Interitus von Daedun (Schatten der Vergangenheit) ================================================================================ Kapitel 3: Exordium ------------------- Der Zollbeamte am Londoner Schalter sah misstrauisch auf die drei Ausweise die vor ihm lagen. " Wo wollen sie hin, haben sie gesagt?" Integra räusperte sich "Venedig, Flughafen Marco Polo" Die Gläser ihrer Sonnenbrille funkelten im kalten Licht der Neonlampen, als sie sie kurz darauf abnahm. Der Beamte sah nun zu Seras hinüber, die mit leicht übertriebenen, ahnungslos dreinblickenden Augen neben Integra stand und dabei war ihre mitgebrachte Zeitschrift zu zerknüllen. Alucard, der ein wenig hinter den beiden aufhielt, hingegen tat so, als wenn ihn die ganze Sache nichts anginge. Mit ausdruckloser Mine sah er durch die gläsernen Schiebetüren in die einsätzende Dämmerung hinaus. " Ist das Alles was sie an Gepäck dabei haben, oder befindet sich noch etwas im Frachtraum?" " Nicht direkt im Frachtraum. Es sind noch drei Stücke aufgegeben worden. Das fällt, glaube ich, unter speziellen Personentransport." Sie überreichte ihm ein ausgefülltes Formular. Als der Mann die Überschrift gelesen hatte, änderte sich schlagartig sein Gesichtsausdruck. "Oh, ich verstehe, mein herzlichstes Beileid und guten Flug." Integra nickte und schob sich und Seras durch die kleine Sperre, Alucard folgte ihnen. Als sie die nur mäßig gefüllte Abflughalle erreicht hatten, ließen sie sich die beiden Frauen mit einem leisen Seufzer auf die metallisch glänzenden Stühle fallen. "Das hätten wir also." Mit langsamen Schritten marschierte der Vampir über den blankgewischten Linoleumboden. "War doch ganz leicht." Integra verzog den Mund. " Ja, außer das ich gerade dachte, ich müsste noch auf den letzten Hundert Metern in die Trickkiste greifen." Sie setzte ihre Sonnenbrille wieder auf. "Wann können wir in die Maschine?" Seras sah auf die Zeitangabe auf den Tickets. "In zwanzig Minuten ist Einlass." Das ist zu spät." Alucard wandte sich zu den beiden Männern um, die hinter an den markierten Eingängen standen. "Das muss schneller gehen." Mit lässigen Schritten steuerte er jetzt auf die beiden Ahnungslosen zu, die sich leise lachend unterhielten. "Was hat er vor?" Integra hob alarmiert den Kopf. "Keine Ahnung, aber ich hoffe, dass wir nicht gleich zwei Leichen entsorgen müssen." Der schwarzhaarige Vampir hatte nun sein Ziel erreicht. "Guten Morgen die Herrn." Die Zwei unterbrachen ihr Gespräch und blickten ihn fragend an. "Guten Morgen Sir, können wir ihnen helfen?" Alucard grinste "Oh, ja, das auf jeden Fall, aber fürs erste würde es mir reichen, wenn sie es mir und meiner Begleitung ermöglichen würden sofort in ihr wunderschönes Flugzeug zu steigen." Der kleinere der beiden sah ihn an, als wenn er sich verhört hätte. " Wir öffnen in zwanzig Minuten Sir, dann können sie.." Leises Lachen unterbrach ihn. "Sie haben mich nicht ganz verstanden, ich sagte sofort!" Der andere verzog verärgert die Stirn. "Hören sie wir haben genaue Anweisungen und..." Doch Alucard würdigte ihn keines Blickes. Seine volle Aufmerksamkeit galt dem kleinen Mann vor ihm. " Ist das ein Problem?" Plötzlich änderte sich die gesamte Haltung des Beamten und mit wütenden Augen drehte er sich zu seinem Kollegen um. "Du hast doch gehört, was der Mann gesagt hat oder? Na los, geh bei Seite und lass die Herrschaften durch.!" Verdutzt machte der Angesprochene einen Schritt nach hinten und Alucard machte Integra und Seras ein Zeichen ihm zu folgen. Als die beiden an den Beamten vorbei gingen, machte der kleine eine leichte Verbeugung und der andere starrte ihn mit offenem Mund nach. Als die Maschine eine Stunde später in der Luft war, nahm Integra erneut ihre Sonnenbrille ab. Die kleine Plastikschiebetür vor dem ovalen Fenster sperrte die brennenden Strahlen aus und auch sonst waren sie in der Abgeschiedenheit der ersten Klasse sicher vor neugierigen Blicken. Alucard verschränkte zufrieden die Arme vor der Brust und ließ seinen Sitz nach hinten gleiten. Seras, die es sich auf der anderen Seite bequem gemacht hatte, döste mit halbgeschlossenen Lidern vor sich hin. Auch Integra spürte wie die Müdigkeit sie langsam einhüllte. Ihr Kopf glitt an seine Schulter und das weiche Leder, sowie der vertraute Geruch taten ihren Teil dazu bei, dass ihre Gedanken schon bald zu einem einzigen Traum zusammen schmolzen. Ein sanfter Hauch an ihrer Wange holte sie bald zurück in die Wirklichkeit. " Venedig wartet darauf von dir entdeckt zu werden." Sie schlug die Augen auf. Die schweren Gummireifen unter ihr stoppten sanft unter leisem Brummen der Motoren. Verschlafen sah sie ich um. " Verrätst du mir jetzt, wie wir ab hier in die Stadt des Wassers kommen?" Alucard grinste geheimnisvoll. " Wir fahren zunächst nach Mestre und von dort aus wird uns ein netter Begleitservice nach Ferrovia bringen. Alles weitere werdet ihr dann noch sehen." Damit schwang er sich aus dem Sessel. " So und nun schlage ich vor beziehen wir für unseren weiteren Transport die dafür mitgenommenen Frachtgüter." Unter leisem Summen verschwand er durch die Kabinentür, Integra und Seras folgten ihm. Die kleinen, orangenen LkWs der Flughafengesellschaft waren gerade dabei die Gepäckstücke auszuladen, als drei schwarze Leichenwagen über den Asphalt angefahren kamen. Der Fahrer des ersten Wagens machte eine kleine Schleife und stoppte dann vor der geöffneten Ladeluke. Einer der Arbeiter schob mit fragendem Gesicht seinen Hörschutz von den Ohren, als ein langer, dürrer Mann im einem ebenfalls schwarzen Anzug die Wagentür aufmachte und zu ihnen hinüber lief. "Verzeihung, ist das die Maschine aus London?" schrie er gegen den Lärm der immer noch laufenden Turbinen. Der Arbeiter nickte stumm und deutete dann nach vorne zur Einstiegstür. Der Dürre verstand und hob dankend die Hand, dann ging er zum hinteren Teil seines Wagens und öffnete die Türen, die übrigen zwei machten es ihm gleich und wenig später sah man, wie drei kunstvoll geschnitzte Särge aus dem Bauch des Flugzeugs getragen wurden. Als sie in den Innenraum der Fahrzeuge verschwanden, nahmen die Arbeiter für einen Moment stumm ihre Mützen vom Kopf, dann brausten die schwarzen Ungetüme in Richtung Hauptstrasse davon. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)