For those who died... von abgemeldet (Eine Metzel-, Meuchel-, Mörder-Story von Shijin) ================================================================================ Kapitel 1: Blut klebt an deinen Händen -------------------------------------- Guten Morgen, Animexxler, nach einer dieses Mal wirklich nur ganz kurzen Pause bin ich schon wieder einmal da, und habe euch auch etwas mitgebracht. Und zwar das erste Kapitel von "For those who died", meiner allerneuesten Kreation^^ An alle "Amora" - und "Amora II" - Leser unter euch: Wie der Titel schon vermuten lässt ist es diesmal etwas ganz anderes, mehr so in Richtung "Such a long time". Lasst euch aber bitte davon nicht abschrecken, und werft zumindest einen Blick rein, ja? Dann noch der übliche Sermon: Sämtliche Charaktere dieser Geschichte sind aus dem Manga "Naruto" von Masashi Kishimoto entnommen, sämtliche Rechte verbleiben bei denen, die sie eh schon haben, und ich bin nur ein dreckiger Schleimklumpen, der sich glücklich schätzen kann, die Charaktere überhaupt zu kennen. Hinzu kommt, dass sämtliche Ereignisse in dieser Geschichte frei erfunden sind, und daher jegliche Ähnlichkeit mit wahrhaftig stattgefundenen Ereignissen ein reiner und bedauerlicher Zufall ist, für den nun wirklich niemand irgend etwas kann. Ganz ehrlich. Und jetzt viel Spaß mit dem ersten Kapitel, Shijin Der Morgen wurde mit Blut getauft. Sasuke hatte in dem Chaos um ihn herum schon lange den Überblick und seine Kameraden aus den Augen verloren. Er konnte sich kein genaues Bild machen, wie es mittlerweile für die Konohaninjas stand, denn die Leiber der Menschen drängten sich so dicht, dass er immer nur den Gegner erkennen konnte, der direkt vor ihm stand, auch wenn er meist nicht lange brauchte, um diesen zu beseitigen. Sie schienen ungebremst nachzurücken, für jeden der Gefallenen füllten zwei die entstandene Lücke, trampelten oft ihr eigenen Leute nieder, wenn diese noch nicht tot waren, und ignorierten die Schreie ihrer Verbündeten genau so, wie die ihrer Feinde. Der starke, durchdringende Geruch nach blutigem Fleisch lag in der Luft, die von qualvollen Lauten erfüllt wurde - und von einem stets wiederkehrenden Ruf: "Lasst sie nicht vorrücken! Schützt den Hokage!" Ein weiterer Ninja nahm den Platz vor Sasuke ein, ein großer, grobschlächtiger Mann, dessen Gesicht von Narben übersät war. Sein rechtes Auge war blicklos, das Andere glühte dafür mit umso größerem Blutdurst. Um den linken Oberarm hatte er ein Stirnband gebunden, das ihn als Otoninja auswies. Sasuke schenkte ihm nur einen knappen Blick, bevor er ihm sein Kunai in die für einen Sekundenbruchteil ungeschützte Brust stieß. Blut sprudelte hervor, doch noch bevor der Angreifer fiel, sirrte ein Wurfstern um Haaresbreite an Sasukes Ohr vorbei, so dass er gezwungen war, sich umzudrehen, und dem Nächsten gegenüberzutreten. Kakashi wich einem schlecht gezielten Hieb mit einer beiläufigen Bewegung aus und nutzte die Gelegenheit, um selbst einen Treffer zu landen. Blut färbte die Kleidung seines Gegners, aber noch fiel er nicht, sondern stürzte sich erneut auf den Jounin. Der ließ ihn an sich vorbeitaumeln und verpasste ihm mit der Handkante einen Schlag ins Genick. Knochen brachen, der Angreifer fiel und würde sich nie mehr erheben. Kakashi atmete einmal tief ein. Bis hierher drangen nur die wenigsten der feindlichen Ninjas vor, und bisher war es ihm ohne allzu große Schwierigkeiten gelungen, sie niederzustrecken. Die Frage war bloß, wie lange noch. Selbst seine Kräfte waren nur begrenzt, und er konnte sich keinen rechten Überblick verschaffen. Es konnte ebenso gut möglich sein, dass der Angriff in den letzten Zügen lag, wie es sein konnte, dass noch weit mehr Ninjas bereit waren, sich in den Kampf zu stürzen. Orochimaru schickt Grüße, dachte Kakashi, während er einen weiteren Gegner mit einem Wurfmesser in Empfang nahm. Es war jetzt etwa zwei Jahre her, dass der dritte Hokage im Kampf gegen ihn gefallen war, und jetzt hatte er seine Attentäter geschickt, um Tsunade das gleiche Schicksal zu bescheren. Nun, sofern möglich würden sie das verhindern. Er durfte nur nicht von der Stelle weichen, die Türe hinter ihm durfte nicht erreicht werden, denn wenn sie erst einmal im Gebäude wären, wäre es nicht mehr so leicht, sie abzufangen und zu erledigen, bevor sie Tsunade fanden. Dicht neben Kakashi brach mit einem Mal Ibiki durchs Getümmel und stellte sich neben ihn. Erfreut über die Verstärkung nickte er ihm zu, dann konzentrierte er sich wieder auf den Kampf. Sakura bestätigte dieser Tag ein weiteres Mal etwas, für das sie keine Bestätigung mehr benötigt hätte - sie war nicht für den Kampf geschaffen. Immerhin hatte sie sich bisher recht tapfer geschlagen, aber sie hatte das ungute Gefühl, dass sie einfach nur pures Glück gehabt hatte, und Glück... nun, das war nicht unbedingt etwas, auf das sie sich verlassen wollte, erst Recht nicht, wenn es um Leben und Tod ging. Wenn sie sich auch nur den kleinsten Fehler erlaubte, ging ihr auf, als sie sich in letzter Sekunde vor einem Hieb in Sicherheit brachte, der, wenn er getroffen hätte, verheerende Wirkung gehabt hätte, dann würde sie nicht mehr lange genug leben, um ihn zu bereuen. Denk nach, sagte sie sich selbst, dann wirst du es irgendwie schaffen, zu überleben. Aber eben das hätte sie besser nicht getan. Zwar gelang es ihr noch rechtzeitig, die Hände hochzureißen, um das Kunai abzufangen, das auf ihr Herz gezielt gewesen war, aber der Schmerz und die Wucht des Angriffs ließen sie in den Knien einbrechen. Blut strömte ihre Hände hinab, warm und klebrig. Sie versuchte, ihrerseits wieder nach ihrem Kunai zu greifen, das sie hatte fallen lassen, aber es entglitt ihren Fingern. Dann fiel ein großer, dunkler Schatten über sie, und als sie den Kopf hob, und in das Gesicht ihres Angreifers sah, erkannte sie, dass eben dieses Gesicht das Letzte sein würde, was sie in ihrem Leben sah. Sie wartete auf die Angst, während sie seinen kalten, emotionslosen Blick erwiderte, aber sie kam nicht. Stattdessen fühlte sie gar nichts. Sie sah, wie der Otoninja ausholte, und schloss die Augen, bereitete sich auf den Schmerz vor, auf das Ende. Dann hörte sie einen Schrei, und ein Geräusch, wie wenn Metall auf weiches, nachgiebiges Fleisch trifft. Etwas Schweres fiel zu Boden. Sie öffnete die Augen. Sasuke stand vor ihr, den Rücken ihr zugewandt, und sah auf den Toten zu seinen Füßen herab. "Sasuke", rief sie, und kam wieder auf die Beine, doch eben, als sie ihm danken wollte, nahm er den Blick von dem reglosen Körper am Boden und wandte sich um. Sein Blick traf ihren, und sie erstarrte. Dann glitt ihr Blick von seinem Gesicht herab zu seiner Brust, wo sich ein nasser, dunkler Fleck mit beunruhigender Geschwindigkeit ausbreitete. "Sasuke!" Sie streckte geistesgegenwärtig die Arme aus, um ihn zu stützen, doch als er fiel, fiel er so schwer, dass sie ihn nicht halten konnte, ohne mit ihm zu Boden zu gehen. Unfähig, zu sprechen, hielt sie Sasuke in den Armen, und starrte ihn an. Dass sein Blut ihre Arme benetzte, bemerkte sie kaum. "Wieso...", brachte sie mühsam hervor, "wieso hast du... das getan?" Es schien, als wollte Sasuke lächeln, aber der Schmerz war zu groß, als dass seine Gesichtsmuskeln sich dazu zwingen ließen. Er hustete, hellrosafarbener Schaum lief seinen Mundwinkel herab. "Ich", keuchte er, und ignorierte, dass sie ihn mahnte, nicht zu sprechen, "sagte doch... du sollst mich... nicht immer... behindern..." Dann, während seine Lider sich bereits schlossen, ergriff er hustend und halb blind Sakuras Hand, und legte sein Kunai hinein. "Du musst... weiter... kämpfen...", flüsterte er, sein Atem ging immer flacher. Und dann löste sich sein Griff um ihre Hand, und mit einem letzten Aufbäumen, bei dem das Blut aus seinem Mund rann, brach er endgültig zusammen. Sakura ließ ihn los und stand taumelnd auf. Mühsam löste sie den Blick von seiner leblosen Gestalt, seinem Gesicht, und sah auf. Ein Ninja rannte auf sie zu, auf seiner Stirn prangte das Zeichen Otogakures. Entschlossen verstärkte sie den Griff um Sasukes Kunai, und erwartete ihn. Naruto kämpfte mit wilder Entschlossenheit, wich Angreifenden aus und setzte Zurückweichenden nach. Der beißende Gestank nach Blut, Schweiß und anderen menschlichen Ausdünstungen stieg ihm in die Nase, ohne, dass er ihm noch Beachtung schenkte. Teilweise geronnenes Blut troff zäh von einem Wurfstern, den er in der Hand hielt, ein Messer umklammerte er mit der Anderen. Er sah sich um, machte den nächsten Gegner ausfindig und stürzte ihm entgegen, nur, um Sekunden später einen Neuen herauszufordern. Irgendwann im Laufe des Kampfes hatte ihn jemand an der Schulter verletzt, und jede Bewegung ließ Schmerz durch seinen Körper pulsieren, aber dass schien ihn weniger zu schwächen, denn zu stärken. Er hatte es nicht nur geschafft, den Schmerz zu ertragen, er bezog förmlich seine Kraft daraus, trank den Schmerz, liebte ihn. Immer und immer wieder trafen seine Klingen auf ungeschütztes Fleisch, das unter dem Ansturm zerfetzt wurde. Dann aber geschah etwas, das ihn in seiner Raserei inne halten ließ. Er sah Iruka. Der Chounin kämpfte entschlossen, aber sein Gegner schien übermächtig zu sein. Er traf ihn, und es war nicht das erste Mal, Blut rann aus vielen Wunden und die Bewegungen Irukas wurden langsamer, schwächer. Es würde nicht mehr lange dauern, bis er seine Abwehr nicht mehr würde aufrecht erhalten können, und dennoch blieb er mühsam standhaft, anstatt zurückzuweichen, in der Masse des Gedränges unterzutauchen und wenigstens für eine Sekunde Luft zu holen. Naruto beendete den Zweikampf, in den er verwickelt war, so schnell er nur konnte, und fuhr herum, wobei er versuchte, weiteren Gegnern auszuweichen. Es schien unendlich schwierig, sich in dem Tumult überhaupt fortzubewegen, viel zu langsam näherte er sich der Stelle, an der Iruka kämpfte. Eine Stelle, an der weniger Kämpfe stattzufinden schienen, als im restlichen Dorf. An Ibikis Seite verteidigte Kakashi noch immer erfolgreich die Türe. Eben ging ein weiterer Otoninja zu Boden, und für einen Augenblick gestattete Kakashi sich, den Blick schweifen zu lassen. Er war sich nun fast sicher, dass die Kämpfe abzuebben begannen, aber er wagte noch lange nicht, aufzuatmen. Da sah er Naruto. Sein Schüler eilte durch die Reihen der Kämpfenden, ohne auf seine eigene Deckung zu achten und arbeitete sich zielstrebig auf einen bestimmten Punkt zu. In Sekundenschnelle vollzog Kakashi die Linie in Gedanken nach und sah, wohin Naruto eilte. Und er erkannte auch, dass er zu spät kommen würde. Iruka hielt sich nur noch mit Mühe überhaupt aufrecht, und geriet wieder und wieder ins Schlingern. Kakashi warf einen Blick zu Ibiki, der seinen Blicken gefolgt war, und erkannte, was in dem Anderen vorging. Er sah sich eilig um, dann nickte er Kakashi zu. "Geh", sagte er, "ich halte die Stellung." Kakashi warf ihm noch einen dankbaren Blick zu, dann rannte er los, im Weg stehende Ninjas einfach zur Seite fegend. Er erreichte Naruto in kürzester Zeit und packte ihn bei der Schulter. Naruto fuhr herum. "Was...", fuhr er auf, als er erkannte, wer ihn festgehalten hatte, dann brach er ab, und wollte weiter. Kakashi hielt seine Schultern mit eisernem Griff fest. Und Iruka fiel. Was für ein Schlag ihn traf, konnte keiner der beiden sehen, wohl aber, dass Iruka taumelte, sein Kunai fallen ließ und in die Knie brach. Dann knickte er unglaublich langsam in der Hüfte ein und fiel mit dem Gesicht auf die Erde. "Nein", murmelte Naruto, und starrte seinen früheren Lehrer an. Wieso steht er nicht auf?, dachte er, wieso steht er nicht wieder auf? Er versuchte, sich loszureißen, um zu ihm zu laufen, aber Kakashi hielt ihn unerbittlich fest. "Es ist zu spät, Naruto", versuchte er, beruhigend auf ihn einzureden, "du kannst nichts weiter für ihn tun." Naruto gab auf, sich befreien zu wollen, und er spürte, wie Zorn in ihm aufwallte. Kakashi deutete seine Bewegung falsch und lockerte seinen Griff ein wenig. Dann warf Naruto sich nach vorn und entglitt seinen Händen. Er fuhr ein weiteres Mal herum und funkelte den Jounin an. "Wieso hast du mich festgehalten?!", schrie er ihn an, "Ich hätte ihm helfen können!" Kakashi schüttelte den Kopf. "Du irrst dich, Naruto. Du hättest es nicht geschafft, es war..." Weiter kam er nicht. Naruto sprang auf ihn los und verpasste ihm einen Schlag, der den überraschten Ninja zurücktaumeln ließ. Dann drehte er sich herum und rannte davon. Kakashi rief noch nach ihm, und wollte ihm hinterhereilen, doch ein Otoninja trat ihm in den Weg. Während Kakashi ihn abwehrte, entschwand Naruto seinen Blicken, und als er zu Ibiki zurückkehrte, war der Junge nirgends mehr zu sehen. Auch als nach scheinbaren Ewigkeiten der erleichterte Ruf erklang "Sie fliehen! Sie ziehen sich zurück! Wir haben gewonnen!", und die Ninjas Konohas erleichtert ihre Waffen sinken ließen, auch später, als die Toten, unter ihnen Iruka und Sasuke, geborgen und begraben wurden, war Naruto nicht im Dorf, und er kehrte auch nicht zurück. So, das war das erste Kapitel. Ich hoffe, es gefällt euch, auch, wenn es ein bisschen blutig ist (oder gerade deshalb?) Ich jedenfalls bin eigentlich ganz zufrieden damit. Also, eure Meinung ist nach wie vor gefragt, schreibt mir bitte Kommentare! Schönen Sonntag noch, Shijin Kapitel 2: Vier Hokages ----------------------- Guten Abend, hmm, spät ists geworden^^ Aber bevor ich ins Bett gehe, hämmere ich noch ein wenig auf der Tastatur herum. Und wenn ich heute nicht fertig werde, dann eben morgen. *lach* Und bei einem ersten Kapitel das anscheinend so gut ankommt, kann man seine Leser ja nicht warten lassen. Oder? Shijin Schlechte Nachrichten verbreiten sich in Windeseile, werden von Mund zu Mund getragen. Es dauert nicht lange, und jedes Blätterrascheln, jedes leise Sirren in der Luft, scheint zu erzählen, was sich zugetragen hat, und kaum, dass man sich einmal umgewandt hat, weiß es eine Stadt, ein Land, die ganze Welt. So ist es wohl nicht weiter verwunderlich, dass die Neuigkeit von dem Angriff auf Konohagakure nur zwei Tage später in einem entlegenen Landstrich Konohas angekommen war. Zwei junge Männer, Feldarbeiter der Gegend, saßen am Abend im einzigen Wirtshaus des Ortes, und als der Abend langsam älter wurde, und die beiden immer redseliger, begann einer von ihnen auf einmal zu erzählen, was er von einem Reisenden gehört hatte, der ihm des morgens über den Weg gelaufen war. "... wenn ich es dir doch sage", versicherte er seinem Freund, als dieser ihn zweifelnd ansah, "eine ziemlich große Gruppe von Ninjas hat das verborgene Dorf angegriffen, und soweit man der Geschichte trauen kann, ist das Ganze ziemlich knapp ausgegangen. Man sagt, der fünfte Hokage wäre beinahe ums Leben gekommen..." In einer der dunkleren Ecken der Stube hob ein großer, fast vollkommen vom Schatten bedeckter Mann den Kopf, und warf einen Blick zu den beiden anderen hinüber. Dann hob er eine Hand und winkte den Wirt zu sich. Beflissen eilte dieser zu seinem Tisch. "Sie wünschen?" "Worüber sprechen die beiden da drüben?" Der Wirt schaute sich um, als müsse er sicher gehen, dass er die gleichen Personen meinte. Er zuckte mit den Achseln. "Geschwätz", murmelte er, und machte dabei keineswegs den Eindruck, als glaubte er seine eigenen Worte. "Die Leute reden viel, wenn die Arbeit hart und das Leben eintönig ist, mein Herr. Kann ich Ihnen noch etwas bringen?" Der Große winkte ab, und der Wirt wuselte geschwind zurück zu seinem Tresen, wobei er seinen imposanten Bauch vor sich herschob. Sein Gast blieb noch eine Weile sitzen, dann schob er sich seitlich von der Sitzbank, und stand auf. Wäre die Decke nur ein klein wenig niedriger gewesen, so hätte er geduckt gehen müssen, um nicht gegen sie zu stoßen, und selbst so bewegte er sich mit der vorsichtigen Art eines Mannes, der sich seiner Größe und Kraft bewusst war, sie aber - zumindest für den Moment - nicht einzusetzen vorhatte. Er schlenderte, sofern man bei dieser Art Mensch von Schlendern sprechen kann, zu den Feldarbeitern herüber, die immer noch angestrengt diskutierten. "Verzeihung", unterbrach er sie, und ließ sich neben ihnen auf einen Stuhl sinken, "aber habe ich das eben richtig verstanden? Konohagakure ist angegriffen worden?" Beide nickten eifrig, und mit einem leisen Anflug von Besorgnis aufgrund seiner Erscheinung im Blick, dann platzten sie beide gleichzeitig heraus. Sie waren viel zu sehr damit beschäftigt, ihm die Geschichte noch einmal in allen Einzelheiten zu erzählen, als dass sie bemerkt hätten, wie ihr Gegenüber mit einer Hand in eine seiner Taschen griff und einen kalten, metallischen Gegenstand berührte, einen Augenblick lang mit den Fingern umschloss, und dann doch in der Tasche ruhen ließ. Er wartete, bis die Erzählung zu Ende war, dann stand er wieder auf, und nickte sowohl den Beiden als auch dem Wirt noch einmal zu, bevor er sich herumdrehte und auf die Türe zusteuerte. Als er hindurch war, langte er erneut in seine Tasche, und diesmal holte er das Stirnband heraus, und band es sich um den Kopf, wobei er seine langen, weißen Haare zur Seite schieben musste. Konohagakure war angegriffen worden? Jiraiya hegte nicht den kleinsten Zweifel daran, dass es Orochimarus Leute gewesen waren. Wer sonst hätte nicht nur die Mittel, einen solchen Angriff auf die Beine zu stellen, sondern auch noch einen Grund? Andererseits... natürlich bestand auch die Möglichkeit, dass das, was der Wirt gesagt hatte, zutraf, und er eben wirklich nur Geschwätz gehört hatte. Aber das glaubte Jiraiya nicht. Nicht einmal die Hälfte von dem, was in Wirtshäusern erzählt wurde, war so unzuverlässig, wie die Leute oft glaubten, also tat man besser daran, diese Art von Informationen ernst zu nehmen. Was jetzt?, überlegte er kurz, während er sich bereits auf den Weg machte, das Dorf zu verlassen. Er war ein ganzes Stück von Konohagakure entfernt, aber wenn er sich beeilte, konnte er in gut drei Tagen da sein - spätestens. Und dann würde er ja erfahren, ob er ein Gerücht gehört hatte oder nicht. Er brauchte ein bisschen weniger als die vermuteten drei Tage. Die meisten Orte auf seinem Weg mied er, und wenn er sie betrat, dann nur, um etwas zu Essen, bevor er hastig wieder aufbrach. Die Nächte verbrachte er unter freiem Himmel, und früh am Morgen des dritten Tages tauchte Konohagakure am Horizont auf. Für einen Außenstehenden mochte das Dorf nicht so aussehen, als wäre es erst vor kurzer Zeit überfallen worden, oder so, als wären hier viele Menschen gestorben. Die Wege waren sauber, die Türen der Häuser nicht verschlossen, und alles schien den täglichen Geschäften nachzugehen. Aber Jiraiya war kein Außenstehender, und ihm fiel durchaus auf, dass die Gesichter der Ninjas angespannter waren als sonst, auch, dass viele Besorgungen schnell erledigt wurden, bevor der Schutz der Häuser wieder aufgesucht wurde. Hinter verschlossenen Fensterläden weinten Kinder, an Häuserecken standen Männer und Frauen in Gruppen zusammen und unterhielten sich mit ernsten Gesichtern. Jiraiya sah sich aufmerksam um, während er durch Konohagakure schritt, und ignorierte die Blicke, die ihm zugeworfen wurden, ebenso das Gemurmel, das sich meist nur Sekunden später erhob. Er war schon einige Monate nicht hier gewesen, und hatte auch nicht vorgehabt, zurückzukehren, aber was er nun sah, bestätigte alles, was er gehört hatte. Bekannte Gesichter fehlten, oder waren kaum wieder zu erkennen, überall blitzte weißer Verbandsstoff auf. Er musste dringend mit jemandem reden, mit jemandem, den er kannte. Jiraiya hielt inne, und ließ seinen Blick für eine Weile frei schweifen, wurde unwiderstehlich vom Sitz der Hokages angezogen. Tsunade, durchzuckte es ihn. Wie es ihr wohl ging? Er hätte es nicht ertragen können, wenn sie gefallen wäre. Denn hatte sie damals nicht so etwas vermutet? Hatte sie nicht gesagt, wer den Titel "Hokage" trüge, lebte nicht lange? Unwillig schob Jiraiya den Gedanken von sich. Müßig, über Dinge nachzudenken, die nie geschehen waren, wohl auch nie geschehen würden. Und nun... Er setzte sich zögerlich wieder in Bewegung, während er versuchte, sich das Gemetzel der letzten Tage nicht allzu genau vorzustellen, und lenkte seine Schritte behutsam in eine bestimmte Richtung. Er war beinahe erleichtert, als er sah, dass Kakashis Hütte nicht verlassen war. Dann hob er die Hand und klopfte an. Im Inneren ließ der Sennin sich dankbar auf den angebotenen Stuhl sinken, und nahm die Schale Sake entgegen, die Kakashi ihm anbot, bevor er sich selbst ebenfalls eine einschenkte. Jiraiya betrachtete ihn. Der Jounin wirkte übernächtigt, hatte dunkle Ringe unter seinem Auge, schien aber zumindest keine weiter erwähnenswerten Verletzungen erlitten zu haben. "Die Nachricht hat sich ja schnell rumgesprochen", sagte er gerade, und setzte sich ebenfalls hin. Jiraiya nickte knapp. "Einen Moment war ich mir nicht sicher, ob ich die Geschichte glauben soll", gestand er, "aber anscheinend war es doch besser, zu kommen." Er warf einen bedeutungsvollen Blick aus dem Fenster. "Wie viele?", fragte er. Kakashi schüttelte den Kopf. "Zu viele", murmelte er. Dann fügte er hinzu: "Und auch wieder nicht genug." "Wie meinst du das?" Der Jounin nippte an seinem Sake und schwieg einen Augenblick. "Ich meine, dass sie gut ausgebildete Ninja waren. Wenn sie nur zu einem anderen Zeitpunkt angegriffen hätten... nachts zum Beispiel, wenn sie uns im Schlaf überrascht hätten... oder wenn sie auch nur die kleinste Verstärkung im Wald versteckt gehalten hätten..." Er schüttelte den Kopf. "Viel länger hätten die meisten von uns nicht mehr durchgehalten. Sie hätten uns einfach... zerquetschen können. Wie einen Käfer vielleicht." Schulterzuckend brach er ab, und ließ seine Worte verklingen. "Aber das haben sie nicht", sagte Jiraiya, und sah ihn an. "Das ist es doch, was du sagen willst, hab ich Recht?" Er wartete Kakashis Antwort gar nicht ab, sondern nickte selber bestätigend. "Und was bedeutet das", schob er eine zweite Frage hinterher, "deiner Meinung nach?" Kakashi drehte die leere Sake-Schale nachdenklich in seinen Händen hin und her, dann stellte er sie mit einer plötzlichen, entschlossenen Bewegung zur Seite, als wäre ihm ein Gedanke gekommen, den er zuvor noch nicht gehabt hatte. "Eine Warnung vielleicht", sagte er. "Immerhin... war Orochimaru selbst nicht dabei, also... könnte es so etwas gewesen sein." Er lachte bitter. "Er sorgt dafür, dass wir ihn nicht vergessen. Schwebt über uns... ein dunkler Schatten über unseren Leben, der nicht weichen will. Er ist immer da, und er kann zuschlagen, wann er will. Spielt mit uns..." Seine Stimme erstarb. "Es ging also dieses Mal gar nicht darum, Tsunade zu töten..." Jiraiya nickte leise. "Das passt zu ihm." Kakashi sprang auf. "Es könnte so sein", sagte er, "aber fast wünschte ich, das wäre es nicht. All die Toten... nur, weil er spielt? Sasuke, Iruka, all die Anderen... keine Menschen... nur Spielfiguren, die ihm nichts bedeuten? Das macht es fast noch schwerer, zu begreifen, weil man sich nicht einreden kann, es hätte einen Sinn gehabt." Der weißhaarige Sennin sah auf. "Iruka und Sasuke sind tot?" Die Antwort bestand aus einem Nicken. Kakashi ging hinüber zum Fenster, stützte sich mit beiden Händen an der Wand ab, und sah hinaus, wandte sich auch dann nicht um, als er sagte: "Naruto ist verschwunden." Jiraiya sagte nichts, und nach einer Minute vielleicht drehte Kakashi sich wieder um, setzte sich wieder hin, und erzählte die ganze Geschichte. Als er geendet hatte, herrschte fast greifbare Stille, in der selbst das leise Flüstern des Windes, draußen, auf der Straße, laut zu sein schien. "Man müsste ihn suchen", sagte Jiraiya dann. "Haben wir", entgegnete Kakashi, "erfolglos. Und selbst, wenn wir die Suche weiter ausdehnen... glaubst du, wir finden ihn?" Jiraiyas Antwort war eine Mischung aus Achselzucken und Kopfschütteln. "Aber womöglich ist er in Gefahr", murmelte er. Kakashi nickte. "Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Andererseits... wenn wir ihn in den nächsten Tagen nicht finden, können wir nur hoffen, dass er noch lebt, und irgendwie alleine durchkommt." Trotz seiner Verletzung, dachte er trübsinnig, und seiner Trauer. Aber er hütete sich, diese Gedanken laut auszusprechen, als könnte er so verhindern, dass sie Wirklichkeit wurden. Sie fanden Naruto nicht, und als sie die Suchaktion abbrechen mussten, glaubten viele nicht, dass sie ihn jemals wieder sehen würden. Nicht alle waren unbedingt traurig darüber, manche machten sogar ihn dafür verantwortlich, dass das Dorf angegriffen worden war, behaupteten, er habe ihnen immer schon Unglück gebracht. Die Zeit zog vorbei, und die Menschen nahmen ihr Leben wieder auf, mit dem Unterschied, dass sich immer wieder die Köpfe wandten, um besorgte Blicke in den Norden zu werfen, dorthin, wo Otogakure irgendwo verborgen lag. Dorthin, von wo jeden Tag ihr Ende kommen konnte. Das Monument der Hokages überschattete in diesen späten Abendstunden das ganze Dorf, vor allem aber die Gärten, die an seinem Fuß lagen, wie eine Insel der Ruhe und des Friedens. Selbst zwei Jahre nach dem Angriff auf das Dorf waren die Ninjas noch immer angespannt, gönnten sich kaum Ruhe, ohne ein Auge offen zu halten, ohne mit einem Ohr zu lauschen. Nur hier unten schien das alles keine Bedeutung zu haben, als hinge ein Zauber über diesem Ort. Beinahe so als... ja, als bewachten die vier früheren Hokages das Dorf noch immer, und hielten schützend ihre Hände über alle, die durch diese Gärten gingen. Jiraiya war selbst ein wenig überrascht, sich bei derartigen Gedanken zu überraschen, was aber nichts daran änderte, dass er so empfand. In den letzten Jahren hatte er manches Mal daran gedacht, das Dorf wieder zu verlassen, aber immer dann, wenn er das überlegt hatte, war sein Blick zu dem großen Fels gewandert, zu den vier Gesichtern, die dort eingemeißelt waren. Tsunades Gesicht war nicht unter ihnen, natürlich nicht, dennoch hatte er in jenen Momenten an sie denken müssen. An die Zeit, in der ihr Gesicht in den Fels geschlagen werden würde. Eine Zeit, die er, wie er hoffte, nicht erleben musste, würde es doch bedeuten, dass ihr wirkliches Gesicht für immer von der Erde verschwunden war. Und dann hatte er gewusst, dass er nicht gehen konnte. Nicht jetzt. Nicht, solange noch immer Gefahr drohte. Er wandte den Blick wieder von der rauen Felswand ab, und wandelte unbestimmt durch die Gärten, ohne irgendwohin gelangen zu wollen, nur, um etwas zu tun. Als ob das etwas nutzte! Aber immerhin konnte er für einen Moment vergessen, wie wenig sie doch in Wahrheit tun konnten. Hinter ihm raschelte es. Er fuhr herum und blickte in Tsunades Gesicht. "Guten Abend, Jiraiya", begrüßte sie ihn, und strich sich eine Strähne ihres Haares aus der Stirn. "Guten Abend." Er nickte ihr zu. "Kann ich dir ein wenig Gesellschaft leisten? Ich werde mich wohl nie daran gewöhnen, tagelang allein in meinen Gemächern zu sitzen, mit keinen anderen Gefährten als der Sorge um die Zukunft dieses Landes." Sie lachte, aber es war nicht wirklich ein fröhliches Lachen. "Jiraiya", sagte sie, "wenn es nicht so grausam wäre, das zu sagen... ich würde wetten, dass Orochimaru sich irgendwo in aller Seelenruhe vorbereitet, um eines Tages zuzuschlagen." "Ich glaube nicht, dass irgendjemand deine Wette annehmen würde", entgegnete Jiraiya, und lächelte. "Egal, was du setzt." Sie nickte. "Also, was ist? Gehen wir ein Stück?" "Warum nicht?" Er trat einen Schritt zur Seite, um ihr Platz zu machen, und sie rückte zu ihm auf. Gemeinsam setzten sie sich wieder in Bewegung, ohne zu reden, schritten einfach schweigend nebeneinander her, während die Hokages mit ernsten Zügen auf sie herabblickten, als ahnten die Steingesichter, was in den Köpfen der beiden vorging, wenn sie es auch nicht aussprachen. Irgendwann verlangsamte Tsunade ihre Schritte, und blieb schließlich ganz stehen. Jiraiya tat es ihr gleich und sah sie fragend an. "Jiraiya?" "Hm?" Sie lachte. "Du hast mich früher öfter gefragt, ob ich mit dir ausgehen würde", sagte sie. Er grinste. "Ist lange her", meinte er, "und angenommen hast du nie. Was soll das jetzt?" "Ja, du hast Recht..." Tsunade nickte bedächtig. "Es ist lange her... wie viele Jahre, Jiraiya?" Sie winkte ab, als er Anstalten machte, etwas zu erwidern. "Du brauchst darauf wirklich keine Antwort zu geben. Und... auf meine nächste Frage auch nicht", fügte sie hinzu, einen Schritt auf ihn zutretend. "Gilt das Angebot noch?" Einen langen Moment starrte er sie nur schweigend an, dann breitete sich ein vorsichtiges Lächeln auf seinem Gesicht aus. "Ist das... dein Ernst?", fragte er. Sie nickte nur, und streckte die linke Hand aus. Er ergriff sie mit seiner Rechten, und zog sie behutsam ein Stück näher. "Ich denke", flüsterte er, "ja." War es nur eine Spiegelung des Lichtes, oder zog da wirklich ein Lächeln über die Lippen des gemeißelten dritten Hokages, als Jiraiya und Tsunade in Richtung des Hokage-Gebäudes davongingen? Es war schon lange nach Sonnenuntergang, als Jiraiya leise aufstand, um Tsunade nicht zu wecken, nach seinen Kleidern griff und sich schweigend anzog. Eben wollte er die Türe öffnen, als sie sich in ihrem Bett herumdrehte, und die Augen öffnete. "Jiraiya?", fragte sie, "wohin gehst du?" "Ich denke, es ist besser, wenn ich jetzt nach Hause gehe", antwortete er, indem er sich noch einmal umwandte, und zum Bett zurückging. Sie setzte sich auf. "Wieso? Du könntest hierbleiben, das weißt du." Er nickte. "Und das würde ich auch.", versicherte er ihr. "Aber ich weiß nicht, ob dies die richtige Zeit ist, Tsunade." "Wenn das hier nicht... die richtige Zeit ist, Jiraiya, wann dann?" Sie schaute ihn flehend an. "Bleib hier, Jiraiya", bat sie, "nur für diese Nacht." Er schüttelte den Kopf, und küsste sie noch einmal sanft auf die Lippen. "Ich kann nicht, Tsunade. Noch nicht." "Wann dann? Sag doch, wann dann?" Schweigend nahm er ihre Hand von seiner Schulter, die sie ausgestreckt hatte, um ihn zu Halten, und ging zur Türe, öffnete sie. "Ich weiß nicht", wisperte er, als er über die Schwelle trat, "bald vielleicht." Dann schloss er die Türe, und ging die dunklen Flure entlang. Hinaus in die Dunkelheit. So, das war das zweite Kapitel. Ich hoffe, es gefällt euch^^ Ist im Übrigen ein bisschen länger geworden, als es eigentlich werden sollte, wodurch das nächste ein wenig kürzer wird (vermutlich). Aber wie dem auch sei, ich bitte euch weiterhin um eure Kommentare, und wünsche euch einen schönen Abend, eure Shijin Kapitel 3: Glück und Schmerz ---------------------------- Guten Abend, meine sehr verehrten LeserInnen (ß politisch korrekt^^). Ich hab mich so über die Kommentare gefreut^^ Anscheinend kommt die Geschichte ja wirklich an. Obwohl... das wird sich ja noch herausstellen, oder was meint ihr? Was Naruto angeht... *lach* nun, ihr werdet nicht mehr sehr lange warten müssen, bis ihr erfahrt, was mit ihm ist. Und wegen der Beziehung zwischen Jiraiya und Tsunade... *fg* Lasst euch überraschen, viel Spaß mit "Glück und Schmerz", Shijin Später, als er es über das Herz gebracht hatte, über jenen Abend zu sprechen, hatte Jiraiya manchmal gesagt, er könne sich nicht vorstellen, dass er ihren Blick jemals vergäße, als er das Zimmer verließ, und auch ihre Worte hätten sich unsterblich und grausam in sein Gedächtnis gebrannt. Wie eine Erinnerung daran, wie viele Fehler die Menschen begehen, und wie machtlos sie zusehen müssen, dass ihnen die Ereignisse entgleiten. Ohne eine Möglichkeit, zu kontrollieren. "Bleib hier, Jiraiya, nur für diese Nacht." Für einen kurzen Moment war die Nacht schwarz und samten, und so still, dass der Flügelschlag weit entfernter Nachtvögel deutlich zu hören war. Doch eben, als Jiraiya vollends hinaustreten wollte, und die Türe losließ, um sie ins Schloss fallen zu lassen, zerriss der grauenvollste Schrei, den er je gehört hatte, die Nacht. Es war Tsunade! Augenblicklich fuhr Jiraiya herum und stieß die schwere Türe wieder auf. Wie betäubt lief er die langen Gänge entlang, vorbei an zahllosen Türen, während ihr Schrei in seinen Ohren verklang. Er war nicht fähig, einen klaren Gedanken zu fassen, hörte nur wieder und wieder ihre Stimme, obwohl die Stille schon wieder ihre erstickenden Schwingen über den Korridoren ausgebreitet hatte, obwohl schon nichts mehr erklang, außer seinen hastigen Schritten. Da war die Tür zu ihren Gemächern, leicht schwang sie auf, als er dagegen drückte, ins Zimmer stürzte. "Tsunade!" Er merkte gar nicht, dass er schrie, und mit einem Mal fand er sich auf dem Boden wieder, spürte, wie warmes Blut seine Hände hinunterlief, als er sie nach Tsunade ausstreckte. Ihre Augen standen weit offen, starr zur Decke gerichtet, und einen solchen Ausdruck des Entsetzens auf ihren Zügen, als wäre von dort oben das leibhaftige Grauen auf sie herabgestürzt. Ihr Schädel war zertrümmert, ihr Blut strömte ungehindert auf den Boden. Ein eisiger Wind wehte durch das weit geöffnete Fenster herein, doch Jiraiya spürte ihn nicht. Tsunade... Wieder versuchte er, sie zu ergreifen, umschloss ihr Gesicht sacht mit seinen Händen, und er spürte, wie warm sie war. Doch es war keine lebendige Wärme, nichts lag darin, was mit Freude zu tun hatte, oder mit Glück. Es war eine Wärme, die noch viel deutlicher machte, was geschehen war, eine Wärme, die ihm wie grausamer Hohn erschien, ihm vorhielt, dass sie noch vor Sekunden am Leben gewesen war. Jetzt aber kam kein weicher Luftstrom zwischen ihren Lippen hervor, als er sich vorbeugte, um sie zu küssen, hob und senkte ihr Brustkorb sich nicht, als er sie umarmte. "Tsunade", flüsterte er mit rauer Stimme, Tränen rannen seine Wangen hinab, fielen auf ihr Gesicht. Und dann ließ er von ihr ab, warf den Kopf in den Nacken, die blutigen Hände zum Himmel. Der Schrei kam ohne sein Zutun von seinen Lippen, erfüllte den Raum, wurde vom Wind aus dem Fenster getragen, und schwebte für Sekunden über dem ganzen Dorf. "TSUNADEE!!" Danach verlor sich seine Erinnerung. Jiraiyas Schrei war es gewesen, der mit einem mal zahllose der Ninjas aus dem Schlaf gerissen hatte. Binnen Minuten war Tsunades Schlafzimmer mit Menschen überfüllt, mit hektischen Menschen, die nicht wahr haben wollten, was sie sahen, nicht glauben konnten, was geschehen war. Mit Menschen, die immer wieder ein Wort murmelten: "Orochimaru." Denn niemand zweifelte auch nur eine Sekunde an seiner Schuld. Hände hatten Jiraiya von Tsunade fort und in die Höhe gezogen, andere Hände hatten ihn aus dem Gebäude gebracht, Gesichter hatten sich um ihn geschart, die er nicht erkannt hatte, verschwommene Gestalten, die ihm Fragen stellten, die er nicht verstand, und die er nicht beantworten konnte. Dann waren sie irgendwann gegangen, und hatten ihn so gut wie alleine in der Dunkelheit stehen lassen, wo der selbe schneidende Wind wehte, der eben schon durch das Fenster gezogen war. Millionen und Abermillionen von Sternen zogen sich über Jiraiya am Nachthimmel hin, wie verstreute Diamanten und Edelsteine auf einem Tuch aus schwarzen Samt. "Wohin gehst du?" Das war der erste bewusste Gedanke, den er wieder fasste. Wenn er geblieben wäre... wenn er bloß nur diese eine Nacht bei ihr geblieben wäre, dann würde sie jetzt noch leben. Aber er hatte sie verlassen, ohne auch nur einen Grund dafür zu haben. Er hatte sie Orochimaru überlassen. Seine Hände ballten sich zu Fäusten, als seine Tränen langsam versiegten. "Ich bring ihn um", presste er zwischen den Lippen hervor, "ich schwöre, dafür bring ich ihn um." Später trat Kakashi durch die Türe hinaus, und ging auf ihn zu. Wortlos ergriff er Jiraiyas Ellenbogen, und zog ihn mit sanfter Gewalt von dem Gebäude weg. "Komm", sagte er, kaum hörbar, und auch aus seiner Stimme sprach Entsetzen, "ich bring dich nach Hause." Jiraiya folgte ihm. Jedes Lebewesen, ob es nun Mensch, Tier oder Pflanze ist, ist von seiner Chakra erfüllt. Je nach seiner Art variiert die Chakra, sowohl in Menge als auch in Kraft und Intensität. Manche Lebewesen haben gelernt, sie zu beherrschen, andere wissen nicht einmal, dass es sie überhaupt gibt. Aber unabhängig davon sind all jene, die Chakra in sich tragen, auf eine unsichtbare Weise miteinander verbunden, auf eine Weise, die nicht einmal die meisten Ninjas spüren können. Diese Verbindung bildet die Erdchakra, aus der die Chakra der Lebenden gespeist wird, und in die die Chakra der Toten wieder zurückkehrt, nachdem sie den Körper verlassen hat. Meistens geschieht dies unbemerkt, bei besonders großen oder besonders kräftigen Chakramengen aber kann dieser Vorgang regelrechte Erdchakra-Beben verursachen. Manche Menschen können diese Beben spüren, sehr schwach, so, dass sie oft nicht einmal wissen, was es ist, und niemandem etwas davon erzählen, aus Angst, für verrückt gehalten zu werden, oder weil sie ihren Sinnen nicht trauen. Manchmal jedoch nehmen sie jene Erschütterungen deutlicher wahr, als bei anderen Gelegenheiten, dann zum Beispiel, wenn ein Mensch stirbt, den sie kannten, oder der ihnen gar sehr nahe stand. Wenn sie dann herausfinden, dass sie mit ihrer Vermutung, jemandem müsse ein Unglück zugestoßen sein, Recht hatten, nennt man es einen sechsten Sinn, oder das zweite Gesicht, und versucht vergeblich, ihr Geheimnis zu ergründen. Nur die Wenigsten - die meisten von ihnen Ninja - wissen, dass es die Erdchakra gibt. Und auch unter ihnen sind nur Vereinzelte, die dieses Wissen mit ihren Ahnungen in Verbindung bringen. Mit einem Schrei fuhr Naruto aus einem unruhigen Schlaf hoch. Er war schweißgebadet, und dunkle Fetzen eines Albtraumes waberten noch eine ganze Weile vor seinen Augen, bevor sie sich endlich in Luft auflösten. Seine rechte Schulter brannte wie Feuer, und er umschloss sie mit der linken Hand, um den Schmerz zu betäuben, wie er es oft in den letzten zwei Jahren getan hatte. Die Wunde war nie völlig verheilt, gerade so, als solle sie ihn sein Lebtag lang an das erinnern, was er nur zu gerne vergessen hätte. Sie war eine stetige Mahnung, niemals wieder einen Menschen, der ihm etwas bedeutete, im Stich zu lassen. Langsam ebbte der Schmerz ab, und Narutos Blick klärte sich wieder. Umständlich erhob er sich von seinem Lager, und tappte im Dunkeln zur Tür seiner behelfsmäßig zusammengezimmerten Hütte, öffnete sie. Die Nachtluft war schneidend kalt, und brannte in seinen Lungen, aber sie half ihm, einen klaren Kopf zu bekommen. Mondlos erstreckte der Sternenhimmel sich über ihm, und unbewusst wanderte sein Blick in die Ferne, irgendwo dahin, wo Konohagakure lag. Irgend etwas war passiert, das wusste er. Da war eine... Veränderung gewesen. Eine Umwälzung im Strom des Lebens. Schmerz. Trauer. Tod. Er hatte es genau gespürt, so deutlich, als hätte er selbst beobachtet, wie jemand gestorben war. Gewaltsam gestorben war, verbesserte er sich in Gedanken. Er hatte in den zwei hinter ihm liegenden Jahren genug Tiere sterben sehen, und Menschen sterben gespürt, dass er wusste, wie sich ein natürlicher Tod anfühlte. Und das war keiner gewesen. Und es war in Konohagakure passiert. Er konnte nicht genau sagen, woher er das wusste, aber er war sich absolut sicher. Ein Mensch, den er kannte, war ermordet worden. Die Kälte der Nacht ließ ihn erzittern, aber er beachtete seinen Körper nicht, stattdessen trat er auf nackten Füßen einen Schritt aus der Türe in den Schnee, der den Berggipfel bedeckte. Konohagakure, dachte er, und versuchte, die Bilder seiner Erinnerung abzuschütteln. Er wollte nicht an diesen Ort zurückkehren, und er hätte sich wieder herumgedreht, und wäre in seine Hütte, sein selbst erwähltes Exil zurückgekehrt, wenn ihm nicht so sonderbar gewesen wäre. So, als riefe ihn jemand, der seine Hilfe brauchte. Er fühlte die Wellen aus Angst, die unter seinen Füßen durch die Erde strömten, und die Verzweiflung, die eben jetzt, in eben der selben Sekunde, fremde Herzen erfüllte. Er konnte nicht einfach hier bleiben, und abwarten, während Dinge vor sich gingen, in denen er vielleicht eine Rolle zu spielen hatte. Wäre das nicht Verrat gewesen? Verrat an all den anderen, so, wie er einst Iruka verraten hatte? Iruka.... Wenn schon nicht um Konohagakures, dann wenigstens um Irukas Willen, wollte er heimkehren. Mit einer entschlossenen Bewegung wandte er sich um und trat zitternd vor Kälte wieder über die Schwelle. Viel zu packen hatte er nicht. So, das war es für heute^^ Ich hoffe, ihr seid jetzt nicht zu enttäuscht, dass Narutos Verschwinden doch nichts so Schreckliches zu bedeuten hatte *lach*, und wegen Tsunade... hmm... nicht böse sein, ja? *schnief* Das musste sein - aus dramaturgischen Gründen. Wenn ihr trotzdem sauer seid, dann kommentiert doch einfach, und wenn ihrs nicht seid, dann kommentiert erst recht. Bittääää! Shi-chan Kapitel 4: Heimkehr ------------------- Huhu, an alle^^ So, dieses Kapitel möchte ich heute gerne fertig kriegen, nur ob ich's vorm Schwimmen noch schaffe, weiß ich nicht. Wenn nicht, dann versuch ich, danach fertig zu werden, und lad es dann hoch. Ich hoffe, ihr nehmt mir die eintägige Unterbrechung nicht allzu übel...? *lach* So, dann viel (Vergnügen? Kann man das bei dieser FF sagen?) mit Kap 4, Shijin-sama Die Geschichte wiederholt sich, schoss es Sakura durch den Kopf, als sie nur wenige Tage nach Tsunades Ermordung mit allen anderen Ninjas des Dorfes in einer schweigenden, schwarzen Prozession das Dorf durchquerte und zum Friedhof schritt. Vor vier Jahren hatten sie das Gleiche getan, um den dritten Hokage zu Grabe zu tragen, vor zweien, um Abschied von den Gefallenen zu nehmen. Abschied von Sasuke, von Iruka, von Menschen, die bis zu jenem Tag namenlos für sie gewesen waren. Aber die Hoffnungslosigkeit, die nun in die Gesichter der Konohaninjas gebrannt zu sein schien, übertraf alles, was sie je gesehen hatte. Mehr als einer weinte hemmungslos, andere setzten in stummer, steinerner Trauer ihre Schritte. Die gesamte Trauerfeier verlief schweigend, kein Wort wurde gesprochen, als das Dorf Tsunade die letzte Ehre erwies, unter einem Himmel, der so grau war, wie die düstere Stimmung, die beinahe greifbar über dem Dorf hing, eine dunkle Wolke aus Angst, Verzweiflung und unbändiger Trauer. Im Vorübergehen hatte sie einen Blick auf Jiraiya erhascht, der mit gesenktem Kopf nur wenige Meter neben ihr ging, und sein Anblick hatte sie zutiefst erschreckt. Seine Augen waren rot unterlaufen, Tränen rannen unentwegt seine Wangen hinab, seine Haare verstärkten den Eindruck dahingehend, dass er die letzten Tage und Nächte schlaflos zugebracht hatte. Sie konnte sich wahrscheinlich nicht einmal annähernd vorstellen, was er empfand, aber sie meinte, sich erinnern zu können, dass er und Tsunade schon immer ein auf jeden Fall besonderes Verhältnis gehabt hatten. Etwas hatte die beiden verbunden, das niemand so recht zu durchschauen vermochte, am Allerwenigsten vielleicht sie beide selbst. Sakura konnte nicht sagen, warum, aber ihre eigene Angst vor dem, was kommen mochte, wuchs noch weiter, als Jiraiya wieder von der Menge verdeckt wurde, und nur noch die Erinnerung an das flüchtige Bild vor ihrem inneren Auge verharrte. Orochimaru hatte ihnen zwei Hokages genommen. Er hatte ihnen Dutzende geliebter Menschen entrissen. Was würde er als nächstes tun? Im Schatten einiger Bäume schloss Naruto die Augen und atmete ein paar Male tief durch. Er war nicht sicher, ob er glauben konnte, was er gesehen hatte, aber er wusste, dass er es nicht glauben wollte. Tsunade, der fünfte Hokage, war tot. Ohne die Augen wieder aufzuschlagen, drückte er sich dichter an den Baum, als gäbe das jahrhundertealte Holz in seinem Rücken ihm Schutz und Sicherheit. Er roch die vertraute Luft um ihn herum, spürte heimischen Boden unter den Füßen. Und zugleich roch er noch etwas anderes, ein Aroma der Unsicherheit. Etwas vollkommen Fremdes. Angst, nein, Panik. Unter seinen Füßen... die Erde unter seinen Füßen war einst blutdurchtränkt gewesen. Er hätte diese Dinge nicht spüren dürfen, nicht mehr. All das war vor zwei Jahren gewesen, es sollte längst vergessen sein. Und dennoch war es da, allgegenwärtig. Er ging ein paar Schritte, als der Trauerzug an ihm vorbei war, öffnete die Lider. Auch hier das Gleiche. Blut. Verwesung. In der Luft ein Hauch von Unentschlossenheit, die tödlich war. Jemanden getötet hatte... oder töten würde. Er schauderte. Natürlich waren hier Menschen gestorben, aber wieso konnte er das fühlen? Oder besser: Wieso konnte er es immer noch? In der Einsamkeit der beiden letzten Jahre war ihm etwas in der Art aufgefallen, wenn er manchmal sein Training oder seine Meditation unterbrochen, und seine Schritte über den Berg gelenkt hatte. Dann war er an Stellen stehen geblieben, an denen er meinte, etwas spüren zu können, und hatte öfter als nur ein paar Mal Tierkadaver gefunden, einmal sogar einen Menschen. Er hatte Tote fühlen können, eben weil kein Leben mehr in ihnen war. Aber das hier war länger her, und diese Dinge hätten wenigstens verblassen müssen, wenn schon nicht vollständig verschwinden. Und dann wurde es ihm plötzlich klar, als er wieder einige Schritte tat. Das hier war anders. Die Menschen, die Ninjas Konohagakures hatten die Erinnerung aufrecht erhalten. Jeden Tag waren hier Männer, Frauen und Kinder vorübergegangen, die nicht hatten vergessen können. Mit ihren Erinnerungen hatten sie lebendig gehalten, was tot war, und hätte fortgewaschen werden müssen, von Wind und Regen verwischt. Das, was er in der Luft spürte, war kein altes Gefühl. Es war das, was die Ninjas noch immer Tag für Tag empfanden, wenn sie diese Straßen entlang schritten. Es waren die Tränen, die sie immer noch Nacht für Nacht für die vergossen, die ihr Leben gelassen hatten. Auch er hatte jenen Tag nicht vergessen können, dennoch erschrak er, als ihm dies klar wurde. Konohagakure war ein Dorf, das von Toten regiert wurde, weil es die Toten waren, die alles Denken beherrschten. Ein Dorf, in dem keine neue Hoffnung aufblühen konnte, weil die Menschen nicht einmal versucht hatten, die Hoffnungslosigkeit abzuschütteln. Ein Dorf, in dem nicht mehr gelacht wurde, weil die Trauer nicht vergehen wollte. Ein kalter Schauder überlief Naruto, und unwillkürlich zog er seine Kleider enger um sich, bedeckte seine schmerzende Schulter mit der Hand. Wie hatte das aus dem werden können, das einmal seine Heimat gewesen war? Sie kehrte spät am Abend erst wieder in ihre Hütte zurück. Nicht, dass sie noch etwas zu erledigen gehabt hätte, sie war bloß ziellos umhergegangen, ohne ein bestimmtes Ziel zu verfolgen, und dann hatte sie sich irgendwo unter einen Baum gesetzt, die Kälte ignorierend, die durch ihr Kleid gekrochen war. Sie konnte nicht einmal sagen, was sie gedacht hatte, oder empfunden. Ihr war, als sei sie leer. Ausgelaugt. Plötzlich hielt sie inne. Die Türe zu ihrer Hütte... stand offen. Nur einen Spaltbreit, aber sie war sich ganz sicher, dass sie sie geschlossen hatte, als sie am Morgen über die Schwelle getreten war. Nicht, dass sie glaubte, irgendjemand, von dem ihr Gefahr drohte, würde dort eindringen, aber... was, wenn...? Ihr Herzschlag beschleunigte sich, mit zitternden Händen trat sie näher, und stieß die Türe mit zwei Fingern an. Sie schwang auf. Im Inneren war es dunkel. Sakura trat ein. Ihr Puls raste, als sie sich umblickte. Niemand war zu sehen. "Guten Abend, Sakura", sagte da plötzlich eine dunkle, raue Stimme hinter ihr. Sie schrie auf und wirbelte herum, sah eben noch, wie ein Schemen die Türe schloss und den Riegel vorschob. "Was...", versuchte sie zu protestieren, aber da trat die schattenhafte Gestalt vor und legte einen Finger an den Mund. Sakura wusste nicht, wieso, aber sie gehorchte und schwieg. Langsam gewöhnten ihre Augen sich an das Halbdunkel und aus dem Umriss vor ihr wurde langsam ein Mensch - und zwar einer, den sie kannte. "Naruto!", stieß sie hervor, "Was machst du hier?" Er lächelte, aber sie konnte sehen, dass das, was da so knapp über seinen Mund zog, nicht sein übliches Grinsen war. Er wirkte erschöpft, und um mehr als nur zwei Jahre gealtert. Vor ihr stand kein fünzehnjähriger Junge, sondern ein junger Mann, in dessen Augen etwas lag, das sie nicht genau einordnen konnte. Etwas... Reifes. "Das frage ich mich auch", antwortete er auf ihre Frage, und drehte sich um, machte ein paar Schritte in den Raum hinein. "Sagen wir... ich hatte so etwas wie Heimweh. Nur schlimmer." Sie nickte, obwohl sie nicht ein Wort verstand. Es kam ihr beinahe so vor, als wäre er hier, weil Tsunade... aber das war unsinnig! Er konnte gar nicht wissen, was geschehen war, wie sollte er also deshalb gekommen sein? Aber als er sich wieder zu ihr umwandte, las sie in seinem Gesicht, dass er es wusste - und dass er deswegen gekommen war. "Mir scheint, die Welt hat nicht aufgehört, sich zu drehen, während ich fort war", murmelte er mit einem Blick, der durch sie hindurch in weite Ferne zu sehen schien. Sie nickte. Etwas Anderes fiel ihr einfach nicht ein. Naruto schüttelte plötzlich den Kopf, und sein Blick klärte sich. Mit müden Augen sah er ihr ins Gesicht. "Ich möchte dich eigentlich nur ungern bitten...", sagte er, "aber du musst mir sagen, was genau hier passiert ist. Bitte", fügte er hinzu. Einen Augenblick zögerte sie, dann deutete sie ein weiteres Nicken an. "Setz dich", bat sie ihn, während sie ihrer eigenen Aufforderung Folge leistete, "es könnte sein, dass ich eine Weile brauche." Nachdem Sakura geendet hatte, schwieg Naruto eine Weile und ließ ihre Worte auf sich wirken. Es war nicht so, dass sie ihm etwas Neues erzählt hätte, aber gerade das schockierte ihn. Bisher hatte er noch gehofft, dass er vielleicht irgendetwas falsch verstanden hatte, gebetet, dass seine Gefühle ihn trogen. Nun aber hatte er die Gewissheit, und diese Gewissheit war es, die ihn die ganze Tragweite des Schreckens erkennen ließ. "Was wird jetzt werden?", fragte er schließlich, doch Sakura schüttelte betrübt den Kopf, wie er es insgeheim schon befürchtet hatte. "Niemand weiß das", flüsterte sie, "ohne unseren Hokage... sind wir nichts, wie es im Moment aussieht. Es scheint niemand so recht eine Ahnung zu haben, wer die Nachfolge antreten soll. Wir sind schutzlos. Einsam." Sie brach ab und sammelte sich, bevor sie weitersprach: "Ich glaube nicht, dass uns bewusst war, wie sehr Tsunade selbst nach dem Tod des Dritten das Dorf zusammengehalten hat - vielleicht sogar das ganze Land. Jetzt aber, da sie fort ist... ist die Angst wieder da, schlimmer als zuvor, und überschattet das Leben. Die Wenigsten glauben, dass Orochimaru jetzt endlich hat, was er will, und ich... ich gehöre auch nicht zu ihnen." "Du meinst also, er wird noch einmal angreifen?" "Wenn nicht jetzt, Naruto, wann dann? Eine bessere Situation kann er, meiner Meinung nach, überhaupt nicht vorfinden. Ein Dorf voller unorganisierter, demoralisierter Ninja dürfte für ihn kein sonderlich großes Hindernis darstellen, oder etwa doch?" "Und warum sollte er ausgerechnet jetzt genug haben", fügte Naruto hinzu, "wo er dem Ziel so nah ist, wie nie zuvor?" Sakura stimmte ihm zu, dann aber murmelte sie: "Wenn wir überhaupt wissen können, was sein Ziel ist." Dem blieb nichts, aber auch gar nichts, hinzuzufügen. Inmitten des Dorfes, eines Dorfes, das, wenn man es ganz genau betrachtete, ein lichtloses Meer aus gebrochenem Kampfgeist war, begann ein Leuchten, ein Funkeln, so klein, dass es leicht zu übersehen war, und so schwach, dass man Angst haben musste, es könne gleich wieder verlöschen, aber das tat es nicht. Stattdessen wurde es regelmäßiger, ruhiger, breitete sich ein wenig aus und brannte dann mit steter Kraft vor sich hin. Dieses winzige Flämmchen, geboren aus Wut, Zorn und Hass, gehörte Jiraiya, und nachdem er alle seine Tränen vergossen zu haben schien, hatte es angefangen, zu brennen, tief in seinem Inneren, entzündet von dem Wunsch nach Rache, genährt von der Trauer und seiner Entschlossenheit, bis es endlich keiner Pflege mehr bedurfte. Es brannte, und es würde, hätte es nur genügend Zeit, andere Lichter entzünden. So leicht es sein mag, einen glimmenden Holzspan auszutreten, so schwer, ja unmöglich gar, ist es dann, einen Waldbrand aufzuhalten, und dass eines Tages mehr aus dieser einzelnen Flamme der Entschlossenheit werden würde, war abzusehen. Konohagakure selbst mochte es noch nicht wissen, aber das Dorf - und die Menschen darin - waren nicht mehr allein. Es gab da einen, der helfen konnte. Als sich dieses Mal die Nacht endgültig über Konohagakure ausbreitete, da schliefen manche der Ninjas ruhiger, als sie es in den letzten Jahren jemals getan hatten, ohne, dass es eine Erklärung dafür zu geben schien. Irgendetwas war anders. Eine Veränderung im Fluss des Lebens. Eine neue Kraft war geboren, ein neuer Stern am Horizont. Na ja... viel länger ist es nun auch wieder nicht geworden... *seufz* Aber immerhin ein klein wenig^^ Ich hoffe, dass es euch gefällt, und ich mich nicht irgendwie ständig wiederholt habe, oder so was... (wäre nicht gut). Sagt mir doch einfach eure Meinung, ja? Wie bisher^^ An dieser Stelle mal wieder vielen Dank für all die Unterstützung, die ihr mir durch eure Kommentare gebt: Danke *verneig* Ich gebe mir größte Mühe, euer Lob auch verdient zu haben. Gute Nacht, eure Shijin Kapitel 5: Machtbeweis ---------------------- Hallihallo ihr alle^^ Ich hab mich sehr über eure Kommentare gefreut (auch über die zu "Sag mal, Sensei"), und zum Dank bekommt ihr jetzt (endlich?) das nächste Kapitel! Genau genommen sind es sogar zwei kapitel, die alleine aber ziemlich kurz wäre, wie mir eben aufgefallen ist, und deshalb werde ich "Machtbeweis" und "Hass und Schuld" zusammenlegen. Nur, um euch zu warnen: Es geht ziemlich schnell voran, schon bald wird die FF fertig sein, ich hoffe, nicht zu bald... Dann hört man voneinander, Shijin Triumph. Das Wort war bei weitem nicht stark genug, um zu beschreiben, was Orochimaru empfand, selbst jetzt noch, schon bald eine Woche nachdem er Tsunade getötet hatte Er schloss die Augen und atmete die kühle Luft des Morgens ein, kostete jedes einzelne Molekül aus, spürte, wie seine Lungen sich füllten, dann atmete er wieder aus und hob die Lider. Er war in Hochstimmung, zelebrierte jeden Augenblick. Wenn er seine Hände hob, konnte er beinahe sehen, wie Tsunades rotes, warmes Blut klebrig an ihnen herabrann, konnte den süßen Geschmack ihres Lebens auf der Zunge spüren. Es war beinahe zu einfach gewesen, sie zu töten. Sie, die doch eine der legendären Sennin gewesen war, sie, die ihm hätte ebenbürtig sein müssen. Der Ausdruck in ihren Augen... er erschauerte mit Wonne, wenn er ihn sich in Erinnerung rief... und ihr Schrei. Wie Musik klang er noch jetzt in seinen Ohren nach, eine höllische Ode, gesungen, ihn zu preisen. Das Leben war so einfach zu zerquetschen, so zerbrechlich wie dünnes Glas zwischen seinen Fingern. Es mochte ins eigene Fleisch schneiden, manches Mal, wenn man es zerbrach, aber es schmerzte nicht. Im Gegenteil, es ließ sein Herz schneller schlagen, sein eigenes Blut heißer und schneller durch seine Adern strömen, bis es in seinen Ohren rauschte. Er war so nah an seinem Ziel, wie er es nie zuvor gewesen war. Nur noch ein Mann wartete dort draußen auf ihn, darauf, durch seine Hand zu sterben, und wenn er ihn erst einmal getötet hatte, wäre er der Einzige, der Größte. Allein die Vorstellung, Jiraiyas leblosen Körper endlich vor sich zu sehen, ließ ihn rascher atmen. Er würde sein Blut an seinen Händen haben, schon bald. Es würde nicht mehr lange dauern. "Warte", zischte Orochimaru leise, "warte nur ein Weilchen, Jiraiya, und du wirst von deiner Trauer erlöst sein. Und von Schmerzen und Sorgen für immer." Er lachte. "Schon morgen bist du vielleicht tot." Ein ungutes Gefühl ließ Naruto aus seinem ohnehin nicht ruhigen Schlaf aufschrecken. Einige Sekunden lang blinzelte er orientierungslos in die Dunkelheit, dann erinnerte er sich, dass es nicht mehr in den Bergen war, sondern in Sakuras Wohnzimmer. Er hielt die Luft an und lauschte, aber kein Laut war zu vernehmen, so, dass er den Atem leise wieder entweichen ließ. Ein dünner Lichtstrahl sickerte zwischen den Fensterläden hindurch, und bedeutete ihm, dass es nicht so früh war, wie er im ersten Augenblick geglaubt hatte. Mit einer ebenso raschen wie lautlosen Bewegung erhob Naruto sich von seinem Lager und trat an das Fenster, wo er durch den Spalt spähte. Dem Stand der Sonne nach zu schließen war es bereits nach Mittag, das Geäst der Bäume wurde von bunten Licht durchflutet. Er konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal so lange geschlafen hatte, auch nicht, wann er jemals so ausgeruht erwacht war, und das trotz seiner düsteren Träume. Kaum hatte er diesen Gedanken zu Ende gedacht, fiel ihm wieder ein, was ihn geweckt hatte. Dieses seltsame Gefühl... er suchte in seinem Inneren danach, aber er fand es nicht wieder. Stattdessen stellte er fest, dass er, nicht ganz unberechtigterweise, hungrig war. Nachdem er seine Kleider ein wenig zurechtgeklopft hatte, damit man ihnen nicht mehr gar so deutlich ansah, dass er in ihnen geschlafen hatte, öffnete er die Fensterläden und ließ das Licht in den Raum fluten. Wie er vermutet hatte war von Sakura in der ganzen Hütte nichts zu sehen, nur ein Zettel deutete darauf hin, dass sie schon früh fortgegangen war, und es allerdings für das beste gehalten hatte, ihn schlafen zu lassen. Ihre Notiz endete mit einem Hinweis auf etwas Essbares, das auf einem Tisch stand, und das er zwar lieber nicht genauer untersuchte, das aber zumindest seinen Hunger stillte. Dann lehnte er sich mit dem Rücken an die Wand und legte das Kinn in die Handfläche. Immer noch ließ ihn die Erinnerung an das dunkle Gefühl nicht los, und er grübelte darüber nach, ob es wohl eine Bedeutung gehabt haben könnte. Eigentlich, stellte er dann fest, war es nicht wirklich ein Gefühl gewesen... mehr eine nagende Ahnung, dass etwas passieren würde. Er schüttelte heftig den Kopf und stieß sich von der Wand ab. Brachte es denn etwas, über flüchtige Schatten nachzugrübeln, die wahrscheinlich noch von seinen Albträumen geblieben waren? Es gab nun wahrhaftig wichtigeres zu tun. Die Frage war bloß, was. Er erinnerte sich an das, was Sakura gesagt hatte. Niemand wusste, wie es nun weitergehen sollte, was also sollte er daran ändern? Er schob den Gedanken so weit wie nur irgend möglich von sich, und öffnete die Türe. Als er über die Schwelle trat, zuckte auf einmal ein tief sitzender, heißer Schmerz durch seine Schulter, und für einige Sekunden war er nicht in der Lage, sich zu rühren. Dann verminderte der Schmerz sich zu einem unangenehmen Ziehen, das ihn aber wenigstens nicht mehr seiner Sinne beraubte. Wenn er vor zwei Jahren das Dorf nicht verlassen hätte, wäre wahrscheinlich auch diese Wunde besser verheilt, und hätte ihn nicht wochenlang beinahe bewegungsunfähig auf sein Lager oben in den Bergen geworfen. Er hatte damals, wenn das Fieber hin und wieder weit genug herunterging, dass er sich zur Seite drehen, und abgestandenes Schmelzwasser hatte trinken können, oft geglaubt, er würde sterben, müsse es sogar, und nach einer Weile hatte der Gedanke ihn nicht mehr geschreckt. Wenn er tot wäre, so hatte er gedacht, dann hätte wenigstens das Leid ein Ende, und der Schmerz, und er war sich nie sicher gewesen, welchen Schmerz er gemeint hatte - den seiner eiternden Wunde, oder den in seiner Seele, wenn er an die Toten dachte, an Iruka, der vor seinen Augen zusammenbrach, und nie mehr aufstand, wenn er die Hände Kakashis spürte, die ihn festhielten, oder dessen Stimme hörte, die ihm zurief, er könne nichts tun, er solle Iruka aufgeben. Irgendwann dann hatte er tatsächlich geglaubt, er hätte die Schwelle überschritten, und sei gestorben. Unzusammenhängende Bilder waren vor seinen Augen aufgetaucht, manchmal war ihm, als läge eine kühle, helfende Hand auf seiner Stirn, die das Fieber linderte, und der Schmerz war beinahe völlig verschwunden. Er hatte geglaubt, Stimmen zu hören, mitten in der Einsamkeit, Stimmen von Menschen, die schon tot waren. Irukas Stimme, die ihm riet, nicht aufzugeben, Sasuke, der ihn einen Angsthasen nannte, und von ihm verlangte, wie ein Ninja zu kämpfen. Die Stimmen seiner Eltern, die er nie gekannt hatte, und Stimmen von Menschen, die er nicht zuordnen konnte. Als er das nächste Mal erwacht war, war das Fieber fort gewesen, und er selbst noch immer am Rande des Todes, so gut wie erfroren, halb verhungert und ausgezehrt von der Krankheit. Er hätte einfach die Augen wieder schließen können, und er wäre zurückgesunken in die warme, gütige Dunkelheit, hätte nie wieder erwachen müssen. Es wäre so einfach gewesen. Stattdessen hatte er sich aufgerichtet, und hatte ein Feuer gemacht, immer wieder gegen eine Ohnmacht ankämpfend. Er war auf die Jagd gegangen, hatte sich wärmere Kleider genäht, hatte überlebt, ohne zu wissen, wofür überhaupt. Seit jenen Wochen konnte er manchmal Dinge spüren, die andere nicht wahrnahmen, gerade so, als hätte er etwas mitgenommen, von seinem kurzen Besuch im Jenseits. Und er hatte weiter gekämpft, war stärker geworden, hatte trainiert - und dann schließlich den Ruf vernommen, nach Hause zurückzukehren. Naruto zuckte zusammen, als er plötzlich hörte, wie jemand seinen Namen rief, und mit einiger Mühe befreite er sich aus dem Gespinst seiner eigenen Erinnerung. Als er aufsah, stand ihm Kakashi gegenüber. Irgendwann, als er den Blick über die Fläche unter sich hatte schweifen lassen, hatte Kabuto mit einem Mal das Gefühl beschlichen, dass das, was sie taten, nicht das Richtige war. Etwas, in der Art und Weise, wie Orochimaru zuschlagen wollte, war grässlich und - was schwer in Worte zu fassen war - falsch. Es war nicht so, dass Kabuto Angst bekommen hätte, oder Gewissensbisse, aber er fragte sich auf einmal, wozu Orochimaru Konohagakure jetzt noch angreifen wollte. Das Dorf war zerstört, es gab nicht einen Ninja in ganz Konoha, der emotional nicht am Boden gewesen wäre, sofern er nicht zu ihnen gehörte. Jetzt mit Dutzenden - wenn nicht mehr, berichtigte er sich in Gedanken selber, als er stets neue Gesichter im Blattwerk entdeckte - von Otoninjas anzugreifen, wäre einfach nicht... Kabuto zögerte, bevor er schließlich doch das Wort ,ehrenhaft' verwandte. Er schüttelte den Kopf. Wahrscheinlich machte er sich einfach zu viele unnötige Gedanken. Hatte er denn den geringsten Grund, auch nur das kleinste Detail von Orochimarus Plänen anzuzweifeln? Nicht, dass er es wüsste. Und dennoch... er musste erfahren, worum es wirklich ging, was der Sennin wirklich erreichen wollte. Er drehte sich herum und verließ seinen Posten auf dem Baum, um zu Orochimaru zurückzukehren. Bei dessen Unterkunft angekommen, trat er ein. Als Orochimaru ihn eintreten hörte, machte er sich nicht einmal die Mühe, ihn anzusehen. "Wie weit sind wir?", fragte er. "Fast fertig", entgegnete Kabuto automatisch, bevor ihm wieder einfiel, dass er eine Frage hatte stellen wollen. "Wir könnten morgen früh aufbrechen." "Könnten?" Orochimarus Schlangenaugen huschten nun doch knapp über Kabutos Gesicht und schenkten diesem einen eiskalten Blick. "Was soll das heißen: ,Könnten'?" Kabuto erschauderte, hielt dem Blick des Anderen aber tapfer stand. "Nichts weiter... Meister, nur..." Er brach ab, und versuchte angestrengt, die richtigen Worte zu finden. Die beiden ihn musternden Augen verengten sich noch ein wenig mehr. "Nur...?" "Ich weiß nicht, ob es nötig ist, Konohagakure so bald anzugreifen, Meister, noch dazu mit einer solchen Kraft. Das Dorf..." "... wird unter meiner Faust zerschmettert werden", unterbrach Orochimaru ihn. "Und ich kann mich nicht erinnern, dich nach deiner Meinung in dieser Angelegenheit gefragt zu haben. Oder sollte mein Gedächtnis mich trügen, Kabuto?" "Nein, Meister." Für einen Augenblick senkte Kabuto nun doch den Kopf, dann aber straffte er sich wieder. Er hätte nie etwas sagen sollen, aber nun war es zu spät, einen Rückzieher zu unternehmen. "Aus welchem Grund, wenn ich Euch fragen darf, greifen wir das Dorf überhaupt an?" Sekundenlang breitete sich vollkommenes Schweigen im Raum aus, das schon nach kurzer Zeit nach Kabuto zu greifen schien, in der Absicht, ihn zu ersticken. "Hast du gerade", begann Orochimaru, während er einen Schritt auf Kabuto zutat, "nach einem Grund gefragt?" Kabuto nickte, den Blick sorgsam auf den Boden gerichtet, als Orochimaru mir langsamen, lauernden Schritten um ihn herumschlich. Seine Stimme klang bald von links, dann von rechts, sein Atem traf wie ein kalter Windstoß auf Kabutos Nacken, aber der rührte sich nicht von der Stelle. Er zitterte. "Was für eine Frage, Kabuto", zischelte Orochimaru, "soll ich dir auch eine Antwort darauf geben?" Er streckte die linke Hand aus, und ergriff mit langen, weißen Fingern Kabutos Kinn, drückte es nach oben, und zwang den Jungen, ihn anzusehen. "Soll ich?" Kabuto schluckte schwer, dann nickte er mühsam. Die Hand löste sich von seinem Kinn, Orochimaru trat einige Schritte zurück. "Nun gut", stellte er fest, und ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus, "dann wirst du sie auch bekommen. Es geht nicht darum, ob Konohagakure es noch wert ist, oder die Mühe lohnt, zerstört zu werden, Kabuto. Es geht nicht mehr darum, ob sie eine Gefahr darstellen, oder sich wie verängstigte Mäuse in ihren Schlupfwinkeln verkriechen." "Geht es", presste Kabuto hervor, "um Jiraiya?" "Vielleicht", entgegnete Orochimaru. "Obwohl ich den auch auf andere Weise bekommen könnte. Nein, das ist nicht der wirkliche Grund. Der Grund, den du so gerne erfahren möchtest, ist ein ganz einfacher." Er lachte. "Macht, Kabuto. Das ist alles, was zählt." Alle Sinne, die noch wachsam waren, warnten Kabuto davor, noch etwas zu sagen, aber trotzdem kamen die Worte über seine Lippen: "Ich glaube, ich verstehe nicht ganz." "Ich werde es dir erklären", sagte Orochimaru ruhig, als mache es ihm nichts aus. "Ob ein Mensch böse oder gut ist, ist nicht wichtig. Ob ein Mensch viele Taten vollbringt, oder wenige, spielt keine Rolle. Das, an was die Menschen sich erinnern werden, selbst in Jahrhunderten noch, das ist, ob ein Mensch Macht besaß. Und ich habe diese Macht. Die Macht, zu zerstören, wenn ich zerstören will, Kabuto, und aus keinem anderen Grund. Konohagakure wird fallen, nur, um meine Macht zu beweisen, verstehst du das?" Kabuto nickte. Sein ganzer Körper wollte herumfahren und davonlaufen, als Orochimaru erneut die Hand nach ihm ausstreckte, und sein Kinn berührte. "Ich habe die Macht, Konohagakure zu zerstören, und ich habe die Macht, Menschen zu töten. Ich könnte dich töten. Gleich jetzt. Gleich hier. Glaubst du mir das?" Er nickte erneut. Angst überfiel ihn, dann Panik, aber er konnte sich nicht rühren. "Soll ich es dir beweisen?" Er wollte schreien, aber es ging nicht. Das Letzte, was er spürte, war der unsagbare Schmerz, als Orochimaru mit einer einzigen Bewegung seiner freien Hand seinen linken Arm ergriff, und unnatürlich verdrehte. Kabuto ging in die Knie, aber als er auf dem Boden aufschlug, hatte der Sennin ihm längst das Genick gebrochen. Nach getaner Arbeit wischte Orochimaru sich die Hände an Kabutos Kleidern ab, und rief zwei Diener herbei. "Schafft ihn weg", befahl er mit einer knappen Kopfbewegung in Richtung des Leichnams, "und sagt den anderen, wir brechen morgen auf." Naruto. Im ersten Augenblick war Kakashi sich nicht sicher gewesen, seinen ehemaligen Schüler vor sich zu haben, aber er hatte von Sakura erfahren, dass er wieder im Dorf war, und jetzt, als er aufblickte, waren alle Zweifel beseitigt. Es war Naruto Uzumaki, der, der vor zwei Jahren davongelaufen, der, von dem sie befürchtet hatten, er wäre gestorben. Auf Unglauben folgte Freude, im höchsten Maße, wie sie in einer Situation wie dieser möglich war. "Du lebst", sagte Kakashi schließlich, eine ziemlich unnötige Feststellung, wie er sehr wohl wusste. Aber ihm war in diesem Augenblick viel wichtiger, überhaupt etwas zu sagen. Naruto nickte. "Ja", sagte er kalt, "ich schon." Kakashi versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, dass ihn die Worte des Jungen verletzten. Zwei Jahre waren eine lange Zeit, vielleicht konnte er Naruto jetzt erklären, was er damals nicht hatte verstehen wollen. Er musste einfach zuhören, und einsehen, dass Kakashi nicht hätte anders handeln können, selbst, wenn er es gewollt hätte. "Naruto", begann er, "ich weiß, dass du mir die Schuld am Tod Irukas gibst, aber..." "Aber was?!", schnitt Naruto ihm das Wort ab. "Wenn du damit sagen willst, dass es dir leid tut, und dass das alles nur ein schreckliches Missverständnis war; wenn du dich rausreden willst - bitte. Aber dann erwarte nicht, dass ich dir zuhöre, Hatake." "Du verstehst nicht", sagte Kakashi. "Was hätte ich denn tun sollen?" "Du fragst mich, was du hättest tun sollen? Das fragst du?" Naruto schüttelte den Kopf. "Du hättest dich nicht einmischen sollen! Du hättest dich um das kümmern sollen, was dich etwas anging! Das wäre deine Aufgabe gewesen!" "Aber genau das habe ich getan. Du wärest genauso ums Leben gekommen wie Iruka, und der wusste wenigstens, was er tat, im Gegensatz zu dir. Geht mich das denn nichts an?" "Nein!" "Aber du bist mein Schüler..." "Das war ich einmal." Der Blick in Narutos Augen war verschlossen, eisig. "Und selbst das mindert nicht deine Schuld. Hast du schon einmal darüber nachgedacht, welche Folgen die Dinge haben, die du tust, Hatake? Hast du das? Dann wüsstest du vielleicht, dass ich meine eigene Entscheidung getroffen hatte." Kakashi schüttelte erschrocken den Kopf. "Aber das ist doch Unsinn! Du wusstest nicht, was du tatst! Ich wollte dir helfen." "Ist dir eigentlich klar, dass du nicht allen helfen kannst? Wenn du jemandem hättest helfen müssen, dann nicht mir sondern Iruka. Abgesehen davon ist es nicht deine Aufgabe, dich zum Herren über Leben und Tod aufzuschwingen, indem du die einen Menschen festhältst, und die anderen über die Klinge springen lässt. Du hast mich nicht gefragt, ob ich überleben will, oder? Du hast mir dieses Überleben aufgezwungen, ohne mir eine Wahl zu lassen, und dafür hasse ich dich, Hatake." "Naruto..." "Nein! Das ist es doch, was du tust, oder nicht? Wenn du einem Menschen das Leben rettest, weißt du, ob er es dir danken wird? Was, wenn er es nicht will? Kannst du ungeschehen machen, was passiert ist?" "Aber..." "Diese Welt, Hatake, in der wir leben, ist grausam und schmerzvoll. Kein Tag vergeht, an dem wir nicht verletzt werden, auf die eine oder andere Weise. Aber durch Leute wie dich hält der größte Schmerz erst Einzug in unsere Leben, und gäbe es weniger Menschen wie dich, gäbe es weniger, die wie du denken und handeln - ich bin sicher, eine Menge Leid und Schmerz könnten vermieden werden." Naruto brach ab und griff sich mit schmerzverzerrter Miene an die rechte Schulter. Unwillkürlich tat Kakashi einen Schritt nach vorn, auf ihn zu, aber Naruto stieß ihn weg. "Fass mich nicht an!", schrie er, "lass mich allein!" Dann drehte er sich herum, und ging wieder einmal davon. Dieses Mal hinderte Kakashi niemand daran, ihm zu folgen, aber er konnte es nicht. Wie angewurzelt stand er da, und dachte über Narutos Worte nach, und darüber, ob er wohl Recht haben konnte. So, hiermit endet das Kapitel^^ Ich hoffe, es hat euch gefallen (auch, wenn Naruto echt fies zu Kakashi ist... ;_;).Wie immer schließe ich meine Bitte um Kommentare an, Shi-chan Kapitel 6: Durch Dunkelheit - Zu Ehren der Toten ------------------------------------------------ Nya... bin eigentlich grad auf dem Weg ins Bett... *gähn*, werde demzufolge morgen (frühestens!) zu Ende bringen, was ich hier tue... Aber ich wollte euch schon darauf vorbereiten, dass es sich hierbei um das vorletzte Kapitel + letztes Kapitel (Epilog) handelt... (nein! Nicht steinigen!), und die Gelegenheit nutzen, euch mitzuteilen, dass es mir sehr leid tut, dass diese FF euch (und mich) jetzt schon verlassen wird... mir gefällt sie nämlich bis jetzt sehr gut. Eine gute Nacht wünsche ich euch, und einen halbwegs stressfreien Start in die neue Woche, Shijin Kalt und dunkel dämmerte der neue Morgen über Konoha, einer jener seltenen Tage, an denen die Sonne nie recht aufzugehen scheint, sondern nach der Morgendämmerung übergangslos zur Abenddämmerung wird. Nebelschleier lasteten dicht über den Dächern und in den Wipfeln der Bäume, jeder Laut wurde gedämpft, verschluckt. Niemand lachte, oder wagte es, auch nur laut zu reden, unwillkürlich wurde geflüstert und geraunt, öfter als in der letzten Zeit wandten sich Blicke zum nördlichen Himmel. Ohne, dass es sichtbare Anzeichen gab, ahnten alle, dass es bald soweit sein würde. Die Spannung war erdrückend, schien die Luft beinahe zum Knistern zu bringen. Im Tor, am Eingang des Dorfes, stand Jiraiya und sah in die Weite, während der frostige Wind durch sein Haar wehte, seine Kleider aufbauschte. Mit jeder Faser seines Körpers und seines Bewusstseins spürte er die nahende Gefahr, doch er fürchtete sich nicht. Ganz im Gegenteil zeigte sich sogar ein dünnes Lächeln auf seinen Lippen, blitzten seine Augen erwartungsvoll auf. Er trauerte noch immer, gewiss, aber nun auf andere Weise, nun nicht mehr so, dass es seine Kraft raubte. Jetzt bezog er Stärke aus seiner Trauer, hatte seine Wut und den Wunsch nach Rache kanalisiert, und erwartete nur noch den geeigneten Augenblick. Heute, dachte er, und wusste nicht recht, was ihm diese Gewissheit gab. Dann wandte er sich um, und schritt langsam die Wege entlang. Überall folgten ihm die Blicke der Anderen, und wo immer er ihnen begegnet war, ließ er eine Spur aus Zuversicht zurück. Es mochte kommen, was kommen wollte. Konnten sie es denn verhindern? Wohl kaum. Aber ihm entgegentreten, das konnten sie. Naruto entdeckte den großen Ninja mit einem Mal in der Menge, und trat erfreut auf ihn zu. Er hatte seit seiner Ankunft im Dorf noch keine Zeit gehabt, sich umzusehen, so dass er nicht gewusst hatte, dass sein alter Meister hier war, aber nun, da er ihn sah, erfüllte ihn plötzlich eine große Ruhe. Er konnte nicht behaupten, dass Jiraiya immer der tapferste oder der beste Ninja gewesen wäre, aber dann, wenn es darauf ankam, war er stets verlässlich gewesen, und das war das Einzige, was an einem Tag wie diesem zählte. "Jiraiya", begrüßte er ihn und nickte ihm zu. Der Andere erwiderte den Gruß und lächelte. "Naruto", sagte er, "es ist schön, dich zu sehen." "Genug der Förmlichkeiten." Schlagartig wurde Naruto wieder ernst. "Glaubst du, Orochimaru wird heute angreifen?" Jirayia nickte zögernd. "Mag sein. Mag aber auch nicht sein." Er spricht nicht so, wie es ein Junge in seinem Alter tun sollte, überlegte er, zumindest nicht so, wie ich es von ihm erwartet hätte. Aber da er wusste, was mit Iruka geschehen war, wunderte er sich nicht sonderlich über Narutos Verhalten. "Ich bin sicher, er wird heute kommen", sagte dieser eben, "noch weit vor dem Abend." "Was?" Jiraiya starrte Naruto an. "Woher willst du das wissen?" "Woher? Ich habe nicht die geringste Ahnung, woher. Ich weiß es einfach." Der Sennin nickte langsam, bedächtig. "Du kannst es fühlen, nicht wahr?" Naruto nickte, aber zu fragen woher Jiraiya das wusste, das wagte er nicht. Ihnen blieb wohl nicht mehr allzu viel Zeit, aber die brachten Jiraiya und Naruto damit zu, mit den Anderen zu reden und ihnen Mut zuzusprechen. Als der Vormittag sich langsam zum Mittag hin neigte, zweifelte niemand mehr daran, dass dieser Tag der Tag der Entscheidung sein würde. Mehr als nur einer fürchtete, den Abend vielleicht nicht mehr zu erleben, nie wieder einen Sonnenaufgang oder das Fallen eines buntgefärbten Herbstblattes sehen zu dürfen, aber nicht einer, nicht ein einziger, war unter ihnen, der nicht seine Sachen zusammenraffte, seine Wurfsterne und Messer überprüfte, und sich kampfbereit machte. Alte, Kinder, Frauen, Männer, alle standen sie bereit, zu ersten Mal seit langer Zeit mit einem Ziel vor Augen, so wenig sicher sie auch sein konnten, dieses zu erreichen. Die Angst einte sie, der Wunsch, zu überleben, machte sie stark. Konohagakure war ihr Traum, und dieser Traum pflanzte die Hoffnung in ihre Herzen. Dann schließlich kam der Mittag. Und mit dem Mittag kam der Tod. "Sie kommen!", rief einer der Wachtposten, die auf Jiraiyas Anraten ihre Stellung eingenommen hatten, und sprang zurück, "Sie sind da!" Und das waren sie. Innerhalb von Sekunden strömte eine pechschwarze Flut Otoninjas in das Dorf, nicht einmal ein Bruchteil von ihnen fiel am Tor, obwohl dort viele der Konohaninjas auf sie gewartet hatten. Die, die hindurchkamen, wurden von den anderen Konohasninjas abgefangen, doch so einfach es am Anfang noch war, sie zu besiegen und den Angriff so schwach als möglich zu halten, so sinnlos schien es doch schon nach wenigen Minuten. Schon bald fielen mehr Ninjas aus Konoha am Tor als solche aus Otogakure, immer weiter wurden die Verteidiger in ihr eigenes Dorf zurückgedrängt. Dann brachen die Angreifer durch die westlichen Palisaden und alle Strategie war dahin. Ab jetzt war jeder Ninja allein auf sich gestellt. Naruto fühlte sich unangenehm in der Zeit zurückversetzt, als er sich Angreifer für Angreifer widmete und immer mehr Kraft aufbringen musste, um nicht selbst verletzt zu werden. Die Gesichter der Otoninjas sahen für ihn genau so aus, wie es die der Angreifer damals getan hatten, ihre Bewegungen waren denen ihrer Vorgänger ähnlich. Ihr Blut hatte die gleiche Konsistenz. Abgesehen davon schienen sie keine Schmerzen zu kennen. Gerade als Naruto Einen zu Fall gebracht hatte, und sich herumwandte, um dem Angriff eines Zweiten auszuweichen, kämpfte der Erste sich wieder auf die Beine, aus einer Bauchwunde blutend, leichenblass im Gesicht, aber mit immer noch hoch erhobenem Messer. Er hieb nach Naruto, dem es nur in letzter Sekunde gelang, zur Seite zu springen. Das Messer des sterbenden Ninjas traf seinen eigenen Kameraden, der strauchelte und riss den Anderen mit sich zu Boden. Blut spritzte auf und benetzte Narutos Gesicht, aber der hatte keine Zeit, weiter darauf zu achten.. Mit einer raschen Bewegung zog er seinen eigenen Wurfstern aus dem Toten am Boden und warf ihn nach einem weiteren Gegner, traf ihn zwischen die Schulterblätter. Mit einem krächzenden, gurgelnden Laut brach jener in die Knie, und wurde, noch bevor er ganz auf dem Boden aufgeschlagen war, von weiteren schwarzgekleideten Schemen überrannt. Ein Messer ziehend stürzte Naruto sich ihnen entgegen. An anderer Stelle erwehrte Jiraiya sich ohne besondere Mühe seiner Haut. Um ihn herum fielen die Angreifer wie Fliegen, bald von einem Messer, bald von einer bloßen Faust niedergestreckt. Doch Jiraiya legte nicht viel Kraft in seine Angriffe, führte sie teilweise nur mit wenig Konzentration aus. Die ganze Zeit über wanderte sein Blick durch das Dorf, suchten seine Augen nach einer hochgewachsenen Gestalt mit langem, schwarzem Haar, die nicht zu entdecken war. Ein weiterer Otoninja machte Bekanntschaft mit scharfen Stahl und fiel schwer zu Boden. Wo war Orochimaru? Hätte man später einer bestimmten Person die Schuld geben wollen, dann wäre es vielleicht Sakura gewesen, obwohl sie, genau betrachtet, nichts von den Dingen, die an jenem Tag geschahen, ausgelöst hatte. Und obwohl sie, hätte sie gewusst, was geschehen würde, wahrscheinlich den einfachsten Weg genommen hätte, es zu verhindern - den Weg in die Klinge eines Gegners. Aber sie ahnte nicht, was geschehen würde, als sie ihr Messer in den Unterleib eines dürren Mannes mit vorstehenden Augen rammte. Der Mann starb, aber mit seinen letzten Atemzügen griff er nach dem Messer, das sie in der Hand hielt, entriss es ihr und hieb damit nach ihrem rechten Oberarm. Er traf, nicht tief, aber schmerzhaft, und als er dann fiel, begrub er ihr Messer unter sich. Blut lief über Sakuras Arm, ihr eigenes und das des Fremden. Sie versuchte, ein neues Messer zu ergreifen, aber die Bewegung wurde mit unsagbarem Schmerz belohnt. Sie biss die Zähne zusammen, konzentrierte sich darauf, den Schmerz bewusst wahrzunehmen, um ihm die verheerende Kraft zu nehmen, und schaffte es tatsächlich, die Kontrolle über ihren Arm wiederzugewinnen. Mit dem Messer in ihrer Hand sah sie wieder auf - und direkt auf eine Hand, zwischen deren Fingern drei Kunais geklemmt waren. Verzweifelt wich sie einen Schritt zurück, stolperte über das Bein eines Toten und geriet ins Schleudern. Instinktiv wollte sie den Fall zu ihrem Besten nutzen, warf sich zur Seite, erkannte, dass sie damit genau die falsche Richtung eingeschlagen hatte... und beobachtete wie erstarrt, wie die Hand mitsamt der Kunais zu Boden fiel, während der Mann, dem beides gehört hatte, mit einem blutenden Armstumpf zu Naruto herumfuhr, der ihn mit einem Stich ins Herz in die nächste Welt beförderte. "Du solltest besser aufpassen", tadelte Naruto und grinste. Sakura stand wieder auf und nickte ihm dankbar zu. Dann fiel ihr Blick über seine Schulter, und ihr Gesicht verzerrte sich. "Naruto!", schrie sie, "pass auf!" Ihre Warnung kam zu spät, ebenso, wie seine Reaktion zu spät kam. Er fuhr herum, aber im gleichen Moment wurde beiden klar, dass er keine Chance mehr hatte. In einer letzten, verzweifelten Abwehrreaktion riss Naruto die Hände vors Gesicht, dann traf das Messer in der Hand seines Gegners auf Fleisch, riss es auf, und ließ einen Strom hellrosafarbenen Blutes hervorschießen. Mit einem Mal erhallte ein hohles Lachen über dem ganzen Dorf, ein Lachen, das nur zu unverwechselbar war. Orochimaru! Jiraiya schleuderte einen Angreifer davon, der mit verdrehten Gliedern an eine Hauswand schlug und in sich zusammensackte, dann hob er den Kopf. Hoch oben, auf dem Monument der Hokages und von hier nur schemenhaft zu erkennen, stand Orochimaru, die Arme zum Himmel erhoben, als wartete er auf ihn. Als lüde er ihn ein, mit ihm zu kämpfen. Wenn er es wollte... Jiraiya fühlte eine Woge aus Rachedurst in sich aufsteigen, und als er begann, auf das Monument zuzulaufen, da wichen nicht nur feindliche Ninjas zur Seite, als sie das Glühen in seinen Augen sahen. Er erreichte den Fels, und mit einer Kraft, die nur aus großen Gefühlen geboren werden kann, begann er den Aufstieg. Ich komme, dachte er, und dann gilt es zwischen uns beiden. Es dauerte fast eine Sekunde, bis Naruto begriff, dass er keinen Schmerz empfand. Und noch einmal die gleiche Zeitspanne, bis er erkannte, warum das so war. Er war nicht verletzt. Der Angreifer war tot, aber neben ihm lag noch ein anderer Ninja auf der Erde, einer, den er nur zu gut kannte. "Kakashi!" Naruto fiel neben dem Älteren auf die Knie und starrte ihn an. Im selben Augenblick begriff er, dass der Jounin starb. Die Klinge hatte ihn am Hals getroffen, und in einem steten Fluss sickerte das Blut aus seinen Adern. "Wieso", presste Naruto hervor, und er spürte, dass seine Augen sich mit Tränen füllten, "wieso tust du das, Hatake?" Kakashi blickte Naruto an, und seine Augen waren erschreckend klar, angesichts seiner Verletzung. "Weil es... mein Leben ist... Naruto...", flüsterte er, "und weil ich... es geben kann... für wen immer ich will..." "Aber ich will es nicht!" Noch immer versuchte Naruto, die Tränen zurückzuhalten. "Ich habe dir gesagt, dass es nicht deine Aufgabe ist!" "Du hast... auch gesagt... du hättest damals... eine Entscheidung getroffen..." Der Jounin holte mühsam Luft. "Was ist...", keuchte er, "wenn ich auch... eine Entscheidung getroffen... habe?" Naruto presste die Lippen aufeinander und schloss die Augen. Seine Hände ballten sich zu Fäusten. "Wieso glaubst du, du könntest das einfach tun?!", schrie er, "Warum denkst du, du könntest dein Leben für meines geben?! Ich will das nicht! Nicht so!" "Hör zu..." "NEIN!" Wutentbrannt rammte Naruto die linke Faust in den Erdboden. Tränen rannen seine Wangen hinab. "Ich will nicht zuhören! Ich will nicht hören, weshalb du es tust! Du zerstörst mein Leben damit..." Er wischte sich die stets neu fließenden Tränen vom Gesicht. "Du nimmst mir damit... alles, was ich noch hatte, verstehst du das nicht?! Ich kann dich nicht einmal mehr hassen, wenn du für mich stirbst. Du kannst jetzt nicht gehen." "Aber ich muss", sagte Kakashi. Seine Stimme war kaum mehr als ein leises Hauchen. "Und ich... bin froh... es auf diese Weise zu tun... weil es so... einen Sinn hat, Naruto... Ein Lehrer... muss sein Wissen weitergeben... verstehst du? Er darf nicht zulassen... dass seine Schüler... sterben..." Naruto schwieg. Stumm starrte er auf Kakashi herab und weinte. Er hasste sich selbst dafür, nichts tun zu können. "Du musst... Sakura... hier wegbringen", bat Kakashi. "Aber ich kann nicht hier fort." Naruto wunderte sich, wie ruhig seine Stimme auf einmal wieder war, trotz aller Gefühle, die ihn durchzuckten. "Du... kannst", sagte der Jounin, "weil... weil ich es dir... befehle... Das hier... ist mein letzter Auftrag... für dich..." Kakashis Hand griff haltsuchend nach Narutos, und dieser umschloss die kälter werdenden Finger seines Meisters mit den seinen. "Ich werde...", flüsterte er, "ich werde ihn ausführen." Eine halbe Sekunde lang zögerte er, dann beugte er sich ein wenig vor, um sicherzustellen, dass der Andere ihn auch noch hörte, und fügte noch ein einziges Wort hinzu. "Sensei." Kakashi schloss die Augen, und sein Atem wurde ruhig, hörte auf. Seine Hand erschlaffte zwischen Narutos Fingern, und als dieser sie losließ fiel sie beinahe lautlos zur Erde zurück. Langsam stand Naruto auf, noch immer, ohne den Blick von seinem Sensei zu nehmen. "Ruhe in Frieden, Kakashi Hatake", flüsterte er dann heiser, bevor er sich zu Sakura umwandte, die noch immer stumm weinend auf den toten Jounin herabsah. Mit blutverschmierten Händen umfasste er ihr Handgelenk und zog sie mit sich. Jetzt, hier oben, so hoch über den Köpfen der kämpfenden Ninjas, von wo es keinen Weg gab, auf dem man hätte fliehen können, mit nichts als Abgründen zu allen Seiten, standen Jiraiya und Orochimaru sich endlich gegenüber. Der Wind zerrte an ihren Haaren, an ihren Kleidern, aber vom Rauschen der Luft abgesehen, war es still. Der Kampflärm drang nur noch gedämpft zu ihnen hinauf, die Schreie der Verletzten und Sterbenden verloschen in der Weite. "Jiraiya", grüßte Orochimaru den Weißhaarigen spöttisch, und deutete eine Verbeugung an, "wie schön, dass du vorbeigekommen bist, um zu sterben." Jiraiya lachte. "Wer von uns beiden hier sterben wird, werden wir ja noch sehen, nicht wahr?" "Wenn du es glaubst. Du warst schon immer so dumm, an Gut und Böse zu glauben, Jiraiya." Orochimarus schmale Augen fixierten sein Gegenüber. "Du wirst verlieren." "Was macht dich so sicher, Schlange?" "Deine ewige Dummheit." Wie auf ein geheimes Kommando sprangen die beiden Kontrahenten aufeinander zu und prallten noch in der Luft aufeinander, Metall blitzte auf, kreischte auf anderem Metall, dann kehrten die Kämpfenden zum Boden zurück, beide unversehrt, wichen ein paar Schritte zurück, griffen wieder an. Der Schlagabtausch wurde langsam ernster, aus dem vorsichtigen Herantasten wurde ein Kampf auf Leben und Tod, der erst dann enden würde, wenn einer von ihnen zu Füßen des anderen läge. "Was ist los, Jiraiya?", keuchte Orochimaru, als sie sich wiede einmal für kurze Zeit trennten und wischte sich mit einem Grinsen ein dünnes Rinnsal Blut vom Mundwinkel. "Ich hätte gedacht, du würdest besser kämpfen!" "Ich wollte dich testen!", rief der Andere zurück. Seine Augen blitzten mit einer Mischung aus Spott und kontrollierter Wut. "Nicht jeder feige Mörder ist an einen fairen Kampf gewöhnt!" Im selben Moment schnellte er vor und brachte Orochimaru eine oberflächliche Schramme an der Schulter bei, die dieser nicht einmal quittierte, sondern stattdessen zu einem eigenen Angriff ansetzte. "Ich ein feiger Mörder?", fragte er in theatralisch verletztem Tonfall. "Aber Jiraiya... Tsunade hatte ihre Chance." Jiraiya wich dem Angriff des Schwarzhaarigen aus, aber Orochimaru konterte seine nachgesetzte Attacke mit ebensolcher Leichtigkeit. "Und hinzu kommt..." Er lachte. "... dass sie wohl noch am Leben wäre, wenn du bei ihr geblieben wärst, oder irre ich mich?" Jiraiya ignorierte diese Worte. "Dann beweis es", sagte er stattdessen, "wenn du kämpfen kannst, dann komm. Komm her und töte mich." Wieder prallten die zwei aufeinander. Er sah den Weg vor sich weniger, als dass er ihn automatisch entlang lief, weil er ihn vor langen Jahren so viele Male gelaufen war. Er hatte Konohagakure gekannt wie kaum einer, und er wusste, wie man das Dorf unbemerkt verlassen konnte. Und jetzt, als er blind vor Tränen, und die schluchzende Sakura hinter sich herziehend, auf die Stelle zulief, zu der er sie bringen wollte, hätte er sonst nicht einmal mehr die Kraft aufgebracht, zu laufen. Noch immer sah er Kakashis Gesicht vor sich, seine brechenden Augen. Er hatte nicht gewollt, dass sein Meister sich für ihn opferte! Bei allen Mächten, die es geben mochte oder nicht, er hatte nicht darum gebeten! Nicht damals, als Kakashi ihn zurückgehalten hatte, nicht heute, als er sein Leben gegeben hatte, um seines zu retten! Wieso nur hatte Kakashi nicht verstanden?! Er fügte Naruto mehr Schmerz dadurch zu, als wenn er ihn hätte sterben lassen. Nun aber für alle Zeit auch noch dieses Bild sehen zu müssen, bis in alle Ewigkeit spüren zu müssen, wie die kalten Finger Kakashis in seiner Hand leblos wurden... wie konnte er ihm das antun?! Das Schlimmste aber war, dass Naruto begriff, dass er noch immer nicht bereit für den Tod gewesen war. Er wollte nicht, dass Menschen für ihn starben - aber er selbst wollte auch nicht sterben. Wofür aber wollte er leben? In einer Welt, in der alle Menschen, für die er je etwas empfunden hatte, ihr Leben verloren, in einer Welt, in der er einsam und verlassen sein würde. Was bedeutete in einer solchen Welt noch sein eigenes Leben? Und dennoch lief er weiter, hielt Sakuras Handgelenk so fest er nur konnte umklammert. Es war sein Auftrag, und den galt es zu erfüllen. Er wusste nicht, was danach kommen würde, aber das hier war wichtig. Es war Ninja-Dasein. Es war seine Pflicht. Das Letzte, was er noch für Kakashi tun konnte. Und nach allem, was er ihm angetan hatte, nach allem, was er zu ihm gesagt hatte, war er es ihm schuldig. Da tauchte die südliche Grenze der Stadt vor ihnen auf, und das Gesträuch, das zum Glück noch immer dort stand. "Hier rein", raunte er Sakura zu, die ergeben gehorchte und zwischen die Äste kroch. Mit einem raschen Blick stellte Naruto sicher, dass keiner sie beobachtet hatte, dann folgte er ihr. Hinter den Ästen, vom Blattwerk verborgen, war es dunkel und still. Dicht neben ihnen war ein Riss in den Pfählen, die das Dorf umzäunten. Ein Riss, durch den Naruto früher oft entkommen war. Heute fiel ihm das erste Mal auf, dass ein Riss in einer Umzäunung, durch den man hinauskriechen konnte, auch für Ninjas, die hinein wollten, ideal war. Wenn er das alles hier überleben würde, dachte er bitter, dann würde er diesen Riss eigenhändig verschließen. Noch im selben Augenblick fragte er sich, ob er überhaupt überleben konnte. "Bleib hier", flüsterte Naruto, während er durch die Blätter hinaus sah, und die Gegend absuchte. Sie waren nah am Monument, das seinen Schatten über ihr Versteck warf, als die Sonne langsam ihren Weg fortsetzte, und düster den Nachmittag ankündigte. "Ich muss wieder da raus." Eben wollte er die Hände ausstrecken, um die Äste zur Seite zu biegen, als Sakura ihm die Hand auf die Schulter legte. "Nicht", sagte sie. Verwundert wandte er sich um. Ihr Gesicht war nass von Tränen, aber in ihren Augen glomm etwas auf, das nicht nur der Schmerz um Kakashi sein konnte. "Nicht du auch noch", bat sie, "geh nicht." "Was...?" Naruto verstand nicht, dennoch ließ er sich wieder auf die Knie sinken und sah sie an. "Was meinst du?" Eine Weile schwieg Sakura, und als Naruto schon glaubte, sie stünde doch bloß unter Schock und würde nicht mehr antworten, hob sie den Kopf und blickte ihn an. "Weißt du", begann sie, "als Sasuke vor zwei Jahren gestorben ist, da ist er getötet worden, weil er mich retten wollte. Und als er dann vor mir lag... ohne Leben, reglos... da... da wusste ich, dass ich nie wieder den Tod eines geliebten Menschen ertragen will. Dass ich... zerbrechen würde, wenn so etwas ein weiteres Mal geschähe. Ich wollte niemandem mehr eine Last sein, mein Leben in meine Hände nehmen, und nicht auf irgendjemandes Schultern abladen, verstehst du? Ich wollte einfach nicht, dass ein Mensch sich um mich sorgen muss." "Ich weiß nicht..." Naruto schüttelte den Kopf. "Ich weiß nicht, ob ich verstehe..." "Und ich habe das getan", fuhr sie fort. "Ich habe gekämpft, Tag für Tag, gegen die Trauer. Diesen Kampf habe ich gewonnen, aber was ist mit meinem Schwur? Kakashi ist tot..." "Das ist... nicht deine Schuld." Naruto erschrak, als er hörte, wie seine Stimme rau und zitternd über seine Lippen kam. "Mag sein. Vielleicht aber doch... und du wärest beinahe auch gestorben. Meinetwegen. Was meinst du, Naruto? Wenn ich einen Schwur geleistet habe... wenn ich geschworen habe, muss ich diesen Schwur halten, um jeden Preis, egal was geschieht?" Wieder liefen Tränen ihre Wangen hinab. Er zögerte eine ganze Weile, dann schließlich nickte er. "Ein Schwur ist ein Schwur", sagte er, und erinnerte sich, dass er einst sich selbst geschworen hatte, niemals wieder einen Menschen im Stich zu lassen, der ihn brauchte. Heute aber hatte er diesen Schwur nicht halten können, hatte nicht helfen können. "Und was man schwört, selbst dann, wenn niemand außer einem selbst davon weiß... das muss man einhalten." Sakura nickte, ein dunkler Schatten überflog ihr Gesicht. "Ich hatte gewusst, du würdest so denken", flüsterte sie, den Kopf senkend. "Aber Naruto", sagte sie dann, "ich weiß nicht, ob ich das kann... Immer einsam, nur, damit niemand in Gefahr gerät... ich schaffe das nicht. Ich muss meinen Schwur... brechen, Naruto." Sie blickte plötzlich wieder auf, und mit einem Mal erkannte Naruto das Glühen in ihren Augen. Er erschrak, als er sie so sah, zuckte zurück, als sie seine Hand mit ihrer berührte. "Ich kann ihn nicht halten, weil ich dich liebe, Naruto. Und wenn du jetzt dort hinausgehst, werden wir uns vielleicht nie wieder sehen. Ich könnte nicht ertragen, wenn du gehst, ohne zu wissen, wie ich denke, welche Antwort du mir auch immer geben magst. Du sollst es nur wissen. Ich liebe dich." Eben setzte Naruto zu einer Antwort an, als ein heißer Schmerz durch seine rechte Schulter fuhr. Mit einem Aufschrei krümmte er sich zusammen, versuchte, den Schmerz zu betäuben, indem er mit der linken Hand sein Schultergelenk umfasste. Dann verschwand das Feuer aus seiner Schulter. Naruto sah den entsetzten Blick in Sakuras Blick, aber er hatte keine Zeit, ihr irgendetwas zu erklären. Er wusste, was dieser Schmerz zu bedeuten hatte. Er fühlte es. Jemand war in Gefahr. In Lebensgefahr. Ohne noch auf irgendetwas Anderes zu achten, bog Naruto die Äste seines Versteckes auseinander, und eilte hinaus. Sein Blick wurde von dem Monument der Hokages angezogen, und er sah die beiden Gestalten, die dort oben kämpften. Und er sah auch, wie eine der Gestalten ins Trudeln geriet und stürzte, für einen schrecklichen Augenblick in der Luft hing und sich dann in allerletzter Sekunde am Fels festhielt. Jiraiya! Naruto rannte los, über gefallene Ninjas hinweg, sprang auf die nächste Hütte, setzte seinen Weg über die Dächer fort, um nicht angegriffen zu werden. Er musste auf das Denkmal! Er musste Jiraiya helfen! Jiraiya und Orochimaru waren mittlerweile so sehr in ihren Kampf vertieft, dass sie beide nicht bemerkten, wie sie sich dem Abgrund zu ihrer Rechten näherten. Blut und Schweiß liefen ihnen am Körper herab, doch noch immer hieben sie aufeinander ein, ohne, dass einer eine Schwäche zeigte. Ein Kampf, der vielleicht noch länger gedauert hätte, Stunden, bis eine Entscheidung fallen mochte. Bis Jiraiya einen Fehltritt tat. Er spürte auf einmal, wie er mit dem rechten Fuß ins Leere trat, kämpfte sekundenlang um sein Gleichgewicht, dann stürzte er. Luft umtoste ihn, für einen winzigen Augenblick schien er schwerelos, bevor ihn die Erdanziehung mit verdoppelter Macht wieder ergriff. Erst im letzten Moment sah er den gemeißelten Felsvorsprung, und streckte die Hände danach aus, bekam ihn zu fassen. Die unglaubliche Wucht, als sein Fall abgebremst wurde, ließ seine Muskeln und Gelenke mit wütendem Schmerz protestieren, doch er fiel nicht, sondern klammerte sich an das Gestein. Die Frage war bloß, wie lange noch. Über ihm tauchte Orochimarus Gesicht auf und blickte höhnisch lächelnd auf ihn herab. "Du hängst wohl sehr am Leben, wie? Dabei wäre es jetzt so einfach, Jiraiya." Orochimaru ließ seine Zunge kurz hervorschnellen und ging ein wenig in die Hocke, wobei er aber darauf achtete, außerhalb von Jiraiyas möglicher Reichweite zu bleiben, falls der Ninja unerwarteterweise doch in der Lage sein sollte, eine Hand vom Fels zu lösen. "Du musst nur loslassen", zischte er, und blickte Jiraiya aus giftigen Augen an. "Wieso... sollte ich das tun?", ächzte Jiraiya. "Weil dir ansonsten auch der Tod blüht. Nur wird er nicht ganz so schmerzlos sein." Jiraiya stieß ein hohles Lachen aus. "Wenn du glaubst, dass ich aufgebe, dann irrst du dich", spie er aus, obwohl er nur zu gut wusste, dass er sich nicht mehr lange würde halten können. "Wie tapfer", spottete Orochimaru, und stand wieder auf. "Ich fürchte nur, das wird dir nicht viel nützen, alter Kamerad." Mit einer beiläufigen Bewegung hob er einen Fuß und ließ ihn einige Sekunden in der Luft kreisen, als könne er sich nicht recht entscheiden, was nun zu tun sei. Dann ließ er ihn auf Jiraiyas linke Hand niederstoßen. Die Knochen in Jiraiyas Hand brachen nicht, sie wurden regelrecht zerschmettert, und der Schmerz übertraf fast alles, was Jiraiya je gekannt hatte. Nutzlos verloren seine zerstörten Finger ihren Halt, aber noch immer krallte er sich mit der rechten Hand in den scharfkantigen Fels, ignorierte das Blut, das nun an beiden seiner Hände herabfloss. "Gib auf", sagte Orochimaru noch einmal. "Niemals!", rief Jiraiya, "Wenn du meinen Tod willst, dann musst du auch zu Ende bringen, was du begonnen hast." "Wie du willst." Ein weiteres Mal hob Orochimaru den Fuß... und wurde von einem plötzlichen Tritt in die Seite davongeschleudert. Er krachte einige Meter weiter auf den harten Fels und blieb sekundenlang benommen liegen. Dann beugte sich Naruto über den Felsvorsprung und streckte Jiraiya die Hand entgegen. Jiraiya ignorierte sie und hob den linken Arm, zog sich mit dem Rechten in die Höhe, stützte sich dann mit dem linken Ellenbogen auf, zog sich mühsam auf den Fels und richtete sich wieder auf. "Ich brauche", keuchte er, "keine Hilfe!" Orochimaru ächzte und kam ebenfalls in diesem Moment wieder auf die Beine. Wieso hatte er den Jungen nicht kommen sehen? Er hätte seine Anwesenheit wahrnehmen müssen, verdammt noch mal, aber stattdessen hatte er sich überrumpeln lassen, wie ein blutiger Anfänger! Aber das spielte jetzt keine Rolle. Mehr als ein Aufschub würde das nicht für Jiraiya sein. "Jetzt geh", sagte dieser eben zu Naruto, "das hier ist mein Kampf. Orochimaru gehört mir." Naruto nickte, und trat an den Rand des Felsens, während Jiraiya Orochimaru entgegentrat. Er verließ das Monument, und noch während er kletternd nach unten eilte, spürte er, wie er begann, seine eigene Macht zu entfesseln. Dieser Tag würde nicht Konohagakures Untergang sein. Nicht, solange in ihm das Herz des Fuchsungeheuers schlug, und sein Geist noch frei war. Rache! Heute gab es Rache für alle! Oben auf dem Monument lachte Orochimaru, als er Jiraiya ansah. Kaum eine Stelle an Jiraiyas Körper war noch nicht blutverschmiert, er stand vornübergebeugt und schweratmend da, Schweiß perlte von seiner Stirn, verklebte sein Haar zu Strähnen. "Wie schwach du bist", stellte er fest. "Nicht nur, dass du Tsunade nicht retten konntest, weil du zu feige warst, zu ihr zu stehen, nein, nicht einmal dich selbst kannst du schützen. Schon jetzt scheinst du mehr tot als lebendig zu sein. Wofür kämpfst du denn noch? Wem willst du etwas beweisen? Alle sind tot oder sterben, es wird niemanden geben, der dich ,Held' nennen wird." "Darum geht es nicht", presste Jiraiya hervor, "aber das sind Dinge, die du noch nie verstanden hast. Es geht nicht darum, ein Held zu sein, sondern darum, eben nicht aufzugeben. Ich werde kämpfen, weil ich es mein Leben lang getan habe. Werde kämpfen, weil es immer etwas gibt, wofür man kämpfen sollte." "Und was soll das sein?" "Freiheit", sagte Jiraiya, "oder das Leben an sich." Orochimaru lachte. "Du glaubst das wirklich, was du da sagst, habe ich Recht? Das ist beinahe schon erbarmungswürdig. Aber eben nur fast, Jiraiya. Nur fast." Mit diesen Worten sprang Orochimaru auf Jiraiya zu, sicher, gewonnen zu haben. Doch noch während er sprang, erkannte er seinen Irrtum. Und auch, dass es zu spät war. Jiraiya richtete sich mit einem Ruck wieder auf und seine rechte Hand glühte im Dämmerlicht der Umgebung. Dann schlug er zu. Der Schlag traf Orochimaru noch in der Luft, und beförderte ihn ein ganze Stück höher. Sein Kopf wurde nach hinten geschleudert, es knackte, und seine Glieder erschlafften, noch bevor er den höchsten Punkt seiner Flugbahn erreicht hatte. Erst dann stürzte er zu Boden, am Denkmal vorbei in die Tiefe, tiefer, tiefer hinab. Das Geräusch, mit dem er schließlich unten auf dem Erdboden aufschlug, drang deutlich zu Jiraiya hinauf, der im selben Moment in die Knie brach, und seinen Blick über das Dorf streifen ließ. Die Kämpfe kamen zum Erliegen. So viel Blut war geflossen. Irgendwo schwelte ein Brand, dichte Rauchwolken stiegen in den Himmel. Jiraiyas Blick verdunkelte sich langsam, und als er zur Seite kippte, und seine linke Hand schützend in seiner rechten vergrub, spürte er die ersten Regentropfen, die das Blut von seinem Gesicht wuschen, und von seinem Körper. Ein reinigender Wolkenbruch ging über dem Dorf nieder, und endete erst, als es Nacht geworden war. Epilog - Zu Ehren der Toten Es waren nicht viele Menschen geblieben, die nun in schwarzen Kleidern Einer neben dem Anderen standen, aber ausnahmslos alle hatten eine feierliche, traurige Miene aufgesetzt. Sie alle hatten so viele Freunde verloren, aber sie lebten, sie atmeten. Und heute nahmen sie Abschied, ein weiteres Mal. "Wir alle", begann Jiraiya, als er sich zu den Ninjas des Dorfes umwandte, "trauern. Wir alle haben Zeiten erlebt, die niemand hätte erleben sollen." Er brach kurz ab, und schien sich zu sammeln. Seinen linken Arm hatte er in einer Schlinge, die Hand war dick bandagiert. "Aber wir sollten nie vergessen, dass - trotz allem, was geschehen ist, und vielleicht eines Tages noch geschehen mag - wir alle ein Geschenk besitzen, das wir hüten sollten, und ehren. Denn dieses Geschenk, unser Leben, ist das, wofür die Anderen gestorben sind. Für unser Leben haben sie gekämpft, haben ihres gegeben, damit wir heute hier sein und ihnen danken können. Wir mögen denken, ihr Blut hätte nicht für uns fließen dürfen. Aber dürfen wir anzweifeln, was sie getan haben? Erinnern wir uns an all die Tage, all die Jahre, die wir an ihrer Seite verbringen konnten, an all die Worte, die sie sprachen, an ihre Taten. Wir werden sie nicht vergessen können, und sicher würden sie das auch nicht wollen. Aber wollen sie, die sie für unsere Freiheit gekämpft haben, dass die Trauer in unseren Herzen auf ewig bleibt? Ich glaube es nicht. Ich glaube, dass jeder Einzelne von ihnen wusste, was er tat, glaube, dass nicht einer unter ihnen seine Taten bereut. Vielleicht sind sie nun woanders, aber in unseren Herzen sind sie stets bei uns. Es liegt nun an uns, was wir aus dieser, ihrer Anwesenheit machen. Es liegt an uns, eines Tages wieder lachen zu können, und freudevoll, dankbar an sie zurückzudenken. Wir dürfen nicht in unserer Trauer versinken, und vergessen, was wir den Toten nun schuldig sind. Das Dorf wieder aufzubauen, und neuen Mut zu schöpfen. Ein neues Leben zu beginnen." Naruto hörte Jiraiyas Worte kaum noch, obwohl sie ihn tief in seinem Herzen berührten. Neben ihm stand Sakura, und hatte den Kopf gesenkt. Als er einen Blick zu Seite warf, sah er, dass auch sie weinte, dass auch über ihre Wangen die Tränen liefen, wie sie es über seine taten. Er erinnerte sich an ihre Worte in dem Versteck nahe der Palisaden, und er wollte ihr endlich eine Antwort geben. Vorsichtig tastete er mit seiner Hand nach der ihren, und umschloss sie sanft. Sie blickte kurz auf, bevor sie den Kopf wieder senkte, und den Druck seiner Finger erwiderte. Und weinend standen sie da, Hand in Hand, während Jiraiyas Worte neuen Mut in ihre Herzen pflanzten. Ende So, nun heißt es ein weiteres Mal Abschied nehmen... aber ich möchte bitte wissen, wie es euch gefallen hat, ja? Also.... ich zumindest hab beim Schreiben eine Schweigeminute für Kakashi eingelegt... *schnüff* Bitte Kommentare!!! Lebet wohl, Shijin Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)