Save me from the Dark von abgemeldet (Dunkelheit, tief in mir [Ruffy/x/Nami]) ================================================================================ Finale I - Decisions -------------------- Tjo, I'm back, Leutz! Habe es tatsächlich geschafft! Ich konnte es selbst nicht von mir glauben, dass ich nochmal meinen Arsch hochgekriegt habe und das hier geschrieben habe xD;;; aber na ja, wie heißt es so schön: lieber zu spät als niemals! Die altbewährte Leier zuerst: Stand: 7.5/9 Disclaimer: One Piece gehört NICHT mir, ich scheffel keine Kohle damit, bla bla bla... Gewidmet Easylein, der ich von hier aus meine besten Wünsche und alles Gute für ihr finales Kapitel wünsche! Viel Glück, du wirst es brauchen, ich werde das letzte Kapitel gnadenlos kritisieren XD~~~ (Aber was werde ich schon zu kritisieren haben? xD;;;) So, ich fackele nicht lange! Hiermit eröffne ich für euch, liebe Leserschaft, das große Finale von "Save me from the Dark"! *+**+**+**+**+**+**+**+**+**+**+**+**+**+**+**+**+**+**+**+**+**+**+**+**+**+**+ Finale I - Decisions Jahre, Monate, Tage… Stunden, Minuten, Sekunden… All dies fließt in einem endlosen Strom der Zeit dahin. Es ist etwas, was man nicht aufhalten kann, das habe ich inzwischen begriffen. Ob man viel Zeit für etwas braucht Oder es schnell erledigt, das ist vollkommen belanglos. Wichtig ist, dass man an einem bestimmten Punkt im Leben etwas tun muss. Etwas, dass manchmal so unwichtig erscheint, dass man ihm kaum Beachtung schenkt. Und doch ist es mit eines unserer einzigen Freiheiten, die uns als Menschen noch geblieben sind. Die Freiheit sich zu entscheiden. _______________________________________________________________________________ Auf Sonnenschein folgt Regen und auf Regen folgt Sonnenschein. So beschreibt es zumindest eine alte Bauernregel. Eigentlich dient sie nur dazu Menschen Mut zu machen, wenn sie mal einen schlechten Tag erlebt haben, ihnen einfach Hoffnung auf eine bessere Zeit zu geben. Doch was ist, wenn diese Zeit für jemanden in weite Ferne gerückt ist? Noch herrschte Dämmerzustand im östlichen Teil der vier Meere. Doch schon bald würde die endlos erscheinende Schwärze der Nacht dem Morgenrot weichen, das die Schwärze vertreiben und einem neuen Tag Platz machen würde. Einem neuen Tag, der viele Entscheidungen mit sich bringt. Monkey D. Ruffy hingegen war wohl eher nicht danach zumute sich heute großartig zu entscheiden. Seufzend lehnte der junge Mann sich an den großen Baum im hinteren Teil des Gartens und vergrub mit einem grimmigen Ausdruck in seinem Gesicht die Hände in seinen Hosentaschen. In letzter Zeit war er oft hier anzufinden, vor allem zu diesem Zeitpunkt, kurz vor Morgengrauen. Wann er das letzte Mal eine Nacht durchgeschlafen hatte, wusste er nicht mehr und die Müdigkeit zehrte so langsam an seinen Kräften. Gähnend legte er seinen Kopf in den Nacken, was ein leichtes Knacken zur Folge hatte. Ein kurzes Grinsen schlich sich in sein Gesicht. ‚Wenn es doch nur brechen würde, dann wäre ein für alle Mal Schluss…’, bedachte er die Situation makaber. Sichtlich mit dem Zustand der Lage unzufrieden biss er sich leicht auf die Unterlippe. Wollte nicht daran denken, was heute alles auf ihn zukommen würde. ‚Ja, heute…’ Heute war es also soweit. Es würde alles wieder auf ihn zurückkommen. Alles, was jemals geschehen war. Der Grund, warum er weggelaufen war. Warum er stark sein wollte und es doch nicht war. Warum er durch seine Freunde und all die positiven Gefühle, die er sich, zumindest fand er das, eingeredet hatte, all das vergessen wollte. Heute war der Tag. ‚Toll.’ Schnaubend stieß Ruffy sich leicht von dem Stamm ab, an den er gerade noch gelehnt hatte und atmete tief die noch kühle Morgenluft ein. Langsam schloss er seine Augen und ließ die frische Luft seine Lungen tief füllen, bis zum Anschlag. Er hielt sie an und verharrte in dem Moment. Ließ sich treiben, fühlte wie das Blut in seinen Adern pulsierte und wie sein Herz zu rasen begann. Dann ließ er die Luft wieder entweichen. Ruffy öffnete langsam seine Augen und blickte nun in das helle Morgenrot, das sich vor ihm erstreckte. Seine Wangen waren gerötet von dem Luftanhalten und sein Atem ging noch etwas schnell. Leichte Tränenschimmer bildeten sich in den glasigen Augen, die nicht zu blinzeln wagten. Und ein Gedanke stahl sich den Weg über seine Lippen. „Ich lebe noch.“ Langsam kam es wieder zurück. All die glücklichen Erinnerungen, die er an diesen Ort hier hatte, wichen dem Schrecken. Dem Schrecken, der sich einige Jahre zuvor hier zugetragen hatte. Es hatte geregnet, den ganzen Tag über. Das wusste er noch. Doch wie es aussah, sollte es heute ein schöner, sonniger Tag werden. ‚Wieso scheint heute die Sonne? Die Sonne soll nicht scheinen, es soll regnen.’ Er wusste, dass das kindische Gedanken waren. Was konnte denn schon das Wetter für seine Laune? Nichts. Das war die Antwort. Und das wusste er auch. Dennoch schien er es sich in diesem Moment nicht wirklich eingestehen zu wollen. „Sieht so aus, als ob es heute ein schöner Tag werden wird, “, schlug Ruffy mit einem Male eine ihm nicht unbekannte Stimme entgegen, die aus Richtung der Gartentüre zu kommen schien. Sich aber nicht umdrehend, hörte er wie sich ihm langsam Schritte durch das noch vom Morgentau feuchte Gras näherten. „Hallo Ace, schon so früh auf den Beinen?“, gab Ruffy nur als Antwort und fuhr sich mit seiner Hand durch seine schwarzen Haare. Sein älterer Bruder währenddessen gesellte sich, eine Tasse Kaffee in der Hand haltend, neben ihn und betrachtete den Sonnenaufgang seufzend. Es war ruhig. Nur das Zirpen von Grillen, ganz in der Nähe war noch zu hören. Kein Ton mehr aus den Mündern der beiden Brüder. Als ob sie sich nichts mehr zu sagen hätten, als ob alles zwischen ihnen geklärt wäre. Aber was sollten sie sich auch gegenseitig schon sagen? Sie konnten nichts sagen. Alleine der Tag selbst sagte schon alles. Ruffy ließ seinen Blick langsam gen Boden senken und er seufzte abermals tief, seine Augen schließend. Wieso war nur alle Welt damals gegen ihn gewesen? Was hatte er denn schlimmes verbrochen, dass er so gestraft werden musste? War er nicht immer lieb und nett zu all seinen Mitmenschen gewesen? Hatte er nicht genug Respekt den Älteren gegenübern gezeigt? Was war es? Was war schief gelaufen? Aber er wusste auf all die Fragen keine wirkliche Antwort. Verstohlen ließ er einen kurzen Blick hinüber zu seinem Bruder schweifen und blickte in sein Gesicht. Es war wie versteinert. Und seine Augen. Hart. Ja, hart waren sie geworden. Wann hatte er sie das letzte Mal unbeschwert und sanft erlebt? So wie früher? Alles hatte sich verändert. Nichts war mehr so, wie er es noch in seinen Erinnerungen sah. „Wieso, Ace?“, verließen plötzlich und ohne Vorwarnung diese zwei Worte seinen Mund, was Ace etwas verwirrt zu ihm hinüber blicken ließ. „Was ‚wieso’?“ Nicht so recht etwas mit der Situation anfangen könnend, versuchte Ace sich zuerst einmal vorsichtig an die Sache heranzutasten. Die Luft war wie elektrisiert zwischen den beiden Brüdern. Beide spielten in ihren Köpfen verschiedene Szenarien von möglichen Antworten durch, die sie auf eventuelle Fragen geben konnten. Aber wirklich zu einem Ergebnis, was nun die beste Antwort auf eine noch nicht gestellte Frage sein könnte, kamen sie dabei nicht wirklich. Ruffy schüttelte nur mit einem gequälten Lächeln im Gesicht den Kopf und schritt einige Meter nach vorne, seinem Bruder den Rücken zuwendend. „Wenn ich hier an diesem Ort bin, überfallen mich nicht nur diese Bilder von damals, ich fühle auch Geborgenheit und Wärme. Sitze ich oben in meinem Zimmer, denke ich über viel nach, was wir zwei damals hatten und was nicht. Es hat sich viel verändert, nicht wahr, Ace?“ Seinen Blick auf ihn richtend, erblickte Ace in dem Gesicht seines jüngeren Bruders plötzlich eine Seite wieder, die er dachte, vergessen zu haben. Sein Blick, wie der eines gescholtenen Kindes, das etwas Böses angestellt hatte und dafür gerade zur Rechenschaft gezogen wurde. Ace wand kurz seinen Blick ab, ehe er seinen Bruder wieder mit einem aufmunternden Lächeln bedachte. „Vielleicht…aber einiges wird sich nie ändern.“ „Aber wieso hat sich alles verändert, Ace?“, Ruffy ging nun vorsichtig in Richtung seines Bruders, blickte ihn vorwurfsvoll an, „wieso können wir nicht wieder zurück? In eine Zeit, wo wir unbeschwert waren, wo wir miteinander lachen konnten, ohne dass wir uns Sorgen machen mussten, was der nächste Tag für uns bringen würde?“ Seine Stimme wurde immer lauter. „Ist all das wirklich vorbei? Und bleibt uns nur noch die Leere einer langsam verblassenden Kindheit zurück?“ Er stand seinem Bruder nun gegenüber, mit einem fragenden Blick in den Augen. Suchend nach einer Antwort, die ihm noch nicht gegeben war. Auf Fragen, die er nicht verstand, warum sie ausgerechnet ihn trafen. Ace wusste in diesem Moment nicht wirklich was er antworten sollte. Kein Wunder, auf viele dieser Fragen kannte er selbst nicht die genaue Antwort beziehungsweise, er konnte Ruffy nur eine für ihn bestimmt unbefriedigende Antwort geben, die er für sich selbst damals getroffen hatte. „Weißt du, Ruffy, ich glaube, dass alles gehört einfach zum Leben mit dazu. Zum Erwachsenwerden.“ Ruffy schüttelte nur schnell den Kopf. „Nein, das kann ich einfach nicht glauben, dass das was uns passiert ist zum Erwachsenwerden dazugehört. Niemand sonst erlebt solche Dinge und viele Kinder hatten eine schöne Kindheit.“ Wut und Verzweiflung sammelte sich in seinem Blick. „Womit haben wir das verdient? Wieso konnten wir nicht einfach so weiterleben wie bisher?“ Seine Fäuste auf die Brust seines Bruders einhämmernd, ließ Ruffy seinen Kopf sinken. „Die Situation war einfach nicht angebracht und das weißt du auch,“, gab Ace ihm nur kühl zu verstehen. Mit seiner Fassung ringend, merkte Ruffy wie langsam die Wut immer mehr über ihn überhand gewann. Wieso war sein Bruder nur so kalt, wenn es um dieses Thema ging? Konnte er nicht einmal seine wahren Gefühle zum Ausdruck bringen? Das hatte schon damals nicht getan. Und dies war etwas was Ruffy unfassbar wütend machte. „Nicht angebracht? Ace, das ist nicht dein Ernst!“ „Es hat mich damals auch niemand gefragt, ob ich nicht einfach all das vergessen könnte,“ , auch in der Stimme des Älteren schwang nun Wut mit, „Nein, ich konnte ja auch gar nicht.“ Wütend knirschte Ace mit seinen Zähnen. Was fiel seinem Bruder eigentlich ein, ihn so anzuschreien? „Immerhin warst du ja da. Wie hätte ich es also auch vergessen sollen? Immerhin bist du ja schuld an dieser ganzen Misere.“ Erschrocken wich Ruffy zurück, in seinem Blick ein Gemisch auf Geschocktheit und Erkenntnis, was gerade gesagt wurde. Auch Ace’, der gerade realisierte, was er da gesagt hatte, setzte einen Blick auf der Bände sprach. Es folgte wieder eine minutenlange Stille zwischen den beiden. Ruffy konnte es nicht fassen, was er da gerade gehört hatte. Ace sprach tatsächlich das aus, was er jahrelang befürchtet hatte. Nämlich dass sein Bruder ihm die Schuld an dem Vorfall gab und eine Wut tief in ihm brannte, dass er sein Leben zerstört hatte. Tränen sammelten sich in seinen Augen, doch sie fielen nicht. Verharrten nur in seinen Augen. Selbst an Ace ging diese Situation nicht ganz spurlos vorbei, auch wenn sein Gesicht weiter versteinert und hart blieb. Innerlich allerdings tobte ein Wirbelsturm der Gefühle. Wieso hatte er sich gerade dazu hinreißen lassen seinem Bruder seine Gedanken an den Kopf zu werfen? Wieso hatte er sich so entschieden? Wollte er nicht mehr alleine diese Bürde tragen wollen und seine Wut kundtun? Oder war es einfach nur aus der Situation heraus passiert? Ace verstand sich in diesem Moment selbst nicht mehr. Hatte er doch seinen Bruder an den Gedanken teilnehmen lassen, die er früher immer hatte, abends, wenn er seinen Bruder friedlich in einem Bett schlafen sah. Dachte er damals bei diesem Anblick doch, warum er bei so einer Situation ruhig schlafen konnte, dass er sich keine Gedanken darüber machte was passiert war und alles vergessen konnte. Seine Wut brannte lichterloh in ihm. Ein Feuer, das niemand löschen konnte und das auch niemand sah. Er hielt es versteckt. Beschloss für sich niemanden daran teilhaben zu lassen und auch seinen Bruder nicht beunruhigen zu wollen. Aber es war immer noch in ihm vorhanden und brannte weiter. Weil es ihn verantwortlich machte. Ihn, seinen Bruder, für all das, was passiert war. Ace drehte sich beschämt von seinem Bruder weg. Nun hatte er es doch getan. Aber ob diese Entscheidung richtig war? Ace bezweifelte dies doch stark. Gerade heute. Wo er doch beschlossen hatte, es besuchen zu gehen. Ihre Stätte. Wo sie in den letzten Jahren nicht mehr zusammen hingegangen waren. Weil sie es vergessen wollten. Um nie wieder daran zu denken. ‚Vielleicht war das ein Fehler.’ Ace seufzte und packte seinen Bruder am Handgelenk. „Komm mit, Ruffy.“ Doch so einfach ließ sich dieser nicht mitschleifen. Wütend ballte Ruffy seine Hände zu Fäusten und stand drohend seinem Bruder gegenüber. Was er ihm da gerade eröffnete, hatte ihn tief, wirklich sehr tief getroffen. Hatte er doch geglaubt, dass wenigstens sein Bruder ihm einen Halt geben würde, in dieser grausamen, kalten Welt. Musste er jetzt feststellen, dass dies alles nur Farce war? Dass nichts echt war? Nicht einmal die Fürsorge und so genannte „Liebe“ seines Bruders? Wut flackerte in seinen Augen auf. Aber Ace verzog keine Miene, nicht einmal ein Bedauern stahl sich in das harte Gesicht. Ruffy’s Fäuste zitterten. ‚Was habe ich nur getan?’ Deprimiert ließ er seine Fäuste sinken und schloss die Augen. Was war nur aus ihm geworden? Jetzt besaß er sogar die Dreistigkeit die Hand gegen seinen eigenen Bruder zu erheben. Wie erbärmlich. Kraftlos und schlaff stand er einige Zeit seinem Bruder gegenüber, sagte nichts mehr, rein gar nichts mehr. Auch nicht, als Ace ihn auf die Straße zerrte und auf ihn einredete, das bekam er alles nicht mit. Ace schleifte ihn davon. Die Straße entlang, das Ziel suchend, dass ihn und seinen Bruder bis in alle Ewigkeit verbinden würde. Um es endlich hinter sich zu bringen. Ein für allemal damit abzuschließen. Und seine Wut endlich zu begraben. Heute. Am Todestag ihrer Eltern. ________________________________________________________________________________ Sonnenstrahlen trafen nun auch das Zimmer, wo die zwei einzigen weiblichen Mitglieder der Strohhutpiratenbande ihre Nächte verbrachten. Stille lag im Raum. Nur leise Atemgeräusche warfen zu hören. Brustkörbe, die sich hoben und sanken. Doch trog der Schein der Friedlichkeit des Schlafes. Obwohl man sehen konnte, dass Nico Robin noch sichtlich tief und friedlich in Morpheus Armen schlief, so konnte man dies nicht von der Navigatorin der Strohhutbande behaupten, deren Schlaf sich in unruhigem Atmungen und starken Schweißausbrüchen äußerte. Sie wälzte sich ständig von der einen Seiten zur anderen und keuchte dabei stark auf. Leise Laute waren aus ihrem Mund zu vernehmen, die wie ein Wimmern klangen. „Bitte entschuldige…nein….verzeih mir…ich tue es auch nie wieder…“ Leise verklangen diese Worte im Raum. Nami selbst hatte sich in den letzten Tagen, wie Ruffy, zurückgezogen. Zurück in ihre Erinnerungen. In ihr Leid. In ihre Trauer. Sie wollte, seit Ruffy sie damals aus Arlong’s Terrorherrschaft befreit hatte, eigentlich nie mehr an diese Erlebnisse denken, doch nun konnte sie nicht mehr. Es kam auf einmal alles auf sie zurück, all die Erinnerungen an die Tage voller Schmerz. An die Momente, wo sie sich wünschte mehr tot als lebendig zu sein. Sie wusste wie Ruffy sich fühlte. Weil sie genau das Selbe fühlte. Ihre Erinnerung. Voller Schmerz und Leid. Mit einem kleinen Aufschrei schritt Nami nun den Weg in die Realität zurück, als ihre Erinnerung sie wieder einmal in ihren Träumen aufsuchte. Schwer und heftig atmend krallten sich ihre Fingernägel in die Bettdecke, ehe sie sich verwirrt umblickte, nur um zu registrieren, dass sie nicht im Arlongpark, sondern in einem abgedunkelten Raum befand, und neben ihr die junge Archäologin der Strohhutbande schlief. Darauf bedacht den jetzt schon etwas unruhiger gewordenen Schlaf von Robin nicht noch mehr zu stören, zog Nami vorsichtig und langsam ihre Bettdecke näher an ihren Körper und stützte ihre Kopf leicht auf ihre von der Bettdecke bedeckten Beine. ‚Was soll ich nur tun?’ Es war eine einfache Frage, zumindest der Wortwahl nach. Doch verbarg sich hinter dieser Frage eine Reihe von Möglichkeiten, wie man sich entscheiden könnte. Entscheidungen waren für sie als Navigatorin ja nichts neues, sie musste ständig neue Entscheidungen auf dem Meer treffen, je nach Bedarf. Aber nun, als Mensch zu entscheiden, das war selbst für sie eine schwierige Situation. Als sie das letzte Mal eine Entscheidung getroffen hatte, war die Konsequenz, dass sie sich nur noch mehr von Ruffy entfernt hatte, zumindest verspürte sie dies so. Zudem waren auch alte Wunden bei ihr aufgerissen worden, und diese schmerzten, sie schmerzten wirklich. So eine Entscheidung wollte sie nicht mehr treffen, denn noch mal so eine Konsequenz und sie würde daran zerbrechen, das wusste sie. Dennoch blieb aber die Frage. ‚Was soll ich nur tun?’ Sie konnte die Frage so oft stellen wie sie wollte. Sie wusste, dass sie alleine nicht auf eine Antwort kommen würde. Dazu war sie im Moment auch einfach nicht in der Verfassung. Die Erinnerung an Ruffy, wie er sie schlug. Immer wieder spielte sich dieser Moment vor ihrem geistigen Auge ab. Wie die Hand nach vorne schnellte. Wie sie ihr Gesicht traf. Und wie der Schmerz sie dann traf. Körperlich und auch seelisch. Was hatte sie ihm nur angetan? Hatte ihm Dinge an den Kopf geworfen, die man niemals einem Freund an den Kopf werfen sollte. Was hatte sie dazu bewegt? Sie war wütend. Ja, sie war wütend gewesen. Schlicht und ergreifend. Und sie bereute es. Mit jeder einzelnen Faser ihres Körpers. Den Schlag hatte Nami, ihrer Meinung nach, verdient. Was war sie doch nur für ein eiskaltes Miststück. Kein Wunder, dass nie ein Mann etwas mit ihr zu tun haben wollte. Aber so war sie nun einmal aufgewachsen. Hatte es nicht anders erlebt. Immer musste sie sich durch ihr Leben schlagen, immer war sie auf der Flucht. Und das hatte die Navigatorin hart werden lassen. Hart gegenüber der Männerwelt. Und vor allem hart gegenüber Schwächlingen, die nur über ihr Leben jammern und selbst nichts in die Hand nehmen wollen. Aber nun, nachdem sie gesehen hatte, was ihre harte Seite angerichtet hatte, stürzte sie erneut in ein tiefes, schwarzes Loch. Sie hatte den Menschen aufs Tiefste verletzt und auch gedemütigt, dem sie ihre Befreiung zu verdanken und der alles für sie getan hatte, damit sie mit ihm zur See fahren konnte. ‚Was soll ich nur tun? Was soll ich, verdammt noch mal, nur tun?’ Weinend zog Nami ihre Bettdecke noch etwas näher an ihren Körper heran, konnte ihre Schluchzer nicht mehr unterdrücken, die nun leise ihre Lippen verließen. Hart biss sie sich auf ihre Unterlippe und zitterte am ganzen Körper. ‚Ich kann es nicht. Ich kann es mir einfach nicht verzeihen.’ Unbemerkt dessen schlug Robin ein halbes Auge auf und beobachtete leise den inneren Kampf, den die Navigatorin mit sich ausfechten musste, auch wenn die Archäologin ihr Gesicht nicht sehen konnte. Leicht drehte sie ihren Kopf zur Seite und beobachtete die junge Frau eine Weile, immer bedacht darauf, unbemerkt zu bleiben. ‚Nami.’ Leise stieß sie etwas Luft aus ihrer Nase, während ihr Kopf wieder in die alte Liegeposition zurückfand. Hörte die kleinen Schluchzer der Navigatorin neben ihr, die nicht aufzuhören schienen. Es schmerzte sie. Es schmerzte Robin einfach in dieser Situation einfach nichts ausrichten zu können. Hatte sie die Mitglieder der Strohhutband, Nami insbesondere, doch alle inzwischen, obwohl sie nur eine kurze Zeit an Bord war, doch bereits tief in ihr Herz geschlossen. Es war hart für sie. Aber sie wusste, dass sie sich nicht einmischen konnte. Beziehungsweise wollte sie auch nicht. ‚Egal, was du gerade denkst. Egal, wie du dich entscheidest…du musst es hinterher alleine akzeptieren und auch alleine die Konsequenzen tragen.’ Und trotzdem schmerzte es, der Gedanke nichts tun können. Es tobte ein Kampf in der jungen Archäologin. Sie hatte schon viel in ihren jungen Jahren erlebt. Dinge, die man niemandem wünschen sollte. Dinge, die einfach nur vergessen werden sollten. Dunkelheit umgab sie, seit fast zwanzig Jahren. Und diese würde auch nicht so schnell verschwinden. Doch hatte sie die Hoffnung aufgegeben? Als sie damals sterbend in Arbana lag, glaubte sie es. Glaubte, dass alles vorbei war. Und doch ging es irgendwie für sie weiter. Alleine durch den Willen dieses Jungen, Monkey D. Ruffy. Noch heute musste sie daran denken, wie sie um Erlösung durch den Tod Ruffy angeschrieen hatte. Verlangte, dass er sie dort liegen ließ, zwischen all den Trümmern, die ihre eigenen Hoffnungen symbolisiert hatten. Aber er tat es nicht. Er schenkte ihre neue Hoffnung. Einen neuen Weg. Und auch…neue Freunde. Etwas das für sie etwas völlig neuartiges war. Etwas, wovon sie niemals zu träumen gewagt hatte. Etwas…Schönes. Robin kniff ihre Augenlider schmerzlich zusammen. Versuchend die aufkeimenden Gefühle zu unterdrücken. Doch es war ein schwieriges Unterfangen, selbst für sie. Auch wenn sie manchmal kühl und abgebrüht tat, so war sie dennoch ein Mensch. Aus Fleisch und Blut. So wie die anderen. ‚Ich muss etwas unternehmen.’ ________________________________________________________________________________ Als sie den steinigen Weg hinauf in Richtung der Grabstätte gingen, beschlichen Ace zunehmend Schuldgefühle. Gefühle, die er schon seit heute Morgen hatte. Was hatte er sich nur dabei gedacht? All seine Wut, all sein Ärger, all sein…ja, es grenzte fast an Hass, entlud sich heute, ausgerechnet heute. War es Schicksal? Oder war es einfach nur die schwierige Situation, in der er steckte? Er wusste es nicht. Nur, dass er die ganze Sache so schnell wie möglich hinter sich bringen musste. Am besten jetzt sofort. Das hatte er sich heute beim Aufstehen vorgenommen. Ja, er wusste, warum er hierhin wollte. An diesem Tage. Und vor allem mit seinem Bruder. Ace wollte Ruffy und sich selbst mit der Situation konfrontieren, damit vor allem seinem Bruder klar wird, dass nichts mehr an der Lage der Dinge zu ändern ist. Er wollte Abschied nehmen, für immer. Und nie mehr auf das, was hinter ihm lag, zurückblicken. Nie mehr. Ja, das war es, was er sich heute Morgen zumindest vorgenommen hatte. Doch entwickelte es sich anders, als er erwartete. Warum war sein Bruder auch nur so stur? Immer musste er alles hinterfragen und konnte nichts so akzeptieren wie es nun mal ist. Ruffy war so selbstsüchtig! Nie würde er vergessen, wie Ruffy damals immer wieder weinend in Makino’s Armen lag, sich trösten ließ und immer wieder beruhigend auf ihn eingeredet wurde. Und was war mit ihm? Von ihm wurde immer verlangt, dass er stark sei, dass er von nun an für seinen kleinen Bruder Sorge tragen sollte. Was in ihm vorging, das interessierte niemanden. Es hieß immer nur: Ruffy hier, Ruffy da! Nie war er gefragt wurden. Immer musste er für seinen kleinen Bruder den Kopf hinhalten, nie tat dieser mal etwas für ihn. Es war widerlich, wenn er immer sein Lachen sehen musste. Es war so…falsch. Und Ace war wütend. Einfach nur wütend. Auf eine Welt, die ihm die Last der Verantwortung auf die Schultern bürdete. Ihm, einem kleinen, gerade mal sieben Jahre alten Jungen. War das nicht schon ein Verbrechen an sich? Dass nun seine Kindheit abrupt endete und er sich schon wie ein Erwachsener benehmen sollte? Damals hatte Ace es einfach akzeptiert, dass es so war wie es war. Hatte auf das gehört, um was Makino ihn bat, nämlich für seinen Bruder Sorge zu tragen. Ihm wenigstens ein Stück Kindheit bieten zu können. Aber er, er blieb auf der Strecke. Wurde in eine Welt geschleudert, für die er noch nicht bereit war. Und auch nicht bereit sein wollte. Es waren harte Jahre für Ace gewesen. Er bereute und verfluchte sie innerlich. Jedes einzelne Jahr. Mit dem ganzen Hass, der in ihm brannte. Aber konnte er seinem Bruder wirklich die Schuld dafür geben? Für Dinge, für die andere verantwortlich waren? War es nicht er, der selbstsüchtig war? Eigentlich wollte er doch, dass alles nach seiner Nase geht. Er war es, der abschließen wollte und er war es, der seinen Bruder praktisch „zwang“ mit ihm den Weg zu gehen, der durch ihre persönliche Hölle führte. Selbst wenn dieser noch nicht bereit dazu war. ‚Natürlich bin auch ich selbstsüchtig.’ Leicht senkte Ace seinen Kopf, als er, seinen Bruder weiter an der Hand nach oben ziehend, die steinernen Stufen weiter hinaufstieg. Einen flüchtigen Blick auf seinen Bruder werfend, erkannte Ace die Konsequenzen seines morgendlichen Ausrastens: ein geknickt wirkender, und bestimmt war er dies auch, leicht nach vorne gebeugter Ruffy, der sich kraftlos an seiner Hand ziehen ließ und keine wirklichen Anstalten machte sich gegen die Situation zu wehren. Zwar gab es einige Situationen auf dem Weg hierher, wo Ace seinen Bruder mehrmals ziehen musste, sichtlich gegen seinen Willen, als die Aufmüpfigkeit in seinen Augen wieder hervorblitzte, je näher sie der Grabesstätte sich näherten. Doch immer just in dem Moment, wo Ruffy Ace’ versteinertes Gesicht erblickte, wich die Aufmüpfigkeit dem gescholtenen Gesichtsausdruck eines kleinen Kindes, dass Angst hatte…und verletzt war. Ace wand seinen Blick wieder ab. Konnte er doch das Bild nicht ertragen, denn es verstärkte seine Schuldgefühle nur noch mehr. Wütend kniff er seine Augen zusammen. Was machte er eigentlich hier? Es war lächerlich wie er sich benahm. Warum ließ er Ruffy nicht einfach los und bestieg alleine diesen Weg? Warum brauchte er ihn dazu? War er zu schwach dazu, dies alleine durchzustehen? Musste er seinen Bruder in all das mit hineinziehen? Oder war es einfach nur persönliche Rache seinerseits. Wollte er es ihm heimzahlen, was damals geschehen ist, für das sein kleiner Bruder die Verantwortung trägt? Ace wusste es nicht. Er wusste einfach nicht, warum er sich so entschieden hatte. „Komm Ruffy, es ist nur noch ein kleines Stück, wir sind gleich da,“, murmelte er leicht in die Richtung seines Bruders, vermied es aber ihn anzusehen, seinen Griff um Ruffy’s Hand verstärkend. Ace wusste nur eines. Er musste es beenden. Und zwar schnell. Sonst würde das Feuer des Hasses, das tief in ihm brannte ihn und alle um ihn herum irgendwann vernichten. Und das wollte er nicht. Dazu liebte er seinen Bruder dann doch zu sehr, um ihm jemals irgendetwas antun zu können. Schließlich war er es gewesen, der… Ace schüttelte seinen Kopf, verdrängte die aufkommenden Gedanken. Die Schreie, die fielen, die Tränen, die damals flossen. Ja, es war eine harte Zeit gewesen. Ja, er hasste, was man ihm angetan hatte. Ja, es widerte ihn, wie man nur Ruffy verhätschelte. Aber letztendlich, wenn er alles zusammenzählte, was war schon seine kindische Eifersucht gegen das was sein Bruder erlebt hatte? War es nicht deswegen gewesen, warum er sich damals so für ihn einbrachte? Weil er wusste, dass gerade Ruffy schwer von der ganzen Sache getroffen war und deshalb jemanden brauchte, der sich für ihn einsetzte, und für ihn da war. Ja, das war der eigentliche Grund gewesen, warum Ace all die Strapazen auf sich genommen hatte. Um seinem kleinen Bruder wenigstens etwas der Kindheit zu bieten, die er verdiente. Auch auf seine Kosten. „Ruffy, ich…“, setzte Ace kurz an, doch entschied sich dann doch zu schweigen. Er wusste, dass er das vorhin gesagte nicht so leicht wiedergutmachen konnte. Wusste, dass es schwer auf dem Herzen des siebzehnjährigen Jungen wiegen musste. Aber es war nun einmal gesagt worden. Auch wenn Ace sich im Nachhinein etwas dafür schämte, so wusste er, dass er selbst dieses Geständnis einfach für sich brauchte. Um selbst mit der Situation klarzukommen. Dass es aber nicht gerade fair, es seinem Bruder so kaltschnäuzig ins Gesicht zu sagen, das war Ace klar. Und deshalb konnte er ihm auch nicht in die Augen blicken. Der schwarzhaarige, junge Kapitän hingegen vermied es auch so seinem großen Bruder in die Augen zu sehen. Hatte dieser ihn heute Morgen doch mit seinem Eingeständnis ihm gegenüber regelrecht aus der Bahn geworfen. Mit allem, wirklich allem hatte er gerechnet: einer Standpauke, einem Gerangel oder vielleicht sogar einer Ohrfeige. Aber nicht mit diesem Eingeständnis. Ace hasste ihn. Er hasste ihn. Es traf Ruffy wie einen Schlag in diesem einen Moment heute Morgen. Wie ein Schlag in die Magengrube. Mitten hinein. Ohne Gnade. Ohne Reue. Hatte er es nicht schon früher gemerkt? Damals, nach diesem Tag? Wie oft Ace ihm damals heimlich einen hasserfüllten Blick in den Rücken warf, als ihn Kinder verprügelten und ihn auf das Übelste beschimpften mit Dingen, die er nie wieder aussprechen wollte. Denn sie taten ihm weh, tief in seiner Seele. Ace hatte immer die Schuld vor den anderen Leuten auf sich genommen, selbst vor Makino. Hatte ihn, seinen kleinen Bruder, immer wieder beschützt, vor allen Ungerechtigkeiten. Er war sein großer Bruder gewesen, derjenige, der für ihn da war. Derjenige, der ihn immer in den Arm genommen hatte. Derjenige, dem er vertraute. Aber diese Blicke, diese verletzten, wütenden, ja, hassenden Blicke. Sie entgingen Ruffy nicht. Er redete sich immer ein, dass sie von den Schlägen oder Beschimpfungen kamen, die Ace einstecken musste. Dass es seine Wut auf die anderen war, die in ihm brannte. Aber tief in seinem Inneren wusste Ruffy, dass sie ihm galten. Er wollte es aber nie wahrhaben. Nie. Doch nun stand er vor dem Scherbenhaufen, den er immer befürchtet hatte. Zertrümmert war seine Welt. Nicht einmal mehr sein Bruder hielt zu ihm. Hasste ihn auch, so wie der Rest der seiner Welt. Das Dorf. Selbst wenn sie mitleidig mit ihm taten, so hatten sie doch Angst vor ihm, das spürte er. Angst davor, dass so etwas wieder passieren würde. Und das diesmal einer von ihnen derjenige war, der büßen musste. Seine Crew. Er hatte sie belogen. Nicht nur das, er hatte ihre Freundschaft ausgenutzt, für seine persönliche Flucht in die Ferne. Nur weg von dem Schmerz. Weg von der Einsamkeit, der Isolation. Weg von der Trauer. Und nun auch noch sein Bruder. Der Mensch, dem er als Einzigem auf der Welt noch irgendwie vertrauen konnte. Auch dieser hasste ihn nun. Als Rache für all die Qualen, die er einstecken und erleiden musste im Laufe der Jahre. Auf das er nie wieder ein normales Leben führen konnte. Aber wie konnte Ruffy ihm das verübeln? Im Moment fühlte er sich wie ein Außenstehender, der seinen Körper betrachtete wie er von seinem Bruder die Treppen hinaufgezogen wurde. Eine leere Hülle. Ja, das war er, leer. Was war denn noch in seiner Welt, dass für ihn lebenswert war? Für was es sich lohnte zu kämpfen? Die Antwort war: nichts! Seine Freunde? Es würde nichts mehr so sein wie es vorher war, wenn er zu ihnen zurückkehren würde. Ständig wäre er ihren Blicken ausgesetzt. Ihren stechenden, mitleidigen, vielleicht sogar wütenden Blicken. Das wollte er nicht. Seine „Familie“, wenn er das noch so nennen konnte? Makino hatte mit ihrer kalten Art wie sie ihn erst vor kurzem abfertigte deutlich gemacht, wie wenig er sie doch interessierte. Auch die anderen Dorfbewohner würden sich ihm gegenüber ähnlich verhalten. Und schlussendlich sein Bruder, die einzige Person aus seiner Familie, die noch irgendwo in seinem näheren Umfeld existierte. Nie würde er ihm mehr in die Augen blicken können. Nicht nachdem, was passiert war zwischen ihnen. Es war aus. Endgültig. Er hatte es vermasselt. Seine Welt war nun ganz zerbrochen und er lief über Scherben, die einmal in seinem Leben Glück, Freude und Lachen bedeuteten. Es war nichts mehr übrig. Die Leere blieb. Ruffy hatte in diesem Moment nur einen Gedanken. Den eines kleinen Kindes, das tiefe Trauer in sich trägt und am liebsten losweinen würde, wenn es nur könnte. Wegrennen! Nur weg von hier. Mit einer Kraft, die er ihm gar nicht zugetraut hätte, spürte Ace wie sein jüngerer Bruder sich mit einem Male von ihm losriss. Erschrocken drehte er sich um und fixierte den jungen, gebrochenen Mann, der vor ihm stand. Wäre der Ausdruck nicht herzlos gewesen, hätte er dieses Bild, was sich ihm da von der Gestalt vor ihm bot, als „jämmerlich“ beschrieben, doch dies konnte er nicht. „Was ist los, Ruffy?“ Er sagte nichts. Blickte nur gebannt nach unten. Ace betrachtete ihn weiter. Was dachte er wohl gerade? Ganz schlau wurde er nicht aus der Situation. Nur, dass die Hände seines Bruders zitterten, das sah er. Ace schluckte leicht. Er fasste sich aber schließlich ein Herz und wollte wieder die Hand seines Bruders greifen. „Komm, es sind nur noch ein paar Stufen, dann haben wir es hinter uns.“ Aber er konnte die Hand seines Bruders nicht mehr fassen, denn dieser zog sie blitzschnell weg. Verwundert zog Ace ein wütendes Gesicht. „Ruffy, was ist los mit dir?“ Eine leichte Tränenspur zeichnete sich nun im Gesicht des jungen Kapitäns ab, was Ace seine Hand zurückziehen ließ, mit einem geschockten Ausdruck in den Augen. „Ich will nicht,“, drang die leicht erstickte Stimme an sein Ohr. „Was?“ Ungläubigkeit spiegelte sich in der leisen Frage des Vizekapitäns der Whitebeardbande wieder. War er doch zu weit gegangen? „Ich will nicht!“, Ruffy’s Stimme wurde nun lauter und trotziger. Seinen Blick auf seinen älteren Bruder nun richtend, sah dieser nun all das, was er befürchtet hatte zu sehen: Verletztheit, Hoffnungslosigkeit, Einsamkeit, Trauer. All jene Gefühle, die er immer tief in sich verdrängt hatte, sah er nun in seinem Gegenüber. Als ob man ihm einen Spiegel vorhalten würde, der Ace sein wahres Gesicht zeigt. „Du hasst mich doch auch. So wie jeder hier in diesem verfluchten Dorf!“, weinte Ruffy nun mit vollem Einsatz seiner Stimmbänder Ace vor, wie er sich gerade in diesem Moment fühlte. Nämlich alleingelassen, von allem und jedem. Dass niemand mehr da war, der ihm eine stützende Schulter bieten konnte. „Was, wieso sollte ich dich hassen?“ Ace wusste natürlich was Ruffy meinte. Und doch wollte er die Situation versuchen irgendwie zu retten. Innerlich fragte er sich allerdings, was er da gerade tat. Die Lage war sowieso schon verloren, und so machte er es eigentlich nur noch schlimmer. Er war naiv, ja, das war er. „Hör auf, den Unschuldigen zu spielen! Ich weiß genau, was du fühlst. Und ich weiß auch ganz genau, dass du Recht hast, mit all dem was du fühlst.“ Seinen Kopf wieder senkend wich der siebzehnjährige Junge einen Schritt zurück. „Etwas Hassenswerteres als mich gibt es für dich nicht auf dieser Welt. Für all die Jahre Qualen und Schmerzen, die du durch mich erleiden musstest. Und du hattest recht.“ Den Blick nun wehmütig auf seinen älteren Bruder richtend, wurden seine Augen wieder glasig. „Ich bin schuld an allem.“ Schuldig seinen Kopf zur Seite legend, biss Ace sich leicht auf seine Unterlippe. Dieser Satz stand nun zwischen diesen beiden jungen Männern. Gezeichnet von der Vergangenheit. Mit tiefen Narben auf ihrer Seele, die wohl niemals ganz verheilen werden. Und die sie sich immer wieder selbst aufrissen und sie nie in Ruhe ließen. Nur, um für immer an das Verschulden der Ohnmacht, jedem auf seine eigene Weise, erinnert zu werden. Auf dem Absatz kehrt machend, drehte Ruffy sich mit einem Male um. „Inzwischen ist mir klar geworden, dass ich weder dein Mitleid noch das meiner Crew verdient habe. Tief in mir hatte ich immer noch die Hoffnung, dass du mir vergeben hattest, an jenem Tag. Doch ich musste feststellen, dass es nur eine Farce von dir war, eine Täuschung.“ Er seufzte leicht auf und lachte. „Und ich kann es dir nicht einmal übel nehmen. Schließlich musstest du dich selbst schützen. Aber dennoch…hatte ich die Hoffnung.“ Ace lauschte jedem gesprochenen Wort zunehmend mit einem steigenden Angstgefühl seinerseits. Was wollte Ruffy damit andeuten? „Aber mir ist nun klar, dass selbst du mir niemals verzeihen kann. Deshalb finde ich, ist es besser, wenn ich jetzt gehe. Damit du nicht noch länger meine Anwesenheit ertragen musst.“ Sich in Bewegung setzend, schritt Ruffy die Stufen wieder hinunter, schnellen Schrittes und sich nicht umdrehend. Sich wieder fangend, ging Ace ihm hinterher und packte sein Handgelenk. „Ruffy, das ist totaler Schwachsinn, was du redest, und das weißt du, glaube ich, selbst mit am Besten. Selbst wenn zwischen uns beiden einige Differenzen, was die damalige Zeit angeht, stehen, so bist du dennoch mein Bruder. Und daran wird sich verdammt noch mal nichts ändern!“ Den Rest des Satzes schrie er heraus, während Ruffy versuchte, sich aus dem harten Griff seines Bruders zu befreien. Wütend und trotzig blickte er ihm in die Augen, die Mitleid und eine gewisse Besorgnis ausstrahlten. Er konnte sie nicht mehr ertragen. „Gum-Gum…“ Seinen Arm nach hinten schnellend holte Ruffy weit aus, seinen Blick wieder von seinem Bruder abwendend. Dieser blickte nur geschockt auf Ruffy’s geballte Faust. ‚Er wird doch nicht etwa…’ Doch es war bereits zu spät um zu reagieren, denn just in diesem Moment ließ der junge Kapitän all seine Kraft in dieser Attacke heraus. „…Pistole!“ Ace krampfte zusammen und seine Augen weiteten sich stark, als sich die Faust tief in seinen Magen grub. Schmerz durchströmte seinen Körper, ein nie da gewesener Schmerz. Nicht nur körperlich, auch seelisch. Nun wusste er, dass er versagt hatte, endgültig. Sein eigener Bruder hatte die Hand gegen ihn erhoben. Zusammensackend und keuchend auf den Treppen sich abstützend, hielt Ace seinen schmerzenden Bauch fest umklammert. Tausend Gedanken strömten durch seinen Kopf. Er begriff nicht wirklich, was gerade passiert war, und doch wusste er, dass es nun vorbei war. Seine Zähne zusammenbeißend richtete er seinen Blick hoch, so gut er konnte und blickte zu seinem Bruder hinauf, der seine Hand leicht rieb. Es verging wieder ein kurzer Moment zwischen den beiden, ehe Ruffy das Wort ergriff und mit einem leichten Bedauern, das hörte man in seinen Worten, seine Stimme senkte. „Leb wohl, Ace. Wir werden uns wohl nicht wieder sehen. Sag den anderen, dass es mir Leid tut." Seine Füße setzten sich wieder in Bewegung und er ging zuerst langsam die Treppen hinunter. „Und verzeih mir bitte, wenn du kannst.“ Ace hörte nur noch ein geflüstertes „Irgendwann.“ aus seinem Munde entgleiten, und dann lief er davon. Wie er es immer tat. Nur nicht umdrehen. Immer nur nach vorne blickend. Weg von diesem Ort. Der Wind weht leicht um die Stelle, an der Ace immer noch zusammengekauert saß. Der Schmerz hatte inzwischen nachgelassen, er war weiß Gott härteres gewohnt. Aber dennoch, auch wenn der körperliche Schmerz nun verflogen war, so war sein Herz dennoch schwer. Schwerer als je zuvor. Die Bürde, die er trug und die er einst schwor zu tragen, schien nun unendlich schwer auf seinen Schultern zu ruhen, und nie wieder zu schwinden. Ace betrachtete seine Hand, ballte sie ein paar Male zur Faust. Ließ Erinnerungen seine Gedanken passieren. Und die Konsequenzen, die nun aus seinen Entscheidungen hervorgingen. Er schlug mit seiner Faust auf den Boden. „Verdammt!“ ________________________________________________________________________________ Der Tag an sich war eigentlich relativ normal verlaufen. Zumindest empfand das Sanji so. Ruffy war wie immer weg, keiner wusste wo er war, gleiches galt für Ace, Zorro schlief, Robin brütete über ihren Bücher, Lysop vertrieb sich mit Chopper im Garten die Zeit und Nami litt immer noch unter den Folgen ihrer Auseinandersetzung mit Ruffy. Wie gesagt, ein normaler Tag. Doch wie er so am Herd stand und das Abendessen langsam vorbereitete, bereitete ihm Nami, so wie auch die Tage zuvor, ziemliches Kopfzerbrechen. Denn, auch wenn er genau wusste, dass nur sie alleine mit der Situation fertig werden konnte, so ertrug es nicht seinen kleinen Liebling so leiden zu sehen. Sicher, auch Robin war sein Liebling, so wie auch Vivi oder all die anderen Frauen, die ihm mit Sicherheit zu Füßen lagen, aber dennoch nahm Nami in seinem Herzen einen ganz speziellen Platz ein. Und selbst, wenn sie seine Liebe zu ihr nicht wirklich erwiderte, so war sie immer noch seine Freundin im freundschaftlichen Sinne. Und er konnte es einfach nicht ertragen, dieses Häufchen Elend, dass vor ein paar Tagen noch eine starke, gestandene Frau war, zu sehen, dass permanent sich die Schuld für die gesamte Situation gab. Aber es war nicht seine Angelegenheit, das redete er sich immer wieder ein über die Tage hinweg. Dennoch dachte er viel über die ziemlich festgefahrene Situation hier nach. Es würde sich nicht sehr viel ändern, wenn nicht bald etwas geschehe. Vielleicht würde es sogar nur noch schlimmer werden. Denn laut Makino’s Aussagen war heute der Tag, von dem Ruffy die ganze Zeit auf ihrer Rückreise in den „East Blue“ gesprochen hatte. Wenn es sich bewahrheiten würde, was Makino ihnen über die Vergangenheit der beiden Brüder erzählt hatte, so würde es heute noch ziemlich krachen, soviel stand fest. Er spürte so etwas einfach. Und das war kein leeres Geschwätz, so wie dieser Säbelrassler von Vizekapitän jetzt behaupten würde. Ja, Zorro war der Ansicht, dass man das die Brüder unter sich ausmachen lassen und sich nicht einmischen sollte, es wäre nicht ihre Angelegenheit. Auch was Nami anginge, die ja ihre Finger nicht aus anderer Leute Sachen raushalten könnte, alleine dafür hätte er ihm schon die Gurgel umdrehen müssen, solle man sich zurückhalten, da sie damit alleine fertig werden müsse. Zwar teilte Sanji Zorro’s Auffassung mit der „Nicht-in-Angelegenheit-einmischen“, doch was Nami anging, so konnte er seine Meinung überhaupt nicht teilen. Denn dieses altkluge Geschwätz war nun wirklich in dieser Situation nicht angebracht, zumindest seiner Meinung nach. Klar, er wusste, dass Zorro es nicht so meinte. Wusste ganz genau, dass der Vizekapitän sich mit am meisten Sorgen um seinen Kapitän machte, auch wenn er dies nicht wirklich offen zeigen würde. Aber Sanji ahnte es einfach. Dazu war der Schwertkämpfer dann doch viel weicher im Herzen, als er jemals zugeben würde. Sanji war schon immer jemand gewesen, der normalerweise, besonders Damen gegenüber, ein guter Zuhörer gewesen war und auch, meistens zumindest, die richtigen Worte für jede Situation fand. Dass er dann dennoch immer wieder eine Abfuhr von den Frauen kassierte, verstand er nie wirklich. Das war nun aber auch nicht wirklich der Punkt des Ganzen. Fakt war, dass Nami seine Hilfe brauchte. Egal, was dieser Kaktuskopf dazu sagen würde. Warum hörte er überhaupt auf ihn? ‚Ist doch sonst nicht meine Art.’, dachte Sanji lächelnd, während er in gewohnter Manier die Pfanne schwenkte. Das Abendessen noch zu Ende vorbereitend und auch schon die Teller bereitstellend, ging Sanji schließlich aus der Küche hinaus und blickte durch den Flur nach links in Richtung Gartentüre. War sie vielleicht dort? Seine Schritte in die Richtung der gläsernen Türe lenkend, griff Sanji in seine Hosentasche und zog eine Zigarette hervor, die er sich noch kurz vor dem Abendessen gedreht hatte. Aus dem Haus in den Garten schreitend, zündete er sich diese nun an und ließ seinen Blick über den weiten Rasen schweifen. Die Abendluft war frisch, aber immer noch angenehm für diese Jahreszeit. Der blonde Koch erblickte sogleich Chopper und Lysop, die verspielt auf der Wiese herumtollten und sich gegenseitig Streiche spielten, was Sanji ein kurzes Grinsen auf die Lippen zauberte. Doch von Nami keine Spur. Seufzend rauchte er seine Zigarette weiter, wollte mit ihr nicht an das Haus. Robin beschwerte sich nämlich über den Qualm, den die Zigaretten verursachten, dass sie fürchterlich stinken würden und er wollte nicht, dass Robin sich wegen dem Rauch schlecht fühlte. Er konnte Damen gegenüber einfach nicht anders. „Wenn du Nami suchst, so findest du sie ganz sicher nicht hier an.“ Erschrocken drehte der junge Mann sich um und blickte in das ernste Gesicht der Archäologin, über die er gerade noch nachdachte. Beschämt wandte er seinen Blick von ihr ab. Hatte sie ihn durchschaut. Wie peinlich für ihn. Immerhin wollte er die anderen, insbesondere Robin, mit seinen Gedanken nicht belästigen. „Nein, wie kommst du darauf, dass ich an Nami denke, Robin-Liebling? Eigentlich denke ich nur an dich.“ Und das war noch nicht einmal gelogen. Doch Robin klappte ihr Buch, das sie in den Händen hielt, nur kommentarlos zusammen, schloss kurz ihre Augen und schritt neben Sanji, der ihr verwirrt ins Gesicht blickte. „Spar dir das, Sanji, ich weiß ganz genau, dass über Nami nachgedacht hast. Man hat es dir angesehen. Schließlich geht die Situation an keinem hier spurlos vorbei.“ Es lag Kälte in ihren Worten. Aber es war eine Kälte, die sie nicht emotionslos erscheinen ließ, eher hilflos, so empfand der junge Koch es. „Dir kann man wohl gar nichts vormachen, oder Robin?“, gab er schließlich seufzend zu, nachdem er den letzten Zug seiner Zigarette genommen hatte. Lächelnd wand sie ihren Kopf ihm zu. „Nur schwer. Liegt wohl an meiner Persönlichkeit.“ Robin lachte leicht, Sanji lächelte nur. Es tat gut, wenigstens eine der beiden Frauen mal lächeln zu sehen. Doch schnell verflog das Lächeln wieder und wich der Ernsthaftigkeit. „Du weißt ganz genau, wo sie ist. Was suchst du dann erst hier draußen?“ Sanji blickte verwirrt in Robin’s Augen, dann realisierte er, was sie versuchte ihm mitzuteilen. Lächelnd schloss er für einen Moment seine Augen, ehe er sich zum Gehen umwand. „Ja, ich weiß es auch nicht.“ Kurz bevor er die Türe erreichte, drehte er sich noch einmal zu der schwarzhaarigen Frau um. „Wieso hilfst du mir eigentlich? Ich dachte, sowohl du als auch Zorro bist gegen Einmischungen.“ Wieder legte sich ein Lächeln auf Robin’s Lippen. „Aber ich mische mich doch gar nicht ein. Ich habe dich nur daran erinnert, wo sie ist, mehr nicht.“ Sanji seufzte leicht. „Natürlich.“ Seine Schritte lenkten ihn nun bis hin zu den hölzernen Stufen, die der blonde Koch bisher nur ein einziges Mal hoch geschritten war, und zwar an dem Tag, wo der Streit zwischen Ruffy und Nami war. Seit diesem Tage wollte er sie nicht mehr hochgehen. Hatte zuviel Angst vor dem Bild, das sich ihm noch einmal präsentieren, sobald er das Zimmer betreten würde. Doch nun hatte er keine Wahl. Er wusste, dass Nami dort oben war. So wie sie es in letzten Tagen immer hielt, wenn Ruffy einmal nicht in seinem Zimmer war. Natürlich wusste dieser das Nami sein Zimmer aufsuchte, wann immer es ihr möglich und hielt Abstand zu ihr. Ob es nun aus Anstand vor ihrer Person war oder aber Selbstschutz, das wusste Sanji bei Ruffy zurzeit nicht recht einzuschätzen. Als er die Treppen hinauf schritt, beschlich ihn ein mulmiges Gefühl. War es die richtige Entscheidung nun zu handeln? Oder würde es ihm ähnlich ergehen wie Nami einige Tag zuvor? Würde er es bereuen, würde sich gar nichts verändern dadurch oder würde es besser werden? All diese Fragen gingen Sanji durch den Kopf, als er schließlich vor der Türe stand, die zu dem Zimmer ihres Kapitäns führte. Vorsichtig streckte Sanji seine Hand aus. Dies war seine letzte Chance, er konnte hier und jetzt noch abbrechen. Doch als er das Bild der weinenden Nami vor sich sah, konnte er nicht mehr anders. Er hatte seine Entscheidung getroffen. Das Zimmer war dunkel, nur eine Kerze brannte noch leicht auf dem Nachttisch, doch diese war auch schon fast heruntergebrannt. Nami saß neben dem Bett, ihren Blick auf etwas im Raum fixiert. Sanji konnte nicht erkennen was es war, er merkte nur, dass sie ihn offenbar noch nicht bemerkt hatte. Erst als er die Türe ganz öffnete, sah er worauf Nami die ganze Zeit wie gebannt starrte. Es war Ruffy’s Strohhut, der über der Stuhllehne an dem kleinen Schreibtisch gegenüber dem Bett hing. Sanji’s Schultern sanken augenblicklich ein ganzes Stück weiter nach unten, als er ihren Blick verfolgte. Ruffy hatte seinen Strohhut nicht mehr angerührt. Seinen Schatz, auf den er vor ein paar Wochen noch so voller Stolz aufpasste wie kein Zweiter. Und nun war er anscheinend wertlos für ihn geworden. Nichts schien für Ruffy mehr einen Wert zu haben, seit sie hier waren. Gar nichts mehr. Nicht einmal seine Freunde. „Sag Sanji…“ Nami’s Stimme riss den jungen Koch aus seiner Trance und er blickte rasch zu ihr hinüber. Sie fixierte immer noch Strohhut mit ernster Miene, aber dennoch hatte sie gerade gesprochen. Oder spielten ihm seine Sinne einen Streich. Es war doch ihre Stimme, die an sein Ohr drang. „Sag Sanji, war es richtig, was ich getan habe?“ Es war doch ihre Stimme. Sanji seufzte leicht, als er langsamen Schrittes sich langsam neben sie begab. „Das kann ich dir nicht beantworten, Nami.“ Er ließ sich neben ihr auf den Boden sinken. „Ich weiß nur, dass du anscheinend etwas in ihm ausgelöst hast, sonst hätte er nicht so reagiert.“ Sie schwiegen eine Weile. Sagten einfach gar nichts. Jeder von beiden hing seinen eigenen Gedanken nach. Entschieden in ihrem Innersten, welche Worte nun passend waren. Nami ergriff schließlich wieder das Wort. „Ich fühle mich schlecht dabei, dass ich solche Sachen zu ihm gesagt habe. Immerhin kenne ich ihn ja kaum, und meine direkt über ihn urteilen zu können. Wie fies von mir.“ Sanji sah ihr deutlich an, dass sie immer noch an dem Streit nagte. Auch wenn er schon einige Tage her war. Den Gedanken an einen ihn zurechtweisenden Zorro verdrängend, der darauf plädierte ja den Mund zu halten, seufzte Sanji schwer. „Nami, findest du nicht, dass du langsam damit aufhören solltest dir für etwas die Schuld zu geben, dass schon Tage her ist? Das ist doch sonst nicht deine Art.“ Verwirrt blickte die Navigatorin dem jungen Koch ins Gesicht. „Was redest du denn da?“, fuhr sie ihn leicht an. „Ich habe die ganze Situation mit meinem Egoismus und meiner Selbstherrlichkeit, weil ich ja von mir so überzeugt war, nur noch schlimmer gemacht. Und deswegen ist Ruffy auch zu recht sauer auf mich.“ Genervt von diesem Gerede schritt Sanji ein. „Okay, du hast einen Fehler gemacht, aber das ist nun mal der Lauf der Dinge, Nami. Ob du es glaubst oder nicht, auch ich treffe manchmal Entscheidungen, die ich hinterher bereue.“ Gebannt starrte Nami auf den jungen Koch. So hatte er noch nie mit ihr geredet. „Aber in dem Moment, wo du diese Entscheidung fällst, hältst du es für die einzig richtige Lösung in der Situation. Niemand kann voraussagen, ob man Erfolg hat oder es daneben geht, aber wenigstens hast du den Mut gehabt, deine Meinung kundzutun und nicht stillschweigend dagestanden. Es hätte genauso gut auch klappen können.“ Er machte eine kurze Pause und sammelte sich einen Moment. „Im Endeffekt ist nicht wichtig, dass du dich überhaupt entschieden hast. Wichtig ist es hinterher zu begreifen, warum du dich so entschieden hast. Und das du bereit bist, alle Konsequenzen deines Handelns zu tragen, egal wie schwerwiegend sie auch sein mögen.“ Sanji fixierte Nami mit einem ernsten Blick. „Und genau das ist es, was dir im Moment Schwierigkeiten bereitet, habe ich Recht?“ Nami musste in diesem Moment erst einmal schlucken. War es wirklich so wie er sagte? Konnte sie nicht mit den Konsequenzen ihrer Entscheidung leben? Sie wollte doch nur helfen. Hatte nie bedacht, dass es auch schief gehen kann. Sanji erhob sich nun und Nami blickte auf ihn, während er in Richtung des Strohhutes schritt. „Bei ihm ist es genau dasselbe, Nami.“ Verwundert sah sie wie Sanji Ruffy’s Hut in seine Hand nahm. „Auch er kann nicht begreifen, was hinter seiner Entscheidung stand beziehungsweise immer noch steht. Ruffy macht seit seiner Kindheit genau das, was du gerade machst. Er sucht nach einer Antwort.“ Sanji besah kurz den Hut, ehe er ihn wieder über die Stuhllehne hing. „Aber er macht einen großen Fehler, Nami.“ Er drehte sich zu ihr um. „Ruffy sucht nach seiner Antwort bei anderen, in anderen Dingen oder Personen. Nicht bei sich selbst.“ Seine Schritte wieder in Richtung der Navigatorin lenkend, fuhr Sanji fort. „Weil er bis jetzt immer noch nicht verstanden hat, worum es eigentlich geht. Nämlich die Konsequenz einer Entscheidung zu tragen, als Mensch wie du und ich.“ Nami erhob sich nun langsam, ehe Sanji vor ihr zum Stillstand kam und ihr sanft seine Hände auf ihre Schultern legte. „Er läuft davon, Nami. Sein Leben lang ist er davongelaufen. Vor seinen Entscheidungen als Mensch.“ Sanji fixierte Nami mit einem Blick, der, so wie sie glaubte, ihn ihr tiefstes Inneres blicken ließ. „Er ist verloren auf einer dunklen Straße, Nami. Ohne ein Licht, das ihn führt.“ Nami grinste leicht. „Das klingt aber sehr metaphorisch.“ „Du weißt genau, was ich meine,“ , lächelte Sanji sie an. Nami schloss ihre Augen und seufzte tief. „Ja, ich weiß es. Aber…“ Sie besah den jungen Koch mit einer Spur von Ratlosigkeit. „…was können wir tun, Sanji?“ Sanji nickte nur leicht und wandte sich von ihr ab. „Ich kann da gar nichts tun, Nami.“ Verwirrung breitete sich in Nami aus, als er sich mit einem Male von ihr abwandte und sie nicht mehr ansah. „Aber…hast du nicht gerade…“ Aber Sanji unterbrach sie wieder. Auch wenn es ihm im Moment schwer fiel, dass zu sagen, so musste er nun auch die Konsequenzen seines Handelns tragen. „Ich muss die Konsequenzen meines Handelns nicht tragen, denn ich habe mich in die Situation nicht eingemischt.“ Nami stoppte. Ihre Gedanken kreisten mit einem Male nicht mehr. Sie sah wieder klar. So klar wie schon lange nicht mehr. All die Gedanken, die sie gefangen hielten, all die Angst war mit einem Male weit weg von ihr. Sie lächelte leicht. „Ja, du hast Recht.“ Vorsichtig schritt Nami nun auch in Richtung des Strohhutes an Sanji vorbei und betrachtete ihn eine kurze Zeit. Sanji wusste woran sie gerade dachte. Wusste was in ihrem Kopf vor sich ging und was sie nun zu tun hatte. Immerhin bedeutete Ruffy ihr, das wusste er, viel. „Bring das, was du angefangen hast, endlich zu Ende.“ Vorsichtig griff Nami nach dem Strohhut und nahm ihn vorsichtig an sich. Sich zu dem blonden Mann umdrehend, legte sie wieder ihr spitzbübisches Grinsen, was sie so liebenswert machte, auf ihr Gesicht. „Das werde ich!“ Schnellen Schrittes schritt sie an Sanji nun vorbei und ging aus der Türe hinaus. Nami drehte sich nicht mehr um, dennoch murmelte sie etwas, ehe sie aus der Türe schritt. „Danke Sanji. Manchmal…bist du doch ganz hilfreich.“ Sanji hörte ihre Worte, auch wenn sie nur gemurmelt waren und stieß lächelnd etwas Luft aus seiner Nase. „Natürlich.“ ________________________________________________________________________________ Seine Füße trugen ihn weit davon. Weiter als sie es bis dato getan hatten. Er wollte nur noch weg. Konnte sich nicht einmal mehr im Spiegelbild betrachten, wenn er ehrlich zu sich selbst war. Was war er doch für ein erbärmlicher Anblick. Ein Kind, das vor allem davonläuft, was ihm Angst macht. „…“ Nichts. Nichts war ihm mehr geblieben. Er hatte versagt. In allem, was er tat. Nicht einmal mehr sich selbst wollte er nun mehr ernst nehmen. Er wechselte ja ständig seine Meinungen, und seine Ansichten. ‚Als Kapitän…habe ich versagt.’ Seine eigenen Entscheidungen anzuzweifeln, das war das Schlimmste, was er tun konnte. Er hatte doch geschworen, das One Piece zu finden und Piratenkönig zu werden, bei allem was ihm heilig war. Doch hatte er sich dazu hinreißen lassen wieder hierher zu kommen, an den Ort, der für ihn die Hölle war. ‚Als Freund…habe ich versagt.’ Jetzt noch seinen Freunden in die Augen blicken zu können, konnte er nicht mehr. Viel zu oft hatte er sie belogen und im Dunkeln gelassen, was seine Vergangenheit anging. Und jetzt war es zu spät. Sie hatten es sicher längst aus anderer Hand erfahren, und nicht von ihm selbst. Was war er doch für ein jämmerlicher Feigling. ‚Und als Bruder…habe ich erst recht versagt.’ Das schmerzerfüllte Gesicht von Ace spukte immer noch in seinem Kopf herum. Wie er dort saß, verletzt und mitleidig schauend auf ihn. Er hatte die Hand erhoben, gegen seinen eigenen Bruder. Alleine dafür gehörte er auf ewig bestraft. War Ace doch immer derjenige gewesen, der ihn beschützt hatte, der ihn verteidigte, egal in welcher Lage. Es war aus. Aus und vorbei. „Nichts ist aus. Das redest du dir nur ein.“ ‚Nein, alles ist aus. Ich will nicht mehr, ich will nur noch weg.’ „Schon wieder weglaufen? Das wird langsam langweilig.“ Ruffy reagierte aber nicht mehr auf die Häme in der Stimme. Sein Entschluss stand fest. Er wollte noch heute Nacht sich ein Boot nehmen und diese Insel hinter sich lassen. All seine Freunde vergessen. Auch seinen Bruder. ‚Sie sind eh besser ohne mich dran. Ich tauge zu gar nichts. Nicht einmal mehr Ace kann mir mein Verhalten verzeihen.’ Es regnete. Schon lange Zeit. Doch Ruffy merkte es nicht. Seine Füße waren nass, kalt und er war durchgefroren. Aber er spürte es nicht. Weglaufen, ja, das war das Einzige, was er wirklich konnte. Und das tat er nun, zum wiederholten Male. Wie damals, als er die Einsamkeit und Abgeschiedenheit ohne Ace, der schon zu See gefahren war, nicht mehr ertragen konnte. Das Wasser platschte heftig auf, als Ruffy seine Schritte immer weiter Richtung Hafen lenkte, hoffend, dass dort immer noch ein Boot vor Anker lag, dass er nun entwenden konnte, für seine persönliche Flucht. Vor seinen Freunden. Vor seinem Bruder. Vor seiner Vergangenheit. „Vergiss nicht ‚vor dir selbst!’“ ‚Was weißt du schon? Lass mich endlich zufrieden. Ich war gut dran ohne dich. Seit du da bist, hast du mir nur Schwierigkeiten bereitet. Was bist du eigentlich?’ „Du hast es immer noch nicht begriffen!“ ‚Nein, habe ich nicht, wie sollte ich auch? Ich habe keine Lust auf irgendwelche Ratespiele mit einem ominösen Hirngespinst meinerseits. Antworte mir oder lass mich einfach in Ruhe.’ „Nein, das werde ich nicht.“ Der Hafen kam nun in Sichtweite. Seinen Blick schnell über die Bucht schweifend, erkannte Ruffy, dass dort nur ihr Piratenschiff noch vor Anker lag, ansonsten war kein einziges Boot in Sichtweite. ‚Mist.’ „Tja, das war wohl nichts.“ ‚Kannst du jetzt endlich ruhig sein?’ Tränen schossen Ruffy in seine Augen, als er sein Tempo noch einmal beschleunigte. ‚Bitte.’ „Du hast Recht, du bist echt jämmerlich. Du kannst dich keiner Situation stellen. Nur immer wieder Weglaufen. Es beginnt mich ziemlich wütend zu machen!“ ‚Was willst von mir?’ Die Tränen liefen über sein Gesicht und schienen kein Ende zu nehmen, je näher er dem hölzernen Steg kam. „Dass du endlich begreifst, dass ich dir nichts Böses will! Und das du endlich einmal stehen bleiben musst! Im doppelten Sinne!“ ‚Hä?’ Ruffy bemerkte die hervorstehende Steinplatte aber leider zu spät. Sein rechter Fuß verfing sich in eben jener und durch seinen Körper ging ein schlagartiger Ruck, der ihn mit einem kurzen Aufschrei seinerseits zu Boden warf. Er knallte hart auf den steinernen Boden, kurz vor dem Pier, wo sein Schiff vor Anker lag. Der Schmerz aber, der seinen Körper durchflutete, war bedeutungslos für ihn. Nur ein Nebeneffekt. Der Länge nach lag er nun dort im Regen, zwischen seinem zu Hause und seinem Boot, dass ihn über viele Meere getragen hatte und nun wieder hierher. Die Tränen versiegten immer noch nicht. Still weinte er vor sich. Keiner war bei ihm, alles um ihn herum war dunkel. Er fand nicht mehr heraus, aus dieser ewig anwährenden Dunkelheit. Seit Jahren schon nicht mehr. Und es war kein Licht in Sicht. Keiner konnte ihn retten, keiner konnte ihn aus der Dunkelheit befreien, die sein Herz hart umklammert hielt. „Weil du nie jemanden an dich heran gelassen hast.“ Keiner verstand ihn. Wollte seine Situation nicht nachvollziehen. Das machte ihn wütend. Wieso mussten sich nur alle in Dinge einmischen, die sie nichts angingen? Wieso nur? Es war doch nicht ihre Angelegenheit. Und dennoch waren sie hier. Alle miteinander. Nur seinetwegen. Warum? „Weil du sie nie verstanden hast.“ Sie versuchten sein Innerstes zu erkunden. Alle, selbst sein Bruder. Das machte ihn traurig. War es nicht seine Seele, die verletzt war? Das konnte doch nur er alleine regeln, oder? Wieso mussten alle versuchen ihn besser zu verstehen? Er wollte es doch nicht. Er hatte seine Antwort doch noch nicht gefunden. Also warum? „Weil du dich selbst nicht verstehst.“ Seine Hände zu Fäusten ballend schlug Ruffy nun wild auf den steinernen Boden unter ihm. Dass er dadurch Schürfwunden bekam, interessierte ihn herzlich wenig. ‚Warum…? Warum…? Warum???’ Er bekam keine Antwort. Nie hatte er eine erhalten. Er war auf sich alleine gestellt. Seine Arme nach oben reißend blickte er in den verregneten Himmel. „Was soll ich nur tun?“, schrie er mit all seinen Kräften nun die Frage hinaus, die ihn seit seiner Kindheit quälte. Was sollte er nur tun? „Du könntest damit anfangen, endlich die Konsequenzen deines Handelns zu tragen.“ Erschrocken erstarrte Ruffy. Seine Augen waren starr, als er die ruhige, gefasste Stimme erkannte, die mit einem Male hinter ihm erklang. Blitzartig drehte er seinen Körper herum und blickte über ihr in ihr Gesicht. Sie, die Person, die ihm wohl mit am Meisten auf dem Schiff etwas bedeutete. Seine Navigatorin. Dort stand sie, triefend nass vom Regen. Ihre orangenen Haare klebten an ihrem Körper und der Regen lief ihren Hals hinunter bis er entweder zu Boden fiel oder teil ihrer bereits jetzt schon nassen Kleidung wurde. Vor ihrem Körper hatte sie seinen Strohhut fest umklammert. Ihr Blick war starr. Keine Emotionen waren in ihm, nur leere Augen. „Nami, was machst du hier? Wie hast du mich überhaupt gefunden?“, stotterte Ruffy leicht, als er sich langsam erhob und ihr zu wand. Nami senkte nur leicht ihren Blick. „Das war nicht weiter schwierig, so wie du hier die Straße hinuntergesaust bist. Da bin ich dir einfach hinterher.“ Ihren Blick wieder ernst auf ihren Kapitän richtend, vervollständigte sie schließlich ihre Aussage. „Und zu ersterem: das habe ich dir eigentlich schon gesagt. Ich bin hier, um dich an etwas zu erinnern, was du vielleicht schon vergessen hast.“ Um ihre Aussage zu bekräftigen, hielt sie den Hut weit von sich gestreckt, damit der junge Mann vor ihr einen besseren Blick darauf erhaschen konnte. Verwirrt schaute er zwischen ihr und dem Kleidungsstück hin- und her. „Was willst du mir damit sagen?“, brachte er nur leicht verwirrt hervor. Mit einem Male machte sich Wut in Nami’s Augen breit. Ihre Hände zerdrückten das Stroh des Hutes in ihrer Hand, während sie ihre Zähne aufeinander knirschte. „Was ich damit sagen will? Was ich damit sagen will?“, fuhr sie Ruffy wütend an. Dieser wich erschrocken zurück. „Erinnerst du dich wirklich an gar nichts mehr, was mit diesem Strohhut zu tun hat, Ruffy? Ist selbst dieses Erinnerungsstück dir inzwischen so wenig wert geworden, dass du es vergessen hast? Wenn derjenige, der dir den Hut anvertraut das von dir hören würde, wäre er sicher bitter enttäuscht!“ Erstaunt hob Ruffy nun hellhörig seinen Blick. Was hatte Shanks damit zu tun? Er wusste doch gar nicht was damals passiert war. „Was soll das Ganze, Nami? Shanks hat mit dieser Sache rein gar nichts zu tun. Also, lass ihn da raus, klar?“, fuhr der schwarzhaarige Junge sie nun wütend an. „Oh, glaub mir, er hat mehr damit zu tun, als dir lieb ist. Du weißt es nur nicht!“ Nami’s Augen funkelten nun vor Wut. Sie war richtig sauer. Stocksauer. Hatte sie doch gedacht, dass wenigstens der Hut ihn daran erinnern würde. Aber so wie es aussah, musste sie es ihm wirklich Häppchenweise servieren. Auch Ruffy packte nun die Wut. Was sollte das Ganze? Wenn sie nur hier war, um ihn zu provozieren, dann war sie an der richtigen Adresse. „Red’ Klartext oder lass es. Ich habe keine Lust auf irgendwelche Gedankenspiele!“ „Ja, so wie du dir nie Gedanken über das machst, was vergangen ist, richtig?“ Ruffy hielt inne. „Alles, was vergangen ist, das gehört vergessen, richtig? Nichts ist es wert, sich daran zu erinnern, was einmal war. Ich kenne deine Auffassungen davon zu Genüge, Ruffy, glaub mir. Und trotzdem wäre Shanks bitter enttäuscht von dir, wenn er wüsste, wie sehr du sein Andenken an ihn entehrt hast.“ Kleine Tränen bildeten sich in Nami’s Augen, als sie diese Worte sprach. Hatte sie richtig entschieden? War es das wert alles wieder auszugraben? Hatte sie noch eine Chance? Es war ungewiss, aber nicht hoffnungslos. „Du hast mir mal erzählt, dass du voller Hoffnungen bist. Dass du nie aufgeben willst, egal was kommt. Dass du dich dazu entschieden hast der Piratenkönig zu werden, weil du den festen Glauben hattest, dass du es schaffen würdest. Und was ist nun?“ Verzweiflung machte sich in Ruffy breit. Was sie da sagte, stimmte, das hatte er gesagt. Aber war es nicht das, was er in Frage stellte. Ob sein Leben nicht in eine falsche Richtung gelaufen ist? Dass er doch das geworden ist, was er immer befürchtet hatte zu sein. Ein Taugenichts. Jemand, der es nicht wert war, auf diesem Planeten zu leben. Der irgendwo in einer Gosse dahinsiechen würde. Was wusste Nami schon von ihm? Gar nichts, rein gar nichts. Er wollte nicht wahrhaben, was sie da sagte. „Aber was nützen einem die allerbesten Hoffnungen, wenn deine eigene Welt in Trümmern vor dir liegt? Und du nur noch auf Scherben blickst? Du kennst mich nicht einmal und erlaubst dir so ein Urteil über mich?“ Und doch füllten sich auch seine Augen mit Tränen. Emotionen kochten in ihm hoch, die er lange verdrängt hatte. Bilder, an glückliche Tage mit seinen Freunden, kreuzten seine Gedanken, wie er lachte, wie mit ihnen spielte, wie er einfach nur…er selbst war. Nami fuhr gnadenlos und mit langsam brechender Stimme fort. „Ich habe dir geglaubt, Ruffy. Ich habe einfach daran geglaubt, dass man voller Hoffnungen in die Welt segeln kann und egal, was einen erwartet, man jemanden um sich hat, der für ihn da ist, wenn er ihn braucht. Und nun soll ich glauben, dass das alles nur eine Farce war? Dass das alles nicht du warst?“ Ungläubig schüttelte die Navigatorin ihren Kopf. „Nein, das kann und will ich nicht glauben.“ Ruffy’s Blick wurde wieder verletzter und härter. Er biss sich leicht auf seine Unterlippe und wollte Nami nicht in ihre Augen schauen. Besser gesagt, er konnte es einfach nicht. Nur ein viel sagender und mutloser Blick gen Boden war Nami als Antwort gegeben. Die junge Frau schnappte verzweifelt nach Luft, suchte einen Halt in ihren Worten, um jetzt nicht doch noch zu verlieren. „Und wieso hast du uns nichts erzählt? Wir hätten dir doch helfen können!“, schrie sie ihm aus Leibeskräften entgegen. „Ihr wisst doch gar nicht wie ihr mir helfen könnt!“ Ihr Gegenüber erwiderte mit gleicher Lautstärke, was er von der Situation hielt. „Dann sag es mir endlich!“ Erschrocken über die plötzliche Abgekühltheit in ihrer Stimme konnte Ruffy sie nur noch anstarren, wie sie dort stand und seinen Strohhut fest umklammerte. „Was ist damals passiert, Ruffy?“ Er schnaubte leicht. „Das wisst ihr doch alle schon längst!“ „Nein, ich weiß es nicht!“, entgegnete sie ihm wütend, worauf ein verwunderter Blick des jungen Mannes folgte. „Ich wollte es nicht durch andere erfahren, ich wollte es durch dich erfahren. Weil ich dir vertraue, Ruffy. Und weil ich bis jetzt alles mit dir geteilt habe, sowohl Leid, als du mich aus Arlong’s Gefangenschaft befreit hast, sowie Freude, durch die ganzen Abenteuer, die wir erlebt haben.“ Ruffy wusste hierauf ihr nichts zu entgegnen. Sie hatte Recht. Sie hatte einfach nur Recht. Das wusste er. Hatte er so wenig Vertrauen zu seinen Leuten inzwischen entwickelt, dass er glaubte, sie würden ihn verachten, wenn sie seine Vergangenheit kennen würden? Dachte er, sie würden ihn verlassen? Dachte er das? „Ruffy…“ Die kurze Stille zwischen ihnen brach Nami, indem sie wieder den Hut ein Stück nach vorne streckte. „Du hast dich damals dazu entschieden Pirat zu werden, mit allen Konsequenzen. Und diese hast du bisher meisterhaft bestanden, soviel kann ich dir sagen.“ Er hörte ihr weiter zu. „Und nun bitte ich dich, sei es nun nicht um meinetwillen, sondern um dein eigenes Wohl. Bitte, stelle dich endlich dir selbst und deiner Vergangenheit. Gib endlich preis, was dich jahrelang bedrückt. Und lass mich dir helfen.“ Ihr Blick verfinsterte sich leicht. „Wenn du das nicht willst, dann bin auch ich mit meinen Kräften am Ende und werde gehen. Einer nach dem anderen wird dich verlassen. Bis du irgendwann nur noch alleine da stehst. Und dann, Ruffy, dann hast du wirklich recht. Dann wirst du wirklich vor den Scherben deiner Existenz stehen. Und es auf ewig bereuen.“ Einen grimmigen Blick in Richtung seiner Navigatorin sendend, schluckte der siebzehnjährige Junge leicht. „Du musst dich endlich entscheiden, Ruffy!“ ...Finale I...Ende *+**+**+**+**+**+**+**+**+**+**+**+**+**+**+**+**+**+**+**+**+**+**+**+**+**+**+ Joh, wir sind fast da! Bald hat Ruffy es hinter sich xD;;; In welchem Sinne ich das gerade meine, das weiß natürlich nur ich >D *hähähähä* Würde mich freuen, euch bald hier wieder als Leser begrüßen zu dürfen! :> MfG Horus Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)