Death Never Dies von Edenbridge ================================================================================ Kapitel 1: Vertrau mir... ------------------------- Das kleine Dorf Salem war das einzige, das im Tal der Tränen lag, das völlig von der Außenwelt abgeschottet war. Das Leben in diesem Gebiet war relativ schwer, da die Gegend sehr trocken war und der Boden karg und unfruchtbar. Doch die Bewohner hatten gelernt mit dieser Situation umzugehen und fühlten sich relativ wohl, dort wo sie lebten. Der Turm der alten Kirche ragte weit in den Himmel und konnte selbst aus der Ferne noch gut erkannt werden. Daneben stand eine riesige Bibliothek, die von dem jungen Andrew Johnes geführt wurde. Er liebte die tausend von alten Büchern, die dort in den großen Regalen gestapelt waren. Er pflegte sie als wären sie seine Kinder, obwohl er es sich nicht vorstellen konnte, einmal selbst welche zu haben. Er stöberte gerade in einem großen , alten Buch über schwarze Magie, dessen Umschlag kunstvoll verziert war. Seine langen, schwarzen Haare hingen ihm über die Schultern und seine düsteren Augen starrten gebannt auf die bedruckten Seiten. Dabei bemerket er nicht, dass sich noch jemand in der Bibliothek befand. Erst als er umblätterte, verspürte er die Anwesenheit einer weitern Person. Verwundert richtete er sich auf und streifte suchend durch die Gänge, die von den Regalen gebildet wurden. Durch die großen Fenster strahlte das helle und warme Sonnenlicht und zeichnete sich auf dem marmornen Boden ab. Nachdem er alle Ecken des riesigen Saales durchsucht hatte, kam er zu dem Entschluss, sich geirrt haben zu müssen. Da er am vorherigen Tag erst spät ins Bett gegangen war und an diesem Morgen schon früh wieder aufgestanden war, war er noch etwas müde und auch sein Gang zum Schreibtisch zurück war eher schleifend. "Also, dass so einer wie du in einer Bücherei arbeitet hätte ich nicht gedacht!" Eine junge Frau, die in einem schwarzen, langen Mantel eingehüllt war, stand plötzlich vor seinem Tisch und schaute sich begeistert um, bis ihre Augen wieder zu ihm wanderten. Erschrocken sprang Andrew auf, wobei er sein Buch zuschlug, welches dann ihre Aufmerksamkeit weckte. "Schwarze Magie!? Fährst wohl drauf ab?" Etwas hastig krallte sie sich das Buch und blätterte ein wenig darin herum. "Ich wüsste nicht, was Sie mein Lebensstil angeht!" Mit leicht bitterer Miene entriss er es ihr wieder und stellte es an seinem Platz im Regal zurück, wo noch weiter Bücher dieser Art standen, die er zum Teil auch schon gelesen hatte. "Entschuldigen Sie mich bitte! Das war natürlich nicht in meiner Absicht!" spielte sie ihm mit einem leichten dramatischen Klang vor und konnte sich ein Grinsen kaum verkneifen, als er ihr gereizt in die Augen blickte. "Bitte, sagen wir doch du!" Sie reichte ihm freundlich lächelnd die Hand. "Meinetwegen! Aber nun verrate mir mal wer du bist und was du hier suchst!" Obwohl er sich auf ihren Vorschlag einließ, erwiderte er ihre Begrüßung nicht, sondern setzte sich wieder an seinen Schreibtisch, wo er noch schnell ein paar Listen durchschaute. Sie nahm ihm seine Unhöfflichkeit nicht übel und setzte sich auf den Stuhl gegenüber von ihm. "Ich heiße Nadja Cooper! Zur Zeit reise ich eigentlich ziellos durch die Gegend, wobei ich ganz nebenbei noch ein bisschen was über die verschiedenen Städte, ihrer Vergangenheit und so, erfahren möchte!" erzählte sie ihm. "Aha! Ist ja schön! Und was willst du jetzt von mir?" Seine Begeisterung für ihr Hobby hielt sich sehr in Grenzen. "Das wirst du dir doch denken können! Ich will, dass du mir etwas über diese Stadt....oder besser gesagt über dieses Dorf erzählst!" Gespannt auf seine Reaktion legte sie sich mit ihrem ,Oberkörper auf seinen Tisch und schaute in sein finsteres Gesicht, das auf diese Worte plötzlich leicht blass wurde. "Kannst du dir dafür nicht jemanden anderes suchen? Du siehst ja, dass ich für Märchenstunden keine Zeit habe!" Mit gereiztem Unterton in der Stimme legte er seine Listen zur Seite und suchte sich eine neue Aufgabe, mit der er sich beschäftigen konnte, um ihr möglichst aus dem Weg zu gehen. "Erstens kannst du mir nicht erzählen, dass dich die Arbeit hier glatt überrennt und zweitens hat man mich auf meine Fragen zu dir geschickt, weil du mir da eine ganz tolle Geschichte erzählen könntest!" Als Nadja das gesagt hatte, richtete er seinen Kopf auf und blickte sie mit großen Augen an. Sein Gesicht war ganz weiß geworden und seine Hände fingen zu zittern an. "Du lügst!" Er versuchte gefasst zu wirken, schaffte es aber nicht. "Nein!" rechtfertigte sie sich. "Ich hab ein paar Leute auf den Feldern gefragt und die haben alle gesagt, wenn ich etwas über so eine Katastrophe wissen will, die vor 20 Jahren passiert sein soll, dann soll ich zu Andrew Johnes in die Bibliothek neben der Kirche gehen!" Nadja verstand nicht, warum er so darauf reagierte. "Diese verdammten Idioten!" fluchte er leise vor sich hin, stand auf und verschwand hinter seinen Regalen. Nadja hatte das Gefühl, dass irgend etwas bei der ganzen Sache nicht stimmte und folgte ihm. Mit verschränkten Armen stand er in einer Ecke und lehnte sich gegen die Wand, wobei er murmelnd böse Worte knurrte. "Hey, erzähl mir einfach was los ist! Was ist in der Vergangenheit denn so schlimmes passiert?" Vorsichtig legte sie ihre Hand mit den schwarzen Fingernägeln auf seine Schultern und ging noch etwas näher auf ihn zu, behielt aber dennoch einen gewissen Abstand. "Du wirst mir ja eh nicht glauben!" Ohne ihr nur einmal in die Augen zu sehen, machte er sich wieder auf den Weg nach vorn, suchte sich das Buch heraus, in dem er gelesen hatte, bevor Nadja herein kam und setzte sich auf seinen Platz, wo er es zu lesen begann. "Entweder du vertraust mir und erzählst mir die Geschichte oder ich werde wohl weiterreisen müssen. Schließlich kann ich dich ja nicht dazu zwingen und wenn du lieber der Meinung bist, es ist besser zu schweigen und sich hinter Büchern zu verstecken: Bitte, dann tu es! Ich hätte dir schon geglaubt!" Nadja machte sich auf den Weg zur großen Holztür, die sie öffnete, um dann nach draußen zu gehen. Andrew saß einen Moment da wie angewurzelt, bis er endlich seinen Mund aufmachte. "Warte mal kurz!" Hastig stürmte er zu Tür, bevor sie sich schloss und hielt Nadja am Arm fest, damit sie nicht weiterging. "Machen wir einen kleinen Spaziergang?" fragte er sie kleinlaut, worauf sich auf Nadjas Gesicht ein Lächeln bildete. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)