Harry Potter - The Cage von abgemeldet (30.05.05 Kapitel 5 FREIGESCHALTET) ================================================================================ Kapitel 1: Doppelt gefangen ist einmal befreit ---------------------------------------------- Titel: Harry Potter - The Cage Autor: Manya Disclaimer: Hier erwähnte Figuren und Schauplätze gehören zumeist JKR, nur einige darf ich mein eigen nennen!! Widmung: für ChieriAsuka, die mich sowohl durch 'Die Seele der Magie' und 'Dritter schreibwahnanfall V.2' begleitet ^^ Sowohl für DarcAngel, die solange auf das nächste Kapitel von DSdM warten musste ^^" Pairing: Wer mich kennt, der weiß das schon ^^ Seufzend schleppte Harry den schweren, schwarzen Koffer durch den Vorgarten des hauses Nummer 4 im Ligusterweg. Der Käfig seiner Eule Hedwig klirrte hin und wieder, wenn das Metall gegen den eisenbeschlagenen Koffer prallte. Harry hatte den Käfig mit einer braunen Kordel an eben jenem Koffer festgebunden. Seine Eule war über die Ferien lieber in Hogwarts geblieben. Da der Junge sowieso keine Post aus der Zauberwelt bekommen durfte, hatte er dies für das Beste gehalten. Auch wenn Hedwig ihm fehlen würde. Stöhnend ließ er nun den Koffer zu Boden gleiten, rieb sich über die tauben Arme. Er war sich sicher, dass vernon nur deshalb einige Blocks entfernt geparkt hatte, damit er, Harry, den Koffer den ganzen Weg über tragen musste. Es hatte ihn eigentlich auch gewundert, warum sein Onkel ihn nicht einfach an der Ecke rausgeworfen und alleine den Rest gefahren war, schließlich hasste der beleibte Mann es zu laufen. Aber scheinbar hatte er diese Eigenschaft für heute geändert. Oder aber er hatte sich das geschaffte und überanstrengte Gesicht seines Neffen einfach nicht entgehen lassen wollen. Die zweite Möglichkeit erschien Harry durchaus wahrscheinlicher. Immernoch schnaufend sah er Vernon Dursley dabei zu, wie dieser die Haustür aufschloss und eintrat. Erneut seufzend packte sich Harry seinen Koffer und hiefte ihn hinter dem Anderen her durch den Flur und die Treppe hinauf. Nunja, eigentlich wollte er die Treppe hinauf, allerdings hielt ihn sein Onkel davon ab. Mit einem Wink bedeutete ihm der braunhaarige Mann ihm zu folgen, was Harry schließlich verwirrt und überrascht zugleich tat. Mit wenigen Schritten war Vernon bei dem Schrank unter der Treppe angelangt und öffnete nun dessen Tür. Die Augen des Jugendlichen weiteten sich entsetzt, als er auf die dunkle Hölle hinter der Holztür starrte. Wollte Vernon ihn etwa erneut darin einsperren? Sollten die letzten paar Jahre seines lebens umsonst gewesen sein? Sollte er nun wieder das Leben führen, das er bis zu seinem 11. Lebensjahr geführt hatte? Ein mürrisches Knurren ließ den Jugen auffahren und hinauf zu seinem Onkel schauen. Seit dieser sich letztes Jahr den Schnurrbart abrasiert hatte, sah er noch gemeiner und gefährlicher aus als so schon. Momentan waren seinen kleinen Schweinsäugchen fest zusammengekniffen und die kleine Ader auf seiner Stirn pochte gefährlich. Instinktiv nahm harry eine geduckte Haltung an. "Bengel," balffte Vernon da auch schon los und sein gewaltiges Doppelkinn bebte gefährlich, "hör gefälligst zu, wenn ich mit dir rede!" Erschrocken zuckte der Schwarzhaarige zusammen, hatte er doch gar nicht mitbekommen, dass sein Onkel das Wort an ihn gerichtet hatte. Der braunhaarige Mann hasste es, wenn er bemerkte, dass man ihm nicht die nötige Aufmerksamkeit entgegenbrachte, die er seiner Meinung nach verdiente. Irgendwie hatte dieser Charakterzug Harry schon immer an Serverus Snape erinnert. Der Zaubertranklehrer rastete regelmäßig aus, wenn einer seiner Schüler die Dummheit besaß und ihm nicht ordentlich zuhörte. "Stell deinen Koffer da rein und folge mir," befahl da auch schon der beleibte Mann säuerlich und wartete ungeduldig darauf, dass sein Neffe seinem Befehl folge leistete. Hastig warf der Schwarzhaarige seinen Koffer in die undurchsichtige Dunkelheit, die so lange sein Zuhause gewesen war und richtete sich auf. Fragend blickte er nun seinen Onkel an, der ungeduldig die Hand ausstreckte. Einen moment lang sah Harry seinen Onkel nur verwundert an, bis er begriff, was dieser von ihm wollte. Mit einem unguten Gefühl in der Magengegend fischte er seinen Zauberstab aus seiner Hosentasche und reichte ihn seinem Onkel. Blitzschnell umfassten die dicken Wurstfinger den Stab und Vernon besah ihn sich kurz, bevor er ihn angeekelt ebenfalls in die Kammer unter der Treppe warf. Kaum geschehen warf er die Tür zu, ließ das Schloss einrasten und steckte den Schlüssel in die Hosentasche seiner beigen Stoffhose. Dann wandte er sich erneut dem Neffen seiner Frau zu. "Komm mit," fauchte er, konnte sich dabei ein leichtes Grinsen jedoch nicht verkneifen, was dem Schwarzhaarigen ein mulmiges Gefühl in der Magengegend bescherrte. Was hatte sein Onkel nun schon wieder vor? Zögernd folgte er dem Braunhaarigen durch das große Wohnzimmer hinaus in den Garten. Das grüne Gras wirkte frisch geschnitten und die roten, weißen und gelben Rosen leuchteten mit der Sonne um die Wette. Der Garten war schon immer Harrys Lieblingsplatz gewesen. Die Schönheit der Natur ließ ihn immer wieder die Grausamkeiten der Dursleys vergessen. "Nicht träumen, mitkommen!",knurrte da jedoch schon der Mann vor ihm und innerlich seufzend wandte sich Harry von der Blumenpracht ab. Nachdenklich folgte er seinem Onkel, im Garten konnte sich schließlich nichts schlimmes verbergen. Wie unrecht er damit hatte, erfuhr der junge Potter, als er Vernon um die Ecke des Hauses folgte. Dort unter der großen Eiche, beschienen von der Mittagssonne, stand ein riesiger Drahtkäfig. Erschrocken wollte der Junge zurückweichen, wurde jedoch von der Hand, die sich nun grob um sein Handgelenk schloss, daran gehindert. Der ekelhafte Geruch von Schweiß und Speichel umgab ihn, als sein Onkel sich zu ihn hinunterbeugte. "Nana, wo soll's denn hingehen", fragte dieser hähmisch und verstärkter den Druck um das Handgelenk seines Neffen, "sag bloß dein neues Zuhause gefällt dir nicht!" Die Augen des Jungen weiteten sich erschrocken und wie schon zuvor wollte er zurückweichen, doch der Griff seines Onkels war zu fest. Verzweifelt wand sich harry, versuchte den schraubstockartigen Griff zu lockern, damit er fliehen konnte. Abhauen, von diesem Irren, der sich sein Onkel schimpfte. Doch es war aussichtslos. Soviel er auch drehte und wendete, so viel Schläge und Tritte er auch austeilte, der Griff seines Onkels blieb. Und dieser Griff zog ihn immer mehr auf den riesigen Drahtkäfig zu. "Nein, ich will nicht. Nein, Onkel Vernon," flehte Harry und die Tränen stiegen ihm in die Augen. Doch die einzige Reaktion seines Onkels war eine große, fettige Hand die sich auf seinen Mund presste und ihm so das Schreien verwehrte. Panik trat in Harry's Augen und verängstig biss er seinem Peiniger in die fleischige Hand, erreichte damit jedoch nur, dass sich der Druck verfestigte, ihm die Luft abschnürrte. Unter Tränen sah der Junge nun, wie der Braunhaarige die Käfigtür mit dem Fuß aufstieß. Dann löste sich die Hand um seinen Mund und der Junge wurde in das Käfiginnere geschubst. Durch den schubs verhedderten sich harry's beine in einander, ließen den Jugendlichen stolpern und hinfallen. Als er sich aufrappelte, hörte er gerade noch, wie die Käfigtür ins Schloss fiel und sein Onkel das Sicherheitsschloss anbrachte. "Onkel Vernon, nein," flehte Harry noch einmal, wobei er sich bücken musste, um mit dem Kopf nicht an die Decke zu stoßen. Sein Onkel schenkte ihm nur ein spöttisches Lächeln. "Halt's Maul," war sein einziges Kommentar, "wenn du Morgen noch was zu essen haben willst!" Dann drehte er sich um und verschwand. Wenig später hörte Harry die Gartentür einrasten, er war allein. Schluchzend ließ sich der Junge hinabgleiten, lehnte seinen pochenden Schädel an die eisernen Gitterstäbe. Warum tat sein Onkel ihm das an? Hielt er ihn denn wirklich für so abstossend, so grässlich, dass gerademal ein Hundezwinger gut für ihn war? Denn genau in so einem befand sich die Hoffnung der Zauberwelt nun. In einem Käfig für Hunde, gefangen wie ein räudiger Strassenköter. Tränen rannen unablässig seine Wangen hinunter, durchnässten sein T-Shirt. Harry machte sich nicht die Mühe sie wegzuwischen, wer würde ihn hier schon sehen? Niemand. Niemand würde ihn hier sehen oder finden. Denn zu schreien traute er sich nicht. Er wusste, dass Vernon seine Drohung sonst wahr machen würde. Schon früher hatte er manchmal tagelang ohne Brot auskommen müssen, wenn er die Dursleys verärgert hatte. Und selbst wenn jemand sein Schreien gehört hätte, hätte derjenige es mit Sicherheit ignoriert. In diesem Ort gab es zwar eine große Portion Nachbarschaftstratsch, jedoch eine kaum vorhandene Portion Nachbarschaftshilfe. Außerdem würde IHM bestimmt niemand helfen. Galt er doch als der schwererziehbare Jugendliche, den die Dursleys in all ihrer Güte und Fürsorge aufgenommen hatte. Würde doch jemand klingeln, um nach der Ursache des Lärmes zu fragen, würde Vernon einfach behaupten er, Harry, hätte einen Tobsuchtsanfall. Ein schwererziehbarer Jugendlicher eben. Die Nacht war im Vergleich zum Tage eher kühl, aber dennoch angenehm, schließlich war es mitten im Sommer. Harry hatte schon befürchtet in seinem T-Shirt zu frieren, doch Gott sei dank war dem nicht so. Trotzdem kugelte sich der Junge ein und lehnte sich an das kalte Gitter. Immer noch war er entsetzt über das, was ihm sein Onkel hiermit antat. Dennoch war es sicherlich besser, als der Schrank unter der Treppe. Wie zu erwarten war, hatte ihm sein Onkel nichts zum Abendbrot gebracht. Allerdings war da eine Tatsache, die ihn verwunderte. Er hatte bis jetzt weder tante Petunia, noch seinen Cousin zu Gesicht bekommen. Wenigstens mit seinem Cousin hatte er gerechnet, schließlich schien es ihm unwahrscheinlich, dass gerade jener die Chance, Harry zu demütigen, sich entgehen ließ. Aber vielleicht wollte er sich damit ja auch erst Zeit bis Morgen lassen. Ein Harry Potter nach einer sicher schlaflosen Nacht im Eisenkäfig wäre sicher durchaus imposanter. Oder Dudley wollten diesen Anblick einfach mit seinen hässlichen, verblödeten Freunden zusammen genießen. Es war schließlich langweilig, wenn nur er selbst über seine Taten und seine blöden Kommentare lachte. Ja, genau, das würde es sein. Traurig und voller Abscheu blickte Harry hinaus in den klaren Sternenhimmel. Es wäre ja unverantwortlich, wenn seinem Cousin ein Stück Spaß verloren gehen würde. Wirklich, ein Weltuntergang. Mit einem bitternen Lächeln bemerkte der Junge seinen aufkeimenden Sarkasmus. Ja, bald würde auch noch Bitterkeit und Hoffnungslosigkeit dazukommen. Sich vermischen und ihn nicht mehr loslassen. Verzweifelt sah er in Sternenhimmel. Wo waren nur seine Freunde und die Mitglieder des Ordens? Warme Sonnenstrahlen fielen auf ihn, weckten den zusammengekrümmten Jungen. Verwirrt blickte dieser auf, sah sich mit geröteten Augen um. War er also doch eingeschlafen. Er hatte schon nicht mehr daran geglaubt. Seine Glieder fühlten sich schwach an, seine Gelenke schmerzten. Wie gerne würde er jetzt aufstehen und sich die Beine vertreten. Doch der Käfig war nicht hoch genug und in der Länge gerade ausreichend, so dass Harry sich längs hinlegen konnte. Ein kleiner Spaziergang war demzufolge nicht möglich und die Hoffnung, dass Vernon ihn vielleicht für ein paar Minuten hinausließ, erschreckend gering. Schon am Tag zuvor hatte er mehrmals am Tor gerüttelt, hatte versucht das Sicherheits Schloss aufzubekommen, doch vergeblich. Er war gefangen und dem Braunhaarigen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Es war einfach nur grotesk. Den bösartigsten Zauberer aller Zeiten hatte er als Kind in die Knie gezwungen, schaffte es als Jugendlicher aber noch nicht einmal einen einfachen Muggle zu besiegen. Verbittert schüttelte er den Kopf. Die Welt war doch einfach nur verrückt. Verrückt und grausam. Am Abend war es schließlich, an dem Harry Vernon wiedersah. Das Knarzen der Balkontür war es, das Harry aus dem Dämmerschlaf holte, in den er seit Beginn der Mittagshitze verfallen war. Seine Zunge klebte mittlerweile am Gaumen und sein T-Shirt war naßgeschwitzt von der mittäglichen Hitzewelle. Zudem hatte seine Haut einen bedenklichen Rotton angenommen und hinterließ bereits ein leichtes Brennen. Harry wollte sich gar nicht vorstellen, wie das nach ein paar Tagen aussehen würde. Als die Schritte seines Onkels sich näherten, sah der Junge kraftlos auf. Mit müdem Blick sah er seinem Onkel entgegen, der mit einem hähmischen Grinsen auf ihn zutrat. "Na, wie gefählt dir das, du Mißgeburt", fragte er glucksend und sah in diesem Augenblick einem Schwein verblüffend ähnlich. "Sag bloß, dir gefällt dein neues Zuhause nicht?!" Der braunhaarige brach in schallendes Gelächter aus. "Weißt du, Mißgeburt", begann er fast schon im Plauderton und blickte seinen Neffen verachtend an, "meine Frau und mein Sohn sind für die nächsten paar Wochen verreist. Tante Magda hat sich ein Bein gebrochen und Petunia war so nett, ihr ihre Hilfe anzubieten. Bedauerlicher Weise habe ich einige dringende Termine einzuhalten, die es mir verbieten mitzufahren." Wieder erschien dieses gemeine Grinsen auf seinen Gesichtszügen. "Was bedeutet Brillenschlange, dass wir in den nächsten paar Wochen ganz alleine sein werden." Falls es überhaupt ging, wurde sein Grinsen noch gemeiner. "Das heißt nur du und ich, Mißgeburt. Und niemand, wirklich niemand, der dich aus deiner misslichen Lage befreien kann!" Erschrocken starrte Harry seinen Onkel an. Tante Petunia und Dudley waren also weg, im Urlaub. Und das für die nächsten paar Wochen. Als Petunia und Dudley das letzte Mal weggefahren waren und damals sogar nur übers Wochenende, hatte Onkel Vernon sich einen Tag lang besoffen. Damals hatte er sogar versucht, den schwarzhaarigen zu verprügeln, doch dieser hatte zum Glück rechtzeitig ausweichen und Sicherheitsabstand erreichen können. Doch diesmal, in diesem kleinen käfig, würde er keine Chance dazu bekommen. Mit einem höhnischen Lächeln weidete sich der Mann an dem entsetzten Ausdruck im Gesicht seines Neffen. Mit Genugtuung bemerkte er, wie der zierliche Körper zu zittern begann und die grünen Augen sich vor Angst weiteten. Er liebte es zu quälen, nicht nur seine Mitarbeiter, sondern vor Allem seinen Neffen. Letztes Jahr hatte er den Jungen noch mit Samthandschuhen angefasst, anfassen müssen, doch das war nun vorbei. Er bedauerte es schon seit fast einem ganzen Jahr, dass der Schulleiter erst nach den letzten Sommerferien zu ihnen gekommen war. Dass er erst nach den Ferien erfahren hatte, dass der Vormund des Jungen gestorben war. Hätte er es vorher gewusst, hätte er, trotz der unverschämten Drohung der Irren am Bahnhof letztes Jahr, den Jungen schon längst aus dem Zimmer seines hübschen, klugen Sohnes Dudley geschmissen und umquatiert. Schließlich brauchte sein schlauer Spatz ja ein zweites Zimmer, um dort seine Pokale und Auszeichnungen anzubringen, die der starke Junge bei seinen Ringerwettkämpfen gewonnen hatte. Ja, sein Dudley war schon ein ganz besonderer Junge. Anders, als diese Missgeburt. Schon seitdem sie das Körbchen mit dem Säugling auf ihrer Treppe gefunden hatten, hasste Vernon dieses Kind. Es war aus einer abartigen, unnormalen Familie entsprungen und hatte nicht das Recht in einem solchen Haushalt wie dem seinen zu leben. Abschätzig blickte er auf die zusammengekauerte Gestalt. Der Junge sollte froh sein, dass sie ihn überhaupt durchfütterten. Schon allein dafür hätten sie eigentlich eine Auszeichnung verdient. Apatisch wippte Harry vor und zurück. Die Knie hatte er an seinen Körper gezogen und mit den Armen umschlungen. Er war seinem Onkel ausgeliefert, durch und durch. Nichts und niemand würde ihm helfen können. Dumbledore und der Rest des Ordens hatten besseres zu tun, als sich um einen fast 17-Jährigen zu kümmern, auch wenn dieser als Hoffnung der gesamten Zauberwelt galt. Deshalb schickte man ihn auch Jahr für Jahr zurück zu seinen Verwandten, die Harry sogar fast noch mehr verabscheute, als Voldemort. Voldemort hatte ihn in den ganzen Schlamassel hineingebracht, indem er vor Jahren Harrys Eltern getötet hatte. Ohne ihn, wäre der Schwarzhaarige auch nicht Jahr für Jahr bei seinen schrecklichen Verwandten, sondern könnte ein ganz normales Leben führen, so wie alle Anderen auch. Doch manchmal fragte er sich auch, ob er das überhaupt musste. Ob er wirklich jedes Jahr zu den Dursleys zurück musste. Würde es wirklich so etwas wie einen Blutschutz geben, warum hatte er dann manchmal zu den Weasleys gehen können, obwohl dort sicher kein Blutschutz bestand. Diese Frage quälte ihn nun schon seit einiger Zeit, dennoch hatte er bis jetzt noch nicht gewagt, sie laut auszusprechen. Etwas hartes, das ihn am Kopf traf, weckte den Jungen aus seinen Überlegungen. Verwirrt sah er zu boden und erkannte eine Kruste trockenen Brotes vor sich auf der Wiese liegen. Gierig griff er danach, da sein Magen schon gefährlich rumorte. Erneut drang ein gehässiges Lachen an sein Ohr. "Wie erbärmlich du doch bist, Mißgeburt," höhnte Vernon, "wie eine gierige Ratte stürzt du dich auf alles, was dir vorgeworfen wird!" Noch ein Lachen. "Hier hast du noch ein wenig Wasser!" Im nächsten Moment traf Harry die volle Wucht eines Wasserstrahls, wahrscheinlich aus dem Gartenschlauch, den Petunia immer für ihre Rosen verwendete. Nun saß oder besser gesagt lag er schon beinahe eine Woche hier. Mittags verbrannte ihn die heiße Sonne und trocknete seinen Gaumen aus, Abends wurde er von seinem Onkel verpönt und gedemütigt und den morgen verbrachte er meist ohnmächtig an das Gitter gelehnt. Der Gestank seiner eigenen Exkremente lag die ganze Zeit über in seiner Nase, ebenso wie der eher süßliche Geruch des Erbrochenen, welchen von den dreimaligen Sonnenstichen stammte. Mittlerweile bewegte sich harry sogut wie überhaupt nicht mehr, saß den ganzen Tag nur stumm da und starrte durch die Gegend. Hoffnung auf Rettung hatte er keine mehr, nur noch sein eiserner Überlebenswille zwang ihn Tag für Tag dazu, das vergammelte Stück Brot zu verzehren und den mund für den Wasserstrahl zu öffnen. Manchmal fragte er sich, warum er überhaupt noch Leben wollte. Was war er denn schon, außer das Werkzeug, das Voldemort töten sollte. Das hier, in seiner Abstellkammer, dahin vegitierte, um erst herausgeholt zu werden, wenn man es brauchte. Ein Werkzeug, das kein eigenes Recht auf Leben hatte und dann fragte er sich, was passieren würde, wenn er Voldemort besiegt hatte. Was würde dann mit ihm passieren? Würde er wieder bei den Dursleys leben müssen und fortan vergessen werden. Vergessen, da er seinen Zweck ja eindeutig erfüllt haben würde? Seine sogenannten Freunde schien es ja auch jetzt nicht zu interessieren, wie es ihm ging. Jetzt, in seiner Pause. Warum sollte es sie also dann interessieren! Wie jeden Abend hörte er wie sich die Terassentür öffnete und Vernon kam. Diesmal jedoch war es anders. Die Schritte klangen nicht so fest wie sonst immer, eher unsicher und verwirrt. Ver wundert blickte der Junge auf, versuchte zu erkennen, warum sein Onkel so war. Als Vernon dann schließlich um die Ecke bog, verstand Harry. Sein schwacher, kraftloser Körper versuchte sich zu straffen, in Harrys Augen begann die Panik anklang zu finden. Sein Mund, sowieso schon ausgetrocknet, lag brach. Seine Hände hatte ein apatisches Zittern ergriffen und seine Fingernägel bohrten sich in die Handinnenflächen. Verängstig versuchte sich der Junge noch enger an das Gitter zu drücken, weg von dem, was nun kommen musste. Doch schon überdeckte die Alkoholfahne den üblichen Gestank, schon begann sein Onkel drohnend vor sich hin zu lallen. "Mißgeburt, kleine, dreckige Mißgeburt! Nun werd ich dir zeigen, was man mit Kreaturen wie dir macht!" Zu seinem Schock entdeckte der Junge nun auch noch eine lange Eisenstange in der Hand seines Onkels. Hatte dieser sich noch bis eben auf der Stange abgestützt, so begann er nun, diese durch die Gitterstäbe zu schieben. Verzweifelt drückte sich Harry an die Gitterstäbe der gegenüberliegenden Wand, schloss die Arme schützend um seinen Kopf. Dann spührte er einen stechenden Schmerz in seiner Magengegend, die ihn aufkeuchen ließ, bevor um ihn herum alles schwarz wurde. Als er aufwachte, spuckte er Blut. Sein ganzer Körper schmerzte und als er endlich in der Lage war, die Augen zu öffnen, sah er, dass die ganze Grasfläche um ihn herum in einem dunklen Rotton gefärbt war. Sein Hals schmerzte von der Trockenheit und dem gespuckten Blut, seine Beine spürte er kaum noch und seine Arme waren bedeckt von Schrammen und blauen Flecken. Er sehnte sich zurück in die Schwärze, in die Gefühlslosigkeit der Ohnmacht, die ihm scheinbar das Schlimmste erspart hatte. Er konnte nur erahnen, woher er die blauen Flecken und Schrammen hatte, konnte nur erahnen, warum sich seine Rippen gebrochen anfühlten. Wie lange er ohnmächtig gewesen war? Er wusste es nicht, aber es war tiefe nacht, also wahrscheinlich einige Stunden. Plötzlich erfasste ein Krampf seinen Bauch, ließ den Jungen sich schmerzvoll zusammenkrümmen und leise wimmern. Tränen, von denen er dachte sie schon lange verweint zu haben, traten in seine Augen, brannten, als sie die Wangen hinunterliefen. Erneut erfasste ihn ein Husten und erneut spuckte er Blut. Doch die Tatsache, die ihn noch mehr schockte war, dass plötzlich das Geräusch der sich öffnenden Terassentür erklang. Erschrocken zuckte der Junge zusammen. Hatte ihn sein Onkel nicht schon genug gequält, wollte er unbedingt noch einmal? "Bitte seien sie ruhig," erklang da plötzlich die Stimme seines Onkels. Harry stöhnte erschrocken, hatte sein onkel nun etwa auch noch Freunde angebracht, um Harry vorzuführen? Schmerzvoll krümmte sich dieser erneut zusammen. Sein ganzer Körper brannte, warum konnte er nicht endlich sterben! "Einen Teufel werden wir tun!" Durch einen Schleier von Schmerzen hörte der Schwarzhaarige eine andere Stimme, die ihm seltsam vertraut vorkam. Woher er sie kannte konnte er nicht sagen, sein ganzes Erinnerungsvermögen war momentan blockiert. Blockeirt durch die Schmerzen in seinem Körper. Noch einmal stöhnte er gequält auf. Wo blieb bloß die Ohnmacht, wenn man sie mal brauchte. Wie aus weiter ferne nahm er war, wie sich mehrere, schnelle Schritte näherten. "Hier ist es", vernahm er dann das Krächzen seines Onkels. Hätte er es nicht besser gewusst, hätte er Angst darein interpretiert, aber das war wohl unmöglich. Wer sollte seinem Onkel schon Angst machen! Zischend sog er die Luft ein, als er den Fehler begann, sich zu bewegen. Ein eisiger Schmerz zuckte durch seinen linken Fuß. Scheinbar hatte der stoß der Eisenstange ihn gebrochen. Langsam spürte er wieder den schleier der Dunkelheit, der sich wieder über ihn legte. Nur noch am Rande bemerkte er, wie jemand "Lumos" sagte und dann: "Oh mein Gott!" Einen Moment noch war er wach und bemerkte so, wie die Käfigtür hastig aufgeschlossen wurde, dann senkte sich die schwärze entgültig und hüllte ihn ein. Geschockt sah Regulus Black, Todesser einer der höchsten Stufen, auf das Bild, welches sich zu seinen Füßen auftat. Schon als sie aufgebrochen waren, hatten sie gewusst, dass sie vielleicht grausames erwartete, aber damit hatte selbst er nicht gerechnet. Schockiert blickte er auf den kleinen Käfig unter der Eiche, der noch nicht einmal zwei Quadratmeter maß. Der Boden des Käfigs war bedeckt mit Exkremten und Erbrochenem auf der einen Seite und dunkelrotem Blut auf der anderen. Und in dieser Lache aus Blut und Dreck lag ein zusammengekrümmter, schwarzhaariger Junge. Die Haut des Jugendlichen war sonnenverbrannt und die Statur, soweit er im Moment erkennen konnte, ausgemergelt. Die von Schrammen und blauen Flecken übersähten Arme waren schützend um den Bauch geschlungen und die Füße angezogen. Scheinbar schien nur noch das Gitter den Jungen vor dem Umfallen zu bewahren. Regulus wurde schlecht. Ein Blick auf die zwei Männer neben ihm und er bemerkte, dass es ihnen genauso ging. "Ein Glück ist Cissa Zuhause geblieben," hörte er das leise Gemurmel des sonst so unverwüstlichen Malfoys. Regulus stimmte ihm stillschweigend zu. Dieser Anblick war nichts für eine Frau. Eigentlich auch nichts für einen Mann. Mit klammen Schritten ging er nun auf das Tor des Käfigs zu und sprach einen Zauber, so dass sie sofort aufsprang. Mitleidig blickte er noch einmal auf den zusammengesunkenen Jungen, bevor er erneut seinen Zauberstab hob. "Fliatos", sprach er leise und schwang seinen Zauberstab in Richtung des Jungen. Dieser begann zu schweben und langsam auf den Todesser zuzufliegen. Erleichtert trat Regulus einen Schritt zurück und blickte dann auf seine zwei Gefährten. Auf seinen fragenden Blick hin löste sich Lucius aus seiner Starre und kam auf ihn zu. Sein Gefährte würde zurückbleiben und die übrigen Sachen des Jungen zusammensuchen, sowie sich des fetten Muggles annehmen. Lucius und er hatten dazu keine Zeit mehr. Mit der linken Hand berührte der Todesser Harrys Stirn, bevor er den Zauberstab schwang und apparierte. Binnen Sekunden stand er zusammen mit dem schwebenden Jungen in einer großen, dunklen Eingangshalle, gleich darauf erschien auch Lucius neben ihnen. Hier, im Fackelschein der Halle konnte man auch die übrigen verletzungen erkennen und Regulus bemerkte mit Schrecken das Blut, das von dem lebloswirkenden Jungen zu Boden tropfte. Sein Blick glitt hinüber zu Lucius, der genauso erschüttert aussah wie er selber. Der Blonde fasste sich jedoch sofort wieder und klatschte in die Hände. Im nächsten Augenblick erschien eine Hauselfe vor ihren Füßen. "Mr. Malfoy, Sir, sie wünschen?", quackte das kleine, grüne Wesen und blickte den Todesser mit treuen Augen an. "Cookie, lasse sofort eines der Gästezimmer herrichten und zudem schick Serverus sofort dahin. Sag ihm, es sei ein Notfall und er soll Stärkungstränke, Schmerztränke, Harpiensaft und Bluttrank mitbringen!" Die Elfe nickte sofort und war im gleichen Moment schon wieder verschwunden. Lucius bedeutete Regulus ihm zu folgen, während er sich zu einer der Haupttreppen wandte und eiligst die Stufen hinaufstieg. Regulus und der noch immer bewusstlose Harry kamen hinterher. Am Ende der Treppe wandte Lucius sich sofort nach rechts in Richtung des Ostflügels, wo sich die Gästezimmer befanden. Sie waren kaum durch die Tür, als Cookie erneut vor ihnen auftauchte. "Mr Malfoy, Sir, Cookie hat das Lilienzimmer vorbereiten lassen," erklärte die Elfe eifrig, "Mr Snape, Sir, lässt ausrichten, dass er sich auf dem Weg befindet." Der Blonde nickte nur einmal kurz und die Elfe verschwand wieder. Kurz hob der Todesser die Hand und deutete Regulus die Richtung, bevor er weiterging. Nach nur wenigen Metern stoppte er schließlich vor einem der, an der Wand hängenden, Gemälde. Bei genauerem Hinsehen entpuppte es sich als ein Winterbild. Eine Frau mit langen, blonden Haaren und fliederfarbenen Augen thronte auf dem rücken eines schwarzen Hengstes. Ihr weißer Mantel wehte im Wind und in ihrem Haar steckte eine Lilie. "Cecilie, würdest du bitte öffnen," bat Lucius lächelnd und die blonde Frau nickte, ebenfalls lächelnd. Im gleichen Moment rutschte das Bild zu Seite und gab den Weg frei. Zuerst war da nichts weiter als Dunkelheit, bevor der Blonde seinen Zauberstab zückte und die gläsernen Lampen entzündete, die an den Wänden und an der Decke hingen. Sogleich erstrahlte das Zimmer in blendenen Glanz und Regulus verstand, warum man dieses Zimmer das 'Lilienzimmer' nannte. Die Einrichtung war ganz in weiß gehalten und an der Wänden waren in kleinen Glasphiolen Lilien ins Wasser gestellt worden. Doch leider hatte der Todesser anderes zu tun, als auf die Schönheit des Raumes einzugehen, vorerst musste sein Augenmerk dem verwundeten Jungen gelten. Mit einem kurzen Wink ließ er eben jenen zum weißen Himmelbett schweben und ihn schließlich sanft in die Kissen gleiten. Besorgt trat Regulus an das Himmelbett heran und besah sich den kleinen Körper. Der kleine Körper schien in dem riesigen Bett fast unterzugehen, auch wenn sich der schwarze Haarschopf sichtbar aus dem Bettzeug hervorhob. Zu seinem Entsetzen musste Regulus jedoch auch eine Spur aus Rot bemerken, die sich langsam von dem jungen Potter fortbewegte. Hoffentlich kam Serverus bald und just in diesem Moment schob sich das Bild zum zweiten Mal zur Seite und ein schnauffender Serverus Snape erschien im Türrahmen. In der Hand trug er eine braune Ledertasche, die augenscheinlich bis zum Rand mit Phiolen gefüllt war. Ohne große Worte steuerte er sofort auf das Bett zu und zog dann erstmal scharf die Luft ein. Doch die Frage nach dem wer und wie verschob er schnellstens auf später, als auch er die Blutlache erfasste. Schnell ließ er seine Tasche auf den anliegenden Nachttisch gleiten und entnahm ihr in windeseile mehrere kleine Phiolen. Diese ließ er nun auf das Himmelbett fallen, pickte sich dann eine hinaus, entkorkte sie und hielt sie dem Schwarzhaarigen an die Lippen. Jene, schon so lange an die Trockenheit gewöhnt, öffneten sich gierig, als sie die Nässe spürten. Nach der einen folgten noch vier andere Phiolen und Regulus erkannte erleichtert, dass der Blutstrom versiegt war und auch die Schrammen und blauen Flecken langsam verblassten. Erleichtert sah der tränkemeister auf, drehte sich um und steuerte auf die kleine Sitzgruppe auf der anderen Seite des Zimmers zu. Erschöpft ließ er sich auf einem der Sessel nieder und beobachtete dann die anderen beiden Todesser, die sich nun ebenfalls setzten. "Wie ist das passiert", fragte Serverus schließlich leise und sein Blick glitt zurück zu dem weißen Himmelbett. Seine Kollegen zuckten nur mit den Schultern. "Wir wissen nicht genau wie," begann Regulus und auch sein Blick glitt zurück zu dem ohnmächtigen Jungen, "aber als wir den jungen Potter fanden, war er bereits in diesem Zustand." Seine Stimme nahm einen bitteren Klang an. "Diese Muggel hielten ihn doch tatsächlich in einem Käfig gefangen, der noch nicht einmal groß genug für einen Hauselfen gewesen wäre! Geschweige denn für einen Menschen!" Er bemerkte, wie Lucius den Blick zu Boden richtete und Serverus die Lippen fest zusammenpresste. "Der Boden war bedeckt mit Blut, Erbrochenem und Kot. Der Junge lag bleich und zusammengekauert in einer der Ecken und schien vor Schmerzen zu zittern.", beendete Black seinen Bericht und schaute mit steinerner Miene in das Gesicht des Tränkemeisters. Auch die Züge seines Gegenübers waren zu Stein erstarrt, zu unfassbar war die Grausamkeit der Muggle. "Dafür werden sie büßen," stellte Serverus schließlich emotionslos fest und erhob sich langsam. Mit schnellen Schritten ging er auf das Himmelbett zu und packte seine Tasche. Dann warf er einen letzten Blick auf den schlafenden Jungen. Mit einem kleinen schwenk seines Zauberstabes entfernte er rasch das Blut vom Bett. "Er wird noch mindestens vier Stunden schlafen, sein Körper muss sich regenerieren," erklärte er leise, doch die Anderen verstanden ihn. Mit einem Ruck schulterte der Zaubertrankmeister seine Tasche und ging, gefolgt von den beiden Anderen, aus dem Raum. Verschlafen drehte sich der Junge um, kuschelte sich noch mehr in die weichen Kissen. So schön warm und gemütlich, Harry wollte am Liebsten gar nicht mehr aufstehen. Obwohl, moment, irgendetwas war hier falsch. Seit wann hatte sein Käfig weiche Kissen und eine Decke? Wo war er hier? Verwundert öffnete er die Augen, schloss sie aber sofort wieder, als helles Sonnenlicht in seine Augen drang. Schützend hob er den linken Arm vor die Augen und begann dann langsam damit jene wieder zu öffnen. Überrascht bemerkte er, dass er einen weißen Schlafanzug trug. Er war definitiv nicht mehr in seinem Käfig. Verwundert begann er nun sich umzugucken. Weiße Wände, geschmückt mit Lilien, dazu hellen Möbel und ein weißes Himmelbett. Als er seine Blick zum Fenster wandte erkannte er einen Engel. Eine Frau, ganz in weiß gekleidet stand vor einem der Fenster. Ihr hellblondes Haar fiel seidig ihren Rücken hinab, endete an ihrer Hüfte. Die fliederfarbenen Augen blickten nachdenklich hinaus. "Ich bin im Himmel," stellte Harry erfreut fest und schlug sich im nächsten Moment auch schon die Hand vor den Mund. Er hatte eigentlich nicht vorgehabt, laut zu sprechen. Der blonde Engel drehte sich daraufhin überrascht um und beäugte den Jungen lächelnd. "Ich muss dich leider enttäuschen Kleiner," meinte die Blonde und bewegte sich langsam und geschmeidig auf das Bett zu, "aber du bist hier nicht im Himmel." "Nein?", fragte Harry überrascht und strich sich verwirrt durch die schwarzen Haare, "aber wieso bin ich dann hier?" Die Blonde musste schon wieder lächeln. Der Schwarzhaarige war einfach goldig. Elegant hob sie die Hände und klatschte einmal, woraufhin ein Hauself erschien. "Cookie, sag meinem Mann bescheid, dass unser Gast erwacht ist", befahl sie ruhig und der Hauself verschwand wieder. Dann blickte sie ihren schwarzhaarigen Gast an. "Warum du hier bist, wird dir mein Mann erklären, Harry", beschloss sie und nickte dem Jungen aufmunternd zu. Harry lächelte. Auch wenn er hier nicht im Himmel war, so war diese Frau trotzdem nett und augenscheinlich war er sowas wie ihr Gast. Warum auch immer würde er spätestens bei der Ankunft ihres Mannes erfahren. Eigentlich war es ihm egal, Hauptsache, er war von den Dursleys weg. Dafür wäre er sogar zu den Malfoys gegangen! Wenige Minuten später betrat Lucius Malfoy samt Sohn sein Zimmer. Harry war sich einen Moment lang unsicher, ob er lachen oder weinen sollte. Lachen, weil er gerettet war und weinen, weil ihn Lucius Malfoy gerettet hatte. Noch während er überlegte, traten die beiden Malfoys auf sein Bett zu. "Du bist also wach." Die bloße Feststellung Lucius Malfoys riss Harry aus seinen Gedanken. Erschrocken sah er auf und rutschte dann panisch ein paar Schritte weiter weg. Er hatte seinen Zauberstab nicht und saß nun einem der obersten todesser gegenüber. Gab es eigentlich noch mehr Pech? Ja, erst in einen Hundezwinger eingesperrt zu werden und DANN Lucius Malfoy zu begegnen. Seinen Sarkasmus hatte er in den vergangenen Tagen wirklich auszubauen gewusst. Kein Wunder, er hatte ja auch Zeit genug dafür gehabt, wie er nun zynisch festzustellen wusste. "Was wollen sie", fragte er nun, mehr missgelaunt als verängstigt. Lucius Malfoy hob verwirrt eine Augenbraue, sagte aber nichts zu dieser augenscheinlichen Unfreundlichkeit. "Wir wollten fragen, wie es dir geht," erklärte er statt dessen ruhig und sah dem Schwarzhaarigen dabei fest in die Augen. "Danke gut," erwiderte dieser nun sarkastisch, "es war schon immer ein stillgehegter Traum von mir, in der Villa eines Todessers aufzuwachen. Wirklich, fantastisch!" Wütend blitzte er seinen Gegenüber aus grünen Augen an. "Stimmt ein Käfig ist tausendmal besser als das hier, was Potter?" Auch wenn der große Malfoy sich nichts anmerken ließ, der kleine schien vor Wut fast überzukochen. Wie unter einem Schlag zuckte Harry kurz zusammen, fasste sich allerdings schnell wieder. Kühl sah er den Malfoyerben an. "Nein, Malfoy, nur angenehmer," gab er eisig zurück und sah seinen Gegenüber herausfordernd an. Ja, so kannte er es und so war es richtig. Er stritt sich mit Malfoy, vielleicht würden sie sich auch noch prügel, aber das war egal. So war die Welt auf jeden Fall in Ordnung, mit einem Malfoy, der ihn nicht fragte, wie es ihm ginge, dem das schlichtweg am Arsch vorbeiging. Die ganze Zeit über war er sich fehl am Platze vorgekommen. Ihm war alles so irreal vorgekommen, doch das war nun vorbei. Ein arroganter, wütender Malfoy gehört in die Realität und machte die Sache hier etwas erträglicher. "Wenn das so ist, kannst du gerne dahin zurück, Potter! Ich werde dich ganz bestimmt nicht aufhalten!" Der junge Malfoy bebte mittlerweile vor Zorn. Ein spöttisches Lächeln zierte Harrys Mundwinkel. Wann war es nochmal so spöttisch und fies geworden? Achja, im Käfig. "Das glaube ich dir gerne Malfoy, allerdings schätze ich, dass deine lieben Eltern etwas gegen meine Abreise hätten. Ansonsten wären sie wohl kaum hier." Er warf Lucius Malfoy einen kalten Blick zu. "Nicht wahr, Mr. Malfoy?" Auf dem Gesicht des Angesprochenen lag nicht der Hauch von Schuld oder Wut, als er antwortete. "Nun, ich fürchte Mr. Potter wird unsere Gastfreundschaft noch ein wenig länger in Anspruch nehmen, Draco!" Harry konnte sich gerade noch sein ein sarkastisches Lächeln verkneifen. Hatte er das nicht geahnt! Doch das schöne an der Sache war, Draco Malfoy verging fast vor Wut. Er konnte den Zorn und die Unverständnis im blick seines Gegenübers folglich spüren. Doch auch ihn wunderte die sogenannte Gastfreundschaft der Malfoys. Wieso brachten sie ihn nicht um? Oder hielten sie ihn etwa nur solange fest, bis der Dunkle persönlich kam, um es zu tun? Nachdenklich blickte er sich um. Eine Flucht war derzeit unmöglich, vor allem, da er keinen Zauberstab besaß. Wahrscheinlich hatten die Malfoys ihn bei den Dursleys gelassen. Apropo Dursleys, ob Vernon wohl noch lebte? Nun, höchstwahrscheinlich nicht. Doch so sehr er es auch versuchte, Harry empfand keine Trauer bei diesem Gedanken. Lucius Malfoy räusperte sich leise und erlangte somit wieder die Aufmerksamkeit der beiden Jungen. Bei Slytherin, er hatte zwar damit gerechnet, dass Potter vielleicht etwas verängstigt über die momentane Situation reagieren könnte, aber dass er statt dessen dermaßen zynisch antwortete und sich dabei noch mit Genuß mit Draco stritt, damit, hatte er nicht gerechnet. Aber dass Potter keine Angst vor ihnen hatte machte die Sache vielelicht ein bißchen einfacher. Oder komplizierter. Er hatte das Gefühl, bei Harry könnte man da nie wissen. Vielelicht sollte er ihn doch lieber noch ein bißchen schocken? "Der dunkle Lord wünscht euch zu sprechen, er wird in zwei Tagen hier eintreffen." Doch lediglich sein Sohn zeigte eine Reaktion. Potter saß weiterhin still in seinem Bett und verzog keine Miene, fast als hätte er es geahnt. Nun, wahrscheinlich hatte er das auch, schließlich war im Orden des Phönix ja allgemein bekannt, dass er ein Todesser war, zudem hatte ihn der Junge ja schon öfters beim Dunklen gesehen. "Ich habe wahrscheinlich nicht die Möglichkeit zu entgehen, oder Mr. Malfoy?",sprach der Junge jetzt, doch er wirkte dabei leicht vergnügt, was Lucius irritierte. Wer freute sich schon darauf seinem ärgsten Feind gegenüber zu stehen. Das war doch einfach verrückt! Hatten die Muggles den Jungen etwa in den Wahsinn getrieben? Vergnügt beobachtete Harry die Verwirrung, die seine Worte oder eher sein Tonfall auslösten. Draco Malfoys Augen waren leicht geweitet und der Mund einen Spalt breit geöffnet, sein Vater hatte sich da schon besser im Griff, seine Verwirrung konnte man nur in seinem Blick deuten und seine Frau hingegen hatte lediglich eine Augenbraue hochgezogen und sah Harry mit unergründlichen Blick an. Sie hatten wohl alle erwartet, dass er nun wie Espenlaub zitternd in der hinteren Ecke des Bettes sitzen und sein Todesurteil abwarten würde. Nun, normalerweise würde er dies auch mit großen Enthusiasmus tun. Jetzt allerdings, nach der Zeit im Käfig, nicht mehr. So oft, wenn die Mittagssonne auf seinen Kopf schien und die weiße Haut verbrannte, hatte er darüber nachgedacht, ob es nicht besser sei zu sterben. So oft, wenn sein Mund ausgetrocknet und sein Magen am Ziehen war, hatte er sich gefragt, ob es nicht besser sei zu sterben. So oft, wenn sein Onkel vor dem Käfig ihn verspottet und gedemütigt hatte, hatte er gedacht, dass es besser sei zu sterben. Der Qual zu entkommen und endlich sorglos sein zu können. Nun saß er hier, augenscheinlich in einem Bett der Malfoyvilla und sollte bereits in wenigen Tagen Voldemort ausgeliefert werden. Er hoffte nur, dass jener ihm einen schnellen Tod gewähre und er somit alle Sorgen für immer hinter sich lassen konnte. Vielleicht würde er nicht in den Himmel kommen, er war schließlich weiß Gott kein Heiliger gewesen, aber wenigstens zu seiner Familie. Und damit meinte er ganz sicher nicht Vernon Dursley. "Nun, Harry, ich denke wir lassen dir jetzt erstmal etwas Zeit für dich", fing Lucius Malfoy an und lächelte dabei immer noch etwas verwirrt, "Serverus wird nachher noch einmal vorbeikommen, um nach deinen Wunden zu sehen. Aber soweit ich das beurteilen kann, ist alles gut verheilt." Er nickte nocheinmal, dann drehte er sich um und verließ mit wehendem Umhang den Raum. Seine frau und sein Sohn folgten ihm, wenn auch letzterer noch ein letzten, wütenden Blick auf den im Bett sitzenden Gryffindor warf. Dann schloss sich das Gemälde wieder und Harry war allein. Seufzend lehnte sich der Schwarzhaarige zurück und betrachtete die weiße Decke. Womit hatte er das alles nochmal verdient? Ach richtig, er war ja der Harry James Potter, der Junge der überlebt hatte, der Voldemort im zarten Säuglingsalter in die Knie gezwungen, ihn schon des öfteren entwicht war. Natürlich hatte Harry James Potter kein Recht auf ein normales Leben mit Freunden und Eltern die ihn liebten. Schließlich war es seine Aufgabe die Zauberwelt vor dem Untergang zu bewahren. Wenn dabei sein eigenes Leben zu Grunde ging, wen kümmerte das schon! Harry James Potter hatte bereits im Säuglingsalter sein Leben besiegelt, sein Recht verwirkt. Hätte er damals gewusst, dass er lediglich überlebt hatte, um nun als Werkzeug der Zauberwelt zu dienen, vielleicht hätte er dann doch eher den Tod gewählt. Seine Gedanken wurden unterbrochen, als Serverus Snape den Raum betrat. Wie immer war der Zaubertranklehrer ganz in schwarz gekleidet und trug seine emotionslose Miene zur Schau. In der Hand trug er erneut die braune Tasche mit den vielen Phiolen. "Sie sind also tatsächlich wieder unter den Lebenden, Mister Potter," stellte er fest und Harry war sich nicht sicher, ob er sich den Spritzer Erleichterung, der in diesen Worten innewohnte, nur eingebildet hatte. Nunja, wahrscheinlicher war wohl eher, dass Harry haluzinierte, als dass Snape sich Sorgen um ihn gemacht hätte. Allein die Vorstellung eines sorgenden Snapes wäre mehr als beunruhigend. "Tut mir Leid Professor, dass dem so ist, jedoch denke ich, dass Voldemort diesen bedauerlichen Zustand bald ändern wird." Der Professor zog tatsächlich die Stirn kraus. "Interessante Vorstellung, Mr. Potter", zischte er und fischte einen lilanen Trank aus der Tasche, "machen sie den Mund auf!" Misstrauisch beäugte Harry die kleine Phiole. Bei Snape konnte man schließlich nie wissen. Allerdings würde er ja sowieso in zwei Tagen sterben, wieso also sollte er zögern! Dennoch unruhig griff er nach dem Trank, sah ihn noch einmal skeptisch von der Seite an und schluckte ihn schließlich hinunter. Alles hatte er nun erwartet, doch nicht das. Es passierte überhaupt nichts! Verwirrt schaute der Junge seinen Zaubertranklehrer an, der allerdings ignorierte diese geste, stand auf und packte seine Sachen. Dann wandte er sich um und ging mit wehenden Mantel auf den Ausgang zu. Verblüfft starrte ihm Harry für einen Moment hinterher, was hatte das denn jetzt wieder zu bedeuten? "Professor Snape?" Der Zaubertranklehrer blieb stehen, machte jedoch keine Anstalten, sich umzudrehen. "Professor Snape, was ist mit mir?" Nun, eigentlich könnte es ihm ja egal sein, aber die Neugier war doch größer. Wieso hatte er keinerlei Veränderung bei dem Trank gespürt? "Mr.Potter", die ölige Stimme des Tränkemeisters hallte durch den Raum, "und mal wieder ist hiermit bewiesen, wie unfähig sie doch sind!" Harry zuckte kurz zusammen, mit dieser Antwort hatte er nun nicht gerechnet. Der Zaubertranklehrer drehte sich langsam um, Mißbilligung und Zorn standen auf seinem Gesicht geschrieben. Unverweigerlich fühlte sich Harry an die Schulstunden erinnert. Wenn er, Ron und Hermine in dem kleinen Verlies tief in den Kerkern der Slytherins gesessen hatten, immer darauf bedacht, nicht unbedingt aufzufallen, auch wenn ihnen das niemals gelungen war. Professor Snape hatte sie schon seit dem ersten Schuljahr an auf dem Kiker gehabt und das hatte sich auch bis in das 6. Schuljahr nicht verändert. Wüsste er nicht, dass er in spätestens zwei Tagen tot sein würde, hätte Harry bereits jetzt Panik vor der 7.! "Wie sie mir auch jetzt gerade beweisen, sind sie einfach unfähig, mir ihre Aufmerksamkeit zu schenken, Mr.Potter," knurrte Professor Snape und seine Augenbrauen zogen sich wütend zusammen, "hätten sie meinen Ausführungen in ihrem 6.Schuljahr auch nur für einen Moment gelauscht, dann wüssten sie, dass der ihnen verabreichte Trank der Delphi-Trank genannt wird. Ferner, hätten sie ihre Hausaufgaben gründlich erledigt, so wüssten sie nun auch, dass der Delphi-Trank zur Überprüfung auf körperliche Verletzungen angewandt wird. Ausserdem müsste ihnen dann bekannt sein, dass der Trank unwirksam ist, sollte die körperliche Verfassung dem Normalzustand entsprechen. Was daraus folgt, dürfte selbst ihnen klar sein, Mr.Potter, auch wenn ihre Freundin Ms.Granger diesmal nicht dabei ist, um es ihnen zu erklären." Harrys Ohren glühten. Auch wenn ihn die letzten Tage abgehärtet hatten, Professor Snape schaffte es trotzdem immer wieder, seine Schutzmauer zu durchbrechen und ihn fertig zu machen. Nach einem letzten, bösen Blick drehte sich Serverus wieder um und verschwand durch das Gemälde hinaus in den Gang. Harry blieb schweigend zurück. Er war also wieder vollständig genesen. Doch warum? Wollte der dunkle Lord etwa noch mit ihm spielen, bevor er ihn erledigte? Sollte er vollkommen genesen sein, um so dem Cruciatus-Fluch länger standhalten zu können. Damit er länger litt, bevor er starb. Ein sarkastisches Lächeln glitt über seine Züge. Das waren ja wunderbare Aussichten. "Mr.Harry Potter, Sir?" Erschrocken fuhr der Junge zusammen. Hatten denn nicht alle sein Zimmer verlassen? Suchend sah er sich um und entdeckte schließlich eine dunkelbraune Hauselfe, die mit gesenkten Ohren vor seinem Bett stand und ihn mit großen Augen ansah. Zu seinem Erstaunen jedoch trug die Elfe einen dunkelbraunen Hut zwischen den Händen. Wieso sollte eine Elfe der Malfoys Klamotten tragen? Hieß das, sie käme von draußen. Von Dumbledore oder dem Orden? Machten sie sich am Ende etwa doch Sorgen um ihn? Obwohl, wahrscheinlich wollten sie einfach nur ihr Werkzeug abholen, nicht, dass es Voldemort in die Hände fiel! Am liebsten würde er die kleine Elfe jetzt anschnauzen abzuhauen, doch er besann sich eines Besseren. Schließlich konnte die Elfe ja nichts, für die Fehler ihrer Meister. "Ja bitte?", fragte er deshalb freundlich und lächelte die Elfe an. Die Elfe hob die Ohren und warf auch ihm ein kleines Lächeln zu. "Mr.Harry Potter, Sir, Mindy soll fragen, was der Herr zu essen wünscht!" Treuherzig starrte sie ihn an. Augenblicklich strafte sich seine Gestalt. Die Elfe schien tatsächlich von den Malfoys zu kommen. "Sag mir Mindy," presste er unter zusammengekniffenen Lippen heraus, "wieso bist du noch hier? Du trägst Klamotten und bist somit frei!" Die kleine Elfe nickte eifrig und ihre Ohren schwangen vor und zurück. "Ja, Mr.Harry Potter, Sir, Mindy tragen Kleidung, aber Sir, Mindy wollen hier bleiben. Die Herrschaften Malfoy sind gut zu Mindy!" Der Schwarzhaarige starrte die Elfe aus großen Augen an. Wie jetzt? Die Malfoys waren gut zu ihren Hauselfen? War er hier im falschen Haus? "Was . . aber . .wie..", stotterte er und konnte noch immer nicht fassen, was er eben gehört hatte. "Aber . . Dobby . ." Die Elfe sah ihn strahlend an. "Mr.Harry Potter Sir, kennen Dobby?" Harry nickte perplex. "Mr.Harry Potter, Sir, ist also schüler von Hogwarts?" Erneut nickte der Junge überrascht. "Aber Mindy, woher . ." Verwirrt blinzelte er. Die Elfe wollte gerade antworten, als sie plötzlich die Ohren spitzte und lauschte. "Mr.Harry Potter Sir, Küche fragen, ob Sir bereits wissen, was er essen möchte." Harry überlegte einen Moment, bevor er antwortete. Die Elfe nickte verstehend und war im nächsten Augenblick auch schon verschwunden. Ein nachdenklicher Junge blieb zurück. Was war hier los? Wieso war die Elfe immernoch hier und warum behauptete sie, dass die Malfoys sie gut behandelten. Dobby hatten sie wie ein Objekt behandelt und gedemütigt und Mindy fühlte sich wohl! Hatten beide verschiedene Ansichten von gut und schlecht, oder warum waren ihre Meinungen so unterschiedlich? Harry schüttelte verwirrt den Kopf. Wie sollte er sich das nun wieder erklären? "Mr.Harry Potter, Sir?" Erneut erschrocken starrte der Junge die gerade aufgetauchte Elfe an. "Mr.Harry Potter, Sir, Mindy soll ausrichten, dass Sir in einer halben Stunde zum Essen abgeholt wird!" Schon verschwand die Elfe wieder und Harry blieb erneut verdutzt zurück. Er sollte zum Essen abgeholt werden? Hieß das, er solle mit den Malfoys am Tisch essen? Eigentlich hatte er vermutet, dass er Essen auf das Zimmer gebracht bekommen würde. Erstaunlich. Obwohl, es war ja schon so erstaunlich genug, dass er überhaupt in diesem Zimmer sein durfte. Eigentlich hatte er erwartet, dass man ihn in einen Kerker, eine Gefängniszelle oder ähnliches verfrachten würde. Er galt schließlich als Todesserfeind Nr.1 und hatte somit keine sonderlich gute behandlung zu erwarten gehabt. Und nun? Nun befand er sich in einem luxeriösen Zimmer, seine Wunden und Blessuren waren geheilt worden und wurde auch noch jeden Moment zum Essen abgeholt. Eigentlich das genaue Gegenteil von dem, was man mit einem Feind anstellte. Elegant glitt er aus dem Bett. Scheinbar hatte man ihn aus den Lumpen gepellt, bevor man ihn ins Bett gepackt hatte, denn nun war er vollkommen nackt. Suchend sah sich der Junge um und entdeckte dann einen großen Schrank aus Buchenholz, der in der einen Ecke des Zimmers stand. Langsam ging der Schwarzhaarige auf das große möbelstück zu und öffnete dann vorsichtig eine der türen. Wie er im Haus am Grimmauldplatz Nr.12 feststellen musste, konnte man schließlich nie wissen, was sich hinter den Türen verbarg. Auch wenn Harry stark daran zweifelte, dass die Malfoys Irrwichte, Schlaftrolle, Gänseheine oder Schrankblödel in ihrem Haus hatten. Sicher war sicher. Doch als er die Türen öffnete fielen ihm keine Klamotten, Backsteine oder Erdklumpen auf den Kopf, der schrank wirkte schlichtweg friedlich. In seinem Innenraum befanden sich mehrere dutzend Roben, Umhänge, Hosen, Hemden, Anzüge, Stiefel, etc. Staunend stand Harry davor. Er hatte niemals zuvor soviele schöne Kleider auf einem Haufen gesehen. Behutsam holte er eines der Hemden heraus. Es war genauso schwarz wie sein Haar und hatte silberne Ornamente am Kragen und an den Ärmeln. Genauso silbern waren auch die Knöpfe, mit denen das Hemd verschlossen war. Ehrfurchtsvoll strich der Junge über den feinen Stoff. Konnte er das wirklich anziehen? Aber es schien in etwa seine größe zu sein, außerdem hatte er ja nichts anderes und nackt vor den Todessern erscheinen wollte er auch nicht unbedingt. Schnell zog er sich noch eine schwarze Hose, grüne Drachenlederstiefel und einen grünen Umhang, mit ebenso silbernen Ornamenten am kragen und den Ärmeln, wie sie auch schon das Hemd besaß, aus dem Schrank und blickte sich um. Ein Badezimmer wäre nicht unbedingt schlecht, dachte er leise seufzend und machte große Augen, als im nächsten Moment unweit von ihm entfernt, in der Wand eine silberne Tür erschien. Wie schon zuvor bei dem Schrank tastete sich der Junge auch jetzt erst vorsichtig heran, bevor er ebenso vorsichtig jene öffnete. Mißtrauisch lugte er hinein und ihm fiel die Kinnlade hinunter. Das gesamte badezimmer bestand aus schimmernden Kristall. Kristallene Fliesen bedeckten den boden und führten zu einer großen, kristallernen Badewanne. Neben der Badewanne bestand sich ein mannshoher Spiegel, ebenfalls mit Kristallen besetzt, auf der gegenüberliegenden Seite erkannte Harry ein kristallenes Waschbecken und eine Duschbecken, ebenfalls aus Kristallen. Staunend betrachtete er das Bild einige Sekunden, bevor er langsam hinein schritt. Für ein ausgelassenes Bad hatte er jetzt wohl keine zeit mehr, er schätzte es waren noch etwa 20 Minuten bis zum Mittagessen, eine Dusche könnte er aber trotzdem nehmen. Langsam ließ er die Klamotten auf dem toilettendeckel nieder und stieg dann in die Dusche. Lächelnd drehte er das Wasser auf und ließ das warme Nass auf sich hinunterprasseln. Wohlig seufzend lehnte er sich in die Wärme, genoß das Gefühl der Sauberkeit, das er so viele Tage hatte missen müssen. Missmutig biss er sich auf die Lippen. Er wollte nicht mehr an die letzten Tage denken, wollte sie aus seinem Gedächtnis streichen. Die Demütigung, die Angst, die ganze seelische Grausamkeit wollte er vergessen und sich nie wieder daran erinnern. Wenigstens die letzten zwei Tage seines Lebens wollte er glücklich verbringen. Ein glücklicher Gefangener, eine wirklich lustige Idee! Vollständig angekleidet trat er schließlich aus dem Bad heraus und stand auch schon seinem Begleitdienst gegenüber. Ein großer Mann mit schwarzem, langen Haar und hellblauen Augen saß in einem der Sessel und blickte den Neuankömmling neugierig an. Als Harry unentschlossen in der Tür stehen blieb, stand der Mann auf und schritt auf ihn zu. "Harry Potter?", der Junge nickte langsam. Die Stimme des Blauäugigen war dunkel, aber keinesfalls unangenehm. "Mein Name ist Regulus, Regulus Black, ich soll dich in den Salon führen." Bei der Erwähnung des Namens zuckte Harry leicht zusammen. Das war also Regulus Black, Sirius Bruder! Aber? Sollte er nicht eigentlich tot sein? "Sie leben?", keuchte er daher erstaunt und starrte den schwarzhaarigen mann aus großen Augen an. Dieser nickte langsam. "Mein Tod wurde vorgetäuscht junger Potter, doch dazu später", er drehte sich auf dem Absatz um, "nun folge mir bitte in den Speisesaal!" Damit setzte sich der Ältere in Bewegung und Harry folgte ihm grübelnd. Was bedeutete das? Regulus Black sah noch ziemlich lebendig aus, wieso also hatte Sirius gemeint, sein Bruder sei tot? Tod, Sirius, Harry kniff die Lippen zusammen. Noch so ein Thema, an welches er nicht gerne dachte. Er wollte sich an den lebenden, den lachenden Sirius erinnern, nicht an den Zeitpunkt seines Todes. Sirius würde für immer einen Platz in seinem Herzen einnehmen, aber es sollte ein guter sein. Er konnte jedoch nicht verhindern, dass sich trotz allem eine kleine Träne aus seinem linken Augenwinkel stahl und langsam die Wange hinunterlief, bevor er sie schließlich wegwischte. Schweigend folgte er dem Todesser durch den Gang mit den vielen gemälden, die treppe hinunter, durch ein großes Tor, eine kleine Halle entlang, bis sie schließlich vor einem eisenbeschlagenem Eichenportal stehen blieben. Kurz streifte der Blick Regulus' noch einmal über die gestalt des Jungen, bevor er nickte und schließlich eine der an der Tür angebrachten Runen antippte. Ein kleines Pfeifen war zu hören, dann ging das Portal langsam und wie von Geisterhand getrieben auf. Harry fragte sich innerlich, wie er überhaupt noch staunen konnte. Hatte er das nicht zu oft gemacht in der letzten Zeit! Der Salon war riesig, fast so groß wie die große Halle Hogwarts'. Rechts und links von Harry waren in den Wänden gut drei Meter hohe Fenster eingelassen, sie zogen sich die ganzen Wände entlang. Der vordere Teil des Salons war mit Sesseln und Sofas, sowie kleinen Kristalltischen gefüllt. Etwa dreiviertel des Salons wurden jedoch von bis an die Decke gehenden Bücherregalen eingenommen. Ein jedes von ihnen bis unter die Decke gefüllt. Man würde Jahrhunderte brauchen, um wirklich alle gelesen zu haben. Warmes Sonnenlicht beleuchtete eine Gruppe von Zauberern und Hexen, die es sich auf einigen Sesseln und Sofas gemütlich gemacht hatten. Harry erkannte die Malfoys und auch Serverus Snape, die restlichen Personen kannte er nicht, oder sie saßen mit dem Rücken zu ihm, so dass er sie nicht erkennen konnte. Als Regulus sich wieder in Bewegung setzte, folgte ihm Harry zögerlich. "Da seid ihr ja!", Mrs.Malfoy kam ihnen leicht lächelnd entgegen. "Harry, ich möchte dich bitten, dich zu uns zu setzen!", meinte sie zu ihm und sah ihn fragend an. Der Junge nickte nur leicht irritiert über die Freundlichkeit. Wieso benahm sich eigentlich jeder in diesem Haus so unnormal! Der Einzige, der scheinbar der Alte geblieben war, war Draco und vielleicht Snape, auch wenn sich Harry immer noch nicht sicher war, ob er wirklich keinerlei Sorge in den Augen des Zaubertranklehrers hatte aufblitzen sehen. Trotzdem zögerte er, bevor er den beiden zu der Sitzgruppe folgte. Die Sache war ihm überhaupt nicht geheuer. Er war hier in einem Raum mit bekannten Todessern, einer von ihnen war erst vor einem halben Jahr aus Askaban entlassen worden und dass Snape wirklich Dumbledore folgte, glaubte er auch nicht, und mit einem Mann, der eigentlich tot sein sollte, jedoch absolut lebendig durch die Gegend hüpfte. Dazu kam noch, dass alle, bis auf Draco Malfoy und Snape, nicht unfreundlich zu ihm waren und er auch nicht in einen Kerker, sondern in ein Zimmer gesperrt wurde. Warum das Ganze? Spielten die Todesser jetzt auf einmal verkehrte Welt? Irritiert ließ er sich auf eines der Sofas nieder und starrte erstmal grübelnd den Boden an, bevor er schlussendlich aufsah. Nun erkannte er auch einige der anderen Personen. Ihm links schräg gegenüber saß Blaise Zabini, ein Slytherin, die beiden Erwachsenen neben ihm waren wahrscheinlich seine Eltern. Harry gegenüber saß ein Mädchen mit braunen Haaren und blaßgrünen Augen, ebenfalls mit ihren Eltern und ebenfalls eine Slytherin. Nadine oder so ähnlich. Zu seiner Rechten hatte nun Mrs. Malfoy neben ihrem Mann Platz genommen und neben ihnen saß Regulus Black. Harry wurde es unwohl bei dem Gedanken, welche zwei Personen dann unweigerlich auf seiner linken Seite sitzen mussten. Noch schlechter ging es ihm jedoch bei der Erkenntnis, dass einer von Beiden neben ihm auf dem Sofa saß. Er hatte gar nicht darauf geachtet, neben wem er saß, als er sich vorhin niedergelassen hatte. Ein Fehler, wie er jetzt erkennen musste, auch wenn die Alternative zu den Beiden nicht unbedingt besser ausgesehen hätte. Unsicher wandte er seinen Blick nach links. Der Mann in dem dunkelgrünen Sessel war eindeutig Snape, also konnte die Person neben ihm nur noch einer sein. Innerlich seufzend blickte er in das emotionslose Gesicht Draco Malfoys. Na super! Innerhalb der nächsten paar Minuten erschien ein Teller auf seinem und der Schöße der Anderen. Genüsslich sog der Junge den Duft ein. Endlich wieder richtiges Essen und keine alten Brotkrusten. Es war zwar kein außergewöhnliches Mahl, aber Harry mochte es. Mrs.Weasley hatte es manchmal für sie gekocht. Gierig schnitt er sich ein Stück mit dem Messer ab und stopfte es sich in den Mund. Die Zauberpastete schmeckte einfach köstlich. Verzückt fuhr er sich mit der Zunge über die Lippen und genoß den Geschmack nach warmen Apfel und Zimt. Zufrieden blickt er auf und sah sofort in einige belustigte Gesichter. Nadine, oder so ähnlich, konnte sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen und auch ihre Eltern blickten leicht amüsiert drein. Regulus Black hatte eine Augenbraue gehoben und seine Mundwinkel zuckten verdächtig, während Narzissa Malfoy frei lächelte und es in den Augen ihres Mannes funkelte. Nach links wollte Harry erst gar nicht schauen, zu groß war die Gefahr dabei aus versehen Snapes Blick zu streifen. "Na Potter, ist doch mal was anderes, als der Armenfrass der Weasleys, oder großer Held?!" Wütend kniff Harry die Lippen aufeinander und seine Augen verengten sich zu Schlitzen, als er sich nach links drehte und den jungen Malfoy böse anfunkelte. "Eifersüchtig, Malfoy?", zischte er leise, "Sauer, dass du selbst keine Freunde hast, weil dich niemand leiden mag?" Zufrieden sah er, wie sich nun auch der Blonde auf die Lippen biss und zur Erwiderung ansetzte. "Potter, Potter," flüsterte er leise, "tut mir Leid, dass du meine freunde nicht kennst, aber sie lassen sich eben nur selten auf dein niveau hinab. Ist eben nicht jedermanns Sache, im Dreck zu wühlen." Wütend ballte der Schwarzhaarige die Fäuste. "Weißt du, Malfoy, lieber die Finger im Dreck, als die Nase im Hintern Voldemorts!" Über 9300 Wörter! Mein persönlicher Kapitelrekord *g* Würde mich auf Grund der vielen Arbeit sehr über ein Review freuen!! Greetz Manya Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)