Interitus von Daedun (Schatten der Vergangenheit) ================================================================================ Kapitel 27: Dementer -------------------- Donnernd krachte die Tür gegen die Wand als Seras und Migel zusammen mit dem immer noch bewusstlosen Anderson in die Villa torkelten. Im Wohnzimmer ließen sie ihn nach kurzem zögern einfach fallen und der Priester blieb ohne einen laut von sich zu geben liegen. Integra und Alucard die hinter ihnen eingetreten waren blickten zu ihm hinunter. Integra mit hochgezogener Augenbraue, der schwarzhaarige Vampir mit schadenfrohem Grinsen. " Wie ist ihm das bloß passiert." Seras war immer noch fassungslos. " Ich meine Pater Anderson ist doch sonst viel.," sie blickte zu ihrem Meister hinüber "wehrhafter." "Jeder kann mal einen schlechten Tag haben." Er tippte Anderson mit der Schuhspitze in die Seite, doch noch immer ging keine Regung von ihm aus. " So wie der aussah wird er auch noch eine weile brauchen um sich zu regenerieren. Vielleicht erzählt er uns ja von seiner Begegnung der Dritten Art, wenn er dazu wieder in der Lage ist." Integra wandte sich plötzlich ab und ging zum Fenster hinüber. Sie sah hinaus in die sich langsam lichtende Dunkelheit. " Hört ihr das?" fragte sie auf einmal und Seras, die verträumt vor sich hin gestarrt hatte, legte den Kopf schief. " Nein, was denn?" " Das ist es ja. Er hat aufgehört zu schreien." Sie sah immer noch hinaus, als Alucard hinter sie trat. " Vielleicht ist er müde geworden." Murmelte er über ihre Schulter in ihr Ohr. " Vielleicht," flüsterte Integra zurück um dann noch leiste hinzuzufügen. "Vielleicht hat sein Meister ihn aber auch erhört." Damit ließ sie Alucard am Fenster stehen, der darauf hin mit leerem Blick aus dem Fenster sah. Am nächsten Abend fanden die drei Vampire Pater Anderson immer noch blas aber wenigstens auf einer der Kisten sitzend vor. "Na von den Toten auferstanden Hochwürden? Wollen sie uns nicht erzählen was ihnen gestern Nacht passiert ist" begrüßte ihn Migel, aber Anderson war anscheinend nicht zum Erzählen zu mute. Mit ernster Mine sah er sie alle der Reihe nach an. " Wir sollten so schnell wie möglich nach Frankreich kommen. Er griff in die Innenseite seines Mantels und holte ein zusammengefaltetes Pergament hervor. Er hielt es Integra entgegen die beim Anblick der lateinischen Buchstaben stutzte. Dann überflog sie rasch den Text, als sie fertig war reichte sie ihn an Alucard weiter. " Wo haben sie das her?" Anderson zog mit zufriedenen Grinsen die Schultern hoch. " Tja anstatt die Zeit damit zu verbringen gottesfürchtige Seelen den Körper zu rauben, habe ich versucht herauszufinden was uns hier überhaupt hergeführt hat und das habe ich in Cambridge gefunden." Migel, der mittlerweile auch das alte Stück Papier in den Händen hielt, sah ihn skeptisch an. " Wenn ich diese Zeilen richtig interpretiere sollten wir wirklich keine Zeit mehr verlieren, aber wir brauchen erst mal eine Möglichkeit um zu." "Keine Sorge den Transport werde ich heute noch organisieren." Unterbrach ihn Alucard und wandte sich an Integra. " Nun, darf ich dich dafür um deine Begleitung bitten, während ihr hier zusammenpackt." Seras sah sich ungläubig um. "Was sollen wir den packen, Meister?" Der Vampir deutete lachend auf die Kisten voller Erde. " Na unser Gepäck natürlich." Damit faste er Integra an den Schultern und schob sie sanft nach draußen. " Wir werden euch wissen lassen, wann wir abreisen können." Als sie wenig später Seite an Seite durch die Nacht glitten fühlte Integra das sie nicht viel länger ihre Gedanken vor ihm verstecken konnte. Zu groß war dieses Erlebnis und zu schwer es in ihren Erinnerungen vergraben zu können. Der kühle Wind blies an ihrem geschmeidigen Körper entlang und hob sie auf und nieder durch die Luft. Von all ihren Gestalten in die sie sich verwandeln konnten, war ihr diese die Liebste. Sie wusste auch nicht woran es genau lag, ob es die Flügel waren, die sie ohne Mühe in den Himmel brachten und damit weg von der Erde die unter ihr zu verblasen schien oder die kleine wendige Gestalt, die völlig lautlos sein konnte. Sie warf einen raschen Blick nach unten, auf die wenigen hellen Punkte, die sie daran erinnerten was eigentlich um sie herum geschah. Die Welt die sie kannten wurde langsam ausgelöscht, doch was sollte folgen? Eine Welt ohne Glauben, war das nicht eine Welt ohne Sinn ohne Zusammenhalt? Und wer wollte dieses Jahrtausendalte Gerüst was die Menschen miteinander verband zerstören? Seine Stimme riss sie aus ihren Gedanken. " Wir sind da" Damit verschwand er von ihrer Seite und sie folgte ihm rasch nach. Kurzer Zeit später standen sie an einem abgelegenen Schiffsanleger, an dem die dunkle Seite eines alten Kahns vor ihnen aufragte. Integra lief musternd an dem heruntergekommenen Schiff entlang, dessen morsche Planken beim auf und ab der Wellen leise knarrten. " Was ist das denn für eine alte Fregatte?" Alucard lachte leise. " Oh, dafür das es so lange ohne Steuermann auf See war, sieht es doch noch ganz gut aus finde ich." Damit sprang er wie eine Katze mühelos über die Rehling auf das Vorderdeck. Integra zögerte noch. " Hast du dieses Ding etwa gestern besorgt?" rief sie zu ihm hinauf. Wieder lachte er " Oh nein, dieses hübsche Schlachtschiff findet sich schon ein bisschen länger in meinem Besitz." Plötzlich fiel es Integra wieder ein und auch sie setzte zum Sprung an. " Richtig, du musstest ja damals das Wasser überwinden um hier zu kommen." Damit konnte sie es nicht länger in ihrem Kopf behalten. " Ich war gestern Nacht nicht mit Seras in irgendwelchen Kirchen." Alucard ging langsam zur Spitze des Bugs hinüber. " Sondern?" Integras Augen wurden schmal. " Wir sind durch Zufall jemandem begegnet, der dein Leben entscheidend beeinflusst hat. Sir Abraham van Hellsing." Sie wartet auf eine Reaktion die jedoch nicht kam. Nach ein paar Sekunden sprach sie weiter. "Wir sind bis zu seinem Haus gefolgt und da habe ich gesehen, mit eigenen Augen gesehen, wie du mit ihm diesen Packt geschlossen hast. Ich habe auch deine Absichten gehört warum du es getan hast." Sie standen sich jetzt gegenüber. Er sagte immer noch nichts, scheinbar wusste er das sie noch etwas viel bedeutenderes fragen wollte, das sie noch etwas größeres quälte. " Aber waren das wirklich deine Absichten?" Seine Silhouette zeichnete sich scharf gegen das Licht des Mondes ab und der Wind der nun aufkam zerrte gespenstisch an seinen Haaren. Integra zog die Luft ein als seine dunkle Stimme zu ihr hinüber drang. " Meine wahren Absichten?" Sein Umhang bauschte sich zu zwei riesigen Flügel hinter seinem Rücken auf, als er weiter sprach "Einst kam ein Vampir nach England um eine Frau zu bekommen nach dem ihm gelüstete. Das Schiff mit dem er kam raste durch den Nebel und brach Welle um Welle während der Vampire alle Passagiere tötete. Schließlich erreichte das Schiff voller Leichen und Särge den Londonerhafen." "Und hat er bekommen wonach ihm gelüstete?" Ihre Stimme war rau wie Sandpapier. Doch er schüttelte langsam den Kopf. " Nicht sofort, seine Suche sollte lange dauern, bis er sie endlich fand und sie ihn endlich erhörte." Er kam nun langsam auf sie zu, aber sie rührte sich nicht. " Er musste so gar seine eigenen Flügel fressen, damit er ihr nah sein konnte." Jetzt hatte er sie erreicht und langsam, ganz langsam fasste er nach ihrem Gesicht, doch sie fuhr zurück. " Aber wie konntest du wissen das dieses Frau die du suchtest, einmal hier in England existieren würde?" Seine Augen begannen zu glühen. " Ich wusste es nicht, doch die Zeichen ließen mich hoffen." Integra riss die Augen auf " Was für Zeichen? Es war doch ein Feind, der dich für sich gewinnen wollte." Wieder griffen seine Finge nach ihrer Wange und dieses mal ließ sie ihn gewähren. Sanft strich er über ihre Haut. "Glaube mir Integra, in all den Jahren meiner langen Reise wusste ich nicht immer was einmal mein Ziel sein sollte. Doch als ich mich das Schicksal mit dem Mann zusammen führte, der einmal dir das Leben schenken sollte, da wusste ich es. Da kannte ich das Ziel, für das ich einst sterben musste und für das ich mich selbst aufzugeben hatte um es zu erreichen." Integra senkte den Blick. " Die Vollkommenheit" Plötzlich bekam seine Worte einen merkwürdigen Klang. " Ich bin nur mit dir vollkommen, aber unsere Reise ist immer noch nicht zu Ende und es scheint," Sie sah ihn an und zum ersten mal sah Integra etwas in seinen Augen, was ihr vollkommen fremd war. Die rotglühenden Augen des Monsters waren fort und an ihrer Stelle trat eine tiefe Wahrheit, die seine Augen schwarz zu färben schien. "das sogar der mächtige Fluss der Zeit für ein einziges Ziel verändert werden kann." Nach dem ihr Meister ihr auf gedanklichem Wege mitgeteilt hatte wohin sie fahren sollten hatte Seras den anderen beiden Bescheid gegeben und währen Migel versuchte eine Kutsche aufzutreiben, die sie mit samt ihrem sperrigen Gepäck transportieren konnten, hievten Seras und Anderson die vier Kisten nach draußen. Dabei hatte Seras ab und an die Befürchtung das ihr der Priester bei der Anstrengung, doch noch mal zusammenklappte. Dicke Schweißperlen standen auf seiner Stirn als er einen der mächtig schweren Holzbretter abstellte. "Verdammt noch mal, könnt ihr denn nicht ohne diese scheiß Erde verschwinden!" fluchte er und die Vampirin zog schuldbewusst den Kopf ein. " Sorry aber Meister Alucard hat ausdrücklich gesagt das.." " Hör mir mit diesem elenden Blutsauger auf!" unterbrach er sie schnaubend und ließ sich ächzend neben der Fracht im Gras nieder. " und wo bleibt eigentlich dieser Casanovaverschnitt mit der Kutsche?" Seras hielt es für klüger, sich noch einmal ins Haus zurück zu ziehen. Besser sie verschwand aus dem Gesichtsfeld dieses Mannes, bevor sie ihn durch ihre bloße Anwesenheit noch mehr reizte. Er schien zwar von der letzten Nacht immer noch geschwächt aber man konnte bei Anderson nie wissen. Sie ließ sich auf dem zerschließenden Teppich im Wohnzimmer nieder und schlang die Arme um die Knie. Jetzt wo sie alleine war, konnte sie auch viel besser über die Ereignisse der vergangenen Tage nachdenken. Sie seufzte, wo waren sie da nur wieder hineingeraten? Dabei sollte das doch nur eine Urlaubsreise werden, aber nun veränderten sich Zeit und Raum um sie herum und das alles wegen einem Sandkorn. Sie sah sich um. Wer immer es nun in den Händen hielt, hatte sie hier her gebracht aber warum? Anscheinend stand die Antwort auf diesem Pergament das der Priester ihnen heute Morgen gezeigt hatte, doch leider gehörte Latein nicht zu ihren Stärken, aber sie wollte ihren Meister so schnell wie möglich fragen worum es ging, wenn sich heute noch eine Gelegenheit bot. Ihr Meister. Das erinnerte sie wieder an das Erlebnis mit Integra. Nach dem diese ohne ein Wort verschwunden war, hatte sie sich selbst auf die Terrasse geschlichen und mit eigenen Augen gesehen, was die Lady wohl so erschreckt hatte. Im ersten Moment hatte sie gedacht das es der heutige Alucard war, der dort im Sessel saß, doch nach dem ihn der vermeintliche Sir Hellsing nur mit Graf ansprach war ihr bewusst geworden, von was sie da gerade Zeuge wurde. Die beiden Männer schlossen eine Vereinbarung und kurz darauf verließ der Vampir das Zimmer. Zurück blieb Sir Hellsing, der mit zufriedenen Gesicht eine Zigarre ansteckte. Dann öffnete sich die Tür und der Diener des Hauses betrat den Raum, in den Händen ein Tablett mit einem in Leder eingeschlagenen Buch darauf. Er stellte sich kerzengerade neben den Sessel aus dem ihn Sir Hellsing fragend ansah. "Was ist das Walter?" Der Angesprochene räusperte sich kurz bevor er antwortete. "Mit Verlaub Sir, ich hielt es für das Beste gleich nach diesem Werk Ausschau zu halten, nach dem ich sie von ihrem Endschluss bezüglich dieses," er zögerte kurz " Mannes nicht abringen konnte." Hellsing griff nach dem Buch und schlug interessiert die erste Seite auf. " Mein Gott Walter, woher haben sie das?" rief er überrascht aus, als er die ersten Zeilen überflogen hatte. Der Diener lächelte nun kurz. "Nun ein guter Butler weiß wie er an die wichtigen Dinge kommt, die sein Haus und seine Bewohner vor allem Bösen das sie bedroht zu schützen vermögen unnd wenn sie mir gestatten meine Meinung offen kund zu tun, dann sollten sie so schnell wie möglich von diesen Formeln gebrauchen machen." Er schlug die Augen nieder "Wenn sie immer noch gedenken, ihn in diesen Mauern aufzunehmen." Der bärtige Mann schmunzelte und legte beschwichtigend seine Hand auf den Arm seines Dieners. " Ich weiß ihre Meinung zu schätzen Walter und ich verspreche ihnen, bei meiner Arbeit jede erdenkliche Vorsicht einzuhalten." Walters Augen huschten für einen kurzen Moment zu der geschlossenen Tür hinüber. " Daran habe ich keinen Zweifel Sir, vor allem wo sich ihre Frau Gemahlin jetzt in diesen Umständen befindet." Seufzend ließ verglühte die Zigarre im Feuer des Kamins als sich Sir Hellsing aus dem Sessel erhob. " Ja, Nigreta sollte von all diesen Dingen vorerst nichts erfahren. Meine Besuche in dieser Irrenanstalt haben sie schon genug geängstigt und das hier übertrifft das doch noch um einiges" Seufzend stand er auf " Aber sie werden mir zustimmen das unsere Pflicht dieses Risiko abverlangt, wenn wir wirklich erfolgreich sein wollen. Die Vergangenheit hat uns zu oft unsere Schwächen aufgezeigt." Er war schon fast an de Tür als ihm noch etwas einzufallen schien, denn er wandte sich noch einmal rasch um. " und eins noch Walter, können sie dafür Sorgen, das die Kisten so schnell wie möglich aus den Häusern hier her gebracht werden? Ich wäre ihnen überdies sehr verbunden, wenn das mit dem kleinst möglichsten Maß an Auffälligkeit vonstatten gehen könnte. Danke sehr." Damit verschwand er. Der zurückgelassene Diener strich sich nach dem er sicher war das er allein war mit verzehrter Mine über die Augen. Dann konnte Seras ihn leise murmeln hören. " Möge Gott uns beistehen." "Seras!" Migel kam laut stampfend durch die Tür. "Komm wir müssen gehen. Die Kutsche ist so weit. Hochwürden bemüht sich so gar schon mit dem Einpacken." Damit rappelte sie sich auf uns verließ zusammen mit dem Vampir die Villa. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)