At the end of the day von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 7: Immortality ---------------------- Shuichi wachte noch vor dem Wecker auf. 11 Uhr durch und er fühlte sich trotzdem total unausgeschlafen. Er angelte nach der Wasserflasche auf dem Nachttisch und nahm einen großzügigen Schluck aus dieser. Ein wahnsinniger Nachdurst. Dann blickte er neben sich. Hiro schlief noch tief und fest und sein zufriedener Gesichtsausdruck ließ Shuichi ein wenig erschauern. Er fasste sich an die Stirn. Was war in der Nacht nur mit ihnen beiden passiert? Er erinnerte sich an das angenehme Gefühl über Hiros Haut zu streichen, durch seine Haare zu fahren und seine weichen Lippen zu betasten. Er erinnerte sich auch an das Gefühl Hiros Hände auf seinem Körper, wie sie jeden Zentimeter erkundeten und sanft über ihn streichelten. Und er erinnerte sich an die Lust, die in ihm aufgeflammt war, als sein bester Freund ihn so berührt hatte. So viele Emotionen waren in diesem Moment durch seinen Körper geströmt und als sie sich vereint hatten, hatte er laut aufgeseufzt und sich völlig diesem süßen Gefühl hingegeben. Er hatte Hiro fest umklammert und ihn gebeten, ihn nie wieder los zu lassen. Mit jedem weiteren Stoß seines besten Freundes fühlte er die starken Gefühle, die sie beide verband. Und was war jetzt? Er wusste nicht, ob er es bereuen sollte oder nicht. Die Tatsache, dass sie noch immer beste Freunde waren, dass sie in dem Moment beste Freunde gewesen waren, in dem sie miteinander geschlafen hatten, erschien ihm so...falsch. Was war in sie gefahren, das zu tun? Steckte mehr hinter ihren freundschaftlichen Gefühlen? Oder...daran wollte Shuichi gar nicht denken, hatte er etwa versucht Yuki einfach durch Hiro zu ersetzen? "Hmmmmm...morgen" schmatzte es ihm von unten entgegen. Hiro war nun ebenfalls aufgewacht und rieb sich noch verschlafen durch die Augen. "Morgen" brachte Shuichi nur im Flüsterton heraus. Mühsam richtete sich Hiro etwas im Bett auf und gähnte herzhaft. Dann glitt sein Blick zu Shuichi hoch, er lächelte und wuschelte seinem besten Freund durch die Haare. "Noch immer traurig?" fragte er vorsichtig nach, doch Shuichi zuckte nur mit den Schultern. "Ich weiß nicht..." seufzte er und zog seine Beine an sich, umklammerte sie mit seinen Armen und ließ seinen Kopf darauf sinken. Einen Moment lang herrschte Stille. Hiro rutschte im Bett noch etwas weiter nach oben, darauf bedacht, dass die Bettdecke ihn noch verhüllte und nahm Shuichi leicht in den Arm. "Bereust du es?" Augenblicklich musste Shuichi erröten. Er spürte Hiros warmen Atem neben sich. Er blickte hilfesuchend zu seinem besten Freund hoch. "Bereuen..." Er seufzte "Weiß nicht, ich meine, was stimmt nicht mit uns? Wir sind beste Freunde, wie..." "Ich weiß was du meinst, Shu-chan..." Unbewusst drückte Hiro seinen Freund näher an sich heran. Er konnte seine Gefühle gerade selbst nicht richtig einordnen. "Vielleicht sollten wir uns einfach Zeit lassen" erklang es plötzlich etwas dumpf neben ihm. Shuichi hatte sein Gesicht in den Händen vergraben. "Ich meine" dabei blickte er wieder auf "ich weiß, dass du mir sehr wichtig bist und du mir gut tust. Also, bereue ich es vielleicht nicht?" Erschrocken fuhren beide zusammen, als der Wecker sie aus ihren Gedanken riss. Unruhig rieb sich Shuichi durchs Gesicht. "Ich geh als erster duschen, okay?" Hiro nickte nur stumm. Shuichi robbte bis an die Bettkante und stand auf, erinnerte sich in dem Moment jedoch an seine vollkommene Nacktheit und riss das Betttuch an sich. Etwas verwundert und gleichzeitig amüsiert blickte Hiro zu ihm hoch. "Wofür brauchst du die denn? Denkst du ich weiß nach dieser Nacht nicht genau, wie du nackt aussiehst?" Shuichi errötete abermals. "Das ist es nicht..." flüsterte er, während sich sein Blick verdunkelte. "Ich fühl mich...eben nicht so schön. Es ist mir irgendwie unangenehm." In das Bettlaken gewickelt huschte er an seinem besten Freund vorbei und murmelte noch im Vorbeigehen "Das war auch bei Yuki schon immer so..." --------------- "Morgenstund hat Bier im Mund... ... oder so ähnlich muss es für Shindou und Nakano der Band Bad Luck geheißen haben. Grölenderweise zogen sie in den frühen Morgenstunden stark schwankend durch die Straßen, bis ein barmherziger Taxifahrer sich bereit erklärte die stark angetrunkenen Stars nach Hause zu fahren. "Ich war froh als sie endlich ausstiegen, sonst hätte mir bestimmt noch einer ins Auto gekotzt" sagte Ichiro M. unserem Reporter." Fujisaki hatte die kleine Kurzmitteilung in der Zeitung sofort erblickt. Aber selbst solche Publicity war besser als gar keine. Hiro und Shuichi schafften es in der Tat immer wieder irgendwie in der Zeitung genannt zu werden. Je mehr über sie geschrieben wurde, jedenfalls zeigte das die Erfahrung der vergangenen Zeit, desto besser verkauften sich ihre CDs. Und selbst wenn es so peinliche Nachrichten waren, dass sich zwei Personen der Band hatten voll laufen lassen. Er schaute von der Zeitung erst wieder auf, als seine beiden Bandkollegen langsam ebenfalls eintrudelten. "Kommt ihr heute auch noch" bemerkte er fast beiläufig mit leicht tadelndem Blick. Wie sich die beiden manchmal gehen ließen..."Wie sieht es mit den Texten aus?" war seine weitere Frage. "Ich arbeite daran..." murmelte Shuichi in seinen nicht vorhandenen Bart und ließ auf den Stuhl Fujisaki gegenüber fallen. "Wenn dir nichts einfällt müssen wir eben jemanden engagieren, der was vernünftiges schreibt!" "Nein, nein, mir wird schon rechtzeitig etwas einfallen!" "Übrigens, schön, dass was über euch in der Presse steht!" "Was denn?" Hiro griff nach der Zeitung und las sich den kleinen Artikel mit einem Lächeln auf den Lippen durch. "Ach, so ein Kleinkram. Die haben auch nicht Besseres zu tun..." "Aber immerhin wird die Band erwähnt" gab Shuichi gähnend seinen Senf dazu. Er nahm einen Block und einen Stift zur Hand. "Was kommt jetzt?" Doch Shuichi antwortete nicht, sondern begann, Worte auf den Block zu krickeln. Ihm war eine Idee für einen neuen Song gekommen. Die einzelnen Buchstaben, Worte sprudelten nur so aus ihm heraus. In Gedanken ging er immer wieder Hiros Melodie nach, die Worte passten perfekt! --------------- "Schon gelesen?" fast beiläufig schob Tohma seinem Schwager die Zeitung unter, welcher nur mit einem gelangweilten Blick darüber blickte. "Was soll ich denn gelesen haben?" Tohma zeigte mit seinem Finger auf den kleinen Kasten mit den Kurzmitteilungen. Eiris Augen überflogen den kleinen Textteil und fragend hob er seinen Blick, um Tohma in die Augen zu schauen. "Und?" Genau so gelangweilt, wie er dem Text gefolgt war, steckte er sich nun eine Zigarette an und wartete auf eine Antwort. "Ich dachte, das würde dich eventuell interessieren." "Dass er sich betrinkt? Kann mir doch egal sein, ist seine Leber, die er sich kaputt macht." "Nakano war dabei." "Dann eben wie sie sich beide die Leber kaputt machen." "Was du ja nie tun würdest." "Und sein toller bester Freund ist mir ohnehin schnuppe!" Er spuckte die Worte schon förmlich heraus. "Du magst ihn nicht, was?" Doch als Antwort erntete er einen weiteren giftigen Blick seines Schwagers. "Was Shindou macht, ist mir gleichgültig. Wir sind nicht mehr zusammen und jetzt müssen mich seine kleinen Eskapaden noch weniger interessieren, als vorher schon." "Weshalb hast du dir dann die StarShine gekauft, wenn dich seine Eskapaden nicht interessieren?" Sein Blick klebte förmlich an Eiri und er bemerkte die leichte Unsicherheit des Romanautors, auch wenn dieser versuchte sie so gut es ging zu verstecken. "Ist doch eh nur Schund, was da drin steht. Ein wenig amüsieren darf man sich noch?" Seufzend erhob sich Tohma. "Eiri, ich möchte nur, dass dich niemand auf der Welt mehr verletzen kann. Und das hat sogar Shindou geschafft. Und du solltest ihn dir in keiner Form mehr antun. Auch nicht wenn es nur ein so lächerliches Interview ist." "Müsstest du nicht langsam mal arbeiten?" Beleidigt zog Tohma seine Finger zurück. "Wann ich zur Arbeit gehe ist immer noch meine Sache, ich habe da niemanden nach zu fragen. Aber gut, wenn du es wünschst, werde ich jetzt gehen." Er machte sich auf den Weg zur Tür. "Ich mache mir nur Sorgen um dich, Eiri." Yuki verdrehte genervt die Augen. Tohmas Fürsorglichkeit ging ihn in diesem Moment ziemlich auf die Nerven. "Ich weiß, ich weiß. Aber brauchst du nicht. Er...hat mich nicht verletzt, okay?" Tohma war einen leicht ungläubigen Blick auf seinen Schwager zurück. "Wenn du meinst. Bis dann". "Ja ja!" waren Eiris letzte Worte, die Tohma zu hören bekam und er verstand genau, was er ihm damit sagen wollte. Nachdem Eiri seine Verlegerin über die Beendigung seines Buches informiert und einen Termin mit ihr ausgemacht hatte, lehnte er sich in seinem Sofa zurück und starrte auf die StarShine, die noch immer unberührt auf seinem Wohnzimmertisch gelegen hatte. Langsam blätterte er auf die Seiten, auf denen Bad Luck sich den Fragen der Reporterin gestellt hatten. --------------- "Hey, das ist verdammt gut!" Hiro stand hinter Fujisaki und die beiden Augenpaare flogen über den Text, den Shuichi innerhalb einer halben Stunde auf Papier gebracht hatte. "Das ist echt gut..." murmelte Hiro ein weiteres Mal. Mit einem Lächeln begab er sich zu seinem besten Freund, der noch immer stumm auf seinem Stuhl saß. "Das müssen wir gleich ausprobieren!" Unbewusst legte er Shuichi die Hand aufs Knie, zog sie aber sofort wieder zurück, als er bemerkte, wie sein Freund vor dieser Berührung zurück schreckte. "Danke" Abrupt stand Shuichi auf und nahm Fujisaki den Zettel aus der Hand. "Dann würde ich sagen, versuchen wir das gleich mal in die Tat umzusetzen!" Seine Augen funkelten vor Enthusiasmus und in der Tat konnte er es nicht erwarten, diesen neuen Song dem Management vorzustellen und sofort auszuprobieren. Immerhin brauchten sie für das Album noch ein paar Lieder und dieses Lied war ein perfekter Anfang dazu. Und doch, als er im Studio stand, vor dem Mikrofon mit den Kopfhörern auf den Ohren, und Hiros Melodie daraus erklang, musste er schlucken. Mehrmals. Sein Herz raste. Weshalb nur? Vermutlich weil er die ganze Zeit über beim Schreiben dieses Liedes an Yuki hatte denken müssen. Yuki, Yuki. Er ging ihm einfach nicht aus dem Kopf. Hatte er tatsächlich geglaubt, dass Yuki ihn vermissen würde? Nichts von alledem. Warum auch, es war ja auch vorher nie so gewesen... "So this is who I am, And this is all I know, And I must choose to live, For all that I can give, The spark that makes the power grow. And I will stand for my dream if I can, Symbol of my faith in who I am, But I am so lonely, And I must follow on the road that lies ahead, I won't let my heart control my head, But I am so lonely." Obwohl Hiro doch bei ihm war. Hiro. Was war nur mit ihnen passiert? Wie sollte er diese neuen Empfindungen, die er seinem besten Freund entgegenbrachte, deuten? Wie war es nur dazu gekommen, dass sie derart intim miteinander geworden waren? Wieso gab es nicht einfach ein Aufwachen aus dem Alptraum, aus diesem Gefühlsgewirr? "And we don't say goodbye, we don't say goodbye. And I know what I've got to be" Er schloss die Augen und sog noch einmal tief die Luft in sich hinein. "Immortality I make my journey through eternity I keep the memory of you and me inside" Yuki... "Fulfill your destiny, Is there within the child, My storm will never end, My fate is on the wind, The king of hearts, the joker's wild, And we don't say goodbye, we don't say goodbye I'll make them all remember me Cos I have found a dream that must come true, Every ounce of me must see it through, But I am so lonely I'm sorry I don't have a role for love to play, Hand over my heart I'll find my way, I will make them give to me" Wieso konnte sich nicht einfach alles von selbst regeln, weshalb musste alles immer so verdammt schwierig sein? "Immortality There is a vision and a fire in me I keep the memory of you and me, inside And we don't say goodbye We don't say goodbye With all my love for you And what else we may do We don't say, goodbye" Ausatmen. Er hielt noch immer die Augen geschlossen, denn er befürchtete, dass wieder einmal die Tränen aus ihnen heraus strömen würden. Noch einige weitere Male tief ein und ausatmen. Aber spätestens, als er Hiros Hand auf seiner Schulter spürte konnte er sich nicht mehr zusammen reißen. --------------- "Wie oft laufen auf diesem Kanal eigentlich Musikvideos von Bad Luck" murmelte Eiri und warf den Kopf in den Nacken. Er hatte es sich am Fuße seiner Couch bequem gemacht, die Beine unter dem Wohnzimmertisch ausgestreckt, eine Zigarette in der rechten, eine Dose Bier in der linken Hand. Die Zigarette wanderte zu seinen Lippen, er inhalierte den Rauch, behielt ihn für einige Sekunden in der Lunge und stieß den Qualm dann wieder aus. "Bad Luck, Bad Luck, den ganzen Tag Bad Luck." Er versuchte aufzustehen und landete mit seinem Hintern allerdings direkt auf dem Sofa. Wieso verdammt noch mal meldete sich der Kleine denn nicht einfach wieder? Das war doch zum Kotzen. Shuichi schien das ja alles nicht einmal was auszumachen, der lief betrunken mit seinem Kumpel Hiro durch die Gegend. Hiro...schon allein dieser Name regte ihn auf. Er vergrub seinen Kopf in den Händen. Wie lange wollte der Kleine sich denn noch von ihm fern halten? Und wieso verdammt noch mal störte ihn das eigentlich so? Er verharrte noch einige Minuten so in der Starre, bis sein Blick auf den Wohnzimmertisch glitt und an der StarShine haften blieb. "Wenn man jemanden liebt, sollte so etwas funktionieren und kein Problem darstellen." War das ein Vorwurf an ihn gewesen? Was erwartete er denn bitte von ihm? Er hatte vier Jahre Zeit gehabt ihn kennen zu lernen. Er musste doch wissen, dass das nicht ging, was er von ihm erwartete...Er tastete sich zur Fernbedienung vor. Er konnte dieses Gedudel einfach nicht mehr ertragen. Das wirkte alles so ekelhaft glücklich. Und glücklich war er in diesem Moment sicherlich nicht. "Du kleine miese Ratte..." schrie er in die leere Wohnung und es war ihm, als fielen seine Worte kläglich von den Wänden und leeren Räumen zurück wie ein Echo. "Du dämliches Arschloch..." er sank zurück ins Sofa und stützte seinen Kopf auf der rechten Handinnenfläche ab. "Verdammte Scheiße..." seine Stimme war nur noch ein Flüstern. Er kauerte sich auf der Couch zusammen. "Gott, ich drehe noch durch...jetzt komm endlich zurück..." --------------- "Wenn du nicht immer so viel heulen würdest wäre es manchmal etwas erträglicher. Aber...nichts für ungut!" Fujisaki prostete seinem Lied-Sänger zu und nahm einen kräftigen Schluck davon. Dann stellte er seine Flasche ab, um die Waschräume der Bar aufzusuchen. Er hatte vorher im Studio eindeutig viel zu viel Wasser getrunken. Shuichi seufzte. Und Hiro wusste nicht genau wie er diesen Seufzer deuten sollte. Im Tonstudio hatte er sich noch fest an ihn geklammert, sein Hemd vollgeweint und ihn nicht mehr losgelassen. Und wieder hatte er ihn getröstet, in den Arm genommen und versucht so gut es ging ihn zu beruhigen. Aber dieses Lied hatte ihn irgendwie angestrengt. Er hatte sehr konzentriert beim Singen ausgeschaut, und es kam ihm vor, als würde er jede Zeile noch einmal neu überdenken. Erst als er sich ein wenig beruhigt hatte war er unter Hiros Berührung ein weiteres Mal zusammen gezuckt und hatte sich ruckartig von ihm gelöst. "Was ist nur mit uns los?" Hiro hatte überhaupt nicht gemerkt, dass sein bester Freund ihn so interessiert musterte. "Was meinst du?" Hiro stützte sich mit dem linken Ellbogen am Stehtisch ab. "Was ist mit uns los meine ich damit?" "Weil wir miteinander geschlafen haben?" Das Licht wirkte zwar leicht schummerig, aber Hiro konnte trotzdem sehen, dass Shuichi ein wenig rot wurde. "Ja. Das auch. Aber was ist sonst mit uns? Wieso ist das passiert, sollten beste Freunde so weit gehen?" Die großen Augen seines besten Freundes schauten ihn traurig und fragend an. "Ich weiß auch nicht. Ich weiß nur, dass du mir...sehr wichtig bist und dass es letzte Nacht wirklich...sehr schön war." "Das bestreite ich doch gar nicht." Shuichi griff vorsichtig nach der Hand seines besten Freundes und zog ihn ein Stück näher an sich heran. "Vielleicht brauchen wir einfach nur ein bisschen Zeit..." "Mag sein..." Shuichi machte eine kurze Pause. "Aber ich brauche dich und bin dir dankbar, dass du noch immer für mich da bist!" "Ich hab dich doch noch nie alleine gelassen." "Ich weiß." Leicht näherten sich die beiden Lippen erneut. Shuichi schloss die Augen und genoss noch einmal die weichen Lippen seines besten Freundes und wollte am liebsten laut aufseufzen, als sich dessen Lippen wieder von ihm trennten. Hiro strich ihm vorsichtig eine im Gesicht kleben Haarsträhne aus dem Gesicht. "Ich brauche dich auch, Shu-chan." --------------- Hiro beobachtete den noch schlafenden Shuichi schon seit einer geraumen Weile. Er sah beim Schlafen wirklich aus wie ein Engel. Ja, süß war sein kleiner Shuichi schon immer gewesen. Vorsichtig strich er ihm über die Wange, spürte die sanfte, weiche Haut seines besten Freundes und seufzte leise. Fiel es Shuichi genau so schwer seine Gefühle einzuordnen, wie ihm? Was genau wollte ihm dieses Gefühl sagen, das er für Shuichi hatte? Geborgenheit. Das war es, was er Shuichi gerne geben wollte und was er ebenfalls liebend gerne von ihm einforderte. Sie waren eben beste Freunde. Doch in gewisser Weise war Hiro schon von Anfang an eifersüchtig auf Yuki gewesen. Obwohl er im Grunde genommen bemerkt hatte, dass ihre Freundschaft gerade in dieser Zeit noch inniger geworden war...Traurig sah er weiterhin auf den friedlichen schlafenden Sänger. Wie leid es ihm immer getan hatte, wenn Shuichi völlig aufgelöst vor ihm gestanden und über seine Beziehung geklagt und geweint hatte. Ein Grund mehr Yuki nicht zu mögen. Jetzt wollte er für Shuichi da sein, eben so, wie es sich für den besten Freund gehört. Oder war da noch etwas anderes? Weshalb war in ihm überhaupt der Wunsch aufgekommen mit seinem besten Freund intim zu werden? Eine so plötzlich aufflammende Leidenschaft - wobei Shuichi der erste Mann war, mit dem er geschlafen hatte. Und wahrscheinlich auch der Einzige bleiben würde. Ging seine Liebe zu Shuichi etwa über die freundschaftliche Liebe hinaus? Er verdrängte seine Gedanken schnell, als er bemerkte, dass sich sein Freund neben ihm bewegte und langsam die Augen zu öffnen begann. Verschlafen saß Shuichi in dem anscheinend viel zu großen Pyjama in der Küche und gähnte herzhaft, als Hiro ihm die Milchtüte vor die Nase stellte. "Ich finde, ich sollte heute deine restlichen Sachen holen, oder?" Er linste zu Shuichi hinüber welcher ihm mit einem Schulter zucken antwortete. "Shuichi, wenn du von ihm los kommen willst, solltest du auch keine Sachen mehr bei ihm haben." Er seufzte. "Du hast ja Recht, ich weiß. Aber es ist trotzdem so komisch. Weil es so endgültig ist." "Willst du es denn nicht endgültig machen? Du hast es jetzt immerhin schon länger ausgehalten als sonst..." Schweigen. Nur das Ticken der Uhr erfüllte den Raum. "Okay" gab Shuichi nur leise von sich und griff dann nach der Müsli-Packung. --------------- Zigaretten und Kaffee. Daraus bestand Eiris Frühstück. Aber es kümmerte ihn nicht sonderlich, dass er in diesem Moment nichts anderes hatte. Ihm fehlte etwas ganz anderes. Diese unentwegte Stille in seinem Haus wollte ihn in den Wahnsinn treiben. Wie konnte es nur sein, dass Shuichi nur wenige Tage von ihm weg war und er gleich Entzugserscheinungen hatte? Richtig schlafen konnte er nicht. Das Bett war zu leer ohne ihn. Weshalb hatte er das eigentlich nie so wahrgenommen, als er noch bei ihm war? Beziehungsweise, wieso musste er seine Abwesenheit jetzt so stark wahrnehmen? Und sein Schwager versuchte ihn immer weiter davon zu überzeugen, dass es das Beste für ihn war. Natürlich. Wenn man litt war es das Beste..."Gott, wie erbärmlich..." sagte er zu sich selbst und nahm einen großen Schluck vom Kaffee und hätte diesen am liebsten gleich wieder ausgespuckt. Den konnte man keinem Esel mehr ins Ohr kippen. Wie lange hatte er denn dort gesessen und nachgedacht? Vor allen Dingen über Shuichi... Seit der Kleine weg war, so musste er sich eingestehen, war es wahnsinnig langweilig. Aber er musste versuchen diese Gedanken aus seinem Kopf zu vertreiben. In Sachen verdrängen war er ja sonst eigentlich recht gut. Er musste jetzt an den Termin mit seiner Verlegerin denken. Das war wichtiger. Er zündete sich eine weitere Zigarette an. Den Fernseher wollte er jetzt nicht einschalten, er befürchtete zu sehr, dass er wieder einmal auf dem Musiksender landen würde und wieder einmal ein Video von Bad Luck zum Besten gegeben wurde. Er blickte auf, als es plötzlich an der Haustür klingelte. Wer konnte das nun schon wieder sein? Insgeheim hoffte er ja, dass Shuichi sich mal persönlich blicken ließ, aber so wirklich rechnete er damit nicht. Und als er die Tür öffnete gefror sein Gesichtsausdruck und er zog eine finstere Miene auf. "Was willst du denn schon wieder hier?" Was wollte der Kerl jetzt schon wieder bei ihm, in seinem Haus? Vor allen Dingen mit welchem Gesichtsausdruck. Jedoch standen sich beide in dem nichts nach. Eiri hatte genau so einen finsteren und genervten Blick drauf wie Hiro. "Shuichis restliche Sachen abholen!" gab Hiro kalt von sich ohne den Blick von Eiris Augen abzuwenden. Kalt und gefühllos wie immer. Er wollte eintreten, jedoch versperrte ihm Yuki den Weg. "Den Kram kann er sich auch selber abholen, dafür soll er nicht dich schicken!" "Will er aber nicht, jetzt lass mich rein!" Er machte einen weiteren Schritt auf Yuki zu, der den Weg noch immer nicht frei geben wollte. "Vergiss es. Das ist mein Haus, also verschwinde jetzt, sonst..." "Sonst was?" Die beiden Männer standen sich zornig gegenüber. Yuki schüttelte leicht amüsiert den Kopf und zog gleichzeitig die Zeitung aus seinem Briefkasten heraus. "Wenn ich seine restlichen Sachen hab, verschwinde ich liebend gerne wieder!" Hiro wirkte gefasst und er blickte den Romanautor eindringend an. Yuki verdrehte genervt die Augen. Wenn der Shuichis Sachen mitnehmen wollte würde er vielleicht nicht ständig an den Kleinen erinnert. Er wies Hiro den Weg hinein und entblätterte gelangweilt die Zeitung. Der Typ würde schon erkennen, was seins war und was Shuichis. Er überflog das Titelblatt der Zeitung. Die Worte "Bald Good Luck für Bad Luck?" weckten sein Interesser und er blätterte auf die angegebene Seite. Er glaubte seinen Augen nicht zu trauen, als er das große Farbfoto seines Ex-Freundes und dessen besten Freundes sah. Hektisch überflog er die wenigen Zeilen, die dazu geschrieben worden waren. "Am gestrigen Abend wurden Shuichi Shindou und Hiroshi Nakano, Sänger und Gitarrist der erfolgreichen Band Bad Luck, in der Szene Bar "Flying Horse" gesichtet. Wie unschwer zu erkennen ist verbrachten sie die Zeit dort in trauter Zweisamkeit. Daher wird gemunkelt, dass die Beziehung Shindous zu dem Romanautor Eiri Yuki in die Brüche gegangen ist, wofür der Kuss mit seinem Bandkollegen spricht. Pech für Shindou-Fans, Glück für die Anhänger von Eiri Yuki. Dieser wird wohl bald wieder auf dem Singlemarkt vertreten sein." Hiro blickte sich etwas Hilfe suchend im Wohnzimmer um. "Wo sind denn seine CDs?" fragte er in den Raum hinein, drehte sich um und bemerkte, wie Yuki in die Zeitung vertieft war. Schien ja sehr interessant gewesen zu sein. Er wartete auf die Beantwortung seiner Frage. Doch statt dessen spuckte Yuki ihm nur eine Gegenfrage entgegen. "Was hast du mit ihm gemacht?" Wütend schmiss er die Zeitung auf den Wohnzimmertisch. Hiro blickte ihn entgeistert an. "Was?" Erst langsam fiel Hiros Blick auf die Seite der Zeitung, die noch offen auf dem Tisch lag. Er schluckte. Wieso mussten diese verdammten Aasgeier von der Presse eigentlich überall anwesend sein. "Hast du ihn etwa auch schon gevögelt?" Hiro erschrak ein wenig, als er den Blick Yukis sah. Wenn Blicke töten konnten wäre er in diesem Moment vermutlich tot umgefallen. Aber nicht nur das, er hatte sogar das Gefühl, dass ihm der Romanautor am liebsten an die Gurgel gegangen wäre. Doch er versteckte seine Gedanken gut und lächelte nur verschmitzt. "Und wenn, was geht das dich überhaupt noch an?" Diese Antwort war jedoch zu viel für Yukis Gemüt. Er schnellte hervor, packte Hiro am Kragen und hatte Mühe, sich unter Kontrolle zu halten. Nein, der Kerl war es nicht wert. "Raus mit dir" brummte er ihm wütend entgegen und zerrte ihn am Arm wieder zur Haustüre. Mit viel Schwung schmiss er ihn aus seinem Haus. Bevor er die Haustür jedoch zuschmiss brüllte er Hiro noch die Worte "Hau bloß ab, bevor ich mich vergesse. Und sag dem kleinen Bastard, er soll sich seinen Scheiß wenn schon gefälligst selber abholen!!! Sofern ich den Krempel bis dahin nicht schon längst weggeworfen habe!" entgegen. --------------- Hiro packte sich an den Arm. Meine Güte, hatte der eine Kraft. Der feste Griff um seinen Unterarm tat weh und als er seine Kleidung etwas hochkrempelte konnte er förmlich noch jeden einzelnen Finger Yukis darauf sehen. Was war der Typ denn plötzlich so abgedreht, weil ein Foto von ihm und Shuichi in der Zeitung war, auf dem sie sich küssten? Das konnte ihm doch egal sein. Vor allen Dingen jetzt, wo sie nicht mehr zusammen waren. War der etwa doch...eifersüchtig? Yuki eifersüchtig? Das konnte doch gar nicht sein. Aber weshalb sollte er sonst so ausrasten? Jedenfalls konnte er jetzt die Idee vergessen Shuichi seine restlichen Sachen mitzubringen. Aber wie sollte er ihm das jetzt erklären? Sollte er seine Vermutung äußern und sagen, er habe das Gefühl Yuki war eifersüchtig? Aber das würde wiederum Shuichi nur hoffen lassen, und das war ja auch nicht die richtige Lösung. Um zu vergessen durfte er gar nicht erst daran denken, dass er und Yuki noch eine Zukunft hatten. Er schwang sich dann jedoch wieder auf sein Motorrad um den Heimweg anzutreten. --------------- Yuki hatte Probleme, seine Wut, die Enttäuschung und das aufkommende Gefühl von Tränen unter Kontrolle zu halten. Am liebsten hätte er laut los geschrieen, jedoch kam kein Ton aus seinem Mund. Lief da jetzt wirklich etwas zwischen Hiro und Shuichi? Zeitungen brachten ja oft Meldungen, denen er keinen Glauben schenken konnte. Und vermutlich hätte er auch diesem Artikel keinen Glauben geschenkt, würde nicht dieses Bild den Inhalt des Textes bestätigen. Plötzlich wurde ihm übel und er merkte, wie der schlechte Kaffee von vor einigen Minuten in ihm hochkam. Er schaffte es gerade noch bis zur Spüle und übergab sich darin. Weshalb regte er sich überhaupt so auf? Mit zittrigen Händen stellte er das Wasser an um das angestellte Malheur zu beheben. Gott sei Dank hatte sich außerdem dem Kaffee noch nichts in seinem Magen befunden. Er spritzte sich ein wenig Wasser ins Gesicht und hoffte, dies würde ihm helfen wieder einen klaren Gedanken zu fassen. Er atmete mehrmals tief ein und aus und langsam fasste sich sein Kreislauf wieder. Wusste er doch lange Zeit nicht, was seine Gefühle ihm überhaupt sagen wollten, so spürte er in diesem Moment nur allzu genau, was sie zu bedeuten hatten. Und es schmerzte. Wie oft hatte Shuichi diesen Schmerz empfunden? Shuichi...wie konnte er ihn mit Hiro betrügen? Weiß Gott was noch zwischen ihnen passiert war. Wollte Shuichi sich nur aus seinem eigenen Kummer flüchten oder hatte er schon seit geraumer Zeit mehr für Hiro übrig und das war mit ein Grund, weshalb er sich von ihm getrennt hatte? Wie konnten nur diese wenigen Tage dafür sorgen, dass sein Leben abermals total aus dem Gleichgewicht gebracht wurde? Er sank auf den Boden und zog die Beine an sich heran. Shuichi hatte ihn doch verletzt. Und das Schlimme daran war, jedenfalls wollte dieser Gedanken nicht mehr aus seinem Kopf, dass er es auch nicht besser verdient hatte. Leise begann er zu schluchzen. Nach einer scheinbar ewigen Zeit, in der er sich zusammengerissen hatte, konnte er die Tränen nicht mehr zurückhalten. Er musste weinen, seinen Tränen freien Lauf lassen, ganz für sich allein. ------------------------ Nu mal gucken, wie euch der Teil gefallen hat. Ich hoffe, ihr seid nicht enttäuscht! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)