Amora IV - Ein fruchtbarer Dialog von abgemeldet (Jetzt ist Jiraiya wirklich dran (aber echt ey!)) ================================================================================ Kapitel 3: Dich konnt' ich noch nie leiden! ------------------------------------------- Hi Ihrs, na geht es euch auch so gut wie mir? Ich habe nämlich extrem gute Laune im Moment. Warum? Erstens, weil ich bald sturmfrei habe, zweitens gibt es gleich was feines zu essen, und drittens muss ich gute Laune haben, weil ich sonst nichts halbwegs lustiges auf die Reihe kriege^^ *grins* Also dann, drückt mir die Daumen! Shijin-sama Auch, wenn das Leben wohl nie wieder so werden würde, wie es vor jenem Abend gewesen war, so bemühte Jiraiya sich doch, ihn zu vergessen, und weiterzumachen wie bisher, als sei nichts geschehen. Was wohl auch das Beste war, denn wem wäre geholfen, wenn das ganze Dorf davon erführe? Allerdings konnte er sein Vorhaben nur wenige Tage lang in die Tat umsetzen, nur kurze Zeit. Um genau zu sein - etwa eine Woche. Dann kam der große Knall. Es geschah an einem erstaunlich sonnigen Oktobermorgen (Anmerkung der Verfasserin: "*hüstel*"). Der dritte Hokage, ein Mann von Format DinA5, ein Mann, auf dessen Gesicht immer - zu jeder Tages- und Nachtzeit ein glückliches Lächeln lag, das beinahe schon an Gehirnerweichung denken ließ, hatte Jiraiya an jenem Morgen zu sich rufen lassen. Eine Weile hatte der Schriftsteller vorgehabt, nicht hinzugehen. Zwar war der alte Mann sein früherer Meister und noch dazu das Oberhaupt des ganzen Dorfes, jaaa.... das konnte er zwar nicht leugnen... Aber er hatte einfach keine Lust auf ein Schwätzchen. Und seitdem der Feuerschatten versucht hatte, sich selbst in den Tod zu stürzen und dabei gescheitert war, konnte er seinen Willen ohnehin nicht mehr durchsetzen. Jiraiya kratzte sich nachdenklich am Kinn. Mal ehrlich: Da behauptete dieser Ninja-Obermotz doch tatsächlich, er - Jiraiya - sei eine Schande für ihn, bloß, weil er gerne manchmal ein oder zwei Gläschen über den Durst trank, hüpfte dann in angeblicher Verzweiflung und Todessehnsucht auf einen morschen Ast, ließ sich mit aller gebotenen Panik retten und mutierte daraufhin zu einem "Ich liebe das Leben, das Leben liebt mich" - predigenden, langsam durch die Gegend schlurfenden und alles mit einem "Maaaacht dooooch niiichts" abtuenden Trottel, dessen Grinsen wahrscheinlich nicht einmal durch einen kräftigen Schlag ausgelöscht werden würde. Also: Wer war denn hier die Schande? Er selbst, der strahlende Mann in der Blüte seines Lebens - oder der sabbernde Tattergreis der ihn seinerzeit an einen Holzpflock gefesselt hatte? Ein dezentes Hüsteln ließ Jiraiya aus seinen Gedanken aufschrecken. Ein verlegen dreinblickender und recht junger Ninja - Chuunin, schätzte Jiraiya, und das noch nicht allzu lange - stand vor ihm und gab sich alle Mühe, dem Sennin nicht allzu deutlich zu zeigen, dass er ihn für ein wenig verrückt hielt. "Verzeiht", sagte er, "aber ich warte immer noch auf Eure Antwort." "Oh." Plötzlich erinnerte Jiraiya sich. Der Andere hatte ihm die Nachricht des Hokage überbracht und stand nun seit einer guten Viertelstunde da, während er grummelnd Selbstgespräche führte. Er lachte. "Sag dem Meister, ich nehme seine Einladung dankend an und freue mich unglaublich auf unser Treffen", strahlte er, während er seine Innere Stimme in einen Käfig sperrte. Sie tobte noch ein wenig und nannte ihn einen Heuchler und Schleimer, aber als er ihr mitteilte, er sei gerne ein Heuchler und Schleimer, schwieg sie endlich. Der junge Mann nickte beflissen und eilte davon. Auch er war ein Heuchler. Überhaupt alle Menschen waren das, dessen war Jiraiya sich sicher. Niemand war je ehrlich. Akoru nicht, Kakashi nicht - und am allerwenigsten er selbst. Aber was kümmerte ihn das? Mit gelassenen Bewegungen wandte er sich um und trat zurück in seine Hütte, augenscheinlich zufrieden mit sich und der Welt. Im Inneren trat er kräftig gegen die Türe und schmetterte seinen Tisch gegen die Wand. Dann warf er sich auf den Boden und fluchte ungehalten. Über den Hokage, über sich selbst und über das Leben an sich. Dann stand er auf, zog sich um und kämmte sich die Haare, bevor er die Türe erneut öffnete und mit einem fast perfekt geschauspielerten Grinsen über die Straßen bis hin zum Hokage-Anwesen schlenderte. Als er dort ankam empfing ihn der Hokage mit einem - wie auch sonst? - sanften Lächeln, das tiefste Gelassenheit und Zufriedenheit ausdrückte. "Jiraiya", frohlockte er, "mein alter Schüler! Tritt ein. Ist es nicht ein wundervoller Tag heute? Genau so wunderschön wie gestern! Und vorgestern erst! Sag einmal, hast du die Vögel heute schon singen gehört? Ihr Gesang wird von Tag zu Tag holder, meinst du nicht auch? Und die Blätter! Wie hübsch sie sich herbstlich bunt im Wind wiegen! Ach, ich liebe den Herbst! Und auf den Winter freue ich mich auch schon. Sagte ich dir jemals, welch schmucke Last der Schnee auf dem Denkmal ist? Nein? Du musst es dir unbedingt ansehen dieses Jahr, es ist mit nichts zu vergleichen, es sei denn vielleicht mit den ersten Kirschblüten im Frühjahr..." Jiraiya schaltete seine Ohren auf Durchzug und ließ nur ab und an ein "Hmhm" oder ein "Ah, ja..." vernehmen, wobei er zustimmend mit dem Kopf wackelte. Sein gelangweiltes Gehirn ging auf Wanderschaft durch die deutlich interessanteren Gebiete der Phantasie, wo es ein imaginäres Buch mit den Worten "Flirtparadies Band 7" schmückte. "... andererseits kann ich nicht recht glauben, dass jemand etwas so wahnsinniges und verwerfliches wollen sollte. Die Welt ist so wunderschön, manchmal meine ich, es ist nahezu unmöglich in all dieser Pracht Gefühle wie Hass zu entwickeln. Meinst du nicht auch, Jiraiya-kun?" "Absolut", stimmte er zu. Er überhörte sogar, wie der Hokage ihn genannt hatte, obwohl er sich unter anderen Umständen entweder über diese Bezeichnung aufgeregt oder schlappgelacht hätte. Eine nur wenig bekleidete Bakagakurianerin passierte sein inneres Auge, dicht gefolgt von einer ganzen Armada von ihnen. Ein glückliches Grinsen breitete sich auf Jiraiyas Gesicht aus, das diesmal nicht gespielt war. Zu seiner Linken hörte der Hokage nicht auf, Unsinn zu labern. "Abgesehen davon", ereiferte er sich gerade, sofern man das bei seinem stets gleichbleibenden Tonfall so nennen konnte, "muss man doch gerade in guten Zeiten dafür sorgen, in schlechten etwas zu haben. Das ist zumindest das, was sie sagen. Ich denke allerdings, dass ein bisschen mehr Mitgefühl für die armen Menschen angebracht wäre. Ein Beispiel: Ein Ninja geht auf eine Mission und bricht sich das Bein. Kann er da etwas dafür? Wer ist zur Rechenschaft zu ziehen? Also, ich möchte da nicht drüber entscheiden müssen. Und dann erst der Dienstausfall..." "Ganz Eurer Meinung, Meister." Nicht ein einziges Wort hatte auch nur das Innenohr des Autoren erreicht. In seinem Geist formierte sich eine ganz und gar zufriedenstellende Handlung, die zum Großteil daraus bestand, dass nackte Frauen von nackten Männern verfolgt und von Zeit zu Zeit dann auch eingeholt wurden. Alles in Allem... der Plot war ungefähr fertig gestellt. "Ich nehme an, du bist einem Tee nicht unbedingt abgeneigt, oder?", fragte der Hokage übergangslos, als sie sein Arbeitszimmer betraten. Seit jenem Tag vor drei Monaten hatte sich hier drin einiges verändert. Zum Beispiel waren in einer Ecke eine Menge rosafarbene und himmelblaue Kissen aufgehäuft worden, und an jeder Ecke des großen Schreibtisches hatte man weiche Polsterungen angebracht. Das Fenster war vergittert und spitze Gegenstände suchte man vergebens. Einige dieser Veränderungen (wie zum Beispiel der Kissenberg oder die "Sinnier-Ecke" mit den hübschen Malereien direkt unter dem Fenster) waren vom Hokage selbst angeordnet worden, andere waren schlichte Sicherheitsvorkehrungen, die einen weiteren Suizidversuch des alten Meisters unterbinden sollten. "Ich habe eine ganz neue und aromatische Teesorte bestellt, die du unbedingt kosten solltest. Am Besten schmeckt sie" - der Dritte zwinkerte verschwörerisch - "mit einem kleinen Schuss..." Die Tür sprang auf und der Hokage unterbrach seinen angefangenen Satz, blickte auf und begann übergangslos einen neuen. "Ah, Akoru! Was führt dich hierher? Setz dich doch, wir wollten eben Tee trinken..." Jiraiya wandte den Kopf und blickte Akoru an, die zögernd in der Tür stehen geblieben war. Dann fiel ihr Augenmerk endlich auf Jiraiya und sie lächelte und trat ein. "Jira", sagte sie und kniete sich neben ihn, "ich hab dich schon überall gesucht, und dann ist mir gesagt worden, du wärest hier." Sie kicherte. "Du wirst es nicht glauben, aber ich hab mich auf dem Weg hierher dreimal verlaufen und so ein netter junger Mann mit Affenmaske hat mich dann hierher gebracht..." Ihr Redeschwall war fast so schlimm wie der des Hokage. Vielleicht sogar noch schlimmer. Und am Schlimmsten war, dass sie sich nicht nur verlaufen hatte (das wäre ja noch normal gewesen), sondern dass sie auch noch Leute belästigte, die nun wahrlich besseres zu tun hatten, als verirrte - wenn auch gut aussehende - Frauen zu führen. "Ja", unterbrach er sie kurzerhand, als sie dazu überging, die Wäsche vom Vortag zu schildern, "jetzt hast du mich ja gefunden. Und was gibt es so wichtiges?" Er rechnete mit vielem. Von der Möglichkeit des Satzes "Unter meinem Bett sitzt ein großes purpurfarbenes Monster, das Sandalen frisst" bis hin zu "Ich habe mich in Gais Großvater verliebt und möchte mit ihm an den Nordpol ziehen, deswegen ist jetzt Schluss mit und beiden" - aber nicht mit dem, was dann kam. "Ich bin schwanger!", rief sie aus und sah ihn grinsend und erwartungsvoll an. Jiraya fiel die Kinnlade herunter und er ließ seine Teeschale fallen. Glücklicherweise war sie noch nicht gefüllt gewesen. Er schluckte. "Ja... aber... seit wann das denn? Bist du sicher?!" Sie nickte entschlossen. "Na sicher bin ich sicher", sagte sie, "und seit wann denn wohl?" Sie verzog die Lippen zu einem anzüglichen Lächeln. "Seit dem Abend, nehme ich an." "Aber das kann doch gar nicht sein!" Bevor er die Worte zurückhalten konnte, waren sie auch schon herausgeplatzt. "Ich meine... also... wir haben doch gar nicht... es ist doch gar nicht... nichts... gar nichts passiert...an dem Abend..." "Nana." Ihr Tonfall wandelte sich in neckend-empört. "Nichts passiert? Also... so wie du rumgespritzt hast könnte wer weiß was noch passiert sein!" Sich der Anwesenheit des Hokages wieder bewusst werdend zog Jiraiya es vor, zu schweigen und nervös zu grinsen. Er schwitzte. Der Alte lachte gutmütig. "Ach ja", meinte er mit einem sentimentalen Ton in der Stimme, "die Jugend. Wenn ich doch auch noch einmal 52 wäre... die pure Lebensfreude, nicht wahr?" Jiraiya, geplagt von unangenehmen Erinnerungen an diesen einen bestimmten Abend, wandte sich mit größter Selbstbeherrschung ruhig zu seinem früheren Meister um, versuchte, zu lachen und spürte dann, wie sein Gesicht entgleiste. Das faltige Gesicht des Ninja-Meisters blickte ihn erwartungsvoll und freudig an. "Pure Lebensfreude?", fragte er erneut, auffordernd. Der weißhaarige Ninja öffnete zögernd den Mund, und dann brach es aus ihm hervor wie ein verzweifelter Hilfeschrei: "KASTRIERT MICH, MEISTER!!!" Kakashi stand in der Küche und fühlte sich auf unangenehme Weise zurückerinnert an die Tage im Schloss des Raikage - oder eher Tage im Keller des Schlosses des Raikage. Schuld daran war seine Frau, die darauf bestanden hatte, die Hausarbeit gerecht aufzuteilen. Was genau genommen bedeutete, dass er alles machte, während sie später darüber meckerte, dass er alles falsch gemacht hatte. Er seufzte. Das Schlimmste allerdings war, dass sie ihm eine Schürze geschenkt hatte. Nun gut, sie war nicht neonpink und auch nicht brombeerfarben, aber sie trug den Schriftzug "Lazy Cooking, Lazy Cleaning" und war alles in allem nicht unbedingt schmeichelhaft. Seit sie ihn mit diesem Geschenk überrascht hatte, grübelte er Tag und Nacht darüber nach, was er wohl falsch gemacht hatte, und wie er es wieder gut machen konnte. Mit einem Seufzen trocknete er die letzte Schüssel ab und stellte sie zurück an ihren angestammten Platz. Dann hängte er das Handtuch auf und entledigte sich der Schürze. Am Liebsten hätte er sie verbrannt. Sie weckte wirklich zu viele Erinnerungen. Erinnerungen an eine kleine Frau, die er nicht gerne wiedersehen würde, und an einen ekelerregenden Schönling mit perfekt gestyltem Haar, der nun allerdings gut zwei Meter unter der Erde lag. Mit möglichst selbstkritischem Blick drehte Kakashi Hatake sich im Kreis und betrachtete die Küche. "Sauber", beschloss er und verließ sie. Im Wohnzimmer wollte er sich eben setzen und seine Ausrüstung überprüfen, als ihn ein leises Weinen aufschrecken ließ. "Na wunderbar..." Er stand auf und schlurfte hinüber ins Kinderzimmer, wo ihn sein Sohn mit Geplärr empfing. "Na na", begann Kakashi auf ihn einzureden und hob ihn aus dem Bett, "wo liegt denn das Problem, he? Wenn du immer so rumjammerst wird aus dir aber kein guter Ninja..." Er brach ab und verzog das Gesicht als ein unverkennbarer Duft das Zimmer zu erfüllen begann. "Korrigiere", meinte er, "wenn du so weitermachst, wirst du bei nächstbester Gelegenheit zur Geheimwaffe erkoren." Dann seufzte er und starrte das Kind an. "Mal ehrlich, Kleiner", murmelte er verschwörerisch, "könntest du dir das nicht demnächst für deine Mutter aufsparen?" Ein markerschütternder Schrei aus der Kehle des Jungen ließ Kakashi zusammenzucken. Für einen Augenblick hatte er das Gefühl, aus diesen großen Augen starrte Ryoko auf ihn zurück. Grummelnd machte er sich an die Arbeit. "Er kommt eindeutig zu sehr nach seiner Mutter..." Mehr konnte er nicht sagen, weil er zu sehr damit beschäftigt war, die Luft anzuhalten. Der Wachtposten oben auf dem Tor gähnte herzhaft und streckte sich ausgiebig. Eben wollte er dazu ansetzen, den Mund zu öffnen und ein von Herzen kommendes "Laaaangweeiiiliiiig!" auszustoßen, da blieb ihm das Wort in der Kehle stecken. Er stubste seinen Kollegen an, der neben ihm eingedöst zu sein schien. "He, was?! Mord, Totschlag, Überfall?!" "Nichts von alledem", beruhigte der erste ihn, und der zweite steckte sein Kunai wieder weg. "Und warum weckst du mich dann?", fragte er. Es klang ein bisschen vorwurfsvoll, aber damit kaschierte er nur seine Verlegenheit. Der Wächter, der bis eben noch gelangweilt gewesen war, strich sich mit den gespreizten Fingern durch das helle Haar und rückte sein Stirnband zurecht. "Dann schau mal, was da eben angefahren kommt", forderte er seinen schläfrigen Freund auf. Der blinzelte benommen in die Richtung in die der andere zeigte und nahm augenblicklich Haltung an, glättete hastig seine Uniform. "Was will der denn schon wieder hier?", fragte er leise. "Wüsste ich auch gerne", lautete die geflüsterte Antwort, "aber ich nehme an, wir werden es erfahren." Wächter Nummer Zwei nickte. "Armer Hatake", murmelte er dann, "kann einem richtig Leid tun." Die Türe flog auf. "Kakashi, nimm die Kinder und lauf weg, so schnell du kannst! Am Besten weit, weit weg, irgendwo in die Berge oder noch weiter! Er kommt, und du weißt, was passiert, wenn er dich sieht!" Kakashi stand da, in der rechten Hand ein Bündel Stoff, auf dem linken Arm einen Stapel Deko-Artikel. Und er glotzte Ryoko an, die mitten im Zimmer stand, immer noch wild gestikulierte und nach Luft schnappte. "Okay", meinte er dann, "und jetzt noch mal auf Japanisch. Ich habe kein Wort verstanden." "Er...", keuchte Ryoko, "er kommt!" "Wer kommt?" Kakashi leerte seine Hände und trat auf Ryoko zu, sah sie ein wenig besorgt an. "Was ist denn los?" "Na, mein Vater! Mein Vater ist los! Und er ist auf dem Weg hierher. Er ist schon im Dorf, und er wird hierher kommen, und dann sieht er dich, und..." "Und was? Ryoko, ich bin dein Ehemann." "Ich weiß. Und ich bin ja auch sehr froh darüber. Aber er eben nicht! Und außerdem..." Es klopfte an. Sehr energisch. Ryoko warf Kakashi einen Blick zu. In ihren Augen glomm aufsteigende Panik. "Er wird vollkommen austicken", flüsterte sie, "wie immer..." "Was soll er schon tun?", flüsterte Kakashi zurück, "uns köpfen? ... Oh... tut mir Leid... falsches Beispiel, ich hab nicht nachgedacht." Raikages Tochter atmete tief ein, straffte sich dann und trat an die Türe, die mittlerweile wie unter Hammerschlägen erbebte. Mit einem Ruck riss sie sie auf und rief: "Vater! Ach, was für eine Überraschung! Und wie schön, dich zu sehen!" Mit einem Blick, der einen wildgewordenen Eber vor Neid hätte erblassen lassen trat der Raikage in den Raum. Obwohl eintreten es nicht ganz trifft. Es war, als wehe ein erster Sturmhauch des Winters durch die geöffnete Türe. "Tach!", brüllte der Raikage seiner Tochter entgegen, wandte sich dann an seinen Schwiegersohn und musterte ihn - wie üblich - von oben bis unten. Dann schrie er: "Kack ab!" "Auch schön, dich zu sehen", entgegnete der Jounin. Erstaunlicherweise brachte er es zustande, dass seine Worte fast nicht zynisch klangen. "Schnauze! Dich hat keiner gefracht! Wo sinn meine Enkel?" "Sie schlafen", stellte Ryoko klar. "Dann weckt'se!", befahl der alte Knacker und versuchte, imposant auszusehen. "Dat mach ich ganz bestimmt nich!" Ryoko richtete sich noch weiter auf. Sie überragte ihren Vater nur knapp, aber zumindest was das Feuer in ihren Augen anging, war sie ihm in diesem Moment überlegen. "Dat dacht' ich mir! Die Blagen werden nur verhätschelt hier! Aber damit is getz Schluss, dattat kla is! Ich wird mir getz nämlich meinen Raikage junior holen und mitnehmen!" "Er hat einen Namen!", fauchte Ryoko, "er heißt Karasu - und du wirst ihn ganz bestimmt nich mitnehmen, is dat klar?!" "Ach nee? Und weshalb nich?!" "Weil der noch gestillt wird, deshalb?!" "Dat wird ja imma schöna! Wie lange willsse dat Blach denn noch bemuttern?!" Für eine Sekunde war selbst Ryoko sprachlos. Dann fing sie sich wieder. "Vater, er ist 3 Monate alt!" "Meine Rede! Alt genuch, endlich ma erzogen zu wer'n! Lass mich ratn?! Er kann noch nich ma Shuriken werfn, wa?!" "Sachma, wie blöd bissn du?!", brüllte Ryoko nun zurück, "Momentan können die zwei noch nicht mal stehen oder laufen! Und außerdem -" "Dat wird ja imma schlimma! Wo bleibtn da die Ausbildung, he? Wozu hasse denn son tollen Mann, wenner noch nich ma seine eigene Kinder wat beibringen kann?!" "Entschuldigung", meldete Kakashi sich vorsichtig zu Wort, "aber..." "DU hältz dich da raus! Dich konnt' ich noch nie leiden!!! Und egal, watte sachss, Tochter, dat Kind kommt mit mia!" "Es sind zwei." Ryoko sprach so ruhig, dass sogar der Raikage für eine halbe Minute vergaß, zu schreien. "Bitte wat?" "Ich sagte, es sind zwei Kinder. Ich habe Zwillinge zur Welt gebracht, und ich werde nicht zulassen, dass eines von ihnen von dir schlechter behandelt wird, weil es ein Mädchen ist!" "Aber es ist ein Mädchen...!" "Wat dagegen?!" "Na, ich weiß doch, wohin dat führt, mittie Töchter! Nutzlos sinn se! Und getz sach schon "Ja", verdammt!" "Moment mal", mischte der Grauhaarige sich ein, der immer weniger verstand wie zwei Menschen sich derartig angiften konnten. "Es sind schließlich auch meine Kinder..." "Dat denkssu wohl?!", bölkte der Raikage. "Bitte?" "Mein Gott, nu stell dich doch nich noch blöder allsse eh schon biss! Ich weiß doch, wie dat in deine Ehe gelaufen is bisher! Wenn man ständich wech is, dann kann dat schon ma vorkommen - erss recht bei deine Ehefrau, guckse dir doch an! Schlampe, die se is!" "Wat bin ich?!" Ryoko machte den Eindruck, als hätte sie nicht übel Lust, Feuer zu spucken. "Is doch wah!", kreischte ihr Vater. Er lief purpurrot an. "Wenn ich bloß dran denke, wie dat mit Shoka wa! Sach nich, da wär nich eina von euch beiden unehrlich gewesen, ich weiß dat doch! Ich bin ja nich blöde! Oda bin ich blöde?! Willsse dat sagen?! Überhaupt Shoka - mit dem wär dat alles besser gewesen!" "Bitte?!, stießen Kakashi und Ryoko gemeinsam hervor. Sie holte tief Luft und schrie dann so laut, dass der Hut des Raikage durch das halbe Zimmer flog: "Der Arsch hat versucht mich umzubringen, schon vergessen?!" "Nu hört sich aba alles auf! Der arme Mann - am Herzanfall gestorben! Und nu wird au noch schlecht über ihn geredet! Dat is ne Unverschämtheit, dattat kla iss! Dattat kla iss!" Inmitten des Geschreis öffnete sich die Haustüre erneut und ein Gesicht lugte vorsichtig herein. Lange, weiße Haare wehten durch den Türspalt. "Du, Kashi", begann Jiraiya und brach ab, als er den Raikage erkannte. "Oh, ich wollte nicht stören... eigentlich hab ich eh noch was wichtiges vor... also, wie dem auch sei..." "Der hat mich grade noch gefehlt mit seine perversen Bücher!" Ryoko blickte Jiraiya an und dann Kakashi. "Schatz", sagte sie dann, "ich glaube, es ist sowieso eine nicht schlechte Idee, wenn du jetzt mal rausgehst. Ich hätte nämlich nur ungern Zeugen dafür, wie ich meinen Vater erwürge!!!" "Zwei Brombeerwein", bestellte Jiraiya. "Jira", setzte Kakashi an, "ich sagte gerade zwar 'Ich bin dermaßen fertig, ich könnte jetzt alles trinken, solange es Alkohol ist', aber an Brombeerwein dachte ich eher weniger!" "Sorry. Sag mal, worum ging es da eigentlich gerade bei euch?" "Ach...", Kakashi unterdrückte ein Seufzen, "um nichts... eigentlich. Nur das Übliche Raikage-Gebrüll." Er zuckte vielsagend mit den Schultern. "Und was ist mit dir? Was hast du auf dem Herzen?" "Ach ja..." Mit einem Mal sah Jiraiya sehr betrübt aus. "Weißt du... ich habs eben erfahren... Akoru ist schwanger." "Ja... aber" - Kakashi lachte - "das ist ja wundervoll! Du wirst Vater, Jira." "Sagtest du eben wundervoll?!" Jiraiya riss dem Kellner die Gläser mit dem Wein aus der Hand, noch bevor er den Tisch recht erreicht hatte und warf ihm eine Hand voll Geldstücke hin. "Stimmt so", sagte er und leerte in einem Zug sein Glas. "Kashi", sagte er dann, "das ist absolut überhaupt gar nicht wundervoll. Das ist eine Katastrophe! Ich kann doch jetzt nicht heiraten! Aber ich muss!" "So schlimm ist das nun auch wieder nicht." Kakashis Ohren gewöhnten sich langsam wieder daran, auch Worte in normaler Lautstärke zu verstehen. "Jetzt überleg doch mal - was würde sich denn groß an eurem Zusammenleben ändern?" "Nichts", gab Jiraiya zu. "Und trotzdem! Es geht ums Prinzip - ich bin Junggeselle, Kashi. Frei, zu gehen, wohin immer ich will, frei von jeder Bindung. Was ist, wenn mich das Fernweh packt? Oder wenn ich für meine Arbeit weg muss?" "Was das angeht ist Akoru die beste und einzige Frau für dich. Keine andere würde deine Arbeit akzeptieren. Sie tuts." "Und wenn ich eine andere kennen lerne? Eine, die viel besser ist? Eine, die intelligent ist?" "Unwahrscheinlich", gab Kakashi trocken zurück, "eine intelligente Frau würde es niemals lange mit dir aushalten. Eigentlich würde es gar keine Frau lange mit dir aushalten..." "Danke." Jiraiya kippte das zweite Glas herunter. "Du bist zu freundlich zu mir." Kakashi grinste. "Weiß ich doch. Aber mal ehrlich: Sind das nicht alles nur Ausflüchte von dir?" "Nein! Nein, das sind sie nicht. Kashi... ich bitte dich. Kannst du dir vorstellen, dass ich ein Vater bin? Ich?! Du weißt schon, ich rede von mir. Jiraiya, der Autor des Flirtparadieses... ich bin pervers. Ich trinke. Ich bin das, was man im Allgemeinen ,Schlechtes Vorbild' nennt und - ich bin stolz darauf. Ich kann das alles nicht aufgeben, bloß um Vater zu werden. Kinder hassen mich. Sie quälen mich." Kakashi beugte sich vor und legte Jiraiya eine Hand auf den Unterarm. "Jira", sagte er, "ich finde nicht, dass es zu dir passt, den Kopf dermaßen hängen zu lassen." Er setzte sich wieder gerade hin. "Und außerdem wirst du dich daran gewöhnen. Früher oder später erwischt es uns alle auf die eine oder andere Weise. Niemand wird auch nur halb erwarten, dass du dich jetzt deswegen änderst - deswegen musst du dir keine Sorgen machen." "Aber Akoru ist doch viel zu dämlich um Kinder großzuziehen", jammerte Jira und schlug plötzlich mit dem Kopf gegen die Tischplatte. Erschrocken rückte Kakashi um den Tisch herum und packte den Kopf des Älteren. "Verdammt noch mal, jetzt benimm dich!", zischte er. "Es ist aber doch so! Ich könnte mich nicht einmal der Verantwortung entziehen. Das ist das Ende vom Lied. Das Aus für meine Träume von Freiheit." "Als ob du jemals von Freiheit geträumt hättest." Spotte nur, Kashi. Was, wenn ich eines Tages beschließen würde, von Freiheit zu träumen?" Der Grauhaarige lachte. "Das wirst du sicher nicht. Und jetzt reiß dich zusammen. Du bist einer der drei legendären Sennin, schon vergessen? Du wirst doch nicht vor so einer Kleinigkeit in die Knie gehen, oder? Steh deinen Mann, Jira, oder... oder ich erzähle allen, ich hätte dich mit Gai beim Shoppen gesehen!" Jiraiya schluckte schwer. "Das würdest du tun?", krächzte er. Kakashi grinste. "Wer weiß?", sagte er und stand auf. "Wird schon werden, alter Knabe", meinte er und klopfte Jiraiya aufmunternd auf die Schulter, "da bin ich ganz sicher." Dann verließ er die Kneipe, schlich sich auf mühsamen Wegen nach Hause und lauschte an der Rückwand der Hütte, ob die Luft rein war. Erst dann umrundete er sie und trat durch die Türe. Im Wohnzimmer erwartete ihn Ryoko, die auf dem Boden kniete, die Ellenbogen auf den niedrigen Tisch gestützt, das Kinn auf die Handflächen gelegt. "N'Abend", begrüßte sie ihn. Er setzte sich zu ihr. "Und?", fragte er, "wie ist es augegangen?" "Unentschieden", entgegnete sie, aber als sie den Kopf hob, glühten ihre Augen amüsiert. "Aber eines sag ich dir, ich habe gute Chancen beim Rückspiel. Und jetzt sollten wir unsere Sachen packen." "Packen?" Kakashi blickte sie verwundert an. "Wie meinst du das?" "Glaub nicht, das wäre auf meinem mist gewachsen, Kashi", verteidigte sie sich, "aber mein Vater besteht darauf, dass wir ihn morgen nach Kumo begleiten. Zumindest sagt er das. Eigentlich bestehe ich darauf, dass wir unsere Kinder nach Kumo begleiten." Sie stieß einen Laut aus, der so gut wie alles bedeuten konnte und lehnte ihren Kopf an Kakashis Schulter. Er legte seinen linken Arm um sie und zog sie noch ein Stück näher zu sich und vergrub sein Gesicht in ihrem Haar. Und so blieben sie sitzen, bis die Babys bemerkten, dass es still im Haus geworden war, und mir lautem Geschrei Abhilfe schafften. Jiraiya kam sich etwas seltsam vor, als er an Akorus Türe klopfte, ohne, dass es abend war, und ohne, dass er DAS EINE im Kopf hatte. Sie öffnete und stieß sich prompt den Kopf am Türrahmen. "Jira", rief sie dann erfreut, "gut dass du kommst! Ich schreibe gerade die Einladungen für mein Schwangerschaftsfest!" Er trat über die Schwelle und schloss die Türe. "Dein was?", fragte er dann. Schwangerschaftstest, das hatte er schon mal gehört, aber Schwangerschaftsfest? "Mein Schwangerschaftsfest!", trällerte sie und zog ihn begeistert mit sich. "Es ist eine Tradition in meiner Heimat, dass alle schwangeren Frauen dieses Fest feiern! Oh, es ist ein wunderbares Fest. Wir laden alle Verwandten dazu ein, und wir bestimmen die Taufpaten, und haben eine Menge Spaß!" Er nickte. "Aha", meinte er. Verdammt, er versuchte ja, sich Mühe zu geben, aber er wusste nicht, ob er es aushalten würde, sich wie ein normaler Mensch zu verhalten. Sie lachte wieder und bedeutete ihm, sich hinzusetzen. "Du kannst mir helfen", entschied sie, "hier, nimm das mal! Und das auch." Innerhalb von Sekunden hatte er die Arme voll mit Einladungskarten. "Die werde ich alle mit der Post schicken", sagte sie. "Aber die hier" - sie hielt eine Karte in die Höhe - "die werde ich persönlich überbringen. Sie ist an einen entfernten Großonkel neunten Grades von mir - glaube ich jedenfalls - und er wohnt zur Zeit in Kumo. Weißt du, was ich gehört habe? Dass der Raikage jetzt gerade beim Hokage ist, und dass er morgen wieder zurück will. Und weißt du was noch? Wir werden auch nach Kumo gehen. Oh, ich freu mich schon, ich habe gelesen, Kumo soll ein echt tolles Land sein. In diesem Reiseführer zum Beispiel steht: 'Kumo ist ein schönes Land, vor allem im Sommer. Kinderlachen, Marktgeschrei, und Tausende und Abertausende Düfte erfüllen die Luft, steigen in den Himmel und ziehen dann mit den kleinen, weißen Wolken davon, um irgendwo auf ihrer Reise zu vergehen. In Kumo lachen die Menschen, in Kumo gibt es Wirtshäuser, und Gaststuben, die ihresgleichen auf der ganzen Welt suchen, in Kumo ist es schwer, unglücklich zu sein, und ist man es doch, so gibt es unzählige Möglichkeiten, sich aufzumuntern - Jahrmärkte, Springbrunnen, Ninja-Trainings-Hallen, Sportplätze, der bis weit über die Grenzen Kumos berühmte Sklavenmarkt... Kumo ist ein tolles Land. Sogar für die nachtaktiven Menschen, die Diebe und Räuber, das Gesindel, das die Schatten liebt, die leichten Mädchen und die Männer aller Altersklassen, die eine Vorliebe für sie haben - für all jene Menschen ist dieses Land das reinste Paradies...'" Sie lächelte Jiraiya an. "Freust du dich auch schon?" Jiraiya nickte wie betäubt. Kumo... es gab kaum ein Land, dass er mehr hasste. Kaum ein Land, das er schlimmer in Erinnerung hatte. Und kaum ein Land, nach dem er sich in den vergangenen Monaten mehr gesehnt hatte. So, ich hoffe, das Kapitel hat euch zugesagt^^ Es war mir wie immer eine Ehre. Bis bald, ich erwarte eure Rückmeldung, Shijin-sama^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)