Veo veo von Staubfeder (Ich sehe was, was du nicht siehst) ================================================================================ Kapitel 2: Getrenntes Beieinandersein ------------------------------------- Kapitel 02 - Getrenntes Beieinandersein Der Tag verlief in der selben Normalität wie es die letzten Wochen auch taten; Die Lehrer erfreuten sich daran, ihren persönlich bervorzugten Häusern Punkte zu zuteilen und den Häusern, gegen die sie eher Verachtung ausübten, Punkte abzuziehen - allen voran wohl Professor Severus Snape, unter dem wohl die Gryffindorschülerschaft am meisten zu leiden hatte, was nun wirklich kein Wunder war, als Hauslehrer von Slytherin, der Schlangenbande, wie Ron sie gern' nannte. Auch die Routine, dass die Schüler auch außerhalb des Unterrichtes eine Menge Arbeit zu verrichten hatten, blieb standhaft. Allerdings lies sich, im Kontrast zu den vorübergschrittenen Tagen, die Sonne einmal wieder blicken, was jedoch nicht hieß, dass die Kühle schwand, eher drückte sie verstärkt auf das Gemüt. Einigen machte es nichts aus. Vielleicht brauchten sie ein wenig Luft oder sie liebten diese kalte, freihändige Feuchtigkeit in der Luft, die jegliche Sorgen für einen Moment zu verwehen vermochte, aber vielleicht war das auch nur eine zwanghafte Einbildung und das Einzigste, was die Bekümmerung entzog, war das Unterdrücken des Unterbewusstseins. Einer von diesen Menschen war Harry Potter, in dem ein Hauch der Freiheitssehnsucht umherschwebte, um sich selbst wirbelte und schließlich wieder Ruhe gab. Es war ein brodelndes Gefühl, stellte Harry fest, sowas hatte er lange nicht mehr gespürt. Dass die Sehnsucht aber auch etwas Zerreißendes hatte, störte ihn nicht wirklich, das ignorierte er gekonnt. Er lies sich an einer Stelle nahe des Sees im feuchten Gras nieder und überblickte die Wasseroberfläche, die so ruhig und schläfrig im Sonnenlicht glitzerte, als lägen tausende von kleinen Diamantensplittern auf ihr und würden die Strahlen reflektieren. Harry empfand es als einen schönen Anblick. Mit einem kurzen, unhörbaren Seufzen zog er seine Beine an und schlang die Arme darum, um kurz darauf die Augen zu schließen. ,,Ach Potter, es ist ja abstoßend. Du hockst da wie eine Hufflepufferstklässlerin, das gerade erfahren hat, dass ihr Angebeteter eine Freundin hat." Wieder erklang die Stimme des selbsternannten 'Prinzen der Schlangen und des Charisma' (er wurde auch schon von einigen Ravenclawschülerinnen als 'Graf der giftigen Erotik' bezeichnet und von Hufflepuffs als 'Schlange mit goldener Hülle'. Wie sie darauf kamen, ist vor allem Ron ein Rätsel) und drang durch Harrys Taubheit, die er sich selbst aufgelegt hatte. Eigentlich hätte er jetzt genervt fragen müssen, was er wolle, wie er es früher tat, aber an diesem Tag war im überhaupt nicht danach. Er wusste, dass er Draco Malfoy damit zur Weißglut bringen konnte. Wahrscheinlich würde ihn der Slytherin wüst beschimpfen und auch noch Hermione und Ron und das gesamte Hause Gryffindor beleidigen, aber zu seiner Überraschung blieb das aus. Man konnte Malfoys Anwesendheit nur aus dem Schatten schließen, den er warf, und aus dem unverkennbaren Duft von Erdbeereiscreme und Frühlingsfrische. Hätte jemand sie so gesehen, der nicht wusste, dass sie eigentlich Erzfeinde waren, (man könnte also sagen, hätten Muggel sie so gesehen) hätte dieserjemand wohl gedacht, dass sie alte Freunde waren, die nicht reden brauchten, weil sie voneinander wussten, was der andere dachte und fühlte. Harry griff neben sich und nahm einen Kieselstein in die Hand, den er anschließend auf die Wasseroberfläche warf, wo er noch einen kurzen Moment entlang schleifte und schließlich für immer in den Tiefen des Sees versank. Wie er das so sah, fragte er sich, ob Steine wohl auch fühlen konnten und wenn ja, wie sich dieser Stein wohl gerade fühlte, aber den Gedanken verschob er eilends wieder. Steine konnten nicht fühlen, sie wurden einfach so reglos in die Welt hineingeboren ohne je etwas gesehen, gerochen, gehört, gesagt, gedacht oder gefühlt zu haben. Er fragte sich allmählich, ob er das wirklich war, der all diese wirren, konfusen Gedanken zusammenwob und was wohl Malfoy gerade dachte. Ob er sich gerade ausdachte, womit er ihn fertig machen würde? Vielleicht dachte er aber auch über etwas Persönliches nach, was ihn gar nichts anging. Nur weil er ihn jahrelang drangsaliert hatte, hieß das noch lange nicht, dass Draco sich ständig Gedanken darüber machen würde, wie er ihn dieses Mal den Tag versauen würde. Außerdem hatte Harry das Gefühl, dass der Grund für diese ständigen negativen Anmachen viel tiefer liegen mussten und wenn er ehrlich war, machte es ihm sogar manchmal Spaß, sich mit dem blonden Slytherin in den Haaren zu liegen. ,,Sentimentaler Dreck", zischte Malfoy und Harry hörte am Rascheln seines Umhanges, dass er sich umdrehte. Schnell richtete er sich auf und starrte Malfoys Rücken an. ,,Findeichauch!'', er prasselte den Satz so schnell herunter, dass er selbst nicht hinterherkam und er wusste ja noch nicht einmal, warum er dem Slytherin Recht gab. Doch ahnte er, dass die 'Schlange mit der goldenen Hülle' nicht mehr reagieren und zum Schulgebäude zurückkehren würde, anderes hätte wohlmöglich ihren Stolz verletzt. So trennte sich auf diese Weise ihr getrenntes Beieinandersein und Harry fühlte sich in seiner Ahnung bestätigt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)