Gareon von Morwen ================================================================================ Kapitel 1: Fluchtgedanken ------------------------- Kommentar: *reingeschlichen kommt* Nun also das erste Kapitel von "Gareon". Ich möchte Sadira ganz herzlich für ihren Kommentar danken! *wuschel* ^^ Ich glaube, du bist die einzige Person, die das hier liest... Deshalb möchte ich dieses Kapitel dir widmen, die du immer so konstruktiv meine schreiberischen Verbrechen kritisierst *gg* Ich hoffe, es sagt dir zu. ^^ Zum Kapitel: Für den jungen Mann wird die Zeit langsam knapp und nun soll er auch noch in eine andere Zelle verlegt werden... Feedback ist wie immer erwünscht. ^^ Kapitel 1 - Fluchtgedanken // "Das hohe Gericht hat Euren Fall bearbeitet", wiederholte er gedehnt und ich hätte ihn allein dafür umbringen können, wären nicht meine Hände und Füße angekettet gewesen, "und ist zu einem Urteil gekommen." WAS? Ich spürte förmlich, wie sich meine Augen weiteten. In drei Tagen werdet ihr hingerichtet. // Ich musste ihn bei dieser Aussage angestarrt haben, wie ein Idiot, denn ein gemeines Grinsen trat auf sein Gesicht. "Ich werde-" "-verrecken, genau. Erst wird man dich foltern, und dann..." Er ließ den Satz unvollendet, doch seine bösartigen Gedanken spiegelten sich deutlich in dem hämischen Grinsen und den vielsagenden Gesten wider. Ein Schaudern durchlief mich. Meine Kerkertür war zwar sehr dick, doch manchmal konnte ich die Schreie der Sterbenden sogar hier drinnen hören. Trotz des fast lähmenden Entsetzens über seine Worte fiel mir auf, dass er mich wieder duzte. Auf welche sinnlosen Details man doch manchmal achtete... Stumm senkte ich den Kopf und schloss die Augen. Ich hatte erwartet, dass sich mein Prozess einige Jahre hinziehen würde, doch dass er bereits abgeschlossen war... Wer hätte das gedacht? Jetzt blieben mir nur noch drei Tage Zeit, um mir einen Fluchtplan zu überlegen. Und das war verflucht wenig... Mal abgesehen davon, dass mir in den vergangenen Jahren absolut keine Möglichkeit eingefallen war, wie ich diesem Kerker entfliehen konnte. Nicht umsonst war der Schwarze Turm als ausbruchsicherstes Gefängnis in ganz Thuria bekannt. Was allerdings nicht bedeutete, dass es tatsächlich noch niemandem gelungen war, hier rauszukommen... Ich glaube, in den vergangenen 300 Jahren ist das insgesamt viermal geschehen. Auch wenn diese Zahl recht entmutigend ist - es ist immerhin möglich, und das ist doch schon mal was, oder? Bleib ruhig, dachte ich im Stillen. Dir fällt schon noch was ein. Nun gut, das war leichter gedacht, als getan... Selbst meine ausgemergelten Handgelenke in den Eisenketten zitterten. Nein! Ich biss mir hart auf die Unterlippe und der Schmerz brachte mich wieder zu halbwegs klarem Verstand. Verfall jetzt bloß nicht in Panik! Du bist doch ein Profi, also reiß dich verdammt nochmal zusammen! Mein stilles Gebet schien zu helfen, denn nach einer Weile beruhigte sich mein Körper wieder und das Zittern stellte sich ein. Ich war kein naiver Optimist, der alles in Rosa und Blümchenblau sah, und mir war sehr wohl klar, dass meine Chancen, hier lebendig rauszukommen, äußerst schlecht standen. Doch wenigstens hatte sich wieder mein kühler, berechnender Verstand eingeschaltet, und der hatte mich noch nie im Stich gelassen. Ich würde es schon packen, irgendwie. Und ich hatte schon eine Idee... Mit betonter Ruhe sah ich auf. "Krieg ich wenigstens eine Henkersmahlzeit?" Für einen Moment sah er mich verdutzt an, dann begann er zu grölen, als hätte ich einen guten Witz gerissen. Er lachte, bis Tränen aus seinen Augenwinkeln rannen und er sich an der Wand abstützen musste. Geduldig wartete ich, bis er sich wieder halbwegs beruhigt hatte. "War das jetzt ein "Ja" oder ein "Nein"?" fragte ich spöttisch. "Hm..." Er wischte sich mit einem Hemdärmel die Augen trocken, bevor er mich wieder ansah. "Du bist vielleicht ein Spaßvogel..." Er kicherte. "Aber fragen könnte ich unseren Kantinenchef schon. Vielleicht kocht er dir ja wirklich was, wenn er gute Laune hat..." Oha. Das Essen für die Soldaten hier musste ja WIRKLICH gut sein. Aber es ging mir ja nicht nur um eine kulinarische Abwechslung... Dann stellte der Wachmann die Frage, von der ich gehofft hatte, dass sie kommen würde. "Soll es denn etwas Besonderes sein?" "Ich hätte nichts gegen Schweinshaxe einzuwenden", sagte ich kühn. Er sah mich an, als hätte ich ihm eben erzählt, dass der Himmel gelb-grün gepunktet war. Also bekamen anscheinend nicht einmal die Wachen hier ein solches Essen vorgesetzt. Arme Kerle. Fast konnten sie einem leid tun. Aber nur fast. Keine Schweinshaxe zu bekommen war denkbar schlecht. Also musste ich mir was anderes einfallen lassen... "So weit kommt's noch!" meinte der Wächter zähnefletschend. "Du kannst froh sein, wenn du Haferschleim bekommst!" Oh nein, bitte nicht! Das bekam ich doch eh schon jeden Tag... Er drehte sich um und streckte seine Hand bereits nach der schweren Eisenklinke meiner Gefängnistür aus, als ihm etwas einzufallen schien und er sich noch einmal zu mir umdrehte. "Ach ja, eine gute Nachricht hätte ich vielleicht noch für dich." Ich spitzte die Ohren. "Für die nächsten drei Tage wirst du in eine Zelle weiter oben verlegt. Ist näher an deinem Hinrichtungsort und spart deinem Folterer den weiten Weg hier runter. Und wenn du ganz besonders viel Glück hast, kannst du vor deinem Tod noch einmal den Nachthimmel sehen." Mit diesen Worten verschwand er, selbstverständlich nicht ohne die Tür sorgfältig hinter sich abzuschließen. Ich saß wieder alleine in tiefster Dunkelheit. Und ich begann zu grübeln. Ich zermarterte mir schier das Hirn, doch nach etwa zwei Stunden - vielleicht waren es auch mehr, ich hatte mein Gefühl für Zeit hier unten schon vor Jahren verloren - gab ich schließlich auf. Die verschiedensten Möglichkeiten war ich durchgegangen, doch eine brauchbare war nicht dabei: in allen Fällen brauchte ich Licht, sonst konnte ich keine Magie wirken. Denn bei Transporten und Verlegungen wurden den Gefangenen immer die Augen verbunden. Und wenn ich das Licht nicht sehen konnte, konnte ich meine Magie nicht anwenden. So einfach war das. (Natürlich ist das nicht bei allen Magiebegabten so. Menschen mit großen, magischen Kräften sind durchaus in der Lage, bei Anwesenheit von Licht auch mit geschlossenen Augen zu zaubern. Doch ich gehörte leider nicht dazu. Vielleicht, weil mir einfach die Fantasie dazu fehlte, was weiß ich...) Mir die Binde von den Augen zu reißen, um Licht zum Ausüben meiner Magie zu haben, war leider auch nicht möglich. Die Hand- und Fußgelenke der Gefangenen waren jeweils mit starren Eisenstäben verbunden, und eine weitere Stange verband diese Stäbe wiederum miteinander. Das hatte mehrere Vorteile: Der Gefangene war zu kleinen Schritten gezwungen, und sollte er versuchen, wegzulaufen, würde er sehr schnell auf der Nase landen. Außerdem war es ihm nicht möglich, die Arme zu heben, ohne sich dabei die eigenen Beine wegzureißen. Gemeine Sache, oder? Im Laufe der Zeit hat das Gefängnispersonal definitiv zu viel Langeweile und eine erstaunliche Menge an Kreativität gehabt... Beim Transport also konnte ich schon einmal nicht fliehen. Blieb nur die Zelle, in die ich verlegt werden sollte. Ich bezweifelte, dass es dort ebenfalls Licht gab. Menschen, die so wie ich ein wenig Magie beherrschten, waren immer auf Sonnenlicht oder - als Ersatz - den Schein von Feuer angewiesen. Genauso, wie das Volk der Älteren vor langer Zeit das Sternenlicht gebraucht haben soll, um Zauber wirken zu können. Doch wie dem auch sein mochte, mir fiel einfach keine Lösung ein. Und in dem Moment, als ich kapitulierte, öffnete sich die Kerkertür erneut. Wieder wurde ich geblendet, als das helle Licht einer Fackel meine Zelle in einen flackernden Schein tauchte. Und bevor ich mich auch nur halbwegs an das Licht gewöhnt hatte, kam eine stämmige Gestalt auf mich zugestürmt und hieb fest gegen meine Schläfe. Ich verlor sofort das Bewußtsein. Ende Kapitel 1 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)