Auslöser war der Wille von Silverdarklight (Schicksal) ================================================================================ Kapitel 17: Ein Tag ------------------- Hey! Soo...nur für euch! eXtra lOng!!^^ Ich würd' ja noch mehr schreiben, bin aber viel zu müde... Viel Spaß, eure Lu^^ Kapitel 17 - Ein Tag Ich kann nichts mehr fassen. Ich kann es alles einfach nicht begreifen. Eben noch konnte ich Yami sehen, eben noch war ich ihm so verdammt nah... aber er lag so eiskalt da.. dieses weiße Gesicht.. dieser steife Körper... Ein eisiger Schauer fährt durch meine Glieder. Es scheint noch so real. Diese Kälte. Erstarrt in Hilflosigkeit. Ich kann es noch fühlen... und je mehr ich mich erinnere, desto heftiger wird der Schmerz. Da gab es eine Möglichkeit. Hoffnung übermannt mich erneut. Ich erlebe alles wie in einem Film noch einmal. Ich stand in diesem Raum... fast schon im Kreis... so nah.. so nah... mein Herz schlägt heftig... es spürt jene Wärme nach der es sich so lange gesehnt hat... und dann... vorbei. Jemand versperrt den Weg. Eine unüberwindliche Mauer kann man nicht erklimmen... Aber der Blick... So viel Trauer. So viel Leid. So viel Verzweiflung. So viel Schwäche... So große Gefühle sind stark. Zu stark um ignoriert zu werden. Zu stark für mich. ,Aber warum..? Warum...was bedeuten diese Augen... was willst du mir nur sagen, Tea...? Was...?' Ich bin so müde... Sie liegt friedlich schlafend neben mir. Immer eine Stütze, immer da für mich. Und ich für sie..? Alles scheint so irreal. Ich liege hier in einem warmen, weichen Bett. Ich habe meine Freunde, meine Familie. Im Moment bin ich eben bei Bekannten zu Besuch. Das Leben könnte so einfach sein... ich könnte doch so glücklich sein, oder? Aber da ist noch was. Da ist ein Mensch, der mir soviel mehr wert geworden ist. Auf ihn hätte ich aufpassen sollen... Wie leicht verliert man doch, was einem so wichtig war... Ich habe ihn von mir gestoßen, obwohl mein Herz nach ihm geschrieen hat. Ich habe seine Worte, seine Gesten ignoriert aus Angst ihm mich zu offenbaren. Er wäre sicher gegangen. ,Ach wirklich? Wäre er, ja?' Jetzt ist er es. Durch meine Schuld. ,Meine Schuld... alles meine Schuld... meine Schuld...' Das ist so absurd. So absurd. Alles ausgelöst, weil ich es so wollte... `Mein Wille war der Auslöser...` Klingt nach purer Ironie. Ich habe gewollt, dass er geht. Ich habe gewollt, dass er stirbt. Tot. Wegen. Mir. Kein Yami. Kein Yugi und Yami. Nie wieder. Es soll so sein. Das ist meine Strafe. Er muss in dieser Kälte bitterlich erfroren sein. Ein langes, schmerzvolles Leiden. Und um ihn absolute Finsternis. Kein Licht. Keine Hoffnung. Allein. Er hat es sicher nicht verstanden. Er muss mich gehasst haben. ,Ich bin so hässlich.' Doch Gefühle regen sich nicht. Ich spüre nichts. Da ist nur Leere... Müsste ich nicht verzweifeln..? Müsste ich mich nicht dafür hassen..? Ich kann nicht mal Ironie empfinden. Meine Worte klingen so hohl in meinem Kopf. Da ist nichts mehr. Weder Liebe noch Wut, weder Trauer noch... Kälte... Wie tot. Tot. Ich bin so müde... Aber warum zittere ich dann..? Warum laufen mir dann Tränen über's Gesicht...? Ist nicht alles egal geworden..? ,NEEEIIIIIINN!!!' Mein Herz schreit ohrenbetäubend laut. Ihm fehlt ein Stück. So unersetzbar wie das Licht. Ohne diesen kostbaren Juwel ist es verloren. Es MUSS ihn zurück haben. Nur WIE, wie... "Du hast es so gewollt..." Der Nachhall einer leisen Stimme, so traurig... Ein lächelndes Gesicht. Ein ernstes Gesicht. Ein entschlossenes Gesicht. Ein trauriges Gesicht... Yami. Es tut so weh. Meine Schuld ist so groß. ,Ooooh, mein Kopf! Verdammt!' Vor Schmerzen fast brüllend presse ich meine Hände an die Schläfen. Plötzlich eine Bewegung an meinem Bein. Tea muss aufgewacht sein. Aber kein Wort. Sekundenlange Stille. Dann ein kaum verständliches "Yu...- gi...". Keuchend und doch nur gehaucht kommt es über ihre Lippen. Ein paar hastige Bewegungen und schon klappt die Tür hinter ihr zu. Wenig später höre ich wieder Schritte, die vor meiner Tür zu verharren scheinen. Ein leises, aber bestimmtes Klopfen reißt mich aus der Vergangenheit endgültig zurück in das Hier und Jetzt. "Wer... ist.. da?" Jedes Wort bereitet unendliche Mühe. So schwach. Langsam wird die Klinke heruntergedrückt. Wenig später erkenne ich sie. Ishizu. Ganz behutsam, wie darauf bedacht keine hastige Bewegung zu machen, setzt sie einen Fuß vor den anderen, bevor ihr Körper auf meinem unteren Bettende hockend zur Ruhe kommt. "Hallo, Yugi.", tönt ihre Stimme sanft an mein Ohr, "Wie geht es dir?" Sofort werde ich ruhiger. Es scheint, als würde allein schon ihre Anwesenheit alles Dunkle abwenden. Es herrscht Vertrauen. Irgendwas sagt mir, dass sie die einzige ist, die mir helfen kann. Woher nehme ich diese Gewissheit? Ich weiß es nicht... Als ich ihr nicht antworte, mustert sie aufmerksam mein Gesicht. Ich kann mir nicht vorstellen, was sie darin zu erkennen glaubt, zumal es noch tränenverschmiert sein muss, aber das kaum merkliche Lächeln auf den Lippen zusammen mit den leicht traurigen Augen so voll tiefstem Verständnis verrät, dass sie auch so begreift. "Wir haben uns Sorgen gemacht, weißt du...", fährt sie leise, aber bestimmt fort. Immer noch lächelnd. "Vielleicht fange ich dort an, wo wir uns das letzte Mal gesehen haben... nachdem du im Eingang der Pyramide verschwunden warst... Schon einige Minuten später hat plötzlich ein mächtigen Erdbeben den Boden erschüttert. Ich wurde zu Boden geworfen. So hat es eine Weile gedauert, bis ich die Ursache fand..." Mit belegter Stimme, wie aus einem inneren Zwang heraus, setze ich Ishizus Satz fort: "Das Portal hat sich geschlossen." Krampfhaft versuche ich dabei aufsteigende Bilder in mir zu verdrängen, ohne Erfolg. Ein versperrter Ausgang. Diese Angst. Wider mustern mich ihre Augen. Mit ernster Miene setzt sie an. "Genauso war es. Das ist zuvor noch nie passiert. Ich war beunruhigt, aber habe dem Schicksal vertraut. Ich konnte dort keine böse Kraft spüren. So wartete ich. Nach einer Weile gab es eine erneute Erschütterung, nur tausendmal heftiger. Der Boden riss auseinander und begann die Pyramide hinabzuziehen. Zum Glück konnte ich mich noch schnell mit den Jeep in Sicherheit bringen! Der Lärm war wirklich ohrenbetäubend!" ,Wieso erzählt sie mir das alles........? Ist doch egal...' Ein heftiges "Hör zu!" schreckt mich aus meinen trübsinnigen Gedanken auf. Der traurige Blick straft ihre Worte Lügen, doch es kann auch Einbildung gewesen sein, denn sie schaut schon wieder so ernst. "Irgendwann hat es endlich aufgehört. Vor mir lag nur die blanke Wüste. Plötzlich blendete mich ein grellweißes Licht... und da lagst du! Ich bin eilig zu dir gelaufen, aber alle meine Aufweckversuche waren vergebens. Also hab ich dich mühsam ins Auto verfrachtet und bin mit dir zurückgefahren. Gleich auf der Treppe haben mich meine Brüder und Tea angefahren, was mir denn einfalle! Ohne Bescheid zu geben!" Als wäre eben nichts gewesen. "Tea war ganz außer sich bei deinem Anblick... Ich konnte sie trotz ausführlicher Erklärung kaum beruhigen... Sie hat Tag und Nacht an deinem Bett gewacht." ,...Tag und Nacht...' hallt es wie ein Echo durch meinen Kopf. Es sagt mir aber nichts. Wieder mustert mich Ishizu, bevor sie mit sehr zarter Stimme eine schwerwiegende Bitte an mich richtet. "Ich weiß, du vertraust mir. Ich möchte dir helfen. Bitte sag mir, was im Grab vorgefallen ist...!" Ihr Blick bleibt zwar sanft, dennoch scheint er bis in meine Seele vordringen zu können. Schnell senke ich meine Augen nach unten. Irgendwie möchte ich ihr schon alles erzählen... aber es fällt so verdammt schwer... die Last liegt wie ein klumpen Blei auf meinem Herzen... ,Yami... ICH bin SCHULD! Ich war dein TOD....' Wieder strömen mir Tränen über die Wangen. Mein Körper zittert heftig. Da ist kein Trost. Plötzlich werde ich in zwei zärtliche Arme gezogen. Ishizu streicht mir sachte über den Rücken, immer wieder... Es fällt kein Wort. Ich kann ihr Herz ruhig schlagen hören. So liege ich an ihre Brust gedrückt. Nach einer kleinen Ewigkeit kommen keine Tränen mehr. Ich habe einfach keine mehr. Die Leere dringt wieder bis in meine Seele vor. Und dann kann ich sprechen. Diese monotone Stimme scheint gar nicht mir zu gehören.... Die ganze Zeit über presst sie mich fest an sich als wolle sie mir gleichzeitig Halt geben und Mut spenden weiterzusprechen. An der Stelle wo ich von Yamis Auffinden rede, verstärkt sich der Griff kurz. Ich bin fertig. Schweigen umhüllt uns beide. So unwirklich. Hätte sie etwas gesagt, wäre diese Illusion von Friede wie eine Seifenblase grausam zerplatzt. ,Sie scheint mich nicht zu verurteilen, oder? Warum nicht?' Zwei einfache Fragen, die eine ganze Gefühlswelle in mir auslösen. Von Verwirrung, über Zweifel, Unglauben, Hoffnung, Ungeduld bis zu Unverständnis wirbelt alles im Kopf durcheinander. Ein forschender Blick von ihr genügt um sie die für mich ungemein erleichternden Worte sagen zu lassen "Es war nicht deine Absicht." Ihre Augen schauen sehr intensiv in meine, scheinen so viel mehr zu sagen... "Schuld ist relativ..." Sachte, aber bestimmt drückt sie mich zurück auf's Kissen und breitet behutsam die Decke über mir aus. Vollkommen durcheinander nach ihren Worten, die meine eigene Meinung auf den Kopf stellen, blicke ich zu Ishizu auf. Sie kramt aber gerade in ihrem Gewand nach irgendwas. Zum Vorschein kommen Flasche mit Esslöffel. Vorsichtig träufelt sie etwas von der Flüssigkeit auf den Löffel, ehe sie ihn mir auffordernd vor die Lippen hält. "Trink!" erklingt im bittenden Ton ihre Stimme. Vertrauensvoll trotz Verwirrung öffne ich bereitwillig den Mund um die Medizin herunterzuschlucken. Sofort senkt mich bleierne Müdigkeit in Halbschlafzustand. "Schlaf jetzt! Ich werde nachforschen. Da gibt es so ein Buch..." ist alles, was ich von Ishizus ernsten Worten noch mitbekomme, ehe mich nichts mehr in der Wirklichkeit halten kann... Ich will noch nicht aufstehen... Ich bin noch viel zu müde... Langsam kommt mein Bewusstsein zurück in die Gegenwart. Meine Augen sind regelrecht verklebt. Das macht das Aufstehen auch nicht gerade leichter. Verschlafen reibe ich die Körnchen aus den Winkeln. Dabei ziept es mich in jeder kleinsten Bewegung. WIE LANGE lag ich denn bloß im Bett? ,Häääh??? Das is ja nicht einmal meins! WO bin ich denn??? Ach ja! Ich wollte ja nach Ägypten... bin mit Tea hierher zu Ishizu und ihren Brüdern geflogen... aber... warum denn nur....? War da was...? Auch egal! Erst mal hochkommen...' Gähnend strecke ich mich und kann unter ächzen schließlich eine immerhin sitzende Position einnehmen. Meinen Beinen traue ich noch nicht so ganz. Draußen scheint helllichter Tag zu sein... Wieso habe ich so lange geschlafen..? Keiner hat mich geweckt! Keiner... niemand da... allein.. Was soll das? Wieso denke ich daran? Im gleichen Augenblick überfällt mich ein gewisses Gefühl der Leere... Warum...? Ich habe den Verdacht, etwas vergessen zu haben...entweder es war nicht so wichtig oder....... ich will es gar nicht mehr wissen, weil es zu grausam.... ,Schluss jetzt! Da wird nichts sein!' Mit einer imaginären Hand wische ich diesen Gedanken beiseite. Und doch... Ein kleiner Stich im Herzen. Ruhe. Weg. Gerade versuche ich doch einen Schritt zu wagen, als die Tür aufgeht. Ishizu stoppt bei meinem Anblick abrupt. Ihr Erstaunen weicht schnell einem leichten Lächeln. Sehe ich so seltsam aus bei meinem Gehversuch? "Du bist wach..." Eine einfache Feststellung, aber gesprochen, als wäre es das achte Weltwunder... Verwirrt blicke ich hoch zu ihrem Gesicht und bemerke erst jetzt das Tablett auf ihren Armen. Eine schöne Suppe.. riecht wie Hühnerbrühe... dazu Brot... eine Tasse Kamillentee.. Prompt fängt mein Magen lautstark an zu knurren. Peinlich berührt erröte ich leicht. Schnell stellt sie alles auf dem Nachttischchen ab, ehe sie sich konkret an mich wendet. "Schön... Appetit ist gut... Dann iss erst mal was, zieh dich an und danach komm die Treppe runter! Ich warte vor der rechten Flügeltür." Fast glaube ich, sie wollte noch mehr sagen. Eine Täuschung..? In ihren Augen liegt ein undefinierbarer Ausdruck. Und wenn sie noch so lieb lächelt... Achselzuckend wende ich mich nach ihrem Verschwinden dem Frühstück zu. Es schmeckt so gut als hätte ich tagelang nichts zwischen den Zähnen gehabt. Und Durst habe ich! Mein Mund ist wie ausgedörrt. Nach einer Weile bin ich soweit. Noch relativ mühselig schaffe ich das Wegstück im Flur bis zum Treppenansatz. Bedächtig setze ich jeden Fuß auf die nächste Stufe. Wieso kann es mir nur nicht langsam genug gehen...? Woher kommt dieser unangenehme Kältehauch..? Es zieht doch nirgends. Doch noch ein anderer Gedanke beschäftigt mich. Was war das vorhin? Ishizu hat so - komisch - geguckt. Und ihre Worte... ,Schön...' Endlich habe ich den Fuß erreicht. Rechterhand steht sie tatsächlich vor einer riesenhaften Doppeleichentür. Ein Lächeln breitet sich auf ihrem gesamten Gesicht aus. "Komm schon, Yugi! Ich... hab eine Überraschung für dich!" ,Und was?' Fast will ich ihr das tatsächlich patzig an den Kopf schmeißen, lasse es dann aber doch nur beim Gedanken. Warum empfinde ich alles als so sinnlos.....? Der fragende Blick Ishizus ist mir langsam zu unangenehm, dass ich mich beeile bei ihr anzukommen. Ohne ein weiteres Wort stößt sie die Tür schwungvoll auf, mich hinter sich herziehend. Nach einem kurzen Flurstück sehe ich mich noch einmal solch einem Rieseneingangsportal gegenüber. Die Flügel sind jedoch bereits weit aufgeklappt. ,Natürlich... das Esszimmer!' Aber noch ehe ich so ganz begreifen kann, wo ich mich befinde, trifft mich die Überraschung im wahrsten Sinne des Wortes wie ein Schlag. Kaum von Ishizus Hand befreit, reißt mich etwas oder besser JEMAND zu Boden. "DA BIST DU JA ENDLICH! ICH HAB DICH SO VERMISST, ALTER!" Total perplex starre ich in die Augen dieses groben Rüpels, der mich da so überfällt. Schokoladenbraune, die belustigt funkeln. Das ist ja... "JOEY!!" Erst geschockt, bahnt sich ein Lächeln den Weg nach draußen. Ist es so lange her, dass ich fröhlich war...? Ein Grinsen ziert seine Lippen, meinen so nah... Blonde Strähnen kitzeln mich.... Für einen Augenblick verwandeln sich diese Gesichtszüge in andere... etwas zartere... Dunkle, violette Seelen offenbaren sich mir, in denen sich tiefe Sehnsucht spiegelt... Nur ein Trugbild! Ein Wunsch aus meinem Herzen...? Schnell schüttele ich den Kopf, wohl zu heftig, denn Joey schaut etwas verwirrt. Blitzartig versuche ich abzulenken. "Ähm... könntest du bitte von mir runtergehen?" Mit vor Verlegenheit leicht geröteten Wangen angesichts der eben erst registrierten Lage erhebt sich Joey ruckartig. "Typisch für Köter... Immer schön alles anspringen! Hättest mal deine Freude etwas zügeln sollen..." Diese verächtlich Stimme kann nur einem gehören..! Und richtig, während der Rest im Raum in prustendes Lachen ausbricht, höre ich Joey schon wutschnaubend "KAIBA!!!" brüllen. Mit rasender Geschwindigkeit steht er vor dem verwöhnten Firmenchef und hat seine Hände an dessen Kragen geklammert. Nachdem mir Ishizu wieder auf geholfen hat, schaue ich mich das erste Mal richtig gründlich im großen Raum um. Der sonst so leer wirkende Tisch ist voll besetzt. Alle sind sie da... Großvater, Tristan, Serenity, Mokuba, Duke und sogar Mai! An der gegenüberliegenden Front, einen freien Platz flankierend, sehe ich auch noch Marik und Odion und an der Seite von Mai....Tea. Sie lächelt nicht. Starr ruht ihr Blick auf der Tischplatte. "Man, bleib cool, Kumpel!", ertönt Tristans Stimme. Inzwischen beruhigt, ist er aufgesprungen und versucht jetzt Joey von Kaiba wegzuzerren. Nach einigem Gerangel erfolgreich. "Wenn der Mantel von deinen dreckigen Pfoten beschmutzt wurde, bezahlst du die Rechnung, Köter!" Auf diese hochnäsige Aussage folgt natürlich ein gefährliches Knurren seitens meines blonden Freundes, aber im festen Griff wird das neuerliche Vorhaben "räudiger-Köter-befällt-Arschgesicht-Millionär" vereitelt. Lachend mischt sich jetzt auch Mokuba ein. "Lass mal, Seto. Joey ist ein sehr sauberer ,Köter'. Und Joey, du weißt doch, wie Seto so is..." "Genau, Joey! Und außerdem sind wir doch nicht hier wegen dem da, sondern wegen Yugi!" Bei "dem da" ist ein verächtliches Schnauben von Kaiba zu hören. Jetzt richten sich alle Augen auf mich - außer Teas. Trotz der freundlichen Mienen wird mir angesichts der allgemeinen Aufmerksamkeit etwas mulmig. Sie warten... Die Stille ist zum zerreißen gespannt. Erst Ishizus Stimme lockert die Atmosphäre etwas. Während sie mir beruhigend die Hände auf die Schultern legt, beginnt sie zu sprechen. "Bevor ich euch mitteile, warum ihr alle heute hier seid, möchte ich, dass sich alle setzen." Ihre ernsten, bestimmten Blicke zu den anderen und ein zusätzlicher Druck auf meinen Schultern sind eine unmissverständliche Aufforderung. Schweigend nehme ich den wohl mir zugedachten Platz an der Stirnseite des Tisches ein. Joey hat dabei schon wesentlich mehr Probleme, zumal er links von mir sitzt, direkt gegenüber Kaiba. Nonverbal schlägt er gerade einen Meisterkampf. Seine giftigen, vor Wut nur so strotzenden Augen fixieren seinen Gegner aufs schärfste. Kaiba hat für ihn nur ein spöttisches Grinsen mit hochgezogener Augenbraue übrig. Um ihren unsinnigen Hahnenstreit zu beenden, frage ich Joey schnell, wie er hierher kommt. Haben wir nicht Schule?? Seine Antwort darauf erstaunt mich. "Wieso? Es sind doch Ferien! Ich hab seit vier Wochen nichts mehr von dir gehört... Dein Großvater hat gesagt, du wärst in Ägypten, aber 'ne Nachricht hast ja nich geschickt. Und jetzt sind eben Herbstferien, also hatten Tristan und ich Zeit. Gleich am ersten freien Tag kam Ishizus seltsamer Anruf, von wegen ich solle kommen, sie würde bezahlen und nicht nur Tristan, sondern auch Serenity, Duke und Mai sollte ich Bescheid geben. Sie würde schon bezahlen. Der Flug wär für den nächsten Tag, die Tickets am Schalter. Aber was ,der' hier will, weiß ich nich.." Das Wort ,der' kam im Gegensatz zum Rest nicht geflüstert, sondern laut, abfällig, regelrecht ausgespuckt aus seinem Mund. "Was denkst du denn, Köter? Sie hat bei Mokuba durchgerufen. Der ist natürlich immer gleich hellauf begeistert. Und allein soll er nicht so weit reisen.. Da wir sowieso in Kairo nach dem neuesten Bau von ,Kaibaland' sehen wollten, passte es eben.", warf Kaiba mit lässiger Stimme ein. Er hat es also mitbekommen. "Du meinst, Mokuba hat dich überredet...", erwidert Joey spöttisch. "Hat er nicht! Ich wollte ihn nur nicht alleine reisen lassen. Freiwillig käme ich nie hierher!" Leichte Ungeduld schwankt mit. Ein kurzer Seitenblick von ihm gilt mir. Ich höre aber kaum hin. Vielmehr interessiert mich, was Ishizu zu sagen hat. Vielleicht bringt das etwas Licht in meine lückenhafte Erinnerung...? Sie schaut schon die ganze Zeit skeptisch zu uns herüber. Ehe der Streit zwischen den beiden neben mir noch weiter ausarten kann, erhebt sie aber das Wort. Erwartungsvoll liegen die Blicke auf ihr. "Hört mir bitte zu! Erst einmal freut es mich, dass Yugi wach ist und ich euch endlich meine Idee vorstellen kann..." Schon wird sie unterbrochen. "ERST EINMAL, finde ich, Schwester, sollten wir ihn begrüßen!" ,Verzieht Ishizu etwa ihre Mundwinkel leicht säuerlich? Muss eine Täuschung sein. Sie ist doch immer so ruhig und besonnen..' "Das hättest du schon längst tun können, ,Bruder' !" ,War das jetzt leicht zynisch?' Marik zuckt nur mit den Schultern. "Also dann... sei willkommen, Yugi!" "Es freut uns, dich zu sehen.", ergänzt Odion. "Ääähm... sorry, Yugi! Hallo, Kumpel!", mischt sich nun auch Tristan, verlegen am Kopf kratzend, ein. Die Begrüßungsrunde geht weiter. "Hallo, Yugi!", fährt Mokuba fort. "Hi! Schön, dass es dir gut geht, Yugi!", meldet sich Serenity verschmitzt. Mai ruft gleich hinterher "Hey, Yugi!" und zwinkert mir zu. Dann herrscht Schweigen. "Tea..?", fragt Joey erstaunt nach. Verwirrt hebt sie den Blick, scheint zum ersten Mal zu bemerken, wo sie überhaupt ist. "Äääh...h - i - ...." Nur mein Großvater hat noch nichts gesagt. Seine Augen ruhen auf Tea. Die ganze Zeit schon.. ? Endlich wendet er sich an mich. "Hallo, Yugi." Sein forschende Blicke treffen mich und Tea. "Wir reden später." Das ist alles. Wieder gilt die allgemeine Aufmerksamkeit Ishizu. Sie räuspert sich kurz. "Also.. meine Idee ist.." "Mach hin! Ich will noch weiter!" Das musste ja sein. Kaiba kann's nicht lassen. Immer darf nur er im Mittelpunkt stehen. Aus unerfindlichen Gründen bringt mich das von einem Prusten bis zum haltlosen Lachen. Die anderen starren mich nur sprachlos an. Es tut so gut zu lachen. Für einem Moment fühle ich mich so frei. Viel zu schnell aber holt mich die Leere wieder ein. Es wird kalt in meinem Herzen. Warum... ? Verwirrung spiegelt sich in allen Augen wieder, auch bei Tea. Als sie bemerkt, dass ich zu ihr sehe, schaut sie nach unten. Der traurige Ausdruck auf ihrem Gesicht entgeht mir nicht. Bevor ich mir darüber Gedanken machen kann, lenken mich Ishizus Worte ab. "Meine Idee ist es, auf den Punkt gebracht,", der Seitenblick gilt Kaiba, "dass wir alle zusammen mit Yugi den Tag heute im ,Kaibaland' verbringen." Jetzt gilt der konfuse Blick aller Ishizu. Kaiba fasst sich als erster. Auf seinen Zügen zeichnet sich nach und nach eine immer größer werdender Wutausbruch ab. "Und DAFÜR verschwende ich MEINE ZEIT??? ICH GEHE! KOMM MOKUBA!!" "WARTE!!" Ishizu übertrifft ihn noch in seiner Tonlage. Als er tatsächlich innehält, fährt sie gelassener fort. "Denkt nicht, dass ich das nur einfach mal so beschlossen habe! Es gibt einen ganz bestimmten Grund...- den ich euch jetzt noch nicht sagen kann..." "Na toll!", erwidert Kaiba genervt. "Ach komm schon, Seto! Wir wollten doch sowieso dorthin.." Mokubas süßem Blick und dieser lieb bittenden Kinderstimme kann man nicht lange widerstehen. Resigniert seufzend, halb die Augen verdrehend, äußert Kaiba ein grummelndes "Okay, okay..." und nach einem Blick auf seine Armbanduhr "Mokuba und ich fliegen schon einmal vor. Bis halb drei! Das schafft ihr doch?" Die letzte Frage klingt spöttisch in Richtung Ishizu. "Ja.", antwortet diese ohne mit der Wimper zu zucken. Wenige Sekunden später hört man die Eingangstür hinter den beiden Brüdern laut ins Schloss fallen. "Mh.. ein bisschen seltsam ist das schon, oder Yugi? Aber so ein Vergnügungspark macht Spaß! Los, lass uns Sachen holen und dann nichts wie los! Dieser arrogante Schnösel kann meinetwegen bleiben wo der Pfeffer wächst!!" Mit diesen Worten packt er mich am Arm, um mich hinter sich her zu schleifen. "Na gut... dann treffen wir uns in zehn Minuten draußen!", ist alles, was ich noch von Ishizu hören kann, bevor wir zu weit weg sind. Tristan läuft grinsend neben uns die Treppe hoch. Bei einem Blick hinter mich, erkenne ich auch Duke, Serenity und Mai. Was ist mit Opa? Und Tea? Da kommen sie! Einen Arm hat er um ihre Taille gelegt. Was er ihr sagt, kann ich leider nicht verstehen, aber sein Blick ist eindeutig besorgt. Jetzt erkenne ich nichts mehr. Der um die Ecke biegende Flur versperrt jede Sicht. ,Links rum..?' Sofort beantwortet sich meine Frage von selbst. Wir stehen in Joeys und Tristans Zimmer. Es sieht meinem sehr ähnlich bis auf zwei Betten statt einem breiten. Schnell klaubt sich Joey seine Jacke und schmeißt Tristans ihm zu. Schon werde ich wieder den Flur entlang gezerrt. "Ääähm...Joey?", frage ich vorsichtig. "Was denn?", antwortet er genervt. "Mein Zimmer liegt im anderen Flügel..." "Oh..." Die plötzliche Kehrtwende reißt mich fasst zu Boden. Im rasanten Tempo zerrt Joey mich hinter sich her bis zum gegenüberliegenden Flurende. Auf. Rein. Jacke. Raus. Zu. Runter. Für eine Verschnaufpause lässt er mir keine Zeit. Kein Wunder, dass ich draußen, als wir endlich stehen, vollkommen außer Atem bin. Willenlos lasse ich mich von ihm ins Auto bugsieren. Tristan rückt nach. Vorne sitzen Ishizu und Marik. Dann fährt wohl mein Großvater mit den anderen in Odions Wagen. Ein Blick aus dem Fenster bestätigt meine Vermutung, dass es sich um den geräumigen Jeep handelt. Hinten erkenne ich Tea. Wieder ist ihr Blick gesenkt... Neben ihr redet mein Großvater auf sie ein bis sich auf ihr Gesicht ein kleines Lächeln stiehlt, so kurz nur. Ein kläglicher Versuch. Unsere plötzliche Anfahrt raubt mir jegliche Sicht. Ich könnte nach hinten schauen, aber das scheint mir dann doch zu auffällig, zumal mich Joey bereits schief von der Seite anguckt... Seine prompte Frage schlägt mich vor den Kopf. "Was läuft da eigentlich zwischen dir und Tea?" So banal gestellt. Müsste es nicht eine ebenso einfache Antwort geben..? Ich weiß sie nicht... noch nicht... ,Ich werde mit ihr reden!' Der feste Vorsatz beruhigt mein ungutes Gefühl. Trotzdem bleiben leise Fragen. Warum...? Immer und immer wieder. Ich stelle dieses Wort auf die Waage. Wieviel bedeutet mir die Antwort? Wieso glaube ich, dass es da etwas gibt... etwas... ein Zusammenhang...? "Erde an Yugi? Hallohooo??" Erschrocken fahre ich aus meinen Gedanken. Ach ja, richtig! Da war ja diese Frage... Schnell stammele ich mir was zusammen. "Ni - nichts... da ist gar nichts zwischen mir und Tea, mein ich... ich wundere mich auch... weiß nich.." Achselzuckend belässt es Joey dabei. Lieber möchte er wohl von "Kaibaland" reden, da er regelrecht ins Schwärmen gerät. Hundertmal Achterbahn fahren, zig Runden Karussell, die Geisterbahn erkunden und schön viel Süßkram in sich reinstopfen. Tristan reißt die Begeisterung gleich mit. Mir wird schon vom Gedanken übel. Zwischen Ishizu, Marik und mir herrscht während der restlichen Fahrt einvernehmliches Schweigen. Selbst als wir endlich da sind und uns jede Menge Lärm, Menschentrubel, Fröhlichkeit und Ausgelassenheit umgeben, dringt nichts zu mir vor. Es ist wie ein Gewirr aus den schillernsten Farben, das um mich herum wirbelt. Ich stehe in Finsternis. Kälte umschließt mein Herz. Warum..? Was ist es, dass ich mit solcher Macht verdränge..? Erst Kaibas nüchterne Stimme reißt mich aus der Starre. Alle Geräusche prasseln auf einmal auf mich nieder, ein gewaltige Welle, die mich wegzuspülen droht. Joeys grober Griff an meinem Arm hält mich fest. Mich im Schlepptau baut er sich vor Kaiba auf. Der Begrüßungssatz eben war auch die reinste Provokation. "Ihr kommt ja reichlich spät! Konnte der räudige Köter da mal wieder nicht fertig werden? Hat wohl seinen Knochen verlegt." "Halt die Klappe, Kaiba! Erstens ist es erst fünf nach halb drei und zweitens lass ich mich nicht als Sündenbock hinstellen und lass endlich dieses dumme Gerede von ,räudiger Köter', klar!!!" "Was du nicht sagst! Wer hört denn schon auf dich? Du bist nun mal ein räudiger Straßenköter, mit dem diese armen Leute hier zufällig Mitleid haben.", kommt es postwendend spöttisch zurückgeschossen. Inzwischen haben sich die anderen um uns drei gescharrt. Mokuba wirft seinem Bruder einen ziemlich ärgerlichen Blick zu. Als dieser das bemerkt, renkt er etwas ein. "Okay... ich hab keine Zeit mehr. Da gibt es noch viel Arbeit für mich. Im Gegensatz zu gewissen anderen Leuten habe ich etwas ,sinnvolles' zu tun!" Grimmig funkelt ihn Joey an. Seine Stimme klingt gefährlich. "Sollte sich hier jemand angesprochen fühlen!?! Was glaubst du eigentlich.." Ehe sein manchmal vorlauter Mund ein Unheil heraufbeschwört, hält sich Serenity mit bittendem Blick an seinem Arm fest. Tatsächlich wird er ruhiger. "Na schön..! Ich schlage vor, wir klären das jetzt sofort! Ich bin kein räudiger Köter!!! Und das werde ich dir beweisen!!! Mal sehen, wer am Ende vom Tag wirklich die Hosen voll hat!!" Wieder liegt Spott in Kaibas Erwiderung. "Warum sollte ich mich darauf einlassen? Ich habe KEINE ZEIT für solchen Kindskram! Such dir wen anders zum spielen, Köter!" "HÖR AUF!! Wenn ich recht behalte, wirst du mich nie wieder Köter nennen, kapiert!?! Oder... bist du einfach nur zu feige..? Der ,feine' Herr Kaiba, großes ,Vorbild' für alle, der MöchtegernherrscherderWelt könnte sich ja blamieren..." Mit diesen Worten begibt sich Joey auf Kaiba-Niveau, was seine Wirkung nicht verfehlt. "Na gut... Wenn du es unbedingt so haben willst! Bitte! Solltest du aber Unrecht behalten und ich schwöre, dass du das wirst, will ich deine Visage nur noch aus mindestens 100 Metern Entfernung sehen müssen und gar nichts hören!" "Einverstanden!" Diabolisch grinsend streckt Joey seine Hand zum Einschlag aus. Genauso wie ich verfolgen alle übrigen gespannt das Geschehen. Eine willkommene Ablenkung. Kaiba gibt nur seine Fingerspitzen für eine minimale Berührung her als müsse er unter großen Mühen einen Ekelreiz überwinden. Joey reicht es. Sein Grinsen bleibt unerschüttert, selbst als der Firmenchef ihn anblufft. "Was ist denn nun Köter? Oder willst du hier weiter blöd in der Gegend rumgrinsen? Dein neuestes Hobby?" Reinster Spott. Sein Gegenüber reagiert ungewohnt gelassen. "Fangen wir mit der Achterbahn an..." "Dieses Teil hier vorne? Das ist ja für Babys! Ich bin enttäuscht..." An Kaibas Stimme erkennt man sofort, wie "ernst" er das meint. Ruhig antwortet Joey. "Nein, ich rede von der ,Todesachterbahn' mit extra viel Speedloopings dort hinten." "Wie du meinst...", klingt es neutral aus dem Mund seines Kontrahenten, "Dann geh mal voran!" Mokubas Augen beginnen während dessen bei dem Wort "Todesachterbahn" zu glänzen. "Da will ich auch mit! Wer noch?", ruft er vergnügt. "Ich!", meldet sich überraschenderweise die sonst so stille Serenity. Ungläubig starren alle die zwei jüngsten aus der Runde an. Achselzuckend erwidert Joey "Warum nicht?" Kaiba scheint noch Einwände bei Mokuba zu hegen, aber angesichts dessen flehenden Rehkitzaugen lässt er es bei einem kurzen zweifelnden Blick. "Okay... ich glaub, ich gönn mir auch mal den Spaß, Leute!", fügt Tristan hinzu. "Und ich auch! So'n kleiner Adrenalinkick..." ,Mai auch?' Das Ende vom Lied ist, dass sich die drei ägyptischen Geschwister auch noch verabschieden. Angeblich um wichtiges zu besprechen, doch die eingeschlagene Richtung sieht eher nach Ägyptenviertel aus. Bevor sich aber alle zerstreuen, wird für den Abend ein Treffpunkt vereinbart, 19.00 Uhr wieder hier. ,Das versteht Ishizu unter gemeinsam einen Tag verbringen? Wer kapselt sich denn hier ab??' Zweifelnd, dass das noch ein fröhlicher Nachmittag für mich werden soll, wende ich mich an den Rest unserer Truppe. Da sind noch Tea, die eh die ganze Zeit den anscheinend interessanten Sandboden mustert, mein Großvater, der besorgt neben ihr steht, tjaa... und Duke. Letzterer versucht die Stimmung ein wenig aufzuheitern. "Lasst uns doch zuerst einmal Riesenrad fahren! Von da oben hat man bestimmt einen prima Ausblick!" Erleichtert lächelnd nickt Opa. Mir ist es egal. Jetzt, wo der allgemeine Wirbel vorbei ist, kehrt das Gefühl der Sinnlosigkeit zurück. Ich habe aufgegeben, den Grund zu finden. Die Leere wird zu einem Teil meiner selbst. "Kommt schon!" Auffordernd winkend läuft Duke voraus. Langsam setzen wir uns hinter ihm in Bewegung. Das halbstündige Warten in der Schlange deprimiert noch mehr, aber es lohnt sich! Ausnahmslos alle von uns vieren stockt der Atem bei diesem Wahnsinnsausblick! "Kaibaland" ist riesengroß. Diese bunten Lichter überall. Und weiter hinten, noch weiter als das Ende der Stadt, sieht man die Wüste im Glanz der Sonne wie pures Gold erstrahlen. "Wunderschön.." Das erste Mal, dass Tea wieder spricht. Es ist kaum ein Hauchen und doch laut genug, dass sich auch Duke und mein Großvater verwundert zu ihr umdrehen. Schnell bekräftigt sie Opa. "Ja, das hast du recht..." Langsam entwickelt sich der Nachmittag doch noch zu einem lustigen Erlebnis. Nach dem Riesenrad versuchen wir unser Glück an Schießständen, Losbuden, Greifautomaten und durchstöbern witzige Trödelläden. Tea lacht. Duke hat ihr seinen gewonnenen Riesenteddy geschenkt, weil er meint dafür zu alt zu sein. Opa verabschiedet sich zu ein paar "Duellchen" wie er sie nennt. Ich vergesse alles andere. Halb sieben treffen wir uns an einem Stand zu viert wieder, um bei einer Currywurst gemütlich noch etwas über den Tag zu plaudern. Kurz vor sieben sind wir am vereinbarten Treffpunkt. Ishizu wartet schon mit ihren Brüdern. Wenig später trudelt auch der Rest ein - bis auf zwei. "Wo sind Joey und Seto?", fragt Ishizu auch gleich nach. Mokuba kann nicht mehr und prustet los. " DIE kommen gleich!" Serenity stimmt in sein Lachen mit ein. Der Rest muss angesichts soviel Übermutes schmunzeln. Bei dem Anblick von den beiden Nachzüglern schließlich kann keiner mehr an sich halten. Wie zwei begossene Pudel trotten sie recht blass einträchtig nebeneinander her. Kaum angekommen, triumphiert Joey gleich auf. "Hey, HEY, hört doch mal! ICH HAB RECHT BEHALTEN!" Sein Lachen missglückt jedoch. "Schaut ihn euch an!" Wohl mit den Nerven ziemlich fertig, weil er sich sonst nie so gehen ließe, wettert Kaiba gleich los. "Du musst gerade reden! Wer hat denn hier durch die Gegend gekotzt!?!" Joey kontert aber sofort. "Und wem wurde so schwindlig, dass er umgekippt wäre, hätte ich ihn nicht gehalten, HÄH!?!" "Schon gut! Hört mal wieder auf ihr zwei! Es steht unentschieden, okay??" Mokuba muss wieder mal den Streitschlichter spielen. Auf einen anderen hört Kaiba ja nicht. Ein Grummeln von beiden Seiten bleibt die einzige Erwiderung. "Und jetzt?", fragt Serenity, "Wollen wir schon gehen?" Ishizu antwortet für alle. "Hattest du noch was vor?" "Ja!", antwortet sie mit einem verschmitzten Lächeln, "Ich wollte so gerne noch in die Karaokebar weiter hinten!" Von den Jungs kommt sofort ein ausnahmsweise einstimmiges Stöhnen, während die Mädels außer Ishizu anfangen zu kreischen. "Oh ja!!!", kommt es vielstimmig von ihrer Seite. Seufzend wendet sich Ishizu mir zu. "Was meinst du, Yugi?" ,Warum soll ich jetzt plötzlich entscheiden?' "Mhh.. meinetwegen... wenn ihr wollt... für eine Stunde.. ?" Begeistert bin ich nicht, aber wenn Tea so strahlt... Kichernd schreiten die Mädchen voran und wir mit Ishizu unwirsch hinterher. Kaiba wollte sich erst abkapseln, aber ein Blick Mokubas reichte. Kaum da verzogen sich die Jungs mit Getränken an die Tische. Die drei Ägypter saßen für sich, die beiden Kaibabrüder auch. Der Rest von uns setzte sich dicht neben die Bühne, weil Tristan und Duke ja Serenity im Auge behalten mussten, dass ihr ja nichts passiert. Innerlich verdrehe ich die Augen. War ja klar. Während dessen schmettern sie auf der Bühne einen Song nach dem anderen, zuerst alle vier, dann jeweils zu zweit. Serenity kann Mokuba sogar zu einem Duett mit ihr überreden. In dem Lied geht es um Freundschaft zwischen Geschwistern. Wie passend. Natürlich muss Serenity noch hinzufügen für wen der Song gedacht ist. Ist das Joey gar nicht peinlich??? Mit vielsagendem Blick schaue ich ihn an. ,Ääähm... irre ich mich oder ist er betrunken!?' Aber es kommt noch schlimmer. Kaum sind die zwei Jüngsten von der Bühne runter, beugt sich Joey mit einer Riesenfahne zu mir herüber. "Komm.. scho...Yuuuu - giii!! Lass auc - was sing - en... !" "Genau, so zum Abschluss und dann gehen wir!" Lachend sieht Tristan mich an. ,Na toll..! Muss er mir auch noch in den Rücken fallen!?' Hilfe suchend wende ich mich an meinen Großvater, aber der lächelt auch nur. "Geh schon, Yugi! Viel Spaß!" Kumpelgleich schlägt er mir auf den Rücken. ,NA SUUUUPEEEER!' "Schwer begeistert" lasse ich mich zusammen mit Joey von Tristan auf die Bühne schieben. Die Leuchter sind so grell, dass man kein Publikum erkennt. Wenigstens etwas! ,Was kommt denn jetzt für ein Lied? Aha... Seiji Fuuga... sagt mir nix... mit "Liebe im Zweifel"...na toll... auch noch 'ne Liebesschnulze!! Augen zu und durch...' Ein letzter Blick zum betrunkenen Joey ..... und ich muss anfangen? Er nickt. Na gut. "In meinem Herzen wohnt die Liebe, Frevel diesem kühnen Diebe, der es gewagt hat zu nehmen, mich damit zu lähmen. Kann es ihm nicht sagen, kein blick in seine Augen wagen, oh, wie ich mich selber immer wieder quäle, für ein Versteck vorm Spiegel der Seele. Jetzt steh ich hier im Regen, kann mich nicht bewegen, hab zerbrochen alle unsere Bande aus Angst, über mich die Schande!" Jede Zeile dringt wie ein scharfes Schwert in meine Seele ein. Jedes Wort erfüllt mein Herz mit Schmerzen. ,Schande... Schande... Schande...' Immer wieder hallt das gleiche in meinem Kopf. Während Joey seinen Text zu lallen beginnt, von wegen, dass er mich nicht verstehe, dringt plötzlich die bittere Wahrheit zu mir durch. Das ist es, was ich die ganze Zeit verdrängt habe! Es wird kalt.... So eiskalt.... ,Ich habe ihn getötet... SCHANDE ÜBER MICH....' Mein Herz zerbricht in tausend Teile. Freude..? Wärme..? Liebe..? Was ist das..? Ich fühle mich so leer... Müde sinke ich zu Boden. Meine Beine sind viel zu schwach.... Sind das Tränen auf meinem Gesicht...? Vor meinen Augen ertrinkt alles in schwarzen Seen... Etwas kitzelt meine Nase. Ein Sonnenstrahl...? Seufzend öffne ich die Augen. Ich liege im Bett. Durchs Fenster scheint die Sonne freundlich herein. Das ist das Gästezimmer von Ishizus Villa. Blitzartig schießen Erinnerungen durch meinen Kopf. Es sind so viele, dass ich glaube, mein Kopf platzt gleich. Wie der klebrigste Schleim bleibt eine Erkenntnis an mir haften. Ich habe Yami geliebt. Ich habe ihn umgebracht. Es ist so bitter. So absurd. So unglaublich. Man tötet nicht, was man liebt!!! Ich habe es getan... Die Wahrheit. SO WAHR. SO WIRKLICH. Wozu schlägt mein Herz noch...? Es ist doch gebrochen. Wozu existiert meine Seele noch...? Sie ist doch leer. Tränen fließen haltlos über meine Wangen, tropfen stetig auf das Kopfkissen.... KEIN ZURÜCK. Plötzlich springt die Tür auf. Ich kann zwar kaum etwas sehen... aber ist das nicht Ishizu..? Ist auch egal... Selbst, dass ich nach anfänglich sanftem Rütteln richtig durch geschüttelt werde, ist egal... Alles so egal... Sie lässt los. Im nächsten Augenblick habe ich einen Löffel zwischen den Lippen. "Schlucken!" ertönt ihr Befehl. Ich folge einfach. Sofort beruhigt sich mein Körper, die Tränen versiegen. "Hör zu, Yugi, du wirst jetzt das hier essen und trinken! Danach zieh dich an, dass wir runter gehen können! Die anderen warten schon! Es ist sehr wichtig!" Willenlos füge ich mich. Das Marmeladebrötchen schmeckt wie Staub und der dampfende Pfefferminztee erscheint mir wie Eiswasser. Beim Anziehen muss mir Ishizu helfen. Ich bin so schwach... Nach einer Ewigkeit können wir gehen. Sie muss mich regelrecht hinter sich herziehen. Immer wieder stolpere ich, aber sie fängt mich jedes Mal auf. Es ist wie gestern. Wieder führt sie mich durch die rechte Flügeltür in den Esssaal. Wieder sitzen alle so da. "Yugi, - ", setzt Joey an, wird aber von Ishizu grob unterbrochen. "Ruhe! Später!" Das scheint sich an alle zu richten. Wortlos drückt sie mich auf meinen Platz, ehe sie sich mir den Tisch umrundend genau gegenüber setzt. Hörbar holt sie tief Luft bevor sie zu sprechen anfängt. Absolute Stille im Raum. Ihre Stimme hallt unnatürlich laut an mein Ohr. "Ich wollte, dass wir Yugi einen schönen Tag mit all den Menschen bereiten, die ihm hier etwas bedeuten. Ich wollte, dass er sich seine Entscheidung gründlich überlegt." ,...Meine...Entscheidung....?' Dumpf schallen die Worte in meinem Kopf. Vor meinem Verstand liegt eine fast wohltuende Nebelwand. Alles so egal... "In meinem Buch über den Pharao und das alte Ägypten verweist man auf ein Tor... Yugi könnte in die Vergangenheit, aber... nie zurück." Totenstille. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)