Das Ende von Meitantei Conan von Kokomiko ================================================================================ Kapitel 1: Wie es weiter geht ----------------------------- "Ständig fragen wir uns, was für ein Ende wohl MC haben wird. Und dazu gibt es haufenweise FF im Netz. Das, was sich in der Zeit, in der Shin-ichi Conan ist alles angesammelt hat, muss es gut einen ganzen Band geben. So viel hat Shin-ichi seiner Ran zu erklären und zu beichten. Oje" Kokomiko ließ den Kopf hängen. "Versuchen wir es mal anders. Nehmen wir die Grundidee von Marsi-kuns Fic. Dann bleibt von dem Geständnis nur das 'Ich liebe dich' übrig. Und das ist kurz. Lässt sich sogar in nur einem Kapitel unterbringen. Allerdings sind da einige Vorraussetzungen zu erfüllen. Beginnen wir mit der ersten. Die Organisation muss weg und die beiden müssen..., aber lest selber." ________________________________________________________________________________ Endlich war es soweit. Es ging alles so schnell. Innerhalb von 2 Tagen war die Organisation ausgehoben. Jeder einzelne war gestellt und die Wahrheit über Conan kam ans Tageslicht. Seit die polizeiliche Jagd begonnen hatte, war auch Conan den Männern in schwarz auf den Fersen geblieben, solange bis sie alle gefasst waren. Und so hatte er, selbst als seine Identität gelüftet wurde, Ran seitdem nicht mehr gesehen. Doch irgendwie hatte er auch nicht den geringsten Drang sie sehen zu wollen. Nicht bevor er... * "Shin-ichi? Sie ist wieder da." sagte der Professor und Conan trat an seine Seite. In seinen Gedanken vertieft, wanderten seine Blicke durch die Fensterscheibe, hinüber zu seinem eigenem Grund und Boden. Und da sah er sie. "Willst du nicht zu ihr gehen und ihr alles erklären?" Conan schüttelte den Kopf. "Nein." Wieder versank er in seinen Gedanken. Er konnte dem Professor nicht sagen, dass er sich schämte ihr so gegenübertreten zu müssen. In diesem Körper. Nicht jetzt, wo sie wusste, wer er war. Außerdem würde sie ihn auf ihre gemeinsame Zeit, ihr gemeinsames Leben ansprechen. Aber er würde nicht antworten können. Er würde es nicht übers Herz bringen ihr zu sagen, wie sehr er gelitten hatte, würde ihr nicht sagen können, dass er sie liebte. Er kam sich einfach nur lächerlich in diesem Körper vor. Wenn er irgendwann wieder mit ihr sprach, dann wollte er es in seinem richtigen Körper tun. Aber daran war noch nicht zu denken. Ai arbeitete zwar, seit sie die komplette Formel überreicht bekommen hatte, fieberhaft an dem Gegenmittel, aber Fortschritte hatte sie noch immer nicht machen können. Das ganze ist nun schon 5 Monaten her. Und in diesen 5 Monaten kam Ran jeden Tag um halb sieben zu ihm und wartete geduldig vor dem Tor. Vollkommen erstarrt. Die Menschen die an ihr vorbeiliefen, schauten sie verwundert an, setzten ihren Weg jedoch hastig fort. Sehnsüchtig schaute sie die ganze Zeit hinauf. Hinauf zu seinem Fenster. Und er stand hier. Hier in Professor Agasa's Haus, mit dem direkten Blick auf Ran, eine halbe Stunde lang. Wie in einem Logenplatz. Diese 5 Monate, sie sind schon fast zu einem Ritual geworden. Und zu diesem Ritual gehörte auch die SMS, die Ran pünktlich bevor es 19.00 Uhr schlug, abschickte. Jeden Tag das gleiche, jeden Tag die gleiche SMS. Und sobald die Schläge der Glocke verklungen waren, löste sich Ran vom Tor und machte sich auf den Weg. Wohin, das wusste er nicht. Vermutlich nach Hause, nach Hause zu ihrem Vater in die Detektei. In Ran kam Bewegung. Und Conan zog sein Telefon aus der Jackentasche. Er wusste was jetzt kam. Die ersten Töne der nahegelegnen Kirchenglocke erklangen und sein Handy gab im selben Augenblick das Signal, das er ihre SMS erhalten hatte. Traurig sah er zu, wie Ran ihr Telefon wegsteckte und ging. Er fühlte ihre Traurigkeit. Aber ändern konnte er es nicht, denn er fristete immer noch sein Dasein als Conan. Kaum war Ran hinter der Ecke Verschwunden, widmete er sich der SMS. Betroffen kniff er die Lippen aufeinander. 'Du hast mich gebeten auf dich zu warten und ich werde es tun. Ran!' Wieder die gleiche Worte, wie jeden Tag, sieben Tage in der Woche, Monat für Monat, immer zur gleichen Zeit. "Shin-ichi?" Ai trat auf ihn zu. "Es ist endgültig. Ich finde nichts. Alles was ich bisher versucht habe, ist nicht von Dauer." Conan schlug die Augen nieder. Unsicher machte er sich am Handy zu schaffen und löschte die Nachricht. "Von Ran?" Conan nickte. Ai's Worte trugen auch nicht dazu bei, sich besser zu fühlen. Eher im Gegenteil. Sie ließen seine Träume, seine Hoffung wieder bei Ran zu sein, in weite Ferne rücken. Nun war guter Rat teuer. "Ich gehe." sagte Conan. "Bis morgen." Mit diesen Worten verließ er das Haus vom Professor und ging zu seinem hinüber. "Er ist niedergeschlagen." Ai schaute ihm hinterher. "Ist ja auch keine Wunder. Was soll er machen? Er ist 17, aber im Körper eines Kindes. Und jeder weiß es. In sein richtiges Leben kann er nicht zurück. Er ist gegenüber seinen Klassenkameraden körperlich weit zurück. Und in die Grundschule kann er auch nicht. Was sollte er denn da? Dafür ist er einfach geistig zu weit voraus. Er passt in keine der beiden Welten. Seinem Hobby als Detektiv könnte er zwar nachgehen, aber er würde sich immer fragen, ob man ihn bei seinem Aussehen auch ernst nimmt. Dieser Zweifel würde immer bei ihm bleiben. Und dann ist da auch noch Ran. Du kannst sagen was du willst, aber beide geben irgendwie nicht die ab, die sie einmal waren." Conan schloss die Tür und begab sich in sein Zimmer. Er suchte nach einer Lösung für sich. So lange er auch nachdachte, er kam immer wieder nur zu einem Ergebnis. Missmutig ging er den letzten Tätigkeiten des Tages nach. Nachdenklich betrachtete er sein Kindergesicht im Badezimmerspiegel. Ja so hatte er ausgesehen als er sechs war. Genau so. Denn seit seine wahre Identität ans Licht gekommen war, weigerte er sich vehement die Brille zu tragen. Und mit jedem Blick in den Spiegel, wurde ihm immer mehr bewusst, dass er wieder in seinem Kinderkörper steckte. Conan trottete in sein Bett. Spät in der Nacht verfiel er in einen unruhigen Schlaf. Doch am nächsten Morgen stand er wieder beim Professor an der Tür. Der Professor öffnete ihm und ließ ihn ein, genauso wie in den letzten 5 Monaten. Er schaute zu, wie Conan ins Haus schlurfte. Die Monotonie der vergangenen Tage würde auch heute dahinschleichen. Keinerlei Abwechslung zerstreute den Alltag bis in den Abend hinein. Das letzte Ereignis bildete immer Ran's Besuch vor Shin-ichi's Haus. Schon am Morgen wusste der Professor, wie der Abend enden würde. Das Schicksal der beiden, nahm bedauernswerte Formen an, die selbst ihn tief berührten. Er kannte Shin-ichi seit er klein war. Und ebenso lange kannte er Ran. Das ihr Leben solche Ausmaße annehmen würde, damit hatte er niemals gerechnet. Conan betrat das Labor. "Ai? Gibt es was neues?" fragte er leise. "Nein. Nichts anderes als gestern Abend. Es bestätigt sich immer wieder neu. Es gibt kein dauerhaftes Gegenmittel. Wir werden unser Leben ein zweites mal durchleben. Etwas anderes wird uns nicht übrig bleiben. Und so werden wir immer 10 Jahre unserer Zeit hinterher sein." Wortlos ließ Conan das Mädchen stehen, welches wie er im Leben zurückgeworfen wurde und begab sich in das obere Stockwerk. Dort angekommen, nahm er seinen angestammten Platz am Fenster ein. Er schaute in die Ferne, schaute über die Stadt, in der er aufgewachsen war. Stetig zog die Sonne ihre Bahn am Himmel. Doch Shin-ichi nahm das alles nicht war. "Shin-ichi?" Der Professor stand am Fenster. Conan erhob sich und trat neben ihn. Wieder einmal sah er Ran, spürte ihre Traurigkeit, ihren Kummer. Schweigend sah er sie an und sie, sie schaute hinauf zu seinem Zimmer. Er wusste, der Tag war vergangen ohne das er etwas an ihrer Situation hätte ändern können, genauso wie er wusste, das er auch in Zukunft nichts ändern kann. Mechanisch griff er in seine Jackentasche. Zeitgleich mit ihr. Selbst er musste nicht mal mehr auf die Uhr schauen um zu wissen, wie spät es war. Und wieder traf die SMS mit dem ersten Glockenschlag ein. Mit ein paar Tasten löschte er sie, nachdem er einen Blick drauf geworfen hatte. Wieder dieselben Worte, wie jeden Abend. Es hätte ihn gewundert, wenn sie heute etwas anderes geschrieben hätte. Wortlos verließ der den Professor. Bei sich zu Hause angekommen, stellte er die Weichen für sein zukünftiges Leben. * "Bitte halten sie. Wir steigen hier aus." Das Taxi bremste und entließ seine Passagiere. "Warum steigen wir hier schon aus?" fragte Yukiko. "Ich will den Rest laufen. Außerdem können wir noch nicht in's Haus." sagte Conan mit einem Blick auf die Uhr. "Wieso denn das?" Conan antwortete nicht mehr. Vielmehr blieb er an der Ecke stehen und schaute die Straße hinab. Yukiko schaute über ihn hinweg. Sie erblickte Ran, die vor dem Tor stand. "Ran!" sagte sie erstaunt. "Bleib stehen!" "Warum?" "Bleib einfach stehen." Seine Hand fuhr in die Jackentasche und umklammerte das Telefon. Heute hatte er vorsorglich das Handy auf stumm geschaltet. Nur er würde die Vibrationen mitbekommen, die das Telefon lediglich von sich geben würde. "Sie telefoniert?" fragte Yukiko als sie mitbekam, das Ran ein Telefon zückte. Doch schon steckte es Ran weg. Nachdem der Hall der letzten Glockenschläge verklungen war, verließ sie den Ort, an dem sie eben noch gestanden hatte. Conan sah ihr nach. Die SMS war auch heute angekommen. Nicht anders als gestern und die Tage davor. Als Ran an der Ecke verschwunden war, setzte er sich in Bewegung. Yukiko folgte ihm schweigend. Sie glaubte zu wissen wie es ihrem Sohn erging. Nur deshalb war sie hier. Er hatte eine Entscheidung getroffen, eine Entscheidung die ihm mit Sicherheit nicht leicht gefallen war. Beide betraten die große Villa. Im Eingangbereich standen schon einige Koffer. "Du bist schon mit packen fertig?" fragte Yukiko. "Damit müssen wir ja nicht auch noch unsere Zeit verschwenden. Immerhin geht es morgen nach L.A." "Ohne Rückkehr?" Yukiko sah ihrem Sohn nach, der sich anschickte in sein Zimmer zu gehen, ohne die Frage zu beantworten. Conan ließ sich auf sein Bett fallen. Er angelte das Handy aus der Tasche. Heute war der einzige Tag, an dem er ihre Nachricht nicht sofort löschte, es war der einzige Tag, an dem er ihr antworten würde. Das einzige mal in den 5 Monaten. Nur heute. Er überlegte. Seine Worte mussten gut gewählt sein, aber dennoch sollte es kurz sein. Und sie durften sie nicht verletzen. Und so tippte er einige Worte ein. Er starrte noch auf das Display, als seine Mutter sein Zimmer betrat. "Willst du das wirklich tun? Bist du nicht der Meinung deine Entscheidung ist ein wenig voreilig? Du solltest noch ein wenig mehr Geduld aufbringen." Er nahm das Handy runter. "Glaubst du wirklich? Keiner weiß wann und ob es ein Gegenmittel geben wird. So wie es aussieht, scheint das nicht der Fall zu sein. Ich kann von Ran nicht verlangen, das sie ewig auf mich wartet. Es ist besser, wenn ich sie freigebe, wenn ich sie von ihrem Versprechen entbinde." "Ich bin der Meinung sie wird dich verstehen und akzeptieren. Rede wenigstens einmal mir ihr." "Aber ich akzeptiere mich nicht. Und solange ich mich in meiner Haut nicht wohl fühle, werde ich auch eine Verbindung mit Ran nicht gutheißen. Ich würde sie nur noch mehr verletzen, mehr als ich es bisher schon getan habe. Es reicht. Sie hat so etwas nicht verdient." Seine Stimme war leise und man hörte ihm seinen Schmerz an, auch wenn er sich Mühe gab ihn zu verbergen. Yukiko nickte und verließ das Zimmer wieder. Irgendwie konnte sie Shin-ichi verstehen, auch wenn es sie traurig stimmte. Sie mochte Ran. Conan hob das Handy wieder in die Höhe. Nur ein Tastendruck und seine SMS würde zu Ran geschickt werden. Nur ein Tastendruck und seine Liebe zu Ran würde beendet werden, noch ehe sie begonnen hatte. All die Jahre die sie beide miteinander verbracht hatten, waren dann nur noch Erinnerungen, die man am besten aus seinem Gedächtnis streichen sollte. Es waren fröhliche, schöne und glückliche Jahre. Und diese schönen Erinnerungen würden ihm deutlich zeigen, in was für eine Misere er sich katapultiert hatte, würden im immer wieder zeigen, das er sich eine glückliche Zukunft mit Ran verbaut hatte, nur durch seine Neugier und Dummheit. Diese schönen Erinnerungen, sie würden ihn immer wieder in Trauer, würden ihn immer wieder in ein Loch voller Schmerzen stürzen. Und Ran, ihr würde es ähnlich ergehen, wenn er weiter darauf bestand das sie bei ihm blieb. Sie würde zugrunde gehen, da war er sich sicher. Und das war es, was er nie gewollt hatte. Sie sollte lachen und fröhlich sein. Wenn er schon nicht dazu fähig war eine glückliche Frau aus ihr zu machen, dann sollte wenigsten ein anderer Mann sein Glück versuchen, sollte ein anderer das Glück haben, das sie an seiner Seite erstrahlte. Auch wenn es ihm in der Seele weh tat, denn schon der Gedanke daran ließ sein Herz zerreißen. Conan schloss die Augen. Sein Finger krümmte sich, ein leiser Piepton sagte ihm, das es genau in diesem Moment vorbei war. Das Ende war gekommen. Conan rollte sich zur Seite. Das erste Mal nach Jahren war ihm zum heulen zumute. Doch riss er sich zusammen, obwohl man einem kleinen Jungen eine Träne ruhig hätte zugestehen können. Aber er war nun einmal kein kleiner Junge, sondern fast ein Mann. Und als solcher vergießt man keine Tränen mehr. Aber traurig sein, das durfte er. Traurig darüber sein, das er es nicht geschafft hatte, seiner Ran zu sagen, was sie für ihn bedeutete, das er es nicht geschafft hatte, sie in seine Arme zu schließen, nicht geschafft hatte, ihr einen Kuss zu stehlen. Und so wie es aussah, würde er es nie schaffen. Seine Gedanken wanderten zu Ran. Wie würde sie auf seine Nachricht reagieren? Ob sie weinte? Nein. Conan kniff die Augen zusammen. Er sollte nicht an sie denken. * Der Flughafen war voll. Hunderte Menschen strömten ein und aus. Und in diesem Trubel saß eine Frau auf einer Bank. Neben ihr ein Junge. Etwa sieben Jahre alt. Seine kurzen Beine hingen runter, seine Hände hatte er in den Jackentaschen vergraben. Sein Kopf war gesenkt. Er sah unheimlich traurig aus. "Du hast ihr nicht mal auf Wiedersehen gesagt." sagte die Frau zu ihm. Doch der Junge antwortete nicht. Er wollte nicht reden. Weder mit ihr noch über dieses Thema. Er wollte weg, ganz weit weg, wollte Abstand. Denn nur so, so hoffte er, würden er und dieses Mädchen, welches er liebte, wieder zu sich selber finden. Nur so hatten sie beide eine Chance ihr Leben wieder in normale Bahnen zu lenken. Zumindestens was sie betraf. Sein Weg würde immer ein wenig daneben sein, denn er war kein normales Kind. Die Frau erhob sich. "Komm lass uns langsam gehen. Es ist zwar noch Zeit, aber wir können auch im Zollbereich warten. Dort ist es ruhiger." Der Junge rutschte von der Bank und folgte seiner Mutter. Sein Telefon in der Jackentasche gab zwei kurze Pieptöne von sich. Er hielt inne und vergewisserte sich, das es tatsächlich sein Telefon gewesen war. Der kleine Briefumschlag zeigte ihm, das er eine Nachricht erhalten hatte. Beim lesen des Absenders fuhr es ihm kalt über den Rücken. Ran, dachte er und wusste, für die SMS die sie ihm sonst immer geschickt hatte, war es 6 Stunden zu früh. Mit klopfenden Herzen öffnete er die Nachricht. Er konnte es nicht glauben, diese SMS enthielt die gleichen Worte wie alle anderen auch, nur war sie halt viel zu früh bei ihm angekommen. Außerdem, hatte sie nicht verstanden was er ihr gestern sagen wollte? Oder ignorierte sie seine Abschiedsworte einfach nur? Ran was tust du mir an. Krampfhaft zog sich sein Herz zusammen. Warum konnte sie nicht einfach nur mach's gut sagen? Warum klammerte sie sich so extrem an ihn. Sie beide hatten nun einmal keine Zukunft. Warum verstand sie das nicht? "Shin-ichi?" Ran's Stimme sprach ihn leise an. Erschrocken drehte er sich um. Und da stand sie vor ihm. Sie brauchten nur beide ihre Arme ausstrecken und sie würden sich berühren. So dicht wie jetzt, waren sie in den letzten 5 Monaten nie gewesen, weil er immer wieder versucht hatte, ihr geschickt auszuweichen. Bis zu diesem Augenblick war ihm das auch gut gelungen. Doch jetzt stand sie vor ihm. In Conan drängten sich die Fragen nach dem woher und warum auf. Woher wusste sie das er fortflog? Und warum war sie hier? Eigentlich sollte sie um diese Uhrzeit noch in der Schule sein. Blieb sie dieser etwa nur wegen ihm fern? Ein Fehler, denn sie würde Ärger bekommen. Dennoch stand sie da. Ihre Arme hatte sie angewinkelt und sie presste damit etwas gegen ihre Brust. Ihre Blicke ruhten auf ihm und ihren traurigen Augen konnte er sich nicht entziehen. Zu gern würde er sie jetzt in den Arm nehmen, würde ihren warmen Körper an seinem spüren wollen, würde ihren Duft einatmen, würde ihr Liebesworte ins Ohr flüstern. Doch war es ihm unmöglich. Nicht nur wegen ihres körperlichen Größenunterschiedes, auch wollte er die Trauer des Abschiedes nicht noch mehr vergrößern. So standen beide da. Minutenlang schauten sie sich schweigend in die Augen. Die Menschen um sie herum eilten weiter, ohne die beiden zu beachten. Dann nahm Ran ihre Arme runter und drückte ihm ein Päckchen in die Hand, das sie bisher an ihren Körper gepresst hatte. Wortlos drehte sie sich um und ging. Ein paar Meter weiter entdeckte Conan Ai und den Professor, welche sich zu Ran gesellten. Auch sie beide hatten einen traurigen Ausdruck in ihren Gesichtern, als sie ihm einen letzten Blick zuwarfen. Nur Sekunden später waren sie in der Menge verschwunden. Das also war der Grund ihres hier seins. Der Professor hatte ihr berichtet, das er nach L.A. fliegen würde und sie war da um sich von ihm zu verabschieden. Nur warum schickte sie dann diese SMS? Mit diesen Worten? Dieses Versprechen das sie warten würde. Conan drehte sich seiner Mutter zu. "Sie ist ein liebes Mädchen." sagte Yukiko leise. "Schade das es so enden musste." Conan warf einen Blick auf Rans letzte SMS. Er schloss die Nachricht, ganz im Gegensatz zu seiner bisherigen Art, und schaltete das Handy ab. Nein er wollte sie nicht löschen, dieses mal nicht. Das Flugzeug war schon weit über den Wolken. In der ganzen Zeit, nachdem Ran plötzlich aufgetaucht und ebenso plötzlich verschwunden war, hatten Mutter und Sohn kein Wort gewechselt. Nun konnte Yukiko ihre Neugier nicht mehr zügeln. "Willst du nicht nachsehen, was Ran dir gegeben hat?" Conan löste seine Augen vom Fenster und sie wanderten auf das kleine Päckchen auf seinem Schoß. Es war in rotem Papier eingeschlagen. Rot wie die Lieblingsfarbe von ihnen beiden. Vorsichtig begann er das Papier zu öffnen. Etwas kullerte heraus. Er konnte es gerade noch auffangen, bevor es zu Boden fiel. Es war etwas weiches, kaum größer als seine Hand. Er öffnete die Hand und erblickte einen kleinen Bären. Conan klappte sein Tischchen runter und setzte den Bären darauf. Dann betrachte er die anderen Sachen. Eine CD mit Balladen, die Ran in der letzten Zeit immer wieder gehört hatte und ein Buch. Ein Buch mit kleinen gezeichneten Figürchen, die auf unterschiedlichste Weise sagten, wie lieb man den anderen hat. Immer nur zwei Seiten lang, aber immer wieder die gleiche Botschaft. "Der schaut aber traurig." Yukiko betrachtete das Bärchen vor Conan. Der nickte nur. Er konnte sich gut an den Tag erinnern, als Ran ihn gekauft hatte. "Der schaut aber traurig." sagte Conan zu Ran, als sie den kleinen Bären neben dem Bild von ihr und Shin-ichi setzte. "Stimmt. Er tat mir so leid. Er war der letzte und wahrscheinlich wollte ihn niemand haben, weil er so traurig drein schaut. Aber irgendwie hat er mein Herz berührt. Ich musste unweigerlich an Shin-ichi denken." "An Shin-ichi?" Ran nickte. "Ja, weil dieser Bär genau meine Gefühle ausdrückt, wenn ich an Shin-ichi denke." Ran legte die CD mit Balladen in den Player ein. Leise Musik erklang. "Und ich hoffe, das Shin-ichi auch mal an mich denkt." Sie ließ sich rücklings aufs Bett fallen und schloss ihre Augen. "Er fehlt mir so." Conan legte sein Kinn auf die Arme und starrte auf das Bärchen. Ran hatte Recht. Dieses kleine Plüschtier drückte genau die Stimmung aus, in die sie sich beide befanden. Denn nicht nur sie fühlte sich Elend, sondern er auch. Nun saß dieses Bärchen vor ihm. Ran hatte es ihm mitgegeben. Wollte sie ihm damit sagen, das sie traurig war? Und auch diese CD, die sie immer hörte, wenn sie deprimiert war. Alle diese Dinge hatten irgendwie eine symbolische Bedeutung. Sie wusste jetzt, im Gegensatz zu damals, das er ihre Geheimnisse kannte. Sie wusste jetzt, das er mitbekommen hatte, weswegen sie diese beiden Gegenstände gekauft hatte. Sie dienten ihr zum Trost, weil er nicht bei ihr war. Mit ihnen trat sie schneller in die Traumwelt ein, um sich mit ihm zu treffen. Und nun gab Ran sie an ihn weiter. Mit den beiden Sachen nun auch noch dieses Buch, was ihm sagte sollte, das sie ihn liebte. Die Spitze jedoch blieb die SMS, die ihr Versprechen erneuerte. Conan durchfuhr es wie ein kalter Schauer. Sie hatte nicht auf Wiedersehen gesagt. Sie hatte gar nichts gesagt, am Flughafen, als sie sich gegenüberstanden. Sie war gekommen, aber nicht um sich zu verabschieden, sondern um ihn daran zu erinnern, das eine Liebe sie verband. Eine Liebe die existierte, ohne das man je darüber gesprochen hatte. Conan rollte sich zur Seite. Diese Sachen quälen ihn. Sie waren wie eine Mahnung an sein Vergehen. Und doch zeigten sie ihm ihre Treue. Ach Ran was tust du mir nur an? Er wollte das alles nicht. Doch trotzdem er sich dagegen wehrte, so begann ein kleines Licht in seiner Seele zu leuchten. Und eine winzige Hoffnung begann zu keimen, die Hoffnung das dieses kleine Licht, welches sie heute hinterlassen hatte, doch noch eines Tages heller scheinen würde. Denn dann würden sie vielleicht doch noch zueinander finden. Er versuchte zu schlafen um zu vergessen. Aber das Mädchen seiner Träume, es hielt ihn wach. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)