Valentinesday von ki-rei ================================================================================ Die Hände in den Hosentaschen vergraben wandere ich die Hauptstraße entlang, versuche nicht auf die ganze Leuchtreklame zu achten, die mir diesen Tag anpreist, den ich am liebsten einfach aus dem Kalender streichen würde. Valentinstag. Wer braucht denn so was schon...? Mein Blick wandert nun doch nach oben, löst sich von dem grauen Asphalt. Überall verliebte Pärchen. Glückliche Menschen. Rosarote Plüschherzchen, Rosen und der ganze andere Kitsch. Was freue ich mich auf meine Wohnung... Noch zwei Blocks. Und dann dauert es nicht mehr lange. Du wolltest noch vorbeikommen, mit mir über den neuen Song sprechen und dann einfach einen gemütlichen Abend verbringen. Nur wir beide. Das haben wir schon ewig nicht mehr gemacht... Gedankenverloren krame ich meine Zigaretten hervor, klemme mir eine zwischen die Lippen. Entflamme das Feuerzeug und zünde sie an, nehme einen tiefen Zug. An einer roten Ampel bleibe ich stehen, lasse meinen Blick umherwandern. Kitschige Valentinskarten in einem Ständer, daneben ein Kübel mit Rosen... Rosen so rot, wie Blut. Rosen so rot, wie deine wunderschönen, samtweichen Haare. Ein schwaches Lächeln huscht über meine Lippen, ehe ich den Kopf schüttle und schließlich die Straße überquere. Mein Wohnblock kommt in Sicht und ich trete die Kippe auf dem Asphalt aus, krame meine Schlüssel hervor, öffne die Tür und mache mich auf den Weg nach oben. Nur wenig später bin ich im fünften Stock angekommen, schließe meine Wohnung auf, schlüpfe aus den Schuhen. Ich könnte noch ein wenig aufräumen... Rasch hänge ich noch die Jacke an den Haken, gehe dann in die Küche und nehme mir erst einmal eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank, trinke einen tiefen Schluck. Mein Blick wandert unruhig durch die Wohnung, bleibt an einem Foto hängen, das auf einer kleinen Kommode steht. Es zeigt uns beide vor etwa 2 Jahren. Du hast wieder irgendetwas angestellt, weswegen ich dich quer durch den halben Proberaum gejagt hab. Ich muss furchtbar wütend gewesen sein, als ich dich angemotzt hab, ne... Und Kaoru hat es geknipst. Wie ich dastehe, wütend, die Hände in die Hüften gestemmt. Du stehst mir gegenüber und versuchst, geknickt und reumütig zu schauen und doch kann ich sehen, wie du ein Kichern krampfhaft zu unterdrücken versucht hast. Irgendetwas irritiert mich jedoch, während ich den Schnappschuss mustere und nur wenig später erblicke ich auch die Ursache dafür. Jemand hat auf meinen AB gesprochen. Ich strecke mich seufzend, durchquere das Wohnzimmer und gehe auf das kleine Schränkchen zu, auf welchem das Telefon steht. Mit einem leisen Piepen drücke ich die rotblinkende Taste und das Band wird abgespielt. Eine neue Nachricht... "Anou... Kyo? Ich... ich kann heute Abend leider doch nicht. Tut mir wirklich Leid." Mein Herz krampft sich zusammen und ich schlucke schwer. Aber wir hatten es doch fest vereinbart...? "Kaoru ist vorhin vorbeigekommen und na ja... Er hat sich eine superromantische Valentinstagsüberraschung ausgedacht. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben, ja? Sei nicht böse! Ich melde mich. Mach dir einen schönen Abend, Kyo." Dann nur noch das leise Tuten in der Leitung. Stille. Meine Kehle ist wie zugeschnürt. Du kommst nicht... Weil du dich mit Kaoru triffst. Ja, ihr seit ja jetzt zusammen... Das hätte ich beinahe vergessen. Mein Körper fühlt sich an, als hätte ihn jemand mit Blei gefüllt. Nur langsam schleppe ich mich zum Sofa und lasse mich darauf fallen. ,Mach dir einen schönen Abend, Kyo' Das sagst du so einfach. Wir waren doch verabredet. Ich hatte mich darauf eingerichtet. Toshiya hatte mich extra noch gefragt, ob ich nicht mit ihm und Shinya weggehen wollte. Aber eigentlich hätte ich mir doch denken können, dass du den "Tag der Liebenden" lieber mit deinem Koibito verbringst... Naiver, dummer, kleiner Kyo... Eigentlich sollte ich daran gewöhnt sein. Und Valentinstag ist doch ohnehin nur ein Tag wie jeder andere, nicht wahr? Ich sollte mich für dich freuen, dass er sich so um dich bemüht, nicht wahr? Aber ich kann es nicht... Vielleicht, weil ich derjenige sein will, der solche Tage mit dir in trauter Zweisamkeit verbringt. Weil ich es sein will, der dich im Arm hält und immer bei dir ist. Nur kriege ich den Mund ja nicht auf... Und jetzt ist es zu spät. Also verbringe ich den Valentinstag wie jeden anderen Tag auch. Allein, im Schutz dieser 4 Wände... In meinem Reich. Gefangen in meinem Gefängnis. Wie immer. Für immer. Bis eines Tages vielleicht jemand erkennt, was ich wirklich will... Aber ich habe das Gefühl, das bis dahin noch viele einsame Valentinstage ins Land ziehen werden... Aber wer weiß. Vielleicht auch nicht... Mein Blick fällt wieder auf das Foto und ich lächele schwach. ...Wir werden es ja sehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)