Der Seelenfänger von --Shiranui-- ================================================================================ Kapitel 2: Verbundenheit ------------------------ Der blonde, blauäugige Mann saß vor der erloschenen Feuerstelle und schaute sie an, als ob der Geist des roten Elements noch dort tanzen würde. Er schaute genau dorthin, wo vorher das Feuer getanzt hatte und schaute genau so dorthin, wie Lance es vor ihm getan hatte. Vor seinem geistigen Auge sah er wie Marissa Lance gegenüber gesessen hatte und nach einem kurzen Gespräch (welches er nicht lauschen konnte) zu ihrem Begleiter gegangen war und anschließend, an ihn gelehnt, eingeschlafen war... "Crawd?" Der Blonde schaute auf. Lance lag über ihm und lächelte ihn an. Es war ein kaltes Lächeln, aber Crawd wusste das dies schon das Höchste an Lance's Emotionen war und erwiederte es freundlich, nachdem sein Blick auf Lance's schlanken aber muskolösen, gebräunten Oberkörper gefallen war. Die beiden befanden sich in einem Gästezimmer eines Wirtshauses. Draussen schneite es und die Umwelt lag lag schon lange in einem strahlendem Weiss. Fröstelnd zog Crawd die Decke des Bettes, indem er lag, sich bis zum Kinn hoch; wobei er Lance halb aus dem Selbigen beförderte. "Es ist kalt..." "Nein, tatsächlich, Weizenkopf? Wäre ich nicht drauf gekommen." Crawd hasste es, wenn man ihn Weizenkopf nannte, aber bei Lance war es was anderes. Auch wenn man aus seiner Stimme eigentlich nur Arroganz und Hass heraushörte, sprach er das Wort "Weizenkopf" doch irgendwie anders, fast liebevoll aus. Trotzdem konnte Crawd es sich nicht verkneifen einen beleidigten Blick zu seinem Gegenüber zu werfen. Leicht genervt schloss Lance die Augen und murmelte etwas von einem Kamin im Zimmer, den er grad angezündet hatte. Crawd musste schmunzeln und zog sich die Decke gänzlich über den Kopf. Lance zog diese sogleich wieder herunter und schaute Crawd kalt an. "Dir ist also kalt, ja?" Er zog den Kopf des Blonden zu sich und begann ihn innig zu küssen, während er über die helle Haut von Crawd strich. Crawd öffnete die Augen. Er war eingeschlafen, in der kalten Steinhöhle. Der Blonde schaute sich um. Nein, er befand sich nicht in den warmen Armen von Lance und es knisterte auch niergends ein Kaminfeuer, ganz zu schweigen von der Decke, die er vor knapp zwei Jahren auch wärend Lance's Küssen eng um sich geschlungen hatte. Nagut. Im Vergleich zu der Situation damals, hatte er heute zumindest Kleidung an. Mit leerem Blick fasste Crawd in die Asche der Feuerstelle, in der Hoffnung, ein heisser Stich würde seinen Körper durchfahren. In der Hofnung Lance hätte das "Kaminfeuer" extra für ihn angezündet. Aber da war nichts, ausser der kalten Asche und zwerfallenden, schwarzen Kohle. In Crawd stieg erneut ein Gefühl von Wut und Einsamkeit auf. Verzweifelt schloss er die Augen, in der Hoffnung wieder in Lance's Armen, unter seinen Küssen und Berührungen aufzuwachen, selbst wenn es nur ein Traum von längst vergangenen Tagen war. Auch diese Hoffnung erfüllte sich nicht. Zitternd kauerte der Blonde sich zusammen, aber auch das Wolfsfell, welches er vor einigen Wochen toten Tieren gestohlen hatte und es unter mühe zusammengeflickt hatte um wenigstens etwas wärmende Kleidung zu haben, war bereits am zerfallen. Trotzdem vergrub er sein Gesicht in dem Fell um die Tränen, die an seinem Gesicht runterliefen, vor nicht vorhandenen Personen zu verdecken. ... Marissa saß auf Lance's Schultern. Er durchschritt ein Sumpfgebiet. Ein Sumpfgebiet, was schon fast ein Lied über den Tod sang. Lance wollte nicht wissen, über was er in diesen untiefen des Erde trat. Der Morast musste wesentlich tiefer sein, als es den Anschein hatte. Wurzeln von Umgestürzten Baümen ragten, Schlammverklebt über die Oberfläche. Durch die Größe der Wurzeln konnte Lance darauf schließen, dass die Bäume mindestens sechs Meter hoch gewesen sein mussten. Aber zu seinem eigenem Glück sanken Lance und Marissa nicht ein in die Tiefen der Abscheulichkeit. Irgendetwas musste da unter seinen Füßen sein... "Wohin gehen wir eigentlich, Lance?" "Zu einem Ort voller Süßigkeiten und Spielzeug..." "WIRKLICH?!!!" "Nein... wir gehen zu mir nach Hause." Marissa war sichtlich enttäuscht, schwieg aber. Die Umgebung war von Froschgekrächze und Grillengezirpe erfüllt. Der Tag neigte sich dem Ende zu. Am Horizon zeichneten sich zwischen den Überbleibseln der Unwetterwolken die letzten Sonnenstrahlen ab. Lance drehte sich um und sah dem vergehenden Tag nach. Eine leichte, lauwarme Brise strich über Lance's Haarstoppeln und ließ Marissa's lange, blonde Haare wehen. "Was ist den los, Lance?" "Gar nichts, es kommt mir nur so vor, als ob wir verfolgt werden..." "Von wem denn, Lance?" Lance antwortete nicht. Er drehte sich wieder in seine Ursprungsposition zurück und watete weiter durch das schlammige Gelände. //Komm schon Crawd... es steht schließlich genug für dich auf dem Spiel...// Lance's Gesicht hatte sich wieder verfinstert. Marissa hatte es nicht bemerkt und summte leise ein Lied vor sich her. Der Marsch ging Stundenlang weiter und als die beiden endlich wieder festen Boden unter den Füssen hatte, festen Boden mit saftigen grünen Wiesen- vom Unwetter anscheinen verschont geblieben-, war es bereits tiefe Nacht und nur der Schein des silbernen Mondes verriet die Anwesenheit der beiden menschlichen Wesen, in dieser Einöde. Marissa war bereits wieder am schlafen. Nicht weil sie wirklich müde gewesen war, nein. Viel eher lag es an Lance's Schweigsamkeit. Er schien schon seit mindestens zwei Stunden geistig nicht mehr anwesend zu sein. Wie eine leblose Marionette war er durch das Sumpfgebiet gestapft und auch jetzt, auf festem Land hatte sich sein Zustand nicht verändert. Er war zwar stehengeblieben, aber er starte mit leerem Blick in den Mond.// Anfang und Ende. Tod und Leben. Hier, in diesem Niemandsland, erschaffen von der Natur selber, trafen sich der Gott des Todes und die Göttin des Lebens um sich für kurze Zeit die Hand zu geben und mitteinander zu verschmelzen. Ying und Yang, Schwarz und Weiss. Immer zusammen, aber trotzdem nur die Kehrseiten einer Münze.// Crawd schleppte sich vorwärts. Fast getrieben wie ein Raubtier was seine Beute verfolgt trugen seine Beine ihn weiter Richtung Osten. Hinter ihm war die Sonne hinter den gerissenen Wolken auf dem besten Weg sich hinter dem Horizont vor dem lichtstehlenden Mond zu verstecken. Crawd war am Ende seiner Kräfte. Er brauchte Energie. Er brauchte Energie die er verzehren konnte. Reine, ungetrübte Energie von reinen Seelen. Er verfiehl in eine Art Fieberwahn und bemerkte nicht, wie er Schritt für Schritt mehr im Morast versank. Erst als der Schlamm ihm bis unter die Brust ging und er keinen Schritt mehr machen konnte legte sich seine Besessenheit. Unter der Oberfläche des Sumpfes verbissen sich Blutegel in seine Haut und bedienten sich gierig an seinem Lebenssaft. Crawd schaute in den immer dunkler werdenden Himmel. Er fing an die aufleuchtenden Sterne zu zählen. Sein Kopf war leer. Er hatte auch nicht mehr das verlangen weiter zu ziehen, fast wie hypnotisiert stend er am Rande seines Lebens.// Anfang und Ende. Tod und Leben. Hier, in diesem Niemandsland, erschaffen von der Natur selber, trafen sich der Gott des Todes und die Göttin des Lebens um sich für kurze Zeit die Hand zu geben und mitteinander zu verschmelzen. Ying und Yang, Schwarz und Weiss. Immer zusammen, aber trotzdem nur die Kehrseiten einer Münze.// Ein quietschendes Knurren riss Crawd aus seinen Gedanken über Leben und Tod, Recht und Unrecht. Überascht aber gefasst schaute er sich um. Er sah nix. Auch wenn der Mond bereits am Himmel stand und er, ohne es wirklich realisiert zu haben, die ganze Zeit wie gebannt auf diesen gestarrt hatte, erkannte er nichts in seiner Umgebung. Bis er merkte wie rings um ihn herum der Schlamm begann zu brodeln, als ob er kochen würde. Irgendetwas bahnte sich seinen Weg aus dem Morast, der alles in sich versuchte zu verschlingen. Ehe Crawd es sich versah wurde er von den Füßen her hin und her geschleudert. Der Blonde versuchte sich an irgendetwas fest zu halten. Er bekam die Wurzel eines umgestürzten Baumes zu fassen, aber vom Schlamm verdreckt rutschten seine Hände wieder ab und im nächsten Moment wurde er durch die Luft geschleudert. Crawd schrie, ohne es selbst zu hören. Sein Schrei verhallte in der Ebene und der dunkle Sumpf griff nach Crawd. Aberhundert von Händen bildeten sich aus dem Unrat aus verrottenten Tiekadavern und Pflanzen, vermischt mit Wasser und Erde. Crawd schlug hart auf der Oberfläche auf und die Arme und Hände griffen nach ihm, zogen ihn zu sich herab, tief in die Dunkelheit... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)