Der Sohn des Falken von Fafnir (Wer bin ich wirklich?) ================================================================================ Kapitel 2: "Oh mein Gott" ------------------------- Die Sonne ging unter und der Himmel nahm nun eine rötliche Farbe an. Mit Talith im Arm sah Arithon gen Westen zum Sonnenuntergang. Der Junge hatte ein glückliches Lächeln auf den Lippen schmiegte sich etwas an seine Freundin. Eigentlich verging der Tag viel zu schnell für Arithon und er seufzte leise. Talith sah zu ihm hoch, sie war kleiner als er, und blickte ihn fragend an. "Was ist los?", hakte sie leise nach und streichelte über seine Wange. Arithon winkte ab und sah den Blondschopf ebenfalls an. "Es ist nichts...bis auf die Tatsache, dass ich dich gleich schon wieder alleine lassen muss.", sagte er mit leicht trauriger Stimme. "Sonst reißt mir Vater meinen Kopf ab." Arithon lächelte etwas und fuhr mit der Hand sanft durch die geschmeidigen, goldblonden Haare Talith's. Dabei lächelte diese und lehnte sich dicht an ihn. "Wirklich schade...aber wir können uns ja morgen wieder sehen, oder?" Talith schloss die Augen und genoss die, von Arithon ausgehende, Wärme. Der Junge nickte bestätigend auf die Frage. "Ja, das können wir. Ich hätte nichts dagegen einzuwänden." Nun lächelte auch er wieder und sah zu Talith. Arithon mochte ihre Nähe und er würde noch jeden anderen Moment genießen an dem sie bei ihm ist. Die beiden Verliebten saßen noch eine Weile so an einander geschmiegt da und fingen noch die letzten wärmenden Strahlen der Sonne ein. Bis Arithon sich langsam aus der Umarmung Talith's löste. "Ich sollte jetzt auch gehen.", erklang es schließlich aus dem Mund des Jungen. "Ich bring dich noch nach Hause." Darauf nickte Talith kurz und rückte etwas zur Seite, damit er aufstehen konnte. Sie war traurig, dass er jetzt schon gehen musste. Als Arithon wieder auf den Beinen stand hielt er seiner Freundin die Hand entgegen. "Na komm, mach nicht so ein Gesicht! Morgen sehen wir uns doch wieder." Als Talith diese fasste, zog der Junge sie langsam zu sich hoch. "Ich weiß, und trotzdem vermisse ich dich...schon jetzt!" Der Blondschopf hielt noch immer die Hand Arithon's und strich nun sanft darüber. "Denke einfach an den morgigen Tag, dann wird es nicht ganz so schlimm für dich.", lächelte er und sah seiner Freundin mit sanften Blick in ihre eisblauen Augen, die die seinen ersuchten. Dann stieß Arithon einen kurzen Pfiff aus um Epona zu sich zu rufen. Als seine Stute vor ihm stand, packte er Talith sanft an den Hüften und hob sie auf's Pferd. Keine zehn Sekunden später saß auch er sicher auf dem Rücken des Pferdes und sicherte seine Freundin mit einem behutsamen Griff um die Taille. Arithon drückte seine Hacken nun in die Seiten Epona's und trabte langsam an. So ritten sie zurück, ohne auch noch ein Wort zu sagen. Stattdessen drückte Arithon Talith etwas näher an sich, das sprach mehr als Worte. Vor den Zuhause seiner Freundin angekommen, löste der Junge seinen Griff und half Talith beim Absteigen. Er selbst blieb dabei aber auf Epona sitzen. "Also, bis morgen...", verabschiedete er sich lächelnd von ihr und ergriff mit seiner rechten Hand wieder die Mähne der Stute. "Ja, bis dann...", begann der Blondschopf zu sprechen und sah Arithon in die Augen. Dann ging sie einen Schritt auf das Pferd zu und deutete mit der Hand an, dass der Junge sich zu ihr hinunter beugen sollte. Er blickte sie erst fragend an, tat es dann aber. Talith legte die Hand auf seine Wange und gab ihm einen sanften Kuss. "Gute Nacht, und träum was schönes...", flüsterte sie dann in sein Ohr und wandte sich mit einem Lächeln von ihm ab. "Keine Angst, das werde ich.", sagte Arithon und blickte ihr nach. Es war bereits dunkel geworden und der Mond stand am Himmel. So klar wie in dieser Nacht war der Himmel in diesem Monat noch nie und die Sterne strahlten in vollem Glanze. Der Vollmond leuchtete heller denn je und weisste Arithon mit seinem Licht den Weg in dieser stillen und lauwarmen Nacht. Im Reich Tysan sah es hingegen anders aus. Dichte Wolken bedeckten den Himmel und es war kalt, lausig kalt sogar. Die Straßen der Dörfer und Städte waren wie leer gefegt und nirgends brannte Licht. Nirgends? Nein, nicht ganz. In der Festung Gilgar schien Licht, durch die Fenster, nach außen. In seinem Schlafzimmer saß er, Graf Darpir, auf einem gut gepolsterten Ledersessel und las. Seine Rüstung und Handschuhe hatte er bereits abgelegt und trug nun eine leichte, beige Tunika und eine weiße Hose. Darpir sah darin richtig harmlos und freundlich aus, doch wer den Grafen kannte, wusste, dass dem nicht so war. Als er eine Seite des Buches umblätterte klopfte es an die Tür seines Gemaches. "Wer stört?", entgegnete der schwarze Graf dem Klopfen und blickte nicht auf. Langsam öffnete sich die Tür und eine junge Frau in einem eng anliegendem, rotem Kleid und schwarzen Haaren trat ein. "Aber, aber...Seit wann so forsch, Darpir?", fragte die Frau, schritt hinter den Sessel und umarmte den Grafen. Darpir klappte sein Buch zu und legte es beiseite. "Verzeih', Etara." Er drehte seinen Kopf etwas uns sah sie an. "Schon in Ordnung mein Graf...Ich kann gut verstehen, dass du genervt bist, von den Majestäten.", sprach Etara leise mit kalter Stimme, dabei fing sie an Darpir den Rücken zu massieren. Dieser versuchte sich dabei etwas zu entspannen, doch eine Sache bereitete ihm dennoch immer wieder Kopfzerbrechen und ließ es nicht zu, dass er auch nur einen Hauch von Anspannung verlor. "Darpir, mein Graf...Über was grübelst du?", fragte seine Geliebte und trat nun vor ihn. Mit so eleganten Bewegungen, wie der einer Katze setzte sie sich nun auf des Grafen's Schoß und legte ihre Hände um seinen Nacken. "Vielleicht kann ich dir helfen..." Darpir lächelte Etara leicht an und strich durch ihre Ebenholz-schwarzen Haare. "Das bezweifle ich, aber ich erzähle dir trotzdem von der Sache die mir Sorgen bereitet... Ich habe bei Lysaer und Falcon noch nichts, aber auch wirklich nichts erreicht! Ich kann nicht König werden solange Dharkaron noch lebt. Aber um ihn zu finden, brauche ich die Informationen von den Herrschaften unten im Kerker!" Als der Graf das sagte, versuchte er möglichst ruhig zu bleiben, doch die Sache regte ihn viel zu sehr auf, als dass er die Ruhe bewahrte. "Aber Darpir, wer wird deswegen denn gleich aus der Haut fahren...", hauchte sie in sein Ohr und machte sich dann an seiner Tunika zu schaffen. "Ich habe eine fabelhafte Idee, wie du alles herausbekommst was du brauchst...", sagte Etara, währenddessen sie den Kragen an Darpir's Gewand lockerte, über seine Brust strich und diese mit ihren Lippen liebkoste. Genüsslich seufzte der Graf auf und schloss die Augen. "So, und die wäre.", fragte er schließlich und küsste leidenschaftlich Etara's Hals. Auf die Frage des Grafen hin flüsterte sie ihm etwas ins Ohr und grinste. Auch ihm schien die Idee zu gefallen, denn Darpir fing an dreckig zu lächeln. "Etara, was würde ich nur ohne dich machen?!" Der schwarze Graf legte seine kühlen Hände an die Wangen der Frau und drückte ihr einen Kuss auf den Mund. In aller Eile hob er sie von seinem Schoß, stand auf und richtete seinen Kragen. Danach ging er mit schnellen Schritten zu seinem Kleiderschrank, zog sich seinen Mantel über und schnappte sich seine Handschuhe. Etara sah ihm entgeistert dabei zu. "Darpir, mein Graf, was soll das werden? Ich dachte wir verbringen den Abend gemeinsam und...", begann sie zu sprechen, wurde aber von ihrem Geliebten unterbrochen. "Das muss warten! Die Vorkehrungen für morgen müssen getroffen werden, außerdem werde ich den beiden Herrschaften noch einen Besuch abstatten.", grinste Darpir finster und ging zur Tür. "Aber Darpir, das kannst du doch auch morgen noch alles machen!" Er schüttelte den Kopf. "Wie heißt es so schön? Was du heute kannst besorgen, verschiebe nicht auf morgen..." Mit diesen Worten verließ er sein Zimmer und Etara. Diese stand nun da, alleine, und fühlte sich wie bestellt, aber nicht abgeholt. Sie verschränkte die Arme und machte ein Gesicht wie ein beleidigtes Kind. "Ich hasse seine Spontanität...zumindest in dieser Sache!", seufzte sie und verließ ebenfalls den Raum. Sie lief Darpir hinterher und traf ihn bei seinem Festungseigenen Waffenschmied an. Etara bekam nur etwas davon mit, dass er bis morgen ein neues Schwert haben wolle, ein besseres als sein altes Langschwert. Der Schmied nickte und versicherte, dass er es bis zum morgigen Tag fertig gestellt haben würde. Natürlich wusste Etara warum er die neue Waffe haben wollte und grinste. Als sie sah, dass ihr all so geliebter Graf in Richtung Kerker marschierte, ging sie einen Schritt schneller und hakte sich schließlich bei Darpir ein. "Warte demnächst auf mich, mein Graf. Du kannst mich doch nicht einfach so alleine im Zimmer stehen lassen.", sagte sie in einem leicht mahnendem Ton zu ihm und blickte in seine Augen. "Du weißt, dass es nicht böse gemeint war, Etara...Aber wenn es dich so gekränkt hat, dann verzeih' mir nochmal...", lächelte er, löste seinem Arm aus der Umklammerung Etara's und legte ihn um ihre schlanke Taille. Zusammen gingen die beiden die kalten, steinernen Stufen hinunter, bis sie schließlich vor der schweren Holztür stehen blieben. Darpir griff nach der Klinke, drückte diese hinunter und öffnete mit einem kräftigen Ruck die Tür. In der Zelle, der beiden Männer, brannte noch schwach Licht. Die Wache, die neben dem Eingang zum Kerker stand, verneigte sich kurz. Falcon konnte sich denken, dass es der Graf war, der sie noch zu so später Stunde besuchte und blickte deswegen nicht auf, setzte aber zum sprechen an. "Graf Darpir, was verschafft uns, um die Uhrzeit, die Ehre mit eurem Besuch beglückt zu werden?" Höhnisch grinste er, ließ den Kopf aber dennoch gesenkt. Falcon hatte keine große Lust in seine bleiche Visage zu sehen, ihm würde doch nur wieder schlecht werden. Denn Darpir sah wirklich so aus wie eine wandelnde Leiche, die gerade aus der Gruft auferstanden ist. "Ich muss euch Kund tun, dass ich schon morgen die Wahrheit aus euch heraus bekommen werde...Da bin ich mir hundertprozentig sicher!", zischte der Graf und ging auf Falcon zu. Etara sah ihrem Darpir erfreut zu und grinste. Sie genoss es regelrecht, wie der schwarze Graf mit seinen Gefangenen umging. Keine Frage, sie hatte eine genauso rabenschwarze Seele wie Darpir und seine Gefolgsleute. "Wie wollt ihr das anstellen, Graf...? Ihr habt es die letzten drei Jahre nicht geschafft, und auf einmal habt ihr die eine Lösung gefunden, mit der ihr uns zum singen bringt? Verzeiht wenn ich gleich lache!", sagte der Prinz trocken und blickte dann doch auf. Lysaer schwieg und traute sich nicht, weder Falcon noch Darpir anzusehen. Er war mit seinen Nerven am Ende und mit Freuden hätte er selbst seinem Leben ein Ende gesetzt. Er hatte in seinem ganzem verfluchtem Leben so viele Fehler gemacht, und erst jetzt sah er es ein... Falcon hatte die ganze Zeit Recht, wie konnte er, Lysaer, nur ein solcher Idiot sein?! Doch nun war es zu spät...Für ihn gab es keine Hoffnung mehr. Der König würde in der Festung Gilgar sein Leben verlieren, durch die Hände des schwarzen Grafen. Lysaer hatte oft Alpträume und Visionen davon, doch er hatte niemandem davon erzählt und auch nicht daran geglaubt. Hätte er es doch nur getan... Darpir's Gesicht wurde bei den Worten Falcon's noch finsterer und er holte mit der rechten Hand zum Schlag aus. Den Prinzen schien dies jedoch wenig zu interessieren, er hielt dem Blick des Grafen stand. "Na los, warauf wartet ihr? Schlagt mich!", forderte Falcon Darpir auf. Doch das tat er nicht, im Gegenteil, er senkte seine Hand. "Na, Graf, nicht genug Mumm? Oder schlagt ihr etwa wie ein Mädchen?", fragte der Prinz und grinste hämisch. Das ging dem Gefragten zu weit. Er ballte seine Hand zur Faust und schlug Prinz Falcon hart in die Magengegend. Dieser schluckte schwer, man sah in seinem Gesicht, dass es verdammt wehtat. "Nein, Prinz...Gewiss nicht!", zischte Darpir wieder und drückte mit seiner linken Hand auf die Kehle des Gefangenen. "An deiner Stelle würde ich mich schwer zusammen reißen!", knurrte der Graf schließlich und blickte Falcon mit seinen gelblich-grünen Augen an. "Und jetzt schlaft euch gut aus...Ich will, dass ihr morgen alles mitbekommt, und die Schmerzen richtig fühlt..." Er ließ die Kehle wieder los und wandte sich von den beiden Herrschaften ab. "Ach ja, Lysaer...Morgen hast du deinen großen Auftritt!" Mit einer Handbewegung forderte er Etara auf ihm zu folgen. Mit ihr an seiner Seite, schritt Darpir aus dem Verließ, lauthals und dreckig lachend. "Dieser Sauhund!", knurrte Falcon und blickte ihm nach. Die Schmerzen vom Schlag ließen langsam nach und der Sohn Lysaer's blickte diesen ernst an. "Was meint er damit, Vater? Du weißt es...Ist es nicht so?" Darauf schüttelte der König den Kopf. "Ich weiß, dass ich hier meinen Tod finden werde, aber mehr nicht...Dafür sind meine Kräfte nicht mehr ausreichend." Falcon besaß diese Kräfte nicht, von denen sein Vater sprach, denn er hatte das Thronerbe abgelehnt und verzichtete somit auch auf die Gabe, Situationen vorher zu sehen. Natürlich war das nur ein kleiner Teil dieser Kräfte, aber wer sie besaß konnte sich einen 'Sohn des Falken' nennen. Vor alten Zeiten wurden von den Göttern, sie wurden in Falkengestalt abgebildet, diese Gabe weiter gegeben. Damals allerdings nur an die Königsfamilien, dazu gehörten auch die Vorfahren Lysaer's. "Oh nein, du wirst hier nicht sterben, das werde ich nicht zulassen. Du stirbst nicht, bevor du dich beim Volk für deine Fehler entschuldigt hast! Das bist du ihnen schuldig. Also, wehe du verreckst hier, in dieser Festung!", mahnte Falcon mit scharfen Unterton in seiner Stimme. "Wie willst du das verhindern, mein Sohn? Ich glaube kaum, dass du auf mal die Schlüssel für die Schellen herbei zaubern kannst..." Lysaer blickte seinem Sohn ins Gesicht. Seine Augen waren schon sehr glasig geworden und hatten jeglichen Ausdruck verloren. "Nein, zaubern kann ich nicht...aber ich werde dein Leben verteidigen...egal wie!" Falcon meinte es ernst, todernst sogar. Ihm war es gewiss nicht egal, was aus Fedora und dem vereinigten Königreich wird, auch wenn er den Posten als König ablehnte. Sein Vater war ihm genauso wenig egal. Der Prinz liebte ihn, selbst wenn er es nicht zugeben wollte. "Falcon, du bist ein Narr! Du wirst Darpir nicht davon abhalten können mich zu töten! Ich habe es doch selbst in meiner Vision gesehen, ich werde hier sterben! Und das Schicksal kann man nun mal nicht ändern!" Sein Sohn schüttelte den Kopf. "Du bist hier der Narr, Vater! Verdammt, nichts ist unmöglich wenn man nur nicht den festen Glauben daran verliert. Wir müssen wenigstens versuchen das Schicksal zu ändern!" Darauf erwiderte Lysaer nur ein Seufzen und schloss müde die Augen. Die Nacht brach herein und es wurde noch kälter, als es so oder so schon war. Falcon wollte ja schlafen, tat aber kein Auge zu. Er grübelte...Was würde ihn am morgigen Tag bloß erwarten? Hatte Darpir wirklich die perfekte Lösung gefunden und würde der Graf tatsächlich das Geheimnis erfahren? Der Prinz hoffte zutiefst, dass sein Bruder, Dharkaron, den Klauen Darpir's entfliehen könnte. Wenn nicht wäre das wohl das Ende der vier vereinigten Reiche Fedora's! Stumm blickte Falcon zur Seite, zu seinem Vater. Er hing da, kraftlos, hoffnungslos und tief schlafend. Lysaer schien sich nicht den Kopf zu zerbrechen, über morgen. Für ihn war die Sache klar, er würde sterben! Doch genau das konnte Falcon nicht akzeptieren. Er hatte die Entscheidung getroffen, dass er ihn vor dem Tod bewahren würde, egal wie. Wenn jemand das Schicksal von seinem Vater ändern konnte, dann er! Davon war der Prinz fest überzeugt. "Keine Angst Vater, ich werde dich beschützen...Ich lasse nicht zu, dass du stirbst.", sprach er leise. "Und verzeih' mir...Ich hab dir allerhand Probleme gemacht, als ich klein war...", redete er weiter. Tränen sammelten sich in seinen Augen und rannen schließlich über seine Wangen. Dennoch lächelte Falcon entschlossen. "Du kannst dich auf mich verlassen, Vater..." Mit diesen Worten beendete er das Gespräch, senkte den Kopf uns schloss die Augen. Die Nacht über hatte der Prinz einen furchtbaren Traum...Er sah sich, seinen Bruder, als sie noch kleiner waren, und seinen Vater - glücklich vereint so schien es. Dharkaron lächelte vergnügt und neckte ihn, Falcon, mit einem Ausdruck purer Freude im Gesicht. Sein Vater sah ihnen zu, wie sie sich rauften. Er grinste, ebenfalls glücklich. Doch einen kurzen Moment später verdunkelte sich der Himmel und es wurde plötzlich stockdunkel. Blitze zuckten und es donnerte so laut wie ein Kanonenschlag. Und da stand er vor ihnen, der schwarze Graf. Er zog sein Schwert und ging auf sie los. Wie ein Berserker metzelte er Lysaer und Falcon's kleinen Bruder nieder. Blut floss in rauhen Massen über die einst grüne Wiese und färbte die Halme rot...Erschrocken blickte Falcon in das Angesicht des Grafen. Er wusste, dass sein Ende nun auch kommen würde...In dem Moment wo Darpir zu schlug wurde er jedoch unsanft aus seinem Traum gerissen, worüber er eigentlich auch sehr dankbar war. Der Prinz riss die Augen auf und blickte einem Diener Darpir's in die seinen. Der Lakai hieß Tamo, so wie Falcon oft vom Grafen mitbekommen hatte. Er wurde allerdings eher als Fußabtreter benutzt, deswegen tat Tamo Falcon sehr Leid. "Endlich wach, junger Prinz?", fragte er und blickte den Gefragten eigentlich recht freundlich an. Es war schwer, sich vorzustellen, dass ausgerechnet er zu Darpir's Männern gehörte. Tamo war wohl der Einziege, der Lysaer und Falcon mit Respekt gegenüber trat und höflich zu ihnen war. "Ihr habt gezittert wie Espenlaub...Verzeiht wenn ich frage, aber hattet ihr einen Alptraum?" Darauf nickte der Prinz etwas zögerlich. "Ja, das hatte ich...", seufzte er leicht und atmete tief aus. Ihm kam der Traum so real vor, doch konnte er das nicht sein. Dharkaron ist nicht mit ihm aufgewachsen und sein Vater hätte ihnen, selbst dann nicht, beim Spielen zugesehen. "Mein Meister sagt, dass ich Eure Herrschaften nach draußen auf den Vorplatz geleiten soll.", sagte der Lakai ruhig und blickte Falcon weiterhin in die Augen. "Weiß der Teufel, was er wieder vor hat...", dachte er außerdem, und sein Blick verschärfte sich. Das entging dem Prinzen nicht und er sah Tamo für einen Moment fragend an. Dann wurde der Blick Falcon's wieder ernst und hart, so unerschrocken...als würde er vor nichts Angst haben. "Gut, dann bring uns zu deinem Herrn, Tamo!" Der Tag der Entscheidung war also gekommen und als der König und sein Sohn nach draußen auf dem Vorplatz geführt wurden, mit, auf dem Rücken, gefesselten Händen, sahen sie wie noch einige Klingen von Messern und Schwertern aller Art geschärft und fein säuberlich geputzt wurden. Stumm blickte sich Falcon um, ihm behagte die Sache ganz und gar nicht, und fragte schließlich Tamo was das ganze soll. Doch dieser wusste es selber nicht genau und erwiderte nur ein "Darüber kann ich Ihrer Herrschaft keine Auskunft geben, tut mir Leid..." Darpir hatte ihm also nicht viel erzählt. Höchstens, dass er die beiden auspressen, wie eine reife Zitrone, wird. Dennoch machten Lysaer und Falcon keinen Anstand zu fliehen oder sich zu wehren. Denn den Tod fürchteten sie nicht. Der König wünschte ihn sich sogar manchmal. Da standen sie nun, mitten auf dem Vorplatz der Festung. Neben ihnen Tamo, in seiner schwarzen Kutte. Der Lakai warf ein wachsames Auge auf die beiden Herrschaften und wartete mit harrendem Blick auf Graf Darpir. Dieser war noch innerhalb der Mauern von Gilgar, an seiner Seite seine ach so geliebte Etara. Dieses Weibsbild hatte mal wieder ein unwiderstehliches und doch zugleich heimtückisches Grinsen auf ihren tiefroten Lippen. Sie sah wie ihr Darpir auf das neue Schwert, welches im Licht der Fackeln glänzte und strahlte. "Gute Arbeit, Yaku!", lobte der Graf seinen Schmied und steckte das Langschwert in seine prachtvoll verzierte Scheide. "Danke mein Herr! Es freut mich von euch gelobt zu werden..." Yaku verbeugte sich tief vor dem schwarzen Grafen und lächelte ein wenig, denn Darpir sagte Worte des Lobes nicht sehr oft. Etara's Geliebter hingegen beachtete das nicht weiter und zeigte seinem Schmied wieder die kalter Schulter, indem er mit Etara nach draußen ging. Die Sonne brach kurz durch die dichte Wolkendecke, doch mit einem mürrischem Blick Darpir's gen Himmel verdunkelte sich dieser im nächsten Moment wieder. "Hmm, schon besser...", grinste der Graf und schritt weiter vorwärts in Richtung Lysaer, Falcon und Tamo. Als sein Diener ihn erblickte verneigte er sich und richtete den Blick unterwürfig nach unten. "Mein Meister...", sagte er leise und bemerkte dann Etara. "Meine Lady..." Falcon und Lysaer blieben ruhig stehen, sahen Darpir aber verhasst an. Die beiden wussten so gut wie nichts über Etara, beachteten sie deswegen auch nicht großartig. Der Prinz sah sie nur kurz an, musste sich aber eingestehen, dass sie verdammt gut aussah. Aber er konnte nicht verstehen, wie sie es mit Darpir aushielt. Nun wand sich der Graf an Falcon und seinen Vater. "Ich hoffe Ihr hattet eine geruhsame Nacht, mein König." Das 'Mein' klang furchtbar angeekelt und Darpir blickte ihn genauso an. Lysaer antwortete nicht auf diese Frage, er hielt es für unnötig, sah dem Grafen aber in seine kalten Augen. Die seinen waren glasig und blickten schwach und kraftlos drein. "So, du bist also stumm geworden..." Bei seinen Worten schmunzelte Darpir und verschränkte die Arme. "Auch gut, du wirst früh genug reden!" Sein Blick schweifte zur Seite und erfasste Tamo. Mit einer Bewegung des Kopfes forderte der Graf ihn auf, alles fertig zu machen. "Noch etwas Geduld, meine Herrschaften, es dauert sicher nicht mehr lange... nicht mehr lange, bis ich das große Geheimnis der Königlichen Familie erfahre!" Er lachte böse, doch irgendwie auch vollkommen verrückt. Darauf blickte Falcon vielsagend zu seinem Vater. "Ist der aus einer Anstalt entflohen?", dachte sich der Prinz; und wenn er nicht die Hände gefesselt hätte, hätte er dem Grafen garantiert einen Vogel gezeigt. "Na, wenn ihr meint...", sagte Falcon nun trocken und blickte zur Seite. "Doch vielleicht solltet ihr euch nicht zu früh freuen...und eure grausame Lache beenden.", schmunzelte der Prinz. Er liebte es, Darpir solche Sachen hinein zu würgen, denn der Graf reagierte darauf sehr allergisch und konnte nur halbwegs den Zorn darüber zurückhalten. Und tatsächlich, die dunkle Herrschaft verstummte und funkelte Falcon böse an. In ihm schäumte die Wut und seine Hände verkrampften sich. Leise sagte er schließlich zu sich "Ruhig bleiben, Darpir...Du hast gleich deinen Spaß an den beiden..." Mit einem letzten bösem Blick wandte er sich ab und ging zu Etara. Dieses Teufelsweib hakte sich sofort bei ihm ein und geleitete ihn zu zwei prunkvollen Stühlen, die sie hatte bereit stellen lassen. Als sie sich setzten rief Darpir nach Tamo. "Tamo, bist du bald fertig, oder soll ich dir Beine machen?!" Mit einem fiesen Grinsen lehnte er sich zurück und wartete auf Antwort. Sein Lakai eilte herbei und verneigte sich tief vor ihm. "Mein Meister, die letzten Vorbereitungen sind getroffen...Ihr könnt getrost anfangen." "Schön...", er blickte zu zwei weiteren seiner Schergen. "Ihr wisst, was ihr zu tun habt! Macht schon!", wies er die zwei an und stütze seinen Kopf auf seine Hand. Die beiden Lakein gingen mit schnellen Schritten, packten Falcon und Lysaer unsanft und schleppten sie zur Festungsmauer. "Lasst mich raten, Darpir...Ihr kettet uns gerne an Mauern, oder?", fragte der Prinz und blickte zum Grafen, als sie endlich an der Wand hingen. "Und da unten im Kerker so schlechte Luft ist, gehen wir dafür extra nach draußen...Ihr seid zu gütig!", grinste Falcon und hielt weiterhin Blickkontakt mit Darpir. "Aber nein, deswegen seid ihr nicht draußen. Ich will nicht, dass der Kerkerboden beschmutz wird, das ist alles." Langsam erhob sich die dunkle Herrschaft und legte seine rechte Hand auf den Griff seines Schwertes. "Nun, wohl an. Ich werde mich jetzt um Euch kümmern, meine werten Herrschaften..." Hinter Darpir liefen drei weitere seiner Leute und hielten Dolche aller Art in den Händen. Die Klingen glänzten silbrig und spiegelten den grauen Himmel wieder. Der Graf stand nun circa einen halben Meter vor Lysaer und Falcon und ergriff nun eine Waffe die man ihm reichte. Er spielte mit dem Dolch in seiner Hand und grinste dabei hämisch. Die Augen Darpir's verengten sich zu schmalen Schlitzen und im nächsten Moment spritze Blut durch die Luft. "Vater!", rief Falcon aus und sah entsetzt zu Lysaer hinüber. Der König hatte den Dolch tief in seinem Oberkörper stecken und der rote Lebenssaft lief über den gesamten Leib Lysaers. Dieser hustete hastig, schnappte kurz nach Luft und spuckte noch mehr der lebensschenkenden Flüssigkeit aus. Darpir schien dies zu erheitern und er drehte den Dolch noch in der Wunde um 90 Grad. Falcon's Vater schrie auf, voller Schmerzen. "Vater, halte durch...Du darfst nicht sterben!", schrie der Prinz und blickte zum schwarzen Grafen. "Du mieser Dreckshund! Was bezweckst du damit?!" "Aber, aber...wer wird denn gleich beleidigend?", fragte Darpir gut gelaunt und schnappte sich bereits eine neue Waffe. "Und was ich damit bezwecke wirst du sicher bald herausfinden...", schmunzelte er und setzte zum neuen Schlag an. Mit erhobener Hand, in ihr ein silbernes Fischermesser, sah er wieder zu Lysaer. Seine Augen leuchteten und man konnte in ihnen erkennen, dass er sich seiner Sache sicher war. Dann war es so weit, er rammte das Messer in die Schulter des Königs. "Argh!", stöhnte Lysaer auf und kniff die Augen zusammen. Das Blut schoss aus der Stichwunde und tropfte von der Klinge des Messers, als der Graf es seelenruhig aus der Schulter zog. "Rede...", begann Darpir plötzlich und schaute den König ernst an. "Rede, und ich erspare dir die Folter. Dann mach ich es kurz und schmerzlos und morgen hast du keinen Stress mehr." Doch Lysaer schüttelte den Kopf. "Niemals!", sagte er unter husten und er spie wieder etwas Blut aus. Als sich sein Husten-Anfall wieder gelegt hatte sah er dem Grafen direkt in sein Gesicht. "Lieber sterbe ich!" "Vater, hör auf! Sag es ihm endlich!", sagte Falcon hastig und blickte zu seinem Alten. "Ich kann nicht mitansehen, wie er dich weiter quält!" Der Graf sah kurz über seine Schulter und traf den Blick Etara's. Er lächelte sie triumphierend an, wand seinen Blick dann aber wieder Falcon und seinem Vater zu. "Ich will euer Vater-Sohn-Gespräch ja nicht stören, aber..." Da war es auch schon geschehen. Darpir setzte dem Gespräch ein Ende, ein jähes sogar. Ein Dolch durchbohrte jeweils eine Seite des Königs und ein schmerzerfüllter Schrei hallte über den Vorplatz. Falcon konnte nicht hinsehen und senkte den Kopf. "Aufhören, bitte hört auf!", dachte er und verkrampfte seinen Körper. Doch es ging weiter, immer wieder stach der Graf auf den König ein und immer wieder schrie Lysaer auf. "Aufhören!", schrie Falcon nun aus voller Kraft und in diesem Moment fing es leise an zu donnern, Regentropfen fielen zu Boden. Der Prinz zitterte am ganzem Leib und blickte nun zu Darpir, welcher recht lässig den Blick erwiderte. "Graf Darpir, hört auf! Ich werde reden..." Darauf hin breitete sich auf den Lippen des Grafen ein siegessicheres Lächeln aus. "Falcon, du Idiot...", röchelte Lysaer mit leiser und rauhen Stimme. "Was tust du da...?" "Vater, ich habe doch gesagt, dass ich dich nicht sterben lasse...Dass ich es verhindern werde, egal wie..." Auch die Stimme des Prinzen war zitterig und eine salzige Flüssigkeit rann seine Wangen hinab zu Boden. Dann sah er wieder zur dunklen Herrschaft und senkte sein Haupt. "Graf Darpir...ich werde es euch erzählen, die ganze Wahrheit. Wenn ihr nur meinen Vater verschont!" Der Graf zog sich seine Handschuhe aus, die mittlerweile mit Blut durchtränkt waren und übergab sie einem seiner Lakein. "Nun gut...", kam es nun von ihm und er verschränkte seine Arme vor der Brust. "Aber nun rede endlich!" Auffordernd funkelte er Falcon an und beachtete Lysaer nur mäßig. Nun hatte er es endlich geschafft, er würde endlich erfahren, wo sich Dharkaron aufhielt. Der Prinz atmete tief durch und schielte noch kurz zu seinem Vater. "Ich enttäusche dich schon wieder. Ich verrate unser größtes Geheimnis...", schoss ihm durch den Kopf ehe er auch nur ein Wort zu Darpir sagen konnte. Dann jedoch fasste er sich und begann zu sprechen. "Mein Bruder, Dharkaron, hält sich in Darkonia auf..." Kurz stoppte Falcon um sich zu beruhigen. Er wollte es nicht sagen, sein Körper sträubte sich dagegen, aber er hatte keine andere Wahl. Andernfalls wäre sein Vater gestorben. Sein Vater, den er doch eigentlich über alles liebte. "Wo genau in Darkonia?", hakte der Graf schließlich nach, da der Prinz nicht mehr weiter sprach. "Sag es mir!" "Nah an der Grenze zu Rathain...Auf einem kleinen Hof, er lebt bei..." Er konnte nicht mehr, er war am Ende seiner seelischen Kräfte. Er brauchte auch nicht mehr sagen, denn Darpir wandte sich bereits um und grinste seine Etara an. Doch mit dem, was dann kam, hätte der Prinz nicht gerechnet... Der schwarze Graf zog blitzschnell sein Langschwert und schlug den Kopf von Lysaer's Schultern. Er fiel zu Boden und rollte noch ein Stück weiter. Blut strömte und spritze und Falcon sah in das Gesicht seines Vaters. Er war genauso erschreckt von dieser plötzlichen Wendung Darpir's. Die blauen Augen des Königs waren weit aufgerissen. Falcon wurde schlecht und kreidebleich im Gesicht. Nun war es endgültig zu viel für ihn, er zitterte wieder wie Espenlaub und er atmete schnell. Dazu stotterte er etwas wie "I-Ihr w-wolltet ihn a-am Leben lassen..." Doch der Graf grinste darauf nur finster und trat näher an Falcon. "Du musst noch eine Menge lernen...zum Beispiel, dass man dem Feind nie trauen darf.", hauchte er in des Prinzen Ohr. Der Atem von Darpir war kalt und ließ Falcon erschaudern, auf seiner Haut bildete sich eine Gänsehaut. "Tamo, schaff ihn mir aus den Augen...Ich will ihn bis morgen, zu seiner Hinrichtung, nicht wiedersehen. Und ihr anderen beseitigt den Müll!" Sein Blick senkte sich nieder zu dem abgetrennten und blutigem Kopf Lysaer's. Dazu lachte er grausam und ging in Richtung Etara und zusammen mit ihr in die Festung. Es fing immer heftiger an zu regnen, als Tamo den Prinzen losmachte. "Prinz Falcon, kommt bitte mit mir...", ordnete er ihm an, doch er war nicht zum gehen zu ermutigen. Stattdessen stand er wie versteinert da und sah den Lakein dabei zu, wie sie die Blutpfützen aufwischten und den Kopf des Königs den Hunden Darpir's zum spielen gaben. "Vater!", rief der Prinz laut aus und wollte sich von Tamo losreißen, um wenigstens einen Teil von Lysaer retten zu können. Der Diener hingegen hielt ihn mit festem Griff und zog ihn mit sich in das Gebäude. Dabei wehrte Falcon sich heftigst und versuchte immer wieder zu entfliehen. "Nein, lass mich los!! Ich muss ihn retten!" Auf halben Weg zum Kerker blieb Tamo jedoch stehen und begann zu sprechen. "Falcon, Ihr könnt ihm nicht mehr helfen...Seht es doch bitte ein.", murmelte er mit traurigem Gesichtsausdruck. "Doch für Euch ist es noch nicht zu spät, Prinz...", gab er schließlich von sich. Falcon erwiderte darauf nur einen fragenden Blick. "Was faselst du da? Für mich ist es morgen vorbei.", stellte er klar und senkte den den Kopf. "Dann kann ich bei meinem Vater sein.", wisperte er noch hinzu und ein leichtes Lächeln legte sich deswegen auf seine Lippen. "Nein, Prinz...Ich werde euch helfen zu fliehen! Ihr müsst euren Bruder warnen, das ist oberste Priorität!", erklärte Tamo und sah Falcon ernst an. Dieser konnte es noch gar nicht richtig realisieren was er da eben von einem Lakein Darpir's hörte. "Wa-Warum? Du gehörst zu Graf Darpir! Du solltest dich freuen, dass dein Meister es geschafft hat!", verdeutlichte er und blickte dem Diener ins Gesicht. "Sollte ich das? So wie mich der Graf behandelt kann ich mich nicht glücklich schätzen für ihn zu arbeiten...und ich kann mich auch nicht für ihn freuen. Mein Herz hat mir schon vor langer Zeit etwas anderes gesagt. Ich gehöre nicht zu ihm und den anderen! Deswegen will ich Euch helfen, junger Prinz!", sprach Tamo und er lächelte. "Aber wenn Darpir das herausbekommt bist du so gut wie tot!", gab Falcon ihm zu bedenken. "Ist dir das klar?!" Auf diese Frage nickte der Lakai und sein lächeln verwandelte sich in eine ernste Miene. "Mein Leben für Eures! Denn das Ihre ist weitaus wichtiger, als das meine!", versicherte Tamo und löste langsam die Fesseln, die um die Handgelenke des Prinzen geschnürt waren. Als Falcon's Hände wieder frei waren, legte er eine davon auf die Schulter des Verräters. "Ich stehe in deiner Schuld...Hab vielen Dank!" Auf seinem Gesicht lag noch immer die Trauer, durch den Verlust seines Vaters, aber nun konnte er wenigstens etwas glücklich sein, tief in seinem Innerem. "Ich würde es immer wieder tun...Doch nun, lauft! Ich bleibe hier und werde, wenn nötig, für Euch kämpfen! Und macht Euch wegen mir keine Sorgen!" Falcon nickte und lief los. Er musste nun sehr vorsichtig sein, denn überall in der Festung liefen Schergen von Graf Darpir umher. Und wenn ihn jemand sehen würde, wäre es um ihn geschehen. So schlich der Prinz also durch die Gänge, immer auf der Hut vor Leuten mit schwarzen Kutten, oder Darpir selbst. Einmal wäre er beinahe gesehen worden, doch er verschwand noch rechtzeitig um eine Ecke. Zwei Lakein des Grafen stolzierten durch den Hauptgang und unterhielten sich erregt über die Einheit, die Dharkaron das Ende bereiten sollte. "Man munkelt, dass der Meister die 'Unbenennbaren' losschicken will.", sagte Einer der beiden. Darauf sah ihn der Andere überrascht an. "So? Na, dann wird der Falke nicht lange überleben...Denn demnach, was ich so über die Viecher gehört habe, verschonen die 'Unbenennbaren' niemanden." Als der Prinz diese Worte hörte, wich ihm die frisch wiedererlangte Farbe aus dem Gesicht. "Ausgerechnet die?! Oh nein, hoffentlich wird Dharkaron mit ihnen fertig.", dachte er und huschte weiter durch den Gang, als die beiden Lakein verschwunden waren. Er musste nur noch geradeaus, dann wäre es geschafft. Doch als Falcon am Tor ankam presste er sich sofort an die kalte Steinmauer. Ein Wachmann stand ihm, auf der letzten Etappe seiner Flucht, im Weg! "Darpir, Darpir...so leichtsinnig? Nur eine Wache? Wie unvorsichtig!", sagte er so leise zu sich selbst, dass es wohl kein anderer mitbekommen hätte. Also schlich sich der Prinz hinter den Wachposten und nahm ihn in den Schwitzkasten. Noch ehe dieser schreien konnte war sein Genick auch schon entzwei. Mit einem dumpfen Rumms fiel er zu Boden. "Geruhsame Träume.", grinste Falcon und rannte, so schnell ihn seine Beine trugen, aus der Festung. Aus einem der Fenster sah Tamo und lächelte. "Lauft mein Prinz, lauft so schnell Ihr könnt!", murmelte er und blickte ihm nach. Nun lagen endlose, ausgetrocknete Felder vor dem jungen Prinzen und jeder Baum war so kahl wie im Winter. Das war auch nicht verwunderlich, denn hier in Tysan regierte Graf Darpir; und er ließ keinen einzigen Sonnenstrahl zu. Das hatte er ja zu Anfang der Folter gezeigt. Als Falcon, nach seiner Meinung nach, weit genug von Gilgar entfernt war machte er eine Pause. "Hätte ich ein Pferd wäre ich auf jeden Fall schneller.", keuchte er und atmete tief durch. Durch seine etlichen Verletzungen, die Darpir ihm bei früheren Folterungen zugefügt hatte, war er schnell außer Atem und Schmerz durchzuckte seinen Leib. Sein Körper sagte ihm, dass er sich hinsetzen und pausieren solle, doch diese Anweisung verweigerte er und lief weiter. "Ich kann jetzt nicht schlapp machen...", sagte er ernst zu sich selbst und hielt den Blick starr geradeaus. Darpir war inzwischen in seinem Arbeitszimmer, zusammen mit Etara und dem Kommandanten der 'Unbenennbaren'. Er war ein junger Mann, Mitte 20, mit schwarzen Haaren die in einem Zopf zusammen gebunden waren. "Kommandant Levian, jetzt wo ihr wisst worum es geht, können Sie mit ihren Kreaturen losziehen...Ich erwarte nach Ausführung des Befehls einen ausführlichen Bericht. Verstanden?!" Levian nickte und sah seinen Meister verstehend und ernst an. "Klar und deutlich, mein Herr!", sprach der Kommandant und verneigte sich vor Darpir. "Wenn ich mich nun empfehlen dürfte, um Ihren Befehl auszuführen." Auf den Lippen von ihm lag ein kaltes Lächeln. Er war wohl lange nicht mehr im Einsatz gewesen, mit den 'Unbenennbaren'. "Natürlich Levian!", ertönte die rauhe Stimme des Grafen. "Es sei Euch gestattet. Macht eure Aufgabe gut! Ansonsten...", grinste Darpir böse und blickte nun hinaus zum Fenster. Der Kommandant drehte auf dem Absatz und ging hinaus aus dem Zimmer. Schnell schritt er die steinernen Stufen hinab und gesellte sich zu seiner Einheit, die schon draußen, im Regen, auf ihn wartete. Die 'Unbenennbaren' saßen hoch zu Ross und trugen dunkelblaue bis schwarze Kutten, dessen Kapuzen ihr Gesicht völlig verdeckten. Und was sie an den Händen hatten, konnte man schon nicht mehr Finger nennen. Es waren, mindestens zwanzig Zentimeter, lange Klauen. Und aus Ihren Rücken wuchsen riesige Stacheln. Diese durchbohrten den Stoff der Kutten und ragten circa einen halben Meter heraus. Sie trugen kniehohe Reitstiefel auf denen das Wappen des Grafen abgebildet war: Eine schwarze Fledermaus auf rotem Grund, der wahrscheinlich das Höllenfeuer darstellen sollte. Nun stieg Levian auf sein Pferd, welches man schon für ihn bereit gestellt hatte. Er ritt voran und deutete dann seinen Kreaturen an, ihm zu folgen. "Also, Leute! Auf geht's!", rief er drehte sich zu seinen Kameraden. Auf seinen Ausruf folgte ein lautes Kreischen der 'Unbenennbaren'. So galoppierte die Schar los, vorne weg der Kommandant. Seine Truppe bestand aus circa 15 Kreaturen, die alle keinen vertrauenserregenden Eindruck machten. Zu selben Zeit trainierte Arithon wieder mit seinem Vater, diesmal aber sehr gut gelaunt. Denn er wusste, er würde danach seine Talith wiedersehen, an die er die ganze Nacht denken musste. Der Junge zog die Sehne seines Bogens, bis er seine Hand unter seinem Kinn plazieren konnte und erfasste sein Ziel - Eine Scheibe, mindestens 30 Meter entfernt. Arithon verharrte einen Augenblick und ließ dann die Sehne los. Der Pfeil schnellte davon und traf genau ins Schwarze. Dazu sollte man vielleicht sagen, dass die beiden im Wald übten, und fast überall ein Baum im Weg stand. Oh ja, Arithon wusste warum er lieber mit dem Bogen trainierte, er war ein Meisterschütze! "Ja! Volltreffer!", grinste er als er zur Zielscheibe ging um seine Pfeile zurück zu holen. "Na wenigstens eine Waffe, mit der du umgehen kannst...", ertönte die rauhe Stimme von Luthien, der seine Arme vor der Brust verschränkte. "Obwohl ich es begrüßen würde, wenn du im Schwertkampf genau so gut wärst." Er sah Arithon ernst an, musste aber nach einer Weile lächeln. "Naja, das bekommen wir auch noch hin.", sagte er zuversichtlich und klopfte seinem Sohn auf die Schulter. "Und nun Abmarsch nach Hause, sonst kriegen wir dein Problem mit dem Schwert nie in den Griff!", kommandierte Luthien und ging mit Arithon zu den Pferden - Epona und Crisha. Die Zwei saßen gekonnt auf und ritten heimwerts. Luthien lächelte die ganze Zeit, das fiel Arithon sofort auf. "Sonst war er doch nie so, da stimmt doch etwas nicht...", schoss ihm durch den Kopf und er blickte von der Seite aus zu seinem Alten. Er wirkte die ganze Zeit so gelassen, im Gegensatz zu den anderen Tagen, an dem die beiden zusammen übten. Luthien war sonst sehr ernst und meckerte eigentlich ständig an Arithon herum, aber nicht heute. Der Jüngling wurde deswegen mehr als stutzig, traute sich aber nicht seinen Vater, auf dessen Verhalten, anzusprechen. Also ritt er lieber stumm neben seinem Alten her und schluckte seine, immer neu entstehenden, Fragen hinunter. "Er würde es mir ja doch nicht sagen, wenn ich ihn fragen würde...", dachte der Junge und fing langsam an zu traben. "Vielleicht sollte ich mir darüber nicht den Kopf zerbrechen, sondern einfach genießen, dass er so gute Laune hat!", ging ihm nun durch den Kopf und er grinste seinen Vater an. "Was hälst du von einem kleinen Wettrennen? Sagen wir von hier bis nach Hause, okay?", meinte Arithon nun zu Luthien, der seinen Sohn ebenfalls ansah. "Wenn du unbedingt willst...aber eins sage ich dir: Du hast gegen mich keine Chance!" "Ha, das wollen wir ja mal sehen, Alterchen!", sagte der Jüngling neckisch und blieb mit Epona stehen. "Also, auf die Plätze, fertig und...oh, sieh mal! Da oben!", rief Arithon plötzlich und deutete gen Himmel. Luthien folgte dem Blick seines Sohnes und schaute hoch, zum strahlend blauem Himmelszelt. "Und was soll jetzt da oben sein?", fragte er und sah wieder zu dem Platz, an dem Arithon noch bis vor kurzen stand. Die Betonung lag auf 'stand'. Denn der Jüngling galoppierte schon vergnügt über die Wiesen, die vor ihm lagen. So schnell es ging ritt Luthien ihm hinterher und hätte sich am liebsten selbst geschlagen. Er fiel immer wieder auf den gleichen Trick herein... Nach einiger Zeit hatte er Arithon aber eingeholt und lieferte sich mit ihm ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Da Crisha aber weitaus besser trainiert war, als Epona, übernahm bald schon Luthien die Führung und behielt sie auch bis er zu Hause ankam. Nach vielleicht zwei Minuten stieß auch der Jüngling zu ihm und blickte Fassungslos geradeaus. "Oh mein Gott." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)