At the end of the day von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 3: It must have been love --------------------------------- Yuki schlich ins Schlafzimmer hinein, schloss behutsam die Tür und zog sich im Dunkeln um. Je länger er sich in dem dunkeln Raum befand, desto mehr gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit und die Silhouetten verwandelten sich nach einiger Zeit in deutlicher erkennbare Gegenstände. Er zog seine Decke nach hinten, kniete sich aufs Bett und beugte sich zu dem zusammengekauerten Körper herüber. Shuichi schlief schon tief und fest, er konnte aber noch deutlich sehen, dass er, bevor er eingeschlafen war, geheult hatte. Mit einer Hand strich er ihm sanft einige Strähnen aus dem Gesicht und dann über die Wange. Wenn er schlief sah er noch immer aus wie ein süßer Bengel. Vorsichtig legte er sich hinter ihn und legte einen Arm um den warmen Körper, suchte nach seinen Fingern und schob seine dazwischen. Shuichi atmete kurz laut auf, schlief jedoch weiter. Unter seinem Kinn ruhte nun der Kleine, der sich vom Schlaf um Nichts in der Welt abbringen ließ. "Du kleiner Dummkopf..." murmelte er nur, bevor auch er ins Reich der Träume wegschlummerte. Während Shuichi vor dem Waschbecken stand und sich die Zähne putzte, polterte ein sichtlich verschlafener Eiri ins Badezimmer hinein, ließ nur einige grummelnde Geräusche von sich und taumelte zielstrebig auf die Toilette zu. Shuichi spuckte gerade aus, als er hörte, wie Yuki mit einem erleichternden Seufzer seine Blase entleerte. Er spülte sich noch ordentlich den Mund aus, stellte seine Zahnbürste zurück in den Becher und begrüßte Yuki mit einem leisen "Morgen..." "Morgen" gab Yuki gleichgültig zurück während er abzog. Er drängte sich neben Shuichi um sich selbst durchs Gesicht zu waschen. Erst nach einem weiteren Blick in den Spiegel würdigte er den Kleinen eines Blickes. "Wieso bist du denn schon fertig angezogen?" fragte er verwundert. Normalerweise frühstückte er noch im Schlafanzug mit ihm zusammen und machte sich erst dann daran sich Anzuziehen. "Muss heute halt schnell gehen, in einer halben Stunde soll ich bereits bei NG sein..." Er verteilte gerade einen wunderbaren Geruch von Haarspray im Badezimmer. "Wieso so früh?" doch auf diese Frage antwortete Shuichi nur mit einem Schulter zucken. "Dann beeil dich mit dem Frühstück sonst.." "Hab schon gefrühstückt. Aber ich hab an dich gedacht und dir schon einmal alles hingestellt, was du so brauchst." Mit einem süßlichen Lächeln blickte Shuichi zu Yuki, der noch immer ziemlich blöd aus der Wäsche guckte. "Was ist, bist du böse, dass wir nicht zusammen frühstücken?" Eiri zog die Augenbrauen hoch. "Ach was, dann hab ich wenigstens meine Ruhe und muss mir nicht am frühen Morgen dein Geplapper anhören." Über solch einen Kommentar konnte Shuichi sich nur ärgern. Yuki ließ an ihm ja überhaupt kein gutes Haar, wenn es nach ihm ginge wäre es vielleicht besser, wenn er gar nicht mehr da wäre...Genervt atmete er einmal laut auf und drehte sich um. Im Türrahmen blieb er allerdings stehen und drehte sich noch einmal um. "Was denn noch?" brummte sein Lover ihm entgegen. "Nichts besonderes, ich wollte dich nur daran erinnern, dass wir heute Abend einen Auftritt haben. Vielleicht magst du ja noch vorbei kommen." "Mal sehn..." grummelte der Angesprochene und streckte sich erst einmal ausgiebig. "Bis nachher dann hoffe ich..." flüsterte Shuichi, als er die Tür des Badezimmers anlehnte. "Verdammt noch mal, was mich betrifft kümmert ihn gar nicht! Ich kann tun und lassen was ich will, er interessiert sich einfach nicht für mich. Was ich auch tu, ständig nörgelt er herum, zeigt mir die kalte Schulter oder sagt verletzende Worte. Wieso kann er nicht endlich aufhören mir weh zu tun. Warum Yuki, warum?" "Hey! Konzentrier dich doch endlich mal bei der Arbeit! Du sollst singen und nicht herum jammern. Wo bleibt deine Leidenschaft?" wurde Shuichi getadelt und mit diesen Worten wieder in die Realität zurück versetzt. Er konnte seinen Kopf mal wieder nicht frei machen. Obwohl er daran gewöhnt war, dass ein Zusammenleben mit Yuki eine einzige Anreihung von Enttäuschungen war, gelang es ihm nicht endlich einen Schlussstrich zu ziehen und konsequent zu sein. Er fragte sich, wieso er sich das eigentlich noch antat. Er schluckte. Verflucht, er war doch kein kleines Kind mehr, das bei jeder Gelegenheit das Plärren anfing. Er ballte die Hände zu Fäusten. Seine Probleme mit Yuki durften nicht mehr seine Arbeit negativ beeinflussen. Wieso hatte er in der ganzen Zeit nicht lernen können damit umzugehen? Vermutlich weil er ihn liebte. Er liebte ihn trotz dem vielen Kummer, den er ihm bereitet hatte. Aber durfte Liebe ihn denn zur Selbstaufgabe zwingen? Musste er sich alles gefallen lassen? "Shindou, hallo? Wir müssen das heute noch einspielen also KONZENTRIER DICH!" Wieder war er in seinen Gedanken versunken gewesen. Er atmete noch einmal tief ein und aus. Dann war er fest entschlossen all seine Leidenschaft in diesen Song zu stecken. Er durfte sich nicht mehr so gehen lassen. Er musste einfach lernen unabhängig zu sein! Yuki legte die Zeitung beiseite. Hatte doch eh keinen Sinn, seine Gedanken nahmen das Gelesene gar nicht auf. Er hatte das Gefühl bereits die gesamte Zeitung gelesen und doch nichts gelesen zu haben. Sein Tee war nur noch lauwarm und er verzog das Gesicht, als er an der Tasse nippte. Diese wurde direkt weit nach hinten geschoben. Sein Blick wanderte zu dem leeren Stuhl gegenüber. So etwas hatte es bei ihnen lange nicht gegeben. Kein plappernder Shuichi, kein Gemotze darüber, dass er bereits am Morgen rauchte. Nichts. Einfach nur das Ticken der Uhr an der Wand. Nicht zum Aushalten. Er fühlte sich übergangen. Shuichi hatte ihn nicht geweckt, ihm nicht bescheid gesagt, dass er früher weg musste, gar nichts. Das gab es doch einfach gar nicht! Eiri stand auf, kippte den restlichen Tee in die Spüle und ließ die Tasse mit Wasser vollaufen. Langweilig. Sie aßen doch eigentlich immer zusammen Frühstück! Er ertrug die Stille um sich herum nicht mehr länger und schaltete das Radio ein. Einsam. Er fühlte sich in diesem Moment einfach einsam. Hatte er früher nach Einsamkeit gesucht, so war ihm diese mittlerweile schier unerträglich. Jetzt, wo der Kleine ihm nicht auf die Nerven gehen konnte, da fehlte er ihm. Vermutlich war er so kurz angebunden gewesen, weil er vergangenen Abend nicht so reagiert hatte, wie er das gerne gesehen hätte. Der Kerl musste ja auch unbedingt so ein Sensibelchen sein. Zu allem Überfluss dudelte das Radio gerade die neueste Single von "Bad Luck". Naja, immerhin hatte er so seine Stimme im Ohr. Ein schwacher Trost für den allein gelassenen Eiri Yuki. Er griff sich an den Kopf. Himmel, was hatte er plötzlich für Gedankengänge. Es hatte sich doch anscheinend eh alles geändert. Shuichi schien ihm zu entgleiten. Vermutlich war er es selbst schuld, wenn der Kleine sauer auf ihn war. Wenn er doch nur nicht immer automatisch so viel nachdenken und einfach mal Handeln würde. Aber sein Charakter versagte ihm das einfach. Wie von selbst wanderten seine Gedanken dann...an Yuki...und die Angst, alles könnte aus den Fugen geraten, alles könnte alles so ein plötzliches Ende haben wie damals. Er hasste seine Angst vor Gefühlen. Wer konnte es Shuichi da übel nehmen, wenn er nicht mehr mitspielen wollte? "Ich bin sofort wieder da!" versicherte Shuichi seinem besten Freund, als er von der Maschine abstieg und sich die Haare nach Abnehmen des Helms ordnete. "Ja, mach schnell..." Er wartete nicht gerade gerne, wenn sich Shuichi in die Höhle des Löwen wagte. Aber er hatte nun einmal etwas vergessen. Sein Handy. Soll vorkommen. Also einfach nur abwarten. Und wenn er nicht schnell genug draußen wäre müsste er sich vermutlich Sorgen machen, dass er sich wieder hatte hinreißen lassen... Währenddessen hörte Shuichi beim Eintreten, dass Yuki wohl wieder voll in seine Arbeit vertieft war. Also am besten gar nicht großartig stören. Er huschte schnell ins Schlafzimmer und sah auf dem Nachttisch bereits sein Mobiltelefon herum liegen. Schnell steckte er es sich in seine Umhängetasche und drehte sich um. Dabei stieß er im Türrahmen auf Yuki. "Kannst du nicht mal Hallo sagen, wenn du schon nach Hause kommst?" Er sah müde aus. "Hallo. Ich wollte dich nicht bei der Arbeit stören." Er wollte sich schnell durch die Tür drängen, als Yuki ihn festhielt und gegen den Rahmen drängte. Seine Lippen fanden sich schnell an Shuichis Hals wieder. "Ich hab dich vermisst....Shuichi" Ihm wurde heiß, wenn Yuki in diesem Ton mit ihm sprach. Yukis Hände glitten an seinem Körper hinab, dann über seinen Rücken, wo sie letztendlich auf seinen Pobacken Halt machten. Yukis Lippen glitten vom Hals höher bis sie schließlich Shuichis Mund versiegelten. Doch Shuichi wollte nicht. Er hatte absolut keine Zeit - und keine Lust für Yuki dann herzuhalten, wenn es ihm gerade in den Kram passte. Er drückte Yukis Körper von sich und drehte den Kopf zur Seite. "Ich hab jetzt keine Zeit" presste er hervor, als er sich endlich aus seinen Armen befreit hatte. "Hiro wartet draußen auf mich. Ich hatte nur mein Handy vergessen und wollte es holen. Ich muss jetzt los." Er hörte ihn hinter sich aufstöhnen, weshalb er sich noch einmal umdrehte. "Ich dachte eben, du bleibst jetzt ein bisschen bei mir, bevor du wieder mal auf Tour gehst." Er riss die Augen auf, in seiner Aussage war seine Enttäuschung viel zu sehr durch gekommen. Selbst bei Shuichi musste das angekommen sein. "Ich muss los. Kommst du heute Abend?" "Hm...mal sehen." Wieder so etwas! Verärgert drehte sich Shuichi um und verließ die Wohnung nicht unlaut mit den Worten "Dann lass es eben!" Hiro erkannte schon am Gesichtsaudruck seines Freundes, dass auch dieses Zusammentreffen wieder einmal nicht gerade glücklich verlaufen war. Aber was ihn schon die letzte Zeit so verwunderte war, dass Shuichi oft nicht mit tränenüberströmten Gesicht auftauchte, sondern eher mit einem verärgerten und genervten Gesichtsausdruck antanzte. Er setzte sich den Helm auf und klemmte sich hinten aufs Motorrad drauf. "Fahr schon los, ich hab Hunger...Bitte!" Hiro stellte keine weiteren Fragen, sondern warf die Maschine an und fuhr los. Er konnte förmlich spüren, wie Shuichi an seinem Rücken brodelte. Er würde ihm sicherlich beim Essen erzählen, was nun schon wieder vorgefallen war. Eiri hackte wie ein Bekloppter auf seine Tastatur ein, las sich dann die getippten Sätze durch und löschte sie sofort wieder. Er fuhr sich durch die Haare. Dieser verdammte Roman wollte ihm einfach nicht gelingen. Wie kam es plötzlich dazu, dass Shuichi ihn so beschäftigte, dass er sich nicht mehr auf seine Arbeit konzentrieren konnte. Noch dazu hatte er fast seine Schachtel Zigaretten aufgebraucht. Er schlug sich mit der Handfläche ein paar Mal gegen die Stirn. "Komm schon, dir muss was einfallen..." Er linste zur Seite, sein Blick fiel auf das Telefon. Sollte er ihn jetzt einfach anrufen? Aber wofür? Shuichi biss gerade herzhaft in seinen Hamburger hinein als er aus seiner Tasche heraus das Handy bimmeln hörte. Mit einer Hand kramte er in der Tasche rum und starrte ungläubig aufs Display. Weshalb rief Yuki ihn denn jetzt an? Er spürte in diesem Moment wieder die Wut in sich hochkommen und ging mit einem genervten "Ja?" dran. Der werte Herr am anderen Ende der Leitung wusste eigentlich nicht, was er genau wollte. "Ehm...ja...wollte nur nachfragen..." er kratzte sich am Kopf, denn jetzt musste ihm schnell etwas einfallen. "Wann ist denn euer toller Auftritt?" Shuichi zog ein so dermaßen verdutztes Gesicht, dass Hiro sich beinahe an seiner Cola verschluckt hätte. "Immer noch um die Uhrzeit, die ich dir bereits genannt hatte" antwortete Shuichi entnervt. Wieder einer dieser Momente in denen er merkte, dass Yuki ihm nie zuhörte. "Und das war?" grölte es ihm aus dem Hörer entgegen. Er konnte förmlich hören, wie Shuichi am anderen Ende der Leitung gerade die Augen verdrehte. "19 Uhr! Also was ist, kommst du oder nicht?" "Wenn du mich so anbluffst sicher nicht!" "Ich hab ja wohl allen Grund dich anzubluffen. Weil du mir nie zuhörst!" "Von ner Göre wie dir muss ich mich nicht anmotzen lassen..." entgegnete Eiri ihm kühl. "Wer hat denn hier wen angerufen???" wütend drückte Shuichi das Gespräch weg. Eiri hätte sich selbst ohrfeigen können. Schon wieder hatte er rumgenörgelt, obwohl es vollkommen unangebracht gewesen war. Und das nur, weil er zu blöd war seinen Grund für den Anruf zu nennen. Es war zum Mäuse melken! Und dann beendete er einfach das Gespräch. Er würde ja auf dieses Konzert gehen, wenn ihn das wieder beruhigte. Der Kleine würde sich hoffentlich wieder abreagieren. "Was war das denn für ne Aktion?" bemerkte Hiro ruhig, während er seine Cola bis zum letzten Tropfen mit dem Strohhalm aussaugte. "Ach nichts...Mag nicht drüber reden" maulte Shuichi, lehnte sich nach hinten und verschränkte die Arme. Sein Blick war nach draußen gerichtet. Wieder einmal schmerzte sein Herz. Es erschien ihm alles einfach nur noch so sinnlos. Diese ganze "Sache" mit Yuki eskalierte plötzlich. Oder lag es vielleicht daran, dass er sich selbst einfach nur geändert hatte? Früher hatte er immer die Schuld bei sich gesucht, doch mittlerweile wurde ihm fast mit jedem Tag klarer, dass nicht er allein die Schuld an ihren Streits trug. Er wollte doch nur Liebe und Geborgenheit, jemand, auf den er sich verlassen konnte und dessen Gefühle er sich sicher sein konnte. Wieso wollte ihm Yuki das nicht endlich geben? Lag ihm denn überhaupt nichts an ihm? Wie lange konnte er sich das noch so gefallen lassen? .... Hiro holte ihn wieder aus seiner Gedankenwelt zurück: "Du träumst schon wieder, also los, lass uns gehen. Wir müssen langsam" und deutete auf die Uhr. Er hatte Recht, sie mussten sich langsam aber sicher wieder auf den Weg machen und sich auf den Abend vorbereiten. Yuki versuchte möglichst unauffällig dazustehen. Der Kleine würde ihn sicherlich sowieso finden, wenn er nach ihm Aussicht hielt. Jedenfalls war es bisher immer so gewesen. Und dann konnte er sichtlich seine Augen auffunkeln sehen. Doch ob es noch immer so war? Er machte sich eine weitere Zigarette an. Dieses Mal hatte er sie verdammt dringend nötig, denn er war wirklich nervös. Und das war doch geradezu lächerlich. Im Prinzip bestand kein Grund nervös zu sein! Er musste sich wohl wirklich einmal für sein Verhalten entschuldigen. Und wenn er es erst einmal über sich gebracht hatte, Shuichi seine Empfindungen mitzuteilen, würde er sicherlich verstehen und Ruhe geben. Sicherlich wäre er wieder überwältigt von seiner plötzlichen Offenheit. Er grinste, warf den Zigarettenstumpen weg und trat sie aus. Nach diesem Auftritt würde er es nicht schwer haben zu den Garderoben zu gelangen, es war immerhin bekannt dass er mit Shuichi zusammen war, und dann würde er gelassen eintreten und den Kleinen abholen, der ihm dann vor lauter Freude um den Hals fallen würde. Wieder der Moment, in dem er ihm kühl zu verstehen machen würde, dass er sich noch immer wie ein Kind benahm - aber eben genau war es diese Situation, die er so gerne hatte, die er eigentlich nie missen wollte. Es war so...schön zu wissen, dass Shuichi sich über sein Auftauchen so freute. Er schaute auf die Uhr, Bad Luck musste bald dran sein... Shuichi starrte in den Spiegel hinein, dann an sich herunter und wieder zurück zum Spiegel. Dann zuckte er mit den Schultern. Bitteschön, wenn er in diesem Outfit auftreten sollte dann machte er das eben. Er ließ sich zurück auf den Stuhl fallen und setzte die Wasserflasche an. Er verspürte plötzlich einen wahnsinnigen Durst. Sein Blick fiel auf die Uhr. Ob Yuki gekommen war oder nicht? Wieso verschwendete er überhaupt nur einen Gedanken daran, es sollte ihm egal sein. Er durfte sich nicht so ablenken lassen. Er war eine eigenständige Persönlichkeit, er durfte sich nicht weiter von ihm abhängig machen. Er liebte ihn - noch immer. Aber so konnte er das einfach nicht mehr weiter mit sich machen lassen... Als Bad Luck angekündigt wurde sah Yuki auf. Shuichi hatte den Kopf gesenkt, das Mikro in der Hand und es war deutlich, dass er versuchte sich zu konzentrieren. Vermutlich beschäftigte ihn wieder einmal ihr Streit. Er bekam ein schlechtes Gewissen, wieso musste der Kleine sich immer von solchen Dingen ablenken lassen? Shuichi atmete durch, er verdrängte seine negativen Gefühle und begann einfach zu singen. Und je mehr Wörter seinen Mund verließen, desto mehr entspannte er sich und konnte vollkommen in seine Welt, in die Texte und die Musik eintauchen... Yuki war sich nicht sicher, ob der Kleine ihn entdeckt hatte oder nicht. Er hatte auf ihn sowieso den Anschein gemacht, als wäre er überhaupt nicht mit seinen Blicken auf der Suche gewesen. Etwas enttäuscht rauchte er die Zigarette zu Ende und begab sich in Richtung Backstage-Bereich, auf der Suche nach der Garderobe von Bad Luck. Suguru hatte sich bereits verabschiedet, er war immer recht schnell wenn es darum ging, sich danach aus dem Staub zu machen. Hiro hatte sich allerdings ebenfalls Zeit gelassen und wartete gespannt darauf, dass Shuichi endlich etwas von sich gab. Er hatte gemerkt, dass er beim Singen wirklich alles gegeben hatte, obwohl er offensichtlich mal wieder mit Yuki im Klinsch lag. Er zog sich sein Hemd über, als Shuichi sich gähnend auf dem Stuhl zurück lehnte. "Ich bin irgendwie lustlos" nuschelte er vor sich hin. Hiro nahm das als Aufforderung, sich seinem Freund gegenüber zu setzen und darauf zu warten, dass er endlich erzählte. "Dieses ganze Dilemma mit Yuki zehrt mir total an den Nerven" er kniff die Augen zusammen und rieb sich die Schläfen. "Was ist denn los? Du bist seit vorhin schon so...seltsam drauf." "Ach..." winkte Shuichi ab, doch er konnte Hiro beim besten Willen nichts vormachen. "Du hast gegackert, also leg schon das Ei! Was ist passiert?" Er sah seinen Freund mit einem durchdringenden Blick an. Dieser schien noch einen kurzen Moment zu überlegen und begann dann aber. "Ich glaub, ich halte das einfach nicht mehr aus, so wie es ist. Weißt du, es ist so schmerzhaft zu wissen, dass sich der so genannte Freund sich nicht für einen interessiert. Egal was ich tue, es kümmert ihn nicht, jedenfalls habe ich das Gefühl. Manchmal gibt es die Momente, in denen ich mir sicher bin, dass auch er das für mich empfindet, wie ich für ihn. Aber die meiste Zeit nörgelt er nur rum, sagt er mir, er sei froh wenn ich nicht da wäre...Und nur wenn er gerade Lust dazu hat ist er liebevoll, ist er mal lieb zu mir. Er ist so...verletzend." Sein weinerliches Gefühl besiegte nun letztendlich wieder seinen Willen und er ließ seinen Tränen freien Lauf. Hiro rückte näher mit seinem Stuhl an ihn heran und drückte ihn an sich. Er hasste diese Momente, in denen Shuichi so völlig am Boden war. Dabei hatte er das gar nicht verdient. Er hatte etwas Besseres verdient als diesen kalten Romanautoren, der von Liebe zwar schreiben aber selber nichts dergleichen beweisen konnte. Es war grausam seinen naiven, süßen Shuichi so grämen zu sehen. "Ich halte das einfach nicht mehr so aus..." hörte er etwas unter sich schluchzen. Er ließ ein wenig von seinem besten Freund ab, der ihn von unten mit verweinten Augen ansah. Hiro versuchte zu lächeln, er wusste nicht, ob ihm dieses Lächeln so gelang, aber Shuichi sah trotzdem dankbar aus. Eine weitere Träne kullerte ihm die Wange herunter, die Hiro mit seinen Fingern abhielt. "Du sollst doch nicht so viel wegen ihm weinen" flüsterte er und strich ihm auch weitere Tränen aus dem Gesicht. "Du hast jemanden verdient, der dir das gibt, wonach du dich sehnst. Jemand, der dich in den Arm nimmt, wenn du ihn brauchst." Dabei sah er ihm tief in die großen Augen. Er wusste nicht wieso, aber in diesem Moment fühlte er sich wahnsinnig zu Shuichi hingezogen. Ohne es zu bemerken näherte sich sein Gesicht dem seines Freundes. Shuichi konnte seinen Blick einfach nicht mehr von Hiros Augen abwenden. Es steckte so viel Fürsorge und Gefühl darin, dass er sich einfach hinreißen lassen musste. Und als sich plötzlich ganz sanft ihre Lippen berührten, fühlte er in sich ein angenehmes warmes Gefühl aufsteigen. Hiros Lippen fühlten sich so warm und sanft an. Ein unglaubliches Gefühl...Er schloss die Augen und wollte ganz in diesem Kuss versinken. Langsam tippte Hiros Zunge an seine Lippen und bereitwillig ließ Shuichi ihm Einlass. Langsam und vorsichtig ertasteten sie gegenseitig die Zunge des anderen. Ein genussvolles "Mhhhmm..." erklang aus Shuichis Hals und seine Hand wanderte hoch zu Hiros Oberarm, und hielt ihn dort fest gepackt. In seinem Kopf drehte sich alles, er wollte einfach nur mehr, mehr von diesem wunderbar geborgenen Gefühl, das ihn einnahm. Auch Hiro hatte die Augen geschlossen und empfand diese Nähe zu Shuichi als äußerst angenehm. So zart und lieblich, wie er ihn sich schon immer vorgestellt hatte. Dieser Kuss schien unendlich lange zu gehen, keiner von beiden wollte diesen Moment zerbrechen... "Hähähm!" ertönte es plötzlich hinter ihnen und erschrocken ließ Hiro von Shuichi ab, welcher sich ebenfalls geschockt umdrehte. Seine Augen weiteten sich, als er Yuki, eine Hand noch immer an der Türklinke, im Türrahmen stehen sah. Er hatte die Augen zusammen gekniffen, versuchte seine Wut herunter zu schlucken und seiner Enttäuschung nicht die Oberhand zu geben. Als er die Augen öffnete sah er einen augenscheinlich verblüfften Shuichi, der ihn mit großen Augen anstarrte. Er stand auf. "Yuki das..." "Du brauchst mir keine Rechenschaft abzugeben!" fuhr er ihn sofort an. Er musste sich jetzt unter Kontrolle halten, Shuichi musste nicht mitbekommen, wie sehr ihn das gerade Gesehene verletzt hatte. "Du kannst machen was du willst, und von mir aus mit deinem besten Freund rumlecken. Aber jetzt lass mich nicht länger warten, ich bin gekommen um die abzuholen!" Mit einem giftigen Blick schaute er zu Hiro herüber, dessen Blick ihm gegenüber nur Verachtung entgegen brachte. Shuichi hatte schnell seine restlichen Sachen zusammen gekramt und in seine Tasche geschmissen, sah mit einem hilflosen Blick zu Hiro und hauchte ihm ein "Sorry..." entgegen und trat auf Yuki zu. Dieser stand, den Blick von ihm abgewendet, noch immer im Türrahmen. Er schien wirklich wütend zu sein. Was hatte da jetzt bloß wieder angerichtet? Seine Vorsätze, sich nicht mehr von Yuki abhängig zu machen, und sich alles von ihm gefallen zu lassen, waren zunichte. Sein schlechtes Gewissen ließ all diese Überlegungen in den Schatten treten. Wie würde Yuki bloß reagieren, wenn sie unter vier Augen darüber sprachen? Sein Herz pochte wie wild. Er musste sich dafür entschuldigen... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)