SAKU - aijoo ni uete iru kodomo von Astharte (Ein nach Liebe hungerndes Kind) ================================================================================ Kapitel 2: Der alte Bahnhof --------------------------- ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Die klappernde Rolltreppe brachte Saku und Jana hinunter in die windige und kalte U-Bahn-Station. Jana versuchte sich die ganze Zeit still zu verhalten, was ihr sehr schwer viel. Sie war eher ein Plappermaul und neugierig noch dazu. Ein Windstoß kam durch die Station gerauscht, worauf eine knatternde U-Bahn folgte. Saku ging auf die nächste Tür zu und stieg ein. Jana folgte halb stolpernd und setzte sich auf den nächst besten Platz. Saku jedoch blieb stehen, obwohl noch reichlich Plätze frei waren. Jana schaute sich um. Es machte ihr Spaß Menschen zu betrachten und am liebsten tat sie es in der U-Bahn, denn gerade dort kamen so viele verschiedene Menschen zusammen. Jana gegenüber saß eine alte Dame, welche immerzu hüsteln musste. Daneben sah sie einen Geschäftsmann mit einer teuren Ledertasche, was ihn sehr wichtig erschienen lies. Ihr Blick schweifte sehnsüchtig nach interessanten Menschen durch die U-Bahn und traf auf einen sehr großen, jungen Mann. Er schaute hinunter auf ein kleines Mädchen, welches sich an ihm etwas ängstlich vorbei schlich. Als er wieder hoch schaute und Jana sein Gesicht sehen konnte, erschrak sie auch ein wenig und richtete ihren Blick sofort auf Saku, damit dieser besagte, junge Mann nicht bemerkte, wie sie ihn musterte. Saku war etwas irritiert und erblickte dann auch den jungen Mann. Ihn schien es nicht weiter zu interessieren und schaute gleich wieder Löcher in die Luft. Jana blinzelte vorsichtig wieder zum jungen Mann hinüber, welcher sie plötzlich ernst anstarrte. Seine blonden, struppigen Haare fielen ihm dabei ins Gesicht und schwankten bei der holperigen Fahrt vor seinen schwarz geschminkten Augen hin und her. Sein schwarzer Ledermantel reichte trotz seiner Größe bis zum Boden. Um seinen Hals lag eine silberne Kette, wessen Glieder sehr groß und üppig waren. Seine Handfesseln wurden von diversen Lederarmbändern geziert und als er undefinierbar hinüber zu Jana grinste, blitzte ein silberner Ring aus seinem Mund hervor, der durch seine Zunge gestochen war. Doch seine dürre Gestalt ließ ihn, trotz seiner Größe und seines restlichen Aussehens, etwas zerbrechlich erscheinen. Im nächsten Augenblick stoppte die U-Bahn ruckartig, weshalb Jana beinahe von ihrem Sitz stürzte. Reflexartig hielt sie sich noch schnell fest. Kurz schaute sie zu Saku auf, weil sie nicht sicher war, ob er hier aussteigen wollte. Dann schweifte ihr Blick schnell wieder zurück zu dem erschreckenden Mann. Doch sie sah nur noch ein Stück seines Ledermantels, als er aus der U-Bahn stieg. Ein paar U-Bahnstationen weiter stiegen auch Saku und Jana endlich aus. Diese Station sah schon sehr demoliert und fast stillgelegt aus. Nur wenige Menschen stiegen hier aus und schleppten sich die, mit Einschlaglöchern übersäte, Treppe neben der defekten Rolltreppe hinauf. Jana folgte Saku immer noch wie ein heimatloses Hündchen. Dann endlich draußen erwartete die Beiden ein riesiger Platz, mit Unmengen von Jugendlichen gefüllt. Jana erblickte die unterschiedlichsten Typen von Menschen und dennoch schienen sie alle gleich. Viele kleine Gruppen hatten sich gebildet und dennoch war es irgendwie eine einzige große Masse. Hinter diesem riesigen gepflasterten Platz lag ein alter und nicht mehr benutzter Bahnhof. Auch gab es nur ein paar zerfallene Häuser und alte Fabriken, welche diese Menschenmenge einzäunten. Zielstrebig schlurfte Saku auf zwei Jungs zu und begrüßte sie mit einem einfachen "Hi!". Einer der Beiden wollte Saku die Hand reichen, bekam aber sofort vom anderen die Hand weg geschubst und murmelte sogleich: "'Schuldige. Ich hab nicht mehr daran gedacht." Saku schien dies entweder nicht gehört zu haben oder er wollte es einfach nicht hören. Aber höchstwahrscheinlich interessierte ihn so etwas mal wieder nicht die Bohne, dachte Jana so bei sich. Der Junge, welcher Saku die Hand geben wollte, zog eine Schachtel Zigaretten raus und gab auch eine seinem Freund, der neben ihm stand. Darauf hielt er auch Saku die Schachtel hin. Wieder einmal boxte ihm sein Freund in die Seite und starrte ihn ermahnend an und flüsterte: "Du weißt genau, dass Saku nicht raucht!" Der ermahnte Junge steckte seine Zigarette an und murmelte mit dieser Zigarette im Mund: "Wen hast du da eigentlich mitgebracht?" Saku schmiss seine Tasche auf die niedrige Mauer, welche sich lang um den ganzen Platz zog, wobei sie an ein paar Stellen eingebrochen oder fast gar nicht mehr vorhanden war. "Ich hab sie nicht mitgebracht, sie ist mir nachgelaufen.", antwortete Saku genervt. Darauf sprang Jana sofort in den Vordergrund, während sie vorher die ganze Zeit nur hinter Saku stand und alles beobachtet hatte. "Ich bin Maria Magdalena und bin Saku's jüngere Halbschwester.", verkündete sie strahlend und reichte den beiden Jungs die Hand. "Ich bin Frank!", antwortete der Junge, welcher seinen Freund ständig zurechtweisen musste und schüttelte Janas Hand. "Mein Name ist Nick.", antwortete der Andere und reichte ihr die Zigaretten: "Rauchst du?" "Ja, danke!", erwiderte Jana und lies sich die Zigarette anstecken. Plötzlich riss Saku ihr die Zigarette aus der Hand, bevor sie überhaupt einmal richtig daran ziehen konnte. "Sie raucht nicht und sie heißt auch nicht Maria Magdalena!", ging er erzürnt dazwischen: "Und meine Halbschwester ist sie schon gar nicht." Daraufhin wandte er sich zu Jana und starrte sie zornig an: "Was deinen erlogenen Namen angeht: Es ist jedem egal wie du dich hier nennst. Die meisten von uns tragen Nicknames. Hier heißt jeder wie er es will." Etwas verwundert starrte Jana Saku an und fing etwas später an belustigt zu lächeln. Dann brachte sich auch Frank mit in dieses Gespräch ein: "Und vergiss nicht. Hast du dir einmal einen Namen ausgesucht, dann bleibt er das auch. Außerdem solltest du niemals andere nach ihrem richtigen Namen fragen, dann brauchst du dich hier nicht mehr blicken lassen. Das sind unsere Regeln. Wenn sie dir nicht gefallen, kannst du gerne wieder gehen. Das ist nicht persönlich gemeint." Jana nickte leicht und fühlte sich nun etwas verarscht. "Ähm... sind davon alle auf diesem Platz betroffen?", fragte sie etwas zurück haltend. Daraufhin nickte Frank freundlich. "Und? Wie willst du denn nun heißen?" Jana grübelte kurz: "Wie wäre es denn mit Jana?", fragte sie. Frank lächelte: "Wenn du so heißen möchtest. Hier kann jeder jeden Namen haben." Saku rutschte nun langsam mit dem Rücken an der Mauer runter und setzte sich hin. "Aizen kommt heute nicht.", meinte Frank zu Saku. Saku schaute in die Menge: "Wen interessiert’s?", erwiderte er dann nur noch. "Du schautest dich eben nach jemandem um. Da dachte ich, du würdest nach Aizen Ausschau halten.", erwähnte Frank noch. Doch Saku antwortete nur: "Erklär Jana die Regeln!" "Die Regeln? Ah ja, wäre sinnvoll, nicht?", gab Frank Saku recht und gab ein kurzes Lachen von sich. Neugierig starrte Jana den Jungen mit Brille an. "Was für Regeln?" "Ach das ist ganz einfach!", beruhigte Nick das blonde Mädchen. Darauf stupste Frank seinen Kumpanen Nick an: "Hier erzähle ich, klaro?" Nick nickte nur lächelnd und hörte aufmerksam zu. "Erste Regel: Verrate niemals deinen richtigen und vollen Namen. Zweite Regel: Erzähle niemals über persönliche Dinge, wie Probleme in der Familie, in der Schule, mit Freunden oder überhaupt deine persönlichen Gefühle. Dritte Regel: Frage nie nach dem Befinden anderer, ob seelisch oder körperlich. Vierte Regel: Lästere niemals über andere Menschen, ob aus dieser Gemeinschaft oder aus deinem persönlichem Umfeld. Ganz easy, oder nicht?", fragte er mit einem Lächeln, worauf Jana erstaunt und etwas verwirrt antwortete: "Über was redet ihr denn dann die ganze Zeit?!" "Über die neuesten Filme, Bücher, Schlagzeilen, Gott und die Welt eben.", mischte sich Nick wieder unerlaubt ein und bekam so gleich von Frank einen Stoß in die Seite. "Ich rede hier!", keifte er Nick an und wandte sich dann wieder Jana zu. "Außerdem: Falls du jemanden von uns in der U-Bahn, in der Schule, beim Einkaufsbummel oder sonst wo wieder erkennen solltest, so wage es nicht zu grüßen oder überhaupt irgendwelche Anzeichen von dir zu geben. Schau einfach weg oder verhalte dich normal." "Hä, was sind das denn für Regeln? Versteh ich nicht so ganz. So kann man doch keine Freundschaften aufbauen!", erwiderte Jana sichtlich ein wenig enttäuscht. Frank und Nick fingen an zu lachen. "Na du bist mir ja eine, darum geht es hier doch auch gar nicht!", erklärte Frank und wandte sich dann zu Saku, welcher seine Knie angezogen hatte und darauf seine verschränkten Arme legte: "Hast du ihr auf dem Weg hier hin denn gar nichts erzählt?" Darauf legte Saku seinen Kopf auf seine Arme und gab nur ein angenervtes Stöhnen von sich. "Ja ja, schon klar.", meinte Frank und wandte sich wieder zu Jana, die ein immer verwirrteres Gesicht bekam. "Ich denke, das wird dir dann doch lieber Aizen erklären. Bei ihm musst du dich dann wenn du das nächste Mal da bist, sowie so melden. Er hat das hier alles aufgebaut und führt eine Liste über alle "Mitglieder". Du musst ihm dann Nickname und Grund deines hier seins nennen. Ob du dann aufgenommen wirst, ist dann seine Entscheidung." Jana nickte darauf mit einem Lächeln. "So, hab ich noch etwas vergessen, Nick?", fragte Frank leicht genervt. Nick grinste nur: "Ja, dass du ein Vollidiot bist!" Jana musste leise mitkichern, während sich die Beiden ein wenig zankten. Plötzlich stand Saku auf und nahm seine Tasche. "Wo willst du denn hin?", fragte Nick erstaunt. Doch Saku antwortete nicht und ging in Richtung U-Bahn-Station. "Hey, warte doch gefälligst auf mich!", rief Jana und rannte ihm dann hinter her, während sie den anderen noch kurz zu winkte. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)