Tabularasa von Daedun (Dein Wunsch ist mir Befehl) ================================================================================ Kapitel 28: Into the Past ------------------------- "Warum hast du ihn hier her gebracht?" Integra blickte mit verschränkten Armen auf den unerwarteten Gast, der schlafend mit einem bandagierten Brustkorb auf dem Sofa lag. Seras packte rasch die Reste des Verbandskastens vom Tisch und verschwand dann leise durch die Tür. "Bei dem was er gesehen hat, können wir ihn nicht einfach so laufen lassen." Alucard nahm seinen Hut ab und stellte sich hinter sie. " Die andere Alternative wäre gewesen, ihn ..." "Schon gut!" unterbrach Integra ihn und trat einen Schritt auf das Sofa zu. Ihre roten Augen flackerten, als sie sich leicht über ihn beugte. " Hatte er irgendwelche Papiere bei sich?" "Ja" "Wie lautet sein Name?" "Charly Peterson, er arbeitet bei der Polizei." "Auch das noch." Sie richtet sich wieder auf. " und was machen wir jetzt mit ihm?" Alucard zuckte mit den Achseln. " Ich schlage vor, wenn er sich erholt hat, bringen wir ihn zu Salonica, das ist am unauffälligsten." Mit einem dumpfen Pochen in der Brust, wachte Charly aus seinem bizarren Alptraum auf. Wölfe, Hunderte von Wölfen waren hinter ihm her. Er konnte ihr Knurren hören, als er keuchend durch einen dunklen, dichten Wald vor ihnen davon rannte. Aber so schnell er auch lief, sie kamen immer näher, bis er über eine Wurzel strauchelte und hinfiel. Er rechnete damit gleich zerfetzt zu werden, als ihm plötzlich jemand sanft auf die Schulter faste. Er drehte sich um und, anstatt des Wolfes, sah er den fremden Mann vor sich. Wieder trug er Hut und Mantel. Wieder lachte er dröhnend. Charly schloss für einen Moment die Augen. Alles nur ein Traum, das war alles nur ein Traum gewesen, aber wie kam er dann zu diesem Verband und wieso lag er dann in einem völlig fremden Bett? Vorsichtig drehte er den Kopf und sah sich um. Das Zimmer in dem er lag, war zwar geräumig aber dafür eher spärlich eingerichtet. Außer dem Bett, gab es noch eine Kommode, einen kleinen Nachttisch und einen massiven ca. 2 m hohen Wandschrank, auf dessen Türen Spiegel angebracht waren. Langsam setzte er sich auf, immer darauf bedacht den lädierten Rippen nicht zu viel Gewicht zu zumuten. Auf einmal öffnete sich die Tür. Herein kam ein junges Mädchen, das ihn sanft anlächelte. "Oh, gut sie sind wach, einen Moment, ich gebe gleich meinem Großvater Bescheid" dann war sie auch schon wieder verschwunden und ließ Charly mit seiner Verwirrung allein. Integra und Seras beugten sich gerade zusammen über den Stadtplan von London, den sie auf dem Schreibtisch ausgebreitet hatten, als Kalham eintrat. Keiner von den beiden sah auf. Integra kaute angestrengt auf ihrer Unterlippe und tippte dabei mit einem Stift auf einzelne Punkte, die sie dann großflächig umrandete. "Ist schon irgendein System zu erkennen?" Kalham blieb vor dem Tisch stehen und blickte von der anderen Seite aus auf die Strassen der Stadt. "Mhmm," machte Integra und zeichnete dabei einen neuen Kreis. " bis jetzt nicht so wirklich, außer das sie sich mit den Angriffen auf die Innenstadt beschränkt haben." Jetzt erst sah sie auf. "Gibt es schon etwas neues von der Untersuchung?" Kalham schüttelte den Kopf. "Unser Spezialist musste erst aus Glasgow anreisen, aber er macht sich so schnell wie möglich an die Arbeit." Integra nickte und wollte mit ihrer Arbeit fortfahren, doch der ziegenbärtige Vampir weiter sprach. "Woher wussten sie, dass die Wolfsmenschen sich für unschuldig halten?" Erneut blickte Integra hoch. Sie schien leicht verärgert. " Der Mann in der Schlachthalle hat es mir gesagt." Kalham zog die Brauen hoch. " Sie haben seine Gedanken gelesen und ihm geglaubt?" "Warum sollte ich ihm nicht glauben? Nur weil er ein Werwolf ist? Außerdem waren seine Worte mehr als deutlich und seine Gedanken rein. Da war keine Spur von Unwahrheit oder Lüge." Doch der Vampir blieb misstrauisch. " Verstehen sie mich nicht falsch, aber sie sind noch recht jung und ihre Fähigkeiten sind für sie recht neu, vielleicht..." " Glauben sie mir, ich kenne meine Fähigkeiten sehr gut!" unterbrach sie ihn schroff. "Und nun entschuldigen sie bitte, wir haben noch viel zu tun." Damit war das Gespräch fürs erste beendet. "Ich hoffe sie haben sich ein wenig erholen können?" dankend nahm Charly das Glas Wasser, was ihm der Mann entgegen hielt an. Gierig trank er es in wenigen Schlucken leer. Der Greis lächelte und nahm es ihm wieder ab. Charly räusperte sich vorsichtig. " Was ist überhaupt passiert und wenn die Frage erlaubt ist, wo bin ich eigentlich?" " Sie sind in Sicherheit und was die erste Frage angeht, dass ist nicht so einfach." Die stahlblauen Augen wurden nachdenklich. " Ehrlich gesagt weiß niemand so genau, was gerade um uns herum passiert, das einzigste was wir wissen ist, das mit Freuden gemordet wird." Sein Blick richtete sich auf Charlys Brustkorb. "Wie geht es ihren Rippen Mr. Peterson? Ich hoffe die Schmerzen, werden langsam erträglich?" Der alte Herr stand auf und ging zur Tür. "Wenn sie sich gut genug fühlen, um aufzustehen, sagen sie meiner Enkelin Bescheid, ja?" Charly nickte, dann war er wieder allein. Nach dem sie alle Tatorte eingezeichnet hatten, spürte Integra wie er langsam stärker wurde. Erst hatte sie versucht ihn zu verdrängen, doch er ließ sich nicht lange im Zaum halten. Sie sah verstohlen zum Schrank hinüber, hinter dessen hölzernen Türen das verborgen lag, wonach sich das Tier in ihr sehnte. "Wie wäre es mit einer kleinen Pause?" Seras blickte hoch. " Ich glaube wir sollten eine weile das tun, was man bei Tag eigentlich machen sollte." Integra warf den Stift auf den Schreibtisch und ging zum Sofa hinüber. Das Mädchen nickte dankbar. Auch sie spürte die Erschöpfung und fühlte das es Zeit war sich auszuruhen. Als Integra alleine war, ging sie langsam zum Schrank hinüber. Ihre Hand zögerte den Griff zu berühren, als wenn sie einen bösen Geist beim Öffnen aus seiner Gefangenschaft entlassen würde. Dann gab sie sich einen Ruck. Die Bestie braucht Nahrung! Das Licht des kleinen Kühlschranks sprang augenblicklich an, als mit einem leisen saugenden Plob die Tür aufsprang. Die roten Plastikbeutel in seinem Inneren schimmerten ihr einladend entgegen. Sie griff nach dem obersten Beutel, der in ihrer Hand sanft hin und her schwappte. Ihre Augen waren bei diesem Anblick wie hypnotisiert. Schaudernd akzeptierte sie wie so oft, wie der Verstand dem Trieb platz machen musste. Die Zähne wuchsen und drängten darauf ihren Dienst zu erfüllen. Sie riss rasch die obere Lasche ab und schüttete den dickflüssigen Saft in ihren Mund. Trotz der Kühle, die er in ihrer Kehle verströmte spürte sie eine wohlige Wärme den Körper hinaufsteigen. Genussvoll schloss sie die Augen. Man konnte sich diesem Gefühl nicht entziehen, es war einfach zu gut. Sie merkte wie ihr ein Tropfen aus dem Mundwinkel lief, doch bevor sie reagieren konnte, huschte eine feuchte Zunge über die Stelle hinweg. " Du solltest nichts davon verschwenden." Sanft umfasste er von hinten ihre Talje und Integra warf den Kopf zurück. Ihr Kopf lag an seiner Brust. Wie damals, als er sie zu sich in seine Welt holte. Immer noch waren ihre Augen geschlossen. Der Rausch nahm langsam ab. "Ein herrlicher Moment nicht war? Immer und immer wieder, bis in alle Ewigkeit." Seine Stimme war wie das beruhigende Schurren einer Katze. Die Müdigkeit drängte nun nach vor und vertrieb die Sättigung. Integra versank immer mehr in das süße Dunkel des Nichts " Was wäre gewesen, wenn sie mich zerstört hätte?" Ihre Gedanken flammten noch einmal auf. " Sie hätte damit uns beide zerstört." Dann hatte der Schlaf gewonnen. Seras Stimme ließ sie nach ein paar Stunden hochfahren. " Lady Integra? Ich soll ihnen ausrichten, dass wir unverzüglich zu Senectus kommen sollen. Der Wagen steht schon vor der Tür." Leicht benommen registrierte sie, dass sie auf dem Sofa lag. " Ich komme." Nuschelte sie und stand auf. " Wo ist...?" " Er sitzt schon im Wagen." Damit brachen sie auf. Im Haus des Vampirs wartete bereits die gesamte Delegation und die beiden Männer die Integra begleitet hatten. Doch eine neue Persönlichkeit hatte sich dazu gestellt. Der von Kalham beschriebene Experte, war ein rundlicher Mann mit Spitzmausgesicht, der als Dr. Mollin vorgestellt wurde. Er ließ auch nicht lange mit den Untersuchungsergebnissen auf sich warten. "Ein höchst interessanter Fall. Wirklich außergewöhnlich." Seine kleinen gelben Augen huschten zwischen den einzelnen Ratsmitgliedern hin und her. " ich habe zwar schon öfter einen Wolfsmenschen seziert aber," Breton, der neben Seras und Integra stand zog hörbar die Luft ein. Doch niemand reagierte darauf. Auch der Doktor fuhr unbeirrt fort. " so eine ungewöhnliche Anatomie habe ich noch nie gesehen." Er legte einen Stapel von Fotos auf den Tisch und bedeutete den Vampiren sich die Bilder anzusehen. Auch die Werwölfe bekamen einige Abzüge in die Hand gedrückt. Bretons Gefährte zog staunend die Augenbrauen hoch. " Das ist wirklich erstaunlich." Seras, Alucard und Integra blickten gemeinsam auf einen Abzug, bei dem man ausführlich das Innenleben, des Wolfes betrachten konnte. "Wie sieh erkennen können, sind alle inneren Organe in Form und Größe immer noch die eines gewöhnlichen Menschen. Das wiederum aber ist bei gewöhnlichen Werwölfen anders, wie die zwei Herren sicherlich bestätigen können. Breton nickte. " Soll das heißen das diese drei gar nicht wie soll ich sagen echt sind?" fragte Helena erstaunt. Mollin grinste. " Nicht nur das, es erklärt auch warum dieser hier, auf einmal tot umgefallen ist." Er griff in die Brusttasche seines Anzugs und holte einen Kugelschreiber heraus. "Hier," er suchte ein bestimmtes Foto heraus, auf dem das Gehirn abgebildet war. " es ist einfach so, das dadurch nach einer gewissen Zeit, die Körperfunktionen einfach nicht mehr aufrecht erhalten werden können." " Der Körper ist zu groß!" sagte Seras und Mollin nickte. " Aber wie kann denn das sein, ich meine, wie kann es denn nicht fertige Werwölfe geben?" rief jetzt die Frau mit dem blonden Locken dazwischen. " Diese Frage gilt es noch zu lösen, aber vielleicht kann uns ja dieses kleine Fundstück weiter helfen." Dieses mal langte der Doktor in die Hosentasche und als er seinen Schatz präsentierte wurden die Augen von drei anwesenden Vampiren riesengroß. "Das gibt es doch nicht." Entfuhr es Integra und alle Augen richteten sich auf sie. Sie trat einen Schritt vor und streckte die Hand aus. "Darf ich mal sehen?" fragte sie und Mollin hielt ihr wortlos die kleine durchsichtige Kapsel entgegen. In wässrigem Formalin tanzte ein knopfgroßes Gebilde, das aussah als, wenn es mit langen dünnen Tentakel schwimmen würde. " Wissen sie was das ist?" fragte Breton und Seras stöhnte leise. " Das ist der Grund, warum meine Organisation vor die Hunde gegangen ist." Antwortet Integra. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)