Sehnsucht im Herz von abgemeldet (Hoffnungsschimmer am Horizont) ================================================================================ Kapitel24 --------- An diesem Nachmittag beschloss ich einfach mal alleine zu sein. Mein Gefühlschaos der vergangenen Tage oder sogar schon Wochen zehrte doch sehr an meinem Gemütszustand. Warum musste das Leben nur so kompliziert sein? Kann nicht einmal alles nach meinen Wünschen und Vorstellungen sein? Während mir diese Gedanken durch den Kopf gingen, starrte ich auf mein Spiegelbild im Badezimmer. Um mich einmal vollkommen entspannen zu können, hatte ich mir eine Quarkmaske auf meine Haut geschmiert. Obwohl ich mir reichlich dämlich damit vorkam, hatte ich diesen Schönheitstipp einmal ausprobiert. Ich rasierte mir die Beine und manikürte mir die Nägel. Schmunzeln über mich selber ging ich auf den Balkon und legte mich auf eine Liege, die darauf stand. Um der Sache noch die Krönung aufzusetzen, klatschte ich mir zwei Gurkenscheiben auf die Augen. Jetzt sollte mein Erholungsprogramm beginnen. Wer brauchte schon Jungs? Endlich hatte ich alles, was ich schon immer wollte. Ich habe meine Mutter wieder, ich bin einige überflüssige Kilos losgeworden und bin auch in der Schule nicht allzu schlecht. Auf dem Internat konnte ich mir nie vorstellen, dass ich einem auf einen Jungen stehen würde oder einer auf mich und momentan waren es dem Anschein nach zwei, wobei man das aber nicht sicher sagen kann. Christoph hatte mir schon des Öfteren eindeutige Angebote gemacht, aber so wirklich habe ich ihm das nie geglaubt. Die Zeit, die ich mit ihm verbracht habe, war grobgeschätzt nicht gerade angenehm, dennoch besaß er eine unwiderstehliche Persönlichkeit. Seine Arroganz und sein Übermut zogen einen magisch an. Wenn er nur nicht so männlich und markant wäre, dann könnte man ihm vielleicht widerstehen. Der zweite Junge ist Julian. Sicher sah auch er wie ein junger Adonis aus. Er behandelt mich mit Respekt und er ist ehrlich, zumindest hat er mir noch keinen Grund gegeben, dass es anders wäre. Julian hilft mir und würde mir die Welt zu Füßen legen, wenn ich sie verlangen würde. Aber wollte ich so einen Jungen? Arroganz oder Liebenswürdigkeit? Während ich so darüber nachdachte, schlief ich ein. Als ich meine Augen wieder aufschlug, befand ich mich in einem Turm. Ich lag auf einem Strohbett und durch das kleine Zimmer fiel nur wenig Licht. Verwirrt erhob ich mich und klopfte das übrige Stroh von meiner Kleidung. Mit Verblüffung bemerkte ich ein weinrotes Kleid mit feinem Spitzenbesatz. Plötzlich hörte ich hinter mir ein Geräusch und mit Schrecken stellte ich fest, dass dicht neben dem oberen Ende der Strohmatte eine Ratte saß. Ein Schrei entwich meiner Kehle und ich stürmte zu der dicken Holztüre. Obwohl ich wusste, dass ich dieses schwere Hindernis nicht alleine bewältigen konnte, wollte ich hier hinaus und wie durch ein Wunder öffnete es sich von selbst. Der dahinter liegende Gang war dunkel und wurde nur von einer weniger lichtliefernden Fackel erhellt. Zögernd ergriff ich sie und ging die Steintreppen hinab. Am unteren Ende der Treppe war ein großer Saal. Meine Schritte halten an dem kalten Boden wieder. Ein Luftzug ließ mich zusammenfahren und blies meine Fackel aus. Fröstelnd und ich Dunkeln versuchte ich meinen Weg fortzusetzen. Wie aus dem Nichts tauchte plötzlich ein junges Mädchen vor mir auf. Ihr Gesicht war blass, dennoch war sie außerordentlich schön mit ihren großen, grünen Augen und ihrer roten Haarpracht. "Mylady, da seid ihr ja endlich. Folgt mir bitte. Sie werden erwartet." Mit einer Verbeugung drehte sie sich wieder um und schritt mir voran. "Erwartet? Wer erwartet mich und warum nennst du mich so?" Ohne mir zu antworten schritt sie flott weiter und wir traten in den Burghof. Hier standen auf allen Seiten Menschen, aber ich kannte keinen von ihnen. Ihre misstrauischen und wütenden Blicke blieben mir nicht verborgen. "Warum sehen die Leute alle so unfreundlich aus?" Obwohl ich nicht mit einer Antwort gerechnet hatte, bekam ich eine. "Mylady, die Leute sind nur aufgebracht wegen ihnen. Sie sind der Grund, dass zwei der besten Ritter um ihre Hand kämpfen, anstatt etwas sinnvolles für das Land erledigen. Sir Christoph de Cutter und Sir Julian la Roffrey sind sehr beliebt bei dem Volk und deshalb sind die Leute nicht darüber erfreut, dass diese beiden bis auf den Tod für Sie kämpfen." War das die Wahrheit? Die beiden wollten mich heiraten und sich bis zum Tod des jeweils anderen ihr Leben einsetzen? Wo war ich hier nur hineingeraten? Wir erreichten einen großen Platz und auf einer der Tribünen saß mein Vater. Als er mich sah erhellte sich sein Gesicht und er stand auf, um mich auf meinen Platz zu geleiten. "Meine Liebe Lea, du siehst umwerfend aus. Ein jeder ist von deiner Schönheit erfreut und dieses Schauspiel findet nur zu deinen Ehren statt. Ich bin froh, dass Sir Christoph de Cutter und Sir Julian la Roffrey um dich werben. Setz dich." "Vater, das dürfen sie nicht. Einer der beiden wird sterben und das soll nicht meinetwegen passieren." Ein schallendes Lachen erhellte die Umgebung. "Aber Tochter, das ist doch der Sinn und Zweck hier. Genieß es und warte gespannt darauf, wer gewinnt. Du bist hier immerhin die Trophäe." Die Bezeichnung missfiel mir, aber ich kam nicht zum Antworten. Hinter mir ertönten Jubelrufe und ein Reiter auf einem schwarzen Hengst kam zu mir hergeritten. "Seid gegrüßt, Lady Lea. Ihr seht bezaubernd aus." Der Ritter zog sich den Helm von Kopf und ein attraktives Lächeln war zu sehen. Christop de Cutter. Perplex rührte ich mich nicht und so ergriff er einfach meine Hand und küsste sie. Ich wollte sie ihm wieder entziehen, aber eine bekannte Stimme kam mir zuvor. "Nehmt eure Lippen von dieser Engelshand. Ihr verseucht sie nur mit Eurem Speichel." Julian la Roffrey erschien aus dem Hintergrund. "Da seid ihr ja. Bereit Euer trostloses Leben zu beenden?" Die Augen des Dunkelhaarigen verkleinerten sich und sprühten beinahe Funken. "Komisch, das Selbe wollte ich Euch gerade fragen. Ich werde nämlich gewinnen und dann wird Lady Lea die Meinige. Ich werde jeden Moment genießen an dem ihr röchelnd und nahe dem Tod vor mir liegen werdet." Die Anspannung zwischen den beiden war deutlich zu spüren. Flehend wendete ich mich an die beiden. "Bitte, lasst von diesem Kampf ab. Was ist denn nur in euch gefahren? Ihr seid doch Freunde!" Christoph zuckte nur mit der Schulter und erwiderte gleichgültig. "Das waren wir einmal. Die Zeiten ändern sich, Lady Lea. Ich werde erst von ihm ablassen, wenn ich mir sicher bin, dass ihr meine Braut und Geliebte seid." Seine Entschlossenheit war ihm deutlich ins Gesicht geschrieben und so wendete ich mich an Julian, der eigentlich recht vernünftig ansonsten ist. "Bitte, ihr dürft das nicht tun. Ihr könnt mir das nicht antun. Einer von euch könnte dabei sterben." Doch auch er blieb gleichgültig. "Das ist das Schicksal eines Ritters. Mylady, ich würde sogar tausend Tode sterben, um nur einmal eure Gunst zu bekommen. Ihr seid alles, was ich mir immer erhofft habe und möchte." "Genug mit diesem Blödsinn. Ich brenne darauf anzufangen." Christophs ungeduldige Stimme unterbrach Julian. Mein Vater nickte und der Kampf sollte beginnen. Mit gespanntem Atem saß ich da und musste mit schwerem Herzen zusehen, wie einer der beiden in einen sicheren Tod ritt. Zu wem sollte ich halten? Wenn auch nur einer stirbt, dann könnte ich es mir ein Leben lang nicht verzeihen. Was konnte ich nur tun, um den Kampf zu verhindern? Alles Nachdenken half nicht, denn schon ritten die beiden Kontrahenten aufeinander zu. Die Lanzen brachen am Körper des jeweils anderen ab und rissen die Reiter aus ihren Sätteln. Benommen blieben beide eine kurze Zeit liegen bis sich schließlich Julian als erster erhob. Er stemmte seine Beine in den Boden und bäumte sich vor dem noch am Boden liegenden Christoph breitbeinig auf. Langsam und triumphierend hob er sein Schwert über seinen Kopf und verharrte einen Augenblick. Julian sagte irgendwelche Worte, aber ich konnte sie nicht verstehen. Verzweifelt und schluchzend schloss ich die Augen und verdeckte mit meinen Händen mein Gesicht. Erst ein Raunen des Publikums ließ mich wieder aufblicken. Das Bild, das sich mir bot, erzeugte eine Gänsehaut auf meinem gesamten Körper. Christoph lag noch immer am Boden, jedoch steckte Julians Schwert in seiner Brust. Der Angreifer selber stand noch einen Moment kurz aufrecht, als er schließlich, getroffen von Christophs Schwert, umfiel und neben seinem Kontrahenten liegen blieb. Mit einem heftigen Schrei stürmte ich auf das Schlachtfeld und kniete neben den beiden nieder. "Bitte nicht. Ihr dürft nicht sterben, ich liebe euch doch." Keiner der beiden konnte noch meine Worte hören, sie waren tot. Mit Tränen in den Augen wachte ich auf. Ich befand mich auf meinem Balkon und bemerkte verschwommen, dass die Sonne schon fast untergegangen war. Die Quarkmaske war fast vollkommen von meinem Gesicht getropft und ich hatte einen leichten Sonnenbrand bekommen. Noch immer entsetzt von meinem Traum richtete ich mich auf. Was war denn das schon wieder für ein schwachsinniger Traum? So ein Blödsinn! Ich als jungfräuliches Burgfräulein und Christoph und Julian als meine Werber. Dennoch lag mir das Ende noch im Herzen. Den Schmerz, den ich verspürt hatte, als ich die beiden tot vor mir liegend sah, verging nur langsam. Das war wirklich ein abschreckendes Beispiel. Vielleicht sollte ich ja einen Schlussstrich unter die ganze Sache ziehen und mich in nächster Zeit nur um mich kümmern. Ich habe es satt immer wieder im Gefühlschaos wegen den beiden zu leben. Ich werde mich schließlich nie für einen entscheiden können. Am Sonntag würde eine Party zu meinen Ehren stattfinden und diese sollte ich mir nicht vermiesen lassen. Bekräftigt durch meinen Entschluss sowohl Christoph als auch Julian auf Abstand zu halten stand ich auf und beschloss ab dem nächsten Morgen meinen Plan auszuführen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)