast ^___^ Es ist schließlich tatsächlich so, dass er "normaler" wird. ^^ Omis Lage ist meiner Meinung nach typisch für WK - die Jungs hatten schließlich auch im Anime nicht besonders viel Glück… Teil 212 "Auf wie viele Arten konnte man 'ich liebe dich' sagen?" Je länger er sie betrachtete, desto deutlicher wurden die Unterschiede. Bis das Mädchen vor ihm im Bett Aya gar nicht mehr zu ähneln schien. Er war sich nicht sicher, ob er sich dadurch besser fühlte - alles in allem fühlte er wohl gar nichts. Keine Erleichterung, obwohl sie es geschafft hatten, seine Schwester in Sicherheit zu bringen. Aber auch keine Gewissensbisse, obwohl dieses Mädchen in Lebensgefahr gebracht werden würde, ohne irgendetwas mit ihnen zu tun zu haben. Dumpf ballten sich seine Hände zu Fäusten, öffneten sich wieder. Er sollte etwas festhalten können, doch im Moment standen ihm weder sein Katana noch Ayas Hand zur Verfügung. Das Katana, das sich jetzt im Kofferraum von Herrn Schneiders Wagen befand. Die Hand, die immer noch den Ohrstecker hielt. Unwillkürlich griff er nach dem Gegenstück, das schon so sehr Teil seiner selbst geworden war, dass er das Gewicht gar nicht mehr spürte, das goldene Glitzern nicht mehr im Spiegel wahrnahm. Vielleicht war das ein Zeichen dafür, dass er sich immer weiter von Aya entfernt hatte, trotz seiner täglichen Besuche bei ihr. Und jetzt, jetzt besuchte er dieses Mädchen, damit niemand den Austausch bemerkte, wusste nichts mit sich oder ihr anzufangen. Je länger er hier stand, desto unähnlicher wurde sie Aya nicht nur, sondern desto stärker wuchs in ihm der Wunsch, von hier zu verschwinden. Um niemals wieder zurückzukehren. Er atmete tief durch, drehte sich dann langsam um. Zu Crawford. Und Herrn Schneider. Eisblaue Augen fingen seinen Blick ein und augenblicklich wusste er, dass der ältere Mann jede seiner Überlegungen verfolgt hatte. Doch er kam nicht dazu, sich deswegen unwohl zu fühlen, denn während ein winziges Lächeln an Herrn Schneiders Mundwinkeln zog, legte sich gleichzeitig eine beruhigende Decke über seine Gedanken. Sie erstickte alles, was nichts mit dem Hier und Jetzt zu tun hatte und das bestand nur noch aus den beiden vor ihm. Crawford hielt still, als er in einer flüchtigen Geste die Hand es Älteren streifte und auch wenn sich seine Finger am liebsten um dessen Handgelenk geschlossen hätten, tat er nichts desgleichen. So klar wie selten zuvor stand die Frage in seinem Kopf, warum sich Crawford überhaupt mit ihm abgab und sie gewann nur noch dadurch an Nachdruck, dass er inzwischen wusste, welche Alternative der Amerikaner hatte. Dieses Mal suchte er den Blick eisblauer Augen, während sich seine Gestalt straffte, fand dort aber keine Antwort. Herr Schneider trug mehr Stärke in sich, als er je bei einem Menschen gesehen hatte und wenn er ihn nicht ein wenig fürchten würde, würde er sich deswegen vielleicht zu ihm hingezogen fühlen. Crawford hingegen fürchtete ihn bestimmt nicht. Nein, er fand ganz sicher keine Antwort. Nur neue Fragen. Und wieder dieses seltsame Gefühl, das ihm versicherte, dass er trotz allem Crawford nicht verlieren würde. Ganz, ganz langsam begann er zu lächeln, irgendwie dankbar und dann war der Augenblick auch schon vorbei. "Sie haben sich überzeugen können, dass alles in Ordnung ist?" Auch wenn Crawford es wie eine Frage formulierte, so stellte es in Wirklichkeit keine dar. Was Herr Schneider natürlich wusste und dementsprechend mit einem amüsierten Blitzen in den eisblauen Augen quittierte. Aber sie waren nicht ohne Grund hier. Auch wenn sie nicht wussten, ob der Raum überwacht wurde, so war es besser, einfach davon auszugehen. "Natürlich, Crawford. Ich habe auch nichts anderes erwartet." Er dachte noch darüber nach, wie leicht es den beiden fiel, in ein belangloses Gespräch zu verfallen, als es auch schon an der Zeit war, sich von Herrn Schneider zu verabschieden. Sein Blick folgte daraufhin dem davonfahrenden Wagen und dann hatte er auf einmal das Gefühl, irgendetwas vergessen zu haben. Etwas, das ihm eben noch durch den Kopf gegangen war. Mit einem Schulterzucken schüttelte er den Eindruck ab und wandte sich mit einem Lächeln Crawford zu. "Wie wäre es, wenn wir noch ein bisschen trainieren gehen?" Aus irgendeinem Grund schien Crawford belustigt von diesem Vorschlag. "Das geht leider nicht." "Ist das Dojo heute nicht frei?" Enttäuschung stieg in ihm auf, aber er kämpfte sie schnell nieder. Immerhin hatten sie in den vergangenen Tagen immer trainieren können, er sollte nicht zu viel verlangen. "So ähnlich", meinte Crawford nur, drückte dann die Fernbedienung, um die Autotüren zu entriegeln. Anscheinend würde er keine weitere Erklärung erhalten. Und es war ja auch nicht so wichtig. Mit einem weiteren Schulterzucken, das dieses Mal nur innerlich erfolgte, stieg er ein. ****** "Crawford…" Schneider schien beinahe überrascht, ihn zu sehen. Ein flüchtiges Lächeln huschte über seine Lippen, während er die Einladung annahm, die die sich weiter öffnende Tür darstellte. "Haben Sie jemand anderen erwartet?" Der Ältere fing sich schnell wieder. "So wie die Ältesten vielleicht?", wurde ihm entgegengehalten und irgendwie brachte das jedes Amüsement zum Erlöschen. Schneider schloss die Tür, trat dann hinter ihn, dort, wo er für eine Sekunde wie erstarrt dastand. Eine Hand legte sich auf seine Schulter, half ihm dabei, den Gedanken an die Ältesten beiseite zu wischen. "Keine Sorge", lauschte er gleich darauf einer Stimme neben seinem Ohr. "Sie werden kaum hier auftauchen. Und ich werde morgen noch mehr als genug von ihnen zu sehen zu bekommen." Ganz offensichtlich tat es dem Älteren schon leid, das Thema überhaupt angeschnitten zu haben. Und die Lippen, die warmem Atem folgten, waren völlig ausreichend, um sie beide endgültig davon abzulenken. "Sind alle Vorbereitungen abgeschlossen?", wollte er wissen. Oder vielleicht auch nicht, vielleicht wollte er etwas ganz anderes. Er war sich dessen nicht ganz sicher. Schneider wusste das, antwortete aber trotzdem. "Ja, die Waffen werden auf euch warten. So wie geplant." Seine Krawatte wurde gelockert, während er versuchte, sich auf die Worte zu konzentrieren. "Und im Krankenhaus?" Schneider lächelte gegen seinen Hals. "Schuldig hat gute Arbeit geleistet. Niemand vom Personal oder den Ärzten hat den Austausch bemerkt - und sie werden auch in Zukunft nichts bemerken." Eine kurze Pause folgte, als seine Hände sich über die des Älteren legten, die gerade dabei waren, seine Weste aufzuknöpfen. Er wollte Schneider nicht stoppen, nur… ja, was? Und dann sprach Schneider auch schon weiter. "Ich gehe davon aus, dass Ran wieder vergessen hat, was genau wir heute getan haben?" "Sie zweifeln an Ihren eigenen Fähigkeiten?" Ihre Finger verschränkten sich, als Schneider leise lachte, mehr ein Vibrieren in seinem Rücken als ein Laut. "Das eher nicht. Aber bei ihm kann man nie ganz wissen." Er stimmte dieser Aussage innerlich zu, nickte kaum merklich. "Er wollte trainieren gehen." Als würde das Schneiders Frage beantworten. Und genau das tat es auch. "Ich verstehe." Wieder eine Pause, aber diese hatte ihren Grund in dem Kuss, der seine Wange streifte. "Warum bist du hier?" Und nicht bei Ran, blieb unausgesprochen. "Sie sagten es selbst, morgen sind Sie beschäftigt", meinte er nur. Und hier blieb sehr viel mehr unausgesprochen. Dass morgen der letzte Tag vor Sonntag war. Und dass ihnen niemand garantieren konnte, dass es für sie nach Sonntag noch einen anderen Tag geben würde. "Du willst die Nacht lieber mit mir verbringen, hm?" Selbstironie zuckte um seine Mundwinkel. "Ja…" Auf wie viele Arten konnte man 'ich liebe dich' sagen? Es war gar nicht so schwer, sich selbst einzugestehen, warum er hier war. Anders als damals, als ihn der nahende Abschied von Rosenkreuz halb in den Wahnsinn getrieben hatte. Er drehte sich um, suchte und fand nackte Haut über dem Kragen und der Wunsch nach einem richtigen Kuss raubte ihm für einen Moment die Fähigkeit, klar zu denken. Aber bevor er nachgeben konnte, schaltete sich der Teil von ihm ein, der Schneider immer noch nicht ganz verzeihen konnte. Schneider registrierte das minimale Zögern, den Moment, in dem er sich trotz allem vielleicht abgewendet, das Hotelzimmer wieder verlassen hätte - und der Ältere hatte ganz sicher nicht vor, das zuzulassen. Wärme umfing ihn oder auch nur die Arme des Älteren, er wurde fest gegen Schneiders Körper gezogen und dem gab er nur zu gerne nach. Hitze gesellte sich zu der Wärme, als Hände den Weg unter sein Hemd fanden, seine Wirbelsäule hinaufwanderten. Ah… und da war es auch schon, dieses Gefühl, das Schmerz so nahe kam und die Grenze doch nicht überschritt. Er bog den Rücken durch, wodurch ihre Becken sich näherkamen und dann stöhnte er auf, als sich Zähne in seinen Hals gruben. Schneider leckte über die gereizte Stelle, brachte ein wenig Kühle ins Spiel, doch die war schnell wieder vergessen. Was er noch an Geduld besessen hatte, verließ ihn schlagartig und fahrig suchten seine Finger nach Knöpfen, während er sich ein wenig zurücklehnte, um besser sehen zu können. Schneider ließ ihn gewähren, doch irgendwie half das nicht und dann zog er einfach nur noch am dem widerspenstigen Stoff, bis selbst die bestens angenähten Knöpfen dem nicht mehr standhalten konnten und in alle Richtungen absprangen. Er erwartete ein amüsiertes Lachen zu hören, doch als keines kam und er Blickkontakt herstellte, brannte da nur ein Feuer in den eisblauen Augen, das seiner Ungeduld viel zu nahe kam, als dass Schneider über ihn hätte lachen können. Sie schafften es ins Schlafzimmer, auch wenn er im Nachhinein nicht sagen konnte, wie eigentlich und dann war es der Direktor, der als erster fiel, ihn mit sich zog. Sein Gewicht drückte Schneider in die Matratze und der Ältere tat nichts, um etwas daran zu ändern. Er hatte weiterhin völlig freie Hand und nutzte das aus, um sie beide von den Resten ihrer Kleidung zu befreien. Seine Finger woben sich in sandblonde Haare, während seine Lippen Schneiders Züge nachzeichneten, als wollte er sie sich für immer einprägen. Nur den Lippen wich er aus, inzwischen fast automatisch, eine Geste, die kein Nachdenken mehr erforderte und ihm daher auch nicht gefährlich werden konnte. Dann rutschte er weiter nach unten, über Brust, Rippenbögen, gefolgt von Hüftknochen. Muskeln spannten sich unter seinen Berührungen an, erbebten und wurden wieder gelockert. Zentimeter für Zentimeter arbeitete er sich weiter vor, fand vertraute Wege und vertraute Reaktionen, während sich immer mehr Hitze in seinem Unterleib aufstaute. Das Blut rauschte ihm in den Ohren und kurz schoss ihm der absurde Gedanke durch den Kopf, dass es eigentlich längst südwärts gewandert sein sollte und dieses Mal war da ein Lachen. Nicht wirklich zu hören, nur ein Flüstern in seinem Verstand. Das Verlangen wurde überwältigend und vielleicht war es ganz gut so, dass er inzwischen jedes Stück freie Haut von Schneider erkundet hatte. Es befriedigte einen seltsamen Drang in ihm, so dass er willig dem sanften Druck folgte, der ihn leitete, bis er selbst es war, der auf dem Rücken lag. Sein Blick war verschleiert und dennoch brannten sich die eisblauen Augen tief in ihn hinein, genauso wie es Schneiders Hände taten, die Zähne des Älteren. Und dann dauerte es nicht mehr lange, bis Schneider ihn völlig auszufüllen schien, Körper und Verstand und er ließ sich vollkommen fallen, vergaß zu denken. Da waren nur noch Schneider und er selbst und der Teil, der sie beide war, wo sich ihre Empfindungen genauso wie ihre Körper vereint hatten. Nachdem der Rest der Welt schon für ihn verloren war, ging auch das, was noch verblieben war, in weißem Licht unter. Wenn er noch hätte denken können, wäre ihm vielleicht durch den Kopf geschossen, dass diese Reaktion allmählich zur Gewohneit wurde. "Eines Tages werden meine Synapsen dabei durchbrennen", murmelte er ins Kissen hinein, als er zu sich kam. Schneider lag schwer auf ihm, aber das Gewicht war willkommen, nichts, was er zurückweisen würde. Ein leises Lachen vibrierte zwischen ihnen, bevor sich Lippen an seinen Hals hefteten und ihn an die Spuren erinnerten, die der Ältere wieder auf ihm hinterlassen hatte. Doch er verschwendete nicht lange einen Gedanken daran, da als nächstes Schneiders Stimme neben seinem Ohr aufklang. "Dazu bin ich zu gut…", wurde ihm ohne jeden Anflug von Selbstzweifel mitgeteilt. "Natürlich sind Sie das", gab zurück, immer noch zu erschöpft, um mehr zu sagen. Tiefe Zufriedenheit erfüllte ihn für einen Moment und er wusste nicht ganz, von wem sie ausging. Es war seltsam, dieses Wissen, dass ein Teil von Schneiders Gedanken, Schneiders Emotionen, weiterhin mit seinen eigenen verschlungen waren und gleichzeitig fühlte es sich viel zu gut an. So gut, dass er beinahe wünschte, diese Verbindung niemals aufgeben zu müssen. Der Direktor seufzte kaum hörbar und doch konnte ihm der Laut gar nicht entgehen, so nah wie Schneider ihm weiterhin war. Doch es folgten keine Worte, die sowieso nichts geändert hätten. Denn die Vergangenheit war Vergangenheit. Sie lag vielleicht hinter ihnen, aber sie war nicht vergessen. Und würde wohl niemals weit genug hinter ihnen liegen. Er verbat sich, weiter in diese Richtung zu wandern, die Überlegungen vertrieben nur die knochenlose Entspannung, die von ihm Besitz ergriffen hatte. Düstere Belustigung schwemmte kurz über ihn hinweg, dann rollte sich Schneider von ihm herunter, allerdings ohne ihn loszulassen. "Hast du immer noch nicht gelernt, deinen Kopf auch mal abzuschalten?", wurde er gefragt, während Arme ihn beinahe zu fest hielten. Aber eben nur beinahe. Ein ungesehenes Lächeln kurvte seine Lippen, auch wenn es nicht viel mit Belustigung zu tun hatte. "Haben Sie diese Aufgabe nicht immer für mich übernommen?", gab er eine Frage zurück, die keiner Antwort bedurfte. Was taten sie hier eigentlich? War das ein weiterer Versuch davon abzulenken, was ihnen in den nächsten Tagen bevorstand? Er wünschte, sein Talent würde immer mit absoluter Sicherheit arbeiten, dann, wenn er es brauchte. Dann gäbe es da vielleicht nicht diesen Anflug von… Unsicherheit?... der sich als ungebetener Gast durch sein Inneres wand. Doch das hatte es noch nie getan und so sehr er auch daran glaubte, dass sein Plan - ihr Plan - sich ungehindert entfalten würde, so hatte er doch keine Gewissheit. Wie erwartet sagte Schneider nichts und trotzdem drehte er sich in den Armen des Älteren um, als wollte er ihn so zu einer Antwort auffordern. Eine Hand umfasste prompt seine Wange, eine viel zu vertraute Geste und seine Augen weiteten sich unwilkürlich, als ihm klar wurde, worauf das hinauslaufen würde. Er war wie erstarrt in diesem Moment und vielleicht hätte sich nicht abgewandt. Aber das würde er niemals wissen, denn Schneider stoppte einen Augenblick bevor sich ihre Lippen berühren konnten. Und ganz vielleicht bedauerte er diese Tatsache. ~TBC~ Manchmal frage ich mich schon, ob das für Rans Verstand nicht mal zu viel wird, wenn er jetzt so häufig beeinflusst wird. Aber es sollte harmlos bleiben, solange nicht wirklich etwas gelöscht wird, sondern nur eine vorübergehende Blockade aufgebaut wird o.O cya, cu ^-^ Kapitel 213: "Kannst du heute das Wetter vorhersagen?" ------------------------------------------------------ Close Distance (Teil 213) Titel: Close Distance Teil: 213/21x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Heute kommen wir doch noch nicht zum Finale, da es den Wunsch nach mehr über Ran und Crawford gab *grins* Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Jemma: Ich wundere mich, dass ihr etwas anderes erwartet habt. ^^ Auch wenn sich Crawford für Ran interessiert, wurde niemals gesagt, dass er wirklich tiefgehende Gefühle für ihn entwickelt hat. Wäre auch seltsam, wenn man bedenkt, wie kurz die beiden sich eigentlich erst kennen ^.~ Aber ich bin ja nicht so… *auf den neuen Teil deut* Klar, man kann sich immer damit rausreden, dass es nur ne Fanfic ist, aber ein paar 'echte' Argumente sind mir dennoch lieber *lach* Von daher bleibe ich dabei, dass Schneider einfach gut mit seinem Talent umgehen kann und wie schon von ihm gesagt wurde, Ran sowieso eine Veranlagung dazu hat, seine 'unerwünschten' Gedanken zu verbergen. @Furia: Vielen Dank für den ausführlichen Commi *knuffz* Ich werde ihn aus Platzgründen in einer ENS beantworten ^^ Hoffentlich ist mit deiner Prüfung alles gutgegangen ^^° Auch wenn ich mich freue, dass du CD gelesen hast, solltest du vielleicht mal über deine Prioritäten nachdenken *zwinka* @F4-Phantom: Da bin ich aber froh das zu hören, denn ich könnte ganz bestimmt nichts an der Beziehung zwischen Schneider und Crawford ändern *lach* Erstens, weil ich es gar nicht will und zweitens, weil es ausgesprochen unglaubwürdig werden würde. Da ich wegen der Arbeit nicht so viel Zeit zum Schreiben habe, bin ich wirklich froh, dass CD jetzt endlich zu einem Ende kommt. Und wenn ich anfange, die Geschichte zu vermissen, kann ich ja einfach das Sequel anfangen. ^^ @Kralle: *grins* Das ist ja auch der Witz an der Sache. Und bald kommt noch eine dritte Version von Brad hinzu. Dabei geht es nicht einmal nur um Brad allein, um ehrlich zu sein, sondern auch um ein paar andere Charaktere. Und dann natürlich um die alternative Entwicklung, was die Ältesten und deren Ritual angeht und wie das Brads Geschichte beeinflusst. In CotM/FH ist das noch nicht zu erkennen, aber bevor auch diese Fanfic beendet ist, wirst du wissen, was ich meine. CD und das geplante Sequel, CotM/FH sowie RftS werden dann alle zu dem Zyklus "Alternate States" gehören und der Name ist sozusagen Programm. Um dann wirklich alle Kleinigkeiten der einzelnen Fanfics verstehen zu können, muss man alle gelesen haben, obwohl die Storys ja grundsätzlich unabhängig voneinander sind ^^ Aber jetzt zu CD: da Crawford nun einmal Crawford ist, kann er eben nicht so einfach bei Schneider bleiben, auch wenn er das auf einer bestimmten Ebene gewiss möchte. Erinnerst du dich noch, wie es mit ihm als zehnjährigen Jungen anfing? Er wollte sich aus der Kontrolle seiner Eltern befreien. Und dieser Charakterzug hat sich bei ihm zu sehr ausgeprägt, als dass er jetzt Schneider erlauben würde, ihn auf diese Weise zu kontrollieren… Teil 213 "Kannst du heute das Wetter vorhersagen?" Überraschenderweise wehte ihm der Duft von frisch gebrühtem Kaffee entgegen, als er das Haus betrat. Irgendjemand musste die Maschine in Gang gesetzt haben und irgendwie bezweifelte er, dass Schuldig das getan hatte. Nein, es war Ran… Ran, der jetzt im Rahmen der Küchentür stand und ihm entgegensah. "Guten Morgen, Crawford", wurde er mit einem Lächeln begrüßt, in dem sich Erleichterung mit etwas mischte, das er nicht ganz identifizieren konnte. Er stellte seine Aktentasche ab, griff nach der dargebotenen Tasse, ohne vorher seinen üblichen Abstecher ins Arbeitszimmer zu machen. Rans Lächeln wurde… heller… und ihm wurde bewusst, wie sehr er Ran in der letzten Woche vernachlässigt hatte. Vielleicht nicht offensichtlich, aber der Jüngere hatte es zweifellos bemerkt. Was brauchte er mehr, um mal wieder vor Augen geführt zu bekommen, wie sehr er auf Schneider fixiert war, egal, ob es ihm gefiel oder nicht. Und es war schon immer so gewesen. Der in braunen Augen aufblitzende Spott war ganz gegen ihn allein gerichtet. Der Kaffee explodierte über seine Geschmacksknospen hinweg und dann lächelte auch er. "Was willst du heute machen?" "Du musst heute nicht arbeiten?" Ran schien seinem Glück nicht ganz zu trauen. "Nein, der Tag gehört ganz dir." Er tat es nicht, weil er glaubte, Ran irgendetwas schuldig zu sein. Es war ganz einfach so, dass er selbst gerne den Tag mit Ran verbringen wollte. Ein klein wenig, um sich abzulenken. Aber das war nicht alles. Ran war unkompliziert und bisher hatte es wenig in seinem Leben gegeben, von dem er das behaupten konnte. Ran grinste und dann schlossen sich auch schon Finger um den Stoff seiner Weste, zogen ihn an den Jüngeren heran. Die Tasse in einer Hand balancierend, beugte er sich Ran entgegen und küsste ihn. Lippen öffneten sich nachgebend und einen Moment später wusste er, dass er das wirklich vermisst hatte. Seine Linke fand Rans Hinterkopf, verhinderte, dass sich der Jüngere zurückziehen konnte. Was Ran ganz sicher nicht vorhatte. Und dann machte er sich nicht weiter die Mühe, seine Reaktionen oder die von Ran zu beobachten, sondern schloss die Augen und vertiefte den Kuss. Ran atmete schwer, als sie sich schließlich trennten und dessen Pupillen waren geweitet. Es dauerte einige Sekunden, ehe sich die violetten Augen richtig fokussierten und seine Mundwinkel rutschten nach oben, als er das registierte. "Was ist so lustig?", wollte Ran wissen und versuchte ihn anzufunkeln. Was nicht so ganz gelang. Er musste ein Auflachen zurückhalten, schüttelte nur den Kopf. "Gar nichts." Er nahm einen weiteren Schluck vom Kaffee und verbarg so sein ausgeprägter werdendes Lächeln. Erst nachdem er seine Gesichtsmuskeln wieder unter Kontrolle hatte, senkte er die Tasse. "Und, hast du dich entschieden?" Ein schiefes Lächeln, als wüsste Ran ganz genau, was die Aktion zu bedeuten hatte, bevor er seine Antwort erhielt. "Ich möchte Brauner besuchen gehen." Ausgerechnet… die Wahl sollte ihn nicht überraschen und tat es auch nicht, nicht wirklich. Aber sie trug die gerade unwillkommene Erinnerung an Schneider in sich. Er verdrängte sie und dachte stattdessen lieber an das, was Ran mit ihren beiden Besuchen dort verband. Und schon war die Zustimmung sehr einfach. "Wir können gleich los, wenn du möchtest." Ran lächelte nur. Es versprach ein sehr warmer Tag zu werden, die Sonne blendete ihn fast, als er aus dem Wagen stieg. Ran, der es ihm auf der anderen Seite gleichgetan hatte, stand hochaufgerichtet da und starrte mit abgeschirmten Augen zum Himmel hinauf, ließ sich auch von der zufallenden Wagentür nicht ablenken. Ruhig wartete er ab, dass wieder Leben in den Jüngeren kam, doch als Ran schließlich etwas sagte, wurde er nicht einmal angesehen. "Kannst du heute das Wetter vorhersagen?" So leise, dass die Worte beinahe ungehört an ihm vorbeigezogen wären. Hm… Ran hatte es also nicht vergessen, er hatte nichts anderes erwartet, wenn er ehrlich war. Mit einem gewissen Zögern kurvten seine Mundwinkel nach oben, aber sie taten es, als er beschloss, die Frage mit Humor zu nehmen. "Das schaffe ich ganz ohne mein Talent. Heute wird uns ganz bestimmt kein Regen überraschen." Und dann kam doch Bewegung in Ran. Der Kopf ruckte zu ihm herum und violette Augen sahen ihn überrascht an. Anscheinend hatte Ran eine andere Reaktion befürchtet - was ihn aber nicht davon abgehalten hatte, dennoch zu fragen. Ein Grinsen flog über das Gesicht des Rothaarigen und im nächsten Moment war Ran auch schon neben ihm, griff nach seiner Hand. "Dann müssen wir uns ja nicht beeilen, sondern können vorher ein bisschen spazieren gehen." Braune Augen wurden ausdruckslos, ohne dass er es merkte, während er auf ihre verbundenen Hände sah. Doch eine Sekunde später war das seltsame Gefühl wieder verflogen und er sah Ran lächelnd an. "Wenn du es wünschst." Nur kurz löste sich Ran daraufhin von ihm, langte nach seiner Krawatte, um sie zuerst aufzubinden und dann ganz abzustreifen. Stoff rieb über Stoff und eine Gänsehaut kribbelte seine Arme entlang, obwohl er es schaffte, den Eindruck eisblauer Augen sofort wieder in den Hintergrund zu drängen. Stattdessen konzentrierte er sich ganz auf Ran, der sich anschließend daran machte, seine Weste aufzuknöpfen. Und so war nur noch sein Hemd übrig, als sie schließlich einen Weg einschlugen, der sie an den Weiden vorbeiführen würde. Stille herrschte um sie herum, anscheinend war niemand in ihrer Nähe unterwegs. Ran tat nichts, um das Schweigen zu brechen und er selbst war ebenfalls zufrieden damit, stumm neben dem Jüngeren dem Weg zu folgen. Sie blieben irgendwann an einem Gatter stehen, hinter dem hervor sie von interessierten Pferdeaugen beobachtet wurden und Ran lachte leise, als sich ihm ein neugieriger Kopf entgegenschob. "Ich habe nichts für dich", wurde dem Pferd versichert, das sich aber zuerst selbst davon überzeugen wollte, bevor es Ran schließlich mit einem Schnauben in Ruhe ließ. Unwillkürlich hielt er nach Brauner Ausschau, obwohl das natürlich sinnlos war. Schließlich hatte er bereits angerufen, damit Brauner vorbereitet werden konnte, bevor er eintraf. Ran bemerkte seinen suchenden Blick und interpretierte ihn korrekt. "Brauner ist nicht hier, stimmts?" "Er wartet beim Stall auf uns", bestätigte er ihm und konnte direkt zusehen, wie Ran zu seiner nächsten Entscheidung kam. "Dann sollten wir ihn nicht länger warten lassen", wurde ihm verkündet und dann wurde seine Hand auch schon wieder von der des Jüngeren umfasst und ihm blieb gar nichts anderes übrig, als dem einsetzenden Zug zu folgen. "Hast du es eilig?", fragte er amüsiert und merkte urplötzlich, wie entspannt er war. Die Erkenntnis ließ ihn lächeln. Das Lächeln wurde gleich darauf von Ran erwidert. "Ein bisschen vielleicht?" Keine richtige Antwort, aber er verstand auch so. Auch wenn Ran bisher nur zweimal hier gewesen war, so verband den Jüngeren schon etwas mit Brauner und seien es auch nur Erinnerungen, die Ran wohl niemals vergessen wollte. Brauner war frisch gestriegelt, als sie beim Stall anlangten, Sattel und Zaumzeug lagen geputzt bereit. Er wurde von einem Wiehern begrüßt, kaum dass Brauner ihn erspäht hatte, was Ran wieder ein Lachen entlockte. "Du bist vermisst worden." Ein Unterton wollte sich einschleichen, der so gar nicht zu dem Lachen zuvor passen wollte, aber Ran kämpfte ihn erfolgreich nieder. "Er soll froh sein, mich schon wieder zu Gesicht zu bekommen. Normalerweise habe ich viel seltener die Zeit, hierher zu kommen", erwiderte er nur trocken und Rans Grinsen sah wieder ganz normal aus. "Workaholic." "Na und", zuckte er mit den Schultern, erreichte in diesem Moment sein Pferd und strich ihm begrüßend über die Blesse. Er wurde erwartungsvoll angestupst und klopfte daraufhin gegen Brauners Hals. "Noch ein bisschen Geduld, mein Hübscher. Wir müssen uns vorher noch umziehen gehen." Es war, als würde Brauner ihn wirklich verstehen, denn er erntete ein enttäuschtes Schnauben, das warm über seine Wange strich. Violette Augen funkelten belustigt, als sie sich schließlich zum Clubhaus aufmachten und Ran schien Mitleid mit Brauner zu haben, denn sie zogen sich rasch um, ohne sich gegenseitig abzulenken. Nur bevor sie das Gebäude verließen, forderte Ran einen Kuss ein und beinahe hätte Brauner doch noch eine Weile auf sie warten müssen. Brauner tänzelte ungeduldig, als er ihm das Zaumzeug anlegte, ihn sattelte. Aber er registrierte es kaum. Das waren alles altvertraute Bewegungen, an die er nicht viel Aufmerksamkeit verschwenden musste. Und so kam es, dass seine Gedanken zu dem Tag wanderten, als er zum ersten Mal hierher gefahren war. Der Adresse auf einem Blatt Papier folgend, ohne zu wissen, wohin sie ihn führen würde. Als er schließlich vor einem Stall gestanden hatte, hätte er um ein Haar kehrtgemacht, doch seine Beine hatten ihm nicht gehorcht, hatten ihn aus eigenem Willen hineingetragen und zwar geradewegs zur richtigen Box. Das Gefühl beobachtet zu werden, riss ihn aus seinen Gedanken heraus, ließ ihn sich umdrehen und natürlich stand da Ran, musterte ihn aus nachdenklichen, violetten Augen. "Herr Schneider hat dir Brauner geschenkt…" Keine Frage und er erinnerte sich daran, was Schneider ihm über Rans Fähigkeit gesagt hatte. Dem Rothaarigen schien das gar nicht bewusst zu sein, der hielt es sicher nur für Intuition, aber ihm war nun klar, dass der Direktor nicht übertrieben hatte. "Ja", sagte er trotzdem, mit einem Lächeln, das gar keines war. Doch Ran ließ sich davon nicht abschrecken. Nachdem der Jüngere erst einmal angefangen hatte, Fragen zu stellen, wurde er die Gewohnheit anscheinend nicht mehr los… Der Gedanke ließ einen selbstironischen Funken in braune Augen treten, der wieder erlosch, als Ran weitersprach. "Warum?" Warum was? Hinter diesem einen Wort verbargen sich zu viele Ebenen. "Er wollte mir etwas zurückgeben, was er mir genommen hatte", wählte er schließlich eine mögliche Antwort aus. Rans Augen verschmälerten sich, bevor plötzlich Verstehen in ihnen aufblitzte und der Rothaarige mit einem schwachen Lächeln auf ihn zutrat. Finger schlossen sich um seine Handgelenke, dann erhob sich Ran auf die Zehenspitzen, um ihn zu küssen. Nur eine flüchtige Berührung. Er lächelte ebenfalls, als Ran wieder einen Schritt zurücktrat und der Schatten, der sich über sein Gesicht gelegt hatte, verflog. "Möchtest du als erster reiten?" Ran schüttelte den Kopf. "Es ist besser, wenn er sich zuerst bei dir austoben kann." Dem schloss sich ein Grinsen an. "Hm, vielleicht hast du Recht…" Er zog die letzten Gurte fest, stellte die Steigbügel ein und schwang sich dann auch schon auf Brauner, der wieder wieherte, wie um ihn aufzufordern, endlich in die Gänge zu kommen. "Gleich, mein Hübscher", tätschelte er ihm den Hals. Im Schritt ging es zum Freigelände, wo er dem Pferd die Zügel freigeben konnte und Brauner nutzte das mit Freuden aus. Er beugte sich tief über Brauners Mähne und ließ sich einfach nur davontragen, während Ran irgendwo hinter ihm zurückblieb. Das hier erinnerte ihn an eine Zeit, in der er freier gewesen war, als er es später jemals wieder hatte sein können. Es war ihm nur nicht bewusst gewesen. Aber dann ließ er auch diese Gedanken zurück, verlor sich für eine kurze Zeit vollkommen in der Bewegung. ****** Crawford stellte bald nur noch einen Punkt am Horizont dar, verschwand dann ganz aus seinem Blickfeld. Er hatte das Gefühl, als würde der Ältere diesen Moment allein mit Brauner brauchen - um kurz von Herrn Schneider wegzukommen. Er konnte nicht behaupten, wirklich zu verstehen, warum Crawford dem zu entkommen versuchte, was die beiden verband. Vielleicht lag es daran, dass Crawford für sich allein schon stark genug war. Aber wie es auch sein mochte, er war froh darüber. Denn dadurch hatte er Crawford für sich. Ein Lächeln flog über sein Gesicht und er erinnerte sich daran, wie er früher über den Amerikaner gedacht hatte. Seine Einschätzung war richtig gewesen, Crawford machte sich nicht viel aus anderen Menschen, doch Herr Schneider war eindeutig eine Ausnahme und verdiente das auch. Das hatte er mühelos erkennen können, in der kurzen Zeit, die er mit dem Deutschen verbracht hatte. Manchmal wunderte ihn nur, dass er selbst auch so eine Ausnahme darstellte. Sein Lächeln wurde ausgeprägter, als er sich gegen den hölzernen Zaun lehnte und geduldig darauf wartete, dass Crawford zu ihm zurückkehren würde. Die Zeit wurde ihm nicht lang und als er selbst schließlich auf Brauner aufstieg, verflog sie sogar doppelt so schnell. Viel zu schnell. Obwohl er ehrlich erschöpft war, als sie sich auf den Heimweg machten, wäre er liebend gerne noch länger geblieben. Hätte gerne mehr von diesem Tag gehabt, der nur aus warmen Sonnenstrahlen auf seiner Haut, frischer Luft und Crawford zu bestehen schien. Er nickte mit einem Lächeln auf den Lippen ein, von tiefer Ruhe erfüllt, während das Brummen des Motors zu dem Rauschen des Windes in seinen Ohren wurde und er noch einmal mit Brauner über einen grünen Teppich aus Gras flog. Und dieses Mal endete der Traum nicht in einem Fall. "Aufwachen, Ran. Wir sind da." Crawford lehnte über ihm, als er die Augen aufschlug und prompt griff er nach ihm und hielt ihn fest, woraufhin Crawford automatisch beinahe zurückgeruckt wäre. Doch eben nur beinahe, denn für so eine Reaktion hatte Crawford sich zu gut unter Kontrolle. "Vorsicht, mein Kopf und das Autodach vertragen sich nicht besonders gut", wurde ihm ruhig mitgeteilt. "Du sollst dich ja auch nicht aufrichten", gab er genauso ruhig zurück, bevor ein Lächeln auf seinem Gesicht ausbrach. Seine Finger lösten sich von Crawfords Hemd, nur um sich daraufhin an dessen Wange zu legen. Von einem Moment auf den anderen wurde es schwierig zu atmen und die simple Berührung reichte nicht mehr aus. Hitze stieg ihm in den Kopf, er hatte das Gefühl, als würden seine Ohren glühen und er fragte sich, warum er eigentlich errötete. Crawfords Mundwinkel zuckten, dann kam das Gesicht des Älteren noch näher. "Ich nehme an, dass du auf das Abendessen verzichten willst?" Gegen seine Lippen gesprochen. Er antwortete, ohne Worte dafür zu benötigen. ~TBC~ *grins* Ich hab die Gelegenheit genutzt, gleich mit einzubauen, wohin die zweite Adresse auf dem Zettel führte, den Crawford nach seiner Ankunft in Japan erhalten hatte. Ich nehme doch an, dass ein paar von euch da schon die richtige Idee hatten, oder? cya, cu ^-^ Kapitel 214: "Was wird morgen passieren?" ----------------------------------------- Close Distance (Teil 214) Titel: Close Distance Teil: 214/21x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Und noch ein Kapitel, das überwiegend Ran und Crawford gewidmet ist ^^ Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Lacu: Ich kann streikende I-Nets nicht ausstehen… da merkt man immer, das man fast schon süchtig danach ist ^^# *lach* Natürlich erinnere ich mich noch daran *grins* Also Gratulation, dass du richtig geraten hast ^^ *Gummibärchen reich* @Kralle: Ja, ja, ich weiß. Ran war ein bissl kurz gekommen, aber dank Furia konnte ich das ja noch ändern. Die Teile von letzter und dieser Woche habt ihr nur ihr zu verdanken ^^ @Furia: Du hast vollkommen Recht, es ist wirklich die Ruhe vor dem Sturm. Wortwörtlich *grins* *summt den entsprechenden ASP-Song vor sich hin* Himmel, jetzt weiß ich, was ich vermisst habe. Deine Fantasie ist einfach nicht zu übertreffen. *sich die Hände vor die Augen hält, um nicht zu lesen, als was du Crawford bezeichnest* *snicker* Übrigens keine Sorge, mit Ran und Crawford geht es heute noch einmal weiter, ehe ab nächster Woche wirklich das Finale beginnt *zwinka* @F4-Phantom: Hey, normalerweise solltest du lernen, _bevor_ du meine Fanfics liest… aber auf der anderen Seite ist es doch schön zu hören, dass ihr meine Storys so sehr mögt *ehe* Die Interaktion von Crawford und Ran ist wirklich eher… simpel. Weil Crawford in dieser Beziehung keinerlei Erwartungen zu erfüllen hat. Deswegen kann er dabei auch so normal sein, wie es ihm überhaupt möglich ist. Ich hoffe es wird deutlich, wie Crawford sich seit dem Aufeinandertreffen mit Ran allmählich verändert hat. ^^ @Jemma: Ich sag dir, als Ran dieses Thema das erste Mal angeschnitten hatte, war Crawford davon nicht besonders begeistert. Es hat ihn zu sehr daran erinnert, an welchen Stellen ihm sein Talent nicht helfen konnte. Ein Teil von Rans Verständnis rührt tatsächlich von seiner Fähigkeit her, aber ein anderer Teil ist einfach pure Beobachtungsgabe. Crawford gibt so wenig von sich preis, dass Ran ihn immer genau beobachtet und sich natürlich auch alles merkt, was er an Bruchstücken über Crawford erfährt. Und manchmal muss er das nur noch zusammensetzen. Eigentlich geht er dabei genauso vor, wie Crawford es früher mit Schneider gemacht hat. Bloß dass Crawford nie so hartnäckig war. ^^ Teil 214 „Was wird morgen passieren?“ Er hielt Crawfords Handgelenk umschlossen, als sie das Haus betraten. Nicht, dass er einen Fluchtversuch befürchten würde, aber der Kontakt hatte etwas Beruhigendes. Seine Lippen prickelten noch von dem Kuss und im Moment dachte er nicht an viel, außer daran, dass er schleunigst ein freies Bett finden wollte. Doch zunächst gab es da ein kleines Hindernis in Form von Schuldig und Farfarello. Die beiden sahen erschöpft aus, als hätten sie den ganzen Tag trainiert und ein näherer Blick bestätigte seine Vermutung. Die Blessuren ließen gar keine andere Deutung zu. Farfarello hatte die Arme um Schuldigs Hals geschlungen, breitete sich wie eine Decke über dessen Rücken aus. Über Schuldigs Schulter hinweg erhielt er ein zufriedenes Lächeln zugeworfen, das er ohne zu zögern erwiderte. Dann aber fiel ihm auf, dass Schuldig abgelenkt schien und er folgte dem Blick des Orangehaarigen zu der Stelle, wo er Crawford hielt. Fragend sah er Crawford an, um dessen Lippen ein schmales Lächeln spielte. Ah… das war wohl eine Erinnerung anderer Natur, eine, die nichts mit Herrn Schneider zu tun hatte. Als hätte Schuldig Crawfords Reaktion gespürt, blickte dieser jetzt hoch und das Grinsen, das Crawford in Erwiderung erhielt, war echt. "Darf ich ein Foto machen und herumschicken?" Sein Blick huschte von Schuldig zurück zu Crawford, in dessen Augen Belustigung aufblitzte. "Hast du nicht schon damals deinen Standpunkt bewiesen?" "Vielleicht, aber so hätte ich einen Beweis, dass es nicht nur ein Zufall war. Du weißt sehr genau, was die anderen über dich gedacht haben." Jetzt mischte sich Ironie in die Belustigung und nach einem Moment der Verwirrung verstand er endlich, worüber die beiden sprachen. Und dann zwinkerte er überrascht, als er begriff, dass Schuldig keine Ahnung von Herrn Schneider hatte. Hastig verdrängte er den Gedanken gleich darauf, weil Crawford anscheinend wollte, dass es dabei auch blieb. "Wir haben jetzt keine Zeit für Fotos", warf er ein, bevor Crawford etwas sagen konnte und zog mit scheinbarer Ungeduld an dessen Handgelenk. Schuldigs Grinsen wurde prompt anzüglich, doch der Telepath hielt sie nicht weiter auf, ganz im Gegenteil. Mit einer schwungvollen Geste wurde ihnen Platz gemacht. Einen letzten Kommentar konnte sich Schuldig dennoch nicht verkneifen. "Aber nicht zu lange aufbleiben. Es gibt ein paar Leute im Haus, die ihren Schlaf brauchen." "Schönheitschlaf, meinst du wohl…", murmelte er im Vorbeigehen, mutig genug, weil er Crawford an seiner Seite hatte. Farfarello lachte auf und zog an orangefarbenen Haaren, um so Zugang zu Schuldigs Hals zu finden und hineinbeißen zu können. Was eine wirksame Ablenkung darstellte. Er konnte sehen, wie grüne Augen ihren Fokus verloren, dann war er auch schon an den beiden vorbei. "Befürchtest du nicht, dass er es dir heimzahlen wird?", fragte Crawford, deutlich amüsiert. Seine Mundwinkel, die er bis eben noch hatte unter Kontrolle halten können, weiteten sich zu einem Lächeln, das scharf an der Grenze zu einem Grinsen vorbeischrammte. "Farfarello wird zweifellos dafür sorgen, dass er es morgen schon vergessen hat." "Wo du Recht hast…" Crawford blieb stehen und stoppte damit auch ihn. Was ihn nicht weiter störte, denn im nächsten Moment wurde er an den Älteren herangezogen und geküsst. Anschließend barg er sein Gesicht an Crawfords Weste, an der noch ein Hauch des gewohnten Aftershaves hing und atmete tief durch. Seltsamerweise fühlten sich seine Knie weich an, aber das stellte kein Problem dar, denn Crawford ließ ihn nicht los, bis sie in Crawfords Zimmer waren. Dann konnte er sich ganz einfach aufs Bett fallen lassen und und wartete darauf, dass der Amerikaner ihm folgen würde. Crawford stand aber einfach nur ruhig da, musterte ihn mit einem nachdenklichen Lächeln. Hitze wollte ihm in die Wangen steigen, aber er überspielte die Reaktion, indem er auffordernd eine Hand nach dem Anderen ausstreckte. Crawford ergriff sie, so dass er ihn zu sich herunter ziehen konnte. Gleich darauf hatte er das vertraute Gewicht über sich, forderte mit einem zufriedenen Seufzen einen weiteren Kuss und Crawford kam seinem Wunsch gerne nach. Für eine Weile war er vollkommen zufrieden damit, der Hitze zwischen ihnen, seine Finger in schwarzen Haaren vergraben. Doch irgendwann wurde er zu empfindlich, um die Sachen noch länger auf seiner Haut zu ertragen und langsam begann er, nach den Knöpfen an Crawfords Kleidung zu suchen. Der verstand den Hinweis sofort, ließ ihm genug Raum, ohne dass sie ihren Kuss auf Dauer unterbrechen mussten und gleichzeitig wurde auch er selbst ausgezogen. Er konnte kaum sehen, was er tat, aber seine Fingerkuppen fanden die erwarteten Spuren, spielten darüber hinweg, weil das Crawford erschaudern ließ. Erst als sie beide sich nur noch miteinander beschäftigen mussten, alle Hindernisse beseitigt waren, erhaschte er einen genauen Blick auf Crawford. Der registrierte sein winziges Zögern und lächelte, bevor etwas in sein Ohr geflüstert wurde. "Es tut wirklich nicht weh, Ran." Für einen Moment war er hin und her gerissen zwischen seiner Neugier und dem Wunsch, Crawford wirklich ganz für sich allein zu haben, ohne dass Herr Schneider mit ins Spiel kam. Aber er merkte schnell, dass erstere einfach zu stark war, was vielleicht daran lag, dass der Direktor ihn faszinierte. Wenn er nicht gerade vor ihm flüchten wollte… Der Zwiespalt wurde ihm geradewegs vom Gesicht abgelesen und Crawford lachte leise, als dieser sah, welche Seite gewann. "Für Herrn Schneider wäre es ebenfalls unangenehm, wenn er mir wehtun wurde", erhielt er gleich darauf eine Erklärung. Mit der er aber nicht sofort etwas anfangen konnte. Unwillkürlich richtete er sich auf und es wurde ihm kaum bewusst, da Crawford es ihm gleichtat und seine Finger niemals ihre Wanderung unterbrechen mussten. Wege entlang, die fast schon vertraut waren, aber immer begleitet von dem Funken leichter Überraschung, dass er das überhaupt tun durfte. Selbst jetzt, während er über das Gesagte nachdachte, spürte er sie als leisen Widerhall in sich. Herr Schneider war ein Telepath, ihm sollte egal sein, was Crawford fühlte. Wenn er die ganze Sache richtig verstand, hieß das. Ein Lächeln zuckte über seine Lippen hinweg, ungesehen, da er sich gerade vorlehnte, um Crawfords Schulter zu küssen, dort, wo die Haut gerötet war. Kleine Spuren, Abdrücke von Zähnen. In Gedanken kaute er immer noch an dem Rätsel, das Crawford und Herr Schneider darstellten. Und weil ihm der Nachmittag noch so nahe war und damit auch ihr letzter Ausflug dorthin, kam mit einem Mal Verstehen, ohne dass er genau wusste, wie er die Antwort gefunden hatte. Mitempfinden, Empathie… natürlich, Herr Schneider musste auch ein Empath sein und der Direktor war es gewesen, der sich damals hinter Crawfords Worten verborgen hatte. Was bloß wieder neue Fragen aufwarf, aber die Hitze unter seinen Finger hielt ihn davon ab, sie zu verfolgen. Nein, jetzt gab es Wichtigeres zu tun. Wie schon so oft wusste Crawford ganz genau, was er wollte, griff nach ihm und gleich darauf lag er wieder auf dem Rücken, den Älteren über sich. Rabenschwarze Strähnen klebten an Crawfords Stirn und er langte danach, weil er niemals genug davon bekommen konnte, sie durch seine Finger gleiten zu fühlen. Der folgende Kuss brachte noch mehr Hitze mit sich, die durch seinen gesamten Körper zu kreisen schien, ehe sie sich in seinem Unterleib konzentrierte. Ein Schauer ließ ihn erbeben, als die Lippen seinen Mund verließen und stattdessen seine Brustwarzen fanden. Die Empfindungen trafen ihn wie kleine Blitze, pure Energie, die ihn Licht sehen ließ, obwohl seine Augen geschlossen waren. Eine Hand lag an seiner Hüfte, knetete dort sanft und in einer gleichförmigen Bewegung seine Haut, was ihm seine Erregung in so unmittelbarer Nähe und doch unberührt um so vieles bewusster machte. Es war eine Tortur, die niemals enden sollte, aber schließlich war er selbst es, dessen Hände mit ihrer unkoordinierten Suche nach Halt Crawford zu ihm zurückführten. Er schlang die Arme um den Hals des Älteren, vertiefte den Kuss, bis er seine Lippen kaum noch spüren konnte und Crawfords Körper war seinem so nah wie überhaupt möglich, gab ihm Druck und Reibung. Im ersten Moment war es eine Erleichterung, dann jedoch reichte es nicht mehr und er wollte nur noch, dass Crawford ihm noch näher war. Sein Atem ging schwer, als Crawford ihn vorbereitete, er fühlte sich, als würde er verbrennen und das kühle Gel sandte eine ganz andere Art von Schock durch ihn. Wieder lief ein Schauer durch ihn hindurch und dann endlich hatte er Crawford in sich und sie beide rührten sich für eine endlose Sekunde nicht, während er ganz einfach in dem Gefühl der Sicherheit versank, das ihn jetzt erfüllte. Die erste Bewegung von Crawford brachte ihn zu dem zurück, was sie gerade taten und das war genauso gut und er lächelte in ihren nächsten Kuss hinein, während die Hitze in ihm ganz allmählich zu einem winzigen Punkt komprimiert wurde, um schließlich zu explodieren. Danach konnte er sich für eine ganze Weile nicht rühren, was egal war, da Crawford keine Anstalten machte, zu verschwinden. Der Amerikaner lag halb auf ihm, dessen Gewicht hielt ihn unten, ohne erdrückend zu werden. Es war einfach nur perfekt, hielt die Wärme zwischen ihnen fest. Irgendwann hatte er genug Kraft, um sich wieder zu bewegen, umarmte Crawford als erstes, der sich daraufhin auf die Seite rollte und ihn an sich zog. Und das war genauso perfekt. Er lächelte schon wieder und seine Finger spielten mit Crawfords Nackenhärchen, als er darauf wartete, dass ihn der Schlaf übermannte. Doch es geschah nichts, da waren nur dumpfe Gedanken, die sich träge durch seinen Verstand wanden, etwas berührten, das sein Herz plötzlich schneller schlagen ließ. "Was ist?", wurde er leise gefragt, nur ein Flüstern, begleitet von warmem Atem. Er versuchte, danach zu greifen und im nächsten Moment kamen ihm Worte über die Lippen, für die er nicht einmal den Grund kannte. "Was wird morgen passieren?" Er wollte sich an das klammern, was sich dahinter verbarg, aber es versank wie in einem Sumpf. "Morgen ist die Zeremonie…" Ja, genau. Und Aya würde… wieder flackerte eine Erinnerung auf, die er nicht ganz erkennen konnte. Aber etwas in ihm war sich sicher, dass Aya nicht in Gefahr sein würde und er vertraute darauf. Was ihm die Möglichkeit gab, sich ganz auf die Zeremonie zu konzentrieren und plötzlich konnte er ein bisschen klarer denken. "Er wird dort sein?" Messerscharf und er holte tief Luft, drückte sich gleichzeitig enger an Crawford, weil seine Muskeln etwas tun wollten, für das er jetzt keine Gelegenheit hatte. "Ja, Takatori wird dort sein", wurde ihm versichert. Seine Finger bewegten sich von ganz allein, verkrampften sich zu Fäusten und seine Handflächen fühlten sich auf einmal feucht an. Er wagte es nicht, einen Blick darauf zu werfen, obwohl er _wusste_ , dass es nur Schweiß war. Und dann war alles vorbei und der Anfall ließ ihn erschöpfter zurück als der Sex zuvor. Übrig blieb nur ein warmes Glühen, das sich wie Erwartung anfühlte. Nun hatte er die Ruhe, die bis eben noch so flüchtig zu sein schien und sie vertiefte sich mit den gleichmäßigen Kreisen, die Crawfords Hand auf seinen Rücken zeichnete. Er erwischte sich dabei zu gähnen und schließlich schlief er mit einem Lächeln ein. ****** "Du kannst Takatori jr. jetzt Bescheid geben." Es war viel zu früh, um an einem Sonntag bereits wach zu sein, aber niemand von Schwarz schien das zu bemerken. Was vielleicht daran lag, dass sie im Moment ganz sicher nicht an Schlaf denken konnten. Nein, das nun wirklich nicht. Er nickte Crawford zu und holte sein Handy hervor. "Ziemlich kurzfristig, nicht wahr?" Mundwinkel kurvten sich nach oben. "So ist das gedacht. Wir wollen Weiß schließlich nicht die Möglichkeit geben, Kritiker-Agenten zu aktivieren." Ran hatte den Austausch zwischen ihnen interessiert verfolgt und hatte eindeutig Schwierigkeiten, zu verstehen, was genau vor sich ging. Anders als er selbst, ihm war nur zu klar, was Crawford meinte. Ihre Quellen hatten ihnen mitgeteilt, dass Bombay bisher nicht die Nachfolge von Perser angetreten hatte und somit sollte es dem Anführer von Weiß schwerfallen, in der Kürze der Zeit mehr Leute zusammenzubringen als seine Teammitglieder. Es blieb nur die Frage, warum Crawford Weiß überhaupt dabeihaben wollte, aber es lohnte sich nicht, sie laut zu stellen. Stattdessen schickte er die versprochene SMS ab und wandte sich dann wieder seinem Frühstück zu. Und seiner stillen Beobachtung der anderen. Crawford las weiter in seiner Zeitung, als hätte es die kurze Unterbrechung gar nicht gegeben. Ran griff gerade nach seinem zweiten Brötchen und schien äußerlich genauso ruhig wie Crawford zu sein, doch darunter lag eine Anspannung, die er auch in Schuldig und Farfarello spüren konnte. Die beiden spielten mit dem Mixer, aber auch das konnte sie nicht ganz von dem ablenken, was ihnen heute bevorstand. Nachdenklich rührte er in seinen Cornflakes, als er mit sich selbst kämpfte, nach einer Erinnerung suchte, auf die er im Moment keinen Zugriff hatte. Er wusste um die Sinnlosigkeit und dennoch war er immer wieder in den letzten Tagen darauf zurückgefallen. Dunkelblaue Augen wurden blank, gewannen erst an Ausdruck, als er schließlich aufgab. Ein weiteres Mal wanderte der Löffel im Kreis, dann riss er sich zusammen und führte ihn endlich zum Mund. Auch wenn er es sich nicht gerne eingestand, er war nervös. Von draußen prasselte Regen gegen die Fensterscheiben. ~TBC~ Und das war der Anfang vom Ende ^^ cya, cu ^-^ Kapitel 215: "Es war die Ruhe vor dem Sturm" -------------------------------------------- Close Distance (Teil 215) Titel: Close Distance Teil: 215/21x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Es geht mit Nagis Sicht der Dinge weiter, er hat irgendwie genau das richtige Talent dafür ^^ Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @F4-Phantom: *lach* Ich merke schon, die Ältesten konnten nicht besonders viele Sympathiepunkte erringen. Kein Wunder… ^^ Aber in diesem Kapitel erwischt es sie noch nicht und Nagi hat das zweifelhafte Vergnügen, sie jetzt auch kennenzulernen. Wegen deines Mathetests hattest du wirklich Glück *kopfschüttelnd sag* In Zukunft würde ich so etwas nicht riskieren ^.~ @Furia: Hast du tatsächlich etwas anderes erwartet? ^^ Für Ran konnte es nicht weniger als perfekt sein, immerhin hatte er Crawford für sich *grins* Irgendwie schaffe ich es auch nicht, in ihre Beziehung irgendwelche Stolpersteine einzubauen, die ist einfach nicht dafür geeignet. ^^# *nick* Mit Schuldig hast du völlig Recht. Ich denke, gerade weil er Telepath ist, hat er ab und zu einen blinden Punkt, was andere betrifft. Er geht zu oft davon aus, bereits alles zu wissen ^.~ Und ich gebe mir Mühe, dass sich die Zahl der letzten Kapitel in einem annehmbaren Rahmen bewegen wird *lach* @Kralle: Du musst doch zugeben, dass CD inzwischen wirklich lang genug geraten ist… nach dem Kampf kommt also nur noch ein kurzer Epilog und dann ist die Story endlich fertig. Bis ich das Sequel schreibe, kannst du dich ja mit RftS trösten ^^ @Jemma: *snicker* Freut mich, dass es sich eher dramatisch als langweilig anhört. Der Nachteil von meiner Vorgehensweise bei CD ist ja, dass ihr das Ende im Prinzip von Anfang an gekannt habt. ^^° Hm… ich werde das Sequel wohl auf jeden Fall schreiben müssen, damit mir Ran und Crawford nicht verloren gehen. In meiner neuen Fanfic hat das Pairing ja nichts verloren… Aber wann ich dazu komme, ist eine ganz andere Frage o.O @all: Der Song, der sich beim Schreiben in meinem Kopf herumgetrieben hat, lautet "Die Ruhe vor dem Sturm" von ASP. Hier ein kleiner Auszug ^^ Das Land liegt still Die Luft erfüllt kein Vogelsang Es bleibt kein Ton Das Lied des Sängers längst verklang Die Welt mit altem Staub bedeckt Die Luft nach kalter Asche schmeckt Und meine Kehle zugeschnürt Und keine Seele die mich führt Die Zeit bleibt stehen Die Zukunft zerrt am Augenblick Wird nie vergehen Gedehnt, kein Lidschlag, kein Zurück Was, wenn mein Herz nicht weiterschlägt Nicht mal der Schmerz mich vorwärts trägt Schau stumm hinab vom Dunklen Turm Dies ist die Ruhe Dies ist die Ruhe vor dem Sturm Teil 215 „Es war die Ruhe vor dem Sturm“ Es war der perfekte Tag für einen Weltuntergang. Das Meer lag grau und bleischwer vor ihnen, bedrohlicher als wenn es aufgepeitscht worden wäre, mit dem Tosen brechender Wellen. Die Luft schmeckte nach Salz und obwohl nur ein sanfter Regen fiel, enthielt sie ein Versprechen. Es war die Ruhe vor dem Sturm. Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen, während sein Talent der Energie folgte, die sich in den sich auftürmenden Wolken verbarg, gleichzeitig damit beschäftigt, den Rest seines Teams vom Regen abzuschirmen. Sein Haut kribbelte, als würde Elektrizität über sie fließen und er fühlte sich so wach wie nie zuvor in seinem Leben. Die Limousine, die sie hergefahren hatte, verschwand hinter ihm, doch er schenkte dem Vorgang nur einen Bruchteil seiner Aufmerksamkeit. Obwohl es unmöglich sein sollte, verlor er sich völlig in diesem Moment, der wie ein Omen das Bevorstehende reflektierte. Für ein paar Atemzüge fielen ihm die Augen zu, nur um ihn so viel mehr sehen zu lassen, dann sammelte er sich und wandte sich mit den anderen zum Gehen. Seine Nervosität war verschwunden. Nicht ein Schlammspritzer beschmutzte ihre weißen Anzüge, als sie den Turm erreichten, in dem die Zeremonie stattfinden sollte. Dafür hatte er gesorgt und Schuldig warf ihm ein breites Grinsen zu, als der das registrierte. Vor allem, da andere nicht so glücklich gewesen waren. Farfarello schien der Zustand seiner Kleidung völlig egal zu sein, sie konnten wohl froh sein, dass sich der Ire überhaupt in so etwas hatte zwängen lassen. Sein Blick wanderte weiter zu Ran, dessen Züge blass waren, sonst aber nichts von dem verrieten, was hinter den violetten Augen vorging. Was sich auch nicht änderte, als sie das Mädchen hereinbrachten. Sie schlief wie Schneewitchen auf dieser Liege, an keinerlei Geräte angeschlossen. Das weiße Kleid reichte ihr bis zu den Knöcheln und im Kontrast dazu schien sie beinahe Farbe im Gesicht zu haben. Ohne eine Aufforderung zu benötigen, trat Ran neben sie, weil das seine Aufgabe war. Ansonsten gab er den Eindruck, als wäre nicht ganz hier. Was in diesem Moment wohl am besten so war. Ein Raunen ging durch die Menge, die sich in der Eingangshalle versammelt hatte, als die Ehrengäste eintrafen. Dunkelblaue Augen fanden sie zielgerichtet, obwohl er sie niemals zuvor getroffen hatte. Zwei Männer und eine Frau. Sie könnten jedermanns Großeltern sein, bis man ihren Blicken begegnete. Ihm aber verriet etwas anderes, dass er es nicht mit gewöhnlichen alten Leuten zu tun hatte. Unwillkürlich verengten sich seine Augen, eine minimale Reaktion, die niemandem auffiel. Sein Talent bewahrte ebenfalls die Ruhe, als etwas Verwandtes es streifte und er wusste ohne jeden Zweifel, dass jede am Leib getragene Waffe in dieser Sekunde entdeckt worden wäre. Wie gut also, dass sie unbewaffnet hergekommen waren, nicht wahr? Der Gedanke schmeckte nach Schuldig, kam aber von ihm ganz allein, denn bevor es losging, hatte Crawford jegliche telepathische Kommunikation untersagt. Die Menge wich beiseite, als würde das Meer geteilt werden und es öffnete sich geradewegs in die Richtung, wo Schwarz zusammen mit Ran bei dem Mädchen standen. Ungerührt verfolgte er ihre Annäherung, wurde dann aber von einer vierten Gestalt abgelenkt. Herr Schneider… Eisblaue Augen begegneten seinem Blick, als hätte der Deutsche sofort seine Aufmerksamkeit gespürt und in ihnen stand ein Funken, der zum ersten Mal dafür sorgte, dass sich seine Nervosität wieder rührte. Wie ein erwachendes Tier, das langsam den Kopf hob. Aber er empfing nur den Eindruck einer Bewegung, die niemals ausgeführt wurde, die Absicht eines Nickens. Und seine Nerven beruhigten sich wieder. Alles in Ordnung, sollte das heißen. "Herr Crawford. Ich möchte die Gelegenheit nutzen, Ihnen persönlich zu diesem ausgezeichnet ausgeführten Auftrag zu gratulieren." Es war die Älteste, die mit Crawford sprach, während ihre beiden Begleiter anscheinend noch damit beschäftigt waren, ihre Suche nach möglichen Gefahren zu beenden. Crawford verbeugte sich leicht, die braunen Augen vollkommen ruhig hinter der Brille. "Vielen Dank." Sie lächelte ihn an. "Sie werden noch eine Weile auf sie aufpassen müssen, während wir die letzten Vorbereitungen treffen." "Natürlich. Das Mädchen wird bei uns in sicheren Händen sein." Auch ihr Anführer verwendete ihren Namen nicht, so wie er selbst es vorhin nicht einmal in Gedanken getan hatte. Gleich darauf wanderte ihr Blick weiter, landete auf ihm. "Der Rest von Schwarz ist mir bereits bekannt. Du musst Nagi sein." Seine eigene Verbeugung war tiefer als die von Crawford zuvor. Ihm war keine Frage gestellt worden, also antwortete er nicht. Ganz so, wie es ihm gesagt worden war. Ihr Lächeln hatte beinahe etwas Großmütterliches und in seinem Nacken richteten sich bei diesem Anblick die feinen Härchen auf. "Arbeite weiterhin so gut mit deinem Team zusammen. Auf diese Weise kannst du es noch weit bringen." Wie Recht sie damit doch hatte… Die Situation sorgte dafür, dass er nicht lächelte, aber er spürte etwas in sich aufsteigen, was Euphorie nahekam. Und dieses Mal reagierte er, weil das Neigen ihres Kopfes das forderte. "Vielen Dank, das werde ich." Ohne dass sich auch nur ein Bruchteil des Hochgefühls auf seinem Gesicht abzeichnete. "So ein ernsthafter junger Mann." Sie lachte, wandte sich dann mit ihren Begleitern zum Gehen. Und mit ihr zog sich der dünne Telepathiefaden zurück, der seine Reaktionen auf einer anderen Ebene beobachtet hatte. Seine Hände zitterten, als sie so allein waren, wie man es in dieser Menge von SZ-Personal sein konnte, doch von denen hatte keiner Interesse an ihnen. Nur Herr Schneider fiel der Tremor auf, dem Direktor schien nie etwas zu entgehen. "Du kannst nichts dafür", wurde ihm leise mitgeteilt. So leise, dass das Gespräch unter ihnen blieb und nicht einmal Crawford und Schuldig es mitbekamen, die bereits dabei waren, dem Mädchen zu folgen, das in einen separaten Raum gebracht wurde. "Sie hat dich so manipuliert, dass du stärker reagierst, um dich besser lesen zu können. Sie ist kein guter Empath, aber als Telepathin kann sie Dinge mit deinem Gehirn anstellen, die dir nicht besonders gefallen würden." Er nickte verstehend und fühlte sich etwas besser. Das würde den Anfall von Euphorie erklären, ein Gefühl, das ihm sonst fremd war. Und er konnte wohl froh sein, dass der Rest des Triumvirats nicht an diesem kleinen Test beteiligt gewesen war. Crawford hatte ihm erzählt, was normale Rosenkreuz-Abgänger durchmachten und bei dem Gedanken daran wurde ihm ganz kalt. Wer wusste schon, was sein Talent unternommen hätte, um ihn zu schützen? Auf einmal war da ein schwaches Lächeln auf seinen Lippen. "Sie sind sehr paranoid, nicht wahr?" Herr Schneider lächelte ebenfalls. "Sie leben schon sehr lange." Die eisblauen Augen fügten etwas hinzu, über das er nicht einmal nachdenken wollte, obwohl ein anderer Teil von ihm dem widersprach. Der wollte es sehr wohl. Eine kühle Berührung streifte seinen Verstand und prompt waren seine Gedanken wieder völlig ruhig, was mit einem zufriedenen Nicken von Herrn Schneider quittiert wurde. "Du solltest dich deinem Team anschließen, Nagi. Sie warten sicher schon auf dich." Er zwinkerte, ein wenig verwirrt über das, was in seinem Kopf vorging. Aber das war auch seine einzige äußerliche Reaktion. "Natürlich, Herr Schneider." Er wandte sich zum Gehen und konnte den Blick eisblauer Augen in seinem Rücken spüren, bis sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte. Der Raum, den er betreten hatte, erwies sich als unerwartet groß. Weiträumig und mit einer hohen Decke versehen, verlor sich der Altar beinahe darin, auf den das Mädchen inzwischen gebettet worden war. Er schloss zu seinem Team auf und mit jedem Schritt fühlte er sich besser. Sicherer. Das waren die Leute, mit denen er alles schaffen konnte. Sogar ein Imperium stürzen. Seine Mundwinkel kurvten sich kaum merklich und als sich Crawford zu ihm umwandte, fand er sein Lächeln erwidert. Ihr Anführer zeigte nicht das geringste Anzeichen von Nervosität, genau so, wie es sein sollte. "Wir werden ein wenig Geduld haben müssen", wurde ihm mitgeteilt, als er Crawford erreichte. "Takatori?", hakte er nach, ohne die Frage ausformulieren zu müssen. Ran, der seine Ankunft gar nicht bemerkt zu haben schien, sah ihn plötzlich an und in den violetten Augen stand eine Leere, hinter der sich Eis verbarg. Es schien nicht mehr viel von dem Ran übrig zu sein, den er normalerweise kannte - dann wiederum war ihm diese Seite nicht unvertraut. Farfarello ließ Ran nicht aus dem Auge, ganz und gar nicht überrascht, vielmehr umspielte ein erwartungsvolles Lächeln dessen Lippen. Gleich darauf hängte sich der Ire an den Rothaarigen und redete leise auf ihn ein, lenkte ihn so ab. Was ihm die Gelegenheit gab, sich ganz auf Crawfords Antwort zu konzentrieren. "Er ist bereits hier. Natürlich hat er dankend auf die Begleitung von Schwarz verzichtet." "Natürlich." Sie tauschten ein schmales Lächeln aus. Takatori befürchtete wohl, dass er anderenfalls vielleicht Schutz vor seinen Beschützern benötigen könnte. "Hast du bereits einen Zeitrahmen?", fragte er dann. "Nicht nur einen Rahmen…" Und da brannte ein Feuer in den braunen Augen, das ihn an Herrn Schneider erinnerte. "Sie sind da." Crawfords ruhige Stimme durchbrach die Stille, brachte ihm die Aufmerksamkeit von vier Augenpaaren ein. Gleichzeitig wurde ein Schalter in seinem Verstand umgelegt und er atmete tief durch, als die Lücken in seiner Erinnerung gefüllt wurden. Sie alle brauchten ein paar Sekunden, um das neue, alte Wissen zu verarbeiten, doch es hielt sie nicht lange auf. Und nachdem er Bescheid wusste, wollte er fragen, wer genau eingetroffen war, doch Schuldig kam ihm zuvor. "Takatoris Leute… und Weiß hängt an ihnen dran. Was für ein Zufall." Ein Grinsen begleitete diese Aussage. Oder ganz einfach ausgezeichnetes Timing von Crawfords Seite, sagte es aus. Der deutete eine Verbeugung an, doch er bekam es nur am Rande mit. Denn zum ersten Mal kam ihm der Gedanke, dass es ab jetzt zwei Personen gab, die aus sehr persönlichen Gründen ein Gespräch mit Takatori suchten. Eines, bei dem zweifellos nur wenige Worte gewechselt werden würden. "Nagi, jetzt." Er vergaß diese Überlegungen und gehorchte dem Befehl. Sein Talent entfaltete sich, suchte und fand die Waffen, die Herr Schneider versteckt hatte und so etwas wie Belustigung erfüllte ihn, als ihm bewusst wurde, dass sein Vorgehen heute das von damals widerspiegelte. Bei seinem ersten Auftrag hatte er ähnlich gearbeitet. Er war schon immer ein schneller Lerner gewesen und sie hatten ihm beigebracht, wie er sie heute umbringen konnte. Ironie des Schicksals. Die Pistolen flogen in wartend geöffnete Hände, Rans Finger schlossen sich um die Hülle seines Katanas, so fest, dass die Fingerknöchel für einen Moment weiß hervortraten. Halfter wurden angelegt, Magazine verstaut. Farfarello brachte alle seine Messer unter, auch wenn im Nachhinein niemand sagen konnte, wo an dessen Körper sie sich versteckten. Sie waren in dem Moment bereit, als draußen die ersten Schüsse zu hören waren. Crawford versicherte sich dessen mit einem schnellen Rundblick, ging dann als erster von ihnen zur Tür. Die Hand auf der Klinke, drehte sich der Ältere noch einmal zu ihm um, eine stumme Frage in den braunen Augen. Und damit hatte er eine neue Aufgabe. Nun erwiesen sich die Marker in ihren Anzügen als nützlich, denn sie dienten seinem Talent als Anker. Es war unmöglich gewesen, kugelsichere Westen zu tragen, ohne Misstrauen bei den Ältesten zu erregen. Und Herrn Schneider war es nicht möglich gewesen, so viel Ausrüstung für sie hereinzuschmuggeln. Somit war es nun an ihm, für einen ausreichenden Schutz zu sorgen. Er konnte nur hoffen, dass seine Energie dafür auf Dauer reichte. Das größte Problem war wohl, dass sie sie einfach zu viele waren, auf die er aufpassen musste. Doch sein Nicken in Crawfords Richtung verriet nichts von seinen Bedenken. Sie hatten das bereits während der Planung besprochen und manchmal musste man sich eben mit der besten Alternative begnügen, auch wenn sie nicht ideal war. Sie traten hinaus in das Chaos, das sich innerhalb kürzester Zeit entwickelt hatte. Takatoris Männer waren vorausschauend genug gewesen, keine Uniformen zu tragen und somit waren sie nicht ohne weiteres von den geladenen Gästen zu unterscheiden. Ihnen konnte das so ziemlich egal sein, hier war niemand, den Herr Schneider noch brauchen würde. Das SZ-Personal hatte es inzwischen geschafft, einige der Gegner zu entwaffnen, so dass beide Seiten aufeinander schießen konnten. Er lächelte kaum merklich, als er ein paar Kugeln dabei half, ihr Ziel zu finden - ebenfalls auf beiden Seiten, danach wurde sein Gesicht ausdruckslos. Er behielt sein Team und Ran im Blick, ohne seine Augen dafür zu benötigen, während er sich gleichzeitig in die Richtung vorarbeitete, wo er die Ältesten wusste. Farfarello bewegte sich wie ein Geist durch die Anwesenden, hinterließ eine Schneise zusammenbrechender Gestalten. Schuldig war niemals weit von dem Iren, nur gelegentlich schießend, um ansonsten sein Talent spielen zu lassen. Crawford hingegen wollte dorthin, wohin er selbst unterwegs war und das ließ nur Ran übrig. Der bereits Takatori entdeckt hatte. Ah… fast automatisch verstärkte er den Schild um den Rothaarigen, fand keinerlei Interferenzen vor. Ran war in diesen Sekunden so sehr auf sein Ziel konzentriert, dass es da absolut keine Bewegungspotenziale in dessen Feld gab. Es wäre direkt entspannend gewesen, ihn zu beobachten, hätte es da nicht den ganzen Trubel um ihn herum gegeben. Abgelenkt vernachlässigte er kurz seinen eigenen Schutz, doch Crawfords flüchtige Berührung an seinem Unterarm erinnerte ihn daran, dass es mehr als nur Ran gab. Eine Sekunde später prallte eine Kugel von ihm ab und Crawford schenkte ihm ein sehr schmales Lächeln, bevor dieser den Möchtegern-Killer erledigte. Er konnte den Adrenalinstoß nicht unterbinden, der durch seinen Körper jagte, aber er ließ sich davon nicht überwältigen. Später würde er noch genug Gelegenheit haben, sich darüber Gedanken zu machen, wie leicht das hätte schiefgehen können. Ein tiefer Atemzug und ein Großteil seiner Aufmerksamkeit war wieder bei Ran, der beinahe Takatori erreicht hatte. ~TBC~ Also im nächsten Teil schafft es Ran auf jeden Fall bis zu Takatori *grins* cya, cu ^-^ Kapitel 216: "Stolzes Herz" --------------------------- Close Distance (Teil 216) Titel: Close Distance Teil: 216/21x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Es ist schon seltsam, wie sich der Fokus einer Fanfic im Laufe der Zeit ändern kann… aber trotz allem, endlich gibt es die Begegnung zwischen Ran und Takatori, so kurz sie auch ausfallen mag. Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Lacu: Immer noch keine Besserung bei der Internet-Front? Aber ich bin froh, dass du es wieder geschafft hast, vorbeizuschauen *Gummibärchen reich* Thanx für den Hinweis auf die Fehler. Da ich die letzten Teile jetzt immer erst kurz vor dem Hochladen schreibe, habe ich nicht mehr die Zeit, ein bissl Abstand zu gewinnen. Was es schwieriger macht, die Fehler zu erwischen ^^° Ich hoffe, ich hab jetzt alle ausgemerzt. Wie es weitergeht ist im Prinzip schon vom Anime vorgeschrieben, aber ich gebe dem Ganzen natürlich meinen persönlichen Dreh *grins* @F4-Phantom: Klingt ja, als wärst du arg beschäftigt ^^# Ich freu mich ja, dass du trotzdem Zeit zum Lesen findest, aber irgendwie bekomme ich ein schlechtes Gewissen… *lach* Ich weiß nicht, ob du das schon mal gesagt hattest. Aber seit CD mag ich Nagi auch, hier verstehe ich ihn wenigstens ^.~ Übrigens ist der heutige Teil wieder aus seiner Sicht geschrieben. @Kralle: Was soll ich sagen, ich hatte eben genug für ein Kapitel geschrieben *gg* Außerdem erfährst du ja heute, wie es weitergeht. ^^ Jupp, ich bin ein ASP-Fan, auch wenn ich ihre früheren Alben mehr mochte als ihre letzten. Dennoch gehören ihre Songs neben denen von NIN und The Rasmus wohl zu denen, die am häufigsten auf meinem mp3-Player vertreten sind. ^^ @Furia: Himmel, ihr mit euren verrückten Familien-Vergleichen. *mich weglach* Das mit den Waffen wurde nicht extra erwähnt, ich wollte euch ja nicht zu sehr mit den Details langweilen. Aber wenn du dich vielleicht an Schneiders Büro/Unterkunft sowie bestimmte Zellen auf RK erinnerst, weißt du auch, dass es ein Material gibt, durch das ein Talent nicht durchkommt. Die Waffen waren in einer damit verkleideten Box versteckt. Die musste möglichst klein sein, weil so ein "Loch" ansonsten auch aufgefallen wäre - aber die Ältesten haben ja in erster Linie die Menschen abgesucht. Nagi kannte den Platz, wo sich das Versteck befand und konnte so die Waffen herbeirufen. Und da er die Box ja von außen öffnen musste, stellte das Material an sich kein Hindernis dar ^^ Ich konnte dem "perfekt" einfach nicht widerstehen *zwinka* Übrigens musste ich beim Lesen deines Kommis besonders breit grinsen, als ich zu der Stelle mit der lebensgefährlichen Verletzung kam. Ich kann nur sagen: abwarten ^______^ @Jemma: Ah, es war nicht Crawford, der sich ablenken ließ, sondern Nagi. Crawford hat ganz im Gegenteil auf ihn aufgepasst. Und zu Nagi würde das normalerweise auch nicht passen, doch in dieser Situation hat er sich bisher auch nie befunden. Dadurch, dass sein Talent die anderen schützt, ist er besonders nah dran an ihnen und vernachlässigt dadurch im ersten Moment sich selbst und seine eigene Sicherheit ein bisschen. Natürlich wird Nagi so ein Fehler nicht zweimal unterlaufen. ^^ @all: Der Titel des heutigen Teils heißt wie der Lacrimosa-Song, der mich erst auf die Idee gebracht hat, CD zu schreiben. Ich wollte einen Ran haben, zu dem dieses Lied passt und so hat eines zum anderen geführt. Ich weiß nicht, ob ich letztendlich mein Ziel erreicht habe, aber CD gefällt mir trotzdem ^^ Ein Auszug: Im Auge der Gemeinheit Der Allgemeinheit Schlicht verwerflich - transparent Doch ist es tiefer, stärker und viel mehr So ist der Mensch Nur auf der Suche Nach der Stärke Nach der Lüge - blindem Wahn Und der Oberflächlichkeit Mit blutverschmierten Händen Mit einer Träne im Gesicht Einem Lächeln auf dem Lippen Und der Hoffnung tief im Blick Aufzustehen auch aus dem Dreck Tief beschmutzt und stolz im Herz Dem Leben neu erwacht Und erwacht ganz neu im Leben Teil 216 „Stolzes Herz“ Crawford hielt auf einmal inne und er konnte etwas über die braunen Augen hinwegspielen sehen, das nur eine Vision sein konnte. Gleich darauf richteten sie sich auf ihn und vielleicht stand jetzt ein Schimmer von Besorgnis in ihnen. "Pass auf ihn auf. Du kannst danach zu mir stoßen." Mehr nicht und als er die Worte verarbeitet hatte, war Crawford bereits verschwunden. Er zuckte innerlich mit den Schultern und mit einem kaum merklichen Lächeln arbeitete er sich dorthin vor, wo er sowieso gerade sein wollte. Es hätte ihn nicht überraschen sollen, Bombay über den Weg zu laufen, denn letztendlich war das zu erwarten gewesen. Weiß' Anführer sah ihn aus geweiteten Augen an, eine endlose Sekunde, in der sich ihre Blicke begegneten, dann blickten sie an ihm vorbei und ein Pfeil schoss dorthin, wo Bombays neuer Fokus lag. Er hätte ihn aufhalten können, aber warum sollte er, denn der Pfeil traf jemanden, der ihn gerade in den Rücken schießen wollte. Er nickte Bombay einen stummen Dank zu, tat dann etwas, was den Weiß für eine Weile ablenken würde, auch wenn es vielleicht nicht besonders fair war. Aber so war das Leben und Ran konnte jetzt niemanden gebrauchen, der Takatori ebenfalls an die Kehle gehen wollte. >Schuldig?< >Moment.< Stille, was ihm die Gelegenheit gab, sich seine Worte zurechtzulegen. Auch wenn mit Beginn des Kampfes Crawfords Verbot der telepathischen Kommunikation aufgehoben worden war, so sollten die Ältesten doch so lange wie möglich über Schwarz' wahre Absichten im Dunkeln gehalten werden. >In Ordnung, jetzt habe ich Zeit.< Schuldig klang fast manisch, als wäre er high von irgendetwas. >Könntest du Bombay ein neues Ziel geben? Er stört hier gerade ein wenig.< Ein Grinsen schien vor seinen Augen zu schweben. >Aber natürlich. Wie wir alle wissen, haben die Blumenkinder ein weiches Herz. Also werde ich ihm eine Aufgabe geben, die ihn alles andere vergessen lässt.< Er verzichtete auf eine Erwiderung, weil Schuldig sein Versprechen gleich darauf wahr machte und Bombay so aussah, als wäre ihm irgendetwas Wichtiges eingefallen. Danach dauerte es nur noch ein paar Augenblicke, bis der Ältere losrannte. Und noch einen Augenblick später erkannte er, was Bombays Ziel war: der Raum, in dem immer noch das Mädchen lag. Es war genug, um seine Aufmerksamkeit zurück auf Ran zu lenken. Der Rothaarige sah aus wie ein Samurai, mit seinem Katana in der Hand und wenn jeder andere in dieser Situation wie ein verkleideter Idiot gewirkt hätte, war Ran einfach nur gefährlich. Und trotzdem hätte ihm das alles nichts genutzt, denn Takatori war nicht allein hier, nicht mehr, seit seine spezielle Einsatztruppe eingetroffen war. Er beschloss, die Chancen ein wenig anzugleichen und stand danach einfach nur da, ungestört, da sein Talent ihn schützte. Es war, als würde es nur noch sie drei geben und er war nicht mehr als ein unbeteiligter Zuschauer, während Ran und Takatori sich gegenüber standen, gefangen in dem Moment der Ruhe, in dem bei beiden die Wahrheit über ihre derzeitige Situation einsank. Es war Takatori, der als erster reagierte, mit einem herablassenden Lächeln. "Du bist der Fujimiya-Junge, nicht wahr? Willst du nicht lieber das Spielzeug aus der Hand legen, bevor du dich verletzt?" Der Vorschlag wurde nicht zufällig von einer Geste begleitet, die Takatoris Waffe in Rans Blickfeld rückte. Takatori musste sie von einem seiner Leute erhalten haben - und hatte in diesem Moment keine Ahnung, dass _sein_ Spielzeug nachher eine… Ladehemmung… haben würde. Rans Gesicht blieb ausdruckslos, lediglich in den violetten Augen rührte sich etwas und das war nur das Glitzern von Eis. Es war, als hätte der Rothaarige fast alles abgeschaltet, alles, außer dem Wunsch, seine Familie zu rächen. Wenn er sie schon nicht zurückbekommen konnte, so wollte er wenigstens Takatoris Welt zerstören, so wie seine eigene zerstört worden war. Ran schrie nicht, um genau zu sein, gab er gar keinen Laut von sich, als er angriff. Takatori wirkte nur für einen Moment überrascht und dieser Moment hätte ihn beinahe das Leben gekostet. In letzter Sekunde ließ sich der Mann zur Seite fallen, hatte nicht einmal mehr die Gelegenheit, einen Schuss abzufeuern. Was Takatori gleich darauf allerdings nachholte - bloß dass es ihm nichts nutzte. Ein schmales Lächeln umspielte seine Lippen, als er die Gesichtszüge seines ehemaligen Auftraggebers entgleisen sah und vielleicht war er zum ersten Mal ein klein wenig von ihm beeindruckt, da Takatori trotzdem nicht aufgab. Rans nächster Hieb wurde von der ansonsten nutzlosen Waffe abgefangen, was bewies, dass auch Takatori nicht ganz unerfahren in dieser Form von Kampf war. Natürlich ließ sich der Rothaarige davon nicht aus dem Konzept bringen, wenn irgendmöglich wurde die Ruhe in ihm nur noch ausgeprägter. Er brauchte einen Moment, um diese Reaktion zu verstehen, aber dann war es ganz einfach. Ran hatte unangenehme Gedanken schon immer tief in sich verschließen können und gerade war Takatori auf diese Weise zu einem ganz normalen Trainingspartner geworden. Und Ran hielt dieses Spiel bis zur letzten Sekunde durch, ungeachtet dessen, dass sich die Klinge seines Katanas allmählich rot färbte. Denn egal wie gut Takatori war, er hatte mit seiner nutzlosen Waffe keine Chance. Rans Arm zögerte nicht, als das Katana in Takatoris Bauch versenkt wurde, im letzten Moment abgelenkt vom eigentlichen Ziel. Doch das reichte und Takatori klappte über dem Eintrittspunkt zusammen, als hätte er einen Tritt in den Magen bekommen. Bloß dass die Folgen hier um einiges ernster waren. Ran trat einen Schritt zurück, riss sein Katana dabei auf eine Weise heraus, die die Wunde nur noch vergrößerte, sie nicht nur lebensbedrohend, sondern tödlich machte. Eine Blutlache breitete sich um den Politiker herum aus, in einer Menge, die einen überraschen konnte, wenn man es zum ersten Mal sah. Bloß sah er es nicht zum ersten Mal, dafür hatte Farfarello gesorgt und Ran war nicht wirklich… anwesend genug, um Überraschung zu empfinden. Dessen Blick ruhte nicht länger auf Takatori, sondern auf den eigenen Händen und dann begann es in Rans Gesicht zu arbeiten, als es ihm unmöglich wurde, weiter die Distanz zu wahren. Auch wenn Ran nicht von der Wahrheit um Schwarz abgeschreckt worden war, so war er doch nicht einer von ihnen, teilte ihre Erfahrungen nicht. Und so wunderte er sich nicht über die Tränen, die auf einmal in violetten Augen standen, während Ran etwas zu intensiv atmete. "Es ist in Ordnung", trat er neben ihn. Zuerst schien es, als hätte Ran ihn nicht gehört, dann aber ging ein spürbarer Ruck durch den Älteren. Ganz langsam wurde ihm das Gesicht zugewandt und als die Bewegung zu Ende geführt war, sich ihre Blicke begegneten, lächelte Ran. Stolz. Er erwiderte das Lächeln. Und Ran wurde wieder ganz er selbst. Rationalität gewann die Oberhand, nachdem Ran seine Rache auf eine Art errungen hatte, die sie sehr persönlich machte, jetzt war es an der Zeit, das Katana wegzustecken und stattdessen nach der Pistole zu greifen, die Ran ebenfalls mit sich trug. Er begrüßte die Vorgehensweise, auch wenn er sie mit nicht mehr als einem knappen Nicken bedachte. Dann machte er sich auf den Weg, mit der Gewissheit, dass Ran ihm folgen würde. Was der Rothaarige auch tat, violette Augen nicht mehr leer, sondern voller Aufmerksamkeit auf ihre Umgebung gerichtet. Die Zahl der Personen, die sich noch auf den Beinen befand, war in der kurzen Zeit stark reduziert worden und nahm mit jeder Sekunde weiter ab. Die Waffen hier erlaubten keine Fehler und was als Chaos begonnen hatte, wurde allmählich überschaubar. Womit natürlich auch mehr gezielte Angriffe in ihre Richtung erfolgen konnten, aber anscheinend wurden sie aufgrund ihres Alters als geringere Gefahr als die anderen eingestuft. Wie ausgesprochen praktisch. >Ganz deiner Meinung, Kleiner.< Da ihm die Betonung, die Schuldig auf die Anrede gelegt hatte, gar nicht gefiel, ignorierte er die Stimme, die plötzlich in seinem Kopf aufklang. Oder jedenfalls hatte er das vor, bis ihn die nächsten Worte des Telepathen aufhorchen ließen. >Unsere Zeit wird allmählich knapp<, wurde ihm mitgeteilt. >Der kleine Takatori schafft es nicht aus dem Raum heraus, weswegen die anderen beiden Weiß jetzt Bomben zu legen beginnen, um für eine Ablenkung zu sorgen. Crawford hält das grundsätzlich für eine gute Idee, aber ich möchte nicht davon "abgelenkt" werden.< Das mentale Grinsen stand regelrecht vor seinem inneren Auge. >Was ist mit den Ältesten?<, hakte er nach, schob ohne groß darüber nachdenken zu müssen jemanden gegen die Wand, der darauf aus gewesen war, sich ihm in den Weg zu stellen. Das Zögern von Schuldigs Seite verhieß nichts Gutes und dessen Antwort bestätigte den Eindruck. >Wir haben da ein unerwartetes Problem…< Und dieses Mal wurde tatsächlich ein Bild mitgesandt: die drei Ältesten, wie sie hinter einem telekinetischen Schild standen. Unangreifbar. Er biss sich unwillkürlich auf die Unterlippe, reagierte nicht auf den besorgten Seitenblick, den Ran ihm zuwarf. Natürlich hatten sie in ihrer Planung diese Möglichkeit auch besprochen, doch wie es aussah, war der Schild schwieriger zu überwinden als erwartet. Seine Schritte beschleunigten sich, während er innerlich damit kämpfte, keine Selbstzweifel aufkommen zu lassen. Ja, er war gut. Aber so gut? Wenigstens eine Sache arbeitete für sie und das war, dass die Ältesten noch nicht wussten, auf welcher Seite sie wirklich standen. Sowohl Herr Schneider als auch Crawford hatten unter den Augen der Ältesten gegen die Eindringlinge gekämpft und ihre wahren Absichten dadurch verschleiert. Lange konnte das Versteckspiel aber nicht mehr vorhalten und für einen Moment wünschte er sich, Herr Schneider hätte die Ältesten gleich am Anfang ausschalten können. Aber das Risiko wäre zu groß gewesen, dass Zeugen überlebten, die die Wahrheit nach draußen tragen könnten. Nein, sie mussten alles tun, damit später alle Schuld an Takatori hängen blieb. Kurz bevor sie ihr Ziel erreichten, hielt er Ran mit einer Hand zurück, auf eine Anweisung hin, die Schuldig ihm von Crawford übermittelt hatte. Die Ältesten sollten sie besser nicht zu Gesicht bekommen und er verstand sofort. So beschäftigt, wie sie gerade waren, würden sie sicher nicht aktiv nach ihnen suchen und so auch keinen Vorstoß von seiner Seite erwarten. Dieser Vorteil sollte nicht verschenkt werden. Er tauschte sich rasch mit Ran aus, der für Deckung sorgte, während er selbst begann, sein Talent nach dem Schild auszustrecken, das die Ältesten umgab. Es war… bewunderswert. Die Ältesten kannten sich schon lange, hatten oft genug zusammengearbeitet, um einen gemeinsamen Schild zu schaffen, an dem sogar die Telepathin beteiligt war. Solche Form der Kooperation war eine Seltenheit unter Talenten, sie war zu schwierig zu erreichen. Doch hier sah das Resultat, wenn es tatsächlich funktionierte, gerade dann, wenn er es gar nicht gebrauchen konnte. Er biss die Zähne zusammen, als ihn eine Dissonanz aufgrund einer Rückkopplung streifte, es war ein Gefühl, als hätte er sich den Musikantenknochen angestoßen. Er konnte wohl von Glück reden, dass die Ältesten nichts davon mitbekommen hatten und sein nächster Versuch fiel noch vorsichtiger aus. Vor seinem inneren Auge erstand ein weiteres Mal ein leuchtender Dom, makellos und offensichtlich unüberwindbar. Er fand keinen Fehler, an dem er ansetzen könnte und ganz langsam begann er an seiner Aufgabe zu verzweifeln. >Ich komme hier nicht weiter<, teilte er Schuldig mit, nachdem er sich zurückgezogen hatte. Dessen leises Fluchen sollte sicher nicht übermittelt werden, aber er bekam es trotzdem mit. Es folgte der Eindruck, dass Schuldig etwas sagen wollte, doch bevor die Worte ausgesprochen werden konnten, hallte ein Donnern durch die Räume und plötzlich erfüllte feiner Staub die Luft. Nicht nur er hustete, doch gleich darauf hatte er dafür gesorgt, dass er wieder ungehindert atmen konnte. Sein Talent, das er dafür ausgesandt hatte, hielt aber nicht inne, sondern bewegte sich weiter fort, wie die Wellen, die von einem ins Wasser geworfenen Stein ausgehen. Und es traf erneut auf den Schild der Ältesten - der nicht mehr makellos war. Ein weiteres Donnern, das er kaum hörte, zu sehr mit der neuen Beobachtung beschäftigt. Und dieses Mal konnte er direkt zusehen, wie von der Explosion der Bomben gelöste Steine den Schild trafen, ihn mehr und vor allem konzentrierter beanspruchten als die paar Kugeln, die sich zuvor in Richtung der Ältesten verirrt hatten. Nahezu automatisch wurde der Schild an den benötigten Stellen verstärkt, das hieß aber auch, das an anderen Stellen Energie fehlte und das machte er sich zunutze, ohne lange über das nachzudenken, was er eigentlich tat. >Jetzt!<, gab er gleichzeitig mental weiter, interpunktiert von einer dritten hochgehenden Bombe. Und gleich darauf traf ihn eine Kälte, die ihn mit den Zähnen klappern ließ, auch wenn das rein gar nichts nutzte. Denn diese Kälte war tief in seinem Innern, brannte durch seine Nervenbahnen. Wenn er nicht darauf vorbereitet gewesen wäre, hätte er in diesem Moment nichts weiter tun können, als zu versuchen, ihn zu überstehen. So aber setzte er nach, wo sein Angriff zuvor ein winziges Loch in die Verteidigung der Ältesten gerissen hatte und schlug so fest er konnte zu. Und dann war es vorbei. Alle Kraft schien mit den folgenden Atemzügen aus ihm zu weichen, er wäre hart auf seine Knie gefallen, hätte Ran ihn nicht rechtzeitig gestützt. Adrenalin flutete durch seine Adern, ließ ihn ein triumphierendes Lächeln lächeln. Ja, vielleicht konnten sie ihre Talente nicht nahezu miteinander verschmelzen, wie es die Ältesten getan hatten, aber sie konnten zusammenarbeiten. Und so hatte Herr Schneider die erste Lücke im Schild genutzt, um endlich an die Ältesten selbst heranzukommen. Normalerweise wäre die Telepathin von dem geschwächten Schild nicht betroffen gewesen und hätte Widerstand bieten können, aber hier war ihre Stärke zu ihrem Schwachpunkt geworden. Zudem war der Direktor umsichtig genug gewesen, Empathie statt Telepathie einzusetzen, etwas völlig unerwartetes. "Wir haben es geschafft…", flüsterte er, ungläubig. Denn hierfür hatten sie nicht planen können. Letztendlich war das Glück einfach auf ihrer Seite gewesen. Das Lächeln wurde zu einem kurzen, atemlosen Auflachen. Und es klang nur ein kleines bisschen hysterisch. ~TBC~ Hm, und somit war es Nagi, der letztendlich die Ältesten tötete. Ich gebe zu, es nicht geplant zu haben, aber es ist ein passendes Ende für sie. ^^ In Verbindung mit dem Song wird jetzt hoffentlich klar, woher das Motiv mit Rans blutbeschmierten Händen kam. Keine Ahnung, ob ihr euch daran erinnert, aber die Szene wurde schon des Öfteren vorweggenommen: z.B. in Teil 48 im Regen, als das Licht einer Reklame Rans Hände rot färbte; in Teil 59, als Farf Rans Hände mit rotem Sirup einschmierte oder auch in Teil 74, als Ran sich am Katana schnitt. ^^ *das nur mal erwähnt haben wollte* *grins* cya, cu ^-^ Kapitel 217: "Wolltest du dich nicht rächen, Crawford?" ------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 217) Titel: Close Distance Teil: 217/21x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: In diesem Teil ist ein Abschnitt enthalten, den ich schon vor einer halben Ewigkeit geschrieben hatte. ^^ Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Furia: Für den Titel konnte ich nichts, so heißt der Song nun mal *snicker* Und da ich ihm immerhin CD verdanke, musste er einfach mal erwähnt werden ^^ Jupp, ich hab mich über den Koala auch gewundert, aber da der Anime es nun mal vormachte und ich nicht alles abändern wollte, kann er halt ein bissl kämpfen *mit den Schultern zuck* Ich bin echt froh, dass die Sache mit dem Tod der Ältesten von der Logik her gut rübergekommen ist. Ich wusste echt bis zum Moment, da ich es geschrieben habe, nicht, wie genau ich das hinkriegen sollte *ehe* *lach* Ob Weiß rauskommt oder nicht, wird heute beantwortet. Und erinnerst du dich noch an deine Mutmaßungen, wer nicht ganz unverletzt aus dem Ganzen hervorgehen würde? Darauf gibt es auch eine Antwort *grins* @F4-Phantom: Ich glaube es ist fast unmöglich, solche Details zu bemerken, außer vielleicht man liest die Geschichte einmal von vorne bis hinten. ^^ Deswegen habe ich die Erklärung ja auch hinten rangehängt. *nod* Nachdem ich so ungewohnt viel aus Nagis Perspektive geschrieben habe, ist mir erst bewusst geworden, dass ich auch ihn vermissen werde, wenn CD vorbei ist… @Lacu: *grins* Na das ist doch immerhin etwas. ^^ Auch wenn der Fokus nach und nach von Ran wegrückte, habe ich versucht, dieses Bild von ihm mit blutigen Händen immer im Hinterkopf zu behalten. Es spiegelte so schön die eine Szene im Manga wieder, nicht nur den Songtext, weswegen ich es gleich doppelt mochte. ^^ Mein Laptop ist auch hinüber *sigh* Ich hatte ihn für einen Kostenvoranschlag eingereicht und die haben mir jetzt die Info gegeben, dass eine Reparatur ungefähr die Hälfte eines neuen Laptops kosten würde. Du kannst dir sicher vorstellen, dass ich da doch dankend verzichte… o.O @Kralle: Ja, genau. Wie Schneider schon zu Nagi bemerkte, die Älteste war keine besonders gute Empathin. Und sie hatten auch keine Ahnung, wie gut Schneider als Empath sein konnte. Weswegen der Direktor das natürlich ausnutzte, um den Ältesten sozusagen einen Schock zu verpassen, so dass Nagi dann die Arbeit zu Ende führen konnte ^^ Dass Schneider Kälte um sich verbreiten kann, wenn er es darauf anlegt, wurde schon sehr früh in CD erwähnt (in Teil 47), auch wenn es da eher mentaler Natur war. @Jemma: Tja, man darf eben nie aus den Augen verlieren, dass wir es in dieser Geschichte nicht mit dem Aya aus dem Anime zu tun haben. Auch wenn Ran gut im Kendo ist und einige Male mit Crawford geübt hat, ist das rein gar nichts zu der Erfahrung, die Aya im Töten hatte. Daher musste ich ihm einfach jemanden zur Seite stellen und Nagi hat sich da angeboten ^^ Teil 217 „Wolltest du dich nicht rächen, Crawford?“ "Ist alles in Ordnung?" Ran, der ihn immer noch festhielt. Und er wusste nicht, was er sagen sollte, drehte sich lediglich ein bisschen, bis er den Älteren umarmen konnte. Den erneuten Drang zu lachen konnte er dieses Mal verschlucken, auch wenn ein trockenes Husten daraus wurde und dann drang der Halt, den Ran ihm gab, ein bisschen tiefer vor, half ihm dabei, sich zu beruhigen. Tief durchatmend stand er für einen Moment einfach nur da, nickte stumm als Antwort auf Rans Frage. Dem reichte es anscheinend, überhaupt eine Reaktion erhalten zu haben, jedenfalls spürte er keinerlei Drängen von dem Rothaarigen mehr, sondern nur ruhiges Abwarten. Schließlich war er so weit, einen Schritt zurücktreten zu können, ohne dass seine Knie nachzugeben drohten. Er spürte immer noch ein Lächeln an seinen Lippen ziehen und ließ ihm freien Lauf. "Wir haben es geschafft", wiederholte er dann. Ran lächelte ebenfalls, erleichtert und dem folgte der Drang, nicht mehr länger hier abzuwarten. Er konnte direkt sehen, wie es Ran dorthin zog, wo Crawford war und gerade wollte er etwas dazu sagen, als wieder ein Grollen durch den Turm lief. Nur dass dieses hier nicht von einer Explosion stammte. Sein Talent auszuschicken war eine ganz natürliche Reaktion, doch der Staub, der aus sich auftuenden Rissen auf sie herunterrieselte, war eigentlich schon Antwort genug auf die Frage, was vor sich ging. Und gleich darauf hatte er seine Bestätigung, so wenig sie ihm gefiel. "Wir müssen hier raus. Weiß' Bomben haben die Statik des Turms untergraben. Es wird nicht lange dauern, bis hier alles zusammenstürzt." Noch während er Ran das sagte, sandte er die Botschaft an Schuldig, damit dieser sie an alle weiterleitete. Und wie zur Unterstreichung seiner Worte, schien sich das Gebäude unter ihren Füßen regelrecht zu schütteln. Violette Augen weiteten sich in Verstehen, dann kam von einem Atemzug zum nächsten Bewegung in Ran. Natürlich hielt er ihn nicht auf, auch wenn der Rothaarige genau in die falsche Richtung lief. Er würde versuchen, ihnen etwas mehr Zeit zu verschaffen. Mit diesem Gedanken blickte er sich rasch um, fand eine Ecke, in der er unbemerkt bleiben würde und begab sich dorthin. Vielleicht hätte er sein Talent auch von draußen aus einsetzen können, aber er würde nicht ohne sein Team gehen. Sein Gesicht wurde ausdruckslos, als er die Augen schloss und sich konzentrierte. ****** Nagis Nachricht verriet ihm nicht viel Neues, er hatte schließlich gesehen, wie immer mehr Steine herabregneten. Ein paar geradewegs auf die Ältesten, denen das allerdings nicht mehr viel schadete. Er grinste in sich hinein und zog den Abzug durch. Niemand hatte mitbekommen, dass nicht die Explosionen schuld am Tod der Ältesten waren, doch die sich ausbreitende Panik fragte sowieso nicht nach Gründen. Die Leute von SZ schienen durchzudrehen und feuerten auf alles, was sich bewegte - einschließlich Schwarz. Was Anlass genug war, zurückzufeuern, denn selbst wenn es Überlebende geben sollte, würde niemand ihnen diese Reaktion ankreiden können. Im Hinterkopf spürte er Farfarellos Begeisterung, der sich ganz in seinem Element befand und sich nicht im Geringsten darum scherte, dass ihnen bald das Dach auf den Kopf fallen würde. Es wurde Zeit, ihn einzufangen. Doch bevor er seinen Plan in die Tat umsetzen konnte, erregte Ran seine Aufmerksamkeit, der in den Saal gerannt kam. Der Rothaarige bemerkte ihn gar nicht, sondern hatte sofort Crawford entdeckt und nur noch Augen für ihn. Er hätte sich darüber lustig gemacht, aber etwas in dem Violett hielt ihn davon ab. Ran schien für einen Sekundenbruchteil wie weggetreten und inzwischen wusste er, was das zu bedeuten hatte. Sein Kopf fuhr herum, dorthin, wo Crawford war und bereits auf die Vision reagierte. „Vorsicht!“ Crawford warf sich gegen den Schützen, der den Schuss verriss. Aber die Kugel traf trotzdem. Herrn Schneider. Er sah zu, wie der Direktor zu Boden sank, für den Moment unfähig sich zu rühren. Anders als Crawford, der sofort bei dem Älteren war und ihn an sich zog. Verwirrt zwinkerte er. Was war nur mit Crawford los? Von Herrn Schneider kam ein leises Lachen. „Es ist nur ein Streifschuss. Wie es aussieht, hast du mir das Leben gerettet.“ Crawfords Hand fuhr über das Bein des Telepathen, untersuchte die Verletzung. Und erst als er sich vergewissert hatte, dass die Aussage der Wahrheit entsprach, ließ er seinen Kopf gegen Herrn Schneiders Schulter sinken. Wie betäubt näherte er sich den beiden, hörte trotz des Chaos um sie herum die leisen Worte, die gewechselt wurden. „Wolltest du dich nicht rächen, Crawford?“ Diese Frage konnte er nur unterschreiben. Es wäre so leicht gewesen, den Direktor jetzt auch noch loszuwerden. „Ja…“ „Dann wäre das eben doch die perfekte Gelegenheit gewesen.“ Crawford blickte auf und die Unsicherheit in dessen Gesicht drehte ihm beinahe den Magen um. Herr Schneider sprach weiter. „Du weißt doch, was ich getan habe.“ „Und auch warum… Wie könnte ich das vergessen.“ Eine Hand legte sich an Crawfords Wange und er erstarrte, fassungslos, als er diese Geste sah. „Wenn das so ist…“ Herr Schneider lächelte. Und dann küssten sich die beiden Männer, die es geschafft hatten, die Ältesten zu stürzen. Er war froh, dass er im Moment gar nichts fühlte, denn ansonsten hätte der virtuelle Schlag in den Magen vielleicht dafür gesorgt, dass er sich von seinem Frühstück verabschiedete. Zu viel wurde auf einmal verständlich und gleichzeitig verstand er überhaupt nichts. Und dann legte sich eine Hand auf seinen Unterarm, holte ihn von einem Ort in seinem Verstand zurück, dem er nur zu gerne entkam. „Wir müssen hier weg. Nagi sagt, dass der Turm jeden Moment einstürzen wird.“ Ran war ihm offensichtlich gefolgt, erlöste in aus seiner Erstarrung und an dessen Blick erkannte er, dass der Rothaarige alles mitangesehen hatte – und es ihm nichts ausmachte. War die ganze Welt verrückt geworden? Er konnte sich nicht zurückhalten und öffnete sich den Gedanken des Jüngeren. Egal ob man es zugibt oder nicht, jeder braucht einen Menschen, an dessen Stärke er glauben kann. Und dieser Mann ist derjenige, an den Crawford glaubt. Die Essenz von Rans Gedanken. Und auch wenn er ihn im Prinzip verstand, könnte er es niemals über sich bringen, ohne Rücksicht auf seine eigenen Wünsche danach zu handeln. Hatte Ran denn keine Angst, Crawford zu verlieren? Ihm blieb keine Zeit, sich näher damit auseinanderzusetzen, Rans Pistole fuhr plötzlich nach oben und der Schuss traf jemanden, bevor der seinen Moment der Ablenkung nutzen konnte. „Komm jetzt, Schuldig!“ Ungeduldig wurde er am Arm gepackt und in Richtung Ausgang gestoßen, wonach Ran Crawford zur Hilfe eilte. Und er ging, mit einem scharfen Befehl nach Farfarello rufend. Beim besten Willen wollte er jetzt nicht Herrn Schneider näherkommen müssen. Lieber kümmerte er sich um Nagi, der im Moment zwar nicht besonders viel dachte, aber dennoch nicht verbergen konnte, wie erschöpft er bereits war. ****** Er wusste, dass sich ihm jemand näherte und gleichzeitig wusste er auch, dass ihm von dieser Person keine Gefahr drohte. Vielleicht war das der Grund, warum er sich nicht rührte, bis er eine Berührung spürte. Oder es lag daran, dass er es einfach nicht wagte, aus Angst, dann zusammenzubrechen. Es war Schuldigs Hand, die sich auf seinen Arm legte und der Ältere klang gar nicht so, als hätte er sein übliches Grinsen aufgesetzt. "Komm, Nagi. Du hältst das nicht mehr lange durch und die anderen sind auch schon auf dem Weg nach draußen." Seine Füße folgten nahezu automatisch der Richtung, die Schuldig ihm vorgab und das war auch gut so. Denn vor Augen hatte er ein völlig anderes Bild, hinter geschlossenen Lidern und dennoch klar. Nicht einmal Farfarello, der so viel nervöse Energie um sich herum verbreitete, konnte ihn von seinen Beobachtungen ablenken. Sein Talent war bis zur Überlastung angespannt, griff immer dann ein, wenn er eine gefährliche Bruchstelle erspähte. Aber er konnte nicht überall sein und nach und nach summierten sich die Schäden, wurden Kettenreaktionen ausgelöst, die er nicht mehr aufhalten konnte. Mehr Steine fielen, Schutt begann sich zu Hindernissen anzusammeln, aber Schuldig navigierte ihn sicher hindurch. Mit einer zitternden Hand strich er sich schweißfeuchte Strähnen aus der Stirn, suchte nach Energie in sich, wo nur noch ein Rinnsal übrig war. Aber es musste reichen, sie waren fast beim Ausgang, die anderen waren sogar schon draußen, auf der schmalen Landbrücke, die zum Festland führte. Und obwohl er keine Energie darauf verschwenden sollte, suchte er noch nach drei weiteren Gestalten, denen von Weiß. Die waren anscheinend wegen des Mädchens aufgehalten worden, aber gerade konnte er ihnen nicht helfen. Erst als sie draußen waren und ihm kalter Regen ins Gesicht peitschte, konnte er sein Talent zu sich zurückholen und es war nur sehr wenig, das ihm danach noch zur Verfügung stand. Er protestierte nicht einmal, als Schuldig ihn hochhob und den Rest des Weges trug, denn seine Beine hätten ihn sowieso nicht mehr aufrecht halten können. Als ein erneutes Donnern die Luft zu zerreißen schien, wurde es von einem Blitz begleitet. Er hob den Kopf von Schuldigs Schultern und konnte so sehen, dass nicht nur das Unwetter an dem Krach beteiligt war. Seine Haut kribbelte merkwürdig, während er zusah, wie der Turm erbebte und dann zusammenzustürzen begann, Trümmer ins Meer werfend. Und nicht nur das. Etwas zupfte am Rand seiner Aufmerksamkeit oder vielmehr jemand. Bombay… Ein Blitz blendete ihn, so nah, dass Schuldig fluchend zusammenzuckte. Doch er selbst spürte nur, wie sich die Härchen auf seinen Armen, in seinem Nacken aufrichteten, seine Haut wieder kribbelte. Und dann war es gar nicht mehr schwer, an Schuldigs Jackett zu ziehen, damit ihn der Ältere herunterließ. Auch wenn der Telepath nicht wusste, was mit ihm los war, so gehorchte dieser doch seinem Wunsch, trat einen Schritt zurück, weil da diese Energie war, die nicht mehr nur die Luft erfüllte, sondern sich um ihn zu wickeln schien, ihm neue Kraft gab. Und mit der wollte Schuldig offensichtlich nicht in Beührung kommen. Ein Lächeln kurvte seine Lippen, das er niemals registrierte, während er mit weiten, nichts sehenden Augen zum Turm hinüberstarrte. Ah… so viel Energie und er fühlte sich, als könnte er fliegen. Aber das war etwas, was er in diesem Moment sicher nicht ausprobieren würde. Nein, er spielte nur. Mit Blitz und Donner. Warum er es überhaupt tat, konnte er später nicht mehr sagen. Auch wenn Herr Schneider Weiß gerne überleben sehen wollte, so war das niemals ihre Priorität gewesen. Die Wahrheit konnte wahrscheinlich in ganz einfache Worte gefasst werden: Er tat es, weil er es konnte. Er fand Weiß, als er Bombay fand und da er das bereits ausprobiert hatte, war es gar nicht schwer, die Schilde um Bombay und die anderen drei Personen in dessen Nähe aufzubauen. Vier insgesamt und zwei von ihnen waren regungslos. Wasser bot so viel mehr Widerstand als die Luft zuvor aber er gab nicht auf, auch wenn sich seine Muskeln in einer rein körperlichen Reaktion verkrampften, die wenig mit der geistigen Ebene zu tun hatte, auf der er gerade handelte. Eines zumindest erleichterte seine Arbeit, die Tatsache, dass er sie zu sich holen wollte, zum sicheren Strand. In seine Richtung. Und das war, was sein Talent sowieso tun wollte. Zu ihm zurückkehren. Er lächelte schon wieder oder immer noch, als etwas die Wellen teilte und vier Gestalten zum Vorschein kamen. "Du hast sie gerettet. Sehr gut." Langsam wandte er sich ab, denn Weiß war nun in Sicherheit, sah stattdessen Herrn Schneider an, dessen Präsenz ihm erst jetzt wirklich bewusst wurde. Der Direktor wurde von Crawford gestützt, was er nur nebenbei registrierte, denn überwiegend sah er immer noch auf einer anderen Ebene. Und das Feld des älteren Mannes zeigte ihm, dass etwas nicht mit ihm stimmte, dass er verletzt war. Seine Finger ballten sich zu Fäusten, lockerten sich wieder, als wollten sie die Größe von etwas messen. Wie viel Kraft ihm noch zu Verfügung stand vielleicht. Der Direktor neigte den Kopf ein wenig, zeigte dann ein schmales Lächeln. "Willst du es versuchen?" Die intelligente Wahl wäre gewesen, seine letzten Reserven nicht anzugreifen und der Energieschub, der ihm ermöglicht hatte Weiß zu retten, war bereits am Abklingen, sickerte immer schneller aus ihm heraus. Es fühlte sich beinahe so an, als hätte er irgendwo ein Leck. Dass er inzwischen völlig durchnässt hatte, half kein bisschen dabei, den Eindruck abzuschütteln. Denn gerade das sollte Warnung genug sein. Normalerweise drang kein Regen zu ihm durch, wenn er es nicht bewusst zuließ. Und trotzdem… trotzdem fühlte er sich von der Verletzung angezogen, als würde sie ihn leise rufen. "Wenn du schon immer ein Heiler gewesen wärst, würdest du das kennen. Nur wenige kommen dagegen an", wurde ihm leise erklärt und die eisblauen Augen ließen ihn dabei nicht los. Sie standen hier, als hätten sie alle Zeit der Welt, seltsam, nach der Hektik zuvor. Doch es fühlte sich richtig an und so sank er vor dem Direktor auf die Knie, bedeckte die Wunde mit seiner Hand, wie er es damals bei Ran getan hatte. Ran, der jetzt mit geweiteten Augen zusah und mit einer Erinnerung zu ringen schien. Er ließ sich davon nicht lange ablenken, schloss die Augen und konzentrierte sich ein letztes Mal. ~TBC~ Und jetzt hat es Schneider doch noch geschafft, dass Crawford sich wieder von ihm küssen lässt *grins* Hm, auch wenn ich einige Stellen noch ein bissl holprig finde, mag ich diesen Teil wegen der Szene mit Crawford und Schneider - aber auch wegen Nagi am Schluss. ^^ Er hat sicher nicht erwartet, dass ihn seine neue Fähigkeit mal auf diese Weise beeinflussen könnte. cya, cu ^-^ Kapitel 218: "Du weißt, dass ich immer noch einen Namen habe?" -------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 218) Titel: Close Distance Teil: 218/22x Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Im Prinzip kann man alles, was ab diesem Teil passiert, als einen langen Epilog ansehen. ^^ Aber ich wollte das Ende halt nicht zu sehr überstürzen *grins* Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Furia: Also wirklich, wenn Nagi diese Beschreibung lesen würde, hättest du sicher nichts mehr zu lachen *snicker* Und du hast Recht, auch wenn es nicht unbedingt ein Heilkoma sein wird, so ist Nagi von allen wirklich am schlechtesten dran. Dafür hat er ja aber nun wirklich auch die meiste Arbeit geleistet, ne? ^^ Übrigens finde ich es lustig, dass du die Möglichkeit ansprichst, Schneider würde etwas an RKs ändern wollen. Die Antwort darauf gibt es erst im übernächsten Teil aber grundsätzlich muss ich sagen, dass RK in dieser Version wirklich harmlos ist. Du wirst sehen, was ich meine, wenn du mal zu CotM kommst ^^ Und keine Sorge, jetzt wird nicht alles hektisch zu Ende geführt, wie immer lasse ich mir auch für den Schluss Zeit *grins* @F4-Phantom: Schade aber auch, ich hatte extra kurz darauf geschrieben, dass Nagi Schuldig eine telepathische Botschaft übermittelt und Schuldigs erster Gedanke war genau daran. Aber ich gebe zu, die Übergänge klappen halt nicht immer ^^# Übrigens solltest du wirklich mehr Interesse für deine Klausuren aufbringen, meine Fanfics laufen dir ja nicht weg *lach* Hm, Nagi hat sich für die letzten Teile wirklich gut gemacht ^^ Wurde ja auch Zeit, dass er was zu tun bekommt. Dass er das Finale aber fast eigenhändig bestreitet, hatte ich nicht erwartet *ehe* @Lacu: Schuldig hat eben eine ganz andere Einstellung als Ran, auch als Telepath bedeutet das für ihn nicht automatisch, dass er Rans Motivationen unbedingt verstehen kann. Ich denke, alles in allem wird er sich dazu entschließen, diese - für ihn neue - Entwicklung mehr oder weniger zu ignorieren. Weil sie ihm sonst wie du schon sagtest, einige Kopfschmerzen bereiten würde *grins* @Kralle: Also ich gebe zu, ich hab es absichtlich so geschrieben, dass beides möglich ist ^^ Von daher kann ich dir keine eindeutige Antwort geben. Es kommt ganz darauf an, wie ich später mal das Sequel schreibe. ^^ Ist ja nett, wie du Ran gleich aus Crawfords Schlafzimmer rauschmeißen willst *lach* Aber ich denke, das Problem wird sich nicht ergeben, da Schneider ja gar keinen Grund hat, Schwarz zu begleiten *zwinka* Teil 218 „Du weißt, dass ich immer noch einen Namen habe?“ Er sah zu, wie sich die Wunde unter Nagis Hand schloss und unwillkürlich rieb er sich seinen linken Oberarm, wo doch nie eine schwere Verletzung gewesen war. Oder? Er konnte sich genau daran erinnern, es war kaum mehr als ein Kratzer gewesen, doch das hier zeigte mehr als deutlich, dass äußere Eindrücke rein gar nichts zu bedeuten hatten, wenn Talente mit im Spiel waren. Etwas zupfte an seinem Bewusstsein, eine Idee, die unbedingt hervorgebracht werden wollte und dann war es ihm auf einmal klar. Er atmete tief durch, von Schwindel erfasst, den er aber sofort wieder niederrang. Genauso wie den Funken Hoffnung, der in ihm aufgeglommen war. Ja, er würde Nagi fragen. Aber er würde sich nicht erlauben davon auszugehen, dass der Jüngere Erfolg haben könnte, wo die Ärzte versagt hatten. Seine Aufmerksamkeit wurde wieder von dem eingefangen, was Nagi im Augenblick tat, von der Hand glitt sein Blick weiter nach oben, bis er nicht mehr Nagi beobachtete, sondern Herrn Schneider und Crawford. Der Amerikaner schien gar nicht zu bemerken, dass sich seine Finger in den Ärmel von Herrn Schneider verkrampft hatten. Herr Schneider hatte es sehr wohl bemerkt, schien wenig daran interessiert, wie Nagi ihn heilte. Stattdessen ruhte der Blick der eisblauen Augen auf Crawford und das Lächeln, das die Mundwinkel des Direktors umspielte, ließ auch ihn selbst lächeln. Gleich darauf sah Herr Schneider zu ihm herüber, neigte leicht den Kopf. Und vielleicht verstand er den älteren Mann in diesem Moment. Warum dieser Crawford loslassen konnte, wo er selbst nicht anders konnte, als sich an ihm festzuklammern. Nagi richtete sich mühsam auf und unterbrach dadurch ihren Blickkontakt, er sah, wie sich auch Herrn Schneiders Gestalt straffte, als dieser nicht mehr länger sein Bein schonen musste. "Danke." Nagi nickte, schien irgendwie abgelenkt, bekam gar nicht mit, wie Schuldig plötzlich an seiner Seite stand und ihn stützte, Besorgnis gut verborgen in grünen Augen. Und die folgende Frage verriet ihm auch, wo Nagis Gedanken gerade weilten. "Wie geht es ihnen?" "Balinese ist bewusstlos, das Mädchen immer noch betäubt. Takatori jr. und Siberian sind bei Bewusstsein, stellen sich aber tot, bis sie wissen, ob sie sich noch in Gefahr befinden", gab der Direktor bereitwillig Auskunft. Es schien, als wollte Herr Schneider noch etwas hinzufügen, doch neben Weiß gab es noch andere Überlebende und diese begannen sich ihnen langsam zu nähern. Ohne es zu wollen, spannte er sich an, doch niemand schien die Absicht zu haben, sie anzugreifen. Sie hatten alle sowieso nur Augen für Herrn Schneider, der gerade unnahbar wirkte, ihnen regungslos entgegensah. Ein Mann löste sich aus der Gruppe, legte in einer sehr offensichtlichen Geste seine Waffe auf den Boden, bevor er sich weiter dem Direktor näherte, schließlich wenige Meter von ihm entfernt stehen blieb. Der immer noch fallende Regen beeindruckte ihn nicht im Geringsten. "Wie lauten Ihre Befehle?" Herr Schneider schien kurz in sich hineinzulauschen und das Lächeln, das daraufhin dessen Lippen kurvte, hatte rein gar nichts mit dem zuvor gemein. "Alle kehren zu ihren gewohnten Posten zurück. Ich werde die Sperren aufheben, sobald ich dazu komme. Bis dahin…", das Lächeln gewann an Ausdruck, wenn auch nicht an Wärme, "wird kein Wort über das verloren, was heute geschehen ist. Geben Sie von mir aus Ihren Mitarbeitern frei, falls sich aufgrund der Sicherheitsprogramme Probleme ergeben. Sie haben sicher nicht Ihren Rang erreicht, weil Sie einen Babysitter benötigen." "Natürlich nicht." Der Mann rang offensichtlich mit sich, bevor er eine weitere Frage stellte. "Sind Gegenmaßnahmen erforderlich?" "Wir wissen bereits, wer für den Angriff verantwortlich war. Er ist nicht aus dem Turm herausgekommen." Das ließ zum ersten Mal auch Herrn Schneiders Gegenüber lächeln. "Ich verstehe." Über den fallenden Regen hinweg wurde das Geräusch sich nähernder Autos laut und beide wandten sich der Straße zu. "Kein Grund zur Sorge, sie gehören zu uns." Eine kaum merkliche Anspannung fiel von dem Anderen ab. Und dann dauerte es nicht lange, bis zwei Wagen am Straßenrand hielten. Aus dem ersten stieg ein Mann aus, den er nicht kannte, doch ein schneller Rundblick verriet ihm, dass er für die anderen kein Unbekannter war. "Martin." Ein knappes Nicken. Ein Schirm wurde über Herrn Schneider gehalten und braune Augen streiften für einen Moment die Stelle, wo die Hose des Direktors von der Kugel zerrissen worden war. "Ich bin so schnell wie möglich gekommen", wurde dann auf Herrn Schneiders Begrüßung hin reagiert. "Ich weiß. Wie du siehst, werden wir weniger Wagen als ursprünglich geplant benötigen. Und auch ein bisschen früher als gedacht." Er zwinkerte, ein wenig überrascht. Es hätte nach Ironie klingen können und das wäre doch sicher gefährlich gewesen, aber Herrn Schneiders Worte enthielten nur schneidende Kälte. Und so wurde die Bemerkung von dem anderen Mann, der immer noch beim Direktor stand und die Unterhaltung interessiert verfolgte, ganz so aufgefasst, wie es sein sollte. "Ich werde mich darum kümmern", versprach der Neuankömmling. Herr Schneider wandte sich wieder dem anderen Mann zu. "Sammeln Sie den Rest der Leute ein und warten Sie oben an der Straße, bis Sie abgeholt werden. Herr Jansen wird dafür sorgen, dass hier aufgeräumt wird, bevor jemand neugierig werden kann." "Jawohl." Gleich darauf kam Bewegung in den Mann und er machte sich daran, Herrn Schneiders Befehl auszuführen. Kaum dass alle außer Hörweite waren, flog ein Schatten über Herrn Jansens Gesicht. "Ist alles in Ordnung?", wurde Herr Schneider leise gefragt. "Ja", lautete die einzige Antwort und es steckte sehr viel mehr hinter diesem einen Wort, als man auf den ersten Blick vermuten würde. Was ihm klar machte, dass auch dieser Herr Jansen zu den Eingeweihten gehören musste. Es schien dem Mann vollkommen auszureichen, denn der Schatten verschwand und in den braunen Augen blitzte ein heller Funken auf. "Ich gratuliere Ihnen zu Ihrer Beförderung." "Du weißt, dass ich immer noch einen Namen habe?" Das schien Herrn Jansen aus dem Konzept zu bringen, bevor wieder ein Lächeln an dessen Lippen zog. "Natürlich, Herr Schneider." Der Direktor - der jetzt offenbar mehr als der Direktor von Rosenkreuz war - lächelte ebenfalls. "Gut." Und dann schaltete er um, die eisblauen Augen verschmälerten sich leicht. "Weiß haben ebenfalls überlebt. Bring sie in ein Krankenhaus und lass Kritiker die Information über ihren Aufenthaltsort zukommen." Herr Jansen nickte, sah sich anschließend unauffällig um. "Wo sind sie denn?" Seltsamerweise blickte der ältere Mann genau dorthin, wo die vier Gestalten immer noch am Strand lagen. Er runzelte verwirrt die Stirn, während Schuldig grinste, immer noch einen Arm um Nagi geschlungen. "Ah, das hätte ich beinahe vergessen." Im nächsten Moment fokussierte sich Herrn Jansens Blick. "Das haben Sie mit Absicht gemacht!" Die Anschuldigung war ihm nach seinem erschrockenden Gesichtsausdruck zu urteilen aus Versehen herausgerutscht und unwillkürlich trat Herr Jansen einen Schritt zurück. Doch Herr Schneider schüttelte nur mit einem leisen Auflachen den Kopf. "Martin, Martin… keine Sorge, ich werde weiterhin deine Arbeit benötigen." "Das ist gut zu hören." Nun war es beinahe ein Grinsen, Herr Jansen hatte sich schnell wieder gefangen. "Dann werde ich mich mal an die Arbeit machen." Ganz kurz schien Herr Jansen noch zu zögern, es sah so aus, als wollte er Herrn Schneider vielleicht die Hand reichen, um sich zu vergewissern, dass der Direktor wirklich alles überstanden hatte. Dann aber fiel dessen Blick auf Crawford und Herr Jansen reichte einfach nur den Schirm weiter, gefolgt von einem Autoschlüssel. "Sie können meinen Wagen haben. Und Frau Bremer wartet oben ebenfalls auf Sie." Damit wandte sich Herr Jansen ab und ließ sie allein. Es mussten keine Worte fallen, sie setzten sich nahezu gleichzeitig in Bewegung, Nagi wieder von Schuldig getragen. Ihm gefiel gar nicht, dass der Kopf des Jüngeren einfach nur auf Schuldigs Schulter ruhte und Nagi sich überhaupt nicht rührte. Aber da niemand sonst besorgt schien, nahm er es als Zeichen, dass Nagi einfach nur erschöpft und nicht ernsthaft verletzt war. Herr Schneider unterhielt sich bei den Autos angekommen für eine Weile mit der Frau, bei der es sich um Frau Bremer handeln musste und er nutzte die Gelegenheit, um zu Crawford zu gehen. "Du bist unverletzt?", wurde er mit einem kaum merklichen Lächeln empfangen. "Ja, Nagi hat auf mich aufgepasst." Es war ihm nicht bewusst geworden, als es passierte, zu sehr auf Takatori fixiert, doch inzwischen hatte er Zeit gehabt, ein bisschen über das nachzudenken, was geschehen war. Und damit einher ging die Erkenntnis, dass es eigentlich gar nicht so glatt hätte laufen dürfen. Doch das war jetzt egal, es lag hinter ihm. Und der Regen hatte inzwischen das Blut abgewaschen. Violette Augen suchten nach etwas, auf das er sich konzentrieren konnte, weil er genug von diesen Überlegungen hatte und er fand sein Ziel seltsamerweise in Crawfords Brille. Vielleicht, weil die Tropfen auf dem Glas ein kleines Detail waren, das ihm zeigte, dass auch Crawford hätte verletzt werden können, weil dieser eben nicht unangreifbar war. Der Amerikaner rührte sich nicht, als er ihm die Brille abnahm, dann mit einer Hand durch die nassen Haare fuhr. Es fühlte sich gut an. Als wäre alles schon lange vorbei. Sie könnten zu Hause sein, unter der Dusche, dort wären sie auch so nass. Aber der Geschmack von Salz auf seinen Lippen, der Geruch nach dem Meer machte das zu einer schwer aufrechtzuerhaltenden Illusion. Weswegen er noch ein bisschen näher an Crawford herantrat, sich auf die Zehenspitzen erhebend. Eine Hand an seiner Taille stützte ihn und dann schmeckte er kein Salz mehr, weil er Crawford küsste. Der Ältere strahlte Wärme aus, trotz des Regens und so presste er sich näher an ihn heran, erschauderte gleichzeitig. Der Kuss wurde nicht unterbrochen, aber er spürte, wie Crawford in den Kuss hineinlächelte und es war ihm egal. Denn gerade hatte er Crawford noch für sich, was sich bald ändern würde. Das wusste er, ohne nachfragen zu müssen. Die Hand auf Herrn Schneiders Jacket vorhin hatte das mehr als deutlich gemacht, mehr noch als der Kuss der beiden im Turm. Aber Crawford würde auch wieder zurückkommen. Daran hatte sich nichts geändert. Nun war er es, der lächelte und der Gedanke machte es möglich, dass er sich schließlich freiwillig von dem Älteren löste. ****** Er sah zu, wie Ran mit dem Rest seines Teams in Frau Bremers Wagen einstieg, blickte dann Schneider entgegen. Gleich darauf wurde ein Schirm über ihn gehalten und anbetracht seines bereits durchnässten Zustands, ließ diese Geste seine Mundwinkel zucken. Dann fingen die eisblauen Augen seinen Blick ein und zum ersten Mal erlaubte er sich über das nachzudenken, was im Turm geschehen war. Jedenfalls für einen Moment, dann verdrängte er die Erinnerung wieder und auch das seltsame Gefühl in seinem Magen, das damit einherging. "Du wirst mich begleiten?" Nicht wirklich eine Frage, aber er nickte trotzdem. Er war sich dessen bewusst, dass es immer noch genug Leute gab, die sie beobachten konnten und so tat er anschließend nichts weiter als einzusteigen. Obwohl es jetzt sowieso zu spät dafür war, noch irgendetwas verbergen zu wollen. Was würden die Leute von SZ wohl darüber denken? Schneider war ebenfalls eingestiegen und schenkte ihm ein schmales Lächeln. "Wahrscheinlich, dass du sehr erleichtert warst, dass mir nichts passiert ist." Dann ernster werdend: "Niemand hat deswegen Verdacht geschöpft und warum sollten sie auch?" Ein Finger zeichnete seine Kieferlinie nach und aus irgendeinem Grund war es schwierig, sich nicht in die Berührung hineinzulehnen. "Die Ältesten sind ganz offensichtlich aufgrund der Explosionen gestorben", stimmte er zu. "Und wir sind durch sie ebenfalls gefährdet worden, ganz abgesehen davon, dass niemand uns Bomben hat legen sehen." "Dein Talent hat Recht behalten. Weiß waren uns nützlich." "Ja." Nun lächelte auch er. "Es wäre nur schön, wenn es ab und zu ein bisschen deutlicher sein könnte." "Das wäre ja zu einfach." Schneider lachte auf, startete dann den Wagen. Obwohl sie Sommer hatten, begann bald darauf die Heizung zu arbeiten. Es war eindeutig angenehmer als zuvor draußen im Regen, dennoch war er froh, als sie schließlich das Hotel erreichten. Dank des Direktors beachtete niemand ihren Aufzug, der ansonsten wahrscheinlich für einige neugierige Blicke gesorgt hätte und dann waren sie endlich in Schneiders Suite. "Ich werde noch ein paar Anrufe erledigen müssen", meinte Schneider zu ihm, bevor er im Bad verschwinden konnte. "Das habe ich mir bereits gedacht…" Das begleitende Lächeln enthielt Belustigung, die überwiegend selbstbezogen war. Denn er hätte nichts dagegen gehabt, die Dusche mit Schneider zu teilen. Der Ältere verstand, was unausgesprochen blieb, verriet das aber nur durch den Funken Amüsement in eisblauen Augen. Dann wandte sich Schneider auch schon ab und mit einem innerlichen Schulterzucken schloss er die Badtür hinter sich. Kurz darauf stand er unter prasselnden Wasserstrahlen, merkte da erst, wie durchgekühlt er wirklich war. Aber nach und nach konnte er die Temperatur höher stellen, ohne das Gefühl zu haben, sich selbst zu kochen und dann begannen sich allmählich seine Muskeln zu entspannen. Mit geschlossenen Augen stand er einfach nur da. Es war ein gutes Gefühl und der Grund dafür, dass seine Dusche länger dauerte als normalerweise. Er wunderte sich nicht darüber, einen Stapel frischer Sachen vorzufinden, als er die Duschkabine verließ, obwohl er Schneider nicht bemerkt hatte. Nur die Tatsache, dass sie wie angegossen passten, ließ ihn für einen Moment innehalten. Seine Mundwinkel zuckten, dann zog er sich zu Ende an und machte sich anschließend auf die Suche nach Schneider. Er fand den Direktor im Wohnzimmer, immer noch am Telefon, und setzte sich neben ihn auf die Couch. Schneider schenkte ihm ein flüchtiges Lächeln und eine Hand drückte kurz seinen Oberschenkel, wollte sich dann wieder zurückziehen. Aus einem Impuls heraus ergriff er sie, bevor das geschehen konnte, was erneut den Blick eisblauer Augen auf ihn zog. Schneider musterte ihn für einen Moment, ließ seinen Gesprächspartner in der Zwischenzeit warten, lächelte dann wieder. Er erwiderte das Lächeln, lehnte sich dann zurück, um wieder die Augen zu schließen. Seltsamerweise fühlte er sich erschöpft. ~TBC~ Schneiders titelgebende Frage sollte nur darauf hinweisen, dass die Ältesten nicht mehr mit ihren Namen angesprochen worden waren - und es wurde versucht, diese Tradition mit Schneider weiterzuführen. Der jedoch dankend darauf verzichtet hat ^^ cya, cu ^-^ Kapitel 219: "Du vertraust mir nicht, hm?" ------------------------------------------ Close Distance (Teil 219) Titel: Close Distance Teil: 219/222 Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Es wird nicht viel mehr als letztes Mal passieren, aber ich wollte eben ansprechen, dass Crawford nicht so einfach daran glauben kann, in Zukunft von Schneider wegkommen zu können. Ganz davon abgesehen, gab es mir die Gelegenheit, mehr über Schneider und Crawford zu schreiben *grins* Aber keine Sorge, bevor CD ganz vorbei ist, kommt Ran auch noch einmal dran. Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Kralle: Nun ja, einladen konnten sie ihn schließlich schlecht. Ich glaube kaum, dass Schneider viel mit Ran anfangen könnte und andersherum will Ran dem Direktor sicher auch nicht zu nahe kommen. Und auch wenn irgendwie immer die Auffassung vorherrscht, dass Schneider sich hier in die Beziehung zwischen Ran und Crawford drängt, so ist es eigentlich eher so, dass Ran hier derjenige ist, der sich hier in eine Beziehung einmischt. ^.~ Ich hab keine Ahnung, ob Brad Herrn Schneider in FH jemals duzen wird. Aber warte mal RftS ab ^.~ @Furia: Nagi als Mini-Me *rofl* Die Vorstellung ist einfach zu süß ^^ Klar braucht Nagi auch mal die eine oder andere Umarmung, nur sieht er selbst das nicht so. Und aufgrund seiner Erfahrungen wundert mich das auch nicht. Die Idee mit Schneiders Röntgenblick muss ich mir merken *grins* Jetzt nicht für eine „ernsthafte“ Fanfic, aber für eine andere, die mir ab und zu im Kopf herumschwirrt wäre das gut ^___________^ Crawford hat seine Brille wiederbekommen *lach* Und eine Aussprache zwischen Crawford und Schuldig sehe ich als sehr unwahrscheinlich an. Übrigens halte ich auch nicht viel von Dreiecksbeziehungen, aber in diesem Fall habe ich gar kein Problem damit. ^^ Mir ist schon aufgefallen, dass ich Schneider zu sehr favorisiere. Doch ich komme einfach nicht dagegen an ^^# Ein Schmuse-Epilog? Wer mit wem denn? *snicker* @F4-Phantom: Nun, eine abrupten Ende hätte zu der Geschichte ja nicht gepasst, ne? ^^ Und außerdem will ich ja irgendwann ein Sequel schreiben und muss dafür noch die Figuren alle an den richtigen Platz bringen *grins* Ich bin froh, dass es mir nicht allein so geht. Ich dachte immer, Ran und Crawford wären mein absolutes Lieblingspairing - bis Schneider plötzlich auftauchte. Hm, ich will natürlich nicht, dass du es als Pflicht ansiehst, eine Fanfic von mir zu lesen – aber ich freue mich schon darauf, dich bei RftS zu sehen ^^ *lach* In vier Wochen geht es voraussichtlich los. @Lacu: *lach* Ich freu mich ja schon über eine ganz simple Meldung, dass jemand das Kapitel gelesen hat. Von daher brauchst du nicht besonders kreativ in deinem Commi sein *knuffz* *den Kopf schüttel* Es ist wirklich lustig, wie überrascht ihr wart, dass FH zuende geht, wo bei der Story von Anfang an feststand, wie lang sie sein wird. Aber ich hoffe du tröstest dich damit, dass du ja was anderes von mir lesen kannst *zwinka und grins* @Jemma: Freut mich, dass dir das Ende von FH gefallen hat ^^ Jetzt musst du hier auch nur noch ein paar Teile durchhalten und dann hast du schon die nächste Geschichte, die vorbei ist *ehe* Teil 219 „Du vertraust mir nicht, hm?“ Er hatte ihnen Mittagessen bestellt, während Schneider sich unter der Dusche befand und der Direktor wurde fertig, kurz nachdem es ihnen gebracht worden war. Eisblaue Augen wanderten von dem gedeckten Tisch zu ihm, dann wurde eine Augenbraue hochgezogen. „Sie brauchen die Energie“, meinte er auf die stumme Frage hin, was ihm ein schmales Lächeln und keinen Widerspruch einbrachte. Vielleicht hätte er in diesem Moment lieber etwas anderes getan, wäre Schneider gerne etwas näher gewesen als es der Tisch zwischen ihnen erlaubte. Aber auch wenn Nagis Energieverbrauch am offensichtlichsten gewesen war, so würde auch Schneider von den Nachwirkungen seiner Bemühungen nicht verschont bleiben, wenn dieser nicht bald sein Energiedefizit behob. Kopfschmerzen wären dann noch die erträglichsten Folgen. Anfangs aßen sie schweigend, das war einfacher als ein unverfängliches Gesprächsthema zu finden. Aber Schneider hatte kein Problem damit, so viel Geduld wie erforderlich aufzubringen und so war schließlich er selbst es, der als erster das Wort ergriff. „Sie sind davon ausgegangen, dass ich überlebe?“ Sein Blick auf die Sachen, die er trug, unterstrich, wie er auf diesen Gedanken gekommen war. Ein Lächeln zuckte über die Lippen des Älteren. „Natürlich.“ Es folgte eine kurze Kunstpause. „Aber wenn du nicht überlebt hättest, hätte ich wohl andere Sorgen als umsonst gekaufte Kleidung.“ Unwillkürlich erwiderte er das Lächeln, auch wenn der Gedanke an einen anderen Ausgang nicht besonders erbaulich war. Doch davon wurde er gleich darauf sowieso abgelenkt, als Schneider weitersprach. „Warum hast du es getan?“ Eisblaue Augen bohrten sich in seine, machten es ihm unmöglich, der Frage auszuweichen. Wenn er es überhaupt gewollt hätte. Trotzdem war sein Mund plötzlich trocken, als er sich an das Gefühl erinnerte, das mit der Vision einhergegangen war. Noch im Nachhinein schien ihn Kälte zu erfüllen und so antwortete er ehrlich, auch wenn es dumm klingen mochte. „Ich konnte Sie nicht verlieren.“ Schneider lehnte sich zurück und die Intensität ihres Blickkontakts wurde erträglicher. „Aber bei mir bleiben willst du trotzdem nicht.“ Es war keine Frage, erforderte keine Antwort, die sie beide sowieso schon kannten. Denn es stimmte, selbst dieser Augenblick im Turm, als er sich bewusst für Schneiders Überleben entschied, hatte daran nichts geändert. Der Ältere war von seinem ausbleibenden Widerspruch nicht überrascht, seufzte nur kaum hörbar. „Nagi ist im Krankenhaus“, wurde ihm dann völlig unvermittelt mitgeteilt. „Er hat mehr gearbeitet, als sein Körper verkraften konnte. Aber er wird sich bald wieder erholt haben.“ Er erstarrte, als er das hörte. Nicht, weil er an Schneiders letzten Worten zweifelte. Vielmehr fürchtete er, was als nächstes kommen würde. Nagi, in einem SZ-Krankenhaus. Ihm war klar, dass Schwarz auf keinen Fall sicher gewesen wäre, aber diese Situation führte ihm vor Augen, wie fest sie sich in Schneiders Hand befanden. Und das war kein angenehmes Gefühl. Schneider las ihm den Gedanken nicht vom Gesicht ab, denn das war ausdruckslos, aber der Telepath hatte schließlich andere Wege, genau zu wissen, was in ihm vorging. Und im Moment war er nicht darauf aus, den Älteren zu verärgern, weswegen seine Schilde so gut wie nicht existent waren. Die Reaktion seines Gegenübers bestand in einem unerfreuten Klopfen von Fingern gegen unbeeindrucktes Holz, etwas arbeitete in Schneiders Gesicht, doch schließlich trat ein Funken Humor in die eisblauen Augen. „Du vertraust mir nicht, hm?“ „Sie haben alles getan, um Ihre Ziele zu erreichen“, gab er zurück. Etwas, das er verstand. Weswegen es allzu einfach war anzunehmen, dass Schneider diesen Weg fortsetzen würde, egal welche Gründe ihm genannt worden waren, die in seinem Fall dagegen sprachen. „Ah…“, war die einzige Antwort, die er darauf erhielt. Bis Schneider abrupt aufstand, den Tisch umrundete und ihn vom Stuhl hochzog. Der folgende Kuss war hart, nicht dafür gedacht, ihn zu etwas zu überreden. Höchstens, ihn zu überwältigen. Seine Handgelenke befanden sich in einem eisernen Griff, doch er unternahm nicht einmal den Versuch, sich zu befreien. Er hätte keine Chance, falls Schneider es wirklich auf einen Kampf anlegen sollte und dann war da noch die Tatsache, dass sein Körper selbst in dieser Situation seine eigenen Ansprüche hatte. So überfallartig wie der Kuss begonnen hatte, so abrupt wurde er beendet. Aber losgelassen wurde er nicht. Schneiders Gesicht war nur wenige Zentimeter von seinem entfernt, zu nah, als dass er sich darauf fokussieren konnte und so etwas wie Hilflosigkeit wurde in ihm wach. Denn ein Teil von wollte gar nicht, dass Schneider aufhörte, egal, was danach kommen könnte. „Ich werde dich nicht zwingen. Nicht hierbei.“ Leise und doch unmissverständlich. Schneider würde ganz sicher nicht um Vertrauen bitten. „Wenn du glaubst, einen Fehler zu begehen, dann begehe ihn selbst. Ich werde es nicht für dich tun.“ Es war lachhaft, sie hörten sich an, als befänden sie sich in einer Seifenoper. Vielleicht hätte er sogar gelacht, wären da nicht immer noch seine Zweifel gewesen. So aber war es letztendlich gar nicht zum Lachen und schließlich hielt er es nicht mehr aus. Seine Hände suchten und fanden Schneiders Hinterkopf, Finger breiteten sich in sandblonden Haaren aus, die noch feucht von der Dusche waren. Eine kaum registrierte Nebensächlichkeit, denn gleichzeitig zog er das Gesicht des Älteren ganz zu sich heran, so dass er ihn küssen konnte, verbannte alle Gedanken. Das Gefühl kehrte zurück, das die Möglichkeit von Schneiders Tod begleitet hatte und er kämpfte dagegen an, indem er versuchte, sich völlig in der Anwesenheit des Anderen zu verlieren. Es war beinahe wie Panik, die mit Verspätung durch seine Adern kreiste und weder hieß er sie willkommen noch verstand er sie wirklich. Aber seine Reaktionen in Zusammenhang mit Schneider waren noch nie von Logik geprägt gewesen und so akzeptierte er sie für den Moment, machte einfach weiter. Seine Finger folgten der Knopfleiste, Schneider hatte nach dem Duschen nur das Hemd übergezogen, was es ungewohnt einfach machte, ihn von seiner Kleidung zu befreien. Er verlor ebenfalls sein Hemd, dann glitt die Hose des Älteren zu Boden. Hände glitten über seine Rippen, brannten sich in seine Haut, während die gleiche Hitze auch seine Lippen zu verbrennen schien. Sie erreichten das Bett und während Schneider sich mehr oder weniger freiwillig setzte, als dieser mit den Beinen gegen den Rahmen stieß, sank er selbst vor ihm auf die Knie. Nicht das erste Mal, dass er sich in dieser Position befand, doch dieses Mal hatte er ein anderes Ziel, suchte und fand die kleine Narbe, die als einziger Beweis für den Streifschuss verblieben war. Sein Magen zog sich zusammen, schien sich ineinander zu verknoten und sein nächster Atemzug blieb ihm beinahe in der Kehle stecken. Dann war da auf einmal eine Hand auf seinem bloßen Oberarm und Schneider lehnte sich vor. Automatisch blickte er auf, so dass er gar nicht anders konnte, als dem Blick eisblauer Augen zu begegnen, in denen vielleicht ein Hauch von bitterer Belustigung glomm. „Es ist manchmal schwer zu glauben, wie wenige äußerliche Spuren die Ereignisse hinterlassen, die das Potenzial hatten, alles zu verändern…“ Der Griff um seinen Arm verstärkte sich kaum merklich, zog trotzdem seine Aufmerksamkeit auf die Stelle, wo vor einer scheinbaren Ewigkeit ein Messer eine Narbe hinterlassen hatte. Und irgendwie fühlte er sich auf einmal besser. „Das hätte damals auch schiefgehen können.“ „Mm…“, wurde ihm zugestimmt. „Und doch sind wir beide heute hier.“ Er lächelte, kam kaum auf die Beine, nur um gleich darauf auf Schneider zu fallen, der sich mit einem erwidernden Lächeln zurücklehnte. Und dennoch zögerte er, verharrte in seiner Position über dem Älteren, ohne sich zu ihm herunterzulehnen. Die eisblauen Augen beobachteten ihn genau, durchschauten ihn und Schneider verlor sein Lächeln nicht, als dieser die Hand hob und seine Wange umfasste. „Ich habe es dir zwar bereits gesagt, aber ich werde es dir gerne noch einmal sagen: Ich werde dich gehen lassen.“ Ein Daumen strich über seine Lippen und sie öffneten sich ohne sein Zutun. Er wollte Schneider glauben, wirklich, aber es war schwierig. Und dabei half ihm gar nicht das nagende Wissen, wie er selbst wohl an der Stelle des Älteren gehandelt hätte. Die andere Hand wurde gehoben, dann wurde sein Gesicht völlig eingerahmt und er folgte bereitwillig dem sanften Zug, bis seine Stirn an der des Direktors ruhte. Die Berührung kam als Schock, der durch seinen gesamten Körper lief, aber er war viel zu sehr mit dem beschäftigt, was ihm übermittelt wurde, als dass er etwas von dieser Reaktion mitbekommen hätte. Was Schneider ihm in diesem Augenblick gab war Gewissheit und dann gab es keinen Grund mehr zu zögern. Er ließ sich küssen oder vielleicht war auch er selbst es, der Schneider küsste und weil ihn nichts mehr ablenkte, war jetzt nur noch die Erleichterung darüber übrig, dass Schneider überlebt hatte. Sie glühte als Hitze über seine Haut hinweg, eine Welle, die ihn mit einer sehr gesunden Gesichtsfarbe zurückließ, wovon er sich aber nicht stören ließ. Mit seinem gesamten Körpergewicht drückte er Schneider in die Matratze, küsste ihn, bis er das Gefühl hatte, keine Luft mehr zu bekommen. Schneider ließ ihm seinen Willen, da gab es nur eine Hand, die leicht in seinem Kreuz ruhte, während die Finger der anderen mit den Härchen in seinem Nacken spielten. Es schien, als würde der Ältere nur noch ruhiger werden, je mehr er selbst dem Drängen in sich nachgab. Dem Teil, der sich vergewissern wollte, dass wirklich alles in Ordnung war. „Shhh…“ Ein Lächeln gegen seine Lippen, Schneider nutzte die Pause, die er brauchte, um seinen Körper wieder mit Sauerstoff zu versorgen. >Wenn du so weitermachst, wirst du noch ohnmächtig<, klang es dann mit sanfter Belustigung in seinem Kopf auf. Und war das nicht ein nützliches Talent? Ein weiterer Kuss und trotzdem konnte er problemlos antworten. >Das ist mir egal.< >Das glaube ich dir nicht…< Mehr Belustigung und als Schneiders Hand in seinem Kreuz tiefer rutschte, musste er ihm im Stillen zustimmen. Es würde sich als ausgesprochen hinderlich erweisen, ohne Bewusstsein zu sein. Schneider fühlte sich gut gegen seinen nackten Oberkörper an und der Kontrast machte ihm bewusst, dass er immer noch seine Hose anhatte. Er wusste nicht genau, wie er das hatte vergessen können, aber es wurde Zeit, diesen Umstand zu beheben. Und er musste dafür nicht einmal den Kuss unterbrechen, denn Schneider war immer noch in seinem Kopf und erfüllte ihm seinen Wunsch nur zu gern. Er hörte sich leise Aufstöhnen, ein unfreiwilliger Laut der Enttäuschung, weil er kurz den Kontakt zu Schneider verlor und er wirklich den Druck benötigte, der damit einhergegangen war, aber Augenblicke später war er zurück und um so vieles besser. Der Atem entwich ihm stoßweise über seine Lippen, als er sich gegen Schneider drückte, sich die Hitze ihrer Erektionen fand, ohne dass störender Stoff dazwischen war. Die nächsten Minuten vergingen in einem Rausch unkoordinierter Bewegungen, die trotzdem einen perfekten Sinn ergaben, während er versuchte, jeden Quadratzentimeter von Schneiders Körper zu erkunden. Und ausgesprochen viel Erfolg damit hatte, wie er selbst fand. Sein Atem ging flach und schnell, ihm war ein bisschen schwindlig, aber er ließ sich davon nicht für eine Sekunde aufhalten. Schweiß erleichterte die Bewegung nackter Haut gegen nackte Haut, der salzige Geschmack lag auf seinen Lippen wie eine Erinnerung an den heutigen Vormittag. Er wusste nicht genau, wann es geschah, aber irgendwann sah er mit verschwimmendem Blick nach oben und hatte Schneider über sich, der seinen Blick mit einer Intensität erwiderte, die nur noch mehr Hitze durch seinen Körper sandte. Er schien schon längst überall zu brennen, vertrauter Schmerz glühte dort, wo er später im Spiegel wieder neue Spuren vorfinden würde. Er streichelte über die Oberarme des Älteren, fasziniert von der Entdeckung, dass er die Berührung doppelt spüren konnte und als nächstes verwirrt, gerade weil ihn dieser Effekt nicht verwirrte, sondern ihm einfach nur als richtig erschien. Das nächste Lächeln sah er nicht, weil Schneider seine Lippen längst wieder in Anspruch genommen hatte, aber es hallte in seinem Verstand wider, als wäre es ein Laut und nicht ein simples Mienenspiel. Die Realität verlor an Schärfe, als Schneiders Talent ihn immer mehr gefangen nahm, aber er vermisste sie nicht. Erst als der Ältere in ihn eindrang, wurde er sehr abrupt in die physikalische Ebene zurückgeworfen, bekam jetzt erst mit, dass sie beide saßen. Seine Stirn sank gegen Schneiders Schulter, während sie ansonsten regungslos verharrten, den Moment auskosteten, in dem sich alles in einer Balance befand, die viel zu leicht zerstört werden konnte. Dann atmete er ganz, ganz langsam aus, sank ein kleines bisschen in sich zusammen und das genügte, um den Moment zersplittern zu lassen, in lauter kleine Scherben, die als Funken vor seinen Augen tanzten. Seine Zähne gruben sich in Schneiders Schulter, während der sich in seinem Körper vergrub und dann blieb ihnen nur noch, einen neuen Rhythmus zu finden. Am Ende war sein letzter Gedanke, dass sie beide wirklich noch ausgesprochen lebendig waren. Und er lächelte, während das Feuerwerk, das in seinem Verstand und in seinen Nerven zugleich abbrannte, ihn in den Abgrund stieß. ~TBC~ So, ich hoffe mal, dass ich noch 3 Teile zusammenbekomme ^^ Das wäre doch eine schöne Gesamtkapitelzahl, ne? Hat eigentlich jemand ne Idee, was Schwarz‘ neue Aufgabe sein wird? Ansonsten müsst ihr nur bis nächste Woche warten, um es zu erfahren. cya, cu ^-^ Kapitel 220: "Es ist ja nicht so, als würde ich von dir verlangen, als Instruktor zu arbeiten" ---------------------------------------------------------------------------------------------- Close Distance (Teil 220) Titel: Close Distance Teil: 220/222 Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Heute erfährt Crawford, welche Pläne Schneider für ihn hat ^^ Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Furia: *rofl* Interessante Vorschläge, die du da hast – und ich freue mich sagen zu können, dass du nicht auf das gekommen bist, was ich tatsächlich mit Schwarz vorhabe. ^.~ (übrigens muss ich auch immer grinsen, wenn ich was über Oracle lese *snicker*) Hm, ich glaube, früher habe ich mehr aus Crawfords Sicht geschrieben… Wie du zum Ende dieses Teils wissen wirst, werde ich im Sequel mehr Zeit für Crawford und Ran haben. Ich werde mir also vormerken, dann auch Crawford häufiger zu Wort kommen zu lassen. Obwohl ich mir das nicht immer aussuchen kann – ich schreibe die Szenen einfach so, wie sie mir einfallen. Und wenn die nun mal aus Rans Perspektive ablaufen, kann ich das nicht ändern ^^# Argh, ich will dir widersprechen und dir gleichzeitig zustimmen. Schneider hat sich _nicht_ zwischen die beiden gedrängt. Und irgendwie stimmt es doch, dass er es getan hat ^^°°° Ich werde bestimmt die Zeit finden, auch mal bei eurer Fic vorbeizulesen. Kann bloß nicht versprechen, sie auch durchzulesen – irgendwie habe ich an deutschen Storys das Interesse verloren *drop* @Kralle: Stimmt, aber du hättest dir die Wartezeit damit vertreiben können, ein paar Vermutungen anzustellen. *grins* Okay, da das jetzt nicht mehr möglich ist, weil ich euch ja heute verrate, wie es mit Schwarz weitergeht, kannst du als nächstes ja überlegen, was ich mit Aya und Weiß vorhabe ^_______________~ @Lacu: *lach* Wenn du es so formulierst, kann ich ja gar nichts dagegen haben, dass du dir noch keine Gedanken darüber gemacht hast. Außerdem muss ich zugeben, dass ich in der Regel auch wenig spekuliere, wenn ich eine Story lese, sondern einfach alles auf mich zukommen lasse ^^# Dann mal wieder viel Spaß mit Crawford ^^ Teil 220 „Es ist ja nicht so, als würde ich von dir verlangen, als Instruktor zu arbeiten“ „Ich soll _was_?“ Schneider sah ihn für einen Moment nur an, lachte dann los. Er hätte die Situation vielleicht auch mit mehr Humor genommen, wäre ihm bereits bewusst gewesen, dass Schuldig mit einer ganz ähnlichen Frage reagieren würde. So aber verschränkte er nur die Arme vor der Brust und wartete mit ausdrucksloser Miene darauf, dass sich der Direktor wieder beruhigte. Am schlimmsten an der ganzen Situation war wohl, dass sie sich in der Cafeteria des japanischen Büros befanden und damit auch - trotz des mentalen Störfelds um sie herum - in aller Öffentlichkeit. Er konnte regelrecht die neugierigen Blicke spüren, die sich in seinen Hinterkopf bohrten, ignorierte sie aber mit Bravour. Schneider hatte sich zurückgelehnt und lächelte jetzt nur noch, Amüsement in eisblauen Augen. „Was hast du anderes erwartet? Ich habe dir doch versprochen, dass ich dir eine Aufgabe zuteilen werde, die dich weit genug von mir wegführt, damit du nachts beruhigt schlafen kannst.“ „Ha ha…“ Er selbst war immer noch nicht besonders amüsiert und hatte keine Probleme damit, das auch zu zeigen. Immerhin hatte er inzwischen etwas, das besser als ein Versprechen war und sein Verhalten würde an Schneiders Entscheidung kaum etwas ändern. Der beobachtete ihn weiterhin, schien gleichzeitig nachzudenken und dann zu einem Entschluss zu kommen. „Es ist ja nicht so, als würde ich von dir verlangen, als Instruktor zu arbeiten.“ „Aber-“ Er schloss seinen Mund wieder, schüttelte den Kopf. „Wie soll ich bitte sehr eine Schule leiten? Ich habe keinerlei Erfahrung damit.“ „Hast du nicht?“ Eine Augenbraue wanderte in die Höhe. Auch wenn ihm im ersten Moment tatsächlich nicht klar war, worauf Schneider hinauswollte, wurden gleich darauf gewisse Erinnerungen angestoßen, die es nur allzu deutlich machten. Und dann war er erst einmal sprachlos. Jetzt hatte er seine Antwort auf die Frage, warum Schneider ihn früher so oft in dessen Arbeit eingebunden hatte und trotzdem konnte er es nicht so recht glauben. Das Lächeln des Älteren vertiefte sich. „Es war eine Möglichkeit, an die ich schon früh gedacht hatte“, gab Schneider dann zu. „Zudem musst du ja nicht allein arbeiten. Wie Rosenkreuz auch wird die neue Schule von einem Triumvirat geleitet werden.“ Eine kurze Pause folgte. „Und vergiss nicht, dass die ganze Sache noch in einiger Zukunft liegt. Zunächst darfst du sozusagen das Gelände erkunden.“ Das war das erste Mal, dass auch er lächeln musste, denn diese Art von Aufgabe sicherte ihm völlige Unabhängigkeit zu. „Warum eigentlich wurde nicht schon früher eine Schule in Amerika aufgebaut?“, fragte er, fast wider Willen interessiert. „Hm, die Ältesten hatten schon ihre Pläne… Allerdings wollten sie ihren Einflussbereich erst vergrößern, nachdem sie die Sicherheit hatten, ihn auch kontrollieren zu können. Sie sind schließlich nicht mehr die Jüngsten gewesen und befürchteten, dass jemand die Entfernung genutzt hätte, um sich ein eigenes Imperium aufzubauen. Ich denke, nach einer erfolgreichen Zeremonie wäre einer von ihnen nach Amerika gegangen, um den Aufbau und die Leitung der Schule zu überwachen.“ Was jetzt an Schneiders Lippen zog, konnte nicht wirklich als Lächeln bezeichnet werden. „Natürlich bezweifle ich weiterhin, dass die Zeremonie selbst mit unserer Kooperation den Ausgang gehabt hätte, den die Ältesten erwartet hatten.“ Er erinnerte sich an die Geschichte, die Schneider ihm über die Hintergründe der Zeremonie erzählt hatte und stimmte ihm mit einem knappen Nicken zu. Und da er endlich so weit war, wirklich über seine neue Aufgabe nachzudenken, stellte er fest, dass sie wirklich nicht übel war. Schneider merkte, dass er seine erste Überraschung überwunden hatte, lehnte sich zu ihm vor und griff nach seiner Hand. Ihre Finger schienen sich von ganz allein ineinander zu verschränken und unwillkürlich fielen ihm die Augen halb zu, als ein Hitzeimpuls durch seinen Körper gesandt wurde. Seltsamerweise spürte er in diesem Moment keine Blicke mehr auf sich ruhen, keinen außer Schneiders. Der Ältere hatte anscheinend dafür gesorgt, dass sie jetzt völlig vergessen waren. „Sie wissen nicht einmal, wer du bist.“ So leise, dass er die Worte anfangs gar nicht registrierte. „Niemand hat mich erkannt?“, hakte er dann nach. „Nein, dafür habe ich gesorgt. Es ist zwar nicht direkt ein Geheimnis, dass Schwarz überlebt hat, aber die genauen Ereignisse sind klassifiziert und kaum jemand weiß, dass ihr überhaupt dort wart. Euer neuer Auftrag wird ebenso unter Verschluss stehen. Ich will nicht, dass die Allgemeinheit bereits von meinen Expansionsplänen erfährt.“ „Und niemand soll auf die Idee kommen, dass wir direkt in Ihrem Auftrag arbeiten, weil es sonst vielleicht jemanden auf die falsche - oder auch richtige - Idee bringen könnte.“ Das verstand er. „Aber warum die Geheimnistuerei?“ Schneider antwortete nicht gleich, aber dann lief ein Energieschauer über seine Haut hinweg und verriet ihm, dass der Ältere das Feld um sie herum verstärkt hatte. Der Blick eisblauer Augen wurde danach gesenkt und er folgte ihm, beobachtete, wie Schneiders Daumen in gleichmäßigen Zügen über seine Hand strich. Nicht einmal als Schneider zu sprechen anfing, änderte sich etwas daran. „Auch wenn der Wechsel relativ problemlos vonstatten ging, gibt es einige Widerstände. Manche wollen die Gelegenheit nutzen, um selbst die Führung an sich zu reißen. Nicht jeder hat eine Ahnung davon, wie gut die Basis aller Geschäfte durch Sicherheitscodes abgesichert ist.“ Dem schloss sich ein schmales, kaltes Lächeln an. „Aber das sind nur Idioten, um die muss ich mir keine Sorgen machen. Wichtiger sind die Leute, die sich ruhig verhalten. Und einige von ihnen werden nicht besonders erfreut von der Aussicht sein, dass es noch mehr ausgebildete Talente geben könnte, die vielleicht ihre Position gefährden werden.“ „Es hört wohl niemals wirklich auf…“ „Nein, das nicht“, wurde ihm zugestimmt und Schneiders Lächeln gewann an Aufrichtigkeit. „Dann wiederum wäre das Leben ohne Widerstände aber auch sehr langweilig.“ Er konnte nicht anders als aufzulachen, auch wenn seine Belustigung nicht lange vorhielt. „Haben Sie es auch deswegen getan? Wollen Sie etwas anders machen?“ Eine Frage, mit der er sich zuvor nie beschäftigt hatte, aber in den letzten Tagen hatte er genug Muße dazu gehabt. Schneider war eindeutig wieder amüsiert. „Du hast Ideen, Crawford. Ich bin ganz sicher kein Weltverbesserer und auch wenn ich es nicht gerne zugebe, so haben die Ältesten grundsätzlich ein funktionierendes System geschaffen. Sie hätten bloß nicht von ihrer eigenen Überlegenheit so überzeugt sein dürfen.“ „Sie würden also genauso handeln.“ „Habe ich das nicht ausreichend bewiesen? Ihr Fehler war nicht, meinen Vater vor meinen Augen zu töten. Er bestand darin, nicht sicherzustellen, dass sie mich wirklich gebrochen haben.“ „Und Sie befürchten nicht, dass ich eines Tages versuchen könnte, Ihnen nachzueifern?“ Vielleicht hätte er dahingehend seine Neugier im Zaum halten sollen, aber er wollte die Antwort darauf wirklich hören. Schneider lehnte sich noch ein Stück weiter vor, ohne ein Lächeln. „Du könntest solche Pläne nicht vor mir verstecken. Vergiss nicht, wie oft ich schon in deinem Kopf war.“ Wie könnte er… Der Ältere hatte schließlich genug darin herumgepfuscht. Der zog wieder eine Augenbraue hoch. „So würde ich das nicht ausdrücken. Ich bin sehr gut in dem, was ich tue.“ Ein Beweis dafür, dass sich Schneider auch in diesem Moment nicht aus seinen Gedanken heraushielt. „Das musste jetzt ja kommen“, murmelte er unbeeindruckt und erntete ein Zucken von Schneiders Mundwinkeln dafür. Er machte eine wegwerfende Handbewegung. „Ich will Ihren Job nicht einmal geschenkt haben“, fügte er dann hinzu. „Aber das war gar nicht die Frage, nicht wahr?“ Das Amüsement war in die eisblauen Augen zurückgekehrt. „Mein Ziel war auch nicht in erster Linie SZ zu übernehmen, sondern vielmehr, es den Ältesten wegzunehmen. Ein kleiner Unterschied.“ „Möglich“, gestand er zu. „Aber wie Sie schon sagten, ein Leben ohne Herausforderung wäre nichts für Sie.“ Das schien Schneider nicht direkt nachdenklich zu stimmen, aber ein seltsamer Ausdruck glitt über dessen Gesicht, bevor der Ältere den Kopf leicht neigte und ihn intensiv musterte. Unwillkürlich setzte er sich etwas aufrechter hin, versuchte ganz ohne Telepathie herauszufinden, was dem Anderen gerade durch den Kopf ging. Natürlich erfolglos. „Was, wenn es nicht so wäre?“, wurde er auf einmal gefragt. Wenn _was_ nicht so wäre… Er runzelte die Stirn, verband dann die Frage mit dem, über das sie eben gesprochen hatten. Braune Augen weiteten sich. „Das kann nicht Ihr Ernst sein…“ Es musste ein Scherz gewesen sein. Aber Schneider lachte nicht. Und so dachte er über die Möglichkeit nach, während das Schweigen zwischen ihnen an Substanz zu gewinnen schien, kam aber zu keinem Ergebnis. „Ich… ich weiß es nicht“, meinte er zunächst nur, um wenigstens irgendetwas zu sagen. Allein die Vorstellung war absurd, dass Schneider aufgeben könnte, was er nach so vielen Jahren des Planens gewonnen hatte. Aber eine leise Stimme in seinem Kopf wies ihn darauf hin, dass ihm dann keine Gefahr mehr von Seiten des Älteren drohen würde und der Teil, dem diese Stimme gehörte, fand das eine ausgesprochen gute Sache. „Es wäre verlockend“, gestand er dann schließlich ein. Er wich Schneiders Blick aus, sah stattdessen lieber wieder auf ihre immer noch verbundenen Hände. Was würde er tun, wenn sich diese Wahl wirklich ergeben würde? Er war auf einmal sehr froh, dass das wohl niemals geschehen würde. Schneider atmete etwas zu laut aus, es klang fast wie ein Seufzen und war ein Beweis dafür, dass der Ältere seine Einschätzung teilte. Seltsamerweise empfand er daraufhin nicht nur Erleichterung, doch der Hauch von Enttäuschung war zum Glück schnell verdrängt. Er griff nach seinem Kaffee, der ihnen nach dem Essen gebracht worden war und nahm einen tiefen Schluck davon. Und dann war es Schneider, der das Thema wechselte. „Wann wird Nagi es probieren?“ Er konnte nicht verhindern, dass ein dankbares Lächeln über seine Lippen hinwegspielte, denn das war endlich etwas, wohinter sich keine heimlichen Fallstricke verbargen. „Morgen bereits. Zum Glück hat Nagi sich innerhalb von zwei Tagen vollkommen erholt und jetzt scheint er zu viel Energie übrig zu haben. Jedenfalls kann er es kaum abwarten, den Versuch zu starten.“ Schneider vernahm das mit merklicher Belustigung. „Er ist also gar nicht nervös?“ „Nagi ist es gewöhnt, alles was er will, schnell lernen zu können. Anscheinend ist er inzwischen auch zuversichtlich, was seine neuen Fähigkeiten als Heiler angeht.“ Sein Gesichtsausdruck wurde als nächstes deutlich ernster. „Ich glaube nicht, dass er Ayas Leben riskieren würde, nur um sich selbst etwas zu beweisen oder zu experimentieren.“ „Hm, mir ist aufgefallen, dass er Ran recht aufgeschlossen gegenübersteht. Also wird er Aya nicht absichtlich in Gefahr bringen. Aber was sagt dein Talent dazu?“, wollte Schneider als nächstes wissen. Er konnte nur mit den Schultern zucken. „Das hat anscheinend beschlossen, in letzter Zeit genug gearbeitet zu haben.“ „Also kein Kommentar?“ „Gar nichts.“ Schneider schwieg für einen Moment, nachdenklich, so dass sich seine Aufmerksamkeit wieder auf dessen Daumen richtete, der immer noch über seine Hand streichelte. Inzwischen schien das eine fast unbewusste Bewegung zu sein, aber ihm selbst war sie sehr wohl bewusst. Sie erinnerte ihn an das, was er bald nicht mehr haben würde und das war gerade irgendwie wichtiger als der Gedanke an Aya. Oder auch der Gedanke daran, dass er nach Amerika zurückkehren würde. Dorthin, wo es Leute gab, die ihn früher einmal gekannt hatten. Die ihn bei seinem Vornamen genannt hatten und die gar keine Ahnung von seinem jetzigen Leben hatten oder auch nur von der Tatsache, dass er noch am Leben war. Weiter waren braune Augen fest auf das Händepaar gerichtet, so dass er beinahe zusammenzuckte, als Schneider plötzlich etwas sagte. „Ich denke, dein Talent würde dich warnen, wenn Nagis Versuch negative Auswirkungen hätte - egal ob er von Erfolg gekrönt ist oder nicht.“ Ein Zwinkern war genug an Zeit, um seine Gedanken wieder in die richtige Bahn zu lenken. „Davon gehe ich aus.“ Ein schmales Lächeln folgte. „Ran hat mich übrigens nicht nach meiner Meinung gefragt“, informierte er Schneider dann. „Das ist… interessant.“ Der Ältere lächelte ebenfalls. Und gleich darauf wurde ihm bewiesen, dass Schneider seine Überlegungen zuvor nicht nur verfolgt hatte, sondern sie auch nicht ignorieren würde. „Wirst du deine alte Heimat besuchen?“ „Würden Sie es mir nicht verbieten?“ Das rief einen amüsierten Funken in eisblaue Augen. „Du würdest niemandem die Wahrheit verraten, von daher ist es mir egal, ob du ein paar alte Freunde wiedersiehst oder nicht.“ In diesem Punkt konnte er nicht widersprechen. Denn ansonsten würde er sich selbst zum Abschuss freigeben. Nicht einmal für ihn würde Schneider da eine Ausnahme machen. Talente waren deshalb so erfolgreich, weil niemand über sie Bescheid wusste. Und selbst wenn ihre Auftraggeber informiert wurden, geschah das niemals in vollem Umfang und es wurde stets dafür gesorgt, dass die Information niemals weite Kreise ziehen konnte. Aber auch wenn das klar war, hatte er erwartet, dass Schneider trotzdem ein Verbot aussprechen würde. Der sah ihn immer noch mit einem amüsierten Lächeln an. „Ich bezweifle, dass du Sehnsucht nach deinem alten Leben bekommen könntest. Von daher befürchte ich auch nicht, dass du dich auf einmal selbständig machen würdest.“ Ja, das war genau die Richtung, in die seine Überlegungen gelaufen waren und natürlich hatte Schneider das erkannt. Und warum auch immer, er konnte nicht anders, als eine weitere Frage zu stellen. „Aber ist das nicht genau das, was ich bereits einmal versucht habe?“ „Nein“, schüttelte Schneider den Kopf. „Wenn du ehrlich bist, gibt es da einen Unterschied. So wie es mir auch nicht hauptsächlich darum ging, SZ an mich zu reißen.“ Ihm blieb nichts anderes übrig als zuzustimmen, weil er seine Freiheit erst wirklich vermisst hatte, nachdem er die ganze Wahrheit erfahren hatte. Daran änderte auch die Tatsache nichts, dass Schneider seine Meinung über lange Zeit positiv gefärbt hatte. „Alles in allem gefällt dir dein Job“, fasste sein Gegenüber zusammen und dessen Lächeln wurde sehr ausgeprägt. Dann stand Schneider auf und erst jetzt lösten sich ihre Hände voneinander. „Wir sollten die Zeit nutzen, die uns noch bleibt.“ Der plötzliche Themenwechsel überraschte ihn kaum, genauso wenig wie die Erkenntnis, dass auch dieser Gedanke Schneider nicht entgangen war. Sie rief einfach nur ein weiteres Lächeln auf sein Gesicht. ~TBC~ *grins* So, das wäre jetzt auch raus. Wenn ich das Sequel jemals zu Papier bringe, wisst ihr immerhin schon, wovon es handeln wird. ^^ Noch zwei Teile bis zum Ende von CD *vorwarn, damit niemand davon überrascht wird* *lach* cya, cu ^-^ Kapitel 221: "Sie wird wütend auf mich sein" -------------------------------------------- Close Distance (Teil 221) Titel: Close Distance Teil: 221/222 Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Ich sage nur: Aya und Nagi ^^ Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Furia: *grins* Du tust ja so, als würde es die Schule bereits geben und alle von Schwarz sollten dort jetzt arbeiten. Aber bis die steht, dauert es noch eine Weile und das wird nicht einmal Thema meines Sequels sein ^^ Es gibt mehrere Gründe, warum ich Schwarz so weit weg haben will, aber die kann ich dir nicht so einfach verraten ^.~ Und keine Sorge, ich habe daran gedacht, dass Nagi und Ran noch die Schule abschließen müssen *nick* Omi und Nagi sind natürlich eine ganz andere Geschichte, da muss ich erst mal schauen, ob ich sie im Sequel wieder aufeinander treffen lasse. Schließlich darf man nicht vergessen, dass sie letztendlich auf unterschiedlichen Seiten stehen... @F4-Phantom: Ist doch nicht so schlimm, schließlich kann man das mit dem Lesen ja nachholen *zwinka* Es scheint mir so, als hättet ihr nicht mitbekommen, dass die Schule noch gar nicht existiert ^^° Schwarz' Auftrag wird vorerst sein, sozusagen das Gelände zu erkunden. Ganz so wie Schneider es auch sagte ^^ Falls ich irgendwann mal was über die Schule schreiben sollte, wäre das nicht im Sequel sondern noch eine andere Story. Und da ich noch nicht einmal das Sequel angefangen habe – schließlich steht zunächst RftS an – steht das echt noch in den Sternen... Was mit Aya wird, werde ich euch natürlich noch verraten *grins* @Jemma: Wie gesagt, vorläufig muss ich Schwarz noch keine Sorgen darüber machen, Crawford an die Schule zu verlieren ^^ Das war sozusagen schon ein Ausblick auf das Ende des Sequels. Übrigens werde ich mir Zeit lassen müssen, schließlich werde ich zunächst genug mit meiner neuen Fanfic beschäftigt sein. @Lacu: *lach* Na das passt doch. Ich hatte mir so überlegt, als ich das 200. Kapitel erreichte, dass ich gerne mit 222 aufhören würde. Allerdings hatte ich zu diesem Zeitpunkt echt nicht geglaubt, noch so viele zusammen zu bekommen... *zugeb* Es gibt keinen Grund, den Rest von Schwarz nicht nach Amerika gehen zu lassen. Es gibt da noch einiges zu tun und Crawford wird Unterstützung brauchen können. Außerdem hat Schuldig mal ziemlich deutlich gesagt, dass er nicht vorhat, sich von Schwarz zu trennen. ^^ @Kralle: Es bleibt bloß die Frage, ob ihr euch noch an CD erinnert, wenn ich denn endlich mal das Sequel beginne ^^# Übrigens solltest du deine Gedanken während einer Prüfung nicht abschweifen lassen. Das könnte sich negativ auf das Ergebnis auswirken ^.~ Teil 221 „Sie wird wütend auf mich sein“ Ran spielte ein seltsames Spiel, aber er konnte die Beweggründe des Rothaarigen beinahe verstehen. Auch heute war er nicht danach gefragt worden, ob er den Ausgang dieses Versuches vorhersehen konnte, aber dafür hatte Ran ihn gebeten, mit ins Krankenhaus zu kommen. Und so stand er jetzt neben Ayas Bett, während sein Handgelenk etwas zu fest umfasst wurde. Während Nagi nicht eine Spur von Nervosität zeigte, war Rans Gesicht so farblos, dass es beinahe transparent wirkte. Aber dann gab sich der Rothaarige einen sichtlichen Ruck und zuerst gewannen dessen Lippen an Farbe, als kurz auf sie gebissen wurde, danach der Rest des Gesichts. Er lächelte leicht, als violette Augen seinen Blick suchten, verzichtete aber auf jede Ermutigung. Das hier war etwas, das Ran ganz allein tun musste. Wie Schneider schon zu ihm gesagt hatte, manche Fehler musste man selbst begehen. Und es war noch nicht einmal heraus, ob sich das überhaupt als Fehler erweisen würde. „Können wir?“ Diese Frage kam von Stephenson, dem einzigen ärztlichen Beobachter. Der Amerikaner war bereits seit dem Wochenende wieder in Japan gewesen, nur natürlich hatte Schneider es nicht für nötig gehalten, ihn darüber zu informieren. Der Direktor hatte offensichtlich vorgesorgt, auch wenn dieser nicht ein Mal die Besorgnis gezeigt hatte, dass jemand ernsthaft verletzt werden könnte. Jemand von ihnen, hieß das. Sein Lächeln gewann eine nicht besonders freundliche Note, was Ran aber nicht mehr mitbekam, denn der hatte sich Stephenson zugewandt. „Ja“, bekam dieser seine Antwort und nahm das zum Anlass, hinter Nagi zu treten. Nagi schien sich unter der Hand, die auf seine Schulter gelegt wurde, nicht besonders wohl zu fühlen. Doch ihr Jüngster verstand den Sinn dahinter und wehrte sich deswegen nicht dagegen. Stattdessen konzentrierte sich Nagi auf das, was er jetzt tun wollte und machte wie erwartet keinen Fehler, denn Stephenson drückte dessen Schulter, als Zeichen, dass alles in Ordnung war. Zwei braune Augenpaare trafen sich und er erhielt ein knappes Nicken. Stephenson hatte in diesem Moment zwar nicht das Talent eines Heilers von Nagi kopieren können, dazu war der Junge einfach zu hoch eingestuft, aber der Arzt war erfahren genug, um beurteilen zu können, dass Nagi sich auf der richtigen Ebene befand. Ansonsten war Stephenson natürlich hier, um im Notfall mithilfe der Technik eingreifen zu können. Sein erwiderndes Nicken wurde von Nagi wahrgenommen, der noch ein bisschen ruhiger wurde und es war interessant zu sehen, dass sich so etwas wie Mitgefühl auf dessen Gesicht geschlichen hatte. Eine natürliche Reaktion bei einem Heiler. Er sollte schließlich wirklich daran interessiert sein, dem Kranken zu helfen und wurde damit in die Lage versetzt, sein Talent optimal einzusetzen. Rans Fingerspitzen lagen an seinem Puls, als sein Blick dorthin schweifte, wo er immer noch festgehalten wurde. Es brachte nichts, wie gebannt Nagis Tun zu beobachten, so wie Ran das gerade tat. Stattdessen beobachtete er Ran. Dessen Puls ging im Moment mit Sicherheit um einiges schneller, aber man konnte es kaum aus der Haltung des Jüngeren herauslesen. Die leichte Anspannung, die Ran zu erfüllen schien, war der einzige Anhaltspunkt für dessen Zustand. Seine Aufmerksamkeit fokussierte sich als nächstes auf Aya, bei der sich bisher keine Änderungen zeigten. Der zur Sicherheit angeschlossene Monitor zeigte immer noch einen gleichmäßigen Herzschlag, ihr Atem ging ruhig und gleichmäßig. Völlig ungebeten schoss ihm der Gedanke durch den Kopf, wie es wohl wäre, seinen Bruder hier liegen zu sehen und aus seiner Erinnerung tauchte das Bild eines schlafenden Jungen auf. Er kannte es bereits und erinnerte sich auch an die Umstände, als es zum ersten Mal aufgetaucht war. Was vielleicht der Grund für sein Lächeln und seine nächste Bewegung war, mit der er Ran gegen sich zog. Nicht mehr egal. Ganz und gar nicht. Ran lehnte sich gegen ihn, ohne darüber nachzudenken, Blick weiterhin von der Gestalt seiner Schwester gebannt. Oder war es das kaum merkliche Flattern ihrer Augenlider? Er konzentrierte sich darauf und war sich dann sicher, ja, sie hatten sich bewegt. So etwas wie leichte Überraschung durchzog ihn für einen Moment, doch er hielt sich nicht lange mit ihr auf. Schließlich war er davon ausgegangen, dass sein Talent ihn vor einem negativen Ausgang gewarnt hätte, nicht wahr? Ran schien zu erstarren, so angespannt, dass er sogar das Atmen vergaß. Ein paar Sekunden lang geschah gar nichts, niemand im Raum rührte sich. Bis Ran hörbar ausatmete, gleichzeitig in seinen Armen zusammensackte. Und Aya schlug die Augen auf. Was für Nagi der Anlass war, sich ein schmales, zufriedenes Lächeln zu erlauben. Doch noch nahm der Braunhaarige die Hand nicht zurück, die in Kontakt mit dem Mädchen stand, sondern schien Aya zur Sicherheit zu scannen. Selbst danach holte sich Nagi erst eine zustimmende Kopfbewegung von Stephenson ein, bevor er zurücktrat. Der Monitor zeigte jetzt einen beschleunigten Herzschlag, was aber kein Grund zur Besorgnis war, sondern nur zeigte, dass Aya tatsächlich wach war. Braune Augen, nicht violett wie Rans, fanden nur langsam einen Fokus und als nächstes ein Ziel. Er ließ Ran in dem Moment los, als dieser einen Schritt nach vorne tat, um anschließend neben dem Bett seiner Schwester auf die Knie zu sinken. „Aya…“ In ihrem Gesicht arbeitete es, Muskeln auf der Suche nach der richtigen Erinnerung und dann lächelte sie. „Du bist da…“ „Natürlich.“ Ein Laut zwischen Lachen und Schluchzen versteckte sich hinter diesem einem Wort, doch Ran weinte auch heute nicht, nicht einmal vor Freude. Als nächstes griff Ran nach der Schale auf dem Nachttisch, schob Aya ein Stück Eis zwischen die Lippen, bevor sie überhaupt nach etwas zu Trinken verlangen konnte. Aya war dankbar dafür, auch wenn sie nichts sagte. Sie schien Energie für etwas anderes zu sammeln, ohne ihren Bruder auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen. Dass sich noch mehr Personen im Raum befanden, war für sie gerade nicht von Interesse. „Entschuldigung“, meinte sie schließlich leise. Ran wusste eindeutig nicht, was er davon halten sollte. „Wofür?“, fragte er verwirrt, griff nach Ayas Hand, die nun nicht mehr zur Faust geballt war, den Blick auf einen Ohrstecker freigegeben hatte. „Weil ich dich so lange allein gelassen habe.“ „Ich…“ Ran schluckte, ließ dann den Kopf hängen. „Du weißt noch, was passiert ist?“ „Ja.“ Ihr Lächeln verschwand nicht, war aber zutiefst müde. „Es war nicht Vaters Schuld.“ Die Worte kamen Ran nur mit einiger Überwindung über die Lippen. Vielleicht befürchtete er, dass Aya mehr wissen wollen würde. Erfahren, was genau Ran getan hatte. Doch diese Befürchtung erwies sich als grundlos, als lediglich Erleichterung über Ayas Gesicht spielte. „Das ist gut.“ Sie vertraute Ran genug, um keine weiteren Fragen zu stellen. Das ging auch dem Rothaarigen auf, dessen Griff um Ayas Hand sich verstärkte, Halt suchend und Halt spendend. Stille fiel zwischen die beiden, als Aya nicht mehr länger die Augen offenhalten konnte und schließlich verrieten ihre gleichmäßigen Atemzüge, dass sie eingeschlafen war. „Es geht ihr gut“, versicherte Stephenson auf Rans fragenden Blick hin. „Sie schläft wirklich nur, das ist kein Koma.“ Ran war nicht gleich überzeugt, aber ein bestätigendes Nicken von Nagi schien ihm zu reichen. Mit einiger Mühe kam Ran wieder auf die Beine, dessen Knie spielten nicht so ganz mit und dann stand der Jüngere auch schon vor ihm. Er musterte das blasse Gesicht, den Unglauben in den violetten Augen und das erleichterte Lächeln, das sich ganz langsam zu entwickeln begann. Und dann lächelte er ebenfalls, was für Ran Ansporn genug war, noch einen weiteren Schritt zu tun und ihn zu umarmen. Die Haustür wurde geöffnet, ehe einer von ihnen überhaupt die Schwelle erreicht hatte und ein kurzer Seitenblick zu Nagi machte ihm klar, dass nicht der Junge dafür verantwortlich war. Im nächsten Augenblick wurde der Blick auf Farfarello freigegeben, der Ran erwartungsvoll musterte. Der Ire benötigte nur ein paar Sekunden, um zu einem Urteil zu gelangen. „Sie ist aufgewacht, nicht wahr?“ Ran nickte nur und schien nicht davon überrascht, dass er gleich darauf Farfarello am Hals hängen hatte. In braune Augen trat ein amüsierter Funkte, als er das beobachtete, während Nagi nur den Kopf schüttelte, dann hineinging. „Morgen darf ich sie auch besuchen, ja?“ Der Ire war jetzt dazu übergegangen, Ran hinter sich her zu zerren, offensichtlich mit der Küche als Ziel und der Rothaarige ließ es sich mit einem schwachen Lächeln gefallen. „Nur wenn du mir versprichst, keine Dummheiten zu machen.“ „Ich bin doch nicht Schuldig.“ Das brachte Farfarello ein empörtes „Hey!“ von dem Telepathen ein, doch als er selbst das Haus betrat und sich grüne Augen auf ihn richteten, war in ihnen keinerlei Empörung zu lesen. Um genau zu sein, war Schuldigs Miene gerade so ausdruckslos, dass sie rein gar nichts über das verriet, was der Jüngere gerade dachte. Schuldig sah ihn für eine Weile einfach nur stumm an, ein Austausch, der in den letzten Tagen schon häufiger stattgefunden hatte. Doch heute sah es beinahe so aus, als würde Schuldig ihn endlich auf Schneider ansprechen. Als allerdings eine Frage gestellt wurde, fiel sie anders als erwartet aus. Was ihm alles in allem auch lieber so war. „Da jetzt das letzte Problem aus dem Weg geräumt ist, wie soll es eigentlich weitergehen?“ Er zog eine Augenbraue hoch, schloss dann zunächst die Tür hinter sich, um sich anschließend wieder Schuldig zuzuwenden. Der sich nicht von der Stelle gerührt hatte, als würde Schuldig befürchten, dass er ansonsten einer Antwort ausweichen würde. „Ich habe gestern mit Herrn Schneider darüber geredet“, erwiderte er nonchalant, während seine Mundwinkel in ein feines Lächeln kurvten. Schuldigs Wangenmuskeln arbeiteten, als dieser sichtlich die Zähne zusammenbiss, um sich einen ätzenden Kommentar zu verkneifen, stattdessen folgte nur ein forderndes: „Und?“ „Wir werden nach Amerika gehen, um dort den Aufbau einer neuen Schule vorzubereiten.“ Das hatte Schuldig nun wirklich nicht erwartet, wie ihm die sich weitenden Augen verrieten. „Wir werden _was_?“ Und da er dieses Mal auf der anderen Seite stand, konnte er sehr wohl verstehen, warum Schneider über seine Reaktion so belustigt gewesen war. Sein Lächeln vertiefte sich, auch wenn er anders als der Direktor gestern nicht loslachte. „Du hast mich ganz richtig verstanden, Schuldig“, meinte er nur und ging dann an dem Anderen vorbei, der im Moment vergessen zu haben schien, wie man sich bewegte, denn er wurde nicht aufgehalten. Bevor Schuldig sich von seiner Überraschung erholen konnte, war er auch schon in der Küche angelangt, die lediglich Ran und Farfarello beherbergte. Nagi war bereits auf sein Zimmer gegangen, ohne Zweifel, um sich mit dem auseinanderzusetzen, was ihm heute gelungen war. Sein Lächeln verschwand, wurde durch ein Stirnrunzeln abgelöst. Schneider hatte sein Angebot erneuert, über Stephenson dieses Mal. Der Arzt hatte Nagi ausgerichtet, dass dieser immer noch auf Rosenkreuz willkommen war, um dort seine Fähigkeiten weiter auszubilden. Und Stephenson hatte keine Antwort abgewartet, sondern bloß gemeint, dass Nagi in aller Ruhe darüber nachdenken sollte. Nagi hatte nur stumm genickt und seitdem kein Wort darüber mit ihm gewechselt. Ran sah von dem Mixer auf, der gerade von Farfarello gefüllt wurde und dessen Lächeln vertrieb die Gedanken an Nagi für den Moment. Er hatte nicht vor, dem Jungen etwas vorzuschreiben, auch wenn er ihn ungern verlieren würde. Denn Nagi gehörte zu Schwarz. „Farfarello probiert ein neues Rezept aus“, wurde ihm erklärt, als er neben Rans Stuhl trat, was der Rothaarige gleich ausnutzte, um sich gegen ihn zu lehnen. Er erwiderte das Lächeln und es fiel beinahe echt aus, leistete keinen Widerstand, als Ran an seiner Weste zupfte. Vielmehr folgte er der unausgesprochenen Aufforderung, beugte sich herunter, um den Jüngeren zu küssen. „Und wie ist das Ergebnis?“, fragte er, nachdem er sich wieder aufgerichtet hatte. Ran lachte. „Das wissen wir noch nicht. Aber wenn es so gut wie letztes Mal schmeckt, werde ich nichts davon abgeben.“ „Mir auch nicht?“ Das brachte ihm ein verschmitztes Lächeln ein. „Kommt darauf an, was ich dafür bekomme.“ Farfarello grinste, offenbar zufrieden mit Rans Stimmung. Und ihm selbst gefiel diese Veränderung auch, weswegen sein Lächeln das des Rothaarigen nahezu spiegelte. „Ich denke, mir würde schon etwas Passendes einfallen.“ Ran war einen Moment lang von seiner Antwort überrascht, dann trat etwas anderes in die violetten Augen. „Vielleicht…“ Nur ein winziges Zögern folgte dem, bevor Ran sich Farfarello zuwandte. „Ich werde es später probieren, ja?“ Es wurde keine Antwort abgewartet, Ran stand auf und griff ganz einfach nach seinem Handgelenk, zog ihn mit sich. Farfarello ließ einfach nur den Mixer lossurren, während Schuldig, der es schließlich auch bis in die Küche geschafft hatte, ihm einen langen Blick zuwarf. Um sich dann abrupt abzuwenden und seine ganze Aufmerksamkeit dem Iren zu widmen. Hm, Schuldig schien keine weiteren Fragen zu haben. Oder war der Ansicht, sie konnten bis später warten. Eine Auffassung, die er teilte. „Ich komme auch freiwillig mit“, meinte er mit leichter Belustigung zu Ran, der ihn immer noch nicht losgelassen hatte und jetzt vor ihm die Treppe hochging. „Ich weiß.“ Ihm wurde ein schnelles Lächeln zugeworfen, das rein gar nichts zurückhielt. „Vielleicht möchte ich dich ganz einfach festhalten.“ „Tatsächlich…“ Sie erreichten sein Zimmer und nachdem sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, drehte sich Ran prompt zu ihm um. Dieses Mal war es nicht nur eine Umarmung, der Körper des Jüngeren presste sich eng an ihn, während Lippen die seinen suchten. Nach dem Kuss wurde er ein wenig atemlos angesehen und Ran schien Mühe damit zu haben, sein Lächeln im Zaum zu halten. „Es geht ihr gut…“ „Ja“, stimmte er ganz einfach zu, strich eine in die Stirn gefallene Strähne zurück. „Ich habe es nicht wirklich geglaubt, aber jetzt ist sie einfach aufgewacht. Und…“ Hier trübte sich das Violett zum ersten Mal ein wenig. „Ich muss auf sie aufpassen.“ Er verstand, was dahinter steckte. „Sie kann bei eurer Tante leben. Oder machen, was immer sie will. Ihr habt die Mittel.“ Unsicherheit spielte über Rans Gesicht, doch er wusste, dass Ran sich schon lange entschieden hatte. Der Jüngere musste es sich nur noch eingestehen. Genau diese Erkenntnis war es, die Ran die nächsten Worte sagen ließ. „Sie wird wütend auf mich sein.“ Die Erinnerung an ein Lächeln, das er erst noch sehen würde, stieg in ihm auf. „Das wird sie nicht.“ Und dann war er es, der Ran in einen Kuss zog. ~TBC~ Noch ein Kapitel... cya, cu ^-^ Kapitel 222: "Der Rest war Geschichte" -------------------------------------- Close Distance (Teil 222) Titel: Close Distance Teil: 222/222 Autor: cu123 Email: mail-cu@freenet.de Fanfiction: Weiß Kreuz Kommentar: Irgendwie kann ich nicht glauben, dass CD hiermit zu Ende sein soll... Ihr könnt euch dieses Kapitel wie einen Abspann beim Film vorstellen, wo in kurzen Szenen noch gezeigt wird, was mit den Figuren im Anschluss passiert ^^ Disclaimer: not my boys, no money make… Überblick über die Ereignisse nach Wochentagen: http://www.livejournal.com/users/cu123/22124.html#cutid1 Greetings: @Lacu: *snicker* Ich weiß, Schuldig ist schon ein bisschen arm dran im Moment. Aber ich glaube nicht, dass er Farf die Bemerkung übel genommen hat ^^ Wie man im Laufe der Geschichte sicher gemerkt hat, kann ich mit den Mädels in WK auch nicht besonders viel anfangen. Ich wollte Ran bloß nicht in Trauer verfallen lassen, also musste Aya überleben. Und was sie als nächstes machen wird, wird heute verraten – jedenfalls bleibt sie nicht in Japan ^^ @Furia: Ganz wie Schneider es mal gesagt hat, ist Crawford nicht ganz so gefühllos, wie er manchmal tut. Und an Ran hat er sich inzwischen mehr als gewöhnt *grins* Du bist mir vielleicht lustig, erst sagst du, dass du Dreiecksgeschichten nicht so toll findest und jetzt klingst du so, als hätte ich am besten Schuldig noch mit in die Beziehungskiste reingeschmissen *ehe* Auch wenn das für unseren Telepathen schwierig ist, so das hier nun mal eine Geschichte, bei der Crawford sich einfach nicht auf der körperlichen Ebene für ihn interessiert. Und was die Sache angeht, dass er wegen Crawford bei Schwarz gelandet ist: nachdem Schuldig von dem Arzt die Spritze bekommen hatte, war sein Schicksal mehr oder weniger besiegelt (und das passierte, noch bevor überhaupt klar war, was mit Schuldig in Zukunft geschehen würde). Ohne sein Training hätte Schuldig die Steigerung seines Talents nie überlebt oder jedenfalls nicht im Vollbesitz seiner geistigen Fähigkeiten (denk mal an sein Schicksal in Bright Nights), weswegen es letztendlich ganz gut ist, dass er für Schwarz bestimmt war. @Jemma: Ich will dich natürlich nicht davon abhalten, aber ich denke, die Anfänge der Story werden dir ziemlich holprig vorkommen ^^° Vor allem, da ich ja die Mitglieder von Schwarz erst mit der Zeit für mich selbst ausarbeiten konnte... Wünsch dir auf jeden Fall viel Spaß mit dem letzten Kapitel *knuffel* @Kralle: Das mit dem Weiterschreiben im Allgemeinen ist kein Problem, dass Weiterschreiben an einem Sequel allerdings schon. Ich will mich nun endlich mal auf RftS konzentrieren können *hat die Story viel zu lange vernachlässigt* Aber ich werde auf keinen Fall vergessen, dass das hier nicht wirklich das Ende der Geschichte ist. ^^ Irgendwie ist es mir gar nicht möglich, CD ganz und gar aufzugeben, dazu habe ich zu lange daran gearbeitet ^.~ Teil 222 „Der Rest war Geschichte“ „Und, hast du über das Angebot nachgedacht?“ Crawford lehnte am Türrahmen und in den braunen Augen stand keinerlei Emotion. Was natürlich Hinweis genug war, um zu wissen, wie ihr Anführer darüber dachte. Er lächelte unwillkürlich, als er sich bei dieser Überlegung erwischte. Selbst sein Unterbewusstsein stimmt vollkommen mit seiner bewussten Entscheidung überein. „Ja, habe ich“, erwiderte er. „Für etwa eine Minute.“ Eine fragende Augenbraue wurde gehoben und in die Ausdruckslosigkeit schlichen sich die Anfänge von Amüsement. „Ich werde nicht nach Rosenkreuz gehen. Meine Ausbildung kann ich auch allein in Amerika fortsetzen.“ Und damit beantwortete er gleichzeitig die Frage, ob er Schwarz nach Amerika begleiten wollte. Es war seltsam, aber er hatte niemals in Erwägung gezogen, sich von seinem Team zu trennen, so sehr er seine Eigenständigkeit schätzte. Ihn störte nicht einmal die Tatsache, dass dieses Team in Zukunft eine Person mehr umfassen würde. „Ich verstehe.“ Crawfords Mundwinkel bewegten sich nur wenige Millimeter. Doch es war eindeutig ein Lächeln. ****** Die Totenwache gab ihm viel Zeit zum Nachdenken, vielleicht zu viel. Er ähnelte einer Statue, als er vor dem teuren Schrein kniete, das Bild seines Onkels und seines Vaters in schönster Brüderlichkeit darauf vereint. Weihrauch hing schwer in der Luft, wand sich in Ketten um ihn, die eigentlich nichts wiegen dürften und doch schwer auf ihm lasteten. Aber er hatte ihr Gewicht freiwillig gewählt, obwohl er die Möglichkeit gehabt hätte, Kritiker den Rücken zuzukehren. Nein, im Gegenteil, er hatte beschlossen, den Platz seines Onkels einzunehmen. Die zweifelnden Stimmen waren verstummt, nachdem Weiß es geschafft hatte, dem Turm lebendig zu entkommen. Auch wenn niemand genau gewusst hatte, was dort vorging, so war Kritiker schon seit längerem bekannt, dass es eine Organisation gab, die im Hintergrund viele Fäden zog, obwohl sie nie richtige Anhaltspunkte gefunden hatten. Jetzt hatte diese Organisation einige zweifellos wichtige Mitglieder verloren, was ein ausreichender Ausgleich für den Verlust ihrer eigenen Agenten war. So dass niemand seiner ersten Entscheidung als Perser widersprochen hatte, zukünftige Auseinandersetzungen möglichst zu vermeiden. Seine Entscheidung, die ganz vielleicht mit der Tatsache zu tun hatte, dass Naoe-san mit dieser Organisation in Verbindung stand, auch wenn er die Zusammenhänge nicht wirklich verstand. Unwillkürlich wandten sich seine Gedanken dem Jüngeren zu. Naoe-san war in den letzten Tagen nicht in der Schule aufgetaucht. Seine vorsichtige Frage bei einem Lehrer war lediglich mit der Auskunft beantwortet worden, dass der Jüngere krank sei. Und etwas tiefergehende Nachforschungen hatten herausgebracht, dass diese Krankschreibung bis zu den Sommerferien andauern würde – und Naoe-san anschließend nicht zurückzukehren gedachte. Es schien ganz so, als würde der Jüngere für immer aus seinem Leben verschwinden. Vielleicht würde er bald gar nicht mehr an ihn denken, ihn nicht vermissen. Ihn vergessen. Doch auf keinen Fall würde er die SMS vergessen, die der Andere ihm gesandt hatte. Und auch wenn es ihm nicht möglich gewesen war, persönlich Rache zu nehmen, so hatte er die Leiche des Mannes gesehen, der sein Vater hätte sein sollen. Ein Lächeln stand auf einmal in den himmelblauen Augen, während sein Gesicht weiterhin eine dem Anlass angemessene Maske darstellte. Er hatte nicht zu hoffen gewagt, dass er nach der Rückkehr seiner Erinnerungen wieder so viel innere Ruhe finden würde, doch irgendwie hatte er es geschafft. Ein Schatten, der schon so lange über ihm gelegen hatte, dass er gar nicht mehr wusste, wie hell es ohne ihn war, war nun verschwunden. Ja, er würde zwar Weiß aufgeben müssen, seine Ersatzfamilie. Denn im Moment sah es ganz so aus, als würde Yohji sich nicht einmal an ihn erinnern, während Ken nicht vorhatte, in Japan zu bleiben. Aber es machte ihm nichts aus. Er hatte jetzt etwas Besseres. Leise Schritte klangen in seinem Rücken auf, gefolgt von nicht minder leisen Worten. „Komm, Mamoru. Es reicht für heute.“ Dieses Lächeln schaffte es, seine Lippen zu kurven. „Jawohl, Bruder.“ Vorsichtig kam er auf die Beine, die sich nach Stunden der Regungslosigkeit erst wieder daran gewöhnen mussten, sein Gewicht zu tragen. Hirofumi erwiderte sein Lächeln, wartete, dass er zu ihm aufschloss. Und als sie den Raum verließen, war er selbst es, der vorausging. Normalerweise hätte Hirofumi als ältestes Familienmitglied das Erbe antreten müssen, doch sein Bruder hatte kein Interesse daran gehabt. Es schien fast so, als wollte Hirofumi Wiedergutmachung dafür leisten, dass dieser ihn damals im Stich gelassen hatte. Aber er hatte erst eingewilligt, die Stelle als Familienoberhaupt zu übernehmen, nachdem sein Bruder versprochen hatte, ihm bei der Führung der Geschäfte zu helfen und ihm alles beizubringen, was er wissen musste. Hirofumi würde ihn niemals wieder allein lassen. Sie waren schließlich eine Familie. ****** Yun-kun lehnte immer noch gegen der Mauer, hatte es die ganze Zeit getan. Und sich nicht gerührt, als er ihm von seinen Plänen erzählte. Den offiziellen Plänen, hieß das. Jetzt bohrte eine Schuhspitze in der Erde, während der Gleichaltrige seinem Blick auswich, das Gesagte verdaute. „Du willst wirklich nach Amerika gehen?“, wurde er schließlich gefragt. „Das Timing ist gut. Das neue Schuljahr beginnt bei ihnen nach den Sommerferien.“ „Und was ist mit Aya?“ Jetzt wurde der Blick doch gehoben, dunkle Augen sahen ihn an, als könnten sie ihn für immer festhalten. Und kurz rührte sich das schlechte Gewissen in ihm. Nicht nur wegen Aya, sondern auch, weil es beinahe einfach war, alles zurückzulassen. Yun-kun eingeschlossen. Er sehnte die Gelegenheit herbei, von dem wegzukommen, was er kannte. Dann würde es nichts mehr geben, was ihn an das erinnerte, das er nicht mehr haben konnte. Sein Mund war trocken geworden und er musste schlucken, bevor er leise antwortete. „Sie hat ihre eigenen Pläne. Du weißt doch, wovon sie immer geträumt hat.“ Das hatte sich nicht geändert. Und Aya teilte seinen Wunsch, von hier wegzukommen, etwas, das ihn überrascht hatte. Vielleicht war er schuld daran, vielleicht hatte die Verbindung zwischen ihnen mehr getan, als Aya einfach am Leben zu erhalten. Aber sie hatte ihm keine Vorwürfe deswegen gemacht. „Sie will immer noch Blindenhunde ausbilden?“ Er nickte. „Es gibt gute Schulen dafür in Europa. Und um vorher die entsprechenden Sprachkenntnisse zu erlangen, wird sie ebenfalls die Schule wechseln.“ Was er nicht verriet, war, dass ausgerechnet Herr Schneider versprochen hatte, ein Auge auf Aya zu haben. Endlich schaffte Yunshiro es, sich ein Lächeln abzuringen. „Es ist schön, dass sie die Gelegenheit dazu hat.“ Nachdem sie beinahe gestorben wäre, blieb unausgesprochen. „Ja.“ Und sein Lächeln war nicht einmal bemüht. Auf einmal kam Bewegung in den Anderen und gleich darauf fand er sich in einer festen Umarmung wieder. „Ich werde dich vermissen.“ So leise, dass die Worte ihm beinahe entgangen wären. „Ich dich auch“, flüsterte er zurück. ****** Ein kurzes Anklopfen, dann trat die Krankenschwester auch schon ein. „Sie haben Besuch, Kudo-san.“ Er folgte ihr mit bedeutend weniger Elan, stoppte, als er das Lächeln sah, mit dem Yohji die junge Frau bedachte. Es hatte ihn oft geärgert, wie der Ältere von Eroberung zu Eroberung gewandert war, doch das hier war anders. Echt. Es war seltsam, so etwas bei Yohji zu sehen. Aber gleichzeitig war es ein Trost. Denn die Krankenschwester erwiderte das Lächeln und das nicht nur aus Höflichkeit. Schließlich konnten sich die grünen Augen von ihr losreißen, was vielleicht ganz einfach daran lag, dass sie in diesem Moment wieder das Zimmer verließ, die Tür hinter sich schließend, um ihnen ein bisschen Privatsphäre zu geben. Yohji schenkte auch ihm ein Lächeln, doch es war das eines Fremden. „Wie geht es Ihnen?“, wurde er dann gefragt. „Gut, danke.“ Er sprach weiter, bevor sich unbehagliches Schweigen über sie senken konnte. „Ich bin hier, um mich zu verabschieden. Ich werde morgen nach Australien fliegen.“ Ein Teil von ihm war der Ansicht, dass er es Yohji schuldig war, nicht einfach ohne jedes Wort zu verschwinden. Auch wenn ein anderer Teil auf die Sinnlosigkeit hinwies, denn seit Yohji bei ihrer Flucht aus dem Turm von Trümmern getroffen worden war, litt dieser unter Amnesie. Er hatte keine Ahnung, wie sie es überhaupt geschafft hatten, dieser Hölle zu entkommen, aber es war ihnen gelungen. Und jetzt war er frei. Frei zu gehen, wohin er wollte. Auch heute trug er den Brief bei sich, den Yuriko damals für ihn zurückgelassen hatte. Und inzwischen waren mehr Briefe hinzugekommen. Yohjis Miene zeigte nur höfliches Interesse. „Ich hoffe, es wird Ihnen dort gefallen.“ „Bestimmt…“ Er leckte sich über die Lippen, es war schwierig ein Gespräch mit Yohji zu führen, wenn der ihn nur erkannte, weil er ihn inzwischen ein paar Mal besucht hatte. „Der Blumenladen ist verkauft worden.“ Kritiker war so freundlich, ihnen ein bisschen Startgeld zu geben, etwas, das sie wahrscheinlich nur Omi zu verdanken hatten. Oder sollte er ihn jetzt besser Mamoru nennen? Alles hatte sich so sehr verändert, dass er es manchmal immer noch nicht glauben konnte. Doch auch wenn sie beinahe ertrunken waren, so war er dankbar für den Tag, der diese Veränderungen möglich gemacht hatte. Die offiziellen Stellen kannten nur die Geschichte, wie sie auch Yohji erzählt worden war: sie hatten gemeinsam einen Ausflug gemacht und den Turm besichtigt, hatten keine Ahnung, dass er baufällig war. Das Mädchen war aus dem gleichen Grund dort gewesen. Und als alles zusammenzustürzen begann, hatten sie ihr geholfen, wobei nicht nur Yohji sondern auch Omi etwas abbekommen hatte. Wonach sich Yohji an gar nichts mehr erinnern konnte – und Omi dafür an seinen Namen. Der Rest war Geschichte und er würde ganz sicher nicht daran rühren. Seine abgeschweiften Gedanken kehrten in die Gegenwart zurück, zum Glück war sein Moment der Abwesenheit nicht aufgefallen. Dieser Yohji kannte ihn dafür nicht gut genug. „Ihr Anteil wurde auf Ihr Konto überwiesen“, fügte er endlich hinzu. „Oh… gut. Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, Blumenverkäufer zu sein.“ „Es war kein schlechter Job…“, sagte er leise. Er schloss kurz die Augen, die Bilder verdrängend, die mit der Erinnerung an ihren wirklichen Job in ihm aufstiegen. Und dann hatte er nicht mehr die Kraft, länger zu bleiben. Yohji schien genauso erleichtert wie er selbst, dass er ging und erst als er das Krankenhaus verlassen hatte, in den strahlenden Sonnenschein trat, fand er seine innere Balance wieder. Alles in allem hatte sich ihr Leben wohl zum Besseren gewendet. ****** Alle waren überraschend ruhig, während er den Wagen Richtung Flughafen lenkte, aber dann wiederum war es vielleicht gar nicht so überraschend. Schließlich war ihr neuer Auftrag etwas, das völlig aus der Norm fiel und so ganz hatten sie wohl nicht geglaubt, dass Schneider sie wirklich gehen lassen würde. Er selbst auch nicht, obwohl er eine Versicherung gehabt hatte, die kaum anzweifelbar war. Und heute war tatsächlich der Tag gekommen, an dem sie nach Amerika fliegen würden. Ein schmales Lächeln schlich sich bei diesem Gedanken auf seine Lippen, das nicht ganz ohne Ironie auskam. Wer hätte auch gedacht, dass er jemals dorthin zurückkehren würde... Braune Augen huschten kurz zur Seite, wo Ran im Beifahrersitz saß und ins Nichts sah. Ah, Ran war wahrscheinlich der einzige von ihnen, der gerade nicht an das vor ihnen liegende Ziel dachte, sondern an eine ähnliche Fahrt, die vor wenigen Tagen stattgefunden hatte. Nur war der Wagen da leerer gewesen. Aya hatte gelächelt, bevor sie durch den Check-in ging, eine Hand um den Anhänger der Kette geschlossen, die Farfarello ihr einmal geschenkt hatte. Nun war wahr geworden, was der Ire schon damals angenommen hatte. Drei Amethyste für die drei Personen, die Aya verlassen hatten: ihre Eltern und ihr Bruder. Es war gut, dass der Abschied dem Mädchen nicht besonders schwerzufallen schien, selbst bei Ran war das Problem wohl in erster Linie gewesen, dass er Aya so einfach gehen lassen konnte. Er hätte gern Schneiders Urteil darüber gehört, gewusst, was aus der Verbindung zwischen den beiden geworden war. Doch der Ältere hatte schon vor Wochen Japan verlassen und war weder mit Aya noch mit Ran noch einmal in Kontakt gekommen. Sein Gedankengang wurde dadurch unterbrochen, dass sie das Flughafengelände erreichten und er einen freien Platzplatz finden musste. Und als das getan war und er den Motor abstellte, legte sich für einen Moment absolute Stille über den Wagen. Als würden sie darauf warten, dass doch noch etwas dazwischen kam. Es war wie erwartet Schuldig, der als erster das Schweigen brach. „Wie lange wollen wir hier drinnen noch rumsitzen?“ Damit öffnete der Orangehaarige die Tür und stieg aus, woraufhin auch in die anderen Bewegung kam. Er verkniff sich ein Lächeln, verließ dann ebenfalls den Wagen. Und nur ganz kurz zögerte er, bevor er die Verriegelung bediente. Sie hatten nicht viel bei sich, der Teil ihres Hab und Guts, den sie nicht aufgeben wollten, war schon längst auf dem anderen Kontinent und wartete dort auf sie. Und so erreichten sie schnell die Türen zu dem großen Eingangsbereich. Was der Moment war, da ihn eine vertraute Präsenz berührte und ihn mitten im Schritt stocken ließ. Es waren Ran und Schuldig, die ihm einen fragenden Blick zuwarfen, aber er hatte nicht vor, sie darüber zu informieren, was eben geschehen war. „Geht vor, ich komme gleich nach.“ Der Ansatz zu Widerspruch in zwei so unterschiedlichen Augenpaaren, doch sein Blick unterband ihn, bevor er auch nur im Ansatz geäußert werden konnte. Gleich darauf blieb er allein zurück und wandte sich ganz langsam in zu der Stelle um, wo er mit absoluter Sicherheit Schneider wusste. Er hatte nicht vor, etwas zu tun, als der Ältere auf ihn zu kam, da war nur eine leise Frage, die ihm durch den Kopf ging. Was machen Sie hier? Und erst als er merkte, dass er Schneider auf halbem Weg begegnete, wurde ihm klar, dass sich seine Beine ganz aus eigenem Willen in Bewegung gesetzt hatten. Amüsement stand in eisblauen Augen, als Schneider geradewegs in seinen persönlichen Raum eindrang. „Hallo Crawford. Ich bin heute ganz zufällig in Japan und dachte, ich könnte bei der Gelegenheit mal vorbeisehen.“ Ein schmales Lächeln schloss sich diesen Worten an. „Zufällig also...“ Seine Mundwinkel zuckten, aber dann kam ihm ein Gedanke, der jeglichen Humor aus seinem Gesicht verschwinden ließ. „Wollen Sie mich jetzt doch noch aufhalten?“ Schneider hob die rechte Hand und dann wurden ihm ein paar schwarze Strähnen aus dem Gesicht gestrichen. „Würdest du dich denn aufhalten lassen?“ Es wurde keine Antwort abgewartet, als der Ältere sich auch schon vorlehnte und ihn küsste. Und natürlich erwiderte er den Kuss, bevor ihm überhaupt einfallen konnte, dass das vielleicht eine schlechte Idee war. Energie prickelte über seine Haut, Schneider sorgte dafür, dass sie für den Moment unter sich waren. Was ihm gerade so ziemlich egal war, wenn er ehrlich war. Zum Schluss wurde er in eine feste Umarmung gezogen, die ihm das Atmen schwermachte und sich anfühlte, als wollte ihn Schneider nicht mehr loslassen. Er entspannte sich unwillkürlich, schloss die Augen und tat so, als würde es nicht einen Flug geben, den er erreichen musste. „Wenn du es dir anders überlegst, kannst du jederzeit zurückkommen“, wurde in sein Ohr geflüstert. Er nickte kaum merklich, bevor er sich fast widerwillig von dem Anderen löste. Schneider lächelte einfach nur, als sich noch einmal ihre Augen trafen und er erwiderte das Lächeln, gab auf diese Weise etwas zu, das er ganz bestimmt nicht laut ausprechen würde. Und dann wandte er sich ohne ein weiteres Wort ab, strebte auf den Eingang des Flughafengebäudes zu. In seinem Nacken brannte Schneiders Blick. Die Türen öffneten sich, schlossen sich hinter ihm und schnitten ihn so von dem Älteren ab. Es fühlte sich an, als wäre ein Faden gekappt worden und sein nächster Schritt erschien ihm um einiges leichter. Nur, dass sich gleich darauf Finger um sein Handgelenk schlossen und ihn innehalten ließen. Er wandte den Kopf zur Seite, während sich gleichzeitig ein weiteres Lächeln auf seine Lippen schlich. Und dieses hier kam ohne die Untertöne von dem zuvor aus. Ran, der anscheinend nicht mehr in Gedanken mit seiner Schwester beschäftigt war, lächelte ebenfalls, bevor das Lächeln sich zu einem Grinsen auswuchs und er auf einmal hinter dem Rothaarigen hergezogen wurde. Dorthin, wo Schwarz auf ihn wartete. ~Ende~ Geschafft! *fassungslos sag* ^_________________^ Ich hoffe, euch hat die Geschichte gefallen und wir sehen uns nächste Woche bei RftS *grins* Ein großes Dankeschön an alle fleißigen Commischreiber *knuffz* Ein Sequel zu CD ist zwar geplant, wird aber wie schon gesagt noch eine Weile auf sich warten lassen. *vorwarn* cya, cu ^-^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)