Der Seelenfänger von --Shiranui-- ================================================================================ Kapitel 1: Marissa ------------------ "Heissen sie eigentlich wirklich Herr Irikanis?" Der Schwertträger schaute das Mädchen, was kaum älter als 8 Jahre alt war, an und gab keinen Ton von sich, zeigte keine Regung der Gefühle und wirkte im Schein des Lagerfeuers, tief in einer Höhle, auch sonst nur sehr wenig menschlich. Draussen peitschte der Regen im Geleit des Sturmes und Gewitter gegen die steinigen Höhlenwände. Ab und an vernahmen die beiden Durchreisenden das Pfeifen des Windes, der dauraufhin an den Flammen des Feuers riss und kleine knisternde Funken von ihren verkohlten Plätzen warf. Sekunden vergingen bis des Schwertträgers Gesicht ein schwaches Lächeln zeigte. "Nenn mich Lance, Marissa." sagte er und stocherte mit der, mittlerweile vom Regen gesäuberten, Klingeseines Schwertes in der Glut des Feuers herum. "Lance, also." Marissa schaute ihn mit der Erwartung dass er nochmehr sagen würde an, aber er schwieg. Die Schatten der Felswände tanzten über sein dunkles Gesicht. In seinen schwarzen Augen spiegelte sich der Schein des Feuers wieder und das alles gab dem Mann ein dämonisches Aussehen, welches das kleine Mädchen am Schweigen hielt. Aber die Ruhe hielt nicht lange an. "Warum haben Sie mich mitgenommen, Lance? Sie sehen beim besten Wilen nicht danach aus, als ob sie sich gerne in Gesellschaft befinden?!" Der Satz, der so garnicht der Naivität eines kleinen Kindes entsprach, ließ Lance aufschauen. "Wieso glaubst du, ich würde mich nicht gerne in Gesellschaft befinden, Marissa?" seine schwarzen Augen verbargen seinen nervösen Blick perfekt. "Wenn Sie gerne und öfter in Gesellschaft wären, hätten Sie gepflegtere Kleidung." Marissa lächelte ihn freundlich an. Lance erwiederte das Lächeln aus Erleichterung. "Und ich dachte schon, ich würde den Eindruck machen, als ob ich kleine Kinder und andere Menschen fressen würde." Marissa lache. "Nein, Lance. Sie sehen zwar anders aus, als alle Menschen die ich kenne aber trotzdem mag ich Sie." "Bitte. Hör auf mich zu sie-zen." Damit war das Gespräch beendet. Das Lance ihre Frage nicht beantwortet hatte, war Marissa nicht aufgefallen. Sie hatte sich an ihn gelehn und war innerhalb weniger Minuten eingeschlafen. Der Schwertträger zog den zerknüllten, blutbefleckten Brief aus seiner Manteltasche und las ihn sich erneut durch. Mit jedem Satz stieg die Wut in ihm erneut auf und wurde stärker. "Lieber Sohn, mein Herz und Verstand stehen in einem Gefecht, welches nur meine Seele verlieren kann. Du, der du bis zuletzt mein einziges Kind warst hast allen Grund mich, deinen Vater, zu hassen. Jetzt, wo du diesen Brief in deinen Händen hältst, wird das Lebenslicht deiner Mutter nicht mehr scheinen und wahrscheinlich werden sie und ich uns im Paradies wieder sehen. Ich vermag nicht zu sagen, wie lange es her ist das ich Marissa diesen Brief und den Vorherigen gegeben habe. Auch vermag ich nicht zu sagen, wie alt das Mädchen nun ist. Das einzige was ich mit Sicherheit zu sagen vermag ist, dass sie deine Schwester ist. Und sie ist auch der Grund, warum ich dich bitten musste deine Mutter zu töten. Jahre nachdem du deiner Familie den Rücken zugewandt hast, wurde sie geboren. Niemand kann dir vorwerfen, dass du uns verlassen hast. Schonmal garnicht ich, der dir nichts als Qualen geschenkt hat, anstatt einer Kindheit, wie du es verdienst hättest. Trotzdem sagt mir mein sechster Sinn, dass du eines Tages in dein Heimatdorf zurückkehren wirst und auch sagt mir mein sechster Sinn dass die Frau, die ich mein Weib nannte, bis dahin an der Seelenkrankheit Azuelis erkrankt sein wird. Dieser Parasit ernährt sich von dem Kummer in der Seele seines Wirtes. Deine Mutter Luise wird körperlich dahinscheiden, aber dadurch dass der Parasit in ihr steckt, wird ihre Seele niemals ruhe finden, bis man sie ihr raubt. Mein Leben ist bereits vorher verwirkt und ich werde es nicht tun können, aber du wirst es können, da ich dich gelehrt habe diese Kraft zu nutzen. Ich hoffe du verstehst jetzt, warum ich dich in dem anderen Brief darum gebeten habe, Luise zu töten. Aber jetzt zu meiner eigentlichen Bitte: Ich bitte dich, deine Schwester mit dir zu nehmen, wenn du weiterziehst. Ich vermag nur an deinen guten Geist zu appelieren aber bitte nimm sie mit dir, bevor Seelenfänger erscheinen wird und wie in vielen anderen Dörfern die Kinder mit reinem Herzen mit sich nimmt. Hochachtungsvoll; Krat" Lance's schwarzer Blick wurde schwärzer als Schwarz und angewidert vergrub er den Brief wieder in siener Tasche. "Krat, du verdammter Bastard..." Das Unwetter hatte etwa eine Woche angehalten. Erst als die ersten Strahlen der Sonne die dicke und konstante, schwarz-graue Wolkendecke durchbrochen hatten, wurde das Maß der Verwüstung sichtbar welches welches die Wut der Natur hinterlassen hatte. Flüsse hatten sich zu Seen zusammengeschlossen, Wiesen und Heiden zu Sümpfen und die wenigen Bäume, die in dem Flachland vor dem "Gottes- Berg" gewachsen waren, sind von den Sintflutartigen Niederschlägen weggerissen worden. Auch das namenlose Dorf, Marissas Heimat, wurde nicht vom Sturm und Regen verschont. Die einst sandigen Straßen waren nun schlammig und überhäuft mit toten Tieren und den leblosen Körpern von einsigen Dorfbewohnern. 30% aller Häuser, die ursprünglich dort ihren Platz hatten, waren niedergerissen worden, wie Pappe. Einzig dicke Fliegen belebten momentan das Dorf, und ließen sich aus ihren bald verwesenden Brutplätzen nieder. Keu trat aus seiner Steinhütte hervor. Sein Zuhause hatte kaum Schaden genommen; einzig der Schornstein war nach zwei Tagen peitschendem Sturm zerstoßen worden. Der alte Metzger schaute sich um. Seine Hütte stand am äusserem Ende des Dorfes und dem Mann fielen die vielen Leichen nicht sofort auf. Die wärmenden Sonnenstrahlen, die alles glänzen ließen waren sein erster Blickfang bevor er die rechte Hand vor den Mund schlug, geschockt vom Ausmaß der Katastrophe. Keu's Schock wurde noch größer als plötzlich eine Hand auf seiner Schulter landete. "Wo ist sie?" Keu drehte sich um und sah in die blauen Augen eines jungen Mannes (er schätzte ihn nicht älter als 25) mit blonden Haaren, dessen Ansatz aber schwarz war. "Wo ist wer?" "Krat's zweites Kind!" "Ein dunkelhäutiger Mann kam und nahm sie -" Bevor Keu den Satz aussprechen konnte lag sein Kopf vor den eigenen Füßen, bevor diese nachgaben und sein nun lebloser nach unten sackte. "Lance, du verdammter Abschaum bist mir zuvorgekommen..." Keu's Vollstrecker verschwand aus dem Dorf und begab sich sofort zum Gottes-Berg. Dies war der einzige Ort, wo er Lance auf die Schnelle noch hätte antreffen können, aber anstatt Lance mit Marissa anzutreffen, fand er nur die die kalte und verlassenen Feuerstelle. Der Schwertträger war frühzeitig mit dem Mädchen abgezogen, zu einem ungewissen Ort... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)