Dämonenseelen von abgemeldet ================================================================================ Unverhofftes Wiedersehen ------------------------ Hallo, Ihr Lieben! Da bin ich wieder nach langer Abwesenheit. Erstmal gomen nasai, dass es so furchtbar lange gedauert hat, ich hoffe, es hat noch keiner gedacht, ich mach nicht mehr weiter, aber keine Sorge, diese FF wird nicht abgebrochen, auch wenn ich nebenbei zur Zeit ne Menge zu tun habe. Ganz besonders hab ich mich natürlich wieder über Eure total lieben Kommis gefreut und weil ihr alle so lieb seid, hab ich euch gleich ne ganze Menge Lesestoff mitgebracht. Ich hoffe nur, dass es nicht zu abschreckend wirkt, es ist leider ziemlich viel geworden, mehr als das vorige Kapitel, aber wenn ich einmal loslege, dann kriegt mich keiner so schnell wieder von der Tastatur weg. Bevor es losgeht, muss ich aber noch ein paar Grüße loswerden: Lina-san: Meine kleine Schwester, obwohl ich ja sagen müsste, meine jüngere Schwester, die Lütte bin ja leider ich. Wir sehen uns im September wieder!!! Dann machen wir den Norden unsicher! HDGDL!!! Hotepneith: Wann zum Kuckuck schreibst Du eigentlich Deine FF´s? Ich dachte schon, ich habe zu wenig Zeit dazu, aber wie machst Du das nur? Auf jeden Fall ganz liebe Grüße von mir und schreib noch schöne viele andere für uns, damit wir immer was Tolles zum Lesen haben. Halbdaemonin: Dich kann ich ja auch schon fast als meine kleine Schwester bezeichnen, soviel, wie wir manchmal quatschen. Hab Dich ganz doll lieb und ich wünsche Dir noch erholsame Ferien! Himmel77: Eine der Ersten, die ich bei Animexx kennengelernt habe und ich hab´s bis heute nicht bereut, hihi! Meld Dich mal wieder, wenn die Stressphase vorbei ist. Lizard: Deine Storys sind einfach nur genial, ich verschlinge sie wie eine Tüte Chips und dass, obwohl ich ein Genießer bin. Ich hoffe, Dein Urlaub war schön und Du konntest Dich ein wenig erholen. Mondvogel: Die Neue im Club der genialen Schreiberlinge. An alle, die ihre FF noch nicht kennen: Sofort lesen! Aber dalli! So, jetzt hab ich mal nen bisschen Werbung für Dich gemacht, hoffentlich war das okay. HDL ^-^ Kiara16: Freue mich schon, wenn Du wieder zu Hause bist. Wegen Dir muss ich jetzt mein 6. Kapitel überarbeiten *grummel*. Nein, mal ehrlich, gut, dass es Dir aufgefallen ist und Du mich gleich darauf aufmerksam gemacht hast. Das war echt nett von Dir. KenYasha: Hab mich echt total über Deinen langen Mails gefreut. Würde auch gerne weiterhin mit Dir in Kontakt bleiben, das Quatschen macht echt Spaß mit Dir. Ganz liebe Grüße. So, genug gegrüßt, jetzt geht´s los: 7. Kapitel: Unverhofftes Wiedersehen "Haben wir alles?" Kagome sah über ihre Schulter hinweg zu ihren Freunden, die eifrig damit beschäftigt waren, sich für den geplanten Aufbruch vorzubereiten. Shippo überprüfte zum wahrscheinlich hundersten Male die Vollständigkeit seines Inventars an Gegenständen wie Kreisel, Pilze oder auch Eicheln, die allerdings zu seiner großen Enttäuschung nicht wirklich viel gegen Naraku ausrichten konnten, sich aber in anderen Situationen als durchaus nützlich erweisen könnten. Sango, die neben ihm stand und ihn dabei beobachtete, musste schmunzeln. Jeder wollte seinen Beitrag leisten, selbst der Kleinste unter ihnen, war er noch so schwach. Der Fuchsdämon würde noch viele Niederlagen in seinem Leben einstecken müssen, bis er zu jemandem herangereift war, der sich selbst und andere schützen konnte. Seufzend streifte sich die Dämonenjägerin ihr Hiraikotsu über die Schulter und ließ ihr Schwert mit einem hörbaren Klicken in die Scheide gleiten. Ihr Blick wanderte zu Miroku hinüber, der schon seit einigen Minuten geduldig dastand und darauf wartete, bis seine Freunde soweit waren. Er hatte keine Klinge zu schärfen oder Pfeile zu ordnen, um sie danach in den dazugehörigen Köcher wandern zu lassen. Das schwarze Loch in seiner rechten Hand bedurfte keiner sorgfältigen Pflege. Und als Mönch konnte er immer noch auf seine Bannzettel und seinen Stab, der ihn auf jeder Reise begleitete, vertrauen. Kagome nahm gerade von Kaede noch einen neuen Bogen entgegen, als Kiraras plötzliches Fauchen und Knurren sie alle alarmiert herumfahren ließ. Die Dämonenkatze hatte sich ohne Vorwarnung in ihr großes, mit riesigen Fangzähnen bestücktes Ich verwandelt und gebärdete sich wie wild. "Kirara, was ist los? Was hast du?" Eilig war Sango an ihre Seite getreten und streichelte beruhigend über das Nackenfell der treuen Gefährtin. Sie konnte förmlich spüren, wie angespannt der Körper der Dämonenkatze war. Ihre Augen schweiften suchend umher, um einen Grund für das eigenartige Verhalten Kiraras zu finden. Auch Kagome, Miroku und Shippo sahen sich unsicher um, wurde ihnen doch langsam bewusst, daß ihnen von irgendwem Gefahr drohte, denn der Instinkt der Dämonenkatze hatte sich noch nie getäuscht. Sangos Hand wanderte langsam zu ihrem Hiraikotsu, während Mirokus linke Hand sich auf die Gebetskette an seiner Rechten legte. Kagome holte vorsorglich einen Pfeil aus ihrem Köcher, legte ihn an und spannte den Bogen, um vorbereitet zu sein. Und Shippo, tja, der hielt sich lieber hinter Kagomes Bein versteckt, nur für alle Fälle. Kaede war einige Schritte rückwärts in Richtung ihrer Hütte zurückgewichen und hielt sich ebenfalls bereit. Plötzlich vernahmen ihre Ohren aufgeregte Schreie, die aus dem Zentrum des Dorfes zu kommen schienen. Ihren jungen Freunden war es auch aufgefallen und so ruckten ihre Köpfe fast gleichzeitig in dieselbe Richtung. Es dauerte nicht lange, bis ein Mann aus dem Dorf gelaufen kam und Atem ringend vor Kaede Halt machte. Die Miko musterte ihn fragend, woraufhin er sofort berichtete. "Kaede-sama", brachte er aufgeregt hervor, "ihr werdet nicht glauben, wer gerade das Dorf betreten hat!" Zögernd sah er Kagome, Miroku, Sango und Shippo an und hielt es dann für besser, Kaede die Nachricht lieber ins Ohr zu flüstern, was bei den Freunden ein deutliches Stirnrunzeln auslöste. Kagome stellte mit Entsetzen fest, daß die alte Frau immer blasser wurde, als der Mann ihr mitteilte, wer ihre Gastfreundschaft da gerade ausnutzte. Die Miko sah ihn ungläubig an, doch er unterstrich nur mit einem eiligen Nicken seinen Bericht, bevor er verzweifelt die Schultern hängen ließ. "Was sollen wir jetzt machen, Kaede-sama? Was will er von uns?" Doch die schüttelte hilflos den Kopf und blickte ihren jungen Freunden in die Augen, die sich gegenseitig ratlos fragten, wer denn das Dorf betreten haben könnte, der einen solchen Respekt hinterließ und gleichzeitig Furcht unter ihnen auslöste. "Wenn ich nur wüsste, was er will. Ich dachte, es wäre ihm egal." Als Kaede diese Worte aussprach, kroch in Kagome ein schrecklicher Verdacht hoch. Konnte es etwa sein, daß er ...? Jaken bezweifelte noch immer, daß es eine gute Idee gewesen war, an der Seite seines Herrn dieses Dorf zu betreten, um Inuyashas Freunde aufzusuchen. Die Dorfbewohner waren ängstlich vor ihnen zurückgewichen, manche hatten sogar schreiend das Weite gesucht, bis auf ein paar ganz Mutige unter ihnen, die sich den beiden Youkai mit gezückten Mistgabeln entgegenstellten, die aber, nachdem Sesshomarus Blicke sie regelrecht aufzuspießen drohten, dann doch ihre Heil in der Flucht suchten. Sesshomaru sah ihnen verächtlich hinterher und setzte anschließend unbeirrbar seinen Weg fort. Rin hatten sie lieber am Rande des Dorfes zusammen mit Ah-Un zurückgelassen. Erstens hätte es wahrscheinlich eine Massenpanik unter den Menschen hier ausgelöst, wenn der zweiköpfige Drachen gemütlich ins Dorf hereinspaziert wäre und zweitens hätte dieses furchtbar neugierige Gör wieder eine Menge unnutzer Fragen gestellt. Nein, das, was sie hierher geführt hatte, musste in Ruhe besprochen werden. Sesshomaru hielt es für wichtig, die Freunde seines Bruders darüber zu informieren, was er gesehen hatte. Er wollte, daß sie Nachforschungen für ihn anstellten, was nun wirklich geschehen war. An diesem schicksalhaften Abend vor ein paar Tagen hatte er deutlich gespürt, wie Inuyashas Lebenslicht noch einmal mit aller Kraft aufgeflammt war, um dann für immer zu erlöschen. Er hatte sein Grab mit eigenen Augen gesehen und gestern in der Abenddämmerung lief sein Bruder nur wenige Meter an ihm vorbei, allerdings in seiner menschlichen Gestalt. Wie war das möglich? Sesshomarus Gedanken überschlugen sich förmlich angesichts dieser Sache. Seit gestern Abend zermarterte ihm diese Frage das Hirn. Und wieso kehrte er nicht zu seinen Freunden zurück, wenn er doch lebte? Fragen über Fragen, die regelrecht nach logischen Antworten schrieen. Jaken sah besorgt zu seinem Herrn hoch. Er spürte, wie dieser mit seinen Gedanken wieder ganz woanders war. Konnte es etwa sein, daß er für dieses verfluchte Halbblut doch geschwisterliche Gefühle hegte? Kopfschüttelnd vertrieb Jaken diese überaus absurde Vermutung. Blödsinn, dachte er. Seit wann scherte sich sein Herr um das Schicksal anderer? Er zog eher die Möglichkeit in Betracht, daß er herausfinden wollte, ob das, was seinem Bruder Schaden zugefügt hatte, auch ihm gefährlich werden konnte. Schließlich war irgendetwas mit dem Hanyou geschehen, was sie sich nicht erklären konnten. Jaken machte mit einem Male ein paar unfreiwillige Hopser voran, da sein Herr ohne Vorwarnung seinen Gang beschleunigte und er Mühe hatte, mit ihm Schritt zu halten. Der Grund für diese plötzliche Eile lag in Sesshomarus Nase. Er witterte dieses Menschenmädchen, welches ständig mit Inuyasha zusammengewesen war. Ganz in der Nähe musste sie sich aufhalten, ihr Geruch war unverkennbar. Doch wo genau das war, konnte er nicht ausmachen. Irgendetwas verwirrte seine Sinne, störte seine Wahrnehmung. Es schien so, als würde das Mädchen mit aller Macht von Jemandem geschützt werden, jemand, der nicht wollte, daß sie in Gefahr geriet. Der Youkai legte nachdenklich die Stirn in Falten. Wer besaß die Macht, die Witterung eines Dämons, wie er einer war, zu täuschen? Doch nach einigen Augenblicken des Überlegens fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Natürlich, dachte er, die halbvertrocknete Miko dieses Dorfes, wer sonst? Also musste schleunigst jemand her, der ihn zu dem Aufenthaltsort des Mädchens führte. "Du", die Hand seines ihm noch verbliebenen rechten Armes hob sich und er deutete mit dem Zeigefinger auf das Antlitz eines Mannes, der vor Schreck erbleichte, als er den kühlen Blick des mächtigen Youkais auf sich ruhen sah. Die Stimme des Mannes zitterte, als er antwortete. "J-ja, Herr?" Sesshomaru machte einen Schritt in seine Richtung, was zur Folge hatte, daß die anderen Dorfbewohner, die noch vor wenigen Augenblicken neben dem Angesprochenen gestanden hatten, fluchtartig das Weite suchten. Der Mann begann am ganzen Körper zu schlottern, als er bemerkte, daß er seitens der Seinen nun auf keine Unterstützung mehr bauen konnte. Die Stimme des Youkais klang hart und schneidend, als er seinen Wunsch äußerte. "Du wirst mich zu diesem Mädchen namens Kagome führen." Sein Gegenüber schluckte hart aufgrund dieser Aufforderung. Nervös sah er zu allen Seiten, doch die anderen Leute wichen seinen hilfesuchenden Blicken beschämt aus. Sesshomaru wartete. Wieso dauerte denn das solange? Entweder war es außerordentlich mutig oder ziemlich dumm von diesem Menschen seine Geduld so unverschämt auf die Probe zu stellen. So tat er einen weiteren Schritt in dessen Richtung, worauf dieser wie nach einem Blitzschlag zusammenfuhr. Verwundert zog Sesshomaru die Augenbrauen hoch. Ging denn von seiner bloßen Erscheinung soviel Angst und Schrecken aus, daß der Mann so reagierte? Er hatte niemandem von ihnen angegriffen und verletzt, geschweige denn dieses Dorf zerlegt und doch gaben ihm diese Leute hier das Gefühl, genau das getan zu haben. Scheinbar hatten sie mit allem, was den Namen "Dämon" trug, schlechte Erfahrungen gemacht, außer mit seinem missratenen Halbbruder. Wo wir doch wieder beim Thema wären, dachte Sesshomaru. Eine letzte Chance sollte es für den Mann noch geben, wenn dann nichts geschah, würde er sich wahrscheinlich wirklich vergessen. "Ich scheine mich beim ersten Mal nicht klar genug ausgedrückt zu haben. Ich befinde mich auf der Suche nach dem Mädchen Kagome und ich bin mir sicher, daß du weißt, wo sie sich aufhält. Also führe mich zu ihr, denn meine Geduld ist nun langsam am Ende." Der Mann schien unter dem vernichtenden Blick des Youkais regelrecht zusammen zu schrumpfen. In stark verkrümmter Haltung stand er da, wand sich wie unter Schmerzen und erweckte den Eindruck, als würde ihn die Antwort, die ihm auf den Lippen lag, all den Mut kosten, den er noch aufbringen konnte. "Ich ... äh, ich ...kann euch nicht ... sagen, wo sie ist. Ich weiß es nicht." Kurz nachdem der Mann diesen Satz beendet hatte, wusste Sesshomaru, daß er log. Da konnte ihm kein normaler Sterblicher etwas vormachen. Außerdem verriet der Mann sich allein schon durch sein auffälliges Verhalten. Und Sesshomaru roch es. Seinem Gegenüber lief der Schweiß in Strömen über den Rücken hinunter und das war nicht allein ein lästiges Übel der Angst, die seinen Körper umklammert hielt. Jaken, der sich die ganze Zeit über im Hintergrund gehalten hatte, fuhr diesen für ihn unverschämten Menschen empört an. "Was erlaubst du dir eigentlich, Sesshomaru-sama etwas vorzumachen?! Wenn dir dein Leben lieb ist, dann sag gefälligst die Wahrheit!" Mit einem wütenden Schnauben unterstrich er seine Forderung, die keinen Aufschub duldete. Der Mann blickte nun abwechselnd den kleinen Krötenyoukai, der sich vor ihm aufgebaut hatte und wütend mit einem seltsamen Stab vor seiner Nase herumwedelte, und seinen Herrn an, dessen eiskalter Blick einem das Blut in den Adern gefrieren ließ. Er befand sich eindeutig in einer Zwickmühle, aus der kein Weg mehr herausführte. Sesshomaru kam nach einer Weile zu dem Schluss, daß das hier jetzt die wirklich allerletzte Chance war, die er diesem törichten Menschen geben würde. Sollte er dann noch immer keine passende Antwort parat haben, dann würde er sich die Information nach dem Aufenthaltsort des Mädchens auf eine ganz andere Art und Weise erzwingen. "Hör zu, ich habe nicht wirklich viel Zeit und mir liegt auch nicht viel daran, mir von dir diese kostbare Zeit stehlen zu lassen. Also, wenn du mir nicht bald verrätst, wo dieses Mädchen ist, dann werde ich ein wenig nachhelfen, damit dir die Antwort auf meine dringende Frage schleunigst einfällt." Provozierend ließ er seine Klaue knacken und wechselte mit Jaken einen vielsagenden Blick, den sein Diener sofort richtig deutete. "Genau", warf dieser ein, um die missliche Lage, in der sich der Mann ohne Zweifel befand, noch ein wenig zu verstärken, "ich an deiner Stelle würde lieber den Mund aufmachen und singen. Ich habe am eigenen Leibe zu spüren bekommen, was geschieht, wenn man sich seinen Befehlen widersetzt." Er seufzte tief, was den Mann natürlich dazu veranlasste, ihn fragend und gleichzeitig flehend anzusehen, worauf der Krötenyoukai zufrieden darüber, daß sein Plan aufging, fortfuhr. "Bevor ich auf Sesshomaru-sama traf", mit einem Nicken deutete er in seine Richtung, "war ich ein stolzer und stattlicher Youkai, der Herr über meine Sippschaft und nicht das hier", er blickte an sich herab, "was du jetzt vor dir siehst. Ich beging eine furchtbare Dummheit und zwar dieselbe, die du im Begriff bist zu tun. Trotzig, wie ich damals in jungen Jahren war, ging ich auf seine an mich gestellten Forderungen nicht ein und das, obwohl er der Ranghöhere von uns beiden war und mein Verstand mir schon hätte sagen müssen, daß das der verkehrte Weg war. Prompt machte er zur Strafe aus mir das, was nun vor dir steht. Mein Leben war dadurch verwirkt. Ich musste meine Sippe im Stich lassen, die soviel Hoffnung in mich und die Zukunft, die ich ihnen bringen sollte, gesetzt hatte. Doch in dieser Stunde der Not zeigte Sesshomaru-sama Barmherzigkeit. Er bot mir an, ihn bis zu seinem Lebensende, möge das noch Äonen entfernt sein, als Diener zu begleiten. So war ich wenigstens in seiner Gesellschaft vor Schimpf und Schande der anderen Dämonen geschützt. Wie gesagt, du bekommst noch die eine Chance, die mir verwährt wurde, um dein mickriges Leben zu retten. Ich an deiner Stelle würde sie nutzen." Mit einem Nicken in dessen Richtung und verschränkten Armen stand er da, auf eine Reaktion wartend. Sesshomaru war indes das erste Mal in seinem schon lange währendem Leben wirklich über alle Maßen erstaunt. Daß Jaken sich solch eine Geschichte aus den Ärmeln schütteln würde, hätte er niemals für möglich gehalten. Und sie schien auch zu fruchten, denn der Mann fiel plötzlich vor ihm auf die Knie und bettelte um sein Leben. "Bitte", flehte er, " tut mit nichts. Verwandelt mich nicht in ein Monster wie den da." Er zeigte mit dem Finger auf Jaken, der ihm einen alles vernichtenden Blick zuwarf. Dann fuhr er fort. "Ich werde euch zu ihr führen, aber ich bitte euch, tut ihr nichts, bitte." Ihr was tun?, dachte Sesshomaru verwirrt, auf die Idee bin ich eigentlich nicht gekommen. Außerdem bin ich deswegen nicht hier. Tot ist sie nicht mehr von Nutzen. Wie soll ich dann herausbekommen, was wirklich mit meinem vertrottelten Halbbruder geschehen ist? So wandte er sich wieder dem Mann zu, der nun schon zu schluchzen begonnen hatte, weil er das Schlimmste befürchtete. Verächtlich verzog der Youkai die Lippen, bevor er antwortete. "Ich will ihr nichts antun. Ich bin lediglich hierher gekommen, um Informationen von ihr zu erlangen, das ist alles." Dem Mann schienen angesichts dieser Antwort vor Erstaunen die Augen aus den Höhlen hervorzuquellen. Und dafür hatte er sich so vor diesen beiden Youkai erniedrigt? Ein grimmiges Lächeln zeigte sich auf seinen Lippen. Nun gut, sie hatten nur ein Spiel mit ihm gespielt und er war darauf hereingefallen, wie wahrscheinlich jeder andere auch, wäre er nicht der Unglückliche gewesen. Trotzdem schämte er sich vor seinen Mitmenschen, die noch immer sprachlos und ängstlich vor ihren Hütten standen und die Szenerie aus sicherer Entfernung beobachteten. Nachdem er sich wieder einigermaßen beruhigt hatte, wandte er sich den Youkai zu, die schon ungeduldig zu werden schienen. Der Kleinere von ihnen scharrte unruhig mit diesem seltsamen Stab auf dem trockenen Boden herum, während die dunkle Aura, die den großen Youkai mit den langen schneeweißen Haaren umgab, noch an Intensität zuzunehmen schien. Er sollte sich also schleunigst beeilen, sonst würden sie es sich vielleicht noch anders überlegen. "Folgt mir bitte. Das Mädchen befindet sich zusammen mit ihren Freunden bei unserer Miko." So setzte er sich langsam in Bewegung und überzeugte sich mit einem flüchtigen Blick über seine Schulter davon, daß die beiden ihm auch wirklich folgten. Der Größere schritt einer Feder gleich sofort neben ihm her, was den Mann zuerst einmal erschreckte. Er fing sich jedoch sogleich wieder, atmete tief durch und konzentrierte sich lieber auf den Weg, den er einschlug. Jaken hielt den für ihn typischen respektvollen Abstand, während er hinter seinem Herrn und dem Menschen hertapste. "Jetzt sag uns endlich, Kaede, wer ist auf dem Weg hierher?" Kagome wurde langsam ungeduldig. Sie wollte doch nur Gewissheit haben, ob sie mit ihrer Vermutung richtig lag. Derweil konnte Sango ihre große fauchende Gefährtin kaum noch in Zaum halten; Kirara war in den letzten Minuten so unruhig geworden, daß es die Freunde mittlerweile mit der Angst bekamen. In der Zwischenzeit hatte Shippo vorsorglich auf Mirokus Schulter Schutz gesucht, wo er zitternd abwartete, was nun geschehen würde. Genauso wie die große Dämonenkatze fühlte auch er, wie das Youki von Minute zu Minute an Intensität zunahm. Plötzlich spürte er, wie der Mönch unter ihm zusammenzuckte. Mirokus Augen waren vor Schreck geweitet, als er zu der Dämonenjägerin hinübersah, die ihn ebenfalls ungläubig anstarrte. Ihre Hand war automatisch an den Griff des Schwertes, welches sich an ihrer Hüfte befand, gewandert. Kagome stand wie erstarrt da. Also stimmte es. Sie hatte sich tatsächlich nicht getäuscht. Dieses Youki konnte nur einem gehören. Und dessen Besitzer kam geradewegs auf sie zumarschiert. Sesshomaru betrachtete die Szenerie von weitem mit leichtem Erstaunen. Irgendjemand schien sein Kommen angekündigt zu haben, denn der lästige Anhang seines Halbbruders stand vorgewarnt in Gefechtsstellung da und erwartete ihn nervös. Einige Meter von ihnen entfernt blieb er stehen und musterte sie mit seinem gewohnt kühlen Blick. Sein Diener bezog vorsorglich neben ihm Position, seinen Stab vor sich haltend wartete er geduldig ab. Die Geräusche der Natur waren mit einem Schlag verstummt, nachdem die beiden Youkai das Feld betreten hatten. Es war so, als hielte alles den Atem an, um zu verfolgen, was nun geschah. Nur das immer agressiver werdende Fauchen und Knurren Kiraras war zu hören. Der Mann, der Sesshomaru und Jaken hierher geführt hatte, drehte sich vorsichtig zusammen mit dem Boten aus dem Dorf um und ergriff gemeinsam mit ihm die Flucht. Diese Feiglinge, dachte Kaede, während sie ihnen hinterher sah. Dann konzentrierte sich ihre Aufmerksamkeit auf Kagome und es gefiel ihr gar nicht, was sie da sah. Hoffentlich nahm sich das Mädchen zusammen, sonst würde sie eine mittelschwere Katastrophe heraufbeschwören. Doch Kagome dachte kein bisschen daran. Mit geballten Fäusten stand sie vor Wut schäumend da. Ein falsches Wort, nein, vielleicht auch nur ein Wimpernzucken von diesem herzlosen Youkai und sie würde sich vergessen. Wie konnte er nur? Wie konnte er nur jetzt hier auftauchen, nach allem, was geschehen war? Was wollte er? Sich an ihrer Trauer ergötzen oder etwa ... sich Tessaiga holen? Jetzt, wo sein Halbbruder nicht mehr lebte, stand ihm kein ebenbürtiger Gegner mehr ihm Wege, um ihn daran zu hindern, es an sich zu nehmen. Aber das würde nicht so einfach werden, denn zuerst musste er an ihr vorbei. Der mächtige Youkai musterte in der Zwischenzeit abfällig die sich noch immer wie wild gebärdende Dämonenkatze. Sein kalter Blick streifte Sango, die sich schützend vor ihre große Freundin stellte. "Ich rate dir, dein zu groß geratenes Schmusekätzchen lieber zu beruhigen, wenn du nicht möchtest, daß ich es püriere." Dieser Satz troff nur so vor lauter Sarkasmus und jeder von ihnen wusste, daß das halt seine Art war, darum zu bitten, Kirara zurückzupfeifen, aber bei Kagome brannten in diesem Moment sämtliche Sicherungen durch. Was bildete der sich eigentlich ein? Spielte sich hier auf, als wäre er der Oberbefehlshaber höchstpersönlich oder so. Wutentbrannt marschierte sie mit weit raumgreifenden Schritten auf ihn zu, was ihre Freunde mit wachsendem Entsetzen verfolgten. Sango, die in unmittelbarer Nähe Kagomes gestanden hatte, stieß einen erstickten Schrei aus und machte einen Satz in ihre Richtung, um die Freundin somit vor einer großen Torheit und vielleicht sogar vor ihrem sofortigen Tod zu bewahren, doch zu spät. Kagome pflügte wie ein Schnellzug in Richtung Sesshomaru, die Fäuste wie ein Profiboxer erhoben und wild entschlossen, sie im Notfall auch einzusetzen. Sie wollte Antworten von ihm und zwar stichhaltige. Unter ihre grenzenlose Wut mischte sich ohne Vorwarnung plötzlich wieder Trauer, die sich in den letzten Tagen eigentlich in der hintersten Ecke ihrer Seele verborgen hatte. Das unerwartete Auftauchen Sesshomarus hatte die gerade einigermaßen verheilte Wunde wieder aufgerissen. Tränen verschleierten ihre Sicht und mit einem Male stieß sie auf etwas, was ihr den Weg versperrte. Ohne nachzudenken, begann sie mit den Fäusten wie wild dagegen zu trommeln. Warmes Blut lief über ihre Finger und gerann an ihrer Kleidung. Ihre Freunde hatten vor Schreck den Atem angehalten, als Kagome damit begonnen hatte, auf den Youkai einzuschlagen. Sie rechneten jeden Moment mit einer Gegenwehr seinerseits und bereiteten sich darauf vor, ihre Gefährtin bis aufs Blut zu verteidigen, doch nichts dergleichen geschah. Sesshomaru stand unbeweglich wie eine Statue da und ließ das Mädchen gewähren. Selbst Jaken, der seinen Herrn ja schon viele Jahre kannte und wusste, daß er das, was sich ihm hier bot, eigentlich mit dem Tode bestrafen würde, war die Kinnlade heruntergefallen. Fassungslos wanderte sein Blick immer wieder zwischen dem mächtigen Youkai und dem verzweifelt schluchzenden Mädchen hin und her. Doch auch die herausragende Beherrschung eines DaiYoukai kannte ihre Grenzen. Denn für ihn bedeutete diese sinnlose Aktion des Mädchens eine herbe Erniedrigung. Hätte er sich aus anderen Gründen hier eingefunden, wäre sie einen schnellen, aber schmerzlosen Tod gestorben. Aber besondere Umstände erforderten nun mal besondere Maßnahmen. Mit einer für das Menschenauge kaum wahrnehmbaren Bewegung umgriff er ihre Handgelenke und gebot ihr somit Einhalt. Behutsam drückte er ihre Arme hinunter. "Sieh mich an", befahl er ihr mit ruhiger Stimme, denn Kagome hielt den Kopf gesenkt. Sie fühlte, daß sie dem Youkai natürlich haushoch unterlegen war und schämte sich für ihr unüberlegtes Verhalten. Kopflos hatte sie sich ins Geschehen gestürzt und die Beherrschung verloren, während er ein solches Maß daran besaß, daß es ihr fast unheimlich erschien. Eigentlich sah ihr so etwas gar nicht ähnlich, doch die Ereignisse der vergangenen Tage hatten nun ihren Tribut gefordert. Niemand konnte das so einfach wegstecken, als wäre nichts geschehen. Langsam hob sie den Kopf und blickte in zwei gefühllose gold-gelbe Augen, die denen Inuyashas gar nicht so unähnlich waren. Doch an den Augen des Hanyous hatte sie stets seine Gefühlslage ablesen können, ob er traurig oder glücklich war, wütend oder beleidigt, enttäuscht oder auch mal nachdenklich. Hier erkannte sie rein gar nichts, nur eine bodenlose abgrundtiefe Kälte, die sie erschauern ließ. Aber in dem Moment, als sich ihre Blicke endgültig trafen, spürte sie eine leichte Erschütterung in seiner Aura. Auch in seinen Augen nahm sie ein kurzzeitige Veränderung wahr. Etwas wie Bestürzung zeigte sich darin, jedoch nur für einen kurzen Moment, dann hatte er sich wieder unter Kontrolle. Sesshomaru war verwirrt. Was war da gerade mit ihm geschehen? Als das Mädchen ihn mit seinen vor Tränen schimmernden Augen angesehen hatte, war irgendetwas ihn ihm drin zerbrochen. Es konnte doch nicht sein, daß er langsam aber sicher gefühlsduselig wurde. An diesem verfluchten Abend vor ein paar Tagen schien sich wohl seine berühmte Kaltblütigkeit für immer von ihm verabschiedet zu haben. Oder lag es an etwas anderem? War das Schicksal seines Halbbruders und das Seine enger miteinander verknüpft, als er dachte? Die Geschichte seines Vaters schien immer mehr Form anzunehmen. Er hatte damals dieser Tatsache keinen Glauben geschenkt, daß er und Inuyasha durch ein unsichtbares Band miteinander verbunden sein sollten. Allerdings hielt er das nun gar nicht mehr für so abwegig. Vielleicht war ja das alles der Grund für diese eigenartigen Stimmungsschwankungen. Egal, jedenfalls musste er schleunigst herausfinden, was geschehen war, was seinem Halbbruder den Lebensatem ausgehaucht hatte und wieso er in den gestrigen Abendstunden nur wenige Meter an ihm vorbeigelaufen war, wo er doch am Vortag sein Grab aufgesucht hatte, um sich zu überzeugen, daß er wirklich tot war. Er kannte keine Macht, die so etwas zustande bringen konnte. Plötzlich riss ihn das Mädchen aus den Gedanken, dessen Handgelenke er längst losgelassen hatte. Dafür krallten sich nun ihre Finger in den weiten Stoff seiner Ärmel, während sie immer wieder dieselbe Frage an ihn richtete. "Wo bist du gewesen, als er dich gebraucht hat?" Es war das erste Mal in seinem Leben, daß ihn eine Frage wie diese vollkommen aus dem Konzept brachte. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er sie an, unfähig, etwas darauf zu erwidern. "Nur dieses eine Mal hätte er dich gebraucht, nur dieses eine Mal und du warst nicht da." Tränen rannen über ihre geröteten Wangen. Ihre Freunde, die alles bestürzt verfolgt hatten, sahen betroffen zu Boden. Wie konnten sie nur so vorschnell sein, um anzunehmen, Kagome hätte schon alles überwunden? Ihre Finger krallten sich noch fester in den wertvollen Stoff, ihre Stimme, die vor einigen Augenblicken noch vor Unsicherheit gezittert hatte, wurde fester und klang schon fast hart, ja vorwurfsvoll. Selbstsicher suchte sie Kontakt zu seinen Augen, wollte ihn wissen lassen, daß er auf jeden Fall eine Teilschuld an Inuyashas Tod trug, wollte ihm wehtun, irgendein Gefühl der Reue und Schuld in ihm wecken. Sie konnte ja nicht ahnen, daß sie genau das schon längst geschafft hatte. Wieder wühlten sich die anklagenden Worte durch seine Gedanken, immer wieder und wieder, bis sie ihn dort trafen, wo es wehtat. Ja, er, der große Sesshomaru, Herr über die westlichen Länder, verspürte etwas noch nie Dagewesenes: Schmerz. Und daran waren nur die Worte eines Menschenweibes schuld. Oder doch nicht? Seit diesem verhängnisvollen Abend hatte sich sein bisheriges Leben vollkommen auf den Kopf gestellt. Was war nur los mit ihm? Noch vor einem Jahr hätte ihn so etwas kalt gelassen, hätte er diese Worte nicht einmal in seiner Gegenwart geduldet, derjenige, der dafür verantwortlich gewesen wäre, hätte diese Dummheit sofort mit seinem Leben bezahlt. Und nun? Lag es vielleicht daran, daß er in Begleitung eines Menschenmädchens durch die Lande zog? Hatte ihn das weich werden lassen? Plötzlich zog ihn etwas nach unten. Verwirrt suchte er den Grund dafür und bemerkte, daß das Mädchen in die Knie gesunken war. Die Kraft, die noch vor kurzem durch ihre Adern geflossen war und ihr den Mut gegeben hatte, dem Youkai entgegenzutreten, war nun verschwunden. Verzweiflung legte sich wieder über ihr Herz und ließ sie aufschluchzen. Sango konnte das nicht länger mit ansehen und wollte zu ihr eilen, doch nur ein flüchtiger Blick Sesshomarus genügte, um ihr Einhalt zu gebieten. Und dann geschah etwas, wobei allen vor lauter Unglauben der Atem stockte. Langsam ging der Youkai vor Kagome auf die Knie hinunter und berührte sie beinahe sanft an der Schulter, was sie aufsehen ließ. Miroku und Sango taten gleichzeitig einen Schritt in Richtung ihrer Freundin, für den Fall, daß die Absichten Sesshomarus nichts Gutes versprachen, um einzugreifen, sollte es von Nöten sein, doch die alte Miko vertrat ihnen rasch den Weg. Mit einer knappen Kopfbewegung in Richtung des Youkais und des Mädchens bedeutete sie ihren jungen Freunden vorerst Ruhe zu bewahren. Hätte er die Absicht gehegt, sie zu töten, dann wäre das schon längst eingetreten. Der Mönch und die junge Frau entspannten sich daraufhin etwas und traten zurück, um abzuwarten, was weiter geschah. Sesshomaru legte derweil seine ganze Überzeugungskraft in den einen Satz, der ihm seit gestern Abend auf den Lippen brannte. "Inuyasha ist nicht tot." Zwei weit aufgerissene Augen begegneten den Seinen. Die Lippen des Mädchens formten stumme Worte, die bei dem Youkai ein deutliches Stirnrunzeln verursachten. Auch ihre Freunde standen wie vom Donner gerührt da, nachdem sie seine Botschaft vernommen hatten. Unglauben las er in ihren Gesichtern und er konnte es ihnen nicht einmal verübeln, denn auch für ihn war es selbst jetzt noch immer schwer zu glauben, was er da gesehen hatte und doch ... entsprach es der Wahrheit. Sein Bruder lebte. "Du ... du Lügner!" Der Aufschrei Kagomes riss ihn zurück in die Realität. Zornig hatte sie seine Hand beiseite geschlagen und sich aufgerappelt. Ihre Augen hatten sich zu kleinen Schlitzen verengt, aus denen sie ihn wütend anfunkelte. "Wie kannst du es wagen, so etwas zu behaupten?! Willst du uns noch mehr quälen?!" Vollkommen aufgelöst stand sie vor ihm, vor Wut zitternd. Diese für sie überaus absurde Behauptung hatte ihr wieder neue Kraft gegeben, sich ihm entgegenzustellen. Wieso sagte er so etwas? Reichte noch nicht aus, was geschehen war? Soeben wollte sie ihren ganzen Unmut darüber kundtun, als sie erschrocken innehielt. Mit Entsetzen stellte sie fest, daß das Youki ihres Gegenübers aufflackerte und mehr und mehr an Intensität zunahm, denn auch die Geduld eines Sesshomaru stieß irgendwann an ihre Grenzen. Das lange weiße Haar des Youkais bewegte sich leicht, obwohl es vollkommen windstill war. Geräuschvoll ließ er seine Klauen knacken, während seine Augenfarbe von einem kühlen Gold-Gelb-Ton in ein beunruhigendes Rot wechselte. Kagome machte verängstigt ein paar Schritte rückwärts. Langsam wurde ihr bewusst, was sie ihm alles an den Kopf geworfen hatte und sie schalt sich in Gedanken dafür, doch die Erkenntnis, das wusste sie, kam ein wenig zu spät. Vielleicht sehe ich dich nun schneller wieder, als mir lieb ist, Inuyasha, dachte sie verzweifelt. Jaken sah indes seinen Herrn aus schreckgeweiteten Augen an. Er würde sich doch wohl nicht vergessen? Deswegen hatten sie sich doch nicht auf den Weg gemacht, um es so enden zu lassen. Andererseits war ihm jedoch auch bewusst, wie zwecklos es war, sich da einzumischen. Wenn sich sein Herr in diesem Zustand befand, würde der Krötenyoukai sich bestenfalls gevierteilt aus der Affäre ziehen können. So brachte er ebenfalls einige Meter zwischen sich und seinen Herrn, nur für den Fall, der, so hoffte er jedoch, nicht eintreten möge. Sango und Miroku hatten derweil genug gesehen. Das Verhalten Sesshomarus war nun eindeutig mehr als nur eine Einladung, um einzugreifen. Eiligst riss die junge Dämonenjägerin ihr Hiraikotsu vom Rücken und warf dem Mönch ihr Schwert zu, der es geschickt auffing. Selbst Shippo, der ja solchen Situationen lieber aus dem Weg ging, sprang von Mirokus Schulter und sammelte seine Kräfte, denn wenn es um seine Kagome ging, war Angst ein Fremdwort für ihn. Sie alle waren sich zwar im Klaren darüber, daß die Waffen, die sie besaßen, nichts waren im Vergleich mit den Kräften des Youkais, doch kampflos wollten sie auf keinen Fall aufgeben. "Kagome!", schrie Sango. "Schnell, komm hier herüber!" Hektisch winkte sie ihre Freundin herbei, doch bevor diese auch nur reagieren konnte, mischte sich Sesshomaru ein. "Ihr Narren", knurrte er zornig, "was soll das werden, wenn es fertig ist?" Mit einer einzigen kraftvollen Handbewegung fegte er ihre Waffen beiseite, die wie von Geisterhand bewegt einige Meter von ihnen entfernt auf dem Boden aufschlugen. Sango sprang mit einem erschrockenen Aufschrei nach hinten, während Shippo quietschend vor Angst doch lieber Schutz hinter der alten Miko suchte, die das Ganze eher mit Erstaunen beobachtete. Mirokus Hand lag bereits auf der Gebetskette an seiner Rechten und er war gerade im Begriff den Bann, der sein schwarzes Loch unter Kontrolle hielt, zu lösen, als der Youkai ihm zuvorkam. Die dämonische Aura, die ihn umgab, wuchs plötzlich auf das Dreifache heran. Sein langes Haar, welches vor wenigen Augenblicken noch eher sanft sein Gesicht umspielt hatte, wirbelte nun wie während eines Sturmes wild hin und her. Eine leichte Druckwelle schien von seinem Körper auszugehen, machte kurz vor den Freunden halt und ließ den feinen Staub des trockenen Bodens und eine Menge kleiner Kieselsteinchen um ihre Ohren wehen. Sehr viel weiter weg hielt genau in diesem Moment ein seltsames Wesen mit einem grotesk anmutenden Körper inne und verharrte eine Weile so. Wie ein Hund sog es schnüffelnd die Luft ein und drehte immer wieder den Kopf in mehrere Richtungen, bis es scheinbar das gefunden hatte, wonach es suchte. Dann setzte es seinen Weg unbeirrbar fort, hungrig nach dem mächtigen Youki, welches es gewittert hatte. Die Stimme Sesshomarus grollte tief und bedrohlich, als er zu einer dementsprechenden Bemerkung ansetzte. "Was muss ich eigentlich noch alles tun, damit ihr mir zuhört? Euch umbringen? Ich kann mir wirklich nicht erklären, wie mein Halbbruder es so lange mit euch ausgehalten hat! Entweder ihr seid jetzt still und lasst mich reden, oder ich lege euer kleines schnuckeliges Dorf in Schutt und Asche, wozu ich jetzt ernsthaft größte Lust hätte!" Erbost musterte er das Menschenpack und den kleinen Dämon, der zitternd hinter einem Bein der scheintoten Schrulle hervorlugte und atmete tief durch. Ganz ruhig, Sesshomaru, dachte er. Raste jetzt bloß nicht aus, daß ist das Letzte, was du heute tun solltest. Langsam, aber sicher verrauchte seine Wut ein wenig. Sein Youki schrumpfte ebenfalls auf ein Maß des Annehmbaren herab, so daß ein hörbares Aufatmen durch die Reihe ging. Kaede, die sich bisher mehr im Hintergrund gehalten hatte, trat ohne Furcht auf den Youkaifürsten zu und ergriff das Wort. "Verzeiht, daß wir vorhin so ungehalten waren und euch nicht haben zu Wort kommen lassen." Respektvoll duldete sie eine leichte Verbeugung an, was Sesshomaru gleich schon etwas milder stimmte. Wenigstens einer, der hier ein bisschen mehr Benehmen ihm gegenüber zeigte, dachte er. Mit einer Handbewegung ließ er die Miko fortfahren. "Wir waren nur ein klein wenig überrascht, nachdem ihr hier aufgetaucht wart. Deswegen nahmen wir an, der Grund dafür wäre kein Guter." Sie hielt kurz inne, bevor sie erneut ansetzte. "Doch was ihr soeben berichtet habt, können wir kaum glauben. Wir haben euren Halbbruder vor einigen Tagen zu Grabe getragen. Es ist vollkommen unmöglich, daß er noch lebt." "Und doch ist es so", brummte Sesshomaru. Wieso musste man Menschen eigentlich alles zweimal unter die Nase reiben? Wäre er jetzt ein Mensch gewesen, hätte er entnervt die Augen verdreht, aber er war nun mal keiner, was gut war und für einen Youkai ziemte sich so etwas nicht. Kagome hatte sich in der Zwischenzeit wieder zu ihren Freunden gesellt und klammerte sich etwas unbeholfen an Sangos Arm fest. Sie fühlte sich nicht gerade wohl in der Gegenwart des Youkai, schon teilweise aus dem Grund, da ihr klargeworden war, was sie ihm alles vorgeworfen hatte. Nur beiläufig nahm sie das Gespräch zwischen Kaede und Sesshomaru wahr, die ganze Zeit über schwebte der eine Satz in ihren Gedanken, den der Youkai ihr gegenüber geäußert hatte: Inuyasha ist nicht tot. Wie konnte das sein? Sprach er die Wahrheit? Aber wenn sie darüber nachdachte, warum sollte er lügen? Wenn er log, was versprach er sich dann davon? In der Zwischenzeit hatten sich die Miko und der Youkai auf den staubigen Boden niedergelassen und diskutierten eifrig über dessen unglaubliche Entdeckung. Es war schon eigenartig, mit anzusehen, wie sie dort saßen und sich unterhielten wie zwei alte Bekannte, die sich lange nicht gesehen hatten. Zu wissen, daß es nicht so war, machte die ganze Angelegenheit noch seltsamer, als sie es ohnehin schon war. Wie es schien, wollte der Youkai ihre Hilfe in Anspruch nehmen, um aufzuklären, was wirklich vor einigen Tagen mit seinem Halbbruder geschehen war. Gebannt beobachteten die Freunde die Szenerie und warteten höchst interessiert auf ihren Ausgang. Sogar Shippo hatte sich wieder aus seinem Versteck hervorgewagt und hopste nun in Kagomes Arme, die den Kleinen sofort fest an sich drückte. Sie konnte noch immer nicht glauben, daß der Youkai sie trotz allem, was sie getan hatte, verschonte und nur hier erschienen war, um mit ihnen über Inuyasha zu sprechen. Nach einer Weile erhoben sich Sesshomaru und Kaede. Während der Youkai an seinem Platz verharrte, gesellte sich Kaede wieder zu ihren jungen Freunden. Sie sah alle nacheinander an, um sicherzugehen, daß auch jeder von ihnen aufnahmebereit war. Doch sie hätten ihr auch so ohne zu zögern ihre volle Aufmerksamkeit geschenkt, waren sie doch alle furchtbar neugierig, was die alte Frau zu berichten hatte. Nachdem diese mit einem leichten Schmunzeln das aufgeregte Funkeln in den Augen der jungen Leute bemerkt hatte, begann sie zu erzählen. Sie berichtete davon, wie Sesshomaru den Tod des Hanyous gespürt hatte, dann vom Aufsuchen seines Grabes und natürlich von der unglaublichen Entdeckung. Die Augen ihrer Schützlinge wurden dabei immer größer und sie diskutierten heftigst darüber, wenn Kaede zwischendurch eine kleine Pause einlegte. Nur Kagome hielt sich währenddessen zurück. Die ganze Zeit über war ihr Blick auf den Youkai gerichtet, der die Situation aus einigen Metern Entfernung missmutig beobachtete. Ihm war ebenfalls nicht entgangen, daß das Mädchen ihn schon eine Weile anstarrte und zwar seit die alte Schachtel mit ihrem Bericht begonnen hatte. Normalerweise war ihm so etwas nicht unangenehm, aber jetzt fühlte er sich von ihren stechenden Blicken regelrecht aufgespießt. Leicht nervös scharrte er mit den Füßen über den trockenen Boden und sah ungeduldig zum Wald hinüber. Hoffentlich würden sie sich bald einig darüber werden, ob sie nun aufbrachen oder nicht. Diese Gefühle, die ihn seit Inuyashas mysteriösem Tod ständig übermannten, waren ihm fremd und äußerst unangenehm. Auch wenn es ihm schwer fiel, sich so etwas einzugestehen, er benötigte die Hilfe dieser Menschen, um all die eigenartigen Dinge, die geschehen waren, aufzuklären. Schließlich konnte er schlecht in dieses Dorf marschieren, um Inuyasha aufzusuchen, gar nicht auszudenken, was dann geschehen würde. Laute Stimmen ließen ihn herumfahren. Die hitzige Debatte um seine Entdeckung hatte ihren Höhepunkt erreicht. Man brauchte kein Youkai zu sein, um herauszuhören, daß sie ihm diese Geschichte nicht abkauften. Die erregte Stimme des Mönches drang an sein Ohr. "Kaede-sama, ihr glaubt ihm das doch nicht, oder? Das ist vollkommen unmöglich!" Miroku versuchte Fassung zu bewahren, aber er war einfach zu aufgebracht und es fiel ihm dadurch schwer, sich zurückzuhalten. Sango erging es nicht anders. Sie konnte dieser haarsträubenden Sache einfach keinen Glauben schenken und brachte das auch zum Ausdruck. Shippo zeigte gegenüber Sesshomaru ebenfalls kein Vertrauen und hüpfte aufgeregt zwischen seinen Freunden auf und ab. Einzig und allein Kaede war davon überzeugt, daß es der Wahrheit entsprach, was der Youkai ihr erzählt hatte und versuchte das ihren Schützlingen glaubhaft zu machen. Inmitten ihrer hitzigen Debatte merkten sie deswegen gar nicht, daß Kagome aufgestanden war und sich langsam Sesshomaru näherte, dessen Augen sich wieder dem Wald zugewandt hatten. Umso überraschter war er dann, als er plötzlich ihren Geruch wahrnahm und sich mit einem Ruck umwandte. Ihre Blicke trafen sich erneut und Sesshomaru stellte mit leichtem Erstaunen und vielleicht auch ein wenig Bewunderung fest, daß sie seinem kalten Blick mühelos standhielt. Allmählich begann er zu verstehen, was sein Halbbruder an diesem Menschenweib so faszinierend fand. Der Ausdruck in ihren Augen hatte sich verändert, wo vorher noch alles verzehrender Hass gewütet hatte, spiegelte sich nun so etwas wie Verständnis wieder. Vollkommen ruhig stand sie vor ihm; mit ihren Lippen formte sie die Frage, auf die er selbst noch keine richtige Antwort wusste. "Wenn Inuyasha wirklich noch lebt und du ihn gesehen hast, wieso kommst du dann zu uns, um uns das zu erzählen? Ich dachte, es wäre dir egal, was mit ihm geschieht?" Bemüht darum, sich nicht anmerken zu lassen, wie durcheinander ihn ihre Frage gebracht hatte, dachte er nach. Ja, warum war er eigentlich hierher gekommen? Sicher, eigentlich könnte es ihm egal sein, was mit seinem Bruder weiter geschehen würde. Aber dem war nicht so. Das erste Mal in seinem Leben machte er sich Gedanken um ihn. Warum das so war, konnte selbst er nicht einmal sagen. Vielleicht ein angeborener Instinkt der Hundedämonen? Was auch immer es sein mochte, ließ sich im Moment nicht beantworten. Doch dieses Mädchen vor ihm wartete auf eine Stellungnahme seinerseits. Er entschied sich erst einmal für das Einfachste, was ihm vielleicht auch ein wenig Zeit verschaffte: Auf stur stellen. "Meine Angelegenheiten gehen dich rein gar nichts an.", erwiderte er kühl. Natürlich wusste er, das sie sich mit so einer Aussage nicht abspeisen ließ, doch er hatte weder die Zeit, noch die Lust auf einen Nachmittagsplausch mit Menschen. Sollte sie sich doch damit zufrieden geben. Außerdem lag ihm überhaupt nichts daran, seine neu entdeckten Gefühlte mit jemand anderem zu teilen. Er hatte wirklich keine Lust darauf, zu erleben, wie irgendwann alle deshalb lachend mit dem Finger auf ihn zeigten. Oh nein, er würde es niemals zulassen, daß das, was in ihm wütete, an die Oberfläche kam. Kagome seufzte und wandte sich entnervt von dem Youkai ab, der sie dabei eisig musterte. Warum hatte sie sich überhaupt die Mühe gemacht, ihn danach zu fragen? Seine Antwort darauf lag doch eigentlich von Anfang an auf der Hand. Und sie war so dumm gewesen und hatte angenommen, er hätte sich vielleicht ein wenig verändert. Gut, eventuell hatte er seine Gründe dafür, um nicht darüber sprechen zu wollen. Sicher, er war ein stolzer Youkai und für jemanden in seiner Stellung ziemte es sich überhaupt nicht, über so etwas zu reden, doch ihrer Meinung nach war er in dieser Hinsicht etwas zu stolz. Sie hingegen bewunderte Diejenigen, die so einfach aus sich herauskamen und ihre Gefühle offenbarten. Inuyasha hatte sich anfangs auch sehr schwer damit getan, doch irgendwann war es dann wie von selbst gekommen und er hatte sich ihr gegenüber mitgeteilt. Gerade das hatte er seinem Halbbruder voraus. Resigniert wollte sie wieder zu ihren Freunden zurückkehren, die sie schon fragend musterten, als die Stimme des Youkais hinter ihr erklang und sie verblüfft innehielt. "Ich habe euch aufgesucht, weil ich wissen muss, was Inuyasha wirklich widerfahren ist. An jenem Abend, als das Schicksal seinen Lauf nahm, spürte ich etwas, daß mich sehr beunruhigte. Wie ein gewaltiges Spinnennetz durchzog es meine Gedanken und ließ mich nicht mehr los. Und ich fühle, daß es noch nicht vorbei ist. Diese Bedrohung, von der ich gesprochen habe, ist noch immer zum Greifen nah. Und ich befürchte, daß sie für Inuyasha, für euch und wahrscheinlich auch für mich und für jeden, der sich in seiner oder unserer Nähe aufhält, eine große Gefahr darstellt. Deswegen müssen wir meinen Bruder schnellstens finden." Große Güte, was hatte ihn denn da geritten? Er bat Menschen um Hilfe? Ungläubig schüttelte er den Kopf. Wenn das so weiterging, konnte er seinen guten Ruf bald abschreiben. Aber andersherum musste er es ihnen ja irgendwie erklären, sonst würden sie ihm noch immer keinen Glauben schenken. Blieb nur zu hoffen, daß sie seine ehrlichen Absichten erkannten und ihm daraufhin folgen würden. Wartend auf eine Reaktion studierte er ihre Gesichter und stellte fest, daß der ungläubige Ausdruck verschwunden war und sich Erstaunen, ja sogar fast Verblüffung darüber gelegt hatte. Die lautstarke Diskussion war seit seiner eindrucksvollen Rede ebenfalls nicht wieder aufgenommen worden. Das Mädchen, welches sich vor einigen Augenblicken zum Gehen von ihm abgewandt hatte, begegnete seinen Blicken mit einem stummen Nicken, doch er sah ihr förmlich an, daß ihrerseits noch eine Menge unbeantworteter Fragen im Raum standen, dennoch hielt sie sich zurück, wissend, daß er weiteres vorerst nicht berichten würde. Und was hätte er auch sonst noch groß dazu sagen können? Er wusste ja selbst keine passende Antwort darauf. Schweigend betrachtete Kagome den Youkai. Mit einem leichten Hauch von Verwunderung über das, was er von sich gegeben hatte, musste sie sich fast widerwillig eingestehen, daß sich das alles gar nicht so abwegig anhörte. Die Art und Weise, wie er sie und ihre Freunde um Hilfe gebeten hatte, war schon das Äußerste, was man von einem Youkai seines Standes verlangen konnte. Für ihn war so etwas wahrscheinlich schlimmer, als seinen Halbbruder anzuerkennen. Allerdings zweifelte sie daran, daß allein die Genugtuung zu wissen, was sich zugetragen hatte, der Grund war, weswegen er sich so vor ihnen erniedrigt hatte. Und dann diese Vermutung seinerseits, sie befänden sich alle in Gefahr? Ein wenig eigenartig kam ihr das schon vor, aber sie hatte nach seiner offenen und ehrlichen Aussage beschlossen ihm zu glauben, vorerst zumindest. Was sie jedoch von ihm halten sollte, wusste sie noch immer nicht. Die ganze Zeit über hatte sie ihn nur als unsensiblen Eisklotz, der die Gefühle anderer mit Füßen trat, kennen gelernt. Niemals wäre es ihr überhaupt in den Sinn gekommen, daß er imstande war, etwas zu empfinden, doch heute war sie ja nun, was das betraf, eines besseren belehrt worden. In dem Moment, als sich ihre Blicke trafen, hatte er ihr unbewusst einen Einblick in seine Seele gewährt und was sich ihr dort gezeigt hatte, löste tiefste Verwirrung in ihrem Inneren aus. Zweifel, Trauer, ja sogar Angst war ihr in ungleich starken Wellen entgegengeschlagen, Gefühlsregungen, die sie von ihm nicht kannte. Konnte es sein, daß sie sich geirrt hatte und der Youkai, den sie eigentlich so sehr hasste, da er Inuyasha anfangs so viele schlimme Dinge angetan hatte, verbarg in seinem Inneren doch noch so etwas wie Gefühle? Das würde jedenfalls sein seltsames Verhalten erklären. Zwischen seine kühle unberechenbare Eiseskälte mischte sich immer wieder Unsicherheit, als er da so vor ihr stand und versuchte, dabei halbwegs autoritär auszusehen, doch so ganz gelang ihm das dadurch nicht. Kagome hätte es auch niemals für möglich gehalten, daß sich ein Youkai wie er von ihren Worten so hart hätte treffen lassen. Was es damit auf sich hatte, würde sie irgendwann noch herausfinden. Nun mussten sie eine Entscheidung treffen, ob sie ihm nun folgten oder nicht. Langsam schlenderte sie zu ihren Freunden hinüber, gespannt auf deren Reaktionen. Doch ihre Gefährten sahen nicht sehr überzeugt aus, woraufhin Kagome sie sofort darauf ansprach, wissend, daß Sesshomaru alles mitanhörte. "Was meint ihr? Ich meine, was haltet ihr von seiner Geschichte?" Nachdenklich kratzte sich der junge Mönch am Hinterkopf, bevor er antwortete. "Ich weiß nicht", er warf einen flüchtigen Blick in Richtung des Youkais, der unbeweglich wie eine Statue dastand und sie giftig anstarrte, "was ich davon halten soll. Das ist nicht der Sesshomaru, den ich kenne." "Und außerdem", unterbrach ihn Sango, "wenn Inuyasha wirklich noch am Leben ist, wieso kehrt er dann nicht zu uns zurück? Ich finde, das passt alles nicht zusammen. Wenn ihr mich fragt, ich traue ihm nicht." Zustimmend hüpfte ihr Shippo in die Arme. Ihm kam diese ganze Sache ebenfalls nicht geheuer vor. Einzig Kaede war noch immer der Meinung, daß Sesshomaru die Wahrheit sprach und tat dies auch kund. Auf die Gefahr hin, daß zwischen den Vieren jeden Moment wieder eine hitzige Debatte entstand, offenbarte Kagome ihnen sofort ihre Meinung darüber. "Also, ich glaube ihm. Fragt mich nicht warum, ich tue es einfach, denn ich weiß, daß er nicht lügt." Oh, wie gnädig, spöttelte Sesshomaru in seinen Gedanken herum. Glücklicherweise hatte sie nichts von seinen neu entdeckten Gefühlsregungen erwähnt, denn ihm war aufgefallen, daß sie irgendetwas an ihm, was das betraf, bemerkt haben musste. Nun, sie schien nicht auf den Kopf gefallen zu sein, da sie es für sich behielt, sonst hätte sie sich schon mal nach einem geeigneten Platz auf dem Friedhof erkundigen können. Interessiert sah er nun zu den Menschen und dem kleinen Fuchsyoukai hinüber; neugierig, was nun weiter geschehen würde, verfolgte er ihr Gespräch. "Und was nun?" Ratlos wandte sich Miroku an Sango und Shippo. "Wir können doch Kagome-sama unmöglich alleine mit diesem", er senkte seine Stimme zu einem Flüstern, "mit diesem rücksichtslosen Rabauken gehen lassen. Mir ist jedenfalls nicht wohl dabei." Sesshomaru verzog abfällig das Gesicht und erweiterte in Gedanken seine Liste um eine Person mehr, der er mal gehörig die Meinung sagen musste, wenn das hier alles vorbei war. "Ich denke", warf Kaede ein, " es bleibt euch nichts anderes übrig, als Kagomes Entscheidung zu akzeptieren und sie zu begleiten, wenn ihr sicher gehen wollt, daß ihr nichts geschieht. Ich hingegen kann ihr Vorhaben nur gutheißen, denn sie weiß, was sie tut. Im Gegensatz zu euch hört sie öfter darauf, was ihr Herz ihr sagt." Gewitzt zwinkerte die alte Miko dem jungen Mädchen zu, welches ihr mit einem dankbaren Lächeln antwortete. "Ihr versucht wohl, uns mit allen Mitteln davon zu überzeugen, daß Kagome-chan das Richtige tut, oder habe ich nicht recht, Kaede-sama?", konterte Sango schmunzelnd. "Ihr wisst doch ganz genau, daß wir sie niemals alleine in ihr Verderben rennen lassen würden und wenn das dann nun der Weg ist, den sie bereit ist, einzuschlagen, so werde ich mich ihr anschließen, denn wahre Freunde lassen einander nicht im Stich." Verschmitzt grinste sie ihre Freundin an, der ein Stein vom Herzen fiel. "Jaaaaaaaa!", erschall es aus den Armen der jungen Dämonenjägerin. "Lasst uns gehen und Inuyasha suchen! Wenn wir ihn dann finden, wird alles wieder so wie früher und keiner muss mehr traurig sein!" Der kleine Kitsune konnte es scheinbar gar nicht mehr erwarten, aufzubrechen. Unruhig zappelte er hin und her, bis es Sango zu bunt wurde und sie ihn fallen ließ. Mit einem erschrockenen Quietschen landete er auf dem Boden und rannte aufgeregt quasselnd um seine Freunde herum, denen er durch sein putziges Verhalten einige Lacher entlockte, bis Kagome sich zu ihm hinunter beugte und er in ihre Arme sprang, um sich sofort liebevoll an sie zu kuscheln. Zärtlich strich sie ihm durchs Haar und wandte sich Miroku zu. "Und? Was ist mit dir? Wirst du dich uns anschließen? Ich zwinge niemanden dazu, mir zu folgen, musst du wissen. Es ist deine Entscheidung." Ihr entging das hinterlistige Grinsen des Mönchs, als er zu einer Antwort ansetzte. "Ich kann doch zwei so hübsche und wehrlose ... ." "... Frauen wie uns nicht alleine ziehen lassen, ja ja, ich glaube, das hatten wir schon einmal.", unterbrach ihn Sango leicht angesäuert und zog ihm gehörig eins mit ihrem Hiraikotsu über den Schädel, als sie seine Hand an ihrem Po fühlte. "Du lernst es wirklich nicht mehr, Houshi-sama.", sagte sie kopfschüttelnd, während sie neben ihm kniete und prüfend seine Beule betrachtete, die von Sekunde zu Sekunde noch an Größe zuzunehmen schien. "Also ist es beschlossene Sache.", bemerkte Kagome. "Wir brechen gemeinsam auf, um Inuyasha zu finden." Den letzten Satz hatte sie mehr an ihre Freunde als an Sesshomaru gerichtet, obwohl sie sich sicher war, daß er bei seinem feinen und ausgeprägten Gehör eh alles mitbekommen hatte, was sie beschlossen hatten. Gelangweilt stieß der weißhaarige Youkai seinen kleinen Diener an, der im Stehen neben ihm eingenickt war. Der gähnte erst einmal herzhaft und streckte sich, bevor er erschrocken zusammenfuhr, nachdem er bemerkt hatte, daß er wohl die ganze Zeit über geschlafen haben musste. "Jaken!" Die Stimme seines Herrn fuhr ihm durch Mark und Bein. Er war mit Sicherheit sehr wütend darüber, daß er, Jaken, so unachtsam gewesen war. "J-ja, Herr?" "Wir brechen auf. Geh und hol Rin. Wir treffen uns dann am Rand des Waldes." Ungläubig glotzte der Krötenyoukai seinen Herrn an. Keine Strafe? Es wurde wirklich Zeit, daß sie herausfanden, was geschehen war. Nicht, daß er es vorzog, bestraft zu werden, nur langsam kam ihm diese Wesensveränderung Sesshomarus wirklich eigenartig vor. "Jaken! Worauf wartest du noch?" "Äh, ja sofort, Herr. Ich gehe schon. Verzeiht, daß ich ... uaaah!" Vor lauter Eile war der Krötenyoukai mal wieder über seine eigenen Füße gestolpert und der Länge nach hingefallen. Eiligst stand er wieder auf, strich sein Gewand glatt und ging mit gesenktem Haupt unter dem Gelächter des Menschenpacks an seinem Herrn vorbei. Für einen kurzen Moment riskierte er einen entschuldigenden Blick in seine Richtung und erstarrte. In das sonst so ausdruckslose Gesicht Sesshomarus hatte sich etwas gemischt , was er noch nie an dem Youkai-Fürsten bemerkt hatte. War es ein leichter Anflug von Amüsiertheit, die da über seine starren Züge huschte? "Jaken ... ." In der Stimme Sesshomarus schwang ein leicht ärgerlicher Unterton mit. Sollte heute etwa alles und jeder seine Geduld auf die Probe stellen? Der kleine Krötenyoukai fuhr wie unter einem Peitschenhieb zusammen. Erst jetzt war ihm aufgefallen, wie lange er seinen Herrn schon so anstarrte. Peinlich berührt verbeugte er sich tief vor Sesshomaru und lief dann eiligen Schrittes in Richtung des kleines Mädchens davon, welches wahrscheinlich während der langen Zeit des Wartens schon wieder unendlich viele Lieder für ihren Sesshomaru-sama komponiert hatte und diese mit Sicherheit doch irgendjemandem erst einmal zur Probe vortragen wollte. Jaken bekam jetzt schon Kopfschmerzen, wenn er daran dachte. Leider übersah er dabei den kleinen Stein, der sich ihm als gemeine Stolperfalle in den Weg gestellt hatte. Binnen weniger Minuten fiel er nun schon zum zweiten Mal auf die Nase. Kagome und ihre Freunde konnten sich auch diesmal nicht zurückhalten und mussten herzhaft über das Missgeschick des kleinen Youkais lachen, der verärgert vor sich hin grummelte und langsam wieder aufstand. Doch dann hielt er verblüfft inne, genauso wie die Menschen, denen das Lachen vor Unglauben über das, was sich ihnen nun bot, im Halse stecken blieb. Sprachlos starrten sie alle Sesshomaru an. Der große Youkai lachte! Er hatte die Augen geschlossen, aus denen schon kleine Tränchen kullerten, den Kopf in den Nacken gelegt und lachte unbefangen dem blauen Himmel entgegen. So stand er eine ganze Weile da, bis er bemerkte, dass die Welt um ihn herum verstummt war. Langsam öffnete er die Augen und blickte in die Gesichter von Youkai und Menschen, die ihn so verblüfft anstarrten, als hätte er gerade zugegeben, dass er Inuyasha liebte. Erst jetzt wurde ihm mit Schrecken bewusst, was er da soeben getan hatte. Seine neu entdeckten Gefühle so ungezwungen zu offenbaren, war nicht wirklich das gewesen, was er bezweckt hatte. Um wieder etwas Haltung zu gewinnen, räusperte er sich geräuschvoll, richtete sich zu seiner vollen Größe auf und belegte sein Gesicht wieder mit dem gewohnt kühlen und gefühllosen Ausdruck, der ihn zu dem machte, der er eigentlich auch war; ein hochrangiger Youkai-Lord, Herrscher über die westlichen Länder und nicht jemand, der sich über die peinlichen Missgeschicke seines trotteligen Dieners amüsierte. Obwohl, dass musste er schon zugeben, es hatte auf eine sehr erfrischende Art und Weise befreiend gewirkt, so unbefangen seine Gefühle preiszugeben und mal so richtig loszulachen ... Nein, nein, halt! Was dachte er sich dabei nur? Was war nur in ihn gefahren? Diese Gefühlsduselei wurde ihm allmählich zu viel. Lachen! Pah! So etwas war doch durch und durch menschlich und alles was menschlich war, war in seinen Augen schwach! So weit käme es noch, dass er sich menschlichen Gefühlsneigungen hingeben würde! Niemals! Er fühlte, wie die bösartige und dunkle Energie in sein Herz strömte und sein Youki erneut ansteigen ließ. Jaken, der nur zwei, drei Schritte von ihm entfernt stand, stolperte hastig etwas zurück, aller bemerkte, dass sein Herr sich wieder unter Kontrolle hatte und fiel untergeben auf die Knie. "Und jetzt geh und führe das aus, was ich dir aufgetragen habe, Jaken." Die tiefe Stimme des Youkais grollte über die Köpfe der Anwesenden hinweg, während sein anschwellendes Youki dafür sorgte, dass allen ein grausiger Schauer über den Rücken wanderte. Der Krötenyoukai machte sich währenddessen schnellstens auf den Weg zu dem kleinen Mädchen, welches schon ungeduldig am Waldrand wartete. Langsam drehte Sesshomaru den Kopf in Richtung der Freunde seines Bruders und musterte sie mit einem Blick, der sie alle vor Schreck ein paar Schritte zurücktreten ließ. Ängstlich quietschend vergrub Shippo sein Gesicht in Kagomes Shirt, um nicht länger diesen grausamen Augen ausgeliefert sein zu müssen. Sango ergriff unsicher Mirokus Hand und klammerte sich daran fest, während der Mönch sie leicht verdutzt anstarrte, ihren Griff aber erwiderte, da ihm diese Situation ebenfalls nicht gerade ungefährlich erschien. Kirara hatte sich zur Vorsicht wieder in ihre dämonische Gestalt verwandelt und stellte sich nun schützend vor ihre Freunde. Die alte Miko legte eine Hand auf Kagomes Schulter, die gerade versuchte, den kleinen Kitsune etwas zu beruhigen. "Was meinst du, Kagome, was hat er vor?" "Ich weiß es nicht genau, aber ... wir haben etwas gesehen, was unseren Augen lieber hätte verwährt bleiben sollen. So bleibt ihm eigentlich nur eine Möglichkeit - die Zeugen schnellstens zu beseitigen, so dass niemals jemand davon erfährt." Mit einem schnellen Seitenblick zu Shippo, der sie entgeistert anstarrte, fügte sie jedoch schnell hinzu: "Ich glaube allerdings nicht, dass er so etwas tut, schließlich ist er doch auf unsere Hilfe angewiesen." Ein erleichtertes einvernehmendes Seufzen war zu hören, es kam jedoch nicht nur von dem Kitsune, der sich erstaunt umsah, sondern auch von einem jungen Mann, der die Hand einer hübschen Frau ganz fest hielt und sich beruhigt den Angstschweiß von der Stirn wischte. "So ein Glück", war von ihm zu hören, während er Sangos Hand vorsichtig losließ, "ich dachte schon, ich könnte dies hier nie wieder tun." Mit diesen Worten erkundete seine Hand fachmännisch Sangos Rundungen, während die junge Dämonenjägerin vor Wut kurz vorm Platzen war. Ihre Freunde zogen vorsorglich lieber schon einmal die Köpfe ein. "Houshi-sama!", donnerte es über den Platz hinweg, gefolgt von einem lauten Krachen und einem protestierenden "Auuuuuuu! Was denn?! Was hab ich denn getan?!" Während die beiden ihr heißgeliebtes Thema mal wieder zum wahrscheinlich hundersten Mal lautstark diskutierten, reagierten Kagome, Kaede und Shippo nur mit einem resignierten Seufzen darauf. Sango und Miroku waren derweil so in ihr Streitgespräch vertieft, dass sie alles um sich herum vergessen hatten. Umso erschrockener reagierten sie darauf, als Sesshomaru wütend seine Stimme erhob, um dem kindischen Treiben somit ein Ende zu setzen. Sofort hielten sie inne und schämten sich für ihr Verhalten angesichts der ernsten Situation, in der sie sich befanden. "Nun gut, was das andere betrifft", der Youkai machte eine Pause und sah jeden von ihnen durchdringend an, "zu keinem ein Wort, sonst werde ich selbst dafür sorgen, dass ihr für immer schweigt." Zitternd krallte sich der kleine Kitsune erneut an Kagome Shirt fest, als ihn der harte Blick Sesshomarus noch einmal streifte, so, als wollte der Youkai damit seine Worte nachträglich unterstreichen. Beruhigend strich das Mädchen dem Kleinen über den Kopf. "Mach dir keine Sorgen.", flüsterte sie ihm zu. "Wir sind voneinander abhängig - er und wir. Schon gerade deswegen kann er uns nichts antun, bis wir alle unser Ziel erreicht haben. Wir wollen von ihm wissen, wo sich Inuyasha aufhält und er möchte über uns herausfinden, was mit seinem Bruder geschehen ist. Also, hab keine Angst." Shippo hoffte, dass seine große Freundin Recht behielt, andernfalls konnten sie sich alle warm anziehen. "Seid ihr aufbruchbereit?" Sesshomarus Stimme durchbrach die Gedankengänge des Fuchsyoukais, in denen ein großer weißer Hund mir blutroten Augen gerade ganze Dörfer zerstörte. "Ja, das sind wir. Geh bitte voran, wir werden dir folgen." Absichtlich ließ Kagome dabei die respektvolle Anrede weg, die eines Youkai-Fürsten würdig war, aber das schien ihn kaum zu stören. Von ihrer Seite gab es da einfach noch zu viele Dinge bezüglich Inuyasha, die sie dem Youkai nicht verzeihen konnte. Schweigend nahm sie ihren Bogen, befestigte den Köcher mit den Pfeilen auf ihrem Rücken und sah zu ihren Freunden hinüber. Sango hatte ihr gesamtes Waffenarsenal, welches sie noch vor wenigen Minuten erfolgreich gegen Miroku eingesetzt hatte, wieder eingesammelt und half dem jungen Mönch dabei, den restlichen Reiseproviant einzupacken. Miroku lud sich anschließend den großen gelbfarbenen Rucksack von Kagome auf die Schultern und nickte ihnen zu. Nacheinander verabschiedeten sie sich alle von Kaede, wobei die beiden Mädchen die alte Frau noch einmal herzlich an sich drückten. Während der Abschiedsszenerie hörte man ständig einen kleinen Kitsune jammern, er wolle lieber hier bleiben, er hätte viel zu viel Angst vor der Rache eines gewissen Hunde-Youkais, doch Miroku verpasste ihm eine ordentliche Kopfnuss und sagte: "Nichts da, du kommst mit uns. Mitgefangen, mitgehangen", worauf der Kleine erwiderte: "Och menno, du bist schon genauso gemein wie Inuyasha". Langsam, nachdem sie noch ein paar Mal Kaede zum Abschied zu gewunken hatten und sie ihnen eingeimpft hatte, auch ja mit Inuyasha zurückzukommen, bewegte sich die bunt zusammengewürfelte Truppe durch das Dorf auf den Wald zu. Kagome musste unwillkürlich grinsen, als die Dorfleute ihnen mit kuchentellergroßen Augen hinterher sahen. Sesshomaru dagegen wollte so schnell wie möglich hier heraus. Es reichte schon, wenn man mit einem kleinen Menschenmädchen und einem stets nervenden Krötenyoukai durch die Lande zog, aber jetzt hatte er noch drei Menschen mehr auf dem Hals; die ziemlich vorlaute und freche Freundin seines Bruders, einen durchtriebenen Mönch, der seine Hände nicht bei sich behalten konnte und seine überaus schlagkräftige Freundin. Und dann noch dieser Jammerlappen von einem Kitsune, der gleich anfing zu heulen, wenn man ihn nur ansah. Ob er sich das wirklich gut überlegt hatte? Als sie sich dem Wald näherten, vernahm man plötzlich eine fröhliche Kinderstimme. "Sesshomaru-sama! Sesshomaru-sama!" Ein kleines schwarzhaariges Mädchen in einem bunten Kimono kam auf sie zugelaufen. Gleichzeitig erhoben sich zwei Köpfe, die zu einem Drachenkörper gehörten, aus dem hohen Gras. Gemütlich kauend sahen vier Augenpaare dem Mädchen hinterher. Jaken saß etwas desinteressiert auf einem Stein und starrte Löcher in die Luft. "Sesshomaru-sama, ich bin so froh, dass ihr wieder da seid! Und mit soviel Besuch ... ." Neugierig sah sie an dem großen Youkai vorbei auf seine Begleitung. "Hallo, Rin-chan. Wie geht es dir?" Kagome hatte sich auf die Knie hinuntergelassen, um die Kleine zu begrüßen. "Kagome-sama! Du bist auch da!" Vergnügt fiel sie dem großen Mädchen in die Arme. "Wir sollten hier jetzt nicht zuviel Zeit verstreichen lassen.", unterbrach sie Sesshomaru unwirsch und zeigte auf den zweiköpfigen Drachen. "Rin, steig auf. Jaken, du auch." Der Krötenyoukai plumpste mehr von seinem Stein, als dass er hinunterstieg und folgte dem Mädchen, welches gehorsam in Richtung des Drachens hopste, dessen Köpfe sie schon neugierig musterten. Sesshomaru wandte sich nun an seine anderen Begleiter und begann zu erklären. "Das Dorf befindet sich drei Tagesmärsche entfernt von hier. Per Luftlinie sparen wir uns allerdings die Hälfte." Wie der Youkai zu Luft reiste, mussten sie nicht fragen, sie alle wussten, dass er fliegen konnte. Blieb nur die Frage offen, wer jetzt bei wem mitreiste. Kirara war nicht imstande, Kagome, Sango und Miroku den langen Weg ohne Pause zu tragen, das würde die Dämonenkatze nicht schaffen, zwei ausgewachsene Personen schon, aber drei? Deswegen überlegte Kagome gar nicht lange und ging hinüber zu Rin und Jaken, die schon auf dem Rücken des Drachen Platz genommen hatten. Die beiden waren Fliegengewichte, wenn sie noch dazu kam, würde das diesem ungewöhnlichen Reittier wohl kaum allzu große Probleme bereiten. Die beiden Köpfe beschnupperten sie interessiert, während Rin vor Begeisterung in die Hände klatschte, als sie erfuhr, dass Kagome bei ihnen mitfliegen wollte. Jaken dagegen sah nicht wirklich begeistert aus, was das Mädchen aus der Zukunft nicht sonderlich wunderte. Shippo schaute indes etwas traurig zu seiner großen Freundin hinüber und sprang dann zu Sango in die Arme, die bereits auf Kirara Platz genommen hatte und Miroku, der hinter ihr saß, einimpfte, wenn sich noch einmal seine Hände an eine bestimmte Stelle verirren sollten, er einen kostenlosen Freiflug über das Land gewinnen würde - seinen letzten. Gerade, als man gemeinsam aufbrechen wollte, vernahmen alle ein leises Stimmchen, dass sie innehalten ließ. "Wartet auf mich! Ich will auch mitkommen!" Ein kleiner schwarzer Punkt hüpfte durch die Luft, sprang auf Kagomes Nase und machte sich genüsslich an ihrem jugendlichen Blut zu schaffen, was das Mädchen jedoch mit einer eindeutigen Handbewegung unterbrach. Der Flohgeist segelte stöhnend in die ausgestreckte Hand Kagomes und rappelte sich etwas verstimmt wieder auf. "Myoga-jiji, was verschafft uns die Ehre?", neckte sie ihn. Entrüstet stemmte der Angesprochene seine kleinen Händchen in die Hüften. "Ich muss doch darauf Acht geben, dass Kagome-sama nicht Böses widerfährt. Das habe ich doch versprochen und was Myoga verspricht, dass hält er. Außerdem möchte ich auch Inuyasha-sama wiedersehen, so kann ich ihn selbst um Vergebung bitten." "Nun gut, ich dachte nur, du gehst den Schwierigkeiten lieber aus dem Weg, als dass du hoch erhobenen Hauptes auf sie zurennst. Keiner weiß, was uns erwartet." Erstaunt über seine Entscheidung sah sie ihn an. "Das ist mir gleich. Nach so einer Schande kann ich mich nie im Jenseits sehen lassen, deswegen will ich euch begleiten, um alles wieder gut zu machen. So kann ich wenigstens beweisen, dass ich doch zu etwas zu gebrauchen bin. Schließlich habe ich damals einen Eid geschworen und den will ich auch erfüllen." Kagome lächelte. "Gut, du sollst mit uns kommen, aber vergiss nicht, was du in unser aller Angesicht geschworen hast. Wenn du wieder davon läufst, wenn es brenzlig wird, wird es dir niemals wieder jemand verzeihen. Und noch etwas ... keine Reisesnacks!" "Nein, nein, Kagome-sama, ich werde mich hüten, von eurem frischen, jungen, delikaten Blut zu kosten, obwohl ich ja zu gerne, hach, wie lecker und diese erfrischende rote Farbe, ich glaube, ich kann mich doch nicht beherrschen ... -BONG, PLATSCH- ... aua ... ." "Ich glaube, wir hatten ein Abkommen, Myoga-jiji.", erwiderte Kagome, nachdem sie den Flohgeist platt wie eine Flunder geschlagen hatte. "Ja, ich weiß, ich entschuldige mich in aller Form für mein schändliches Vergehen, nur euer Blut ist so unverbraucht und rein, so etwas schmackhaftes bekommt man heutzutage nicht mehr wirklich.", erwähnte er mit einem schelmischen Seitenblick in Richtung des jungen Mönches, der sich mal wieder an Sangos Hintern zu schaffen machte, sich dann aber doch aufgrund der stichelnden Bemerkung des Flohgeistes sehr angesprochen fühlte und beleidigt seine Hand wegnahm, was ihm vielleicht das Leben rettete. Sesshomaru hatte währenddessen diese für ihn doch sehr makabre Situation leicht belustigt und auch sehr ungeduldig beobachtet, aber in einem musste er dem alten Flohgeist Recht geben - er könnte wirklich noch von Nutzen sein, schließlich war sein Wissen manchmal nicht fehl am Platz. Nachdem man alle Unstimmigkeiten geklärt hatte und alle bereit waren, erhob sich der mächtige Youkai in die Lüfte, um ihnen den Weg zu weisen. Kirara und Ah-Un flogen gehorsam hinterher und so ließen sie das Dorf der Priesterin Kaede bereits weit hinter sich. Kagome fieberte dem Treffen mit Inuyasha jetzt schon entgegen, ungeduldig kauerte sie hinter Rin und konnte an nichts anderes mehr denken. Jaken hatte es sich vor Rin am Hals des Drachens bequem gemacht und tat so, als existierten die Mädchen für ihn gar nicht. Er war eh froh, wenn sie an ihrem Ziel angekommen waren und er wieder festen Boden unter den Füßen hatte, zum einen, weil das Fliegen einfach nichts für ihn war, seiner Meinung nach gehörten Youkai wie er nicht in die Lüfte, zum anderen, weil er dann die Anwesenheit der beiden Menschenmädchen nicht mehr ertragen musste. Er hoffte inständig, dass Rin nicht wieder eines ihrer Lieder zum besten gab, doch seine Hoffnung sollte sich nicht erfüllen, denn die Kleine drehte sich bereits euphorisch zu Kagome um und riss sie so aus ihren Gedanken. "Kagome-sama, soll ich dir vielleicht ein Lied vorsingen? Passend zur Reise?" "Äh ....", bevor die Angesprochene überhaupt richtig darauf antworten konnte, legte das Mädchen auch schon los. Genervt hielt sich Jaken die Ohren zu, während Kagome nur vergnügt darüber schmunzelte. Myoga fand es sogar richtig toll und tanzte auf Kagomes Schulter ausgelassen hin und her, während er die Kleine dazu aufmunterte, doch weiterzusingen, da sie jedes Mal aufhörte, wenn sie in die Richtung des Krötenyoukais blickte. Irgendwann zerrte der immer wiederkehrende Gesang jedoch auch an Kagomes Nerven und so forderte sie das kleine Mädchen nach einer Weile auf, doch ein wenig von sich zu erzählen. Erfreut über soviel Interesse legte sie auch gleich los. Sie berichtete von ihrer eigentlich unbeschwerten Kindheit, wie glücklich sie gewesen war und stolz zu ihrem älteren Bruder aufgesehen hatte. Doch irgendwann wurde das heitere Stimmchen durch Traurigkeit getrübt, denn ihre Erzählung rückte näher zu dem Tag, an dem das Glück der kleinen Familie zerstört wurde, der Tag, an dem alle außer ihr von Banditen getötet wurden und sie sich fortan alleine durchschlagen musste. Aber spätestens bei dem Wort "Sesshomaru-sama" lächelte sie wieder über das ganze Gesicht und erzählte mit glänzenden Augen, wie sie ihn kennen gelernt hatte und was er für sie getan hatte. Kagome hörte erstaunt zu. Das hätte sie dem Youkai niemals zugetraut, dass er sein doch eigentlich verhasstes Schwert Tensaiga für ein kleines, ihm damals völlig unbekanntes Mädchen einsetzen würde. Jaken sah entsetzt zu seinem Herrn, der noch immer als Erstes voran flog und machte sich Gedanken darüber, wie er wohl darauf reagieren würde, was Rin hier so ausschweifend erzählte. Doch der Hunde-Youkai zeigte keinerlei Interesse an dem Gespräch der zwei Mädchen und flog unbeirrbar weiter. Na und, dachte er derweil. Ich habe dem Mädchen damals das Leben geschenkt, aber eigentlich habe ich es nur getan, weil Tensaiga es mir befohlen hat ... . Aber nach den ganzen Ereignissen der letzten Tage war er sich nicht mehr so ganz sicher, was das betraf. Hatte er es wirklich nur getan, weil das Schwert es ihm befohlen hatte oder steckte da noch mehr dahinter? Als er das tote Kind damals in seinen Armen gehalten hatte, war ihm wieder etwas bewusst geworden, was er längst in die hinterste Ecke seiner Seele verbannt hatte. Schon einmal war ihm so etwas widerfahren und prompt kamen ihm erneut die Worte seines Vaters in den Sinn. "Beschütze deinen Bruder, wenn nötig, dann sogar mit deinem eigenen Leben!" Er seufzte lautlos in sich hinein. Prüfend sah er zum Himmel hinauf. In ein paar Stunden würden sie rasten müssen, er wusste, dass die beiden Reittiere und auch ihre Passagiere des nachts eine Pause benötigten, bevor sie weiterfliegen konnten. Miroku versuchte in der Zwischenzeit, sich bei Sango zu entschuldigen, aber die Dämonenjägerin wollte kein Wort mehr von ihm hören, zu enttäuscht war sie von ihm, dass er diese plumpe Anmache an diesem Tag schon mehrmals zum besten gegeben hatte. Lieber hätte sie es auch gesehen, wenn er anstatt Kagome auf dem zweiköpfigen Drachen gesessen hätte. So wäre sie wenigstens mal nicht in seiner Reichweite gewesen und hätte sich in Ruhe gedanklich abreagieren können. Aber da er nun mal hinter ihr saß und ständig diese verzweifelten und langsam peinlichen Versuche machte, sich bei ihr zu entschuldigen, wurde alles nur noch schlimmer. Sie spürte schon, wie ihre Wut im Bauch immer weiter wuchs, sie dehnte sich aus, wie die Lava eines Vulkans, bereit, auszubrechen. Als es ihr dann irgendwann zu bunt wurde, drehte sie sich um und fuhr ihm unwirsch über den Mund. "Houshi-sama, es bringt nichts, sich für etwas zu entschuldigen, was eh wieder und wieder passieren wird. Denk darüber mal nach, bevor du erneut mit deiner Hand auf Reisen gehst." Vollkommen perplex starrte er seine Gefährtin an. Sie hatte ja irgendwie Recht, aber was konnte er denn dazu? Er war nun mal ein Mann und sie eine hübsche junge Frau mit besonderen Reizen, grundsätzlich gesehen war es doch eigentlich die Frau, die den Mann mit ihren weiblichen Reizen schwach werden ließ, oder nicht? Und eigentlich müsste sie sich doch geehrt fühlen, dass er sie so begehrte. Er musste unbedingt mal mit einem anderen Mann seines Alters das Gespräch darüber suchen, vielleicht war es gar nicht mal so schlecht, sich mit jemandem auszutauschen, der sich damit auskannte. Er konnte es gar nicht mehr abwarten, bis er hinter das Geheimnis der Frauen gelangte, was sie nun wirklich wollten und was nicht. Leicht genervt drehte sich Shippo zu Sango und Miroku um. Er hatte sich während des Streitgesprächs auf Kiraras Kopf verzogen, die auch schon ab und zu die Augen verdrehte. Die beiden benahmen sich aber auch wie kleine Kinder, dachte der Kitsune und sah zu Kagome hinüber, die mit der kleinen Rin scherzte. Wie gerne wäre er bei ihnen mitgeflogen, dann hätte er sich diese für ihn vollkommen sinnlosen Gespräche nicht mitanhören müssen. Er hoffte, dass sie bald Rast machten, damit er wieder in Kagomes Arme hüpfen konnte. Genauso wie dem kleinen Fuchsdämon ging es auch dem vorausfliegenden Youkai, er wünschte sich nichts sehnlicheres, als dass diese verdammte Sonne endlich unterging, damit sie landen konnten, aber nicht etwa, weil er irgendjemandem in die Arme springen wollte, sondern damit er etwas Abstand von seinem ihm langsam lästig werdenden Anhang gewinnen konnte. Er fragte sich erneut verwundert, wie sein Halbbruder es mit diesen Individuen so lange ausgehalten hatte, ohne den Verstand zu verlieren, er jedenfalls stand kurz davor, dass ihm solcher abhanden kam. Rins Lieder kannte er ja nun schon zur Genüge, aber musste dieser missratene Floh sie auch noch dazu ermuntern, immer weiterzusingen? Und dann dieser Mönch! Das Wort Beherrschung schien dieser noch niemals vernommen zu haben. Sie alle konnten wirklich von Glück sagen, dass er eine Art Waffenstillstand mit ihnen abgeschlossen hatte, sonst hätte er sich an diesem Tag wirklich schon mehrmals vergessen. Ungeduldig suchte er den Boden nach einem Platz ab, an dem sie die Nacht verbringen konnten. Nach einer Weile weiterer peinlicher Geschichten, die wie ein Wasserfall aus Rins Mund sprudelten (Jaken hing schon halb ohnmächtig am Hals des Drachens, da er sich bereits ausmalen konnte, was sein Herr mit ihm anstellen würde, da er die Kleine nicht aufhielt) und eines fast platzenden Kitsune, der die Nörgeleien seiner Freunde nicht mehr aushielt und am liebsten das Weite gesucht hätte, gab Sesshomaru auf einmal das Zeichen zur Landung an. Ein erleichtertes Seufzen ging durch die ganze Gruppe und man folgte dem Youkai zum Boden. Kaum gelandet, sprang Shippo eiligst von Kiraras Rücken und drehte Sango und Miroku, die mal wieder in ein Gespräch über das unerlaubte Anfassen von bestimmten Körperteilen verwickelt waren, mit einem giftigen Blick den Rücken zu. Einmal und nie wieder, dachte er. Wenn die so drauf sind, dann möchte ich nicht in ihrer Nähe sein. Ähnlich ging es Kagome. Nachdem sie nun zum wahrscheinlich hundersten Mal vernommen hatte, wie toll und heldenhaft doch Sesshomaru-sama war, wollte sie eigentlich nur eines, RUHE. Myoga schienen diese Geschichten jedoch sehr zu gefallen, er besprach sich schon mit ihr, während der Rast doch einfach noch ein paar Sachen zum besten zu geben. Das war für Kagome eindeutig zu viel. Mit einem Handgriff, der so schnell war, dass der alte Flohgeist ihn gar nicht bemerkte, hatte sie ihn gepackt und ihn kurzerhand in die Seitentasche ihrer Schuluniform verfrachtet. Auf den fragenden Blick Rins hin erklärte sie, dass er von der anstrengenden Reise doch sehr erschöpft sei und jetzt dringend Schlaf benötigte. Die protestierenden Schreie Myogas ignorierend, klopfte sie ein paar Mal bestätigend auf den Stoff ihrer Seitentasche, bis man nur noch ein leises Stöhnen hörte und er Ruhe gab. "Komm", sagte sie dann zu Rin, "für so kleine Mädchen wie dich ist es auch längst Zeit, schlafen zu gehen. Die Sonne geht jedenfalls auch schon zu Bett." Doch so leicht sollte es die Kleine ihr nicht machen. "Och nö, bei Sesshomaru-sama darf ich immer so lange aufbleiben, bis ich müde werde und das ist jetzt noch nicht so." Verschmitzt strahlte sie Kagome an, die sich schon am Feuer sitzen sah und den immer wieder kehrenden Liedern und Geschichten Rins lauschen musste. Doch eine wohlbekannte Stimme kam ihr zu Hilfe. "Rin, du tust, was sie dir sagt." Der Youkai hatte bereits begonnen, sich etwas von ihnen allen zu entfernen, war jedoch noch Zeuge des Gespräches zwischen den beiden Menschenmädchen geworden. "Solange ich nicht hier bin, hörst du auf sie." Fragend sah Rin ihm in die Augen, die das Mädchen kalt musterten. "Aber ..., wohin geht ihr denn, Sesshomaru-sama? Bleibt ihr nicht bei uns?" Immer diese lästigen und überflüssigen Fragen. Ruhig bleiben, bloß nicht ausrasten. "Ich gehe nicht weit weg." Mit diesen Worten verschwand er in den zunehmenden Schatten des Waldes, in dem sie gelandet waren. Etwas enttäuscht sah ihm seine kleine Begleiterin hinterher, aber sie gehorchte ihm und griff nach Kagomes Hand. Das Mädchen aus der Zukunft holte ihren Schlafsack aus dem Rucksack, den Miroku bereits abgestellt hatte und wickelte ihn für Rin auseinander. Die Kleine kroch dankbar hinein, quengelte zwar erst noch eine Weile, da sie noch nicht schlafen wollte, fügte sich aber dann den Worten Kagomes, da sie es Sesshomaru ja versprochen hatte. Nach ein paar Minuten fühlte sie erst, wie müde sie eigentlich war und schlief irgendwann friedlich ein. Lächelnd strich Kagome ihr noch einmal durchs Haar, bis sie aufstand und sich zu ihren Freunden gesellte, die schon ein kleines Feuer entfacht hatten. Seufzend ließ sie sich neben Shippo nieder, der gleich auf ihren Schoß krabbelte und wieder rundum zufrieden aussah. Miroku und Sango würdigten sich keinen Blickes, was Kagome ein wenig ärgerlich machte. Schließlich war das hier kein Sonntagsausflug und die ewigen Kabbeleien der zwei gingen selbst ihr langsam auf die Nerven. Deswegen sprach sie es auch gleich an. "Ich finde, ihr solltet eure Streitigkeiten mal etwas aussen vor lassen und darüber nachdenken, weswegen wir eigentlich unterwegs sind." Verblüfft sahen die beiden ihre Freundin an. "Aber er hat doch angefangen!", rief Sango aus und zeigte auf den jungen Mönch, der vorsichtshalber in Deckung ging. "Was kann ich dafür, wenn du so reizend aussiehst?", warf er dagegen ein und grinste übers ganze Gesicht. Schon hatten die zwei Streithähne sich wieder in der Wolle und Kagome schüttelte resigniert den Kopf, während Shippos zufriedenes Gesicht sich zu einer Grimasse verzog. Entrüstet sprang er von Kagomes Schoß und baute sich vor den beiden auf. "Ihr seid echt das Letzte!", schrie er sie wütend an. "Was ist nur mit euch los? Seit Inuyasha nicht mehr bei uns ist, führt ihr euch auf wie kleine Kinder! Da kann ich mich ja besser benehmen!" Kleine Tränchen funkelten in seinen Augen, die er verstohlen wegwischte. Kagome war richtig zusammengefahren, als der kleine Kitsune das Wort ergriffen hatte, doch er sprach genau das aus, was sie schon die ganze Zeit über gedacht hatte. Die Dämonenjägerin und der junge Mönch wirkten jedoch etwas geschockt, was die Worte des Kleinen betraf und sahen betreten zu Boden. Es dauerte ein Weilchen, bis einer von ihnen das eisige Schweigen brach, was sich nach dem Gefühlsausbruch Shippos über die Freunde gelegt hatte. "Wir ... es tut uns leid, dass wir uns so ... blöd benommen haben.", gab Sango kleinlaut zu und sah zu Miroku hinüber, der leicht beschämt nickte. "Wenn ich recht überlege, kann ich mir auch nicht richtig erklären, wie es dazu kommen konnte, dass wir so oft ... ." "Aber ich kann es." Alle blickten erstaunt in das Gesicht des Fuchsdämons, der noch immer vor Sango und Miroku stand. "Du weißt, warum wir ...?" Miroku sprach nicht weiter. "Ja, ich kann es mir jedenfalls denken. Seit Inuyasha nicht mehr hier bei uns ist, spielt jedermann von euch auf seine Art und Weise verrückt. Du Miroku", er zeigte mit seinen kleinen Fingern auf den Mönch, "du weißt dich ansonsten einigermaßen zu benehmen, wenn´s drauf ankommt. Wir sind es zwar von dir gewohnt, dass du manchmal etwas über die Strenge schlägst, was diese Dinge betrifft, aber seit dem Abend, an dem alles begann, erkenne ich dich gar nicht wieder. Nach Inuyashas Beisetzung fing es an, überhand zu nehmen." "Ja, das stimmt. Das kann ich nicht abstreiten.", gab der junge Mann reuevoll zu. "Und du, Kagome", Shippo drehte sich zu seiner großen Freundin um, "dich kenne ich meistens immer als sehr beherrscht. Du warst immer der Ruhepol in unserer Gruppe und hast erst nachgedacht, bevor du gehandelt hast. Aber was da mit Sesshomaru geschehen ist ..., wenn ich ehrlich sein soll, habe ich in diesem Moment ein bisschen Angst vor dir bekommen. Du rastest doch sonst nicht so schnell aus. Mit dieser sinnlosen Aktion hast du uns alle in große Gefahr gebracht. Wir hatten Glück, dass er nicht mit der Absicht zu uns kam, um uns zu töten, sondern weil er unsere Hilfe brauchte. Sonst wären wir wahrscheinlich jetzt alle tot. Der versteht nämlich keinen Spaß." Kagome sah den Kleinen mit großen Augen an. Sie war über alle Maßen erstaunt, dass das aus dem Mund eines Kindes kam, in dessen Alter man sich über so etwas noch keine Gedanken machte. Andererseits musste man bei Shippo bedenken, dass er schon einiges hinter sich hatte und so schon erwachsener wirkte, als er es eigentlich war. "Und was ist mit mir?", meldete sich eine Stimme kleinlaut zu Wort. "Habe ich gar nichts angestellt?" Sango fühlte sich wohl übergangen bei der ganzen Sache. Shippo lächelte. "Du bist die einzige von uns, die auf dem Teppich geblieben ist." Sie grinste ihn verschmitzt an. "Na, da kann ich mir ja jetzt was drauf einbilden, nicht wahr?" Ein befreiendes Lachen löste sich aus dem Mund der Jägerin, woraufhin ihre Freunde sofort mit einfielen. "Irgendwie fühle ich mich jetzt besser, was ist mit euch?" "Ja", pflichtete Kagome ihrer Freundin bei, "mir geht es genauso. Ich habe auch verstanden, was Shippo eigentlich mit seiner Aussage bezwecken wollte." "Was denn?", wollte Miroku neugierig wissen. "Ganz einfach. Mit Inuyasha waren wir eine Einheit und haben immer unser Ziel verfolgt; Naraku zu vernichten und anderen zu helfen. Seit diesem Vorfall ist das alles in Vergessenheit geraten. Natürlich haben wir auch alle unter diesem Verlust gelitten, ich wahrscheinlich am meisten und ich befürchte, ich habe euch dadurch auch eine Menge Schwierigkeiten eingebrockt. Fakt ist aber, dass uns dieses ganze Chaos mit ihm wohl nicht geschehen wäre. Auch wenn er oft unüberlegt gehandelt hat, so war er doch derjenige, der uns immer zusammengehalten hat. Wenn er wüsste, dass ich auf seinen Bruder eingeprügelt habe, dann ... na, ich weiß auch nicht, aber ich glaube, er hätte mich gefragt, ob ich noch alle Tassen im Schrank habe. Versteht ihr, was ich damit meine? Wenn man jemanden verliert, der einem viel bedeutet hat, dann geschehen oft Dinge, die man hinterher wieder bereut. Jeder versucht auf seine Art und Weise, die Trauer zu bekämpfen, manche auf vorteilhafte Weise", sie nickte Sango und Shippo zu, "oder auf unvorteilhafte Weise", sie sah zu Miroku hinüber und zeigte gleichzeitig auf sich selbst. "Ja, ich verstehe, Kagome.", erwiderte der Mönch. "Dieser Verlust hat ein großes Loch in unsere Mitte gerissen und einige von uns verzweifeln lassen. Tja, und bei manchen geht das soweit, dass sie", er schmunzelte, "ziemlich dumme Sachen machen und andere damit verärgern." Entschuldigend sah er Sango in die Augen, die etwas errötete. "Äh, schon gut, ich ... naja, aber beim nächsten Mal bin ich nicht mehr so nachsichtig." "Nachsichtig?!" Miroku rieb sich den Kopf. "Das sollte wohl ein Witz sein, was?" "Nein, Houshi-sama. Glaubst du etwa allen Ernstes, ich hätte mit meiner ganzen Kraft zugeschlagen? Nein, das war noch auf die sanfte Tour." Unwillkürlich fing Kagome wieder an zu lachen, als sie bemerkte, dass die beiden erneut anfingen, sich zu kabbeln, dieses Mal allerdings nicht ernst gemeint, sondern nur zum Spaß. Sofort hielten die beiden inne und grinsten sich an. Shippo strahlte und hopste in Kagomes Schoß, die den Kleinen an sich drückte. Plötzlich vernahm man ein Murren aus der Tasche des Mädchens und einige Augenblicke später krabbelte ein arg mitgenommener und übel gelaunter Flohgeist aus Kagomes Shirt. Ups, bemerkte diese in Gedanken, den habe ich ja total vergessen. "Äh, hallo Myoga-jiji. Schon ausgeschlafen?" Etwas zerknirscht sah sie ihn an. "Wer zum ...!" wollte er schon loswettern, doch da kam Miroku ihr überraschend zu Hilfe. "Ich denke, es ist wohl besser, wir legen uns alle noch ein paar Stunden hin, bevor wir wieder aufbrechen. Jedenfalls könnte ich ein wenig Schlaf gebrauchen, ich weiß ja nicht, wie es euch geht." Leise vor sich hin schimpfend, dass ihn hier ja keiner ernst nahm, kroch der Flohgeist zurück in Kagomes Tasche, wo man ihn noch einige Zeit lang grummeln hörte. Dankbar lächelte Kagome dem jungen Mönch zu, wer weiß, wie lange Myoga ihnen jetzt eine Standpauke gehalten hätte, wäre ihm Miroku nicht über den Mund gefahren. Leise kroch sie zu Rin hinüber und legte sich neben sie in den Schlafsack, so klein und dünn wie das Mädchen war, passten sie beide hinein. Shippo stand etwas beleidigt daneben, doch dann schnellte die Hand Kagomes plötzlich aus dem Schlafsack hervor, packte den verdutzten Kitsune und steckte ihn zwischen sich und Rin. Die Kleine kicherte im Schlaf, als sie das Haar des Fuchsdämons im Gesicht kitzelte. Vorsichtig, um sie nicht zu wecken, drehte sich Shippo zu Kagome um und kuschelte sich an sie. Jaken schlief schon eine Weile laut schnarchend neben dem zweiköpfigen Drachen, aus dessem Mäulern abwechselnd mal ein kleines Flämmchen schoss, dass aber noch lange nicht für das Auslösen eines Waldbrandes reichte. Wenigstens, so dachte Kagome erleichtert, schnarcht der nicht auch noch. Miroku und Sango lehnten sich an die große Dämonenkatze, die schon seit einiger Zeit unter einem großen Baum saß. Das dichte und warme Fell des Tieres kam den beiden in den noch kühlen Nächten nur gelegen. Kirara legte sanft ihre großen buschigen Schwänze auf den Körper ihrer Freundin und schnurrte zufrieden, als man sie aus Dankbarkeit kraulte. "Und was ist mit mir?", fragte eine Stimme neben Sango. "Wie?", erwiderte die Dämonenjägerin. "Willst du auch gekrault werden?" "Nein.", maulte der Mönch. "Aber mir ist vielleicht auch kalt." "Ach, nur vielleicht?" Sango grinste. "Nein, ganz bestimmt." Zur Bestätigung rieb er sich mit den Händen über die Arme, damit ihm wärmer wurde. "Na, dann komm her, du Eisklotz." Sie hob den Schwanz der großen Katze etwas an und winkte ihn zu sich. "Warum wirst du denn jetzt so rot um die Nase? Ich dachte, dir wäre kalt?" Peinlich berührt krabbelte er zu ihr hinüber und lehnte sich ebenfalls an den Körper Kiraras, die vergnügt maunzte und den Mönch gleich mit einem ihrer Schwänze zudeckte. "Ja, dann gute Nacht, Sango." Er sah der jungen Frau tief in die Augen, so dass auch ihr die Röte ins Gesicht stieg. "Äh ja, dir auch ... schlaf gut, Houshi-sama." Hektisch drehte sie den Kopf weg, um nicht mehr in seine Augen sehen zu müssen, obwohl sie diese doch so sehr liebte. Diese großen sanften Augen ... . Innerlich musste sie lächeln. Vielleicht war er doch kein so schlimmer Lüstling, wie sie dachte. Immerhin hatte er bis jetzt ihren Po außer Acht gelassen. Irgendwann fiel ihr Kopf langsam zur Seite, was verriet, dass sie eingeschlafen war. Miroku sah sie noch lange an, wie lange, wusste er hinterher auch nicht mehr. Irgendwie tat es ihm leid, dass er sie in den letzten Stunden so traktiert hatte. Er nahm sich fest vor, ihren wunderschönen und wohlgeformten Po ... er sah ihn vor sich, zum Greifen nah und doch ... nein, er hatte es versprochen und schließlich glaubte sie doch an ihn, er würde sich halt beherrschen müssen. Shippo hatte schließlich recht damit gehabt, dass sie sich wie kleine Kinder benommen hatten. Er holte tief Luft und riss seine Augen von dem herrlichen Anblick los. Es dauerte nicht lange, bis auch er in einen tiefen Schlaf gefallen war. Kagome und Shippo hatten das Gespräch der Dämonenjägerin und des Mönches kichernd verfolgt, doch bei den beiden machte sich jetzt auch der lange und anstrengende Tag bemerkbar. Das Mädchen schloß die Arme um den kleinen Kitsune und wartete, bis er schlief. Dann schweiften ihre Gedanken wieder zu jenem Jungen hinüber, für den sie diesen einzigartigen Pakt mit Sesshomaru geschlossen hatten, um ihn zu finden. Was er wohl gerade machte? Ob es ihm wohl soweit gut ging? Als sie ihn das letzte Mal lebend gesehen hatte, lag er gerade im Sterben, den Körper zerschmettert von einem grausamen Youkai. Wie war es möglich, dass er lebte, obwohl sie ihn selbst zu Grabe getragen hatte? So viele Fragen geisterten durch ihren Kopf. Warum hatte er nun seine menschliche Form angenommen? Und wieso war er nicht zu ihnen zurückgekehrt? Lange lag sie deswegen noch wach und machte sich Gedanken. Was sie nicht wusste, war, dass genau zu gleichen Zeit gar nicht weit entfernt von ihr sich jemand ebenfalls darüber den Kopf zerbrach. Eine große helle Gestalt stand auf einem grasbewachsenen Hügel und betrachtete die Gegend um sich herum gedankenverloren. Sein langes weißes Haar wurde vom kühlen Nachtwind immer wieder etwas durcheinander gewirbelt. Die goldenen Augen bemerkten jede kleinste Bewegung, die sich in der Nähe abspielte und doch war die Person, zu der sie gehörten, mit den Gedanken ganz woanders. Ähnlich wie Kagome stellte sich Sesshomaru immer und immer wieder die eine selbe Frage, wieso kam sein Bruder nicht zurück, wieso ließ er alle in dem Glauben, er sei tot? Und was hatte das alles mit ihm zu tun? Es zermarterte ihm noch das Hirn. Egal, wie er es drehte und wendete, eine logische Antwort wurde ihm leider nicht serviert. Nachdenklich betrachtete er den Mond, der zur Hälfte am Himmel stand und die Gegend um ihn herum in ein angenehmes Licht tauchte. Eigentlich hätten sie bei der guten Sicht des nachts weiterfliegen können, doch er hatte gespürt, dass die Kräfte der Dämonenkatze und auch des zweiköpfigen Drachens nachgelassen hatten. So gesehen war es besser gewesen zu rasten, um dafür bei Anbruch des Tages weiterzureisen, damit sie am folgenden Abend besagtes Dorf erreichten. Er wollte sich gerade auch ein wenig zurückziehen, als er bestürzt innehielt. Ein ähnliches Gefühl wie an dem Abend, kurz bevor sein Bruder gestorben war, machte sich in seinem Herzen breit und klammerte sich dort mit einer Hartnäckigkeit fest, die ihn verwunderte. Eisige Kälte umfing ihn und er musste sich auf dem Rückweg zu der kleinen Reisegruppe mehrmals an einem Baum abstützen, um Luft zu holen. Ihm war so, als drückte irgendetwas erbarmungslos auf seine Luftröhre, um sie eiskalt zusammen zu quetschen. Kurz bevor er sein Ziel erreichte, brach er geschwächt in die Knie, immer noch ratlos, was mit ihm geschah. Was war das nur? Wieso war es jetzt noch viel schlimmer als noch vor ein paar Tagen, wo ihn eigentlich nur die nackte Angst gepackt hatte? Er zog Tokijin aus der Scheide und rammte das mächtige Schwert in den Boden, um sich daran hochzuziehen. Durch das Geräusch wurde Rin wach, die den Youkai erstaunt musterte. "Sesshomaru-sama! Ist etwas geschehen? Ihr seht nicht gut aus!" Besorgt krabbelte sie aus dem Schlafsack und lief auf ihn zu. Durch den Lärm, den sie dabei machte, wachten auch die anderen auf. Kagome blinzelte verschlafen und rieb sich die Augen. Auch Shippo brauchte einen Moment, um richtig wach zu werden. Schließlich hatten sie alle noch nicht einmal eine Stunde geschlafen. "Was ist denn los?" Miroku gähnte herzhaft und kratzte sich am Rücken, während Sango alarmiert ihr Hiraikotsu in die Hand nahm. "Was ist passiert? Ist etwas in der Nähe, dass uns bedroht?" Die Dämonenjägerin wollte lieber auf Nummer Sicher gehen, denn der Youkai sah wirklich irgendwie angeschlagen aus, fast so, als hätte er einen schweren Kampf ausgefochten. Natürlich, dachte derweil Sesshomaru, nachdem er die Worte des Menschenweibes vernommen hatte. Wieso bin ich da nicht selbst drauf gekommen? Es ist kein Zustand, der das bei mir verursacht, sondern ein Ding, ein Wesen, was sogar mir gefährlich werden könnte. Und es treibt sich hier ganz in der Nähe herum, jetzt, wo dieses Gefühl nachlässt, spüre ich sein Youki. Und es ist stark, sehr stark, zu stark sogar für mich? Ihm war gar nicht wohl bei dem Gedanken, er wollte es auch nicht unbedingt herausfinden. Die ganze Mission stand auf dem Spiel. Sie mussten sofort von hier verschwinden, wer weiß, was sonst geschehen würde. "Wir brechen auf, jetzt sofort. Packt eure Sachen schnell zusammen und steigt auf." Rin lief sofort zu Ah-Un, um ihn zu wecken, wobei Jaken, der an dem Drachen lehnte, erst einmal ein paar Meter weit weg geschleudert wurde, als das Tier aufstand. Schimpfend kam er wieder auf die Beine und ließ seinen Ärger an dem kleinen Mädchen aus. Dafür hatten sie jedoch jetzt keine Zeit. Ungeduldig fuhr Sesshomaru darauf seinen Diener an. "Jaken, mach, dass du aufsteigst, wenn dir dein Leben lieb ist!" Der Krötendämon wurde leichenblass und deutete diesen Wutausbruch seines Herrn natürlich völlig verkehrt. Doch die anderen verstanden dafür um so besser. Kagome und Shippo sprangen mehr aus dem Schlafsack, als dass sie hinauskrochen, verstauten alles in Windeseile in ihrem Rucksack, während Sango und Miroku auf die Dämonenkatze sprangen, die mit einem Male angefangen hatte, sich wie wild zu gebären und beruhigt werden musste, damit sie sich nicht gleich sofort in die Lüfte erhob. Auch der kleine Kitsune spürte mit einem Male, dass etwas nicht stimmte, es erinnerte ihn an das Gefühl, als sie gegen diesen seltsam aussehenden Dämon gekämpft hatten, der Inuyasha auf dem Gewissen hatte. Diese Augen ..., er würde sie niemals vergessen können. Deswegen lief er flink zu seinen Freunden hinüber und sprang ebenfalls auf Kiraras Rücken, die nun nicht mehr zu halten war. Gegen Sangos Befehl sprang sie in die Höhe und verschwand mit den zwei Menschen und dem kleinen Fuchsdämon am Horizont. Kagome hatte das alles mit wachsendem Schrecken verfolgt. Was war auf dem Weg hierher, was sogar Sesshomaru Angst bereitete? Sie klammerte sich an Rin fest, als Ah-Un mit ihnen und Jaken ebenfalls den Boden verließ. Der Youkai schwang sich als letztes in die Luft, keine Sekunde zu spät, wie es schien, denn kurz nachdem er den scheinbar sicheren Boden verlassen hatte, hörte er, wie die ersten Bäume fielen und Büsche ausgerissen wurden. Was war das nur für ein Wesen? Er riskierte lieber keinen Blick zurück, sondern folgte seinen Gefährten, die er ja nun schon als solche ansehen musste. Die vier Menschen und zwei kleinen Youkai verfolgten von oben entsetzt das Szenario, welches sich unter ihnen abspielte. An der Stelle, wo sie vor wenigen Minuten noch friedlich geschlafen hatten, herrschte nun ein unvorstellbares Chaos. Hundert Jahre alte Bäume lagen umgeknickt wie Zahnstocher überall verstreut herum, die Erde des Waldbodens war an manchen Stellen aufgebrochen, hier und da lagen sogar ein paar verendete Tiere, die ihr Heil in der Flucht gesucht hatten und das mit dem Leben bezahlen mussten, da sie ihrem Verderben genau in die Arme gelaufen waren. Doch das Wesen, was diesen Akt der Zerstörung verantwortet hatte, war nirgends zu sehen. Genauso schnell, wie es aufgetaucht war, war es auch schon wieder verschwunden. Zurückgelassen hatte es nur Tod und Zerstörung und eine ziemlich verwirrte und ängstliche Gruppe von Menschen und Youkai, die froh waren, noch einmal davon gekommen zu sein. Kirara hatte sich nun auch wieder etwas beruhigt und wartete auf den Rest der Truppe. Sesshomaru setzte sich anschließend erneut an die Spitze und führte die Freunde seines Bruders mitsamt Rin und Jaken weiter an. Das beklemmende Gefühl in seinem Herzen verschwand mit jeder Sekunde, die verstrich, etwas mehr aus seinen Gedanken. Er war eigentlich heilfroh, dass er keinen Blick auf das Wesen hatte erhaschen können, nachdem er gesehen hatte, zu was es fähig war. Schweigsam sah er nach Osten, wo man schon die ersten Anzeichen des anbrechenden Tages erahnen konnte. Mit jeder Meile, die sie sich von diesem Wald entfernten, fühlte er sich wieder sicherer. Kagome hatte sich die ganze Zeit über an dem kleinen Mädchen, welches vor ihr saß, festgeklammert, da die Kleine vor Angst zitterte, doch der Älteren ging es auch nicht besser, nachdem, was sich ihr dort geboten hatte. Zu sehr erinnerte sie das Ganze an den Tag, als Inuyasha starb, an das Ungetüm, welches ihr die Splitter entreissen wollte und dabei vor nichts zurückschreckte. Keiner von ihnen hatte diesem Monstrum die Stirn bieten können, nicht einmal der Hanyou mit Tessaiga. Sollte es etwa dieser Dämon gewesen sein, der ihnen eben den Garaus machen wollte? Sie hoffte, das dem nicht so war, zu schrecklich waren die Erinnerungen an jenen Tag. Jaken brabbelte die ganze Zeit etwas vor sich hin, dass sich anhörte wie "irgendso ein Vieh ohne Hirn" sollte wohl für diese Zerstörung verantwortlich sein, doch dem Mädchen kam es eher so vor, als hätte der Youkai eher aus Wut darüber, dass ihm seine Opfer entkommen waren, so gehandelt. Sie sah hinüber zu ihren Freunden, die nun neben dem Drachen flogen; auch ihnen stand der Schrecken im Gesicht geschrieben. Shippo klebte wie eine Klette an Sango und wollte sie vor lauter Angst gar nicht wieder loslassen, während Kirara wieder die Ruhe selbst war. "Sagt mal, Kagome-sama, was war denn das gerade eben?" Eine Stimme ließ sie an ihrer Kleidung herabsehen. Der Kopf des Flohgeistes guckte aus ihrer Tasche, er sah etwas mitgenommen aus. Scheinbar hatte er sich bei der Flucht mehrmals den Kopf angeschlagen, während Kagome auf den Drachen gesprungen war. "Wenn ich das wüsste ... .", seufzte sie. Auf keinen Fall wollte sie ihre Vermutung äußern, es könne sich um denselben Youkai handeln, dem sie schon vor ein paar Tagen begegnet waren. "Naja, jedenfalls bin ich froh, dass wir uns nicht mehr da unten befinden.", entgegnete Myoga erleichtert. "Ich auch.", entgegnete Kagome. "Ein paar Sekunden später und wir wären alle ... ." Sie mochte es gar nicht aussprechen. Dann wandte sie sich an das kleine Mädchen, welches noch immer ziemlich geschockt vor ihr saß. "Versuch ein wenig zu schlafen, Rin. Lehn dich ruhig bei mir an, ich werde dich festhalten, keine Sorge." Die Kleine tat ohne zu murren, wie ihr geheißen. Es dauerte nur etwas, bis sie in einen einigermaßen ruhigen Schlaf fiel. Kagome strich ihr liebevoll ein paar Strähnen aus dem Gesicht. Hoffentlich dauert es nicht mehr so lange, bis wir das Dorf erreicht haben, dachte sie. Selbst hier oben fühlte sie sich nicht wirklich sicher vor dem Monstrum, dem sie nur um Haaresbreite entkommen waren. Erst wenn sie sich selbst meilenweit entfernt von ihm wusste, würde sie wieder etwas zur Ruhe kommen. Durch das hell scheinende Mondlicht konnte sie schon die zu überfliegende Gebirgskette erkennen. Danach sollten noch einige Wälder und Felder folgen, so hatte Sesshomaru es ihnen erklärt. Dann sehe ich dich endlich wieder, Inuyasha, dachte sie. Mehrere Meilen entfernt schrak plötzlich ein Junge mit einem erschrockenen Schrei aus seinem unruhigen Schlaf hoch. Sein langes schwarzes Haar klebte nass in seinem Gesicht. Große dunkle Augen sahen sich gehetzt um. Sofort kniete eine ältere Frau neben ihm nieder und legte ihm sanft eine Hand auf die Schulter und sprach beruhigend auf ihn ein. Langsam beruhigte sich sein unregelmäßiger Atem wieder. "Wieder derselbe Traum?" Der Junge nickte. "Ja, jede Nacht das Gleiche, seit ich bei dir bin, Manami-baba." Er sah sie erschöpft an. Warum nahmen ihn diese Träume nur immer so mit? Und wieso konnte er die Gesichter derer, die in ihnen vorkamen, nie erkennen? Aber was ihn am meisten beschäftigte, war die Tatsache, dass in seinen Träumen ein seltsam aussehender weißhaariger Junge herumspukte und er sich ihm irgendwie nah und doch gleichzeitig so fern fühlte. Was hatte das nur zu bedeuten? Wer war dieser Junge, der aussah wie ein Youkai? Hatte der vielleicht etwas mit seinem Zustand zu tun? Er hoffte inständig, dass eines Tages jemand käme und seine Fragen beantworten würde; wer er war, wo er herkam und vor allem, warum er sein Gedächtnis verloren hatte. Kagome mussten irgendwann auch die Augen zugefallen sein, denn sie wurde von einem unsanften Stupser in die Seite geweckt. Schnell packten ihre Hände vor sich und ertasteten das Mädchen, welches noch immer schlief. Ein Glück, dachte sie. Ich muss mich mehr zusammenreißen, damit das nicht noch einmal geschieht. Plötzlich sah sie in zwei krötenähnliche Augen, die sie böse musterten. Jaken hatte sich zu ihr umgedreht und fuchtelte wütend mit seinem Stab vor ihrer Nase hin und her. "Bis du verrückt geworden?!", schalt er sie. "Gar nicht auszudenken, was geschehen wäre, wenn ich dich nicht geweckt hätte." Nun wusste sie auch, wem sie den blauen Fleck zu verdanken hatte. "Wenn Rin hinuntergefallen wäre, dann hätte Sesshomaru-sama dich und mich ohne zu zögern getötet. Du scheinst in letzter Zeit sowieso ziemlich lebensmüde zu sein, was das betrifft. Ich jedenfalls hänge noch an meinem Leben, also, pass besser auf." Mit diesen Worten drehte er sich wieder um und gab ihr somit keinerlei Gelegenheit, sich zu verteidigen. Anders gesehen ergab sich aber leider auch nichts, was sie ihm entgegensetzen konnte. Er hatte ja recht. Sie hatte sich ihrer Müdigkeit hingegeben und somit ihrer aller Leben aufs Spiel gesetzt, denn sie wusste, dass der Youkai für das kleine Mädchen alles tun würde - sogar ihren Tod rächen. So zwang sie sich nun, wach zu bleiben, damit es nicht noch einmal geschah. Am Horizont konnte sie schon die langsam aufgehende Sonne erkennen, ihre ersten Strahlen erhellten das noch schlafende Land. Unter ihr glitzerte der Schnee auf der unendlich erscheinenden Gebirgskette, zu dieser Jahreszeit war es hier oben noch zu kalt, es würden noch einige Wochen ins Land ziehen, bis das reine Weiß verschwand und den dann knospenden Bergpflanzen Platz machte. Hoffentlich hatten sie diese Berge bald hinter sich gelassen, dachte sie. Ihr war verdammt kalt. Gedankenverloren sah sie hinüber zu ihren Freunden und musste über den Anblick, der sich ihr bot, schmunzeln. Miroku schnarchte angelehnt an Sangos Rücken mit dem kleinen Kitsune um die Wette, der es sich auf Kiraras Kopf bequem gemacht hatte. Die Dämonenjägerin lächelte etwas gequält, als sie dem Blick ihrer Freundin begegnete. So wie es schien, teilten sie sich das gleiche Schicksal. Sango sah genauso aus, wie Kagome sich fühlte - unendlich müde. Sie klammerte sich an den Gedanken, dass sie Inuyasha bald wiedersehen würde, nur das allein gab ihr die Kraft, wach zu bleiben. So verschwand nach einer Weile die gebirgige Schneelandschaft unter ihnen und machte dem frühlingshaften Grün der Waldbäume Platz, von denen einige noch ihre Blütenpracht trugen. Nun war es bald geschafft, nicht mehr lange und sie würde ihn in ihre Arme schließen können. Tief unter ihr und noch etliche Meilen entfernt gab sich derweil ein Wesen die größte Mühe sein Youki vor seinen zukünftigen Opfern zu verbergen. Noch einmal würde es nicht so leichtsinnig sein, es so offenkundig zu präsentieren. Woher hätte es auch wissen sollen, wer diese dümmlichen Menschen und diese schwachen Youkai begleitete. Ihm war diese starke Energie gleich so bekannt vorgekommen, als es sie zum ersten Mal wahrgenommen hatte. Vor etlichen Jahrhunderten hatte es schon einmal einem Youkai dieser Größenordnung gegenüber gestanden und dieser Youkai, es erinnerte sich schwach, es war ein Hundeyoukai gewesen, angeblich der Herr über diese erbärmlichen Ländereien, dieser niederträchtige Bastard hatte dafür gesorgt, dass es seinen Schlaf vorzeitig hatte antreten müssen. Sofort nach seinem Erwachen war es auf diesen Youkai gestoßen, dessen Youki alles, was es bisher erlebt hatte, noch bei weitem übertraf. Und dann ... seine Zähne knirschten vor Wut, als es diese Szene erneut erlebte ..., dann hatte dieser Bastard ihn mit einem Schlag erledigt. Mit nur einem Schwertstreich hatte er ihn fast getötet. Nur ein erneuter langer Schlaf rettete ihm damals das Leben. Und nun ... dieses Youki, dessen Witterung es aufgenommen hatte, es erinnerte ihn stark an den damaligen Youkai, dem es begegnet war. Könnte es etwa sein, dass die beiden miteinander verwandt waren? Das würde die ganze Sache natürlich noch interessanter machen, als sie es ohnehin schon war. Endlich würde es seine langersehnte Rache bekommen. Aber ... , dieser kleine Hanyou-Bastard, der ihm vor ein paar Tagen über den Weg gerannt war ... , jetzt wurde ihm langsam einiges klar! Das Schwert, was er bei sich getragen hatte, dieses verdammte Schwert hatte ihm unerträgliche Schmerzen zugefügt. Das selbe Schwert trug doch auch dieser Youkai vor etlichen hundert Jahren bei sich. Wie hatte er es genannt? Tessaiga? Genau wie der kleine widerliche Hanyou! Konnte es etwa sein, dass er auch ...? Wie passend, dachte das Wesen. Rotte ich doch einfach seine komplette Familie aus, das wird Spaß machen und mich lange am Leben erhalten. Dieses kleine Halbblut war nur der Anfang, obwohl seine Seele mir schon viel Kraft zurückgegeben hat und sehr schmackhaft war, aber dieser Youkai ..., seine Seele wird mich lange zufrieden stellen. Dann hole ich mir noch die Splitter des Shikon no tama, die dieses Mädchen bei sich aufbewahrt und dann ... es seufzte genussvoll, ... dann kann ich auf ewig auf dieser Welt verweilen. Die großen unheimlichen Augen wieder zum Himmel gewandt, stapfte es unbeirrbar dem Geruch des Youkai hinterher, der ahnungslos das kleine Grüppchen über die frühlingsgrünen Wälder führte. Kagome wusste später nicht mehr, wie viel Zeit wirklich vergangen war, aber irgendwann, als die Sonne langsam begann, ihre unsichtbaren Treppchen zur Nacht hinabzusteigen, hallte eine Stimme an ihr Ohr und rüttelte sie unsanft aus ihren monotonen Gedanken. Sie kniff ein paar Mal die Augen fest zusammen und schüttelte leicht den Kopf, um die Schleier zu vertreiben, die wie Geister in ihrer Seele ihr Unwesen getrieben hatten. Die letzten Stunden hatte sie nur an ihn gedacht, die ganze Zeit über war er durch ihre Gedanken gespukt. Verwirrt sah sie sich um. Sie spürte etwas auf ihren Schoß springen und richtete ihren Blick dorthin. Der kleine Kitsune saß auf ihren Beinen und musterte sie besorgt. "Ist alles in Ordnung, Kagome? Du siehst so aus, als wärst du ganz weit weg." Das Mädchen atmete einmal tief durch. Das tat gut. Nun lichteten sich auch die letzten störenden Nebelschwaden und es sah alles wieder normal aus. Was war das nur gewesen? War sie in eine Art Dämmerschlaf gefallen? Es schien zumindest so. Fragend sah sie zu Miroku und Sango hinüber, die ebenfalls etwas besorgt dreinschauten. "Wir dachten schon, mit dir würde wieder dasselbe geschehen wie kurz nach Inuyashas Tod. Und auch deine Augen hatten denselben Ausdruck wie vor ein paar Tagen angenommen, doch Sesshomaru war da anderer Meinung. Er sagte uns, es läge daran, dass du einiges mitmachen musstest und noch ziemlich erschöpft wärest." Sango war neben ihre Freundin getreten, um ihr davon zu berichten. Diese zog erstaunt die Augenbrauen hoch. Sesshomaru hatte das gesagt? Seit wann war er denn so menschenkundig? "Wir sind übrigens am Ziel angekommen." Miroku gesellte sich zu den beiden jungen Frauen. Kirara hatte sich wieder in ihr kleines ungefährlich aussehendes Ich verwandelt und strich schnurrend um Sangos Beine. "Wir sind da?" Kagome fiel fast vor Schreck von dem zweiköpfigen Drachen, auf dem sie noch immer saß. Dann bemerkte sie, dass Rin nicht mehr da war. "Wo ...?" Sie sah sich suchend um. Miroku klärte sie auf. "Die Kleine liegt nicht weit entfernt von hier unter einem Baum und schläft noch. Sesshomaru und Jaken sind bei ihr. Ah-Un hier", er deutete auf den Drachen, der alle freundlich anblinzelte, "wird ihnen folgen, sobald du abgestiegen bist. Sie wollten dich nicht einfach hinunterwerfen." Kagome runzelte die Stirn. Ach, wie nett, dachte sie. Anscheinend bin ich noch wichtig für ihn, was das Finden Inuyashas angeht. "Und wo befindet sich das Dorf nun genau? Und vor allem, wie geht es dann weiter, wenn wir dort angekommen sind?" "Genau hinter diesem Hügel", Miroku zeigte mit seinem Stab auf die grasbewachsene Anhöhe, " liegt das Dorf. Wir sollen Inuyasha dort ausfindig machen und Sesshomaru sozusagen Bericht erstatten, was mit seinem Bruder nun genau geschehen ist. Er bleibt hier außerhalb des Dorfes, um nicht aufzufallen. Wir können ihn hier jederzeit aufsuchen, sollten wir irgendetwas Neues wissen." "Ah, verstehe. Wir sind sozusagen die Botschafter und Berichterstatter. Naja, dann mal los. Bin gespannt, was uns dort erwartet." Mit diesen Worten sprang Kagome vom Rücken des Drachen hinunter, der daraufhin gemütlich wegzuckelte. Shippo hüpfte quietschend von ihrem Schoß, um nicht unsanft auf dem Boden zu landen. Dann sah er etwas verwundert dem Mädchen aus der Zukunft hinterher, die bereits ihren Weg angetreten hatte. Schnell hüpfte er behände auf Mirokus Schulter, der zusammen mit Sango ihrer Freundin folgte. "Mach dir nichts drauss, Shippo.", entgegnete die Dämomenjägerin, die bemerkt hatte, dass den kleinen Kitsune etwas beschäftigte. "Sie hat dich nicht absichtlich von ihrem Schoß bugsiert, ich glaube, seit ein paar Stunden kann sie nur noch an eines denken, weißt du? Deswegen ist sie so abwesend. Es wird Zeit, dass sie ihn wiedersieht. Dann wird sie auch wieder die Alte werden. Denn sie mag sich noch so gut verstellen und ihre Gefühle verstecken, seit Inuyasha nicht mehr da ist, hat sie sich verändert, ob sie es nun zugeben will oder nicht." Miroku nickte zustimmend. Sango hatte genau das ausgesprochen, was er die ganze Zeit über gedacht hatte. Das Dorf erstreckte sich tatsächlich gleich hinter dem sanften Grün des Hügels bis zur Waldlichtung auf der anderen Seite. Die Freunde betraten es gemeinsam und sahen sich aufmerksam um. Doch nirgendwo war ein Junge, der Inuyasha ähnelte, zu sehen. Einige der Dorfbewohner begannen bereits, sie misstrauisch zu mustern. Scheinbar hatte man hier mit Fremden keine guten Erfahrungen gesammelt. Miroku fiel plötzlich etwas Merkwürdiges auf. Am Rand des Waldes standen die verbrannten Überreste einer Hütte, um die sich scheinbar niemand gekümmert hatte. Keiner hier im Dorf schien es für nötig zu halten, etwas daran zu verändern. Grasflechten und Moos hatten sich bereits ihren Platz auf den verkohlten Holzbrettern gesucht und hier und da wuchsen sogar ein paar Wildblumen in dem einstigen Heim. Und doch ..., irgendetwas störte den jungen Mönch an dem eigentlich idyllischen Bild, denn es schien hier etwas geschehen zu sein, was die Dorfbewohner in die hinterste Ecke ihrer Erinnerungen verdrängt hatten. Sie hatten buchstäblich Gras über die Sache wachsen lassen. Er spürte die Trauer und unendliche Angst zweier Wesen, die die Opfer des Unglücks gewesen sein mochten. Ihm ging dieser Gedanke nur schwer aus dem Kopf, während er Kagome und Sango folgte. Dem kleinen Kitsune auf seiner Schulter war aufgefallen, dass sein großer Freund verbissen über etwas grübelte und schlussfolgerte gleich richtig, dass es mit der verbrannten Hütte am Waldbrand zu tun haben musste. Auch er hatte an dieser Stelle etwas gefühlt, was tiefste Beunruhigung in seinem kleinen Herzen auslöste. Deswegen war er froh, als der Mönch sich zum Weitergehen entschloss. Kagome wurde indess schon unruhig, nirgendwo war ein Junge, der Inuyasha glich, zu sehen. Was, wenn Sesshomaru sich geirrt hatte? Was, wenn das gar nicht ihr Inuyasha gewesen war, den er gesehen hatte? "Sesshomaru hat sich bestimmt nicht geirrt." Sangos Stimme ließ sie herumfahren. Ihre Augen weiteten sich ungläubig. "Woher ...?" Die Dämonenjägerin schmunzelte. "Man sieht es dir an der Nasenspitze an, dass du an nichts anderes denkst, was ich natürlich verstehen kann, davon mal abgesehen. Außerdem würde sich ein Youkai wie Sesshomaru in dem Punkt nicht irren. Er kennt seinen Bruder, auch wenn er ihn nicht besonders schätzt." Kagome war noch immer erstaunt über Sangos Scharfsinnigkeit. War sie denn so leicht zu durchschauen? Aber sie musste ihrer Freundin Recht geben. Natürlich wusste der Youkai, wen er da gesehen hatte, da bestand wohl gar kein Zweifel dran. Sie hatte nur furchtbare Angst, ihn nicht zu finden, deswegen erfand man dann diese eigentlich unsinnigen Dinge. "Vielleicht sollten wir hier mal jemanden fragen, ob in den letzten Tagen ein Junge in ihrem Dorf aufgetaucht ist, irgendjemand wird uns doch etwas sagen können, meinst du nicht?" Hoffnungsvoll sah Kagome ihre Freundin an. Die nickte sofort zustimmend. "Du hast Recht, das spart uns auch eine Menge an Zeit." Das Mädchen aus der Zukunft wandte sich sogleich an eine ältere Frau, die sie schon neugierig musterte. Als Kagome sie ansprach, lächelte sie das Mädchen warmherzig an. "Ein Junge? Ja, hier ist in Junge in den letzten Tagen bei uns aufgetaucht, das ist richtig. Kannst du mir ihn denn beschreiben, damit ich auch weiß, dass ihr zu ihm gehört?" Kagomes Herz machte einen freudigen Hüpfer. Das war mit Sicherheit Inuyasha. "Sicher kann ich das, o-baa-san. Er ist etwas größer als ich, hat hüftlanges schwarzes Haar, dunkle Augen und trägt ein rotes Gewand. Meine Freunde und ich sind schon auf der Suche nach ihm gewesen." Sie zeigte auf Miroku, Sango und Shippo hinter sich. Die Frau sah sie interessiert an. "Ihr seid mir ja ein seltsamer Haufen. Ein junges Mädchen in seltsamer Kleidung, eine Dämonenjägerin, ein Mönch ... und was bist du?" Fragend zeigte sie auf Shippo, der sich hinter Miroku versteckte. "Ich ... ich ... .", stotterte der kleine Kitsune unsicher. Miroku kam ihm zur Hilfe. "Er ist ein Fuchsdämon, aber keine Sorge, o-baa-san," sagte er, als die Frau große Augen bekam, "er ist harmlos und unser treuer Gefährte. Sein Name ist Shippo." Schüchtern sah der Kleine in ihre Richtung. Unwillkürlich musste diese lachen, als sie dem Blick des Kitsune begegnete. "Nein, nein, keine Sorge. Ich hatte keine Angst vor ihm. Es kommt hier nur in letzter Zeit selten vor, dass uns Dämonen freundlich gesonnen sind, so wie euer kleiner Freund da. Ehrlich gesagt haben wir seit einigen Wochen häufig Schwierigkeiten mit bösartigen Youkai, sie überfallen zwar nicht unser Dorf, das wagen sie aus irgendeinem Grund nicht, aber sie treiben ringsherum ihr Unwesen. Deswegen achtet euer Freund, den ihr gesucht habt, auf die Kinder des Dorfes, wenn sie am Rand des Waldes spielen. Er hat allen damit einen großen Dienst erwiesen. Wartet mal gerade einen kleinen Moment." Sie drehte sich um und legte ihre Hände an den Mund, um einen Trichter zu formen. "Hiroshi! Komm her, Hiroshi!" Es dauerte einen kurzen Augenblick, bis plötzlich ein kleiner Junge auf sie zugelaufen kam. Ausser Atem blieb er vor ihnen stehen. Einige Strähnen seines schwarzen Haares fielen ungebändigt in seine Stirn. "Was ist, o-baa-chan?" Die Frau lächelte erneut, als sie dem Kleinen durch das Haar wuschelte. "Das ist mein Enkel Hiroshi.", stellte sie ihn vor. "Er ist auch meistens bei den Kindern dabei, auf die euer Freund achtet." Dann wandte sie sich an ihren Enkel. "Geh bitte und hol unseren Neuankömmling, das hier sind seine Freunde, er wird sich freuen, endlich jemanden zu sehen, der ihn kennt." Miroku runzelte verblüfft die Stirn, als er das hörte. Was meinte sie damit, er würde sich freuen, jemanden zu sehen, der ihn kennt? Hiroshi hatte sich indess schon zum Gehen umgewandt, als ihm seine Großmutter noch etwas leise ins Ohr flüsterte. "Lass dir Zeit dabei, ihn zu holen. Ich muss ihnen erst noch einiges erklären. Außerdem will ich wissen, was mit ihm geschehen ist, in Ordnung?" Der Junge nickte kaum merklich und die alte Frau tat so, als hätte sie ihm einen Schmatzer auf die Wange gegeben, bevor er loslief. Dann schlug sie sich auf einmal mit der Handfläche gegen die Stirn. "Wie unhöflich von mir! Wir reden schon so lange miteinander und ich habe mich noch gar nicht vorgestellt!" So verbeugte sie sich höflich vor den Freunden, die es sofort erwiderten. "Mein Name ist Manami. Und mit wem habe ich das Vergnügen?" Kagome übernahm die Aufgabe, sie alle vorzustellen. " Ich heiße Kagome. Das hier sind Sango und Miroku. Und den Namen des Kleinen hier", sie zeigte auf Shippo, der ihr schüchtern zuwinkte, "kennt ihr ja schon, Manami-san." "Oh bitte.", winkte sie ab. "Lasst doch diese förmliche Anrede. Es reicht, wenn ihr Manami-baba sagt, das ist mir lieber. Und nun folgt mir. Ihr seid sicher hungrig. In dem Haus meiner Familie könnt ihr mir alles in Ruhe erzählen, bis euer Freund eintrifft." Die Freunde folgten der alten Frau gemeinsam, sie alle waren froh, Inuyasha in den nächsten Minuten gesund und munter wiederzusehen. Nur einer von ihnen hatte da so seine Bedenken. Miroku spürte, dass Manami-san ihnen etwas Wichtiges verschwieg. Ihm war wohl als einzigem aufgefallen, dass sie ihrem Enkel etwas zugeflüstert hatte, bevor der sich auf den Weg gemacht hatte, um Inuyasha zu holen. Was das war, würde er schon noch herausfinden. Die beiden Mädchen und der Fuchsdämon bemerkten gar nicht, dass den Mönch etwas beschäftigte. Kagome war so von Vorfreude erfüllt, dass sie nur an eines denken konnte und Sango und Shippo freuten sich natürlich mit ihrer Freundin. Als sie jedoch das Haus, in dem Manami mit ihrer Familie lebte, erreichten, blieben alle erst einmal erstaunt stehen. Sie hatten ein normales kleines Haus erwartet, vielleicht etwas vornehmer und besser als die kleinen Hütten, die sonst alle im Dorf verteilt standen; stattdessen bot sich ihnen dort ein halber Palast, wie es Shippo mit einem bewunderten Pfiff durch die Zähne bemerkte. Neben dem großen Haupthaus mit der prunkvollen Veranda, in dessen Holz kunstvolle Schnitzereien eingearbeitet worden waren, standen noch mehrere kleinere Nebenhäuser und Ställe dort, aus denen die Köpfe reinrassiger Pferde schauten. Aus einem der Nebenhäuser kam ein verlockender Duft, der die Mägen der Freunde zum Knurren brachte. Peinlich berührt hielten sie sich alle den Bauch, während Manami begann zu lachen. "Oh je, ihr hört euch ja wirklich hungrig an. Das wollen wir doch mal schnell ändern. Kommt, ich geleite euch hinein." Mit einer einladenden Geste forderte sie die jungen Leute auf, ihr zu folgen. "Ähm, Manami-san, ich will nicht unhöflich sein, aber hier wohnt ihr?", wollte Miroku wissen. "Seid ihr hier eine wichtige Persönlichkeit oder so etwas, ich meine, verzeiht, wenn ich so etwas sage, aber in solch einem Haus wohnen doch sonst nur Adlige." Die alte Frau lächelte ihn an. "Ihr habt vollkommen recht, Houshi-sama. So ein Haus ist eigentlich nur Adligen vorbestimmt. Ich will euch auch nicht lange im Ungewissen lassen. Meine Familie entstammt einem alten adligen Geschlecht, einem Fürstentum. Doch leider wurde sie vor einigen hundert Jahren gezwungen, ins Exil zu ziehen. Auf der Suche nach einer neuen Bleibe trafen sie und die gesamte Dienerschaft auf diesen Ort hier. Sie verliebten sich sofort in diese Gegend und beschlossen, sich hier eine neue Existenz aufzubauen. Seitdem lebt meine Familie an diesem Ort, die Dorfbewohner sind größtenteils alle Nachfahren der Dienerschaft, deswegen ist rundherum dieses Dorf entstanden. Meine Tochter hat vor neun Jahren sogar einen jungen Fürsten geheiratet, der nun ebenfalls in diesem Haus lebt. Hiroshi, der Kleine, den ihr eben gesehen habt, ist ihr Sohn. Er wird eines Tages der Erbe sein. Aber nun genug erzählt, jetzt sollt ihr erst einmal etwas zu speisen bekommen." Das ließen sich die jungen Leute nicht zweimal sagen. Über die Geschichte Manamis waren sie jedoch über alle Maßen erstaunt, das hätten sie nicht gedacht, dass die alte Dame aus einem vornehmen Adelsgeschlecht stammte. Generell benahmen sich diese Personen gegenüber Fremden nicht so offen und freundlich, wie sie es tat. Manami führte sie durch den wunderschön angelegten Garten vor dem Haus, der jetzt im Frühling in seiner vollen Pracht stand. Staunend sahen sich sie beiden Mädchen um und Shippo kam nicht daran vorbei, doch auch mal an der einen oder anderen Blume zu schnuppern, da ihn diese einzigartigen Farben so sehr faszinierten. Nur Miroku blieb noch immer etwas auf Distanz, diese Andeutung Manamis Inuyasha betreffend ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Er nahm sich vor, die alte Frau darauf anzusprechen, sobald sie das Essen beendet hatten. Als sie das Haus betraten, verneigten sich sofort zwei junge Dienerinnen vor ihrer Herrin, die darum bat, reichlich Essen zu bringen, damit sich ihre Gäste stärken konnten. Die beiden Frauen führten die Bitte sofort aus und eilten rasch in Richtung der Küche davon. Manami winkte die Freunde in einen großen Raum, in dem mehrere Sitzkissen aus kostbarer Seide genäht um einen großen nachtschwarzen Tisch verteilt lagen. "Macht es euch doch schon bitte bequem, ich sage nur schnell meinem Schwiegersohn Bescheid, dass er uns nicht stören soll, da ich ja noch einiges mit euch zu besprechen habe." Flinken Schrittes verließ sie den Speiseraum und eilte den Flur entlang. Stille herrschte unter den Gefährten. Sie alle wussten natürlich, dass Manami erfahren wollte, warum Inuyasha von ihnen getrennt hier in der Nähe dieses Dorfes aufgetaucht war. Doch was sollten sie ihr berichten? Die Wahrheit? Kagome und Sango waren entschieden dagegen. Sie kannten die alte Dame doch kaum. Wenn sie ihr erzählen würden, wer Inuyasha wirklich war, was würde sie dann von ihnen halten? Womöglich würde sie jeden von ihnen für verrückt erklären. Das beste, so entschieden die beiden Mädchen, wäre Inuyasha, sobald er bei ihnen auftauchte, einfach in Schlepptau zu nehmen, sich für das Mahl zu bedanken und anschließend zusammen auf dem schnellstem Wege das Dorf zu verlassen. Das war zwar nicht gerade die höfliche Art und Weise, aber so vermieden sie vielleicht doch einige unangenehme Fragen. Shippo hingegen war das alles so ziemlich egal, hauptsache, Inuyasha lebte und sie konnten bald wieder verschwinden - nach dem Essen, verstand sich. Miroku hielt sich mit seiner Meinung zurück, er wollte zunächst erfahren, was Manami-san zu berichten hatte, erst dann würde er sich entscheiden, was zu tun war. Das köstlich duftende Essen, welches aufgetragen wurde, liess sie jedoch plötzlich alle Bedenken vergessen. Mit einem Male fühlten sie wieder alle, wie hungrig sie eigentlich waren. Jeder von ihnen tat sich großzügig auf, bedankte sich allerdings vorher höflich bei der Dienerschaft, die sich hingegen respektvoll vor dem Besuch der Herrin verbeugte. Kagome dachte plötzlich an Rin, die ja zusammen mit Sesshomaru und Jaken vor dem Dorf in sicherer Entfernung wartete. Die Kleine hatte mit Sicherheit auch großen Hunger. Sie beschloss, ein wenig Essen in einem Tuch eingewickelt mitzunehmen, um es ihr später zu bringen. Nachdem sie alle gesättigt waren, trat Manami wieder ein. Sie ließ sich gegenüber der Freunde an dem langen Tisch nieder und betrachtete ihre jungen Gäste neugierig. "Nun, da ihr jetzt gegessen habt und euer Hunger hoffentlich gestillt ist, möchte ich nun zu gerne von euch wissen, was mit eurem Freund geschehen ist. Ihr werdet sicher verstehen, dass ich, was das betrifft, schon eine Erklärung haben möchte." Ernst sah sie jeden von ihnen an und wartete. Kagome wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als ihr Miroku zuvor kam. "Unser Freund wurde bei einem Kampf gegen einen übermächtigen Dämon schwer verletzt. Das war vor ungefähr einer Woche." Der junge Mönch kam gleich zum Punkt und fackelte nicht lange. Sango und Kagome sahen sich entsetzt an. Was tat er denn da? Wollte er alles kaputtmachen, was sie sich zurecht gelegt hatten? Sango stieß ihn leicht mit dem Ellenbogen an. "Was soll das, Houshi-sama?", zischte sie ihn an. "Du willst ihr doch nicht etwa die Wahrheit erzählen, oder doch?" Doch der Mönch ignorierte sie vollkommen und konzentrierte sich ganz auf die Reaktionen der alten Frau. Die saß noch immer mit unbewegter Miene da und forderte ihn mit einer Handbewegung auf, weiter zu erzählen. So setzte er seinen Bericht über die Vorkomnisse fort. "Doch leider erlag er seinen Verletzungen schon wenig später." Leicht überrascht zog Manami eine Augenbraue hoch, unterbrach ihn aber nicht. "Geschockt über seinen frühzeitigen Tod trugen wir ihn gemeinsam zu Grabe. Tage später berichtete uns sein Halbbruder jedoch, dass er noch am Leben sei, mehrere Tagesreisen von hier entfernt habe er ihn gesehen. Zusammen mit ihm machten wir uns auf den Weg hierher, um unseren Freund wiederzusehen." Manami räusperte sich geräuschvoll. "Seid ihr euch sicher, dass es sich bei diesem Jungen wirklich um euren Freund handelt? Schließlich sagtet ihr, ihr hättet ihn eigenhändig bestattet, das passt doch irgendwie nicht zusammen. Ich muss leider feststellen, dass es in eurer Geschichte ein paar Ungereimtheiten gibt." Kagome, Sango und Shippo hielten den Atem an. Irgendetwas würde gleich geschehen und sie beschlich irgendwie alle das Gefühl, dass das nichts Gutes war. Myoga bekam von dem allen mal wieder nichts mit. Er war nach diesem Festmahl vollkommen überfressen auf einem großen Reisball eingeschlafen. Miroku setzte unterdessen zu einer Aufklärung der Tatsachen an. "Das liegt daran, dass es sich bei unserem Freund nicht um einen gewöhnlichen Menschen handelt, genauer gesagt ist er nicht einmal ein Mensch." Nein, dachte Kagome nur. Sag es ihr nicht, bitte, tu es nicht, Miroku. Manamis neugieriger Blick begegnete dem gelassenen des Mönches. "Er ist ein Hanyou, ein Halbdämon." Er hat´s getan. Jetzt wird sie uns rauswerfen, hochkantig. Wahrscheinlich werden wir nun mit Schimpf und Schande aus dem Dorf verjagt oder wer weiß, was sie mit uns vorhaben. Und das alles, weil unser werter Herr Mönch mal einmal in seinem Leben die Wahrheit sagen wollte und damit jetzt tierisch auf die Nase fallen wird. Kagomes Befürchtugen, was nun ihrer aller Schicksal betraf, nahmen von Sekunde zu Sekunde an Intensität zu. Doch die befürchtete Reaktion der alten Frau blieb aus. "Ein Hanyou?", erkundigte sie sich ganz sachlich. "Was ich da im Wald gefunden habe, sah aber gar nicht danach aus. Eher wie ein ganz normaler Junge." "Nun ja, das ist seine menschliche Gestalt. Wir wissen ja selbst nicht, was mit ihm geschehen ist, deswegen sind wir ja hierher gekommen, um es heraus zu finden und ihn wieder mit nach Hause zu nehmen. Außerdem sind wir uns vollkommen sicher, dass es unser Freund ist, den ihr gefunden habt, denn sein Halbbruder würde sich niemals irren.", warf Miroku zuversichtlich ein. "Sein Halbbruder?", fragte die alte Frau vorsichtig. "Wenn er ein Hanyou ist, ist dann sein Halbbruder etwa ...?" "Ja, ganz genau", mischte sich plötzlich Kagome ein, "sein Halbbruder ist ein Youkai, ein vollwertiger Dämon, ein DaiYoukai sogar, er und unser Freund sind die Söhne des Herrn der Hunde, des Inu no Taishou." Ihre Bemerkung löste bei Manami eine gar nicht gesunde Reaktion aus. Sie reagierte zwar anders, als alle erwartet hatten, aber die Erwähnung Inu Taishous hatte ihr wirklich jegliche Farbe aus dem Gesicht getrieben. Leichenblass und leicht zitternd starrte sie die jungen Leute vor sich an, die sich langsam ernste Sorgen um die alte Dame machten. "Sagtet ihr Inu no Taishou? Wie heißen seine Söhne? Und wo ist der Youkai, der euch begleitet hat?" Kagome entschloss sich, die Fragen zu beantworten. "Nun, Sesshomaru, sein älterer Sohn, der uns auch bis hierher begleitet hat, wartet draußen vor eurem Dorf im Schutz des Waldes auf uns. Und der jüngste Sohn Inu Taishous, der, den ihr bei euch aufgenommen habt, trägt den Namen Inuyasha." Fragend sah das Mädchen zu ihren Freunden hinüber, die sie ebenfalls unsicher ansahen. Kaufte ihnen Manami-baba das etwa alles ab? Jeder andere wäre lachend hinausgelaufen, um seinen Freunden zu erzählen, was für Trottel bei einem am Tisch saßen und Märchen zum besten gaben. Irgendwie war sie ja beruhigt, dass die Frau genau das oder ähnliches nicht getan hatte, aber diese Reaktion machte ihr ebenfalls ein wenig Sorgen. "Inuyasha ... .", murmelte diese in der Zwischenzeit immer wieder vor sich hin. "Diesen Namen habe ich schon einmal gehört, vor langer Zeit, wenn ich mich recht erinnere." Die Freunde horchten auf. Was hatte sie da gesagt? Manami bemerkte die fragenden Gesichter und setzte sofort zu einer Erklärung an. "In meiner Kindheit hat mir meine Mutter eine Geschichte erzählt, die sich vor vielen, vielen Jahren einmal in unserem Dorf zugetragen hat. Sie wiederum hat es von ihrer Mutter erzählt bekommen und die von ihrer und so weiter. Bevor ich euch jedoch nähere Einzelheiten davon berichte, halte ich es für besser, euch einiges über den Zustand eures Freundes ...", sie zögerte merklich, " ... Inuyasha zu erzählen." Die jungen Leute horchten besorgt auf. Über den Zustand Inuyashas? War er denn krank oder etwas ähnliches? Manami hielt es für besser, sie nicht länger auf die Folter zu spannen. "Ich fand ihn vor ungefähr einer Woche in dem Wald vor unserem Dorf. Er war vollkommen verwirrt und es gab nicht eine Stelle an seinem Körper, die von Verletzungen verschont geblieben war. Glücklicherweise handelte es sich jedoch um nichts Ernstes. Ich nahm ihn mit in unser Dorf und pflegte ihn. Als er wieder einigermaßen bei Kräften war, fragte ich ihn, was passiert sei und wo er herkäme." Sie machte ein Pause und seufzte tief. Ihr Blick traf den des jungen Mädchens in der seltsamen Kleidung und er verriet tiefste Besorgnis. Umso schwerer fiel es ihr daher, den nächsten Satz auszusprechen. "Er konnte sich an nichts erinnern. An nichts. Nicht einmal an seinen Namen." Miroku und Sango atmeten hörbar ein. Shippo sah besorgt zu Kagome hinüber, die mit fassungsloser Miene die alte Frau musterte. "Inuyasha ... hat sein ... Gedächtnis verloren?", fragte sie stockend. Die alte Frau nickte schwerfällig. Gerne hätte sie ihnen etwas anderes erzählt. Anfangs konnte sie der unglaublichen Geschichte des Mönches kaum Glauben schenken, doch nun ergab irgendwie alles einen Sinn. Nachdem das junge Mädchen die Namen der Halbbrüder, der Söhne des Herrn der Hunde, ausgesprochen hatte, wurde ihr langsam einiges klar. Mit dem Namen Inuyashas war ihr diese alte Geschichte wieder eingefallen und schließlich konnte es doch nur diesen einen Hanyou mit diesem Namen geben. Und warum sollten sich eine Handvoll Menschen und ein kleiner Youkai mit einem Hanyou abgeben, wenn sie nicht wirklich befreundet waren? Langsam kam ihr da auch noch eine andere Sache wieder in den Sinn. Ein Reisender hatte erzählt, dass ein Hanyou, ein Mönch, eine Dämonenjägerin, eine Miko und ein kleiner Fuchsdämon zusammen auf der Suche nach dem Shikon no tama waren und ihm auf ihrer Reise sogar das Leben gerettet hatten. Einige der Dorfbewohner hatten sich über ihn lustig gemacht und ihn einen Lügner geschimpft, aber nun hatte Manami Gewissheit, dass es doch der Wahrheit entsprach, was der Reisende berichtet hatte. Der Beweis saß ihr genau gegenüber. Doch die Miko ... . Konnte es sein, dass das Mädchen in der seltsamen Kleidung etwa ... ? Die Stimme Kagomes rüttelte sie aus ihren Gedanken. "Heisst das, ... er kann sich nicht einmal ... an uns ... erinnnern?" Die alte Frau schüttelte betroffen den Kopf. "Leider ist es so, ja. Ich habe ihn oft nach Familie und Freunden gefragt, aber da kam nichts. Ich hege noch die Hoffnung, dass ihm vielleicht wieder etwas einfällt, wenn er mit Menschen in Kontakt kommt, die er kennt, so wie euch." Das hoffe ich auch, dachte Kagome bei sich. Bitte Inuyasha, du musst dich wieder erinnern. "Ihr sagtet vorhin, es gäbe da noch eine alte Geschichte, von der ihr uns berichten wolltet, Manami-san.", erinnerte Miroku die alte Frau. "Oh ja, richtig.", erwiderte sie. "Der Name Inuyashas ist mir nämlich nicht neu, genauso wenig wie der Inu no Taishous." Und so begann sie zu erzählen, von einer Geschichte, die sich vor über 200 Jahren in diesem Dorf, in dem sich die Freunde nun befanden, zugetragen hatte. "Meine Ur-ur-ur-urgroßmutter war damals noch ein Kind. Sie hat es von Generation zu Generation weitergegeben. Ich kann mich noch genau erinnern, wie meine Mutter es mir als Kind erzählte." Sie rückte ihr Kissen zurecht, um sich einigermaßen bequem hinzusetzen. "In einer mondlosen Nacht klopfte es plötzlich an der Tür meiner Familie. Als die Diener öffneten, stand dort eine junge Frau mit einem kleinen Jungen an der Hand. Sie bat um Unterschlupf für die Nacht und versprach, am nächsten Morgen vor Sonnenaufgang wieder verschwunden zu sein. Doch sie und das Kind mussten so erschöpft gewesen sein, dass sie Stunden nach Tagesanbruch immer noch nicht erwacht waren. Als die Diener dem Hausherren, also meinem Vorfahren, von den Gästen berichteten, zögerte er nicht lange und nahm sich vor, selbst nach der Frau und dem Kind zu sehen. Als er jedoch in das Zimmer eintrat, glaubte er, seinen Augen nicht zu trauen. Die Diener hatten ihm von einem kleinen Jungen mit langem schwarzem Haar berichtet, doch in den Armen der Mutter schlummerte ein kleines Wesen mit weiß-silbrigen Haaren und Hundeohren auf dem Kopf. Geschockt stolperte er ein paar Schritte zurück, was die Mutter und ihren kleinen Sohn aus dem Schlaf riss. Unter Tränen bat sie ihn, gehen zu dürfen und dem Kleinen nichts anzutun. Schließlich konnte er doch nichts dafür, was er war, beteuerte sie. Und als dann mein, wie viel "Ur" auch immer er hat, Großvater den kleinen Halbdämon genauer betrachtete, kam auch er zu dem Schluss, dass er niemandem etwas zuleide tun würde. So bat er die junge Frau, doch noch ihr Gast in seinem Haus zu bleiben. Der Rest unserer Familie war erst nicht sonderlich begeistert von dieser Entscheidung, doch mit der Zeit änderten auch sie ihre Meinung. Vor allem meine Ur-ur-ur-urgroßmutter schloss den Kleinen sofort ins Herz, der auf den Namen Inuyasha hörte." Die Freunde horchten auf. "Na, jetzt versteht ihr, warum mir dieser Name so bekannt vorkam." "Also hat Inuyasha mit seiner Mutter einige Zeit in diesem Dorf gelebt? Das ist ja kaum zu glauben.", äußerte sich Sango erstaunt. "Oh ja und wer hätte gedacht, dass gerade ich diesem Jungen von damals begegne?" Manami musste das erst einmal alles verdauen. Miroku, Sango und Shippo redeten aufgeregt durcheinander, nur Myoga schlief noch immer, zu groß war wohl sein Appetit gewesen und dementsprechend erschöpft fühlte sich der kleine Flohgeist. Auch Kagome blieb auffallend still. Auf die Frage Sangos hin, ob den auch alles in Ordnung sei, lächelte sie nur und bejahte dies leise. In Wirklichkeit sah es in ihr drin jedoch ganz anders aus. Sie machte sich die größten Gedanken über Inuyashas Gedächtnisverlust. Die anderen schienen ja noch ganz optimistisch zu sein, was das betraf, aber sie sah das ganz anders. Was, wenn er sie nicht erkannte? Was, wenn er sich weigerte, mit ihnen zu gehen? Wenn er lieber hier bleiben wollte? Und dann ... . Wie sollten sie ihm denn erklären, wer, oder eher gesagt, was er wirklich war? Wie würde er darauf reagieren? Fragen über Fragen, die in ihrem Kopf umhergeisterten und die Angst, die langsam in ihr hochkroch, nur noch mehr schürten. Laute Stimmen und Gepolter auf dem Flur des Hauses ließen sie aufsehen. Dann erkannte sie Inuyashas Stimme darunter und ihr lief ein eisiger Schauer über den Rücken. Auch ihre Freunde hielten plötzlich inne. Ein seltsames Gefühl überkam sie alle. Sie hörten die Stimme von jemandem, den sie vor ein paar Tagen noch für tot gehalten hatten. Unwillkürlich traten Kagome einige Tränen in die Augen, die sie unbeholfen wegwischte. Sango bemerkte es und legte fürsorglich einen Arm um ihre Freundin. "Keine Sorge.", flüsterte sie. "Es wird schon alles gut." Auch Miroku nickte ihr aufmunternd zu. Dann wurde mit einem Ruck die Tür zur Seite geschoben und ein Junge mit hüftlangem schwarzem Haar schaute neugierig und mit einem hoffnungsvollen Ausdruck in den Augen herein. Für Kagome schien in diesem Moment die Zeit still zu stehen. Sie bemerkte, wie Inuyasha jeden von ihnen aufmerksam musterte, sie zuletzt. Als sich ihre Blicke trafen, hatte das Mächen das Gefühl, in seinen dunklen Augen zu versinken. Doch es war keine Spur des Erkennens in dem Blick des Jungen zu lesen. Sein Gesicht, dass beim Eintreffen scheinbar vor Freude geglüht hatte, hatte sich nun zu einer enttäuschten Maske verzogen. Kagome senkte den Blick, als sie dies bemerkte. Ihre schlimmste Befürchtung war nun tatsächlich eingetreten. Der Junge sah ein wenig unbeholfen zu Manami hinüber, bevor er etwas sagte. "Es tut mir leid", begann er, "aber ich kenne euch nicht. Wer seid ihr?" Ende Kapitel 7 Jaha, hoffentlich bringt ihr mich jetzt nicht alle um nach dem abrupten Schluss. Ich verspreche hiermit auch hoch und heilig, dass ihr bis zum nächsten Mal nicht wieder so lange warten müsst. Dafür aber noch ein kleiner Vorgeschmack: Kagome und ihre Freunde müssen bestürzt feststellen, dass sich Inuyasha an wirklich nichts mehr erinnert, weder an sein voriges Leben noch an sie. Nun heisst es Geduld haben. Sesshomaru begegnet derweil einem nicht gerade zu unterschätzenden Feind, der ihm das Überleben im Kampf zur Hölle macht. Doch nebenbei erfährt er einige wichtige Informationen über ihn und den Vorfall mit seinem Bruder. Im Dorf geschieht derweil ein tragisches Unglück, dass Inuyasha teilweise doch wünschen lässt, dass die Geschichte, die ihm seine vermeintlichen Freunde erzählt haben, doch wahr wäre. In einer sternenlosen Nacht will er von Kagome alles wissen, doch dann bekommen sie unerwarteten Besuch ... So, mehr wird nicht verraten. Bis dann Eure Mariko Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)