In the darkness von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 11: Bonus-chapter One ----------------------------- Nacht. Wenn man lange genug lebte, war eine Nacht wie die andere. Irgendwann kannte man alles, was die Nacht hervor brachte, Geräusche, Gerüche, Stimmungen. Irgendwann schien alles gleich. Irgendwann kroch die Zeit nur noch dahin. Minuten, Stunden, Tage, Jahre, Jahrzehnte. Ewigkeit. Ewige Zeit. Ewige Gleichförmigkeit. Cathan riß mühsam seinen Blick von der schimmernden weißen Mondsichel los. Der Mond. Eines der wenigen Dinge, die älter waren als er, sich nie änderten und die ihn doch noch zu faszinieren vermochten. Dem Mond gehörte die Nacht. Genau wie ihm. Mit einer lässigen Handbewegung strich er sich eine Strähne seines dunklen Haares aus der Stirn und sah noch ein letztes Mal aus emotionslosen blauen Augen auf die reglose Gestalt zu seinen Füßen. Nachdenklich fuhr er sich langsam mit der Zunge über die Lippen. Er hatte getrunken, aber er hatte noch immer Durst. Das Blut von Männern stellte ihn nie zufrieden. Er wandte sich ab und ging mit ruhigen, gleichmäßigem Schritten davon. Nach wenigen Metern hatte er das verwaist da liegende Firmengelände verlassen und schritt die von wenigen Laternen erhellte Straße hinunter. Er hatte noch Durst, aber er verspürte keine Lust nach einem neuen Opfer zu suchen. Mitternacht war schon lange vorüber, es würde schwer sein, noch eine einzelne Person zu finden, die er unbeobachtet stellen konnte. Also wanderte er ziellos durch das Gewirr aus Straßen und Häuserblöcken. Ab und zu fuhr ein Auto an ihm vorbei, warf blendendes Licht auf Asphalt und die kahlen Häuserwände, das Motorengeräusch verdrängte für Sekunden die Stille der Nacht. Wie erwartet begegnete er nur wenigen Menschen. ER würdigte sie nicht eines Blickes, zog als dunkle Gestalt schweigend an ihnen vorbei. Gedankenverloren setzte Cathan einen Fuß vor den anderen, achtete nicht darauf, wohin ihn seine Schritte trugen. Er war gerade in eine schmale Seitenstraße eingebogen, als der betörende Duft von frischem grün, Erde, Gras und unzähligen Blumen zu ihm herüber wehte. Einen Moment lang hielt der dunkelhaarige Mann inne, drehte den Kopf in die Richtung aus der der Geruch kam. Dann lief er kurz entschlossen weiter auf den Duft zu. Am Ende der Straße ragten hohe Bäume in den klaren Nachthimmel. Wiesen, Wege, Büsche und gepflegte Blumenbeete erstreckten sich darunter, bildeten einen kleinen Park. Menschenleer. Sein Instinkt und sein Geruchsinn ließen daran keinen Zweifel. Den Blick auf die üppige Blütenpracht gerichtet schlenderte er über die Wege. Der Kies knirschte unter seinen Füßen, die Baumkronen über seinem Kopf rauschten leise in der warmen Luft. Als er das andere Ende des Parks erreichte, blieb er stehen und sah wie schon einmal in dieser Nacht hinauf zum Mond. Der Himmel war gespickt mit blauweißen kalt funkelnden Sternen. Er kannte sie seit vielen Jahrzehnten...Sie hatten ihn jede Nacht begleitet, jedes Mal zugesehen. Er lächelte ihnen still zu. Ein plötzlicher leichter Windstoß strich an ihm vorbei. Sein Kopf zuckte herum, seine Augen verengten sich. Der Wind trug hier einen anderen Duft mit sich. Er konnte sich nicht erinnern, so etwas schon einmal gerochen zu haben. Ein Mensch, dass hatte er in dem kurzen Moment erkannt. Und das war es auch, was ihn irritierte. Bisher hatte nichts auf ihn eine solche Wirkung gehabt. Der Geruch faszinierte ihn. Cathan konnte es nicht näher bestimmen, aber etwas daran zog ihn regelrecht an. Wie von selbst bewegten sich seine Beine, trugen ihn den Weg entlang zu einer Wiese, deren eines Ende von einer kleinen Laterne erhellt war Sein Blick richtete sich auf die Häuser, die der Grünfläche gegenüber lagen. Der angenehme Duft war von dort gekommen. Er trat in den Lichtkreis der Lampe, blieb stehen und sah zu dem schwarzen Rechteck eines geöffneten Fensters im ersten Stock hinauf. Seine an die Schwärze der Nacht gewöhnten Augen durchdrangen die Dunkelheit. Dort oben stand jemand. Trotz seiner guten Augen konnte er nicht alles erkennen, aber der Figur nach war es eine junge Frau. Sie war schlank und trug lediglich ein buntes T-Shirt, dass die weiche helle Haut von Armen, Hals und Gesicht betonte. Das Gesicht...gebannt starrte er hinauf. Wieder trug der Wind ihren Duft zu ihm. Eine Mischung aus Shampoo, Seife und ihrem eigenen Geruch, der ihn an Wärme und zarte Haut denken ließ. Cathan spürte, dass sie ihn ebenfalls ansah. Dieses Bewußtsein, das Gefühl ihren Blick auf sich zu spüren... Einen Moment lang mußte er gegen den übermächtigen Drang ankämpfen zu ihr zu gehen, ihr näher zu kommen, sie zu berühren. Verwundert erkannte er, das es ihm gar nicht so sehr darum ging ihr Blut zu schmecken. Viel eher verlangte es Cathan danach bei ihr zu sein. Dieses Gefühl war vollkommen neu für ihn. In den vergangenen Jahrhunderten hatte er nichts dergleichen empfunden. Er mußte noch einmal über alles nachdenken, aber eines war scher: Er mußte das Mädchen wieder sehen! Er wandte sich um und tauchte ein in die Schatten. Er würde sie wiedersehen. Er lächelte freudig bei diesem Gedanken. So munter hat er sich seit langer, langer Zeit nicht mehr gefühlt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)