Mondlicht von Fellfie ================================================================================ Kapitel 3: Kapitel 3 -------------------- Disclaimer: Keine Rechte und kein Geld für mich, was die Figuren dieser Fic betrifft- alles Eigentum von J. K. Rowling- der Plot (der sicher noch kommen wird *g*) gehört jedoch mir und wenn sich den jemand ausleihen will, dann bitte ich um vorherige Nachfrage Pairing: Draco Malfoy / Harry Potter, ein bisschen Hermine Granger / Ron Weasley Anmerkung: Hm, okay, bis jetzt wirkt alles vielleicht noch ein wenig planlos, aber eigentlich weiß ich genau, wohin diese Story führt. Vielleicht kann ich dieses Vorspiel mit diesem Kapitel beenden und kann dann endlich mit der Handlung beginnen. Mal sehen, was meine Charaktere- uups, Rowlings Charaktere- dazu sagen. Habt bitte etwas Geduld mit mir. Kapitel 3 Manchmal fragte ich mich, ob nicht alles, was wir hier taten, sinnlos war. Die Lehrer sagten uns immer wieder, wir lernten wir uns selbst, für unsere Zukunft, doch ich wusste nicht, ob sich die Mühe für eine Zukunft als Voldemorts ergebender Diener wirklich lohnte. Leute wie Potter lernten selbstverständlich auch, um sich verteidigen zu können, wenn sie angegriffen wurden und das hatte er bis jetzt auch ganz gut hinbekommen, aber würde es reichen, wenn Voldemort wirklich ernsthafte Bestrebungen unternahm, um die Herrschaft wieder an sich zu reißen? Was der Dunkle Lord bis jetzt getan hatte, war nicht mehr als ein- zugegeben perverses, aber dennoch relativ harmloses- Spiel gewesen. Es hatte ein paar Dutzend tote Muggel und Zauberer gegeben, aber mehr noch nicht. Es schien, als wolle er die "Guten" vorerst nur ein wenig reizen, um zu sehen, wie groß ihre Schlagkraft wirklich war, was er an Verlusten in einem wahren Krieg zu befürchten hatte. Und natürlich sammelte er erst einmal sein Heer um sich. Lauter Narren, die zu viel Angst hatten oder zu sehr nach Macht gierten, als dass sie sich ihm widersetzen würden. Es gab einige in der Zaubererwelt, die die Geschehnisse erschreckend fanden, doch ich musste ganz ehrlich sagen, dass sie- wenn sie bei diesen Kinderspielchen Voldemorts schon ängstlich durch die Gegend flitzten wie verschreckte Kaninchen- ganz einfach Feiglinge waren. Sie hatten keine Ahnung, was noch auf sie zukommen würde. Was ich persönlich jedoch erschreckend fand, war die Tatsache, dass einige Voldemorts Auferstehung nicht für voll nahmen, obwohl er beständig an Macht gewann. Wie konnten Menschen nur so dumm sein und denken, dem Tod entkommen zu können, wenn sie einfach nicht zusahen, wie er ruhigen Schrittes auf sie zumarschierte? In diesem Punkt waren Zauberer genauso verachtenswert schwach wie Muggel. Solche Leute widerten mich an. Es gab natürlich auch Leute, die mit gutem Beispiel voran gingen und jetzt schon etwas gegen Voldemort taten und nicht erst warteten, bis dieser mit seiner vollen Stärke zum Schlag ausholte, doch sie waren zu wenige, um erfolgreich zu sein. Das alles erschien mir manchmal so sinnlos. Es war nicht so, als wäre ich plötzlich gar nicht mehr an meiner Umwelt interessiert, doch manchmal fehlte mir einfach der Wille zum Weitermachen und ich würde mein restliches Leben am liebsten in einer ruhigen Ecke sitzend verbringen. Dass das nicht ging- schon gar nicht wenn man Malfoy hieß- war mir freilich klar und so stolperte ich den steinigen Weg der Fügung weiter entlang, nicht wissend, was mich auf den nächsten Metern erwarten würde, außer natürlich Voldemort und die Knechschaft unter seiner Fuchtel. Manchmal beneidete ich Menschen wie Harry Potter. Er sah in seinen Träumen, wie seine Eltern starben, auch wenn er keine klare Erinnerung mehr daran hatte, so war es dennoch sicherlich wenig angenehm. Er hatte Voldemort schon etliche Male gegenübertreten müssen, um seine Prüfung im Spiel des Lebens abzulegen und es war niemals ein Zuckerschlecken gewesen, sondern vielmehr jedes Mal eine erneute traumatische Erfahrung. Diggory war vor seinen Augen umgebracht worden, nur weil er zufällig nicht der gewesen war, den Voldemort wollte und ich wusste aus zuverlässigen Quellen, dass es Potter immer noch quälte. Und dennoch gab er nicht auf. Er konnte immer noch lachen und auch wenn ich zugeben musste, dass diese Erlebnisse ihre Spuren hinterlassen hatten, war er immer noch ein vergleichsweise fröhlicher Junge, der dem nächsten Morgen mit einem Lächeln entgegensah. Wenn ich in seine Augen blickte, sah ich keine Verbitterung, keine Abgestumpftheit und auch keinen Hass auf das Schicksal. Im Gegenteil. Ich konnte vielmehr Hoffnung in ihnen lesen. Hoffnung auf eines besseres Leben, Hoffnung auf Tage, in denen Kinder wieder sorgenfrei lachen und spielen konnten.... Hoffnung für die Zukunft. Ich hasste ihn dafür, weil ich es nicht verstand. Mal davon abgesehen, dass er eine bemerkenswert stabile Psyche haben musste, aber was gab ihm diesen Mut, um immer wieder aufzustehen, wenn er am Boden lag? Lag es an seinen Freunden? Konnte die simple, vertraute Nähe zweier Menschen so etwas bewirken? Nein, das konnte es nicht alleine sein. Ich hatte zwar nie Freunde im Gryffindorsinne gehabt, doch ich konnte es mir einfach nicht vorstellen. Möglicherweise lag es aber auch an jedem selbst, wie er durch das Leben schritt. Wir alle wurden sensibel und durch unsere Umwelt formbar geboren, doch irgendwann gab es einen Punkt im Leben, an dem man sich entscheiden musste, welchen Weg man ging. Entweder ging man den Weg des Lichtes, begegnete der Welt offen und freundlich und war zwar verletzlich, hatte dafür aber mit umso mehr Mut, sich den Risiken des Lebens mit einem Lächeln entgegen zu stellen. Oder man wählte den Weg der Schatten, verlor irgendwann einen Teil seiner Gefühle und passte sich so an seine kalte Umwelt an. Reiner Selbstschutz waren wohl beide Varianten. Das Abblocken jeglicher Gefühle verhinderte, dass man verletzt wurde, ebenso wie Optimismus half, schreckliche Erlebnisse zu überstehen, ohne verrückt zu werden. Nachdenklich wanderte ich die langen, leeren Gänge entlang. Es war jetzt später Nachmittag und der Unterricht nun auch für die letzten Schüler zu Ende gegangen. Die meisten saßen in ihren Gemeinschafträumen, um den Tag zu besprechen, quälten sich in der Bibliothek mit ihren Hausaufgaben oder saßen einfach nur auf dem Hof und ließen sich von der Sonne wärmen. Viele hatten sich entschlossen nach dem Ende der letzten Stunde hinunter auf den Hof oder an den See zu gehen um die Sonne, die von einem postkartenblauen Himmel lachte, zu genießen. Dafür, dass der Oktober bereits angefangen hatte, waren die Temperaturen erstaunlich mild und erinnerten ein wenig an den Frühling. Kein Wunder, dass sich plötzlich so viele Frischluftfans fanden. Durch einige offene Fenster, die der frischen Luft Zutritt zu den alten Gängen Hogwarts gewährten, drang das Summen der Gespräche und ab und zu ein Lachen hinauf, aber in den Gängen selbst war es ziemlich ruhig. Bisher war mir noch niemand entgegengekommen, obwohl hier sonst relativ viel Bewegung herrschte. Ein trügerischer Frieden, ich wusste es und doch kam es mir so vor, als wäre Hogwarts auf seltsame Art nicht von den Veränderungen da draußen in der Welt betroffen. Wie eine eigene kleine Welt, die sich weigerte mit ihrer größeren Schwester gemeinsame Sache zu machen. Wie ein Fels in der Brandung. Sicher konnte er nicht ewig gegen die wütenden Fluten des Meeres bestehen, doch es würde lange dauern, bis die scharfen, wehrhaften Kanten abgeschliffen worden waren und er sich den Kräften des Ozeans ergeben musste und somit versprach die Schule einen gewissen Schutz. Und gerade an warmen Herbsttagen wie heute wirkte Hogwarts der Wirklichkeit seltsam entrückt und obwohl ich es besser wissen müsste, erfüllte sogar mich eine ungewohnte Ruhe. Ich nahm mir einen Moment Zeit um an eines der Fenster zu treten und hinunter auf den Hof zu blicken. In einer Ecke saßen ein paar Schüler zusammen und brüteten über ihren Schularbeiten, ein paar andere hatten sich um eine Bank geschart und schienen in ein angeregtes Gespräche vertieft. Einige Zweitklässler waren damit beschäftigt ein paar Erstklässlerinnen zu ärgern und am See sah ich einige Pärchen sitzen, die sich lachend und schmusend in den Armen lagen. Sie alle wussten, dass Voldemort wiederauferstanden war und trotzdem konnte ich in ihren Gesichtern in diesem Moment keine Angst vor der Zukunft entdecken. Wie konnte sie es so einfach verdrängen? Ich verstand es einfach nicht. Für mich war Voldemort allgegenwärtig und hing wie ein dunkler Schatten über allem, was ich tat und nie hätte ich die Sorgen einfach beiseite schieben können. Nicht einmal an einem Tag wie heute. Vielleicht lag es daran, dass ich Voldemort näher war, als alle anderen hier. Dadurch, dass mein Vater ein Todesser war, war auch ich schon mit seinem Dunklen Herrn in Berührung gekommen und ich wusste, was von ihm zu halten war. Kannte seine Grausamkeit. Als wohl einziger Schüler hier- neben Potter versteht sich. Bei dem Gedanken an den Goldjungen von Gryffindor begannen meine Augen wie von selbst nach ihm zu suchen, aber als ich ihn nicht unter den herumwuselnden Schülern dort unten bemerkte, war ich doch milde überrascht. Ich hätte doch eigentlich geglaubt, dass er und sein Anhang ebenso wie die meisten anderen die Sonne genießen würden. Nun, es war ja eigentlich nicht meine Sache, was diese Dumbledore-Anhänger taten oder nicht. Potter war mir sowieso ein Rätsel. Ein Buch mit sieben Siegeln. Normalerweise konnte ich andere Menschen recht gut einschätzen- eine Fähigkeit, die zum Überleben dringend nötig war- doch bei ihm wusste ich manchmal nicht recht, woran ich war. Er verwirrte mich. Er schien so fröhlich und beinahe ausgelassen zu sein, wenn er mit seinen Freunden zusammen war, doch er konnte genauso wütend sein, wenn ich ihn provozierte. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass er kurz davor stand, mir an die Gurgel zu springen. Und dann wiederum, wenn er zum Beispiel alleine in der Bibliothek saß, wirkte er so ernst und verschlossen, dass man meinen könnte, man hätte einen ganz anderen Menschen vor sich. Seine Gefühlsschwankungen und seine Widersprüchlichkeit machten es mir schwer, mir ein Gesamtbild von ihm zu machen. Sicher, ich konnte seinen Charakter grob umreißen, doch das genügte mir nicht. Vielleicht war ich einfach zu sehr der Perfektionist, zu dem ich erzogen wurde. Und vielleicht verwirrte ich mich zu einem Teil auch selbst, weil ich meine Gefühle für ihn nicht mehr genau klassifizieren konnte. Früher war es so schön eindeutig gewesen- Hass, Rachsucht und Verachtung- doch irgendwie schien nun keines von diesen dreien noch zu stimmen und ich wusste nicht, ob ich wissen wollte, ob ich mir in vollem Umfange eingstehen konnte, was an ihren Platz getreten war. Und als würde die kleine abgeschiedene Hogwartswelt spüren, dass nicht alle Menschen die Sonne in ihrem Herzen trugen und sich von ihr wärmen ließen, begann es plötzlich aus heiterem Himmel zu regnen. Der Himmel war immer noch beinahe völlig blau und dennoch fielen die kleinen Regentropfen glitzernd zur Erde und schlugen einige Sonnenanbeter in die Flucht, die sich sogleich einen geschützten Unterstand suchten, um nicht nass zu werden. Andere jedoch blieben auf ihren Plätzen sitzen oder stehen und blickten verwundert über die Wetterkapriolen zum Himmel. Einen Moment noch stand ich am Fenster und schaute hinaus in den Regen, der die Sonne nicht im geringsten zu stören schien, denn sie strahlte unbekümmert weiter, und wandte mich dann ab, um den stillen Gang weiter entlang zu schlendern. Doch schon nach wenigen Metern blieb ich erneut stehen und blickte verwundert auf die Person, die auf dem steinernen Fensterbrett saß und durch das offene Fenster hinaus in den Regen starrte. Harry Potter hatte seinen Kopf gegen die Steinmauer in seinem Rücken gelehnt, die Beine angewinkelt, die Arme in einer halb schützenden Pose um sich selbst geschlungen und der Ausdruck seiner leuchtend grünen Augen sagte mir, dass er gedanklich sehr weit entfernt von Hogwarts war. Wieder ein Bild, das ich wohl in nächster Zeit zu Papier bringen musste, wenn ich es aus meinem Kopf verbannen wollte. Wieder eine Pose, die den unbestimmten Wunsch in mir weckte, ihn zu beschützen. Und obwohl ich genau neben ihm stand, schien er mich nicht zu bemerken oder meine Anwesenheit zumindest nicht als Bedrohung zu empfinden, denn er reagierte überhaupt nicht darauf. Schon das zweite Mal. Genau wie damals im Zug. Wie hatte es so ein Träumer nur geschafft, Voldemort wiederholt die Stirn zu bieten? Nun, dann würde ich ihn mal aus seine schönen Tagträumerei reißen und mich über seinen Schreck freuen, den er sicherlich gleich bekommen würde. ooOoOoo Es war ein herrlicher Tag und eigentlich wollte ich mit Ron und Hermine ein wenig am See spazieren gehen, um noch ein paar Sonnenstrahlen einzufangen, doch als ich in den Gemeinschaftraum zurückkehrte, außer Atem, weil ich den ganzen Weg von der Bibliothek, wo ich mir noch schnell einige Notizen für die Hausaufgaben gemacht hatte, hierher gerannt war, waren meine Freunde nicht mehr da. "Wo sind Ron und Hermine?", fragte ich Dean und Seamus, die in einer Ecke beieinander hockten und über die Slytherins und ihren Hauslehrer lästerten. Sie deuten zeitgleich mit einer Bewegung nach oben in Richtung Jungenschlafsaal und Dean empfahl mir grinsend: "Also, ich an deiner Stelle würde da nicht hochgehen." Fragend zog ich erst die Augenbrauen hoch und runzelte dann die Stirn, bevor ich mich auf den Weg machte, um meine Freunde zu holen. Es war mir doch egal, was die beiden dachten, was dort oben vor sich ging, aber ich war mir ziemlich sicher, meine besten Freunde nicht in einer recht peinlichen Position vorzufinden. Doch kaum hatte ich die Tür geöffnet, verharrte ich mitten im Schritt. Hinter den nachlässig geschlossenen Vorhängen von Rons Bett ertönte plötzlich ein leises Kichern. "Ron, lass das! Das kitzelt! Außerdem wird Harry bald zurück kommen." "Na und? Soll er doch. Ich glaube nicht, dass er ein Problem mit unserer Beziehung hat und außerdem tun wir ja nichts Verbotenes. Keine Angst, wir verpassen ihn schon nicht. Er wird sich schon bemerkbar machen, wenn er wieder da ist." Dann senkte er seine Stimme etwas und Hermine antwortete ihm ebenso leise. Nachdem, was ich aufschnappte, waren das wohl einige gemurmelte Liebeserklärungen und ich kam mir schrecklich fehl am Platze vor. Leise schloss ich die Tür wieder und verließ dann alleine den Gryffindor-Gemeinschaftsraum. Irgendwie war mir die Lust auf direkte Sonne plötzlich vergangen und ich schlenderte lieber durch einen der beinahe schülerleeren Gänge, um meinen Gedanken in aller Ruhe nachhängen zu können. Es stimmte, dass ich gerne in Gesellschaft meiner besten Freunde war, doch auch ich brauchte ab und zu Zeit, um mit mir alleine zu sein. Eigentlich konnte ich mit Hermine und Ron rund um die Uhr zusammenhängen, ohne dass wir uns wirklich auf die Nerven gingen, doch ich respektierte natürlich auch ihr Bedürfnis, mal alleine zu sein. Seufzend rutschte ich auf eine der Fensterbänke vor einem offenen Fenster, lehnte mich zurück und zog die Beine etwas an. Mit geschlossenen Augen lauschte ich einige Minuten dem Treiben auf dem Hof und genoss den für Oktober erstaunlich warmen Wind, der sanft über mein Gesicht und durch meine Haare strich. Meine Freunde gaben sich rührend viel Mühe, sich so normal wie möglich zu verhalten, wenn ich dabei war, damit ich mich nicht wie das fünfte Rad am Wagen fühlte. Deshalb hatten sie nur wenig Zeit, um ihre Beziehung zu pflegen und Zärtlichkeiten oder Liebeserklärungen auszutauschen und ich hätte es nicht richtig gefunden, wenn ich sie jetzt gestört hätte. Schließlich hatten sie es sich verdient, mal ein wenig allein miteinander zu sein. Ich spürte einen kleinen Stich Eifersucht. Es war nicht so, dass ich Interesse an einem von beiden gehabt hätte, aber ich wollte auch gerne so glücklich sein. Wollte auch gerne jemanden haben, der mich liebte, dem ich mich komplett anvertrauen konnte, wenn es nötig war, der mich verstand und tröstend und beschützend in den Arm nahm, wenn ich nachts aus einem meiner Albträume hochgeschreckt war. Das Problem an der Sache war nur, dass ich Gefühle für jemanden entwickelt hatte, der nun sicher keinen dieser Wünsche erfüllen würde. Ich hätte schon eine Freundin haben können, wenn ich ein Mädchen gefragt hätte, denn Parvarti hatte mir einmal augenzwinkernd verraten, dass viele ganz verrückt danach wäre, mit mir eine feste Beziehung zu führen, doch ich fürchtete, dass sie mich nur meines Namen wegen mochten. Außerdem hatte mich bis auf Cho noch kein anderes Mädchen interessiert. Das war noch kein Problem, denn schließlich gab es reichlich weibliche Wesen an dieser Schule und ich hatte genügend Auswahl. Selbst wenn ich plötzlich unerwartet feststellen sollte, dass ich im Allgemeinen eher in Richtung Jungen tendierte, wäre das noch nicht der Weltuntergang. Doch dass ausgerechnet Draco Malfoy mein Interesse wecken musste, grenzte an eine mittelschwere Katastrophe. Ausgerechnet er. Ausgerechnet der Junge, bei dem mit Sicherheit nie eine Chance bestehen würde, dass meine Zuneigung erwidert wurde. Ausgerechnet derjenige, der mir lieber einen tödlichen Zaubertrank als Wärme geben würde. Ich öffnete meine Augen und betrachtete neidisch die Pärchen am See. Nicht, dass ich ihnen ihr Glück nicht gönnte, aber ich sehnte mich danach, auch zu wissen, wie sich das anfühlte. In einer unbewussten Geste legten sich meine Arme um meinen Körper, während ich versuchte den Schmerz der Einsamkeit in meinem Herzen zu ignorieren. Und als würde der Himmel meinen Kummer spüren, setzte urplötzlich ein ziemlich heftiger Sommerregen ein und ich hatte so die Möglichkeit mich kurzzeitig von meinen Gedanken abzulenken, in dem ich beobachtete wie viele der Schüler auf dem Hof irgendwo Deckung suchten und in dem ich den Wassertropfen, die wie kleine Diamanten im Sonnenlicht funkelten, bei ihrem Fall der Erde entgegen zusah. Ein harmonisches Bild, das gar nicht recht in diese chaotischen Zeiten passen wollte. Das Gerücht, um Voldemorts Auferstehung machte trotz aller Versuche des Zaubereiministeriums das geheim zu halten, in der Welt der Zauberer und Hexen seine Runde und überall flüsterte man aufgeregt. Doch die Toten, die es bisher gegeben hatte, genügten anscheinend nicht, um auch den letzten Zweifler zu überzeugen. Einigen Leuten musste der Dunkle Lord wohl erst persönlich ins Gesicht schlagen, bis sie wirklich an seine Rückkehr glaubten. Diese Narren. Die, die jetzt schon gegen ihn kämpften, um das Schlimmste zu verhindern, waren alleine nicht stark genug und hatten nicht genügend Rückendeckung, während sich immer mehr gegen die Seite des Lichts wandten und sich unserem Feind anschlossen. Da draußen gab es immer noch zu viele Unentschlossene, die zwischen der Überzeugungskraft der Tatsachen und der Angst vor der Wahrheit hin und herschwankten und sich so nicht an dem bereits in kleinem Maße begonnenen Krieg beteiligten. Am Ende waren es dann Leute wie Dumbledore, der von Anfang an nie die Wahrheit verleugnet hatte, die die Kastanien aus dem Feuer holen mussten und dafür vielleicht ihr Leben ließen. Mit einem kalten Schauer dachte ich daran, was wohl passieren würde, wenn Dumbledores Ableben wirklich vor Voldemorts Tod eintreten sollte. Dann wären wir definitiv alle verloren. "Dich muss die Gefahr wohl auch erst in die Wade beißen, bevor du sie bemerkst, was Potter?", höhnte plötzlich eine sehr bekannte Stimme neben mir und ich zuckte erschrocken zusammen. Wo war der denn hergekommen? Ich hatte nicht gehört, wie er sich genährt hatte. Das waren wirklich schlechte Vorraussetzungen, um zu überleben. Ärgerlich schaute ich in Malfoys Augen und mir fiel plötzlich auf, dass es mir nicht gefiel zu sitzen, während er stand. Es machte so einen überlegenen, einschüchternen Eindruck, wenn er auf mich herabsah und das war nun bekanntlich nicht die beste Voraussetzung für eine Diskussion. Bedächtig erhob ich mich also, bevor ich amüsiert erwiderte: "Als wenn du eine Gefahr für mich wärst, Malfoy." Nun, ich war zwar beinahe einen Kopf kleiner als er, so dass er immer noch ohne Probleme auf mich herabschauen konnte, aber trotzdem fühlte ich mich besser so. "Was machst du überhaupt hier?", fragte ich dann stirnrunzelnd mit einem beinahe tadelnden Unterton. Seine grauen Augen blitzten spöttisch auf "Ich gehe hier zur Schule, falls es deinem Spatzenhirn entfallen sein sollte und ich habe sehr wohl das Recht hier zu sein." Das war mir auch klar, aber warum hatte er sich ausgerechnet den gleichen Gang wie ich ausgesucht und warum konnte er nicht einfach wie ein normaler, zivilisierter Mensch, der er nicht war, an mir vorbeigehen und mich in Frieden lassen? Oh, na ja, zumindest den letzten Teil der Frage konnte ich mir selbst beantworten. Weil er Draco Malfoy und ich Harry Potter war. Er musste mich ärgern, wann immer es ging, weil es ihm ein zwanghaftes Bedürfnis zu sein schien. "Warum gehst du nicht ein wenig raus an die frische Luft? Das würde dir, glaube ich, ganz gut tun bei deiner kränklichen Blässe." "Das ist keine kränkliche, sondern eine aristokratische Blässe, aber ich glaube nicht, dass ein Bauerntrampel wie du den Unterschied versteht", zischte er. "Außerdem regnet es." Und ob ich den Unterschied verstand. Wenn ich so eine Gesichtsfarbe hätte, würde man mich auf der Stelle zur Krankenstation bringen, aber bei ihm sah es einfach nur (nein, ich weigerte mich, das Wort atemberaubend zu verwenden) gut aus. Es unterstrich seine herrische, beinahe schon majestätische Ausstrahlung nur noch und gab ihm etwas von dem Charme einer Veela. "Eben. Vielleicht würdest du dir eine Lungenentzündung holen, an der du dann hoffentlich stirbst. Dann hat die Welt und vor allem ich ein Problem weniger." Als ob ich wirklich seinen Tod wollen würde. Die Worte, so böse sie auch gesagt worden waren, waren eigentlich nur leeres Gerede, doch das wusste er zum Glück nicht. Zornig wurden seine Augen schmal. "Es war diese Arroganz, die deinem Vater den Tod brachte." Gefühle hin oder her, jetzt war ich wirklich wütend. Wie konnte es sich dieser Mensch erlauben, über meinen Vater zu urteilen?! "Gerade du musst von Arroganz reden, Malfoy", erwiderte ich gepresst. "Was weißt du schon über meinen Vater? Nichts, absolut gar nichts und deshalb hast du kein Recht dir ein Urteil über ihn zu erlauben, zumal du sicher kein besserer Mensch bist." Irgendwie endete es immer damit, dass wir einander so hochschaukelten, dass wir uns am Ende beinahe an die Kehle gingen. "Oh, habe ich etwa deine Gefühle verletzt, Potter?", fragte er mit gespielter Unschuld und in seinen Augen funkelte es boshaft. Ich verspürte plötzlich das dringende Bedürfnis, ihn zu packen und seinen Kopf so lange gegen die Wand zu schlagen, bis endlich alle Gemeinheit raus war, doch ich beherrschte mich mühsam und antwortete mit zitternden Händen: "Ja, und das weißt du sehr genau." Argh! Seit wann gab ich mir die Blöße und bestätigte ihm, dass er sein Ziel erreicht hatte? Wo war ich mit meinen Gedanken gewesen? Kurze Stille legte sich über uns beide und ich begann mich unter seinen seltsamen Blicken wirklich unwohl zu fühlen, als er endlich wieder begann zu sprechen, mit gewohntem Spott in der Stimme. "Hoppla, ich hätte nicht gedacht, dass der große Potter so empfindlich ist. Finde dich doch endlich damit ab, dass deine Eltern Dank Voldemort das Zeitliche gesegnet haben, lange bevor du angefangen hast zu denken. Und nicht einmal dein wunderbarer Dumbledore kann sie dir zurückbringen." "Das weiß ich selbst, Malfoy, aber ich erwarte nicht, dass Leute wie du das verstehen", sagte ich mit kalter Stimme. Er würde es wohl kaum verstehen, wie es für mich war, bei den Dursleys aufzuwachsen und dazu noch den Tod meiner Eltern immer wieder in meinen Träumen zu erleben. Wie sollte er auch? Leute wie Draco Malfoy hatten schließlich keine Gefühle, wie er immer wieder selbst betonte. Nun schien das Thema für ihn ausreichend diskutiert worden zu sein, für dieses Mal zumindest, und er wechselte es. "Wo sind deine Freunde hin? Sag bloß, sie hatten endlich eine Erleuchtung und haben endlich eingesehen, was für ein Versager du bist? Oder warst du das letzte Mal so schlecht im Bett, dass sie lieber zu zweit weitermachen?" "Auf diese schmutzige Ebene begibst du dich gerne, was Malfoy? Nun, es passt zu deinem niedrigen Niveau." "Nein, es passt zu deinem niedrigen IQ. Dein gestörtes Gehirn wäre doch gar nicht in der Lage niveauvollere Sticheleien zu verstehen", machte er mir mit kalter Stimme klar, doch das beeindruckte mich zur Abwechslung überhaupt nicht. Erstaunlich welches Wechselbad der Gefühle ich in einem einzigen Gespräch mit ihm durchleben konnte. "Warum gibst du dich dann mit einem Dummkopf wie mir ab?", fragte ich gelassen und sah wie eine seiner Augenbrauen irritiert nach oben zuckte. "Warum lässt du mich dann nicht einfach in Frieden und suchst dir jemanden, der schlauer ist als ich?" "Weil du verdammt noch mal lebst, Potter, und das stört mich", erklärte er mir plötzlich hasserfüllt. "Es widert mich an, dass du dich im selben Gebäude aufhältst wie ich, dass du im selben Saal isst wie ich und dass du dieselbe Luft atmest wie ich. Leute wie du sollten ein für alle Mal verboten werden!" Einige vorbeigehende Ravenclaws warfen uns interessierte Blicke zu und begannen zu tuscheln. Ja, das Bild, das sich ihnen bot, war ja so typisch. Draco Malfoy und Harry Potter standen zusammen auf demselben Flur und natürlich flogen auch gleich die Fetzen. Sehr interessant und amüsant, wenn man nicht gerade Harry Potter war. Mit einem Mal wirbelte Draco gereizt herum und fuhr die erschrockenen Mädchen an: "Was glotzt ihr so blöde? Habt ihr noch nie einen Menschen gesehen?" Schnell ging die kleine Gruppe weiter. "Und jetzt wieder zu dir, Potter. Ich weiß nicht, wie man darauf gekommen ist, dich Versager nach Hogwarts zu lassen, doch ich weiß, dass du mich anwiderst. Deine ganze beschissene Art geht mir so auf den Senkel, dass ich es fast bedauere, dass es Voldemort nur geschafft hat, deine Eltern ins Jenseits zu befördern." Der Bastard wusste ganz genau, wie sehr er mir weh tun konnte, in dem er von meinen Eltern sprach und ich hatte wirklich keine Lust mehr auf diesen ganzen Quatsch. "Malfoy, du bist echt das Letzte", sagte ich tonlos und wandte mich dann ab um zu gehen. Den Idioten, der mich gerade so fertig gemacht hatte, ließ ich einfach stehen und es interessierte mich auch nicht, ob er nun überrascht über diese Reaktion war oder einfach noch wütender, weil ich ihn einfach ignorierte. Ich hörte etwas, das sich entfernt danach anhörte, als würde jemand wütend gegen die Mauer treten, doch ich kümmerte mich nicht darum. Auch das leise gezischte Fluchen hinter meinem Rücken interessierte mich nicht mehr. Mit welchem Recht tat er mir so weh? Wenn er mit sich selbst nicht klar kam, war das sein Problem und er sollte mich da verdammt noch mal nicht mit hineinziehen, indem er seinen Selbsthass auf mich übertrug. Ich hatte genug mit meinem eigenen Leben zu kämpfen, da konnte ich nicht auch noch seines ertragen. Schön, ich widerte ihn also an. Und er hasste mich. Vielleicht sogar mehr als sich selbst. Fein. Auch damit konnte ich leben. Ich hatte genügend Zeit damit zugebracht, zu hoffen, dass wir unsere Feindschaft irgendwann begaben könnten, doch damit war jetzt Schluss. Er war ein zukünftiger Todesser, dessen Bosheit Voldemort sicher jetzt schon Freude bereitete und ich kämpfte auf der entgegen gesetzten Seite. Zwischen uns konnte es keinen Frieden geben, nur Hass und- in meinem Fall- verletzte Gefühle. Schon alleine unsere Anwesenheit in derselben Schule schien ein Paradoxon zu sein und deshalb war ein kein Wunder, dass wir uns ständig in den Haaren hatten. Die Natur hasste Paradoxa und ebenso hassten wir uns. Wütend auf ihn und mich selbst stapfte ich durch den Gryffindor-Gemeinschaftsraum hinauf in das Jungenschlafzimmer, aus dem Ron und Hermine hoffentlich bereits verschwunden waren, denn ich hatten momentan keine Nerven, mich ihren Fragen zu stellen. Ich musste erst einmal wieder mit mir selbst klar kommen. "Ron und Hermine haben vorhin nach dir.....", begann Seamus, hielt nach einem Blick auf mein Gesicht jedoch inne. Einige jüngere Gryffindors, die ihre Hausaufgaben erledigten, sahen plötzlich zu mir herüber und ich wusste, sie versuchten zu erraten, was mit mir los war. Verdammte Neugier der Menschen. Konnte man die nicht irgendwie abstellen?! "Ist etwas passiert?", fragte Dean nun, doch ich würdigte ihn weder eines Blickes noch einer Antwort, sondern ging stumm hoch in den Schlafsaal der Sechstklässler. Alle Anwesenden schauten mir verblüfft hinterher. Ich warf mich auf mein Bett, zog die Vorhänge mit einer zornigen Bewegung zu, um möglichen Störenfrieden zu signalisieren, dass ich in Ruhe gelassen werden wollte und rollte mich in dem Halbdunkel meines Bettes zusammen. Verdammt, jetzt beherrschte Malfoy nicht nur meine Gedanken, sondern auch noch meine Gefühle, das war doch nicht mehr normal! Wie konnte es sein, das ein einziger Satz ausreichte, um mich wütend oder traurig zu machen? Er hatte mir oft vorgeworfen zu emotional zu sein und langsam glaubte ich, dass er damit wirklich Recht damit hatte. Ich konnte meine Gefühle nicht einfach ausschalten, wie dieser verdammte Eisblock, obwohl es manchmal sicherlich von Vorteil wäre. Ich hatte wirklich keine Lust mehr auf dieses ständige Hin und Her, das an meiner Seele zerrte. Manchmal hatte ich das Gefühl, er spielte absichtlich mit mir, nur um mich irgendwann am Boden zu sehen. Was Voldemort nicht geschafft hatte, schien er vollenden zu wollen und ich hatte es satt sein Spielball zu sein. Ich hatte es satt, zum Spielball meiner eigenen Gefühle zu werden, wann immer ich mit Malfoy stritt. Und ich wollte verdammt noch mal nicht mehr dieses sehnsuchtvolle Ziehen in meinem Herzen spüren, wann immer ich an ihn dachte. Wenn ich nicht bald etwas gegen diese Gefühle unternahm, dann würde ich wohl ernsthafte Konsequenzen zu tragen haben. Ich wollte nicht verwundbar gegenüber Malfoy werden, nur weil der alte Hass und die alte Rivalität verschwunden waren und ich nun etwas wie vorsichtiger Zuneigung empfand. Mal davon abgesehen, dass es auch nicht normal war. Malfoy und ich waren wie die Sonne und der Mond, nicht dafür bestimmt einander nahe zu kommen, doch mein widerspenstiges Herz schien das nicht begreifen zu wollen und klammerte sich an das, was es empfand, anstatt loszulassen und mir mein Leben zu erleichtern. Es würde wohl nie wieder so werden wie früher, doch es war wirklich an der Zeit, die neuen Gefühle zu verbannen und so gut es ging zum Ausgangspunkt zurückzukehren. In der Stille des Jungenschlafsaals schwor ich mir, mich auf der Stelle vom Astronomieturm zu stürzen, wenn ich noch einmal an die Gefühle zu Draco Malfoy dachte und es wagen sollte, von "Zuneigung" zu sprechen. Es war jetzt Mitte November und ich lebte noch, was wohl bedeutete, dass ich mich an meinen Schwur gehalten hatte. Besonders stolz darauf war ich, weil ich nicht einmal ansatzweise versucht hatte, dem Grund für mein Gefühlschaos aus dem Weg zu gehen, sondern im Gegenteil die Konfrontation gesucht hatte. Und trotzdem hatte ich es geschafft, die Empfindungen, die durch seine bloße Anwesenheit in ein und demselben Raum in mir wachgerufen wurden, erfolgreich zu verdrängen und zu ignorieren. Gut, mein Schlaf war seitdem etwas gestört, weil das, was ich am Tage unterdrückte, nachts an die Oberfläche drängte, aber das war es mir wirklich wert. Es war beinahe so wie früher und das war auch gut so, auch wenn mein Herz manchmal blutete.... nachts, wenn ich aus einem dieser Träume aufgewacht war, in denen Malfoy, eine Beziehung zwischen uns und jede Menge Glücksgefühle die Hauptrollen spielten... Doch auch das schaffte ich zu ignorieren, denn ich wusste ja eigentlich ganz genau, dass Träume nur sehr, sehr selten- in diesem Fall niemals- Realität wurden. Das Dumme an der Sache war nur, die Gefühle verschwanden nicht. Ja, sie schienen nicht einmal zu verblassen. Sie schienen im Gegenteil sogar stärker zu werden, je mehr ich mich bemühte, sie los zu werden. Je länger ich nicht an Malfoy dachte, desto größer wurde paradoxerweise die Sehnsucht nach ihm und ich konnte mir nicht erklären, warum. Ich hatte schon mit dem Gedanken gespielt, diese verwirrend widersprüchlichen Gefühle wieder zuzulassen, doch damit wäre ich schon wieder dort, wo ich vor ein paar Wochen den Schlussstrich gezogen hatte. Nie würde ich mir erlauben können, diese Empfindungen in ihrer ganzen Bandbreite zu erleben, weil ich zu angreifbar wäre. Wenn ich sie nicht in mir verschloss, sicher vor der Welt und vor mir, hätte ich keine Möglichkeit mehr, sie zu verbergen und Malfoy würde sicher die gesamte Schule davon in Kenntnis setzen und darauf hatte ich keine Lust. Spott über etwas, das ich nicht kontrollieren konnte, konnte ich jetzt wirklich nicht gebrauchen. Dieser merkwürdige, folgenschwere Tag im Oktober war der letzte gewesen, an dem es noch wirklich warm gewesen war. Danach hatte es sich rapide abgekühlt und im zugigen Schulgebäude konnte man sich mittlerweile nur noch mit Mantel und Wollschal bewegen, wenn man keine Erkältung riskieren wollte. Die Kälte war in alle Ecken gekrochen und hatte sich dort häuslich eingerichtet, so dass wohl nicht damit zu rechnen war, dass das Zittern am frühen Morgen, wenn man unter der warmen Bettdecke hervorkroch, in nächster Zeit aufhören würde- und der Winter hatte kaum begonnen. Doch irgendwie berührte diese Kälte auf seltsame Art auch mein Herz und machte mich gerade in diesen düsteren Monaten des Jahres auf die Leere darin aufmerksam. Nun, ganz leer war es ja nicht, aber der Teil, der mir vielleicht etwas Wärme hätte spenden können, war fest verschlossen, damit ich nicht verletzt wurde. Ich mochte den Winter nicht, wenn es so kalt und dunkel war, aber noch kein Schnee lag. Das gab dieser Jahreszeit etwas richtig Deprimierendes. Wie üblich saß ich mit gesenktem Kopf am Frühstückstisch, den Blick auf mein Müsli fixiert, damit ich nicht in Versuchung geriet zum Slytherintisch hinüber zu blicken und löffelte artig mein Essen, damit ich für den kommenden Tag gerüstet war. Ron und Hermine füßelten unter dem Tisch, in dem Glauben, ich würde nicht mitbekommen. Ich war schon beinahe fertig, als die morgendliche Post von einigen Dutzend Eulen in den Saal getragen wurde und obwohl ich wusste, ich würde nichts bekommen, blickte ich dennoch auf und verfolgte, wie die Vögel ihre Botengänge erledigten. Einige waren tollpatschig genug ihre Fracht direkt in das Frühstück der Empfänger klatschen zu lassen, andere ließen die Briefe und Päckchen einfach in den Schoß der entsprechenden Schüler fallen und wieder andere landeten elegant und treffsicher auf dem Tisch, um sich ihre Botschaft würdevoll abnehmen zu lassen. So wie Malfoys Eule. Mist. Jetzt hatte ich doch zu ihm geblickt und wie befürchtet konnte ich meine Augen auch nicht wieder abwenden. Dadurch konnte ich jedoch verfolgen wie Malfoy den Brief entfaltete, ihn aufmerksam las und ziemlich blass um die Nase wurde. Und gegen meinen Willen begann ich mich für den Inhalt zu interessieren. Wenn es Malfoy, der schon von Natur aus sehr helle Haut hatte, so weiß werden ließ, dann musste es schon ziemlich wichtig oder besonders furchtbar sein. Vielleicht war jemand gestorben? Sein Vater vielleicht? Malfoy suchte den Blick von ein paar anderen Slytherins und in gemeinsamen Einverständnis verließen die sieben dann den Saal. Draco Malfoy und sechs Siebenklässler, die ich bisher kaum gesehen hatte. Stirnrunzelnd und wider Willen besorgt blickte ich ihnen nach, als sie die Tür leise hinter sich schlossen und ich konnte mich eines schlechten Gefühls nicht erwehren. Draco tauchte den restlichen Tag nicht mehr auf, ebenso wie die anderen sechs scheinbar vom Erdboden verschluckt worden waren. To be continued.... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)