Ein Abschied für immer von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Kap. 1 ----------------- Eisiger Wind bläst mir ins Gesicht, Regen peitscht vom Himmel. Ich laufe durch ein scheinbar undurchdringliches Gewirr aus mächtigen Baumstämmen, spitzen Ästen und Lianen. Wie eine Wand baut sich der Wald vor mir auf, aber meine Füße finden ihren Weg wie von selbst. Links, rechts, wieder links, nur weiterlaufen, immer weiter, ich muss schnell weg. Meine Füße schmerzen, die harten Lederschuhe scheuern an der nackten Haut. Ich will den Schmerz nicht spüren. Verzweiflung kriecht mich die Kehle hoch, lässt mich nicht atmen. Die Angst legt mir einen Strick um den Hals. Schweiß steht auf meiner Stirn, vermischt mit rubinrotem Blut, tiefe Kratzer von den tiefhängenden Ästen, schweißdurchtränkt ist auch mein Pullover. Er war ganz neu, jetzt ist der durchnässt und zerrissen. Ich muss weiterlaufen, ich darf nicht stehen bleiben. Wie ein wildes Tier hetze ich durch den Wald, gejagt von einem nicht vorhandenen Angreifer. Wie ich sucht sich auch der eisige Novemberwind seinen Weg durch die Bäume, peitscht mir den Regen ins Gesicht, die langen, blonden Haare hängen in dicken Rattenschwänzen herunter, klatschen wie Peitschen in mein Gesicht. Ich kann meine Finger nicht mehr spüren, sie sind wie zu Eis erstarrt. Wie Sturzbäche fließen die Tränen über mein Gesicht, sodass ich kaum erkennen kann, wohin mich meine Bei-ne tragen. Eine innere Kraft treibt mich immer weiter, eine Macht, von der ich jahrelang nichts gewusst habe. Mein Herz schlägt immer heftiger, als wolle es meinem Körper entflie-hen, ich muss ihm folgen, wohin es mich auch führt. Immer weiterlaufen, nur nicht stehen bleiben. Was ist das bloß für eine Kraft, die mich meine Heimat verlassen las-sen hat, die mich in den Wald getrieben hat, die meinen Beinen nicht gestattet, ste-hen zu bleiben? Sie pocht wie ein Hammer in meiner Brust, pocht in meinem Kopf, hinter meinen Augen, lässt den ewigen Strom aus Tränen weiterfließen. Eine nie gekannte Angst breitet sich in mir aus. Wohin führt mich dieser Weg. Alles um mich herum wird dunkel, die Nacht holt mich ein. Nie werde ich ein normales Le-ben führen können, nicht in meiner alten Heimat. Ich muss weg, ganz weit weg. Vor mir lichtet sich der Wald. Was erwartet mich in dieser unbekannten Welt? Ich bekomme kaum noch Luft, ich ersticke! Die letzten Bäume. Weiterlaufen! die Dunkel-heit holt mich ein, alles wird schwarz, wie ein Tuch aus schwarzem Samt stülpt sie sich über mich. Ich kann nichts sehen! Der Wind hat aufgehört zu heulen, der Regen schweigt, wenn er auf die Blätter fällt. Meine Beine sind taub. Ich kann nicht mehr weiterlaufen. Ich muss die neue Welt sehen, muss wissen, was mich von zu Hause fortgerissen hat. Ich muss weiter, muss wissen, was es heißt, zuleben... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)