Schatten des Lichts von rot ================================================================================ Kapitel 20: ------------ Teil 20 Schon ungewöhnlich früh am Morgen herrschte im Hause Hinoto ein reges Treiben. In der gesamten Villa wurden von den Angestellten die Vorbereitungen für das Fest getroffen und alle huschten von einer Ecke in die nächste. Unter diesen Umständen wäre es wohl jedem schwer gefallen unbeeindruckt weiterzuschlafen und so wurden nach den ersten Klappergeräuschen aus der Küche und dem Festsaal selbst die nächtlichen Herumtreiber dazu gezwungen aufzustehen und sich dem Tag zu stellen. Hundemüde trotteten die drei zum Frühstückstisch und ließen sich auf ihre Sessel plumpsen, während ihnen die Augen zuzufallen drohten, nur um es sich gleich hier unter all dem Gewirr gemütlich zu machen und ein paar Minuten weiter zu schlummern. Herr Hinoto, der sein Frühstück mit Hikari bereits beendet hatte, fand das Verhalten der drei, die offensichtlich kaum Schlaf gefunden hatten, sehr suspekt. Doch das aufgeweckte kleine Mädchen schien das nicht im Geringsten zu stören. Aufgeregt wuselte sie um den Tisch herum, zupfte hier und da mal am Ärmel eines der Anwesenden und erwartete, dass sich jemand um sie kümmerte, nachdem ihre Spielkameraden endlich wach waren,...mehr oder weniger. Der nächtliche Ausflug und die Grübeleien hatten sie ihre letzten Reserven gekostet und so stocherte Misa lustlos in ihrem Essen herum, während Kojiro und Kira damit beschäftigt waren nicht nach vorne zu kippen und mit dem Kopf gegen die Tischplatte zu knallen. Besonders unser zerzauster Goldjunge, der bereits eine unangenehme Bekanntschaft mit der Härte des Tisches gemacht hatte, versuchte sich aufrecht zu halten und nicht lauthals loszugähnen. Kopfschüttelnd beobachtete Herr Hinoto die Szene und flüsterte einer eben vorbeihuschenden Angestellten zu, sie möge eine weitere Kanne Kaffee bereiten. "Darf ich fragen, was ihr gestern Nacht getrieben habt, oder will ich das gar nicht wissen? Ihr seht aus, wie schon mal gegessen." Durch die Bemerkung seines Vaters zeichnete sich auf Kiras Gesicht ein mattes Grinsen ab. "Heute so charmant? So kenne ich dich ja gar nicht." "In diesem Fall erlaube ich mir eine Ausnahme und solltest du heute schon mal einen Blick in den Spiegel gewagt haben, könntest du schlecht abstreiten, dass ihr nicht gerade taufrisch ausseht. Eher als hättet ihr die Nacht durchgemacht. Aber gut... Übrigens habt ihr auch diese Musik gehört? Ich bilde mir ein, dass jemand Klavier gespielt hat. Aber wahrscheinlich bin ich auch nur übermüdet. Die Vorbereitungen für das Fest haben mich in letzter Zeit völlig in Anspruch genommen." Verlegen strich sich Misa eine Haarsträhne, die ihr ins Gesicht hing nun zum hundertsten Mal hinter das Ohr, bis sie sich leicht räusperte und leise eine Entschuldigung vor sich hin nuschelte, von der die Anwesenden wohl nicht mehr als komisches Gemurmel, der in sich zusammengesunkenen Misa hören konnten und starrten zu müde für jede weitere Konversation Löcher in die Luft, während Hikari sich auf die Suche nach unterhaltsameren Dingen begab. Im Laufe des Tages nahm die Hektik immer weiter zu und steckte selbst unsere Rumtreiber an, die bisher seelenruhig dem Fest entgegengesehen hatten. Eilig huschte man durch die Gänge um dieses oder jenes zu besorgen und sich letztendlich selbst fertig zu machen, bevor die ersten Gäste eintrudelten. Natürlich waren die Haare in diesem speziellen Fall wieder eine besondere Herausforderung. Jedoch nicht nur wie man vermuten würde für eine Frau. Kira und Kojiro waren darauf bedacht den grauen Schatten in ihrem Gesicht, der sich bereits abzuzeichnen begann, zu entfernen, während bei letzterem Hikari hereinscheite. Diese suchte nun schon seit geraumer Zeit nach einer sinnvollen Beschäftigung. Doch nach einigen kleinen Fehlschlägen sich nützlich zu machen, hatten sämtliche Angestellte inzwischen panisch die Flucht ergriffen, sobald sie ihre Hilfe angeboten hatte und sei es nur beim Dekorieren der Tische gewesen. "Mir ist sooooooo laaaangweilig und die anderen schicken mich immer nur weg." Gestresst und mit den Gedanken an einem ganz anderen Ort, rollte er nur genervt die Augen, da die Kleine diesen Satz nun schon zum Hundertsten Mal wiederholte, sodass auch er langsam verstand, was sie ihm versuchte zu sagen. "Such dir doch jemanden zum Spielen, oder...ach, mach einfach irgendwas. Nur lass mich das nur schnell fertig machen." Trotzig und wütend schnaubend starrte sie böse auf seinen Rücken, da er sie nicht ein einziges Mal beachtet hatte, bis es ihr zu dumm war und sie auf eine Idee kam, wie sie der Langeweile Abhilfe schaffen konnte. Fertig mit Rasieren nahm er noch etwas von dem Rasierwasser, das geradezu höllisch auf seiner Haut brannte, als er das leichte Ziehen an seinem Bein bemerkte. Verwirrt sah er auf das kleine Anhängsel das sich wie ein Kletteraffe an sein Bein geklammert hatte. "Was machst du da?" "Ich mach dir eine neue Frisur." "Ja, ja...mach das." Gleichgültig wandte er sich wieder seinem Spiegelbild zu, bis ihn ihre Worte stutzig machten und er mir hochgezogener Augenbraue seine Haare betrachtete an denen sich nichts verändert zu haben schien. "Du machst was?" Dieses Mal sah er genauer hin und erkannte mit Entsetzten, was sie unter "neuer Frisur" verstand. Seine blonden Haare auf den Beinen waren mit rosa Schleifen und Spangen verziert, die vom Knie abwärts nach allen Richtungen standen und die sie zuvor noch selbst auf dem Kopf befestigt hatte. Doch das schlimmste waren die kleinen Gummiringe, die sie weiß Gott wo gefunden hatte und beim Entfernen bestimmt die Haare mit sich reißen würden. "Hi..Hikari, was ist DAS DA?!!!" Doch diese schaute ihn nur verständnislos an und bastelte weiter an ihrer kleinen Überraschung, während Kojiro sie abzuschütteln versuchte. Zu seinem Leidwesen wickelte sich die hartnäckige Klette, dabei nur enger an sein geschmücktes Bein und er war bereits kurz davor dieses Etwas unter die Dusche zu halten, um sein kleines Anhängsel buchstäblich abzuwaschen. Doch eben in diesem Moment kamen Misa und Kira herein, die wie angewurzelt im Türrahmen stehen blieben und sichtlich Mühe damit hatten bei dem Anblick von einem nur in Short bekleidetem, hinkenden Kojiro mit Hikari und rosa Barbie-Verzierungen am Bein, nicht loszuprusten. "KEIN Wort!" Die beiden nickten nur still und Misa biss sich fest auf die Lippen, um sich jede Bemerkung zu verkneifen. "Die Short steht...steht dir wirklich gut." Kam die trockene Antwort von Kira, während er auf seine Beine starrte und versuchte seiner Stimme einen todernsten Klang zu geben. Misa nickte nur bestätigend und schob Kira mit sich aus der Tür. Im selben Augenblick, als sich diese hinter ihnen schloss brachen sie in schallendes Gelächter aus, dass selbst nach fünf endlos langen Minuten nicht verstummen wollte. Wütend und mit hochrotem Kopf setzte sich Kojiro an den Badewannenrand und versuchte Hikaris liebevoll bereitete Verzierung von seinen Beinen zu lösen, während sie schmollend zusehen musste, wie er ihr kleines Kunstwerk zerstörte. Und als wäre das nicht genug, musste er auch noch mitanhören wie Kira zu witzeln begann, dass er sich vielleicht doch geirrt hatte und er noch gute Chancen bei ihm haben würde, wenn sich Kojiro für diese Art von Beinschmuck begeistern konnte. Mit weit aufgerissenen Augen stapfte er gleichmütig über seine leichte Bekleidung, die mehr zeigte, als sie verhüllte nach draußen. "Denk nicht mal dran!!! Misa, du hast gewusst, dass er...er....du weißt schon was ist?! ER ist über mich hergefallen und hat mich GEKÜSST!" Erst nachdem er es ausgesprochen hatte, erkannte er das kleine Geständnis gegenüber Misa, das eigentlich mit ins Grab nehmen wollte. Doch sein letzter Satz zeigte Wirkung, als Misas Lachen fast augenblicklich verstummte. "Er hat was?" Ihre Stimme war bedrohlich leise und ihren Augen blitze es gefährlich auf, als sie sich langsam zu Kira umdrehte, der bereits ein paar Schritte zurückgewichen war. "Es...es ist nicht so, wie du denkst. Nicht wahr, Kojiro? Ein Küsschen, ein kleines Küsschen unter Freunden, mehr war nicht. Ich schwör's. Ehrlich! Misa...ich..." Kojiro der sich nun entspannt zurücklehnte, begann die ganze Situation in vollen Zügen zu genießen. "Also, ich habe noch keinem meiner Freunde die Zunge in den Hals gesteckt." Er wusste genau, dass diese Bemerkung nur noch Salz in die Wunde streuen würde und das Fass zum überlaufen brachte. "Ein kleines Küsschen!!! Hä?!....." Mit einem breiten Grinsen legte Kojiro den Kopf schief und betrachtete wie Misa Kira regelrecht in den Boden stampfte, der um Verzeihung bettelnd schützend die Hände über den Kopf hielt, während sie mit allen möglichen Gegenständen nach ihm warf, bis er die Flucht ergriff, oder es zumindest versuchte. Weit würde er jedenfalls, mit dem Tempo, das Misa nun vorlegte, nicht kommen. Schließlich kam trotz einiger Pannen und peinlichen Augenblicken der große Moment. Kojiro fühlte sich in seinem schwarzen Anzug sichtlich unwohl und öffnete sogleich die obersten Knöpfe des weinroten Hemdes, durch das sich nur allzu deutlich seine Muskulatur abzeichnete, um seinem Auftreten ein nicht allzu gezwungenes Aussehen zu geben, während Kira nur neidvoll auf den, seiner Meinung nach, einfach nur göttlich wirkenden Kojiro blickte, dem es im Gegensatz zum Sohn des Hauses gestatten war legerer aufzutreten. Er musste sich mit der verhassten Fliege herumärgern, die ihm die Luft abzuschnüren drohte, was natürlich nicht ganz der Wahrheit entsprach, aber Kira neigte schon immer zu Übertreibungen. Was in manchen Fällen auch den Alkohol betraf und so begab er sich bereits jetzt an die Bar, um dieses formelle Fest zu überstehen, vor denen er sich schon immer erfolglos versucht hatte zu drücken. Nervös trat Kojiro von einem Fuß auf den anderen und hatte Mühe Hikari davon abzuhalten die Strumpfhose vor allen Leuten auszuziehen. "Aber es juckt so." Dabei kratzte sie sich an einigen Stellen von denen ein anständiges Mädchen in der Öffentlichkeit wohl besser die Finger ließ. Genervt zog er sie in eine stillere Ecke des Raumes und half ihr sich von dem engen Ungetüm zu befreien, das er unauffällig in einem der Blumentöpfe entsorgte. Langsam aber sicher wurde er ungeduldig. Er hatte zwar schon davon gehört, dass Frauen meist länger, als Männer brauchten, um sich für ein derartiges Ereignis fertig zu machen, doch würde ihn Misa noch länger warten lassen, würde er sie höchstpersönlich aus ihrem Zimmer schleifen und heruntertragen. Wenn man schon von ihm forderte sich in der gehobeneren Gesellschaft zu bewegen, in der er sich mehr als unsicher fühlte, wäre es, wie er fand, nicht zu viel verlangt, ihn wenigstens nicht alleine dieser ungewohnten Situation auszusetzen. Nachdem er Hikari der Obhut von Herrn Hinoto übertrug, machte er sich auf den Weg zu seiner verschollenen Begleiterin, die er nach dem kleinen Zwischenfall nicht mehr zu Gesicht bekommen hatte. Doch als er an ihrer Zimmertür klopfte und nachdem keine Reaktion erfolgt war, einen Spalt hineinlugte, war sie nirgends zu finden. ,Wahrscheinlich habe ich sie auf dem Weg hierher verpasst.', versuchte er sich selbst zu beruhigen und fragte nichts desto Trotz jeden Angestellten, der ihm zufällig begegnete, ob er Misa vielleicht irgendwo gesehen hatte. Erleichtert und wütend zugleich hörte er von einer der bediensteten Haushälterinnen, dass sie sie vor kurzem ihm Garten gesehen habe und das sie besorgt sei, dass sie sich erkälten werde, wenn sie in dieser leichten Bekleidung draußen stehen würde. Schon bei den ersten Schritten durch die sternklare Nacht, schlug ihm der eisige Wind des Winters entgegen. Es roch nach Schnee und als er nach oben blickte, tanzten vereinzelt die von der Beleuchtung erhellten Schneeflocken vom Himmel. ,Wenn du glaubst, ich werde dein Bett hüten, wenn du dann krank im Bett liegst, hast du dich geschnitten. Bei den Temperaturen ohne Mantel nach draußen gehen, ist doch blanker Wahnsinn.' Je kälter ihm selbst wurde, umso besorgter wurde er um Misa, die sich hier irgendwo befinden musste, jedoch nicht einmal auf sein Rufen antwortete und langsam beschlich ihn eine andere Angst, an die er noch nicht einmal wagte zu denken. ,Seiji.' Doch plötzlich hörte er hinter sich eine ihm nur allzu vertraute Stimme, die ihn davon abhielt panisch herumzulaufen, um sie zu suchen und ließ ihn herumwirbeln, nur um seine Sorge sogleich durch den atemberaubenden Anblick zu vergessen. "Ist es nicht wunderschön? Die Schneeflocken sehen aus, wie kleine Sterne die vom Himmel fallen." "Ja...wunderschön." Auf einem der breiten Brückengeländer stand Misa mit ausgestreckten Armen da, dem Wind trotzend, während die Schleier des Kleides, die von ihrem Rücken entlang zu ihren Händen führten, wirkten wie die ausgebreitete Flügel eines Engels. Durch den fallenden Schnee umgab sie ein Glitzern, das aussah, als würden die Sterne vom Himmel regnen. Eine himmlische Erscheinung, unwirklich und wunderschön. "Ich wünschte, ich könnte fliegen. Bis zu den Sternen und wieder zurück." Noch immer unfähig sich von dem Anblick loszureißen, kam er zögernd näher. "Ich habe dich überall gesucht." Lächelnd drehte sie sich um und ließ dabei ihre Arme sinken. "Und du hast mich gefunden...Jetzt musst du mich nur noch fangen." Seufzend schüttelte er nur den Kopf und bot ihr die Hand an, um ihr herunterzuhelfen. Doch anstatt seine Hand zu ergreifen, schloss sie die Augen und breitete ein weiteres Mal ihre Arme aus. "Misa..." Doch sein warnender Aufschrei, als er bemerkte, was sie vorhatte kam zu spät. Gerade noch rechtzeitig umklammerte er sie, als sie sich fallen ließ und sich dabei um seinen Hals schlang. Taumelnd versuchte er sein Gleichgewicht wieder zu finden und atmete erleichtert auf, als er sie unversehrt in seinen Armen hielt. "Bist du verrückt?! Wenn ich dich nicht rechtzeitig aufgefangen..." Doch noch bevor er weiter sprechen konnte, versiegelte sie seinen Mund mit ihren Lippen und kuschelte sich eng an ihn. Erst jetzt bemerkte sie, wie kalt ihr inzwischen geworden war und schlang ihre Arme unter seinem Jackett um seine Taille. "Ich wusste doch, du würdest mich nicht fallen lassen. Sei nicht böse. Ich verspreche auch ganz brav zu sein. Die Finger vom Alkohol zu lassen und nicht auf einem der Tische zu strippen." Mit einem breiten Grinsen vergrub er seinen Kopf in ihrer Halsbeuge und zog sie enger an sich, um ihr ein wenig Wärme abzugeben. Auch wenn er es noch so hasste, wie sie ihn einfach so um den Finger wickeln konnte, er schaffte es einfach nicht ihr lange böse zu sein. ,Hm.....aber vielleicht sollte ich doch ein bisschen schmollen. Das könnte interessant werden.' Dabei ließ er unauffällig seinen Blick ein wenig tiefer wandern (und begutachtete natürlich nur das schöne Ballkleid...). Kiras getrübter Blick ruhte auf seinem bereits zum vierten Mal gelehrten Glas und deutete dem Kellner an ihm ein weiteres Mal einzuschenken. Wie sehr er diese Veranstaltungen hasste! Aber er würde seinen Vater schon noch dazu bringen ihn von derartigen Festen zu entbinden und sei es auf diese schwachköpfige Art und Weise, sich zu betrinken. Die eindeutige Warnung seines Vaters sich dieses Mal doch bitte zu benehmen, war geradezu eine Einladung dafür. Mit dem Ziel vor Augen sich für immer von derartigen Verpflichtungen zu befreien, da er in diesem Zustand unmöglich der feinen Gesellschaft zuzumuten wäre, leerte er sein Glas in nur einem Zug. Mit seinem Jackett um die Schultern gelegt betrat Misa mit dem zögernden Kojiro den festlich geschmückten Raum in dem das Bankett schon in vollem Gange war. Unentschlossen blieb er in der Vorhalle stehen und atmete noch einmal tief durch, bis Misa seine Hand ergriff und sie kurz drückte. Flüchtig küsste sie ihn auf seine Fingerknöchel, zog ihn zu sich und schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln. Es war beinahe unmöglich dieses nicht zu erwidern und so ließ er sich, wenn auch ein wenig unfreiwillig, weiterziehen. Der Saal war schlicht und einfach atemberaubend. Kronleuchter die von der Decke hingen spendeten ein sanftes Licht, das das besondere Ambiente nur noch mehr unterstützte. Die Fensterreihe die sich über sie gesamte östliche Seite erstreckte, spiegelte die tanzenden Paare, die mit ihrer festlichen Kleidung über den Bankettboden schwebten wieder, während ein eigenes kleines Ensemble die entsprechende Musik dazu spielte. Der ganze Saal wirkte irgendwie verzaubert, wie aus einem Märchen. Misa strahlte bei dem Anblick über das ganze Gesicht und wurde richtig zappelig. Inzwischen schleifte sie Kojiro schon fast hinter sich her, der Mühe hatte noch mit ihr Schritt zuhalten. Ihre Augen glänzten, als sie sich zu ihm umdrehte und ihm einen Hundeblick zuwarf, bei dem auch Kojiro seine liebe Not hatte diesem zu widerstehen. "Bitte....biiiiiittttteeeeeeee tanz mit mir. Nur einmal,...falls es dir dann nicht gefällt." Kojiro hätte sich am liebsten irgendwo verkrochen. Er hatte inständig gehofft, dass es irgendeine Möglichkeit gäbe mit der er dem Ganzen entgehen konnte. Es war ihm mehr als peinlich es zugeben zu müssen, aber er hatte bisher noch kein einziges Mal getanzt und es daher auch nie gelernt. Hastig zog er sie zur Seite und flüsterte ihr leise etwas ins Ohr, damit nur sie es hören konnte. "Du hast noch nie? Wirklich noch nie..." Ungläubig sah sie ihn aus großen Augen an, musste aber gleich darauf lächeln, als er verlegen den Kopf zur Seite drehte, um ihrem Blick zu entgehen. "Dann werde ich unserem Debütanten mal seine erste Tanzstunde geben. Stell dir einfach vor, es ginge um Kampfsport. Takeru hat dein Talent für die koordinierten Bewegungen (!!! Ich verkneif mir jetzt besser jede Bemerkung dazu... Eigeninterpretationen erlaubt.) bereits in den Himmel gelobt. Keine Sorge, es ist nicht so schwer, wie es aussieht." Damit zog sie ihn in eine ruhigere Ecke, hob ihr Kleid ein Stück weit an und zeigte ihm die Schritte, die er nachmachen sollte. "Ich kann doch nicht....hier vor den ganzen Leuten..." Doch Widerstand war zwecklos nachdem Misa sich etwas in den Kopf gesetzt hatte und so folgte er widerwillig ihren Anweisungen. Hikari fing langsam an sich unter all den meist einschläfernden Gästen zu langweilen und nutze einen unbeobachteten Moment Herrn Hinotos aus, um sich aus dem Staub zu machen und Kojiro und Misa zu suchen, die sich schon eine Weile nicht blicken haben lassen. Schnell hob sie die weiße Tischdecke, schlüpfte unter einen der Tische des Büffets und krabbelte bis an das andere Ende des mindestens 15 Meter langen Unterschlupfs. Dort angekommen wagte sie sich aus ihrem Versteck hervor und stellte erleichtert fest, dass sie wenigstens Kira gefunden hatte, der ihrer Meinung nach bestimmt wusste, wo sich die beiden aufhielten. "Kira....Kiiirrraaaaa!!!" Doch dieser drehte nur ein paar Runden um sich selbst, kam jedoch wieder zum Stillstand, als er niemanden erkennen konnte, der seinen Namen rief und wollte sich bereits wieder seinem hochprozentigem Whiskey widmen, bis Hikari ungeduldig an seinem Hosenbein zupfte. "Hmmm....? ach, du bissss ja ein...richtiga Gartenswerg." Das hätte er besser nicht gesagt, denn so kassierte er sich prompt einen Tritt gegen sein Schienbein. "Ich bin überhaupt kein Zwerg! Du bist gemein! Ich will zu Misa und Kojiro." Schwankend rieb er sich sein schmerzendes Schienbein und versuchte seinen Blick zu klären. "Bisss ja...ein kräftiga kleina Swerg. Abba von mir ausss...such ich halt unsre Turteltäubchn." Kopfschüttelnd nahm sie den sich sehr merkwürdig verhaltenden Kira an der Hand, dem es offensichtlich schwer fiel geradeaus zu gehen. ,Erwachsene sind manchmal richtig komisch.' Doch tatsächlich fanden sie nach kurzer Zeit das zurückgezogene Paar in einer Seitennische. Kojiro der zu sehr darin vertieft war auf seine Füße zu achten, um die ihrigen nicht zu zertrampeln, bemerkte die beiden erst, als er und Misa dank seiner schwungvollen Führung dabei waren mit den beiden anderen zu kollidieren. Im letzten Moment riss er Misa herum, ließ dabei jedoch ihre Hand los, wodurch sie noch ein paar Meter weiter durch den Raum wirbelte, bis sie etwas blass im Gesicht zum Stehen kam und sich in den nächsten Sessel, den sie in ihrer Nähe finden konnte, fallen ließ. "Koji...ro....ich ....ich glaube,...der Vergleich mit dem Kampfsport...war doch keine so gute Idee.... Ich glaub, mir ist schlecht." Kira kriegte sich vor Lachen nicht mehr ein, während Kojiro rot wie eine Tomate mit hängendem Schultern und eingezogenem Kopf dastand und sich verlegen durch die Haare fuhr. "Ich hab doch gesagt, dass ich es nicht kann!" Heftig nickend bestätigte ihn Kira auch noch, als sich plötzlich sein Gesichtsausdruck schlagartig änderte und er wie hypnotisiert auf einen bestimmten Körperteil Kojiros starrte. "Oh, wasss für'n Prachtexemplar. Das is mein Hintern. Mein abssssoluta...Traumhintern. Den würd ich nur suu gern ma..." Wie von der Tarantel gestochen sprang Misa von ihrem Stuhl hoch, packte Kojiros Rückseite, der es noch immer nicht ganz fassen konnte, als Kira mit beiden Händen die Formen seinen Allerwertesten nachahmte, und drehte ihn um. Dabei verdeckte sie so gut es ging mit ihrem eigenen Körper jede weitere Sicht auf besagten Körperteil. "Wag es ja nicht Kojiro anzufassen! Das ist MEIN Hintern, verstanden!" Zuerst über den Beistand den Misa ihm in dieser prekären Situation gab erfreut, war er nach ihrem plötzlichen Anspruch einfach nur sprachlos, während seine Wangen nur noch mehr zu glühen begannen. "Och....jetz sei doch nich sooo....du kriegst ihn ja wieda...." Wäre Kira nicht betrunken gewesen, hätte er es bestimmt niemals gewagt ihr ein derartiges Angebot zu machen, geschweige denn in Kojiros Gegenwart über seinen Traumhintern zu diskutieren. Besitzergreifend schlang Misa ihre Arme um Kojiro und drückte sich damit nur noch fester an ihn. "Das ist MEEEIIIIINNNN Kojiro, also auch mein Hintern. Du kannst von Glück reden, dass du nicht mehr zurechnungsfähig bist, sonst würd ich dir einen Knoten in deinen...hmpf..mhph..." Noch gerade rechtzeitig stoppte Kojiro Misas Redefluss, bevor sie sich vor der kleinen Hikari, die die ganze Szene mit neugierigem Interesse verfolgt hatte, für diverse Ausdrücke rechtfertigen musste. Inzwischen bemerkte auch Misa, dass sie regelrecht angestarrt wurden und ein leises Kichern und Tuscheln von allen Seiten zu hören war. "Du machst ihm einen Knoten in seinen was?" Gibt es etwas besseres, als die unschuldige Frage eines Kindes? "Häähääämmm...In..........seinen... Finger?", gab Misa sich verlegen räuspernd, die kinderfreundlichste Antwort, die ihr in diesem Augenblick einfiel. Auch wenn sie zuvor an etwas anderes gedacht hatte. (Ich weiß von nichts...) Hikari gab sich mit einem Schulterzucken mit der Antwort zufrieden und hüpfte auf die Tanzfläche, während Misa aus Scham auf Minimalgröße zusammengeschrumpft war und Kira Anstalten machte in einen der herumstehenden Blumentöpfe zu pinkeln. Entsetzt und mit angewiderter Miene verzogen sich nun auch die letzten Schaulustigen, als der junge Herr von einem ihnen unbekannten schwarzhaarigen Mann auf die Toilette gezerrt wurde. "Manchmal bist du einfach nur peinlich, weißt du das? Du kannst froh sein, dass du einen Freund wie mich hast. Ein Wunder, das dich dein Vater nicht schon längst enterbt hat." "Blablabla...wass hab ich denn schon gemacht? Du verstehst einfach keinen Spaß mehr, Takeru. Du biss manchma soooo...so alt." "Du kannst einem so richtig auf die Nerven gehen. Aber wir reden später. Im Moment ist es wahrscheinlich besser, du bleibst für eine Weile hier auf der Toilette und siehst zu, dass du wieder nüchtern wirst." Damit ließ er ihn über eines der Waschbecken gebeugt stehen, bevor er sich noch mehr über sein mehr als pubertäres Verhalten ärgern musste. "Von wegen...du und mein Alter...ihr werdet mich...mich kennen lernen...genau..." Eine Federboa um ihren Hals geschlungen kam eine wunderschöne Frau mit hochgesteckten rot-braun schimmerndem Haar die Treppen herunter und wedelte damit auffordernd Herrn Hinoto zu. Seine übrigen Gäste vergessend eilte er auf den Inbegriff von Sinnlichkeit zu, der sich ihm darbot und begrüßte den Neuankömmling mit einem innigen Kuss. "Atemberaubend wie immer. Ich dachte schon, ihr schafft es nicht mehr. Wo ist eigentlich Seira?" Mit einem leichten Nicken deutete diese nur zur Tanzfläche und musste ebenso wie ihr Mann unwillkürlich über gebotenem Anblick Lachen. Ihre gemeinsame Tochter jagte ihrer neuen Eroberung über die gesamte Tanzfläche nach, während dieser verzweifelt versuchte zu flüchten und nach dem nächsten Ausgang suchte. "Sie hat sich kein bisschen verändert." Stellte Herr Hinoto mit einem breiten Grinsen fest, als er mit seinem Blick dem schreienden Mann folgte, der sich nachdem er in die Ecke getrieben wurde flehend aus ihrem eisernen Griff winden wollte. "Ich nehme an, kein Mann lässt sich gerne von seiner Freundin über die Tanzfläche schleudern. Aber sie besteht darauf beim Tanzen zu führen und immerhin hat dieser schon zwei Wochen halbwegs unbeschadet überstanden. Ob ich das nach diesem Abend auch noch sagen kann, bezweifle ich stark. Ich sollte ihr wirklich beibringen sich ein wenig...damenhafter zu benehmen." Mit einem leicht zweifelnden Blick stimmte Herr Hinoto den Worten seiner Frau zu. "Tja, viel Erfolg." Kopfschüttelnd fand Takeru seinen langjährigen Schüler sturzbesoffen über einen der Tresen gelehnt, als er schwankend versuchte an der Wand abgestützt halbwegs geradeaus zu gehen, scheiterte jedoch kläglich, als er Gefahr lief gegen einen der Pilaster zu rennen. Seufzend hielt ihn Takeru an der Schulter fest und dirigierte ihn um den Wandpfeiler herum, bevor er ihn unterm Arm fasste, damit er sich auf ihn stützen konnte. "Du kannst es einfach nicht lassen, oder?! Du bist nun mal der Sohn einer sehr angesehenen Familie. Da ist deine Anwesenheit nun mal Pflicht. Das müsstest du eigentlich langsam wissen. Also komm schon und reiß dich zusammen." Kira konnte nur noch einige Fetzen von dem was Takeru gerade gesagt hatte auffangen, aber es war ihm auch relativ egal. Außerdem kannte er seine Standpauken zur genüge. Obwohl er gerade mal ein paar Jahre älter als er war, war Takeru immer so wahnsinnig vernünftig, dass es ihn manchmal zur Weißglut brachte. Aber im Moment war er ohnehin mit anderen Dingen beschäftigt, als sich darüber zu ärgern. Schließlich war es für ihn gerade eine der größten Herausforderungen einen Fuß vor den anderen zu setzten und nicht über selbige zu stolpern, oder seinen Mageninhalt auf einer der anwesenden Damen zu entleeren. "Was hältst du von ein bisschen frischer Luft? Deiner Fahne nach, hast du es mehr als nötig." "..und was....wenn ich nicht.....will? Hä? Es geht mir.....hicks,...aus...gezeichnet. Seit...seit wann...hast du eigentlich grüne Augen? Meine Katze hatte auch grüne Augen...nur die...die war irgendwann mal ganz platt. Überfahren, schätzte ich. Nein,...nein du bist nicht meine Katze...Muschi?....Muschi?.....ich suche meine Katze......hat jemand...meine Katze gesehen?" Am liebsten hätte Takeru ihn jetzt einfach unauffällig in einer Ecke abgestellt und sich aus dem Staub gemacht. Er wusste genau, dass er niemals eine Katze namens "Muschi" hatte, sondern sich aus Trotz wieder einmal aufführen musste, wie der größte Vollidiot. Gerade als Kira wieder losschreien wollte, hielt ihm Takeru schnell den Mund zu und zerrte ihn unsanft nach draußen. Dort stieß er ihn grob in eine Ecke und ließ ihn zu Boden fallen. "Verdammt noch mal! Du benimmst dich wie ein Baby! Du weißt, wie viel deinem Vater dieses Fest bedeutet, also hör auf dich wie ein Idiot zu verhalten! Das bist nämlich nicht...normaler Weise. Aber wahrscheinlich verschwende ich nur meine Zeit." Beeindruckt starrte Kira ihn mir großen Augen an. So energisch und wütend hatte er ihn in all den Jahren, wenn denn überhaupt, selten erlebt. Seine tatsächlich grünen Augen, die unter den blau-schwarzen Haaren besonders hervorstachen funkelten gefährlich und boten einen herrlichen Kontrast zu den ansonsten so weichen Gesichtszügen, bevor dieser sich über das Geländer beugte und ihn keines Blickes mehr würdigte. "Es...es tut mir leid. Takeru?...danke." Unmerklich schielte dieser noch immer mit den Rücken zu Kira gewandt auf das kleine Häufchen Elend, das am Boden kauerte und ein Lächeln huschte über sein Gesicht. ,Geht doch.' ,Nein, das kann doch nicht sein!' Mit Besorgnis beobachtete Herr Hinoto wie seine Frau weiß wie ein Wand wurde, während das Glas Sekt aus ihren Händen rutschte und sie wie gebannt auf die tanzenden Paare starrte. In Mitten des Getümmels schien etwas ihre besondere Aufmerksamkeit zu erregen, doch wie sehr er sich auch bemühte zu sehen, was sie sah, konnte er nichts Bedenkliches erkennen. ,Ein Schatten, es war nur ein Schatten. Jetzt sehe ich schon Gespenster... Akiko ist tot.' Doch ein weiteres Mal zeigte sich unter all den unbekannten Gesichtern eines das ihr viele Nächte den Schlaf geraubt hatte. "Wer ist diese Frau mit dem roten Kleid und dem braunen Haaren? Kennst du sie?" Ihre Stimme zitterte leicht, als sie hastig nach dem Arm ihres Mannes fasste. Erstaunt folgte er ihrem Blick und blieb an besagter Frau haften. "Oh, ich habe dir von ihr erzählt. Das ist das Mädchen von dem Unfall. Daneben der junge Mann mit dem kleinen Mädchen auf dem Arm ist ihr Freund." "Das sind also die drei, die du bei uns aufgenommen hast. Ich würde sie gerne kennen lernen." ,Sie sieht ihr so erschreckend ähnlich. Ich dachte schon...Wie dumm von mir.' Mit noch immer wackligen Knien folgte sie ihrem Mann und gesellte sich zu der kleinen Gruppe. Trotz dieses mulmigen Gefühls in der Magengegend, stellte sie sich mit ihrem charmantesten Lächeln vor. "Kaori Hinoto. Sehr erfreut." Mit einer leichten Handbewegung wandte sich Herr Hinoto an seine Gäste und stellte sie nacheinander vor. "Kojiro Asano mit unserer kleinen Hikari und das ist Misato Kurenai." Mit einem Schlag wich alles Blut aus Frau Hinotos Gesicht, während sie ein paar Schritt rückwärts taumelte und nach Halt suchte. "Schatz, ist alles in Ordnung. Du bist so blass. Vielleicht solltest du dich einen Moment hinlegen. Die Reise war sehr anstrengend. Ich bringe dich besser auf dein Zimmer." Ohne auch nur ein einziges Mal ihren Blick von den besorgten Augen des Mädchens abzuwenden, nickte sie zaghaft und ergriff seinen dargebotenen Arm, um sich nach oben führen zu lassen. "Du hast Recht. Es war wohl alles ein bisschen viel." Sooo das war wie versprochen der Ball. Ich hoffe, ihr hattet euren Spaß. Ich habe es auf jeden Fall geliebt dieses Kapitel zu schreiben. Und die Szene mit dem Hintern ist hähämm... beinahe autobiographisch. Nur leider vor meiner ganzen Familie als Publikum und einer Freundin, die meinen Hintern für sich beansprucht hat, um diesen aufdringlichen Typen loszuwerden. Zu sagen, dass mir das Ganze unheimlich peinlich war, wäre nur "leicht" untertrieben... Oh und die Szene mit der Katze "Muschi" wurde von dem Film Boomerang inspiriert. Eine immer wieder lustige Szene in diesem Film. Zur Schlussszene kann ich nur sagen, dass sich hier mal wieder etwas anbahnt. Mehr will ich dazu nicht verraten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)