Interitus von Daedun (Schatten der Vergangenheit) ================================================================================ Kapitel 1: Novitas ------------------ "Ich finde das mir grün überhaupt nicht steht." Seras blickte mit kritischer Mine in den Spiegel der vor ihr stand. Integra tippte sich mit dem Finger auf die Unterlippe. "Tja, ich finde auch, dass blau und schwarz, eher deine Farben sind. Sie stellte sich neben Seras und beide beobachten ihre leicht säuerlich drein schauenden Abbilder. "also doch das erste Kleid?" Integra nickte und ging zum Kleiderschrank hinüber. Sie verschwand kurz im Schatten des riesigen Ungetüms um, nach wenigen Sekunden mit einem dunkel blauen Schlauchkleid wieder hervor zu kommen. " Zieh es noch mal an, aber ich denke schon, das es das richtige ist." Mit diesen Worten überreichte sie Seras den Stoff und diese trollte sich ins Nebenzimmer. Seufzend setzte sich Integra in einen Sessel. " Na fertig mit den Vorbereitungen?" Sie wandte sich um, Alucard kam mit einem amüsierten Lächeln durch die Wand geglitten, " Fast, oh man ich habe schon früher Gesellschaftsabende nicht ausstehen können." Sie verdrehte die Augen und er lachte leise. " Stimmt, der gute Walter musste dich schon fast mit Waffengewalt dazu zwingen auch nur einmal im Jahr unter Menschen zu gehen." Das Wort Menschen betonte er besonders deutlich. Integra grinste breit, " da bietet sich mir ja heute Abend die Gelegenheit rauszufinden, ob es da einen Unterschied gibt, oder ladet Senectus etwa auch Sterbliche zu seinen Feiern ein?" " Wohl kaum, es sei denn sie dienen als kleines Aparativ." In diesem Moment kam Seras wieder herein, als sie ihren Meister erkannte huschte ein verlegender Ausdruck über ihr Gesicht. "Oh, äh Meister, ich wusste nicht, dass ihr her seid, ich wollte nur." "Schon gut, komm rein und lass dich anschauen, schließlich habe ich heute die Ehre gleich mit zwei Frauen einen netten Abend zu verbringen." Seras kam zögernd näher und drehte sich dann leicht nach rechts und links. Integra nickte, "Das ist es." Und auch der schwarzhaarige Vampir nickte anerkennend. Seras raffte daraufhin ihren Saum und entschuldigte sich. Schmunzeln sah ihr Meister ihr nach. " Das kleine Fräulein scheint ein bisschen schüchtern zu sein, mag man bei ihrer sonstigen Garnitur gar nicht vermuten." Integra hob kritisch eine Augenbraue. " Sonst ist sie ja auch darauf aus, Jemanden zu erschießen und sich nicht stilvoll zu präsentieren." Sie ging wieder hinüber zum Kleiderschrank. "Und in was darf man dich heute bewundern?" Leises Gemurmel war die Antwort. Alucard blickte überrascht zu ihr hinüber. Ihr Kopf tauchte hinter den geöffneten Türen auf. " Ich finde das ist ein guter Moment um es zu tragen, findest du nicht?" Kalham band sich unter leisen Summen seine Krawatte um, dabei überprüfte gleichzeitig den Sitz seiner Manschettenknöpfe. " Findest du es wirklich eine gute Idee heute Abend dorthin zu gehen?" Ihre leise Stimme ließ ihn kurz inne halten. Er warf einen raschen Blick über die Schulter. Helena stand mit ihrer kleinen Gestalt im Türrahmen und ihr kleines, schneeweißes Gesicht drückte Besorgnis aus. Kalham verzog verärgert die Stirn kraus. " Warum sollte ich nicht? Glaubst du, dass er mir vor versammelter Gesellschaft eine Kugel ins Herz jagt?" Ein kurzes Schweigen trat ein und er wandte sich ihr darauf hin komplett zu. Das Mädchen lächelte dünn. "Nun, bei jedem anderen hätte ich dir eine sichere Antwort geben können, aber bei ihm? Schließlich hast du dich mit deiner Tat weit aus dem Fenster gelehnt und die Grenze weit überschritten." Er presste die Lippen auf einander, " Sie wollte es doch schon die ganze Zeit wissen und ich finde es war richtig ihr die Antworten zu geben." Helena lachte auf. " Aber hätte er das nicht besser selbst machen sollen? Außerdem kenne ich dich gut genug um zu wissen, dass du nicht alleine aus Nächstenliebe gehandelt hast." Jetzt schwieg er. " Wie dem auch sei, ich würde dir raten ein Zusammentreffen zu verhindern." Damit drehte sie sich um und verschwand. Einige Stunden später Senectus schüttelte freudig eine Hand nach der anderen. In den Räumen tummelten sich schon eine Menge Gäste, darunter viele deren Weg hierher lang gewesen war, doch es galt die alten Freundschaften und Beziehungen zu pflegen, denn schließlich war man dem gleichen Schicksal ergeben und für die lange Reise der Ewigkeit war angenehme Gesellschaft ein bedeutender Faktor. Er griff nach einem vollen Glas, dass Boris ihm geholt hatte. Langsam ließ er den ersten Tropfen die Kehle hinunter gleiten. Nicht schlecht, lobte er im Stillen, obwohl es mit dem Lebendigen nicht zu vergleichen war. Die Eingangstür wurde ein weiteres mal geöffnet und er konnte gerade noch verhindern dass er sich verschluckte. Der Anblick war selbst für ihn, wenn man das sagen konnte atemberaubend. Sie war wirklich gekommen, die Frau, deren Name und Familie viele Jahre Schrecken und Hass in den Reihen der Unsterblichen gebracht hatte stand nun vor ihm, in Gestalt dessen was sie selbst mit all ihrer menschlichen Fähigkeiten bekämpft hatte. Doch wenn man dieses Wesen jetzt betrachtete, war man froh und dankbar, das man es den Fängen der Zeit entrissen hatte. Integra Wingates Hellsings zarter Körper wurde von einem weißen Kleid umschmeichelt, dass ihren Oberkörper wie eine zarte, enge Hülle betonte und dabei ihre vollkommende Weiblichkeit preisgab. Unterhalb ihrer Taille jedoch öffnete es sich wie ein Blütenkelch und fiel in lagen, schwungvollen Bahnen bis knapp auf den Boden. Er war immer noch von ihrem Anblick fasziniert, als sie jetzt auf ihn zukam und damit den Blick auf ihre Begleitung frei gab. Bei seinem Anblick allerdings hatte er sich schnell wieder in der Gewalt. Unter einem leisen Räuspern griff er nach ihrer Hand. " Lady Integra, es freut mich, dass sie meiner Einladung gefolgt sind." Sanft küsste er ihren Handrücken. Die Lady hob die Mundwinkel zu einem kleinen Lächeln. " Ich war zunächst nicht ganz sicher, aber dann habe ich mich überreden lassen." Ihr Blick streifte Alucard, der jetzt neben sie getreten war und Senectus aus schimmernden Augen ansah. " Ah, auch dir einen wunderschönen guten Abend, ich weiß schon nicht mehr, wann du uns das letzte mal bei so einem Zusammentreffen, mit deiner Anwesenheit beglückt hast." Alucard grinste, " Nun ja, eine Menge Pflichten haben mich davon abgehalten, mich auf diese Art des Amüsierens zu konzentrieren." Das Lächeln in Senectus Gesicht verlor an breite. "Ich hoffe ihr habt eine wunderbare Zeit hier." Damit wand er sich Seras zu, die immer noch mit den Tücken ihrer Garderobe kämpfte. Integra sah sich zu allen Seiten um. "Und was machen wir jetzt?" Die vielen fremden Gesichter um sie herum, die sie Teils neugierig Teils feindseelig anstarrten, machten sie doch ein wenig nervös. " Wie wäre es zunächst mit einem Drink?" Er winkte einem der umherstehenden Pagen zu sich heran, der ihnen ein Tablett mit Gläsern entgegenhielt. Die kleine Woge von Energie machte sie kurz darauf ein wenig ruhiger und langsam kam ihre übliche Selbstsicherheit zurück. " Ich schaue mich mal ein bisschen um, ja?" Er nickte, und Integra begann durch die einzelnen Zimmer zu streifen. Dabei beobachtete sie die Männer und Frauen um sie herum, deren Züge und Gestalten so unterschiedlich waren, wie die Gesellschaft auf einem überfüllten Bahnhof, doch trotz alledem hatten sie eins gemeinsam. Nicht die bleiche Haut oder die unnatürlichen Augen, war es was sie verband, sondern der Hunger war ihr kleinster gemeinsamer Nenner. Integra hielt für einen Moment an der Flügeltür, die in einen Wintergarten führte inne. Wenn man genau hinsah, konnte man ihn in regelrecht sehen, er steckte in ihren Augen, in ihren Bewegungen, er war einfach allgegenwärtig. Kalham beobachtete sie aus den kunstvollgeschmiedeten Fenstern des Salons heraus. Das kleine Glas in seiner Hand, wirbelte dabei wie ein unruhiger Propeller um seine eigene Achse. Es war, als wenn man ein Gemälde betrachtete, dass je länger man es ansah um so schöner und faszinierender wurde, weil es immer mehr Details offenbarte. Ein leises Lächeln huschte über sein Gesicht, weiß! Bei jedem anderen von ihnen wäre diese Farbe kotest gewesen, aber bei ihr war sie passend, da ihre Unschuld doch noch nicht ganz verloschen war. Seine Gedanken glitten für einen Moment zurück in ihr Badezimmer, er schürzte die Lippen, vielleicht war sein Handeln ein klein wenig unverschämt gewesen, aber hatte sie nicht ein Recht darauf zu erfahren, wer er wirklich war?" Plötzlich legte sich eine behandschuhte Hand von hinten auf seine Schulter. . " Wirklich rührend, dass du so um ihre Interessen besorgt bist, aber hast du wirklich geglaubt, dass ich das einfach so tolerieren werde?" Kalham spürte, wie ihm für Sekundenbruchteile die Gesichtszüge entglitten, dann hatte er sich wieder gefangen. Er versuchte sich umzudrehen, "Hey, Alucard schön dich zu sehen, ich..." " Halt die Luft an, sonst reiß ich dir gleich deinen kleinen, verlausten Schädel runter." Es klang, als wenn der Vampir einen Witz machen würde, doch Kalham wussten, dass er es genauso meinte, wie er es sagte. Die Hand hatte sich jetzt fest in seine Schulter gegraben und zwang ihn wie ein eiserner Schraubstock stehen zu bleiben. " Das war sehr, sehr dumm von dir Kalham und das weißt du. Ich persönlich hätte nicht gedacht, dass du solch große Selbstmordambitionen hast," Alucards Stimme klang, als wenn man damit Papier schneiden konnte, dabei war sie nur so laut wie ein Flüstern. "Glaub ja nicht, das mir deine Emotionen verborgen geblieben sind und deshalb sage ich dir eins, hör auf den Rat den Helena dir gegeben hat, versuch nie wieder mir in die Quere zu kommen und was sie angeht." Kalham blickte wieder zu der immer noch an der Flügeltür stehenden Integra hinüber. " Solltest du noch ein einziges mal versuchen dich ihr zu nähern, wird es das Letzte gewesen sein, was du auf dieser Welt getan hast." Damit lockerte sich der Griff und die Hand verschwand. Zwischen all dem lauten Getuschel um sie herum, ging Integra ihren Erinnerungen nach. Sie dachte an die wenigen male, wo ihr Vater im Hause Hellsing zu festlichen Abenden gebeten hatte. Damals, als kleines Mädchen, hatte sie verschüchtert neben Walter gestanden und mit großen Augen die vielen Menschen bewundert, die um sie herum standen. " Sehen sie sich das gut an kleines Fräulein," hatte Walter zu ihr gesagt und ihr dabei verschwörerisch zu gezwinkert, " eines Tages werden sie hier einmal die Gastgeberin sein." Bei dem erschrockenen Gesicht, dass sie gemacht hatte, wäre er beinahe in lautes Lachen ausgebrochen. " Keine Sorge, ihr Vater wird ihnen dabei tatkräftig zur Seite stehen, da bin ich mir sicher." Doch in diesem Punkt hatte sich der treue Diener des Hauses geirrt, nicht ihr Vater war es gewesen, der ihr in all den Jahren des Heranwachsens zur Seite stand, sondern jemand anderes hatte dieser Aufgabe angenommen, ohne das sie beide es überhaupt bemerkten. Auf einmal berührte jemand ihren Arm und sie fuhr leicht zusammen. " Wie stehen die Chancen auf einen Tanz mit dir?" Sie lächelte, als er sie auf die kleine Tanzfläche führte und anfing sie im Rhythmus der Musik herumzuwirbeln. Plötzlich lachte sie. "Was ist?" fragend sah er sie an. " Och, mir ist nur gerade aufgefallen, dass das früher die einzige Situation war, wo du ganz offensichtlich mal die Führung übernommen hast." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)