Sehnsucht im Herz von abgemeldet (Hoffnungsschimmer am Horizont) ================================================================================ Kapitel 66 ---------- Lachend strahlten mich seine bemerkenswert schönen Augen an. „My name is David.“ Er machte eine Verbeugung und grinste abermals amüsiert. Ein wenig verlegen, dass ich ihn nicht schon vorher danach gefragt habe, lächelte ich zaghaft. „It´s very beautiful. Thank you,for helping me.” David nickte freundlich und schloss anschließend hinter sich die Türe. Seufzend hievte ich einen Koffer auf das Bett und öffnete ihn, um mein Gewand auszuräumen. Das erforderte ein ganzes Stück Arbeit, weil ich natürlich zu viele Klamotten mitgenommen hatte. Aber schließlich will man doch für alles vorbereitet sein, oder nicht? Ich lobte im Gedanken meine Vorsicht und begann mit dem Ausräumen. Berge von T-Shirts und Pullovern verstaute ich im Kleiderschrank und hängte gerade meine letzte Hose auf einen Hacken, als mir das Ding in meiner Jacke einfiel. Neugierig griff ich in die Jackentasche und brachte eine kleine Schachtel hervor. Vorsichtig schüttelte ich sie und hörte ein wenig herumpoltern. Verwundert betrachtete ich das hübsch eingepackte Ding. Wer hatte es mir hineingegeben und was war darin? Letztere konnte ich leicht beantworten. Ein wenig zu ungestüm riss ich das Papier herum auf und staunte, als ich es öffnete. Als erstes sah ich ein Funkeln, dass die Sonne hinter mir am Fenster hervorrief. Beim genaueren Hinsehen erkannte ich, dass es sich bei dem Geschenk um einen Ring handelte. Er war Silber und mir viel eine Schrift in seinem Inneren auf. Wo du auch sein magst, ich liebe dich. Christoph! Tränen stiegen mir in die Augen, da ich einfach überwältigt war von dieser Geste. Der Junge liebte mich wirklich und ich war einfach auf und davon. Ein klein wenig Schuldgefühle stiegen in mir auf, aber ich kämpfte sie nieder, da es sicher ein Vorteil für mich wäre, wenn ich hier wäre. Ich schluckte also meine letzten Tränen hinunter und nahm den Ring auf meinen Finger. Er passte! Warum wunderte mich das nicht? Wenn Christoph etwas machte, dann erlaubte er sich keine Fehler. Das mochte ich so an ihm. Bei ihm schien immer alles zu funktionieren, ganz egal, wie groß das Problem ist. Schnell sah ich auf die Uhr. Es war 18.37 Uhr. Es dürfte noch nicht zu spät sein, um ihn anzurufen und sich zu bedanken. Zum Glück hatte mein Handy empfang und ich wählte seine Nummer. Gleich nach dem ersten Klingeln hob er ab. „Lea! Endlich! Wie geht es dir? Ist alles in Ordnung bei dir? Gab es irgendwelche Probleme? Du musste es nur sagen und ich komme dich holen. Das würde ich wirklich gerne tun.“ Damit er sich nicht noch weiter in seine Sorgen hineinstürzte, unterbrach ich ihn. „Es ist wirklich schmeichelhaft, wenn sich jemand solche Sorgen um einen macht, aber ich kann dich beruhigen, alles ist in bester Ordnung.“ Ein leichter Missmut sprach aus seiner Stimme, als er weitersprach. „Das ist klasse.“ Eine kurze Pause entstand, in der keiner von uns ein Wort sagte. Schließlich seufzte er leicht. „Aus welchem Grund rufst du eigentlich an?“ „Darf ich meinen Freund nicht anrufen, wenn ich Lust dazu habe?“ Ein wenig überrascht war er von meinen Worten. „Doch natürlich darfst du. Ich hatte nur gedacht, dass du nichts mehr von mir wissen willst, jetzt wo du in England bist.“ Dachte er wirklich, dass ich ihn einfach vergessen würde? Wie konnte ich, schließlich habe ich mit ihm Sachen erlebt, wie mit keinem anderen Jungen sonst. Beruhigend lachte ich auf. „Aber Christoph, du weißt doch, dass ich dich liebe. Wir zwei gehören zusammen und daran wird niemand etwas ändern. Selbst wenn ich auch einige tausend Kilometer entfernt bin, werde ich immer bei dir sein und du bei mir.“ Jetzt fiel mir auch der eigentliche Grund ein, warum ich ihn angerufen hatte. „Übrigens, danke für diesen wunderschönen Ring. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. So ein schönes Geschenk habe ich noch nie von einem Jungen bekommen.“ In diesem Moment schoss mir ein Wort in den Kopf :HEUCHLERIN! Natürlich hatte mir schon einmal ein Junge Schmuck geschenkt, nämlich Julian diese Kette in Herzform. Damals war ich auch überglücklich über dieses Geschenk, aber das musste Christoph nicht wissen. Schließlich liebte ich jetzt ihn und nicht mehr Julian. Außerdem stimmte es Christoph sicher glücklich, wenn ich ihm sagte, dass ich hocherfreut über den Ring war, was ich ja auch wahr. Erleichterung sprach aus seiner Stimme. „Das freut mich, schließlich ist das zwischen uns etwas ganz besonderes. Aber jetzt erzähl mal, wie ist das Leben da drüben?“ Ich erzählte ihn von meinen Eindrücken, die ich erlebt habe. Auch über mein kleines Erlebnis am Flughafen, als ich ohne irgendeine Ahnung dagestanden hatte und nicht wusste, wohin ich sollte. „Wie ist dieser Kerl so?“ Ich konnte ein wenig die Eifersucht aus seinen Worten hinaushören und freute mich ein wenig darüber. „Ach, der ist ganz nett. Hält mich ein wenig für verrückt, aber ansonsten kommen wir sehr gut miteinander aus. Aber keine Sorge mein Süßer, du siehst viel besser als er aus und außerdem hat er sich in ein anderes Mädchen verliebt, das hat er mir schon erzählt.“ War das ein Aufseufzen, das ich da durch das Telefon hörte? Dieser süße Spinner! „Wie ist das deine neue Schwester?“ „Ganz in Ordnung. Sie war ziemlich hochnäsig als sie bei uns angekommen ist und verzog beim Anblick deines Zimmers ihr Gesicht. Du siehst also, wir haben es nicht gut getroffen. Vielleicht schnappe ich noch irgendwann über und komme einfach zu dir hinüber, wenn es mir hier mit ihr zuviel wird. Sie sagt auch, dass sie zweiundzwanzig ist. Kannst du dir das vorstellen? Wie kann nur eine völlig erwachsene Frau soetwas mitmachen? Verstehe ich nicht.“ Plötzlich musste ich ohne Vorwarnung lachen. Ich stellte mir sein Gesicht vor, wie er der Frau gegenüberstand und trotzte. Die Engländer würden sicher sehr viel von unserer Gastfreundschaft halten. Ohne Vorwarnung ging meine Türe auf und Julian trat ein. „Hey Lea! Ich…” Als er sah, dass ich telefonierte, verstummte er und lächelte verzeihend. „Okay Christoph, ich muss jetzt aufhören. Man verlangt nach mir. Richte Mama und Franz schönes Grüße aus und das es mir gut geht. Ich liebe dich.“ Seine Stimme klang wieder finster. „Werd ich machen. Ich liebe dich auch.“ Ohne ein weiteres warmes Wort legte er auf und ich starrte nur mein piepsendes Handy an. Seltsam war er manchmal. Da erinnerte ich mich, dass Julian in meinem Zimmer stand und etwas von mir wollte. „Schön dich schon so früh wiederzusehen. Wie kann ich dir helfen?“ Sein Lächeln vertiefte sich und seine Augen strahlten mich an. „Wir, das heißt, meine Gastschwester und ich, dachten, dass wir zu vier die Gegend erkunden könnten. Na, was sagst du?“ Ich brauchte gar nicht lange zu überlegen, denn ich war begeistert von seinem Vorschlag. Außerdem war ich noch viel zu aufgeregt, um ruhig zu sitzen. Schnell schnappte ich mir meine Jacke und wir gingen hinab ins Wohnzimmer, wo bereits David mit einem sanft aussehenden Mädchen saß. Natürlich gab es sicher Mädchen, die besser als sie aussahen, aber durch ihr ruhiges Auftreten, strahlte sie einen besonderen Glanz aus. Ich konnte nicht sagen, was es war, aber sofort fand ich sie sympathisch. Die Art, wie David sie ansah, ließ mich schmunzeln. Er dürfte wirklich bis über beide Ohren in sie verliebt sein. Ob es bei ihr ähnlich war? Bestimmt würde ich es noch herausfinden. „Hello, my name is Lea. Nice to meet you.” Da ich nicht wusste, wie ich sie begrüßen sollte, streckte ich ihr meine Hand entgegen. Sie erwiderte meine Geste. „Nice to meet you too. I´am Karen. Are you alright? Has Julian ask you for going out?” Ich nickte nur und ihr liebliches Lächeln vertiefte sich. David hatte bis jetzt nur daneben gestanden und uns zugehört, doch jetzt räusperte er sich und wir gingen los. Karen und ich vorne, die Jungs hinter uns. Wir kamen an den schönsten Parks vorbei und an vielen historischen Schönheiten. David und Karen erklärten uns einiges und mir wurde während des Spazierganges klar, dass ich mich richtig entschieden hatte. Tief in mir spürte ich eine Verbundenheit zu diesem Land und war froh, dass es so war. Hier könnte ich wirklich leben, dachte ich. Christoph würde es hier nicht gefallen. Er würde eher in den Süden wollen, wo nur die Sonne schien. Schade eigentlich. Als es finsterer wurde, setzten wir uns in ein kleines Kaffee und unterhielten uns. Die Blicke, die gelegentlich Karen David zuwarf, ließen mich vermuten, dass auch sie an ihm interessiert war und ich freute mich für die beiden, da sie so gut zueinander passten. Nach einiger Zeit waren unserer Getränke ausgegangen und so ging ich an die Theke, um noch etwas zu holen. Julian folgte mir und grinste mich an. „Was ist?“ Neugierig geworden sah ich in die selbe Richtung wie er. David war näher an Karen herangerutscht und nur noch wenige Zentimeter trennten die beiden voneinander. „Sind sie nicht ein schönes Paar?“ Ich konnte ihm einfach nur zustimmen, da dies auch meine Gedanken waren. Als ich nur nickte, aber nichts sage, fuhr er fort. „Ich glaube, wir waren auch einmal so. Kannst du dich noch daran erinnern?“ Ein wenig Wehmut spürte ich tief in mir. „Ja, so waren wir einmal.“ Jetzt wandte er seine Augen auf mich und sah mich eigenartig an. „Denkst du manchmal daran, was aus uns werden hätte können?“ Verstört beobachtete ich ihn. Auf was wollte er hinaus? „Was soll das Julian? Ich bin jetzt mit Christoph zusammen und denke nicht, dass wir darüber reden sollten.“ Ein wenig erstaunt über meine schroffe Ansprache, sah er mich an. „Du hast recht, es tut mir leid. Das hat hier wirklich nicht hergepasst.“ Ohne, dass ich auch nur noch etwas sagen konnte, schnappte er sich zwei der Getränke und ging vor mir zum Tisch zurück. Was sollte ich nur mit ihm machen? Im Gedanken drehte ich Christophs Ring und bekam nicht mit, wie alle anderen aufstanden, um zu gehen. „Lea, come on. It´s time to go.” David legte mir eine Hand auf meine Schulter und rief mich aus meinen Gedanken. „Yes.“ Schnell zog ich mir meine Jacke an und wir gingen nach Hause. Als wir vor Karens Haus angelangt waren, gingen Julian und ich noch drei Schritte weiter, damit David sich von Karen verabschieden konnte. „Es tut mir leid wegen vorhin Lea. Du bist meine beste Freundin und das sollst du auch weiterhin bleiben. Ich will dich hier in der Fremde nicht verlieren.“ Ich wusste nicht, was ich ihm sagen sollte, also gab ich ihm einen Kuss auf die Wange und umarmte ihn, aus einem spontanen Gefühl heraus. Im Augenwinkel sah ich noch, wie David sich vorbeugte und Karen einen zaghaften Kuss auf den Mund gab. Wie schön für die beiden, dachte ich nur, als wir uns kurze Zeit später zu unserem Haus aufmachten. Zufrieden kuschelte ich mich in mein Bett und seufzte tief. „Hier gefällt es mir. Das Jahr wird bestimmt zu schnell vorbei gehen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)