Die besseren Worte von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Besprechungen ------------------------ Hallo zusammen ^^ Lang, lang ist's her und endlich eine Fortsetzung. Wie weit ich durchhalte bleibt abzuwarten; mal sehen was draus wird ^^ "Die richtigen Worte" muss man nicht gelesen haben, um das hier zu verstehen und es ist auch nur als Prolog anzusehen für eine hoffentlich etwas längere Geschichte. Es war Taito, ist Taito und bleibt Taito, ob's ein Zitrönchen wird weiß ich noch nicht, wäre mal was Neues. Ich wünsche euch viel Spaß bei "Die besseren Worte" Kritik ist wie immer herzlichst willkommen ^-^ Loul Sie saßen in diesem kleinen Eiscafé, dessen Namen Yamato immer wieder vergaß. Aber er war auch nicht von Bedeutung, denn es war schlicht ihr Eiscafé und es hatte aus diesem Grunde eine eindeutige Bezeichnung nicht nötig. Aber dieses Phänomen war nicht selten in ihrer schwierig zu beschreibenden - oder umschreibenden - Beziehung. Ihre Unterhaltungen bestanden mehr als oft aus seltsam anmutenden Ellipsen, die kein Außenstehender zu deuten vermochte. Sie selbst kamen damit ganz hervorragend klar, hatten niemals Verständnisprobleme, egal ob sie den unmittelbaren Kontakt hatten oder schlicht über das telefonische Medium die wichtigsten Ereignisse der letzten Tage austauschten. Selbst wenn sie sich keiner Worte bedürften war dieses Verständnis zwischen ihnen und Yamato wünschte sich oftmals nichts mehr als einen Partner zu finden, mit dem es ähnlich, gleich oder sogar besser war. Wäre Mimi ein Mann gewesen wäre er ihr sicherlich verfallen, aber leider war das andere Geschlecht für ihn ebenso anziehend wie eine Vorlesung über das Balzverhalten südostasiatischer Meerschweinchen. Welch Tragik, welch Ironie. Doch momentan herrschte schon seit geraumer Zeit Schweigen zwischen ihnen und jeder widmete sich in seiner Form seinem Eis. Manche sinnentsprechend, andere.... weniger. "Hör auf deinen Eisbecher zu vergewaltigen. Du tätest besser daran den Inhalt zu essen, anstatt ihn zu massakrieren." Mimi untermalte ihre Worte mit einem eindeutigen Blick über Yamatos Figur und einer wagen Handbewegung, die den schlecht versteckten Sinn ihrer Aussage zusätzlich umschrieb. Yamato hob seinen Blick von der undefinierbaren rotbraunen Masse, die einst einen kunstvoll verzierten Joghurteisbecher hatte darstellen sollen, an dem der Meister seiner Kunst sicherlich - trotz Routine - einige Minuten zugange gewesen war. Sein Joghurtbecher war dahin und Yamato wusste es besser, als der sinnlosen und vollkommen nichtsbringenden Aufgabe nachzugehen noch etwas Essbares aus diesem Matsch herauszusuchen. Seufzend ließ er den langen Löffel ins Glas gleiten, schob besagtes in Tischmitte und lehnte sich an die, mit rotem Leder überzogene Couch zurück. "Wenn das eine Anspielung auf mein Gewicht sein soll, so lass dir gesagt sein, dass ich mir wirklich Mühe gebe dieses zu halten. Aber es ist scheiße schwer im Moment." "Bezweifle ich." erwiderte Mimi grinsend und Yamato gab gedanklich 500 Yen in die Kasse für schlechte Wortwitze. "Du weißt was ich meine." grummelte er leise, während er die Arme vor der Brust verschränkte. "Natürlich" gab sie zu "Und weißt du was? Das ist wirklich schlimm. Ich meine, andere kasteien sich für zwei Kilo weniger vier Wochen im Fitnessstudio ab, aber du... du musst so viel Schokolade und andere Süßigkeiten Essen um dein Gewicht zu halten... Das ist wirklich absolut bedauernswert." Mimi bemühte sich um einen betroffenen Gesichtsausdruck, legte mitfühlend eine Hand auf Yamatos Schulter und sah ihn eindringlich an. Aber es dauerte nicht lange und schon legte sich ein Schmunzeln auf ihre Gesichtszüge. Yamato wollte seinem Trotz freien Lauf lassen und was Bockiges erwidern, als der Kellner kam und ihnen einen Milchkaffee und eine Cola brachte. Als Yamato seinen leicht geschockten Blick auf seinen Eisbecher sah, erlaubte er es sich leicht zu erröten und mit einem kaum hörbaren Räuspern dem Kellner zu sagen, dass er getrost die Eisbecher abräumen konnte. Mimi indes kicherte vergnügt, stützte als der Kellner weg war ihr Kinn auf ihre Handfläche und betrachte Yamato der gedankenverloren ein Päckchen Zucker in seinen Milchkaffee rührte. "Na kommt die französische Ader wieder durch?" "Kennst mich doch." Yamato gestattete sich ein kleines Grinsen während er scheinbar wärmesuchend seine Finger um die heiße Tasse legte. Mimi kräuselte leicht ihre penibel zurechtgezupften Augenbrauen, ob der Tatsache, dass es draußen knapp 27 Grad waren. Dass Yamato sich überhaupt einen Milchkaffee bestellt hatte war für ihr Empfinden schon wirklich tapfer. Seine Finger zu wärmen ging jedoch ein wenig zu weit, auch wenn sie beide, bis auf Yamatos Hüftjeans, relativ luftig bekleidet im angenehm kühlen Café saßen. Da war was im Busch, doch Mimi wusste es besser, als Yamato konkret zu fragen oder darauf anzusprechen. "Wie war der Gig gestern?" fragte sie stattdessen. Eine Frage hinter der sich nichts vermuten ließ, da sie selbst eigentlich immer am Wochenende in den Club Aozora kam, in dem Yamato öfter mit seiner Band spielte. Es war sehr angenehme Musik, nicht aufdringlich und zudem die wohl preiswerteste Livemusik Variante. Die kleine Schulband genoss in dieser Runde ein relativ hohes Ansehen und nur zu gern würden es die meisten sehen, wenn sie Freitags und Samstags spielten. Allerdings sah Yamato und Appendix das anders und deswegen spielten sie meist nur jeden zweiten Freitag. Aber auch ohne Band hatte der kleine, sicherlich furchtbar schlichte Club etwas Besonderes, weswegen er von den meisten den Szenebars in der Innenstadt vorgezogen wurde. Wahrscheinlich weil viele daran mitgearbeitet hatten und heute noch mitarbeiteten, so wie eben die Band, die verständlicherweise ohne jegliches Honorar spielte. Yamato sah es auch mehr als Übung an und war dankbar darum, dass seine Musik diesen Anklang fand. Mimi lächelte versteckt, wandte ihre vollkommene Konzentration wieder Yamato zu, dem ein seltsamer Zug um die Lippen geschlichen war. "Der Gig war super." bemerkte er bitter, führte die Tasse zu den Lippen und nahm einen Schluck, um daraufhin ein weiteres Päckchen Zucker in seinen Kaffee zu rühren. Mimi allerdings verbuchte die Frage mental als Treffer, wechselte ein wenig ihre Sitzposition, nicht im Geringsten gewillt sich mit einer solch knappen Antwort Yamatos zufrieden zugeben. Dafür kennen wir uns zu lange und zu gut, mein Lieber, dachte sie ohne jedoch eine maßgebliche Regung in ihren Zügen erkennen zu lassen. Sie lehnte sich leicht vor um einen Schluck kühlender Cola zu nehmen, gab den Strohhalm darauf schnell wieder frei. Einen Augenblick betrachtete sie Yamato, der die Tasse wieder anhob, an ihr nippte, den Inhalt anscheinend als entsprechend gesüßt befand und sie dann schützend vor sich in den Händen hielt. In ihr formte sich eine Idee, welche allerdings vollkommen unwahrscheinlich schien, aber anders konnte sie sich momentan Yamatos Verhalten nicht erklären. "War Toshi da?" Yamatos Ex, seines Zeichens Arschloch. Mimi fragte rein ins Blaue. Als sie die Frage ausgesprochen hatte schien sie ihr wieder unwahrscheinlich, obwohl Toshi lange versucht hatte Yamato noch einmal in sein Leben und sein Bett zu ziehen. Erfolglos, Gott sei Dank. Yamato jedoch blickte sie ein wenig verwirrt an. Wie kam Mimi auf Toshi? Der Kerl hatte sich angenehmerweise seit drei Monaten nicht mehr gemeldet und in den Club war er nach der Trennung auch nicht mehr gekommen. Hinter dem arroganten Macho verbarg sich am Ende doch nur ein kleines Weichei und einmal mehr fühlte Yamato sich gut, dass er sich selbst durch sein Handeln bewiesen hatte. Er lächelte leicht und schüttelte den Kopf. Die Vorstellung, dass Toshi gestern Abend da gewesen wäre... Nun es wäre in Anbetracht der Tatsachen und Geschehnisse, wohl noch relativ amüsant geworden, aber die Erinnerungen an gestern Nacht reichten Yamato zunächst um sein Sorgenpensum auszufüllen. Er merkte in seine Gedanken verstrickt nicht, dass er Mimi nicht weiter geantwortet hatte. Aber diese störte es auch nicht, während sie abwesend überlegend auf ihrem Strohhalm rumkaute. Ihre Neugierde plagte sie nicht halb so sehr, wie dass sie sich momentan nicht vorstellen konnte was passiert sein mochte. Sie seufzte leise, während sie sich näher zu Yamato rüberbeugte. "Yama, wie haben doch mal gesagt, immer ehrlich zu sein und dem anderen zu erzählen, wenn er Sorgen hat." Sie wusste, dass Yamato nicht mit seinen Gefühlen und Sorgen hausieren ging, doch sie wusste auch, dass sie, bis auf Yamatos Vater, mit Abstand noch am meisten vom Seelenleben ihres androgynen Freundes wusste. Und auch wenn ein Stimmchen ihr despektierlich vorwarf wie unmoralisch es war... sie war stolz drauf. Sie sah Yamato aufblicken, hörte ihn leise, ein wenig verzweifelt seufzen. "Was ist los, Yama?" versuchte sie es sanft, auf direktem Wege, nahm Yamato resolut, aber sachte die Tasse aus den Händen und stellte sie auf den Tisch. Ihr Gegenüber fügte sich, blickte sie mit schiefgelegtem Kopf genau an. "Was findest du schlimmer" begann Yamato ruhig, beugte sich ebenfalls minimal nach vorne, scheute und suchte Blickkontakt. "Wenn du von jemand anderem enttäuscht bist oder von dir selbst?" Mimi gefiel die neuerliche Richtung dieses Gespräches nicht. Yamato hatte hohe Ansprüche an sich selbst, in ihren Augen zu Hohe. Sie verdrehte die Augen über sich selbst. Natürlich, gerade ihr, deren Verhalten und Auftreten vor anderen von Perfektionssucht getrieben war, hatte solche Gedanken. Sie zügelte ihre Gedanken bemüht Yamato eine anständige Antwort zu geben. "Ich denke es kommt darauf an, von wem man enttäuscht wurde..." Eine wage Aussage, das wusste sie. Sie war nicht gelogen, nur auch keine direkte Antwort auf Yamatos frage. Sie versuchte es erneut. "Was ich meine ist, dass es darauf ankommt, in was man sich selber enttäuscht hat. Also ob es etwas ist, was moralisch oder psychisch gesehen einen hohen Stellenwert hat, oder ob man in einer Klausur schlecht abgeschnitten hat oder den Ton beim Singen nicht getroffen." Sie grinste schief, das war schon besser. Immerhin anschaulich für Yamato, welcher den Kopf noch ein wenig mehr neigte, darüber nachdachte, was Mimi ihm grad versucht hatte zu vermitteln. "Greifen wir das Moralische auf." sagte Yamato, blickte auf seinen Kaffee, der durch die viele Milch heller war als üblich; fast schon cremig. "Du hast dir etwas vorgenommen, sagen wir..." er suchte nach Worten, wollte Mimi sein Problem zunächst verständlich machen, ohne zuviel Details oder Fakten über den vorrangegangen Abend preiszugeben, grinste kurz, als er ein passendes Beispiel fand. "Nehmen wir, dass man sich vornimmt keine Schokolade zu essen, der Versuchung zu widerstehen, aber der Wille wird etwas.... na ja, gedehnt und letztendlich isst man nicht nur ein Stückchen, sondern die ganze Tafel." Mimi zog die Augenbraue hoch. Der Wille gedehnt? Mimi wusste so ziemlich genau, wodurch der Wille "gedehnt" werden konnte und wusste auch, dass Yamato damit nicht ihr unstillbares Verlangen nach Schokolade meinte. Abgesehen davon, dass es ein wirklich nicht fairer Zug war, ihre Schokoladensucht als Beispiel zu missbrauchen. Sie hatte ihren Konsum schon reduziert und versuchte es bei einer Tafel am Tag zu lassen. Immerhin war es nicht ihre Schuld, dass Yamato so wenig gefallen an süßen Sachen und am Naschen fand. Naschen.... Vernaschen... Oha. Mimi grinste ein wenig undamenhaft, räusperte sich und versuchte das ungewollte Entgleisen ihrer Gesichtszüge wieder unter Kontrolle zu bekommen. "Hat es was mit einem Jungen zu tun?" "Etwas ist gut..." murmelte Yamato leise in seinen nichtvorhandenen Bart, strich sich mit den Fingern über die Lider, heute gänzlich ohne schwarze Verzierung. Mimi verging ihre leichte Schadenfreude schneller als gedacht, denn wirklich glücklich über die augenscheinliche Eskapade schien Yamato nicht. "Was ist denn passiert?" fragte sie nun wieder sanft, stütze ihr Kinn auf ihre ineinander verhakten Fingerrücken. Yamato der unwillig auf seiner Unterlippe rumkaute, straffte den Rücken und lehnte sich seinerseits verschwörerisch über den Tisch. "Ich habe dir doch von Taichi Yagami erzählt, nicht wahr?" Mimi zog die Augenbrauen hoch. Das hatte Yamato ihr in der Tat. Taichi Yagami war der Kapitän der Fußballmannschaft Yamatos Schule. Das wusste sie allerdings schon länger, weil er meistens im Aozora war und weil ihre Schule gegen Yamatos im Fußball immer verlor, was nach Meinung ihrer Schulkameraden einzig an Taichi Yagami lag. Allerdings war das was Yamato ihr erzählt hatte anderen Ursprungs und für den blonden weniger erfreulich. Obwohl das auch nicht immer stimmte. Taichi nervte Yamato, am liebsten Freitags und machte sich Yamatos Erzählungen zufolge schamlos an ihn ran. Mimi hatte allerdings das Gefühl, dass Yamato nicht gänzlich abgeneigt war. Yamato war niemand, den man für One-Night-Stands haben konnte, er brauchte feste Beziehungen, vertrauende Fundamente, sonst lief nichts. Mimi schätzte, dass vor allem nach Toshi es schlicht Angst war, wieder an ein solches Arschloch zu geraten. Und von dem, was man über Taichi erzählte, war zwar das meiste positiv, aber dennoch waren in gewissen Punkten einige Züge Toshis sehr ähnlich. Und das sah auch Yamato so. Mimi nickte leicht, zog es vor nichts zu sagen und Yamato reden zu lassen, wenn er es schon mal von sich aus tat. "Also..." führte dieser auch schon fort "gestern Abend, oder eigentlich schon gestern in der Schule kam der wieder." Yamato verdrehte die Augen bei der Erinnerung "Stellt sich hinter mich und sabbert meinen Hals an mit seiner Zunge." "Ich hoffe dafür hast du ihm deftig in die Juwelen getreten." warf Mimi gelassen ein, grinste keck. Yamato erwiderte das Grinsen. "Na, darauf kannst du wetten!" Mimis Augen weitete sich, während sie Yamatos grinsendem Gesicht auflachend entgegensah. "Nicht dein Ernst! Wie geil!" Mimi trommelte mit den Fingern kichernd auf dem Tisch, grinste Yamato verzückt an, während sie sich das Bild vor Augen rief. Es war selten, dass sie solche Ausdrücke benutzte wie gerade, aber die Vorstellung, wie dieser braunhaarige Schönling einen kräftigen Tritt in sein pikantes Prädikat bekam, schüttelte ein Lachen durch sie hindurch. Yamato stimmte mit ein. Wenn er jetzt so darüber nachdachte war es wirklich ein lustiger Anblick gewesen, auch wenn ihm, trotz Taichis momentaner Unpässlichkeit, in dem Augenblick nicht zum Lachen zumute gewesen war. "Und dann?" fragte sie immer noch glucksend. "Ist nicht viel passiert, aber ich denke ich habe ihn recht.... verwirrt zurückgelassen. Wie auch immer. Der gestrige Abend - oder vielmehr Nacht - ist dann weniger erfreulich verlaufen. Also was heißt weniger erfreulich... es hätte einfach nicht passieren dürfen." Etwas niedergeschlagen faltete Yamato die Serviette, schob Mimi den mitservierten Keks rüber, welche ihn genüsslich in den Mund schob. Wo Mimi das ganze Zeug immer ließ war Yamato ein Rätsel. Genervt von seiner eigenen Ruhelosigkeit, knüllte Yamato die Serviette zusammen und warf sie in den Aschenbecher. Mimi betrachtete ihn weiterhin, setzte zu einer Frage an, aber Yamato redete plötzlich weiter. "Verstehst du? Ich habe mit ihm rumgemacht, obwohl das, das Letzte - aber wirklich Allerletzte - ist, was ich wollte. Ich meine, mich kotzt es einfach an, dass er jetzt denkt, dass er mich haben kann, wenn ich ein wenig was getrunken habe. Das ist alles so scheiße..." Yamato vergrub die Hände in den Handflächen, verfluchte sich selbst für den gestrigen Abend. Wie sollte er Taichi noch mal stolz und unnahbar in die Augen blicken, nachdem er sich gestern so widerlich beugsam benommen hatten. Er fühlte wie ihm die Röte ins Gesicht schoss, obschon er wusste, dass ihm vor Mimi eigentlich gar nichts peinlich sein musste. Erst recht nicht so etwas. Zögernd nahm er die Hände vom Gesicht weg, spürte, dass seine Ohren immer noch ein wenig gerötet waren und blickte Mimi dann wieder an, sah in ein angenehm lächelndes Gesicht. Mimis Lippen formten sich überlegend, während sie den Kopf leicht neigte. "Hat er dich abgefüllt?" fragte sie, wollte Yamatos Gewissen erleichtern, falls es so gewesen sein sollte. "Ja... ich meine nein... ich weiß nicht." Yamato wirkte resigniert, seufzte hörbar. "Aber selbst wenn, ist das keine Entschuldigung." "Das meinte ich auch nicht damit." Lenkte Mimi leise ein, lächelte aufmunternd. "Der Alkohol war wohl der Willensbeuger, wie?" Yamato nickte zerknirscht. Dass der Alkohol ihn in einer gewissen Weise willig gemacht hatte, hörte sich in seinen Ohren nur umso erbärmlicher an. Mimi hingegen tat Yamato leid. Dieser machte sich immer mehr Sorgen als nötig, sah gewisse Dinge zu streng und sie wusste nur zu gut, wie enttäuscht er von sich selbst war. Yamato hielt nicht viel von Alkohol, hatte kein Verständnis für Menschen, die im Rausch etwas taten, was sie hinterher bereuten und um Vergebung heischend alles auf den Alkohol schoben. Er verachtete dieses Verhalten. In seinen Augen war jeder selber für sein Tun und sein Lassen verantwortlich und Alkohol war weder eine Rechtfertigung für fehlerhaftes oder dummes Handeln, noch ein Entschuldigung. Deswegen war es auch wirklich dumm von ihr gewesen anzunehmen, dass es Yamatos Gewissen erleichtern würde, wenn Taichi ihn abgefüllt hätte. "Ich sollte nach dem Singen Wasser oder Cola trinken oder so... Taichi, dieses Arsch, weiß genau, dass ich Durst nach einer Stunde Singen habe und kommt mir mit so einer Mixscheiße an. Aber ich hätte es einfach nicht trinken sollen..." führte Yamato den Abend weiter aus, als sein Gegenüber nichts sagte. Er versuchte sich auf der einen Seite zu erklären und auf der anderen den Abend so darzustellen wie er gewesen war. Er war niemand der Dinge schön redete, das war nicht sinnbringend und wen hätte er damit schon täuschen sollen? Mimi, oder sich selber? "Zudem hatte ich mal wieder nichts gegessen und - he, was lachst du?" Mimi lachte leise vor sich hin, betrachtete Yamato verschmitzt, während sie ihn mit beiden Händen zu sich zog und ihm einen Kuss auf den Mund gab. Dieser reichlich verwirrt ob der Aktion, zog schmollend die Unterlippe vor, fühlte sich missverstanden und kreuzte wieder die Arme vor der Brust. Mimi indes, ließ sich davon nicht stören, beugte sich konspirativ über den Tisch. "Aber, jetzt mal zum wirklich interessanten... wie küsst er denn? Gut?" Ein Aufklappen und Zuklappen des Mundes war die Folge auf diese Frage und Yamato sah seine beste Freundin ziemlich perplex an, hoffend, dass nicht allzu viele diesen Gesichtsausdruck sehen würden. Er kam sich vor wie einer dieser stummen Fische aus dem Aquarium, dass sie mal mit der Schule besucht hatten. Genaugenommen betrachtet war das eine ziemlich interessante Frage, über welche Yamato aber in keinster Weise nachdenken wollte. Andererseits war ihm die Antwort ohnehin klar. Er seufzte ergeben, bemerkte nicht, wie Mimi ihn von den trübseligen Gedanken immerhin ein wenig weggebracht hatte. "Natürlich. Sonst hätte ich wohl kaum über anderthalb Stunden mit ihm auf einer Couch im Chillout zugebracht." "Anderthalb Stunden? Na dann hat er wirklich gut geküsst. Habt ihr mehr gemacht?" "Gott bewahre!" rief Yamato aus. "Mein Stolz ist schon genug angeknackst." Mimi lehnte sich wieder zurück, hob nachdenklich den Finger an die Lippen, eine Geste, die ihr so eigen war, wie ihr extravaganter, jedoch mittlerweile wirklich stilvoller Geschmack in Sachen Mode. Ein leichtes Summen begleitet ihren überlegenden Ausdruck und zum Schluss gönnte sie sich noch den letzten Schluck Cola. "Weißt du was? Du musst das einfach aus einem ganz anderen Blickwinkel betrachten? Dann wird das gleich viel positiver." bemerkte sie sachlich und lächelte ihn gewinnend an. "Klar, am besten aus Taichis, positiver geht gar nicht." erwiderte Yamato murrend, blies sich eine blonde Strähne aus den Augen, die sich aus dem Zopf gelöst hatte. "Unsinn." Mimi winkte ab. "Er kann gut küssen, du hast ne schöne Zeit verbracht und ihm letztendlich gezeigt, dass das Alles war, was er kriegen kann. Einen Krümel vom Kuchen sozusagen." Aufhorchend neigte Yamato den Kopf. Diese Sicht der Dinge hörte sich gar nicht mal so schlecht an, auch wenn sein inneres Stimmchen ob der immer noch vorhandenen Scham protestierte. Besser jedoch würde er sich noch fühlen, wenn es seine Idee gewesen wäre mit Taichi in der Ecke zu landen, um ihm zu zeigen, was er letztendlich niemals bekommen würde. Leider war es genau anders herum gewesen. Nachdem das letzte Lied gesunden worden war, war Yamato von der Bühne gegangen und hatte nur noch den Wunsch verspürt seinen Durst zu löschen. Und wie der Zufall es so wollte, stand Taichi charmant lächelnd da, mit einem großen Glas in der Hand, an dem das Kondenswasser außen schon abperlte. Der Anblick dieses offensichtlich sehr kühlen Getränks, die vielen Leute, die vor der Bar standen und Taichis doch recht nett lächelndem Gesicht hatten ihn dazu gebracht das Glas und noch ein weiteres recht zügig zu leeren. Danach war er sehr angeheitert gewesen, locker, gelassen und stieg voll und ganz auf Taichis Flirtversuch ein. Das schändliche an Alkohol in seinem Fall war, dass ihn das anhänglich machte und so sehr sein inneres Gewissen ihn auch noch in diesem Zustand von Taichi fernhalten konnte... als die zärtlichen Finger in sein Haar gegriffen hatten, war der Widerstand mehr und mehr gebröckelt und Yamato hatte sich mit auf die versteckte, weiche Couch ziehen lassen. Jedoch hatte er noch so viele Gehirnzellen beisammen gehalten, dass er sich auf nichts Weiteres eingelassen hatte. Doch irgendwas sagte ihm jetzt, dass auch Taichi nicht wirklich den Versuch gestartet hatte weiter zu gehen. Dies beruhte allerdings in Yamatos Augen weniger auf Anstand, als viel mehr auf Taktik und ein Hoffen darauf, dass Taichi es doch noch gelingen würde Yamato rumzukriegen. Yamato schnaubte. Den Teufel würde er tun und Taichi nachgeben. Die Sache im Club war einmalig, das stand fest und daran war nicht zu rütteln. Er war keines von Taichis kleinen Flittchen. "Klingt gut, ne?" Yamato schüttelte kurz den Kopf als er Mimis Stimme hörte. Mimi, die ihn nun schmunzelnd betrachtete und dankbar dafür, dass sie es doch irgendwie immer schaffte ihn aufzubauen schenkte er ihr ein ehrliches Lächeln, beugte sich zu ihr rüber und küsste sie kurz, wie sie es eben bei ihm getan hatte. "Klingt wundervoll, danke." stimmte er ihr zu und lehnte sich wieder zurück, betrachtete seine Freundin, die nun recht zufrieden mit sich und der Situation wirkte. Doch Mimi wäre nicht sie selbst, wenn sie es dabei beruhen ließ. Sie hatten einen ausgesprochenen Sinn für gut inszenierte Auftritte und überließ es selten dem Zufall oder der Zeit Wogen zu glätten und Dinge zu regeln. Yamato sah förmlich wie es hinter ihrer Stirn arbeitete und er wusste nicht ob er sich darüber freuen oder die Flucht ergreifen sollte, solange er es noch konnte. Zunächst entschied er sich dafür einen skeptischen Blick aufzusetzen, vielleicht ein wenig ängstlich zu gucken, das stimmte Mimi oftmals milder und hemmte sie in den Ausführungen ihrer Pläne. Bevor er aber seine Gedanken in die Tat umsetzen konnte, fuchtelte Mimi aufgeregt mit den Händen, blickte schnell auf ihre schlichte, schwarze Designeruhr und sah Yamato dann strahlend an. "Ich hab's! Ich hab ne Idee!! Schau mal, wir haben jetzt 14 Uhr, um vier beginnt das Fußballspiel im großen Stadtpark." Yamato wich ein wenig ob des Eifers der Aussage und Mimis plötzlichem Ausbruch an Elan zurück. Mimi sah ihn erwartungsvoll an, wartete auf sein Verstehen, was aber deutlich auf sich warten lies, genaugenommen überhaupt nicht kam. Yamato lächelte unsicher, blinzelte und ließ seinen Blick überlegend schweifen. "Welches Fußballspiel?" fragte er, nicht wirklich wissend worauf Mimi hinauswollte. "Mensch, Yama, das Gleiche wie momentan jeden anderen Samstag, bei annehmbaren Wetter, auch." Mimi verdrehte gespielt die Augen. "Ach du meinst das, wo die ganzen postpubertären Gören stehen und kreischend warten bis Yagami sein Shirt auszieht?" warf Yamato trocken ein. "Genau das." Mimis Augen funkelten vor Aufregung "Tu mir das nicht an..." Yamato versuchte sich in einem kläglichen Wimmern, sich mittlerweile denken könnend was Mimi vorhatte. "Sonst denkt der noch ich komme wegen ihm." "Na tust du doch auch." Erwiderte sie unbarmherzig und überzogen fröhlich in Yamatos Augen. Er wollte gerade zu einem weiteren Protest ansetzen, als Mimi den Kellner herbeiwinkte und für sie beide bezahlte. Der Kellner war derselbe wie eben und Yamato senkte wieder leicht errötend den Kopf, nahm seine Tasse und leerte hochkonzentriert seinen Milchkaffee. "Betrachte dich als eingeladen." Zwitscherte Mimi dem Blonden zu und dieser nickte simpel als Dank. Es war nichts besonderes, denn sie zahlten nie getrennt. Entweder zahlte er oder sie und das in einer so regelmäßigen Häufigkeit, dass für keinen der beiden Vorteil oder Nachteil heraussprang. Ein beiläufiger Aspekt ihrer Freundschaft, aber ein angenehmer, von Einigkeit zeugender. Vor dem Café hielt Yamato Mimi an, versuchte seinen besten Dackelblick aufzusetzen und sah ihr flehentlich in die Augen. "Was soll ich denn sagen?" "Nichts." grinste Mimi "Du stehst einfach nur cool und gelassen da und machst das, was du am besten kannst." "Und das wäre?" Yamato wirkte zerknirscht. Er hatte eingesehen, dass es nichts brachte zu versuchen Mimi von der Idee loszubekommen, aber passen tat es ihm dadurch dennoch nicht. "Na, süß aussehen." "Bitte?!" Mimi lachte schallend und legte ihre Arme um Yamato, drückte ihn fest und herzlich an sich. Als sie sich wieder von ihm löste, strich sie die lose blonde Strähne hinter sein Ohr und streichelte ihm aufmuntert die Wange. "Komm schon, Yama. Zeigen wir ihm, was er nicht kriegt... außerdem ist Kensuke da." Yamato verdrehte gespielt die Augen. "Na daher weht der Wind...." ein Schnurren antwortete und er konnte nicht anders als Lachen. "Aber was machen wir mit den restlichen zwei Stunden?" Mimi tippte überlegend mit dem Fuß auf den Boden, hatte die Hände in die Hüfte gestemmt. Yamato betrachte sie, betrachte seine hübsche Freunden mit denen er andere Jungs eifersüchtig machen konnte, weil sie wie immer wirklich schön aussah. Wäre da nicht... "Weißt du... wir wollen doch ehrlich zueinander sein..." Mimi zog eine Augenbraue hoch, dieser Tonfall zog etwas hinter sich her, was ihr ganz sicher nicht gefallen würde. Und der jetzt schon entschuldigende Gesichtsausdruck gefiel ihr noch viel weniger. Trocken schluckte sie um dann ein misstrauisches "Ja?" vernehmen zu lassen. "Gelb steht dir nicht." sagte Yamato dann einfach, zuckte süß lächelnd mit den Schultern und sah zu wie Mimi an sich herunter blickte und ihr gelbes Sommerkleid betrachtete. Er hörte wie sie tief Luft holte und sich eine Strähne hinters Ohr schob. Sie sah an ihm vorbei, verarbeitete die eben gehörten Worte und nickte für sich verstehend mit dem Kopf. "Okay..." fing sie an "Also da gibt es zwei Sorten von ,Gelb steht dir nicht'. Zum einen die annehmbare Variante ,Mimi, es gibt andere Farben, die das Leuchten deiner Augen viel besser zum Ausdruck bringen als gelb.' oder..." Sie stockte kurz und sah Yamato dann wieder direkt an. "...oder aber ,Mimi, du siehst mit gelb aus, als ob du seit drei Wochen an einer Magendarmverstimmung leidest.'. Was davon trifft eher zu?" Mit Mimi über Mode zu diskutieren war immer eine sehr heikle Angelegenheit. Entweder sie hatte einen guten Tag, nahm die Kritik an, wog ab ob sie auch der Meinung war, oder aber sie ließ die Zicke raushängen und überhörte es schlicht. Dann überhörte sie aber auch noch so einiges anderes am restlichen Tag, was selten positiv für ihre Mitmenschen war. Yamato ließ ein leises Hüsteln vernehmen. "Letzteres." antwortete er ruhig und sachlich, bemüht darum Fassung zu bewahren. Theatralisch warf Mimi die Arme in die Luft, als ob sie Gott fragen wollte, warum es gerade sie traf. Gerade heute. Gerade jetzt. Aber eigentlich war das immer so. Es musste kein bestimmter Anlass oder Tag sein, so was war immer unpassend und Mimi konnte es demnach nie gebrauchen. "Na wunderbar!" empörte sie sich, ließ dann seufzend die Arme wieder fallen, streckte ihre Hand nach Yamatos aus, welcher sie mit schlecht unterdrücktem Lachen ergriff und warm in seiner eigenen festhielt. Es war eine beruhigende Geste und so wundervoll vertraut. Sie gingen oft händchenhaltend durch die Stadt, zogen sich gegenseitig zu den verschiedensten Geschäften. "Wie gut, dass wir noch zwei Stunden Zeit haben, nicht wahr? Komm, lass uns mir was neues kaufen gehen und das tun was wir am liebsten tun." "Und das wäre?" fragte Yamato spielerisch. "Na was wohl?" Mimi schenkte ihm eines ihrer strahlendsten Lächeln. "Heten eifersüchtig machen, was sonst?" tbc... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)