Death Never Dies von Edenbridge ================================================================================ Kapitel 17: Funkelnde Schönheit... ---------------------------------- Andrew saß hingegen gelangweilt am großen Tisch und stocherte mit der Gabel in seinem Essen auf seinem Teller rum, von der er nicht mal wusste, was es sein sollte. Mit verzogenem Gesicht stütze er seinen Kopf auf seiner Hand ab, während Servothate ihn mit allen möglichen geschichtlichen Ereignissen nervte. Er ließ die vielen Sätze über Kriege und Herrschaften einfach auf sich einrieseln ohne sich auch nur einen davon zu merken. Sein Blick wanderte von den großen Fenstern zu seiner Rechten, die einen Ausblick in die Dunkle Nacht boten, bis zu dem Dienstmädchen zu seiner Linken, die geduldig auf weitere Befehle wartete und dabei den Kopf immer nach unten gesenkt hielt. Schließlich schob er angewidert den Teller von sich weg und starrte Servothate an. Kurz grübelte er nach, bis er wieder den Kopf von seiner Hand hob. "Mein hochgeschätzter Lehrer Servothate, vergebt mir meine törichte Äußerung, aber mein noch immer existierender menschlicher Mechanismus weißt mich darauf hin, dass es allmählich Zeit wird für mich, meine nun historisch erfrischten Zellen ausruhen zu lassen, indem ich mich jetzt in mein Schlafgemach begeben werde, um wieder neue Kräfte zu schöpfen, damit ich Euch am morgigen Tag vom neuen begeistert lauschen kann!" Mit einer leichten Verbeugung richtete er sich vom Stuhl auf. "Oh, welch bezaubernde Wortwahl!" Leicht schmunzelnd schlug er sein Buch zu, legte es zur Seite und musterte Andrew von oben bis unten, als der auf ihn zu schritt, um den Saal zu verlassen und in sein Zimmer zu gehen. "Ich warne dich!" Den schnellen Griff nach seinem Arm konnte Andrew nicht ausweichen. "Meine das was du eben gesagt hast lieber ernst, denn solltest du mich verarschen, kommt das deiner Gesundheit nicht gerade zugute!" knurrte Servothate ihm dunkel ins Ohr und ließ den leicht blassen gewordenen Andrew wieder los, der darauf schnell den Saal verließ. Als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, atmete er erst einmal tief ein. Er war erleichtert diesen Kerl für heute endlich los zu sein. Doch noch war ihm nicht danach sich in sein gemütliches Bett zu kuscheln. Viel zu groß war die Neugierde nun endlich mal das Schloss alleine zu durchstöbern und zu schauen, was sein Vater nicht so alles hinter den vielen Türen versteckte. Er schlich sich die Treppe hinauf, die mit einem dunkelroten Teppich überzogen war, der sich bis an das Ende des langen Ganges oben erstreckte. Er wagte noch einen Blick vom Geländer aus nach unten, um zu prüfen, dass ihm auch niemand auf der Fährte war, bis er weiter den Gang oben entlang schlich, bis plötzlich eine seltsame Melodie an seine Ohren drang. Er hielt einem Moment inne um diesen Klängen zu lauschen, die aus einem der Zimmer zu kommen schienen. Mit langsam Schritten, ging er weiter und versuchte herauszufinden, hinter welcher Tür sich der Ursprung dieser hübschen Töne versteckte. Sanft berührten seine Finger schließlich die kalte Klinke der Tür, von der meinte, sie könnte die richtige sein und drückte sie nach unten. Er traute seinen Augen nicht, als er einen Blick in den Raum dahinter wagte. Der Boden war überflutet von Wasser, das aus kleinen Wasserfällen kam, die aus den Wänden entsprangen. In Mitten dieses Sees hob sich ein Felsen empor auf dem eine Frau sah, die schöner war als, alles andere was Andrew je in seinem Leben zuvor gesehen hatte. Ihr anmutiger Körper wurde von goldenen Federn umschlugen, die sie sanft bedeckten und auch in ihrem golden schimmernden Haar steckten einige. Kleine, funkelnde Lichtkörnchen schwebten sanft in den Farben eines Sonnenuntergangs um sie herum und erstreckten sich bis zur Decke, die ein nicht enden scheinend zu wollender Himmel war, der in sanfte rottöne getaucht war. Staunend betrachteten Andrews Augen diese schöne Gestallt vor sich und diese umwerfende Umgebung in der sie sich befand. "Du darfst ruhig eintreten. Das Wasser ist weder kalt noch ist es tief!" Ihr traumhafter Gesang verstummte, aber ihre liebliche Stimme war genauso süß wie ihr sanftes Lächeln, dass sie ihm schenkte, als sie Andrew leicht unsicher an der Tür stehen sah. Er schluckte schwer, bevor er sich in das knietiefe, warme Wasser wagte, worauf sich die Türe schloss und wie von Geisterhand verschwand. "Hab keine Angst, du kannst den Raum jeder Zeit wieder verlassen, wenn du das möchtest!" Erneut begann sie zu singen, wobei ihre Fingerspitzen sanft über die Saiten ihrer goldenen Harfe strichen, die auf ihrem Felsen stand. Andrew konnte noch immer nicht ganz begreifen wo er sich hier eigentlich befand. Je länger er sich in diesem Raum umblickte desto größer schien ihm diese kleine glitzernde Welt vorzukommen und schon bald hatte er das Gefühl in einem riesigen See zu stehen an diesem für ihn fremden Ort. Leicht schüchtern schritt er weiter auf sie und betrachtete weiter ihr hübsches Gesicht, dass auch in einem leicht goldenen Ton zu schimmern schien. Für einen Moment vergaß Andrew alles um sich herum. Alle Gedanken, die in seinem Kopf zuvor noch nicht ablassen wollten von ihm, waren verschwunden. Alle Sorgen und Ängste. Er hatte ein Gefühl vollkommender Zufriedenheit in sich, wie er es noch nie gespürt hatte. "Du bist Hades Sohn, habe ich recht?" Sie richtete wieder ihren Blick auf ihn und musterte sein Gesicht. Erschrocken zuckte Andrew, aus diesem angenehmen Gefühl gerissen, zusammen und Nickte nur leicht verdutzt. Ein Lächeln legte sich auf ihre Lippen. "Du siehst deinem Vater sehr ähnlich, daher war es nicht schwer, dass zu erraten. Mein Name ist Sira!" Sie streckte ihm ihre Hand entgegen, die Andrew erst einen Augenblick betrachtete, bevor er näher kam und ihr seine gab. Endlich brachte auch er ein Lächeln zusammen, dass aber noch leicht schüchtern war. "Du hast wirklich eine unglaublich schöne Stimme, wenn du singst!" Er hätte ihr noch stundenlang weiter so einfach nur zugehören können. Sie errötete leicht. Es kam nicht oft vor, dass sie hier jemand besuchen kam, um ihren lieblichen Klängen zu lauschen. Für Andrew war dies ein Ort den er nun öfters aufsuchen wollte, soviel stand für ihn fest. Diese angenehme Atmosphäre die hier herrschte, diese wohltuende Wärme und auch ihre Lieder waren mehr als einladend . Endlich schien er einen Ort der Ruhe für sich gefunden zu haben, weit fern von Servothate und der Gewalt die sonst in diesem Reich die Oberhand hatte. Doch so wohl er sich auch hier fühlte, es fehlte ihm doch etwas und das konnte auch Sira ihm nicht ersetzen. Nadja. Ein trauriger Ausdruck legte sich auf sein Gesicht , den auch Sira bemerkte. "Was ist denn los? Fühlst du dich nicht wohl?" Besorgt beugte sie sich ein Stück von dem Felsen zu ihm runter, und strich sanft über sein Haar. "..es ist nichts... ich musste nur eben wieder an jemanden denken!" Er mühte sich ein Lächeln ab, damit sie sich nicht so viele Gedanken machte. "Dir scheint diese Person sehr am Herzen zu liegen, oder?" Sie berührte sanft mit ihren Fingerspitzen sein Gesicht, worauf er den Blick langsam zu ihr wandte. Er wusste nicht wie er Sira das alles erklären sollte, Seine Gedanken waren oft einfach nur so wirr, wenn er an Nadja dachte und doch hatte er eine so starke Sehnsucht nach ihr, dass er sie einfach nur gerne im Arm gehalten hätte, auch wenn es nur für ein paar Sekunden gewesen wäre. Es hätte ihm schon genügt ihre Wärme zu spüren. Mit leicht zitternder Stimme versuchte er Sira die Sache mit Nadja zu erklären, die aufmerksam jedem seiner Worte lauschte. Er sprach sich einfach alles von der Seele, was er die ganze Zeit so tief in sich begraben hatte und er hatte das Gefühl, dass Sira ihn verstand. "Besteht denn keine Möglichkeit, dass ihr euch wiedersehen könnt?" fragte sie ihn. "Ich weiß es nicht... ich weiß ja nicht mal, wo sie nun ist, wie es ihr geht .. und wie ich überhaupt auf die Erde zurückkehren könnte.. !" Seine Finger krallten sich an dem kargen Gestein des Felsens fest. "Es gibt für alle Dinge eine Lösung und so werdet auch ihr beiden wieder einen Weg zueinander finden. Glaube mir und warte einfach ab!" Ihre beruhigende Stimme, entfachte in Andrew eine kleine Flamme der Hoffung. Vielleicht würde er sie doch bald wieder in seine Arme schließen können und dann würde er sie sicher nicht mehr loslassen, um nicht noch einmal so zu vermissen, wie er es nun tat. Er dankte Sira, dass sie ihm zugehört hatte. Allerdings wurde er nun doch müde und entschied sich lieber, sich hinzulegen. Immerhin würde er morgen wieder den ganzen Tag Servothates Anwesenheit ertragen müssen und dazu brauchte er viel Kraft und Nerven. Er verabschiedete sich von ihr und ging dann wieder auf die Stelle zu, durch die er gekommen war und plötzlich ohne etwas gemacht zu haben, stand er wieder im Gang, vor der Tür zu Siras kleiner Welt. Er blickte noch kurz lächelnd dort hin, bevor er einen Schatten vor sich entdeckte. "Na, eine schöne Zeit bei der guten Sira gehabt?" Diese dunkle, knurrende Stimme konnte nur die von Servothate sein. Andrew hatte sich nicht verhört, denn schon im nächsten Augenblick trat er aus dem Schatten hervor und stellte sich vor Andrew. Leicht eingeschüchtert wich Andrew ein paar schritte zurück, wobei er seinem gegenüber tief in die Augen blickte. "Ich wüsste nicht, was dich das angeht!" murrte Andrew kleinlaut und wich einen weiteren Schritt nach hinten weg. "Hast wohl nun auch schon ihre Vorzüge für dich entdeckt?.. kommst doch mehr nach deinem Vater als ich dachte!" Während Servothate ihn grinsend weiter betrachtete, überlegte Andrew, was er wohl damit gemeint hatte. Irgendwie verstand er nicht ganz, auf was er anspielte. Servothate entging es nicht, dass Andrew ihn nicht ganz zu verstehen schien und half ihn noch ein bisschen weiter, beim denken. "Was denkst du denn, warum dein Vater sich Sira geholt hat?...doch sicher nicht um ihre Schönheit zu bewundern oder sich von ihren Gesängen betören zu lassen!" Endlich schien auch Andrew zu begreifen, was Servothate die ganze Zeit meinte. Für einen Moment stand er völlig reglos da. Alle möglichen Gedanken und Bilder schossen ihn durch den Kopf, was sein Vater mit Sira gemacht hatte. Glaubte sie nun, er würde das selbe von ihr wollen? Mit wie vielen Frauen hatte er das gleiche noch getan? Er konnte nicht glauben, dass Hades Frauen einfach nur für seine fleischlichen Gelüste missbrauchte. "Das ist nicht wahr! Mein Vater würde so was nicht tun!" drang es zögernd über seine Lippen. Er war zu verunsichert um seiner Stimme einen festeren Klang zu verleihen. "Na, was denkst du denn warum es dich gibt?.. du warst auch nur eines seiner Gelüste, dass er eben an einem Engelsweib ausgelassen hat.. du bist nichts weiter als ein Unfall..!" Mit Gleichgültigen Gesichtsausdruck blickte Servothate zu Andrew, für den in diesen Augenblick eine ganze Welt in sich zusammenfiel. Seine Augen wurden glasig und sein ganzer Körper zitterte, während er langsam zu Boden sackte. Er sollte nur ein Unfall gewesen sein? Ein flüchtiges Gefühl? Das würde erklären warum, seine Mutter ihn nicht leiden konnte. Es tat ihm weh solche Wort zu hören, auch noch von dem Menschen, den er bis jetzt am meisten in seinem Leben gehasst hatte. "Tja, mein Kleiner. Du könntest einem nun schon fast leid tun, aber eben nur fast!" Servothate genoss es von oben herab, auf den am Boden knienden Andrew zu blicken und sich an seinen Schmerz zu ergötzen. Ein gehässiges Lachen schallte über seine Lippen, die unter dem Tuch verdeckt waren, aber dieses Lachen nahm Andrew nur noch sehr entfernt war. Zu tief war er in einem Gestrüpp aus Fragen, Gedanken und Bildern vertieft, die ihn fesselten und nicht mehr aus ihren Fängen los ließen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)