A New Game - An Old Soul von Bettyna (Denn die Vergangenheit lauert überall...) ================================================================================ Prolog: Die Unbekannten ----------------------- Prolog - Die Unbekannten Die junge Frau an der Seite des in weite, weiße Tücher gehüllten Mannes, der wohl bedacht war, dass niemand sein Gesicht sah, war im Vergleich zu jenem Mann dunkel und düster. Ihr Kleid war schwarz wie die Nacht, ihre Augen blitzten wie zwei Sonnen unter ihrer tief ins Gesicht gezogenen Kapuze hervor. Beide hüteten sich vor den Blicken der Sterblichen, auch, wenn sie sich an einem Ort befanden, wohin die törichten Menschen nie einen Blick werfen würden - sie verweilten gemeinsam mitten unter den Kreaturen, die sich allesamt Zivilisation nannten. Sie alle waren verdorben von Gedanken, die sich in Richtungen wandten, deren Sinn sich im Nichts verloren. Sie waren zu blind, um deren Anwesenheit zu bemerken, unfähig, die alten, reinen Seelen wahrzunehmen. Nur eine sah sie. Die Person hatte sich ebenfalls unter die Menschen gemischt und tat so wie alle anderen, geschäftig und unaufmerksam. Doch sie war alles andere als das. Sogar der in weiße Tücher gehüllte Mann ließ sich davon täuschen. Jedoch nicht die schwarze Frau. Spürte sie doch die Macht einer uralten Blutlinie von Wächtern, deren Nachfahren bis in die heutige Zeit reichten. Doch auch die schwarze Frau ließ sich nichts anmerken, sondern richtete ihr Augenmerk auf einen Turm, der weit über die anderen Häuser ragte. Dort war jemand, der sich noch nicht bewusst war, dass er nun in die Fänge der alten Zeit gekommen war, dass es ihm nun nicht mehr erspart war, das zu glauben, gegen das er innerlich schon Male gekämpft hatte. Denn sein Schicksal war jetzt beschlossen, doch nicht nur das seine, sondern auch das vieler anderer Personen. Die junge Frau und der Mann verließen den Ort, an dem sie so lange gestanden und die hiesigen Menschen betrachtet hatten. Beide waren derselben Meinung, auch wenn sie kein einziges Wort gewechselt hatten. Die Zeit, dass etwas geschah, war gekommen. * * * "Hübsch hier, nicht wahr?", der Sarkasmus in der Stimme der jungen Frau war kaum zu überhören, sie wollte ihn aber auch nicht verbergen, so lächerlich fand sie es hier. Der Mann konnte sich das Grinsen nicht verkneifen, denn sie hatte ja so recht. Glaubten die Leute hier nicht, sie hätten Macht und waren intelligente Lebewesen? Sie würden nicht so reden, hätten sie das Wahre gesehen. "Komm!", sagte der Mann und wand sich dem technischen Wunderwerk, genannt "Aufzug" zu, denn dieser hatte gerade seine Türen geöffnet. Die junge Frau starrte dieses Ding mit unverhohlener Abneigung an. Der Mann lächelte ihr zu. "Komm!", sagte er noch einmal, dabei sah er sie erwartend an. Die Anspannung fiel ein wenig von ihr ab und sie lächelte zu ihm zurück. Dann stieg sie gemeinsam mit ihm in die Kabine. *** Ein ungeheurer Schrecken und eine plötzliche, unerklärliche, aber auch grauenhafte Angst überfiel ihn. Als die schwere Teakholztür aufflog, aus den Angeln gerissen wurde, gegen seinen Schreibtisch prallte und diesen völlig zerstörte, als er durch die Druckwelle, die ihn erfasste, zurückgeschleudert und gegen das gläserne Regal geworfen wurde, war ihm sein Ende vor Augen. Doch das beabsichtigte niemand. Der hysterische Schrei seiner neuen, nervenschwachen Sekretärin, den er vernahm, ließ ihn sicher werden, dass er NICHT tot wat. Jedenfalls noch nicht. Was konnte das sein, das es die Kraft hatte, sein Büro in tausend Stücke zu zerlegen? Er rappelte sich ächzend hoch - er hatte sich, Himmel sei Dank, nicht verletzt. Das Regal aus Panzerglas, in dem er alle möglichen Prototypen seiner neuen Erfindungen aufbewahrte, war seinen Preis wert gewesen, das erkannte er jetzt. Sein Blick fiel auf das klaffende Loch in der Wand, wo sich vor einigen Sekunden noch eine scheißteure Tür befunden hatte. Er sah gerade noch, wie seine Bürokraft kreischend davon rannte. Er fand die Idee des sich aus dem Staub Machens gar nicht so übel. Er wollte auf einmal nicht mit der Kraft konfrontiert werden, die dies angereichtet hatte. Der Putz der Wände, der sonst von einem nun fehlenden Türrahmen verborgen wurde, fing an zu bröckeln. Als ein großes Stück Beton aus der Wand brach, entstand eine kleine Staubwolke, die ihm die Sicht auf den Besuchergang verwehrte. Noch immer war der junge Mann völlig erstarrt, als etwas neues ihn regelrecht wieder gegen das Panzerglasregal prallen ließ. Dort, wo vorhin nichts als Luft war, bildete sich in der Staubwolke ein Schatten ab - nein, es waren zwei. Es waren zwei Gestalten, sie waren die Übeltäter. //Heilige, verfluchte Scheiße...//, durchzuckte es die Gedanken des sonst immer so beherrschten und kühlen Mannes. Irgendetwas war anders. Hatte nicht letztens einer seiner Angestellten ihm einen entfernt ähnlichen Schrecken eingejagt? Der Mann war, seiner ganzen Lebenseinstellung beraubt, aus seinem Büro herausgeflogen. Doch diesmal war etwas anders. Er brachte nicht ein Wort heraus, ihm fiel nicht ein, was er bloß sagen sollte. Sein gesamter Wortschatz hatte sich in die Tiefen seines Gehirns verkrochen und wollte sich nicht mehr hervorlocken lassen. Der Staub legte sich und ließ die zwei Gestalten ganz erscheinen. Die eine war schwarz wie die Nacht, die andere weiß wie Schnee. Die Hand der Schwarzen war auf ihn gerichtet. Der Weiße blickte ihn durchdringend an. "Man wollte uns nicht zu dir lassen. Entschuldige die Sauerei, aber sie hasst es, warten zu müssen...", redete der Weiße, mit einem eher belustigten, als tadelnden Blick auf die Schwarze. Dem jungen Mann gingen die Augen fast über. Er kannte den Weißen, da war er sich vollkommen sicher, jetzt noch mehr, nachdem er seine Stimme gehört hatte. Doch er konnte sich nicht entsinnen, wer das war. Jedenfalls hatte er es gewagt, hier einzudringen, hier her, in sein Reich! Da wich alle Furcht aus ihm und machte einer unendlichen, alten, zügellosen Wut platz. "Ihr WAGT es...", brüllte er, stürmte über die Trümmer seines Arbeitsplatzes, ohne darauf zu achten, auf was er da trat, und näherte sich unaufhaltsam den beiden Personen. Er hatte es auf die Schwarze abgesehen, sie hatte dies angerichtet, SIE, diese Hexe... Er packte sie an den Schultern, wirbelte sie herum, schüttelte sie. Sie ließ es geschehen, doch es war sowieso bald vorbei. Die Kapuze rutschte von ihrem Haupt und als der junge Mann in ihre Augen sah, wandte er sich so schnell er konnte schreiend von ihr ab. Er war blind! Er sah plötzlich nicht mehr! Er hatte ihre Augen gesehen und dann... Sie hatten ihn durchbohrt, ihm Schmerzen bereitet, trotzdem war der Anblick furcherregend Vertraut gewesen. Doch nun konnte er nichts mehr sehen, alles war schwarz und... "Öffne die Augen, Törichter...", vernahm er die Stimme, die die Sonne gehabt hätte, wenn sie eine Stimme besäße. Überrascht tat er, was sie gesagt hatte und stellt erstaunt fest, dass er nicht blind geworden war, er hatte einfach nur seine Augen krampfhaft verschlossen. Er drehte sich wieder um und merkte, dass die Schwarze gesprochen hatte. Ihre Augen, die waren wie zwei Sonnen mit der Farbe von Bernstein, waren auf ihn gerichtet. Ebenfalls war von ihrer Stimme eine Wärme ausgegangen, die ihn sofort glauben ließ, dass der Raum sich um Grade erwärmt hatte. Wieder war er sprachlos. "Wer... seid ihr... und... was wollt ihr?", stotterte er. Er hatte noch nie gestottert, doch er war so verwirrt, dass er sich nicht beherrschen konnte. Diesmal nahm der Mann, der ihm so bekannt vorkam, das Wort an sich. "Wir sind die, die dich aus deiner Unmündigkeit herausholen wollen!" "Unmündigkeit... Von was?" "Von dieser Welt." "Aber wieso? Es ist doch alles..." "Nichts ist. Nichts ist hier wahr." "Das ist doch..." "Nein, das ist keine Lüge, alles, was du glaubst zu wissen, ist eine Lüge." "Ich verstehe nicht..." "Das musst du auch nicht. Doch bald wirst du alles erfahren... Priester!" ... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)