Death Never Dies von Edenbridge ================================================================================ Kapitel 28: Ersehnte Freiheit... -------------------------------- Krampfhaft versuchte Andrew die Teile seiner Erinnerung zu ergänzen und zusammenzufügen, aber er schaffte es einfach nicht, dass ihm alles wieder in den Sinn kam. Was am See geschehen war, was aus den Monstern wurde und wie es nun Kira erging. Er wusste es einfach nicht mehr. Nur noch ein paar verzerrte Bilder waren in seinem Kopf. Schließlich gab er es auf, lehnte den Kopf gegen die kalte Steinmauer und schaute sich um. Alte, zerkratzte Stahlgitter versperrten den Weg vor ihm und eine dicke Felswand auf der noch Blutflecken und andere Spuren von Verzweiflung und Not zu lesen waren, ließen nur erahnen, was sich hinter ihnen befand. Ihm war kalt und der von Kot, Blut und verschmutzen Wasser verdreckte Boden ließ auch keine sonderliche Wärme aufkommen. Dann wanderten seine Augen zu dem Wesen, das ihn anschaute. Ihr ganzer zierlicher Körper schien zu glitzern und zu funkeln und Federn aus reinem Kristall bedeckten ihre Brust bis runter zu den Hüften. Ihr langes, seidenes Haar hing ihr über die Schultern und bei jeder kleinen Bewegung lösten sich winzige schimmernde Körnchen, die sich am Boden auflösten und verschwanden. "Was bist du eigentlich?" huschte es über seine Lippen, während er diese schöne Gestallt weiter betrachtete. "Der Naturgeist des Eises und des Wassers. Mein Name ist Shiva!" "...Shiva...!" wiederholte er leise murmelnd noch einmal für sich. "Servothate hat mich vor einigen Jahren gefangen genommen und mich für seine Zwecke hier eingesperrt, wie viele andere Wesen hier. Alles magische Geschöpfe, die mit der Zeit in dieser Enge und Grausamkeit eingehen werden. Früher oder später!" Ein betrübter Ausdruck legte sich auf ihr Gesicht. Andrew kannte diese Grausamkeiten. Sehr anders sah es im Kerker seinen Vaters nicht aus und er konnte nicht verstehen, wie man solches Leid nur zulassen konnte und gar zusehen kann, wie es schlimmer wird. Oben donnerte Rosiel mit aller Gewalt gegen die Schlosstüre, die ihm darauf von Soldaten geöffnet wurde. Ungeachtet derer, drückte er die Tür weiter auf und stürmte zu Servothates Bibliothek, wo dieser seelenruhig in seinen alten Büchern stöberte. "Wo ist er?!" fauchte Rosiel ihn in einem bitterbösen Ton an und schnappte hastig nach Luft. "Ich weiß nicht von wem du sprichst!" Mit einem leichten Schmunzeln stellte Servothate das Buch zurück zu den anderen und ging langsam auf sein Gegenüber zu. "Du weißt genau von wem ich spreche! Wo ist Andrew? Wachen haben erzählt, du hättest ihn bei dir eingesperrt!" Das finstere Knurren von Rosiel kümmerte Servothate nicht im Geringsten und er zuckte nur mit den Schultern. "Er ist sicher da, wo er nun ist. Also mach dir keine Sorgen und geh wieder!" Doch daran dachte Rosiel nicht und machte sich dann eben ohne Begleitung auf den Weg in den Kellerbereich. "Wage es bloß nicht, auch nur einen Schritt da hinunter zu machen!" Schlagartig änderte sich Servothates Tonfall und er hastete ihm nach, doch es war zu spät. Rosiel war bereits bei den Zellen. "Andrew! Geht es dir gut?" begrüßte er den völlig erstaunten Andrew, der sein Glück kaum fassen konnte. "Gott, bin ich froh dich zu sehen, das kannst du...!" verstummte dieser plötzlich als Servothate sich neben Rosiel aufbaute. Seine ganze Hoffnung, hier lebend und heil wieder herauszukommen, zerbrach vor ihm in tausende von kleinen Stücken. "Er bleibt hier!" knurrte Servothate so finster, dass man davon eine Gänsehaut bekam. "Du lässt ihn sofort hier raus oder ich werde Hades mal ein bisschen was davon erzählen, was du mit seinem Sohn hier anstellst! Er wird das sicher nicht sehr willkommen heißen!" Rosiel ließ sich kein bisschen von seinen Worten einschüchtern und hatte schließlich erfolg. Wortlos öffnete Servothate das Schloss, so dass Andrew heraus konnte, der beim Gehen noch Shiva an der Hand packte und sie mit schleifte. "Sie gehört mir!" zornig packte Servothate sie am Arm. "Wenn du nicht willst, dass Hades auch nur ein Wort erfährt, wirst du ihren Arm loslassen!" Nun wieder auf freien Beinen und mit Rosiel als Stütze, traute Andrew sich, gegen seinen Peiniger aufzulehnen, der stumm alle drei ziehen ließ. Endlich draußen und fern von allem Übel atmete Andrew erleichtert auf. "Ich weiß gar nicht wie ich dir danken kann. Ich dachte schon ich würde niemals mehr etwas anderes als diese Zelle sehn!" Mit einem freudigen Lachen umarmte Shiva ihn und drückte ihn fest. Am liebsten hätte sie in diesem Moment die ganze Welt umarmt, so glücklich war sie. Freiheit endlich wieder Eins mit der Natur zu sein, war der größte Wunsch den man ihr erfüllen konnte, nachdem ihr das so brutal entrissen worden war. "Da gibt es nichts zu danken. Es war das mindeste was ich tun konnte. Und pass ihn Zukunft besser auf, damit du dort nicht wieder landest!" Ihre Begeisterung und Freude zauberte auch ihm ein Lächeln auf sein Gesicht. "Das werde ich. Wenn du irgendwann einmal Hilfe brauchst, dann wird ich da sein!" versprach sie ihm noch mit einem Lächeln und löste sich dann in Millionen kleiner Sterne auf, die langsam zum Himmel aufstiegen. Andrew sah ihnen noch einige Sekunden nach, bevor er beschloss, mit Rosiel zurück zum nach Hause zu gehen. Er brauchte endlich ein heißes Bad und ein warmes Bett, in dem er sich erholen konnte. So ausgelaugt hatte er sich noch nie in seinem Leben gefühlt und er wollte nur noch schlafen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)