Treffpunkt: 19.00 Uhr, Nirgendwo in Tokyo von Kokomiko ================================================================================ Kapitel 5: Das fünfte Treffen ----------------------------- Freut mich doch immer wieder wie es euch gefällt. Bin ganz hin und her gerissen. Und wir sind erst bei Halbzeit. Es wird noch eine Menge passieren. Versprochen ________________________________________________________________________________ Ran schreckte hoch. Der Blick auf die Uhr und von da aus zum Fenster, waren fast schon eines. Diese gleichen Szenen, jeden Abend, sie waren ihr vertraut. Wenn sie nicht so stattfinden würden, dann würde ihr schon etwas fehlen. Vielleicht lag es auch daran, das dieser Handlungsablauf ihr Shin-ichi zurückgebracht hatte. Wenn auch nur in der Nacht und nur für einige Stunden, aber sie waren beisammen. Ran erhob sich und trat auf das Fenster zu. Der Zwang der letzten Abende, er war bei weitem nicht mehr so stark. Und das lag sicher auch daran, das sie sich nicht mehr dagegen wehrte. Sie wusste, es ist 19.00 Uhr, es war dunkel und sie würde am Fenster stehen. Abend für Abend. Sie würde es immer wieder tun. Für ihn, für Shin-ichi. Solange, bis er bei ihr bleiben würde, für immer. Ihre Stirn lehnte sie an kühle Glas des Fensters. Bald würde Shin-ichi vorbeihuschen. Wieder würde sie nur seine Schatten sehen. Und sie würde sich wieder anziehen und ihm hinterherlaufen. Auch wenn sie es eigentlich nicht sollte, auch wenn sie es selbst nicht wollte, auch wenn sie wieder Ängste ausstehen würde in dieser dunkeln Gegend, sie würde ihm hinterher laufen. Denn der Reiz bei ihm zu sein, ihm nah zu sein, er war noch so stark in ihrem Leben. In den Lichtkegel der Straßenlaterne unter ihrem Fenster trat eine Gestalt. Sie schaute zu ihr auf und ihre Blicke trafen sich. Ein lächeln huschte über das Gesicht des jungen Mannes, der zu ihre heraufblickte. Shin-ichi? Ran drehte sich blitzartig um, sie schlüpfte in Schuhe und Jacke und lief die Treppe hinunter. "Shin-ichi!" Sagte sie und lief auf ihn zu. Mit einer Drehung fing Shin-ichi Ran auf. Ran begann zu kichern. Die Wärme seines Körpers nahm sie gefangen. So schnell wollte sie nicht losgelassen werden und wollte auch selbst nicht loslassen. Beschwingt hing sie an seinem Hals, während er seine Arme um ihre Hüfte gelegt hatte. "Und gehen wir?" Fragte sie heiter. Aber Shin-ichi schüttelte nur den Kopf. "Sei vernünftig Ran und bleibe hier. Lass mich allein gehen." "Uns bleibt aber nur die wenige Zeit und die möchte ich bei dir sein. Ich verspreche ich bin ganz leise und tue was du sagst." Bettelte Ran. In ihr begann sich Angst breit zu machen. Es war nicht wie die Angst, die sie bei diesen beiden Männern spürte. Nein es war die Angst des Alleinseins, das sie ohne ihn zurückbleiben würde. Das sie nicht mehr wusste wo er war und wie es ihm ging. "Wenn du tust was ich sage, dann bleib hier. Vertrau mir. Bitte." Diese Bitte, in seiner Stimme klang es sorgenvoll und ließ ihr Herz weich werden. Aber noch immer zögerte sie. Seine Nähe zu ihr, es beruhigte sie. Ran kniff die Augen zusammen und schüttelte den Kopf. "Denke fest an mich und du wirst bei mir sein." Flüsterte Shin-ichi in ihr Ohr. Schnell ließ er sie los und seine Siluette verschwamm in der Nacht. Ran konnte ihm kaum mit den Augen folgen. "Shin-ichi!" Rief sie und lief auch los. An der Ecke, direkt vor ihren Gesicht formte sich Shin-ichis Körper wieder sichtbar zusammen. "Geh zurück Ran." Dieses Mal klang er fast böse und seine Augen funkelten sie zornig an. Ran war ihren Tränen nah. "Bleib! Geh zurück!" Sagte Shin-ichi und er zeigte mit den Finger auf sie während er Schritt für Schritt zurückwich. "Bleib!" Und schon war er in der Dunkelheit verschwunden. Völlig benommen blieb Ran stehen und starrte ihm hinterher, starrte die Straße hinab, in der nichts zu sehen gab. Sie konnte sich keinen Millimeter von der Stelle rühren. Warum tat Shin-ichi das alles? Warum tat er ihr das alles an? Zweifel kamen in ihr auf. Sollten diese zärtlichen Umarmungen, dieser Kuss, seine Worte alles nur Fassade sein? Steckten hinter all dem nicht wenigsten ein paar Gefühle für sie. Er hatte sie nur einmal geküsst, nur ein einziges Mal. Und das ist auch schon zwei Nächte her. Gestern als sie zusammen, eng umschlugen die Sterne betrachteten, hatte er keinen Versuch unternommen es ein weiteres Mal zu versuchen. Seine Umarmung hatte ihr so viel gegeben, das sie es eigentlich auch nicht vermisst hatte. Und in dieser Nacht. Er war stehen geblieben, hatte gewartet bis sie runterkam, hatte sie in seinem Arm aufgefangen. Aber ihr einen Kuss zu schenken, das hatte er nicht versucht, nicht mal ansatzweise. Stattdessen stieß er sie von sich, ließ sie zurück. Hatte er nicht mitbekommen was sie für ihn fühlte? Waren im diese Männer wichtiger? Diese Männer, wie wichtig waren sie wirklich? Die gestrigen Gefühle stiegen in ihr hoch, die Schuldgefühle, weil er den beiden nicht folgen konnte. Stimmt, hatte sie nicht festgestellt, das wenn er ihnen nicht auf der Spur blieb, er nie wieder bei ihr sein würde. Am Tag und in der Nacht? Dann waren die Männer wichtig. Wichtig für ihn und somit auch wichtig für sie. Ran schloss die Augen und stellte sich Shin-ichi vor. Sie sah ihn die Straßen entlang hetzten. Sie sah ihn wie er an diesen Lagerhallen ankam. Und sie spürte wie die Spannung in ihm stieg. Sie spürte seine Aufregung. Sie spürte, was er spürte. Er hatte recht, als er sagte 'Denk fest an mich und du wirst bei mir sein.' Sie sah mir seinen Augen. Oder waren es nur ihre eigenen Erinnerungen? Sie sah die dunklen Straßen in der Shin-ichi entlang lief, sah wie er in eine Seitenstraße einbog, sich der Dunkelheit anpasste und verschwand. Dann spürte sie nur noch seinen Herzschlag. So wie am gestrigen Abend. Und er wurde für sie hörbar. Leise konnte sie das rhythmische Klopfen hören. Nach einiger Zeit wurde das klopfen schneller. Dunkel konnte sie zwei Gestalten erkennen. Da waren sie wieder die Männer. Und ihr Blickfeld geriet in Bewegung. Shin-ichi folgte ihnen. Sie sah wie die Männer die Tür öffneten und die Lagerhalle betraten. Dann wurde es still um sie herum. Vor ihr wurde Shin-ichi sichtbar. Leise schlich er zur Tür. "Nein nicht, gehe nicht rein." Flüsterte Ran. Shin-ichi drehte sich um und legte den Finger auf den Mund, deutete ihr an, leise zu sein. Dann betrat er die Lagerhalle. Ran geriet in Panik. Sie mochte diese Männer nicht. Und deshalb sollte er ihnen fern bleiben. Was, wenn Shin-ichi nicht vorsichtig genug war? Wenn sie ihn entdeckten? Was würden sie dann mit ihm anstellen? Warum war sie nicht doch mitgegangen. Über Rans Gesicht liefen Tränen hinab und tropften auf den Boden. Ihr Gefühl sagte ihr, das sie ihn verloren hatte. Diese Männer, sie hatten ihr Shin-ichi genommen. Ihr Shin-ichi, er war fort und würde nicht wieder kommen. Sie schlang ihre Arme um ihren Oberkörper und sackte zu Boden. Wenn er sie doch wenigstens noch einmal umarmt hätte, noch einmal geküsst hätte, nur einmal gesagt hätte das er sie liebte. Aber er hat es nicht getan. Sein Abschied er war kurz, zu kurz. So kurz wie ihre Liebe. "Ran?" Eine vertraute Stimme drang an ihr Ohr. Sie drehte sich weg. Sie wollte mit niemanden reden. Das einzige was sie hoffte, war wieder Kontakt mit Shin-ichi aufzunehmen. Wollte wissen, ob er doch wieder herausgekommen war. Fest kniff sie die Augen zusammen und hoffte wieder erkennen zu können wo er war. Aber das schwarz breitete sich in ihren Gedanken aus, so schwarz wie die beiden Männer gekleidet waren. Dann verlor sie den Boden unter den Füßen. Ein Zustand der Schwebe umfing sie und zwei Stützen hielten sie. Vorsichtig öffnete sie die Augen. Sie erkannt Shin-ichis Profil. Er hatte sie von Boden aufgehoben und trug sie nun zurück vor die Detektei. Dort ließ er sie runter. "Alles in Ordnung. Nichts schlimmes passiert." Flüsterte er und lächelte sie an. "Oh Shin-ichi!" An mehr konnte sie nicht denken, mehr konnte sie nicht sagen. Das Glück, das er wohlbehalten vor ihr stand, schnürte ihr die Kehle zu. Sie fiel ihm um den Hals und klammerte sich an ihm fest. Die Erleichterung ließ ihr Tränen aus die Augen rollen. "Ist schon gut." Flüsterte Shin-ichi und versuchte Ran zu beruhigen. Sachte strich er ihr mit einer Hand den Rücken auf und ab, während er mit dem anderen Arm ihre Hüften fest umschlugen hielt. "Sehen wir uns morgen wieder?" Fragte er. Ran lockerte ihre Arme und schaute ihn überrascht an. Dann nickte sie. Wie konnte er nur so eine Frage stellen. Sie wollte ihn jeden Tag sehen, ohne Ausnahme. "Bis morgen." Shin-ichi ließ sie los und verschwand in die Nacht. Ran blickte ihm nach. Sie war froh das er heute heil zurückgekommen war. Leicht verspannt begab sie sich in ihr Zimmer. Zufrieden nahm sie das Bild von ihrem Nachtisch und betrachtete es. Shin-ichi war wieder bei ihr. Endlich. So lange hatte sie gewartet. Ran ließ sich aufs Bett fallen. Schwer fielen ihre Augen zu. Das Bild rutschte aus ihrer Hand. Und das schwarze Loch breitete sich um sie herum aus. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)