Einsamkeit von sayomi (Die Suche eines Herzens nach Liebe) ================================================================================ Kapitel 5: Vereinsamen ---------------------- 5. Kapitel - Vereinsamen Verdutzt ließ Kai sich wieder sinken, sein Arm war jedoch immer noch fest umschlossen. "Ähm... ja, klar...", stammelte er leise. "Danke..." Rei sah den Russen immer noch nicht an, sondern zupfte nun unablässig an seinem Hemdärmel herum. Ohne zu wissen warum, wurde er mit jeder Sekunde nervöser und sein Herz schlug immer schneller. Als er hörte wie der Fernseher ausgestellt wurde, blickte er seinen Freund doch wieder an und dieser hielt ihm eben die Hand entgegen. "Lass uns ins Bett gehen", meinte dieser auf den fragenden Blick des Chinesen. Rei nickte und ließ sich von ihm hochziehen. Sie machten noch einen kurzen Abstecher ins Bad und nachdem die Verletzungen des schwarzhaarigen frisch versorgt waren legten sie sich hin. Es war für beide ein merkwürdiges Gefühl sich ein Bett zu teilen und den anderen so nah bei sich zu haben, obwohl es vor dem Fernseher nicht anders war... und trotzdem war da dieser kleine aber feine Unterschied. Immerhin befanden sie sich nun in einem Bett... alleine... im Dunkeln... nur mit Shorts und Shirt bekleidet... Aber das wichtigste: sie teilten sich eine Decke! Rei hatte zwar zwei Kissen, aber Decke befand sich nun mal nur eine in dem Raum, auch wenn sie unnormal groß war. Sie lagen einfach nur da, jeder auf dem Rücken und die Decke anstarrend, die Situation mehr als unangenehm empfindend. Der mit Luft gefüllte Leerraum zwischen ihnen erwärmte sich stet und die Raumtemperatur schien ihnen an sich sehr hoch zu sein, was allerdings nicht der Realität entsprach. Ihre Atemzüge erschienen ihnen unnatürlich laut, der eigene Herzschlag war scheinbar durch die gesamte Wohnung zu hören, die Nervosität steigerte sich ins unermessliche. Kai blieb beinahe das Herz stehen als Rei unter der Decke plötzlich nach seiner Hand fasste und sie ganz fest hielt. Erst tat er nichts, doch dann verkreuzte er seine Finger mit denen des Chinesen und schloss die Augen. Sie sprachen nichts mehr, bewegten sich nicht mehr, wollten einfach nur mit diesem schönen Gefühl einschlafen... Als der blau-grauhaarige am nächsten Morgen aufwachte, wusste er für eine Sekunde nicht wo er war, doch dann fiel ihm alles wieder ein. Als er sich nach rechts wandte heftete sich sein Blick auf ein leeres Bett. So stand er auf, ging erst einmal ins Bad und anschließend in die Küche, wo er dann auch Rei vorfand. Der schwarzhaarige Junge hatte bereits Frühstück gemacht und freute sich, als Kai das Zimmer betrat. "Guten Morgen. Gut geschlafen?", fragte er auch sofort. "Ja, allerdings", murmelte der Russe. Es war für ihn immer noch seltsam jemanden wie Rei um sich zu haben, jemanden, der ihn so gern mochte und der ihm so viel Zuneigung entgegenbrachte... er war es eben einfach nicht gewohnt. Dankend nahm er die Tasse Tee entgegen und beobachtete Rei wie er weiterhin in dem kleinen Raum herumwuselte. Erst als sich der Junge ihm gegenüber an den Tisch gesetzt hatte, kehrte wieder Leben in seine Glieder und sie begannen ein Gespräch, über den vergangenen Abend oder die letzte Nacht verloren sie jedoch nicht ein einziges Wort. Zusammen mit Max und Kenny waren sie keine halbe Stunde später auf dem Weg zu Tysons Haus. Dieser wartete auch schon auf sie und war nicht gerade begeistert, als er Kai erblickte. Es störte den blauhaarigen immer mehr, dass der Russe mit ihnen unterwegs war, denn so kam es dass er sich immer öfter als das fünfte Rad am Wagen fühlte. Rei und Kai klebten fast ständig zusammen und die Freundschaft zwischen Kenny und Max hatte sich auch immer mehr vertieft, nur er kam irgendwie zu kurz. Außerdem unternahmen die vier oft auch etwas alleine, ohne ihn, und nach diesem Wochenende standen sich auch der blonde und Kai näher als vorher, was Tyson nun überhaupt nicht in seinen Kopf wollte. Er hasste diesen angeberischen, eingebildeten, vorlauten, gehässigen Jungen und so war ihm auch dessen Veränderung entgangen. In der Schule standen für die nächste Zeit viele Prüfungen an und so vergingen die Wochen erneut im Eiltempo und Kai war immer öfter alleine. Rei hatte einfach zuviel Stress wegen seinem Job und wenn er dann mal zu Hause war, musste er lernen oder Aufgaben machen. Seine Wunden waren inzwischen auch wieder abgeheilt und nur sehr feine weiße Linien konnte man bei genauem hinsehen noch erkennen. Der Russe fühlte sich vernachlässigt und kehrte mehr und mehr in sein altes Verhaltensschema zurück, ohne dass er sich dessen bewusst war. Immer öfter kam es vor, dass er den Chinesen grundlos anfuhr, er Streit mit ihm begann und an einem Freitagabend eskalierte die Situation vollkommen. Rei hatte die Zeit gefunden für sie beide zu kochen. Als er fertig war wollte er Kai holen, doch der saß in seiner Wohnung und starrte stur auf den Fernseher, den anderen völlig ignorierend. Rei wurde es schließlich zu blöd und er schaltete den Kasten einfach ab. "Was soll das?!", schrie Kai aufgebracht. "Ich hab nicht gekocht damit du jetzt blöd vor der Glotze hängst!", antwortete Rei im selben Tonfall. "Dann hättest du eben nicht gekocht!" "Ich wollte dir eine Freude machen! Idiot!" Gereizt sprang Kai von seiner Couch auf und ging bedrohlich nah zu dem Chinesen, was diesen jedoch nach wie vor nicht einschüchterte. Er bedachte den etwas kleineren mit einem eiskalten Blick und verengte die Augen zu schlitzen. "Beschimpf mich nie wieder", fuhr er schließlich in einem beinahe schon zu ruhigen Ton fort. "Oh man, jetzt stell dich nicht so an!" Genervt verdrehte Rei die Augen und wandte sich zum gehen um. "Ich kann auch ohne dich essen, verlass dich drauf." "Ja geh doch und stopf deinen Fraß in dich hinein! Ich hab auf jeden Fall keine Lust dazu! Ich bin auch nicht scharf drauf dich zu sehen! Für mich bist du gestorben!" "Schön! Du für mich auch!" ([Ich hasse dich!]), hallte es gleichzeitig auf russisch, sowie auf chinesisch durch das kleine Wohnzimmer, bevor die Verbindungstür zugeschlagen wurde. Rei war der Appetit vergangen und so füllte er das liebevoll zubereitete Essen in kleine Plastikdöschen um, damit er sie anschließend im Kühlschrank aufbewahren konnte. Sparte er sich eben am nächsten Tag das Kochen und vielleicht hätten ja Max oder Kenny Lust ihn zu besuchen, genug sollte er auf jeden Fall haben. Wütend und gekränkt ließ er sich vor seinem Computer nieder und begann für die Schule zu arbeiten um sich abzulenken, doch so ganz wollte ihm das nicht gelingen. Immer wieder schweiften seine Gedanken zu Kai ab... Der blau-grauhaarige stapfte wütend durch seine Wohnung und trat im vorbeigehen einen der Küchenstühle um. Polternd fiel dieser auf den harten und kalten gefliesten Boden, das weiche Holz bekam eine kleine Delle ab. Wie er und Rei, schoss es ihm durch den Kopf. Einen Augenblick lang fühlte er sich schlecht, doch dann schob er die Schuld wieder dem kleinen Chinesen zu. Hätte dieser sich doch von Anfang an mehr Zeit für ihn genommen, dann hätte er sich nicht so einsam gefühlt und er hätte mit ihm keinen Streit angefangen. Ja, es war alles Rei's Schuld! ... Zumindest wollte er sich das einreden. Aufgebracht warf er sich schließlich in sein Bett und vergrub sein Gesicht in dem weichen Kissen. Er hasste Rei! ... Nein, er vermisste ihn. Es tat ihm Leid, was er gesagt hatte, doch um sich zu entschuldigen war er zu stolz. Er würde auch gut ohne ihn klar kommen...oder? Inzwischen war es Sonntag und die Sonne verschwand langsam aber sicher hinter dem Horizont. An jenem Wochenende war die Tür, welche die zwei Wohnungen verband kein einziges Mal geöffnet worden und auch so waren sich deren Bewohner nicht über den Weg gelaufen, sie hatten sich also erfolgreich ignoriert. Nachdenklich saß Rei auf seinem Bett und ließ sich die rote Abendsonne ins Gesicht scheinen, die Augen hatte er geschlossen. Es war seltsam gewesen, Kai nicht ein einziges Mal zu sehen, seine Stimme nicht ein einziges Mal zu hören. Ob er es nun wollte oder nicht, er vermisst die Nähe des anderen sehr... hatte er sich doch schon so daran gewöhnt ihn stets um sich zu haben? Er schmunzelte leicht und bejahte die Frage. Doch was sollte er nun tun? Kai würde nicht kommen und sich entschuldigen, dass war klar. Aber sollte er wieder einmal nachgeben? Wie schon so oft? Er sträubte sich dagegen, doch einer musste ja den Anfang machen... So stand er auf, begab sich zu der Tür die sie von einander trennte und klopfte zaghaft. Ruckartig wurde sie einen Augenblick später aufgerissen und sie starrten sich an. Rei's Herz schlug schneller und das Atmen fiel ihm aus für ihn unerfindlichen Gründen schwerer als sonst. Kai bewegte sich ebenfalls nicht, sondern starrte in diese goldgelben Augen die ihn so warm ansahen. Was wollte Rei von ihm? Wollte er, dass sie sich wieder vertrugen? Vielleicht... er hätte auf jeden Fall nichts dagegen. "Ich...", der Chinese musste sich räuspern, das es mehr einem krächzen ähnelte was da aus seinem Mund kam, "Können... wir reden?" Kai nickte und folgte der stummen Aufforderung des Jungen, sich ebenfalls in dessen Wohnung zu begeben. Sie setzten sich einander gegenüber auf die weiche Kissenlandschaft und schwiegen sich erneut an. "Ich möchte, dass wir uns wieder vertragen", begann Rei nach einer Weile. Als Kai nicht darauf reagierte, sprach er weiter. "Ich... hab dich nämlich gern und du hast mir gefehlt..." "Du hast mich gern?", fragte der Russe leise nach. "Ja, sehr sogar..." Rei wurde bei diesen Worten verlegen, doch er konnte den Blick von den Augen seines Gegenübers einfach nicht abwenden. Dadurch entging es Kai natürlich nicht, dass Rei ein wenig rot wurde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)