Sehnsucht im Herz von abgemeldet (Hoffnungsschimmer am Horizont) ================================================================================ Kapitel18 --------- "Lea? Lea!", die Stimme von Paul brachte mich wieder in die Realität. Ein wenig enttäuscht das ich meine Phantasie nicht weiterspinnen konnte, sah ich ihn fragend an. Irritiert hob er eine seiner Augenbrauen und blickte mich seltsam an. Aus irgendeinem Grund errötete ich unter seinem durchdringenden Blick. "Es hat bereits vor einigen Minuten geläutet, Lea. Soll ich dir nun bei dem Tisch helfen?" Da mir erst jetzt bewusst wurde, dass ich meine Augen starr auf ihn gerichtet hatte die ganze Zeit, blinzelte ich einige Male. "Ja bitte. Ich weiß ja noch nicht einmal genau, wo der Schulwart ist." Gemeinsam erhoben wir uns und verließen die Klasse. Dabei bemerkte ich nicht die zwei paar Augen, die mich die ganze Zeit beobachteten. Der Gang war von vielen Schülern überfüllt und so kamen wir nur langsam voran. Ein Mädchen rempelte mir ihren Ellenbogen in die Rippen, das ich nur noch gequält aufatmen konnte. Als wir endlich beim Schulwart angekommen waren, gab uns dieser sogleich einen Tisch und Paul und ich versuchten uns einen Weg durch die Menge zu kämpfen. Das Läuten zur nächsten Stunde kam uns dabei hilfreich entgegen und so erreichten wir nach nur wenigen Minuten den Klassenraum wieder. Erschöpft stellte ich den Tisch ab. Ich war noch nie sonderlich stark gewesen und so war dies hier die reinste Folter für mich. Gerade als ich für das letzte Stück den Tisch noch einmal heben wollte, kam mir Julian zur Hilfe. "Lass mich das machen Lea. Ich helfe dir und Paul, damit du dich nicht überanstrengst und er nicht die ganze Arbeit alleine machen muss." Mit einem fiesen Grinsen blickte er auf mich hinab. Schmollend zog ich eine Schnute. "So schwach bin ich nun auch wieder nicht. Immerhin habe ich den Tisch vom Schulwart bis hierher auch getragen. Du brauchst uns also nicht helfen, da wir darauf nicht angewiesen sind." Um meine Worte effektiver zu machen, sah ich zu Paul, um seine Unterstützung zu bekommen. Der Junge schwieg und lächelte mich nur schwach an. "Vielleicht ist es wirklich besser, wenn Julian mir beim Tragen hilft. Dann sind wir schneller." Mit offenem Mund sah ich einen verlegenen Paul an und nahm nur im Augenwinkel war, wie Julian sich die größte Mühe gab nicht zu lachen. Obwohl ich leicht gekränkt war, wollte ich mir nichts anmerken lassen. "In Ordnung. Wenn man schon einmal Hilfe von einem Jungen bekommt, dann soll man sie auch nicht verschmähen. Auf geht's Jungs." Und wirklich, schon nach wenigen Augenblicken stand der Tisch in der vorletzten Reihe neben dem Tisch von Julian. Obwohl sich tief in mir der Wunsch regte neben Paul sitzen zu bleiben, begab ich mich auf meinen Platz und gerade in diesem Augenblick kam der Lehrer bei der Türe herein. Die nächsten zwei Stunden vergingen schnell, jedoch danach wurde die Stunde schrecklich. Der Biologielehrer teilte uns in Gruppen ein und ich wurde ausgerechnet zu Tina und ihren schlampenähnlichen Freundinnen zugeordnet. Verzweifelt sah ich mich nach Paul und Julian um, aber beide waren gerade mit irgendwelchen Aufgaben beschäftigt. Mir blieb also nur noch der Ausweg Christoph um Hilfe zu bitten, jedoch wollte ich mir der Blöße vor ihm nicht geben. Ich werde es schaffen, nahm ich mir selber vor. Mit gehobenem Kopf setzte ich mich neben Tina, die mich am liebsten mit ihren Blicken durchbohrt hätte. "Hör mal Tina, ich weiß, dass wir keine Freundinnen sind und du mich auch nicht ausstehen kannst, aber ich denke, wir sollten das beste aus dieser Situation machen. Immerhin wollen wir beide eine gute Note und die bekommen wir nur, wenn wir zusammenarbeiten." Mit einem vielsagenden vor Verachtung strotzendem Blick sah sie mich an. Ich konnte praktisch hören, wie es hinter ihrer Stirne arbeitete und sie ihre Möglichkeiten abwog. Schließlich schien sie sich entschieden zu haben und lächelte mich honigsüß an. "Okay Lea. Versuchen wir einfach für dieses Projekt so zu tun, als ob wir Freundinnen wären." Wie um ihren Worten Nachdruck zu verleihen, streckte sie mir ihre feine, kleine Hand entgegen und wartete auf meinen Handschlag. Obwohl mir nicht sehr wohl dabei war, schlug ich ein und lächelte zaghaft. Zu meinem Glück war die Stunde schnell zu Ende und ich konnte mich wieder auf meinen Platz zurückflüchten. Tina hat die ganze Zeit mich freundlich behandelt und gerade dies machte mich stutzig. Was hat sie wohl vor oder will sie wirklich nur eine gute Note? Verwirrt sank ich in meine Gedanken zurück, als das Läuten der Glocke zu hören war. Nachdem ich mich von Paul verabschiedet hatte, nicht ohne vorher seine Handynummer geholt zu haben, ging ich den Gang entlang und verließ das Schulgebäude. Die Sonne schien mir ins Gesicht und ich zog tief die Luft ein. "Na, wie fandest du den Schultag heute?" Erschrocken fuhr ich herum und hob meinen Blick, um in die Augen des Jungen zu sehen, der mich angesprochen hatte. "Naja, es ging und wie war deiner Christoph?" Seine Antwort bestand nur aus einem Schulterzucken und wir setzten uns beide in Bewegung, um zu unserem Wagen zu gelangen. Erst im Inneren der Limousine sahen wir uns wieder an. "Ich habe gesehen, wie du vorhin die Handynummer von Paul geholt hast." Sein Grinsen wirkte schurkisch und ich fragte mich, was er wohl jetzt schon wieder hatte. "Und wenn schon. Es geht dich nichts an von wem ich die Telefonnummer bekomme. Du bist immerhin nicht meine Mutter oder mein Vater." Trotzig reckte ich mein Kinn und Christoph konnte nur mit Mühe ein Lachen unterdrücken, das sah man ihm an. "Schon gut, schon gut Lea. Sei nicht gleich so wütend auf mich, obwohl du, dass muss ich zugeben, sehr sexy aussiehst, wenn deine Augen blitzen und du diese hübsche Falte auf deiner Stirn bekommst. Einfach zum Anbeißen." Ich wollte ihm die Genugtuung nicht lassen sich noch weiter über mein vor Wut verzerrtes Gesicht auszulassen, aber seine Worte trugen nicht gerade zu meinem Seelenfrieden bei. Angewidert wante ich mich der Landschaft außerhalb des Fensters zu und versuchte ihn zu ignorieren. Zu meinem Leidwesen erkannte ich, dass ihn das noch mehr zum Grinsen brachte. "Es tut mir leid Lea. Aber ich kann nicht anderst. Sag mir nur eines, warum hast du dir die Telefonnummer geholt?" Mit einer unglaublichen Ruhe sah ich ihm ins Gesicht. "Möchtest du das wirklich wissen? Nun, dann sage ich es dir. Paul hat mich die ganze Zeit über nett behandelt und ich finde ihn einfach hinreisend. Genügt dir das als Antwort?" Christophs Lächeln erlosch und seine Augen wurden groß. "Wirklich? Willst du damit sagen, dass du ihn magst? Ist es das was du willst? Nettigkeiten, Romantik oder Abstand?" Verdutzt musterte ich ihn. Was ist denn nur mit ihm los? So wütend war er schon lange nicht mehr. Seltsam. Obwohl meine Stimme knapp am Versagen war, versuchte ich ihm zu antworten. "Ich kann nicht abstreiten, dass ich ihn mag. Was den Rest angeht, so kann ich das nicht sagen. Aber ich schätze sein Verhalten sehr. Hast du ein Problem damit?" Für diese Frage hätte ich mir auf die Zunge beißen können. "Ob ich ein Problem habe? Ja! Wieso nur? Was hat er, dass ich dir nicht bieten kann? Was willst du von ihm, wo du doch mich haben kannst! Ich bin besser als er!" Entsetz schwieg ich. Vielleicht hätte ich ihm das nicht sagen sollen. Vielleicht hätte ich auch nur einfach dasitzen sollen und aus dem Fenster starren. Nach Minuten des Schweigens erschien wieder ein schmales Lächeln auf Christophs Mund. "Du wirst schon sehen was du davon hast, dass du dich wohlmöglich in Paul verliebst. Das wirst du schon sehen." Der Wagen hielt mit einem Ruck und Christoph sprang im selben Moment aus ihm und verschwand irgendwo im Garten. Was hatte er wohl mit seinen Worten gemeint? Nachdenklich stieg auch ich aus und ging ins Haus. Der Nachmittag verging relativ ruhig ohne das ich auch nur ein Wort von Christoph hörte. Ich erledigte meine Hausübungen und verbrachte sogar einige Minuten im Swimming Pool. Gerade als ich auf dem Balkon in meinem Zimmer saß und ein Buch las, hörte ich das Telefon klingeln. Von unten ertönte die Stimme meiner Mutter. "Isabella! Richten Sie Lea aus, dass sie am Telefon erwartet wird. Danach kümmern Sie sich bitte diesen widerlichen Schimmelfleck, der sich in meinem Bad an der Wand festgesetzt hat." Nach wenigen Sekunden ertönte ein Klopfen an meiner Türe und die Haushälterin trat ein. "Verzeihung gnädiges Fräulein, aber Sie werden am Telefon erwartet." Mit einer Verbeugung verließ sie wieder das Zimmer und ich ging hinunter. Wer würde mich den jetzt anrufen? "Hallo?" Nach kurzer Zeit meldete sich eine Stimme am anderen Ende der Leitung. "Hallo Lea." Tina! "Ich melde mich bei dir, wegen unserem Projekt. Wir sind ja nicht gerade weit gekommen heut in der Schule und da wollte ich jetzt damit weitermachen. Was sagst du dazu?" Nervös biss ich an meiner Unterlippe und dachte angestrengt nach. Was sollte das von ihr? Eine List oder ein Friedensangebot? "Nun ja, ich weiß nicht so recht. Das ist ein bisschen plötzlich." Tina unterbrach mich einfach während ich sprach. "Ach komm schon. Es ist ja nicht nur das Projekt. Ich dachte mir auch, dass wir uns vielleicht einmal unterhalten können und unsere Probleme beseitigen können. Na, was sagst du?" Jetzt hatte sie mir aus der Seele gesprochen. Ich wünschte mir Frieden von ihr. Es müsste nicht gleich Freundschaft sein, aber immer hin Ruhe. Zögernd sagte ich zu. "Das ist großartig. Komm doch einfach gleich vorbei. Du wirst den Weg schon finden. Frag einfach Christoph, der war schon oft bei mir. Bis dann." "Klar." Langsam legte ich den Hörer auf und machte mich auf die Suche nach meinem zukünftigen Stiefbruder. "Du willst was?" Mit verständnisloser Stimme baute sich Christoph vor mir auf. Seine Augen zu schmalen Schlitzen geformt. Unsicher trat ich von einem Fuß auf den anderen. "Ich muss zu Tina und weiß den Weg nicht. Also bitte sage ihn mir." Noch immer unschlüssig was er davon halten sollte, blickte er mich an. "Ist dir klar, dass das wahrscheinlich eine Falle ist, um dir weiß Gott was anzutun!" "Das muss aber nicht sein. Ich denke, sie will wirklich mit mir reden und unser Projekt zu Ende führen." Unglaublich riss Christoph seine Augenbraun wieder in die Höhe. "Wie naiv bist du eigentlich Lea? Das kann ich nicht glauben. Sie wird die Situation nur wieder ausnützen. Glaub mir, sie will dir nichts Gutes tun!" Jetzt stieg in mir die Wut auf und ich funkelte ihn mit meinen Augen an. "Hör auf damit. Selbst wenn geht es dich nichts an. Also, würdest du mir jetzt bitte den Weg sagen, wenn nicht rufe ich Julian an und er soll mich hinbringen." Resignierend gab Christoph auf und zog mich an der Hand hinter sich fort. "Also schön, ich bringe dich hin. Komm, wir nehmen mein Motorrad." "Du hast eines?" Jetzt grinste er wieder. "Klar, oder dachtest du, dass nur Julian eines hätte?" Ehe ich noch etwas sagen konnte, zog er mich in die Garage und vor mir stand ein dunkelrotes Motorrad. Verblüfft ließ ich mich hinter ihm auf es draufziehen und wir fuhren los. Los zu Tina und zu meinem wohlmöglichen Anfang oder Ende..... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)