Straight from the heart von ausdemTann (- BAUSTELLE -) ================================================================================ Kapitel 4: Nähe --------------- Shade fand den Blondschopf weinend und am Boden zerstört, unbekleidet auf dem Bett sitzend. Doch aus den Zeiten, bei denen sie sich beim Anblick eines nackten Mannes noch schamesrot abwand, war sie längst erwachsen. Dennoch zögerte sie, wollte den jungen Mann nicht in Verlegenheit bringen... daher räusperte sie sich leise und sah an ihm vorbei durch das einzige Bullauge.... Wie sie aus einem Augenwinkel erkennen konnte, erhoben sich seine Augen tatsächlich ihr entgegen, jedoch ohne Erkennen... ohne nach einer möglichen Bedeckung seiner Blöße suchend... >Es ist für ihn nicht seine erste Nacht! Er ist nicht das erste Mal gebrochen worden!< dämmerte es Shade, und eine süße Vertrautheit begann zu wachsen, denn er war wie sie... Also kehrten ihr Blick zu diesem geistesabwesenden Geschöpf zurück, welches mit rotberänderten und hoffnungslosen Augen diesen erwiderte. ... Und in den verlorenen, azurblauen Augen dieses jungen Mannes brachen ihre Schutzwälle... Die Dämme, die ihr Innerstes seit Jahren verbargen und vor den nicht zu ertragenden Anfeindungen der Außenwelt zu schützen trachteten... Doch nun brach eine Flut von Zuneigung und gar Liebe über sie hinein, die nichts weiter wollte, als sich in einer freundlichen Geste für diese geschundene Seele zu manifestieren. Ihr gequältes Herz hatte also erneut einen Weg gefunden, der verstockten Bitterkeit des Alltags zu entfliehen und sich für jemanden einzusetzen, welcher ein scheinbar schlechteres Los hatte als sie. Somit handelte sie seit langem das erste Mal wieder nur aus dem Bauch heraus und tat Dinge, über die sie beide sich noch vor wenigen Stunden sicher geschämt und empört hätten.... Sie öffnete das lange Kleid aus schwerem, grünen Samt, welches sie auf Geheiß Blackbeards hatte tragen müssen und ließ es zu Boden gleiten. Zum Vorschein kam ihre übliche Kleidung: die lange schwarze Stoffhose und das nicht wirklich tief ausgeschnittene Mieder. So "ganz privat" war sie sich selbst wieder näher als den ganzen Abend schon und ihre Gefühle wurden noch tiefer, nachdem sie den Schleier des Aufgesetzten von sich zog, der ihr eigentliches Wesen schon so lang verhüllte. Ohne zu Denken, einfach von ihren Emotionen überwältigt näherte sie sich dem Bett und dem blonden Mann darauf. Wie bei einem Geliebten setzte sich Shade auf seinen bloßen Schoß, verschränkte die Beine hinter seinem Rücken und lehnte sich an die mit blauen Flecken übersäte Brust des beinahe schon zierlich wirkenden Menschen... Sie umfing ihn mit all ihrer Liebe ebenso wie mit ihren Armen, die sie bereits dazu nutzte sein Haupt auf ihre Schulter zu betten ... Sie handelte wie in Trance und der fremde Körper gab ihrem Handeln willig, nahe zu begierig nach... Beide agierten aus einer inneren Sehnsucht heraus die sie sich nicht erklären konnten, es aber auch gar nicht hinterfragten. Die Dunkelheit des Raumes hüllte sich in Schweigen, als die Tränen der beiden einander benetzten und fremde Hände nie gespürte Empfindungen in ihren Körpern aufkeimen ließen.. [..] Er war sich weder seiner unbekleideten Gestalt noch der äußeren Umstände bewusst, hatte nur wieder diese grässliche, vor Geilheit verzerrte Visage vor Augen, die ihm im nächsten Moment die Faust ins Gesicht trieb, ehe sie ihn nahm. Als sie sich ihm näherte war ihr Handeln so anziehend wie befremdend. Nicht wissend, ob er sie fortstoßen oder umarmen soll, verpasste er den Moment sich noch wehren zu können und verfiel der eigenen Gefühlswelt. Er hatte sie gesehen, jedoch nicht verstanden, ob ein Engel des Lichtes oder ein Dämon der Finsternis vor ihm stand... kein Geräusch drang an sein Ohr, wenn sie sich bewegte, wie ein Schatten unter seinesgleichen... Wie war ihr Name? Shade? Es passte... Nicht erkennend, nicht hinterfragend, was mit ihm geschah, nahm er die Umstände nur getrübten Blickes wahr. Eine Fremde war in seinem Zimmer! Es war also noch schlimmer geworden,. sie verfolgten ihn bereits in seinen letzten Rückzugsbereich?! Dabei war bisher doch immer alles vorbei, wenn er sich bis in die sichere Nähe von Jeffs Zimmer gerettet hatte... >...pah! .. bisher...< Er spürte wie sich die fremde Gestalt ihm näherte und versteifte sich unbewusst aus Angst vor Schmerzen. Doch diese blieben aus. Stattdessen wurde er von warmen, gefühlvollen Berührungen erfüllt, die er in dieser Form noch nie hatte spüren dürfen. Nichts fordernd, jedoch bedingungslos gebend, umschmiegten sie ihn und gaben ihm Halt. Ein Gefühl der Geborgenheit durchfuhr seinen Körper bis in die müden Knochen und gab etwas in ihm Raum, das er nie zuvor gekannt hatte... War es Liebe? In gewisser Weise mochte es vielleicht so etwas sein... denn Vertrauen ist der Beginn aller Liebe. Und genau dieses Vertrauen keimte in ihm wie eine zarte Knospe im ersten Licht der Sonne. Die Gefühle in ihm begannen zu brodeln und er konnte sie nicht mehr kontrollieren... Tränen brachen ungehemmt hervor als sie seinen Kopf langsam in ihre Schulter legte, als wäre er zerbrechlich oder gar kostbar. Und er ergab sich den Emotionen ... Er ergab sich ihr... Es fühlte sich so gut an ihre Haute zu spüren, auch wenn es nur die sanfte Wange an der seinen und die blanken Hände auf seinem Rücken waren. Es erfüllte ihn ihr Geruch und die Nähe, die mit ihr kam, entzündete einen Funken in seinem Herzen, der nie wieder vergehen sollte. In diese Nacht fanden die beiden keine körperliche Leidenschaft, keinen Sex oder andere Trivialitäten, sie gaben einander einzig Geborgenheit, bis der nahende Morgen seine Schatten vorauswarf... [...] Noch immer auf seinem Schoß erwachte Shade aus dem Dämmerschlaf, der sie nach Stunden des Berührens und des Berührtwerdens umfangen hatte wie ein gnädiger Schleier der Hoffnung. Aus den gleichmäßigen Atemzügen auf ihrer Haut schloss sie, er würde noch immer dem Geschenk des friedlichen Schlafes erliegen und bewegte sich daher nur wenig und mit bedacht. Erneut ließ sie, diesmal in dem Dämmerlicht zwischen Nacht und Tag, ihren Blick durch das Zimmer schweifen. Nun jedoch bemerkte sie einen persönlichen Gegenstand der ihrem schlafenden Vertrauten gehörte, wohl eine Erinnerung an vergangene Tage. Auf dem alten zerknitterten und abgegriffenen Foto war ein älterer Mann vor dem Barratie zu erkennen, der mit geflochtenem Bart und einem grimmigen Stolz im Blick den kleineren, blonden Smutje umarmte, der neben ihm stand. Leicht musste sie schmunzeln. Das waren wohl noch schönere Tage, denn der kleine strahlte wie ein Honigkuchenpferd und grinste bis über beide Ohren. Wie alt er damals wohl war? Und wie lang er "es" nun schon ertragen musste? Als sie ihren Blick schon wieder dem Mann an ihrer Schulter zuwenden wollte, bemerkte sie dann noch den blutverschmierten Waschlappen neben der zerrissenen Hose auf dem Boden. Es fuhr es ihr durch Mark und Gebein, ahnte sie doch woher das Blut stammte und wie schmerzhaft sein Erwachen aus dem Frieden dieser Nacht werden würde. Sachte fuhr sie dem Schlafenden mit ihrer Hand durch das honigfarbene Haar wie sie s schon die ganze Nacht getan hatte. Ihr Blick liebkoste seinen Torso und blieb immer wieder an den Narben und blauen Flecken hängen, die seine alabasterne Haut verunzierten. Ihr eigenes Bild hatte sie schon lang nicht mehr betrachtet... und nach den Geschehnissen der letzten Monate, wollte sie es auch nie mehr. Ihr eigener Körper befremdete sie, verängstigte sie genauso, wie er sie anekelte. Er wurde degradiert zu einem Objekt, über welches man nicht sprach. Der aufkommende Ekel vor sich selbst veranlasste ihren Magen gerade zu neuen Eskapaden, als der junge Mann erwachte... Schlaftrunken hob sich sein Haupt von ihrer Schulter und seine Hand fuhr sich an die Augen, um den Schlaf aus ihnen zu reiben... Er sah so entspannt und unschuldig aus, dass sich ihr ein Lächeln ins Gesicht zauberte ehe sie es überhaupt realisierte. Und so war dieses... ihr Lächeln... das erste, was er an jenem Morgen sah ... Ihm war, als würde die Sonne aufgegangen sein und ihm direkt ins Gesicht strahlen...keine Sorgen und Ängste kannte sein Herz, nur die Zuneigung, die ihm entgegenschlug und mit einem rasenden Herzschlag von ihm Besitz ergriff. Es dauerte, bis auch die folgenden Sinne erwachten.. Und mit ihnen kamen auch die Schmerzen! "Khmmm...!" entfuhr ihm ein unterdrückter Schmerzenslaut mit zusammengekniffenen Augen und einem gesenkten Kopf. Seine Hand krampfte sich hinter ihrem Rücken und suchte Halt an ihr. "Schhht... ! Nicht verkrampfen, sonst wird es nur noch schlimmer!" Beruhigend strich ihre Hand über seinen Rücken und drückte ihn nochmals näher an sich. Ein guter Rat, denn im selben Moment spürte er die Auswirkungen seines Verkrampfens und ein erneuter Schmerz ließ ihn aufstöhnen. Tränen bildeten sich vor Schmerz in seinen Augen, die auch von ihren sanften Berührungen nicht fortgetragen wurden. Allerdings beruhigte er sich langsam etwas. Doch gerade als er seine Beherrschung wiederfand, zog sie sich zurück, löste sich aus der Umklammerung stand mit einem letzten bedauernden Streichen durch seine Haare auf. Ihr Lächeln war nicht gewichen, doch nun mischte sich ein mildes Mitleid darein, ihre Augen trugen ein seltsames Verstehen in sich. Und während sie sich nun bückte um irgendetwas an ihren Schuhen herumzufummeln, meldete sich sein Gehirn zurück. Wer war sie??? und was machte sie hier? was hatten sie die Nacht über getan? Nur langsam kam die Erkenntnis zurück und der gesamte Abend zog vor seinem inneren Auge vorbei .. er durchlebte die wohl schlimmsten Momente seines jungen Lebens erneut um schließlich bei den wundervollsten zu enden.. Hatten sie sich wirklich derart gehalten? Unschuldig wie vor dem Sündenfall einfach nur Liebe gegeben, die anscheinend beide dringend nötig hatten? Er zweifelte an sich, an seinem Erinnerungsvermögen, dachte, er habe alles nur geträumt... doch leise meldete sich ein Geschmack auf seiner Zunge, der eindeutig der ihre war, gab den Weg frei für das Kribbeln, welches seine Haut noch immer überall dort verbreitete, wo ihre Hand seinen Rücken berührt hatte, und sein Ohr hallte noch wieder von dem Klang ihrer Stimme... es war so real.. es konnte kein Traum sein! Und so verdrängte er die Schmerzen zugunsten der süßen Wirklichkeit, die ihn wieder einholte. Als er sich ihr wieder zuwendete, hielt sie etwas... scheinbar ein kleines Töpfchen, in der Hand. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)