Little By Little II von Chingya (FINISHED !!! YEAH!!!^^ chap.17 &18 up!!) ================================================================================ Kapitel 13: If this is all -------------------------- ~*~ Gähnend streckte ich mich auf der kleinen Couch aus, die sich im Wohnzimmer unseres kleinen Häuschens befand, welches Camui und ich für ein paar Tage am Rande Osakas gemietet hatten. Wir waren den ganzen Tag unterwegs gewesen, hatten uns unter anderen das Panasonic Square angeschaut und hatten etwas gegessen. Jetzt taten mir meine Füße weh und ich schwor mir soeben, wie ich da gerade lag, das mich am heutigen Tag kein einziger Camui mehr dazu bringen würde, auch nur einen Schritt zu machen. Apropos, wo war er überhaupt? Ich erhob mich und blickte über die Rückenlehne der Couch hinweg in die Küche. Dort stand er und schien beschäftigt. Ein Lächeln zierte mein Gesicht, als ich so dasaß und ihn, meinen Kopf auf der Lehne abgestützt, beobachtete. Die Tage mit Camui hatten mir sehr gut getan. Erst hatte ich meine Zweifel gehabt, ob es denn gut wäre mit ihm weg zu fahren, aber jetzt war ich mir sicher, dass es eine gute Wahl gewesen war. Noch einen Moment beobachtete ich ihn, doch dann stand ich von der Couch auf und ging zu ihm. Er lächelte, als er mich im Türrahmen der Küche stehen sah. " Hey.", lächelte er und goss heißes Wasser in die Teekanne. Ich erwiderte das Lächeln und stellte mich neben ihn. " Was hast du auf dem Herzen?" Camui stellte die Kanne ein Stück zur Seite und wandte sich mir zu. Doch anstelle etwas zu sagen, schüttelte ich lediglich den Kopf, erwiderte den Blick aus seinen blauen Augen. " Komm her.", zog er mich an sich, worauf ich unwillkürlich mein Gesicht in seiner Halsbeuge vergrub. Schützend legte er seine Arme um mich. " Übermorgen geht es wieder zurück.", flüsterte er. " Aber wenn du mich fragst... es könnte ewig so weiter gehen." Ja, könnte es. Auf eine gewisse Art und Weise. Aber ich würde irgendwann daran zu Grunde gehen. Die ganzen Tage hatte ich die anderen vergessen können, Shinya vergessen können. Doch jetzt, wo ich hier stand, in Camuis schützenden Armen, erinnerte ich mich wieder daran, wieso ich hier war und mir wurde klar, dass ich sowieso nicht vor der Realität fliehen konnte. " Lass es uns doch noch ein bisschen gemütlich machen.", meinte ich, löste mich aus der Umarmung und ging zurück ins Wohnzimmer. Camui folgte mir kurz darauf mit der Kanne Tee und zwei Tassen. Zusammen setzten wir uns auf die Couch, wo ich mich in eine Decke einlümmelte. Mein Blick haftete auf meinem Handy fest, das auf dem Wohnzimmertisch lag. " Und, was hat Kira gesagt?", legte Camui seinen Kopf in den Nacken und starrte an die Decke. " Nichts Besonderes. Sie scheinen das bei Sony alles ganz gut im Griff zu haben.", kam es recht leise über meine Lippen. " Meine Bedenken waren also völlig unbegründet." Er nickte nur und fuhr sich seufzend mit der Hand über das Gesicht. Ihn schien etwas zu bedrücken und ich stellte mir die Frage, was es war. Ich lehnte mich seitlich gesetzt an die Lehne und betrachtete aufmerksam sein Profil. Er sah einfach wunderschön aus, wie er da so saß. Seine Augen waren geschlossen, sein Mund leicht geöffnet. Es hatte etwas Verführerisches. Ich lächelte leicht und legte meinen Kopf auf den angewinkelten Beinen ab. Was er wohl dachte? Noch eine Weile genossen wir die Ruhe um uns herum. Doch dann öffnete er seine Augen und schaute mich an. " An was denkst du?", richtete er sich auf und griff nach seiner Tasse Tee, um einen Schluck zu trinken. Schritt für Schritt verfolgte ich jede Bewegung, die er machte, völlig unbewusst. Plötzlich schauten mich zwei blaue Iriden an. " Lily?" " Mmh.", erwiderte ich seinen Blick, legte meine Arme um die angewinkelten Beine. " Du bist so ruhig." " Ich hab nur etwas nachgedacht.", lächelte ich leicht. Camui nickte und stellte seine Tasse wieder ab, um sich dann eine Zigarette anzuzünden. Weiterhin den Mann neben mir fixierend, fiel mir der Abend ein, als Kira und ich Gackt kennen gelernt hatten. Wir waren vorher auf einem Konzert von ihm gewesen. Kira war damals völlig hin und weg gewesen, als sie erfuhr, dass sie Tickets für dieses Konzert in Tokyo bekommen hatte. Wer hätte mal gedacht, dass ich hier neben dem Mann sitzen würde. Neben dem Mann, mit dem ich mittlerweile eine gemeinsame Vergangenheit hatte. Die ganz und gar nicht nur Sonnenseiten hatte. " Erinnerst du dich an unser Treffen in Deutschland?", fragte ich unerwartet in die Stille. Camui nickte wieder. " Ich denke manchmal viel zu oft daran.", war sein Blick geradeaus auf das Fenster gerichtet. " Ich würde gern wieder dahin zurück.", flüsterte ich, merkte, dass ich begann mehr als sentimental zu werden. " Ich nicht." Er schaute mich kurz an, um sich darauf wieder abzuwenden, einen weiteren Zug von seiner Zigarette zu nehmen. Eine Weile herrschte Schweigen zwischen uns. Bis er weiter sprach. "Ich wünschte eher, dass es so weiter gegangen wäre." " Nichts hält ewig." Seufzend versenkte er seinen Zigarettenstummel im Aschenbecher, um sich dann mir zuzuwenden. "Was willst du von mir hören?", schaute er mich fragend an. In seine blauen Augen schauend, schüttelte ich meinen Kopf. "Ich weiß nicht." "Du weißt was ich fühle. Wieso tust das dann jetzt?" Ich schaute nur fragend. Was meinte er? " Tu nicht so, Lily. Ich meine das alles hier! Du verlangst von mir, dass ich endlich einsehe, dass ich dich niemals haben kann. Aber wie soll ich lernen damit umzugehen, wenn du mich immer wieder an dich ran lässt, du all diese Dinge zu mir sagst?" " Ich wollte nicht..." Bumm! Jetzt hatte ich den Salat und ein schlechtes Gewissen dazu. Hätte ich gewusst, dass ich nur wieder alte Wunden aufreißen würde, ich hätte mein vorlautes Mundwerk gehalten. " Sicher nicht.", kam es sarkastisch. " Hast du nur im Geringsten eine Ahnung wie es ist neben der Liebe seines Lebens zu sitzen und zu wissen, dass man sie nicht haben kann? Ich würde alles dafür geben, um dich noch einmal frei berühren zu können, dich zu küssen ohne nachher ein schlechtes Gewissen haben zu müssen oder diese Gefühle im Inneren, die einen zu zerreißen drohen." Camuis Stimme war fest und deutlich. Die Worte verarbeitend, kämpfte ich gleichzeitig mit den Tränen. Wieso musste denn immer alles so kompliziert sein? " Ich liebe dich. Verstehst du? Ich liebe dich und werde es immer tun. Egal was passieren wird. Und, wenn du dich für Shinya entschieden hast, dann muss ich das nun mal akzeptieren. Aber bitte, bitte mach es nicht noch schwerer für mich, indem du mich immer an die Tage erinnerst, an denen ich dich haben konnte, an denen ich für kurze Zeit der glücklichste Mensch auf der Welt war." Schluchzend vergrub ich mein Gesicht in den Händen. Dieses Geständnis, diese Gefühle, welche er mir mitgeteilt hatte, ließ alle Dämme brechen. Tränen liefen mir ungehemmt die Wangen hinunter, schnürten mir die Kehle zu. Jegliche Gefühle strömten auf mich ein, ließen mein Herz verkrampfen. Was hatte ich nur getan? Wieso konnte ich diesen Mann nicht einfach so lieben, wie ich Shinya liebte? Einen Moment saß ich schluchzend vor Camui, doch dann spürte ich, wie ich sanft in seine Arme gezogen wurde. " Hey.", flüsterte er tröstend in mein Ohr, strich mir beruhigend über den Rücken. Ich ließ mich einfach in seinen warmen Armen fallen und konnte nicht verhindern, dass alle angestauten Emotionen der letzten beiden Monate aus mir ausbrachen. Nur am Rande bemerkte ich, wie Camui leise angefangen hatte zu singen, während er mich sanft hin und her wiegte. **** Heiter und freundlich lächelst du mir zu Und bist auch jetzt unverändert in meiner Nähe Wenn du die Augen schließt, schau, egal welche Jahreszeit ist Sie hüllt uns sanft ein Ob am Ende einer langen Reise etwas ist Das weiß niemand, aber Eine Nacht voller Sorgen kommt nicht noch einmal Auch wenn wir für immer laufen Ab jetzt sind wir zu zweit Diese Arme halten dich ganz fest Und du brauchst dich an nichts erinnern, nur an eines "Ich liebe dich" Der Tag, an dem ich dich, wie eine kleine Blume im Wind wiegend Traf ist lang her Zu jung haben wir uns Tag für Tag weh getan Jetzt sind es heitere Erinnerungen Vergiss nicht unseren Schwur Niemand soll uns teurer sein Und unser erdachter Traum wird Stück für Stück Wirklichkeit. Auch wenn wir für immer laufen Ab jetzt sind wir zu zweit Diese Arme halten dich ganz fest Und du brauchst dich an nichts erinnern, nur an eines "Ich liebe dich" Auch wenn wir für immer laufen Ab jetzt sind wir zu zweit Diese Arme halten dich ganz fest Und du brauchst dich an nichts erinnern, nur an eines "Ich liebe dich" "Ich liebe dich" **** Ich weiß nicht wann, doch irgendwann musste ich eingeschlafen sein. Als ich das nächste Mal aufwachte, lag ich im Bett. Allein. Müde richtete ich mich auf. Meine Armbanduhr verriet mir, dass es 2 Uhr morgens war. Jetzt war ich erst recht verwundert, dass ich Camui nicht neben mir im Bett anfand. Mir meinen dicken Wollpullover am Bettende greifend und überziehend, machte ich mich darauf auf den Weg um ihn zu suchen. Ich fand ihn recht schnell im Wohnzimmer. Er saß im Dunkeln auf der Couch und starrte gedankenverloren aus dem Fenster. Das Gespräch von vorhin fiel mir wieder ein. Ich musste zugeben, dass ich wirklich nicht gerecht zu ihm gewesen war, die letzten Jahre. Immer hatte ich es nervend empfunden, dass er mich nicht verstehen wollte, dabei hatte ich nicht einmal darüber nachgedacht, wie er sich bei der ganzen Sache fühlen musste. " Ich hab dich vermisst.", legte ich meine Arme von hinten um ihn. Kurz schreckte er auf, doch dann legte er eine Hand auf meinen Arm. " Es war so kalt ohne dich." " Ich musste nachdenken und das kann ich nicht, wenn du neben mir liegst.", meinte er leise. " Es tut mir leid.", vergrub ich mein Gesicht in seinen Nacken. " Mir tut es auch leid.", seufzte er. " Kommst du her?" Ich nickte und löste mich dann aus der Haltung. Langsam ging ich um die Couch herum und setzte mich neben ihn. Sofort legte er die warme Wolldecke um mich, zog mich näher zu sich und vergrub seine Nase in meine Locken. " So schön.", nuschelte er. " Es ist immer wieder wie eine Sucht. Ich tue mir eigentlich selber damit weh. Aber ich kann einfach nicht widerstehen." " Hey.", umfasste ich sein Gesicht mit beiden Händen, zwang ihn mich anzuschauen. "Ich kann dich verstehen. Von mir aus..." Er unterbrach mich, als er seine Zeigefinger auf meine Lippen legte. " Ich weiß.", hauchte er, legte seine Hand an meine Wange. "Ich sollte eigentlich dich lieben.", wisperte ich. Camui schaute mich nur an. Dann schüttelte er leicht den Kopf, wobei mir auffiel, dass meine Hände immer noch an seinen Wangen ruhten. "Es wird schon seine Gründe haben, dass alles so ist wie es ist. Nichts geschieht ohne Grund." " Nein, tut es nicht.", lächelte ich und beugte mich nach vorne, um meine Lippen zärtlich auf die seine zu legen. Ich wusste nicht wieso ich das tat, aber mir war klar, dass ich es wollte, dass es mir richtig erschien. Er unterbrach den Kuss, löste sich einen Stück von mir. "Nicht. Du willst das doch gar nicht." Seine Stimme zitterte leicht. Hatte ich ihn so sehr aufgewühlt mit meiner Handlung? "Doch.", war alles was ich sagte ehe ich ihn wieder küsste. Erst blieb Camui regungslos, doch dann erwiderte er den Kuss leidenschaftlich. Die Zeit schien still zu stehen und ich fühlte mich seit langem wieder befreit und schwerelos. Ich keuchte, als sich unsere Zungen berührten, miteinander kämpften. Das Gefühl war einfach berauschend. Wie hatte ich nur so lange ohne solche Berührungen ausharren können? Ich setzte mich auf seinen Schoß, fuhr immer wieder durch seine kurzen Haare, während eine seiner Hände in meinen Nacken den Kuss vertiefen ließ, als er mich näher an seine weichen Lippen dirigierte. Der Kuss schien endlos, wenigstens für diesen Moment. Plötzlich löste Camui sich lachend von mir. " Was...?", stutzte ich verwirrt. " Hast du es nicht bemerkt?", lächelte er glücklich. Als er das große Fragezeichen über meinen Kopf schweben sah, nahm er meine Hand und legte sie an meinen Bauch. "Er hat getreten.", flüsterte er, hauchte mir einen Kuss auf die Lippen. Da bemerkte ich es auch. Es war ein leichter Druck, aber er war nicht unangenehm. Es war das erste Mal, dass ich das Baby spürte, dass ich spürte, dass da etwas in mir war. Ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht, als er noch mal trat. " Und, wie ist es?", legte nun auch er seine Hand auf meinen Bauch, suchte die Stelle. " Ungewohnt...", nahm ich seine Hand, legte sie unter meine. "... und... schön.", fügte ich noch leise hinzu. " Du bist heute auch nicht der Schnellste, was?", drehte ich mich zu Camui um, als wir auf den Weg zum Auto waren. Wir waren schnell noch Einkaufen gewesen; was sich als recht amüsant herausgestellt hatte; da er unbedingt an unserem letzten Abend für uns kochen wollte. Ich hatte sicher nichts dagegen. Ich lachte innerlich eher darüber, dass Camui, bis oben hin bepackt, die Einkaufstüten trug. " Du kannst das Zeug gleich alleine tragen.", meinte er beleidigt und entriegelte die Türen seines dunkelblauen Nissan Murano. " Nein, danke. Du machst das doch ganz gut." Ich grinste breit, was er mit einem Lächeln erwiderte. " Du bist unverbesserlich.", verstaute er die Tüten im Kofferraum und setzte sich dann hinter das Steuer. Mich neben ihn setzend, schnallte ich mich an und bemerkte dabei, wie sein Blick abschätzend auf mir ruhte. " Nani?", fragte ich. Dieser Blick konnte ja nur Unheilvolles bedeuten. " Ich hoffe, du hast heute nichts mehr vor?" " Bis auf die Beine hochlegen? Nö!" " Seht gut.", lächelte er wieder eines seines unwiderstehlichen Lächelns. Ich bemerkte, dass Unbehagen in mir aufkam. Wieso hatte ich nur eine ganz schlechte Vorahnung bei dem Ganzen? Circa 20 Minuten später wuchs diese Unruhe in mir. " Camui? Was hast du vor?", fragte ich ihn, als er die Straße verließ und auf ein altes, verlassendes Industriegelände fuhr. " Keine Angst.", war alles was er sagte und hielt neben einer großen Lagerhalle. Er drehte sich zu mir und schaute mich ernst an. " Lily, ich weiß, dass du mich vielleicht für diese Entscheidung hassen wirst. Aber ich habe lange darüber nachgedacht und bin zu dem Entschluss gekommen, dass dieser Schritt für dich, in meinen Augen, notwendig ist." Schön für ihn. Mir kam das gerade ganz und gar nicht so vor, was auch immer es sein sollte. "Wovon redest du?" Ich war perplex, als er den Schlüssel aus dem Zündschloss zog und dann ohne ein Wort der Erklärung aus dem Wagen stieg. Langsam ging er um das Auto herum, auf die linke Seite, und öffnete die Beifahrertür, worauf ich den Anschnallgurt löste. " Steig aus.", sagte er leise und ließ mich nicht aus den Augen, als ich seiner Aufforderung nachkam. Kaum war ich ausgestiegen, nahm er meine Hand, um etwas hinein zu legen. Doch ehe ich schauen konnte, was es war, legte er seine darüber. " Hab keine Angst.", sagte er wieder. Er hauchte mir einen Kuss auf die Stirn, um sich dann einen Schritt von mir zu entfernen. Langsam öffnete ich meine Hand, schaute, was er mir gegeben hatte. " NEIN!!", entfloh es mir entsetzt, als ich den Autoschlüssel erkannte. "Das kannst du nicht von mir verlangen.", flehte ich und machte einen Schritt auf Camui zu, wollte ihm den Schlüssel wiedergeben, doch er wich mir nur aus. " Lily, bitte. Du kannst nicht ewig nur mit dem Motorrad durch die Gegend fahren. Auf Dauer ist es einfach nicht rentabel." " Tu mir das nicht an, bitte!", kam es heiser über meine Lippen. Ich merkte, dass ich zitterte, als ich wieder die Hand mit dem Schlüssel nach ihm ausstreckte. Aber wieder blockte er ab. " Es ist 10 Jahre her und schon lange Zeit, dass du wieder beginnst allein ein Auto zu fahren. Ich verlange nicht von dir, dass du den Unfall vergisst. Aber ich wünsche mir, dass du den Mut findest heute und hier einen großen Schritt zu machen und deine Angst zu besiegen." Tränen liefen leise meine Wangen hinunter, manipulierten meine Sicht. " Bitte... nicht!", flehte ich wiederholt. Wieso tat er das? Was hatte ich getan, dass er solch ein großes Opfer von mir verlangte? Wie ein Häufchen Elend stand ich vor ihm, die Hand mit dem Schlüssel nach ihm ausgestreckt. In seinen Augen konnte ich sehen, dass es ihm auch nicht leicht fiel das von mir zu verlangen, dennoch blieb er eisern. " Versuch es... nur ein Mal.", bat er mich. " Wenn du es nicht für mich tust, dann tu es für deinen Bruder. Er hätte sicher gewollt, dass du weiter fährst." Alex. Mein Kopf war auf einmal voll von Bildern. Bildern von Alex. Wie wir glücklich waren, wie er mich immer angelächelt hatte, wenn er mich aufmuntern wollte. Unsere gemeinsamen Erlebnisse, unser erster Kuss. Und dann kamen die Bilder von dem Unfall. Wie ich versucht hatte dem Laster auszuweichen. Ich sah wieder alles deutlich vor mir. Alex, wie er in meinen Armen lag und starb. Die ganzen Gefühle drohten mich zu ersticken. Ich konnte das nicht. " Es tut mir leid.", flüsterte ich, ließ den Schlüssel fallen. Kurz darauf gaben meine Knie nach. Doch noch bevor ich Bekanntschaft mit dem Boden machen konnte, spürte ich Camuis Arme, die mich an sich zogen. Schluchzend vergrub ich mein Gesicht in seiner Jacke, versuchte all die Bilder zu verdrängen. Lange standen wir so da, als ich plötzlich etwas Kaltes auf meinem Nacken spürte. Irritiert hob ich meinen Kopf und sah, dass es begonnen hatte zu schneien. Dicke, weiße Flocken schwebten vom Himmel, tauten auf dem warmen Asphalt. Dem Schauspiel zuguckend, vergaß ich alles völlig um mich herum. Eigentlich war es vollkommen selten, dass es schon im Dezember in Japan schneite. Camuis warme Lippen auf meiner Wange holten mich ins Hier und Jetzt zurück. Ich schaute in seine warmen braunen Augen. Dann wandte ich mich wieder ab, blickte in die Landschaft. " Es ist so wunderschön.", sagte ich leise, war völlig gefangen von all den kleinen Eiskristallen. " Nichts ist so schön wie du.", zog Camui mich wieder in eine Umarmung, vergrub seine Nase in meine Locken. Immer noch liefen Tränen meine Wangen hinunter. Seine Worte berührten mich und ließen mein Herz zugleich vor Schmerz zusammen krampfen. Wieso konnte ich nicht diesen Mann lieben? Wieso schrie mein Herz so sehr nach Shinya? Immer wieder fragte ich mich das und ebenso oft wusste ich, dass ich darauf wohl nie eine Antwort bekommen würde. "Lass uns zurück fahren.", löste Camui die Umarmung und bückte sich, um den Schlüssel vom Asphalt aufzuheben. " Warte!", hielt ich ihn zurück. " Ich... ich werde... fahren." Ich hatte Mühe diese Worte über meine Lippen zu bringen. "Ich will es für dich tun. Nur ein Mal, will ich etwas für dich tun." Er schaute mich nur völlig perplex an, schien meinen Sinneswandel nicht zu verstehen. Verdammt, ich verstand mich doch selber nicht. Ich hob den Schlüssel auf und blickte Camui nicht noch mal an, als ich zur Fahrerseite ging, um einzusteigen. Es war ein merkwürdig beängstigendes Gefühl wieder hinter dem Steuer zu sitzen. Mir Mut zusprechend, steckte ich den Schlüssel ins Zündschloss, startete den Wagen. Camui setzte sich neben mich und schnallte sich an. "Ganz ruhig, wir haben Zeit.", legte er seine Hand auf meine, die zitternd auf der Gangschaltung lag. Ich atmete noch einmal tief durch, zwang mich zur Ruhe und fuhr dann an. Die ersten Meter hatte ich mit mir zu kämpfen das Ganze nicht abzubrechen, aber als wir dann das Industriegelände verlassen hatten, spürte ich, dass die Anspannung etwas abfiel. Ich schaute kurz zu Camui hinüber, als ich die Straße von vorhin entlangfuhr. Er lächelte aufmunternd, drückte meine Hand. Ich erwiderte das Lächeln und ließ mich dann von ihm nach Hause navigieren. ~*~ Der Arbeitstag neigte sich langsam dem Ende zu. Ich betrat gerade wieder mein Büro, nachdem ich einige Unterlagen bei Kondo-san abgeliefert hatte. Nun musste ich nur noch meine Sachen ordnen, einige E-Mails beantworten und ich konnte nach Hause. Ich war völlig fertig und ich war froh, dass jetzt erst einmal drei freie Tage kommen würden. Die würde ich ausnutzen so gut ich konnte. Mich seufzend hinter meinem Laptop setzend, rief ich die neusten E-Mails ab. Gleich darauf beantwortete ich die Wichtigsten. Ein Klopfen unterbrach meine Arbeit, als ich gerade die vierte Mail abgeschickt hatte. " Ja.", bat ich denjenigen herein. " Stör ich?", betrat Shinya das Zimmer. Ich musste lächeln, als ich ihn sah. " Nein.", erhob ich mich und schritt auf ihn zu. Shinya lächelte ebenfalls und schloss hinter sich die Tür. " Ihr seid schon wieder da? Ich dachte, dass ihr erst morgen Früh aus Kyoto wiederkommen würdet.", war ich überrascht ein Mitglied Dir en grey's zu sehen. " Inoue-san hatte angerufen, wollte unbedingt noch was mit uns besprechen." "Oh. Ich hoffe nichts Ernstes?!" Shinya setzte sich kopfschüttelnd auf den Stuhl vor meinem Schreibtisch. " Das Übliche halt." " Wo steckt der Rest?", setzte auch ich mich wieder auf meinen Platz. Einen Moment sahen wir uns nur an, doch dann schaute Shinya aus dem Fenster. "Sie sind noch bei Inoue. Ich wollte zu Machiko, deshalb konnte ich mich schon früher loseisen." " Machiko ist heute nicht da. Sie kommt..." " Ich weiß.", unterbrach er mich, wandte seinen Blick wieder mir zu. Irgendetwas sagte mir, dass Shinya nicht ohne Grund hier war, hier bei mir und in meinem Büro. Ich lehnte mich in meinem Stuhl nach hinten und verschränkte die Arme. " Nun raus damit. Was ist los?", stellte ich ihn zur Rede. Dieser schaute erst völlig überrumpelt, lächelte aber dann eines seiner seltenen Lächeln. " Es geht um Lily.", meinte er schüchtern und spielte dabei mit dem Reißverschluss seiner Jacke. " Okay.", fixierte ich Shinya. Er kam mir vor wie ein kleiner Junge, der seinen Eltern etwas Unangenehmes beichten musste. " Du weißt, dass ich sie noch liebe, oder?" Shinyas fast schwarze Iriden begegneten meinen. In seinen Augen konnte ich Verzweiflung sehen. " Kira, ich hab keine Ahnung was ich tun soll. Diese Frau treibt mich in den Wahnsinn." Ein zaghaftes Lächeln schlich sich auf meine Lippen. " Was hältst du davon, wenn ihr mal redet?" " Ich würde ja gern, aber... es ist so schwer. Verstehst du?" Ja, ich verstand sehr gut. Mir war es schließlich damals mit Toto nicht anders gegangen. Ich nickte nur ob seiner Frage, ließ ihn dann weiter reden. " Ich hab mit Machiko Schluss gemacht. Es war einfach von Anfang an eine reine Lüge gewesen, diese Beziehung. Mein Herz gehört Lily und ich... ich... scheiße!", brach Shinya ab und versteckte sein Gesicht hinter seinen Händen. Erst dachte ich, dass er weinen würde, doch ich wurde eines Besseren belehrt, als er mich wieder anschaute. " Es war eine blöde Idee hier her zu kommen.", stand er auf. "Tut mir leid.", war alles was er noch sagte. Dann verließ er ohne einen weiteren Blick mein Büro. Hinter ihm fiel die Tür krachend ins Schloss. Was war das denn bitte gerade für eine Vorstellung gewesen? Noch einen Moment starrte ich die Tür an, bevor ich laut aufseufzte und mit meiner Arbeit fort fuhr. Half ja alles nichts. *** boah, bin ich froh, dass ich diesen teil der story hinter mir gebracht habe. ich hab echt zu kämpfen gehabt. aber jetzt ist er fertig. nicht all zu lang, aber dennoch hoffentlich lesenswert. langsam kommt die story auch zum ende. dabei fehlt der höhepunkt noch...merkwürdig. egal. vielen lieben dank für eure kommis und dank auch an meine betaleserin. bis hoffentlich zum nächsten kapi. feedback? baibai chingya Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)