Hoch hinaus und tief hinab von Staubfeder (Kurzgeschichten) ================================================================================ Kapitel 1: Das Meer ------------------- Das Meer Das allgemeine Rauschen des Wassers zog das Plätschern von windenden Fischen und dem Gesang der Möwen mit sich, tauchte es unter und hob es mit den starken Armen wieder hinaus. Wenige Sonnenstrahlen drangen durch die dicke, graue Wolkendecke und liesen ihr Licht im Meer spiegeln. ,,Friedvoll " Kurzes, schwarzes Haar wehte leicht mit der Brise, als sei diese von so weit hergekommen, nur um mit ihnen zu spielen. Dunkle Augen beobachteten das Spektakel eines nahenden Sturms - und blieben doch ganz ruhig. Hände streckten sich nach eine Möwe aus und erreichten jene doch nicht, so begannen sie zu zittern, als wenn der Wind sie zu stark mit sich reißen würde. Die junge Frau, der die Hände angehörten, lies ihre Wehmut ein einem Seufzen verlauten. ,,Wie allein ich doch ohne Dich bin " Ihre Finger malten in der Luft das Gesicht einer anderen, formten alles nach, als hätte sie alles an ihr gekannt. Sie wusste, dass keiner ihrer Erinnerungen jemals an den Klippen der Zeit zersprungen waren, denn diese Glasuhr hätte nur sie zerbrechen können, aber das wollte sie nicht. Nicht einen Faden, der sie geschnitten hatte, konnte sie vergessen, keinen Schmerz, keine Sehnsucht, denn das war alles, was sie noch besaß. ,,Es ist Jahre her..." Und nichts war gealtert, nur gestorben. Ein Schleier des Schweigens verhülte die Welt, in der sie sah, sich bewegte, aber nicht mehr lebte. Denn Leben ruhte nur in ihrer Erinnerung und, wenn sie ehrlich war, fürchtete sie sich vor diesem Totsein, weil sie nicht in einem ''Dazwischen'' wanken wollte, sondern mit beiden Beinen auf festem Boden, doch an diese Angst hatte sie sich gewöhnt, auch wenn es nicht der richtige Weg war. ,,Meine kleine, bittere Schutzfunktion zerstört mich; ich wollte doch nur immer alles richtig machen.." Sie lachte hohl auf und fragte sich, ob das ihr ernst sei. Sie habe doch nie etwas richtig gemacht. Sie habe sie in den sicheren Abgrund geschickt hat. Vorsichtig nahm die Frau einen Silberring von ihrem Finger und betrachtete ihn begierig, bis sie ihn schließlich in ihrem Mund führte und verschluckte. ,,So... so verlier' ich alles erst, wenn ich doch schon längst zerfallen bin.'' Die Dämmerung erwachte am Horizont und die einbrechende Dunkelheit zeichnete tiefe Schatten in ihrem Gesicht ab. Ihre Füße, an denen sie schon keine Schuhe mehr trug, stellte sie auf das Geländer, was sie von dieser Flutenwucht abgrenzte und ihr Körper begann ganz erbärmlich zu zittern. ,,Darf ich meinen Wall jetzt brechen? Darf ich zu Dir kommen, bitte. Allein sein tut auch mir weh, bist Du nicht auch allein? Warte, ich komme zu Dir, dann sind wir beide es nicht mehr. " "Lass Dich fallen in bodenlose Tiefen Ruhe und Wehmut umgeben Dich leise Sieh Dich fliegen doch Deine Flügel sind müd und schwer überm Meer'' Diorama - Das Meer Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)