Dying alone von sterekura (Ryous letzte Nacht) ================================================================================ Kapitel 2: Searching you ------------------------ So, aufgrund der vielen Nachfragen hab ich mich dann doch dazu hinreißen lassen noch ein Kapitel aus Bakuras Sicht zu schreiben. Ich hoffe, dass es gut mit dem ersten Teil harmoniert und dass es euch gefällt. Searching you Ich wache auf, weil mir kalt ist. Wie beinahe jede Nacht. Mir ist kalt, weil du wieder weg bist. Seit einem halben Jahr hast du keine ganze Nacht mehr neben mir verbracht. Immer, wenn ich schlafe gehst du. Schleichst dich heimlich aus meinem Zimmer und verschwindest in die dunkle Nacht. Du läufst weg, vor mir... Dabei mache ich mir doch nur Sorgen um dich. Glaubst du wirklich, dass ich nicht weiß, was mit dir los ist? Glaubst du, dass ich nicht von der Küche aus höre, wie du dich jeden Morgen im Bad übergibst? Oder dass ich deine Hustenanfälle immernoch für eine Grippe halte? Du bist so naiv... Ich weiß doch schon längst Bescheid über deine Krankheit. Ich weiß, dass du nicht mehr lange zu leben hast, ich spüre doch, wie du dich quälst. Deine Schmerzen sind auch meine Schmerzen. Du weißt doch, dass wir miteinander verbunden sind. Wie könnte ich da ahnungslos an deiner Seite leben? Ich weiß es... Du wirst gehen müssen. Es ist in Ordnung, dass du mir nichts sagen willst oder kannst. Ich verstehe es. Du willst nicht, dass sich jemand anderes außer dir seinen Kopf zerbricht. Dabei ist es doch unnötig, dass du die ganze Last alleine trägst. Wozu bin ich denn bei dir? Warum habe ich dir den Weg zu mir frei gegeben? Bist du dir eigentlich bewusst, dass ich will, dass du mit mir redest? Ich glaube kaum... Denn sonst würdest du dich nicht so verstecken... vor mir... vor dir... vor uns... Ich mache mir Sorgen, heute Nacht ist irgendetwas anders. Etwas stimmt nicht. Du bist zwar wieder nicht da, deine Sachen sind auch verschwunden, aber es ist nicht wie jede Nacht. Heute habe ich ein beklemmendes Gefühl in meiner Brust, das mir um ein Haar den Atem nimmt. Dir wird etwas passieren, das ist es, was mir dieses Gefühl sagen will. Aber ich kann dich nicht gehen lassen, ich will dich auch niemals gehen lassen. Jetzt, wo ich mich dir geöffnet habe, wo ich lachen kann. Hättest du geglaubt, dass ich jemals glücklich und von Herzen lachen würde? Ich nicht... Aber du sagst immer, dass man Dinge, die man einmal gelernt hat nicht wieder verlernt. So wie Fahrrad fahren. Kannst du es wirst du es immer können. So geht es mir mit dem Lachen. Lange Zeit habe ich es nicht mehr getan, schon daran geglaubt es nie wieder zu tun. Aber du hast mir gezeigt, wie ich das Erlernte wieder anwenden kann. Und genau das mache ich auch jeden Tag, wenn ich dir in die Augen sehe. Ich lächle, damit du auch wieder glücklich sein kannst. Dein ganzes Leben lang hast du anderen Menschen mit deinem Lachen Trost gespendet, ihnen Hoffnung gegeben. Das wollte ich bei dir auch erreichen. Mein Lachen sollte dir die Hoffnung nicht nehmen, dafür aber deine Sorgen, Schuldgefühle und Schmerzen. Aber ich habe versagt... Du hast dich nur noch mehr von mir entfernt. Mein Lachen hat nicht im Mindesten dieselbe Wirkung wie deines. Vielleicht, weil du ein reiner Mensch bist, unbefleckt und unschuldig. Wie kann man nur zulassen, dass so ein perfektes Geschöpf, engelsgleich, einen so schmerzhaften Tod haben soll? Ist das die Gerechtigkeit, um die täglich in der Welt gekämpft wird? Nein, dein Tod ist nicht gerecht. Nicht einmal auch nur ansatzweise. Kein Engel der Welt hat es verdient zu sterben, besonders nicht wenn es mein Engel ist. Wie kannst du auch nur daran denken zu gehen, wenn ich dich brauche? Du bist der einzige Mensch auf dieser Welt, dem ich etwas bedeute, der mir etwas bedeutet. Ich habe mich dir vollkommen hingegeben, du hast meine Seele gesehen... Da kannst du doch jetzt nicht so einfach aus meinem Leben verschwinden wollen. Weißt du, dass das unfair ist? Mich in dieser großen, einsamen Welt zurückzulassen... Ohne dich komme ich doch überhaupt nicht zurecht. Wer soll mir zeigen, wie man sich an einem schönen Tag in der Sonne auf den Rasen legen kann, um die herrlich süßen Düfte der Blumen in sich aufzusaugen? Wer wird mich aufhalten, wenn es mich in den Fingern juckt jemanden ins Reich der Schatten zu schicken? Wer hindert mich daran deinen Freunden weh zu tun? Wie willst du mir zeigen, was es heißt zu leben, wenn du selbst nicht mehr am Leben bist? Wie kannst du behaupten immer für mich da zu sein, wenn du doch genau weißt, dass das eine Lüge ist? Getrieben von meinen Sorgen verlasse ich das Bett, das nur noch meine Wärme gespeichert hat, und ziehe mich schnell an. Ein Blick aus dem Fenster verrät mir, dass es wieder angefangen hat zu schneien. Du sitzt immer verträumt lächelnd am Fenster, wenn es jedes Jahr anfängt zu schneien. Du liebst Schnee beinahe noch mehr wie Regen. Beides verwandelt Unreines in Reines. Beides ist für dich ein Geschenk des Himmels. Für mich sind es einfach nur Naturphänomene. Wenn ich dir das sage lachst du, siehst mich tadelnd an und lachst wieder. "Nein, keine Naturphänomene, denn die haben nicht die Macht dazu Dinge zu reinigen. Kein Phänomen der Welt kann dir diese Freiheit verschaffen, Bakura." Freiheit... Bist du deswegen heute Nacht auch raus? Weil du, bevor du wirklich frei sein kannst, zuerst rein werden willst? Du Narr... Du bist das Reinste, was ich in meinem ganzen Leben gesehen habe. Und diesem reinen Geist folge ich nun in die eiskalte Nacht. Es ist nicht schwer deine Spur zu verfolgen, ich kann dich fühlen. Aber ich kann auch deine unerträglichen Schmerzen spüren. Du bekommst keine Luft mehr, kannst nicht mehr atmen... Lässt mich vor Sorge beinahe wahnsinnig werden und vernebelst so meinen Verstand. Ich spüre dich plötzlich überall, in jeder Richtung. Willst du mich etwa absichtlich verwirren? So finde ich dich niemals. Irritiert laufe ich zuerst in eine Straße, dann drehe ich um und biege in eine andere ein. Aber es bringt nichts. Ich habe deine Spur verloren, du bist in meinem Kopf einfach viel zu präsent. Jetzt nur noch unerreichbar... "Wie wäre es zur Abwechslung mal mit der Wahrheit?" Wie bitte? Das Schild einer Wahrsagerin lässt mich meine Suche kurz abbrechen. Mit hochgezogenen Augenbrauen starrte ich jedes Wort einzeln an. Wahrheit... Was bringt mir denn jetzt noch die Wahrheit? Selbst wenn du von Anfang an ehrlich zu mir gewesen wärst... Es hätte doch überhaupt nichts an deinem Ende geändert. Die Wahrheit schützt dich nicht vor deinem und mich nicht vor meinem Schicksal. Du wirst sterben, vielleicht sogar schon heute Nacht, und ich werde wieder alleine sein. Wie ich es schon mein ganzes Leben lang war, bis du in mein Leben kamst. Lass mich nicht wieder alleine, halte durch... Tu es für mich. Ohne weiter auf das Schild zu achten mache ich mich wieder auf die Suche. Du bist hier auch gewesen, deine Aura ist noch deutlich zu spüren. Deine Schuldgefühle beißen dein krankes Herz. Dabei musst du doch gar keine haben. Du musst nicht mit mir reden, wir brauchen keine Worte für Dinge, über die niemand reden will. Worte sind hierbei nur lästig. Aber du hast mir nicht vertraut, niemals auch nur versucht es mir anders mitzuteilen. Du willst immernoch mit allem alleine fertig werden. Ein starker Charakterzug, der dir am Ende doch nur Kummer beschert hat. Schneeflocken fallen weiterhin unaufhaltsam von dem dunklen Himmel. Ein kalter Wind kommt auf. Kälte... Bei deinem kranken Körper ist es kein Wunder, dass du ständig schwächer wirst. Wieso bist du nur aus dem Haus gegangen? Wenn du jetzt noch immer neben mir im Bett liegen würdest... Überrascht halte ich an. Etwas Rotes ist mir ins Auge gestochen. Mit laut pochendem Herzen beuge ich mich herunter. Ja, das ist Blut... Dein Blut... Du warst hier... Du... Verzweifelt suche ich die Straße nach dir ab. Aber ich kann deinen zierlichen Körper nirgends entdecken. Keine Spur von dir ist sichtbar. Alles, was ich wahrnehmen kann ist dein Wunsch nach meiner Nähe. Ich will doch auch bei dir sein, nur wo bist du? Wo zum Teufel bist du nur hin gelaufen? Der Wind nimmt immer mehr zu und je kälter er bläst, desto schneller rast mein Herz vor Panik. Ja, ich habe Angst... Ich will dich nicht verlieren, du bist das Wertvollste, was ich besitze. Ich würde alles für dich tun. "Ryou!" Das ist alles, was ich noch rufen kann, aber der Wind verschluckt meine Schreie und weht sie mir wieder ins Gesicht. Ich komme einfach nicht zu dir durch. Wieso muss das gerade heute passieren? Ausgerechnet heute kommt dieser Wind auf, eben in dieser einen Nacht, in der ich dir gefolgt bin. Wenn ich sonst wach im Bett liege, auf deine Rückkehr warte und aus dem Fenster schaue, dann bewegt sich nicht ein einziges Blatt des Baumes, der vor meinem Zimmerfenster steht. Das macht mich richtig fertig, ich finde dich einfach nicht. Spüre nur, wie dein Schritttempo langsamer wird, deine Kräfte stetig nachlassen, dein Geist schwächer wird. Ich höre, wie du meinen Namen rufst, finde aber dein Gesicht nicht, um dir zu antworten. Du bist voller Sehnsucht, willst einen letzten Wunsch von mir erfüllt haben. Ich erfülle dir jeden Wunsch, den du hast, das weißt du. Nur sag mir, wo du bist, damit das so bleiben kann. Bitte, rede endlich einmal mit mir... Ryou... // Zwanzig Meter...// Was? // Zwanzig Meter von meinem Haus...// Du bist schon wieder zu Hause? Aber das ist so weit weg von mir. Oh bitte, halte durch. Ich komme so schnell ich kann zu dir. Gegen den Wind ankämpfend renne ich so schnell es geht nach Hause, deine Stimme ständig in meinem Ohr. Alles, was ich von dir höre sind qualvolle Schmerzensschreie, die mir die Brust zuschnüren. Tu mir das nicht an, bitte. // Bakura...// Ja, ich bin doch gleich bei dir. Aber du darfst nicht gehen, verstehst du? Ständig wiederholst du meinen Namen... Betonst jede einzelne Silbe davon und auf einmal hasse ich diesen Klang. Wann immer du meinen Namen sagst kann ich mir ein Lächeln nicht verkneifen, du sagst ihn für gewöhnlich beinahe in jedem Satz. Der Name gefällt dir so sehr. Und es bereitet dir immer so viel Freude ihn durchs ganze Haus zu rufen, wenn ich doch nur im nächsten Zimmer bin. Bakura... Das ist dein Lieblingswort. Aber ich hasse es jetzt. Ich hasse meinen Namen. Denn jetzt klingt er nicht mehr schön, sondern er klingt nach dem Tod, der nach dir greift... Um dich mir wegzunehmen. Der Tod wandert schon ewig in meiner Nähe umher, aber nie holt er mich. Immer nur die, die mir am wichtigsten sind. Mich verschont er immer um ein weiteres Mal. Ich bin an deinem Haus, aber von dir keine Spur... Deine Schreie haben aufgehört, dein Kontakt zu mir ist unterbrochen. Bist du doch noch ins Warme gekommen? Sag mir bitte, dass du jetzt an deinem Kamin sitzt und dich aufwärmst. Mit zitternden Händen schließe ich die Tür auf und renne ins Wohnzimmer. Kein Feuer brennt und auch dein Duft ist nicht vorhanden. Es ist, als wäre deine Existenz vollkommen ausgelöscht. Plötzlich fällt es mir wieder ein. Zwanzig Meter... Ich renne erneut aus dem Haus und suche dich auf der Straße. In der entgegengesetzten Richtung, wie ich zu dem Haus gelangt bin, liegst du... Meine Beine wollen sich keinen Millimeter bewegen, genau wie du. Du liegst mit dem Gesicht auf dem schneebedeckten Boden. Deine rechte Hand verweilt still neben deinem Kopf. Deine Brust hebt sich nicht mehr. Nein... es kann doch noch nicht zu spät sein, du kannst doch nicht einfach so, ohne mir Lebewohl zu sagen gehen wollen. Dass du mir nicht alles sagen konntest verstehe ich. Ich akzeptiere es, aber dass du einfach so gehst ohne mich zu fragen... Dass du einfach aufgibst ohne auf mich zu warten... Das ist nicht fair... Ich schaffe es endlich meine Beine wieder unter meine Kontrolle zu bringen und renne über die weiße Straße auf dich, meinen kleinen Engel zu. Schlitternd komme ich kurz vor dir zum Stehen, falle sofort hart neben dir auf meine Knie. Hebe zitternd deinen Kopf hoch, der schon etwas von Schnee verdeckt ist. Auf deinem ganzen Körper hat sich schon Schnee angesammelt, beinahe so, als wollte er dich umhüllen, in sich aufsaugen. Ich wische ihn unwirsch weg, niemand soll dich verschlingen, schon gar nicht die Kälte, die der Finsternis in nichts nachsteht. Behutsam drehe ich dich um, sehe zuerst die Blutspur, die ihren Anfang in deinem Mund und ihr Ende an deinem Kinn hat. Dann springen mir deine leicht bläulichen Lippen in die Augen. Ich fahre langsam über sie und erschrecke, weil deine Wärme aus ihnen verschwunden ist. Du bist nicht mehr hier, ich bin zu spät... Wasser fällt auf dein bleiches Gesicht. Es kommt von mir, aus meinen Augen... Ich habe dich nachts so oft weinen hören und jetzt weine ich selber. Immer mehr Tränen laufen mir die Wangen herunter, aber keine einzige hat die Macht dich wieder zu mir zurück zu bringen... Du kommst nicht wieder... Nie mehr... Ich bin allein... Allein in der Dunkelheit, mit deinem leblosen Körper in meinen Händen... Weinend klammere ich mich an deinen kalten Körper, drücke ihn fest an mich... Hoffe immernoch, dass du nur ohnmächtig bist... Aber deine rehbraunen Augen bleiben geschlossen... --------------------- So, das war der zweite und letzte Teil dieser kleinen FF *snif* Vielleicht schreib ich sowas mal wieder. Naja, was heißt vielleicht ^^ *knuddel* Euer Kuragirl Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)