Devil's Blood von Anshie ================================================================================ Kapitel 19: Poison - Unkown enemy --------------------------------- Am Donnerstagnachmittag stand Yue am Schultor und wartete. Als er Toya, Hiro und Mariko aus dem Schulhaus kommen sah, rief er schon von weitem: „Toya-chan!“ Toya erblickte seinen Bruder sofort. Er rannte zu ihm und sagte mit diesem Lächeln im Gesicht: „Hallo, was machst du hier?“ Doch noch bevor Yue auf seine Frage antworten konnte, kamen auch Hiro und Mariko zu ihnen. „Toya-chan“, meinte Hiro kichernd. „Mensch Yue, er ist achtzehn! Findest du nicht, dass er zu alt ist, für -chan?“ „Na und?“, antwortete Yue. „Für mich wird er immer mein kleine Bruder bleiben.“ „Ach wie toll“, meinte Toya kleinlaut. „Ähm, also“, fuhr Yue fort. „Habt ihr Subaru gesehen? Ich wollte ihn eigentlich abholen.“ Mariko zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Hab nicht drauf geachtet, wo er nach dem Gong hin ist.“ Yue seufzte. „So was, dabei haben wir extra dafür gesorgt, dass er zu euch in die Klasse kommt...“ „Dafür gesorgt?“, wiederholte Hiro fragend. „Hast du das vergessen?“, fragte Yue. „Subaru ist doch viel jünger als ihr.“ „Echt?“, sagte Mariko überrascht. „Na ja, als Mensch wäre er in etwa sechzehn. In Dämonenalter wird das natürlich anders gezählt.“ „Hmm, er sieht viel erwachsener aus, als er ist“, meinte Mariko. „Sagt mal, Jungs. Seid ihr Dämonen nicht so gut wie unsterblich?“ „Nicht wirklich“, antwortete Yue und Hiro fügte hinzu: „Man altert nur einfach viel langsamer. Und außerdem gilt das nicht für uns. Das ist nur so, solange man in der Unterwelt ist.“ „Aha“, staunte Mariko. „Aber wieso altert ihr jetzt wie Menschen? Ich meine, biologisch gesehen, seid ihr doch trotzdem noch Dämonen“, wollte Mariko weiter wissen. Das war wieder eines ihrer Fachgebiete. Der dämonische Organismus schien sie einfach zu faszinieren. „Ich würde eher sagen, Dämonen in menschlichen Hüllen“, versuchte Yue ihre Frage zu beantworten. „Subaru ist das beste Beispiel. Ich meine, sind dir nie seine Ohren aufgefallen?“ „Seine Ohren? Nö, wieso? Er hat doch immer die Haare drüber.“ „Sie sind spitz“, sagte Hiro knapp. „Wie die eines Dämons. Subaru war ja nicht immer so. Deshalb hat er keine besonders großen dämonischen Kräfte und deshalb konnte er in dieser Welt auch keine menschliche Form annehmen.“ Mariko schwieg kurz, als müsse sie über das, was Hiro gesagt hatte, nachdenken. Dann zog sie ihn zu sich und zupfte ihn am Ohr. „Aua, was soll das?“, schrie Hiro. „Hmm, deine sehen aber ganz normal aus.“ Sie warf einen Blick auf Toya. „Deine auch. Auch wenn du ein bisschen Segelohren hast.“ Toya wurde rot. „Wie gemein!“, wimmerte er. „Das hab ich doch gerade versucht, dir zu erklären“, sagte Hiro genervt. „Yue, Toya und ich haben unsere Körper eben den menschlichen angepasst. Das ist alles.“ „Cool“, staunte Mariko. „Geht das auch rückgängig machen?“ „Klar, natürlich“, meinte Yue. „Wie cool! Dann habt ihr’s ja an Halloween viel leichter!“ Hiro seufzte. „Ist das alles, was für dich zählt?“ Mariko musste lachen. „Na, wie läuft ‘s denn so in Dämonologie?“, fragte plötzlich jemand. Als die vier sich umdrehten, stand Subaru hinter ihnen. „Macht’s dir Spaß, dich über meine mangelnden Verwandlungskünste lustig zu machen, Hiro?“ Er sah wirklich etwas beleidigt aus. „Hey, Mariko. Ich hab sogar spitze Eckzähne! Wie ein Vampir. Pass bloß auf, sonst beiß ich dich!“ Hiro konnte sich ein kichern nicht verkneifen. „Natürlich! Aber was für spitze Beißerchen! Sind mindestens so ausgeprägt wie deine dämonischen Kräfte.“ Das brachte das Fass zum überlaufen. „So was muss ich mir nicht sagen lassen, von ‘nem Penner wie dir!“, fuhr Subaru ihn an. „Ach, find dich doch einfach damit ab. Du warst nie ein richtiger Dämon, und du wirst auch nie einer sein!“, konterte Hiro. „Du Parasit! Du hast schon immer davon gelebt, dich bei Toya durchzufressen. Ich hab ehrlich gesagt gar nicht erwartet, dass es in dieser Welt und dieser Zeit anders sein würde!“ „AUFHÖREN!“, schrie Toya. „Auszeit! Und zwar alle beide!“ Mit einem mal waren die beiden Streithähne mucksmäuschenstill. „Wow“, staunte Mariko. „Toya magische Kräfte haben echt eine Wahnsinns Wirkung auf die beiden!“ Yue musste lachen. „Ich glaube dazu braucht es nicht viel Magie, Mariko.“ „Limonade! Frische Limonade! Probieren sie die neue Limonade von KK. Heute gibt es ein Glas umsonst!“ Dieser Werbespruch lenkte besonders Hiro’s Aufmerksamkeit auf sich. Er stammte von einem kleinen Stand, der auf der anderen Straßenseite aufgebaut war. „Oh, da gibt’s was kostenlos!“, sagte er. „Los, wir holen uns was!“ „Hey, wer als erster ‘n Glas kriegt, kriegt ein Date mit Toya!“, schlug Subaru vor. „Top! Die Wette gilt!“, willigte Hiro ein und rannte, ohne groß auf die vorbeifahrenden Autos zu achten, über die Straße. „Hey, was soll das?“, maulte Toya. „Wie wär’s, wenn die mich auch mal fragen würden?“ Yue musste wieder lachen. „Ach was soll’s? Holen wir uns auch was?“ Als Yue, Toya und Mariko auf die andere Straßenseite gekommen waren, hatten Hiro und Subaru bereits Gläser in den Händen. „Ha! Ich war erster!“, verkündete Hiro stolz. Subaru blickte etwas belämmert und schlürfte die Limonade. „Die schmeckt wirklich gut!“, meinte Mariko, kurz darauf zu einem der beiden Verkäufer. Einer von ihnen war groß und muskulös, der andere klein und dicklich. „Äh, ja... he he“, stotterte der Größere. „Das freut uns!“ Natürlich erkannte weder Mariko, noch einer der anderen, dass es eben die beiden Männer waren, die ihnen schon gestern nachspioniert hatten. Plötzlich ertönte der Schulgong. „Ouh, die AGs fangen an“, sagte Mariko. „Ich hab Kochen. Also, wir sehen uns dann morgen! Macht’s gut, Jungs!“ Und damit rannte sie über die Straße, zurück ins Schulhaus. „Und ich hab Schach“, sagte Toya und folgte ihr. „Was für eine tolle Verabschiedung“, seufzte Hiro und blickte ihm beinahe sehnsüchtig nach. Subaru stupste ihm grinsend mit dem Ellbogen in die Seite. „Na?“, kicherte er. „Kein Abschiedskuss, was? Ätsch! Pech gehabt!“ „Na und?“, plärrte Hiro. „Du hast schließlich auch keinen gekriegt!“ „Ähm, Leute“, sagte Yue leise, wurde allerdings von den beiden Angesprochenen einfach überhört. „Möchte-gern-Dämon!“ - „Parasit!“, konnte Yue sie abwechselnd schimpfen hören. „Bitte, könntet ihr... jetzt endlich... aufhören... zu streiten!“ „Wie schäbig“, maulte der große Mann. „Jetzt müssen wir uns schon als Limonaden-Verkäufer ausgeben, nur um denen was zu verabreichen...“ „Echt“, stimmte der kleinere ihm zu. „Ich hasse diesen Job!“ Der Kräftigere zog das bekannte Funkgerät aus der Tasche und sprach hinein: „Sie haben’s alle getrunken. Das Mädchen auch. Ist das schlimm?“ „Das macht nichts“, antwortete Ichiro’s Stimme. „Das Mädchen spielt keine Rolle.“ „Wow, er hat mal nichts zu meckern!“, flüsterte der große seinem Partner zu. Es war spät geworden. Mariko und Toya waren auf dem Weg nach Hause. „Toya-chan“, begann Mariko plötzlich. „Wieso müsst ihr eigentlich alle immer -chan sagen?“, entgegnete Toya. „Na ja, weil du eben einfach so süß bist, schätze ich“, antwortete Mariko. „Sag mal, ist zwischen dir und Masa wieder alles in Ordnung?“ „Äh, in Ordnung?“, fragte Toya. „Sollte etwas nicht in Ordnung sein?“ In Gedanken fragte er sich selbst: „Wieso muss sie eigentlich immer mit diesem Thema anfangen?“ „Gestern war er wieder von einer Sekunde auf die nächste wahnsinnig schlecht gelaunt. Das hast du ja auch mitbekommen und du weißt ja auch warum, oder?“ „Schon“, murmelte Toya. „Wegen Subaru.“ Mariko schwieg. Offensichtlich erwartete sie noch eine genaue Antwort. Deshalb sagte Toya kurz: „Wir haben geredet. Keine Sorge, es ist alles okay.“ „Ja? Das freut mich!“, sagte Mariko erleichtert. „Wieso... interessiert dich das eigentlich so sehr?“, wollte Toya wissen. Er blickte die ganze Zeit so verträumt auf den Weg vor sich. „Was für eine blöde Frage“, bemerkte Mariko. „Weil ihr beide meine besten Freunde seid. Ist doch klar.“ Sie blieb stehen. Sie waren an der Stelle, wo Mariko in eine andere Straße einbiegen musste. „Ich...“, sagte sie leise. „Ich hab euch beide wirklich... sehr gern...“ Sie blickte etwas beschämt auf den Boden. „Äh, Mariko“, stotterte Toya etwas ratlos. „Wirst du jetzt etwa rot?“ Er musste lachen. „Ha ha, aber über mich machst du dich immer lustig, ja?! Du bist echt...“ Er brach den Satz ab, als Mariko ihm plötzlich um den Hals fiel. „Mariko...“, sagte Toya verunsichert. „Du und Masa“, seufzte Mariko. „Ihr seid echt unverbesserlich.“ „Hä? Wieso?“ „Na denk doch mal nach! Wie oft musste ich eurer Beziehung schon auf die Sprünge helfen?“ Sie ließ Toya los und klopfte sich stolz mit der Hand auf den Brustkorb. „Hach“, sagte sie. „Wenn ihr mich nicht hättet.“ Toya sah sie etwas unbeholfen an. „Ach egal“, meinte Mariko. „Alles, was ich damit sagen will, ist... ich will dass ihr glücklich seid. Das ist alles. Ihr... seid immer für mich da, wenn ich euch brauche und ihr haltet immer zu mir. Ich... wüsste nicht, was ich ohne euch machen würde. Und ich kann mich nie revanchieren. Deshalb... möchte ich alles tun, was in meiner Macht steht, damit ihr glücklich sein könnt.“ „Mariko“, flüsterte Toya. „Danke...“ Mariko musste lachen. „Ach was. Was bedankst du dich denn jetzt? Wir sehen uns dann in der Schule, ja, Toya-chan? Also, mach’s gut!“ Und damit kehrte sie ihm den Rücken. Toya stand ein paar Sekunden regungslos da. „Alles, was ich will, ist dass ihr glücklich seid“, hallten ihre Worte in seinem Kopf wider. „Ach Mariko“, seufzte er. „Was tu ich denn schon für dich?“ „Irgendwie fühl ich mich die ganze Zeit so komisch“, dachte Mariko, während sie das letzte Stück zu ihrem Haus alleine ging. „Als würde irgend etwas passieren. So wie damals...“ Sie dachte an die Visionen, die Sumi ihr geschickt hatte. „Ach Unsinn. Garasu ist tot und Sumi’s Geist ist frei. Sie treibt sich schon lange nicht mehr hier herum... wo auch immer ein Toter hingeht, wenn sein Geist befreit ist.“ Doch der Gedanke ließ sie nicht mehr los. „Seltsam...“, dachte sie. „Woher kommt dann diese Vorahnung? Mein Instinkt sagt mir, ich sollte nicht nach Hause gehen.“ Sie dachte kurz nach. „Yue!“, schoss es ihr plötzlich durch den Kopf. „Genau, ich geh zu Yue! Mit wem kann man besser über Sumi reden, als mit ihm und Subaru. Er ist schließlich ihr Bruder. Dämon hin oder her.“ Damit war es beschlossene Sache. Sie machte auf dem Absatz kehrt und machte sich auf dem Weg zu Yue’s Wohnung. Es war einer dieser Abende, wo Hiro gelangweilt in seinem Zimmer, auf dem Fußboden vor seiner Play Station hockte. Die Augen fielen ihm fast zu und die laute Musik, die aus der Stereoanlage dröhnte diente nur noch dem Zweck ihn wach zu halten, weil er trotz Müdigkeit das Spiel zu Ende spielen wollte. „Hiro!“, ertönte plötzlich die Stimme eines kleinen Mädchens. Dann ging die Zimmertür auf und Hiro’s kleine Schwester, Kari, lugte herein. In der Hand hielt sie das schnurlose Telefon. „Onii-san!!!“, brüllte sie. Erst jetzt drehte Hiro sich zur Tür um. „TE-LE-FON!“, schrie Kari. Hiro krabbelte zur Anlage und drehte die Musik leiser. „Was?“, fragte er. Das kleine, blonde Mädchen verdrehte die Augen und hielt ihm das Telefon entgegen. „Hier! Toya is dran“, maulte sie. „Sag das doch gleich!“, fuhr Hiro sie an, riss ihr beinahe das Telefon aus der Hand und drängte sie zur Tür hinaus. „Deinen Musikgeschmack hab ich noch nie verstanden“, sagte Toya, ohne vorher auch nur „Hi“ zu sagen. „Ist nichts Neues für mich“, antwortete Hiro und drückte bei seinem Spiel Pause. „Ich hab gerade erfahren, dass meine Eltern übers Wochenende wegfahren“, wechselte Toya das Thema. „Hast du Lust, zu mir zu kommen?“ Hiro’s Augen funkelten regelrecht. „Klar! Sicher doch!“, sagte er schnell. Er konnte es natürlich nicht sehen, aber in diesem Moment lächelte Toya beruhigt. Er hasste es nach wie vor, alleine zu Hause zu sein. „Kochst du mir dann was?“, fragte Hiro. Toya verdrehte die Augen, sagte jedoch nichts. „Pfannkuchen, oder wie das heißt“, meinte Hiro weiter. „Mensch, sag mal!“, schrie Toya in den Hörer. „Wenn du nicht gerade an Sex denkst, dann an Essen, oder?“ „Und? Wo liegt das Problem?“ „Du versuchst es ja noch nicht mal abzustreiten!“ „Also, ganz stimmt das ja auch nicht. Wenn, dann musst du ‘s schon spezifizieren.“ „Wie?“, fragte Toya. „Sex mit DIR und Essen von DIR!“, meinte Hiro. Toya wurde rot. „Ich hätte dich nicht fragen sollen“, seufzte er. „Nein, nein! Nimm’s ja nicht wieder zurück!“, sagte Hiro schnell. „Okay, okay. Hör zu! Ich werd meine Finger bei mir lassen und auch nicht den ganzen Tag von Essen reden, okay? Vorausgesetzt du willst das so... das heißt, ich könnte meine Finger auch...“ „HALT DIE KLAPPE!“, schrie Toya. „Das ist dein Lieblingsspruch, was?“, lachte Hiro. „Ach was“, antwortete Toya. „Also, ich wollt dir nur Bescheid sagen, ja? Also... nimm dir nichts anderes vor!“ „Mach ich nicht“, versprach Hiro. Dann fügte er hinzu: „Hey, kann ich dich mal was fragen?“ Toya ahnte nichts gutes. Wenn Hiro schon so anfing... „Hmm“, murmelte er nur. „Was hälst du eigentlich von Telefonsex?“ Wieder wurde Toya rot wie eine Tomate. „Perverser! Ich leg auf!“ „Neiiiiin! Sorry, Toya! Nicht auflegen!“ Klack. „Ich fass es nicht. Er hat wirklich aufgelegt“, seufzte Hiro. „Das war doch nur Spaß.“ Er legte das Telefon neben sich und ließ sich zurück aufs Bett fallen. „Ein Wochenende ganz allein mit Toya“, dachte er und dabei machte sich auf seinem Gesicht ein Grinsen breit. „Jackpot!“ Auch Toya saß zu Hause in seinem Zimmer und legte das Telefon gerade weg. Er krabbelte unter die Bettdecke und zog sie bis zum Kinn hoch. Mit der Hand tastete er nach dem Lichtschalter. Mit einem Klick war dunkel im Raum. „Ich bin fix und fertig“, dachte er. „Dabei ist es noch gar nicht spät. Normalerweise gehe ich viel später schlafen. Komisch, ich fühl mich wie ausgelaugt.“ Er dachte an Hiro’s Worte. „Telefonsex.“ Wieder wurde er rot. „Dieser Lüstling!“ Mariko war auf dem Weg zu Yue. Sie fühlte sich schwindelig und wusste selbst nicht warum. „Irgendwas stimmt hier doch nicht“, dachte sie. „Ich... muss durchhalten!“ Subaru und Yue waren derweil bei Yue zu Hause. Subaru lag müde auf dem Sofa herum. „Was machen wir jetzt eigentlich?“, fragte er. Yue, der bis gerade eben noch mit Hausarbeit beschäftigt war, setzte sich auf den Sessel. „Du bist der einzig rechtmäßige Erbe. Du bist für die Unterwelt verantwortlich.“ „Ich weiß“, seufzte Yue. „Aber ich kann verstehen, dass du diese Welt ins Herz geschlossen hast. Weißt du, ich habe es vor den anderen nicht erwähnt, aber...“ Er unterbrach den Satz kurz, bevor er weiter sprach. „Es wird gemunkelt, dass Garasu gar nicht tot sei.“ „Was?“, sagte Yue erschrocken. „Du kennst seine Macht“, fuhr Subaru fort. „Wir dürfen ihn nicht unterschätzen.“ „Du hast recht“, stimmte Yue ihm zu, wobei seine Stimme traurig klang. „Ich hatte gehofft, mir würde eine andere Lösung einfallen, aber...“ „...es bleibt mir wohl keine andere Wahl.“ „Willst du... Toya hier zurücklassen?“, fragte Subaru vorsichtig. „Ja“, antwortete Yue entschlossen. „Er und Hiro... sie leben mittlerweile in dieser Welt. Ich kann sie da nicht einfach herausreißen. Sie haben Freunde und Familie hier.“ Subaru seufzte und schloss die Augen. „Er wird es nicht verstehen“, meinte er. „Ich weiß“, musste Yue sich eingestehen. Plötzlich klingelte es an der Tür. „So spät noch Besuch?“, dachte Yue sich, stand jedoch wortlos auf und ging zur Tür. Als er sie nur einen Spalt öffnete, wurde sie von seinem Gegenüber aufgerissen. Noch ehe Yue reagieren konnte, packte ihm der Mann im schwarzen Anzug an den Schultern und knallte ihn gegen die Wand. „Gut gemacht und jetzt verpasst ihm die Spritze!“, sagte Ichiro, der nach dem größeren der beiden Männer, zusammen mit dessen Partner zur Tür hereinkam. „Was zum...“, fluchte Yue und versuchte sich loszureißen, doch sein Gegenüber war groß und kräftig. Er erkannte in ihm den Mann vom Limonadenstand. Der kleine Dicke schaffte es, Yue eine Spritze in den Oberarm zu rammen. „Perfekt“, sagt Ichiro völlig ruhig und schloss hinter sich die Eingangstür. „Was ist das?“, dachte Yue. „Ein Gift? Ich fühl mich so...“ Ihm wurde schwindelig. In diesem Moment kam Subaru aus dem Wohnzimmer. „Yue? Wer war denn an der T... YUE!“ „Schnappt ihn euch!“, befahl Ichiro seinen zwei Untergebenen. „Shit, wer seid ihr Mistkerle?“, schrie Subaru. Als einer der beiden Männer ihm zu nahe kam, holte er aus und wollte ihm einen Tritt verpassen. Doch der kleinere Mann war schneller und ehe Subaru sich versah, hatte er auch schon die Nadel der Spritze ihm Arm stecken. „Keine Sorge“, sagte Ichiro grinsend. „Es wird nicht weh tun.“ Plötzlich ging erneut die Haustür auf. Als Ichiro und die beiden Männer sich umdrehten, blickten sie in Mariko’s entsetztes Gesicht. „Mari...ko?!“, keuchte Yue. In dem kurzen Moment, wo die Männer abgelenkt waren, raffte Subaru sich auf, und packte den Kleineren von hinten im Genick. Sein Partner hatte sich gerade umgedreht, als er etwas kaltes an seiner Kehle spürte. Er blickte herunter und sah die Klinge von Yue’s Schwert. „Eine Bewegung und du bist tot!“, keuchte er. Lang hielt er der Wirkung des Giftes nicht mehr stand. Genauso wenig wie Subaru. „Mariko! Lauf!“ Ohne zu überlegen rannte Mariko aus dem Zimmer. „Was soll ich denn jetzt machen?“ Schweißperlen standen auf ihrer Stirn. „Masa! Ich muss... Masa holen! Und Toya!“ Gerade wollte sie los rennen, als ihr plötzlich schwarz vor Augen wurde. Sie suchte nach einem Halt. Doch noch bevor sie die Hand nach der Wand ausstrecken konnte, verlor sie auch schon das Gleichgewicht. Und das Bewusstsein. „Verdammten Idioten!“, schrie Ichiro. „Tut doch was!“ „Das... würde ich euch nicht raten“, stöhnte Subaru und trat seiner Geisel mit voller Wucht zwischen die Beine. Der kleine, dicke Mann, schrie vor Schmerzen und sank dann zu Boden. Die Klinge von Yue’s Schwert drückte sich leicht in die Haut des zweiten Mannes. Der Mann zitterte am ganzen Körper und plötzlich wurde er ohnmächtig. „Was... willst du jetzt... tun? Du Pimpf?“, keuchte Subaru. Ichiro wich verärgert zurück. „Wer bist du? Und was willst du von uns?“, fragte Yue. Ichiro biss sich auf die Unterlippe. Blitzschnell duckte er sich, packte seine beiden Komplizen am Kragen und - Wusch - löste er sich mitsamt Gefolge in Luft auf. Erschöpft sank Subaru in die Knie. Yue lehnte sich gegen die Wand. „Was jetzt?“, fragte Subaru. „Wir müssen... Toya und Hiro warnen“, keuchte Yue und raffte sich auf. Er blickte an sich herunter und zog das Artamilya an seinem Band unter dem T-Shirt hervor. Er hob es auf Brusthöhe vor sich und schloss die Augen. Ein grelles Licht strahlte aus dem Kristall hervor. Subaru kniff die Augen zusammen. Es geschah ganz schnell. Nur ein kurzer Augenblick, dann war das Licht wieder verschwommen. Subaru öffnete die Augen und richtete sich auf. Die Müdigkeit war verschwunden. „Was...“, begann er. „Was war das?“ „Das Artamilya hat ungeheure Kräfte“, sagte Yue nur und ließ den Anhänger wieder unter seinem T-Shirt verschwinden. „Es... hat auch heilende Kräfte?“, fragte Subaru erstaunt. „Wenn du wüsstest...“, antwortete Yue und ging auf den Flur. „Mariko!“ Langsam öffnete Mariko die Augen. „Was... ist... passiert?“, fragte sie verwirrt. „Sag bloß!“, staunte Subaru. „Die Kraft des Artamilya hat sie auch erreicht?“ „Subaru! Bleib du mit Mariko hier! Ich fahre zu Toya und Hiro.“ „Fahre?“, wiederholte Subaru fragend und half Mariko auf die Beine. „Hier auf der Erde gibt es etwas, das nennt sich Motorrad“, meinte Yue und rannte auch schon davon. „Motorrad? So was hat der?“, murmelte Subaru und schleppte Mariko zurück in die Wohnung. „Ein Fehlschlag?“, murmelte Herr Katsumoto in seinen Schnauzbart. „Hmm, das sogar einem Genie wie dir so etwas passieren kann.“ Ichiro stand mit beschämten Blick vor ihm. „Sie sind stärker als ich dachte“, bemerkte er. „Es war ein Fehler, sie zu unterschätzen.“ „Dann mach es nächstes mal besser. Wir haben schließlich eine Abmachung.“ „Ja.“ Damit verließ Ichiro den Raum. „Abmachung, pah!“, dachte er. „Dass ich nicht lache! Ich brauche diesen machtgierigen Idioten doch nur, damit er für mich eine Möglichkeit findet, sie auszulöschen. Auch wenn er dann über uns Dämonen Bescheid weiß, für den Meister wird er keine Gefahr darstellen. Und die Erforschung der dämonischen DNA wird ihm dann nichts mehr nützen. Denn wenn die Thronerben, Yue und Toya erst tot sind, ist die menschliche Rasse sowieso dem Untergang geweiht.“ Wieder klingelte bei Hiro das Telefon, dass noch immer auf dessen Bett lag. Etwas genervt drückte Hiro wieder Pause und ging ans Telefon. „Jaah?“, sagte er etwas genervt in den Hörer. „Hiro?“, antwortete Yue’s Stimme. Im Hintergrund waren laute Motorengeräusche zu hören. „Ist alles okay bei dir? Du musst zu Toya! Beeile dich! Ich bin auf dem Weg, aber du bist näher dran!“ „Was?“, fragte Hiro. „Was ist denn...?“ „Später! Mach schon! Geh endlich!“ „Äh, j...ja, ist gut!“ Klack. Hiro rannte aus dem Zimmer. „Was ist bloß los?“, dachte er und beeilte sich, aus dem Haus zu kommen. „Toya... hoffentlich ist nichts passiert!“ Eine Weile später klingelte es bei Toya Sturm. Als seine Mutter die Tür öffnete, standen Yue und Hiro draußen. Yue hatte Hiro auf dem Weg getroffen und auf dem Motorrad mitgenommen. „Ist Toya da?“, fragte Hiro. „Ähm, ja. Er ist oben“, sagte Frau Sakasa etwas verwundert. Yue zum Beispiel kannte sie ja kaum. Ohne ein weiteres Wort rannten Hiro und Yue in das Haus und die Treppen nach oben. Die Zimmertür wurde aufgerissen. „Toya!“ Erschrocken fuhr Toya aus dem Halbschlaf hoch. „Yue? Masa? Was macht ihr denn hier?“, fragte er überrascht. Yue atmete erleichtert auf. „Gott sei dank“, seufzte er, ging zu Toya und nahm ihn in den Arm. „Hä? Was ist denn los?“ Eine gute Stunde später war endlich wieder Ruhe eingekehrt in Yue’s Wohnung, wo nun er, Subaru, Mariko, Toya und Hiro im Wohnzimmer saßen. „Also, offensichtlich haben sie’s auf uns abgesehen“, schlussfolgerte Subaru und beobachtete mit kritischem Blick, wie Toya erschöpft den Kopf auf Hiro’s Schulter gelegt hatte. „Kluger Junge!“, stichelte Hiro schon wieder. „Da das eindeutig die Typen vom Limonadenstand waren, bin ich sicher, dass sie uns schon was in die Limo gemischt haben“, meinte Yue. „Schließlich haben wir uns alle vorher schon so komisch gefühlt.“ „Ich eigentlich kaum“, widersprach Hiro. „Na ja, ich hab auch nicht viel gemerkt. Ich schätze das liegt daran, dass das Gift bei Menschen schneller wirkt. Das menschliche Imunsystem ist wesentlich schwächer. Mariko ist ein Mensch und Subaru war mal einer.“ „Und warum ging es mir dann so schlecht?“, wandt Toya ein. „Ich bin kein Mensch und war auch nie einer.“ „Du bist halt ‘n Schwächling“, meinte Hiro und wuschelte ihm durchs Haar. „Wie gemein!“, maulte Toya. „Geht’s dir immer noch so schlecht?“, fragte Yue Toya. Toya seufzte und schloss kurz die Augen. „Ach was, ich denke nicht, dass das an dem Gift liegt. Das Artamilya hat schon geholfen. Ich bin nur müde.“ „Also... wer sind die Typen eigentlich?“, fasste Subaru das Thema wieder auf. „Der kleine mit den grünen Haaren muss ein Dämon sein“, bemerkte Yue. „Anders kann ich mir das nicht erklären. Er hat sich und die beiden Kerle einfach weg gebeamt.“ „Die anderen beiden waren hundert Prozent keine Dämonen. Ziemlich lasche Kerle“, fügte Subaru hinzu. „Aber das würde ja bedeuten, dass außer euch noch ein Dämon in der Menschenwelt ist“, sagte Mariko beunruhigt. „Aber wie kann das sein?“, fragte Toya. Yue seufzte. Sein Blick sah mehr als besorgt aus. „Ich wünschte, ich wüsste es“, sagte er leise. Es war bereits spät in der Nacht, als Hiro und Toya auf dem Weg nach Hause waren. „Du bist so still“, sagte Hiro. Toya hatte den ganzen Weg kaum ein Wort gesprochen. „Du machst dir Sorgen, stimmt’s?“ „Ich hatte gehofft, es wäre vorbei“, wisperte Toya. „Ich dachte, wenn Garasu tot ist, konnten wir... endlich ein normales Leben führen.“ „Hast du... Angst?“ Toya antwortete nicht. Hiro blieb einfach stehen. Als Toya sich zu ihm umdrehte, sagte er: „Brauchst du nicht. Ich bin doch bei dir.“ Toya rang sich ein Lächeln ab. „Komm her, ich nehm dich Huckepack!“ „Was?“ „Du bist doch müde, oder?“ „J...ja, schon, aber...“, stotterte Toya. „Es geht schon. So müde bin ich nun auch nicht.“ Hiro ließ nicht locker. „Ich trag dich aber gern Huckepack!“, sagte er. „Los! Komm schon her!“ Bevor Toya erneut widersprechen konnte, hatte Hiro ihn auch schon auf die Arme genommen. „Hey! Lass mich runter!“, protestierte Toya und zappelte mit den Beinen. „Wenn uns jemand sieht.“ „Ach was, hier läuft doch um diese Zeit kaum jemand vorbei“, beruhigte Hiro ihn. „Lass mir doch auch mal meinen Spaß.“ „Spaß?“, wiederholte Toya und hörte auf sich zu wehren. Er legte die Arme um Hiro’s Oberkörper und lehnte den Kopf auf den seinen. „Masa... ich wünschte, ich könnte auch immer so optimistisch sein wie du.“ „Hä? Wieso?“, fragte Hiro. „Dass du nach so einem Vorfall gleich wieder an Spaß denken kannst...“ „Glaub mir, dass ist reines Prinzip“, meinte Hiro. „Gerade wenn so etwas passiert, will ich meinen Spaß haben und besonders die Zeit mit dir genießen. Weißt du...“ Seine Stimme hörte sich plötzlich traurig an. „Weil mir dann klar wird, dass es jeden Tag vorbei sein könnte.“ Toya stockte der Atem. „Vor...bei?“, flüsterte er und krallte die Finger in Hiro’s T-Shirt. „Na ja, für den Fall, dass ich Morgen im Kampf draufgehen würde, würd ich doch heute noch ‘n schönen, letzten Tag haben wollen“, erklärte Hiro. „Klappe!“, maulte Toya und schmiegt den Kopf an Hiro’s Wange. „Red nicht so einen Unsinn! Und... red bloß nicht vom Sterben!“ „Okay, dann behalt ich’s für mich.“ „Ich will nie wieder kämpfen müssen, Masa“, dachte Toya. Dann gab er Hiro einen Kuss auf die Wange. „Ziemlich ungünstiger Moment“, brummelte Subaru und lief nachdenklich in Yue’s Wohnung auf und ab. Yue war gerade erst zurück gekommen. Er hatte Mariko nach Hause gebracht. „Jetzt fällt dir die Entscheidung sicher noch schwerer, was?“ „Allerdings“, sagte Yue. „Wir wissen nicht, was das für eine Bedrohung ist, aber dass du sie jetzt nicht hier alleine lassen willst, ist nur zu verständlich.“ „Warten wir noch etwas ab“, beschloss Yue. „Vielleicht löst sich das Problem von ganz alleine.“ „Vielleicht“, wiederholte Subaru. „Vielleicht...“ ~tbc~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)