Miracle von KimRay ================================================================================ Kapitel 4: IV. -------------- Titel: Miracle (4/7+Epilog) Autor: KimRay e-mail: KimRay@gmx.de Kategorie: Romance Unterkategorie: ein ganz klein wenig Humor??? Inhalt: Harry hat ein Problem mit Valentinstagen, trifft jemanden, dem er eigentlich lieber aus dem Weg ging und muss Konsequenzen ziehen, mit denen er am allerwenigsten gerechnet hätte. Und außerdem hat ein gewisser Blonder auch noch ein Wörtchen mitzureden. DISCLAIMER: Alle urheberrechtlich geschützten Figuren in dieser Story gehören natürlich den jeweiligen Eigentümern. Ich habe sie mir nur ausgeliehen. Einzig die Idee und neue Charaktere sind komplett von mir. Anmerkungen: Dazu sag ich diesmal nicht viel ^^° Beta: fiZi und Wasserhexe von Animexx. Danke für alles. Big thanks für die Reviews an: Aya Malfoy, littleRanchan, Devil_SSJPan, sekhmet, Dax, Shiruy, Fee_der_Nacht, Black-cat, Kiki1966d und natürlich auch an LaRabiata, die mir gemailt hat (grüß Dich, Hase *gg*). Ich freu mich jedesmal, wie ein Schneekönig, wenn ich einen kommi lesen kann! Also macht bitte, bitte, bitte weiter so! GLG KimRay PS: Das nächste HD chap kommt entweder heute noch, oder morgen! IV. Harry POV "Harry?...Harry, wo steckst du?" "Oben, Rina! Warte, ich komme gleich!", antwortete ich ihr, "Ich bin gleich wieder da, Süße!" Entschlossen hob ich eine ziemlich unwillige Lilly Ann in ihr Laufgitter zurück. Es gab keinen größeren Fehler, als das zu vergessen. Seit sie kurz nach ihrem ersten Geburtstag begonnen hatte zu Laufen, war es richtig gefährlich, sie aus den Augen zu lassen. Es war ja schon eine Hasenjagd gewesen, als sie zu krabbeln begonnen hatte, doch jetzt bedeutete es Gefahr für Leib und Leben, denn notfalls flog sie auch ohne Rücksicht auf Verluste die Treppe hinunter. Ihr unwilliges Quietschen folgte mir natürlich auf dem Fuße, doch inzwischen hatte ich gelernt, das auch mal zu ignorieren. "Was ist denn, Rina?...Oh..." Die Küche sah aus, als wäre etwas...na ja...vermutlich explodiert und es sah ganz so aus, als sei es das Abendessen gewesen. "Spar dir ja jeden Kommentar!", funkelte mich meine Ersatzmutter an und ich tat, wie mir befohlen. "Soll ich dir helfen?" "Nein, du sollst für mich ins Savoy-Hotel gehen und meine Karten für das Kammerkonzert am ersten Weihnachtsfeiertag abholen! Das sollst du! Hier das habe ich fabriziert und ich kriege es auch wieder hin!" Amorina hatte ein Faible für Muggelküche. Sie hatte ein Faible für alles, was mit den Muggeln zu tun hatte. Nicht umsonst stand ihr Haus in einem Muggelviertel, hatte elektrischen Strom und einen Fernseher, etwas, was besonders Lilly Ann faszinierte, seit sie es mitbekommen hatte. "Kein Problem, aber Lilly Ann nehme ich nicht mit! Ich hol sie nur schnell runter! Sie wird begeistert sein von dem Chaos, dass du...äh...verursacht hast!" Irgendetwas, das eine gewisse Ähnlichkeit mit Tomatensoße hatte, zierte ihre weißen Küchenmöbel und hinterließ inzwischen ein ziemlich abstraktes Muster. Ich konnte Rina lachen hören, als ich die Küche wieder verließ um meine noch immer schimpfende Tochter zu holen. Draußen dämmerte es schon und es wurde sehr kalt, sobald die Sonne unterging. Morgen war Weihnachten und wir hatten die längste Nacht des Jahres gerade erst hinter uns. Nicht, dass die Kälte normalerweise ein Problem für Lilly Ann wäre, aber leider war sie mir erst gestern so schnell entwischt, dass sie innerhalb von Sekunden kopfüber im Schnee verschwunden war. Amorinas Wärmezauber hatte den Rest gesorgt.. Augenblicke später war sie vom schmelzenden Schnee durchnässt gewesen und seit dem nieste sie. Ich hatte keine große Lust, es noch schlimmer zu machen, als es schon war. "Hör auf zu schimpfen, Süße!", meinte ich nun, als ich sie hochnahm und das Laufgitter in die Küche hexte. "Daddy muss für Rina etwas erledigen! Aber ich denke, du wirst deinen Spaß haben! Rina hat in der Küche Chaos gemacht und du darfst ihr sagen, was sie als erstes zu tun hat, okay!" Ein strahlendes Lächeln und ein begeistertes Quietschen war die Antwort. Lilly Ann liebte Chaos und inzwischen liebte sie auch Amorina. Wenig später war ich auf dem Weg durch das weihnachtlich erleuchtete St. Moritz. Das die Muggel es aber auch immer so übertreiben mussten. Im ganzen Ort herrschte buntes Treiben, Weihnachtslieder klangen aus jedem Geschäft, geschmückte Tannenbäume glitzerten an jeder Ecke und es gab Touristen über Touristen. Das war das einzige, was mich hier wirklich aufregte. Zum Glück stand Amorinas Haus in einem ruhigern Teil der Stadt. Das Savoy war mitten im Zentrum. Das nobelste Hotel überhaupt. Normalerweise mied ich Orte wie diesen, denn dort gab es mir einfach zu viele Menschen. Rina jedoch, ging regelmäßig mit einem alten Freund hier her zum Essen und sie die kleineren, exklusiven Kammerkonzerte. Sollte sie. Mich brachten keine zehn Pferde freiwillig in diese steife Atmosphäre. Ich gehörte da nicht hin und damit war ich ganz zufrieden. Draco POV Ich könnte nicht sagen, was das erste war, dass meine Aufmerksamkeit erregte. Beides war auffällig genug. Christina, eine bildhübsche junge Frau, die abends regelmäßig Dienst an der Rezeption machte, flirtete. Etwas, was ich sie noch nie hatte tun sehen. Nicht einmal ich hatte sie dazu gebracht, mich anders, als nichts sagend höflich anzulächeln und jetzt flirtete sie. Doch das Objekt ihrer Begierde war hier, in der Halle des Savoy, wo jeder im Smoking, Anzug, oder edlem Pelzmantel herum lief, noch ein wenig auffälliger - ein hoch gewachsener, schlanker Mann in verwaschenen Jeans, Bergschuhen, einer Daunenjacke und unglaublich schwarzen Haaren, die mich augenblicklich an Harrys erinnerten. Es störte sich jedoch keiner daran, dass er da an der Rezeption stand. Das war etwas, was ich an diesem Hotel besonders mochte. Was auch immer man tat, es wurde geflissentlich ignoriert. Ich hatte den Vorteil der teuren Muggelhotels schon vor längerer Zeit entdeckt. Ich fiel darin nicht auf. Die Muggel waren an den Malfoys nicht interessiert und das war ein gutes Gefühl. Christina lachte gerade leise und ich beschloss augenblicklich, mir diesen Mann genauer anzusehen. Einem kleinen Abenteuer stand ich immer recht offen gegenüber und wenn er die sonst so korrekte Christina zum Lachen brachte, musste er schon etwas besonderes sein. Entschlossen ignorierte ich die anderen beiden Angestellten hinter der Rezeption und hielt auf die zwei zu. Ich hatte sie fast erreicht, als der Mann den Kopf ein wenig wandte, nicht weit genug, um mich zu sehen, doch weit genug, um von mir erkannt zu werden. Mein Herzschlag geriet ins Stolpern und die Kehle wurde mir eng. Selbst meine sonst so selbstsicheren Schritte stockten einen Sekundenbruchteil lang. Der Fakt, Harry Potter ausgerechnet an der Rezeption des Savoy in St. Moritz wieder zu begegnen, brachte selbst mich aus der Fassung. Und die Tatsache, dass er in natura noch weit aus besser aussah, als auf diesem Foto im Jahrbuch, gab mir kurzfristig den Rest, doch ich wäre kein Malfoy, wenn ich mich nicht augenblicklich gefangen hätte. Manchmal spielte das Schicksal schon seltsame Spielchen, und ohne auch noch einen Moment lang über die Konsequenzen nachzudenken, beschloss ich meine Bekanntschaft mit Harry gründlich aufzufrischen. Er bemerkte mich nicht. Ich hatte Muse ihn ausgiebig zu betrachten. Christina schob gerade zwei Karten für das Kammerkonzert am ersten Weihnachtsfeiertag in einen Umschlag und schenkte ihm dabei ein warmes Lächeln. , ging es mir durch den Kopf und seinem ruhigen, emotionslosen Blick, den er trotz des freundlichen Lächelns beibehielt, konnte ich das deutlich ansehen. Es sah nicht so aus, als hätte sie dieses ganz spezielle Detail geändert. Umso besser. Bei allen schwarzen Hexen, manchmal spielte mir das Glück wirklich in die Hände. Etwas Besseres hätte mir Weihnachten in St. Moritz nicht passieren können. "Hallo, Harry!", meinte ich mit genau dem richtigen Maß an Vertrautheit in der Stimme und erst diese zwei Worte lenkten seine Aufmerksamkeit voll auf mich. Was sich daraufhin in seinem Gesicht abspielte, würde ich mein Leben lang nicht mehr vergessen. Nie zuvor hatte ich Harry ohne Maske gesehen, doch in diesem Moment passierte genau das. Er war zu überrascht, vollkommen überrumpelt. Und das war es auch, was ich als erstes sah, seine grenzenlose Überraschung, doch was folgte, entzog sich vollkommen meinem Begriffsvermögen. Sein Gesichtsausdruck wechselte zu blankem Entsetzen und dann zu schockierter Panik. Die schmale Hand, mit der er nach dem Umschlag griff, den ihm Christina in diesem Moment irritiert hinhielt, zitterte. Auf ihr verwundertes ,Mister Evans' reagierte er nicht. Er wandte sich um und stürmte wie von Furien gehetzt aus der Hotellobby. Christina blinzelte kurz überrascht mit den Augen und ich spürte, wie ihr Blick, nun wieder völlig korrekt, zu mir wechselte, doch ich war zu keiner Reaktion fähig und etwas sagte mir, das man mir meine grenzenlose Verwunderung auch ansah, denn einen Moment später fragte sie vorsichtig: "Ist mit ihnen alles in Ordnung, Mister Malfoy?" Ich hatte das schon lange nicht mehr als so schwierig empfunden. "Alles bestens!", konzentrierte ich mich auf die Angestellte, die nach ihrem Flirtversuch mit Harry jeden Reiz für mich verloren hatte. Sie spürte den Wechsel und reagierte völlig professionell. "Kann ich ihnen helfen?" "Ich wollte nur nach den Karten für das Konzert fragen, sind die noch da?" Es war mir völlig gleichgültig, welchen Eindruck ich nun bei ihr hinterließ. Ich musste Harry wieder finden und herausbekommen, was das gerade zu bedeuten gehabt hatte. Der Gedanke darauf noch zwei Tage warten zu müssen, begeisterte mich nicht besonders. Eigentlich kannte ich die Präsentation dieses Stückes schon und war nicht besonders begeistert davon, doch das war nebensächlich. Ich musste ihn treffen und das war die einzige Möglichkeit dazu. "Natürlich! Möchten sie beide?", fragte Christina nun in ihrem üblichen geschäftsmäßigen Ton. "Nein, ich brauche nur eine!" "Wird erledigt! Ich lasse sie am Eingang für sie hinterlegen!" "Danke! Das ist nett von ihnen!" Ohne sie noch einmal anzusehen, wandte ich mich ab. Es war mir klar, was sie dachte, doch das war unwichtig. Eigentlich hatte ich das Hotel verlassen wollen, doch das hatte ich vollkommen vergessen und so fand ich mich ein paar Minuten später in meinem Zimmer wieder, mir erst jetzt des vollen Eindrucks bewusst, den die Begegnung mit Harry bei mir hinterlassen hatte. Mit zitternden Händen ließ ich mich in einen der Sessel fallen und versuchte mich zu beruhigen. Damit hatte ich nicht gerechnet. Niemals hatte ich erwartet, ihn wieder zu sehen. Nach meinem Hogwartsabschluss hatte ich einen kurzen Versuch gestartet ihn zu finden, doch er war mit einem höchst effektiven Anti-Tracking-Spell belegt und nicht aufzuspüren. Da auch seine Freunde noch immer nichts wussten, hatte ich die Hoffnung aufgegeben und nun stand er in der Lobby des Savoy an der Rezeption, um Konzertkarten abzuholen. Mit den Nerven plötzlich völlig am Ende stand ich auf, schenkte mir an der Hausbar einen Wodka ein und stürzte ihn hinunter, denn die Wirkung, die dieses Wiedersehen auf mich hatte, erschreckte mich nun doch. In meinem Kopf loderten die Erinnerungen an diese Nacht vor fast zwei Jahren. Meine Reaktionen darauf waren mir längst vertraut, doch etwas anderes drängte sich bedrohlich in den Vordergrund. Warum in aller Welt hatte Harry die nackte Panik ergriffen, als ihm klar geworden war, wen er vor sich hatte? Harry POV Ich rannte. Ich wusste, dass das im Ernstfall nichts ändern würde, doch ich rannte, kaum, das die Menschenmassen weniger wurden und es nicht mehr auffiel. Meine Hände zitterten. Mein ganzer Körper zitterte. Die eisige Luft brannte in meinen Lungen, doch das alles war mir vollkommen egal. Ich musste zu Lilly Ann, musste sie in meine Arme nehmen und mich in meinem Zimmer verkriechen. Ich dachte nicht mal daran zu apparieren, so verstört war ich. Bis zu dem Moment, als ich ihn wieder gesehen hatte, war mir nicht bewusst gewesen, wovor ich unbewusst schon von Anfang an solche Angst gehabt hatte, doch als er vor mir stand, mich ansprach und dieses übliche eisige Funkeln in den silbernen Augen hatte, hatte ich es begriffen. Ich hatte Angst, dass er sie mir wegnehmen würde. Ich hatte solche Angst davor, dass ich alle Brücken hinter mir eingerissen hatte. Draco war der einzige, der möglicherweise eine rechtliche Handhabe dafür hatte. Er war Lilly Anns zweiter Vater - und er war ein Malfoy. Ein Malfoy, der mir Rache geschworen hatte, jemand, der mich hasste, seit er mir das erste mal begegnet war, jemand, der nichts mehr genoss, als mir weh zu tun. Und nun schubste ihn der Zufall wieder in meinen Weg. Oh Gott, warum nur war ich gerade in diesem Hotel gewesen? Was würde er glauben? Würde er denken, dass ich wie er nur Gast hier war? Mein Kopf dröhnte auch noch, als ich die Tür zu Amorinas Haus aufschloss, meine Schuhe von den Füßen zerrte, die Jacke in die Ecke schmiss und in die Küche hastete. "Du bist spät!...Wir haben schon gegessen...bis du etwa gelaufen?...", begrüßte mich Amorinas warme Stimme, doch ich antwortete ihr nicht, ich nahm nur Lilly Ann aus ihrem Hochstuhl, drückte sie an mich und hetzte nach oben. Sie hatte mich nur angestarrt, zweifellos deutlich spürend, dass etwas nicht stimmte. "Harry...Harry, was ist passiert?" Ich hörte Amorina aus der Küche kommen, doch ich antwortete ihr nicht. Ich konnte nicht. Die Angst schnürte mir die Kehle zu. Als die Tür zu meinem Zimmer hinter mir zufiel, verschloss ich sie mit einem Zauber. Inzwischen hatten sich Lilly Anns kleine Hände in meinen Pulli gekrallt und ihr Gesicht lag in meiner Halsbeuge. Ich machte ihr Angst. Das wusste ich, doch die Panik hatte mich so vollkommen im Griff, dass ich es nicht schaffte darauf Rücksicht zu nehmen. Als könne es rückgängig machen, was gerade geschehen war, kauerte ich mich in die Nische zwischen meinem und Lilly Anns Bett, kuschelte meine Tochter sicher in meine Arme. Niemals in meinem Leben hatte ich solche Angst gehabt, nicht mal um Sirius, als ich ihn in Voldemorts Händen glaubte, oder in dem Moment, als ich begriff, dass ich es sein musste, der den dunklen Lord tötete. Nur die Angst zu verlieren, was man mehr liebte, als sein Leben konnte so groß sein und das war es, was mir klar wurde, als meine Kleine in meinen Armen eingeschlafen war. Sie war für mich das einzige, was noch zählte und nun war ihr zweiter Vater hier in St. Moritz aufgetaucht. Oh Gott, warum musste ich von allen, die mich kannten ausgerechnet Draco begegnen? Warum nur ließ mich das Schicksal nicht einfach endlich in Ruhe? Amorina POV "Harry?...Harry, mach auf, bitte!" So hatte ich ihn noch nie gesehen! Als er in die Küche kam, Lilly Ann aus ihrem Stuhl hob und ohne ein weiteres Wort mit ihr verschwand, hatte er ausgesehen, als sei er einem Geist begegnet. Die Panik hatte ihm ins Gesicht geschrieben gestanden und er war vollkommen von ihr kontrolliert worden. Wie anders sollte ich mir erklären, dass er sich mit Lilly Ann in seinem Zimmer einsperrte? "Harry!...Mach auf oder ich komm rein!" Er war noch im Haus, das wusste ich, denn Albus hatte mir einen entsprechenden Zauber darüber gelegt, der mir alles andere anzeigen würde. Das war meine größte Angst, dass er einfach verschwinden könnte. In diesem Zustand traute ich ihm das zu. Wieder bekam ich keine Antwort. Entschlossen sprach ich den Zauber, der mir in meinem Haus jede Tür öffnen würde. Harry wusste das. Er hatte nie etwas dagegen gehabt. Im Zimmer war es dunkel. Nur das schwache Licht der Sterne schien durchs Fenster. Ich konnte weder ihn noch Lilly Ann entdecken und spürte die Angst in mir aufsteigen. "Lumos!" Erst auf den zweiten Blick konnte ich sie entdecken. Er hockte mit ihr in den Armen zusammengekauert zwischen den beiden Betten am Boden. Lilly Ann hatte ihre Ärmchen um seinen gesenkten Kopf geschlungen, so als wolle sie ihn beschützen. Beide schliefen ganz fest. Unendliche Erleichterung durchflutete mich. Was auch immer passiert war, Harry war nicht davon gelaufen - auch wenn ich mir deutlich bewusst war, dass ihm das garantiert durch den Kopf gegangen war. Harry POV Ich erwachte als die Tür sich leise schloss, doch ich war mir nicht sicher, ob es wirklich nur das war. Draco spukte durch meine Träume, deutlich, wie schon lange nicht mehr. Ihn wieder zusehen war wie ein Schock gewesen, in mehr als einer Beziehung und ich wusste, dass ich vielleicht die falscheste Reaktion gezeigt hatte, die es in dieser Situation gab. Steif kam ich vom Boden auf, Lilly Ann noch immer fest in meinen Armen. Um nichts in der Welt würde ich sie jetzt aus der Hand geben. Ihren Vater wieder zu sehen hatte mich vollkommen aus der Fassung gebracht und jetzt, wo ich mich einigermaßen beruhigt hatte, wurde mir auch klar warum. Als ich mich zu Draco umgewandt hatte, hätte ich mit allem gerechnet, nur nicht mit ihm. Der Ton in seiner Stimme hatte zuviel Vertrautheit enthalten und das war mir fremd, denn er hatte mir nie Vertrautheit entgegen gebracht. Er hatte sich nicht wirklich verändert und war doch ein ganz anderer. Noch ein wenig größer, als damals, als ich ihn zum letzen Mal gesehen hatte, war er wohl erwachsen geworden, soweit man das mit gerade Mal neunzehn Jahren sein konnte... und es hatte ihm nicht geschadet. Er sah bei weitem nicht mehr so... korrekt... geschniegelt... was auch immer aus. Jedenfalls ganz anders... und es stand ihm. Jetzt, wo ich die Ruhe hatte, mir darüber ohne die Bedrohung seiner Gegenwart Gedanken zu machen, war es das erste, was mir klar wurde. Draco sah gut aus. So, wie seine Tochter eine süße Maus war, war er ein gut aussehender Mann. Shit! Ich spürte das Blut durch mein Adern pochen und hatte schon jetzt das Bedürfnis, mir selbst einen ,Somnus totalis' zu verpassen. Ich wusste nur zu genau, was es hieß, an Draco als gut aussehend zu denken. Es bedeutete grundsätzlich eine kalte Dusche. Himmel noch mal, würde das denn niemals vorbei sein? Ich sollte mich dingend nach ein wenig Ablenkung umsehen, natürlich erst, wenn ich sicher war, dass keine Gefahr für Lilly Ann bestand. Wieder sah ich seine funkelnden, silbernen Augen, wie sie mich befremdend vertraut anblickten. Das Blut schoss mir in die Wangen und die Hitze breitete sich in meinem Magen aus. Wütend verdrängte ich diese Realität. Darum ging es nicht. Darum durfte es nicht gehen. Es ging nicht darum, dass ich ihn noch immer fühlen, berühren, verführen wollte. Es ging um Lilly Ann. Lilly Ann war Dracos Tochter, und etwas sagte mir, dass er das nicht einfach ignorieren würde, falls er dahinter kam. Amorina POV Weihnachten verlief vollkommen verkrampft. Ich versuchte am Morgen aus ihm herauszubekommen, was passiert war, doch er sagte kein Wort. Nur an diesem ersten Tag, als Albus ihn zu mir brachte, war er so verstockt gewesen. Als Lilly Ann dann wie immer am späten Vormittag aufwachte, gab er sich den Anschein, als sei alles in Ordnung, denn er wusste, dass die Kleine genau spürte, wenn etwas mit ihm nicht stimmte. Sie war auch nicht so fröhlich und aufgeweckt, wie sonst. Anhänglich klammerte sie sich an ihren Daddy und ließ sich die ganze Zeit herumtragen, obwohl sie genau das eigentlich verweigert hatte, seit sie selbst laufen konnte. Harry schien es nur recht zu sein, dass sie ständig in seiner Nähe sein wollte. Er ließ sie nicht aus den Augen und ich beobachtete, dass er auch immer wieder aus dem Fenster schaute. Er war wirklich vollkommen besorgt, doch er sagte keinen Ton. Ein eindeutiger Anfall von Harry-Potter-Syndrom: Nur ich allein kann damit fertig werden. Und es sah ganz so aus, als würde ich diesmal nicht dagegen ankommen. Den Grund für Harrys Verhalten begriff ich jedoch sehr viel schneller, als mir lieb war. Ein einziger Blick in ein paar eisige, silbergraue Augen genügte mir vollkommen, um zu verstehen, dass Harry möglicherweise allen Grund hatte, davon zu laufen. Harry POV "Harry, ich gehe jetzt!" Schon aus erneut antrainiertem Reflex nahm ich Lilly Ann auf den Arm, als ich hinunter ging, um Amorina einen schönen Abend zu wünschen. Ich ließ sie nicht mehr aus den Augen, obwohl ich wusste, dass keine wirkliche Gefahr bestand. Draco wusste ja nicht einmal von ihr, doch ich konnte nicht aus meiner Haut. Selbst als wir Heilig Abend in der Kirche gewesen sind, hätte ich mich am liebsten unter dem Tarnumhang meines Vaters verkrochen, der jetzt zwischen meinen Sachen im Kleiderschrank hing. Bis gestern war er in meiner alten Hogwartstruhe im Keller gelegen. Amorina sah mir entgegen, als ich mit Lilly Ann die Treppe herunterkam. Ich wusste, dass sie es bemerkte, doch ich schaffte es nicht, ihr zu sagen, was passiert war. Sie hatte nie nach Lilly Anns zweitem Vater gefragt, doch ich hatte Angst vor ihrer Argumentation, wenn sie vielleicht mit seinen Rechten kam. Gegen Amorinas Argumente hatte ich keine Chance, denn sie kamen direkt aus dem Herzen. Besorgt sah sie mich an und strich kurz über meine Wange. "Ist wirklich alles okay mit dir?" "Ich krieg das schon hin! Mach dir keine Sorgen. Ich wünsch dir einen schönen Abend!" Schon fast automatisch zog ich sie kurz an mich. Niemand hatte sich wohl jemals so viele Sorgen um mich gemacht, wie Amorina DelBianco. Auch der momentane Zustand würde wieder vorbei gehen. Ich würde eine Weile brauchen, um über die Begegnung mit Draco hinwegzukommen, doch ich würde es schaffen. Draco hatte keinen Grund, nach mir zu suchen, nicht nach dem Abgang. Das versuchte ich mir die ganze Zeit einzureden. "Pass auf euch auf und vergiss nicht, ihr die Medizin für den Schnupfen zu geben! Gute Nacht, Harry! Und du auch, meine Süße, Gute Nacht!", sie kniff Lilly Ann sanft in die Wange. Lilly Ann schmiegte sich unwillig an mich. Sie war müde. Die Erkältung ließ ihr keine Ruhe und erschöpfte sie. Ich sah Amorina durchs Fenster nach, als sie zum Taxi ging und schon fast im Reflex checkte ich auch noch, ob tatsächlich niemand in der Dunkelheit draußen auf dem Gehweg wartete. "Da!", Lilly Anns Augen fielen beinahe zu, doch sie brachte trotzdem die Energie auf, eisern nach dem großen Eisbär zu verlangen, den sie von Albus zu Weihnachten bekommen hatte. "Hat keinen Platz in deinem Bett, Lilly Ann!" Das stimmte. Das Plüschtier war ein ganzes Stück größer, als Lilly Ann selbst. "Da!" Wieder streckte sie den Arm nach dem Eisbär aus und dann wies sie auf mein Bett. Ich wusste ganz genau, was sie wollte. In meinem Bett würden der Bär, Lilly Ann und ich Platz haben. Eigentlich wäre das auch nicht sonderlich abwegig, nur, dass ich letzte Nacht schon ein Problem gehabt hatte, bei dem ich mein Bett lieber für mich allein gehabt hätte. So selten das auch vorkam. "Currogaris.", das helle Flackern meines Zauberstabes faszinierte Lilly Ann immer von neuem, als jetzt jedoch ihr Eisbär auf Bett taugliche Größe schrumpfte, löste das helle Empörung bei ihr aus. Es gab ein solches Gezeter, das wir dann eine halbe Stunde später doch zu dritt in meinem Bett lagen, Lilly Ann, ,Bär' in Originalgröße und ich. Ich wusste schon, warum ich die Zauberei meistens mied, wenn es mein Kind betraf. Hilfreich fand ich das heute jedoch nicht, denn während Lilly Ann zwischen mich und ihren Eisbären gekuschelt selig schlief, ging mir durch den Kopf, woran ich am liebsten gar nicht denken wollte. Ich war in den Halbschlaf geglitten, als ich es spürte. Es war nicht reell. Das wusste ich, doch ich konnte mich dem Gefühl nicht entziehen. Er war bei mir, real, wie schon lange nicht mehr, obwohl ich genau wusste, dass es unmöglich war. Er war stumm, sagte kein Wort, da war nur dieser ganz spezielle Blick. Ich konnte ihn nicht deuten. Es war unmöglich. In Dracos Augen war nie etwas zu lesen gewesen. Er hatte nie gezeigt, was er dachte. ,Sag mir die Wahrheit!', hörte ich mich betteln, doch ich bekam keine Antwort. Ich hatte nie eine Antwort bekommen und fragte mich, was ich von ihm für eine Wahrheit erwartete. Er schwieg. Hände trieben mich in den Wahnsinn, Erinnerungen raubten mir den Verstand, doch Wahrheit bekam ich keine. Draco POV Er war nicht da. Ich brauchte nicht lange, um das zu erkennen. Ich hatte mir dieses bedauernswerte Stück Kammermusik für umsonst angetan. Selten hatte das Savoy eine derart schlechte Wahl getroffen. Ich fragte mich, ob er die Karten weitergegeben hatte, als ihm klar geworden war, dass ich in diesem Hotel war. Bei der Panik, die er ausgestrahlt hatte, war das im Rahmen des Möglichen. Nun, dann eben anders! Ich würde ihn schon finden und nachdem ich auch wusste, dass er sich nicht mehr Potter, sondern Evans nannte, hatte ich einen weiteren Vorteil. Ich wollte gerade den kleinen Saal, in dem das Konzert stattgefunden hatte, verlassen, als ich angesprochen wurde und mich etwas irritiert umdrehte. Wer in aller Welt kannte mich hier? Es war Professor Bernhard Bertramowitz und ich stellte fest, dass ich das als seltene positive Überraschung empfand. Der Mann war Arzt in dem Sanatorium gewesen, in welchem meine Großmutter die letzten Jahre ihres Lebens verbracht hatte. "Professor! Das ist eine Überraschung!", entgegnete ich nonchalant und nahm die Hand, die er mir entgegenstreckte. "Bist du es also doch, Draco! Für Lucius warst du zu jung, aber verleugnen können dich die Malfoys nicht!" Das stand wohl fest, doch mein Blick wurde bei diesen Worten trotzdem ein wenig kälter. "Hast du Mariannas Vorliebe für die klassische Musik geerbt, oder hat dein Vater dich dazu ,überredet'?" Die Art, wie er das Wort ,überredet' aussprach ließ keine Zweifel daran, wie er es meinte. Bertramowitz wusste, wie es in unserer Familie lief. "Geerbt! Und mein Vater kann mich zu nichts mehr überreden, denn er ist schon vor ein paar Jahren in Askaban verstorben!", antwortete ich ohne zu zögern. "Oh!... Nun... wir wissen ja, wie es dazu kommen konnte... aber ich bin unhöflich, Draco! Darf ich dir meine Begleiterin Amorina DelBianco vorstellen? Amorina, das ist Draco Dorian Malfoy, ich denke du erinnerst dich vielleicht noch an Marianna Malfoy! Er ist ihr einziger Enkel!" "Nicht wirklich! ...Sehr erfreut... Mr. Malfoy!" Was auch immer diese Frau mir vormachen wollte, erfreut war sie nicht. Mit kaltem Blick nahm ich ihre Hand und dann begriff ich, woher ich sie kannte. Amorina DelBianco war die Frau, die Harrys Prüfungsunterlagen durch den Kamin an Professor Snape übergeben hatte! Harry hatte Karten für Amorina DelBianco und einen guten alten Freund meiner längst verstorbenen Großmutter abgeholt. Amorina POV Niemals hatte ich Augen gesehen, die so kalt waren, wie die von Draco Dorian Malfoy. Gott, als ich ihn sah und begriff, wer er sein musste, wurde mir Harrys Verhalten der letzten Tage vollkommen verständlich. Er wollte Lilly Ann vor ihrem anderen Vater beschützen. Ich hatte leider absolut keine Erinnerungen mehr an diese Familie. Marianne Malfoy hatte nicht mehr lange gelebt, nachdem ich im Heilig Stift Sanatorium angefangen hatte. Das war alles, was mir dazu noch einfiel. Ich hatte jedoch auch nicht die Courage, genaueres zu erfragen, obwohl mein früherer Chef nur kurz Konversation mit Draco Malfoy machte und dieser sich schnell wieder verabschiedete. Sie hatten sich nur über Belanglosigkeiten unterhalten, doch sehr schnell hatte ich den Eindruck bekommen, dass Bernhard diesen jungen Mann mochte, etwas, was ich überhaupt nicht verstehen konnte, genauso wenig, wie ich verstehen konnte, dass Harry, der vorsichtige, schüchterne Harry, an diesen Mann hatte geraten können, geschweige denn, wie dabei ein Miracle zustande kommen konnte. Nach dieser überraschenden Begegnung wurde Lilly Ann für mich erst recht zum Wunder. Ein Wunder, das zu Harry gehörte und um keinen Preis in die Hände dieses eisigen Blonden geraten durfte. Draco POV Ich fragte Bertramowitz nicht, obwohl ich mir sicher war, dass er mir bereitwillig Auskunft gegeben hätte. Der Professor schien mich zu mögen, obwohl er meine Familie kannte, etwas, was ich selten erlebte. Es schien mir nicht ganz fair, das auszunutzen. Ich würde Harry auch so finden und ich behielt Recht. Harrys Anti-Tracking-Spell stellte zwar weiter ein Problem dar, doch Amorina DelBianco war nicht mit einem solchen Zauber belegt. Sie konnte ich finden und so wusste ich schon am nächsten Tag, wo sie wohnte. Was mich wirklich überraschte, war mein eigenes Zögern. Je länger ich darüber nachdachte, desto klarer wurde mir, dass Harry von meinem Auftauchen nicht begeistert sein würde. Was auch immer er verbarg, es war ihm wichtig, denn noch immer wussten nicht mal seine Freunde, wo er steckte. Sogar seinen richtigen Namen hatte er dafür aufgegeben. Er wollte die Vergangenheit hinter sich lassen. Das war sicher und ich wusste nicht genau, ob ich das Recht hatte ihn daran zu hindern, wenn er nicht mal Granger und Weasley sagte, wo er steckte. Das Problem war jedoch, dass in meinem Kopf nicht alles rational ablief, seit ich ihn wieder gesehen hatte. Das, was mir schon bewusst geworden war, als ich sein Foto im Jahrbuch gesehen hatte, quälte mich erst recht, seit ich ihn in der Lobby des Savoy gesehen hatte. Nacht für Nacht lag ich seit dem wach und weder Wodka noch Hexerei konnten daran etwas ändern. Ich wollte meine Bekanntschaft mit Harry auffrischen, in mehr als einer Beziehung und so stand ich nach langem hin und her ein paar Tage später doch vor dem Haus von Amorina DelBianco, gut verborgen unter dem Tarnumhang meines Vaters, einem der wenigen Erbstücke, die ich wirklich schätzte. Leider hatte meine Entschlossenheit noch immer kleinere Mängel, denn auch zehn Minuten später stand ich noch auf dem Gehweg vor der Tür und konnte mich nicht dazu durchringen, den Tarnumhang abzulegen, diesen Klingelknopf zu drücken und abzuwarten, was passierte. Zum Glück! Fast exakt in dem Moment, indem ich mich dazu durchgerungen hatte zu läuten, ging die Tür auf und ich machte automatisch einen Satz zur Seite. Ein hellblau verpacktes Etwas kam heraus geschossen, gefolgt von einer Hand, die es gerade noch erwischte. "Hier geblieben! ...Rina wird mir eh den Kopf abreißen, wenn sie erfährt, dass ich dich mitnehme!" Protestierendes Quietschen war zu hören, als Harry das hellblaue Etwas schnappte und auf den Arm nahm. "Daddy... ab!", bekam er dafür zu hören und mir wurde das amüsierte Grinsen aus dem Gesicht gewischt. Das Etwas war ein Kleinkind, keine Ahnung wie alt, offensichtlich Harrys Kind. "Nein, Lilly Ann, Daddy wird dich nicht absetzen!" Ein Niesen war die Entgegnung, "Genau deswegen! Erst wenn du wieder gesund bist!" Sie war nicht einverstanden. "Ab!" "Vergiss es, Süße!" Er fummelte in der Jackentasche, nachdem er die Tür zugezogen hatte, "Wir beide wissen, dass du innerhalb von fünf Sekunden kopfüber im Schnee steckst und dann kriege ich nicht nur eine Rüge, ich bekomme eine ordentliche Abreibung und außerdem komme ich zu spät. ...Nein, Lilly Ann!" Setzte er nach einem weiteren energischen ,ab' nach. Sie zappelte unwillig, als ihr wohl klar wurde, dass sie einen strengen Vater hatte. Himmel noch mal, er hatte eine Tochter. Ich konnte es nicht fassen und stand zur Salzsäule erstarrt neben der Szenerie. Harry hatte seinen Schlüssel gefunden und wollte gerade abschließen, als die Kleine eine heftige Bewegung machte und der Schlüssel schwungvoll in den Schneehaufen neben der Tür flog. "Wunderbar, Lilly Ann, wirklich wunderbar!" "Daddy!", war der Kommentar und eine behandschuhte Hand patschte zärtlich gegen Harrys Wange. Der strenge Ausdruck in seinen Augen wurde milder und ich sah, wie seine Rechte zu den Gesäßtaschen seiner Jeans fuhr, doch ohne Zweifel fand er nicht, was er suchte. Wie konnte man als Zauberer ohne Zauberstab aus dem Haus gehen? "Ab, Daddy!" Grüne Augen funkelten das kleine Mädchen an, doch der erneute Versuch, ernst dreinzuschauen war vollkommen vergeblich. Sie hatte ihn in der Hand. Daran zweifelte ich nicht eine Sekunde. "Ein einziger Versuch und du schläfst bis zum Sanktnimmerleinstag in deinem eigenen Bett, Lilly Ann!" Sie lachte und mich ließ diese Vorstellung fast wieder grinsen. Was für eine fiese Drohung! Das hielt er doch mit Sicherheit nie durch! Nicht bei der Art, wie er dieses kleine Ding anschaute. Gott, Potter hatte eine Tochter - und sie schlief auch noch bei ihm im Bett. Das war einfach unglaublich. "Sind wir uns einig?", fragte Harry gerade nachdrücklich "Ab!" wieder patschten die kleinen Hände gegen seine Wangen und ich schaffte es nicht, meinen Blick von seinem Gesicht zu lösen. Das war es, was ihm gut getan hatte. Das war es, was ihn vorsichtig sein ließ. Das war es, was ihn vollkommen offensichtlich glücklich machte. Ich konnte es nicht fassen. "Ich meine es ernst, Lilly Ann!", warnte er seine Tochter noch einmal, als er sie auf dem Boden abstellte und sich auf die Suche nach dem Schlüssel machte. Der Blick der Kleinen wanderte zwischen Harrys Rücken und dem zusammen geschobenen Schnee am Rand des Gehweges hin und her und ich fragte mich, wer hier seinen Kopf durchsetzen würde, als Harry sich noch einmal vernehmen ließ: "Du hast mich verstanden, Lilly Ann!" Sie feixte, tapste ein paar Schritte in Richtung der Schneehaufen, die ihr riesig groß vorkommen mussten und ich wartete schon darauf, dass passierte, was Harry vorhergesehen hatte, doch ich irrte mich. Harrys Tochter schüttelte nur den Handschuh von ihrer Linken und nahm eine Hand voll Schnee. "'nee!", meinte sie fasziniert. "Ja... mehr als genug Schnee... und wenn dein Schnupfen vorbei ist, ist er auch noch da! Dann kannst du meinetwegen wieder kopfüber darin verschwinden!" Noch immer suchte er nach seinem Schlüssel, ohne die Kleine anzusehen. Weit weg konnte sie nicht und ich hatte das deutliche Gefühl, dass er auch sicher war, dass sie das nicht versuchen würde. Etwas, dass ich überhaupt nicht begreifen konnte. So, wie ich das alles nicht begreifen konnte. Harry hatte eine kleine Tochter. Er war Vater! Einen Augenblick lang ging mir der Gedanke an die Mutter durch den Kopf, denn die beiden machten irgendwie nicht den Eindruck, als würde es sie geben, doch das vergaß ich schnell. Es war unwichtig. Plötzlich war alles klar. Harrys Verschwinden aus Hogwarts genau, wie seine Panik im Hotel, auch wenn ich nicht fand, dass er dazu einen Grund hatte. Der geänderte Name machte nun genauso Sinn, wie der Eindruck, dass Harry seine Vergangenheit hinter sich lassen wollte. Ich spürte, wie ich begann die Erinnerung loszulassen, die mich an Harry gefesselt hatte. Ich wusste, dass ich gegen dieses kleine Ding eh keine Chance hatte. Die beiden waren von einer Aura solch grenzenloser Liebe umgeben, das man glatt neidisch werden konnte und als genau das definierte ich das schwache Ziehen in meiner Brust, dass ich schon so oft empfunden hatte, wenn ich an Harry dachte. Ich hatte kein Recht mehr auf diesen Mann, ganz gleich, was mal zwischen uns passiert war. Der Gedanke tat unerwartet weh. Unablässig hing mein Blick an seinem Rücken, wie er da hockte, im Schnee herumfingerte und den Schlüssel suchte. Etwas sagte mir, das ich wohl doch ein klein wenig verliebt gewesen war in Harry Potter, doch Harry Potter existierte nicht mehr. Er hatte ein neues, wichtigeres Leben. Warum fiel es mir so schwer, mich damit abzufinden? Und in diesem Moment spürte ich ein Ziehen an meinem Umhang. Hastig hielt ich ihn fest, verzweifelt bemüht, unbemerkt zu bleiben. Von mir würde niemand erfahren, was Harry aus England fortgetrieben hatte, doch ich wollte auch nicht, dass er von meiner Anwesenheit hier an diesem Platz, in diesem Moment wusste. Das würde zuviel preisgeben. Lilly Ann stand vor mir. Sie hielt den Stoff des Tarnumhangs noch immer in der Linken und nun hob sie den Kopf. Sie sah mir direkt ins Gesicht ohne mich zu sehen. Ein süßes, engelsgleiches Wesen - Harrys Tochter. Ich traf ihren Blick und die Zeit blieb stehen. Diese Augen... Der Schock ging mir durch und durch. Harrys Tochter hatte graue Augen. "Hey, Lilly Ann, willst du hier bleiben?" Er stand vor der Tür und sah sie mit all der Liebe im Blick an, die er für dieses Kind empfand. Augenblicklich ließ sie meinen Umhang los, lief auf ihn zu und wurde von ihm aufgefangen. Ein fröhliches Jauchzen war zu hören, als er sie schwungvoll einmal im Kreis wirbelte, bevor sie sich abwandten und davon gingen. Harry hatte seine Schlüssel wohl gefunden... und ich... ich hatte eine Wahrheit gefunden, von der ich mir nicht sicher war, ob ich sie wirklich haben wollte. "Draco?!... Was machst du denn hier?" Das fehlte mir gerade noch! Niemals zuvor hatte ich den Umstand, dass mein Vater meiner Mutter lebenslanges Wohnrecht in Malfoy Manor zugestanden hatte, so sehr verflucht. Ginge es nach mir, hätte ich sie auf unseren schottischen Landsitz verbannt, nur um sie los zu sein. "Ich wohne hier! Schon vergessen?" Ihre blauen Augen funkelten kalt. Ich hatte ausgedrückt, was ihr am liebsten wäre. Sie wollte mich hier nicht haben und augenblicklich wurde mir klar, dass ich es hier nicht einen Tag lang aushalten würde. Ohne ein weiteres Wort verschwand ich nach oben und befahl einen der Hauselfen zu mir. Nach Schottland würde ich nicht verschwinden, auch wenn das wohl zu meiner Stimmung passen würde, aber Cornwall war eine akzeptable Alternative. Das war es auch, was ich Krisp befahl. Er sollte sich mit fünf weiteren Hauselfen nach St. Davids begeben und das Landhaus herrichten. Dorthin würde ich verschwinden, sobald alles so weit war. Dort hatte ich meine Ruhe. Ich war aus St. Moritz geflüchtet, kaum, dass ich wieder dazu in der Lage gewesen war, mich von der Stelle zu bewegen und das musste eine ganze Weile gedauert haben, denn als ich wieder ins Hotel kam, war ich vollkommen durchgefroren. Es hatte nur einen Wisch mit dem Zauberstab gebraucht, um meine Sachen zu verstauen und so hatte ich nur wenig später aus dem Savoy ausgecheckt und war verschwunden, doch es war ein reines Funktionieren. Verarbeitet hatte ich den Schock, den mir die Farbe von Lilly Anns Augen versetzt hatte, noch nicht. Natürlich wusste ich, dass ich mir das alles nur einbilden konnte, doch irgendwie sagte mir eine Ahnung, dass ich es nicht tat. Dieses Kind war mein Kind. Ihre Augen hatten dasselbe grau, wie meine, und als ich ihren Blick traf, hatte ich das Gefühl gehabt in einen Spiegel zu schauen. Harrys Kind war nicht einfach nur sein Kind, es war auch mein Kind - und er hatte ihr den Namen seiner Mutter gegeben, liebte sie ohne Zweifel mehr, als sein Leben. Erneut schien mir der Wodka die einzig erträgliche Alternative und ich versuchte mir einzureden, dass es unsinnig war, doch ich schaffte es nicht. Alles passte perfekt zusammen. Sein Zustand nach St. Valentine, der Fakt, dass er vom Angesicht der Erde verschwunden war, seine Panik, als er ausgerechnet mir im Savoy begegnet war. Um nichts in der Welt wollte er, dass jemand von Lilly Ann erfuhr, nicht einmal seine besten Freunde, weil er genau wusste, dass er mich dabei nicht verleugnen konnte. Zu gern hätte ich gewusst, ob ihr Haar genauso silberblond war, wie meins, doch mir war klar, dass diese Augen allein Granger schon genügen würden. Sie hatte mitbekommen, dass ich ihn damals nicht aus den Augen gelassen hatte. Gott, wie musste er sich gefühlt haben? Mit Sicherheit hatte er keine Ahnung gehabt, was mit ihm vor sich ging, bis er in Zaubertränke umgekippt war. Im Gegensatz zu ihm, der er ja unter Muggeln aufgewachsen war, wusste ich, was ein Miracle war. Mein Urgroßvater war eins gewesen und es sah ganz so aus, als neige meine Familie zu diesem Phänomen. Es war eins der bestgehüteten Geheimnisse der Malfoys, doch mein Vater hatte mich davor gewarnt, als er wohl zu ahnen begann, wohin meine Neigungen zielten. Nie im Leben hätte ich jedoch geglaubt, dass es ausgerechnet mir passieren könnte. Wunder geschahen nur, wenn man einander liebte, doch für mich war das, was damals passiert war, im Augenblick nichts weiter als purer Sex, und ich konnte mir nicht vorstellen, dass Harry sich so verhalten würde, wie er es in St. Moritz getan hatte, wenn es von seiner Seite etwas anderes gewesen wäre. tbc Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)