Broken wings von Rabenfeder (~when no one hears you cry~) ================================================================================ Being No one ------------ Ok, also, ich hab mich grad vor meinen PC gesetzt und schreibe ohne wirklich eine Ahnung zu haben, wo das hinführen soll *dass noch nie gemacht hat*. Ich weiß also nicht, wie lang sie wird, wie sie ausgeht oder sonst irgendetwas...irgendwie...lustig...nun ja, fangen wir mal an: Lost Nowhere Zitternd stand der Schwarzhaarige auf der leeren Straße und starrte der schon längst untergegangenen Sonne nach, wie seit mittlerweile fast schon drei Stunden. Nicht einmal schien er sich wirklich bewegt zu haben, nicht ein einziges Mal hatte er seinen Blick vom dunklen Himmel abgewandt. Obwohl der kalte Regen ihn schon bis auf die Haut durchnässt haben musste, war er unfähig sich zu bewegen. Obwohl sein ganzer Körper völlig ausgekühlt und nass war wollte er nicht von hier fort. Aber eigentlich waren seine Gedanken bereits vor einiger Zeit nicht mehr an diesem Ort, bei diesem dunklen Himmel in dieser schmutzigen kleinen Straße. Völlig in sich selbst versunken irrte er seit heute morgen durch die kleine Stadt. Niemand beachtete, geschweige denn, grüßte ihn. Hier war er ein niemand unter vielen. Ein Gesicht unter Tausenden. Wer beachtete da schon einen vor sich hin schluchzenden kleinen Chinesen? Was wollte er eigentlich hier? Immer wieder, wenn er durch diese Stadt ging, die so gar nicht seine Heimat war, trieb ihn lange Zeit die Hoffnung an, jemanden zu finden, den er kannte. aber hier kannte er niemanden und niemand kannte ihn. Keinem sagte der Name Ray Kon etwas. Damals, als sie noch Weltmeister waren, ja, damals war er eine richtige Berühmtheit gewesen aber jetzt? Wer erinnerte sich bitte jetzt noch an die Bladebreakers, die glorreich die Worldchampionchips vor zwei Jahren gewonnen hatten und seitdem nie wieder ein Team waren. Längst gab es neue Weltmeister und sie alle waren in Vergessenheit geraten. Manche mehr, manche weniger, doch er wohl am allermeisten. Selbst Mariah hatte ihn vergessen, obwohl sie damals doch so verliebt in ihn gewesen war. Mit einem melancholischen Lächeln strich er sich über den im vergleich zu früher doch recht kurzen Haarschopf und zog die Kapuze tiefer ins Gesicht, um wenigstes etwas vorm Regen geschützt zu sein. Jetzt, da er wieder ein völlig normaler Mensch war, schien er plötzlich nichts mehr wert zu sein. Warum sollte man sich auch ausgerechnet um jemanden wie ihn kümmern, wo er doch eh nur anderen Menschen Kummer bereitete. "Warum...warum nur musste ich dir so schrecklich wehtun?" Mit einem fast schon hysterischen Auflachen sank er auf die Knie und schloss für einen Moment die Augen. Er würde jetzt nicht zu heulen anfangen! Er war ja selbst Schuld! Hätte er nicht solche Angst gehabt, wären sie jetzt wohl glücklich miteinander und er müsste sich nicht vor sich selbst ekeln. Fickte irgendwelche wildfremden Kerle, nur weil er damals zu feige gewesen war, IHM die Wahrheit zu sagen. "...derweil wollte ich nur dich. Nur du solltest mein Lächeln besitzen, meine Seele..." An die Wand gelehnt, Tränen in den Augen dachte er zurück an den Tag, an dem sein größter Wunsch in Erfüllung hätte gehen können. An den Tag, an dem ER ihm seine liebe gestanden hatte... Und was hatte er getan?! War lachend aufgesprungen und mit einem "Mach dich doch nicht lächerlich" auf sein Zimmer verschwunden, einen völlig aufgelösten Jungen hinter sich lassend. Die anderen, die ihm entgegen kamen, merkten ihm nichts an, doch sobald die kleine Tür hinter ihm geschlossen war weinte er bitterlich und fragte sich, warum er nicht einfach ehrlich sein konnte. Dies war der Tag, an dem er Hals über Kopf die Bladebreakers verlassen hatte und mit der Freundschaft zu ihnen auch sein bisheriges Leben beendet hatte. Es war bis heute das allerletzte Mal, dass er geweint oder gelacht hatte. Und bis jetzt war damit auch ganz gut klar gekommen, nur heute... Heute war etwas passiert, vor dem er sich so lange gefürchtet hatte. Etwas, dass er schon fast für unmöglich gehalten hatte. ER war hier aufgetaucht. Ausgerechnet hier, in seiner Stadt, in seinem Viertel, sogar in seiner Straße. Sie waren sich noch nicht einmal richtig begegnet, nur ein kurzes Streifen an der Schulter, mehr war es nicht gewesen. Nicht einmal ein Wort hatten sie gewechselt aber mehr hatte Ray nicht gebraucht um ihn zu erkennen. ,Er hat sich kaum verändert! Noch immer riecht er wie früher, sieht aus wie früher, selbst die Wärme, die von ihm ausgeht ist die gleiche...Nur seine stolzen Augen. Sie sahen mich für einen Moment eiskalt an, noch viel kälter als früher, fast, als wäre er nachdem ich gegangen bin endgültig zu Eis erstarrt. Was habe ich dir nur angetan, mein liebster Eisprinz?!' Die Tränen flossen mittlerweile ununterbrochen seine kalten Wangen hinab, ließen eine unvergleichbar brennende spur hinter sich. Weinen wollte doch er nicht mehr, weil er doch nur wegen seiner eigenen Dummheit und diesem dämlichen Fehler hätte weinen können. Er hatte gar kein Recht auf Trauer, schließlich wollte er nicht lieben! Wie sollte Abschaum wie er, der zu nichts taugte auf Mitleid hoffen, wenn er sich die ganze Zeit im Selbstmitleid wälzte und nur vor sich hin jammerte. Hasserfüllt betrachtete er seine zerschundenen Arme und Beine. All die feinen Narben hatte er sich selbst zugefügt und dennoch war dieser gottverdammte Körper nicht tot zu kriegen. Es war lachhaft... Am liebsten hätte er sich jetzt selbst ausgelacht, so dämlich war er. Aber lachen konnte er nicht mehr, da er sein Lachen zusammen mit seinem Herzen damals bei ihm verloren hatte. Er, der überall und nirgendwo zu sein schien. Der einzige Mensch, den er jemals richtig geliebt hatte und der einzige, dem er das Herz in tausende von Scherben zerschlagen hatte. Seine größte Liebe und sein größter Schmerz: Kai Hitwari, dessen rote Augen ihn schon vor Jahren in ihren magischen Bann gesogen hatten und ihn noch immer nicht los ließen Schweigend machte sich der schwarzhaarige Chinese auf den Weg in seine Wohnung, in Gedanken an zwei rubinrote Augen versunken, die er einst fast fangen konnte. Aber vielleicht war es sogar besser gewesen, Kai weiterhin der stolze, unnahbare und starke Phönix sein zu lassen, der er schon immer war. Denn was konnte diesem besonderen Jungen schon ein dummer Ray Kon bedeuten, der sich selbst vor langer Zeit auf seinem eigenen Weg verloren hatte und nur noch ziellos umherirren konnte. Ich bitte hiermit um eure Meinung: Soll ich weiter schreiben oder diese Geschichte wie sie jetzt ist auf sich beruhen lassen? Es liegt ganz bei euch... Brightly shining eyes, so empty and so cold. His lovely voice is crying lonely in the night. The perfect body with all these scars. Textauszug aus Broken wings © Blackychannn Beeing No one ------------- Wow, so viel Feedback. Da muss man natürlich weitermachen. Ich hab sogar eine recht gute(bzw. kranke) Idee, aber seht selbst... Being No one Mit hocherhobenem Haupt hatte er heute die Schule betreten. Die blaue Jacke lässig über die Schulter gehängt und den Blick kühl über die Anwesenden schweifend. Eine Augenbraue wurde skeptisch nach oben gezogen und er setzte sich wortlos ans Fenster in die hinterste Reihe des ansonsten randvollen Klassenzimmers. Fast augenblicklich galt ihm die volle Aufmerksamkeit der Klasse. Obwohl der Lehrer noch nicht anwesend war, saßen die Schüler ruhig und geordnet auf ihren Plätzen und beobachteten den silberhaarigen Jungen, der ganz selbstverständlich in ihrer Klasse aufgetaucht war. Das musste also der Neue sein, von dem man schon so viel gehört hatte. Ein hoch intellektueller Schüler, der direkt aus einer der Eliteschulen in Russland kam, fließend Russisch, Japanisch und Englisch sprach und vor allem: Einer der besten Blader der Welt, Exteamchef der Bladebreakers, Kai Hitwari. "Er sieht wirklich genau so aus, wie Minami ihn beschrieben hat!" Mit einem Mal ging ein aufgeregtes Tuscheln durch die Runde der Mädchen. Minami, ein durchaus hübsches Mädchen von etwa siebzehn, warf ihre langen Haare elegant nach hinten und stolzierte auf den Silberhaarigen zu. Mit einem süßen Lächeln beugte sie sich zu ihm herab und blinzelte ihn verschmitzt an. Rubinrote Augen funkelten sie kühl an. "Was willst du?! Du stehst mir im Licht Kleines also verschwinde gefälligst!" Es schien so als wollte sie etwas erwidern, ging dann jedoch eingeschnappt zurück auf ihren Platz und sprach mit keinem ein Wort. Was fiel diesem Kerl da ein, sie abblitzen zu lassen. Aber so schnell würde sie nicht aufgeben. Nach zwei schier endlos langweiligen Stunden, in denen Kai immer wieder von irgendwelchen kleinen Schülern angequatscht wurde und zunehmend wütender wurde, erlöste ihn endlich der Gong zur Pause, sonst hätte er diese Minami, die immer wieder versuchte, ihn anzuflirten wahrscheinlich noch geschlagen. Mittlerweile stand er abseits von den anderen auf dem geräumigen Pausenhof und genoss das kleine Bisschen Ruhe. Gerade als er für einen Moment die Augen schloss schlängelte sich so ein Idiot an ihm vorbei und streifte seine Schulter. Er wollte diese Person gerade anschnauzen als...als er ihm in die beiden bernsteinfarbenen Augen sah, die ihm ängstlich entgegenblickten. "Ray..." Doch bevor er wirklich realisiert hatte, wer da gerade an ihm vorbei geschlichen war, war der schwarze Haarschopf auch schon im Schulgebäude verschwunden. Stattdessen kam diese Minami mit ihrem Gefolge auf ihn zu und starrte abwertend in die Richtung, in die der Schwarzhaarige verschwunden war. "Wer war das?", fragte Kai sie, ohne ihr dabei richtig in die Augen zu sehen. "Niemand. Ich an deiner Stelle würde mich nicht mit dem abgeben. Keiner weiß etwas über ihn und ehrlich gesagt interessiert es auch keinen wer das ist. Ich wäre da ein viel besserer Umgang für dich!" Sie lächelte ihn freundlich an doch er konnte genau sehen, dass ihr Lächeln nur gekünstelt war. Was sollte er auch von jemandem erwarten, der nur etwas mit ihm zu tun haben wollte, wegen seinem Namen. "Hab' ich dich nach deiner Meinung gefragt!?" Mit diesen Worten ließ er das beliebteste Mädchen der gesamten Jahrgangsstufe stehen und ging zurück ins Klassenzimmer. Sollte das da eben wirklich Ray gewesen sein. Diese dürre Gestalt mit den dunklen Ringen unter den Augen? Seine Schulzeit hier fing ja schon mal gut an... Der dunkelbraune, dampfende Tee wurde noch immer von einem kleinen Silberlöffel, der mit ruhiger Hand geführt wurde, umgerührt. Endlich entschloss sich die Person einen Schluck von dem warmen Getränk zu nehmen. Genießerisch nippte er schließlich an seinem schwarzen Tee und schien zufrieden mit sich und der Welt zu sein. Sein Gegenüber jedoch starrte missmutig auf die verregnete Welt hinter dem gekippten Fenster. Unruhig wippte er nun schon seit einer geschlagenen halben Stunde mit dem Fuß und sprach kein Wort mit seinem Besuch, obwohl dieser doch extra mitgekommen war, damit sie sich gemeinsam die neue Wohnung anschauen konnten. Und dann so was. Aber eigentlich war er es ja schon von ihm gewohnt, nicht beachtet zu werden, besonders an Tagen wie diesen, wenn die ganze Welt grau und unfreundlich wirkte. Er wusste, sein Freund dachte dann immer an diesen einen verhängnisvollen Tag, der der schönste in seinem Leben hätte werden können. "Ach verdammt noch Mal!" Mit einem plötzlichen Ruck, weswegen der arme Tee beinahe umgekippt wäre, sprang der Silberhaarige auf und stapfte wütend zum Fenster. Auch dieses musste unter dem Aggressionsanfall seines Besitzers leiden als es sehr unsanft geradezu aufgerissen wurde. Demonstrativ setzte der Halbrusse sich auf das feuchte Fensterbrett und funkelte wütend das Hochhaus neben ihnen an, als sei es schuld an seiner schlechten Laune. In raschen Zügen wurde die Teetasse geleert und in die bisher noch fast leere Küche gebracht. Kurz darauf stellte sich der rothaarige Junge neben seinen Gastgeber und strich ihm beruhigend durch das leicht nasse Haar, verständnisvoll lächelnd. "Hey, Kai-chan, wie lange willst du dich denn noch quälen. Wir wissen doch beide, dass es nichts bringt, ihm weiterhin hinterher zu trauern. Du machst dich nur kaputt. Ray..." Gerade wollte der Angesprochene sich an den Rothaarigen anlehnen und sich trösten lassen. Doch allein schon der Name ließ ihn erneut zusammenzucken und die weiche, warme Hand wegstoßen. Er wollte nie wieder an diesen Menschen erinnert werden. Er, dem er sein Herz geöffnet hatte. Er, der seine Liebe mit Füßen getreten hatte. Er, den er mehr als alles hasste. Er, dessen glückliches Lachen und strahlende Augen er nicht mehr vergessen konnte. "Ich weiß ja, dass du Recht hast, Tala! Mir ist völlig bewusst, dass das hier alles nichts bringt, nur...ich habe ihn heute gesehen! Er war es, er hat sich nur die Haare abgeschnitten aber, auch wenn es unmöglich ist, Ray war heute hier, in dieser Stadt. Ich habe ihm doch direkt in die Augen sehen können!" Regelrecht verzweifelt schrie Kai den anderen an, versuchte ihm klar zu machen, dass er egal wie abwegig es auch zu sein schien die Wahrheit sagte. Obwohl...wahrscheinlich hatte er sich nur sosehr hineingesteigert, dass dieser Wildfremde ihm wie Ray vorkam. Aber Ray war schon so lange weg, wieso sollten sie sich gerade jetzt wieder sehen... Durch ein leises Pfeifen aus dem Raum nebenan wurde er davon abgehalten, in trübseligen Gedanken zu versinken. Anscheinend war das Teewasser, welches er vorsichtshalber gleich noch mal aufgesetzt hatte, als die erste Kanne leer war, heiß genug, um vom Herd genommen zu werden. Mittlerweile wieder völlig ruhig ging er in die Küche und nahm das kochendheiße Wasser zum abkühlen herunter. Erneut goss er sich und dem Rotschopf eine randvolle Tasse ein und balancierte diese langsam an den kleinen Tisch, an dem es Tala sich gemütlich gemacht hatte. Nun ja, recht viel mehr Sitzmöglichkeiten hatte diese Wohnung bis jetzt nicht zu bieten. Sie war zwar für eine Wohnung in Tokio sehr billig und durchaus schön nur dass mit dem Einrichten stellte sich als ein größeres Problem dar, als zu Anfang erwartet. Wenigstens hatte er Tala zum helfen abkommandieren können. Tala. Es war schon seltsam. Obwohl er mit dem rothaarigen Russen zu Anfang rein gar nichts hatte anfangen können und ihn herablassen wie jeden anderen auch behandelt hatte waren sie nach einigen doch sehr heftigen Streiten auf eine seltsame Art und Weise Freunde geworden. Zwischen den beiden herrschte allerdings keine dieser lautstarken, teilweise wirklich anstrengenden Freundschaften, wie er sie zu den Bladebreakers gepflegt hatte. Nein, es war eher etwas anderes, das sie verband. Irgendwo tief drinnen wusste Kai, dass er dem Rothaarigen vertrauen konnte, dass dieser ihn nicht verraten würde. Es war dieses Gefühl von Geborgenheit, welches ihm so vertraut vorkam. Auch bei Ray hatte er sich stets auf eine gewisse und ganz spezielle, einzigartige Weise Geborgen gefühlt. Auch wenn es nicht das Selbe war, was ihm völlig bewusst war, so fühlte er sich in Talas Nähe dennoch viel ruhiger und entspannter als sonst. Das war auch der Grund, weshalb er ihn gebeten hatte, beim Einrichten dieser Wohnung zu helfen. Seufzend sah er sich in dem noch kahlen aber immerhin schon frisch angestrichenen Raum um. Hier würden sie wie auch sonst überall noch reichlich zu tun haben. Ganz automatisch nahm er einen Schluck von dem noch sehr heißen Tee und verbrannte sich dabei ein wenig die Zunge, ohne es auch nur am Rande zu registrieren. Seine eigene Wohnung. Ein weiterer Schritt weg von seinem Großvater, der in Russland die ganze Zeit eine geradezu gespenstische Präsenz zu haben schien sobald der Name Hiwatari fiel. Deshalb war er kurz nach seinem achtzehnten Geburtstag nach Japan gezogen und hatte sich hier diese Wohnung gekauft. Er war hier um ein neues Leben zu beginnen und nicht, um in Erinnerungen an damals zu versinken. Also weg jetzt mit Ray Kon aus seinen Gedanken. Spätestens in seinen Träumen würde dieser ihn ja eh wieder einholen. Er hörte, wie Tala die provisorisch verstaute Stereoanlage anschaltete und einen halbwegs brauchbaren Radiosender suchte. Nach einigen Minuten des deprimierten Herumdrehens an der Suchleiste schallte in voller Lautstärke ein sehr Bassbetontes Lied durch die Wohnung und höchstwahrscheinlich auch den gesamten 3. Stock in dem sie sich hier befanden. Doch keiner der beiden schien sich darum wirklich kümmern zu wollen. Einige der Nachbarn beschwerten sich zwar empört über die lautstarke Musik in der Wohnung Nummer 3C doch Ray der direkt gegenüber, also in 4C wohnte ließ sich von dem Lärm mitten in der Nacht nicht sonderlich stören. Was kümmerte ihn schon die Ruhestörung, wenn er eh nicht hätte schlafen können. Seitdem er vor ungefähr einer Stunde das Wohnhaus betreten hatte, konnte er nicht ruhig bleiben und lief andauernd in seiner Wohnung auf und ab. Ihn beschäftigten weder die jammernden Nachbar, die sich von Gott gestraft fühlten, da sie jetzt auch noch einen Ruhestörer neben sich wohnen hatten. Reichte da nicht schon dieser merkwürdige Chinese, der frühmorgens verschwand und irgendwann spät nachts wiederkam, mit niemandem ein Wort redete und noch nicht einmal grüßte? Schief grinsend steckte er sich eine Zigarette an und nahm genüsslich einen langen Zug. Auch wenn es nicht gerade gesundheitsfördernd war hatte er sich das Rauchen vor ungefähr einem Jahr zum Stressabbau angewöhnt und mittlerweile konnte er schon gar nicht mehr ohne. Früher hätte man ihm das gar nicht zugetraut aber...wie schon gesagt, der liebe, nette Ray Kon lag bereits seit zwei Jahren begraben unter der Erde. Und was noch übrig war von dem einst vor Lebensfreude geradezu übersprühenden stets fröhlichen Jungen war nicht weiter als ein großes Stück Dreck, dass es nicht wert war, überhaupt zu leben. Zielsicher ascherte er in den kleinen, fast schon vollen Becher neben dem großen Spiegel. Zitternd legte er die Zigarette weg und starrte sich selbst angeekelt an. Wie sehr er sein hässliches Gesicht das ihm im Spiegel entgegenblickte doch hasste. Gab es jemanden auf dieser verdammten Welt, der verabscheuungswürdiger war als er? Wohl kaum. Wer sollte ihn in seiner Dummheit und mit diesem entstellten Körper wohl an Hässlichkeit übertreffen? Für einen Moment zögerte er noch, griff dann jedoch nach der glühenden Zigarette und drückte sie sich selbst mitten auf den Arm. Im ersten Moment spürte er gar nichts, dann breitete sich über seinen Arm ein unangenehmes Ziehen aus, als würde seine Haut zusammenschrumpfen bis zu der Stelle, an der er die Glut auf der Haut spürte. Zufrieden nahm er noch einmal einen langen Zug, drückte sie aus und warf den Stummel in den Aschenbecher. Nachdenklich besah es sich den Fleck verbrannter Haut auf seinem rechten Arm. Es tat jetzt mehr weh, als gerade eben. Zu oft hatte er sich schon selbst gequält um jetzt noch zimperlich zu sein. "Warum, sag mir warum kann ich nicht einfach sterben?!" Verzweifelt starrte er sich erneut im Spiegel an. Warum war er eigentlich noch hier?! Was sollte das ganze noch für einen Sinn haben. So etwas wie ihn konnte man doch nicht gebrauchen! Er war der Abschaum der Gesellschaft. Ein Mensch, der sich nicht einmal mehr selbst lieben konnte und sich immer wieder verletze nur um enttäuscht festzustellen, dass er alles wirklich durchlebte und nicht nur träumte. "Aber ich glaube, ich wäre sogar zum sterben zu feige!" Mit gesengtem Kopf ließ er sich an der Wand entlang zu Boden gleiten und blieb dort bewegungslos sitzen. Könnte er doch nur endlich aufhören zu atmen. Aber seine Brust hob und senkte sich unweigerlich weiter. Er hörte sein verdammtes Herz deutlich schlagen. Immer weiter im selben unaufhörlichen Takt. "Hör auf! Hör doch endlich auf zu schlagen. Ich will nicht mehr, ich will nicht mehr..." Es tut mir Leid, aber wie ihr seht kann ich dieser Geschichte keinen einfachen Verlauf geben. Hier ist es nun mal so, dass Ray sich für Dreck hält. Ich weiß nicht, ob ich euch mit dieser Geschichte wirklich glücklich mache, ich werde sie dennoch weiter schreiben, da jeder Gedanke es meiner Meinung nach wert ist, wenigstens von einem zu Ende gedacht zu werden, auch wenn er ungehört bleibt. All the rain, all tears down but still, your blood is warm. So beautiful In all his pain. Broken Wings © Blackychannn So near, so far away -------------------- Ich muss vor dieses Kapitel nur einen Satz stellen, der mir während der "Arbeit" an dieser Geschichte nicht aus dem Kopf geht und ging: "Nur ein verletztes Herz kann einen einzigen Menschen lieben!" So close, so far away Mit dröhnendem Schädel wachte der Schwarzhaarige am nächsten Morgen auf und war für einige Sekunden unfähig, sich zu bewegen. Sein gesamter Körper schmerzte und verkrampfte sich zusehends mit jeder kleinen Bewegung mehr. Scheinbar war er in dieser unglücklichen Position gestern eingeschlafen und hatte sich die, für ihn zumindest doch recht kurze, Nacht über total verspannt. "Scheißdreck!" Sich stark auf die Lippen beißend hangelte er sich langsam nach oben und blieb recht zittrig an die Wand gelehnt stehen. Seine Augen suchten hektisch die Kommode unter dem Spiegel ab. Wo zur Hölle hatte er seine Kippen liegen lassen! Fluchend humpelte er durch die abgedunkelte Wohnung und krallte sich seine Schulsachen. Mehr oder weniger war das ja eh sinnlos, da er weder die Hefte und Bücher bei sich noch gestern an die Hausaufgaben gedacht hatte. Eigentlich wollte er so und so nur an seinen Geldbeutel. Und der befand sich nun mal in dieser gottverdammten Tasche. Ohne auch nur ansatzweise in den Spiegel zu sehen wuschelte er sich durch das verstrubbelte Haar, krallte sich die schwarze Lederjacke und machte sich so schnell wie möglich auf den Weg zum nächsten Zigarettenautomaten, da ohne was zu rauchen der ganze Tag schon gelaufen war. Auf dem Weg zu seinem "Frühstück" entdeckte er dann doch noch die Schachtel in der vordersten Jackentasche. Also wurde die Station "Automat" ausgelassen und er konnte gleich seinen Becherkaffee bei "Edd's", einem schäbigen aber billigen Fastfood-Laden gleich um die Ecke, holen. Schlecht gelaunt und mit einem randvollen braunen Pappbecher machte er sich schließlich auf den Weg zur Schule, die sich ebenfalls fast nebenan befand. Wenn er verdammtes Pech hatte, würde er dem Silberhaarigen heute sogar noch begegnen. Dieser würde sich wahrscheinlich den Arsch ablachen falls er ihn so heruntergekommen und völlig übermüdet sah. Und ein Gespräch mit ihm konnte so und so nie zu Stande kommen, da er der Außenseiter der Schule war und sich nie jemand mit ihm abgab. Nachdem er den letzten Schluck seines schwarzen Kaffees getrunken hatte, beschloss Ray, jetzt erst einmal gar nicht im Unterricht aufzutauchen und es sich lieber mit einer weiteren Zigarette auf einer Bank gemütlich zu machen. Was kümmerte ihn schon die beschissene Schule! "Verdammt, was ist eigentlich los mit dir? Warum bist du so dämlich und stehst auf, wenn du doch nicht zum Unterricht erscheinst, Ray?! Überhaupt, warum sollte jemand wie Kai Hiwatari gerade auf diese Schule gehen. Du hast dich ganz sicher geirrt gestern, ganz sicher!", hörte er sich selbst in Gedanken murmeln. Vermutlich hatte er sogar Recht. Das mit gestern hatte er sich ganz sicher nur eingebildet. Schließlich lebte Kai bis zu seiner Vollmündigkeit in Russland, wieso sich also weiter sinnlos verrückt machen. Dieser stolze und schöne junge durfte ihn nicht weiter kümmern. Er hatte nicht den Anspruch darauf, überhaupt an ihn denken zu dürfen. Kai würde ihn selbst wenn er hier wäre nicht beachten, so armselig und verachtenswert war er. Rubinrote Augen schenkten der Tafelanschrift keine besondere Aufmerksamkeit, sahen sich lieber auf dem Pausenhof draußen um, auch wenn es dort nichts Interessantes gab. Sein Wohnblock war höchstens 5 Minuten zu Fuß vom grauen Gebäudekomplex der Schule entfernt. Und schon aus dieser Entfernung konnte man deutlich erkennen, dass hier nicht sehr viel los war. Nicht zu vergleichen mit den renommierten Eliteschulen in Russland, die er tagtäglich hatte besuchen dürfen. Längst hatte er seine erstklassigen Abschlusszeugnisse von dort. Aber es war seine eigene Entscheidung gewesen, auch in Japan einen Abschluss zu machen. Deshalb hatte er sich eine Wohnung in der Nähe der Schule genommen, um möglichst früh auftauchen und eventuell möglichst spät wieder verschwinden zu können. Sein Blick streifte nicht weiter über das graue Steinpflaster, dass den gesamten Innenhofboden bedeckte sondern blieb an einer sich kaum bewegenden Gestalt hängen. Der schwarze Haarschopf war leicht verstrubbelt und lag ruhig auf den hinterm Kopf verschränkten Armen. Aus dieser Entfernung konnte er es zwar nicht genau sehen, aber anscheinend hatte der andere die Augen geschlossen und schlief. Ob das etwa Ray war?! Genauso plötzlich wie der Gedanke sich in seinen Kopf gesetzt hatte wurde er auch schon kategorisch verneint er redete sich das alles hier nur ein. Sicherlich gab es viele Schüler mit kurzen, schwarzen Haaren auf dieser schule, die lieber draußen im Hof bleiben als am Unterricht teil zu nehmen. Besonders in den ersten beiden Stunden. Und dennoch, nur dieser eine beschäftigte ihn, ließ seine Gedanken soweit abschweifen, dass er das Ende der Doppelstunde und somit den Beginn der Pause gar nicht mitbekam. Verwirrt sah er sich in den inzwischen leeren Klassenraum um und erhob sich zögernd. Rein theoretisch könnte er ja seine Vermutung bestätigen oder eben ganz deutlich verneinen. Zu mindest würde er sich in der nächsten Stunde dann wieder auf den Unterricht konzentrieren können. Also auf zu Mr. Schwarzer Strubbelkopf. Gedacht getan, wäre da nicht Minami, die ihm, kaum hatte er das Zimmer verlassen, direkt in den Weg sprang. "Kai-kun? An was denkst du? Deine Augen wirken so verklärt als wärst du ganz weit weg...Erzähl's mir doch, du kannst mir vertrauen." Scheinheilig lächelte sie ihn an. Vermutlich wollte sie ihn noch immer für sich gewinnen, aber vielleicht konnte er sie sich ja jetzt endlich vom Hals schaffen. Freundlich erwiderte er ihren Blick. "Ach weißt du, Minami-san, du bist die einzige, die mich versteht. Wenn du es wirklich wissen willst, nun...ich stelle mir nur gerade vor wie ich einen gut aussehenden, muskulösen Sportler in knappen Shorts flach lege und wilden, hemmungslosen Sex mit ihm habe! Übrigens, mach lieber den Mund zu, sonst fliegen noch irgendwelche Insekten hinein!" Mit einem überlegenen Grinsen ließ er die völlig geschockte Braunhaarige stehen und machte sich zielsicher auf den Weg zum Innenhof. Das würde dieser vermaledeite Hiwatari noch eines Tages büßen, oh ja! Sie wusste doch ganz genau, dass er etwas von ihr wollte, alle Jungs wollten das! Siegessicher und wieder einigermaßen gefasst folgte sie dem Silberhaarigen in ca. 4 Metern Sicherheitsabstand. Eben dieser stellte gerade mit bestürzen fest, dass sein Zielobjekt bereits von der Bank ins ungewisse verschwunden war. Grummelnd ließ er sich nieder. Dieses nervtötende Mädchen war an allem Schuld! Mit enormen Kopfschmerzen und sehr schlecht gelaunt erwachte der Schwarzhaarige aus seinem ungesunden Schlaf auf der Bank. Keine gute Idee, hier einzuschlafen. Er streckte müde seine eh schon steifen Glieder. Wie spät war es eigentlich. Dem eiskalten und nicht mehr genießbaren Kaffee nach musste er schon ein ganzes Weilchen wie tot hier gelegen haben. Grummelnd setzte er sich auf und starrte die kleine Schülergruppe aus der Unterstufe, die sich neugierig um ihn gescharrt hatte böse an, auch wenn sie nichts für seine momentane Stimmung konnten. Wie sollten sie auch seine verdammten Träume beeinflussen können! Leicht zitterte seine Hand als er sie auf seine Stirn legte, der Kopf darauf abstützte. Wieso gerade jetzt, wieso musste ihn ausgerechnet heute dieser Traum heimsuchen. Wütend biss der junge Chinese sich auf die Unterlippe und stand leicht schwankend auf. Niemand hier würde es wagen, ihm zu helfen. Seine Lunge brannte bei jedem Atemzug und so schnell wie möglich flüchtete er sich von den neugierigen Blicken der Anderen an den einzigen Ort, von dem er wusste, dort nicht die schrägen Blicke irgendwelcher Leute ertragen zu müssen. Das Raucherzimmer ihrer Schule war zwar recht abgetakelt und der beißende Geruch von verbrannten Zigaretten hielt so gut wie jeden davon ab, sich diesem Raum mehr als 100 Schritte zu nähern aber immerhin hatte er dort seine Ruhe und konnte völlig entspannt seinen Gedanken nachhängen, das eben geträumte Revue passieren lassen. Dunkelrote Augen sahen ihn zärtlich, beinahe schüchtern an, ließen den Dunkelhaarigen alles um sich herum vergessen. Nur die sanften Berührungen, das Kribbeln, welches ihn durchflutete als der Silberhaarige seine erhitzen Wangen streichelte hielten ihn davon ab, völlig in den wunderschönen Augen direkt vor sich zu versinken. Er wusste nicht, wie lange sie bereits dort sahen, wusste nicht seit wann die warme Hand sein Gesicht verwöhnte. Doch ehrlich gesagt kümmerte ihn die vergangene zeit auch nicht sonderlich. Lächelnd fuhren seine Fingerspitzen die elegant geschnittenen Gesichtszüge der Schönheit vor ihm nach. Durch dies bestärkt in seinem Vorhaben beugte der Halbrusse sich ein kleines Stück weiter nach vorne, berührte Rays Lippen vorsichtig mit den eigenen und versteckte die leuchtenden Rubine hinter den Augenlidern. Kaum einen Atemzug verweilten sie so schon löste der Ältere sich bereits wieder von ihm. Mit verklärtem Blick und leicht geöffnetem Mund betrachtete der Chinese seinen Teamchef fasziniert, beobachtete jedes Atemholen, studierte jede Regung in seinem hübschen Gesicht. Gab es je etwas schönerer als diesen Augenblick der Stille? "Ray, ich liebe dich!" Nur drei Worte, drei Worte, die die Welt verändern konnten, drei Worte, die Kriege beginnen und genauso beenden konnten. Drei Worte, die Angst oder Hoffnung säen konnten. Drei Worte, nach denen sich ein jeder Mensch mehr als alles sehnte. Drei Worte, die jemanden, der bereits von der liebe bitter enttäuscht worden war große Furcht einjagen konnten...Drei simple Worte Erschrocken starrte er Kai an, unfähig sich zu bewegen, geschweige denn zu sprechen. Eine unangenehme Kälte breitete in ihm aus, ließ seinen Blick starr werden. Nicht um ihn herum geschah mehr, kein Laut, keine Regung wurde als wichtig empfunden. Mit einem Mal brach eine dunkle Flut aus Gedanken über im herein. Fetzen der Erinnerung an den Zeitpunkt zudem seine Lippen das letzte Mal diese unheilvollen Worte verlassen hatten. Er hörte Menschen ihn anschreien, wie widerlich er doch war, wie man sich nur in einen anderen Jungen verlieben konnte. Plötzlich, ganz unbewusst, fragte er sich selbst, wie er zu so etwas ekligem fähig war. Verächtlich sah er Kai an. Seine stimme zitterte vor Entrüstung bei den nahezu ausgespuckten Worten. "Wie kannst du so etwas Widerwärtiges nur sagen! Ekel erregend! Sich in einen anderen Kerl verlieben, elende Schwuchtel, sag mal hakt's bei dir ein wenig?! Du, der einer der wenigen überlebenden Gletscher dieser Welt hat sich in mich verliebt! Mach dich doch nicht lächerlich!" Und schon hatte er einen sich langsam rot verfärbenden Handabdruck im Gesicht. Rubinrote Augen starrten ihn an, wieder mit eisiger Kälte überzogen, wie sonst auch war die gesamte Wärme aus ihnen gewichen und nur noch Wut stand dem Silberhaarigen ins Gesicht geschrieben. "Dann geh doch, wenn ich dir so zu wider bin. Verschwinde ein für alle Mal aus meinem Leben, Ray Kon!" Nachdenklich zog er an der mittlerweile dritten Zigarette. Einige Stunden nachdem er fluchtartig das Hotel in dem sie einquartiert waren verlassen hatte kam er wieder zu Bewusstsein. Ihm wurde erschrocken klar, dass er Kai all das an den Kopf geworfen hatte, was ihm damals schon die White Tigers und seine ganze Familie, das gesamte Dorf vorgeworfen hatte. Was konnte er denn dafür, wenn er sich in Lee verliebt hatte... Leise erklang sein schrilles Lachen im gesamten Raum, hallte dumpf wieder. Wie konnte ein einzelner Mensch so dämlich sein, wie er? Wie hatte er dem Silberhaarigen nur all das an den Kopf werfen können, nur aus auf erneute Ablehnung. Dabei liebte er ihn doch auch, was er nur leider viel zu spät gemerkt hatte, erst als er bereits die wunderschönen roten Augen, die ihm hätten gehören können bereits wieder verloren hatte. Schweigend wurde die beinahe abgebrannte Zigarette ausgedrückt und unbedacht zu Boden geworfen. Er hatte diese Schönheit gar nicht verdient. Und dennoch war er es gewesen, der ihm die weißen, reinen Federn ausgerupfte hatte, den stolzen Blick gebrochen und das Herz seines Engels in tausend Stücke zerschmettert hatte. Er hatte einen gewaltigen Fehler begangen, einen dieser Fehler, die du niemals wieder gut machen kannst. Denn Herzen kann man nicht reparieren, man kann sie höchstens notdürftig wieder zusammenflicken. Aber so wie früher erden sie nie mehr werden. Immer würde eine Narbe zurück blieben. so saßen beide in Gedanken aneinander versunken kaum mehr als 200 Meter von einander entfernt und bemerkten sich nicht. Denn wenn dein Herz einsam schlägt und nichts an sich heran lässt wird es nicht einmal das erkennen, wonach es sich sehnt, auch wenn es nur einen Katzensprung entfernt davon ist... Nun, dass war's mal wieder für heute. Seid mir nicht böse, für diese Geschichte, da ich sie in bisher ungeahnte Längen ziehen werde. *lächel* Ich muss mich an dieser Stelle kurz bei euch allen bedanken, die unbewusst diese Geschichte erfinden, denn ich bin es nur, der sie zu Papier bringt. Ihr alle helft mit euren Kommentaren, sie in Gedanken zu schreiben. Destroyed from me. Why don't you see, it's my fool, you're like me now. Broken wings ©Blacky I just see empty faces ---------------------- Wer hätte gedacht, dass Tala in dieser Geschichte eine solch wichtige Rolle einnimmt...aber, seht lieber selbst... I just see empty faces Schweigend sperrte der Silberhaarige die Wohnungstür auf, die überfüllte, braune Tüte noch immer in Händen. Er bemerkte gar nicht, dass ihm sein Geldbeutel aus der Tasche fiel, so sehr war er in seine Grübeleien versunken. Ob das heute Nachmittag wirklich sein Ray gewesen war? Na und wenn schon! Er hatte sich doch versprochen, nicht mehr an diesen Idioten zu denken. Aber das war leichter gesagt als getan. Er konnte ihn einfach nicht aus seinem Leben verdrängen, musste stets an ihn denken. Doch auch wenn der Schwarzhaarige ihm damals so unendlich wehgetan hatte spürte er keine Wut in sich wenn er an die bernsteinfarben Augen seiner ersten großen Liebe dachte. Viel mehr war da diese seltsame, alles umfassende Leere. Im ersten Moment noch, gleich nachdem er ihm eine gescheuert hatte, ja da war er wütend gewesen. Wütend und verletzt. Er hatte tagelang mit niemandem gesprochen, sich geweigert, seine Trauer zu zulassen und sich viel mehr immer tiefer in seinen Hass hineingesteigert ohne zu bemerken, dass sein Herz kurz vor dem Zerspringen war. Dann...ganz langsam und stetig...nicht überraschend oder plötzlich...war der Hass weg und seine Kehle fühlte sich wie zugeschnürt, auf seine Brust drückte ein riesiges Gewicht, ließ ihm kaum mehr Luft zum atmen. Und mit einem Mal fühlte er sich so verloren, so allein. Dort gab es niemanden mehr, dem er vertrauen konnte. Und so kehrte ein einsamer, trauernder Kai nach Russland zurück, kein mit Ruhm überhäufter Sieger... Aber auch dort gab es niemanden mehr, der sich um ihn kümmern wollte. Voltaire war bereits hinter Gittern und sonst kannte er keinen anderen Menschen hier im Land des Winters der Herzen, das jegliche Gefühle zu ersticken drohte. Aber genau das war es, was er mehr als alles wollte. Vergessen. Doch auch dieser Wunsch sollte ihm zum Glück nicht vergönnt werden. Denn obwohl er alle Menschen auf Distanz hielt schaffte er dennoch einer zu ihm hindurch zu dringen und zumindest seine Wut unter der riesigen Eisschicht wieder aufzuwecken. Weder kam Tala irgendwoher noch ging er irgendwo hin. Er war einfach da. Am Anfang redeten sie nicht mit einander. Dann, etwa ein halbes Jahr später, stritten sie sich andauernd und kurz darauf begannen sie, sich regelmäßig zu prügeln. Daraus wurde langsam und stetig ein fast schon erheiternder Wettkampf wer denn stärker war von beiden. Und irgendwann, es mochte bereits ein Jahr vergangen sein, waren sie Freunde geworden. Und er fühlte sich nicht mehr ganz so alleine. Und jetzt, da er endlich 18 war und aus Russland heraus konnte, hatte der Rothaarige sich dazu entschieden, weiterhin in seiner Heimat zu leben und Kai allein nach Japan gehen zu lassen. Es sei der einzige Weg für ihn, ein normales Leben zu führen, irgendwo wo man den Namen Hiwatari nicht gleich mit seinem Großvater verband. Aber für ihn, Tala, sei es nichts, hier weg zu gehen, da er ja kaum japanisch sprach. So zumindest hatte er es ihm heute Morgen nochmals erklärt kurz nachdem sein Entschluss feststand noch heute Abend wieder zu fliegen. Selbstverständlich erst nach dem Abendessen. Denn eine gute Mahlzeit ließ sich Tala nun mal nie entgehen. Mit einem leisen Lachen räumte der Silberhaarige die Tüte leer und verstaute alles an seinem rechtmäßigen Platz. Der Rothaarige hatte ihm doch glatt die gesamten Lebensmittelvorräte für eine ganze Woche auf zwei Tage weggefuttert. Aber so war Tala eben, nahm was er kriegen konnte. Gerade als er die letzte Dose Mais im obersten Regal verstaut hatte bemerkte er überrascht, dass er doch tagsächlich vergessen hatte, frischen Tee einzukaufen. Und ohne Tee ging bei ihm jedes Mal, wenn der Rotschopf ihn besuchte gar nichts mehr. Murrend griff er nach seinem Geldbeutel, der sich wie auch sonst in seiner rechten Hosentasche befand. Zumindest sollte er das tun, was er, natürlich, nicht tat. Wie sollte er auch, wenn der Silberhaarige ihn doch vor der Tür mitten im Flur vergessen hatte. "Ich geh' schon!" Grinsend öffnete Tala die Wohnungstür. Kai, die Ordnung in Person, hatte es doch tatsächlich geschafft, seinen Geldbeutel mit den nagelneuen, gestern erst erhaltenen, Papieren zu verlieren. Damit würde er ihn noch in einem Jahr aufziehen, das stand fest, insbesondere wenn er es sein sollte, der das Portmonee wieder fand. Sein Gedankengang wurde abrupt durchbrochen als er ein leises, gequältes Wimmern vernahm. Mit einer schlimmen Vorahnung schluckte er und ließ seinen Blick zu Boden gleiten. Dort, nur die schmale Flurbreite entfernt saß eine zusammen gekrümmte Gestalt. Ruckartig ließ er sich vor ihr auf die Knie fallen und versuchte leise, sie anzusprechen. "Hey du, hey, schau mich bitte an. Wer bist du?!" Doch auf seine Worte folgte keinerlei Reaktion. Vorsichtig wedelte er mit der Hand vor den offenen Augen des anderen, soweit er erkennen konnte war es ein Junge, herum. Doch der Blick der beiden bernsteinfarbenen Augen wollte sich nicht festigen. Die Atmung des Schwarzhaarigen war nur noch flach und ging teilweise in unregelmäßigen Stößen. "Scheiße!" Mit zusammengekniffenen Lippen untersuchte er den schwachen Puls des anderen, wusste nicht, was er sonst hätte tun sollen. Es war kaum mehr etwas zu spüren. Fahrig strich er sich über die Stirn. Irgendetwas musste getan werden! Obwohl er den andern nur ungern allein ließ sprang Tala auf und rannte zurück in Kais Wohnung, sein Handy gezückt und die Nummer des Notarztes anwählend. Wortlos und mit verbissenem Gesichtsausdruck schob er Kai nach draußen und wartete auf das erlösende Freizeichen um Hilfe zuholen. Dieser wusste gar nicht, wie ihm geschah als er plötzlich und ohne jegliche Erklärung von Tala auf den Hausflur gezerrt und dort ganz einfach stehen gelassen wurde. Kaum hatte der Silberhaarige sich von der Tür abgewandt und umgedreht, entdeckte er auch schon den Grund für die Aufregung des Rothaarigen. Dort saß oder besser lag jemand regungslos. Die kurzen schwarzen Haare waren zurück gefallen und bedeckten das blasse Gesicht nun kaum mehr. Die hellen Augen starrten stumpf auf den Ausweis in seinen Händen. Der Junge schien viel zu dünn zu sein, richtig abgemagert. Im Gegensatz zu Tala erkannte der Halbrusse sofort um wen es sich handelte, spukte dieser doch schon seit Tagen in seinem Kopf herum. Erschrocken starrte er die Person vor sich an, kniete aber dann neben ihm nieder und strich dem Schwarzhaarigen über die unnatürlich helle Hand, entdeckte sogleich die nicht versteckten und teilweise noch frischen Schnittwunden auf beiden Armen. Er hatte zwar geahnt, dass der andere heruntergekommen war als er ihn gestern Vormittag gesehen hatte, aber dass es so schlimm war. Viel lieber hätte er ihn wohl auf irgendwo wieder gesehen und somit wenigstens die Chance gehabt, ihn zu hassen. Aber jetzt. Wie sollte er ihm jetzt mit Hass begegnen, wenn es dem Chinesen so dreckig zu gehen schien. Wie sollte er auch wissen, dass er der Grund dafür war... "Verdammt noch mal Ray, was machst du hier..." Müde Augen sahen geknickt zu Boden. Mehr schleifte der Schwarzhaarige sich zu seiner Wohnung als dass er ging. Die Beine zitterten bei jedem Schritt, hielten den dürren Körper kaum noch. Das kurze Haar hing unordentlich ins Gesicht, verdeckte die dunklen Augenringe ein wenig. Angestrengt biss er sich auf die Unterlippe, nur um nicht einzuschlafen oder wegzukippen. Seit Tagen hatte er keine feste Nahrung mehr zu sich genommen und das machte ihm deutlich zu schaffen. Dennoch entdeckte er den kleinen schwarzen Geldbeutel fast direkt vor seinen Füßen. Er wusste nicht, was ihn dazubewegte doch mit letzter Kraft hob er den Gegenstand auf und öffnete ihn langsam. Fast augenblicklich flog ihm ein frisch gedruckter Ausweis entgegen. Zwei rubinrote Augen starrten ihn aus dem Bild heraus kalt an, ließen den Schwarzhaarigen in sich zusammen sacken. Benommen ließ er sich gegen die kühle Wohnungstür sinken, unfähig sich weiter auf den Beinen zu halten. In seinem Mund konnte er bereits den leichten Bronzegeschmack von Blut vernehmen, biss aber weiterhin unablässig auf seine Lippe. Er wusste genau, wenn er jetzt in Ohnmacht viel würde ihn frühestens Morgen jemand finden und das wäre vermutlich zu spät. Wenn er jetzt die Augen schloss war alles vorbei, alles. Doch warum nicht? War es nicht genau das, was er sich immer gewünscht hatte... Erschöpft bemerkte er, wie der Ausweis auf den sein Blick gerichtet war undeutlich wurde. Das Bild des Halbrussen verschwamm vor seinen Augen und er konnte nichts dagegen tun. Sein Sichtfeld wurde immer kleiner, dunkler, bis er noch nicht einmal mehr vereinzelte Farbtupfen erkennen konnte. Obwohl seine Augen geöffnet waren war es schwarz um ihn herum. Schwach nahm er die ihn umgebenden Geräusche noch immer war, spürte, wie sie immer leiser wurden. Sein Kopf schien so leicht und leer. Nur eine Sache wollte nicht daraus verschwinden, klammerte sich regelrecht in seinem Bewusstsein fest. Kai... Seine Augen ließen sich nur schwer öffnen. Anscheinend hatte er geschlafen. Etwas weiches, Angenehmes umgab ihn, hielt ihn warm. Wo war er? Das Letzte, was er wusste, war dass er dieses Bild gefunden hatte. Ein Bild von ihm, von Kai. Sein Kopf war so unglaublich schwer. Er wollte mit der Hand danach greifen, hatte aber nicht die Kraft dazu. Es forderte ihm einiges ab auch nur den Blick nach unten, zu seinen Händen zu richten. Dort war eine Art Schlauch in seinen Handrücken gestochen worden. "Mr. Kon, wie geht es ihnen?" Schwerfällig richtete er seinen blick zur Seite, von wo er die unbekannte Frauenstimme vermutete. Und tatsächlich saß dort eine etwas rundliche aber freundlich lächelnde Krankenschwester und kontrollierte die Infusionen, die ihm durch den Schlauch verabreicht wurden. Routinemäßig erklärte sie ihm, dass er wegen Unterernährung zusammengeklappt war und deswegen im Krankenhaus einstweilen künstlich ernährt wurde. Sie belehrte ihn auch, wie unvorsichtig es sei, länger als eine Woche nichts zu essen. Er habe großes Glück gehabt, dass ihn sein Nachbar und dessen Bekannter so schnell gefunden und hierher gebracht hatten. Es sei nur schade, dass einer der beiden bereits gestern Abend, kurz nachdem sie ihn abgeliefert hatten, abgereist war. "Sie sollten sich unbedingt bei den beiden bedanken! Einer von ihnen schien sie sogar zu kennen. Sagt ihnen der Name Kai Hiwatari vielleicht etwas?" Überrascht wollte er sich aufsetzen, wurde jedoch sogleich von der Schwester zurück in die Kissen gedrückt und fragend angesehen. Doch er bemerkte ihre Blicke gar nicht...Sein Nachbar hatte ihn gefunden...Kai...Nachbar...Sollte das etwa heißen, er wohnte direkt neben dem Menschen nach dem er sich die ganze zeit so furchtbar gesehnt hatte?! Die Frau wollte bereits das Zimmer verlassen als er ihr leise und mit einem widerwilligen Kopfschütteln antwortete, er kenne niemanden, der so hieß. Auch wenn er sich ganz sicher war, dass sie seine Lüge sofort durchschauen würde lächelte er schwach und schloss wieder die Augen. Kai, der während Schwester Monique Ray untersuchte, gerade eine Vase für die dämlichen, mitgebrachten Blumen holte (Er wusste doch wie sehr Ray Sonnenblumen liebte und hatte ihm welche zur Aufmunterung gekauft, wenn dieser schon im Krankenhaus liegen musste) hatte sich fest vorgenommen, den Schwarzhaarigen gleich zur Rede zu stellen, sobald dieser aufwachte. Doch etwas ließ sein vorhaben scheitern. Nur fünf kleine, unbedacht ausgesprochene Worte erschufen erneut Welten zwischen diesen beiden Menschen, die sich die ganze Zeit über gesucht hatten und kaum richtig gefunden auch schon wieder so weit von einander entfernt waren. "Ich kenne keinen Kai Hiwatari!" Fast wären ihm die Blumen heruntergefallen. Wie konnte das sein? Hatte Ray ihn wirklich vergessen? Und dabei war er sich doch so sicher gewesen, dass auch der kleinen Chinese unter ihrer Trennung litt, dass seine Worte von damals nicht ernst gemeint waren. Tief in seinem Inneren hatte er, so morbide es auch klingen mag, sogar ein klein wenig gehofft, der Grund für Rays erbärmlichen Zustand zu sein. Das wäre wenigstens ein Zeichen dafür, dass er ihm nicht egal war, dass Ray damals vielleicht doch gelogen hatte. Mit einem Mal wurde dem Halbrussen klar warum er den Schwarzhaarigen wieder finden wollte: Etwas in ihm war noch immer der Meinung, Ray würde ihn auch lieben und alles würde doch noch gut ausgehen. Und jetzt, mit einem simplen Satz, war auch diese Hoffnung ganz einfach zerschlagen worden... Der Titel mag vielleicht unpassend erscheinen, aber ich will damit sagen, dass Menschen oftmals an einander vorbei reden und nicht sehen, was der andere ihnen sagen will, also nur leere Worte sehen. Ich nehme mir hier die Freiheit, um euch mitzuteilen, dass wir die erste Hälfte dieser Geschichte mit diesem Kapitel bereits hinter uns haben. Was it really love Or just the scare Of being lonesome What keeps you by my side? Broken wings ©Blackychannn well known Stranger ------------------- Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich möchte diese Geschichte kein zweites Mal lesen müssen. Vielleicht liegt es auch nur an mir, da ich zwischen den Zeilen noch viel mehr niedergeschrieben habe, unbemerkt... Well known Stranger Kinder lachten fröhlich, glücklich darüber, endlich wieder hinaus an die frische Luft zu kommen und zumindest für einige Stunden dem öden Alltag im Krankenhaus zu entgehen. Ein kleines Mädchen spielte mit Freunden die sie besuchten unter den hohen, doch etwas unheimlichen Bäumen des trotz seiner geringen Größe großzügig angelegten Krankenhausparks. Vereinzelt konnte er ihre hellen, quietschenden Stimmen unter sich vernehmen. Bisher hatte ihn niemand hier entdeckt und es würde sich auch kaum einer der Besucher die Mühe machen, die vereinzelten Baumkronen nach einem Fremden abzusuchen. Seit nunmehr anderthalb Wochen saß er in diesem dämlichen Gebäude, in seinem dämlichen Zimmer mit den dämlichen bunten Wänden fest. Oh wie er das hasste! Der ganze Aufwand, der um sein "vollständige Genesung" gemacht wurde hing ihm wirklich zum Hals raus! Ekelhaft! Besonders dieser Möchtegern Psychologe, zu dem er täglich einmal gehen musste, um sich die Seele zu erleichtern, damit er neuen Lebensmut fassen konnte... Natürlich hatte man schnell die Wundmale auf seinen Armen entdeckt und sogleich Schlüsse daraus gezogen. Dieser Mr. Kon brauchte dringend Hilfe und Unterstützung. Deshalb wurde er fast schon rund um die Uhr bewacht, umsorgt und immer wieder zugequatscht. Seiner Meinung nach völlig unnötig, da er bis jetzt auch keine Seelenklemptner oder Sonstiges gebraucht hatte. Genau diese Einstellung sei es, die ihn zu Grunde richten würde. Er musste sich öffnen, andere an seinem Leid teilhaben lassen. Niemand könne auf Dauer alleine leben ohne Unglücklich zu werden. Schließlich wollte er ja sicherlich irgendwann wieder glücklich werden! Mit diesen und anderen dämlichen Ratschlägen war ihm der Psychofatzke gerade eben eineinhalb stunden lang in den Ohren gelegen. Aber was verstand dieser Typ schon von jemandem wie ihm, jemandem, der kein Recht darauf hatte, glücklich zu werden. Er wollte doch gar nicht mehr fröhlich werden. Wie sollte er je wieder so wie früher werden wenn sich alles in ihm dagegen sträubte? Er hatte zwar sehr viel verloren, aber so schlimm war das ganze auch nicht. Das hatte er ihm auch gesagt schließlich brauchte er keine Hilfe. Sie hatten ihre Sitzung eine halbe Stunde früher abgebrochen, da der Psychologe es als sinnlos befunden hatte, weiter auf Ray einzureden, der ja doch keine Spur von Kooperationsbereitschaft zeigte. Warum auch? Und so saß er ganz allein und genoss das Gefühl der harten Rinde unter sich. Hier konnte ihn keiner sehen, keiner scherte sich im Moment darum, wo er war. Ganz so, als ob er aus ihren Köpfen verschwunden war, für einen Augenblick, nur einen Herzschlag, einen Atemzug lang vergessen, tot... Die faszinierend hellen Bernsteine wurden sorgsam, ganz langsam und bedächtig, hinter den blassen Lidern versteckt, wie ein verborgenes Geheimnis. Denn in seinen Augenstand noch immer dese alles umfassende Gleichgültigkeit, die in nicht eine Ausnahme zu machen schien. Rein gar nichts wirkte in diesen verlorenen Augen wichtig, verlor mit einem einzigen Blick seine Bedeutung. Um ihn herum war es ganz still geworden. Doch nicht etwa der Lärm war abgeklungen. Nein, er drang nur vielmehr nicht mehr wirklich zu dem Schwarzhaarigen hindurch, schein wie von einem unsichtbaren Schutzschild aufgehalten. Er war hier allein, ob er nun auf einem der Bäume saß, in seinem Zimmer lag oder sich mit den "anderen" Kranken unterhielt. Nur zu gut kannte er diese wortlos und unangekündigt eintretende Stille in seinem Inneren. Das Gefühl der völligen Erfüllung in der Einsamkeit des Seins. Denn wer die Einsamkeit zu schätzen lernte, der hatte sie schon bald zum Freund und nicht mehr zum Feind. Sie umsponn einen mit ihren weichen, klebrigen Fäden, bettete die herzen in eiskalte Ruhe. Man durfte sich nur nicht bewegen, etwas als wichtig erachten. Sonst würden einen ihre Fäden mit einem Mal ins Fleisch schneiden und die Luft abschnüren, sodass man keinen Atem mehr holen konnte. Er wusste, dass es Zeit war, auf sein Zimmer zurück zu kehren, sonst würde die auch so liebe Monique sich noch sorgen um ihn machen und das musste aufs dringlichste vermieden werden, da er sonst keine ruhige Minute im Freien mehr haben würde. Also machte er sich mit einem beinahe seligen Lächeln auf den Weg zurück in sein Zimmer in dem er den Rest dieses grässlichen Tages verbringen musste. Schweigend starrte der junge Mann auf den matschigen Boden zu seinen Füßen. Seit er gekommen war schien keine all zulange Zeit vergangen zu sein, doch die Realität wie sie eine Uhr anzeigen mochte war da anderer Meinung. Seit dem frühen Abend saß er nun schon hier und wartete. Worauf? Tja, ein heiseres Lachen entrann seiner Kehle, auf ein Wunder. Mit zusammengekniffenen Augen blinzelte er gegen den dichten Regenschleier hinauf in das Zimmer, in dem er den schwarzhaarigen Chinesen vermutete. Noch immer brannte dort Licht, auch wenn die Fenster weit aufgerissen waren und etwas Wasser wohl oder übel hinein geweht wurde. Was tat dieser Idiot da? Er sollte doch so schnell wie möglich wieder gesund werden und sich nicht auch noch eine schwere Erkältung einfangen. Noch immer war er nicht wütend auf Ray. Seltsamerweise. Denn was konnte dieser auch dafür, dass er einen für ihn völlig bedeutungslosen Jungen vergessen hatte. Schließlich, schließlich hatte der andere ihn ja nicht geliebt, viel mehr schien er Kai nach dessen letzter Aussage schon fast zu hassen. Oh grausames Schicksal, das sich diesen schlechten Scherz erlaubt hatte. Da verliebte er sich einmal ernsthaft und dann? Unerwidert. Etwas in ihm wollte aufspringen und lauthals "unfair" aus sich heraus brüllen, doch er unterdrückte dieses eigentlich befreiende Verlangen geschickt und stapfte lediglich wütend auf sich selbst auf. Natürlich hatte er sich schon so manches Mal verliebt und es hatte nie sonderlich gut geendet, aber bis jetzt war er wieder darüber hinweg gekommen. Nur dieses Mal schien das einfach nicht so richtig glatt laufen zu wollen. Seit nunmehr 2 Jahren 3 Monaten und 14 Tagen brachte er den Schwarzhaarigen nicht mehr aus seinem Kopf. Woher er das so genau wusste? Nichts weiter als simples Nachrechnen schließlich hatte er diesen einen Tag in Gedanken immer wieder aus seinem Gedächtnis streichen wollen und dabei nur noch mehr darüber nachgedacht, die Stunden ohne Ray gezählt, bis sie zu Tagen und danach zu Monaten, Jahren wurden. Vielleicht sollte es ihm nie vergönnt sein, den Dunkelhaarigen je wieder zu vergessen. Bibbernd stellte er fest, dass der Regen auch an ihm nicht ohne Auswirkungen vorbei gegangen war. Zwar konnte er mit physischem Schmerz schon immer besser umgehen als mit seelischem aber das hieß noch lange nicht, dass er hier vor die Hunde gehen wollte. Aber bis zu sich nach Hause waren es knappe 20 Minuten. Na ja, eventuell hatte er ja Glück und der Regen würde bald aufhören, sehr bald. Seufzend blickte er gen Himmel, der immer noch Wolkenverhangen und duster wirkte. Das mit dem bald aufhören konnte er sich wohl abschminken. "Scheiße!" Fluchend versuchte er sich so gut wie möglich mit seiner Jacke vor dem plötzlich doch sehr heftig werdenden Regenschauer zu Schützen da die mittlerweile riesigen Tropen nicht gerade angenehm auf seiner Haut waren. Ekelhaftes Wetter! Richtig schön zum kotzen. Er wollte gerade in alter Manier auf Russisch ein paar kräftige Flüche loslassen als ein Regenschirm hilfsbereit über seinen Kopf gehalten wurde. Die roten Augen sahen überrascht auf direkt in das freundliche Gesicht der rundlichen Krankenschwester die sich um Ray gekümmert hatte. Diese Monique eben. Mit einem breiten Lächeln bat sie ihn doch ein wenig mit ihr unter ihrem Schirm mitzukommen, da es hier draußen doch bestimmt nicht gerade angenehm für ihn war. Zögernd ließ er sich von der vertrauensvoll wirkenden Frau schon beinahe mitziehen, in Richtung Krankenhaus. Missmutig beobachteten katzenhaft helle Augen die beiden Gestalten, die sich da im Regen vor seinem Fenster tummelten. Gewiss hatte er den Silberhaarigen schon lange vor der Krankenschwester bemerkt und sorgsam beobachtet. Denn bereits seit tagen saß dieser immer wieder bis spät in die Nacht auf dieser Bank, starrte ab und zu sehnsüchtig zu ihm nach oben obgleich er ihn wegen der zugezogenen Fenster wohl nie entdecken würde geschweige denn mit ihm reden konnte. Was würde Kai ihm auch zu sagen haben außer einer großen Anzahl von Vorwürfen und Drohungen, was er ihm alles antun würde, falls er sich je wieder in sein Leben einmischen sollte. Wie konnte auch ausgerechnet sein Engel ihn dort finden. Was war das für ein unglaublicher Zufall, der ihre Wege erneut hatte kreuzen lassen? Mit einem beinahe ängstlichen Blick wurden die bernsteinfarbenen Augen hinter den Augenlidern versteckt, ein stummes Flehen verbergend. Hoffentlich kam Monique nicht auf die dämliche Idee, Kai zu ihm zu bringen. Doch so wie er sie mittlerweile einschätzen konnte würde diese den Halbrussen nicht so einfach wieder verschwinden lassen ohne ihm eine Riesenszene zu machen, was er sich eigentlich erlaubte, den "armen Chinesen" leiden zu lassen. Wenn die eine Ahnung hätte, dass es ganz allein sein Verdienst war was passiert war hätte sie wahrscheinlich einen Anfall bekommen. Es wirkte ja eigentlich wirklich seltsam, wenn man von einem geliebten Menschen ein Liebesgeständnis bekam und anstatt es zu erwidern ihn wutentbrannt anschrie. Dämlich! Traurig strichen die knochigen Finger über die kühle Glasscheibe, rasche Blicke suchten die Umgebung nach ihm ab. Doch das einzige was entdeckt wurde war ein großer, bunter Regenschirm unter dem zwei Menschen eng aneinandergedrängt auf das Krankenhaus zugingen. Sollte sie etwa? Es sah ganz danach aus als ob der Silberhaarige sich unter exakt jenem Schirm befinden würde. Erschrocken wand sich der Besitzer der hellen Augen ab, durchsuchte rasch sein Zimmer nach seinem Eigentum, stopfte es mehr schlecht als recht in seine Tasche und fuhr sich nervös durch die Haare. Er konnte ihm jetzt nicht unter die Augen treten. Nicht heute, nicht morgen, gar nicht! Was hätte er ihm auch sagen sollen? "Hey du, tut mir leid, dass ich dein Herz gebrochen und dich fertig gemacht habe! Aber eigentlich lieb' ich dich ja auch und da das jetzt geklärt ist, wird ja eh alles wieder gut und wir können für immer zusammen bleiben!" Schwachsinn, totaler Schwachsinn! Leise schlüpfte er in seine Schuhe und öffnete die einfache Zimmertür. Auf dem hell erleuchteten Flur herrschte eintönige Ruhe. Die Nachtschwestern hatten erst vor einer halben Stunde kontrolliert und der nächste Rundgang würde noch eine ganze Weile dauern. Also hatte er genug Zeit, etwas Luft zu schnappen bevor er endgültig von hier verschwand. Mit raschen Schritten und wie auf Samtpfoten schlich er sich den Gang entlang zum Treppenhaus. Den Aufzug zu holen konnte er jetzt nicht riskieren und so rannte er in gleichmäßigem Tempo die Treppen hinauf. Zwar hatte er schon lange nicht mehr die damals antrainierte Ausdauer aber immerhin. Es kostete ihn nicht wirklich viel Mühe die drei Stockwerke bis zum Dach hinauf zu joggen. Oben angekommen riss er die doch etwas schwere Metalltür auf und sogleich strömte ihm die kalte Nachtluft entgegen. Der Regenschauer hatte nicht lange angehalten doch dafür war der dunkle Himmel wieder klar und wolkenlos. Tief atmete er ein. Die kühle Luft brannte schon fast in seinen Lungen, ließ ihn kurz zusammenzucken. Die Augen halb geschlossen trat er an den Rand des Dachs, das mit einem Geländer gesichert war. Als habe man angst, einer der Patienten würde sich hier herunterstürzen. Lachhaft diese Vorstellung, zumindest für ihn, da er viel zu feige zum Selbstmord war. Selbst in dem Moment in dem er umgekippt war hatte er sich insgeheim an sein Leben geklammert, wollte dieses jämmerliche Dasein weiterführen. Weit streckte er die Arme von sich, in die Tiefe schauend die ihn wie magisch zu sich nach unten zog. Er konnte nichts gegen dieses Gefühl tun, dass ihn zu sich auf den Boden vor dem Krankenhaus zu holen versuchte. Beinahe wäre er vorne übergekippt, doch eine brüchige Stimme hielt ihn gerade noch davon ab. "Schön nicht...Ray" Allein war er wohl nicht auf dem Dach. Doch das es gerade er sein musste, dem diese Stimme gehörte, die sonst so kalt und in diesem Augenblick so verlassen und unwirklich klang. Leise Schritte erklangen, näherten sich ihm langsam aber stetig. Unweigerlich zog er die Arme zurück, wagte es nicht sich umzudrehen. Das konnte doch nicht wahr sein, wie war das möglich wo er doch vor ihm davonlaufen wollte. Er biss sich selbst auf die Unterlippe. Jetzt war es ihm nicht mehr möglich, wegzulaufen. Der andere stand bereits knapp hinter ihm und fast schien es so als wolle sich eine fremde Hand auf seine Schulter legen. Der rasche Herzschlag des Schwarzhaarigen drohte ihn zu verraten. Konnte er es denn nicht hören, die Angst des Chinesen spüren. Erneute Schritte erklangen, entfernten sich wieder ein Stück von ihm, enttäuscht. "Du weißt noch nicht mal wer ich bin, hab ich Recht, Ray Kon?" Oh weia...ich mag dieses Kapitel stellenweise überhaupt nicht...genauso wie das 4. Nun ja, Übung macht ja bekanntlich den Meister, also heißt es für mich schön weiter schreiben und für euch schön weiter lesen. Übrigens haben sie jetzt schon fast direkt mit einander gesprochen, was für ein Schock...nun ja...ich verabschiede mich mal wieder... Broken wings and heaven cries. He's not yours and he's not mine. Broken wings © Blackychannn Just talk --------- Dies hier was nun folgt ist die von mir bereits im 2. Kapitel erwähnte etwas kranke Idee weswegen ich Broken Wings weitererzählt habe. Ich wollte zeigen, wie viel Macht Worte doch haben Just talk Der kalte Wind pfiff unruhig über den leergefegten Park, strich sachte die glatte Hauswand hinauf ohne Aufsehen zu erregen und umspielte schließlich die beiden einsamen Gestalten dort oben, die obwohl sie sich nach einander gesehnt hatten nicht mit einander sprechen konnten auch wenn so viele Dinge gesagt hätten werden sollen. Der Schwarzhaarige stand noch immer unbewegt dort, genau so, wie er es getan hatte bevor er den anderen auch nur im Ansatz bemerkt hatte. Seine Hände waren beinahe ängstlich zu Fäusten geballt, klammerten sich hoffnungslos an sich selbst. Die hellen Lippen bebten, unfähig zu sprechen, betend, dass ER wieder verschwand. Doch war es nicht diese Gelegenheit die er haben wollte? Eine Chance, seine Fehler wieder gut zu machen, zu bereuen. Zitternd erhob sich die leise Stimme gegen die dunkle Nacht, hallte verloren wieder als wisse sie nicht, wie er zu erreichen war. "Du hast uns also gehört, Kai!" Mehr eine Frage als Feststellung, war er sich seiner Sache nicht wirklich sicher. Mit einem leisen Schlucken wurde die schwache Stimme daran gehindert, weiterhin so unsicher zu klingen und abwarten wurde nach einer Antwort verlangt. Aber diese sollte er nicht erhalten, da der Silberhaarige lediglich schweigend dort stand und seinen Rücken anstarrte. Nervös strich er sich über das blasse Gesicht, nicht wissen, wie er jetzt weitermachen sollte. Denn nun musste er dem Russen wohl oder übel erklären, warum er gelogen hatte, zwei Mal. Doch woher sollte dieser schon allein das wissen, wie sollte er ihm erklären, dass sein Innerstes sich nach ihm verzerrt, ungebändigt schrie und nur in einen kurzen Moment des Schmerzes Ruhe finden konnte. "Es war gelogen, oder? Sag', dass du sie angelogen hast! Bitte..." Überrascht darüber das der Besitzer jener roten Augen die ihn damals in ihren Bann gezogen hatten das Wort ergriff vergas der Chinese die soeben zu Recht gelegten Sätze wieder und drehte sich überrumpelt um, sah in zwei flehende Augen, die so verletzt und hilflos aussahen. Er war nur zu einem zögerlichen Nicken fähig. Denn dies war nicht der Kai, den er damals verlassen hatte. Nein, dies hier war ein gebrochener Mensch, der nicht wusste warum man ihm sein Herz herausgerissen hatte und darauf herumtrampelte. Je länger er so schweigend dastand desto deutlicher konnte er die unausgesprochene Frage zwischen ihnen spüren, die mit voller Präsenz auf beide drückte, ihnen keine Ruhe lassen konnte bis sie die ihrer gerecht werdenden Antwort erhalten würde. Warum? So vieles wollte er sagen, doch...Wie sollte man mit stumpfen Worten den Knoten in seiner Brust beschreiben der gleichzeitig wie Feuer brannte und eine eisige Kälte hinterließ während er kaum mehr atmen konnte und am liebsten davon gelaufen wäre. Wie sollte er erklären, was für Schuldgefühle ihn plagte, jede Nacht wach hielten. Wie? Er spürte ein nicht unbekanntes Brennen in den hellen Augen, wusste dass die Tränen nicht mehr lange auf sich warten lassen würden. Aber warum sollte er sie zurück halten. Was gab es noch zu verlieren wenn die Welt bereits in Trümmern lag. Was konnte jetzt noch passieren wenn er ein einziges Mal ehrlich war? Doch er hatte Angst davor abgewiesen zu werden, seinen Hass auf sich zu ziehen wenn er erst heute mit der Wahrheit herausrückte. Und das wollte er nicht, wollte dem Halbrussen keine Schmerzen mehr zufügen müssen. Und mit einem Mal wusste er die Antwort auf das "Warum"? "Ich hatte Angst dich wieder sehen zu müssen, Angst davor zu sehen, was ich dir angetan habe, wie töricht ich in meiner Dummheit doch war. Wie sehr ich dir wehgetan haben muss..." Wieder kam ein kurzer Wind auf, zog seine Bahnen zwischen den beiden sich so fremden und dennoch so unendlich vertrauten Jungen, wehte beiden die Haare ins Gesicht verbarg für einige Sekunden die leisen Gefühlsregungen der beiden. Der eine, von Furcht gequält seine Fehler nie wieder gut machen zu können, mit von Tränen benetzen Wangen. Der andere, unsicher hinter der schwächelnden Maske aus Eis, die dunkelroten Augen verblüfft auf den Schwarzhaarigen gerichtet. "Darum bist du vor mir weggelaufen?! Barsch sah er den Jungen vor sich an. Noch konnte er ihm nicht glauben, dass letzte Mal als er ihm ohne nachzudenken geglaubt hatte manifestierte sich erneut in seinem Gedächtnis mit schmerzhafter Präsenz. Eigentlich müsste er den Schwarzhaarigen hassen, ihn verachte, wegen dem was er getan hatte. Aber...sein Verstand schrie nein, versuchte dem verletzen Herzen klar zu machen, dass Ray wohl kaum noch immer hier wäre wenn es ihm nicht ernst war mit dem was er sagte. "Ich...ich habe mich geschämt. Als ich dich in der Schule zum ersten Mal wieder sah kam ich mir so klein und schmutzig vor. Ich konnte dir doch nicht unter die Augen treten so hässlich und verabscheuungswürdig wie ich bin. Und deshalb habe ich kein Recht darauf auch nur mit dir zu sprechen..." Lächelnd sahen bernsteinfarbene Augen in rubinrote, verzweifelt. Ohne weitere Erklärungen ging er an dem anderen vorbei, wollte ihn allein lassen, nicht wieder sehen. Denn so schmerzhaft seine Worte für ihn selbst auch gewesen sein mochten, genau das war es, weshalb er seinen Engel nicht wieder sehen wollte. Weil er wusste, dass er nicht gut genug für ihn sein würde. "Warte gefälligst!" Grob wurde e an der Schulter gepackt und herumgerissen, aufgehalten und daran gehindert erneut wegzulaufen. Wieder diesen Fehler zu begehen, seinen Kai allein zu lassen. Der Chinese wagte es noch nicht einmal aufzublicken, wusste, was nun unweigerlich kommen musste. "Und damals, war das wirklich dein Ernst oder...hast du auch da gelogen?" Schwach wurde der Kopf geschüttelt, zustimmend. Selbst wenn das ganze hier hoffnungslos war, da der andere ihn nicht mehr lieben würde, lieben konnte, war es wenigstens einen Versuch wert. Scheitern würde er so oder so, aber wenigstens hatte er die Gelegenheit sich zu entschuldigen. "Es tut mir Leid...jedes einzelne Wort, das ich dir an den Kopf geworfen habe. Ich wollte das nicht, wollte nicht, dass dir das Selbe wie mir passiert...Und was habe ich getan?! Habe dich auf die gleiche Weise angeschrieen wie man es mit mir gemacht hat...ich...ich" Der Griff um seine Schulter wurde gelockert, beinahe sanft. Dennoch griff eine zweite Hand bestimmt nach seinem Unterarm, funkelnde Augen, die gleichzeitig betrübt und doch in einer etwas kranken Weise glücklich wirkten, sahen sich die vielen kleinen Narben an, streichelnden die geschunden Haut an einigen Stellen ein wenig. "Dann...ist das hier also doch meinetwegen passiert..." Kurz wurden die weichen Lippen auf die noch frische Wunde, die er sich erst mit der Zigarette zugefügt hatte, gedrückt. Nicht wissend wie er diese Geste hätte deuten oder erwidern sollen stand der dunkelhaarige Junge nur unbeweglich da, genoss diesen makaberen Moment der körperlichen Nähe. "Warum?" Erwartungsvoll schauten die roten Kristalle ihn an, schienen ihren Stolz ein Stück weit wieder erlangt zu haben. Unsicher sah er auf in die heiß geliebten Augen, die ihn genau so ansahen wie er es sich seit Monaten gewünscht hatte, Hoffnung gebend. Eigentlich wollte er gar nichts sagen, besonders nicht das, was ungehindert aus seinem Mund sprudelte, sein größtes Geheimnis. "Ich konnte dich nicht vergessen...aber ich wollte nicht mehr an dich denken müssen. Also begann ich...mir selbst Schmerzen zuzufügen...und für einen Moment hast du nicht mehr existiert...mein Herz stand Sekunden lang still. Doch...ich habe es gehasst...ich wollte die bitteren Gedanken an dich nicht verdrängen aber ich war nicht stark genug...ich hab's dir zwar nie gesagt...aber" Widerwillig löste er sich von dem Älteren, ging wieder an den Rand des Dachs, starrte erneut in die Dunkelheit. Hier und heute musste gesagt werden, was schon längst hätte gesagt werden müssen. Dennoch sollte es auch heute nicht dazukommen, da der andere ihn kaum hatte er das Wort ergriffen mit einem Satz zurück hielt. "Du willst doch nicht, dass sich unsere Geschichte wiederholt indem du mir DAS jetzt sagst. Denn ich bin mir sicher, dir nicht die erhoffte Antwort geben zu können, nicht heute...auch nicht morgen...aber vielleicht irgendwann?" Unsicher legten sich zwei starke Arme um ihn, drückten ihn zärtlich. Erst wusste er nicht, wie er darauf hätte reagieren sollen doch nach sekundenlangem zögern lehnte er seinen Kopf vorsichtig nach hinten an den des Silberhaarigen, schmiegte sich noch recht schüchtern an ihn, dass neu gewonnene Gefühl in vollen Zügen genießend. "Ich bin ein ziemlicher Vollidiot, oder?", nuschelte er leise, diesen Moment nicht zerstörend worauf er nur ein fast belustigtes "ein riesiger sogar" als Antwort erhielt. Endlich, nach so langer Zeit konnte er sein Herz wieder fröhlich und aufgeregt schlagen hören ohne daran denken zu müssen, dass es doch stehen bleiben sollte. Und so standen die beiden friedlich dort oben während der Wind abklang, sich von ihnen entfernte um in der ganzen Stadt zu verkünden was er dort gesehen hatte. Wie wenig Worte doch nötig waren Schluchten die unauffüllbar waren wenigstens ein wenig zu überbrücken. Sicherlich würde es noch Zeiten dauern bis sie wieder auf der selben Seite des Abgrunds standen. Doch heute war der erste Schritt getan worden, die helfende Hand war ergriffen worden. Zufrieden saß die etwas ältere Krankenschwester vor dem großen Verwaltungscomputer und tippte eiligst etwas in die Krankenakte von Zimmer 126 - Ray Kon - ein. Da es jetzt keinen Grund mehr gab weswegen der Patient sich etwas hätte antun können wurden die weiteren Therapiestunden gestrichen und alles für seine Entlassung in knapp 3 Stunden fertig gemacht. Woher diese Frau wissen wollte, dass es dem Schwarzhaarigen nun wieder besser ging? Nun, sagen wir Mal so: sie hatte vor nicht all zu langer Zeit ein sehr langwieriges Gespräch mit dem jungen Halbrussen, der nicht unwesentlich aber bestimmt nicht aus böser Absicht an diesem Zustand schuld war. Sie hatte ihn davon überzeugt, es auf ein Gespräch ankommen zu lassen. Woher sie das alles wusste? Fröhlich wählte sie eine, ihr nicht unbekannte, Nummer und bat die junge Sekretärin ihr doch bitte den Leiter der BBA ans Telefon zu holen, sie habe ihm etwas sehr dringliches zu sagen auch wenn es bereits fortgeschrittener Abend war. Schließlich ging es hier um seine beiden Sorgenkinder. "Mr. Dickinson am Apparat, was kann ich für sie tun?" "Aber Schatz, erkennst du mich denn nicht mehr?" "Monique, Liebling? Bist du es?" "Natürlich du alter Sturkopf. Ich rufe nur an um dir zu sagen, dass alles geklappt hat, zwar etwas anders als du es dir wohl vorgestellt hast aber man sollte eben ne die Macht des Zufalls unterschätzen!" "Oder die meiner Frau", gab er lachend zu bedenken bevor er sich beruhigt von ihr verabschiedete. Er war es gewesen, der mit einigen Tricks und so mancher kleinen Lüge die beiden direkt nebeneinander einquartiert hatte sodass sie sich unweigerlich irgendwann treffen musste. Aber wie sein lieber Hausdrachen schon gesagt hatte, der Zufall macht so manches Mal einen Strich durch die Rechnung... ...irgendwie mag ich die Vorstellung nicht, das "BW" *Ray-chan winkz* jetzt zu Ende sein soll. Ich glaube zwar nicht, dass man es merkt aber während ich diesen Dialog zwischen Ray und Kai geschrieben habe und meinen kleinen Chinesen sich selbst so heruntermachen ließ habe ich fast angefangen zu heulen genau wie am Anfang dieses Kapitels. Alles in allem mag ich diese Geschichte eigentlich recht gerne. Und ich habe eine neue Erkenntnis: Ich bin bestechlich... Denn dieses Ende habt ihr mitunter RayKon zu verdanken, die mich so lange um ein Happy End gebeten hat(und sogar beschenkt!!!), dass ich mir selbst ganz schäbig vorgekommen bin und es doch ein wenig anders ausgehen lassen musste. Ich bitte euch trotzdem noch den Epilog zu lesen, er wird euch bestimmt gefallen, wenn ihr auf totale Happy Ends steht. Angels can't feel but you're with me. White were your feathers but you lost them all. Now you're black my dear And around you there's just fear. Broken Wings © Blackychannn Epilog: Broken Wings -------------------- Broken wings Brightly shining eyes, so empty and so cold. His lovely voice is crying lonely in the night. The perfect body with all these scars. Broken wings and heaven cries. He's not yours and he's not mine. Broken wings but still alive. You're damned and ugly. Broken wings my beauty but I'm still in love, just with you. All the rain, all tears down but still, your blood is warm. So beautiful In all his pain. Angels can't feel but you're with me. White were your feathers but you lost them all. Now you're black my dear And around you there's just fear. Broken wings and heaven cries. He's not yours and he's not mine. Broken wings but still alive. You're damned and ugly. Broken wings my beauty but I'm still in love, just with you. Destroyed from me. Why don't you see, it's my fool, you're like me now. Was it really love Or just the scare Of being lonesome What keeps you by my side? Broken wings and heaven cries. He's not yours and he's not mine. Broken wings but still alive. You're damned and ugly. Broken wings my beauty but I'm still in love, just with you. Just with you... "Ray-chan, wo bleibst du denn?" Ungeduldig läuft der Silberhaarige hinter mir zum wiederholten Male auf und ab, kann es kaum noch erwarten, dass ich "endlich" komme. Er freut sich schon seit Tagen auf heute, was ich ihm irgendwie kaum vergönnen kann. Schließlich ist es heute endlich so weit und wir ziehen in unsere ganz eigene Wohnung mitsamt großer Einweihungsparty versteht sich. Seufzend fahre ich mir durch das kinnlange, knapp zu einem Stummelschwänzchen gebundene Haar. Es ist schon wieder ein ganzes Stück nachgewachsen und ich darf es von meinem Engel aus auf keinen Fall abschneiden lassen. Mein Koi hat irgendwie einen Narren an meinen Haaren gefressen. Koi. Verträumt gehe ich zu ihm, nehme ihn sanft in den Arm und sehe in die fröhlichen, roten Augen. Heute ist es endgültig so weit. Wir ziehen nach einer doch recht langen Bedenkzeit zusammen. Ich könnte Freudensprünge machen. Aber dann müsste ich ihn ja wieder loslassen. Mittlerweile ist bereits fast ein halbes Jahr vergangen seit ich dort auf dem Dach stand und mich mit Kai ausgesprochen habe. Auch wenn es sich im Moment wohl nicht danach anhört, aber langsam bekomme ich mein Selbstvertrauen wieder zusammen mit etwas, was ich mir bis vor kurzem noch nicht einmal zu erträumen gewagt habe: Das Vertrauen meines hübschen Engels. Zärtlich haschen seine weichen Lippen nach meinen, stehlen ihnen einen süßen, beinahe unschuldigen Kuss. Es ist eine dieser seltenen Gesten, die mir zeigen soll, wie viel ich diesem Eisbrocken doch bedeute. Ich weiß, es wird noch sehr lange dauern, bis ich sein Herz ganz mein eigen nennen darf, denn ich habe ihm damals viel zu sehr wehgetan um mir jetzt noch anmaßen zu dürfen, etwas von ihm zu verlangen. Er wird wohl nie wieder der Selbe werden, den ich vor 2 Jahren so einfach verlassen habe. "Ich liebe dich", flüstere ich ihm leise ins Ohr, gerade so, dass er mich verstehen kann. Auch wenn ich nicht mit einer Erwiderung rechne bin ich sehr glücklich. Dieser Mensch ist es, den ich all die Zeit über gebraucht habe. Und ich kann voll Stolz behaupten, dass es Kai genauso wie mir geht, auch wenn ich weiß, dass er es nicht so schnell wieder ganz offen zeigen wird. Aber ich weiß auch, dass er mich noch immer liebt und sowohl mir als auch sich selbst Zeit lassen wird, uns ganz langsam wieder aneinander zu gewöhnen und mit etwas Daumendrücken eurerseits werden wir vielleicht sogar auf lange Dauer hin glücklich, wer weiß? Jetzt muss ich leider wirklich los, mein Schatz fängt schon an zu schmollen und zieht ein zuckersüßes Schnutchen. Ich glaub, ich konnte ihn fressen... Man kann kein zerstörtes Vertrauen reparieren aber man kann neues erschaffen. Man kann Herzen nicht wieder notdürftig zusammenflicken, aber jede Wunde wird irgendwann zur Narbe und verblasst. Man kann verlorene Augen nicht einfach wieder glücklich machen aber man kann ihnen Halt geben und langsam das Leuchten in ihnen großziehen. Man kann seine Fehler nicht rückgängig machen aber man kann daraus lernen und sich entschuldigen. Oft wird einem verziehen. Man kann die Einsamkeit nicht töten aber man kann sie durch Zuneigung heilen. Man kann mit gebrochenen Flügeln nicht fliegen aber heißt es nicht, dass gerade die Liebe neue Flügel verleit. Also mein Engel, flieg'! Doch dieses Mal, nimm mich bitte mit. ENDE "Wer an sich selbst glaubt, sich auf seinem Weg nicht beirren lässt und in andere vertraut, der fliegt auf dem weichsten Schwingen. Denn alle die er liebt die tragen ihn. Ein jeder Mensch hat Flügel, die ihn bis zur Erfüllung seiner Wünsche bringen können. Also los, erfüll' dir deinen Traum und verlier' dich nicht auf deinem Weg!" Mit diesen Worten beende ich "Broken Wings". Mehr gibt es nicht zu sagen. Hochachtungsvoll und mit einem verschmitzten Lächeln Blackychannn Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)