Dämonenseelen von abgemeldet ================================================================================ Schuldgefühle ------------- Da bin ich wieder! Das nun folgende Kapitel ist ziemlich lang geworden, das ist auch der Grund, weswegen Ihr solange warten musstet. Ich möchte mich also noch mal bei allen Kommi-Schreibern bedanken, die mir so viele liebe Sachen geschrieben haben. Auf die Frage hin, wann denn die nächsten Kapitel immer so erscheinen, kann ich nur sagen, daß es einmal im Monat ein Kapitel von mir geben wird, mehr schaffe ich leider zur Zeit nicht. Dafür werden sie aber schön lang, das verspreche ich. Okay und nun......... 4. Kapitel: Schuldgefühle Dunkelheit umgab sie, eine formlose, alles verschlingende Dunkelheit. Wo war sie? In einem Traum oder in der Realität? Unschlüssig sah sie sich um, wünschte sich, dass die Finsternis dem Lichte wich und alles wieder so war wie vorher. Doch ihre Hoffnung verlor sich in den Schatten des Nichts, dass sich weit bis über die Grenzen des Vorstellbaren in ihren Gedanken eingenistet hatte. Vorsichtig ging das Mädchen ein paar Schritte und sah sich dabei immer wieder unsicher um. Wieso war es hier so dunkel? War sie etwa ganz allein? Ihr kam das alles doch sehr eigenartig vor. Gedankenverloren sah sie zu Boden, das heißt, wenn es hier so etwas wie einen Boden gegeben hätte. Erschrocken schrie sie auf. Da war kein Boden, kein Grund auf dem man stehen konnte. Das, was sich unter ihren Füßen, und nicht nur da, sondern über ihr und um sie herum befand, war das absolute Nichts! Panik kroch in dem Mädchen hoch. Was war denn nur geschehen? Wo waren ihre Freunde? Was sollte das hier alles? Sie wollte am liebsten laut losschreien, doch die Angst schnürte ihr die Kehle zu. Ihre Knie begannen unkontrolliert zu zittern und sie fühlte, wie sich Tränen in ihren Augenwinkeln bildeten. Zu gerne hätte sie sich jetzt irgendwo verkrochen und gewartet, dass sie irgendjemand hier herausholte. Nein. Nicht irgendjemand. Er. Er war immer gekommen, um sie zu retten, ihr zu helfen, wenn sie in Not war. Ein schwacher Hoffnungsschimmer machte sich in ihrem Herzen breit. Sie wischte sich die Tränen aus den Augen und ging zögernd einen Schritt vorwärts in die Dunkelheit hinein. "Er wird kommen, das weiß ich genau", dachte sie. "Er hat mich noch nie im Stich gelassen." Ein schüchternes Lächeln spiegelte sich auf ihren Lippen wieder und ihr Gang wurde sicherer, schneller schritt sie nun voran. "Und wenn er dann hier ist, werde ich ihm endlich sagen, was ich wirklich für ihn empfinde." Ihr Lächeln wurde breiter und ein zartes Rot bildete sich auf ihren Wangen. Fast hätte sie laut losgekichert. "Reiß dich mal zusammen", rief sie sich in Gedanken zur Ordnung. Aber andererseits konnte sie es jetzt wirklich nicht mehr erwarten, ihn zu sehen. Das Mädchen rannte schon fast, so war sie mit einem Mal von Vorfreude auf ihn erfüllt. Nach einer Weile, sie war schon ziemlich aus der Puste, entdeckte sie weiter weg eine Gestalt, die sich plötzlich aus dem Nichts herauskristallisiert hatte. Automatisch wurde sie langsamer. Wer konnte das sein? War noch jemand außer ihr hier drin gefangen? Misstrauisch blieb sie stehen und versuchte aus der Ferne zur erkennen, wer oder was dort stand, aber es war einfach zu weit entfernt und näher traute sie sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht heran. "Vielleicht.......sollte ich........einfach mal......rufen", dachte sie. "Ach quatsch", schalt sie sich jedoch sofort, "was ist, wenn dir dieser Jemand nicht freundlich gesonnen ist?" Ratlos stand sie nun da, trat immer wieder unsicher von einem Fuß auf den anderen. Was nun? Sie konnte doch nicht bis in alle Ewigkeit hier herumstehen und darauf warten, dass der andere den ersten Schritt in ihre Richtung tat. So nahm sie all ihren Mut zusammen, atmete tief durch und ging langsam los, den Blick immer auf die ihr unbekannte Gestalt gerichtet. Den Konturen zufolge schien es sich um einen Menschen zu handeln. Ihre anfängliche Unsicherheit schlug langsam in Erleichterung um, Erleichterung darüber, dass sie nun nicht mehr allein war und dass dieser Jemand ihr vielleicht dabei behilflich sein könnte, einen Weg hier heraus zu finden. Das Mädchen ging schneller, zu groß war mit einem Male der Wunsch, sich jemandem mitzuteilen und diesen unheimlichen Ort möglichst schnell zu verlassen. Sie wollte endlich wieder zu ihren Freunden und vor allem...........zu ihm. Nun rannte sie schon wie vom Teufel gehetzt auf die geheimnisvolle Gestalt zu, die noch immer vollkommen reglos in der Dunkelheit stand. Sie war schon kurz davor, dem Fremden etwas zuzurufen, aus Angst, er könnte sich einfach umdrehen und verschwinden, als sie plötzlich wie vom Blitz getroffen stehen blieb. Der Fremde wandte ihr den Rücken zu. Er trug ein rotes weites Gewand, allerdings kein Schuhwerk dazu und besaß anstatt normaler Hände Klauen. Sein langes weiß-silbernes Haar fiel ihm bis auf den Rücken. "Inu.....yasha", stammelte das Mädchen verblüfft. Nun gut, sie hatte sich aus tiefstem Herzen gewünscht, dass er zu ihrer Rettung kam, aber dass das wirklich geschehen würde, daran hatte sie eben noch gezweifelt. Aber jetzt, jetzt, wo er da war, jetzt war sie unendlich glücklich und furchtbar erleichtert. Mit ausgebreiteten Armen und Tränen der Erleichterung in den Augen lief sie auf ihn zu. "Inuyashaaaaaaaa!" Das Mädchen hatte ihn fast erreicht, als der Hanyou sich abrupt umdrehte, und sie das zweite Mal binnen weniger Minuten geschockt stehen blieb. Fassungslos starrte sie ihn an. Was war nur mit ihm geschehen? Sein rotes Gewand war an vielen Stellen zerrissen und blutgetränkt. Das sonst so wunderschöne weiß-silbrig glänzende Haar hing ihm wirr und schmutzig ins Gesicht. Am schlimmsten aber waren seine Augen, die kalt und leblos das Mädchen musterten und den warmen bernsteinfarbenen Glanz wohl für immer verloren hatten. Sie fühlte, wie eine Träne ihre Wange hinunterlief und im Nichts verschwand. Langsam näherte sie sich ihm, eine Hand ausgestreckt. "Inuyasha", wisperte sie, "wer hat dir das angetan?" Sie wollte ihm gerade über die Wange streicheln, ihm Trost spenden, als er die niederschmetternde Antwort auf ihre soeben gestellte Frage aussprach. "Das warst du, Kagome." Ihre Hand, die fast sein Gesicht berührt hatte, zuckte unwillkürlich zurück. Was? Was hatte er da gerade gesagt? "Ich.......verstehe nicht ganz. Was......was soll das bedeuten?" Ihre Stimme klang unsicher. "Das, was ich gesagt habe. Du trägst die Schuld an meinem Tod." Sein Tonfall hingegen war vorwurfsvoll und hart. Tod?!? Wieso......warum......? Er war doch nicht......tot?!? Kagome verstand die Welt nicht mehr. In ihrem Kopf drehte sich alles. Hilfesuchend streckte sie ihre Hand zu Inuyasha aus, doch der sah nur verächtlich weg. "Warum bist du so gemein? Wieso behauptest du so etwas? Das würde ich niemals tun!" Sie weinte fast vor Verzweiflung, erntete jedoch nur einen kalten Blick dafür. "Glaube es oder verschwinde von hier." Seine Stimme war schneidend wie die Kälte, die sich nun langsam und bedrohlich in ihrem Herzen ausbreitete. Kagome war wie erstarrt. Das konnte doch alles nicht sein! Stand hier wirklich ihr Inuyasha, der Junge, für den sie mehr empfand, als für andere Jungen ihres Alters, der Junge, der seine gut behüteten Gefühle ihr und nur ihr anvertraut hatte, der Junge, der sogar sein eigenes Leben dafür geben würde, um sie zu beschützen.........?! "Oh Gott", dachte sie auf einmal. Eine grausame Bilderflut, bestehend aus lauter Erinnerungen, attackierte ihr Gehirn. Mit einem schmerzvollem Keuchen sank sie auf die Knie. Längst vergangene Dinge schossen durch ihren Kopf, schöne wie auch schreckliche und sie erlebte die letzten Stunden des vorigen Tages noch einmal. -FLASHBACK- Kagome sah sich selbst zusammen mit ihren Freunden durch einen Wald gehen, wie immer auf der Suche nach den Splittern des Shikon no tama. Sie alle waren mehr oder weniger gut gelaunt. Kagome unterhielt sich angeregt mit Sango und schielte dabei ab und zu in Richtung Inuyasha, dem gerade Shippo furchtbar auf die Nerven ging und es daraufhin erst mal Kopfnüsse für den kleinen Kitsune hagelte und das, obwohl der Fuchsdämon dem Hanyou nur etwas über den richtigen Umgang mit dem weiblichen Geschlecht hatte beibringen wollen. Während der Halbdämon nun so vor sich hingrummelte, erwachten in Miroku mal wieder lüsterne Gedanken. Der junge Mönch fragte sich ernsthaft, wann und wo sich die Chance ergeben würde, um Sangos Po etwas genauer in Augenschein zu nehmen, ohne sich dabei eine schmerzhafte Ohrfeige einzufangen. Da in diesem Moment alle so beschäftigt mit sich selbst oder etwas anderem waren, bemerkte auch keiner von ihnen die herannahende Gefahr. Mit einem ohrenbetäubenden Krachen brach plötzlich ein mächtiger Youkai durch das Unterholz, trennte Kagome von ihren Freunden, indem er diese einfach mit einem Prankenhieb außer Gefecht setzte und machte sich nun an die Verfolgung des Mädchens, die nach einem besorgten Blick auf ihre Gefährten und dem Zuruf Sangos, sie solle so schnell wie möglich verschwinden, ihr Heil in der Flucht gesucht hatte. Es war allerdings nur eine Frage der Zeit, bis der Youkai sie eingeholt hatte und sich nun drohend vor ihr aufbaute. Er setzte gerade zum Angriff an, als ein roter Blitz auf ihn zusauste und sich irgendetwas metallisch-glänzendes in sein Fleisch bohrte. Der Youkai schrie auf, jedoch mehr aus lauter Überraschung als vor Schmerz, suchte nach dem Grund der Störung und fegte diesen mit einem brutalen Prankenhieb davon. Da er für diesen Moment abgelenkt war, nutzte Kagome das zu ihren Gunsten aus und lief weiter, bloß weg von diesem Ungetüm, bis sie auf eine große Lichtung kam. Gehetzt sah sie sich um. "Verdammt", dachte sie. Hier waren kaum Bäume, die Schutz boten. Andererseits, dachte sie, der Dämon würde eh jeden Baum umnieten, bis er sie gefunden hatte. Da waren die uralten Giganten des Waldes jetzt genauso nutzlos wie ein Kühlschrank in dieser Situation. Doch viel Zeit zum Überlegen blieb ihr nicht, denn schon vernahm sie das laute Krachen von Ästen und umherfliegenden Bäumen hinter sich, daß der Youkai bei ihrer Verfolgung erzeugte. Das Mädchen sah sich panisch um und wollte wieder zurück in den Wald laufen, als sie einen Stein übersah, stolperte und dabei der Länge nach hinfiel. Mühevoll rappelte sie sich wieder auf, um wegzulaufen, doch es war schon zu spät. Der Youkai hatte sich bereits wieder vor ihr aufgebaut und ihr damit jegliche Fluchtmöglichkeit verbaut. Seine furchterregenden Klauen blitzten im Licht der bereits untergehenden Sonne bedrohlich auf, während die großen Augen das Mädchen unablässig fixierten. Kagome war starr vor Angst. Sie wusste, wenn ihr jetzt keiner zur Hilfe eilte, dann war alles aus. Insgeheim machte sie das ein wenig wütend. Ständig musste ihr jemand aus der Patsche helfen. Niemals würde sie solch eine Situation auch mal alleine bestreiten können. Das Erzittern des Erdbodens ließ sie aus ihren Gedanken hochschrecken. Ungläubig starrte sie auf das Bild, was sich ihr bot. Irgendjemand hatte den mächtigen Youkai niedergestreckt, welcher nun scheinbar geschlagen zu ihren Füßen lag. Kagome wollte gerade einen Freudenschrei ausstoßen, als der Youkai sich regte und Anstalten machte, wieder auf die Beine zu kommen. Der Jubel blieb ihr buchstäblich im Halse stecken. Vorsichtig, immer den Dämon im Auge behaltend, ging sie ein paar Schritte zurück, tastete mit den Händen hinter ihrem Rücken die Ungebung ab und stellte enttäuscht fest, daß sich dort nur eng aneinander stehende Bäume und Büsche befanden, die ihr keinen Durchlass gewährten. Ihr Blick fiel auf die Beine des Youkais. In einem steckte ein riesiger Bumerang - Sangos Hiraikotsu! Kagomes Herz machte vor Freude einen Hüpfer. Ihren Freuden ging es gut und sie waren ganz in der Nähe. Sie würden dieses fiese Biest schon besiegen! Das Knurren des Youkais holte sie in die Realität zurück. Dieser war gerade damit beschäftigt, sein Bein von Sangos Hiraikotsu zu befreien und sich nach dem Übeltäter umzusehen. "Er ist abgelenkt, jetzt oder nie", spekulierte Kagome und wollte just in diesem Moment lossprinten, als sie bemerkte, wie sich die Wunde am Bein des Dämons, die das Hiraikotsu verursacht hatte, in Windeseile wieder schloss. "Oh nein", dachte das Mädchen. "Jetzt ist alles aus." Währenddessen hatte der Youkai den Knochenbumerang in seine Pranken genommen und schleuderte ihn nun ohne ein erkennbares Ziel in Richtung der Bäume. Ein Schrei ertönte aus den Schatten des Waldes, Kagome erkannte, daß es sich um Mirokus Stimme handelte, und richtig, der junge Mönch sprang aus der sicheren Deckung der Bäume hervor und rief dabei Sangos Namen. Nun erkannte das Mädchen auch, warum. Die Dämonenjägerin hatte sich ebenfalls im Wald versteckt gehalten, doch ihre Tarnung war nun aufgeflogen, denn ihr Hiraikotsu kam direkt auf sie zu! Unfähig vor Schreck eine Bewegung auszuführen, starrte sie ihre Waffe, die nun gegen sie gerichtet wurde, an und bereitete sich innerlich auf den schmerzhaften Zusammenprall vor, als sich plötzlich ein Arm um ihre Taille legte, um sie aus der Gefahrenzone zu reißen. Sie und ihr Retter gingen zu Boden, während sich ihr Bumerang nur um Haaresbreite neben ihnen in die Erde bohrte. Als die junge Frau den ersten Schrecken überwunden hatte und den Kopf drehte, um zu sehen, wer da so furchtlos dem Schicksal entgegen getreten war, blickte sie direkt in Mirokus Augen. Der Mönch hatte mit seinem Stab den Knochenbumerang abgewehrt und sie mit sich zu Boden gerissen. Allerdings nicht ohne Konsequenzen. Der Arm, mit dem er noch immer den Stab hielt, ausgerechnet der Arm mit seinem Kazanaa, war taub vor Schmerz und nicht mehr einsatzfähig. Sango war am Verzweifeln. Wer konnte Kagome jetzt noch retten? Dieses Monster hatte Inuyasha bewusstlos geschlagen, ihre eigene Waffe gegen sie eingesetzt und Miroku kampfunfähig gemacht. Blieb nur noch...... "Oh nein, bitte nicht", dachte Sango. Sie drehte sich um und sah, wie eine kleine Gestalt sich von hinten an den riesigen Youkai heranschlich. "Shippo! Nein! Das ist zu gefährlich!" Die Dämonenjägerin wusste, daß der kleine Kitsune nur helfen wollte, aber das hier war auf jeden Fall ein paar Nummern zu groß für ihn. Auf den Warnruf der jungen Frau hin war jedoch nicht nur der Fuchsdämon, sondern auch der Youkai aufmerksam geworden. Langsam drehte er sich zu seinem nächsten Opfer um. Shippo bereute in diesem Moment seine etwas schief geratene Rettungsaktion mehr als alles andere in seinem Leben. Er bemerkte, daß sein ganzer Körper unkontrolliert zu zittern begann, als der Youkai ihm direkt in seine großen unschuldigen Augen blickte. Verzweifelt versuchte Shippo zu fliehen, aber seine Füße waren wie festgenagelt. Und dann........fühlte er es. Sein Blick begann sich in den riesigen Augen des Dämons zu verlieren. Die Welt im ihn herum wurde unwirklich, die Farben verschwanden, alles war.... verschwommen. Etwas krallte sich um sein junges Herz, versuchte, es herauszureißen. Er fühlte, wie das Leben langsam aus ihm verschwand. Gleichgültigkeit machte sich in seinem kleinen Körper breit, die Gleichgültigkeit, die man empfand, wenn man starb. Doch dann war mit einem Male alles vorbei, denn irgendjemand hatte ihn von den Füßen gerissen und zur Seite geschleudert. Als er seine Augen wieder öffnete und gegen die drohende Bewusstlosigkeit ankämpfte, sah er in Inuyashas besorgtes Gesicht. Dessen Augen waren vor Entsetzen geweitet. "Shippo.....", seine Stimme zitterte hörbar, sowie auch sein ganzer Körper vor Schrecken bebte. Der kleine Kitsune blickte ihn erstaunt an. Was war denn los gewesen? Er konnte sich gar nicht so recht daran erinnern, nur, daß der Youkai ihm in die Augen geblickt hatte und dann war da dieses seltsam leere Gefühl gewesen..... . Er schüttelte verwirrt den Kopf, um wieder einen klaren Gedanken fassen zu können. Dann vernahm er Inuyashas Stimme, sie klang allerdings so furchtbar weit weg...... "Shippo, geht es dir gut? Bist du verletzt? Nun sag schon was!" Inuyasha bekam es langsam mit der Angst zu tun. Der Fuchsdämon stand vor ihm, ohne eine Regung zu zeigen und seine Augen waren so seltsam leer. Kurzentschlossen packte er ihn an den Schultern und schüttelte ihn kräftig, während er immer wieder seinen Namen rief. "Shippoooooo! Wach auf! Hörst du mich?! Du musst aufwachen! Shippooooooo!" Der Kitsune stand mutterseelenallein in der Dunkelheit, nirgendwo war jemand von seinen Freunden zu sehen. Was war das denn jetzt? Vor wenigen Augenblicken hatte er doch noch Inuyasha gegenüber gestanden. Jetzt konnte er nur die Stimme des Halbdämons hören, jedoch war sie so weit weg, daß seine feinen Dämonenohren sie gerade noch wahrnahmen. "Inuyasha?" Sein feines Stimmchen wurde sofort von der Dunkelheit verschluckt. Wieder hörte er seinen Freund nach ihm rufen, es klang verzweifelt. "Inuyasha, bitte hilf mir! Ich hab Angst!" Shippo begann zu laufen. Er wollte nur weg von hier, so schnell wie möglich. Er lief einfach in die Richtung, aus der die Rufe Inuyashas kamen, in der Hoffnung, so einen Weg hier heraus zu finden. Und tatsächlich, die Stimme wurde lauter. "Inuyasha! Hier bin ich! Hier!" Und da erschien der Hanyou vor ihm, eine Hand ausgestreckt. Shippo ergriff sie und Inuyasha zog den Kleinen zu sich. Keine Sekunde zu früh. Als der Kitsune wieder zu sich kam, lag er in den Armen des Halbdämons, der ihn erleichtert anlächelte. "Na, alles wieder okay?" "Mmmhhh", machte Shippo. Ihm war die ganze Sache noch ziemlich unheimlich. Vorsichtig stellte Inuyasha den Fuchsdämon wieder auf die Beine und hielt ihn fest, als er drohte, hinzufallen. Shippo hielt sich noch kurz an Inuyashas Arm fest. Dann machte er schon Anstalten dem Hanyou zu danken, als er ihn sich genauer besah und erschrak. Der Youkai schien ihm bei seiner zweiten Attacke noch mehr zugesetzt zu haben, als bei der ersten. Die riesigen Krallen hatten dem Halbdämon einige stark blutende Wunden zugefügt. Auf seiner Stirn bildete sich bereits blutiger Schorf, wo vorher eine Platzwunde gewesen war. Alles in allem sah er schon jetzt sehr mitgenommen aus. "Inuyasha!" Sangos Stimme ließ die beiden aufblicken. "Ist mit dir und Shippo alles in Ordnung?" Inuyasha stand langsam auf, allerdings nicht ohne schmerzhaft das Gesicht zu verziehen. Shippo sah besorgt zu ihm hoch. Er hatte ihm das Leben gerettet, obwohl er selbst verletzt war und eigentlich Hilfe benötigte. Der Hanyou wandte den Kopf in Richtung der Dämonenjägerin. "Uns ist nichts geschehen! Was ist mit dir und Miroku?" Sango atmete auf. Zum Glück ging es ihnen gut. "Nur ein paar Kratzer und blaue Flecken! Nichts Lebensbedrohliches!" Sie sah hinunter zu Miroku, der sich noch immer seinen schmerzenden Arm hielt und sie gequält anlächelte. "Inuyasha! Du musst Kagome-chan helfen! Wir sind für dieses Ungeheuer nur Spielbälle! Er hat es auf sie abgesehen!" Die junge Frau hoffte, daß der Hanyou einen Weg finden konnte, den Dämon wenigstens aufzuhalten. Bis jetzt waren sie alle an diesem Youkai gescheitert. Sie, Miroku und Shippo konnten nichts ausrichten. Jetzt lag ihre Hoffnung allein bei Inuyasha. Dieser zog Tessaiga aus der Scheide und wandte sich nun dem Youkai zu, der ihm keck den Rücken zukehrte. Als er jedoch die Schritte des Hanyous vernahm, drehte er sich langsam um und ließ seine Klauen sprechen. Inuyasha stolperte mit einem gemurmeltem Fluch auf den Lippen zurück und fiel hin. Irgendetwas stimmte doch nicht mit ihm. So leicht war er doch nicht aus dem Gleichgewicht zu bringen. Als er seine Aufmerksamkeit dem Dämon wieder zuwandte, sträubten sich ihm vor Schreck die Nackenhaare. Der Mistkerl hatte sich in der Zwischenzeit Kagome geschnappt, die nun leblos in seiner Pranke hing. "Kagome!" Was hatte er mit Ihr gemacht? Er hatte sie doch hoffentlich nicht...........? Nein, das konnte nicht sein! Ein drohendes Knurren entrang seiner Kehle. "Wage es ja nicht, sie weiter mit deinen dreckigen Klauen zu berühren, sonst bekommst du Tessaigas wahre Macht zu spüren, du Bastard!" Hoffentlich zeigte das etwas Wirkung, denn in Wirklichkeit konnte er das "Kaze no kizu" gar nicht einsetzen. Die Klauen des Youkais hatten ihm nicht nur tiefe Wunden zugefügt, die ihn normalerweise nicht so sehr belasteten, sondern auch seiner Kraft und Reaktionsfähigkeit beraubt. Der Hanyou fühlte, wie er zunehmend schwächer wurde. Auch die Umgebung verschwamm vor seinen Augen zusehends. Er rammte Tessaiga in die Erde, um sich an seinem Schwert festzuhalten, denn der Boden begann unter seinen Füßen zu wanken wie ein Schiff auf hoher See. Dabei war er es selbst, der bedrohlich wankte und nicht der Boden, da der Schwindel in seinem Kopf auch immer stärker wurde. "Halt durch, Kagome", flehte er. "Ich werde schon irgendeinen Weg finden, dich zu retten." Plötzlich erscholl ein grauenvolles Lachen über der Lichtung, so laut und grässlich, daß sich die Freunde allesamt die Ohren zuhielten. Der Youkai hatte sich dazu herabgelassen, ein paar Worte an sie zu richten. Seine gewaltige Stimme grollte über sie hinweg wie ein Unwetter, daß nicht enden wollte. "Ihr Würmer! Denkt ihr wirklich, ihr könntet mich mit euren primitiven Waffen besiegen?! Und du.....", dabei sah er Inuyasha an, "Hanyou, glaubst du im Ernst, dein Spielzeugschwert könnte mir irgendwelchen Schaden zufügen?" Mit diesen Worten machten sich seine Krallen an Kagomes Hals zu schaffen und Inuyasha sah dort etwas Kleines aufblitzen. Die Juwelensplitter! "Natürlich", dachte der Halbdämon. Was sollte er auch sonst wollen? Aber wie konnte er Kagome aus den Klauen dieses Ungeheuers befreien? Okay, andererseits, wenn der Dämon die Juwelensplitter in seinen Händen hielt, würde er das Mädchen vielleicht freilassen und von dannen ziehen. Aber was, wenn nicht? Inuyasha mochte gar nicht daran denken, was der Youkai dann mit ihnen allen tun würde. Unglücklicherweise war er im Moment einfach körperlich nicht in der Verfassung einen vernichtenden Schlag auszuführen. Er brauchte so etwas wie ein Ablenkungsmanöver, irgendetwas in der Richtung, so daß er genug Zeit hatte, um Kagome zu retten. Hilflos starrte er zu allen Seiten, in der Hoffnung, daß ihm etwas Sinnvolles einfiel. Der Youkai bemerkte seine Ratlosigkeit und grinste hämisch. Er hielt dem Hanyou seine Klaue, in der Kagome noch immer ohne ein Lebenszeichen hing, provozierend vor die Nase. "Sie bedeutet dir viel, diese Kleine, hab ich recht?" Inuyasha rümpfte verächtlich die Nase. "Keh, sie bedeutet mir überhaupt nichts! Sie ist doch nur ein Mensch!" Aber tief im Inneren tat ihm diese Behauptung schon wieder leid, wusste er doch, daß es eine Lüge war. Der Youkai beugte sich zu ihm hinunter. "Du sprichst nicht die Wahrheit. Dein Gesichtsausdruck verrät dich. Für dieses Mädchen empfindest du soviel, daß du sogar dein eigenes Leben für das ihre hingeben würdest, habe ich nicht recht?" Das Grinsen auf seinem Gesicht wurde immer breiter. "Und wenn es so wäre?" "Dann würde ich sagen, daß du ziemlich dumm bist!" Jetzt reichte es aber! Inuyasha platzte gleich der Kragen. Was ging den denn sein Gefühlsleben an? Er wollte gerade losstürmen, um diesem protzigen Oberhammel einen gehörigen Denkzettel zu verpassen, als Sangos Hiraikotsu zum zweiten Male wie aus dem Nichts herangestürmt kam und den verblüfften Youkai direkt an der Pranke, mit der er Kagome festhielt, traf. Vor lauter Überraschung ließ er das Mädchen fallen. Inuyasha war mit einem Satz zur Stelle, fing sie sanft auf und brachte sie in Sicherheit. Auf seiner Flucht blickte er noch einmal über seine Schulter zurück und sah Sango etwas weiter weg stehen, in der einen Hand ihr Hiraikotsu haltend blinzelte sie ihm verschmitzt zu. Danach verschmolz sie wieder mit dem Wald, um nicht, wie schon einmal, zur Zielscheibe des Dämons zu werden. "Danke, Sango", dachte Inuyasha und lächelte. Er trug Kagome an den Rande des Waldes und lehnte sie dort vorsichtig an einen Baum. Erleichtert stellte der Hanyou fest, daß sie ganz ruhig und gleichmäßig atmete. Sie war wohl vor Schreck nur in Ohnmacht gefallen. "Kagome, hey Kagome!" Liebevoll streichelte er ihre Wange. Als sie keine Regung zeigte, stand er langsam auf, um sich dem Youkai wieder anzunehmen, denn er hörte schon das Zornesgebrüll von weitem. Leider bereiteten ihm seine Wunden immer noch Probleme, denn mit dem ersten Schritt, den er tat, fühlte er, wie der Schmerz und die Benommenheit zunahmen. Vorsichtig drückte er den Stoff seines Gewandes an den Stellen auseinander, wo ihn der Youkai mit seinen Krallen erwischt hatte und runzelte nachdenklich die Stirn. Es waren vier lange Striemen auf seiner Brust zu sehen und an keiner der Verletzungen hatte bis jetzt der Heilungsprozess eingesetzt, was ihm genug Anlass zum Nachdenken gab. Sie bluteten noch immer stark. Die Wundränder waren gerötet und sahen entzündet aus. Ihm blieb trotzdem keine andere Wahl. Er musste sich dem Youkai stellen, koste es was es wolle. Entschlossen stützte er sich auf Tessaiga, welches er bereits gezogen hatte und wollte gerade den nächsten Schritt tun, als eine Hand die seine umfasste und ihn somit zurückhielt. Erstaunt drehte er sich um. "Kagome......" Das Mädchen kniete vor ihm, immer noch seine Hand haltend. Tränen standen in ihren Augen, suchten sich den Weg über ihre Wangen und tropften zu Boden. Der Hanyou wusste nicht, was er sagen sollte. Sie weinte. Doch nicht etwa.......wegen ihm? Plötzlich fühlte er sich so hilflos. Er mochte es nicht, wenn Mädchen weinten und schon gar nicht, wenn Kagome es tat. Noch schlimmer fand er es aber, wenn er selbst der Grund für die Tränen war. Er versuchte vorsichtig, seine Hand aus der ihren zu lösen, doch es gelang ihm nicht. "Inuyasha......", schluchzte sie verzweifelt. Er kniff die Augen zusammen. Es tat ihm jedes Mal in der Seele weh, sie so zu sehen. "Bitte.......geh nicht. Setz nicht dein Leben aufs Spiel." Verwundert öffnete der Halbdämon seine Augen und begegnete dem Blick Kagomes. Flehend sah sie ihn an. "Aber wenn ich nicht gehe, wird er euch alle töten." Er wusste, daß ihr diese Begründung nicht reichte. "Wenn du gehst, wird er DICH töten! Sieh dich an, Inuyasha. Er hat dich schwer verletzt! Einer weiteren Begegnung mit ihm kannst du nicht standhalten!" Sie war aufgestanden, hielt nun seinen Arm fest umklammert und sah ihn aus geröteten Augen an. "Was sollen wir denn machen, Kagome? Fliehen?!" Auf ihr eifriges Nicken hin schüttelte er entnervt den Kopf. "Wie stellst du dir das vor? Ich kann mich kaum auf den Beinen halten, geschweige denn weit rennen. Wie soll ich da vor dem Dämon fliehen und dich dabei noch auf meinem Rücken tragen? Kagome, er wird nicht eher ruhen, bis er die Juwelensplitter hat und wer weiß, was er dann mit uns anstellt!" Inuyasha rang nach Luft. Selbst das Sprechen bereitete ihm schon Schwierigkeiten. Kagome sah in beunruhigt an. "Dann lass mich dir helfen!" "Nein!" Seine Antwort kam prompt. Sie hatte gewusst, daß er das sagen würde. "Aber......" "Nichts aber!" "Ich kann dich doch nicht alleine kämpfen lassen mit solchen Verletzungen! Du hast selbst gesagt, daß deine Chancen zu gewinnen, schlecht stehen!" Sie ließ nicht locker. "Das habe ich so nicht gesagt! Aber darum geht es hier jetzt auch nicht. Kagome, bitte hör einmal auf mich und bleib hier. Ich kann besser kämpfen, wenn ich dich in Sicherheit weiß." Ohne Vorwarnung fiel sie ihm in die Arme. Er konnte hören, daß sie noch immer weinte und fühlte, wie die Tränen langsam sein Gewand durchweichten. Schüchtern legte er die Arme um sie. "Ich will dich aber nicht verlieren, Inuyasha! Kannst du das nicht verstehen?" Ohne es zu wollen wurde er leicht rot, als sie diese beiden Sätze ausgesprochen hatte. Er räusperte sich hörbar, um zu einer Antwort anzusetzen, als sie beide mit Schrecken feststellten, wie der Youkai rasend schnell näher kam. Dabei hatte er auf der Suche nach dem Hanyou und dem Mädchen schon den halben Wald auseinander genommen. "Seltsam", dachte Inuyasha. Konnte dieser Dämon trotz seiner überdimensionalen Augen nicht gut sehen? Er hätte ansonsten einfach nur der Blutspur des Hanyous folgen müssen. Vielleicht konnte er das ja zu seinem Vorteil ausnutzen. Behutsam löste er sich aus Kagomes Umarmung und drückte ihr, zur Verwunderung des Mädchens, einen sanften Kuss auf die Stirn. Ein leichter Wind kam auf, der Kagome frösteln ließ. "Inuyasha........bitte pass auf dich auf, ja?" Der Hanyou hielt inne und drehte sich noch einmal zu ihr um. Der Wind spielte mit seinem langen Haar und zerrte an seinem Gewand. Ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht. So unbeschwert wie es ging, sagte er: "Keine Angst, ich komm schon klar." Dann sprintete er los, Tessaiga zum Angriff erhoben. Es sollte das letzte Mal gewesen sein, daß sie ihn so lächeln sah. Wortlos blickte sie ihm hinterher. Inuyasha sammelte all seine Kraft, die ihm noch geblieben war, um sie in diesen Angriff zu stecken. Der Youkai sah ihn bereits auf sich zukommen, aber das war dem Hanyou egal. Er hatte bereits einen Plan. So täuschte er eine Attacke nach rechts vor, auf die der Dämon sofort reagierte und nach ihm schlug, doch Inuyasha sprang schnell wie der Blitz nach links und erwischte ihn mit seinem Schwert an der Schulter. Wütend vor Schmerz schrie der Youkai auf und sah sein Gegenüber vernichtend an. Der betrachtete zufrieden sein Werk und klopfte sich innerlich auf die Schulter, daß er mit seiner Vermutung, die Augen des Dämons wären nicht die besten, richtig gelegen hatte. Doch seine Freude währte nicht lange, denn die Wunde des Youkais schloss sich zu seinem Entsetzen bereits wieder. Sein grässliches Lachen verursachte bei ihm Kopfschmerzen. "Ich hätte nicht gedacht, daß du so dumm bist, denselben Fehler ein zweites Mal zu begehen! Und jetzt geh zur Seite, damit ich mir das Mädchen holen kann!" Was meinte er damit? Kagome war doch sicher versteckt oder etwa nicht? Mit einer bösen Vorahnung wandte er sich um und schrak zusammen, als das Mädchen direkt hinter ihm stand, mit Pfeil und Bogen auf den Youkai zielend. "Kagome........" Mehr brachte er nicht über seine Lippen. Konnte sie nicht einmal das tun, was man ihr sagte? Musste sie sich ständig in Gefahr bringen? "Nun", begann der Youkai, "wenn ihr gemeinsam sterben wollt, erfülle ich euch diesen Wunsch gerne." Kagome spannte den Bogen stärker. "Wenn hier einer stirbt, dann bist du das!" Mit diesen Worten ließ sie den Pfeil fliegen, der sofort von einem geheimnisvollen Leuchten umgeben war. Beide hielten vor Spannung den Atem an. Was würde wohl geschehen, wenn der Pfeil traf? Das ohrenbetäubende Geschrei des Youkais gab ihnen die Antwort. Es schien tatsächlich Wirkung zu zeigen. Kagome wollte gerade erleichtert aufatmen, als sie bemerkte, wie der Dämon einfach ihren Pfeil aus seinem Körper zog und ihn zerbrach. Fassungslos starrte sie den Youkai an, der bereits wieder eine seiner Pranken erhoben hatte. Seine Augen sprühten Funken vor Zorn. Dann sauste die Pranke hinunter. Sie fühlte wie sich zwei starke Arme um ihren Körper legten und hörte gleichzeitig Inuyasha vor Schmerzen aufschreien. Dann schlug sie auf dem Boden auf. Kagome bemerkte, daß der Hanyou auf ihr lag. Er hatte sie mit seinem Körper beschützt. Entsetzt erkannte sie, daß der Dämon ihn dieses Mal am Rücken erwischt hatte. Blutige Striemen zogen sich von einer Seite zur anderen. Bloße Angst kroch in ihr hoch, Angst, ihn nun wirklich zu verlieren. "Inuyasha.......hörst du mich?" Vorsichtig richtete sie sich auf und hielt ihn dabei in den Armen. Dadurch wurde er wach. Vor Schmerz kniff er allerdings die Augen sofort wieder zusammen. Sanft strich sie ihm die Haare aus der Stirn. "Ich hab schon befürchtet, du wärst......." Nein, das konnte sie nicht aussprechen! Er stöhnte auf, als er versuchte, aufzustehen. "Da hätte auch nicht mehr viel gefehlt." Ernst sah er ihr in die Augen. "Kannst du nicht einmal das tun, was ich von dir verlange? Ist das so schwer für dich?" Sie sah schuldbewusst zu Boden. "Ja, das ist es. Wenn es bedeutet, dich dabei im Stich zu lassen." Himmel, sie war stur wie ein Esel! "So, jetzt reicht es aber! Meine Geduld ist am Ende! Schluss mit dem Techtelmechtel!" Ein riesiger Schatten, der durch die untergehende Sonne noch größer wirkte, fiel auf den Hanyou und das Mädchen. Der Youkai schnippte Inuyasha wie eine lästige Fliege davon, um sich sogleich wieder Kagome zuzuwenden. "Na, meine Kleine. Du hast da etwas, was ich haben will. Und diesmal werde ich nicht erst warten, bis du in Ohnmacht fällst. Nein, dieses Mal werde ich dich vorher töten, damit du auch schön still hältst!" Kagome gefror vor Schreck das Blut. Sie sah alles wie im Zeitraffer ablaufen. Wie der Dämon auf sie zugerast kam, mit ausgefahrenen Krallen und einem furchterregenden Gebrüll und wie sich just in dem Moment, als er zuschlug, jemand dazwischen warf, jemand, den sie mehr liebte, als alles andere auf der Welt und der genau das tat, was sie immer befürchtet hatte: Sein Leben für das ihre hinzugeben! FLASHBACK ENDE Das einzige, was man in der weiten Einöde der Finsternis vernahm, war ein leises herzzerreißendes Schluchzen. "Sieht so aus, als ob du die Erinnerung an das, woran du die Schuld trägst, wiedererlangt hast." Die kalte Stimme des Hanyous zerschnitt die drückende Stille. "Das.......habe ich.........doch nie.........im Leben.......gewollt." Kagome hatte ihre Arme um die angezogenen Beine geschlungen und den Kopf auf die Knie gelegt. Ihre langen Haare verdeckten ihr Gesicht. Sie wagte es nicht, aufzusehen. "Es ist aber nun mal geschehen und wenn du nicht so töricht gewesen wärst, dann...." "Dann was?!" Kagome fiel ihm ins Wort. Was sollte das? Inuyasha tat doch tatsächlich so, als wäre sie schuld daran! Wieso war er davon so überzeugt? Das konnte doch nicht sein! "Dann was?" wiederholte sie. "Glaubst du, es wäre dann anders ausgegangen?! Glaubst du das wirklich?!" Sie fühlte, wie ihr Tränen in die Augen stiegen. Langsam hob sie den Kopf. "Denkst du tatsächlich im Ernst, ich habe gewollt, daß das geschieht?! Nie im Leben!" Mit tränenüberströmtem Gesicht sah sie den Hanyou an, der immer noch keine Miene verzog. "Wenn du es nicht gewollt hast, wieso hast du dann nicht auf mich gehört?" Das Mädchen wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als ihr diese jedoch im Halse stecken blieb. Ja, wieso hatte sie eigentlich nicht auf ihn gehört? Weil sie ihm zeigen wollte, was in ihr steckt? Weil sie ihm beweisen wollte, daß sie kein kleines Mädchen mehr war, auf das man ständig Acht geben musste? Weil.........sie schluckte hart........, weil sie ihm nicht....vertraut..... hatte, daß er den Dämon auch alleine hätte besiegen können. Prompt fasste Inuyasha ihre Gedanken in Worte. "Du hast mir nicht vertraut, hab ich recht?" Noch immer war keine Gefühlsregung zu sehen, geschweige denn in seiner Stimme zu hören. "Doch, hab ich. Ich wollte.......ich wollte dir doch nur helfen!" Kagome gingen so allmählich die Argumente aus. Sie fühlte sich mittlerweile nun wirklich schon fast schuldig an der ganzen Situation, obwohl sie vor einigen Minuten noch so selbstsicher gewesen war. Lag das an diesem seltsamen Ort, oder war sie tatsächlich an seinem Tod mitschuldig? "Wobei helfen? Einen schnelleren Weg ins Jenseits zu finden?" Das Mädchen erschrak. Das war nicht Inuyashas Stimme! Und doch glaubte sie, sie zu kennen. Langsam wandte sie den Kopf zur Seite und erbleichte. Ein paar Schritte weiter weg war ein junger Mann aus der Finsternis getreten. Er trug einen Stab in der einen Hand und hatte sein schwarzes Haar im Nacken zu einem kleinen Zopf zusammengebunden. Sein langes schwarz-violettes Gewand sah den Kleidern eines Mönchs ähnlich. Das konnte doch nicht sein! Das war doch......... "Miroku.....", entfuhr es ihr ungläubig. Der junge Mönch musterte sie kalt. "Dir ist klar, daß du mit deinem unüberlegten Verhalten unsere Mission zum Scheitern verurteilt hast?" Kagome dachte, sie hätte sich verhört. "Was.......soll das? Wieso sagt ihr beide solche Dinge?" "Weil sie Recht damit haben!" Kagome zuckte wie unter einem Peitschenhieb zusammen. Nicht auch noch....... "Sango.....", erwiderte sie tonlos. "Du etwa auch?" Die Dämonenjägerin tauchte neben Miroku auf und strafte sie mit einem kaltherzigen Blick. "Ich habe einmal gedacht, wir wären Freundinnen, Kagome. Aber ich scheine mich in dir getäuscht zu haben, denn nun hast du die letzte Hoffnung, die mir noch geblieben ist, zerstört! Mit dem Tod Inuyashas ist die Chance, Naraku zu besiegen und somit meinen Bruder Kohaku zu retten, auf ein Minimum gesunken." Kagome konnte einfach nicht glauben, was sie da hörte. Waren denn alle gegen sie? Stand niemand hinter ihr? Konnte es noch schlimmer kommen, als es ohnehin schon war? "Du bist schuld daran, daß Inuyasha tot ist!" Oh ja, es konnte. Die vorlaute Kinderstimme gehörte zu niemand anderem als zu Shippo, dem kleinen Kitsune. Das Mädchen fühlte, wie die Finsternis, die sie noch immer umgab, nun unaufhaltsam in ihr Herz strömte. Die bösen Anschuldigungen ihrer Freunde hatten ihr schon wehgetan, aber das, was sie am meisten gefürchtet hatte auch noch aus dem Mund des kleinen Fuchsdämons zu hören, das war nun eindeutig zu viel für sie gewesen. Geschockt stand sie da. Unfähig, irgendetwas zu sagen, starrte sie nur sprachlos ihre Freunde an. Waren das überhaupt noch ihre Freunde? Taten Freunde so etwas Gemeines? "Du bist schuld, Kagome." "Genau, besser hätte ich es nicht ausdrücken können." "Was hast du dir nur wieder dabei gedacht, Kagome?" "Immer muß man auf dich aufpassen, immer! Wir sind doch nicht deine Kindermädchen!" Mit diesen Worten gingen die Vier langsam auf sie zu, kreisten sie von allen Seiten ein. Fassungslos starrte Kagome sie an. Was sollte sie jetzt tun? Weglaufen? Sie versuchte es, kam jedoch nicht weit, da Sango sie am Arm festhielt und in den Kreis zurückstieß, den die Vier gebildet hatten. Durch den derben Stoß fiel das Mädchen hin. Sofort umschlang sie, um sich selbst zu schützen, mit ihren Armen die hastig angewinkelten Beine und legte den Kopf in ihren Schoß. Zitternd saß sie da, mit Schrecken darauf wartend, was nun folgte. Zunächst blieb alles ganz still und sie zog es schon in Betracht, daß vielleicht die ganze Geschichte nur ein böser Traum gewesen war und sie jeden Moment aufwachen würde. Doch was das betraf, wurde sie eines Besseren belehrt, denn ihre vermeintlichen Freunde begannen an ihr herumzuzupfen und zu zerren. Ängstlich hielt sie noch immer ihre Beine umklammert, schlug nur ab und zu die Hände der anderen beiseite. Dann mit einem Male war alles vorbei, bis......, ja, bis sie einen warmen Atem in ihrem Nacken spürte und eine ihr nur zu wohlbekannte Stimme ins Ohr flüsterte: "Du bist schuld daran, daß ich tot bin, Kagome." Erschrocken riß sie die Augen auf. Inuyasha kniete neben ihr, der Blick seiner kalten toten Augen drangen bis zu ihrer Seele vor und sie spürte, wie irgendetwas in ihr drin zerbrach. "Nein.........", stammelte sie hilflos. "Richtig, wenn du nicht gewesen wärst......." "Immer stehst du uns nur im Weg herum!" "Genau, was kannst du schon, außer uns in Schwierigkeiten zu bringen?! Strafend sahen die Vier sie an, zeigten anklagend mit dem Finger auf sie. "Nein, nein, lasst mich!" Sie wollte weg von hier, möglichst schnell. "Leugnen ist zwecklos, wir haben alles gesehen!" "Richtig. Du bist schuld!" "Schuld!" "Schuldig!" Kagome hielt sich die Ohren zu. Trotzdem hörte sie es. Immer wieder und wieder. Sie hatte sich zu einer kleinen Kugel zusammengerollt, die nun hilflos auf dem Boden lag. "Nein, nein! Bitte, hört auf! Laßt mich in Ruhe! Nein, nein, NEEEEEEEEIIIIIINN!!!!!!!!!!" Kapitel Ende Puha, das war's erst mal wieder von mir. Nun habt ihr die Antwort, warum es so lange mit diesem Kapitel gedauert hat. Ich konnte einfach nicht aufhören zu schreiben. Naja, dafür habe ich, glaube ich jetzt für das nächste halbe Jahr ausgesorgt (kleiner Scherz, bin schon beim nächsten Kapitel dabei). Und natürlich gibt's dafür auch wieder ne kleine Vorschau: Nachdem Kagome aufgewacht ist, erkennen ihre Freunde sie nicht mehr wieder. Das Mädchen ist total verstört und scheint genau das Gegenteil von dem zu verstehen, was man ihr sagt. Als Folge dessen rennt sie weg. Sie läuft ziellos durch den Wald und findet sich plötzlich auf einer Lichtung wieder, die sie nur zu gut kennt. Die Lichtung, auf der sie Inuyasha zum ersten Mal begegnet ist....... (mehr dazu dann im neuen Kapitel). Das nächste Kapitel trägt den Namen: Misstrauen und Versöhnung Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)